Ausgabe 4/2014
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Ausgabe 4/2014
Tür mit den Museumsbesuchern verbunden sind. „Sexappeal“ hat zurzeit auch ein anderes Thema: Energieeinsparung. So ist zu hoffen, dass das große Forschungsprojekt, das jetzt zu Ende ging: „Climate for Culture“ eine Fortsetzung finden wird. In kleinerem Rahmen wird das TANGIBLEProjekt (siehe unten) in die Fußstapfen Dass Kunstwerken die Lobby fehlt, vor des großen Bruders treten. „Climate for allem jenen im Verborgenen eines De- Culture“ förderte die EU mit 5 Millionen pots, ist schon lange klar. Oft sind die Euro. 27 Partner in 16 Ländern haben Berichte von Restauratoren finster: Man 5 Jahre lang Strategien zur Prävention und Nachhaltigkeit von Erhaltungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels entwickelt. Beteiligt waren neben den Restauratoren/Konservatoren auch Meteorologen, Chemiker, Physiker, Kunsthistoriker, Ingenieure, IT-Spezialisten und Wirtschaftswissenschaftler. 120 Gebäude wurden ausgewählt, um anhand von Monitoring an vielen Stellen und via Computersimulationen das InnenraumkliDie Abschlusskonferenz „Climate for Culture“ in der Münchner ma der Zukunft zu berechnen. Residenz mit Dr. Johanna Leissner (Foto: Besch) Nicht immer verläuft das Ende des Projekts so spektakulär: Die Abhört von verstaubten, kontaminierten schlusstagung am 9./10. Juli 2014 in der Lagerräumen, von Depots in Salzlagern eines städtischen Bauhofs oder von sol- Residenz München bot ein wunderschöchen in Hochwasserzonen. Unter vorge- nes historisches Ambiente, und nach den haltener Hand ist von untragbaren Zu- Fachvorträgen wurde im Kaisersaal geständen die Rede, vor allem dann, wenn feiert. es sich nicht um namhafte Werke alter Ulrike Besch Schwerpunkt: Kunst und Lager Editorial Meister handelt oder um eine Ansammlung von ethnologischen Objekten unterschiedlicher Provenienz und variantenreichen Materials. Wie lassen sich Mittel für den Erhalt von Kulturgut einwerben, wenn die Exponate oder das Projekt keinen „Sexappeal“ haben, wie es einmal Thomas Roth, Direktor des Londoner Victoria & Albert Museums, ausdrückte? Schön, dass es das Projekt „Kunst auf Lager“ gibt (wir berichteten im letzten Heft). Das neue Bündnis erschließt und sichert Kunst in bestehenden Museumsdepots. Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Reihe neuer Depots, geplante oder bereits eröffnete. In diesem Heft stellen wir zwei besondere Lagerstätten vor, eines in Marseille, das andere in London als Annex des British Museum. Beide Institutionen haben eines gemeinsam: Sie lagern nicht nur, sondern bieten auch Ausstellungsräume bzw. Werkstätten. Das hat den Vorteil, dass Publikum involviert wird, Depots und Ateliers nicht abgeschieden vom Ausstellungsbetrieb agieren, sondern gewissermaßen Tür an Restaurieren in Marseille: das CICRP Interview nen vor allem im Bereich Denkmalpflege in Paris angesiedelt, also zentralistisch organisiert. Seit 2002 existiert das Zentrum. Naturwissenschaftler, Fotografen, Techniker und Kuratoren zählen zu dem 28-köpfigen fest angestellten Personal. Die Konservierung/Restaurierung wird von Freiberuflern durchgeführt. Der Direktor des interdisziplinären Zentrums ist Roland May. Dank seiner Herkunft aus Straßburg konnte das Interview teilweise auf Deutsch geführt werden. Mit dabei waren ein Architekturprofessor aus München und ein französischsprachiger Ingenieur aus Marseille. Herr May, welche Vorbildung haben Sie? Infos für Restauratoren Infos für Restauratoren Ich habe einen Universitätsabschluss als Historiker/Kunsthistoriker und bin Museumskurator mit wechselnden Rollen an den Spitzen von Museen und dem Kultusministerium (Direction régionale des Affaires culturelles de Rhône-Alpes). Schließlich war ich Leiter der Abteilung präventive Konservierung im Zentrum für Forschung und Restaurierung der Museen von Frankreich (Paris), bevor ich ans CICRP kam. Ich beschäftige mich also seit fast zwanzig Jahren mit Fragen der Erhaltung des kulturellen Erbes. Was ist Ihre spezielle Aufgabe in dem Zentrum? Als Direktor des CICRP ist meine Aufgabe, auf Anfragen zur Unterstützung für den Schutz des öffentlichen Kulturguts zu reagieren: Die Anträge können vom Staat kommen, von lokalen Behörden oder von den Verantwortlichen öffentlicher Sammlungen. Unser Team besteht aus 28 fest Angestellten unterstützt von einigen Hundert freiberuflichen Restauratoren. Wir können etwa 100 Aufträge (Gemälde) pro Jahr annehmen. Außerdem beteiligt sich das CICRP oder es initi- Das „Centre interdisciplinaire de Conservation et Restauration du Patrimoine“ (CICRP) ist im ehemaligen Militärviertel von Marseille angesiedelt, in der rue Guibal 21. Einzigartig in Frankreich hat das Zentrum eine ganz besondere Struktur: Es unterstützt museale Einrichtungen aber auch freiberufliche Restauratoren im Bereich Restaurierung und Ausstellung. Es liefert die notwendigen Recherchen und Untersuchungen im Vorfeld, ist Ratgeber im Bereich Preventive Conservation und begleitet den Restaurierungsprozess. Das ist ganz besonDirektor Roland May (rechts) und Architekt Prof. Herbert Meyerders in Frankreich neu, sind Sternberg (links) im CICRP in Marseille unter dem Dach der ehedoch die meisten Institutio- maligen Tabakfabrik (Foto: Besch) 31 Infos für Restauratoren Die Konferenzen „Lasst und darüber sprechen“ haben Projekte mit besonderen Herausforderungen im Blickfeld. Wie häufig finden sie statt und für wen sind sie gedacht? Restaurierungsatelier im CICRP für großformatige Gemälde (Foto: Besch) iert nationale oder internationale Forschungsprogramme zu Problemen der Restaurierung/Konservierung und im Besonderen auch zur Alterung von Materialien. All diese Aktivitäten finden in den Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur, Languedoc-Roussillon und Korsika statt. Wir arbeiten aber auch mit dem Louvre zusammen oder mit Schloss Versailles, etwa wenn es um die Schädlingsbekämpfung geht. Was sind die Ziele des CICRP? Das CICRP kümmert sich um die Restaurierung und Konservierung von mobilem wie immobilem Kulturgut in öffentlichem Besitz. Gibt es einen privaten Besitzer, so müssen die Objekte als „Monument Historique“ eingestuft sein, damit sie bei uns untersucht werden können. Besonderer Wert wird auf Preventive Conservation gelegt und hier im Besonderen auf den Schutz vor Schädlingsbefall bzw. Insekten und Schimmel. An uns können sich beispielsweise Museen richten, Einrichtungen der Denkmalpflege, Archive, Bibliotheken, Kunstzentren, wenn sie Restaurierungsbedarf haben. Wir bieten technische wie wissenschaftliche Expertisen für die Objekte an und sprechen Empfehlungen aus für das methodische Vorgehen bei der Restaurierung. Wir kümmern uns auch um geeignete Restauratoren und assistieren diesen, wenn es um die bestmöglichen Bedingungen während der Restaurierung geht. Welche Werkstätten befinden sich im Zentrum? 32 Neben den gut ausgestatteten, modernen Labors stellen wir das Equipment für die Restaurierung großformatiger Ge- mälde bei uns im Haus zur Verfügung. Da wir uns in einer ehemaligen Tabakfabrik eingerichtet haben, gibt es bei uns hohe Räume und Säle, in die wir die notwenigen Lifte zum Heben und Senken usw. installieren konnten. Wir sind eine nicht öffentliche Institution: Und gerade deshalb erscheint es mir wichtig, ab und zu unsere Arbeit in Forschung und Restaurierung der Allgemeinheit vorzustellen. Einmal im Monat organisieren wir Konferenzen (sie heißen „Parlons-en“: „Lassen Sie uns darüber sprechen“), die für alle zugänglich sind. Es werden verschiedene Themen erörtert, Restaurierungskampagnen vorgestellt, wie etwa solche am Musée d’histoire in Marseille, oder die Restaurierung von Werken der Qajar-Malerei des Iran im 19. Jahrhundert ... Diese Informationspolitik setzt sich im Newsletter fort ([email protected]), den man anfordern kann. Oder es werden Kolloquien veranstaltet, etwa zu Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jhs. (From Can to Canvas) 2011 gemeinsam mit dem The Art Institute of Chicago und dem Musée Picasso in Antibes. 2013 gab es einen internationalen Workshop zum architektonischen Erbe des Mittelmeerraumes in Marseille. Wie finanziert sich das CICRP? Gibt es im Zentrum auch angestellte Restauratoren? Wie ist die Kooperation mit den Freiberuflern? Nein, wie Sie sehen, sind im Moment die Arbeitsplätze für die Gemälderestauratoren leer. Wir stellen für diese Gruppe nur die Arbeitsräume zur Verfügung. Angestellt sind nur diejenigen, die wissenschaftlich begleiten, das sind z.B. zwei Kuratoren, fünf Naturwissenschaftler (drei Chemiker, zwei Geologen), zwei Fotografen/Radiologen, ein Mikrobiologe und einige Techniker. Uns stehen etwa 3,3 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Die Kosten teilen sich der französische Staat (Ministerium für Kultur und Kommunikation), die Stadt Marseille, die Region (Conseil Régional of the Provence-Alpes-Côte d’Azur) und das Departement (Conseil Général of the Bouches-du-Rhône département). Mit einer Million dieser Summe werden die Gehälter der Wissenschaftler im Zentrum gezahlt. Auf der Homepage findet sich beispielsweise ein Dossier zur Restaurierung +++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++ Den E-Learning-Kurs des Hornemann Instituts: Saccharidische Bindemittel und Kleber vom 20. Oktober bis 14. Dezember leitet Prof. Jirina Lehmann. +++ Die 21. Tagung Natursteinsanierung findet am 13. März 2015 in Stuttgart an der HTF statt (www.gabrielepatitz.de/58-0-Natursteintagung-2015.html). +++ Das grüne Museum tagte wieder: zu den Themen Gebäudesanierung und Baumaßnahmen in Museen am 25.09 in Berlin, am 15.10 in Wien und am 28.10. 