Ausgabe 4/2014

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Ausgabe 4/2014
Tür mit den Museumsbesuchern verbunden sind.
„Sexappeal“ hat zurzeit auch ein anderes
Thema: Energieeinsparung. So ist zu hoffen, dass das große Forschungsprojekt,
das jetzt zu Ende ging: „Climate for Culture“ eine Fortsetzung finden wird. In
kleinerem Rahmen wird das TANGIBLEProjekt (siehe unten) in die Fußstapfen
Dass Kunstwerken die Lobby fehlt, vor des großen Bruders treten. „Climate for
allem jenen im Verborgenen eines De- Culture“ förderte die EU mit 5 Millionen
pots, ist schon lange klar. Oft sind die Euro. 27 Partner in 16 Ländern haben
Berichte von Restauratoren finster: Man 5 Jahre lang Strategien zur Prävention
und Nachhaltigkeit von Erhaltungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels entwickelt. Beteiligt waren neben
den Restauratoren/Konservatoren auch Meteorologen,
Chemiker, Physiker, Kunsthistoriker, Ingenieure, IT-Spezialisten und Wirtschaftswissenschaftler. 120 Gebäude
wurden ausgewählt, um anhand von Monitoring an vielen
Stellen und via Computersimulationen das InnenraumkliDie Abschlusskonferenz „Climate for Culture“ in der Münchner
ma der Zukunft zu berechnen.
Residenz mit Dr. Johanna Leissner (Foto: Besch)
Nicht immer verläuft das Ende
des
Projekts
so spektakulär: Die Abhört von verstaubten, kontaminierten
schlusstagung
am 9./10. Juli 2014 in der
Lagerräumen, von Depots in Salzlagern
eines städtischen Bauhofs oder von sol- Residenz München bot ein wunderschöchen in Hochwasserzonen. Unter vorge- nes historisches Ambiente, und nach den
haltener Hand ist von untragbaren Zu- Fachvorträgen wurde im Kaisersaal geständen die Rede, vor allem dann, wenn feiert.
es sich nicht um namhafte Werke alter Ulrike Besch
Schwerpunkt:
Kunst und Lager
Editorial
Meister handelt oder um eine Ansammlung von ethnologischen Objekten unterschiedlicher Provenienz und variantenreichen Materials. Wie lassen sich
Mittel für den Erhalt von Kulturgut einwerben, wenn die Exponate oder das
Projekt keinen „Sexappeal“ haben, wie
es einmal Thomas Roth, Direktor des
Londoner Victoria & Albert Museums,
ausdrückte?
Schön, dass es das Projekt „Kunst auf
Lager“ gibt (wir berichteten im letzten
Heft). Das neue Bündnis erschließt und
sichert Kunst in bestehenden Museumsdepots. Auf der anderen Seite gibt es
aber auch eine Reihe neuer Depots, geplante oder bereits eröffnete. In diesem
Heft stellen wir zwei besondere Lagerstätten vor, eines in Marseille, das andere
in London als Annex des British Museum.
Beide Institutionen haben eines gemeinsam: Sie lagern nicht nur, sondern bieten
auch Ausstellungsräume bzw. Werkstätten. Das hat den Vorteil, dass Publikum
involviert wird, Depots und Ateliers nicht
abgeschieden vom Ausstellungsbetrieb
agieren, sondern gewissermaßen Tür an
Restaurieren in
Marseille: das CICRP
Interview
nen vor allem im Bereich Denkmalpflege
in Paris angesiedelt, also zentralistisch
organisiert. Seit 2002 existiert das Zentrum. Naturwissenschaftler, Fotografen,
Techniker und Kuratoren zählen zu dem
28-köpfigen fest angestellten Personal.
Die Konservierung/Restaurierung wird
von Freiberuflern durchgeführt.
Der Direktor des interdisziplinären Zentrums ist Roland May. Dank seiner Herkunft aus Straßburg konnte das Interview teilweise auf Deutsch geführt werden. Mit dabei waren ein Architekturprofessor aus München und ein französischsprachiger Ingenieur aus Marseille.
Herr May, welche Vorbildung haben Sie?
Infos für Restauratoren
Infos für Restauratoren
Ich habe einen Universitätsabschluss als
Historiker/Kunsthistoriker und bin Museumskurator mit wechselnden Rollen
an den Spitzen von Museen und dem
Kultusministerium (Direction régionale
des Affaires culturelles de Rhône-Alpes).
Schließlich war ich Leiter der Abteilung
präventive Konservierung im Zentrum
für Forschung und Restaurierung der
Museen von Frankreich (Paris), bevor ich
ans CICRP kam. Ich beschäftige mich also
seit fast zwanzig Jahren mit Fragen der
Erhaltung des kulturellen Erbes.
Was ist Ihre spezielle Aufgabe in dem
Zentrum?
Als Direktor des CICRP ist meine Aufgabe, auf Anfragen zur Unterstützung für
den Schutz des öffentlichen Kulturguts
zu reagieren: Die Anträge können vom
Staat kommen, von lokalen Behörden
oder von den Verantwortlichen öffentlicher Sammlungen. Unser Team besteht
aus 28 fest Angestellten unterstützt von
einigen Hundert freiberuflichen Restauratoren. Wir können etwa 100 Aufträge
(Gemälde) pro Jahr annehmen. Außerdem beteiligt sich das CICRP oder es initi-
Das „Centre interdisciplinaire de Conservation et Restauration du Patrimoine“
(CICRP) ist im ehemaligen Militärviertel
von Marseille angesiedelt, in der rue Guibal 21. Einzigartig in Frankreich hat das Zentrum eine
ganz besondere Struktur: Es
unterstützt museale Einrichtungen aber auch freiberufliche Restauratoren im Bereich
Restaurierung und Ausstellung. Es liefert die notwendigen Recherchen und Untersuchungen im Vorfeld, ist
Ratgeber im Bereich Preventive Conservation und begleitet den Restaurierungsprozess. Das ist ganz besonDirektor Roland May (rechts) und Architekt Prof. Herbert Meyerders in Frankreich neu, sind Sternberg (links) im CICRP in Marseille unter dem Dach der ehedoch die meisten Institutio- maligen Tabakfabrik (Foto: Besch)
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Infos für Restauratoren
Die Konferenzen „Lasst und darüber
sprechen“ haben Projekte mit besonderen Herausforderungen im Blickfeld. Wie
häufig finden sie statt und für wen sind
sie gedacht?
