Stifterbrief Nr. 2 in 2005

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Stifterbrief Nr. 2 in 2005
Für den Dienst am Menschen
Stifterbrief 2005/2
Liebe Stifterinnen und Stifter,
liebe Freunde des Malteser Stiftungszentrums!
Ein bewegtes Jahr neigt sich seinem Ende zu. In diesem Jahr sahen wir uns
mit großen Herausforderungen konfrontiert. Licht und Schatten wechselten
einander ab: Bereits im Frühjahr begannen die Wiederaufbaumaßnahmen
nach der großflächigsten Naturkatastrophe der letzten Jahrhunderte. Malteser helfen den Opfern des verheerenden Tsunamis in Indien, Thailand, Indonesien und Sri Lanka. Im August sind über 2.800 Malteser als Helfer beim
Weltjugendtag in Köln im Einsatz, wo rund eine Million begeisterte Jugendliche aus aller Welt ihren Glauben mit dem neuen Papst Bendikt XVI feiern.
In Westafrika bricht ein schlimmer Hunger aus, der sich durch eine Dürreperiode bereits angekündigt hatte. „Katrina, Rita und Stan“ sind die Namen der
Hurrikane, die in den USA und Mittelamerika Hunderttausende Menschen
obdachlos machen. Zehntausende kommen im Oktober bei einem schweren
Erdbeben in einer schlecht zugänglichen Region Pakistans ums Leben. Noch
viele Menschen benötigen Unterkünfte, die ausreichenden Schutz für die
Wintermonate bieten. In Deutschland entbrennt eine gefährliche Debatte
um aktive Sterbehilfe.
Derartigen Herausforderungen wollen wir auch in Zukunft wirksam begegnen
können. In der Erfüllung unseres christlichen Auftrages, Notleidenden zu
helfen, haben wir in Ihnen starke Unterstützer und Verbündete gefunden.
Durch Spenden, Zustiftungen, testamentarische Verfügungen und die Gründung eigener Stiftungen haben Sie dem Malteser Stiftungszentrum in seiner
noch jungen Geschichte bislang schon über 3,4 Millionen Euro an Vermögenswerten zufließen lassen. Wir danken Ihnen sehr für dieses Vertrauen und
werden weiter intensiv und mit geringen Verwaltungskosten an der Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte zum Wohle der Bedürftigen arbeiten.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Weihnachtszeit, ein
friedvolles, gesundes und gutes neues Jahr
Ihr
Johannes Freiherr Heereman
Stiftungszentrum
Johannes Freiherr Heereman
Vorstandsvorsitzender
der Malteser Stiftung
Malteser International
2005 - Das Jahr der Naturkatastrophen
Lebensmittel für Hungernde in Westafrika und New Orleans
Viele Kinder in dem westafrikanischen Staat Mali leiden unter Mangelernährung.
Durch die Unterstützung sogenannter
Getreidebanken helfen die Malteser
hungernden Menschen in Westafrika,
ihren Getreidehaushalt
langfristig zu sichern.
Getreide für Niger und Mali
Im August dieses Jahres lenkte eine
Hungerkatastrophe das Augenmerk der
Weltöffentlichkeit von den Wiederaufbaumaßnahmen nach der TsunamiKatastrophe in Ostasien auf Westafrika. “Wenn jetzt keine Hilfe kommt,
besteht die Gefahr, dass viele Menschen
sterben, insbesondere Kinder“, warnte
Sandrine Rosenberger, Projektreferentin von Malteser International. „Bauern
und Nomaden, die durch die Dürre
und Heuschreckenplage im letzten Jahr
ihre Lebensgrundlage verloren haben,
leben bereits jetzt in großer Armut und
haben kaum noch Zugang zu Nahrung.
Die Mütter sammeln Blätter und Gras
und kochen es für ihre Kinder, damit
sie nicht verhungern.“ Deutsche und
französische Mitarbeiter von Malteser International verteilten daraufhin
gemeinsam mit lokalen Helfern 285
Säcke Mais (100 kg pro Sack) an rund
1.500 Familien in der Region Tilabery,
70 km nordwestlich der Hauptstadt
Niamey. Jede Familie erhält zunächst
20 Kilogramm. Aus der nächsten Ernte
zahlen sie 10 Kilogramm in das Getreidelager des Dorfes zurück. In jedem
der elf Dörfer gibt es gemeinsam mit
den Dorfältesten eingerichtete Verwaltungskomitees, die die Verteilung und
Rückzahlung organisieren. Malteser
International unterstützt ferner das nationale Getreidelager in Mali finanziell,
und somit indirekt die Beschaffung von
520 Tonnen Getreide für 17 Getreidebanken. Bei den Getreidebanken können die lokalen Gemeinden z.B. Hirse
zu einem subventionierten Preis kaufen.
