sssg_broschüre_rz_korr

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sssg_broschüre_rz_korr
Schulprogramm
Sophie-Scholl-Schule Gießen
integrativ und jahrgangsgemischt
Eine Schule für alle Kinder
Umgang mit Vielfalt
.
06
10
Integration / Inklusion
.
Vielfalt
Jahrgangsmischung
Qualität
Unterrichtsqualität . Einsatz geeigneter Unterrichtsformen .
Entwicklung von sinnvollen Ritualen . Zeit- und Inhaltseinheiten .
Sicherung von Unterrichtsqualität durch Doppelbesetzungen und
gegenseitige Hospitation . Fortbildung
13
.
Leistung
Leistung
Formen der Leistungsrückmeldung
Sophie-Scholl-Schule Gießen
Aufbau als Stufenschule
.
Tagesablauf an der Sophie-Scholl-Schule .
Pädagogische Stichworte
19
Profile
Bewegung . Musik . Gesundheitsförderung .
Spielen . Kunst . Forschendes Lernen
24
Verantwortung
.
Verantwortung
gegenseitige Wertschätzung
.
Eigeninitiative und
Gemeinsinn
26
30
Schulleben
.
Schulklima
.
Ausgangspunkt allen Lernens
ist das einzelne Kind mit seinen
individuellen Fähigkeiten
An der Sophie-Scholl-Schule ist jedes Kind willkommen, so wie es ist: mit
seinen Stärken und besonderen Fähigkeiten genau so wie mit seinen Schwächen. Die Schule will ihm selbständiges Lernen in größtmöglicher Freiheit
eröffnen und schafft dafür einen gemeinschaftlichen Rahmen, in dem die
Verschiedenheit aller Kinder Voraussetzung allen Handelns ist.
Heterogenität ist in einem wertschätzenden Umfeld Anlass und Motor zur
Selbstentwicklung, stete Herausforderung für das soziale Miteinander und
ideale Basis für ein kindgerechtes, lebensnahes und natürliches Lernen.
Das Bildungsverständnis der Sophie-Scholl-Schule wird hier als Schulprogramm vorgelegt. Sieben Themenfelder beleuchten ganz unterschiedliche
Seiten von Schule und Schulleben: Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität,
Leistung, Verantwortung, besondere Profile, Schulleben und die Schule als
lernende Organisation. In gemeinsamer Arbeit identifizierte pädagogische
Entwicklungsaufgaben sind in den fortlaufenden Text aufgenommen. Das
Schulteam schreibt darüber hinaus ein weiteres, nicht in das Druckformat
aufgenommenes Kapitel fort, welches evaluierbare Aufgaben und Vorhaben
der Schulentwicklung für aktuelle und künftige Schuljahre erfasst.
Die Texterstellung erfolgt im zehnten Jahr des Bestehens unserer Schule
zeitgleich mit der Ratifizierung der UN-Konvention für die Rechte der
Menschen mit Behinderung. Hier ist auch für das deutsche Schulwesen nun
das Recht auf inklusive Bildung für alle Menschen festgeschrieben.
Das Schulprogramm der Sophie-Scholl-Schule Gießen bilanziert auf diesem
Hintergrund einen inhaltlich und organisatorisch beeindruckenden internen
Schulentwicklungsprozess, der sich auf der Basis der bisherigen Arbeit weiter fortsetzen wird.
Mit der gerade genehmigten Erweiterung unserer Schule bis zur Klasse 10
beginnt er für uns aber auch wieder ganz neu: Länger gemeinsam lernen
in einer Schule für alle Kinder !
Leben
Außerschulische Partner
Organisation
Schule als lernende Institution . Innere Organisation . Öffnung
nach außen . Evaluation und Zertifizierungsprozesse
Wiltrud Thies, Schulleiterin
Die so entstehenden Lerngruppen, in denen jedes Kind auf andere Weise
verschieden ist, sind uns Herausforderung im pädagogischen Alltag. Vielleicht haben wir aufgrund der beschriebenen Gruppierungsform sogar günstigere Bedingungen als anderswo, die pädagogische Weiterentwicklung
unserer Schule voranzutreiben.
Die Sophie-Scholl-Schule Gießen steht als Institution für die Idee einer
inklusiven Schule: hier hat vom Grundsatz her jedes Kind seinen individuellen Platz, Verschiedenheit aller als Grundvoraussetzung des gemeinsamen
Lernens ist die klar ausgesprochene Grundlage der täglichen pädagogischen
Arbeit. Behinderung ist in diesem Zusammenhang eine Spielart des Verschieden-Seins, daneben gibt es in den Lerngruppen Kinder verschiedener
Jahrgänge, Mädchen und Jungen, die – je nach Alter und Entwicklungsstand – mitunter von verschiedenen Sternen zu kommen scheinen. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass unterschiedliche Herkunft heute
nicht nur im Feld von Migration, sondern auch zwischen deutschen Familien
erhebliche Sozialisationsunterschiede und gesellschaftliche Zukunftszuweisungen beinhaltet.
Umgang mit Vielfalt:
Integration / Inklusion
und Jahrgangsmischung
Schülerinnen und Schüler bringen individuell sehr unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen und Leistungsmöglichkeiten mit, da es prinzipiell
keinen Ausschluss von der Teilhabe am gemeinsamen Unterricht an der
Sophie-Scholl-Schule gibt.
Einerseits befördert das Schulkonzept den gemeinsamen Unterricht für Kinder ohne und mit Behinderung, indem es in jeder Lerngruppe ein Viertel
der Plätze für Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf
ausweist. Diese Anzahl und daneben die Tatsache, dass die Schule grundsätzlich allen Behinderungsformen gegenüber offen ist, sind so eindrücklich,
dass Heterogenität aufgrund von Behinderung und Nicht-Behinderung
niemals zur Nebensache erklärt werden kann. Andererseits wird durch die
Bildung von jahrgangsübergreifenden Gruppen ein weiteres wesentliches
Merkmal von Verschiedenheit als Grundbedingung schulischen Lernens
gesetzt.
Wer sich die entstehende Gruppe exemplarisch vor Augen führt und gar
weitere Merkmale der heterogenen Gruppe wie Geschlecht, kulturelle und
nationale Herkunft, Bildungshintergrund der Familie etc. hinzu nimmt, spürt
gleichsam, dass sich jahrzehntelang gewohnte Attribute des Schulalltags,
nämlich Gleichschrittigkeit und Zielhomogenität, hier nicht verwirklichen
lassen.
Vielfalt
06
Der Paradigmenwechsel vom Gedanken der »Integration als Teilhabemöglichkeit bisher Ausgegrenzter« zur »Inklusion als tatsächlicher Gestaltungsmöglichkeit des je Verschiedenen« ist dabei eine herausragende Anforderung an
unsere pädagogische Arbeit, die eben nicht nur in der Theorie oder im Konzept der Schule, sondern auch in der Praxis jeden Tag in Unterricht und
Schulleben eingelöst werden will.
In unserer Schule, die in Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen arbeitet, steht
für Eltern und KollegInnen der umgangssprachlich verankerte Begriff der
Integration für etwas Positives und Erstrebenswertes: Eine Ausgrenzung
von Kindern mit Behinderung soll verhindert werden, das Gemeinsame wird
betont, nicht nur ein »Dabei-Sein«, sondern das aktive Mitmachen ermöglicht Entwicklung für alle Kinder.
Eltern von Kindern mit Behinderung melden ihr Kind an unserer Schule an,
weil sie davon ausgehen, dass Kindern mit Behinderung grundsätzlich die
Spiegelung in Kindern ohne Behinderung gut tut.
Auf der Kehrseite dieser Denkfigur wünschen Eltern von Kindern ohne Behinderung ihren Kindern den Kontakt mit behinderten Menschen, um eine
Unsicherheit im Umgang zu vermeiden, die die Eltern häufig bei sich selbst
feststellen und die sie an »Fremdheit« festmachen. Diese Eltern beauftragen
also die Schule, ihre Kinder für den gesellschaftlich als notwendig erkannten Umgang mit Vielfalt und Heterogenität fit zu machen. Sie wünschen
allerdings gleichzeitig die möglichst individuelle und qualitativ hochwertige
inhaltliche Förderung des eigenen Kindes.
Wenn Kinder mit und ohne Behinderung in einer Lerngruppe zusammen
lernen, so wird mehr und anderes Personal benötigt, als dies in der Grundschule sonst vorgesehen ist. Das Zusammenwirken in multiprofessionellen
Teams, in denen an der Sophie-Scholl-Schule GrundschullehrerInnen, FörderschullehrerInnen, aber auch ErzieherInnen, IntegrationshelferInnen,
sowie Hilfskräfte im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr oder im Zivildienst
beteiligt sind, eröffnet besondere Möglichkeiten gemeinsamer Entwicklung
Weil bei uns an der Schule das Abgucken der Erwachsenen untereinander
sehr gefördert wird, erfahren die KollegInnen die gefundenen Lösungen
und Wege der anderen Lerngruppen. Dies organisieren wir auf Stufenebene,
im Rahmen von Fachkonferenzen sowie durch gegenseitige Hospitation. So
wächst mit der Schule auch der Fundus an Erfahrungen und inhaltlichen
Versuchen einer inklusiven Pädagogik – es profitieren gleichzeitig die Kinder
und die pädagogischen Teams.
der beteiligten Erwachsenen und insbesondere auch des so notwendigen
Wissenstransfers zwischen verschiedenen Berufsgruppen. Der Unterricht
selbst, aber auch der »soziale Raum Unterricht« verändert sich ums Ganze,
wenn mehrere Erwachsene zeitgleich in und mit der Gruppe arbeiten.
Das Klischee der »Tür-Zu-Pädagogik«, in der der Lehrer oder die Lehrerin
sich nur vor sich selbst zu verantworten hat, erledigt sich an einer Schule
wie der unseren von selbst. Vielfältige Formen von Kooperation und
gegenseitiger Verantwortlichkeit werden dagegen erprobt und entwickelt.
