Strukturen und Potenziale des Tourismus der
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Strukturen und Potenziale des Tourismus der
Strukturen und Potenziale des Tourismus der Müllerthalregion 1 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich an Eides statt, die vorliegende Forschungsarbeit selbstständig und ohne unzulässige Hilfe angefertigt zu haben. Die verwendeten Literaturquellen sind im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt. Joëlle Schmit 2 Joëlle SCHMIT Kandidatin im Lycée technique d„Ettelbrück Strukturen und Potenziale des Tourismus der Müllerthalregion Echternach 2011 3 Zusammenfassung Ziel dieser vorliegenden Arbeit ist es eine fremdenverkehrsgeographische Untersuchung der Tourismusstrukturen der Müllerthalregion mitsamt der Kleinstadt Echternach. Diese im Osten von Luxemburg gelegene Region stellt einen ländlichen, strukturschwachen aber auch vom Tourismus geprägten Raum dar. Von einer theoretischen Basis ausgehend, wird die vorliegende Untersuchung anhand der naturräumlichen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen des Müllerthals die Grundvoraussetzungen für die zukünftige Tourismusentwicklung in der Region darzulegen versuchen. Anschließend werden die Infrastrukturen sowie die gesamte touristische Angebotspalette der Müllerthalregion einschließlich der Abteistadt Echternach erläutert. Dann wird auf der Basis einer quantitativen und qualitativen Umfrage die diesbezügliche Resonanz bei den Besuchern und bei den Akteuren der Tourismusbranche ermittelt, um so die aktuellen Stärken und Schwächen des Tourismus in der Müllerthalregion mitsamt der Abteistadt Echternach herausarbeiten zu können. Des Weiteren werden die aus dem Tourismus hervorgehenden wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Folgen ermittelt. Aufgrund der aus der Untersuchung hervorgebrachten Hautproblemfelder werden abschließend die Chancen und Möglichkeiten einer nachhaltigen touristischen Entwicklung der Region ermittelt. Neben den Potenzialen werden aber auch die Herausforderungen in Bezug auf eine touristische Valorisierung dargelegt sowie die absehbaren Einschränkungen der Tourismusentwicklung der Müllerthalregion aufgezeigt. 4 Danksagung Ohne die Unterstützung vieler Personen hätte diese Arbeit nicht in der vorliegenden Form entstehen können. Mein erster Dank gilt meinem Betreuer Herrn Prof. Guy Schmit, der sich der arbeits- und zeitintensiven Betreuung dieser Untersuchung annahm. Er gab stets wichtige Impulse für die Bearbeitung und Durchführung dieser Studie, auch trugen seine konstruktivkritischen Einwände zu einer erheblichen Vertiefung vieler Argumente bei. Vor allem bin ich auch André Hartmann, Präsident des Tourismusverbandes MüllerthalKleine Luxemburger Schweiz zu Dank verpflichtet, denn neben den vielen anregenden Gesprächen hat er wichtige Dokumente zur Verfügung gestellt, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, eine solch ausführliche Arbeit zu verfassen. Er gewährte Einblicke in Daten und Information der Gemeindeverwaltung und ermöglichte somit die Durchführung dieser Studie. Besonders dankbar bin ich für die vielen konstruktiven Kommentare von Jean-Claude Grosbusch, Valérie Feltgen, Nadine Rassel und Marc Schoentgen, die geholfen haben die Qualität dieser Arbeit zu steigern. Besonders dankbar bin ich auch den zahlreichen Gesprächsteilnehmern, die sich für die Durchführung eines formalen Interviews Zeit genommen haben und deren Ideen und Überlegungen in diese Arbeit eingeflossen sind. 5 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG ...................................................................................................................... 9 2. DER REGIONALE BETRACHTUNGSRAUM: EIN ÜBERBLICK........................... 11 2.1. EINGRENZUNG DES BETRACHTUNGSGEBIETES ................................................................ 11 2.1.1. Müllerthal – die Kleine Luxemburger Schweiz? ..................................................... 11 2.1.2. Die Region Müllerthal ............................................................................................ 12 2.2. REGIONAL- UND ORTSENTWICKLUNG ............................................................................. 15 2.2.1. Bevölkerungsgeographische Entwicklung .............................................................. 15 2.2.2. Siedlungsentwicklung .............................................................................................. 17 2.3. WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ERWERBSSITUATION ....................................................... 18 2.4. VERSORGUNGSSTRUKTUR ............................................................................................... 19 2.5. ECHTERNACH: SONDERSTATUS GRENZSTADT................................................................. 20 3. DER MODERNE TOURISMUS ZWISCHEN ÖKOLOGIE UND ÖKONOMIE ...... 23 3.1. TOURISMUS: GRUNDLAGEN UND ERFASSUNG ................................................................. 23 3.1.1. Definition von Tourismus ........................................................................................ 24 3.1.2. Tourismusarten ....................................................................................................... 26 3.1.3. Erfassung von Tourismus ........................................................................................ 31 3.2. ANGEBOT UND NACHFRAGE IM TOURISMUS ................................................................... 32 3.2.1. Definition von Destination ...................................................................................... 32 3.2.2. Touristisches Angebot ............................................................................................. 33 3.2.3. Touristische Nachfrage ........................................................................................... 36 3.3. AUSWIRKUNGEN DES TOURISMUS IM REGIONALEN BEREICH .......................................... 40 3.3.1. Ökonomische Wirkungen ........................................................................................ 40 3.3.2. Ökologische Wirkungen .......................................................................................... 41 3.3.3. Soziokulturelle Wirkungen ...................................................................................... 43 3.3.4. Nachhaltiger Tourismus.......................................................................................... 44 3.3.5. Welterbe und Tourismus ......................................................................................... 45 4. TOURISMUS IN ECHTERNACH UND DER MÜLLERTHALREGION: EINE BESTANDSAUFNAHME ..................................................................................................... 47 4.1. GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ...................................................................................... 47 4.2. TOURISTISCHE ENTWICKLUNG ........................................................................................ 49 6 4.3. TOURISMUSPOLITISCHE INSTITUTIONEN: WICHTIGE AKTEURE IM TOURISMUS ............... 56 4.4. TOURISTISCHES ANGEBOT .............................................................................................. 57 4.4.1. Naturräumliche Rahmenbedingungen der touristischen Nutzung .......................... 57 4.4.2. Verkehrsgeographische Situation: Erschließung und Mobilität ............................. 63 4.4.3. Generelle Infrastruktur und Humanpotential ......................................................... 67 4.4.5. Touristische Infrastruktur ....................................................................................... 73 4.5. TOURISTISCHE NACHFRAGE ............................................................................................ 80 4.5.1. Eigene quantitative Umfrage .................................................................................. 80 4.5.2. SWOT-Analyse der Region Müllerthal ................................................................... 95 4.6. WIRKUNGEN DES TOURISMUS AUF WIRTSCHAFT, UMWELT UND SOZIOKULTUR ............ 98 4.6.1. Ökonomische Wirkungen ........................................................................................ 98 4.6.2. Ökologische Wirkungen ........................................................................................ 103 4.6.3. Soziokulturelle Wirkungen .................................................................................... 104 4.7. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT.................................................................... 105 4.7.1. Rückläufige Besucherzahlen und veränderte Reiseabsichten als Ausgangsituation ......................................................................................................................................... 105 4.7.2. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der touristischen Entwicklung ................. 109 5. FAZIT ................................................................................................................................ 119 KARTENVERZEICHNIS ................................................................................................... 121 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................... 121 QUELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ 124 LITERATURVERZEICHNIS ..................................................................................................... 124 INTERNETADRESSEN UND PRINTMEDIEN .............................................................................. 133 LISTE DER INTERVIEWTEN POLITIKER, EXPERTEN UND AKTEURE ............ 135 ANHANG .............................................................................................................................. 136 7 8 1. Einleitung Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Tourismusbranche in Luxemburg zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig. Für touristisch geprägte Regionen gilt es als Herausforderung, den Tourismus zu fördern, ohne die naturräumlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen negativ zu beeinflussen. Am Beispiel der im Osten von Luxemburg gelegenen Müllerthalregion soll die touristische Valorisierung einer Region mitsamt einer Kleinstadt vorgestellt werden. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine fremdenverkehrsgeographische Untersuchung. Mittels theoretischer und empirischer Analysen, wird die Tourismusstruktur der Müllerthalregion einschließlich der Abteistadt Echternach vorgestellt. Diese Untersuchung beruht auf einer theoretischen Basis und wird sich nicht nur auf eine Bestandsaufnahme der aktuellen Tourismusstruktur der Müllerthalregion und Echternach beschränken, sondern auch rückblickend die touristische Entwicklung der Region sowie deren Impulse, Hintergründe und Konsequenzen darlegen und hinterfragen. Daher werden im Zuge dieser Arbeit, neben den vorhandenen touristischen Strukturen, zusätzlich naturräumliche, wirtschaftliche sowie sozial- und bevölkerungsgeographische Aspekte der Müllerthalregion untersucht, denn diese bilden die Grundvoraussetzungen für die touristische Entwicklung in der Region. Insbesondere sollen die Stärken und Schwächen der Region herausgearbeitet werden. Auch wird diese Arbeit das Bild und die Vermarktung der Müllerthalregion als ein gesamtes, in sich funktionierendes touristisches System hinterfragen sowie die künftige Ausrichtung und Aufgaben der Müllerthalregion im Hinblick auf eine verstärkte touristische Aufwertung der Region ermitteln. Auch werden die aus dem Tourismus hervorgehenden wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Folgen ermittelt, um abschließend die Potenziale einer nachhaltigen Tourismusentwicklung der Müllerthalregion darzulegen, aber auch um deren Grenzen festzulegen. 9 Folgende Fragen in Bezug auf die aktuelle Tourismusstruktur und deren zukünftige Entwicklung sind zu beantworten: Was sind die naturräumlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen, die eine touristische Valorisierung ermöglichen? Inwiefern wird der Untersuchungsraum vom Tourismus geprägt? Welchen soziökonomischen Stellenwert hat der Freizeit- und Fremdenverkehr für die Müllerthalregion und die Stadt Echternach? Welches sind die Hauptproblemfelder und Defizite der touristischen Entwicklung der Müllerthalregion mit der Kleinstadt Echternach? Welche Möglichkeiten ergeben sich für die touristische Entwicklung des Untersuchungsraumes? Methodische Vorgehensweise Erst eine intensive Einlesephase in die einschlägige Fachliteratur, in der das Hintergrundwissen zu den einzelnen Schwerpunkten erarbeitet wurde, ermöglichte eine theoretische Einbettung des Themas. Auf diese theoretische Vorbereitungsphase folgte auch die eigentliche Untersuchung des Fallbeispiels, die sowohl einen quantitativen als auch einen qualitativen Ansatz aufweist. Grundlage der quantitativen Forschung bilden die Daten und Unterlagen des nationalen Statistikamtes, dem STATEC („Institut National de la Statistique et des Études Économiques du Grand-Duché du Luxembourg“). Allerdings gewährleisten statistische Zahlen oftmals nur eine einseitige Betrachtung komplexer Gegebenheiten und können deren Vielschichtigkeit oftmals nicht wiedergeben. Ohnehin sind nicht alle Strukturen statistisch erfassbar, weshalb die vorliegende Arbeit auch auf einer empirischen Datenerhebung beruht, welche sich aus einer klassischen, standardisierten Fragebogenanalyse und Experteninterviews zusammensetzt. Sinn der Fragenbögen ist es, möglichst viele Informationen zu komplexen Strukturen zu erhalten und diese anschließend mittels eines Tabellenkalkulationsprogramms auszuwerten. Die Interpretation der aufgezeichneten Experteninterviews soll zu einer umfassenden Betrachtung des Untersuchungsraumes führen. Die aus den Erhebungen und Interviews gewonnenen Einsichten fließen unter Berücksichtigung der nationalen Statistiken mit in die Untersuchung des Fallbeispiels ein. 10 2. Der regionale Betrachtungsraum: Ein Überblick Die Bestandsaufnahme der Strukturen in Echternach und der Müllerthalregion dient als Grundlage der Prognosen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung der Region. Zuerst wird die Region vorgestellt, dann wird die demographische und ökonomische Entwicklung der gesamten Region betrachtet. 2.1. Eingrenzung des Betrachtungsgebietes 2.1.1. Müllerthal – die Kleine Luxemburger Schweiz? Die Bezeichnung „Mëllerdall“ ist auf das mittelalterliche „mullerdaile“ zurückzuführen und war anfangs nur ein Flurname im Tal der Schwarzen Ernz. Später wurde dort eine Siedlung gegründet, die den Namen „Müllerthal“ übernahm. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff „Müllerthal“ jedoch für die ganze Region um Echternach, Befort, Berdorf, Consdorf und Waldbillig angewandt. Laut dem Touristenführer des Echternacher Verschönerungsvereins von 1907 gaben holländische Reisende, die als erste fremdländische Besucher dieser Region gelten, dem Müllerthal aufgrund seiner beeindruckenden Felsformationen den Beinamen „Luxemburger Schweiz“. Dieser hat sich als touristische Landschaftsbezeichnung durchgesetzt.1 Im Zuge dieser Arbeit sind die Begriffe „Müllerthal“, „Müllerthalregion“, „Luxemburger Schweiz“ und „Kleine Luxemburger Schweiz“ gleichzusetzen mit der Region Müllerthal-Kleine Luxemburger Schweiz (siehe Karte 1) auf die sich diese Arbeit bezieht. Aufgrund der Talausgangslage und der Funktion als Grundzentrum für die gesamte Region, wird die Kleinstadt Echternach als unumgänglicher und fester Bestandteil der Müllerthalregion angesehen und wird im Folgenden nur explizit erwähnt, wenn ausschließlich die Abteistadt angesprochen wird. 1 Vgl. KRIPPEL 2005 S. 25, 26 und 37. 11 2.1.2. Die Region Müllerthal a) Die Müllerthalregion auf nationaler Ebene Das Untersuchungsgebiet im Osten des Großherzogtums umfasst die 15 Gemeinden der Region Müllerthal-Kleine Luxemburger Schweiz2 mitsamt der darin eingebetteten Abteistadt Echternach. Im Anhang befindet sich eine Karte auf der alle touristischen Regionen von Luxemburg dargestellt sind.3 N Karte 1: Gemeinden der Müllerthalregion (Quelle: nach http://mu.leader.lu/de/region und http://www.mullerthal.lu/) 2 2008 war das Gründungsjahr der Region Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz sowie für den dafür zuständigen Tourismusverband (ORT) Müllerthal- Kleine Luxemburger Schweiz. 3 Siehe Dokument 1. 12 Diese 15 Gemeinden verteilen sich auf drei Kantone (Echternach, Mersch, Diekirch) und drei Distrikte (Grevenmacher, Luxemburg, Diekirch), die in der folgenden Tabelle veranschaulicht werden: 4877 20,5 Echternach 774 19,5 Heffingen Fischbach, Schoos, Angelsberg, Weyer, Stuppicht, Koedange, Schiltzberg. Heffingen, Reiland 1016 13,3 Larochette Larochette 1977 15,4 Medernach Medernach, Savelborn, Marxbierg, Osterbour, Pletschette, Kitzebur 1172 15,6 Mompach Born, Moersdorf, Boursdorf, Givenich, Herborn, Mompach 1022 27,6 Nommern Nommern, Cruchten, Ober- und Niederglabach, Schrondweiler, Aechelbour 1104 22,4 Reisdorf Bigelbach, Hoersdorf, Reisdorf, Wallendorf 1017 14,8 Rosport Dickweiler, Girst, Girsterklaus, Hinkel, Osweiler, Rosport, Steinheim Christnach, Haller, Waldbillig, Müllerthal, Freckeisen, GrundhofSchloss, Harthof, Kelleschhof, Niesenthal, Oligsmühle, Savelborn 2022 29,5 1425 23,3 22.795 286,5 Fischbach Waldbillig TOTAL Grevenmacher 25,7 Luxemburg 1769 Consdorf Diekirch 21,9 macher 1582 Berdorf burg 23,3 Greven- 1003 Luxem- Bech, Altrier, Blumenthal, Geyershof, Graulinster, Hemstal, Hersberg, Kobenbour, Rippig, Zittig Berdorf, Bollendorf-Pont, Weilerbach, Grundhof, Kalkesbach. Breidweiler, Colbette, Consdorf, Scheidgen Marscherwald, Wolper Echternach Diekirch Bech Distrikt Grevenmacher 13,7 Echternach 2035 Mersch Beaufort, Dillingen, Grundhof Diekirch Beaufort Kanton Echternach in km2 Mersch (2009) Diekirch Einwohner Fläche Ortschaften Echternach Gemeinde Abb. 1: Einwohner, Fläche und administrative Zugehörigkeit des Untersuchungsraums (Quelle: Daten www.Statec.lu, letzter Zugriff: 20.12.2010) 13 Die Sauer bildet die natürliche Grenze im Norden sowie im Osten und gleichzeitig auch die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland. Im Zuge dieser Arbeit werden die bundesdeutschen Ortschaften, die jenseits der Grenze liegen und somit auch nicht mehr vom STATEC erfasst werden, nicht mit in die Untersuchung einbezogen. In westlicher Richtung erstreckt sich die Müllerthalregion bis an die Alzette, im Süden bilden folgende Gemeinden den Grenzsaum zum Untersuchungsgebiet: Lintgen, Junglinster, Biwer, Manternach und Mertert. Die in Luxemburg entspringenden Flüsse Weiße Ernz und Schwarze Ernz bilden die wichtigsten Flussläufe der Müllerthalregion und münden in die Sauer. b) Die Müllerthalregion in der Großregion Auf regionaler Ebene betrachtet, liegt die Müllerthalregion inmitten der Großregion4. Neben Luxemburg-Stadt liegen sechs weitere Agglomerationen in weniger als 200 km Entfernung: Lüttich, Charleroi, Trier, Saarbrücken, Metz und Nancy. Folglich stellt die Müllerthalregion einen ländlich und touristisch geprägten Raum innerhalb der Großregion dar. Lüttich Charleroi Trier Koblenz Saarbrücken Metz Nancy Karte 2: Die Müllerthalregion in der Großregion (Quelle: nach GRAUVOGEL 2009 S.7) 4 Die „Großregion“ umfasst das Großherzogtum Luxemburg, die belgische Region Wallonien, die französische Region Lothringen sowie die deutschen Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz. 14 2.2. Regional- und Ortsentwicklung 2.2.1. Bevölkerungsgeographische Entwicklung In den vorigen Jahrhunderten war die Bevölkerungsentwicklung in den Müllerthalgemeinden rückläufig und sie erreichte ihren Tiefpunkt in 1960. Seitdem aber haben sich die Müllerthalgemeinden jedoch stetig vergrößert. In der folgenden Graphik wird der rasche Anstieg der Bevölkerung dargestellt und im Anhang5 befindet sich eine Tabelle mit den gemeindebezogenen Zahlen. 170 160 Index = 100 fÜr 1960 150 140 Bevölkerungsentwicklung in den Müllerthalgemeinden 130 120 110 Luxemburg 100 1960 1970 1981 1990 2000 2010 Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden im Vergleich mit der Bevölkerungsentwicklung von Luxemburg (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) Im Zeitraum von 1960 bis 2010 stieg die Einwohnerzahl von 15.623 auf 25.269 an. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum von 62%. Somit liegt der Bevölkerungszuwachs der Müllerthalregion leicht über dem landesdurchschnittlichen Zuwachs von 59%. Besonders in den Gemeinden Beaufort, Fischbach und Larochette ist der Bevölkerungszuwachs mit einem Anstieg von über 100% sehr hoch. In der Gemeinde Mompach hingegen ist der Bevölkerungszuwachs mit 16% am geringsten. Auffällig ist auch noch das schwache Wachstum des zentralen Ortes Echternach. Mit einer Wachstumsrate von 45% liegt das Grundzentrum weit unter dem regionalen und nationalen Durchschnittswachstum. Im folgenden Balkendiagram wird der rasche Anstieg der Bevölkerung im Land sichtbar. Gründe für diesen Wachstumsschub waren neben einer steigenden Geburtenrate, der 5 Siehe Dokument 2. 15 wirtschaftliche Aufschwung sowie die dadurch entstandenen Arbeitsplätze. Folglich kam es in der Müllerthalregion verstärkt zu Zuwanderungsprozessen von Luxemburgern, aber auch von Immigranten. 25000 20000 15000 Ausländer 10000 Luxemburger 5000 0 1960 1970 1981 1991 2001 Abb. 3: Luxemburgische und ausländische Einwohner von 1960 bis 2010 (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) Betrug der Anteil der Ausländer 1960 knapp ein Zehntel der Gesamtbevölkerung, ist dieser ein halbes Jahrhundert auf mehr als Vier Zehntel der Einwohner angestiegen. Dieser beachtliche Prozentsatz weist auf die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung, auch in den Müllertalgemeinden, hin. Die Portugiesen bilden, wie im ganzen Großherzogtum, die bedeutendste Gruppe. Die Gemeinde mit dem landesweit größten Anteil an Portugiesen ist die Müllerthalgemeinde Larochette mit 45%6. 6 BOUSCH, P. / CHILLA, T./ GERBER, P. / KLEIN, O./ SCHULZ, C. / SOHN, C. / WIKTORIN, D. (2009) : Der Luxemburg Atlas. S. 173. 16 2.2.2. Siedlungsentwicklung In den letzten Jahren haben sich die historischen Haufen-, Straßen- und Streudörfer durch die Erweiterung von Wohnbauflächen stark verändert. Durch die oben beschriebene Bevölkerungsentwicklung sowie die geänderten sozialen Strukturen (z.B. Auflösung der Großfamilien) und landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen sind um die ursprünglichen Siedlungskerne herum, an den Dorfrändern Neubausiedlungen entstanden. Karte 3: Berdorf 1927 Karte 4: Berdorf 2010 (Quelle: www.geoportail.lu, letzter Zugriff 10.04.2011) Diese verstärken nicht nur die Landzersiedlung und tragen erheblich zum Landverbrauch bei, sondern die modernen Neubausiedlungen fügen sich auch nicht immer in das charakteristische Dorfbild ein. Gleichzeitig führte die Erneuerung und Renovierung der historisch wertvollen Bausubstanz in den Dorfkernen zur Vermeidung der Entvölkerung. Dies trug zu einer Aufwertung des Dorfbildes bei. Jedoch stellt der zunehmende Flächenverbrauch die Gemeinden unter Druck, denn die Erweiterung von Wohnbauflächen wird stets durch die kostspielige Schaffung neuer, öffentlicher Einrichtungen begleitet. Besonders in die ländlich geprägten Gemeinden Beaufort, Medernach, Larochette und Echternach steigt der Flächenverbrauch stetig an, denn diese liegen in räumlicher Nähe zu städtisch geprägten Grundzentren (Larochette und Echternach).7 7 Vgl. LEADER 2008 S.21 und MIAT 2009 S. 39-40. 17 2.3. Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation In der folgenden Abbildung wird die aktuelle Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation veranschaulich. Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen Erwerbstätige im Dienstleistungsektor 12% 5% 22% Andere Dienstleistungen Primärer Sektor Sekundärer Sektor Beherbergungs- und Gastronomiewesen Tertiärer Sektor 73% n= 8337 88% Abb. 4: Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation 2001 (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die letzten Daten über die wirtschaftliche Struktur stammen leider aus dem Jahre 2001, denn damals fand die letzte Volkszählung statt. Neue Daten werden erst 2011 erscheinen. Da jedoch in den letzten Jahren keine bedeutenden Veränderungen in der Wirtschaft vorkamen, können die vorliegenden Daten dennoch genutzt werden. Demnach gab es in der Müllerthalregion 8337 Erwerbstätige, von denen 73% im Dienstleistungssektor tätig waren. Innerhalb des Dienstleistungssektors liegt der Anteil der im Tourismus Beschäftigten bei 12%. Jedoch ist die Mehrzahl dieser Arbeitsplätze von Saisonarbeitern besetzt. Da sich aufgrund der wenig attraktiven Arbeits- und Lohnbedingungen kaum einheimische Arbeitnehmer finden, greifen Hotel- und Gastronomiebetriebe auf ausländische Arbeitskräfte aus der Grenzregion (Deutschland) zurück. 22% der Erwerbstätigen sind in der Industrie und im Bauwesen beschäftigt, lediglich 5% in der Landwirtschaft. Da vielerorts die Nachfolge der landwirtschaftlichen Betriebe nicht gesichert ist, nimmt mit der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung weiter ab. Insgesamt ist die Anzahl der vorhandenen Arbeitsplätze in der Müllerthalregion jedoch weitaus geringer als die Zahl der Erwerbstätigen. Folglich pendeln viele Bewohner aus der Müllerthalregion zwischen ihrem Wohnort innerhalb der Region und ihrem Arbeitsplatz außerhalb der Region. 