gewinnen beginnt innen
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GEWINNEN BEGINNT INNEN Mentales Training für Trader Claus David Grube Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 0. Einleitung 0.0. Die Börse ist ein Spiegel 0.1. Die Große Göttin Börse 0.2. Keine Chance ohne Risiko! 0.3. Die irrationale Macht der Herde 0.4. Börse und Demut 0.5. Der Weg des Verfassers mit Börse und Psychologie 0.6. Aktuelle Psychokybernetik 0.7. Die subjektive Konstruktion der Welt 0.7.1. Weltmodelle 0.7.2. Non-lineare Systeme 0.8. Nichts ist ewig 0.9. Psychologische Grundprobleme 0.0. Die Börse ist ein Spiegel „Warum läuft der Kurs nur immer gegen mich?!“ „Weil Sie es so wollen!“ „Bitte, was?!“ „Die Börse ist ein Spiegel. Der Kurs ist der Kurs. Er reflektiert Ihre innere Einstellung, die bestimmt, wie Sie den Kurs interpretieren und nutzen.“ „Aber warum sollte ich Verluste und einen gegen mich laufenden Kurs wollen?“ „Die Frage wäre besser: ‚Wie will ich einen gegen mich laufenden Kurs?!’ Bei ‚Warum’ suchen Sie Schuldige und Opfer. Bei ‚Wie’ verstehen Sie sich selbst und können Ihre Einstellung und Ihr Verhalten ändern und so anpassen, dass Sie jeden Kursverlauf für profitable Trades nutzen können!“ „Das wäre mir aber neu, dass ich Verluste will!“ „Das ist das Gute an der Börse. Sie ist ein gnadenloser Spiegel. Das gibt Ihnen Gelegenheit, tiefer als bisher zu schauen. Es kann sein, dass Sie relativen Erfolg in der Welt hatten. Aber vielleicht war dieser mit dem Opfer dessen verbunden, was Sie wirklich gern getan hätten. Sie haben sich vielleicht einer Firma oder Familie oder einer Kultur angepasst, die Ihnen gar nicht entspricht. Nun suchen Sie einen anderen Weg. Und die Börse sagt Ihnen: Entdecke erst einmal dich selbst und stehe zu dir.“ „Hmm, Sie meinen wirklich, ich will das so mit den Verlusten?“ „In gewisser Weise trifft das zu. Sie sollten sich diese unterbewusste Motivation bewusst machen. An der Börse muss niemand Opfer sein. Jeder erschafft sich sein Schicksal selbst.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 2 An der Börse ist es wie im Leben. Es gibt kaum etwas lebendigeres auf der Welt als die globale Börsenwelt. Tausende sich sekündlich verändernde Preise für Aktien, Finanztitel, Währungen, Rohstoffe. Verändert durch die Käufe und Verkäufe, durch die Angebote und Nachfragen von mehreren Millionen Teilnehmern auf den Börsenmärkten. Rund um den Globus, 24 Stunden, Tag für Tag. Sobald die Eingangsschwelle überwunden ist, sind die meisten Menschen von der Börse fasziniert. Die Börse ist ein globales Spiel. Die Börse verspricht großes Geld. Sie nimmt und sie gibt. Sie bewirkt große Emotionen. Sieg und Niederlage liegen dicht beieinander. Und überall auf der Welt werden Sie heutzutage Gesprächspartner finden, die mit Ihnen begeistert über die Börse fachsimpeln. Die Favoriten bei den Sportarten sind je nach Land und Erdteil unterschiedlich. Börse ist der globale Sport für alle Altersklassen. Ja, man könnte die Finanzwelt sogar als religiöse Welt auffassen. 0.1. Die Große Göttin Börse Die Börse ist die Große Göttin unserer Zeit. Sie lockt und verspricht. Millionen Menschen beten diese Göttin an. Ihre Gunst bringt Freude und Glück und Reichtum. Und da sie meist den belohnt, der sich am meisten bemüht und die innere Einstellung reinigt, ist sie die fairste Göttin der Geschichte. Im Boom der 90er Jahre schien sie Versprechungen auf ewig steigende Aktienpreise zu halten. Dann kam der Absturz des beginnenden 3. Jahrtausends dafür umso heftiger. Und schon ging es weiter hoch und runter und wieder hoch und noch höher und wieder hinunter. Und wenn man mit ihr hadert, sagt die Große Göttin der Börse: „Was willst du? Du hast dich nicht genug angestrengt und gereinigt! Das Platzen der Aktienblase traf doch nur die Käufer an den Aktienmärkten. Für die Verkäufer war es eine gute Zeit von 2000 bis Frühjahr 2003. Für die Spekulanten an den vielen anderen Märkten potenziell ebenso: Der Euro steigt 2003 innerhalb weniger Wochen von unter 1 Dollar per Euro auf 1,20. Gold steigt um über 100 Dollar per Unze. Ich gewähre immer eine Chance. Und keine Chance ist ohne Risiko! Ich belohne den, der mit Intelligenz und Klarheit riskiert!“ 0.2. Keine Chance ohne Risiko! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 3 In einer Welt, in der aufgrund der depressiven Rahmenbedingungen und der Schuldenexplosion öffentlicher Haushalte der Geldverdienst mit herkömmlicher ehrlicher Arbeit schwieriger geworden ist, muss sich ein jeder mit den Möglichkeiten der Finanzmärkte befassen. Besonderes Potenzial versprechen die Derivatmärkte. Das sind vor allem die Futures, auch Terminkontrakte genannt. Diese Börsenmärkte bestehen seit über 100 Jahren, haben aber eigentlich erst durch die Freigabe der Wechselkurse und das Anschwellen der Finanzmärkte überragende Bedeutung gewonnen. An der größten Terminbörse der Welt, der deutsch/schweizerischen Eurex werden täglich durchschnittlich 5 Millionen Kontrakte gehandelt mit einem Kontraktwert von meist über 100.000 Euro. Das Unberechenbare und das Lebendige ist es, was die Börse für den Menschen so aufregend macht. Es ist wie im Leben, es ist wie mit einem selbst. Immer kommt es anders als man denkt. Und doch möchte man es überlisten. 0.3. Die irrationale Macht der Herde Während noch bis vor einigen Jahren die Theoretiker der Ökonomie glauben machen wollten, dass die Börse rational und effizient sei, weiß man heute eher, dass irrationale Einflüsse überwiegen. Die Börse ist Zahlen gewordene Psychologie. Die Übertreibungen der Herdenbewegungen verhindern den rationalen Markt und derjenige, der sich aus der Herde gelöst hat, kann davon profitieren. Und wiederum wird ein weiterer von diesem profitieren. Und es ist auch nicht gesagt, dass die Herde nicht von einer Stampede profitiert. (Jedenfalls profitiert sie, solange sie den Abgrund, der in die Schlucht führt, nicht erreicht hat.) Wir begreifen uns in dieser Welt oft als Opfer oder sind dazu erzogen worden, uns als Opfer zu definieren. Große Glaubenssysteme legen unser Schicksal in Gottes oder der Partei oder der herrschenden Klasse Hände. Nirgends können wir uns ein derartiges Opfer-Modell so gut bestätigen lassen wie an der Börse. Aber gerade auch hier können wir den Schritt wagen vom Opfer zum selbstverantwortlichen Schöpfer und Meister unserer Welt. Denn es liegt an uns, ob wir mit der Herde in den Abgrund rennen wollen oder uns vorher an die Seite begeben und abwarten. Wenn wir es an der Börse schaffen, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, können wir es auch in unserem Leben. Oder umgekehrt? 0.4. Börse und Demut Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 4 Indes: Es geht nicht nach unserem Willen an der Börse. Wir brauchen ebenso Demut. Es ist wichtig zu lernen, dass Demut und Opferhaltung zwei grundverschiedene Lebenseinstellungen sind. Wir ehren demütig die Mächte der Börse, wir unterwerfen uns den Gezeiten, aber wir entscheiden auch, mit welchem Gefährt wir uns auf die hohe See begeben und welchen Wind wir nehmen. Unsere Kraft und Macht der Entscheidung ist es, was uns als Mensch erhebt. Für diese Übung der demütigen Willensmacht ist die Börse ein ideales Betätigungsfeld. Wir werden indes feststellen, dass unser freier Wille zum Teil von unterbewussten Motivationen gelenkt wird, die aus den Tausenden von Jahren der Evolution stammen. Einige dieser Strategien waren uns evtl. in der Savanne nützlich, führen aber heute eher auf die falsche Fährte. Wir müssen wachsam sein gegenüber dem äußeren Kontext der Börse. Wir müssen wohl noch wachsamer sein uns selbst gegenüber. Man spricht heute in der Wissenschaft von komplexen, non-linearen Dynamiken. Die Chaos-Theorie in der Mathematik und Physik ist hierfür eine Art Synonym geworden. Kleine Kräfte bewirken kleine Veränderungen. Diese können sich potenzieren und große Effekte haben. Das Wetter kennen wir als non-lineare Dynamik. Es ist nur schwer berechenbar, weil so viele Faktoren miteinander verkoppelt sind und aufeinander wechselseitig wirken. Derartige Systeme kennen wir noch mehr. Es trifft auch auf unsere inneren Systeme der Informationsverarbeitung zu. Wir haben drei: Neurologie, Immunsystem und Endokrines System. Diese produzieren ein inneres Wetter mit Hochs und Tiefs. Wir haben auch eine innere Börse, in der fortwährend gehandelt wird: Bedürfnisse fragen nach Befriedigung. Ideen und Handlungen machen Angebote. Die am einfachsten zu befriedigende Nachfrage wird durch das höchste Angebot, die erfolgversprechendste Strategie, glattgestellt und weiter geht der Handel. Ah, ein Ask von „Durst und Müdigkeit“. Der Bid von: „Trink einen Kaffee!“, bekommt den Zuschlag. 0.5. Der Weg des Verfassers mit Börse und Psychologie Des Verfassers Beschäftigung mit der Börse begann 1983. Zuvor war ich aber bereits intensiv in der „Psychoszene“ als Klient und Leiter von Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 5 Selbsterfahrungsgruppen tätig. Ich war in den 70ern auf der Welle der Selbstfindung mitgeschwommen und hatte mich besonders für körperorientierte Therapie nach Wilhelm Reich interessiert, da mein Energiefluss mir blockiert erschien. Schließlich war ich in dieser Technik selbst Therapeut und Leiter von Gruppen geworden. In den 70er und frühen 80er Jahren waren die Ansätze der Humanistischen Psychologie en vogue. Diese waren oft mit kathartischen Techniken verbunden, in denen das Ausagieren von Gefühlen, das Schreien und Schlagen gefördert wurde. Das machte zwar viel Spaß, man ermüdete aber nach einiger Zeit. Vor allem ermüdete es den Therapeuten und so hatte ich 1982 einen Burnout und suchte neue Herausforderungen. Ich nahm das Angebot eines Freundes, die Börsenwelt aktiv kennen zu lernen, an. So wurde ich Futures-Trader, gelangte nach New York, arbeitete für mehrere Wallstreet-Firmen und gründete einen Hedge-Fonds, den Taotrader-Fond1. Bei allen Erfahrungen und Beobachtungen wurde eines klar: Der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Trader lag in der psychologischen Konstitution begründet. Unterbewusste und doch selbst erschaffene Grenzen entschieden über Erfolg und Misserfolg. Emotionale Muster treiben in die Herde und in die Massenpanik. Und ich landete so wieder bei meiner ursprünglichen Bestimmung, der Psychologie. 0.6. Aktuelle Psychokybernetik Die Psychologie soll in diesem Zusammenhang die Psychologie des „Normalmenschen“ sein, nicht die des psychologisch Gehandicapten. Als Normalmenschen haben wir es mit ausreichend inneren Handicaps zu tun. Wir agieren zudem in einer Welt, in der jeder unser Bestes will und das ist unser Geld, jedenfalls in den Augen des anderen. Dieser kämpft wie wir ums Überleben. Gerade an der Börse ist es unumgänglich den anderen mental und emotional überlegen zu sein. Dafür müssen wir etwas tun. Dafür können wir auch etwas tun. Während in den 70ern Psychologie und Selbsterfahrung noch Seelenstrip und Kissenschlagen bedeuteten, hat sich die Technologie mittlerweile entwickelt. Die entwickeltesten Ansätze kommen ganz ohne Tränen und Brüllen aus. Unterbewusste Einstellungen werden unterbewusst gelöst. Erlernte Verhalten können verlernt werden. Die Erkenntnisse der Hirnforschung und der Kybernetik können wir für uns selbst nutzen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 6 Aus meinem Interesse an effektiver Psychologie habe ich diese Ansätze intensiv erfahren und erlernt und weiter entwickelt und den Bedürfnissen angepasst. Besonders bekannt geworden ist NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren)2. In dieser Kunst habe ich sehr viele Erfahrungen gesammelt. Ich habe NLP als Lehrtrainer vermittelt und Kurse darin gegeben. Mittlerweile habe ich es zu meinem eigenen Ansatz des „Noëdo“ weiterentwickelt, da ich im NLP doch einige Unzulänglichkeiten fand. Noëdo3 soll im Gegensatz zu NLP an einem philosophisch-spirituellen Werterahmen orientiert sein. Ohne eine derartige Ethik laufen effektive Techniken Gefahr, den Klienten in eine Richtung zu manövrieren, in die sein oder ihr Höchstes gar nicht will. Diesen Rahmen bietet mir vor allem die Philosophie Schopenhauers (der in meiner Heimatstadt, der Hansestadt Hamburg, Kaufmann gelernt hat und zeitlebens vom Kurs- und Zinsgewinn des angelegten Erbes gut leben konnte), wie auch fernöstliche Sichtweisen des japanischen ZenBuddhismus und des chinesischen Taoismus. Außerdem soll Noëdo an die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft angepasst sein, und zwar vor allem in den Bereichen Neurowissenschaft, Linguistik, Semiotik, Kybernetik, Entwicklungspsychologie und Evolutionsbiologie. 0.7. Die subjektive Konstruktion der Welt Die wesentliche Beschäftigung der Philosophie der Neuzeit dreht sich um die Frage: „Was ist objektiv, was ist subjektiv?“ Bei der intensiven Selbstbeobachtung mit dieser Frage kam im 18. Jahrhundert Rene Descartes auf die Erkenntnis, dass nahezu alles subjektiv ist. Beziehungsweise: Wir können über die Objektivität nur mittelbare Aussagen machen. Die „objektive“ Welt ist in unserer Neurologie durch die Sinne konstruiert. Die objektive Erfahrung ist nahezu immer eine subjektive Kreation. Das einzige, worüber Descartes eine unumstößliche Aussage machen konnte, war, dass er eben dieses dachte. „Cogito, ergo sum!” „Ich denke, also bin ich!“. Der Dualismus von Geist und Materie wird heute zwar sowohl von den Materialisten als auch den meisten Idealisten angezweifelt oder abgelehnt. Indes hat Monsieur Descartes wohl noch nicht zwischen Kognition und Bewusstsein differenzieren können. Heute weiß man, dass die Kognition, also das „cogito“, eine Funktion der Zellen ist und materialistisch oder physikalisch erklärt werden kann. Das Bewusstsein darüber indes ist nicht Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 7 materiell bedingt. Und die phänomenologischen Repräsentationen des Bewusstsein, nämlich das, was wir als Welt wahrnehmen, innen wie außen, ist nicht physikalisch erklärbar. „Noch nicht“, sagen die Materialisten und sind Beweise nach wie vor schuldig. Descartes Beobachtung war also durchaus richtig, er hatte nur das unzutreffende Verb „cogitare“ gewählt und wäre mit „conscire“ besser gefahren. „Conscio ergo sum!” Wobei aber „conscire” eher Bewusstsein im Sinne von „Gewissen” bezeichnet und es für das Bewusstsein, das wir meinen, im Lateinischen kein adäquates Wort gibt und es daher auch nicht präzise gedacht werden konnte. In einer Sprache wie Sanskrit gibt es für Bewusstsein so viele Worte wie bei den Inuit für Schnee, da in der alten indischen Kultur die Beschäftigung mit dem Bewusstsein eine lange Tradition hatte. Sprache bildet eine Matrix für unser Weltmodell. Emotionen und Erfahrungen natürlich ebenso. So dass keine zwei Menschen in derselben Welt leben. Jeder konstruiert sich sein Modell. So sieht auch jeder Trader in derselben Kurve zwei verschiedene Dinge. Es ist fraglich, ob der andere überhaupt dieselbe Kurve sieht. Wir können es nicht wissen, wir können ja nicht in (oder: mit dem) den Kopf des anderen schauen. Da wir uns aber über Chart-Analyse unterhalten können, wird es Gemeinsamkeiten geben. Wie wir indes das gemeinsam wahrgenommene interpretieren und welche Handlungen daraus entstehen, das ist individuell und potenziell völlig unterschiedlich. 0.7.1. Weltmodelle Als Trader wollen wir die Chancen erkennen können. Wenn wir ein mechanisch handelndes Handelssystem entwickeln wollen, müssen wir ebenso die Chancen erkennen können. Auch wenn wir ein Chancenerkennungs-Programm schreiben, müssen wir diese von vornherein mit Aussicht auf Chance konzipieren. Der eine hat ein Weltmodell, welches viele Chancen bietet. Der andere eines mit wenigen. Es kann nicht gesagt werden, dass das eine besser und das andere schlechter ist. Zu viele Chancen können verwirren. Eine, aber die richtige und treffende, kann mehr als ausreichend sein. Wenn indes der generelle Fokus auf Chancenlosigkeit ist, wird es schwer. Der Blick für Risiken ist auch wichtig. Wir brauchen in unserer Weltwahrnehmung eine Grundeinstellung von „Chancen“ und eine Feineinstellung, die uns vor den Risken rechtzeitig warnt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 8 Mit einigen dieser Einstellungen werden wir geboren, andere sind erlernt. Beide, die Angeborenen wie die Erlernten, können wir beeinflussen und, zumindest partiell, nach unseren Wünschen einstellen. Das wir diese Fähigkeit erlangt haben, ist der Menschen großer Vorteil in der Evolution geworden. Das hat dazu geführt, dass wir potenziell eine der erfolgreichsten Gattungen auf dem Planeten sind. Und wir können nur hoffen, dass wir diese Anpassungsfähigkeit an uns selbst für den Sieg über ähnlich erfolgreiche Lebensformen wie Bakterien, Kakerlaken und Ratten nutzen können, aber auch für den Sieg über uns selbst, der zur größten Gefahr für das Ökosystem geworden ist. 0.7.2. Non-lineare Systeme Für die Beschäftigung mit der Psyche des Traders ist es wichtig zu wissen, dass er oder sie mit einem non-linearen System interagiert. Was heißt das? Non-lineare Systeme oder Dynamiken sind in den letzten Jahren in den Fokus der Wissenschaften gerückt. Diese Beschäftigung ist besonders mit dem Namen „Chaos-Theorie“ verbunden, auch wenn der Ausdruck unglückliche Assoziationen weckt. Das Lineare System ist eindeutig berechenbar: Man macht etwas und es hat eine eindeutige Wirkung auf das System. Es entsteht ein positives Feedback. Ich habe den Nagel mit dem Hammer in die Wand geschlagen und das ist zu sehen und das war, was erwartet wurde. Beim non-linearen System ist die Situation nicht so eindeutig. Es kommen mehrere Faktoren zusammen, die das System in verschiedene Richtungen bewegen können. Es könnte Rückkopplungseffekte geben: Der Nagel trifft auf die Elektroleitung und schon gibt es ein negatives Feedback. Das ist ein Feedback, welches den Agierenden wiederum so beeinflusst, dass er die Ursache nicht fortsetzen kann. Diese Prinzip des zurückschlagenden Systems nennen wir Rückkopplung oder negatives Feedback. Dieses ist an der Börse gang und gäbe und unausweichlich. Das negative Feedback „beantwortet“ auch die Frage an mich selbst, ob meine Dienste und dieses Buch auch für Trader mit mechanischen Systemen interessant ist. Jeder, jede und jedes, der die oder das an der Börse agiert, verändert den Markt so, dass er, sie, es sich immer wieder neu anpassen und neu entscheiden muss. Es entsteht eine fortwährende Situation des Dilemma. „Soll ich das jetzt fortsetzen und abbrechen?“ Dieses Dilemma besteht auch (oder gerade) bei einem mechanischen Handelssystem und wir sind es, die uns fragen werden: „Zieh ich nun den Stecker oder ist das ein vorübergehender Drawdown?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 9 Selbstverständlich kann es sich an den Markt anpassende mechanische Handelsprogramme geben, die momentan im Vorteil sind und es auch noch zwei, drei Jahre bleiben können. Dann aber werden sich diese verbreiten und für den Erfolg muss etwas neues gesucht werden. Und wenn alle diese tollen Programme haben und so ein nahezu effizienter Markt entsteht, ist wieder der Zocker im Vorteil, der voraussehen kann, wie der durch die Programme auf Kurs getrimmte Hase läuft. In non-linearen Dynamiken haben kleine Veränderungen an bestimmten Eingangsparametern so starken Einfluss, dass das ganze System sich jeweils total anders entwickelt. In dem System einer elektronischen Futures-Börse wie der Eurex kann ein einziger Kontrakt ein derartiger Einfluss durchaus sein. Jemand stellt seine Order in das Orderbuch, so dass ein anderer diese Veränderung sieht und sich auf Grund dessen bestärkt sieht in seiner Ansicht in eine bestimmte Richtung zu handeln. Das wiederum sehen andere Trader und revidieren oder bestimmen dementsprechend ihre Vorhaben. Jede Aktion eines Traders wird von mehreren Tausenden Marktteilnehmern gesehen und es wird jeweils 10 geben, die daraufhin ihre Positionen verändern und das wiederum 10 und so fort. Dieser Markt ist also ständig in Bewegung und die Handlung eines jeden hat Einfluss auf die Handlung eines jeden anderen. 0.8. Nichts ist ewig „Du kannst niemals in denselben Fluss zweimal springen!“, sagte der weise griechische Philosoph Heraklit vor 3000 Jahren und wir können es übersetzen in: „Du kannst niemals in denselben Markt zweimal springen!“ Wir brauchen einen Plan und ein System, und wir müssen diesen auch wieder loslassen können. Wie aber sollen wir gleichzeitig diszipliniert unseren Plan durchhalten und auf das loslassen desselben vorbereitet sein? So denken sich schlaue Hedge-Fond-Manager Systeme der statistischen Arbitrage aus, die aus kleinen Preisdifferenzen Kapital schlagen. Sofort aber sehen das andere Fondsmanager und machen dasselbe und „Schwupps“ ist der Vorteil fort. Die Performance-Kurven nahezu aller Hedge-Fonds sind gut am Anfang und verflachen dann. Es gibt daher auch wieder Hedge-Fonds-Manager, die Dachfonds bilden, welche nur CTAs in der Anfangsphase in das Portfolio aufnehmen. Wenn diese CTAs erfolgreicher und größer werden und deren „Assets under Management“ eine Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 10 Grenzsumme überschreiten, schmeißen diese Hedge-Fonds-Manager sie aus dem Pool, da nun die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Erfolgskurve verflacht. Und in dem Moment, wo andere diesen Ansatz kopieren und der Markt sich wieder auf Grund seiner Erfolgsstrategie verändert hat, und erfolgreiche CTAs schneller von 5 auf 50 Millionen kommen, als der Dachfonds-Manager sie zur Präsentation einladen kann, war es das wieder und er muss sich etwas Neues ausdenken. Die Börse und die Märkte stehen nie still. Es ist eine sehr schnelle Evolution in unseren Tage. Survival of the super-fittest. Dass Sie zu den Super-Fitten gehören, dazu möchte ich mit diesem Buch gerne beitragen! Dazu müssen Sie vor allem die ja in diesen Tagen vorhandenen Technologien einiger avantgardistischer Systeme der Psychologie kennen und können, mit denen die Grundprobleme aller derer, die mit komplexen Systemen (und das sind wir letztendlich alle) handeln, in Kompetenz und Unterstützung verwandelt werden können. 0.9. Psychologische Grundprobleme Diese Grundprobleme, oder besser Grundthemen sind: - Emotionale Muster - Begrenzende Überzeugungen über einen selbst oder „die Welt“ - Innere Konflikte Eine Angst, z.B. eine Versagensangst, wird als „Selbsterfüllende Prophezeiung“ wirken und das Versagen erreichen. Eine Überzeugung: „Ich bin nicht gut genug!“ wird die Fähigkeiten und Talente mindern. Ein Konflikt zwischen „Ich will so sein wie die anderen!“ und „Ich will reich werden!“ wird im Sozialstaat nicht zu einer fokussierten Haltung führen. Die Börse wird uns zeigen, wo wir Schwachstellen haben. Sie ist unsere moderne Savanne, in der Wachheit über das Überleben entscheidet. Ein wenig Glück gehört natürlich auch dazu. Aber für „Glück“ kann man sich öffnen und man muss es wollen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 11 Wir können unsere Schwachstellen analysieren und unsere Einstellungen und unser Verhalten verändern. Wir wollen das auch, denn als Börsianer oder Menschen, die sich Herausforderungen stellen, müssen wir die Innenwelt optimal einstellen können. Dazu ist es hilfreich einen Bauplan zu haben, so dass wir wissen, wo in uns es hängen könnte. Und es ist wichtig, effektive Tools der Veränderung zu haben. Denn, wie wir wissen, der Entschluss unseres Egos zur Veränderung reicht meist nicht. Die Blockaden liegen gern in tieferen Schichten, zu denen das Wachbewusstsein keinen Zugang hat. Die effektiven Tools gibt es indes heutzutage und wir können sie nutzen. Als Börsianer sollten wir sie unbedingt nutzen. Börse ist Hochleistungssport und es gibt wohl kaum noch Weltmeister, die ohne mentales Coaching und Selbstprogrammierung auskommen. Sie sollten sich mental auf Erfolg vorbereiten. Wie wird sich Erfolg an der Börse anfühlen? Wie wird dieser aussehen, sich anhören? Wie wird er duften, schmecken? Wenn Sie den Geruch von Erfolg nicht kennen, können Sie ihm auch nicht folgen. Sie kennen ihn, Sie müssen ihn nur identifizieren. Wie duftet der Börsenerfolg? Mögen Sie an der Börse und im Leben zum Meister reifen! Möge dieses Buch Ihnen dabei Unterstützung und Anregung geben! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 12 1. Die Tiefsee der Trader 1.1.1. Amateur, Halbprofi, Profi 1.1.2. Intuitiv („Diskretionär“), Systematisch, Mechanisch 1.1.3. Zeitrahmen des Tradings: Positionen, Swings, Scalps 1.1.4. Trendfolger und Konträrhändler, auch Antizykliker genannt 1.1.5. Fundamental oder technisch 1.1.6. 108 verschiedene Kombinationen 1.1.7. Übersicht über die Trader-Tiefsee 1.2. 8 Arten von Handelsstrategien Wir können uns die Börsenwelt als ein Ökosystem vorstellen, in dem durch natürliche Auslese die am besten an die Bedingungen der Umwelt angepassten Wesen überleben und bestehen, Darwin an der Börse. Das klassische Ökosystem ist die Ursuppe, die Tiefsee, in der das Leben einst vor Millionen Jahren begonnen hatte, als eine Aminosäure entstand, welche der Katalysator für die eigene Verdopplung war. Hier finden wir Lebewesen aller Größe und Art und jedes hat seinen Platz und seine Nische. Die einen überleben als Art oder Gattung, weil sie so viele Nachkommen erzeugen, dass immer welche übrig bleiben. Die anderen sind schnelle hervorragende Räuber. Die anderen sind wieder so unauffällig, dass sie keiner findet und frisst. Andere wieder sind so groß und mächtig, dass sie keiner essen könnte, geschweige denn angreifen. Ein ähnliches Ökosystem ist die Traderwelt, in der mit unterschiedliche Strategien das Überleben gesucht wird. Die Börse ist wie eine Tiefsee. Wir können die Trader nach 5 Parametern differenzieren: Zeitintensität: Amateur, Halbprofi, Profi Handelsplan: Intuitiv, systematisch, mechanisch Zeitrahmen: Positions-Trader, Swing-Trader, Scalper Trading-Stil: Trendfolge, Konträrpositionen Kontext-Orientierung: Fundamental, Technisch So bekommen wir insgesamt 108 Kombinationen, 108 Möglichkeiten des TraderLebens. 108 Fische in der Tiefsee des Tradings. Wer ist Plankton, wer ist weißer Hai? Nun, wenn Sie ein Amateur (also so abends zwischen 19:00 und 20:00 vor der Tageschau den E-mini S&P handeln) sind, der intuitiv scalpen möchte und das Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 13 trendfolgend bei bestimmten Chartsituationen, sind Sie wohl eine Krabbe. Und wenn Sie professionell und mechanisch Swings traden, die bei der Reaktion auf vergebliche Versuche einen Widerstand zu durchbrechen entstehen, und welche das Programm im Orderbuch erkannt hat, sind Sie eher ein Raubfisch. Welche Lebensform ist erfolgreicher? Krabben gibt es in Schwärmen und somit viele, Raubfische sind Einzelgänger und selten. Aber Quantität sagt nichts über den Erfolg aus, nur über die Fortpflanzungsstrategie. Was für uns als Trader entscheidend sein sollte, ist: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit des Todes? Und da wäre ich im Ozean der Börse wesentlich lieber am Ende der Nahrungskette als an deren Anfang, auch wenn es hin und wieder eine Krabbe geben sollte, die Rente bekommt. Der erste Parameter wäre also: 1.1.1. Amateur, Halbprofi, Profi Amateure haben ihr eigentliches Einkommen aus Job oder Unternehmung. Sie interessieren sich für die Börse, haben aber meist eher ein oberflächliches Wissen (das sie leicht durch das Nachbeten von Börsengurus verschleiern) und begrenzt Zeit. Es kann auch Amateure geben, die mal in einer Börsenfirma gearbeitet haben, nun einen anderen Job nachgehen und nebenbei noch traden. Diese haben zwar Ahnung von der Sache, aber wenig Zeit. Halbprofis kennen sich ein wenig mehr aus und planen ihre Börsenhandlungen etwas strategischer. Sie verfolgen ein System oder einen Handelsplan. Profis gibt es in mehreren Arten. Der private Profi, der von zu Hause oder seinem Büro aus Trades macht, ist den ganzen Tag oder länger mit dem Trading beschäftigt. Der Profi, der in einer Börsenfirma angestellt ist, hat auch einen langen Arbeitstag. Er verdient nur meistens sein Geld etwas sicherer. Der Profitrader findet sich in Banken, Fondsgesellschaften oder Vermögensverwaltungen. Er tradet entweder nach eigenen Ideen oder nach den Anweisungen der Firmenleitung, bzw. des Kunden. Der nächste Parameter: 1.1.2. Intuitiv („Diskretionär“), Systematisch, Mechanisch Ich bezweifle, dass das Wort „diskretionär“, welches sich im deutschen Sprachgebrauch der Trading-Community für intuitives, nicht an Regeln Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 14 gebundenes Trading eingebürgert hat, korrekt angewendet wird. Im Amerikanischen bedeutet „discretion“ Verfügungsgewalt des CTA (Commodity Trading Advisor, Vermögensverwalter) über das Konto, so dass dieser für den Kunden traden kann. Er sollte dabei nach Regeln und System vorgehen und nicht „diskretionär“ handeln. Wir benutzen für diesen Trading-Stil also lieber „intuitiv“. Die meisten Amateure handeln mehr oder weniger intuitiv. Sie lassen sich dabei gern von den Meinungen anderer leiten. Der intuitive Amateur ist vergleichbar mit Plankton, dem Beginn der Nahrungskette in der See. Er wird mit ziemlicher Sicherheit gefressen. (Und wächst auf wundersame Weise immer wieder nach.) Es wird indes auch intuitiv handelnde Profis geben und diese könnten durchaus die Meister der Börse sein. Ihnen sind die Kurse ihres Marktes in Fleisch und Blut übergegangen. Wenn es ihnen in den Fingern juckt, wissen sie, dass eine Chance entstanden ist. Diese Expertise erlangt man aber wahrscheinlich erst nach vielen Jahren und vielen Rückschlägen. Das systematische Trading sowohl für Amateure, Halbprofis und Profis ist sicher das Trading, das wir befürworten. Für diesen Trader ist dieses Buch in erster Linie geschrieben. Ein gutes System ist das Vehikel, um über die Hochsee der Börse einigermaßen sicher zu schippern. Unsere Handicaps bei der Durchführung unseres Systems wollen wir kennen, damit wir uns beim Gesang der Sirenen so am Mast festbinden, dass unser System den Hafen findet. Mehr und mehr werden Systeme in mechanische Programme eingearbeitet, so dass der Human Factor gemindert oder ausgeschlossen wird. Der menschliche Faktor (und seine Unberechenbarkeit) ist natürlich nicht ganz auszuschließen. Denn es sind ja immer Menschen, die diese Programme konzipiert und geschrieben haben und die den Computer ein und ausschalten. Das in der Einleitung erwähnte Gesetz der Rückkopplung, das negative Feedback, wird dazu führen, dass ein erfolgreiches mechanisches Programm den Markt potenziell so beeinflusst, dass es sich immer wieder neu an den Markt anpassen können müsste. Das ist auch theoretisch denkbar, die Selbstanpassung des Programms, aber auch das wird wieder den Markt beeinflussen, und es wird dann ein fixes Programm wieder vorteilhafter gewesen sein. Es wird also auch kein mechanisches System geben, das auf ewig profitabel ist. Zumal dann alle Trader auf kurz oder lang mit diesen Programmen handeln würden und es so tatsächlich zu einem Effizienten Markt kommt, in dem aber niemand mehr wirklich Geld verdient. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 15 Also ist dieses Buch auch für den mechanischen Trader von Interesse. Mechanisch tradende Amateure wird es kaum geben können, da die Entwicklung eines Programms doch aufwendiger und kaum am Feierabend zu bewältigen ist. Gekaufte Black Boxes, also Handelsprogramme, die vorprogrammiert gekauft sind, können eher nicht empfohlen werden. Sie sind meist überoptimiert oder eben auf jemand anderes zugeschnitten oder passen sich nur mangelhaft an den eventuell mittlerweile veränderten Markt an. Es könnte aber mit den gängigen Programmen der Chartdarstellung und des Systemtesting auch für den Amateur möglich sein, mechanisch mit Erfolg zu handeln, bzw. die Maschine handeln zu lassen. Der dritte Parameter: 1.1.3. Zeitrahmen des Tradings: Positionen, Swings, Scalps Das eine Extrem ist das Positionstrading, bei dem Positionen am Markt über einen längeren Zeitraum gehalten werden. Diese Zeitdauer kann je nach Markt Tage, Wochen oder Monate sein. Das andere Extrem ist der Scalper. Dieser ist meist ein Floor-Trader oder Marketmaker, der an kleinsten Bewegungen in kurzer Zeit einige wenige Punkte abschöpfen möchte, dieses aber regelmäßig. Scalpende Amateure gibt es mittlerweile im Rahmen der Daytrading-Zenter auch. Sie sind nach meiner Einschätzung eher chancenlos. Im Zwischenbereich der Trades, die während eines Tages oder über ein oder zwei Tage abgeschlossen werden und meist Anomalien am Markt kurzfristig ausnutzen möchten, liegen die Swing-Trader. Diese ist für alle drei Gruppierungen (Amateure, Semi-Profis, Professionelle) sicher interessant. Viertens können wir unterscheiden zwischen: 1.1.4. Trendfolger und Konträrhändler, auch Antizykliker genannt Trendfolger versuchen auf einen Markt, der in einen Trend geht, möglichst früh aufzuspringen. Konträrhändler versuchen Umkehrpunkte zu treffen. Es gibt natürlich Mischformen und Besonderheiten wie das Traden von Ausbrüchen. Das ist zwar eine Trendfolge (es wird im Trend gehandelt), aber es ist Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 16 dennoch auch ein Umgang mit Umkehrpunkten. Der Ausbruchs-Trader tradet weniger mit dem Kursverlauf der zugrunde liegenden Ware oder Aktie als mit dem Kursverlauf des Charakter des Kursverlaufs des Zugrundeliegenden, nämlich ob Seitwärts oder Trend. Wenn Seitwärts trendet, erwartet der Ausbruchs-Trader eine Umkehr, also das Einsetzen eines Trends. Er ist also ein Konträrhändler auf einer Meta-Ebene zum primären Chart. Noch einmal die Aussage von eben übersetzt, denn Sie könnte interessant sein. (Indes ist es mehr ein Thema für ein Buch über Strategien.) Also: Ein Markt kann seitwärts oder trendwärts verlaufen. Wenn wir auf einem Chart statt der Preise die Trendigkeit und „Seitwärtsigkeit“ des Marktes darstellen (z.B. über einen Indikator, der dieses anzeigt), und dann kaufen/verkaufen, wenn die Kurve dieses Indikators von Seitwärts auf Trend umschwenken könnten, handeln wir konträr oder antizyklisch auf der 1.Meta-Ebene. Der fünfte Parameter: 1.1.5. Fundamental oder technisch. Am Anfang ist man beim Trading meist fundamental orientiert. Die Konjunktur boomt, also müssen die Aktien doch steigen. Inflation steigt, also muss der Goldpreis steigen. Dürre in den Anbaugebieten, also wird die Baumwolle teurer..... Nach einiger Zeit merkt man, dass die Zusammenhänge nicht so eindeutig sind und es meist Marktteilnehmer gibt, welche die marktrelevanten Fundamentaldaten schon früher erfahren. Man wird dann eher zum technischen Trader, der sich an der Eigendynamik des Chartverlaufs orientiert. Das treibt dann mitunter merkwürdige Blüten des Kaffeesatzlesens und technischen Aberglaubens. Das Marktgedächtnis ist nicht so lang, dass eine mit dem Lineal gezogenen Linie über mehrmonatige Höchst- oder Tiefstkurse irgendeine Bedeutung hätte, es sei denn alle sind so naiv derartige Trendlinien zu zeichnen. Dann wird aber wiederum ein Hai diese Naivität ausnutzen wollen und die Trendlinie zunichte machen. Nichtsdestotrotz kann die Beobachtung des Charts uns wertvolle Hinweise geben und uns vor allem anormale Preissituationen aufzeigen, die wir ausnutzen können. Eines der wertvollsten Hilfsmittel dieser Art sind für mich die Bollinger-Bänder, die per definitionem Preise außerhalb des statistischen Mittels aufzeigen. Der sehr erfahrene Trader wird fundamental und technisch verbinden. Er kennt zwar die Saisonalitäten seines Marktes und die gegenwärtige Angebots- und Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 17 Nachfragesituation, aber er schaut auch gern auf den Chart, um seine KaufPositionen eher in Überverkauft (oversold) als in Übergekauft (overbought) aufzubauen. Die technische Analyse hat zum Teil ihre Bedeutung selbst erschaffen und funktioniert als selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn man weiß, dass die bullische Zeitungsmeldung ein Kontra-Indikator ist, kann man auch diese fundamentalen Daten gut nutzen. 1.1.6. 108 verschiedene Kombinationen Wenn wir diese 5 Parameter in alle möglichen Kombinationen formen, erhalten wir 108 Trader-Konfigurationen, von Amateur-Intuitiv-Positionstrader-TrendfolgerFundamental (AIPTF) zu Profi-Mechanisch-Scalper-Konträrer-Technisch (PMScKT). Wir könnten diese metaphorisch oder symbolisch mit Lebensformen der See vergleichen, um uns das besser vorstellen zu können. Der AIPTF ist massenhaft vorhanden und wird gern gefressen: Plankton oder Krabbe. Der PMScKT ist ein Raubfisch der kleinen Happen: Hecht. Damit ist nichts über die Überlebenschancen ausgesagt: Plankton gibt es massenhaft, Hechte nur selten. Nur, wie will man als Plankton wissen, wo die Meeresströmung ist, die von Walen und Haien gemieden wird? Es könnte von Bedeutung sein zu wissen, wo man steht in dem System. Bevor wir uns wie ein Hai gebärden, sollten wir vielleicht lieber den Job eines Putzerfischchens machen, welches von Resten der Hai-Mahlzeit satt wird. Das Geld, das man an der Börse gewinnen will, ist schon da. Es ist nur noch im Besitz anderer. Und die schlafen auch nicht und wollen an ihr Geld und sind oft hervorragend ausgerüstet und haben schon so manche Schlacht hinter sich. Für jeden der Fische gibt es eine Nische in dem Ökosystem (sonst würde wir ihren Namen gar nicht kennen). Probleme entstehen, wenn ein Hering versucht ein Hai zu sein. Oder wenn ein Hai anfängt Plankton wie ein Wal zu schlürfen. Erkenne dich selbst! Das ist die Aufgabe an der Börse. „Erkenne den Markt!“, ist natürlich auch wichtig. Aber das „Erkenne dich selbst!“, ist weit wichtiger. Dann können Sie auch wahrnehmen, wo in diesem System der Märkte Ihre Chance liegt. Was in diesem Ökosystem Sie für Ihren Profit ausnutzen können. Sie brauchen ein Szenario, das immer wieder auftaucht und immer wieder Nahrung verspricht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 18 Sie müssen wissen, was für ein Fisch Sie sind und was Ihr Futter ist. Und wessen Futter Sie sind. In das Coaching für Trader kommen verschiedene Menschen mit verschiedenen Themen. Das immer wiederkehrende Motiv aber ist, dass Kleine Trader versuchen Große zu sein und Große Trader versuchen noch größere zu sein und ganz Große kommen nicht wegen des Tradings zum Coaching, sondern um Ihr Handicap beim Golf zu verbessern. Das gängigste Problem für die kleineren Fische ist die Blockade. Irgendetwas sperrt sich in ihnen den Trade durchzuführen. Oder es gibt etwas im Inneren, dass hindert sie den Trade zu beenden. Die Blockade ist meist berechtigt. Sie versuchen mehr größere Fische zu fressen, als es Ihnen gut tun kann und der Teil in Ihnen, der die Proportionen noch wahrnimmt, sagt: „Bleib weg von diesem Riesenkraken.....!“ Halbprofis machen sich eher viel Mühe einen Handelsansatz zu entwickeln und eine Strategie in ein Handelsprogramm zu setzen. Dieses übergehen sie dann und machen Trades, die nicht im Programm vorkommen, deren Verluste sie dann wieder ausgleichen wollen, und das führt dann dazu, dass sie nie wieder aufhören können zu zocken. So ein Halbprofi-Dorsch wollte an die Börse, um Abenteuer und echt fetzige Sachen zu erleben. Er wollte nicht wieder wie im Büro Routine und Langeweile. Statt Krabben zu fressen, wie es seiner Natur entspricht, möchte er mal mit einem Hai fechten. Ein Biss von diesem beendet indes das Börsenspiel. Und die Haie? Sie überfressen sich und werden träge und verpassen die Anpassung an den Markt und merken nicht, wenn die Nahrung knapp wird. Gestern noch Star-Analyst, heute arbeitslos. Hier eine Tabelle, die eine Einordnung (Fundamental vs. Technisch vernachlässigt) in das metaphorische Ökosystem der Trader-Tiefsee geben soll. Auch wenn es nicht unernst gemeint ist und Ihnen evtl. sagen soll, dass Sie sich Ihrer Größe am Markt bewusst sein sollten, um nicht gleich gefressen zu werden, ist es doch metaphorisch und mit einem Augenzwinkern zu verstehen: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 19 1.1.7. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 Übersicht über die Trader-Tiefsee Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Amateur Halb-Profi Profi Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Intuitiv Intuitiv Intuitiv Systematisch Systematisch Systematisch Mechanisch Mechanisch Mechanisch Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Positionstr. Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Swingtrader Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Scalper Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Trendfolger Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Contrarian Claus David Grube Gewinnen beginnt innen Plankton Algen Schildkröte Krill Krabben Barracuda Thunfisch Marlin Sägefisch Korallenfisch Hummer Kabeljau Hering Dorsch Makrele Aal Scholle Lachs Qualle Hummer Wels See-Anemone Dorade Karpfen Sardine Heilbutt Wal Stint Anchovis Languste Putzerfisch Barsch Forelle Seepferd Meerigel Zander Seegurke Aal Muräne gibt es nicht Hammerhai weißer Hai Steinbeißer Seezunge Delphin Meeräsche Hornhecht Krake Lengfisch fliegender Fisch Manta-Rochen Piranha Hecht Orca 20 Sind Sie ein großer Fisch oder eher ein kleiner? Beide haben ihre Daseinsberechtigung. Achten Sie nur darauf, dass Ihre es nicht ist, Futter für die großen Räuber zu sein. Ich halte es für unumgänglich, dass der Erfolgs-Trader sich ein Szenario sucht, welches ihm eine verlässliche Chance auf Nahrung bietet. Er sollte wissen, welche Art Strategie er fährt. Ohne sich dieser Tatsache bewusst zu sein, sind die meisten Amateure und Viertelprofis Trendfolger. Daran ist nichts verkehrt. Man muss als solcher nur wissen, dass bei der Trendfolge viele kleine Verluste in Seitwärtsphasen gemacht werden. Daher muss der Trendfolger sicherstellen, dass er bei der Trendbewegung auch tatsächlich im Markt ist. Oft muss man also längere Durststrecken durchstehen können. Trendfolge ist daher eher etwas für Fonds mit der entsprechenden Equity und defensivem Risiko-Management. 1.2. 8 Arten von Handelsstrategien Es gibt andere Möglichkeiten und ich ordne diese in 8 Szenarien, die genutzt werden können. • Parasitäre Strategien (z.B. Frontrunning, Stopsfishing) • Anti-Attraktoren (z.B. Unterstützung/Widerstand, Oszillatoren, Preisbänder) • Ausbrüche (z.B. Volatilitäts-Ausbrüche, Channel-Ausbrüche) • Trendfolge • Chartmuster (z.B. Candlestick-Muster, Flaggen) • Fundamentales (z.B. Angebotsverknappung in Rohstoffmärkten, Zinsniveau) • Saisonalitäten und Zyklen • Spreads und Arbitrage Sie sollten wissen, wie und woher (von wem!) das Geld kommen soll. Detaillierte Darstellungen der Möglichkeiten der 8 Strategien und ihrer Umwandlung in mechanische Handelssysteme geben wir bei Grube Trainings GmbH in unserem Kursus der Börsenstrategie. Fazit dieses Kapitels: Wenn ein Klient zum Coaching kommt, fragen wir uns erst einmal: „Was für einer ist das?“ Eventuell berechnen wir die Coaching-Stunde entsprechend unterschiedlich. Der Hai muss das Doppelte vom Seepferdchen bezahlen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 21 Ein großer Teil der Probleme, die wir uns bereiten, liegt darin begründet, dass wir uns bemühen jemand anderes zu sein, als wir sind. Erkennen Sie sich also selbst und verhalten Sie sich Ihnen entsprechend! Oder: Verstellen Sie sich, aber dann bewusst und mit Plan! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 22 2. Jeder Trader ist anders 2.1. Neurologische Subpräferenzen der Informationsverarbeitung 2.1.1. Sub-Programm Sinnesverarbeitung 2.1.2. Sub-Programme zur Überzeugung 2.1.3. Sub-Programm Großes Bild/Details 2.1.4. Sub-Programm Sortierung 2.1.5 Sub-Programm Aufmerksamkeits-Präferenz 2.2. Der Myers-Briggs-Type-Indikator (MBTI) 2.2.1. Die 8 Trading-Typen nach MBTI 2.3. Weitere Sub-Programme 2.1. Neurologische Subpräferenzen der Informationsverarbeitung Menschen orientieren verschieden in ihrer Informationsverarbeitung. Trading hat in erster Linie etwas mit der Verarbeitung von Informationen zu tun und unterschiedliche Orientierung führt zu unterschiedlichen Trading-Stilen. Diese unterschiedlichen Vorlieben in der Informationsverarbeitung beruhen auf leicht unterschiedlicher Organisation der Neurologie. So wie Links- und Rechtshänder vertauschte Prägungen in den Hirnhälften haben, so sind Menschen auch in anderen Bereichen unterschiedlich organisiert im Hirn. Im NLP sind diese Präferenzen mit dem Ausdruck „Meta-Programme“ bezeichnet. Dieser Ausdruck ist eher unzutreffend. Diese Präferenzen sind besser als „universale Sub-Programme“ zu bezeichnen. Sie liegen der bewussten Informationsverarbeitung „unter“ und prägen diese durch eine unterliegendende Struktur. Probleme entstehen, sobald wir versuchen ein anderer zu sein, als wir sind. Selbsterkenntnis und korrekte Selbsteinschätzung sind insofern der Schlüssel zum Erfolg. Während die Einschätzung der „Fisch-Größe“ aus dem vorherigen Kapitel wichtige, eher objektiv messbare Informationen darüber gibt, wer ich in dem Feld, in dem ich mich bewege, bin, vermittelt dieses Kapitel über die Sub-Programme eher subjektive Besonderheiten des jeweiligen Biocomputers. Unser Leben kreist um die Strukturierung einer Unzahl von Informationen. Wir „stecken ein Auge ins Chaos“, sagen die Neurowissenschaftler. Und dann versuchen wir aus dem übermittelten Chaos Sinn zu machen und Ordnungen zu finden. Die Interpretation von Börsenkursen ist also eine offensichtliche Form Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 23 dessen, was wir fortwährend unterbewusst tun: Nicht-lineare, komplexe, chaotische Informationen strukturieren, um eine Handlungsstrategie zu entwickeln. Menschen sind gemäß unterschiedlicher Ausprägung der neuronalen Verbindungen in ihrer Informationsverarbeitung strukturell verschieden. Wir nennen diese strukturellen Unterschiede: „Sub-Programme“. Wir sollten unsere SubProgramme kennen, um unseren Trading-Stil und auch unseren Lebensstil auf diese abzustimmen. Denn so wie ein Linkshänder schlecht mit einer Rechtshänder-Schere schneidet, so ist auch ein Trader, der unterbewusst bevorzugt auf Hörbares achtet, mit einem schweigsamem Chart evtl. schlecht bedient. Wenn ein Trader zum Coaching kommt und seine Geschichte erzählt, wird also erstens eine Einschätzung durchgeführt nach den Kriterien in Kapitel 2: Was für eine Art Trader ist dieser (oder diese) hier? Ist er ein großer Fisch oder Plankton? Müsste er schneller sein oder größer? Oder müsste er einfach nur dass seiner Größe entsprechende tun? Die nächste Einschätzung sortiert den Trader gemäß den in diesem Kapitel angeführten Neurologischen Subpräferenzen der Informationsverarbeitung. 2.1.1. Sub-Programm Sinnesverarbeitung Die gängigste Sub-Programm-Differenzierung ist die gemäß des bevorzugten Kanals der Sinnesverarbeitung. Wir haben tendenziell eine Vorliebe für entweder visuelle Signale oder akustische Signale oder somato-sensorische Signale. Wir können die Menschen unterteilen in: „Seh-Menschen“ (Visuelle), „HörMenschen“ (Auditive) und „Fühl-Menschen“ (Somato-Sensorische). Es gibt auch, eher selten, „Geschmacks“ - und „Geruchsmenschen“. Die Verteilung in der westlichen Welt wird auf 40% Visuelle, 20% Auditive, 40% Somato-Sensoriker geschätzt. Da die moderne Industrie- und Medienwelt stark visuell orientiert ist, ist der Anteil der visuellen Menschen hier eher größer als in traditionellen Kulturen. Woran erkennt man diese, bzw. sich selbst? Auf den ersten Blick können wir grob schätzen, dass der oder die Visuelle eine farblich abgestimmte, optisch auffällige Kleidung tragen wird und der Somato-Sensoriker eher etwas Bequemes, Praktisches, Gemütliches. Der oder die Auditive wird in der Kleidungswahl nicht einzuordnen sein. Vielleicht trägt er oder sie einen Walkman? Nein, Auditive orientieren sich akustisch und tragen eben eher keinen Walkman. Sie werden aber eher für das normale Ohr merkwürdige oder komplizierte Musik bevorzugen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 24 Evtl. kann auch die jeweilige Sprache Hinweise geben. Wie beschreibt ein Mensch ein Erlebnis? Was war wichtig? Das Aussehen, die Töne oder das Gefühl? Außerdem gibt es noch die Augenzugangshinweise: Visuelle schauen eher nach oben, um sich zu erinnern oder einen Einfall zu haben. Auditive schauen seitwärts in Richtung Ohren und Somato-Sensoriker (die mitunter auch als Kinestheten bezeichnet werden) eher nach unten zum Bauch. Wenn Sie also jemanden sehen, der sich erinnert oder eine Formulierung sucht, und dieser Mensch schaut nach oben, so sucht dieser im visuellen Speicher. Der Mensch, der in dieser Situation nach unten in Richtung eigener Bauchnabel schaut, organisiert die Gedanken gefühlsmäßig. Und der auditive Mensch schaut zur Seite. Wie wird sich diese Unterscheidung auf den Trading-Stil auswirken? Nun, Visuelle müssen vor allem etwas sehen und werden ihre Trading-Entscheidungen nach Chartbildern orientieren. Auditive werden vor allem nach Harmonien und Rhythmen suchen und hören gerne Börsentipps. Somato-Sensoriker müssen ein Gefühl für den Markt bekommen und werden eher intuitiv an die Sache herangehen. Zu beachten ist der Unterschied zwischen digitaler (visueller und auditiver) und analoger (gefühlter) Verarbeitung. Ein Handelssystem, welches eindeutige Einstiegs- und Ausstiegssignale gibt, wird dem Gefühlsmenschen nicht so liegen. Die Kämpfer am Trading-Floor, die im Moment richtige Entscheidungen treffen und durchsetzen müssen, werden eher Somato-Sensoriker sein. Die Analysten im Hinterzimmer mit Charts und Programmen eher Visuelle und Auditive. Durch die Elektronisierung der Märkte wird der körperorientierte Trader eher in eine ihm unangenehme Umgebung gezwungen und dazu neigen, seinen Handelsprogrammen nicht zu folgen oder seine intuitiven Entscheidungen auf die falschen sensorischen Inputs zu beziehen. Selbsteinschätzung: Welcher Sinneskanal liegt Ihnen am ehesten? Wenn Sie sich an eine Telefonnummer erinnern: Sehen Sie diese vor dem inneren Auge, hören Sie die Zahlenfolge oder fühlen Sie die Nummer? Ist Ihre Wohnung eher gut aussehend, gemütlich oder angenehm klingend (vorausgesetzt Sie haben den entscheidenden Einfluss darauf und nicht Ihr Lebenspartner, die oder der einen anderen Sinneskanal bevorzugt)? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 25 Welche Einflüsse könnte diese Vorliebe für Ihr Trading und Ihre Entscheidungen generell haben? Ist Ihre Trading-Umgebung darauf eingerichtet? Wie genau das zu beachten wäre, müssten Sie selbst herausfinden. Es kann Auditive geben, die Musik beim Trading brauchen und so den inneren Kanal von unerwünschten Geräuschen frei halten. Der andere braucht evtl. eher Stille. Der dritte die Schreie der Floor-Trader und den dortigen Geräuschpegel. Wenn Sie eher visuell orientiert sind, sollten Sie vor allem Ihr Chart-Programm dementsprechend einstellen. Der Gefühlsmensch braucht vor allem Bewegung beim Trading. Oder braucht er oder sie eher einen Schreibtischstuhl aus Leder, Höhe und Winkel genau einstellbar? Den Gefühlsmenschen vom Typ „Floor-Trader alter Schule“ ist vor allem wichtig, dass sie jemanden knuffen können und ihm oder ihr den Ellenbogen in die Seite rammen beim Kampf um den besten Platz am Ring. 2.1.2. Sub-Programme zur Überzeugung Der hauptsächliche Verarbeitungskanal für sensorische Impulse wird auch der „Convincer-Kanal“ sein. Das ist der Sinneskanal, auf dem die Information empfangen wird, die zur Überzeugung führt. Der Visuelle muss etwas sehen, um überzeugt zu sein. Der Auditive muss es hören, der Somato-sensorische fühlen. Wenn Sie ein Handelssystem auf dem Bildschirm haben und den Signalen nicht folgen, liegt es vielleicht daran, dass Ihnen als Auditivem ein Klingeln fehlt oder als Somato-Sensorischem ein Knuff (oder Elektrostoß). Kann man ja (und müsste man) einrichten. (Vorsicht mit der Volt-Zahl!) Neben dem Modus des Überzeugers ist auch die Häufigkeit des Signals individuell unterschiedlich. Es gibt vier Varianten: - immer sofort überzeugt - braucht mehrfache Bestätigung (wie oft genau?) - nie überzeugt, muss immer überprüfen - durch Zeitdauer überzeugt (wie lange?) Wenn Sie also mal überlegen: Wie oft oder wie lange müssen Sie eine Information erhalten haben, bis Sie diese glauben? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 26 Beispiel: Ein neues Produkt kommt auf den Markt. Sie wissen nicht, ob es gut ist. Sind Sie immer gleich überzeugt, dass das Produkt etwas taugt, wenn Sie zum ersten Mal eine Werbung sehen? Oder müssen Sie es mehrfach gesehen haben? Oder glauben Sie es nie und müssten jedes Mal neu überzeugt werden? Oder tritt die Überzeugung ein, wenn Sie die Werbung eine Woche lang jeden Tag gesehen haben? Vorsicht! Wir möchten, zumindest in diesem Fall, gern kritischere Konsumenten sein, als wir es sind. Ein neuer Mitarbeiter wurde eingestellt. • Sehen, hören oder fühlen Sie diesen und sind gleich überzeugt, dass er qualifiziert ist? • Müssten Sie ihn ein paar Mal (genaue Zahl) sehen/hören/ fühlen und denken dann gut von diesem? • Oder sind Sie nie überzeugt und wollen jedes Mal erneut Qualitätsbeweise sehen? • Oder ist es ein gewisser Zeitraum und dann wird ein neuer Mitarbeiter bei Ihnen als qualifiziert eingestuft? Es wird natürlich wechseln und variieren, aber Sie werden eine Vorliebe für eine der Varianten haben. Das wäre natürlich wichtig zu wissen beim Trading. Vor allem, wenn man nach Signalen, die ein Handelssystem am Bildschirm auswirft, handelt und entscheiden muss, ob man diese nimmt, werden der „mehrfach zu überzeugende“ Trader und der „nie überzeugte“ Trader Schwierigkeiten haben dem Signal unmittelbar zu folgen. Wohingegen bei der Handelssystementwicklung eine derart kritische Grundeinstellung sicherlich hilfreich ist. Es gibt also für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Jobs beim Trading. Und da wir evtl. alles machen wollen und müssen, wäre es gut zu wissen, wo die Defizite und wo die Stärken sind, um die Strategie dementsprechend einzustellen. 