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Schulprogramm Sophie-Scholl-Schule Gießen integrativ und jahrgangsgemischt Eine Schule für alle Kinder Umgang mit Vielfalt . 06 10 Integration / Inklusion . Vielfalt Jahrgangsmischung Qualität Unterrichtsqualität . Einsatz geeigneter Unterrichtsformen . Entwicklung von sinnvollen Ritualen . Zeit- und Inhaltseinheiten . Sicherung von Unterrichtsqualität durch Doppelbesetzungen und gegenseitige Hospitation . Fortbildung 13 . Leistung Leistung Formen der Leistungsrückmeldung Sophie-Scholl-Schule Gießen Aufbau als Stufenschule . Tagesablauf an der Sophie-Scholl-Schule . Pädagogische Stichworte 19 Profile Bewegung . Musik . Gesundheitsförderung . Spielen . Kunst . Forschendes Lernen 24 Verantwortung . Verantwortung gegenseitige Wertschätzung . Eigeninitiative und Gemeinsinn 26 30 Schulleben . Schulklima . Ausgangspunkt allen Lernens ist das einzelne Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten An der Sophie-Scholl-Schule ist jedes Kind willkommen, so wie es ist: mit seinen Stärken und besonderen Fähigkeiten genau so wie mit seinen Schwächen. Die Schule will ihm selbständiges Lernen in größtmöglicher Freiheit eröffnen und schafft dafür einen gemeinschaftlichen Rahmen, in dem die Verschiedenheit aller Kinder Voraussetzung allen Handelns ist. Heterogenität ist in einem wertschätzenden Umfeld Anlass und Motor zur Selbstentwicklung, stete Herausforderung für das soziale Miteinander und ideale Basis für ein kindgerechtes, lebensnahes und natürliches Lernen. Das Bildungsverständnis der Sophie-Scholl-Schule wird hier als Schulprogramm vorgelegt. Sieben Themenfelder beleuchten ganz unterschiedliche Seiten von Schule und Schulleben: Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Leistung, Verantwortung, besondere Profile, Schulleben und die Schule als lernende Organisation. In gemeinsamer Arbeit identifizierte pädagogische Entwicklungsaufgaben sind in den fortlaufenden Text aufgenommen. Das Schulteam schreibt darüber hinaus ein weiteres, nicht in das Druckformat aufgenommenes Kapitel fort, welches evaluierbare Aufgaben und Vorhaben der Schulentwicklung für aktuelle und künftige Schuljahre erfasst. Die Texterstellung erfolgt im zehnten Jahr des Bestehens unserer Schule zeitgleich mit der Ratifizierung der UN-Konvention für die Rechte der Menschen mit Behinderung. Hier ist auch für das deutsche Schulwesen nun das Recht auf inklusive Bildung für alle Menschen festgeschrieben. Das Schulprogramm der Sophie-Scholl-Schule Gießen bilanziert auf diesem Hintergrund einen inhaltlich und organisatorisch beeindruckenden internen Schulentwicklungsprozess, der sich auf der Basis der bisherigen Arbeit weiter fortsetzen wird. Mit der gerade genehmigten Erweiterung unserer Schule bis zur Klasse 10 beginnt er für uns aber auch wieder ganz neu: Länger gemeinsam lernen in einer Schule für alle Kinder ! Leben Außerschulische Partner Organisation Schule als lernende Institution . Innere Organisation . Öffnung nach außen . Evaluation und Zertifizierungsprozesse Wiltrud Thies, Schulleiterin Die so entstehenden Lerngruppen, in denen jedes Kind auf andere Weise verschieden ist, sind uns Herausforderung im pädagogischen Alltag. Vielleicht haben wir aufgrund der beschriebenen Gruppierungsform sogar günstigere Bedingungen als anderswo, die pädagogische Weiterentwicklung unserer Schule voranzutreiben. Die Sophie-Scholl-Schule Gießen steht als Institution für die Idee einer inklusiven Schule: hier hat vom Grundsatz her jedes Kind seinen individuellen Platz, Verschiedenheit aller als Grundvoraussetzung des gemeinsamen Lernens ist die klar ausgesprochene Grundlage der täglichen pädagogischen Arbeit. Behinderung ist in diesem Zusammenhang eine Spielart des Verschieden-Seins, daneben gibt es in den Lerngruppen Kinder verschiedener Jahrgänge, Mädchen und Jungen, die – je nach Alter und Entwicklungsstand – mitunter von verschiedenen Sternen zu kommen scheinen. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass unterschiedliche Herkunft heute nicht nur im Feld von Migration, sondern auch zwischen deutschen Familien erhebliche Sozialisationsunterschiede und gesellschaftliche Zukunftszuweisungen beinhaltet. Umgang mit Vielfalt: Integration / Inklusion und Jahrgangsmischung Schülerinnen und Schüler bringen individuell sehr unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen und Leistungsmöglichkeiten mit, da es prinzipiell keinen Ausschluss von der Teilhabe am gemeinsamen Unterricht an der Sophie-Scholl-Schule gibt. Einerseits befördert das Schulkonzept den gemeinsamen Unterricht für Kinder ohne und mit Behinderung, indem es in jeder Lerngruppe ein Viertel der Plätze für Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf ausweist. Diese Anzahl und daneben die Tatsache, dass die Schule grundsätzlich allen Behinderungsformen gegenüber offen ist, sind so eindrücklich, dass Heterogenität aufgrund von Behinderung und Nicht-Behinderung niemals zur Nebensache erklärt werden kann. Andererseits wird durch die Bildung von jahrgangsübergreifenden Gruppen ein weiteres wesentliches Merkmal von Verschiedenheit als Grundbedingung schulischen Lernens gesetzt. Wer sich die entstehende Gruppe exemplarisch vor Augen führt und gar weitere Merkmale der heterogenen Gruppe wie Geschlecht, kulturelle und nationale Herkunft, Bildungshintergrund der Familie etc. hinzu nimmt, spürt gleichsam, dass sich jahrzehntelang gewohnte Attribute des Schulalltags, nämlich Gleichschrittigkeit und Zielhomogenität, hier nicht verwirklichen lassen. Vielfalt 06 Der Paradigmenwechsel vom Gedanken der »Integration als Teilhabemöglichkeit bisher Ausgegrenzter« zur »Inklusion als tatsächlicher Gestaltungsmöglichkeit des je Verschiedenen« ist dabei eine herausragende Anforderung an unsere pädagogische Arbeit, die eben nicht nur in der Theorie oder im Konzept der Schule, sondern auch in der Praxis jeden Tag in Unterricht und Schulleben eingelöst werden will. In unserer Schule, die in Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen arbeitet, steht für Eltern und KollegInnen der umgangssprachlich verankerte Begriff der Integration für etwas Positives und Erstrebenswertes: Eine Ausgrenzung von Kindern mit Behinderung soll verhindert werden, das Gemeinsame wird betont, nicht nur ein »Dabei-Sein«, sondern das aktive Mitmachen ermöglicht Entwicklung für alle Kinder. Eltern von Kindern mit Behinderung melden ihr Kind an unserer Schule an, weil sie davon ausgehen, dass Kindern mit Behinderung grundsätzlich die Spiegelung in Kindern ohne Behinderung gut tut. Auf der Kehrseite dieser Denkfigur wünschen Eltern von Kindern ohne Behinderung ihren Kindern den Kontakt mit behinderten Menschen, um eine Unsicherheit im Umgang zu vermeiden, die die Eltern häufig bei sich selbst feststellen und die sie an »Fremdheit« festmachen. Diese Eltern beauftragen also die Schule, ihre Kinder für den gesellschaftlich als notwendig erkannten Umgang mit Vielfalt und Heterogenität fit zu machen. Sie wünschen allerdings gleichzeitig die möglichst individuelle und qualitativ hochwertige inhaltliche Förderung des eigenen Kindes. Wenn Kinder mit und ohne Behinderung in einer Lerngruppe zusammen lernen, so wird mehr und anderes Personal benötigt, als dies in der Grundschule sonst vorgesehen ist. Das Zusammenwirken in multiprofessionellen Teams, in denen an der Sophie-Scholl-Schule GrundschullehrerInnen, FörderschullehrerInnen, aber auch ErzieherInnen, IntegrationshelferInnen, sowie Hilfskräfte im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr oder im Zivildienst beteiligt sind, eröffnet besondere Möglichkeiten gemeinsamer Entwicklung Weil bei uns an der Schule das Abgucken der Erwachsenen untereinander sehr gefördert wird, erfahren die KollegInnen die gefundenen Lösungen und Wege der anderen Lerngruppen. Dies organisieren wir auf Stufenebene, im Rahmen von Fachkonferenzen sowie durch gegenseitige Hospitation. So wächst mit der Schule auch der Fundus an Erfahrungen und inhaltlichen Versuchen einer inklusiven Pädagogik – es profitieren gleichzeitig die Kinder und die pädagogischen Teams. der beteiligten Erwachsenen und insbesondere auch des so notwendigen Wissenstransfers zwischen verschiedenen Berufsgruppen. Der Unterricht selbst, aber auch der »soziale Raum Unterricht« verändert sich ums Ganze, wenn mehrere Erwachsene zeitgleich in und mit der Gruppe arbeiten. Das Klischee der »Tür-Zu-Pädagogik«, in der der Lehrer oder die Lehrerin sich nur vor sich selbst zu verantworten hat, erledigt sich an einer Schule wie der unseren von selbst. Vielfältige Formen von Kooperation und gegenseitiger Verantwortlichkeit werden dagegen erprobt und entwickelt. Der Unterricht für alle Kinder wird in diesen Teams gemeinsam geplant und vorbereitet. Es gibt keine Aufsplitterung in der Zuständigkeit für bestimmte Kinder (etwa diejenigen mit oder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf oder die der verschiedenen Jahrgänge). Wenn Arbeitsverantwortung