Unternehmen - Gabler Saliter Bank

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Unternehmen - Gabler Saliter Bank
Unternehmen
Seite 14 / Montag, 29. Dezember 2003, Nr. 301
Das Unternehmergespräch
Namen & Nachrichten
Lutz W. Kegler
Begegnungen: Der
Pyro-Spezialist
An einem Grundsatz hat er festgehalten: Wer seine Leidenschaft, von Berufs
wegen Pyrotechniker zu werden, ausleben will, darf eines nicht sein – Pyromane. Denn der zwanghafte Drang, den Feuerschein und das Feuerwerk zum Überleben zu brauchen, führt ganz sicher in die
Irre. Wer könnte dies besser beurteilen
als Lutz W. Kegler, der Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung in der
pyrotechnischen Fabrik Weco in Eitorf
an der Sieg? In seinem langen Berufsleben ist er so etwas geworden wie die
„graue Eminenz“ derer, die sich mit der
Entwicklung, genauso aber mit der Sicherheit und mit Schutzmaßnahmen von
Feuerwerkskörpern beschäftigen. Aus
seinem guten, vertrauensvollen Verhältnis zur Genehmigungsbehörde – der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) –
macht er kein Hehl. Im Gegenteil, auf
die Frage, ob er denn nicht auch schon
mal flunkern müsse, wenn die BAM ihm
einen besonders schön glitzernden und
wunderbar harmonisch dröhnenden Feuerwerkskörper genehmigen solle, sagt er
mit blitzenden Augen: „Man darf nie versuchen, das aufgebaute Vertrauen zur Behörde zu mißbrauchen. Bei der Sicherheit in der Pyrotechnik darf man einfach
keine Kompromisse machen.“
Fünfundsechzig Jahre wird Kegler im
Februar des neuen Jahres. In diesem Monat wird sich für ihn vieles ändern, denn
er geht in Pension. Immerhin sind es fast
vierzig Jahre, die er der Pyrotechnik gewidmet hat. Der gebürtige Berliner (was
man heute noch an seinem Sprachklang
hört) wuchs im Badischen auf, studierte
im Allgäu das Fach der Chemie, arbeitete danach in Belgien, in Schleswig-Holstein und in Hamburg. 1968 fand die berufliche Wanderung ein Ende. Denn Hermann Weber, der Gründer der Firma
Weco in Eitorf, hatte ihm das Angebot
gemacht, Pyrotechniker bei ihm zu werden. Kegler wurde es – und blieb es bis
zum heutigen Tag.
Es muß ein wunderbares Gefühl sein;
vom Feuerwerk begeistert nichts mehr,
als Tag für Tag neue Formen von Feuerwerk zu erfinden, es zu testen und es immer wieder in den Himmel zu jagen.
Gleich an diesem Punkt aber beginnt die
Entmythologisierung. Bei aller Freude,
die Kegler zugegeben am Feuerwerk findet: Als Chemiker ist sein Zugang zum
Feuerwerk in erster Linie analytischer
Natur. „Die meisten Leute fragen sich,
wie die Techniker das wieder hinbekommen haben, neue Sterne, einen neuen
Goldregen, pastellfarbene Effekte, wie
sie gerade jetzt so in Mode gekommen
sind. Was genau dahintersteckt, begreifen sie nicht.“
Langweilig sei es ihm nie geworden,
sagt er mit Blick zurück und erzählt von
Helmut Fahlbusch, der frühere Vorstandssprecher von Schott Glas, feiert
am 31. Dezember seinen 70. Geburtstag. Fahlbusch gehörte zehn Jahre lang
dem Schott-Vorstand an, von 1993 bis
1998 war er dessen Sprecher. In seiner
Amtszeit wurden die internationalen
Aktivitäten von Schott ausgebaut und
die Präsenz auf dem Spezialglassektor
ausgeweitet. Die Übernahme und Sanierung des Jenaer Glaswerks nach der
deutschen Wiedervereinigung fällt ebenfalls in die Ära Fahlbusch. Nach seinem
Ausscheiden aus dem Vorstand war
Fahlbusch im Schott-Unternehmensrat
tätig, dem Aufsichtsgremium des zur
Carl-Zeiss-Stiftung gehörenden Unternehmens. (mir.)