2.1.3. Sub-Programm Großes Bild /Details Für das Trading ist es wichtig diese Unterscheidung zu kennen: Der eine Mensch achtet mehr auf die Details, der andere auf das Gesamtbild. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 27 Diese Vorlieben haben mit unterschiedlicher Orientierung in den Hirnhälften zu tun. Diese Orientierung entsteht sehr früh in der Entwicklung und die Detail-Freunde werden in der Überzahl sein. Die linke Hirnhälfte beim Rechtshänder befehligt die rechte Körperseite und ist eher für die Feinmotorik, also Details, in der Informationsverarbeitung zuständig. Die rechte Hirnhälfte beim Rechtshänder hingegen braucht eher den Überblick und das Ganzheitliche. Bei den meisten Linkshändern gilt dasselbe seitenvertauscht. Der Gesamtbild-Mensch mag eher abstrakte Gedankengänge und wird von Details schnell gelangweilt. Der Detail-Mensch braucht es anschaulich. Er muss die Feinstruktur fühlen können. Wie wirkt sich das beim Trading aus? Generell ist wieder zu sagen, dass man sich vor allem der Schwächen bewusst sein sollte. Der Detailmensch sitzt vor dem Chart und zählt Stäbe und Candles und vergisst evtl. den Handelsplan. Der Großbild-Mensch entwickelt gigantische Handelssysteme und vergisst die konkrete Durchführung. Wir brauchen beides und müssen das trainieren, worin wir schwach sind. Generell: Erkennen Sie, wo Ihre Vorlieben liegen und trainieren Sie Ihre Schwächen! 2.1.4. Sub-Programm Sortierung Der eine Mensch sortiert die Information nach Gleichen, der andere nach Unterschieden. Diese Einstellung hat natürlich für das Trading erhebliche Auswirkungen und könnte mit Vorlieben für Trendfolge oder Konträrpositionierung in Verbindung stehen. Der Mensch, der nach Gleichheiten sortiert, wird zu sich sagen: „Das Chartmuster sieht so ähnlich aus, wie das Umkehrmuster neulich. Der Markt wird wieder dasselbe machen.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 28 Das wäre zwar in der konkreten Taktik ein kurzfristiges Positionieren konträr zur Marktrichtung, in der Sub-Strategie wäre es aber eine Trendfolge bezüglich des Musters („ Es wird wieder umkehren.“). Der nach Unterschieden sortierende wird sagen: „Dieses Chartmuster ist ja nun ganz neu. Der Markt wird sich ändern.“ Einen derartigen Satz werden wir eher selten hören und nach Unterschieden sortierende werden sich eher nicht für Chartmuster interessieren, da diese eine Suche nach Gleichem erfordern. Der nach Unterschieden sortierende wird eher Indikatoren mögen, die über eine Zeit konstant sind, um sich dann abrupt zu ändern, so dass er einen Unterschied wahrnimmt und die Konträrposition einnehmen kann. Das kann ja schon das Schneiden eines Gleitenden Durchschnitts sein. Die Konträrposition kann also auch in der Sub-Strategie sein: Der 20 Tage Gleitende Durchschnitt ist geschnitten, also wird die Seitwärts-Phase beendet sein und ein Trend einsetzen. Machen Sie den Test: Legen Sie drei Münzen auf den Tisch und beschreiben Sie diese! Wenn Ihre Beschreibung beginnt mit: „Das sind drei Münzen...“ sortieren Sie wohl eher nach Gleichem. Wenn Sie beginnen mit: „Die eine Münze ist ein 10Cent-Stück, die anderen sind 50-Cents-Stücke. Eine von diesen ist in Finnland geprägt“, sortieren Sie eher nach Unterschieden. Diese Sortierung kann in der Präferenz verbunden sein mit der Vorliebe für Detail und/oder Großes Bild. Menschen mit der Vorliebe für Unterschiede und Großes Bild sind eher selten, aber diese werden eine neue Erklärung für die Gravitation suchen und Relativitätstheorien entdecken. Evtl. aber wäre Einstein als Trader ungeeignet, da er schon schneller etwas Neues entdeckt hätte, als der Markt sich wandeln könnte. Er wäre an der konkreten Umsetzung zu wenig interessiert. Das wäre der Vorteil von Trading-Teams: Wir können den genialischen Denker und Entwickler (Großes Bild orientiert/Unterschiede suchend) mit einem Programmierer (Details orientiert/Gleiches suchend) und mit einem Controller (Details orientiert/Unterschiede suchend) verbinden, die von einer Führungspersönlichkeit (Großes Bild orientiert/Gleiches suchend) angeleitet und vermarktet werden. 2.1.5 Sub-Programm Aufmerksamkeits-Präferenz Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 29 Menschen orientieren nach unterschiedlichen Themen: • Menschen • Dingen • Orten • Aktivitäten • Ideen Dieses sollten Sie bei einem Gespräch mit einem Menschen herausfinden: Was interessiert sie oder ihn besonders? Was lässt diese Person kalt? Das ist individuell völlig unterschiedlich. Sie wollen eine Person aus ihrer näheren Umgebung zu einem Restaurantbesuch motivieren. Was müssen Sie erwähnen, damit diese Person anspringt? • „Da kommt auch Dieter Bohlen öfter hin!“ • „Das Geschirr ist aus Meissner Porzellan!“ • „Das Restaurant liegt sehr schön an einem kleinen See!“ • „Man kann während des Essens ins Internet gehen oder tanzen!“ • „Auf der Speisekarte ist ein völlig neues Rezept angegeben!“ Variieren Sie die Taktik des Überzeugens und stellen Sie diese dann auf den Menschen ein. Jeder ist verschieden! Wenn Sie ein Menschen-Mensch sind, ist es wichtig, dass die anderen Menschen an Ihrem Arbeitsplatz vorzeigbar sind. Es ist wichtig, bei wem Sie gearbeitet haben. Sie werden auch eher öfter die Namen von berühmten Tradern fallen lassen, die auch das gesagt haben, was Sie meinen. Seien Sie vorsichtig: Andere Menschen beeindrucken Menschen und Namen evtl. weniger als Dinge, Orte, Aktivitäten und Ideen! Wenn Sie ein Dinge-Mensch sind, sollte Ihr Computer der neuesten Generation angehören und auch so aussehen. Es gibt (Amateur-)Trader, mit mehr Flachbildschirmen auf Ihrem Schreibtisch als ein normaler Mensch gleichzeitig betrachten kann. Wenn Ihnen Dinge wichtig sind: Stellen Sie sich nicht nur viele Flachbildschirme hin, nehmen Sie die mit dem Platinrand. Wenn Sie ein Orts-Mensch sind und traden nicht von einem guten, renommierten Ort aus („Was? Sie sitzen im Odenwald? Sie müssen doch im Frankfurter Börsenviertel sitzen!“), ist das problematisch. Auch wenn heutzutage von jedem Platz der Welt aus per Internet getradet werden kann: Als Orts-Mensch müssen Sie eine Adresse, wie „14 Wall Street“ haben, um Erfolg haben zu können. Die anderen 4 Typen von Menschen interessiert das hingegen gar nicht. Diese werden Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 30 die Gespräche von Wallstreet-Enthusiasten nicht verstehen und auch von einem Strandhaus auf Long Island aus traden können. Für den Aktivitäten-Mensch ist die Börsen-Aktion wichtig. Sie telefonieren wahrscheinlich mit Gott und der Welt, wenn der Markt eher ruhig läuft. Besser wäre es, vom Mountain-Bike aus zu traden oder während der Chart-Beobachtung Hanteln zu bewegen. Der Ideen-Mensch wird sich fortwährend mit der Trading-Lektüre beschäftigen und neue Handelsideen ausprobieren. Je avantgardistischer sich die mathematische Methode anhört, mit der die Handelsignale errechnet werden, desto besser. Diese Menschen werden noch Handelsideen entwickeln, während die anderen schon mit anderen interessanten Menschen zu angenehmen und renommierten Restaurants gehen, um dort Ihre Schmuckstücke zur Schau zu stellen und sich auf das Jogging vorzubereiten. Wer von diesen 5 das Geld macht? Das ist gleich verteilt. Wir brauchen Beziehungen, gute Ausstattung, angenehme Umgebung, Fitness und Informationen gleich und von allem das Beste. 2.2. Der Myers-Briggs-Type-Indikator (MBTI) Die gebräuchlichste Anwendung der Sub-Programme ist der in den USA meist benutzte Persönlichkeitstest für Personalbüros, der sog. Myers-Briggs-TypeIndicator (MBTI). Der MBTI bezieht sich auch auf die Typenlehre C.G. Jungs. Der MBTI unterscheidet nach 4 Subprogrammen. Die Sub-Programm-Unterscheidungen sind: • Extrovertiert – Introvertiert E-I • Sensor (Detail orientiert) – Intuitor (Überblick orientiert) S-N • Thinker (Denker) – Feeler (Fühler) T-F • Judger (Urteiler)- Perceiver (Wahrnehmer) J-P Die einzelnen Kategorien werden mit Buchstaben bezeichnet. Je Kategorie kann man nur entweder oder sein. Wobei es natürlich vorkommt, dass die Präferenz kaum wahrnehmbar ist. Es gibt insgesamt 16 Möglichkeiten der Kombination dieser 4 Paare. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 31 In der Praxis hat es sich aber durchgesetzt die Unterscheidung ExtrovertiertIntrovertiert etwas schwächer zu bewerten und nur die 8 Kombinationen der anderen 3 Paare zu beachten. Sie können einen Eindruck von der eigenen Typisierung haben, wenn Sie die folgenden Fragen beantworten: • Bin ich eher nach außen und kommunikativ (extrovertiert) oder bin ich lieber für mich und in Ruhe (introvertiert)? • Habe ich lieber die Details und Fakten (Sensor) oder brauche ich Zusammenhänge und Überblick (Intuitor)? • Treffe ich Entscheidungen durch Denken (Thinker) und Überlegen oder durch Fühlen (Feeler)? • Bin ich eher an abschließenden Urteilen orientiert (Judger) oder habe ich lieber Optionen und lasse die Sachen offen (Perceiver)? In einigen dieser Sub-Programme sind wir evtl. sehr ausgeprägt, in anderen können wir kaum sagen, ob wir das eine oder das andere sind. Keirsey ist der bekannteste Autor und die Website www.keirsey.com enthält viele Informationen zu MBTI. Darüber hinaus gibt es im Internet Informationen und Tests zum MBTI. Welche Trader-Typen könnten sich mit den einzelnen der 16 Typen verbinden? Hierbei können wir die Unterscheidung ‚Extrovertiert’ – ‚Introvertiert’ vernachlässigen und somit in 8 Typen differenzieren. 2.2.1. Die 8 Trading-Typen nach MBTI Die folgenden Angaben sind ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Skizzen eben. Ist für die Typisierung der männliche Artikel gewählt, so ist das nur aus Gründen der allgemein gebräuchlichen Vereinfachung und stellt keinerlei Präferenz dar. Also 8 Charakter-Typen und ihr (Ihr?) Trading-Stil: 1. STJ, der Buchhalter achtet auf Details, „Denker“, orientiert an Regeln. Die bürokratischen Trader nutzen Handelssysteme und feste Signale und halten diese diszipliniert durch und verzweifeln, wenn der Markt sich nicht an diese hält. Sie sitzen auch in großen Organisationen (Banken, Fonds) und führen gewissenhaft aus. Da die „Buchhalter“ ca. 20% der Bevölkerung darstellen, ist es Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 32 wichtig zu wissen, dass diese beharrlich in die eingeschlagenen Richtung weitergehen und nicht eingeständig von den Regeln abweichen. 2. SFJ, der Sozialarbeiter achtet auf Details, „Fühler“, orientiert an Regeln. Der „Sozialarbeiter“ stellt weitere 20% der Bevölkerung und dieser Trading-Stil ist auch deshalb wichtig. Diese Menschen werden an der Börse selten als Individuen vertreten sein. (Eher trifft man sie bei feindlichen Organisationen, wie etwa die Globalisierungsgegner von „Attac“.) Eventuell sind diese als Vermögensverwalter bei einer Bank, die das Beste für ihre Kunden wollen und den Vorgaben ihrer Vorgesetzten folgen. In Baisse-Zeiten sind sie eher nicht so ansprechbar. 3. STP, der Macher achtet auf Details, „Denker“, orientiert an Optionen. Wird eher als Verkäufer von Börsenfonds zu finden sein denn als Trader. Wird sich nicht an eine Handelsdisziplin halten und dabei doch an Indikatoren kleben. Wird sehr interessiert sein an der Börse und selten einen eigenen Ansatz finden. Er wird aber die heißen Tipps frühzeitig gehört haben und schon deshalb bei Neue-MarktHaussen dabei sein (und evtl. dann leider bei der Baisse auch). 4. SFP, der Künstler achtet auf Details, „Fühler“, orientiert an Optionen. Künstler –Trader werden eher intuitiv und inspiriert handeln, dabei kleine Verläufe generalisieren und aus einem Indikator (Trendlinie) ein ganzes Bild der zukünftigen Entwicklung konstruieren. Dieses tun sie indes mitunter genial. Es wird aber wenig Interesse an systematischer Vorgehensweise vorhanden sein. 5. NFJ, der Lehrer achtet auf den Zusammenhang, „Fühler“, orientiert an Regeln. Der Lehrer-Trader ist eine interessante Mischung. Wenn er aufhört, andere darüber belehren zu wollen und Seminare zu geben, könnte er ein sehr guter Trader sein. Er hat eine gute Mischung von Einstellungen und ist nur mitunter zu sehr in Konflikt mit sich selbst. 6. NFP, der Berater achtet auf Zusammenhang, „Fühler“, orientiert an Optionen. Der Berater kann ein guter Trader sein, der mit der Komplexität des Marktes gut in Einklang kommt. Ob er es konkret auch durchführen kann und eine Disziplin wahren kann, ist die andere Seite der Medaille. Er wird sich sehr für die Börse Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 33 interessieren und evtl. versuchen, schlauer zu sein als der Markt. Solange er die Schlauheit für sich behält und damit nicht missionieren geht..... 7.NTJ, der Organisator achtet auf Zusammenhang, „Denker“, orientiert an Regeln. Der Organisator als Trader wird eine gute Handelsstrategie haben und es wie eine Schlacht angehen und planen. Als Einzeltrader werden ihm eventuell die Truppen fehlen, die diese konkret und präzise durchführen, da er selbst daran nicht so interessiert ist und sich mitunter durch kleine Nachlässigkeiten ein Bein stellt. 8. NTP, der Ingenieur achtet auf Zusammenhang, „Denker“, orientiert an Optionen. Der Ingenieur wird gute Handelssysteme entwickeln und evt. dabei nie zu einem Ende und zum tatsächlichen Trading kommen. Aber seine Systeme werden gut sein... Fazit: Erkennen Sie Ihre Stärken und Schwächen, wählen Sie eine Strategie, die Ihnen entspricht, bauen Sie für die Schwächen Sicherheitsleinen ein. 2.3. Weitere Sub-Programmierungen Menschen sind verschieden. Es hilft zu verstehen, wie die Masse denkt und in welche Vorteile oder Fallen sie läuft. Es hilft die Außenseiter zu verstehen. Und es ist sicherlich erfolgreich, je nach Situation die Wahl zu haben. Einige Sub-Programme sind genetisch verankert und im Laufe der Millionen Jahre unserer Evolution entstanden. Einige interessante Bespiele der unterschiedlichen biologischen Sub-Programme von Frauen und Männer werden z.B. in dem Bestseller „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ von Barbara und Allan Pease beschrieben. Wir haben bereits erwähnt, dass Trendfolger „Nehmer“ sein müssen und mit mehreren Verlusttrades hintereinander fertig werden müssen. Das entspricht der kulturellen Phase des Pflanzers oder Farmers in der menschlichen Geschichte. Auch wenn die Krähen die Saat picken und das Wetter widrig ist: Wir haben einfach so viel gesät, dass das, was aufgeht, ausreicht um eine Ernte zu haben. Der Jäger wird eher nach einzelnen Gelegenheiten suchen und warten können. Wie ein Angler wartet also der antizyklisch handelnde auf die Marktumkehr. Wie ein Jäger lauert der Trader, der nach einer bestimmten Chartformation Ausschau hält, auf diese. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 34 3. Eingebaute blinde Flecken 3.1. Blinde Flecken 3.2. Mögliche Fallen der Chartanalyse 3.3. Regression to the mean 3.4. Prospect Theory 3.5. Anwendung am Beispiel „Closing the Gap“ 3.6. Der Anker des Referenzrahmens 3.7. Übertreibungen und Anomalien 3.8. Traderprobleme aus der Sicht der Behavioral Finance und der Umgang mit diesen aus der Sicht des Mentalen Coachings 3.1. Blinde Flecken Sie kennen die Übung sicherlich: Schauen Sie auf das Bild und stellen Sie fest, wann, wie und wo der schwarze Punkt verschwindet. Da ist der blinde Fleck. Könnte es sein, dass beim Betrachten eines Charts oder eines Kurstickers ähnliche blinde Flecken dafür sorgen, dass essenzielle Informationen ignoriert werden? Es ist nicht nur beim Betrachten des Charts so. Es ist auch beim Entscheiden und Planen von Trades so. Und einige wesentliche „blinde Flecken“ haben wir uns selbst gegenüber. Diese müssen wir kennen, um uns vor den geläufigsten Fallen beim Trading zu schützen. Diese Fallen wirken auch kollektiv, denn alle Menschen haben diese. Die Behavioral Finance4 macht aus der Untersuchung kollektiver Einstellungen und menschlicher Irrtümer eine ganze Wissenschaft. Es können Trading-Strategien darauf aufgebaut werden, dass Menschen in der Masse bestimmte blinde Flecken haben. Ins Trader-Coaching kommen somit durchaus Klienten, welche über ein Problem klagen, das in dem Sinne gar kein „Problem“ ist. Denn es ist vielmehr das natürliche menschliche Verhalten. Die Klienten sind einfach nur „normal“. „Normal“ ist aber in der Hinsicht des Umgangs mit komplexen Systemen, wie der Börse, evtl. problematisch. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 35 „Verluste kurz halten, Gewinne laufen lassen!“ ist die simple Börsenweisheit des ewigen Erfolges. Es klingt so einfach und ist doch für uns Menschen zu schwierig, um es konsequent durchzuführen. Das Gegenteil, nämlich: „Verluste ignorieren und Gewinne kurz halten!“, ist das natürliche Verhalten. Wir brauchen uns dafür nicht zu schämen oder gar zu bestrafen. Wir müssen nur unseren Trading-Plan darauf einstellen. Und wir müssen diesen dann vor allem einhalten. Das mit dem „Einhalten des Plans“ ist natürlich auch nicht die leichteste Übung. „Disziplin“ ist eines der Hauptthemen in unserem „Gewinnen beginnt innen"Training. Disziplin ist letztendlich ein emotionales Thema, so dass wir zusätzlich zu einem Handelsplan Klarheit über unsere Gefühlswelt erlangen wollen. Das beste Handelssystem nützt wenig, wenn es nicht eingehalten wird. Verlustphasen sind unausweichlich. Sie sind schwer auszuhalten, ob man nun den Computer per mechanischem Handelsprogramm handeln lässt oder selbst die Trades entschieden und durchgeführt hat. Das disziplinierte Aushalten von Verlustphasen ist das A und O des erfolgsträchtigen Tradings und des erfolgsträchtigen Handelns in dieser Welt überhaupt. 3.2. Mögliche Fallen der Chartanalyse „Blinde Flecken“ beziehen sich auf unsere visuelle Wahrnehmung. Diese hat in der Börsenwelt zunehmend Bedeutung erlangt. Während früher die auditive Mitteilung wesentlich mehr Bedeutung hatte und die Kurse zugerufen wurden, werden diese heute gesehen und visuell analysiert. Schweigend wird dann der Trade per Mouseclick durchgegeben. Während früher die physische Durchsetzungsfähigkeit des Maklers am Börsenring für seinen Erfolg Bedeutung haben konnte, ist die physische und gefühlte Existenz des Traders heutzutage völlig unwichtig. Für viele Börsianer ist die Börse heute gleichbedeutend mit: Der Chart. Die sog. Technische Analyse, welche prognostische Aussagen zum Markt aufgrund der visuellen Chartentwicklung und der Eigendynamik des Marktes, welche durch den Chart ausgedrückt wird, macht, hat im Trader-Denken in den letzten 20 Jahren Einzug gehalten. Eine ganze Reihe von Beobachtern des Börsengeschehens ist der Meinung, dass die Technische Analyse eine Art selbsterfüllender Prophezeiung darstellt. Wenn ein großer Teil der Teilnehmer eine an sich fiktive bis absurde Trendlinie beobachtet und auf dieser Grundlage entscheidet, gewinnt sie Bedeutung. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 36 Trader, die ihre eigene Prognose nach einem Chart erstellen, werden leicht Opfer selbst gestellter psychologischer Fallen. Sie verwechseln die Landkarte mit der realen Landschaft. Sie marschieren auf einer Landkarte und wundern sich, wenn der Wasserfall auf dem Papier trocken ist. Vor allen Dingen stellen diese Trader sich den Chart nach ihrem Gusto ein. Sie wählen die Landkarte, die ihnen das zeigt, was sie sehen wollen. Ein Chart kann ein wertvolles Hilfsmittel sein. Aber kein Chart zeigt die vollständige Börse. Der Chart zeigt das Ergebnis der Überlegungen und Entscheidungen einiger tausend Marktteilnehmer. Wer diese sind, wie viele sie sind, wie powervoll sie sind, kann er nicht zeigen. Je nach Zeitfenster und Darstellungsweise wird der Markt im Chart unterschiedlich aussehen. Es ist aber derselbe Markt. Wir müssen uns davor hüten, nur das zu sehen, was wir sehen wollen. Grundsätzlich ist der Markt non-linear und chaotisch. Die Übereinstimmung vom Chartbild zweier Bewegungen ist zufällig. Wir neigen dazu, in den Zufall Gesetzmäßigkeit hineinzusehen. Denn das ist die ganze Aufgabe unserer Kognition: Muster in Zufälle sehen. Einige Zufälle wiederholen sich tatsächlich: Der Postbote kommt tagtäglich um fast dieselbe Uhrzeit. Gesetzmäßigkeiten, mit denen man fest rechnen kann, sind an der Börse wesentlich seltener. Und die meisten sind hineininterpretiert. Zum Teil treffen die auf ihnen basierenden Prognosen auch ein. Die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens ist umso größer, je mehr Teilnehmer dran „glauben“. Massenwahn eben. Sie werden aber nicht mehr eintreffen, wenn zu viele dran glauben. Denn dann kommt die Bewegung schneller, als man sie sich ausdenken konnte. Und es wird immer einige größerer Fische geben, die derartigen Massenwahn für sich auszunutzen wissen. Dann müssen die kleinen Fische dran glauben. Also: vorsichtig mit den Landkarten, sprich Charts. Sie sind Hilfsmittel, aber sie sind nicht: Der Markt. Der ist auch laut und fühlbar. Um blinde Flecken zu vermeiden sollte man alle Sinne nutzen. „Ich habe nicht gesehen, dass der Markt drehen wollte“, sagt der Chart-Analyst verzweifelt. Kein Wunder, der Wendepunkt war in der Region des „blinden Flecks“. Er konnte ihn nicht sehen und sollte sich darüber nicht grämen. Auf jedem Chart Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 37 sind Regionen, die wir nicht sehen. Und da unser Hirn das Fehlende ersetzt, nehmen wir fatalerweise nicht einmal wahr, dass wir etwas nicht sehen. Also: Obacht! Der Erfolg in komplexen Systemen kann der ihm zugrunde liegenden Strategie den Boden unter den Füßen wegziehen, weil der Erfolg das System so beeinflusst, dass dieses nicht mehr das System ist, auf das sich die Strategie bezog. Beispiele für die negative Wechselwirkungen zwischen Erfolg und System gibt es viele. Der erfolgreiche Rapper (Eminem) verliert durch den Erfolg an „Street Credibility“ und verkauft künftig weniger Platten. Das gut gebaute Auto hält so lange, dass weniger Autos verkauft werden. Das Schimpfwort, das alle benutzen, ist keine Provokation mehr. Es gibt also nichts in dieser komplexen, chaotischen Börsenwelt, an das man sich wirklich halten kann. Da fanden die Pioniere des Behavioral Finance eine neue Sichtweise: Nutze einfach die Verhaltensweisen der Börsenteilnehmer in ihrer Euphorie und Frustration für dich aus. Evtl. sind einige Strategien der Massen und vor allem einige Eigenarten erklärbar und von daher der Markt vorhersehbar. 3.3. Regression to the mean Der Pionier der Behavioral Finance, Prof. Daniel Kahnemann, hat 2002 den Nobelpreis für Ökonomie bekommen. Herr Kahnemann begann diese Forschung als junger Psychologe in der israelischen Armee. Fluglehrer berichteten ihm, dass sie Pilotenlehrlinge, die einen guten Flug absolvierten, tadeln würden und diejenigen mit einem schlechten Flug loben. Der Grund war: Nach guten Flügen folgten meist schlechte. Das wollten die Lehrer durch ihre pädagogische Strategie verhindern. Das Ergebnis wurde aber nicht verbessert. Die Fluglehrer waren einem Irrtum erlegen, denn die Wahrscheinlichkeit für einen schlechten nach einem guten und einen guten nach einem schlechten Flug war sehr viel höher als anders. Denn beides waren „Rausreißer“ aus dem statistischen Mittel und es gibt das Gesetz des „Regression to the mean“, der Rückkehr zum statistischen Mittelwert. Alles kehrt in die Mittelmäßigkeit zurück. Das gibt Hoffnung für die schlechteren Tage und Ernüchterung für die guten. Wenn wir uns mit der Normalität entspannen, machen wir es uns am einfachsten. Prof. Kahnemann begann damals die Diskrepanzen zwischen menschlicher Erwartung und statistischer Wahrscheinlichkeit zu erforschen. Er stieß auf Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 38 frappierende Ergebnisse. Wir sind oft so gestrickt, dass wir statistische Wahrscheinlichkeiten ignorieren. Das sollte an der Börse auf das Verhalten der Teilnehmer Einfluss haben. 3.4. Prospect Theory Prof. Kahnemann ging in die USA und setzte mit Professor Tversky (der leider in den 90er Jahren an Krebs verstarb) seine Forschungen fort und entwickelte die sogenannte „Prospect Theory“. Nach eigenen Angaben wurde diese Theorie so benannt, weil das Wort interessant und nach Kompetenz klingt. Das Wort „Prospect“ an sich ist bedeutungslos. Kahnemann und Tversky wendeten ihre Erkenntnisse also auch im Marketing ihrer Ideen an. Behavioral Finance ist mittlerweile der Renner in den (ansonsten in der Wissenschaftswelt eher mitleidig betrachteten) psychologischen Fakultäten und die Forschung quillt über. Behavioral Finance hat die Illusion des „Rationalen effektiven Marktes“ genommen (und führt evtl. durch die eigene Forschung zu einem solchen, der die Grundlagen für die Forschung dann entzieht. Tja.) Die Grundlagen für intuitive menschliche Entscheidungen liegen oft in Berechnungen und Notwendigkeiten der Steinzeit und widersprechen frappierend den berechenbaren Wahrscheinlichkeiten und Statistiken. Prospect Theory basiert auf der Tatsache, dass wir gute und schlechte Erfahrungen unterschiedlich bewerten. Die Freude an einem guten Ereignis ist nicht so groß wie der Schmerz, der von einer unangenehmen Erfahrung mit vergleichbarem Minusergebnis verursacht wird. Wir wollen stärker von Schmerzen weg als zu Freude hin. Von dieser Tatsache lebt Las Vegas. Denn erstaunlicherweise verlieren die Spieler viel und das Casino-Business lohnt sich. Die Chancen bei den meisten CasinoSpielen sind nämlich durchaus fair und zum Teil sogar zum Vorteil des Spielers. Wir nehmen aber die Gewinne zu schnell mit. Bei den Verlusten neigen wir entweder dazu von unserer Strategie abzuweichen oder durch Übertraden (Overtrading) den Verlust schnell wieder wettmachen zu wollen. Oder wir ignorieren den Schmerz und auch die offene Verlustposition bis das Konto auf 0 ist. Das gewonnene oder ertradete Geld nehmen wir nicht ernst. Wenn wir von unseren Gewinnen wieder abgeben, war es nicht unser Geld, sondern dass der Börse oder des Casinos. So dass auch im Gewinn leicht overtradet wird und die Positionsgrößen oder Wetteinsätze nicht rechtzeitig gemindert werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 39 Wenn wir in einer Verlustposition sind, vergessen wir intuitiv das „Verluste kurz halten,...“ leicht, denn wir rechnen folgendermaßen: „Das Schließen der Position ist 100% sicherer Verlustschmerz. Die Chance auf Erholung wahren, bringt die 50:50 Chance auf: Kein Verlustschmerz.“ Also wählen wir: Chance erhalten. Und müssten doch die Position schließen und den Verlust mitnehmen, denn es droht ein noch größerer. Unsere „Loss Aversion“, unsere Abneigung gegen Verlust, lässt uns in noch größeren Verlust rauschen. Und wir brauchen nur einige der Aktionäre am Neuen Markt des Beginns des 3.Jahrtausends fragen, um uns Beispiele für Totalverluste, die aus der Angst vor Verlust entstanden sind, zu holen. Die Grundlage der Prospect Theory, dieses Missverhältnis in der Wahrnehmung von Gewinn und Verlust, hat John von Neumann, einer der genialsten Wissenschaftler des 20.Jahrhunderts, zusammen mit seinem wissenschaftlichen Freund Prof. Morgenstern erstmalig formuliert. Daher wird es „Von-NeumannMorgenstern-Utility“ genannt. John von Neumann und Oskar Morgenstern gelten als die Begründer der mathematischen Spieltheorie, die besonders durch den Film „A Beautiful Mind“ über den Mathematiker Nash, der für die spieltheoretische Grundlagenerkenntnis des „Nash-Equlibriums“ den Nobelpreis bekam, größere Bekanntheit in letzter Zeit erlangte. Prospect Theory Utility Von Neumann Morgenstern utility: α >β Relative Loss β Reference point x RelativeGain x Anchor α 4 Am Punkt x auf der linken oder rechten Gain-Achse ist identisch viel Gewinn oder Verlust aufgelaufen. Die rote Kurve, welche die Einschätzung bezüglich der Utility (Nützlichkeit) der Situation angibt, ist aber schon um mehr als das Doppelte mehr abgesunken als die grüne Kurve gestiegen ist. Die Irrationalität der Marktteilnehmer kann uns einige Phänomene an der Börse erklärbar und evtl. für uns nutzbar machen: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 40 3.5. Anwendung am Beispiel „Closing the Gap“ Bekannt ist das Phänomen des „Closing the Gap“. Bisweilen hat ein Markt bei der Eröffnung gegenüber des Schlusses vom Vortage einen größeren Sprung, ein Gap (Lücke). Ein Schlagwort an der Börse besagt, dass das Gap geschlossen werden wird. Nach der Prospect Theory trifft dieses tendenziell zu, denn an diesem Punkt an der Eröffnung werden die Gewinner leichter bereit sein ihre Gewinne mitzunehmen, was eine Gegenbewegung auslöst und die Verlierer des Gaps werden versuchen drin zu bleiben, um die Chance des Gap-Closing zu wahren. Nun ist die Gegenbewegung manchmal nicht so, dass das Gap tatsächlich geschlossen wird oder es treten sogar andere Faktoren auf, welche dazu führen, dass die Übernachtbewegung, die zur Lücke geführt hat, fortgesetzt wird. Die Teilnehmer, die Verlustpositionen haben und diese ungern schließen wollen, denn sie hoffen auf das Gap-Closing, beten nun und sind mehr im Stress. Sie werden entweder ihre Position schließen, sollte der Markt tatsächlich zum Schlusskurs des Vortages kommen, (so dass der Preis auch schwer mehr schaffen kann als zum Vortagsschluss zurückzukehren) oder sie werden irgendwann zu verstärkten Marktbewegungen führen, da diese Teilnehmer panikartig oder per Stop nach einer gewissen Zeit aus dem Markt müssen. Diese Entwicklungen werden auch „Runaway-Gaps“ genannt. So wie hier im FDAX am 9.4.2002: Der Markt eröffnet mit einem Gap nach oben, arbeitet sich nach unten. Er kommt jedoch nicht an das Gap ran und die Käufer übernehmen den Markt zu neuen Höhen. Oder hier ein Runaway-Gap, wo die Käufer beim Markteröffnung auf dem falschen Fuß erwischt werden. Die Kursbewegung beschleunigt sich dann nach einer Stunde, als diese raus müssen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 41 FDAX, 19.7.2002: Der Markt macht mit 100 Punkte Gap nach unten auf und lässt bis zum Nachmittag weitere 100 Punkte nach. Die Bewegung nach unten ist stärker an den Stopp-Stellen bei 4000, 3975 und 3950. So beobachten die Analysten der Behavioral Finance den Markt unter psychologischen Aspekten, dabei besonders darauf achtend, ob es größere Kontingente in Verlustpositionen geben wird, die zu einer Marktbeschleunigung (ungewollt) führen können. Dieses kann natürlich auch in größerem Zeit-Rahmen stattfinden. Beim Fall der Aktienmärkte der vergangenen zwei Jahre konnte man immer wieder sehen, dass kurzzeitige Erholungen von sehr schnellen und starken Phasen des Fallens beendet wurden, als erst die mit dem neuen Mut, dann die mit alten Verlustpositionen und dann die mit Totalverlust den Markt verlassen mussten. Es werden also Klienten in das Trader-Coaching kommen, die sich darüber beklagen: „Ich nehme Gewinne zu früh mit und schließe Verlustpositionen zu spät!“ Der Coach kann erst einmal nur sagen: „Das ist das normale menschliche Verhalten. Was wollen Sie?“ Wir sind aber der Meinung, dass wir diese Einstellung verändern können und werden, nachdem Sie die Kapitel über die Tools der Psycho-Kybernetik kennen gelernt haben, in Kapitel 24 anhand eines konkreten Falles Möglichkeiten der Selbstkontrolle kennen lernen. Grundsätzlich ist nach der Beschäftigung mit der Behavioral Finance zu sagen: Um das Entwickeln von Handelssystemen mit berechneten Risiko-ChanceVerhältnissen, die möglichst vollautomatisch handeln, kommt man kaum herum. Die Entwicklung von Werkzeugen und Maschinen ist es, die uns aus der Steinzeit gebracht hat. Auch wenn wir weiter Grunzlaute von uns geben: Die Hi-Fi-Anlage macht sie zu Musik. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 42 3.6. Der Anker des Referenzrahmens Ein weiteres Forschungsgebiet in der Behavioral Finance befasst sich mit der Macht des Referenzrahmens, des Ankers. Dieser setzt einen Wahrnehmungsfilter, so dass wir die Wahrscheinlichkeiten nicht mehr rational abwägen. Fragebeispiel: „Wenn Sie im Laden um die Ecke einen Reisewecker kaufen wollten und dieser 100 Euro kosten soll und der Verkäufer weist Sie darauf hin, dass es diesen in einer Filiale 10 Minuten von diesem Laden wegen einer Marketing-Aktion um 10 Euro günstiger, also für 90 Euro, gibt, würden Sie dann überlegen, den Weg zu gehen? Wollen Sie 100 oder 90 ausgeben? “ „Wenn Sie im Laden an der anderen Ecke eine Armbanduhr kaufen wollten und diese sollte 1200,- Euro kosten, und der Verkäufer weist Sie darauf hin, dass es diese in einer Filiale 10 Minuten von diesem Laden wegen einer Aktion um 10 Euro günstiger, also für 1190,-- Euro, gibt, würden Sie dann überlegen, den Weg zu gehen? Wollen Sie 1200 oder 1190 ausgeben oder ist das nicht so wichtig?“ Es sind dieselben 10 Euro. Wir bewerten diese aber je nach Referenzrahmen unterschiedlich. Ähnlich ist es beim Trading. Wenn wir erst einmal einen großen Gewinn gemacht haben, sind wir in Gefahr des Overtradens. Denn unser Referenzrahmen hat sich erweitert und wir sind nun nicht mehr mit „Kleinvieh“ zufrieden. Obwohl der Index mehr als halbiert war, handelte der FDAX 2003 immer noch mit einer durchschnittlichen täglichen Volatilität wie bei über 7000 Indexpunkten. Die meisten Trader handelten wohl noch mit einem Referenzrahmen des Jahres 2000. Wie konnte man dieses Wissen ausnutzen? Durch die Erweiterung des Referenzrahmens ist Overtrading unausweichlich. Wir werden aber sehen, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden Tools diesen wieder zurückschrauben können. In Kapitel 23 wollen wir an einem konkreten Fall beschreiben, wie das vor sich gehen könnte. 3.7. Übertreibungen und Anomalien Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 43 Behavioral Finance analysiert vor allem paradoxes und irrationales Verhalten in Entscheidungsprozessen und dieses besonders an der Börse. Auf Grund der unterbewussten Struktur der Börsenteilnehmer kommt es kontinuierlich zu Anomalien und Übertreibungen. Der Markt ist also nicht „effizient“ und „die Summe der rationalen Entscheidungen informierter Akteure“, wie es die klassische ökonomische Theorie gern hätte. Desto mehr intuitiv agierende Akteure an einem Markt tätig sind, desto mehr Anomalien und Übertreibungen wird es geben. Besonders geeignet für auf Behavioral Finance aufbauende Strategien wird also der NASDAQ-Aktienmarkt sein (an dem sehr viele nicht professionelle Trader aktiv sind, nach wie vor). Der gerade 2002 neu startende Sektor der Single-Stock-Futures (Terminkontrakte auf einzelne Aktien) und die Segment-Aktienindizes könnten evtl. auch zu Übertreibungen im Vergleich zum breiten Index (DAX, Standard & Poors 500, Dow Jones etc.) neigen und daher zu auf Stimmungsanalyse basierenden Strategien einladen. Der Daytrader-Boom in Deutschland ist eher vorüber. Haben die Übertreibungen abgenommen? Kaum. Besonders der FDAX reagiert auf Bewegungen des USAktienmarktes am Nachmittag (MEZ) übertrieben und man könnte dieses evtl. ausnutzen. Trotzdem sollte die zunehmende Automatisierung und Mechanisierung mit Computerprogrammen, die den Handel nach Ideen modernster Mathematik wie Genetischen Algorithmen, Chaos-Theorie, Neuronalen Netzen usw. durchführen, den Markt mehr in Richtung Effizienz bewegen und Übertreibungen mindern. Es wäre evtl. für die Behavioral Finance interessant zu analysieren, wie sich die Handicaps in der menschlichen Psyche in den von Menschen geschriebenen Handelsprogrammen fortsetzen. Da aber die Erkenntnisse der Behavioral Finance mehr und mehr Einzug finden in die Welt der professionellen Trader, wird es zunehmend diese Erkenntnisse berücksichtigende Handelsprogramme geben und, wie schon angedeutet, die Behavioral Finance sich tendenziell ihrer eigenen Basis entziehen. So ist es mit jedem Rausreißer. Eine Zeit ist er, sie oder es en vogue um dann wieder zum Statistischen Mittel zurückzukehren, „Regression to the Mean“. Der Weg der Goldenen Mitte mag zwar langweilig erscheinen, aber nicht umsonst haben diesen die Buddhisten und Taoisten zur idealen Lebensstrategie erklärt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 44 3.8. Traderprobleme aus der Sicht der Behavioral Finance und der Umgang mit diesen aus der Sicht des Mentalen Coachings Die Wissenschaft des Behavioral Finance erklärt einige Irrtümer und Fehlentscheidungen von Tradern sehr zutreffend. Wir wollen mentale Techniken anbieten, mit denen diesen Handicaps begegnet werden kann. Denn es gibt sehr wohl Techniken aus NLP, Psychokybernetik und verwandten Techniken, mit denen diese Einstellungen verändert, bzw. effektiv angepasst, werden könnten. Erst einmal aber müssen wir über unsere „Probleme“ uns entspannen. Einige sind einfach menschlich und unabwendbar. • Wir werden alle und immer Verluste stärker bewerten als Gewinne und vor allem Verlustabwehr betreiben, was uns an Verlusten orientiert sein lässt. • Wir werden alle dazu neigen, Gewinne zu früh zu realisieren. • Wir werden alle Schwierigkeiten haben aus dem Markt auszusteigen, wenn der tolerierbare Verlust überschritten ist. • Wir werden jeder und immer den Anstieg von 100 Euro Gewinn auf 110 Euro Gewinn höher bewerten als den Anstieg von 10.000 Euro Gewinn auf 10.010 Euro. Bevor wir an diesen Themen arbeiten, müssen wir uns entspannen. Der größte Teil der Probleme besteht aus dem Kampf mit uns selbst. Dieser nimmt die meiste Energie. Wenn wir akzeptieren, dass wir menschlich reagieren, können wir uns proaktiv auf Strategien des Umgangs damit orientieren. Selbstverständlich ist es ein Weg mechanische Handelssysteme zu programmieren und so den menschlichen Schwachstellen zu entgehen. Es wäre aber durchaus zu erwägen, dass der menschliche Biocomputer prinzipiell jedem mechanischen System von der Leistung her überlegen ist. Der Biocomputer ist von den Einstellungen im Laufe der Evolution nur eher auf das Leben in der Wildnis geprägt. Immerhin ist die Phase der aktuellen Zivilisation im Verhältnis der Gesamtzeit menschlichen Lebens doch eher sehr kurz. Wenn wir also unsere überlegene Intelligenz mit dem Computer verbinden und lernen unsere Einstellungen zu kontrollieren, wären wir maximal effizient. Gerade in der aktuellen Zeit, in der diese Kenntnisse erst entwickelt werden, ist man als Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 45 Avantgarde im entscheidenden Vorteil. Dieser sollte sich an der Börse in barer Münze auszahlen. 4. Wahrscheinlichkeiten und Menschlichkeiten 4.1. Lotto-Irrtum 4.2. Gambler’s Fallacy 4.3. Noch einmal: Loss Aversion 4.4. Das Ziegenproblem 4.5. Das Gefangenen Dilemma 4.6. Irrtümer bei der Handelssystementwicklung 4.6.1. Curve-fitting 4.6.2. Postdictive error 4.6.3. Risiko-Chance-Berechnungen 4.6.4. Unterschätzung der Trade-Kosten Den Untersuchungen der Behavioral Finance ähnlich sind die schon im vorherigen Kapitel im Zusammenhang mit John von Neumann, Oskar Morgenstern und John Nash erwähnte Spieltheorie oder engl.: „Game-Theory“5. Schon immer interessierten sich Mathematiker für die Berechnungen von Risiko und Chancen und Wahrscheinlichkeiten im Zusammenhang mit Spielen. So war einer der bedeutendsten Mathematiker der frühen Neuzeit, Blaise Pascal (1623-1662), sogar der Erfinder des Roulette. Man könnte sagen: Roulette ist der fairste (oder raffinierteste?) Weg der Steuererhebung, durchgeführt in sog. „Casinos“ (was natürlich besser klingt als: „Finanzamt“). Besonders interessieren sich die Spieltheoretiker auch gerade für verbreitete Irrtümer des Menschen bei der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten. Wir wählen selten die rationale Strategie, sondern berechnen die Chancen nach „erfühlten“ Kalkulationen. Und das Gefühl ist selten logisch. Es gibt Kontexte, in denen ein digital-logisches, mit „richtig oder falsch“ operierendes Kalkül, vorteilhaft ist. Und es gibt Kontexte, in denen eine analoge oder „Fuzzy Logic“ mit „mehr oder weniger richtig/falsch“ besser ist. Für die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten brauchen wir rationale Logik. Das intuitive Erfassen der Entscheidungen anderer Marktteilnehmer geht hingegen besser „fuzzy“. Die möglichen Irrtümer sollten wir kennen. Wir sollten unser Verhalten dementsprechend überwachen und einstellen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 46 Wer die Menschlichkeiten in der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten kennt, sollte Vorteile erarbeiten können. Der bekannte Weltmeister der Pokerspieler, Chris „Jesus“ Ferguson , erreichte seinen Vorteil über alle anderen Poker-Profis nach eigenen Angaben durch Wahrscheinlichkeitsberechnungen. Sein Vater hatte ihm das beigebracht, denn der ist Professor für Game-Theory an der University of California in Los Angeles. Einige wesentliche Irrtümer betreffen auch gerade die Entwicklung von Handelssystemen, so dass die Mechanisierung nur dann ein Ausweg ist, wenn der Mechaniker und Programmierer sich darüber bewusst ist, wie er möglicherweise menschliche Irrtümer der Maschine eingibt. „Gewinnen beginnt innen“ und kalte Mathematik? „Innen“ ist nicht nur Seele und Emotion und Psychologie, sondern auch der Geist und das Gehirn. Fehler im Denken sind ebenso zu vermeiden wie emotionale Handicaps. Fehler im Denken sind meist die Ursache für psychologischen Stress. Wenn ich immer gegen die Wahrscheinlichkeiten ankämpfe, nützt das beste Mentaltraining nichts. 4.1. Der Lotto-Irrtum Einer der verbreiteten und frappierendsten Irrtümer könnte als „Lotto-Irrtum“ bezeichnet werden. Allwöchentlich nimmt der deutsche Staat eine nicht unbeträchtliche Summe ein, die aus der Veranstaltung von „6 aus 49“ resultiert. Von der Website des Statistischen Bundesamtes, www.destatis.de, die „Zahl der Woche“ vom 6.5.2003: „Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes fließen im Jahr 2003 voraussichtlich 4,7 Mrd. Euro Einnahmen aus Glücksspielen in die öffentlichen Kassen. Seit 1970 haben sich diese Einnahmen damit mehr als versiebenfacht. Sie bestehen zum einen aus Steuereinnahmen (Lotterie- und Rennwettsteuer), zum anderen aus Gewinnablieferungen und anderen Abgaben von Lotto- und Totogesellschaften sowie der Spielbanken. Die Steuereinnahmen erbringen im Jahr 2003 2,0 Mrd. Euro, darunter die Lotteriesteuer 1,9 Mrd. Euro. Das Aufkommen aus Gewinnablieferungen und anderen Abgaben beträgt voraussichtlich 2,7 Mrd. Euro. Zahlenlotto und Fußballtoto tragen hierzu 1,8 Mrd. Euro, die Spielkasinos 0,8 Mrd. Euro bei. Die starke Zunahme der Einnahmen aus Spielbankabgaben von 61 Mill. Euro im Jahr 1970 auf 829 Mill. Euro in 2003 ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 47 Anzahl der Spielbanken in Deutschland stark gestiegen ist. Vor rund dreißig Jahren gab es in Deutschland etwa ein Dutzend Spielkasinos, vor zehn Jahren waren es gut 25, heute sind es 78.“ 1,8 Milliarden Euro nahm der deutsche Staat 2003 von Lottospielern ein! Bürger tun sich zusammen, um Geld zu sammeln. Dieses geben sie dann einigen wenigen von ihnen, nachdem sie die Hälfte der Summe dem Staat geschenkt haben. 99% der Bürger werden es niemals erleben, dass sie zu den wenigen gehören, denen das gesammelte Geld gegeben wird. Die Chance auf „6 Richtige“ liegt bei 1: 13 Millionen (genau: 1: 13 983 816). Es ist wahrscheinlicher vom sprichwörtlichen Blitz getroffen zu werden. Warum glaubt der Lottospieler, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann er mit dem Hauptgewinn dran ist? Warum geht er jede Woche und gibt treu seinen Schein ab? Wenn er das 50 Jahre jede Woche macht und 10 Euro investiert, hat er insgesamt die Summe von (50 mal 52 mal10 gleich) 26.000 Euro anderen Mitbürgern und dem „geliebten“ Schuldenstaat geschenkt. Stellen Sie sich vor, ein Mann kommt an die Tür des Lottospielers, der sagt: „Bitte geben Sie mir 26.000 Euro. Die eine Hälfte ist für den Staat. Die andere Hälfte ist für andere Mitspieler. Sie haben außerdem noch die Chance eine Million zu gewinnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 5378!“ (Die 5378 entstand aus der Division von 13 Million durch 2600 Ziehungen, nämlich 50 Jahre mal 52 Wochen. Es ist noch weiter zu dividieren durch die Anzahl der Tippreihen, die für 10 Euro möglich sind. Da ich natürlich kein Lotto spiele, bin ich über die Kosten des Spiels nicht orientiert.) Wenn Sie die 26.000 Euro nehmen und für 5% p.A. verzinslich anlegen, haben Sie nach 50 Jahren durch den Zinseszinseffekt, daraus die Summe von 298.152 Euro gemacht. Was würden Sie nehmen? Diese 298.000 oder eine Million mit einer Chance von 1: 5378? Dass das mit dem Zinseszins auch eine Milchmädchenrechnung ist, steht dabei auf einem anderen Blatt. Der Zinseszins muss ja von jemand bezahlt werden. Das Geld wächst nicht auf Bäumen. In unserem Wirtschaftssystem sind die Zahler die Bürger, denn die Gegenseite der Buchung ist fast ausschließlich der sich Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 48 verschuldende Staat, also alle Bürger. Gegen den Staatsbankrott hilft auch der Lotto-Irrtum nicht. Der Mensch in den Tausenden von Jahren vor Städten und Staaten musste für eine kleine Chance auf die Jagd gehen oder Fallen stellen. Irgendwann würde er schon etwas fangen. Ähnlich denken wir beim Lotto: „Irgendwann geht mir der Hauptgewinn ins Netz. Er läuft ja da draußen herum. Mein Netz aus Geburtstagszahlen ist ja nicht schlechter als das der anderen.“ Es stimmt: Irgendwann kommt jede Zahlenfolge bei 6 aus 49. In 13 Million durch 52, also 268.919 Jahren! Ähnlich sind wir evtl. beim Börsen-Trading. Wir berechnen die Wahrscheinlichkeiten gerne schön und träumen schon vom sorgenfreien Leben. Indes ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aktienkurs steigt oder fällt und ich entsprechend Long oder Short positioniert bin, tatsächlich etwas sehr viel besser als beim Lotto. 4.2. Gamblers Fallacy Eine ähnliche Berechnung macht der Spieler beim Roulette, der auf die Farbe setzt, die mehrfach nicht gefallen ist. „Irgendwann muss doch Rot kommen!“ Die Spieler-Falle: Wenn beim Roulette 7mal Rot gekommen ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass im nächsten Wurf Schwarz fällt, hoch. Beim Trading: Wenn ein Trend mehrere Bars läuft, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Umkehr eintritt. Das ist beides falsch. Beim Roulette ist die Rot-Schwarz-Wahrscheinlichkeit jedes Mal gleich und es kann sehr gut zu Sequenzen von einer Farbe kommen, die 15 Würfe übersteigt. Beim Trading kann ein Trend sehr viel länger und konstanter laufen, als wir dachten. Das macht letztendlich einen Trend aus und beim Trend in den 90ern haben einige Profis zu früh begonnen auf den Fall der Aktienmärkte zu spekulieren. Und Anfang der 90er war ein Dow Jones über 3000 sensationell. Die Bewegung auf über 11.000 haben diese dann nicht mehr mitgemacht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 49 „Rouge et Noir“ ist ein Zufalls-System mit ausgeglichenen Chancen und alles ist möglich. „Long or Short“, ebenso. Es ist auch möglich, dass eine Seitwärts-Phase sehr lang läuft und das Warten auf den Trend vergebens ist. Seitwärts als solches ist dann in einem Trend, der einen Trend bei der Kursentwicklung verhindert. Das mit dem Trend und gegen den Trend gehen braucht jeweils Wachheit und meist geschieht das Gegenteil: Trends laufen länger und stärker als erwartet, Trends kehren früher um als erwartet. Der Gambler nimmt gerne irrationale Wahrscheinlichkeiten an. „Es muss doch jetzt mal eintreffen!“ Und er nimmt es dann evtl. sogar noch persönlich, wenn die Waage der Göttin Fortuna zur anderen Seite sich gesenkt hat. An der Börse brauchen wir Gambler. Sie zahlen die Zeche. Wir aber wollen kühl rechnende und disziplinierte Trader sein, die teuer verkaufen und günstiger einkaufen und günstig einkaufen und teurer verkaufen usw. 4.3. Noch einmal: Loss Aversion Was würden Sie nehmen? 1. den sicheren Verlust von 9.000 Euro oder 2. eine 5%-Chance ohne Verlust davonzukommen, verbunden mit einer 95%igen Chance 10.000 Euro zu verlieren? Was würden Sie nehmen? 1. den sicheren Gewinn von 9.000 Euro oder 2. die 95%ige Chance eines Gewinns von 10.000 Euro, verbunden mit 5% Risiko ohne jeden Gewinn nach Hause zu gehen. Im ersten Fall nehmen 80% der Befragten das Risiko auf sich und riskieren die 95%ige Möglichkeit 1.000 mehr zu verlieren, um eventuell mit 0 herauszukommen. . Im zweiten Fall nehmen 80% der Befragten den sicheren Gewinn von 9.000 Euro und verzichten wegen des 5%igen Risikos auf weitere 1.000. Sie auch? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 50 Beides ist mathematisch gesehen ungünstiger. Unsere Voreingenommenheit der Loss-Aversion (Verlustabneigung) lässt uns Verluste anders bewerten als Gewinne. Wir sind so gestrickt, dass wir Verluste laufen lassen und Gewinne kurz halten („Was ich hab, das hab ich!“) und das kann nicht zum Erfolg führen. Bei Beispiel 1 ist es nahezu sicher, dass ein noch größerer Verlust eintritt und daher sind die 9.000 Euro hinzunehmen. Bei Beispiel 2 ist es nahezu sicher, dass noch 1.000 Euro mehr herausspringen. Es ist menschlich die Chancen falsch zu berechnen und im Verlust aufgrund der Abneigung gegen diesen die riskante Chance auf Ausgleich wahrzunehmen anstatt die Position mit Verlust zu schließen. Daher setzen wir Stopps, sobald wir einen Trade eröffnen, und annullieren diese niemals! 4.4. Das Ziegenproblem Ein interessantes Beispiel von falscher Wahrscheinlichkeitsberechnung ist das sog. Ziegenproblem oder Monty-Hall-Problem. Dieses wurde von der Frau mit dem angeblich höchsten IQ, der Amerikanerin Marylin vos Savant, im Jahre 1991 in ihrer Kolumne in der New York Times einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Ihr Artikel löste eine große Diskussion aus und es war offensichtlich, dass die meisten Menschen das Ergebnis des Monty-HallProblems nicht akzeptieren können. Bei einer Spielshow im US-Fernsehen, der Show „Let’s make a deal“ von Monty Hall, gab es 3 Türen. Hinter zweien verbargen sich Ziegen und hinter einer der Hauptpreis, ein Sportcoupe. Der Kandidat durfte eine Tür angeben, hinter der er den Preis vermutete. Der Moderator öffnete dann eine der anderen beiden Türen, um eine Ziege zu zeigen. Der Kandidat durfte sich nun neu entscheiden. Bei der zuerst gewählten Tür bleiben oder wechseln? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 51 Die auf den ersten Blick, oder besser: bei der ersten Intuition, überraschende Antwort ist, dass er auf jeden Fall eine größere Chance hat, wenn er die Tür wechselt. Wir würden denken, dass die Chancen bezüglich der Tür mit dem Preis bei zwei Türen 50:50 sind. Dem ist aber nicht so, da es über die Wahrscheinlichkeiten der beiden Türen durch das Verhalten des Showmasters Hinweise gibt. Er hat nur eine der beiden nicht bei der ersten Wahl gewählten Türen nehmen können. Die, die er nicht genommen hat, ist mit größerer Wahrscheinlichkeit, und zwar 66%:33%, die mit dem Preis. Wir sollten uns bewusst sein, dass es auch im Börsenhandel derartige Ziegenprobleme gibt. Informiertheit über derartige Probleme hilft uns. Wir sollten unserer Intuition gegenüber misstrauisch sein, vor allem bei mathematischen Kniffeleien. 4.5. Das Gefangenen-Dilemma Es ist nun aber wiederum auch gar nicht so, dass wir mit kühler Kalkulation immer weiter kommen. Eine der bekanntesten Probleme aus der Game-Theory ist das Gefangenendilemma, engl.: „Prisoners Dilemma“. Zwei Menschen werden verhaftet und eines Verbrechens beschuldigt. Sie sind nun Gefangene. Der Kommissar hat aber keine Beweise. Stellen Sie sich vor, Sie wären der eine Gefangene. Sie sind in getrennten Zellen untergebracht und haben keine Chance mit Ihrem Partner zu kommunizieren. Der Kommissar macht Ihnen folgendes Angebot: „Wenn du gestehst, dass ihr beide das Verbrechen begangen habt, und dein Kumpel streitet es ab, lassen wir dich laufen und er bekommt 5 Jahre. Wenn ihr es allerdings beide abstreitet, haben wir genug Indizien euch beiden jeweils 2 Jahre aufzubrummen. Wenn ihr indes beide gesteht, bekommt ihr beide 4 Jahre.