2014 in Düsseldorf. +++ Auf der Internet-Plattform SlideWiki (Fraunhofer) können Nutzer nach dem Vorbild von Wikipedia Präsentationen gemeinsam erarbeiten, optimieren oder übersetzen. +++ Ab sofort kann sich jeder über sein Smartphone oder auch Tablet über alle bayerischen Denkmäler informieren (www.blfd.bayern.de). +++ Die Restaurierungsarbeiten an dem UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus Bayreuth kosten 22 Millionen Euro und werden 2017 abgeschlossen sein. +++ Der Karlsgraben nahe Treuchtlingen wird derzeit von Forscherteams der Uni Jena, Uni Leipzig und des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms untersucht. +++ Pergamon in der türkischen Stadt Bergama ist seit 22. Juni 2014 Unesco-Welterbestätte. Die Website, die gerade umstrukturiert wird, ist Teil unserer Kommunikationspolitik: Natürlich informieren wir über unsere Aktivitäten, zusätzlich enthält die Seite Dokumentationen, Dossiers von Arbeiten, die wir durchgeführt haben. Es gilt sowohl zu zeigen, was wir tun, wie auch den Fortlauf der Restaurierungen zu demonstrieren. Die Öffentlichkeit ist höchst interessiert an Restaurierungsfragen. Die Website ist auch ein Mittel, in Zusammenarbeit mit den Museen Einverständnis zu erzeugen für das, was passiert, denn der Restaurierungsprozess ist manchmal langwierig, komplex und teuer. Auch wollen wir die hohe Professionalität, die Qualität der meist im Verborgenen agierenden Restauratoren Direktor Roland May während des Interviews (Fotos: Besch) und Wissenschaftler vermitteln, die im Restaurierungsprozess zusammenwirken. Welchen Anteil hat die Lehre in Ihrem Haus? Wir selbst bilden nicht aus, doch spielen wir Gastgeber oder beteiligen uns an den Programmen, die das Institut National du Patrimoine (INP) in Paris anbietet oder das kürzlich gegründete Institut Méditerranéen des Métiers du Patrimoine (I2MP) Es befindet sich in Marseille und ist dem „Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerrannée“ (MuCEM) angegliedert. Wir stellen unser Fachwissen zur Verfügung im Bereich Konservierung/Restaurierung. Haben Sie Verbindungen zu Nordfrankreich bzw. zu Nachbarstaaten? Agieren Sie international? Aktuell kooperieren wir bei der Erstellung einer digitalen Datenbank mit Dresden. Sonst ist aber unser Wirkungsbereich eher nach Süden ausgerichtet: Wir haben Verbindungen zu Barcelona, Valencia und auch zu den nordafrikanischen Ländern, den Magreb-Staaten. Depot in Marseille Das „Centre de Conservation et de Ressources du MuCEM“ (CCR) in Marseille befindet sich direkt neben der ehemali- Das „Centre de Conservation et de Ressources“ in Marseille (Foto: Besch) gen Tabakfabrik, dem Sitz des CICRP. Der von der Architektin Camilla Vezzoni gestaltete Bau stellt Lagerräume des MuCEM auf 10.000 m2 (mehr als 8000 m2 in Reserve) zur Verfügung für nahezu 250.000 Objekte. Unter optimalen Bedingungen sind 110.000 Gemälde, Zeichnungen und Drucke, 450 000 Fotografien und 100.000 Bücher und Zeitschriften, Ton- und Filmaufnahmen gelagert. Das Besondere am CCR ist, dass alle hier deponierten Objekte auf Anfrage auch eingesehen werden können. Auch die Lagerbedingungen, die Techniken der Deponierung werden auf Wunsch gezeigt. Die Leihgabe ist eine weitere Aufgabe des Zentrums, eine spezielle Politik dafür wurde entwickelt. Neben der primären Aufgabe als Depot erfüllt das CCR auch die eines „lebendigen Ortes“, als „Arbeitswerkzeug“ für Kuratoren, Restauratoren und Forscher. Ausbildung in Frankreich: INP Das „Institut national du patrimoine“ (INP) besteht aus zwei Abteilungen. Die eine bildet Kuratoren, die andere Restauratoren aus. Jedes Jahr werden zwischen 40 und 50 zukünftige Kuratoren und 20 Restaurierungsstudenten aufgenommen. Es gibt zusätzlich Fortbildungsprogramme, Seminare und Konferenzen. Internships sind Bestandteil des Studiums und vernetzen mit den entsprechenden ausländischen Institutionen. Das INP Department für Kuratoren ist in Paris angesiedelt, das für Restauratoren im Norden von Paris, in dem Ort Saint-Denis-LaPlaine. Angehende Restauratoren müssen im Besitz des französischen Abiturs oder einer äquivalenten Schulbildung sein. Das Studium dauert fünf Jahre, ein Quereinstieg ist möglich, etwa für Bachelors. Sieben Fachbereiche werden angeboten: Ton- und Glasobjekte, Papier/Buch, Textil, Möbel, Gemälde, Fotografie, Skulptur. Das letzte Jahr dient der Forschung und führt zum Diplom bzw. Master und zur Möglichkeit der Promotion. Die Abteilung Konservierung/Restaurierung kooperiert mit der Universität Paris (MA Conservation and Restoration of Heritage Resources and Preventive Conservation). Einige der Prüfungen werden in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen abgehalten, etwa mit den Labors des Ministeriums für Kultur und Kommunikation (C2RMF, CRCDG, LRMH) oder den Labors der Universität, vor allem dem von Paris IV. Kunstdepot Potsdam Die SPSG plant ein zentrales Depot (ZED) nahe dem Potsdamer Hauptbahnhof. Baubeginn ist im Frühjahr 2015. Es soll die Aufbewahrungsbedingungen für die nicht öffentlich präsentierten Kunstgüter der SPSG nachhaltig optimieren. Folgende Bestände werden ihr Domizil in Infos für Restauratoren einer Vorstudie von Henri Matisse zu seinem Gemälde „La Danse“. Ist dieses Dossier als Dokumentation gedacht oder als lehrreiches Pamphlet für Interessierte? Entwurf des ZED im Vorplanungsstadium (Computergraphik: Staab Architekten) dem Neubau finden: Gemälde und Rahmen, Möbel, Textilien und Tapeten, Metall und Glas, sonstige Ausstattungen. Die Zusammenführung der Kunstgüter aus mehreren Standorten führt zu erheblichen Synergieeffekten, außerdem verspricht man sich eine Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit, wenn die verborgenen Kunstschätze der SPSG vereint an einem gut erreichbaren Ort untergebracht sind. Das Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam (RAW) in der Friedrich-Engels-Straße kann voraussichtlich 2017 bezogen werden. Bereits jetzt schon nachgedacht wird über ein zweites Depot für Skulpturen auf demselben Gelände. 