Dr.-Ing. Manfred Mücke, 62 Jahre,
Vorstandsmitglied der R+V Versicherung, geht mit Ende seiner Amtszeit am
29. Februar 2004 in den Ruhestand.
Zum gleichen Zeitpunkt wechselt Bernhard Meyer, 53 Jahre, Vorstandsvorsitzender der R+V Allgemeine Versicherung AG, aus dem Aufsichtsrat der Gesellschaften Kravag-Logistik Versicherungs-AG und Kravag-Allgemeine Versicherungs-AG in den Vorstand und übernimmt den Vorsitz. Mücke wird von
demselben Zeitpunkt an Mitglied der
den Innovationen, die das Spiel mit den
Produkten aus der firmeneigenen Hexenküche Jahr für Jahr im Fluß gehalten haben. Dragierte Sterne, Verwandlungssterne, Blinksterne – „man kann gar nicht alles aufzählen, was wir als Ergebnis aus
Forschung und Entwicklung neu auf den
Markt gebracht haben. Zahllose Ideen
sind uns eingefallen.“
Triumphierend sagt er dies nicht. Das
ist nicht seine Art, denn das sachliche
Hinterfragen gehört zu seinem Charakter, gemischt mit der keinesfalls überraschenden Einstellung, ein Pyrotechniker
dürfe nicht die Kosten der Produktherstellung über den Faktor Sicherheit stellen. Wieder zitiert er die Vorschriften für
Klassifizierung, Lagerung und vieles andere mehr, die Feuerwerkskörper betreffend. Nicht als Zumutung, sondern als
Basis einer Sicherheitsphilosophie, die in
Deutschland nach Keglers Ansicht solche Brandkatastrophen wie in Enschede
vermeidet. „Was dort geschah, war bewußt oder unbewußt illegal. Die Leute
mußten wissen, wie gefährlich das war,
was sie falsch deklariert und in falsche
Gefahrenklassen eingeordnet gelagert
hatten. Die Folge war eine absolute Katastrophe.“
Man spürt, daß Kegler ein Leben lang
mit Feuerwerkskörpern umgegangen ist
und die Sicherheit bei ihm immer vor
dem Spaß stand. Erst recht hat er sich
sehr dafür engagiert, daß auf europäischer Ebene Feuerwerksnormen zustande kommen mögen – mit dem Ziel, daß
unterschiedliche Vorstellungen über die
Zulässigkeit von Feuerwerkskörpern in
Italien, Spanien, England und Deutschland beseitigt würden (gegenwärtig bestehen sie noch immer). „Ich hoffe, daß
Ende kommenden Jahres die Normen
rechtskräftig werden, die sprengstoffrechtlich abgesichert dann für alle Länder Europas verbindlich sind. Es wäre
aus meiner Sicht ein großer Fortschritt
für die Branche.“
Ob er selbst am Silvesterabend dem
Feuerwerk fröne, mit Großfeuerwerk im
Freundeskreis? Nein, partout nicht, beantwortet er die Frage. Man solle die Arbeit nicht nach Hause mitnehmen, umschreibt er sein Prinzip. Kleinfeuerwerk,
na ja, da nehme er schon was mit zur Silvesterfeier, zur eigenen und seiner Freunde Freude.
Kleinfeuerwerk? Er kann nur mit
Nachdruck den Trend bestätigen, den die
Pyrotechniker begonnen und verstärkt
haben: „Produkte aus dem Großfeuerwerk werden für den Verbraucher verkleinert. Dadurch, daß die Zulässigkeit der
Satzmengen von fünfzig auf zweihundert
Gramm erhöht wurde, lassen sich ganz
neue Effekte erzielen. Batteriefeuerwerk
zum Beispiel ist zum Renner geworden.“
Was soviel heißt: Der Kleinfeuerwerker
zündet eine Batterie von Bömbchenraketen und Minibomben, doch er zündet nur
einmal – und kann sich wie alle anderen
auch an den himmlischen Effekten erfreuen.
