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Ladehemmung ...
... hat dieser Magirus nicht. Der 230 D 22 AK 6 x 6 von Dietmar Eger wird trotz
Restaurierung noch rangenommen. Erst dann ist der Baubulle in seinem Element
Die großen Eckhauber prägten fast
zwei Jahrzehnte Magirus-Entwicklung.
In den letzten drei Jahren ihrer Ära
legten die Ulmer leistungsmäßig
noch mal nach. Mit 230 PS erfüllten
die Laster die neuen Vorgaben für
38-Tonnen-Züge. Wir waren mit
Dietmar Eger und seinem prächtigem
Allrad-Dreiachser unterwegs.
Z
weckmäßig, robust und kostengünstig benötigt. Viele hundert Stunden verbringt
hat ein Lkw zu sein. Das gilt heute wie er im Führerhaus eines nicht sehr alten
vor 40 Jahren. Damals finanziert Dietmar Autos. Für ihn genüssliche Arbeitsstunden,
Eger auf einem schweren Magirus-Eck- eine Zeit, die er nie vergisst: „Der Magirus
hauber 230 D 22 sein Studium. Direkt nach war damals ein Traumlaster. Eine großarseiner Bundeswehrzeit fährt der junge
Mann 1971 all das Material,
das man für die Baustellenarbeit
tige Sache, mit dem zu arbeiten, der ging
durch jedes Gelände wie nichts. Mit 230 PS
im Kipper war man Anfang der siebziger
Jahre König.“
Tatsächlich gilt der 230 D 22 als Krönung
der schweren Achtzylinder-Magirus-Eckhauber-Reihe. Doch die 230-PS-Variante
entstand 1967 nicht ganz freiwillig: Da jede Tonne eines Lastwagens nach den
Buchstaben des Gesetzes mit mindestens
sechs PS zu befeuern war, konnten Magirus-Besitzer die gesetzlich erlaubten 38
Tonnen Zuggewicht legal nie voll ausnutzen. Der Deutz-Achtzylinder-F 8 L 814 entwickelte dafür mit 210 PS zu wenig Leistung. Eine einfache PS-Steigerung durch
eine geänderte Einspritzpumpe kam für
die Entwickler nicht in Frage, schließlich
sollte die Zuverlässigkeit auf keinen Fall
leiden. Etwas anderes als Hubraumerhöhung war für die Kölner
keine Option. Fünf Millimeter mehr Bohrung
schufen in der neuen
914er-Baureihe die Voraussetzung für den
ersehnten
Nachschlag:
Der kompakt
bauende
Achtzylinder
begeisterte eine ganze
Fahrergeneration
mit Kraft und
Durchzug
Fahren, nicht
wiegen: In den
Sechzigern wurde
oft geladen, was
drauf passte
Der neue F 8 L 914-Motor lieferte endlich
die fürs 38-Tonnen-Limit nötigen 230 PS.
Doch der 914er-Deutz brachte weitere
Vorteile: Er ging so kraftvoll zur Sache, dass
die Fahrer in ihm rasch den Bullen unter
der Haube entdeckten. Der Werbespruch
„Die Deutschen Bullen“ Ende der
Sechziger geht auf diese massive
Einbau des neuen 714er-Motors mit fast 13
Liter Hubraum auf 195 PS auf, der Jupiter
195 ist als Zwei- und Dreiachser, als Sattelzugmaschine und natürlich in der erfolgreichen Dreiseitenkipper-Variante zu haben. Eine eigentlich unwesentliche Leistungsspritze von fünf PS adelt den Jupiter
zum Pluto. Eine Bezeichnung, die im Magirus-Deutz-Sprachgebrauch eigentlich
den Frontlenkern gilt.
