karriere in der it-branche

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karriere in der it-branche
KARRIERE IN DER IT-BRANCHE
Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2008 / Süddeutsche Zeitung Nr. 243 / Seite V2/13
Eine Beilage der Süddeutschen Zeitung
Hoffen auf die Politik
Trotz trüber Konjunktur bleiben erfahrene Mitarbeiter
in der Informationstechnologie Mangelware
Von Thorsten Riedl
Das Vergütungssystem von Consol
darf getrost als ausgeklügelt bezeichnet
werden. Drei Anläufe braucht Ulrich
Schwanengel, der Chef des Münchner
Dienstleisters für Informationstechnologie (IT), um dem Laien die Gehaltsstruktur seines Unternehmens zu erklären.
Der Firmengründer hat das System anhand mathematischer Formeln selbst entwickelt. So viel Aufwand rechnet sich: Bewerber stehen bei dem kleinen IT-Unternehmen Schlange. Während die Branche
über den Mangel an Fachkräften klagt,
kann Consol-Chef Schwanengel fast jeden verpflichten. Doch eben nur fast: Vor
allem erfahrene Fachkräfte fehlen auch
bei dem Münchner Unternehmen. Die
Knappheit gut ausgebildeter IT-Spezialisten macht der Industrie zu schaffen. Es
helfen nur Eigeninitiative – und Hoffen
auf das Wirken der Politik.
Das Fehlen von Fachkräften ist in der
IT-Industrie inzwischen zum „unerfreuli-
Der Verband spricht von
45 000 offenen Stellen
in der Branche
chen Dauerzustand“ geworden, so formuliert es der Bitkom, der Verband der ITund Telekommunikationsindustrie in
Deutschland. Schon vor zwei Jahren hat
die Branchenvereinigung Alarm geschlagen. Fast die Hälfte aller Unternehmen
des Sektors hätten Probleme, qualifizierte Beschäftigte zu finden, hieß es damals.
Ein Jahr später frischte der Verband seine Statistik auf: 43 000 offene Stellen gebe es nun im IT-Sektor und angrenzenden Wirtschaftsbereichen.
Jetzt, wenige Tage vor dem Start des
Bildungsgipfels am 22. Oktober in Dresden, haben die Marktforscher vom Bitkom ihre Statistik wieder erneuert. Sie
befragten die Personalverantwortlichen
in den Mitgliedsunternehmen, ob sich die
Lage gebessert habe. Das Ergebnis: kein
Grund zur Entwarnung. Der IT-Verband
spricht nun von 45 000 offenen Stellen in
der Branche. Schuld an den weiter alarmierenden Zahlen: Die Wirtschaftslage
war außerordentlich gut in den vergangenen Jahren. Nun kühlt sich die Konjunktur zwar wieder ab. Schon hat HewlettPackard, der weltweit größte Computerkonzern, nach der Fusion mit dem ITDienstleister EDS die Entlassung von
25 000 Beschäftigten angekündigt. Weitere Firmen der Branche werden angesichts der Finanzkrise folgen. Aber wer
nun hofft, dass sich dadurch die Suche
nach Profis für die Unternehmen merklich entspannt, der übersieht nach Ansicht von Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer die strukturellen Ursachen
für das Problem. „Die Zahl der Studienanfänger in der Informatik ist seit dem
Jahr 2000 um ein Viertel zurückgegangen. Gleichzeitig scheiden viele ältere
Programmierer aus, die in den siebziger
Jahren in den Job gekommen sind. Deshalb wird das Problem auch unabhängig
von der Konjunktur bestehen bleiben.“
Betroffene Unternehmen tun also am
besten daran, wenn sie aus der Not eine
Tugend machen. Vor allem in den Bereichen Software und IT-Services sucht die
Branche in Deutschland weiter händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern.
Im Bereich der Computerhardware spielen hiesige Firmen schon lange nicht
mehr in der Weltliga. Doch der PC-Nerd,
der mit blassem Gesicht und einer Cola
tage- und nächtelang vor dem Monitor
hockt, ist bei Personalverantwortlichen
in Softwarehäusern und bei IT-Dienstleistern nicht gefragt. „Neben technischen Verständnis brauchen IT-Experten gute kommunikative Fähigkeiten für
die Arbeit in Projektteams und im Umgang mit den Kunden“, sagt Scheer.
Ein solche Qualifikation schlägt sich
dann auch im Geldbeutel der IT-Angestellten nieder. Die Gehälter in der Branche sind in diesem Jahr so stark gestiegen
wie seit 2005 nicht mehr. Das hat die Unternehmensberatung Kienbaum in einer
Vergütungsstudie herausgefunden. Die
Grundgehälter von Führungskräften haben um 3,2 Prozent zugelegt, die von
Fachkräften sogar um 3,5 Prozent. Dazu
kommen variable Gehaltsbestandteile,
die abhängig sind vom Geschäftserfolg eines Unternehmens. Die wahren Bezüge
der Beschäftigten in der IT-Industrie
schwanken daher stark: Führungskräfte
Maus im Dauereinsatz: Das Softwareunternehmen Bright Future schließt einen Großauftrag ab. Die Kölner Firma hat sich auf Gamedesign spezialisiert, hier sind Programmierer, Graphiker und Fußballbegeisterte gefragt. Die Fotos dieser Beilage zeigen, wie ein Computerspiel entwickelt wird.
Die dazugehörige Reportage steht auf der letzten Seite.
Fotos: Oliver Schmauch
verdienen jährlich zwischen 60 000 und
mehr als 200 000 Euro, Fachkräfte nehmen von 30 000 Euro bis zu mehr als
100 000 Euro im Jahr mit nach Hause.
Die Gehälter seien wegen des Fachkräftemangels deutlich höher als in der Vergangenheit, erklärt Christian Näser, Vergütungsexperte bei Kienbaum.
