Hightech an Bord aus GLEITSCHIRM 1

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Hightech an Bord aus GLEITSCHIRM 1
HIGHTECH
G
leitschirme sind die einfachsten
Fluggeräte überhaupt - die Chinesen
hätten theoretisch schon zu Beginn
der Seidenherstellung vor
fünftausend Jahren mit den damaligen
Materialien funktionsfähige Schirme bauen
können. Paradoxer weise nutzen aber gerade
Gleitschirmpiloten unter ihren "Minimalgeräten" in den letzten Jahren zunehmend
auch modernste Technologien für Höhenflüge
– insbesondere die elektronische Flugnavigation gehört mittler weile zum Standard...
Fotos: Sascha Burkhardt
Bordrechner im Gleitschirm-Cockpit: Der Taschencomputer mit angeschlossenem GPS zeichnet die
aktuelle Pilotenposition und seine
Flugspur in ein Satellitenfoto des
Fluggebietes ein.
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FÜR HÖHENFLÜGE
V ON S ASCHA B URKHARDT
Varios
Seit unserem großen Vergleichstest der
"Hightech"-Varios in GLEITSCHIRM
09/2001 (Sie können den Beitrag auf
www.gleitschirm-magazin.com in der
Rubrik Tests und Geräte kostenlos laden)
hat sich einiges geändert: Insbesondere die
erfolgreiche Markteinführung des Compeo
von Bräuniger hat das Angebot deutlich
ausgeweitet. Die schweizerische Firma
Flytec wollte in der Variooberklasse nicht
nachstehen und gibt in Kooperation mit
Bräuniger das Flytec 5030 heraus, ein zum
Compeo baugleiches Modell. Damit haben
beide Hersteller nun auch Spitzenvarios mit
integriertem GPS und grafischer Kartendarstellung der Flugspur im Programm,
Aircotec ist mit dem "TopNavigator" und
dem Nachfolgemodell XC-Trainer nicht
mehr "alleine auf weiter Flur". Renschler
bietet mit dem 17E ebenfalls seit geraumer
GPS
Zeit ein Vario mit eingebautem GPS an,
allerdings wird die Anzeige hier bewußt auf
ein Minimum reduziert und auch auf eine
grafische Darstellung der Flugstrecke verzichtet. Uwe Renschler bringt dafür mit
Erfolg das "kleine Wunder" fertig, sein Vario
und das GPS über Solarzellen mit Energie
zu speisen!
Grundsätzliche Unterschiede bestehen bei
den auf dem Markt erhältlichen Varios nicht
nur in der Art, wie alle Flugparameter auf
dem Bildschirm dargestellt werden, sondern auch in der Benutzerführung und in
der Steigtonakustik. Idealerweise sollte der
Pilot vor dem Kauf zum Beispiel in Hinblick
auf das Steigtonverhalten einen Testflug mit
seinem Wunschgerät machen: am Sound
scheiden sich die Geister ...
3D-Darstellung im PC-Programm „SeeYou“. Die Vektorkarten können als 2D-Karten auch auf
das PDA-Tochterprogramm „SeeYou Mobile“ übertragen werden.
Der Steigton ist natürlich das wichtigste
Feature aller Varios, auch jenes der untersten Preisklasse. Statt ein "Alles-in-einem"Hightechgerät zu kaufen, begnügen sich
viele Piloten deswegen mit einem einfachen
Gespann aus einem "normalen" GPSHandy, das parallel zu einem Vario der
unteren oder mittleren Klasse betrieben
wird - tatsächlich reicht eine solche Kombination für viele Bedürfnisse vollkommen
aus. Das Vario muß selbst für einen erfolgreichen Streckenflug eigentlich nicht mehr
können als eine genaue Angabe der derzeitigen Steig- und Sinkwerte, und das GPS
übernimmt die Höhen- und Positionsangaben zur Verhinderung eventueller
Luftraumverletzungen sowie die Aufzeichnung der Strecke für eine spätere
Fluganalyse. Schon billige, moderne Einsteigerhandys können so selbst zur OLCDokumentation benutzt werden, allerdings
muß der Pilot vor dem Kauf genau darauf
achten, ob alle wichtigen Parameter im
Tracklog enthalten sein werden und ob die
Abtastrate einstellbar ist. Ältere Gebrauchtgeräte wie die Garmin III – Reihe beispielsweise zeichnen die Höhe nicht auf und entsprechen damit für Flüge über 75 Kilometern nicht den OLC-Richtlinien, und
andere erlauben keine Änderung der Abtastraten. Für den OLC ist eine Mindesttaktrate von 60 Sekunden vorgeschrieben,
das heißt, spätestens alle 60 Sekunden
muß eine Positionskoordinate vom Flug im
GPS mitgeschrieben werden. Als Empfehlung gilt eine Taktrate von 5 bis 15 Sekunden.