verteilt wird, so erfolgt dies innerhalb eines Teams arbeitsteilig-pragmatisch mit Blick auf Vorbereitungsverantwortung für Fächer oder einzelne Projekte oder Inhaltsbereiche. Allerdings ist es nicht so, dass LehrerInnen in Deutschland auf ein solches kooperatives Arbeiten in heterogenen Gruppen wirklich vorbereitet sind. Es fehlt oft an konkreten Wissensbeständen, nicht allein im Bereich der Diagnostik, sondern vor allem auch bezogen auf eine Pädagogik der Vielfalt, wie sie etwa Annedore Prengel 1 entworfen hat, oder bezogen auf Prämissen eines am Kind orientierten Unterrichts in heterogenen Gruppen. Im Team der Sophie-Scholl-Schule setzen wir auf kontinuierliche Weiterentwicklung, individuelle Fortbildung und kooperative Teamprozesse: Ziel ist die inklusive Schule – eine Schule für alle Kinder. Gemeinsamer Unterricht vollzieht sich einerseits im gemeinsamen Arbeiten innerhalb einer für alle gewählten Unterrichtsform. Arbeiten alle Kinder nach der Methode des Wochenplans, so enthalten die Aufgaben dieses Plans für jedes Kind abgestimmte Ziele und Inhalte. Lernzieldifferenz lässt sich mit dieser Form des Arbeitens gut bewältigen. Neben dieser Individualisierung des Lernens im gemeinschaftlichen Rahmen wird andererseits gruppenbezogen am gemeinsamen Thema gelernt. Das Thema des jeweiligen Unterrichts in einer Lerngruppe ergibt sich aus dem Stufen-Curriculum (in Bearbeitung seit 2007). Als Ersatzschule sind wir gehalten, uns an den gültigen Rahmenplänen bzw. an den verbindlichen Zielen zu orientieren. Konkret müssen schuleigene Curricula beantworten, welche Inhalte und Themen in welcher Rhythmisierung angemessen erscheinen, welche methodischen Wege beschritten werden und wie viele inhaltliche Neben-, Umund Abwege unterwegs für die Kinder bedeutsam sein können. Wir fragen uns in Anlehnung an Feuser 2 z.B. im Sachunterricht, was das Gemeinsame an einem Thema für alle Kinder sein kann und entwickeln aus diesem Gemeinsamen dann Differenzierungsmöglichkeiten. Jedes Kind erhält schließlich seine persönlichen Lern- und Entwicklungsangebote. Auf diese Weise kann die Arbeit am gleichen Thema viele verschiedene Teil-Inhalte vorsehen, idealtypisch letztlich bis zur Anzahl der Kinder in einer Lerngruppe. Die in 2008 eingerichtete naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt bietet für diese gemeinschaftliche themenbezogene Arbeit hervorragende Voraussetzungen. Das Prinzip kann in den nächsten Jahren für andere Bereiche des Unterrichts weiterentwickelt werden. Vielfalt 08 Wenn wir von der Notwendigkeit bestmöglicher, gezielter Förderung sprechen, wird es in der Diskussion im pädagogischen Team der Schule immer wieder neu spannend: Müssen alle Kinder tatsächlich immer am gleichen Thema arbeiten? Muss das Verbindende immer für alle sichtbar bleiben? Wie kann ich tatsächlich jedes Kind so fördern, dass es individuell den größtmöglichen, vor allem aber den genau passenden Zugewinn erhält? Wie erarbeiten wir Förderpläne, die uns im Prozess wirklich unterstützen und eine Evaluation zulassen, anstatt eher lästige und als formal empfundene Fleißarbeit zu sein? Gibt es Förderung, die sich zwischenzeitlich einzeln oder im eher homogenen Zusammenhang leichter verwirklichen lässt – oder ist es in einer Schule der Vielfalt verboten, einen solchen Gedanken überhaupt laut zu äußern? Verlasse ich den Boden des gemeinsamen Unterrichts, wenn ich z.B. zu bestimmten Zeiten Kinder mit geistiger Behinderung gezielt lebenspraktisch schule, während Kinder ohne Behinderung sich zur gleichen Zeit mit englischer Grammatik beschäftigen? Wie kann andererseits die Gefahr eines Rückfalls in eine Sonder-Beschulung unter einem nur integrativ erscheinenden Dach ausgeschlossen werden und bleiben? 1 Prengel, Annedore: Pädagogik der Vielfalt. Opladen 1983. 3 Vgl. z.B.: Hinz, Andreas: Von der Integration zur Inklusion – terminologisches Spiel oder konzeptionelle Weiterentwicklung? Zeitschrift für Heilpädagogik 53 (2002), 354-361 2 Einen schnellen Einblick in Feusers Gedanken gibt das zum Grundschulkongress 2003 in Bremen herausgegebene Thesenpapier: Gemeinsame Erziehung, Bildung und Unterrichtung behinderter und nicht-behinderter Kinder und Jugendlicher in Kindergarten und Schule. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind dies genau die Fragen, die in der Praxis den Paradigmenwechsel zwischen »Integration« und »Inklusion«3 ausmachen: Während es im Feld der »Integration« in Theorie und Praxis deutlich um das »Gemeinsame«, um die »Teilhabe« geht, können wir, wenn wir inklusiv denken, uns in systemischer Perspektive stärker auf das einzelne Kind, das immer vom anderen verschiedene Kind, konzentrieren: Es ist wie alle anderen im Zusammenhang der heterogenen Lerngruppe gut aufgehoben – und nun kommt es darauf an zu überlegen, welche Förderung in welchem Rahmen jedes, also auch dieses Kind für seine Weiterentwicklung benötigt. Unseres Erachtens kann so der Begriff der Inklusion unseren Kopf prinzipiell freier machen. Er kann uns helfen, uns nicht in Ideologien zu verfangen, wie z.B. »Integration heißt immer …«, sondern uns stärker auf den konkreten Fall und die aktuelle Sache zu konzentrieren. In der Sophie-Scholl-Schule können die Lehrkräfte diesen Paradigmenwechsel in einem prinzipiell inklusiven Rahmen für sich erlernen, weil es hier eine besondere institutionelle Voraussetzung gibt, die Vielfalt und Gleichberechtigung der Verschiedenen als Ausgangspunkt und Chance setzt und nicht als Bedrohung oder Hindernis sieht. Bei allen Herausforderungen und dazu gehörigen Schwierigkeiten ist es dem Kollegium wichtig, im Tagesgeschäft das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, sich nämlich tatsächlich auf die speziellen Lernbedürfnisse aller Kinder einzustellen und individuelle Hilfen ohne Platz zuweisende Etikettierung am gemeinsamen Ort der inklusiven Schule möglich zu machen. Hierzu benötigen wir pädagogische Kreativität und Beweglichkeit, nehmen inhaltliche Unterstützung in Form von Fortbildung wahr und finden in der Sophie-Scholl-Schule einen sicheren Rahmen für unsere Arbeit. Um abzuschätzen, ob und inwieweit mit dem Einsatz dieser Unterrichtsformen und dem Beachten der Gruppierungsregel auch tatsächlich die Qualität des Unterrichts sicher gestellt ist, sind neben der Sichtung und Bewertung der Lernleistungen und Beiträge der verschiedenen Kinder Ergebnis sichernde Reflexionsformen im Lerngruppenteam wichtig. Hierfür wird zusätzliche Zeit benötigt. Entwicklung von sinnvollen Ritualen, Zeit- und Inhaltseinheiten Die Arbeit mit einer heterogenen Gruppe bringt in besonderer Weise die Bedeutung schulischer Rituale zur Geltung, ebenso verlangt sie ein Nachdenken über sinnvolle, d.h. allen Kindern möglichen Zeiteinheiten für Lernen und Unterricht. Rituale dienen allen Kindern an der Sophie-SchollSchule zur sicheren Orientierung im Tages- und Wochenverlauf. Sie verändern sich von Schulstufe zu Schulstufe, weil veränderte kindliche Entwicklung eben auch veränderte Formen des ritualisierten Tagesverlaufs mit sich bringt. Rituale sind der jeweiligen Lerngruppe zugehörig, manche, wie der Montagmorgenkreis, aber auch der ganzen Schulgemeinde. Von Stufe zu Stufe verändern sich auch die Einheiten, in denen gearbeitet wird. Dies betrifft einerseits das tägliche Budget an Unterrichtszeit, andererseits auch die Zusammenfassung von Unterrichtszeiten für umfassende, ganzheitliche Themenbearbeitung. So arbeiten die Schülerinnen und Schüler in der Stufe III täglich 1,5 Zeitstunden an einer »Thematischen Einheit«, in die die Stunden mehrerer Fächer eingehen. Diese werden durch diesen Kunstgriff epochal unterrichtet, was einen vernetzten, ganzheitlichen Zugang, ein für einen festgelegten Zeitraum größeres Zeitbudget und die Möglichkeit einer größeren Methodenvielfalt in der Bearbeitung möglich macht. Unterrichtsqualität Die besonderen Herausforderungen für die Herstellung und Sicherung von Unterrichtsqualität unter den Bedingungen der heterogenen Lerngruppe sind zentral für die Schulentwicklung der Sophie-Scholl-Schule. Im Prozess entwickelt sich ein stets wachsender Anspruch an Unterrichtsqualität und an Nachhaltigkeit der Lernprozesse. Das Kollegium der Sophie-Scholl-Schule verfolgt dabei mehrere Stränge zur Verbesserung und Sicherung von Unterrichtsqualität: Einsatz geeigneter Unterrichtsformen; Sicherstellung des erfolgreichen Einsatzes Heterogene Gruppen verlangen den flexiblen Einsatz von Unterrichtsmethoden, die größtmögliche Differenzierung erlauben. Diese müssen im Tagesverlauf im Rahmen von alle verbindenden Ritualen und Rhythmen eingesetzt werden, damit das Lernen an der Gemeinschaft ebenso zum Tragen kommen kann und Individualisierung nicht das Soziale verdrängt. Tages- und Wochenpläne lassen sich so gestalten, so dass jedes Kind seinen individuell nächsten Lernschritt gehen kann. Gemeinsame Unterrichtsthemen lassen sich mit verschiedensten Differenzierungen bearbeiten. Wichtig ist, dass die Mitglieder der Lerngruppe sich gegenseitig über ihr Tun informieren und dass Gruppierungsformen stets wechseln. Einzelarbeit darf den Tagesablauf nicht dominieren. Qualität 10 Sicherung von Unterrichtsqualität durch Doppelbesetzungen und gegenseitige Hospitation Unterrichten in heterogenen Gruppen ist eine Herausforderung, die bei den Lehrkräften stets auch Fragen und Unsicherheiten hervorbringt. An der Sophie-Scholl-Schule verändert sich das Unterricht-Halten einerseits dadurch, dass stets mehrere Erwachsene im Raum sind und so gegenseitig Hilfestellung und Korrektiv sein können. Kooperation und Absprache unter Kolleginnen und Kollegen gehören zum Alltag, die Wahrnehmung der veränderten Lehrerrolle kann gemeinsam gelernt und umgesetzt werden. Daneben gibt es an der Sophie-Scholl-Schule auch die Möglichkeit, andere Kolleginnen und Kollegen oder die Schulleitung um eine Hospitation zu bitten. Dies geschieht in der Absicht, ein erkanntes Problem dem fremden Blick auszusetzen und auf diese Weise im Gelingensfall eine neue Sicht auf die Sache gewinnen zu können. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die eine solche Offenheit im Gesamtteam voraussetzt, ist an der SophieScholl-Schule in den letzten Jahren gewachsen. Es verändert sich die Kultur geschlossener Klassentüren hin zu einer Kultur der gegenseitigen Beratung und Hilfe. 11 Qualität Fortbildung Alle Lehrkräfte an der Sophie-Scholl-Schule nutzen zur Erweiterung ihrer Kenntnisse über die Gestaltung eines guten, nachhaltigen Unterrichts in der heterogenen Lerngruppe vielfältige Möglichkeiten zur Fortbildung. Einerseits finden diese nach Wunsch und Absprache gezielt als interne Fortbildungen in der Schule statt, z.B. »Gestützte Kommunikation« oder »Arbeitsweisen der Ergotherapie« (2007), »Methodenvielfalt im Unterricht der heterogenen Gruppe« (2007 / 2008), »Diagnostik«, »Förderplanung« (2008 / 2009), andererseits werden sie als externe Fortbildungen bei unterschiedlichen Anbietern nachgefragt ( z.B. »Bewegtes Lernen im Fachunterricht««, »Förderung von Kindern mit autistischen Verhaltensweisen in der Regelschule«, »Arbeiten mit der Rechtschreibwerkstatt nach SommerStumpenhorst«, »Neue Möglichkeiten im Musikunterricht der Grundschule« etc.). Auf Sitzungen des Gesamtteams wird von extern wahrgenommenen Fortbildungen berichtet. Einzelne Kolleginnen und Kollegen nutzen außerdem die Angebote zur fachlichen Weiterbildung über längere Zeiträume und erwerben z.B. das Montessoridiplom oder Unterrichtsbefähigungen für zusätzliche Fächer oder Schulstufen, zuletzt für Physik, Chemie, Erdkunde und Ethik in der Sekundarstufe. Leistung Formen der Leistungsrückmeldung Der Leistungsbegriff umfasst an der Sophie-Scholl-Schule einerseits konkrete Lernleistungen im Bereich des Wissenserwerbs. Andererseits fordert starke unterrichtliche Individualisierung eine parallele Schwerpunktsetzung im sozialen Lernen in der Gruppe sowie in der Förderung der kommunikativen Kompetenz aller Kinder. Was es heißt, eine Schule für alle Kinder in die Tat umzusetzen, ist allen Kindern der Sophie-Scholl-Schule täglich gegenwärtig: sich gegenseitig zu helfen, Rücksicht zu nehmen, anderen etwas zu erklären, sich mitzuteilen und zuhören zu können sind wichtige, den Kindern täglich abverlangte Leistungen. Durch Jahrgangsmischung und Integration / Inklusion als Leitvariablen der Gruppenzusammensetzung ist das Verschieden-Sein in allen Lerngruppen der Sophie-Scholl-Schule die Regel und nicht die Ausnahme. Individuelle und gemeinschaftliche Leistung entsteht nach den Prinzipien des Förderns und Forderns im konkreten unterrichtlichen Handeln. Die Grundhaltung zum Lernen und Leisten soll im Sinne einer umfassenden individuellen und sozialen Leistungserziehung und -entwicklung in Unterricht und Schulleben kultiviert werden. Rückmeldungen über die jeweilige Lernentwicklung eines Kindes sollen dabei beim Kind selbst für Transparenz und neue Lernmotivation sorgen und den Eltern einen dichten Einblick und damit Einwirkungsmöglichkeit auch im Sinne eines begleitenden erzieherischen Handelns erlauben. Qualität 12 13 Leistung Individualisierter Leistungsbegriff, Lehrplanorientierung und Leistungsfeststellung In einer heterogenen Lerngruppe ist es notwendig, die Schülerleistung einerseits an den formal für das einzelne Kind geltenden Rahmenzielen, andererseits an der konkreten Lernentwicklung dieses einzelnen Kindes zu bestimmen. Benötigt wird ein individualisierter, dynamischer Leistungsbegriff, dessen Bezugsrahmen individuell unterschiedlich sein kann. So unterscheidet sich im ersten Schulbesuchsjahr die Lernentwicklung von Ben, ohne Behinderung, deutlich von Laura, einem Kind mit geistiger Behinderung. Die erbrachte Leistung von Ben wird einerseits an seinem persönlichen Lernfortschritt gemessen, andererseits dient als Bezugsrahmen der Rahmenplan für den Unterricht in der Grundschule. Lauras Leistung bestimmt sich ebenso aus ihrem individuellen Fortschreiten, das sich aufgrund ihrer Behinderung anders darstellt als bei Ben. Lauras individueller, zu jedem Schuljahr neu zu erstellender Förderplan und der Bezug auf den für Lauras Behinderungsform gültigen Lehrplan dient dazu, den Rahmen des erwarteten Lernfortschritts transparent und evaluierbar zu halten. Neben Laura und Ben besuchen 18 – 20 weitere Kinder die Lerngruppe. Die Sophie-Scholl-Schule macht es sich zur Aufgabe, jedes dieser Kinder im oben dargestellten Sinne individuell zu fördern und zu fordern. Jahrgangsmischung und Integration erfordern in dieser Hinsicht eine besondere, vorausschauende Unterrichtsplanung und die Verwendung geeigneter didaktischer Überlegungen und differenzierender Unterrichtsformen. Leistung 14 Der durchgängig zu gewährleistenden Lehrplanorientierung wurde in den vergangenen Schuljahren in Fachkonferenzen durch die Formulierung stufenbezogener »Fachlicher Ziele« innerhalb eines Schulcurriculums Sorge getragen. Damit sind fachliche Ziele für jedes Fach und jede Stufe der Sophie-Scholl-Schule genau identifizierbar und stehen jeder Lehrkraft schriftlich zusammengefasst in Form einer CD-Rom zur Planung des Unterrichts sowie der begleitenden Evaluation zur Verfügung. Ein abgestimmtes Methodencurriculum wird künftig die fachlichen Ziele ergänzen. Den fachlichen Zielen entsprechen auf der Inhaltsebene Zusammenstellungen der zu behandelnden »Lern-Sachen«. Diese werden jährlich als »Jahresarbeitspläne« dokumentiert, zur Qualitätssicherung auf der Ebene der Stufenkonferenz und durch die Schulleitung hinsichtlich der zeitlichen und inhaltlichen Orientierung im Unterrichtsstoff durchgesehen. Die Inhalte eines Schuljahres werden zusammengefasst und fachbezogen auf Elternabenden transparent gemacht. Das Erreichen der Stufenziele durch ein Kind wird mittels unterschiedlicher Lernstandsüberprüfungen, Orientierungs- und Vergleichsarbeiten überprüft und durch institutionalisierte Elterngespräche zum Halbjahr sowie Zeugnisse in Form von Lernentwicklungsberichten zum Schuljahresende transparent gemacht. In einem »Übergabeordner« wird die Lernentwicklung des einzelnen Kindes anhand der bearbeiteten Lern-Sachen sowie der erreichten Stufenziele fortlaufend dokumentiert. Der in der Hand des Klassenteams befindliche Übergabeordner begleitet als schullaufbahnbezogenes Portfolio das Kind beim Stufenwechsel, so dass das aufnehmende Klassenteam auch nach dem Übergabegespräch der Lehrkräfte die bisherige individuelle Entwicklung jedes Kindes gut nachvollziehen kann. Für Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf sowie mit besonderem Förderbedarf aufgrund von Teilleistungsstörungen wie LeseRechtschreibSchwäche oder Dyskalkulie wird ein persönlicher Förderplan erstellt und jährlich fortgeschrieben. In ihm werden die individuell angepassten Ziele in Orientierung am unterrichtlichen Geschehen des gemeinsamen Unterrichts und – bei vorliegendem sonderpädagogischem Förderbedarf – der Rahmenlehrpläne für die entsprechenden Förderschulen notiert. Die Förderpläne basieren auf differenzierten Testauswertungen des Überprüfungsverfahrens und einer möglichst umfassenden Profilerstellung sowohl durch externe GutachterInnen als auch durch eine aktuelle Analyse im persönlichen Gespräch mit Eltern, TherapeutInnen, Frühförderung etc. 15 Leistung Die formulierten Förderziele werden nach Erstellung bzw. Fortschreibung des Förderplanes jeweils mit den Eltern besprochen und regelmäßig intern evaluiert. Grundlage für eine gelingende individuelle Förderplanung und praktische Förderung ist jeweils die Kenntnis und Reflexion des individuellen Lernstandes eines Kindes. Eine umfassende und professionelle Lernstandsdiagnostik und die Herstellung einer diesbezüglichen Transparenz zwischen Schule und Eltern ist damit als wichtige ständige Entwicklungsaufgabe der Sophie-Scholl-Schule identifiziert. Sie muss daher auch als Gegenstand schulinterner und -externer Fortbildung weiter verfolgt werden. Lernbegleitung und Leistungsrückmeldung Kinder an der Sophie-Scholl-Schule gestalten