Doch nicht alle Unternehmen sind bereit beim Kampf um Fachkräfte die Gehaltsspirale nach oben zu treiben. „Teilweise werden Gehälter bezahlt, die kein
Kunde bereit ist zu zahlen“, sagt Oliver
Tuszik, Chef von Computacenter, nach eigenen Angaben Europas führender herstellerübergreifender
IT-Dienstleister
mit derzeit 250 offenen Stellen. Zwar hätten die Stundensätze zuletzt leicht angezogen, „aber nicht in dem Maße wie die
Gehälter von Beratern.“ Außerdem bergen die steigenden Gehälter und Prämien
für neue Mitarbeiter ein weiteres Risiko:
Unzufriedenheit in der Stammbelegschaft, deren Bezüge langsamer steigen.
„Wir wollen nicht nur neue Mitarbeiter
gewinnen, sondern auch die Vorhande-
nen begeistern“, sagt Tuszik. „Deshalb
setzen wir auf Weiterbildung für alle.“
Ausbilden der eigenen Mannschaft,
wenn die passenden Mitarbeiter nicht
auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind:
Auf diese Strategie setzt auch die Software AG, das nach SAP zweitgrößte deutsche Unternehmen für Computeranwendungen. Das Softwarehaus schickt eigene Angestellte zu Fachvorträgen in Universitäten – und bietet im Gegenzug regelmäßig für Studenten Praktika und Diplomarbeiten an.
Wenn die Eigeninitiative nicht hilft,
bleibt allein die Hoffnung auf das Eingreifen der Politik. Für weitere Änderungen
am Zuwanderungsgesetz und eine bessere Bildungspolitik etwa kämpft der Branchenverband Bitkom. In den Unternehmen nimmt man derweil das Heft selbst
in die Hand. Torsten Bittlingmaier, Verantwortlicher für das Personalwesen der
Software AG in Europa, sagt: „Bevor ein
Unternehmer nach der Politik schreit,
sollte er prüfen, ob er auch alle seine
Hausaufgaben gemacht hat.“
Top IT-Arbeitgeber Angaben in Prozent (in Klammern: 2007)
19,5 (16,2)
(2)
Google
2
(1)
SAP
3
(3)
IBM Deutschland GmbH
4
(4)
Siemens AG
5
(6)
Fraunhofer-Gesellschaft
6
(5)
BMW Group
7
(7)
Microsoft Deutschland GmbH
7,4 (8,0)
8
(8)
Apple Computer GmbH
7,1 (7,1)
9
(9)
Porsche AG
6,9 (6,8)
10
(–)
Electronic Arts GmbH
16,0 (16,3)
13,9 (14,3)
10,8 (14,2)
8,8 (10,0)
8,0 (10,5)
6,3 (–)
SZ-Graphik: Hanna Eiden; Quelle: trendence Institut GmbH
Angehende Informatiker zieht es
gerne zu Google, dem Marktführer unter den Suchmaschinenbetreibern. Auch Anwender-Unternehmen sind beliebte Arbeitgeber. Zu den Aufsteigern gehört
Volkswagen. Der Automobilhersteller konnte sich von Rang 39
auf Platz 28 verbessern. Auch
große Firmen wie Bayer, Allianz,
Otto und Ford kletterten nach
oben. Absteiger sind die Telekommunikationsfirmen, allen voran
Nokia. IT-Studenten, die vor dem
Examen stehen, sind optimistisch. Gegenüber dem Vorjahr
erwarten die Befragten eine geringere Wochenarbeitszeit und ein
höheres Einstiegsgehalt.
Mit jeder Herausforderung dazulernen.
Accenture ist auch 2008 wieder einer der
Top-Arbeitgeber in Deutschland.*
Ein ganz normaler Arbeitstag für Tiger.
Falsch geplant
Zu viele Aufträge, zu wenig Fachkräfte: IT-Beratungen haben ein Problem
Von Lars Reppesgaard
Von einem innovativen Computerunternehmen sollte man erwarten können,
dass es Ideen hat, wie man die Informationstechnologie und das Internet zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter nutzt. Insofern ist es keine Überraschung, dass das
Software- und Beratungshaus IDS
Scheer in Saarbrücken beim Anwerben
von neuen Kräften sich nicht mehr nur
auf menschliche Rekrutierer verlässt.
Ein virtueller Headhunter bringt seit einigen Monaten Bewerber zum Unternehmen. Über klassische Anzeigen in Fachmagazinen, Inseraten auf Online-Plattformen und Profilen in Netzportalen wie
Xing machte die Kunstfigur Ansgar von
Löwenberg auf sich aufmerksam. Auf einer kleinen Internetseite des fiktiven Beraters wurden dann sieben Bereichsleiter
von IDS Scheer per Video mit O-Tönen
vorgestellt. Mehr als 50 000 Mal wurden
die Filme im Internet aufgerufen.
Solche Aktionen haben IT-Beratungshäuser wie IDS Scheer auch nötig, um
die Consultants anzuwerben, die sie für
ihre Projekte benötigen. Nur weil die
Weltwirtschaft ins Trudeln gerät, entspannt sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte noch lange
nicht. Aus Sicht der Personalsuchenden
bleibt sie nach wie vor angespannt. Nach
dem robusten Aufschwung der vergangenen Monate rechnen Marktforscher zwar
mit einer Verlangsamung der Konjunktur, von der auch die deutsche IT-Wirtschaft betroffen sein wird. Die Analysten
von IDC in Frankfurt beispielsweise gehen davon aus, dass mit dem Nachlassen
der Konjunktur die IT-Investitionen insbesondere im Kredit- und Versicherungsgewerbe und in der Industrie zurückgefahren werden.
In einzelnen Bereichen wie etwa dem
Gesundheitswesen oder bei Energieversorgern ist allerdings nach wie vor mit
verstärkten Investitionen in IT-Systeme
und -Serviceleistungen zu rechnen. Auch
in der öffentlichen Verwaltung – Stichwort eGovernment – werden die IT-Aufwendungen spürbar zulegen. „Der Investitionsstau löst sich noch immer auf“,
sagt IDC-Analyst Martin Haas. „Nachdem viele Vorhaben in den letzten Jahren
wegen der Einsparungen in den Unternehmen auf Eis gelegt worden waren,
werden sie nun trotz der Finanzmarktkrise teilweise umgesetzt.“
Die Arbeit an strategischen IT-Projekten, zum Beispiel Riskiomanagement-Lösungen im Finanzwesen zu implemntieren, wird auch im Falle eines Wirtschaftsabschwungs weitergehen. Das ist die einhellige Meinung in der Branche. Die Auf-
Auf Messen mit
Infokiosken zu werben,
reicht nicht mehr aus
tragsbücher der meisten IT-Beratungen
sind dementsprechend voll, Fachkräfte
aber rar. Für viele Themen etwa im
Bereich der SAP-Implementierung sind
Fachleute so gut wie gar nicht mehr zu bekommen, und die Tagessätze von denen,
die zu bekommen sind, sind enorm
gestiegen.