Im Bereich der GPS-Handys hat sich in den
letzten Jahren auf jeden Fall einiges getan:
Die Preise sind auf ein angenehmes Niveau
gefallen, und die etwas gehobeneren Geräte bekommen neue Karten und neue
Funktionen implantiert. Zum Beispiel die
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Straßennavigation. Früher war es klobigen
„Dingern“ wie dem Streetpilot III vorbehalten, den Nutzer durch die Wirren des
Straßenverkehrs zu führen. Heute übernehmen auch handlichere und preisgünstigere
Geräte durch visuelle Signale dieselben
Aufgaben – und können nach der Ankunft
am Startplatz ihren Dienst als Flug-GPS in
der Luft antreten. Ebenfalls lange erwartet:
endlich sind auch topographische Karten
von Deutschland für diverse GPS-Geräte
von Garmin erhältlich. Ganz Deutschland
im Maßstab 1:25.000 kostet 199 Euro. Das
ist wirklich eine gute Nachricht. Bis jetzt
enthielten auch die detailliertesten Karten
bestenfalls einige Straßen, Ortschaften und
Flüsse, aber Wanderwege und die Modellierung von Gebirgen blieb in Europa
unerfüllter Wunschtraum.
PDA UND GPS
Foto: Sascha Burkhardt
STECKVERBINDUNG, KABELKOMMUNIKATION ODER DRAHTLOSER DIALOG
Unschlagbare Minimalausrüstung für weite Flüge: das
Tandem aus Vario (Barometrische Höhendifferenz) und
GPS (Position, Lufträume und GPS-Höhe)
Foto: Sascha Burkhardt
Taschencomputer – Navigation
in Vollendung
Strahlend blaue Zähne: drahtlose Bluetoothverbindung zwischen GPS und Taschencomputer
Viele Geräte unter den PocketPC`s sind mit einem Schacht für CompactFlash-Karten ausgestattet, oder aber sie können entsprechend nachgerüstet werden - da kann dann ein entsprechendes GPS-Modul eingeschoben werden. Andere haben serienmäßig einen drahtlosen "Bluetooth"-Anschluß und können so strippenlos mit einem entsprechenden GPSEmpfänger kommunizieren: eine kleine "GPS-Maus" wie die von www.socketcom.com auf
dem Bild oben kostet allerdings zwischen 400 und 500 Euro. All diese Zusatzmodule funktionieren wegen fehlender Anzeigen natürlich nur im Zusammenspiel mit einem PocketPC
und nicht "stand alone".
Eine andere und oft preisgünstigere Möglichkeit ist der direkte Anschluß eines "waschechten" GPS-Handys an den PocketPC – ein einfacher "Nullmodemadapter" muß zwischen die
beiden männlichen seriellen Stecker geschaltet werden.(Im Elektronikgeschäft erfragen oder
Bauanleitungen, für ipaq beispielsweise unter www.kh-gps.de/ipaq.htm).
Der Vorteil: Der GPS-Empfänger kann "von der einfachsten Sorte" sein - für etwas über 100
Euro gibt’s schon einen Geko von Garmin. Zudem bezieht ein solches GPS im Gegensatz zu
Einschub-Geräten seinen Strom aus der eigenen Batterie, ein ganzer Flugtag ist mit einem
einigermaßen modernen GPS-Handy normalerweise problemlos bestreitbar. Außerdem kann
man das GPS auch mal ohne PDA betreiben, und das Trackfile ist bei den meisten Handys
OLC-konform. Nachteil: ein paar Kabel mehr im Cockpit.