Ganz seinem (zuerst an die Sicherheit
denkenden) Charakter entsprechend, erkennt Kegler hierin einen wirklichen
Fortschritt. Früher mußte der private
Feuerwerker das Bömbchen anzünden
und weglaufen – ehe er selbst etwas sehen konnte, war der Effekt schon verpufft. Doch heute? „Der Endverbraucher kann professionelle Effekte erzeugen, mit einem sehr hohen Maß an Sicherheit. Und alle können gemeinsam
die Effekte bestaunen.“
Ein Leben lang ist Kegler Feuerwerker
gewesen, doch zum Pyromanen ist er nie
geworden. Keine Angst, das wird er auch
nicht. Was bleibt, ist sein Ruf in der Branche. Dieser ist wie Donnerhall – was in
diesem Fall wörtlich gemeint ist.
HERIBERT KLEIN
Foto Archiv
Aufsichtsräte beider Gesellschaften.
Durch Zuwahl in den Aufsichtsrat der
Kravag-Allgemeine Versicherungs-AG
wird Dr. Jürgen Förterer, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung AG,
ebenso Aufsichtsratsvorsitzender wie bereits in der Kravag-Logistik Versicherungs-AG.
Patrick Hemmingson, Geschäftsführer der EGP Verwaltungs-GmbH & Co
Handels- und Kommanditgesellschaft,
Hamburg, ist mit Wirkung vom 1. Januar 2004 zum Mitglied des Vorstands der
Adler Real Estate AG, Frankfurt, bestellt worden. Hemmingson folgt Rüdiger Weitzel, der zum Jahresende aus seinem Amt ausscheidet. Dem Vorstand
der Adler Real Estate AG gehört weiterhin Axel Harloff an. (jfr.)
Udo Aull, Vertriebsvorstand der Jetter AG, scheidet Ende Januar aus dem
Unternehmen aus. Der Vorstandsvorsitzende Martin Jetter wird künftig für den
Vertrieb zuständig sein.
Ralf Frigge, zuletzt bei der VeltinsBrauerei als Geschäftsführer für den Export zuständig, wird bei Brau und Brunnen die Leitung des in der neu gegründeten Brau und Brunnen International zusammengefaßten Exportgeschäfts übernehmen.
Firmenverzeichnis
Alltours .......................................... 15
Deutsche Bahn ............................. 13
Amazon .......................................... 15
FAO Schwarz ................................ 15
Parmalat ....................................... 11
Renault .......................................... 15
Apple .............................................. 15
Ford ................................................ 15
Rewe .............................................. 15
Barryvox ........................................ 15
FTI .................................................. 15
Bertrandt ....................................... 15
Hapag Lloyd ................................. 15
Interfinanz ..................................... 14
Öger-Gruppe ................................. 15
Seidel Elektronik .......................... 15
Thomas Cook ............................... 15
BMW .............................................. 15
Brau und Brunnen ........................ 14
Continental ................................... 15
Deutsche Lufthansa .................... 15
Frankfurter Allgemeine Zeitung
TUI .................................................. 15
VGACS Acquisition
...................... 15
Opel ................................................ 15
VW .................................................. 15
Ortovox .......................................... 15
Wal-Mart ....................................... 15
„Daß wir eine Privatbank sind, ist bei uns erlebbar“
Mit den Geschäftsführern der Saliterbank, Stefan Gabler und Christoph Breuning, sprach Angela Maier
Wer den Glanz verspiegelter Fassaden
und elegante, karriereversessene Jungdynamiker sucht, ist bei der Saliterbank im
Allgäu fehl am Platz. „Bodenständigkeit
und Langfristigkeit“ lautet das Motto, unter dem die Familie Gabler seit 1828 das
Bankgeschäft betreibt. „Viele Kunden
sind die Anonymität bei den Großbanken
leid“, erklärt Christoph Breuning, der seit
Anfang 2002 als erster familienfremder
Geschäftsführer die beiden Bankchefs
