SZ - Spohn-Gymnasium
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RAVENSBURG Schwäbische Zeitung Mittwoch, 24. Juli 2013 Interview ● Ritzen und schneiden, bis es blutet Weissenauer Symposium widmet sich selbstverletzendem Verhalten RAVENSBURG - Viele Fragen und Meinungen ranken sich um das Thema Selbstverletzung. Ist sie eine postmoderne Zeiterscheinung, ein Zeichen für Missbrauch, Ausdruck einer schweren Störung? Oder geht es nur um die Aufmerksamkeit anderer? Die diesjährige Jahrestagung des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) am heutigen Mittwoch hat selbstverletzendes Verhalten zum Thema ihres Weissenauer Symposiums gemacht. Valerie Gerards sprach vorab mit Renate Schepker, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie des ZfP Südwürttemberg, über das Phänomen der Selbstverletzung. Die Schwäbische sagt Danke für das Antrommeln Der Schwäbischen Zeitung ist gestern zum ersten Mal im neuen Gebäude die Ehre des Antrommelns zuteil geworden: Die Rutentrommler statteten dem Ravensburger Medienhaus in der Karlstraße am Nachmittag einen donnernden Besuch ab. Die präzisen Trommelschläge mehrerer Märsche hallten durch das Gebäude, sodass fast jeder die Arbeit ruhen ließ, um dem Schauspiel beizuwohnen. Die Schwäbische Zeitung bedankt sich bei den Ravensburger Rutentrommlern für diese Ehre – vielleicht der AnMWS/FOTO: DRS fang einer Tradition. Frau Schepker, warum verletzen Jugendliche sich selbst? Schepker: Durch die Selbstverletzung werden Spannungen abgebaut und es werden durch den Schmerz Endorphine frei, ähnlich wie beim Sport oder Essen von kiloweise Schokolade. Das macht auch den Wiederholungsreiz aus. Bedeutet das, Jugendliche, die sich einmal geritzt haben, tun es immer wieder? Schepker: Wenn sie keine besseren Möglichkeiten sehen, mit inneren Spannungen umzugehen, ja. Oberstköniginnen und -fähnriche erstmals für soziales Engagement geehrt Zum ersten Mal wurden die Kinder aller Ravensburger Schulen bei der Wahl zur Oberstkönigin und zum Oberstfähnrich berücksichtigt. Entscheidendes Kriterium ist künftig das soziale Engagement. Früher erhielten nur die besten Hauptschüler der Abschlussklassen diesen Ehrentitel. Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp zeichnete am Rutenmontag folgende Schüler mit dem Ehrentitel Oberstkönigin aus: Michelle Kirschner (Schule St. Christina), Meike Reich, (Martinusschule), Rosanna Cirillo (Werkrealschule), Bianca Jungitsch (Bildungszentrum St. Konrad – Freie Werkrealschule), Sabine Horn (Realschule Ravensburg), Laura Winter (Bildungszentrum St. Konrad – Freie Realschule), Alina Metzler (Theresia-Gerhardinger-Realschule), Christine Nover (Freie Waldorfschule), Carmen Sauter (Spohn-Gymnasi- um), Anna-Maria Steinhauser (Kolping Bildungszentrum – Sozialwissenschaftliches Gymnasium), Charlotte Erasmus (HumpisSchule). Oberstfähnriche: Frieder Dieterle (Albert-Einstein-Gymnasium), Tobias Beck (Welfen-Gymnasium), Maximilian Segbers (Bildungszentrum St. Konrad – Freies Gymnasium), Lucas Wiggenhauser (Edith-Stein-Schule RaUHL/FOTO: SIEGFRIED HEISS vensburg). Wie nennt man diese Krankheit? Schepker: Es ist eigentlich keine Krankheit, die in der Klassifikation der WHO (Weltgesundheitsorganisation) vorkommt. Es ist ein Symptom einer wie auch immer gearteten Störung oder eines Konfliktes, betrifft also auch Menschen, die in einer schwierigen Lebensphase sind. Manchmal tritt das Ritzen epidemisch in Schulklassen auf – Mädchen, die sich den Namen des Freundes oder eines Stars in die Haut ritzen. Andere wollen wissen, wie viel sie aushalten können. Es ist als Symptom nur in der amerikanischen Klassifikation aufgenommen worden, das wird aber sehr kritisiert. Viele Fachleute sagen, man würde damit ein Etikett auf ein Symptom kleben. In den USA heißt es „nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten“. Womit ritzen die Jugendlichen sich eigentlich? Schepker: Es wird eigentlich alles genommen: Büroklammern, Glasscherben, Rasierklingen. Es tut unterschiedlich weh, ist unterschiedlich entzündungsgefährdend und gibt unterschiedlich heftige Narben. Was sollten Eltern von Betroffenen tun? Schepker: Ihre Kinder ansprechen, wo Stress ist, herausfinden, was los ist. Sie sollten Gespräche anbieRenate Schepten, Schimpfen ker hilft da zumeist gar nichts. Die Verletzungen muss man ordentlich versorgen, heilen lassen, zur Not zum Arzt gehen. Die Gespräche mit der Tochter (meistens sind es die Töchter, nicht die Söhne) zu einem Zeitpunkt führen, zu dem sie sich nicht selbst verletzt hat. Welche Gründe kann das selbstverletzende Verhalten haben? Schepker: Es kann alles mögliche sein. Meistens sind es eigene Probleme mit Beziehungen zu Altersgleichen, mit der eigenen Entwicklung und dem Erwachsenwerden. Welche Sorgen müssen Eltern sich machen? Ist das die Vorstufe einer Selbstmordneigung? Schepker: Die Selbstverletzung ist nicht als Selbstmordversuch gemeint. Diejenigen, die sich selbst verletzen, wollen sich damit nicht umbringen. Bei manchen ist es aber Ausdruck einer schweren Störung, vor allem wenn es wiederholt vorkommt, und dann kann auch eine erhöhte Gefahr zu Selbstmordversuchen entstehen. Bei manchen führt die Selbstverletzung auf schlimme Erlebnisse zurück. Bei vielen ist es ein Ausprobieren, nachdem sie es bei anderen gesehen haben, „mal schauen, ob ich das auch kann“. Diese Unterschiede werden wir bei dem Symposium herausarbeiten. Um selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen geht es bei dem Weissenauer Symposium heute von 9 bis 17 Uhr in der Mehrzweckhalle des ZfP Südwürttemberg. Referenten aus Weissenau, Ulm und Freiburg zeigen Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten auf und gehen den Ursachen auf den Grund. (val) ANZEIGE Die Schlagernacht des Jahres 2013 Veranstalter: Omnibus Müller Sonntag, 1. September – 17 Uhr, Seebühne Bregenz Semino Rossi – Hansi Hinterseer – Nik P. & Band – Die Paldauer – Nockalm Quintett – Marc Pircher – Simone – Petra Frey – Wolfgang Frank. 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