Restaurierungsatelier im CICRP für großformatige Gemälde (Foto: Besch)
iert nationale oder internationale Forschungsprogramme zu Problemen der
Restaurierung/Konservierung und im
Besonderen auch zur Alterung von Materialien. All diese Aktivitäten finden in den
Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur,
Languedoc-Roussillon und Korsika statt.
Wir arbeiten aber auch mit dem Louvre zusammen oder mit Schloss Versailles, etwa
wenn es um die Schädlingsbekämpfung
geht.
Was sind die Ziele des CICRP?
Das CICRP kümmert sich um die Restaurierung und Konservierung von mobilem
wie immobilem Kulturgut in öffentlichem
Besitz. Gibt es einen privaten Besitzer, so
müssen die Objekte als „Monument Historique“ eingestuft sein, damit sie bei uns
untersucht werden können. Besonderer
Wert wird auf Preventive Conservation
gelegt und hier im Besonderen auf den
Schutz vor Schädlingsbefall bzw. Insekten
und Schimmel. An uns können sich beispielsweise Museen richten, Einrichtungen der Denkmalpflege, Archive, Bibliotheken, Kunstzentren, wenn sie Restaurierungsbedarf haben. Wir bieten technische wie wissenschaftliche Expertisen für
die Objekte an und sprechen Empfehlungen aus für das methodische Vorgehen
bei der Restaurierung. Wir kümmern uns
auch um geeignete Restauratoren und assistieren diesen, wenn es um die bestmöglichen Bedingungen während der
Restaurierung geht.
Welche Werkstätten befinden sich im
Zentrum?
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Neben den gut ausgestatteten, modernen Labors stellen wir das Equipment für
die Restaurierung großformatiger Ge-
mälde bei uns im Haus zur Verfügung. Da
wir uns in einer ehemaligen Tabakfabrik
eingerichtet haben, gibt es bei uns hohe
Räume und Säle, in die wir die notwenigen Lifte zum Heben und Senken usw.
installieren konnten.
Wir sind eine nicht öffentliche Institution: Und gerade deshalb erscheint es mir
wichtig, ab und zu unsere Arbeit in Forschung und Restaurierung der Allgemeinheit vorzustellen. Einmal im Monat
organisieren wir Konferenzen (sie heißen
„Parlons-en“: „Lassen Sie uns darüber
sprechen“), die für alle zugänglich sind.
Es werden verschiedene Themen erörtert, Restaurierungskampagnen vorgestellt, wie etwa solche am Musée
d’histoire in Marseille, oder die Restaurierung von Werken der Qajar-Malerei
des Iran im 19. Jahrhundert ...
Diese Informationspolitik setzt sich im
Newsletter fort ([email protected]), den man
anfordern kann. Oder es werden Kolloquien veranstaltet, etwa zu Künstlern der
ersten Hälfte des 20. Jhs. (From Can to
Canvas) 2011 gemeinsam mit dem The
Art Institute of Chicago und dem Musée
Picasso in Antibes. 2013 gab es einen internationalen Workshop zum architektonischen Erbe des Mittelmeerraumes in
Marseille.
Wie finanziert sich das CICRP?
Gibt es im Zentrum auch angestellte
Restauratoren? Wie ist die Kooperation
mit den Freiberuflern?
Nein, wie Sie sehen, sind im Moment die
Arbeitsplätze für die Gemälderestauratoren leer. Wir stellen für diese Gruppe
nur die Arbeitsräume zur Verfügung. Angestellt sind nur diejenigen, die wissenschaftlich begleiten, das sind z.B. zwei
Kuratoren, fünf Naturwissenschaftler
(drei Chemiker, zwei Geologen), zwei Fotografen/Radiologen, ein Mikrobiologe
und einige Techniker.
Uns stehen etwa 3,3 Millionen Euro pro
Jahr zur Verfügung. Die Kosten teilen sich
der französische Staat (Ministerium für
Kultur und Kommunikation), die Stadt
Marseille, die Region (Conseil Régional of
the Provence-Alpes-Côte d’Azur) und das
Departement (Conseil Général of the Bouches-du-Rhône département). Mit einer
Million dieser Summe werden die Gehälter
der Wissenschaftler im Zentrum gezahlt.
Auf der Homepage findet sich beispielsweise ein Dossier zur Restaurierung
+++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++ in aller Kürze +++
Den E-Learning-Kurs des Hornemann Instituts: Saccharidische Bindemittel und Kleber vom
20. Oktober bis 14. Dezember leitet Prof. Jirina Lehmann.
+++
Die 21. Tagung Natursteinsanierung findet am 13. März 2015 in Stuttgart an der HTF statt
(www.gabrielepatitz.de/58-0-Natursteintagung-2015.html).
+++
Das grüne Museum tagte wieder: zu den Themen Gebäudesanierung und Baumaßnahmen in
Museen am 25.09 in Berlin, am 15.10 in Wien und am 28.10. 2014 in Düsseldorf.
+++
Auf der Internet-Plattform SlideWiki (Fraunhofer) können Nutzer nach dem Vorbild von Wikipedia Präsentationen gemeinsam erarbeiten, optimieren oder übersetzen.
+++
Ab sofort kann sich jeder über sein Smartphone oder auch Tablet über alle bayerischen Denkmäler informieren (www.blfd.bayern.de).
+++
Die Restaurierungsarbeiten an dem UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus Bayreuth
kosten 22 Millionen Euro und werden 2017 abgeschlossen sein.
+++
Der Karlsgraben nahe Treuchtlingen wird derzeit von Forscherteams der Uni Jena, Uni Leipzig
und des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms untersucht.
+++
Pergamon in der türkischen Stadt Bergama ist seit 22. Juni 2014 Unesco-Welterbestätte.