Foto: Ulrich Prinz
Das Cockpit eines Streckenpiloten: Funk, PDA, Vario und
ein Geko-GPS. Der Taschencomputer und das GPS sind
per Kabel miteinander verbunden.
www.ulrichprinz.de/para/gear
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gleitschirm-magazin.com
Zwischenzeitlich hat sich für den Piloten
aber auch eine ganz andere High-TechLösung ergeben: Immer mehr Piloten
haben im Berufsleben oder auch privat
ständig einen kleinen Taschencomputer
(PDA) dabei. Auf dem läuft nicht nur ein
Agenda zur Terminplanung, sondern auf
Wunsch auch komplexe MultimediaAnwendungen. Zunehmend handelt es sich
bei den gutgehenden PDA-Modellen um
PocketPC`s unter einer Spezialversion von
Windows. PDA`s unter PalmOS waren
lange Zeit der Renner – ab seit der etwas
stabileren Windowsversion Pocket PC
2002 hat die Microsoft-Fraktion deutliche
Bodengewinne erkämpfen können. Vor
allem: für den Anschluß eines externen
GPS sind die PocketPC`s meist besser
geeignet - und damit sind alle Voraussetzungen für den Aufbau eines HighendNavigationssystems erfüllt!
Beim breiten Publikum werden beispielsweise die neuesten GPS-gekoppelten
Programme zur Straßennavigation immer
beliebter: Mit einer solchen Anwendung
kennt der PocketPC neuerdings nicht nur
sämtliche Straßen einer installierten Region,
sondern ist auch in der Lage, den autofahrenden Nutzer per Sprachausgabe ("nach
fünfzig Metern rechts abbiegen") bis zu
einem Startplatz in Straßennähe zu lotsen.
Im Prinzip schaffen gute Programme wie
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BAROMETRISCHE ODER GPS-HÖHE
Das ist auch der Grund, warum die Barometerhöhe eigentlich vor dem Start mit der
Startplatzhöhe abgeglichen werden muß,
zum Beispiel durch Angleichung an die
aktuelle GPS-Höhe.
Umgekehrt herum ist die GPS-Höhe deutlich weniger brauchbar, wenn es um die
Feststellung von Höhenänderungen geht.
Es ist zwar möglich, jedesmal die Differenz
der sekündlich eintreffenden GPS-Höhendaten zu berechnen und somit einen Variometerwert anzugeben – die Genauigkeit
liegt aber bestenfalls im Meterbereich und
damit deutlich unter jener einer Drucksonde
im Vario. Diese ist nämlich in der Lage, feinste Luftdruckdifferenzen im Bereich von
Das Compeo schreibt GPS-Höhe und barometrische Höhe in den Track: die Abweichung
schwankt von Sekunde zu Sekunde, deutlich zu sehen bei dieser Fluganalyse am PC mit der
Software CompeGPS
einem Dutzend Zentimetern zu "erfühlen" unsere Varios piepsen deswegen schon,
wenn man sie nur leicht anhebt. Für den
Piloten ist deswegen das Tandem aus
Die Bestimmung der Flughöhe über die
besonders gut zu gebrauchen. Heutzutage
Drucksonde und GPS unschlagbar: die
Drucksonde fürs Vario, die GPS-Höhe für
Messung des aktuellen Luftdrucks ist so alt
wie die Luftfahrt: unsere guten alten
dagegen sind die vom Satellitenempfänger
errechneten GPS-Höhen äußerst genau,
eine sichere Ermittlung der Absoluthöhe,
auch wenn der Luftdruck während des
Altivarios machen es genauso. Mit dem
Aufkommen des GPS-Systems haben die
der Fehler liegt erfahrungsgemäß oft unter
einem Dutzend Metern. Die barometrische
Streckenfluges gefallen sein sollte.
Einige GPS-Handgeräte haben eine zusätz-
Piloten jetzt noch eine zweite Höhenangabe
an Bord: die GPS-Höhe. Als das zivile GPSSignal noch der künstlichen Verfälschung
Höhe ist da schnell unpräziser, schließlich
ändert sie sich wetterbedingt mit den Luftdruckschwankungen – der Fehler kann
liche Drucksonde zur Ermittlung des
Luftdrucks (Funktion „Wetterstation“) und
damit auch der barometrischen Höhe. Es ist
(SA) unterlag, waren die GPS-Höhen nicht
rasch mehrere Dutzend Meter betragen.
nicht immer ersichtlich, welche der beiden
Höhen (GPS/Baro) gerade angezeigt wird – ein Menüpunkt erlaubt
aber beispielsweise im Garmin
etrex-Summit die Angleichung der
Barometerhöhe an die GPSHöhe.
