Strukturen und Potenziale des Tourismus der

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Strukturen und Potenziale des Tourismus der
Strukturen und Potenziale des Tourismus
der Müllerthalregion
1
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, die vorliegende Forschungsarbeit selbstständig und ohne
unzulässige Hilfe angefertigt zu haben.
Die verwendeten Literaturquellen sind im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt.
Joëlle Schmit
2
Joëlle SCHMIT
Kandidatin im Lycée technique d„Ettelbrück
Strukturen und Potenziale des Tourismus
der Müllerthalregion
Echternach 2011
3
Zusammenfassung
Ziel dieser vorliegenden Arbeit ist es eine fremdenverkehrsgeographische Untersuchung der
Tourismusstrukturen der Müllerthalregion mitsamt der Kleinstadt Echternach. Diese im Osten
von Luxemburg gelegene Region stellt einen ländlichen, strukturschwachen aber auch vom
Tourismus geprägten Raum dar.
Von einer theoretischen Basis ausgehend, wird die vorliegende Untersuchung anhand der
naturräumlichen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen des Müllerthals
die Grundvoraussetzungen für die zukünftige Tourismusentwicklung in der Region
darzulegen versuchen.
Anschließend werden die Infrastrukturen sowie die gesamte touristische Angebotspalette der
Müllerthalregion einschließlich der Abteistadt Echternach erläutert. Dann wird auf der Basis
einer quantitativen und qualitativen Umfrage die diesbezügliche Resonanz bei den Besuchern
und bei den Akteuren der Tourismusbranche ermittelt, um so die aktuellen Stärken und
Schwächen des Tourismus in der Müllerthalregion mitsamt der Abteistadt Echternach
herausarbeiten zu können. Des Weiteren werden die aus dem Tourismus hervorgehenden
wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Folgen ermittelt.
Aufgrund der aus der Untersuchung hervorgebrachten Hautproblemfelder werden
abschließend die Chancen und Möglichkeiten einer nachhaltigen touristischen Entwicklung
der Region ermittelt. Neben den Potenzialen werden aber auch die Herausforderungen in
Bezug auf eine touristische Valorisierung dargelegt sowie die absehbaren Einschränkungen
der Tourismusentwicklung der Müllerthalregion aufgezeigt.
4
Danksagung
Ohne die Unterstützung vieler Personen hätte diese Arbeit nicht in der vorliegenden Form
entstehen können. Mein erster Dank gilt meinem Betreuer Herrn Prof. Guy Schmit, der sich
der arbeits- und zeitintensiven Betreuung dieser Untersuchung annahm. Er gab stets wichtige
Impulse für die Bearbeitung und Durchführung dieser Studie, auch trugen seine konstruktivkritischen Einwände zu einer erheblichen Vertiefung vieler Argumente bei.
Vor allem bin ich auch André Hartmann, Präsident des Tourismusverbandes MüllerthalKleine Luxemburger Schweiz zu Dank verpflichtet, denn neben den vielen anregenden
Gesprächen hat er wichtige Dokumente zur Verfügung gestellt, ohne die es nicht möglich
gewesen wäre, eine solch ausführliche Arbeit zu verfassen. Er gewährte Einblicke in Daten
und Information der Gemeindeverwaltung und ermöglichte somit die Durchführung dieser
Studie.
Besonders dankbar bin ich für die vielen konstruktiven Kommentare von Jean-Claude
Grosbusch, Valérie Feltgen, Nadine Rassel und Marc Schoentgen, die geholfen haben die
Qualität dieser Arbeit zu steigern.
Besonders dankbar bin ich auch den zahlreichen Gesprächsteilnehmern, die sich für die
Durchführung eines formalen Interviews Zeit genommen haben und deren Ideen und
Überlegungen in diese Arbeit eingeflossen sind.
5
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG ...................................................................................................................... 9
2. DER REGIONALE BETRACHTUNGSRAUM: EIN ÜBERBLICK........................... 11
2.1. EINGRENZUNG DES BETRACHTUNGSGEBIETES ................................................................ 11
2.1.1. Müllerthal – die Kleine Luxemburger Schweiz? ..................................................... 11
2.1.2. Die Region Müllerthal ............................................................................................ 12
2.2. REGIONAL- UND ORTSENTWICKLUNG ............................................................................. 15
2.2.1. Bevölkerungsgeographische Entwicklung .............................................................. 15
2.2.2. Siedlungsentwicklung .............................................................................................. 17
2.3. WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ERWERBSSITUATION ....................................................... 18
2.4. VERSORGUNGSSTRUKTUR ............................................................................................... 19
2.5. ECHTERNACH: SONDERSTATUS GRENZSTADT................................................................. 20
3. DER MODERNE TOURISMUS ZWISCHEN ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE ...... 23
3.1. TOURISMUS: GRUNDLAGEN UND ERFASSUNG ................................................................. 23
3.1.1. Definition von Tourismus ........................................................................................ 24
3.1.2. Tourismusarten ....................................................................................................... 26
3.1.3. Erfassung von Tourismus ........................................................................................ 31
3.2. ANGEBOT UND NACHFRAGE IM TOURISMUS ................................................................... 32
3.2.1. Definition von Destination ...................................................................................... 32
3.2.2. Touristisches Angebot ............................................................................................. 33
3.2.3. Touristische Nachfrage ........................................................................................... 36
3.3. AUSWIRKUNGEN DES TOURISMUS IM REGIONALEN BEREICH .......................................... 40
3.3.1. Ökonomische Wirkungen ........................................................................................ 40
3.3.2. Ökologische Wirkungen .......................................................................................... 41
3.3.3. Soziokulturelle Wirkungen ...................................................................................... 43
3.3.4. Nachhaltiger Tourismus.......................................................................................... 44
3.3.5. Welterbe und Tourismus ......................................................................................... 45
4. TOURISMUS IN ECHTERNACH UND DER MÜLLERTHALREGION: EINE
BESTANDSAUFNAHME ..................................................................................................... 47
4.1. GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ...................................................................................... 47
4.2. TOURISTISCHE ENTWICKLUNG ........................................................................................ 49
6
4.3. TOURISMUSPOLITISCHE INSTITUTIONEN: WICHTIGE AKTEURE IM TOURISMUS ............... 56
4.4. TOURISTISCHES ANGEBOT .............................................................................................. 57
4.4.1. Naturräumliche Rahmenbedingungen der touristischen Nutzung .......................... 57
4.4.2. Verkehrsgeographische Situation: Erschließung und Mobilität ............................. 63
4.4.3. Generelle Infrastruktur und Humanpotential ......................................................... 67
4.4.5. Touristische Infrastruktur ....................................................................................... 73
4.5. TOURISTISCHE NACHFRAGE ............................................................................................ 80
4.5.1. Eigene quantitative Umfrage .................................................................................. 80
4.5.2. SWOT-Analyse der Region Müllerthal ................................................................... 95
4.6. WIRKUNGEN DES TOURISMUS AUF WIRTSCHAFT, UMWELT UND SOZIOKULTUR ............ 98
4.6.1. Ökonomische Wirkungen ........................................................................................ 98
4.6.2. Ökologische Wirkungen ........................................................................................ 103
4.6.3. Soziokulturelle Wirkungen .................................................................................... 104
4.7. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT.................................................................... 105
4.7.1. Rückläufige Besucherzahlen und veränderte Reiseabsichten als Ausgangsituation
......................................................................................................................................... 105
4.7.2. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der touristischen Entwicklung ................. 109
5. FAZIT ................................................................................................................................ 119
KARTENVERZEICHNIS ................................................................................................... 121
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................... 121
QUELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ 124
LITERATURVERZEICHNIS ..................................................................................................... 124
INTERNETADRESSEN UND PRINTMEDIEN .............................................................................. 133
LISTE DER INTERVIEWTEN POLITIKER, EXPERTEN UND AKTEURE ............ 135
ANHANG .............................................................................................................................. 136
7
8
1. Einleitung
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Tourismusbranche in Luxemburg
zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig. Für touristisch geprägte Regionen gilt es als
Herausforderung, den Tourismus zu fördern, ohne die naturräumlichen und gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen negativ zu beeinflussen. Am Beispiel der im Osten von Luxemburg
gelegenen Müllerthalregion soll die touristische Valorisierung einer Region mitsamt einer
Kleinstadt vorgestellt werden.
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine fremdenverkehrsgeographische
Untersuchung. Mittels theoretischer und empirischer Analysen, wird die Tourismusstruktur
der
Müllerthalregion
einschließlich
der
Abteistadt
Echternach
vorgestellt.
Diese
Untersuchung beruht auf einer theoretischen Basis und wird sich nicht nur auf eine
Bestandsaufnahme der aktuellen Tourismusstruktur der Müllerthalregion und Echternach
beschränken, sondern auch rückblickend die touristische Entwicklung der Region sowie deren
Impulse, Hintergründe und Konsequenzen darlegen und hinterfragen. Daher werden im Zuge
dieser Arbeit, neben den vorhandenen touristischen Strukturen, zusätzlich naturräumliche,
wirtschaftliche sowie sozial- und bevölkerungsgeographische Aspekte der Müllerthalregion
untersucht, denn diese bilden die Grundvoraussetzungen für die touristische Entwicklung in
der Region. Insbesondere sollen die Stärken und Schwächen der Region herausgearbeitet
werden. Auch wird diese Arbeit das Bild und die Vermarktung der Müllerthalregion als ein
gesamtes, in sich funktionierendes touristisches System hinterfragen sowie die künftige
Ausrichtung und Aufgaben der Müllerthalregion im Hinblick auf eine verstärkte touristische
Aufwertung der Region ermitteln. Auch werden die aus dem Tourismus hervorgehenden
wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Folgen ermittelt, um abschließend die
Potenziale einer nachhaltigen Tourismusentwicklung der Müllerthalregion darzulegen, aber
auch um deren Grenzen festzulegen.
9
Folgende Fragen in Bezug auf die aktuelle Tourismusstruktur und deren zukünftige
Entwicklung sind zu beantworten:
 Was sind die naturräumlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen, die eine
touristische Valorisierung ermöglichen?
 Inwiefern wird der Untersuchungsraum vom Tourismus geprägt?
 Welchen soziökonomischen Stellenwert hat der Freizeit- und Fremdenverkehr für die
Müllerthalregion und die Stadt Echternach?
 Welches sind die Hauptproblemfelder und Defizite der touristischen Entwicklung der
Müllerthalregion mit der Kleinstadt Echternach?
 Welche Möglichkeiten ergeben sich für die touristische Entwicklung des
Untersuchungsraumes?
Methodische Vorgehensweise
Erst eine intensive Einlesephase in die
einschlägige Fachliteratur, in der das
Hintergrundwissen zu den einzelnen Schwerpunkten erarbeitet wurde, ermöglichte eine
theoretische Einbettung des Themas. Auf diese theoretische Vorbereitungsphase folgte auch
die eigentliche Untersuchung des Fallbeispiels, die sowohl einen quantitativen als auch einen
qualitativen Ansatz aufweist. Grundlage der quantitativen Forschung bilden die Daten und
Unterlagen des nationalen Statistikamtes, dem STATEC („Institut National de la Statistique et
des Études Économiques du Grand-Duché du Luxembourg“). Allerdings gewährleisten
statistische Zahlen oftmals nur eine einseitige Betrachtung komplexer Gegebenheiten und
können deren Vielschichtigkeit oftmals nicht wiedergeben. Ohnehin sind nicht alle Strukturen
statistisch erfassbar, weshalb die vorliegende Arbeit auch auf einer empirischen
Datenerhebung beruht, welche sich aus einer klassischen, standardisierten Fragebogenanalyse
und Experteninterviews zusammensetzt. Sinn der Fragenbögen ist es, möglichst viele
Informationen zu komplexen Strukturen zu erhalten und diese anschließend mittels eines
Tabellenkalkulationsprogramms auszuwerten. Die Interpretation der aufgezeichneten
Experteninterviews soll zu einer umfassenden Betrachtung des Untersuchungsraumes führen.
Die aus den Erhebungen und Interviews gewonnenen Einsichten fließen unter
Berücksichtigung der nationalen Statistiken mit in die Untersuchung des Fallbeispiels ein.
10
2. Der regionale Betrachtungsraum: Ein Überblick
Die Bestandsaufnahme der Strukturen in Echternach und der Müllerthalregion dient als
Grundlage der Prognosen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Region. Zuerst wird
die Region vorgestellt, dann wird die demographische und ökonomische Entwicklung der
gesamten Region betrachtet.
2.1. Eingrenzung des Betrachtungsgebietes
2.1.1. Müllerthal – die Kleine Luxemburger Schweiz?
Die Bezeichnung „Mëllerdall“ ist auf das mittelalterliche „mullerdaile“ zurückzuführen und
war anfangs nur ein Flurname im Tal der Schwarzen Ernz. Später wurde dort eine Siedlung
gegründet, die den Namen „Müllerthal“ übernahm. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff
„Müllerthal“ jedoch für die ganze Region um Echternach, Befort, Berdorf, Consdorf und
Waldbillig angewandt. Laut dem Touristenführer des Echternacher Verschönerungsvereins
von 1907 gaben holländische Reisende, die als erste fremdländische Besucher dieser Region
gelten, dem Müllerthal aufgrund seiner beeindruckenden Felsformationen den Beinamen
„Luxemburger Schweiz“. Dieser hat sich als touristische Landschaftsbezeichnung
durchgesetzt.1 Im Zuge dieser Arbeit sind die Begriffe „Müllerthal“, „Müllerthalregion“,
„Luxemburger Schweiz“ und „Kleine Luxemburger Schweiz“ gleichzusetzen mit der Region
Müllerthal-Kleine Luxemburger Schweiz (siehe Karte 1) auf die sich diese Arbeit bezieht.
Aufgrund der Talausgangslage und der Funktion als Grundzentrum für die gesamte Region,
wird die Kleinstadt
Echternach als
unumgänglicher und
fester
Bestandteil
der
Müllerthalregion angesehen und wird im Folgenden nur explizit erwähnt, wenn ausschließlich
die Abteistadt angesprochen wird.
1
Vgl. KRIPPEL 2005 S. 25, 26 und 37.
11
2.1.2. Die Region Müllerthal
a) Die Müllerthalregion auf nationaler Ebene
Das Untersuchungsgebiet im Osten des Großherzogtums umfasst die 15 Gemeinden der
Region Müllerthal-Kleine Luxemburger Schweiz2 mitsamt der darin eingebetteten Abteistadt
Echternach. Im Anhang befindet sich eine Karte auf der alle touristischen Regionen von
Luxemburg dargestellt sind.3
N
Karte 1: Gemeinden der Müllerthalregion
(Quelle: nach http://mu.leader.lu/de/region und http://www.mullerthal.lu/)
2
2008 war das Gründungsjahr der Region Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz sowie für den dafür
zuständigen Tourismusverband (ORT) Müllerthal- Kleine Luxemburger Schweiz.
3
Siehe Dokument 1.
12
Diese 15 Gemeinden verteilen sich auf drei Kantone (Echternach, Mersch, Diekirch) und drei
Distrikte (Grevenmacher, Luxemburg, Diekirch), die in der folgenden Tabelle veranschaulicht
werden:
4877
20,5
Echternach
774
19,5
Heffingen
Fischbach, Schoos, Angelsberg,
Weyer, Stuppicht, Koedange,
Schiltzberg.
Heffingen, Reiland
1016
13,3
Larochette
Larochette
1977
15,4
Medernach
Medernach, Savelborn, Marxbierg,
Osterbour, Pletschette, Kitzebur
1172
15,6
Mompach
Born, Moersdorf, Boursdorf,
Givenich, Herborn, Mompach
1022
27,6
Nommern
Nommern, Cruchten, Ober- und
Niederglabach, Schrondweiler,
Aechelbour
1104
22,4
Reisdorf
Bigelbach, Hoersdorf, Reisdorf,
Wallendorf
1017
14,8
Rosport
Dickweiler, Girst, Girsterklaus,
Hinkel, Osweiler, Rosport, Steinheim
Christnach, Haller, Waldbillig,
Müllerthal, Freckeisen, GrundhofSchloss, Harthof, Kelleschhof,
Niesenthal, Oligsmühle, Savelborn
2022
29,5
1425
23,3
22.795
286,5
Fischbach
Waldbillig
TOTAL
Grevenmacher
25,7
Luxemburg
1769
Consdorf
Diekirch
21,9
macher
1582
Berdorf
burg
23,3
Greven-
1003
Luxem-
Bech, Altrier, Blumenthal, Geyershof,
Graulinster, Hemstal, Hersberg,
Kobenbour, Rippig, Zittig
Berdorf, Bollendorf-Pont,
Weilerbach, Grundhof, Kalkesbach.
Breidweiler, Colbette, Consdorf,
Scheidgen Marscherwald, Wolper
Echternach
Diekirch
Bech
Distrikt
Grevenmacher
13,7
Echternach
2035
Mersch
Beaufort, Dillingen, Grundhof
Diekirch
Beaufort
Kanton
Echternach
in km2
Mersch
(2009)
Diekirch
Einwohner Fläche
Ortschaften
Echternach
Gemeinde
Abb. 1: Einwohner, Fläche und administrative Zugehörigkeit des Untersuchungsraums
(Quelle: Daten www.Statec.lu, letzter Zugriff: 20.12.2010)
13
Die Sauer bildet die natürliche Grenze im Norden sowie im Osten und gleichzeitig auch die
Grenze zur Bundesrepublik Deutschland. Im Zuge dieser Arbeit werden die bundesdeutschen
Ortschaften, die jenseits der Grenze liegen und somit auch nicht mehr vom STATEC erfasst
werden, nicht mit in die Untersuchung einbezogen. In westlicher Richtung erstreckt sich die
Müllerthalregion bis an die Alzette, im Süden bilden folgende Gemeinden den Grenzsaum
zum Untersuchungsgebiet: Lintgen, Junglinster, Biwer, Manternach und Mertert. Die in
Luxemburg entspringenden Flüsse Weiße Ernz und Schwarze Ernz bilden die wichtigsten
Flussläufe der Müllerthalregion und münden in die Sauer.
b) Die Müllerthalregion in der Großregion
Auf regionaler Ebene betrachtet, liegt die Müllerthalregion inmitten der Großregion4. Neben
Luxemburg-Stadt liegen sechs weitere Agglomerationen in weniger als 200 km Entfernung:
Lüttich, Charleroi, Trier, Saarbrücken, Metz und Nancy. Folglich stellt die Müllerthalregion
einen ländlich und touristisch geprägten Raum innerhalb der Großregion dar.
Lüttich
Charleroi
Trier
Koblenz
Saarbrücken
Metz
Nancy
Karte 2: Die Müllerthalregion in der Großregion (Quelle: nach GRAUVOGEL 2009 S.7)
4
Die „Großregion“ umfasst das Großherzogtum Luxemburg, die belgische Region Wallonien, die französische
Region Lothringen sowie die deutschen Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz.
14
2.2. Regional- und Ortsentwicklung
2.2.1. Bevölkerungsgeographische Entwicklung
In den vorigen Jahrhunderten war die Bevölkerungsentwicklung in den Müllerthalgemeinden
rückläufig und sie erreichte ihren Tiefpunkt in 1960. Seitdem aber haben sich die
Müllerthalgemeinden jedoch stetig vergrößert. In der folgenden Graphik wird der rasche
Anstieg der Bevölkerung dargestellt und im Anhang5 befindet sich eine Tabelle mit den
gemeindebezogenen Zahlen.
170
160
Index = 100 fÜr 1960
150
140
Bevölkerungsentwicklung in
den Müllerthalgemeinden
130
120
110
Luxemburg
100
1960
1970
1981
1990
2000
2010
Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden im Vergleich mit der
Bevölkerungsentwicklung von Luxemburg
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Im Zeitraum von 1960 bis 2010 stieg die Einwohnerzahl von 15.623 auf 25.269 an. Dies
entspricht einem Bevölkerungswachstum von 62%. Somit liegt der Bevölkerungszuwachs der
Müllerthalregion leicht über dem landesdurchschnittlichen Zuwachs von 59%. Besonders in
den Gemeinden Beaufort, Fischbach und Larochette ist der Bevölkerungszuwachs mit einem
Anstieg von über 100% sehr hoch. In der Gemeinde Mompach hingegen ist der
Bevölkerungszuwachs mit 16% am geringsten. Auffällig ist auch noch das schwache
Wachstum des zentralen Ortes Echternach. Mit einer Wachstumsrate von 45% liegt das
Grundzentrum weit unter dem regionalen und nationalen Durchschnittswachstum.
Im folgenden Balkendiagram wird der rasche Anstieg der Bevölkerung im Land sichtbar.
Gründe für diesen Wachstumsschub waren neben einer steigenden Geburtenrate, der
5
Siehe Dokument 2.
15
wirtschaftliche Aufschwung sowie die dadurch entstandenen Arbeitsplätze. Folglich kam es in
der Müllerthalregion verstärkt zu Zuwanderungsprozessen von Luxemburgern, aber auch von
Immigranten.
25000
20000
15000
Ausländer
10000
Luxemburger
5000
0
1960
1970
1981
1991
2001
Abb. 3: Luxemburgische und ausländische Einwohner von 1960 bis 2010
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Betrug der Anteil der Ausländer 1960 knapp ein Zehntel der Gesamtbevölkerung, ist dieser
ein halbes Jahrhundert auf mehr als Vier Zehntel der Einwohner angestiegen. Dieser
beachtliche Prozentsatz weist auf die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung, auch in
den Müllertalgemeinden, hin. Die Portugiesen bilden, wie im ganzen Großherzogtum, die
bedeutendste Gruppe. Die Gemeinde mit dem landesweit größten Anteil an Portugiesen ist die
Müllerthalgemeinde Larochette mit 45%6.
6
BOUSCH, P. / CHILLA, T./ GERBER, P. / KLEIN, O./ SCHULZ, C. / SOHN, C. / WIKTORIN, D. (2009) :
Der Luxemburg Atlas. S. 173.
16
2.2.2. Siedlungsentwicklung
In den letzten Jahren haben sich die historischen Haufen-, Straßen- und Streudörfer durch die
Erweiterung von Wohnbauflächen stark verändert. Durch die oben beschriebene
Bevölkerungsentwicklung sowie die geänderten sozialen Strukturen (z.B. Auflösung der
Großfamilien) und landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen sind um die ursprünglichen
Siedlungskerne herum, an den Dorfrändern Neubausiedlungen entstanden.
Karte 3: Berdorf 1927
Karte 4: Berdorf 2010
(Quelle: www.geoportail.lu, letzter Zugriff 10.04.2011)
Diese verstärken nicht nur die Landzersiedlung und tragen erheblich zum Landverbrauch bei,
sondern die modernen Neubausiedlungen fügen sich auch nicht immer in das charakteristische
Dorfbild ein. Gleichzeitig führte die Erneuerung und Renovierung der historisch wertvollen
Bausubstanz in den Dorfkernen zur Vermeidung der Entvölkerung. Dies trug zu einer
Aufwertung des Dorfbildes bei. Jedoch stellt der zunehmende Flächenverbrauch die
Gemeinden unter Druck, denn die Erweiterung von Wohnbauflächen wird stets durch die
kostspielige Schaffung neuer, öffentlicher Einrichtungen begleitet. Besonders in die ländlich
geprägten Gemeinden Beaufort, Medernach, Larochette und Echternach steigt der
Flächenverbrauch stetig an, denn diese liegen in räumlicher Nähe zu städtisch geprägten
Grundzentren (Larochette und Echternach).7
7
Vgl. LEADER 2008 S.21 und MIAT 2009 S. 39-40.
17
2.3. Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation
In der folgenden Abbildung wird die aktuelle Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation
veranschaulich.
Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen
Erwerbstätige im Dienstleistungsektor
12%
5%
22%
Andere
Dienstleistungen
Primärer Sektor
Sekundärer Sektor
Beherbergungs- und
Gastronomiewesen
Tertiärer Sektor
73%
n= 8337
88%
Abb. 4: Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation 2001
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die letzten Daten über die wirtschaftliche Struktur stammen leider aus dem Jahre 2001, denn
damals fand die letzte Volkszählung statt. Neue Daten werden erst 2011 erscheinen. Da
jedoch in den letzten Jahren keine bedeutenden Veränderungen in der Wirtschaft vorkamen,
können die vorliegenden Daten dennoch genutzt werden. Demnach gab es in der
Müllerthalregion 8337 Erwerbstätige, von denen 73% im Dienstleistungssektor tätig waren.
Innerhalb des Dienstleistungssektors liegt der Anteil der im Tourismus Beschäftigten bei
12%. Jedoch ist die Mehrzahl dieser Arbeitsplätze von Saisonarbeitern besetzt. Da sich
aufgrund der wenig attraktiven Arbeits- und Lohnbedingungen kaum einheimische
Arbeitnehmer finden, greifen Hotel- und Gastronomiebetriebe auf ausländische Arbeitskräfte
aus der Grenzregion (Deutschland) zurück. 22% der Erwerbstätigen sind in der Industrie und
im Bauwesen beschäftigt, lediglich 5% in der Landwirtschaft. Da vielerorts die Nachfolge der
landwirtschaftlichen Betriebe nicht gesichert ist, nimmt mit der Anteil der in der
Landwirtschaft tätigen Bevölkerung weiter ab.
Insgesamt ist die Anzahl der vorhandenen Arbeitsplätze in der Müllerthalregion jedoch
weitaus geringer als die Zahl der Erwerbstätigen. Folglich pendeln viele Bewohner aus der
Müllerthalregion zwischen ihrem Wohnort innerhalb der Region und ihrem Arbeitsplatz
außerhalb der Region.
18
2.4. Versorgungsstruktur
Im Folgenden wird die Versorgungsstruktur der Müllerthalregion analysiert. Wie die Tabelle
veranschaulicht, spielen sich die meisten alltäglichen Besorgungen (Supermarkt, Bäcker,
Metzger, Tankstelle, Bank, Poststelle) in Larochette und in Echternach ab. Letztere ist jedoch
nicht nur eine Kleinstadt mit Grundversorgungsangebot, sondern auch Kantonalhauptstadt in
der sich eine Kongresszentrum, ein Steuerbüro, eine Polizeidienststelle und ein Gymnasium
samt Internat befinden. Folglich ist Echternach ein Grundzentrum8 mit Mittelzentralfunktion9.
Jedoch ist die medizinische Versorgung in der Müllerthalregion, so wie im ganzen Osten von
Luxemburg nicht zeitgemäß, da sich weder ein Krankenhaus noch eine „maison médicale“ in
der Region befinden. Die anderen ländlich geprägten Gemeinden weisen mangels
wirtschaftlicher Rentabilität kaum Versorgungseinrichtungen (z.B. Supermarkt, Bäcker usw.)
auf. Aufgrund der hohen Mobilität wurden in größeren Orten wie Echternach Einkaufszentren
gegründet, die zum Verschwinden des Einzelhandels in peripheren Gegenden beigetragen
haben.
Besonders die zahlreichen Campingtouristen leiden unter diesem Manko, denn eine direkte
Versorgung von Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist vor Ort nicht möglich.
Um sich zu versorgen, müssen die Touristen genauso wie die Einheimischen auf die
Großmärkte von Echternach, Junglinster oder Diekirch ausweichen. Jedoch bieten zahlreiche
Bauernhöfe eine Direktvermarktung ihrer Produkte (Eier, Geflügel, Milchprodukte,
Gemüse…) an. Am bekanntesten dürfte wohl der Bauernhof Schmalen-Brouwer in Berdorf
sein, dessen Milchprodukte landesweit bekannt sind. Auch bieten mehrere Händler, vor allem
Bäcker, ihre Produkte in den Ortschaften an, indem sie auf mobile Verkaufswagen
zurückgreifen.
8
Ein Grundzentrum oder Unterzentrum ist ein zentraler Ort der unteren Stufe der zur Deckung des alltäglichen
oder kurzfristigen Bedarfs dient (Vgl. HEINEBERG 2004 S. 199-200).
9
Bei einem Grundzentrum mit Mittelzentralfunktion handelt es sich um einen zentralen Ort der nicht nur die
alltäglichen oder kurzfristigen Bedürfnisse des Umlandes deckt, sondern auch mit einzelnen Einrichtungen eines
zentralen Ortes mittlerer Stufe (z.B. Gymnasium) ausgestattet ist (Vgl. HEINEBERG 2004 S. 199-200).
19
Gemeinde
Supermarkt
Bäcker
Metzger
Bank
Post
Tankstelle
Befort
0
3
2
0
1
0
Bech
0
0
0
0
0
0
Berdorf
0
0
0
0
1
0
Consdorf
0
1
0
0
1
0
Echternach
3
5
3
5
1
6
Fischbach
0
0
0
0
0
0
Heffingen
0
0
0
0
0
0
Larochette
1
2
2
2
1
1
Medernach
0
1
1
0
0
0
Mompach
0
0
0
0
0
0
Nommern
0
0
0
0
0
0
Reisdorf
0
1
0
0
1
0
Rosport
0
0
0
0
1
3
Waldbillig
0
0
0
0
0
0
Total
4
13
8
7
7
10
Abb. 5: Versorgungstruktur in den Müllerthalgemeinden
(Quelle: www.editus.lu, letzter Abruf: 30.07.2010)
2.5. Echternach: Sonderstatus Grenzstadt
Seit dem Wiener Kongress bildet die Sauer die natürliche Grenze zwischen Luxemburg und
Deutschland. So kam es zur Teilung Echternachs. Der am rechten Sauerufer gelegene
luxemburgische Teil behielt den Namen Echternach, der am linken Sauerufer in Preußen
gelegene Teil erhielt den Namen Echternacherbrück. „Die 1815 gezogene Grenze entlang der
Sauer hat die gewachsenen Beziehungen der Bevölkerung beiderseits der Grenzen erschwert,
aber nicht getrennt.“10 Durch die historische Verbindung und durch die Nähe gibt es seit jeher
enge Beziehungen zwischen diesen beiden Orten, die sich in grenzüberschreitenden Strömen
von Menschen ausdrücken. Im 20. Jahrhundert war „der Zugang über die [Sauer]Brücke nach
10
PALZKILL, L. (2002): Sauertal ohne Grenzen. Wanderungen durch die deutsch-luxemburgische
Felsenlandschaft. S. 17.
20
Deutschland […] für die Touristen [sowie für die Echternacher] frei von jeder
Passkontrolle.“11
Heute, in Zeiten des Schengener Abkommens, kommt es in diesem Grenzgebiet zu zwei
verschiedenen Arten von grenzüberschreitenden Touristenströmen:
1) Verkehrsströme bedingt durch Touristen, die in Echternach und der Müllerthalregion
selbst ihren Urlaub verbringen
2) Verkehrsströme ausgelöst von Touristen, die am linken Sauerufer in Deutschland
ihren Urlaub verbringen und nur für Freizeitaktivitäten die Grenze überqueren.
Neben diesen touristischen Besucherströmen gibt es noch die Pendler, die tagtäglich und
vermehrt am Wochenende einer Freizeitaktivität nachgehen (z.B. Klettern in Echternach,
Tennis in Bitburg). Diesen Freizeitaktivitäten stehen die Versorgungsbedürfnisse gegenüber,
die sich dank der offenen Grenzen und der steuerlichen Unterschiede auch in
grenzüberschreitenden Verkehrsströmen ausdrücken. Neben den monatlichen Einkäufen der
Deutschen von Benzin, Tabak, Alkohol, Schokolade und Kaffee bilden die deutschen Pendler,
die in Echternach und dem ganzen Großherzogtum arbeiten, auch die Hauptströme. Aufgrund
der vielen deutschsprachigen Pendler hat sich das Deutsche neben dem Luxemburgischen als
weitere gesprochene Sprache in der Müllerthalregion im Dienstleistungsbereich durchgesetzt.
Im Rest des Landes hingegen beeinflussen aber eher die französischen und belgischen Pendler
die Sprachwahl.
Die Verkehrsströme von Luxemburg nach Deutschland hingegen beruhen auch auf
Versorgungsbedürfnissen, jedoch handelt es sich bei diesen eher um alltägliche Besorgungen,
da viele Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel in Deutschland um einiges günstiger sind.
Allerdings sind nicht nur die Lebensmittel bedeutend billiger, sondern auch die Grundstücke
und Wohnungsmieten. Aus diesem Grunde sind besonders in den letzten Jahren viele
Luxemburger aus dem Raum Echternach nach Deutschland gezogen, um dort günstiger zu
wohnen und zu leben. Die genaue Zahl dieser Auswanderer ist jedoch nicht zu erfassen, da
diese oft weiterhin in Luxemburg angemeldet bleiben, damit sie ihrer gut bezahlten
luxemburgischen Arbeit nachgehen und ihre Kinder in Echternach die Schule besuchen
können.
11
VERSCHÖNERUNGSVEREIN ECHTERNACH (1933) : Echternach und die Luxemburger Schweiz (auch
das linke Sauerufer). S. 87.
21
Folglich stellt die Grenzstadt Echternach einen zentralen Ort, ein Grundzentrum, in einem
eher ländlich geprägten Raum darstellt dar.12
Obschon es sich beim Müllerthal um einen strukturschwachen Raum handelt, weisen die
Gemeinden aus der Region wachsende Bevölkerungszahlen auf. Aufgrund der fehlenden
Arbeitsplätze kann behauptet werden, dass es sich bei diesen Gemeinden um
„Schlafgemeinden“ handelt, in denen im Laufe der Zeit ein Prozess der Reurbanisierung
stattgefunden hat.
12
Vgl. MIAT 2009 S. 9.
22
3. Der moderne Tourismus zwischen Ökologie und Ökonomie
Im Folgenden werden die theoretischen Aspekte erläutert und dargelegt, die für die
vorliegende Arbeit von Interesse sind. Vor allem werden Einblicke in die Geographie der
Freizeit und des Tourismus gegeben, die im Hinblick auf die Untersuchungen im
Betrachtungsraum Echternach von entscheidender Bedeutung sind.
3.1. Tourismus: Grundlagen und Erfassung
Als Grundlagen des Tourismus gelten Freizeit und Urlaub. Im Laufe der Zeit hat sich das
Phänomen des Reisens gewandelt. Im Mittelalter pilgerte man nach Jerusalem, in der Neuzeit
unternahmen Aristokraten Bildungsreisen und heutzutage verreist man in Massen.
Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Freizeit- und Fremdenverkehr begann
erst im Laufe des 20. Jahrhundert als sich die „reine Arbeitsgesellschaft zur Arbeits-,
Konsum-, Freizeit- und Multioptionsgesellschaft“13 wandelte. Im Wandel der Zeit entwickelte
sich der Tourismus zum Kennzeichen der modernen Industriegesellschaft.
Durch die zunehmende gesellschaftliche, aber vor allem wirtschaftliche Bedeutung des
Freizeit-
und
Fremdenverkehrs
Forschungsgegenstand
der
wurde
dieses
raumbezogene
Volkswirtschaftswissenschaften.
Erst
Phänomen
später
zunächst
wurde
die
Fremdenverkehrsgeographie bestimmten Teildisziplinen der Geographie, wie der Verkehrs-,
Wirtschafts- oder Sozialgeographie, zugeordnet. In den 1960er Jahren entwickelte sich die
Fremdenverkehrsgeographie14, beziehungsweise die Geographie der Freizeit und des
Tourismus zur eigenständigen Teildisziplin der Kulturgeographie.
13
GROSS, P. (1994) : Die Multioptionsgesellschaft in: MUNDT, W. J. (2006): Tourismus. S.41.
Dieser Fachbegriff gilt weitgehend als veraltet und wird zunehmend durch „Geographie der Freizeit und des
Tourismus“ ersetzt, wobei die Begriffe Freizeit und Tourismus hier als deckungsgleich betrachtet werden. Vgl.
BECKER / HOPFINGER / STEINECKE (2007) S. 1.
14
23
3.1.1. Definition von Tourismus
Obschon die Geographie der Freizeit und des Tourismus weltweit Gegenstand geographischer
Forschung ist, fehlt eine einheitliche Definition dieses vielseitigen Phänomens. Als
weitgehend akzeptiert gelten jedoch die Begriffsbestimmungen von KASPAR und der World
Tourism Organisation:
„KASPAR (1996) definiert die Begriffe „Tourismus“ bzw „Fremdenverkehr“ als
„Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der
Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der
Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Aufenthaltsort
ist.“15
„Der Tourismus [umfasst] alle Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb
ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder
bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung
aufhalten.“16
Laut diesen beiden Definitionen handelt es sich beim Tourismus um ein raumbezogenes und
zeitlich begrenztes Phänomen, denn der Ortswechsel zwischen Wohn- und Zielort ist nur
vorübergehend. Neben diesen räumlichen und zeitlichen Kriterien spielt noch das Motiv des
touristischen Aufenthaltes eine wesentliche Rolle.
Das Phänomen Tourismus nimmt also viele Formen an und reicht vom Museumsbesuch, über
ein Wochenende bei Freunden auf dem Lande oder einem mehrtägigen Stadtausflug bis hin
zum zweiwöchigen All-Inclusive-Aufenthalt in der Dominikanischen Republik. Trotzdem
besitzen alle noch so unterschiedlichen Tourismusformen eine Gemeinsamkeit: die
Freiwilligkeit17. Laut STEINECKE gibt es drei wesentliche Merkmale die einen Touristen
kennzeichnen:
1) Touristen sind ortsfremd, sie wechseln vom Wohnort zum Zielort.
2) Touristen sind temporäre Bewohner, nach einer gewissen Dauer kehren sie zum
Wohnort zurück.
3) Touristen konsumieren, sie gehen keiner regulären beruflichen Tätigkeit am Zielort
nach18 .
15
KASPAR, C. (1996): Die Tourismuslehre im Grundriss in: STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine
geographische Einführung. S. 13.
16
SPÖREL, U.: Die amtliche deutsche Tourismusstatistik in: HAEDERICH, G. (1998): TourismusManagement, Tourismus-Marketing und Fremdenverkehrsplanung in: STEINECKE, A. (2006) : Tourismus.
Eine geographische Einführung. S. 14.
17
Alle Raumüberwindungen werden aus freiwilligen Stücken unternommen, folglich werden
Gefängnisaufenthalte oder Aufenthalte in Flüchtlingslagern ausgeschlossen.
18
STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 13.
24
NAMBERGER und SCHMUDE grenzen den Begriff „Tourismus“ folgendermaßen ab:
Abb. 6: Abgrenzung verschiedener Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zur Definition von
Touristen (Quelle: SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 3)
Diese beiden Autoren unterteilen die Gesamtbevölkerung in Reisende, Nicht-Reisende und
Nie-Reisende. Letzere verreisen aus verschiedenen Gründen (persönlicher, familiärer,
gesundheitlicher oder finanzieller Natur) eben nie, wohingegen die Nicht-Reisenden nur für
eine bestimmte Zeit keinen Ortswechsel unternehmen. Zu den Reisenden zählen die sonstigen
Reisenden (Gastarbeiter, Diplomaten, Flüchtlinge, Nomaden und Pendler) sowie die
Besucher. Letzere werden in Tagesausflügler und Touristen unterteilt. Wie der Name bereits
andeutet, ist bei Tagesbesuchern die Dauer des Aufenthalts auf einen Tag reduziert, beim
Touristen hingegen findet mindestens eine Übernachtung statt.
Nach SCHMUDE und NAMBERGER zählen Personen, die aus beruflichen Gründen reisen
auch zu Tagesausflüglern oder Touristen, wenn sie z.B. als Besucher von Tagungen und
Messen einen vorübergehenden Ortswechsel vornehmen und am Zielort konsumieren.
25
3.1.2. Tourismusarten
Aus diesen weitgefassten Definitionen haben sich verschiedene Tourismusarten in Bezug auf
Reisedauer, -entfernung und -motiv entwickelt. Im Folgenden werden nur die für diese Arbeit
relevanten Formen des Tourismus vorgestellt; es handelt sich hierbei um eine kleine Auswahl
an Bereichen der Tourismusforschung.
a) Städtetourismus
Städte waren schon immer politische, kulturelle und gesellschaftliche Zentren und haben seit
jeher Reisende angezogen. In den 1970er Jahren haben die Forscher begonnen sich für die
Stadt als Raum für Freizeit und Tourismus zu interessieren. „Städtetourismus“ wurde als
Oberbegriff für die verschiedenen Arten von Stadtbesuchen bestimmt. Die unterschiedlichen
Formen von Städtetourismus werden je nach Reisemotiv (z.B. privat oder beruflich) und
Reisedauer (Tagesausflug oder Reise mit Übernachtung) gegliedert. „Angesichts dieser
Komplexität ist es bisher nicht gelungen, eine exakte, generell anerkannte und gültige
Definition [des Städtetourismus] zu erarbeiten.“19
Städte kennzeichnen sich durch ein vielfältiges touristisches Angebot und bieten dem privat
Reisenden ein Gesamterlebnis, das sich unter anderem aus Kultur und Bildung, Events,
Shoppingmöglichkeiten und Restaurants zusammensetzt. Folglich gelten Städtereisen bei
allen
Alters-,
Bildungs-
und
Sozialgruppen
als
beliebt.
Dennoch
weisen
diese
unterschiedlichen Personengruppen Gemeinsamkeiten auf:

Stadtbesucher bleiben meistens nur einen Tag, maximal vier Nächte,

Städtereisen
werden
meist
individuell
organisiert
und
vorwiegend
an
Wochenenden und Feiertagen unternommen,

In Großstädten findet sich vorwiegend ein jüngeres Reisepublikum ein als in
Mittelstädten und Kleinstädten.20
Städte sind nicht nur Zentren des privat motivierten Tourismus, sondern vor allem auch des
Geschäftsreiseverkehrs. Beim beruflich bedingten Reiseverkehr spielen die Geschäfts- und
Dienstreisen sowie der Messe- und Ausstellungstourismus eine bedeutende Rolle, besonders
in größeren Städten, da diese eine gute Infrastruktur aufweisen. Zunehmend an Bedeutung
19
20
STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 124.
Ebd. S. 124-125.
26
gewinnen die Freizeit- und Erholungsangebote, die das sogenannte „Begleitprogramm“ im
Geschäftsreiseverkehr bilden.21
Aufgrund diverser Nachfragen haben sich viele Städte spezialisiert. So unterscheidet man
zwischen Messestädten, Musicalstädten, Städten mit regionalem Bezug oder historischem
Schwerpunkt, Kunst- und Kulturstädten sowie internationalen Städten mit multiplen
Schwerpunkten. Auch greifen Städte auf historische Persönlichkeiten zurück: Johann
Wolfgang Goethe lebte in Weimar, Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg22 und der heilige
Willibrord in der Abteistadt.
b) Kongress- und Tagungstourismus23
„Der Kongress- und Tagungstourismus wird im Allgemeinen dem
Geschäftsreiseverkehr zugeordnet oder häufig auch als Phänomen des
Städtetourismus angesehen. Grundlagenarbeiten zum Kongress- und
Tagungswesen machen jedoch deutlich, dass der Tagungs- und
Kongressreiseverkehr in seiner Feinstruktur erhebliche Unterschiede zum
klassischen Geschäftsreiseverkehr aufweist und somit als eigenständiges
Nachfragesegment zu analysieren ist.“24
Die beiden Tourismussegmente Kongress- und Tagungstourismus weisen erhebliche
Unterschiede auf. So handelt es sich beim Kongress- und Tagungstourismus um eine Art
Gruppenreise, während es sich beim Dienst- und Geschäftstourismus eher um individuell
reisende Geschäftsleute handelt. Ein weiterer Unterschied bilden die Reiseanlässe, die im
Geschäfts- und Dienstreiseverkehr ausschließlich beruflicher Natur sind. Beim Tagungs- und
Kongresstourismus können dagegen auch nebenberufliche Tätigkeiten aus den Bereichen
Kultur, Politik, Sport und Naturwissenschaften als Reisemotiv gelten. Bei Tagungen und
Kongressen wird den Teilnehmern nicht nur Fachwissen vermittelt, zusätzlich dienen diese
Zusammenkünfte dazu geschäftliche und gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen.
21
ANTON-QUACK, C. / QUACK, H.-D. : Städtetourismus Eine Einführung in: BECKER, C. / HOPFINGER,
H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 199.
22
STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 133.
23
SCHREIBER, M.-T. : Kongress- und Tagungstourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE,
A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 204-212.
24
Ebd. S. 205.
27
SCHREIBER definiert den Kongress- und Tagungstourismus wie folgt:
„Der Kongress- und Tagungstourismus umfasst die Gesamtheit der Beziehungen
und Erscheinungen, die sich aus der Reise und aus dem Aufenthalt von
überwiegend beruflich motivierten Personen ergeben, die für einen begrenzten
Zeitraum in Destinationen reisen […] um an standortübergreifenden
Veranstaltungen mit internationalem oder nationalem Charakter teilnehmen.“25
Laut SCHREIBER handelt es sich bei Tagungs- und Kongressveranstaltungen also um
zeitlich begrenzte Treffen von ortsfremden Personengruppen zum nebenberuflichen oder
geschäftlichen Inforationsaustausch.
c) Tagesausflugsverkehr
Die Bedeutung von „Tagesausflugsverkehr“ scheint zunächst unmissverständlich: im ersten
Teil des Wortes wird die Dauer des Ausflugs auf einen Tag reduziert und im zweiten Teil des
Wortes handelt es sich laut SCHNELL um einen „(…) Verkehrsvorgang, bei dem die
Distanzüberwindungen angesprochen sind und der als (… ),Zirkulation‘ zu bezeichnen ist.
(…) die Zirkulation gilt als eine (…) Form des räumlichen Verhaltens, das bei seiner
Daseinsgrundfunktion ,Sich Erholen‘ auftritt.“26 Deshalb werden die beiden Begriffe
Naherholung und Tagesausflugsverkehr oft in einem Zusammenhang erwähnt. Dennoch
unterscheiden sich die beiden Begriffe in Bezug auf die Reisedauer. Naherholung umfasst
sowohl Tagesausflüge als auch mehrtägige Kurzurlaube. Tagesausflugsverkehr hingegen
umfasst nur Tagesbesuche ohne Übernachtung.
Der Tagesausflugsverkehr ist laut SCHNELL von verschiedenen Komponenten geprägt, die
eine genaue Analyse der Tagestouristen ermöglichen:

„Sozialdemographische Determinante: Geschlecht, Alter, Konfession, Familienstand,
sozialer Status (Schulbildung, Beruf, Berufstätigkeit, Arbeit), Einkommen (Besitz von
Freizeitmitteln, -instrumenten und –ausrüstungen, inkl. Pkw),