Die Misere ist zum großen Teil hausgemacht. Nach dem Platzen der Internetblase 2001 stellten viele IT-Beratungen
keine jungen Consultants mehr ein und
erteilten vollmundig öffentlichen Forderungen nach Mindestquoten für Auszubildende eine Absage. Zudem wurden etliche erfahrene und damit teure Kräfte
vor die Tür gesetzt. Nun fehlen vor allem
SAP-Berater mit Berufserfahrung und
strategischem Know-how. „Eines unserer Hauptthemen ist derzeit das Entwickeln von Maßnahmen, die verhindern,
dass unsere Berater abgeworben werden“, sagt Dieter Schoon, Leiter der Personalabteilung des SAP-Beratungshauses Itelligence AG. „Weil die IT-Industrie es zwischen 2002 und 2004 versäumt
hat, gute Kollegen auszubilden, fehlen
bei uns, bei unseren Kunden und bei
vielen anderen Beratungen ganze Jahrgänge.“
Die Bielefelder haben daraus gelernt
und bilden verstärkt selbst ihre
Fachleute aus. Dazu setzen sie auf Management-Camps für angehende Führungskräfte, aber auch auf Trainee-Programme für Neueinsteiger. Im Februar
wurden beispielsweise zwölf Trainees
aus Deutschland, China, der Türkei, der
Schweiz und Ungarn zehn Wochen lang
in der Bielefelder Zentrale zu SAP-Spezialisten ausgebildet. „Wir sprechen mit
solchen Programmen insbesondere Quereinsteiger und Joberfahrene mit SAP-fernem Ausbildungshintergrund an“, sagt
Schoon.
Doch diesen Weg gehen nur wenige ITBeratungen. Das Gros versucht weiterhin, durch Abwerben bei der Konkurrenz und durch Rekrutieren direkt an
den Universitäten, den steigenden Bedarf an Kräften zu decken. Weil aber alle
im gleichen Teich fischen, müssen die
Einzelnen immer raffinierter vorgehen.
Einfach in den Universitäten und auf
Messen mit Plakaten und Infokiosken zu
werben, reicht nicht mehr aus, bemerkt
Dieter Schoon. „Die Universitäten werden mit Werbung zugepflastert und mit
Veranstaltungen eingedeckt“, sagt er,
„und auf den Messen sind auch alle Beratungen vertreten und übertreffen sich
mit Versprechungen.“
Deshalb sollte ein IT-Beratungshaus
aus der Menge der Arbeitgeber hervorstechen. Bei IDS Scheer ist das der virtuelle
Headhunter, bei Accenture sind es Blogs
der Consultants und Werbevideos auf
Youtube. Und bei der Itelligence ein
Theaterstück von, mit und über Unternehmensberater, die den täglichen Wahnsinn des Projektgeschäfts meistern. Aufgeführt wird es natürlich nicht in den
Schauspielhäusern der Republik, sondern in den Auditorien von IT-Firmen
wie SAP.
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* Von insgesamt 100 ausgezeichneten Arbeitgebern –
Quelle: „Deutsches Absolventenbarometer 2007/08“
(trendence Institut), manager magazin 4/2008.
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KARRIERE IN DER IT-BRANCHE
Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2008 / Süddeutsche Zeitung Nr. 243 / Seite V2/14
Eine Beilage der Süddeutschen Zeitung
„Ich verbinde Sie weiter“
Holger Johnson ist Investor, Mentor und Firmengründer. Sein größter Erfolg: ein virtuelles Sekretariat
Von Ingrid Weidner
Nach dem dritten Läuten meldet sich
eine freundliche Frauenstimme mit „Büro Holger Johnson, was kann ich für Sie
tun?“ Der vielbeschäftigte Entrepreneur
und Investor verbringt durchschnittlich
fünf Stunden täglich am Telefon; da
bleibt keine Zeit, lästige Anrufe selbst
entgegenzunehmen. Rufen ihn Leute ohne Termin oder guten Grund an, formuliert die Dame am Telefon schon mal eine
freundliche Absage – allerdings von einem ganz anderen Ort.
Die Telefonstimme gehört zu einer seiner erfolgreichen Unternehmensgründungen, dem ebuero in Berlin. Mehr als
ein Jahr dachte der damals 24-jährige
BWL-Student darüber nach, wie sich teure Sekretariatsaufgaben günstiger anbieten lassen. Kleine Firmen oder Unternehmensgründer stecken häufig in der Bredouille: Eine eigene Sekretärin mit Büro,
Schreibtisch, Telefon und PC, die möglicherweise nur ein paar Stunden wirklich
mit Anrufen beschäftigt ist, kostet zu
viel. Doch eine freundliche Telefonstimme klingt vertrauenswürdiger als eine
Mailbox-Ansage. Rufen Kunden an, wenden sie sich mit ihrem Anliegen lieber an
eine kompetente Assistentin.
Im Juni 2001 ging das ebuero online,
„mitten in der New-Economy-Krise“,
wie Johnson anmerkt. Doch das schadete
der Idee keineswegs. An ihrer Optimierung tüftelte er ein Jahr. Nutzen Kunden
den Service des virtuellen Büros, merken
sie meistens nicht, dass die „Vorzimmerdame“ in Berlin den Anruf entgegen-
„Für mich war klar,
dass Menschen
künftig mobiler arbeiten“
nimmt, während der Unternehmer beispielsweise eine Geschäftsadresse in
Saarbrücken hat. Entweder wird der Anrufer mit seinem Gesprächspartner verbunden oder die Assistentin vermerkt in
einer Gesprächsnotiz den Grund des Anrufs und informiert den Kunden per
E-Mail. „Für mich war klar, dass Menschen künftig mobiler arbeiten. Daraus
entstand die Idee, auch das klassische Sekretariat zu virtualisieren“, sagt Holger
Johnson.