Was den Pluto vom
Jupiter unterscheidet,
sind der längere Radstand, die verbesserte
Leistungsentfaltung zurück. hydraulische Spindellenkung und ein opEr gilt, obwohl auf den timaler ins Rad integriertes PlanetengeWerbeplakaten meist triebe der Vorderachse. Das verhindert die
Frontlenker abgebildet Berührung mit Geröll im Gelände.
waren, ganz besonders
1964 verblassen die Planeten am Ulmer
für die letzten schweren Sternenhimmel, eine schnöde NummernEckhauber.
kombination gibt jetzt Auskunft über LeisSeit 1953 haben Ma- tung und Gesamtgewicht: So steht 200 D 16
girus Eckhauber
Deutschlands Kiesgruben und Steinbrüche erobert, die
von Anbeginn installierten luftgekühlten Deutz F 8
L 614-V8-Motoren mit 170 PS erlangen besonders in den ersten
Jahren einen Ruf wie Donnerhall.
Die Fahrzeuge schuften teils rund
um die Uhr und überschreiten
nicht selten ohne große Überholung die Grenze zum Kilometermillionär. Die Modellbezeichnung „Jupiter“ ordnet die großen Eckhauber
am oberen Ende der damals aktu- Nicht nur zur Schau: Dietmar Eger nutzt den
ellen Planetenbaureihe ein. 1960 Dreiseitenkipper regelmäßig – wenn mal
stockt Magirus die Leistung durch irgendwo Kies gebraucht wird, ist er zur Stelle
1964 verblassen die
Planeten am Ulmer
Sternenhimmel
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für 200 PS und 16 Tonnen. 1966 katapultiert die Einführung des Deutz-814-Direkteinspritzers die Eckhauber in die motorentechnische Neuzeit. Zehn PS mehr
trotz gut einem Liter weniger Hubraum
scheinen nominell zwar wenig zu sein,
doch die Fahrer sind begeistert. „Der neue
Motor war ein Unterschied wie Tag und
Nacht. Der Lkw zog von unten heraus, wie
man es zu der Zeit einfach nicht kannte“,
erinnert sich Karl Lenzen, der damals in
einem Steinbruch an der Mosel einen der
frühen Direkteinspritzer fährt. An der
Tankstelle zeigt sich das nächste Wunder:
Bis zu 20 Prozent weniger Diesel zieht sich
der modernisierte Deutz durch die Düsen. Ulmer Sachlichkeit in der Kabine: Kokosfaser-Isolierung, Loch-Resopal und viel nacktes Blech
Im Führerhaus kehrt mehr Ruhe ein. Zwar waren guter Standard. Das Armaturenbrett ist im bekannten Magirus-Raster aufgebaut
ist das Kühlgebläse immer noch deutlich
hörbar, beim Direkteinspritzer überdeckt
der Gebläseton das eigentliche Dieselna- auf Baustellen und in Kiesgruben, da ist durch nichts aufhalten. Besonders populär
geln aber beinahe völlig.
das höchstmögliche Zuggewicht wichtig. sind natürlich Dreiachskipper. Durch den
Wie schon erwähnt, stockt Magirus- Dreiachsige 6 x 4-Sattelzugmaschinen vor permanenten Allradantrieb gibt es für sie
Deutz 1967 die Motorleistung erneut auf großen Tiefladern sind häufig im Einsatz. im Gelände kein Halten, spätestens wenn
und öffnet damit ein neues Kapitel Bau- Egal ob schwere Bagger, Raupen oder Rad- der Ausgleich im Verteilergetriebe gesperrt
stellengeschichte. Denn die durchaus meis- lader zur Einsatzstelle zu bringen sind, die wird, ist unbedingtes Durchwühlen Proten Eckhauber schuften in Steinbrüchen, Magirus-Deutz-Zugmaschinen lassen sich gramm. Die an pendelnd gelagerten Halb-
Der muss schaffen: Für den Besitzer war von Anfang an klar, dass der Kipper immer wieder mal arbeiten muss. Lediglich für scharfkantigen
Schotter ist die schnieke Ladepritsche tabu – der sorgfältig restaurierte Magirus soll schließlich noch lange in diesem Zustand bleiben
Schlüssel-Übergabe: Helmut Hoffmann mit dem „Neuen“ in Dietmar
Egers Halle. Das zufriedene Gesicht des stolzen Besitzers spricht Bände
Vollständig gemacht: Das Führerhaus war
vom harten Baustellenbetrieb arg gezeichnet
Lkw frei Haus: Als der Tieflader in Haigerloch eintraf, erfüllte sich für den Besitzer ein Traum.
