AquaTektur 3

Transcrição

AquaTektur 3
AquaTektur – Beirut 2004
www.Axor-Design.com
AquaTektur
Private Water – Beirut 2004
Das Bad im Dialog der Kulturen
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Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich
Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland
Suzette
Sonja Wright, wrightassociates,
Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich
München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut-Libanon
Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon
Ahmet
Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, BeirutLibanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon
.
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AquaTektur
Private Water – Beirut 2004
Das Bad im Dialog der Kulturen
..
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Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich
Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland
Suzette Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich Sonja Wright, wrightassociates, München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, BeirutLibanon Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon
Ahmet Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei
Simone Kosremelli, Simone Kosremelli
Architects, Beirut-Libanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon
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Impressum
Herausgeber
Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach
Verlag
Verlagsanstalt Alexander Koch GmbH
D-Leinfelden-Echterdingen
Konzept
Philippe Grohe, Dr. Dietmar Danner
Druck
W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG
D-Stuttgart
© 2005 Axor – Hansgrohe AG, D-Schiltach
002
Impressum
Inhalt
008
Weshalb dieser Workshop?
von Philippe Grohe
012
Teilnehmer
012 Jørgen Bach,
Arkitema K/S, Århus
014 Gilles Desèvedavy,
R&Sie..., Paris
016 Yasmine Mahmoudieh,
mahmoudieh design/mahmoudieh
concepts, Berlin
018 Suzette Ricciotti,
Agence Rudy Ricciotti Architecte,
Bandol
020 Sonja Wright,
wrightassociates, München
022 Ana Corberó, Ana Corberó
Painting, Sculpture & Design,
Beirut
024 Nabil Gholam und Aram Yeretzian,
nabil gholam architecture &
planning, Beirut
026 Ahmet Igdirligil,
Sans Mimarlik, Bodrum
028 Simone Kosremelli, Simone
Kosremelli Architects, Beirut
030 Maha Nasrallah, Maha Nasrallah
Architect, Beirut
032
154
Projektübersicht
Badekultur im Mittleren Osten
von Ahmet Igdirligil
035
Projekte
035 Jørgen Bach:
The International Bathroom of the Future
047 Gilles Desèvedavy:
making do to do less
059 Yasmine Mahmoudieh:
The bathroom as a social place
071 Suzette Ricciotti:
Brume de Plaisir
083 Sonja Wright:
Ego-Zone
095 Ana Corberó:
The Portable Hamam
107 Nabil Gholam, Aram Yeretzian:
Hamam at Home
119 Ahmet Igdirligil:
Modern Tradition
131 Simone Kosremelli:
The Hamam for 4
143 Maha Nasrallah:
Private Hamam – Experience for
everyone?
162
Wasser – Raum – Mensch:
Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
von Philippe Grohe
166
Rückblick auf AquaTektur 2002 und 2003
168
Fotonachweis
Inhalt
003
Weshalb dieser Workshop?
von Philippe Grohe
008
Weshalb dieser Workshop?
„Laila sah die Bilder genau vor Augen: diese unendlich schönen Räume mit der Kuppel und den
winzigen Fenstern, die farbiges Licht hereinließen, und dann das lustige Rutschen mit den anderen
Mädchen auf den seifigen Marmorböden. Und die Frauenrunden und die Geschichten, das Lachen und
das viele Essen.“ *
Der Besuch des Hamams, des öffentlichen Bades, nahm in der Alltagskultur des Mittleren Ostens
viele Jahrhunderte lang eine ganz besondere Rolle ein. Die einmalige – in der beinahe sakralen
Architektur begründete – Atmosphäre und die Baderituale, die Körper und Seele schmeichelten, ließen
die Menschen regelmäßig für einige Stunden ihre Alltagssorgen vergessen und in eine Welt voller wohltuender Sinneseindrücke eintauchen. Im Libanon, wo der dritte AquaTektur-Workshop stattfand, hatte die Hamam-Badekultur – ohnehin auf dem Rückzug – mit Beginn des Bürgerkrieges eine schwere
Zeit: Viele Bäder sind inzwischen geschlossen, manche gar dem Verfall preisgegeben. Gleichzeitig entstehen seit Ende des bewaffneten Konflikts im Zuge des Wiederaufbaus in Beirut, wie auf der ganzen
Welt, wundervolle Spas in Hotels, Wellness-Centern oder im privaten Heim.
Nicht von ungefähr spielte im Rahmen des jüngsten, in Beirut abgehaltenen AquaTekturWorkshops von Axor, der Designmarke der Hansgrohe AG, der traditionelle Hamam eine wichtige Rolle.
Fünf namhafte Architekten aus Mitteleuropa und fünf aus dem Mittleren Osten trafen sich mit Axor,
um der Frage nachzugehen, wie sich heute im Badezimmer die Wechselwirkungen zwischen regionalen kulturellen Traditionen einerseits und der Globalisierung andererseits entfalten. Welche räumlichen,
funktionalen und vor allem welche kulturellen und rituellen Traditionen sind – was das Bad betrifft –
im Mittleren Osten zu finden? Wie können diese Grundlagen zeitgemäß interpretiert werden, um auf
die neuen Bedürfnisse des modernen Menschen angemessen und innovativ zu reagieren? Welchen
Einfluss hat die fortschreitende Globalisierung auf lokale Traditionen? Vielfältige Antworten auf diese
und andere Fragen, aus mittelöstlicher und aus europäischer Sicht, sind in diesem Buch dokumentiert.
Weshalb dieser Workshop?
009
Der Veranstaltungsort Beirut liegt am Mittelmeer – wenn man so will im Zentrum der arabischen
Badkultur – und sollte so als Inspirationsquelle für Analyse und Diskussion dienen.
Während der beiden vorangegangenen AquaTektur-Workshops auf Kuba wurde in erster Linie
Grundlagenarbeit geleistet. Axor ließ den Teilnehmern uneingeschränkten Freiraum, damit Entwürfe
entstehen konnten, die von der reinen Wasserform, über konkrete Produkte und Innenräume bis hin zu
Großprojekten und städtebaulichen Entwürfen reichten.
Die dritte AquaTektur-Veranstaltung bildet nun den Auftakt zu einer Serie von Workshops, in
denen bemerkenswerte regionale Badetraditionen in unterschiedlichen Kulturräumen der Erde erkundet und mittels architektonischer und innenarchitektonischer Entwürfe reflektiert werden. Es geht darum, einen Dialog verschiedener regionaler Badekulturen oder -gewohnheiten anzustoßen, um neue
Vorstellungen und Ideen vom zeitgemäßen Bad und Baden zu entwickeln, die in erste architektonische
Entwürfe und Raumkonzepte münden.
* aus: Rafik Schami, Die dunkle Seite der Liebe, Carl Hanser Verlag: München, Wien 2004
010
Weshalb dieser Workshop?
Weshalb dieser Workshop?
011
Arkitema K/S (DK)
CCI Europe, DK-Århus
Seit mehr als 30 Jahren steht Arkitema K/S für Erfahrung und Kompetenz in den Bereichen Städtebau, Architektur und Design sowie Bauaufsicht und -leitung.
Zudem ist das Büro in beratender Funktion im Bereich
Landschaftsplanung tätig.
Neben dem Wissen, dem Talent und dem Engagement
der Mitarbeiter ist ein seriöser und persönlicher
Kontakt zum Kunden eine wichtige Grundlage für den
Erfolg des Büros. Ebenso bedeutend für die Fortentwicklung des Büros ist die Teilnahme an öffentlichen
und beschränkten Architekturwettbewerben. Mehr als
60 hat Arkitema in den vergangenen Jahren gewonnen.
Arkitema wurde 1970 als Kommanditgesellschaft gegründet und deckt mit Büros in Århus und Kopenhagen
weite Teile von Dänemark ab.
Inhaber
Ole Nielsson, Lars Due, Helge Tindal, Poul Schülein,
Jørgen Bach, Michael Harrebek, Kim Risager, Erling
Stadager, Per Feldthaus, Thomas Carstens, Per Fischer
Jørgen Bach
Projekte
1964 geboren in Hobro
1986 technische Ausbildung an der
Ingeniørhøjskolen in Horsens
1992 Architekt maa, Arkitektskolen in Århus
Sluseholmen, 800 Wohnungen,
Kopenhagen
2003–2005
Tuborg Sundpark, 120 Eigentumswohnungen
Hellerup
2002
Flughafen Kopenhagen, Kastrup
1995–1998
Adresse
Arkitema K/S
Frederiksgade 32
DK-8000 Århus C
Tel.: +45/7011.7011
Fax: +45/8613.7011
[email protected]
www.arkitema.dk
012
Jørgen Bach/Arkitema K/S
Jørgen Bach/Arkitema K/S
013
Gilles Desèvedavy
R&Sie... (F)
1963 geboren in Bayonne
1993 Diplom an der École d’Architecture de
Paris-Villemin
1993 Beginn der Zusammenarbeit mit R&Sie...,
Dozent an der Architekturhochschule in Lyon
Mit „Making with...“ umschreiben R&Sie... ihre
Entwicklung einer Architektur, die sich durch kontextuelle Parameter wandelt. Szenarien der Kreuzung
und Transplantation, des Klonens und der Metamorphose führen zu einer fortwährenden Veränderung in der
Architektur. Ziel ist die Aufhebung der Gegensätze zwischen Objekt und Subjekt sowie Objekt und Umgebung.
Mit ihrer experimentellen, erfinderischen Arbeitsweise
wollen R&Sie... eine kritische und „irreführende“ Architektur schaffen, die sich „kontrastreich von der NichtForm absetzt, welche aus den Materialien der jeweiligen
Situation zu bestehen scheint“. Ihr englischer Ausdruck
hierfür ist „a drifting architecture“. R&Sie... waren zu
den letzten vier Architektur-Biennalen in Venedig eingeladen. Die Architekten des Büros haben an der Bartlett
School in London, an der TU in Wien und an der ESARQ
in Barcelona Vorlesungen gehalten.
Inhaber
François Roche, Stéphanie Lavaux, Jean Navarro
Projekte
Wire Frame, Brücke, Pouilly
„Shearing“, Haus Barak, Sommières
Aspiration, Kulturzentrum, Venedig
Adresse
Aspiration, I-Venedig
014
Gilles Desèvedavy/R&Sie...
R&Sie...
45 rue de Belleville
F-75019 Paris
Tel.: +33/142.060669
Fax: +33/142.082786
[email protected]
www.new-territories.com
2002
2001
1998
Gilles Desèvedavy/R&Sie...
015
Yasmine Mahmoudieh
mahmoudieh design/mahmoudieh concepts (D)
1961 geboren in Hamburg
1977–1980 Studium der Kunstgeschichte in Genf
1980–1982 Architekturstudium an der Engineer's
School in Genf
1982–1983 Innenarchitekturstudium am College
Nôtre Dame in Belmont
1983–1986 Architektur- und
Innenarchitekturstudium an der University of
California in Los Angeles
1986 Gründung eines Studios in Los Angeles
1992 Eröffnung zweier Studios in Hamburg und
Berlin
1998–1999 Eröffnung zweier Studios in Barcelona
und London
Heute: zwei Studios in Berlin und London
Strategie, Ästhetik, Funktion – das sind die Aufgaben
und Ziele von mahmoudieh design und mahmoudieh
concepts. Das Ergebnis: unverwechselbare Lebensräume, die zum sinnlichen Vermittler einer ganz eigenen
Identität werden und Bezug auf den jeweiligen kulturellen Raum nehmen. Natürliche Farbschemata, außergewöhnliche Materialien und ausgeklügelte Lichtsysteme
schaffen eine Atmosphäre jenseits von Stereotypie und
Gesichtslosigkeit. Neue, häufig erstmals verwendete
Materialien aus aller Welt kommen zum Einsatz. Ein internationales Team von hoch qualifizierten Designern
und Innenarchitekten arbeitet weltweit an außergewöhnlichen Hotel-, Büro-, Shopping- und sonstigen
Innenraumprojekten. Die Hauptbüros von mahmoudieh
design und mahmoudieh concepts befinden sich in London und Berlin.
Projekte
Noga Hilton Hotel, Genf
Ivanstoroff Hotel, St. Petersburg
Radison SAS Royal Hotel, Kopenhagen
Hotel Rheinsberg „Haus am See“, Berlin
2006
2006
2001
2001
Hotel Rheinsberg „Haus am See“, D-Berlin
Inhaberin
Yasmine Mahmoudieh
Adresse
mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Meinekestraße 7
D-10719 Berlin
Tel.: +49/30.887179.0
Fax: +49/30.887179.16
[email protected]
www.mahmoudieh.de
Royle House # 502
31 Wenlock Road
GB-London N1 7SH
Tel.: +44/207.4901124
Fax: +44/207.4901142
016
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Agence Rudy Ricciotti Architecte (F)
Philharmonie Potsdam, D-Potsdam
Durch private und öffentliche Aufträge, von den Villen
für Le Goff, Marmonier oder Lypredi bis zum Stadion
von Vitrolles, der Hochschule von Auriol, der Fußgängerbrücke des Friedens und dem Nikolaisaal in Potsdam, hat die Agence Rudy Ricciotti Architecte umfangreiche Erfahrungen in der Architektur sammeln können.