Jörg (73 Jahre) und Stefan Gabler (45 Jahre) verstärkt. „Daß wir eine Privatbank
sind, ist bei uns erlebbar.“
Das beginnt mit dem 1804 erbauten ehemaligen Gasthaus mit dicken Mauern und
kleinen Fenstern direkt neben der Kirche
von Obergünzburg, in dem die kleine
Bank ihre Verwaltung hat. Das setzt sich
fort im Besprechungszimmer, in dem von
Gemälden an der Wand eine Reihe von
„Viele Kunden sind die
Anonymität bei den
Großbanken leid.“
Urahnen – mehrheitlich Frauen – auf die
Besucher blicken. Im Büro von Seniorchef
Jörg Gabler demonstrieren die Bankiers
ihren Kunden gern, woher die Redewendungen „einen springen lassen“ und „mit
klingender Münze zahlen“ stammen. Aus
einer Rolle alter Goldmünzen schnippt
Gabler ein Geldstück, das hell klirrend
auf die Marmoreinlage eines Zahltisches
aus der Spätrenaissance fällt. „Geldwechseln war eine der wichtigsten Bankierstätigkeiten vor 150 Jahren“, erklärt der Juniorchef. Wer hingegen ein Euro-Stück
auf den Zahltisch wirft, wird enttäuscht.
Ein dumpfer Klang weist das Geldstück
als edelmetallfreie Billigmünze aus.
Bei der Gabler-Saliter Bankgeschäft
KG mit 41 Mitarbeitern im 6200-Einwohner-Ort Obergünzburg, 110 Kilometer
westlich von München, legt man Wert auf
Gediegenheit, nicht auf Protz: Der Seniorchef empfängt seine Kunden auf einer gemütlichen Eckbank, wie sie auch in einer
Almhütte stehen könnte. Der Name der
Bei der Saliterbank suchten sie langfriBank geht auf seine Vorfahren zurück, die gend: Eine eigene Mittelaufnahme am Kapimehrere Generationen lang Saliter waren: talmarkt wäre viel zu aufwendig. Nur von stige Betreuung. Zudem sei die Allgäuer
Das waren Männer, die im Auftrag der Re- Förderbanken gedeckte Investitionskredite Bank unabhängig. „Die Kunden nehmen
zunehmend wahr, daß die Großbanken
gierung in den Kuhställen Salpeter von werden dort refinanziert.
Trotzdem war auch die Saliterbank in ih- vor allem ihre eigenen Produkte durchden Wänden kratzten, das anschließend
rem Jubiläumsjahr von der Ertragskrise drücken wollen.“ Auch einen atmosphärizu Schießpulver verarbeitet wurde.
Daß es die Bank auch nach 175 Jahren der deutschen Banken betroffen. „Das schen Vorteil sieht Gabler für das Instinoch gibt, dazu dürfte eine restriktive Ri- Geld ist schwerer zu verdienen“, räumt tut seiner Vorväter: „Wir reden mit den
sikopolitik maßgeblich beigetragen ha- Gabler ein. Wie andere Banken leide die Kunden von Mittelständler zu Mittelben. Zwei Grundregeln verfolgen die Saliterbank im Zinsgeschäft unter sinken- ständler.“ Ein Mindestvermögen für die
Gablers dabei: Kein Kredit darf 2,5 Mil- den Margen und steigender Risikovorsorge. individuelle Vermögensberatung muß
lionen Euro überschreiten – obwohl auf „Auch wir hatten Insolvenzen zu verkraf- der Kunde nicht mitbringen, fügt BreuBasis des haftenden Eigenkapitals der ten, vor allem im Handwerk.“ Einen Ver- ning hinzu. „Man muß einen langen
Bank 4 Millionen Euro zulässig wären. lust habe die Saliterbank jedoch seit dem Atem haben, selbst wenn die Anlagevolumina zu Beginn überschaubar
Und: „Wir machen Kreditgesind. Wir sehen die gesamte
schäft nur so weit, wie wir hinVermögensstruktur.“ Mit eischauen können“, wie Stefan
Zur
Person
nem betreuten Vermögen in
Gabler sagt. Also mit Freibedreistelliger Millionenhöhe ist
ruflern, Handwerkern, LandNach dem Abitur besann sich der
die Bank allerdings ein winziwirten und mittelständischen
Obergünzburger Stefan Gabler der
ger Spieler. Der größte Teil
Unternehmern in einem UmFamilientradition und studierte Beder 10 000 Kunden sind norkreis von bis zu einer Autotriebswirtschaftslehre an der Fachmale Privatkunden aus der Restunde um die Zentrale in
hochschule München. Nach Praktigion, die Bank nimmt jederObergünzburg sowie die drei
ka bei der Bayerischen Vereinsbank
mann auf.