Mit dem auf diese Weise eingenommenen Geld legen die Banken wiederum
nach der kommenden Ernte, wenn die
Preise wieder gesunken sind, einen neuen
Getreidevorrat an. Somit stellen die von
Malteser International unterstützten
Getreidebanken sowohl eine Soforthilfe
als auch eine langfristige Hilfe dar.
Hilfe nach dem Hurrikan „Katrina“
Mit den Hurrikanen „Katrina“ und
„Rita“ suchten gleich zwei Wirbelstürme
die Ostküste der USA heim. Dämme
brachen, die ganze Stadt New Orleans
stand unter Wasser. Viele warteten auf
ihren Häuserdächern auf Rettung. Das
Trinkwasser in der Region wurde knapp,
da das Leitungssystem durch den Bruch
einer Versorgungsleitung mit Flutwasser kontaminiert wurde. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Wieder
waren es die Ärmsten, die es besonders
schlimm traf. 200.000 der Betroffenen
leben unter der Armutsgrenze. Sie
konnten nicht fliehen. „Ihr ganzes Hab
und Gut wurde weggespült,“ berichtet
der Leiter von Malteser International,
Ingo Radtke. „Jeder Tag war für sie ein
Kampf ums Überleben. Sie konnten
nicht mehr arbeiten, sie verdienten
kein Geld.“ In der ersten Notphase
stellen die Malteser LKW-Ladungen
mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln
bereit. In der Folge planen die Malteser schnelle, Einkommen schaffende
Maßnahmen – wie den Wiederaufbau
von Wohnungen und Häusern. Kinder
armer Familien werden durch geschulte
Erzieherinnen psychologisch betreut.
Malteser International
Malteser im Dauereinsatz
Medizinische Versorgung in Pakistan und Mittelamerika
Soforthilfe für Kashmir
Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Erinnerungen an das schwere Erdbeben vor
zwei Jahren im iranischen Bam werden
wach. Am 8. Oktober erschütterte ein
Erdbeben der Stärke 7,6 auf der Richter-Skala weite Teile Nord-Pakistans
und zwei Distrikte in Indien. Die Zahl
der Toten übersteigt alleine im pakistanischen Territorium die 70.000 und
mehr als vier Millionen Menschen
leiden unter den direkten Folgen des
Bebens. „Eine ganze Generation ist
ausgelöscht“, sagt ein pakistanischer
Sprecher nach dem schrecklichen Erdbeben. 500 Kinder sterben allein in
einer einstürzenden Schule. In vielen
Städten steht kein Haus mehr. Die
hohe Zahl der unversorgten Verletzten,
die enorme Zerstörung von Wohnraum
und der erschwerte Zugang zu den
Opfern stellten und stellen noch immer
eine immense Herausforderung für die
pakistanische Regierung und die internationale Hilfsgemeinschaft dar. Hunger, Erfrierungen und teilweise tödliche
Infektionen sind für die Überlebenden
in Pakistan und Indien die zweite Katastrophe nach dem Beben. „Chirurgische
Instrumente, Impfstoffe, Transfusionen
– auch im medizinischen Bereich fehlt
es an allem“, berichtet Marie Theres
Benner, Referentin für Gesundheitsprogramme. Malteser International
hat daher die Mittel für die Soforthilfe
auf rund eine Million Euro erhöht.
„Um die Not wirklich lindern zu können, ist jedoch weit mehr notwendig“,
appelliert Marie Theres Benner an die
deutsche Bevölkerung. Im Rahmen des
Bündnisses Aktion Deutschland Hilft
hat Malteser International zusammen
mit weiteren Hilfsorganisationen umgehend nach der Katastrophe Zelte und
Decken an ca. 70.000 Menschen in
der Kaschmir-Region verteilt. Auf der
Grundlage einer intensiven Erkundung
vor Ort führt Malteser International
nun zwei umfangreiche WinternothilfeProgramme für obdachlos gewordene
Familien in den oben genannten Bergregionen durch. In Tandali und Kanga
versorgen die Malteser rund 4.000
Menschen in den schwer zugänglichen
Gebirgsdörfern mit Zelten, Matratzen,
Kochutensilien und Decken.