Charakteristikum ihrer Arbeit ist eine zweideutige
Mischung aus Achtung und Überwindung des urbanen
Kontexts. Manierismus und Barock schätzen Rudy
Ricciotti und seine Mitarbeiter aufgrund ihrer kreativen
Freiheiten. Mit Vorliebe arbeiten sie mit Kontrasten
zwischen dem Natürlichen, dem Barbarischen, dem
Unzivilisierten, dem Künstlichen wie dem Zivilisierten.
Inhaber
Rudy Ricciotti
Projekte
Beleuchtung der Zentralküche, St Cyr sur Mer
Restaurant l’Opium, Marseille
Séverine Peraudin Showroom, Paris
Philharmonie Potsdam
Ehrensaal des Conseil Général 13, Marseille
Adresse
Suzette Ricciotti
1947 geboren in Thonon-les-Bains
1980 Gründung des Büros Agence Rudy Ricciotti
Architecte mit Rudy Ricciotti:
– Management
– Design
– Möbel-Ausstellungsraum
018
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
Agence Rudy Ricciotti Architecte DPLG
17 bd Victor Hugo
F-83150 Bandol
Tel.: +33/494.295261
Fax: +33/494.324525
[email protected]
2004
2003
2001
2000
2000
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
019
wrightassociates (D)
Business Lounge Bittner + Krull, D-München
wrightassociates ist eine Gruppe von Architekten und
Innenarchitekten, die sich speziell mit dem Entwerfen
und Entwickeln von Projekten im privaten, kommerziellen und gastgewerblichen Bereich auf internationaler
Ebene beschäftigt. Das Team arbeitet intensiv an einer
Innenarchitektur, die stets neue räumliche Strukturen
und kreative Lösungen sucht. Als multinationales Team
verfügt wrightassociates über eine besonders umfassende Kenntnis von der Komplexität betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge, technischer Anforderungen, von Infrastrukturen, sensibler Material-Verwendung und von der Steigerung der Lebensqualität. All
dies verleiht der Innenarchitektur jedes Projektes eine
visuell stimulierende Wirkung.
Inhaber
Sonja Wright, Keith Wright
Projekte
Sonja Wright
1962 geboren in Ritterswörth
1982–1987 Innenarchitekturstudium an der
Fachhochschule Rosenheim
1987–1988 Mitarbeit im Architekturbüro Peter
Stürzebecher in München
1988–1989 Stipendium am Fashion Institute of
Technology und an der Parson School of Design in
New York
1989–2002 verschiedene Projekte mit SchmidtSchicketanz + Partner in München und
Schmidhuber + Partner in München
seit 2004 wrightassociates mit Keith Wright in
München
020
Sonja Wright/wrightassociates
Marriott Hotel, Köln
Business Lounge Bittner + Krull, München
Sheraton Hotel, Krakau
Marriott Airport Hotel, Warschau
Adresse
wrightassociates
Klenzestraße 55
D-80469 München
Tel.: +49/89.55274273
Fax: +49/89.55274272
[email protected]
2005
2004
2004
2003
Sonja Wright/Wrightassociates
019
Ana Corberó
Ana Corberó Painting, Sculpture and Design (RL)
1961 geboren in Barcelona
1981–1984 Stipendium, Bachelor in Kunst an der
Southern Methodist University in Dallas
1985–1986 Stipendium an der University of
Pennsylvania in Philadelphia
1985 Stipendium am Cleveland Art Institute von
Lacoste France
1988 Stipendium und Abschluss in Kunst am Pratt
Institute in New York
Ana Corberó, geboren und aufgewachsen in Barcelona,
lebte, seitdem sie volljährig ist, bereits in sieben
Städten auf drei Kontinenten. Den Weg, den sie in
ihrem Leben nimmt, gehen auch ihre Arbeiten, die an
vielen Orten der Welt zu sehen sind: Ana Corberó versucht, sich durch eine vielseitige Palette von Medien zu
verwirklichen. Dabei reichen ihre Arbeiten von formalen Zeichnungen bis zu Videos, von Keramiken bis zu
Hightech-Drucken, von Ölgemälden und Bronzestatuen
bis hin zu Möbelstücken oder Konzepten für Roadshows. „Man könnte meinen, es handele sich um
ungezügelte Schizophrenie, aber vielleicht ist es ganz
einfach kreative Neugier”, meint sie dazu. Außerdem
vertritt Ana Corberó die Ansicht von Man Ray: „Man
muss sich von der Achtung vor seinen Materialien
befreien.”
Projekte
Skulptur, Galeria Guereta, Madrid
Gemälde, Institut Cervantes, Beirut
Dauerausstellung, Maus Haus, Barcelona
Eröffnung von Maus Haus, Dauerausstellung
mit Möbeln und Leuchten, Beirut
Große Tischlampe „Dragonbutterflies“
022
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Adresse
Ana Corberó
P.O. Box 175 171
RL-2062 5303 Beirut
Tel.: +961/1.328067
Fax: +961/1.215134
[email protected]
www.anacorbero.com
www.maus-haus.com
2005
2005
2004
2002
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
023
Nabil Gholam
nabil gholam architecture & planning (RL)
1962 geboren in Beirut
1980–1986 École d’Architecture de Paris-Villemin,
Architecte D.P.L.G.
1983–1986 Studios FAR SARL, Mode- und
Werbefotografie in Paris
1986–1988 Columbia University in New York,
School of Architecture, Planung und Denkmalpflege, Master of Science in Stadtplanung
1988–1994 Mitarbeit im Büro Ricardo Bofill Taller
de Arquitectura in Barcelona, Paris und New York
seit 1994 nabil gholam architecture & planning
SARL in Beirut
Nabil Gholams unablässig neugieriges und begeisterungsfähiges Team beschäftigt sich fortwährend mit
einem Prozess des Fragens und Experimentierens.
Durch jeden Schritt und jede Entwicklung lernt das
Team unaufhörlich und bleibt dabei den zentralen
Werten von qualitativem Design und intelligentem
Service treu, um die Wünsche des Kunden erfolgreich
umzusetzen. Während der Arbeit an komplexen Konzepten, Gebäuden oder Objekten berücksichtigt es die
sozialen, kulturellen und ökonomischen Interessen.
Prinzipielle Leitfäden sind dabei: eine optimale Arbeitsweise, ökologisches Feingefühl, die intelligente
Integration in das Umfeld, Gewährleistung der Flexibilität, Anpassungsfähigkeit der Systeme und das Finden
einfacher Lösungen für komplexe Probleme.
Aram Yeretzian
1966 geboren in Beirut
1989 Bachelor of Architecture an der American
University in Beirut
1990–1997 Mitarbeit bei L’ARCH’ in Nizza
seit 1999 Partner bei Prime Design in Beirut
seit 2001 Dozent an der Notre Dame University
in Zouk Mosbeh
seit 2002 Senior Architekt bei nabil gholam architecture & planning in Beirut
Inhaber
Nabil Gholam
Projekte
Foch 94 Residential Development, Beirut
Aqaba Hotel & Resort, Aqaba
Apartment tower, BCD, Beirut
Minsk Plaza, Victory Park, Minsk
Adresse
Foch 94, RL-Beirut
024
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
nabil gholam architecture & planning
15 Nasra Street, Beydoun Building, 5th floor
RL-2062 5303 Beirut
Tel.: +961/1.219037
Fax: +961/1.204182
[email protected]
www.ngarchitecture.com
2004
2004
2002
2002
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
025
Sans Mimarlik (TR)
Die Arbeit von Sans Mimarlik ist vor allem durch die
landestypische Architektur geprägt. Sie strebt dabei
eine Verbindung traditioneller Materialien mit modernen Stilelementen an. Sehr charakteristisch für die
Projekte im Wohn- und Tourismusbereich ist die Eingliederung der Baukörper in ihre Umwelt unter Berücksichtigung der lokalen Kultur. Sanierungsarbeiten werden
primär an traditionellen Steinhäusern vorgenommen.
Außerdem bietet Sans Mimarlik Beratung bei der
Planung von Hydrotherapiezentren, Krankenhäusern,
Kur- und Wellnesscentern und zeitgenössischen
Hamams an.
Ada Hotel, TR-Bodrum
Inhaber
Ahmet Igdirligil
Projekte
Ahmet Igdirligil
1955 geboren in Bursa
1972–1975 Middle East Technical University in
Ankara
1975–1983 M. Arch Mimar Sinan University,
Department of Architecture in Istanbul
1976–1977 Architekturbüro von Ali Muslubas,
Mustafa Demirkan und Utarit Izgi in Istanbul
1977–1983 Arbeit mit Sevki Pekin in Istanbul
1980 Arbeit im Architekturbüro von Prof. Roland
Rainer in Wien
1983 Mitarbeit bei Walter Stelzhammer in Wien
1984–1988 Stipendium der österreichischen
Regierung zur Untersuchung der Spas in Österreich und Budapest
1989 Gründung des Architekturbüros Sans
Mimarlik in Bodrum
026
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Tourism Complex, Bodrum
5 Sterne Holiday Village, Bodrum
Sedat Yazici, Bodrum
Cevdet Basacik House, Bodrum
Ada Hotel und Hamam, Bodrum
Adresse
Sans Mimarlik
Tepecik Mah. Yangi Sok. No:8
TR-48400 Bodrum
Tel.: +90/252.3169802
Fax: +90/252.3160426
[email protected]
www.sansmim.com
2004
2004
2004
2003
1997
Simone Kosremelli Architects (RL)
Landhaus, RL-Jiyeh
Simone Kosremelli
1950 geboren in Beirut
1969–1974 School of Architecture, American
University in Beirut
1974–1976 Department of Urban Planning,
Columbia University in New York
1978–1981 freiberufliche Architektin und
Stadtplanerin im Libanon
1978–1980 Dozentin an der American
University in Beirut
1981 Gründung des eigenen Architekturbüros in
Beirut
1988–1991 beratende Architektin für umfangreiche Projekte in Abu Dhabi
1991–1996 Büro in Abu Dhabi
Projekte
Hotel Damascus
Branch, First National Bank, Jounieh
Duplex, Baabda
Landhaus, Jiyeh
028
2004
2004
2003
2002
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
Seit 1981 selbstständig, hat Simone Kosremelli zahlreiche, qualitativ hochwertige und individuelle Projekte
verwirklicht. In ihrer Arbeit achtet sie die Menschen,
die ihre Traditionen und ihre Umwelt respektieren. Ihre
Architektur ist streng geometrisch, sehr komplex und
bildet innen wie außen eine harmonische Einheit. Sie
ist mit den lokalen Traditionen stark verbunden, legt
sich jedoch nicht auf die Vergangenheit fest. Es werden
einfache Elemente in modernen Arrangements verwendet, um so ein reiches architektonisches Vokabular zu
erhalten. In Einklang mit der Architektur entwirft das
Team eine sehr klare und detaillierte Innenarchitektur,
immer mit einem Verweis auf die Vergangenheit, mit
modernen Materialien und Formen. Ihr Hauptinteresse als Stadtplanerin gilt der Achtung des kulturellen
Bauerbes und der physikalischen Zusammenhänge.
Stets versucht sie, eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen. Ihre
Strategie ist die Vereinigung vorhandener Bauwerke,
ohne dabei die existierende Struktur zu zerstören.
Inhaberin
Simone Kosremelli
Adresse
Simone Kosremelli
P.O. Box 11/0137
RL-2062 5303 Beirut
Tel.: +961/1.368643
Fax: +961/1.373117
[email protected]
www.simonekosremelli.com
Maha Nasrallah
Maha Nasrallah Architect (RL)
1960 geboren in Beirut
1978–1983 Architekturstudium an der American
University in Beirut
1983–1985 Arbeit bei Oger Liban in Beirut
1985–1993 Tätigkeit für verschiedene Firmen im
Libanon, in Ägypten und in Kanada (Montreal)
1993–1998 Senior Architekt bei LACECO in Beirut
1998 Freie Architektin und Eröffnung des eigenen
Büros in Beirut
2003–2004 Gastdozentin an der American
University in Beirut, Design Studios und Regional
Architecture
Nachdem sie als angestellte Architektin Erfahrungen
mit zahlreichen internationalen Großprojekten gemacht
hatte, gründete Maha Nasrallah 1998 ihr eigenes Büro
mit dem Schwerpunkt Entwurf. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer Architektur, die auf die lokalen
Bedürfnisse und regionalen Charaktere mit zeitgemäßem Vokabular reagiert. Maha Nasrallah arbeitet für
viele private und staatliche Entwicklungsprojekte, für
NGOs und lokale Stadtverwaltungen. Im Jahr 2002 gewann ihr Büro einen Architekturwettbewerb der Firma
Solidere für den Entwurf eines Wohnungsbau-Projektes
auf dem Gelände des Wadi Abu Jmil in Beirut.