Beim mitgeschriebenen Track
handelt es sich bei den Satellitenhandys in der Regel um die
GPS-Höhe. In GPS-Varios wie
Topnavigator oder XC-Trainer werden dagegen trotz eingebautem
Foto: www.garmin.de
GPS die barometrischen Höhen
im Flugspeicher aufgezeichnet.
Besonderheit des Compeo und
des Competino von Bräuniger:
zusätzlich zur barometrischen wird
auch die GPS-Höhe im IGC-File
abgespeichert und steht bei der
Fluganalyse ebenfalls zur Verfügung. Im Programmfenster oben
sind die beiden Werte nebeneinander zu sehen.
gleitschirm-magazin.com
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Eingabe eines Höhenalarms in CompeGPS
PocketAir. Interessantes Detail: unter „AOL“
wird die derzeitige Höhe über Grund (eigentlich „AGL“) konstant ausgegeben.
TomTom-Navigator die wichtigsten Dinge,
die festeingebauten Navigationssysteme in
Autos der Oberklasse können - zu einem
deutlich geringeren Preis. Insbesondere
dann, wenn der Nutzer schon einen
PocketPC besitzt und sich nur noch einen
anschließbaren GPS-Empfänger und die
Software zulegen muß.
In der Luft wird es dann für den Piloten richtig interessant: die beiden Fluganalyseprogramme CompeGPS und Seeyou beispielsweise werden auch in einer „Pocketversion“ angeboten. Beliebige Karten, einschließlich kalibrierter Satellitenfotos, können vor dem Flug zu Hause vom PC auf
den Taschencomputer übertragen werden
und stehen dann in der Luft zur Verfügung.
Die Landschaft zieht nicht nur unter den
Füßen, sondern auch auf dem Display des
Taschencomputers vorbei.
Besonders praktisch: selbst die Höhenmodelle der überflogenen Landschaft finden im Speicher des PDA Platz. Der
PocketPC mit GPS-Anschluß ist so in der
Lage, neben typischen Parametern wie
dem aktuellen Kurs und der Geschwindigkeit auch die aktuelle Höhe über Grund
anzugeben – das kann bis jetzt noch kein
Vario dieser Welt!
Allerdings hat der PDA trotz seiner gewaltigen Möglichkeiten mindestens drei Handicaps: Er enthält keine Drucksonde und
kann damit nur bedingt als Vario herhalten,
lesen Sie dazu auch den Infokasten über
die barometrische Höhe. Außerdem verbraucht er gewaltig Strom: Ein mehrstündiger Streckenflug kann mit einem Ausfall
enden, insbesondere dann, wenn das
WLAN und Bluetooth
Die kleinen Windmesser der Schweizer
Firma Skytech gehören untrennbar zum
Gleitschirmfliegen. Schon die allerersten
Pioniere streckten das kleine Kästchen mit
seinem Flügelradsensor am Startplatz in
den Fahrtwind, um die Windstärke zu messen.
Mittlerweile hat sich das "Kultobjekt" deutlich weiterentwickelt und bietet ein richtiges
Techologiekonzentrat auf engstem Raum.
Die meisten Piloten werden sicherlich mit
dem Xplorer 1 auskommen: der Winzling
paßt hervorragend in die Hosentasche und
liefert dann am Startplatz die mittlere
Windgeschwindigkeit und die stärkste Böe.
Ein praktischer Flugbegleiter, den GLEITSCHIRM zur Zeit jedem Abonnentenwerber
als Prämie überreicht! Im Laden kostet er
sonst 44 Euro.
Wer's noch bequemer haben will, kann mit
dem Xplorer 2 am Startplatz auch noch die
aktuelle Temperatur ablesen und erfährt
zudem auf Knopfdruck, wie kalt die "erfühlte Temperatur" ist – der Xplorer 2 rechnet
nämlich den Windchillfaktor aus. Circa 53
Euro.
Foto: Sascha Burkhardt
Foto: Sascha Burkhardt
Die Hightech-Errungenschaften "Wireless LAN"
und "Bluetooth" gehören zu den Zauberworten
der mobilen Kommunikation - mit Wireless LAN
wird das Internet im Umkreis von mehreren
Dutzend Metern um einen Accesspoint drahtlos
und kann von jedermann empfangen werden man braucht nur einen Taschencomputer mit
einem WLAN-Adapter, wie ihn beispielsweise
Belkin für ein paar Dutzend Euro anbietet
(www.belkin.com). Der Nutzen dieser "simplen
Hochtechnologien" ist auch für Gleitschirmflieger nicht unerhebliche: Immer mehr Hotels
und Fliegerherbergen bieten ihren Gästen so auch im Ausland einen unkomplizierten
Internetzugang - und damit auch die Möglichkeit, alle gewohnten Wetterquellen im Internet
bequem anzuzapfen.