Mittels einer Software steuern die Sekretärinnen vom Berliner ebuero aus die
Gespräche ihrer Kunden in der ganzen
Bundesrepublik. Die Kunden zahlen für
den Service eine monatliche Grundgebühr von 39 Euro. Wer einen 24-Stunden- und Wochenendservice möchte,
bucht diesen für 19,50 Euro pro Monat da-
zu. Gezahlt werden die tatsächlich geführten oder vermittelten Gespräche.
Im Angebot der Telekom gab es einen
ähnlichen Service. Mittlerweile kann
sich dort allerdings kaum noch jemand
daran erinnern. Nach vielen Warteschleifeminuten findet sich tatsächlich ein Unternehmenssprecher, der das Ende des
Geschäftsfeldes vage auf den Zeitraum
zwischen 1998 und 2000 datiert. Es habe
damals „keine Nachfrage“ gegeben. Eine
Reaktivierung sei nicht geplant.
Eine andere Firma, Regus, ist auf die
temporäre Vermietung von Büros spezialisiert. Weltweit bietet das Unternehmen
in 950 Business-Centern Büros und Konferenzräume auf Zeit an. Auch einen Service „Virtual Office“ gibt es: Ähnlich
dem Konzept von ebuero nimmt ein Callcenter Anrufe entgegen, auf Wunsch gibt
es eine Geschäftsadresse, und wer möchte, kann seine Briefpost ebenfalls an diese Anschrift schicken lassen. Vor allem
kleinere Firmen oder Vertriebsgesellschaften nutzten das Angebot, sagt eine
Unternehmenssprecherin: „Viele kombinieren unseren Service mit eigenen Angestellten. Beispielsweise beschäftigt ein
Anwalt eine Anwaltsgehilfin in Teilzeit
für Schreibarbeiten. Unseren Telefondienst bucht der Kunde in den anderen
Zeiten dazu. Auf diese Weise ist zu den
üblichen Geschäftszeiten immer jemand
erreichbar.“
Als Geldgeber und Mentor unterstützte den Studenten Johnson damals Günter
Faltin, Professor für Entrepreneurship
an der Freien Universität Berlin. „Er war
der einzige, der an uns geglaubt hat“, erinnert sich Johnson. Der Hochschullehrer propagiert eine neue Art der Unternehmensgründung. Gründer sollten besser Zeit und Energie investieren, ihre Ideen zu entwickeln und das Marktpotential
zu analysieren, anstatt Existenzgründerkurse in Buchführung und Bilanzanalyse
zu besuchen. Dafür gebe es Buchhalter,
die das besser könnten, meint der Hochschullehrer. Wichtiger sei es, eine Geschäftsidee und ihre Umsetzung intensiv
zu planen.
Seit seiner Schulzeit gründete der heute 32-jährige Johnson mehr als ein Dutzend Firmen, beteiligte sich als Business
Angel an deren Finanzierung oder als
Mentor an der Umsetzung. Als 18-jähriger Schüler war es eine Beratungsfirma
mit Hardwarehandel für den mobilen
Austausch von Daten, im Jahr 2000 ging
eine Vertriebsseite für den Verkauf einer
CD mit Gema-freier Warteschleifenmusik online.
Der Entrepreneur Johnson hat sich
mittlerweile aus dem operativen Geschäft des IT-Unternehmens ausgeklinkt. Das Management der Start-ups
schäftsführern finden schon mal beim
Joggen durch Berliner Parks statt oder
bei einem Waldspaziergang. Ein eigenes
Büro besitzt Johnson nicht. Laptop, Mobiltelefon sowie ein virtuelles Sekretariat reichen ihm aus.
Als Business Angel investiert Johnson
in Projekte, deren Angebot nutzerorientiert und leicht verständlich sind. „Etwas, das ich bedenkenlos meiner Mutter
empfehlen könnte“, meint er. Bisher entstanden viele seiner Gründungen und Geschäftsideen im IT- und Internetumfeld.
Die Begeisterung für Informatik und IT
weckte sein Vater, ein studierter Informatiker. Doch den Elan zum Unternehmensgründer erbte er keineswegs von seinen
Eltern, die von den beruflichen Ambitionen ihres Sohnes anfangs überhaupt
nicht begeistert waren.
Johnsons Investments folgen scheinbar einfachen Regeln. Das ebuero etwa arbeitet nach der Maxime „Funktion statt
Konvention“. In einem herkömmlichen
Sekretariat gibt es Schreibtisch, Telefon,
PC und eine gut ausgebildete Assistentin,
die den Hörer abhebt und Termine koordiniert. Die Aufgaben, die das virtuelle
Ein Angebot muss doppelt
so gut sein, darf
aber nur die Hälfte kosten
überträgt Johnson meistens schnell an
Manager, um den Kopf für neue Ideen
frei zu haben. „Für die Umsetzung fehlt
mir die Geduld, ich schalte mich nur in
kritischen Phasen ein. Ansonsten entwickle ich lieber Geschäftsmodelle.“ Die
regelmäßigen Treffen mit seinen Ge-
jobs.SMA.de
Zukunft lebt von Ideen
SMA entwickelt und produziert Wechselrichter für Solarstromanlagen. Weltweit sind wir als Marktführer bekannt und treiben mit unseren Innovationen
den Erfolg der Photovoltaik voran. Unser rasantes Wachstum verdanken wir
Mitarbeitern, die verantwortlich handeln und mutig immer wieder Neuland
betreten.
Auch bei Computerprogrammen kommt es
nicht nur auf die inneren
Werte an. Der optische Auftritt ist wichtig, sei es die
Gestaltung der Menüoberfläche oder die Abbildung komplexer 3D-Modelle. Um das
gute Aussehen kümmern
sich dann die Designer.