ihr schulisches Lernen in wachsender Selbstständigkeit. Sie werden in diesem Prozess durch die Erwachsenen verantwortlich begleitet und beraten. Sie erfahren praktisches Lernen als ganzheitliches Lernen, wenn sie gemeinsam an einem Thema sehr verschiedene Fragen mit ganz unterschiedlichen Methoden bearbeiten. Sie erleben gleichgewichtig daneben individuellen Lernerfolg durch selbstständiges Üben und Nachvollziehen. Jedes Kind braucht in der Begleitung seiner Lern- und Leistungsentwicklung individuelle Anerkennung und Wertschätzung. Rückmeldungen der Lehrkräfte an Kinder und Eltern beziehen sich daher immer auf die Leistungsentwicklung des einzelnen Kindes. Dabei ist der gemeinschaftliche Rahmen für die individuelle Entwicklung nicht unerheblich, er soll und kann aufgrund der heterogenen Gruppenzusammensetzung jedoch nicht Maßstab eines Leistungsvergleichs sein. Zukunftsaufgabe: Lernbegleitendes Portfolio-Konzept für SchülerInnen Um Kinder künftig stärker in die Reflexion und Verantwortlichkeit für den eigenen Lernprozess einzubeziehen, wollen wir in den nächsten Jahren ein Portfolio-Konzept für die Schülerinnen und Schüler entwickeln. Die Kinder besprechen in einem solchen Konzept gemeinsam mit ihrem Klassenteam vor dem Hintergrund der »Fachlichen Ziele und Inhalte« und des »Methodencurriculums« (s.o.) ihre ganz persönlichen fachlichen und sozialen Ziele, bestimmen Teilziele und entwickeln eigene Kriterien zur Zielerreichung. Dokumentiert und reflektiert werden diese Arbeits- und Entwicklungsprozesse in einem Logbuch. Lernnachweise heften die SchülerInnen in einem Portfolio-Ordner ab. Beide Hilfsmittel sind gute Grundlagen für Elterngespräche, an denen die Kinder nach Absprache teilnehmen können. Leistung 16 Das Arbeiten mit dem Portfolio-Konzept bietet den Vorteil, dass es in der Stufe I auf niedriger Ebene begonnen werden kann, indem zunächst lediglich fachbezogen Lernnachweise gesammelt werden. Lehrerinnen und Lehrer planen den Lernprozess, im Verlauf des zweiten Schuljahres wird aber anhand der Lernnachweise bereits gemeinsam mit den Kindern der individuelle Lernerfolg reflektiert. In Stufe II werden die Schülerinnen und Schüler gezielt an das Mit-Planen und Reflektieren individuellen Lernens herangeführt, sodass wir ab Stufe III mit Recht von einem selbstbestimmten Lernen sprechen können, welches in regelmäßigen Gesprächen mit Lehrern, Eltern und vor allem Schülern reflektiert wird. Leistungsreflektierende Lernentwicklungsberichte, Verzicht auf Noten Die Leistungsentwicklung eines Kindes wird an der Sophie-Scholl-Schule im Rahmen von Lernentwicklungsberichten festgehalten. Basis der Leistungsbeurteilung ist darin das individuelle inhaltliche Voranschreiten in Bezug auf die durch das schulinterne Curriculum (Stufenziele), den Rahmenplan aller für uns zutreffender Schulformen und die verbindlichen Ziele für die Grundschule vorgegebenen Vorgaben sowie die individuellen Förderpläne. Ebenso bedeutsam ist die Entwicklung eines Kindes hinsichtlich zu erwerbender Schlüsselkompetenzen z.B. in der Präsentation, Eigentätigkeit, Kritikfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Sozial- und Selbstkompetenz, Methodenkompetenz und Teamfähigkeit. Zusätzlich zu den jährlichen Lernentwicklungsberichten sind im Sinne größtmöglicher Transparenz halbjährliche, mindestens halbstündige Elterngespräche etabliert, die die Lern- und Leistungsentwicklung des Kindes zum Gegenstand erheben. In diesem Verständnis verzichtet die Sophie-Scholl-Schule in den ersten sechs Schuljahren gänzlich auf Noten. Verlässt ein Kind wegen Umzugs oder Schulwechsels während der ersten vier Schuljahre die Schule, so wird als Übergangszeugnis ein Notenzeugnis erstellt. Verlässt ein Kind nach Klasse 4 die Schule, so erhält es neben dem Bericht zum Arbeits- und Sozialverhalten ein Notenzeugnis sowie eine Eignungsfeststellung für die Wahl des weiterführenden Schulangebots. 17 Leistung In ihrer Förderstufe arbeitet die Sophie-Scholl-Schule in einem internen Schulversuch nach dem in der Reformschule Kassel entwickelten Bewertungskonzept, die als staatliche Versuchsschule des Landes Hessen die 6-er-Notenskala in ein 24-Punkte-System übertragen hat, das Transparenz im Leistungsstand und Durchlässigkeit zwischen den im hessischen Schulgesetz vorgesehenen Schulformen ermöglicht. Erste Erfahrungen mit dem Punktesystem, bei dem eine erreichte, in Punkten festgestellte Leistung per Tabelle auf ihre Wertigkeit im dreigliedrigen Schulsystem übertragen werden kann, zeigen zweierlei: Einerseits kann ein Schüler, der im Hauptschulniveau arbeitet, auch im integrierten Schulsystem für ihn selbst wahrnehmbar gute Leistungen erbringen. Er sieht, dass die erreichte Punktzahl in seinem Leistungsniveau eine gute Leistung darstellt. Andererseits kann eine Schülerin, die in ihren Leistungen zwischen Realschul- und Gymnasialniveau schwankend arbeitet, die durch das Punktesystem gegebene Transparenz als Ansporn erleben. Sie arbeitet konzentrierter und konstanter, weil sie sich dauerhaft in der höheren Schulform etablieren möchte. Diplome, Testate, Klassenarbeiten und Dokumentation Im Laufe eines jeden Schuljahres erfolgen neben mündlichen auch schriftliche Lernkontrollen. Sie werden als »Diplome«, »Testate« oder »Klassenarbeiten« durchgeführt und können sowohl die Beherrschung einer sachlich begrenzten Inhaltseinheit klären (1 x 1-Diplome) oder auch Aufgaben für definierte Teilgruppen beinhalten. Immer dienen diese schriftlichen Lernkontrollen der Transparenz der individuellen Lernleistung mit der Folge der Bestimmung des sinnvollen Weiter-Lernens und nicht der persönlichen Beschämung im Vergleich zur Lernleistung des Nachbarkindes. Sie sind damit kein Selektionsinstrument, sondern sollen im Sinne der Orientierung an Standards Aufschluss über die erreichten Ziele geben. Damit werden sie stets verstanden als Ausgangspunkt einer Beratung zur Weiterarbeit durch die Lehrkraft. Ergebnisse dieser Lernkontrollen sind – soweit schon eingeführt – Bestandteil des Portfolio-Ordners des einzelnen Kindes. Sie sind ebenfalls im in der Hand der Lehrkraft befindlichen – bereits in allen Lerngruppen vorhandenen – »Übergabeordner« zu dokumentieren, der die Lernentwicklung jedes Kindes während der gesamten Schullaufbahn an der Sophie-Scholl-Schule von Stufe zu Stufe in Reflexion der Stufenziele dokumentiert. Sie sind regelmäßig Gegenstand von Elterngesprächen. Leistung 18 Sophie-Scholl-Schule Gießen Die Sophie-Scholl-Schule arbeitet seit 1998 als sechsjährige Grundschule (Klassenstufen 1 – 6) in Trägerschaft der Lebenshilfe Gießen. Ab dem Sommer 2009 wird sie in einem kontinuierlichen Aufbauprozess als integrierte Gesamtschule um die Jahrgänge 7 – 10 erweitert. 4 Vgl. zum Überblick Winkel, Rainer (Hg.): Reformpädagogik konkret. Hamburg 1997, und den Nachdruck des Originaltextes: Petersen, Peter: Der Kleine Jena-Plan. Weinheim und Basel 1980. Als Schule mit besonderer pädagogischer Prägung entwickelt die SophieScholl-Schule auf der Grundlage des reformpädagogisch tradierten Jenaplans 4 ein lebendiges Schulkonzept, das auf den drei Säulen Integration / Inklusion, Jahrgangsmischung und Ganztag ruht. In jeder Lerngruppe lernen und arbeiten ca. 20 – 22 Kinder, davon 5 Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf. Bewusst wird in der Gruppenzusammensetzung mit ähnlichen und / oder verschiedenen Behinderungsformen experimentiert: wie viel Verschiedenheit ist günstig, wie viel Ähnlichkeit der jeweiligen Entwicklung zuträglich? Aufbau als Stufenschule Tagesablauf an der Sophie-Scholl-Schule 9 / 10 ___> Stufe V ___> Schmetterlinge 3/4 __ __ _ ___> Igel 3/4 ___> _ ___> __ ___> Pinguine 3/4 __ ___> _ __ > Fledermäuse 1/2 Kängurus 1/2 Biber 1/2 Bienen 1/2 Maulwürfe 1/2 Nachmittag Betreuter Spiel-Raum mit unterschiedlichen offenen und verbindlichen Angeboten Ganztagskonzept Der Schultag an der Sophie-Scholl-Schule ist rhythmisiert in einem Wechselspiel von Anspannung und Entspannung. Rituale wie Morgenkreis, gemeinsames Frühstück, Klassenrat und -dienste und der Wochenabschluss geben allen Kindern Orientierung und Sicherheit im Tages- und Wochenverlauf. Morgens beginnt die Schule für alle Kinder unabhängig von der Schulstufe ab 7.30 Uhr mit einer Gleitzeit (ankommen, spielen, erzählen, etwas zuende bringen, schon mal arbeiten ...). Um 8.00 Uhr erwarten die Klassenteams alle Kinder unterrichtsbereit in der Lerngruppe. 14.30 16.30 Die Schule ist als Stufenschule aufgebaut, jedes Kind wächst alle zwei Jahre in eine neue jahrgangsgemischte Gruppe hinein. Immer zwei Jahrgänge lernen also zusammen in einer Lerngruppe, die an der Sophie-Scholl-Schule einen Tiernamen trägt. Beim Stufenwechsel trifft das Kind diejenigen Kinder, die es bereits aus der vorangehenden Stufe kennt. In ihrer Schulzeit an der Sophie-Scholl-Schule durchlaufen die Kinder nacheinander alle Schul-Stufen. Jede Stufe entwickelt ihr eigenes Gesicht, alle gemeinsam ergeben im Schulprofil eine Einheit. Mit der Schulerweiterung entstehen im Laufe der nächsten Jahre die Stufen IV (Jahrgänge 7 und 8) sowie V (Jahrgänge 9 und 10) neu. Am Ende des 10. Schuljahres können alle Abschlüsse der Sekundarstufe I erworben werden: neben Haupt- und Realschulabschluss auch der Übergang in die gymnasiale Oberstufe. 