Trends: Hollywood und Virtual Reality

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Trends: Hollywood und Virtual Reality
AutomatenMARKT | Februar 2002 | Märkte
Amusement Trade Exhibition International London
Trends: Hollywood und Virtual Reality
Obwohl sie den Anspruch hat, international zu sein, geht es auf der
Londoner ATEI doch sehr britisch zu. Die meisten Aussteller sind im
Vereinigten Königreich beheimatet. Gleichwohl erlebten einige Produkte von
Herstellern wie Konami, Sega oder Stern Pinball in London ihre
Weltpremiere.
Alles, was Rang und Namen in der Automatenbranche hat, war auf der ATEI in
London vertreten: Ob Sega oder Konami, Merit oder Funworld, Barcrest oder Bell
Fruit. 267 Aussteller aus 26 Nationen präsentierten an 279 Ständen ihre Produkte
und Dienstleistungen. Insgesamt 11 000 Quadratmeter waren gebucht, gut 20 000
Besucher wurden gezählt. Davon knapp 30 Prozent aus dem Ausland. Auch
deutschen Unternehmen wie Bally Wulff, Löwen Entertainment, Stella, Partir oder wh
Münzprüfer war die ATEI eine Reise wert.
Obwohl Messe mit internationalem Anspruch, ging es doch very british in den Hallen
von Earls Court zu. Denn mit 166 Ausstellern dominierte das Gastgeberland
eindeutig. Und damit die so genannten Amusement With Prizes Machines (AWPs),
die in etwa den deutschen Geräten mit Geldgewinnmöglichkeit entsprechen.
AWPs in allen erdenklichen
Variationen: Diese in Großbritannien
sehr beliebten Unterhaltungsgeräte mit
Gewinnmöglichkeit stehen weiterhin
hoch im Kurs. 37 Unternehmen
präsentierten in London ihre neuen
Entwicklungen.
Doch bereits die Bezeichnung Amusement
with Prize deutet an, dass im Vereinigten
Königreich beim Spielen mehr an das
Vergnügen gedacht wird. Der Gewinn ist
nur Anhängsel, über den man sich aber
selbstverständlich auch gerne freut.
Spielen macht Spaß – diese Auffassung
spiegelt sich ebenfalls in der britischen
Gesetzgebung wider. Nur Einsatz und
Höchstgewinn sowie eine
Altersbeschränkung (18 Jahre) bei Spielen
mit mehr als 8 Pfund (knapp 14 Euro)
Gewinnmöglichkeit sind im Wesentlichen
Kern der Gesetzgebung.
Wie Spiele zu gestalten sind, wie lang
oder kurz die Spieldauer zu halten ist, aus
all diesen Fragen hält sich der
Gesetzgeber auf der Insel heraus. Die
Entwickler können ihrer Fantasie freien
Lauf lassen.
Die beliebtesten AWPs sind die so genannten Fruit Machines: Walzengeräte, deren
Gewinnsymbole zumeist Früchten nachgebildet sind. In allen denkbaren Variationen
werden sie auf der ATEI angeboten. Mal dreht es sich nur um die Walzen, mal
werden sie mit weiteren Elementen wie Glücksrädern, Roulette oder Spielflächen
kombiniert.
30 Pennies (50 Cent) Einsatz, aber bis zu 25 Pfund dürfen an solchen Geräten
gewonnen werden. Die Auszahlquote liegt in der Praxis bei 85 bis 90 Prozent. Kein
Wunder, dass unter diesen Bedingungen für Briten das Spiel Spaß bedeutet.
Weswegen beispielsweise die Seaside-Operators (Aufsteller in den englischen
Badeorten an der Küste) für die Tourismusbranche einen wichtigen und bedeutenden
Fak-tor darstellen. Übers Wochenende oder für länger mal ans Meer zu fahren, hat
in England Tradition. Und das kleine Spiel, so eine aktuelle Untersuchung,
bezeichneten 27 Befragte als Hauptattraktion der Seebäder. Nur Rummelplätze
liegen mit 45 Nennungen vor den Spielstätten. Lediglich19-mal wurde hingegen das
Meer als Reisegrund angeführt.