Der Unterricht für alle Kinder wird in diesen Teams gemeinsam geplant und
vorbereitet. Es gibt keine Aufsplitterung in der Zuständigkeit für bestimmte
Kinder (etwa diejenigen mit oder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf
oder die der verschiedenen Jahrgänge). Wenn Arbeitsverantwortung verteilt
wird, so erfolgt dies innerhalb eines Teams arbeitsteilig-pragmatisch mit Blick
auf Vorbereitungsverantwortung für Fächer oder einzelne Projekte oder
Inhaltsbereiche. Allerdings ist es nicht so, dass LehrerInnen in Deutschland
auf ein solches kooperatives Arbeiten in heterogenen Gruppen wirklich vorbereitet sind. Es fehlt oft an konkreten Wissensbeständen, nicht allein im
Bereich der Diagnostik, sondern vor allem auch bezogen auf eine Pädagogik
der Vielfalt, wie sie etwa Annedore Prengel 1 entworfen hat, oder bezogen
auf Prämissen eines am Kind orientierten Unterrichts in heterogenen Gruppen. Im Team der Sophie-Scholl-Schule setzen wir auf kontinuierliche
Weiterentwicklung, individuelle Fortbildung und kooperative Teamprozesse:
Ziel ist die inklusive Schule – eine Schule für alle Kinder.
Gemeinsamer Unterricht vollzieht sich einerseits im gemeinsamen Arbeiten
innerhalb einer für alle gewählten Unterrichtsform. Arbeiten alle Kinder
nach der Methode des Wochenplans, so enthalten die Aufgaben dieses
Plans für jedes Kind abgestimmte Ziele und Inhalte. Lernzieldifferenz lässt
sich mit dieser Form des Arbeitens gut bewältigen. Neben dieser Individualisierung des Lernens im gemeinschaftlichen Rahmen wird andererseits
gruppenbezogen am gemeinsamen Thema gelernt. Das Thema des jeweiligen Unterrichts in einer Lerngruppe ergibt sich aus dem Stufen-Curriculum
(in Bearbeitung seit 2007). Als Ersatzschule sind wir gehalten, uns an den
gültigen Rahmenplänen bzw. an den verbindlichen Zielen zu orientieren.
Konkret müssen schuleigene Curricula beantworten, welche Inhalte und
Themen in welcher Rhythmisierung angemessen erscheinen, welche methodischen Wege beschritten werden und wie viele inhaltliche Neben-, Umund Abwege unterwegs für die Kinder bedeutsam sein können.
Wir fragen uns in Anlehnung an Feuser 2 z.B. im Sachunterricht, was das
Gemeinsame an einem Thema für alle Kinder sein kann und entwickeln aus
diesem Gemeinsamen dann Differenzierungsmöglichkeiten. Jedes Kind erhält schließlich seine persönlichen Lern- und Entwicklungsangebote. Auf
diese Weise kann die Arbeit am gleichen Thema viele verschiedene Teil-Inhalte vorsehen, idealtypisch letztlich bis zur Anzahl der Kinder in einer Lerngruppe. Die in 2008 eingerichtete naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt
bietet für diese gemeinschaftliche themenbezogene Arbeit hervorragende
Voraussetzungen. Das Prinzip kann in den nächsten Jahren für andere Bereiche des Unterrichts weiterentwickelt werden.
Vielfalt
08
Wenn wir von der Notwendigkeit bestmöglicher, gezielter Förderung sprechen, wird es in der Diskussion im pädagogischen Team der Schule immer
wieder neu spannend: Müssen alle Kinder tatsächlich immer am gleichen
Thema arbeiten? Muss das Verbindende immer für alle sichtbar bleiben?
Wie kann ich tatsächlich jedes Kind so fördern, dass es individuell den größtmöglichen, vor allem aber den genau passenden Zugewinn erhält? Wie
erarbeiten wir Förderpläne, die uns im Prozess wirklich unterstützen und
eine Evaluation zulassen, anstatt eher lästige und als formal empfundene
Fleißarbeit zu sein? Gibt es Förderung, die sich zwischenzeitlich einzeln oder
im eher homogenen Zusammenhang leichter verwirklichen lässt – oder ist
es in einer Schule der Vielfalt verboten, einen solchen Gedanken überhaupt
laut zu äußern? Verlasse ich den Boden des gemeinsamen Unterrichts, wenn
ich z.B. zu bestimmten Zeiten Kinder mit geistiger Behinderung gezielt
lebenspraktisch schule, während Kinder ohne Behinderung sich zur gleichen
Zeit mit englischer Grammatik beschäftigen? Wie kann andererseits die
Gefahr eines Rückfalls in eine Sonder-Beschulung unter einem nur integrativ
erscheinenden Dach ausgeschlossen werden und bleiben?
1 Prengel, Annedore: Pädagogik der Vielfalt. Opladen
1983.
3 Vgl. z.B.: Hinz, Andreas: Von der Integration zur
Inklusion – terminologisches Spiel oder konzeptionelle
Weiterentwicklung? Zeitschrift für Heilpädagogik 53
(2002), 354-361
2 Einen schnellen Einblick in Feusers Gedanken gibt das
zum Grundschulkongress 2003 in Bremen herausgegebene Thesenpapier: Gemeinsame Erziehung, Bildung und
Unterrichtung behinderter und nicht-behinderter Kinder
und Jugendlicher in Kindergarten und Schule.
Mit großer Wahrscheinlichkeit sind dies genau die Fragen, die in der Praxis
den Paradigmenwechsel zwischen »Integration« und »Inklusion«3 ausmachen:
Während es im Feld der »Integration« in Theorie und Praxis deutlich um das
»Gemeinsame«, um die »Teilhabe« geht, können wir, wenn wir inklusiv
denken, uns in systemischer Perspektive stärker auf das einzelne Kind, das
immer vom anderen verschiedene Kind, konzentrieren: Es ist wie alle anderen im Zusammenhang der heterogenen Lerngruppe gut aufgehoben – und
nun kommt es darauf an zu überlegen, welche Förderung in welchem
Rahmen jedes, also auch dieses Kind für seine Weiterentwicklung benötigt.
Unseres Erachtens kann so der Begriff der Inklusion unseren Kopf prinzipiell
freier machen. Er kann uns helfen, uns nicht in Ideologien zu verfangen, wie
z.B. »Integration heißt immer …«, sondern uns stärker auf den konkreten
Fall und die aktuelle Sache zu konzentrieren.
In der Sophie-Scholl-Schule können die Lehrkräfte diesen Paradigmenwechsel in einem prinzipiell inklusiven Rahmen für sich erlernen, weil es hier eine
besondere institutionelle Voraussetzung gibt, die Vielfalt und Gleichberechtigung der Verschiedenen als Ausgangspunkt und Chance setzt und nicht
als Bedrohung oder Hindernis sieht.
Bei allen Herausforderungen und dazu gehörigen Schwierigkeiten ist es
dem Kollegium wichtig, im Tagesgeschäft das Ziel nicht aus den Augen zu
verlieren, sich nämlich tatsächlich auf die speziellen Lernbedürfnisse aller
Kinder einzustellen und individuelle Hilfen ohne Platz zuweisende Etikettierung am gemeinsamen Ort der inklusiven Schule möglich zu machen.
Hierzu benötigen wir pädagogische Kreativität und Beweglichkeit, nehmen
inhaltliche Unterstützung in Form von Fortbildung wahr und finden in der
Sophie-Scholl-Schule einen sicheren Rahmen für unsere Arbeit.
Um abzuschätzen, ob und inwieweit mit dem Einsatz dieser Unterrichtsformen und dem Beachten der Gruppierungsregel auch tatsächlich die
Qualität des Unterrichts sicher gestellt ist, sind neben der Sichtung und
Bewertung der Lernleistungen und Beiträge der verschiedenen Kinder
Ergebnis sichernde Reflexionsformen im Lerngruppenteam wichtig. Hierfür
wird zusätzliche Zeit benötigt.
Entwicklung von sinnvollen Ritualen, Zeit- und Inhaltseinheiten
Die Arbeit mit einer heterogenen Gruppe bringt in besonderer Weise die
Bedeutung schulischer Rituale zur Geltung, ebenso verlangt sie ein Nachdenken über sinnvolle, d.h. allen Kindern möglichen Zeiteinheiten für
Lernen und Unterricht. Rituale dienen allen Kindern an der Sophie-SchollSchule zur sicheren Orientierung im Tages- und Wochenverlauf. Sie
verändern sich von Schulstufe zu Schulstufe, weil veränderte kindliche
Entwicklung eben auch veränderte Formen des ritualisierten Tagesverlaufs
mit sich bringt. Rituale sind der jeweiligen Lerngruppe zugehörig, manche, wie der Montagmorgenkreis, aber auch der ganzen Schulgemeinde.
Von Stufe zu Stufe verändern sich auch die Einheiten, in denen gearbeitet
wird. Dies betrifft einerseits das tägliche Budget an Unterrichtszeit,
andererseits auch die Zusammenfassung von Unterrichtszeiten für
umfassende, ganzheitliche Themenbearbeitung.
So arbeiten die Schülerinnen und Schüler in der Stufe III täglich 1,5 Zeitstunden an einer »Thematischen Einheit«, in die die Stunden mehrerer
Fächer eingehen. Diese werden durch diesen Kunstgriff epochal
unterrichtet, was einen vernetzten, ganzheitlichen Zugang, ein für einen
festgelegten Zeitraum größeres Zeitbudget und die Möglichkeit einer
größeren Methodenvielfalt in der Bearbeitung möglich macht.
Unterrichtsqualität
Die besonderen Herausforderungen für die Herstellung und Sicherung von
Unterrichtsqualität unter den Bedingungen der heterogenen Lerngruppe
sind zentral für die Schulentwicklung der Sophie-Scholl-Schule. Im Prozess
entwickelt sich ein stets wachsender Anspruch an Unterrichtsqualität und
an Nachhaltigkeit der Lernprozesse.
Das Kollegium der Sophie-Scholl-Schule verfolgt dabei mehrere Stränge zur
Verbesserung und Sicherung von Unterrichtsqualität:
Einsatz geeigneter Unterrichtsformen; Sicherstellung des erfolgreichen
Einsatzes
Heterogene Gruppen verlangen den flexiblen Einsatz von Unterrichtsmethoden, die größtmögliche Differenzierung erlauben. Diese müssen im
Tagesverlauf im Rahmen von alle verbindenden Ritualen und Rhythmen
eingesetzt werden, damit das Lernen an der Gemeinschaft ebenso zum
Tragen kommen kann und Individualisierung nicht das Soziale verdrängt.
Tages- und Wochenpläne lassen sich so gestalten, so dass jedes Kind seinen individuell nächsten Lernschritt gehen kann. Gemeinsame Unterrichtsthemen lassen sich mit verschiedensten Differenzierungen bearbeiten.
Wichtig ist, dass die Mitglieder der Lerngruppe sich gegenseitig über ihr
Tun informieren und dass Gruppierungsformen stets wechseln. Einzelarbeit
darf den Tagesablauf nicht dominieren.