Inhaberin
Maha Nasrallah
Projekte
Wadi Abu Jmil Wohnungsbau-Projekt, Beirut
World War II Museum und Park, Khiam
Adresse
Maha Nasrallah Architect
Eid Building, 4th floor
Tabary Street
RL-Snoubra, Ras Beirut
Tel./Fax: +961/1.753169
[email protected]
Wüsten-Haus, Ägypten
030
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
2004
2004
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
031
Seite 32–43: Jørgen Bach
032
Alle Workshopergebnisse
Alle Workshopergebnisse
033
The
Smart
International
Water Project
Bathroom of the Future
Elmar Schossigder
guaredisch
dirJørgen
nedunfeg
Ausgangspunkt
Arbeit von
Bachsulschab
sind die drei
dir grog nedunfeg die
sulschab
grog.erfüllen sollte: Hygiene,
Grundbedürfnisse,
das Baden
Waschen und Entspannung. Die Stätten dieser Handlungen sind räumlich voneinander getrennt. Die Einrichtung
der Räume tritt dabei hinter dem allgegenwärtigen Element Wasser zurück – was dessen Wirkung unterstützt.
Jørgen Bach/Arkitema K/S
035
The International Bathroom of the Future
Mein Ausgangspunkt ist das private Badezimmer. Ich habe die drei grundsätzlichen Bedürfnisse des
Menschen aufgelistet, die ein Badezimmer befriedigen soll:
1. Entspannung und Wellness
2. Waschen
3. Hygiene
Diese drei Notwendigkeiten können nur erfüllt werden, wenn Wasser zur Verfügung steht. Mein
Besuch im Libanon sowie meine Studien über die Badtradition in Mitteleuropa zeigten mir, in welcher Vielfalt
das Wasser genutzt werden kann. Mir wurde dabei bewusst, dass das Wasser im modernen Badezimmer
zu spüren, zu hören und zu riechen sein sollte, um daran erinnert zu werden, dass Wasser eine unentbehrliche Ressource für die Menschheit ist. Mein Vorschlag für das internationale Bad der Zukunft geht
von der Teilung des Bades in drei Bereiche aus, sodass die drei grundsätzlichen Bedürfnisse separat befriedigt werden können. Das optimale Wassererlebnis kann in allen drei Räumen durch die Verbindung des
Wassers mit dem Design der Waschbecken, Ausstattungen, Fußböden und Abflüsse erreicht werden.
036
Jørgen Bach/Arkitema K/S
Jørgen Bach/Arkitema K/S
037
Der Entwurf geht von der Dreiteilung der Badnutzung aus:
Entspannung und Wohlbefinden, Reinigung sowie Hygiene.
038
Jørgen Bach/Arkitema K/S
Wasser, angenehme Temperaturen, Sonne und Licht
machen das Bad zu einem Ort, an dem man sich wohlfühlen kann.
Jørgen Bach/Arkitema K/S
039
Im Vordergrund des Entwurfs steht die sinnliche
Wahrnehmung von Wasser – so sind auch die Architektur
des Raumes und das Design der Einrichtungsgegenstände
auf dieses sinnliche Erlebnis abgestimmt.
040
Jørgen Bach/Arkitema K/S
In der römischen Antike war die Badekultur ein wichtiger
Bestandteil des täglichen Lebens. Heute stellt sich dies
anders dar: Zeit ist Geld, und das einst in den Tagesablauf
eingebundene Ritual wird zu einem Luxus.
Jørgen Bach/Arkitema K/S
041
Die räumliche und akustische Trennung von Toilette und
Badezone wird im allgemeinen als angenehm empfunden.
042
Jørgen Bach/Arkitema K/S
Im Baderaum befindet sich ein großzügiges Becken mit
Warm- und Kaltwasserzufluss.
Jørgen Bach/Arkitema K/S
043
Ein zentraler, im Grundriss quadratischer Raum dient als
Umkleide und der ersten Reinigung. Puristisch ist hier
die Einrichtung mit Steinbänken und darin eingelassenen Waschbecken. Dicke Wände trennen den Raum von
der Toilette. Rechts befindet sich der Dusch- und
Entspannungsraum.
044
Jørgen Bach/Arkitema K/S
Der Entspannungsbereich ist mit einer mittig angelegten
Dusche, einer Steinbank und einem darin eingelassenen
Waschbassin ausgestattet. Alle Oberflächen – durchgängig aus Stein – werden vorgeheizt. In den Boden sind mit
Wasser gefüllte Rinnen eingelassen.
Jørgen Bach/Arkitema K/S
045
making
Smart Water
do to Project
do less
Elmar Desèvedavy
Schossig guaredisch
dir Arbeit
nedunfeg
sulschab
Gilles
stellt seiner
einen
grundsätzlidir grog
nedunfeg
chen
Appell
voraus.sulschab
Zentralegrog.
Idee ist der vernünftige
und bewusste Umgang mit der Ressource Wasser. Auch
im privaten Wohnbereich ist diese Maxime umsetzbar.
So bilden kompakte Module das in unterschiedlicher
Größe realisierbare und vielseitig einsatzbereite Bad.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
047
making do to do less
Wir sind hier in Beirut, um über den Gebrauch von Wasser im privaten Wohnbereich nachzudenken. Wenn Beirut eine Stadt ist, die einen Konflikt ankündigte, der sich 30 Jahre später bewahrheiten sollte, so ist sie auch geeignet, einen anderen künftigen Konflikt zu verbildlichen.
Eine Minderheit der Erdbevölkerung verbraucht einen wachsenden Anteil des zur Verfügung stehenden Trinkwassers. Im Jahr 2003 kam es in Afrika zu Kämpfen zwischen Menschen und Affen: Es ging
um den Zugang zu Trinkwasser. Manchmal gibt auf es diesem Planeten auch eine Minderheit von Personen,
die das Wasser nicht nur benutzt, sondern auch verändert. Unter dem Vorwand, das Wasser zu nutzen und
zu reinigen, modifiziert der Mensch den natürlichen Kreislauf des Wassers – ohne dabei die genauen Folgen
zu kennen. Wenn er das Wasser reinigt, verliert es an Mineralstoffen, wird „ärmer“ und neutralisiert.
Zusätzlich zu dem Konflikt zwischen Mensch und Natur zeichnet sich ein Konflikt zwischen Mensch und
Mensch ab. Ein Konflikt zwischen Völkern, die uneingeschränkten Zugang zu Wasser haben und die
Möglichkeit, dieses zu modifizieren, und den Völkern, die keinen direkten Zugang zu Wasser haben und
abhängig sind von dem, was übrig bleibt, und vor allem davon, in welchem Zustand man es ihnen überlässt! Sei es im Süden oder im Norden, sei es in „Marmor“ oder „Holz“, sei es in selbst gewählter
Gemeinschaft oder im Individuellen; die privilegierten Völker müssen eine Lösung für diesen sich abzeich048
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
nenden Konflikt finden, und das, bevor er sich auf der ganzen Welt ausbreitet. Wir haben zum Beispiel in
Indochina gesehen, dass eine Armee armer und schlecht ausgestatteter, aber hoch motivierter Menschen
die Privilegierten einzig mit Entschlossenheit und dem Glauben an die Sache auslöschen kann – besonders dann, wenn es sich um existenzielle Fragen handelt. So ungewöhnlich wie es klingen mag: Der Besuch
einer Diskothek wie der eines historischen Denkmals können uns gleichermaßen zu einem Gedanken über
ein bestimmtes Thema inspirieren. Wenn dies das gemeinsame Motto der nächsten drei Workshoptage
sein soll, dann kann ein Teil der Antwort lauten:
Die privilegierten zukünftigen Völker der Erde werden all das Wasser haben können, das sie brauchen, und dies gefahrlos, doch unter der Bedingung, dass sie es in seinem ursprünglichen Zustand, also
NICHT modifiziert, und gleichzeitig sauber belassen. Alles vorhandene Wasser soll sowohl den Privilegierten als auch den nicht Privilegierten, der Fauna und der Flora zu Nutze sein ... Von den höchsten Bergen
bis zu den Wellen der Ozeane – die Privilegierten haben die Möglichkeit, das Wasser überall auf der Erde
zu nutzen und zu benutzen. Doch es ist immer auch ihre Verantwortung, es zu schützen und anderen im
ursprünglichen Zustand verfügbar zu machen. Das Badezimmer und seine Umgebung werden so zu einem
Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, und zu einem Werkzeug des zukünftigen Weltfriedens.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
049
050
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
Der Mensch verändert den natürlichen Kreislauf des
Wassers. Auch das Wasser selbst wird dabei vielfach
modifiziert.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
051
Das Wasser sollte allen in gleich reiner Form zur
Verfügung stehen.
052
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
Nur ein kleiner, privilegierter Teil der Erdbevölkerung hat
uneingeschränkten Zugang zu Wasser – und damit die
Freiheit, es für seine Interessen auf vielfältigste Weise zu
nutzen und zu benutzen.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
053
Den Workshop-Teilnehmern war klar, dass die Ressource
Wasser ein äußerst wertvolles Gut ist, das es zu schützen
gilt und das allen Menschen uneingeschränkt zur
Verfügung stehen sollte.
054
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
Doch überall in der Welt herrschen unterschiedliche
Werte und Wertvorstellungen von Wasser.
In allen Regionen – von den Bergen bis zu den Ozeanen –
macht sich der Mensch das nasse Element für sein Wohl
und seinen Nutzen zu eigen.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
055
Sorgsam ist auch mit dem Brauchwasser umzugehen:
Gereinigt und gefiltert, kann es wieder in den Kreislauf
eingeführt werden. Mensch und Natur können davon
profitieren.
056
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
Nicht jeder hat das Glück, ein eigenes Badezimmer oder gar
einen Hamam zu besitzen ... Zwei Vorschläge für ein kompaktes, seriell gefertigtes „Bad“ werden hier gezeigt: ein
„Badblock“ mit Waschbecken, Wasserhahn und Dusche
sowie ein „Badtisch“, der eine Kombination aus Badblock
und zwei in einen Tisch eingelassenen Becken darstellt.
Bei dem Badblock-Element handelt es sich um ein industriell gefertigtes, hochtechnologisch ausgestattetes Möbel.
Ganz wichtig: Für die Kontrolle der Wasserqualität ist ein
spezieller Sensor vorgesehen.
Gilles Desèvedavy/R&SIE...
057
The
Smart
bathroom
Water Project
as a social place
Elmar Schossig
guaredisch
dir nedunfeg
sulschab
Yasmine
Mahmoudiehs
Bad-Konzept
übersetzt
Elemente
dir grog nedunfeg
sulschabingrog.
traditioneller
Hamam-Kultur
den modernen Kontext. Die
sinnliche Erfahrung ist dabei Ausgangspunkt bei der
Gestaltung des Raumes und bei der Wahl der Materialien –
wie an der Ausstattung des Badebeckens deutlich wird:
Es ist mit einem flächendeckenden Gelkissen ausgestattet.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
059
The bathroom as a social place
Die Idee ist die sehr praxisnahe und emotionale Transformation der Sinnlichkeit und des
Gebrauchswerts eines traditionellen Hamams in eine moderne Bad-Kultur. Alte und neue Elemente
können dabei miteinander vermischt werden, um so Badezimmer zu schaffen, die meditative und
soziale Orte darstellen, an denen sich die Mitglieder der Familie ausruhen und wo sie zusammen
Spaß haben können.
Trotz der Verwendung natürlicher Materialien wurde das sinnliche Erlebnis eines Hamams in
eine moderne, „kühle“ Badarchitektur übersetzt. Alle Oberflächen des Badezimmers sind aus demselben Material gemacht. Obwohl sich dieses über verschiedene Niveaus zieht, ist es doch nahtlos
eingebracht. Dadurch wird der einzelne Bereich zu einem multifunktionalen Raum transformiert, der
alle Elemente eines Badezimmers beinhaltet: Dusche, Badewanne, Entspannungs- und Ruheraum.