Man fährt offensichtlich in England nicht allein deswegen ans Meer, um zu baden.
Sondern um Spaß zu haben. Und zwar mit der gesamten Familie. So werden die
Spielstätten in den Badeorten besucht und die Kinder mitgenommen.
Die Kleinen finden ihren Spaß an Simulatoren und Unterhaltungsspielen jeder Art,
während die Eltern entweder bummeln gehen oder ebenfalls ihr Glück im Spiel
versuchen. Über die restriktiven deutschen Spiel-Verhältnisse schüttelt man folglich
im Land des Bingos und der Wetten nur verständnislos den Kopf.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Englands Automatenunternehmer keine Sorgen
drücken. Ein Untersuchungsbericht zum Spiel, und zwar inklusive des Glücksspiels in
Casinos, empfiehlt der Regierung einige Veränderungen.
Die meisten Vorschläge werden vom britischen Branchenverband BACTA begrüßt.
Wie beispielsweise das Verbot für unter 18-Jährige, um Jackpots zu spielen.
„Allerdings“, so Keith Smith, Präsident der BACTA, auf dem diesjährigen Kongress
des Verbandes „steckt im Detail der Teufel.“
Er nutzte die Gelegenheit, um vor Parlamentsabgeordneten und Ministern die Sorgen
der Branche zu schildern. Ein strittiger Punkt etwa ist aus Sicht der BACTA die
vorgeschlagene Neuordnung der Kompetenzen der Kommunen. Was mit dem
Interesse der Vereinheitlichung des Rechts begründet wird, bedeute in der Praxis
jedoch Willkür.
„Wir brauchen aber klare Richtlinien, die für alle Kommunen verbindlich sind“,
forderte Smith.
Ein Blick aus Deutschland nach England mag
zwar wegen des dortigen liberaleren Rahmens
fürs Automatenspiel Neid aufkommen lassen.
Doch auch im Vereinten Königreich muss die
Automatenbranche für vernünftige Spielregeln
kämpfen.
Wegen der AWPs nach London zu reisen, lohnt
sich zwar für deut-sche Automatenunternehmer
nicht. Denn bekanntlich dürfen diese Geräte in
der BRD nicht betrieben werden. Doch jenseits
dieses Segments präsentierten Hersteller wie
Sega, Namco oder Konami ihre neuesten
Simulatoren und Videospiele.
Die dritte Version des erfolgreichen Silent
Scope-Schießspiels von Konami ist an dem
Zusatz Ex zu erkennen. Geblieben ist die
Grundidee, die Welt vor Terroristen zu retten.
Gab in London sein Debüt: der
Playboy, der neueste Flipper von
Gary Stern (Foto links). Der
letzte verbliebene PinballHersteller kündigte außerdem
noch für dieses Jahr eine
Turnier-Vernetzung für den
Playboy an.
Die Zeiten, als Dinosaurier die Welt
beherrschten, werden bei Jurassic Park III
wieder lebendig. Auch dieses ein Schießspiel
von Konami für zwei Spieler.
Bereits auf der IMA in Nürnberg zu sehen waren
Segas Route 66, ein packendes Truck-Rennen
quer durch die Staaten, sowie Namcos vierte Auflage von Tekken.
Brandneu hingegen ist The Maze of the Kings, ein Naomi-Schießspiel, das den
Spieler in die Welt der ägyptischen Pharaonen und Mumien entführt. Interessant für
Fans asiatischer Schwertkunst dürfte Konamis Tsurugi sein: Werde Samurai und
besiege deine Gegner mit dem Schwert.