Dietmar Eger hatte endlich den Magirus, mit dem seine Fahrerkarriere 1971 begann
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Radikal-Lösung: Dietmar Eger entschied sich in Sachen Kipp-Pritsche
für die einzig vernünftige Version – einen kompletten Neuaufbau
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federn aufgehängten Achsen sind durch hen. Durch die Umlenkungen in den Achs- Bereichen. Eine letzte Aufwertung erhält
solide Längslenker geführt, gegen allzu köpfen sowie die Stirnradvorgelege an den der Achtzylinder-Magirus-Deutz 1969, in
heftige Verschränkung helfen gummigela- Rädern reduzieren sich die Belastungen seinem allerletzten Baujahr. Deutz modifigerte Drahtseile als Wegbegrenzer. Ein im der Antriebselemente deutlich. Der Preis ziert die Einspritzanlage zur Super-B-EinFederpaket verspannter Ausgleichsbalken dafür ist eine hohe Drehzahl von Kardan- spritzung bei der ein birnenförmiger
unterstützt die Federung in beladenem wellen und Getrieben, die bei dieser Tech- Brennraum das entscheidende Element ist.
Zustand. Diese Maßnahme soll das Abkip- nik sehr penibel gewuchtet sein müssen.
Das steigert nochmal das Drehmoment
pen in schwierigem Terrain erleichtern.
Das bereits vom alten Deutz-F 8 L 714 und macht gleichzeitig die Verbrennung
Die Banjo-Achsen sind liegend montiert, bekannte Hub-Bohrungs-Verhältnis von weicher. Der Flammverlauf im Zylinder
auf den Ausgleichsgetrieben gesetzte 140 x 120 mm ermöglicht beim neuen F 8 verändert sich, an thermisch hoch belasteAchsköpfe mit Kegelrad-Winkeltrieb schaf- L 914 die Leistungssteigerung um 20 auf ten Bauteilen wie Ventilen und Kolbenrinfen die Verbindung mit den Kardanwellen. 230 PS bei 2300 Umdrehungen. Das ergibt gen sinkt die Temperatur – was theoretisch
Eine durchgehende Welle mit hinterem unterm Strich stolze 12.667 Kubikzentime- für noch mehr Lebensdauer sorgen soll.
Flansch am Achskopf nimmt die kurze ter Hubraum und eine
spürbare Magirus-Deutz stellt das Triebwerk in der
Welle zur zweiten Achse auf, ein Ausgleich Verbesserung des
Dreh- Werbung deshalb als so genannten „Longzwischen beiden Achsen ist nicht vorgese- momentbandes in
allen
time-Motor“ heraus. Doch der Gewinn in
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Technische Daten:
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Motor:
Deutz F 8 L 914; luftgekühlter V8Viertaktdiesel, Bosch-Direkteinspritzung, ohv-Steuerung, Axialgebläse;
Druckumlaufschmierung
Hubraum: 12.667 ccm
Bohrung x Hub: 120 x 140 mm
Standardmaß: 3,75
Meter Radstand bis
zur Mittelachse und
1,30 Meter zwischen
den Hinterachsen
sind das MagirusMaß der Dinge für
Allrad-Dreiachser
Sachen Haltbarkeit ist eher ein Werbegag, In dieser Zeit wechseln sich im Eger-Fuhrsämtliche Achtzylinder-Direkteinspritzer park einige Lkw ab, bis dann der Oldtimersind längst als potentielle Kilometermillio- Bazillus durchschlägt. Die erste Neuerwernäre bekannt. Optisch unterscheidet sich bung der alten Sorte ist im Jahr 2007 ein
diese allerletzte, bis 1970 verkaufte Version Scania 110 Super als hinterradgetriebener
durch in die massive Stoßstange integrierte Kipper. Einige Zeit später kommt ein BüsRechteck-Scheinwerfer und den neu ge- sing BS 16 nebst passendem Anhänger dastalteten Magirus-Deutz-Schriftzug unter- zu. Auch auf so einem Unterflur-Lkw hat
halb des Kühlergrills.