Filialen in Kempten, Babenund dem Privatbankhaus Hauck &
Für das Eigenkapital – die Gehausen und Dietmannsried.
Aufhäuser trat er Mitte der achtzischäftsgrundlage der Bank –
Die Eigenmittelquote liegt
ger Jahre in die 1828 von Johann
scheint zumindest auf den ermit mehr als 10 Prozent der riMichael Gabler gegründete Salitersten Blick die Eigentümerstruksikogewichteten Aktiva oberbank ein. 1994 rückte der dreifache
tur bedrohlicher als die Gefahr
halb der Forderungen der
Familienvater in die Geschäftsfühfauler Kredite. Zuletzt verringerBankenaufsicht. Für das Eirung auf. Der 45 Jahre alte Stefan
te sich 1999 nach dem Tod eines
genkapital von 10,9 Millionen
leitet die Bank gemeinsam mit seiGesellschafters das EigenkapiEuro haften die sechs Gabnem 73 Jahre alten Vater Jörg Gabtal um rund eine Million Euro:
lers, denen die Bank gehört,
ler und dem ehemaligen Genossendurch die Gründung einer Stifpersönlich. Um das Risiko zu
Stefan
schaftsbanker Christoph Breuning
tung, durch die Auszahlung kleibegrenzen, werden größere
Gabler
(47 Jahre).
nerer Erbschaften und durch
Darlehen mit befreundeten Indie Erbschaftsteuer. Durch Verstituten wie der Schilling
träge hat die Familie seit je verBank in Hammelburg, der
sucht, die Gefahr von MittelabAugsburger Hafner Bank
oder dem Bankhaus Max Flessa & Co in Zweiten Weltkrieg nicht mehr gemacht, be- flüssen gering zu halten. „Im Geselltont Gabler. Die Höhe der Gewinne will er schaftsvertrag ist geregelt, daß nicht einSchweinfurt vergeben.
„Wir wollen unsere Unabhängigkeit er- nicht nennen.
zelne Gesellschafter die Bank durch hohe
halten“, betont Stefan Gabler. Expansion in
Die Reputation als solides, langfristig Zahlungen in Schwierigkeiten bringen
der Kreditvergabe sei deshalb kein Ziel. So orientiertes Institut will die Saliterbank können“, sagt Stefan Gabler, der die
finanzieren bei der Saliterbank – ähnlich ei- nun nutzen, um die Vermögensberatung Bank in sechster Generation führt. Ausner Sparkasse – hauptsächlich die Kunden- auszuweiten. Dafür fahren die Berater stiegswillige Gesellschafter dürfen nur an
einlagen die Kredite. 2002 standen Auslei- auch schon einmal zu Kunden nach Mün- die Familie verkaufen – zu einem festgehungen an Kunden von 91,2 (Vorjahr 91,6) chen, Augsburg oder Füssen. „Seit gut ei- legten Preis, der „unter dem Marktwert“
Millionen Euro Kundeneinlagen von 105,2 nem Jahr bekommen wir deutlich mehr liegt. Sein Kollege Breuning ist deshalb
(107,4) Millionen Euro gegenüber. Die Bi- qualifizierte Kundenanfragen“, berichtet auch für die fernere Zukunft zuversichtlich.
lanzsumme stieg leicht auf 138,5 (134,8) Mil- Gabler. „Viele unserer Neukunden kom- „Den Termin für unsere 200-Jahr-Feier könlionen Euro. Mit ihrer Selbstbeschränkung men von den Großbanken, da dort die nen Sie sich jetzt schon vormerken“, und
machen die Gablers aus der Not eine Tu- Berater ständig wechseln.“
das ist noch 24 Jahre hin.