Mit Turret Tower füllt Namco sein Angebot im Bereich Flugsimulation. Ganz
realistisch gestaltet, muss der Pilot in der Kanzel Platz nehmen und sich
anschnallen. Denn während des Spiels dreht sich die komplette Pilotenkanzel nebst
Monitor um 360 Grad.
Nimmt man die ATEI als Indikator, treffen
Großsimulatoren jeder Art, die für sich
Virtual Reality reklamieren, den
Geschmack des Publikums. Ob die dritte
Modellgeneration des zweisitzigen
Flugsimulators U2 Mirage oder
Cyberminds CoasteRider X-Press, der den
Fahrer während des Rennens gehörig
durchschüttelt – geduldig standen die
ATEI-Besucher ganz britisch Schlange.
Angesichts der durchaus happigen Preise
dürften diese Großgeräte wohl nur in
ausgewachsenen Entertainment-Centern
Der U2 Mirage: Virtual Reality von FX
oder Multiplex-Kinos rentabel sein. So
Simulation.
liegt der Listenpreis des Herstellers FX
Simulation für einen U2 Mirage bei 65 000
Euro. In Großbritannien hat FX Simulation
sieben dieser Großgeräte verkauft – sie stehen allesamt in Bowlingcentern.
Als interessante Lösung für die Aufstellung etwa in kleineren Spielstätten im Bereich
Simulatoren empfiehlt Brian Marks, Verkaufsmanager Nordeuropa Sega, das Naomi
Deluxe Universal Cabinet mit zwei Spielplätzen.
„Mit dem kleineren hochauflösenden 38-Zoll-Monitor werden die spezifischen
Anforderungen des europäischen Marktes erfüllt“, so Marks.
Noch einen weiteren Trend bestätigt die Londoner Messe. Sind Computer- und
Playstation-Spiele erfolgreich, werden sie von den Herstellern für unsere Branche
adaptiert. So Top Gun, ein Spiele-Hit der Playstation, das für die U2 Mirage
angepasst wurde.
Überhaupt wird offenbar immer stärker auf den Hollywood-Effekt gesetzt. Ist ein
Film erfolgreich oder wird dieses zumindest erwartet, lassen sich die Entwickler das
Spiel zum Film einfallen. Gleich, ob für PC und Konsole oder für Spielautomaten.
Lord of the Rings (Herr der Ringe) feierte in den Kinos kurz vor Weihnachten
Premiere – und zur ATEI stellte Bell Fruits seine AWP Lord of the Rings vor. Und der
Playstation-Hit Top Gun beruht auf der gleichnamigen Hollywood-Produktion von
Paramount Pictures. MayGay greift, wie vor zwei Jahren Sega für seinen vorletzten
Flipper, die amerikanische Comic-Zeichentrick-Serie South Park für ein Quizspiel à la
Wer wird Millionär auf.
Sport scheint weiterhin unter den Geräteproduzenten ein
lohnender Ideenlieferant zu sein. In Segas Virtua
Athletics wird der Champion in klassischen LeichtathletikDisziplinen gesucht, bei Gaelcos Football schlägt der
Spieler den Pass, indem er gegen einen Ball tritt. Der
Impuls des Tritts wird vom Sensor registriert, und der
Spieler sieht am Monitor, wie es um sein Ballgefühl
bestellt ist. Schließlich führt das vernetzte Videospiel
Tiger Woods PGA Tour von Global VR zu den Golfplätzen
der Stars.
Ballgefühl ist gefragt:
Gaelcos Football will
die
Fußballbegeisterung
zur WM nutzen.
Einen PC, eine digitale Kamera und einen Drucker
beziehungsweise eine Metallpresse kombinieren
koreanische Unternehmen zu einem Fun-Produkt. Van
Gogh’s Workroom druckt je nach Wunsch ein Porträt aus,
das wie eine Zeichnung wirkt. Der Medal Master prägt
das Bild auf eine kleine Metallmünze. Beide Geräte
werden von Kyf Europe (England) vertrieben.