Deutscher Handball – made in Sweden

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Deutscher Handball – made in Sweden
Hört mit! 2003/2004
Deutscher Handball – made in Sweden
Programnr: 31455/ra5
Deutscher Handball – made in Sweden
Manus: Jan Graf och Frauke Schäfer
Sändningsdatum: P2 den 23.9 2003 kl.09.45
Programlängd: 9.40
Producent: Kristina Blidberg
/Musik, Rundfunkkommentare/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Carsten:
Sprecher 1:
Deutscher Handball ...
... made in Sweden!
Carsten Wachtel ist ein echter Handball-Fan. Seit 20 Jahren
hat er eine Dauerkarte für die Kieler Ostseehalle. Regelmäßig
spielt hier seine Lieblingsmannschaft – der THW Kiel.
An diesem Mittwochabend bleibt Carsten aber zu Hause. Die
Kieler Handballer spielen nämlich woanders. Sie spielen in
Nordrhein-Westfalen gegen den TBV Lemgo. Carsten guckt
sich das Spiel im Fernsehen an, zusammen mit seinem Freund
Henning Schröder. Leider ist die Stimmung vor dem Fernseher längst nicht so gut wie auf der Zuschauertribüne.
Wenn man in der Halle im Block sitzt mit den Leuten, mit
denen man immer zusammen ist, dann wird geschrien, es
wird geflucht, manchmal wird auch gelitten ...
... aber es wird natürlich auch gejubelt.
/Jubel, Musik/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Carsten:
Früher hatten die THW-Fans viel Grund zur Freude, vor
allem in den 90er Jahren. Von 1994 bis 2000 wurden die
Kieler Handballspieler sechsmal Deutscher Meister, nur 1997
nicht.
Der THW Kiel ist eine erfolgreiche Mannschaft. Für Carsten
Wachtel hat dieser Erfolg vor allem mit einem Mann aus
Schweden zu tun. Carsten erinnert sich an das Jahr 1990.
Schweden wurde wieder Weltmeister und dann hat damals
der damalige Manager Heinz Jacobsen wohl irgendwie eingefädelt, dass er den Magnus Wislander nach Kiel geholt hat.
Er war damals der Star in der Mannschaft.
/Musik/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Magnus Wislander! Zwölf Jahre hat der weltberühmte Handballer beim THW Kiel gespielt. Lange Zeit war er der einzige
Schwede in der Mannschaft.
Magnus Wislander spielt heute nicht mehr in Kiel. Aber dafür
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Deutscher Handball – made in Sweden
Programnr: 31455/ra5
sind neue Schweden gekommen. Einer von ihnen ist Johan
Pettersson. In dem Spiel gegen den TBV Lemgo bringt er den
THW Kiel in Führung.
/Jubel/
Sprecher 1:
Und wie man hört, kann auch vor dem Fernseher Stimmung
aufkommen.
/Musik/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Lövgren:
Sprecher 2:
Sprecher 1:
Tempo, Technik, Tore! Das ist es, was die Fans von ihrem
Verein gewohnt sind. Der Kapitän beim THW Kiel ist
Stefan Lövgren. Auf dem Feld ist er die treibende Kraft der
Mannschaft.
Privat geht es bei Stefan Lövgren etwas ruhiger zu. Stefan
wohnt in einem Haus in Melsdorf, einem kleinen Ort bei
Kiel.
Ja, das ist ein Reihenhaus, das haben wir, als wir nach Kiel
gekommen waren, gemietet. Und ich hab ja viel Handballtraining natürlich morgens und abends. Und dazwischen bin
ich natürlich zu Hause und mit meiner Lebensgefährtin AnnSophie und Linus, die sind auch ziemlich viel hier.
Linus ist der kleine Sohn von Stefan Lövgren und seiner Frau
Ann-Sophie Claesson.
Schon wieder verlässt Stefan seine kleine Familie in Melsdorf.
Er muss zum Training nach Kiel.
/Verabschiedungsszene auf Schwedisch/
Sprecher 1:
THW, das steht für „Turnverein Hassee-Winterbek“. Hassee
und Winterbek sind zwei kleine Kieler Stadtteile. In diesen
Vororten begann die Erfolgsgeschichte des THW Kiel im
Jahre 1904. Und hier trainieren die Handballer immer noch,
Montag-, Dienstag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag. Am
Mittwochabend finden dann die Bundesliga-Spiele statt, in
Kiel und woanders.
/Atmo: Halle Training/
Sprecher 2:
Olsson:
Stefan Lövgren ist beim Training angekommen. In der Turnhalle trifft er seine Landsleute Johan Pettersson, Mattias
Andersson und Staffan Olsson. Staffan Olsson ist am längsten
beim THW Kiel. Seit 13 Jahren lebt er in Deutschland.
Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland und es hat sehr viel
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Sprecher 2:
Sprecher 1:
Andersson:
Sprecher 2:
Lövgren:
Sprecher 2:
Andersson:
Sprecher 1:
Ähnlichkeit mit Schweden von der Mentalität bei den Leuten.
Und ja, das ist ganz klar für die ganze Familie unsere zweite
Heimat geworden.
Die Unterschiede zwischen Schweden und Deutschland sind
gar nicht so groß, meint Staffan.
Das sagen auch die anderen Schweden. Mattias Andersson
ist der Torwart vom THW. Er hatte schon einige Jahre in
Spanien Profi-Handball gespielt, bevor er nach Kiel kam.
Ja, also das Leben in Spanien ist was anders, das ist ein bisschen mehr locker. Und was sagt man? „Manjana manjana“:
Das machen wir morgen, das ist nicht so wichtig. In Deutschland ist das ein bisschen mehr Regeln und so, man kann auch
ein bisschen einfacher vergleichen mit Schweden.
Und das meint Stefan Lövgren:
Die Kultur und alles ist ja natürlich ungefähr das Gleiche.
Die Sprache natürlich, damit hat man die meisten Probleme
gehabt.
Gibt es denn Dinge, die die schwedischen Handballer vermissen?
Das ist so irgendwie Crème fraîche oder so, aber das ist in
Schweden mit weniger Fett und so. Es gibt auch ein paar
Süßigkeiten in Schweden, das ist sehr populär, das heißt auf
Schwedisch „Autos“, das ist sehr populär in Schweden. Das
gibt es hier überhaupt nicht.
Aber trotzdem fühlen sich die Schweden wohl in Kiel.
/Musik/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Serdarusic:
Sprecher 2:
Schmidt:
Und bei den Fans vom THW Kiel sind sie sehr beliebt.
Obwohl sie zur Weltklasse gehören, sind sie immer freundlich
und gar nicht eingebildet.
Im Gegenteil, sagt THW-Kiel-Trainer Noka Serdarusic, für
seine Schweden ist das Team wichtiger als der Einzelne. Das
ist Mannschaftsgeist, sagt der Trainer. Wenn die Mannschaft
Probleme hat, dann denken die Schweden sogar in ihrer freien
Zeit darüber nach, wie man diese lösen kann.
Die sind sehr selbstständig, fleißig, versuchen das, was von
denen verlangt wird, versuchen das optimal zu machen, und
das ist ja für alle anderen nicht so selbstverständlich.
Und deshalb sind sie auch bei ihren deutschen Mitspielern
beliebt. Martin Schmidt kann nur Gutes über die Schweden
sagen.
Ja, bemerkenswert ist, ist, dass sie sehr zielstrebig und sehr
ehrgeizig sind und eigentlich nie aufgeben, immer freundlich
sind und immer bei der Sache sind. Und das sind einfach
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Menschen, mit denen man gut arbeiten kann und die sehr
umgänglich sind.
/Musik/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Schmidt:
Sprecher 1:
Es ist deutlich. Beim THW Kiel genießen die Schweden ein
hohes Ansehen.
Sie haben bei ihren Kollegen sogar Interesse für ihr Heimatland geweckt, erzählt Martin.
Ja, wir sind mittlerweile so weit, dass wir Ende der Saison
immer einen kleinen Trip nach Stockholm machen mit der
ganzen Mannschaft, und es ist einfach ein schönes Land mit
sehr, sehr netten Leuten, sehr offen. Und es macht sehr viel
Spaß, da zu sein.
Mehr kann er jetzt nicht mehr sagen über seine schwedischen
Kollegen. Die anderen wollen anfangen mit dem Training.
Am kommenden Mittwoch soll der THW Kiel auswärts
gegen den TBV Lemgo spielen. Und das ist ein harter Gegner.
/Musik und Radiokommentarton TBV Lemgo/
Sprecher 1:
Sprecher 2:
Henning:
Sprecher 2:
Das Training hat sich gelohnt. Das merken auch unsere
beiden THW-Kiel-Fans Carsten und Henning am Mittwochabend vor ihrem Fernseher. Sie haben allen Grund zur
Freude. Ihr Verein gewinnt 32 zu 30.
Ein spannendes Spiel geht zu Ende. Auch danach ist Henning
noch aufgeregt.
Das war ja ein Krimi. Also, wenn ich 30 Jahre älter wäre, hätte
ich das nicht geguckt. Das hätte ich nicht überlebt.
Die schwedischen Spieler beim THW Kiel – Johan Pettersson, Staffan Olsson, Stefan Lövgren und Mattias Andersson –
haben an diesem tollen Ergebnis fleißig mitgearbeitet.
/Musik/
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