Thomas Kirch gesprächsbereit
Interfinanz spürt Geschäftsbelebung
Staatsanwalt will Sohn von Leo Kirch vernehmen
Markt für Unternehmensverkäufe zieht wieder an
MÜNCHEN, 28. Dezember (dpa).
Der Sohn des gescheiterten Medienunternehmers Leo Kirch, Thomas Kirch, ist zu
einem Gespräch mit der Münchner
Staatsanwaltschaft über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereit. Thomas Kirch
habe bereits vor Wochen in einem Brief
an die Staatsanwaltschaft erklärt, auf
Wunsch könne er jederzeit aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurückkommen, hieß es am Sonntag aus KirchKreisen. Das gelte weiterhin. Er müsse
nur wissen, wann und wo er erscheinen
solle.
Damit reagierten die Kirch-Kreise auf
eine Meldung des Nachrichtenmagazins
„Focus“. Es hatte berichtet, die Staatsanwaltschaft München versuche im Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen
Thomas Kirch bislang vergeblich, den 45
Jahre alten Sohn des Medien-Unterneh-
mers zu vernehmen. Einer ersten Einladung der Staatsanwaltschaft sei er nicht
gefolgt.
Ende November hatte ein Anwalt von
Thomas Kirch in dem Schreiben an die
Münchner Staatsanwaltschaft erklärt, dieser wolle bald zum Vorwurf der Untreue
Stellung nehmen. Auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft würde sich sein Mandant „kürzestfristig hier in der Bundesrepublik zur
Verfügung halten, ohne daß es irgendwelcher weiterer Überlegungen der Staatsanwaltschaft bedarf“. Münchens Leitender
Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld sagte nun dem „Focus“: „Wir würden ihn gerne befragen, wenn wir die Möglichkeit dazu hätten.“ Die Staatsanwaltschaft will dem Bericht zufolge die amerikanischen Behörden um Rechtshilfe ersuchen, sollte sich Kirch junior nicht freiwillig
einem Verhör stellen.
Interfinanz GmbH & Co. KG, Düsseldorf. Die auf den Kauf und Verkauf von
Unternehmen spezialisierte Beratungsgruppe glaubt, daß der Markt für Akquisitionen und Fusion (M & A) langsam
wieder in Schwung kommt. Seit dem
Spätherbst ziehe das Geschäft wieder an,
heißt es in dem jetzt vorgelegten Jahresbericht der Interfinanz. 2003 sei für den
deutschen M-&-A-Markt das dritte Rezessionsjahr in Folge gewesen. Sowohl
das Transaktionsvolumen als auch die
Zahl der Unternehmensverkäufe seien
um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem
schon schwachen Vorjahr zurückgefallen, berichtet die 1958 von Walter
Scheel, Gerhard Kienbaum und Carl
Zimmerer gegründete Interfinanz-Gruppe. Verkaufswillige Unternehmer hätten
ihre Pläne wegen unbefriedigender eigener Gewinne verschoben, Käufer hielten
sich bei Neuengagements weiterhin zurück. Eine rühmliche Ausnahme hätten
amerikanische Käufer gebildet, die eher
antizyklisch agierten. Sie hegten auch
die wenigsten Vorbehalte gegen Investitionen in Deutschland. Die Nachfrage
nach Unternehmen konzentriert sich
nach Angaben von Interfinanz auf Gesellschaften mit guten Gewinnen und
Wachstumspotential. Besonders gefragt
seien Unternehmen mit Produktionsstandorten im Ausland. Begehrt seien
zudem Großhandelsaktivitäten, weil
sich ausländische Hersteller dadurch einen schnellen Zutritt zu dem größten europäischen Markt erhofften. Auch die
Interfinanz spürt eigenen Angaben zufolge eine Belebung. Nach dem schwachen ersten Halbjahr seien in der zweiten Hälfte bessere Provisionsumsätze erzielt worden. (B.K.)