33 Infos für Restauratoren Science4Arts Programm. Es geht um technische wie wissenschaftliche Forschung und wie sie in der Restaurierung angewendet werden kann. Restauratoren, Kuratoren, Museen und Naturwissenschaftler arbeiten zusammen, um eine neue Sichtweise auf die Restaurierung und Konservierung zu gewinnen. Zusammen beobachten sie die Veränderungen an den Objekten in Zusammenhang mit seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften. Diese neuen Perspektiven haben das Ziel, neue wissenschaftliche Einsichten zu gewinnen und zu Richtlinien zu führen. Labor im WCEC (Foto: RSHP, Paul Raftery) Depot in London Im Juli 2014 eröffnete das „World Conservation and Exhibitions Centre (WCEC)“. Es befindet sich an der Nordwestecke des British Museum. Die Planung des Gebäudes mit fünf Pavillons lag bei den Architekten Rogers Stirk Harbour + Partners (RSHP), die Ausführung bei Mace. Die Kosten betrugen 135 Millionen Pfund. Neben einer Ausstellungsfläche und einem Depot (5100 m2) entstanden Räume für die Arbeiten hinter den Kulissen, dazu Labors und Restaurierungswerkstätten nach modernsten Gesichtspunkten. Forschung und Restaurierung haben sich in den vergangenen 40 Jahren stark erweitert, was neue Räumlichkeiten erforderte. In der Abteilung kann jetzt neben der Betreuung der eigenen Sammlung auch Hilfestellung geleistet werden für Partner in England und im Ausland. Das Trainingsund Projektprogramm ist erweitert. Neu ist, dass auch großformatige Exponate im Haus bearbeitet werden können. Das Spektrum reicht von den MichelangeloKartons bis hin zu Holzkanus, Totempfählen oder komplexen Skulpturen. Die Labors sind im 5. Pavillon untergebracht, solche mit empfindlichen Geräten im Erdgeschoss, andere und Büros gruppieren sich um das mit Tageslicht versorgte Atrium. Die Restaurierungswerkstätten befinden sich in den Obergeschossen der Pavillons 1–4. Mauritshuis wiedereröffnet 34 Konservierungspartner STCA Nach einer zweijährigen Renovierungsphase ist das Mauritshuis in Den Haag/ Niederlande am 27. Juni 2014 wieder eröffnet worden. Durch einen Neubau und die Erschließung des Untergrunds, der Neu- und Altbau aus dem 17. Jh. verbindet, konnte die Fläche verdoppelt werden. Das Mauritshuis verfügt über eine Restaurierungsabteilung, die, kooperierend mit dem Wissenschaftspartner Shell, ein Forschungsprojekt zu den Gemälden des Museums durchführt. Das Shell Technology Centre Amsterdam Restauratorin Sabrina Meloni kontrolliert das Gemälde von Jan Vermeer „Mädchen mit dem Perlohrring“ (Foto: Ivo Hoekstra/Mauritshuis, Den Haag) (STCA) analysiert die Malschichtproben basierend auf den gesammelten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum. Im Moment geht es um das Oeuvre von Jan Steen und die Wandmalereien der „Golden Hall“ des Museumsaltbaus. STAC stellt nicht nur das Equipment, vor allem die Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaftlern und Restauratoren steht im Blickpunkt. Science4arts 2012 startete die Dutch Organisation for Scientific Research (Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek, NWO) das interdisziplinär angelegte PAinT: changing oil paint Eines der Science4art Projekte ist PAinT (Paint Alterations in Time). Es nimmt die Ölmalerei der alten Meister und deren Veränderungen ins Blickfeld. Farbe kann nicht nur instabil werden, sie kann sich chemisch oder physikalisch verändern: Sie kann verblassen, es können sich Krusten oder andere Ablagerungen auf der Oberfläche bilden, die Malschicht kann brüchig oder pudrig werden, zerfallen. Einsichten in diese Prozesse zu gewinnen, ist von großer Bedeutung für eine kritische Anamnese in der Konservierung von Ölmalerei. Im PAinT-Projekt untersuchen die Wissenschaftler mögliche Einflussfaktoren auf die Alterung wie Komposition der Malerei, Klimabedingungen und frühere Restaurierungen anhand von Ölgemälden des 15.–20. Jhs. aus verschiedenen holländischen Sammlungen. Basierend auf diesen Ergebnissen, erarbeiten sie Modellsysteme, in denen echte Gemälde nachgeahmt werden, um so Lösemittel und verschiedene Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsvarianten zu testen. PAinT ist eine gemeinsame Initiative der Universität von Amsterdam und dem Mauritshuis, finanziell unterstützt vom Science4Arts Programm des NWO (mehr dazu online). Projekt TANGIBLE Am 1. November 2014 ging das Projekt „Technologies and tools for the beneficial diagnosis and preservation of tangible cultural heritage” (TANGIBLE) an den Start. Zwei Jahre lang untersuchen Organisationen in Zypern, Italien, Frankreich und Spanien die unterschiedlichen lokalen Klimaparameter wie Schadstoffe, Temperatur, Luftfeuchte etc. und wie diese den Status des kulturellen Erbes beeinträchtigen. Die Teilnehmer müssen über UNESCOWelterbestätten verfügen. Ziel des Projektes ist es zu diagnostizieren, wie die unterschiedlichen Klimafaktoren sowohl das mobile wie immobile Kulturgut