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www.verkehrsjournal.at 4. Jahrgang Heft 2/2010 € 8,- Das österreichische Verkehrsjournal Road Safety Audit Raod Safety inspection Was ist das? Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit Transitverkehrspolitik in Österreich Transitverkehrspolitik der Schweiz Straßenverkehrsunfälle in Österreich Das österreichische Verkehrsjournal erscheint einmal pro Quartal Das österreichische Verkehrsjournal Einzelheft oder Abonnement bestellen unter T +43(0)664/517 09 69 [email protected] www.verkehrsjournal.at EDITORIAL EDITORIAL Verkehrssicherheit als großer Mythos! M ittlerweile arbeite ich seit mehr als 15 Jahren im Verkehrsbereich; und das sehr gerne. Einerseits deshalb, weil stets neue interessante Themen zu bearbeiten sind und keine Branche auch nur annähernd so dynamisch ist wie die Verkehrsbranchen. Andererseits aber auch, weil sich manche Themen [und seien sie auch noch so schwachsinnig (Entschuldigung für diesen Ausdruck)] über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte als Mythos halten, dass es schon nahezu beängstigend ist. Eines dieser Endlosthemen ist die Verkehrssicherheit. Mag. Alex Schubert, Herausgeber des österreichischen Verkehrsjournals [email protected] Vor vielen Jahren wurde unter dem Motto „Vision Zero“ medial dazu aufgerufen, die Verkehrssicherheit, vor allem die Straßenverkehrssicherheit deutlich zu erhöhen. So weit, so gut. Doch wie der Ausdruck „Vision Zero“ schon sagt, war das Ziel die Straßenverkehrsunfälle auf Null zu reduzieren; damit sollten einhergehend die Verkehrstoten bzw. -verletzten ebenfalls auf Null reduziert werden. Und genau damit habe ich so ein bisschen ein Problem: Nicht mit der generellen Zielsetzung zur Reduktion, sondern mit dem „auf Null“. Denn warum sollten gerade im Verkehr (statistisch gesehen) weniger Menschen verunfallen bzw. sterben als in jedem anderen Lebensbereich. Selbst auf der Couch zuhause sterben mehr Menschen als Null. Warum also nicht auch im Verkehr? Einzelheft und Abonnement bestellen unter T +43 (0)664/517 09 69 [email protected] Redaktion T +43 (0)664/517 09 69 [email protected] www.verkehrsjournal.at Mittlerweile wissen wohl alle Experten, dass die „Vision Zero“ weder erreicht werden kann, noch soll. Bitte also nicht die breite Öffentlichkeit mit diesem Mythos im Glauben lassen, dass dieses Ziel jemals erreicht werden kann. Und bitte schon gar nicht, diesen Mythos als Begründung jeder Massnahme im Straßenverkehr zu setzen. Danke. Alex Schubert, Herausgeber Verkehrsjournal 05 INHALT 11 | 08 INHALT 10 30 38 56 Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit? Im Frühjahr 2009 sind in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit vermehrt verschiedenste Ideen, Forderungen und Ansätze für mehr Radverkehrsfreundlichkeit in der Straßenverkehrsordnung (StVO) diskutiert worden. Warum ist dies überhaupt notwendig geworden? Verbesserung der Verkehrssicherheit durch Raod Safety Audit und Road Safety Inspection. Der Fokus liegt auf der Verdeutlichung, dass Verkehrssicherheit heutzutage eine große Rolle spielt. Muss die Erhöhung der Sicherheit nicht nur bei der Planung von neuen Projekten, sondern auch bei bestehender Infrastruktur berücksichtigt werden? Transitverkehrspolitik der Schweiz. Der Alpenraum leidet unter dem stetig steigenden Verkehrsaufkommen und die dadurch entstehenden Schäden und Kosten. Insbesondere die Schweiz. Was machen und machten unsere Nachbarn, um den Transitverkehr deutlich zu reduzieren? Sollte sich Österreich daran ein Beispiel nehmen? ? Transitverkehrspolitik in Österreich. Schlagworte wie „Transitverkehrsrouten“, „Brenner-Basis-Tunnel“, „LKWMaut“ oder „CO2 Emissionen“ hört oder liest man tagtäglich in den Medien. Nicht ohne Grund? Und was macht die österreichische Politik, um dieses Phänomens Herr zu werden? Rubriken Zahlenspielerei: Straßenverkehrsunfälle in Österreich Meinung zum Thema: Angebote der ÖBB Impressum Offen ausgesprochen - Aisgesprochen offen: Sicherheit und Verkehr Umfrage: zum Thema Section-Control Verkehr in Kürze: November, Dezember 2009, Jänner 2010 06 Verkehrsjournal 8 28 69 70 72 76 Verkehrsjournal 07 ZAHLENSPIELEREI ZAHLENSPIELEREI Alex Schubert Straßenverkehrsunfälle in Österreich... Abb.1: Entwicklung der an Straßenverkehrsunfällen beteiligten Fahrzeuge, 1996-2007 oder auch: Schwankungen prägen den gleichbleibenden Wert! Abb.2: Entwicklung der an Straßenverkehrsunfällen verunglückten Personen, 1996-2007 Unlängst konnte ich wieder allen möglichen Medien Verkehrswirtschaft in Zahlen, 2009] so erkennt man, folgreich war, so wäre das vermutlich etwas verkürzt. sen Unfällen beteiligten Verletzten und Toten, so stellt entnehmen, dass die Straßenverkehrsunfälle in Österrei- dass es bei fast allen Beteiligungsformen ausgenommen Deshalb macht es durchaus Sinn, diese Entwicklungen man fest, dass es hier deutlich größere Schwankungen ch deutlich abgenommen haben und damit die ach so der Eisenbahn im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 langfristig (etwa über einen Zeitraum von mehr als 10 gibt. Schlussendlich liegen aber auch hier fast alle Be- tolle Verkehrspolitik bestätigen. zu Rückgängen gekommen ist: Bei den Pkw (Kombi) Jahren) zu betrachten. teiligungsformen über der Ausgangsbasis von 1996. Bei wurden im ersten Halbjahr 2008 insgesamt 22.131 beti- Unfällen mit Omni- und Linienbus kamen 2007 um 41,0 Wenn man dies kurzfristig betrachtet (und dabei viel- ligte Fahrzeuge (-4,7 %) und 13.959 Verletzte und Tote In Abbildung 1 ist die Entwicklung der an Straßenver- % mehr Menschen zu Schaden als 1996; bei Straßen- leicht auch nur den einen oder anderen Ausschnitt der (-4,6 %) gezählt; bei den Omni- und Linienbussen wa- kehrsunfällen beteiligten Fahrzeugen dargestellt. Dabei bahnunfällen waren es +34,0 %, bei Eisenbahnunfällen zahlreich vorhandenen Unfallstatistiken), dann wird das ren es 378 (-2,6 %) und 391 (+8,3 %), bei den Lkw, erkennt man, dass bei allen Beteiligungsformen im Jahr +13,0 %. Nur bei Unfällen mit Pkw-Beteiligung redu- in dieser Form durchaus seinen Wahrheitsgehalt haben. Sattelfahrzeugen und Tankwagen waren es 1.861 (-2,6 2007 mehr Fahrzeuge an Unfällen beteiligt waren als zierten sich die Verletzten und Toten um 2 %. Wenn man die Straßenverkehrsunfallbilanz allerdings %) und 544 (-9,3 %), bei der Straßenbahn waren es 138 1996. So haben sich sie an Unfällen beteiligten Omni- längerfristig betrachtet, dann gelangt man eventuell (-11,5 %) und 48 (-28,4 %) und bei der Eisenbahn wa- und Linienbusse gegenüber 1996 um 13,0 % erhöht; Diese Zahlen allein betrachtet könnte man unterstellen, auch zu anderen Schlüssen. ren es 24 (+4,3 %) und 5 (-37,5 %). jene im Bereich der Straßenbahn um 10,0 % und jene dass sich im Bereich der Verkehrssicherheit in den letz- im Schwerverkehrsbereich um 5,0 %. ten 10 Jahren nicht viel getan hat. Wenn man aber von Betrachtet man z.B. die Straßenverkehrsunfälle im er- Würde man nun behaupten, dass die Verkehrspolitik sten Halbjahr 2008 [vgl. Wirtschaftskammer Österreich: in allen Bereichen ausgenommen der Eisenbahn er- 08 Verkehrsjournal einem 4 bis 5 %igen Verkehrswachstum pro Jahr ausVergleicht man demgegenüber die Entwicklung an die- geht, dann sind diese Zahlen durchaus beachtlich. Verkehrsjournal 09 Transitverkehrspolitik in Österreich Transitverkehrspolitik in Österreich Marlene Zatl Transitverkehr in aller Munde eine gemeinsame, europäische Verkehrspolitik an. Oft klaffen die Forderungen der Bevölkerung Österreichs Schlagworte wie „Transitverkehrsrouten“, „Brenner- und der Regierung Österreichs bzw. der Europäischen Basis-Tunnel“, „LKW-Maut“ oder „CO2 Emissionen“ Union auseinander. Einerseits möchte man alle Gege- hört oder liest man tagtäglich in den Medien. Nicht ohne benheiten welche die Umsetzung des europaweiten, frei- Grund, denn die Globalisierung, die Forderung nach en Warenverkehrs behindern auflösen, andererseits muss freiem Warenverkehr und der damit verbundene Anstieg Umwelt und Bevölkerung geschützt werden. Denn eine des grenzüberschreitenden Güterverkehrs haben enorme Verschlechterung der Luftgüte, Lärmbelästigungen und Ausmaße angenommen. Überlastete Infrastrukturanla- groß-flächige Trennwirkungen durch Verkehrsanlagen in gen, kilometerlange LKW-Kolonnen und explodierende Transitgebieten ver-mindern die Lebensqualität der dort Schadstoffemissionen sind vor allem auf sogenannten angesiedelten BewohnerInnen zuse-hends. Eine Lösung „Haupttransitrouten“ Alltag geworden. Ein Land wie Ös- aller Probleme die Gütertransporte und hier insbe-sonde- terreich, im Zentrum Europas gelegen, hat verstärkt mit re Transittransporte verursachen, scheint in weiter Fer- transitverkehrsbedingten Problemen zu kämpfen. Ös- ne. Aber bis dahin müssen zumindest die ersten Schritte terreich ist Mitglied der Europäischen Union und strebt in die richtige Richtung ge-setzt werden – in Form von 10 Verkehrsjournal Transitverkehrspolitik in Österreich zielführenden Maßnahmen für eine Vermei-dung, Ver- gezeigt werden. Mit Hilfe von statistischem Daten- ringerung, Verlagerung bzw. eine umwelt- und sozial- material soll ein Bewusstsein für die hohe Bedeutung verträglichere Gestaltung des Transitverkehrs. des Transitverkehrs in Österreich geschaffen werden. Abschließend werden die unterschiedlichsten Ausprä- Forschungsfrage und Ziele der Arbeit gungsformen von, vom Verkehr verursachten, Umweltbeeinträchtigungen behandelt. Mit Hilfe einer Bewertung im Rahmen eines länderspezifischen Vergleichs mit der Schweiz, soll die Forschungs- Begriffliche Definition frage, die dieser Arbeit zugrunde liegt, beantwortet werden: „Welche verkehrspolitischen Instru-mente setzt Etymologisch lässt sich das Wort Transit vom latei- Österreich, um Transitverkehr zu vermeiden, zu verrin- nischen „trans“ bzw. „transitare“ ableiten, was soviel gern, zu verlagern bzw. umwelt- und sozialverträglicher wie durch bzw. durchziehen, übersetzen, queren oder zu gestalten? Sind die von Österreich angewandten hindurch lassen bedeutet [vgl. Halbmayr, 1984]. Unter Instrumente im Vergleich zu denen der Schweiz effizi- Ver-kehr versteht man alle Maßnahmen, die der Orts- ent?“. veränderung von Perso-nen, Gütern und Nachrichten Abb.1: Die wichtigsten Transitrouten durch Österreich dienen [vgl. Kummer 2006]. Transitverkehr ist demnach Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es Transitver- jene Ortsveränderung von Personen, Gütern und Nach- kehr zu definieren und die maßgeblichen Transitrouten rich-ten, deren Anfangs- und Endpunkte außerhalb eines Österreichs zu lokalisieren. Die Entwicklung der Tran- Gebietes liegen, also jeder Verkehr der nicht Binnen-, sitverkehrspolitik in Österreich seit 1970 soll dargestellt Quell- oder Zielverkehr ist [vgl. Halbmayr, 1984]. werden. Die verkehrspolitischen Instrumente die Öster- nige wenige Verkehrsachsen [vgl. Puwein, 2007]. Die stadt und anschließend über den Semmering Pass. Da- reich setzt, um transitverkehrsbedingten Probleme ent- Die folgende Arbeit handelt vom Transitverkehr durch wichtigsten alpenquerenden Verbindungsrouten durch nach passiert man Bruck an der Mur und Graz bevor gegenzuwirken, sollen beschrieben werden. Österreich. Dem-nach ist darunter jener Verkehr zu ver- den österreichischen Teil der Alpen sind in Abbildung man schließlich Slowenien erreicht. stehen, der die Staatsgrenze in Richtung nach Österrei- 1 dargestellt. Methodik West-Ost querende Transitrouten ch überquert und in Verfolgung seines Fahrtzieles das Staatsgebiet Österreichs wieder verläßt [vgl. Cerwenka, Die Brennerroute führt von München über Garmisch- Die wichtigste West-Ost querende Transitroute Österrei- Dieser wissenschaftlichen Arbeit liegt eine Literaturre- 1984]. Hier sind auch jene Fahrten hinzu zu rechnen, Partenkirchen oder Kufstein nach Innsbruck. Über den chs, ebenfalls in Abbildung 1 dargestellt, verbindet Süd- cherche zu Grunde. Ausgewählt wurden va. literarische welche in Österreich kurz unterbrochen werden, wie Brennerpass gelangt man in weiterer Folge nach Bozen deutschland mit der Slowakischen Republik, Ungarn Werke des Themenkreises Verkehrs-politik, Verkehrs- auch alle Güterverkehre, die in Österreich umgeladen und Verona in Italien. und Rumänien. wirtschaft, Verkehrsverträglichkeit, Verkehrslenkung werden, deren Herkunfts- und Bestimmungsort jedoch und -steuerung. Ausgewählte Beiträge aus Fachzeit- außerhalb Österreichs liegen [vgl. Halbmayr, 1984]. Die Tauernroute führt von München über Rosenheim Die sogenannte Donauachse führt von München über schriften sollen aktuelle Themen und Problemstellungen und Bad Reichenhall nach Salzburg. Über den anschlie- Rosenheim und Freilassing nach Salzburg. Weiter in aufgreifen. Statistisches Datenmaterial, aus wissen- ßenden Tauernpass gelangt man nach Spittal an der Drau. Richtung Linz, St. Pölten und Wien erreicht man die Weiter über Villach erreicht man einerseits Udine, Triest Slowakische Republik und Ungarn. schaftlich fundierten Internetquellen modifiziert über- Transitverkehrsrouten durch Österreich nommen, soll sachliche und zeitliche Entwicklungen aufzeigen. Transitverkehr und Mestre in Italien und andererseits Slowenien. Alpenquerende Transitrouten Von München über Rosenheim führt die Phyrnroute nach Westen und der Wiener Pforte im Osten stellt seit jeher Salzburg und Wels. Über den Schobernpass erreicht man eine wesentliche Behinderung der in Nord-Süd- bzw. Graz und anschließend Maribor und Ljubljana in Slo- Aus Abbildung 2 wird ersichtlich, dass 2005 4,1 Mio. Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Verkehrsströ- wenien. schwere Straßengü-terfahrzeuge den Alpenhauptkamm Im folgenden Kapitel soll der Begriff Transitverkehr me dar [vgl. Halbmayr, 1984]. Diese eben genannten definiert und die wichtigsten Transitrouten Österreichs Verkehrsströme konzentrieren sich in den Alpen auf ei- 12 Verkehrsjournal Entwicklung des Alpentransits Das Alpengebirge zwischen dem Montblancmassiv im im Transit überquerten. Mehr als die Hälfte der FahrDie Semmeringroute führt von Wien nach Wiener Neu- zeuge benützte dabei die Alpenübergänge in Österreich. Verkehrsjournal 13 Transitverkehrspolitik in Österreich Dabei transportierten sie 57,6 % der im gesamten alpen- weltbeeinträchtigun-gen, welche in den nachfolgenden querenden Transitverkehr beförderten Güter. Kapiteln näher behandelt werden sollen. In Abbildung 3 sieht man, dass hier die Brennerroute Schadstoffemissionen mit 31,6 Mio. Ton-nen beförderten Gütern im Straßen- Der hohe Energieverbrauch im Luft- und Straßenverkehr transit das größte Verkehrsaufkommen aufweist. Durch wirkt sich direkt auf die Höhe der Schadstoffemissionen den Tauerntunnel wurden im Jahr 2007 8,2 Mio. Tonnen aus. Die Kohlendioxidbelastung ist bei einem LKW ca. Güter transportiert. Das größte prozentuelle Wachstum sechsmal, bei der Stickoxidbelastung sogar ca. zwölfmal in Österreich verzeichnete der Transitverkehr über den stärker als auf der Schiene. Semmering. Die Ursachen dafür liegen vor allem im Ausbau des hochrangigen Straßennetzes und in den ra- Der Straßenverkehr verursachte im Jahr 2004 fast ein sant wachsenden Handelsbeziehungen zwischen Polen, Drittel der ver-kehrsbedingten Stickoxidemissionen Tschechien und Slowakei einerseits und Italien und Slo- (NOX) und ca. ein Fünftel der ver-kehrsbedingten Koh- wenien andererseits. lendioxidemissionen (CO2) in Österreich. Nahezu 20,0 Abb.2: Länderspezifische Verteilung des alpenquerenden Straßengütertransitverkehrs, 2005 % der gesamten Feinstaubbelastung ist auf den Verkehr Über den Schoberpass stieg der Bahntransit seit 2000 (Straßen-, Bahn-, Luft- und Schiffverkehr) zurückzufüh- um das neunfache auf 0,9 Mio. Tonnen transportierte ren. Güter. Kohlendioxid wirkt vor allem als klimaschädigende 2007 transportierten in Österreich zugelassene Straßen- Substanz, während Stickoxide eine für den Menschen güterfahrzeuge 354,28 Mio. Tonnen Güter im Inlands-, gesundheitsgefährdende Luftverunreinigung mit sich Transit- und grenzüberschreiten-den Verkehr. Im Tran- ziehen. Sie sind verantwortlich für die Bildung von sitverkehr über die Brennerroute wurden 2007 31,6 Mio. Ozon und Smog. Gemeinsam mit dem sauren Regen Tonnen Güter befördert, das entspricht einem Zwölftel tragen sie zum Waldsterben bei. Kohlenmonoxid ist ein des von österreichischen Straßengüterfahrzeugen abge- hochgiftiger Schadstoff und bereits 0,5 % in der Atem- wickelten Transportauf-kommens. Die hohe Bedeutung luft wirken bereits nach zehn Minuten töd-lich [vgl. die dem Transitverkehr in Österreich zu-kommt, wird Wolf, 2007]. Abb.3: Entwicklung des alpenquerenden Güterverkehrs auf der Straße und auf der Schiene, 2000-2007 somit deutlich [vgl. Statistik Austria, 2008]. Luftschadstoffemissionen von Kraftfahrzeugen erfolAuf der wichtigsten West-Ost querenden Transitroute, gen in Bodennähe und wirken dadurch größtenteils in von München über Salzburg und Wien in die Slowakei, unmittelbarer Nähe der Verkehrswege auf Mensch und Verkehrslärm % und die Straßenbahn in 2,6 % der Fälle die Quelle Ungarn und andere osteuropäische Länder wurden im Umwelt ein. Somit sind den Gesundheitsrisiken des Etwa 25,0 % der ÖsterreicherInnen fühlen sich in ih- der Verkehrslärmbelästigung [vgl. bmvit, 2007]. Folgen Jahr 2000 2,1 Mio. Tonnen Güter per Bahn transpor- Straßenverkehrs vor allem BewohnerInnen an verkehrs- rem Lebensraum durch Lärm gestört. In mehr als 70,0 des Verkehrslärms können sich einerseits in einem An- tiert. 4,2 Mio. Tonnen Güter wurden auf der Straße und reichen Straßen (z.B. Transitrouten) ausgesetzt. Die Ge- % der Fälle ist die Lärmbelastung auf den Verkehr zu- stieg des Stresshormonspiegels und andererseits in einer beachtliche 3,2 Mio. Tonnen wurden auf dem Wasser- samtwirkung der Luftschadstoffemissionen des Verkehrs rückzuführen und hier spielt vor allem der Straßenver- Beeinträchtigung des Herz-Kreislauf-Systems auswir- weg transportiert [vgl. WKÖ, 2003]. ist schwer abzuschätzen, da es schwierig ist den Anteil kehrslärm eine wesentliche Rolle [vgl. bmvit, 2007]. ken, welche zu Todesfällen führen kann [vgl. Schäfer, des Verkehrs an einer be-stimmten Belastungssituation Der Bahnverkehrslärm wird von Betroffenen aufgrund 2000]. zu ermitteln und auch die Ermittlung von Wirkungen seiner zeitlich anderen Struktur als weniger störend Umweltbeeinträchtigungen des Straßenverkehrs im selbst ist problematisch, denn die Auswirkungen von empfunden [vgl. Schäfer, 2000]. Der Straßenverkehr ist Energieverbrauch Vergleich zu anderen Verkehrsträgern Luftschadstoffbelastungen werden von den Betroffenen in 82,0 % der Fälle die Quelle der Lärmbelästigung. In Im Jahr 2003 entfielen in Österreich 28,0 % des Ener- zumeist nicht unmittelbar wahrgenommen [vgl. Schäfer, 10, 2 % der Fälle ist die Lärmbelästigung auf den Schie- gieverbrauches auf den Verkehrssektor. 