Die Bluetooth-Technologie dient eher dazu,
Geräte drahtlos miteinander zu verbinden –
zum Beispiel ein Mobiltelefon und einen PDA
oder eben einen Bluetooth-GPS-Empfänger
mit einem PocketPC. So ist es möglich, daß
die winzige GPS-Maus im Cockpit auf dem
Frontcontainer auch ohne störende Strippen
regelmäßig ihre Positionsdaten an einen PDA
weitergibt, auf dem SeeYou oder CompeGPS
läuft ...
Skywatch goes Hightech
Foto: Sascha Burkhardt
Von der Straße in die Luft
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gleitschirm-magazin.com
Beim Xplorer 3 gibt es dazu, immer noch im
selben Winzlingsgehäuse, einen elektronischen Kompaß zur Überprüfung der
Startplatzausrichtung – 89 Euro.
Beim Xplorer 4 schließlich wurde noch eine
Drucksonde für barometrische Höhenangaben und für eine Funktion als Wetterstation eingebaut – und das Gehäuse bleibt
trotzdem noch so winzig und handlich! Der
Xplorer 4 kostet circa 110 Euro.
Weitere Auskünfte:
www.jdc.ch
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angeschlossene GPS ebenfalls vom
PocketPC gespeist wird. Ein Pilot mit ordentlichen Streckenambitionen muß sich
da schon was einfallen lassen und entweder ein größeres Batteriejackett für seinen
PDA kaufen, oder aber eine Zusatzstromversorgung basteln. Und schließlich liefert
bis jetzt erst eine PocketPC-Software
(„GPS_Log“) ein OLC-taugliches IGC-File,
CompeGPS will aber bis zum Frühjahr
nachziehen.
Als gutes Hightechcockpit zu erschwinglichem Preis könnte sich momentan also
beispielsweise folgende Kombination anbieten:
- handelsübliches, autonomes GPSHandy mit eigener Stromversorgung
und eigenem Trackspeicher
Wichtige Werte für weite Flüge?
Ob Sollfahrtberechnung, McCready-Ringe
und Endanflugrechner für Gleitschirmflieger
von Bedeutung sind, bleibt beliebtes Streitthema an den Stammtischen der Fliegerbars. Funktionen wie Sollfahrtberechnung
nach McCready werden in der Praxis tatsächlich nicht sehr häufig eingesetzt: die geringe Effizienz dieses Features bei Gleitschirmen beruht auf deren geringen Geschwindigkeitsbereich. Bei der häufiger benutzten einfachen Sollfahrt teilt das Vario
dem Piloten mit, wie viel schneller oder langsamer er fliegen muß, um das beste Gleiten
unter Berücksichtigung der aktuellen Steigoder Sinkwerte zu behalten. Denn das beste
Gleiten eines Schirms ist nur im windstillen
Raum mit einer bestimmten Bremsstellung
verbunden. Kommt der Pilot in einen
Aufwind, muß er langsamer fliegen, um den
besten Gleitwinkel zu erfliegen. In einem
Abwind muß er beschleunigen. Die entsprechende Geschwindigkeitsänderung schlagen die Varios durch Aufleuchten von Pfeilen
vor. Bei Sollfahrt nach McCready ändern
sich diese Werte zusätzlich in Abhängigkeit
von dem geschätzten Steigwert, den der
Pilot im nächsten Bart erwartet.
Bei Anbindung des Varios an ein GPS kann
auch die Windgeschwindigkeit in sämtliche Sollfahrtrechnungen einfließen. Somit
wird wirklich die optimale Sollfahrt errechnet.
Im Gegensatz zu schnellen Fluggeräten wie
Segelfliegern wird nämlich bei den langsamen Gleitschirmen die optimale Fluggeschwindigkeit durch die horizontale Windkomponente spürbar beeinflußt.