beeinflussen und was zu unternehmen ist zur Vorsorge und für eine gezielte Konservierung der Objekte. Für eine Risiko- Teilnehmende Länder sollen über UNESCOWelterbestätten verfügen, hier Cordoba/Spanien: Mezquita (Foto: Besch) ten, den Bürgern wie den Restauratoren. Koordinator ist GeoImaging Ltd (Cyprus – www.geoimaging.com.cy), beteiligt sind: 3D TARGET srl (Italy – www.3dtarget.it), French National Centre for Scientific Research (France–www.map.archi.fr), Foundation for ICT Research and Development in Andalusia (Spain – www.fidetia.es). Climate for Culture Welchen Einfluss nimmt der Klimawandel auf Kunstwerke? Dieser Frage ging das fünfjährige Projekt „Climate for Culture“ nach (www.climateforculture.eu). Beendet wurde es mit einer Tagung am 9./10. Juli in München. Einige der 27 Projektpartner, Klimaforscher, Physiker, Architekten, Restauratoren, Ökonomen und weitere Wissenschaftler aus Europa und Nordafrika stellten die Untersuchungen an ihren historischen Stätten vor und erläuterten das Ergebnis. Koordiniert wurde das Projekt vom FraunhoferInstitut für Bauphysik (IBP) in Holzkirchen. Die Bedrohungen durch den Klimawandel bestehen durch die Ausbreitung von Wüsten (Timbuktu/Mali), durch Überschwemmungen (Venedig, London), durch Regenfälle und Temperaturschwankungen (neolithischer Tempel Hagar Qim/Malta). Gleichzeitig gefährdet der zunehmende Massentourismus die Kulturstätten. Der erste Schritt ist immer das Messen des Innen- wie Außenklimas an vielen Messpunkten. Es entstehen Modelle, die mit Computerprogrammen zur Gebäudesimulation verknüpft werden. Dadurch sucht. Die maßgebliche Förderung erfolgt durch die Volkswagen-Stiftung unter der Rubrik „Forschung in Museen“. Partner sind das Fraunhofer-Institut für Bauphysik und die TU München. SicherheitsLeitfaden Kulturgut Der Meteorologe berichtet von den Klimaszenarien der Zukunft auf der Abschlusskonferenz „Climate for Culture“ (Foto: Besch) ergeben sich aussagekräftige Informationen zum Schädigungspotential verschiedener Umweltparameter, künftige Problemfelder lassen sich erkennen, Strategien zum nachhaltigen Erhalt erarbeiten. 100 verschiedene Monumente wurden auf diese Weise untersucht. Neu ist das Thema nicht. So konnte bereits das EU-Projekt „Noah’s Ark“ (2004– 2007, http//noahsark.isac.cnr.it) sich dem Klimawandel annehmen. Seit kurzem komplett online ist der „SicherheitsLeitfaden Kulturgut“ (SiLK), erarbeitet von der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen (KNK). Er bietet ein Evaluations- und Beratungsinstrument für die potentiellen Probleme von Kultureinrichtungen. In 14 Kapiteln kann man sich über Risiken und Präventionsmaßnahmen informieren: Abnutzung, Allgemeines Sicherheitsmanagement, Brand, Diebstahl, Erdbeben, Flut, Gewalttaten, Infos für Restauratoren abschätzung müssen genauere Daten vorliegen, geeignete Prüfmethoden, Technologien und Hilfsmittel sind zu entwickeln. TANGIBLE wird eine „Toolbox“ vorschlagen, das heißt Sensoren- und Software-Module für das Monitoring, die Dokumentation und für die präventive Konservierung. Das zu entwickelnde System basiert auf den gesammelten und im Fortlauf aktualisierten Daten. Es schlägt Alarm, wenn sich ein diagnostischer Parameter der überwachten Objekte ändert. Die Ergebnisse des Projekts helfen nicht nur der wissenschaftlichen Community, sondern vor allem den Kulturinstitutionen, Museen, Welterbestät- Forschungsprojekt Temperierung An der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen im bayerischen Benediktbeuern ist ein auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt angesiedelt. Bei „Sammlungen erhalten – Die Temperierung als Mittel der Präventiven Konservierung – eine Bewertung“ geht es um die physikalischen und chemischen Vorgänge rund um die Temperierung, die bislang noch nicht wissenschaftlich geklärt sind. Bauphysiker und Restauratoren wollen jetzt mit ihren jeweiligen Methoden herausfinden, welche Wirkung die Temperierung auf die Bausubstanz hat, auf das Raumklima und auf den Erhalt der Sammlung. Dazu dienen Messungen in 18 Partnermuseen. Es entstehen Dissertationen in den Fächern Bauphysik und Konservierungswissenschaft, die die oft kontrovers diskutierte Frage nach dem „richtigen“ Klima im Museum beantworten sollen. Noch bis 2015 wird die Wechselwirkung zwischen Klima, Raumhülle und Objekt interdisziplinär und ganzheitlich unter- Das Projekt-Team von links nach rechts: Almut Siegel, Alke Dohrmann und Katrin Schöne (Foto: Konferenz nationaler Kultureinrichtungen/ Christian Ditsch) Havarien/Unfälle, Klima, Licht, Schädlinge, Schadstoffe, Unwetter und Vandalismus. Der Leitfaden kümmert sich auch um die formalen wie rechtlichen Rahmenbedingungen, um den Katastrophenschutz bis hin zu präventiven Konservierungsmaßnahmen. Auf einfache und verständliche Weise wird eine interaktive Risikoanalyse der eigenen Situation möglich. Sie wird ergänzt durch maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen und bietet zusätzlich umfassende Materialien und Informationen. SiLK ist die erste und bislang einzige überregionale Initiative, die sich dem Thema Sicherheit und Katastrophenschutz für Sammlungseinrichtungen