Die Website, die gerade umstrukturiert
wird, ist Teil unserer Kommunikationspolitik: Natürlich informieren wir über unsere Aktivitäten, zusätzlich enthält die
Seite Dokumentationen, Dossiers von Arbeiten, die wir durchgeführt haben. Es
gilt sowohl zu zeigen, was wir tun, wie
auch den Fortlauf der Restaurierungen
zu demonstrieren. Die Öffentlichkeit ist
höchst interessiert an Restaurierungsfragen. Die Website ist auch ein Mittel,
in Zusammenarbeit mit den Museen Einverständnis zu erzeugen für das, was
passiert, denn der Restaurierungsprozess ist manchmal langwierig, komplex
und teuer. Auch wollen wir die hohe Professionalität, die Qualität der meist im
Verborgenen agierenden Restauratoren
Direktor Roland May während des Interviews
(Fotos: Besch)
und Wissenschaftler vermitteln, die im
Restaurierungsprozess zusammenwirken.
Welchen Anteil hat die Lehre in Ihrem
Haus?
Wir selbst bilden nicht aus, doch spielen
wir Gastgeber oder beteiligen uns an den
Programmen, die das Institut National
du Patrimoine (INP) in Paris anbietet oder
das kürzlich gegründete Institut Méditerranéen des Métiers du Patrimoine
(I2MP) Es befindet sich in Marseille und
ist dem „Musée des civilisations de
l’Europe et de la Méditerrannée“ (MuCEM) angegliedert. Wir stellen unser
Fachwissen zur Verfügung im Bereich
Konservierung/Restaurierung.
Haben Sie Verbindungen zu Nordfrankreich bzw. zu Nachbarstaaten? Agieren
Sie international?
Aktuell kooperieren wir bei der Erstellung einer digitalen Datenbank mit Dresden. Sonst ist aber unser Wirkungsbereich eher nach Süden ausgerichtet: Wir
haben Verbindungen zu Barcelona, Valencia und auch zu den nordafrikanischen Ländern, den Magreb-Staaten.
Depot in Marseille
Das „Centre de Conservation et de Ressources du MuCEM“ (CCR) in Marseille
befindet sich direkt neben der ehemali-
Das „Centre de Conservation et de Ressources“ in
Marseille (Foto: Besch)
gen Tabakfabrik, dem Sitz des CICRP. Der
von der Architektin Camilla Vezzoni gestaltete Bau stellt Lagerräume des MuCEM auf 10.000 m2 (mehr als 8000 m2 in
Reserve) zur Verfügung für nahezu
250.000 Objekte. Unter optimalen Bedingungen sind 110.000 Gemälde,
Zeichnungen und Drucke, 450 000 Fotografien und 100.000 Bücher und Zeitschriften, Ton- und Filmaufnahmen gelagert.
Das Besondere am CCR ist, dass alle hier
deponierten Objekte auf Anfrage auch
eingesehen werden können. Auch die Lagerbedingungen, die Techniken der Deponierung werden auf Wunsch gezeigt.
Die Leihgabe ist eine weitere Aufgabe
des Zentrums, eine spezielle Politik dafür
wurde entwickelt. Neben der primären
Aufgabe als Depot erfüllt das CCR auch
die eines „lebendigen Ortes“, als „Arbeitswerkzeug“ für Kuratoren, Restauratoren und Forscher.
Ausbildung in
Frankreich: INP
Das „Institut national du patrimoine“
(INP) besteht aus zwei Abteilungen. Die
eine bildet Kuratoren, die andere Restauratoren aus. Jedes Jahr werden zwischen
40 und 50 zukünftige Kuratoren und 20
Restaurierungsstudenten aufgenommen.
Es gibt zusätzlich Fortbildungsprogramme, Seminare und Konferenzen.
Internships sind Bestandteil des Studiums und vernetzen mit den entsprechenden ausländischen Institutionen. Das INP
Department für Kuratoren ist in Paris angesiedelt, das für Restauratoren im Norden von Paris, in dem Ort Saint-Denis-LaPlaine.
Angehende Restauratoren müssen im
Besitz des französischen Abiturs oder einer äquivalenten Schulbildung sein. Das
Studium dauert fünf Jahre, ein Quereinstieg ist möglich, etwa für Bachelors.
Sieben Fachbereiche werden angeboten:
Ton- und Glasobjekte, Papier/Buch, Textil,
Möbel, Gemälde, Fotografie, Skulptur.
Das letzte Jahr dient der Forschung und
führt zum Diplom bzw. Master und zur
Möglichkeit der Promotion.
Die Abteilung Konservierung/Restaurierung kooperiert mit der Universität Paris
(MA Conservation and Restoration of Heritage Resources and Preventive Conservation). Einige der Prüfungen werden in
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen abgehalten, etwa mit den Labors des
Ministeriums für Kultur und Kommunikation (C2RMF, CRCDG, LRMH) oder den
Labors der Universität, vor allem dem
von Paris IV.
Kunstdepot Potsdam
Die SPSG plant ein zentrales Depot (ZED)
nahe dem Potsdamer Hauptbahnhof.
Baubeginn ist im Frühjahr 2015. Es soll
die Aufbewahrungsbedingungen für die
nicht öffentlich präsentierten Kunstgüter der SPSG nachhaltig optimieren. Folgende Bestände werden ihr Domizil in
Infos für Restauratoren
einer Vorstudie von Henri Matisse zu seinem Gemälde „La Danse“. Ist dieses Dossier als Dokumentation gedacht oder als
lehrreiches Pamphlet für Interessierte?
Entwurf des ZED im Vorplanungsstadium
(Computergraphik: Staab Architekten)
dem Neubau finden: Gemälde und Rahmen, Möbel, Textilien und Tapeten,
Metall und Glas, sonstige Ausstattungen.
Die Zusammenführung der Kunstgüter
aus mehreren Standorten führt zu erheblichen Synergieeffekten, außerdem verspricht man sich eine Verbesserung der
Öffentlichkeitsarbeit, wenn die verborgenen Kunstschätze der SPSG vereint an
einem gut erreichbaren Ort untergebracht sind. Das Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes Potsdam (RAW) in der
Friedrich-Engels-Straße kann voraussichtlich 2017 bezogen werden. Bereits
jetzt schon nachgedacht wird über ein
zweites Depot für Skulpturen auf demselben Gelände.