90,0 % davon 2000]. nenverkehr zurückzuführen. Der Flugverkehr ist in 5,2 entfielen auf den Straßenverkehr, 6,0% auf den Luft- Der Verkehr ist ein erheblicher Verursacher von Um14 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 15 Transitverkehrspolitik in Österreich verkehr und nur 4,0 % auf den Schienenverkehr [vgl. kehrssicherheit sowie die instrumentelle Funktion des In der vierten Amtszeit (1979-1983) begann man ge- bmvit, 2007]. Verkehrs, um übergeordnete Ziele zu erreichen, wurden samteuropäische Ge-sichtspunkte zur Finanzierung und hinten angestellt. Der Ausbau der Infrastruktur erfolgte Gestaltung des Straßennetzes heran-zuziehen, da der Flächenverbrauch, Oberflächenversiegelung und Trenn- nachfrageorientiert [vgl. Steininger, 2008]. Der grenz- Ausbau der großen Transversalen nicht nur von natio- wirkung überschreitende Güterverkehr war aufgrund zwischen- nalem Interesse war. Insbesondere dachte man hierbei an Das österreichische Straßennetz verfügt über eine Länge staatlicher Abkommen geregelt, in denen festgelegt eine Beteiligung der Gemeinschaft an dem Ausbau der von 106.987 km, davon sind ca. 2.050 km (ca. 2,0 %) wurde, dass jährlich ein Kontingent an Genehmigungen Innkreis- und Phyrn-Autobahn [vgl. Steininger, 2008]. hochrangiges Netz [vgl. bmvit, 2007]. Der Flächenbe- für Straßengütertransporte (Anzahl der Fahrten) auszu- Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah- darf eines Kilometers Autobahn (sechsspurig, inklusive handeln ist. Zweck der Kontingentierung war die Kon- men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt. Raststationen, Parkplätzen usw.) beträgt durchschnitt- trolle des grenzüberschreitenden Güterverkehrs sowie lich neun Hektar, was einem derzeitigen Flächenver- eine Regu-lierung des Marktzuganges zum Schutz ein- Ab 1. Jänner 1975 galt der “Vertrag über die interna- brauch des hochrangigen Straßennetzes von ca. 14.760 heimischer Frächter [vgl. Ti-wald, 1987]. Von den sie- tionale Eisenbahnbe-förderung von Gütern“ (CIM) für ha [eigene Berechnungen] entspricht. Durch diese Flä- ben leistungsfähigen Eisenbahnen, welche die Alpen in den grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr. Ab 1. cheninanspruchnahme kommt es zu einer Verringerung Nord-Süd Richtung überqueren führten vier über öster- Oktober 1977 galt der „Internationale Eisenbahntransit- der Biomasse durch Oberflächenversiegelung und zu reichisches Staatsgebiet [vgl. Hainitz, 1984]. Der grenz- tarif“ (MTT) für die Beförderung von Gütern im Transit einer Schädigung der Biomasse im Umfeld der Auto- überschreitende Güterverkehr auf der Eisenbahn trug mit RGW-Staaten [vgl. Tiwald, 1987]. In den 70er Jah- bahn. Durch den Bau einer Transitroute wird zwar der zu einem wesentlichen Teil zum Unternehmensergebnis ren begann ein sukzessiver Elektrifizierungsschub bei Norden mit dem Süden bzw. zwei Staaten miteinander der ÖBB bei. Die ÖBB begannen in der Leistungs- und den Österreichischen Bundesbahnen. verbunden, überspitzt formuliert trennt sie aber auch Preisgestaltung auf die speziellen Bedürfnisse des inter- links und rechts innerhalb eines Staates. Die Zerstörung nationalen Verkehrs einzugehen [vgl. Tiwald, 1987]. weise oder zur Gän-ze fertiggestellt werden. Das letzte der bestehenden Kulturlandschaft, die Trennung von Tierpopulationen, Umwege für die Bevölkerung und die Die vier wichtigsten Straßentransitrouten konnten teil- Regierungen Kreisky April 1970 - Mai 1983 Teilstück der Brennerautobahn wurde 1971 fertiggestellt [vgl. Hensler, 1991]. Der nördliche Teil der Tauernau- damit verbundenen Zeitverluste sowie eine Stärkung der Zwangsmobilität sind die Folgen dieser Trennwirkung Erstmals wurde die Verkehrspolitik in Zusammenhang to-bahn mit dem Katschbergtunnel wurde 1974, der [vgl. Hensler, 1991]. Das österreichische Schienennetz mit Fremdenver-kehr, Umweltschutz, Raumordnungs-, südliche Teil 1980 fertiggestellt [vgl. wikipedia, 2008]. ist derzeit 7.139 km lang und pro Kilometer Schiene Arbeitsmarkts-, Wirtschaftspolitik gebracht. Der östliche Teil der Inntalautobahn wurde zwischen 1968 und 1972, die Anschlussstellen in Innsbruck in den (zweigleisiges Hochgeschwindigkeitsstreckennetz) werden 1,2 Hektar Fläche versiegelt, dies entspricht einem Den Fokus legte man auf den raschen und durchge- 1970er Jahren und der westliche Teil in den frühen 80er österreichweitem Flächenverbrauch von etwa 8567 ha henden Ausbau des hochrangigen Straßennetzes (be- Jahren fertiggestellt [vgl. wikipedia, 2008]. Auf der [vgl. Allianz pro Schiene, 2008]. sonderen Vorrang genoss der Ausbau der Süd- und Phyrn-Autobahn wurde in den Jahren 1970 bis 1980 ein Phyrn-Autobahn), den Ausbau von Transitstrecken, der stark befahrenes Teilstück in der Steiermark (die soge- Elektrifizierung der Österreichischen Bundesbahnen, nannte Gastarbeiterroute) und 1983 wurde der Bosruck- sowie den Bau mo-derner Zentralverschiebebahnhöfe Tunnel fertiggestellt [vgl. www.sattledet.oevp.at, 2008]. und Umschlagseinrichtungen. 1978 wurde die Straßenverkehrsabgabe eingeführt, wel- Entwicklung der öst. Verkehrspolitik seit 1970 mit Fokus auf den Transitverkehr che nur von aus-ländischen VerkehrsteilnehmerInnen zu In Hinblick auf die Transitverkehrsproblematik forderte zahlen war [vgl. bmvit, 2007]. Bis in die 1970er Jahre war die Hauptaufgabe der ös- Kreisky in seiner dritten Amtszeit (1975-1979) erstmals terreichischen Ver-kehrspolitik, welche als Bestandteil eine finanzielle Beteiligung der NutzerInnen und eine 1982 wurde die Autobahn und Schnellstraßen Finanzie- der nationalstaatlichen Wirtschaftspolitik angesehen Verlagerung des Transitverkehrs auf die Schiene. Da- rungs-AG (ASFINAG) gegründet, welche ab nun die wurde, die effektive Produktion im Verkehrswesen. durch sollte die Lebensqualität in Transitregionen erhöht Planung, Finanzierung, Errichtung und Erhaltung des Ökologische Überlegungen hinsichtlich des Ressour- sowie eine Entlastung der bestehenden Straßen erreicht hochrangigen Straßennetzes über hatte [vgl. Kummer, cenverbrauch, der Umweltbelastungen oder der Ver- werden. 2006]. 16 Verkehrsjournal www.verkehrsjournal.at Regierung Sinowatz Mai 1983-Juni 1986 liche Effizienz besitzt. Die Erhöhung der Verkehrssi- kehr gefördert werden. Lärm- und Schadstoffemissionen men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt. cherheit sowie die Reduktion von Schadstoffemissionen sollten mit Hilfe von Vorschriften verringert werden Am 1. Dezember 1989 wurde in Österreich ein Nacht- Die Fertigstellung wichtiger hochrangiger Straßenver- und Verkehrslärm waren wichtige Ziele der zweiten und Steuern und Abgaben sollten an Emissionsklassen fahrverbot für nicht lärmarme LKW mit einem hzG bindungen hatte einen enormen Transitverkehrszuwachs Amtszeit (1987-1990). Ein besonderes Augenmerk lag bemessen werden. Außerdem sollten gesetzliche Rah- von über 7,5t auf den Autobahnen A8, A9, A10, A12, zur Folge. Zwischen 1970 und 1986 wuchs das Trans- hier auf der Transitverkehrsproblematik, da die durch menbedingungen geschaffen werden, um eine zeitliche A13, A14 eingeführt. Für lärmarme LKW wurde die portaufkommen über die Brennerroute von drei auf den Straßenverkehr stark belasteten Gebiete größtenteils und sektorale Verkehrsreduktion im Hinblick auf die Geschwin-digkeitsbeschränkung auf 60 km/h festge- 14 Mio. Tonnen transportierte Güter an [vgl. Watzka, entlang von Transitrouten lagen. Geschwindigkeitsbe- Erreichung einer bestimmten Luftgüte zu ermöglichen. setzt [vgl. Hensler, 1991]. Diese Maßnahme hatte u.a. 1998]. Auf rechtlicher Ebene versuchte man im Bereich schränkungen, technische Auflagen für Kraftfahrzeuge, Dem Transitvertrag zwischen Österreich und der Euro- zur Folge, dass der nächtliche Straßenverkehrslärm um des Straßenverkehrsrechts die Aspekte der Verkehrssi- Routen- und Tageszeitbeschränkungen sowie die Verla- päischen Gemeinschaft kam ein besonderer Stellenwert 12 dB verringert wurde und bereits in den ersten vier cherheit sowie die Auswirkungen des Verkehrsgesche- gerung des Straßentransitverkehrs auf die Schiene wa- zu. Monaten des Jahres 1990 der LKW-Verkehr über den hens auf den menschlichen Lebensraum stärker zu in- ren Aktionspunkte der Politik. Die Kapazitäten für den tegrieren. Die Verkehrssicherheit sollte durch einen Huckepack- und Kom-binierten Verkehr sollten ausge- In der vierten Amtszeit (1994-1995) wurden Infrastruk- 1991]. Sechs Jahre später wurde dieses Nachtfahrverbot verbesserten Verkehrsfunk erhöht werden. Im Bereich baut, Kooperationen mit benachbarten Eisenbahnver- turausbaumaßnah-men in sensiblen Alpenregionen not- auf ganz Österreich ausgeweitet. der ÖBB mussten leitende Positionen künftig öffentlich kehrsunternehmen (EVU) eingegangen werden. Die At- wendig, um den Veränderungen des internationalen Ver- ausgeschrieben werden um verbesserte Organisations- traktivität des Schienengütertransitverkehrs sollte durch kehrsaufkommens Rechnung zu tragen. Erstmals wurde Am 21. August 1992 ratifizierte Österreich den Transit- strukturen zu erreichen, welche die Bahn wettbewerbs- Infrastrukturverbesserungen und –anpassungen an das ein flächendeckendes, fahrleistungsabhängiges, ökolo- vertrag mit der Eu-ropäischen Union, welcher den Tran- fähiger machen sollte [vgl. Steininger, 2008]. europäische Eisenbahnnetz erhöht werden. Verkürzte gisch gestaltetes Mautsystem diskutiert, um den Infra- sitverkehr auf Straße und Schiene regeln soll. Zentrale Transportzeiten sollten potenzielle Kunden vom Ver- strukturausbau finanzieren zu können, ohne das Budget Bestimmungen im Bereich Straßengüterverkehr wa-ren kehrsträger Schiene überzeugen. weiter zu belasten. In der letzten Amtszeit Vranitzkys das hzG zwischen 38 und 42t, die Einführung von Um- wurde vor allem die Notwendigkeit der Kostenwahrheit weltnormen und die Verwirklichung des Ökopunktesy- Regierungen Vranitzky Juni 1986 – Jänner 1997 Brenner um 5% gesenkt werden konnte [vgl. Hensler, Die freie Wahl des Verkehrsmittels war weiterhin In der dritten Amtszeit (1990-1994) betonte man, dass sowie die Internalisierung externer Kosten im Verkehr stems. Im Bereich Schienengüterverkehr waren neben eine wichtige Zielset-zung. Durch verkehrspolitische verkehrspolitische Entscheidungen den Erfordernissen diskutiert, welche zur Wettbewerbsangleichung zwi- der Durchführung von Infrastrukturprojekten zahl- Maßnahmen sollte jedoch eine Verlagerung auf jenen des Umweltschutzes und der Bevöl-kerungsakzeptanz schen den Verkehrsträgern wichtig war [vgl. Steininger, reiche Begleitmaßnahmen wie z.B. die Harmonisierung Verkehrsträger erreicht werden, welcher die größte Rechnung tragen müssen. Dem umweltfreundlichen 2008]. von technischen Vorschriften, die Schaffung von Haf- Vorteilhaftigkeit in Hinblick auf Verkehrssicherheit, Verkehr sollte Vorrang gegeben werden. Um extrem be- Volkswirtschaft, Umweltverträglichkeit und wirtschaft- lastete Gebiete zu entlasten sollte der Kombinierte Ver- 18 Verkehrsjournal tungsregeln oder auch Beihilfen für den Kombinierten Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah- Verkehr von zentraler Bedeutung. Außerdem wurden Verkehrsjournal 19 Transitverkehrspolitik in Österreich Regelungen zur Vereinfachung von Kontrollen und For- tobahnen und neun Schnellstraßen. Darunter fallen auch Transitverkehrsproblematik sollte durch faire Mautre- ßengütertransitverkehrs durch die Versteigerung und malitäten im Straßengüterverkehr festgelegt [vgl. Fre- alle wichtigen Transitstrecken [vgl. Watzka, 1998]. gelungen, Übergangsregelungen im Ökopunkteregime den Handel von Transitrechten [vgl. Steininger, 2008]. rich et al, 2004]. (z.B. sektorale und zeitliche Fahrverbote, Novellierung Regierung Klima Jänner 1997-Oktober 1999 Am 1. Jänner 1993 wurde das Ökopunktesystem einge- des Immissionsschutzgesetz-Luft) und grenzüberschreitende Infrastrukturinvestitionen aufgegriffen werden. Angewandte transitverkehrspolitische führt, welches eine langfristige Reduktion der vom Stra- Um dem Beitrittsvertrag der EU gerecht zu werden, Der Baubeschluss des Brenner-Basistunnels unter Betei- ßengütertransitverkehr verursachten Umweltbelastungen sollte eine Anbindung der nationalen Infrastruktur an ligung der EU und Italien sollte so schnell wie möglich anstrebt. Ab sofort benötigte jeder LKW über 7,5t hzG die transeuropäischen Netze erfolgen. Weitere wesent- abgewickelt werden [vgl. Steininger, 2008]. im Transitverkehr durch Österreich eine bestimmt An- liche Aufgaben waren der Ausbau des Schienenverkehrs zahl an Ökopunkten, die dem Wert seiner Stickoxide- und des Kombinierten Verkehrs, technische Standards Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah- Maßnahmen des Staates zur Gestaltung und Beeinflus- missionen entsprach. Bis 2003 sollten dadurch die Emis- zur Reduktion der Emissionsbelastungen und die Bei- men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt. sung von Verkehrssystemen. Kum-mer unterscheidet sionen um 60 % reduziert werden. behaltung und Weiterentwicklung der Ökopunkterege- Am 1. Jänner 2004 wurde eine fahrleistungsabhängige hier in struktur-, prozess- und finanzpolitische Instru- lung. Im Sinne der EU-Wegekostenrichtlinie sollte eine Maut (LKW- und Bus-Maut) für das hochrangige Stra- mente. Die Kontingente wurden anhand von Schlüsseln an die schrittweise Anhebung der Mauten und Straßenbenüt- ßennetz für alle Kraftfahrzeuge über 3,5t hzG eingeführt Mitgliedsstaaten verteilt [vgl. Frerich et al, 2004]. Die zungsabgaben erfolgen [vgl. Steininger, 2008]. [vgl. Kummer, 2006]. Instrumente in Österreich Unter verkehrspolitischen Instrumenten versteht man Schwäche dieses Systems war, dass die ökopunkte- Die Strukturpolitik gliedert sich in die Infrastruktur- und die Marktpolitik. Die Infrastrukturpolitik beschäftigt Regierung Gusenbauer Jänner 2007 – Novem- sich mit der Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur, ber 2008 was sowohl Planung, Bau und Erhaltung von Wegen pflichtigen Transitfahrten ab 1999 durchwegs die Ober- Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah- grenzen überschritten, obwohl die Ökopunkte nie voll- men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt. ständig verbraucht wurden. Dies war auf die technischen Am 1. Dezember 1997 setzte Österreich das Schen- Verbesserungen der LKW und der folglich geringeren gen-Abkommen um. Ab diesem Zeitpunkt entfielen die Zur Eindämmung des Transitproblems sollten neue Me- strukturpolitik beeinflusst die Wettbewerbsbedingungen Stickoxidemissionen zurückzuführen [vgl. Puwein, Grenzkontrollen zwischen den einzel-nen Mitglieds- thoden zur Ermitt-lung der Kostenwahrheit und ein For- auf den einzelnen Teilmärkten [vgl. Kummer, 2006]. 2007]. staaten des Schengen-Abkommens [vgl. www.europain- cierung einer Alpentransitbörse mit den Nachbarländern Die Prozesspolitik hat eine effiziente Nutzung der Ver- fo.at, 2008]. Dies hatte eine wesentliche Verkürzung der Österreichs ins Auge gefasst werden. Sonderfinan-zie- kehrsinfrastruktur zum Ziel. Dies soll durch die Setzung Transittransportzeiten zur Folge. rungsmaßnahmen für den Brenner-Basistunnel wurden eines Rechtsrahmens, bestehend aus Gesetzen, Normen erarbeitet und LKW-Mautsätze sowie die Mineralölsteu- und Vorschriften und der anschließenden Ver-kehrssteu- Am 1. Jänner 1995 wurde eine fahrleistungsunabhängige Maut (Straßenbenützungsabgabe) für Kraftfahrzeuge sowie die Verkehrsraumaufteilung umfasst. Die Markt- mit einem hzG von über 12 Tonnen eingeführt. Sie löste Im Juli 1999 wurde das Schienenverkehrsmarktregulie- er werden angehoben. Eine weitere Maßnahme ist die erung mithilfe effizienter Instrumente erreicht werden. den bis dahin geltenden Straßenverkehrsbeitrag, ab, da rungsgesetz vom Nationalrat beschlossen. effiziente und diskriminierungsfreie Ver-hängung von Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Schaffung inte- LKW-Fahrverboten. Die neue EU-Wegekostenricht- grierter Verkehrssysteme [vgl. Kummer, 2006]. dieser ausländische VerkehrsteilnehmerInnen im Sinne der EU-Grundsätze diskriminierte [vgl. Watzka, 1998]. Am 1. Februar 1996 wurde die Brennermaut erhöht. Der Regierungen Schüssel Februar 2000 – Jänner 2007 erhöhte Nachta-rif (167,2 €) war für alle LKW gleich, linie ermöglicht eine Querfinanzierung von der Straße zur Schiene. Das hochrangige Straßennetz soll in das Die Finanzpolitik befasst sich mit der Allokation der für Eigentum der ASFINAG übertragen werden, wodurch den Verkehrsbe-reich vorhandenen Mittel und mit der Einsparungen möglich werden sollen. Gestaltung von Einnahmen durch Steuern, Gebühren der Tagestarif unterschied in Öko-LKW (83,6 €) und Das Koalitionsabkommen zwischen der Österrei- nicht lärm- und abgasarme LKW (109,0 ). Der Güter- chischen Volkspartei und der Freiheitlichen Partei Ös- ver-kehr im Zeitraum zwischen 22.00 und 05.00 Uhr terreich sah eine Liberalisierung und einen verstärkten Nachfolgend werden wichtige, durchgesetzte Maßnah- In den folgenden Kapiteln sollen jene verkehrspoli- verringerte sich um 70,0 % [vgl. Watzka, 1998]. Wettbewerb im Schienenverkehr, den umweltfreund- men, welche den Transitverkehr betreffen, aufgezählt. tischen Instrumente näher behandelt werden, welche in lichen Ausbau von Bahn- und Straßenverbindungen, Mit 1. Mai 2008 wurden die LKW- und Bus-Maut um Österreich im Rahmen der Beeinflussung des Transit- 1996 wurde das Strukturanpassungsgesetz erlassen, die Verlagerung des Güterverkehrsaufkommens auf um- durchschnittlich vier Cent und die Mineralölsteuer auf verkehrs zum Einsatz kommen. welches eine rech-nerische und organisatorische Tren- weltfreundlichen Verkehrsträger und den beschleunigten Benzin und Diesel um respektive vier Cent erhöht. nung von Betrieb und Infrastruktur der Bahn vorsieht. Transport von Gütern durch Österreich vor. In Bezug auf Am 1. Jänner 1997 wurde eine fahrleistungsunabhän- die LKW-Maut wollte man den Einführungstermin 1. Es begann die Diskussion um die Einführung einer Al- gige Maut (Vignette) für alle Kraftfahrzeuge mit einem Juli 2002 unbedingt beibehalten und Ausschrei-bungen pentransitbörse, ein europäisches, verkehrspolitisches hzG von unter 12 Tonnen eingeführt. Sie galt auf 16 Au- für die Vergabe der Mautsysteme waren angelaufen. Die Instrument zur Begrenzung des alpenquerenden Stra- 20 Verkehrsjournal und Preisen im Verkehrsbereich [vgl. Kummer, 2006]. Strukturpolitische Instrumente im Straßengüterverkehr Durch den Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger Verkehrsjournal 21 Transitverkehrspolitik in Österreich Straßen in den Alpen sowie strenge Zweckmäßig- Feiertagen von 00.00 – 22.00 Uhr gilt auf allen Straßen- keits-, Umweltverträglichkeits- und Risikoprüfungen verkehrsanlagen in Österreich ein sogenanntes Wochen- beim Ausbau bestehender Straßen soll der Transportzu- endfahrverbot für LKW mit einem hzG von 7,5 t bzw. wachs im Transit auf die Bahn gezwungen werden. Ne- für LKW mit Anhänger, wenn das hzG des LKW oder gative Begleiterscheinungen hierbei sind häufigere und Anhängers 3,5 t übersteigt. Davon ausgenommen sind länger anhaltende Staus, welche den Binnen- Quell- und Fahrten im Rahmen des Kombinierten Verkehrs. Zielverkehr stärker treffen als den Transitverkehr. Folgen sind erhöhte Staukosten und Umweltbelastungen für die Flexible und feste