in seiner ganzen Breite widmet. www.konferenz-kultur.de Ausstellungsraum der Fraunhofer Glashütte; das Thermogramm zeigt im Sockelbereich durch Temperierung erhöhte Temperaturen von hellgrün bis rot. (Foto: Forschungsprojekt Temperierung) 35 Kunst der Linie Infos für Restauratoren Ausstellung in Dresden Synagoge in Subotica/Serbien (Foto: Courtesy of Europa Nostra in Serbia) Programm: 7 most Endangered Elf gefährdete Denkmäler wurden 2014 ausgesucht und auf die Liste des „The 7 Most Endangeres“-Programms von Europa Nostra gesetzt. Nach der Auswahl von sieben Stätten werden in enger Abstimmung mit Interessensvertretern vor Ort Aktionspläne zur Rettung dieser Kulturstätten vorgeschlagen. Die Entwicklungsbank des Europarats (CEB) in Paris ist assoziierter Partner für diese Phase des Programms. Zu den sieben am meisten gefährdeten Kulturstätten zählen unter anderem: das Kloster Bardzrakash St. Georg in Dsengh/Armenien, der Bühnenmechanismus des Bourla Theaters in Antwerpen/Belgien, die Zitadelle von Allessandria/Italien, die Holzkirchen in Rumänien, die bunte Reihenhaussiedlung in Chernyakhovsk/Russland und die Synagoge in Subotica/Serbien. Konkrete Rettungspläne entstehen nach dem Besuch der Denkmäler im Herbst 2014. Europa Nostra hat gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank-Gruppe (EIB) das Programm „The 7 Most Endangered“ aufgelegt. Gefährdete Kulturdenkmäler und Kulturstätten in Europa sollen identifiziert und öffentliche und private Partner auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene mobilisiert werden, um eine dauerhafte Bewahrung zu ermöglichen. 36 Weitere Infos für Restauratoren finden Sie im Internet unter www.siegl.de: ■ Noch mehr News ■ Aus- und Weiterbildung ■ Förderung ■ Firmen und Produkte ■ Stellenanzeigen Ausstellungen Rund 70 Zeichnungen und Gemälde zeigen in der Ausstellung „An der Wiege der Kunst“ die Schönheit der Linie. Sie galt in der italienischen Frührenaissance als wegweisend. Zwei Forschungsprojekte am Kupferstichkabinett und der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden nahmen sich der Objekte wissenschaftlich und kunsttechnologisch an. Die Besucher des Residenzschlosses können vom 29. Oktober 2014 bis 18. Januar 2015 sich die durch Infrarotaufnahmen sichtbar gemachten Unterzeichnungen anschauen. So lässt sich nachvollziehen, wie eng Zeichnung und Malerei im Werkprozess zusammenwirken. Spurenlese Ausstellung in Leipzig „Welterbe? Welterbe!“ Ausstellung in Naumburg Für einen Imagefilm zur Ausstellung „Welterbe? Welterbe!“ seit 2. Juli 2014 im Schlösschen am Naumburger Markt entstanden Fotos mithilfe einer Flugdrohne. Das Team der Filmproduktionsfirma „werkblende“ nahm nicht nur den Dom aus der Vogelperspektive auf, sondern auch andere Kulturdenkmäler wie Goseck und Schönburg und Dörfer wie Großwilsdorf und Flemmingen mit ihren hochmittelalterlichen Grundrissen. Auch für restauratorische Zwecke könnte sich eine Flugdrohne eignen, um Bilder an nur mit dem Gerüst zugänglichen Stellen einzufangen (siehe S. 37). Außerdem wird ein aufsehenerregender Fund aus der Bibliotheca Albertina in der Ausstellung gezeigt: Mitarbeiter der Uni- „Parzival“-Fragment (Foto: Universitätsbibliothek Leipzig) versitätsbibliothek Leipzig (UB) haben bei der wissenschaftlichen Bearbeitung eines spätmittelalterlichen Handschriftenbandes der Domstiftsbibliothek Naumburg ein Textfragment des „Parzival“ entdeckt. Bei der aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert stammenden Schrift aus dem Werk von Wolfram von Eschenbach könnte es sich um eine der ältesten handeln. Der „Parzival“ ist einer der zentralen Versromane der mittelhochdeutschen höfischen Literatur. „Spurenlese – Restaurierungsprojekt“ heißt eine Kabinettausstellung vom 31. August 2014 bis 4. Januar 2015 im Grassimuseum in Leipzig. Thema sind sechs Tatanua-Masken aus Neuirland/Papua Neuguinea. Gezeigt werden die materialtechnische Untersuchung der ethnologischen Objekte und damit auch der Forschungsprozess von Restauratoren dieses Fachbereichs. Die Besucher erhalten Einblick in die für die Masken verwendeten Materialien und Verarbeitungstechniken. Grundlage ist ein Diplomprojekt der HfBK Dresden mit Objekten des Leipziger Völkerkundemuseums. Innerhalb des Museums bilden die Archive und Magazine, die Restaurierungswerkstätten und die Bibliothek das interne Netzwerk zur Erforschung von Material und Herstellungstechnik der Sammlungsobjekte. Schaurestaurierung Fontana di Trevi in Rom Die Palastfassade des Trevibrunnens aus Marmor und Travertin ist nicht zuletzt wegen der ständigen Wasserzufuhr geschädigt. Teile brechen ab, eine umfassende Restaurierung nach 20 Jahren ist angezeigt. Dafür muss der Brunnen trockengelegt worden. Ein „Bauzaun“ aus Plexiglas ermöglicht den Passanten nicht nur den Blick auf die Arbeiten, sondern gleichzeitig, wie auf einem Laufsteg auf der Höhe der Skulpturen, einen unmittelbaren Zugang zu den Kunstwerken selbst. Da das italienische Modehaus Fendi die 2,5 Millionen Euro teure Restaurierung sponsert, bot sich die Idee des Laufstegs an. Rombesucher kommen so in luftiger Höhe den dramatisch bewegten Statuen