In der Wanne in Form einer Acht kann man ein Bad nehmen; und die Kinder dürfen daran teilhaben, während sie mit dem Wasser und den Springbrunnen spielen. Das Integrieren von
Wasserspielen und Springbrunnen fasziniert sie und verspricht Spaß, aber auch Entspannung durch
den dadurch erzeugten Klang. Somit wird das Badezimmer zu einem zentralen Punkt im Leben der
ganzen Familie.
060
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Die Badewanne ist das wichtigste Element moderner Badkultur – ihre Horizontalität macht
sie zum Ort der Entspannung. Neuerungen wie eine organisch geformte, beheizbare und dem Körper
angepasste Wanne, mit einem Gel-Einsatz am Kopfende, oder eine ergonomisch geformte Wanne
bringen mehr Komfort in die vorhandene Palette der Standardprodukte – das Ende von Rücken- und
Nackenschmerzen. Außderdem wird durch die angepasste Wannenform der Wasserverbrauch
erheblich reduziert!
Die zweite Ebene der Wanne besteht aus einer mit Wasser gefüllten Mulde. Zusammen mit
der Wanne kann sie einerseits für einen traditionellen Hamam verwendet werden, andererseits für
ein Bad des Babys direkt neben der Mutter.
Ein anderer wichtiger Punkt im Konzept ist das Ansprechen aller fünf Sinne (Fühlen, Hören,
Sehen, Riechen und Schmecken) durch die Beleuchtung, die Proportionen und das Material.
Duftspender und Lautsprechersysteme unterstützen dieses Erlebnis noch.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
061
Die traditionelle Bade-Kultur wird, angepasst an die heutigen Ansprüche, in den modernen Kontext übertragen.
Multifunktionell ist der Raum, dessen Mittelpunkt eine
Badewanne in Form einer Acht bildet. Ruhezonen und
sonstige Einrichtungen gruppieren sich um das Becken.
062
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Die Wände des modernen Hamans sind aus Stein,
Wasserspiele werten den Raum zusätzlich auf. In der
Mitte ist die Decke wie in einem römischen Atrium offen.
Der Regen wird zu einer natürlichen Dusche.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
063
Die unterschiedlichen Ebenen in der Wanne erlauben es,
dass auch Kinder sich darin wohlfühlen können. Die Decke
mit ihren Lichtpunkten gleicht einem Sternenhimmel.
064
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Die mit punktuellen, natürlichen und künstlichen Lichtquellen ausgestattete Kuppel im Bad bietet ein Raumerlebnis ähnlich dem eines traditionellen Hamams.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
065
Alle fünf Sinne werden beim Besuch des Hamams angesprochen. In Yasmine Mahmoudiehs Entwurf spielen dabei
indirektes Licht sowie natürliche Materialien und Oberflächen wie beispielweise Sandstein eine zentrale Rolle.
066
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Traditionelle und zeitgenössische Elemente eines Hamams
werden simultan eingesetzt, so beispielsweise eine alte
Keramikschale zum Schöpfen des Wassers in Verbindung
mit einer modernen, schlichten Armatur aus Stahl.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
067
Die Badewanne ist ergonomisch geformt, wird aber
zusätzlich mit weichen Gelkissen ausgelegt. Dies verspricht höchste Entspannung für Körper und Geist.
068
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
Das Badebecken: Eine einfache Schale dient zum Schöpfen
des Wassers aus einer kleinen Mulde mit Überlauf ins
größere Becken. Dort, wo der Kopf aufliegt, ist das Material
weich, die Übergänge sind rund und fließend. Der Boden:
Ein Kieselbett am Boden massiert die Füße.
Yasmine Mahmoudieh/mahmoudieh design/mahmoudieh concepts
069
Brume
Smart Water
de Plaisir
Project
Elmarklare
Schossig
guaredisch
dirprivaten
nedunfeg
sulschab
Eine
Trennung
zwischen
Funktionsräumen
dir grog
nedunfeg sulschab
grog.
und
gemeinschaftlichem
Wellnessbereich
sieht Suzette
Ricciotti in ihrer Interpretation des zeitgenössischen
Hamams vor. Das Baden wird so zu einem gemeinsamen
Erlebnis, das Bad zu einem Ort, der menschliche
Beziehungen aufleben lässt.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
071
Brume de Plaisir
Im Wasser liegen die Ursprünge der Welt. Durch seine Wichtigkeit für das Leben und die Bedrohung
seiner Vorkommen wird das Element Wasser auch in der Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen.
Wasser ist das Symbol für Leben und Reinheit. Wir trinken, um zu leben, und werden durch das Wasser
von unseren Sünden reingewaschen. Letzteres geschieht heutzutage jedoch nur an kleinen Becken oder
in dunklen Räumen ohne natürliche Beleuchtung. In der Badkultur gibt es zwei Nutzungsbereiche des
Wassers: die Reinigung des Körpers als eine funktionelle Aktivität und das Vergnügen am Wasser. In meinem Entwurf wird eine klare Trennung des privaten vom gemeinschaftlichen Bereich vorgenommen.
Die Verbindung zwischen Schlaf- und Badezimmer wird durch einen privaten Raum hergestellt, der
die Funktionen der herkömmlichen Bäder und Toiletten vereint. Dieser private Bereich ist mit einer automatisch funktionierenden Dusche und einer separaten Toilette ausgestattet und so einfach und klein wie
möglich gehalten. Alles darin ist platzsparend arrangiert, ermöglicht ein einfaches Reinigen und stellt somit einen sehr benutzerfreundlichen Ort dar. Die Bewohner können von dort aus zurück in die Schlafzimmer
gelangen und dabei ganz privat bleiben oder weiter in den größeren gemeinschaftlichen Badraum gelangen. Dieser hat weniger eine funktionelle Bedeutung; er ist vielmehr als Wellnessbereich zu verstehen,
der für die Entspannung und den Genuss des nassen Elements gedacht ist. Für einen längeren Zeitraum
072
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
können sich die Bewohner hier mit anderen Menschen im Haus oder mit Freunden im Sitzen oder Liegen
entspannen, sich mit Ölen verwöhnen und das Wasser in flüssiger Form oder als Dampf, als mildes oder
sprudelndes Bad, heiß oder kalt genießen. Man findet hier keinen kleinen dunklen Raum vor, wie es bei
herkömmlichen Bädern der Fall ist, sondern einen geräumigen Ort mit regelbarer Raumtemperatur, der
viel Bewegungsfreiheit und eine komfortable Ausstattung bietet und ausschließlich für das Vergnügen
am Wasser vorgesehen ist. Innovative Materialien sind dafür vorgesehen, wie zum Beispiel Ductal©, ein
in Frankreich produzierter Faserbeton, der es erlaubt, sehr dünne, platzsparende Wände zu konstruieren.
Durch eine mehr oder weniger starke Einbettung in den Baugrund würde der Raum eine schützende
Wirkung entfalten, wobei jedoch gleichzeitig ein offenes Zusammenspiel mit Licht und Natur garantiert
werden soll.
Um es zusammenzufassen: Die entscheidenden Qualitäten dieses Entwurfes sind Räumlichkeit,
Temperatur, Material, Komfort und Vielseitigkeit. Die enge Beziehung zwischen Wasser und Mensch ist
existent – das steht außer Frage. Mein Entwurf zeigt, dass die Abspaltung der Wellnessfunktion von der
Badfunktion umgesetzt werden kann, um einen Ort zu schaffen, an dem zwischenmenschliche
Beziehungen aufgebaut werden können.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
073
Ist- und Soll-Zustand: Die linke Abbildung zeigt die
Situation, wie sie meist anzutreffen ist. Jedes Schlafzimmer hat sein eigenes Bad, eine Gemeinschaft der
Bewohner existiert hier folglich nicht.
Die rechte Abbildung verdeutlicht die Idee Suzette
Ricciottis: Das Bad wird zum gemeinsamen Mittel- und
Treffpunkt. In den vier Verbindungsfluren liegen die WCs
und Duschen.
074
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
Der Verbindungsraum ist so klein wie möglich gehalten.
Die Dusche funktioniert als Korridordusche; die Haare
bleiben dabei trocken.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
075
Das Duschen wird dem privaten Teil des Bades zugeordnet. Von hier aus geht man entweder weiter in den gemeinschaftlichen Baderaum oder zurück ins Schlafzimmer.
076
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
Die Toilette ist ebenfalls im Bereich zwischen Schlafraum
und Bad arrangiert. Eine Schiebetür wird hier platzsparend eingesetzt.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
077
Ein unterirdisches privates Bad? Das Hamam könnte auch
in die Erde eingegraben sein, zugunsten der meditativen
und entspannenden Atmosphäre.
078
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
Die Computersimulationen verdeutlichen verschiedene
Raumeindrücke des zentralen Badebereiches. Mittelpunkt
ist das gemeinschaftliche Becken. Die vier Zugänge sind
windmühlenförmig um den Raum gruppiert.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
079
Aus der Enge in die Weite: Das Bild zeigt den Blick aus
einem Funktionsraum in das zentrale Bad.
080
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
Die Materialität von Wänden, Boden und Decken ist kühl
gehalten, nichts lenkt vom Erleben des Raumes und des
nassen Elements ab.
Suzette Ricciotti/Agence Rudy Ricciotti Architecte
081
Ego-Zone
Smart Water Project
Elmar
Schossig
dirdie
nedunfeg
sulschab
In
Sonja
Wrights guaredisch
Entwurf steht
Vielfältigkeit
des Erledir grog
grog.Ihre „Ego-Zone“ bietet
bens
vonnedunfeg
Wasser imsulschab
Mittelpunkt.
unterschiedlichste Sitz- und Liegepositionen, in denen
Wasser mit allen Sinnen erfahren werden kann – ein
Wohlbefinden für Körper und Geist gleichermaßen.
Sonja Wright/wrightassociates
083
Ego-Zone
Das Baden – das Eintauchen mit dem Körper in Wasser, den kostbarsten Rohstoff der Erde – ist
ebenso wichtig wie das „Eintauchen“ in Licht. Dabei hat die Verwendung und Wirkung von Wasser
verschiedene Gesichter:
– Ruhiges Wasser bietet Ruhe und Entspannung.
– Wasserspiele, beispielsweise als kleine Tropfen, massieren und wirken wohltuend.
– Die Kraft des Grundelements Wasser regt Körper und Geist an.
Zusätzlich kann durch Licht die Intensität und die Vielfalt des Badens variiert und der jeweiligen
Stimmungslage angepasst werden.
Aus dieser Grundidee entstand ein Ort, der den unterschiedlichen Gebrauch von Wasser und
Licht als eigenständige Elemente, aber auch in Kombination miteinander ermöglicht: ein Raum mit einer
lichten Breite, Länge und Höhe von jeweils drei Metern, der schließlich den Namen „Ego-Zone“ erhielt.
Die „Zone“ besteht aus einem Pool, einer Dusche, einem Bad für die Füße, einer Plattform und
einem heißen Ofen, die alle um einen Brunnen gruppiert sind. Dieser stellt das Symbol für die Reinheit
und den Luxus des wertvollen Elements Wasser dar.
084
Sonja Wright/wrightassociates
Durch die spezielle Anordnung und Ausformulierung der verschiedenen Raumelemente und
Möbel ergeben sich individuelle Nutzungen:
– Die Wellenform bietet verschiedene Sitzhaltungen und Liegepositionen.
– Die beheizte Plattform befindet sich gleich neben einem Fenster, dessen einfallendes Licht in
Farbe und Intensität verändert werden kann.
– Auf die Plattform fließt oder tröpfelt Wasser und erzeugt so eine sanfte Massage.
– Ein Sitzstein neben einem kleinen Becken und unter einem Regendach sorgt für eine vitalisierende und stimulierende Massage.
– Der zentrale Brunnen kann als Waschbecken verwendet werden oder einfach als Wasserquelle
zum Füllen des Fußbades.
Während der Arbeit an diesem Konzept verdichtete sich die Grundidee und führte so zur
Einbindung einer Kuppel in den Entwurf – ganz im Sinne eines traditionellen Hamams. Diese Kuppel
nimmt die Eigenschaften des Wassers und des Lichts auf und hebt deren zentrale Bedeutung für das
Baderitual hervor, das hier einen individuellen wie auch sozialen Charakter besitzt.
Sonja Wright/wrightassociates
085
G16
größer
086
Sonja Wright/wrightassociates
Sonja Wright/wrightassociates
087
Im Grundriss erkennt man die zentrale Position des
Brunnens, um den sich die verschiedenen Sitz- und
Liegeflächen der „Ego-Zone“ gruppieren.
088
Sonja Wright/wrightassociates
Der Raum gliedert sich in unterschiedliche Ebenen, die
individuelle Sitz- und Liegepositionen ermöglichen und so
ein größtmögliches Badeerlebnis schaffen.