Dietmar Eger während seiner StudentenSeine Kilometer auf dem schweren Ma- zeit Brötchen verdient. Doch in seinen Ergirus haben den Studenten Dietmar Eger innerungen sind die Fahrten mit dem
Anfang der Siebziger für sein ganzes Leben schweren Magirus die lebendigsten. Imgeprägt. Auch wenn er nach dem Wirt- mer mehr kristallisiert sich der Wunsch
schaftstudium als Steuerberater und heraus, zu seiner ersten Lastwagen-Liebe
Wirtschaftsprüfer Karriere macht, zurückzukehren.
bleibt er stets dem Laster-LenkDie Suche treibt Dietmar Eger nach
rad verbunden. Dietmar Eger: Oberhausen. Hoffmann-Nutzfahrzeuge
„Während all der Jahre habe ich hat einen Jupiter inseriert, den will er sich
nebenher einen kleinen Fuhrbe- ansehen. Doch viel Aufmerksamkeit betrieb unterhalten. Weil’s Spaß kommt der Ulmer Planet nicht, Dietmar
macht und ein toller Ausgleich Eger hat einen ganz anderen Laster entzum Bürojob ist.“
deckt: Auf dem Gelände steht ein optisch
in die Jahre gekommener 230 D 22. So ein
Leistung: 230 PS bei 2300 U/min
Drehmoment: 784 Nm bei 1400 U/min
Kraftübertragung:
Einscheiben-Trockenkupplung; ZFSechsgang-Allklauengetriebe AK 6-80;
Allradantrieb, zwei Antriebsachsen in
Banjoform, Planetenantrieb in den
Hinterachsen
Fahrgestell:
Leiterrahmen, Achsen an
Blattfedern aufgehängt
Bereifung v/h:
10.00-20 Gelände PR 16, hinten doppelt
Radstand: 3750 + 1300 mm
Länge x Breite x Höhe (unbeladen):
7150 x 2500 x 2550 mm
Leergewicht: 9450 kg
Zul. Gesamtgewicht: 22.000 kg
Höchstgeschwindigkeit: 70,9 km/h
Bauzeit: 1959 bis 1970
Modell, wie er früher gefahren ist. Der soll
es sein! Doch zu haben ist der Magirus eigentlich nicht. Denn vor einem Verkauf
wollen Helmut und Sascha Hoffmann den
Lastwagen gründlich restaurieren. Eine
Idee, von der Dietmar Eger sofort begeistert ist: „Er sollte ja sowieso in Top-Zu-
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stand versetzt werden. Da ist es
besser, von Anfang an mitreden zu können, als
später bei einem
bereits fertigen
Fahrzeug Kompromisse machen
zu müssen.“
Vor der Restaurierung steht erstmal eine gründliche
Bestandsaufnahme
Der
auf dem Programm. LeiDeutz
der ist über die Herkunft des
F 8 L 914 ist
Magirus wenig bekannt, das
kompakt und
Fahrzeug stammt aus einem Konwartungsfreundlich. Die
volut von Fahrzeugen eines BaumaLuftkühlung war und ist für
viele ein echtes Kaufargument
schinenhändlers, das bei einer Versteigerung unter den Hammer kam. Wo und
vor allem wie der Magirus-Deutz eingesetzt wurde, liegt also im Dunkeln. Eine Magirus-Hauber aus Erfahrung und übererste Inspektion des Motors macht Hoff- prüfen die üblichen Schwachstellen.
nung, dass die vom Fahrtenschreiber at- Sascha Hoffmann: „Die Schwächen der
testierten rund 68.500 Kilometer die tat- Magirus Dreiachser dieser Zeit liegen bei
sächliche Laufleistung widerspiegeln.