des Gottes Oceanus, seiner Rösser und seiner Meeres-Fabelwesen näher als je zuvor. Auch auf den Münzwurf, das klassische Ritual aller Besucher des Trevi-Brunnens, müssen die Touristen während der Restaurierung nicht verzichten. Die Stadt Rom hat eigens eine kleine Plastikwanne aufgestellt und mit Wasser gefüllt, damit Gäste ihre Geldstücke im Bassin versenken können. Jedes Jahr fischen Stadtbedienstete ungefähr eine Million Euro aus den Brunnen und leiten das Geld an die Caritas weiter. Die Restaurierung des Trevi-Brunnens soll 22 Monate dauern und 2015 beendet sein. Beruf Rote Liste: Syrien Drohne des IZFP Auch am Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP in Saarbrücken wird im Bereich Mikrofluggeräte für Bauwerksinspektionen geforscht. Im Vergleich zu konventionellen Verfahren ist die Inspektion mithilfe eines Flugroboters günstig und kann in zeitlich kürzeren Intervallen erfolgen. 3D-Modellbilder geben Aufschluss über den Zustand der Bausubstanz. Risse und andere Mängel werden hochauflösend digital fotografiert. Falls erforderlich lässt sich der Oktokopter zusätzlich mit einer Thermographiekamera ausstatten, Drohnen für die Denkmalpflege Drohne aus Weimar Um den Zustand von Baudenkmalen ermitteln zu können, kann ein unbemanntes Fluggerät hilfreich sein. Ausgestattet mit GPS und Fotoapparaten kann es Schäden ermitteln, die sich nur durch den Blick von oben verifizieren lassen. Deshalb startete ein aktuelles Forschungsprojekt der Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhausuniversität Weimar, Professur Modellierung und Simulation – Konstruktion, gemeinsam mit der Firma Ascending Technologies, um eine für diesen Zweck passend ausgestattete Drohne zu entwickeln. Erste Ergebnisse liegen bereits vor, etwa von denkmalgeschützten Objekten wie der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen oder der Magdeburger bzw. Halberstädter Dom. Auf der Messe „denkmal“ wird es eine kleine Präsentation der Fluggeräte geben. Der Hightech-Miniflieger scannt Bauwerke in wenigen Stunden ab. (Foto: Uwe Bellhäuser) Infos für Restauratoren Die Fontana di Trevi in Rom vor der Restaurierung (Foto: Mariocopa/pixelio.de) vorzugehen. Deshalb werden für die Krisen- und Konfliktregionen dieser Welt „Rote Listen des gefährdeten kulturellen Erbes“ publiziert. Die Roten Listen enthalten Beispiele von Objekttypen und -kategorien, die eventuell illegal gehandelt werden. Sie werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt mit dem Hinweis, Objekte der erwähnten Typen und Kategorien nicht zu erwerben, ohne vorher die Herkunft und die gesetzlichen Unterlagen geprüft zu haben. Strafverfolgungs- und Zollbehörden dienen sie bei der Identifizierung von Objekten, die durch nationale oder internationale Gesetze sowie bilaterale Vereinbarungen geschützt sind. um beispielsweise die Isolierung von Gebäuden zu prüfen. Bereits nach einem 15-minütigen Flug fallen bis zu 1200 Fotos an. Am Computer werden die Einzelaufnahmen zu einem Gesamtbild zusammengesetzt, es entstehen 2D- und 3D-Datenmodelle. Geplant ist zukünftig eine komplette Software-Suite inklusive Schadenserkennung, Bildverarbeitung, Datenbank und Dokumentation. Alle Vorgänge, unter anderem das Zusammenfügen der Einzelbilder und das Ermitteln der Rissmuster, sollen automatisiert werden. Navigationssensoren sollen künftig den Flugroboter steuern. Dieser Automatisierungsprozess wird noch ein Jahr Entwicklungsarbeit beanspruchen. Die Roten Listen lassen sich unter www.icomdeutschland.de herunterladen, hier Titelseite zu Syrien. Die deutsche Fassung der Liste der gefährdeten Kulturgüter Syriens erschien am 17. Juni 2014. Sie entstand in Zusammenarbeit von ICOM Deutschland, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI). Zerstörungen und Plünderungen des Kulturerbes Syriens als Folge des bewaffneten Konflikts erschüttern derzeit das Land. Berichte darüber haben ICOM veranlasst, die „Emergency Red List of Syrian Cultural Objects at Risk“ herauszugeben. ICOM sieht es als Kernaufgabe an, gegen den illegalen Kulturguthandel Dom St. Stephan und St. Sixtus in Halberstadt mit Drohne AscTec Falvon 8 zur Identifizierung von Bauwerksschäden (Foto: Ascending Technologies) 37 Infos für Restauratoren Neues zur Künstlersozialkasse Die Finanzierung der Künstlersozialkasse (KSK) steht auf der Kippe. Denn 30% des Fonds stammen von Unternehmen, die Freiberuflern regelmäßig Aufträge erteilen und mit dem Honorar auch die Abgabe für die Künstlersozialabgabe leisten. Diese Abgabe wird jedoch immer häufiger nicht geleistet. Zwar finanziert sich die KSK zu 50% aus Mitgliedsbeiträgen und zu weiteren 20% aus Bundesmitteln, doch fehlen inzwischen die Unternehmerleistungen. Laut Gesetzesentwurf will sich nun die Rentenversicherung dazu verpflichten, ab 2015 Kontrollen in einem festgelegten Turnus von vier Jahren durchzuführen. Dabei werden Unternehmen geprüft, die schon jetzt Abgaben an die KSK zahlen und /oder die mehr als 19 Mitarbeiter beschäftigen. Zudem sollen im jeweiligen Kalenderjahr mindestens 40% der Firmen mit weniger als 20 Beschäftigten geprüft werden. Dem Entwurf ist weiterhin zu entnehmen, dass die