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?Araba, Wadi el, wasserleeres und unbewohntes, von steilen Felswänden eingeschlossenes Thal zwischen dem Meerbusen von
Akabah und dem Toten Meer, zu denen es nach N. und S. hin abfällt. Es erreicht in der Wasserscheide zwischen beiden Gewässern
240 m Höhe. Im Frühjahr 1884 wurde es von Professor Hull geologisch untersucht und von Hauptmann Kitchener aufgenommen.
Arabat (Arbat), ehemalige Türkenfestung auf der Halbinsel Krim, zwischen dem Faulen und Asowschen Meer, mit (1879) 235
Einw., wurde 1771 durch die Russen unter Tschibalow erstürmt, und seine Einnahme bahnte den Weg zur Eroberung der Krim.
Arabesken, die von den Arabern zur Ausschmückung ihrer Architektur erfundenen rein geometrischen oder
geometrisch-vegetabilischen Verzierungen, deren Grundformen aus geradlinigen, krummlinigen oder gerad- und krummlinigen, mehr
oder minder verschlungenen Figuren bestehen, und deren phantastische Pflanzengebilde mit schlanken, graziösen Stengeln,
elastischen, oft in Spiralen auslaufenden Ranken und meist streng stilisierten Blättern, Knospen und Früchten versehen sind.
Indem sie die Vermittelung jener strengern Linien bewirken, lassen sie durch eine immer wiederkehrende Regelmäßigkeit und
Färbung ihrer vielfach verschlungenen Teile Liniengruppen erkennen, welche übersichtlich sind und so einen glücklichen Übergang
von den größern und strengern Architekturformen zu dem oft phantastischen Linienspiel des arabischen Ornaments bilden. Beispiele
dieser Verzierungskunst geben die Figuren 7 und 8 der Tafel »Baukunst VIII« sowie die in Fig. 6 dargestellte Abencerragenhalle in
der Alhambra, dieser unerschöpflichen Fundgrube der mannigfaltigsten Arabesken, und besonders die farbige Tafel »Ornamente II«.
Im weitern Sinn ist Arabeske Bezeichnung des Ornaments der arabischen Baukunst; doch findet sich der Ausdruck in dieser
Bedeutung erst gegen Beginn des Zopfstils in der Kunstsprache.
Ihm ähnlich bezeichnet Moreske das verwandte Ornament der Mauren, wie es sich vorzugsweise auf den Kunstdenkmälern
Spaniens und Siziliens vorfindet. Während das letztere aber seine ursprüngliche Bedeutung nicht verlor, dient Arabeske in der
modernen Sprache mißbräuchlich ohne Rücksicht auf den Ursprung des Worts als Bezeichnung für verschiedene Gattungen von
Ornamenten. Zum Teil ist das eigentliche Renaissanceornament italienischen Stils, die sogen. Grotteske, darunter zu verstehen,
welcher die Zieraten der Titusthermen zu Grunde liegen, und die durch Raffaels Schüler Giovanni da Udine in den Loggien des
Vatikans die glücklichste Ausbildung fand; zum Teil hat man dabei mehr kalligraphische Umrahmungen im Sinn, wie sie den
Bilderhandschriften des Mittelalters entlehnt werden, oder auch naturalistisches Blumengeranke mit Tiergestalten etc. Ja, im
gewöhnlichen Sinn versteht man unter Arabesken überhaupt jedes Ornament.
Obgleich Arabesken die Produkte frei schaffender Phantasie sind, so dürfen sie doch nicht ins Regellose verfallen und müssen
sich gewissen Normen fügen. Vor allem müssen sie sowohl dem architektonischen Charakter des Gebäudes als auch dem
besondern Zweck der Räumlichkeit entsprechen, wobei sie angewandt werden, und hierbei eine teils schwerere, teils leichtere Form
annehmen. Ferner müssen sie sich nach Art, Maß und Form der Bauteile oder Ausstattungsgegenstände richten, welche sie
schmücken sollen, und verschieden werden, wenn sie auf einer Thür oder einem Teppich, einer Tapete oder deren Borte, einem
Rohteil, einem Kreis oder einem Oval anzubringen sind.