5 13.00 Pausenzeiten Gemeinsames Mittagessen Lern- / Schulaufgabenzeit Verbindliche Schulzeit ___> _ __ < Ameisen 3/4 __ __ _ __ _ > Stufe I Delfine 3/4 __ Koalas 5/6 Unterrichtszeiten <<<<<<<< >>>>>>>> < __ 8.00 Offener Beginn <<>> Katzen 5/6 Wölfe 5/6 Stufe III 7.30 >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Stufe IV Stufe II Vormittag Individuell rhythmisierbare Gestaltung der Unterrichts- und Pausenzeiten 7/8 Betreuter Spiel-Raum Aktivitätsinseln Kurse Der Unterricht erfolgt in 2 doppelstündigen Blöcken, die durch Pausenund Frühstückszeiten unterbrochen werden. Für die älteren Kinder schließt sich eine 5. und / oder 6. Stunde an. Um in der heterogenen Gruppe erfolgreich arbeiten zu können, werden differenzierende Unterrichtsformen wie Tages- und Wochenplanarbeit, Freie Arbeit und Projektarbeit, forschendes Lernen in der naturwissenschaftlichen Forscherwerkstatt, praktisches Lernen in der Kochwerkstatt und vernetztes Lernen in Thematischen Einheiten bevorzugt eingesetzt. Verschiedene Sozialformen und Methodenwechsel sowie das gemeinsame Gespräch als Mitteilungsrahmen für alle Kinder machen die Unterrichtszeit spannend und das individuelle und gemeinschaftliche Lernen nachhaltig erfolgreich. Neben den in der Stundentafel der Grundschule sowie der Förderstufe vorgesehenen Stunden werden in allen Klassenstufen für alle Kinder zusätzliche Förderstunden erteilt. Nach dem Mittagessen steht bis 14.30 Uhr bei den jüngeren (Stufe I und II), bis 15.30 Uhr bei den älteren Schülerinnen und Schülern (Stufe III) eine verpflichtende gemeinsame Übungszeit für die Schulaufgaben zur Verfügung (Hausaufgaben gibt es wegen des Ganztagsangebotes bis auf kleine Lern- oder »Forschungs«-Ausnahmen nicht ...). 5 Für die Schulerweiterung ist ein eigenes inhaltliches Konzept entstanden. Dieses wird im Laufe des Aufbauprozesses in das Schulprogramm eingearbeitet. Alle Aussagen beziehen sich demnach auf die pädagogische Arbeit der Sophie-Scholl-Schule in den Jahrgängen 1 – 6. Eine sogenannte »Notgruppe« bietet auf persönliche Anmeldung hin bereits ab 7.00 und bis 17.00 Uhr eine zusätzliche Betreuungsmöglichkeit, allerdings nur für diejenigen Kinder, deren Eltern aufgrund ihrer Arbeitszeiten hierauf tatsächlich angewiesen sind. Bis 16.30 Uhr können die Kinder an den Nachmittagsaktivitäten teilnehmen. Hier gibt es die Möglichkeit der Kursteilnahme (von Psychomotorik über »Hämmern und Sägen« bis zu Fremdsprachenangeboten ...) oder des betreuten Freien Spiels. Eingelassen in die Betreuungszeit sind sog. »Aktivitätsinseln«, also täglich zur gleichen Zeit stattfindende Angebote zum Malen, Basteln, Handwerken und Bewegen. Pädagogische Stichworte . . . . . . Reformpädagogische Orientierung integrativ und inklusiv – länger gemeinsam lernen jahrgangsgemischt – von und mit Kindern lernen ganztags – mehr Zeit zum Lernen, Bewegen, Spielen . . . Methodenvielfalt Selbständiges Lernen in wachsender Eigenverantwortung Arbeiten mit dem Tages- oder Wochenplan Einsatz von Montessori-Materialien und neuen Medien Fächerübergreifendes Projektlernen . . . . Zeitgemäße Gemeinschaftsschule Gegenseitiges Helfen als durchgängiges Prinzip Förderung des Sozialen Lernens Feste und Feiern: Elemente des Schullebens Rituale: Transparenz und Sicherheit für alle . . . . Kleine Klassen, überschaubare Schule 20 – 22 Kinder pro Lerngruppe, davon 5 mit Behinderung Transparent gegliederte Stufenschule Barrierefreies, lichtes Schulgebäude mit besonderem Flair . . . Erwachsene im Team Multiprofessionell arbeitende Klassenteams aus Lehrkräften aller Schulformen, ErzieherInnen und IntegrationshelferInnen ErzieherInnen, Sozial- und HeilpädagogInnen im Nachmittagsangebot Junge Leute zum Anfassen, Toben und Helfen – den ganzen Tag: Zivis und junge Erwachsene im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr . . . 7.30 bis 16.30 Uhr: starkes Angebot – starke Kinder Verpflichtende Übungszeit in der Schule statt »Haus« aufgaben Betreute Spielzeit mit Angebotsinseln und viel Freiraum zur Selbstorganisation am Nachmittag – für alle Kinder Vielfältiges Kursprogramm zum halbjährlichen Einwählen Ferienbetreuung . . . . Profile Wenn man Unterricht und Schulleben vielfältig gestaltet, entsteht Bewegung, Reibung und Profilbildung. Manche Methoden eigenen sich besser als andere für den Unterricht in der heterogenen Gruppe. Stillsitzen für alle kann es nur für kurze Zeiträume geben, besondere Inhalte und Tätigkeiten schaffen eine besondere Basis zur Verständigung und gemeinsamen Gestaltung. Im Laufe der Schulentwicklung haben sich in den vergangenen Jahren auf diese Weise besondere Schwerpunkte in der Arbeit der Sophie-Scholl-Schule herausgebildet, die für unsere Schule nun profilbildend wirksam sind. Bewegte Schule – bewegter Unterricht – bewegtes Schulleben Inszenierungen von Unterricht sind in der Sophie-Scholl-Schule aufgrund der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Arbeitsmöglichkeiten aller Kinder einer Lerngruppe selten frontal organisiert. Es dominieren individuell zugeschnittene oder für Teilgruppen organisierte Aufgabenformen, Handlungsorientierung und entdeckendes Lernen sind zudem wichtige Gestaltungselemente. Unterricht muss in einem solchen Rahmen immer ein bewegter Unterricht sein: Kinder holen sich ihre Arbeitsmaterialien oder räumen sie wieder auf, eine Kleingruppe arbeitet im Nebenraum oder im Flur, Kinder lernen im Sitzen, im Stehen oder auch auf dem Teppich liegend. Dabei ist die Arbeitsatmosphäre gelöst und ruhig: Arbeitszeit ist Flüsterzeit, Bewegung gehört ganz selbstverständlich dazu. Für die ganze Lerngruppe gibt es daneben Bewegungspausen während der Unterrichtszeit, etwa durch ein Bewegungslied oder eine Bewegungsaufgabe. 19 Profile Neben der bewegten Gestaltung von Unterricht und Nutzung von Bewegungspausen spielt Bewegung im Ganztagsangebot der SophieScholl-Schule eine große Rolle. So verwundert es nicht, dass Kinder die bewegungsorientierten »Angebotsinseln« im freien Spielangebot des Nachmittags gern nutzen, und dass darüber hinaus die vielfältigen nachmittäglichen Kursangebote, in die sich die Kinder halbjährlich einwählen können, einen großen Anteil von bewegungsbezogenen Kursen beinhalten und immer voll ausgelastet sind. Bewegung, Spiel und Sport haben als Folge des reformpädagogisch orientierten Schulkonzepts in der Praxis schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Teilnahme am von den Universitäten Marburg, Braunschweig und Jena durchgeführten Forschungsprojekt »Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule« (2006 – 2009), die begleitenden Interviews und Gruppendiskussionen sowie die Rückspiegelung der Ergebnisse durch die Forschergruppe der Universität Marburg haben dazu geführt, sich im Kollegium nun auch explizit über die Bedeutung von Bewegung, Sport und Spiel in Unterricht und Schulleben der Sophie-Scholl-Schule zu verständigen und Entwicklungsideen in diesem Feld als besondere Schwerpunkte der Schulentwicklung und -profilbildung aufzugreifen. Neben der Weiterentwicklung von Formen bewegten Unterrichts gilt die Aufmerksamkeit der weiteren Gestaltung des naturnahen Außengeländes. Nach der grundlegenden Sanierung, bei der neben der Bodendrainage das Gelände durch variantenreiche Bodenbeläge und einzelne Gestaltungen neu strukturiert wurde, entsteht derzeit in Eigenbau von Eltern und Schulteam ein »Tiefseilklettergarten«. Hier erleben Kinder und Erwachsene im Tun und im Ergebnis einerseits die Kraft des gemeinschaftlichen Wirkens, andererseits aber auch Höhen und Tiefen solcher Aktivitäten: auch hier müssen wir aus Fehlern lernen (wenn die Seile nach heftiger Beanspruchung doch wieder durchhängen …), auch hier ist nicht alles »perfekt«, auch hier benötigen wir die gegenseitige Hilfe und auch die besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten Einzelner, um weiterzukommen und unsere Vorstellungen in gemeinschaftlicher Anstrengung umsetzen zu können. Parallel zu diesem Projekt werden bereits Ideen für eine weitere Veränderung des Geländes zur herausfordernden Bewältigung mit Rollgeräten (auch: Rollstühlen) gesammelt. Weil der Ganztagsbetrieb eine sinnvolle Rhythmisierung des Tages mit wechselnden Phasen von Anspannung und Entspannung fordert, wird auch die bisherige Tagesstruktur auf Anregung der externen Expert Inn / en erneut einer kritischen Revision unterzogen: eine Verlängerung der Pausenzeiten, um ihnen den Eigen-Wert als Zeit des Spielens und der Erholung noch deutlicher zusprechen zu können, wird daher ebenso erwogen wie eine noch kindgerechtete Organisation des Schulvormittags, u.a. durch Profile 20 Einbezug von Selbst-Übungszeiten und Zeiten der Freien Inhaltswahl. Veränderungen im