Für Gleitschirmpiloten weniger sinnvoll
erscheint die Total Energie Kompensation. Hierbei unterdrückt das Vario in seiner Anzeige Höhengewinne, die durch
Abbremsen entstehen. Denn beim Abbremsen wird überschüssige Energie in
kurzzeitiges Steigen umgewandelt, daß mit
Thermik nichts zu tun hat. Um solche
„Heber" auszublenden, überprüft das Vario
bei jedem Höhengewinn, ob der Fahrtsensor
zeitgleiches Verlangsamen meldet. Das
Feature funktioniert somit nur mit „baumelndem" Speedsensor, ist aber sowieso nur bei
Luftfahrzeugen mit großem Geschwindigkeitsbereich wie Drachen oder Segelfliegern
Datensammlung: das Compeo-Display
richtig nützlich. Auch die Funktion „Nettovario" der High-Tech-Geräte wird von
Gleitschirmfliegern sicherlich nicht sehr häufig genutzt. Dabei wird der normale Sinkwert
des Gleitschirms aus den Varioangaben
„herausgerechnet", das Gerät zeigt somit
genau das Steigen und Sinken der durchflogenen Luftmassen an. Etwas gängiger ist
die Nutzung der Funktion „Integrator oder
Mittelwert-Vario". Sie ist auch in preisgünstigeren Varios zu finden. Das Gerät gibt
nicht jede kleine Variation der Sink- oder
Steigraten aus, sondern mittelt über einen
einstellbaren Zeitraum. Die Varioanzeige wird
so etwas gedämpft, unrealistische Ausreißer
werden „weggebügelt".
Extrem nützlich ist auf jeden Fall die
Darstellung von Windgeschwindigkeit und
Windrichtung. Ein Vario, das dank eingebautem oder angeschlossenem GPS über
ständige Positionsdaten verfügt, kann theoretisch diese Werte errechnen und darstellen
– der Topnavigator macht dies beispielsweise auf seiner Balkengrafik im oberen
Displaybereich, beim Compeo und beim Flytec 5050 wird die Windrichtung in die
Kompaßrose im Displayzentrum eingezeichnet.
Manche Variohersteller bieten jetzt mit Blick
auf die Gleitschirmflieger leicht abgespeckte
Versionen ihrer Topvarios an, in denen zum
Beispiel McCready-Funktionen fehlen. Das
Compeo von Bräuniger (1.250,- Euro) hat so
mit dem Competino (720,- Euro) einen
etwas einfacheren und vor allem deutlich
preisgünstigeren kleinen Bruder bekommen.
Knackpunkt Stromversorgung: hier soll eine Solarzelle
Batteriestrom sparen helfen. Kommt allerdings zusätzlich noch
ein PDA ins Spiel, muß der Pilot in der Regel noch einen klobigen Zusatzakku ins Cockpit stecken.
-
ein Vario beliebiger Preisklasse
ein PDA mit Zusatzakku und der
Software CompeGPS Pocket Air,
SeeYou Mobile oder GPS_Log
Dabei erhält der PDA die Positionsdaten
über eine einfache Kabelverbindung mit
dem GPS.
In dieser Konstellation bleibt das Vario allerdings ohne GPS-Verbindung und kann
somit keine Windberechnungen ausführen.
Ausnahme: das Vario Cartesio von Digifly
könnte nach Aussagen des Herstellers zwischen GPS und PDA geschaltet werden
und somit auch die GPS-Daten in seine
Berechnungen einfließen lassen. Und das
Compeo von Bräuniger gibt nun auf
Oft verwechselt: die NMEA-Ausgabe der GPS-Empfänger und ihre
Tracklogausgabe.
Bei den NMEA-Sätzen handelt es sich um Klartext-Meldungen im Textformat, die über
die serielle Schnittstelle eines GPS in Echtzeit ausgegeben werden. Werte wie
„$GPGGA,114614.360,4410.5350,N,00704.4451,E,1,05,2.8,723.2,M,,,,0000*03“ geben
einem angeschlossen Taschencomputer Auskunft über die aktuelle Zeit, Position, Höhe,
Geschwindigkeit und den Kurs. Nur so kann beispielsweise ein am GPS-Empfänger
angeschlossener PocketPC die derzeitige Position in eine Karte einzeichnen.
Nach dem Flug, zum Auslesen des Tracklogspeichers eines GPS-Handys mittels PC,
muß die Schnittstelle des GPS vom NMEA-Protokoll auf das herstellerspezifische
Protokoll umgeschaltet werden. Der entsprechende Menüpunkt ist im „Setup“-Menü des
GPS zu finden. Um Varios wie den XC-Trainer oder das Competino auszulesen, muß das
entsprechende PC-Programm ebenfalls das jeweilige Protokoll des Varios beherrschen.