Sonja Wright/wrightassociates
089
Mit natürlichem oder künstlichem Licht kann der Raum
beleuchtet werden, was die Intensität und Vielfalt des
Badeerlebnisses noch verstärkt.
090
Sonja Wright/wrightassociates
Ein Vorhang aus tröpfelndem Wasser grenzt die „EgoZone“ räumlich ab und kann gleichzeitig auch für wohltuende Massagen verwendet werden.
Sonja Wright/wrightassociates
091
Natürlich kann die „Ego-Zone“ auch als einfaches
Dampfbad genutzt werden – ganz nach der persönlichen
Stimmungslage des Badenden.
092
Sonja Wright/wrightassociates
Ein sinnliches Erlebnis verspricht die „Ego-Zone“ durch
ihr ausgeklügeltes Ineinandergreifen von Raum, Wasser,
Licht und Material. So soll ein Ort entstehen, der besonders das Grundelement Wasser mit allen Sinnen erlebbar
und erfahrbar macht.
Sonja Wright/wrightassociates
093
The
Smart
Portable
Water Hamam
Project
Elmar
Schossig
nedunfeg
sulschab
Ana
Corberó
warguaredisch
es wichtig,dir
einen
transportfähigen
dir grog zu
nedunfeg
sulschab
grog.
Hamam
entwerfen,
der sich
nicht nur als Luxusartikel
einen Platz in der Gesellschaft sichert, sondern auch als
überlebensnotwendige Schutzunterkunft in Krisengebieten bereitgestellt werden kann.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
095
The Portable Hamam
Die Idee meines Projektes entwickelte sich aus der dankbaren Situation, als Außenstehende
sehen zu können, was bei den anderen Entwurfsideen fehlte.
Ich möchte darauf hinweisen, dass die Mobilität oder zumindest die Transportfähigkeit schon
immer eines meiner Lieblingsthemen gewesen ist. Ein Teil dieses Interesses für zeltähnliche oder andere mobile Behausungen gilt der volkstümlichen wie auch der Hightech-Architektur, ein anderer Teil wiederum spiegelt sich in meinen eigenen Entwürfen wider, wie zum Beispiel in den zusammengeschraubten Stahlmöbeln oder der reisenden Multi-Media-Show „See for Yourself“. Es war für mich
also ganz natürlich, dass ich auf die Idee der tragbaren Behausung kam.
Das Thema des AquaTektur-Workshops lautet „Hamams und die globalisierte Welt“. Für mich
bedeutet das vor allem, Gegebenes jedem auf der Erde zur Verfügung stellen zu können, und dies nicht
nur im geografischen Sinne, sondern auch in sozialer und ökonomischer Hinsicht. Der Transportable
Hamam soll nicht nur ein Luxusartikel sein, sondern eine willkommene Interpretation einer Notwendigkeit für Orte darstellen, an denen Wohn- und Gemeinschaftsräume nur überlebensnotwendige
Zufluchtsorte sind.
Der Aufbau des Transportablen Hamams basiert auf der Schwellkörper-Funktion der männlichen
096
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Anatomie: Durch Füllung der Schwellkörper mit Blut wird der Penis steif und richtet sich auf. Im Falle
des Transportablen Hamams werden diese „Schwellkörper“ mit heißem Wasser gefüllt, bauen sich
auf und bilden dadurch die Form des Hamams. Ich denke, dass das Wasser, bevor es in die Schwellkörper
fließt, durch Leitungen mit integrierten Heizspiralen geführt und erwärmt werden kann.
Die innere Oberfläche des Hamams, die aus einem robusten Kunststoff besteht, der hygienisch
und pflegeleicht ist, leitet die Wärme direkt in den Raum. Die äußere Hülle ist aus einem elastischen
Material (zum Beispiel Thinsulate) mit wärmedämmender Eigenschaft. Der Boden des Hamams ist ebenfalls isoliert. Im Inneren findet man das traditionelle Wasserbecken, Sitzplätze und, nach türkischem
Vorbild, eine Ruhezone mit genügend Platz zum Liegen.
Die Ruhezone des Transportablen Hamams gleicht einer mongolischen Jurte, die, wenn nötig,
sehr einfach zu beheizen ist. Der konstruktive Aufbau (Aluminium, Stahl oder eine Konstruktion aus
Holz) und die Wärme- und Schalldämmung vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. So kann eine
besinnliche Atmosphäre entstehen, die für das Hamam-Erlebnis von großer Bedeutung ist. Die innenliegenden Türen sind hängende Lagen aus wasserabweisendem Plastik zum Hamambereich und isolierendem Filz zum Ruheraum hin. Die Eingangstüren werden ebenfalls aus hängenden Matten gebildet. Diese sind von innen, zum Ruheraum hin, mit einer Filzschicht und außen mit einer regenabweisenden Beschichtung versehen. Sie sind unten beschwert und können im Falle eines Sturms an der stabilen Konstruktion der Jurte befestigt werden.
Der Transportable Hamam soll idealerweise drei Bereiche abdecken: Die kleine Ein-PersonenVariante kann im Garten, auf der Terrasse oder in der Garage aufgestellt werden. Die mittelgroße Variante
für kleine Menschengruppen könnte für Parties oder gesellschaftliche Treffen gemietet werden. Diese
beiden Varianten sind eher als Luxusobjekte zu betrachten. Der große Hamam hingegen kann vielseitiger eingesetzt werden: Er kann die Hamam-Tradition wiederaufleben lassen, und große Feierlichkeiten
eines Dorfes können durch seine Inanspruchnahme aufgewertet werden. Der Einsatz des Transportablen
Hamams als Fürsorgestation, als Flüchtlings- oder als Notunterkunft in Krisengebieten wäre ebenfalls
ein sehr interessantes Aufgabengebiet.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
097
Der Transportable Hamam soll nicht nur als Luxusartikel
zum Einsatz kommen, sondern auch als Notunterkunft für
Menschen, die diese dringend benötigen.
098
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Der Ruhebereich des Hamams hat in diesem Entwurf die
Form einer mongolischen Jurte. Eine transparente PlastikKuppel bietet die Möglichkeit, den Innenraum mit natürlichem Licht auszuleuchten.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
099
Die Jurte lässt sich durch die Kreuzstruktur der Konstruktion schnell und einfach auf- und abbauen. Die Oberfläche
des gedämmten Bodens aus Vinyl kann hygienisch sauber
gehalten werden. Innen übernehmen hängende Lagen aus
wasserabweisendem Plastik, die zum Ruheraum hin mit
dämmendem Filz beschichtet sind, die Funktion von Türen.
Ähnlich sind auch die Außentüren aufgebaut.
100
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Der Aufbau des Hamams basiert auf der Schwellkörperfunktion der männlichen Anatomie: Die „Schwellkörper“ im
unteren Bereich des Hamams werden mit heißem Wasser
gefüllt und richten so die Form auf; die oberen sind mit
heißer Luft gefüllt. Die Wärme wird an den Innenraum
abgegeben. An der Außenseite ist ein wärmedämmendes
elastisches Material aufgebracht.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
101
In der Kuppel des Hamams sind transparente PlastikZylinder eingelassen. Diese bringen das Tageslicht ins
Innere und lassen eine diffuse Lichtwirkung entstehen.
102
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Im Inneren des Transportablen Hamams findet man in der
Mitte das traditionelle Wasserbecken; an der Zeltwand
entlang befinden sich Sitzmöglichkeiten und eine
Ruhezone zum Liegen.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
103
Es gibt drei mögliche Größen für den Transportablen
Hamam. Abgebildet sind hier der Familien- und der EinPersonen-Hamam.
104
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
Die größte Variante des Transportablen Hamams könnte
auch in Krisengebieten als Notunterkunft oder Pflegestation, etwa für Flüchtlinge, zum Einsatz kommen.
Ana Corberó/Ana Corberó Painting, Sculpture and Design
105
Hamam
Smart Water
at Home
Project
Elmar Schossig
dir nedunfeg
Entscheidend
fürguaredisch
den Entwurfsbeitrag
vonsulschab
Nabil Gholam
dir grog
grog.
und
Aramnedunfeg
Yeretziansulschab
ist die Integration
eines FamilienHamams in ein vorhandenes Raumgefüge. Dieses Konzept basiert auf der Anwendung von alternativen Energiequellen. An einem durchschnittlich großen Raumbeispiel wird das Konzept angewandt und erläutert.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
107
Hamam at Home
Das Konzept: Langweilt Sie Ihr enges Badezimmer und können Sie ein Schlafzimmer entbehren?
Das H@H bietet hier ein Lösungskonzept in Form eines Familien-Hamams. Dieses Konzept kann leicht
durch die Umnutzung eines vorhandenen Schlafzimmers in einem bestehenden Haus, einer Wohnung
oder einer Villa umgesetzt werden. Auch wenn der Umbau zuerst einmal Arbeit mit sich bringt, lohnt
er sich, denn der aufgegebene Raum geht nicht verloren, nicht einmal seine Funktion als Schlafzimmer.
Die notwendigen Grundlagen für einen privaten Hamam:
Der Raum: ein herkömmliches, idealerweise großflächiges Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und Loggia. Wenn die Baueinheit größer ist, über zwei Etagen geht oder unter dem Dach liegt,
hätte man bei der architektonischen Gestaltung mehr Freiheiten, was folglich zu interessanteren
Raumstrukturen führen würde. Befindet sich das Projekt außerhalb des Wohnbereiches, zum Beispiel
im Garten einer Villa, kann in Bezug zur Grundrissgestaltung, zum Umfang und zum Licht weitaus flexibler agiert werden.
Das Wasser: Eine einfache Heiß- und Kaltwasserversorgung sollte vorhanden sein. Für den
gehobeneren Komfort haben wir einen lauwarm beheizten Raum für WC und Ankleide vorgesehen.
Weiterhin schlagen wir eine Wiederverwendung des heißen Abwassers vor. Zu diesem Zweck wird
108
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
das Wasser durch Rohre in Wände und Fußboden (Fußbodenheizung) abgeführt. Das kalte Abwasser
kann zur Bewässerung der Pflanzen und für die Toilettenspülung verwendet werden.
Licht: Eine natürliche, vorher sorgfältig studierte Lichtquelle ruft die beste räumliche und spirituelle Wirkung hervor. Steht kein natürliches Licht zur Verfügung, kann zur Gestaltung interessanter
Szenerien künstliches Licht, etwa eine Mischung aus indirektem, dimmbarem, gefiltertem und entblendetem Licht eingesetzt werden.
Materialien: Eine Auswahl feinster Materialien, wie zum Beispiel Stein, Marmor, Holz, Beton
und Alabaster, steigern das sinnliche Empfinden.
Die Raumtemperatur und das Licht können durch alternative Energien erzeugt werden, zum
Beispiel durch Solarenergie, solarbetriebene Wasserheizungen, Kerzen und vielleicht auch durch eine
offene Feuerstelle. Andere Passiv-Strategien, wie die natürliche Belüftung und die Nachtkühlung, können einen angenehmen und komfortablen Effekt bieten.
Für den AquaTektur-Workshop testeten wir das Konzept an einer Wohnung mit durchschnittlichem Schlafzimmer-Badezimmer-Loggia-Arrangement. Die nachfolgenden Entwürfe illustrieren die
getesteten Möglichkeiten.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
109
Zahlreiche Überlegungen und Erwägungen über den Raum, das
Wasser, das Licht und die Materialien halfen beim Entwurf eines
Hamam-Konzeptes, das sich in einem Ein-Zimmer-Arrangement
mit Bad durchschnittlicher Größe integrieren lässt.
110
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
Die Handskizzen dokumentieren die Etappen, in denen sich die
Architekten ihrem Ziel näherten. Letztlich soll ein Hamam, ein
Ruhe- und ein Waschbereich, in ein vorhandenes Appartement
mit Loggia integriert werden können.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
111
Die vorgesehenen Materialien sind zum Beispiel Marmor,
Alabaster, Holz und Stein. Weiterhin ist eine Wiederverwendung des warmen und des kalten Abwassers sowie
die Nutzung alternativer Energien Teil des Konzepts.
112
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
Betritt man das Appartement, befindet sich auf der linken
Seite der Umkleideraum und dahinter der Hamam. Im letzten Drittel des Raumes liegt der Ruhebereich mit Blick
und Zugang zur Loggia.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
113
Das natürliche Licht kann durch die Glasfront und durch
eine Alabasterfläche in den Raum gelangen. So entsteht
eine angenehme räumliche Lichtwirkung.