Medikamente für Mexiko
Während in Pakistan die Erde bebt
wütet zeitgleich in Mittelamerika der
Hurrikan „Stan“. Schlammlawinen
haben Dörfer in Mexiko, Guatemala
und El Salvador weggerissen. Malteser
International stellt zunächst 50.000
Euro bereit. „Die Situation hier in
Chiapas ist ganz schlimm, die Häuser
sind weggeschwemmt“, berichtet etwa
Julieta Conroy von der mexikanischen
Assoziation des Malteserordens. Ein
Hilferuf kommt auch vom Präsidenten
der Ordensassoziation in El Salvador,
Pierre Houdelot: „In unseren zehn
Gesundheitszentren steigt die Zahl der
Kinder mit Erkrankungen der oberen
Atemwege dramatisch an. Uns gehen
dort die Medikamente aus, die aufgrund
der Verwüstungen durch den Hurrikan
auch nicht ausreichend wiederbeschafft
werden können.“ „Auch wenn das Ausmaß solcher Katastrophen erdrückend
erscheint, wir lassen uns nicht entmutigen und werden zusammen mit nationalen und internationalen Partnern
stets unser Bestmöglichstes für die
Opfer tun. Die Hilfe für Bedürftige darf
nicht aufhören“, fasst Ingo Radtke den
Auftrag der Malteser zusammen.
Wie Stiftungen helfen können
Bei Katastrophen wie beispielsweise dem
Erdbeben in Kashmir kann eine Stiftung
mit rund 2.500 Euro 50 notleidende
Familien mit Decken, Zelten und notwendigen Medikamenten versorgen.
Bei dem Erdbeben in der Zwei-StaatenRegion Kashmir kommen allein über
70.000 Pakistani ums Leben, über vier
Millionen Menschen leiden unter den
direkten Folgen der Katastrophe.
Am stärksten leiden die Kinder unter
den Folgen von Naturkatastrophen.
Die Malteser in Deutschland
Der Weltjugendtag in köln
Die größte Glaubensparty der Welt
„Wissen Sie, die vielen jungen, fröhlichen Pilger aus aller Welt, mit Ihren
bunten Fahnen, frohen Gesängen und
herzlichen Gesten fehlen mir jetzt richtig im Stadtbild,“ resümiert die Kölner
Stifterin Sigrid Schräder eine Woche
nach Ende des Weltjugendtages.
Der Weltjugendtag war nicht nur für
die vielen angereisten Malteser Jugendlichen ein beeindruckendes Erlebnis.
Über 1.000 Veranstaltungen an 500
verschiedenen Orten auf 80 Bühnen
begeisterten die Teinehmer.
Der Malteser Hilfsdienst in Aktion
Nicht nur betende Hände gab es beim
Weltjugendtag in Köln, sondern auch
helfende. Zum Beispiel beim Malteser
Hilfsdienst, der federführend mit dem
Sanitätsdienst der katholischen Großveranstaltung betraut war. Ein Einsatz
in Größe XXL: So waren 500 Helfer vom
15. bis 19. August dezentral in Köln,
Bonn und Düsseldorf im Einsatz. Am
Mit der Abschlussmesse auf dem Marienfeld vor einer Million Menschen ging der
Weltjugendtag und der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Köln zu Ende.
Im Jugendcamp des Malteserordens
waren über 450 Behinderte mit ihren
Betreuern untergebracht.
Wochenende des 20. und 21. August
waren zum Marienfeld bei Frechen
sogar 2.800 Helfer aus ganz Deutschland angereist. Egal welche Blessuren
oder Verletzungen es gab, kaum ein
Pilger wollte lange Patient sein. Schnell
weitermachen, weiterlachen, weiterbeten – das war die Devise der meisten
Teilnehmer des Weltjugendtages. Rund
6.000 Sanitäts-Hilfeleistungen gab es
insgesamt. 650 Patienten mussten in
ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Viele Pilger litten unter entzündeten
Sehnen und Wasserblasen, aber auch
Unterkühlung, körperliche Überanstrengung sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden mussten behandelt werden.