Verteilergetriebe und Hinterachsen. Wir
Doch auf diesen recht wenigen Kilome- öffneten beide Bauteile und wurden
tern hat der Dreiachser stark gelitten. Der prompt fündig. Im Verteilergetriebe mussKipperkasten ist deformiert und rostig und ten wir ein Zahnradpaar tauschen, an den
muss komplett neu angefertigt werden. Hinterachsen waren neue Lager fällig.“
Die Kabine hat ebenfalls viele Beulen und
Gerade die Schäden am VerteilergetrieRostfraß. Dazu präbe sind häufig eine
sentiert sich der InFolge von Fehlbedienenraum in einem
nung durch unerfahZustand, wie er leider
rene Fahrer. Die Konallzu oft bei Baufahrzeption der Kraftverzeugen mit häufigem
teilung sieht vor, dass
Fahrerwechsel zu findas Räderwerk die
den ist – verwohnt bis gammlig. Ein Kom- Vorderachse immer über einen Ausgleichsplettaufbau ist also unumgänglich.
radsatz mit rund einem Drittel der AnDietmar Eger möchte, dass der 230 D 22 triebskraft versorgt. Die restliche Kraft gewieder so dasteht, wie er einst das Werk langt über eine solide ausgeführte Kardanverlassen hat. Mit einer Ausnahme: „Als welle nach hinten. In schwerem Gelände
Farbton habe ich mich für die Kombinati- (und nur dort!) kann der Fahrer das Verteion von Kobaltblau mit Rot entschieden. lergetriebe sperren. Die Kraft gelangt dann
Das entspricht genau meiner Vorstellung ohne Ausgleich zu gleichen Teilen nach
einer schönen Nutzfahrzeuglackierung.“
vorn und hinten. Bleibt die Sperre auf fesIn Oberhausen beginnen die Arbeiten. tem Untergrund aktiv, belastet das den geHelmut und Sascha Hoffmann kennen die samten Antriebsstrang über Gebühr. Oft
halten ahnungslose Gelegenheitsfahrer
die Sperre für einen Hebel zum Aktivieren
Solide Basis:
des Allradantriebs und setzen sie dort ein,
Der stabile Rahmen
wo es Gift für die Mechanik ist. Besonders
ist für gelegentliche
die Radsätze in den Radnaben, die ja eiÜberbelastung
gentlich den Antriebsstrang entlasten solausgelegt. Hier
len, nehmen derartigen Stress übel.
die 6x4-Variante
Grobe Behandlung hat wohl auch das
Getriebe erfahren. Bei der Probefahrt jault
es in einer Schaltstufe vernehmlich, ab
und an bleibt der eingelegte Gang nicht in
So ein Modell, wie er
früher gefahren ist.
Der soll es sein!
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Kräftige Hilfe:
Die hydraulische
Spindellenkung
überzeugt durch
leichte Lenkarbeit,
ihre Bauteile
sind großzügig
dimensioniert
Beide Hinterachsen
werden genau gleich
mit Kraft versorgt.
Die tief liegende
Achsbrücke ermöglicht
guten Bodenkontakt
Der permanente Allradantrieb machte den 230 D 22 zum König der Steinbrüche und Kieswerke. Wenn es im Gelände ganz dick kam, ließ sich
das Verteilergetriebe komplett sperren. Kabel, Leitungen oder auch die hinteren Bremszylinder legten die Ulmer jenseits des „Schürfprofils“
Die Antriebswellen in der soliden Vorderachse rotieren mit hoher
Drehzahl. Im Planetengetriebe wird auf Raddrehzahl reduziert
seiner Position. Der Wechsel eines Zahn- Basis der Arbeiten ist der überholte und
rades schafft Abhilfe, offensichtlich war neu lackierte Rahmen. Die vollständig rehier früher ein Grobian am Lenker mit der vidierten und neu abgedichteten BanjoSchaltarbeit überfordert.