Während des Fluges gibt nun auch das Compeo NMEA-Sätze aus – dieses GPS-Vario
kann also in der Luft für ein sinnvolles Zusammenspiel an einen PDA angeschlossen werden. Die anderen Hersteller wollen dies bei ihren Geräten auch in absehbarer Zeit implantieren.
Wunsch auch seine GPS-Daten über die
NMEA-Schnittstelle in Echtzeit an andere
Fluginstrumente oder eben einen PDA weiter.
Renschler tüftelt übrigens an Plänen für
eine solargetriebene Kombimaus aus Vario
und GPS, die ihre Daten über Bluetooth an
einen PDA funken soll ... Die Integration der
einzelnen Fluginstrumente steht also noch
ganz am Anfang ihrer Möglichkeiten. Und
es öffnen sich mit den agilen Rechenkünstlern im Cockpit noch ganz andere,
ungeahnte Möglichkeiten. Die Macher von
Pocket-CompeGPS sind beispielsweise
gerade dabei, in ihre Software eine erstaunliche Zusatzfunktion zu implantieren: Der
Topvario als „Blackbox"
Die Spitzenvarios mit GPS haben alle gemeinsam, daß sie nicht nur
ein Barogramm des Fluges mitschreiben, sondern auch den Track:
In einem einstellbaren Rhythmus werden jeweils die aktuelle Position
und die Höhe aufgezeichnet. Die Daten können somit direkt am PC
in Flugbearbeitungsprogramme wie CompeGPS oder SeeYou übernommen und natürlich auch an OLC-Server weitergeleitet werden.
Das Compeo und das baugleiche Flytec 5030 sind zudem nun beide
in der Lage, direkt ein fälschungssicheres IGC-File zu erzeugen. Für
den Anwender hat das allerdings nur beschränkte Bedeutung, in der
Regel wird er den Flug sowieso über eine Auswertungssoftware auslesen, die den 2G-Record" selber erstellt. (Lesen Sie dazu auch den
Infokasten 2Schlüssel gegen Schummeln" im Beitrag zur OLCDer Temperaturfühler Praxis). Der Topnavigator und sein Nachfolger XC-Trainer schreiben
ist beim Competino dafür im Gegensatz zu den Bräuniger-Geräten als interessantes
im Gehäuseinneren Feature für jeden Streckenpunkt die gemessene Temperatur mit:
untergebracht
Dies erlaubt hochinteressante Rückschlüsse auf die durchflogenen
Temperaturgradienten. Auch und gerade während des Fluges ist die Info über den
Temperaturgradienten sehr hilfreich, kann aber nur von Geräten, die einen außenliegenden
Temperaturfühler haben, sinnvoll ausgegeben werden. Dies ist bei den Aircotec-Topvarios
der Fall.
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gleitschirm-magazin.com
Foto: Sascha Burkhardt
Foto: www.garmin.de
NMEA und Tracklogs
Moderner Wegweiser: ein Taschencomputer
unter PocketPC, ein NAVMAN-GPS-Jackett
und die Software TomTomNavigator. Das
Ganze wird an die Windschutzscheibe geheftet und führt den Nutzer über Sprachausgabe
und 3D-Darstellung der Straßen und
Kreuzungen zielsicher durch Europa ...
PocketPC teilt mittels Bluetooth die derzeitige Position an das eingeschaltete Mobiltelefon des Piloten mit. Dies leitet die
Daten über das Mobilfunknetz an einen
Internet-Server weiter, von wo die Positionsmeldung an einen befreundeten
Piloten mit einer gleichwertigen Cock-
WAAS 'n das?
WAAS ist eine Technologie zur Verbesserung
der GPS-Genauigkeit: Von der Bodenstation
empfangene GPS-Positionen werden mit der
tatsächlichen Standortposition der Kontrollstation verglichen. Aus der Abweichung kann
die jeweils aktuelle GPS-Ungenauigkeit errechnet werden, über geostationäre Satelliten
werden die nötigen Korrektionsdaten an alle
Empfänger der Region weitergegeben. Die
Genauigkeit liegt damit im Meterbereich.
WAAS funktioniert auch in Europa schon und
wird von den meisten modernen GPS-Handys
unterstützt, offiziell soll es hierzulande allerdings erst mit Einrichtung des geplanten
Galileo-Systems starten.