Kernbereich von Unterrichtsorganisation ziehen in einem nächsten Schritt dann wiederum auch Weiterentwicklungen der nachmittäglichen »Angebotsinseln« und wählbaren Kursangebote nach sich. Musikalische Schule Die Sophie-Scholl-Schule präsentiert sich im täglichen Schulleben, bei den Aufführungen im Montagmorgenkreis, bei Festen und Auftritten innerhalb und außerhalb unserer Schule als musikalisch besonders vielfältig engagiert. Trommelgruppen und mehrere rockige Schulbands sind bekannt und gefragt, der Chor musiziert wöchentlich und das erste Schülerkonzert mit Einzeldarbietungen auf verschiedensten Instrumenten finden ihren Raum im Schultag. Die multiprofessionellen und auch im Alter weit streuenden Klassenteams sind ein Quell unterschiedlicher Begabungen und Könnensstufen in sehr verschiedenen Musikinstrumenten und -richtungen. Seit dem Schuljahr 2008 / 2009 ist die Sophie-Scholl-Schule offiziell in den Kreis der Musikalischen Grundschulen in Hessen aufgenommen. Im Zertifizierungsprozess durch das Hessische Kultusministerium geht es inhaltlich darum, noch mehr Musik vermittelt von noch mehr KollegInn / en in noch mehr Fächern zu noch mehr Gelegenheiten in den Schulalltag einzubringen. Eine Begleitung durch eine bereits zertifizierte Partnerschule und vielfältige Fortbildungen unterstützen uns in der Entwicklungsarbeit der Jahre 2009 und 2010. Einige konkrete schulinterne Projekte hat sich das Schulteam der SophieScholl-Schule über das Bestehende hinaus bereits vorgenommen: Erstellung eines Schulliederbuches und Durchführung von Jahreszeiten singen (2008 / 2009), Ausstellung und Musik des Künstlers des Monats in der Schulaula (2008 / 2009), Bau eines Klanggartens im Schulgelände (2009 / 2010), regelmäßige Erprobung musikalischer und bewegungsorientierter Unterrichtselemente bei den wöchentlichen Teamsitzungen (fortlaufend), inhaltliche Erweiterung des Programms im Entspannungsraum am Nachmittag (2009 / 2010). . . . . . 21 Profile Gesunde Schule – ernährungsbewusste Schule Das gemeinsame Mittagessen gehört in der Sophie-Scholl-Schule zum Konzept: zusammen in Ruhe gesund zu essen, dabei an einem schön gedeckten Tisch zu sitzen und die Zeit für ein Gespräch untereinander zu nutzen – ein Szenario, das längst nicht für alle Grundschulkinder die gewohnte häusliche Situation spiegelt. Das Angebot an praktischer Erfahrung und der notwendige Wissenszuwachs zur gesunden Ernährung gehören daher inzwischen fest ins Curriculum der Schule. Geht es in der Stufe I um die Herstellung und den Genuss des gesunden Frühstücks, erwerben die Kinder der Stufe II den AID-Ernährungsführerschein. In Stufe III folgt in der Thematischen Einheit »Ernährung« die inhaltliche Verknüpfung zwischen Biologie, einfachen chemischen Versuchen und Mikroskopieren und der Herstellung von Mittagsmahlzeiten. Die von den SchülerInnen dieser Altersstufe erarbeiteten Vorträge zum Thema beeindrucken wegen der inhaltlichen Tiefe und fachlichen Interdisziplinarität. Im Schuljahr 2008 / 2009 hat die Sophie-Scholl-Schule das Teilzertifikat »Ernährung« im Rahmen des Zertifizierungsprozesses »Gesunde Schule« durch das Hessische Kultusministerium erhalten. Inhaltliche Zielvereinbarungen zur Weiterarbeit in allen Schulstufen wurden zwischen Schule und Schulamt abgesprochen. Die in 2008 neu errichtete Kochwerkstatt spielt bei den unterrichtlichen Vorhaben eine wichtige Rolle. Daneben ist sie aber auch Ort vieler Kochund Backkurse am Nachmittag und die Keimzelle der ersten Schülerfirma an der Sophie-Scholl-Schule. In der Schleckeria stellen einmal wöchentlich Kinder für Kinder einen Nachmittagssnack her: gesund, nachhaltig lebenspraktisch, heiß begehrt und immer auch etwas für das Auge … Spielen in der Schule Ausgezeichnet wurde die Sophie-Scholl-Schule nicht zuletzt auch für ihr besonderes Spielkonzept. »Spielen ist die Arbeit des Kindes«, schreibt Maria Montessori. Und wir ergänzen: das Spiel in der Schule kann zweckfrei oder in Förderabsicht eingesetzt werden. Es motiviert Kinder in ihrer individuellen Entwicklung und bietet einen natürlichen Rahmen für sozialen Kontakt in der Gruppe der Gleichaltrigen. Aus diesem Grund bietet die Sophie-Scholl-Schule im Ganztag viele Gelegenheiten zum freien und angeleiteten Spiel. Neben dem auffordernden Außengelände und den vielfältigen Nischen und Spiel-Räumen im Gebäude können die Kinder am Nachmittag, aber auch an ausgewählten Zeiten des Vormittags die Spieliothek aufsuchen. Hier finden sie Brettspiele aller Art, Gelegenheiten und Platz zum Bauen und Konstruieren, für Rollenspiel und Theater. Darüber hinaus wird das Spielen mit vielfältigen Materialien auch in Förderabsicht durch Erwachsene im Unterricht und in Kursangeboten am Nachmittag inszeniert. Profile 22 Kunst als Ausdruck der individuellen Weltbegegnung Im künstlerischen Prozess funktioniert nach unserer Erfahrung Kommunikation und Wertschätzung unter Verschiedenen auf ganz besondere Weise. Ob im Umgang mit unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen oder im Ausdruck in vielfältigen Farben – gelingende Werke sind Spiegel kindlicher Weltbegegnung und Schlüssel zum gegenseitigen Verstehen. Im Sommer 2009 entsteht mitten im grünen Schulgelände ein Atelier im Garten. Hier wird das künstlerische Gestalten eine neue Heimat erhalten – mit viel Licht und Luft – von oben und auch drum herum. Naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt Nach einem Konzept der Dipl. Biologin C. Bauer hat die Sophie-SchollSchule seit 2007 eine naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt eingerichtet. Hier können die Kinder im Rahmen des Sachunterrichts oder auch in sehr nachgefragten Forscherkursen am Nachmittag naturwissenschaftlichen Sachverhalten forschend auf die Spur kommen. Die Arbeit in der Forscherwerkstatt bedient sich starker Ritualisierung. Die Kinder werden in die Abläufe genau eingeführt und bestehen inzwischen selbst auf unbedingter Regeleinhaltung: Jede Gruppe trifft sich zu Beginn im Forscherrat und bespricht die anstehenden Fragen. Kleingruppen finden zusammen, um Experimente gemeinsam durchführen zu können. Nach dem Forschen (und dem abschließenden Aufräumen der benötigten Materialien) kehren alle in den Forscherrat zurück und reflektieren ihren Lernprozess: was habe ich herausgefunden, was hat funktioniert, was nicht? Welche Fragen sind offen geblieben, was möchten wir als nächste Aufgabe bearbeiten? Jedem Phänomen (z.B. »Magnetismus«) ist eine »Forscherkiste« zugeordnet. In ihr befinden sich für den Grundversuch benötigte Materialien sowie Hinweistafeln, die Auskunft geben über Voraussetzungen, die vor Versuchsdurchführung vorhanden sein müssen (z.B. braucht man hier den »Führerschein Magnetismus«), den Schweregrad des Versuchs und benötigte weitere Materialien. Eine Bildergeschichte mit wenig Text führt in die Forscherfrage und den Versuchsaufbau ein. So ausgerüstet kann jede Kleingruppe forschen, den Fortgang protokollieren und reflektieren. Die Arbeit in der Forscherwerkstatt erweist sich in der Praxis als zukunftsweisendes Modell vernetzten Lernens. Fachgrenzen (für Kinder sowieso irrelevant) verschwinden in einem themenorientierten, kindgemäßen Forschungsdesign, »Naturwissenschaften« sind in ihrer Vielfalt und Interdisziplinarität greifbar und geraten mit klarer Handlungsorientierung ins Blickfeld der Kinder. Die Ritualisierung der Abläufe bildet den sicheren Rahmen für ein im Inneren der Gruppe freies und losgelassenes Arbeiten. Kommunikation ist die Brücke im Tätigsein. Naturwissenschaftlich orientiertes entdeckendes Lernen in lebenspraktischer Perspektive hält für jedes Kind – gleich ob mit oder ohne Behinderung – besondere Lernchancen bereit. Entwicklungsaufgaben für das Schulteam werden hier fortlaufend durch die Kinder selbst produziert: weitere Forscherkisten entstehen im Prozess, Versuchsgeschichten und -anordnungen, die ohne Schriftsprache auskommen, müssen dazu-erfunden werden. 