18 2.4. Versorgungsstruktur Im Folgenden wird die Versorgungsstruktur der Müllerthalregion analysiert. Wie die Tabelle veranschaulicht, spielen sich die meisten alltäglichen Besorgungen (Supermarkt, Bäcker, Metzger, Tankstelle, Bank, Poststelle) in Larochette und in Echternach ab. Letztere ist jedoch nicht nur eine Kleinstadt mit Grundversorgungsangebot, sondern auch Kantonalhauptstadt in der sich eine Kongresszentrum, ein Steuerbüro, eine Polizeidienststelle und ein Gymnasium samt Internat befinden. Folglich ist Echternach ein Grundzentrum8 mit Mittelzentralfunktion9. Jedoch ist die medizinische Versorgung in der Müllerthalregion, so wie im ganzen Osten von Luxemburg nicht zeitgemäß, da sich weder ein Krankenhaus noch eine „maison médicale“ in der Region befinden. Die anderen ländlich geprägten Gemeinden weisen mangels wirtschaftlicher Rentabilität kaum Versorgungseinrichtungen (z.B. Supermarkt, Bäcker usw.) auf. Aufgrund der hohen Mobilität wurden in größeren Orten wie Echternach Einkaufszentren gegründet, die zum Verschwinden des Einzelhandels in peripheren Gegenden beigetragen haben. Besonders die zahlreichen Campingtouristen leiden unter diesem Manko, denn eine direkte Versorgung von Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs ist vor Ort nicht möglich. Um sich zu versorgen, müssen die Touristen genauso wie die Einheimischen auf die Großmärkte von Echternach, Junglinster oder Diekirch ausweichen. Jedoch bieten zahlreiche Bauernhöfe eine Direktvermarktung ihrer Produkte (Eier, Geflügel, Milchprodukte, Gemüse…) an. Am bekanntesten dürfte wohl der Bauernhof Schmalen-Brouwer in Berdorf sein, dessen Milchprodukte landesweit bekannt sind. Auch bieten mehrere Händler, vor allem Bäcker, ihre Produkte in den Ortschaften an, indem sie auf mobile Verkaufswagen zurückgreifen. 8 Ein Grundzentrum oder Unterzentrum ist ein zentraler Ort der unteren Stufe der zur Deckung des alltäglichen oder kurzfristigen Bedarfs dient (Vgl. HEINEBERG 2004 S. 199-200). 9 Bei einem Grundzentrum mit Mittelzentralfunktion handelt es sich um einen zentralen Ort der nicht nur die alltäglichen oder kurzfristigen Bedürfnisse des Umlandes deckt, sondern auch mit einzelnen Einrichtungen eines zentralen Ortes mittlerer Stufe (z.B. Gymnasium) ausgestattet ist (Vgl. HEINEBERG 2004 S. 199-200). 19 Gemeinde Supermarkt Bäcker Metzger Bank Post Tankstelle Befort 0 3 2 0 1 0 Bech 0 0 0 0 0 0 Berdorf 0 0 0 0 1 0 Consdorf 0 1 0 0 1 0 Echternach 3 5 3 5 1 6 Fischbach 0 0 0 0 0 0 Heffingen 0 0 0 0 0 0 Larochette 1 2 2 2 1 1 Medernach 0 1 1 0 0 0 Mompach 0 0 0 0 0 0 Nommern 0 0 0 0 0 0 Reisdorf 0 1 0 0 1 0 Rosport 0 0 0 0 1 3 Waldbillig 0 0 0 0 0 0 Total 4 13 8 7 7 10 Abb. 5: Versorgungstruktur in den Müllerthalgemeinden (Quelle: www.editus.lu, letzter Abruf: 30.07.2010) 2.5. Echternach: Sonderstatus Grenzstadt Seit dem Wiener Kongress bildet die Sauer die natürliche Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland. So kam es zur Teilung Echternachs. Der am rechten Sauerufer gelegene luxemburgische Teil behielt den Namen Echternach, der am linken Sauerufer in Preußen gelegene Teil erhielt den Namen Echternacherbrück. „Die 1815 gezogene Grenze entlang der Sauer hat die gewachsenen Beziehungen der Bevölkerung beiderseits der Grenzen erschwert, aber nicht getrennt.“10 Durch die historische Verbindung und durch die Nähe gibt es seit jeher enge Beziehungen zwischen diesen beiden Orten, die sich in grenzüberschreitenden Strömen von Menschen ausdrücken. Im 20. Jahrhundert war „der Zugang über die [Sauer]Brücke nach 10 PALZKILL, L. (2002): Sauertal ohne Grenzen. Wanderungen durch die deutsch-luxemburgische Felsenlandschaft. S. 17. 20 Deutschland […] für die Touristen [sowie für die Echternacher] frei von jeder Passkontrolle.“11 Heute, in Zeiten des Schengener Abkommens, kommt es in diesem Grenzgebiet zu zwei verschiedenen Arten von grenzüberschreitenden Touristenströmen: 1) Verkehrsströme bedingt durch Touristen, die in Echternach und der Müllerthalregion selbst ihren Urlaub verbringen 2) Verkehrsströme ausgelöst von Touristen, die am linken Sauerufer in Deutschland ihren Urlaub verbringen und nur für Freizeitaktivitäten die Grenze überqueren. Neben diesen touristischen Besucherströmen gibt es noch die Pendler, die tagtäglich und vermehrt am Wochenende einer Freizeitaktivität nachgehen (z.B. Klettern in Echternach, Tennis in Bitburg). Diesen Freizeitaktivitäten stehen die Versorgungsbedürfnisse gegenüber, die sich dank der offenen Grenzen und der steuerlichen Unterschiede auch in grenzüberschreitenden Verkehrsströmen ausdrücken. Neben den monatlichen Einkäufen der Deutschen von Benzin, Tabak, Alkohol, Schokolade und Kaffee bilden die deutschen Pendler, die in Echternach und dem ganzen Großherzogtum arbeiten, auch die Hauptströme. Aufgrund der vielen deutschsprachigen Pendler hat sich das Deutsche neben dem Luxemburgischen als weitere gesprochene Sprache in der Müllerthalregion im Dienstleistungsbereich durchgesetzt. Im Rest des Landes hingegen beeinflussen aber eher die französischen und belgischen Pendler die Sprachwahl. Die Verkehrsströme von Luxemburg nach Deutschland hingegen beruhen auch auf Versorgungsbedürfnissen, jedoch handelt es sich bei diesen eher um alltägliche Besorgungen, da viele Gebrauchsgegenstände und Lebensmittel in Deutschland um einiges günstiger sind. Allerdings sind nicht nur die Lebensmittel bedeutend billiger, sondern auch die Grundstücke und Wohnungsmieten. Aus diesem Grunde sind besonders in den letzten Jahren viele Luxemburger aus dem Raum Echternach nach Deutschland gezogen, um dort günstiger zu wohnen und zu leben. Die genaue Zahl dieser Auswanderer ist jedoch nicht zu erfassen, da diese oft weiterhin in Luxemburg angemeldet bleiben, damit sie ihrer gut bezahlten luxemburgischen Arbeit nachgehen und ihre Kinder in Echternach die Schule besuchen können. 11 VERSCHÖNERUNGSVEREIN ECHTERNACH (1933) : Echternach und die Luxemburger Schweiz (auch das linke Sauerufer). S. 87. 21 Folglich stellt die Grenzstadt Echternach einen zentralen Ort, ein Grundzentrum, in einem eher ländlich geprägten Raum darstellt dar.12 Obschon es sich beim Müllerthal um einen strukturschwachen Raum handelt, weisen die Gemeinden aus der Region wachsende Bevölkerungszahlen auf. Aufgrund der fehlenden Arbeitsplätze kann behauptet werden, dass es sich bei diesen Gemeinden um „Schlafgemeinden“ handelt, in denen im Laufe der Zeit ein Prozess der Reurbanisierung stattgefunden hat. 12 Vgl. MIAT 2009 S. 9. 22 3. Der moderne Tourismus zwischen Ökologie und Ökonomie Im Folgenden werden die theoretischen Aspekte erläutert und dargelegt, die für die vorliegende Arbeit von Interesse sind. Vor allem werden Einblicke in die Geographie der Freizeit und des Tourismus gegeben, die im Hinblick auf die Untersuchungen im Betrachtungsraum Echternach von entscheidender Bedeutung sind. 3.1. Tourismus: Grundlagen und Erfassung Als Grundlagen des Tourismus gelten Freizeit und Urlaub. Im Laufe der Zeit hat sich das Phänomen des Reisens gewandelt. Im Mittelalter pilgerte man nach Jerusalem, in der Neuzeit unternahmen Aristokraten Bildungsreisen und heutzutage verreist man in Massen. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Freizeit- und Fremdenverkehr begann erst im Laufe des 20. Jahrhundert als sich die „reine Arbeitsgesellschaft zur Arbeits-, Konsum-, Freizeit- und Multioptionsgesellschaft“13 wandelte. Im Wandel der Zeit entwickelte sich der Tourismus zum Kennzeichen der modernen Industriegesellschaft. Durch die zunehmende gesellschaftliche, aber vor allem wirtschaftliche Bedeutung des Freizeit- und Fremdenverkehrs Forschungsgegenstand der wurde dieses raumbezogene Volkswirtschaftswissenschaften. Erst Phänomen später zunächst wurde die Fremdenverkehrsgeographie bestimmten Teildisziplinen der Geographie, wie der Verkehrs-, Wirtschafts- oder Sozialgeographie, zugeordnet. In den 1960er Jahren entwickelte sich die Fremdenverkehrsgeographie14, beziehungsweise die Geographie der Freizeit und des Tourismus zur eigenständigen Teildisziplin der Kulturgeographie. 13 GROSS, P. (1994) : Die Multioptionsgesellschaft in: MUNDT, W. J. (2006): Tourismus. S.41. Dieser Fachbegriff gilt weitgehend als veraltet und wird zunehmend durch „Geographie der Freizeit und des Tourismus“ ersetzt, wobei die Begriffe Freizeit und Tourismus hier als deckungsgleich betrachtet werden. Vgl. BECKER / HOPFINGER / STEINECKE (2007) S. 1. 14 23 3.1.1. Definition von Tourismus Obschon die Geographie der Freizeit und des Tourismus weltweit Gegenstand geographischer Forschung ist, fehlt eine einheitliche Definition dieses vielseitigen Phänomens. Als weitgehend akzeptiert gelten jedoch die Begriffsbestimmungen von KASPAR und der World Tourism Organisation: „KASPAR (1996) definiert die Begriffe „Tourismus“ bzw „Fremdenverkehr“ als „Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Aufenthaltsort ist.“15 „Der Tourismus [umfasst] alle Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten.“16 Laut diesen beiden Definitionen handelt es sich beim Tourismus um ein raumbezogenes und zeitlich begrenztes Phänomen, denn der Ortswechsel zwischen Wohn- und Zielort ist nur vorübergehend. Neben diesen räumlichen und zeitlichen Kriterien spielt noch das Motiv des touristischen Aufenthaltes eine wesentliche Rolle. Das Phänomen Tourismus nimmt also viele Formen an und reicht vom Museumsbesuch, über ein Wochenende bei Freunden auf dem Lande oder einem mehrtägigen Stadtausflug bis hin zum zweiwöchigen All-Inclusive-Aufenthalt in der Dominikanischen Republik. Trotzdem besitzen alle noch so unterschiedlichen Tourismusformen eine Gemeinsamkeit: die Freiwilligkeit17. Laut STEINECKE gibt es drei wesentliche Merkmale die einen Touristen kennzeichnen: 1) Touristen sind ortsfremd, sie wechseln vom Wohnort zum Zielort. 2) Touristen sind temporäre Bewohner, nach einer gewissen Dauer kehren sie zum Wohnort zurück. 3) Touristen konsumieren, sie gehen keiner regulären beruflichen Tätigkeit am Zielort nach18 . 15 KASPAR, C. (1996): Die Tourismuslehre im Grundriss in: STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 13. 16 SPÖREL, U.: Die amtliche deutsche Tourismusstatistik in: HAEDERICH, G. (1998): TourismusManagement, Tourismus-Marketing und Fremdenverkehrsplanung in: STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 14. 17 Alle Raumüberwindungen werden aus freiwilligen Stücken unternommen, folglich werden Gefängnisaufenthalte oder Aufenthalte in Flüchtlingslagern ausgeschlossen. 18 STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 13. 24 NAMBERGER und SCHMUDE grenzen den Begriff „Tourismus“ folgendermaßen ab: Abb. 6: Abgrenzung verschiedener Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zur Definition von Touristen (Quelle: SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 3) Diese beiden Autoren unterteilen die Gesamtbevölkerung in Reisende, Nicht-Reisende und Nie-Reisende. Letzere verreisen aus verschiedenen Gründen (persönlicher, familiärer, gesundheitlicher oder finanzieller Natur) eben nie, wohingegen die Nicht-Reisenden nur für eine bestimmte Zeit keinen Ortswechsel unternehmen. Zu den Reisenden zählen die sonstigen Reisenden (Gastarbeiter, Diplomaten, Flüchtlinge, Nomaden und Pendler) sowie die Besucher. Letzere werden in Tagesausflügler und Touristen unterteilt. Wie der Name bereits andeutet, ist bei Tagesbesuchern die Dauer des Aufenthalts auf einen Tag reduziert, beim Touristen hingegen findet mindestens eine Übernachtung statt. Nach SCHMUDE und NAMBERGER zählen Personen, die aus beruflichen Gründen reisen auch zu Tagesausflüglern oder Touristen, wenn sie z.B. als Besucher von Tagungen und Messen einen vorübergehenden Ortswechsel vornehmen und am Zielort konsumieren. 25 3.1.2. Tourismusarten Aus diesen weitgefassten Definitionen haben sich verschiedene Tourismusarten in Bezug auf Reisedauer, -entfernung und -motiv entwickelt. Im Folgenden werden nur die für diese Arbeit relevanten Formen des Tourismus vorgestellt; es handelt sich hierbei um eine kleine Auswahl an Bereichen der Tourismusforschung. a) Städtetourismus Städte waren schon immer politische, kulturelle und gesellschaftliche Zentren und haben seit jeher Reisende angezogen. In den 1970er Jahren haben die Forscher begonnen sich für die Stadt als Raum für Freizeit und Tourismus zu interessieren. „Städtetourismus“ wurde als Oberbegriff für die verschiedenen Arten von Stadtbesuchen bestimmt. Die unterschiedlichen Formen von Städtetourismus werden je nach Reisemotiv (z.B. privat oder beruflich) und Reisedauer (Tagesausflug oder Reise mit Übernachtung) gegliedert. „Angesichts dieser Komplexität ist es bisher nicht gelungen, eine exakte, generell anerkannte und gültige Definition [des Städtetourismus] zu erarbeiten.“19 Städte kennzeichnen sich durch ein vielfältiges touristisches Angebot und bieten dem privat Reisenden ein Gesamterlebnis, das sich unter anderem aus Kultur und Bildung, Events, Shoppingmöglichkeiten und Restaurants zusammensetzt. Folglich gelten Städtereisen bei allen Alters-, Bildungs- und Sozialgruppen als beliebt. Dennoch weisen diese unterschiedlichen Personengruppen Gemeinsamkeiten auf: Stadtbesucher bleiben meistens nur einen Tag, maximal vier Nächte, Städtereisen werden meist individuell organisiert und vorwiegend an Wochenenden und Feiertagen unternommen, In Großstädten findet sich vorwiegend ein jüngeres Reisepublikum ein als in Mittelstädten und Kleinstädten.20 Städte sind nicht nur Zentren des privat motivierten Tourismus, sondern vor allem auch des Geschäftsreiseverkehrs. Beim beruflich bedingten Reiseverkehr spielen die Geschäfts- und Dienstreisen sowie der Messe- und Ausstellungstourismus eine bedeutende Rolle, besonders in größeren Städten, da diese eine gute Infrastruktur aufweisen. Zunehmend an Bedeutung 19 20 STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 124. Ebd. S. 124-125. 26 gewinnen die Freizeit- und Erholungsangebote, die das sogenannte „Begleitprogramm“ im Geschäftsreiseverkehr bilden.21 Aufgrund diverser Nachfragen haben sich viele Städte spezialisiert. So unterscheidet man zwischen Messestädten, Musicalstädten, Städten mit regionalem Bezug oder historischem Schwerpunkt, Kunst- und Kulturstädten sowie internationalen Städten mit multiplen Schwerpunkten. Auch greifen Städte auf historische Persönlichkeiten zurück: Johann Wolfgang Goethe lebte in Weimar, Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg22 und der heilige Willibrord in der Abteistadt. b) Kongress- und Tagungstourismus23 „Der Kongress- und Tagungstourismus wird im Allgemeinen dem Geschäftsreiseverkehr zugeordnet oder häufig auch als Phänomen des Städtetourismus angesehen. Grundlagenarbeiten zum Kongress- und Tagungswesen machen jedoch deutlich, dass der Tagungs- und Kongressreiseverkehr in seiner Feinstruktur erhebliche Unterschiede zum klassischen Geschäftsreiseverkehr aufweist und somit als eigenständiges Nachfragesegment zu analysieren ist.“24 Die beiden Tourismussegmente Kongress- und Tagungstourismus weisen erhebliche Unterschiede auf. So handelt es sich beim Kongress- und Tagungstourismus um eine Art Gruppenreise, während es sich beim Dienst- und Geschäftstourismus eher um individuell reisende Geschäftsleute handelt. Ein weiterer Unterschied bilden die Reiseanlässe, die im Geschäfts- und Dienstreiseverkehr ausschließlich beruflicher Natur sind. Beim Tagungs- und Kongresstourismus können dagegen auch nebenberufliche Tätigkeiten aus den Bereichen Kultur, Politik, Sport und Naturwissenschaften als Reisemotiv gelten. Bei Tagungen und Kongressen wird den Teilnehmern nicht nur Fachwissen vermittelt, zusätzlich dienen diese Zusammenkünfte dazu geschäftliche und gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen. 21 ANTON-QUACK, C. / QUACK, H.-D. : Städtetourismus Eine Einführung in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 199. 22 STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 133. 23 SCHREIBER, M.-T. : Kongress- und Tagungstourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 204-212. 24 Ebd. S. 205. 27 SCHREIBER definiert den Kongress- und Tagungstourismus wie folgt: „Der Kongress- und Tagungstourismus umfasst die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und aus dem Aufenthalt von überwiegend beruflich motivierten Personen ergeben, die für einen begrenzten Zeitraum in Destinationen reisen […] um an standortübergreifenden Veranstaltungen mit internationalem oder nationalem Charakter teilnehmen.“25 Laut SCHREIBER handelt es sich bei Tagungs- und Kongressveranstaltungen also um zeitlich begrenzte Treffen von ortsfremden Personengruppen zum nebenberuflichen oder geschäftlichen Inforationsaustausch. c) Tagesausflugsverkehr Die Bedeutung von „Tagesausflugsverkehr“ scheint zunächst unmissverständlich: im ersten Teil des Wortes wird die Dauer des Ausflugs auf einen Tag reduziert und im zweiten Teil des Wortes handelt es sich laut SCHNELL um einen „(…) Verkehrsvorgang, bei dem die Distanzüberwindungen angesprochen sind und der als (… ),Zirkulation‘ zu bezeichnen ist. (…) die Zirkulation gilt als eine (…) Form des räumlichen Verhaltens, das bei seiner Daseinsgrundfunktion ,Sich Erholen‘ auftritt.“26 Deshalb werden die beiden Begriffe Naherholung und Tagesausflugsverkehr oft in einem Zusammenhang erwähnt. Dennoch unterscheiden sich die beiden Begriffe in Bezug auf die Reisedauer. Naherholung umfasst sowohl Tagesausflüge als auch mehrtägige Kurzurlaube. Tagesausflugsverkehr hingegen umfasst nur Tagesbesuche ohne Übernachtung. Der Tagesausflugsverkehr ist laut SCHNELL von verschiedenen Komponenten geprägt, die eine genaue Analyse der Tagestouristen ermöglichen: „Sozialdemographische Determinante: Geschlecht, Alter, Konfession, Familienstand, sozialer Status (Schulbildung, Beruf, Berufstätigkeit, Arbeit), Einkommen (Besitz von Freizeitmitteln, -instrumenten und –ausrüstungen, inkl. Pkw), ökologische Determinanten: Wohnung, Wohnumgebung, Wohnort.“27 Die sozialdemographischen Merkmale wie Schulausbildung und Beruf, sowie die PkwVerfügbarkeit haben im Vergleich zu den ökologischen Komponenten heutzutage an Bedeutung verloren. Heute ist es für Menschen, gleich aus welcher Gesellschaftsschicht, 25 SCHREIBER, M.-T. : Kongress- und Tagungstourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 206. 26 SCHNELL, P.: Tagesausflugsverkehr in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 273. 27 Ebd. S. 277. 28 selbstverständlich sich Erholung zu gönnen. Früher war dies eher ein Privileg des Bildungsund Bürgertums. Hinzu kommt, dass sicher die Wahrnehmung der ökologischen Determinanten im Laufe der Zeit geändert hat. Der moderne Mensch sucht Abwechslung vom Alltag. Durch den gesellschaftlichen Wandel im 20. Jahrhundert kam es zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Folglich besitzen die meisten Familien ein Auto und können sich einen Tagesausflug leisten oder zumindest auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen. Tagesausflügler sind vor allem junge Familien, Rentner oder kinderlose Ehepaare, die das Wochenende nutzen, um einen Ausflug zu unternehmen. Die einen sind auf der Suche nach Grünflächen und Spielplätzen, die anderen möchten der Hektik ihres Wohnortes entfliehen oder sich vom Arbeitsstress erholen und entspannen. d) Events Der Begriff „Event“ stammt aus dem Englischen und wird mit Ereignis übersetzt. FEYDER versteht unter touristischen Events „speziell inszenierte oder herausgestellte Ereignisse oder Veranstaltungen von begrenzter Dauer (…). Entsprechend haftet Events etwa Einmaliges, Besonderes oder Seltenes, Kurzfristiges (Vergängliches), Künstliches an im Gegensatz zu permanenten, dauerhaften, langfristigen und natürlichen Faktoren des touristischen Angebots.“28 Unter Events versteht man kurzfristige Ereignisse oder Veranstaltungen, die einmalig oder periodisch wiederkehrend sind. Durch die bewusste Verknappung wird den Events etwas Vergängliches verliehen und beim Besucher wird ein „Gefühl der Einzigartigkeit“29 erzeugt. Einige Events finden ihren Ursprung in nicht-touristischen Anlässen (z.B. Oktoberfest in München), jedoch sind die meisten Events künstlichen Ursprungs. Ausnahmen bilden naturbezogene Events, wie z.B. die Paarung der Wale in Kalifornien, eine Sonnenfinsternis oder ein Vulkanausbruch, die nicht speziell inszeniert, jedoch touristisch vermarktet werden. 28 FREYER, W.: Event-Management im Tourismus. Kulturveranstaltungen und Festivals als touristische Leistungsangebote in: FREYER, W. / MEYER, D. / SCHERHAG, K. (1998) : Events-Wachstumsmarkt im Tourismus? Tagungsband zum 3. Dresdner Tourismus-Symposium. S. 19. 29 STEINECKE, A. (2006) : Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 139. 29 FREYER unterscheidet für verschiedene Anlässe für Events: Abb. 7: Schematische Darstellung der Event-Anlässe (Quelle: FREYER1998 S. 20, Schema: Joëlle SCHMIT) FREYER unterscheidet die Events nach Art und Größe. Anhand dieser Abbildung wird deutlich, wie vielseitig Events sein können. e) Wandertourismus Wandern ist die älteste Form der Distanzüberwindung und bezieht sich auf vielfältige Fortbewegungsarten (zu Fuß, Pferd, Boot, Rad, Skier…). Wanderer als touristische Zielgruppe weisen eine Reihe von Merkmalen auf. Laut LEDER sind Wanderer sehr reisefreudig, in der Regel 50 Jahre oder älter und weisen ein höheres Bildungsniveau auf. Da Wanderer mehrere Reisen pro Jahr unternehmen, gelten sie als attraktive Reiseklientel30. Da auch die Reiseintensität dieser Altersgruppe in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen, bilden die Senioren einen wichtigen Wachstumsmotor im Tourismus. Für den Wandertourismus ist die Landschaft mit ihrer naturräumlichen Ausstattung grundlegend. „Unterschiedliche landschaftliche Besonderheiten können einen besonderen 30 LEDER, S.: Wandertourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 328. 30 Reiz ausmachen“31 , so wie die Felsformationen der „Kleinen Luxemburgischen Schweiz“ in der Nähe von Echternach. Regionen mit natürlichem Potential bieten oftmals eine Vielzahl an touristischen Angeboten für Wandertouristen an: das Wandern auf Erlebnis- oder Themenpfaden, das Wandern mit GPS: Nordic Walking, mehrtägige Wanderungen mit Übernachtung, wanderfreundliche Unterkünfte… 3.1.3. Erfassung von Tourismus Bei der Erfassung des Tourismusgeschehens werden laut STEINGRUBE 32 verschiedene Daten benötigt, die einem Auskunft über das Volumen (z.B. Anzahl der Reisenden), die soziodemographischen und ökonomischen Merkmale (z.B. Geschlecht, Alter, Beruf), die allgemeinen Reisemerkmale (z.B. Verkehrsmittel, Aufenthaltsdauer), die Aktivitäten, die Motive für die Reiseentscheidung sowie die ökonomischen Auswirkungen geben. Um an diese Informationen zu gelangen, werden in der Geographie der Freizeit und des Tourismus überwiegend empirische Daten erhoben. Dabei wird in erster Linie auf die quantitativen Erhebungsmethoden zurückgegriffen, denn durch ihre Genauigkeit und Regelmäßigkeit „liefern sie die Eckdaten zur Beschreibung des Geschehens in Freizeit und Tourismus.“33 Neben der amtlichen Statistik werden zunehmend auch qualitative Forschungsmethoden angewandt. Zu den wichtigsten Methoden der empirischen Sozialforschung zählen Beobachtungen, Zählungen, Kartierungen und Befragungen, wobei Letztere die am häufigsten eingesetzte Erhebungsmethode ist. Zählungen und Kartierungen unterscheiden sich von Beobachtungen, indem sie quantitative Daten liefern und veranschaulichen. Allerdings erfassen sie nur sichtbare Informationen (z.B. Bewegungshäufigkeiten). Befragungen hingegen ermöglichen es nicht sichtbare Informationen (z.B. Beweggründe, Meinungen, Bewertungen…) zu erfassen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden standardisierte Interviews mit Hilfe eines Fragenbogens durchgeführt. 31 LEDER, S.: Wandertourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 324. 32 STEINGRUBE, W.: Erhebungsmethoden in der Geographie der Freizeit und des Tourismus in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 138-147. 33 Ebd. S. 139. 31 3.2. Angebot und Nachfrage im Tourismus Unter touristischem Angebot versteht man die verschiedenen touristischen Leistungsträger und unter touristischer Nachfrage die Verbraucher, die Reisenden. Bevor jedoch überhaupt das touristische Angebot sowie die touristische Nachfrage thematisiert werden können, muss zuerst der Begriff der touristischen Destination erläutert werden. 3.2.1. Definition von Destination Destination bedeutet Reiseziel und dieser Begriff ist jedem geläufig, jedoch gilt er in der einschlägigen Fachliteratur als umstritten. Im Rahmen dieser Arbeit wird der Begriff aus Sicht des Touristen betrachtet. BIEGER definiert Destination als „Geographischen Raum (Ort, Region, Weiler), den der jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung, Beschäftigung. Sie ist damit die Wettbewerbseinheit im Incoming-Tourismus, die als strategische Geschäftseinheit geführt werden muss.