ökologische Determinanten: Wohnung, Wohnumgebung, Wohnort.“27
Die sozialdemographischen Merkmale wie Schulausbildung und Beruf, sowie die PkwVerfügbarkeit haben im Vergleich zu den ökologischen Komponenten heutzutage an
Bedeutung verloren. Heute ist es für Menschen, gleich aus welcher Gesellschaftsschicht,
25
SCHREIBER, M.-T. : Kongress- und Tagungstourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE,
A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 206.
26
SCHNELL, P.: Tagesausflugsverkehr in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007):
Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 273.
27
Ebd. S. 277.
28
selbstverständlich sich Erholung zu gönnen. Früher war dies eher ein Privileg des Bildungsund Bürgertums. Hinzu kommt, dass sicher die Wahrnehmung der ökologischen
Determinanten im Laufe der Zeit geändert hat. Der moderne Mensch sucht Abwechslung vom
Alltag. Durch den gesellschaftlichen Wandel im 20. Jahrhundert kam es zu einer
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Folglich besitzen die meisten Familien ein Auto
und können sich einen Tagesausflug leisten oder zumindest auf die öffentlichen
Verkehrsmittel zurückgreifen. Tagesausflügler sind vor allem junge Familien, Rentner oder
kinderlose Ehepaare, die das Wochenende nutzen, um einen Ausflug zu unternehmen. Die
einen sind auf der Suche nach Grünflächen und Spielplätzen, die anderen möchten der Hektik
ihres Wohnortes entfliehen oder sich vom Arbeitsstress erholen und entspannen.
d) Events
Der Begriff „Event“ stammt aus dem Englischen und wird mit Ereignis übersetzt. FEYDER
versteht unter touristischen Events „speziell inszenierte oder herausgestellte Ereignisse oder
Veranstaltungen von begrenzter Dauer (…). Entsprechend haftet Events etwa Einmaliges,
Besonderes oder Seltenes, Kurzfristiges (Vergängliches), Künstliches an im Gegensatz zu
permanenten, dauerhaften, langfristigen und natürlichen Faktoren des touristischen
Angebots.“28 Unter Events versteht man kurzfristige Ereignisse oder Veranstaltungen, die
einmalig oder periodisch wiederkehrend sind. Durch die bewusste Verknappung wird den
Events etwas Vergängliches verliehen und beim Besucher wird ein „Gefühl der
Einzigartigkeit“29 erzeugt. Einige Events finden ihren Ursprung in nicht-touristischen
Anlässen (z.B. Oktoberfest in München), jedoch sind die meisten Events künstlichen
Ursprungs. Ausnahmen bilden naturbezogene Events, wie z.B. die Paarung der Wale in
Kalifornien, eine Sonnenfinsternis oder ein Vulkanausbruch, die nicht speziell inszeniert,
jedoch touristisch vermarktet werden.
28
FREYER, W.: Event-Management im Tourismus. Kulturveranstaltungen und Festivals als touristische
Leistungsangebote in: FREYER, W. / MEYER, D. / SCHERHAG, K. (1998) : Events-Wachstumsmarkt im
Tourismus? Tagungsband zum 3. Dresdner Tourismus-Symposium. S. 19.
29
STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 139.
29
FREYER unterscheidet für verschiedene Anlässe für Events:
Abb. 7: Schematische Darstellung der Event-Anlässe
(Quelle: FREYER1998 S. 20, Schema: Joëlle SCHMIT)
FREYER unterscheidet die Events nach Art und Größe. Anhand dieser Abbildung wird
deutlich, wie vielseitig Events sein können.
e) Wandertourismus
Wandern ist die älteste Form der Distanzüberwindung und bezieht sich auf vielfältige
Fortbewegungsarten (zu Fuß, Pferd, Boot, Rad, Skier…). Wanderer als touristische
Zielgruppe weisen eine Reihe von Merkmalen auf. Laut LEDER sind Wanderer sehr
reisefreudig, in der Regel 50 Jahre oder älter und weisen ein höheres Bildungsniveau auf. Da
Wanderer mehrere Reisen pro Jahr unternehmen, gelten sie als attraktive Reiseklientel30. Da
auch die Reiseintensität dieser Altersgruppe in den letzten Jahrzehnten erheblich
zugenommen, bilden die Senioren einen wichtigen Wachstumsmotor im Tourismus.
Für den Wandertourismus ist die Landschaft mit ihrer naturräumlichen Ausstattung
grundlegend. „Unterschiedliche landschaftliche Besonderheiten können einen besonderen
30
LEDER, S.: Wandertourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der
Freizeit und des Tourismus. S. 328.
30
Reiz ausmachen“31 , so wie die Felsformationen der „Kleinen Luxemburgischen Schweiz“ in
der Nähe von Echternach. Regionen mit natürlichem Potential bieten oftmals eine Vielzahl an
touristischen Angeboten für Wandertouristen an: das Wandern auf Erlebnis- oder
Themenpfaden, das Wandern mit GPS: Nordic Walking, mehrtägige Wanderungen mit
Übernachtung, wanderfreundliche Unterkünfte…
3.1.3. Erfassung von Tourismus
Bei der Erfassung des Tourismusgeschehens werden laut STEINGRUBE 32 verschiedene
Daten benötigt, die einem Auskunft über das Volumen (z.B. Anzahl der Reisenden), die
soziodemographischen und ökonomischen Merkmale (z.B. Geschlecht, Alter, Beruf), die
allgemeinen Reisemerkmale (z.B. Verkehrsmittel, Aufenthaltsdauer), die Aktivitäten, die
Motive für die Reiseentscheidung sowie die ökonomischen Auswirkungen geben. Um an
diese Informationen zu gelangen, werden in der Geographie der Freizeit und des Tourismus
überwiegend empirische Daten erhoben. Dabei wird in erster Linie auf die quantitativen
Erhebungsmethoden zurückgegriffen, denn durch ihre Genauigkeit und Regelmäßigkeit
„liefern sie die Eckdaten zur Beschreibung des Geschehens in Freizeit und Tourismus.“33
Neben der amtlichen Statistik werden zunehmend auch qualitative Forschungsmethoden
angewandt. Zu den wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung zählen
Beobachtungen, Zählungen, Kartierungen und Befragungen, wobei Letztere die am häufigsten
eingesetzte Erhebungsmethode ist. Zählungen und Kartierungen unterscheiden sich von
Beobachtungen, indem sie quantitative Daten liefern und veranschaulichen. Allerdings
erfassen sie nur sichtbare Informationen (z.B. Bewegungshäufigkeiten). Befragungen
hingegen ermöglichen es nicht sichtbare Informationen (z.B. Beweggründe, Meinungen,
Bewertungen…) zu erfassen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden standardisierte Interviews mit
Hilfe eines Fragenbogens durchgeführt.
31
LEDER, S.: Wandertourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der
Freizeit und des Tourismus. S. 324.
32
STEINGRUBE, W.: Erhebungsmethoden in der Geographie der Freizeit und des Tourismus in: BECKER, C. /
HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 138-147.
33
Ebd. S. 139.
31
3.2. Angebot und Nachfrage im Tourismus
Unter touristischem Angebot versteht man die verschiedenen touristischen Leistungsträger
und unter touristischer Nachfrage die Verbraucher, die Reisenden. Bevor jedoch überhaupt
das touristische Angebot sowie die touristische Nachfrage thematisiert werden können, muss
zuerst der Begriff der touristischen Destination erläutert werden.
3.2.1. Definition von Destination
Destination bedeutet Reiseziel und dieser Begriff ist jedem geläufig, jedoch gilt er in der
einschlägigen Fachliteratur als umstritten. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Begriff aus Sicht
des Touristen betrachtet.
BIEGER definiert Destination als „Geographischen Raum (Ort, Region, Weiler), den der
jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen
Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung,
Beschäftigung. Sie ist damit die Wettbewerbseinheit im Incoming-Tourismus, die als
strategische Geschäftseinheit geführt werden muss.“34 Destinationen sind Reiseziele, die ein
Gast aufgrund der natürlichen oder vom Menschen geschaffenen Attraktionen besucht. Sie
bilden erwerbliche Package, die sich aus einem Bündel von Dienstleistungen sowie den
touristischen Attraktionen und Einrichtungen zusammensetzen. Die Einheit „Urlaub“ besteht
folglich
aus
einer
Kombination
von
verschiedenen
Einzelleistungen,
die
von
unterschiedlichen Unternehmen angeboten werden. Oft werden die einzelnen Anbieter
(Fluggesellschaft, Busunternehmen, Hotel usw.) gar nicht als solche wahrgenommen, der
Gast sieht nur das gesamte Leistungsbündel: die Destination. Folglich beurteilt der Tourist
nicht die einzelnen Komponenten, sondern schreibt die Qualität der einzelnen Leistung der
Destination zu.
Da die Abgrenzung der Destinationen aus Sicht der Besucher erfolgt, können diese, je nach
Zweck der Reise, unterschiedliche Ausmaße aufweisen und „von einem einzelnen
Attraktionspunkt (…), über einen Ort (…), eine Region (…) oder ein Land bis hin zum
Kontinent reichen.“35 Demzufolge bildet die Destination für einen Überseegast eine Reihe
von touristischen Zentren im Plan einer Rundreise, für einen Kongressteilnehmer hingegen
ein Hotel. Es besteht also oft eine Korrelation zwischen Größe und Entfernung der
34
35
BIEGER, T. (2006) : Tourismuslehre - Ein Grundriss. S. 142.
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 50.
32
Destination: umso größer eine Destination ist, desto weiter entfernt liegt sie. Demzufolge ist
der Raum in dem der Tourist sich bewegt, umso größer je weiter entfernt die Destination vom
Heimatort entfernt liegt. Folglich kann Luxemburg für einen Belgier oder einer Holländer
eine Destination darstellen, für einen Neuseeländer allerdings eher nicht.
Die Beurteilung und Bewertung von Destinationen erfolgt anhand qualitativer und
quantitativer Aspekten. Durch das Befragen von Touristen können die qualitativen Mängel
oder Vorzüge einer Destination ermittelt werden.36 Sind die Hotelzimmer sauber? Sind
öffentliche Transportmittel vorhanden? Ist die Destination leicht erreichbar? Gibt es genügend
Parkplätze und öffentliche Toiletten sowie behindertengerechte Einrichtungen? Neben den
qualitativen Kriterien erweisen sich quantitative Fakten wie z.B. die Zahl der
Übernachtungen, der Bettenauslastung und des Umsatzes als aufschlussreich, denn sie bieten
einen Einblick auf die Bedeutung einer Destination. Jedoch reichen die quantitativen
Kennzeichen allein für eine Beurteilung und Bewertung einer Destination nicht aus, sondern
müssen mit qualitativen Aspekten ergänzt werden.
Nachfolgend werden sowohl die touristische Angebots- als auch die Nachfrageseite
behandelt.
3.2.2. Touristisches Angebot
Die Entwicklung von Orten oder Regionen zu Destinationen basiert auf deren
Angebotsstrukturen. In Anlehnung an KASPAR unterscheidet STEINGRUBE37 zwischen vier
verschiedenen Angebotsseiten:
1. Die naturräumliche Ausstattung bildet das Basispotenzial einer touristischen
Erschließung. Die natürlichen Gegebenheiten (räumliche Lage, Klima, Landschaft,
Flora und Fauna...) bestimmen die touristischen Möglichkeiten einer Region. So
eignen sich Wüsten eher für Expeditionstourismus als für den Badetourismus und
Gebirgsregionen eher für den Wintersport- und Wandertourismus. Jede einzelne
Destination ist folglich aufgrund ihrer jeweiligen naturräumlichen Ausstattung für eine
bestimmte Tourismusform vorbestimmt.
2. Die generelle Infrastruktur, die in erster Linie für die Einwohner bereitgestellt
worden ist, wird zusätzlich von den Touristen in Anspruch genommen. Folglich
36
Jedoch muss berücksichtigt werden, dass bei einer solchen Studie subjektive Meinungen erforscht werden, die
nicht auf jede soziodemographische Gruppe zutreffen.
37
STEINGRUBE, W.: Freizeit- und Tourismusdestinationen: Management-Struktur-Politik-Planung in:
BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 444445.
33
gehören zur infrastrukturellen Grundausstattung die Ver- und Entsorgungs-, die
Kommunikations-
und
Verkehrsinfrastrukturen
sowie
die
Kultur-
und
Bildungseinrichtungen.
3. Das Humanpotenzial bildet eine weitere Voraussetzung für die touristische
Entwicklung. Einerseits erzeugen Kultur, Sprache, Mentalität, Tradition und
Brauchtum der lokalen Bevölkerung ein spezielles Ambiente, andererseits werden die
Einheimischen
als
Unternehmer
und
Arbeitskräfte
zu
Akteuren
im
Tourismusgeschehen.
4. Die touristische Infrastruktur, die sich aus den touristischen Einrichtungen und
Angeboten zusammensetzt, wird größtenteils von den Reisenden in Anspruch
genommen und nicht nur von den Einheimischen. Hierzu zählen die Beherbergungsund Verpflegungseinrichtungen sowie das touristische Transportwesen und die
Freizeiteinrichtungen
(Sport-
und
Kultureinrichtungen,
Veranstaltungen
oder
Radwege).
Laut SCHMUDE und NAMBERGER38 wird die touristische Infrastruktur im Vergleich zu
den anderen Angebotsstrukturen nicht als „gegeben“ angesehen und akzeptiert, sondern bietet
einen größeren Gestaltungsspielraum.
Die Übergänge zwischen dem ursprünglichen und abgeleiteten Angebot sind fließend, denn
die Einheimischen benutzten die touristischen Einrichtungen (z.B. Restaurants) genauso wie
die Touristen auch die Basisinfrastruktur (z.B. Öffentliche Transportmittel) benutzen.
Aufgrund der natürlichen Ausstattung und der generellen Infrastruktur sowie dem
Humanpotenzial unterscheiden SCHMUDE und NAMBERGER39 sieben verschiedene Arten
von Destinationen: Städte, Industrieregionen, ländliche Räume, Küstenregionen, Inseln,
Mittel- und Hochgebirgsregionen sowie extreme Räume (z.B. Antarktis). Des Weiteren
können innerhalb dieser Orte weitere Destinationen auftreten wie National- und Freizeitparks,
Konsumwelten oder Events.
SCHMUDE und NAMBERGER40 unterscheiden vier Akteure welche auf der Angebotsseite
handeln und dem Reisenden die verschiedenen Produkte anbieten:
1) das Beherbergungswesen,
2) die Reiseveranstalter und – vermittler,
3) das Transportwesen,
38
Vgl. SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 30.
Ebd. S. 51.
40
Ebd. S. 31.
39
34
4) die touristische Destination selbst.
Ein wesentlicher Akteur auf der Angebotsseite bildet das Beherbergungswesen. SCHMUDE
und NAMBERGER unterscheiden zwischen Hotellerie (Motel, Gasthof, Hotel) und
Parahotellerie
(Ferienwohnung,
Jugendherberge,
Campingplatz).
Je
attraktiver
und
erreichbarer ein Standort, desto begehrter und teurer sind die Grundstücke. Ferner richtet sich
das Beherbergungswesen nach der Zielgruppe und im Allgemeinen gilt, je höher die
Anforderungen der Zielgruppe, desto gehobener die Hotelkategorie. Folglich findet man im
Zentrum von New York oder auf den Seychellen eher Luxushotels als Campingplätze vor.
Neben dem Beherbergungswesen sind die Reiseveranstalter und – vermittler zentrale Akteure
auf der Angebotsseite. Reiseveranstalter bilden den „Großhandel der Tourismuswirtschaft
[denn] sie kombinieren die Leistungen (…) aus Beherbergung, Transport oder auch
Verpflegung […], d.h. aus mehreren Teilleistungen wird ein Gesamtprodukt erstellt (z.B. eine
Pauschalreise. “41 Reisevermittler übernehmen die „Funktion der Zwischenhändler“42, sie
sind meist Reisebüros, welche die Leistungen der Reiseveranstalter, d.h. die Destination
vermitteln sowie die Kunden beraten.
Weitere wichtige Akteure sind das touristische Transport- und das Verkehrsgewerbe (z.B.
Busunternehmen), da bei einer Reise immer ein Ortswechsel stattfindet. Hinzukommen die
nichttouristischen Beförderungsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Im
Zuge dieser Arbeit spielt vor allem der Straßenverkehr eine bedeutende Rolle, da es weder
Wasser-, Schienen- noch Luftverkehr in Echternach gibt.43
Auch spielt eine Destination selbst eine erhebliche Rolle in ihrer Vermarktung. Je mehr sich
eine Stadt oder eine Region als Marke darstellt, desto wettbewerbsfähiger ist sie. Ziel einer
jeden Destination ist es sich so zu profilieren, dass der potentielle Tourist auf sie aufmerksam
wird und sich schlussendlich für dieses Reiseziel entscheidet. Deshalb befinden sich in einer
Destination eine Vielzahl von Akteuren, die entsprechend der Ausrichtung ihres Angebots die
verschiedenen Zielgruppen ansprechen. Eine weitere wesentliche Rolle in der Vermarktung
von Destination übernehmen die Interessensvereine, die auf lokaler, regionaler und nationaler
Ebene arbeiten und kooperieren.44
Laut SCHMUDE und NAMBERGER45 stellt die SWOT-Analyse eine häufig eingesetzte
Methode dar, um die Angebotsseite zu untersuchen. Diese beruht auf Expertengesprächen und
kann folglich mit wenig Aufwand durchgeführt werden. Zuerst werden die Stärken
41
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S.36.
Ebd. S.36.
43
Vgl. Kapitel 4.4.2.
44
Vgl. Kapitel 4.3.
45
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie S.59.
42
35
(Strengths) und die Schwächen (Weakness) einer Destination festgelegt. Dann werden anhand
von Analysen in Bezug auf die Veränderungen der wirtschaftlichen, ökologischen und
sozialen Umwelt die Chancen (Opportunities) erkannt und die Risiken (Threats) ermittelt.
Somit können dann die zukünftigen Entwicklungen der touristischen Destination festgelegt
werden, die in Form einer SWOT-Matrix dargestellt werden.
SWOT-Analyse
Chancen
Stärken
Schwächen
Verfolgen von neuen Chancen,
Eliminieren von Schwächen,
die gut zu den Stärken passen
um neue Chancen zu nutzen
Nutzen von Stärken, um
Gefahren
Bedrohungen abzuwehren
Eliminieren von Schwächen,
damit sie nicht zur Gefahr
werden
Abb. 8: SWOT – Matrix
(Quelle: nach SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 61)
3.2.3. Touristische Nachfrage
Nachdem nun die Konzeption des touristischen Angebots erläutert wurde, wird der Begriff
der touristischen Nachfrage erklärt. Laut BIEGER wird die Nachfrage „ausgelöst von
Personen, die sich außerhalb ihres gewohnten Arbeits- und Wohnumfeld bewegen oder
begeben wollen.“46 Die touristische Nachfrage setzt sich folglich aus den Konsumenten und
Käufern zusammen, d.h. den Reisenden, die aus einem nahezu unbegrenzten und vielseitigen
Angebot von touristischen Produkten, Dienstleistungen und Destinationen auswählen können.
Die Touristen haben die „Qual der Wahl“ und deshalb gibt es seitens der touristischen
Nachfrage viele Strukturierungsansätze, damit die Angebotsseite stärker auf die Bedürfnisse
der Touristen eingehen kann.
46
BIEGER, T. (2004): Tourismuslehre – Ein Grundriss. S. 95.
36
Für SCHMUDE und NAMBERGER gibt es vier wesentliche Kriterien, die bei der
touristischen Nachfrage zu berücksichtigen sind:
1. Motive und Motivation: „Die Reiseentscheidung ist letztendlich der Ausdruck einer
konkreten Motivation für die Reise.“47 Urlaub, Erholung und Entspannung sowie
Vergnügen sind die häufigsten Motive, die zu einer Reiseentscheidung führen. Neben
diesen vordergründigen Motiven sind auch die folgenden Beweggründe für eine Reise
von Bedeutung:
2.
Motiv
Beispiele
Geschäftlich
Tagungs- und Kongressreisen
Politisch
Parteitag
kommunikativ
Verwandtenbesuch, Betriebsausflug
religiös
Pilgerreisen, Papsttourismus
gesundheitlich
Kuraufenthalte
Abb. 9: Reisemotive (Quelle: nach SCHMUDE / NAMBERGER 2009 S. 70)
Die verschiedenen Motive lassen sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Touristen
zurückführen. Die folgenden Pyramiden stellen die menschlichen Bedürfnisse sowie die
vielseitigen Formen von Tourismus dar und ordnen diese einander zu. Folglich entsteht eine
Hierarchie, jedoch treten die verschiedenen Bedürfnisse oftmals gleichzeitig auf.
47
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 66.
37
Abb. 10: Ausgewählte Tourismusformen vor dem Hintergrund der Bedürfnispyramide
(Quelle: SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S.67)
Des Weiteren werden die Wünsche und Motive der heutigen Touristen immer
anspruchsvoller, denn der moderne Tourist „zeichnet sich vor allem durch größere
Kompetenzen (…), neue Wertvorstellungen und Lebensstile (…), veränderte demographische
Strukturen (…) und/oder ein verändertes Konsumverhalten (…)“48 aus.
Der Tourist von heute
Größere Kompetenzen
Neue Wertevorstellungen
Veränderte
Verändertes
und Lebensstile
demographische
Konsumverhalten
Voraussetzungen
 Größere
 Höhere Individualität
Reiseerfahrung
 Spezielle Interessen
(z.B Kitesurfen,
Reiten)
(z.B. Yuppies)49
 Risikobereitschaft
 Umwelt- und
 Mehr Freizeit
 Überalterung der
Technologien
Gesellschaft
(z.B. Web 2.0)
 Kleinere Haushalte
Gesundheitsbewusstsein
 Offen für neue
(z.B. DINKs)50
(z.B. Ayurveda Kuren)
 Verändertes
Buchungsverhalten
(z.B. Last Minute)
Abb. 11: Der Tourist von heute
(Quelle: nach POON 1993 in SCHMUDE / NAMBERGER 2009 S.66)
48
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 66.
Young Urban Professionals.
50
Double Income No Kids.
49
38
3. Reiseentscheidung, Informations- und Buchungsverhalten: Nach SCHMUDE und
NAMBERGER (2010) erfolgt die Reisentscheidung nach dem aus dem Marketing
stammenden AIDA-Modell.51 Die Destination erweckt das Interesse des möglichen
Konsumenten (=Tourist), indem sie mit Hilfe der Medien auf sich aufmerksam macht.
Beim potentiellen Touristen wächst das Verlangen nach dem touristischen Angebot
bis es schließlich zu einer Handlung, der Kaufentscheidung, kommt.
4. Reiseverhalten: Anhand der Reisehäufigkeit sowie der Übernachtungsintensität
(Tourismus, Tagesausflugsverkehr) und den touristischen Aktivitäten (wandern,
klettern…) kann die touristische Nachfrage analysiert werden. Da die Wünsche der
Touristen immer anspruchsvoller werden, muss die touristische Nachfrage sich dieser
Entwicklung anpassen und zunehmend ausdifferenziert werden.
5. Soziodemographische, -ökonomische und geographische Merkmale: Alter und
Geschlecht beeinflussen kaum die Beteiligung am Reisegeschehen. Schulbildung,
Einkommen und Vorhandensein von Kindern bestimmen diese jedoch erheblich.
Familien mit Kindern sowie reiche, gebildete Menschen unternehmen öfters Reisen,
alleinstehende Menschen hingegen beteiligen sich oft weniger am Reisegeschehen.
Auch spielen das alltägliche Umfeld sowie der räumliche Unterschied in der
Ausstattung zwischen Wohn- und Zielort eine wesentliche Rolle.
Im Laufe dieser Arbeit wird eine Analyse auf der Nachfrageseite angelegt und im Folgenden
werden nun die Anforderungen und die Schwierigkeiten der Erfassung der touristischen
Nachfrage erläutert. Analysen zur Erfassung der Nachfrage werden aufgrund von
standardisierten Kennziffern für bestimmte Gebiete und für einen bestimmten Zeitraum
durchgeführt. Schlüsselgrößen bilden hierbei die Ankünfte und die Logiernächte. Weitere
wichtige Kennziffern sind die durchschnittliche Aufenthaltsdauer und die Zimmerauslastung
(die ist eine relevantere Kennziffer als die Bettenauslastung, da im Geschäftstourismus
ausschließlich Einzelzimmer gebucht werden). Problematisch erweist sich die Erfassung der
Tagesbesucher und deshalb stehen in Luxemburg auch keine amtlichen Statistiken zu Umfang
und Struktur des Tagestourismus zur Verfügung.
51
A = attention, I= interest, D=desire, A=action.
39
3.3. Auswirkungen des Tourismus im regionalen Bereich
Schon zu Beginn der Tourismusforschung wurden die Auswirkungen des Fremdenverkehrs
untersucht. Als Ortsfremde bilden Touristen eine Zusatzbevölkerung, die auf die Wirtschaft,
die Natur und Umwelt sowie die Bevölkerung und Kultur des Zielortes einen ambivalenten
Einfluss haben. Besonders für reizvolle, aber periphere Regionen ist der Tourismus ein
Wachstumsmotor, allerdings stehen den vielen wirtschaftlichen, ökologischen und
soziokulturellen Chancen auch viele Risiken gegenüber.
Im Folgenden werden die ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Chancen und
Risiken der touristischen Entwicklung einer Destination erläutert.
3.3.1. Ökonomische Wirkungen
Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ist neben dem übernachtenden Tourismus der
Tagestourismus von Bedeutung, denn beide erzeugen in einer Region Beschäftigungs-,
Einkommens- und Ausgleichseffekte. Indem die Touristen konsumieren und Dienstleistungen
in Anspruch nehmen, lösen sie Beschäftigungseffekte aus, die die entsprechenden
Einkommenseffekte nach sich ziehen. Es wird zwischen direkten, indirekten und induzierten
Effekten unterschieden.52 Zu den direkten Wirkungen zählen die Einkommen, die aus den
Ausgaben der Touristen für eine Leistung oder ein Produkt resultieren. Die indirekten
Wirkungen werden in mehrere Stufen unterteilt, denn diese treten bei den vor- oder
nachgelagerten Leistungen auf, „die zur Erstellung, Durchführung und Nachbereitung des
touristischen Angebots erbracht werden.“53 (z.B. Versorgung des Gastgewerbes, Entsorgung
des Mülls). Unter dem dritten Terminus wird die steigende wirtschaftliche Nachfrage
verstanden, die auf der zusätzlichen Kaufkraft basiert und zu weiteren Ausgaben sowie den
daraus resultierenden Einkommen führt (z.B. der Möbelhersteller kauft aufgrund seiner
Einnahmen eine weitere Möbelfabrik die wiederum zu neuen Einnahmen führt). So führen die
Umsätze aus dem Tourismus zu neuen wirtschaftsbelebenden Impulsen in anderen
Wirtschaftszweigen, die Multiplikatoreneffekte genannt werden. Des Weiteren fungiert der
Tourismus auf regionaler Ebene als Ausgleichs- und Infrastruktureffekt, der zum Abbau von
regionalen Disparitäten führt. Die Entwicklung des Tourismus führt oftmals zu einem Ausbau
der Infrastrukturen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Einkommen.
52
53
Vgl. SCHMUDE / NAMBERGER 2010, S. 87.
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 87.
40
Neben den oben aufgeführten positiven Effekten bringt der regionale Tourismus auch
ökonomische Belastungen mit sich. Negative wirtschaftliche Folgen entstehen vor allem wenn
der Tourismus eine Monostruktur schafft, die wirtschaftlich nicht funktioniert. Folglich
entstehen
„Verdrängung-,
Verknappungs-,
Preissteigerungs-,
Arbeitskräfteabzugs-,
Saisonalitäts-, Abhängigkeits- und Investitionssubstitionseffekte.“54 Besonders in ländlich
geprägten Räumen geben viele Bauern ihre Tätigkeit auf um ins lukrativ erscheinende
Tourismusgewerbe einzusteigen. Auch führen touristische Investitionen auf kommunaler
Ebene dazu, dass Infrastrukturen vernachlässigt werden. Zudem erweisen sich Letztere durch
den saisonalen Charakter des Tourismus als risikoreich. Auch muss eine Gemeinde immer
wieder in touristische Infrastrukturen investieren um attraktiv und wettbewerbsfähig zu
bleiben, jedoch wechseln die schnelllebigen Freizeittrends und es kann zu Fehlinvestitionen
kommen. Es kann auch auf der privaten Ebene zu Fehlinvestitionen kommen. Investitionen in
Gastronomie- und Beherbergungswesen lohnen sich nur bei entsprechender touristischer
Infrastruktur und Nachfrage. Bleiben die touristische Infrastruktur sowie die Nachfrage aus,
so führt dies unweigerlich zu starken Kapital- und Arbeitsplatzverlusten.
3.3.2. Ökologische Wirkungen
Im Gegenzug zu den oben aufgeführten, zu meist positiven ökonomischen Effekten, handelt
es sich bei den ökologischen Effekten eher um negative Veränderungen. Tourismus und
Umwelt spiegeln „die grundsätzliche Problematik der touristischen Entwicklung wider, denn
im Extremfall weist der Tourismus Tendenzen auf, sich seiner ursprünglichen Grundlagen
selbst zu berauben.“55 Eine intakte Umwelt ist oftmals die Grundlage für den Tourismus und
Störungen des Ökosystems können schwerwiegende Folgen für die Entwicklung und
Entfaltung des Tourismus haben. „Grundsätzlich gilt, dass Tourismus ohne Beeinträchtigung
der Umwelt nicht möglich ist“56, denn überall wo der Mensch in die unberührte Natur eintritt,
kommt es unweigerlich zu Veränderungen.
Die Auswirkungen des Tourismus gliedern sich in drei Kategorien:
1. Belastung der Umwelt durch den touristisch motivierten Verkehr: bevorzugtes
Reisemittel – besonders für Tages- und Kurzreisen – ist der private Pkw. Im Vergleich
zu den umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln Bahn und Bus weisen Pkws einen
54
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 96.
STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 101.
56
SCHMUDE, J / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 97.
55
41
besonders hohen Energiebedarf auf. Außerdem belasten „die Blechlawinen“ die
Umwelt durch Schadstoffemissionen, Lärmbeeinträchtigung und Luftverschmutzung.
Hinzu kommt ein wachsender Flächenbedarf für die Verkehrsinfrastruktur.
2. Belastung des Ökosystems durch Erschließungformen: eine Folge des Tourismus
ist
die
Veränderung
durch
Landschaftszersiedlung,
Flächenversiegelung,
Landschaftszerstörung und -verschmutzung, Veränderung des Landschaftsbildes,
Belastung von Gewässern und Tier- und Pflanzengefährdung. Diese negativen Folgen
werden durch den Aktivitäten der Touristen sowie den Bau und Betrieb von
touristischen Unternehmen und Infrastrukturen ausgelöst. Folglich sind schon manche
Orte dem „Landschaftsfresser“57 Tourismus zum Opfer gefallen, verloren dadurch
ihren ursprünglichen Charme und verfielen zu Touristenghettos (z.B. „Ballermann“
auf Mallorca).
3. Belastung der Umwelt durch Freizeitaktivitäten: verschiedene touristische
Aktivitäten können auch zur Landschaftszerstörung beitragen. Allerdings hängt der
Grad der Belastung vom individuellen Verhalten des Touristen ab: ein Radfahrer der
querfeldein fährt richtet einen größeren Schaden an als wenn er auf dem
vorgeschriebenen Radweg bleiben würde. Des Weiteren hinterlassen solche OutdoorAktivitäten ihre Spuren in der Landschaft und bleiben nicht ohne Auswirkungen auf
die Flora und Fauna.
Jedoch kann sich der Tourismus auch positiv auf die Umwelt auswirken, indem er zu der
Einrichtung von Naturparks und Landschaftsschutzgebieten sowie zum Schutz der (Natur-)
Denkmäler
beiträgt.
Durch
die
Einnahmen
des
Ökotourismus
können
weitere
Naturschutzmaßnahmen finanziert werden. Ferner trägt das Erleben von intakter Natur zu
einem verstärkten Umweltbewusstsein sowie zu einem kritischen Umweltverhalten bei und
bewirkt schließlich einen schonenden Umgang mit der Natur. Das Konzept des „Sanften
Tourismus“ greift diese Ideen eines naturnahen, umweltfreundlichen und –bewussten Reisen
auf. Allerdings kann diese Form des Tourismus nicht als globales Konzept betrachtet werden,
denn in stark touristisch geprägten Regionen (z.B. Skigebieten) ist der „Sanfte Tourismus“
nur bedingt möglich. Folglich erweist sich diese Tourismusform als „räumlich beschränktes,
qualitativ neues Teilsegment des gesamten Tourismusgeschehen (….).“58 Des Weiteren liegt
57
KRIPPENDORF, J. (1975) : Die Landschaftsfresser. Tourismus und Erholungslandschaft –
Verderben oder Segen ? in: STEINECKE, A (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 101.
58
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010) : Tourismusgeographie. S. 99.
42
die Hauptverantwortung bei den Touristen, denn diese entscheiden sich für die Reise und
folglich auch für die daraus resultierenden Umweltbelastungen.59
3.3.3. Soziokulturelle Wirkungen
Genauso wie die ökologischen Wirkungen gelten die Effekte in den Bereichen Bevölkerung
und Kultur eher als problematisch, da sie größtenteils mit negativen Folgen verbunden sind
und als schwer messbar gelten. Die Einflüsse auf die Kultur und die Bevölkerung können
nicht quantitativ erfasst werden, sondern beruhen auf Aussagen und Beobachtungen.
SCHMUDE und NAMBERGER60 unterscheiden zwischen den soziokulturellen Wirkungen
sowohl auf die Einheimischen als auch auf die Touristen.
1) Soziokulturelle Belastung für die Touristen: durch die hohe Anzahl an Touristen
kann es zu Spannungen zwischen Einheimischen und Gästen kommen, auch kann der
Massentourismus Nutzungskonflikte hervorrufen und verhindern, dass sich die
Touristen erholen.
2) Soziokulturelle Belastung für die Einheimischen: durch den starken Zustrom der
Touristen während einer Saison kann sich laut STEINECKE61 die Zahl der Reisenden
auf das 10- oder 20-fache der lokalen Bevölkerung belaufen. Verstärkt wird dieses
Phänomen durch den Zustrom von saisonalen Arbeitskräften aus dem Ausland. Durch
diese „Fremdbestimmung und Abhängigkeit von Außen“62 können soziokulturelle
Spannungen in den Zielgebieten entstehen. Neben diesen Konflikten können auch
Auseinandersetzungen
zwischen den Einheimischen selbst auftreten, nämlich
zwischen denen, die vom Tourismus profitieren und solchen die darunter leiden.
Darüber hinaus können die Saisonalität und die Fremdbestimmung einen Anstieg der
Preise für Konsumgüter sowie für Immobilien in den Zielgebieten hervorrufen. In
Extremfällen droht dem Zielgebiet sogar der Verlust der eigenen kulturellen Identität.
Jedoch löst der Tourismus neben den zahlreichen negativen auch einige positive
soziokulturelle Folgen aus. Nicht immer führen die interkulturellen Begegnungen zwischen
Bereisten und Touristen zu Spannungen, sondern diese können auf beiden Seiten zur
„Aneignung interkultureller Kompetenz“63 führen. So kann der Tourismus zum Erhalt des
59
Vgl. Kapitel 4.6.2.
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 101-104.
61
STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 105.
62
Ebd. S. 105.
63
STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 104.
60
43
kulturellen Erbes (Traditionen, Kulturdenkmäler) beitragen. Zudem können die Zielgebiete
durch ihren positiven Umgang mit den aus dem Tourismus hervorgehenden Problemen (z.B.
Umweltschutz, Verkehr…) eine Vorbildfunktion ausüben.
3.3.4. Nachhaltiger Tourismus
Unter nachhaltigem Tourismus versteht man die „ inhaltliche Synthese der drei Dimensionen
Ökonomie, Ökologie und Sozialkultur (…).“64Diese drei Dimensionen sind als Dreiklang zu
verstehen, die untereinander in enger Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Im
nachhaltigen Tourismus müssen diese drei Dimensionen gleichzeitig berücksichtigt werden,
jedoch erweist sich dies als besonders schwierig. Es wird erst dann von Nachhaltigkeit im
Tourismus gesprochen, wenn dieser folgende soziale, kulturelle, ökologische und
wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllt:
 Langfristigkeit: alle natürlichen und kulturellen Ressourcen werden schonend und
effizient genutzt,
 kulturelle Verträglichkeit: lokale Konventionen und Riten werden respektiert und an
die ortsüblichen Standards wird sich angepasst,
 soziale Ausgewogenheit: regionale Disparitäten werden vermieden und Einheimische
werden in die tourismuspolitischen Entscheidungen mit eingebunden,
 ökologische Tragfähigkeit: Umwelt und Biodiversität werden berücksichtigt und
erhalten, das Umweltbewusstsein damit gefördert,
 ökonomische Gesundheit: der Tourismus soll längerfristig profitabel sein, die
touristischen Einnahmen fördern die regionale Wirtschaft.65
Um die Nachhaltigkeit einer Destination nachzuweisen und zu bewerten, wird meist auf
Gütesiegel oder Umweltpreise zurückgegriffen. Laut SCHMUDE und NAMBERGER sollen
diese:

die Angebotstransparenz nach umwelt- und sozialverträglichen Angeboten auf der
Nachfrageseite steigern

Umweltmaßnahmen in die Wege leiten und Marktvorteile auf der Angebotsseite
generieren