Qualität
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Sicherung von Unterrichtsqualität durch Doppelbesetzungen und
gegenseitige Hospitation
Unterrichten in heterogenen Gruppen ist eine Herausforderung, die bei
den Lehrkräften stets auch Fragen und Unsicherheiten hervorbringt. An
der Sophie-Scholl-Schule verändert sich das Unterricht-Halten einerseits
dadurch, dass stets mehrere Erwachsene im Raum sind und so gegenseitig
Hilfestellung und Korrektiv sein können. Kooperation und Absprache unter
Kolleginnen und Kollegen gehören zum Alltag, die Wahrnehmung der
veränderten Lehrerrolle kann gemeinsam gelernt und umgesetzt werden.
Daneben gibt es an der Sophie-Scholl-Schule auch die Möglichkeit, andere
Kolleginnen und Kollegen oder die Schulleitung um eine Hospitation zu
bitten. Dies geschieht in der Absicht, ein erkanntes Problem dem fremden
Blick auszusetzen und auf diese Weise im Gelingensfall eine neue Sicht
auf die Sache gewinnen zu können. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit,
die eine solche Offenheit im Gesamtteam voraussetzt, ist an der SophieScholl-Schule in den letzten Jahren gewachsen. Es verändert sich die
Kultur geschlossener Klassentüren hin zu einer Kultur der gegenseitigen
Beratung und Hilfe.
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Qualität
Fortbildung
Alle Lehrkräfte an der Sophie-Scholl-Schule nutzen zur Erweiterung ihrer
Kenntnisse über die Gestaltung eines guten, nachhaltigen Unterrichts in
der heterogenen Lerngruppe vielfältige Möglichkeiten zur Fortbildung.
Einerseits finden diese nach Wunsch und Absprache gezielt als interne
Fortbildungen in der Schule statt, z.B. »Gestützte Kommunikation« oder
»Arbeitsweisen der Ergotherapie« (2007), »Methodenvielfalt im Unterricht
der heterogenen Gruppe« (2007 / 2008), »Diagnostik«, »Förderplanung«
(2008 / 2009), andererseits werden sie als externe Fortbildungen bei
unterschiedlichen Anbietern nachgefragt ( z.B. »Bewegtes Lernen im Fachunterricht««, »Förderung von Kindern mit autistischen Verhaltensweisen in
der Regelschule«, »Arbeiten mit der Rechtschreibwerkstatt nach SommerStumpenhorst«, »Neue Möglichkeiten im Musikunterricht der
Grundschule« etc.). Auf Sitzungen des Gesamtteams wird von extern
wahrgenommenen Fortbildungen berichtet.
Einzelne Kolleginnen und Kollegen nutzen außerdem die Angebote zur
fachlichen Weiterbildung über längere Zeiträume und erwerben z.B. das
Montessoridiplom oder Unterrichtsbefähigungen für zusätzliche Fächer
oder Schulstufen, zuletzt für Physik, Chemie, Erdkunde und Ethik in der
Sekundarstufe.
Leistung
Formen der Leistungsrückmeldung
Der Leistungsbegriff umfasst an der Sophie-Scholl-Schule einerseits konkrete Lernleistungen im Bereich des Wissenserwerbs. Andererseits fordert
starke unterrichtliche Individualisierung eine parallele Schwerpunktsetzung
im sozialen Lernen in der Gruppe sowie in der Förderung der kommunikativen Kompetenz aller Kinder.
Was es heißt, eine Schule für alle Kinder in die Tat umzusetzen, ist allen
Kindern der Sophie-Scholl-Schule täglich gegenwärtig: sich gegenseitig zu
helfen, Rücksicht zu nehmen, anderen etwas zu erklären, sich mitzuteilen
und zuhören zu können sind wichtige, den Kindern täglich abverlangte
Leistungen.
Durch Jahrgangsmischung und Integration / Inklusion als Leitvariablen der
Gruppenzusammensetzung ist das Verschieden-Sein in allen Lerngruppen
der Sophie-Scholl-Schule die Regel und nicht die Ausnahme. Individuelle und
gemeinschaftliche Leistung entsteht nach den Prinzipien des Förderns und
Forderns im konkreten unterrichtlichen Handeln. Die Grundhaltung zum Lernen und Leisten soll im Sinne einer umfassenden individuellen und sozialen
Leistungserziehung und -entwicklung in Unterricht und Schulleben kultiviert
werden. Rückmeldungen über die jeweilige Lernentwicklung eines Kindes
sollen dabei beim Kind selbst für Transparenz und neue Lernmotivation sorgen und den Eltern einen dichten Einblick und damit Einwirkungsmöglichkeit auch im Sinne eines begleitenden erzieherischen Handelns erlauben.
Qualität
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Leistung
Individualisierter Leistungsbegriff, Lehrplanorientierung und Leistungsfeststellung
In einer heterogenen Lerngruppe ist es notwendig, die Schülerleistung
einerseits an den formal für das einzelne Kind geltenden Rahmenzielen,
andererseits an der konkreten Lernentwicklung dieses einzelnen Kindes zu
bestimmen. Benötigt wird ein individualisierter, dynamischer Leistungsbegriff, dessen Bezugsrahmen individuell unterschiedlich sein kann.
So unterscheidet sich im ersten Schulbesuchsjahr die Lernentwicklung von
Ben, ohne Behinderung, deutlich von Laura, einem Kind mit geistiger
Behinderung. Die erbrachte Leistung von Ben wird einerseits an seinem
persönlichen Lernfortschritt gemessen, andererseits dient als Bezugsrahmen der Rahmenplan für den Unterricht in der Grundschule. Lauras
Leistung bestimmt sich ebenso aus ihrem individuellen Fortschreiten, das
sich aufgrund ihrer Behinderung anders darstellt als bei Ben. Lauras individueller, zu jedem Schuljahr neu zu erstellender Förderplan und der
Bezug auf den für Lauras Behinderungsform gültigen Lehrplan dient dazu,
den Rahmen des erwarteten Lernfortschritts transparent und evaluierbar
zu halten.
Neben Laura und Ben besuchen 18 – 20 weitere Kinder die Lerngruppe.
Die Sophie-Scholl-Schule macht es sich zur Aufgabe, jedes dieser Kinder im
oben dargestellten Sinne individuell zu fördern und zu fordern. Jahrgangsmischung und Integration erfordern in dieser Hinsicht eine besondere,
vorausschauende Unterrichtsplanung und die Verwendung geeigneter
didaktischer Überlegungen und differenzierender Unterrichtsformen.
Leistung
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Der durchgängig zu gewährleistenden Lehrplanorientierung wurde in den
vergangenen Schuljahren in Fachkonferenzen durch die Formulierung
stufenbezogener »Fachlicher Ziele« innerhalb eines Schulcurriculums Sorge
getragen. Damit sind fachliche Ziele für jedes Fach und jede Stufe der
Sophie-Scholl-Schule genau identifizierbar und stehen jeder Lehrkraft
schriftlich zusammengefasst in Form einer CD-Rom zur Planung des Unterrichts sowie der begleitenden Evaluation zur Verfügung. Ein abgestimmtes
Methodencurriculum wird künftig die fachlichen Ziele ergänzen.
Den fachlichen Zielen entsprechen auf der Inhaltsebene Zusammenstellungen der zu behandelnden »Lern-Sachen«. Diese werden jährlich als »Jahresarbeitspläne« dokumentiert, zur Qualitätssicherung auf der Ebene der
Stufenkonferenz und durch die Schulleitung hinsichtlich der zeitlichen und
inhaltlichen Orientierung im Unterrichtsstoff durchgesehen. Die Inhalte
eines Schuljahres werden zusammengefasst und fachbezogen auf Elternabenden transparent gemacht.
Das Erreichen der Stufenziele durch ein Kind wird mittels unterschiedlicher
Lernstandsüberprüfungen, Orientierungs- und Vergleichsarbeiten überprüft
und durch institutionalisierte Elterngespräche zum Halbjahr sowie Zeugnisse
in Form von Lernentwicklungsberichten zum Schuljahresende transparent
gemacht.
In einem »Übergabeordner« wird die Lernentwicklung des einzelnen Kindes
anhand der bearbeiteten Lern-Sachen sowie der erreichten Stufenziele fortlaufend dokumentiert.
Der in der Hand des Klassenteams befindliche Übergabeordner begleitet als
schullaufbahnbezogenes Portfolio das Kind beim Stufenwechsel, so dass
das aufnehmende Klassenteam auch nach dem Übergabegespräch der
Lehrkräfte die bisherige individuelle Entwicklung jedes Kindes gut nachvollziehen kann.
Für Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf sowie mit
besonderem Förderbedarf aufgrund von Teilleistungsstörungen wie
LeseRechtschreibSchwäche oder Dyskalkulie wird ein persönlicher Förderplan erstellt und jährlich fortgeschrieben. In ihm werden die individuell
angepassten Ziele in Orientierung am unterrichtlichen Geschehen des
gemeinsamen Unterrichts und – bei vorliegendem sonderpädagogischem
Förderbedarf – der Rahmenlehrpläne für die entsprechenden Förderschulen
notiert. Die Förderpläne basieren auf differenzierten Testauswertungen des
Überprüfungsverfahrens und einer möglichst umfassenden Profilerstellung
sowohl durch externe GutachterInnen als auch durch eine aktuelle Analyse
im persönlichen Gespräch mit Eltern, TherapeutInnen, Frühförderung etc.
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Leistung
Die formulierten Förderziele werden nach Erstellung bzw. Fortschreibung
des Förderplanes jeweils mit den Eltern besprochen und regelmäßig intern
evaluiert.
Grundlage für eine gelingende individuelle Förderplanung und praktische
Förderung ist jeweils die Kenntnis und Reflexion des individuellen Lernstandes eines Kindes. Eine umfassende und professionelle Lernstandsdiagnostik und die Herstellung einer diesbezüglichen Transparenz zwischen
Schule und Eltern ist damit als wichtige ständige Entwicklungsaufgabe der
Sophie-Scholl-Schule identifiziert. Sie muss daher auch als Gegenstand
schulinterner und -externer Fortbildung weiter verfolgt werden.
Lernbegleitung und Leistungsrückmeldung
Kinder an der Sophie-Scholl-Schule gestalten ihr schulisches Lernen in
wachsender Selbstständigkeit. Sie werden in diesem Prozess durch die
Erwachsenen verantwortlich begleitet und beraten. Sie erfahren praktisches Lernen als ganzheitliches Lernen, wenn sie gemeinsam an einem
Thema sehr verschiedene Fragen mit ganz unterschiedlichen Methoden
bearbeiten. Sie erleben gleichgewichtig daneben individuellen Lernerfolg
durch selbstständiges Üben und Nachvollziehen.