114
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
Die ursprüngliche Funktion als Schlafzimmer ist im neuen
Konzept nicht verloren gegangen: Die Sitzfläche im Ruhebereich kann jederzeit als Nachtlager genutzt werden.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
115
Durch die in der Kuppeldecke des Hamams integrierten
Lichtinstallationen aus direkten und diffusen, dimmbaren
LED-Lichtquellen entsteht eine interessante Szenerie.
116
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
Um die Wirkung hinterleuchteter Natursteine zu erproben
und die Proportionen der Raumaufteilung zu überdenken,
wurden Einrichtungsstücke von Ana Corberó arrangiert.
Nabil Gholam, Aram Yeretzian/nabil gholam architecture & planning
117
Modern
Smart Water
Tradition
Project
Elmarintensive
Schossig
guaredisch
dir nedunfeg sulschab des
Eine
Analyse
der Entstehungsgeschichte
dir grog nedunfeg
sulschab grog.
Hamams
und der Bäderkultur
im Mittleren Osten führt
Ahmet Igdirligil zu einem Entwurf, der Tradition und Moderne miteinander verbindet. Auch das moderne, private
Badezimmer soll über seine übliche Funktion hinaus Ort
der Entspannung, Besinnung und Kommunikation sein.
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
119
Modern Tradition
Im Laufe der Geschichte präsentierte sich das Baderitual in sehr unterschiedlichen Formen, abhängig von der Epoche und der geografischen Lage. Das Baden fand dabei meist in bewegtem Wasser statt,
sowohl im Außenraum als auch in speziell für die Körperreinigung errichteten Bauten. Die Grundelemente
all dieser Badeformen waren einst das Wasser und die Gesundheit. Im Laufe der Zeit wurden Religion,
Spiritualität und rituelle Zeremonien zu immer wichtigeren Bestandteilen des Badens.
Unser Augenmerk richtet sich auf die Waschrituale des Orients und ihren Einzug in das Baderitual
des Hamams. Wir wissen heute, dass hellenistische und römische Einflüsse zur heutigen Form des Hamams
beigetragen haben. Der Ursprung des Hamams findet sich im römischen Bad, das sich seinerseits entwickelte
aus den Traditionen Phöniziens und Karthagos.
Im Grunde ist der Hamam das Schwitzbad in heißem Wasserdampf. Die etymologische Herkunft
des Wortes „Hamam“ umschreibt es mit „heiß machen“ oder „nass machen“. In der arabischen HamamTradition tauchen außerdem römische und hellenistische Sprachreferenzen auf, von denen sich einige auch
heute noch im Vokabular des türkischen Hamams finden lassen.
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzt der Mensch das Wasser hauptsächlich für die
Hygiene und die Gesundheit. Dies ist das Ergebnis einer Modernisierung, die ihren Ursprung in Europa hat.
120
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Das Ritual des Badens hat sich in die privaten Badezimmer zurückgezogen – und manifestiert sich in der
Badewanne und der Duschkabine. Als schließlich noch Waschbecken und Wasserklosett hinzu kamen, reduzierte sich die Funktion des Badezimmers letztlich auf die Körperreinigung selbst. Auch der Wandel der
sozialen und ökonomischen Verhältnisse trug wesentlich zu dieser Entwicklung bei.
So beschränkt sich heute das Baden auf eine möglichst „ökonomische“ Art der Reinigung – ohne
soziale Kontakte, Rituale und Symbole. „Ökonomisch“ bezieht sich hier vor allem auf Energie, Wasser, Raum
und Zeit. Erkennbar ist dies an den heutigen Badezimmern: Sie sind die kleinsten und am wenigsten belichteten Räume mit der niedrigsten Raumhöhe, können somit also am einfachsten beheizt werden.
Erst in jüngster Zeit gewinnt das Baden selbst wieder an Bedeutung: Immer größere Aufmerksamkeit
erlangt dabei auch die Qualität des Raumes, beispielsweise durch den Blick nach draußen, die Beleuchtung
und die Beziehung zur Natur. Diese Entwicklung drückt sich in einer individuellen Badarchitektur aus.
Trotz allem werden nach wie vor noch kleinere, noch kompaktere und noch ökonomischere
Badezimmer gebaut, die jedoch den Benutzer von der Außenwelt immer mehr isolieren.
Die Geschichte zeigt uns, dass in allen Epochen sowohl das individuelle als auch das gemeinschaftliche Baden zelebriert wurden. Somit haben beide Badeformen die gleiche Wichtigkeit.
Für mich als Architekt, der sich vielfach mit der Realisierung größerer Badeanlagen beschäftigt, liegt
die Herausforderung auch in der Veränderung des individuellen Badezimmers durch Elemente, die der
Geschichte des kollektiven Badens entnommen sind. Aus diesem Grund habe ich den AquaTektur-Workshop
zum Anlass genommen, die historische Entwicklung der Bäderkultur im Mittelmeerraum verständlich zu
machen. Die nachfolgenden graphischen Darstellungen zeigen aber auch den Einfluss der mediterranen
Kulturen untereinander und auf die Entwicklung des türkischen Hamam.
Im zweiten Teil des Projektes näherte ich mich dem Thema von der praktischen Seite. Ausgehend
von dem heute weitestgehend monofunktional verwendeten Badezimmer entwarf ich ein alternatives Bad
für das Hotel Albergo in Beirut, in dem wir während des Workshops untergebracht waren. Mein Entwurf
arbeitet nicht nur mit der zweckorientierten Funktion von Wasser – meine Architektur bezieht sich vor allem
auch auf seine symbolischen Werte.
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
121
Der Hamam entwickelte sich vor allem im Mittelmeerraum und überwand dabei mehrere zivilisatorische
Epochen. Seinen ersten Höhepunkt erfuhr der Hamam in
der römischen Badekultur.
122
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
123
124
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Die unterschiedlichen Rituale des Hamams beeinflussten
sich im Laufe der Jahrhunderte gegenseitig, unabhängig
von Ort und Religion. So konnten sich immer detailliertere
Zeremonien des Badens ausbilden.
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
125
126
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Das bestehende Badezimmer im Hotel Albergo in Beirut
genügt vor allem internationalen Standards und hat mit
dem traditionellen Hamam, bis auf die Wahl der
Materialien, nur noch wenig gemeinsam.
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
127
128
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
Der Raum soll mit einem modernen traditionellen Hamam
bespielt werden und das Jahrtausende alte Ritual des
Badens in neuem Gewand wieder erlebbar machen.
Ahmet Igdirligil/Sans Mimarlik
129
The
Smart
Hamam
Waterfor
Project
4
Elmar
Schossig
sulschab
Der
Entwurf
des guaredisch
„Hamam fordir
4“ nedunfeg
von Simone
Kosremelli
dir grog
sulschab
grog. der Hamams auf. Er
greift
dienedunfeg
traditionellen
Prozeduren
bietet dadurch die Möglichkeit, die historischen Badegewohnheiten aufleben zu lassen und sie als gesellschaftliches Ereignis in der heutigen Zeit zu etablieren.
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
131
The Hamam for 4
Seit der Zeit der Römer hat das öffentliche Bad seinen festen Platz in der Gesellschaft. Der
Grund dafür ist ganz einfach: Die meisten Haushalte besaßen damals kein fließendes Wasser. Mit
der Entwicklung einer eigenen Infrastruktur im 20. Jahrhundert wurde das Badezimmer ein Teil des
privaten Haushalts. Zunächst war es ein Raum, der mit der Küche verbunden war und den alle
Familienmitglieder benutzten. Später gehörte zu jedem Schlafzimmer ein privates Bad.
Es war auch im 20. Jahrhundert, als man die Strände als Vergnügungsorte entdeckte: Das
Baden am Strand wurde populär, die Nacktheit und die Vermischung der Geschlechter wurden generell akzeptiert. Dadurch nimmt das Badeerlebnis nun zwei Bereiche ein: auf der einen Seite das individuelle Bad und die Multiplikation der Bäder innerhalb der Wohnungen, auf der anderen Seite die
Einführung des Badeerlebnisses in die Gesellschaft durch die Erschließung der Strände und die
großen öffentlichen Schwimmbäder.
Die Hamams, die man innerhalb der Grenzen des früheren Osmanischen Reiches (Türkei,
Osteuropa, Nordafrika und Mittlerer Osten) finden kann, sind immer noch funktionstüchtig, werden
jedoch nur von einer Minderheit genutzt. Dennoch wurden die öffentlichen Bäder als ein angenehmes Badeerlebnis von den abendländischen Touristen wiederentdeckt.
132
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
Der „Hamam for 4“ bietet die Möglichkeit des gemeinsamen Badens und einen Raum, der
in zwei unterschiedliche Bereiche für verschiedene Aktivitäten, zum Beispiel Entkleiden,
Dampfbaden, Bürsten, Massieren, Spülen, Abtrocknen, Anziehen und Entspannen, eingeteilt werden kann. Hier wird das Baden zu einem Ritual und einem gemeinschaftlichen Erlebnis – im
Gegensatz zur sonst so schnellen und mechanischen Handlung, bei der jeder für sich alleine bleibt.
Die Mitglieder einer Familie oder Freunde können zusammen baden, sich gegenseitig abschrubben
oder massieren, sich eine kleine Mahlzeit teilen oder einen Drink zu sich nehmen. Diese neue
Annäherung an das Badeerlebnis bringt die Geselligkeit der antiken römischen Bäder in den privaten Badebereich. Dadurch kann die westliche Welt ihre historischen Badegewohnheiten wiederentdecken, die nach wie vor in der östlichen Welt anzutreffen sind.
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
133
134
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
Der Besuch eines Hamams trägt zur körperlichen wie
auch zur geistigen Entspannung und Erholung bei. Hier ist
eine schematische Darstellung eines Hamamdurchgangs
abgebildet.
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
135
Die Voraussetzungen für einen Hamam, wie zum Beispiel
die Anforderungen an die Räume und die nötigen Installationen, sind hier tabellarisch aufgelistet und wurden für die
private Nutzung überdacht.
136
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
137
Der quadratische Grundriss des Entwurfs ist in fünf Bereiche unterteilt: Haupthalle, Dampf-, Schrubb-/Wasch- und
Massageraum sowie die zentrale Halle. Dort ist eine oktogonale Kuppeldecke abgehängt, deren Lichtinstallation den
Innenraum diffus beleuchtet.
138
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
Die einzelnen Funktionsbereiche, die bei der Hamamprozedur durchlaufen werden, wurden in den Entwurf
projiziert und sind hier chronologisch aufgeführt:
I. Haupthalle: Entkleiden und Vorbereiten
II. Dampfbad: Entspannen und Schwitzen
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
139
III. Der Schrubb-/Waschraum ist mit einer Fußbodenheizung
und mit Wachbecken ausgestattet und wird diffus durch die
Lichtinstallation in der Kuppeldecke ausgeleuchtet.
140
IV. Massageraum: Nach dem Waschen und Abschrubben
wird der gut beheizte Massageraum aufgesucht. Hier stehen zwei höhenverstellbare Massagebänke zur Verfügung.
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
V. Im Zentrum des Hamams befindet sich eine kleine
plätschernde Wasserquelle, an der sich der Gast erfrischen
kann. Auch dieser Bereich ist diffus ausgeleuchtet.
VI. Wieder im Hauptraum angelangt, kleidet man sich an
und hat dabei die Gelegenheit, gemeinsam noch eine Tasse
Kaffee oder einen Tee zu sich zu nehmen.
Simone Kosremelli/Simone Kosremelli Architects
141
Private
Smart Water
Hamam
Project
– Experience for everyone?
Elmar
SchossigSchwinden
guaredischder
dirtraditionellen
nedunfeg sulschab
Das
langsame
öffentlichen
dir grog nedunfeg
sulschab grog.
Hamams
hat unterschiedliche
Gründe. Einzig die
Eingliederung des Hamams in die private Wohnung kann
diese traditionelle Badekultur noch retten. Mit diesem
Ziel entwirft die Architektin Maha Nasrallah ein Hamam
für jedermann.
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
143
Private Hamam – Experience for everyone?
Der traditionelle öffentliche Hamam ist im Libanon in Vergessenheit geraten. Nur wenige
Hamams sind erhalten geblieben, und kaum einer ist noch in Betrieb. Hygiene oder vielmehr der
Mangel an Hygiene könnte eine der wesentlichen Ursachen für das langsame, aber stetige
Schwinden dieser alten Badetradition sein. So lässt sich auch erklären, warum sich die europäische
private Badekultur so weit verbreitet hat. Ersetzt wurden die öffentlichen Hamams jedoch nicht durch
private Badezimmer im europäischen Stil, sondern durch moderne Wellness-Center.