Durch Alkohol, Drogen oder Gewalt
verursachte Verletzungen wurden dagegen überhaupt nicht festgestellt. Ein
Indiz für die große Friedfertigkeit der
Veranstaltung.
Verständnis und Toleranz
„Mitmachen und Mitnehmen“ war
das Motto der Malteser Jugend für den
Weltjugendtag. Mitmachen hieß vor
allem, in den Service Points für Menschen mit Behinderungen zu arbeiten oder im Begegnungszentrum den
Jugendlichen aus aller Welt Einblick
in die Arbeit der Malteser Jugend zu
geben. Zudem gab es ein Café und
diverse Workshops zur friedlichen
Bewältigung von Konflikten. „Wahrnehmung, Verständnis, Toleranz: darauf kam es bei den Übungen an, die
sehr motiviert und offen angenommen
wurden“, berichtet Bundesjugendreferentin Dörte Schrömges. „Die Malteser
Jugendlichen, die als Pilger zum Weltjugendtag kamen, nahmen an Katechesen teil, reihten sich in die Domwallfahrt ein und übernachteten auf dem
Marienfeld. „Gut, dass wir Rettungsdecken mitgenommen haben, sonst wäre
es ganz schön frisch geworden“, meinte
Lisa aus der Diözese Münster zur Nacht
auf dem Marienfeld. Die Malteser Helfer verteilten jede Menge Decken und
Tee, denn besonders die Teilnehmer
aus den südlichen Gefilden waren zu
dünn angezogen. Der Heilige Vater, ein
überwältigendes Gemeinschaftserlebnis
und die Erfahrung, dass ihr Glaube von
unzähligen Jugendlichen aus aller Welt
geteilt wird: das alles nahmen die Malteser Jugendlichen prägend vom Weltjugendtag mit nachhause.
Die Malteser in Deutschland
Ein Unvergessliches Fest der Begegnung
Gemeinsam wurde gebetet, gefeiert und geholfen
Einen besonderen Höhepunkt des
Weltjugendtages erlebten die Regensburger Malteser, deren Unfallhilfsstelle
gegenüber vom Domeingang platziert
war: Fürstin Gloria von Thurn und
Taxis leistete am Freitag zusammen mit
ihren Kindern, Fürst Albert und Prinzessin Elisabeth, tatkräftig Erste Hilfe.
Erschöpft, aber guten Mutes
Natürlich merkte man einigen Helfern
am Wochenende an, dass ihnen die Dauerbelastung der ersten Tage noch in den
Knochen steckte. Obwohl pro Schicht
niemand länger arbeiten musste, als die
erlaubten zwölf Stunden. Doch neben
dem hohen Verantwortungsbewusstsein, das manche Helfer nicht zur Ruhe
kommen ließ, blieb auch die besondere
geistliche Motivation immer mit im
Spiel: „Wir Malteser sind Schutzengel
mit 900 Jahren Erfahrung. Helfen und
beten, das ist schon immer unser Job
gewesen. Vor allem natürlich, wenn der
Papst kommt. Noch dazu, da es ein
deutscher Papst ist!“ sagte ein Helfer
erschöpft und glücklich ins Mikrophon
eines fragenden Journalisten.
Einsatz der besonderen Art
Am Sonntagmorgen kam es zum wahrscheinlich außergewöhnlichsten Einsatz des Malteser Hilfsdienstes beim
Weltjugendtag - eine Aufgabe, die man
nicht trainieren kann: Als das Papamobil vor den Augen und der Geräuschkulisse von einer Million Menschen
den Papsthügel erreichte, erhielt der
Malteser Leiter des VIP-Abschnittsbereiches den Hilferuf einer BKA-Leiterin: „Ihr müsst uns helfen, die Treppe
des Papamobils klemmt, der Papst kann
nicht aussteigen!“ Der Abschnittsleiter
blieb ruhig und besonnen. Er suchte
und fand mit seinem Team unter
der Tribüne eine Holzkiste. Mit den
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis leistete zusammen mit ihren Kindern Erste Hilfe.
Die drei packten mit an und verteilten Wasser und Pflaster.
Werkzeugen, die zur Ausrüstung bei
Notfalleinsätzen gehören, bauten er
und seine Kollegen daraus eine Ersatztreppe. Über die Kiste wurde eine neue
Patientendecke gelegt. Die Angehörigen der Schweizergarde, der Leibwache
des Papstes, unterzogen die Kiste noch
schnell einer Belastungsprobe. Alles
in Ordnung. In gedrosseltem Tempo
hatte das Papamobil unterdessen seine
Fahrt fortgesetzt. Auf dem Papsthügel
angekommen, stieg der Heilige Vater
via Malteser Kiste aus. Die Abschlussmesse konnte stattfinden.