“34 Destinationen sind Reiseziele, die ein Gast aufgrund der natürlichen oder vom Menschen geschaffenen Attraktionen besucht. Sie bilden erwerbliche Package, die sich aus einem Bündel von Dienstleistungen sowie den touristischen Attraktionen und Einrichtungen zusammensetzen. Die Einheit „Urlaub“ besteht folglich aus einer Kombination von verschiedenen Einzelleistungen, die von unterschiedlichen Unternehmen angeboten werden. Oft werden die einzelnen Anbieter (Fluggesellschaft, Busunternehmen, Hotel usw.) gar nicht als solche wahrgenommen, der Gast sieht nur das gesamte Leistungsbündel: die Destination. Folglich beurteilt der Tourist nicht die einzelnen Komponenten, sondern schreibt die Qualität der einzelnen Leistung der Destination zu. Da die Abgrenzung der Destinationen aus Sicht der Besucher erfolgt, können diese, je nach Zweck der Reise, unterschiedliche Ausmaße aufweisen und „von einem einzelnen Attraktionspunkt (…), über einen Ort (…), eine Region (…) oder ein Land bis hin zum Kontinent reichen.“35 Demzufolge bildet die Destination für einen Überseegast eine Reihe von touristischen Zentren im Plan einer Rundreise, für einen Kongressteilnehmer hingegen ein Hotel. Es besteht also oft eine Korrelation zwischen Größe und Entfernung der 34 35 BIEGER, T. (2006) : Tourismuslehre - Ein Grundriss. S. 142. SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 50. 32 Destination: umso größer eine Destination ist, desto weiter entfernt liegt sie. Demzufolge ist der Raum in dem der Tourist sich bewegt, umso größer je weiter entfernt die Destination vom Heimatort entfernt liegt. Folglich kann Luxemburg für einen Belgier oder einer Holländer eine Destination darstellen, für einen Neuseeländer allerdings eher nicht. Die Beurteilung und Bewertung von Destinationen erfolgt anhand qualitativer und quantitativer Aspekten. Durch das Befragen von Touristen können die qualitativen Mängel oder Vorzüge einer Destination ermittelt werden.36 Sind die Hotelzimmer sauber? Sind öffentliche Transportmittel vorhanden? Ist die Destination leicht erreichbar? Gibt es genügend Parkplätze und öffentliche Toiletten sowie behindertengerechte Einrichtungen? Neben den qualitativen Kriterien erweisen sich quantitative Fakten wie z.B. die Zahl der Übernachtungen, der Bettenauslastung und des Umsatzes als aufschlussreich, denn sie bieten einen Einblick auf die Bedeutung einer Destination. Jedoch reichen die quantitativen Kennzeichen allein für eine Beurteilung und Bewertung einer Destination nicht aus, sondern müssen mit qualitativen Aspekten ergänzt werden. Nachfolgend werden sowohl die touristische Angebots- als auch die Nachfrageseite behandelt. 3.2.2. Touristisches Angebot Die Entwicklung von Orten oder Regionen zu Destinationen basiert auf deren Angebotsstrukturen. In Anlehnung an KASPAR unterscheidet STEINGRUBE37 zwischen vier verschiedenen Angebotsseiten: 1. Die naturräumliche Ausstattung bildet das Basispotenzial einer touristischen Erschließung. Die natürlichen Gegebenheiten (räumliche Lage, Klima, Landschaft, Flora und Fauna...) bestimmen die touristischen Möglichkeiten einer Region. So eignen sich Wüsten eher für Expeditionstourismus als für den Badetourismus und Gebirgsregionen eher für den Wintersport- und Wandertourismus. Jede einzelne Destination ist folglich aufgrund ihrer jeweiligen naturräumlichen Ausstattung für eine bestimmte Tourismusform vorbestimmt. 2. Die generelle Infrastruktur, die in erster Linie für die Einwohner bereitgestellt worden ist, wird zusätzlich von den Touristen in Anspruch genommen. Folglich 36 Jedoch muss berücksichtigt werden, dass bei einer solchen Studie subjektive Meinungen erforscht werden, die nicht auf jede soziodemographische Gruppe zutreffen. 37 STEINGRUBE, W.: Freizeit- und Tourismusdestinationen: Management-Struktur-Politik-Planung in: BECKER, C. / HOPFINGER, H. / STEINECKE, A. (2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 444445. 33 gehören zur infrastrukturellen Grundausstattung die Ver- und Entsorgungs-, die Kommunikations- und Verkehrsinfrastrukturen sowie die Kultur- und Bildungseinrichtungen. 3. Das Humanpotenzial bildet eine weitere Voraussetzung für die touristische Entwicklung. Einerseits erzeugen Kultur, Sprache, Mentalität, Tradition und Brauchtum der lokalen Bevölkerung ein spezielles Ambiente, andererseits werden die Einheimischen als Unternehmer und Arbeitskräfte zu Akteuren im Tourismusgeschehen. 4. Die touristische Infrastruktur, die sich aus den touristischen Einrichtungen und Angeboten zusammensetzt, wird größtenteils von den Reisenden in Anspruch genommen und nicht nur von den Einheimischen. Hierzu zählen die Beherbergungsund Verpflegungseinrichtungen sowie das touristische Transportwesen und die Freizeiteinrichtungen (Sport- und Kultureinrichtungen, Veranstaltungen oder Radwege). Laut SCHMUDE und NAMBERGER38 wird die touristische Infrastruktur im Vergleich zu den anderen Angebotsstrukturen nicht als „gegeben“ angesehen und akzeptiert, sondern bietet einen größeren Gestaltungsspielraum. Die Übergänge zwischen dem ursprünglichen und abgeleiteten Angebot sind fließend, denn die Einheimischen benutzten die touristischen Einrichtungen (z.B. Restaurants) genauso wie die Touristen auch die Basisinfrastruktur (z.B. Öffentliche Transportmittel) benutzen. Aufgrund der natürlichen Ausstattung und der generellen Infrastruktur sowie dem Humanpotenzial unterscheiden SCHMUDE und NAMBERGER39 sieben verschiedene Arten von Destinationen: Städte, Industrieregionen, ländliche Räume, Küstenregionen, Inseln, Mittel- und Hochgebirgsregionen sowie extreme Räume (z.B. Antarktis). Des Weiteren können innerhalb dieser Orte weitere Destinationen auftreten wie National- und Freizeitparks, Konsumwelten oder Events. SCHMUDE und NAMBERGER40 unterscheiden vier Akteure welche auf der Angebotsseite handeln und dem Reisenden die verschiedenen Produkte anbieten: 1) das Beherbergungswesen, 2) die Reiseveranstalter und – vermittler, 3) das Transportwesen, 38 Vgl. SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 30. Ebd. S. 51. 40 Ebd. S. 31. 39 34 4) die touristische Destination selbst. Ein wesentlicher Akteur auf der Angebotsseite bildet das Beherbergungswesen. SCHMUDE und NAMBERGER unterscheiden zwischen Hotellerie (Motel, Gasthof, Hotel) und Parahotellerie (Ferienwohnung, Jugendherberge, Campingplatz). Je attraktiver und erreichbarer ein Standort, desto begehrter und teurer sind die Grundstücke. Ferner richtet sich das Beherbergungswesen nach der Zielgruppe und im Allgemeinen gilt, je höher die Anforderungen der Zielgruppe, desto gehobener die Hotelkategorie. Folglich findet man im Zentrum von New York oder auf den Seychellen eher Luxushotels als Campingplätze vor. Neben dem Beherbergungswesen sind die Reiseveranstalter und – vermittler zentrale Akteure auf der Angebotsseite. Reiseveranstalter bilden den „Großhandel der Tourismuswirtschaft [denn] sie kombinieren die Leistungen (…) aus Beherbergung, Transport oder auch Verpflegung […], d.h. aus mehreren Teilleistungen wird ein Gesamtprodukt erstellt (z.B. eine Pauschalreise. “41 Reisevermittler übernehmen die „Funktion der Zwischenhändler“42, sie sind meist Reisebüros, welche die Leistungen der Reiseveranstalter, d.h. die Destination vermitteln sowie die Kunden beraten. Weitere wichtige Akteure sind das touristische Transport- und das Verkehrsgewerbe (z.B. Busunternehmen), da bei einer Reise immer ein Ortswechsel stattfindet. Hinzukommen die nichttouristischen Beförderungsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Im Zuge dieser Arbeit spielt vor allem der Straßenverkehr eine bedeutende Rolle, da es weder Wasser-, Schienen- noch Luftverkehr in Echternach gibt.43 Auch spielt eine Destination selbst eine erhebliche Rolle in ihrer Vermarktung. Je mehr sich eine Stadt oder eine Region als Marke darstellt, desto wettbewerbsfähiger ist sie. Ziel einer jeden Destination ist es sich so zu profilieren, dass der potentielle Tourist auf sie aufmerksam wird und sich schlussendlich für dieses Reiseziel entscheidet. Deshalb befinden sich in einer Destination eine Vielzahl von Akteuren, die entsprechend der Ausrichtung ihres Angebots die verschiedenen Zielgruppen ansprechen. Eine weitere wesentliche Rolle in der Vermarktung von Destination übernehmen die Interessensvereine, die auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene arbeiten und kooperieren.44 Laut SCHMUDE und NAMBERGER45 stellt die SWOT-Analyse eine häufig eingesetzte Methode dar, um die Angebotsseite zu untersuchen. Diese beruht auf Expertengesprächen und kann folglich mit wenig Aufwand durchgeführt werden. Zuerst werden die Stärken 41 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S.36. Ebd. S.36. 43 Vgl. Kapitel 4.4.2. 44 Vgl. Kapitel 4.3. 45 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie S.59. 42 35 (Strengths) und die Schwächen (Weakness) einer Destination festgelegt. Dann werden anhand von Analysen in Bezug auf die Veränderungen der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Umwelt die Chancen (Opportunities) erkannt und die Risiken (Threats) ermittelt. Somit können dann die zukünftigen Entwicklungen der touristischen Destination festgelegt werden, die in Form einer SWOT-Matrix dargestellt werden. SWOT-Analyse Chancen Stärken Schwächen Verfolgen von neuen Chancen, Eliminieren von Schwächen, die gut zu den Stärken passen um neue Chancen zu nutzen Nutzen von Stärken, um Gefahren Bedrohungen abzuwehren Eliminieren von Schwächen, damit sie nicht zur Gefahr werden Abb. 8: SWOT – Matrix (Quelle: nach SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S. 61) 3.2.3. Touristische Nachfrage Nachdem nun die Konzeption des touristischen Angebots erläutert wurde, wird der Begriff der touristischen Nachfrage erklärt. Laut BIEGER wird die Nachfrage „ausgelöst von Personen, die sich außerhalb ihres gewohnten Arbeits- und Wohnumfeld bewegen oder begeben wollen.“46 Die touristische Nachfrage setzt sich folglich aus den Konsumenten und Käufern zusammen, d.h. den Reisenden, die aus einem nahezu unbegrenzten und vielseitigen Angebot von touristischen Produkten, Dienstleistungen und Destinationen auswählen können. Die Touristen haben die „Qual der Wahl“ und deshalb gibt es seitens der touristischen Nachfrage viele Strukturierungsansätze, damit die Angebotsseite stärker auf die Bedürfnisse der Touristen eingehen kann. 46 BIEGER, T. (2004): Tourismuslehre – Ein Grundriss. S. 95. 36 Für SCHMUDE und NAMBERGER gibt es vier wesentliche Kriterien, die bei der touristischen Nachfrage zu berücksichtigen sind: 1. Motive und Motivation: „Die Reiseentscheidung ist letztendlich der Ausdruck einer konkreten Motivation für die Reise.“47 Urlaub, Erholung und Entspannung sowie Vergnügen sind die häufigsten Motive, die zu einer Reiseentscheidung führen. Neben diesen vordergründigen Motiven sind auch die folgenden Beweggründe für eine Reise von Bedeutung: 2. Motiv Beispiele Geschäftlich Tagungs- und Kongressreisen Politisch Parteitag kommunikativ Verwandtenbesuch, Betriebsausflug religiös Pilgerreisen, Papsttourismus gesundheitlich Kuraufenthalte Abb. 9: Reisemotive (Quelle: nach SCHMUDE / NAMBERGER 2009 S. 70) Die verschiedenen Motive lassen sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Touristen zurückführen. Die folgenden Pyramiden stellen die menschlichen Bedürfnisse sowie die vielseitigen Formen von Tourismus dar und ordnen diese einander zu. Folglich entsteht eine Hierarchie, jedoch treten die verschiedenen Bedürfnisse oftmals gleichzeitig auf. 47 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 66. 37 Abb. 10: Ausgewählte Tourismusformen vor dem Hintergrund der Bedürfnispyramide (Quelle: SCHMUDE / NAMBERGER 2010 S.67) Des Weiteren werden die Wünsche und Motive der heutigen Touristen immer anspruchsvoller, denn der moderne Tourist „zeichnet sich vor allem durch größere Kompetenzen (…), neue Wertvorstellungen und Lebensstile (…), veränderte demographische Strukturen (…) und/oder ein verändertes Konsumverhalten (…)“48 aus. Der Tourist von heute Größere Kompetenzen Neue Wertevorstellungen Veränderte Verändertes und Lebensstile demographische Konsumverhalten Voraussetzungen Größere Höhere Individualität Reiseerfahrung Spezielle Interessen (z.B Kitesurfen, Reiten) (z.B. Yuppies)49 Risikobereitschaft Umwelt- und Mehr Freizeit Überalterung der Technologien Gesellschaft (z.B. Web 2.0) Kleinere Haushalte Gesundheitsbewusstsein Offen für neue (z.B. DINKs)50 (z.B. Ayurveda Kuren) Verändertes Buchungsverhalten (z.B. Last Minute) Abb. 11: Der Tourist von heute (Quelle: nach POON 1993 in SCHMUDE / NAMBERGER 2009 S.66) 48 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 66. Young Urban Professionals. 50 Double Income No Kids. 49 38 3. Reiseentscheidung, Informations- und Buchungsverhalten: Nach SCHMUDE und NAMBERGER (2010) erfolgt die Reisentscheidung nach dem aus dem Marketing stammenden AIDA-Modell.51 Die Destination erweckt das Interesse des möglichen Konsumenten (=Tourist), indem sie mit Hilfe der Medien auf sich aufmerksam macht. Beim potentiellen Touristen wächst das Verlangen nach dem touristischen Angebot bis es schließlich zu einer Handlung, der Kaufentscheidung, kommt. 4. Reiseverhalten: Anhand der Reisehäufigkeit sowie der Übernachtungsintensität (Tourismus, Tagesausflugsverkehr) und den touristischen Aktivitäten (wandern, klettern…) kann die touristische Nachfrage analysiert werden. Da die Wünsche der Touristen immer anspruchsvoller werden, muss die touristische Nachfrage sich dieser Entwicklung anpassen und zunehmend ausdifferenziert werden. 5. Soziodemographische, -ökonomische und geographische Merkmale: Alter und Geschlecht beeinflussen kaum die Beteiligung am Reisegeschehen. Schulbildung, Einkommen und Vorhandensein von Kindern bestimmen diese jedoch erheblich. Familien mit Kindern sowie reiche, gebildete Menschen unternehmen öfters Reisen, alleinstehende Menschen hingegen beteiligen sich oft weniger am Reisegeschehen. Auch spielen das alltägliche Umfeld sowie der räumliche Unterschied in der Ausstattung zwischen Wohn- und Zielort eine wesentliche Rolle. Im Laufe dieser Arbeit wird eine Analyse auf der Nachfrageseite angelegt und im Folgenden werden nun die Anforderungen und die Schwierigkeiten der Erfassung der touristischen Nachfrage erläutert. Analysen zur Erfassung der Nachfrage werden aufgrund von standardisierten Kennziffern für bestimmte Gebiete und für einen bestimmten Zeitraum durchgeführt. Schlüsselgrößen bilden hierbei die Ankünfte und die Logiernächte. Weitere wichtige Kennziffern sind die durchschnittliche Aufenthaltsdauer und die Zimmerauslastung (die ist eine relevantere Kennziffer als die Bettenauslastung, da im Geschäftstourismus ausschließlich Einzelzimmer gebucht werden). Problematisch erweist sich die Erfassung der Tagesbesucher und deshalb stehen in Luxemburg auch keine amtlichen Statistiken zu Umfang und Struktur des Tagestourismus zur Verfügung. 51 A = attention, I= interest, D=desire, A=action. 39 3.3. Auswirkungen des Tourismus im regionalen Bereich Schon zu Beginn der Tourismusforschung wurden die Auswirkungen des Fremdenverkehrs untersucht. Als Ortsfremde bilden Touristen eine Zusatzbevölkerung, die auf die Wirtschaft, die Natur und Umwelt sowie die Bevölkerung und Kultur des Zielortes einen ambivalenten Einfluss haben. Besonders für reizvolle, aber periphere Regionen ist der Tourismus ein Wachstumsmotor, allerdings stehen den vielen wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Chancen auch viele Risiken gegenüber. Im Folgenden werden die ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Chancen und Risiken der touristischen Entwicklung einer Destination erläutert. 3.3.1. Ökonomische Wirkungen Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ist neben dem übernachtenden Tourismus der Tagestourismus von Bedeutung, denn beide erzeugen in einer Region Beschäftigungs-, Einkommens- und Ausgleichseffekte. Indem die Touristen konsumieren und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, lösen sie Beschäftigungseffekte aus, die die entsprechenden Einkommenseffekte nach sich ziehen. Es wird zwischen direkten, indirekten und induzierten Effekten unterschieden.52 Zu den direkten Wirkungen zählen die Einkommen, die aus den Ausgaben der Touristen für eine Leistung oder ein Produkt resultieren. Die indirekten Wirkungen werden in mehrere Stufen unterteilt, denn diese treten bei den vor- oder nachgelagerten Leistungen auf, „die zur Erstellung, Durchführung und Nachbereitung des touristischen Angebots erbracht werden.“53 (z.B. Versorgung des Gastgewerbes, Entsorgung des Mülls). Unter dem dritten Terminus wird die steigende wirtschaftliche Nachfrage verstanden, die auf der zusätzlichen Kaufkraft basiert und zu weiteren Ausgaben sowie den daraus resultierenden Einkommen führt (z.B. der Möbelhersteller kauft aufgrund seiner Einnahmen eine weitere Möbelfabrik die wiederum zu neuen Einnahmen führt). So führen die Umsätze aus dem Tourismus zu neuen wirtschaftsbelebenden Impulsen in anderen Wirtschaftszweigen, die Multiplikatoreneffekte genannt werden. Des Weiteren fungiert der Tourismus auf regionaler Ebene als Ausgleichs- und Infrastruktureffekt, der zum Abbau von regionalen Disparitäten führt. Die Entwicklung des Tourismus führt oftmals zu einem Ausbau der Infrastrukturen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Einkommen. 52 53 Vgl. SCHMUDE / NAMBERGER 2010, S. 87. SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 87. 40 Neben den oben aufgeführten positiven Effekten bringt der regionale Tourismus auch ökonomische Belastungen mit sich. Negative wirtschaftliche Folgen entstehen vor allem wenn der Tourismus eine Monostruktur schafft, die wirtschaftlich nicht funktioniert. Folglich entstehen „Verdrängung-, Verknappungs-, Preissteigerungs-, Arbeitskräfteabzugs-, Saisonalitäts-, Abhängigkeits- und Investitionssubstitionseffekte.“54 Besonders in ländlich geprägten Räumen geben viele Bauern ihre Tätigkeit auf um ins lukrativ erscheinende Tourismusgewerbe einzusteigen. Auch führen touristische Investitionen auf kommunaler Ebene dazu, dass Infrastrukturen vernachlässigt werden. Zudem erweisen sich Letztere durch den saisonalen Charakter des Tourismus als risikoreich. Auch muss eine Gemeinde immer wieder in touristische Infrastrukturen investieren um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, jedoch wechseln die schnelllebigen Freizeittrends und es kann zu Fehlinvestitionen kommen. Es kann auch auf der privaten Ebene zu Fehlinvestitionen kommen. Investitionen in Gastronomie- und Beherbergungswesen lohnen sich nur bei entsprechender touristischer Infrastruktur und Nachfrage. Bleiben die touristische Infrastruktur sowie die Nachfrage aus, so führt dies unweigerlich zu starken Kapital- und Arbeitsplatzverlusten. 3.3.2. Ökologische Wirkungen Im Gegenzug zu den oben aufgeführten, zu meist positiven ökonomischen Effekten, handelt es sich bei den ökologischen Effekten eher um negative Veränderungen. Tourismus und Umwelt spiegeln „die grundsätzliche Problematik der touristischen Entwicklung wider, denn im Extremfall weist der Tourismus Tendenzen auf, sich seiner ursprünglichen Grundlagen selbst zu berauben.“55 Eine intakte Umwelt ist oftmals die Grundlage für den Tourismus und Störungen des Ökosystems können schwerwiegende Folgen für die Entwicklung und Entfaltung des Tourismus haben. „Grundsätzlich gilt, dass Tourismus ohne Beeinträchtigung der Umwelt nicht möglich ist“56, denn überall wo der Mensch in die unberührte Natur eintritt, kommt es unweigerlich zu Veränderungen. Die Auswirkungen des Tourismus gliedern sich in drei Kategorien: 1. Belastung der Umwelt durch den touristisch motivierten Verkehr: bevorzugtes Reisemittel – besonders für Tages- und Kurzreisen – ist der private Pkw. Im Vergleich zu den umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln Bahn und Bus weisen Pkws einen 54 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 96. STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 101. 56 SCHMUDE, J / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 97. 55 41 besonders hohen Energiebedarf auf. Außerdem belasten „die Blechlawinen“ die Umwelt durch Schadstoffemissionen, Lärmbeeinträchtigung und Luftverschmutzung. Hinzu kommt ein wachsender Flächenbedarf für die Verkehrsinfrastruktur. 2. Belastung des Ökosystems durch Erschließungformen: eine Folge des Tourismus ist die Veränderung durch Landschaftszersiedlung, Flächenversiegelung, Landschaftszerstörung und -verschmutzung, Veränderung des Landschaftsbildes, Belastung von Gewässern und Tier- und Pflanzengefährdung. Diese negativen Folgen werden durch den Aktivitäten der Touristen sowie den Bau und Betrieb von touristischen Unternehmen und Infrastrukturen ausgelöst. Folglich sind schon manche Orte dem „Landschaftsfresser“57 Tourismus zum Opfer gefallen, verloren dadurch ihren ursprünglichen Charme und verfielen zu Touristenghettos (z.B. „Ballermann“ auf Mallorca). 3. Belastung der Umwelt durch Freizeitaktivitäten: verschiedene touristische Aktivitäten können auch zur Landschaftszerstörung beitragen. Allerdings hängt der Grad der Belastung vom individuellen Verhalten des Touristen ab: ein Radfahrer der querfeldein fährt richtet einen größeren Schaden an als wenn er auf dem vorgeschriebenen Radweg bleiben würde. Des Weiteren hinterlassen solche OutdoorAktivitäten ihre Spuren in der Landschaft und bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Flora und Fauna. Jedoch kann sich der Tourismus auch positiv auf die Umwelt auswirken, indem er zu der Einrichtung von Naturparks und Landschaftsschutzgebieten sowie zum Schutz der (Natur-) Denkmäler beiträgt. Durch die Einnahmen des Ökotourismus können weitere Naturschutzmaßnahmen finanziert werden. Ferner trägt das Erleben von intakter Natur zu einem verstärkten Umweltbewusstsein sowie zu einem kritischen Umweltverhalten bei und bewirkt schließlich einen schonenden Umgang mit der Natur. Das Konzept des „Sanften Tourismus“ greift diese Ideen eines naturnahen, umweltfreundlichen und –bewussten Reisen auf. Allerdings kann diese Form des Tourismus nicht als globales Konzept betrachtet werden, denn in stark touristisch geprägten Regionen (z.B. Skigebieten) ist der „Sanfte Tourismus“ nur bedingt möglich. Folglich erweist sich diese Tourismusform als „räumlich beschränktes, qualitativ neues Teilsegment des gesamten Tourismusgeschehen (….).“58 Des Weiteren liegt 57 KRIPPENDORF, J. (1975) : Die Landschaftsfresser. Tourismus und Erholungslandschaft – Verderben oder Segen ? in: STEINECKE, A (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 101. 58 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010) : Tourismusgeographie. S. 99. 42 die Hauptverantwortung bei den Touristen, denn diese entscheiden sich für die Reise und folglich auch für die daraus resultierenden Umweltbelastungen.59 3.3.3. Soziokulturelle Wirkungen Genauso wie die ökologischen Wirkungen gelten die Effekte in den Bereichen Bevölkerung und Kultur eher als problematisch, da sie größtenteils mit negativen Folgen verbunden sind und als schwer messbar gelten. Die Einflüsse auf die Kultur und die Bevölkerung können nicht quantitativ erfasst werden, sondern beruhen auf Aussagen und Beobachtungen. SCHMUDE und NAMBERGER60 unterscheiden zwischen den soziokulturellen Wirkungen sowohl auf die Einheimischen als auch auf die Touristen. 1) Soziokulturelle Belastung für die Touristen: durch die hohe Anzahl an Touristen kann es zu Spannungen zwischen Einheimischen und Gästen kommen, auch kann der Massentourismus Nutzungskonflikte hervorrufen und verhindern, dass sich die Touristen erholen. 2) Soziokulturelle Belastung für die Einheimischen: durch den starken Zustrom der Touristen während einer Saison kann sich laut STEINECKE61 die Zahl der Reisenden auf das 10- oder 20-fache der lokalen Bevölkerung belaufen. Verstärkt wird dieses Phänomen durch den Zustrom von saisonalen Arbeitskräften aus dem Ausland. Durch diese „Fremdbestimmung und Abhängigkeit von Außen“62 können soziokulturelle Spannungen in den Zielgebieten entstehen. Neben diesen Konflikten können auch Auseinandersetzungen zwischen den Einheimischen selbst auftreten, nämlich zwischen denen, die vom Tourismus profitieren und solchen die darunter leiden. Darüber hinaus können die Saisonalität und die Fremdbestimmung einen Anstieg der Preise für Konsumgüter sowie für Immobilien in den Zielgebieten hervorrufen. In Extremfällen droht dem Zielgebiet sogar der Verlust der eigenen kulturellen Identität. Jedoch löst der Tourismus neben den zahlreichen negativen auch einige positive soziokulturelle Folgen aus. Nicht immer führen die interkulturellen Begegnungen zwischen Bereisten und Touristen zu Spannungen, sondern diese können auf beiden Seiten zur „Aneignung interkultureller Kompetenz“63 führen. So kann der Tourismus zum Erhalt des 59 Vgl. Kapitel 4.6.2. SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 101-104. 61 STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 105. 62 Ebd. S. 105. 63 STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 104. 60 43 kulturellen Erbes (Traditionen, Kulturdenkmäler) beitragen. Zudem können die Zielgebiete durch ihren positiven Umgang mit den aus dem Tourismus hervorgehenden Problemen (z.B. Umweltschutz, Verkehr…) eine Vorbildfunktion ausüben. 3.3.4. Nachhaltiger Tourismus Unter nachhaltigem Tourismus versteht man die „ inhaltliche Synthese der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Sozialkultur (…).