“ Wie würden Sie nun handeln? Logisch betrachtet: Was immer der Kumpel macht, es scheint, dass ein Geständnis die besten Chancen bietet. Sie können aber davon Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 52 ausgehen, dass Ihr Kumpel auch so logisch rechnet, so dass Ihnen beiden 4 Jahre drohen, also zusammen 8 Jahre, welches das Maximum an gemeinsamer Strafe wäre. Die geringste gemeinsame Strafe gäbe es, wenn Sie beide leugnen, das beinhaltet aber das größte individuelle Risiko. Bei dieser Entscheidung versagt die normale Logik, sie müssten intuitiv erfassen, was Ihr Partner tut. Derartige Konstellationen heißen „Nonzerosum-Games“, „Nichtnullsummenspiele“. Fast alle Systeme im Leben sind derartige Nichtnullsummenspiele. Die Entscheidungen sind nicht so einfach und logisch zu treffen. Aus dem Gefangenen-Dilemma wurden Setups für System-Spiele gebaut, um mögliche Strategien durchzuspielen. Diese heißen „Iterated Prisoners Dilemma“ und lassen immer zwei Verhaltensweisen zu: Kooperieren oder Nicht-kooperieren. In einem großen Wettbewerb von computerisierten Strategien in den 70erJahren wurde herausgefunden, welche Strategien in Nichtnullsummenspielen gute Gewinnaussichten haben. Sieger war das Programm „Tit for Tat“ des PolitologieProfessors Robert Axelrod, dessen Buch „The Evolution of Cooperation“ (1984)6 ein lesenswerter Bestseller zu dem Thema wurde. In diesen Tournaments ist nachgewiesen worden, dass die Strategie „Wie du mir, so ich dir“ am erfolgreichsten ist. Wenn der andere kooperativ ist, sollten wir es auch sein. Wenn der andere unkooperativ ist, sollten wir ihn bestrafen. Was aber machen wir beim ersten Treffen, wo wir noch gar nicht wissen, ob der andere kooperativ oder unkooperativ ist? Wir sollten ihm einen Vertrauensvorschuss gewähren und davon ausgehen, dass er kooperativ ist. Diese Ergebnisse geben Hinweise auf die Evolution der gesellschaftlichen Ethik. Kooperatives Verhalten hat die größten Gewinnaussichten für eine Gesellschaft als Ganzes und für den Einzelnen. Das Ausnutzen des Vertrauensvorschusses muss indes bestraft werden. Derivatbörsen sind indes als solche Nullsummenspiele. In diesen gelten andere Regeln. Nur einer kann gewinnen. Indes sind die Derivatbörsen im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang keine Nullsummenspiele, da der Verlust der Hedger für diese ein Gewinn an Berechenbarkeit und Preisplanung bedeutet, so dass letztendlich beide, die Hedger und die Spekulanten, wie in einem guten Nichtnullsummenspiel profitieren. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 53 Warum gilt das für den normalen Privattrader dann nicht? Warum verlieren so viele? Weil Gewinnen innen beginnt und sowohl Seele als auch Geist fit gemacht werden müssen für das härteste und fairste Spiel der Welt. 4.6. Irrtümer bei der Handelssystementwicklung Der Ausweg aus den Unzulänglichkeiten unseres Bio-Computers scheint die Entwicklung von Handelssystemen zu sein. Aber auch hier lauern einige Fallen. Ich bin zwar der Überzeugung, dass wir einfach noch besser entwickeln und lernen müssten, wie wir unseren Bio-Computer benutzen könnten, aber die Zuhilfenahme von mechanischen Werkzeugen ist ja der Trick, der uns in der natürlichen Auslese entscheidend vorangebracht hat, also nutzen wir doch die Rechenmaschinen. 4.6.1. Curve-Fitting Der Hauptfehler bei der Programmentwicklung von Handelssystemen ist das sog. Curve-Fitting oder Überoptimieren. Wir nehmen eine vergangene Zeitperiode und entwickeln darauf ein Handelssystem mit besten Ergebnissen. Dann ist möglicherweise das System an diese Zeitperiode so sehr angepasst, dass es für alle anderen Zeitperioden nicht funktioniert. Es ist eine ganz besondere ParameterKombination gebildet worden, die nur für diese historisch besondere, und jede Börsenkurve ist besonders, zugetroffen hat. Die Probleme des Curve-Fitting werden bei der Entwicklung von Handelssystemen gern unterschätzt. Es ist ja auch zu schön, wenn ein System in den letzten 2 Jahren über 100% Gewinn gemacht hätte. Groß ist dann die Enttäuschung, wenn es das dann in der weiteren Praxis gar nicht bestätigt. Im Grunde ist jedes Handelssystem überoptimiert, da es immer an eine vergangene Periode angepasst ist. Märkte verändern sich diskontinuierlich, d.h. schlagartig, überraschend, plötzlich. Beispiel: Eine Zeitlang kann man darauf bauen, dass, wenn der Markt über das High oder unter das Low der ersten Handelsstunde geht (First-Hour-ChannelBreakout), die Bewegung sich fortsetzt und für einen Trade genutzt werden kann. Dann beginnt der Markt plötzlich meistens „False Breakouts“ zu machen, d.h. er überschreitet die durch das High/Low gebildete Grenze und kehrt dann in den Preiskanal zurück. Und irgendwann kehrt er zum Breakout-Verhalten zurück. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 54 Es gibt wenig ewig und immer gültiges in einem derartig chaotischen System wie der Börse. Das müssen wir bei der Handelssystementwicklung berücksichtigen. Handelssysteme mit speziellen Parametereinstellungen bei den verwendeten Indikatoren (also z.B. statt 30/70 als Werte beim RSI: 24/87) sind immer überoptimiert. Letztendlich bekommt ein System einen Vorteil durch die Verteilung des Risikos auf mehrere Märkte und Ansätze (Portfolio-Effekt) und durch intelligentes MoneyManagement. Money-Management bestimmt wieviel Kapital jeweils riskiert wird. Wenn wir es erreichen können, dass in Gewinnphasen viel riskiert und daher viel gewonnen wird und in Verlustphasen zurückhaltend positioniert wird, sind wir auf der Siegerstraße. 4.6.2. Der „Postdictive Error“ Ein möglicher Fehler bei der Entwicklung eines Handelssystems entsteht durch Anweisungen, die beinhalten, dass das System mehr weiß, als es wissen könnte. Dieser Fehler kann als „Nachhersage-Fehler“ im Gegensatz zu „Vorhersage“ bezeichnet werden. Im Englischen heißt es „Postdictive“ im Gegensatz zu „Predictive“. Wenn ich also dem System sage: „Gehe zu Beginn des Tages long, wenn das High des Tages höher ist als das der 4 vorherigen Tage!“, dann ist das eine Anweisung, die unsinnig ist, da diese Bedingung zu Beginn des Tages nicht gewusst werden konnte. Es kann aber in den meisten Programmen zur Handelssystementwicklung evtl. so eingegeben werden. Man hat dann im historischen Backtesting super Ergebnisse, die aber auf völlig falschen Bedingungen beruhen. Im Programm „Dynamite Sentimentor“ der Firma Fipertec GmbH (www.fipertec.de) ist daher ein System-Tester integriert, mit dem man einen Gang durch die Historie machen kann, der reale Bedingungen simuliert. Da sieht man dann schnell, dass die in der Gesamtberechnung errechneten Gewinne nicht entstehen. Es ist indes evtl. wichtig zu verstehen, dass wir den Nachhersage-Fehler fast immer machen. Wir hatten Anfang 2000 einen langanhaltenden Long-Trend in den Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 55 Aktienmärkten hinter uns und werden kaum Short-Systeme entwickelt haben. Wir werden 2003 dann vor allem Short-Systeme entwickelt haben. Vielleicht haben wir Systeme entwickelt, die sowohl Long als auch Short gewinnen können. Diese waren dann in den vorherigen 10 Jahren erfolgreich, da es einen Long-Trend und einen Short-Trend gegeben hatte. Unsere Backtesting-Ergebnisse sehen gut aus und wir sind sowohl für Long als auch für Short-Phasen gewappnet. Aber auch das ist Nachhersage. Denn wir entwickeln ein System mit dem nachherigen Wissen, dass es in dem Zeitraum Trends gab. In der darauffolgenden Phase der ersten Hälfte 2003 gab es eine trendlose Seitwärtsphase mit hoher Volatilität und das Programm, das Trends brauchte, funktionierte gar nicht. 4.6.3. Risiko-Chance Berechnungen Wenn einer von drei Trades ein Treffer ist , muss der Gewinn dieses Trades mindestens dreimal so groß sein wie der durchschnittliche Verlust. Wenn wir also unsere jeweiligen Verluste im einzelnen Trade per Stopp auf 50 Punkte begrenzen, müssen wir bei einer 30%igen Trefferchance mindestens 150 Punkte Gewinn machen für Breakeven. Die entscheidende Größe bei jedem systematischen Trading (und jedes unsystematische können wir eh eher vergessen) ist der Maximale Drawdown, der maximale Verlust. Das ist nicht der maximale Verlust per Trade, sondern das ist der maximale Verlust per Verlustserie. Ein Trade-Verlust per Trade auf 50 Punkte durch begrenzenden Stopp ist schön. Aber wie oft hintereinander kann das auftreten? Wenn ich Gewinne von 10 Punkten mitnehme und die Chance 50:50 ist, muss ich auch 10 Punkte Stopps setzen, um mindestens Breakeven zu erreichen. Dabei übersehen wir noch: 4.6.4. Unterschätzen der Trade-Kosten Dieses Problem der Kosten ist natürlich in den letzten Jahren erheblich geringer geworden. Trade-Kommissionen sind eklatant gefallen. Das verführt natürlich auch zum häufigeren Traden als bei teurer Kommission. Ein anderes Kostenproblem ist das der sog. „Slippage“. Ein Kontrakt wird selten am gewünschten Preis gehandelt. Bei einer Stop-Loss-Order wird der Kontrakt zur Marktorder, sobald der Stop-Loss-Preis gehandelt wurde. Da Marktbewegungen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 56 sehr schnell sein können, kann es sein, dass dieser Marktpreis ein anderer oder sogar ein erheblich anderer als der gewünschte sein kann. Dieses geschieht vor allem auch bei Märkten mit geringerer Liquidität. Bei der Berechnung eines Handelssystems müssen Kosten und Slippage natürlich vom Ergebnis abgezogen werden. Je nach Frequenz der Trades kann das Ergebnis nach dieser Subtraktion um einiges gemindert sein. Das gilt natürlich besonders für Daytrader. Fazit: Die Berechnung von Risiko und Chance und den Wahrscheinlichkeiten ist unumgänglich. Wir sollten uns darüber bewusst sein, dass unser intuitives Verhalten irren kann. Daher haben wir als Menschen in der Evolution per Natürlicher Auslese einen rationalen Verstand entwickelt, der Mathematik lernen und anwenden kann. Das sollten wir auch tun. Wenn Sie eher eine Künstlerseele sind, welche die Muster im Chart erkennt und für Mathematik wenig übrig haben: Vergessen Sie das mit dem Trading! Wir werden feststellen, dass uns die mathematischen Wahrscheinlichkeiten klar und verständlich werden und wir trotzdem nicht ihnen gemäß handeln können. Das sind die interessanten Fälle für uns. Ich habe die Erfahrung, dass wir die psycho-strategischen Einzelschritte des selbstsabotierenden Verhaltens entschlüsseln können. Damit können wir es auch verändern. Süß-fettiges war in der Eiszeit klasse. Diejenigen der Spezies, die dafür eine Vorliebe entwickelten, überlebten und machten mehr Kinder als diejenigen, die sagten: „Eiskrem? Bäh, bleib mir weg!“ So sind wir fast alle Nachkommen der Fans von Süß-Fettigem. Heute ist diese Vorliebe bei Gewichtskontrolle hinderlich. Wir können aber herausfinden, wie diese Vorliebe in unseren unterbewussten Bewertungen kodiert ist. Wir können das innere Bild und auch den Geschmack so verändern, dass uns Eiskrem künftig „kalt lässt“. Dasselbe können wir mit dem Lotto-Spiel, der Loss-Aversion, dem Überoptimieren und allem, was uns noch beim Trading ein Bein stellt, machen. Lesen Sie weiter und erfahren Sie das Wie. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 57 5. Was motiviert den Trader? 5.1. Debitismus, das allgemeine Weg-von 5.2. Die Hin-zu-Kurve 5.3. Die Weg-von-Kurve 5.4. Sekundäre Gewinne 5.5. Wie verändere ich die Motivationsstruktur? 5.6. Wie gehe ich mit Verlusten proaktiv um? Die Frage in der Überschrift: „Was motiviert den Trader?“, ist leicht zu beantworten: Geld! Oder? Gibt es weitere Motivationen? Und ist nicht auch Geld nur ein Mittel zum Zweck der Verwirklichung einer anderen Motivation? Freiheit? Macht? Glück? Und ist die Motivation „Hin zu Geld“ oder „Weg von Schulden“? Die im Kapitel 3 vorgestellte Wissenschaft der Behavioral Finance, und besonders die „Prospect Theory“, wird auf Grund der „Loss Aversion“ annehmen, dass „Weg von Schulden“ überwiegt. Wir werden gleich sehen, dass die „Hin-zu-Motivation“ und die „Weg-vonMotivation“ wesentlich unterschiedlich sind. Zuvor noch einige Anmerkungen zum Thema Geld. Denn bei einiger Betrachtung werden wir feststellen, dass die allgemeine Motivationsstruktur bei „Geld“ immer „Weg-von-Schuld“ sein muss. Wir kommen nicht umhin eine „Weg-von-Motivation“ zu haben, auch wenn wir noch so reich sind. Das hat einige Implikationen für die menschliche Gesellschaft. 5.1. Debitismus, das allgemeine Weg-von Der bekannte Publizist Paul C. Martin hat die Theorie des „Debitismus“ (als Ersatz von „Kapitalismus“) aufgestellt7. Einen Hintergrund zu dieser Theorie bildet die Eigentumstheorie der Professoren Heinsohn und Steiger, die eine erst irritierende und dann doch stimmige ökonomische Theorie vorgelegt haben8. Was meint Paul C. Martin mit „Debitismus“, der Schuldenökonomie? Die Frage ist: Was ist Geld? Wie entsteht Geld? Die klassische Theorie, die besagt, dass Geld ein Tauschmittel ist, kann die Grundzüge des Wirtschaftens Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 58 nicht erklären. Reine Tauschgesellschaften entwickeln keine Dynamik des Wirtschaftens. Wie kommt der Geldschein oder die Münze, mit dem Sie Ihr Mittagessen oder die Zeitung heute bezahlen, ins Leben? „Er wird von der Europäischen Zentralbank emittiert!“, werden Sie sagen. Das trifft zu. Aber wie entscheidet diese Zentralbank in Frankfurt wann und wieviel Euros gedruckt und in den Umlauf gebracht werden? Telefoniert der Zentralbankpräsident mit den Finanzministern? Berechnet ein Gremium in der Bank die Geldmenge und „steuert“ sie? Nein, Geld entsteht, wenn eine Geschäftsbank bei der Zentralbank Sicherheiten hinterlegt und dafür Geld zu einem bestimmten Zinssatz bekommt. Der entscheidende Agent bei der Geldschöpfung in den kapitalistischen Gesellschaften mit Zentralbanksystem sind die Banken. Diese bekommen die Sicherheiten, die sie bei der Zentralbank hinterlegen können, von Schuldnern. Privatpersonen, Firmen und staatliche Institutionen geben der Bank eine Sicherheit, um Kredit zu bekommen. Die Bank bekommt für diese Sicherheiten bei der Zentralbank Geld, welches sie an die Kreditsuchenden gegen Zins weitergibt. Der Zins, den die Bank bekommt, ist größer als der, den sie an die Zentralbank bezahlt. Das ist der Banken zentrales Geschäft. Der entscheidende Punkt also für die Geldentstehung ist die Bereitschaft von Personen, Firmen und Institutionen sich zu verschulden, bzw. die Bereitschaft der Banken Kredit zu gewähren. Ohne diese Verschuldung kommt kein Geld zustande. Wenn die Kreditwürdigkeit und/oder Kreditbereitschaft abnimmt (was mit der Zeit unausweichlich ist) wird das Geld „knapp“. Dieses führt zur Deflation. (Beispiel Japan seit 1988). Die Geldentstehung ist also ein sich selbst regulierender Prozess. So ist es von den Gründern des Zentralbanksystems gedacht. Es ist auf jeden Fall besser als ein System, in dem ein Potentat oder Finanzminister entscheidet, wieviel Geld gedruckt oder geprägt wird und wie lange es gültig ist. So ein System hat es in der Geschichte aber auch kaum gegeben. Der entscheidende Punkt ist: Was akzeptiert die Zentralbank als Sicherheiten? Hierbei kommt es immer wieder zu einem Prozess, in dem staatliche Sicherheiten private verdrängen. Heutzutage (2003) nimmt die Europäische Zentralbank, bzw. die nationalen Zentralbanken, fast ausschließlich Staatspapiere an, bzw. bekommt fast ausschließlich nur diese von den Banken als Sicherheiten angeboten. Diese Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 59 Zinspapiere des Staates gelten als sicher. So ist das Geld, das Sie in der Hand halten oder auf dem Kontoauszug sehen, nichts anderes als ein Gegenstück zur kollektiven Verschuldung. Es ist nicht wie noch vor einigen Jahrzehnten durch Gold oder Silber gedeckt, sondern durch das Vermögen des Staates, also aller Bürger. Anzumerken wäre, dass die Gold- oder Silberdeckung der Währungen auch nur kurze Zeit Bestand hatte und eine Rückkehr bei den heute benötigten Geldmengen keine Lösung wäre. Diese Schuld nimmt zu, wie wir wissen. Das hängt zum einen mit dem schlechten Wirtschaften von Politikern, die den Staat regieren, zusammen. Zum anderen ist es ein unausweichlicher Prozess. Dieser führt letztendlich zum Staatsbankrott. Die Staatspapiere werden immer wertloser. Wenn die Zentralbank diese weiterhin annimmt, wird das Geld entwertet und die Hyper-Inflation gestartet. Da immer ein Zins erwirtschaftet werden muss und Kreditaufnahme unausweichlich ist und der Zins durch den Zinseszinseffekt exponentiell wächst, wird der Druck immer größer. Jeder Teilnehmer ist fortwährend „weg-von“ motiviert, denn es sind Unternehmungen vorfinanziert worden und der Zins muss erwirtschaftet werden. Da jeder das muss, wird es immer schwieriger Käufer oder Abnehmer zu finden, von denen man diesen Zinsgewinn holen kann. Zudem wird es immer schwieriger Kredit zu bekommen, da die Sicherheiten zunehmend verpfändet sind. Ein Nebeneffekt der Entwicklung ist, dass vermögende Bürger, wenn sie schlau sind, sich dem Zwang der Vorfinanzierung von Unternehmungen entziehen und als Rentiers von ihren Finanzanlagen sicher leben. Da das unternehmerische Risiko eher gemieden wird, führt der Vorteil des Lebens von Zinsen zu Arbeitslosigkeit und mangelnder Wirtschaftsleistung. Die Rentiers leben von den Zinsen, Aktiendividenden und Kursgewinnen. Selbst die großen deutschen Auto-Firmen machen heutzutage mehr Gewinn mit Finanzgeschäften als mit Autoverkauf. Die kollektive wirtschaftliche Motivation ist „weg von Schuld“, Debitismus eben. Auch unsere körperliche Ur-Motivation ist eine Weg-von-Motivation. Wir wollen keinen Schmerz. Dieser ist nichts weiter als ein Feedback des Körpers über nicht befriedigte Grundbedürfnisse, wie Hunger, Wärme und Vermehrung. Bei einem bestimmten Grad der Organisiertheit der Gesellschaft können wir es uns leisten den Kopf zu heben und hinzu motiviert zu sein. Die Grundbedürfnisse werden erfüllt und wir können daran gehen größere Absichten und Pläne zu verwirklichen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 60 Wir sollten aber nie vergessen, dass es gerade in der „debitistischen“ Wirtschaftsordnung“ ein kollektives Unterbewusstsein gibt, das von den kollektiven Schulden runter will. Wir müssen uns von dem kollektiven Schuldenbewusstsein abkoppeln. Wir müssen bereit sein aus der Masse auszusteigen. Wir müssen proaktiv größere Absichten verwirklichen wollen. Börse ist ein Luxus. Im Luxus können wir es uns leisten auf etwas hin zu streben. Die Hin-zu-Motivation und die Weg-von-Motivation bringen bestimmte charakteristische Erfolgskurven mit sich. 5.2. Die Hin-zu-Kurve Die Hin-zu-Kurve können wir nur erzielen, wenn wir es uns leisten können, proaktiv zu sein. Sobald unser inneres System weg von Schmerz oder Unerfüllung will, entsteht eine reaktive Kurve. Das Schöne am Trading ist, dass wir diese inneren Kurven in der äußeren Entwicklung schwarz auf weiß wiederfinden. Börse ist das gnadenlose Feedback. Lesen Sie hier bitte also mehr über diese Motivationskurven. Die Hin-zu-Kurve entsteht bei der proaktiven Motivation. Wir wissen, wo wir hin wollen und streben es an. Bei dieser Motivation in Reinkultur, was leider eher selten ist, wird es einen kontinuierlichen Aufstieg geben. Es gibt natürlich Phasen der Integration und der Orientierung. Diese können kritisch sein. Aber letztendlich setzt sich der Aufstieg fort. Sie werden sicher Erfolgsstories von Milliardären, Künstlern, Sportlern und Supermodels gelesen haben. Diese hatten sehr früh eine Vorstellung davon, wo sie hin wollten. Es war keine Flucht und keine Opferhaltung, die sie zum Erfolg gebracht hat. Sie waren vielmehr bereit hart zu arbeiten, um ein Ziel zu verwirklichen. So könnte eine Erfolgskurve bei der Hin-zu-Motivation verlaufen: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 61 Beachten Sie die Phasen der Täler. Diese entstehen oft durch zu große Erwartungen in den Gewinnphasen. Wie wir unsere Erwartung wieder zurückschrauben und der Realität anpassen, werden wir in Kapitel 24 lesen. So erreichen wir, dass die Täler flacher sind und wir nicht in ihnen aus Frust unnötig aufgeben. Vor allem ist es aber wichtig, eine Absicht zu formulieren und eine Vorstellung von dieser zu haben. Dieses werden wir konkret in Kapitel 19 durchführen. Die Ertragskurve unseres Trading wird der jeweiligen Erfolgskurve entsprechen. Sicher wäre Ihnen eine Kurve, wie von der Hin-zu-Motivation bewirkt, recht. Denn die Kurve der Weg-von-Motivation ist ein ewiges Auf und Ab. Wenn also die Renditekurve des Tradings über Monate ein stetes Auf und Ab ist, dann wird die Motivation weg-von sein. 5.3. Die Weg-von-Kurve Die Erfolgskurve bei einer reaktiven, einer Weg-von orientierten, Motivation sieht also eher so aus: Es geht auf und ab und da das ermüdend ist, landen wir schließlich unterhalb von Totalverlust und sind erledigt. Wie schon gesagt: Unser Leben auf Erden ist hauptsächlich weg-von motiviert, weg von Schmerz und Hunger. Es endet tödlich, wie jede Weg-von-Kurve. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 62 Seitenbemerkung zum Thema „Mentales Anti-Aging“: Will ich etwa sagen, das wir bei einer Hin-zu-Motivation länger oder unendlich leben würden? Denkbar wäre es, da Altern als biologischer Prozess nicht unabwendbar ist. Es gibt durchaus Lebewesen auf Erden, die nie sterben, wie bestimmte Bakterienarten. Es wäre derzeit undenkbar für uns eine Vorstellung zu entwickeln, in der wir völlig rein „hin zu Leben“ orientiert wären. Aber die Psycho-Technologie entwickelt sich ja weiter und eine dementsprechende „Gehirnwäsche“ könnte interessant sein. Dabei wäre natürlich sicher zu stellen, dass die biologischen und kulturellen Vorteile durch die begrenzte Lebensspanne erhalten blieben. Wir wollen ja keine vergreiste Menschheit. Seitenbemerkung Ende. Zurück zur Erklärung des Charts der Weg-Von-Motivation. Warum entsteht eine derartige Auf-und-Ab-Kurve? Nun ja, die Motivation ist ja z.B. „weg von Arbeitenmüssen“. So setzt sich der Mann dann zur Ruhe, baut sich zu Hause eine Handelsplattform auf und beginnt für den Lebensunterhalt, und um nicht mehr von 9:00 bis 17:00 im Büro arbeiten zu müssen, an der Börse zu handeln. Nicht wenige sitzen dann von 9:00 bis 22:15 vor dem Bildschirm. Die Motivation ist nicht wirklich „Millionär“ , sondern vielmehr „nicht mehr arm sein“. Um nicht mehr arm zu sein, bringen wir Einsatz und die Erfolgskurve steigt. Wir haben aber innerlich eine bestimmte Summe, die definiert, wann wir arm und wann wir reich sind. Bzw. genauer gesagt: Wann wir nicht-arm sind. Sagen wir diese Summe wäre 10.000 Euro. Dann hat unsere Motivation ab 10.000 Euro ein Problem. Sie weiß nicht mehr, wozu sie Energie bereitstellen soll. Automatisch fällt die Motivationskurve wieder ab und sobald die Summe unter 10.000 ist, entsteht wieder Motivation. Aber man kommt nicht wesentlich über den Grenzwert hinaus. Die obere waagerechte Linie in dem Diagramm symbolisiert eine derartige innere Grenze. Sie könnte also „10.000 €“ bedeuten, wie in dem Beispiel aus dem vorherigen Absatz. Sie wird bei jeder Weg-von-Motivation anders definiert sein. Aber es gibt sie unweigerlich. Für den Weg-von-motivierten stimmt niemals „The Sky is the Limit“, es gibt immer eine innere Grenze. Wie von einem Gummiband wird der Weg-von-motivierte zurück dahin gezogen, wo er von weg will. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 63 Das Auf und Ab ist auf die Dauer anstrengend und ermüdend. Evtl. fällt die Kurve umso steiler ab, desto mehr Einsatz man vorher gebracht hat über den Grenzwert hinaus zu kommen. Schließlich landet man immer härter und wird zunehmend frustrierter. Besonders wichtig wird die Beachtung der Probleme der Weg-von-Motivation nach Verlusten. Verlustphasen sind unausweichlich beim Tradingenn ich von Verlusten weg will, die Verluste wieder reinholen will etc, bin ich von vornherein verloren. Eine Weg-von-Verlusten-Motivation kann nur zu Verlusten führen. Wie dann damit umgehen? Dazu gleich. 5.4. Sekundäre Gewinne Erst einmal wollen wir uns noch mit denen befassen, die meinen, dass sie gar keine Weg-von-Motivation hätten. „Ich will Gewinne machen und sonst nichts, ist doch klar!“ Was uns oft nicht bewusst ist, ist die Tatsache der sogenannten Sekundären Gewinne, auch Nebengewinne genannt. Primärer Gewinn ist der Tradingprofit. Aber wir verbinden mit dem Handel an Weltbörsen meist mehr als nur Kohle. Wir wollen wer sein, wir wollen verbunden sein mit dem Weltpuls, wir wollen unser Geld auf einfache Art machen. Auch das Geld selbst ist ja nicht nur Geld für uns. Es ist ein Symbol für Freiheit, Reisen, Luxus, Überleben. Den Sekundären Gewinnen müssen wir sehr wachsam gegenüber sein. Diese sind uns oft nicht bewusst. Sie können aber bestimmend sein. Wenn wir z.B. Rauchern die Befreiung von der Zigarette bringen wollen, müssen wir erst die Nebengewinne erfragen. Diese sind vielfältig und haben mit dem eigentlichen Vorgang eventuell nichts zu tun: Kontakt mit anderen Süchtigen, Erlaubnis für eine Pause, Schnuller. Wenn wir dem Raucher keine neuen Strategien zur Befriedigung der Nebengewinne beigebracht haben, wird das Nikotin-ex-Programm nichts nützen. Beim sich selbst zwingenden Menschen kann es sogar zu erheblichen Problemen führen, wenn mit einem Mal dieser Nebengewinn nicht mehr erfüllt werden kann. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 64 Ähnlich ist es mit dem Trading. Es gibt Nebengewinne oder Sekundäre Gewinne. Diese sind oft „weg von etwas“. „Mit den Gewinnen beim Futureshandel komme ich endlich weg von....!“ Kann das funktionieren? Wenn der Statusgewinn, Freiheitsgewinn, Geldgewinn vor allem weg von zu wenig Status, Freiheit, Geld ist, sind wir in den Klauen der Weg-von-Motivation. Machen Sie sich bewusst, warum Sie noch Trading betreiben! Fragen Sie sich, wovon Sie weg wollen! Entwickeln Sie Strategien, wie Sie sich diese Bedürfnisse anders als mit Trading befriedigen können! Das, wovon wir weg wollen, werden wir bekommen. Der Mensch, der Trader wird, um nicht mehr Geldsorgen zu haben, wird MarginCalls erleben. Der Mensch, der Trader wird, um sich nicht mehr minderwertig zu fühlen, wird ob der Verluste sich verstecken müssen. 5.5. Wie verändere ich die Motivationsstruktur? Wohin wollen wir diese verändern? Wir wollen, dass die proaktive, die hin zu orientierte Motivation stärker ist als die reaktive, die weg von orientierte. Wir wollen, dass „hin zu Gewinn“ stärker ist als „weg von Verlust“. Wir wollen nicht, dass „Weg-von-Verlust“ gar nicht vorhanden ist. Ohne Weg-von würden wir eventuell keine Stopps setzen und in einem „Hin-zu-Traumland“ schweben. Was uns motiviert sind Bedürfnisse und Werte. Bedürfnisse sind physiologische Bedürfnisse (Atem, Nahrung, Schlaf, 37 Grad, Schutz, Hygiene, Sex) und soziale Bedürfnisse. Physiologische Bedürfnisse sind meist weg von Schmerz organisiert. Wenn sie nicht erfüllt sind, alarmiert uns ein Schmerz, denn ohne diese Erfüllung sterben wir eher schnell. Ein Spezialfall ist Sex. Das ist ein kollektives Bedürfnis. Wir sterben nicht sofort ohne Sex, aber unsere Gattung würde aussterben, wenn kein Schwein Sex will. Ohne Sex sind wir frustriert. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 65 Die sozialen Bedürfnisse sind in der Kindheit wichtig und auch hier empfinden wir Schmerz, wenn sie nicht erfüllt sind. Es ist kein körperlicher Schmerz, sondern ein seelischer. Trotzdem sind wir erst einmal eher proaktiv, hin-zu orientiert, lieben unsere Familie und gehen auf die Familienmitglieder zu. Wir können uns von den Weg-von-Motivationen der physiologischen und sozialen Bedürfnisse nur lösen, wenn kein Schmerz der Unerfüllung da ist oder dieser nur schwach und vorübergehend ist. Der erste Schritt zu einer proaktiven Motivationsstruktur ist also die wache Sorge um die eigenen Bedürfnisse. Wenn diese ausreichend erfüllt sind, können wir die Hin-zu-Motivation entwickeln und durchführen. Das hört sich indes leichter an, als es ist. Wir werden meist ein Ziel anstreben, um eben die Bedürfnisse erfüllen zu können. Wir wollen Geld machen, um Status zu haben, um Zuwendung zu bekommen. Das aber kann so nicht funktionieren und ist der Weg in das Hamsterrad. Erst muss die Zuwendung da sein. Dann kann Status angestrebt werden. „Status und dann gibt es Zuwendung!“ geht nicht. Dafür müssen wir evtl. den Irrtum loslassen, dass nur Reiche Zuwendung bekommen. Zuwendung zulassen anstelle von Zuwendung erwirken ist das Problem und das wird auch nicht mit Geld behoben. Denn die erkauften Streicheleinheiten werden nicht befriedigen. Machen Sie sich also bewusst, wie gut Sie Ihre Bedürfnisse erfüllt haben! Welches Bedürfnis ist evtl. mangelhaft erfüllt und schmerzt und nagt und drängt? In Kapitel 19.5. werden wir uns intensiv mit der Umwandlung von Denkmustern der Unerfüllung und ihrer Umwandlung befassen. Zur Schaffung einer proaktiven, einer „hin zu“ orientierten Motivation müssen wir vor allem auch unsere Denkmuster verändern und bestimmen, „Weg-von-Denken“ ist weit verbreitet. Für das „Hin-zu-Denken“ brauchen wir Vorstellungen und Zielbilder, die uns sagen, wo wir hin wollen. Das müssen wir lernen. Wissen Sie, wo Sie hin wollen? Wie genau soll Ihr Leben in 2, 5, 10 Jahren aussehen, sich anhören, sich anfühlen, riechen und schmecken? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 66 Je anschaulicher, desto besser. Je attraktiver, desto besser! Und diese proaktive Motivation auf eine zu verwirklichende Absicht hin sollte evtl. auch Tore öffnen für neue Absichten und Visionen. Es heißt, dass der gefährlichste Punkt der ist, an dem man ein Ziel erreicht hat. Wir sollten es daher so einrichten, dass wir immer noch mehr wollen. Das letztendliche Ziel ist der Tod. Was wäre ein Tod, der das Leben wert gewesen wäre? Was wollen Sie erreicht oder verwirklicht haben? Normalerweise wollen wir weg vom Tod. Der Selbsterhaltungstrieb ist unsere stärkste Motivation. Wichtig wäre eine grundlegende Veränderung der Sichtweise. Nicht „weg vom Tod“, sondern „hin zum Tod als Verwirklichung“. Wir leben in einer den Tod verdrängenden Welt. Er findet in Krankenhäusern und Pflegeheimen statt. Paradoxerweise wird dieser in diesen Institutionen auch noch künstlich hinausgezögert. Es wäre sinnvoll den Tod als Höhepunkt des Lebens zu feiern. Von einem Tod des Hinüberdämmerns und Vegetierens wollen wir natürlich weg. Ein ehrenvoller Tod im Bewusstsein der Verwirklichung einer Lebensbestimmung wird auch in der Literatur besungen. Eine Sichtweise, die besagt, dass der Tod nur ein Übergang zu einer anderen Existenzform ist, ist sicherlich hilfreich. Wir haben alle das Bewusstsein, dass es etwas an uns oder in uns gibt, das mehr ist als Körper und Geist und über den Tod hinaus existieren wird. Das kann eine Illusion ein, um uns die existenzielle Not der Sinnlosigkeit unseres Seins zu nehmen. Wir müssen uns dann vergewissern, dass unser Leben ein wertvoller Beitrag für die Menschheit, für die Gesellschaft, für unsere Familie ist. Wie also könnte Ihr Tod sein, so dass Sie vertrauensvoll auf diesen zugehen können? Wie könnte der Tod sein, so dass die verwirklichten Absichten und Erfolge auf dem Weg dahin proaktiv angestrebt wurden und Stufen auf der Leiter zum Höhepunkt waren? „Was haben meine Trading-Erfolge mit meinem Tod zu tun?“, werden Sie fragen. Wenn Ihr Trading-Gewinn ein Schritt zu einem ehrenvollen Tod ist, den Sie freudig anstreben, sind Sie vor den Fallen der „Weg-von-Motivation“ immun. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 67 Ähnliche Konzepte verfolgen indische Religionen wie Hinduismus und Buddhismus mit der Erfahrung der „Erleuchtung“, ein Tod des Ichs im Leben. Sie können sich aber vor dem Elend des Erreichens auch anders schützen. Sie sollten immer mehrere Verwirklichungen haben, auf deren Erreichen Sie sich freuen können. Und evtl. gehören Sie ja auch zu den Menschen, die es genießen können, etwas erreicht zu haben, worauf Sie seit einiger Zeit hingestrebt haben. Um die Motivationsstruktur zu verändern, brauche ich also zweierlei: • Eine Befriedigung der Bedürfnisse, so dass kein drängender Schmerz und somit kein Weg-von da ist. • Eine Entwicklung von zu verwirklichenden, attraktiven Absichten und Zielen. 5.6. Wie gehe ich mit Verlusten proaktiv um? Verluste sind beim Trading unausweichlich. Auch sonst im Leben sind sie unumgänglich. Wer keine Verluste aufzuweisen hat, hat nichts riskiert und lebt auf Sparflamme. Verluste versetzen uns meist in einen negativen Zustand. Von diesem wollen wir weg und schon sind wir in einer Weg-von-Motivation gefangen. Es gibt bei Verlusten mehrere Möglichkeiten zur proaktiven Motivation zurückzukehren. Der Trader, der nach einem Handelssystem handelt, verfolgt einen größeren Plan und kann Verluste als unumgängliche Phasen des Systems wegstecken. Dieser Trader sieht den Verlust eingebettet in einem größeren Zeitrahmen und kann ihn so verstehen und annehmen. Das gelingt uns aber nicht immer. Verluste erinnern uns an ältere Verluste und Mängel. Wir werden emotional. Machen Sie sich dann unbedingt bewusst, woher der Schmerz, die Traurigkeit, die Angst kommt. Sie hat nichts mit dem Trading-Verlust zu tun, sondern kommt von früher. Sie haben etwas verloren und da ist noch ein Verlustschmerz oder Kummer und der Trading-Verlust hat diesen ausgelöst. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 68 Trennen Sie den Auslöser von der Emotion. Sie ist dem Auslöser nicht angemessen. Sie kommt von früher. In Kapitel 17 werden wir eine Technik kennen lernen, mit der die alte Emotion geklärt werden kann. Diese Klärungen der mit dem Verlust verbundenen Emotionen sollten Sie auf jeden Fall durchführen, um durch den Verlust, auch wenn er im Rahmen des Handelssystems ist, nicht in eine Weg-von-Falle gezogen zu werden. Wenn die Verluste einer Größe entsprechen, die in einem überschaubaren Zeitraum von 3 oder maximal 4 Monaten wieder auszugleichen ist: Kehren Sie zu Ihrem Handelsansatz zurück und stehen Sie die Drawdown-Phase durch! Die gibt es bei jedem Projekt. Wenn der Verlust größer ist: Machen Sie Stopp! Lösen Sie sich erst von allen Ängsten, Schuldgefühlen und was noch hochgekommen ist. Sie holen den Verlust nicht wieder rein! Das ist von der Motivationsstruktur her nicht möglich! Erst wenn Sie den Verlust losgelassen haben und von vorne und hin zu etwas beginnen, haben Sie eine Chance! Am besten, Sie schließen das Konto, machen eine Zeitlang Trading-Pause, fahren in Urlaub und machen „Break und Cut“. Verluste sind unausweichlich. Wer Chancen ergreift, geht Risiken ein. Einen Handelsansatz ohne irgendeinen Verlusttrade gibt es nicht. Es ist wichtig, dass Sie jeden Verlust gut verdauen und proaktiv, hin zu orientiert, bleiben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 69 6. Was hindert den Trader? 6.1. Innere Konflikte 6.2. Was ist: Das Unterbewusstsein? 6.3. Innere Ebenen 6.4. Innere Konflikte 6.5. Soziale Bedürfnisse 6.5.1. Lebensrecht 6.5.2. Zuwendung 6.5.3. Zugehörigkeit 6.5.4. Respekt des Platzes und des Raumes 6.5.5. Raum für Ausdruck 6.5.6. Unterstützung 6.5.7. Wertschätzung, Anerkennung 6.6. Einschätzung der Erfüllung der sozialen Bedürfnisse 6.7. Konflikte innerhalb einer Inneren Ebene 6.8. Konflikte zwischen den Inneren Ebenen Der Trader hat einen Plan, er hat Papier-Trading gemacht, er hat Trainings besucht und Trader-Messen, er hat alles getan, um erfolgreich zu sein. Und dann passieren ihm oder ihr immer wieder diese dummen Selbstsabotagen. Wie kann das nur passieren? Es sind vor allem drei Typen innerer Hindernisse, die durch das Trading aktualisiert werden und zur Selbstsabotage führen können: Diese sind: • Belastende Emotionen (Angst, Schuld, Gier) • Hindernde Selbstüberzeugungen („Ich bin nicht gut genug!“) • Innere Konflikte Wenn der Trader also einen Plan hat, dann kann es trotzdem passieren, dass er diesen nicht durchführen kann, bzw.: Das kennen wir alle. Voraussetzung ist erst einmal, dass ein Plan besteht. Den einfachen Fall von Selbstsabotage, das Handeln ohne Handelsplan, können wir einfach abhandeln. Mit „Plan“ meinen wir: Etwas exakt formuliertes. Ein Handelsplan a la: „Wenn der Markt steigt, gehe ich long!“, ist auch unzureichend. Es müsste definiert sein: Wann genau „steigt“ der Markt? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 70 Wir werden die Emotionen in Kapitel 7 näher betrachten und die hindernden Selbstüberzeugungen in Kapitel 8. Lassen Sie uns mit den Inneren Konflikten beginnen. 6.1. Innere Konflikte Es kann in unserer Innenwelt durchaus Persönlichkeitsteile (engl. und im PsychoJargon: „Parts“) geben, die Börsenerfolg nicht wollen und diesen sabotieren. Wir wundern uns dann über uns selbst und ärgern uns und bekämpfen uns selbst. Wie wir in Kapitel 5 bereits gelesen haben: Es gibt eine Seite, die will zu Gewinnen hin und eventuell eine Seite, die will von Verlusten weg. Und diese letztere ist von Natur aus stärker, bzw. schneller alarmiert, und sollte es nicht sein, denn so geraten wir in die Falle der Weg-von-Motivation. Es kann auch sein, dass eine Seite Börsen-Erfolg will und eine andere diesen verhindern will. Der Hinderer kann z.B. auch der Globalisierungsgegner in uns sein oder der spirituell motivierte Klosterbewohner. Innere Konflikte sind alltäglich und wir gehen daher jeden Tag Kompromisse mit uns ein oder treffen Entscheidungen, die der Ausweg aus einem Dilemma sind. Und die Entscheidung zwischen Regen und Traufe ist nicht gerade erfrischend. Wenn wir aus einem Dilemma heraus eine Entscheidung treffen und beschließen von nun an in einer bestimmten Art und Weise zu sein, versuchen wir eine Seite unserer Persönlichkeit zu disziplinieren oder sogar zu ignorieren. Wir wissen alle, wie unmöglich das ist. Diese Seiten melden sich. Je mehr wir sie unterdrücken wollen, desto mehr melden sie sich. Die Widerspenstigkeit der Persönlichkeits-Teile ist natürlich. Jede dieser Seiten oder Parts existiert, um Sorge zu tragen für die Erfüllung eines Bedürfnisses. Jeder Persönlichkeitsaspekt will nichts als das Überleben sichern. Auch wenn uns ein Teil als Saboteur vorkommt, will dieser wie jeder Teil unserer Innenwelt doch nur unser Bestes. Dabei kommt es vor, dass Teile oder Aspekte nicht die vollständige Information haben und daher blockieren. Dann müssen wir ihnen die Information eben geben. Unser Wachbewusstsein nimmt Informationen auf, bewertet diese und gibt sie zur Abspeicherung frei. Persönlichkeitsaspekte sind im Unterbewusstsein. Aus Effizienzgründen ist die Kommunikation zwischen Wachbewusstsein und Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 71 Unterbewusstsein meist nicht bewusst gegeben. Wir können sie aber jederzeit herstellen. Dabei müssen wir gewahr sein, dass beide etwas unterschiedlich gestrickt sind und sich nur verstehen, wenn eine ähnliche (und eher die bildhafte des Unterbewusstseins) Sprache gesprochen wird. 6.2. Was genau ist das Unterbewusstsein? Oft wird der Begriff verwechselt mit dem „Unbewussten“. Mit diesem hat sich vor allem Freud befasst. Das „Es“ beinhaltet die verdrängten Erinnerungen. Schmerzhafte Erfahrungen werden „vergessen“. Die Emotion ist aber noch da und prägt das weitere Verhalten. Dieses Unbewusste ist ein Teil des Unterbewusstseins. Das Unterbewusstsein ist aber weit mehr. Zu unserem Unterbewusstsein gehört die gesamte Erinnerung. Es gehört auch dazu: Die gesamte automatisch ablaufende Regulierung der Körperfunktionen. Alles, was in uns als Informationsverarbeitung abläuft und uns in diesem Moment nicht bewusst ist, gehört zum Unterbewusstsein. Das sind ungefähr über eine Million parallel ablaufender Prozessschritte. Das Wachbewusstsein ist wie der Lichtstrahl einer Taschenlampe, der immer nur einen kleinen Ausschnitt beleuchtet und sichtbar macht. Das Wachbewusstsein muss vor allem bewerten, beurteilen und unterscheiden. Der Fokus liegt auf dem Detail und wie es sich von anderen Details oder vom Hintergrund abhebt. Da wir im Wachbewusstsein eher detailorientiert sind und im Unterbewusstsein eher ganzheitlich, kommt es naturgemäß zu Konflikten. Unterbewusstsein entsteht durch die Informationsverarbeitung im Körper. Die Zellen kommunizieren miteinander durch Neurotransmitter. Jede Zelle kann diese empfangen und senden. Eine große Zahl kommuniziert außerdem über Nerven miteinander. Dann gibt es noch die Polizei dieses Biotops: das Immunsystem. Das Computerprogramm, das in der Lage wäre alle parallel ablaufenden Funktionen eines einzigen Körpers zu regulieren, bräuchte mehr Kapazität als der derzeit größte mechanische Rechner zur Verfügung stellen könnte. 6.3. Innere Ebenen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 72 Freud sprach von Es, Ich und Über-Ich. Das Es entspricht dem Unterbewusstsein. Es beinhaltet in der Tiefenpsychologie besonders die Regulierung der sog. „Triebe“. Das Ich muss die Triebe und die Regeln der Umwelt miteinander koordinieren. Die Regeln der Umwelt kennt und befolgt das Über-Ich. Davon abgesehen, dass die Begriffe missverständlich sind, arbeite ich mit einem 5Ebenen-Modell, das uns in diesem Buch von nun an begleiten und beschäftigen wird. Ich bezeichne die 5 Ebenen metaphorisch mit • Inneres Tier • Inneres Kind • Innerer Akteur • Innerer König • Innerer Gott Diese Begriffe sind von mir wegen der Anschaulichkeit gewählt und haben keinerlei religiösen oder sonst wie Hintergrund. Wenn es Ihnen unsympathisch ist, einen Gott in sich zu haben, können Sie diese Ebene gerne anders (Höchstes, Überbewusstsein) nennen. Das Innere Tier können Sie auch „Zell-Bewusstsein“ oder „Körperbewusstsein“ nennen. Die Ebene „Akteur“ hatte ich ursprünglich mit „Krieger“ oder „Kriegerin“ bezeichnet. Das ist zwar vom Bild her eindeutiger. Normalerweise würden wir auch annehmen, dass wir auf einer Zivilisationsstufe sind, wo wir den Krieg als Metapher nehmen können. Leider musste ich dann die Bilder von Luftangriffen auf Bagdad sehen und war von der Zivilisationsstufe von Teilen der westlichen Welt nicht mehr überzeugt. „Akteur“ lässt viele Wege des Agierens in dieser Welt zu. Es gibt neben Jägern und Kriegern auch Sammler und Hirten und Pflanzer und Gaukler und eben Händler. Das klassische Unterbewusstsein finden wir in den Ebenen des Inneren Tieres und des Inneren Kindes. Das „Ich“ Freuds entspricht dem Inneren Akteur. Der „Akteur“ ist der Macher, der Handwerksgeselle, der Ausführende. Das „Über-Ich“ finden wir im Inneren König und im Inneren Gott. Wenn die innere Welt post-feudalistisch orientiert ist, kann der Innere König auch zum inneren Präsident, Direktor, Meister, Doktor, Chef, Bürgermeister gemacht werden. „Häuptling“ geht natürlich auch. Der Innere Gott oder Innere Buddha kann auch „das Höchste Bewusstsein“ sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 73 Die Aufteilung in 5 Ebenen ist sinnvoll, da sie mit dem Aufbau der Meta-Logik in unserer Informationsverarbeitung zusammenhängt. Durch „Anwendung auf sich selbst“ können wir uns auf Meta-Ebenen schwingen. Beispiel: Wir wollen etwas. Das Wollen ist die Grundstufe. Dann wollen wir das Wollen mehr oder weniger. Dieses Wollen richtet sich auf das Wollen der Grundstufe und ist daher ein Meta-Wollen. Wir werden feststellen, dass maximal 4 Meta-Stufen für uns vorstellbar sind. Nur sehr wenige Tiere gelangen auf die erste Meta-Stufe. Sich selbst etwas beibringen, das können Affen, Delfine, Hunde, Pferde und Elefanten aber durchaus. Wir lernen als Kind die Wahrnehmung wahrzunehmen und zu richten. Das ist die erste Meta-Ebene. „Siehst du, dass du siehst?“ Der Spiegeltest ist daher der erste Intelligenztest für Kleinkinder. Wenn Sie verstehen, dass sie sich selbst sehen, sind sie auf der ersten Meta-Stufe. Das können Delfine, Schimpansen und Orang-Utans auch. Ein Hund wird nicht unbedingt realisieren, dass er selbst es ist, der dort bellt. Aber er wird schnell merken: „Das ist kein wirklicher Hund, hat keinen Geruch.“ Wenn er vor dem Spiegel das Zähnefletschen übt, wissen Sie, dass er auf MetaEbene 1 gelangt ist. Auf Meta-Ebene 2, der Akteurs-Ebene, sehen wir, dass wir das Sehen sehen. Wir können uns quasi selbst beobachten, wie wir unser Auge im Spiegel betrachten. „Ich sehe, dass ich die Wahrnehmung wahrnehme!“ Das ist kein Sehen mit den Augen, sondern ein Sehen aus einer Meta-Ebene der gedachten Entfernung von einem selbst. Wir können auch dieses wahrnehmen. Wir können sehen, dass wir das Wahrnehmen der Wahrnehmung wahrnehmen. Das ist schon sehr abstrakt. MetaEbene 3, der Innere König. Noch eine Ebene höher? Dieses ist eine transzendente Ebene, die des Inneren Gottes oder Inneren Buddhas. Wir werden das Modell der 5 Ebenen in Kapitel 13 näher betrachten und anwenden. 6.4. Innere Konflikte Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 74 Es treten Konflikte zwischen den Ebenen und innerhalb der Ebenen auf. In der Praxis werden wir feststellen, dass die meisten inneren Hindernisse mit dem Inneren Kind zu tun haben. Die Kindheit ist eine wesentlich prägende Zeit unseres Lebens. In dieser Phase werden durch unsere Eltern, andere Verwandten, Geschwister und andere Kinder, Kindergärtnerinnen und Lehrer wesentliche Muster und Erfahrungen vermittelt. Diese betreffen besonders unsere 7 sozialen Bedürfnisse. Wir übertragen Mängel und Irrtümer aus dieser Phase auf die gesamte Welt und wundern uns im späteren Leben, warum wir bestimmte Sachen nicht können oder nicht erfahren. Daher ist eine Auseinandersetzung mit dem Inneren Kind besonders wichtig. In Kapitel 19 lesen Sie einen vollständigen Ablauf eines Coachings. Abschnitt 19.5. ist dabei zentral wichtig und besonders ausführlich, denn darin befassen wir uns mit den Schwächen. Die Schwächen oder „Kann-nichts“ sind im Inneren Kind angelegt. Sie sind Einstellungen zur Erfüllbarkeit der 7 sozialen Grundbedürfnisse. Die Arbeit mit den Schwächen, den Kann-nichts, ist der zentrale Punkt von Coaching und Therapie. Das Verstehen und Umwandeln von Schwächen ist das, worum es hauptsächlich geht beim „Gewinner sein“ oder „Gewinner werden“. Schwächen beruhen auf Mängel. Sie werden von uns formuliert mit: „Ich kann meine Absicht (bisher) nicht verwirklichen, denn ich kann nicht....“ Ersetzen Sie das zweite „kann nicht“ auch mit „bin nicht“ oder „habe nicht“. Wann immer wir sagen: „Ich kann nicht“, zeigen wir eine Schwäche. Die Schwäche haben wir im Vergleich zu anderen Menschen, die dieses können. Wenn andere das können, müssten wir das meistens auch können. Wir wollen Verantwortung nehmen. Wir wollen Schöpfer sein unseres Universums. Wir wollen herausfinden, was uns das „Ich kann nicht...“ gibt, um es entweder durch ein „Ich will nicht!“ zu ersetzen oder durch „Ich will etwas lernen...“ Warum können wir etwas nicht, das andere können? Worin liegt der Unterschied? Die Unterschiede werden meist in der Kindheit gelegt. Kindheiten sind verschieden. Einige bekommen zu wenig, andere bekommen zu viel. Einige Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 75 wenige bekommen genau richtig. Was ist es, das wir bekommen? Das wir, da es ein Bedürfnis ist, bekommen müssten? 6.5. Soziale Bedürfnisse In der Kindheit haben wir Soziale Bedürfnisse. Wir brauchen andere Menschen, besonders Mutter und Vater und andere Kinder. Im späteren Leben brauchen wir die Erfüllung dieser Bedürfnisse ebenso. Wir haben aber gelernt sie zu kontrollieren oder zeitweise zurückzustecken oder ihre mangelnde Erfüllung zu überspielen. Diese Bedürfnisse aktualisieren sich in der Historie des Kindes nacheinander. Im späteren Leben brauchen wir alle gleichzeitig. Es sind 7 dieser Bedürfnisse. • Lebensrecht • Zuwendung, Nährung, Wärme • Zugehörigkeit • Respekt der Grenzen • Raum für Ausdruck • Unterstützung, Anregung • Wertschätzung, Anerkennung Lassen Sie uns diese genauer betrachten. 6.5.1. Lebensrecht Wenn wir auf die Welt kommen, brauchen wir es, dass uns unsere Eltern das Lebensrecht geben. Dieses muss uneingeschränkt gegeben werden. Die erste mögliche Verletzung dieses Bedürfnisses findet statt, wenn die Mutter merkt, dass sie schwanger ist und das Kind nicht will und die Schwangerschaft ablehnt. Dass die Erinnerung an die Zeit im Mutterbauch besteht, ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen. Erinnerung muss hier nicht die bewusste Erinnerung sein. Der Körper, und das ist jede einzelne Zelle, erinnert weit mehr, als wir bewusst vor unseren inneren Projektor holen können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 76 Die Ur-Ablehnung schafft ein Muster. Sie setzt sich eventuell fort in einer missglückten Abtreibung, was in der therapeutischen Praxis tatsächlich vorkommt und eines der schrecklichsten Traumata ist, die ein Mensch erleben kann. Das nächste Trauma des Bedürfnisses des Lebensrechts geschieht meist bei der Geburt, oder heutzutage beim ersten Ultraschall: das falsche Geschlecht. In den meisten Fällen und Kulturen wird das weibliche Geschlecht abgelehnt und dementsprechend das Lebensrecht nicht voll gegeben. Das erfüllte Lebensrecht gibt ein Gefühl von Urvertrauen und Unschuld. „Faith“ wäre das schöne englische Wort. 6.5.2. Zuwendung Wenn wir dann geboren sind, brauchen wir Nährung durch unsere Mutter oder Amme oder die Flasche. Dabei geht es natürlich besonders um Wärme und Zuwendung und Liebe und weniger um Milch. Das Baby nimmt keinen Unterschied zwischen sich und der Mutter und der Welt wahr. Es schwimmt entweder in einem Meer von Liebe oder von Schmerz und Verlangen. Zufriedenheit und Dankbarkeit sind die gefühlten Zustände, die uns sagen: „Ich bekomme, was ich brauche.“ 6.5.3. Zugehörigkeit Das dritte soziale Grundbedürfnis ist das der Zugehörigkeit. Ein entscheidender Punkt in der Entwicklung ist die Realisierung des kleinen Kindes: „Ich bin nicht meine Mutter. Mutter und ich sind zwei verschiedene Einheiten.“ Das Kind erkennt seine Individualität und das ist erst einmal erschreckend. Da ist es wichtig, dass dem Kind vermittelt wird, dass es trotz dieser körperlichen und existenziellen Unterscheidung zugehörig ist und nicht allein oder einsam. Das Kind ist Teil einer Familie und in dieser Phase beginnt der Vater eine Rolle zu spielen. Es kann aber auch sein, dass die Zugehörigkeit nur vermindert gewährt wird. Es besteht vielleicht Konkurrenz oder Konflikt zu anderen Teilen der Familie. Die Familie ist eventuell dysfunktional, sie funktioniert als soziale Einheit gar nicht besonders gut. Das ist für ein Kind, dessen Überleben sehr unsicher ist, sehr Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 77 beängstigend. Vielleicht ist die Rolle, die sie oder er in dem sozialen System bekommen hat, eine Erwachsenen-Rolle, da die Erwachsenen schwach sind und selbst Zugehörigkeit brauchen. Wie oft kommt es vor, dass ein Kind die Begründung für eine Familie sein soll und somit für eine Zugehörigkeit sorgen, die es doch selbst erst einmal bräuchte? Das Gefühl der Vertrautheit, Verbundenheit und Liebe stellt sich ein, wenn wir uns zugehörig fühlen. 6.5.4. Respekt des Platzes und des Raumes In einer sozialen Ordnung steht uns ein Platz zu. In einer Familie als Kind kann das ein bestimmter Platz in der Rangordnung sein, z.B. als Erstgeborener oder als Nesthäkchen. Der Respekt des Raumes bedeutet, dass die Grenzen, die wir setzen, beachtet werden. „Hier und nicht weiter!“, soll respektiert werden. Das Kleinkind muss diese Grenzen erst erkunden und wird eine Phase haben, in der es vor allem „Nein!“ sagt. Wenn man die Grenzen zu weit setzt, riskiert man den Verlust von Zugehörigkeit. Missbrauch und körperliche Züchtigung sind schwerwiegende Verletzungen dieses Bedürfnisses. Die Unsicherheit, die eine solche Verletzung mit sich bringt, wird sich im weiteren Leben fortsetzen. Der Kampf-oder-Flucht-Reflex setzt normalerweise bei Überschreiten der Grenze ein. Es entsteht Wut oder Angst. Wenn das Bedürfnis erfüllt ist, ist der Zustand: Ruhe, Sicherheit. 6.5.5. Raum für Ausdruck Ein entsprechendes, den Raum betreffendes Bedürfnis ist das nach „Raum für Ausdruck“. Das Kind hat das Recht und hat die Notwendigkeit sich auszudrücken: Laut sein, Wände bemalen, toben. Der englische Ausdruck ist „Space“. Ein Mensch, der davon ausgeht die Weite des Weltalls zur Verfügung zu haben, wird die dementsprechende Ausstrahlung haben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 78 Wir brauchen es, dass wir uns auszudrücken. Auf unsere individuell geniale Art und Weise. Der sich ausdrückende Mensch ist in einem Zustand der Lebensfreude und Schaffenskraft. 6.5.6. Unterstützung, Anregung Sobald das Kind in den Kontakt und die Konkurrenz mit anderen Kindern tritt, braucht es Unterstützung und Ermunterung. Es braucht zudem Anregung sich weiter zu entwickeln und Interesse an der Welt zu entwickeln. Ein Kind hat immens viel zu lernen und das Gefühl unterstützt zu werden, erhöht die Risikobereitschaft. Eine anhaltende Erfahrung von Hilflosigkeit und Überforderung wird die Risikobereitschaft und das Interesse lähmen. Der unterstützte Mensch geht mit Zuversicht und Spaß an die Sachen heran. Der Mensch, der die Unterstützung nicht fühlt, wird sich unempfindlich und stark machen müssen. Diese Menschen sind meist sehr kräftig und muskulär. Sie sind dabei aber eher starr und unsensibel. 6.5.7. Wertschätzung, Anerkennung Ein Kind braucht Wertschätzung und Anerkennung. Lob motiviert weiter zu machen und sich zu entwickeln. Die Anerkennung des Wertes für die soziale Gemeinschaft hilft ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Gefühle von Wertlosigkeit sind natürlich für den Erfolg nicht förderlich. Es gibt zwar gerade in Deutschland die pädagogische Strategie das Kind zu fordern, indem man es dauernd schlecht macht. „Was ihn nicht tötet, macht ihn hart!