2. Sitzung Wortarten und Satzglieder - UK-Online

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2. Sitzung Wortarten und Satzglieder - UK-Online
Universität zu Köln - Institut für Deutsche Sprache und Literatur
Tutorium „Sprachwissenschaft des Deutschen“
Do. 16-17:30 in 230
[email protected]
SS 12
2.Sitzung
Wortarten und Satzglieder
„Als grammatisch-lexikalische Kategorie das Ergebnis der Klassifizierung von Wörtern bzw.
Lexemen aufgrund jeweils gemeinsamer Merkmale. Je nach verwendeten Klassifizierungskriterien
ergibt sich eine unterschiedliche, in der Regel zwischen fünf und fünfzehn liegende Anzahl von
Wortarten.“ (Glück)
Wonach können wir Wortarten bestimmen?
→ phonologisch:
→ morphologisch:
→ syntaktisch:
→ semantisch:
→ weitere:
Wieviele Laute/Silben? Welcher Anfangslaut?
Welche Flexion(-sart)? Wie und mit welchem Element zu neuen
Wörtern verbindbar?
Wie und mit welchem Elementen zu Phrasen und Sätzen
(syntagmatisch) verbindbar? Mit welchen Wörtern (paradigmatisch)
ersetzbar?
Welche Art von Bedeutung (Eigenschaft, Handlung, konkret,
Abstrakt)?
Zählbarkeit, Kürze/Länge, Schreibung, etc.?
Die meisten Sprachen verwenden syntaktische Modelle mit
morphologischen, syntaktischen und teilweise semantischen Kriterien.
einer
Kombination
aus
Die klassischen Wortarten (Alternativbezeichnungen in Klammern)
Nomen
(Substantiv, N)
Haus, Mann (Gattungsnamen) Heiko, Mexiko (Eigennamen)
Laub, Polizei (Kollektiva) Treue, Freiheit (Abstrakta) Milch, Torf
(Stoffnamen)
Adjektiv (Adj, A)
gut, schön, häufig, treu
Artikel
der/die/das, dieser/diese/dieses (definit) ein-, kein- (indefinit)
mein-, dein-, sein- (possessiv) all-, manch-, jed-, viel(möglicherweise auch quantifizierend)
(Determinator, Det)
Pronomen
ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie (Personalpronomen) wer, wie was
(Interrogativpronomen) der, welcher (Relativpronomen) jemand,
etwas
Numeral (Quantifizierer, Q)
eins, zwei, drei (Kardinale) erster, zweiter, dritter (Ordinale)
Dutzend, hundert
Verb (V)
lesen, geben, schlafen (Vollverben) haben, sein, werden
(Auxiliare/Hilfsverben) können, sollen, wollen (Modalverben)
werden, bleiben, sein (Kopulaverben)
Präposition (Adposition, Präp, P)
in, an, auf, zwischen, unter, wegen (Präpositionen)
hinunter, entlang (Postpositionen)
um ... willen (Zirkumpositionen)
Konjunktion (Complementizer, C)
und, aber, oder (koordinierende Konjunktion)
dass, ob, weil, nachdem, während (subordinierende
Konjunktion/Subjunktion)
Adverb
heute, morgen bald (temporal) hier, innen, dort (lokal) oft,
gerne (modal) hoffentlich, leider, vielleicht, dummerweise
(Satzadverben)
(Adv)
Interjektion (Partikel)
ach, ah, pfui, hm, also, Ja, wohl, doch (Modalpartikeln)
nur, bloß, allein (Fokuspartikeln) auch, sogar, selbst
(Gradpartikeln) nicht, gar nicht (Negationspartikeln) sehr,
zu, ziemlich (Intensitäts-/Steigerungspartikeln) ja, nein
(Antwortpartikel)
Klassische Wortartenlehre (Glinz '57)
Wörter
flektierbar
konjugierbar
Tempus
Verben
unflektierbar
deklinierbar
festes Genus
Adverben, Präpositionen
Konjunktionen, Interjektionen
variables Genus
Nomen
steigerbar
Adjektive
nicht steigerbar
Artikel und Pronomen
Was sind Satzglieder?
Satzglieder sind/bezeichnen syntaktische Funktionen. Ein Satzglied ist also ein Name für eine
Relation zwischen zwei oder mehr Ausdrücken in einem konkreten Satz:
X ist ein Subjekt/Objekt/etc. von Y.
Im engeren Sinne bezeichnet das Satzglied die Bezeichnung zwischen einer Konstituente und dem
finiten Verb des Satzes.
Ein einzelner Ausdruck kann in verschiedenen Sätzen unterschiedliche Funktionen haben.
Satzglieder im Überblick
Prädikat:
Hauptbestandteil des Satzes. Es gibt keinen vollständigen Satz ohne
Verb. Kongruiert mit dem Subjekt des Satzes.
Der Mann küsst die Frau.