“64Diese drei Dimensionen sind als Dreiklang zu verstehen, die untereinander in enger Beziehung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Im nachhaltigen Tourismus müssen diese drei Dimensionen gleichzeitig berücksichtigt werden, jedoch erweist sich dies als besonders schwierig. Es wird erst dann von Nachhaltigkeit im Tourismus gesprochen, wenn dieser folgende soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllt: Langfristigkeit: alle natürlichen und kulturellen Ressourcen werden schonend und effizient genutzt, kulturelle Verträglichkeit: lokale Konventionen und Riten werden respektiert und an die ortsüblichen Standards wird sich angepasst, soziale Ausgewogenheit: regionale Disparitäten werden vermieden und Einheimische werden in die tourismuspolitischen Entscheidungen mit eingebunden, ökologische Tragfähigkeit: Umwelt und Biodiversität werden berücksichtigt und erhalten, das Umweltbewusstsein damit gefördert, ökonomische Gesundheit: der Tourismus soll längerfristig profitabel sein, die touristischen Einnahmen fördern die regionale Wirtschaft.65 Um die Nachhaltigkeit einer Destination nachzuweisen und zu bewerten, wird meist auf Gütesiegel oder Umweltpreise zurückgegriffen. Laut SCHMUDE und NAMBERGER sollen diese: die Angebotstransparenz nach umwelt- und sozialverträglichen Angeboten auf der Nachfrageseite steigern Umweltmaßnahmen in die Wege leiten und Marktvorteile auf der Angebotsseite generieren Branchenspezifische Innovationen in Bezug auf Umwelt und Sozialverträglichkeit entwickeln, die dann von den touristischen Leistungsträgern umgesetzt werden.66 64 65 SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 108. Vgl. EGGER / HERDIN 2007 S. 137. 44 Seit 1999 versucht das luxemburgische Ministerium für Tourismus gezielt den umwelt- und sozialverträglichen Tourismus in Luxemburg zu fördern. Dabei wird das Umweltzeichen „EcoLabel für Luxemburger Tourismusbetriebe“ an Hotels, Campingplätze, Ferienwohnungen und Gruppenunterkünfte verliehen, die sich durch ein besonders umweltbewusstes und sozialverträgliches Betriebsmanagement auszeichnen. Auch können sich die touristischen Leistungsträger freiwillig dazu verpflichten sich für eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus einzusetzen indem sie sich für Sozial- , Wirtschaftsund Umweltbelange einsetzen. Corporate Social Responsabilitiy ist die Bezeichnung für ein Unternehmenskonzept das alle drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung in die Unternehmenstätigkeit integriert. Dabei verpflichten sich die touristischen Leistungsträger dazu sich für soziale Belange und den Umweltschutz einzusetzen, wobei das Engagement des Unternehmens weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen geht.67 3.3.5. Welterbe und Tourismus Die Welterbeliste der UNESCO68 enthält zahlreiche Kultur- und Naturerbestätten, die „herausragende Zeugnisse des kulturellen Schaffens der Menschen sowie großartige Naturlandschaften“69 darstellen. Diese gehören nicht den Ländern, in denen sie sich befinden sondern der gesamten Menschheit. Deshalb ist die Erhaltung dieses universellen Kultur- und Naturerbes für die zukünftigen Generationen das Hauptziel der Welterbe-Konvention von 1972. “Dazu sind Strategien notwendig, die langfristig die Nutzung ermöglichen, ohne zur Zerstörung beizutragen. Der Tourismus, v.a. in Form des Kulturtourismus, kann einen erheblichen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen.“70 Es wird zwischen tangiblen (materiellen) Schätzen wie Bauwerken und intangiblen (immateriellen) Schätzen wie rituellen Formen von Tanz und Musik unterschieden, beide bilden jedoch die Basis für touristische Produkte. Besonders in Zeiten der Billigdestinationen und der Globalisierung müssen die einzelnen Regionen ihre Einmaligkeit anhand des reichen kulturellen Erbes hervorheben um ihre kulturelle Identität optimal präsentieren zu können. Historische Sehenswürdigkeiten und Traditionen nehmen zunehmend eine überragende Rolle im Tourismus ein, denn sie bilden die 66 Vgl. SCHMUDE, J. / NAMBERGER, P. (2010): Tourismusgeographie. S. 114. Ebd. S. 114. 68 Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur wurde 1945 gegründet und hat ihren Sitz in Paris. 69 ESCHIG, G.: Die Mission der UNESCO zwischen Schützen und Nützen in: LUGER, K. / WÖHLER, K. (2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. S. 181. 70 LUGER, K. / WÖHLER, K. (2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. S. 9. 67 45 zentralen Imageträger einer Region. Auch tragen sie zur Verstärkung der regionalen Identitätsbildung bei, denn das kulturelle Erbe symbolisiert eine gemeinsame Vergangenheit, welche die Basis einer öffentlichen Bewusstseinsbildung darstellt. Das Kulturerbe stärkt aber nicht nur die Identität, sondern bewirkt auch touristische Impulse, denn das kulturelle Erbe ist unter neuen Blickpunkten zu präsentieren, indem es themenbezogen inszeniert und als Produkt aufbereitet wird. Jedoch gilt es, das Kulturerbe vor einer rücksichtlosen Kommerzialisierung durch Massentourismus und den damit verbundenen negativen Konsequenzen zu schützen. Folglich soll der Tourismus den unterschiedlichen Bedürfnissen der Touristen aber auch den Erhaltungs- und Schutzinteressen des Kulturerbes entgegenkommen. „Das UNESCO-Programm Nachhaltiger Tourismus in Welterbe-Gebieten beschäftigt sich speziell mit der Frage, welche Tourismuspolitik für Welterbestätten adäquat ist und welches Management es dazu braucht.“71 Durch die Aufnahme in die UNESCO Welterbeliste erhalten die regionalen Tourismusakteure vor Ort Hilfe in der Vermarktung und die Präsenz der Stätte wird auf internationalen Messen verstärkt. Auch werden die Akteure aufgerufen in den Erhalt und in die Pflege der Stätten zu investieren und den „sanften“ Tourismus zu fördern.72 71 ESCHIG, G.: Die Mission der UNESCO zwischen Schützen und Nützen in: LUGER, K. / WÖHLER, K. (2008): Welterbe und Tourismus. Schützen und Nützen aus einer Perspektive der Nachhaltigkeit. S.179. 72 Vgl. LUGER, K. / WÖHLER, K. 2008 , S. 107, 111, 143, 179, 181. 46 4. Tourismus in Echternach und der Müllerthalregion: eine Bestandsaufnahme Im Zuge dieses Kapitels wird ein Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung des Tourismus in der Region geboten. Auch werden die einzelnen Akteure im Tourismusgeschehen und das touristische Angebot vorgestellt. Neben der touristischen Nachfrage werden noch die Wirkungen sowie die Akteure im Tourismusgeschehen vorgestellt. Anschließend erfolgt die Auslegung der ökonomischen, ökologischen und soziokulturelle Wirkungen des Tourismus auf die Müllerthalregion. Abschließend werden die Möglichkeiten und Grenzen der touristischen Entwicklung der Region dargelegt. 4.1. Geschichtlicher Überblick Die Entwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion begann im 19. Jahrhundert mit dem Bau einer Eisenbahnlinie. Laut SPANG kamen damals die ersten „Fremden“ aus England, Frankreich, Belgien und Deutschland. Im Gegensatz zu den heutigen Touristen waren „die Fremden (…) durchwegs vermögend (…) und blieben lange, Aufenthalte unter zwei Wochen gab es kaum, die Familien waren von ihrem Dienstpersonal begleitet“73. Während ihres mehrwöchigen Aufenthaltes gingen die Fremden in den umliegenden Wäldern spazieren um die bizarren Felsformationen zu bewundern. Um den Tourismus zu fördern, wurde 1877 der Echternacher „Verschönerungsverein“ gegründet, dessen Aufgabe es war, die einzigartigen Felsenlandschaften zur Geltung zu bringen und kilometerlange Wanderpfade anzulegen. Dafür wurden Bäume gefällt, Erinnerungstafeln angebracht und die Felsen wurden mit Namen versehen: „(…) es waren vor allem Namen, die durch den Krimkrieg in unserem Lande populär waren: Perekop, Malakoff usw….“74 73 SPANG, P. (1965): Aus der Geschichte des Echternacher Tourismus. (Das große Eifelvereinsfest aus dem Jahre 1912) in: KALENNER VUN DER ILLUSTRE‟ERTER FAMILIJENZEITONG REVUE (1965): An der Ucht. S.201. 74 Ebd. S.201. 47 Abb. 12: Postkarte der Wolfsschlucht bei Echternach (Quelle: SPANG 1983 S.96) In der ganzen Müllerthalregion entstanden damals Tochtervereine, welche die ganze Gegend in Stand setzten, z.B. Wanderwege anlegten. Neben einer ganzen Reihe von kleineren auch Gaststätten Hotels der entstanden gehobenen Kategorie. Abb. 13: „Hôtel de la Sûre“ (Jahr unbekannt) in Echternach (Quelle: SPANG 1983, S.100) Rasch entwickelten sich Echternach und Umgebung zum Hauptzentrum des Fremdenverkehrs. Jedoch endet die erste Blütezeit des Tourismus mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges.75 Zwischen den beiden Weltkriegen vervielfachte sich die Zahl der Touristen und die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom aufkommenden Massentourismus gekennzeichnet. „(…) Le tourisme de masse (…) est le résultat d’une évolution permanente sur le plan social et technique. Notre XXe siècle est caractérisé (…) par un certain dynamisme résultant d’un nivellement des structures sociologiques. L’ère des inégalités, l’époque d’une stricte hiérarchie, pendant laquelle une seule classe sociale, à savoir une bourgeoisie élitaire, constituait l’ossature de la « bonne clientèle » est révolue. (…) Les années vingt et trente, où le portier d’hôtel en livrée recevait ses hôtes distingués à la descente du train, (…) cette époque est révolue (…. ).“76 75 76 Vgl. SPANG 1965 S. 201. CALTEUX, G. (1977): Tourisme et Culture in : Le livre d‟or du Centennaire d‟Echternach. S. 11. 48 Bis in die 1980er Jahre stieg die Anzahl der Touristen aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in Westeuropa und der gestiegenen Mobilität stetig an. Mit dem Aufkommen des Massentourismus gewann der Campingurlaub zunehmend an Bedeutung, denn viele Arbeiter77 reisten aus den umliegenden Großstädten an, um in der Kleinen Luxemburger Schweiz die Natur zu erleben, zu wandern oder um sich zu entspannen. Laut ORT-Präsident André Hartmann sind die Besucherzahlen im Tourismus seit den 1980er Jahren allerdings rückläufig. 4.2. Touristische Entwicklung a) Anzahl der Hotelbetriebe und Betten in der Region Um die touristische Entwicklung in der Region Müllerthal darzustellen, wird zunächst die Anzahl der Hotelbetriebe und der Betten von 1995 bis 2008 untersucht. 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Abb. 14: Anzahl der Hotels, Herbergen und Pensionen in der Müllerthalregion (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) 77 Laut André Hartmann waren es vorwiegend Arbeiter aus den Ford-Werken bei Antwerpen. 49 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Abb. 15: Anzahl der Betten in der Müllerthalregion (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) 1995 zählte die Müllerthalregion insgesamt 78 Beherbergungsbetriebe mit 1496 Betten, 2008 hingegen war die Zahl der Beherbergungsbetriebe auf 48, die Zahl der Betten auf 863 abgesunken. Dieser kontinuierliche Rückgang der Anzahl der Betriebe und Betten ist auf die natürliche Marktbereinigung durch Schließung kleiner Familienbetriebe zurückzuführen. Gründe dieser Schließungswelle sind die nichtgesicherte qualifizierte Nachfolge der Betriebe sowie die kostenintensive und dringend notwendige Renovierung der meist veralteten Beherbergungsbetriebe. Auch spielt der Rückgang der Touristenzahlen eine Rolle im Verschwinden der Betriebe. 50 b) Anzahl der Übernachtungen Parallel zu dieser Schließungswelle ist auch ein Einbruch der Ankünfte und der Übernachtungen zu beobachten, der in den folgenden Graphiken dargestellt. 700000 600000 500000 Gesamt:Campings, Hotels, Herbergen, Pensionen und Andere 400000 300000 200000 100000 0 Abb. 16: Anzahl der Übernachtungen in der Müllerthalregion (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) Diese an sich hohen Übernachtungszahlen verdeutlichen die Bedeutung des Tourismus für die Müllerthalregion. Jedoch ist seit über zwei Jahrzehnten ein eindeutig negativer Trend bei den Übernachtungen festzustellen. Seit 1999 ist die Entwicklung im Durchschnitt rückläufig, sieht man vom Ausnahmejahr 2003 mit extrem günstigen Wetterverhältnissen ab. Die Tendenz ist eindeutig rückläufig, jedoch wär ohne dieses Ausnahmejahr die Gesamtstatistik noch schlechter ausgefallen. 1993 übernachteten noch 589.771 Gäste in der Müllerthalregion, 2009 hingegen gab es nur noch 368.235 Übernachtungsgäste, dies entspricht einem Rückgang von 37,5%. Allerdings unterliegen die Übernachtungszahlen auch jährlichen Schwankungen: 1999 und 2003 lassen einen leichten Anstieg der Übernachtungszahlen erkennen, jedoch ist die Zahl der Übernachtungen seitdem stark rückläufig. Eine Erklärung für die rückläufigen Übernachtungszahlen liegt in der verringerten Aufenthaltsdauer der Urlauber. In den 80er Jahren betrug die Aufenthaltsdauer der Urlauber noch 5 Tage, 40 Jahre später liegt die Aufenthaltsdauer bei nur noch 3 Tagen.78 78 Laut André Hartmann, Präsident des ORT Müllerthal (Interview 02.11.2010). 51 Die Daten der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ (F.U.R.) bestätigen diese Aussage, denn in den letzten Jahren wurden vermehrt Kurzurlaube geplant, mehrtägige Urlaubsreisen hingegen haben leicht an Bedeutung verloren. Da Kurzurlaubsreisen von maximal zwei bis vier Tagen sich nur bedingt für internationale oder außereuropäische Destinationen eigenen, müssten eigentlich nationale oder regionale Ziele von einer solchen Entwicklung Nutzen tragen. Folglich müssten nicht weit entlegene landschaftlich reizvolle Naherholungsgebiete wie die Müllerthalregion von einer solchen internationalen Entwicklung profitieren. Abb. 17: Urlaubsdauer (Quelle: F.U.R. 2006 S. 2) Eine Erklärung für diese widersprüchliche Entwicklung der erhöhten Nachfrage nach Kurzurlauben in naturnahen Landschaften einerseits und der Rückgang der Übernachtungszahlen andererseits ist in den naturräumlichen Gegebenheiten zu finden. Abb. 18: Flachland und Städte liegen im Trend (Quelle: nach F.U.R. 2008 S. 1) Wie das obige Säulendiagramm erkennen lässt, haben die Flachlandgebiete und die Städte in der Gunst der Reisenden stark zugenommen, die Mittel- und Hochgebirge hingegen haben als Sommerdestination aufgrund mangelnder Attraktivität an Prestige verloren. So ist es zu erklären, dass das Interesse der Urlauber an den Felsformationen der Kleinen Luxemburger Schweiz auch abgenommen hat. 52 Eine weitere rückläufigen mögliche Erklärung Übernachtungszahlen für die könnte das Aufkommen von Billigfliegern in Zusammenhang mit der Abkehr des Pkws als Haupttransportmittel bei Auslandsreisen, sein. Diese Low-Cost-Carrier ermöglichen es auch finanzschwachen Urlaubssuchenden ferne Urlaubsziele kostengünstig zu erreichen. Abb. 19: Pkw versus Flugzeug (Quelle: F.U.R 2008 S. 3) Jedoch sind die Billigflieger erst seit zehn Jahren auf dem Markt und folglich nur bedingt für den Rückgang der Urlauber verantwortlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg entwickeln sich Pauschal- und Billigreisen (z.B. Urlaub an der spanischen Costa Brava) zunehmend. Auch ermöglicht eine verbesserte Mobilität der Urlauber das Erreichen von exotischen Destinationen (z.B. Antarktis, Bora Bora Inseln). Das folgende Balkendiagramm veranschaulicht die überragende Bedeutung des Campingurlaubs im Beherbergungswesen der Müllerthalregion. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellt der Campingurlaub die klassische Übernachtungsform dar. Nichtsdestotrotz ist auch bei Campingplätzen ein Einbruch in den Übernachtungen zu verzeichnen. „Hinsichtlich der Urlaubsunterkunft hat das Hotel stetig dazu gewonnen (…). Pensionen, Privatzimmer und Camping haben dagegen Marktanteile verloren. Hintergrund dieser Entwicklung [ist] (…) der immer anspruchsvollere Kunde, dessen Erwartungen offenbar in „modernen“ Hotels besser erfüllt werden statt in „altmodischen“ Pensionen.“79 Jedoch fand der allgemein positive Trend bei Hotels nicht in der Müllerthalregion statt, die wenig verbliebenen Betriebe konnten aufgrund des mangelhaften Angebots (Wellness, Sport, Gourmetessen usw.) von dieser Entwicklung nicht profitieren. 79 F.U.R 2009: http://www.fur.de/fileadmin/user_upload/Reiseanalyse_RA09_Erste_Ergebnisse.pdf S. 5, letzter Zugriff: 15.04.2011. 53 450000 400000 300000 Hotels, Herbergen und Pensionen 250000 Campings 350000 200000 150000 Andere Unterkünfte 100000 50000 0 Abb. 20: Anzahl der Übernachtungen nach Beherbergungsart in der Müllerthalregion (Quelle: Daten Statec, Grafik: Joëlle SCHMIT) Laut der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R)“ ist ein drastischer Rückgang bei den Campingurlaubern zu verzeichnen. Eine naheliegende könnte in Unterhaltskosten Camingcars den hohen von solchen liegen, Winterstellplätze Erklärung denn sind die wegen Platzmangel besonders teuer80. Abb. 21: Rückgang beim Camping Urlaub (Quelle: nach F.U.R. 2009 S. 5) Campingurlaub beinhaltet allerdings nicht nur Reisen mit dem Wohnmobil sondern auch mit dem Zelt. Folglich können die steigenden Ansprüche der meist jungen Zelturlauber, die ungünstigen Witterungsbedingungen sowie das hohe Preisniveau in Luxemburg zum Rückgang der Campingurlauber beigetragen haben. 80 Laut Aussagen von Urlaubern aus den Niederlanden. 54 300000 250000 Belgier 200000 Franzosen Deutsche 150000 Luxemburger Niederländer 100000 Andere Länder 50000 0 1995 2000 2005 2009 Abb. 22 : Anzahl der Übernachtungen in allen Unterkunftsarten (Quelle: Daten STATEC, Grafik: Joëlle SCHMIT) Das obige Säulendiagramm veranschaulicht die Übernachtungen nach Herkunftsländern der Urlauber. Die Niederländer stellen die überwältigende Mehrheit der Urlauber im Untersuchungsraum, direkt gefolgt von den Belgiern und Luxemburgern sowie mit einigem Abstand den Deutschen und Franzosen. Folglich stammt der Großteil der Gäste die mehrere Tage bleiben aus den Benelux-Staaten. Zahlenmäßig unbedeutend sind die übrigen Länder. Auch liefert die Abbildung 22 eine Erklärung für den Einbruch der Übernachtungen in der Müllerthalregion, denn ein starker Rückgang der belgischen und inländischen Touristen ist deutlich zu erkennen. 55 4.3. Tourismuspolitische Institutionen: wichtige Akteure im Tourismus Bevor das touristische Angebot und die touristische Nachfrage behandelt werden, sollen im Folgenden die verschiedenen tourismuspolitischen Institutionen, die auf die Müllerthalregion einwirken, vorgestellt werden. Die Entscheidungen bezüglich der touristischen Entwicklung der Müllerthalregion werden auf drei verschiedenen Ebenen getroffen. a) Tourismuspolitische Institutionen auf nationaler Ebene Auf nationaler Ebene unterstehen alle Entscheidungen der touristischen Vermarktung der Aufsicht des Ministeriums für Mittelstand und Tourismus („Ministère des Classes Moyennes et du Tourisme“81), die dann vom nationalen Tourismusbüro („Office National du Tourisme“) ausgeführt werden.. b) Tourismuspolitische Institutionen auf regionaler Ebene Auf regionaler Tourismusverband Ebene operiert Müllerthal-Kleine eine staatliche Luxemburger Regionalagentur, Schweiz („Office der regionale Régional du Tourisme/ORT Müllerthal-Petite Suisse Luxembourgeoise“) mit fest angestelltem Personal und Sitz in Echternach. Die Hauptaufgabe des regionalen Tourismusbüros besteht darin, in Zusammenarbeit mit den lokalen Fremdenverkehrsbüros, touristische Attraktionen in der Müllerthalregion zu konzipieren, die dann vom nationalen Tourismusbüro vermarktet werden. Das ORT hat bereits einen regionalen „Tourist-Masterplan“ erstellt, der zurzeit in Zusammenarbeit mit den lokalen Tourismusakteuren umgesetzt wird. Des Weiteren agiert auf regionaler Ebene der Dachverband der lokalen Zweckverbände, der so genannten „Syndicats“, als „Entente des Syndicats d‟Initiative et de Tourisme de la Région du Mullerthal-Petite Suisse Luxembourgeois et de la Basse Sûre“. Diese setzt sich aus Vertretern der lokalen Bevölkerung, Mitgliedern lokaler und regionaler Interessenverbände sowie Delegierten aus Vereinen und anderen Zweckverbänden zusammen. Deren gemeinsames Ziel ist die Förderung eines qualitativ hochwertigen Tourismus in der Müllerthalregion. Die seit 2003 bestehende „Groupe d‟Action Locale LEADER+ Müllerthal (Liaisons Entre Actions de Développement de l‟Economie Rurale)“ bildet einen weiteren Akteur mit Sitz in Echternach. Diese versucht die gemeinsamen Ziele der 15 LEADER-Gemeinden umzusetzen, so z.B. die Stärkung der regionalen Identität. Seit 2003 sind einige Produkte entstanden, unter anderem wurde ein Konzept für Wandertourismus entwickelt. 81 Zuständige Ministerin Françoise HETTO-GAASCH. 56 c) Tourismuspolitische Institutionen auf lokaler Ebene In fast allen Müllerthalgemeinden gibt es lokale Fremdenverkehrsvereinigungen, deren Hauptaufgaben die Gästebetreuung und die konkrete Angebotsgestaltung vor Ort sind. Iim Anhang82 sind die lokalen „Syndicats“ aufgeführt. 4.4. Touristisches Angebot In den folgenden Unterkapiteln werden die touristischen Eckpfeiler welche die Angebotspalette bilden, vorgestellt sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die sich daraus für die Besucher der Region als auch für die Einheimischen ergeben. 4.4.1. Naturräumliche Rahmenbedingungen der touristischen Nutzung a) Das Klima Das gesamte Untersuchungsgebiet befindet sich im Einfluss der großräumigen atmosphärischen Westwindzirkulation, folglich ist das Klima überwiegend maritim geprägt. Aufgrund der sommerlichen Nordwest- und Nordwinde sowie der winterlichen Westwinde sind die Sommer feucht und relativ warm, die Winter eher regenreich und relativ mild. Allgemein herrscht in der Müllerthalregion ein gemäßigtes, subatlantisches Klima vor. Aufgrund der außergewöhnlichen Reliefsituation kommt es jedoch zu lokalen Abwandlungen des regionalen Klimas. Von Norden nach Süden und von Westen nach Osten nehmen die Niederschlagsmengen ab, wobei im Sauertal der durchschnittliche Jahresniederschlag nur noch 700mm beträgt. Das geschützte Sauertal weist aber nicht nur geringere Niederschläge auf, sondern besticht auch durch höhere Temperaturen. Die jährliche Durchschnittstemperatur von Echternach beträgt 9,9 Grad Celsius und liegt somit deutlich höher als die luxemburgische Jahresdurchschnittstemperatur von 8,8 Grad Celsius.83 Auf dem höher gelegen Plateau hingegen sinkt die Temperatur um 1 Grad Celsius.84 82 Siehe Dokument 3. http://www.asta.etat.lu/astahome.html, letzter Zugriff: 26.12.2010. 84 Vlg. MIAT 2009 S. 17. 83 57 b) Das Müllerthal Das größte Kapital der ländlichen Müllerthalregion ist ihre reiche naturräumliche Ausstattung, welche somit auch die tragende touristische Grundlage bildet. Das Natur- und Landschaftserbe bietet sowohl den Einheimischen als auch den Touristen eine hohe Lebensqualität mit Erholungswert. Seit 1964 ist die Müllerthalregion Teil des DeutschLuxemburgischen Naturparks, der die Landschaft beiderseits von Sauer und Our umschließt. Allerdings „kommt man leider nicht umhin festzustellen, dass der „Deutsch-Luxemburgische Naturpark (DLNP) eigentlich nur noch auf dem Papier besteht.“85 Die Müllerthalregion bildet ein attraktives Erholungsgebiet, das durch gewaltige Felswände, unzählige Höhlen, gewaltige Einzelblöcke und enge Felsgänge, den „Schlüffen“, sowie durch viele Quellen und Bäche bestimmt wird. Grundlage dieser außergewöhnlichen Landschaftsform ist der östliche Teil der Schichtstufe des Luxemburger Sandsteins. Bei dieser aus dem unteren Lias86 stammenden Gesteinsformation handelt es sich um ein helles, beige-graues Material, das aus Quarzkörnern und kalkhaltigem Bindemitteln zusammengesetzt ist. Die Täler sind darauf zurückzuführen, dass sich im Laufe der Zeit Flüsse wie die Sauer, die Weiße und die Schwarze Ernz sowie deren zahlreichen Nebengewässer (z.B. Aesbach, Lauterbornerbach) in die Cuesta des Luxemburger Sandsteins hineingeschnitten haben und ausgedehnte Plateaus, wie das Beforter und Berdorfer Plateau, gebildet haben. Bis auf die Sauer befinden sich alle Fließgewässer in einen naturnahen Zustand, jedoch wird die Wasserqualität als mittelmäßig eingestuft. Die teils steilen Plateaukanten sind auf die Erosion in den natürlichen Kluften (Diaklasen) an den Talrändern zurückzuführen, da hier einsickerndes Regenwasser das kalkige Bindemittel löst. Die senkrechten Kluften erweitern sich, bis schmale höhlenartige Schluchten, die „Schlëff“, wie die „Wolfsschlucht“ bei Echternach oder die „Kuelscheier“ bei Consdorf, entstehen. Die gewaltigen Felsblöcke der Kluften beginnen sich zu lösen und gleiten auf der tonigen Abb. 23: Felsblock im Tal bei Consdorf Unterlage in Richtung Tal. Verstärkt wird (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT) dieses Phänomen durch die Quellhorizonte des 85 KRIPPEL, Y. (2005) : Die Kleine Luxemburger Schweiz. Geheimnisvolle Felsenlandschaft im Wandel der Zeit. S. 216. 86 Siehe Dokument 4 im Anhang. 58 Luxemburger Sandstein, welche die tonige Unterlage noch plastischer gestalten und diese als Gleithorizont wirken lassen. Neigt sich der Sandsteinblock bei seiner Talfahrt rückwärts zum Hauptfelsen hin, bilden sich dunkle Höhlen oder Grotten. Besonders imposante alleinstehende Blöcke tragen eigene Namen wie z.B. der „Perekop“ an der Straße Echternach-Berdorf oder der Fels der Goldenen Frau, die „Goldfralay“ in Consdorf. Die natürlichen Erosionskräfte wirken aber waagerechten auch an Klüften den und lassen dort ganze Steinblöcke abstürzen und Felsüberhänge entstehen Einige der losgelösten Felsblöcke rollen zu Tal und sammeln sich an den Flussläufen oder verursachen Wasserfälle wie z.B. den „Schiessentümpel“ in der Ortschaft Müllerthal. Abb. 24: Felsüberhang bei Consdorf (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT) Die mächtige, aber durchlässige Sandsteinschicht lässt an vielen Stellen Quellen auftreten, wobei durch das im Calciumcarbonat Wasser gelöste beim Austritt starke Tuffablagerungen entstehen.87 Abb 25: Tuffablagerungen bei Consdorf (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT) 87 Vgl. MIAT 2008 S. 18-21; KRIPPEL 2005, S. 44-55 und MASSARD 1998, S. 366-367. 