Branchenspezifische Innovationen in Bezug auf Umwelt und Sozialverträglichkeit
entwickeln, die dann von den touristischen Leistungsträgern umgesetzt werden.66
64
65
SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 108.
Vgl. EGGER / HERDIN 2007 S. 137.
44
Seit 1999 versucht das luxemburgische Ministerium für Tourismus gezielt den umwelt- und
sozialverträglichen Tourismus in Luxemburg zu fördern. Dabei wird das Umweltzeichen
„EcoLabel
für
Luxemburger
Tourismusbetriebe“
an
Hotels,
Campingplätze,
Ferienwohnungen und Gruppenunterkünfte verliehen, die sich durch ein besonders
umweltbewusstes und sozialverträgliches Betriebsmanagement auszeichnen.
Auch können sich die touristischen Leistungsträger freiwillig dazu verpflichten sich für eine
nachhaltige Entwicklung im Tourismus einzusetzen indem sie sich für Sozial- , Wirtschaftsund Umweltbelange einsetzen. Corporate Social Responsabilitiy ist die Bezeichnung für ein
Unternehmenskonzept das alle drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung in die
Unternehmenstätigkeit integriert. Dabei verpflichten sich die touristischen Leistungsträger
dazu sich für soziale Belange und den Umweltschutz einzusetzen, wobei das Engagement des
Unternehmens weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen geht.67
3.3.5. Welterbe und Tourismus
Die Welterbeliste der UNESCO68 enthält zahlreiche Kultur- und Naturerbestätten, die
„herausragende Zeugnisse des kulturellen Schaffens der Menschen sowie großartige
Naturlandschaften“69 darstellen. Diese gehören nicht den Ländern, in denen sie sich befinden
sondern der gesamten Menschheit. Deshalb ist die Erhaltung dieses universellen Kultur- und
Naturerbes für die zukünftigen Generationen das Hauptziel der Welterbe-Konvention von
1972. “Dazu sind Strategien notwendig, die langfristig die Nutzung ermöglichen, ohne zur
Zerstörung beizutragen. Der Tourismus, v.a. in Form des Kulturtourismus, kann einen
erheblichen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen.“70 Es wird zwischen tangiblen
(materiellen) Schätzen wie Bauwerken und intangiblen (immateriellen) Schätzen wie rituellen
Formen von Tanz und Musik unterschieden, beide bilden jedoch die Basis für touristische
Produkte.
Besonders in Zeiten der Billigdestinationen und der Globalisierung müssen die einzelnen
Regionen ihre Einmaligkeit anhand des reichen kulturellen Erbes hervorheben um ihre
kulturelle Identität optimal präsentieren zu können. Historische Sehenswürdigkeiten und
Traditionen nehmen zunehmend eine überragende Rolle im Tourismus ein, denn sie bilden die
66
Vgl. SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 114.
Ebd. S. 114.
68
Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur wurde 1945 gegründet und
hat ihren Sitz in Paris.
69
ESCHIG, G.: Die Mission der UNESCO zwischen Schützen und Nützen in: LUGER, K. / WÖHLER, K.
(2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. S. 181.
70
LUGER, K. / WÖHLER, K. (2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der
Nachhaltigkeit. S. 9.
67
45
zentralen Imageträger einer Region. Auch tragen sie zur Verstärkung der regionalen
Identitätsbildung bei, denn das kulturelle Erbe symbolisiert eine gemeinsame Vergangenheit,
welche die Basis einer öffentlichen Bewusstseinsbildung darstellt. Das Kulturerbe stärkt aber
nicht nur die Identität, sondern bewirkt auch touristische Impulse, denn das kulturelle Erbe ist
unter neuen Blickpunkten zu präsentieren, indem es themenbezogen inszeniert und als
Produkt aufbereitet wird. Jedoch gilt es, das Kulturerbe vor einer rücksichtlosen
Kommerzialisierung durch Massentourismus und den damit verbundenen negativen
Konsequenzen zu schützen. Folglich soll der Tourismus den unterschiedlichen Bedürfnissen
der Touristen aber auch den Erhaltungs- und Schutzinteressen des Kulturerbes
entgegenkommen. „Das UNESCO-Programm Nachhaltiger Tourismus in Welterbe-Gebieten
beschäftigt sich speziell mit der Frage, welche Tourismuspolitik für Welterbestätten adäquat
ist und welches Management es dazu braucht.“71 Durch die Aufnahme in die UNESCO
Welterbeliste erhalten die regionalen Tourismusakteure vor Ort Hilfe in der Vermarktung und
die Präsenz der Stätte wird auf internationalen Messen verstärkt. Auch werden die Akteure
aufgerufen in den Erhalt und in die Pflege der Stätten zu investieren und den „sanften“
Tourismus zu fördern.72
71
ESCHIG, G.: Die Mission der UNESCO zwischen Schützen und Nützen in: LUGER, K. / WÖHLER, K.
(2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. S.179.
72
Vgl. LUGER, K. / WÖHLER, K. 2008 , S. 107, 111, 143, 179, 181.
46
4. Tourismus in Echternach und der Müllerthalregion: eine
Bestandsaufnahme
Im Zuge dieses Kapitels wird ein Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung des
Tourismus
in
der
Region
geboten.
Auch
werden
die
einzelnen
Akteure
im
Tourismusgeschehen und das touristische Angebot vorgestellt. Neben der touristischen
Nachfrage werden noch die Wirkungen sowie die Akteure im Tourismusgeschehen
vorgestellt. Anschließend erfolgt die Auslegung der ökonomischen, ökologischen und
soziokulturelle Wirkungen des Tourismus auf die Müllerthalregion. Abschließend werden die
Möglichkeiten und Grenzen der touristischen Entwicklung der Region dargelegt.
4.1. Geschichtlicher Überblick
Die Entwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion begann im 19. Jahrhundert mit dem
Bau einer Eisenbahnlinie. Laut SPANG kamen damals die ersten „Fremden“ aus England,
Frankreich, Belgien und Deutschland. Im Gegensatz zu den heutigen Touristen waren „die
Fremden (…) durchwegs vermögend (…) und blieben lange, Aufenthalte unter zwei Wochen
gab es kaum, die Familien waren von ihrem Dienstpersonal begleitet“73. Während ihres
mehrwöchigen Aufenthaltes gingen die Fremden in den umliegenden Wäldern spazieren um
die bizarren Felsformationen zu bewundern. Um den Tourismus zu fördern, wurde 1877 der
Echternacher „Verschönerungsverein“ gegründet, dessen Aufgabe es war, die einzigartigen
Felsenlandschaften zur Geltung zu bringen und kilometerlange Wanderpfade anzulegen.
Dafür wurden Bäume gefällt, Erinnerungstafeln angebracht und die Felsen wurden mit
Namen versehen: „(…) es waren vor allem Namen, die durch den Krimkrieg in unserem
Lande populär waren: Perekop, Malakoff usw….“74
73
SPANG, P. (1965): Aus der Geschichte des Echternacher Tourismus. (Das große Eifelvereinsfest aus dem
Jahre 1912) in: KALENNER VUN DER ILLUSTRE‟ERTER FAMILIJENZEITONG REVUE (1965): An der
Ucht. S.201.
74
Ebd. S.201.
47
Abb. 12: Postkarte der Wolfsschlucht bei Echternach (Quelle: SPANG 1983 S.96)
In
der
ganzen
Müllerthalregion
entstanden damals Tochtervereine,
welche die ganze Gegend in Stand
setzten, z.B. Wanderwege anlegten.
Neben einer ganzen Reihe von
kleineren
auch
Gaststätten
Hotels
der
entstanden
gehobenen
Kategorie.
Abb. 13: „Hôtel de la Sûre“ (Jahr unbekannt) in Echternach (Quelle: SPANG 1983, S.100)
Rasch
entwickelten
sich
Echternach
und
Umgebung
zum
Hauptzentrum
des
Fremdenverkehrs. Jedoch endet die erste Blütezeit des Tourismus mit dem Ausbruch des
Ersten Weltkrieges.75
Zwischen den beiden Weltkriegen vervielfachte sich die Zahl der Touristen und die Jahre
nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom aufkommenden Massentourismus gekennzeichnet.
„(…) Le tourisme de masse (…) est le résultat d’une évolution permanente sur le
plan social et technique. Notre XXe siècle est caractérisé (…) par un certain
dynamisme résultant d’un nivellement des structures sociologiques. L’ère des
inégalités, l’époque d’une stricte hiérarchie, pendant laquelle une seule classe
sociale, à savoir une bourgeoisie élitaire, constituait l’ossature de la « bonne
clientèle » est révolue. (…) Les années vingt et trente, où le portier d’hôtel en
livrée recevait ses hôtes distingués à la descente du train, (…) cette époque est
révolue (…. ).“76
75
76
Vgl. SPANG 1965 S. 201.
CALTEUX, G. (1977): Tourisme et Culture in : Le livre d‟or du Centennaire d‟Echternach. S. 11.
48
Bis in die 1980er Jahre stieg die Anzahl der Touristen aufgrund des wirtschaftlichen
Aufschwungs in Westeuropa und der gestiegenen Mobilität stetig an. Mit dem Aufkommen
des Massentourismus gewann der Campingurlaub zunehmend an Bedeutung, denn viele
Arbeiter77 reisten aus den umliegenden Großstädten an, um in der Kleinen Luxemburger
Schweiz die Natur zu erleben, zu wandern oder um sich zu entspannen. Laut ORT-Präsident
André Hartmann sind die Besucherzahlen im Tourismus seit den 1980er Jahren allerdings
rückläufig.
4.2. Touristische Entwicklung
a) Anzahl der Hotelbetriebe und Betten in der Region
Um die touristische Entwicklung in der Region Müllerthal darzustellen, wird zunächst die
Anzahl der Hotelbetriebe und der Betten von 1995 bis 2008 untersucht.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Abb. 14: Anzahl der Hotels, Herbergen und Pensionen in der Müllerthalregion
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
77
Laut André Hartmann waren es vorwiegend Arbeiter aus den Ford-Werken bei Antwerpen.
49
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Abb. 15: Anzahl der Betten in der Müllerthalregion
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
1995 zählte die Müllerthalregion insgesamt 78 Beherbergungsbetriebe mit 1496 Betten, 2008
hingegen war die Zahl der Beherbergungsbetriebe auf 48, die Zahl der Betten auf 863
abgesunken. Dieser kontinuierliche Rückgang der Anzahl der Betriebe und Betten ist auf die
natürliche Marktbereinigung durch Schließung kleiner Familienbetriebe zurückzuführen.
Gründe dieser Schließungswelle sind die nichtgesicherte qualifizierte Nachfolge der Betriebe
sowie die kostenintensive und dringend notwendige Renovierung der meist veralteten
Beherbergungsbetriebe. Auch spielt der Rückgang der Touristenzahlen eine Rolle im
Verschwinden der Betriebe.
50
b) Anzahl der Übernachtungen
Parallel zu dieser Schließungswelle ist auch ein Einbruch der Ankünfte und der
Übernachtungen zu beobachten, der in den folgenden Graphiken dargestellt.
700000
600000
500000
Gesamt:Campings,
Hotels, Herbergen,
Pensionen und
Andere
400000
300000
200000
100000
0
Abb. 16: Anzahl der Übernachtungen in der Müllerthalregion
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Diese an sich hohen Übernachtungszahlen verdeutlichen die Bedeutung des Tourismus für die
Müllerthalregion. Jedoch ist seit über zwei Jahrzehnten ein eindeutig negativer Trend bei den
Übernachtungen festzustellen. Seit 1999 ist die Entwicklung im Durchschnitt rückläufig, sieht
man vom Ausnahmejahr 2003 mit extrem günstigen Wetterverhältnissen ab. Die Tendenz ist
eindeutig rückläufig, jedoch wär ohne dieses Ausnahmejahr die Gesamtstatistik noch
schlechter ausgefallen. 1993 übernachteten noch 589.771 Gäste in der Müllerthalregion, 2009
hingegen gab es nur noch 368.235 Übernachtungsgäste, dies entspricht einem Rückgang von
37,5%. Allerdings unterliegen die Übernachtungszahlen auch jährlichen Schwankungen: 1999
und 2003 lassen einen leichten Anstieg der Übernachtungszahlen erkennen, jedoch ist die
Zahl der Übernachtungen seitdem stark rückläufig.
Eine Erklärung für die rückläufigen Übernachtungszahlen liegt in der verringerten
Aufenthaltsdauer der Urlauber. In den 80er Jahren betrug die Aufenthaltsdauer der Urlauber
noch 5 Tage, 40 Jahre später liegt die Aufenthaltsdauer bei nur noch 3 Tagen.78
78
Laut André Hartmann, Präsident des ORT Müllerthal (Interview 02.11.2010).
51
Die Daten der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und
Reisen“ (F.U.R.) bestätigen diese Aussage, denn in den
letzten Jahren wurden vermehrt Kurzurlaube geplant,
mehrtägige Urlaubsreisen hingegen haben leicht an
Bedeutung verloren. Da Kurzurlaubsreisen von maximal
zwei bis vier Tagen sich nur bedingt für internationale
oder außereuropäische Destinationen eigenen, müssten
eigentlich nationale oder regionale Ziele von einer solchen
Entwicklung Nutzen tragen. Folglich müssten nicht weit
entlegene landschaftlich reizvolle Naherholungsgebiete
wie die Müllerthalregion von einer solchen internationalen
Entwicklung profitieren.
Abb. 17: Urlaubsdauer
(Quelle: F.U.R. 2006 S. 2)
Eine Erklärung für diese widersprüchliche
Entwicklung der erhöhten Nachfrage nach
Kurzurlauben in naturnahen Landschaften
einerseits
und
der
Rückgang
der
Übernachtungszahlen andererseits ist in
den naturräumlichen Gegebenheiten zu
finden.
Abb. 18: Flachland und Städte liegen im Trend (Quelle: nach F.U.R. 2008 S. 1)
Wie das obige Säulendiagramm erkennen lässt, haben die Flachlandgebiete und die Städte in
der Gunst der Reisenden stark zugenommen, die Mittel- und Hochgebirge hingegen haben als
Sommerdestination aufgrund mangelnder Attraktivität an Prestige verloren. So ist es zu
erklären, dass das Interesse der Urlauber an den Felsformationen der Kleinen Luxemburger
Schweiz auch abgenommen hat.
52
Eine
weitere
rückläufigen
mögliche
Erklärung
Übernachtungszahlen
für
die
könnte
das
Aufkommen von Billigfliegern in Zusammenhang
mit der Abkehr des Pkws als Haupttransportmittel
bei Auslandsreisen, sein. Diese Low-Cost-Carrier
ermöglichen
es
auch
finanzschwachen
Urlaubssuchenden ferne Urlaubsziele kostengünstig
zu erreichen.
Abb. 19: Pkw versus Flugzeug
(Quelle: F.U.R 2008 S. 3)
Jedoch sind die Billigflieger erst seit zehn Jahren auf dem Markt und folglich nur bedingt für
den Rückgang der Urlauber verantwortlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg entwickeln sich
Pauschal- und Billigreisen (z.B. Urlaub an der spanischen Costa Brava) zunehmend. Auch
ermöglicht eine verbesserte Mobilität der Urlauber das Erreichen von exotischen
Destinationen (z.B. Antarktis, Bora Bora Inseln).
Das
folgende
Balkendiagramm
veranschaulicht
die
überragende
Bedeutung
des
Campingurlaubs im Beherbergungswesen der Müllerthalregion. Nach dem Zweiten Weltkrieg
stellt der Campingurlaub die klassische Übernachtungsform dar. Nichtsdestotrotz ist auch bei
Campingplätzen ein Einbruch in den Übernachtungen zu verzeichnen.
„Hinsichtlich der Urlaubsunterkunft hat das Hotel stetig dazu gewonnen (…).
Pensionen, Privatzimmer und Camping haben dagegen Marktanteile verloren.
Hintergrund dieser Entwicklung [ist] (…) der immer anspruchsvollere Kunde,
dessen Erwartungen offenbar in „modernen“ Hotels besser erfüllt werden statt in
„altmodischen“ Pensionen.“79
Jedoch fand der allgemein positive Trend bei Hotels nicht in der Müllerthalregion statt, die
wenig verbliebenen Betriebe konnten aufgrund des mangelhaften Angebots (Wellness, Sport,
Gourmetessen usw.) von dieser Entwicklung nicht profitieren.
79
F.U.R 2009: http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/Reiseanalyse_RA09_Erste_Ergebnisse.pdf S. 5,
letzter Zugriff: 15.04.2011.
53
450000
400000
300000
Hotels,
Herbergen und
Pensionen
250000
Campings
350000
200000
150000
Andere
Unterkünfte
100000
50000
0
Abb. 20: Anzahl der Übernachtungen nach Beherbergungsart in der Müllerthalregion
(Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Laut der „Forschungsgemeinschaft
Urlaub und Reisen (F.U.R)“ ist ein
drastischer
Rückgang
bei
den
Campingurlaubern zu verzeichnen.
Eine
naheliegende
könnte
in
Unterhaltskosten
Camingcars
den
hohen
von
solchen
liegen,
Winterstellplätze
Erklärung
denn
sind
die
wegen
Platzmangel besonders teuer80.
Abb. 21: Rückgang beim Camping Urlaub
(Quelle: nach F.U.R. 2009 S. 5)
Campingurlaub beinhaltet allerdings nicht nur Reisen mit dem Wohnmobil sondern auch mit
dem Zelt. Folglich können die steigenden Ansprüche der meist jungen Zelturlauber, die
ungünstigen Witterungsbedingungen sowie das hohe Preisniveau in Luxemburg zum
Rückgang der Campingurlauber beigetragen haben.
80
Laut Aussagen von Urlaubern aus den Niederlanden.
54
300000
250000
Belgier
200000
Franzosen
Deutsche
150000
Luxemburger
Niederländer
100000
Andere Länder
50000
0
1995
2000
2005
2009
Abb. 22 : Anzahl der Übernachtungen in allen Unterkunftsarten
(Quelle: Daten STATEC, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Das obige Säulendiagramm veranschaulicht die Übernachtungen nach Herkunftsländern der
Urlauber. Die Niederländer stellen die überwältigende Mehrheit der Urlauber im
Untersuchungsraum, direkt gefolgt von den Belgiern und Luxemburgern sowie mit einigem
Abstand den Deutschen und Franzosen. Folglich stammt der Großteil der Gäste die mehrere
Tage bleiben aus den Benelux-Staaten. Zahlenmäßig unbedeutend sind die übrigen Länder.
Auch liefert die Abbildung 22 eine Erklärung für den Einbruch der Übernachtungen in der
Müllerthalregion, denn ein starker Rückgang der belgischen und inländischen Touristen ist
deutlich zu erkennen.
55
4.3. Tourismuspolitische Institutionen: wichtige Akteure im Tourismus
Bevor das touristische Angebot und die touristische Nachfrage behandelt werden, sollen im
Folgenden die verschiedenen tourismuspolitischen Institutionen, die auf die Müllerthalregion
einwirken, vorgestellt werden. Die Entscheidungen bezüglich der touristischen Entwicklung
der Müllerthalregion werden auf drei verschiedenen Ebenen getroffen.
a) Tourismuspolitische Institutionen auf nationaler Ebene
Auf nationaler Ebene unterstehen alle Entscheidungen der touristischen Vermarktung der
Aufsicht des Ministeriums für Mittelstand und Tourismus („Ministère des Classes Moyennes
et du Tourisme“81), die dann vom nationalen Tourismusbüro („Office National du Tourisme“)
ausgeführt werden..
b) Tourismuspolitische Institutionen auf regionaler Ebene
Auf
regionaler
Tourismusverband
Ebene
operiert
Müllerthal-Kleine
eine
staatliche
Luxemburger
Regionalagentur,
Schweiz
(„Office
der
regionale
Régional
du
Tourisme/ORT Müllerthal-Petite Suisse Luxembourgeoise“) mit fest angestelltem Personal
und Sitz in Echternach. Die Hauptaufgabe des regionalen Tourismusbüros besteht darin, in
Zusammenarbeit mit den lokalen Fremdenverkehrsbüros, touristische Attraktionen in der
Müllerthalregion zu konzipieren, die dann vom nationalen Tourismusbüro vermarktet werden.
Das ORT hat bereits einen regionalen „Tourist-Masterplan“ erstellt, der zurzeit in
Zusammenarbeit mit den lokalen Tourismusakteuren umgesetzt wird.
Des Weiteren agiert auf regionaler Ebene der Dachverband der lokalen Zweckverbände, der
so genannten „Syndicats“, als „Entente des Syndicats d‟Initiative et de Tourisme de la Région
du Mullerthal-Petite Suisse Luxembourgeois et de la Basse Sûre“. Diese setzt sich aus
Vertretern der lokalen Bevölkerung, Mitgliedern lokaler und regionaler Interessenverbände
sowie Delegierten aus Vereinen und anderen Zweckverbänden zusammen. Deren
gemeinsames Ziel ist die Förderung eines qualitativ hochwertigen Tourismus in der
Müllerthalregion.
Die seit 2003 bestehende „Groupe d‟Action Locale LEADER+ Müllerthal (Liaisons Entre
Actions de Développement de l‟Economie Rurale)“ bildet einen weiteren Akteur mit Sitz in
Echternach. Diese versucht die gemeinsamen Ziele der 15 LEADER-Gemeinden umzusetzen,
so z.B. die Stärkung der regionalen Identität. Seit 2003 sind einige Produkte entstanden, unter
anderem wurde ein Konzept für Wandertourismus entwickelt.
81
Zuständige Ministerin Françoise HETTO-GAASCH.
56
c) Tourismuspolitische Institutionen auf lokaler Ebene
In fast allen Müllerthalgemeinden gibt es lokale Fremdenverkehrsvereinigungen, deren
Hauptaufgaben die Gästebetreuung und die konkrete Angebotsgestaltung vor Ort sind. Iim
Anhang82 sind die lokalen „Syndicats“ aufgeführt.
4.4. Touristisches Angebot
In den folgenden Unterkapiteln werden die touristischen Eckpfeiler welche die
Angebotspalette bilden, vorgestellt sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die sich daraus
für die Besucher der Region als auch für die Einheimischen ergeben.
4.4.1. Naturräumliche Rahmenbedingungen der touristischen Nutzung
a) Das Klima
Das
gesamte
Untersuchungsgebiet
befindet
sich
im
Einfluss
der
großräumigen
atmosphärischen Westwindzirkulation, folglich ist das Klima überwiegend maritim geprägt.
Aufgrund der sommerlichen Nordwest- und Nordwinde sowie der winterlichen Westwinde
sind die Sommer feucht und relativ warm, die Winter eher regenreich und relativ mild.
Allgemein herrscht in der Müllerthalregion ein gemäßigtes, subatlantisches Klima vor.
Aufgrund der außergewöhnlichen Reliefsituation kommt es jedoch zu lokalen Abwandlungen
des regionalen Klimas. Von Norden nach Süden und von Westen nach Osten nehmen die
Niederschlagsmengen ab, wobei im Sauertal der durchschnittliche Jahresniederschlag nur
noch 700mm beträgt. Das geschützte Sauertal weist aber nicht nur geringere Niederschläge
auf, sondern besticht auch durch höhere Temperaturen. Die jährliche Durchschnittstemperatur
von Echternach beträgt 9,9 Grad Celsius und liegt somit deutlich höher als die
luxemburgische Jahresdurchschnittstemperatur von 8,8 Grad Celsius.83 Auf dem höher
gelegen Plateau hingegen sinkt die Temperatur um 1 Grad Celsius.84
82
Siehe Dokument 3.
http://www.asta.etat.lu/astahome.html, letzter Zugriff: 26.12.2010.
84
Vlg. MIAT 2009 S. 17.
83
57
b) Das Müllerthal
Das größte Kapital der ländlichen Müllerthalregion ist ihre reiche naturräumliche Ausstattung,
welche somit auch die tragende touristische Grundlage bildet. Das Natur- und
Landschaftserbe bietet sowohl den Einheimischen als auch den Touristen eine hohe
Lebensqualität mit Erholungswert. Seit 1964 ist die Müllerthalregion Teil des DeutschLuxemburgischen Naturparks, der die Landschaft beiderseits von Sauer und Our umschließt.
Allerdings „kommt man leider nicht umhin festzustellen, dass der „Deutsch-Luxemburgische
Naturpark (DLNP) eigentlich nur noch auf dem Papier besteht.“85
Die Müllerthalregion bildet ein attraktives Erholungsgebiet, das durch gewaltige Felswände,
unzählige Höhlen, gewaltige Einzelblöcke und enge Felsgänge, den „Schlüffen“, sowie durch
viele Quellen und Bäche bestimmt wird.
Grundlage dieser außergewöhnlichen Landschaftsform ist der östliche Teil der Schichtstufe
des
Luxemburger
Sandsteins.
Bei
dieser
aus
dem
unteren
Lias86
stammenden
Gesteinsformation handelt es sich um ein helles, beige-graues Material, das aus Quarzkörnern
und kalkhaltigem Bindemitteln zusammengesetzt ist. Die Täler sind darauf zurückzuführen,
dass sich im Laufe der Zeit Flüsse wie die Sauer, die Weiße und die Schwarze Ernz sowie
deren zahlreichen Nebengewässer (z.B. Aesbach, Lauterbornerbach) in die Cuesta des
Luxemburger Sandsteins hineingeschnitten haben und ausgedehnte Plateaus, wie das Beforter
und Berdorfer Plateau, gebildet haben. Bis auf die Sauer befinden sich alle Fließgewässer in
einen naturnahen Zustand, jedoch wird die Wasserqualität als mittelmäßig eingestuft.
Die teils steilen Plateaukanten sind auf die Erosion in den natürlichen Kluften (Diaklasen) an
den Talrändern zurückzuführen, da hier
einsickerndes
Regenwasser
das
kalkige
Bindemittel löst. Die senkrechten Kluften
erweitern sich, bis schmale höhlenartige
Schluchten,
die
„Schlëff“,
wie
die
„Wolfsschlucht“ bei Echternach oder die
„Kuelscheier“ bei Consdorf, entstehen. Die
gewaltigen Felsblöcke der Kluften beginnen
sich zu lösen und gleiten auf der tonigen
Abb. 23: Felsblock im Tal bei Consdorf
Unterlage in Richtung Tal. Verstärkt wird
(Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT)
dieses Phänomen durch die Quellhorizonte des
85
KRIPPEL, Y. (2005) : Die Kleine Luxemburger Schweiz. Geheimnisvolle Felsenlandschaft im Wandel der
Zeit. S. 216.
86
Siehe Dokument 4 im Anhang.
58
Luxemburger Sandstein, welche die tonige Unterlage noch plastischer gestalten und diese als
Gleithorizont wirken lassen.
Neigt sich der Sandsteinblock bei seiner Talfahrt rückwärts zum Hauptfelsen hin, bilden sich
dunkle Höhlen oder Grotten. Besonders imposante alleinstehende Blöcke tragen eigene
Namen wie z.B. der „Perekop“ an der Straße Echternach-Berdorf oder der Fels der Goldenen
Frau, die „Goldfralay“ in Consdorf.
Die natürlichen Erosionskräfte
wirken
aber
waagerechten
auch
an
Klüften
den
und
lassen dort ganze Steinblöcke
abstürzen und Felsüberhänge
entstehen
Einige
der
losgelösten Felsblöcke rollen zu
Tal und sammeln sich an den
Flussläufen oder verursachen
Wasserfälle
wie
z.B.
den
„Schiessentümpel“ in der Ortschaft
Müllerthal.
Abb. 24: Felsüberhang bei Consdorf
(Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT)
Die mächtige, aber durchlässige
Sandsteinschicht
lässt
an
vielen
Stellen Quellen auftreten, wobei
durch
das
im
Calciumcarbonat
Wasser
gelöste
beim
Austritt
starke Tuffablagerungen entstehen.87
Abb 25: Tuffablagerungen bei Consdorf
(Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT)
87
Vgl. MIAT 2008 S. 18-21; KRIPPEL 2005, S. 44-55 und MASSARD 1998, S. 366-367.
59
1: Natürliche Erosion an den waagerechten Kluften im wasserdurchlässigen Sandstein
2: Entstehung von senkrechten Kluften
3: Erweiterung der Diaklasen zu Schlüffen
4: Bildung von Höhlen oder Grotten
5: Quellbildung durch Wasseraustritte aus dem Luxemburger Sandstein
6: Felsüberhang
7: Geröll
8: Wasserhorizont
9: Wasserundurchlässige Tonschicht
Abb. 26: Profil durch den Luxemburger Sandstein
(Quelle: nach MASSARD 1998 S. 366)
Neben den bizarren Felsformationen des Luxemburger Sandsteins sowie den unberührten
Fließgewässern und Quellen weist die Müllerthalregion eine vielfältige Pflanzen- und
Tierwelt auf. Die Vegetation setzt sich aus verschiedenen Laubwaldtypen, seltenen
Schluchtenwäldern, sehr seltenen Moosen, Flechten und Farnen, Heiden und Hecken
zusammen. Die ärmeren Böden der steilen Hänge und Schluchten sind bewaldet, auf den
flachen, nährstoffreicheren Plateaus hingegen sind eher Wiesen, Weiden, Äcker und
Streuobstwiesen anzufinden. Eine floristische Besonderheit der Müllerthalregion bildet die
Stechpalme oder Walddistel88. So wie der Olivenbaum als Abgrenzung für den
Mittelmeerraumes dient, so fungiert diese Pflanze als Abgrenzung der Müllerthalregion.
88
Siehe Dokument 5 im Anhang.
60
Aber nicht nur die Pflanzen haben sich an das Mikroklima der extrem feuchten bis extrem
trockenen Lebensräume angepasst, auch eine Vielzahl von seltenen Tierarten hat sich dieses
Biotop zum Lebensraum auserkoren. So sind seltene Fledermaus-, Insekten- und Vogelarten,
„welche die Felsformationen in unterschiedlicher Ausprägung (Wände, Vorsprünge, Spalten,
Überhänge, Höhlen, Geröll etc.) zum Überleben brauchen“89. Charakteristisch für die Region
sind z.B. der Uhu und der Wanderfalke.90
c) das Sauertal
Die Sauer entspringt in Vaux-les-Rosières in Belgien und fließt dann in Richtung Osten durch
Luxemburg bis nach Wasserbillig, wo sie in die Mosel mündet. Mit der Aussage „Die Sauer
hat viele Täler“91 wie HARY auf die vielfältigen Talformen der Mittel- und Untersauer
hinweisen, die in der folgenden Abbildung dargestellt sind.
Abb. 27: Querschnitt durch das Sauertal zwischen Diekirch und Wasserbillig
(Quelle: HARY 1967 S. 158)
Die vielseitigen Talformen der Sauer sind auf die unterschiedlichen Gesteinsschichten
zurückzuführen. Auf der Höhe von Dillingen und Born sind die Talabhänge aufgrund des
harten Dolomit und Muschelsandsteins eher steil. Hingegen sind die Abhänge auf der Höhe
von Weilerbach und Reisdorf weniger steil, da sich die Sauer ohne weiteres durch die
weichen Tone und den Mergel aus dem Lias und Keuper92.
89
LEADER+ (2008) : LEADER Programm 2007-2013, S. 16.
Siehe Dokument 6 im Anhang.
91
HARY, A. (1967): Von Vaux-les-Rosières nach Wasserbillig. Eine erdgeschichtliche Wanderung durch das
Sauertal. S. 153.
92
Siehe Dokument 4 im Anhang.
90
61
Auch sind die abwechslungsreichen Talformen auf die
zahlreichen Flussschleifen oder Mäander zurückzuführen.
„Ein schönes Beispiel für die Evolution eines Mäanders
bis zu seiner Endphase als Umlaufberg bildet die
Bergkuppe „Tull“ bei Echternach“93. Die folgenden
Abbildungen lassen erkennen, dass der Flusslauf der
Sauer um den Berg Thull herumführte, bevor die Sauer
den Bergrücken südlich der Peterskirche durchbrach.94
Abb. 28 : Entstehung des Umlauf Berg „Tull“
(Quelle: STORONI 2010 S.38)
Heute zeugen noch vier verschiedene Schotterterrassen auf dem Umlaufberg vom ehemaligen
Flussbett.
N
Abb.29: Umlaufberg Tull
(Quelle: nach Google Earth)
93
HARY, A.(1967): Von Vaux-les-Rosières nach Wasserbillig. Eine erdgeschichtliche Wanderung durch das
Sauertal. S. 157.
94
Vgl. HARY 1967 S. 153-159 und STORONI 2010 S. 38.
62
Ein weiterer Mäander, dessen Entstehung auf zwei parallele Verwerfungen zurückzuführen
ist, befindet sich in Rosport und wird auf dem nächsten Foto gezeigt.
Abb. 30: Flussschleife von Rosport
(Quelle: Google Earth)
Karte 5: Geologische Karte des Mäanders von
Rosport (Quelle: HARY 1967 S.159)
Neben dem Sauertal bilden vor allem die eigentümlichen Felsformationen mit den seltenen
Tier- und Pflanzenarten das typische Landschaftsmerkmal der Müllerthalregion. Das
touristische Hauptpotential der Müllerthalregion beruht auf eben diesem einzigartigen
Naturschauspiel.
4.4.2. Verkehrsgeographische Situation: Erschließung und Mobilität
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Verkehrswege (Flugwesen, Wasser-, Schienenund Straßenweg) kritisch untersucht.
a. Das Flugwesen
Von Echternach aus liegt der zentrale und internationale Flughafen von Luxembourg in 25 km
Entfernung und ermöglicht eine gute Anbindung an die Abteistadt sowie an die
Müllerthalregion. Bis zum Flughafen Frankfurt/Hahn sind es etwa 89 km, zum Flughafen
Saarbrücken 117 km, zum Flughafen Köln/Bonn 169 km und zum Flughafen Charleroi (B)
etwa 180 km.
63
b. Der Wasserweg
Da die Sauer ein nicht schiffbarer Fluss ist, spielt sie als Verkehrsweg keine Rolle.
c. Der Schienenweg
Im Untersuchungsgebiet sowie im ganzen Osten des Luxemburger Landes fehlt der
Schienenverkehr vollständig. Bis auf die Ortschaft Cruchten läuft das Schienennetz
vollkommen an Echternach und der Müllerthalregion vorbei. Touristen, die dennoch mit dem
Zug anreisen, steigen entweder direkt in Luxemburg-Stadt in den Bus nach Echternach oder
zuerst in den Zug nach Wasserbillig und dann in den Bus nach Echternach. Dies bereitet dem
Touristen nicht nur Umstände, sondern kostet ihn auch Urlaubszeit. Um dieses Manko zu
beheben, wäre der Ausbau des Schienennetzes im Osten des Landes von Vorteil sowie eine
Anbindung an das europäische Schnellbahnnetz.
In diesem Sinne scheint es interessant zu erwähnen, dass es bereits im 19. Jahrhundert eine
Eisenbahnlinie gab, die Echternach mit Diekirch und Wasserbillig verband. „Erst der Bau der
Eisenbahnlinie schuf aber die Voraussetzung für die Entwicklung des Fremdenverkehrs.“95
Zur Jahrhundertwende wurde diese West-Ost-Strecke durch eine Nord-Süd-Strecke ergänzt.
Diese Schmalspurbahn, im Volksmund genannt „Charly“, verband die Abteistadt mit der
Hauptstadt. Schon damals war deutlich die touristische Ausrichtung zu erkennen, denn
besonders an den Wochenenden reisten zahlreiche Besucher für einen Tagesausflug an.
Jedoch wurden beide Eisenbahnlinien wegen mangelnder Rentabilität und Zunahme des
Individualverkehrs eingestellt. Heutzutage hingegen bedauert man die Stilllegung der
Eisenbahnlinie nach dem Zweiten Weltkrieg, weil Busfahrten umständlich sind und so bleibt
als zeitsparende Alternative nur das Auto.
d. Der Straßenweg
Da das luxemburgische Straßen- und Autobahnnetz als eines der dichtesten der Welt gilt,
ergibt sich daraus für die Müllerthalregion eine gute Anbindung an die Nachbarländer.
95
SPANG, P. (1965): Aus der Geschichte des Echternacher Tourismus (Das große Eifelvereinfest aus dem Jahre
1912) in: An der Ucht. Kalenner vun der illustre‟erter Familijenzeitong Revue. S. 201.
64
Karte 6: Erreichbarkeit der Region Müllerthal
(Quelle: www.mullerthal.lu/Anreise.php, letzter Zugriff: 02.04.2011)
Auf der Karte 5 sind die einzelnen Straßen, die Echternach und das Müllertal mit dem
Umland verbinden, gut erkennbar. Die Nationalstraße E29/N11 verbindet Echternach mit
Luxemburg-Stadt und in nördlicher Richtung führt sie über die Sauer weiter nach Bitburg in
Rheinland-Pfalz. Folglich wird diese Straße von Pendlern viel genutzt. Die N10, die
„Sauertalstrecke“, verläuft saueraufwärts bis in die „Nordstad“ (Diekirch und Ettelbrück),
sauerabwärts führt sie nach Wasserbillig, wo die Sauer in die Mosel mündet. Ab dieser
Mündung führt die N10 weiter durch das ganze Moseltal bis ins Dreiländereck und weiter
nach Lothringen. Neben ihrer Funktionalität gilt die N10, die oberhalb von Wasserbillig als
„Sauertalstrecke“ und unterhalb als „Weinstraße“ bezeichnet wird, als touristische Attraktion.
Da die E29/N11 und die N10 durch den Durchgangsverkehr stark belastet sind, sieht der
Vorentwurf
des
sektoriellen
Plans
„Transport“
(2009)
des
MIAT
zukünftige
Entlastungsstraßen vor, die das Stadtzentrum von Echternach umgehen sollen. Bis 2015 soll
die „rue Charly“, die ehemalige Bahnlinie des Charly, zur Umgehungstraße umgebaut
werden. Später soll ein Tunnel unter dem Stadtpark durchführen und als West-OstVerbindung dienen.
96
96
Allerdings gibt es schon seit den 70er Jahren Pläne für eine
Vgl. MIAT 2009 S.13-14.
65
Umgehungsstraße, jedoch wurden diese bis Dato nie umgesetzt. Die Verwirklichung dieser
Pläne ist daher fragwürdig.
Eine weitere wichtige Nationalstraße ist die N14 die das ganze Müllerthal durchquert und
Grevenmacher mit Diekirch verbindet. Des Weiteren ist die gesamte Region des Müllerthals
mit einem dichten Netz von „Chemins Repris (C.R.)“ ausgestattet. Neben diesen Straßen auf
regionaler Ebene, gibt es die Autobahn A7, die im 20 km entfernten Waldhof eine Aus- und
Abfahrt besitzt und ganz Luxemburg sowie das Umland erschließt. Trotz des längeren
Anfahrtswegs
bietet
diese
seit
2002
bestehende
Autobahn
eine
wertvolle
Verkehrserschließung für Tagesausflügler und Langzeiturlauber.
Als Manko können die gebührenpflichtigen Parkplätze in Echternach sowie deren zu geringe
Anzahl festgehalten werden. Auch sucht man in der ganzen Müllerthalregion oft vergeblich
nach Taxis, außer wenn große Events wie das Musikfestival E-Lake stattfinden.
N
Karte 7: Bedeutende Verkehrswege in Echternach, dem Müllerthal und Umgebung
(Quelle: www.maps.google.de/maps?hl=fr&tab=wl , letzter Zugriff: 02.02.2011)
66
e. ÖPNV
Im
Rahmen
des
sanften
und
nachhaltigen
Tourismus
gewinnt
der
öffentliche
Personennahverkehr (ÖPNV) zunehmend an Bedeutung. Wie bereits im obigen Abschnitt
erläutert wurde, beschränkt sich das ÖPNV-Netz im Betrachtungsraum fast ausschließlich auf
die Linienbusverbindungen. Alle Orte der Müllerthalregion sind an das öffentliche
Transportnetz angeschlossen, jedoch liegt der „gesamte Osten im Einzugsgebiet von
Luxemburg-Stadt (…) und [ist] (…) von Esch/Alzette und Ettelbrück aus eher schlecht zu
erreichen (…).“97 Der Busverkehr zwischen Echternach und anderen größeren Ortschaften
wie Junglinster und Grevenmacher ist im Stunden- und Halbstundentakt organisiert. Die
Ortschaften Beaufort, Berdorf, Consdorf, Heffingen, Larochette, Medernach und Waldbillig
besitzen Direktverbindungen nach Luxemburg-Stadt. Die Ortschaften Bech, Ermsdorf,
Fischbach, Mompach, Nommern und Rosport hingegen verfügen über keine direkte ÖPNVAnbindung an die Hauptstadt. Folglich gestaltet sich die Anreise per ÖPNV als äußerst
schwierig und mühsam.
Folglich
erweist
sich
die
Erreichbarkeit
der
Destination
Müllerthal
als
wenig
zufriedenstellend, da die Region aufgrund des unzureichenden Transportwesens nur mit dem
PKW zu erreichen ist. Eine Anreise per ÖPNV erweist sich als umständlich und zeitraubend.
4.4.3. Generelle Infrastruktur und Humanpotential
Im Zuge dieser Arbeit werden besonders die kulturellen Sehenswürdigkeiten erläutert.
Die Müllerthalregion weist eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten aus
unterschiedlichen Epochen auf und bildet in Europa einzigartige Kulturlandschaft die auf
2000 Jahre Geschichte zurückblicken lässt. Der Bogen spannt sich von der Steinzeit über die
Römerzeit bis ins Mittelalter, von der frühen Neuzeit über das Industriezeitalter bis hin zur
Gegenwart. Aus kulturhistorischer Sicht sind besonders die mittelalterliche Stadt Echternach
sowie die Orte Larochette und Beaufort von Bedeutung. Nicht zu vergessen sind die vielen
historischen Mühlen, welche die gesamte Region, vor allem aber die Täler der Weißen und
Schwarzen Ernz prägen.
97
KIES, A. / KLEIN, S.: Mit Bus und Bahn durch Luxemburg in: BOUSCH, P. / CHILLA, T. / GERBER P. /
KLEIN, O / SCHULZ, C. / SOHN, C. / WIKTORIN, D. (2009): Der Luxemburg Atlas/Atlas du Luxembourg. S.
143.
67
a) Kulturelles Angebot der Gemeinde Echternach
698 vom irischen Mönch Willibrord gegründet, ist Echternach heute die älteste Stadt des
Landes. Mit ihren kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten stellt Echternach einen
wichtigen Anziehungspunkt in der Müllerthalregion dar.
Als mittelalterliche Stadt war Echternach von engen Gassen mit Straßenpflastern durchzogen
und von einer Festungsmauer umgeben. Von der „Burgmauer“98 mit ursprünglich sechs Toren
und fünfzehn Türmen bestehen heute nur noch Überreste, unter anderen acht Festungstürmen,
die zu Ferienwohnungen umgebaut wurden. Im Herzen der historischen Altstadt befand sich
der von Adelshöfen und Schöffenhäusern umgebene mittelalterliche Marktplatz. Neben dem
Justizkreuz bilden das Stadthaus und der aus dem 15. Jahrhundert stammende Dingstuhl das
Hauptaugenmerk. Früher befanden sich im gotischen „Dënzelt“ das Schöffengericht sowie
das Gefängnis und die Folterkammer, heute dient er als Sitzungssaal für den Gemeinderat. Zu
dem religiösen Erbe zählt die im Stil der Renaissance erbaute Muttergottes-Kapelle und die
im 11. Jahrhundert erbaute Willibrordusbasilika99 mit der karolingischen Krypta sowie dem
Sarkophag des heiligen Willibrord. Gleichaltrig mit der Basilika ist die auf einem Hügel
erbaute romanische und gothische Pfarrkirche St. Peter und Paul100. Beide Kirchen zählen zu
den ältesten Gotteshäusern des Großherzogtums. Neben der Basilika liegt die im 8.
Jahrhundert erbaute Benediktinerabtei101 aus der bedeutende Kunstwerke der InitialOrnamentik hervorgingen. Allerdings datiert der barocke Stil aus dem 18. Jahrhundert.
Gegenwärtig befindet sich in der ehemaligen Abtei ein Gymnasium. Neben dem
Abteigebäude befindet sich die Orangerie102, ein Barockbau, der im ehemaligen Klostergarten
gelegen ist und heute zum Gymnasium gehört. Im Lustgarten des Klosters, dem heutigen
Stadtpark erhebt sich ein fünfeckiger und im Rokokostil erbauter Pavillon, in dem sich das
Museum zur Architektur im ländlichen Raum befindet. Letzteres thematisiert den Einfluss der
Abtei auf die Architektur im ländlichen Raum des 18. Jahrhunderts. Weitere Museen sind das
Abteimuseum, in dem Faksimiles der Manuskripte aus dem Mittelalter ausgestellt werden und
das Museum der Vorgeschichte im „Hihof“, einem Gewölbekeller aus dem 15. Jahrhundert.
Das Dokumentationszentrum Springprozession ist an die Basilika angegliedert und erzählt die
Geschichte der Springprozession. Das Römische Museum befindet sich bei der am
Echternacher See gelegenen Römervilla und stellt Alltagsszenen aus dem Leben einer
galloromanischen Familie nach. Die aus der Antike stammende Villa ist die bedeutendste
98
Siehe Dokument 7 im Anhang.
Siehe Dokument 8 im Anhang.
100
Siehe Dokument 9 im Anhang.
101
Siehe Dokument 8 im Anhang.
102
Siehe Dokument 10 im Anhang.
99
68
römische Anlage auf Luxemburger Boden. Weitere kulturelle Sehenswürdigkeiten sind das
Mühlengebäude in Lauterborn. Diese wurden als Kulturwege ausgelegt:
1) der Kulturrundweg „Via Epternacensis“ (seit 2000) führt durch das mittelalterliche
Zentrum
2) der deutsch-luxemburgische Kulturweg „Doppeladler“ (seit 2007) stellt den Einfluss
der Echternacher Abtei auf die ländliche Architektur des 18. Jahrhunderts dar.
3) der deutsch-luxemburgische Römerweg (seit 2007) führt über die deutsche Seite zur
Römervilla
4) der Willibrorduskulturweg (seit 2008) verbindet die wichtigsten religiösen Stätten auf
der deutschen mit denen auf der luxemburgischen Seite
2008 wurde die kulturelle Infrastruktur von Echternach mit der Eröffnung des Kultur- und
Kongresszentrums „Trifolion“ um eine weitere Besonderheit ergänzt. Der Name stammt von
der lateinischen Bezeichnung für das Kleeblatt (Trifolium) ab und die drei Blätter des
Kleeblatts stehen für den „Dreiklang“ von Kultur, Tourismus und Kongressen. Das Trifolion
ist mittlerweile eine Veranstaltungstätte, die sich zum gesellschaftlichen Kultur- und
Kongresszentrum des gesamten Ostens etabliert hat und dessen Einzugsbereich bis weit über
die Grenzen hinausreicht.
Neben
den
zahlreichen
und
vielseitigen
Veranstaltungen
(z.B.
Konzerte,
Theateraufführungen…) bietet dieses moderne, im Zentrum von Echternach gelegene
Gebäude, einen großen und einen kleinen Saal sowie mehrere Konferenzräume, in denen
Tagungen, Seminare aber auch private Familienfeste stattfinden können. Laut André
Hartmann ist es das Hauptziel des Trifolions Unternehmen, Banken und andere
Kongressveranstalter nach Echternach zu locken.
Darüber hinaus finden in Echternach das ganze Jahr über, vor allem aber während der
Sommermonate zahlreiche Veranstaltungen statt. Manche dieser Veranstaltungen sind zu
nationalen Großevents geworden, die nicht nur Menschen aus der ganzen Region, sondern
auch viele Touristen anziehen. Neben dem E-LAKE Festival am Echternacher See, zu dem
laut Zeitungsberichten jährlich 25.000 Menschen anreisen findet jedes Jahr am
Pfingstdienstag die weltbekannte Springprozession zu Ehren des heiligen Willibrord statt. Seit
November 2010 zählt diese Springprozession, die jährlich 30.000 Pilger anzieht, zum
UNESCO Weltkulturerbe. Es wird erwartet, dass nun noch mehr Pilger und Neugierige aus
aller Welt kommen. Neben diesen beiden Großveranstaltungen gibt es noch weitere Events,
die jedes Jahr tausende Menschen nach Echternach locken:
69

