„Super Connie“ hebt ab - Flugplatz Speyer

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„Super Connie“ hebt ab - Flugplatz Speyer
Viele Gäste besuchten das Flugplatzfest und bestaunten beispielsweise das Flugzeug Lockhead Super Constellation, das als eines
der schönsten Flugzeuge der Welt gilt, am Boden (li.) und in der Luft (rechts unten). Andere Besucher nutzten die Flieger aber auch
BILDER: VENUS
als Hintergrund für tolle Bilder.
„Airliner Classics“: Nostalgiker kommen auf ihre Kosten / Absturz überschattet Flugplatzfest
„Super Connie“ hebt ab
Von unserem Mitarbeiter
Nikolaus Meyer
SPEYER. Bürger und Besucher der
Stadt hatten am Wochenende wieder einmal die Qual der Wahl zwischen zwei Großereignissen, die unterschiedlicher kaum sein konnten.
Während beim Mittelalterspektakulum unterhalb des Domes Ritterspiele, Feuershows, Musikgruppen
und Marktstände vergangene Zeiten
aufleben ließen, kamen beim Flugplatzfest begeisterte Nostalgiker auf
ihre Kosten.
Die „Airliner Classics“ auf dem
Speyerer Verkehrslandeplatz wurden vom Verein Flugwerk Mannheim und der Flugplatz Speyer-Ludwigshafen GmbH veranstaltet. Beteiligt waren Flugzeuge aus den 30er,
40er, 50er und 60er Jahren. Überschattet wurde die mit viel Aufwand
vorbereitete Unterhaltungsschau
mit musikalischem Rahmenprogramm vom Absturz einer OldtimerMaschine am Donnerstag, die wenige hundert Meter vom Flugplatz entfernt abstürzte und ausbrannte. Der
44-jährige Berufspilot kam ums Leben (wir berichteten).
Dass die mit Ausnahme am Samstagabend sehr gut besuchte Veranstaltung nicht abgesagt wurde, hatte
mit der Person des Verunglückten zu
tun. Flugplatzleiter Roland Kern sagte bei der Eröffnung, dass der Absturz zwar nicht in Verbindung mit
dem Festival stand, der tödlich verunglückte Pilot jedoch die Idee zu
den „Airliner Classics“ entwickelt
habe und man das deutschlandweit
vielleicht einmalige Event nach
Rücksprache mit den nächsten Angehörigen auch deshalb nicht absagen wollte. Der Verunglückte war
Gründungsmitglied und Vorstand
beim Flugwerk Mannheim, worauf
dessen Nachfolger Hanno Musielack hinwies. Musielack sagte: „Wir
führen die Airliner Classics nun im
Gedenken an unseren verunglückten Kameraden durch.“ Um Verständnis bat der Vorstand für die
Entscheidung des Vereins, auf die
ursprünglich vorgesehenen Mitfluggelegenheiten für Besucher zu verzichten, die jedoch auf andere Flugzeuge ausweichen konnten. Dem
verunglückten Berufspiloten wurde
mit einer Schweigeminute bei der
Eröffnung und im Zuge der Veranstaltung mit mehreren langsamen
Überflügen gedacht.
Halbstündige Rundflüge
Den ersten Höhepunkt stellte die
Landung der Breitling Lockheed Super Constellation dar, deren Anflug
bereits zahlreiche Besucher verfolgten. Von der viermotorigen Propellermaschine gibt es weltweit nur
noch zwei flugtüchtige Maschinen.
Bereits vor ihrem Anflug waren alle
Rundflüge mit dem 36 Passagiere
fassenden Star des Festivals ausgebucht. Auch die Tickets für die als
Rosinenbomber bei der Berlin-Blockade 1948/1949 berühmt gewordene Douglas DC 3 waren bald vergriffen. Wenige Gelegenheiten zum Mitflug gab es am Sonntagnachmittag
nur noch in der De Havilland Dove
von 1948. Die halbstündigen Rundflüge in der Super Constellation belasteten den Geldbeutel mit 320
Euro. Das ebenfalls halbstündige
Flugerlebnis mit der De Havilland
kostete 99 Euro.
Super Constellation und Douglas
DC 3 entpuppten sich auch am späten Samstagabend als echte Hingucker. Mit hereinbrechender Dunkelheit farbig angestrahlt, erfreuten die
beiden „Großraummaschinen“ das
Herz vieler Fotografen.
Auch fachlich wurden die Besucher nicht alleine gelassen. In öffentlichen Interviews erläuterten Experten technische Details zu einzelnen
Maschinen. So informierte SuperConnie Pilot Hans Breitenmoser,
dass für eine Stunde Flugzeit 90
Stunden Vorbereitung erforderlich
seien. Breitenmoser, im Hauptberuf
Airbus-Pilot der Swiss Air, verhehlte
nicht, dass die Lage des Speyerer
Verkehrslandeplatzes und die Länge
der Piste für eine große Maschine
wie die „Super Connie“ sehr anspruchsvoll seien.
Obwohl temperaturmäßig alles
im Lot war, mussten die Organisatoren beim Auftritt der TC Big Band
Haßloch am Samstagabend einen
deutlichen Rückgang bei den insgesamt erfreulichen Besucherzahlen
registrieren. Viele der 2800 Sitzgelegenheiten blieben leer, was keineswegs an der Qualität des 20-MannOrchesters gelegen haben kann, das
mit klassischen Melodien und modernen Titeln gleichermaßen überzeugte. Nicht abschrecken ließen
sich die Besucher hingegen beim
Frühschoppen, bei dem die Guggemusiker „Speyerer Domguggler“
den Besuchern im Duett mit der vom
Himmel brennenden Sonne mächtig einheizten und dabei selbst gewaltig ins Schwitzen kamen.
Kern sagte: „Mit dem Ablauf und
der Besucherresonanz bin ich zufrieden. Trotz großer Hitze haben
sich die Classics als Publikumsmagnet erwiesen. Die Entscheidung, das
Festival durchzuführen, fiel in Übereinstimmung mit den Angehörigen
und wurde von allen Beteiligten mitgetragen.“
w
Impressionen vom Fest gibt es
unter www.schwetzinger-zeitung.de