59 1: Natürliche Erosion an den waagerechten Kluften im wasserdurchlässigen Sandstein 2: Entstehung von senkrechten Kluften 3: Erweiterung der Diaklasen zu Schlüffen 4: Bildung von Höhlen oder Grotten 5: Quellbildung durch Wasseraustritte aus dem Luxemburger Sandstein 6: Felsüberhang 7: Geröll 8: Wasserhorizont 9: Wasserundurchlässige Tonschicht Abb. 26: Profil durch den Luxemburger Sandstein (Quelle: nach MASSARD 1998 S. 366) Neben den bizarren Felsformationen des Luxemburger Sandsteins sowie den unberührten Fließgewässern und Quellen weist die Müllerthalregion eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt auf. Die Vegetation setzt sich aus verschiedenen Laubwaldtypen, seltenen Schluchtenwäldern, sehr seltenen Moosen, Flechten und Farnen, Heiden und Hecken zusammen. Die ärmeren Böden der steilen Hänge und Schluchten sind bewaldet, auf den flachen, nährstoffreicheren Plateaus hingegen sind eher Wiesen, Weiden, Äcker und Streuobstwiesen anzufinden. Eine floristische Besonderheit der Müllerthalregion bildet die Stechpalme oder Walddistel88. So wie der Olivenbaum als Abgrenzung für den Mittelmeerraumes dient, so fungiert diese Pflanze als Abgrenzung der Müllerthalregion. 88 Siehe Dokument 5 im Anhang. 60 Aber nicht nur die Pflanzen haben sich an das Mikroklima der extrem feuchten bis extrem trockenen Lebensräume angepasst, auch eine Vielzahl von seltenen Tierarten hat sich dieses Biotop zum Lebensraum auserkoren. So sind seltene Fledermaus-, Insekten- und Vogelarten, „welche die Felsformationen in unterschiedlicher Ausprägung (Wände, Vorsprünge, Spalten, Überhänge, Höhlen, Geröll etc.) zum Überleben brauchen“89. Charakteristisch für die Region sind z.B. der Uhu und der Wanderfalke.90 c) das Sauertal Die Sauer entspringt in Vaux-les-Rosières in Belgien und fließt dann in Richtung Osten durch Luxemburg bis nach Wasserbillig, wo sie in die Mosel mündet. Mit der Aussage „Die Sauer hat viele Täler“91 wie HARY auf die vielfältigen Talformen der Mittel- und Untersauer hinweisen, die in der folgenden Abbildung dargestellt sind. Abb. 27: Querschnitt durch das Sauertal zwischen Diekirch und Wasserbillig (Quelle: HARY 1967 S. 158) Die vielseitigen Talformen der Sauer sind auf die unterschiedlichen Gesteinsschichten zurückzuführen. Auf der Höhe von Dillingen und Born sind die Talabhänge aufgrund des harten Dolomit und Muschelsandsteins eher steil. Hingegen sind die Abhänge auf der Höhe von Weilerbach und Reisdorf weniger steil, da sich die Sauer ohne weiteres durch die weichen Tone und den Mergel aus dem Lias und Keuper92. 89 LEADER+ (2008) : LEADER Programm 2007-2013, S. 16. Siehe Dokument 6 im Anhang. 91 HARY, A. (1967): Von Vaux-les-Rosières nach Wasserbillig. Eine erdgeschichtliche Wanderung durch das Sauertal. S. 153. 92 Siehe Dokument 4 im Anhang. 90 61 Auch sind die abwechslungsreichen Talformen auf die zahlreichen Flussschleifen oder Mäander zurückzuführen. „Ein schönes Beispiel für die Evolution eines Mäanders bis zu seiner Endphase als Umlaufberg bildet die Bergkuppe „Tull“ bei Echternach“93. Die folgenden Abbildungen lassen erkennen, dass der Flusslauf der Sauer um den Berg Thull herumführte, bevor die Sauer den Bergrücken südlich der Peterskirche durchbrach.94 Abb. 28 : Entstehung des Umlauf Berg „Tull“ (Quelle: STORONI 2010 S.38) Heute zeugen noch vier verschiedene Schotterterrassen auf dem Umlaufberg vom ehemaligen Flussbett. N Abb.29: Umlaufberg Tull (Quelle: nach Google Earth) 93 HARY, A.(1967): Von Vaux-les-Rosières nach Wasserbillig. Eine erdgeschichtliche Wanderung durch das Sauertal. S. 157. 94 Vgl. HARY 1967 S. 153-159 und STORONI 2010 S. 38. 62 Ein weiterer Mäander, dessen Entstehung auf zwei parallele Verwerfungen zurückzuführen ist, befindet sich in Rosport und wird auf dem nächsten Foto gezeigt. Abb. 30: Flussschleife von Rosport (Quelle: Google Earth) Karte 5: Geologische Karte des Mäanders von Rosport (Quelle: HARY 1967 S.159) Neben dem Sauertal bilden vor allem die eigentümlichen Felsformationen mit den seltenen Tier- und Pflanzenarten das typische Landschaftsmerkmal der Müllerthalregion. Das touristische Hauptpotential der Müllerthalregion beruht auf eben diesem einzigartigen Naturschauspiel. 4.4.2. Verkehrsgeographische Situation: Erschließung und Mobilität Im Folgenden werden die unterschiedlichen Verkehrswege (Flugwesen, Wasser-, Schienenund Straßenweg) kritisch untersucht. a. Das Flugwesen Von Echternach aus liegt der zentrale und internationale Flughafen von Luxembourg in 25 km Entfernung und ermöglicht eine gute Anbindung an die Abteistadt sowie an die Müllerthalregion. Bis zum Flughafen Frankfurt/Hahn sind es etwa 89 km, zum Flughafen Saarbrücken 117 km, zum Flughafen Köln/Bonn 169 km und zum Flughafen Charleroi (B) etwa 180 km. 63 b. Der Wasserweg Da die Sauer ein nicht schiffbarer Fluss ist, spielt sie als Verkehrsweg keine Rolle. c. Der Schienenweg Im Untersuchungsgebiet sowie im ganzen Osten des Luxemburger Landes fehlt der Schienenverkehr vollständig. Bis auf die Ortschaft Cruchten läuft das Schienennetz vollkommen an Echternach und der Müllerthalregion vorbei. Touristen, die dennoch mit dem Zug anreisen, steigen entweder direkt in Luxemburg-Stadt in den Bus nach Echternach oder zuerst in den Zug nach Wasserbillig und dann in den Bus nach Echternach. Dies bereitet dem Touristen nicht nur Umstände, sondern kostet ihn auch Urlaubszeit. Um dieses Manko zu beheben, wäre der Ausbau des Schienennetzes im Osten des Landes von Vorteil sowie eine Anbindung an das europäische Schnellbahnnetz. In diesem Sinne scheint es interessant zu erwähnen, dass es bereits im 19. Jahrhundert eine Eisenbahnlinie gab, die Echternach mit Diekirch und Wasserbillig verband. „Erst der Bau der Eisenbahnlinie schuf aber die Voraussetzung für die Entwicklung des Fremdenverkehrs.“95 Zur Jahrhundertwende wurde diese West-Ost-Strecke durch eine Nord-Süd-Strecke ergänzt. Diese Schmalspurbahn, im Volksmund genannt „Charly“, verband die Abteistadt mit der Hauptstadt. Schon damals war deutlich die touristische Ausrichtung zu erkennen, denn besonders an den Wochenenden reisten zahlreiche Besucher für einen Tagesausflug an. Jedoch wurden beide Eisenbahnlinien wegen mangelnder Rentabilität und Zunahme des Individualverkehrs eingestellt. Heutzutage hingegen bedauert man die Stilllegung der Eisenbahnlinie nach dem Zweiten Weltkrieg, weil Busfahrten umständlich sind und so bleibt als zeitsparende Alternative nur das Auto. d. Der Straßenweg Da das luxemburgische Straßen- und Autobahnnetz als eines der dichtesten der Welt gilt, ergibt sich daraus für die Müllerthalregion eine gute Anbindung an die Nachbarländer. 95 SPANG, P. (1965): Aus der Geschichte des Echternacher Tourismus (Das große Eifelvereinfest aus dem Jahre 1912) in: An der Ucht. Kalenner vun der illustre‟erter Familijenzeitong Revue. S. 201. 64 Karte 6: Erreichbarkeit der Region Müllerthal (Quelle: www.mullerthal.lu/Anreise.php, letzter Zugriff: 02.04.2011) Auf der Karte 5 sind die einzelnen Straßen, die Echternach und das Müllertal mit dem Umland verbinden, gut erkennbar. Die Nationalstraße E29/N11 verbindet Echternach mit Luxemburg-Stadt und in nördlicher Richtung führt sie über die Sauer weiter nach Bitburg in Rheinland-Pfalz. Folglich wird diese Straße von Pendlern viel genutzt. Die N10, die „Sauertalstrecke“, verläuft saueraufwärts bis in die „Nordstad“ (Diekirch und Ettelbrück), sauerabwärts führt sie nach Wasserbillig, wo die Sauer in die Mosel mündet. Ab dieser Mündung führt die N10 weiter durch das ganze Moseltal bis ins Dreiländereck und weiter nach Lothringen. Neben ihrer Funktionalität gilt die N10, die oberhalb von Wasserbillig als „Sauertalstrecke“ und unterhalb als „Weinstraße“ bezeichnet wird, als touristische Attraktion. Da die E29/N11 und die N10 durch den Durchgangsverkehr stark belastet sind, sieht der Vorentwurf des sektoriellen Plans „Transport“ (2009) des MIAT zukünftige Entlastungsstraßen vor, die das Stadtzentrum von Echternach umgehen sollen. Bis 2015 soll die „rue Charly“, die ehemalige Bahnlinie des Charly, zur Umgehungstraße umgebaut werden. Später soll ein Tunnel unter dem Stadtpark durchführen und als West-OstVerbindung dienen. 96 96 Allerdings gibt es schon seit den 70er Jahren Pläne für eine Vgl. MIAT 2009 S.13-14. 65 Umgehungsstraße, jedoch wurden diese bis Dato nie umgesetzt. Die Verwirklichung dieser Pläne ist daher fragwürdig. Eine weitere wichtige Nationalstraße ist die N14 die das ganze Müllerthal durchquert und Grevenmacher mit Diekirch verbindet. Des Weiteren ist die gesamte Region des Müllerthals mit einem dichten Netz von „Chemins Repris (C.R.)“ ausgestattet. Neben diesen Straßen auf regionaler Ebene, gibt es die Autobahn A7, die im 20 km entfernten Waldhof eine Aus- und Abfahrt besitzt und ganz Luxemburg sowie das Umland erschließt. Trotz des längeren Anfahrtswegs bietet diese seit 2002 bestehende Autobahn eine wertvolle Verkehrserschließung für Tagesausflügler und Langzeiturlauber. Als Manko können die gebührenpflichtigen Parkplätze in Echternach sowie deren zu geringe Anzahl festgehalten werden. Auch sucht man in der ganzen Müllerthalregion oft vergeblich nach Taxis, außer wenn große Events wie das Musikfestival E-Lake stattfinden. N Karte 7: Bedeutende Verkehrswege in Echternach, dem Müllerthal und Umgebung (Quelle: www.maps.google.de/maps?hl=fr&tab=wl , letzter Zugriff: 02.02.2011) 66 e. ÖPNV Im Rahmen des sanften und nachhaltigen Tourismus gewinnt der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) zunehmend an Bedeutung. Wie bereits im obigen Abschnitt erläutert wurde, beschränkt sich das ÖPNV-Netz im Betrachtungsraum fast ausschließlich auf die Linienbusverbindungen. Alle Orte der Müllerthalregion sind an das öffentliche Transportnetz angeschlossen, jedoch liegt der „gesamte Osten im Einzugsgebiet von Luxemburg-Stadt (…) und [ist] (…) von Esch/Alzette und Ettelbrück aus eher schlecht zu erreichen (…).“97 Der Busverkehr zwischen Echternach und anderen größeren Ortschaften wie Junglinster und Grevenmacher ist im Stunden- und Halbstundentakt organisiert. Die Ortschaften Beaufort, Berdorf, Consdorf, Heffingen, Larochette, Medernach und Waldbillig besitzen Direktverbindungen nach Luxemburg-Stadt. Die Ortschaften Bech, Ermsdorf, Fischbach, Mompach, Nommern und Rosport hingegen verfügen über keine direkte ÖPNVAnbindung an die Hauptstadt. Folglich gestaltet sich die Anreise per ÖPNV als äußerst schwierig und mühsam. Folglich erweist sich die Erreichbarkeit der Destination Müllerthal als wenig zufriedenstellend, da die Region aufgrund des unzureichenden Transportwesens nur mit dem PKW zu erreichen ist. Eine Anreise per ÖPNV erweist sich als umständlich und zeitraubend. 4.4.3. Generelle Infrastruktur und Humanpotential Im Zuge dieser Arbeit werden besonders die kulturellen Sehenswürdigkeiten erläutert. Die Müllerthalregion weist eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten aus unterschiedlichen Epochen auf und bildet in Europa einzigartige Kulturlandschaft die auf 2000 Jahre Geschichte zurückblicken lässt. Der Bogen spannt sich von der Steinzeit über die Römerzeit bis ins Mittelalter, von der frühen Neuzeit über das Industriezeitalter bis hin zur Gegenwart. Aus kulturhistorischer Sicht sind besonders die mittelalterliche Stadt Echternach sowie die Orte Larochette und Beaufort von Bedeutung. Nicht zu vergessen sind die vielen historischen Mühlen, welche die gesamte Region, vor allem aber die Täler der Weißen und Schwarzen Ernz prägen. 97 KIES, A. / KLEIN, S.: Mit Bus und Bahn durch Luxemburg in: BOUSCH, P. / CHILLA, T. / GERBER P. / KLEIN, O / SCHULZ, C. / SOHN, C. / WIKTORIN, D. (2009): Der Luxemburg Atlas/Atlas du Luxembourg. S. 143. 67 a) Kulturelles Angebot der Gemeinde Echternach 698 vom irischen Mönch Willibrord gegründet, ist Echternach heute die älteste Stadt des Landes. Mit ihren kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten stellt Echternach einen wichtigen Anziehungspunkt in der Müllerthalregion dar. Als mittelalterliche Stadt war Echternach von engen Gassen mit Straßenpflastern durchzogen und von einer Festungsmauer umgeben. Von der „Burgmauer“98 mit ursprünglich sechs Toren und fünfzehn Türmen bestehen heute nur noch Überreste, unter anderen acht Festungstürmen, die zu Ferienwohnungen umgebaut wurden. Im Herzen der historischen Altstadt befand sich der von Adelshöfen und Schöffenhäusern umgebene mittelalterliche Marktplatz. Neben dem Justizkreuz bilden das Stadthaus und der aus dem 15. Jahrhundert stammende Dingstuhl das Hauptaugenmerk. Früher befanden sich im gotischen „Dënzelt“ das Schöffengericht sowie das Gefängnis und die Folterkammer, heute dient er als Sitzungssaal für den Gemeinderat. Zu dem religiösen Erbe zählt die im Stil der Renaissance erbaute Muttergottes-Kapelle und die im 11. Jahrhundert erbaute Willibrordusbasilika99 mit der karolingischen Krypta sowie dem Sarkophag des heiligen Willibrord. Gleichaltrig mit der Basilika ist die auf einem Hügel erbaute romanische und gothische Pfarrkirche St. Peter und Paul100. Beide Kirchen zählen zu den ältesten Gotteshäusern des Großherzogtums. Neben der Basilika liegt die im 8. Jahrhundert erbaute Benediktinerabtei101 aus der bedeutende Kunstwerke der InitialOrnamentik hervorgingen. Allerdings datiert der barocke Stil aus dem 18. Jahrhundert. Gegenwärtig befindet sich in der ehemaligen Abtei ein Gymnasium. Neben dem Abteigebäude befindet sich die Orangerie102, ein Barockbau, der im ehemaligen Klostergarten gelegen ist und heute zum Gymnasium gehört. Im Lustgarten des Klosters, dem heutigen Stadtpark erhebt sich ein fünfeckiger und im Rokokostil erbauter Pavillon, in dem sich das Museum zur Architektur im ländlichen Raum befindet. Letzteres thematisiert den Einfluss der Abtei auf die Architektur im ländlichen Raum des 18. Jahrhunderts. Weitere Museen sind das Abteimuseum, in dem Faksimiles der Manuskripte aus dem Mittelalter ausgestellt werden und das Museum der Vorgeschichte im „Hihof“, einem Gewölbekeller aus dem 15. Jahrhundert. Das Dokumentationszentrum Springprozession ist an die Basilika angegliedert und erzählt die Geschichte der Springprozession. Das Römische Museum befindet sich bei der am Echternacher See gelegenen Römervilla und stellt Alltagsszenen aus dem Leben einer galloromanischen Familie nach. Die aus der Antike stammende Villa ist die bedeutendste 98 Siehe Dokument 7 im Anhang. Siehe Dokument 8 im Anhang. 100 Siehe Dokument 9 im Anhang. 101 Siehe Dokument 8 im Anhang. 102 Siehe Dokument 10 im Anhang. 99 68 römische Anlage auf Luxemburger Boden. Weitere kulturelle Sehenswürdigkeiten sind das Mühlengebäude in Lauterborn. Diese wurden als Kulturwege ausgelegt: 1) der Kulturrundweg „Via Epternacensis“ (seit 2000) führt durch das mittelalterliche Zentrum 2) der deutsch-luxemburgische Kulturweg „Doppeladler“ (seit 2007) stellt den Einfluss der Echternacher Abtei auf die ländliche Architektur des 18. Jahrhunderts dar. 3) der deutsch-luxemburgische Römerweg (seit 2007) führt über die deutsche Seite zur Römervilla 4) der Willibrorduskulturweg (seit 2008) verbindet die wichtigsten religiösen Stätten auf der deutschen mit denen auf der luxemburgischen Seite 2008 wurde die kulturelle Infrastruktur von Echternach mit der Eröffnung des Kultur- und Kongresszentrums „Trifolion“ um eine weitere Besonderheit ergänzt. Der Name stammt von der lateinischen Bezeichnung für das Kleeblatt (Trifolium) ab und die drei Blätter des Kleeblatts stehen für den „Dreiklang“ von Kultur, Tourismus und Kongressen. Das Trifolion ist mittlerweile eine Veranstaltungstätte, die sich zum gesellschaftlichen Kultur- und Kongresszentrum des gesamten Ostens etabliert hat und dessen Einzugsbereich bis weit über die Grenzen hinausreicht. Neben den zahlreichen und vielseitigen Veranstaltungen (z.B. Konzerte, Theateraufführungen…) bietet dieses moderne, im Zentrum von Echternach gelegene Gebäude, einen großen und einen kleinen Saal sowie mehrere Konferenzräume, in denen Tagungen, Seminare aber auch private Familienfeste stattfinden können. Laut André Hartmann ist es das Hauptziel des Trifolions Unternehmen, Banken und andere Kongressveranstalter nach Echternach zu locken. Darüber hinaus finden in Echternach das ganze Jahr über, vor allem aber während der Sommermonate zahlreiche Veranstaltungen statt. Manche dieser Veranstaltungen sind zu nationalen Großevents geworden, die nicht nur Menschen aus der ganzen Region, sondern auch viele Touristen anziehen. Neben dem E-LAKE Festival am Echternacher See, zu dem laut Zeitungsberichten jährlich 25.000 Menschen anreisen findet jedes Jahr am Pfingstdienstag die weltbekannte Springprozession zu Ehren des heiligen Willibrord statt. Seit November 2010 zählt diese Springprozession, die jährlich 30.000 Pilger anzieht, zum UNESCO Weltkulturerbe. Es wird erwartet, dass nun noch mehr Pilger und Neugierige aus aller Welt kommen. Neben diesen beiden Großveranstaltungen gibt es noch weitere Events, die jedes Jahr tausende Menschen nach Echternach locken: 69 Internationales Musikfestival (Klassik und Jazz) von Mai bis September Heißluftballonwettfahrt „World Balloon Trophy“ am Echternacher See im Juli Internationaler Triathlon am Echternacher See im Juli Internationaler und grenzüberschreitender 2-Länder-Marathon im Oktober Familienfest „Family Day“ „Müllerthal Biking Days“ am Echternacher See (ab 2011) Besonders die Großevents sind nicht nur extrem lukrativ, sondern stellen auch eine enorme Herausforderung für das Beherbergungswesen, die Gastronomie sowie die touristische und die generelle Infrastruktur dar. Somit spielen solche Veranstaltungen in den Planungen der Gemeinde eine beachtliche Rolle. b) Kulturelles Angebot der anderen Müllerthal Gemeinden Die Müllerthalgemeinden weisen eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten aus unterschiedlichen Epochen auf, unter anderem eine der ältesten prähistorischen Stätte Luxemburgs. Im Loschbour (bei Reuland) fand Nic Thill 1930 den „ältesten Luxemburger“. Des Weiteren sind von kulturhistorischer Bedeutung die Burgen und Schlösser der Ortschaften Beaufort und Larochette. In Beaufort gibt es neben dem Renaissance-Schloss aus dem 17. Jahrhundert noch Überreste einer mittelalterlichen Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Larochette ist für seine mittelalterliche Burgruine aus dem 11. Jahrhundert bekannt. Eine weitere Burgruine findet man in der Nähe der Ortschaft Müllerthal, die Heringerburg. Neben den vielen Burgen und Schlössern entdeckt man in fast allen Gemeinden der Müllerthalregion erhaltene Mühlengebäude. Zu den bekanntesten Mühlen zählt die Heringer Mühle im Ort Müllerthal, denn sie ist die einzige Mühle in der Region deren Wasserrad noch erhalten ist.103 Zusätzlich gibt es in Larochette noch das Industriemuseum und in Rosport das Museum zu Ehren Henri Tudors, einem Pionier der elektrischen Beleuchtung. Eine komplette Übersicht der kulturellen Angebotspalette liefert eine Tabelle im Anhang104. Auch finden in all diesen Gemeinden Events statt, allerdings handelt es sich bei diesen eher um regionale Veranstaltungen: 103 104 Art in Beaufort (Juli) Schlossfest in Befort (Juli) Familienfest Müllerthal-Trail in Befort (Mai) Haupeschfest mit Kunsthandwerkermarkt in Berdorf (November) Vgl. MIAT 2009, S. 41-42. Siehe Dokument 11. 70 Hubertusmesse in Berdorf (November) Kultursommer in Berdorf (November) Heissluftballonshow „Night Glow“ in Larochette (Dezember) Ab 2011 werden voraussichtlich folgende Veranstaltungen angeboten: „Heringer Millefest“ „Müllerthal goes Charity“ Best-of-Wander-Aktion „Wandergesicht 2011“ „Magical Castle Night“ in Befort “Rock the Castle” in Befort Während der touristischen Hauptsaison finden im Sommer zusätzlich zahlreiche Veranstaltungen in den einzelnen Gemeinden statt. Diese tragen nicht nur zum Erhalt lokaler Traditionen bei, sondern stellen eine Bereicherung des kulturellen Angebots dar. Hervorzuheben gilt das Amphitheater „Breechkaul“ in Berdorf, das 1979 in einem alten Steinbruch eingerichtet wurde. Vor allem in den Sommermonaten werden dort zahlreiche Veranstaltungen (Konzerte, Theater) aufgeführt. Abb. 31: Amphitheater Breechkaul (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT) Die wichtigsten kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten sind in der folgenden Karte dargestellt. 71 Karte 8: Kulturelle Sehenswürdigkeiten im Müllerthal (Quelle: verändert nach ACT Geoprtail, 2010) 72 4.4.5. Touristische Infrastruktur a) Beherbergungswesen und Gastronomie Die Angebotspalette im Beherbergungswesen reicht von einfachen Unterkünften bis hin zu anspruchsvollen Luxushotels, jedoch nehmen die Campingplätze die führende Rolle im Beherbergungswesen105 ein (siehe Karte 9). Bis auf die Gemeinden Fischbach und Heffingen besitzen alle anderen Gemeinden mindestens einen Campingplatz. Rekordhalter ist die Gemeinde Beaufort mit 5 Campingplätzen, dicht gefolgt von den Gemeinden Berdorf und Echternach mit jeweils 3 Campingplätzen. Insgesamt gibt es in der ganzen Müllerthalregion um die 30 Campingplätze. Diese recht hohe Zahl verdeutlicht die Bedeutung dieser eher einfachen Unterkünfte in der Müllerthalregion. In den Gemeinden Beaufort, Echternach und Larochette gibt es 3 moderne Jugendherbergen mit sehr attraktiven Sport- und Freizeitangeboten. Diesen eher einfachen Unterkünften stehen viele anspruchsvolle Hotels der gehobenen Preiskategorie mit entsprechender Restauration gegenüber. Nach der BENELUX Klassifizierung gibt es 13 Vier-Sterne-Hotels und ein Fünf-Sterne-Hotel. Allerdings gibt es im Vergleich zur einfachen und gehobenen Hotellerie nur wenige Hotelbetriebe der Mittelklasse. Die Vermietung von Ferienwohnungen und Zimmer spielt fast keine Rolle.106 Nur einige Bauernhöfe, die im Rahmen des Agrotourismus einige Zimmer an Touristen vermieten. Eine besondere Übernachtungsmöglichkeit bieten die vier mittelalterlichen Wachtürme der im 10. Jahrhundert gebauten Echternacher Stadtmauer. Aufgrund der Anzahl von zwei bis drei Schlafzimmern pro Turm eignen sich diese Ferienwohnungen hauptsächlich für Familien mit Kindern. Abb. 32: Mittelalterliche Türme in Echternach (Quelle: www.echternach-tourist.lu/MITTELALTERLICHE%20TUERME.html, letzter Zugriff: 02.04.2011) 105 106 Siehe Dokument 12. Vgl. MIAT 2008 S. 71-73. 73 Karte 9: Beherbergungs- und Gastronomiewesen (Quelle: http://www.mullerthal.lu/sites/mullerthal.lu/files/downloadsfiles/BikingD-GB.pdf, letzter Zugriff: 15.04.2011) 74 Das Fehlen einer ausreichend großen Zahl von Hotels erweist sich auch als Nachteil für den Kongresstourismus. In der Abteistadt gibt es neben dem Fünf-Sterne Hotel noch vier VierSterne-Hotels und vier Drei-Sterne Hotels, insgesamt also 252 Betten.107 Das Trifolion hingegen kann aber bis zu 500 Kongressteilnehmer aufnehmen, die in der Regel die gehobenen Hotels den einfachen Unterkünften vorziehen. Folglich müssen die Kongressteilnehmer sich nicht nur auf verschiedene Hotels verteilen sondern auch in andere Ortschaften ausweichen. Erschwert wird die Unterbringung der Kongressteilnehmer dadurch, dass im Winter die meisten Hotels geschlossen sind. Das gastronomische Angebot der Müllerthalregion ist vielseitig und reicht von der nationalen bis zur internationalen Küche (siehe Karte 10). Sogar ein internationales Fastfood-Restaurant hat sich in der Müllerthalregion niedergelassen. Seit 2010 befindet sich im beschaulichen Echternach ein Restaurant der weltumspannenden Subway-Kette. Jedoch sind die Gerichte meist überteuert und dementsprechend wird das Preis-LeistungVerhältnis von den Touristen, aber auch von den Einheimischen kritisiert. Auch bilden die unflexiblen Öffnungszeiten einen weiteren Kritikpunkt, denn viele Betriebe schließen sogar während der Sommermonate die Küche schon um 21. 107 Vgl. CHRISTMANN 2009 S. 60. 75 Karte 10: Restaurants in Luxemburg (Quelle: BOUSCH / CHILLA / GERBER / KLEIN / SCHULZ / SOHN / WIKTORIN 2009 S. 209) 76 b) Transportangebot für Touristen Bis auf einen Touristikzug der die Besucher entlang der Sauer, um den See und durch die historische Altstadt von Echternach fährt gibt es im ganzen Müllerthal kein eigens entwickeltes touristisches Transportwesen. Dies beruht vor allem darauf, dass die meisten Touristen mit ihrem privaten PKW anreisen. c) Sport- und Freizeiteinrichtungen Die 15 Gemeinden der Müllerthalregion bieten eine Vielzahl an Sport- und Freizeitaktivitäten an. Die Angebotspalette reicht von Tennisplätzen über Schwimmbäder und Reithallen bis hin zu Golf- und Minigolfanlagen sowie einer Kunsteisbahn im Winter. Neben diesen eher klassischen Sport- und Freizeitmöglichkeiten befindet sich auf einer Insel im Echternacher See ein Hochseilgarten und in der Echternacher Jugendherberge eine imposante Kletterwand. Im Anhang108 sind in einer Tabelle alle Sport- und Freizeitaktivitäten aufgeführt. Leider eignet sich die Sauer weder zum Baden noch zur Ausführung von Wassersport, denn das Wasser ist mäßig bis stark belastet und folglich herrscht dort Badeverbot. Auch ist die Sauer nicht besonders tief, so dass nur Boote mit geringem Tiefgang wie Kanus oder Kajaks auf dem Fluss fahren können. Dennoch nutzen zahlreiche Touristen das Sauertal zum Wandern, Radfahren, Fischen sowie zum Kajak- und Kanufahren. Weitere Erholungsgebiete findet man in Echternach. Am Eingang der Abteistadt befindet sich ein 30 ha großer, künstlich angelegter See und in der Nähe des Stadtzentrums, an der Sauer gelegen, befindet sich ein Stadtpark. Insbesondere aber ist die gesamte Müllerthalregion ein traditionsreiches Wandergebiet, das über ein ausgeprägtes Rundwander- und Streckenwegnetz verfügt: 108 Lokale Wanderwege Thematische Lehrpfade Eine behindertengerechte Promenade in Berdorf Kinderwanderwege Ausgeschilderte Rundwanderwege Nationale Wanderwege Europäische Fernwanderwege Dokument 13. 