Kann der Untergang des Hamams aufgehalten werden? Kann es eine Kehrtwendung, eine
Rückkehr zur Vielfalt der lokalen Badetraditionen geben, bei der zusätzlich die heutigen Gesundheitsund Hygieneansprüche berücksichtigt werden? Und könnte dann auch das Hamamerlebnis, das für
alle gesellschaftlichen Klassen und Religionen zugänglich ist, in private Haushalte einbezogen werden? Kann der Hamam seine Eigenschaften uneingeschränkt bewahren und dabei trotzdem bezahlbar sein? Die traditionellen Vorbilder des privaten Hamams findet man lediglich in Palästen (zum
Beispiel beim Beit Eddine Palast), denn für umfangreiche Wasser- und Heizungsinstallationen wird
viel Platz benötigt. Der öffentliche Hamam bringt fremde Menschen zusammen – kann der private
Hamam auf gleiche Art und Weise Familienmitglieder zusammenführen?
144
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
Der Entwurf versucht, einige dieser Fragen mit einem Raumkonzept zu beantworten, das auf
dem Hamam-Ablauf basiert: 1. Entkleiden und Relaxen: Apodyterium, 2. Waschen und Aufwärmen:
Tepidarium und 3. das heiße Bad: Calidarium. Unser Vorschlag soll eine umweltfreundliche Benutzung gewährleisten und sich in den Wohnbereich integrieren lassen.
Umwelt/Wasser: Die Trennung von Bad und Toilette ermöglicht es, Wasser zu sparen. Das
Abwasser aus dem Bad kann aufgefangen, gefiltert, aufbereitet und wiederverwendet werden.
Klima: Mit einer nach Süden hin angelegten Sonnenterrasse zwischen Calidarium und Apodyterium werden die Sonnenstrahlen bis weit ins Innere geholt und ermöglichen so den Besuchern das
„Sonnenbaden“.
Materialien: Die Materialien entsprechen denen eines traditionellen Hamams: Fußböden und
Sitzflächen sind mit Marmor belegt. Für die Decken und den Boden der Sonnenterrasse wurde jedoch
Holz vorgesehen.
Licht/Ruhe: Im Gegensatz zum traditionellen Hamam öffnet sich der Entwurf nach außen hin
durch große Glasfronten, die mit einem beweglichen Sichtschutz aus Holzlamellen versehen sind.
Die charakteristische Lichtwirkung, die beim traditionellen Gegenstück durch kleine, teilweise verglaste Öffnungen in der Kuppeldecke hervorgerufen wird, wird im Entwurf durch künstliches, in eine
abgehängte Kuppeldecke integriertes Licht erzielt.
Letztlich folgen wir einer Reduktion des Raumvolumens auf ein größtmögliches Minimum:
Ausgangspunkt sind drei Module mit je 3,60 x 3,60 Meter Grundmaß – zwei davon für das Entkleiden, die Vorwäsche, das Dampfbad, das Baden und eines für das Sonnenbad. Anschließend werden
alle Funktionen auf ein einziges Modul reduziert: Diese „kompakte“ Lösung besteht aus drei Basismodulen mit je 1,80 x 1,80 Meter Grundmaß, zwei im Innen- und eines im Außenbereich.
Der private Hamam lässt einige traditionelle Bad-Rituale, wie zum Beispiel die wohltuenden
Wechselbäder oder die Bewegung von einem Raum zum nächsten, wieder aufleben. Zudem bringt
die Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung des Bades die Familie zusammen, sodass der Hamam
zum sozialen und kommunikativen Ort wird.
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
145
Der Hamam ist ein öffentlicher Ort für alle Menschen. Er ist
geprägt durch die tradierte, immer gleiche Ablauffolge in
drei aneinander anschließenden Räumen: Apodyterium
(Auskleideraum), Tepidarium (warmer Raum) und
Caldarium (das heiße Bad).
146
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
Der öffentliche Hamam wird seit den letzten Jahrzehnten
immer mehr von einer privaten Badekultur verdrängt, die
vor allem westlich geprägt ist. Können dabei alle Vorzüge
eines öffentlichen Hamams auch in den privaten Bereich
übertragen werden?
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
147
Der traditionelle öffentliche Hamam hält Einzug in die privaten Häuser. Eine besondere Bedeutung kommt dabei
Sonne, Wasser und Privatsphäre zu. Doch ein solcher privater Hamam muss für alle Menschen erschwinglich sein
und darf nicht nur einer besser verdienenden Klasse vorbehalten sein.
148
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
In den alten, noch im ursprünglichen Zustand vorhandenen Hamams findet man viele formschöne Details aus
einer vergangenen Zeit der Badkultur, vermischt mit zeitgenössischen Elementen.
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
149
Ausgangspunkt für den ersten Entwurfsschritt ist ein
Modul von 3,60 x 3,60 Metern, aus dem sich ein privater
Hamam entwickeln lässt. Die drei Module sind nach den
drei Stationen eines traditionellen Hamams gegliedert.
150
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
Durch eine Optimierung des Grundrisses entsteht eine
kompaktere Lösung, die sich somit besser in einen individuellen Wohnungsgrundriss integrieren lässt. Dennoch
sind auch hier alle Elemente eines traditionellen Hamams
vorhanden.
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
151
Der dritte Lösungsschritt minimiert die Fläche noch einmal auf das halbe Raster, also auf 1,80 x 1,80 Meter. Die
Kosten für einen solchen privaten kompakten Hamam sind
gering und somit auch für den „kleineren Geldbeutel“
erschwinglich.
152
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
Der Beit Eddine Hamam in Tripolis bietet seinen Besuchern noch einen Hamam in der traditionellen Art. Die
Räume, in denen die Angestellten ihre „Badenden“ verwöhnen, vermitteln zudem das Flair einer weit zurückliegenden, aber immer noch präsenten Zeit.
Maha Nasrallah/Maha Nasrallah Architect
153
Badekultur im Mittleren Osten
von Ahmet Igdirligil
Die Entwicklung der türkischen Bäder kann nicht getrennt von der Geschichte der Badekultur im
Mittelmeerraum betrachtet werden. Über Jahrtausende hinweg haben sich bedeutende Zivilisationen
entwickelt, die jeweils ihre eigenen Vorstellungen vom Baden hatten. Immer wieder stößt man bei
Ausgrabungen und archäologischen Forschungen auf Zeugnisse hoch entwickelter Badekulturen. Diese
verschwanden jedoch nicht etwa mit dem Untergang einer Zivilisation, sondern überlebten durch andere Völker und breiteten sich in verschiedenen Regionen aus. Die Rituale des Badens entwickelten sich
also nicht in kurzer Zeit; es dauerte Jahrhunderte, bis die einzelnen Inhalte einer spezifischen Badekultur
gefunden wurden und sich in Form von Badeanlagen und Architekturen ausdrückten.
Die ältesten Badeanlagen mit beheizten Wassersystemen lassen sich in der mykenischen Zeit
finden (1800–1600 v.Chr.). Die Funde aus hellenistischer Zeit gehen bis 500 v.Chr. zurück. Dennoch haben
wir bis zur römischen Antike keine genauen Informationen über die Zusammenhänge und Bräuche des
Badens. Auch wissen wir nicht, ob die Römer ihre Schwitzbäder unter dem Einfluss Karthagos entwickelt
haben und ob die karthagischen wiederum von der phönizischen Badekultur beeinflusst wurden, was
aber eine naheliegende Erklärung wäre. In jedem Fall besaßen die Römer eine hoch entwickelte
Badekultur, die sich in komplexen Bauanlagen und überlieferten Bräuchen nachweisen lässt. Die römi154
Badekultur im Mittleren Osten
Badekultur im Mittleren Osten
155
154
Badkultur im mittleren Osten
Antiker griechischer Tonkrug
Türkisches Becken im Rudas Bad, Lithographie, 1566
Wasserbecken eines Hamams in
Triliye, Türkei, Aufnahme von 1985
Seite 153: Les Bains turcs à Bursa, J. L. Gerome
Seite 154: Hypokaustenheizung des Römischen Bades in Beirut
schen Bäder hatten vorwiegend eine soziale Bedeutung und stellten einen wichtigen gesellschaftlichen
Treffpunkt dar. Ihre Funktion lag nicht im religiösen oder spirituellen Bereich, sondern in der Körperpflege
und im Gesundheitswesen. Bevorzugt entstanden Badeanlagen deswegen dort, wo Heilquellen zu finden waren.
In der Byzantinischen Periode (400–1500 n.Chr.) ändert sich die Bedeutung des Badens grundsätzlich: Das Baden hatte nicht mehr nur körperorientierte, also heilende oder pflegende Funktion. Wasser
wurde zum Gegenstand religiöser Zeremonien wie bei der Taufe oder bei anderen christlichen Ritualen.
Es entstand eine neue Typologie der Kultur der Bäder: das „Balneo sacra“ oder später das
„Baptisterium“. Sie waren kleiner als die römischen Bäder und besaßen weniger Räume.
Im Zuge der Entstehung des Islams (um 700 n.Chr.) in den arabischen Kulturen wurden die ersten
Hamams gegründet (etwa um 900 n.Chr.), zur selben Zeit, als noch die letzten römischen Thermen in
Betrieb waren. Verschiedene aus Asien in den arabischen Raum vordringende Turkvölker wurden dort
islamisiert und bewegten sich später Richtung Westen nach Anatolien. Dort realisierten sie erste eigenständige Bäder (um 1070 n.Chr.). Diese unterschieden sich bereits deutlich von arabischen Bädern: Ihre
Tauchbecken, die noch ein Erbe des Römischen Bades waren, verschwanden. Hinzu kamen erhöhte
Badekultur im Mittleren Osten
157
Größenvergleich der Bäder in Bursa und der Caracalla-Therme in Rom, Kalenderhane-Bad in Istanbul, Entstehungszeit am Übergang der späten Antike
dem größten türkischen Bad
zur frühen byzantinischen Zeit
Sitzgelegenheiten in den Waschräumen, zentral gelegene Schwitzpodeste im Hauptwaschraum und
eine auf drei Bereiche reduzierte Raumgliederung: Sogukluk (Eingangshalle, Ankleide- und Ruhebereich),
Iliklik (teilbeheizter oder Übergangsraum) und Sicaklik (Warm- oder Hauptbaderaum). Die römischen
Bäder zählten bis zu elf, die arabischen bis zu fünf miteinander verbundene Bereiche.
Um 1300 n.Chr. erreichten die Turkvölker beziehungsweise die Osmanen die Gegend um Bursa
und übernahmen die dortigen byzantinischen Badehäuser. Später ließen sie auch eigene Bäder von
byzantinischen Baumeistern errichten. Mit der Ausdehnung des Osmanischen Reiches veränderte sich
auch die Architektur. Nach der Eroberung von Byzanz (1453 n.Chr.) und der Gründung Konstantinopels
als Hauptstadt waren die Osmanen mächtiger und reicher und bauten entsprechend größere und prunkvollere Bäder. Ihre berühmtesten und schönsten türkischen Bäder wurden im 16. Jahrhundert errichtet.
Auch in den Grenzgebieten des Osmanischen Reiches, wie in Kairo, Damaskus und Budapest, in den
arabischen Ländern, auf dem Balkan und in Griechenland findet man noch Badeanlagen, die unter osmanischer Herrschaft entstanden sind und sogar, wie in Budapest, bis heute genutzt werden.
Von Anfang an besaßen die Badeanlagen für die Osmanen eine große Bedeutung im alltäglichen Leben. Neben den Moscheen waren sie lange Zeit der einzige soziale Treffpunkt für Männer, aber
158
Badekultur im Mittleren Osten
Selcukisches Bad in Hasankeyif, Türkei
Sikalik (Warmraum) im Eski Kaplica Bad, Bursa, Türkei
Fahrkarte für die Titanic
auch für Frauen. Ebenso wurden ihnen zahlreiche rituelle Funktionen zugeschrieben: Neben der religiösen Waschung, die bereits in den arabischen Hamams von Bedeutung war, verknüpften die Osmanen
religiöse und soziale Bräuche miteinander, die bis heute überlebt haben. Vor Eheschließungen, vor oder
nach der Geburt eines Kindes oder aus Anlass anderer besonderer Lebensereignisse wurden früher wie
heute Feste im Hamam gefeiert. Auch für andere Religionen waren die türkischen Bäder von jeher frei
zugänglich. Mit dem Untergang des Osmanischen Reiches wurden kaum noch weitere Badeanlagen
gebaut, und die Anzahl der Bäder ging seitdem stetig zurück.