Achsen werden mit den neu aufgebauten
Federpaketen der pendelnd gelagerten
Halbfedern verbunden. Die für die Führung der Achsen zuständigen Lenkstreben
inklusive der Lagerstellen sind komplett
überholt.
Wie bereits bei der ersten Inspektion erkannt, gibt es beim Motor wenig Handlungsbedarf. Eine gründliche Kosmetik
aus der Farbspritzpistole reicht, um die
Antriebseinheit auch optisch dem tech- es zumindest – sogar den Duft der ausklinnischen Stand anzupassen.
genden Sechziger verströmen.
Vorsorglich lässt Dietmar Eger die AnBei so viel Qualität muss auch die Elektriebswellen gegen geprüfte und überholte trik mithalten. Die gesamte Verdrahtung
Gebrauchtteile ersetzen, sicher ist sicher, wird erneuert, sämtliche Verbraucher und
immerhin soll der Magirus ja immer wie- Aggregate bekommen zumindest eine
der mal tüchtig arbeiten.
Durchsicht, in Sachen Zuverlässigkeit
Reichlich Arbeit hat der Sattler, der den sollte es keine Probleme mehr geben.
Innenraum in neuwertigen Zustand verEine größere Änderung erfahren DruckFür Magirus-Besitzer Dietmar Eger bedeutet
setzt. Mit authentischen Bezugsstoffen für luftanlage und Hydraulik: So, wie es der
das Fahren im Kipper pure Entspannung.
Ein idealer Ausgleich zum Büroalltag
Sitze und Dachhimmel, die – man meint Kunde damals schon bestellen konnte, or-
dert Dietmar Eger eine Zweikreis-Druckluftanlage mit Schnellanschluss für den
Hänger inklusive eines zweiten Druckkessels. Das sorgt für ein gutes Gefühl beim
Bremsen in den Bergen der schwäbischen
Alb, wo das Einsatzgebiet des Magirus sein
wird. Eine Hydraulik-Schnellkupplung am
Fahrzeugheck erlaubt die Verwendung
eines hydraulisch kippbaren Anhängers,
der das Gesamtbild dieses traumhaft schönen Magirus abrunden soll.
Anfang Mai 2011 kommt der große Tag:
Per Tieflader bringt Helmut Hoffmann den
kobaltblauen Magirus nach Haigerloch. In
neuwertigem Zustand, aber keinesfalls
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Die Banjo-Achsen werden über Kegelrad-Achsköpfe mit Kraft versorgt.
Der um 90 Grad „verdrehte“ Einbau sorgt für mehr Bodenfreiheit
überrestauriert. Genau so, wie es sich der
stolze Besitzer vorgestellt hat. Wer jetzt
denkt, der Magirus sei zum Schönstehen
verurteilt, irrt: Ein paar Wochen nach Aus-
Eine größere Änderung
erfahren Druckluftanlage
und Hydraulik
lieferung darf der 22-Tonner den ersten
Kies für eine Baustelle ranschaffen, danach folgt der Transport von Groß-Heuballen für einen Pferdehalter. Nur eines
kommt Dietmar Eger nicht auf die Ladefläche: „Schotter werde ich nie fahren. Die
scharfen Steine ruinieren im Nu die Oberflächen. Alles andere ist kein Problem,
schließlich soll der neue alte Laster ab und
zu arbeiten.“
Auf die Frage, was sein Traumauto am
Ende gekostet hat, antwortet der Besitzer:
„Viel weniger als ein neuer Lkw kosten würde. Doch der wäre in ein paar Jahren nichts
weiter als ein normaler Gebrauchtlaster,
mein alter Magirus wird seinen Wert immer behalten.“
Text: Dirk W. Köster
Fotos: Adriane Köster, Dietmar Eger
Im Kieswerk wartet
der 230er auf seinen
Anhänger. Für
dessen Versorgung
mit Druckluft ist der
zweite, kleinere
Druckkessel
zuständig
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