Geschwindigkeitsbeschränkungen Bevölkerung in Transitregionen [vgl. Puwein, 2007]. Für Kraftfahrzeuge deren hzG über 3,5 t liegt, gilt in Österreich eine Ge-schwindigkeitsbeschränkung von Prozesspolitische Instrumente im Straßengü- 80 km/h auf Autobahnen und Schnellstraßen. Kraftterverkehr fahrzeuge welche vom Nachtfahrverbot ausgenom-men sind, unterliegen einer Geschwindigkeitsbeschränkung Fahrverbote von 60 km/h in diesem Zeitraum (BGBl. Nr. 1989/527). Ein Fahrverbot untersagt bestimmten Verkehrsteilneh- Damit soll eine Reduzie-rung der Lärm- und Schad- merInnen die Benutzung einer Straßenverkehrsanlage. stoffimmissionen zum Schutz der Bevölke-rung erreicht Dieses Verbot kann sich auf einen Zeitraum während werden. Durch das IG-L ist es möglich, bei Überschrei- der Nacht (Nachtfahrverbot) oder auf bestimmte Tage ten bestimmter Schadstoffgrenzwerte die vorgeschrie- beziehen (Sonn- und Feiertagsfahrverbot). bene Geschwindigkeit flexibel zu reduzieren (zumeist auf 100 km/h). Dies hat jedoch keine Auswirkungen auf In Österreich gilt auf allen Straßenverkehrsanlagen im den Kraftfahrzeugverkehr über 3,5t hzG, da hier eine ge- Zeitraum von 22.00 bis 05.00 Uhr ein Nachtfahrverbot nerelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h vor- für Lastkraftfahrzeuge mit einem hzG von über 7,5 t. geschrieben ist. Durch das IG-L (BGBl. Nr. 2007/302) Ausgenommen davon sind, nach StVO § 42 Abs. 6 u.a. wurde es jedoch auch möglich zeitliche und räumliche Fahrten mit lärmarmen Fahrzeugen. „Lärmarm“ bedeu- Beschränkungen in Hinblick auf den Schutz der Luftgü- tet nach KDV § 8B Abs. 1, dass der A-bewertete Schall- te zu vollziehen, welche dann sehr wohl Auswirkungen pegel 80 dB(A) nicht übersteigt. In Tirol auf einem Ab- auf den LKW-Verkehr haben. schnitt der A12 bzw. der A13 wurde das Nachtfahrverbot ganzjährig auf neun Stunden ausgeweitet. Außerdem Gewichtsnormen besteht auf der A12 ein ganzjähriges Fahrverbot für Sat- In Österreich dürfen LKW ohne Anhänger ein höchst telkraftfahrzeuge und LKW mit Anhänger über 7,5t hzG zulässiges Gesamt-gewicht von 32 t bzw. mit Anhänger mit Euro 0, 1 oder 2 Motoren. Zusätzlich wurden sekto- von 40 t nicht überschreiten. rale Fahrverbote für bestimmte Güter eingeführt (z.B. Finanzpolitische Instrumente im StraßengüterRahmen des Immissionsschutzgesetz Lufts (IG-L). Es verkehr Abfälle, Kraftfahrzeuge, Stahl uvm.). Dies erfolgte im soll damit eine Verlagerung des Transportaufkommens auf die Schiene erreicht werden (LGBl. Nr. 2006/90 und Verkehrsspezifische Steuern BGBl. Nr. 1997/115). Zahlreiche regionale Fahrverbote Für den Straßengüterverkehr sind hier vor allem die schränken den LKW-Verkehr weiter ein. Kraftfahrzeugsteuer (fahrleistungsunabhängig) und die Mineralölsteuer (fahrleistungsabhängig) von Bedeu- 22 Verkehrsjournal Nach der StVO § 42 Abs. 1-5 gilt an Samstagen ab 15.00 tung. Die Kraftfahrzeugsteuer wird für alle in Österrei- bis an Sonnta-gen bis 22.00 Uhr, sowie an gesetzlichen ch zugelassenen Kraftfahrzeuge erhoben und hat somit Verkehrsjournal 23 Transitverkehrspolitik in Österreich keinen transitverkehrsbeeinflussenden Charakter. Die siert auf dem Mikrowellensystem. Durch die Verwen- auf der rechnerischen und organisatorischen Trennung on, welche eine europaweite Harmonisierung der Zug- Mineralölsteuer hingegen ist eine Territorialsteuer, die dung eines „Multilane-Free-Flow“-Systems fällt eine von Betrieb und Infrastruktur [vgl. Kummer, 2006]. sicherungssysteme in vier Schritten (Levels) zum Ziel allerdings durch das Auftanken in anderen Ländern um- Stoppnotwendigkeit zur Abbuchung der Mautbeträge Dies wurde in Österreich mit dem Strukturanpassungs- hat. 1999 testete man auf der Strecke Wien-Budapest gangen werden kann. Da sie sowohl von inländischen weg, was die Entstehung zusätzlicher Staus verhindert. gesetz 1996 (BGBl. Nr. 1996/201) durchgeführt. Ein erfolgreich das ETCS. 2001 folgte die Einführung des wie auch von ausländischen VerkehrsteilnehmerInnen Die zwei wesentlichsten Komponenten dieses Systems weiterer Schritt hin zum freien Wettbewerb am Eisen- ersten Levels des ETCS auf der Strecke Wien-Nickels- zu entrichten ist, ist eine ausschließliche Beeinflussung sind die on-board-unit im Fahrzeug, sowie die Mautbal- bahnmarkt von Schienenverkehrsleistungen war das dorf. 2009 soll die Strecke Passau-Wels folgen. Die eu- des Transitverkehrs ebenfalls nicht möglich. Die Mine- ken auf der Straße [vgl. Kummer, 2006]. Schienenverkehrsmarkt-Regulierungsgesetz welches im ropaweite Einführung des ETCS wird nach Schätzungen Juli 1999 vom Nationalrat beschlossen wurde. Ziel war aber noch 15-20 Jahre dauern und bis dahin haben EVU die wirtschaftliche Nutzung der Schienenbahnen in Ös- weiterhin mit den benachteiligenden Problemen der terreich zu gewährleisten. Dies sollte geschehen durch mangelnden Interoperabilität zu kämpfen [vgl. wikipe- [vgl. Schäfer, 2000]: dia, 2008]. ralölsteuer beträgt in Österreich 0,30 € pro Liter Diesel und liegt somit im unteren Drittel des EU-Durchschnitts [vgl. Kummer, 2006]. Strukturpolitische Instrumente im Schienengüterverkehr Maut Ausbau der Schieneninfrastruktur Förderung des Wettbewerbs zwischen den EVU Unter einer Maut versteht man ein Entgelt für die Nut- Der Transitverkehr ist durchwegs Langstreckenverkehr Förderung des Eintritts neuer EVU in den Schienen- zung von Straßen. Sie kann fahrleistungsabhängig oder – ein Segment, in dem die Bahn sich am ehesten gegen verkehrsmarkt zeitabhängig sein. Grundsätzlich ist jeder inländische den Straßengüterverkehr behaup-ten kann. In Österreich Sicherstellung des Zuganges zur Schieneninfrastruk- wie auch ausländische VerkehrsteilnehmerInnen von erhofft sich die Verkehrspolitik durch den Ausbau der tur Trassenpreise bezeichnen das Entgelt für die Nutzung der Maut betroffen [vgl. Kummer, 2006]. In Österreich alpenquerenden Schienenwege eine Verlagerung des gegenseitige Verknüpfung der Schienenbahnen einer Kapazitäts-einheit (Zeitfenster) auf einer be- richtet sich die Staffelung der Tarife nach der Anzahl der Transportauf-kommens von der Straße auf die Schiene. Achsen. Damit soll dem Verursacherprinzip Rechnung Der Generalverkehrsplan Ös-terreich sieht umfangreiche Die Deregulierung des österreichischen Schienenver- ist es, eine gute Auslastung der Infrastrukturkapazität getragen werden. Diese Regelung betrifft alle Nutzfahr- Ausbaumaßnahmen für die wichtigste alpenquerende kehrsmarktes hat zu keiner großartigen Veränderung zu erreichen sowie den durch die Nutzung entstehenden zeuge wie Lastkraftwagen, Busse und schwere Wohn- Bahnverbindung, die Brennerbahnstrecke, vor. Die ge- des Modal Splits zugunsten des Schienengüterverkehrs Ressourcenverbrauch abzugelten. In Österreich richtet mobile über 3,5 t hzG [vgl. www.asfinag.at, 2008]. schätzten Kosten belaufen sich bei einer geschätzten beigetragen. Dennoch konnte das Transportaufkommen sich die Höhe der Trassenpreise nach der Strecke/Re- Bauzeit von acht Jahren auf 5,4 Milliarden Euro. Es im Schienengüterverkehr auf den wichtigen Bahntransi- lation. Besonders hoch frequentierte Strecken wie z.B. Die Höhe der festgelegten Mauttarife muss sich an dem ist eine Querfinanzierung aus den Mauteinnahmen des trouten gesteigert werden und die Deregulierungsmaß- die für den Transitverkehr maßgebliche Brenner- oder Bau, dem Betrieb und dem Ausbau des betreffenden Schwerverkehrs über den Brenner vorgesehen. Auch nahmen sind hierfür sicher mitverantwortlich. Tauernstrecke werden höher bepreist. Ob dies zweck- Verkehrsnetzes orientieren [vgl. EU-Wegekostenrichtli- Trassenentgelte der bestehenden Bahnen werden die neue dienlich in Hinblick auf die Verlagerung des Transit- nie]. Diese Regelung ermöglicht die Einhebung höherer Infrastruktur mitfinanzieren. All dies reicht aber bei wei- Mauttarife auf Stre-cken, welche überdurchschnittlich tem nicht aus und so ist derzeit geplant, dass Österreich Prozesspolitische Instrumente im Schienengü- transportaufkommens auf die Schiene ist, ist fraglich. terverkehr Die Einnahmen fließen ausschließlich dem Infrastruk- hohe Kosten verursachen. und Italien je 40 % und die EU 20 % der Kosten über- turbetrieb zu und eine Quersubventionierung zwischen Finanzpolitische Instrumente im Schienengüterverkehr stimmten Bahnstrecke. Ziel des Trassen-preissystems nehmen wird. Naheliegend wäre, jene Wirtschaftsräume Das europäische Schienenverkehrsnetz ist historisch den getrennten Geschäftsbereichen der Eisenbahn ist Auf der A13, der Brennerautobahn, wird für LKW der die von diesem Infrastrukturausbau profitieren auch an gewachsen und weist unterschiedliche Spurweiten, Si- aufgrund der Richtlinie 91/440 EWG der EU verboten Kategorie 4 zwischen 22:00 und 05:00 Uhr ein Nacht- den Baukosten zu beteiligen. Ob der Ausbau der Schie- cherungssysteme, Stromversor-gungssysteme uvm auf. [vgl. Kummer, 2006]. tarif verlangt, der dem doppelten Tagestarif entspricht neninfrastruktur wirklich ein geeignetes Instrument zur Besonders im grenzüberschreitenden Verkehr ist es für [vgl. www.asfinag.at, 2008]. Verlagerung des Transportaufkommens auf die Schiene nationale EVU schwierig diese technischen und orga- ist, ist fraglich, da die be-stehenden Bahntrassen bisher Die Einnahmen fließen der Autobahn- und Schnellstra- kaum voll ausgelastet waren [vgl. Puwein, 2007]. ßen Finanzierungs-AG (ASFINAG) zu und sollen vor- Auswirkungen der im Straßengüterverkehr annisatorischen Hemmnisse zu überwinden [vgl. Schäfer, gewandten Instrumente auf den Schienengü2000]. Notwendiges Umladen von Transporteinheiten, terverkehr Umspuren von Waggons oder ein Wechsel des Zug- wiegend für die Schuldentilgung, den Betrieb, die Sanie- Deregulierung personals und die damit verbundenen Zeitverluste und Durch die bereits zu klein werdende Infrastrukturkapa- rung und den Ausbau des hochrangigen Straßennetzes Durch die Richtlinie 91/440/EWG und den dazugehö- Kosten stellen einen wesentlichen Nachteil im grenzü- zität im alpenque-renden Straßentransit und den zusätz- verwendet werden. Eine Querfinanzierung anderer Ver- rigen Verordnungen der EU stand einer konsequenten berschreitenden Schienengüterverkehr gegenüber dem lichen Verzicht auf den Bau neuer, hochrangiger Straßen kehrsträger ist somit bislang noch nicht vorgesehen. Das Deregulierung des österreichischen Schienenverkehrs- Straßengüterverkehr dar. Das European Train Control in den Alpen wird der Transportzuwachs im Transit auf österreichische Mautsystem ist vollelektronisch und ba- marktes nichts mehr im Wege. Das Hauptaugenmerk lag System (ETCS) ist eine Initiative der Europäischen Uni- die Bahn ausweichen müssen. 24 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 25 Transitverkehrspolitik in Österreich Fahrverbote, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Die vom Straßenverkehr verursachten Schadstoffemis- technische Normen „benachteiligen“ den Straßengüter- sionen und der hohe Energieverbrauch, der als sehr verkehr was wiederum zu einer erhöhten Attraktivität störend empfunden Straßenverkehrslärm, der hohe Flä- Erst in den späten 80er Jahren begann die Politik die schon schwindigkeitsbegrenzungen und Gewichtsnormen für des Schienengüterverkehrs führt. chenverbrauch von Straßenverkehrsanlagen und die da- seit langem bestehenden Probleme auf den Transitrouten den Schwerverkehr, Maut und mit Hilfe von zeitlichen raus resultierende Trennwirkung wirken sich belastend in Angriff zu nehmen. In den folgenden Jahren wurden Fahrverboten den Transitverkehr auf die Schiene zu ver- auf Mensch und Umwelt aus. Nacht- und Wochenendfahrverbote, fahr-leistungsunab- lagern. Gleichzeitig erhofft man sich vom Ausbau der hängige Mauten und Sondermauten für besonders be- Schieneninfrastruktur, der Deregulierung des Schienen- Benützungsentgelte für Straßenverkehrsanlagen, die Kraftfahrzeugsteuer und die Mineralölsteuer erhöhen regelrecht. Zur Zeit versucht die österreichische Verkehrspolitik durch den Verzicht auf den Bau neuer Alpenstraßen, Ge- die Transportkosten im Straßenverkehr spürbar und sol- Der Transitverkehr im Spannungsfeld zwischen der lastete Gebiete eingeführt. Der Transitvertrag, welcher verkehrsmarktes und der Angleichung nationaler tech- len den Straßentransit auf die Schiene „zwingen“. Forderung nach freiem Warenverkehr einerseits und den Transitverkehr zwischen Österreich und den Mit- nischer Normen an europäische Normen den Schienen- der Forderung der Menschen nach hoher Lebensquali- gliedsstaaten der Europäischen Union regeln soll, sah verkehr attraktiver und wettbewerbsfähiger zu machen. tät zählt zu den größten Problemen der österreichischen unter anderem eine sogenannte Ökopunkteregelung vor. Verkehrspolitik. Jedoch blieben die erhofften Erwartungen aus. Zusammenfassung Das Grundproblem, das explodierende weltweite Güterverkehrswachstum, kann dadurch aber nicht bekämpft Dieses Bewusstsein entwickelte sich aber erst im Lau- 2004 wurde die fahrleistungsabhängige Maut für das werden und so wird auch weiterhin der Transitverkehr Die Brenner-, Tauern- und Phyrnroute sind die wich- fe der Zeit, denn bis zu den 70er Jahren wurden öko- hochrangige öster-reichische Straßennetz eingeführt. durch Österreich das Problemkind der nationalen Ver- tigsten alpenqueren-den Transitrouten Österreichs und logische Überlegungen in der Verkehrspolitik vernach- Mit ihr soll dem Verursacherprinzip Rechnung getragen kehrspolitik bleiben. Denn nur eine Vermeidung des alle verzeichnen ein stetig wachsendes Transportauf- lässigt. Von 1970 bis Mitte der 80er Jahre wurde der werden. Seit kurzem diskutiert man die Einführung einer Transportaufkommens könnte wirklich Abhilfe schaf- kommen. Die Verhältnisse zwischen Straße und Schiene Straßenbau besonders stark vorangetrieben und das auf Alpentransitbörse, die das Transitverkehrsaufkommen fen. könnten hierbei aber unterschiedlicher nicht sein. der Straße transportiere Güteraufkommen explodierte reduzieren soll, indem Transitrechte gehandelt werden. 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Für einen Betrag von plus/mins Takeshi Skifahren ohne Ende, der Winter samt dem waren bei mir eben 30 - ich glaube ohne wären 5 euro 45 Euro kann man in unterschiedlichen Städten eine Anonym So weit ich weiß kann man sich zum selben Schnee ist da! Mit dem Ticekt kann man an- und ab- mehr gewesen! Ach ja - auch wenn man sich was aus- Nacht verbringen. Sicher geht sich an diesen zwei Preis in den Reisebüros am Bahnhof beraten lassen. reisen mit der öbb, plus der Transfer zum Skigebiet ist borgen möchte, sollte man dann das herzeigen, da be- Tagen nicht aus alles an Sehenswürdigkeiten zu se- Aber um vorab die (Sonder)Angebote durchzustö- drinnen. Gleichzeitig ist das Ticket auch eine Skitages- kommt man auch bis zu 15% Ermässigungen wenn hen, was so eine Stadt zu bieten hat, aber mit etwas bern oder sich auch online zu entscheiden ist die Seite karte (kann man bei der Liftkassa dann umtauschen). man Skier oder Helm oder was braucht! Information kann man doch die wichtigsten Sachen, schon auch geeignet. So weit ich gesehen habe sind samt gutem Essen und Urlaubsfeeling unterbringen. die meisten Reisen inklusive ausgewählter Hotels und Blackbird Hier noch einmal die Details bevor der Hat jemand von euch schon eines dieser Städtereise- Verpflegung. Sprich all inclusive. Anonym Und was kostet der (Snow and) Fun? Eine Frühling kommt: Das Snow & Fun-Ticket beinhaltet: angebote genutzt? Und würdet ihr das anderen auch Kombination von Anfahrt und Luftkarte ist sinnvoll. 1) die An- und Abreise mit der Bahn empfehlen? Schon durch die hinfällige Parkplatzsuche, aber wird 2) den Transfer zum Skigebiet und retour damit auch die Liftkarte billiger? (Bustransfer ist zeitlich immer auf die Snow&Fun- Anonym Was ist denn in diesem Preis inkludiert? Und hin und retour fahren um 29 Euro! Es ist jedoch nur Züge abgestimmt.) welche Städte stehen zur Auswahl? Manche kann man höchstens 4 Tage gültig und natürlich auf gewisse Takeshi Das ist ganz verschieden, der Preis setzt sich 3)Skitageskarte - ÖBB-Ticket ist gleichzeitig auch ja sehr wohl in 1-2 Tagen erkunden. Denn Stadt ist Züge beschränkt! ja auch aus Anreise und co zusammen, einfach mal Skitageskarte! nicht gleich Stadt. Jede hat etwas anderes zu bieten auf die hp klicken, da sind ceh ein paar Preisbeispiele Nettes Detail am Rande: Dieses Jahr gab es sogar und ob das viel oder wenig ist wird wohl auch der Rei- drinne, ich bin letztens von Wels zum Kasberg ge- einen eigenen Apres-Ski Discobus. Da sind dann an- sende selbst entscheiden müssen. fahren und das waren samt den ticket und skipass so scheinend wirklich alle Skigaudifreunde auf ihre Ko- knappe 30 Euro. sten gekommen. Ist insgesamt auch nur an einem Tag gültig. Anonym Gut, das ist nicht schlecht. Braucht man dazu Städtereisen der ÖBB eigentlich eine Vorteilscard oder lassens einen auch so mitfahrn ;) 28 Verkehrsjournal Anonym Ich hab mir grad wieder die Angebote der man sicher mehr! Takeshi Apropos Städtereise und ÖBB: die haben jetzt auch ein tolles Angebot für Budapest - man kann Railjet Anonym Der neue Railjet der ÖBB ist nun schon bald Takeshi Ach da ist von bis alles dabei an Städten - einem Monat (seit 14.12.) im Einsatz. Zwischen Bu- ganz unterschiedlich! Einfach mal auf die hp der rail- dapest Wien und München verkehrt der neue Hochge- tours schaun! Und ich kanns nur empfehlen, kurzer schwindigkeitszug à la TGV mit modernster Ausstat- schöner Städtetripp mit allem drum und dran, ich finds tung, höchstem Komfort, zeitgemäßem Design und gut, besser als wenn mans im Reisebüro bucht da zahlt ein exklusivem Serviceangebot. Verkehrsjournal 29 Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit? Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit? Tadej Brezina Intro Im Frühjahr 2009 sind in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit vermehrt verschiedenste Ideen, Forderungen und Ansätze für mehr Radverkehrsfreundlichkeit in der Straßenverkehrsordnung (StVO) diskutiert worden. Die Vorschläge reichten von der Aufhebung der Benützungspflicht von Radwegen über die Vereinfachung der (Vorrang-)Regelungen bis hin zur Idee, Radverkehrsstraßen einzuführen. Sie konnten somit statt den jedes Jahr in den Sommermonaten an die Oberfläche gelangenden Forderungen nach Fahrradkennzeichen einen differenzierteren Diskussionsinhalt zum Radverkehr einbringen. Institutionalisierte Benachteiligung Wie sieht die Praxis der radverkehrsbezogenen Politik in Österreich aus? Auf der einen Seite wird der Radverkehr (RV) in den meisten Verkehrskonzepten als wesentlicher Bestandteil eines verträglichen zukünftigen Verkehrssystems angesehen – auf allen Ebenen, vom Bund über die Länder bis zu den Kommunen. Oftmalig und wiederholt wird hervor gestrichen, wie gut, wichtig, gesund und auch lustvoll Radfahren sei [vgl. Hiess H. et al. 2003; Rosinak & Partner et al. 2006; Loimer H. et al. 2008]. Auf der anderen Seite wird der Radverkehr als solcher noch immer stiefmütterlich behandelt. Es gibt 30 Verkehrsjournal grundsätzlich keinen Grund vorab, den Freizeit- und Alltagsradverkehr nicht als mindestens gleichwertig anzusehen. Bislang ist im ländlichen und semiurbanen Raum das Hauptaugenmerk aber nur auf ersteren gerichtet worden. Der Radverkehr ist auf den mentalen Karten vieler Menschen noch immer etwas, das die große Masse nur in der Freizeit als Sport oder touristische Fortbewegung betreibt. In den Städten gibt es einen kleinen Bevölkerungsanteil, der das Rad auch für seine Alltagswege z.B. für Fahrten in die Arbeit verwendet. Viele kleine Initiativen, beispielsweise auf Gemeinde- oder Gemeindeverbandsebene agieren im Bereich der Radverkehrsförderung oft engagiert, aber selten koordiniert und an einem Strick in eine Richtung ziehend. Dennoch werden hie und da beachtliche Erfolge erreicht [vgl. Castro Fernández A. et al. 2009]. Von einer Zusammenarbeit unter großer nationaler Schirmherrschaft jedoch kann keine Rede sein, eher von Flickwerk. Daraus lässt sich der generelle Befund ableiten, dass der Radverkehr, mit einigen städtischen Ausnahmen, nach wie vor eine geringe, dem motorisierten Individualverkehr (MIV) weit untergeordnete, Rolle spielt. Der Masterplan Radfahren [vgl. Koch H. 2006] als nationales Beispiel stellt einen guten Startpunkt dar – in den Niederlanden hat der Radverkehrsboom ja auch mit dem „Masterplan fiets“ ab Ende der 1980er Jahre sehr erfolgreich seine institutionalisierte Lenkung erfahren. Aber er stellt auch nur Absichten und keine verbindlichen Strukturen dar. Und engagierte und notwendig erscheinende Pläne im Bereich umweltbezogener Handlungsfelder hat es in Österreich schon viele gegeben, die in ihrer Umsetzung weit weniger engagiert voranschritten, ja direkt versandeten – z.B. der NUP, der Nationale Umweltplan aus dem Jahre 1995 [vgl. BM f. Umwelt 1995]. Grundlegende Änderungen des Verhaltens bedürfen einer grundlegenden Veränderung, eines Wechsels in den ihnen zu Grunde liegenden Strukturen – den sozialen Regelsystemen. Für einen tatsächlichen Umschichtungseffekt beim Modal Split wird daher eine verkehrspolitische Priorisierung notwendig sein, die sich nicht nur gedanklich, sondern vor allem gegenständlich manifestiert. Will man entsprechende Änderungen in den Daten des Modal Splits erreichen, ist eine Verhaltensänderung notwendig und diese ist wiederum nur zu erreichen über eine Veränderung der verkehrlichen Strukturen: bei den Gesetzen, den Finanzen und der gebauten Umwelt [vgl. Knoflacher H. 2007]. Elemente der institutionalisierten Hemmung des Radverkehrs in Österreich sind: Die Radverkehrsförderung auf Ebene des Bundes wird vom Umweltministerium propagiert, das primär verantwortliche Verkehrsministerium hält sich zurück; Die Landesbauordnungen haben keine Vorschreibung von hochqualitativen Radabstellplätzen. Ausnahmen sind Oberösterreich, Salzburg und die Steiermark. Wobei nur in Oberösterreich die Regelungstiefe als zufriedenstellend, weil analog den PKW-Abstellplätzen, angesehen werden kann [vgl. Knoflacher H. et al. 2007]; Verkehrsjournal 31 Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit? Abb.2: Gitterabsperrungen am Thermenradweg südlich von Vösendorf, Kreuzung mit der Schönbrunner-Allee Abb.1: Ist der Radverkehr in den verkehrswirksamen Strukturen nicht, oder nur aushilfsmäßig vertreten, so äußert sich das auch im entsprechenden Verhalten und dem Modal Split [modifiziert nach Knoflacher, 2007] Es besteht keine gesetzliche Möglichkeit, nicht gebrauchte PKW-Abstellplätze für den Radverkehr umzunutzen. Das Rechtssystem ist auf das Verkehrsmittel PKW fixiert. Die Benützungspflicht von Radverkehrsanlagen für alle Radfahrer. Ausnahmen sind: Rennräder bei Trainingsfahrten, mehrspurige Fahrräder, Fahrräder mit Anhängern für Personen und Lasten [vgl. Nationalrat 1960]. Die Radbenützungspflicht ist ja eine Erfindung des Deutschen Reiches, um das Rad weg von der Fahrbahn zu bekommen [vgl. www.recht-fürradfahrer.de, 2009] und dem Autoverkehr möglichst freie Fahrbahnen zu bieten. Nachdem die StVO die Radfahrer auf Radfahranlagen zwingt, nimmt sie ihnen generell die Vorfahrt: „Radfahrer, die eine Radfahranlage verlassen, haben anderen Fahrzeugen im fließenden Verkehr den Vorrang zu geben.“ [§ 19 Abs. 6a StVO 1960 idgF], bzw. zwingt sie zu niedrigeren Geschwindigkeiten als auf Fahrbahnen möglich wären: Die 10 km/h Regelung für Radfahrer auf nicht mit Lichtzeichen geregelten Radfahrüberfahrten [§ 68 Abs. 3a StVO 1960 idgF]. Neben rechtlichen gibt es aber auch Schikanen der physischen Art, die die Geringschätzung des Fahrrades als Verkehrsmittel verdeutlichen, beispielsweise Gitter, Bordsteinkanten, Schranken, etc. (siehe Abb. 2). Vor allem Gitter werden mit dem Vorwand bzw. der Absicht des Schutzes montiert, z.B. vor dem 32 Verkehrsjournal zu querenden Autoverkehr mit hoher Geschwindigkeit, ohne jedoch am Kernproblem, der hohen Geschwindigkeit, was ändern zu wollen. Fahrradschleusen – aus Deutschland und Holland stammend – sind seit längerem auch in den Österreichischen Richtlinien verankert [vgl. Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr 2001]. In der Umsetzung sind aber diese Maßnahmen zur priorisierten und besser sichtbaren Aufstellung von Radfahrern im Kreuzungsbereich jedoch eher noch eine seltene Erscheinung. Bei den infrastrukturellen Maßnahmen kommt trotz Statements wie „Es geht nicht um den Bau von Radwegen, sondern ums Radfahren“ [vgl. Westhauser C. et al. 2007] dann doch im Regelfall „containment“ [im Sinne einer Eingrenzung, Abgrenzung, Abschirmung] statt „inclusion“ heraus. Im institutionalisierten Verkehrsprozedere fehlt die Prüfung der Sicherheit und der zumutbaren Bedingungen für Radfahrer als physisch schwächste Benutzer von Fahrbahnen und dementsprechend eine konsequente Infrastrukturgestaltung gänzlich. Im Lichte der Erfolge anderer Länder und Städte, die international präsentiert werden, sollten in Österreich auch rechtlich-organisatorische Strukturen eingerichtet werden, die dem Radverkehr die tatsächliche Chance bieten, die Rolle in der Realität zu übernehmen, die ihm Abb.3: Skizze der dem Radverkehr zugemuteten Umwege am Bsp. LB17 bei Guntramsdorf in diversen Konzepten, Plänen und politischen Bekundungen zugesprochen wird: als gleichberechtigtes Verkehrsmittel für jedermann und jederfrau eine Stütze für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der Mobilität sein. Beispiele Drei exemplarische Beispiele dieser strukturellen Benachteiligung seien im Folgenden angeführt. Die Abstellmöglichkeit an Quelle und Ziel sind wesentliche Voraussetzungen für das Antreten eines Weges. Nun werden Radabstellplätze in Städten im überwiegenden Ausmaß dort errichtet, wo Flächen „übrig bleiben“ oder von Fußgeherflächen abgezwackt werden können. Das Vorsehen von Abstellmöglichkeiten für das Fahrrad analog dem PKW am Fahrbahnrand stellt eine Ausnahme dar. Die Stadt Münster hat einen Rad-ModalSplit-Anteil von 35,2 % [vgl. www.muenster.de, 2009] und besitzt in ihrer Innenstadt ca. 8.000 Radabstellplätze. Bei 273.000 Einwohnern macht das ca. 0,03 Radabstellplätze pro Person in der Innenstadt. Wenn man eine ähnliche Radinfrastrukturqualität für Wien anbieten wollte, würde das bedeuten, dass allein in der Wiener Innenstadt – innerhalb des Gürtels – ca. 49.000 Radabstellplätze angeboten werden müssten. Zum Vergleich: in der gesamten Stadt gibt es heute 10.000 Stellplätze [derstandard.at, 2009]. Bei der Stadt Baden (ca. 24.000 Einwohner) wären es 740 Abstellplätze im Vergleich zu den bestehenden 400 im Zentrum [Auskunft DI Michael Madreiter, Bauamt Baden, 2009]. Als zweites Beispiel kann die Errichtung einer baulich getrennten Seitenfahrbahn (für einseitigen Zweirichtungsbetrieb für Fahrräder … aber auch landwirtschaftlichen Verkehr) auf der LB17 im Abschnitt nördlich von Guntramsdorf (NÖ) genannt werden. Dort wurde auf der Fahrbahn ein Radfahrverbot verhängt und die Seitenfahrbahn ursprünglich mit einer Wintersperre versehen. Mittlerweile wurde die Sperre nach Protesten wieder aufgehoben. Somit wurde in Kauf genommen, dem Radverkehr einfach eine Lücke im Netz „anzubieten“. Die Einbindungen im Norden und Süden sind keinesfalls für eine praxistaugliche Benützung ausgelegt (siehe Abb. 3). Die Benachteiligungen (für eine Wiedereingliederung schiebend auf Schutzstreifen mit Lichtsignalanlagen zwei Straßen queren, etc.) werden von Seiten der NÖ Landesregierung „als für Radfahrer unter den örtlichen Gegebenheiten zumutbarer Mehrweg“ gerechtfertigt [Verhandlungsschrift der BH Mödling vom Verkehrsjournal 33 Institutionalisierte Radverkehrsfreundlichkeit? 26.11.2008]. Zum Dritten sind die beiden Eisenbahnkreuzungen der Badener Bahn mit der LB17 im Bereich Wiener Neudorf zu nennen, die im Jahr 2002 grundlegend umgebaut worden sind. Dabei verbreiterte sich die Spurrille auf 77,5 mm. An und für sich kein großes Hindernis für Radfahrer, wenn in annähernd rechtem Winkel befahren. Diese Eisenbahnkreuzungen sind jedoch durch ganz besonders schleifende Schnitte am Fahrbahnrand gekennzeichnet, da die Bahntrasse von der trassenparallelen Lage von der einen Seite auf die andere wechselt. Die durch den Winkel bedingte verbreiterte Spurrille, die komplexe Anordnung von vier zu querenden Rillen sowie der starke und schnell fahrende Autoverkehr, der kaum Raum lässt den Querungswinkel zu vergrößern stellen ein erhebliches Risiko und eine Stresssituation für Radfahrer dar. Die Behörde sieht hier keine entsprechende Risikostelle mit Notwendigkeit zur infrastrukturellen Vorsorge und ließ nach Beschwerden 2003 lediglich Warntafeln „Achtung Rillenschiene“ aufstellen [Auskunft Mag. Steinkellner, Amt der NÖ LReg. Abt. Verkehrsrecht, 2009]. Systembedingt wird so faktisch eine weitere Lücke im Grundnetz „angeboten“. Routenvorschlag: Radverkehrsfreundlichkeit institutionalisieren Welche Änderungen sind notwendig, um Radverkehrsfreundlichkeit auch institutionell zu verankern, sodass sie im Stande sind, den Radverkehr in Zukunft in allen verkehrsrelevanten Aspekten automatisch einzugliedern und somit mehr Radverkehr zu ermöglichen, zu stimulieren? Ein Routenvorschlag in zehn Punkten: 1. Radabstellplätze auf der Fahrbahn statt Kampf um Knappheit auf Fußgängerflächen. Der § 68 Abs. 4 StVO spricht von Mindestbreiten zur Abstellung von Fahrrädern auf Gehsteigen. Es ist wichtig, den oftmals schon sehr beschränkten Platz für Fußgeher nicht noch durch Radabstellplätze auf Gehsteigen weiter zu beschneiden. Eine Gleichstellung von Fahrradparken und KFZ-Parken ist notwendig: generell auf dem Fahrbahnrand. 2. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit [Pressekonferenz am 06.05.2009] forderte, dass eine juristische Regelung es den Gemeinden ermöglicht, bei individuellen Radverkehrsanlagen die Benützungspflicht aufzuheben. Um Radverkehr als gleichberechtigte Verkehrsart zu institutionalisieren, sollte vom Bundesgesetzgeber aus, die Radwegbenützungspflicht generell aufgehoben werden, sodass es jenen Radfahrern, die einen Radweg benutzen wollen – aus welchen Gründen auch immer – freigestellt 34 Verkehrsjournal ist, diesen zu benutzen. Von der Generalklausel sollte lediglich die Möglichkeit übrig bleiben, in bestimmten Einzelfällen eine Benützungspflicht zu verordnen. Bei dieser Einzelfallregelung ist es notwendig, sie an einen verbindlichen Kriterienkatalog zu verknüpfen, sodass ein qualitativer Mindeststandard gegeben ist. Rechtlich dürfte einer solchen Regelung nichts im Wege stehen, denn die Wiener Verkehrskonvention von 1968 [vgl. United Nations 1968, Art. 27 Abs. 4] beinhaltet beim Thema Trennung von Radverkehr und motorisierter Individualverkehr (MIV) lediglich eine Kann- und keine Muß-Bestimmung: „Where cycle tracks exist, Contracting Parties or subdivisions thereof may forbid cyclists to use the rest of the carriageway.“ Damit verbunden wäre der Effekt der „Safety in Numbers“. Mehr Radfahrer auf der Fahrbahn erhöhen die Aufmerksamkeit der motorisierten Verkehrsteilnehmer und führen so zu einem verträglicheren Miteinander und weniger Unfällen [vgl. Peck C. 2009; Raisman G. 2009]. lungen für Fahrrad-Abstellplätze von hoher Qualität in die Bauordnungen zu übernehmen. Diese Regelungen haben sowohl Neubauten als auch die Möglichkeiten der Nachrüstung von Altbauten zu berücksichtigen. Darin enthalten sind: Zugänglichkeit über externe Rampen oder ebenerdig ohne Ecken und Winkel; Abstellanlagenausmaße und -größen; Überdachung von Außenanlagen; Mindestentfernungen zur Anlage. Das heißt keine Notlösungs-Radabstellräume z.B. in Wohnhausanlagen, die über verwinkelte Wege und Stiegen erreichbar sind, sondern Schaffung von Abstellanlagen, wo Fahrräder in abfahrbereiter Position für Nutzer große Erleichterungen und auch große Attraktivität bieten. Oberösterreich hat hier bereits ein gutes Beispiel gegeben [Oö. Bautechnikgesetz 1994 (LGBl. Nr. 67/1994) idgF]. 3. Die Organisation des Straßenverkehrs ist dominiert von Parametern des MIV. Dem Radverkehr wird im Regelfall dort Platz zugebilligt, wo er übrig bleibt. Um eine Verbesserung der Gestaltungsmöglichkeiten von Radverkehrsführungen zu erhalten, ist es an der Zeit, dass der Bundesgesetzgeber das Instrument „Fahrradstraße“ analog wie in der BRD und Holland (fietsstraat) in die StVO einführt und damit eine Umkehrung der Prioritäten ermöglicht: Das KFZ wird zum Gast mit beschränkten Rechten. 8. Die baulich rechtlichen Regelungen sind vom Grundtenor einer KFZ-gestützten Mobilität geprägt. Die Bauordnungen verpflichten zur Errichtung von Stellplätzen oder zu entsprechenden Ausgleichszahlung [vgl. Knoflacher H. et al. 2007]. Da die Verpflichtung zur Parkplatzerrichtung aber oftmals nicht mit der Realität der Mobilitätsgestaltung von Immobilienbesitzern übereinstimmt (und auch den ökologischen, energiepolitischen und raumplanerischen Zielsetzungen widerspricht), ist vom Gesetzgeber eine Regelung zu schaffen, die die Errichtung bzw. den Nachweis eines PKW-Stellplatzes an den KFZ-Besitz koppelt. Zugleich ist vorzusehen, dass bestehende, aber nicht in Anspruch genommene KFZ-Abstellplätze vom Besitzer legal anderweitigen Nutzungen zugeführt werden können, statt starr am Konzept eines „Zwangsparkplatzes“ festzuhalten. 4. Die Öffnung von Einbahnen für den Radverkehr [§8a Abs. 2 StVO 1960 idgF] im Siedlungsgebiet hat sich als ausgesprochen wirkungsvolles Radverkehrsinstrument erwiesen, da es dem Radverkehr Teile jener Netzdurchlässigkeit zurück gibt, die vor der KFZ-verkehrsbedingten Einführung von Einbahnen bestanden haben. Grundsätzlich sollte jede Einbahn für den Radverkehr geöffnet werden, ausgenommen in Fällen eines verbindlich festzulegenden Kriterienkatalogs. 5. Für alle Verkehrsteilnehmer sind einheitliche, klare und durchgehend logische Vorrangregeln zu schaffen. Eine Sonderbehandlung des Radverkehrs mit besonderen Regelungen ist nicht weiter zu verfolgen. Auch soll die Möglichkeit geschaffen werden, z.B. bei stark nachgefragten und priorisierten Radverbindungen die Vorrangregelungen zu Gunsten dieser Radverkehrsanlagen gestalten zu können (Z.B. Stoppschilder für KFZ-Verkehr bei Querung eines Radhighways). 6. Die Verkehrsmittelwahl lebt und stirbt mit den Zugangsbedingungen zwischen Quell-/ Zielpunkt und Verkehrsmittel. Daher ist es notwendig, verbindliche Rege- 7. Qualitativ hochwertige Radabstellplätze sind nicht nur zu einem Instrument der Bauordnung, sondern auch der Wohnbauförderung zu machen. 9. Der Vorschlag von NÖ.radlobby.at zur Einführung von Radverkehrs-Gemeinderäten sollte auch auf Fußgeher ausgeweitet werden. Analog zu den Umweltgemeinderäten bringt dieses weisungsungebundene Organ die zwingende Auseinandersetzung aller Gemeinderäte mit der Radverkehrs- und Fußgehersituation vor Ort. 10. Schlussendlich bleibt zu konstatieren, dass, wollen die gesteckten Ziele beim Modal-Split ernsthaft verfolgt werden, eine Umschichtung der Anteile der Verkehrsund Baubudgets der Gebietskörperschaften aliquot den angepeilten Modal-Split-Anteilen notwendig ist. Für die Organisation und die Anlagen des Umweltverbundes im gewünschten Ausmaß müssen entsprechende Finanzmittel zur Verfügung stehen. Denn wenn in den Finanzstrukturen nach wie vor business-as-usual vorherrscht, sind die gefassten Ziele nicht erreichbar, mehr noch, zei- gen sie doch den Zynismus in der Diskrepanz zwischen angekündigter und tatsächlich eingeschlagener Zielanpeilung. Dass es möglich ist, sinnvolle Änderungen von Strukturen, z.B. des Verkehrsrechtes, durch Grassroots-Bewegungen zu initiert, hat Portugal eindrucksvoll belegt [vgl. Alves M. 2009]. Tadej Brezina hat sein Bauingenieur-Studium 2004 abgeschlossen und arbeitet derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der Technischen Universität Wien. Literaturverzeichnis Nationalrat (1960); Bundesgesetz vom 6. Juli 1960, mit dem Vorschriften über die Straßenpolizei erlassen werden (Straßenverkehrsordnung 1960); BGBl. 159/1960; United Nations (1968); Convention on Road Traffic; http://www.unece. org/trans/conventn/crt1968e.pdf. Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr (2001); Radverkehr; RVS 03.02.13; Alves M. (2009); Licence to kill? A campaign to change the Portuguese Road Code; Velo-city 2009 - Re-cycling cities; Bruxelles; http://www. velo-city2009.com/. BM f. Umwelt (1995); NUP - Nationaler Umweltplan; Wien; Österreichische Bundesregierung. Castro Fernández A., Pfaffenbichler P. C., Regner K. (2009); Was Gemeinden für mehr und sicheren Radverkehr tun können; Wien; Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. Hiess H., Oblak S., Rosinak W., Snizek S. (2003); Masterplan Verkehr Wien 2003 - Kurzfassung; Wien; Stadtentwicklung Wien - MA18. Knoflacher H. (2007); Grundlagen der Verkehrs- und Siedlungsplanung: Verkehrsplanung; Wien; Verlag Böhlau. Knoflacher H., Schopf J. M., Brezina T. (2007); Zusammenstellung und Analyse der Vorschriften und Richtlinien zu Anzahl und Organisation der Stellplätze im MIV für Österreich in Hinblickauf eine Verbesserung der Umweltverhältnisse; i.A. von: BMLFUW, Abt. V/5 - Verkehr, Mobilität, Siedlungswesen und Lärm; Wien; Koch H. (2006); Masterplan Radfahren - Strategie zur Förderung des Radverkehrs in Österreich; Wien; BM für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Loimer H., Paula L., Prem J., Snizek S., Weitschacher H., Wessig R. (2008); NÖ Strategie Verkehr; St. Pölten; Amt der NÖ Landesregierung. Peck C. (2009); Safety in numbers - evidence from 101 local authorities in England; Velo-city 2009 - Re-cycling cities; Bruxelles; http://www. velo-city2009.com/. Raisman G. (2009); Bicycle Safety and Crash Reduction in Portland, Oregon, USA; Velo-city 2009 - Re-cycling cities; Bruxelles; http://www. velo-city2009.com/. Rosinak & Partner, Besch + Partner (2006); Mobil im Ländle - Verkehrskonzept Vorarlberg 2006; Bregenz; Amt der Vorarlberger Landesregierung. Westhauser C., Rauh W., Kodym A., Schadinger E., Merbaul H., Längauer K. (2007); Radfahren im Alltag in Niederösterreich; St. Pölten; Amt der NÖ Landesregierung. Verkehrsjournal 35 Professoren-ABO Studenten-ABO Jahres-ABO Einzelheftbestellung Das österreichische Verkehrsjournal einmal pro Quartal als Das österreichische Verkehrsjournal Einzelheft oder Abonnement bestellen unter T +43(0)664/517 09 69 [email protected] www.verkehrsjournal.at Verbesserung der Verkehrssicherheit Verbesserung der Verkehrssicherheit durch Road Safety Audit und Road Safety Inspection Remigiusz Moneta Einleitung Der Fokus, welcher mit der vorliegenden Arbeit verfolgt wird, liegt auf der Verdeutlichung, dass Verkehrssicherheit heutzutage eine große Rolle spielt. Die Erhöhung der Sicherheit muss nicht nur bei der Planung von neuen Projekten, sondern auch bei bestehender Infrastruktur berücksichtigt werden. Vor allem aufgrund von steigendem Verkehrsaufkommen, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr, müssen Maßnahmen getroffen werden, um das sichere Vorankommen für alle Verkehrsteilnehmer auf dem Straßennetz zu ermöglichen. Außerdem werden in dieser Bachelorarbeit zwei mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit – Road Safety Audit und Road Safety Inspection – beschrieben und anhand von Beispielen näher erläutert. Abschließend wird an einem, in der Praxis bereits umgesetztem, Modell gezeigt, wie mit Hilfe einer erfolgreich durchgeführten RSI (Road Safety Inspection) die Verkehrssicherheit in diesem Abschnitt verbessert wurde und welche Veränderungen (z.B.: Unfalldichte, Unfallrate) gezielt gesetzte Sicherheitsmaßnamen bewirkt haben. Relevanz der Themenstellung „In den 70er und 80er Jahren ist es durch eine Verbesserung des Sicherheitsstandards der Fahrzeuge und durch verkehrssicherheitspolitische Maßnahmen gelungen, die Zahl der Unfälle, im besonderen aber die Zahl der Verletzten und der Toten, abzusenken. Seit 1988 verzeichnen wir beim Unfallgeschehen eine Trendwende zum Schlechteren. Vor allem muß [sic!] uns die Tatsache zu denken geben, daß [sic!] Österreich bei den Verkehrstoten in der europäischen Statistik im Vorderfeld angesiedelt ist und 38 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 39 Erobern Verbesserung die low dercost Verkehrssicherheit carrier den luftverkehrsmarkt? die Gesamtentwicklung beweist die Notwendigkeit, uns kehrssicherheit) festgehalten, dass RSA (Road Safety ßen- Finanzierungs- Aktiengesellschaft), über die im fortwährend ernsthaft und rational mit den Fragen der Audit) und RSI (Road Safety Inspection) bereits in an- Wechselabschnitt der A2 Süd-Autobahn durchgeführte Verkehrssicherheit auseinanderzusetzen und sinnvolle deren Ländern erfolgreich betrieben werden und auch RSI, wird der dritte Teil des Hauptkapitels beginnen. Den Abschluss dieser Bachelorarbeit bilden eine kurze neue Maßnahmen gesetzlich zu verankern.“[Neisser/ in Österreich verstärkt umgesetzt werden sollen. Ziel ist Weiter vertieft wird diese Thematik durch eine, vom Zusammenfassung der wichtigsten Punkte und die Be- Kukacka, 1992] es, Unfallprävention zu betreiben, Planungsfehler aus- KfV eigens für diesen Autobahnabschnitt erarbeiteten, antwortung der Forschungsfrage, die in der Einleitung zubessern, um somit Unfälle zu verhindern und Kosten unveröffentlichten Statistik. Anhand von umfassenden aufgeworfen wurde. Abschließend werden persönliche einzusparen. Unfalldaten, die mir vom KfV übermittelt worden sind, Bemerkungen zur allgemeinen Situation und zu dem habe ich eine selbst erarbeitete Zusammenfassung von konkret ausgearbeiteten Beispiel angeführt. Um die Verkehrssicherheit zu verbessern und eine Reduktion der Unfallhäufigkeit zu erlangen, sind neben der Verkehrsüberwachung auch straßenbauliche Maßnah- Forschungsfrage men notwendig [vgl. Neisser/Kukacka, 1992]. Vorher/Nachher-Unfallzahlen erstellt. Zum besseren Vergleich der Vorher/Nachher-Unfallzahlen in diesem Wie kann die Verkehrssicherheit durch Road Safety Au- Straßenabschnitt gibt es KPI (Key Performance Indica- Unfallprävention zu betreiben heißt natürlich auf der dit und Road Safety Inspection verbessert werden und tors). Die Unfalldichte und die Unfallrate habe ich als einen Seite Schritte zu setzen, um die Verkehrsüberwa- wie können die, durch die Maßnahmen erzielten, Ver- Kennzahlen zum Vergleich herangezogen. chung zu steigern (z.B.: Radar, Section Control) und auf änderungen mithilfe von Key Performance Indicators der anderen Seite ist es auch wichtig, dass bereits bei der messbar gemacht werden? Hauptteil “Worldwide, deaths and injuries from road accidents have reached epidemic proportions. Present indications Aufbau der Arbeit Planung der Infrastruktur dem Thema Verkehrssicherheit eine hohe Relevanz zukommt und dass Abweichungen, messen. are that about 0.5 million people are killed and 15 million injured on the world’s roads every year. […] road Methodische Vorgehensweise die durch falsche Planung entstehen, mithilfe baulicher Im Hauptteil dieser Bachelorarbeit wird zunächst auf accidents are probably the third major cause of death in das Thema Verkehrssicherheit, anhand von einer Defini- the developed world.” [O’Flaherty et al, 2006] Maßnahmen konsequent beseitigt werden [vgl. Neisser/ Für die Erstellung dieser Bachelorarbeit wurde sowohl tion, Unfallstatistiken und Erläuterung der momentanen Kukacka, 1992]. deutsch- als auch englischsprachige Literatur verwen- Situation in Österreich im europäischen Vergleich, näher “Road safety audits (RSAs) […] safety tools that offer det. Es wurden Bücher, Fachjournale, Zeitschriften, wis- eingegangen. promise in reducing roadway crashes and fatalities.” „Momentan befindet sich ein Richtlinienvorschlag in senschaftliche Artikel und Dokumente aus dem Internet, [Wilson/Lipinski, 2004] der Diskussion, der sich mit einem Sicherheitsmanage- sowie Konferenzberichte und Papers miteinbezogen. Danach folgt eine Beschreibung und ausführliche Erklä- ment für die Straßenverkehrsinfrastruktur befasst […] Ziel ist es auch, aktuelle Berichte und Pressemeldungen rung von RSA und RSI mit einigen Beispielen zur bes- Unter Verkehrssicherheit wird der Grad der Zuverlässig- durchgreifende Veränderungen im Planungsprozess und in die Arbeit mit einfließen zu lassen, um eine qualita- seren Veranschaulichung. Näher eingegangen wird unter keit der Verkehrsmittel und –anlagen gesehen, die keine im Bestand von Straßen-(teil)netzen und Straßennetz- tiv hochwertige Recherche und Beantwortung der For- anderem auf Begriffsbestimmungen, Zielsetzungen und Gefährdungen und Unfälle im Verkehrsablauf verursa- abschnitten mit sich bringen wird.“[Lacroix/Gerlach, schungsfrage zu garantieren. den Ablauf von oben erwähnten Sicherheitsuntersu- chen [vgl. Schnabel et al, 1997]. chungen. 2009] Im ersten Abschnitt des Hauptteils wird zur Verdeutli- Verkehrssicherheit ist von folgenden grundlegenden „Durch die konsequente, regelmäßige und vor allem chung der Relevanz dieser Arbeit und zur allgemeinen Anschließend wird an einem reellen Beispiel analysiert, Faktoren abhängig [vgl. Lexikon der Wirtschaft, 1972]: flächendeckende Anwendung von Unfallhäufungsstel- Definition und Erläuterung des Begriffes „Verkehrssi- wie sich die Verkehrssicherheit in diesem Abschnitt ge- Art, Anzahl, technischer Zustand und Geschwindig- lenmanagement, Road Safety Inspection, Road Safety cherheit“ aus mehreren deutsch- und englischsprachigen bessert hat, nachdem eine RSI durchgeführt worden ist. keit der Verkehrsmittel, Audit […] könnte nach Schätzungen des Kuratorium für Quellen zitiert. Konkret handelt es sich hier um den Wechselabschnitt Gestaltung und Zustand der Verkehrswege sowie (km 68,7 – km 95,3 in Fahrtrichtung Wien) der A2 Süd- Einfluss der Naturbedingungen (z.B. Witterung), Verkehrssicherheit die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer um bis zu 150 verringert werden.“[KfV, 2009] Anschließend werden in dieser Arbeit anhand von wis- Autobahn in Niederösterreich. Es wird, sowohl der An- Verkehrsdichte, Diese Zitate bekräftigen die Wichtigkeit und Aktualität senschaftlichen Artikeln und Dokumenten aus dem lass für diese Sicherheitsuntersuchung, als auch die, zur Verhalten der Verkehrsteilnehmer. von Verkehrssicherheit in Europa. Diese Entwicklung Internet sowie mithilfe von Berichten und Pressemel- Verbesserung der Verkehrssicherheit, gesetzten Maß- ist nicht nur auf das ansteigende Verkehrsaufkommen, dungen die Begriffe RSA und RSI erklärt und mit Bei- nahmen beschrieben. Einerseits werden Abbildungen, Als sichtbarer Ausdruck der Verkehrssicherheit bzw. sondern auch auf die hohe Zahl der Verkehrsunfälle zu- spielen veranschaulicht. die Anzahl aller Unfälle in einem Zeitraum von acht Verkehrsunsicherheit kann das Unfallgeschehen heran- Jahren darlegen und andererseits werden KPI – Unfall- gezogen werden. Die Maßnahmen zur Erhöhung der Si- Mit zur Verfügung gestellten Daten und Informationen dichte und Unfallrate – für dieses Teilstück berechnet cherheit lassen sich in folgende 3 Gruppen einteilen: der Firma ASFINAG (Autobahnen- und Schnellstra- und dadurch die Veränderung der Verkehrssicherheit ge- rückzuführen. In einem Gespräch hat das KfV (Kuratorium für Ver40 Verkehrsjournal gesetzliche und polizeiliche Maßnahmen; Verkehrsjournal 41 Erobern die low Verbesserung dercost Verkehrssicherheit carrier den luftverkehrsmarkt? Verkehrserziehung; heitsprogramms ist es, die Zahl der Straßenverkehrs- und ingenieurmäßige Maßnahmen [vgl. Schnabel et unfälle bis zum Jahr 2010 auf rund 33.000 zu senken al, 1997]. und jene der Verkehrstoten auf etwa 500. Die für das Jahr 2008 prognostizierten Zielvorgaben wurden jedoch Mit Letzterem befassen sich die folgenden Abschnitte deutlich überschritten: um rund 4.800 bei den Unfällen dieser Arbeit. und um fast 100 bei den Verkehrstoten [vgl. www.statistik.at, 2009]. Unfallstatistiken Im internationalen Vergleich liegt Österreich bei der An2008 forderte der Straßenverkehr im Durchschnitt alle zahl von Todesfällen je 1 Mio. Einwohner mit 83 Ver- 10 Minuten eine verunglückte Person, in 12,9 Stunden kehrstoten im Mittelfeld, z.B. Frankreich (73), Deutsch- ein getöteter Mensch, hoch-gerechnet bedeutet das täg- land (60), Schweden (52) können weniger getötete lich durchschnittlich rund 107 Unfälle und beinahe 2 Personen im Straßenverkehr verzeichnen. Getötete [vgl. Statistik Austria, 2009]. Im Vergleich mit der EU 27 (86), EU 25 (84) und EU 15 Wie Abbildung 1 verdeutlicht, verbessern sich diese (73) liegt Österreich gleich auf. Details siehe Abbildung Zahlen von Jahr zu Jahr, dennoch gibt es immer noch 2. zu viele Unfälle auf dem österreichischen Straßennetz. Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den Maßnah- Sicherheitsuntersuchungen Abb.1: Unfallgeschehen nach Straßenarten men, die zur Verbesserung dieser Situation beitragen könnten. Die Österreichische Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr hat gemeinsam mit dem BMVIT Im Jahr 2008 ereigneten sich auf Österreichs Straßen (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Tech- insgesamt 39.173 Verkehrsunfälle. Im Vergleich zu 2007 nologie), der ASFINAG und den Landesbaudirektionen ging die Anzahl um 4,7 % zurück. Bei der Betrachtung der Bundesländer im September 2006 und März 2007 2 von Autobahnen und Schnellstraßen verringerten sich Richtlinien zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf die Unfallzahlen 2008 um 13,3 % auf 1.854 und um 2,1 Österreichs Straßen herausgebracht. % auf 237. Road Safety Audit Die Zahl der verletzten Personen im Straßenverkehr Die RVS (Richtlinien und Vorschriften für den Straßen- sank gegenüber 2007 um 5,1 % auf 50.521, jene der ge- bau) 02.02.33 September 2006 regelt das Verkehrssi- töteten nur geringfügig auf 679. cherheitsaudit und ist sowohl im Bereich der Landesstraßen, als auch außerhalb des Landesstraßenbereiches Mit 679 Todesopfern konnte 2008 zwar wieder der bis- anzuwenden. her niedrigste Wert seit Beginn der einheitlich geführten Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1961 verzeichnet wer- Allgemeines den, der Rückgang um 12 Getötete oder 1,7% fiel jedoch Bei der Planung von neuen Projekten, ob jetzt Stra- deutlich geringer als in den Jahren 2004 bis 2007 aus, ßen, Wohnanlagen oder Einkaufszentren, müssen in denen ein durchschnittlicher jährlicher Rückgang von viele verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen 7,7% verzeichnet wurde [vgl. www.statistik.at, 2009]. von unterschiedlichen Nutzern mitberücksichtigt werden. Sehr viele Sicherheitsdefizite auf Straßen Die Zielvorgabe des österreichischen Verkehrssicher42 Verkehrsjournal sind auf Fehler in der Planungsphase zurückzufüh- Abb.2: Anzahl an Todesfällen je 1 Million Einwohner Verkehrsjournal 43 ren. Durch Richtlinien und Gesetze sollen potentielle nungen von Straßen mit öffentlichem Verkehr ein- Untersuchungen muss der beauftragte Auditor alle - Verkehrslichtsignalanlagen / Kreisverkehr, Unfall- bzw. Gefahrenstellen in der Planungsperio- gesetzt. Die Entscheidung zur Durchführung dieses festgestellten Mängel und erarbeiteten Lösungsvor- - Querungsmöglichkeiten für Fußgänger, de berücksichtigt werden, um dadurch eine Verbes- Audits obliegt dem Straßenerhalter. schläge in einem schriftlichen Mängelbericht bzw. - Planung Radverkehr, serung der Unfallprävention zu gewährleisten [vgl. Verkehrssicherheitsaudits können außerdem bei al- Auditbericht dokumentieren und begründen. Der - Sichtbeziehungen (Bepflanzung, Lärmschutzein- RVS, 2006]. len anderen Maßnahmen des Verkehrsmanagements, Auditbericht ist klar zu strukturieren und die aufge- richtungen…). größeren Sanierungs- und Baustellenprojekten, sowie zeigten Mängel und Lösungsvorschläge übersicht- Begriffsbestimmungen bei Fragen der Raumplanung und Flächenwidmung lich in tabellarischer Form darzustellen [vgl. RVS, Road Safety Inspection Bei RSA (Verkehrssicherheitsaudit) handelt es sich als Mittel zur Verbesserung der Verkehrssicherheit 2006]. Die RVS 02.02.34 März 2007 befasst sich mit der Durch- um ein Verfahren zur Prüfung der Sicherheitsaspekte eingesetzt werden [vgl. RVS, 2006]. Werden im Auditbericht angeführte Mängel vom führung von RSI von Straßen mit öffentlichem Verkehr. während der Planung von Bauvorhaben und somit Für eine optimale Erreichung der oben genannten Auftraggeber nicht behoben, muss er die Gründe für zur Vermeidung bzw. Verringerung von Unfallrisiken Ziele sind sowohl prozess- als auch inhaltsorientierte sein Handeln in einem Ausnahmebericht nachvoll- Allgemeines [vgl. RVS, 2006]. Grundsätze zu beachten. ziehbar offen legen [vgl. RVS, 2006]. Die RSI soll ergänzend zur örtlichen Verkehrssi- Der Regelfall bei einfachen Planungsverfahren ist, cherheitsarbeit und Analyse für die Sanierung von Zielsetzungen Ablauf dass das Audit für die gesamte Planungsphase durch- Unfallhäufungs- und Gefahrenstellen, einen Beitrag Das generelle Ziel ist die optimale Gewährleistung Die Beauftragung erfolgt grundsätzlich durch den geführt wird. Bei Großprojekten wird das Audit in zur Verbesserung der Sicherheit leisten [vgl. RVS, der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer- Auftraggeber der Planung. Alle weiteren Berichte einem mehrstufigen Verfahren durchgeführt, wobei 2007]. gruppen. Um dieses Ziel bestmöglich umsetzen zu und Informationen werden über ihn verteilt. Eine di- eine Unterteilung der Planungsphase in 4 Phasen er- können, ist eine ganzheitliche Betrachtung der Situ- rekte Zusammenarbeit zwischen Planer und Auditor folgt. ation sowie die Berücksichtigung aller Nutzer und ist nur in Ausnahmefällen vorgesehen. ihrer unterschiedlichen Ansprüche notwendig. Die Auditoren sind Experten mit Erfahrung auf dem Die Schwerpunkte der Auditierung liegen vor allem technische Bestandsprüfung für einen Abschnitt Durch erfolgreiche RSAs können nicht nur volks- Gebiet der Verkehrssicherheit, Verkehrstechnik und auf der Untersuchung und Verbesserung der einer Straße unter Beachtung von Grundsätzen der wirtschaftliche Unfallfolgekosten, sondern auch Ko- Verkehrs- und Straßenplanung. Darüber hinaus ha- - Linienführung (z.B. enge Kurvenradien), Qualitätssicherung, um Unfallrisiken und Unfallge- sten für nachträgliche Umbauten reduziert werden ben sie Kenntnisse über Straßenbau und Straße- - Querneigung der Straße – zur Verbesserung des fahren zu minimieren [vgl. RVS, 2007]. [vgl. RVS, 2006]. nerhaltung, Verkehrsmanagement und Verkehrs- Wasserabflusses, verhalten aller Teilnehmer. Die Verkehrsexperten - bessere Erkennbarkeit der Beschilderung, Zielsetzungen Anwendungsbereich beurteilen unabhängig vom Planer ausschließlich - Markierungen, Ziel ist es auf dem bestehenden Straßennetz, RSA wird für sicherheitsrelevante Neu- und Umpla- die Verkehrssicherheit eines Projektes. Nach allen - Geschwindigkeitslimits, Schwachstellen zu finden und zu analysieren, um die 44 Verkehrsjournal Begriffsbestimmungen Unter RSI versteht man eine verkehrssicherheits- Verkehrsjournal 45 Verbesserung der Verkehrssicherheit Verkehrssicherheit zu erhöhen, Unfälle zu vermeiden durchgeführte RSI erzielt wurden. Einerseits werden und Unfallfolgekosten zu verringern. Ablauf allgemeine Informationen über diese Sicherheitsunter- Die RSI ist eine moderne Form der Qualitätssiche- Bei der RSI erfolgt die Einleitung des Verfahrens suchung dargelegt, und andererseits wird anhand von rung für eine verkehrssichere und einheitliche Stra- durch die Verkehrsbehörde oder durch den Straßener- Unfallstatistiken und KPI versucht, die Veränderung ßenanlage, Straßenausstattung und Straßenausrü- halter. Danach wird von den zuständigen RS-Inspek- messbar zu machen. stung und dient der Unfallprävention und Minderung toren die Sicherheitsprüfung und die Identifizierung der Unfallfolgen. Durch das Erreichen der Haupt- von potenziellen Sicherheitsdefiziten durchgeführt Road Safety Inspection – A2 Süd-Autobahn ziele kann ein hohes Maß an volkswirtschaftlichen und Lösungsvorschläge, die im Endbericht bzw. Nachfolgende Unterkapitel werden mit zur Verfügung Kosten eingespart werden. Eine RSI ist eine Sicher- RSI-Bericht festgehalten werden, erarbeitet. Werden gestellten Daten und umfangreichen Informationen der heitsinspektion und nicht mit einer herkömmlichen die aufgezeigten Mängel bzw. Vorschläge der RSI Firma ASFINAG beschrieben. Wartungsbefahrung vergleichbar [vgl. RVS, 2007]. nicht umgesetzt, müssen in einem Ausnahmebericht durch den Straßenerhalter die Begründungen und die Anlass für die RSI Verantwortlichkeiten klargestellt werden. Außerdem Ausgangspunkt für diese RSI war das österreichische Anlässe für die Durchführung einer RSI müssen Zeitpläne für Lösungsmöglichkeiten und de- Verkehrssicherheitsprogram 2002–2010. In Abspra- Im Sinne der Qualitätssicherung erfolgt der Auftrag ren Umsetzung ausgewiesen werden. Der Ausnahme- che mit der ASFINAG wurden Ziele und Maßnah- zur Durchführung einer RSI durch die Verkehrsbe- bericht ist wesentlicher Bestandteil des RSI-Verfah- men für das Autobahnen- und Schnellstraßennetz hörde oder durch den Straßenerhalter. Meistens wird rens und somit Teil der gesamten Sicherheitsprüfung entwickelt, um die Verkehrssicherheit auf dem hoch- diese Untersuchung an Unfallhäufungsstellen [vgl. [vgl. RVS, 2007]. rangigen Straßennetz zu verbessern. len über längere Streckenabschnitte (300–500m) ein- Für die Erstellung des RSI-Befundes wird der zu un- Wie bereits beschrieben ist das Ziel der RSI die pe- geleitet. Bremsspuren, umgefahrene Leitpflöcke und tersuchende Straßenabschnitt unter anderem auf fol- riodische Überprüfung des gesamten Straßennetzes angefahrene Verkehrszeichen sind weitere Indizien, gende Schwerpunkte untersucht: (inklusive Straßenumfeld) hinsichtlich potentieller die eine genauere Untersuchung der Unfallstelle - Sichtverhältnisse, Sicherheitsmängel, um Unfallprävention gezielter zu veranlassen können. Die Informationsbereitstellung - Straßenausrüstung (Bodenmarkierung, Wegwei- betreiben. durch die Polizei, die Straßenmeisterei, die Autofah- sung, Verkehrslichtsignalanlagen…), rerclubs und durch Bürger kann zur Verbesserung - Beleuchtung und Leuchtanordnung, One of the main tasks in a program for improving der Verkehrssicherheit führen [vgl. RVS, 2007]. - Störfaktoren (Blendungen, Maskierungen durch road safety is the identification of a list of hazardous Leuchtreklamen), locations that show evidence of high accident risk. Grundsätze - Fahrbahnzustand (Aquaplaning, Fahrbahngriffig- Hazardous locations, referred to as black spots or hot Für die Sanierung von Straßen sind einfache und keit…), spots, can be defined as places with high accident rasch umsetzbare Sicherheitsmaßnahmen durchzu- - lokalspezifische meteorologische Zusammenhän- frequency or risk when involving both frequency and führen. Wenn dies nicht möglich ist und endgültige ge (Nebel, Wind-, Witterungseinflüsse u.dgl.) [vgl. severity of the accidents [vgl. Miranda-Moreno et al, Maßnahmen einer längeren Umsetzungszeit bedür- RVS, 2007]. 