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Infos für Restauratoren
Science4Arts Programm. Es geht um
technische wie wissenschaftliche Forschung und wie sie in der Restaurierung
angewendet werden kann.
Restauratoren, Kuratoren, Museen und
Naturwissenschaftler arbeiten zusammen, um eine neue Sichtweise auf die
Restaurierung und Konservierung zu gewinnen. Zusammen beobachten sie die
Veränderungen an den Objekten in Zusammenhang mit seinen chemischen und
physikalischen Eigenschaften. Diese neuen Perspektiven haben das Ziel, neue wissenschaftliche Einsichten zu gewinnen
und zu Richtlinien zu führen.
Labor im WCEC (Foto: RSHP, Paul Raftery)
Depot in London
Im Juli 2014 eröffnete das „World Conservation and Exhibitions Centre (WCEC)“. Es
befindet sich an der Nordwestecke des
British Museum. Die Planung des Gebäudes mit fünf Pavillons lag bei den Architekten Rogers Stirk Harbour + Partners
(RSHP), die Ausführung bei Mace. Die
Kosten betrugen 135 Millionen Pfund.
Neben einer Ausstellungsfläche und einem Depot (5100 m2) entstanden Räume
für die Arbeiten hinter den Kulissen, dazu
Labors und Restaurierungswerkstätten
nach modernsten Gesichtspunkten. Forschung und Restaurierung haben sich in
den vergangenen 40 Jahren stark erweitert, was neue Räumlichkeiten erforderte.
In der Abteilung kann jetzt neben der Betreuung der eigenen Sammlung auch Hilfestellung geleistet werden für Partner in
England und im Ausland. Das Trainingsund Projektprogramm ist erweitert. Neu
ist, dass auch großformatige Exponate im
Haus bearbeitet werden können. Das
Spektrum reicht von den MichelangeloKartons bis hin zu Holzkanus, Totempfählen oder komplexen Skulpturen. Die Labors sind im 5. Pavillon untergebracht,
solche mit empfindlichen Geräten im Erdgeschoss, andere und Büros gruppieren
sich um das mit Tageslicht versorgte Atrium. Die Restaurierungswerkstätten befinden sich in den Obergeschossen der
Pavillons 1–4.
Mauritshuis
wiedereröffnet
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Konservierungspartner STCA
Nach einer zweijährigen Renovierungsphase ist das Mauritshuis in Den Haag/
Niederlande am 27. Juni 2014 wieder eröffnet worden. Durch einen Neubau und
die Erschließung des Untergrunds, der
Neu- und Altbau aus dem 17. Jh. verbindet, konnte die Fläche verdoppelt werden. Das Mauritshuis verfügt über eine
Restaurierungsabteilung, die, kooperierend mit dem Wissenschaftspartner
Shell, ein Forschungsprojekt zu den Gemälden des Museums durchführt. Das
Shell Technology Centre Amsterdam
Restauratorin Sabrina Meloni kontrolliert das
Gemälde von Jan Vermeer „Mädchen mit dem
Perlohrring“ (Foto: Ivo Hoekstra/Mauritshuis,
Den Haag)
(STCA) analysiert die Malschichtproben
basierend auf den gesammelten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit
dem Van Gogh Museum. Im Moment
geht es um das Oeuvre von Jan Steen
und die Wandmalereien der „Golden
Hall“ des Museumsaltbaus. STAC stellt
nicht nur das Equipment, vor allem die
Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaftlern und Restauratoren steht im
Blickpunkt.
Science4arts
2012 startete die Dutch Organisation for
Scientific Research (Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek,
NWO) das interdisziplinär angelegte
PAinT: changing oil paint
Eines der Science4art Projekte ist PAinT
(Paint Alterations in Time). Es nimmt die
Ölmalerei der alten Meister und deren
Veränderungen ins Blickfeld.
Farbe kann nicht nur instabil werden, sie
kann sich chemisch oder physikalisch
verändern: Sie kann verblassen, es können sich Krusten oder andere Ablagerungen auf der Oberfläche bilden, die Malschicht kann brüchig oder pudrig werden, zerfallen. Einsichten in diese Prozesse zu gewinnen, ist von großer Bedeutung für eine kritische Anamnese in der
Konservierung von Ölmalerei.
Im PAinT-Projekt untersuchen die Wissenschaftler mögliche Einflussfaktoren
auf die Alterung wie Komposition der
Malerei, Klimabedingungen und frühere
Restaurierungen anhand von Ölgemälden des 15.–20. Jhs. aus verschiedenen
holländischen Sammlungen. Basierend
auf diesen Ergebnissen, erarbeiten sie
Modellsysteme, in denen echte Gemälde
nachgeahmt werden, um so Lösemittel
und verschiedene Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsvarianten zu testen.
PAinT ist eine gemeinsame Initiative der
Universität von Amsterdam und dem
Mauritshuis, finanziell unterstützt vom
Science4Arts Programm des NWO (mehr
dazu online).
Projekt TANGIBLE
Am 1. November 2014 ging das Projekt
„Technologies and tools for the beneficial diagnosis and preservation of tangible
cultural heritage” (TANGIBLE) an den
Start. Zwei Jahre lang untersuchen Organisationen in Zypern, Italien, Frankreich
und Spanien die unterschiedlichen lokalen Klimaparameter wie Schadstoffe,
Temperatur, Luftfeuchte etc. und wie
diese den Status des kulturellen Erbes beeinträchtigen.
Die Teilnehmer müssen über UNESCOWelterbestätten verfügen. Ziel des Projektes ist es zu diagnostizieren, wie die
unterschiedlichen Klimafaktoren sowohl
das mobile wie immobile Kulturgut beeinflussen und was zu unternehmen ist
zur Vorsorge und für eine gezielte Konservierung der Objekte. Für eine Risiko-
Teilnehmende Länder sollen über UNESCOWelterbestätten verfügen, hier Cordoba/Spanien:
Mezquita (Foto: Besch)
ten, den Bürgern wie den Restauratoren.