Subjekt:
Durch (pro-)nominale Elemente im Nominativ realisiert. Ist in Person
und Numerus mit dem finiten Verb kongruent.
Der Mann/Er küsst die Frau
Akkusativ-Objekt:
Auch direktes Objekt genannt. Kann bei Passivierung zum Nominativ
werden.
Die Frau/Sie sie küsst der Mann.
Dativ-Objekt:
Auch indirektes Objekt genannt. Kann beim bekommen-Passiv zum
Nominativ werden.
Die Frau hilft dem Mann/ihm.
Genitiv-Objekt:
Durch (pro-)nominale Elemente im Genitiv realisiert.
Die Frau gedenkt der Kinder/ihrer.
Präpositional-Obj.:
Durch Präpositionalgruppen (Präposition+Nominalgruppe) mit einer
bestimmten Präposition realisiert.
Die Frau denkt an das Kind.
Adverbial:
Durch Adverbien, Sätze, Adjektiv-, oder Präpositionalgruppen
realisiert. Semantisch wird hierbei unterschieden zwischen:
temporal: Er kommt jeden Tag/oft/nachts
lokal: Er spielt auf dem Spielplatz/hier/oben
modal: Er isst mit der Gabel
kausal: Sie hat vor Freude geweint
konzessiv: Er kam trotz Krankheit
final: Er fährt zur Erholung ans Mittelmeer.
Nicht alle Adverbiale sind frei hinzufügbar/weglassbar.
*Er wohnt. (valenzgebundenes Adverbial, hier: Lokaladverbial)
Prädikativum:
Durch Adverbien, Nominal-, Adjektiv-, oder Präpositionalgruppen
realisiert, nur bei bestimmten Verben.
Subjektprädikative: Ich bin/werde/bleibe/heiße Peter/müde/hier.
Objektprädikative: Ich finde/heiße/nenne dich Peter/langweilig.
In der traditionellen Terminologie gibt es noch weitere syntaktische Funktionen, die aber keine
Satzglieder sind, da sie sich nicht auf das finite Verb des Satzes beziehen.
Attribut:
Ist vom Nomen abhängig, nur mit ihm zusammen verschiebbar.
Pränominal: Adjektive und Nominalgruppen im Genitiv: das kleine
Kind,Omas Haus, des Pudels Kern.
Postnominal: Adjektive, Nominalgruppen im Genitiv, Sätze,
Präpositionalgruppen, Adverbien.
Attribut 2.Grades:
Von einem anderen Attribut abhängig, typischerweise einem
deverbalen Adjektiv. Die zentral gelegene Uni.
Satzarten
Deklarativsatz (Aussagesatz): Maximilian besiegt das Monster aus dem Kleiderschrank.
Interrogativsatz (Fragesatz):
Konjunktional
eingeleiteter Nebensatz:
Imperativsatz
(Aufforderungssatz):
Entscheidungsfrage: Besiegt Maximilian das Monster
aus dem Kleiderschrank?
Ergänzungsfrage: Wer besiegt das Monster aus dem
Kleiderschrank?
dass Max das Monster aus dem Kleiderschrank
besiegt./ob Max das Monster aus dem Kleiderschrank
besiegt.
Besiege das Monster aus dem Kleiderschrank!
Exklamativsatz (Ausruf):
Zum Glück ist das Monster aus dem Kleiderschrank
besiegt!
Optativ (Wunschsatz):
Wenn doch das Monster aus dem Kleiderschrank besiegt
wäre!
Weiterhin lassen sich Satzarten nach ihrer syntaktischen Funktion unterscheiden:
Subjektsatz
Dass Peter raucht, stört Maria/ Es ist mir egal, ob du kommst.
Objektsatz
Maria will, dass er damit aufhört.
Attributsatz
Der Mann, der an der Ampel steht.
Übungen
1. Bestimme die Wortarten und Satzglieder
a) Der jüngste Bruder von Fritz ist gestern bei dem Versuch die Aufgabe aus dem
Mathebuch von Karl zu lösen gescheitert.
b) der gute Wein.
c) Sie gedachte seiner mit Liebe.
d) Die Katze sitzt dort ja immer auf der Matratze.
e) Dass Kölsch eine Sprach und trinkbar ist, freut uns sehr.
2. Bestimme die Satzglieder
a) Ich weiß, dass die Wahrheit in einem guten Wein liegt.
b) Ich schenke dir zur Lektüre Bußmanns Lexikon der Sprachwissenschaft.
c) Wir warten auf das Freibadwetter
d) Ich freue mich nächste Woche schon unglaublich auf das Tutorium.
3. Bestimme die Satzarten
a) Geht nach Hause und erholt euch.
b) Die Suppe, die schmeckt mir gar nicht.
c) Wenn ich morgens früh aufstehen muss, ärgere ich mich.
d) Ich möchte, dass ihr immer fleißig seid.