Rentenversicherung ein zusätzliches eigenes Prüfrecht erhalten und ihren Personalbestand für Prüfaufgaben aufstocken können soll. Neben den schärferen Kontrollen sieht der Entwurf außerdem eine Bagatellgrenze von 450 Euro jährlich vor, bis zu der an selbständige Künstler und Publizisten erteilte Aufträge abgabefrei bleiben. Erasmus+ DAAD Russland Ukraine Auf der Erasmus-Jahrestagung am 26./ 27. Juni 2014 in Bonn ist die Universität Erlangen-Nürnberg für die besonders gute Umsetzung des Erasmus-Programms ausgezeichnet worden. Bis 2020 können voraussichtlich mehr als eine Viertelmillion deutsche Studierende mit dem neuen Erasmus+ Programm der Europäischen Union ein Studium oder ein Praktikum im europäischen Ausland absolvieren. Erasmus+ ermöglicht, über das eigentliche Studium hinaus eine interkulturelle Kompetenz zu erwerben, die Perspektiven zu erweitern und internationale Erfahrungen zu sammeln. Den Hochschulen bietet das Programm die Chance, mit Mobilitätsmaßnahmen für Hochschulpersonal und den Strategischen Partnerschaften ihre Internationalisierungskonzepte zu unterstützen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert mit seiner neuen Russland- und Osteuropa-Strategie zukünftig den Dialog im Konflikt mit Russland und der Ukraine im Sinne einer „Soft Diplomacy“. Nach dem Umbruch in Osteuropa vor inzwischen gut 25 Jahren wurde der akademische Austausch mit den vormals durch den eisernen Vorhang erheblich isolierten Hochschulsystemen Osteuropas massiv auf- und ausgebaut. Mittlerweile findet ein reger Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern statt, die in einem breiten Spektrum von gemeinsamen Studiengängen, Forschungsvorhaben oder Fachzentren zusammenarbeiten. Jährlich fördert der DAAD aus den Ländern dieser Region rund 8700 Hochschulangehörige über Individualstipendien oder innerhalb von Hochschulkooperationen für Studien- und Forschungsaufenthalte an deutschen Hochschulen. Neben seiner Außenstelle in Moskau und den Büros in St. Petersburg und Nowosibirsk hat der DAAD im März in Kasan seine vierte Präsenz in Russland eröffnet. In der Region ist der DAAD zudem in Almaty, Baku, Bischkek, Duschanbe, Eriwan, Kiew, Minsk, Riga, Taschkent und Tiflis vertreten. Restauratorenmarkt Im Sprudelhof von Bad Nauheim fand am 13./14. September ein Restauratorenmarkt statt. Gemeinsam mit Jugendstil-Kunsthandwerkern stellten Restauratoren- und Handwerksbetriebe der verschiedensten Fachrichtungen aus. Internetportal „Polenstudien“ EU-Forschungsprojekte 38 In diesem Jahr ist „Horizont 2020“, das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, an den Start gegangen. „Horizont 2020“ führt alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der EU zusammen. Für den Zeitraum 2014 bis 2020 steht ein Gesamtbudget von rund 77 Mrd. Euro zur Verfügung. Verlockende Aussichten, die aber einen Haken haben: Die Antragswege sind komplex. Deshalb schrieb das NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) den Wettbewerb „Aufbau von Projektmanagementstrukturen für EU-Forschungsprojekte an Universitäten und Universitätsklinika in NRW“ aus. Es wurde ein EU-Büro an der Universität Siegen eingerichtet, das Wissenschaftler im gesamten Prozess der Antragstellung bis hin zur Projektabwicklung begleitet. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten sollen dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Gleichzeitig soll die internationale Vernetzung durch eine hohe Beteiligung an „Horizont 2020“ intensiviert werden. Sprudelhof Bad Nauheim, nach Entwürfen der Darmstädter Künstlerkolonie (Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Willinger) Die gezeigten Erzeugnisse und Arbeitstechniken standen in engem Bezug zum Jugendstil. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hatte in diesem Jahr Mittel zur Restaurierung der Terrakotten im Badehaus 7 des Sprudelhofs zur Verfügung gestellt. Der Sprudelhof entstand, als Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Auftrag erteilte, in Bad Nauheim neue Bade-, Kur- und Wirtschaftsanlagen in Jugendstilformen zu errichten. Das Gesamtkonzept des Bauvorhabens umfasste Badehäuser und auch den etwa einen Kilometer entfernt liegenden Bahnhof. Das Projekt sollte einen Ausgleich zwischen Tradition und Moderne schaffen. Bis 1911 entstanden sechs Badehäuser mit Wartesälen und insgesamt 264 Badezellen, 16 Innenhöfen und zwei Verwaltungsgebäude. Die erste wissenschaftliche Online-Plattform zum internationalen Austausch rund um Polen ist frei geschaltet: „Polenstudien.Interdisziplinär“, kurz „Pol-Int“, ist an der Europa-Universität Viadrina/Frankfurt (Oder) und am Collegium Polonicum in Slubice angesiedelt. Durch das Internetportal können sich Studierende, Wissenschaftler und Fachjournalisten grenz- und disziplinübergreifend über aktuelle Trends im Bereich der Polenstudien informieren und austauschen. Die Plattform bietet Informationen, neueste Rezensionen, Jobangebote und Fördermöglichkeiten, Konferenzberichte und Call for Papers. www.pol-int.org Verantwortlich für den redaktionellen Teil, Interviews: Dr. Ulrike Besch, Lechfeldstr. 7, 80689 München, E-Mail: [email protected]