“ Eine derartige Erziehung hatte in Zeiten der militärischen Auseinandersetzung vielleicht Sinn als Vorbereitung auf das Soldatentum. Deutschland hat aber sozusagen keine Grenzen mehr zu Feinden. In der modernen Welt ist Sensibilität eher gefordert als Abhärtung. Die erfüllte Wertschätzung macht uns stolz und selbstbewusst. Wir sind bereit uns zu zeigen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 79 Die Übertreibung wird durch Scham und Schuld reguliert. In einer sozialen Gruppierung müssen wir unser Selbstbewusstsein so einstellen können, dass auch die anderen das Maximum erleben können. 6.6. Einschätzung der Erfüllung der sozialen Bedürfnisse Wenn wir eine Absicht haben, sollten wirt überprüfen, ob die 7 sozialen Bedürfnisse ausreichend erfüllt sind, um diese erfolgreich anzustreben. Wir sagen uns einen der jeweiligen Sätze und überprüfen die Überzeugung und die Power, die wir in diese hineinlegen können. Kinesiologische Muskeltests sind für ein derartiges Assessment auch sehr gut geeignet. Man sollte für diese Tests unbedingt ein Grundtraining wie „Touch for Health 1“ in Kinesiologie9 besuchen. Kinesiologen gibt es mittlerweile in jeder deutschen Stadt. Also: Bei welchem der folgenden Sätzen sind sie schwach? Sie können diese Beispielsätze mit Inhalten aus dem Traderleben oder anderen Lebensbereichen füllen. Wert: „Ich bin es nicht wert, ich bin nicht gut genug meine Absicht zu verwirklichen!“ Unterstützung, Anregung: „Ich bekomme keine Unterstützung für die Verwirklichung meiner Absicht!“ Ausdrucksraum: „Ich habe nicht genug Raum, um meine Absicht zu verwirklichen. Ich kann mich nicht ausdrücken!“ Respekt des Platzes und der Grenzen: „Ich habe nicht den Respekt meines Platzes und meiner Grenzen, um meine Absicht zu verwirklichen. Ich muss mich fortwährend verteidigen“ Zugehörigkeit: „Ich gehöre nicht genug dazu, um meine Absicht verwirklichen zu dürfen! Wenn ich diese Absicht verwirkliche, riskiere ich den Verlust von Zugehörigkeit.“ Zuwendung, Nährung: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 80 „Ich bekomme nicht , was ich brauche, um meine Absicht zu verwirklichen! Ich muss erst einmal für Nährung sorgen!“ Lebensrecht: „Ich glaube oder fühle nicht stark genug, dass es mein Lebensrecht ist, diese Absicht zu verwirklichen!“ Sagen Sie die Sätze ruhig laut und bewerten Sie dann selbst. Sie können auf einer Skala von z.B. 1 bis 5 bewerten, auf der 5 volle Stärke ist und 1 sehr schwach. Die Stärke sollte bei jedem Satz mindestens 4 sein. 6.7. Konflikte innerhalb einer Inneren Ebene Es kann in jeder der Inneren Ebene interne Konflikte geben, sobald die Ressourcen begrenzt sind und das sind sie in gewisser Weise immer. Wenn diese bedrohlich knapp sind oder so empfunden werden, kämpfen die einzelnen Bedürfnisse oder Werte um diese. Innerhalb der Ebene des Inneren Tieres sollte es keine Konflikte geben, da alle Bedürfnisse zum Überleben erfüllt sein müssten. In Notsituationen wird es aber Konflikte geben, die zugunsten des schneller zum Tode führenden Mangels gelöst werden müssen. Am Wasserloch in der Wüste wird uns die Hygiene und das Händewaschen egal sein und wir werden erst einmal den Durst löschen. Wenn wir lange nicht geschlafen haben, werden wir beim ersten Bettkontakt eher einschlafen als zum Sex fähig sein. Es kann und wird vor allem innerhalb des Inneren Kindes Konflikte geben, es sind immerhin 7 soziale Bedürfnisse zu koordinieren. Will ich um Unterstützung fragen oder eher die potenzielle Anerkennung dadurch erhöhen, dass ich es selbst schaffe? „Will ich meine Grenzen befestigen und mich abgrenzen oder aus mir herauskommen und mich ausdrücken?“, ist ein Klassiker. Auf der Ebene des Inneren Akteurs geht es besonders um Befähigung und Erlaubnis, bzw. Verbot und Gebot. Die eine Akteurs-Seite sagt: „ Du sollst das machen!“ Die andere aber sagt: „Ich habe nicht die Befähigung!“ Es gibt auch Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 81 Gebots-Konflikte. Die Familie will, dass man die Ausbildung beendet und der Sportverein will, dass man hilft die Meisterschaft zu holen. Der Innere König kann von Werte-Konflikten geplagt sein. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder Effizienz? 6.8. Konflikte zwischen den Inneren Ebenen Neben den Konflikten innerhalb einer Ebene wird es vor allem Konflikte zwischen Ebenen geben. Das Innere Kind hat soziale Bedürfnisse und der Innere Akteur muss evtl. diese übergehen oder unterdrücken, um den Anforderungen der Umgebung gerecht zu werden. Das Innere Kind hat evtl. Angst um die Erhaltung des Respekts und fürchtet sich vor Beschämung und der Akteur sagt: „Raus auf die Bühne!“ Konflikte werden meist zwischen benachbarten Ebenen sein. Der Innere König kann gut mit dem Inneren Akteur in Konflikt kommen, das Innere Kind interessiert ihn aber eher weniger. Besonders das Bedürfnis nach Vermehrung, der Sex, ist bekannt als Ursache für innere Konflikte. Wer sich in die falsche Frau oder den falschen Mann verliebt, riskiert Minderungen in der Zugehörigkeit zu seiner Familie. Bekanntlich ist das Interesse am Fremdgehen genetisch eingegeben, denn die Vermischung der Gene erhöht ihre Überlebenschance. Das gilt für Männer wie Frauen. Konflikte sind unausweichlich und machen das Leben interessant. Worüber sollten die Dichter und Schriftsteller sonst schreiben? Konflikte zwischen Innerem Tier und Innerem Kind sind also üblich. „Du bekommst ein Lob, wenn du jetzt die Schularbeiten machst!“ „Ich habe aber Hunger!“ „Essen gibt es erst um 18:00, wenn du deine Schularbeiten gemacht hast!“ So kennen wir es aus der Kindheit und so hat es sich evtl. in unser heutiges Leben fortgeführt. Entweder machen wir das Gegenteil und essen gleich oder wir unterdrücken immer noch den Hunger. Der Innere Akteur muss die Bedürfnisse des Tieres und des Kindes koordinieren mit den Anforderungen der Gesellschaft. Er bekommt Erlaubnisse und Verbote Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 82 gesetzt und muss diese gegenüber Kind und Tier durchsetzen. Konflikte sind da unvermeidlich. „Ich sollte die anderen nicht nerven!“ „Ich brauche aber Zuwendung!“ „Als U-Boot-Kapitän sollte man aber Distanz wahren!“ „Aber ich würde den Funker doch so gerne umarmen!“ Wir wissen nicht, ob es ein Konflikt mit dem Inneren Kind oder dem Inneren Tier ist und wollen es auch so belassen. Der Innere König hat Werte und lebt nach diesen. Das möchte er jedenfalls. Er möchte „Gerechtigkeit“ leben oder „Reichtum“. Der Innere Akteur, auch als Innerer Krieger bekannt, wird evtl. sagen: „Gerechtigkeit, schön und gut, Häuptling. Aber dann brauche ich die Erlaubnis dem Medizinmann einmal in den Allerwertesten zu treten!“ Die Ideale des Inneren Königs kümmern Kind und Tier in Not und Mangel und Bedürftigkeit natürlich wenig. Wir leben aber in einer Gesellschaft und sind wohlerzogen und bemühen uns. Das Innere Tier wird dann abtrotzen müssen: „Lass uns wenigstens fressen!“ Da sieht man den Konflikt dann an der Leibesfülle. Oder: „Lass uns wenigstens schlafen!“ Das führt dann zu Burnout und Erschöpfungszuständen. Ursache ist evtl. ein ungelöster Konflikt. Oft verspricht der Innere König den Tieren und Kindern etwas. „Wenn wir uns dieses halbe Jahr zusammenreißen und auf den Posten des Abteilungsleiters befördert werden, belohnen wir uns mit einer tollen Urlaubsreise!“ Wenn die dann ausfällt wegen der Erweiterung des Aufgabenbereiches, werden Inneres Kind und Inneres Tier sauer sein und sich um die Belohnung gebracht fühlen. Sie fangen dann an trotzig zu werden und für Probleme zu sorgen. Der Innere Gott oder Innere Buddha ist natürlich auch gerne in Konflikt mit den anderen Ebenen. Er oder sie sieht das ganze aus einer höheren Warte und kümmert sich wenig um gesellschaftliche Werte oder tierische und kindliche Bedürfnisse. In der heutigen Welt wird diese Ebene aber oft eher ignoriert und muss sich dann und wann wieder bemerkbar machen. Evtl. verbündet sich der Innere Gott mit dem Inneren Tier und erschafft körperliche Symptome. Es kann also auch Innere Kriege geben. Ebenen verbünden sich gegen andere. Gesund ist das natürlich nicht und wir müssen unbedingt darauf achten, dass Kommunikation und Kooperation in unserer Innenwelt bestehen. Zur Integration von inneren Konflikten ist die Technik der „Parts Integration“, beschrieben in Kapitel 9, sehr effektiv. Die Ausrichtung der Inneren Ebenen wird weiter in Kapitel 14 eine Rolle zu spielen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 83 Und der Ablauf eines Coachings, wie in Kapitel 19 beschreiben, ist in seiner Gesamtheit nichts anderes als die Ausrichtung aller 5 Ebenen auf die Verwirklichung einer Absicht hin. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 84 7. Was fühlt der Trader? 7.1. Emotionen 7.2. Gier und Angst 7.3. Schuld und Schulden 7.4. Techniken zum Abbau von belastenden Emotionen 7.4.1. Entspannung 7.4.2. Meditation 7.4.3. Therapien 7.4.3.1. Kathartische Therapien 7.4.3.2. Körpertherapien per Massage 7.4.3.3. Kinesiologie 7.4.3.4. EMDR und „Wingwave“ 7.4.3.5. Time-Line und Karma-Line 7.4.3.6. Atisha-Meditation 7.1. Emotionen In seinem sehr lesenswerten Buch „Descartes Irrtum“ beschreibt der Neurowissenschafter Antonio Damasio den Fall des Phineas Gigg. Diesem war im 19.Jahrhundert auf Grund eines Arbeitsunfalls einen Teil des Gehirn entfernt worden, und zwar des Vorderhirns. Dieses hatte zur Folge, dass er keine Emotionen mehr empfand. Er konnte weiterhin sein Leben leben und alle sensorischen und motorischen Tätigkeiten normal ausführen. Er war halt nur etwas gefühlsarm. Es wurde dann aber schnell beobachtet, dass er eine grundlegende Funktion nicht mehr ausführen konnte: das Entscheiden! Phineas Gigg wurde lebensunfähig und musste in einem Heim betreut werden, da er ohne emotionales Zentrum im Hirn nicht mehr in der Lage war, irgendeine Entscheidung zu treffen und das beginnt mit: „Soll ich aus dem Bett aufstehen oder liegen bleiben?“ Wir brauchen eine emotionale, gefühlte Komponente, um eine Entscheidung fällen zu können. Ein Weg „fühlt“ sich richtig oder falsch an. Rein rational kalkulierte Lösungen, wie sie der Vulkanier Spock in der TV-Serie „Star Trek“ findet, sind uns nicht möglich. Emotionen sind integrierte Schaltungen unseres Verhaltens auf allen Ebenen. Die Zellen kommunizieren miteinander per Neurohormonen. Sobald eine Zellgruppe ein Alarmsignal sendet, erfahren es alle anderen Zellen sehr schnell durch Änderungen im biochemischen Milieu. Gleichzeitig werden die neurologischen Verbindungen dementsprechend kurzgeschaltet. Nicht so wichtige Funktionen werden blockiert. Man weiß heute, dass die bewusste Wahrnehmung des Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 85 alarmierenden Teils der Außenwelt erst um einiges nachträglich erfolgt. Wir sind schon zur Seite gesprungen, bevor wir die Schlange bewusst wahrnehmen. Der Kampf- oder Fluchtreflex ist eines der tief einkodierten Muster unseres Verhaltens. Schon unsere Vorfahren in der Evolution, wie Fische oder Quallen funktionieren nach diesem Prinzip: Abhauen oder Angreifen. Fressen und möglichst nicht gefressen werden. Kampf- oder Fluchtreflex nehmen wir als Wut oder Angst wahr. Eine andere Ur-Emotionen wäre der „Startle-Reflex“, welcher uns per „Überraschung“ in äußerste Wachsamkeit versetzt. So können wir schnell auf Unvorhergesehenes reagieren. Der Ekel-Reflex lässt uns Ungenießbares schnell wieder aus dem Magen entfernen. Soziale Emotionen wie Freude und Trauer geben Signale an unsere Mitmenschen. Diese emotionalen Zeichen teilen den anderen mit, wie wir zu dem sozialen Verbund stehen. Schuld und Scham regulieren das soziale Zusammenleben. Wenn wir die Grenzen überschreiten, kann es sein, dass wir uns schuldig fühlen. Wenn wir in den sozialen Fokus geraten und unsere eigenen Grenzen überschreiten, werden wir bisweilen schamhaft erröten. Ein Trader muss entscheiden. Die Entscheidungsfähigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Traders. Er braucht dafür also eine emotionale Intelligenz und Klarheit. 7.2. Gier und Angst Bekanntlich ist das nicht so einfach. Man spricht davon, dass Gier und Angst die Börse regieren. Bei Gier steigt der Aktienkurs ins unermessliche, weil alle kaufen und dabei sein wollen. In Phasen der Angst kommt es zu Panikverkäufen und der Kurs fällt übermäßig. Eine der Ursachen liegt in den Sekundären Gewinnen aus Kapitel 4. „Dabei sein wollen“ ist ja motiviert von dem sozialen Bedürfnis der Zugehörigkeit. Die ist an der Börse zwar nicht zu befriedigen, aber viele Teilnehmer unterliegen diesem Irrtum und ertragen es nicht, an der Seitenlinie abzuwarten. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 86 Vielleicht erinnern Sie sich an den Boom der Neue-Markt-Aktien. Als erfahrener Börsianer haben Sie vielleicht gewarnt, dass die Kurse nicht ins Unendliche steigen könnten. Aber wie ging es Ihnen als immer mehr Amateure von abenteuerlichen Gewinnen glaubhaft berichteten? Sie wussten dann genau: „Wenn ich jetzt auch noch einsteige, ist das genau der Punkt, an dem der Markt kippt! Und wenn ich nicht einsteige, steigt der Kurs weiter!“ Da kann man nichts machen in solchen Situationen. Wenn man Probleme mit Zugehörigkeit hat und sich ausgeschlossen fühlt und Verlangen und Gier entstehen, sollte man sich mit diesen Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzen. Und sie besser woanders ausleben. Wenn Sie Trendfolger sind und den Trend verpasst haben: Es kommen weitere und für manchen reicht einer im Leben, sofern man den Ausstieg hinkriegt und nicht wieder einsteigt. Wenn Sie Konträrtrader sind und ein gigantischer Trend läuft: Es ist eben nicht Ihre Zeit. Suchen Sie sich einen anderen Markt. Machen Sie Urlaub! Auf jeden Fall: Erfüllen Sie sich Ihre sozialen Bedürfnisse woanders. Wie schon Gordon Gecko in „Wall Street“ richtig sagte: „Wenn du einen Freund suchst an der Börse, kauf dir einen Hund!“ Börse ist: Jeder gegen jeden! „Es ist nicht persönlich, es ist nur geschäftlich!“ Was aber machen, wenn es wie 2000, 2001 in den deutschen Aktienmärkten fällt und fällt? Wenn in den Gedärmen die Angst hoch kriecht und der Blick in den Börsenteil mit zittrigen Fingern gewagt wird. Soll ich aussteigen oder drin bleiben? Die Antwort ist übrigens einfach: Wenn der Kurs gegen Sie läuft und Sie nicht wissen, ob Sie aussteigen sollen: Aussteigen! Wenn Sie von Ihrer Position nicht überzeugt sind: Raus! Ganz egal, ob es dann wieder steigt oder fällt. Das Wichtige ist nicht der Markt, sondern der Umgang mit sich selbst. Entscheidungs- und Handlungsfreude kann nur erhalten bleiben, wenn sie geübt wird. Sie können sich natürlich auch fragen: „Würde ich jetzt einsteigen?“ Wenn die Antwort: „Ja, klar, immer!“ lautet, können Sie im Markt bleiben, sonst sollten Sie aussteigen. Gier ist eine Emotion von übersteigertem Verlangen. Verlangen ist eine Emotion des Brauchens von und Strebens nach Zuwendung. Statt nach Muttermilch gieren wir nach Börsenerfolg. Das ist nicht grundsätzlich verkehrt. In Umwandlung eines aktuellen Werbespruchs könnten wir sagen: „Gier ist geil!“ Denn nur wer wirklich gierig ist, wird die Anstrengung aufbringen ein vollständiges durchdachtes erprobtes Handelssystem zu entwickeln und diszipliniert durchzuführen. Problematisch ist nur die kindliche Gier mit der Hoffnung nach Zuwendung, die ruft: „Ich auch, ich auch!“ Seien Sie so gierig, dass Sie Alles wollen und nicht nur Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 87 Tropfen und Streicheleinheiten. Seien Sie so gierig, dass Sie rechtzeitig die Gewinne sicher stellen. Seien Sie so habgierig, dass Sie die Gewinne sichern und vermehren. Die Märchen über habgierige Kapitalisten ohne menschliche Wärme sind nur Propaganda. Leichter geht der Reiche in den Himmel ein als das Kamel in das Nadelöhr, das ist sicher. Der Himmel auf Erden mit Motoryacht und Villa ist ja auch schon ganz gut. Schwieriger ist der Umgang mit der Emotion Angst. Hier fühlt man sich bedroht und die eigene Sicherheit ist in Frage gestellt und es gibt niemand, dem man direkt ein blaues Auge hauen kann. Man weiß nicht einmal, von wem man den Kontrakt Aktienindex-Future gekauft hat, dessen Preis jetzt abgestürzt ist. Der Kampf-oder-Flucht-Reflex schlägt zu in der Bedrohung. Das kennen wir aus dem Leben in der Frühzeit: Wenn der Säbelzahntiger angreift, gibt es zwei Möglichkeiten: Abhauen oder Angreifen. Wenn der Kurs gegen uns läuft, machen wir es ähnlich: Abhauen oder Angreifen. Wir interpretieren es evtl. nur falsch. Abhauen heißt nicht, dass wir den Bildschirm ausstellen, aus dem Trading-Room gehen und so tun, also ob wir alles vergessen. „Abhauen“ müsste heißen: „Positionen schließen!“ In Angst können wir nur falsche Entscheidungen treffen und sollten deshalb aus dem Markt sein. Die aggressiveren Trader greifen dann an. Das ist die andere Seite der steinzeitlichen Verhaltens-Medaille. Sie kaufen nach. „Tiefer kann es ja nicht fallen!“ Es ist ja mittlerweile bekannt, dass die sog. Martingale-Strategie des „Bei Verlust verdoppeln“ nicht so angeraten ist. Das Nachkaufen bei Verlust ist nur bei bestimmten Handelsansätzen ratsam. Ansonsten ist die Strategie, dem Tiger des Marktes ein flammendes Schwert in den Rachen zu stoßen, nur für die ratsam, die ein solches Schwert besitzen, bzw. so viele Kontrakte fahren können, dass der Markt das merkt. „Angreifen“ kann für uns auch nur heißen: Positionen glatt stellen! Sobald Sie also merken, dass Sie in einem Kampf-oder-Flucht-Reflex sind, Wut oder Angst verspüren und überhaupt nicht wie Spock an den Markt herangehen: Gehen Sie an die Seite, stellen Sie Ihre offenen Positionen glatt und beobachten Sie die Entwicklung. Wenn Sie ein Handelssystem haben und der gegenwärtige Drawdown über den bisherigen Maximalen Drawdown steigt und Sie anfangen das Vertrauen an Ihr Handelssystem zu verlieren und ebenfalls in den Modus „Kampf oder Flucht“ einschwenken: Fahren Sie Positionen runter, beobachten Sie das Ganze. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 88 Nur ein kühler Kopf kann die richtige Entscheidung treffen. Kühl ist der Kopf aber immer. Es müsste heißen: Nur ein kühles Herz kann die richtige Entscheidung treffen. Die Ebene, auf der wir mit Primären Emotionen reagieren, ist die des Inneren Kindes. Das Kind in uns kann nicht berechnen, wie unser Risiko und Chance-Verhältnis ist. Wir brauchen dafür schon ein wenig Mathematik-Unterricht. Wenn Sie also bemerken, dass Sie in einen Kind-Modus sind: Gehen Sie woanders spielen. Vergessen Sie aber nicht, Ihre Positionen vorher zu schließen. 7.3. Schuld und Schulden Eine andere wesentliche Emotion ist „Schuld“. Im Deutschen ist der Wortstamm von „Schuld“ und „Schulden“ identisch. Ich kenne Trader, die das Börsen-Trading benutzen, um die Schuldgefühle, die mit der Art und Weise der Geldanhäufung entstanden sind, abzubauen. Die Schuldgefühle führen dann letztendlich zu Schulden und Margin-Calls. Wenn Sie also Börsenverluste erlitten haben, die größer waren als Ihr Vermögen: Wofür fühlen Sie sich schuldig? Natürlich fühlen Sie sich jetzt dafür schuldig, so viel Geld in den Sand gesetzt zu haben. Das ist aber erst ein nachfolgender Zustand. Was war die ursprüngliche Schuld? Gerade in Deutschland sind wir begeistert die Schuldigen zu sein. Von der Erbsünde zum Holocaust: Wir sind schuldig. Diese ganze unverdaute Schuld führt natürlich zu Schulden. Ein deutscher Staat, der sich täglich ob der Untaten vergangener Generationen kasteit, kann nur an der Staatsverschuldung leiden. Aber sind nicht alle Staaten verschuldet? Nahezu. Und wir werden auch kaum ein Volk finden, dass sich in der langen Geschichte der Menschheit nicht schuldig gemacht hat. Der Umgang mit der Vergangenheit ist das Entscheidende, nicht ob Untaten bestanden oder nicht. Derjenige mit der superreinen Weste ist uns zu recht auch suspekt. Entweder lügt er und ist ein Heuchler oder er wird es in der Welt nicht weit gebracht haben. Schuld ist eine regulierende Emotion. Wenn wir die eigenen Werte übergehen und ihnen zuwider handeln, werden wir uns schuldig fühlen. Dann kehren wir reumütig Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 89 zu unseren Werten zurück. „Reue“ ist das Zaubermittel. Durch Reue gelangen wir in einen höheren Zustand von Verständnis und Annehmen und letztendlich Demut. Es gibt ein Land in Europa ohne Staatsverschuldung. Dieses Land ist so reich, dass es überlegen kann, ob die überschüssigen Steuereinnahmen zurückgezahlt oder investiert werden sollen. Hat es in seiner Historie keine Untaten begangen? Oh doch, die Bewohner waren gefürchtete Räuber des Meeres und machten Raubzüge bis nach Amerika, das damals noch gar nicht „entdeckt“ war. Dann waren sie jahrhundertelang von ihren Nachbarkönigreichen annektiert und konnten bereuen. Nun ja, es ist wohl eher Glück, dass in der Nordsee so hochqualitatives Erdöl gefunden wurde und hat mit verarbeiteter Schuld wenig zu tun. Sie werden die alte Wikinger-Geschichte aber überall als niedliche Souvenirs wiederfinden. Schuldig für die Raubzüge der Normannen fühlt sich kein Norweger heutzutage. Die deutschen Untaten sind historisch frischer. Eine wirkliche Reue ist noch nicht geschehen. Wenn wir an der Börse erfolgreich sein wollen, sollten wir uns von dieser Geschichte des kollektiven Unterbewusstseins abkoppeln. Wir werden es als Deutsche leichter haben mit dem Trading in anderen Ländern. Mein Trading in New York und in Deutschland war früher unterschiedlich. In New York fühlte ich mich mental erheblich freier. Die Deutschen bevölkern zwar zunehmend die umliegenden Länder und die Inseln Spaniens. Wir sollten aber auch in Deutschland ohne Schuld und die Erzeugung von Schulden Börsengeschäfte betreiben können. Vielleicht bietet einer der Renner der Psycho-Szene dieser Tage zu Anfang des 21.Jahrhunderts in Deutschland, das systemische Aufstellen nach Bert Hellinger10, einen Weg. In dieser Arbeit werden Familienkonstellationen, evtl. mit mehreren Generationen, durch Stellvertreter aus der teilnehmenden Gruppe dargestellt. Auf rituelle Art und Weise werden Vorfahren, mit denen Probleme bestehen, geehrt oder verabschiedet. Die Hellinger-Gruppen haben enormen Zulauf und es kommt zu einem kollektiven kathartischen Effekt. Themen aus der Nazi-Zeit treten natürlich verstärkt auf. Wir werden zur Befreiung von Schuld besonders die in Kapitel 17 dargestellte Technik der Karma-Line einsetzen. Wenn Sie also Schulden haben, und in unserer Wirtschaftsordnung sind Schulden unumgänglich, denn alle Unternehmungen müssen finanziert werden durch die Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 90 Aufnahme von Geld, sind Sie in guter Gesellschaft. Schuldet die Aktiengesellschaft ihren Aktionären das zur Verfügung gestellte Geld? Oder schuldet sie den Gegenwert des derzeitigen Kurswertes? Auf jeden Fall schuldet sie. Denn dem Guthaben der Aktionären muss ja ein Gegenpart gegenüberstehen. Jedes finanzielle Vermögen hat einen Gegenpart in Form einer Schuld. Wie schon in Kapitel 5 erwähnt: „Debitismus“ und nicht „Kapitalismus“. Das ist aber nichts wofür man sich schuldig fühlen sollte. Das ist die Funktionsweise unserer Wirtschaftsordnung. Nur wenn unternehmerisch denkende Menschen Risiken auf sich nehmen und sich von Gläubigern Finanzierungen geben lassen, entsteht Wirtschaftswachstum. Dafür fühlen sie sich nicht schuldig, sondern tätig und fähig. Wenn indes das tiefsitzende Schuldgefühl aktiviert wird, ist die Chance des Scheiterns groß. Banken sollten eine unserer Übungen zur Befreiung von Schuldgefühlen mit allen Kreditnehmern durchführen. Oh, eventuell fühlen sich die Kreditnehmer dann nicht mehr an das Gebot zur Tilgung gebunden. Nun, dafür haben wir Gesetze und bevor oder wenn die übertreten werden, tritt das angemessene Schuldgefühl schon ein. Was wir nicht brauchen, sind irrationale Gefühle, die aus vergangenen Zeiten stammen. Das Schuldgefühl aus dem Klauen von Äpfeln sollte uns nicht bei unserer Unternehmung oder bei unserem Börsentrading beeinflussen. 7.4. Techniken zum Abbau von belastenden Emotionen Normalerweise verdauen wir einen Überschuss an emotionaler Energie in den Darmwänden. Wenn ein Ereignis uns stärker erregt, wird es eine Zeit brauchen uns zu beruhigen und zu entspannen. Die überschüssige Energie wird wieder abgebaut. Dazu braucht es einen guten Bauch. Zwischen den Schichten der Darmwand wird Energie verdaut. Normalerweise sind wir nach einem Ereignis, dass z.B. Wut oder Angst auslöst, nach einiger Zeit wieder entspannt. Die emotionale Energie war in dem Ereignis nötig, um die bedrohten Bedürfnisse zu sichern. Nun ist die Situation bereinigt und das Energielevel geht auf „Normal“ zurück. Es gibt aber Ereignisse, die Energielevel auslösen, die nicht so leicht verdaubar sind. Dieses geschieht auch besonders in der Kindheit. Meistens verdauen Kinder ja sehr schnell. Eben noch ging die Welt unter und nun ist schon wieder Lachen da. Es gibt aber andauernde Stress-Situationen. Das Kind fühlt sich evtl. andauernd bedroht oder missachtet. Dann wird die emotionale Energie oft nicht wirklich verdaut und die Entspannung tritt nicht wirklich ein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 91 Das moderne Kind muss zudem noch eine weit größere Zahl von Reizen verarbeiten. Fernsehprogramme und Computerspiele sind natürlich nur interessant, solange sie Emotionen auslösen. Diese künstlich angeregten Emotionen müssen ebenso wieder abgebaut werden. Gestresste Kinder werden ein dauerndes Maß an unverdauter Energie haben und die Symptome von Zappelphilipps zeigen, „Attention Deficit Syndrome“. Die Lösung ist nicht Medikamentation und Drogen, sondern Verminderung der Reize und Entspannung. Wenn indes eine emotionale Energie nicht abgebaut wird, muss sie eingelagert werden. Auch das geschieht zum größten Teil in der Darmwand. Die Energie wird mit Wasser gebunden und erst einmal weggesteckt. Wenn wir die Emotion später ausdrücken, geschieht das daher meist mit dem Abbau von Wasser: Tränen, Durchfall, Schwitzen, Urinieren, Speichelfluss. Techniken zur Abbau von emotionaler Energie sind also unumgänglich. 7.4.1. Entspannung Das ist natürlich grundsätzlich erst einmal alles, was entspannt. Da Wasser eben Energie bindet, ist das äußere Wasser auch sehr hilfreich. Das beginnt bei Waschen und Duschen. Schwimmen im Bad, See oder Meer ist natürlich hilfreich. Besonders gut sind auch Wellness-Bäder und Saunen. Bewegung hilft bekanntermaßen auch zum Stressabbau und damit zum Abbau alter emotionaler Energien. Gehen, Wandern, Joggen, Tanzen. 7.4.2. Meditation Meditation und die damit verbundene Integration der Gehirnhälften verhelfen ebenso zur emotionalen Integration. Der Stress liegt meist in der auf Unterschiede und Details orientierten Gehirnhemisphäre (beim Rechtshänder die linke Gehirnhälfte). Die auf Gleichheiten orientierte andere Hemisphäre kann den Ausgleich schaffen und die Integration. Für den Meditierenden als spirituell suchenden Menschen ist die Darstellung der Meditation als „Entspannung“ indes eher eine Entwürdigung. Das Stillsitzen und die Schau in die Innenwelt können nämlich auch erschreckend sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 92 Mit einiger Übung aber führt die Stille der Meditation beim Meditierenden zu einer Verlangsamung und Harmonisierung der Gehirnaktivität. Man spricht von unterschiedlichen Hirnfrequenzen. Die hektische Betriebsamkeit des Gehirns wird als „Beta-Zustand“ bezeichnet. In Entspannung und Meditation kommen wir in den „Alpha-Zustand“. Hierbei wird auch wieder Stress abgebaut und emotionale Erfahrung verarbeitet. Tiefere Stufen der Meditation führen in „DeltaZustand“ und sogar „Theta-Zustand“. Dieses sind eigentlich sonst nur im Tiefschlaf erreichte Zustände. Das bewusste Eintreten in diese Zustände bedarf schon einiger Übung und Anleitung. Für den Normalmenschen und alltäglichen Trader sollte es ausreichen, einmal täglich für ein paar Minuten still zusitzen und einfach nur die Bewegungen des Atmens zu beobachten. Kommen Sie mal zur Ruhe! Lassen Sie die hektische Hirnaktivität mal schweigen! 7.4.3. Therapien Die vorgenanten Techniken: Wasser, Bewegung, Meditation und Entspannung sind gut für den alltäglichen Abbau. Wenn die Energie aber schon lange in der Darmwand eingeschlossen ist, brauchen wir gezielte therapeutische Methoden diese zu entlassen. 7.4.3.1. Kathartische Therapien Ursprünglich wurden kathartische Techniken bevorzugt. Durch eine Erhöhung der Energie und entsprechende Setups wurde die Emotion ausgelöst und ausgedrückt. Derartige Therapien gehen nicht ohne Schreien, auf Kissen schlagen und in Eimer erbrechen ab. Es fließen sehr viele Tränen. Bisweilen oder leider eher öfter wird in diesen Therapien der Ausdruck des Gefühls mit dem Fühlen des Gefühls verwechselt. Am bekanntesten aus diesem Bereich ist die Bioenergetik11 nach Wilhelm Reich. Die Primärtherapie nach Artur Janov gehört ebenso dazu. 7.4.3.2. Körpertherapien per Massage Einige der Therapeuten in diesem Bereich suchten vor allem sanftere und ruhigere Methoden die Energie abzubauen und zu entspannen. Dieses ist durch gezielte Entspannung des Darms und der Körperteile, in denen der Energiefluss blockiert wird, möglich. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 93 Emotionales Festhalten ist mit einer Körperhaltung verbunden. Diese wird oft beibehalten, wenn die Energie eben nicht verdaut wird, so dass dieser Mensch eine charakteristische dauerhafte Haltung einnimmt. Die Lösung der Verspannung führt dann auch zu der Lösung der festgehaltenen Emotion. Einige Massagetechniken wie Rolfing, Rebalancing, Postural Integration, bioenergetische Massagen, Hakomi arbeiten sehr effektiv nach diesem Prinzip. 7.4.3.3. Kinesiologie Kinesiologie ist aus der Zunft der Chiropraktiker entstanden. Diese arbeiten eigentlich mit der Wirbelsäule und renken Wirbel wieder ein oder korrigieren die Haltung. Die Begründer der Kinesiologie verbanden ihre Arbeit mit Sichtweisen der chinesischen Medizin, wie den Akupunkturmeridianen. Kinesiologische Interventionen arbeiten daher besonders mit den Akupunkturpunkten oder Akupressurzonen. Hierbei sind einige sehr effektive Interventionen entstanden. Ein Klassiker ist das „Klopfen der Stirnhöcker“. Oberhalb der Augenbrauen befinden sich auf beiden Hälften der Stirn, links und rechts, Erhebungen, die sog. „Stirnhöcker“. Wenn man an das Bild von dem Ereignis, das Stress bereitet hat, denkt und dabei mit den Fingerkuppen leicht die Stirnhöcker klopft, wird man feststellen, dass sich das Bild, und mit diesem der Stress, auflöst. Besonders interessant ist die „Psychokinesiologie“, die von Dr. Klinghardt entwickelt wurde. Diese kann ich sehr empfehlen. Ich selbst bin darin indes nicht ausgebildet und kann daher hier nur darauf hinweisen. 7.4.3.4. EMDR und „Wingwave“ Eine sehr schnell wirkende Technik zur Verarbeitung von Trauma und Schock ist EMDR12 (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Sie ist auch als die „Augenwinke-Technik“ bekannt. Dieses Verfahren wurde von der Kalifornierin Dr. Helen Shapiro entwickelt. Es ist indes in verschiedenen Richtungen, wie Kinesiologie und Bioenergetik, von der Idee her oder in anderer Vorgehensweise bereits bekannt gewesen. Das schnelle Bewegen einer Hand vor den der Hand folgenden Augen führt zu einer schnellen Hin-und-Her-Bewegung, welche zur Integration der Hirnhälften beiträgt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 94 Der emotionale Stress wird meist daher stammen, dass das Ereignis in der die Details verarbeitenden Hirnhälfte feststeckt. Sobald es auf die andere Hinhälfte, die den Gesamtüberblick herstellen kann, „gezogen“ wird, kann die Emotion und der Stress losgelassen werden. EMDR ist sehr schnell wirksam. Merkwürdigerweise ist die Ausbildung in Deutschland Ärzten und Psychotherapeuten vorbehalten, bzw. diese haben sich hier ihre Pfründe frühzeitig gesichert. Ein sehr wirksames Verfahren, dass EMDR, Kinesiologie und NLP verbindet, bieten die Hamburger Diplom-Psychologen und Trainer, Cora Besser-Siegmund und Harry Siegmund, in dem Verfahren, das sie „Wingwave“13 nennen, an. 7.4.3.5. Time-Line und Karma-Line Ungefähr 1990 las ich das Buch „Time-Line“ von Tad James und Wyatt Woodsmall, zwei der bekanntesten NLP-Lehrer in der Welt. In diesem Buch stellten sie die Time-Line-Therapie14 vor. Sie schrieben dort, dass mit diesem Ansatz emotionale Spannungen einfach abfließen und verschwinden würden. Nach meiner Erfahrung mit dem eher schwierigen und langwierigen Loslassen von Emotionen durch Schreien, Schlagen und Kotzen, war ich etwas ungläubig. Ich hatte aber das Glück 1994 in Toronto eine Ausbildung in Time-Line-Therapy bei Tad James selbst mitzumachen. Die Technik funktioniert tatsächlich! Ich war sehr beeindruckt und habe damals einige weitere Ausbildungen bei Tad James mitgemacht. In der Folgezeit habe ich fast nur mit dieser Technik an mir selbst und im Coaching gearbeitet. Mit der Zeit konnte ich indes auch ein, zwei kleine Schwachstellen feststellen und habe die Technik etwas erweitert und angepasst. Ich nenne sie Karma-LineTherapie, da ich selbst vor allem mit karmischen Verstrickungen arbeite. In Kapitel 17 ist diese Technik detailliert beschrieben. Sie ist besonders für Trader, die schnell Klärung brauchen, sehr effektiv. Es ist indes anzuraten, diese Technik per Ausbildung kennen zu lernen und nicht unbedingt nur nach den Anweisungen in einem Buch an sich selbst oder anderen herumzudoktern. 7.4.3.6. Atisha-Meditation Im Buch „Das Zen der ersten Million“ habe ich eine einfache Technik vorgestellt, emotionale Energie loszulassen: die „Atisha-Meditation“. Dieses ist eine Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 95 Weiterentwicklung einer Meditation, die der Weise Atisha eingeführt hat. Atisha war ein indischer Sucher, der im 11.Jahrhundert nach Tibet reiste und dort Erleuchtung erfuhr und dann lehrte. Er ist dafür bekannt, dass er 3 Meister hatte und sozusagen dreifach erleuchtet wurde. Daher heißt er auch: Atisha, der dreifach große. Er wird im tibetischen Buddhismus sehr verehrt. Bei der klassischen Meditation des Atisha werden mit dem Einatem alle Leiden und Schmerzen und Negativitäten der Welt aufgenommen, in das eigenen Herz geatmet und mit dem Ausatmen als Mitgefühl wieder in die Welt gegeben. Das Einatmen des Bösen wirkt auf den ersten Blick widersinnig. Genau daher ist diese Meditation so effektiv und erweitert die Haltung zur Welt ungemein. Ich habe diesen Ansatz dahingehend erweitert, dass man sich dazu vor einen Spiegel setzt und spezifisch den eigenen Stress und die Wut und Angst und Schuld und Gier und was sonst einatmet und sich selbst im Spiegel positive Gefühle wie Liebe und Mitgefühl zuatmet. Auf diese Weise werden mehrere Techniken in Verbindung gebracht. Es ist eine powervolle Meditation, die doch jeder gefahrlos machen kann. Wenn Sie also heute Stress wegen Verluste hatten und sich verunsichert und evtl. wütend fühlen: Setzen Sie sich vor einen Spiegel, schauen Sie sich in die Augen und atmen Sie die negativen Gefühle ein und sich selbst dann wieder Freundlichkeit zu. Mit einiger Übung reicht mitunter der kurze Blick auf einen Spiegel oder der bewusste Ein- und Ausatem um in kniffligen oder stressigen Situationen die Energie umzuwandeln. Fazit: Es gibt Wege und Methoden sich von den emotionalen Mustern zu befreien. Es ist immer schön in Büchern über die psychologische Seite des Trading zu lesen: „Befreien Sie sich von Gier und Angst! Machen Sie keine Trades aus Gier oder Angst!“ Es wird aber nie dargestellt, wie genau man etwas derartiges macht. Es ist möglich und machbar und genau dafür ist diese Buch und sind die vom Verfasser oder von ihm ausgebildeten Trainer und Coaches angebotenen Trainings da. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 96 8. Wie denkt der Trader von sich selbst? 8.1. Das Selbstgespräch 8.2. Beliefs 8.3. Pygmalion-Effekt 8.4. Selbstüberzeugungen 8.5. Befreiung von Beliefs 8.6. Beliefs und Bedürfnisse 8.7. Techniken zur Befreiung von Selbstüberzeugungen 8.8. Hypnose und De-Hypnose 8.1. Das Selbstgespräch Wir führen fortwährend lautlose Selbstgespräche. Meditation ist vor allem deshalb eine interessante Übung, weil man die Aufgabe eine Zeit lang ohne innere Selbstgespräche zuzubringen, kaum erfüllen kann, bzw. die Kakophonie des inneren Gemurmels wird einem erst dann wirklich bewusst, wenn man versucht dieses nicht zu haben. Wir geben uns beständig Feedback, denn so können wir unser Verhalten auf die Umgebung optimal einstellen. Es war wohl der entscheidende Vorteil, der uns in der irdischen Evolution einen guten Platz erobern ließ: die Selbstbewertung. Wir beurteilen, vergleichen, bewerten uns selbst und können uns dementsprechend verbessern. „Das hast du gut gemacht!“ „Daran musst du aber noch arbeiten!“ „Das war gar nichts!“ Wir geben auch fortwährend Kommentare und Bewertungen über die Umgebung und besonders über unsere Mitmenschen ab. Wir sind uns dessen meist nicht mehr bewusst, denn es ist ein fortwährender Strom. Es ist wie das Wohnen an einer befahrenen Landstraße. Nach einer Zeit hört man es nicht mehr und schläft scheinbar ungestört. So ist es auch mit dem unaufhörlichen Selbstgespräch. Wir geben uns selbst Feedback und einige Selbsteinschätzungen können wir verallgemeinern und abspeichern. Das spart Zeit und schützt vor Misserfolg. „Ich konnte in der Schule nicht vorsingen!“ „Meine Mutter sagt, dass ich unmusikalisch bin! Also bin ich wohl unmusikalisch und kann es mir sparen, bei einer CastingShow aufzutreten.“ Es kann aber auch sein, dass die Selbsteinschätzung ungeprüft verallgemeinert ist. Weil einem in der Schule gesagt wurde, dass man schlecht in Musik sei, heißt das Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 97 noch nicht, dass man unmusikalisch ist. Es gibt sogar Musikpädagogen, die behaupten, dass es so etwas wie Unmusikalität nicht geben kann. Wenn man ein Instrument erlernt, stellt man evtl. fest, dass einem die Musik durchaus Spaß macht. Vielleicht war das schlechte Singen bedingt durch die Situation. Diese verursachte eine Verkrampfung. Nach einiger Übung oder Therapie löst sich die Anspannung, und der Gesang ist eventuell dann sogar sehr hörenswert. 8.2. Beliefs Im Jargon der Psycho-Szene werden derartige Selbsteinschätzungen englisch „Beliefs“ genannt. Man würde Belief zwar mit Glaubenssatz übersetzen. „Glauben“ verleitet einen aber schnell an etwas religiöses zu denken, und das trifft nicht ganz, was es bezeichnen soll. „Selbstüberzeugungen“ ist besser, aber etwas gestelzt und lang. Ich persönlich bin sehr für die Integration von Anglizismen und Worten aus anderen Sprachen und benutze daher gern „Belief“. Wir haben nicht nur Beliefs über uns selbst, sondern wir haben diese auch über andere und die Welt. Nun ist alles, was wir wahrnehmen, in unserer Neurologie konstruiert. Es gibt ja nicht wirklich eine Farbe wie „Rot“ in der Natur. Es gibt nur eine Frequenz auf dem elektromagnetischen Spektrum. Das Seh-Zentrum im Gehirn bekommt diese Frequenz kodiert mitgeteilt und erzeugt ein Bild. Dabei erzeugt es Farben, um das ganze anschaulich zu machen. Wie wir das machen, ist ein Rätsel. Wie sind wir auf die Idee gekommen, genau diese Farbe zu konstruieren? Wie kann es sein, dass andere auch die Farbe konstruiert haben, so dass wir uns darüber unterhalten können? Wir werden feststellen, dass unsere Beliefs über die Welt unsere mentalen Konstruktionen eintönen. Wenn wir denken: „Die Welt ist schlecht!“, wird alles einen Ton dunkler sein. Und wenn wir glauben, dass es immer einen Weg gibt, werden wir unser inneres Modell der Welt dementsprechend konstruieren, dass es Türen und Wege anzeigt. „Selbsterfüllende Prophezeiung“, heißt das Prinzip. 8.3. Selbsterfüllende Prophezeiung „Self-fulfilling Prophecy“ ist ein bekanntes Phänomen. Wir sagen etwas vorher und daher geschieht es. Das scheint indes eher mit den negativen Prophezeiungen zu funktionieren. Eventuell müssten wir allerdings nur unsere Technik der positiven selbsterfüllenden Prophezeiung etwas besser lernen. Genau das tun wir bei dem Coaching-Ablauf in Kapitel 19. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 98 Das Prinzip wurde 1957 von dem Professor für Soziologie Robert Merton in dem Buch „Social Theory and Social Structure“ erstmals dargestellt: „Eine falsche Definition einer Situation motiviert zu einem Verhalten, welches die ursprüngliche falsche Definition als richtig erscheinen lässt.“ Ein Fall von selbsterfüllender Prophezeiung ist der sog. „Pygmalion-Effekt“. Die Bezeichnung beruht auf einer Geschichte aus der griechischen Sagenwelt. Der Bildhauer Pygmalion hatte eine Statue, die lebensgroße Figur einer wunderschönen Frau, erschaffen und sich in seine eigene Konstruktion verliebt. Nach einigem Klagen und Leiden gewährte ihm die Göttin, dass die Statue lebendig werden würde und sie lebten glücklich fürderhin. Aufgenommen wurde die Geschichte von George Bernard Shaw in der Geschichte von dem Blumenmädchen Eliza Doolittle und des Professors Higgins. Aus dem Drama „Pygmalion“ von Shaw wurde das Musical „My Fair Lady“. Der Professor verliebt sich in das Blumenmädchen, das je nach Erwartung der Mitbürger Blumenmädchen oder feine Dame ist. Die Sprache macht’s. Ein Fall von Pygmalion-Effekt wurde in den 80er Jahren in den USA erforscht. Lehrern an einer Schule wurde gesagt, dass die Klassen nach Leistungsstärke geordnet worden sein. Das war nicht der Fall, die Schüler waren, wie an der Schule auch sonst üblich, nach Leistungsstärken gemischt. Die Lehrer waren aber überzeugt jeweils vor einer Klasse mit den leistungsstarken oder leistungsschwachen Schülern zu stehen. Am Ende des Jahres stellte man fest, dass die nicht geäußerte Überzeugung der Lehrer die Leistungsstärke der Schüler beeinflusst hatte. Die, von denen die Lehrer glaubten, dass sie schlechter seien, waren tatsächlich schlechter geworden. Das umgekehrte war natürlich auch der Fall. Es wäre also hilfreicher, wenn Lehrer das Beste von ihren Schülern glauben. Was aber sagt uns das alles für unseren Börsenmarkt? Nun, selbstverständlich spielen die Erwartungen an uns und an den Markt eine große Rolle. Das trifft besonders die unbewussten Erwartungen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass der Markt für uns da ist und uns reich machen will, ist das sicher eine aussichtsreichere Prophezeiung als die Annahme, dass alle verlieren. Nach dem Beispiel des Pygmalion-Effekt an der Schule kann es auch sein, dass wir beeinflusst sind von den Erwartungen der Menschen in unserer Umgebung. In Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 99 einer Umgebung, die davon ausgeht, dass an der Börsen nur Verluste gemacht werden, werden wir es schwer haben, Gewinne zu machen. Da hilft es einen Sinnspruch über dem Trading-Platz anzubringen wie „Futures-Börse ist ein Nullsummenspiel. 50% sind Gewinner. Ich habe 50:50 Chance.“ 8.4. Selbstüberzeugungen Am wichtigsten sind aber die Beliefs über uns selbst. Die grundlegenden Selbstüberzeugungen sind bereits in der Kindheit entstanden und ins Unterbewusste abgespeichert. Aber da sind wir an der Börse genau richtig. Jedes Ergebnis ist ein Feedback. Wir können über uns etwas erfahren und sollten uns immer fragen: „Wie habe ich mir diese Ergebnis erzeugt?!“ „Welche generalisierte Überzeugung über mich oder die Welt hat mich so handeln lassen?“ Wir können besonders an der Börse unsere Weltsicht fortwährend überprüfen. Die Börse ist ein non-lineares komplexes Gebilde, quasi ein Chaos-System. Der Idealzustand um flexibel mit diesem Feld interagieren zu können, wäre wahrscheinlich: keine Beliefs. Ohne generalisierte Selbstüberzeugungen können wir uns immer wieder neu orientieren. Wir können natürlich entscheiden, dass eine gewisse Einschätzung immer wieder zutrifft. Wir sollten es aber gut überprüft haben. Eine besondere Falle stellen positive Selbsteinschätzungen oder Welteinschätzungen dar. Es gibt Menschen, die sich mit „Positivem Denken“ oder „Affirmationen“ optimistisch stimmen wollen. Ein positiver Belief ist eventuell genau so einengend und begrenzend wie ein negativer. Wer nicht auf Gefahren reagiert, ist genau so ein Opfer wie derjenige, der die Gefahr überall sieht und so herbeiruft. Wir brauchen eine unvoreingenommene offene Wahrnehmung unserer selbst und der Welt. Wir müssen also an der Börse wieder wie ein Kind werden. Staunend nehmen wir wahr, wie Kurse steigen und fallen. Wie Volatilität einschläft, um dann vulkanartig zu explodieren. Der Börsentrader muss ein kindliches Gemüt haben, muss es als Spiel begreifen. Das ist nicht so leicht in einer Welt, die bitterernst ist. Der naive Wunsch wird schnell untergebuttert in dieser Welt. Wir müssen also Kind sein können und auch Krieger und Kämpfer. An der Börse müssen wir Lernende bleiben. Die Märkte verändern sich und jeden Monat kommen neue Märkte hinzu. Derzeit beobachten wir die Entwicklung zur Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 100 voll-elektronischen Börse. Die Zahl der möglichen Teilnehmer wächst unaufhörlich. Wir werden riesige Börsenmärkte in Ostasien haben. Es wird ewige Grundwahrheiten der Börse geben und es wird täglich neue geben. Und es wird täglich etwas über einen selbst zu erfahren geben. Wie reagieren wir in Gefahrensituationen? Nichts ist so spannend wie ein Börsencrash. Die gefährlichste Selbstüberzeugung ist evtl.: „Ich bin ein Gewinner!“. Die Gewinner-Typen haben an der Börse nicht viel Spaß. Denn Verlieren ist die Kunst. Nur, wer die Verluste realisiert und begrenzt, kann langfristig Erfolg haben. Dazu ist es notwendig, den inneren Verlierer zu kennen und zu akzeptieren. Oder noch besser ist wohl: Frei zu sein sowohl von einer Voreinstellung „Gewinner“ wie auch von „Verlierer“ und offen für jede Situation. 8.5. Befreiung von Beliefs Was machen wir nun mit einem Belief, der uns bewusst geworden ist? Es gibt mittlerweile mehrere Techniken, die erfolgreich Beliefs auflösen helfen. Wir können uns fragen: „Wann und wo habe ich diese Überzeugung angenommen? Von wem habe ich die? Wie hat sie mein Leben beeinflusst?“ Als nächstes sollten wir diese positive sehen: Was hat es uns geben, so zu denken? Hat es uns nicht mal geschützt? Oft sind diese Verallgemeinerungen ja kulturell überliefert. Das kann in einer Gesellschaft geschehen, aber auch nur in einer Familie oder Schicht. „Wir sind einfache Menschen!“ „Wir sind etwas besonderes!“ Auch so zu denken wie die Erwachsenen, war für uns als Kind die einzige Weise um Akzeptanz zu bekommen. Dann in der Pubertät oder am Übergang zum Erwachsensein haben wir evtl. rebelliert und das Gegenteil vertreten. Aber auch das Gegenteil ist eine Form von Selbstüberzeugung. Es hilft sicherlich einen Belief durch die willentliche Annahme des Gegenteils in Frage zu stellen. Aber wir sind dann immer noch begrenzt. Der junge Mann aus reichem Haus, der sich als Kommunist ans Fließband stellt, wird ein „Salon-Kommunist“ werden. Der Mann aus armen Verhältnissen, der in begüterte Gesellschaftskreise vorstößt, wird ein „Neureicher“ oder ein „Parvenü“ sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 101 Es wird aber auch Menschen geben, die weder noch sind, die aus den Schemata und Grenzen ausgestiegen sind. Das sollte unser Anspruch sein: Frei von Schemata und Grenzen, so dass wir auf jede Situation flexibel reagieren können. 8.6. Beliefs und Bedürfnisse Glaubenssätze, Selbstüberzeugungen, Beliefs werden wir besonders über unsere Fähigkeit zur Befriedigung der sozialen Bedürfnisse haben. Diese sind in unserer Entwicklung essenziell. Die Erfahrung in der Kindheit kann nur sein, dass diese teilweise ungenügend erfüllt werden. Das ist eine wichtige Erfahrung für uns: Umgang mit Mangel. Es können nicht alle 7 sozialen Grundbedürfnisse und die 7 physiologischen Grundbedürfnisse15 gleichzeitig voll erfüllt sein. Wenn es aber so ist, dass eines der Bedürfnisse so gut wie nie erfüllt wird, werden wir als Kind verallgemeinern: „Das ist für mich in dieser Welt unerfüllbar.“ Eine derartige Erkenntnis ist traumatisch und schockierend und wird einen tiefen Einfluss auf unsere Weltsicht haben. Erinnern Sie sich: Die 7 sozialen Grundbedürfnisse: • Lebensrecht • Zuwendung, Nährung • Zugehörigkeit • Respekt des Platzes und der Grenzen • Raum für Ausdruck • Unterstützung, Anregung • Wertschätzung, Anerkennung Wenn die Wertschätzung versagt wird, wird eine geminderte Selbstüberzeugung zum Selbstwert entstehen. „Ich bin es nicht wert. Ich bin nicht gut genug!“ Wenn die Unterstützung nicht ausreichend gegeben wird, wird eine Hilflosigkeit und Opferhaltung eingenommen: „Niemand wird mir helfen!“ Wenn der Raum für Ausdruck fehlt, wird man sich kleiner machen und zu sich sagen: „Ich darf nicht auffallen!“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 102 Wenn die Grenzen und der Platz nicht respektiert werden, wird man innere Barrieren aufbauen müssen und sehr vorsichtig sein. „Ich muss aufpassen!“ „Ich darf niemand zu sehr an mich heranlassen!“ Wenn keine Zugehörigkeit gewährt wird, wird man sich als Außenseiter fühlen und eine Selbstüberzeugung: „Ich gehöre nicht dazu!“ entwickeln. Wenn die (mütterliche) Zuwendung fehlt, wird man hungern und sich unterernährt fühlen und den Belief haben: „Ich muss zusehen, dass ich was abbekomme!“ Wenn das Lebensrecht nur eingeschränkt gegeben wird, wird man nicht richtig auf der Erde und im Leben sein und annehmen: „Ich bin hier nur zu Besuch!“ Alle diese Vorkommnisse und die aus ihnen resultierenden Weltsichten sind unterbewusst. Wir können sie nur verändern, wenn wir sie uns bewusst machen. Die Wurzel der Selbstsabotage liegt also meist im Inneren Kind und in unerfüllten Bedürfnissen. Die Unerfüllung wurde generalisiert und als Modell für das Leben in dieser Welt genommen. Besonders bestimmt durch diese Muster wird dann der Innere Akteur, bzw. die Innere Akteuse (oder Aktrice?). Der Akteur koordiniert die Befähigungen mit Erlaubnis/Gebot/Verbot. Er wählt also zwischen: „Ich kann“ und: „Ich kann nicht“. Diese bringt er in Abgleichung mit „Ich darf...“, „Ich soll....“, „Ich darf/soll nicht...“ Erlaubnis/Gebot/Verbot werden uns beigebracht und anerzogen. Wir internalisieren diese und bemühen uns danach zu verhalten, da wir sonst Strafe zu erwarten haben. Wir werden dressiert mit Belohnung und Strafe. Um uns von diesen Begrenzungen wieder befreien zu können, müssen wir sie in Frage stellen. Wir müssen trennen lernen zwischen der Wahrheit unserer Eltern, bzw. Erzieher, und der Realität. Als Kinder bekommen wir Stempel aufgedrückt von unbedachten Pädagogen. Die gestresste Kindergärtnerin sagt: „Du bist ja ganz ungeschickt!“ Das Kind, in die Kindergärtnerin verliebt, glaubt ihr alles und verhält sich der Erwartung entsprechend. Als Jugendlicher kann sie oder er aber anfangen ein Auto zu reparieren, einen Motor zu warten oder das Mountain-Bike. Denn kein Mensch ist Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 103 ungeschickt. Aber unbedachte Statements könne eine derartige Selbstüberzeugung suggerieren und einen jungen Menschen negativ prägen. Unzutreffende positive Suggestionen sind indes auch nicht immer hilfreich. Wenn ein Kind immer hört, dass es was besseres ist, kann es dadurch im Leben auch in Schwierigkeiten geraten. Dünkelhafte Menschen sind nicht so beliebt. Ist es nicht sehr viel schwerer zu erkennen und zuzugeben, dass man nicht besser ist, als zu wagen, sich nicht mehr schlechter dafür fühlen? Von hohem Ross zu steigen ist evtl. schwieriger als den Reiter herunterzuziehen. Wir sollten also beständig bemüht sein unsere Grenzen der Befähigung und Selbsterlaubnis zu testen. Wir können sehr viel mehr als wir denken. Der Spiegel der Außenwelt ist dabei hilfreich und wir müssen uns diesem stellen. Der Mut über die eigenen Grenzen zu gehen, ist dabei hilfreich. Nur dann kann man scheitern und sich fragen: „Welcher Glaubenssatz über mich hat mich gehindert? Wo kommt das her?“ Die gute Botschaft ist, dass wir uns von diesen automatisierten Einschränkungen befreien können. Es gibt Techniken diese effektiv und für immer loszulassen. 8.7. Techniken zur Befreiung von Selbstüberzeugungen Wir müssen so eine Selbstüberzeugung ja irgendwie denken. Sie ist von uns erschaffen, sie ist erlernt, sie muss fortwährend erinnert werden. Es kann sein, dass die behindernde Selbstüberzeugung einen Rahmen bildet oder eine Tönung gibt. Es kann auch sein, das die Selbstüberzeugung selbst ein Gedanke ist, der mental repräsentiert ist. In Kapitel 10 werden wir ins näher mit Mentalen Repräsentationen und ihrer Veränderung befassen. Diese sind ein effektiver Weg Gedankenmuster zu verändern oder loszulassen. Der von uns meist angewendete Weg zur Befreiung von einem Belief wird die schon erwähnte Karma-Line sein, die in Kapitel 17 genaue Darstellung findet. Im NLP wird für die Auflösung von begrenzenden Beliefs meist der von Robert Dilts16, dem Begründer der NLP-Universität in Santa Cruz, entwickelten „ReImprint“ eingesetzt. Der Belief ist „imprinted“ und mit der Technik des „Re-Imprint“ wird „neu imprinted“. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 104 Bei diesem Verfahren des Re-Imprint wird der Klient zurückgeführt in die Situation aus früheren Tagen, in denen der Glaube entstanden ist. Es werden die „Significant Others“, also die Familienmitglieder oder wichtigen Personen, die Anteil an der Entstehung des Glaubenssatzes hatten, aufgestellt und vom Klienten dargestellt. So wird eine verkörperte Repräsentation der Situation während der Entstehung geschaffen. Einige Trainer verbinden diese Vorgehensweise mit der Aufstellungsarbeit a la Hellinger, was sinnvoll sein kann. Menschen geben ihnen anvertraute Menschen Begrenzungen, weil sie selbst welche haben. Sie können ihren Kindern nicht geben, was diese brauchen. Sie können es oft auch nicht zulassen, dass diese lebendiger und glücklicher sind als sie selbst es sind. Eltern, die sich ihrer negativen Gefühle und Begrenzungen nicht bewusst sind, geben diese unbewusst weiter. Im Re-Imprint wird nun diesen Eltern oder wichtigen Personen aus dem Ressourcenschatz des Klienten das gegeben, was jene Personen in der Situation damals benötigt hätten, um dem Kind das zu geben, was es wirklich gebraucht hätte. So wird die Situation in der Repräsentation geheilt und integrierbar gemacht. Der Re-Imprint ist ein sehr schönes und effektives Verfahren. 8.8. Hypnose und De-Hypnose Beliefs sind eine Art hypnotischer Trance. Der Anklang des Wortes, wie auch des deutschen „Glaubenssatz“, an religiöses ist daher doch gar nicht so verkehrt. Wir kennen die Geschichten von afrikanischen Stammesgesellschaften oder von Voodoo-Priestern, die einen „Spell“ oder „Curse“, eine magische Beschwörung oder einen magischen Fluch, aussprechen. Der Zauberer sagt, dass der und der nur noch 3 Wochen zu leben habe, und wie durch ein Wunder vergeht dieser Mensch und stirbt. Der Glaube an die Worte des Priesters ist so stark, dass diese eintreffen. Der moderne Medizinmann hat eine ähnliche Macht. Wenn der Onkel Doktor sagt: „Sie haben Krebs. Wenn wir Sie nicht mit mörderischer Chemie und radioaktiver Bestrahlung bekämpfen, werden Sie sterben!“, wird kaum jemand sich davon abgrenzen können. „Sie haben noch 3 Wochen zu leben!“, eine derartige Suggestion, von einem mächtigen Medizinmann mit akademischen Graden oder von einem Voodoo-Priester gesprochen, wird tödlich sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 105 Wer schon mal eine Hypnose-Bühnenshow erlebt hat, der weiß, dass man Menschen in Trance alles erzählen kann. Sie beißen in Zitronen und schmecken „Apfel“. Sie spielen mit Hunden, die gar nicht da sind. Sie können ohne Narkose operiert werden. So ähnlich suggeriert auch der Medizinmann oder Zauberer und nutzt seine Macht. Fakire können ihren Zuschauern Seile in den Himmel suggerieren, auf denen ihre jungen Helfer in den Himmel klettern. Als Kinder sind wir in Dauer-Trance und sehr suggestibel. Wir glauben gern alles. Das kritische Bewusstsein, welches die Aussagen überprüfen kann, bildet sich erst später. So sind „Spells“(Verwünschungen) und „Curses“ (Flüche) der nahen Erwachsenen: „Du bist nicht...!“, „Du kannst nicht...“, mächtige Magie. Das Kind glaubt es und befindet sich von nun an in einer Trance. Bei der Hypnose-Bühnenshow oder auch der Hypnose-Therapie wird der Hypnotisierte wieder aus der Trance geholt, das Wachbewusstsein wird mit einem Fingerschnippen wieder eingeschaltet. Das geschieht mit dem hypnotisierten Kind nicht. Kein Vater und keine Mutter, keine Oma und keine Opa, kein Lehrer und keine Kindergärtnerin schnippt mit den Fingern sagt „Wach auf. Es ist nur eine Trance gewesen!“ Wir laufen weiter mit diesem Glauben über uns herum. Wie nun wacht man aus so einer Trance auf? Ein Weg ist die Hypnose-Therapie, die diese Zustände wahrnimmt und aufnimmt und dann in der Hypnose hilfreichere Suggestionen gibt. Ein Meister in dieser Art von Therapie war der Arzt Milton Erickson17 (1912-1980), welcher die Ericksonsche Trance-Therapie begründete. Ein anderer Weg wäre die De-Hypnose, die den Klienten hilft, sich der Trance bewusst zu werden und aus ihr auszuwachen. Ein Verfahren der De-Hypnose ist gewissermaßen die Psychoanalyse. Freud hatte ja Hypnose gelernt und war mit den Erfolgen unzufrieden. Einige Skeptiker sagen, dass er feststellen musste, kein fähiger Hypnotiseur zu sein. Jedenfalls schuf er ein Verfahren, in der die Trancen bewusst gemacht werden. Was können wir selbst tun? Wir können fortwährend unsere Grenzen herausfordern und testen und feststellen, wo wir in einen der Zustände, die Trance begleiten, gehen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 106 Was sind Zustände, die Trance begleiten? Woran können wir festmachen, dass wir in Trance sind, um uns dieses bewusst zu machen? Nun, wir haben ja eine Vorstellung von Trance: Das ist ein verklärter, träumerischer Zustand. Also, wenn Sie bemerken, dass Sie in einer Situation das Träumen und Phantasieren anfangen, können Sie mit den Fingern schnippen. Genauso aber auch Situationen, in denen Sie hyperwach und alarmiert reagieren, ohne dass wirklich etwas drohendes da ist. Oft sind wir schon in Trance gefallen, bevor wir es bemerken. Daher ist es gut, Beobachter oder Coaches oder Therapeuten zu haben, die darauf geschult sind, diese Zustände zu erkennen. Wann immer Sie Trance bemerken: „Welches Bedürfnis ist unerfüllt?“ „Glaube ich, dass es immer unerfüllbar für mich ist?“ „Was könnte ich riskieren, um es zu bekommen, anstatt wegzuträumen?“ Die Technik der Karma-Line verbindet mehrere Komponenten. Wir erklären diese in Kapitel 17 ausführlich. Der Börsentrader und genauso der Mensch im täglichen Leben sollte sehr wachsam sein für begrenzende Filter, die aus Selbstüberzeugungen und Glaubenssätzen über „die Welt“ bestehen. Die Welt, die Sie als äußere wahrzunehmen glauben, ist eine in Ihrer Neurologie konstruierte virtuelle Weltsimulation. Sie können diese verändern und bestimmen. Es ist wichtig, dass wir die Verantwortlichkeit für unsere Konstruktion der Welt übernehmen und uns von dem erlernten und überlieferten Modell befreien. Die Welt verändert sich schneller im 3.Jahrtausend, als die Eltern einen aus ihrer Erfahrung her darauf adäquat vorbereiten konnten. Die Börsenwelt verändert sich schneller, als dass die Konzepte des vorherigen Jahrzehnts noch ungeprüft eingesetzt werden könnten. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 107 9. Der Mentale Werkzeugkasten 9.0. Shrinks and Coaches 9.1. Psycho-Technologien 9.2. Essenzielle Mentale Fähigkeiten 9.2.1. Dissoziieren – Assoziieren 9.2.2. Chunking 9.2.3. Das Einnehmen einer Meta-Position 9.2.4. Das Einnehmen einer 2. und 3.Position 9.2.5. Das Einnehmen oder Ablehnen zweier Positionen gleichzeitig 9.2.6. Erschaffen von Qualia 9.2.7. Awareness 9.0. Shrinks and Coaches In den folgenden Kapiteln (Kapitel 9 bis 18) wollen wir einige wesentliche und effektive Tools kennen lernen, mit denen wir die innere Disposition wie gewünscht verändern können. Diese sollen sich von den klassischen Tools der Psychologie oder Psychotherapie durch Effektivität abheben. Sie sollen schnell Wirkung und positive Veränderung bringen. Sie sollen vor allem für den gesunden Menschen anwendbar sein, der nicht psychisch krank oder gestört ist, sondern der das eigene Verhalten und die eigenen Einstellungen optimieren und an herausfordernde Kontexte wie Börse, Sport und intensives Leben anpassen möchte. Es ist in Trader-Kreisen bisher nicht gerade üblich zum Therapeuten zu gehen. In Amerika wird der Psychotherapeut abschätzig als „Shrink“ bezeichnet. Man geht eher nicht zum Therapeuten, denn der Makel des Gestörten haftet zu schnell an. Es ist daher besonders wichtig, dass Mentales Coaching als etwas „Un-Shrinkiges“ in der Gesellschaft positiv eingeführt und verankert wird. Was im Spitzensport mittlerweile verbreitet ist, sollte auch in den Disziplinen des Tradings und des Lebens zur Top-Performance verhelfen können. Als Symbolgestalt für diesen „Shrink“ diente der Psychoanalytiker, der neben der Couch sitzend nichts als: „Ja, hmm“ sagt oder schon eingeschlafen ist. Auch endlose Sitzungen in Gesprächstherapien, die mit mitleidigem „Haben Sie Probleme?“ beginnen und nie zu einem Ergebnis kommen, möchte kein Trader und auch kein anderer Mensch erdulden. Deshalb wollen wir effektive Ansätze Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 108 einsetzen und umsetzen können, die ohne die stereotypen Verhaltensweisen der „Shrinks“ auskommen. 9.1. Psycho-Technologien Die Geschichte der Psychologie als Wissenschaft ist nicht gerade ein Ruhmesblatt der modernen Wissenschaftsgeschichte. Sie ist aber auch als eigenständige Fakultät die jüngste. Nach den aufregenden Anfängen von Sigmund Freud, Carl Gustav Jung oder William James übernahm der Behaviorismus die Führung. Anstelle der teilweise wilden Spekulationen der Psychoanalytiker über die menschliche Trieb- und Innenwelt, wollte man sich lieber auf mess- und zählbares verlassen. Der amerikanische Behaviorismus hat indes vermieden den Menschen tiefer zu verstehen und sich zu sehr auf die statistische Bewertung äußeren Verhaltens verlassen. Die medizinische Psychotherapie oder Neurologie hat zwar vor allem im pharmazeutischen Bereich effektive Therapiemöglichkeiten für Psychosen entwickelt, aber ein wissenschaftlich fundiertes, tieferes Verständnis der Seele vermisst man auch hier. Zumal es überhaupt bezweifelt werden muss, dass die materialistische Grundphilosophie westlicher Wissenschaft das Phänomen der immateriellen Innenwelt voll verstehen kann. Zwischenzeitlich, vor allem in den 60ern und 70ern, hatten eher außerhalb der Praxen und Anstalten agierende Therapieformen der sog. Humanistischen Psychologie enormen Zulauf. Hier wurde in Gestalttherapie, Psychodrama, Transaktionsanalyse, Sensitivity-Trainings, Encounter-Gruppen etc. der Zugang zur Innenwelt, besonders auch für „Normale“ geöffnet. Das Interesse verflachte aber mittlerweile wieder. Die Teilnehmer fanden sich in einer Psycho-Welt wieder, in der das Fühlen zum alleinigen Credo erhoben wurde und mit einer unscharfen Sprache ein Pseudo-Respekt erschaffen wurde. Beispiel: „Ich fühle, dass du irgendwie eher ein wenig sauer auf mich bist.“ Eine andere in den 70ern populäre Richtung der Psychotherapie für eher Normale beruhte auf den Arbeiten des Psychoanalytikers Wilhelm Reich. Dieser fand heraus, dass sich psychische Blockaden oder Konflikte im Körper verfestigen und über die Einwirkung auf diesen per Übungen oder Massage aufgelöst werden können und so der Zugang zu den Erinnerungen über das zugrunde liegende Trauma zugänglich werden. Aus dieser Arbeit entstanden einige Richtungen wie Bioenergetik, Primärtherapie und Massageformen wie Rolfing und Rebalancing. Eine neue Sichtweise der Psychotechnologie entstand mit dem Ansatz des NLP (Neuro-linguistischen Programmierens), der in den 70er Jahren von Richard Bandler und John Grinder initiiert wurden. Diese waren inspiriert von den in ihrer Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 109 unmittelbaren Nachbarschaft lehrenden Professoren Gregory Bateson (Kybernetik) und Noam Chomsky (Linguistik), sowie den Forschungen in Psychologie der PaloAlto-Gruppe (Watzlawick), zu einem Ansatz gekommen, der die menschliche Innenwelt quasi als Computer ansieht, dessen Betriebssysteme und Anwendungen optimiert werden könnten. Eine ausführlichere Kritik des NLP-Ansatzes möchte ich an anderer Stelle veröffentlichen (siehe meine Website: www.grube-trainings.de). Die kybernetische Sichtweise von der menschlichen Innenwelt ist aber zweifellos weiterführend und die Arbeit Bandler und Grinders sowie besonders ihres Umfeldes und der ersten Schüler hat zu einem recht umfangreichen und effektiven Tool-Repertoire geführt. Bandler und Grinder haben zuerst ihren Ansatz während der Mitarbeit bei der Familientherapeutin Virginia Satir erprobt und entwickelt. Systemische Familientherapien stellen eine weitere Richtung der effektiven Psychotherapien da. Diese untersuchen Probleme besonders in Bezug auf die Anpassung an einen sozialen Kontext und dem Energiefeld, das die Teilnehmer bilden. Systemische Therapien können auch innere Energiefelder darstellen und behandeln. Eine Modeform dieses Ansatzes ist das systemische Aufstellen nach Bert Hellinger. Bandler und Grinders Vorhaben mit NLP war die Modellierung herausragender Therapeuten, um ein System des Modellierens zu erschaffen, welches das Übertragen herausragenden Verhaltens leicht ermöglicht. Dabei kamen sie zu einem der erfolgreichsten und interessantesten Therapeuten überhaupt: dem Hypnosetherapeuten Dr. Milton Erickson. Erickson ist die herausragende Persönlichkeit in einer Reihe von Therapeuten, die ohne bewusstes Erleben des Klienten dessen Unterbewusstsein behandeln. Da Erickson einen nicht-direktiven Zugang zur Einleitung von Erfahrungen in hypnotischer Trance gefunden hatte, konnte er viele Vorbehalte gegen Hypnose ausräumen und sehr vielen Menschen effektiv helfen. Im Zuge der beeindruckenden Arbeit von Milton Erickson wurde NLP quasi eine „Hypnose-Therapie für den Alltagsgebrauch“. Das bewusste Verstehen, Integrieren und Verarbeiten von Erlebnissen wird eher vermieden. Ähnlich unterbewusst arbeiten Ansätze, die mit der Körperenergie arbeiten, meist ausgehend von der chinesischen Medizin, wie z.B. Kinesiologie. Es gibt aber für mich keinen Grund effektiv helfende Interventionen dieser (und aller) Therapieformen nicht mit der bewussten Verarbeitung zu verknüpfen. Hierbei muss man indes Kognition und Bewusstheit voneinander völlig trennen. Die kognitive Verarbeitung eines Verhaltens oder eines Zustandes ist meist Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 110 analysierend und bewertend. Das verführt uns dazu in eine unsere beliebtesten Abwehrhaltungen, der Denk-Sucht, das Heil zu suchen. Bewusstheit oder „Awareness“ hingegen, nimmt nicht wertend wahr, und zwar in einem Gesamtzusammenhang. Da ich die bewusste Verarbeitung von inneren Blockaden und ein umfassendes Tool-Repertoire für sehr wichtig halte, habe ich die NLP-Erfahrungen in meinen Ansatz des „Noëdo“ eingearbeitet. Noëdo soll besonders auch die Veränderungsarbeit in einen ethischen oder spirituellen Rahmen einbinden. Kinesiologie beinhaltet mehrere Richtungen. Es arbeitet vor allem mit dem Körper als Biocomputer und kann in der Anwendung sehr effektiv sein. Verbindungen aus NLP oder Noëdo und Kinesiologie oder anderen auf der Energieebene arbeitenden Verfahren halte ich für sehr sinnvoll, um schnell wirkende Interventionen zur Verfügung zu haben. Vor allem minimieren diese Ansätze die Erzählung der Leidensgeschichte durch den Klienten und damit die Orientierung auf die Probleme. Ja, sie können sogar ganz auf dieses Schwelgen in den Problemen verzichten. Während in der klassischen Therapie ein großer Teil Energie für das Bearbeiten von Übertragungen des Klienten auf den Therapeuten draufgeht, ist hier der Coach oder Therapeut ein Anreger, der innere Prozesse anstößt, aber dem Klienten die volle Verantwortlichkeit belässt. Wir würden die Vorgehensweise in diesem Zusammenhang nicht als Therapie bezeichnen wollen, zumal dieser Bereich in Deutschland per Gesetz überreguliert ist. Lebenshilfe und Seelsorge sind neuerdings indes auch per Gesetz „geordnet“. Coaching ist eine Form der Lebenshilfe oder Seelsorge. Da das Wort „Seelsorge“ eher an etwas religiöses anklingt, ist es vielleicht sogar sehr geeignet. Denn wir wollen auch gerade den Geist und die Seele ansprechen und beachten. Der Buddhismus vor allem ist eine religiöse Richtung mit ausführlichem psychotechnischem Repertoire. Einige Techniken und Sichtweisen aus Buddhismus, Tantrismus und Yoga sollten in unserer „Seelsorge-Kybernetik“ auch enthalten sein. Eine psychologische Konstitution bildet sich auf mehreren Ebenen und muss dementsprechend auf mehreren Ebenen angesprochen, behandelt oder verändert werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 111 Wir werden in einem späteren Kapitel die 5 Ebenen, mit denen wir arbeiten, näher kennenlernen. Auf jeder dieser Ebenen gibt es Therapien und Wege. Diese müssen miteinander verbunden werden. Meistens agiert eine Therapie lediglich auf einer Ebene und erhebt dann einen Anspruch auf Allgemeinheit. In der traditionellen Chinesischen Medizin war es z.B. hingegen sehr bekannt, dass die gesamte Lebensführung eine Rolle spielt und eine Störung sich auf mehreren Ebenen fortsetzen kann. Es ist zwar auch hier das Ideal den entscheidenden Akupunkturpunkt zu finden, der die Energie freisetzt. Wenn aber der Klient weiterhin eine ungünstige Nahrung zu sich nimmt oder an einem ungünstigen Ort sein Bett aufgestellt hat, nützt auch der richtige Akupunkturpunkt nur sehr kurzfristig etwas. Der Schlüssel für die Veränderung unseres Trader-Verhaltens liegt letztendlich meist auf der Ebene des Inneren Kindes. Als Kind haben wir vieles gelernt und einiges ist begrenzend und ängstigend. Dieses müssen wir klären und loslassen können. Auf der körperlichen Ebene, dem Inneren Tier, haben diese negativen Erfahrungen der Kindheit eventuell zu Muskelverspannungen und Körperhaltungen geführt. Auch auf einer energetischen Ebene schlagen sich pessimistische Gedanken nieder. Hier sind also Unterstützungen durch Massage und Energiearbeit sehr angeraten. Auf der Ebene der Kognition, dem Inneren Akteur, brauchen wir Strategien und Pläne. Diese Ebene braucht also Anleitung zur Entwicklung der Persönlichkeit. Die Höhere Ebene braucht Ethik und Wertvorstellungen zur Orientierung in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang. Auf unserer Höchsten Ebene verlangt es uns nach spiritueller Orientierung und Erfahrung. Jede Ebene sollte bei einem Coaching beachtet werden. Jede Ebene braucht unterschiedliche Herangehensweisen. 9.3. Essenzielle Mentale Fähigkeiten Wir können einige innere Fähigkeiten identifizieren, die essenziell sind und von verschiedenen Menschen unterschiedlich gemeistert werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 112 Diese Fähigkeiten bilden die Grundlage für die Tools und Techniken, die in den folgenden Kapiteln vorgestellt werden. Mit diesen Techniken der modernen Psychologie oder Psycho-Kybernetik sollten Sie in der Lage sein in jeder TradingPhase eine optimale Einstellung zu haben. Die essenzielle menschliche Fähigkeit, von der die anderen Fähigkeiten ableitbar sind und damit letztendlich alle Techniken ist die sogenannte Awareness. Zu Awareness am Ende dieses Kapitels mehr. Welches sind nun die Essenziellen Mentalen Fähigkeiten? Es sind • Dissoziieren – Assoziieren • Chunking • Das Einnehmen von Meta-Positionen • Das Einnehmen einer 2. und 3.Position • Das Einnehmen von 2 Positionen gleichzeitig, bzw. das Ablehnen zweier Positionen gleichzeitig • Das Erschaffen von Qualia • Awareness (nicht-wertende Bewusstheit) 9.2.1. Dissoziieren – Assoziieren „Dissoziieren“ ist die Fähigkeit sich selbst neutral „von außen“, ohne Emotionen wahrzunehmen. Assoziieren ist die Fähigkeit sich von innen mit voller Identifikation des Körpers emotional wahrzunehmen. Zur besseren Erinnerung verbinde ich diese Fähigkeit mit dem Symbol des „Adler“. Dissoziieren und assoziieren ist die Fähigkeit des Adlers, Symbol einer psychischen Kraft. Die Fähigkeit sich selbst von außen zu betrachten oder zu beobachten, ist zweifellos grundlegend wichtig. Wer keinen Abstand zu sich selbst hat, kann sein Verhalten auch nicht der Situation anpassen oder das eigene Verhalten kritisch beleuchten und überdenken. Wenn wir uns die Menschheit anschauen, scheint diese Fähigkeit weniger angewendet zu werden, als es für uns wünschenswert wäre. Die meisten Mitmenschen sind völlig mit ihrer Rolle und dem, was ihnen andressiert wurde, identifiziert. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 113 Der Mensch, der sich von außen betrachten kann, kann über sich lachen. Viele unserer Verhalten sind nicht logisch oder rational und das Lachen über einen selbst und die Albernheiten, die man macht, zeigt, dass wir uns in eine Position begeben haben, aus der heraus wir das Verhalten verändern können. Aber es gibt auch das Extrem dieses sich außerhalb eines Selbst begeben. Menschen, die immer außerhalb ihrer selbst sind, werden unemotional und kalt wirken. Im Extremfall wird eine Dissoziative Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Menschen, die zu sehr dissoziiert sind, müssen lernen sich zu assoziieren. Assoziieren heißt: in sich drin sein, das Körpergefühl zu fühlen. Also: Wenn Sie Stress beim Trading haben: Dissoziieren Sie sich, betrachten Sie sich „von außen“. Was genau mache ich hier grade? Wie mache ich das? Wie könnte ich es anders besser machen? Und wenn Sie dann eine Lösung gefunden haben: Assoziieren Sie sich! Denn Sie müssen es ja mit Einsatzwillen und Mut durchführen. Dazu sollten Sie in sich ruhen und in ihrer Mitte sein. Das kann man nur assoziiert. Sie können also den Modus Ihrer Selbstwahrnehmung wechseln. Sie können sich von innen fühlen und von außen beobachten. Assoziiert – Dissoziiert. 9.2.2. Chunking „Chunking“ ist die Fähigkeit etwas als Teil einer größeren Menge zu begreifen und gleichzeitig als größere Menge von Teilen. Ich symbolisiere die Fähigkeit des „Chunking“ mit: „das Leibgericht“. Chunking ist die Fähigkeit einen Happen herauszubeißen und gleichzeitig zu wissen, was als Nachtisch kommt. Chunking kommt vom engl. „Chunk“. Ein Chunk ist ein Stück von etwas, ein Happen. Jeder Happen ist der Teil eines größeren Happens und beinhaltet selbst wiederum viele Krümel. Chunking ist eine Art Mengenlehre der Begriffe. Die Orientierung in unserer Begriffswelt ist wichtig. Es gibt Begrifflichkeiten, welche die Verbindung verloren haben können. Es gibt eine Matrix vom allgemeinsten und umfassendsten Begriff bis hinunter zu den kleinsten und detailliertesten. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 114 Was ist der allgemeinste Begriff? Das ist je nach Philosophie und Sichtweise: NICHTS oder ALLES. Es gibt drei Wege in der Chunking-Matrix: Induktion, Deduktion und Abduktion. Induktion heißt: Von einem Begriff ausgehend die Menge finden, von der dieser Begriff ein Teil ist. Also: Begriff „Holzlöffel“. Induktion: „Löffel“ und weiter „Besteck“ und noch weiter: „Haushaltsgegenstände“. Induktion kann auch als „Hoch-chunken“ bezeichnet werden, wenn man die metaphorische Orientierung „größerer Chunk gleich höher“ akzeptiert. Ich bin der Ansicht, dass „groß-chunken“ besser geeignet wäre, oder „weit-chunken“, das ist aber nicht so gebräuchlich und vertraut. Deduktion heißt: Von einem Begriff ausgehend Teilmengen finden. Also: „Holzlöffel“. Teilmenge ist „Holzfasern“. Eine andere Teilmenge wäre: „Griff“. Wir könnte auch teilen in „sauberer Holzlöffel“ und „schmutziger Holzlöffel“. Bei der Abduktion springen wir von einem Chunk zu einem analogen anderen. Diesen logischen Weg hat erstmals der Begründer der Semiotik, der amerikanische Philosoph Charles Sanders Peirce, formuliert. Metaphern bilden wir per Abduktion. Bei der Abduktion wird der „Holzlöffel“ zu einer „HolzlöffelFormation“ in der Chartanalyse oder der Darstellung von geographischen Inselformen. Wir machen natürlich fortwährend alles drei gleichzeitig. Wenn wir uns nach parallelen Chunks fragen, wie dem Gegenteil von etwas, gehen wir erst einen Chunk weiter (höher, größer) um dann neu zu deduzieren und zwar zu einem parallelen Begriff oder einem gegenteiligen. Also: Seien Sie sich bitte einmal ganz präzise gewahr, wie Sie sich in der Begriffsmatrix bewegen, um das Gegenteil von Trading-Erfolg zu bilden. Sie werden erst induzieren (hoch-chunken) zu dem Oberbegriff „Trading-Ergebnis“ und dann wieder deduzieren (hinunter-chunken) zu einem Begriff, der eine Art Trading-Ergebnis ist, aber nicht Erfolg. 9.2.3. Meta-Position Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 115 Ähnlich wie Chunking und auch ähnlich wie dissoziieren, aber anders und nicht zu verwechseln, ist das Einnehmen von Meta-Positionen. „Meta“ heißt soviel wie „darüber“. Wir befinden uns in einer Meta-Position oder in einem Meta-Zustand „darüber“. Die Fähigkeit des Meta symbolisiere ich gern mit dem „Magischen Zauberstab“. Der Prozess des Einnehmens der Meta-Haltung beginnt mit der Anwendung von Verben auf sich selbst. Von: „Ich mache“ zu: „Ich mache, dass ich mache!“ In der Meta-Haltung haben wir einen Hebel. Wir können eine Tätigkeit auf sich selbst anwenden und sie dadurch variieren und bestimmen. Wenn wir auf der höheren Ebene sind, können wir die Meta-Tätigkeit natürlich auch auf andere einfache Tätigkeiten anwenden. „Ich mache, dass ich sehe!“ „Ich mache, dass ich mich gut fühle!“ „Ich sehe, dass ich mache!“ Wir können auch in Meta-Postionen zu der Meta-Position und wiederum in eine Meta-Position zu dieser Meta-Sicht einer Meta-Sicht gehen und so weiter. Unsere Fähigkeit zur Abstrahierung ist indes begrenzt. Also Meta-Meta: „Ich mache das Sehen des Machens!“ „Ich sehe (erkenne), dass ich das Machen wahrnehme!“ Oder Meta 3: „Ich nehme wahr, dass ich das Machen des Tun mache!“ Also: Sie tun etwas. Das ist das Grundlevel. Dann: Sie machen, dass Sie das tun. Das ist das erste Meta-Level. Auf dieser Ebene, auf der Sie „das Tun machen“, verändern und variieren Sie Ihr Tun. Sie können dieses Machen des Tun wiederum machen. Sie können mal verändern mal alles belassen. Sie können das Verändern mal auf häufig stellen, mal auf selten. Das ist das „Meta-Level. Und dann können Sie sich wiederum bewusst machen und es wahrnehmen, dass Sie das Machen des Tun machen. Und nun entspannen Sie bitte vor dem Weiterlesen erst einmal die Gehirnwindungen. 9.2.4. Das Einnehmen einer 2. und 3.Position Im Kontakt mit anderen Menschen können wir die Fähigkeiten des Assoziieren und Dissoziieren wie auch das des In-Meta-gehen gut verwenden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 116 Wir können uns nicht nur außerhalb unserer selbst dissoziiert wahrnehmen, sondern uns auch in die Position eines anderen Menschen hinein versetzen. Wir nennen das 2.Position im Vergleich zur 1.Position, des assoziiert mit sich selbst identifiziert Seins. Was wäre eine 3.Position? Das ist eine neutrale beobachtende Position zu der 1. und 2.Position. Wir können etwas aus unserer subjektiven Sicht betrachten und aus der subjektiven Sicht einer anderen Person. Wir können auch beide gleichzeitig von einer 3.Position aus betrachten, sozusagen neutral oder objektiv. Diese Fähigkeit des Assoziierens der Awareness mit einem Gegenüber oder einem neutralen Beobachter nenne ich symbolisch: das Gespenst. Wie ein Gespenst schweben wir immateriell in andere Menschen und nehmen uns aus deren Augen wahr. Und wir können uns und unsere Mitmenschen auch aus den Augen eines neutralen Gespenstes wahrnehmen. 9.2.5. Das Einnehmen oder Ablehnen von 2 Positionen gleichzeitig Wenn wir etwas aus der 3.Position betrachten, nehmen wir gleichzeitig die 1. und die 2.Position ein. Wir verstehen unseren Standpunkt und auch den unseres Gegenübers. Nur so sind Friedensverhandlungen möglich. Dieses können wir aber auch mit zwei Wahrheiten in uns machen. Sie kennen das vielleicht aus den sog. Besinnungsaufsätzen in der Schule: These – Antithese – Synthese. Das alte Schema des Philosophen Hegel erzog so die Schüler zu der Flexibilität im Denken. Zwei in Opposition stehende Argumente können beide richtig sein, bzw. in einer Synthese können beide Sinn machen. Wir können auch gleichzeitig eine männliche und eine weibliche Seite in uns leben oder ausdrücken. Wir können gleichzeitig die Position der Besitzenden und der Besitzlosen einnehmen. Wir können gleichzeitig heimatverbunden sein und in die Ferne schweifen. Wir können gleichzeitig nach der technischen Analyse handeln und nach fundamentalen Daten. Wir können auch gleichzeitig zwei Standpunkte ablehnen. Während das „Sowohlals-auch“ des gleichzeitigen Einnehmens zweier Standpunkte unsere Welt voll macht, macht das gleichzeitige Ablehnen, das „Weder-noch“, die Weltkonstruktion leer und still. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 117 In den spirituellen Wegen, die den Weg der Leere gehen, wie der Zen-Buddhismus oder der Taoismus, wird das Weder-noch intensiv geübt. „Bewegt der Wind die Fahne oder die Fahne den Wind?“ „Weder noch, Wind und Fahne bewegen sich.“ Wir sind im Kausaldenken von Ursache und Wirkung groß geworden und sagen: „Was will der? Der Wind weht und deshalb bewegt sich die Fahne!“ Der Wedernoch-Standpunkt, der eine zeitliche Abfolge ablehnt und alles als Jetzt und gleichzeitig wahrnimmt, ist der modernen Physik von Relativitäts-, Quanten und Chaostheorie durchaus näher. Wenn wir auf ein Problem, das aus dem Konflikt zweier Standpunkte besteht, aus den Blickpunkten von „Sowohl-als-auch“ und „Weder-noch“ schauen, sieht es evtl. schon anders aus, und Lösungsmöglichkeiten lassen sich von diesen Positionen aus leichter finden. Eine sehr schöne Technik, die mit diesen Positionen arbeitet, ist das DiamondModell von Klaus Grochowiak, Leo Maier und Rudolf Kaehr. Literatur- und WebAngabe im Anhang18. Wir können die Mentale Grundfähigkeit des „Sowohl-als-auch und Weder-noch“ symbolisch als „Morgendämmerung“ bezeichnen. Alle Begriffe sind in diesem Zustand der Dämmerung: Sie könnten sowohl mit anderen Begriffen einen hellen Tag bilden, als auch ohne alle Verbindungen in die Nacht eingehen. 9.2.6. Das Erschaffen von Qualia Eine besondere Fähigkeit, die Grundfähigkeit des Bewusstseins überhaupt, ist das Erschaffen von Qualia. Da wir im übernächsten Kapitel mit dieser Fähigkeit näher umgehen, ersparen wir uns hier weitere Erklärungen. Nur soviel: Wir sind offensichtlich in der Lage aus einem digitalen Datenstrom, wie ihn die von den Sinneszellen kommenden Nervenbahnen liefern, Sinnesrepräsentationen zu schaffen, die Qualitäten der Farbe, des Klangs, des Gefühls usw. besitzen. Es ist eine subjektive Wahrnehmung entstanden, die ein Gefühl von „Das ist meine Welt“ hervorbringt. Diese Wahrnehmung ist projiziert auf einen (immateriellen) Bildschirm oder Klangschirm oder Gefühlsschirm. Die Welt (und wir in dieser, die diese Welt erschaffen) ist eine virtuelle Welt in unserer Neurologie. Das ist erschreckend („Gibt es mich? Gibt es die Welt?“) und Hoffnung erzeugend. Denn die selbsterschaffene Welt kann ich selbst verändern. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 118 Nur sehr radikale Philosophen, die sog. Solipsisten, würden behaupten wollen, dass es keine realen Welt gäbe und nur die virtuelle. Die Erkenntnis, dass die Welt, wie wir sie sehen, eine virtuelle Welt im eigenen Kopf ist, hat besonders durch die Forschungen der chilenischen Biologen Maturana und Varela viel Nahrung erhalten. Maturana und Varela hatten festgestellt, dass alle Tiere nicht mit der Umwelt sondern nur mit sich selbst interagieren und Störungen (Perturbationen), welche durch die strukturelle Kopplung mit der Außenwelt entstanden sind, ausgleichen oder sich denen anpassen. „Strukturelle Kopplung“ ist der Schlüsselbegriff. Es gibt eine Außenwelt. Wir können nicht viel über diese aussagen, da wir uns nur mit uns selbst beschäftigen (können). Aber die Außenwelt ist es, die unsere physiologischen Bedürfnisse befriedigen kann. Und nur so können wir unseren Auftrag erfüllen: Überleben und Vermehren. Das Symbol für die Fähigkeit Qualia zu bilden: „der Sternenstrahl“, das Licht das von den Sternen kommt. 9.2.7. Awareness Das englische Wort „Awareness“ wird im Deutschen mit Gewahrsam, Achtsamkeit, Bewusstheit oder Wachsamkeit übersetzt. Da alle deutschen Worte eine unpassende Nebenbedeutung oder Unschärfe haben und sich im internationalen Sprachgebrauch der spirituellen Richtungen, die Awareness in den Mittelpunkt ihrer Praxis stellen, das Wort „Awareness“ durchgesetzt hat, will ich es auch vornehmlich benutzen. Wir tun und machen und sind uns gleichzeitig der Tätigkeit und der Bewegung gewahr. Wir können uns jedenfalls gewahr sein. Diese Awareness beinhaltet im besten Fall alle der vorhergegangenen essenziellen Fähigkeiten. Während Sie also so sitzen, sind Sie sich gleichzeitig bewusst, dass Sie Wahrnehmung erschaffen, mehrere Standpunkte gleichzeitig einnehmen oder ablehnen, sich selbst aus mehreren Positionen betrachten, sich selbst aus einer Meta-Position betrachten, sich selbst als Teil einer größeren Menge sehen und Teilmengen von Ihnen ebenso und gleichzeitig und wechselnd assoziieren und dissoziieren. Alles das ist Awareness und alles zusammen ist ein Ur-Zustand der Bewusstheit. Dieser ist ein anderer Zustand als der des urteilenden und vergleichenden und Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 119 bewertenden Denkens. Von diesem müssen Sie dissoziieren können. Wer sich mit seinen Gedanken identifiziert, sitzt in der Falle. Gedanken sind beliebig. Gedanken haben aber Macht über uns. Sie kreisen wie Bandschleifen in uns und hypnotisieren uns, dass wir auf eine bestimmte Art und Weise zu sein haben. Wir können uns per Awareness von diesen trennen und eine Wahrnehmungsposition finden, aus der heraus wir negative Gedanken so verändern können, dass wir uns selbst die maximale Unterstützung geben. Awareness hat eine lange Tradition in den Philosophien Asiens. Meditation ist eine Übung in Awareness. Den Gedanken wird das Futter entzogen. Die Klöster und Ashrams des Ostens sind gleichzeitig die therapeutischen Einrichtungen dieser Kulturkreise. Psychologische Interventionen sollten also vor allem die Awareness fördern und herstellen. Das in uns, was uns hindert, ist etwas, was wir durch Bewusstheit loslassen können. Eine moderne Psychologie sollte eine Verbindung aus moderner Neurowissenschaft mit alter östlicher Awareness-Weisheit sein. Es gibt natürlich auch in den westlichen Traditionen Awareness-Übungen. Die Erbauer der Kathedralen sahen die architektonische und handwerkliche Meistleistung auch als Awareness-Übung. Gerade in Deutschland ist die Präzision und Bewusstheit der Handwerker und Facharbeiter ja legendär. Awareness kennen Sie also sehr wohl vom Machen und Tun. Es ist eine Art Konzentration, bei der Ihre Aufmerksamkeit auf nicht anderes gerichtet ist als auf das, was Sie gerade tun, ohne sich dabei extra anzustrengen. Es ist eine umfassende Wahrnehmung, die gleichzeitig fokussiert und grenzenlos ist. Für Awareness wäre „ein Stern“ oder „eine Lampe“ ein geeignetes Symbol. Wir können die 7 Essenziellen Fähigkeiten in einer (täglichen) Meditation mit einem Gedicht oder Gebet wie das Folgende achten: „Ich bin der Stern und mir meiner selbst und der gesamten Existenz und NichtExistenz bewusst, ich bin der Sternenstrahl und erschaffe Farben, Töne, Gefühle, Gerüche, Geschmäcker und Strukturen, Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 120 ich bin die Morgendämmerung und sowohl „Ich“ als auch alles andere und weder dieses noch jenes, ich bin das Gespenst und nehme mich aus mir, aus dir und aus ihnen und jenen wahr, ich bin der magische Zauberstab und mache, was ich mache, dass ich mache, ich bin das Leibgericht und Teil eines Größeren und habe das Größere in mir, ich bin der Adler und schwebe in mir und schwebe außer mir und schwebe zu den Sternen.“ Börsentrading ist hervorragendes Awareness-Training! Sie erschaffen die Börsenkurse! Machen Sie das eher per Bild oder per Ton oder per Gefühl? Wenn Ihnen die Kurse stinken, haben Sie den 4.Weg gewählt. Und dann nehmen Sie die Adler-Position ein und schweben in die Höhe, so dass Sie sich von oben betrachten und mit scharfem Adlerblick feststellen, ob das, was Sie machen, erfolgsorientiert und potenziell gewinnbringend ist. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 121 10. Parts-Integration 10.1. Parts 10.2. Parts Integration 10.3. Ablauf Visual Squash 10.1. Parts Eines der wesentlichen Tools, das wir zur effektiven Veränderung einsetzen, ist die sog. „Parts-Integration“. Diese Technik ist aus der Gestalttherapie entlehnt. Die Gestalttherapie nach Fritz Perls war einer der Renner in der Humanistischen Psychologie, die vor allem in den 60er und 70er Jahren en vogue war. Gestalttherapie arbeitet meist mit zwei Stühlen, in denen der Klient sich selbst und eine andere Person oder zwei Seiten seiner Persönlichkeit platzieren kann. Bekannt ist auch die Geschichte der Arbeit mit einem Traum, in der Fritz Perls die Klientin nach der Beschreibung auffordert ein nebensächlich erscheinendes Detail der Traumbeschreibung zu sein und vorzustellen: Ein altes Schild auf dem Grund eines Teiches. In der Gestalttherapie wurden Parts oder Teile der Persönlichkeit gerne dargestellt und mit Leben erfüllt, so dass die Kommunikation mit diesen hergestellt werden konnte. Auch die Außenwelt beinhaltet diese Teile und ist gewissermaßen ein Spiegelbild der Innenwelt. Gestalttherapeutisch würde man also den Breakout-Trader, der von „False Breakouts“ genervt ist, auffordern, einmal ein False-Breakout zu sein. „Wie ist es als False Breakout? Was möchtest du mitteilen? Was möchtet du gerne tun?“ Ebenso könnten wir eine nicht geschlossene Verlustposition sein. Sie ist ja ein Teil von uns, den wir nach außen platziert haben. „Verlustposition, seit 1987 long im Nikkei-Index, wie geht es dir? Wie können wir dir helfen?“ „Holt mich hier raus! Gebt mir ein Messer fürs Harakiri!“, könnte sie sagen. Gestalttherapie arbeitet also ganz besonders mit diesen „Parts“. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 122 Das Verfahren wurde im NLP in verschiedener Art und Weise aufgenommen und entwickelt. Leicht unterschiedliche Verfahren sind unter den Namen „Visual Squash“, „Verhandlungs-Reframe“ oder „Parts Integration“ bekannt. Die zentrale Intervention aller drei Ansätze ist das Trennen des Verhaltens eines Teils von seiner Absicht. Diese Absicht intendiert immer das Überleben und/oder Vermehren des „Wirtskörpers“. Bei der Parts Integration kommt hinzu, dass diese Absichten hoch-gechunkt werden, so dass beide Seiten sich als Abkömmlinge ein und derselben größeren Absicht begreifen können. 10.2. Parts Integration Eine Parts-Integration kommt praktisch bei jedem Coaching vor. Es gibt immer einen Teil, der vorankommen will, und einen Teil, der das verhindert. Wenn dem nicht so wäre, würde der Klient oder „Coachee“ schon da sein, wo er hinwollte, und bräuchte keinen Coach. Zu beachten ist, dass der blockierende Teil nicht „schlecht“ oder „faul“ ist, sondern meisten seinen guten Grund hat und gerade diesen als Unterstützer zu gewinnen letztendlich den Erfolg ermöglicht. Wir wollen bei dieser Vorgehensweise erst einmal die beiden an dem Konflikt beteiligten Parts identifizieren und symbolisch darstellen. Wir können das am besten mittels der beiden Hände machen. Nehmen wir an, es besteht ein Konflikt zwischen einer Seite, welche die Verlustposition schließen will, und einer Seite, die den Trade weiter durchhalten will. Aufhören oder Weitermachen ist ja ein Thema in allen Lebensbereichen. Sie können, wie bei allen Beispielen hier, die Termina aus dem Trading einfach mit denen aus dem anderen Lebensbereich ersetzen. „Ich möchte Sie bitten die beiden Hände mit den Handflächen nach oben auf die Oberschenkel zu platzieren. Bitte lassen Sie diese sich nicht eher berühren, als ich es sage.“ Die beiden Hände können natürlich auch auf dem Tisch platziert werden. Es können auch zwei Kissen oder Stühle genommen werden, auf denen die beiden beteiligten Teile mit dem gesamten Körper dargestellt werden. Es können auch Puppen oder Figuren genommen werden. Da die Methode mit den Händen sich aber gut mit dem Herstellen der Armkatalepsie aus der Hypnosetherapie verbinden Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 123 lässt und über Fingersignale ein fantastischer Zugang zur Innenwelt hergestellt werden kann, würde ich dieses Verfahren auf jeden Fall bevorzugen. „Auf welcher Hand möchte sich denn der Teil zeigen, der den Trade schließen möchte?“ „Rechts“ „Und links dann den Teil, der ihn weiter durchhalten will?" „Ja“. Im tatsächliche Setting achten wir besonders auf unwillkürliche Körpersignale. Die betreffenden Hände werden sich schon vor der verbalen Antwort gemeldet haben. „In welcher symbolischen Form mag sich denn der Teil auf der linken Hand, der Teil, der fürs Weitermachen ist, zeigen?“ „Hmm, er ist ein Traktor! Ein roter Traktor.“ „Und auf der rechten Hand?“ „Der Teil ist ein grüner Schützenpanzer!“ „Der Teil, der den Trade schließen will?“ „Ja, er will ihn abschießen!“ „Oh, gut. Hat er einen Namen? Wie könnten wir ihn nennen und ansprechen?“ „Das ist Schütze!“ „Und der andere, wie heißt der?“ „Der heißt.....Trecker!“ „O.K., Schütze und Trecker.“ So wurden innere Teile nach oben geholt. Alle Teile haben Lust sich zu zeigen und wenn man ihnen Chance gibt, kommen sie gerne hervor. Wenn sie indes den Eindruck haben, dass sie einfach nur herausoperiert werden sollen, werden sie sich sperren. Das Ziel der Parts Integration ist das Verstehen und Annehmen aller Teile und die Integration. In der Praxis werden wir feststellen, dass vor allem die als böse und sabotierend angesehenen Teile wertvolle Kräfte haben und unbedingt akzeptiert werden müssen. Voraussetzung ist die Bereitschaft zu spielen und mit der Innenwelt in Kontakt zu treten. Ein Klient, der die Existenz innerer Teile ignoriert und die Kontaktaufnahme Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 124 abblockt , könnte erst einmal eine Integration des Wachbewusstseins mit dem Unterbewusstsein machen. Die Existenz eines Unterbewusstseins kann z.B. über Erfahrungen beim Autofahren eingeführt werden. Autofahren ist eine gerade in Deutschland beliebte kollektive Übung mit dem Unterbewusstsein. Wir können wachbewusst nur 7 plus oder minus 2, also 5 bis 9, Vorgänge gleichzeitig verarbeiten. Beim Autofahren braucht man mehr parallele Kanäle und muss daher einiges unterbewusst durchführen. Nach einiger Zeit werden wir fast alles unterbewusst durchführen. Das ist bei allem Erlernten so. Als nächstes wollen wir die Kommunikation mit diesen Teilen herstellen. Diese sollen sich mitteilen können. „Also, Teil auf der rechten Hand, Schütze, wenn du mal direkt zu uns sprechen magst und der Klient stellt dir seine Stimmbänder zur Verfügung, was würdest du gerne mitteilen?“ Dann lassen wir diesen Teil mal erzählen und zwar soll er in der „Ich-Form“ reden. „Ach dieser Trade ist doch wieder sinnlos. Wir sollten ihn sofort schließen. Der Markt wird weiter gegen uns laufen und ich will jetzt endlich neu orientieren! Das nervt mich alles!“ Dann dasselbe mit dem anderen Teil: „Also, Teil auf der linken Hand, Trecker, was magst du uns erzählen. Wie geht es dir?“ „Es ist jetzt eh etwas spät zum Schließen. Wir müssen hoffen, dass der Markt dreht. Ein wenig Hoffnung ist ja noch. Das Ausgangsszenario ist eigentlich erst beim Schneiden des 23-Tage-Durchschnitts kaputt. Ich bin zwar auch unglücklich über die Lage, würde aber noch nicht aufgeben!“ Dann mögen die Teile über ihre Beziehung zu dem anderen Teil erzählen. Da beide im Konflikt sind, sollte das auch offenbar werden. Die Teile können dann so richtig mal übereinander schimpfen. Es kommt auch vor, dass diese Teile sich Ihres Pendants gar nicht bewusst sind. Oder ein Teil hat den anderen völlig unterdrückt und der erkennt diesen evtl. jetzt zum ersten Mal. „Also, Trecker, was denkst du über Schütze?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 125 „Schütze ist zu ungeduldig. Er setzt enge Stopps und die werden dann überlaufen und dann gerät er in Panik. Wir bräuchten mal einen besseren Plan. Ich weiß nicht, ob der fürs Trading geeignet ist.“ „Schütze, hast du das gehört? Was sagst du dazu? Was hältst du von Trecker?“ „Trecker würde doch auch beim Mega-Crash nicht rausgehen und warten, bis alles weg ist. Er ist zu träge. Börse ist doch was für schnelle Menschen!“ Den Kontakt herzustellen ist wichtig. Besser erst einmal ein ehrlicher, ablehnender als keiner! Dann kommt ein wichtiger Schritt: Verhalten des Teils und Intention trennen. Der Part macht evtl. etwas, das wie eine Sabotage aussieht, sich so anhört und auch so anfühlt. Er meint es aber nicht als Sabotage, sondern er sorgt vielmehr für ein Bedürfnis. „Frage also an dich, Trecker, was ist die positive Intention, die du für das Leben von diesem Klienten hast? Was ist dir wichtig, dass er (sie) bekommt? Wofür sorgst du?“ „Und auch an dich, Schütze. Was ist deine Absicht, deine Intention? Was tust du für den Klienten?“ Trecker sagt: „Chance erhalten.“ Schütze sagt: „Befreiung.“ „Also, Schütze, du willst also aus dem Trade raus, um wieder frei zu sein?“ „Ja, genau. Diese Anspannung ist unerträglich.“ „Und du, Trecker, willst noch drin bleiben, um die Chance zu erhalten?“ „Ja, es ist noch nicht alles verloren.“ Alls nächstes werden wir die jeweilige Intention „hoch-chunken“. Wir werden den Wert finden, der höher ist. Letztendlich wollen wir bei beiden Seiten einen identischen Höchsten Wert feststellen. Am Anfang sieht es bisweilen nicht so aus, als ob zwei Seiten eins Konflikts irgendetwas gemeinsam haben könnten. Es ist aber immer so, dass es einen gemeinsamen Höchsten Wert gibt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 126 In Kapitel 9 haben wir bereits dargestellt, dass Chunking eine der Essenziellen Fähigkeiten des Mentalen Apparates ist. Bei der Induktion, dem Hoch-Chunken, suchen wir nach der Größeren Menge, dem übergeordneten Prinzip. Wir tun das durch Fragen wie: „Und wofür ist XYZ wichtig? Und was ist es, das XYZ dir gibt? Und was ist wichtiger als XYZ? Und für welches XYZ ist dieses ein Beispiel?“ Also: „Trecker, wofür ist ‚Chance erhalten’ wichtig, was gibt Klient das?“ „Er bleibt glücklich.“ „Glück ist also wichtig?“ „Ja, klar.“ „Und wofür ist Glück wichtig?“ „Wenn man glücklich ist, lebt man sein Leben.“ „Sein Leben leben ist also wichtiger? Was ist wichtiger als das?“ „Hmm, fällt mir nichts ein.“ „Gut. Dann zu Schütze. Wofür ist Befreiung wichtig?“ „Befreiung. Befreiung ist wichtig für: Den eigenen Weg gehen.“ „Eigener Weg gehen. O.K. Und was ist wichtiger als das? Oder ist das so etwas wie: Leben leben?“ „Genau.“ „Also ist dein Höchster Wert der gleiche wie der von Trecker?“ „Sieht so aus.“ „Und Trecker, ist das nicht toll?“ „Ja, irre.“ Es geht hier nicht darum, ob es strategisch angesagt ist, den Trade zu schließen oder nicht. Es geht erst einmal darum, den Konflikt zu klären. Denn die Energie und Wachsamkeit, die gebraucht wird für die Entscheidung betreffs des Trades, geht drauf für das Innere Gespräch und den Streit. Wenn der ausgeräumt ist, kann eine logische und rationale Entscheidung gefunden werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 127 „Wenn ihr also den gleichen Höchsten Wert verfolgt, das Leben zu leben, dann müsste es doch möglich sein zu kooperieren und eine gemeinsame Lösung zu finden.“ „Ja, natürlich!“ „Ja, warum nicht?“ „Es müsste möglich sein durch Verhandlung einen Weg zu finden. Trecker, was schlägst du vor?“ „Ich würde die Chance ja gern erhalten. Ich wäre bereit einen Stopp zu berechnen an einer Kursstelle, an der das Setup, das zu dem Trade geführt hat, absolut gestorben ist.“ „O.K., ich der Schütze, wäre schon bereit noch ein wenig Zeit zu geben, wenn sicher ist, dass der neue Stopp eingehalten wird und dieser Stress aufhört.“ „Gut, dann los. Lasst uns die Sache noch einmal genau anschauen und berechnen!“ Es ist im vollständigen Ablauf der Part-Integration dann sehr schön noch die beiden Hände zusammenzuführen, um die Integration rituell zu verstärken. Dieses Zusammenbringen ist besonders stark, wenn beide Arme und Hände kataleptisch sind und das Wachbewusstsein nicht dazu beiträgt und beitragen kann, die Hände zu bewegen. Katalepsie ist eine Technik aus der Hypnose, bei die bewusste Kontrolle über einzelne Körperteile unterbrochen wird und dem Unterbewusstsein übertragen wird. Dazu bedarf es aber der gekonnten Anleitung eines Hypnose-Therapeuten. Es geht also auch ohne dem. „Wenn nun also diese beiden Seiten, Schütze und Trecker von nun an bereit sind, zusammenzuarbeiten und eine Kooperation zu bilden, mögen die beiden Hände sich nun aufeinander zu bewegen und wenn die Handflächen zusammenkommen, mag ein größerer Teil aus den beiden entstehen, mit dem Sie in der Lage sind, beide Aufgaben gut durchzuführen und die gemeinsamen Werte zu verwirklichen.....und das Leben leben!“ Oder so ähnlich. Erfahrungsgemäß ist dieses Ritual des Zusammenlegens der Hände eine starke Erfahrung und ein guter Überzeuger. Innere Konflikte können erheblich blockieren und Energie auf sich ziehen. Die Integration zweier innerer Teile ist eine befreiende Erfahrung. Zu erwähnen wäre, dass diese Integration sich normalerweise in 40 Minuten durchführen lässt. Es kann aber auch vorkommen, dass eine oder beide Seiten erst eine der Interventionen der nächsten Kapitel erfahren müssen, um kooperativ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 128 werden zu können. Wenn ein Teil traumatisiert ist, sollte erst per Karma-Line die emotionale Energie entspannt werden. Letztendlich wird es ein Modell aus Parts in uns geben. Der spirituell orientierte, der die Ganzheit und Einheit mit dem Ganzen sucht, könnte über einen Zeitraum alle diese Parts identifizieren und integrieren. Sie treffen immer in Paaren auf. Sie sind letztendlich immer Teile eines Ganzen und haben sich auf dem Weg der Durchführung eines Höheren Wertes aufgeteilt. In Ihren Strategien zur Durchführung des Wertes kann es vorkommen, dass sie notwendigerweise gegeneinander agieren. Es ist nun wichtig sie zu erinnern, dass der Kampf nichts bringt und ein „sowohl als auch“ hilfreich und immer möglich ist. In Kapitel 20 bei der Darstellung eines Falls zum Thema „Blockade“ werden wir die Technik der Parts Integration noch einmal erleben. 10.3. Ablauf Visual Squash Hier einmal als Übersicht der gesammelte Ablauf des „Visual Squash“, wie er von Richard Bandler und John Grinder, den Begründern des NLP, entwickelt wurde. Die Parts Integration unterscheidet sich nur in einer kleinen aber wesentlichen Stelle. Der Wert wird zu einem gemeinsamen größten Wert „hoch-gechunkt“. Der Visual Squash Anleitung für den Coach. 1. Erfragen und benennen Sie die beiden Teile, die sich miteinander im Konflikt befinden. 2. Bilden Sie eine volle Mentale Repräsentation für jeden Teil. Erlauben Sie, dass sich für jeden Teil eine volle Repräsentation (Bild, Klang, Gefühl) entfaltet, so dass es für den Klienten real ist. Lassen Sie dann den Klienten jeden dieser Teile in einer seiner Hände platzieren und lassen Sie ihn sie im Detail beschreiben (mit Qualitäten). 3. Erfragen Sie die Positive Absicht für beide Teile! Sprechen Sie die Teile duzend an! Das Unterbewusstsein entspricht weitgehend dem Inneren Kind und ist es evtl. nicht gewohnt gesiezt zu werden! „Bist du dir über die positive Absicht, die Du in .... Leben, durch dieses Verhalten erfüllst, bewusst?" Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 129 Seien Sie sicher, dass die jeweiligen Teile antworten und nicht der Klient (dass der Klient z.B. in der dritten Person redet etc.). Versichern Sie sich, dass Sie als Coach die Sprache benutzen, die von dem Teil benutzt worden ist. 4. Regen Sie gegenseitige Bewusstheit an! Errichten Sie für beide Teile eine Aufmerksamkeit füreinander und ihre Beziehung zueinander. „Bist Du Dir über den Teil in der anderen Hand bewusst? Hast Du diesen Teil schon einmal getroffen? Bist Du Dir bewusst, was die positive Absicht dieses anderen Teils ist?" 5. Erfragen Sie den gegenseitigen Wert! Erfragen Sie Wert und/oder Nützlichkeit für die Qualitäten des anderen Teils, und dass sie den jeweils anderen Teil unterstützen können, seine positive Absicht vielleicht besser und einfacher zu erfüllen. „Bist Du Dir bewusst, dass es sehr nützlich sein könnte und dich in Deiner positiven Absicht unterstützen kann, zu jenen Fähigkeiten Zugang zu haben?" 6. Schlagen Sie eine Partnerschaft vor! Mit all der Information die Sie bis jetzt gesammelt haben, können Sie jedem Teil getrennt eine neue Partnerschaft vorschlagen. Machen Sie ihnen den Vorschlag, dass dadurch, dass sie ihre Qualitäten teilen, zugleich Zugang zu jenen Qualitäten haben, die sie bewundern, respektieren oder mögen. Arbeiten Sie mit jedem Teil getrennt bis alle Einwände beseitigt sind und beide bereit sind und übereinstimmen, dass es eine gute Idee ist, zusammenzuarbeiten und sie bereit sind, sich gegenseitig zu helfen und sich zu unterstützen ihre positiven Absichten zu erfüllen. 7. Geben Sie Suggestionen, damit sich die Hände treffen! Wenn beide Teile übereinstimmen, dass eine Partnerschaft wünschenswert ist, bitten Sie das Unterbewusstsein nun zu übernehmen. Es möge verursachen, dass diese Teile in ihre einzigartigen Energien transformiert werden können und diese Energien anfangen sich zueinander zu bewegen. "... und spüre, wie diese Energien jetzt in deinen Händen erwachen und diese Teile anfangen zusammenzukommen, so wie zwei Magnete sich anziehen...." 8. Beenden Sie den Squash! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 130 Suggerieren Sie, dass die Hände sich heben und sich treffen werden, Fingerspitze an Fingerspitze und Handfläche zu Handfläche. Setzen Sie diese Suggestionen fort. 9. Bringen Sie die Hände auf den Körper zurück! Versichern Sie sich, dass nach dem Squash die Hände auf den Körper zurückkommen und willkommen geheißen werden. Abschließende Bemerkungen: Kann man auch mit mehreren Parts arbeiten? Ja natürlich, man kann eine PartsKonferenz veranstalten. Auf dieser kann jeder Part seine Interessen anmelden und mit den anderen verhandeln. Es ist aber festzuhalten, dass wir in unserer Denkart digital veranlagt sind und immer zwei Seiten einer Medaille brauchen, um überhaupt etwas wahrzunehmen. So wie die Lebewesen in der Arche Noah kommen auch die inneren Lebewesen in Paaren. Leider vermehren sie sich dann auch leichter und wir sollten immer mal wieder inneren Hausputz betreiben, um die Ganzheit unserer Innenwelt nicht zu verlieren. Extreme Fälle von Parts sind in der Pathologie der Psyche immerhin auch bekannt, wie die Multiple Persönlichkeit. Wir werden in Kapitel 14 die 5 Inneren Ebenen näher betrachten. Innere Konflikte können innerhalb einer Ebene und zwischen Ebenen auftreten. Letztendlich wollen aber alle Parts oder Teile das Beste für ihren Wirt, ihren Menschen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 131 11. Mentale Repräsentation 11.1. Was sind Mentale Repräsentationen? 11.1.1. Qualitäten einer Mentalen Repräsentation 11.2. Innere Strategien als Abfolgen von Mentalen Repräsentationen 11.3. 19 Sinne 11.3.1. Das Morph-Feld 11.4. 5 Sinne 11.5. Die Mentale Repräsentation des Marktes und des Selbst als Trader Wie denken wir, bewusst und unbewusst? Wie können wir dieses Denken über die Struktur des Denkens ändern? Wenn wir Informationen verarbeiten, also „denken“, geschieht das schnell und ohne dass wir uns darüber groß Gedanken machen. Wir können aber den Taschenlampenstrahl unserer bewussten Wahrnehmung auf das Denken selbst richten und den genaueren Ablauf beobachten. Bei ganz genauer Beobachtung werden wir feststellen, dass wir in Mentalen Repräsentationen denken. 11.1. Was sind Mentale Repräsentationen? Es sind durch Sinnesinhalte gebildete symbolische Darstellungen. Eine Mentale Repräsentation besteht aus Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Visuell, auditiv, somato-sensorisch, olfaktorisch, gustatorisch. Sinn Auge Ohr Fühlen Riechen Schmecken Sinnesorgan Auge Ohr Haut u.a. Nase Zunge, Gaumen Lateinisches Adverb visuell auditiv somato-sensorisch olfaktorisch gustatorisch Denken: Wir assoziieren eine Ansammlung von Sinneseindrücken, die wir in einer multimedialen Darstellung organisieren. Wenn Sie „Erfolg“ denken, können Sie das nur, indem Sie eine Assoziation auf allen Sinnen bilden, eine Mentale Repräsentation. Das kann ein Bild sein, wie Sie jubeln, oder jemand anderes jubelt. Sie hören den Applaus, fühlen sich gut, riechen und schmecken evtl. etwas. Diese Repräsentation bewirkt eine bestimmte Motorik. Sie ermöglicht Ihnen etwas zu tun, zu handeln oder etwas zu sagen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 132 Die Repräsentation bewirkt auch einen bestimmten emotionalen Zustand. Die Repräsentation von Erfolg wird einen Zustand von „Stolz“ oder „Freude“ hervorrufen. Die Dreiheit Wahrnehmung – Motorik – Emotion ist es, womit wir mit der Welt in Kontakt sind, innen und außen. Eine philosophische Frage, die sich ergibt, wäre, ob nicht alles Mentale Repräsentation ist. Besteht ein Unterschied zwischen der Innenwelt und der Außenwelt? Denn das, was wir als Außenwelt wahrnehmen, ist ja auch nichts weiter als ein Modell, welches wir aus Eindrücken die unsere Sinnesorgane übermittelt haben, in unserer Neurologie gebildet haben. Es gibt auch keine Farbe „Grün“ in der Außenwelt. Es gibt sie nur in unseren Köpfen. Wir haben sie mit einer bestimmten Frequenz des elektromagnetischen Spektrums verbunden. Es ist eines der größten Rätsel der Wissenschaft, wie genau wir auf diese Qualitäten gekommen sind und wie es kommt, dass wir alle Rot sehen. Nun ja, alle nicht (z.B. die mit der Rot-Grün-Schwäche nicht, oder Synergetiker, die verbinden mit der Farbe evtl. eine Tonhöhe), und auch genau das weckte das Interesse der Neurowissenschaftler. Sie werden sagen: „Klar sind Außenwelt und Innenwelt unterschiedlich. Der Wespenstich von außen ist schmerzhaft, der vorgestellte innen nicht.“ Wir werden aber feststellen, dass wir diese Schmerzempfindung bestimmen. Wir können es so einstellen, dass der vorgestellte Stich schmerzt und der äußere wenig oder gar nicht. Der Schmerz ist eine Kreation unserer Neurologie. Er ist auch sinnvoll, denn er warnt uns vor realen Gefahren der Außenwelt. Wir können ihn aber verstärken und vermindern und ausschalten. Je mehr man sich mit diesen Fragen beschäftigt, desto verwirrender wird unsere Welt. Wir überlassen diese Verwirrung den Neurowissenschaftlern und den Philosophen. Als Trader brauchen wir nur zu wissen, dass wir in Mentalen Repräsentationen Informationen verarbeiten und uns der Art unserer Verarbeitung bewusst werden können und auch sollten. Denn wir können per Mentaler Repräsentation unser Denken verändern. Das ist eines der machtvollsten psychologischen Instrumente, welches wir kennen. 11.1.1. Qualitäten einer Mentalen Repräsentation Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 133 Die Mentalen Repräsentationen bestehen aus Qualitäten. Im Englischen werden diese „Qualia“ genannt. Da die wissenschaftliche Diskussion19 heutzutage in Englisch geführt wird und die Diskussion über den Charakter der Qualia eine der aufregendsten ist, sollten Sie wissen, dass die korrekte Bezeichnung ‚Qualia’ ist. Das hört sich indes im Deutschen etwas „gequält“ an und ich benutze daher lieber „Qualität“. Es gibt zwei Arten von Qualitäten: phänomenologische und strukturelle. Phänomenologisch ist „Rot“, strukturell ist „Hell oder dunkel“. Inhalt und Struktur. Dazu mehr in Kapitel 12. Denn wir können mittels der Qualitäten die Mentalen Repräsentationen entscheidend verändern. 11.2. Innere Strategien als Abfolgen von Mentalen Repräsentationen Wir denken also in Mentalen Repräsentationen. Genauer gesagt: In Abfolgen und Schachtelungen derselben. Wenn Sie also mal erinnern: Wie war die gedankliche Abfolge bei der Entscheidung zu dem Thema „Kleidungswahl“ heute morgen: „Was ziehe ich heute an?“ Es kann sein, dass Sie das eher visuell auswählen oder eher somato-sensorisch oder auch auditiv. Und wenn das Wäschewaschen länger her war, kann es auch sein, dass eine olfaktorische Wahl angesagt ist. Der eher visuell orientierte Mensch wird sich mehrere Möglichkeiten bildlich vorgestellt haben und diese mit einem Idealbild für den betreffenden Tag oder dem zu erwartenden Kontext verglichen haben. Die Kleidung mit der größten Nähe zum Idealbild wird ein positives Gefühl hervorgerufen haben, so dass diese Kleidung gewählt wurde. Wie gesagt: Das, was Sie vor dem Kleiderschrank machen, läuft größten Teils automatisiert und unterbewusst ab. Machen Sie sich aber jetzt bewusst, dass Sie das, was Sie sehen, mit etwas vergleichen, was Sie sich vorstellen, so dass Sie entscheiden können. Der Gefühlsmensch wird nicht so sehr an dem zu erwartenden Kontext orientiert sein und nicht so sehr ein Idealbild des Aussehens in diesem haben. Das Kriterium für den Gefühlsmenschen ist eher „Bequemlichkeit“. Sie werden als Gefühlsmensch die erinnerte Vorstellung von Bequemlichkeit vergleichen und auf die Wetterlage und die zu erwartende Aktivität abstimmen und dann das wählen, was sich am besten anfühlt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 134 Der auditiv orientierte Mensch wird evtl. bei jedem Kleidungsstück einen inneren Satz hören oder eine Musik. Oder sie oder er wird visuelle und gefühlte Eindrücke vergleichen und mit einem Satz kommentieren und letztendlich an Kriterien der Tonalität und des Sounds entscheiden. Die Abfolgen und Strategien zur Entscheidung können also individuell unterschiedlich sein. Bestimmte Mentale Repräsentationen bilden Orientierungspunkte. Diese können Werte sein oder Kriterien, nach denen wir bewerten. Während unsere Entscheidungen in der Kindheit meist spontan und chaotisch sind oder sehr lange dauern, können wir sie später unterbewusst durchführen, da wir unterbewusste Orientierungen erlernt und abgespeichert haben. Im ersten Lebensjahr erlernen wir ein Modell des Bewegens und Stehens in dieser Welt. So brauchen wir uns über unseren Stand nicht weitere Gedanken zu machen. Als wir dieses Stehen erlernt hatten, mussten wir es bewusst tun. Dann haben wir das, was sich am besten anfühlte, abgespeichert und auf automatisch gestellt. Wenn wir später Rückenschmerzen bekommen und zu einem Therapeuten oder Arzt gehen, kann es sein, dass dieser unsere Haltung bemängelt oder darauf hinweist, dass diese Rückenprobleme verursachen muss. Dann möchte dieser hilfreiche Mensch uns unser vor vielen Jahren erlerntes und erprobtes Modell der Körperhaltung bewusst machen. So können wir es dann ändern. Das ist natürlich sehr schwierig, weil die Abspeicherung lange her ist und eher tief im Unterbewusstsein liegt. Aber es ist möglich. Chiropraktiker gehen so vor. Sie bringen einen in genau die Haltung, die gerade und entspannt wäre und trainieren die Körperintelligenz dahin, diese Haltung als neue orientierende Mentale Repräsentation zu nehmen. Wir können uns darüber streiten, ob „Mental“ der richtige Ausdruck ist. Wir werden aber feststellen, dass der gesamte Organismus „denkt“ und mental tätig ist. Jede einzelne Zelle ist mit jeder anderen Zelle in Kommunikation. Das Modell der idealen Körperhaltung ist sowohl in den betreffenden Zellen gespeichert als auch in der Region des Hirns, das für die sog. „propriozeptive“ Sinneswahrnehmung zuständig ist. 11.3. 19 Sinne Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 135 Die Sinneswahrnehmung ist eine Kreation in unserer Neurologie. Wir sprechen von den 5 Sinnen und evtl. von einem 6. oder 7.Sinn. Genau gesehen ist es etwas differenzierter und wir kommen auf 17, 18 oder sogar 19 Sinne. Für unsere gezielte Arbeit mit diesen Sinnen und ihren jeweiligen Mentalen Repräsentationen, und das ist das, was wir in unseren Mentaltrainings und Coachings, als effektivstes Instrument immer einsetzen, ist eine präzise Landkarte der Sinneswelt unumgänglich. Also: Folgende Sinne gibt es genau: Visuell Sinnesorgan: Auge 1. Schwarz-weiß Sehen 2. Farbliches Sehen Es gibt bekanntlich zwei verschiedene Arten von Zellen im Auge, die Lichtsignale aufnehmen und weiterleiten: Zäpfchen und Stäbchen. Aufgrund der Herkunft der digitalen Signale aus den Nervenbahnen bildet das Gehirn im visuellen Bereich des Neo-Cortex entweder aus den von den Stäbchen kommenden Signalen ein Schwarzweißbild, (vor allem auch für Tiefe, Kontraste, Helligkeit) oder aus von den Zäpfchen kommenden Signalen eine farbliche Ausgestaltung. Es sind aber genau genommen zwei voneinander unabhängige sensorische Systeme. Auditiv Sinnesorgan: Ohr 3. Hören Hören besteht aus Hören. Somato-sensorisch Der Gefühlssinn unterteilt sich in 5 Sinnessysteme. 4. Taktil-haptisch Das ist der Tastsinn auf der Haut und besonders auch das Erfühlen von Formen mit den Händen. 5. Viszeral Das ist der innere Tastsinn, das Gefühl in den inneren Organen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 136 6. Vestibulär Das ist der Gleichgewichtssinn im Innenohr. 7. Propriozeptiv Das ist der Sinn, der uns sagt, wo Teile des Skeletts (Gelenke besonders) im Raum sich befinden. 8. Physiologisch Das ist der Sinn, der uns den energetischen Zustand der Zellen meldet. Wach oder müde z.B. Olfaktorisch Organ: Nase 9. Geruchssinn Der Geruch hat noch einen von uns mittlerweile fast vergessenen Schwestersinn: Das Aufnehmen von Pheromonen. Die riechen zwar nicht direkt, sind aber unser Verhalten beeinflussende chemische Substanzen in der Luft, die wir mit Zellen in der Nase erahnen. Da wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen, sind sie evtl. besonders machtvoll. Diese werden im auch im Marketing und Verkauf eingesetzt und sie wundern sich vielleicht warum sie etwas antörnt. Da sind dann irgendwo George-Cloney-Pheromone angebracht. also: 10. Pheromone Gustatorisch Sinnesorgan: Mund, bzw. Zunge und Rachen Der Geschmackssinn besteht aus 5 Sinnen. 11. Salzig 12. Süß 13. Bitter 14. Scharf 15. neuerdings wird ein extra Glutamat-Sinn nachgewiesen, der von dem japanischen Forscher Ikeda, der ihn als eigenständigen Sinn gefunden hat, „umami“ genannt wurde. Dieser Sinn nimmt nicht die chinesische Gewürzmischung aus Monosodiumglutamat (sehr ungesund) wahr, sondern den Eiweißgehalt der Nahrung. Es wird auch Wasser und Fett geschmacklich extra wahrgenommen. Aber 5 Geschmackssinne sollen erst einmal reichen. Abstrakte Sinne Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 137 Hinzu kommen noch zwei eher abstrakte Sinne: 16. Zahlensinn Wir können bei der Geburt bis 3 zählen und nur so können wir dieses Prinzip des Zählens haben und zur Mathematik ausbauen. 17. Sprachsinn Die Wissenschaftler streiten sich zwar darüber, ob Sprache angeboren oder erlernt ist, aber es ist unbestritten, dass ein Grundverständnis von Sprache im Gehirn als Sinn angelegt sein muss. Der bekannteste Linguist der Welt, Noam Chomsky, nimmt an, dass es einen universalen Satzbau, eine Syntax, gibt, die allen Menschen gleich und angeboren ist. Dieses wird zwar bezweifelt, da einige Völker doch recht andere Sprachen haben. Es ist wohl auf jeden Fall so, dass das Grundmuster von Sprache als Sinn präsent sein muss. Da es ja (mindestens) zwei Sprachzentren im Gehirn gibt, wird dieser Sinn bei genauerer Untersuchung evtl. noch weiter zu differenzieren sein. Evtl. gibt es einen semantischen und einen syntaktischen Sinn. 18. Zeitsinn Die Zirbeldrüse schüttet das Neurohormon Melatonin aus, um Müdigkeit einzuleiten, sobald es dunkel wird. Sie hat eine Wahrnehmung von Tagesrhythmen und Zeit. Durch diese wissen wir intuitiv, wie spät es ist und durch ihre Beharrung sind wir verwirrt beim Jet-Lag. Neben dem Zeitsinn könnte es auch einen globalen Orientierungssinn geben, der elektromagnetische Signale oder Erd-Impulse aufnimmt. Wenn Fische, Schildkröten und Vögel auf ihren Wegen über Tausenden von Kilometern unerklärliche Wunder der Orientierung vollbringen, sollte man annehmen, dass dieses Organ der globalen Orientierung zumindest rudimentär noch in uns vorhanden sein wird. Männer fragen jedenfalls ungern nach dem Weg in einer fremden Stadt. 19. eventuelle PSI-Sinne Das sind Sinneswahrnehmung der Vorahnung, Fernwahrnehmung in Raum und Zeit usw. Genauerer wissenschaftlicher Untersuchung halten die meisten vermeintlichen Fähigkeiten von Präkognition (Vorherwissen) oder Telepathie nicht stand. Unbestreitbar aber ist, dass es Merkwürdigkeiten gibt. Diese lassen sich evtl. durch die Theorie des Morphogenetischen Feldes erklären. 11.3.1. Das Morph-Feld Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 138 Ausgehend von der merkwürdigen Tatsache, dass sich entscheidende Lernerfahrungen bei Tieren, besonders Vögeln, schneller von einem Ort des Erdballs zu einem entfernten anderen übertragen (Finken in Neuseeland lernen, dass man Milchflaschen aufpicken kann und anderntags tun die in Irland das auch), formulierte der Biologe Rupert Sheldrake das Prinzip des Morphogenetischen Feldes oder Morphischen Feldes. Das M-Feld ist eine immaterielle Sphäre um die Erde, in der sich artspezifische Informationen übertragen. Eventuell ist es so, dass unser Gehirn nicht das gesamte Weltmodell bildet und enthält, sondern eher eine Art Empfänger und Sender ist und im Kontakt mit einer größeren Datenbank steht. Auf der Website von Sheldrake ist das Prinzip des Morphischen Feldes in diesem Artikel gut erklärt: http://www.sheldrake.org/deutsche/morfeld.html Da an diesem Prinzip sehr viel dran ist, könnte es gerade für Börsianer sehr interessant sein. Ist es nicht so, dass sich Informationen über den Markt eventuell schneller als Nachrichtensysteme und sogar Preisentwicklungen verbreiten? Kollektive Stimmungen? Ist der Markt in den Wochen vor dem 11.9.2001 so stark gefallen, weil er eben bearish war, weil Osama and Friends (die bekanntlich auch in der amerikanischen Regierung sitzen) schon mal short gegangen waren oder weil das kollektive Bewusstsein, das Morphische Feld der Menschheit, schon wusste, dass etwas einschneidendes und erschreckendes bevor stand? Unsere Wahrnehmung dieses Feldes ist verkümmert oder überlagert. Wir müllen unser Gehirn mit einer Flut von Informationen voll. Wer mal für eine Zeitlang InfoEntzug geübt hat und in der Abgeschiedenheit an einem Meditations-Retreat teilgenommen hat, wird festgestellt haben, dass die Sensibilität für Informationen aus anderen Dimensionen zugenommen hat. Wir können schlecht aus der Berghöhle heraus die Märkte traden, aber Trader sollten unbedingt täglich meditieren, um sich zumindest zeitweise mental zu entspannen. Ich denke jedenfalls, dass der 19.Sinn, oder die in ihm enthaltene Gruppe der PSISinne, durch den Zugang zum M-Feld erklärbar ist. Das könnte eventuell aber auch auf die Sinneswahrnehmung generell zutreffen. 11.4. 5 Sinne Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 139 Zurück zu den Sinnen: Wir nehmen also jede Sekunde eine weite Bandbreite von Informationen durch die Sinne auf und verarbeiten diese. Nur ein sehr geringer Bruchteil dieser wird uns bewusst. Für unser praktisches Vorgehen ist es sinnvoll das klassische Modell der 5 Sinne zu nutzen: Gesicht, Gehör, Gefühl, Geruch, Geschmack. Visuell, auditiv, somatosensorisch, olfaktorisch, gustatorisch. Wobei man wissen sollte, dass sich der somato-sensorische Sinn in 5 Sinne unterteilt: taktil-haptisch, viszeral, vestibulär, propriozeptiv, physiologisch. Dieser Sinn wird in NLP-Kreisen als „kinesthetisch“ oder „kinästhetisch“ bezeichnet, was ihn unzutreffend bezeichnet, da „Kinesthetik“ soviel wie Bewegung bedeutet und nur der propriozeptive Sinn mit dieser direkt etwas zu tun hat. 11.5. Die Mentale Repräsentation des Marktes und des Selbst als Trader Wie repräsentieren Sie sich den Markt besonders? Wenn Sie an den Markt denken: Sehen Sie den Markt vor Augen, hören Sie Rufe der Trader, Meinungen, Anschwellen, fühlen Sie eine Aufregung oder Zuversicht oder Unruhe, riechen Sie den Markt, schmecken Sie diesen? Wie repräsentieren Sie sich selbst als Trader? Richten Sie bitte mal den Taschenlampenstrahl Ihrer Awareness auf die Repräsentation Ihrer selbst in der Funktion des Börsianers oder Traders oder Händlers. Wir haben ja alle fortwährend mit Märkten zu tun und geben Gebote ab und machen Angebote. Das, was in unserer ökonomischen (und wohl nicht nur in dieser) Welt funktioniert, ist als fairer Markt organisiert. Alles, was per Verordnung funktioniert, wird sich irgendwann als schlecht angepasst wiederfinden. Hierarchische, per Dekret funktionierende Strukturen tendieren dazu größer zu werden als ihr Habitat erlaubt. Märkte erlauben Selbstorganisation und erzwingen die Anpassung an die Umwelt. Wenn Sie also an sich als Trader denken, kann es sein, dass Sie ein Trader an Börsenmärkten sind. Es kann aber auch sein, dass Sie auf dem Arbeitsmarkt handeln. Oder: Auf dem Ehemarkt, auf dem Kunstmarkt, auf dem Gesundheitsmarkt. Sie sind fortwährend auf mehr oder weniger fair organisierten Märkten tätig und geben Angebote ab oder fragen etwas nach. Wie repräsentieren Sie sich jeweils? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 140 Inkongruente Angebote werden auf dem Markt letztendlich durchschaut. Inkongruent heißt: Vordergründige Darstellung und das, was dahinter steht, sind nicht gleich. Wenn wir mehr anzubieten versuchen, als wir sind oder glauben zu sein, wird der Markt das merken. Wenn wir um mehr nachfragen, als wir zahlen können, wird es auch Probleme geben. Wie also nun ist Ihre Innere Repräsentation von sich selbst als Trader? Was sehen Sie auf Ihrem inneren Bildschirm, wen sehen Sie? Wie hört sich dieser Mensch an? Besonders wichtig in der Mentalen Repräsentation des Traders ist natürlich das Körpergefühl, welches wir in 5 Sinne unterteilen können. Ist Ihr innerer Trader müde oder wach? Wie steht sie oder er im Raum und wie bewegt sie oder er sich? Ist sie oder er schwer oder eher leicht? Eher nach links oder nach rechts? Wie ist da Bauchgefühl? Und wie fühlt es sich auf der Haut an, in diesem Markt ein Händler zu sein? Wie duftet der Händler, was riecht er und welchen Geschmack hat sie oder er auf der Zunge? Wenn Sie diese Repräsentation sich bewusst machen und beobachten: Stimmt diese mit Ihrer tatsächlichen Position in dem Markt überein? Wollen Sie diese Repräsentation anpassen? Wollen Sie Ihre tatsächliche Position erweitern und das damit beginnen, dass Sie die innere Mentale Repräsentation von sich erweitern? Denn das wäre sinnvoll. Wenn Sie indes zu weit ist, werden Sie fallen oder platzen. Wir sollten uns an dem orientieren, was unsere Realität ist und dann diese graduell erweitern und erweitern. Träume sind Schäume. Aber ohne Träume gäbe es keine Entwicklung. Wir wollen also bewusstes Träumen lernen. Oft ist es ausreichend für ein Aha-Erlebnis sich der Mentalen Repräsentation gewahr zu werden, mit der man sich selbst und die eigene Konstruktion der Welt formt. Oft verändert sich das ans Licht gezogene dann schon von selbst. Wir haben durch die Veränderung der Details einer Mentalen Repräsentation, der Qualitäten, noch ein genaueres Werkzeug. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 141 12. Qualia Designing 12.0. Qualitäten-Management 12.0.1. Kleine Übung zur Veränderung der Erinnerung 12.1. Überblick über die Qualitäten nach Sinnen 12.1.1. Visuell 12.1.2. Auditiv 12.1.3. Somato-sensorisch 12.1.4. Olfaktorisch 12.1.5. Gustatorisch 12.1.6. Zahlen- und Sprachsinn 12.2. Fragebogen zur Abfrage von Qualitäten 12.2.1. Fragebogen 12.2.2. Kleine Übung zur Anwendung des Fragebogens 12.3. Einige Anwendungen aus dem Trader-Alltag Die folgende Technik der Selbstveränderung halte ich für die potentiell machtvollste, die es gibt. Selbstverständlich kann die Darstellung in einem Absatz in diesem Buch eher nur eine Kurzdarstellung sein und eine Praxis als Coach oder Therapeut mit dieser Technik bedarf einer Ausbildung. Der wesentliche Punkt ist nicht die Art und Weise der Technik. Die ist einfach. Sie wird als „Submodalitäten-Veränderung“ in NLP-Trainings seit fast 30 Jahren gelehrt und praktiziert. Der wesentliche Punkt ist zu wissen, welche „Submodalität“ man wann, wie und wie sehr verändert. Was für Sie wichtig ist: Sie können sich die Details (und vor allem die strukturellen Details) Ihrer Mentalen Repräsentationen bewusst machen. Sie können die Wirkung der Mentalen Repräsentation auf Ihre Wahrnehmung der Welt, Ihre Handlungen in der Welt und Ihre Emotionen gegenüber der Welt, entscheidend verändern. 12.0. Qualitäten-Management Wir bauen unser inneres Weltmodell aus Mentalen Repräsentationen. Diese wiederum bestehen aus Qualitäten. Ein inneres Bild z.B. hat „Farbe“ oder „Perspektive“. In der philosophischen Diskussion über „Bewusstsein“, die in English geführt wird, heißen diese Bausteine „Qualia“. Im Deutschen würde ich als Begriff „Qualität“ vorziehen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 142 Im NLP nehmen die strukturellen Qualitäten unter dem Namen „Submodalitäten“ eine herausragende Rolle ein. Wie fast alle Ausdrücke im NLP ist auch dieser irreführend und deshalb wollen wir ihn nicht verwenden. Allerdings ist die Arbeit mit diesen Submodalitäten einer der wesentlichen Schritte im NLP, mit denen der Anspruch des „Programmierens“ des eigenen Hirns tatsächlich durchgeführt werden kann. NLP wiederum hat zumindest Teile des Konzepts von der Perception Control Theory (PCT)20 genommen, einer psychologischen Theorie, die Systemtheorie und Wahrnehmung verbindet . PCT hat herausgefunden, dass wir oft über eine einzige Wahrnehmung und einen einzigen Wahrnehmungskanal unser Verhalten kontrollieren. Beim Autofahren wird der eine die Geschwindigkeit visuell über den Blick auf den Tacho kontrollieren, der andere wird das Motorgeräusch hören, der dritte wird die Vibration spüren. Der Druck auf das Gaspedal wird dann automatisch gekoppelt sein. Es kann also vorkommen, dass die Veränderung einer einzigen Komponente die gesamte Repräsentation verändert. Diese Intervention ist potenziell sehr machtvoll und sie sollte bewusst und mit Bedacht eingesetzt werden. Einige Einstellungen sollten nur vorsichtig beeinflusst werden. Die Qualitäten können in zweierlei Art unterschieden werden: Phänomenologische und strukturelle Qualitäten. Phänomenologische Qualitäten bilden die „Phänomene“ der inneren Welt (und die äußere Welt ist ein Modell, welches wir innen bilden): Farbe, Töne, Fühlbares, Gerüche, Geschmäcke. Strukturelle Qualitäten bilden die Strukturen der Repräsentationen: Hell/Dunkel, Perspektive, Intensität, Dauer. 12.0.1. Kleine Übung zur Veränderung einer Erinnerung Zur Veranschaulichung eine kleine Übung: Erinnern Sie sich bitte an ein Ereignis der vergangenen Woche, welches eher unangenehm war. Es soll ein Ereignis, bei dem es O.K. ist, wenn es in der Erinnerung leichter und sympathischer wird. Nehmen Sie die Erinnerung wahr. Was sehen Sie vor Ihrem inneren Auge? Was hören Sie in Ihrem inneren Ohr? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 143 Es sind die inneren Organe, bzw. die betreffenden Areale des Gehirns, welche die sensorische Wahrnehmung erschaffen. Der Input, der durch die äußeren Organe aufgenommen und durch die Sinnesnervenbahnen zum Gehirn geleitet wird, ist nichts als eine Abfolge von digitalen Signalfolgen. Wie genau wir diese Welt erschaffen mit ihren Qualitäten, das ist (noch) ein Rätsel. Hinzu kommt, dass sich diese inneren Weltschöpfungen ähneln, sonst könnten wir uns kaum über die Schönheit eines Sonnenuntergangs unterhalten. Es gibt derzeit mehrere Theorien zu diesem Problem und mir scheint die am aussichtsreichsten, die das phänomenologische Bewusstsein als einen Baustein der Existenz ansieht, physikalisch gleichrangig mit Masse, Raum und Zeit. Dieser Ansatz wird z.B. von dem in USA lehrenden australischen Philosophen David Chalmers vertreten. Da die Mysterien der Quantenphysik ebenfalls Bewusstseinsphänomene beinhalten, gibt es Überschneidungen mit diesem Ansatz mit Ansätzen, die das Gehirn für einen Quantencomputer halten, bzw. für einen Empfänger eines MegaQuantencomputers. Nichtsdestotrotz: Sie haben eine Welt in ihrem Kopf, in der Sie selbst vorkommen, der eine Welt in ihrem/seinem Kopf hat. Und Sie können diese Welt in Ihrem Kopf von außen betrachten und sich ihrer gewahr werden und sie verändern. Nehmen wir also die Erinnerung an ein leicht unangenehmes Ereignis der letzten Tage. Die Erinnerung beinhaltet ein Bild davon. Stellen Sie sich vor, dass Sie dieses Bild ein wenig heller machen können. Drehen Sie sozusagen an dem Helligkeits-Regler und nehmen Sie wahr, wie das Bild an die Erinnerung heller wird. Wird das Ereignis dadurch unangenehmer oder angenehmer? Machen Sie es dunkler! Angenehmer oder unangenehmer? Stellen Sie einfach nur fest, dass Sie die Komponente „Helligkeit“ verändern können. Wir können alle diese Qualitäten verändern. Mit einigen Veränderungen wird sich die Qualität der gesamten Repräsentation verändern, mit anderen nicht oder weniger. Für einige Menschen und bei einigen Repräsentationen wird es durch „heller machen“ angenehmer, bei anderen wird es durch die gleiche Veränderung unangenehmer. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 144 Es gibt phänomenologische und strukturelle Qualitäten. „Phänomenologisch“ heißt: Dieses ist als Phänomen wahrnehmbar. Farbe ist ein Phänomen. Helligkeit ist eine strukturelle Komponente des Phänomens. Wenn es nur Helligkeit gäbe und keine Farbe, könnten wir es nicht wahrnehmen. Farbe ohne eine Veränderungsmöglichkeit der Helligkeit könnte es aber geben. Helligkeit ist eine strukturelle Komponente der Farbe. Es ist sehr viel einfacher diese strukturellen Komponenten zu verändern als die phänomenologischen. Daher nutzen wir eher diese in unserer Veränderungsarbeit. 12.1. Überblick der Qualitäten nach Sinnen Was also wären die Qualitäten? Wir gehen die 5, bzw. exakter: 19, Sinne durch: 12.1.1. Visuell: Das visuelle System besteht aus zwei Sinnessystemen: Schwarzweiß-Sehen und Farbensehen. Schwarz, Weiß und Farben sind also die qualitativen Phänomene. Die strukturellen Qualitäten sind: • Helligkeit • Kontrast • Tiefe (2-dimensional oder 3-dimensional) • Bewegt oder still • Lokalität (Ort und Richtung des Bildes) • Form des Bildes 12.1.2. Auditiv Das auditive System besteht aus akustischen Signalen. Das sind Töne, Geräusche, Stimmen. Die strukturellen Komponenten sind: • Tonhöhe • Lautstärke • Dauer Anhaltend oder unterbrochen • Voll oder flach • Monoton • Richtung oder Richtungen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 145 12.1.3. Somato-sensorisch Das somato-sensorische Sinnessystem besteht ja aus 5 Systemen. Von der Struktur her variieren die gefühlten Qualitäten fast nur in der Intensität. Wenn also „Schmerz“ eines der Phänomene der Somatosensorik ist, dann ist dieser strukturell durch unterschiedliche Intensität, wie „schwacher“ Schmerz und „großer“ Schmerz, charakterisiert. Im somato-sensorischen System interessiert uns also erst einmal mehr die phänomenologische Komponente, die wir dann über die strukturelle Komponente der Intensität verändern können. Wir können meist auch den Ort im Körper verändern und die Ausdehnung. Wir haben also 5 somato-sensorische Sinnessysteme und deren Qualitäten: • takil-haptisch • viszeral • vestibulär • propriozeptiv • physiologisch Das Sinnesorgan für „Taktil-haptisch“ ist die Haut. Wir nehmen die Qualitäten von Schmerz, Lust, Druck, Temperatur auf. Diese können strukturell nach Intensität, Ort und Ausdehnung verändert sein. Ähnlich ist es mit der viszeralen Wahrnehmung. Das ist sozusagen das Hautgefühl in den inneren Organen, vor allem Magen und Darm. Wir nehmen auch innerlich Schmerz, Lust, Druck und Temperatur wahr. Wir können wiederum die Intensität verändern und den Ort und die Ausdehnung. Das vestibuläre System sitzt im Innenohr und reguliert Gewicht und Balance. Die Intensität des Gewichtsgefühls kann variiert werden. Dieses kann für die Balance links und/oder rechts unterschiedlich eingestellt werden. Die Propriozeption nimmt die Position der Gelenke und Knochen des Körperskeletts im Raum wahr. Die Körperhaltung kann aufrecht oder geschrumpft, oder wie immer man diese bezeichnen will, sein. Es wird eine Geschwindigkeit wahrgenommen, die schnell oder langsam sein kann.. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 146 Die physiologische Wahrnehmung der Zellen gibt uns Mitteilung über deren Energiezustand. Sind wir müde oder wach? Auch das können wir in der Intensität variieren. 12.1.4. Olfaktorisch Das olfaktorische System nimmt mit der Nase Gerüche wahr, also chemische Substanzen. Diese haben über 1000 Qualitäten. Nichts ist so differenziert in der Phänomenologie wie der Geruchssinn. Die Intensität kann wiederum schwanken und von uns verändert werden. Das verwandte Sinnessystem der Wahrnehmung von Pheromonen durch die Nase läuft völlig ohne bewusste Wahrnehmung. Die Wahrnehmung dieses System ist verkümmert, wir können es für unsere Arbeit ignorieren. Wobei es sicherlich noch Einfluss hat. Das „Ich kann ihn nicht riechen!“ bezieht sich wohl eher auf die Ausstrahlung der Pheromone dieses Menschen als auf den tatsächlichen Duft. 12.1.5. Gustatorisch Das gustatorische System besteht aus 5 oder 6 Geschmackssystemen, die chemische Signale im Gaumen und Zunge aufnehmen. Diese können intensiver oder schwächer sein. Mit etwas Übung als Gourmet oder Koch werden wir uns auf die Nuancen einstellen können. Können wir die Intensität verändern? Können wir etwas süßer oder bitterer machen? Zweifellos variiert diese Wahrnehmung und ist somit veränderbar. 12.1.6. Zahlen- und Sprachsinn Über Qualitäten des Zahlen- und des Sprachsinns gibt es noch zu wenig Forschung. Diese Sinne sind ja eher abstrakt. Grundsätzlich würde man sagen, dass Zahlen und Worte durch Repräsentationen aus den wahrnehmenden Sinnen gebildet sein müssen. Es gibt aber offensichtlich Menschen, die das nicht unbedingt machen. Einstein konnte angeblich in rein mathematischen Formelwelten denken. Das wird auch für andere mathematische Genies gelten. Es gilt auch für autistische Menschen, sog. „Savants“ oder Menschen mit „Aspergers Syndrom“, die komplizierte Rechnungen oder Erinnerungsaufgaben in Sekundenschnelle durchführen können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 147 Der Sprachsinn ist vor allem als ein Sinn für Syntax, für eleganten oder zutreffenden Satzbau, angedacht. Zweifellos ist der bei Menschen unterschiedlich angelegt. Auch hier wäre die Beschäftigung damit eher Neuland. Das gilt natürlich auch für die PSI-Sinne. Wobei gerade hier viel Forschung betrieben wird. In jüngerer Zeit bekannt geworden ist das „Remote Viewing“. Bei diesem Fernwahrnehmen versuchte eine Gruppe PSI-Begabter für den amerikanischen Geheimdienst militärische Informationen per Fernwahrnehmung aufzuspüren. Dieses hatte angeblich mehr Erfolg als erwartet. 1999 kaufte ich mir nach dem Besuch eines sehr interessanten Vortrags von Joe McMoneagle21, dessen Buch „The Ultimate Time-Machine“. Selbstverständlich war ich daran interessiert per Remote Viewing die Börsenkurse vorhersagen zu können. (Damit habe ich vor allem in Zusammenhang mit der in Kapitel 17 zu besprechenden Karma-Line gearbeitet, tendenziell erfolgreich übrigens.) Wenn man das Buch heute liest, wird man feststellen, dass keine der Prognosen bisher eingetroffen ist (der Papst lebt immer noch) und Ereignisse wie der 11.September oder der IrakKrieg nicht gesehen wurden. Zeit ist etwas, was in jedem Moment neu entsteht. Wahrnehmung ist ein aktiver Prozess! Wir nehmen wahr, was wir wahrnehmen wollen! 12.2. Fragebogen zur Abfrage von Qualitäten Wir wollen das Management der Qualitäten für die Veränderung von Einstellungen oder Zuständen effektiv einsetzen. Dazu erfragen wir erst einmal die genauen Qualitäten der Repräsentationen. Ich habe dazu folgenden Fragebogen entwickelt und setze diesen in meinen Coachings ein. Dieser erfragt die wesentlichen Qualitäten in systematischer Form: Abfrage der Qualitäten einer Mentalen Repräsentation Nr. V.1. Qualität Welche Farben, wie intensiv? V.2. Hell oder dunkel? V.3. Scharf oder verschwommen? V.4. Tief oder flach? V.5. Bist du in dem Bild oder siehst Zustand A Zustand B du dich in dem B.? Ass.-diss. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 148 V.6. Ist das Bild bewegt oder still? V.7. Wo siehst du das Bild (Richtung, Entfernung, V.8. Größe)? Welche Form hat das Bild? A.1. Rahmen oder kein Rahmen? Welche akustischen Töne, A.2. Geräusche, Stimmen? Eher hoch oder tief? A.3. Eher laut oder leise? A.4. Andauernd oder unterbrochen? A.5. Eher voll oder flach? A.6. Monoton oder melodisch? A.7. Aus welcher Richtung kommt Se.1. dieser? Entfernung? Wie fühlt es sich auf der Haut an? (Druck, Kontur, Textur, Se.2. Konsistenz?) Temperatur auf der Haut? Se.3. Warm oder kalt? Schmerz, Behagen oder Si.1. neutral a. d. Haut? Wie fühlt es sich im Körper, im Bauch, in den Organen an? Si.4. Temperatur? Druck? Energie? Sp.1. Müde oder wach? Wie ist die Körperhaltung? Sp.2. Bewegung? Schnell und langsam? Sp.3. Balance? Nach links oder nach rechts, nach vorn oder Sp.4. hinten? Gewicht? Schwer oder leicht? O.1. Welcher Geruch? G.1. Welcher Geschmack? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 149 Wie intensiv ist die Qualität jeweils? Was geschieht mit der kognitiven oder emotionalen Bewertung, sobald die Qualität intensiviert oder abgeschwächt wird? 12.2.2. Übung zur Anwendung des Fragebogens Nehmen Sie also einen Zustand, den Sie verändern möchten. Ermitteln Sie die Mentale Repräsentation und fragen Sie sich nach den spezifischen Qualitäten. Tragen Sie dieses in Spalte A ein. Fragen Sie sich dann nach dem erwünschten Zustand. Wie sähe es aus, hörte es sich an, würde es sich anfühlen, wenn Sie in dem Zustand wären? Tragen Sie diese Qualitäten in Spalte B ein! Vergleichen Sie nun beide Spalten. Einige Qualitäten werden identisch sein. Andere werden sich unterscheiden. Nehmen Sie eine Qualität aus der Repräsentation von Zustand A und überführen Sie diese in die Art oder Intensität wie in der Repräsentation von Zustand B. Registrieren Sie ob diese Veränderung einer einzelnen Qualität das Gefühl entscheidend verändert, bzw. machen Sie so viele Ausrufezeichen rechts daneben, wie die Intensität der Veränderung war. Machen Sie es immer nur für eine Qualität und führen Sie die Veränderung immer wieder in den Ausgangszustand zurück. Sie werden feststellen, dass einige Qualitäten entscheidende Veränderung bewirken. Eine einzige ist es vielleicht, die ganz besonders entscheidende Veränderung mit sich bringt. Das ist der Driver. Führen Sie mittels des Drivers und gegebenenfalls von ein oder zwei Qualitäten mehr die Veränderung des Zustandes von A nach B durch. Unterbrechen Sie und überprüfen Sie dann, ob die Repräsentation von dem Ereignis, das Sie verändern wollten, bleibend verändert ist. Diese Veränderungen per Qualitäten einer Mentalen Repräsentation können sehr machtvoll sein. Bevor Sie eine Grundeinstellung bei sich verändern, sollten Sie sehr genau überprüfen, ob das im Gesamtsystem Ihrer Innenwelt gut geheißen wird. 12.3. Einige Beispiele aus dem Trader-Alltag Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 150 Noch einmal zur Klarstellung: Wahrnehmung – Motorik – Emotion bilden eine Einheit. Mit diesen drei Funktionen erschaffen wir „die Welt“ per Interaktion. Sie sind voneinander wechselseitig abhängig. Wenn wir die Wahrnehmung verändern, wird sich unsere Motorik (Bewegung, Bearbeiten von Objekten, Sprache) und unsere Emotion verändern. Andersherum aber auch: Die Wahrnehmung bei schnellem Gehen wird anders sein als die bei langsamer Bewegung. Die Wahrnehmung aus Angst heraus wird anders sein als die bei Freude. Über die Wahrnehmung haben wir aber am leichtesten einen Hebel zur Veränderung. „Seien Sie frei von Angst und Gier!“, lautet eine etwas abgedroschene Börsenweisheit. Haben Sie schon einmal versucht, diese Anweisung konkret durchzuführen? Dann viel Spaß! Es ist aber durchaus möglich, wenn Sie die Wahrnehmung verändern. Das werden wir mit Gier und Angst und ihren Folgen a la „Selling at Low, Buying at High“ in Kapitel 22 an Hand einer Fallgeschichte durchführen. Die meisten Wahrnehmungsprobleme, die Trader-Klienten angeben, sind nichtexistente, aus Missverständnisse entstandene, Scheinprobleme. „Ich erkenne das High immer zu spät!“ Ja, klar. Ein High erkennt man dann, wenn die Kurve wieder im Tal ist, das ist doch logisch. Der Trader, der am High, und am besten an jedem High, nachweislich zutreffend sagt: „Dieser Kurs ist jetzt wie das Gasthaus auf dem Gipfel der Zugspitze. Höher geht’s nimmer!“, muss erst noch geboren werden. Und: Es kann nur einen geben! Noch mal zum Mitschreiben: High und Low erkennt man nur in der Rückschau. Die Börse ist nicht wie die Berglandschaft. Oder: Es ist wie die Berglandschaft, aber im extremen Zeitraffer. Es hat einige Tausend Jahre gebraucht bis die italienische tektonische Platte die Alpen aufgeschoben hat. Börse ist derselbe Prozess in Minuten und sie stehen vorne an der Geo-Platte und lassen sich wie ein Surfer bis nach Garmisch schieben. Rauf und runter geht’s und Sie können niemals sagen: „Jetzt muss es aber drehen!“ Sie wissen an der Börse nie, ob Sie bei der Aufschiebung der Alpen, des Himalajas oder des Bungsbergs („höchste“ Erhebung in Schleswig-Holstein) dabei sind. Also: Mal ein echtes Thema. Sie haben im vorherigen Kapitel gelesen, dass Mentale Repräsentationen Orientierungen und Filter bilden. Die innere Wahrnehmung prägt die äußere vor. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 151 Laden Sie bitte mal irgendeinen Chart auf den Bildschirm. Dieser soll für unsere Überprüfung sein. Machen Sie den Bildschirm aus, so dass Sie vorübergehend die Preisentwicklung nicht sehen können. Ermitteln Sie mittels des Qualitäten-Fragebogens die mentalen Repräsentationen für „Ich habe gute Gewinnaussichten“ und für „Ich habe schlechte Gewinnaussichten!“ Stellen Sie besonders die Unterschiede in Qualitäten fest, die einen Unterschied machen! Ermitteln Sie die innere Mentale Repräsentation für Ihre Gewinnchancen in dem Markt, der sich hinter dem nun noch schwarzen Screen verbirgt. Stellen Sie die Driver-Qualität so ein wie bei „schlechte Gewinnaussicht“. Stellen Sie den Bildschirm an und nehmen Sie wahr, wie stark Ihre Zuversicht ist, dass Sie mit diesem Markt Geld machen könnten. Bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 höchste Chancen symbolisiert. Machen Sie den Bildschirm wieder aus und unterbrechen Sie, in dem Sie sich an Ihren letzten Ski-Urlaub erinnern. Und wenn Sie, wie ich als überzeugter Flachländer, noch nie Ski-Urlaub gemacht haben und der Bungsberg die höchste Erhebung ist, die Sie kennen (wollen), dann erinnern Sie sich jetzt an den höchsten Punkt, an dem Sie bisher waren. Welcher Flug war das? Oder sind Sie noch nie geflogen und es war eine Erhebung in der Landschaft? Oder war das, als Sie oben auf der Leiter standen und bei Rapunzel anklopften? Nun laden Sie sich die Repräsentation für „Gute Gewinnaussichten“ auf Ihren inneren Bildschirm. Eventuell nehmen Sie die Aufzeichnungen aus dem Fragebogen zu Hilfe. Dann stellen Sie wieder den Bildschirm an und schauen erneut auf den Chart. Wie hoch ist Zuversicht nun auf der Skala von 1 bis 10? Sehen Sie plötzlich Chancen? Erkennen Sie nun eher Möglichkeiten, wie dieser Markt zu traden ist? So sollte es natürlich sein. Es ist wie bei der selbsterfüllenden Prophezeiung und mittels des Qualitäten-Management können Sie die Erwartung und die Prophezeiung selbst einstellen. Wenn das Gegenteil herauskommt, sind Sie evtl. ein sogenannter „Polarity Responder“. Sie machen oder erfahren als ein solcher das Gegenteil vom intendierten. Da ich selbst zu dieser eher seltenen und gefährlichen Gattung gehöre, kann ich einiges zu dem Thema sagen. Sie finden Hinweise auf meiner Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 152 Website. Die einfachste Lösung: Wenn Sie gute Gewinnchancen erkennen wollen, setzen Sie als Polarity Responder eben vorher die Brille von „schlechte Gewinnaussichten“ auf. In der Kinesiologie und besonders in der „Thought Field Therapy (TFT)“ nach Callahan22 gibt es spezielle Interventionen durch Klopfen auf besondere Punkte, mit denen die hier so benannte „Psychologische Umkehrung“ ausgeglichen wird. Machen Sie für sich selbst Prophezeiungen zu verschiedenen Themen und Ereignissen Ihrer Umwelt und lassen Sie sich von der „Selbsterfüllung“ überraschen! Überprüfen Sie, ob und wie Veränderungen in der Einstellung der Qualitäten das Feedback durch Ihre Mitmenschen und die Welt beeinflusst! Mittels dieser Methode des Qualia Designing lassen sich die Handicaps, welche Behavioral Finance (z.B. die Loss Aversion) zutreffend herausgefunden hat, korrigieren. Dazu mehr in den weiteren Kapiteln. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 153 13. Neurologische Attraktoren 13.1. Neurologische Attraktoren 13.2. Installieren von Neurologischen Attraktoren 13.3. Circle of Excellence 13.4. Visuelle Anker 13.5. Akustische, olfaktorische und gustatorische Anker 13.6. Anker kollabieren 13.6.1. Mittels Circle of Excellence 13.6.2. Change History 13.7. Swish 13.1. Neurologische Attraktoren Der Begriff „Anchoring“ oder „Ankern“ wird im NLP verwendet für eine Art von Technik, die ursprünglich aus dem Behaviorismus stammt. Der erste wissenschaftlich untersuchte „Geankerte“ war Pavlov’s Hund. Es werden also sinnliche Reize mit einem physiologischen Zustand verbunden. Das Wahrnehmen des spezifischen sensorischen Reizes löst den Zustand aus. Immer wenn der Hund die Glocke hörte, wurde der Zustand „Erwartung von Futter mit Speichelfluss“ ausgelöst. Immer wenn wir einen Song aus der Zeit der ersten Liebe hören, fühlen wir wieder die Unsicherheit und Euphorie jener Tage. Immer wenn ein bestimmter Geruch unsere Nase durchströmt, erinnern wir uns an ein Ereignis oder eine Zeit und nehmen eine bestimmte Haltung ein. Wir können diese Auslöser als „Anker“ bezeichnen. Sie sind vom Schiff, mit dem wir unser Leben bereisen, auf dem Urgrund des Wahrnehmungs-Ozeans geworfen, so dass das Schiff auch in rauer See einen Halt und eine Orientierung hat. Wir können uns bei dieser Metapher schon vorstellen, was zu viele Anker bewirken: Das Schiff verliert an Bewegungsfreiheit. Genau das geschieht auch im Leben. Bisweilen ist es sinnvoll, auszubrechen. Die Reise in eine ankerfreie Umgebung ermöglicht Entspannung und Neuorientierung. Der Umzug in eine neue Stadt, in der noch keine Anker gesetzt sind, gibt Raum für neue Erfahrungen und Verhalten. Der Mensch in der gewohnten Umgebung hat Schwierigkeiten damit, etwas althergebrachtes zu verändern, denn die automatischen Zustandsabläufe sind tief geankert. Das Ankern der Umgebung ist auch sinnvoll, denn so sind viele Abläufe zu Automatismen geworden, und wir brauchen nicht weiter darüber nachdenken. Das spart Zeit. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 154 Es wäre sehr sinnvoll, wenn wir uns der Anker in unserer alltäglichen Umgebung bewusst werden. Wir können diese einstellen und verändern. Wir könnten auch Anker bewusst installieren. „Ankern“ oder „Anchoring“ ist in jedem NLP-Training ein wesentlicher Bestandteil und weitere Ausführungen werden wir in den meisten NLP-Büchern finden. „Anker“ ist zwar eine schöne Metapher, aber sie ist nicht immer angemessen. Ich ziehe „Neurologische Attraktoren“ vor. Unsere Neurologie, dieser Ozean aus den Verbindungen von Billionen von Neuronen, ist ein chaotisches Feld. Der Neuroforscher Hebb fand Ende der Vierziger Jahre des 20.Jahrhunderts heraus, dass Neuronenverbindungen, die benutzt wurden, verstärkt werden, so dass Impulse diesen Weg eher wieder nehmen als einen nicht oder selten benutzten. So lernt das Gehirn und behält das Erlernte und ist evtl. an einem bestimmten Punkt übertrainiert. Diese gewohnten Bahnen sind wie Attraktoren in einem chaotischen Feld. Die neuronale Energie fühlt sich hier eher angezogen. Wir können derartige Attraktoren bewusst erzeugen und nutzen und auch löschen. 13.2. Installieren von neurologischen Attraktoren Beginnen wir mit taktil erzeugten Neuro-Attraktoren: Sie müssen hierfür eine ungewohnte Körperstelle auf eine besondere Art berühren. Sie können z.B. ein Ohrläppchen auf bestimmte Weise drücken oder die Nasenspitze. Aber bevor Sie das konkret tun, müssen wir erst einmal wissen, was genau wir dorthin „ankern“ wollen. Wir könnten eine zuversichtliche, disziplinierte, konzentrierte Trader-Haltung dort ankern. Dazu müssten Sie sich an eine derartige Haltung erinnern können. Wenn Sie also schon einmal derart getradet haben, können Sie sich daran jetzt mal detaillierter erinnern? Sie können auch ein Erlebnis aus einem anderen Bereich nehmen, bei dem Sie zuversichtlich, diszipliniert und konzentriert waren. Wenn Sie beim Trading noch nie zuversichtlich, diszipliniert, konzentriert waren, nehmen Sie einfach den Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 155 Moment beim Autofahren, bei dem Sie fuhren und es genossen und die besagten Eigenschaften hatten. Oder bei einer anderen Tätigkeit, die Sie gut können. Assoziieren Sie sich nun bitte gefühlsmäßig in diesen Zustand. Wenn Sie ihn gut fühlen können, berühren Sie bitte auf eine charakteristische Weise mit der einen Hand oder einem bestimmten Finger den Ellenbogen des anderen Armes für eine halbe Minute. Gut. Nun wollen wir unterbrechen. Schütteln Sie die Hände aus und denken Sie an Ihren Lieblingsfilmschauspielerin. Julia Roberts? Greta Garbo? Sharon Stone? Berühren Sie nun wieder mit der Hand oder dem Finger den anderen Ellenbogen. Spüren Sie, wie Sie, ohne dass Sie es geplant haben, diese Berührung wieder in den vorher dort geankerten Zustand bringt? Zuversicht? Konzentration? Diszipliniertheit? Es braucht ein wenig Konzentration diese auszuführen. Und ein wenig die Fähigkeit sich darauf einlassen zu können. Auf diesen Reiz-Reaktions-Mustern, die installiert und gelöscht werden können, beruht ein großer Teil der Verhaltenstherapie. Und Sie kennen das sicher: Ein bestimmtes Kleidungsstück und das Gefühl auf der Haut versetzt Sie wieder in einen Zustand aus der Vergangenheit. Dieser kann angenehm oder unangenehm sein. Sie könnten sich ein kühles Gefühl im Sommer durch das Aufsetzen einer Pudelmütze verschaffen. Der Neurologische Attraktor wird umso stärker und zuverlässiger je regelmäßiger Sie diesen auslösen. Wird er nicht benutzt, verwischt er wieder. Wir verbinden praktischerweise auch Plätze und Orte dementsprechend mit Erinnerungen, Fähigkeiten oder Stimmungen, z.B. unseren Trading-Platz. 13.3. Circle of Excellence Wir können sogenannte „Bodenanker“ installieren. Das sind Plätze auf dem Boden oder der Erde, die mit besonderen Zuständen geladen werden. Sobald man sich auf diese Plätze stellt, wird der besondere Zustand ausgelöst. Wir kennen das auch von heiligen Plätzen und besonderen Orten. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 156 Eine Form des Bodenankers ist der „Circle of Excellence“, der „Kreis der Außerordentlichkeit“. Die Anweisungen sind in „Du“-Form, das spricht besonders das Innere Kind an. 1. Erinnere Dich an eine Erfahrung in Deinem Leben, in der du etwas ganz besonders gut gemacht hast. Eine herausragende Situation, in der du alle deine Ressourcen zur Verfügung hattest und du deine Fähigkeiten in vollem Ausmaß benutzt hast. 2. Stelle Dir einen vor Dir liegenden Kreis vor. Welche Größe und Farbe hat er? 3. Denke an eine Zeit, in der Du die genannte Erfahrung hattest, gehe vollkommen in sie hinein, und wenn du sie wiedererlebst, mache einen Schritt nach vorne in deinen Kreis hinein. Lade etwa für eine halbe Minute die gute Erfahrung in den Kreis. 4. Dann komme wieder heraus. (Unterbreche den Zustand durch eine ablenkende Frage.) 5. Test. Nun gehe in Deinen Kreis und nimm wahr, was sich verändert, ob diese Erfahrung voll zu Dir zurückkommt. 6. Denke nun an eine Situation in der Zukunft, in der Du mehr dieser Qualitäten zur Verfügung haben möchtest. Sobald die Situation kommt, tritt in den Kreis hinein. 7. Verketten. „Was könnte in dieser zukünftigen Situation falsch laufen?" Sobald Du dieses fühlst, tritt schnell in Deinen Kreis. 8. Trete aus Deinem Kreis heraus und rede ein wenig über die Zukunft. Wo wird sich diese Situation abspielen? Wer ist noch dabei? Was passiert jetzt, wenn du an diese zukünftige Situation denkst? Errichten Sie doch einen Circle of Excellence an Ihrem Arbeitsplatz! Ziehen Sie mental um Ihren Arbeitsplatz einen Kreis. Geben Sie ihm in der Vorstellung eine Farbe. Erinnern Sie sich an eine besonders herausragende Begebung in Ihrem Leben. Erinnern Sie sich ganz tief, begeben Sie sich in den Kreis und nehmen Sie die Körperhaltung ein wie bei dem Erlebnis. Gehen Sie wieder hinaus und laden Sie je nach Belieben weitere Ressourcen. Vielleicht ist es gut, den Schreibtisch erst nach dieser Weihe und Segnung des Platzes hineinzustellen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 157 Als Vortragender und Trainer baue ich mir vor der Veranstaltung derartige Plätze auf der Bühne. Wenn mich ein Teilnehmer kritisch angeht, trete ich in meinen Kreis und ziehe daraus Stärke, unsichtbar und unbemerkt für alle anderen. 13.4. Visuelle Neurologische Attraktoren Wir kennen auch visuelle „Anker“. Eine bestimmte Farbe kann uns in einen Zustand versetzen. Ein bestimmtes Bild erinnert uns an eine Situation im Urlaub und wir fühlen auch wieder die Entspannung aus der Urlaubszeit. In der Fernseh-Werbung werden natürlich auch visuelle Attraktoren eingesetzt. Und womit auf der Titelseite steigern die Wochenillustrierten oder bestimmte Tageszeitungen ihren Umsatz? Mit dem fundamentalsten visuellen Anker schlechthin. Da der erste visuelle Stimulus des Lebens die weibliche Brust ist, werden wir durch diese während unseres ganzes Lebens in eine Nahrungserwartungshaltung versetzt. Das müsste übrigens bei Frauen wie bei Männern funktionieren. Sie können sich also per bestimmter Farben oder Bilder am Trading-Platz in einen gewünschten Zustand bringen. Ist Urlaub oder die Sehnsucht nach einem fernen Land der geeignete Attraktor für „Disziplin, das Handelssystem einzuhalten“? Ist das Porsche-Modell auf dem Schreibtisch der geeignete Attraktor für „Ruhe bewahren und abwarten bis die Situation reif ist?“ Wir brauchen hier also Achtsamkeit. Es könnte sein, dass wir ungünstige visuelle Anker installiert haben. Daher wäre ich erst einmal für einen Arbeitsplatz in ZenArchitektur. Karg und leer. Ich kann dann natürlich gewünschte Einstellungen, Zustände oder Fähigkeiten auf irgendetwas ankern. Sie können eine farbige Karteikarte nehmen, sich an den Zustand von „konsequenter Disziplin“ erinnern, den Sie hatten, als Sie etwas bestimmtes gelernt hatten, und dann auf diese Karte schauen, so dass der Zustand auf dieser geankert wird. Unterbrechen und testen Sie! Dann platzieren Sie die Karte so an Ihrem Arbeitsplatz, dass sie im Grunde vergessen können, wofür diese ist. Wann immer aber Sie zufällig mit dem Blick über diese Karte schweifen, wird die Farbe Sie unterbewusst in den Zustand versetzen. 