Standpunkte
Die Lastwagen-Maut hat mehr als normale Kinderkrankheiten
Dieses Ausmaß der Fehler war nicht zu erwarten / Toll Collect liefert zu wenig Information über die geplante Lösung der Probleme
Es war absehbar, daß die
re, nicht fälschlicherweise
Einführung der Lastwagenzu buchen, wenn ein LastMaut in Deutschland nicht
wagen keine mautpflichtige
ohne Probleme verlaufen
Strecke befährt. Dabei erwürde. Bei dieser neuen
gibt sich eine extrem niedriTechnologie mußte bei den
ge Fehlertoleranz, da die
fehlenden Praxis-ErfahrunAnzahl der in allen Lastwagen und dem kurzen Progen pro Jahr durchgeführduktionszeitraum mit Fehten Prüfroutinen im Billiolern gerechnet werden, dienenbereich liegt, das Syses Ausmaß war jedoch
stem aber schon bei weninicht zu erwarten.
gen belegbaren FehlbuEs gibt zum einen eine
chungen auf juristischem
Vielzahl von sehr ärgerliWeg ausgesetzt werden
chen, aber letztendlich techkann.
nisch nicht substantiellen
Von Toll Collect wird die
Uwe PlankSchwierigkeiten, etwa daß
kurze Entwicklungszeit zwiWiedenbeck
die Bordgeräte ständig in eischen Vertragsunterzeichnen Stand-by-Zustand falnung und Roll-out als
len. Es treten aber auch
Grund für die Probleme geFehlerbilder auf, die zeinannt. Fakt ist aber, daß
gen, daß die von Toll Collect beauftrag- man sich im Hause Daimler-Chrysler
ten Entwickler bisher die Schlüsseltech- schon lange vor der Vertragsunterzeichnologie bei einem elektronischen Maut- nung mit der Entwicklung beschäftigt
System nicht in den Griff bekommen ha- hat, was sich etwa an den erteilten Patenben, nämlich das Zusammenspiel zwi- ten für das System zeigt. Man hat Anfang
schen der Hard- und Software für die Po- 2002 erklärt, das System sei intern schon
sitionsbestimmung, dem Algorithmus für zwei Jahre erfolgreich getestet worden
die Streckenerkennung und der digitalen und sofort einsatzbereit. Auch das vom
Straßendatenbank. Bei funktionierenden Aufsichtsratsvorsitzenden von Toll ColGeräten in jeweils gleichen Lastwagen lect, Peter Mihatsch, kürzlich im „Spiewerden an verschiedenen Tagen für den gel“ als Ursache genannte Zusammengleichen Streckenabschnitt verschiedene spiel zwischen Satellitentechnologie, MoMauthöhen angezeigt, oder es kommt in bilfunk und Festnetz sollte kein Problem
der Nähe von Autobahnen häufig zur An- sein, wenn die Schlüsselkomponenten
zeige von Maut, obwohl eine Nebenstra- funktionieren. Woran liegt es also, daß
ße befahren wird. Diese und viele andere führende deutsche Technologie-KonzerFehlerbilder zeigen, daß das System der- ne, die auf anderen Feldern Hervorragenzeit weit von dem erforderlichen Zuver- des leisten, auf diese Art scheitern?
lässigkeitsbereich entfernt ist und keinesDie Antwort muß im Umgang mit den
wegs permanent und reproduzierbar kor- komplexen Eigenschaften der Satellitenrekte Daten erzeugen kann.