Koordinator ist GeoImaging Ltd (Cyprus –
www.geoimaging.com.cy), beteiligt sind:
3D TARGET srl (Italy – www.3dtarget.it),
French National Centre for Scientific Research (France–www.map.archi.fr),
Foundation for ICT Research and Development in Andalusia (Spain – www.fidetia.es).
Climate for Culture
Welchen Einfluss nimmt der Klimawandel auf Kunstwerke? Dieser Frage ging
das fünfjährige Projekt „Climate for Culture“ nach (www.climateforculture.eu).
Beendet wurde es mit einer Tagung am
9./10. Juli in München. Einige der 27 Projektpartner, Klimaforscher, Physiker, Architekten, Restauratoren, Ökonomen
und weitere Wissenschaftler aus Europa
und Nordafrika stellten die Untersuchungen an ihren historischen Stätten vor
und erläuterten das Ergebnis. Koordiniert wurde das Projekt vom FraunhoferInstitut für Bauphysik (IBP) in Holzkirchen. Die Bedrohungen durch den Klimawandel bestehen durch die Ausbreitung
von Wüsten (Timbuktu/Mali), durch
Überschwemmungen (Venedig, London), durch Regenfälle und Temperaturschwankungen (neolithischer Tempel
Hagar Qim/Malta).
Gleichzeitig gefährdet der zunehmende
Massentourismus die Kulturstätten. Der
erste Schritt ist immer das Messen des Innen- wie Außenklimas an vielen Messpunkten. Es entstehen Modelle, die mit
Computerprogrammen zur Gebäudesimulation verknüpft werden. Dadurch
sucht. Die maßgebliche Förderung erfolgt durch die Volkswagen-Stiftung
unter der Rubrik „Forschung in Museen“. Partner sind das Fraunhofer-Institut für Bauphysik und die TU München.
SicherheitsLeitfaden
Kulturgut
Der Meteorologe berichtet von den Klimaszenarien der Zukunft auf der Abschlusskonferenz
„Climate for Culture“ (Foto: Besch)
ergeben sich aussagekräftige Informationen zum Schädigungspotential verschiedener Umweltparameter, künftige
Problemfelder lassen sich erkennen,
Strategien zum nachhaltigen Erhalt erarbeiten. 100 verschiedene Monumente
wurden auf diese Weise untersucht. Neu
ist das Thema nicht. So konnte bereits
das EU-Projekt „Noah’s Ark“ (2004–
2007, http//noahsark.isac.cnr.it) sich
dem Klimawandel annehmen.
Seit kurzem komplett online ist der
„SicherheitsLeitfaden Kulturgut“ (SiLK),
erarbeitet von der Konferenz nationaler
Kultureinrichtungen (KNK). Er bietet ein
Evaluations- und Beratungsinstrument
für die potentiellen Probleme von Kultureinrichtungen. In 14 Kapiteln kann man
sich über Risiken und Präventionsmaßnahmen informieren: Abnutzung, Allgemeines Sicherheitsmanagement, Brand,
Diebstahl, Erdbeben, Flut, Gewalttaten,
Infos für Restauratoren
abschätzung müssen genauere Daten
vorliegen, geeignete Prüfmethoden,
Technologien und Hilfsmittel sind zu entwickeln. TANGIBLE wird eine „Toolbox“
vorschlagen, das heißt Sensoren- und
Software-Module für das Monitoring,
die Dokumentation und für die präventive Konservierung. Das zu entwickelnde
System basiert auf den gesammelten
und im Fortlauf aktualisierten Daten. Es
schlägt Alarm, wenn sich ein diagnostischer Parameter der überwachten Objekte ändert. Die Ergebnisse des Projekts
helfen nicht nur der wissenschaftlichen
Community, sondern vor allem den Kulturinstitutionen, Museen, Welterbestät-
Forschungsprojekt
Temperierung
An der Landesstelle für die nichtstaatlichen
Museen im bayerischen Benediktbeuern ist
ein auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt angesiedelt. Bei „Sammlungen erhalten – Die Temperierung als Mittel der
Präventiven Konservierung – eine Bewertung“ geht es um die physikalischen und
chemischen Vorgänge rund um die Temperierung, die bislang noch nicht wissenschaftlich geklärt sind.
Bauphysiker und Restauratoren wollen
jetzt mit ihren jeweiligen Methoden herausfinden, welche Wirkung die Temperierung auf die Bausubstanz hat, auf das
Raumklima und auf den Erhalt der
Sammlung. Dazu dienen Messungen in
18 Partnermuseen. Es entstehen Dissertationen in den Fächern Bauphysik und
Konservierungswissenschaft, die die oft
kontrovers diskutierte Frage nach dem
„richtigen“ Klima im Museum beantworten sollen.
Noch bis 2015 wird die Wechselwirkung
zwischen Klima, Raumhülle und Objekt
interdisziplinär und ganzheitlich unter-
Das Projekt-Team von links nach rechts: Almut
Siegel, Alke Dohrmann und Katrin Schöne
(Foto: Konferenz nationaler Kultureinrichtungen/
Christian Ditsch)
Havarien/Unfälle, Klima, Licht, Schädlinge, Schadstoffe, Unwetter und Vandalismus.
Der Leitfaden kümmert sich auch um die
formalen wie rechtlichen Rahmenbedingungen, um den Katastrophenschutz bis
hin zu präventiven Konservierungsmaßnahmen. Auf einfache und verständliche
Weise wird eine interaktive Risikoanalyse
der eigenen Situation möglich.