Jedes Kind braucht in der Begleitung seiner Lern- und Leistungsentwicklung individuelle Anerkennung und Wertschätzung. Rückmeldungen
der Lehrkräfte an Kinder und Eltern beziehen sich daher immer auf die
Leistungsentwicklung des einzelnen Kindes. Dabei ist der gemeinschaftliche Rahmen für die individuelle Entwicklung nicht unerheblich, er soll
und kann aufgrund der heterogenen Gruppenzusammensetzung jedoch
nicht Maßstab eines Leistungsvergleichs sein.
Zukunftsaufgabe: Lernbegleitendes Portfolio-Konzept für SchülerInnen
Um Kinder künftig stärker in die Reflexion und Verantwortlichkeit für den
eigenen Lernprozess einzubeziehen, wollen wir in den nächsten Jahren ein
Portfolio-Konzept für die Schülerinnen und Schüler entwickeln. Die Kinder
besprechen in einem solchen Konzept gemeinsam mit ihrem Klassenteam
vor dem Hintergrund der »Fachlichen Ziele und Inhalte« und des »Methodencurriculums« (s.o.) ihre ganz persönlichen fachlichen und sozialen Ziele, bestimmen Teilziele und entwickeln eigene Kriterien zur Zielerreichung.
Dokumentiert und reflektiert werden diese Arbeits- und Entwicklungsprozesse in einem Logbuch.
Lernnachweise heften die SchülerInnen in einem Portfolio-Ordner ab.
Beide Hilfsmittel sind gute Grundlagen für Elterngespräche, an denen die
Kinder nach Absprache teilnehmen können.
Leistung
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Das Arbeiten mit dem Portfolio-Konzept bietet den Vorteil, dass es in der
Stufe I auf niedriger Ebene begonnen werden kann, indem zunächst
lediglich fachbezogen Lernnachweise gesammelt werden. Lehrerinnen und
Lehrer planen den Lernprozess, im Verlauf des zweiten Schuljahres wird
aber anhand der Lernnachweise bereits gemeinsam mit den Kindern der
individuelle Lernerfolg reflektiert. In Stufe II werden die Schülerinnen und
Schüler gezielt an das Mit-Planen und Reflektieren individuellen Lernens
herangeführt, sodass wir ab Stufe III mit Recht von einem selbstbestimmten Lernen sprechen können, welches in regelmäßigen Gesprächen mit
Lehrern, Eltern und vor allem Schülern reflektiert wird.
Leistungsreflektierende Lernentwicklungsberichte, Verzicht auf Noten
Die Leistungsentwicklung eines Kindes wird an der Sophie-Scholl-Schule
im Rahmen von Lernentwicklungsberichten festgehalten. Basis der
Leistungsbeurteilung ist darin das individuelle inhaltliche Voranschreiten
in Bezug auf die durch das schulinterne Curriculum (Stufenziele), den Rahmenplan aller für uns zutreffender Schulformen und die verbindlichen Ziele
für die Grundschule vorgegebenen Vorgaben sowie die individuellen Förderpläne. Ebenso bedeutsam ist die Entwicklung eines Kindes hinsichtlich
zu erwerbender Schlüsselkompetenzen z.B. in der Präsentation, Eigentätigkeit, Kritikfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Sozial- und Selbstkompetenz,
Methodenkompetenz und Teamfähigkeit. Zusätzlich zu den jährlichen Lernentwicklungsberichten sind im Sinne größtmöglicher Transparenz halbjährliche, mindestens halbstündige Elterngespräche etabliert, die die Lern- und
Leistungsentwicklung des Kindes zum Gegenstand erheben.
In diesem Verständnis verzichtet die Sophie-Scholl-Schule in den ersten
sechs Schuljahren gänzlich auf Noten.
Verlässt ein Kind wegen Umzugs oder Schulwechsels während der ersten
vier Schuljahre die Schule, so wird als Übergangszeugnis ein Notenzeugnis
erstellt.
Verlässt ein Kind nach Klasse 4 die Schule, so erhält es neben dem Bericht
zum Arbeits- und Sozialverhalten ein Notenzeugnis sowie eine Eignungsfeststellung für die Wahl des weiterführenden Schulangebots.
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Leistung
In ihrer Förderstufe arbeitet die Sophie-Scholl-Schule in einem internen
Schulversuch nach dem in der Reformschule Kassel entwickelten Bewertungskonzept, die als staatliche Versuchsschule des Landes Hessen die
6-er-Notenskala in ein 24-Punkte-System übertragen hat, das Transparenz
im Leistungsstand und Durchlässigkeit zwischen den im hessischen Schulgesetz vorgesehenen Schulformen ermöglicht.
Erste Erfahrungen mit dem Punktesystem, bei dem eine erreichte, in Punkten festgestellte Leistung per Tabelle auf ihre Wertigkeit im dreigliedrigen
Schulsystem übertragen werden kann, zeigen zweierlei: Einerseits kann
ein Schüler, der im Hauptschulniveau arbeitet, auch im integrierten Schulsystem für ihn selbst wahrnehmbar gute Leistungen erbringen. Er sieht,
dass die erreichte Punktzahl in seinem Leistungsniveau eine gute Leistung
darstellt. Andererseits kann eine Schülerin, die in ihren Leistungen
zwischen Realschul- und Gymnasialniveau schwankend arbeitet, die durch
das Punktesystem gegebene Transparenz als Ansporn erleben. Sie arbeitet
konzentrierter und konstanter, weil sie sich dauerhaft in der höheren
Schulform etablieren möchte.
Diplome, Testate, Klassenarbeiten und Dokumentation
Im Laufe eines jeden Schuljahres erfolgen neben mündlichen auch schriftliche Lernkontrollen. Sie werden als »Diplome«, »Testate« oder »Klassenarbeiten« durchgeführt und können sowohl die Beherrschung einer
sachlich begrenzten Inhaltseinheit klären (1 x 1-Diplome) oder auch Aufgaben für definierte Teilgruppen beinhalten.
Immer dienen diese schriftlichen Lernkontrollen der Transparenz der
individuellen Lernleistung mit der Folge der Bestimmung des sinnvollen
Weiter-Lernens und nicht der persönlichen Beschämung im Vergleich zur
Lernleistung des Nachbarkindes. Sie sind damit kein Selektionsinstrument,
sondern sollen im Sinne der Orientierung an Standards Aufschluss über
die erreichten Ziele geben. Damit werden sie stets verstanden als Ausgangspunkt einer Beratung zur Weiterarbeit durch die Lehrkraft.
Ergebnisse dieser Lernkontrollen sind – soweit schon eingeführt – Bestandteil des Portfolio-Ordners des einzelnen Kindes. Sie sind ebenfalls im in
der Hand der Lehrkraft befindlichen – bereits in allen Lerngruppen
vorhandenen – »Übergabeordner« zu dokumentieren, der die Lernentwicklung jedes Kindes während der gesamten Schullaufbahn an der
Sophie-Scholl-Schule von Stufe zu Stufe in Reflexion der Stufenziele dokumentiert. Sie sind regelmäßig Gegenstand von Elterngesprächen.
Leistung
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Sophie-Scholl-Schule
Gießen
Die Sophie-Scholl-Schule arbeitet seit 1998 als sechsjährige Grundschule
(Klassenstufen 1 – 6) in Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen. Ab dem
Sommer 2009 wird sie in einem kontinuierlichen Aufbauprozess als integrierte Gesamtschule um die Jahrgänge 7 – 10 erweitert.
4 Vgl. zum Überblick Winkel, Rainer (Hg.):
Reformpädagogik konkret. Hamburg 1997, und den
Nachdruck des Originaltextes: Petersen, Peter: Der Kleine
Jena-Plan. Weinheim und Basel 1980.
Als Schule mit besonderer pädagogischer Prägung entwickelt die SophieScholl-Schule auf der Grundlage des reformpädagogisch tradierten Jenaplans 4 ein lebendiges Schulkonzept, das auf den drei Säulen Integration /
Inklusion, Jahrgangsmischung und Ganztag ruht.
In jeder Lerngruppe lernen und arbeiten ca. 20 – 22 Kinder, davon 5 Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf.
Bewusst wird in der Gruppenzusammensetzung mit ähnlichen und / oder
verschiedenen Behinderungsformen experimentiert: wie viel Verschiedenheit
ist günstig, wie viel Ähnlichkeit der jeweiligen Entwicklung zuträglich?
Aufbau als Stufenschule
Tagesablauf an der Sophie-Scholl-Schule
9 / 10
___>
Stufe V
___>
Schmetterlinge
3/4
__
__
_
___>
Igel
3/4
___>
_
___>
__
___>
Pinguine
3/4
__
___>
_
__ >
Fledermäuse
1/2
Kängurus
1/2
Biber
1/2
Bienen
1/2
Maulwürfe
1/2
Nachmittag
Betreuter Spiel-Raum mit
unterschiedlichen offenen
und verbindlichen
Angeboten
Ganztagskonzept
Der Schultag an der Sophie-Scholl-Schule ist rhythmisiert in einem Wechselspiel von Anspannung und Entspannung. Rituale wie Morgenkreis, gemeinsames Frühstück, Klassenrat und -dienste und der Wochenabschluss geben
allen Kindern Orientierung und Sicherheit im Tages- und Wochenverlauf.
Morgens beginnt die Schule für alle Kinder unabhängig von der Schulstufe
ab 7.30 Uhr mit einer Gleitzeit (ankommen, spielen, erzählen, etwas
zuende bringen, schon mal arbeiten ...). Um 8.00 Uhr erwarten die
Klassenteams alle Kinder unterrichtsbereit in der Lerngruppe.
14.30
16.30
Die Schule ist als Stufenschule aufgebaut, jedes Kind wächst alle zwei
Jahre in eine neue jahrgangsgemischte Gruppe hinein.
Immer zwei Jahrgänge lernen also zusammen in einer Lerngruppe, die an
der Sophie-Scholl-Schule einen Tiernamen trägt. Beim Stufenwechsel trifft
das Kind diejenigen Kinder, die es bereits aus der vorangehenden Stufe
kennt.
In ihrer Schulzeit an der Sophie-Scholl-Schule durchlaufen die Kinder nacheinander alle Schul-Stufen.
Jede Stufe entwickelt ihr eigenes Gesicht, alle gemeinsam ergeben im Schulprofil eine Einheit.