Die Abschlussmesse
„Helft den Menschen, den wirklichen
Stern zu entdecken, der uns den Weg
zeigt: Jesus Christus“, rief Papst Benedikt XIV. bei der Abschlussmesse den
Gläubigen zu. Dann dankte er allen
Helfern: „Der Weltjugendtag war ein
Geschenk, aber auch die Frucht vieler Arbeit.“ So freuten sich auch die
Malteser über eine rundum gelungene
Aktion: „Die rund 2.800 Helfer haben
eine exzellente Leistung vollbracht“,
bestätigte der Leiter des Einsatzstabes, Wilhelm Bischoff. Auf den Punkt
hatte es ein Jugendlicher der Malteser
Jugend Görlitz gebracht: „Wer hier
nicht dabei war, hat wirklich was verpasst“.
Als die Ausstiegsstufen des Papamobils
klemmen, bauen die Malteser aus einer
Holzkiste und einer Sanitätsdecke eine
improvisierte Treppe.
Dank der improvisierten Treppe kann
die Abschlussmesse auf dem Marienfeld pünktlich beginnen.
Die Malteser in Deutschland
Malteser migrantenmedizin
Medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung
In Deutschland leben immer mehr
Menschen ohne Krankenversicherung.
Bei einer Erkrankung oder Schwangerschaft geraten sie in Not. Deswegen
wurde 2001 auf Bitte des Erzbischofs
von Berlin, Kardinal Sterzinsky, eine
medizinische Anlaufstelle für diese
Menschen geschaffen.
Nach Berlin jetzt auch in Köln:
Die Malteser Migranten Medizin.
Angelika Haentjes-Börgers,
Abteilungsleiterin Migration
der Malteser
Unerwartet große Nachfrage
„Wir haben vor vier Jahren mit der
Malteser Migranten Medizin in Berlin
begonnen. Der Zulauf war von Anfang
an gewaltig. Nun glauben wir, dass es
Zeit ist, in einer weiteren Großstadt die
vielfältigen Probleme von Menschen
ohne Krankenversicherung aufzufangen“, begründet Angelika HaentjesBörgers, Abteilungsleiterin Migration
der Malteser die Neueröffnung der
medizinischen Beratungsstelle in Köln.
Dabei sei häufig nicht nur medizinische Hilfe notwendig, sondern eine
allgemeine soziale Beratung und praktische Hilfe, wie etwa bei der Versorgung
von Neugeborenen.
Auch Deutsche sind betroffen
Ursprünglich war die Migranten Medizin für illegale Einwanderer geplant.
Nun zeigt sich, dass diese Hilfe zunehmend auch von Deutschen, die sich
keine Krankenversicherung mehr leisten können, in Anspruch genommen
wird. Hierzu gehören Selbstständige mit
geringem Einkommen, Studierende,
Straßenkinder und Menschen, die sich
aus Unkenntnis nicht bei ihrer Versicherung melden, wenn der Hauptversicherer
wegfällt. Rund 1,3 Millionen Menschen
in Deutschland sind weder gesetzlich
noch privat krankenversichert. Das Bundesgesundheitsministerium spricht zwar
nur von 164.000 Bundesbürgern, doch
mehr als 1,1 Millionen weitere sind
ebenfalls nicht versichert. Ihre Behand-
lung wird vom Sozialamt bezahlt – aber
nur solange sie auch Anspruch auf
Sozialhilfe haben. Wer einmal aus dem
gesetzlichen oder privaten System fällt,
schafft es vor allem als Kranker kaum
mehr zurück.
Die medizinische Beratungsstelle Köln
Das Projekt in Köln sieht vor, auf dem
Gelände des Malteser Krankenhauses
St. Hildegardis Räumlichkeiten für die
medizinische Erstuntersuchung zu nutzen. Es wird ein Wartezimmer sowie
ein Sprech- und Behandlungszimmer
zur Verfügung gestellt. Ein Arzt arbeitet anfänglich einen Tag pro Woche in
der Beratungsstelle. Unterstützt wird er
von einer ehrenamtlichen Helferin, so
dass während der Sprechstunde auch
muslimische Frauen eine Ansprechpartnerin haben. Die Beratungsstelle,
die ausdrücklich nicht als Praxis konzipiert wurde, ist mit allen notwendigen
Geräten zur Untersuchung und Erstdiagnostik ausgerüstet, wie etwa Stethoskop, Blutdruckmessgerät und Waage.