navigation gesucht werden, die bei der JuDie Anforderungen an das System stierung von Algorithmus und Datensind extrem hoch. Wichtig ist insbesonde- bank-Intelligenz berücksichtigt werden
müssen. Hier liegt die eigentliche Herausforderung bei der Entwicklung eines
elektronischen Maut-Systems. Es gibt
sehr viele Erfahrungen mit einfachen Navigationssystemen, die in vielen Personenwagen eingebaut sind und nur geringen Genauigkeitsanforderungen genügen
müssen. Auch gibt es in der Luftfahrt
hoch zuverlässige Systeme, die allerdings
über hochwertigste und teure Sensorik
verfügen. Bei der Maut muß jedoch eine
extrem niedrige Fehlerquote mit Komponenten erreicht werden, die aus Kostengründen nur eine geringe Performance
aufweisen. Es gibt in Deutschland nur wenige Fachleute, die über den notwendigen Erfahrungsschatz bei fehlertoleranter Navigation und speziellen Datenbanken verfügen, um die Aufgabe in kurzer
Zeit in einem integrierten Entwicklungsprozeß lösen zu können. Es ist bei diesem Projekt beunruhigend, daß die Aufgabe nach wie vor als ein zwar schwieriges, aber typisches IT-Problem eingeschätzt wird, mit entsprechender fachlicher Prioritätensetzung. So muß man befürchten, daß nach dem Redesign der
Software das System zwar prinzipiell
funktioniert, aber eben doch nicht in
dem erforderlichen Maße.
Die Alternativen zu Toll Collect, die
sich Manfred Stolpe bieten, haben alle einen faden Beigeschmack. Die zeitlich begrenzte Wiedereinführung der Vignette
mag sinnvoll sein, bringt aber viel zu geringe Einnahmen. Der Wechsel des Konsortiums führt mit einer erforderlichen
neuen Ausschreibung zu extremen Zeitverzögerungen, die Wahl eines technisch
veralteten Ansatzes, etwa nach Schweizer oder österreichischem Zuschnitt, würde alle dringend notwendigen Entwicklungsmöglichkeiten für ein modernes
und finanzierbares Verkehrsmanage-
ment verbauen und der Telematikentwicklung in Deutschland einen Schlag
versetzen, von dem man sich auf Jahre
nicht erholen würde. Außerdem ist der
von Toll Collect gewählte Systemansatz
prinzipiell richtig und kann auch zum Erfolg geführt werden. Es ist nicht einzusehen, warum man das Unternehmen von
seinen Verpflichtungen entbinden sollte,
denn berechtigte Schadenersatzforderungen können auch ohne Kündigung des
Vertrags durchgesetzt werden.
Für einen öffentlichen Auftraggeber
ist es jetzt zwingend erforderlich, die
Tauglichkeit der Systemkomponenten
und das Zusammenspiel der Schlüsseltechnologien umfassend zu analysieren,
um sicher entscheiden zu können, ob die
Entwicklung Aussicht auf erfolgreiche
Verwirklichung hat oder ob gegengesteuert werden muß. Dazu existieren im
Markt komplexe Verfahren, die auf Simulation und Testfahrten basieren und
durch Streßtests die Potentiale und die
Grenzen der Entwicklung aufzeigen können. Bisher hat Toll Collect über die tatsächlichen Probleme und die eingeschlagenen Lösungswege auch gegenüber den
Behörden kaum verwertbare Informationen kommuniziert. In Anbetracht des
Risikos wäre dies in anderen Ländern
undenkbar. Es liegt im Interesse des
Steuerzahlers, des Konsortiums selbst
und des Standorts Deutschland, daß Toll
Collect dieser Verpflichtung nachkommt. Schweigsamkeit mag rechtliche
Motive haben, aber am Ende eines Tages
zählt einzig, ob der Schaden zum GAU
geworden ist.
Der Autor ist Geschäftsführer der Zentrum für
Integrierte Verkehrssysteme GmbH (ZIV) in
Darmstadt, eines Forschungsunternehmens der
Deutschen Bahn AG, Fraport AG und RheinMain-Verkehrsverbund GmbH.