77 Seit 2008 führt der „Müllerthal Trail“, ein Leitwanderweg von ca. 110 km, durch die landschaftlichen Besonderheiten der Region Müllerthal. Dieser setzt sich aus drei verschiedenen Routen zusammen und wird durch drei zusätzliche Touren ergänzt. Karte 11: Routen des Müllerthal Trail (Quelle: www.mullerthal-trail.lu/downloads/carte-trail.pdf, letzter Abruf: 02.04.2011) Neben den gekennzeichneten Wanderwegen bietet die Müllerthalregion auch noch drei Nordic-Walking Pisten sowie ausgeschilderte Radwege. Letztere haben eine Länge von ca. 118 km und sind Bestandteil des nationalen Radwegnetzes von 600 km. Durch das Müllerthal führen: PC 2 „Piste Cyclable d‟Echternach“: Echternach-Luxemburg PC 3 „Piste Cyclable des Trois Rivières“: Schengen-Vianden PC 5 „Ernz Blanche“: Junglinster-Reisdorf Neben diesen Radwegen gibt es zusätzlich noch fünf ausgeschilderte Mountainbike-Routen. 78 Schlussfolgernd kann man die touristische Angebotspalette der Müllerthalregion anhand der folgenden Abbildung zusammenfassen. Eventtourismus Erholungstourismus (Springprozession, E-Lake, Musik (Wandern, Spazieren, Radfahren, Festival…) Touristische Angebotsstruktur in der Müllerthalregion Baden…) Erlebnistourismus Kongresstourismus (kulturelle Sehenswürdigkeiten, (Geschäftstourismus, Städtetourismus, Klettern, Kongresstourismus…) Schwimmen…) Abb. 33: Touristische Angebotsstruktur der Müllerthalregion (Quelle: Entwurf Joëlle SCHMIT) Die Tourismusstruktur der Müllerthalregion vereint die verschiedenen Arten von Tourismus. Folglich gelingt es der Müllerthalregion sich als touristische Destination von anderen touristisch geprägten Regionen abzugrenzen. 79 4.5. Touristische Nachfrage 4.5.1. Eigene quantitative Umfrage Wie bereits erläutert wurde sind die Hotelübernachtungen der letzten Jahre in der Müllerthalregion rückläufig. Dennoch sind laut Aussagen des Präsidenten des ORT Müllerthals die Campingplätze in den Sommermonaten meist vollkommen ausgebucht, die Hotels hingegen eher in der Vor- und Nachsaison, so dass rund 80% der Betten ausgelastet sind. Laut ORT Präsident liegt dies daran, dass während der Hochsaison eher niederländische Familien der unteren Mittelschicht die Campingplätze aufsuchen. In der Vor- und Nachsaison hingegen logieren eher ältere, belgische Ehepaare der oberen Mittelschicht in Hotels der gehobenen Kategorie. Die Saisonalität stellt ein großes Problem für die touristische Entwicklung der Müllerthalregion dar. In den Wintermonaten sind nicht nur fast alle Hotels und Museen geschlossen, auch schreckt das schlechte Wetter die Touristen ab. In der Gastronomie und im Beherbergungswesen wird laut Restaurantbesitzern der Großteil der Jahreseinkünfte in der Hochsaison erwirtschaftet. Bei den Restaurants und Cafés, die mit Terrassen ausgestattet sind, läuft das Geschäft in den Sommermonaten auf Grund der zahlreichen Touristen hervorragend. Nur die Restaurants der gehobenen Kategorie beklagen sich nicht über die Wintermonate, da die finanzstarken Einheimischen aus der Region auch außerhalb der Saison des Öfteren ein Restaurant aufsuchen. Da diese Informationen nur auf qualitativen Aussagen beruhen wurde zusätzlich eine quantitative Erfassung bezüglich der Gästestruktur in der Müllerthalregion durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Fragenbogenerhebung109, die in der Hauptsaison 2010 (JuliAugust) in der Müllerthalregion durchgeführt wurde, um aussagekräftige Zahlen zu Herkunft, Beweggründen des Aufenthaltes und Vorstellungen der Besucher zu erhalten. Anhand der mündlichen Befragung durch studentische Hilfskräfte des ORT wurden 107 Fragebögen ausgefüllt und schließlich mittels eines statistischen Tabellenkalkulationsprogramms vom Verfasser ausgewertet. Die ORT- Hilfskräfte befragten Touristen in Hotels, Campingplätzen, Museen, Burgen sowie auf öffentlichen Plätzen. Eine Befragung von 107 Personen ist natürlich nur bedingt repräsentativ, allerdings kann damit ein stichprobenartiger Überblick über Müllerthalregion erstellt werden. 109 Siehe Dokument 14 im Anhang. 80 die touristische Nachfrage in der Zunächst werden die Ergebnisse bezüglich der Gästestruktur vorgestellt. Die Ergebnisse der Geschlechterfrage waren recht ausgeglichen, deshalb werden geschlechterspezifisch relevante Unterschiede ausgeschlossen. Die Auswertung der Frage bezüglich der Altersstruktur bestätigt die Aussage, dass vorwiegend Familien und ältere Leute die Müllerthalregion besuchen. Die Hälfte der Befragten Personen waren zwischen 36 und 60 Jahren alt, lediglich 23% waren jünger. Allerdings wäre ein höher Anteil der Senioren zu erwarten gewesen. Jedoch handelt es sich bei dieser Fragenbogenerhebung um eine Stichprobe, durchgeführt von Studenten, welche die genaueren Werte nicht ganz widerspiegeln kann. 7% 8% 3% 36% Holland Belgien Deutschland Luxemburg Frankreich Sonstiges 30% n= 107 15% Abb. 34: Herkunft der Befragten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 81 Die meisten der befragten Urlauber (36%) stammen aus den Niederlanden, weitere 30% der Befragten kommen aus Deutschland, 15% aus Belgien und 8% aus Frankreich. Da die Fragebogenerhebung während der Hochsaison durchgeführt wurde, bestätigen die hohe Anzahl der Niederländer und die geringe Anzahl der Belgier die Aussagen der Tourismusverantwortlichen, dass während der Sommermonate vorwiegend Niederländer und in der Vor- und Nachsaison größtenteils Belgier vorzufinden sind. Außerdem hat sich bei der Auswertung der Fragebögen herausgestellt, dass die meisten Niederländer mehrtägige Campingurlauber sind. Bei den Deutschen hingegen handelt es sich eher um Tagesausflügler, da sich die Müllerthalregion aufgrund der Grenzsituation förmlich als Naherholungsgebiet für die Deutschen anbietet. Laut dem EUROPÄISCHEN TOURISMUS INSTITUT zeichnen sich die Niederländer durch einen hohen Grad an Selbstversorgung aus. Jedoch werden die bei der Verpflegung eingesparten Kosten nicht durch Ausgaben in anderen Bereichen kompensiert und folglich sind ihre Ausgaben unterdurchschnittlich. Die Belgier hingegen weisen ein höheres Ausgabeverhalten auf und sie legen großen Wert auf hohe Qualitätsansprüche in der Gastronomie.110 Folglich stellen die Belgier eine attraktive Zielgruppe dar. Anfahrtsstrecke der Urlauber in km Anfahrtsstrecke der Tagesausflügler in km 10% 0% 20% 20% 28% n= 30 0-50 km 51-100 km 101-200 km 201-300 km >300 km 21% 0-50 km 51-100 km 101-200 km 58% 21% 201-300 km >300 km 23% n= 48 Abb. 35: Anfahrtsstrecke (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Bei der Frage nach der Anfahrtsstrecke wurde zwischen Tagesausflüglern und mehrtägigen Urlaubern differenziert. Bei den Tagesausflüglern kommt es zu einem recht ausgeglichenen Resultat. Da immerhin ein Fünftel der Reisenden weniger als 50 km Anfahrtsstrecke aufweist, kann die Müllerthalregion als Naherholungsziel gelten. Nur ein kleiner Teil der Befragten, die mehr als 300 km angereist sind, verbringen ihren Urlaub in Luxemburg-Stadt und erkunden von dort aus das gesamte Großherzogtum. 110 Vgl. ETI 1991 S. 178-183. 82 Bei der Anfahrtsstrecke der Urlauber hingegen kam ein eindeutigeres Resultat zum Vorschein, denn bei der Hälfte der mehrtägigen Urlauber betrug die Anfahrtsstrecke mehr als 300 km. Folglich stellt die Müllerthalregion nicht nur eine Naherholungsgebiet dar, sondern auch eine Urlaubsdestination. 6% 12% Alleine 42% Partner Famillie 40% Freunde n= 107 Abb. 36: Begleitung der Befragten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) In der Begleitungsstruktur lassen sich eindeutig zwei Tendenzen erkennen, denn 42% der Befragten sind mit dem Partner angereist und 40% mit der Familie. Dieses Ergebnis bestätigt, dass die meisten Urlauber ältere, kinderlose Paare oder Familien auf der Suche nach Entspannung und Erholung sind. 2% 6% 21% 16% Schüler Student Rentner Arbeiter 14% 12% Hausfrau Angestellter Selbstständiger Beamter 7% n= 107 3% 20% Keine Angaben Abb.37: Berufstätigkeit der Besucher (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 83 Bei der Befragung über die Berufe kam ein ausgeglichenes Resultat zum Vorschein. Ein Fünftel der Befragten sind Beamte, ein weiteres Fünftel sind Arbeiter, 16% sind Studenten, 14% sind Rentner und 12% Selbstständige. Aufgrund der heterogenen Zielgruppe wird offensichtlich, dass in Bezug auf die Vermarktung der Müllerthalregion unterschiedliche Strategien verfolgt werden müssen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der weiteren Fragen in Bezug auf die Destination Müllerthal dargelegt. Mit Hilfe eines semantischen Differentials wurde der Gesamteindruck der Müllerthalregion ermittelt. Die befragten Personen konnten eine Wertung zwischen minus Fünf und Fünf abgeben. Da diese Frage eine der wichtigsten des gesamten Fragebogens darstellt, wurde diese bewusst gleich zu Beginn der Befragung gestellt, da die Interviewten oftmals gegen Ende der Befragung nicht mehr so aufmerksam sind. Die Bewertung ergab, dass die Müllerthalregion insgesamt zufriedenstellend ist, bis auf ein paar Ausnahmen. Die Angaben +2 und +3 sind am häufigsten, dicht gefolgt von +4 und +5. Da es nur fünf negative Antworten bei 111 Befragten gab, fällt die Bewertung der Müllerthalregion eher positiv aus. 40 Anzahl der Personen 35 30 25 20 15 Anzahl der Personen 10 5 0 -5 -4 -3 -2 -1 1 2 3 4 5 Bewertungsskala Abb. 38: Allgemeine Einschätzung der Müllerthalregion (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die Frage bezüglich der Besuchshäufigkeit der Gäste zeigt ein ziemlich ausgeglichenes Resultat. 66 von den 107 Befragten gaben an, zum ersten Mal in der Müllerthalregion zu sein, 47 Interviewte hingegen waren Folgebesucher. Dies stützt die Ergebnisse der SWOT-Analyse sowie die Aussagen der Experten, laut denen die Besucher der Müllerthalregion meistens keine Stammkunden sind. 84 29,8% 44,7% 1-3 4-6 7-9 4,3% >10 21,3% n= 47 Abb. 39: Einteilung der Folgebesucher nach Häufigkeit (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Bei der Frage nach den Folgebesuchern kam ein recht unterschiedliches Resultat zum Vorschein, denn fast die Hälfte der befragten Folgebesucher hatte die Region zwischen einem und vier mal besucht und ein Viertel der Interviewten war bereits über vier Mal im Untersuchungsgebiet. Ein Drittel der Befragten war sogar über zehn Mal in der Müllerthalregion. Ein Beweis dafür, dass die Müllerthalregion zumindest für einige Touristen ein durchaus beliebtes Ziel darstellt. Die Antworten zur Aufenthaltsdauer ergaben ein ziemlich überraschendes Ergebnis. Der Anteil der Tagesausflügler erscheint recht hoch, da bisher angenommen wurde, dass hauptsächlich Urlauber in der Müllerthalregion vorzufinden sind. Die Tagesausflügler aber auch die Durchreisenden sind oftmals Touristen, die ihren Urlaub in Deutschland in der Verbandsgemeinde Irrel verbringen und die Müllerthalregion mit der Abteistadt tagsüber besuchen. Da die Zahl der Urlauber überwiegt, kann bestätigt werden, dass die Müllerthalregion eine Urlaubsdestination darstellt. 85 12,4% 45,7% Durchreise Tagesausflug Urlaub 41,9% n= 107 Abb. 40: Häufigkeit des Aufenthalts im Müllerthal (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die Frage nach dem Ort der Übernachtung ergab, dass fast die Hälfte der Befragten in Echternach ihren Urlaub verbringt. Weitere neun übernachten in Berdorf, sieben in Consdorf, jeweils drei im Müllerthal und in Rosport. Jeweils zwei Urlauber übernachten in Larochette und Beaufort und einer in Wasserbillig. Dieses heterogene Ergebnis verdeutlicht die Bedeutung der Stadt Echternach als Tourismuszentrum der Müllerthalregion. Die Frage nach der Anfahrtsstrecke wurde nur den Urlaubern gestellt und es kam zu einem eindeutigen Ergebnis. Für 71% der Befragten spielte die räumliche Nähe dieser Region zu ihrem Wohnort keine Rolle. Dies wiederum bestätigt, dass die Müllerthalregion eher eine Urlaubsdestination ist als ein Tagesauflugziel ist. Jedoch nehmen die Tagesausflügler einen beachtlichen Teil der Besucher ein und die Vermutung liegt nahe, dass diese in Zukunft zunehmen werden. 86 9 15 Hotel Ferienwohnung 4 Camping Verwandte/Bekannte/Freunde 0 Jugendherberge n= 48 20 Abb. 41: Art der Übernachtung (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die Frage nach der Übernachtungsart verdeutlicht die Rolle, welche die Campingplätze im Tourismus einnehmen, denn fast die Hälfte der Befragten gab an, dort den Urlaub zu verbringen. Ein Drittel der Befragten logierte im Hotel und ein Viertel in der Jugendherberge. Ferienwohnungen sind, wie beim touristischen Angebot beschrieben, kaum vorhanden, deshalb erscheint dieses Resultat auch nicht weiter überraschend. 6% 19% 1 2 3 4 5 6 7 >7 25% 6% 13% 2% n= 48 17% 13% Abb. 42: Dauer des Aufenthalts (in Nächten) in der Müllerthalregion (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 87 Ein Viertel der Befragten Urlauber gab an, eine Woche in der Region zu bleiben. Die Hälfte bleibt jedoch höchstens fünf Tage und nur 6% länger als eine Woche. Die Müllerthalregion gilt folglich eher als Kurzurlaubsziel und wird als dritter oder vierter Urlaub im Jahr getätigt. 4% 17% 11% Ruhe/Erholung Wandern/Spazieren gehen 7% Kultur/Sightseeing Kulinarische Reise 7% Baden 23% Wassersport Radsport 8% Sonstiges n= 107 Anzahl von Antworten : 264 23% Abb. 43: Ferienaktivitäten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die höhere Anzahl der Antworten erklärt sich durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung. Rund ein Viertel der befragten Personen besucht die Region zum Wandern oder Spazieren. Ausserdem hat sich ergeben, dass dass die Besucher der Müllerthalregion eher Genießertouristen sind, welche die Region als Erholungsgebiet nutzen. Viele kommen in die Region, um zu baden oder um Wasser- oder Radsport zu betreiben. Diese sportlichen und gesundheitsorientierten Aktivitäten dienen wie das Wandern oder Spazieren der Erholung. Lediglich ein Viertel der Befragten gab an, die Region aufgrund ihres kulturellen Angebotes zu besuchen. 88 16% 4% Privar-PKW Motorrad 11% Reisebus 62% Bus Campingcar 7% n= 107 Abb. 44: Benutzte Verkehrsmittel bei der Anreise (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Die Frage bestätigt die Annahmen, dass mehr als die Hälfte der Befragten ist mit dem eigenen Pkw anreist. Weitere 16% haben auf ihren Campingcar und 11% auf den Reisebus zurückgegriffen. Die anderen Antworten sind überwiegend zu vernachlässigen. Dieses einschlägige Resultat ist auf die schlechte Erreichbarkeit der Region zurückzuführen. Wie bereits in Kapitel 3.1.2 erwähnt wurde, ist die Müllerthalregion nur bedingt durch öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen. Auf die ökologischen Bedenken einer Anreise per PKW wird im folgenden Kapitel aufmerksam gemacht. 4% 9% Verwandte Internet 47% 22% Reiseführer Tourismusinformation Sonstiges n= 107 Anzahl der Antworten = 117 17% Abb. 45: Informationsquellen, die auf die Destination aufmerksam machten (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 89 Die Frage nach den Informationsquellen, brachte sehr deutliche Ergebnisse hervor, auch war eine Mehrfachnennung möglich. Fast die Hälfte der Befragten wurde durch Freunde und Verwandte oder Mundpropaganda auf die Region aufmerksam gemacht. Ein Viertel der Befragten sind im Internet auf die Destination Müllerthalregion gestoßen, weniger als ein Viertel sind durch Reiseführer auf die Gegend aufmerksam geworden. Nur 9% haben das touristische Angebot der Müllerthalregion durch touristische Informationsbüros wahrgenommen. Keiner der über hundert Befragten wurde durch die Medien (Radio, TV, Zeitung) auf die Region aufmerksam. Auch scheinen die verschiedenen regionalen Tourismusbüros nur wenige Menschen auf die Müllerthalregion und deren Attraktionen hingewiesen zu haben. Diese schlechte Vermarktung stellt folglich die Marketingstrategien des ORT und der einzelnen Gemeinden erheblich in Frage. 3% 33% Ja, voll und ganz Eher weniger Nein, überhaupt nicht 64% n= 103 Abb. 46: Informationsstand der Besucher über das Müllerthal (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Das Ergebnis bezüglich des Informationsstandes der Besucher ist eher zufriedenstellend, da 66% der Befragten der Meinung waren, gut über die Angebote und Veranstaltungen in der Müllerthalregion informiert zu sein. Jedoch meint ein Drittel der Befragten nur wenige Informationen über die Attraktionen gehabt zu haben. Folglich könnten die Tourismusbüros der Müllerthalregion mehr Informationsarbeit leisten und vermehrt Touristen auf die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Events hinweisen. 90 5% 1% 6% 13% Sehr gut Gut Zufriedenstellend Schlecht 33% Sehr schlecht Keine Angabe 43% n= 107 Abb. 47: Bewertung des Preisleistungsverhältnisses (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Ein eher überraschendes Ergebnis kam bei der Preisleistungsfrage heraus. Mehr als die Hälfte der Befragten findet das Preisniveau der Müllerthalregion angemessen und nur 6% empfanden die Region als überteuert. Dies bestätigt die Aussagen der Tourismusverantwortlichen André Hartmann, dass vorwiegend Urlauber der Mittelschicht die Müllerthalregion besuchen. Auf der anderen Seite sind unter den Touristen viele Tagesausflügler und Durchreisende, die sich in dem mehrstündigen Aufenthalt kaum einen umfassenden Überblick über die Güter- und Dienstleistungspreise der gesamten Region verschaffen können. Auch logieren viele der Tagesausflügler in Deutschland und konsumieren kaum in Luxemburg. Eine weitere Erklärung könnte laut Vertretern des Gaststättengewerbe in den regionalen Unterschieden zwischen Luxemburg-Stadt und der Müllerthalregion liegen, denn im Vergleich zum Zentrum sind vor allem die Preise in der Gastronomie günstiger. 91 Im Folgenden werden die Ergebnisse bezüglich der Qualität der Angebotspalette dargelegt. Frage: Wie bewerten Sie das Gastronomieangebot? Frage: Wie bewerten Sie die Landschaft? 6% 4% Sehr gut 42% Sehr gut 9% 1% Gut 22% Gut Zufriedenstellend Zufriedenstellend 21% Schlecht Schlecht Sehr schlecht Sehr schlecht 49% Keine Angabe Keine Angabe 46% Frage: Wie bewerten Sie die Einkaufsmöglichkeiten? Frage: Wie bewerten Sie die Kulturveranstaltungen? 9% 16% Sehr gut 12% 25% Sehr gut Gut 6% Gut Zufriedenstellend 26% 8% Zufriedenstellend 1% Schlecht 2% 38% Sehr schlecht 22% Keine Angabe Schlecht Sehr schlecht Keine Angabe 36% Frage: Wie bewerten Sie das sonstige Freizeitangebot? Frage: Wie bewerten Sie die Bademöglichkeiten? 7% Sehr gut 21% 8% 21% Sehr gut Gut 26% Gut Zufriedenstellend 7% Schlecht 10% 0% 26% Zufriedenstellend Schlecht 13% Sehr schlecht Sehr schlecht Keine Angabe Keine Angabe 31% 29% Frage: Wie bewerten Sie die Angebote für Kinder? 8% Sehr gut Gut 41% 29% Zufriedenstellend Schlecht Sehr schlecht Keine Angabe 4% 3% 11% Abb. 48: Bewertung der Angebotspalette der Müllerthalregion (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 92 n= 107 49% der Befragten bewerteten die Landschaft als gut, weitere 42% als sehr gut. Folglich wird das Hauptpotenzial des Müllerthals, die unberührte Natur, von insgesamt 91% der Besucher als durchweg positiv empfunden. Dies bestätigt auch die Aussage, dass die Müllerthalregion vor allem aufgrund ihrer landschaftlichen Attraktivität zu überzeugen weiß. Mit der Schaffung eines Naturparks würde nicht nur die unberührte Natur erhalten und geschützt werden, auch würden womöglich die Besucherzahlen durch den steigenden Bekanntheitsgrad ansteigen.111 Das Gastronomieangebot wurde auch als positiv bewertet, jedoch empfanden die meisten Befragten die Einkaufmöglichkeiten nur als zufriedenstellend. Dies spiegelt das spärliche Angebot an Geschäften in der Müllerthalregion wider. Echternach besitzt zwar eine Fußgängerzone mit ein paar Kleider- und Schuhgeschäften jedoch bieten sich LuxemburgStadt und Trier eher für einen Einkaufsbummel an. Immerhin 50% der Befragten, dass die Abteistadt sowie die ganze Müllerthalregion durch ihren kulturellen Reichtum überzeugen, denn 38% der Befragten fanden das Kulturangebot gut, weitere 12% sehr gut. Ein eher ausgeglichenes Resultat kam bei den Fragen nach den Bademöglichkeiten und den sonstigen Freizeitangeboten zum Vorschein. 29% der Befragten fanden das Angebot an Hallenbädern angemessen, 26% fanden sie gut. Höchstwahrscheinlich wären die Antworten positiver ausgefallen, wenn in der Region ein Erlebnisbad wie Les Thermes in Strassen vorzufinden wäre. Auch könnten die Sauer und der Echternacher See als zusätzliche Bademöglichkeiten in Anspruch genommen werden, wenn diese eine verbesserte Wasserqualität aufweisen würden. Die sonstigen Freizeitmöglichkeiten fanden die meisten Befragten (31%) lediglich zufriedenstellend, nur 26% gaben gut an. Dieses Resultat ist wohl auch auf das fehlende Schlechtwetterangebot sowie das nicht existierende Nachtleben zurückzuführen. Die Frage nach den Freizeitangeboten für Kinder wurde von 41% der Befragten nicht beantwortet, folglich ist fast die Hälfte der Befragten kinderlos oder zumindest ohne Kinder unterwegs. Dies bekräftigt die Aussage, dass vor allem ältere Ehepaare die Müllerthalregion aufsuchen die folglich das Freizeit Angebot für Kinder nicht bewerten können. 111 Siehe Kapitel 4.7.2. 93 Parkmöglichkeiten 16% Erreichbarkeit 12% 0% 10% 21% 1% 2% Sehr gut Gut 26% Sehr gut Gut Zufriedenstellend 14% Zufriedenstellend Schlecht Schlecht Sehr schlecht 47% Sehr schlecht Keine Angabe Keine Angabe 52% n= 107 Abb. 49: Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) Insgesamt wurden beide Fragen bezüglich der Erreichbarkeit als zufriedenstellend bewertet. 47% der Befragten fanden die Parkmöglichkeiten ausreichend. 52% der Menschen konnten die Müllerthalregion ohne Probleme anfahren und fanden sich auch innerhalb der Region gut zurecht. 14% 6% Ja 3% 45% Wahrscheinlich Eher nicht Nein weiß nicht 32% n= 107 Abb. 50: Anteil der Folgebesucher (Quelle: eigene Erhebung 2010, Grafik: Joëlle SCHMIT) 45% der Befragten gaben an, die Müllerthalregion noch einmal besuchen zu wollen. Dies bestätigt die Resultate der zweiten Frage, bei der sich herausstellte, dass 44% der Befragten Folgebesucher sind. Offensichtlich sind letztere schon ein paar Mal angereist und planen vielleicht zukünftig wieder ihren Urlaub in der Region zu verbringen. 94 Die Auswertung brachte vor allem die einseitige und ungenügende Vermarktung der Müllerthalregion zum Vorschein, denn die Hälfte der befragten Personen wurde durch Mundpropaganda auf die Region aufmerksam. Es fehlt einer nationalen und internationalen Informationspolitik die eine Zielgruppen orientierte Vermarktung anstrebt. Neben der Vermarktung durch regionale Tourismusbüros wäre eine direkte Vermarktungskampagne im Ausland sinnvoll. Ein weiterer Hoffnungsträger könnte der zukünftige Naturpark sein, der neben einer Aufwertung der Region, auch den Bekanntheitsgrad des Müllerthals erhöhen und den nachhaltigen Tourismus fördern würde. Zudem hat die Umfrage verdeutlicht, dass es der Region an Freizeit- und Schlechtwetterangeboten für Familien fehlt. Da der Echternacher See sich nicht zum Schwimmen eignet, es nur ein paar renovierungsbedürftige Freizeitbäder gibt, wäre die Errichtung eines modernen Hallenbades mit Indoorspielplatz und Wellnessbereich eine tourismusfördernde Maßnahme. 