Telefon, Fax und Computer stehen zur
Verfügung, um mit einem Netzwerk
aus niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Hebammen und Apotheken
in Verbindung treten zu können.
Wie Stiftungen helfen können
Da die Malteser Migranten Medizin
keinerlei öffentliche Zuwendungen
erhält, ist das Projekt zu 100% auf
Geld- oder Sachspenden angewiesen.
Kosten entstehen zum Beispiel bei
Entbindungen, bei der Behandlung
kranker Neu- und Frühgeborener, bei
Röntgenaufnahmen, Operationen und
Liegezeiten sowie durch Sachmittel im
Rahmen von Blutentnahmen. Eine
Stiftung könnte mit 5.000 Euro 10
Müttern ohne Krankenversicherung
die Entbindung ihrer Kinder bezahlen.
Hintergrundwissen
VERMÖGENSÜBERTRAGUNG AN STIFTUNGEN
Immobilien stiften - Gutes tun und Steuerabzugsbeträge nutzen
Heinrich Richter gründete im vergangenen Jahr die Heinz Richter Stiftung. In einem kurzen Interview mit
Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung, spricht er über seine
Beweggründe, eine Stiftung zu errichten, in die er neben einem Bankguthaben auch Immobilienvermögen eingebracht hat.
MG: Herr Richter, was war für sie der
entscheidenede Grund, eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen?
Heinrich Richter: Das Leid in der
Welt ist groß. Mit meiner Stiftung
möchte ich dazu beitragen, dass diese
Not etwas gelindert wird. Mir ist es in
meinem Leben gut ergangen, und ich
wollte davon etwas zurückgeben. Mit
den ersten Erträgen meiner Stiftung
habe ich Straßenkinder in Königsberg
unterstützt, die von den Maltesern
betreut werden.
MG: Sie haben Bankguthaben und zwei
Eigentumswohnungen an ihre eigene
Stiftung im Malteser Stiftungszentrum
übertragen. Was war dabei ausschlaggebend für Sie?
Der Stifter Heinrich Richter (re.) bei der Immobilienübertragung zusammen mit dem Notar
Dr. Putzo (Mitte) und Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung (li.).
Heinrich Richter: Ich wollte, dass
meine Immobilien in gute Hände gelangen und einem sinnvollen Zweck zur
Verfügung stehen. Außerdem wünscht
der Staat ausdrücklich die Gründung
von Stiftungen und gewährt Abzugsbeträge. Mit der Idee einer Stiftungsgründung habe ich mich schon länger
beschäftigt und mich über verlässliche
Partner informiert. Schon seit über
900 Jahren kümmern sich Malteser um
notleidende Menschen. Dieses Engagement möchte ich unterstützen.
Immobilienübertragung und Steuerabzugsbeträge
Um eine gemeinnützige Einrichtung mit einer Stiftung zu unterstützen, können
Stifter die unterschiedlichsten Vermögensgegenstände in eine Stiftung einbringen. Zum Beispiel können Barvermögen, Bankguthaben, Wertpapiere, Edelmetalle, Schmuck, Gemäldesammlungen, Patente, Rechte, sogar ganze Unternehmen oder auch Immobilien als Stiftungskapital dienen. Voraussetzung ist, dass
der Stiftungszweck aus den Erträgen dieses Vermögens verfolgt werden kann.
Soll eine Immobilie in eine Stiftung eingebracht werden, muss zunächst ein
unabhängiger vereidigter Sachverständiger den Wert der Immobilie schätzen.
Da der Wert des Stiftungsvermögens aus steuerrechtlichen Gründen dauerhaft
erhalten bleiben muss, sind die Lage, Ausstattung und Bausubstanz der Immobilie von wichtiger Bedeutung. Alle Faktoren haben Einfluss auf die Vermietund Veräußerbarkeit der Immobilie und damit auf die Wertentwicklung des
Stiftungsvermögens. Wer eine Stiftung gründet, kann im Jahr der Gründung
oder verteilt auf 10 Jahre bis zu 307.000 Euro steuerlich absetzen. Jahr für Jahr
können weitere 20.450 Euro steuerwirksam in den Vermögensstock einer Stiftung zugestiftet werden.