Mit der Schulerweiterung entstehen im Laufe der nächsten Jahre die Stufen
IV (Jahrgänge 7 und 8) sowie V (Jahrgänge 9 und 10) neu. Am Ende des
10. Schuljahres können alle Abschlüsse der Sekundarstufe I erworben
werden: neben Haupt- und Realschulabschluss auch der Übergang in die
gymnasiale Oberstufe. 5
13.00
Pausenzeiten
Gemeinsames Mittagessen
Lern- / Schulaufgabenzeit
Verbindliche Schulzeit
___>
_
__
<
Ameisen
3/4
__
__
_
__
_
>
Stufe I
Delfine
3/4
__
Koalas
5/6
Unterrichtszeiten
<<<<<<<< >>>>>>>>
< __
8.00
Offener Beginn
<<>>
Katzen
5/6
Wölfe
5/6
Stufe III
7.30
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Stufe IV
Stufe II
Vormittag
Individuell rhythmisierbare
Gestaltung der Unterrichts- und Pausenzeiten
7/8
Betreuter Spiel-Raum
Aktivitätsinseln
Kurse
Der Unterricht erfolgt in 2 doppelstündigen Blöcken, die durch Pausenund Frühstückszeiten unterbrochen werden. Für die älteren Kinder schließt
sich eine 5. und / oder 6. Stunde an. Um in der heterogenen Gruppe erfolgreich arbeiten zu können, werden differenzierende Unterrichtsformen wie
Tages- und Wochenplanarbeit, Freie Arbeit und Projektarbeit, forschendes
Lernen in der naturwissenschaftlichen Forscherwerkstatt, praktisches Lernen
in der Kochwerkstatt und vernetztes Lernen in Thematischen Einheiten
bevorzugt eingesetzt. Verschiedene Sozialformen und Methodenwechsel
sowie das gemeinsame Gespräch als Mitteilungsrahmen für alle Kinder
machen die Unterrichtszeit spannend und das individuelle und gemeinschaftliche Lernen nachhaltig erfolgreich. Neben den in der Stundentafel
der Grundschule sowie der Förderstufe vorgesehenen Stunden werden in
allen Klassenstufen für alle Kinder zusätzliche Förderstunden erteilt.
Nach dem Mittagessen steht bis 14.30 Uhr bei den jüngeren (Stufe I und
II), bis 15.30 Uhr bei den älteren Schülerinnen und Schülern (Stufe III) eine
verpflichtende gemeinsame Übungszeit für die Schulaufgaben zur Verfügung (Hausaufgaben gibt es wegen des Ganztagsangebotes bis auf kleine
Lern- oder »Forschungs«-Ausnahmen nicht ...).
5 Für die Schulerweiterung ist ein eigenes inhaltliches
Konzept entstanden. Dieses wird im Laufe des
Aufbauprozesses in das Schulprogramm eingearbeitet.
Alle Aussagen beziehen sich demnach auf die
pädagogische Arbeit der Sophie-Scholl-Schule in den
Jahrgängen 1 – 6.
Eine sogenannte »Notgruppe« bietet auf
persönliche Anmeldung hin bereits ab 7.00
und bis 17.00 Uhr eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit, allerdings nur für diejenigen Kinder, deren Eltern aufgrund ihrer
Arbeitszeiten hierauf tatsächlich angewiesen sind.
Bis 16.30 Uhr können die Kinder an den Nachmittagsaktivitäten teilnehmen. Hier gibt es die Möglichkeit der Kursteilnahme (von Psychomotorik
über »Hämmern und Sägen« bis zu Fremdsprachenangeboten ...) oder des
betreuten Freien Spiels. Eingelassen in die Betreuungszeit sind sog. »Aktivitätsinseln«, also täglich zur gleichen Zeit stattfindende Angebote zum
Malen, Basteln, Handwerken und Bewegen.
Pädagogische Stichworte
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Reformpädagogische Orientierung
integrativ und inklusiv – länger gemeinsam lernen
jahrgangsgemischt – von und mit Kindern lernen
ganztags – mehr Zeit zum Lernen, Bewegen, Spielen
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Methodenvielfalt
Selbständiges Lernen in wachsender Eigenverantwortung
Arbeiten mit dem Tages- oder Wochenplan
Einsatz von Montessori-Materialien und neuen Medien
Fächerübergreifendes Projektlernen
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Zeitgemäße Gemeinschaftsschule
Gegenseitiges Helfen als durchgängiges Prinzip
Förderung des Sozialen Lernens
Feste und Feiern: Elemente des Schullebens
Rituale: Transparenz und Sicherheit für alle
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Kleine Klassen, überschaubare Schule
20 – 22 Kinder pro Lerngruppe, davon 5 mit Behinderung
Transparent gegliederte Stufenschule
Barrierefreies, lichtes Schulgebäude mit besonderem Flair
.
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Erwachsene im Team
Multiprofessionell arbeitende Klassenteams aus Lehrkräften
aller Schulformen, ErzieherInnen und IntegrationshelferInnen
ErzieherInnen, Sozial- und HeilpädagogInnen im Nachmittagsangebot
Junge Leute zum Anfassen, Toben und Helfen – den ganzen Tag:
Zivis und junge Erwachsene im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr
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7.30 bis 16.30 Uhr: starkes Angebot – starke Kinder
Verpflichtende Übungszeit in der Schule statt »Haus« aufgaben
Betreute Spielzeit mit Angebotsinseln und viel Freiraum zur Selbstorganisation am Nachmittag – für alle Kinder
Vielfältiges Kursprogramm zum halbjährlichen Einwählen
Ferienbetreuung
.
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Profile
Wenn man Unterricht und Schulleben vielfältig gestaltet, entsteht Bewegung,
Reibung und Profilbildung. Manche Methoden eigenen sich besser als andere für den Unterricht in der heterogenen Gruppe. Stillsitzen für alle kann es
nur für kurze Zeiträume geben, besondere Inhalte und Tätigkeiten schaffen
eine besondere Basis zur Verständigung und gemeinsamen Gestaltung.
Im Laufe der Schulentwicklung haben sich in den vergangenen Jahren auf
diese Weise besondere Schwerpunkte in der Arbeit der Sophie-Scholl-Schule
herausgebildet, die für unsere Schule nun profilbildend wirksam sind.
Bewegte Schule – bewegter Unterricht – bewegtes Schulleben
Inszenierungen von Unterricht sind in der Sophie-Scholl-Schule aufgrund
der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Arbeitsmöglichkeiten aller
Kinder einer Lerngruppe selten frontal organisiert. Es dominieren individuell zugeschnittene oder für Teilgruppen organisierte Aufgabenformen,
Handlungsorientierung und entdeckendes Lernen sind zudem wichtige
Gestaltungselemente. Unterricht muss in einem solchen Rahmen immer
ein bewegter Unterricht sein: Kinder holen sich ihre Arbeitsmaterialien
oder räumen sie wieder auf, eine Kleingruppe arbeitet im Nebenraum oder
im Flur, Kinder lernen im Sitzen, im Stehen oder auch auf dem Teppich
liegend. Dabei ist die Arbeitsatmosphäre gelöst und ruhig: Arbeitszeit ist
Flüsterzeit, Bewegung gehört ganz selbstverständlich dazu. Für die ganze
Lerngruppe gibt es daneben Bewegungspausen während der Unterrichtszeit, etwa durch ein Bewegungslied oder eine Bewegungsaufgabe.
19
Profile
Neben der bewegten Gestaltung von Unterricht und Nutzung von
Bewegungspausen spielt Bewegung im Ganztagsangebot der SophieScholl-Schule eine große Rolle. So verwundert es nicht, dass Kinder die
bewegungsorientierten »Angebotsinseln« im freien Spielangebot des
Nachmittags gern nutzen, und dass darüber hinaus die vielfältigen nachmittäglichen Kursangebote, in die sich die Kinder halbjährlich einwählen
können, einen großen Anteil von bewegungsbezogenen Kursen beinhalten und immer voll ausgelastet sind.
Bewegung, Spiel und Sport haben als Folge des reformpädagogisch
orientierten Schulkonzepts in der Praxis schon immer eine wichtige Rolle
gespielt. Die Teilnahme am von den Universitäten Marburg, Braunschweig
und Jena durchgeführten Forschungsprojekt »Bewegung, Spiel und
Sport in der Ganztagsschule« (2006 – 2009), die begleitenden Interviews und Gruppendiskussionen sowie die Rückspiegelung der Ergebnisse
durch die Forschergruppe der Universität Marburg haben dazu geführt,
sich im Kollegium nun auch explizit über die Bedeutung von Bewegung,
Sport und Spiel in Unterricht und Schulleben der Sophie-Scholl-Schule zu
verständigen und Entwicklungsideen in diesem Feld als besondere
Schwerpunkte der Schulentwicklung und -profilbildung aufzugreifen.
Neben der Weiterentwicklung von Formen bewegten Unterrichts gilt die
Aufmerksamkeit der weiteren Gestaltung des naturnahen Außengeländes. Nach der grundlegenden Sanierung, bei der neben der Bodendrainage das Gelände durch variantenreiche Bodenbeläge und einzelne
Gestaltungen neu strukturiert wurde, entsteht derzeit in Eigenbau von
Eltern und Schulteam ein »Tiefseilklettergarten«. Hier erleben Kinder und
Erwachsene im Tun und im Ergebnis einerseits die Kraft des gemeinschaftlichen Wirkens, andererseits aber auch Höhen und Tiefen solcher
Aktivitäten: auch hier müssen wir aus Fehlern lernen (wenn die Seile nach
heftiger Beanspruchung doch wieder durchhängen …), auch hier ist nicht
alles »perfekt«, auch hier benötigen wir die gegenseitige Hilfe und auch
die besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten Einzelner, um weiterzukommen und unsere Vorstellungen in gemeinschaftlicher Anstrengung
umsetzen zu können.
Parallel zu diesem Projekt werden bereits Ideen für eine weitere Veränderung des Geländes zur herausfordernden Bewältigung mit Rollgeräten
(auch: Rollstühlen) gesammelt.
Weil der Ganztagsbetrieb eine sinnvolle Rhythmisierung des Tages mit
wechselnden Phasen von Anspannung und Entspannung fordert, wird
auch die bisherige Tagesstruktur auf Anregung der externen Expert Inn / en
erneut einer kritischen Revision unterzogen: eine Verlängerung der Pausenzeiten, um ihnen den Eigen-Wert als Zeit des Spielens und der Erholung
noch deutlicher zusprechen zu können, wird daher ebenso erwogen wie
eine noch kindgerechtete Organisation des Schulvormittags, u.a. durch
Profile
20
Einbezug von Selbst-Übungszeiten und Zeiten der Freien Inhaltswahl. Veränderungen im Kernbereich von Unterrichtsorganisation ziehen in einem
nächsten Schritt dann wiederum auch Weiterentwicklungen der nachmittäglichen »Angebotsinseln« und wählbaren Kursangebote nach sich.