Büro übernimmt, bleiben gleich, lediglich die teuere Einheit des eigenen Vorzimmers löst das Konzept auf. Telefongespräche nimmt eine Sekretärin an, die viele Kilometer entfernt arbeitet. Für Besprechungen können zumindest Berliner
Firmen Konferenzräume in der Stadt mieten oder ihre Post dorthin senden lassen.
Eine weitere Maxime Johnsons ist die
Zweieinhalb-Regel: Das neue Angebot
muss doppelt so gut sein, darf aber nur
die Hälfte kosten. Nach seiner Erfahrung
liegt hier eine große Chance, sich am
Markt durchzusetzen.
Egal, ob jemand das Internet als Vertriebskanal nutzt oder einen Laden um
die Ecke eröffnen will, gründliche Vorbereitung erfordern beide Projekte. Nach
vielen Gründungen im IT-Umfeld denkt
Johnson derzeit „Tag und Nacht“ über
neue Firmen nach, die auch außerhalb
der virtuellen Welt funktionieren. „Wer
als Gründer erfolgreich sein möchte,
muss das mit Leidenschaft tun.“ Feste Arbeitszeiten kennt Johnson nicht. Telefonieren, E-Mails schreiben und Leute treffen – die Grenzen zwischen Beruflichem
und Privatem verschwimmen. Doch Johnson freut sich auf Langstreckenflüge,
wenn sein Mobiltelefon ausgeschaltet
bleibt. Die freundliche Dame vom ebuero
erklärt dann allen Anrufern, dass Herr
Johnson gerade nicht zu sprechen sei.
Literatur: In „Kopf schlägt Kapital“, Hanser Verlag, online unter www.kopfschlaegtkapital.com frei verfügbar, erläutert Günter
Faltin sein Konzept.
Standpunkte
IT-Firmen tun sich schwer, qualifizierten
Nachwuchs zu finden. Manchmal liegt
das an den unterschiedlichen Vorstellungen, die Unternehmen und frisch ausgebildete Fachkräfte von einem Job haben,
manchmal an den wirtschaftspolitischen
Umständen. Ein paar Meinungen und Ideen von Arbeitgebern:
„Es gibt zwar durchaus viele Bewerber mit IT-Qualifikationen. Allerdings
haben vor allem Unternehmen wie wir
Probleme, eine ausreichende Anzahl
von Angestellten mit den bei uns benötigten hoch spezialisierten Fähigkeiten
zu bekommen. Häufig wird einfach
übersehen, dass Office-Kenntnisse allein im IT-Bereich nicht mehr als Berufsvoraussetzungen ausreichen.“
Wolfgang Kemna, CEO, Living-e AG
„Wir als mittelständischer Software-Hersteller suchen dringend Fachkräfte, sowohl für die Programmierung
als auch für die Beratung. Wir beobachten allerdings, dass viele potentielle Bewerber lieber freischaffend arbeiten.
Zudem sind die Honorare massiv angestiegen und stehen in keinem Verhältnis zur Qualifikation. Wir können es
uns oft aus betriebswirtschaftlichen
Gründen gar nicht leisten, externe Hilfe einzukaufen.“
Marko Albrecht, Geschäftsführer, zetVisions AG
„Als junges Software-Unternehmen
arbeiten wir seit Jahren erfolgreich mit
Studenten der Informatik zusammen
und ermöglichen ihnen einen schnellen
beruflichen Einstieg. Neue Ideen werden bei uns gerade durch unsere Studenten stetig vorangetrieben.“
Bernd Wittkamp, Geschäftsführer, Star
Finanz GmbH
„Wir haben große Schwierigkeiten,
offene Stellen zu besetzen. Deshalb
sucht ASC verstärkt die Kooperation
mit Universitäten und bildet motivierte Hochschulabsolventen per Training
on the Job im eigenen Unternehmen
aus. Dennoch: Wenn Kundenprojekte
liegenbleiben, weil kompetente Mitarbeiter fehlen, schadet das nicht nur
dem Anbieter, sondern der gesamten
Volkswirtschaft.“
Harald Zapp, Chief Operating Officer,
ASC
„Politische Lösungsansätze können
den Fachkräftemangel nicht alleine beheben, auch die Wirtschaft ist gefragt.
Wie können wir unsere Unternehmen
für Nachwuchskräfte attraktiv gestalten? Gerade IT-Fachkräfte erwarten
ein technologisch attraktives Arbeitsumfeld.“
Michael Ganser, Vice President Europa,
Geschäftsführer Deutschland, Cisco
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KARRIERE IN DER IT-BRANCHE
Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2008 / Süddeutsche Zeitung Nr. 243 / Seite V2/15
Eine Beilage der Süddeutschen Zeitung
Fach ohne Fans
Trotz guter Jobchancen studieren nur wenige Informatik. Eine Initiative der TU München soll das ändern
Von Ingrid Weidner
Ohne Informatik wären moderne Geräte wie Mobiltelefone, iPod oder Navigationssysteme undenkbar. „Auf Absolventen warten viele interessante Aufgaben,
beispielsweise in der Produktentwicklung, Medizin oder in der Energieversorgung“, schwärmen Informatikprofessoren wie Manfred Broy von der Technischen Universität (TU) München. Doch
die guten Jobaussichten locken nicht genug Abiturienten an die Informatikfakultäten. Bundesweit schreiben sich derzeit
etwa 30 000 für das Fach ein. Professoren
und Arbeitgeber rätseln, weshalb weder
gute Berufsperspektiven noch überdurchschnittliche Gehälter junge Menschen
für ein Informatikstudium begeistern.
Dieser Frage wollte man auf den
Grund gehen. Mitarbeiter der Institute
für Informatik und Psychologie der TU
München befragten 655 Personen, von denen knapp die Hälfte Informatik studiert
Universitäten schicken
Botschafter
in die Schulen
hat, sowie Studenten anderer Fächer und
Abiturienten. Über die Ergebnisse staunten die Autoren nicht schlecht: „Viele sehen den Informatiker nach wie vor als
Programmierer“, stellt Broy frustriert
fest. Diese Vorurteile pflegen selbst Jugendliche, die mit Internet und Mobiltelefon aufgewachsen sind. „Die vielfältigen
Aufgaben und Berufsperspektiven nehmen nur wenige Schüler wahr“, ergänzt
der Professor.