2005]. O’Flaherty et al, 2006] und bei gleichartigen Unfäl- fen, sind Sofortmaßnahmen vorzunehmen. Bei der Durchführung der RSI sind folgende Prin- Praxisbeispiel – A2 Süd-Autobahn am Wechsel in NÖ zipien von besonderer Bedeutung: 46 Verkehrsjournal Diese oben beschriebenen Orte werden als adäquate Kandidaten für technische Inspektionen und Sanierungsarbeiten, wie z.B. Aufstellung neuer Kontrol- - Ganzheitliche Betrachtung des Straßenraumes, Wie bereits in der Einleitung beschrieben wird in die- leinrichtungen und Verbesserung der Geländegeo- - Berücksichtigung der Interaktion von Mensch, sem Kapitel der Bachelorarbeit an einem reellen Bei- metrie, betrachtet [vgl. Miranda-Moreno, 2005]. Fahrzeug und Straße, spiel – Teilstück der A2 Süd-Autobahn am Wechsel in - Wechselwirkungen vom Umfeld und Fahrverhalten Niederösterreich – analysiert, welche Verbesserungen In einer Untersuchung wurden, ausgehend von ei- [vgl. RVS, 2007]. der Verkehrssicherheit durch eine in diesem Abschnitt ner detaillierten Unfallanalyse (Ausweisung von Verkehrsjournal 47 Verbesserung der Verkehrssicherheit Unfallhäufungsstellen, Unfallraten, Unfalltypen, rungs- und Fahrbahnsituationen, wurde diese informationsreiche Ausarbeitung gefiltert, Verletzungsschwere etc.) des österreichischen Au- - Verbesserte Kenntlichmachung der Straßenführung zusammengefasst und die Ergebnisse in Abbildung 3 tobahnen- und Schnellstraßennetzes, vier Untersu- in Kurvenbereichen. übersichtlich dargestellt. ausgewählt, um eine detaillierte Überprüfung des Langfristige Maßnahmen sind z.B. Der Vergleich dieses Autobahnabschnittes für einen Zeit- Unfallgeschehens, der Anlageverhältnisse und des - Änderung der Querneigungsverhältnisse zur voll- raum von jeweils 4 Jahren vor und nach der RSI führte Fahrbahnzustandes durchzuführen. ständigeren Wahrnehmung der technischen Stan- zu folgendem Ergebnis: In den Jahren 2005 bis 2008 dards, ereigneten sich insgesamt 121 Verkehrsunfälle. Im Ver- Der hier beschriebene Autobahnabschnitt am Wech- - Verlängerung der Querneigungswechselstrecke, gleich zum Zeitraum vor der Sicherheitsuntersuchung sel in Niederösterreich wurde aufgrund der erheblich - Verbreiterung des Pannenstreifens insbesondere aus stieg die Anzahl um 18,6 % an. Diese Steigerung ist höheren Unfallrate (Unfälle pro 1 Million Kfz-Kilo- betrieblichen Gründen. teilweise aber nicht ausschließlich auf das zunehmende chungsstrecken gemeinsam mit dem Auftraggeber meter), verglichen mit anderen Autobahnabschnitten, ausgewählt. Verkehrsaufkommen und die steigende Anzahl an PKW Section Control zurück zuführen [vgl. Statistik Austria, 2009]. Sondern Die Errichtung der SC (Section Control) am Wechsel auch auf die zu kurz gewählte Betrachtungsdauer, denn Genauer Untersuchungsbereich der RSI war die A2 wurde in einer Verkehrsverhandlung am 13.10.2003 ein Vorher/Nachher-Vergleich über eine größere Zeit- Süd-Autobahn im Wechselabschnitt (km 68,7 – km beschlossen. Die Betriebsaufnahme erfolgte im Fe- spanne als 4 Jahre wäre aussagekräftiger. 95,3) in Fahrtrichtung Wien. Durchgeführt wurde bruar 2005 und in den nachfolgenden Jahren war die diese Untersuchung durch das KfV in Zusammenar- SC in Betrieb. Da jedoch in den Jahren 2006 und Bei der Betrachtung von Unfällen im SC Abschnitt ver- beit mit dem Büro NAST 2003 (Berichtsabschluss 2007 Bauarbeiten im Bereich der SC-Anlage stattge- ringerten sich die Unfallzahlen prozentual zu den Ge- 2004). funden haben, war diese Sicherheitseinrichtung nicht samtunfällen von 46 % auf 43 %. immer in Betrieb. Maßnahmen Eine positive Entwicklung ist bei der Unfallschwere zu Im Folgenden werden die wesentlichen Maßnahmen Aufgrund dieser Tatsache kann angenommen wer- beachten. Die Zahl der leicht verletzten, schwer verletz- dieser Untersuchungsstrecke vorgestellt. Dabei wird den, dass die Analyse von Geschwindigkeiten bzw. ten und getöteten Personen ist prozentual zu den beteili- zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Bestim- Unfalldaten verzerrt ist und kritisch hinterfragt wer- gten Personen niedriger als im Zeitraum 2001 bis 2004. mungen unterschieden: den sollte. Dennoch sollte an dieser Stelle angemerkt Bei diesem Punkt muss kritisch hinterfragt werden, ob werden, dass sich die Autofahrer beim Passieren die gesamte Verbesserung bei den Unfallfolgen auf die Kurzfristige Maßnahmen sind z.B. dieses Bereiches vermutlich an die Höchstgeschwin- RSI zurück zu führen ist. Ein sehr wesentlicher Faktor, - Section Control zwischen Edlitz und Grimmenstein digkeit gehalten haben, da ihnen die Aktivität der SC der sicherlich zu dieser Entwicklung beigetragen hat, ist (km 73,037 – km 67,093), ungewiss war und somit ist der Sinn und Zweck die- die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung von - Aufstellung von Wechselverkehrszeichen zur Stre- ser Sicherheitseinrichtung erfüllt worden. aktiver und passiver Fahrzeugsicherheit durch die Au- ckenbeeinflussung, tohersteller. - Leitwinkel, Unfallstatistik – A2 Süd-Autobahn - Markierung mit erhöhter Nachtsichtbarkeit bei In weiterer Folge wird die Unfallhäufigkeit und –schwe- Um dieser Unfallstatistik noch mehr Aussagekraft zu Nässe, re im Wechselabschnitt zwischen km 68,7–km 95,3 in geben, sollte das Baujahr jedes Unfallfahrzeuges in das - Permanente Bestückung eines Radars, Fahrtrichtung Wien betrachtet. Es werden Daten vor Endergebnis miteinbezogen werden. - Optimierung des Winterdienstes. (d.h. 2001 bis 2004) und nach (d.h. 2005 bis 2008) der RSI gegenüber gestellt und verglichen. Mittelfristige Maßnahmen sind z.B. Key Performance Indicators In diesem Abschnitt werden Unfallrelativzahlen wie Un- - Verbesserung der Sichtverhältnisse durch Schaf- Dem Autor wurde eine, vom KfV eigens für diesen Au- falldichte und Unfallrate beschrieben. Mithilfe von KPI fung entsprechender Sichträume, tobahnabschnitt erarbeitete, unveröffentlichte Statistik kann festgestellt werden, ob die durchgeführte RSI ihren - Verkehrsbeeinflussungsanlagen für kritische Witte- in PDF-Format zur Verfügung gestellt. Anschließend Sinn und Zweck erfüllt hat, nämlich ob die Unfallraten 48 Verkehrsjournal www.verkehrsjournal.at Verkehrsjournal 29 Verbesserung der Verkehrssicherheit Abb.3: Unfallstatistik A2 Süd-Autobahn am Wechsel gesunken sind und somit die Verkehrssicherheit verbes- Dieser KPI bezieht – im Unterschied zur Unfalldichte sert wurde. UD – die Verkehrsmengen mit ein. Dies ermöglicht einen Vergleich zwischen verschiedenen Straßen, Unfalldichte Straßennetzen und Ländern bzw. Aussagen über die Der KPI „Unfalldichte UD“ gibt an, wie viel Unfälle Entwicklung des Unfallgeschehens in Abhängigkeit sich jährlich, bezogen auf 1 km Streckenlänge, ereig- von der Entwicklung des Verkehrsgeschehens [vgl. net haben [vgl. Schnabel et al, 1997]. BOKU, 2009]. Im gesamten Wechselabschnitt lag eine durchschnitt- Für die Berechnung der Unfallrate UR wird zusätz- liche Unfalldichte UD in den Jahren 2001 bis 2004 lich zu den bereits vorhanden Daten noch der DTV vor der RSI von 0,959 Unfälle/km vor. Durch die hö- (durchschnittlich täglicher Verkehr) benötigt. Der here Anzahl von Unfällen im Beobachtungszeitraum für diese Arbeit relevante DTV (Montag–Sonntag, nach der RSI erhöhte sich die UD auf 1,137 Unfäl- Kfz/24h) in Fahrtrichtung Wien für alle Kfz (PKW le/km. + LKW) wird bei der Dauerzählstelle Grimmenstein km 67,23 gemessen. Alle nachfolgenden Daten und 50 Verkehrsjournal Unfallrate Informationen habe ich von der ASFINAG Autobahn Mithilfe der „Unfallrate UR“ kann die Anzahl der Service GmbH Ost, Abteilung Verkehrsmanagement Unfälle pro 1 Million Kfz-Kilometer, unter Berück- / Verkehrsstatistik erhalten. Folgende Informationen sichtigung der Verkehrsstärke berechnet werden. sind für eine exakte Interpretation dieser Auswertung Verkehrsjournal 51 Verbesserung der Verkehrssicherheit notwendig: schon sehr hohe (im Vergleich zum gesamten ASFI- sich vor allem von Letzterem – „RSA“ und „RSI“ – eine Sinn und Zweck verfolgen und auch erfüllen. Das Ziel Die Daten aus den Jahren 2001 bis 2007 wurden, im- NAG Straßennetz) UR vor der RSI zu verzeichnen. Verbesserung der Situation und somit weniger Unfälle. von RSA und RSI ist das Herabsenken von Risiken im mer auf die gleiche Weise, durch Induktionsschleifen Eine wichtige Anmerkung, die bei der Interpretation [vgl. Schnieder et al, 2007] in der Fahrbahn ermit- dieser Kennzahl zu beachten ist: Die Daten aus dem Somit stellt sich die Frage: Wie kann die Verkehrssicher- telt. Jahr 2004 sind nicht vollständig, da die Dauerzähl- heit durch Road Safety Audit und Road Safety Inspec- stelle in diesem Jahr nur 107 Tage eingeschaltet war. tion verbessert werden und wie können die, durch die Mithilfe von KPI kann klar definiert werden, welche Ab dem Jahr 2008 werden alle Fahrzeuge mithilfe Die Anlage war am Anfang und Ende des Jahres ak- Maßnahmen erzielten, Veränderungen mithilfe von Key Kennzahlen, Daten und Informationen in den Beurtei- von Überkopfsensoren durch Radar, Infrarot und tiv. Dadurch fehlen bei diesem DTV die Sommermo- Performance Indicators messbar gemacht werden?“ lungsprozess der durchgeführten Maßnahmen einflie- Ultraschall erfasst. Durch die, aus technischer Sicht, nate und somit auch der Urlaubsverkehr. unterschiedliche Erfassung der Daten können diese Straßenverkehr und somit die Verbesserung der Verkehrssicherheit. ßen. Es kann festgestellt werden, ob die vorgegebenen Beide Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit Ziele erfüllt worden sind und ob somit die Sicherheitsmaßnahmen ihren Sinn und Zweck erfüllt haben. nicht miteinander verglichen und somit keine Ver- Falls für das Jahr 2004 eine Annahme getroffen wird – sowohl RSA als auch RSI – erfordern eine enge Zu- kehrsentwicklung berechnet werden. und mit einem DTV von circa 19000 die Unfallrate sammenarbeit der Auftraggeber, Planer und Auditoren. berechnet wird, ändert sich die Kennzahl wie folgt: Die Abläufe dieser Sicherheitsuntersuchungen können KPI können die, durch die Maßnahmen erzielten, Verän- Grundsätzlich haben alle verwendeten Sensoren eine Die UR vor der RSI beträgt jetzt 0,147 Unfälle/1 wie folgt kurz zusammengefasst werden. derungen messbar machen und somit ihre Aufgabe der hohe Genauigkeit. Jedoch kann nicht davon ausge- Million Kfz-km. Der Vorher/Nachher-Unterschied Ablauf RSA: Beurteilung der Maßnahmen fundiert wahrnehmen. gangen werden, dass alle Technologien immer gleich ist jetzt geringfügig größer. Grundsätzlich kann fest- Auftragserteilung, zählen bzw. immer die gleiche Abweichung besitzen. gehalten werden, dass bei der Betrachtung dieser Verkehrsexperten beurteilen die Verkehrssicherheit Am Beispiel eines Praxisprojektes habe ich den Wech- Wenn bei den Induktionsschleifen eine Abweichung Kennzahl es zu keiner Verbesserung der Verkehrssi- eines Projektes selabschnitt auf der A2 Süd-Autobahn in Fahrtrichtung von +1 % auftritt und bei den Überkopfsensoren eine cherheit in diesem Abschnitt geführt hat. Darlegung eines Auditberichtes, Wien (km 68,7 – km 95,3) untersucht. Aufgrund der Durchführung der im Auditbericht vorgeschlagenen erheblich höheren Unfallrate, verglichen mit anderen Verglichen mit der Zielvorgabe und der aktuellen Maßnahmen bzw. Ablehnung mit dazugehöriger Be- Autobahnabschnitten, wurde 2004 eine RSI in diesem Unfallrate am ASFINAG-Straßennetz von UR = gründung. Bereich durchgeführt. Verzerrung von -1 %, entsteht bei der Berechnung von Verkehrsentwicklungen ein großer Unterschied. Da die Daten aus dem Jahr 2008 nicht mit den vorhe- 0,087 weist der Wechselabschnitt auf der A2 Süd- rigen Ergebnissen verglichen werden können, wird Autobahn in Fahrrichtung Wien einen sehr hohen Ablauf RSI als Qualitätssicherung und Verkehrsicher- Das Ergebnis meiner Untersuchungen war sehr überra- dieser Zeitraum für die Berechnung weggelassen. Wert auf (UR = 0,164). heitgewährleistung: schend. Obwohl Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt Somit ergibt sich ein neuer Betrachtungszeitraum Auftragserteilung, worden sind, war keine Verbesserung der Verkehrssi- Durch diese sehr hohe Abweichung von 88,5 % wur- RS-Inspektoren führen die Sicherheitsprüfung und cherheit die Folge – im Gegenteil, die Unfalldichte und de dieser Abschnitt für eine RSI ausgewählt. Es han- die Identifizierung von potenziellen Sicherheitsdefi- Unfallrate nahmen im Zeitvergleich zu. Durch die Berechnung der Unfallrate UR für den delt sich hier um eine Unfallhäufungsstelle oder auch ziten durch, Wechselabschnitt der A2 Süd-Autobahn kann dieser Black Spot genannt. Umsetzung der im RSI-Bericht vorgeschlagenen Ver- An dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass ein Vor- besserungsmaßnahmen bzw. Ablehnung mit Begrün- her/Nachher-Vergleich über eine größere Zeitspanne als dung und Abgrenzung der Verantwortlichkeiten. 4 Jahre aussagekräftiger ist. von 3 Jahren vor und nach der RSI. KPI für einen Vorher/Nachher-Vergleich, aber auch zum Vergleich des übrigen hochrangigen Straßennetzes und anderen Ländern herangezogen werden. m Zusammenfassung & Ausblick Wie bereits beschrieben, ermöglicht diese Kennzahl Erstellung von Zeitplänen für Lösungsmöglichkeiten und deren Umsetzung. Meiner Meinung nach sind alle Maßnahmen, die das Aussagen über die Entwicklung des Unfallgesche- Erhöhtes Verkehrsaufkommen und der drastische An- hens in Abhängigkeit von der Entwicklung des Ver- stieg von Unfällen, Verletzten und auch Toten lässt dem Der Straßenverkehr als System muss ganzheitlich be- „RSI“, von großer Bedeutung. kehrsgeschehens. Thema Verkehrssicherheit eine immer höher werdende trachtet werden und auch die Interaktion von Mensch, Was mir jedoch im Zuge dieser Bachelorarbeit aufgefal- Bedeutung zukommen. Fahrzeug und Straße darf nicht außer Acht gelassen len ist, ist die Tatsache, dass es sowohl vor als auch nach werden. Diese Grundsätze müssen bei der Planung und der RSI auf der A2 zwei, drei markante Stellen gibt, die eine hohe Unfalldichte aufweisen. Zusammengefasst ergibt sich eine UR für 2002 bis Ziel Verkehrssicherheit verfolgen, so auch „RSA“ und 2004 von 0,156 Unfälle/1 Million Kfz-km und für Die Verkehrssicherheit kann durch Autohersteller und Durchführung beider Maßnahmen berücksichtig wer- 2005 bis 2007 nach der RSI von 0,164. Auch bei der durch Verkehrsplaner in den Bereichen Straßenplanung den. Jede Maßnahme ist mit Aufwand – Zeit und Kapi- Berechnung dieser Kennzahl ist ein Anstieg auf die und Straßenbau verbessert werden. Das KfV verspricht tal – verbunden. Deshalb müssen sie einen bestimmten 52 Verkehrsjournal RS-Inspektoren sollten sich besonders für solche kriVerkehrsjournal 53 Verbesserung der Verkehrssicherheit tischen Bereiche, wo sich innerhalb eines Tages 3 Unfälle bei der gleichen Kilometermarkierung ereignen, detailliertere Maßnahmen überlegen, um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Remigiusz Moneta studiert an der Fachhochschule des bfi Wien berufsbegleitend „Logistik und Transportmanagement“, das er im Juni 2010 erfolgreich abschließen wird. Er hat zwei Jahre bei dem international tätigen Logistikdienstleister LKW Walter in der Division Italien–Polen gearbeitet. Um seinen beruflichen Horizont zu erweitern und seine fachliche Ausbildung zu festigen, ist er seit Anfang 2009 beim Kosmetikunternehmen La Ric Cosmetics tätig. Als Logistikleiter dieses Mittelunternehmens ist er für die Organisation internationaler Transporte und für Messeprojekte zuständig. Literatur Bücher Neisser, Heinrich / Kukacka, Helmut: Verkehrssicherheit, Wien, 1992. O´Flaherty, Coleman A. u.a.: Transport Planning and Traffic Engineering, 6. Auflage, Oxford / Burlington, 2006. Schnabel, Werner u.a.: Grundlagen der Straßenverkehrstechnik und der Verkehrsplanung / Band 1 Verkehrstechnik, 2. Auflage, Berlin, 1997. Schnieder, Eckehard u.a.: Verkehrsleittechnik / Automatisierung des Straßen- und Schienenverkehrs, Berlin, 2007. Papers von Institutionen Miranda-Moreno, Luis F. u.a.: Alternative Risk Models for Ranking Locations for Safety Improvement, in: Transportation Research Record / Journal of the Transportation Research Board / Transportation Research Board of the National Academies, 2005, No. 1908. Statistik Austria: Folder Straßenverkehrsunfälle 2006 bis 2008, 2009. Wilson, Eugene M. / Lipinski, Martin E.: Road Safety Audits / A Synthesis of Highway Practice, in: NCHRP National Cooperative Highway Research Program / Journal of the Transportation Research Board / Transportation Research Board of the National Academies, 2004, Synthesis 336. Richtlinien RVS 02.02.33, 2006: Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen / Verkehrssicherheitsaudit, Wien, 2006. RVS 02.02.34, 1995: Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen / Road Safety Inspection, Wien, 2007. Lexika Lexikon der Wirtschaft / Band Verkehr, transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin, 1972. Internet http://www.statistik.at/web_de/statistiken/verkehr/strasse/unfaelle_mit_ personenschaden/index.html [10.07.2009] http://www.rali.boku.ac.at/fileadmin/_/H85/H856/Downloads_Skripten/856101_D_Skriptum_09.pdf [Stand: 10.07.2009] http://www.kfv.at/fileadmin/Pressemappen/Verkehr/EuroRAP/PA-EuroRAP.pdf [Stand: 10.07.2009] http://www.svpt.de/Publikationen/Sicherheitsmanagement.pdf [Stand: 10.07.2009] http://www.asfinag.at/index.php?module=Pagesetter&func=viewpub&tid =308&pid=306&idtopic=140 [10.07.2009] http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/graphToolClosed.do?tab=graph &init=1&plugin=1&language=de&pcode=tsdtr420&toolbox=legend [10.07.2009] http://www.statistik.at/web_de/statistiken/verkehr/strasse/unfaelle_mit_ personenschaden/019877.html [10.07.2009] 54 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 55 Transitverkehrspolitik der Schweiz Transitverkehrspolitik der Schweiz Michael Ertl 56 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 57 Transitverkehrspolitik der Schweiz Einleitung Allgemeines Der Alpenraum leidet unter dem stetig steigenden Ver- In diesem einführenden Kapitel werden die wichtigsten kehrsaufkommen und die dadurch entstehenden Schäden Begriffe genauer definiert. Des Weiteren erfolgen ein und Kosten. Insbesondere die Schweiz, dessen geogra- kurzer Abriss der Schweizer Ge-schichte sowie ein ge- phische Lage und das daraus resultierende Transitver- ografischer Überblick. Anschließend ein Abbruch der kehrsproblem, stellt die Verkehrspolitik des Landes vor Entwicklung des Verkehrs in dieser Region sowie dessen große Herausforderungen. Entwicklung der Straßen- und Schieneninfrastruktur. Die Schweiz gehört, im Gegensatz zu den beiden eben- Definitionen Abb.1:Nationalstraßennetz falls vom Transit-verkehr betroffenen Alpenraumländern Frankreich und Österreich, nicht der Europäischen Transitverkehr Union an. Im Einzelnen versteht man unter Verkehr alle Maßnah- Abb.2: Schienennetz men die der Orts-veränderungen von Gütern, Personen Methodik und Nachrichten dienen [vgl. Kummer, 2006]. Als Tran- men. Die Alpen stellen ein natürliches Hindernis zwi- technik.geschichte-schweiz.ch, 2008]. Das Straßenwe- sit bezeichnet man alle Verkehrs- und Warenströme, die schen den nördlichen und südlichen Wirtschaftssektoren sen war bis Anfang der fünfziger Jahre noch kantonal Diese wissenschaftliche Arbeit basiert auf einer voran- ein Gebiet durchqueren ohne dass die physischen Güter Europas dar. Dieser Alpenriegel lässt nur wenig Über- geregelt. Erst 1958 haben die Schweizer mit fast 85% gegangenen Literaturrecherche ausgewählter Werke zolltechnisch abgefertigt, werden [vgl. www.logistikwo- gänge zu. Um die Beziehungen und den Handel zu för- einer Verfassungsänderung zugestimmt, die den Bau aus den Bereichen Verkehr, Verkehrspolitik, Verkehrs- erterbuch.or.at, 2008]. Folglich wird unter dem Begriff dern wurden immer wieder neue und schnellere Wege eines nationalen Straßennetzes ermöglichte. Das Nati- wirtschaft und Alpenverkehrspolitik. Die gewonnenen Transitverkehr jener Verkehr innerhalb eines Staates durch die Alpen geschaffen. Einerseits ist die Schweiz onalstraßengesetz von 1960 legt die Nationalstraßen als theoretischen Erkenntnisse werden mit statistischem verstanden, bei dem weder die Quelle (Versender) noch als rohstoffarmes aber wirtschaftlich starkes Land auf Gemeinschaftswerk von Bund und Kantonen fest [vgl. Datenmaterial und im Vorfeld eingeholten Expertenmei- die Senke (Empfänger) in dem betreffenden Staat liegt eine gute Verkehrsverbindung angewiesen. Anderer- Liechti, 2000]. Seither wurde das Netz kontinuierlich nungen verglichen und bewertet. [vgl. Kummer, 2006]. Abgrenzend dazu Verkehre deren seits hat die Schweiz in der kürzeren Vergangenheit ein ausgebaut und erreichte Ende 2006 eine Gesamtlän- Quelle und Senke innerhalb eines Staates liegen, diese durchaus alarmierendes Verkehrswachstum erlebt [vgl. ge von 1758 Kilometer beziehungsweise 93% der ge- werden als Binnenverkehr im engeren Sinne be-zeichnet technik.geschichte-schweiz.ch, 2008]. planten Gesamtlänge. Der festgelegte Ziel-wert liegt Aufbau der Arbeit [vgl. Kummer, 2006]. Die Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf den al- bei 1892 Kilometer und soll im Jahre 2020 erreicht sein Die Schweiz besitzt eine wichtige Aufgabe als Transit- [vgl. www.bfs.admin.ch, 2008]. Die nachfolgende Ab- penquerenden Güterverkehr. Der Personenverkehr wird Verkehrspolitik land für den europäischen Nord-Süd-Verkehr und hat bildung zeigt das derzeitige Straßennetz (Stand 2006), weitgehend außer Acht gelassen. Weiters werden die Unter Verkehrspolitik versteht man die Summe der Maß- viel in den Ausbau ihres Straßen- und Schienennetzes wobei das Nationalstraßennetz grün darge-stellt ist. Die beiden Verkehrsträger Schiene und Straße näher be- nahmen eines Staates zur Gestaltung und Beeinflussung investiert. In den folgenden beiden Abschnitten wird die roten Pfeile weisen auf die geographische Lage der vier leuchtet. des Verkehrssystems. Eine effiziente Verkehrspolitik Entwicklung der beiden Infrastrukturnetze kurz erläu- wichtigsten Alpenübergänge hin, auf die später noch nä- sollte zum Ziel haben, die Verkehrssituation für alle Be- tert. her eingegangen wird. Zunächst soll auf theoretische Grundlagen und auf De- teiligten möglichst optimal zu gestalten und dazu bei- finitionen sowie deren Abgrenzung eingegangen wer- tragen gesamtwirtschaftliche Ziele zu erreichen. Träger Entwicklung des Straßenverkehrsnetzes Entwicklung des Schienenverkehrsnetzes den. Nach einer kurzen Umschreibung des Transitver- der Verkehrspolitik sind Institutionen in deren Rahmen 1805 wurde der Simplonpass als erste europäische Der Eisenbahnbau hat in der Schweiz vergleichsweise kehrsproblems folgt eine allgemeine Beschreibung der Personen tätig sind, die verkehrspolitische Prozesse in Hochalpenstraße für den Wagenverkehr eröffnet. Zwi- spät eingesetzt. Es wurde zwar bereits 1836 eine Eisen- verkehrspolitischen Lage des Alpenraums und insbeson- Gang setzen und vollziehen [vgl. Kummer, 2006]. schen 1821 und 1823 wurden die Bünd-ner Pässe San bahngesellschaft gegründet, welche aus Geldmangel Bernardino und Splügen für den Wagenverkehr ausge- jedoch scheiterte. Erst 1847 wurde die erste Strecke von baut und 1830 wurde der Gotthardpass eröffnet. Wäh- Zürich nach Baden eingeweiht. Die weitere Erschlie- rend beispielsweise in Deutschland ab 1930 der Auto- ßung des Mittellandes schritt rasant voran. Nur die Alpen dere der Schweiz. Ferner eine Übersicht der politischen Maßnahmen zur Verminderung des Transitverkehrs. An- Entwicklung des Verkehrs in der Schweiz schließend folgt ein Vergleich mit der österreichischen Verkehrspolitik. Abschließend wird ein kurzes Resümee Wie gut sich ein Land wirtschaftlich entwickelt, hängt bahnbau vom Staat gefördert wurde, begnügte sich die waren für die Eisenbahn vorerst unüberwindbar. Nach gezogen. von jeher eng mit seiner Verkehrserschließung zusam- Schweiz zunächst mit Ausbauten der Hauptstraßen [vgl. 10 jähriger Bauzeit konnte der Gotthard-Eisenbahn- 58 Verkehrsjournal Verkehrsjournal 59 Transitverkehrspolitik der Schweiz tunnel 1882 fertig gestellt werden. 1898 wurde in einer aus [vgl. Bundesamt für Raumentwicklung, 2001]. Volksabstimmung „Die Schweizer Bahn dem Schweizer Volk“ schließlich die Übernahme der Eisenbahnen durch Der Alpenbogen den Bund für gut geheißen. Mit der Fertigstellung der Lötschberg–Simplon-Achse 1913 wurde das transalpine Der gesamte Alpenbogen erstreckt sich von Frankreich Netz ergänzt und somit waren vermeintlich die Trans- über die Schweiz bis nach Österreich oder anders gesagt portprobleme durch die schweizerischen Alpen gelöst. von Ventimiglia bis ins Wiener Becken. Innerhalb dieses Bogens gibt es insgesamt 14 Übergänge für den alpen- Doch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg querenden Güterverkehr relevant sind (siehe Abbildung der Druck auf die Politik, das Schienenverkehrsnetz aus- 3 nächste Seite). zubauen [vgl. technik.geschichte-schweiz.ch, 2008]. In Abbildung zwei ist das Schweizer-Schienennetz (grüne Der mit blauen Pfeilen gekennzeichnete Bereich, also Linien) dargestellt. Es umfasst heute mehr als 5.000 von Mont - Cenis / Frejus bis zum Brenner, steht unter Kilometer, wovon knapp 3000 Kilometer von der nach besonderer Beobachtung. Dieser Be-reich wird als inne- einer Volksabstimmung 1902 gegründeten Schweize- rer Alpenbogen bezeichnet und ist aus Schweizer Sicht rischen Bundesbahn (SBB) benutzt werden [vgl. technik. von besonderer Bedeutung, da sich die vier wichtigsten geschichte-schweiz.ch, 2008]. Die roten Pfeile deuten Alpenübergänge innerhalb dieses Bogens befinden. Die auf die geographische Lage der zwei für den Schiene- zwei nur für den Straßenverkehr ausgebauten der San verkehr ausgebauten Alpenübergänge hin. Bernardino und der Großer St. Bernhard sowie die für den Straßen- und Schienenverkehr ausgebauten Über- Transitverkehrsproblematik der Alpenregion gänge der Gotthard und der Simplonpass [vgl. Bundesamt für Raumentwicklung, 2001]. Das Department für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat die Entwicklung des alpenque- Durch die Konzentration der Güterströme auf die geo- renden Güterverkehrs auf Stra-ße und Schiene seit über graphischen Barrie-ren verursacht der Transitverkehr 25 Jahren in diesem inneren Alpenbogen aufgezeichnet ungleich größere Probleme als im Flachland. Das Öko- [vgl. www.bav.admin.ch, 2008]. Die Ergebnisse dieser system dieser Region ist sensibel und rar besiedelbarer. Erhebungen bilden eine wichtige Planungsgrundlage Die Bündelung des Güterverkehrs auf wenige Routen für die Transitverkehrspolitik der drei am stärksten vom bewirkt Kapazitätsengpässe, deren Folgen die Situation Transitverkehr betroffenen Länder Frankreich, Österrei- noch verschärft [vgl. Molitor, 1996]. Das gut ausgebaute ch und die Schweiz. Die nachfolgende Abbildung zeigt Infrastrukturnetz hat letztlich die Voraussetzung für die die Entwicklung des alpenquerenden Güterverkehrs von rasante Verkehrsentwicklung im Alpenraum gefördert. 1980 bis 2007 im inneren Alpenbogen. Das stetige Wachstum des Güterverkehrs ist ein Zeichen 60 Verkehrsjournal für eine dynamische und gut funktionierende Wirtschaft. Anhand von Abbildung 4 ist die prekäre Entwicklung des Die Schattenseiten dieser Entwicklung wie Lärmbela- Transitverkehrs in der Alpenregion gut veranschaulicht. stung, Luftverschmutzung oder Beeinträchtigung der re- Im Jahr 2007 wurden auf Straße und Schiene insgesamt gionalen Mobilität sollten nicht außer acht gelassen wer- 117 Millionen Tonnen Güter über den inneren Alpenbo- den. Verkehr ist mit Umweltbelastungen verbunden, und gen transportiert. Das ist eine Zunahme um 131% im besonders in den engen Tälern wirken sich diese verstär- Vergleich zum Referenzjahr 1980. Der Schienenanteil kt auf das Ökosystem und die dort lebenden Menschen am gesamten alpenquerenden Güterverkehr auf dem Verkehrsjournal 61 Transitverkehrspolitik der Schweiz erkennt man eine klare Tendenz hin zum Verkehrsträger Straße [vgl. Bundesamt für Raumentwicklung, 2001]. Die Situation in der Schweiz Die Schweiz hat gewissermaßen eine Doppelbelastung. Einerseits der Alpenbogen, der einen natürlichen Riegel darstellt. Andererseits gibt es das wirtschaftlich bedeutende Entwicklungsband die sogenannte „Blaue Banane“, welche nordwestlich Londons beginnt und sich über Mailand hinaus erstreckt. Dieser wirtschaftlich strukturstarke Raum gilt als Ader Europas. Innerhalb dieses Bandes befinden sich die wichtigsten Produktionsstätten Europas. Damit werden die altindustriellen Abb.3: Der Alpenbogen Räume von Mittelengland und dem Ruhrgebiet genauso eingeschlossen, wie das Industriedreieck in Oberitalien [vgl. lexikon.freenet.de, 2008]. Die Überschneidung dieser beiden Faktoren verstärkt das Problem der Schweiz als Transitland. Das auseinandergehen der Schere zwischen Schienenverkehr und Stra-ßenverkehr ist insofern gut zu erkennen als sich das Verhältnis zwischen den beiden Verkehrsträgern eindeutig in Richtung Straße bewegt: 1984 lag der Schienenanteil noch bei knapp 88%, 2007 nur noch bei 64%. Auch der Anteil des Transitverkehrs am gesamten alpenquerenden Verkehr hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Das liegt vor allem daran, dass der Transitverkehrsanteil auf der Schiene deutlich zugenommen hat, während er auf der Straße nahezu unverändert geblieben ist. Abb.4: Alpenquerender Güterverkehr auf Straße und Schiene 1980 - 2007 Schweizer Transitverkehrspolitik inneren Alpenbogen machte 35% aus. Der Transitver- als verdoppelt. Während die Schiene nur um ein Viertel kehrsanteil beträgt durchschnittlich 68%. Der ent-spre- zulegen konnte, ist die auf der Straße transportierte Gü- In Folge wird die Entwicklung der Schweizer Verkehrs- chende Anteil beträgt in Frankreich 20%, in der Schweiz termenge fast um das dreifache gestiegen. Anteilsmäßig politik kurz erläu-tert. Es soll aufgezeigt werden, wie 74% und in Österreich ganze 90% [vgl. Bundesamt für gewinnt die Straße gegenüber der Schiene immer mehr die Politik das Thema Transitverkehrsbelastung hand- Verkehr, 2007]. Der alpenquerende Güterverkehr im in- an Boden. Mit einem durchschnittlichen Jahreswachs- habt und welche Ansätze sie als Schnittstelle zwischen neren Alpenbogen hat sich in den letzten 27 Jahren mehr tum von 5% auf der Straße und nur 1% auf der Schiene Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt verfolgt. 62 Verkehrsjournal Transitverkehrspolitik der Schweiz Volksabstimmung angenommen. Damit wurde die so- Schweizer Verlagerungspolitik genannte Verlagerungspolitik in der Bundesverfassung verankert. So vereint sich in der Verkehrsverlagerung die In den letzten Jahren wurden in der Schweizer Ver- innige Beziehung der Schweizer zum Schienenverkehr, kehrspolitik wichtige Weichenstellungen vorgenom- mit dem Willen zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik. men, welche die Entwicklung auch in den kommenden Die Alpenschutzinitiative stellte im Kern hauptsächlich Jahren wesentlich beeinflussen werden. Die Schweizer eine Antwort im Bezug auf die Transitfrage und man Verkehrspolitik orientiert sich am Prinzip der Nachhal- nahm dies zum Anlass, folgenden Artikel Verfassungs- tigkeit. Die Bevölkerung wünscht eine Verlagerung des recht werden zu lassen [vgl. Wicki, 1999]. Güterverkehrs auf die Schiene. Dieser Grundsatz wurde vom Souverän immer wieder bestätigt [vgl. www.bav. Laut Bundesverfassung der Schweizerischen Eidge- admin.ch, 2008]. nossenschaft Art. 84 Alpenquerender Transitverkehr [Bundesverfassung der Schweizer Eidge-nossenschaft, Anfang 1994 hat man die Alpenschutzinitiative in einer Weißer Lkw oder ... 2008]: 1. „Der Bund schützt das Alpengebiet vor den negativen ... nicht weißer Lkw? Auswirkungen des Transitverkehrs. Er begrenzt die Belastungen durch den Transit-verkehr auf ein Mass, das für Menschen, Tiere und Pflanzen sowie ihre Lebensräume nicht schädlich ist.“ 2.„Der alpenquerende Gütertransitverkehr von Grenze zu Grenze erfolgt auf der Schiene. Der Bundesrat trifft die notwendigen Massnahmen. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn sie unumgänglich sind. Sie müssen durch ein Gesetz näher bestimmt werden.“ Historische Entwicklung der Bundesrat 1982 die Botschaft über die Grundlage 3. „Die Transitstrassen-Kapazität im Alpengebiet darf einer koordinierten Verkehrspolitik (KVP), welche nach nicht erhöht wer-den. Von dieser Beschränkung ausge- Die schweizerische Verkehrspolitik ist durch zwei we- einer Volksabstimmung 1988 scheiterte. Somit waren nommen sind Umfahrungsstrassen, die Ortschaften vom sentliche Merkmale gekennzeichnet. Erstes Merkmal die über zehnjährigen Anstrengungen einer gemein- Durchgangsverkehr entlasten.“ ist die sektorielle Ausrichtung, die dafür verantwortlich samen Verkehrspolitik ergebnislos. Angesichts dieser war, dass sich die einzelnen Verkehrsträger unabhän- Entwicklung stand man Ende der 1980´er vor neuen Die durch die Alpenschutzinitiative hervorgerufene gig voneinander entwickelten. Zweites Merkmal ist die Herausforderungen. Die Schweiz wollte unbedingt dem Verlagerungspolitik hat als Ziel, möglichst viel alpen- Bedeutung der Schweiz als Transitland, was einerseits Abkommen des Europäischen Wirtschaftraums (EWR) querenden Güterschwerverkehr von der Straße auf die auf die geografische Lage und andererseits auf den Al- beitreten. Um ihrer traditionellen Aufgabe als Transit- Schiene zu verlagern. Die Schweizer Verlagerungs- penriegel zurückzuführen ist. Durch die Nachteile einer land gerecht zu werden, stimmte man 1992 in einem politik besteht aus einem Paket von aufeinander abge- sektoriell ausgerichteten Verkehrspolitik sah sich der Referendum dem Bau einer Neuen Eisenbahn-Alpen- stimmten Maßnahmen und Instrumenten welche in den Bundesrat 1972 dazu veranlasst, die Ausarbeitung einer transversale (NEAT) zu. Es folgten die Zustimmungen folgenden Abschnitten genauer erläutert werden [vgl. schweizerischen Gesamtverkehrskonzeption (GVK) in zur Alpeninitiative, zur leistungsabhängigen Schwer- www.bav.admin.ch, 2008]: Auftrag zu geben. verkehrsabgabe und der Bahnreform [vgl. Wicki, 1999]. die Diese Maßnahmen und Projekt prägen die Schweizer Basierend auf den Schlussfolgerungen verabschiedete 64 Verkehrsjournal Verkehrspolitik heute noch stark. Egal. Hauptsache es wird auf der Schiene transportiert! leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA), Verkehrsjournal 65 Transitverkehrspolitik der Schweiz die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT), det. Von größerer Bedeutung für die Verlagerung wird das bilaterale Landverkehrsabkommen Schweiz und indes der 57 Kilometer lange Gotthardbasistunnel sein, der Europäischen Union (EU) dessen endgültige Fertigstellung 2019 geplant ist. bis 2009 wird nicht erreicht werden. kehrsproblem, stellt deren jeweilige Ver-kehrspolitik vor große Herausforderungen. Die Probleme sind weitge- Waren es im Jahr 2000 noch 1.430.000 Schwerfahr- hend deckungsgleich, die Lösungsansätze jedoch größ- zeuge, überquerten 2007 noch 1.263.000 Schwerfahr- tenteils verschieden. Im Gegensatz zur Schweiz gehört Die Erhöhung der Transitkapazität wird weiterhin mit zeuge die Schweizer Alpen auf der Straße. Die Richtung Österreich seit 1995 der Europäischen Union (EU) an, Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe den großen Investitionen in den kommenden Jahren stimmt. Das Ziel zwei Jahre nach Eröffnung des Lötsch- was die Ausgangssituation entscheidend beeinflusst. Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) gewährleistet. Ziel der beiden NEAT-Achsen ist es, lei- berg - Basistunnels die Anzahl zu halbieren wurde aber setzt das Verur-sacherprinzip und damit die Kostenwahr- stungsfähige Bahnverbindungen für Güter zwischen der verfehlt. heit im Schwerverkehr durch. Sie muss für alle Motor- Nord- und der Südseite der Alpen zu schaffen [vgl. Bun- fahrzeuge und deren Anhänger entrichtet werden, die ein desamt für Raumentwicklung, 2001]. verschiedene flankierende Maßnahmen zulässiges Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen auf- Die Schweiz verzichtet seit einer Volksabstimmung 1994 auf den Aus-bau der Kapazität der Transitstrassen, Bilaterales Landverkehrsabkommen stattdessen wird die Verlagerung des Transitverkehrs auf Das Landverkehrsabkommen der Schweiz mit der Euro- die Schiene angestrebt. Wohingegen es in Öster-reich weisen, dem Gütertransport dienen und das öffentliche Verlagerungsgesetz päischen Union sichert die nachhaltige Schweizer Ver- nicht so einfach funktioniert und man in vielen Punkten Straßennetz der Schweiz befahren [vgl. Wicki, 1999]. Der Verlagerungsauftrag in der Verfassung verlangt, kehrspolitik gegenüber Europa ab und bringt eine koor- von der gemeinsamen Verkehrspolitik der EU abhängig einen möglichst großen Teil der alpenquerenden Güter- dinierte Politik zum Schutz des gesamten Alpenrau-mes ist. Allgemein bezieht die Schweiz das Volk viel stärker Mit der Einführung der LSVA (2001) und der Erhöhung ströme statt auf der Straße auf der Schiene zu bewälti- [vgl. Wicki, 1999]. in verkehrspolitischen Entscheidungen mit ein. Wäh- der Gewichtsbe-schränkung von 28 Tonnen auf 40 Ton- gen. Das auf der Bundesverfassung der Schweizer Eid- nen (2005) hat sich die Produktivität im Straßenverkehr genossenschaft gestützte Verlagerungsgesetz beinhaltet Das NEAT-Konzept ist auch Bestandteil des Transitab- zunimmt, ist es der Schweizer Verkehrspolitik gelungen, erhöht [vgl. www.bav.admin.ch, 2008]. Der Leerfahrten- Folgendes [Bundesverfassung der Schweizer Eidgenos- kommens von 1992 und des Landverkehrsabkommens das Wachstum zu verringern. Im alpenquerenden Güter- anteil war mit 23% in der Schweiz ungleich höher als senschaft, 2008]: zwischen der Schweiz und der EU. Das deutliche Ja von verkehr dominiert bezüglich der beförderten Menge in Volk und Ständen am 29. November 1998 hat entschei- Österreich klar die Straße mit 73%. Wo hingegen in der beispielsweise in Frankreich (5%) und Österreich (8%). rend in Österreich der Straßengüterverkehr weiter stark Mit der Einführung und der Erhöhung der LSVA wur- 1. „Der Bund ist bestrebt, zum Schutz des Alpengebietes dend dazu beigetragen, dass die Verhandlungen über das Schweiz der Anteil der Straße nur 36% und der Schie- de dem gegengesteuert. Ebenfalls ist seit dem Jahr 2001 in Zusammen-arbeit mit den Kantonen, den Bahnen und Landverkehrsabkommen abgeschlossen werden konnte. nenanteil 64% beträgt. In diesem Punkt hat Österreich ein Rückgang an Straßengüterfahrzeuge von 10% zu seinen europäischen Part-nern eine sukzessive Verlage- verzeichnen, was unter anderem auf die Einführung der rung von alpenquerendem Güterschwerverkehr auf die Fond für Infrastrukturprojekte (FinöV-Fond) LSVA zurückzuführen ist [vgl. Bundesamt für Raument- Schiene zu erzielen.“ Der seit 1998 bestehende FinöV - Fonds sichert außer- Die Schweiz hat bereits im Jahr 2001 eine LKW-Maut halb des ordentli-chen Bundesbudgets die Finanzierung eingeführt, die auf allen Straßen zu bezahlen ist und 2. „Für den auf den Transitstrassen im Alpengebiet ver- der Eisenbahnprojekte. Der Fonds umfasst Bahninfra- nicht wie in Österreich nur auf Autobahnen und Schnell- Die Einnahmen aus der LSVA werden zu einem Groß- bleibenden alpenquerenden Güterschwerverkehr gilt strukturprojekte, die einander ergänzen und eine Lei- straßen. Auch ist die LKW-Maut in der Schweiz deutlich teil in den Bau der neuen Eisenbahn-Alpentransversale eine Zielgrösse von 650 000 Fahrten pro Jahr, welche stungssteigerung beim öffentlichen Verkehr ermögli- höher. In der Schweiz zahlen Lkw für jeden zurückge- (NEAT) investiert. möglichst rasch, spätestens zwei Jahre nach Eröffnung chen. Dieses Vorhaben basiert auf dem Grundsatz der legten Kilometer durchschnittlich 50 Cent. In Österrei- des Lötschberg - Basistunnels erreicht werden soll.“ nachhaltigen Verkehrs- und Verlagerungspolitik, wie ch zahlen LKW nur für die hochrangigen Straßen ge- er in Volksabstimmungen wiederholt bestätigt worden fahrenen Kilometer, und dort im Durchschnitt lediglich wicklung, 2001]. Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) sicherlich noch Aufholbedarf. Nach 30 Jahre dauernden Vorarbeiten, Diskussionen und 3. „Falls das Verlagerungsziel nach den Absätzen 1 und ist. Der Finöv - Fonds des Bundes wird zu 2/3 aus den 23 Cent pro Kilometer. Die daraus resultierenden Ein- Entwürfen von Experten und Kommissionen stimmte 2 gefährdet er-scheint, legt der Bundesrat Zwischen- Einnahmen der LSVA finanziert, während die übrigen nahmen fließen in der Schweiz direkt in den Ausbau der das Schweizer Volk 1992 dem Bau der Neuen Eisen- schritte für die Verlagerung fest und trifft die notwen- Gelder aus der Mehrwert- und aus der Mineralölsteuer Schieneninfrastruktur. Wohingegen in Österreich damit bahn-Alpentransversale (NEAT) zu. Für die Verlage- digen Massnahmen oder beantragt diese der Bundesver- stammen [vgl. www.bav.admin.ch, 2008]. der Ausbau der Schnellstraßen und Autobahnen finan- rung des Güterschwerverkehrs von der Straße auf die sammlung. Er schlägt nötigenfalls weitere Massnahmen Schiene muss die Schieneninfrastruktur modernisiert im Rahmen der Botschaft für ein Ausführungsgesetz zu und ausgebaut werden. Die NEAT umfasst die beiden Artikel 84 der Bundesverfassung vor.“ Vergleich Schweiz - Österreich Lötschberg - Basistunnel, der zusammen mit dem Sim- Die verkehrspolitisch angestrebte Reduzierung der Stra- Die topografische und geographische Lage der bei- plontunnel die Lötschberg - Simplon - Basisstrecke bil- ßensendungen auf 650.000 LKW-Sendungen pro Jahr den Länder, und dass daraus resultierende Transitver- m Jahrhundertwerke des Tunnelbaus. Den 2007 eröffneten 66 Verkehrsjournal ziert wird. Zusammenfassung Im Herzen Europas gelegen besitzt die Schweiz eine Verkehrsjournal 67 Transitverkehrspolitik der Schweiz wichtige Aufgabe als Transitland vor allem für den europäischen Nord-Süd-Verkehr. Einerseits ist die Schweiz als rohstoffarmes aber wirtschaftlich starkes Land auf eine gute Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Andererseits hat die Schweiz in der kürzeren Vergangenheit ein durchaus alarmierendes Verkehrswachstum erlebt. Wie gut sich ein Land wirtschaftlich entwickelt hängt eng mit seiner Verkehrserschließung zusammen. Die Schweiz hat seit Jahrzehnten eine nachhaltige, öko- Wien, 2003 Schubert, Alex: Volkswirtschaftliche Grundlagen der österreichischen Verkehrswirtschaft, Wien, 2006 Wicki, Christof: Nachhaltige Alpenverkehrspolitik, Luzern, 1999 http://www.bfs.admin.ch, Dezember 2008 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/11/07/04.html, Excel-File: Alpenquerender Güterverkehr nach Übergängen, Dezember 2008 http://www.essential.at/cms/index; Dezember 2008 http://europa.eu/pol/trans/index_de.htm; Dezember 2008 http://www.geschichte-schweiz.ch, November 2008 http://www.giovannidanielli.ch/index.html, Dezember 2008 http://www.lexikon.freenet.de/Blaue_Banane, Dezember 2008 http://www.logistikwoerterbuch.or.at/dictionary, Dezember 2008 http://www.swissworld.org/de, Dezember 2008 http://www.uvek.admin.ch, Dezember 2008 http://www.a9-vs.ch/deutsch/nstrnetz.html, November 2008 IMPRESSUM logische und ökonomische Verkehrspolitik betrieben. Die wesentlichen Fakten und Entwicklungstendenzen zur Verkehrssituation wurden weitgehend behandelt. Im Transitverkehr sind die Weichen verbindlich gestellt. Bei jeder einzelnen Maßnahme – LSVA, NEAT, bilaterales Landverkehrsabkommen, FinöV-Fond – hat die Schweiz den Fokus auf umwelt- und sozialverträglichere Gestaltung des Transitverkehrs gelegt. Ohne diese Lenkungsmaßnahmen würde der Prozentsatz von 65% Schienen- Michael Ertl studiert an der FH des bfi Wien „Logistik und Transportmanagement“. Nachdem er knapp 10 Jahre für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gearbeitet hat, konnte er nicht nur bei den Austrian Airlines, sondern auch bei der Rail Cargo Austria Erfahrungen sammeln. GF Chefredaktion Redaktion Didaktik Grafik Autoren anteil nicht auf Dauer haltbar sein. Um den Ausweichverkehr über die Nachbarländer der Schweiz zu vermeiden, braucht es ein über den ganzen Alpenraum koordiniertes Vorgehen. Die Schweiz wird Druck Heftpreis in den nächsten Jahren von den verkehrspolitischen Entscheidungen der EU beeinflusst werden, ohne dass sie direkten Einfluss auf diese Entscheidungen nehmen kann. Abonnenten-Service Literaturverzeichnis Brieber, Maria: Der Transitvertrag als ein Versuch der Reglementierung des Transitverkehrs, Wien, 2005 Bundesverfassung der Schweizer Eidgenossenschaft: Vom April 1999 (Stand Jänner 2008) Bundesamt für Raumentwicklung: Wege durch die Alpen, Bern, 2001 Bundesamt für Verkehr: Alpeninfo 2007, Bern, 2008 Ebenbichler, Barbara; Transitverkehr, Wien, 1996 Friedli, Max: Verkehrspolitik der Schweiz, Bern, 2008 Hummer, Waldemar: Alpenquerender Transitverkehr aus regionaler und überregionaler Sicht, Wien, 1993 Kummer, Sebastian: Einführung in die Verkehrswirtschaft, Wien, 2006 Kummer, Sebastian: Rollende Landstrasse nach der EU-Erweiterung, Wien, 2004 Liechti, Markus: Privatisierung der Schweizer Nationalstrassen, Bern, 2000 Molitor, Romain: Alpentransit–Güterzüge statt LKW-Kolonnen, Wien, 1996 Pfohl, Hans-Christian: Logistiksysteme (7. Auflage), Darmstadt, 2003 Rütsche, Bernhard: Verkehrspolitik und Alpenraum, Bern, 1996 Sarreschtehdari-Leodolter, Sylvia: EU-Erweiterung und Alpentransit, 68 Verkehrsjournal Erscheinungsweise Alex Schubert Alex Schubert Manuela Schubert PamelaSchubert Hannes Horvath Tadej Brezina Michael Ertl Elmar Fürst Remigiusz Moneta Alex Schubert Marlene Zatl Niederösterreichisches Pressehaus Einzelheft: € 8,Jahresabo über 4 Ausgaben: Jahres-Abo € 28(inkl. Porto und Versand) Studenten-Abo € 20,(inkl. Porto und Versand) Professoren-Abo € 30,(inkl. Porto, Versand & 1/8 Rotwein) T +43 (0)664/517 09 69 [email protected] vierteljährlich Internet www.verkehrsjournal.at Adresse Josef Weinheber Platz 4/15, A-1140 Wien, T +43 (0)664/517 09 69, [email protected] Bankverbindung Gerichtsstand Nächste Ausgabe Bank Austria Creditanstalt Konto Nr. 52780611001, BLZ 12000 IBAN AT51 1200 0527 8061 1001 BIC BKAUAATWW Handelsgericht Wien KW 17 Österreichs erstes wissenschaftliches Verkehrsjournal wird vier mal pro Jahr veröffentlicht und widmet sich jeweils einem verkehrsspezifischen Schwerpunktthema. Nächste Ausgabe: Betriebliches Mobilitätsmanagement? Verkehrsjournal 73 offen Ausgesprochen - ausgesprochen offen Sicherheitspolitik nach Möglichkeit im Vorhinein in der Lage sein, Gefahrenpotentiale auszumachen und abzustellen. Gleichzeitig sieht man, dass es manchen Leuten immer wiederum gelingt, Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen. Hinzu kommt, dass Sicherheitsvorkehrungen an unterschiedlichen Orten bzw. in [email protected] unterschiedlichen Ländern auch unterschiedlich streng gehandhabt werden. An diesen Bereich schließt sich nahtlos die Frage des Datenschutzes an. Dies beginnt mit der Frage, wem welche Daten in welcher Form zur Verfügung gestellt werden sollten (Stich- Sicherheit und Verkehr wort „Fingerabdrücke“), reicht über Videoaufzeichnungen im öffentlichen Raum (Bahnhöfe, Flughäfen, Verkehrsmittel) bis hin zur Frage Elmar Wilhelm M. Fürst der Datenerfassung für statistische Zwecke. Die Sicherheit der Fahrgäste im Öffentlichen Verkehr ist natürlich ebenfalls ein bedeutsames Das Thema Sicherheit, welches die- lässt sich im langjährigen Verlauf monetär im Rahmen von Unfallko- Thema, kommt es doch immer wieder zu Belä- ser Ausgabe des „Österreichischen der Verkehrsunfallstatistiken sehr stenrechnungen zu bewerten, den- stigungen bis hin zu tätlichen Angriffen. Hier Verkehrsjournals“ zugrundeliegt, ist schön und eindrucksvoll zeigen, noch muss der Gesellschaft und ih- sind effektive Maßnahmen ebenso gefragt, ein sehr vielschichtiges und ein sehr welche Wirkungen die Einführung ren Entscheidungsträgern vor Augen wie die Zivilcourage von anderen Fahrgästen aktuelles Thema. Daher möchte ich der Verwendung von Sicherheits- geführt werden, dass neben dem un- und Mitarbeitern. Oft haben Menschen Angst, versuchen, einige relevante Aspekte gurten, Helmen, Kindersitzen etc. ermesslichen Leid durch Verkehrs- einzuschreiten, da sie befürchten, selbst zum im Zusammenhang zwischen Si- entfaltet haben. Leider können aber unfälle auch ein enormer wirtschaft- Opfer zu werden. Die Psychologen raten in cherheit und Verkehr anzusprechen. weder die Technik noch die Gesetze licher Schaden entsteht. diesen Fällen, sich nach Möglichkeit mit ande- etwas gegen Unachtsamkeit, Leicht- ren Personen zusammenzutun und gemeinsam Der erste Bereich betrifft Verkehrs- sinn und Ignoranz der Verkehrsteil- Ein zweiter, großer und aktuell heiß sicherheit. Es ist glücklicherweise nehmer ausrichten. Bewusstseinsbil- diskutierter Bereich ist der Bereich so, dass sich trotz - auf lange Sicht dende Maßnahmen und Kampagnen des Schutzes vor Anschlägen und Schließlich soll hier auch noch das Thema gesehen - steigenden Verkehrsauf- können daher durchaus wirksam sein Entführungen, vor allem im Luft- Fahrzeugeinbrüche und -diebstähle erwähnt kommens Zahl und Schwere von und zahlen sich aus, sobald sie einen verkehr, aber auch in anderen Ver- werden, da auch hierdurch ein beachtlicher Verkehrsunfällen verringern. Dies Invaliden oder Verkehrstoten ver- kehrsbereichen. Hier wird etwa die Schaden entsteht. ist im Wesentlichen auf den tech- hindert haben. Als Ökonom möchte Einführung nologischen Fortschritt und die Si- ich an dieser Stelle auch noch be- thematisiert oder das Verbot des Es zeigt sich, dass Sicherheit und Verkehr auf cherheitsmerkmale von Fahrzeugen tonen, dass aus menschlicher Sicht Mitführens von Flüssigkeiten. Neue vielfältige Weise miteinander verwoben sind. und auf Infrastrukturseite zurück- natürlich problematisch wirken mag Regelungen scheinen hier „anlass- Jeder sollte seinen Beitrag leisten, damit der zuführen. Der zweite Faktor sind und tatsächlich auch schwierig ist, bezogen“ eingeführt zu werden, was Verkehr und damit unser Leben sicherer wird die einzuhaltenden Vorschriften. Es Menschenleben bzw. Lebensqualität mich bedenklich stimmt, sollte die und bleibt. Sicher ist sicher! 70 Verkehrsjournal der vorzugehen. „Nacktscanner“ UMFRAGE Ihre Meinung zählt! ONLINE-UMFRAGE im VERKEHRSFORUM.AT Vor kurzem wurde die vierte Section-Control-Anlage in Österreich (Kärnten) in Betrieb genommen. Was halten Sie von diesen Anlagen? Section-Control erhöht die Verkehrssicherheit. 40,53% Section-Control reduziert die Verkehrssicherheit. 11,01% Section-Control soll Einnahmen für den Staat lukrieren. 19,82% Section-Control diskriminiert inländische Lenker. 14,98% Section-Control ist sinnlos. 9,69% Ich bin anderer Meinung. 2,64% Ich habe keine Meinung zum Thema/Thema ist mir egal. 1,33% n = 227 Umfragezeitraum: Okt. 2009 - Jän. 2010 72 Verkehrsjournal www.verkehrsforum.at Das österreichische Verkehrsjournal erscheint einmal pro Quartal Das österreichische Verkehrsjournal Einzelheft oder Abonnement bestellen unter T +43(0)664/517 09 69 [email protected] www.verkehrsjournal.at VERKEHR VERKEHR IN IN KÜRZE KÜRZE verkehr in kürze [vgl. www.verkehrstelegramm.at] November 2009 EU-Straßenver- für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Neue Verkehrsbeschränkungen? Wien zeigt, dass es durch kehrspaket die Kfz-Steuer-Senkung Aspekt ist die Wiedereinführung der 12-TageRegelung bei Busreisen Brenner auf die Schiene verladen (in modifizierter Form) bots (Jahresmitte 2010), Hersteller fordern ein ein- seit 20 Jahren um 3,2 Pro- umfassendes Marketing heitliches Vorgehen welt- zent erhöht. Ab 1. Jänner und die Kooperation mit weit, um die Emissionen 2010 greift der verschärfte den Transportunterneh- im Luftverkehr zu redu- im Jahre 2007 zwar ge- Am 14.11.2009 wurden per 4. Juni 2010. Die Die ÖKOMBI hat mit 210 men sollen es ermögli- zieren. Bis 2020 soll sich lungen ist, den Ausflag- die drei Verordnungen übrigen Vorschriften 000 Lkw heuer bereits chen, im nächsten Jahr die Treibstoffbilanz jedes gungstrend des sogenannten Straßen- gelten grundsätzlich die Vorjahresanzahl an mehr als 250 000 Lkw Jahr Im Schnitt um 1,5 ab 4. Dezember 2011. Lkw übertroffen, die mit Prozent verbessern und onsschutzgesetz - Luft) der Rollenden Landstraße der hat das Umweltministeri- durch Tirol befördert wur- soll stabilisiert werden. den (Zuwachs um 10 Pro- Bis zum Jahr 2050 sollen zent). Auf der Brenner- die Emissionen im Ver- achse sind derzeit täglich gleich zu 2005 halbiert 54 Züge mit Lkw‘s unter- werden. Einen Novellierungsent- kurzfristig wurf des IG-L (Immissi- dezember 2009 um versendet. Eine Reihe von Ausnahmen für den Verkehr sollen gestrichen Neue Mauttarife werden wie zB die gene- ab 2010 relle Befreiung für Busse wegs (38 Wörgl - Brenner, 10 Wörgl -Trient, 6 und Taxis, weiters (die für Straßengüterbeförde- Ab 1. Jänner 2010 wird Regensburg - Trient). Der auf der RoLa zu beför- rungen wichtigen) Ziel die Maut für Lkw und Marktanteil der ROLA dern. und Quellverkehre und Busse ökologisiert. Die am bestimmte Höhe der Maut wird da- verkehr von schweren Fahrschul- gesamten Transit- Jänner 2010 fahrten. Erstmals werden zu stoppen, dass mit der verkehrspakets, das eine mit neben der Anzahl der LKW über den Brenner Rahmenbedingungen Krise 2008/09 leben aber Neuregelung des Berufs- Achsen auch vom Schad- liegt 2009 bei 15 Prozent. zur Schaffung von Um- die Ausflaggungsaktivi- und Marktzugangs für stoffausstoß (Alter) des weltzonen in Österreich täten wieder stark auf. den Personen- und Güter- Fahrzeugs bestimmt. Ab geschaffen wie die Kenn- Ausgeflaggt, das heisst kraftverkehr vorsieht, im Jahresbeginn zahlt ein zeichnung der Fahrzeuge im Ausland angemeldet, Amtsblatt der EU veröf- Vierachser nach Abgasklassen: rote wurden österrei- fentlicht. Geändert wird Lkw) zwischen 30,24 und Plakette/Abgasnorm bis chischen Transportunter- beispielsweise die Ka- 36,96 Cent je Kilometer. m EURO-2, gelbe Plakette nehmern im Jahr 2009 botage, die nunmehr EU Den Tarifen 2010 liegt Die EURO-3, grüne Plakette fast 8000 Fahrzeuge. Für weit einheitlich geregelt neben der zusätzlichen Transport EURO-4 und jünger. 2010 werden 10.000 aus- wird und drei Kabotage- geflaggte Lkw prognos- Ausflaggung von Lkw nimmt zu Eine Studie des Instituts 76 Verkehrsjournal Schadstoffausstoß von (häufigster CO2-Malus bei der NoVa für neu gekaufte Pkw IATA will Emis- 2010 zahlreiche sionen bis 2050 neue Belastungen halbieren für Autofahrer schon ab einem CO2Ausstoß von 160 g/km statt 180 g/km. Die NoVa erhöht sich daher um 500 EURO für Pkw mit Emissionen von mehr als 180 Air Die Jahresvignette 2010 g CO2/km. Die Kfz-Ver- Associati- wurde auf 76,20 Euro sicherungsprämien wer- Spreizung auch eine Va- on (IATA) hat auf der bzw um 2,40 Euro ver- den um 0,5% erhöht. Die beförderungen innerhalb lorisierung um 1,4 Pro- Klimakonferenz in Ko- teuert. Die Jahreskarten Erhöhung des Kilometer- tiziert. Der öffentlichen von sieben Tagen nach zent zugrunde. penhagen die Ziele der für die Sondermautstre- geldes (42 Cent/km) und Hand entstehen Kosten in einer grenzüberschreiten- Luftfahrtbranche zum cken Pyhrn-, Tauern- so- des Pendlerpauschales der Höhe von 47.106,79 den Fahrt erlaubt. Diese bekräftigt. wie Brenner Autobahn (inkl Pendlerzuschlag) € pro Fahrzeug und Jahr neue Regelung gilt ab 14. Weitere Verschärfungen Fluggesellschaften, Flug- und Arlberg Schnellstra- wurde bis Ende 2010 ver- je ausgeflaggtem Lkw. Mai 2010. Ein weiterer des sektoralen Fahrver- häfen, Flugsicherung und ße (S16) werden erstmals längert. Heuer bereits 210.000 Lkw über International Klimaschutz Verkehrsjournal 77 Ihre Meinung zählt! www.verkehrsforum.at