4.5.2. SWOT-Analyse der Region Müllerthal Im Rahmen der Eröffnung des regionalen Tourismusverbandes ORT Müllerthal-Kleine Luxemburger Schweiz (in 2008) gab das Ministerium für Tourismus eine SWOT-Analyse über die Müllerthalregion in Auftrag. Um die Stärken und Schwächen der Region zu ermitteln, führte das luxemburgische Marktforschungsinstitut QUEST eine Umfrage bei ca. 500 Touristen und zahlreichen Experten durch. Im Rahmen dieser Analyse kamen zahlreiche Schwächen zum Vorschein, die die rückläufigen Besucherzahlen der Müllerthalregion erklären: veraltete Hotels mangelhafte Hotelinfrastruktur interne Schwächen der Tourismuspolitischen Institutionen ältere Touristen, meist Stammkunden maximale Reisedauer von 4 Tagen kaum junge Stammkunden preiswertere Unterkünfte jenseits der Grenze fehlende Gesamtübersicht über die touristische Angebotspalette Mangel an Schlechtwetterangeboten keine Abendunterhaltung 95 Laut QUEST bilden die Konzeptlosigkeit der lokalen und regionalen tourismuspolitischen Institutionen sowie die ungünstige Vermarktung der Destination Müllerthal die größten Schwächen. Die Hälfte der befragten Touristen besucht die Region nicht aufgrund ihrer kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, sondern wegen des unberührten Natur- und Landschaftserbe. Auch beschränken die meisten Touristen ihren Besuch nicht nur auf die Müllerthalregion sondern besuchen auch die anderen Regionen des Großherzogtums und eventuell sogar die Nachbarländer. Von Vorteil wär es wenn alle nationalen tourismuspolitischen Institutionen (die ORTs) enger zusammen arbeiten und ein Gesamtkonzept für das Land erstellen würden. Dabei sollten eher verschiedene Themenbereiche wie „Natur“ und „Kultur“ vermarktet werden als die verschiedenen Regionen des Großherzogtums. Des Weiteren soll sich das Leitmotiv der Müllerthalregion aus seinen Stärken, der unberührten Natur, dem ländlichen Landschaftsbild und dem gänzlichen Fehlen von Industrien zusammensetzen. Folglich soll die Kleine Luxemburger Schweiz mit anderen touristischen Regionen, deren Kapital auch auf der unberührten Natur beruht, zusammen vermarktet werden. Auch sollen jüngere Familien angelockt werden, die dann zu Stammkunden werden. Damit aber zunehmend jüngere Urlauber anreisen, muss sich die Müllerthalregion nach deren Anforderungen richten. Die SWOT Analyse hat ergeben, dass viele der jüngeren Touristen Sport- und Freizeitaktivitäten sowie Kinderbetreuung und aktivitäten vermissen. Folglich könnte das Wassersportangebot an der Sauer sowie am Echternacher See erweitert werden, jedoch erweist sich dies als schwierig, da die jetzige Gesetzeslage viele moderne Sportarten wie Wasserski, Jet Ski oder Wakeboard verbietet, da diese motorbetriebenen Maschinen einen erheblichen Lärm verursachen und der Umwelt schaden. Auch vermissen Eltern betreute Aktivitäten für Kinder sowie IndoorKinderspielplätze und Freizeitbäder die man an den Regentagen aufsuchen kann. Einige Hoteliers haben bereits die wachsende Nachfrage nach Wellness erkannt und ihre Hotels mit Swimmingpools, Saunen und Fitnessräumen ausgestattet. Jedoch fehlt im gesamten Untersuchungsgebiet eine Wellness-Oase mit Schwimm- und Kinderbecken sowie Saunen. Zudem sind die kleinen Schwimmbecken in der Müllerthalregion meist veraltet und demzufolge keine Tourismusmagneten.112 Um den Tourismus so attraktiv und erholsam wie möglich zu gestalten, könnten diese Mankos mit einem kundenfreundlichen Transfer von Echternach über Larochette zum Schwimmbad in Mersch behoben werden. Denkbar wäre 112 Vgl. QUEST 2008 1-48. 96 auch mit einem Transfer von Echternach zum Schmetterlingsgarten in Grevenmacher und oder dem Aquarium in Wasserbillig. Neben diesen zahlreichen Schwächen weist die Region auch einige Stärken auf. Wie bereits oben erwähnt, sind die unberührte Natur und die ländliche Landschaft das Hauptkapital der Region. Es gilt verstärkt kundenorientierte Produkte hervorzubringen und diese dann themenorientiert zu vermarkten. Weitere Stärken bilden das seit 2008 eröffnete Kultur-, Tourismus, Kongress- und Tagungszentrum Trifolion in Echternach und das oftmals bemängelte Nachtleben. Im Gegensatz zu den Resultaten der SWOT-Analyse gilt es Letzteres als positiv zu bewerten und als solches zu vermarkten, denn in der Müllerthalregion sollen die Touristen bewusst Ruhe und Entspannung anstelle eines regen Nachtlebens suchen und vorfinden. Das Fehlen eines Nachtlebens ist jedoch nur für die Region von Vorteil, für die Stadt hingegen erweist sich das nicht vorhandene Nachtleben als Nachteil. Schlussfolgernd kann festgehalten werden, dass sich die eigene Umfrage sowie die SWOTAnalyse ergänzen. Aus der SWOT-Analyse ging jedoch hervor, dass die Eltern Freizeitangebote für ihre Kinder vermissen, besonders Schlechtwetterangebote. Kinderfreundliche Einrichtungen wie Spielnachmittage, Events für Familien (z.B. Labyrinth in einem Maisfeld), Kinderführungen und ein Indoorspielplatz könnten dieses Manko beheben und vielleicht bewirken, dass aufgrund dessen zunehmend junge Familien die Region besuchen. Bis auf einige Unterschiede in der Altersstruktur und der Bewertung des Preisniveaus durch die Urlauber gab es wenig Unterschiede. Auch ergaben beide Analysen, dass die meisten Urlauber die Müllerthalregion nicht aufgrund ihres kulturellen Angebots besuchen, sondern aufgrund des Natur- und Landschaftserbes. Allerdings brachte die eigene quantitative Umfrage auch positive Aspekte zum Vorschein. Folglich empfindet die Mehrheit der Touristen die Müllerthalregion als positiv und gab an wiederzukommen. 97 4.6. Wirkungen des Tourismus auf Wirtschaft, Umwelt und Soziokultur 4.6.1. Ökonomische Wirkungen Eine spezifische Bestandsaufnahme der genauen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in der Müllerthalregion erweist sich mangels fehlender regionaler und lokaler Datensätze als schwierig. Wohl aufgrund der Kleinräumigkeit wurden keine Erhebungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion getätigt, bis dato gibt es solche Studien nur auf nationaler Ebene. Jedoch können aufgrund der Statistiken des World Travel & Tourism Councils (WTTC)113 Rückschlüsse für Luxemburg und die Müllerthalregion gezogen werden. Laut WTTC steuert der Wirtschaftssektor “Reisen und Tourismus“ 4,8 Prozent des Bruttoinlandproduktes bei und schafft 6,6 Prozent der Arbeitsplätze in Luxemburg. In der folgenden Tabelle wird die ökonomische Wertschöpfung des Tourismus verschiedener Länder aufgeführt. Anteil des Tourismus am PIB in % (2010) Belgium 4,9 France 9,2 Germany 4,6 Luxembourg 4,8 Arbeitsplätze im Bereich Tourismus in % (2010) Belgium 5,3 France 10,3 Germany 4,9 Luxembourg 6,6 Abb. 51: Luxemburgischer Wirtschaftssektor „Reisen und Tourismus“ im Vergleich mit anderen Ländern (Quelle: http://www.wttc.org/eng/Tourism_Research/Economic_Data_Search_Tool/ Letzter Zugriff : 04.04.2011) Der Stellenwert der luxemburgischen Wirtschaftskraft des Tourismus ist vergleichbar mit dem von Belgien und Deutschland. Allerdings ist die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in Frankreich fast doppelt so hoch, da Frankreich im Gegensatz zu Luxemburg ein 113 Privates Unternehmen, das seit 1999 von den Vereinten Nationen anerkannt ist und in 174 Ländern Studien über den wirtschaftlichen Impakt des Tourismus durchführt. 98 günstigeres Klima sowie attraktive Küstenregionen aufweist. Zudem gehört die im Süden von Frankreich gelegene „Côte d‟Azur“ zu einer der größten und bedeutensten Tourismusregionen der Welt, dem Mittelmeerraum, der „Badewanne Europas“.114 114 STEINECKE, A. (2006): Tourismus. Eine geographische Einführung. S. 150. 99 30 km N Karte 12: Tourismusintensität 2010, Großregion samt Luxemburg (Quelle: verändert nach http://geo.uni.lu/atlas/gr-atlas_dt.html, letzter Zugriff: 15.04.2011) 100 Die Karte 12 veranschaulicht die Gästeübernachtungen je 1000 Einwohner und verdeutlicht somit die relative Bedeutung des Tourismus in den einzelnen Regionen von Luxemburg. Im Vergleich mit den anderen touristischen Regionen, ist die Tourismusintensität in der Müllerthalregion am höchsten. Folglich ist der Wirtschaftssektor des Tourismus in der Müllerthalregion nicht unbedeutend. Gerade ist der Tourismus ein wichtiger Impulsgeber für zahlreiche positive ökonomische Effekte in der Region. Es kommt nicht nur zur Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen, auch werden die Ausgaben und Umsätze durch Urlauber und Tagesausflügler sowie die zusätzlichen Gelder aus den anderen Wirtschaftsbereichen als Wertschöpfung betrachtet. Zudem fördert der Tourismus das Interesse an regionaltypischen Produkten. Im Rahmen von LEADER+ werden die regionalen Produkte (Brennerei- und Milcherzeugnisse sowie Honig und sonstige Bienenprodukte) vermarktet. Die Kaufkraft der Urlauber und Besucher kann den regionalen Arbeitsmarkt beleben und die Schaffung neuer Arbeitsplätze ermöglichen. Indirekt kann der Tourismus zum Erhalt der Landwirtschaft beitragen, die Dorfstrukturen stabilisieren und verhindern, dass aufgrund fehlender Arbeitsplätze Schlafgemeinden entstehen. Andererseits hemmt die extrem ausgeprägte saisonale Konzentration des Tourismus die wirtschaftliche Entwicklung der Müllerthalregion. Da die kaufkräftigen und zahlungsbereiten Besucher in ausbleiben, den ist Angebotsstruktur Wintermonaten die ganze auf die Sommermonate ausgerichtet und viele Hotels sind in der „kalten Jahreszeit“ geschlossen. Abb. 52: Im Winter geschlossenes Hotel in Berdorf (Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT) 101 Abb. 53: Geschlossene Hotels in Echternach (Fotos: Martine FUNK, Joëlle SCHMIT) Durch die mangelnde Kundschaft in den Wintermonaten bleiben die Umsätze aus und die Geschäfte sind gezwungen von den Umsätzen aus den Sommermonaten zu (über)leben. Aufgrund der rückläufigen Besucherzahlen der letzten Jahre und den damit einhergehenden fehlenden Umsätzen kam es bereits zu Schließungen von Hotels und Geschäften deren Gebäude seitdem leer stehen. Aufgrund der ausbleibenden Touristen werden seit April 2011 in einem Hotel in Bollendorf-Brücke Asylbewerber untergebracht. Abb. 54: Geschlossene Geschäfte in Echternach (Fotos: Joëlle SCHMIT) Jedoch stellt das Tourismusministerium im Rahmen von Renovierungs- und Umbauarbeiten Fördergelder bereit. Allerdings betragen diese Subventionen gemäß den Statuten115 nur 10% der Gesamtkosten. Folglich reichen diese Fördermaßnahmen bei weitem nicht aus und viele Hotelbetriebe können sich einen Umbau nicht leisten. Demzufolge fehlt es den Unternehmern nicht nur an Initiativgeist sondern auch an finanziellen Möglichkeiten. Die mangelnde 115 règlement grand-ducal du 11 mars 2008. 102 Liquidität ist eine der Hauptursachen für die fehlenden Impulse und dem könnte der Staat durch zusätzliche Subventionen entgegen wirken. 4.6.2. Ökologische Wirkungen Die Entwicklung der Müllerthalgemeinden als touristische Destination befindet sich im Rahmen einer nachhaltigen Tourismuspolitik116 deren Hauptvermarktungsargument die unberührte Natur ist. Ziele einer solchen Politik sind eine langfristige und schonende Nutzung der natürlichen Ressourcen um Natur und Umwelt dauerhaft zu erhalten. Angewiesen auf die Attraktivität der Müllerthalregion, weist sich ein nachhaltiger Tourismus positiv auf die Umwelt aus indem er zur Erhaltung und Bewahrung der Natur- und Kulturlandschaft beiträgt. Seit 2008 gibt es eine vom Regierungsrat genehmigte Arbeitsgruppe, die sich für die Gründung eines Naturschutzgebietes in der Müllerthalregion einsetzt. Ziel eines zukünftigen „Naturpark Müllerthal“ ist der Brückenschlag zwischen nachhaltiger Entwicklung sowie Natur- und Umweltschutz. 117 Trotz nachhaltiger Tourismuspolitik sind die negativen ökologischen Folgen des Tourismus nicht zu leugnen, jedoch sind diese von geringem Ausmaß. Neben dem verstärkten Verkehrsaufkommen und den dadurch auftretenden Problemen (Abgasgestank, Lärm und Stauproblematik) kommt es während der Sommermonate zu einer Überbeanspruchung der Klär- und Trinkwasseranlagen der großflächigen Campinganlagen.118 Des Weiteren sind in der Hochsaison die wenigen Abfalltonnen entlang der Wanderwege oftmals überfüllt. Auch hinterlassen Feuerstellen ihre Spuren in der Natur. Durch die touristische Vermarktung genießen die bizarren Felsformationen eine größere Aufmerksamkeit. 116 Siehe Kapitel 3.3.4. Siehe Kapitel 4.7.2. 118 Vgl. KRIPPEL 2005 S. 224. 117 103 Jedoch wurden nicht nur Touristen auf die einzigartige Felsenlandschaft aufmerksam, sondern auch Graffiti-„Künstlern“. Abb. 55: Graffiti Felsen in Berdorf Abb. 56: Graffiti in Consdorf (Foto: Joëlle SCHMIT) (Foto: Joëlle SCHMIT) 4.6.3. Soziokulturelle Wirkungen Als eindeutige, positive Wirkung des Tourismus wird die kulturelle Bereicherung gezählt. Ohne das Aufkommen des Tourismus wäre der Kulturkalender dieser ländlichen Region wahrscheinlich nicht so ausgeprägt und vielseitig. Nicht nur die Urlauber und Tagesausflügler, sondern auch die lokale Bevölkerung weiß die hohe Anzahl an regionalen und überregionalen Veranstaltungen zu schätzen. Glaubt man den aus der Müllerthalregion stammenden Politikern119 so kann bestätigt werden, dass die Entwicklung in Richtung Eventkultur eher positiv von den Müllerthalbewohnern aufgenommen wird. Die negativen sozio-kulturellen Wirkungen hingegen scheinen bis jetzt eher gering. Dies wurde auch im Interview mit der zuständigen Ministerin für Tourismus Françoise HETTOGAASCH bestätigt: „Die Besucher die in die Region kommen, schätzen die Ruhe und die Natur. Insofern respektieren sie in der Regel ihre Mitmenschen und deren Umgebung und tragen in gewisser Weise sogar dazu bei, dass die regionalen Infrastrukturen, sprich die Wanderwege, sorgfältig in Stand gehalten werden.“120 Auch bewerteten alle anderen Interviewpartner die Einstellung der Anwohner gegenüber Besuchern, Tagesausflüglern und Urlaubern als durchweg positiv. Keiner jener Befragten, die 119 Aussagen von Fernand BODEN, ehemaliger Tourismusminister (Interview 03.11.2010 ) und Ben SCHEUER Abgeordneter (Interview 28.12.2010), beide wohnhaft in Echternach. 120 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). 104 bis auf die Ministerin selbst in der Müllerthalregion ansässig sind, konnte negative Empfindungen seitens der lokalen Bevölkerung feststellen. Es werden kaum gesellschaftliche Veränderungen in der Kleinen Luxemburger Schweiz wahrgenommen, da der große Ansturm von Touristen sich nur über die Sommermonate, von Ostern bis August, erstreckt. Große, soziale und kulturelle Disparitäten scheinen hierbei nicht aufzukommen, da die meisten Touristen aus den Nachbarländern stammen und folglich keine bedeutenden kulturellen Unterschiede auffallen. Zudem entstehen selten Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Besuchern und den Einheimischen, da die meisten Luxemburger drei Fremdsprachen beherrschen. Viele Hotel-, Camping und Restaurantbesitzer das Niederländische angeeignet um Sprachbarrieren entgegenzuwirken. 4.7. Herausforderungen für die Zukunft Um Rückschlüsse über den touristischen Werdegang der Müllerthalregion zu ziehen, wird nach der Auswertung der quantitativen Umfrage nun auf die qualitative Umfrage121 nach Einstellungen und Meinungen zur touristischen Entwicklung der Region zurückgegriffen. Alle befragten Personen122 stimmten überein, dass die Übernachtungen in der Müllerthalregion mitsamt der Abteistadt Echternach seit Jahren rückläufig sind. Jedoch sahen die Akteure, je nach Handlungsebene, die Gründe für diesen negativen touristischen Werdegang sehr unterschiedlich. 4.7.1. Rückläufige Besucherzahlen und veränderte Reiseabsichten als Ausgangsituation Seitens der Ministerin für Tourismus sind vor allem eher externe Faktoren mitverantwortlich für die unzureichende touristische Wertschöpfung der Müllerthalregion. „Die Finanzkrise hat nicht nur in Luxemburg, sondern europa- und weltweit für rückläufige Besucherzahlen gesorgt […].“123 Da die rückläufigen Übernachtungszahlen jedoch seit den 80er Jahren anhalten, muss diese Erklärung als ungenügend bewertet werden. Außerdem kann man den Daten der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ entnehmen, dass die allgemein wirtschaftliche Lage und die Finanzkrise nur einen begrenzten Einfluss auf die Reiseabsichten haben. Jedoch können erst in ein paar Jahren endgültige Schlussfolgerungen über den Impact der Finanzkrise gezogen werden. 121 Siehe Dokument 15 im Anhang. Siehe Tabelle der Interviewpartner S. 135. 123 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). 122 105 Abb. 57: Unveränderte Reiseabsichten (Quelle: F.U.R. 2009 S. 1) Abb. 58: Eine stabile Urlaubsnachfrage (Quelle: F.U.R. 2010 S. 2) 106 Ein Grund für die negative touristische Entwicklung der Kleinen Luxemburger Schweiz ist die Entwicklung „eines sogenannten Stadt-Land-Gefälles.“124 Die Analysen der letzten Jahre bestätigen, dass immer mehr Menschen immer öfter in Urlaub fahren wollen (Abb. 60), der Tourismus in ländlichen Gebieten sowie in Mittel- und Hochgebirgen rückläufig ist und sich Städtereisen zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die Vermutung liegt nahe, dass der Aufschwung der Städtereisen wohl in Zusammenhang mit dem Aufkommen der Billigflieger125 steht. Abb. 59: Zunehmende Urlaubsreiseintensität Abb. 60: Städtereisen liegen im Trend (Quelle: F.U.R. 2009 S.2) (Quelle: F.U.R. 2007 S.6) Auch außereuropäische Ziele werden immer beliebter: „Der Massentourismus fing bereits vor 20 Jahren an. Viele Menschen haben auf dem europäischen Kontinent das meiste gesehen und wollen zu neuen Zielen aufbrechen.“126 Jedoch erweist sich nicht nur die allgemeine Entwicklung der Reisegewohnheiten als ungünstig für die Entwicklung der Müllerthalregion. „Ein weiterer Punkt bezieht sich auf die direkte Konkurrenz mit dem benachbarten Grenzgebiet.“127 Die Stärken-und-SchwächenAnalyse, die vom Tourismusministerium für den regionalen Tourismusverband in Auftrag gegeben wurde, brachte zum Vorschein, dass „54% der in der Müllerthalregion befragten Touristen […], während ihres Aufenthaltes in Luxemburg im benachbarten Ausland […] übernachten […]. Die Herausforderung für die Hotelbetriebe besteht folglich darin, diese potenziellen Kunden durch noch attraktivere Übernachtungs-Angebote anzuziehen und in der 124 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). Vgl. Abb. 19. 126 LENTZ Gilbert (2011) in: GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 2. 127 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). 125 107 Region zu halten.“128 Die Hotelbetriebe und die Campinganlagen in Deutschland sind nicht nur günstiger, weisen aber laut André Hartmann, moderne Infrastrukturen auf, verfügen über einen Wellnessbereich und liegen oftmals in bester Lage direkt an der Sauer. Allgemeiner Konsens herrschte bei den Tourismusverantwortlichen über den allgemein minderwertigen Zustand der Hotelbetriebe und der Campinganlagen in der Müllerthalregion. Viele Hotel- und Campinganlagen sind veraltet und somit dringend renovierungsbedürftig. Zudem stehen die meisten Betriebe unter Familienführung und die Nachfolger, wenn vorhanden, können oder wollen in Anbetracht der drohenden finanziellen Schwierigkeiten, rückläufiger Besucherzahlen und der regionalwirtschaftlichen Gesamtsituation keine großen Investitionen tätigen. Interne Schwächen, so der ORT-Präsident, seien mitverantwortlich für die begrenzte touristische Wertschöpfung. Der Region würden Innovations- und Initativgeist und motivierte Nachfolger für die Weiterführung der Geschäfte sowie junge Investoren fehlen, die Unternehmens- und Risikobereitschaft aufweisen würden um veraltete Hotelstrukturen zu modernisieren oder neue einzurichten. Alle Interviewpartner bestätigten, dass dies ein typisches luxemburgisches Mentalitätsproblem, da viele Luxemburger wenig Unternehmensgeist zeigen und eher eine sichere Festanstellung beim Staat bevorzugen. Auch nach Auffassung von Fernand BODEN, ehemaliger Minister für Tourismus ist eindeutig ein negativer Trend in der touristischen Entwicklung der Müllerthalregion zu verzeichnen. Seiner Einschätzung nach, würde der Tourismus im Müllerthal jedoch ein weitaus positiveres Bild abgeben, wenn in den Erhebungen des statistischen Landesamtes Statec nicht nur die übernachtenden Besucher, sondern auch die Tagesausflügler berücksichtigt würden. Die Statistik der Übernachtungen allein reicht nicht aus, um die Bedeutung des Tourismus in einer Region wie des Müllerthals zu bewerten. So werden Tagesausflügler die in Deutschland übernachten, aber in der Müllerthalregion konsumieren, nicht erfasst. 128 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). 108 4.7.2. Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der touristischen Entwicklung Alle interviewten Experten waren einhellig der Meinung, dass durch die Schaffung des ORTs und die Ausarbeitung eines Masterplanes ein Lösungsansatz für die vorab erwähnten Schwachstellen geschaffen wurde. 2009 und 2010 wurde jeweils ein Masterplan für die Ardennen- und die Müllerthalregion ausgearbeitet, der die Aufgabenbereiche der zuständigen Tourismusverbände (ORT Ardennen und ORT Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz) festlegt und koordiniert. Neben einer Aufwertung der beiden Regionen sowie einer verbesserten Vermarktung sieht dieser Plan vor, Akteure im Tourismusgeschehen auszubilden Bisher wurde vornehmlich mit Freiwilligen gearbeitet, die zwar guten Willen zeigten, aber nicht unbedingt einen proefeessionnellen Überblick hätte. Es sollen nun vermehrt Leute im Tourismusbereich eingestellt werden, die ein Studium im im Fach „Tourismus“ belegt haben und demnach nachhaltiger arbeiten können. Seit der Einführung des Masterplans gibt es laut der zuständigen Ministerin „viele Erfolge in der touristischen Entwicklung zu vermerken.“129 Um den Tourismus zu fördern wurde das natürliche Angebot besser vermarktet und das kulturelle Angebot aufgewertet. Letztendlich kam es mit dem LEADER+ Projekt „Wanderbares Müllerthal“ auch zur Aufwertung des natürlichen Angebotes, indem der „Müllerthaltrail“, eine einheitliche und professionelle Wegführung durch die gesamte Region, eingerichtet und fachmännisch vermarktet wurde. „Die Beschilderung der Wanderwege in der Region ist nur ein Aspekt der im Tourismus geleisteten Arbeit. Damit eine Region auch als solche wahrgenommen wird, muss sie sich durch ein einheitliches Image oder eine „Corporate Identity“, wie es Fachleute bezeichnen, nach außen hin erkennbaren und einheitlichen Auftritt verschaffen. Diese professionelle Vermarktung funktioniert nur dann, wenn dem Kunden auch qualitativ hochwertige touristische Produkte angeboten werden.“130 Glaubt man den Politikern Françoise HETTO-GAASCH und André HARTMANN, so führte eine gelungene Vermarktungsarbeit zu einer besseren Wahrnehmung der Region. Touristen und Müllerthalbewohner nehmen die Region verstärkt als Einheit wahr und können sich mit dieser identifizieren. Aufgrund der vorhandenen, zahlreichen natürlichen Ressourcen werden noch etliche weitere Projekte in Angriff genommen, die das Image der Region weiter verbessern. Neben weiteren geplanten Wander-, Rad- und Mountainbikewegen, werden auch zukünftig fachkundig geführte Touren durch die Müllerthalregion angeboten, die die 129 130 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). Ebd. 109 Felsenlandschaft hervorheben sondern auch auf die Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt (seltene Fledermausarten, Moose und Farne… ) dieser Region hinweisen sollen. Des Weiteren, so der ORT-Präsident, sind noch eine Vielzahl von anderen Projekten geplant, die das natürliche Angebot, das Hauptpotenzial der Müllerthalregion, aufwerten sollen: Projekt „Rent a bike“: innerhalb der Region können Fahrräder gemietet werden Projekt „Haus der Natur“ am Echternacher See Projekt „Wanderhütten“: im Rahmen des Sanften Tourismus werden einfache Hütten errichtet, die an Wandertouristen vermietet werden. Neben diesen Projekten, die von öffentlicher Seite gefördert werden, wäre es allerdings notwendig die Zielgruppe der Senioren nicht zu vernachlässigen. „In Urlaub fährt oder fliegt, wer Geld und Zeit hat. Zu dieser Kategorie zählen auch immer mehr Rentner und Senioren.“131 „Die Menschen wollen, so lange es gesundheitlich geht, etwas erleben. Wir sprechen heute von 75plus und sogar noch älter. In dieser Kategorie ist noch sehr viel Potenzial.“132 Allerdings ist festzustellen, dass diese Projekte die Altersgruppe der vernachlässigen. über Im 60-Jährigen Interview zum mit Teil einer Hotelbesitzerin133 stellte sich heraus, dass viele Senioren altersgerechte Wanderwege vermissen. Da die Reiseintensität der sogenannten „Rentner“ beträchtlich zunimmt und diese einen nicht zu unterschätzenden Wachstumsmotor verstärkt im organisierte Tourismus Reisen bilden, mit müssen Rahmen- und Ausflugsprogramm für Senioren angeboten werden. Die Einrichtung von seniorengerechten touristischen Angeboten (z.B. barrierefreie Wanderwege) würde Abb. 61: Rentner auf Reisen (Quelle: F.U.R 2006 S. 7) somit auch zu einer Aufwertung der Region beitragen. 131 GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S.2. LENTZ Gilbert in: GANTENBEIN M. (2011), Luxemburger in bester Urlaubslaune. S.2. 133 Interview Hotelbesitzerin Elisabeth PROST-BRIMER (12.11.2010). 132 110 Naturpark der Deux Ourthes Ein weiteres tourismusförderndes Projekt, das in Angriff genommen wird Naturpar der Obersauer und des Forêt d‘Anlier Naturpark Obersauer und sicherlich zur touristischen Wertschöpfung beitragen kann, Naturpark Our ist der zukünftige Naturpark Müllerthal, der voraussichtlich Naturpark Südeifel 2013/2014 entstehen wird. Der zukünftige Naturpark Müllerthal ist die wichtigste Projekt des Naturparks Müllerthal Projektidee und wird sicherlich das Image der Region positiv beeinflussen und somit zur regionalen Wertsteigerung der Region beitragen. Naturpark SaarHunsrück N Karte 13 : Naturparke in Luxemburg und in der Umgebung, 2010 (Quelle : verändert nach http://geo.uni.lu/atlas/gr-atlas_dt.html, letzter Zugriff: 15.04.2011) 111 „Die Natur und die Landschaft der Region wurden spätestens in der Stärkenund-Schwächen Analyse […] als das wichtigste touristische Potenzial der Region identifiziert und in diesem Zusammenhang wird der naturnahe Aktivtourismus als wesentlicher Entwicklungsbereich der Region 134 herausgearbeitet.