„Manche glauben, Informatik könne
nur studieren, wer schon programmieren
kann“, wundert sich Broy, „dabei stimmt
das überhaupt nicht.“ Das Studium wird
als schwierig wahrgenommen. Abiturienten mit guten Mathematiknoten entscheiden sich häufiger für ein Physik- und Mathematikstudium und seltener für Infor-
matik. Doch wie lassen sich solche Vorurteile ausräumen? Informatikunterricht
bieten bisher nur wenige Gymnasien.
Hochschullehrer arbeiten daran, das
Fach zumindest im Lehrplan der naturwissenschaftlichen Gymnasien zu verankern. Zusätzlich schicken sie Botschafter
in die Schulen: Studierte Informatiker berichten aus ihrem Berufsalltag, erzählen
von ihren Projekten und sollen die Schüler für das Fach gewinnen.
Steffen Strobel war schon lange klar,
dass er einmal Informatik studieren
möchte. Mit Begeisterung erarbeitete er
sich selbständig die Grundlagen, denn
selbst im naturwissenschaftlich-technischen Gymnasium in Penzberg stand
nicht einmal Informatikunterricht auf
dem Stundenplan. Als er im vergangenen
Jahr in der Zeitung vom Angebot der
Technischen Universität München las,
wonach dort talentierte Schüler schulbegleitend Informatik studieren können,
war für ihn sofort klar, dass er dabei sein
wollte. Da schreckten ihn nicht die 150
Kilometer, die er von seinem Wohnort im
Süden Münchens bis nach Garching an
zwei bis drei Nachmittagen in der Woche
zurücklegen musste. „Informatik war
schon immer mein Hobby, mir hat allerdings die wissenschaftliche Basis gefehlt“, sagt der 19-Jährige.
Das neue Schülerstudienprogramm
„Schueler.In.TUM“
ermöglicht
seit
Herbst 2007 begabten Schülerinnen und
Schülern ein Frühstudium in Informatik.
Im vergangenen Wintersemester besuchten erstmals 30 ausgewählte Jugendliche
neben ihrem regulären Schulunterricht
am Gymnasium während des Semesters
eine Vorlesung und Übung. Neben einer
besonderen Begabung für Mathematik
mussten die Teenager ein Empfehlungsschreiben eines Lehrers sowie gute Zensuren in allen Fächern nachweisen.
Veneta Dobreva, Diplom-Informatikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin
der TU München, betreut die Schüler.
Sie ist begeistert, mit wie viel Fleiß und
Elan sie sich engagieren und mit dem Ni-
veau der Erstsemester mithalten können.
„Das Schülerstudium kam wie gerufen“,
meint Steffen Strobel. In seiner Entscheidung für das Fach fühlt er sich nach einem Jahr Frühstudium bestärkt. „Nach
dem Studium habe ich viele Optionen.
Vielleicht gehe ich in die Automobilbranche oder beschäftige mich mit der medizi-
Ein Ziel ist auch, mehr
junge Frauen für ein
Studium zu gewinnen
nischen Bildverarbeitung. Meinen Master möchte ich auf jeden Fall machen,
vielleicht sogar promovieren.“
Manfred Broy und seine Kollegen wünschen sich Studenten, die begeistert die
Chancen des Studienfachs sehen und nutzen. Diese kleinen Schritte und Erfolge
sollen helfen, Vorurteile auszuräumen.
Denn in den Köpfen der jungen Menschen spukt das Berufsbild eines Informatikers herum, der schon während seiner
Schulzeit pizzaessend-programmierend
und einsam vor dem Rechner sitzt. Mit
der Initiative „Schueler.In.TUM“ möchte die Hochschule mehr Begeisterung für
technische Fächer wecken, insbesondere
für Informatik.
Ein Ziel des Programms ist es auch,
mehr junge Frauen für ein naturwissenschaftliches Studium zu gewinnen. „Mädchen sollen sich nicht vom herkömmlichen Rollenbild leiten lassen“, betont
Arndt Bode, Vizepräsident der Technischen Universität München. Die TU-Studie bestätigt das Desinteresse von jungen
Frauen am Informatikstudium. Angebote der Elitehochschule, etwa ein dreitägiges Praktikum für Schülerinnen oder das
Projekt „Mädchen machen Technik“, zeigen bescheidene Erfolge. Die Frauenquote im Fach Informatik an der TU liegt
durchschnittlich bei elf Prozent. An anderen deutschen Hochschulen sieht es nicht
besser aus. Für ein Wirtschaftsinformatikstudium interessieren sich immerhin
durchschnittlich 20 Prozent der Frauen;
lediglich Bioinformatik mit einem Anteil
von 28 Prozent scheint attraktiver zu
sein.
Steffen Strobel hatte wegen seiner guten Zensuren die Zusage für einen Studienplatz schon nach fünf Minuten im elektronischen Postfach. Mit den ersten Bachelor-Punkten und einer eigenen Wohnung in der Nähe des Studienorts sind
die weiten Fahrten nach Garching passé.
Jetzt kann sich der 19-Jährige ganz auf
seine wissenschaftliche Ausbildung und
das Studentenleben konzentrieren.
Informatik in Zahlen
Der Wirtschaft fehlen gut ausgebildete Informatiker. Doch es entscheiden sich zu
wenige Abiturienten für das Fach. Im Studienjahr 2007 begannen 30 325 Abiturienten ein Informatikstudium an deutschen Fachhochschulen und Universitäten.
Unter den Erstsemestern waren nur 5224 Frauen. Insgesamt stieg die Zahl der
Studienanfänger gegenüber dem Jahr 2006 um 1180 Studenten. An der Technischen Universität (TU) München nehmen die Anfängerzahlen in Informatik allmählich wieder zu. Waren es zum Wintersemester 2003/04 nur 394 Personen, so
traten im Winter 2007/08 immerhin 490 Abiturienten ein Studium an.