Internationales Musikfestival (Klassik und Jazz) von Mai bis September

Heißluftballonwettfahrt „World Balloon Trophy“ am Echternacher See im Juli

Internationaler Triathlon am Echternacher See im Juli

Internationaler und grenzüberschreitender 2-Länder-Marathon im Oktober

Familienfest „Family Day“

„Müllerthal Biking Days“ am Echternacher See (ab 2011)
Besonders die Großevents sind nicht nur extrem lukrativ, sondern stellen auch eine enorme
Herausforderung für das Beherbergungswesen, die Gastronomie sowie die touristische und
die generelle Infrastruktur dar. Somit spielen solche Veranstaltungen in den Planungen der
Gemeinde eine beachtliche Rolle.
b) Kulturelles Angebot der anderen Müllerthal Gemeinden
Die Müllerthalgemeinden weisen eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten aus
unterschiedlichen Epochen auf, unter anderem eine der ältesten prähistorischen Stätte
Luxemburgs. Im Loschbour (bei Reuland) fand Nic Thill 1930 den „ältesten Luxemburger“.
Des Weiteren sind von kulturhistorischer Bedeutung die Burgen und Schlösser der
Ortschaften Beaufort und Larochette. In Beaufort gibt es neben dem Renaissance-Schloss aus
dem 17. Jahrhundert noch Überreste einer mittelalterlichen Burganlage aus dem 12.
Jahrhundert. Larochette ist für seine mittelalterliche Burgruine aus dem 11. Jahrhundert
bekannt. Eine weitere Burgruine findet man in der Nähe der Ortschaft Müllerthal, die
Heringerburg. Neben den vielen Burgen und Schlössern entdeckt man in fast allen Gemeinden
der Müllerthalregion erhaltene Mühlengebäude. Zu den bekanntesten Mühlen zählt die
Heringer Mühle im Ort Müllerthal, denn sie ist die einzige Mühle in der Region deren
Wasserrad noch erhalten ist.103 Zusätzlich gibt es in Larochette noch das Industriemuseum
und in Rosport das Museum zu Ehren Henri Tudors, einem Pionier der elektrischen
Beleuchtung. Eine komplette Übersicht der kulturellen Angebotspalette liefert eine Tabelle im
Anhang104. Auch finden in all diesen Gemeinden Events statt, allerdings handelt es sich bei
diesen eher um regionale Veranstaltungen:
103
104

Art in Beaufort (Juli)

Schlossfest in Befort (Juli)

Familienfest Müllerthal-Trail in Befort (Mai)

Haupeschfest mit Kunsthandwerkermarkt in Berdorf (November)
Vgl. MIAT 2009, S. 41-42.
Siehe Dokument 11.
70

Hubertusmesse in Berdorf (November)

Kultursommer in Berdorf (November)

Heissluftballonshow „Night Glow“ in Larochette (Dezember)
Ab 2011 werden voraussichtlich folgende Veranstaltungen angeboten:

„Heringer Millefest“

„Müllerthal goes Charity“

Best-of-Wander-Aktion „Wandergesicht 2011“

„Magical Castle Night“ in Befort

“Rock the Castle” in Befort
Während der touristischen Hauptsaison finden im Sommer zusätzlich zahlreiche
Veranstaltungen in den einzelnen Gemeinden statt. Diese tragen nicht nur zum Erhalt lokaler
Traditionen bei, sondern stellen eine Bereicherung des kulturellen Angebots dar.
Hervorzuheben gilt das Amphitheater „Breechkaul“ in Berdorf, das 1979 in einem alten
Steinbruch eingerichtet wurde. Vor allem in den Sommermonaten werden dort zahlreiche
Veranstaltungen (Konzerte, Theater) aufgeführt.
Abb. 31: Amphitheater Breechkaul (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT)
Die wichtigsten kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten sind in der folgenden Karte
dargestellt.
71
Karte 8: Kulturelle Sehenswürdigkeiten im Müllerthal (Quelle: verändert nach ACT Geoprtail, 2010)
72
4.4.5. Touristische Infrastruktur
a) Beherbergungswesen und Gastronomie
Die Angebotspalette im Beherbergungswesen reicht von einfachen Unterkünften bis hin zu
anspruchsvollen Luxushotels, jedoch nehmen die Campingplätze die führende Rolle im
Beherbergungswesen105 ein (siehe Karte 9). Bis auf die Gemeinden Fischbach und Heffingen
besitzen alle anderen Gemeinden mindestens einen Campingplatz. Rekordhalter ist die
Gemeinde Beaufort mit 5 Campingplätzen, dicht gefolgt von den Gemeinden Berdorf und
Echternach mit jeweils 3 Campingplätzen. Insgesamt gibt es in der ganzen Müllerthalregion
um die 30 Campingplätze. Diese recht hohe Zahl verdeutlicht die Bedeutung dieser eher
einfachen Unterkünfte in der Müllerthalregion. In den Gemeinden Beaufort, Echternach und
Larochette gibt es 3 moderne Jugendherbergen mit sehr attraktiven Sport- und
Freizeitangeboten. Diesen eher einfachen Unterkünften stehen viele anspruchsvolle Hotels der
gehobenen Preiskategorie mit entsprechender Restauration gegenüber. Nach der BENELUX
Klassifizierung gibt es 13 Vier-Sterne-Hotels und ein Fünf-Sterne-Hotel. Allerdings gibt es
im Vergleich zur einfachen und gehobenen Hotellerie nur wenige Hotelbetriebe der
Mittelklasse. Die Vermietung von Ferienwohnungen und Zimmer spielt fast keine Rolle.106
Nur einige Bauernhöfe, die im Rahmen des Agrotourismus einige Zimmer an Touristen
vermieten.
Eine besondere Übernachtungsmöglichkeit bieten die vier mittelalterlichen Wachtürme der im
10. Jahrhundert gebauten Echternacher Stadtmauer. Aufgrund der Anzahl von zwei bis drei
Schlafzimmern pro Turm eignen sich diese Ferienwohnungen hauptsächlich für Familien mit
Kindern.
Abb. 32: Mittelalterliche Türme in Echternach
(Quelle: www.echternach-tourist.lu/MITTELALTERLICHE%20TUERME.html, letzter
Zugriff: 02.04.2011)
105
106
Siehe Dokument 12.
Vgl. MIAT 2008 S. 71-73.
73
Karte 9: Beherbergungs- und Gastronomiewesen
(Quelle: http://www.mullerthal.lu/sites/mullerthal.lu/files/downloadsfiles/BikingD-GB.pdf, letzter Zugriff: 15.04.2011)
74
Das Fehlen einer ausreichend großen Zahl von Hotels erweist sich auch als Nachteil für den
Kongresstourismus. In der Abteistadt gibt es neben dem Fünf-Sterne Hotel noch vier VierSterne-Hotels und vier Drei-Sterne Hotels, insgesamt also 252 Betten.107 Das Trifolion
hingegen kann aber bis zu 500 Kongressteilnehmer aufnehmen, die in der Regel die
gehobenen
Hotels
den
einfachen
Unterkünften
vorziehen.
Folglich
müssen
die
Kongressteilnehmer sich nicht nur auf verschiedene Hotels verteilen sondern auch in andere
Ortschaften ausweichen. Erschwert wird die Unterbringung der Kongressteilnehmer dadurch,
dass im Winter die meisten Hotels geschlossen sind.
Das gastronomische Angebot der Müllerthalregion ist vielseitig und reicht von der nationalen
bis zur internationalen Küche (siehe Karte 10). Sogar ein internationales Fastfood-Restaurant
hat sich in der Müllerthalregion niedergelassen. Seit 2010 befindet sich im beschaulichen
Echternach ein Restaurant der weltumspannenden Subway-Kette.
Jedoch sind die Gerichte meist überteuert und dementsprechend wird das Preis-LeistungVerhältnis von den Touristen, aber auch von den Einheimischen kritisiert. Auch bilden die
unflexiblen Öffnungszeiten einen weiteren Kritikpunkt, denn viele Betriebe schließen sogar
während der Sommermonate die Küche schon um 21.
107
Vgl. CHRISTMANN 2009 S. 60.
75
Karte 10: Restaurants in Luxemburg (Quelle: BOUSCH / CHILLA / GERBER / KLEIN /
SCHULZ / SOHN / WIKTORIN 2009 S. 209)
76
b) Transportangebot für Touristen
Bis auf einen Touristikzug der die Besucher entlang der Sauer, um den See und durch die
historische Altstadt von Echternach fährt gibt es im ganzen Müllerthal kein eigens
entwickeltes touristisches Transportwesen. Dies beruht vor allem darauf, dass die meisten
Touristen mit ihrem privaten PKW anreisen.
c) Sport- und Freizeiteinrichtungen
Die 15 Gemeinden der Müllerthalregion bieten eine Vielzahl an Sport- und Freizeitaktivitäten
an. Die Angebotspalette reicht von Tennisplätzen über Schwimmbäder und Reithallen bis hin
zu Golf- und Minigolfanlagen sowie einer Kunsteisbahn im Winter. Neben diesen eher
klassischen Sport- und Freizeitmöglichkeiten befindet sich auf einer Insel im Echternacher
See ein Hochseilgarten und in der Echternacher Jugendherberge eine imposante Kletterwand.
Im Anhang108 sind in einer Tabelle alle Sport- und Freizeitaktivitäten aufgeführt.
Leider eignet sich die Sauer weder zum Baden noch zur Ausführung von Wassersport, denn
das Wasser ist mäßig bis stark belastet und folglich herrscht dort Badeverbot. Auch ist die
Sauer nicht besonders tief, so dass nur Boote mit geringem Tiefgang wie Kanus oder Kajaks
auf dem Fluss fahren können. Dennoch nutzen zahlreiche Touristen das Sauertal zum
Wandern, Radfahren, Fischen sowie zum Kajak- und Kanufahren. Weitere Erholungsgebiete
findet man in Echternach. Am Eingang der Abteistadt befindet sich ein 30 ha großer,
künstlich angelegter See und in der Nähe des Stadtzentrums, an der Sauer gelegen, befindet
sich ein Stadtpark.
Insbesondere aber ist die gesamte Müllerthalregion ein traditionsreiches Wandergebiet, das
über ein ausgeprägtes Rundwander- und Streckenwegnetz verfügt:
108

Lokale Wanderwege

Thematische Lehrpfade

Eine behindertengerechte Promenade in Berdorf

Kinderwanderwege

Ausgeschilderte Rundwanderwege

Nationale Wanderwege

Europäische Fernwanderwege
Dokument 13.
77
Seit 2008 führt der „Müllerthal Trail“, ein Leitwanderweg von ca. 110 km, durch die
landschaftlichen Besonderheiten der Region Müllerthal. Dieser setzt sich aus drei
verschiedenen Routen zusammen und wird durch drei zusätzliche Touren ergänzt.
Karte 11: Routen des Müllerthal Trail
(Quelle: www.mullerthal-trail.lu/downloads/carte-trail.pdf, letzter Abruf: 02.04.2011)
Neben den gekennzeichneten Wanderwegen bietet die Müllerthalregion auch noch drei
Nordic-Walking Pisten sowie ausgeschilderte Radwege. Letztere haben eine Länge von ca.
118 km und sind Bestandteil des nationalen Radwegnetzes von 600 km. Durch das Müllerthal
führen:

PC 2 „Piste Cyclable d‟Echternach“: Echternach-Luxemburg

PC 3 „Piste Cyclable des Trois Rivières“: Schengen-Vianden

PC 5 „Ernz Blanche“: Junglinster-Reisdorf
Neben diesen Radwegen gibt es zusätzlich noch fünf ausgeschilderte Mountainbike-Routen.
78
Schlussfolgernd kann man die touristische Angebotspalette der Müllerthalregion anhand der
folgenden Abbildung zusammenfassen.
Eventtourismus
Erholungstourismus
(Springprozession, E-Lake, Musik
(Wandern, Spazieren, Radfahren,
Festival…)
Touristische
Angebotsstruktur
in der
Müllerthalregion
Baden…)
Erlebnistourismus
Kongresstourismus
(kulturelle Sehenswürdigkeiten,
(Geschäftstourismus,
Städtetourismus, Klettern,
Kongresstourismus…)
Schwimmen…)
Abb. 33: Touristische Angebotsstruktur der Müllerthalregion
(Quelle: Entwurf Joëlle SCHMIT)
Die Tourismusstruktur der Müllerthalregion vereint die verschiedenen Arten von Tourismus.
Folglich gelingt es der Müllerthalregion sich als touristische Destination von anderen
touristisch geprägten Regionen abzugrenzen.
79
4.5. Touristische Nachfrage
4.5.1. Eigene quantitative Umfrage
Wie bereits erläutert wurde sind die Hotelübernachtungen der letzten Jahre in der
Müllerthalregion rückläufig. Dennoch sind laut Aussagen des Präsidenten des ORT
Müllerthals die Campingplätze in den Sommermonaten meist vollkommen ausgebucht, die
Hotels hingegen eher in der Vor- und Nachsaison, so dass rund 80% der Betten ausgelastet
sind. Laut ORT Präsident liegt dies daran, dass während der Hochsaison eher niederländische
Familien der unteren Mittelschicht die Campingplätze aufsuchen. In der Vor- und Nachsaison
hingegen logieren eher ältere, belgische Ehepaare der oberen Mittelschicht in Hotels der
gehobenen Kategorie.
Die Saisonalität stellt ein großes Problem für die touristische Entwicklung der
Müllerthalregion dar. In den Wintermonaten sind nicht nur fast alle Hotels und Museen
geschlossen, auch schreckt das schlechte Wetter die Touristen ab. In der Gastronomie und im
Beherbergungswesen wird laut Restaurantbesitzern der Großteil der Jahreseinkünfte in der
Hochsaison erwirtschaftet. Bei den Restaurants und Cafés, die mit Terrassen ausgestattet sind,
läuft das Geschäft in den Sommermonaten auf Grund der zahlreichen Touristen hervorragend.
Nur die Restaurants der gehobenen Kategorie beklagen sich nicht über die Wintermonate, da
die finanzstarken Einheimischen aus der Region auch außerhalb der Saison des Öfteren ein
Restaurant aufsuchen.
Da diese Informationen nur auf qualitativen Aussagen beruhen wurde zusätzlich eine
quantitative Erfassung bezüglich der Gästestruktur in der Müllerthalregion durchgeführt.
Hierbei handelt es sich um eine Fragenbogenerhebung109, die in der Hauptsaison 2010 (JuliAugust) in der Müllerthalregion durchgeführt wurde, um aussagekräftige Zahlen zu Herkunft,
Beweggründen des Aufenthaltes und Vorstellungen der Besucher zu erhalten. Anhand der
mündlichen Befragung durch studentische Hilfskräfte des ORT wurden 107 Fragebögen
ausgefüllt und schließlich mittels eines statistischen Tabellenkalkulationsprogramms vom
Verfasser ausgewertet. Die ORT- Hilfskräfte befragten Touristen in Hotels, Campingplätzen,
Museen, Burgen sowie auf öffentlichen Plätzen.
Eine Befragung von 107 Personen ist natürlich nur bedingt repräsentativ, allerdings kann
damit
ein
stichprobenartiger
Überblick
über
Müllerthalregion erstellt werden.
109
Siehe Dokument 14 im Anhang.
80
die
touristische
Nachfrage
in
der
Zunächst werden die Ergebnisse bezüglich der Gästestruktur vorgestellt. Die Ergebnisse der
Geschlechterfrage waren recht ausgeglichen, deshalb werden geschlechterspezifisch relevante
Unterschiede ausgeschlossen. Die Auswertung der Frage bezüglich der Altersstruktur
bestätigt die Aussage, dass vorwiegend Familien und ältere Leute die Müllerthalregion
besuchen. Die Hälfte der Befragten Personen waren zwischen 36 und 60 Jahren alt, lediglich
23% waren jünger. Allerdings wäre ein höher Anteil der Senioren zu erwarten gewesen.
Jedoch handelt es sich bei dieser Fragenbogenerhebung um eine Stichprobe, durchgeführt von
Studenten, welche die genaueren Werte nicht ganz widerspiegeln kann.
7%
8%
3%
36%
Holland
Belgien
Deutschland
Luxemburg
Frankreich
Sonstiges
30%
n= 107
15%
Abb. 34: Herkunft der Befragten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
81
Die meisten der befragten Urlauber (36%) stammen aus den Niederlanden, weitere 30% der
Befragten kommen aus Deutschland, 15% aus Belgien und 8% aus Frankreich. Da die
Fragebogenerhebung während der Hochsaison durchgeführt wurde, bestätigen die hohe
Anzahl der Niederländer und die geringe Anzahl der Belgier die Aussagen der
Tourismusverantwortlichen, dass während der Sommermonate vorwiegend Niederländer und
in der Vor- und Nachsaison größtenteils Belgier vorzufinden sind. Außerdem hat sich bei der
Auswertung der Fragebögen herausgestellt, dass die meisten Niederländer mehrtägige
Campingurlauber sind. Bei den Deutschen hingegen handelt es sich eher um Tagesausflügler,
da sich die Müllerthalregion aufgrund der Grenzsituation förmlich als Naherholungsgebiet für
die Deutschen anbietet. Laut dem EUROPÄISCHEN TOURISMUS INSTITUT zeichnen sich
die Niederländer durch einen hohen Grad an Selbstversorgung aus. Jedoch werden die bei der
Verpflegung eingesparten Kosten nicht durch Ausgaben in anderen Bereichen kompensiert
und folglich sind ihre Ausgaben unterdurchschnittlich. Die Belgier hingegen weisen ein
höheres Ausgabeverhalten auf und sie legen großen Wert auf hohe Qualitätsansprüche in der
Gastronomie.110 Folglich stellen die Belgier eine attraktive Zielgruppe dar.
Anfahrtsstrecke der Urlauber in km
Anfahrtsstrecke der Tagesausflügler in
km
10%
0%
20%
20%
28%
n= 30
0-50 km
51-100 km
101-200 km
201-300 km
>300 km
21%
0-50 km
51-100 km
101-200 km
58%
21%
201-300 km
>300 km
23%
n= 48
Abb. 35: Anfahrtsstrecke (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Bei der Frage nach der Anfahrtsstrecke wurde zwischen Tagesausflüglern und mehrtägigen
Urlaubern differenziert. Bei den Tagesausflüglern kommt es zu einem recht ausgeglichenen
Resultat. Da immerhin ein Fünftel der Reisenden weniger als 50 km Anfahrtsstrecke aufweist,
kann die Müllerthalregion als Naherholungsziel gelten. Nur ein kleiner Teil der Befragten, die
mehr als 300 km angereist sind, verbringen ihren Urlaub in Luxemburg-Stadt und erkunden
von dort aus das gesamte Großherzogtum.
110
Vgl. ETI 1991 S. 178-183.
82
Bei der Anfahrtsstrecke der Urlauber hingegen kam ein eindeutigeres Resultat zum
Vorschein, denn bei der Hälfte der mehrtägigen Urlauber betrug die Anfahrtsstrecke mehr als
300 km. Folglich stellt die Müllerthalregion nicht nur eine Naherholungsgebiet dar, sondern
auch eine Urlaubsdestination.
6%
12%
Alleine
42%
Partner
Famillie
40%
Freunde
n= 107
Abb. 36: Begleitung der Befragten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
In der Begleitungsstruktur lassen sich eindeutig zwei Tendenzen erkennen, denn 42% der
Befragten sind mit dem Partner angereist und 40% mit der Familie. Dieses Ergebnis bestätigt,
dass die meisten Urlauber ältere, kinderlose Paare oder Familien auf der Suche nach
Entspannung und Erholung sind.
2%
6%
21%
16%
Schüler
Student
Rentner
Arbeiter
14%
12%
Hausfrau
Angestellter
Selbstständiger
Beamter
7%
n= 107
3%
20%
Keine Angaben
Abb.37: Berufstätigkeit der Besucher
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
83
Bei der Befragung über die Berufe kam ein ausgeglichenes Resultat zum Vorschein. Ein
Fünftel der Befragten sind Beamte, ein weiteres Fünftel sind Arbeiter, 16% sind Studenten,
14% sind Rentner und 12% Selbstständige. Aufgrund der heterogenen Zielgruppe wird
offensichtlich, dass in Bezug auf die Vermarktung der Müllerthalregion unterschiedliche
Strategien verfolgt werden müssen.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der weiteren Fragen in Bezug auf die Destination
Müllerthal dargelegt. Mit Hilfe eines semantischen Differentials wurde der Gesamteindruck
der Müllerthalregion ermittelt. Die befragten Personen konnten eine Wertung zwischen minus
Fünf und Fünf abgeben. Da diese Frage eine der wichtigsten des gesamten Fragebogens
darstellt, wurde diese bewusst gleich zu Beginn der Befragung gestellt, da die Interviewten
oftmals gegen Ende der Befragung nicht mehr so aufmerksam sind. Die Bewertung ergab,
dass die Müllerthalregion insgesamt zufriedenstellend ist, bis auf ein paar Ausnahmen. Die
Angaben +2 und +3 sind am häufigsten, dicht gefolgt von +4 und +5. Da es nur fünf negative
Antworten bei 111 Befragten gab, fällt die Bewertung der Müllerthalregion eher positiv aus.
40
Anzahl der Personen
35
30
25
20
15
Anzahl der Personen
10
5
0
-5
-4
-3
-2
-1
1
2
3
4
5
Bewertungsskala
Abb. 38: Allgemeine Einschätzung der Müllerthalregion
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die Frage bezüglich der Besuchshäufigkeit der Gäste zeigt ein ziemlich ausgeglichenes
Resultat. 66 von den 107 Befragten gaben an, zum ersten Mal in der Müllerthalregion zu sein,
47 Interviewte hingegen waren Folgebesucher. Dies stützt die Ergebnisse der SWOT-Analyse
sowie die Aussagen der Experten, laut denen die Besucher der Müllerthalregion meistens
keine Stammkunden sind.
84
29,8%
44,7%
1-3
4-6
7-9
4,3%
>10
21,3%
n= 47
Abb. 39: Einteilung der Folgebesucher nach Häufigkeit
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Bei der Frage nach den Folgebesuchern kam ein recht unterschiedliches Resultat zum
Vorschein, denn fast die Hälfte der befragten Folgebesucher hatte die Region zwischen einem
und vier mal besucht und ein Viertel der Interviewten war bereits über vier Mal im
Untersuchungsgebiet. Ein Drittel der Befragten war sogar über zehn Mal in der
Müllerthalregion. Ein Beweis dafür, dass die Müllerthalregion zumindest für einige Touristen
ein durchaus beliebtes Ziel darstellt.
Die Antworten zur Aufenthaltsdauer ergaben ein ziemlich überraschendes Ergebnis. Der
Anteil der Tagesausflügler erscheint recht hoch, da bisher angenommen wurde, dass
hauptsächlich Urlauber in der Müllerthalregion vorzufinden sind. Die Tagesausflügler aber
auch die Durchreisenden sind oftmals Touristen, die ihren Urlaub in Deutschland in der
Verbandsgemeinde Irrel verbringen und die Müllerthalregion mit der Abteistadt tagsüber
besuchen. Da die Zahl der Urlauber überwiegt, kann bestätigt werden, dass die
Müllerthalregion eine Urlaubsdestination darstellt.
85
12,4%
45,7%
Durchreise
Tagesausflug
Urlaub
41,9%
n= 107
Abb. 40: Häufigkeit des Aufenthalts im Müllerthal
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die Frage nach dem Ort der Übernachtung ergab, dass fast die Hälfte der Befragten in
Echternach ihren Urlaub verbringt. Weitere neun übernachten in Berdorf, sieben in Consdorf,
jeweils drei im Müllerthal und in Rosport. Jeweils zwei Urlauber übernachten in Larochette
und Beaufort und einer in Wasserbillig. Dieses heterogene Ergebnis verdeutlicht die
Bedeutung der Stadt Echternach als Tourismuszentrum der Müllerthalregion.
Die Frage nach der Anfahrtsstrecke wurde nur den Urlaubern gestellt und es kam zu einem
eindeutigen Ergebnis. Für 71% der Befragten spielte die räumliche Nähe dieser Region zu
ihrem Wohnort keine Rolle. Dies wiederum bestätigt, dass die Müllerthalregion eher eine
Urlaubsdestination ist als ein Tagesauflugziel ist. Jedoch nehmen die Tagesausflügler einen
beachtlichen Teil der Besucher ein und die Vermutung liegt nahe, dass diese in Zukunft
zunehmen werden.
86
9
15
Hotel
Ferienwohnung
4
Camping
Verwandte/Bekannte/Freunde
0
Jugendherberge
n= 48
20
Abb. 41: Art der Übernachtung
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die Frage nach der Übernachtungsart verdeutlicht die Rolle, welche die Campingplätze im
Tourismus einnehmen, denn fast die Hälfte der Befragten gab an, dort den Urlaub zu
verbringen. Ein Drittel der Befragten logierte im Hotel und ein Viertel in der Jugendherberge.
Ferienwohnungen sind, wie beim touristischen Angebot beschrieben, kaum vorhanden,
deshalb erscheint dieses Resultat auch nicht weiter überraschend.
6%
19%
1
2
3
4
5
6
7
>7
25%
6%
13%
2%
n= 48
17%
13%
Abb. 42: Dauer des Aufenthalts (in Nächten) in der Müllerthalregion
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
87
Ein Viertel der Befragten Urlauber gab an, eine Woche in der Region zu bleiben. Die Hälfte
bleibt jedoch höchstens fünf Tage und nur 6% länger als eine Woche. Die Müllerthalregion
gilt folglich eher als Kurzurlaubsziel und wird als dritter oder vierter Urlaub im Jahr getätigt.
4%
17%
11%
Ruhe/Erholung
Wandern/Spazieren gehen
7%
Kultur/Sightseeing
Kulinarische Reise
7%
Baden
23%
Wassersport
Radsport
8%
Sonstiges
n= 107
Anzahl von Antworten : 264
23%
Abb. 43: Ferienaktivitäten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die höhere Anzahl der Antworten erklärt sich durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung.
Rund ein Viertel der befragten Personen besucht die Region zum Wandern oder Spazieren.
Ausserdem hat sich ergeben, dass dass die Besucher der Müllerthalregion eher
Genießertouristen sind, welche die Region als Erholungsgebiet nutzen. Viele kommen in die
Region, um zu baden oder um Wasser- oder Radsport zu betreiben. Diese sportlichen und
gesundheitsorientierten Aktivitäten dienen wie das Wandern oder Spazieren der Erholung.
Lediglich ein Viertel der Befragten gab an, die Region aufgrund ihres kulturellen Angebotes
zu besuchen.
88
16%
4%
Privar-PKW
Motorrad
11%
Reisebus
62%
Bus
Campingcar
7%
n= 107
Abb. 44: Benutzte Verkehrsmittel bei der Anreise
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Die Frage bestätigt die Annahmen, dass mehr als die Hälfte der Befragten ist mit dem eigenen
Pkw anreist. Weitere 16% haben auf ihren Campingcar und 11% auf den Reisebus
zurückgegriffen. Die anderen Antworten sind überwiegend zu vernachlässigen. Dieses
einschlägige Resultat ist auf die schlechte Erreichbarkeit der Region zurückzuführen. Wie
bereits in Kapitel 3.1.2 erwähnt wurde, ist die Müllerthalregion nur bedingt durch öffentliche
Verkehrsmittel zu erreichen. Auf die ökologischen Bedenken einer Anreise per PKW wird im
folgenden Kapitel aufmerksam gemacht.
4%
9%
Verwandte
Internet
47%
22%
Reiseführer
Tourismusinformation
Sonstiges
n= 107
Anzahl der Antworten = 117
17%
Abb. 45: Informationsquellen, die auf die Destination aufmerksam machten
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
89
Die Frage nach den Informationsquellen, brachte sehr deutliche Ergebnisse hervor, auch war
eine Mehrfachnennung möglich. Fast die Hälfte der Befragten wurde durch Freunde und
Verwandte oder Mundpropaganda auf die Region aufmerksam gemacht. Ein Viertel der
Befragten sind im Internet auf die Destination Müllerthalregion gestoßen, weniger als ein
Viertel sind durch Reiseführer auf die Gegend aufmerksam geworden. Nur 9% haben das
touristische
Angebot
der
Müllerthalregion
durch
touristische
Informationsbüros
wahrgenommen. Keiner der über hundert Befragten wurde durch die Medien (Radio, TV,
Zeitung) auf die Region aufmerksam. Auch scheinen die verschiedenen regionalen
Tourismusbüros nur wenige Menschen auf die Müllerthalregion und deren Attraktionen
hingewiesen zu haben. Diese schlechte Vermarktung stellt folglich die Marketingstrategien
des ORT und der einzelnen Gemeinden erheblich in Frage.
3%
33%
Ja, voll und ganz
Eher weniger
Nein, überhaupt nicht
64%
n= 103
Abb. 46: Informationsstand der Besucher über das Müllerthal
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Das Ergebnis bezüglich des Informationsstandes der Besucher ist eher zufriedenstellend, da
66% der Befragten der Meinung waren, gut über die Angebote und Veranstaltungen in der
Müllerthalregion informiert zu sein. Jedoch meint ein Drittel der Befragten nur wenige
Informationen über die Attraktionen gehabt zu haben. Folglich könnten die Tourismusbüros
der Müllerthalregion mehr Informationsarbeit leisten und vermehrt Touristen auf die
zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Events hinweisen.
90
5%
1% 6%
13%
Sehr gut
Gut
Zufriedenstellend
Schlecht
33%
Sehr schlecht
Keine Angabe
43%
n= 107
Abb. 47: Bewertung des Preisleistungsverhältnisses
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Ein eher überraschendes Ergebnis kam bei der Preisleistungsfrage heraus. Mehr als die Hälfte
der Befragten findet das Preisniveau der Müllerthalregion angemessen und nur 6%
empfanden
die
Region
als
überteuert.
Dies
bestätigt
die
Aussagen
der
Tourismusverantwortlichen André Hartmann, dass vorwiegend Urlauber der Mittelschicht die
Müllerthalregion besuchen. Auf der anderen Seite sind unter den Touristen viele
Tagesausflügler und Durchreisende, die sich in dem mehrstündigen Aufenthalt kaum einen
umfassenden Überblick über die Güter- und Dienstleistungspreise der gesamten Region
verschaffen können. Auch logieren viele der Tagesausflügler in Deutschland und
konsumieren kaum in Luxemburg. Eine weitere Erklärung könnte laut Vertretern des
Gaststättengewerbe in den regionalen Unterschieden zwischen Luxemburg-Stadt und der
Müllerthalregion liegen, denn im Vergleich zum Zentrum sind vor allem die Preise in der
Gastronomie günstiger.
91
Im Folgenden werden die Ergebnisse bezüglich der Qualität der Angebotspalette dargelegt.
Frage: Wie bewerten Sie das
Gastronomieangebot?
Frage: Wie bewerten Sie die Landschaft?
6% 4%
Sehr gut
42%
Sehr gut
9%
1%
Gut
22%
Gut
Zufriedenstellend
Zufriedenstellend
21%
Schlecht
Schlecht
Sehr schlecht
Sehr schlecht
49%
Keine Angabe
Keine Angabe
46%
Frage: Wie bewerten Sie die
Einkaufsmöglichkeiten?
Frage: Wie bewerten Sie die
Kulturveranstaltungen?
9%
16%
Sehr gut
12%
25%
Sehr gut
Gut
6%
Gut
Zufriedenstellend
26%
8%
Zufriedenstellend
1%
Schlecht
2%
38%
Sehr schlecht
22%
Keine Angabe
Schlecht
Sehr schlecht
Keine Angabe
36%
Frage: Wie bewerten Sie das sonstige
Freizeitangebot?
Frage: Wie bewerten Sie die
Bademöglichkeiten?
7%
Sehr gut
21%
8%
21%
Sehr gut
Gut
26%
Gut
Zufriedenstellend
7%
Schlecht
10%
0%
26%
Zufriedenstellend
Schlecht
13%
Sehr schlecht
Sehr schlecht
Keine Angabe
Keine Angabe
31%
29%
Frage: Wie bewerten Sie die Angebote für
Kinder?
8%
Sehr gut
Gut
41%
29%
Zufriedenstellend
Schlecht
Sehr schlecht
Keine Angabe
4% 3%
11%
Abb. 48: Bewertung der Angebotspalette der Müllerthalregion
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
92
n= 107
49% der Befragten bewerteten die Landschaft als gut, weitere 42% als sehr gut. Folglich wird
das Hauptpotenzial des Müllerthals, die unberührte Natur, von insgesamt 91% der Besucher
als durchweg positiv empfunden. Dies bestätigt auch die Aussage, dass die Müllerthalregion
vor allem aufgrund ihrer landschaftlichen Attraktivität zu überzeugen weiß. Mit der
Schaffung eines Naturparks würde nicht nur die unberührte Natur erhalten und geschützt
werden, auch würden womöglich die Besucherzahlen durch den steigenden Bekanntheitsgrad
ansteigen.111 Das Gastronomieangebot wurde auch als positiv bewertet, jedoch empfanden die
meisten Befragten die Einkaufmöglichkeiten nur als zufriedenstellend. Dies spiegelt das
spärliche Angebot an Geschäften in der Müllerthalregion wider. Echternach besitzt zwar eine
Fußgängerzone mit ein paar Kleider- und Schuhgeschäften jedoch bieten sich LuxemburgStadt und Trier eher für einen Einkaufsbummel an. Immerhin 50% der Befragten, dass die
Abteistadt sowie die ganze Müllerthalregion durch ihren kulturellen Reichtum überzeugen,
denn 38% der Befragten fanden das Kulturangebot gut, weitere 12% sehr gut. Ein eher
ausgeglichenes Resultat kam bei den Fragen nach den Bademöglichkeiten und den sonstigen
Freizeitangeboten zum Vorschein. 29% der Befragten fanden das Angebot an Hallenbädern
angemessen, 26% fanden sie gut. Höchstwahrscheinlich wären die Antworten positiver
ausgefallen, wenn in der Region ein Erlebnisbad wie Les Thermes in Strassen vorzufinden
wäre. Auch könnten die Sauer und der Echternacher See als zusätzliche Bademöglichkeiten in
Anspruch genommen werden, wenn diese eine verbesserte Wasserqualität aufweisen würden.
Die sonstigen Freizeitmöglichkeiten fanden die meisten Befragten (31%) lediglich
zufriedenstellend, nur 26% gaben gut an. Dieses Resultat ist wohl auch auf das fehlende
Schlechtwetterangebot sowie das nicht existierende Nachtleben zurückzuführen. Die Frage
nach den Freizeitangeboten für Kinder wurde von 41% der Befragten nicht beantwortet,
folglich ist fast die Hälfte der Befragten kinderlos oder zumindest ohne Kinder unterwegs.
Dies bekräftigt die Aussage, dass vor allem ältere Ehepaare die Müllerthalregion aufsuchen
die folglich das Freizeit Angebot für Kinder nicht bewerten können.
111
Siehe Kapitel 4.7.2.
93
Parkmöglichkeiten
16%
Erreichbarkeit
12%
0%
10%
21%
1%
2%
Sehr gut
Gut
26%
Sehr gut
Gut
Zufriedenstellend
14%
Zufriedenstellend
Schlecht
Schlecht
Sehr schlecht
47%
Sehr schlecht
Keine Angabe
Keine Angabe
52%
n= 107
Abb. 49: Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit
(Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
Insgesamt wurden beide Fragen bezüglich der Erreichbarkeit als zufriedenstellend bewertet.
47% der Befragten fanden die Parkmöglichkeiten ausreichend. 52% der Menschen konnten
die Müllerthalregion ohne Probleme anfahren und fanden sich auch innerhalb der Region gut
zurecht.
14%
6%
Ja
3%
45%
Wahrscheinlich
Eher nicht
Nein
weiß nicht
32%
n= 107
Abb. 50: Anteil der Folgebesucher (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT)
45% der Befragten gaben an, die Müllerthalregion noch einmal besuchen zu wollen. Dies
bestätigt die Resultate der zweiten Frage, bei der sich herausstellte, dass 44% der Befragten
Folgebesucher sind. Offensichtlich sind letztere schon ein paar Mal angereist und planen
vielleicht zukünftig wieder ihren Urlaub in der Region zu verbringen.
94
Die Auswertung brachte vor allem die einseitige und ungenügende Vermarktung der
Müllerthalregion zum Vorschein, denn die Hälfte der befragten Personen wurde durch
Mundpropaganda auf die Region aufmerksam. Es fehlt einer nationalen und internationalen
Informationspolitik die eine Zielgruppen orientierte Vermarktung anstrebt. Neben der
Vermarktung durch regionale Tourismusbüros wäre eine direkte Vermarktungskampagne im
Ausland sinnvoll. Ein weiterer Hoffnungsträger könnte der zukünftige Naturpark sein, der
neben einer Aufwertung der Region, auch den Bekanntheitsgrad des Müllerthals erhöhen und
den nachhaltigen Tourismus fördern würde. Zudem hat die Umfrage verdeutlicht, dass es der
Region an Freizeit- und Schlechtwetterangeboten für Familien fehlt. Da der Echternacher See
sich nicht zum Schwimmen eignet, es nur ein paar renovierungsbedürftige Freizeitbäder gibt,
wäre die Errichtung eines modernen Hallenbades mit Indoorspielplatz und Wellnessbereich
eine tourismusfördernde Maßnahme.
4.5.2. SWOT-Analyse der Region Müllerthal
Im Rahmen der Eröffnung des regionalen Tourismusverbandes ORT Müllerthal-Kleine
Luxemburger Schweiz (in 2008) gab das Ministerium für Tourismus eine SWOT-Analyse
über die Müllerthalregion in Auftrag. Um die Stärken und Schwächen der Region zu
ermitteln, führte das luxemburgische Marktforschungsinstitut QUEST eine Umfrage bei ca.
500 Touristen und zahlreichen Experten durch. Im Rahmen dieser Analyse kamen zahlreiche
Schwächen zum Vorschein, die die rückläufigen Besucherzahlen der Müllerthalregion
erklären:

veraltete Hotels

mangelhafte Hotelinfrastruktur

interne Schwächen der Tourismuspolitischen Institutionen

ältere Touristen, meist Stammkunden

maximale Reisedauer von 4 Tagen

kaum junge Stammkunden

preiswertere Unterkünfte jenseits der Grenze

fehlende Gesamtübersicht über die touristische Angebotspalette

Mangel an Schlechtwetterangeboten

keine Abendunterhaltung
95
Laut QUEST bilden die Konzeptlosigkeit der lokalen und regionalen tourismuspolitischen
Institutionen sowie die ungünstige Vermarktung der Destination Müllerthal die größten
Schwächen. Die Hälfte der befragten Touristen besucht die Region nicht aufgrund ihrer
kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, sondern wegen des unberührten Natur- und
Landschaftserbe. Auch beschränken die meisten Touristen ihren Besuch nicht nur auf die
Müllerthalregion sondern besuchen auch die anderen Regionen des Großherzogtums und
eventuell sogar die
Nachbarländer. Von
Vorteil wär es wenn alle nationalen
tourismuspolitischen Institutionen (die ORTs) enger zusammen arbeiten und ein
Gesamtkonzept für das Land erstellen würden. Dabei sollten eher verschiedene
Themenbereiche wie „Natur“ und „Kultur“ vermarktet werden als die verschiedenen
Regionen des Großherzogtums. Des Weiteren soll sich das Leitmotiv der Müllerthalregion
aus seinen Stärken, der unberührten Natur, dem ländlichen Landschaftsbild und dem
gänzlichen Fehlen von Industrien zusammensetzen. Folglich soll die Kleine Luxemburger
Schweiz mit anderen touristischen Regionen, deren Kapital auch auf der unberührten Natur
beruht, zusammen vermarktet werden. Auch sollen jüngere Familien angelockt werden, die
dann zu Stammkunden werden. Damit aber zunehmend jüngere Urlauber anreisen, muss sich
die Müllerthalregion nach deren Anforderungen richten. Die SWOT Analyse hat ergeben,
dass viele der jüngeren Touristen Sport- und Freizeitaktivitäten sowie Kinderbetreuung und aktivitäten vermissen. Folglich könnte das Wassersportangebot an der Sauer sowie am
Echternacher See erweitert werden, jedoch erweist sich dies als schwierig, da die jetzige
Gesetzeslage viele moderne Sportarten wie Wasserski, Jet Ski oder Wakeboard verbietet, da
diese motorbetriebenen Maschinen einen erheblichen Lärm verursachen und der Umwelt
schaden. Auch vermissen Eltern betreute Aktivitäten für Kinder sowie IndoorKinderspielplätze und Freizeitbäder die man an den Regentagen aufsuchen kann. Einige
Hoteliers haben bereits die wachsende Nachfrage nach Wellness erkannt und ihre Hotels mit
Swimmingpools, Saunen und Fitnessräumen ausgestattet. Jedoch fehlt im gesamten
Untersuchungsgebiet eine Wellness-Oase mit Schwimm- und Kinderbecken sowie Saunen.
Zudem sind die kleinen Schwimmbecken in der Müllerthalregion meist veraltet und
demzufolge keine Tourismusmagneten.112 Um den Tourismus so attraktiv und erholsam wie
möglich zu gestalten, könnten diese Mankos mit einem kundenfreundlichen Transfer von
Echternach über Larochette zum Schwimmbad in Mersch behoben werden. Denkbar wäre
112
Vgl. QUEST 2008 1-48.
96
auch mit einem Transfer von Echternach zum Schmetterlingsgarten in Grevenmacher und
oder dem Aquarium in Wasserbillig.
Neben diesen zahlreichen Schwächen weist die Region auch einige Stärken auf. Wie bereits
oben erwähnt, sind die unberührte Natur und die ländliche Landschaft das Hauptkapital der
Region. Es gilt verstärkt kundenorientierte Produkte hervorzubringen und diese dann
themenorientiert zu vermarkten. Weitere Stärken bilden das seit 2008 eröffnete Kultur-,
Tourismus, Kongress- und Tagungszentrum Trifolion in Echternach und das oftmals
bemängelte Nachtleben. Im Gegensatz zu den Resultaten der SWOT-Analyse gilt es Letzteres
als positiv zu bewerten und als solches zu vermarkten, denn in der Müllerthalregion sollen die
Touristen bewusst Ruhe und Entspannung anstelle eines regen Nachtlebens suchen und
vorfinden. Das Fehlen eines Nachtlebens ist jedoch nur für die Region von Vorteil, für die
Stadt hingegen erweist sich das nicht vorhandene Nachtleben als Nachteil.
Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass sich die eigene Umfrage sowie die SWOTAnalyse ergänzen. Aus der SWOT-Analyse ging jedoch hervor, dass die Eltern
Freizeitangebote
für
ihre
Kinder
vermissen,
besonders
Schlechtwetterangebote.
Kinderfreundliche Einrichtungen wie Spielnachmittage, Events für Familien (z.B. Labyrinth
in einem Maisfeld), Kinderführungen und ein Indoorspielplatz könnten dieses Manko
beheben und vielleicht bewirken, dass aufgrund dessen zunehmend
junge Familien die
Region besuchen. Bis auf einige Unterschiede in der Altersstruktur und der Bewertung des
Preisniveaus durch die Urlauber gab es wenig Unterschiede. Auch ergaben beide Analysen,
dass die meisten Urlauber die Müllerthalregion nicht aufgrund ihres kulturellen Angebots
besuchen, sondern aufgrund des Natur- und Landschaftserbes. Allerdings brachte die eigene
quantitative Umfrage auch positive Aspekte zum Vorschein. Folglich empfindet die Mehrheit
der Touristen die Müllerthalregion als positiv und gab an wiederzukommen.
97
4.6. Wirkungen des Tourismus auf Wirtschaft, Umwelt und Soziokultur
4.6.1. Ökonomische Wirkungen
Eine spezifische Bestandsaufnahme der genauen volkswirtschaftlichen Bedeutung des
Tourismus in der Müllerthalregion erweist sich mangels fehlender regionaler und lokaler
Datensätze als schwierig. Wohl aufgrund der Kleinräumigkeit wurden keine Erhebungen
hinsichtlich der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion
getätigt, bis dato gibt es solche Studien nur auf nationaler Ebene.
Jedoch können aufgrund der Statistiken des World Travel & Tourism Councils (WTTC)113
Rückschlüsse für Luxemburg und die Müllerthalregion gezogen werden. Laut WTTC steuert
der Wirtschaftssektor “Reisen und Tourismus“ 4,8 Prozent des Bruttoinlandproduktes bei und
schafft 6,6 Prozent der Arbeitsplätze in Luxemburg. In der folgenden Tabelle wird die
ökonomische Wertschöpfung des Tourismus verschiedener Länder aufgeführt.
Anteil des Tourismus am PIB in % (2010)
Belgium
4,9
France
9,2
Germany
4,6
Luxembourg
4,8
Arbeitsplätze im Bereich Tourismus in % (2010)
Belgium
5,3
France
10,3
Germany
4,9
Luxembourg
6,6
Abb. 51: Luxemburgischer Wirtschaftssektor „Reisen und Tourismus“ im Vergleich mit
anderen Ländern
(Quelle: http://www.wttc.org/eng/Tourism_Research/Economic_Data_Search_Tool/
Letzter Zugriff : 04.04.2011)
Der Stellenwert der luxemburgischen Wirtschaftskraft des Tourismus ist vergleichbar mit
dem von Belgien und Deutschland. Allerdings ist die wirtschaftliche Bedeutung des
Tourismus in Frankreich fast doppelt so hoch, da Frankreich im Gegensatz zu Luxemburg ein
113
Privates Unternehmen, das seit 1999 von den Vereinten Nationen anerkannt ist und in 174 Ländern Studien
über den wirtschaftlichen Impakt des Tourismus durchführt.
98
günstigeres Klima sowie attraktive Küstenregionen aufweist. Zudem gehört die im Süden von
Frankreich gelegene „Côte d‟Azur“ zu einer der größten und bedeutensten Tourismusregionen
der Welt, dem Mittelmeerraum, der „Badewanne Europas“.114
114
STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 150.
99
30 km
N
Karte 12: Tourismusintensität 2010, Großregion samt Luxemburg
(Quelle: verändert nach http://geo.uni.lu/atlas/gr-atlas_dt.html, letzter Zugriff: 15.04.2011)
100
Die Karte 12 veranschaulicht die Gästeübernachtungen je 1000 Einwohner und verdeutlicht
somit die relative Bedeutung des Tourismus in den einzelnen Regionen von Luxemburg. Im
Vergleich mit den anderen touristischen Regionen, ist die Tourismusintensität in der
Müllerthalregion am höchsten. Folglich ist der Wirtschaftssektor des Tourismus in der
Müllerthalregion nicht unbedeutend.
Gerade ist der Tourismus ein wichtiger Impulsgeber für zahlreiche positive ökonomische
Effekte in der Region. Es kommt nicht nur zur Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen,
auch werden die Ausgaben und Umsätze durch Urlauber und Tagesausflügler sowie die
zusätzlichen Gelder aus den anderen Wirtschaftsbereichen als Wertschöpfung betrachtet.
Zudem fördert der Tourismus das Interesse an regionaltypischen Produkten. Im Rahmen von
LEADER+ werden die regionalen Produkte (Brennerei- und Milcherzeugnisse sowie Honig
und sonstige Bienenprodukte) vermarktet. Die Kaufkraft der Urlauber und Besucher kann den
regionalen Arbeitsmarkt beleben und die Schaffung neuer Arbeitsplätze ermöglichen. Indirekt
kann der Tourismus zum Erhalt der Landwirtschaft beitragen, die Dorfstrukturen stabilisieren
und verhindern, dass aufgrund fehlender Arbeitsplätze Schlafgemeinden entstehen.
Andererseits
hemmt
die
extrem
ausgeprägte saisonale Konzentration
des
Tourismus
die
wirtschaftliche
Entwicklung der Müllerthalregion. Da
die kaufkräftigen und zahlungsbereiten
Besucher
in
ausbleiben,
den
ist
Angebotsstruktur
Wintermonaten
die
ganze
auf
die
Sommermonate ausgerichtet und viele
Hotels sind in der „kalten Jahreszeit“
geschlossen.
Abb. 52: Im Winter geschlossenes Hotel in
Berdorf
(Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT)
101
Abb. 53: Geschlossene Hotels in Echternach (Fotos: Martine FUNK, Joëlle SCHMIT)
Durch die mangelnde Kundschaft in den Wintermonaten bleiben die Umsätze aus und die
Geschäfte sind gezwungen von den Umsätzen aus den Sommermonaten zu (über)leben.
Aufgrund der rückläufigen Besucherzahlen der letzten Jahre und den damit einhergehenden
fehlenden Umsätzen kam es bereits zu Schließungen von Hotels und Geschäften deren
Gebäude seitdem leer stehen. Aufgrund der ausbleibenden Touristen werden seit April 2011
in einem Hotel in Bollendorf-Brücke Asylbewerber untergebracht.
Abb. 54: Geschlossene Geschäfte in Echternach (Fotos: Joëlle SCHMIT)
Jedoch stellt das Tourismusministerium im Rahmen von Renovierungs- und Umbauarbeiten
Fördergelder bereit. Allerdings betragen diese Subventionen gemäß den Statuten115 nur 10%
der Gesamtkosten. Folglich reichen diese Fördermaßnahmen bei weitem nicht aus und viele
Hotelbetriebe können sich einen Umbau nicht leisten. Demzufolge fehlt es den Unternehmern
nicht nur an Initiativgeist sondern auch an finanziellen Möglichkeiten. Die mangelnde
115
règlement grand-ducal du 11 mars 2008.
102
Liquidität ist eine der Hauptursachen für die fehlenden Impulse und dem könnte der Staat
durch zusätzliche Subventionen entgegen wirken.
4.6.2. Ökologische Wirkungen
Die Entwicklung der Müllerthalgemeinden als touristische Destination befindet sich im
Rahmen einer nachhaltigen Tourismuspolitik116 deren Hauptvermarktungsargument die
unberührte Natur ist. Ziele einer solchen Politik sind eine langfristige und schonende Nutzung
der natürlichen Ressourcen um Natur und Umwelt dauerhaft zu erhalten. Angewiesen auf die
Attraktivität der Müllerthalregion, weist sich ein nachhaltiger Tourismus positiv auf die
Umwelt aus indem er zur Erhaltung und Bewahrung der Natur- und Kulturlandschaft beiträgt.
Seit 2008 gibt es eine vom Regierungsrat genehmigte Arbeitsgruppe, die sich für die
Gründung eines Naturschutzgebietes in der Müllerthalregion einsetzt. Ziel eines zukünftigen
„Naturpark Müllerthal“ ist der Brückenschlag zwischen nachhaltiger Entwicklung sowie
Natur- und Umweltschutz. 117
Trotz nachhaltiger Tourismuspolitik sind die negativen ökologischen Folgen des Tourismus
nicht zu leugnen, jedoch sind diese von geringem Ausmaß. Neben dem verstärkten
Verkehrsaufkommen und den dadurch auftretenden Problemen (Abgasgestank, Lärm und
Stauproblematik) kommt es während der Sommermonate zu einer Überbeanspruchung der
Klär- und Trinkwasseranlagen der großflächigen Campinganlagen.118 Des Weiteren sind in
der Hochsaison die wenigen Abfalltonnen entlang der Wanderwege oftmals überfüllt. Auch
hinterlassen Feuerstellen ihre Spuren in der Natur. Durch die touristische Vermarktung
genießen die bizarren Felsformationen eine größere Aufmerksamkeit.
116
Siehe Kapitel 3.3.4.
Siehe Kapitel 4.7.2.
118
Vgl. KRIPPEL 2005 S. 224.
117
103
Jedoch wurden nicht nur Touristen auf die einzigartige Felsenlandschaft aufmerksam, sondern
auch Graffiti-„Künstlern“.
Abb. 55: Graffiti Felsen in Berdorf
Abb. 56: Graffiti in Consdorf
(Foto: Joëlle SCHMIT)
(Foto: Joëlle SCHMIT)
4.6.3. Soziokulturelle Wirkungen
Als eindeutige, positive Wirkung des Tourismus wird die kulturelle Bereicherung gezählt.
Ohne das Aufkommen des Tourismus wäre der Kulturkalender dieser ländlichen Region
wahrscheinlich nicht so ausgeprägt und vielseitig. Nicht nur die Urlauber und
Tagesausflügler, sondern auch die lokale Bevölkerung weiß die hohe Anzahl an regionalen
und überregionalen Veranstaltungen zu schätzen. Glaubt man den aus der Müllerthalregion
stammenden Politikern119 so kann bestätigt werden, dass die Entwicklung in Richtung
Eventkultur eher positiv von den Müllerthalbewohnern aufgenommen wird.
Die negativen sozio-kulturellen Wirkungen hingegen scheinen bis jetzt eher gering. Dies
wurde auch im Interview mit der zuständigen Ministerin für Tourismus Françoise HETTOGAASCH bestätigt:
„Die Besucher die in die Region kommen, schätzen die Ruhe und die Natur.
Insofern respektieren sie in der Regel ihre Mitmenschen und deren Umgebung
und tragen in gewisser Weise sogar dazu bei, dass die regionalen Infrastrukturen,
sprich die Wanderwege, sorgfältig in Stand gehalten werden.“120
Auch bewerteten alle anderen Interviewpartner die Einstellung der Anwohner gegenüber
Besuchern, Tagesausflüglern und Urlaubern als durchweg positiv. Keiner jener Befragten, die
119
Aussagen von Fernand BODEN, ehemaliger Tourismusminister (Interview 03.11.2010 ) und Ben SCHEUER
Abgeordneter (Interview 28.12.2010), beide wohnhaft in Echternach.
120
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
104
bis auf die Ministerin selbst in der Müllerthalregion ansässig sind, konnte negative
Empfindungen seitens der lokalen Bevölkerung feststellen.
Es werden kaum gesellschaftliche Veränderungen in der Kleinen Luxemburger Schweiz
wahrgenommen, da der große Ansturm von Touristen sich nur über die Sommermonate, von
Ostern bis August, erstreckt. Große, soziale und kulturelle Disparitäten scheinen hierbei nicht
aufzukommen, da die meisten Touristen aus den Nachbarländern stammen und folglich keine
bedeutenden
kulturellen
Unterschiede
auffallen.
Zudem
entstehen
selten
Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Besuchern und den Einheimischen, da die
meisten Luxemburger drei Fremdsprachen beherrschen. Viele Hotel-, Camping und
Restaurantbesitzer das Niederländische angeeignet um Sprachbarrieren entgegenzuwirken.
4.7. Herausforderungen für die Zukunft
Um Rückschlüsse über den touristischen Werdegang der Müllerthalregion zu ziehen, wird
nach der Auswertung der quantitativen Umfrage nun auf die qualitative Umfrage121 nach
Einstellungen und Meinungen zur touristischen Entwicklung der Region zurückgegriffen.
Alle
befragten
Personen122
stimmten
überein,
dass
die
Übernachtungen
in
der
Müllerthalregion mitsamt der Abteistadt Echternach seit Jahren rückläufig sind. Jedoch sahen
die Akteure, je nach Handlungsebene, die Gründe für diesen negativen touristischen
Werdegang sehr unterschiedlich.
4.7.1. Rückläufige Besucherzahlen und veränderte Reiseabsichten als Ausgangsituation
Seitens der Ministerin für Tourismus sind vor allem eher externe Faktoren mitverantwortlich
für die unzureichende touristische Wertschöpfung der Müllerthalregion. „Die Finanzkrise hat
nicht nur in Luxemburg, sondern europa- und weltweit für rückläufige Besucherzahlen
gesorgt […].“123 Da die rückläufigen Übernachtungszahlen jedoch seit den 80er Jahren
anhalten, muss diese Erklärung als ungenügend bewertet werden. Außerdem kann man den
Daten der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ entnehmen, dass die allgemein
wirtschaftliche Lage und die Finanzkrise nur einen begrenzten Einfluss auf die Reiseabsichten
haben. Jedoch können erst in ein paar Jahren endgültige Schlussfolgerungen über den Impact
der Finanzkrise gezogen werden.
121
Siehe Dokument 15 im Anhang.
Siehe Tabelle der Interviewpartner S. 135.
123
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
122
105
Abb. 57: Unveränderte Reiseabsichten (Quelle: F.U.R. 2009 S. 1)
Abb. 58: Eine stabile Urlaubsnachfrage (Quelle: F.U.R. 2010 S. 2)
106
Ein Grund für die negative touristische Entwicklung der Kleinen Luxemburger Schweiz ist
die Entwicklung „eines sogenannten Stadt-Land-Gefälles.“124 Die Analysen der letzten Jahre
bestätigen, dass immer mehr Menschen immer öfter in Urlaub fahren wollen (Abb. 60), der
Tourismus in ländlichen Gebieten sowie in Mittel- und Hochgebirgen rückläufig ist und sich
Städtereisen zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die Vermutung liegt nahe, dass der
Aufschwung der Städtereisen wohl in Zusammenhang mit dem Aufkommen der
Billigflieger125 steht.
Abb. 59: Zunehmende Urlaubsreiseintensität
Abb. 60: Städtereisen liegen im Trend
(Quelle: F.U.R. 2009 S.2)
(Quelle: F.U.R. 2007 S.6)
Auch außereuropäische Ziele werden immer beliebter:
„Der Massentourismus fing bereits vor 20 Jahren an. Viele Menschen haben auf
dem europäischen Kontinent das meiste gesehen und wollen zu neuen Zielen
aufbrechen.“126
Jedoch erweist sich nicht nur die allgemeine Entwicklung der Reisegewohnheiten als
ungünstig für die Entwicklung der Müllerthalregion. „Ein weiterer Punkt bezieht sich auf die
direkte Konkurrenz mit dem benachbarten Grenzgebiet.“127 Die Stärken-und-SchwächenAnalyse, die vom Tourismusministerium für den regionalen Tourismusverband in Auftrag
gegeben wurde, brachte zum Vorschein, dass „54% der in der Müllerthalregion befragten
Touristen […], während ihres Aufenthaltes in Luxemburg im benachbarten Ausland […]
übernachten […]. Die Herausforderung für die Hotelbetriebe besteht folglich darin, diese
potenziellen Kunden durch noch attraktivere Übernachtungs-Angebote anzuziehen und in der
124
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
Vgl. Abb. 19.
126
LENTZ Gilbert (2011) in: GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 2.
127
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
125
107
Region zu halten.“128 Die Hotelbetriebe und die Campinganlagen in Deutschland sind nicht
nur günstiger, weisen aber laut André Hartmann, moderne Infrastrukturen auf, verfügen über
einen Wellnessbereich und liegen oftmals in bester Lage direkt an der Sauer. Allgemeiner
Konsens herrschte bei den Tourismusverantwortlichen über den allgemein minderwertigen
Zustand der Hotelbetriebe und der Campinganlagen in der Müllerthalregion. Viele Hotel- und
Campinganlagen sind veraltet und somit dringend renovierungsbedürftig. Zudem stehen die
meisten Betriebe unter Familienführung und die Nachfolger, wenn vorhanden, können oder
wollen
in
Anbetracht
der
drohenden
finanziellen
Schwierigkeiten,
rückläufiger
Besucherzahlen und der regionalwirtschaftlichen Gesamtsituation keine großen Investitionen
tätigen.
Interne Schwächen, so der ORT-Präsident, seien mitverantwortlich für die begrenzte
touristische Wertschöpfung. Der Region würden Innovations- und Initativgeist und motivierte
Nachfolger für die Weiterführung der Geschäfte sowie junge Investoren fehlen, die
Unternehmens- und Risikobereitschaft aufweisen würden um veraltete Hotelstrukturen zu
modernisieren oder neue einzurichten. Alle Interviewpartner bestätigten, dass dies ein
typisches
luxemburgisches
Mentalitätsproblem,
da
viele
Luxemburger
wenig
Unternehmensgeist zeigen und eher eine sichere Festanstellung beim Staat bevorzugen.
Auch nach Auffassung von Fernand BODEN, ehemaliger Minister für Tourismus ist
eindeutig ein negativer Trend in der touristischen Entwicklung der Müllerthalregion zu
verzeichnen. Seiner Einschätzung nach, würde der Tourismus im Müllerthal jedoch ein
weitaus positiveres Bild abgeben, wenn in den Erhebungen des statistischen Landesamtes
Statec nicht nur die übernachtenden Besucher, sondern auch die Tagesausflügler
berücksichtigt würden. Die Statistik der Übernachtungen allein reicht nicht aus, um die
Bedeutung des Tourismus in einer Region wie des Müllerthals zu bewerten. So werden
Tagesausflügler die in Deutschland übernachten, aber in der Müllerthalregion konsumieren,
nicht erfasst.
128
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
108
4.7.2. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der touristischen Entwicklung
Alle interviewten Experten waren einhellig der Meinung, dass durch die Schaffung des ORTs
und die Ausarbeitung eines Masterplanes ein Lösungsansatz für die vorab erwähnten
Schwachstellen geschaffen wurde.
2009 und 2010 wurde jeweils ein Masterplan für die Ardennen- und die Müllerthalregion
ausgearbeitet, der die Aufgabenbereiche der zuständigen Tourismusverbände (ORT Ardennen
und ORT Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz) festlegt und koordiniert. Neben einer
Aufwertung der beiden Regionen sowie einer verbesserten Vermarktung sieht dieser Plan vor,
Akteure im Tourismusgeschehen auszubilden Bisher wurde vornehmlich mit Freiwilligen
gearbeitet, die zwar guten Willen zeigten, aber nicht unbedingt einen proefeessionnellen
Überblick hätte. Es sollen nun vermehrt Leute im Tourismusbereich eingestellt werden, die
ein Studium im im Fach „Tourismus“ belegt haben und demnach nachhaltiger arbeiten
können.
Seit der Einführung des Masterplans gibt es laut der zuständigen Ministerin „viele Erfolge in
der touristischen Entwicklung zu vermerken.“129 Um den Tourismus zu fördern wurde das
natürliche Angebot besser vermarktet und das kulturelle Angebot aufgewertet. Letztendlich
kam es mit dem LEADER+ Projekt „Wanderbares Müllerthal“ auch zur Aufwertung des
natürlichen Angebotes, indem der „Müllerthaltrail“, eine einheitliche und professionelle
Wegführung durch die gesamte Region, eingerichtet und fachmännisch vermarktet wurde.
„Die Beschilderung der Wanderwege in der Region ist nur ein Aspekt der
im Tourismus geleisteten Arbeit. Damit eine Region auch als solche
wahrgenommen wird, muss sie sich durch ein einheitliches Image oder
eine „Corporate Identity“, wie es Fachleute bezeichnen, nach außen hin
erkennbaren und einheitlichen Auftritt verschaffen. Diese professionelle
Vermarktung funktioniert nur dann, wenn dem Kunden auch qualitativ
hochwertige touristische Produkte angeboten werden.“130
Glaubt man den Politikern Françoise HETTO-GAASCH und André HARTMANN, so führte
eine gelungene Vermarktungsarbeit zu einer besseren Wahrnehmung der Region. Touristen
und Müllerthalbewohner nehmen die Region verstärkt als Einheit wahr und können sich mit
dieser identifizieren. Aufgrund der vorhandenen, zahlreichen natürlichen Ressourcen werden
noch etliche weitere Projekte in Angriff genommen, die das Image der Region weiter
verbessern. Neben weiteren geplanten Wander-, Rad- und Mountainbikewegen, werden auch
zukünftig fachkundig geführte Touren durch die Müllerthalregion angeboten, die die
129
130
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
Ebd.
109
Felsenlandschaft hervorheben sondern auch auf die Besonderheiten der Tier- und
Pflanzenwelt (seltene Fledermausarten, Moose und Farne… ) dieser Region hinweisen sollen.
Des Weiteren, so der ORT-Präsident, sind noch eine Vielzahl von anderen Projekten geplant,
die das natürliche Angebot, das Hauptpotenzial der Müllerthalregion, aufwerten sollen:

Projekt „Rent a bike“: innerhalb der Region können Fahrräder gemietet werden

Projekt „Haus der Natur“ am Echternacher See

Projekt „Wanderhütten“: im Rahmen des Sanften Tourismus werden einfache Hütten
errichtet, die an Wandertouristen vermietet werden.
Neben diesen Projekten, die von öffentlicher Seite gefördert werden, wäre es allerdings
notwendig die Zielgruppe der Senioren nicht zu vernachlässigen.
„In Urlaub fährt oder fliegt, wer Geld und Zeit hat. Zu dieser Kategorie
zählen auch immer mehr Rentner und Senioren.“131
„Die Menschen wollen, so lange es gesundheitlich geht, etwas erleben. Wir
sprechen heute von 75plus und sogar noch älter. In dieser Kategorie ist
noch sehr viel Potenzial.“132
Allerdings ist festzustellen, dass diese Projekte die
Altersgruppe
der
vernachlässigen.
über
Im
60-Jährigen
Interview
zum
mit
Teil
einer
Hotelbesitzerin133 stellte sich heraus, dass viele Senioren
altersgerechte
Wanderwege
vermissen.
Da
die
Reiseintensität der sogenannten „Rentner“ beträchtlich
zunimmt und diese einen nicht zu unterschätzenden
Wachstumsmotor
verstärkt
im
organisierte
Tourismus
Reisen
bilden,
mit
müssen
Rahmen-
und
Ausflugsprogramm für Senioren angeboten werden. Die
Einrichtung
von
seniorengerechten
touristischen
Angeboten (z.B. barrierefreie Wanderwege) würde
Abb. 61: Rentner auf Reisen
(Quelle: F.U.R 2006 S. 7)
somit auch zu einer Aufwertung der Region beitragen.
131
GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S.2.
LENTZ Gilbert in: GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S.2.
133
Interview Hotelbesitzerin Elisabeth PROST-BRIMER (12.11.2010).
132
110
Naturpark der Deux Ourthes
Ein
weiteres
tourismusförderndes
Projekt,
das in Angriff genommen wird
Naturpar
der
Obersauer
und des
Forêt
d‘Anlier
Naturpark
Obersauer
und sicherlich zur touristischen
Wertschöpfung beitragen kann,
Naturpark
Our
ist der zukünftige Naturpark
Müllerthal, der voraussichtlich
Naturpark
Südeifel
2013/2014 entstehen wird.
Der
zukünftige
Naturpark
Müllerthal ist die wichtigste
Projekt des
Naturparks Müllerthal
Projektidee und wird sicherlich
das Image der Region positiv
beeinflussen und somit zur
regionalen Wertsteigerung der
Region beitragen.
Naturpark
SaarHunsrück
N
Karte 13 : Naturparke in Luxemburg und in der Umgebung, 2010
(Quelle : verändert nach http://geo.uni.lu/atlas/gr-atlas_dt.html, letzter Zugriff: 15.04.2011)
111
„Die Natur und die Landschaft der Region wurden spätestens in der Stärkenund-Schwächen Analyse […] als das wichtigste touristische Potenzial der
Region identifiziert und in diesem Zusammenhang wird der naturnahe
Aktivtourismus
als
wesentlicher
Entwicklungsbereich
der
Region
134
herausgearbeitet.“
Mit der Einführung des Labels „Naturpark“ sollen folgende ökologische, sozio-ökonomische
und infrastrukturelle Effekte mit einhergehen:

Einrichtung eines Großschutzgebietes,

Schaffung von Arbeitsplätzen (z.B. Naturparkverwaltung),

Förderung des „sanften“ Tourismus,

Verbesserung der Infrastruktur,

Erhalt von staatlichen Fördergeldern,

Förderung der Landwirtschaft.
Vor allem aber wird die Einrichtung eines Schutzgebietes das Vermarktungspotenzial der
Region steigern, denn das Label „Naturpark“ trägt zur positiven Imagebildung bei, schafft
somit einen Wettbewerbsvorteil im Tourismus und führt letztendlich zu einer gesteigerten
touristischen Wertschöpfung der Region. Neben der touristischen Weiterentwicklung könnte
die Einrichtung eines Schutzgebietes auch zur Förderung der regionalen Landwirtschaft
beitragen. Alle Bauern aus der Müllerthalregion könnten sich, ähnlich im Naturpark Our
zusammenschließen und unter einem eigenen Label ihre regionalen Erzeugnisse profesionnell
zu vermarkten. Diese Produkte könnten so zu einem Aushängeschild der Region werden, zur
Steigerung des Bekanntheitsgrades und zu einem stärkeren Identifikationsgefühl seitens der
lokalen Bevölkerung beitragen.
Eng in Zusammenhang mit der Gründung eines Naturparks steht noch ein anderes Projekt, das
sowohl zum Naturschutz als auch zur Bereicherung des Tourismus beitragen wird.
Die Müllerthalregion soll aufgrund der einzigartigen Felslandschaften und Schluchtenwäldern
zum UNESCO-Weltnaturerbe135 ernannt werden. jedoch steckt dieses „Projekt noch in
Kinderschuhen“136, denn mit einer Entscheidung ist nicht vor 2014 zu rechnen. Im Falle einer
Annahme des Antrages wird das ORT Müllerthal in Zusammenarbeit mit dem bis dahin
errichteten Naturpark die Verwaltung des Weltnaturerbes übernehmen.
134
135
Interview Tourismusministerin (10.09.2010).
SCHARTZ, N. (2011): Das Müllerthal soll auf die Unesco-Liste des Weltnaturerbes. S. 13.
112
Ohne die Regie und die Mitwirkung des ORT Müllerthal wäre es wohl nicht zu diesen
kulturellen Bereicherungen gekommen. Aus sozioökonomischer Sicht haben diese
tourismusfördernden Initiativen nicht nur neue hochwertige Infrastrukturen (z.B. ORT
Müllerthal, Heringer Mühle) und Arbeitsplätze geschaffen, auch hatten sie positive Impulse
auf andere Branchen zur Folge. Einige Betriebe aus dem Beherbergungswesen haben diese
aufkommende Dynamik bereits registriert und mit der Renovierung ihrer Hotelbetriebe
begonnen sowie in die Einrichtung eines Wellnessbereiches investiert. Diese Initiativen bilden
allerdings nur den Anfang einer regionalen Wertsteigerung und reichen bei Weitem nicht aus.
„(…). Traditionen wie die Echternacher Springprozession (…) gelten als
besonders schützenswertes immaterielles Kulturgut, entscheidet die Unesco in der
kenianischen Hauptstadt Nairobi.“137
Laut Tourismusministerin und ORT Präsident erweist sich die Klassifizierung der
Springprozession
als
immaterielles
UNESCO
Weltkulturerbe138
als
eine
weitere
tourismusfördernde Maßnahme.
„Diese lebendige kulturelle Ausdruckform, die sich aus Glaube, Tanz, Musik,
Brauch und Fest zusammensetzt, gilt es als Teil des Kulturerbes der Menschheit
zu erhalten. […] Die Anerkennung der Springprozession als Weltkulturerbe wär
das Zeugnis einer weiteren außergewöhnlichen Tradition Luxemburgs. Dies
würde natürlich auch der touristischen Vermarktung und Entwicklung zugute
kommen.“139
Der ORT Präsident hob zudem hervor, dass eine gezielte und professionelle Vermarktung der
Springprozession sowie des dazu gehörigen Dokumentarzentrums und des Willibrordkults140,
nicht nur die Abteistadt, sondern die gesamte Region ganzjährig für Pilgertouristen interessant
gestalten würde. Allerdings sind Hoffnungen vielleicht überzogen, denn ein Aufkommen des
ganzjährigen
Pilgertourismus in der Region, bedingt durch die Ernennung der
Springprozession zum Weltkulturerbe ist eher unwahrscheinlich. Da sich zudem im
ehemaligen Kloster ein Gymnasium befindet ist die attraktive Möglichkeit verwehrt, einen
modernen Rückzugsort in historischem Ambiente für die erholungssuchenden Touristen und
Pilger zu schaffen. Ein Wellness- und Gourmethotel in der alten Abtei würde nicht nur ein
enormes Vermarktungspotenzial bieten, sondern auch die Mängel in Bezug auf die
Übernachtung der Kongressteilnehmer beheben.
137
DPA (2010): Rückblick 2010, S. 14.
Die Klassifizierung erfolgte am 16. November 2010.
139
Interview Tourismusministerin (10.09.2010)
140
Der Willibrord-Kult beschränkt sich vor allem auf die erste Woche im November, die „Willibrord-Woche“
mit dem „Willibrord-Tag“, dem 7. November.
138
113
Der
ehemalige
Minister
für
Tourismus
und
der
stellvertretender Direktor des ONT bezweifeln auch das
Aufkommen eines religiös bedingten Pilgertourismus,
jedoch betonen beide den Vermarktungsimpakt des
Labels
„UNESCO-Weltkulturerbe“,
das
den
Bekanntheitsgrad der Region nicht nur erhöht, sondern
dieser erlaubt, individueller und einheitlicher aufzutreten.
Das Label „UNESCO-Weltkulturerbe“ wird demnach
wohl das allgemeine Vermarktungspotenzial der Stadt
Echternach und der Region aufwerten indem es die
Region
in
den
internationalen
Blickpunkt
rückt.
Vermutlich trug die Klassifizierung der Springprozession
dazu bei, dass im Januar 2011 ein Artikel im
amerikanischen Time Magazine erschien, der Luxemburg
aufgrund der Echternacher Springprozession (und vier
weitere Gründe141) als sehenswertes Tourismusziel
rühmte. Vor allem an Pfingsten wird es zu einem
erhöhten,
temporären
Besucherandrang
kommen,
Abb. 62: Ausschnitt eines Artikels
aus dem Time Magazine
(Quelle: Time Magazine Nr. 4 2011
S. 46)
dessen Lenken sowie die Gewährleistung der nötigen
Infrastrukturen eine Herausforderung für die lokalen Tourismusakteure darstellen.
Allgemeiner Konsens herrschte bei den befragten Personen in Bezug auf die unzureichende
Vermarktungsarbeit, denn das Vermarktungspotenzial der Müllerthalregion sei noch nicht
vollends ausgeschöpft. Jedoch wurden die rezent erzielten Erfolge in der Vermarktung von
allen Interviewpartnern positiv hervorgehoben. Diese Aussagen spiegeln allerdings nicht die
Ergebnisse der Umfrage wider.142 Um sich zukünftig als Tourismusregion bei ausländischen
und inländischen Touristen zu verkaufen, benötigt die Müllerthalregion eine gezielte
Vermarktung nach außen, in der diese als geschlossene und individuelle Region auftritt. Im
Sinne einer Profilschärfung soll die Müllerthalregion als schnell erreichbares Reiseziel in
einer naturnahen Landschaft vermarktet werden, die den Touristen Erholung, Naturerleben,
Ausgleich und Genuss bietet. In diesem Sinne erweist sich das oftmals bemängelte, fehlende
141
Neben der Springprozession werden die historische Altstadt von Luxemburg, die 640 km langen
Fahrradwege, das Schloss von Vianden und das Thermalbad in Mondorf als sehenswert angegeben.
142
Siehe Abb. 45 und 46.
114
Nachtleben zumindest für die gesamte Region als möglicher regionaler Vorteil, den es in der
zukünftigen Vermarktungsarbeit hervorzuheben gilt. Jedoch gilt das nur für die Region, nicht
für die Stadt Echternach. Keine Stadt möchte sich rühmen ein Ort zu sein, wo sich „Hase und
Fuchs gute Nacht sagen“. Es wäre sinnvoll, wenn der Besucher neben kulturellen Angeboten
(z.B. Musikfestival, Events…) auch ein gepflegtes Nachtleben vorfinden würde, wo der
Tourist je nach Anspruch, in einer Loungebar oder ein Kultcafé.143
Einstimmig teilten die Experten auch die Meinung, dass eine einheitliche, themenbezogene
Vermarktungsarbeit auf nationaler Ebene von Vorteil wäre. An einer themenorientierten
Vermarktung sowie einer überregionalen Zusammenarbeit wird, nach Angaben aus dem
Tourismusministerium bereits gearbeitet. Bis dato sind zwei, allerdings etwas zu
umfangreiche Broschüren mit ihren 60 bis 80 Seiten zu den Themen „Sport und Wellness“
sowie „Urlaub und Freizeit“ erschienen und viele zu allgemein gehaltene Broschüren (viele
Photos, wenig Informationen) zu den Themen: Kultur, Natur, Sport, Eat & Sleep, Wellness,
Shopping, Kids, Meet in Luxembourg, Your next destination.144 Zweckdienlicher wären
spezifischere Broschüren zu den verschiedenen Themen sowie auf die Reisenden
abgestimmte Themenbroschüren: Reisen mit Kindern und Jugendlichen, Reisen für Senioren,
Reisen mit Hund, Wellness, Adventure…
In Luxemburg soll „in diesem Jahr [2011] der Fahrradtourismus im Fokus“145 stehen und in
der ausländischen Presse wird Luxemburg Presse als „cycling wonderland“146 beschrieben.
Immerhin ist den Tourismusakteuren eine recht umfassenden Vermarktung dieser Sportart auf
nationaler sowie auf internationaler Ebene gelungen. Da Luxemburg als Fahrradland und
Radfahrernation mit großen Namen bekannt ist, erschien im Frühjahr 2011 eine Infobroschüre
bezüglich des Radsporttourismus in Luxemburg mit den Gebrüdern Schleck und dem Team
„Leopard Trek“ als Aushängeschild. Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), der
führenden Fachmesse der internationalen Tourismus-Wirtschaft wurde diese Infobroschüre
vorgestellt.
143
Bis vor drei Jahren gab es in Echternach ein landesweit bekanntes Café „De Philosoff“, jedoch wechselte die
Besitzerin und das Café verlor jeglichen Kultstatus.
144
Siehe http://www.ont.lu/broc-de.html , letzter Zugriff: 15.04.2011.
145
GANTENBEIN, M. (2011): Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 2
146
CENDROWICZ, L. (2011): Five Reasons to Visit Luxembourg. S. 46.
115
„Da über 50 Prozent der Touristen, die Luxemburg besuchen, nicht nur Luxemburg
besuchen (…)“147 wäre eine grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit im
Rahmen der Großregion vielversprechend.
„Potentiel touristique mais chacun travaille encore trop de son côté (…). Une
vaste région […] mais qui n’est pas une réalité ni dans les mentalités, ni dans le
vécu des habitants (…).“148
Jedoch wird sich eine solche transnationale Zusammenarbeit aufgrund der unterschiedlichen
Nutzungskonkurrenzen und der geringen Wahrnehmung der Großregion durch die
Bevölkerung als schwierig erwiesen.
Die Zusammenarbeit zwischen Ministerium, ONT, ORT und Interessenverbände wurde von
den
Interviewpartnern
verbesserungswürdig
einhellig
empfunden.
als
„zufriedenstellend“,
Hauptprobleme
sind
folglich
vor
allem
also
die
auch
als
üblichen
Nutzungskonkurrenzen der verschiedenen lokalen und regionalen Tourismusakteure. Allein
die Bezeichnung für „Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz“ bot viel Konfliktpotenzial:
Bei der Suche nach einem passenden Namen für die Region kam es aufgrund der
unterschiedlichen Interessen zu Spannungen zwischen den einzelnen lokalen Akteuren. Um
solche Konflikte künftig zu vermeiden, wurde vor einigen Jahren der regionale
Tourismusverband „Region Müllerthal- Kleine Luxemburger Schweiz“ gegründet. Dessen
Aufgabe besteht darin, ein klares, einheitliches Bild der Tourismusstruktur in der
Müllerthalregion zu vermitteln, sowie die Kompetenzen der lokaler Akteure genau zu
definieren und zu koordinieren. An einer besseren Zusammenarbeit wird, nach Aussagen des
ORT Präsidenten, derzeit bereits gearbeitet.
Eindeutige Probleme ergeben sich aus der saisonalen Ausrichtung des touristischen Angebots
für die Tourismusentwicklung. Bedingt durch die schlechten Wetterverhältnisse im Winter,
gepaart mit dem Fehlen von Schlechtwetterangeboten, fehlt es der Region im Winter an
Besuchern. Folglich blieben die Hotels sowie die Museen in dieser kalten Jahreszeit
geschlossen. Durch die Einführung einer Tourismustaxe könnten laut André HARTMANN
die entsprechenden finanziellen Mittel zusammenkommen, um die Region auch in den
Wintermonaten attraktiver zu gestalten. Auch die zuständige Ministerin für Tourismus
„empfand die (…) Tourismustaxe als eine ausgezeichnete Idee.“149
147
GANTENBEIN, M. (2011): Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 3.
VANDERMEIR, M. (2011) : Coopérer pour le tourisme en Grande Région.
149
SCHARTZ, N (2011): Erfolgreich dank Müllerthal-Trail. S. 38.
148
116
Fraglich bleibt allerdings, ob die Kurfördertaxe, wenn erst einmal eingeführt, tatsächlich die
nötigen Gelder zusammenbringt und ob die Errichtung eines Indoorspielplatzes sowie einer
Bäderoase ausreichen, um den Wintertourismus in der Müllerthalregion zu entwickeln.
Vermutlich wäre es sinnvoller, verstärkt den Bereich Wellnesstourismus zu fördern, um das
Image der Müllerthalregion aufzuwerten und das Problem der Saisonalität abzuschwächen.
Einige Hotelbetriebe der gehobenen Kategorie nutzen nach eigenen Aussagen die
Winterpause 2011 um ihre Hotelbetriebe mit der Errichtung von eigenen Wellnessbereichen
aufzuwerten.150Allerdings verfügen nicht alle Hotels über solche finanzkräftigen Mittel und
eine zukünftige Positionierung im Wellnesstourismus erweist sich schwierig.
150
Interview Hotelbesitzerin (12.11.2010).
117
118
5. Fazit
Insgesamt erweist sich die touristische Valorisierung der Müllerthalregion als durchweg
positiv, auch wenn es nicht zu leugnende Schwächen gibt. Aufgrund der bereits vorhandenen
vielseitigen, touristischen Infrastruktur, der kürzlich erzielten Erfolge in der Vermarktung und
der erfolgsversprechenden Potenziale der Müllerthalregion, kann man trotz rückläufiger
Besucherzahlen von einer sehr bescheidenen touristischen Erfolgsbilanz sprechen.
Anders als der Massentourismus der Nachkriegszeit orientiert sich der heutige Tourismus der
Müllerthalregion vorwiegend am „sanften“ Tourismus, der auf einer nachhaltigen
touristischen Entwicklung beruht. Das Hauptpotenzial der Müllerthalregion ist nach wie vor
die unberührte Natur, die den Touristen Entspannung, Naturerleben und Genuss bietet. Die
größte Herausforderung seitens der Tourismusakteure wird es sein den Fremdenverkehr in der
Müllerthalregion zu fördern und gleichzeitig sein wertvollstes Kapital, das einzigartige
Landschafts- und Naturerbe zu erhalten. Demzufolge können die Errichtung eines Naturparks
sowie die Klassifizierung als Weltnaturerbe als entscheidendes Erfolgskriterium für die
nachhaltige Entwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion angesehen werden.
Die Fallstudie hat aber auch gezeigt, dass in Punkto Vermarktung noch nicht alle touristischen
Potenziale ausgeschöpft sind. Es fehlt an einer umfangreichen, zielgruppen- und
themenorientierten Vermarktung mit klaren Strategien auf nationaler und internationaler
Ebene. Luxemburg besticht durch seine Vielfältigkeit auf kleinstem Raum und muss sich als
attraktive Destination auf dem weltweiten Tourismusmarkt positionieren.
Um eine touristische Wertsteigerung zu erzielen, ist eine Umsetzung der in den
vorangehenden Ausführungen angedeuteten Initiativen nötig. Dies gelingt aber nur, wenn sich
die lokalen, regionalen und nationalen Akteure gemeinsam auf eine klare Strategie mit genau
definierten Zielen und Maßnahmen einigen.
Die Umsetzung der zahlreichen und vielfältigen Projektideen erfordert die Einbeziehung aller
Interessengruppen, die zusammen die prioritären Aufgabenbereiche der touristischen
Entwicklung der Müllerthalregion und der Kleinstadt Echternach definieren, was somit auch
eine halbherzige Abwicklung einiger Projektideen vermeiden könnte.
119
Auch sollen die zukünftigen Entwicklungsstrategien die Umsetzung neuer Projekte in der
Region vorsehen. Die vorliegende Untersuchung brachte deutlich zum Vorschein, dass es an
Freizeitangeboten für Familien und Schlechtwetterangeboten fehlt. Auch stellt die Saisonalität
ein schwer zu behebendes Problem dar, dem vorwiegend wetterbedingte Ursachen zu Grunde
liegen. Mit Hilfe staatlicher Fördergelder könnte man diesen Problemen entgegen wirken und
zahlreiche Ideen (z.B. Hallenbad, Indoorspielpark usw) umsetzen. Zudem könnte eine erhöhte
Zahlungsbereitschaft des Staates der Schließung von Hotels und Geschäften entgegenwirken.
Eine
Freisetzung
finanzieller
Ressourcen
würde
zu
einer
Modernisierung
des
Beherbergungswesens, einer Belebung des Nachtlebens in Echternach und einer Erweiterung
des Geschäftsangebotes führen.
120
Kartenverzeichnis
Karte 1: Gemeinden der Müllerthalregion
S.12
Karte 2: Die Müllerthalregion in der Großregion
S.14
Karte 3: Berdorf 1927
S.17
Karte 4: Berdorf 2010
S.17
Karte 5: Geologische Karte des Mäanders von Rosport
S.63
Karte 6: Erreichbarkeit der Region Müllerthal
S.65
Karte 7: Bedeutende Verkehrswege in Echternach, dem Müllerthal und Umgebung
S.66
Karte 8: Kulturelle Sehenswürdigkeiten im Müllerthal
S.72
Karte 9: Beherbergungs- und Gastronomiewesen
S.74
Karte 10: Restaurants in Luxemburg
S.76
Karte 11: Routen des Müllerthal Trail
S.78
Karte 12: Tourismusintensität 2010, Großregion samt Luxemburg
S.100
Karte 13 : Naturparke in Luxemburg und in der Umgebung, 2010
S.111
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Einwohner, Fläche und administrative Zugehörigkeit des Untersuchungsraums S.13
Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden im Vergleich mit der
Bevölkerungsentwicklung von Luxemburg
S.15
Abb. 3: Luxemburgische und ausländische Einwohner von 1960 bis 2010
S.16
Abb. 4: Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation
S.18
Abb. 5: Versorgungstruktur in den Müllerthalgemeinden
S.20
Abb. 6: Abgrenzung verschiedener Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zur Definition von
Touristen
S.25
Abb. 7: Schematische Darstellung der Event-Anlässe
S.30
Abb. 8: SWOT – Matrix
S.36
Abb. 9: Reisemotive
S.37
Abb. 10: Ausgewählte Tourismusformen vor dem Hintergrund der Bedürfnispyramide S.38
Abb. 11: Der Tourist von heute
S.38
121
Abb. 12: Postkarte der Wolfsschlucht bei Echternach
S.48
Abb. 13: „Hôtel de la Sûre“ (Jahr unbekannt) in Echternach
S.48
Abb. 14:Anzahl der Hotels, Herbergen und Pensionen in der Müllerthalregion
S.49
Abb. 15: Anzahl der Betten in der Müllerthalregion
S.50
Abb. 16: Anzahl der Übernachtungen in der Müllerthalregion
S.51
Abb. 17: Urlaubsdauer
S.52
Abb. 18: Flachland und Städte liegen im Trend
S.52
Abb. 19: Pkw versus Flugzeug
S.53
Abb. 20: Anzahl der Übernachtungen nach Beherbergungsart in der Müllerthalregion
S.54
Abb. 21: Rückgang beim Camping Urlaub
S.54
Abb. 22 : Anzahl der Übernachtungen in allen Unterkunftsarten
S.55
Abb. 23: Felsblock im Tal bei Consdorf
S.58
Abb. 24: Felsüberhang bei Consdorf
S.59
Abb 25: Tuffablagerungen bei Consdorf
S.59
Abb. 26: Profil durch den Luxemburger Sandstein
S.60
Abb. 27: Querschnitt durch das Sauertal zwischen Diekirch und Wasserbillig
S.61
Abb. 28 : Entstehung des Umlauf Berg Tull“
S.62
Abb.29: Umlaufberg Tull
S.62
Abb. 30: Flussschleife von Rosport
S.63
Abb. 31: Amphitheater Breechkaul
S.71
Abb. 32 : Mittelalterliche Türme in Echternach
S.73
Abb. 33: Touristische Angebotsstruktur der Müllerthalregion
S.79
Abb. 34: Herkunft der Befragten
S.81
Abb. 35: Anfahrtsstrecke
S.82
Abb. 36: Begleitungsstruktur der Befragten
S.83
Abb.37: Berufstätigkeit der Besucher
S.83
Abb. 38: Allgemeine Einschätzung der Müllerthalregion
S.84
Abb. 39: Einteilung der Folgebesucher nach Häufigkeit
S.85
Abb. 40: Häufigkeit des Aufenthalts im Müllerthal
S.86
Abb. 41: Art der Übernachtung
S.87
Abb. 42: Dauer des Aufenthlts (in Nächten) in der Müllerthalregion
S.87
Abb. 43: Ferienaktivitäten
S.88
Abb. 44: Benutzte Verkehrsmittel bei der Anreise
S.89
Abb. 45: Informationsquellen, die auf die Destination aufmerksam machten
S.89
122
Abb. 46: Informationsstand der Besucher über das Müllerthal
S.90
Abb. 47: Bewertung des Preisleistungsverhältnisses
S.91
Abb. 48: Bewertung der Angebotspalette der Müllerthalregion
S.92
Abb. 49: Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit
S:94
Abb. 50: Anteil der Folgebesucher
S.94
Abb. 51: Luxemburgischer Wirtschaftssektor „Reisen und Tourismus“ im Vergleich mit
anderen Ländern
S.98
Abb. 52: Im Winter geschlossenes Hotel in Berdorf
S.101
Abb. 53: Geschlossene Hotels in Echternach
S.102
Abb. 54: Geschlossene Geschäfte in der Haalergaas in Echternach
S.102
Abb. 55: Graffiti Felsen in Berdorf
S.104
Abb. 56: Graffiti in Consdorf
S.104
Abb. 57: Unveränderte Reiseabsichten
S.106
Abb. 58: Eine stabile Urlaubsnachfrage
S.106
Abb. 59: Zunehmende Urlaubsreiseintensität
S.107
Abb. 60: Städtereisen liegen im Trend
S.107
Abb. 61: Rentner auf Reisen
S.110
Abb.62: Ausschnitt eines Artikel aus dem Time Magazine
S.114
123
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Tourismus
und
Erholungslandschaft – Verderben oder Segen? Bern/Stuttgart in STEINECKE
Albrecht (2006): Tourismus eine geographische Einführung. Das Geographische
Seminar. Westermann. Braunschweig.
127

LEADER+ (2008): LEADER Programm 2007-2013. Großherzogtum Luxemburg.
Lokale
Entwicklungsstrategie
der
Region
Müllerthal.
Bewerbung
für
das
Auswahlverfahren nach dem nationalen LEADER-Programm in Luxemburg,
überarbeitete Fassung.

LEDER, Susanne: Wandertourismus in BECKER, Christophe / HOPFINGER, Hans /
STEINECKE Albrecht (Hrsg. 2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus.
Bilanz und Ausblick. 3. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag. München.

LUGER, Kurt / WÖHLER, Karlheinz (2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und
Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. Studien Verlag. Innsbruck.

Luxemburg als Tourismusziel. „Time Magazine“ nennt fünf Gründe für einen Besuch.
Luxemburger Wort. Samstag, den 15. Januar 2011. Verfasser unbekannt.

MASSARD, Jos. A., (2001) : Aspects historiques de l’histoire naturelle du Mullerthal
et de ses environs. Annuaire de la Ville d‟Echternach 2001. S. 31-55.

MASSARD, Jos. A. (1998): Historisch-naturwissenschaftlicher Streifzug durch den
Kanton Echternach. Nos Cahiers, 19 (2-3) S. 363-393.

MINISTÈRE de L‟INTÉRIEUR ET DE L‟AMÉNAGEMENT DU TERRITOIRE
(2009): Bestandsstudie zum zukünftigen Naturpark Müllerthal. Luxembourg.

MÖLLER, Hans-Georg (1992): Tourismus und Regionalentwicklung im mediterranen
Südfrankreich. Erdkundliches Wissen 108. Franz Steiner Verlag. Stuttgart.

MUNDT,
Jörn
W.
(1998) :
Einführung
Wissenschaftsverlag. München.
128
in
den
Tourismus.
Oldenbourg

MUNDT, Jörn W. (2006): Tourismus. 3. Auflage. Oldenbourg. Wissenschaftsverlag.
München.

PALZKILL, Leonard (2002) : Sauertal ohne Grenzen. Wanderungen durch die
deutsch-luxemburgische Felsenlandschaft. Verbandsgemeinde Irrel. Irrel.

POON, Auliana (1993): Tourism, technology and Competitive Strategies. Cabi
publishing. Wallingford.

QUEST (2008) : Analyse SWOT des régions touristiques des Ardennes et du
Müllerthal- Petite Suisse Luxembourgeoise.

SCHARTZ, Nadine (2011): Erfolgreich dank Müllerthal-Trail. ORT Müllerthal /
Kleine Luxemburger Schweiz zog Jahresbilanz. Tourismusministerin Françoise HettoGaasch befürwortet Tourismustaxe in Luxemburger Wort, 9. April 2011.

SCHARTZ, Nadine (2011): Neue Pläne für mehr Touristen. Tourismus ging um vier
Prozent in der Region Müllerthal/Kleine Luxemburger Schweiz zurück in
Luxemburger Wort, 18. Februar 2011.

SCHARTZ, Nadine (2011): Das Müllerthal soll auf die Unesco-Liste des
Weltnaturerbes. „Projekt noch in den Kinderschuhen“. Einzigartige Geologie, Fauna
und Flora gehören zu den Beweggründen für den Antrag in Luxemburger Wort,
Donnerstag, 6. Januar 2011.

SCHENK, Winfried / SCHLIEPHAKE, Konrad (Hrsg.) (2005): Allgemeine
Anthropogeographie. Klett-Perthes Verlag. Gotha und Stuttgart.

SCHMITZ, Anne-Aymone (2010): Innovationspreis für Tourismus in Luxemburger
Wort, 16. Juni 2010.
129

SCHMUDE, Jürgen / NAMBERGER, Philipp (2010): Tourismusgeographie. WBG
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt.

SCHNELL, Peter: Tagesausflugsverkehr in BECKER, Christophe / HOPFINGER,
Hans / STEINECKE Albrecht (Hrsg. 2007): Geographie der Freizeit und des
Tourismus. Bilanz und Ausblick. 3. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag.
München.

SCHLOESSER, Alexis (2008): Das luxemburgische Naturparkmodell. Hintergründe.
Chancen. Probleme. Ein Beispiel angewandter Naturparkpolitik am Fall des
„Naturpark Obersauer“ (Großherzogtum Luxemburg). Universität Freiburg. Freiburg
i. Br.

SCHREIBER, Michael-Thaddäus: Kongress- und Tagungstourismus in BECKER,
Christophe / HOPFINGER, Hans / STEINECKE Albrecht (Hrsg. 2007): Geographie
der Freizeit und des Tourismus. Bilanz und Ausblick. 3. Auflage. Oldenbourg
Wissenschaftsverlag. München.

SPANG, Paul (1965): Aus der Geschichte des Echternacher Tourismus. (Das große
Eifelvereinsfest aus dem Jahre 1912) in KALENNER VUN DER ILLUSTRE‟ERTER
FAMILIJENZEITONG REVUE (1965): An der Ucht. Verlag Bourg-Bourger.
Lëtzeburg. S.201-205.

SPANG, Paul (1983): Echternach. Histoire d’une ville. RTL Edition. Luxembourg.

SPÖREL, U. (1998) : Die amtliche deutsche Tourismusstatistik in HAEDERICH, G.
(Hrsg.;
1998):
Tourismus-Management,
Tourismus-Marketing
und
Fremdenverkehrsplanung. Berlin/New York in STEINECKE, A. (2006) : Tourismus.
Eine geographische Einführung. Das Geographische Seminar. Westermann.
Braunschweig.
130

STATEC (2009): Tourisme. Statistiques d’hébergement 2006-2008. Arrivées, nuitées,
taux d’occupation. Bulletin du STATEC 06_2009. Volume LVI. Luxembourg.

STATEC (2009): Tourismusvolumen und Reiseverhalten der Wohnbevölkerung des
Großherzogtums Luxemburg 2008. Bulletin du STATEC 08_2009. Volume LVI.
Luxembourg.

STEINECKE, Albrecht (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. Das
Geographische Seminar. Westermann. Braunschweig.

STEINGRUBE, Wilhelm: Erhebungsmethoden in der Geographie der Freizeit und
des Tourismus in BECKER, Christophe / HOPFINGER, Hans / STEINECKE
Albrecht (Hrsg. 2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. Bilanz und
Ausblick. 3. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag. München.

STEINGRUBE, Wilhelm: Freizeit- und Tourismusdestinationen: ManagementStruktur-Politik-Planung
in
BECKER, Christophe /
HOPFINGER,
Hans
/
STEINECKE Albrecht (Hrsg. 2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus.
Bilanz und Ausblick. 3. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag. München.

STORONI, Alex (2010): Les Paysages Géologiques du Luxembourg. Editions
Schortgen. Esch-sur-Alzettte.

VANDERMEIR, Marc (2011): Coopérer pour le tourisme en Grande Région.
Potentiel touristique mais chacun travaille encore trop de son côté. Le tourisme
représente 12% de l’emploi in Luxemburger Wort, 15. Januar 2011.

VERSCHÖNERUNGSVEREIN ECHTERNACH (Hrsg.) (1933): Echternach und die
luxemburger Schweiz (auch das linke Sauerufer). Verlag G. Soupert. Luxemburg.
131

VERSCHÖNERUNGSVEREIN ECHTERNACH (Hrsg.) (1956): Echternach. Die
Luxemburger Schweiz. Offizieller Reiseführer. Verlag Bourg-Bourger. Luxemburg.

WACHOWIAK,
Helmut
(1997):
Tourismus
im
Grenzraum.
Touristische
Nachfragestrukturen unter dem Einfluss von Staatsgrenzen am Beispiel der
Grenzregion Deutschland-Luxemburg. Materialien zur Fremdenverkehrsgeographie
38. Selbstverlag der Geographischen Gesellschaft Trier in Zusammenarbeit mit der
Fachgruppe Geographie der Universität Trier. Trier.

WILWERT, Marc (2008) : Top Secret 2. Auch das ist in Luxemburg. Editions SaintPaul. Luxemburg.

WÜSTEFELD, Andreas (2000): Fahrradtourismus – eine Aufgabe für das
Regionalmarketing. Beispiel Dahner Felsenwand (Biosphärenreservat Pfälzerwald) in
Geographische Rundschau: Neue Formen des Tourismus, Februar 2000, Heft 2. S.1620.
132
Internetadressen und Printmedien

http://www.acfischbach.lu (letzter Zugriff. 26.10.2010)

http://www.asta.etat.lu/astahome.html (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.beaufort.lu/ (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.bech.lu (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.berdorf.lu (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.consdorf.lu (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.doppeladler.eu (letzter Zugriff: 05.04.2011)

http://www.echternach.lu (letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://www.echternach-tourist.lu (letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://www.echternach.mobi (letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://www.echternachfestival.lu (letzter Zugriff: 15.04.2011)

F.U.R. 2006: http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/FUR_Ergebnisse_2006.pdf
(letzter Zugriff: 15.04.2011)

F.U.R. 2007: http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/Reiseanalyse_2007.pdf
(letzter Zugriff: 15.04.2011)

F.U.R. 2008: http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/Reiseanalyse_2008.pdf
(letzter Zugriff: 15.04.2011)

F.U.R 2009:
http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/Reiseanalyse_RA09_Erste_Ergebnisse.pdf
(letzter Zugriff: 15.04.2011)

F.U.R. 2010:
http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/RA_Zentrale_Ergebnisse/FUR_Reiseanalyse
_RA2010_Erste_Ergebnisse.pdf
(letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://www.geoprtail.lu (letzter Zugriff: 11.04.2011)

http://geo.uni.lu/atlas/gr-atlas_dt.html (letzter Zugriff: 16.04.2011)

http://www.gusti.lu/de/node/129 (letzter Zugriff: 05.04.2011)

http://www.larochette.lu (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.medernach.lu (letzter Zugriff: 26.12.2010)

http://www.mdt.public.lu/fr/index.html (letzter Zugriff 21.01.2011)

http://www.mompach.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)
133

http://www.mullerthal.lu (letzter Zugriff:15.04.2011)

http://www.nommern.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)

http://www.ont.lu (letzter Zugriff 21.01.2011)

http://www.reisdorf.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)

http://www.rosport.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)

http://www.la-petite-suisse.lu (letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://www.servicequaliteit.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)

http://www.statec.lu (letzter Zugriff: 15.04.2011)

http://waldbillig.lu (letzter Zugriff: 26.10.2010)

http://www.wttc.org/eng/Home/ (letzter Zugriff: 05.04.2010)
134
Liste der interviewten Politiker, Experten und Akteure
Frau/Herr (Name und
Vorname)
BODEN
Fernand
Parteizu-
Beruf bzw. Aktivität
Abgeordneter
und
gehörigkeit
ehemaliger
Tourismusminister
BRIMER
Elisabeth
Hotelbesitzerin
(Hotel Brimer in Grundhof)
DIDERICH
Marc
Ehemaliger
Bürgermeister
von
Echternach
HARTMAN
André
Datum
CSV
03.11.2010
/
12.11.2010
CSV
18.07.2009
DP
02.11.2010
/
19.01.2011
CSV
10.09.10
LSAP
28.12.2010
/
03.09.2010
Präsident des Tourismusverbands
Müllerthal - Kleine Luxemburger
Schweiz und
Schöffe der Gemeinde Echternach
HEIDERSCHEID
Georges
Stellvertretender ONT-Direktor
HETTO-GAASCH
Françoise
Ministerin für Tourismus
SCHEUER
Ben
Abgeordneter und Mitglied im
Tourismusaussschuss
WILHELMS
Alex
Cafébesitzer
135
Anhang
Dokument 1:
Quelle: http://www.luxembourg.public.lu/fr/tourisme/cartes/regions-touristiques/index.html,
letzter Abruf: 18.04.2011
136
Dokument 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden
1960
1970
1981
1990
2000
2010
Wachstum in
%
Beaufort
802
819
916
1104
1406
2126
165,09%
Berdorf
839
831
852
876
1165
1600
90,70%
Bech
739
688
715
793
985
1034
39,92%
Consdorf
1039
1056
1194
1424
1649
1803
73,53%
Echternach
3389
3792
4149
4391
4509
4902
44,64%
Fischbach
388
426
465
488
609
820
111,34%
Heffingen
616
603
654
732
840
1045
69,64%
Larochette
958
1137
1280
1437
1504
1969
105,53%
Medernach
765
777
864
973
987
1215
58,82%
Mompach
900
772
796
853
893
1047
16,33%
Nommern
600
620
663
792
947
1142
90,33%
1332
1247
1343
1432
1790
2051
53,98%
Waldbillig
780
729
684
776
1025
1478
89,49%
Reisdorf
516
502
543
557
734
1027
99,03%
15623 15969 17099 18618 21043 25269
61,74%
Rosport
Total
Quelle: Daten Statec, Tabelle Eigener Entwurf
137
Dokument 3: Lokale Tourismusverbände
Name
Gemeinde
Site
Medernach
/
Beaufort
www.beaufort.lu
Berdorf
www.berdorf.lu
Consdorf
www.camconsord.lu
Echternach
www.echternach-tourist.lu
Rosport
www.campingrosport.com
Tourist Information Waldbillig
Waldbillig
/
Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Larochette
Larochette
www.larochette.lu
Syndicat d‟Initiative Medernach
Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Beaufort
Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Berdorf
(Borne interactive)
Syndicat d‟Inititative et de Tourisme Consdorf
Syndicat d‟Initiative et de Tourisme
Echternach
Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Rosport
Quelle : MIAT 2009, S.126, eigene Ergänzungen
Dokument 4: Geologische Karte
Quelle: STORONI 2010 S.10.
138
Dokument 5: Die Stechpalme
Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT
Dokument 6: Seltene Vögel der Müllerthalregion
Uhu
Wanderfalke
Quelle: HOFFMANN 2005 S. 172
Quelle: HOFFMANN 2005 S. 173
139
Dokument 7: Burgmauer
Foto: Pit LENGLER
Dokument 8: Basilika und Abtei
Foto: Pit LENGELR
140
Dokument 9: Pfarrkirche St. Peter und Paul
Foto: Pit LENGLER
Dokument 10: Orangerie
Foto: Pit LENGLER
141
Dokument 11: Kulturelles Angebot der Müllerthalregion
Gemeinde
Kulturelle Sehenswürdigkeiten
Fischbach












Heffingen
 Erhaltenes Mühlengebäude
Larochette







Restaurierte Doppelburg aus dem 11. und 13. Jahrhundert
Überreste eines römischen Lagers
Neoromanische Pfarrkirche mit Jugendstilmalerei
Kriegsdenkmal (2.Weltkrieg)
Kirche mit barocken Altar (1700)
Erhaltenes Mühlengebäude
Erhaltenes Mühlengebäude




Lourdeskapelle von 1788
Pestkapelle von 1661
Neoromanische Kirche in Schrondweiler von 1910
Gladbach Kapelle 1686
/
Beaufort
Bech
Berdorf
Consdorf
Medernach
Mompach
Nommern
Reisdorf
Rosport
Waldbillig
Renaissance-Schloss aus dem 17. Jahrhundert
Feudale Burgruine aus dem 12. Jahrhundert
Überreste der keltischen Siedlung Aleburg
Tumulus 400 v. Chr.
Pilgerung zur Eiche mit Marienheiligtum auf dem Hersberg
Erhaltenes Mühlengebäude
Renovierter Bahnhof der Schmalspurbahn Charly
Natürliches Amphitheater „Hohllay“
Kirche mit römischen Altarstein
Kirche aus dem 18. Jahrhundert
Erhaltenes Mühlengebäude
Erhaltenes Mühlengebäude








Schloss Tudor mit Museum Henri Tudor und Schlosspark
Gisterklaus: Ältestes Marienheiligtum von Luxemburg
Hydroelektrisches Kraftwerk mit Stauwehr und Stausee
Mineralwasserquelle
Erhaltenes Mühlengebäude
Überreste der Heringerburg
Ölmühle in Christnach
Christnach- Modelldorf für ländliche Architektur (Maria-TheresiaGehöfte)
 Besucherzentrum Heringer Mühle
Quelle: MIAT 2009 S. 41-42, eigene Ergänzungen
142
Dokument 12: Anzahl und Kategorie der Unterkünfte
Unterkunftsart
Anzahl
Fünf-Sterne Hotel
1
Vier-Sterne Hotel
13
Drei-Sterne Hotel
14
Hotels ohne Auszeichnung
13
Ferienwohnungen/Anbieter 39
für Unterkünfte
Jugendherbergen
3
Campingplätze
23
Quelle: MIAT 2008 S.72
Dokument 13: Sport- und Freizeitaktivitäten in der Müllerthalregion
Gemeinde
Beaufort
Schwimmbad
Tennis
 Erlebnisund Freibad

Minigolf
Klettern
Sonstige Angebote
Nordic Walking
Naturlehrpfad
Fahrradverleih
Kanufahren
Kunsteisbahn
Wanderweg für Kinder
Bech
Mountainbikepiste
Kinder
Berdorf


Consdorf




Echternach
 Freibad

Nordic Walking
Nordic Walking
(indoor) Erholungszentrum
See
143
für
am
Angeln
Hochseilgarten
Fischen
Mountainbikeverleih
Fischbach
Heffingen
Larochette

Mountainbikepiste
Nommerlayen
Medernach

ULM
Kanu
Mompach
Angeln
Nommern

Reisdorf

Rosport
Wasserski
Beach Volleyballfeld
Fahrradverleih
Angeln
Waldbilig

Golf
Nordic Walking
Müllerthal
Internationales
Reitzentrum
Quelle : MIAT 2008 S. 46, eigene Ergänzungen
144
Parc
Dokument 14: Der standardisierte Fragebogen für die Touristenbefragung
145
146
147
Dokument 15: Experten Interview Leitfaden
148
149
150

Documentos relacionados