Musikalische Schule
Die Sophie-Scholl-Schule präsentiert sich im täglichen Schulleben, bei den
Aufführungen im Montagmorgenkreis, bei Festen und Auftritten innerhalb
und außerhalb unserer Schule als musikalisch besonders vielfältig engagiert.
Trommelgruppen und mehrere rockige Schulbands sind bekannt und gefragt, der Chor musiziert wöchentlich und das erste Schülerkonzert mit
Einzeldarbietungen auf verschiedensten Instrumenten finden ihren Raum
im Schultag. Die multiprofessionellen und auch im Alter weit streuenden
Klassenteams sind ein Quell unterschiedlicher Begabungen und Könnensstufen in sehr verschiedenen Musikinstrumenten und -richtungen.
Seit dem Schuljahr 2008 / 2009 ist die Sophie-Scholl-Schule offiziell in den
Kreis der Musikalischen Grundschulen in Hessen aufgenommen. Im Zertifizierungsprozess durch das Hessische Kultusministerium geht es inhaltlich
darum, noch mehr Musik vermittelt von noch mehr KollegInn / en in
noch mehr Fächern zu noch mehr Gelegenheiten in den Schulalltag
einzubringen. Eine Begleitung durch eine bereits zertifizierte Partnerschule
und vielfältige Fortbildungen unterstützen uns in der Entwicklungsarbeit
der Jahre 2009 und 2010.
Einige konkrete schulinterne Projekte hat sich das Schulteam der SophieScholl-Schule über das Bestehende hinaus bereits vorgenommen:
Erstellung eines Schulliederbuches und Durchführung von Jahreszeiten
singen (2008 / 2009),
Ausstellung und Musik des Künstlers des Monats in der Schulaula
(2008 / 2009),
Bau eines Klanggartens im Schulgelände (2009 / 2010),
regelmäßige Erprobung musikalischer und bewegungsorientierter
Unterrichtselemente bei den wöchentlichen Teamsitzungen (fortlaufend),
inhaltliche Erweiterung des Programms im Entspannungsraum am
Nachmittag (2009 / 2010).
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21
Profile
Gesunde Schule – ernährungsbewusste Schule
Das gemeinsame Mittagessen gehört in der Sophie-Scholl-Schule zum
Konzept: zusammen in Ruhe gesund zu essen, dabei an einem schön
gedeckten Tisch zu sitzen und die Zeit für ein Gespräch untereinander zu
nutzen – ein Szenario, das längst nicht für alle Grundschulkinder die
gewohnte häusliche Situation spiegelt.
Das Angebot an praktischer Erfahrung und der notwendige Wissenszuwachs zur gesunden Ernährung gehören daher inzwischen fest ins Curriculum der Schule.
Geht es in der Stufe I um die Herstellung und den Genuss des gesunden
Frühstücks, erwerben die Kinder der Stufe II den AID-Ernährungsführerschein. In Stufe III folgt in der Thematischen Einheit »Ernährung« die
inhaltliche Verknüpfung zwischen Biologie, einfachen chemischen Versuchen und Mikroskopieren und der Herstellung von Mittagsmahlzeiten.
Die von den SchülerInnen dieser Altersstufe erarbeiteten Vorträge zum
Thema beeindrucken wegen der inhaltlichen Tiefe und fachlichen Interdisziplinarität.
Im Schuljahr 2008 / 2009 hat die Sophie-Scholl-Schule das Teilzertifikat
»Ernährung« im Rahmen des Zertifizierungsprozesses »Gesunde Schule«
durch das Hessische Kultusministerium erhalten. Inhaltliche Zielvereinbarungen zur Weiterarbeit in allen Schulstufen wurden zwischen Schule und
Schulamt abgesprochen.
Die in 2008 neu errichtete Kochwerkstatt spielt bei den unterrichtlichen
Vorhaben eine wichtige Rolle. Daneben ist sie aber auch Ort vieler Kochund Backkurse am Nachmittag und die Keimzelle der ersten Schülerfirma
an der Sophie-Scholl-Schule. In der Schleckeria stellen einmal wöchentlich
Kinder für Kinder einen Nachmittagssnack her: gesund, nachhaltig
lebenspraktisch, heiß begehrt und immer auch etwas für das Auge …
Spielen in der Schule
Ausgezeichnet wurde die Sophie-Scholl-Schule nicht zuletzt auch für ihr
besonderes Spielkonzept.
»Spielen ist die Arbeit des Kindes«, schreibt Maria Montessori. Und wir
ergänzen: das Spiel in der Schule kann zweckfrei oder in Förderabsicht
eingesetzt werden. Es motiviert Kinder in ihrer individuellen Entwicklung
und bietet einen natürlichen Rahmen für sozialen Kontakt in der Gruppe
der Gleichaltrigen.
Aus diesem Grund bietet die Sophie-Scholl-Schule im Ganztag viele
Gelegenheiten zum freien und angeleiteten Spiel. Neben dem auffordernden Außengelände und den vielfältigen Nischen und Spiel-Räumen im
Gebäude können die Kinder am Nachmittag, aber auch an ausgewählten
Zeiten des Vormittags die Spieliothek aufsuchen. Hier finden sie Brettspiele aller Art, Gelegenheiten und Platz zum Bauen und Konstruieren, für
Rollenspiel und Theater. Darüber hinaus wird das Spielen mit vielfältigen
Materialien auch in Förderabsicht durch Erwachsene im Unterricht und in
Kursangeboten am Nachmittag inszeniert.
Profile
22
Kunst als Ausdruck der individuellen Weltbegegnung
Im künstlerischen Prozess funktioniert nach unserer Erfahrung Kommunikation und Wertschätzung unter Verschiedenen auf ganz besondere
Weise. Ob im Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen
oder im Ausdruck in vielfältigen Farben – gelingende Werke sind Spiegel
kindlicher Weltbegegnung und Schlüssel zum gegenseitigen Verstehen.
Im Sommer 2009 entsteht mitten im grünen Schulgelände ein Atelier im
Garten. Hier wird das künstlerische Gestalten eine neue Heimat erhalten –
mit viel Licht und Luft – von oben und auch drum herum.
Naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt
Nach einem Konzept der Dipl. Biologin C. Bauer hat die Sophie-SchollSchule seit 2007 eine naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt eingerichtet. Hier können die Kinder im Rahmen des Sachunterrichts oder auch in
sehr nachgefragten Forscherkursen am Nachmittag naturwissenschaftlichen Sachverhalten forschend auf die Spur kommen.
Die Arbeit in der Forscherwerkstatt bedient sich starker Ritualisierung.
Die Kinder werden in die Abläufe genau eingeführt und bestehen
inzwischen selbst auf unbedingter Regeleinhaltung:
Jede Gruppe trifft sich zu Beginn im Forscherrat und bespricht die anstehenden Fragen. Kleingruppen finden zusammen, um Experimente
gemeinsam durchführen zu können. Nach dem Forschen (und dem abschließenden Aufräumen der benötigten Materialien) kehren alle in den
Forscherrat zurück und reflektieren ihren Lernprozess: was habe ich herausgefunden, was hat funktioniert, was nicht? Welche Fragen sind offen
geblieben, was möchten wir als nächste Aufgabe bearbeiten?
Jedem Phänomen (z.B. »Magnetismus«) ist eine »Forscherkiste« zugeordnet. In ihr befinden sich für den Grundversuch benötigte Materialien
sowie Hinweistafeln, die Auskunft geben über Voraussetzungen, die vor
Versuchsdurchführung vorhanden sein müssen (z.B. braucht man hier den
»Führerschein Magnetismus«), den Schweregrad des Versuchs und benötigte weitere Materialien. Eine Bildergeschichte mit wenig Text führt in
die Forscherfrage und den Versuchsaufbau ein. So ausgerüstet kann jede
Kleingruppe forschen, den Fortgang protokollieren und reflektieren.
Die Arbeit in der Forscherwerkstatt erweist sich in der Praxis als zukunftsweisendes Modell vernetzten Lernens. Fachgrenzen (für Kinder sowieso
irrelevant) verschwinden in einem themenorientierten, kindgemäßen Forschungsdesign, »Naturwissenschaften« sind in ihrer Vielfalt und Interdisziplinarität greifbar und geraten mit klarer Handlungsorientierung ins
Blickfeld der Kinder. Die Ritualisierung der Abläufe bildet den sicheren
Rahmen für ein im Inneren der Gruppe freies und losgelassenes Arbeiten.
Kommunikation ist die Brücke im Tätigsein.
Naturwissenschaftlich orientiertes entdeckendes Lernen in lebenspraktischer Perspektive hält für jedes Kind – gleich ob mit oder ohne
Behinderung – besondere Lernchancen bereit.
Entwicklungsaufgaben für das Schulteam werden hier fortlaufend durch
die Kinder selbst produziert: weitere Forscherkisten entstehen im Prozess,
Versuchsgeschichten und -anordnungen, die ohne Schriftsprache auskommen, müssen dazu-erfunden werden.
23
Profile
Kommunikation in dem Bemühen um Gleichberechtigung und Nachteilsausgleich ist demnach ein wichtiger Schwerpunkt der inklusiven,
jahrgangsgemischten Stufenschule. Entsprechend erfährt das gemeinsame
Gespräch eine besondere Kultivierung, sei es im Morgenkreis der Gruppe,
sei es in im wöchentlichen »Klassenrat«, sei es in Unterrichtsgesprächen,
in denen auch diejenigen ausreichend Raum und Zeit erhalten, die es
schwer haben mit Sprache und Formulierung, oder denen die Sprache als
Kommunikationsmittel gar nicht zur Verfügung steht.
Verantwortung
Gegenseitige Wertschätzung
Eigeninitiative und Gemeinsinn
In der Sophie-Scholl-Schule ist der achtsame Umgang miteinander Voraussetzung und Bedingung des schulischen Miteinanders. In der in den
letzten Jahren entwickelten gemeinsamen Kultur reichen die auch in der
Offenen Schule Kassel Waldau oder der Grundschule Andernacherstraße in
Bremen ähnlich verwendeten Adjektive »leise, langsam, friedlich, freundlich«
zur allgemeinen Verhaltenssteuerung völlig aus. Im achtsamen Umgang
miteinander zeigt besonders auch das gemeinsame Lernen von Kindern mit
und ohne Behinderung eine ihrer positiven Wirkungen auf alle Kinder:
Wenn die Gruppe so unübersehbar Unterschiedliches umfasst, so wird die
Berücksichtigung der Bedürfnisse aller zu einer großen, wirklich gemeinsamen Aufgabe. Durch den täglich Lern- und Aushandlungsprozess wird sie
gleichzeitig zu einer großen Selbstverständlichkeit: das positive Klima unter
den Kindern zeugt von großer sozialer Kompetenz.