“ Mit der Einführung des Labels „Naturpark“ sollen folgende ökologische, sozio-ökonomische und infrastrukturelle Effekte mit einhergehen: Einrichtung eines Großschutzgebietes, Schaffung von Arbeitsplätzen (z.B. Naturparkverwaltung), Förderung des „sanften“ Tourismus, Verbesserung der Infrastruktur, Erhalt von staatlichen Fördergeldern, Förderung der Landwirtschaft. Vor allem aber wird die Einrichtung eines Schutzgebietes das Vermarktungspotenzial der Region steigern, denn das Label „Naturpark“ trägt zur positiven Imagebildung bei, schafft somit einen Wettbewerbsvorteil im Tourismus und führt letztendlich zu einer gesteigerten touristischen Wertschöpfung der Region. Neben der touristischen Weiterentwicklung könnte die Einrichtung eines Schutzgebietes auch zur Förderung der regionalen Landwirtschaft beitragen. Alle Bauern aus der Müllerthalregion könnten sich, ähnlich im Naturpark Our zusammenschließen und unter einem eigenen Label ihre regionalen Erzeugnisse profesionnell zu vermarkten. Diese Produkte könnten so zu einem Aushängeschild der Region werden, zur Steigerung des Bekanntheitsgrades und zu einem stärkeren Identifikationsgefühl seitens der lokalen Bevölkerung beitragen. Eng in Zusammenhang mit der Gründung eines Naturparks steht noch ein anderes Projekt, das sowohl zum Naturschutz als auch zur Bereicherung des Tourismus beitragen wird. Die Müllerthalregion soll aufgrund der einzigartigen Felslandschaften und Schluchtenwäldern zum UNESCO-Weltnaturerbe135 ernannt werden. jedoch steckt dieses „Projekt noch in Kinderschuhen“136, denn mit einer Entscheidung ist nicht vor 2014 zu rechnen. Im Falle einer Annahme des Antrages wird das ORT Müllerthal in Zusammenarbeit mit dem bis dahin errichteten Naturpark die Verwaltung des Weltnaturerbes übernehmen. 134 135 Interview Tourismusministerin (10.09.2010). SCHARTZ, N. (2011): Das Müllerthal soll auf die Unesco-Liste des Weltnaturerbes. S. 13. 112 Ohne die Regie und die Mitwirkung des ORT Müllerthal wäre es wohl nicht zu diesen kulturellen Bereicherungen gekommen. Aus sozioökonomischer Sicht haben diese tourismusfördernden Initiativen nicht nur neue hochwertige Infrastrukturen (z.B. ORT Müllerthal, Heringer Mühle) und Arbeitsplätze geschaffen, auch hatten sie positive Impulse auf andere Branchen zur Folge. Einige Betriebe aus dem Beherbergungswesen haben diese aufkommende Dynamik bereits registriert und mit der Renovierung ihrer Hotelbetriebe begonnen sowie in die Einrichtung eines Wellnessbereiches investiert. Diese Initiativen bilden allerdings nur den Anfang einer regionalen Wertsteigerung und reichen bei Weitem nicht aus. „(…). Traditionen wie die Echternacher Springprozession (…) gelten als besonders schützenswertes immaterielles Kulturgut, entscheidet die Unesco in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.“137 Laut Tourismusministerin und ORT Präsident erweist sich die Klassifizierung der Springprozession als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe138 als eine weitere tourismusfördernde Maßnahme. „Diese lebendige kulturelle Ausdruckform, die sich aus Glaube, Tanz, Musik, Brauch und Fest zusammensetzt, gilt es als Teil des Kulturerbes der Menschheit zu erhalten. […] Die Anerkennung der Springprozession als Weltkulturerbe wär das Zeugnis einer weiteren außergewöhnlichen Tradition Luxemburgs. Dies würde natürlich auch der touristischen Vermarktung und Entwicklung zugute kommen.“139 Der ORT Präsident hob zudem hervor, dass eine gezielte und professionelle Vermarktung der Springprozession sowie des dazu gehörigen Dokumentarzentrums und des Willibrordkults140, nicht nur die Abteistadt, sondern die gesamte Region ganzjährig für Pilgertouristen interessant gestalten würde. Allerdings sind Hoffnungen vielleicht überzogen, denn ein Aufkommen des ganzjährigen Pilgertourismus in der Region, bedingt durch die Ernennung der Springprozession zum Weltkulturerbe ist eher unwahrscheinlich. Da sich zudem im ehemaligen Kloster ein Gymnasium befindet ist die attraktive Möglichkeit verwehrt, einen modernen Rückzugsort in historischem Ambiente für die erholungssuchenden Touristen und Pilger zu schaffen. Ein Wellness- und Gourmethotel in der alten Abtei würde nicht nur ein enormes Vermarktungspotenzial bieten, sondern auch die Mängel in Bezug auf die Übernachtung der Kongressteilnehmer beheben. 137 DPA (2010): Rückblick 2010, S. 14. Die Klassifizierung erfolgte am 16. November 2010. 139 Interview Tourismusministerin (10.09.2010) 140 Der Willibrord-Kult beschränkt sich vor allem auf die erste Woche im November, die „Willibrord-Woche“ mit dem „Willibrord-Tag“, dem 7. November. 138 113 Der ehemalige Minister für Tourismus und der stellvertretender Direktor des ONT bezweifeln auch das Aufkommen eines religiös bedingten Pilgertourismus, jedoch betonen beide den Vermarktungsimpakt des Labels „UNESCO-Weltkulturerbe“, das den Bekanntheitsgrad der Region nicht nur erhöht, sondern dieser erlaubt, individueller und einheitlicher aufzutreten. Das Label „UNESCO-Weltkulturerbe“ wird demnach wohl das allgemeine Vermarktungspotenzial der Stadt Echternach und der Region aufwerten indem es die Region in den internationalen Blickpunkt rückt. Vermutlich trug die Klassifizierung der Springprozession dazu bei, dass im Januar 2011 ein Artikel im amerikanischen Time Magazine erschien, der Luxemburg aufgrund der Echternacher Springprozession (und vier weitere Gründe141) als sehenswertes Tourismusziel rühmte. Vor allem an Pfingsten wird es zu einem erhöhten, temporären Besucherandrang kommen, Abb. 62: Ausschnitt eines Artikels aus dem Time Magazine (Quelle: Time Magazine Nr. 4 2011 S. 46) dessen Lenken sowie die Gewährleistung der nötigen Infrastrukturen eine Herausforderung für die lokalen Tourismusakteure darstellen. Allgemeiner Konsens herrschte bei den befragten Personen in Bezug auf die unzureichende Vermarktungsarbeit, denn das Vermarktungspotenzial der Müllerthalregion sei noch nicht vollends ausgeschöpft. Jedoch wurden die rezent erzielten Erfolge in der Vermarktung von allen Interviewpartnern positiv hervorgehoben. Diese Aussagen spiegeln allerdings nicht die Ergebnisse der Umfrage wider.142 Um sich zukünftig als Tourismusregion bei ausländischen und inländischen Touristen zu verkaufen, benötigt die Müllerthalregion eine gezielte Vermarktung nach außen, in der diese als geschlossene und individuelle Region auftritt. Im Sinne einer Profilschärfung soll die Müllerthalregion als schnell erreichbares Reiseziel in einer naturnahen Landschaft vermarktet werden, die den Touristen Erholung, Naturerleben, Ausgleich und Genuss bietet. In diesem Sinne erweist sich das oftmals bemängelte, fehlende 141 Neben der Springprozession werden die historische Altstadt von Luxemburg, die 640 km langen Fahrradwege, das Schloss von Vianden und das Thermalbad in Mondorf als sehenswert angegeben. 142 Siehe Abb. 45 und 46. 114 Nachtleben zumindest für die gesamte Region als möglicher regionaler Vorteil, den es in der zukünftigen Vermarktungsarbeit hervorzuheben gilt. Jedoch gilt das nur für die Region, nicht für die Stadt Echternach. Keine Stadt möchte sich rühmen ein Ort zu sein, wo sich „Hase und Fuchs gute Nacht sagen“. Es wäre sinnvoll, wenn der Besucher neben kulturellen Angeboten (z.B. Musikfestival, Events…) auch ein gepflegtes Nachtleben vorfinden würde, wo der Tourist je nach Anspruch, in einer Loungebar oder ein Kultcafé.143 Einstimmig teilten die Experten auch die Meinung, dass eine einheitliche, themenbezogene Vermarktungsarbeit auf nationaler Ebene von Vorteil wäre. An einer themenorientierten Vermarktung sowie einer überregionalen Zusammenarbeit wird, nach Angaben aus dem Tourismusministerium bereits gearbeitet. Bis dato sind zwei, allerdings etwas zu umfangreiche Broschüren mit ihren 60 bis 80 Seiten zu den Themen „Sport und Wellness“ sowie „Urlaub und Freizeit“ erschienen und viele zu allgemein gehaltene Broschüren (viele Photos, wenig Informationen) zu den Themen: Kultur, Natur, Sport, Eat & Sleep, Wellness, Shopping, Kids, Meet in Luxembourg, Your next destination.144 Zweckdienlicher wären spezifischere Broschüren zu den verschiedenen Themen sowie auf die Reisenden abgestimmte Themenbroschüren: Reisen mit Kindern und Jugendlichen, Reisen für Senioren, Reisen mit Hund, Wellness, Adventure… In Luxemburg soll „in diesem Jahr [2011] der Fahrradtourismus im Fokus“145 stehen und in der ausländischen Presse wird Luxemburg Presse als „cycling wonderland“146 beschrieben. Immerhin ist den Tourismusakteuren eine recht umfassenden Vermarktung dieser Sportart auf nationaler sowie auf internationaler Ebene gelungen. Da Luxemburg als Fahrradland und Radfahrernation mit großen Namen bekannt ist, erschien im Frühjahr 2011 eine Infobroschüre bezüglich des Radsporttourismus in Luxemburg mit den Gebrüdern Schleck und dem Team „Leopard Trek“ als Aushängeschild. Auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), der führenden Fachmesse der internationalen Tourismus-Wirtschaft wurde diese Infobroschüre vorgestellt. 143 Bis vor drei Jahren gab es in Echternach ein landesweit bekanntes Café „De Philosoff“, jedoch wechselte die Besitzerin und das Café verlor jeglichen Kultstatus. 144 Siehe http://www.ont.lu/broc-de.html , letzter Zugriff: 15.04.2011. 145 GANTENBEIN, M. (2011): Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 2 146 CENDROWICZ, L. (2011): Five Reasons to Visit Luxembourg. S. 46. 115 „Da über 50 Prozent der Touristen, die Luxemburg besuchen, nicht nur Luxemburg besuchen (…)“147 wäre eine grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit im Rahmen der Großregion vielversprechend. „Potentiel touristique mais chacun travaille encore trop de son côté (…). Une vaste région […] mais qui n’est pas une réalité ni dans les mentalités, ni dans le vécu des habitants (…).“148 Jedoch wird sich eine solche transnationale Zusammenarbeit aufgrund der unterschiedlichen Nutzungskonkurrenzen und der geringen Wahrnehmung der Großregion durch die Bevölkerung als schwierig erwiesen. Die Zusammenarbeit zwischen Ministerium, ONT, ORT und Interessenverbände wurde von den Interviewpartnern verbesserungswürdig einhellig empfunden. als „zufriedenstellend“, Hauptprobleme sind folglich vor allem also die auch als üblichen Nutzungskonkurrenzen der verschiedenen lokalen und regionalen Tourismusakteure. Allein die Bezeichnung für „Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz“ bot viel Konfliktpotenzial: Bei der Suche nach einem passenden Namen für die Region kam es aufgrund der unterschiedlichen Interessen zu Spannungen zwischen den einzelnen lokalen Akteuren. Um solche Konflikte künftig zu vermeiden, wurde vor einigen Jahren der regionale Tourismusverband „Region Müllerthal- Kleine Luxemburger Schweiz“ gegründet. Dessen Aufgabe besteht darin, ein klares, einheitliches Bild der Tourismusstruktur in der Müllerthalregion zu vermitteln, sowie die Kompetenzen der lokaler Akteure genau zu definieren und zu koordinieren. An einer besseren Zusammenarbeit wird, nach Aussagen des ORT Präsidenten, derzeit bereits gearbeitet. Eindeutige Probleme ergeben sich aus der saisonalen Ausrichtung des touristischen Angebots für die Tourismusentwicklung. Bedingt durch die schlechten Wetterverhältnisse im Winter, gepaart mit dem Fehlen von Schlechtwetterangeboten, fehlt es der Region im Winter an Besuchern. Folglich blieben die Hotels sowie die Museen in dieser kalten Jahreszeit geschlossen. Durch die Einführung einer Tourismustaxe könnten laut André HARTMANN die entsprechenden finanziellen Mittel zusammenkommen, um die Region auch in den Wintermonaten attraktiver zu gestalten. Auch die zuständige Ministerin für Tourismus „empfand die (…) Tourismustaxe als eine ausgezeichnete Idee.“149 147 GANTENBEIN, M. (2011): Luxemburger in bester Urlaubslaune. S. 3. VANDERMEIR, M. (2011) : Coopérer pour le tourisme en Grande Région. 149 SCHARTZ, N (2011): Erfolgreich dank Müllerthal-Trail. S. 38. 148 116 Fraglich bleibt allerdings, ob die Kurfördertaxe, wenn erst einmal eingeführt, tatsächlich die nötigen Gelder zusammenbringt und ob die Errichtung eines Indoorspielplatzes sowie einer Bäderoase ausreichen, um den Wintertourismus in der Müllerthalregion zu entwickeln. Vermutlich wäre es sinnvoller, verstärkt den Bereich Wellnesstourismus zu fördern, um das Image der Müllerthalregion aufzuwerten und das Problem der Saisonalität abzuschwächen. Einige Hotelbetriebe der gehobenen Kategorie nutzen nach eigenen Aussagen die Winterpause 2011 um ihre Hotelbetriebe mit der Errichtung von eigenen Wellnessbereichen aufzuwerten.150Allerdings verfügen nicht alle Hotels über solche finanzkräftigen Mittel und eine zukünftige Positionierung im Wellnesstourismus erweist sich schwierig. 150 Interview Hotelbesitzerin (12.11.2010). 117 118 5. Fazit Insgesamt erweist sich die touristische Valorisierung der Müllerthalregion als durchweg positiv, auch wenn es nicht zu leugnende Schwächen gibt. Aufgrund der bereits vorhandenen vielseitigen, touristischen Infrastruktur, der kürzlich erzielten Erfolge in der Vermarktung und der erfolgsversprechenden Potenziale der Müllerthalregion, kann man trotz rückläufiger Besucherzahlen von einer sehr bescheidenen touristischen Erfolgsbilanz sprechen. Anders als der Massentourismus der Nachkriegszeit orientiert sich der heutige Tourismus der Müllerthalregion vorwiegend am „sanften“ Tourismus, der auf einer nachhaltigen touristischen Entwicklung beruht. Das Hauptpotenzial der Müllerthalregion ist nach wie vor die unberührte Natur, die den Touristen Entspannung, Naturerleben und Genuss bietet. Die größte Herausforderung seitens der Tourismusakteure wird es sein den Fremdenverkehr in der Müllerthalregion zu fördern und gleichzeitig sein wertvollstes Kapital, das einzigartige Landschafts- und Naturerbe zu erhalten. Demzufolge können die Errichtung eines Naturparks sowie die Klassifizierung als Weltnaturerbe als entscheidendes Erfolgskriterium für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus in der Müllerthalregion angesehen werden. Die Fallstudie hat aber auch gezeigt, dass in Punkto Vermarktung noch nicht alle touristischen Potenziale ausgeschöpft sind. Es fehlt an einer umfangreichen, zielgruppen- und themenorientierten Vermarktung mit klaren Strategien auf nationaler und internationaler Ebene. Luxemburg besticht durch seine Vielfältigkeit auf kleinstem Raum und muss sich als attraktive Destination auf dem weltweiten Tourismusmarkt positionieren. Um eine touristische Wertsteigerung zu erzielen, ist eine Umsetzung der in den vorangehenden Ausführungen angedeuteten Initiativen nötig. Dies gelingt aber nur, wenn sich die lokalen, regionalen und nationalen Akteure gemeinsam auf eine klare Strategie mit genau definierten Zielen und Maßnahmen einigen. Die Umsetzung der zahlreichen und vielfältigen Projektideen erfordert die Einbeziehung aller Interessengruppen, die zusammen die prioritären Aufgabenbereiche der touristischen Entwicklung der Müllerthalregion und der Kleinstadt Echternach definieren, was somit auch eine halbherzige Abwicklung einiger Projektideen vermeiden könnte. 119 Auch sollen die zukünftigen Entwicklungsstrategien die Umsetzung neuer Projekte in der Region vorsehen. Die vorliegende Untersuchung brachte deutlich zum Vorschein, dass es an Freizeitangeboten für Familien und Schlechtwetterangeboten fehlt. Auch stellt die Saisonalität ein schwer zu behebendes Problem dar, dem vorwiegend wetterbedingte Ursachen zu Grunde liegen. Mit Hilfe staatlicher Fördergelder könnte man diesen Problemen entgegen wirken und zahlreiche Ideen (z.B. Hallenbad, Indoorspielpark usw) umsetzen. Zudem könnte eine erhöhte Zahlungsbereitschaft des Staates der Schließung von Hotels und Geschäften entgegenwirken. Eine Freisetzung finanzieller Ressourcen würde zu einer Modernisierung des Beherbergungswesens, einer Belebung des Nachtlebens in Echternach und einer Erweiterung des Geschäftsangebotes führen. 120 Kartenverzeichnis Karte 1: Gemeinden der Müllerthalregion S.12 Karte 2: Die Müllerthalregion in der Großregion S.14 Karte 3: Berdorf 1927 S.17 Karte 4: Berdorf 2010 S.17 Karte 5: Geologische Karte des Mäanders von Rosport S.63 Karte 6: Erreichbarkeit der Region Müllerthal S.65 Karte 7: Bedeutende Verkehrswege in Echternach, dem Müllerthal und Umgebung S.66 Karte 8: Kulturelle Sehenswürdigkeiten im Müllerthal S.72 Karte 9: Beherbergungs- und Gastronomiewesen S.74 Karte 10: Restaurants in Luxemburg S.76 Karte 11: Routen des Müllerthal Trail S.78 Karte 12: Tourismusintensität 2010, Großregion samt Luxemburg S.100 Karte 13 : Naturparke in Luxemburg und in der Umgebung, 2010 S.111 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Einwohner, Fläche und administrative Zugehörigkeit des Untersuchungsraums S.13 Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden im Vergleich mit der Bevölkerungsentwicklung von Luxemburg S.15 Abb. 3: Luxemburgische und ausländische Einwohner von 1960 bis 2010 S.16 Abb. 4: Wirtschaftsstruktur und Erwerbssituation S.18 Abb. 5: Versorgungstruktur in den Müllerthalgemeinden S.20 Abb. 6: Abgrenzung verschiedener Teilgruppen der Gesamtbevölkerung zur Definition von Touristen S.25 Abb. 7: Schematische Darstellung der Event-Anlässe S.30 Abb. 8: SWOT – Matrix S.36 Abb. 9: Reisemotive S.37 Abb. 10: Ausgewählte Tourismusformen vor dem Hintergrund der Bedürfnispyramide S.38 Abb. 11: Der Tourist von heute S.38 121 Abb. 12: Postkarte der Wolfsschlucht bei Echternach S.48 Abb. 13: „Hôtel de la Sûre“ (Jahr unbekannt) in Echternach S.48 Abb. 14:Anzahl der Hotels, Herbergen und Pensionen in der Müllerthalregion S.49 Abb. 15: Anzahl der Betten in der Müllerthalregion S.50 Abb. 16: Anzahl der Übernachtungen in der Müllerthalregion S.51 Abb. 17: Urlaubsdauer S.52 Abb. 18: Flachland und Städte liegen im Trend S.52 Abb. 19: Pkw versus Flugzeug S.53 Abb. 20: Anzahl der Übernachtungen nach Beherbergungsart in der Müllerthalregion S.54 Abb. 21: Rückgang beim Camping Urlaub S.54 Abb. 22 : Anzahl der Übernachtungen in allen Unterkunftsarten S.55 Abb. 23: Felsblock im Tal bei Consdorf S.58 Abb. 24: Felsüberhang bei Consdorf S.59 Abb 25: Tuffablagerungen bei Consdorf S.59 Abb. 26: Profil durch den Luxemburger Sandstein S.60 Abb. 27: Querschnitt durch das Sauertal zwischen Diekirch und Wasserbillig S.61 Abb. 28 : Entstehung des Umlauf Berg Tull“ S.62 Abb.29: Umlaufberg Tull S.62 Abb. 30: Flussschleife von Rosport S.63 Abb. 31: Amphitheater Breechkaul S.71 Abb. 32 : Mittelalterliche Türme in Echternach S.73 Abb. 33: Touristische Angebotsstruktur der Müllerthalregion S.79 Abb. 34: Herkunft der Befragten S.81 Abb. 35: Anfahrtsstrecke S.82 Abb. 36: Begleitungsstruktur der Befragten S.83 Abb.37: Berufstätigkeit der Besucher S.83 Abb. 38: Allgemeine Einschätzung der Müllerthalregion S.84 Abb. 39: Einteilung der Folgebesucher nach Häufigkeit S.85 Abb. 40: Häufigkeit des Aufenthalts im Müllerthal S.86 Abb. 41: Art der Übernachtung S.87 Abb. 42: Dauer des Aufenthlts (in Nächten) in der Müllerthalregion S.87 Abb. 43: Ferienaktivitäten S.88 Abb. 44: Benutzte Verkehrsmittel bei der Anreise S.89 Abb. 45: Informationsquellen, die auf die Destination aufmerksam machten S.89 122 Abb. 46: Informationsstand der Besucher über das Müllerthal S.90 Abb. 47: Bewertung des Preisleistungsverhältnisses S.91 Abb. 48: Bewertung der Angebotspalette der Müllerthalregion S.92 Abb. 49: Parkmöglichkeiten und Erreichbarkeit S:94 Abb. 50: Anteil der Folgebesucher S.94 Abb. 51: Luxemburgischer Wirtschaftssektor „Reisen und Tourismus“ im Vergleich mit anderen Ländern S.98 Abb. 52: Im Winter geschlossenes Hotel in Berdorf S.101 Abb. 53: Geschlossene Hotels in Echternach S.102 Abb. 54: Geschlossene Geschäfte in der Haalergaas in Echternach S.102 Abb. 55: Graffiti Felsen in Berdorf S.104 Abb. 56: Graffiti in Consdorf S.104 Abb. 57: Unveränderte Reiseabsichten S.106 Abb. 58: Eine stabile Urlaubsnachfrage S.106 Abb. 59: Zunehmende Urlaubsreiseintensität S.107 Abb. 60: Städtereisen liegen im Trend S.107 Abb. 61: Rentner auf Reisen S.110 Abb.62: Ausschnitt eines Artikel aus dem Time Magazine S.114 123 Quellenverzeichnis Literaturverzeichnis ANTON-QUACK, Claudia / QUACK, Heinz-Dieter: Städtetourismus eine Einführung in BECKER, Christophe / HOPFINGER, Hans / STEINECKE, Albrecht (Hrsg.; 2007): Geographie der Freizeit und des Tourismus. 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Aktivität Abgeordneter und gehörigkeit ehemaliger Tourismusminister BRIMER Elisabeth Hotelbesitzerin (Hotel Brimer in Grundhof) DIDERICH Marc Ehemaliger Bürgermeister von Echternach HARTMAN André Datum CSV 03.11.2010 / 12.11.2010 CSV 18.07.2009 DP 02.11.2010 / 19.01.2011 CSV 10.09.10 LSAP 28.12.2010 / 03.09.2010 Präsident des Tourismusverbands Müllerthal - Kleine Luxemburger Schweiz und Schöffe der Gemeinde Echternach HEIDERSCHEID Georges Stellvertretender ONT-Direktor HETTO-GAASCH Françoise Ministerin für Tourismus SCHEUER Ben Abgeordneter und Mitglied im Tourismusaussschuss WILHELMS Alex Cafébesitzer 135 Anhang Dokument 1: Quelle: http://www.luxembourg.public.lu/fr/tourisme/cartes/regions-touristiques/index.html, letzter Abruf: 18.04.2011 136 Dokument 2: Bevölkerungsentwicklung der Müllerthalgemeinden 1960 1970 1981 1990 2000 2010 Wachstum in % Beaufort 802 819 916 1104 1406 2126 165,09% Berdorf 839 831 852 876 1165 1600 90,70% Bech 739 688 715 793 985 1034 39,92% Consdorf 1039 1056 1194 1424 1649 1803 73,53% Echternach 3389 3792 4149 4391 4509 4902 44,64% Fischbach 388 426 465 488 609 820 111,34% Heffingen 616 603 654 732 840 1045 69,64% Larochette 958 1137 1280 1437 1504 1969 105,53% Medernach 765 777 864 973 987 1215 58,82% Mompach 900 772 796 853 893 1047 16,33% Nommern 600 620 663 792 947 1142 90,33% 1332 1247 1343 1432 1790 2051 53,98% Waldbillig 780 729 684 776 1025 1478 89,49% Reisdorf 516 502 543 557 734 1027 99,03% 15623 15969 17099 18618 21043 25269 61,74% Rosport Total Quelle: Daten Statec, Tabelle Eigener Entwurf 137 Dokument 3: Lokale Tourismusverbände Name Gemeinde Site Medernach / Beaufort www.beaufort.lu Berdorf www.berdorf.lu Consdorf www.camconsord.lu Echternach www.echternach-tourist.lu Rosport www.campingrosport.com Tourist Information Waldbillig Waldbillig / Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Larochette Larochette www.larochette.lu Syndicat d‟Initiative Medernach Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Beaufort Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Berdorf (Borne interactive) Syndicat d‟Inititative et de Tourisme Consdorf Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Echternach Syndicat d‟Initiative et de Tourisme Rosport Quelle : MIAT 2009, S.126, eigene Ergänzungen Dokument 4: Geologische Karte Quelle: STORONI 2010 S.10. 138 Dokument 5: Die Stechpalme Foto: Valérie FELTGEN, Joëlle SCHMIT Dokument 6: Seltene Vögel der Müllerthalregion Uhu Wanderfalke Quelle: HOFFMANN 2005 S. 172 Quelle: HOFFMANN 2005 S. 173 139 Dokument 7: Burgmauer Foto: Pit LENGLER Dokument 8: Basilika und Abtei Foto: Pit LENGELR 140 Dokument 9: Pfarrkirche St. Peter und Paul Foto: Pit LENGLER Dokument 10: Orangerie Foto: Pit LENGLER 141 Dokument 11: Kulturelles Angebot der Müllerthalregion Gemeinde Kulturelle Sehenswürdigkeiten Fischbach Heffingen Erhaltenes Mühlengebäude Larochette Restaurierte Doppelburg aus dem 11. und 13. Jahrhundert Überreste eines römischen Lagers Neoromanische Pfarrkirche mit Jugendstilmalerei Kriegsdenkmal (2.Weltkrieg) Kirche mit barocken Altar (1700) Erhaltenes Mühlengebäude Erhaltenes Mühlengebäude Lourdeskapelle von 1788 Pestkapelle von 1661 Neoromanische Kirche in Schrondweiler von 1910 Gladbach Kapelle 1686 / Beaufort Bech Berdorf Consdorf Medernach Mompach Nommern Reisdorf Rosport Waldbillig Renaissance-Schloss aus dem 17. Jahrhundert Feudale Burgruine aus dem 12. Jahrhundert Überreste der keltischen Siedlung Aleburg Tumulus 400 v. Chr. Pilgerung zur Eiche mit Marienheiligtum auf dem Hersberg Erhaltenes Mühlengebäude Renovierter Bahnhof der Schmalspurbahn Charly Natürliches Amphitheater „Hohllay“ Kirche mit römischen Altarstein Kirche aus dem 18. Jahrhundert Erhaltenes Mühlengebäude Erhaltenes Mühlengebäude Schloss Tudor mit Museum Henri Tudor und Schlosspark Gisterklaus: Ältestes Marienheiligtum von Luxemburg Hydroelektrisches Kraftwerk mit Stauwehr und Stausee Mineralwasserquelle Erhaltenes Mühlengebäude Überreste der Heringerburg Ölmühle in Christnach Christnach- Modelldorf für ländliche Architektur (Maria-TheresiaGehöfte) Besucherzentrum Heringer Mühle Quelle: MIAT 2009 S. 41-42, eigene Ergänzungen 142 Dokument 12: Anzahl und Kategorie der Unterkünfte Unterkunftsart Anzahl Fünf-Sterne Hotel 1 Vier-Sterne Hotel 13 Drei-Sterne Hotel 14 Hotels ohne Auszeichnung 13 Ferienwohnungen/Anbieter 39 für Unterkünfte Jugendherbergen 3 Campingplätze 23 Quelle: MIAT 2008 S.72 Dokument 13: Sport- und Freizeitaktivitäten in der Müllerthalregion Gemeinde Beaufort Schwimmbad Tennis Erlebnisund Freibad Minigolf Klettern Sonstige Angebote Nordic Walking Naturlehrpfad Fahrradverleih Kanufahren Kunsteisbahn Wanderweg für Kinder Bech Mountainbikepiste Kinder Berdorf Consdorf Echternach Freibad Nordic Walking Nordic Walking (indoor) Erholungszentrum See 143 für am Angeln Hochseilgarten Fischen Mountainbikeverleih Fischbach Heffingen Larochette Mountainbikepiste Nommerlayen Medernach ULM Kanu Mompach Angeln Nommern Reisdorf Rosport Wasserski Beach Volleyballfeld Fahrradverleih Angeln Waldbilig Golf Nordic Walking Müllerthal Internationales Reitzentrum Quelle : MIAT 2008 S. 46, eigene Ergänzungen 144 Parc Dokument 14: Der standardisierte Fragebogen für die Touristenbefragung 145 146 147 Dokument 15: Experten Interview Leitfaden 148 149 150