Aktuelles vom Zentrum
Erstes Malteser Stiftertreffen
Stifter empfinden persönlichen Austausch als Bereicherung
Rund 60 Stifterinnen und Stifter waren der Einladung des Malteser Stiftungszentrums
gefolgt und bescherten der Kommende in Ehreshoven ein ausgebuchtes Haus.
Mit Freude überreichten Baronin Spies und Dr. Constantin
von Brandenstein-Zeppelin
die Stifterurkunden.
Impressum:
Der Malteser Stifterbrief
„Für den Dienst am Menschen“
erscheint kostenlos
Herausgeber:
Malteser Stiftung
Sollner Straße 43
81479 München
Tel 089 – 744 200 260
Fax 089 – 744 200 300
E-Mail: [email protected]
Internet: www.malteser-stiftung.de
Erscheinungsdatum: 012/2005
Realisation: Stiftungszentrum.de
Das erste Stiftertreffen begann mit einem
Begrüßungsumtrunk unter Begleitung
eines preisgekrönten Streichquartetts der
Musikhochschule Köln. Die Vizepräsidentin, Elisabeth Freifrau von Spies, und
der Präsident des Malteser Hilfsdienst
e.V., Dr. Constantin von BrandensteinZeppelin, begrüßten zusammen mit dem
Vorstand der Malteser Stiftung, Michael
Görner, die anwesenden Gäste. In festlichem Rahmen wurden die Stiftungsurkunden übergeben, bevor die Stifter
beim Stifterbüfett Gelegenheit fanden,
sich gegenseitig kennen zu lernen und
mehr von den Motiven anderer Stifter zu
erfahren.
Viel Information in feierlichem Rahmen
Dr. Manfred Lütz, Buchautor, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Chefarzt des Alexianer Krankenhauses
in Köln und Mitglied des Päpstlichen
Laienrates, rüttelte in seinem Vortrag
„Über die Risiken und Nebenwirkungen
der Gesundheit“ mit rheinischem Humor
pointiert am Thron der Gesundheitsreligion und fesselte die Zuhörer mit einem
historischen, natürlichen Blick auf das
Thema „Gesundheit“. Für seinen Vortrag
verzichtete Dr. Lütz auf ein Honorar,
wofür ihm ein besonderer Dank gebührt.
Der nächste Morgen begann mit einem
Gottesdienst in der Hauskapelle unter
Leitung von Weihbischof Dr. Dick.
Anschließend referierte Dr. von Brandenstein-Zeppelin über den Malteser
Ritterorden und seine Werke. Dr. Peter
Schmitz, leitender Arzt von Malteser
International, gab einen Einblick in die
weltweiten Hilfsprojekte der Malteser.
Die Weitergabe von Werten an die
Malteser Jugend und der Weltjugendtag
waren das Thema der Bundesjugendreferentin Dörte Schrömges. Michael
Görner schloss die Vorträge mit einem
Bericht über die positive Entwicklung
und die Ziele des Malteser Stiftungszentrums ab.
Das erste Treffen ein Erfolg
Das Stiftertreffen endete nach dem
Mittagessen mit einer Führung von
Elisabeth Freifrau von Spies durch die
Malteser Kommende und das anliegende Schloß Ehreshoven. Bei Kaffee
und Kuchen klang die gelungene Premiere aus, und viele Stifter bekundeten
den Wunsch, beim nächsten Treffen
wieder mit dabei zu sein. Die Malteser
bedankten sich vielmals bei allen Gästen
und Mitwirkenden für die angenehme
Atmosphäre, den reichen Zuspruch
sowie die erhaltenen und angekündigten Spenden und Zustiftungen! „Für
die erwiesene Gastfreundschaft möchte
ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Das Stiftertreffen empfand ich als
große Bereicherung – nicht nur durch
die Berichte über die Tätigkeit der
Malteser, sondern auch aufgrund der
verschiedenen Gespräche mit anderen
Stiftern. Ich wünsche Ihnen noch viel
Erfolg bei der Werbung weiterer Zustifter.“ Mit diesen Worten bedankte sich
der Stifter, Dr. Klaus Forster, schriftlich
bei den Organsiatoren des ersten Malteser Stiftertreffens.

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