Kopfzerbrechen bereitet den Hochschullehrern die hohe Abbrecherquote im
Fach Informatik, die an Universitäten 39 Prozent, an Fachhochschulen 29 Prozent beträgt. Dagegen hat sich die Quote derjenigen, die ein begonnenes Informatikstudium ohne Abschluss beenden, an der TU München in den vergangenen
Jahren halbiert. Die Verantwortlichen erklären sich diesen Umschwung mit dem
im Herbst 2002 eingeführten Eignungstest für Abiturienten.
„Ich komm mal schnell rüber“ hört man häufig auf den Fluren der Softwareschmieden. Auch das modernste E-Mail-System kann die Effizienz kurzer
Wege nicht ersetzen.
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KARRIERE IN DER IT-BRANCHE
Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2008 / Süddeutsche Zeitung Nr. 243 / Seite V2/16
Eine Beilage der Süddeutschen Zeitung
Der Fußballsimulator
Gerald Köhler programmierte schon als Schüler – heute hat er eine Firma für Gamedesign und 35 Mitarbeiter
Von Andreas Remien
Den malerischen Ausblick auf den
Rhein trüben nur knapp 20 leere ColaFlaschen, die auf dem Schreibtisch vor
dem Fenster stehen. Sie sind die letzten
Zeugen einer heißen Phase, in der die
Programmierer des Softwareunternehmens Bright Future gegen Termindruck,
Schlafmangel und die Sommerhitze gekämpft haben. Im Herbst geht es in den
Büroräumen am Kölner Rheinauhafen ruhiger zu. Viele Mitarbeiter sind im Urlaub, denn ihre Arbeit ist weitgehend getan: Sie haben die neue Version des „Fußball Manager“ entwickelt, eines der erfolgreichsten deutschen Computerspiele.
Die Arbeit der Software-Spezialisten
hat sich in den vergangenen Jahren stark
gewandelt. Firmengründer Gerald Köhler kennt die Branche seit ihren Anfängen. Vor 21 Jahren hat er im InformatikUnterricht sein erstes Spiel programmiert. „Was die Lehrer uns beibringen
wollten, konnte ich ohnehin schon“, sagt
der 39-Jährige. Damals, als Gymnasiast,
ließ er in der letzten Reihe vom Computer
ausrechnen, wie die Chancen seines Lieblingsvereins VfB Stuttgart gegen BlauWeiß-90-Berlin standen. Das Spiel vom
5. Mai 1987 endete 2 : 0, auch die Simulation des Schülers hatte einen Sieg vorausgesagt. Köhler verbesserte sein ManagerSpiel und baute neue Funktionen ein. Anfang der Neunziger wurde eine Softwarefirma auf das Programm aufmerksam
und stellte ihn als Gamedesigner an. Es
war ein typischer Karriereverlauf: In den
Softwareunternehmen arbeiteten fast
nur Quer- oder Neueinsteiger, weil es
noch keine etablierten Strukturen gab.
Spielsachen
Mit 645 Millionen Euro Umsatz im
ersten Halbjahr 2008 ist der deutsche Computer- und VideospieleMarkt einer der wichtigsten in
Europa. Der Anstieg um 16 Prozent gegenüber 2007 beruht laut
dem Bundesverband Interaktive
Unterhaltungssoftware vor allem
auf Software für Konsolen (die an
Fernseher angeschlossen werden)
und Handhelds, also tragbaren
Geräten mit Bildschirm. Der Absatz von PC-Spielen geht indes
zurück: 185 Millionen Euro Umsatz gab es im ersten Halbjahr
2008 nach 233 Millionen Euro im
ersten Halbjahr 2007.
ner. Fußball und Computerspiele, das ist
eine Traumkombination großgewordener
Jungs, die bei Bright Future gleich zwei
Hobbys zu ihrem Beruf gemacht haben.
Auch Adrian Wahl ist ein großer Fan.
Der Datenbankexperte sorgt dafür, dass
Vereine, Stürmer oder Verteidiger im
Spiel so authentisch wie möglich abgebildet werden. Größe, Kopfballspiel oder Aggressivität – jedem Fußballer ordnen die
Mitarbeiter etwa 40 Werte zu. Mit einer
Punktzahl von 89 ist der Portugiese Christiano Ronaldo derzeit der beste Akteur.
Mit 23 Punkten erweist sich dagegen der
33-jährige Mike Smith, ein linker Verteidiger aus Neuseeland, eher als elektronischer Rumpelfußballer. Wenn sich Wahl
eine Ligapartie ansieht, sind Block und
Stift immer gezückt. Macht in der realen
Welt ein Talent auf sich aufmerksam, soll
ihm sein alter Ego auf der Festplatte
schließlich in nichts nachstehen.
Soll die Software nach
China gehen, darf es keine
taiwanesische Liga geben
Die aktuelle Version des PC-Spiels „Fußball Manager“ ist gerade fertig geworden, die Ideen für die Fortsetzung hängen
bereits an der Wand. Geschäftsführer Gerald Köhler (rechts) und Adrian Wahl diskutieren die Entwürfe der Graphiker.
Gut zwanzig Jahre später ist die Branche erwachsen geworden. Längst ist Unterhaltungssoftware kein Nischenprodukt mehr. Ein Indiz für gute Geschäfte
sind die schicken Büros am Kölner Rheinauhafen, in die Bright Future und der
Spieleverleger Electronic Arts kürzlich
eingezogen sind. An der Wand im Büroflur hängen Urkunden mit eingerahmten
DVDs – so etwas wie die moderne Variante der „goldenen Schallplatte“.
Köhler hackte sein erstes Spiel noch allein in den Computer, heute gibt es bei
Bright Future knapp 30 Mitarbeiter. Für
die technische Umsetzung der Ideen sorgen zehn Programmierer. Zu ihren größten Herausforderungen zählt die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz,
die das Verhalten der vom Computer
simulierten Akteure bestimmt. Der PC
muss viele Entscheidungen treffen: Soll
das digitale Pendant des FC Bayern einen
Stürmer kaufen? Oder besser das Stadion
ausbauen? Die Informatiker beantworten
diese Fragen mit komplexen Algorithmen, die auf möglichst viele Eventualitäten reagieren können. Sie schaffen eine
Systematik für die simulierte Welt, in der
sich der menschliche Spieler bewegt.