Gemeinschaft verstehen wir als demokratische Gemeinschaft, in der die
persönliche Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Interessen anderer
berührt sind. Da wird es nötig, sich zu besprechen und zu einigen, Regeln
müssen gemeinsam gefunden, ausgehandelt und eingehalten werden.
Verantwortung
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Regelfindung und -einhaltung ist dabei in allen Lerngruppen ein wichtiges
Thema. In den meisten Gruppenräumen finden sich Plakate, auf denen die
zentralen Übereinkünfte schriftlich fixiert sind. Ebenfalls zu lesen sind oft
die Folgen, die eine Regelüberschreitung mit sich bringt. Diese Regeln beziehen sich auf den von allen erwünschten Umgang miteinander und mit
den Sachen. Sie werden bezogen auf die einzelne Lerngruppe verhandelt
und können auch wieder verändert werden.
Daneben gibt es einige einfache Absprachen, die für alle in der Schule
gelten. Diese werden in einem gemeinschaftlichen Prozess erarbeitet –
zunächst in den Lerngruppen, dann zwischen Schüler-VertreterInnen der
Gruppen, Schulleitung und Schulelternbeirat.
Verantwortung und Mitwirkung zeigen die Schülerinnen und Schüler auch
über die eigene Lerngruppe hinaus an jedem Montag im Montagmorgenkreis. Hier werden Sachverhalte aus dem Unterricht anderen vorgetragen,
ebenso wird die Feier zur Verhandlung von wichtigen Themen genutzt:
Wer übernimmt die Teich-Patenschaft? Wer ist in der Folgewoche verantwortlich für Sauberkeit und Ordnung im Schuh-Raum? Wie schaffen wir es,
dass die Toiletten sauber bleiben und nicht mit Klorollen verstopft werden?
Bei besonderen inhaltlichen Schwerpunkten, die die Schulgemeinde insgesamt angehen, suchen wir nach Möglichkeiten, die Kinder mitbestimmen
und mitentwickeln zu lassen: zuletzt geschah dies zur Frage der Umgestaltung und Verbesserung des Schul-Außengeländes durch eine Projektwoche, die als Zukunftswerkstatt gestaltet wurde. Hier konnten die Kinder
ihre eigenen Vorstellungen direkt in den Planungsprozess mit einbringen.
Einzelne VertreterInnen nahmen darüber hinaus nach der Projektwoche an
den Planungsgesprächen zwischen dem von Eltern und Lehrkräften
gebildeten Arbeitskreis teil.
25
Verantwortung
Für Eltern gibt es vielfältige Mitgestaltungsformen, z. B.:
Mitarbeit in Schulgremien & Förderverein
Elternbeiräte der Klassen
Schulelternbeirat
Schulkonferenz
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Mitarbeit in Arbeitsgemeinschaften aus Teammitgliedern und Eltern
Außengelände und Bewegung
Schule bis Klasse 10
Küche und Ernährung
Kinderhomepage
Forscherwerkstatt
Info- / Bibliothek
Events
Vision Million
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Mitarbeit im Förderverein
Organisation des Nachmittagsprogrammes
Unterstützung der Kinderhomepage
Unterstützung der Organisation von Schulfesten und -feiern sowie von
Infoveranstaltung
Unterstützung von Familien in ihren besonderen Bedürfnislagen
.
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.
Schulleben
Schulklima
und außerschulische Partner
Die Sophie-Scholl-Schule ist eine lebendige Schule, an der das multiprofessionelle Kollegium, Schülerinnen und Schüler und Eltern eine lebendige
Schulgemeinde bilden.
Das Kollegium der Schule setzt sich aus ganz verschiedenen MitarbeiterInnen
zusammen:
Lehrkräfte für Grund-, Haupt-, Realschule, Gymnasium, Förderschule
Schulleitung
Erzieherteam: ErzieherInnen, HeilpädagogInnen, Sozialpädagoge
Nichtpädagogisches Personal: Hausmeister, Sekretariat, Hauswirtschaft,
darunter eine Mehrzahl von MitarbeiterInnen mit Behinderung.
Unterstützende Hilfskräfte / PraktikantInnen: Zivis, BSJ, HeilerzieherInnen
in Ausbildung, Lehramtsstudierende (pädagogische und fachdidaktische
Praktika), Förderschulstudierende (Praktika sowie diagnostische Examensgutachten), SchülerpraktikantInnen, AnerkennungspraktikantInnen im
Rahmen der ErzieherInnenausbildung.
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Leben
26
Unterstützung im Unterricht
als Professionelle (Künstlerin im Kunstunterricht, Bauer und Förster im
Sachunterricht …)
als »Lese-Hilfen«
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.
Das Schulleben an der Sophie-Scholl-Schule hat auch deswegen eine
besondere Qualität, weil neben Kindern und Schulteam auch die Eltern den
achtsamen Umgang miteinander für sich selbst als Gewinn bringend erleben: Der Austausch von Erfahrungen und das Anbahnen von Verständnis
zwischen Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung sind zentral für ein
Klima der Wertschätzung und Anerkennung. Dass dieses wachsen kann,
dafür arbeiten alle gemeinsam immer wieder neu.
Befragt man Eltern, Kinder und Personal der Schule, so wird in diesem
Zusammenhang immer das Wohlfühlen in der Schule angesprochen. Dieses
rührt aus der besonderen Stimmung in der Schule, aus dem lichten, tatsächlich barrierefreien Gebäude und der Veränderung von Schule im Ganzen:
hier ist Schule Lern- und Lebensraum mit ausreichend Zeit an jedem Tag.
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Leben
Öffnung von Schule – am Nachmittag in der Schule
Besonders der Einsatz von Eltern im Schulleben, aber auch die professionell angeleiteten Kurse am Nachmittag sorgen für stets frischen Wind und
neue Ideen in der Schule.
Bis zu 40 Kurse wöchentlich bietet das durch den Förderverein in Kooperation mit dem Schulteam verantwortete Kursprogramm, in das sich die
Kinder neben dem betreuten freien Spiel am Nachmittag in der Schule
halbjährlich einwählen können.
Die Kurse umfassen ein reiches Inhaltsspektrum und bieten in der Schule
das, wofür Eltern ihre Kinder sonst zu verschiedenen »Nachmittagsinseln«
fahren: Ein Fremdsprachenangebot ist hier meist ebenso vertreten wie
Kung Fu oder Psychomotorik, Trommeln ist eins der begehrtesten Angebote und auch Handarbeit erfreut sich großer Beliebtheit, ebenso wie alle
»Dauerbrenner« aus dem Sportbereich, der Schülerküche und der Forscherwerkstatt. Längst gehören die Kurse, die anfänglich additiv an das vorhandene Schulkonzept angehängt waren, fest zum schulischen Angebot und
vor allem auch zum Schulleben der Sophie-Scholl-Schule. Wo immer die
Schule öffentlich in Erscheinung tritt, tut sie dies auch mit Elementen aus
dem Kurs-Programm, z.B. mit der Trommelgruppe »Criancada do Samba«
oder einer unserer Schulbands.
Die Schule öffnet sich mit dem Kursprogramm auch der Kompetenz von
außen, nimmt auf diese Weise manches Know How in den regulären
Unterricht mit und profitiert damit vielfältig von der Sach- und Fachkenntnis außerschulischer Partner.
Sie ist immer interessiert am Austausch und daran, das »richtige Leben« in
die Schule zu holen. Dies realisiert sich u.a. regelmäßig bei Besuchen
interessierter Hospitationsgruppen, bei denen die Schule gern Einblick in
die eigene Arbeit ermöglicht, andererseits jedoch auch Besuchergruppen
einlädt, etwas von sich zu erzählen oder vorzutragen.
Feiern, Veranstaltungen und Events
Die Schulgemeinde der Sophie-Scholl-Schule ist bekannt für eine Kultur des
gemeinsamen Feierns. Sich gemeinsam an dem zusammen Geschaffenen
und Geschafften zu erfreuen, stiftet gemeinschaftliche Identifikation – für
alle Beteiligten. So kommt inzwischen eine stattliche Zahl regelmäßiger
Aktivitäten zustande:
Veranstaltungen für die Schulgemeinde
Montagmorgenkreis (wöchentlich)
Bruchstraßenfest (jährlich)
Fasching (jährlich)
Tag der offenen Tür (jährlich)
Einschulungsfeier (jährlich)
Jahresabschlussfeiern (Jahr und Schuljahr) von Schule und Team
Themenbezogene Feiern (Einweihung Spieletonnen, Forscherwerkstatt,
Kochwerkstatt, Boulderwand, …)
Sport- und Spielefest (jährlich)
Sponsorenlauf (alle 2 Jahre)
Elternbeatabend (jährlich)
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Veranstaltungen in der Stadtöffentlichkeit
Bruchstraßenfest (jährlich)
Maislabyrinth (alle 2 Jahre)
Tag der offenen Tür der Lebenshilfe Gießen (jährlich)
Open Flair (unregelmäßig)
Ehemaligentreffen (unregelmäßig)
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Klasseninterne Feiern und Veranstaltungen
Geburtstage
Bergfest (Schulhalbjahr)
Jahreszeitliche Feste: Weihnachten, Jahresabschluss (Sommer),
Herbstfest (z.B. Kürbis, Kartoffel, Erntedank, Halloween, …),
Frühlingsfest, Fasching)
Projektbezogenes Feiern (Laternenfest)
Abschiedsfeste
Morgenkreis
Übernachtung in der Schule (z.B. Lesenacht)
Klassenfahrten
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Neben den freudigen werden auch traurige Dinge in gemeinsamen Zusammenkünften gewürdigt. Der Tod unserer Schülerin Celine war im Jahr
2008 wohl für alle das bisher eindringlichste Ereignis dieser Art. Hier nicht
aus dem Feld zu gehen, sondern für Kinder und Erwachsene Formen der
gemeinschaftlichen Bearbeitung anzubieten, zeichnet die Kultur des Schullebens der Sophie-Scholl-Schule besonders aus.
Leben
28
29
Leben
Schulentwicklungsinstanzen
Eltern & andere
Interessierte
< ___
__
__
__
__ >
__
Organisation
30
<_>
<___
AG 1 | AG 2 | AG 3 | AG 4
<___
Weiterbildung, Profilbildung
_______>
Lerngruppen-Team-Sitzung: Wöchentlich 2 Stunden, Absprache zu
Gruppenentwicklung und Diskussion pädagogischer Beobachtungen in der
Gruppe / zu einzelnen Kindern. Gemeinsame Vorbereitung und Absprache zu
Wochenplan- und Freier Arbeit sowie Thematischen Einheiten.