Sie wird ergänzt durch maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen und bietet
zusätzlich umfassende Materialien und
Informationen. SiLK ist die erste und bislang einzige überregionale Initiative, die
sich dem Thema Sicherheit und Katastrophenschutz für Sammlungseinrichtungen in seiner ganzen Breite widmet.
www.konferenz-kultur.de
Ausstellungsraum der Fraunhofer Glashütte; das Thermogramm zeigt im Sockelbereich durch
Temperierung erhöhte Temperaturen von hellgrün bis rot. (Foto: Forschungsprojekt Temperierung)
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Kunst der Linie
Infos für Restauratoren
Ausstellung in Dresden
Synagoge in Subotica/Serbien (Foto: Courtesy of Europa Nostra in Serbia)
Programm: 7 most
Endangered
Elf gefährdete Denkmäler wurden 2014
ausgesucht und auf die Liste des „The 7
Most Endangeres“-Programms von Europa Nostra gesetzt. Nach der Auswahl
von sieben Stätten werden in enger Abstimmung mit Interessensvertretern vor
Ort Aktionspläne zur Rettung dieser Kulturstätten vorgeschlagen.
Die Entwicklungsbank des Europarats
(CEB) in Paris ist assoziierter Partner für
diese Phase des Programms. Zu den sieben am meisten gefährdeten Kulturstätten zählen unter anderem: das Kloster
Bardzrakash St. Georg in Dsengh/Armenien, der Bühnenmechanismus des Bourla Theaters in Antwerpen/Belgien, die
Zitadelle von Allessandria/Italien, die
Holzkirchen in Rumänien, die bunte Reihenhaussiedlung in Chernyakhovsk/Russland und die Synagoge in Subotica/Serbien. Konkrete Rettungspläne entstehen
nach dem Besuch der Denkmäler im
Herbst 2014.
Europa Nostra hat gemeinsam mit der
Europäischen Investitionsbank-Gruppe
(EIB) das Programm „The 7 Most Endangered“ aufgelegt. Gefährdete Kulturdenkmäler und Kulturstätten in Europa
sollen identifiziert und öffentliche und
private Partner auf lokaler, nationaler
und europäischer Ebene mobilisiert werden, um eine dauerhafte Bewahrung zu
ermöglichen.
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Weitere Infos für Restauratoren finden
Sie im Internet unter www.siegl.de:
■ Noch mehr News
■ Aus- und Weiterbildung
■ Förderung
■ Firmen und Produkte
■ Stellenanzeigen
Ausstellungen
Rund 70 Zeichnungen und Gemälde zeigen in der Ausstellung „An der Wiege der
Kunst“ die Schönheit der Linie. Sie galt in
der italienischen Frührenaissance als
wegweisend.
Zwei Forschungsprojekte am Kupferstichkabinett und der Gemäldegalerie
Alte Meister in Dresden nahmen sich der
Objekte wissenschaftlich und kunsttechnologisch an. Die Besucher des Residenzschlosses können vom 29. Oktober 2014
bis 18. Januar 2015 sich die durch Infrarotaufnahmen sichtbar gemachten Unterzeichnungen anschauen. So lässt sich
nachvollziehen, wie eng Zeichnung und
Malerei im Werkprozess zusammenwirken.
Spurenlese
Ausstellung in Leipzig
„Welterbe? Welterbe!“
Ausstellung in Naumburg
Für einen Imagefilm zur Ausstellung
„Welterbe? Welterbe!“ seit 2. Juli 2014
im Schlösschen am Naumburger Markt
entstanden Fotos mithilfe einer Flugdrohne. Das Team der Filmproduktionsfirma „werkblende“ nahm nicht nur den
Dom aus der Vogelperspektive auf, sondern auch andere Kulturdenkmäler wie
Goseck und Schönburg und Dörfer wie
Großwilsdorf und Flemmingen mit ihren
hochmittelalterlichen Grundrissen. Auch
für restauratorische Zwecke könnte sich
eine Flugdrohne eignen, um Bilder an
nur mit dem Gerüst zugänglichen Stellen
einzufangen (siehe S. 37).
Außerdem wird ein aufsehenerregender
Fund aus der Bibliotheca Albertina in der
Ausstellung gezeigt: Mitarbeiter der Uni-
„Parzival“-Fragment (Foto: Universitätsbibliothek
Leipzig)
versitätsbibliothek Leipzig (UB) haben
bei der wissenschaftlichen Bearbeitung
eines spätmittelalterlichen Handschriftenbandes der Domstiftsbibliothek Naumburg ein Textfragment des „Parzival“ entdeckt. Bei der aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhundert stammenden Schrift aus dem
Werk von Wolfram von Eschenbach könnte es sich um eine der ältesten handeln.
Der „Parzival“ ist einer der zentralen Versromane der mittelhochdeutschen höfischen Literatur.
„Spurenlese – Restaurierungsprojekt“
heißt eine Kabinettausstellung vom
31. August 2014 bis 4. Januar 2015 im
Grassimuseum in Leipzig. Thema sind
sechs Tatanua-Masken aus Neuirland/Papua Neuguinea.
Gezeigt werden die
materialtechnische
Untersuchung der
ethnologischen Objekte und damit auch
der Forschungsprozess von Restauratoren dieses Fachbereichs. Die Besucher
erhalten Einblick in
die für die Masken
verwendeten Materialien und Verarbeitungstechniken.
Grundlage ist ein Diplomprojekt der
HfBK Dresden mit Objekten des Leipziger
Völkerkundemuseums. Innerhalb des
Museums bilden die Archive und Magazine, die Restaurierungswerkstätten und
die Bibliothek das interne Netzwerk zur
Erforschung von Material und Herstellungstechnik der Sammlungsobjekte.
Schaurestaurierung
Fontana di Trevi in Rom
Die Palastfassade des Trevibrunnens aus
Marmor und Travertin ist nicht zuletzt
wegen der ständigen Wasserzufuhr geschädigt. Teile brechen ab, eine umfassende Restaurierung nach 20 Jahren ist
angezeigt. Dafür muss der Brunnen trockengelegt worden.
Ein „Bauzaun“ aus Plexiglas ermöglicht
den Passanten nicht nur den Blick auf die
Arbeiten, sondern gleichzeitig, wie auf
einem Laufsteg auf der Höhe der Skulpturen, einen unmittelbaren Zugang zu
den Kunstwerken selbst. Da das italienische Modehaus Fendi die 2,5 Millionen
Euro teure Restaurierung sponsert, bot
sich die Idee des Laufstegs an. Rombesucher kommen so in luftiger Höhe den
dramatisch bewegten Statuen des Gottes Oceanus, seiner Rösser und seiner
Meeres-Fabelwesen näher als je zuvor.