Und die Freiheiten sind groß. Ob Aufstellung, Vertragsverhandlungen, Training,
Marketing oder Stadionbau: Das Instrumentarium, das dem Spieler zur Verfügung steht, ist von Version zu Version
komplexer geworden.
Neben dem Vereinsmanagement pressen die Programmierer auch das Verhalten der virtuellen Fußballer in logische
Regeln. Ob ein Verteidiger während einer
Ligapartie den Gegner von den Beinen
holt, oder ein Stürmer zum Distanzschuss ansetzt: Wer den Entscheidungsprozess der Pixel-Akteure entwirft, sollte
nicht nur von Programmiersprachen Ahnung haben, sondern auch vom Sport.
„Und das ist gar nicht so einfach. Es gibt
erstaunlich wenig Programmierer, die
sich für Fußball begeistern“, sagt Köhler.
So haben bei Bright Future nicht alle,
aber doch die meisten Mitarbeiter ein Faible für das runde Leder. An einem Regal
hängt ein blauer Schal von Arminia Bielefeld, neben einem Bildschirm baumelt ein
Wimpel von Alemannia Aachen, und auf
dem Boden im Flur steht ein eingerahmtes Trikot der deutschen Nationalmannschaft – frisch signiert vom Bundestrai-
Die Arbeit der Datenbank-Experten
steht unter ständiger Beobachtung. Im Internet-Forum streiten Fans zum Beispiel
darüber, ob ein junger Spieler drei oder
eher vier Talent-Sterne verdient hat. Die
Beziehung zwischen den Entwicklern
und den Kunden ist eng und oft auch leidenschaftlich. „Fußball und Emotionen
gehören nun mal zusammen“, sagt Wahl.
Mehr als 52 000 Nutzer sind im Forum registriert, „etwa 5000 davon schreiben viel
und regelmäßig.“ Bei der Entwicklung
seines ersten Spiels diskutierte Köhler
noch mit 128 Kunden. Heute verbringt
der Geschäftsführer etwa eine Stunde am
Tag damit, die Fragen der Fans zu beantworten. Es ist ein „Customer Relationship Management“ der direkten Art.
Die große „Community“, wie der Kundenkreis im IT-Jargon genannt wird, ist
für die Softwareunternehmen Fluch und
Segen zugleich. Einerseits verursachen
mehrere hundert Nachrichten pro Tag
viel Aufwand. Andererseits liefern die
Nutzer seitenlange Listen mit Ideen, wie
das Programm besser werden könnte.
Das Gros der Vorschläge ist allerdings
kaum realisierbar. Anders als in den Pionierzeiten der PC-Spiele setzt der Massenmarkt den Spieleentwicklern enge Grenzen. Wer ökonomisch erfolgreich sein
will, darf den Mainstream nicht verprellen. Schwarze Kassen, brutale Fouls, Doping oder ein Co-Trainer, der in der Halbzeit an einem Herzinfarkt stirbt: Was
Köhler früher in seine Wirtschaftssimulation hineinprogrammierte, hält der Entwickler heute nicht mehr für möglich.
„Viele Spiele hatten damals eine anarchistische Note“, sagt Köhler. Heute wir-
ken ökonomische und politische Regeln
manchmal wie ein Weichspüler. Soll die
Software zum Beispiel in China verkauft
werden, darf es keine taiwanesische Liga
geben. Zu einem Hindernislauf gerät
auch die Altersfreigabe. Um als harmlos
eingestuft zu werden, muss die Software
bei Prüfstellen vorgeführt werden. Vor allem die Prozedur für den amerikanischen
Markt ist aufwendig. Dort kann schon eine Vokabel wie „Blutgrätsche“ zu einer
Altersbeschränkung führen.
Einen Großteil der Zeit verbringen die
Mitarbeiter mit dem Testen des Spiels.
„Derzeit bin ich etwas nervös“, sagt Köhler. Der 31. Oktober rückt immer näher,
der Tag, an dem die Software erstmals in
den Regalen der Elektronikmärkte stehen soll. Es ergeht Köhler etwa so wie einem Politiker, der am Wahlabend auf die
18-Uhr-Hochrechnung wartet: Zwar haben die Marktbeobachter schon erste
Trends ausgemacht, die Gewissheit über
den Erfolg kommt aber in wenigen, entscheidenden Stunden. Die Statistiken
der Einzelhändler zeigen nämlich schon
am ersten Tag, ob sich das Produkt in den
kommenden Monaten gut verkaufen
wird.
Besonders wichtig vor der Fertigstellung ist das Ausmerzen der technischen
Fehler. Sogenannte „Bugs“ treten in den
verschiedensten Ausprägungen auf, sie
sind der Produktmakel in der Softwareindustrie. Sind es nur Rechtschreib- oder
kleine Graphikfehler, sind sie harmlos.
Prekär wird es, wenn ein Bug den PC zum
Absturz bringt oder die Programmlogik
aus den Fugen gerät. In der „Quality-Assurance“-Abteilung bei Bright Future
sind daher alle Computer besetzt. „Wir
prüfen alle Aspekte, von der Logik bis
zum Spielgefühl“, sagt Chef-Tester Joaquin Peregrina. Treten dennoch im finalen Produkt Fehler auf, müssen die Entwickler ihr Produkt nicht zurückrufen.
Mit einem Patch-Programm, das die Nutzer über das Internet herunterladen, können die Programmierer auch nach der Veröffentlichung das Spiel reparieren oder
auch die Datenbank aktualisieren.
Nacharbeiten müssen die Mitarbeiter
im Graphik-Büro nur selten. Die kreativen Köpfe entwerfen den optischen Auftritt des Spiels. Die Graphiker feilen bereits an neuen 3D-Modellen und einem
Design für das nächste Jahr. Während die
aktuelle Version noch gar nicht auf dem
Markt ist, läuft längst der Countdown für
den „Fußball Manager 2010“. In der Grafikabteilung sind die Getränkeflaschen
auf dem Schreibtisch gut gefüllt.
IT-BRANCHE
Verantwortlich: Werner Schmidt
Redaktion: Viola Schenz
Anzeigen: Jürgen Maukner
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