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Staudruck oder Flügelrad
Foto: Sascha Burkhardt
Im Gleitschirmbereich werden praktisch
nur Flügelradsensoren benutzt.
Der Unterschied zu Staudruckgeräten ist
gewaltig: Ein reibungsfreier Flügelrad-
sensor „blendet" bei der Messung die
Luftdichte aus und zeigt je nach Flughöhe
die tatsächliche Fluggeschwindigkeit in
der Luft an - die „TAS" oder „True Air
Speed". Da wir mit zunehmender Temperatur, abnehmendem Luftdruck oder
zunehmender Höhe immer schneller in
der Luft unterwegs sind, kann die Geschwindigkeitsanzeige im Trimmspeed je
nach Wetter und Flugberg unterschiedlich
ausfallen. Ein Gerät mit Staudrucksensor (siehe Bild) zeigt dagegen im Trimmspeed unabhängig von der Flughöhe
immer den gleichen Wert an - die „Indicated Air Speed" oder „IAS", auch
wenn wir in Wirklichkeit schneller unterwegs sind. Das Gerät „lügt" also, doch
das hat auch einen Vorteil: Der Stallpunkt
beispielsweise wird immer noch bei derselben abgelesenen Geschwindigkeit
erreicht.
Internetadressen:
Topvarios mit GPS oder GPS-Anschluß:
www.braeuniger-flugelectronic.de
www.aircotec.ch
www.renschler.de
www.flytech.ch
www.digifly.com
Diverse:
www.ulrichprinz.de/para/gear/ (Beschreibung des HighTech-Cockpits eines Piloten)
www.kh-gps.de/wince.htm Einige Infos über
Nullmodemadapter und eine umfangreiche Übersicht
von PocketPC-Programmen (leicht veraltet)
PDA-Software für Thermikflieger:
www.compegps.com (CompeGPS Pocket Air, Preis
Endversion steht noch nicht fest, Testversion ladbar)
www.seeyou.ws (SeeYou Mobile, 199 Euro, Testversion
ladbar)
www.soaringpilotsoftware.com (GPS_Log, Freeware, seit
15.11.2004 OLC-zugelassen)
Andere Kartenleserprogramme für
PocketPC und eventuell PC:
www.flightcompanion.de Flugsoftware für PPC mit
Anflugkarten, eher für Motorpiloten
www.winpilot.de/index_fr.htm Segelflugsoftware für PPC
www.catnet.ne.jp/fukuda/garmap/e_garmap.html
Freeware für PPC
SeeYou Mobile für PocketPC wurde in erster
Linie für Segelflieger entworfen und bietet
deswegen schon seit langem eine hochentwickelte Luftraumwarnungs-Funktion.
Im GPS-Vario Compeo von Bräuniger kann
man neuerdings eine ähnliche Funktion für
40 Euro Aufpreis freischalten.
pitausstattung weitergereicht wird. Resultat: Jeder der beiden Piloten kann auf seinem Display nicht nur die eigene Position in
Echtzeit ablesen, sondern auch jene des
Fliegerkumpels. In den ersten Betaversionen funktioniert das System schon. Ob
das Gleitschirmfliegen der Zukunft so aussehen soll, bleibt natürlich Geschmackssache - und vielleicht auch ein wenig die
Frage „des technischen Spieltriebs“ ...
GPS-Geräte:
www.garmin.de
www.magellangps.com (Magellan und MLR)
www.alan-germany.com (momentan nicht OLC-tauglich)
Fugawi:
2D-Kartenleserprogramm für PC, dessen
Tochterprogramm wahlweise auf PocketPC und auf
PalmOS läuft. Keine flugspezifischen Parameter.
Komplettpreis der Software: 149,- Euro. www.fugawi.de
Memory Map:
Teilweise funktionsfähige (auch PPC-Modul)
Demoversion unter www.memory-map.co.uk
Oziexplorer:
Weitgehend funktionelle Testversionen (PC / PPC) unter
www.oziexplorer.com
Straßennavigation mit dem PocketPC:
TomTomNavigator 3
Hervorragendes Programm für PocketPC mit
Sprachausgabe der Fahranweisungen.
169,– Euro
www.tomtom.com
Destinator:
Straßennavigations-Software mit Sprachausgabe für
PocketPC und Windows.
Vorreiter in der 3D-Ansicht, aber etwas weniger leistungsfähig als TomTom Navigator
http://www.destinator1.com

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