23 Profile Kommunikation in dem Bemühen um Gleichberechtigung und Nachteilsausgleich ist demnach ein wichtiger Schwerpunkt der inklusiven, jahrgangsgemischten Stufenschule. Entsprechend erfährt das gemeinsame Gespräch eine besondere Kultivierung, sei es im Morgenkreis der Gruppe, sei es in im wöchentlichen »Klassenrat«, sei es in Unterrichtsgesprächen, in denen auch diejenigen ausreichend Raum und Zeit erhalten, die es schwer haben mit Sprache und Formulierung, oder denen die Sprache als Kommunikationsmittel gar nicht zur Verfügung steht. Verantwortung Gegenseitige Wertschätzung Eigeninitiative und Gemeinsinn In der Sophie-Scholl-Schule ist der achtsame Umgang miteinander Voraussetzung und Bedingung des schulischen Miteinanders. In der in den letzten Jahren entwickelten gemeinsamen Kultur reichen die auch in der Offenen Schule Kassel Waldau oder der Grundschule Andernacherstraße in Bremen ähnlich verwendeten Adjektive »leise, langsam, friedlich, freundlich« zur allgemeinen Verhaltenssteuerung völlig aus. Im achtsamen Umgang miteinander zeigt besonders auch das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung eine ihrer positiven Wirkungen auf alle Kinder: Wenn die Gruppe so unübersehbar Unterschiedliches umfasst, so wird die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller zu einer großen, wirklich gemeinsamen Aufgabe. Durch den täglich Lern- und Aushandlungsprozess wird sie gleichzeitig zu einer großen Selbstverständlichkeit: das positive Klima unter den Kindern zeugt von großer sozialer Kompetenz. Gemeinschaft verstehen wir als demokratische Gemeinschaft, in der die persönliche Freiheit des Einzelnen dort endet, wo die Interessen anderer berührt sind. Da wird es nötig, sich zu besprechen und zu einigen, Regeln müssen gemeinsam gefunden, ausgehandelt und eingehalten werden. Verantwortung 24 Regelfindung und -einhaltung ist dabei in allen Lerngruppen ein wichtiges Thema. In den meisten Gruppenräumen finden sich Plakate, auf denen die zentralen Übereinkünfte schriftlich fixiert sind. Ebenfalls zu lesen sind oft die Folgen, die eine Regelüberschreitung mit sich bringt. Diese Regeln beziehen sich auf den von allen erwünschten Umgang miteinander und mit den Sachen. Sie werden bezogen auf die einzelne Lerngruppe verhandelt und können auch wieder verändert werden. Daneben gibt es einige einfache Absprachen, die für alle in der Schule gelten. Diese werden in einem gemeinschaftlichen Prozess erarbeitet – zunächst in den Lerngruppen, dann zwischen Schüler-VertreterInnen der Gruppen, Schulleitung und Schulelternbeirat. Verantwortung und Mitwirkung zeigen die Schülerinnen und Schüler auch über die eigene Lerngruppe hinaus an jedem Montag im Montagmorgenkreis. Hier werden Sachverhalte aus dem Unterricht anderen vorgetragen, ebenso wird die Feier zur Verhandlung von wichtigen Themen genutzt: Wer übernimmt die Teich-Patenschaft? Wer ist in der Folgewoche verantwortlich für Sauberkeit und Ordnung im Schuh-Raum? Wie schaffen wir es, dass die Toiletten sauber bleiben und nicht mit Klorollen verstopft werden? Bei besonderen inhaltlichen Schwerpunkten, die die Schulgemeinde insgesamt angehen, suchen wir nach Möglichkeiten, die Kinder mitbestimmen und mitentwickeln zu lassen: zuletzt geschah dies zur Frage der Umgestaltung und Verbesserung des Schul-Außengeländes durch eine Projektwoche, die als Zukunftswerkstatt gestaltet wurde. Hier konnten die Kinder ihre eigenen Vorstellungen direkt in den Planungsprozess mit einbringen. Einzelne VertreterInnen nahmen darüber hinaus nach der Projektwoche an den Planungsgesprächen zwischen dem von Eltern und Lehrkräften gebildeten Arbeitskreis teil. 25 Verantwortung Für Eltern gibt es vielfältige Mitgestaltungsformen, z. B.: Mitarbeit in Schulgremien & Förderverein Elternbeiräte der Klassen Schulelternbeirat Schulkonferenz . . . Mitarbeit in Arbeitsgemeinschaften aus Teammitgliedern und Eltern Außengelände und Bewegung Schule bis Klasse 10 Küche und Ernährung Kinderhomepage Forscherwerkstatt Info- / Bibliothek Events Vision Million . . . . . . . . Mitarbeit im Förderverein Organisation des Nachmittagsprogrammes Unterstützung der Kinderhomepage Unterstützung der Organisation von Schulfesten und -feiern sowie von Infoveranstaltung Unterstützung von Familien in ihren besonderen Bedürfnislagen . . . . Schulleben Schulklima und außerschulische Partner Die Sophie-Scholl-Schule ist eine lebendige Schule, an der das multiprofessionelle Kollegium, Schülerinnen und Schüler und Eltern eine lebendige Schulgemeinde bilden. Das Kollegium der Schule setzt sich aus ganz verschiedenen MitarbeiterInnen zusammen: Lehrkräfte für Grund-, Haupt-, Realschule, Gymnasium, Förderschule Schulleitung Erzieherteam: ErzieherInnen, HeilpädagogInnen, Sozialpädagoge Nichtpädagogisches Personal: Hausmeister, Sekretariat, Hauswirtschaft, darunter eine Mehrzahl von MitarbeiterInnen mit Behinderung. Unterstützende Hilfskräfte / PraktikantInnen: Zivis, BSJ, HeilerzieherInnen in Ausbildung, Lehramtsstudierende (pädagogische und fachdidaktische Praktika), Förderschulstudierende (Praktika sowie diagnostische Examensgutachten), SchülerpraktikantInnen, AnerkennungspraktikantInnen im Rahmen der ErzieherInnenausbildung. . . . . . Leben 26 Unterstützung im Unterricht als Professionelle (Künstlerin im Kunstunterricht, Bauer und Förster im Sachunterricht …) als »Lese-Hilfen« . . Das Schulleben an der Sophie-Scholl-Schule hat auch deswegen eine besondere Qualität, weil neben Kindern und Schulteam auch die Eltern den achtsamen Umgang miteinander für sich selbst als Gewinn bringend erleben: Der Austausch von Erfahrungen und das Anbahnen von Verständnis zwischen Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung sind zentral für ein Klima der Wertschätzung und Anerkennung. Dass dieses wachsen kann, dafür arbeiten alle gemeinsam immer wieder neu. Befragt man Eltern, Kinder und Personal der Schule, so wird in diesem Zusammenhang immer das Wohlfühlen in der Schule angesprochen. Dieses rührt aus der besonderen Stimmung in der Schule, aus dem lichten, tatsächlich barrierefreien Gebäude und der Veränderung von Schule im Ganzen: hier ist Schule Lern- und Lebensraum mit ausreichend Zeit an jedem Tag. 27 Leben Öffnung von Schule – am Nachmittag in der Schule Besonders der Einsatz von Eltern im Schulleben, aber auch die professionell angeleiteten Kurse am Nachmittag sorgen für stets frischen Wind und neue Ideen in der Schule. Bis zu 40 Kurse wöchentlich bietet das durch den Förderverein in Kooperation mit dem Schulteam verantwortete Kursprogramm, in das sich die Kinder neben dem betreuten freien Spiel am Nachmittag in der Schule halbjährlich einwählen können. Die Kurse umfassen ein reiches Inhaltsspektrum und bieten in der Schule das, wofür Eltern ihre Kinder sonst zu verschiedenen »Nachmittagsinseln« fahren: Ein Fremdsprachenangebot ist hier meist ebenso vertreten wie Kung Fu oder Psychomotorik, Trommeln ist eins der begehrtesten Angebote und auch Handarbeit erfreut sich großer Beliebtheit, ebenso wie alle »Dauerbrenner« aus dem Sportbereich, der Schülerküche und der Forscherwerkstatt. Längst gehören die Kurse, die anfänglich additiv an das vorhandene Schulkonzept angehängt waren, fest zum schulischen Angebot und vor allem auch zum Schulleben der Sophie-Scholl-Schule. Wo immer die Schule öffentlich in Erscheinung tritt, tut sie dies auch mit Elementen aus dem Kurs-Programm, z.B. mit der Trommelgruppe »Criancada do Samba« oder einer unserer Schulbands. Die Schule öffnet sich mit dem Kursprogramm auch der Kompetenz von außen, nimmt auf diese Weise manches Know How in den regulären Unterricht mit und profitiert damit vielfältig von der Sach- und Fachkenntnis außerschulischer Partner. Sie ist immer interessiert am Austausch und daran, das »richtige Leben« in die Schule zu holen. Dies realisiert sich u.a. regelmäßig bei Besuchen interessierter Hospitationsgruppen, bei denen die Schule gern Einblick in die eigene Arbeit ermöglicht, andererseits jedoch auch Besuchergruppen einlädt, etwas von sich zu erzählen oder vorzutragen. Feiern, Veranstaltungen und Events Die Schulgemeinde der Sophie-Scholl-Schule ist bekannt für eine Kultur des gemeinsamen Feierns. Sich gemeinsam an dem zusammen Geschaffenen und Geschafften zu erfreuen, stiftet gemeinschaftliche Identifikation – für alle Beteiligten. So kommt inzwischen eine stattliche Zahl regelmäßiger Aktivitäten zustande: Veranstaltungen für die Schulgemeinde Montagmorgenkreis (wöchentlich) Bruchstraßenfest (jährlich) Fasching (jährlich) Tag der offenen Tür (jährlich) Einschulungsfeier (jährlich) Jahresabschlussfeiern (Jahr und Schuljahr) von Schule und Team Themenbezogene Feiern (Einweihung Spieletonnen, Forscherwerkstatt, Kochwerkstatt, Boulderwand, …) Sport- und Spielefest (jährlich) Sponsorenlauf (alle 2 Jahre) Elternbeatabend (jährlich) . . . . . . . . . . Veranstaltungen in der Stadtöffentlichkeit Bruchstraßenfest (jährlich) Maislabyrinth (alle 2 Jahre) Tag der offenen Tür der Lebenshilfe Gießen (jährlich) Open Flair (unregelmäßig) Ehemaligentreffen (unregelmäßig) . . . . . Klasseninterne Feiern und Veranstaltungen Geburtstage Bergfest (Schulhalbjahr) Jahreszeitliche Feste: Weihnachten, Jahresabschluss (Sommer), Herbstfest (z.B. Kürbis, Kartoffel, Erntedank, Halloween, …), Frühlingsfest, Fasching) Projektbezogenes Feiern (Laternenfest) Abschiedsfeste Morgenkreis Übernachtung in der Schule (z.B. Lesenacht) Klassenfahrten . . . . . . . . Neben den freudigen werden auch traurige Dinge in gemeinsamen Zusammenkünften gewürdigt. Der Tod unserer Schülerin Celine war im Jahr 2008 wohl für alle das bisher eindringlichste Ereignis dieser Art. Hier nicht aus dem Feld zu gehen, sondern für Kinder und Erwachsene Formen der gemeinschaftlichen Bearbeitung anzubieten, zeichnet die Kultur des Schullebens der Sophie-Scholl-Schule besonders aus. Leben 28 29 Leben Schulentwicklungsinstanzen Eltern & andere Interessierte < ___ __ __ __ __ > __ Organisation 30 <_> <___ AG 1 | AG 2 | AG 3 | AG 4 <___ Weiterbildung, Profilbildung _______> Lerngruppen-Team-Sitzung: Wöchentlich 2 Stunden, Absprache zu Gruppenentwicklung und Diskussion pädagogischer Beobachtungen in der Gruppe / zu einzelnen Kindern. Gemeinsame Vorbereitung und Absprache zu Wochenplan- und Freier Arbeit sowie Thematischen Einheiten. Stufensitzung: ca. 14-tägig 2 Stunden, Absprache zu allen die Schulstufe betreffenden Themen; insbesondere Entwicklung des Stufenprofils innerhalb des Schulprofils und fachbezogene Vorbereitung. Fachkonferenzen: zweimal halbjährlich kompakt sowie zusätzlich nach Bedarf; Absprache zu allen Belangen der Fächer mit Blick auf die Inhaltsentwicklung in der Stufenschule. LG | STU | FG | GES _____________ Wöchentlich ist ein Nachmittag der gemeinsamen Arbeit des pädagogischen Teams in der Schule vorbehalten. Die Arbeit erfolgt in unterschiedlichen Konstellationen: Interne Teams Schulentwicklungsgruppen Interne Schulvorhaben _________> > Die Sophie-Scholl-Schule ist eine Schule in Bewegung. Schulentwicklung an einer solchen Schule braucht innovative Formen der Kommunikation in der gemeinsamen Arbeit. So wandeln sich Orte und Arten der gemeinsamen Beratung und Entwicklung. Seit 2006 wurden Schulentwicklungsinstanzen identifiziert und neue Konferenzstrukturen mit klaren Aufgabenzuweisungen etabliert: <_> __ Schulentwicklungsinstanzen an der Sophie-Scholl-Schule (LG = Lerngruppenteams, STU = Stufenteams, FG = Fachgruppenteams, GES = Gesamtteam) Schulleitung »Motor der Schulentwicklung« __ Innere Organisation Öffnung nach Außen Evaluation und Zertifizierungsprozesse ___________________________ Schule als lernende Institution <__> __ Schulforschung <_________> Förderverein <_> Träger Lebenshilfe Gießen <_> Wissenschaft Gesamt-Team-Sitzung: ca. 14-tägig 2 Stunden, Absprache zu allen allgemeinen Themen, Entwicklung des Gesamtprofils der Schule, Zusammenführung der Fachcurricula zu einem Gesamtcurriculum der Sophie-Scholl-Schule, Diskussion des Fortbildungsbedarfs, gemeinsame Fortbildung. Kompaktwoche: Die letzte Woche der Sommerferien wird vom Schulteam in ganztägiger gemeinsamer Arbeit als Vorbereitungszeit für das neue Schuljahr genutzt. Hier entstehen Meilensteine der Schulentwicklung, abgestimmte Jahresarbeitspläne, Absprachen über Regeln und Schwerpunkte des Schuljahres. Außerdem ist Zeit für Gespräche über die Kinder – und für gemeinsam verbrachte Zeit im Schulteam. Neue MitarbeiterInnen, v.a. die jährlich wechselnden Zivis und Kräfte im Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr können hier mit Muße eingeführt werden. Durch die entwickelten Konferenzstrukturen ergeben sich neue Möglichkeiten zur Profilbildung innerhalb der Schulstufen, die wechselnde personelle Besetzung in den einzelnen Foren eröffnet stets neue Wege der Schulentwicklung. Die Schulstufen wählen StufensprecherInnen, die in wöchentlichen Sitzungen regelmäßige Kommunikation mit der Schulleitung pflegen. Die Stufensprecher sind für Einladung und Leitung der Stufensitzungen verantwortlich, gestalten stufenspezifische Themenabende, bereiten gemeinsam mit der Schulleitung Pädagogische Tage vor und moderieren in Abwesenheit der Schulleitung Sitzungen des Schulteams. 31 Organisation Die Schulleitung übernimmt die Führungsaufgaben im Management und in der pädagogischen Grundausrichtung der Schule, arbeitet nach dialogischem Entwicklungskonzept mit den einzelnen Lerngruppenteams und den StufensprecherInnen, den diversen Arbeitsgruppen, dem Förderverein der Schule und vertritt die Schule nach außen. Sie arbeitet wertschätzend mit dem Ziel der Nachhaltigkeit und unterstützt die Professionalisierung des pädagogischen Personals in der (Weiter-) Entwicklung einer Schule für alle Kinder. Schulentwicklung vollzieht sich dabei im gemeinsamen Prozess, braucht zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Tempi und muss auch Phasen der Besinnung und des Innehaltens ermöglichen. Sie ist an der Sophie-SchollSchule erklärtes Anliegen und Aufgabe der gesamten Schulgemeinde. Aus der konzeptionellen Arbeit im pädagogischen Team folgen die Entwicklung und Evaluation konkreter pädagogischer Vorhaben, z.B. Einsatz der Rechtschreibwerkstatt in der Stufe I und II sowie die Erprobung der schulformbezogenen Durchlässigkeit in der Bewertung von Schülerleistungen in der Stufe III (seit 2006), sowie der Anstoß zu externer Begleitung und Evaluation (s.u.). . . Daneben bietet die Schule in thematischen Arbeitsgruppen vielfältige Anknüpfungspunkte zur Mitentwicklung und konkrete Anlässe zur Mitarbeit für LehrerInnen, ErzieherInnen, Eltern und interessierte Fachleute. Dies sind derzeit: Küche und Ernährung Außengelände und Bewegung Bibliothek / Infothek Schule bis zum Jahrgang 10 ! Homepage / Kinderhomepage Öffentlichkeitsarbeit Naturwissenschaftliche Forscherwerkstatt Vision Million . . . . . . . . Organisation 32 Zur Öffnung der Schule nach außen gehören daneben z.B. die Kooperation mit Kindertageseinrichtungen und Frühförderungsstellen in Gießen und Umgebung, seit 2008 auch mit Blick auf den Kitas und Schulen verbindende Bildungs- und Erziehungsplan Hessens, die Mitarbeit im Schulverbund »Blick über den Zaun«, der bundesweit Schulen mit Reformansatz zusammenbringt die Teilnahme und Präsentation an Fachtagungen und Seminaren im Inund Ausland, die Bereitstellung von Räumen für Fachtagungen und Kurse Hospitationsangebote für Gruppen / Seminare (Universität, Studienseminar, Berufsschule, interessierte LehrerInnen aus dem In- und Ausland), die Kooperation mit Giessener Geschäftsleuten (Bäckerei, Kelterei), Institutionen (Polizei, Kirche und Synagoge), aber auch der Giessener Kulturszene (Theaterbesuche, Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen (Bruchstraßenfest, Schiffenbergfest, Fluss mit Flair etc.), die Organisation von thematisch gebundenen Ferienbetreuungsangeboten in den Sommer-, Herbst- und Osterferien. . . . . . . . Nicht zuletzt wünscht die Sophie-Scholl-Schule auch die gezielte wissenschaftlich motivierte Außen-Sicht, z.B. durch Untersuchungen im Rahmen von Diplom- und Staatsexamensarbeiten und besonders auch durch Teilnahme an größeren Evaluations- bzw. Forschungsprojekten, z.B. Möglichkeiten der Förderung sprachlicher Kompetenzen nicht- oder wenig sprechender Kinder durch psychomotorische Angebote (Heil- und Sonderpädagogik der Universität Gießen) Was Kinder sammeln (Erziehungswissenschaft der Universität Gießen) Kommunikation im Morgenkreis der integrativen Gruppe (Universität Kassel) Integrative und inklusive Unterrichtsformen an der Sophie-Scholl-Schule (Erziehungswissenschaft der Universität Gießen) Einstellungen von Kindern ohne Behinderung gegenüber Kindern mit geistiger Behinderung (Erziehungswissenschaft der Universität Gießen) Evaluation des Einsatzes der Rechtschreibwerkstatt nach SommerStumpenhorst (Psychologie der Universität Gießen) »Bewegung, Spiel und Sport in der Ganztagsschule« (Sportwissenschaft der Universitäten Marburg, Braunschweig, Jena). . . . . . . . Aus letzterer entstand inwischen ein ausführliches Schulportrait aus dem externen Blickwinkel von »Bewegung, Spiel und Sport« sowie der im Schneider Verlag erhältliche Film »Bewegt den ganzen Tag« über Bewegung im Unterricht und Schulleben der Sophie-Scholl-Schule (und 5 weiterer ausgewählter Schulen). Eine Antragstellung zur Teilzertifizierung als »Bewegte Schule« im Rahmen des Zertifizierungsprozesses als »Gesunde Schule« (Hessisches Kultusministerium) folgt konsequent im Sommer 2009. Impressum Lebenshilfe Gießen Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Kreisvereinigung Gießen e.V. Aufsichtsratsvorsitzende: Maren Müller-Erichsen Vorstand: Magnus Schneider . Grüninger Weg 29 35415 Pohlheim-Garbenteich Telefon 06404 804-0 Telefax 06404 804-244 [email protected] www.lebenshilfe-giessen.de . Im Rahmen weiterer Zertifizierungsprozesse ist die Sophie-Scholl-Schule inzwischen evaluiert als Musikalische Grundschule (2008) Gesunde Schule – Teilzertifikat Ernährung (2008) Schule mit besonderem Spielkonzept (Zertifikat Spielen macht Schule 2008). . . . Ergebnisse und Rückmeldungen aus externen Evaluationen, spezifischen Zertifizierungsprozessen, Forschungsarbeiten und Hospitationen werden regelmäßig im Kollegium reflektiert: Der »fremde Blick« schenkt einerseits Wertschätzung dessen, was geleistet wird, und wirkt andererseits gegen blinde Flecken, die in der Innensicht entstehen. Er verhilft uns auf diese Weise zu immer neu motivierter Selbst-Bewegung in Richtung auf das gemeinsame Ziel: Eine Schule für alle Kinder ! . Sophie-Scholl-Schule Gießen Grünberger Straße 222 35394 Gießen Telefon 0641 94430-0 Telefax 0641 94430-10 [email protected] www.sophie-scholl-schule-giessen.de www.kinderhomepage-sophie-scholl-schule-giessen.de . . Text Wiltrud Thies Schulleiterin Sophie-Scholl-Schule Gießen Layout Weigand Design und Kommunikation GmbH Frankfurt am Main Druck G. Bischoff & Sohn GmbH Maintal Organisation 34 Sophie-Scholl-Schule Integrierte Grund- und Gesamtschule der Lebenshilfe Gießen