Auch auf den Münzwurf, das klassische
Ritual aller Besucher des Trevi-Brunnens,
müssen die Touristen während der
Restaurierung nicht verzichten. Die Stadt
Rom hat eigens eine kleine Plastikwanne
aufgestellt und mit Wasser gefüllt, damit
Gäste ihre Geldstücke im Bassin versenken können. Jedes Jahr fischen Stadtbedienstete ungefähr eine Million Euro aus
den Brunnen und leiten das Geld an die
Caritas weiter. Die Restaurierung des Trevi-Brunnens soll 22 Monate dauern und
2015 beendet sein.
Beruf
Rote Liste: Syrien
Drohne des IZFP
Auch am Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP in Saarbrücken wird im Bereich Mikrofluggeräte für Bauwerksinspektionen geforscht. Im Vergleich zu konventionellen
Verfahren ist die Inspektion mithilfe eines Flugroboters günstig und kann in
zeitlich kürzeren Intervallen erfolgen.
3D-Modellbilder geben Aufschluss über
den Zustand der Bausubstanz. Risse und
andere Mängel werden hochauflösend
digital fotografiert. Falls erforderlich
lässt sich der Oktokopter zusätzlich mit
einer Thermographiekamera ausstatten,
Drohnen für die
Denkmalpflege
Drohne aus Weimar
Um den Zustand von Baudenkmalen ermitteln zu können, kann ein unbemanntes Fluggerät hilfreich sein. Ausgestattet
mit GPS und Fotoapparaten kann es
Schäden ermitteln, die sich nur durch
den Blick von oben verifizieren lassen.
Deshalb startete ein aktuelles Forschungsprojekt der Fakultät Bauingenieurwesen der Bauhausuniversität Weimar, Professur Modellierung und Simulation – Konstruktion, gemeinsam mit der
Firma Ascending Technologies, um eine
für diesen Zweck passend ausgestattete
Drohne zu entwickeln.
Erste Ergebnisse liegen bereits vor, etwa
von denkmalgeschützten Objekten wie
der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen
oder der Magdeburger bzw. Halberstädter Dom. Auf der Messe „denkmal“
wird es eine kleine Präsentation der Fluggeräte geben.
Der Hightech-Miniflieger scannt Bauwerke in
wenigen Stunden ab. (Foto: Uwe Bellhäuser)
Infos für Restauratoren
Die Fontana di Trevi in Rom vor der Restaurierung
(Foto: Mariocopa/pixelio.de)
vorzugehen. Deshalb werden für die Krisen- und Konfliktregionen dieser Welt
„Rote Listen des gefährdeten kulturellen
Erbes“ publiziert.
Die Roten Listen enthalten Beispiele von
Objekttypen und -kategorien, die eventuell illegal gehandelt werden. Sie werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt mit dem Hinweis, Objekte der erwähnten Typen und Kategorien nicht zu
erwerben, ohne vorher die Herkunft und
die gesetzlichen Unterlagen geprüft zu
haben. Strafverfolgungs- und Zollbehörden dienen sie bei der Identifizierung
von Objekten, die durch nationale oder
internationale Gesetze sowie bilaterale
Vereinbarungen geschützt sind.
um beispielsweise die Isolierung von Gebäuden zu prüfen.
Bereits nach einem 15-minütigen Flug
fallen bis zu 1200 Fotos an. Am Computer werden die Einzelaufnahmen zu
einem Gesamtbild zusammengesetzt, es
entstehen 2D- und 3D-Datenmodelle.
Geplant ist zukünftig eine komplette
Software-Suite inklusive Schadenserkennung, Bildverarbeitung, Datenbank und
Dokumentation. Alle Vorgänge, unter
anderem das Zusammenfügen der Einzelbilder und das Ermitteln der Rissmuster, sollen automatisiert werden. Navigationssensoren sollen künftig den Flugroboter steuern. Dieser Automatisierungsprozess wird noch ein Jahr Entwicklungsarbeit beanspruchen.
Die Roten Listen lassen
sich unter www.icomdeutschland.de
herunterladen, hier
Titelseite zu Syrien.
Die deutsche Fassung der Liste der
gefährdeten Kulturgüter Syriens erschien am 17. Juni
2014. Sie entstand
in Zusammenarbeit von ICOM Deutschland, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI).
Zerstörungen und Plünderungen des
Kulturerbes Syriens als Folge des bewaffneten Konflikts erschüttern derzeit das
Land. Berichte darüber haben ICOM veranlasst, die „Emergency Red List of Syrian Cultural Objects at Risk“ herauszugeben. ICOM sieht es als Kernaufgabe an,
gegen den illegalen Kulturguthandel
Dom St. Stephan und St. Sixtus in Halberstadt mit Drohne AscTec Falvon 8 zur Identifizierung von
Bauwerksschäden (Foto: Ascending Technologies)
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Infos für Restauratoren
Neues zur
Künstlersozialkasse
Die Finanzierung der Künstlersozialkasse
(KSK) steht auf der Kippe. Denn 30% des
Fonds stammen von Unternehmen, die
Freiberuflern regelmäßig Aufträge erteilen und mit dem Honorar auch die Abgabe für die Künstlersozialabgabe leisten.
Diese Abgabe wird jedoch immer häufiger nicht geleistet. Zwar finanziert sich
die KSK zu 50% aus Mitgliedsbeiträgen
und zu weiteren 20% aus Bundesmitteln,
doch fehlen inzwischen die Unternehmerleistungen.
Laut Gesetzesentwurf will sich nun die
Rentenversicherung dazu verpflichten,
ab 2015 Kontrollen in einem festgelegten Turnus von vier Jahren durchzuführen. Dabei werden Unternehmen geprüft, die schon jetzt Abgaben an die KSK
zahlen und /oder die mehr als 19 Mitarbeiter beschäftigen. Zudem sollen im jeweiligen Kalenderjahr mindestens 40%
der Firmen mit weniger als 20 Beschäftigten geprüft werden.