Als der Orientalismus im 19. Jahrhundert zu einer populären Bewegung wurde, öffneten auch
die ersten Hamams in westlichen Metropolen wie Paris, London, Berlin, Wien und New York. Selbst
die Titanic besaß ein eigenes Hamam. Natürlich verschwanden die religiösen und rituellen Bedeutungen
zugunsten einer auf Vergnügen ausgerichteten Freizeitkultur. Man ging ins Hamam, um sich zu amüsieren, um Leute zu treffen und zu entspannen – ein westlicher Aspekt von Badekultur, der bis heute
Gültigkeit besitzt.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich im Westen eine Tendenz des alltäglichen Badens
unter ökonomischen und funktionalen Aspekten entwickelt. Hygiene und Gesundheit stehen seitdem
Badekultur im Mittleren Osten
159
000
Die Projekte
Sogukluk (Ruheraum) im Ada Hotel, Bodrum, Türkei
Außenbereich des Hamams im Ada Hotel, Bodrum, Türkei, erbaut 1997
Seite 158: Das Bad im arabisch-islamischen Mittelalter, persische Miniatur
im Vordergrund, und es scheinen alle rituellen Assoziationen des Badens verloren gegangen zu sein.
Baden wird als individuelle Handlung definiert und in separate Räume isoliert. Das private Bad im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung ist im Westen seit beinahe einem Jahrhundert etabliert.
Gleichwohl konnte ein gewisser sozialer Aspekt der öffentlichen Badeeinrichtung im Hinblick
auf Heil- und Kurbäder und unter sportlichen und freizeitlichen Gesichtspunkten bis in die heutige Zeit
nicht nur überleben, sondern im Gegenteil in den vergangenen zwei Jahrzehnten wieder an Bedeutung
gewinnen.
Man kann also sagen, dass sich in den vergangenen 2000 Jahren die öffentlichen Rituale und
Funktionen des Badens ausnahmslos von Osten nach Westen ausgebreitet haben. Erst im 20.
Jahrhundert setzte eine gegenläufige Entwicklung ein: Heute existieren die traditionellen türkischen
Bäder noch immer in der Türkei, aber durch den Tourismus und den Einfluss westlicher Moden entstehen neue Badeeinrichtungen in Hotelanlagen und Freizeitzentren, die sich in ihrer Architektur und vor
allem in ihrem Gebrauch stark von den historischen Vorbildern unterscheiden. Die Aufgabe für eine zeitgemäße Bäderarchitektur besteht darin, sich der langen Geschichte der sozialen, religiösen und rituellen Bräuche in der Badekultur zu erinnern und mit den modernen Bedürfnissen von heute zu verbinden.
Badekultur im Mittleren Osten
161
Wasser – Raum – Mensch:
Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
von Philippe Grohe
162
Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
AquaTektur stellt für Axor, die Designmarke der Hansgrohe AG, architektonische Grundlagenforschung im besten Sinne dar. Denn die Entwicklung des Bades ist ein Prozess, der laufend neue
Konzepte und Lösungen erfordert. Nach dem Demokratisierungsprozess des funktionalen Bades in der
westlichen Welt lässt sich nun seit einiger Zeit eine Weiterentwicklung von der rein funktionalen
Nasszelle hin zum Wohlfühl- und Wohnraum, mit Qualitäten sowohl als Rückzugsort wie auch als
Treffpunkt etwa der Familie beobachten. Dies spiegelt sich auch im größeren Raum wider, den
Architekten dem Badezimmer inzwischen einräumen. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen dem
Wohn- oder Schlafbereich und dem Badezimmer immer mehr. Es zeigt sich, dass die Menschen heute
einen Rückzugsort von der täglichen Hektik, dem Druck im Arbeitsleben und der schnellen virtuellen
Welt suchen und brauchen. Das Bad als intimer Raum ist dafür prädestiniert: Es handelt sich dabei
jedoch nicht nur um ein wachsendes Bedürfnis der Menschen, sondern um eine der sozialen
Herausforderungen der Zukunft. Um neue und unkonventionelle Ideen für das Bad zu finden, muss das
Badezimmer zunächst verlassen werden. AquaTektur ist einer der Wege, die Axor in diese Richtung
beschreitet.
Die Zusammenarbeit mit den Architekten und Innenarchitekten in den AquaTektur-Workshops
folgt darüber hinaus der Notwendigkeit, dem Lebenselement Wasser als kostbare und immer knappere
Ressource einen angemessenen Platz in der Architektur einzuräumen und das Bad immer wieder neu
zu denken. Wenn wir uns mit den Kreativen führender Architekturbüros aus aller Welt zusammentun,
dann deshalb, weil gerade die Architekten und Innenarchitekten die Entwicklung des Bades vorantreiben können.
Die Verwendung von Wasser in Gebäuden und die sich immer weiter verändernden Bedürfnisse
im Badezimmer bedingen, dass wir als Hersteller hochwertiger Designprodukte für das Badezimmer in
Räumen, in architektonischen Dimensionen denken und nicht nur die einzelne Armatur sehen. Auch deswegen ist es notwendig, den Dialog mit den Architekten und Innenarchitekten zu suchen, denn sie sind
es letztendlich, die die gebaute Umwelt von morgen bestimmen. Als Innovationsführer der
Sanitärbranche zeichnen wir heute schon verantwortlich für eine ganze Reihe von Erfindungen, die das
Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
163
Bad der Gegenwart bestimmen. Doch über die Entwicklung von Einzelprodukten hinaus muss heutzutage ein intensiver Dialog über die Beziehung Wasser – Raum – Mensch geführt werden.
Die Designer-Marke Axor trägt mit ihren Produkten einen bedeutenden Teil zur Gestaltung der
gebauten Umwelt bei. In privaten Bädern, in Hotels, in Küchen, sowie in Freizeitbädern, Schulen und
Toiletten sind Axor Produkte zu finden. In Berlin ebenso wie in New York und Shanghai, in Sydney,
Mailand und Tokio. Der bewusste und verantwortungsvolle Umgang mit Wasser und Design ist deshalb wesentlicher Bestandteil der Axor-Markenphilosophie.
Eine Badarmatur ist – in architektonischem Maßstab betrachtet – ein eher kleindimensioniertes
Bauteil. Doch ebenso wie eine Handbrause oder eine Küchenarmatur wird sie im täglichen Gebrauch
zum Schlüsselprodukt. Sie will und muss angefasst werden und sie löst eine unmittelbar erlebbare
Reaktion aus, die in vielen Zivilisationen mit Ritualen und Wohlbefinden verbunden ist. Die Armatur
wird deshalb vom Nutzer häufig intensiver wahrgenommen als beispielsweise eine Einbauleuchte, die
im Deckenbild gleichsam verschwindet.
Wir begreifen unsere Produkte jedoch nicht alleine als gebäudetechnische Ergänzungen und als
qualitativ hochwertige Armaturen, Brausen und Accessoires. Die Marke Axor bietet vielmehr umfassende und breit gefächerte Kollektionen für das individuelle Bad. Es sollte im Badezimmer – wenn möglich – nicht nur um die einzelne Armatur oder Brause gehen, sondern um die Ausstattung eines wichtigen Lebensraumes; um Visionen international renommierter Designer und Architekten, die mit Axor
ihre Gestaltungsphilosophie für das Leben im Bad realisieren. Für Axor liegt die Verwirklichung von
Design- und Raumkonzepten, die über funktionale Aspekte und Stilvarianten hinausgehen, im Fokus
des Interesses. Die Axor Kollektionen bieten aufgrund ihrer hohen Produktvielfalt die Möglichkeit, sich
ihrer wie eines Alphabetes zu bedienen und die einzelnen Buchstaben so zu kombinieren, dass ganze
Wörter und zusammenhängende Sätze entstehen. In diesem Sinne „funktionieren” die erfolgreichen
Axor Linien von Designern wie Antonio Citterio, Philippe Starck und Phoenix Design.
164
Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
Wasser – Raum – Mensch: Neue Maßstäbe in der Badgestaltung
165
AquaTektur
Architecture and Water –
Havana 2002
Englische Ausgabe.
Herausgeber:
Axor – Hansgrohe AG
Erschienen: 2003 bei der
Verlagsanstalt Alexander
Koch GmbH. 168 Seiten
mit zahlreichen s/w- und
Farb-Abbildungen.
19 x 19 cm, Flexi-Cover.
ISBN 87422-809-6
AquaTektur
Architektur und Wasser
– Havanna 2002
Deutsche Ausgabe.
Herausgeber:
Axor – Hansgrohe AG
Erschienen: 2003 bei der
Verlagsanstalt Alexander
Koch GmbH. 168 Seiten
mit zahlreichen s/w- und
Farb-Abbildungen.
19 x 19 cm, Flexi-Cover.
ISBN 87422-808-8
AquaTektur
„ SOM Skidmore Owings & Merrill, New York „ Grimshaw & Partner, London
„ Behnisch, Behnisch & Partner, Stuttgart „ de Architekten Cie., Amsterdam
„ Bothe Richter Teherani, Hamburg „ Yamamoto & Faessler, Zug „ Jourdan
& Müller PAS, Frankfurt „ Berger + Parkkinen, Wien „ Nalbach + Nalbach,
Berlin „ Bearth + Deplazes, Chur „ Archi-Tectonics, New York „ Allmann
Sattler Wappner, München „ Riegler Riewe, Graz „ Lederer Ragnarsdóttir Oei,
Stuttgart „ TP Bennett Architects, London „ Gaterman + Schossig, Köln „
François Fasnacht Architekten, Basel „ Steidle + Partner, München „ Turett
Collaborative Architects, New York
166
Rückblick
AquaTektur
Architecture and Water –
Havana 2003
Englische Ausgabe.
Herausgeber:
Axor – Hansgrohe AG
Erschienen: 2004 bei der
Verlagsanstalt Alexander
Koch GmbH. 168 Seiten
mit zahlreichen s/w- und
Farb-Abbildungen.
19 x 19 cm, Flexi-Cover.
ISBN 3-87422-811-8
AquaTektur
Architektur und Wasser
– Havanna 2003
Deutsche Ausgabe.
Herausgeber:
Axor – Hansgrohe AG
Erschienen: 2004 bei der
Verlagsanstalt Alexander
Koch GmbH. 168 Seiten
mit zahlreichen s/w- und
Farb-Abbildungen.
19 x 19 cm, Flexi-Cover.
ISBN 3-87422-810-X
AquaTektur
„Auer + Weber + Architekten, München „Dietz Joppien Architekten, Frankfurt/Main
„ gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg „ Hascher Jehle
Architektur, Berlin „RKW Rhode Kellermann Wawrowsky, Düsseldorf „Gewers Kühn
und Kühn Architekten, Berlin „Ramseier & Associates Ltd., Zürich „Atelier Werner
Schmidt, Trun „ UdA Ufficio di Architettura, Turin „ Studio Novembre, Mailand „
ADD+ Arquitectura, Barçelona „ Torres & Torres, Barçelona „ Alison Brooks
Architects, London „ Hopkins Architects, London „ Jestico + Whiles, London „
Hellmuth, Obata + Kassabaum, New York „ HLW International, New York „ Polshek
Partnership Architects, New York „ Denton Corker Marshall PTY Ltd., Hongkong
Rückblick
167
Fotonachweis
Fotos von Ralf Biehl, Stuttgart, außer:
S. 10: Ulrik Samsøe Figen, Trige
S. 12: R&Sie..., Paris
S. 14: Linus Lintner, Berlin
S. 16: Heike Ollertz, Berlin
S. 18/19: wrightassociates, München
S. 20: Ana Corberó, Beirut
S. 22: Ateliers-U.com, Montreal
S. 24: Yavuz Draman, Istanbul
S. 26: Geraldine Bruneel, Paris
S. 28: Maha Nasrallah, Beirut
S. 152–159: Ahmet Igdirligil, Bodrum
168
Fotonachweis
Axor–Hansgrohe AG
Auestraße 5–9
D-77761 Schiltach
Tel.: +49/7836 51-0
Fax: +49/7836 51-1390
www.axor-design.com
AquaTektur – Beirut 2004
www.Axor-Design.com
AquaTektur
Private Water – Beirut 2004
Das Bad im Dialog der Kulturen
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Jørgen Bach, Arkitema K/S, Århus-Dänemark Gilles Desèvedavy, R&Sie..., Paris-Frankreich
Yasmine Mahmoudieh, mahmoudieh design/mahmoudieh concepts, Berlin-Deutschland
Suzette
Sonja Wright, wrightassociates,
Ricciotti, Agence Rudy Ricciotti Architecte, Bandol-Frankreich
München-Deutschland Ana Corberó, Ana Corberó Painting, Sculpture & Design, Beirut-Libanon
Nabil Gholam und Aram Yeretzian, nabil gholam architecture & planning, Beirut-Libanon
Ahmet
Igdirligil, Sans Mimarlik, Bodrum-Türkei Simone Kosremelli, Simone Kosremelli Architects, BeirutLibanon Maha Nasrallah, Maha Nasrallah Architect, Beirut-Libanon
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