Stufensitzung: ca. 14-tägig 2 Stunden, Absprache zu allen die Schulstufe
betreffenden Themen; insbesondere Entwicklung des Stufenprofils innerhalb
des Schulprofils und fachbezogene Vorbereitung.
Fachkonferenzen: zweimal halbjährlich kompakt sowie zusätzlich nach Bedarf; Absprache zu allen Belangen der Fächer mit Blick auf die Inhaltsentwicklung in der Stufenschule.
LG | STU | FG | GES
_____________
Wöchentlich ist ein Nachmittag der gemeinsamen Arbeit des pädagogischen
Teams in der Schule vorbehalten. Die Arbeit erfolgt in unterschiedlichen
Konstellationen:
Interne Teams
Schulentwicklungsgruppen
Interne Schulvorhaben
_________>
>
Die Sophie-Scholl-Schule ist eine Schule in Bewegung. Schulentwicklung an
einer solchen Schule braucht innovative Formen der Kommunikation in der
gemeinsamen Arbeit.
So wandeln sich Orte und Arten der gemeinsamen Beratung und Entwicklung. Seit 2006 wurden Schulentwicklungsinstanzen identifiziert und neue
Konferenzstrukturen mit klaren Aufgabenzuweisungen etabliert:
<_>
__
Schulentwicklungsinstanzen an der
Sophie-Scholl-Schule
(LG = Lerngruppenteams, STU = Stufenteams, FG = Fachgruppenteams, GES =
Gesamtteam)
Schulleitung
»Motor der
Schulentwicklung«
__
Innere Organisation
Öffnung nach Außen
Evaluation und
Zertifizierungsprozesse
___________________________
Schule als
lernende Institution
<__>
__
Schulforschung
<_________>
Förderverein
<_>
Träger
Lebenshilfe Gießen
<_>
Wissenschaft
Gesamt-Team-Sitzung: ca. 14-tägig 2 Stunden, Absprache zu allen allgemeinen Themen, Entwicklung des Gesamtprofils der Schule, Zusammenführung der Fachcurricula zu einem Gesamtcurriculum der Sophie-Scholl-Schule,
Diskussion des Fortbildungsbedarfs, gemeinsame Fortbildung.
Kompaktwoche: Die letzte Woche der Sommerferien wird vom Schulteam
in ganztägiger gemeinsamer Arbeit als Vorbereitungszeit für das neue Schuljahr genutzt. Hier entstehen Meilensteine der Schulentwicklung, abgestimmte Jahresarbeitspläne, Absprachen über Regeln und Schwerpunkte des
Schuljahres. Außerdem ist Zeit für Gespräche über die Kinder – und für gemeinsam verbrachte Zeit im Schulteam. Neue MitarbeiterInnen, v.a. die
jährlich wechselnden Zivis und Kräfte im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr
können hier mit Muße eingeführt werden.
Durch die entwickelten Konferenzstrukturen ergeben sich neue Möglichkeiten zur Profilbildung innerhalb der Schulstufen, die wechselnde personelle
Besetzung in den einzelnen Foren eröffnet stets neue Wege der Schulentwicklung.
Die Schulstufen wählen StufensprecherInnen, die in wöchentlichen
Sitzungen regelmäßige Kommunikation mit der Schulleitung pflegen. Die
Stufensprecher sind für Einladung und Leitung der Stufensitzungen verantwortlich, gestalten stufenspezifische Themenabende, bereiten gemeinsam
mit der Schulleitung Pädagogische Tage vor und moderieren in Abwesenheit der Schulleitung Sitzungen des Schulteams.
31
Organisation
Die Schulleitung übernimmt die Führungsaufgaben im Management und in
der pädagogischen Grundausrichtung der Schule, arbeitet nach dialogischem
Entwicklungskonzept mit den einzelnen Lerngruppenteams und den StufensprecherInnen, den diversen Arbeitsgruppen, dem Förderverein der Schule
und vertritt die Schule nach außen. Sie arbeitet wertschätzend mit dem Ziel
der Nachhaltigkeit und unterstützt die Professionalisierung des pädagogischen Personals in der (Weiter-) Entwicklung einer Schule für alle Kinder.
Schulentwicklung vollzieht sich dabei im gemeinsamen Prozess, braucht zu
verschiedenen Zeiten unterschiedliche Tempi und muss auch Phasen der
Besinnung und des Innehaltens ermöglichen. Sie ist an der Sophie-SchollSchule erklärtes Anliegen und Aufgabe der gesamten Schulgemeinde.
Aus der konzeptionellen Arbeit im pädagogischen Team folgen die Entwicklung und Evaluation konkreter pädagogischer Vorhaben, z.B.
Einsatz der Rechtschreibwerkstatt in der Stufe I und II sowie die
Erprobung der schulformbezogenen Durchlässigkeit in der Bewertung
von Schülerleistungen in der Stufe III (seit 2006),
sowie der Anstoß zu externer Begleitung und Evaluation (s.u.).
.
.
Daneben bietet die Schule in thematischen Arbeitsgruppen vielfältige
Anknüpfungspunkte zur Mitentwicklung und konkrete Anlässe zur Mitarbeit
für LehrerInnen, ErzieherInnen, Eltern und interessierte Fachleute. Dies sind
derzeit:
Küche und Ernährung
Außengelände und Bewegung
Bibliothek / Infothek
Schule bis zum Jahrgang 10 !
Homepage / Kinderhomepage
Öffentlichkeitsarbeit
Naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt
Vision Million
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Organisation
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Zur Öffnung der Schule nach außen gehören daneben z.B.
die Kooperation mit Kindertageseinrichtungen und Frühförderungsstellen
in Gießen und Umgebung, seit 2008 auch mit Blick auf den Kitas und
Schulen verbindende Bildungs- und Erziehungsplan Hessens,
die Mitarbeit im Schulverbund »Blick über den Zaun«, der bundesweit
Schulen mit Reformansatz zusammenbringt
die Teilnahme und Präsentation an Fachtagungen und Seminaren im Inund Ausland,
die Bereitstellung von Räumen für Fachtagungen und Kurse
Hospitationsangebote für Gruppen / Seminare (Universität, Studienseminar,
Berufsschule, interessierte LehrerInnen aus dem In- und Ausland),
die Kooperation mit Giessener Geschäftsleuten (Bäckerei, Kelterei),
Institutionen (Polizei, Kirche und Synagoge), aber auch der Giessener
Kulturszene (Theaterbesuche, Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen
(Bruchstraßenfest, Schiffenbergfest, Fluss mit Flair etc.),
die Organisation von thematisch gebundenen Ferienbetreuungsangeboten in den Sommer-, Herbst- und Osterferien.
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Nicht zuletzt wünscht die Sophie-Scholl-Schule auch die gezielte wissenschaftlich motivierte Außen-Sicht, z.B. durch Untersuchungen im Rahmen
von Diplom- und Staatsexamensarbeiten und besonders auch durch Teilnahme an größeren Evaluations- bzw. Forschungsprojekten, z.B.
Möglichkeiten der Förderung sprachlicher Kompetenzen nicht- oder
wenig sprechender Kinder durch psychomotorische Angebote (Heil- und
Sonderpädagogik der Universität Gießen)
Was Kinder sammeln (Erziehungswissenschaft der Universität Gießen)
Kommunikation im Morgenkreis der integrativen Gruppe (Universität
Kassel)
Integrative und inklusive Unterrichtsformen an der Sophie-Scholl-Schule
(Erziehungswissenschaft der Universität Gießen)
Einstellungen von Kindern ohne Behinderung gegenüber Kindern mit
geistiger Behinderung (Erziehungswissenschaft der Universität Gießen)
Evaluation des Einsatzes der Rechtschreibwerkstatt nach SommerStumpenhorst (Psychologie der Universität Gießen)
»Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule« (Sportwissenschaft
der Universitäten Marburg, Braunschweig, Jena).
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Aus letzterer entstand inwischen ein ausführliches Schulportrait aus dem
externen Blickwinkel von »Bewegung, Spiel und Sport« sowie der im
Schneider Verlag erhältliche Film »Bewegt den ganzen Tag« über Bewegung
im Unterricht und Schulleben der Sophie-Scholl-Schule (und 5 weiterer
ausgewählter Schulen). Eine Antragstellung zur Teilzertifizierung als
»Bewegte Schule« im Rahmen des Zertifizierungsprozesses als »Gesunde
Schule« (Hessisches Kultusministerium) folgt konsequent im Sommer 2009.
Impressum
Lebenshilfe Gießen
Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung
Kreisvereinigung Gießen e.V.
Aufsichtsratsvorsitzende: Maren Müller-Erichsen
Vorstand: Magnus Schneider
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Grüninger Weg 29 35415 Pohlheim-Garbenteich
Telefon 06404 804-0 Telefax 06404 804-244
[email protected] www.lebenshilfe-giessen.de
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Im Rahmen weiterer Zertifizierungsprozesse ist die Sophie-Scholl-Schule
inzwischen evaluiert als
Musikalische Grundschule (2008)
Gesunde Schule – Teilzertifikat Ernährung (2008)
Schule mit besonderem Spielkonzept (Zertifikat Spielen macht
Schule 2008).
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Ergebnisse und Rückmeldungen aus externen Evaluationen, spezifischen
Zertifizierungsprozessen, Forschungsarbeiten und Hospitationen werden
regelmäßig im Kollegium reflektiert: Der »fremde Blick« schenkt einerseits
Wertschätzung dessen, was geleistet wird, und wirkt andererseits gegen
blinde Flecken, die in der Innensicht entstehen. Er verhilft uns auf diese
Weise zu immer neu motivierter Selbst-Bewegung in Richtung auf das
gemeinsame Ziel:
Eine Schule für alle Kinder !
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Sophie-Scholl-Schule Gießen
Grünberger Straße 222 35394 Gießen
Telefon 0641 94430-0 Telefax 0641 94430-10
[email protected]
www.sophie-scholl-schule-giessen.de
www.kinderhomepage-sophie-scholl-schule-giessen.de
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Text
Wiltrud Thies
Schulleiterin Sophie-Scholl-Schule Gießen
Layout
Weigand Design und Kommunikation GmbH
Frankfurt am Main
Druck
G. Bischoff & Sohn GmbH
Maintal
Organisation
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Sophie-Scholl-Schule
Integrierte Grund- und Gesamtschule
der Lebenshilfe Gießen

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