Dem Entwurf ist weiterhin zu entnehmen, dass die Rentenversicherung ein
zusätzliches eigenes Prüfrecht erhalten
und ihren Personalbestand für Prüfaufgaben aufstocken können soll. Neben
den schärferen Kontrollen sieht der Entwurf außerdem eine Bagatellgrenze von
450 Euro jährlich vor, bis zu der an selbständige Künstler und Publizisten erteilte
Aufträge abgabefrei bleiben.
Erasmus+
DAAD Russland Ukraine
Auf der Erasmus-Jahrestagung am 26./
27. Juni 2014 in Bonn ist die Universität
Erlangen-Nürnberg für die besonders
gute Umsetzung des Erasmus-Programms ausgezeichnet worden.
Bis 2020 können voraussichtlich mehr als
eine Viertelmillion deutsche Studierende
mit dem neuen Erasmus+ Programm der
Europäischen Union ein Studium oder
ein Praktikum im europäischen Ausland
absolvieren. Erasmus+ ermöglicht, über
das eigentliche Studium hinaus eine interkulturelle Kompetenz zu erwerben,
die Perspektiven zu erweitern und internationale Erfahrungen zu sammeln. Den
Hochschulen bietet das Programm die
Chance, mit Mobilitätsmaßnahmen für
Hochschulpersonal und den Strategischen Partnerschaften ihre Internationalisierungskonzepte zu unterstützen.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert mit seiner neuen
Russland- und Osteuropa-Strategie zukünftig den Dialog im Konflikt mit Russland und der Ukraine im Sinne einer
„Soft Diplomacy“.
Nach dem Umbruch in Osteuropa vor inzwischen gut 25 Jahren wurde der akademische Austausch mit den vormals
durch den eisernen Vorhang erheblich
isolierten Hochschulsystemen Osteuropas massiv auf- und ausgebaut. Mittlerweile findet ein reger Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern statt,
die in einem breiten Spektrum von gemeinsamen
Studiengängen,
Forschungsvorhaben oder Fachzentren zusammenarbeiten.
Jährlich fördert der DAAD aus den Ländern
dieser Region rund 8700 Hochschulangehörige über Individualstipendien
oder innerhalb von Hochschulkooperationen für Studien- und Forschungsaufenthalte an deutschen Hochschulen. Neben
seiner Außenstelle in Moskau und den
Büros in St. Petersburg und Nowosibirsk
hat der DAAD im März in Kasan seine vierte Präsenz in Russland eröffnet. In der Region ist der DAAD zudem in Almaty, Baku,
Bischkek, Duschanbe, Eriwan, Kiew,
Minsk, Riga, Taschkent und Tiflis vertreten.
Restauratorenmarkt
Im Sprudelhof von Bad Nauheim fand
am 13./14. September ein Restauratorenmarkt statt. Gemeinsam mit Jugendstil-Kunsthandwerkern stellten Restauratoren- und Handwerksbetriebe der verschiedensten Fachrichtungen aus.
Internetportal
„Polenstudien“
EU-Forschungsprojekte
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In diesem Jahr ist „Horizont 2020“, das
neue Rahmenprogramm für Forschung
und Innovation der Europäischen Union,
an den Start gegangen. „Horizont 2020“
führt alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der EU zusammen. Für den Zeitraum 2014 bis
2020 steht ein Gesamtbudget von rund
77 Mrd. Euro zur Verfügung.
Verlockende Aussichten, die aber einen
Haken haben: Die Antragswege sind
komplex. Deshalb schrieb das NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft
und Forschung (MIWF) den Wettbewerb
„Aufbau von Projektmanagementstrukturen für EU-Forschungsprojekte an Universitäten und Universitätsklinika in
NRW“ aus. Es wurde ein EU-Büro an der
Universität Siegen eingerichtet, das Wissenschaftler im gesamten Prozess der
Antragstellung bis hin zur Projektabwicklung begleitet. Die Ergebnisse der
Forschungsarbeiten sollen dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Gleichzeitig soll die internationale Vernetzung durch eine hohe
Beteiligung an „Horizont 2020“ intensiviert werden.
Sprudelhof Bad Nauheim, nach Entwürfen der
Darmstädter Künstlerkolonie (Foto: Deutsche
Stiftung Denkmalschutz/Willinger)
Die gezeigten Erzeugnisse und Arbeitstechniken standen in engem Bezug zum
Jugendstil. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hatte in diesem Jahr
Mittel zur Restaurierung der Terrakotten
im Badehaus 7 des Sprudelhofs zur Verfügung gestellt. Der Sprudelhof entstand, als Ernst Ludwig von Hessen und
bei Rhein zu Beginn des 20. Jahrhunderts
den Auftrag erteilte, in Bad Nauheim
neue Bade-, Kur- und Wirtschaftsanlagen
in Jugendstilformen zu errichten.
Das Gesamtkonzept des Bauvorhabens
umfasste Badehäuser und auch den etwa einen Kilometer entfernt liegenden
Bahnhof. Das Projekt sollte einen Ausgleich zwischen Tradition und Moderne
schaffen. Bis 1911 entstanden sechs Badehäuser mit Wartesälen und insgesamt
264 Badezellen, 16 Innenhöfen und zwei
Verwaltungsgebäude.
Die erste wissenschaftliche Online-Plattform zum internationalen Austausch rund
um Polen ist frei geschaltet: „Polenstudien.Interdisziplinär“, kurz „Pol-Int“, ist an
der Europa-Universität Viadrina/Frankfurt
(Oder) und am Collegium Polonicum in
Slubice angesiedelt.
Durch das Internetportal können sich
Studierende, Wissenschaftler und Fachjournalisten grenz- und disziplinübergreifend über aktuelle Trends im Bereich
der Polenstudien informieren und austauschen. Die Plattform bietet Informationen, neueste Rezensionen, Jobangebote und Fördermöglichkeiten, Konferenzberichte und Call for Papers.
www.pol-int.org
Verantwortlich für den redaktionellen
Teil, Interviews: Dr. Ulrike Besch,
Lechfeldstr. 7, 80689 München,
E-Mail: [email protected]

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