Auch das Material, aus welchem sie bestehen, bedingt den Charakter ihrer Formen: die plastische Arabeske muß eine andre
sein als die gemalte, die in Marmor ausgearbeitete eine andre als die in Erz gegossene oder ziselierte, die in Thon geformte eine
andre als die in edles Metall gravierte. Tritt sie als einrahmendes Ornament auf, so muß sie sich dem umrahmten Kunstgebilde nicht
nur unterordnen, sondern auch in Formen und Farben diesem anpassen und darauf mehr oder weniger deutlich hinweisen.
Hauptforderung für die Komposition der Arabeske ist Einheit des zu Grunde liegenden Motivs, wonach in der ganzen Arabeske die
gleichen Formelemente festgehalten werden und der Reiz der Mannigfaltigkeit nur durch verschiedene Kombination derselben erzielt
wird. Näheres über Arabesken im eigentlichen Sinn s. in Lübke, Geschichte der Architektur (Buch 4, Kap. 2), und Hessemer,
Arabische und altitalienische Bauverzierungen (Berl. 1842, 2 Bde.).
Arabien, die große Halbinsel des südwestlichen Asien, welche, zwischen 12° 40' und 34° nördl. Br. sowie zwischen 32° 10' und
59° 40' östl. L. v. Gr. gelegen, das verbindende Glied zwischen Asien und Afrika bildet und einen Flächenraum von über 2,6 Mill. qkm
(nahezu 50,000 QM.) einnimmt.
[Lage und Grenzen.] Die Ostgrenze bilden der Persische Golf und das Euphratland; den ganzen Südrand bespült der Indische
Ozean (Arabisches Meer), den Westrand das Rote Meer, während im NW. die Landenge von Suez Arabien mit Afrika verbindet.
Gegen N. ist die Grenze weder physikalisch noch politisch bestimmbar, da einerseits die große Wüste zwischen Palästina und dem
Euphratland noch zu wenig bekannt ist, anderseits die Grenzen des türkischen Reichs dort in stetem Hin- und Herschwanken
begriffen sind.
Überhaupt gehört Arabien zu den unbekanntesten Ländern der Welt. Nur wenig Europäer haben im letzten Jahrhundert einzelne
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Teile des Landes durchreist, im übrigen sind wir auf ältere einheimische Nachrichten angewiesen. Neuerdings beginnt sich das
Interesse der Orientalisten und Geographen wieder mehr diesem merkwürdigen Land zuzuwenden, und namentlich ist durch
Reisende der neuesten Zeit, wie Palgrave, Pelly, Blunt, Doughty, Burton, Manzoni, Huber, Euting u. a., etwas mehr Licht verbreitet
worden (weiteres s. Asien, Entdeckungsgeschichte). Arabien ist seiner geographischen Lage wie seiner Naturbeschaffenheit und
dem Charakter seiner Produkte nach das Übergangsglied zwischen Asien und Afrika.
Ein Hochplateau mit wüstenartigem Innern und meist steil abfallenden Randgebirgen, teilt die Halbinsel an ihren Ufersäumen die
trockne Wüstennatur Afrikas, während das Innere sich mehr dem Charakter der westasiatischen Hochebenen zu nähern scheint.
Diese Beschaffenheit, verbunden mit der Umgebung von Wüsten und gefahrvollen Meeren, verlieh von jeher die größte
Abgeschlossenheit. Es lag der Heerstraße der Eroberer wie des großen Völkerverkehrs stets fern und blieb vor aller Vermischung mit
Fremden und vor der Herrschaft derselben bewahrt.
Trotz seiner Lage zwischen den ältesten Kulturstaaten, Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Persien und Indien, verhielt es sich stets
abweisend gegen jeden Einfluß, der von dorther kam. Selbst alle Versuche der Römer, in das Innere der Halbinsel vorzudringen,
scheiterten, und ihre Herrschaft hat sich nicht weit über das Peträische Arabien oder die Sinaihalbinsel hinaus erstreckt. Dagegen ist
Arabien die Wiege wandernder und erobernder Völker gewesen. Arabische Eroberer haben nach allen
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;1. Band, Seite 719 im Internet seit 2005; Text geprüft am 3.3.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 20.1.2017
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