13.5. Akustische, gustatorische und olfaktorische Anker Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 158 Besonders machtvoll sind auch akustische Anker. Wir kennen das gut: Eine bestimmte Melodie, ein ‚Oldie’, bringt uns wieder in eine Zeit und eine Stimmung aus lange zurückliegender Zeit. Ist das Geplapper oder aufgeregte Geschnatter der „Anchorman“ oder der „Anchorwoman“ eines Nachrichtensenders der ideale Neuro-Attraktor für das Trading oder irgendeine Tätigkeit mit positiver Konzentration? Nach der weiblichen Brust ist jede Form von Alarm für uns naturgemäß der stärkste Reiz. Das ist durch die Millionen Jahre Evolution ausgewählt: Die, die am schnellsten Gefahren erkennen und alarmiert sind, überleben und erzeugen Nachkommen, denn der letzte wird gefressen. Daher werden Nachrichtensender immer eine Stimmung von Alarm erzeugen. Wenn die Sprecher fortwährend sagen: „Alles ist O.K., alles ist gut!“, wird der Sender geringere Einschaltquoten haben als der Paniksender. Irgendwann wird ein Sender auf die Idee kommen die beiden stärksten Neuro-Attraktoren zu kombinieren und barbusige Nachrichtensprecherinnen auftreten lassen. Welche Musik also könnte Sie in einen zum Trading gewünschten Zustand versetzen? Ich selbst höre, ehrlich gesagt, am liebsten Heavy Metal oder Hip-Hop mit viel „F... you, Motherf...er!“ beim Trading. Das bringt mich in Angriffslaune. Seitdem aber der Computer das Handelssystem durchführt und ich dieses nur supervisieren brauche und ansonsten Ruhe und Gelassenheit benötige, höre ich lieber Miles Davis. Vor einem fließenden Klangteppich platziert er mit äußerster Konzentration seine Trompetentöne, von denen jeder ein ganzes Spektrum von Zuständen enthält. Wenn wir mit Coachees arbeiten, werden wir oft Anker per Berührung oder auf dem Boden installieren. Dabei ist es immer unterstützend durch eine bestimmte Stimme und ein wie beiläufig gesprochenes: „Gut..“ oder ähnliches den Zustand auch akustisch zu ankern. Gustatorische Anker. Wie ist es mit Geschmacksankern? Bringt ein bestimmter Geschmack Sie in einen bestimmten Zustand? Süßigkeiten sind bei uns in der Kindheit oft geankert worden. Das ist dann manchmal hinderlich, wenn man auf die Figur achten will. „Süß und fettig“ brauchten wir in der Steinzeit ganz besonders und wundern uns heute, warum wir gern Milcheiskrem und Schokoriegel essen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 159 Am Ende dieses Kapitels besprechen wir die Methode zum Löschen von Anker. Das ist bei den in der DNS eingegrabenen natürlich schwieriger, aber Sie sollten vor Ihrer Schlankheitskur erst einmal einige Snacks „ent-ankern“. Olfaktorische Anker wirken besonders stark, denn der Geruchssinn ist sozusagen der älteste Sinn. Daher wird mit Duftlampen gearbeitet und Parfüm verspritzt. 13.6. Anker kollabieren Wir können auch zwei Neurologische Attraktoren „kollabieren“. Wenn wir zwei Anker an derselben Stelle überlagern, wird der stärkere von beiden den schwächeren ausgleichen. Das können wir nutzen zum Umwandeln negativer Reize. Wir können dieses Kollabieren besonders gut mit Bodenankern und mit durch Berührung ausgelösten Ankern durchführen. 13.6.1. Mittels Circle of Excellence Wir benutzen als erstes die Technik des „Circle of Excellence“. 1. Installieren Sie einen „Circle of Excellence“. - Imaginieren Sie einen Kreis. - Laden Sie in den Kreis eine ressourcevolle Erinnerung. - Verlassen Sie den Kreis und unterbrechen Sie. - Testen Sie durch erneutes Eintreten in den Kreis. - Laden Sie eine weitere Ressource (oder auch drei, vier). - Unterbrechen. - Testen. 2. Erinnern Sie ein Thema, in dem Ressourcen fehlen. 3. Treten Sie mit diesem Thema in den geladenen Kreis, um festzustellen, dass der Mangel in der schwachen Sache behoben ist. 4. Unterbrechen. 5. Test. 6. Future Pace (Stellen Sie sich ein Ereignis in der Zukunft vor, in dem sonst die Schwäche war, und stellen Sie fest, dass bzw. ob die hinzugeladenen Ressourcen nun verfügbar sind). 13.6.2. Change History Diese Technik führt man am besten zu zweit als Coach(A) und Klient(B) durch. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 160 1. A und B. A fragt B nach dem Einverständnis einen Körperteil zu berühren, zum Ankern. 2. A bittet B sich an eine positive Zeit zu erinnern. 3. Sobald B sich gut zu erinnern beginnt, setzt A den Anker.(etwa 1/2 Minute) 4. Unterbrechen, Testen 5. Einen zweiten Anker auf die gleiche Körperstelle setzen. (Anker stapeln) 6. Dann bittet A B sich an eine Situation zu erinnern, die er/sie ressourcevoller haben möchte. 7. B ankert diese auf eine andere Körperstelle. 8. Unterbrechen, testen. 9. Testen der Ressource-Anker. 10. Testen des Weniger-Ressource-Ankers. 11. Halten des Ressource-Ankers mit „Und wäre es nicht sehr gut, diese Ressourcen, auch in der Situation...“ 12. Auslösen des Weniger-Ressource-Ankers bei gehaltenem Ressource-Anker 13. „..zur Verfügung zu haben?“ 14. Ressource-Anker lösen. 15. Physiologie beachten. 16. Bisherigen Weniger-Ressource-Anker lösen. 17. Unterbrechen, Testen, Future Pace 13.7. Swish Dieses NLP-Verfahren des sogenannten „Swish“ ist geeignet, neurologische Attraktoren zu löschen. Einige dieser „Anker“ haben wir bewusst und willentlich installiert. Viele aber sind da, ohne dass wir wissen, woher wir sie haben. Erziehung, Werbung, Medien haben da ihren Anteil. Sie haben bereits gelesen, dass Neurologische Attraktoren, die unbenutzt oder selten ausgelöst werden, verblassen und verschwinden. Es gibt aber einige, die werden alltäglich ausgelöst. Wir wollen uns von diesen auch befreien können. Wenn Sie Raucher sind und eine angeboten bekommen, wird es Ihnen schwer fallen diese abzulehnen. Es ist ein sozialer Anker, der in den Tagen der kollektiven Nikotin-Sucht viele Bedeutungen hatte und Sympathie versicherte. Wenn Sie nun mit dem Rauchen aufhören wollen, wird es Ihnen schwer fallen dem Anker der angebotenen Zigarette zu widerstehen. Deshalb sind gerade bei Trainings zur Beendigung der Nikotin-Sucht einige Swishs notwendig. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 161 Es gibt aber auch andere Auslöser. Vielleicht führen Sie sich bei Vorträgen oder Auftritten sofort angegriffen, wenn ein Teilnehmer eine Zwischenfrage stellt oder sonst wie Unruhe da ist. Aus der Verteidigung heraus kommt man nicht souverän rüber und weckt gleich den Verdacht, dass es etwas zu verteidigen oder vertuschen gibt. Auch hier kann man per Swish das Verhalten verbessern. Trader kennen natürlich viele Neurologische Attraktoren, die nach einem Swish kreischen. Der Kurs auf dem Bildschirm läuft gegen Sie und Sie sind gefangen oder hektisch oder irgendwie aufgerufen. Sie hören eine Nachricht und werden sofort pessimistisch und können Ihren Trade nicht mehr cool durchziehen. Aber es gibt auch Anker, die nicht so offensichtlich sind. „An irgendeiner Stelle verliere ich das Vertrauen in meinen Trade!“ Machen Sie eine Untersuchung, schreiben Sie alle Vorgänge während der Trades mit. Der Auslöser kann etwas sein, dass nicht unbedingt etwas mit dem Trading zu tun hat und Ihnen das Vertrauen raubt: Eine ganz bestimmte Sekretärin, der Leiter der Handelsabteilung, ein Lied im Radio, der Genuss von Kaffee, eine bestimmte Lufttemperatur oder was auch immer. Sie wollen nun nicht gleich die Sekretärin heiraten müssen, sondern einfach per Swish eine Verhaltenweise installieren, bei der Sie Ihrem Trade trotz des Attraktors treu bleiben können. Also hier die Anleitung zu einem Swish. Es empfiehlt sich, wie bei eigentlich allen hier beschriebenen Übungen, dieses einmal in der Praxis gesehen und unter Anleitung erlebt und gemacht zu haben. Einfach gesagt aber, sozusagen für den Hausgebrauch, gilt folgendes: • Erstellen Sie eine Mentale Repräsentation des unerwünschten Verhaltens mit bestimmten Auslösern. • In dieser sollten Sie assoziiert sein und das Bild sollten einen Rahmen haben. • Erstellen Sie eine weitere (dissoziiert) mit dem erwünschten Verhalten. • Lassen Sie die zweite Repräsentation klein werden, stellen Sie diese in eine Ecke der ersten Repräsentation und lassen Sie schlagartig diese groß werden, die alte verdrängen und die Mentale Repräsentation ausfüllen. Sie können es auch so machen: Die Repräsentation mit dem unerwünschten Verhalten entschwindet Richtung Horizont und plötzlich, wie von einem Gummiband gezogen, kommt die neue herangerauscht. Es wäre günstig, wenn die Verwandlung so geschieht, dass der Klient leicht nach oben und in die Richtung Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 162 der starken Hand (also beim Rechtshänder: rechts und beim Linkshänder: links) schaut. Eventuell kann man am Ende die neue Repräsentation nach oben/andere Seite ziehen, da dort dann die Region des visuellen Erinnerns ist und das neue Verhalten dann eine Erinnerung geworden ist. Wichtig ist immer, dass die Repräsentation des erwünschten Zustandes machtvoller, stärker, attraktiver ist als die des alten Zustandes. Eventuell muss man da manchmal noch etwas hinzufügen, z.B. einen Geruch von Ihrem Lieblingsduft. Also hier einmal der gesamte Ablauf wie er in einer Coaching-Session angewendet werden kann: Wir nennen die Klienten in einer Coaching-Session auch gern „Coachee“, da „Klient“ ein wenig nach „krank“ klingt. Der Swish 1. Ermitteln Sie, welches das Verhalten oder die Reaktion des Coachees ist, das oder die verändert werden soll. 2. Lassen Sie ein Bild des unerwünschten Verhaltens erstellen Bitten Sie (A) Ihren Klienten oder Coachee (B) ein großes, klares und farbiges assoziiertes Bild von sich selbst zu machen, während oder gerade bevor er/sie sich auf die unerwünschte Art und Weise verhält. Dieses Bild wird alle die Hinweise einschließen, die das unerwünschte Verhalten verursachen. Nehmen Sie das äußere Verhalten genau wahr und identifizieren Sie Körpersignale. Bitten Sie B dieses Bild kurz zur Seite zu stellen. 3. Lassen Sie ein Bild erschaffen, in dem der Klient ihre/seine Ressourcen hat. (Ressource Person) Fragen Sie B: "Wie würden Sie sich selbst als Mensch anders sehen, wenn Sie dieses unerwünschte Verhalten nicht mehr länger haben? Machen Sie ein Bild von sich, wie Sie sein würden, wenn Sie dieses unerwünschte Verhalten nicht mehr hätten. Dieses Bild ist nicht nur ein Bild von der Person, die z.B. nicht mehr raucht, sondern ein dissoziiertes Bild von sich, in dem sie/er ein anderer Mensch ist fähiger, mit mehr Wahlmöglichkeiten, oder was auch immer wichtig für sie/ihn ist. Versichern Sie sich, dass es ein Bild ist, welches eine starke positive Reaktion bewirkt. Das Zufügen von auditiven Elementen wird dieses Bild sogar noch stärker Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 163 machen. Nehmen Sie das äußere Verhalten genau wahr und identifizieren Sie Körpersignale. 4. Lassen Sie eine neue Realität erschaffen! Lassen Sie B das Bild des unerwünschten Verhaltens ganz groß machen und völlig das visuelle Feld ausfüllen und die Ressourcen-Person als kleinen, dunklen Punkt in eine Ecke (z.B. rechts unten) zusammenschrumpfen. 5. Geben Sie die notwendigen Anweisungen, um den Swish zu machen „Lassen Sie das Bild von dem erwünschten Zustand schnell größer und heller werden, während das alte Bild dunkler und überwältigt wird. Machen Sie zur selben Zeit ein „Swishgeräusch". Dann öffnen Sie bitte Ihre Augen. Wiederholen Sie diesen Prozess fünf Mal." Versichern Sie sich, dass B am Ende von jedem Swish eine Unterbrechung hat, so dass das Verketten nur in eine Richtung passiert. Sie kreieren eine Richtung mit diesem Prozess, in dem Sie drei verschiedene Qualitäten auf einmal verändern: Die Größe, die Helligkeit und assoziiert/dissoziiert. Benutzen Sie Ihre Wahrnehmung der Körpersignale, um die internen Vorgänge zu bestätigen. 6. Testen Sie Bitten Sie B, sich an das Bild des unerwünschten Verhaltens zu erinnern. Nehmen Sie Körpersignale wahr und vergleichen Sie die anfänglichen äußerlichen Zugangshinweise mit den jetzt vorhandenen. Wenn der Swish erfolgreich ist, wird es für B sehr schwer oder sogar unmöglich sein, das Bild des unerwünschten Verhaltens zu halten; es wird sich spontan durch das Bild der Ressourcen-Person ersetzen. Unsere Welt ist voller Neurologischer Attraktoren, Anker. Das Trading-Environment besteht aus vielen derartiger Erinnerungen. Eine besondere Form von Ankern können bestimmte Chart-Formationen sein. „Wenn es das letzte Mal bei einer derartigen Formation gedreht hat, muss es das doch jetzt auch tun.“ Es wäre sicher gut auch diese Anker bisweilen mal gründlich zu swishen. Denn der Markt ist wie das Leben, unberechenbar. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 164 14. Selbstmanagement auf den 5 Inneren Ebenen 14.1. Das Prinzip der „Logical Types“ 14.2. Die Inneren Ebenen 14.2.1. Übung: Die 5 Inneren Ebenen 14.3. Die Meta- und die Trans-Funktion 14.3.1. Die Meta-Funktion 14.3.2. Die Trans-Funktion 14.4. Anwendungen für Trader Für das effektive Selbstmanagement wollen wir ein Modell benutzen, in dem unsere Neurologie Informationen auf 5 Ebenen verarbeitet. Wir können diese Ebenen mit folgenden Metaphern anschaulich benennen: • Inneres Tier • Inneres Kind • Innerer Akteur • Innerer König • Innerer Gott 14.1. Das Prinzip der „Logical Types“. Anfang des 20.Jahrhunderts schrieben die englischen Mathematiker Bertrand Russel und Alfred North Whitehead das Grundwerk der Mathematik „Principia Mathematica“. Dieses sollte ein geschlossenes und logisches Gebäude abliefern. Das Projekt scheiterte in gewisser Weise an den Paradoxen. Aussagen wie „‚Alle Kreter lügen!’, sagte der Kreter.“, sind nicht logisch lösbar. Russell und Whitehead lösten das Problem, in dem sie verbaten, das Aussagen auf einer höheren logischen Ebene, einer Meta-Ebene über ein System, als Teil des Systems angesehen werden. D.h.: Der „Logical Type“ einer Aussage über eine Aussage muss in einer höheren Ebene angesiedelt sein. Das war zwar irgendwie für Mathematiker unbefriedigend, da so ein endloser Rückzug entsteht, sobald man dann wieder eine Aussage über die Meta-Aussage macht usw., aber in der Praxis ist es anwendbar. Die Auseinandersetzung über dieses Problem der selbst-referentiellen Paradoxa führte den Mathematiker Kurt Gödel zu „Gödels Theorem“, in dem er bewies, dass Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 165 ein mathematisches System nur entweder vollständig oder logisch sein kann, aber nie beides. „Gödels Theorem“ beendete in gewisser Weise den Anspruch der Mathematik potenziell alles beschreiben zu können und gilt als einer der größten, wenn auch ernüchternden, Erkenntnisse des 20.Jahrhunderts. In unserer neuro-logischen Praxis, also in unserem Köpfchen, lösen wir dieses Problem, indem wir entweder Paradoxa vermeiden oder den endlosen Rückzug vage und offen lassen. Nichtsdestotrotz benötigen wir mehrere Ebenen der Sortierung innerer Prozesse, um nicht in selbst-referentiellen Paradoxa hängen zu bleiben. Da ab der 3.MetaStufe der Grad der Abstraktion für die meisten Menschen schon schwierig wird, und eher nur wenige eine 4.Ebene denken können, macht es Sinn insgesamt 5 Ebenen zu beschreiben: eine Grund-Ebene und 4 Meta-Ebenen darüber. In der Beschäftigung mit mentalen Themen ist es hilfreich, ein Problem der Ebene zuzuordnen, auf der es auftritt. Weiterhin ist es sinnvoll eine Lösung über eine Höhere Ebene zu suchen (und zu finden). Da es uns leichter fällt, sinnlich wahrnehmbares zu erinnern, werden wir die 5 Ebenen mit metaphorischen Begriffen bezeichnen. Wir werden sehen, dass diese Landkarte der inneren Matrix einige wertvolle Instrumente des Selbstmanagement in die Hand gibt. 14.2. Die Inneren Ebenen Die erste Ebene ist die des Inneren Tieres. Dieses ist die Ebene der Zellen, der Physiologie. Diese Ebene ist völlig Materie. Die zweite Ebene ist die des Inneren Kindes. Dieses ist die Ebene des menschlichen Individuums, welches Teil einer sozialen Einheit ist. Dieses ist vor allem eine Ebene der Primären Emotionen. Die dritte Ebene ist die des Inneren Akteurs. Auf dieser Ebene koordinieren wir die physiologischen und sozialen Bedürfnisse mit den Ansprüchen größerer sozialer Einheiten. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 166 Wir schaffen Ausgleich zwischen dem, was wir wünschen und innerlich müssen, mit dem, was wir wollen, dürfen, sollen und von außen her müssen über das, was wir können. Die vierte Ebene ist die des Inneren Königs. Der König (oder die Königin) bestimmt unseren Platz in der Gesellschaft. Er oder sie übernimmt Werte und orientiert die unteren Ebenen an diesen. Die fünfte Ebene ist die des Inneren Gottes Der Innere Gott, bzw. die Innere Göttin, hat eine Sicht der gesamten Existenz und vertritt Höhere Werte aus der Sicht einer ganzheitlichen Bestimmung. Auf dieser Ebene sind wir das, was wir mehr als Körper und Gedanken sind. Wir wollen dieses veranschaulichen und erfahrbar machen. Sie mögen sich 5 farbige Kreise auf den Boden legen: Wir identifizieren oder „ankern“ also die einzelnen Ebenen mit Farben. Da wir dementsprechende Karten oder Flächen auslegen, schaffen wir also Bodenanker, wie es in Kapitel 13 beschrieben ist. In der indischen Wahrnehmung der menschlichen Aura werden dieser von unten nach oben die Farben des Spektrums von Rot über Geld und Grün nach Blau und Indigo oder Magenta zugeordnet. Dementsprechend wollen wir das Innere Tier als die „unterste“ Stufe mit der Farbe Rot verbinden. Dieses ist auch unsere sexuelle Seite und mit dem Sexual-Chakra verbunden. Das Kind ist mit der Körperzone des Bauches verbunden und die Farbe ist Orange. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 167 Der Akteur ist die Seite in uns, welche die Macht balancieren muss. Diese Fähigkeit liegt im Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Dieses ist natürlich Gelb. König und Königin sind gut, wenn sie in ihrem Herzen sind. Die Farbe des HerzChakras ist Grün. Die Farbe der Aura um Hals und Kopf ist Blau. Es wäre denkbar, dass es entsprechend den Chakren 7 Logische Ebenen gibt. Die dem 3. Auge (Farbe: Indigo) und dem Scheitel-Chakra (Farbe: Magenta oder Weiß) entsprechenden Ebenen sind aber trans-logisch und für unsere Arbeit mit den Logischen Ebenen daher eher unbrauchbar. 14.2.1. Übung: Die 5 Inneren Ebenen Sie mögen also entsprechend der obigen Diagramme 5 farbige Flächen auslegen. Das Innere Tier Assoziieren Sie sich nun bitte mit Ihrem Inneren Tier. „Tier“ ist hierbei nur eine metaphorische Bezeichnung für die körperlichste Seite in Ihnen. Selbstverständlich sind Sie ein kultivierter, entwickelter Mensch. (Ich hatte Teilnehmer in Trainings, die an dieser Stelle sich weigerten eine tierische Seite in sich anzuerkennen. Die musste ich dann zu einem Freudianer schicken.) Also: Tun Sie so, als ob es eine Tier-Seite in Ihnen gäbe. Treten Sie nun auf die rote Fläche und verkörpern Sie Ihr Inneres Tier. Was für ein Tier wäre es in der freien Wildbahn? Wie könnte es aussehen, sich anfühlen, welche Geräusche macht es? Assoziieren Sie sich mit diesem. Wie geht es Ihrem Inneren Löwen, Raben, Delphin, Moskito? Treten Sie bitte dann wieder auf den neutralen Platz außerhalb der Bodenanker. Stecken und recken Sie sich und unterbrechen Sie die Verkörperung. Gehen Sie dann noch einmal auf die rote Fläche, um zu überprüfen, dass Sie durch das Betreten der Fläche unmittelbaren Zugang wieder zu Ihrem Inneren Biest haben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 168 Verlassen Sie die Fläche wieder und malen oder schreiben Sie gerne auf die Pappe oder das Papier ein Symbol oder eine Bezeichnung für die metaphorische Darstellung dieser Inneren Ebene. Das Innere Kind Assoziieren Sie sich nun bitte mit Ihrem Inneren Kind. „Kind“ ist hierbei nur eine metaphorische Bezeichnung für die emotionalste Seite in Ihnen. Selbstverständlich sind Sie ein erwachsener, unabhängiger Mensch. Also: Tun Sie so als ob es eine Kind-Seite in Ihnen gäbe. Treten Sie nun auf die orange Fläche und verkörpern Sie Ihr Inneres Kind. Was für ein Kind wäre es in der wirklichen Welt? Wie könnte es aussehen, sich anfühlen, welche Geräusche macht es? Assoziieren Sie sich mit diesem. Wie geht es Ihrem Inneren Mädel oder Bub? Treten Sie bitte dann wieder auf den neutralen Platz außerhalb der Bodenanker. Stecken und recken Sie sich und unterbrechen Sie die Verkörperung. Gehen Sie dann noch einmal auf die orange Fläche, um zu überprüfen, dass Sie durch das Betreten der Fläche unmittelbaren Zugang wieder zu Ihrem Inneren Kind haben. Verlassen Sie die Fläche wieder und malen oder schreiben Sie gerne auf die Pappe oder das Papier ein Symbol oder eine Bezeichnung für die metaphorische Darstellung dieser Inneren Ebene. Der Innere Akteur Assoziieren Sie sich nun bitte mit Ihrem Inneren Akteur. „Akteur“ ist hierbei nur eine metaphorische Bezeichnung für die in der Welt agierende Seite in Ihnen. Sie könnten diese Seite auch als den Jugendlichen oder die junge Frau, der junge Mann sehen, welche ausziehen die Welt zu erobern. Andere Namen wäre Innere Kriegerin oder Innerer Krieger, Geselle, Künstler, Tänzer, Gärtner. Treten Sie nun auf die gelbe Fläche und verkörpern Sie Ihren Inneren Akteur. Was für ein Akteur wäre sie oder er in der wirklichen Welt? Wie könnte sie, bzw. er, aussehen, sich anfühlen, welche Geräusche macht sie/er? Assoziieren Sie sich mit dieser/diesem. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 169 Wie geht es Ihrem Inneren Kämpfer, der Inneren Tänzerin? Treten Sie bitte dann wieder auf den neutralen Platz außerhalb der Bodenanker. Stecken und recken Sie sich und unterbrechen Sie die Verkörperung. Gehen Sie dann noch einmal auf die gelbe Fläche, um zu überprüfen, dass Sie durch das Betreten der Fläche unmittelbaren Zugang wieder zu Ihrem Inneren Akteur haben. Verlassen Sie die Fläche wieder und malen oder schreiben Sie gerne auf die Pappe oder das Papier ein Symbol oder eine Bezeichnung für die metaphorische Darstellung dieser Inneren Ebene. Der Innere König Assoziieren Sie sich nun bitte mit ihrer Inneren Königin, Ihrem Inneren König. „König“ ist hierbei nur eine metaphorische Bezeichnung für die willensstärkste Seite in Ihnen. Wir könnten diese Seite auch als Erwachsener, Meister, Richter, Häuptling, General, Doktor oder ähnliches bezeichnen. Der Boss, die Chefin. Treten Sie nun auf die grüne Fläche und verkörpern Sie Ihre Innere Königin, den Inneren König. Was für ein Herrscher wäre sie oder er in der wirklichen Welt? Wie könnte sie/er aussehen, sich anfühlen, welche Geräusche macht sie/er? Assoziieren Sie sich mit dieser oder diesem. Wie geht es Ihrem Inneren Boss? Der Inneren Mutter, dem Inneren Vater? Treten Sie bitte dann wieder auf den neutralen Platz außerhalb der Bodenanker. Stecken und recken Sie sich und unterbrechen Sie die Verkörperung. Gehen Sie dann noch einmal auf die grüne Fläche, um zu überprüfen, dass Sie durch das Betreten der Fläche unmittelbaren Zugang wieder zu Ihrem Inneren König haben. Verlassen Sie die Fläche wieder und malen oder schreiben Sie gerne auf die Pappe oder das Papier ein Symbol oder eine Bezeichnung für die metaphorische Darstellung dieser Inneren Ebene. Der Innere Gott Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 170 Assoziieren Sie sich nun bitte mit Ihrem Inneren Gott, Ihrer Inneren Göttin. „Gott“ ist hierbei nur eine metaphorische Bezeichnung für die körperloseste Seite in Ihnen. Sehr religiöse Menschen im christlichen Sinne haben evtl. Schwierigkeiten mit dieser Formulierung, da sie Gott als etwas außer sich befindliches definieren. Als Mystiker würde ich zwar sagen: „Gott ist in allem und damit auch in uns oder gar nicht!“, aber selbstverständlich können Sie eine andere Bezeichnung wählen, z.B. Höchste Bewusstsein, Engel, Seele, Buddha. Sie könne sich auch ein polytheistisches Modell bauen mit persönlichen Göttern, die einem Über-Gott, dem „lieben“ Gott unterstehen. Also: Tun Sie so als ob es eine Gott-Seite in Ihnen gäbe. Treten Sie nun auf die blaue Fläche und verkörpern Sie Ihren Inneren Gott, die Göttin. Was für eine Göttin, ein Gott wäre dieser/diese in der wirklichen Welt? Wie könnte dieser/diese aussehen, sich anfühlen, welche Geräusche macht er/sie/es? Assoziieren Sie sich mit diesem/dieser. Wie geht es Ihrem Inneren Buddha, Ihrer Inneren Großen Göttin? Treten Sie bitte dann wieder auf den neutralen Platz außerhalb der Bodenanker. Stecken und recken Sie sich und unterbrechen Sie die Verkörperung. Gehen Sie dann noch einmal auf die blaue Fläche, um zu überprüfen, dass Sie durch das Betreten der Fläche unmittelbaren Zugang wieder zu Ihrem Inneren Gott haben. Verlassen Sie die Fläche wieder und malen oder schreiben Sie gerne auf die Pappe oder das Papier ein Symbol oder eine Bezeichnung für die metaphorische Darstellung dieser Inneren Ebene. Zu beachten ist, dass die Ebenen im Kreis angeordnet sind. Eine Ebene ist zwar höher als die vorherige und kann diese bestimmen oder verändern, aber das gilt auch für das Innere Tier, der anfänglich niedrigsten Ebene, in Bezug auf den Inneren Gott. Wenn das Innere Tier sagt: „Hunger!“, dann ist alle Göttlichkeit vergessen. Nun, das gilt auch für alle anderen Ebenen. Wenn es um das physische Überleben geht, gewinnt in den allermeisten Fällen das Tier. Das Innere Tier als dem Inneren Gott überlegene Stufe ist noch etwas anders. Die Art und Weise, wie unser Tier die Welt wahrnimmt, formt und bestimmt wie wir die Göttlichkeit wahrnehmen. Es ist wie in einem Bild, einer raffiniert gezeichneten optischen Täuschung, von M.C.Escher: Die Mönche laufen Treppen hoch und im Kreis. Sie laufen hoch und kommen immer wieder da an, wo sie angefangen sind. Ich bezweifle, dass es Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 171 wirkliche Hierarchien gibt. Vielmehr sind es solche Kreise, die aufwärts gehen und bei sich selbst wieder ankommen. In gewisser Weise ist auch die Doppel-Helix der DNS so organisiert oder ein anderes Modell für die innere Organisation. 14.3. Die Meta- und die Trans-Funktion In der Organisation der 5 Ebenen sind zwei Funktionen wichtig: Meta und Trans. Meta ist immer eine Ebene über der vorherigen. In einer Meta-Position haben wir einen Hebel. Wir können die untere Ebene bestimmen und verändern. Das ist wichtig zu wissen: Lösungen für die Probleme oder für ein Dilemma auf einer Ebene wird in einer um eine Stufe höheren Ebene gefunden. Wie genau? Gleich. Trans ist die transzendierende Funktion. Die Transzendenz-Ebene ist jeweils zwei Stufen höher als die zu transzendierende Stufe. Was bedeutet Transzendenz? Bei der Transzendenz wird das Thema oder Problem in einen anderen Kontext gestellt, in dem es einfach aufgelöst ist. Das Problem braucht ja einen Rahmen, einen Hintergrund, in dem es existiert. Wenn der weggezogen wird, verliert es den Halt und verflüchtigt sich. Aber vorsichtig: Es ist damit nicht gelöst. Wir schweben gern auf den transzendierenden Stufen, wenn wir etwas nicht lösen können. Das wirkt dann aber „aufgesetzt“. 14.3.1. Die Meta-Funktion Meta ist also eine Ebene „höher“ und in der Lage die „untere“ Ebene zu bestimmen. Voraussetzung ist eventuell, dass die untere Ebene gesund und stark genug ist, um eine höhere Ebene entstehen zu lassen. Wenn also ein Problem oder ein Thema eine Frage des Könnens ist, kann das Wollen dazu führen, dass wir etwas lernen, um die Befähigung zu erlangen. Wollen ist aber so etwas wie „Können können“ und wenn das Können blockiert ist, geht es nicht. Dann aber können wir die Lösung im Verstehen suchen oder in einem höheren Emotionalen Zustand wie Ehre. Wir können uns grundsätzlich merken, dass die Höhere Ebene in der Lage ist die untere zu bestimmen, bzw. eine ihrer Funktionen. Ein ähnliches Konzept gibt es im NLP mit den von Robert Dilts entwickelten „Logical Levels“. Ich bezweifle aber die darin enthaltene absolute Hierarchie und denke, dass die Organisierung dieser Ebenen in uns eher eine „Holarchie“23 ist, Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 172 bzw. es ist eine zirkuläre Holarchie: Denn auch der Innere Gott hat eine Ebene über sich und das ist wiederum das Innere Tier. Der Kreis schließt sich. Wenn das Problem in einem schwachen Bezug zur Ganzheit zum „Sein als solchen“ besteht, dann stellt das Innere Tier diesen Bezug schon her und zeigt dem Inneren Gott, wo es lang geht. Es geht keine Logische Ebene „höher“, sondern es wird wieder einfacher und direkter. Sie mögen sich wieder auf die ausgelegten 5 Bodenanker stellen und nacheinander die 5 Positionen einnehmen. Dann schauen Sie bitte einmal vom Inneren Kind auf das Innere Tier und sagen: „Ich kann dich bestimmen! Wenn ich dafür Wertschätzung bekomme, veranlasse ich dich, mal auf das Essen zu verzichten!“ Genauso gehen Sie dann die Ebenen weiter und stellen jeweils fest, dass die höhere Ebene der unteren Verzicht auferlegen kann. Sie kann ihr auch Übermaß auflegen. Und stellen Sie auch ganz besonders fest, dass das Innere Tier wiederum die höhere Ebene für den Inneren Gott ist und das Ganze auf ewig kreist und nie enden wollende Spiralen entstehen. 14.3.2. Die Trans-Funktion Transzendieren heißt: Etwas in einen größeren Rahmen stellen, indem es sich auflöst. Dieses passiert, wenn wir ein Thema von einer zwei Stufen höheren Ebene betrachten. Wenn z.B. das Innere Kind ein Problem hat und wir dieses auf der Ebene des Königs betrachten, löst das Problem sich auf. Verstehen oder Wollen, also Funktionen des Königs, können die Angst oder die Wut auflösen helfen. Wenn der Innere Akteur eine Unfähigkeit hat, wird diese im Lichte des Inneren Gottes zu einer Tür zum Mitgefühl und zur Demut. Wenn der Innere König etwas nicht versteht, überwindet das Innere Tier dieses durch direkte Erfahrung von Schmerz oder Lust. Entweder zieht der nicht verstehende König in die Schlacht oder er findet die große Liebe. Wenn den Inneren Gott eine Gewissensnot plagt, kann diese, aus den Augen des Kindes betrachtet, zum Spiel werden, zum unschuldigen Tun. Und der Hunger des Inneren Tiers löst sich auf in der Befähigung des Akteurs, der auch mal fasten kann und zurückstecken. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 173 Bei der Trans-Funktion wird das Thema der unteren Ebene überwunden und aufgelöst. Das ist natürlich nur vorübergehend. Das Innere Tier kann nicht ewig fasten. Aber es hilft auf jeden Fall ein Thema aus den Augen von zwei Ebenen höher zu betrachten. 14.4. Anwendungen für Trader Der Trader ist ja eigentlich der klassische Akteur. Von der Ebene „Innerer Akteur“ aus sollten wir uns orientieren, wenn wir uns mit Trader-Problemen beschäftigen. Der Innere Akteur wendet folgende Funktionen an: Körper: Können Geist: Bewerten, Vergleichen, Urteilen Seele: Meta-Emotionen, wie Mut, Selbstbeherrschung, Besonnenheit, Begeisterung. Der Innere Akteur balanciert vor allem die Befähigung (das Können) mit den Geboten (dem Sollen). „Ich sollte meine Stopps einhalten, aber ich kann es nicht!“ Um diese Aktion des Nicht-Einhaltens von Stopps durchzuführen, vergleicht und urteilt er auf eine bestimmte Art und Weise und ist in einem Zustand von mangelnder Selbstbeherrschung. Er sucht nun meist eine Lösung auf derselben Ebene. „Ich bin so blöd, warum halte ich die Stopps nicht ein?“ Dabei vergleicht, bewertet und urteilt der Trader sich mit anderen oder mit einem angenommenen Idealverhalten. „So sollte ich sein, wie es in den Büchern steht!“ Damit verharrt er aber auf derselben Ebene. Eine Lösung gibt es nur von der Sichtweise einer höheren Ebene, also der des Inneren Königs. Der Innere König kann erst einmal sagen: „Ich will es können. Ich will Stopps einhalten.“ Dazu geht er bei der Wahrnehmung in den Modus „Verstehen“. Er betrachtet das eigene Verhalten in dem Gesamtzusammenhang und nimmt eine Haltung von Großzügigkeit sich selbst gegenüber ein. Wer über die eigene mangelnde Selbstbeherrschung hadert, ist in einem ungünstigen, evtl. unbeherrschten Zustand, um aus diesem Zustand herauszukommen. Eine Ebene höher, mit Großzügigkeit sich selbst gegenüber, mit Verständnis, kann es etwas werden. „Ja, ich halte die Stopps nicht ein. Das ist nur Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 174 allzu menschlich. Wir hassen es, Verluste zu machen. Wie kann ich es lernen, Verluste zu realisieren, ohne mich schlecht zu fühlen?“ Auf der höheren Ebene können wir dann die Sache untersuchen und auch das Innere Kind betrachten. „Wie geht es dir bei Verlusten, Bübchen?“ Oder, wenn Sie ein weiblicher Trader sind: „Wie geht es denn unserer Prinzessin bei Verlusten?“ Evtl. fühlt sich das Innere Kind bei Verlusten so unfähig und wertlos, dass es den Inneren Akteur anfleht: „Bitte, bitte, Akti, tue es nicht. Der Kurs kommt wieder! Wenn du jetzt ausstoppst, dann fühlen wir uns so schlecht und flennen!“ Ja, und der gute Akteur will natürlich ein netter Kindergärtner sein und schon war die Stoppmarke überlaufen und der Kurs lief und lief, bis nur noch beten half. Beten kann aber nicht helfen, denn Beten tun die anderen auch und die Hälfte von diesen ist in der Gegenrichtung positioniert. Der Innere König, oder in diesem Fall besser: der Meister des Tradings, schaut also erst einmal, ob es aus der Welt des Inneren Kindes stammende psychologische Themen gibt, die das Einhalten der Stopps verhindern. Er schaut dann aber auch ob dem Akteur-Trader Befähigungen fehlen und es etwas zu lernen gibt. Sind die Stopps überhaupt sinnvoll gesetzt? Ist das eingegangene Risiko überhaupt vertretbar? Verluste sind auch unerträglich, wenn vom Trading-Gewinn zuviel abhängt. Zum Beispiel könnte das Überleben und das Zahlen der Miete davon abhängen, das jeden Monat Gewinne gemacht werden. Die Quotes und das elektronische OrderRouting und das Telefon und der Internet-Zugang usw. müssen ja auch bezahlt werden. Bei Nicht-Einhalten von Stopps muss der Trade-Meister fragen: „Hängt zuviel von dem Trading-Gewinn ab? Ist das tatsächlich Risikokapital, mit dem du handelst?“ Also überprüft der Trading-Meister mit einer Grundhaltung von großzügigem Verständnis gemeinsam mit dem Akteur-Trader mal den Businessplan der ganzen Unternehmung. Es gibt Drawdown-Phasen. Diese können je nach Ansatz länger als einen Monat dauern. Wie groß ist dieser zu erwartende Maximale Drawdown in diesem Ansatz? Kann das verkraftet werden? Wenn wir auf der Ebene, auf der das Problem sich befindet, die Lösung suchen, fühlen wir uns nur noch schlechter und kämpfen gegen uns selbst. Eine Ebene höher können wir über diesem Thema einer Ebene in uns schweben und es neutral betrachten und Lösungen suchen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 175 Die Bundesanstalt für Arbeit wäre ohne externe Unternehmensberatung auch nie auf die Idee gekommen, sich in Bundesagentur umzubenennen. Das war jetzt ironisch gemeint und zeigt ein weiteres Thema an, das auch für die innere Organisation gilt. Externe Berater (Coaches, Therapeuten, Unternehmensberater) nützen nichts, wenn die Innere Ebene des Königs eingeschlafen oder durch innere Konflikte blockiert ist. Dann müssen wir eine Ebene höher gehen und den Inneren Gott und die Bestimmung ansprechen. Wofür machen wir das Ganze? Der Trading-Gott sagt: „Wir entwickeln unser Potenzial und lernen mit den im Leben unausweichlichen Verlusten umzugehen und Mitgefühl mit uns selbst zu haben!“ So vermittelt dann der Gott zwischen den Fraktionen der Könige und Meister, so dass diese mit Begeisterung und Kooperation die notwendigen Reformen bei sich und auf den unteren Ebenen durchsetzen. Und wenn der Gott zu abgehoben und desinteressiert ist und von der Erleuchtung träumt? Dann ist die Höhere Ebene die des Inneren Tieres. Dieses ruft den Gott zur Räson, denn es sagt: „Wir leben hier in dieser Welt, in diesem Körper! Wir brauchen Fressen und ein Dach über dem Kopf und vor allem: Sex! Komm mal einer auf den Boden und räum da bei den Königen auf! Wir brauchen eine Mannschaft und keine Selbstdarsteller!“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 176 15. Strategien und Meta-Strategien 15.1. Verhaltens-Strategien 15.1.1. Meta-Verhaltensstrategie 15.2. Bewertungs-Strategien 15.2.1. Beispiel: Befindlichkeits-Bewertungs-Strategie 15.2.2. Bewertung der Befindlichkeit per Bollinger-Band oder Preiskanal 15.2.3. Wie nehmen wir die Befindlichkeit wahr? 15.2.4. Wessen Idealtag ist der Referenztag? 15.2.5. 5 Fragen zur Selbstbewertungs-Strategie 15.2.6. Die generelle Evaluations-Strategie und Evaluations-MetaStrategien 15.3. Soziale Strategien 15.3.1. Adaptions-Strategie 15.3.2. Exploitations-Strategie 15.1. Verhaltens-Strategien Unser Verhalten setzt sich zusammen aus Abfolgen von Strategien. Diese wiederum sind Sequenzen von Mentalen Repräsentationen, motorischen Handlungen und Emotionen. Es gibt Verhaltens-Strategien, Entscheidungs-Strategien, Lern-Strategien, etc. Derartige Strategien sind individuell unterschiedlich. Männer und Frauen verhalten sich vor und in Schuhläden verschieden. Männer und Frauen parken unterschiedlich ein. Auditive und Visuelle lernen unterschiedlich. Arme und Reiche kaufen in unterschiedlichen Läden nach anderen Kriterien ein. Wenn Sie z.B. ein Wort buchstabieren sollten, werden Sie es entweder erst innerlich sehen oder hören. Sie werden die Buchstabenfolge mit einer gesehenen oder gehörten Erinnerung vergleichen und dann ein Bauchgefühl dafür haben, ob es oder wann es richtig ist. Da unsere Schrift nicht lautmalerisch ist, ist das visuelle Buchstabieren für die Noten in Diktat und Aufsatz besser. Kinder mit Rechtschreibschwierigkeiten haben meist eine auditive Strategie und müssen eine visuelle Buchstabierstrategie erlernen. Das ist im Grunde sehr einfach beizubringen. Beim sog. „Speed-Reading“, Schnelllesen, wird gelernt, beim Lesen nicht mehr innerlich mitzusprechen, was die Aufnahmegeschwindigkeit vergrößert. Andere interessante Strategien bestimmen das Entscheidungsverhalten. Wie z.B. suchen Sie das Gericht, das Sie bestellen, in Ihrem Lieblingsrestaurant aus? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 177 Schauen Sie auf die Speisekarte und bilden zu jedem Gericht eine Mentale Repräsentation, die vor allem gustatorisch ist? Oder entscheiden Sie eher visuell? Oder nehmen Sie einfach immer dasselbe? Oder essen Sie immer das, was Ihr Gegenüber isst? Oder hören Sie am liebsten die Empfehlung des Kellners und nehmen das, was am besten klingt? Letztere, auditive Strategie wird sich für den nicht so auditiven Menschen obskur anhören, aber für einen auditiven Menschen ist das durchaus plausibel. Diese einfachen Verhaltens-Strategien sind auf der logischen Ebene des Inneren Kindes. Sie werden in der Kindheit erlernt, ins Unterbewusstsein abgespeichert und helfen uns durch den Alltag. 15.1.1. Meta-Verhaltensstrategien Wenn wir etwas sozial eleganter sein wollen, brauchen wir zusätzlich Strategien, die eine Ebene höher angelegt sind: Meta-Strategien. Innere Ebene: Akteur. Mit einer Meta-Entscheidungsstrategie können wir unsere Menüwahl variieren. Je nach Restaurant, Essenspartner, Geldbeutel, Tageszeit, Ort oder eigener Fitness wählen wir unterschiedliche und optimale Strategien. Es wäre unsinnig bei McDonalds oder Burger-King den Tagesempfehlungen der Bedienung lauschen zu wollen. Und es muss auch nicht unbedingt ratsam sein den bunten Bildern zu vertrauen. Aber wie genau entscheide ich denn bei McDonalds oder Burger-King? Ich selbst entscheide tatsächlich meistens auditiv und orientiere mich am coolsten Klang der amerikanischen Burger-Bezeichnungen. „Whopper“ klingt für mich lustiger als „Royal“. Aber vielleicht will ich ja mal gar nicht zum Kind regredieren, wenn ich einen Hamburger essen gehe, sondern mein Selbstbewusstsein aufbauen. Dann vernasche ich natürlich lieber einen „Royal TS“. So habe ich also eine Meta-Strategie der Entscheidung. Ich passe meine Entscheidungsstrategie den Kontexten an. Oder aber, ich passe sie mal gerade nicht an, wenn ich etwas neues probieren will oder irgendwie dumm auffallen will. Letztere Entscheidung („Ich will mal so richtig provozieren!“) wäre noch eine Meta-Ebene höher. (Provozieren ist also eine Strategie für Könige. Was nicht heißt, dass jeder Provokateur ein König ist.) Also. Grundebene: Entscheidungs-Verhalten in Restaurants. Meta-Ebene 1: Entscheidung, welches Entscheidungs-Verhalten gewählt wird. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 178 Meta-Ebene 2: Entscheidung, ob das Kriterium zur Verhaltenswahl „optimale Anpassung“ oder „optimales Schocken“, „Sicherheit“ oder „Experiment“ sein soll. 15.2. Bewertungs-Strategie Eine entscheidende Strategie ist unsere Bewertungs-Strategie. Wie genau bewerten wir etwas? Die Bewertungs-Strategie ist eine universale Meta-Strategie. Da Vergleichen, Urteilen, Bewerten eine Funktion der Meta-Wahrnehmung des Inneren Akteurs ist, wäre die grundlegende Bewertungs-Strategie eine AkteursStrategie. Die Bewertungs-Strategie bewertet auch Verhaltensstrategien und ist daher auf Meta-Ebene 1. Es gibt natürlich auch eine Meta-Bewertungs-Strategie, mit der wir ein Repertoire von Bewertungs-Strategien zum Einsatz bringen können. Das wiederum ist eine Königs-Strategie, der sich fragt: „Will ich heute mal streng sein oder eher großzügig!?“ Als Kind erlernen und übernehmen wir die Bewertungs-Strategien der Eltern oder anderer prägender Erwachsener. Als Jugendliche probieren wir Alternativen aus. Als Erwachsener denken wir meist nicht mehr darüber nach und benutzen das Gewohnte und Erprobte. Das kann bedeuten, dass wir wieder beim Kind-Verhalten gelandet sind oder dass wir eine Neuerung der Zeit als junger Erwachsener auf „automatisch“ gestellt haben. Es wäre sicherlich sinnvoll Bewusstheit über die Bewertungs-Strategien zu haben, um jeweils die optimale auswählen zu können. Wenn Sie etwas bewerten wollen, müssen Sie es mit etwas vergleichen. Das, womit Sie vergleichen, bildet das Kriterium, den Maßstab. Aber: Wie genau „vergleichen“ Sie? Stellen Sie eher die Unterschiede fest oder die Gleichheiten? 15.2.1. Beispiel: Befindlichkeits-Bewertungs-Strategie Wie ist Ihre Verfassung heute? Vergleichen Sie Ihren heutigen Zustand mit einem Idealtag oder dem möglichen schlimmsten Tag oder dem „Normaltag“ oder mit Gestern oder mit dem entsprechenden Tag der letzten Woche, des letzten Jahres? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 179 Fokussieren Sie bei dem Vergleich auf Unterschiede oder Gleichheiten? Wenn Sie auf den Unterschied zu einem Idealtag bewerten, wird die Antwort auf: „Wie geht es heute?“, eher „So lala...“ oder „Ja, so O.K.“ sein, denn der heutige Tag ist meist etwas oder viel weniger gut als der Idealtag. Sie werden mental alle die Unterschiede auflisten und sich so auf die Nicht-Optimalität orientieren. Wenn Sie auf die Gleichheit oder Ähnlichkeit zu einem Idealtag bewerten, wird die Antwort auf die Frage nach dem heutigen Befinden vielleicht: „Eigentlich ganz gut!“ sein. Im Gegensatz zu dem Weg mit der Unterscheidung erstellen Sie hier eine Liste der Gemeinsamkeiten und werden eher besser gelaunt sein als mit der Liste der Unterschiede. Die Gleichheit zum Idealtag wird von vornherein eher positiv gestimmte Repräsentationen erzeugen. Der Unterschied zum Idealtag wird eher frustrieren. Es ist zu erwarten, dass bei der Bewertungsstrategie „ Unterschied zum Ideal“ eine schlechtere Befindlichkeit wahrgenommen wird als bei „Gleichheit mit Ideal“. im Vergleich zu Idealtag schlimmster Tag nach Gleichheit Eigentlich ganz gut! Urlaubsreif! nach Unterschied Ganz O.K. Nicht so schlecht! Es kann aber auch per Gleichheit oder Unterschied zum Worst-Case, zum schlimmsten möglichen Tag, bewertet werden. Dann werden wir bei der Strategie „Gleichheit zum Worst-Case“ eher in einen schlechteren Zustand kommen als bei „Unterschied zum Worst-Case“. Denn eine Liste der Unterschiede zum Schlimmsten ist doch angenehmer als eine Liste der Ähnlichkeiten mit dem Schlimmsten. Wann würde man den Vergleich zum bestmöglichen und wann den Vergleich zum schlechtesten wählen? Wir stellen zwar die Bewertungsreferenz meist auf automatisch und beantworten die Frage nach dem Befinden immer gleich. Das ist aber nicht unbedingt gut und flexibel. Wir möchten Variation und vor allem bewusste Selbstbestimmung in unser Leben. Wenn wir eine Krankheit hatten und bewerten die eigene Befindlichkeit als „Unterschied zum Worst-Case“, kann uns das bei der Genesung unterstützen: „Ach, gar nicht so schlecht!“ Wenn wir hier nach „Gleichheit zum Ideal“ bewerten, stürzen wir wegen der großen Differenz evtl. ab. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 180 15.2.2. Bewertung der Befindlichkeit per Bollinger-Band oder Preiskanal Wir könnten statt eines absoluten Ideal oder Worst-Case auch einen historisch relativen nehmen. Das werden wir in der Praxis wohl auch meistens machen. Ideal und Worst-Case einer überschaubaren vergangenen Zeitspanne bilden sozusagen einen Preiskanal oder ein Bollinger-Band um das, wonach wir unser aktuelles Befinden bestimmen. Wir könnten das sogar wie bei einem Kurschart graphisch darstellen. Bei den beiden Charts, die folgen, ist eine fiktive tägliche Befindlichkeit auf einer Skala von 1 bis 100 bewertet und daraus eine Kurve erstellt worden, bei der ein auf die letzten 20 Tage berechneter Idealtag oder Worst-Case das Preisband bilden. Befindlichkeitschart (Tageschart, Befindlichkeit auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet) mit Bollinger-Band, das durch 2 Standardabweichungen auf den 20Tage-Gleitenden Durchschnitt (rote Linie) berechnet ist: Die schwarze Linie ist durch tägliche Bewertungen für die Befindlichkeit gebildet. Wenn diese über dem oberen Bollinger-Band verläuft, wie um den 10.5.01 herum, geht es uns natürlich super. Wir werden wohl eine kurzfristige Orientierung und eine längerfristige Bewertung haben (wie am besten bei der Börsenkurs-Analyse auch). Hier ein Befindlichkeitschart aus dem gleichen Zeitraum, bei dem das Preisband durch einen Donchian-Channel gebildet wird, der aus den Highs und Lows der letzten 20 Tage gebildet wird: . Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 181 Die High und Lows, an denen wir uns orientieren, werden individuell unterschiedlich sein. Sie werden auch meist auf einen längeren Zeitraum bezogen sein. Wir sollten uns unterhalb des Durchschnitts am Unterschied vom unteren Band und an der Ähnlichkeit zum Zustand am oberen Band orientieren. Wir können natürlich auch noch den Trend der Kurve berücksichtigen und „besser“ oder „schlechter“ angeben. 15.2.3. Wie nehmen wir die Befindlichkeit wahr? Wonach bestimmen wir unser Befinden? Das ist individuell unterschiedlich, wird sich aber vor allem nach der physiologischen Wahrnehmung vom energetischen Zustand richten. Dieser Zustand ist im Laufe des Lebens objektiv unterschiedlich. Ein Jugendlicher hat eher zuviel Energie, ein älterer Mensch eher weniger. Wenn der ältere Mensch sich bei der Bewertung der Befindlichkeit an dem Ideal aus der Jugend orientiert, kann das nur frustrierend sein. Das Ideal ist also günstigerweise das High der letzten 365 Tage. Meistens wenden wir eine gemischte Strategie an: Es geht mir relativ zum Durchschnitt der letzten 365 Tagen recht gut, und aber relativ zu dem Tag, als ich das Date mit Pamela (Brad) hatte, geht es eher bescheiden. Wenn wir also über dem Gleitenden Durchschnitt des Energielevels sind, sollten wir unser Befinden mit „Gleichheit zum Ideal“ bewerten und die Frage: „Wie geht es?“ mit: „Nahezu ideal!“ beantworten. Wenn wir unterhalb des Gleitenden Durchschnitts sind, bewerten wir besser nach Unterschied zum Worst-Case mit „Gar nicht so schlecht!“ Wir werden meistens nahe am Durchschnitt sein, denn das ist der Charakter eines Durchschnitts. Es ist wohl anregender sich an dem Ideal zu orientieren und dieses anzustreben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 182 Wir werden uns außer am „Ideal“ und am „Worst-Case“ auch am „Normalfall“, also dem Durchschnitt, orientieren. Die Menschen, die das vor allem tun, sagen dann auf „Wie steht’s?“: „Normal, wie immer!“ Wir nehmen also innerlich unsere Befindlichkeit wie eine Börsenkurve wahr. Wir haben einen inneren Chart. Wir orientieren uns an einem Gleitenden Durchschnitt des Energielevels mit einem Donchian-Channel, der einen Preiskanal aus den Highs und Lows einer vergangenen Periode bildet. Es könnte auch ein BollingerBand (Preisband wird gebildet aus der addierten oder subtrahierten Standardabweichung) sein oder ein Keltner-Channel (Preisband wird gebildet aus der addierten oder subtrahierten Average True Range). Vermutlich aber ist uns das High und Low der vergangenen Tage, Wochen, Monate geläufiger. Unsere Handelsstrategie bezüglich unserer Befindlichkeit ist am günstigsten trendfolgend, wenn es über dem Durchschnitt ist, und antizyklisch, wenn es unter dem Durchschnitt ist. So erzeugen wir eine eher bullishe Kurve. Denn es ist ja eine Kurve unserer Befindlichkeit. Wäre es nicht schön, wenn diese immer besser wird? Wäre es nicht sinnvoll, wenn wir einen Weg hätten dem eher im Leben vorherrschenden Down-Trend des Energielevels entgegen zu arbeiten? Es wird bei stark visuellen Menschen so sein, dass sie ihre Befindlichkeit nicht nach der physiologischen Wahrnehmung ausrichten, sondern nach dem Aussehen. Diese erinnern sich also an ihr Spiegelbild und vergleichen dieses mit dem durchschnittlichen und dem idealen Spiegelbild der vergangenen Jahre und geben eine Antwort. Bei einer ungünstigen Strategie (zu langer Zeitraum) entsteht evtl. eine Motivation für extremes Lifting des Gesichtes, damit das Gesicht so bleibt wie beim Ideal vor 30 Jahren. 15.2.4. Wessen Idealtag ist der Referenztag? Es gibt natürlich auch Unterschiede darin, wessen Gesicht man als Referenz nimmt. Wir können diese Betrachtung auch auf den Weg übertragen, bei dem das Energielevel die Referenz darstellt. Wenn also die 60jährige Frau als Referenz für das Wohlgefühl ihr Gesicht mit dem eines gerade die Titelseiten beherrschenden Supermodels wählt, ist das eher noch ungünstiger. Die Frage ist also, ob wir als Referenz eine eigene Erfahrung wählen oder die eines anderen Menschen. Wir werden auch feststellen, dass es einen Unterschied macht, ob wir unsere eigene Erfahrung von uns innen heraus wahrgenommen nehmen oder von außen durch die konstruierte Wahrnehmung eines anderen Menschen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 183 Die Frage, die dann innerlich gestellt wird, ist nicht: „Wie fühle ich mich?“, sondern: „Wie sollte oder müsste ich mich fühlen?“ Selbstverständlich ist es sinnvoll die Selbstwahrnehmung zu überprüfen und sich auch mit den Augen der anderen Menschen sehen zu können. Diese fremdbestimmte Bewertungsstrategie sollte aber wohl besser lediglich Teil der Controlling-Strategie sein und nicht zur Kernstrategie der Selbstbewertungsstrategie gehören. 15.2.5. 5 Fragen zur Selbstbewertungs-Strategie Wenn wir also die Strategie eines Menschen herausfinden wollen, mit der sie oder er die eigenen Befindlichkeit bewertet, müssten wir folgenden Schritten und Fragen nachgehen: Sie können zur Übung diese Fragen einem unschuldigen Menschen stellen, der gerade auf Ihre Frage: „Na, wie geht’s?“ mit einer der vorgeblich stereotypen Floskeln geantwortet hat und etwas Anregung zur Selbstbeobachtung verkraften kann. Stellen Sie sich also bitte vor, dass Sie eine Person (es ist am lustigsten, wenn man sich eine „Respektsperson“ vorstellt, die es gar nicht gewohnt ist, dass ihre Floskeln hinterfragt werden.) gefragt haben: „Wie geht es Ihnen?“, und diese oder dieser geantwortet hat. 1. Wie genau kommen Sie zu dieser Bewertung Ihrer Befindlichkeit? (Um erst einmal eine Orientierung nach innen und in die Awareness (gleichzeitige Dissoziation und Assoziation) zu führen.) 2. Orientieren Sie sich dabei an einem Ideal, einem Worst-Case oder dem Durchschnitt? 3. Stellen Sie den Vergleich durch Feststellung der Gleichheiten oder der Unterschiede her? 4. Nehmen Sie einen Befindlichkeits-Trend wahr? 5. Ist es Ihr eigener Referenztag oder der einer anderen Person oder Personengruppe, der für die Bewertung den Maßstab bildet? Bei Punkt zwei wären die Unterfragen sinnvoll: 2.1. In welchem Zeitraum ist es der Ideal- oder Worst-Case-Tag, bzw. auf wie viele Zeiteinheiten (Tage) ist der Durchschnitt errechnet? 2.2. Ist das Ideal, bzw. der Worst-Case, aus dem Höchst- oder Tiefstpunkt der Zeitperiode ermittelt oder ist es jeweils eine Addition/Subtraktion der (doppelten) Standardabweichung oder der durchschnittlichen Tagesspanne zum Durchschnitt? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 184 Das Ziel dieser Befragung könnte sein, auf diese Weise die SelbstbewertungsStrategie zu optimieren. Sobald eine Wahrnehmung davon vorhanden ist, ob wir über oder unter dem Durchschnitt sind, können wir zur Optimierung der Einstellung zu uns selbst zwischen „Gleichheit mit dem Ideal“ und „Anders als das Schlimmste“ wählen. Mit den Techniken der Mentalen Repräsentation und des Qualia Designing können wir dann gezielt auf die Strategie einwirken. Wie genau ist der Idealtag repräsentiert? Erstellen Sie anhand des Fragebogens zur Ermittlung der Qualitäten eine Mentale Repräsentation von „Idealtag, an dem die derzeitige Befindlichkeit gemessen wird“. Erstellen Sie ebenso eine Mentale Repräsentation für „Derzeitige Befindlichkeit“. Welche Qualität macht den entscheidenden Unterschied? Anhand welcher Ähnlichkeit einer Qualität wird der Abstand vom Ideal gemessen? Sie könnten nun die Repräsentationen verändern. Wenn Sie die Repräsentation für Idealtag „heller“ machen, fühlen Sie sich dann aktuell besser oder schlechter? Wenn Sie die Repräsentation für „Idealtag“ attraktiver machen, kann das mehrere Effekte haben. Da Sie bei einer Strategie „Befindlichkeit gleich Grad von Gleichheit mit Ideal“ erst einmal innerlich Zugriff auf die Mentale Repräsentation vom Ideal nehmen müssen, versetzt Sie dieses in einen kurzfristig besseren Zustand. Der Abstand von „Aktueller Zustand“ und „Ideal“ wird also gleich bleiben. Sie werden sich aber insgesamt besser fühlen. Wenn indes der Abstand größer wird, wäre es ungünstig das Ideal zu stärken, weil man sich dann aktuell schlechter fühlt. Wenn wir wissen, dass wir oder der Coachee über der Durchschnittsbefindlichkeit sind, könnten wir es schon mal wagen, das Ideal und das Aktuelle intensiver zu machen. Wenn wir unterhalb des Durchschnitts sind und uns per Unterschied vom Durchschnitt definieren, könnten wir die Repräsentation des Worst-Case noch dunkler oder sonst wie negativer machen, um uns per größerem Abstand subjektiv besser zu fühlen. Wir werden in Kapitel 23 sehen, dass wir mit dieser Technik die ErwartungsHaltung immer wieder anpassen können, so dass wir beim Trading nicht durch eine zu große Erwartung die Mitnahme der bestehenden Gewinne verpassen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 185 Wir können auch auf die Loss-Aversion Einfluss nehmen und führen das konkret in Kapitel 24 durch. 15.2.6. Die generelle Evaluations-Strategie und Evaluations-MetaStrategien Wir können aus dem, was wir über die Betrachtung der SelbstbewertungsStrategie in Bezug auf Befindlichkeit eine generelle Bewertungs-Strategie oder, chic ausgedrückt, Evaluations-Strategie herausfiltern: 1. Einführende Frage: Wie genau bewerten Sie dieses (sich selbst, jemand anderes, einen Vorgang, ein Projekt, ein Produkt, etc.)? 2. Ermitteln der Referenz: Bewerten Sie es in Bezug auf ein Ideal, in Bezug auf einen Worst-Case oder in Bezug auf einen Durchschnitt? 2.1. Ermitteln der Raumzeit-Dimension der Referenz: In welcher Weite des Raumes und welchem Zeitraum ist es das Ideal, der WorstCase oder der Durchschnitt? 2.2. Ermitteln ob absoluter oder relativer Referenzpunkt: Ist das Ideal, bzw. der Worst-Case, aus dem Höchst- oder Tiefstpunkt der Zeitperiode ermittelt oder ist es jeweils eine Addition/Subtraktion der (doppelten) Standardabweichung oder der durchschnittlichen Tagesspanne zum Durchschnitt? 3. Ermitteln der Sortierungsweise: Stellen Sie die Bewertung durch Ermitteln der Gleichheit oder des Unterschiedes zur Referenz her? 4. Ermitteln des Trends: Stellen Sie einen Trend in der Annäherung oder Entfernung zur Referenz fest? 5. Ermitteln der Wahrnehmungsposition: Ist es Ihre Referenz oder die einer anderen Person oder Personengruppe, welche den Maßstab für die Bewertung bildet? Wir haben also möglicherweise verschiedene Evaluations-Strategien (BewertungsStrategien) zur Auswahl. Mit einer Meta-Evaluations-Strategie wählen wir aus, welche Bewertungsweise wir wählen wollen. Bei der Befindlichkeits-Bewertung hatten wir schon gesagt, dass es eine gute Strategie wäre in schlechten Tagen die Befindlichkeit durch Unterschied zum Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 186 Schlimmsten zu benennen und in guten Tagen durch die Ähnlichkeiten zum Besten. Es gäbe also eine Meta-Strategie, die uns sagt: „Dieses ist ein guter Tag, orientiere dich nicht an dem schlechtesten, sondern an dem Ideal!“ Oder: „Du bist krank. Aber du könntest fast tot sein. Es geht dir also gar nicht so schlecht!“ Die Meta-Evaluations-Strategie können wir auch bei der Bewertung von anderen Dingen einsetzen. „Die Vase ist hässlich. Aber sie ist nicht so kitschig.“ Hier kommt es darauf an, wie genau wir den durch „hässlich“ angegebenen Durchschnitt repräsentieren. Wenn wir ein niveauvolleres Leben wollen, würden wir die Repräsentation des ästhetischen Durchschnitts von Vasen etwas attraktiver gestalten. „Deutschland geht es relativ (zum Durchschnitt der Jahre der BRD) mies. Aber es ist noch nicht bankrott.“ „Deutschland geht es relativ (zum Durchschnitt der Staaten der Erde) recht gut. Der Lebensstandard ist O.K.“ Mit einer Meta-2-Evaluations-Strategie wählen wir aus, welche Meta-EvaluationsStrategie wir wählen wollen. Denn wir könnten uns mit der Bewertung gut oder mies drauf bringen wollen. Je nachdem, ob wir das Leben genießen oder dem Leben entsagen wollen. Das hängt von der Einstellung unseres Inneren Gottes ab. Die Sichtweisen der Börsenstrategie können also durchaus auf die innere Börse angewendet werden und wir können eine optimale Bewertungsstrategie finden, die unsere Entscheidungen bestimmt. 15.3. Soziale Strategien Um in einem sozialen Kontext Erfolg zu haben, brauchen wir 4 Strategien, die uns folgende 4 Fragen beantworten: • Wie passe ich mich an den Kontext an? • Wie verschaffe ich mir einen Vorteil in dem Kontext? • Wie passe ich meine Erwartung an? • Wie bestimme ich meinen Einsatz? Also: • Adaptions-Strategie (Anpassungs-Strategie) Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 187 • Exploitations-Strategie (Ausbeutungs-Strategie) • Expectations-Strategie (Erwartungs-Strategie) • Effort-Management-Strategie (Einsatz-Management) Die Expectations-Strategie werden wir in Kapitel 23 genau unter die Lupe nehmen. Wir werden uns über das Effort-Management in Kapitel 19 Abschnitt 10 theoretisch und praktisch detailliertere Gedanke machen. Hier noch einige Anmerkungen zu Anpassung und Ausbeutung eines sozialen Kontextes: 15.3.1. Adaptions-Strategie Adaption ist das Grundprinzip des Überlebens, die Anpassung an die Umgebung. Wie passe ich mich an? Das hängt natürlich von dem sozialen Kontext ab, in dem ich bestehen will. In der Familie oder im Freundeskreis werden wir uns anpassen, indem wir so aussehen wie die anderen, so sprechen wie die anderen und durch Körpersprache und Berührungen vermitteln: „Ich bin wie du. Du bist O.K., ich bin O.K.!“ In einem globalen sozialen Kontext wie einer Börsenwelt ist es ziemlich egal, wie wir aussehen, uns anhören und wie wir uns bewegen. Der persönliche Kontakt ist ja minimal heutzutage. Wobei es Börsianer-Moden gibt, wie bunte, breite Hosenträger in den 1990ern, siehe Gordon Gecko. Es bringt dem Trader in einem deutschen Daytrading-Center aber kaum Vorteile mit bunten, breiten Hosenträgern dazusitzen. In einem unpersönlichen globalen Kontext passe ich mich an, in dem ich die Regeln befolge. Da eine Order nur in einer bestimmten Art und Weise formuliert und abgegeben sein kann, sind die Grundregeln schon einmal klar. Es gibt aber auch noch Ethische Regeln. Wer in den USA in dem Business registriert sein will, muss regelmäßig einen (leicht nervigen) Ethik-Kursus absolvieren und einen Test bestehen. Es geht darum zu verstehen, dass das Business nur bestehen und gedeihen kann, wenn die Profis auf das Übervorteilen der Kunden verzichten und sich des Insider-Tradings und anderer unlauterer Praktiken enthalten. Ich passe mich also an den internationalen Kontext an, indem ich Fairness und Vertragstreue als Werte anerkenne und einhalte. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 188 Auf der Meta 1-Ebene der Adaptions-Strategie werde ich aber entscheiden wollen, ob ich mich anpassen will durch Konformität oder Non-Konformität. Wenn alle sich an alle konform anpassen, hat keiner einen Vorteil und es tritt Erstarrung ein. Deshalb kann so etwas wie der maoistische Kommunismus mit blauen Jacken für alle nicht funktionieren. Wir werden also immer abwägen müssen: „Will ich wie alle sein oder auffallen?“ Dabei gibt es Gesetze und Regeln, die bestimmen, welche Risken ich bei bestimmten Auffälligkeiten eingehe. Die detaillierten Fragen zur Anpassungs-Strategie wären also: Wie genau repräsentieren Sie sich den Kontext, in dem Sie Erfolg haben wollen? Welche Komponente Ihrer Selbst-Repräsentation wollen Sie der Repräsentation des sozialen Kontextes anpassen? • Wollen Sie mit der sozialen Gruppierung Erfolg in einem größeren Kontext haben oder • Wollen Sie innerhalb der sozialen Gruppierung Erfolg haben? Wie wägen Sie Konformität und Non-Konformität jeweils ab? 15.3.2. Exploitations-Strategie Exploitation = Ausnutzung, Ausbeutung. Wie will ich den Kontext für meine Bedürfnisse ausnutzen? Überleben und Vermehren ist die Devise des Lebens. Auf der Ebene des Inneren und Äußeren Kindes, auf der des Inneren Tieres natürlich auch, heißt das: „Nehmen, was zu kriegen ist!“ Das Überleben einer Gruppe ist aber meist nur gewährleistet, wenn die Gruppenmitglieder teilweise Verzicht üben. Die Gruppe kann besser fressen, wenn die Mitglieder der Gruppe sich nicht gegenseitig fressen. Jeder muss seine Nische finden, die das Überleben sichert. Es gäbe hier, inspiriert von den Erkenntnissen der Börsenstrategie, 7 Grundmuster von Strategien, die auch auf soziale Kontexte übertragbar wären: Parasitäre Strategien: Diese Strategien nutzen das vertrauliche Wissen über andere Personen des sozialen Kontextes aus: An der Börse: Insider-Trading, Stops-Fishing, Frontrunning Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 189 Im Leben: Ausnutzen von Wissen über meine Kunden gegen diese, Ausnutzen von vertraulichem Wissen. Die generelle Strategie des bankrotten Staates. Attraktoren-Strategien Strategien, welche die Wahrscheinlichkeiten der Rückkehr von einem außergewöhnlichen Zustand zu einem normalen ausnutzen. An der Börse: Handel (antizyklisch) an Widerstand und Unterstützung, Übergekauft und Überverkauft, Preisbändern, Preiskanälen. Im Leben: Wenn alle pessimistisch eingestellt sind, mit dem Investieren beginnen. Wenn ein herausragendes Ergebnis erzielt wurde, auf die Rückkehr zur Normalität eingestellt sein. Ausbruchs-Strategien Strategien, welche die Dynamik einer Entwicklung über ein bisheriges Hoch oder Tief hinaus nutzen. An der Börse: Channel-Breakout, Volatilitäts-Breakout. Im Leben: Wenn alles in begrenzten Bahnen verlief und plötzlich etwas ganz Neues passiert, in dieses Neue investieren. Trendfolge-Strategien Wenn etwas erfolgreich einige Zeit läuft, darauf bauen, dass es noch etwas länger erfolgreich läuft. An der Börse: Trendfolge eben. Im Leben: Wenn an jeder Ecke ein Handy-Laden aufmacht, auch einen aufmachen. Die klassische Franchise-Nehmer-Strategie, mit allen Vorteilen und Tücken. Fundamental-Sichtweise Strategien Das Wissen über Angebot und Nachfrage ausnutzen. An der Börse: fundamentale Strategie, besonders in Rohstoffen. Bei Angebotsverknappung („Wassereinbruch in der chilenischen Kupfermine!“) die Ware kaufen. Im Leben: Die klassische Händlerstrategie: Da kaufen, wo es etwas im Überfluss gibt, um es da zu verkaufen, wo es knapp ist. Strategien mit Zyklen und Saisonalitäten: Das Wissen über die Rhythmen der Natur ausnutzen. An der Börse: Elliott-Wave, „Go in May, stay away!“, Kondratieff-Zyklen. Im Leben: Geschäftsstrategien, welche immer wiederkehrende Phänomene nutzen: Wintersport, Lunch-Büffet, Abendveranstaltungen, Vollmond-Betreuung, Agrarwirtschaft. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 190 Spread-Strategien und Arbitrage Strategien, welche die Unterschiede in den Preis-Unterschieden zwischen zwei ähnlichen Märkten ausnutzen. An der Börse: Intermarket, Spreads, Arbitrage. Im Leben: Pharma-Produkte statt in Deutschland in Portugal oder über die InternetApotheke kaufen. Das eigene Kapitalvermögen in einer Steueroase deponieren statt in einem Hochsteuerland. Hier gibt es natürlich auch wieder Meta-Strategien, welche bestimmen, mit welcher Ausbeutung des sozialen Kontextes man am angenehmsten das Überleben sichert und wie die besten Vermehrungs-Chancen zu erzielen sind. Diese Börsen-Strategien sind auch ganz besonders auf sich selbst anzuwenden. Wie sieht es aus mit Angebot und Nachfrage auf Ihrem Ideen-Markt? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 191 16. Entwicklung und Werte 16.1. Individuelle Entwicklung 16.2. Innere Ebenen und gesellschaftliche Entwicklungsstufen 16.3. Übung: Werte erfragen 16.4. In welcher Gesellschaft funktionieren Sie am besten? 16.5. Der Charakter des Geldes 16.6. Selbsteinschätzungen Das individuelle und das kollektive Leben entwickeln sich. Der Einzelne und die Gruppe wollen und müssen fortwährend besser werden, denn die anderen schlafen auch nicht. Ein Entwicklungsprozess bringt Schmerzen. Schmerzen sind Wachstumsschmerzen. Etwas altes stirbt und etwas neues sprengt die Eierschalen, um fliegen zu können. Probleme entstehen meist aus Anpassungsschwierigkeiten. Anpassung an uns selbst, Anpassung an die Gesellschaft in der näheren oder weiteren Umgebung, Anpassung der Gesellschaft an größere Gesellschaften. Wir sollten eine Landkarte der individuellen und der kollektiven Entwicklung haben, um uns orientieren zu können. So können wir die Problemphasen kurz halten. Entscheidungen auf grund von Kriterien einer gerade beendeten Phase sind meist ungünstig. Die Kriterien, nach denen wir entscheiden, können als Werte bezeichnet werden. Unsere Werte zusammengefasst bestimmen unsere Moral oder Ethik. Anhand unserer Moral oder Ethik können wir unsere individuelle Entwicklungsstufe ablesen und auf welche Gesellschaftsentwicklung wir uns beziehen. Für Börsen-Trader ist das besonders wichtig: Sie interagieren mit der fortgeschrittensten Stufe der menschlichen Entwicklung, der globalen vernetzten Erdkultur, in der jeder Anteil an allem hat. Mit einem Kriterien-Set aus vergangenen Jahrhunderten wird man da nichts. Ich sollte aber nicht so vorlaut sein. Es hat mich auch einige Zeit gekostet und ist noch nicht so lange her, dass ich erkannte, dass mein eigenes Kriterien-Set aus der Feudalzeit stammt. Zum Glück haben wird die Fähigkeit der Selbsterkenntnis und können lernen und uns verändern. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 192 Zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Lebensphasen haben jeweils andere der 5 Inneren Ebene die Leitung. 16.1. Individuelle Entwicklung In unserem frühesten Lebens-Stadium ist die Tier-Ebene vorherrschend. Es geht hauptsächlich um das Überleben des Körpers. Diese Phase verläuft zu einem großen Teil im embryonalen Zustand, in dem wir bekanntlich die Entwicklung vom Einzeller über Fisch, Amphibie, Reptil und einfaches Säugetier durchlaufen. In der Kindphase ist dann das soziale Leben in der Familie wichtig. Das Kind lernt tierische Bedürfnisse und Funktionen zu kontrollieren. Tier- und Kind-Stufen ist eigen, dass nur die subjektive eigene Sichtweise eingenommen werden kann und der Fokus auf „mein eigenes Überleben“ liegt. Die Akteurs-Phase startet in der Pubertät und dauert bis das Individuum eine Position in der Gesellschaft einnehmen kann und will. Das Kind muss dazu Opfer bringen und die Emotionen des Kindes, wie Angst und Wut, überwinden, um in einer größeren Gruppe von Gleichberechtigten eine Rolle ausüben zu können, die dazu verhilft, dass die Gruppe stark ist. Der Akteur muss sich einfügen und den Konventionen der Gruppe beugen können. Dazu muss sie oder er die Perspektive der Gruppe einnehmen können. Der König leitet das Individuum, so dass dieses im gesellschaftlichen Kontext eine Rolle spielen kann. Die Werte der Gesellschaft müssen dazu beachtet und vertreten werden. Der Mensch auf der Königs-Stufe kann sich selbst aus dem Blickwinkel der Gesellschaft sehen und dementsprechend im Sinne der Gesellschaft Opfer bringen. Er sollte nicht nur, wie der Akteur, nach Geboten und Verboten handeln und sich auch nicht nach Interessen von Untergruppen richten, sondern er muss ein Gemeinwohl vertreten und dazu in der Lage sein sowohl die eine Position als auch die andere einzunehmen. Die sog. „post-konventionelle“ Stufe des Inneren Gottes kann eine über die Gesellschaft hinausgehende Perspektive einnehmen. Diese Perspektive des Lebens als solchem oder des Seins als solchem erfordert, dass auch das, was der König als gut, weil für die Gesellschaft gut, wahrnimmt, über Bord geworfen wird. Mitgefühl mit den Feinden der Gesellschaft kann der König sich nicht leisten, das kann nur der Heilige. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 193 Bei jedem „Problem“ das im Leben auftaucht, kann die Frage gestellt werden: „Welchen Entwicklungsschritt will das hier unterbewusst erschaffene Szenario erwirken?“ Auf jeder Ebene stoßen wir an Grenzen. Innere Ebene und Kontextrahmen müssen zusammen passen. Das Innere Tier im Menschen wird in der Familie dumm auffallen und muss domestiziert werden. Das Kind muss in der Schule sich von dem Bedürfnis nach Zuwendung ein wenig gelöst haben. Der jugendliche Akteur muss lernen, dass ein gesellschaftliches Gelingen Vertragstreue und Ehrbarkeit verlangt. Der König wird die Gesetzestreue zugunsten des Mitgefühls loslassen müssen, um das Seelenheil zu erlangen. Was heißt das im Bezug auf „Trading-Probleme“? Das klassische Problem des Tradings sind Verluste. Bei kontinuierlichen Gewinnen hätten wir in diesem Bezug keine Schmerzen. Trading-Verluste sagen uns evtl.: „Du gehst wie ein Kind an die Sache heran und musst Disziplin lernen.“ Die Disziplin lernt der junge Mensch als Lehrling bei tagelangem Feilen von Werkstücken. Das ist beim Trading nicht anders. Solange Sie den Zustand der Demut, eine Emotion des Inneren Gottes, beim Trading noch nicht erreicht haben, wird der Markt Ihnen zu dieser Entwicklung gern verhelfen. Der Innere Gott muss aber nicht unbedingt die Führung beim Trading haben, keine Bange. Der Akteur kann ein sehr gutes Mitglied in einem Trading-Team sein und Anweisungen ausführen. Der König wird einen Handelsplan einhalten können und der Demut in diesem Lebensbereich evtl. entgehen können. Börse ist ein Schlachtfeld, auf dem man mit Kalkül etwas wird. Aber das gilt wohl für jede Schlacht. 16.2. Innere Ebenen und gesellschaftliche Entwicklungsstufen Die menschlichen Gesellschaften entwickeln sich auch und man könnte durchaus Analogien mit den inneren Entwicklungsstufen feststellen. Die Gesellschaft der Menschen auf der Tier-Ebene ist die der Sammler, die Urhorde. Auf der Kind-Ebene tun sich einige Urhorden zu Stämmen zusammen und bilden die Stammesgesellschaft, in der es eine Arbeitsteilung gibt zwischen Jägern und Pflanzern und in der die Tauschgesellschaft entsteht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 194 Die Akteure dann bilden aus mehreren Stämmen Feudalstaaten, in denen eine zentrale Macht an der Spitze einer Hierarchie steht. Die Könige (der Ausdruck ist hier etwas unzutreffend, es müsste eher „Meister“ oder „Chef“ heißen) verbinden sich in der bürgerlichen Eigentumsgesellschaft, in der sich gleichberechtigte Freie in flachen Hierarchien zusammentun und ihre Beziehungen untereinander in Verträgen ordnen. Auf der Gott-Stufe dann entsteht eine Gesellschaft, in der wechselseitiger Anteil am Eigentum und an der Unternehmung anderer eine globale AktionärsGesellschaft ermöglicht. Diese soziale Entwicklung geht einher mit einer Evolution des Geldes: Sammlergesellschaft: kein Geld Stammesgesellschaft: Geld als Tauschmittel (auch Muscheln, Zigaretten, Glasperlen) Feudalgesellschaft: staatlich erklärtes Münzgeld Bürgergesellschaft: Papiergeld, von einer Bank oder Zentralbank garantiert Aktionärsgesellschaft: Kreditkarten Die bereits erwähnten Professoren Gunnar Heinsohn und Otto Steiger haben diese gesellschaftlichen und monetären Entwicklungen mit der Entwicklung von Eigentumsrechten begründet. Und diese Sichtweise macht bei genauerer Betrachtung Sinn. Eigentum ist hier von Besitz zu unterscheiden. Eigentum kann als Sicherheit für Kredit verpfändet (und weiter benutzt) werden, Besitz kann man nur bekommen, haben oder weggeben. Auf jeder individuellen und kollektiven Stufe sind ein bestimmtes Set von Kriterien nötig um die jeweilige Gesellschaft am Laufen zu halten. Die Teilnehmer müssen sich an gewisse Spielregeln halten, damit der Laden funktioniert. Diese Regeln werden anerzogen und sind uns meist gar nicht bewusst. Da heute alle 5 Gesellschafts-Stufen parallel auf der Erde und sogar parallel in der voll entwickelten Gesellschaft bestehen, ist es nötig die Flexibilität in den Werten zu haben, die ermöglicht auf allen Stufen Erfolg haben zu können. Wir haben natürlich in jeder der 5 gesellschaftlichen Entwicklungsstufen potenziell alle 5 individuellen Ebenen entwickelt. Es gibt eine Gott-Stufe bei den Sammlern, im Stammeswesen, im Feudalstaat, in der Bürgergesellschaft und in der globalen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 195 Aktionärsgesellschaft. Die Gott-Stufe hält die höchsten Werte. Sie muss jeweils ein wenig unterschiedlich sein, gemäß dem Charakter des jeweiligen Lebens eben. In der Sammlergesellschaft wird das Höchste Bewusstsein mit den Geistern oder Spirits in den Pflanzen, Tieren und anderen Naturerscheinungen in Kontakt treten und diese verehren, von ihnen gute Jagd oder gute Ernte erbitten. Die Stammesgesellschaft kennt einen Kanon von Göttern, welcher der eigenen Aufgabenteilung entspricht, ein Polytheismus. Diese sind in der Macht nahezu gleichberechtigt und im Kontakt rau aber herzlich. Die Feudalgesellschaft mit einer Zentralgewalt entwickelt naturgemäß den Monotheismus. Gehorsam gegenüber der Höheren Gewalt und dessen irdischem Stellvertreter setzt die Werte der Unterordnung und Genügsamkeit durch. In der bürgerlichen Eigentumsgesellschaft ist es wichtig, dass jeder seinen eigenen Gott haben und nach eigener Fasson selig werden kann. Die Werte von Ehrbarkeit und Vertragstreue werden von Verfassungen und Gesetzen geregelt. Der protestantische Gott ist eher ohne Abbild und für jedes Mitglied gleichrangig anzusprechen. Die kritisch durchleuchtete, wissenschaftliche Wahrheit und der finanzielle Reichtum sind glaubwürdiger als die Dekrete eines Gottes. In der Aktionärsgesellschaft ist der Umgang mit Komplexität und der Relativität der Wahrheit wichtig. Das Bewusstsein, das in der Quantenphysik den Zustand des Partikels per Beobachtung bestimmt und damit die Welt, wird als der Urgrund des Seins erkannt. Diese Sichtweise ist letztendlich pantheistisch („Alles ist göttlich“) und nähert sich wieder der Weltsicht der Sammler an. 16.3. Übung: Werte erfragen Was ist Ihnen wichtig? Erstellen Sie einmal Ihre Sammlung der Werte. Werte sind Kategorien wie Schönheit, Wahrheit, Sicherheit, Frieden. Schreiben Sie einfach mal 20 Kategorien auf, die in Ihrem Leben eine Rolle spielen. Wonach richten Sie sich aus? Was suchen Sie? Was ist Ihnen wichtig? Vergessen Sie diese Werte nicht: Gesundheit, Liebe, Geld. Denn sonst realisieren Sie diese in Ihrem Leben nicht! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 196 Erstellen Sie dann eine Hitparade der Werte. Was ist das Wichtigste? Was ist auch wichtig? Wägen Sie jeweils zwischen zwei Werten ab: Wenn nur der eine realisierbar wäre in einer Situation, für welchen würden Sie sich entscheiden? Wenn Sie feststellen, dass Sie mehr Geld wollen, sollten Sie Geld in der Hierarchie der Werte höher platzieren. Dazu bräuchten Sie die Mentale Repräsentation von Geld. Geld ist in verschiedenen Phasen der gesellschaftlichen Entwicklung etwas unterschiedliches. Mit dem „richtigen“ Geld-Wert in der passenden Gesellschaft werden Sie zu Reichtum kommen. Erstellen Sie die Mentalen Repräsentationen der ersten 5 oder 6 Werte! Es ist wichtig, weg-von orientierte Werte in hin-zu orientierte umzuwandeln. „Freiheit“ ist etwas anderes als „Unabhängigkeit“. Sie werden bei dem Vergleich der Mentalen Repräsentationen evtl. feststellen, welche Qualität bestimmt, ob ein Wert höher oder tiefer in der Hierarchie steht. Durch Veränderungen dieser Qualität in den jeweiligen Repräsentationen können Sie die Werte-Hierarchie verändern. Organischer ist es aber, die Weg-von-Qualitäten eines Wertes durch die KarmaLine, die wir im nächsten Kapitel kennen lernen, zu klären. Veränderungen von Werten mittels Veränderung einer Qualität kann ein tiefgreifender Eingriff sein und sollte wohl überlegt sein. Es ist aber auch ein sehr powervoller Eingriff. Wenn ein Ziel angestrebt wird, und der betreffende Wert ist nicht unter den ersten 5 Werten, wird es auch schwerlich wirklich angegangen und erreicht werden. 16.4. In welcher Gesellschaft funktionieren Sie am besten? Die 5 Stufen der Gesellschaftsentwicklung können wir in der aktuellen bundesrepublikanischen Gesellschaft beobachten. Die Sammler leben auf der Straße oder in Obdachlosenheimen. Die Stammeskrieger gibt es in Landkommunen oder in der alternativen Szene. Den Begriff des Feudalstaates wollen wir etwas weiter fassen. Es ist der hierarchisch organisierte Staat mit zentraler Macht. Dieses trifft nicht nur für aristokratische Gesellschaften zu, sondern auch für den sozialistischen Staat und in gewissem Ausmaß auch für die sozialdemokratische oder christdemokratischen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 197 soziale Marktwirtschaft. Auch die Firmen und Betriebe der Großindustrie entsprechen der Struktur des Feudalstaates. Die Bürgergesellschaft hat sich vor allem in den Städten des frühen Mittelalters in den Gilden und Zünften aus Kaufleuten und Handwerkern gebildet. Heute bildet der sog. Mittelstand aus kleinen und mittleren Unternehmern, Bauern, Freiberuflern und Selbständigen diese Schicht. Die globale Aktionärsgesellschaft ist erst im Entstehen. Sie ist charakterisiert durch wechselseitige Anteilsverhältnisse. Jeder lässt in dieser Gesellschaftsform Eigentumsanteile an den eigenen Unternehmungen zu und hält derartige Eigentumsanteile an den Unternehmungen anderer. 16.5. Der Charakter des Geldes Der entscheidende Unterschied zwischen den Stufen und Gesellschaften ist der Charakter des jeweiligen Geldes. Geld ist ja eine wesentliche Komponente unseres Lebens. Die vielschichtige Art des Geldes hat auch dazu geführt, dass es in der Wirtschaftswissenschaft keine wirklich fundierte Theorie des Geldes gibt. Es ist leicht einsichtig, dass es für den Börsianer, der in der globalen Börsenwelt Erfolg haben will, mit der entsprechenden Repräsentation von Geld agieren sollte. Erstellen Sie eine Mentale Repräsentation von Geld! Wir werden gleich auf diese zurückkommen. Diese möglichen Repräsentationen des Geldes könnte es geben: Der Sammler kennt eigentlich gar kein Geld. Es ist dem Landstreicher egal, ob er eine Flasche Korn geschenkt bekommt oder 5 Euro, um sich eine Flasche Korn zu kaufen. Das Stammesmitglied in der Tauschgesellschaft betrachtet Geld als universales Tauschmittel, welches den Tausch erleichtert. Das kann auch Zigarettengeld wie in der Nachkriegszeit sein. Geld kommt und geht hier und es ist eben nur ein Tauschmittel. In der Feudalgesellschaft ist Geld hauptsächlich Sold. Der Untergebene oder Angestellte verrichtet einen Dienst und bekommt dafür ein Entgelt. Er bekommt möglichst genau so viel, wie er zum täglichen Überleben braucht. Auf Staatsebene wird dieses Geld von einem Finanzminister per Dekret geschaffen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 198 In der bürgerlichen Eigentumsgesellschaft ist Geld etwas anderes als in den Stufen zuvor. Es entsteht als Kreditgeld aus verpfändetem Eigentum. In Kapitel 7 über Schuld habe ich den Vorgang bereits beschrieben. Das Geld in der globalen Aktiengesellschaft ist an sich noch zu entwickeln. Das gegenwärtige System des Zentralbankgeldes, das aus der Verpfändung von vorwiegend staatlichen Schulden entsteht, wird zwangsweise kollabieren. In der Globalwelt wird sowohl die Emission von Geld dezentralisiert als auch die Bewertung der Sicherheiten auf berechenbare Füße gestellt werden. Letztendlich ist die Bonität die Verrechnungseinheit, dokumentiert durch verschieden metallicfarbige Kreditkarten. Um Dynamik zu gewährleisten muss die Bonität nicht durch volle Deckung, sondern lediglich durch eine Marginzahlung dokumentiert werden. Wer je einen Margin-Call nicht ausgeglichen hat, scheidet aus dem Spiel aus. Was nun aber ist Geld für Sie? • Ist es etwas, was Sie zufällig finden oder das in Ihren Hut fällt? • Ist es ein Tauschmittel, das Sie gegen eine von Ihnen produzierte Ware bekommen? • Ist es ein Sold, ein Gehalt, ein Lohn, den Sie für investierte Zeit und andere Ressourcen von einer anderen Instanz bekommen? • Ist es ein Kredit, den Sie als Verflüssigung Ihres verpfändeten Eigentums bekommen? • Ist es ein Ausdruck für Ihre Bonität als Eigentümer am globalen Energiefluss? Sie werden vielleicht feststellen, dass Sie ein Crew-Member sind, ein Soldempfänger, der für einen Fürsten, Staat, Boss, Arbeitgeber am besten arbeitet. Wenn ein Mensch auf einem solchen gesellschaftlichen Entwicklungsstand selbständig unternehmerisch tätig werden will, muss er erst einmal das Spiel vom Eigentum verstanden haben. Er sollte Eigentum verpfändet und das Pfand wieder eingelöst haben. Unternehmerische Entscheidungen zu treffen beinhaltet die Sicherung und Mehrung des Eigentums. Wem das Eigentum fremd ist, sollte lieber wertvolles Mitglied in einer Hierarchie sein. Der Bürger in der Eigentumsgesellschaft kann bei sorgfältigem Umgang das Eigentum nicht verlieren. Er setzt es zur Vorfinanzierung von Unternehmungen teilweise ein, zieht aber weiter Gewinn daraus. Wenn eine Unternehmung scheitert und die Rückzahlung des Kredits scheitert, kann es nur gefährlich werden, wenn zu viel auf eine Unternehmung gesetzt wurde. Die Regeln der Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 199 Risiko-Managements und des Money-Managements gelten vor allem auch hier. Erst einmal aber muss Eigentum da sein. Wichtig ist wie schon in mehreren Sparten dieses Buches: Erkenne dich selbst! Schätze dich illusionslos ein und platziere dich dort, wo du hinpasst. Wer versucht jemand anderes zu sein, bringt sich in Schwierigkeiten. Wir wollen aber ja nicht ewig Sammler in der Höhle sein. Wir müssen Risiken eingehen um zu wachsen. Irgendwann fing einer an zu dem anderen Stamm zu wandern und zu sagen: „Hört zu, ihr habt da tolle Biberfelle, die könnten wir gebrauchen. Krieg darum wäre für beide Seiten zu mühsam. Wollt ihr nicht etwas von unserm Honig dafür haben?“ Und los ging die Tauschwelt und der erste Pionier war ein Händler, ein Trader. Menschen, die in der Hierarchie ihren Sold erarbeiten, kaufen Hauseigentum und pflanzen in ihrem Garten Radieschen an und können Hypotheken aufnehmen und werden Bürger mit Eigentum. Wenn diese dann noch einen Staat begrenzen oder abschaffen, in dem Politiker exorbitante Steuern auf Eigentum erheben und sich feudalherrschaftliche Pensionen genehmigen können, geht die Dynamik der Gründerjahre ewig weiter. 16.6. Selbsteinschätzungen Der erste Schritt ist derjenige der korrekten Selbsteinschätzung. Nur wenn ich mich richtig und illusionslos einschätze, kann ich das Richtige machen. Man macht sich das Leben leichter, wenn man das dem eigenen Stand entsprechende macht. Wir sind aber Gesellschaften im Wachstum und Wandel und Menschen entwickeln sich und machen Sprünge. Es wäre aber ratsam für die Springenden dieses von einem sicheren Grund aus zu unternehmen. Zu beachten ist, dass die Feudalistische Stufe und ihre Werte heutzutage in der Kultur fast aller Staaten vorrangig propagiert wird. Die Helden in den TV-Serien sind meist keine selbständigen Unternehmer (und wenn dann sind Sie meist korrupt und fies wie J.R.Ewing) sondern Mitglieder einer militärische Crew (StarTrek, NYPD) oder polizeilichen Einheit oder angestellte Ärzte in einem Hospital. Freie Unternehmer sind meistens Gangsterbosse oder Unweltverschmutzer. Es ist nicht leicht in einer derartigen Welt eine rechtschaffene bürgerliche Werteordnung zu entwickeln. Denn ohne Konkurrenz und Wettbewerb geht es nicht. Ein großer Teil der bundesrepublikanischen Gesellschaft befindet sich in der feudalistischen Struktur und ist Teil einer Hierarchie, sei es des Staates oder einer Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 200 Großfirma. Als Kind von Eltern, die Teile der Hierarchie sind, werden Sie die Wertewelt dieser mitbekommen. Ich dachte als Jugendlicher, dass ich mit dem 68er-Marxismus revolutionär wäre. Heute weiß ich, dass es nur eine etwas verbalradikalere Schattierung der Wertewelt meiner Eltern aus der Angestelltenwelt war. Der Schritt ins Unternehmertum und in die bürgerliche Selbständigkeit aus einer solchen Herkunft muss sehr bewusst angegangen werden. Denn es herrschen andere Werte in der Welt, in die man aufsteigen will. Es gibt hier niemand, der einem sagt, was man machen und lassen soll. Und es ist auch erst hier, wo man lernt, dass Buchhalter (doppelte Buchführung!), Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer eine wesentliche Bedeutung für das Funktionieren der Gesellschaft haben. Es ist also etwas anderes, ob man als Trader in einer Firma angestellt ist und als Teil einer Hierarchie agiert oder ob man als Selbständiger das eigene Geld zu mehren sucht. Das Modell der Gottesgesellschaft, in der Aktionäre einer AG den Gewinn der AG mehren, in dem sie die Aktien anderer AGs halten und handeln, ist so noch nicht entwickelt. Sie können sich aber eventuell vorstellen, wie die Welt wäre, wenn jeder Aktionär in einem Beteiligungs-Hedge-Fond wäre, der sich an allem beteiligen kann und das absichern kann und sich auch an seinen Aktionären beteiligt. Auf der einen Ebene profitiert jeder von dem Erfolg eines jeden und auf der Ebene des Tagesgeschäfts wiederum kann jeder per Derivate auch auf die eigene gute oder schlechte Stimmung setzen. Überprüfen Sie also, mit welchem Bewusstsein Sie vorrangig agieren und in welchem gesellschaftlichen Feld Sie Erfolg haben wollen! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 201 17. Karma-Line 17.0. Time-Line-Therapy nach Dr. Tad James 17.1. Erfragen der Time-Line 17.1.1. Testflug 17.1.2. Ketten von Ereignissen 17.1.3. Positionen auf der Time-Line 17.2. Die ursprüngliche Ursache 17.3. Klärung einer Emotion auf der Time-Line 17.4. Erweiterung zur Karma-Line 17.4.1. Meta- und Trans-States 17.5. Zusatz: Phobia cure 17.0. Time-Line-Therapy nach Dr. Tad James In diesem Kapitel nun möchte ich die Technik vorstellen, die ich in meiner Praxis als Coach sehr häufig einsetze. Sie verbindet in hervorragender Weise die Sichtweise der Tiefenpsychologie, derzufolge die Wurzel für heutige Probleme in der Vergangenheit liegt, mit der Sichtweise der Verhaltenstherapie, die besagt, dass wir jetzt in diesem Moment unser Verhalten neu bestimmen können. In den siebziger Jahren habe ich einige Jahre Selbsterfahrung in Bioenergetik gemacht, dann eine Ausbildung als Bioenergetik-Therapeut absolviert und schließlich selbst Selbsterfahrungsgruppen mit dieser Methode geleitet. In dieser Richtung werden über Körperübungen muskuläre oder energetische Blockaden gelöst und die durch diese festgehaltenen emotionale Energie freigesetzt. Das waren die berühmt-berüchtigten kathartischen Psycho-Gruppen, in denen viel auf Kissen gehauen wurde, in Eimer gespuckt und in Papiertücher geheult wurde. Emotionaler Ausdruck war das Ziel dieser Interventionen. Die Erfahrung war aber, dass das Rauslassen der Emotionen nicht unbedingt zu einer Veränderung der Charakterstruktur führt und eventuell sogar in diesen Therapien und Selbsterfahrungsgruppen die traumatischen Ereignisse neu installiert werden. Es kam jedenfalls vor, dass man wieder und wieder auf das gleiche Vater-Kissen einprügelte und irgendwann feststellte, dass man zwar eine energetische Entspannung erlebte, aber nicht wirklich weiterkam. Woran mir also vor allem gelegen war: Interventionen im emotionalen Bereich zu finden, die schnell und sanft emotionale Entspannung mit sich bringen. Denn die Verarbeitung vom Kopf her bringt nur vorübergehend Veränderung. Die Veränderung des emotionalen Musters ist wesentlicher. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 202 Die effektivste Entladung von Emotionen und einengenden Glaubenssätzen habe ich mit der Time-Line-Therapy, wie sie von Dr. Tad James entwickelt wurde, kennen gelernt. Indes gibt es auch in dieser Time-Line-Arbeit einige Möglichkeiten der Erweiterung, was ich mit der „Karma-Line“ beheben möchte. Diese Erweiterungen sind auch angeregt durch eine andere Weiterentwicklung des NLP: den Meta-States von Dr. Michael Hall (www.neuosemantics.com). Es gibt eine weitere Arbeitsweise mit Time-Lines im NLP, bzw. das ist eher die übliche Herangehensweise: Eine Linie wird auf dem Boden wie ein Bodenanker ausgelegt und zu der Zeitlinie des jeweiligen Klienten erklärt, meist mit einer Markierung für „Geburt“, einer für „Gegenwart“ und einer für den Platz in der Zukunft, an dem ein „Ziel“ erreicht sein soll. Diese Art der Time-Line wurde besonders von dem führenden NLP-Trainer, Robert Dilts, eingeführt. In dem in Kapitel 19 beschriebenen Ablauf eines vollständigen Coachings wenden wir diese Time-Line auf dem Boden auch an. Nach meiner Erfahrung ist indes die Time-Line, wie sie in der Time-Line-Therapy eingesetzt wird, tiefer. Wir arbeiten hier mit einem Instrument des Unterbewusstseins in einer Art Halbtrance. Nach meiner mehrjährigen Erfahrung mit Klienten und mir selbst löst man auf diese Weise den Knoten an dem Punkt in der Raumzeit, wo und wann er entstanden ist, und zwar tatsächlich „psycho-physikalisch“. Es ist natürlich so, dass man eine derartige Technik kaum aus einem Buch heraus lernen und dann anwenden kann, schon gar nicht mit Klienten. Diese Darstellung soll einen Einblick geben und Trainern und Coaches im „Gewinnen beginnen innen“-Coaching ein Leitfaden sein. Ich empfehle Ihnen sehr, eine Karma-LineAusbildung mitzumachen oder als Coachee bei einem ausgebildeten Coach eine Erfahrung mit der Technik zu machen . Es gibt in Deutschland auch mehrere NLP-Coaches, die auch als Time-LineTherapeuten von oder nach Tad James ausgebildet sind. Mit diesen können Sie auch diese effektive Technik erfahren und lernen. Time-Line oder Karma-Line nutzen unsere innere Repräsentation der Zeit für eine Bewusstwerdung und Erhellung unserer Historie. Wie wissen wir, dass eine Erinnerung älter oder weniger alt ist? Wenn Sie zwei innere Bilder haben, z.B.: Sie haben gestern gefrühstückt und vorgestern gefrühstückt, wie wissen Sie welches das ältere und welches das weniger alte Bild ist? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 203 Bei einiger genauer Beobachtung werden wir feststellen, dass die Lokalität die entscheidende Qualität der Repräsentationen ist. Das eine Bild wird weiter weg sein oder weiter rechts oder höher als das andere. Die unterschiedlichen Lokalitäten ergeben eine Linie, die Zeit-Linie. Die jeweiligen Linien sind indes individuell sehr unterschiedlich. Von Geraden über Spiralen bis hin zu chaotischen Verläufen ist alles in meiner Praxis schon vorgekommen. Am ehesten und schnellsten finden wir diese Linie heraus durch die Frage nach der intuitiven Richtung oder Örtlichkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Arbeit mit der individuellen Time-Line findet in einer Halbtrance statt: Wir wollen uns mit einem Konzept oder Tool unseres Unterbewusstseins in Verbindung setzen und gleichzeitig bewusst beobachten und über das Erlebte kommunizieren können. Die Time-Line ist auch sehr gut geeignet für Reisen in die Zukunft und Vorherschau. Mit etwas Übung können auch Kurserwartungen mit der Time-Line ermittelt werden. Es lohnt sich also dieses Instrument näher kennen zu lernen. 17.1. Erfragen der Time-Line Wir wollen also als erstes die individuelle Time-Line herausfinden. Lassen Sie sich darauf ein, ein Konzept Ihres Unterbewussten näher kennen zu lernen. Es empfiehlt sich, den Wortlaut der Anweisungen wörtlich so anzuwenden, wie es hier formuliert wird. Die Formulierungen beinhalten Anweisungen für das Unterbewusstsein. Der Coach fragt also: „Wenn ich Ihr Unterbewusstsein fragen würde, wo Ihre Vergangenheit ist und wo Ihre Zukunft ist, dann habe ich die Vorstellung, dass Sie vielleicht sagen: ‚Sie geht von rechts nach links oder von vorne nach hinten oder von oben nach unten’ oder in irgendeine Richtung von Ihnen aus in Bezug zu Ihrem Körper. Und ich bin nicht an Ihrem bewussten Konzept davon interessiert, sondern an Ihrem unterbewussten, intuitiven.“ Also: „Wenn ich Ihr Unterbewusstsein fragen würde, wo Ihre Vergangenheit ist, in welche Richtung würden Sie zeigen?“ „Und Ihre Zukunft, in welche Richtung würden Sie zeigen, wenn ich Ihr Unterbewusstsein fragte, wo Ihre Zukunft ist?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 204 „Und wo wäre Gegenwart?“ „Könnten Sie sich diese Richtungen und Orte von Vergangenheit, Zukunft, Vergangenheit als Linie verbunden vorstellen?“ Hinweise für den Coach: Beim Erfragen der Time-Line seien Sie bitte sicher, dass Sie verstehen, dass wie auch immer jemand seine Time-Line organisiert, es perfekt für diesen Menschen ist. Machen Sie keine Bemerkungen über die Organisation der Time-Line, solange bis Sie herausfinden, ob es für die Person funktioniert. Wenn es zwei oder mehrere Time-Lines gibt, sagen Sie: „Welche dieser TimeLines würde am besten dazu nützen, die am meisten durchdringende und am längsten andauernde Veränderung zu verursachen/herbeizuführen?“ Und nun die weitere Ansprache an den Klienten: „Und dann vergegenwärtigen Sie sich jetzt die Richtungen, in die Sie eben gezeigt haben und bemerken, dass sie eine Linie beinhalten. Gut, nun, wenn ich Linie sage, dann meine ich das nicht nur visuell, weil ich Sie in einem Moment bitten werde, über der Time-Line zu schweben und mit Schweben meine ich auch so wie Sounds auf dem Wind treiben, oder in der Badewanne schwimmen oder eben visuell. Wie auch immer Sie über der Time-Line schweben, ist es perfekt.“ 17.1.1. Testflug Als nächstes wollen wir dem Klienten eine erste Erfahrung des Bewegens auf der virtuellen Time-Line geben. „Gehen Sie in Kontakt mit dem Punkt ‚Gegenwart’ Ihrer Time-Line und stellen Sie sich vor, dass Sie über diesem in die Höhe schweben können. Schweben Sie ein Stück in Richtung „Zukunft“, ohne Einzelheiten auf der Linie jetzt wahrnehmen zu wollen, einfach nur um festzustellen, dass Sie sich frei über der Linie bewegen können.... Schweben Sie ebenso ein Stück Richtung „Vergangenheit“ und stellen Sie auch dort fest, dass Sie sich frei über der Linie in Ihrer inneren Vorstellung bewegen können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 205 Gut, kommen Sie nun zurück über den Punkt „Gegenwart“ und schweben Sie einmal ganz weit in die Höhe, so weit, dass die Linie nur so ein paar Zentimeter lang zu sein scheint, weit unter Ihnen. Wie ist es dort oben? Dann lassen Sie sich wieder hinuntersinken und landen auf dem Punkt Gegenwart, um wieder mit Ihrer Aufmerksamkeit hierher in die Außenwelt zu kommen.“ 17.1.2. Ketten von Ereignissen Wir haben in unserem Leben sich wiederholende Muster von Ereignissen, es sieht fast wie „unser Schicksal“ aus. Die Ereignisse, an die wir uns erinnern, werden die mit irgendeiner emotionalen Intensität sein. Im Amerikanischen werden diese Ereignisse als S.E.E. bezeichnet: „Significant Emotional Experience“, Signifikante Emotionale Erfahrung. Eine Kette von S.E.E. hat eine erste Ursache: Ein Ereignis, bei dem die emotionale Energie nicht verdaut wurde, welches nicht integriert werden konnte. Das muss keine große Sache gewesen sein. Für ein kleines Kind kann ein kleines Missverständnis emotional eine große Sache sein. Das Ereignis kann letzter Beweis in der Wahrnehmung eines energetischen Feldes sein. Jedenfalls wurde bei dem Ereignis eine emotionale Energie, z.B. eine Wut oder eine Angst, nicht vollständig ausgedrückt und/oder nicht verdaut. Die Energie wurde im System gespeichert, weggesteckt. Das ist aber nicht wirklich gesund und ökonomisch und das Gesamtsystem wird diese Energie ausdrücken und verdauen wollen. Es nimmt die erste beste Gelegenheit in der äußeren Situation, um diese Emotion wieder entwickeln zu können. Die alte emotionale Energie wird mit in die Reaktion auf das neue Ereignis geleitet. Es kann aber gut sein, dass auch hier die Energie nicht abgebaut wird. Wir werden wie in einer selbsterfüllenden Prophezeiung Ereignisse suchen und erschaffen, die dieser Emotion entsprechen. Wer ein negatives Erlebnis mit Spinnen hatte und nun die Angst vor diesen zu kontrollieren versucht , wird überall und fortwährend Spinnen entdecken, die andere Menschen völlig übersehen. Wer Wut hat, wird Gegner finden oder welche dazu machen. Der Mensch mit unverdauter Scham wird sich immer wieder bloßgestellt erleben. Wir brauchen aber nicht alle Ereignisse in der langen Lebenshistorie und besonders in der gesamten Kindheit bewusst machen und klären. Es ist mit dieser Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 206 Technik ausreichend das allererste oder ursprüngliche Ereignis zu finden, die ursprüngliche Ursache. Nach Klärung dieses Ereignisses klären sich auch die Energien in den darauf folgenden S.E.E. Wenn wir also diese ursprüngliche Ursache klären, klärt sich erfahrungsgemäß die gesamte Kette von Ereignissen und die alten Energien werden entladen. Unser Unterbewusstsein aktualisiert die Emotion, indem es uns Situationen schafft, die diese wieder auslösen, in der Hoffnung, dass das Verdauen dann passiert. Dabei kann es vorkommen, dass die ursprüngliche Ursache relativ klein ist und die S.E.E. immer größer werden. 17.1.3. Positionen auf der Time-Line Für die bessere Orientierung auf der Time-Line im weiteren Verlauf, möge diese Graphik behilflich sein. Es sind 4 Punkte in der Arbeit von Bedeutung, in der späteren Weiterentwicklung der Karma-Line können es 5 Punkte sein. Den Punkt Gegenwart, von dem aus wir starten, und zu dem wir zurückkehren, bedarf keiner näheren Erklärung. Der Punkt Eins ist die Position fast über dem Erstereignis. Man kann identifizieren, dass es dort gewesen sein muss, sieht aber noch nichts genaues. Der Punkt Zwei ist genau über dem Ereignis. Von oben kann das Ereignis wahrgenommen werden. Dieses ist eine Meta-1-Position zu dem Ereignis. In der Karma-Line nehmen wir noch eine Meta-2-Position darüber ein. Der Punkt Drei ist eine Position, die etwas weiter zurück an einen Zeitpunkt vor dem Ereignis führt (gegenwartsferner). Punkt Drei ist höher gelegen und ist die Trans-Position, Ebene Innerer Gott also. Die Blickrichtung in Punkt Drei soll Richtung Gegenwart sein und dazu ist eine 180°-Drehung notwendig, welche der entscheidende Moment des Ansatzes der Time-Line-Therapy nach Tad James ist. (Die Drehung in Position 3 ist der entscheidende Punkt der gesamten Technik!) Punkt 4 dann ist die Position in dem Ereignis auf der Time-Line drin. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 207 17.2. Die ursprüngliche Ursache Wie aber kennen wir die ursprüngliche Ursache, das allererste Ereignis? Es liegt weit zurück, es ist verdrängt und vergessen. Wir brauchen eine Methode, diese in der Vergangenheit liegende Ursache für ein emotionales Muster zu finden. Wir benutzen in der Time-Line-Arbeit die folgende Frageabfolge. In der Kinesiologie wird ein ähnliches Verfahren mit Muskeltest durchgeführt. Es kann sein, dass dieses genauso überzeugende Ergebnisse liefert. Ich bevorzuge die Frageabfolge, weil in ihr eine Trance-Induktion enthalten ist, welche die weitere Arbeit erheblich erleichtert. Also hier die Frageabfolge zur Erfragung einer ursprünglichen Ursache: 1. Referenz-Ereignis erfragen. „Erinnern Sie sich an ein Ereignis der näheren Vergangenheit, an dem Sie XYZ (eine Emotion, ein Glaubenssatz) waren? Wie genau haben Sie XYZ wahrgenommen? Wie wissen Sie jetzt, dass XYZ bei dieser Erinnerung noch zugegen ist?“ Stelle Referenz-Wahrnehmung fest. 2. Hinweis zur Art der Befragung: „Ich gebe Ihnen jeweils Antwortmöglichkeiten vor, und Sie mögen mir bitte die Antwort sagen, die sich für Ihre Intuition richtig anfühlt, oder richtig aussieht oder richtig anhört. Ihre Intuition wird auf ihre eigene Art und Weise antworten.“ „Ist es für Sie in Ordnung, dass wir diese ursprüngliche Ursache jetzt erfragen?“ 4. Nach der ursprüngliche Ursache fragen: „Ich möchte Sie nach dem ursprünglichen Ereignis für diese Emotionen (diesen Glaubenssatz) befragen. Und das ist die ursprüngliche Ursache, die, wenn geklärt, die gesamte emotionale XYZ-Energie von Ihrer Time-Line klärt. „Also, wenn Sie es wüssten: War die ursprüngliche Ursache Vor, Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 208 Während oder Nach ihrer Geburt?“ Bei Antwort „nach der Geburt“: „Lassen Sie auf die gleiche intuitive Weise eine Zahl hochkommen für das Jahr nach der Geburt, in dem die ursprüngliche Ursache liegt und nennen Sie diese.“ Bei Antwort „während der Geburt“: Der Zeitpunkt ist eindeutig. Bei Antwort „vor der Geburt“: „War die ursprüngliche Ursache im Mutterleib oder davor?“ Bei Antwort „im Mutterleib“: Lassen Sie eine Zahl von 1 bis 9 für den Monat im Mutterleib hochkommen und nennen Sie diese.“ Bei Antwort: „davor“ (vor Mutterleib): „War die ursprüngliche Ursache in vergangenen Leben oder in vergangenen Generationen?“ Lassen Sie jeweils eine Zahl für die Leben, bzw. Generationen, zurück, hochkommen und nennen Sie diese!“ Es ist wichtig, dass die jeweiligen Antworten nicht durchdacht sind, sondern intuitiv, ohne großes Nachdenken, spontan gegeben werden. Überraschend ist für viele Menschen natürlich erst einmal, dass es Ursachen vor der Geburt geben soll. Es war ja noch vor hundert Jahren sensationell, dass es Ursachen in der Kindheit geben soll. Mittlerweile ist aber in der Forschung durchaus bekannt, dass es auch im embryonalen Zustand Wahrnehmung gibt und dass diese auch, zumindest von den Zellen, erinnert wird. Noch überraschender ist eventuell, dass es auch Ursachen geben kann, die vor der Empfängnis oder vor dem Eintritt in diesen Körper liegen. Wir wollen nicht diskutieren, ob es vergangenen Leben und Reinkarnation gibt, wie es die Religionen Asiens annehmen. Wenn ein Unterbewusstsein an dieses Konzept glaubt, kann es Ursachen aus vergangenen Leben angeben. Wenn es nicht daran glaubt, wird es das auch nicht tun. Dass es energetische Muster gibt, die innerhalb einer Familie vererbt werden, ist schon akzeptabler. Auf diesem Prinzip basiert auch das systemische Familienstellen nach Bert Hellinger. Ein Vorfahre hat ein unverdautes Trauma erlebt und gibt die emotionale Energie an die Nachfahren weiter. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 209 In gewisser Weise kann man die Klärungen in vergangenen Generationen und vergangenen Leben auch als metaphorische Interventionen auffassen. Das unverdaute Geschehen wird in eine Geschichte gepackt, so dass eine neutralere Position ermöglicht wird, aus der heraus leichter eine Integration ermöglicht wird. Aus meiner Erfahrung heraus ist es aber eher so, dass diese Erlebnisse aus vergangenen Leben überraschend real erinnert sind und einige Vorkommnisse und Verbindungen plausibel erklären können. Ich komme im Abschnitt 17.4. noch einmal auf das Thema zurück, wenn ich erkläre, warum ich die Time-Line zur Karma-Line erweitert habe. Eine ausführlichere Diskussion von Reinkarnation werde ich aber lieber an einer anderen Stelle, in einem Buch zu diesem Thema, darlegen. Es soll aber gerade nüchternen Börsen-Tradern mitgeben werden, dass sie gewahr sein mögen, wie sie eventuell durch Börsen-Verluste karmische Schuld abzutragen versuchen, gerade in Deutschland. Durch Verluste lässt sich aber diese Schuld nicht abtragen, bzw. es wird eventuell neue geschaffen, wenn Gelder von Kunden oder der Familie verlustig gehen. Karmische Schuld kann mit der Karma-Line geklärt werden. Dazu eben mehr ab 17.4. 17.3. Klärung einer Emotion auf der Time-Line Wir wollen jetzt also eine emotionale Energie von der Time-Line klären. Die TimeLine soll eine unendliche Kette von Erinnerungen beinhalten. Eine emotionale Ladung an diese Erinnerungen ist unnötig oder sogar schädlich. Es sollen mehr oder minder wertvolle Erinnerungen sein, Erfahrungen, aus denen wir gelernt haben. Sie brauchen aber keine Ladung. Also hier die Schritt-für-Schritt-Anweisungen der Time-Line-Therapy: 1. „Schweben Sie hinauf über Ihre Time-Line, über dem Punkt Gegenwart, und zurück über der Vergangenheit zu Position 1, vor dem Ereignis, in die Vergangenheit blickend, vor dir das Ereignis erahnend, und geben Sie bitte ein Zeichen, sobald Sie dort sind.“ 2. „Jetzt schweben Sie zu Position 2, direkt oben über dem Ereignis, so dass Sie herunter schauen auf das Ereignis. Lassen Sie Eindrücke, Assoziationen, Wahrnehmungen, Stimmen zu. Fragen Sie Ihr Unterbewusstsein, was es aus diesem Ereignis lernen wollte und nehmen Sie nun alles Lernen aus dem Ereignis auf, denn dieses genau erlaubt es Ihnen, die Emotion leicht und ohne Anstrengung loszulassen. Ihr Unterbewusstsein Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 210 kann das Gelernte aufbewahren, so dass es in der Zukunft da sein wird, wenn Sie es brauchen.“ 3. „Jetzt schweben Sie zu Position 3, so dass Sie über der Time-Line früher als das Ereignis und höher sind und sich so drehen, dass Sie in Richtung Gegenwart über der Time-Line schauen. Und fragen Sie sich selbst: Wo ist die Emotion jetzt? Und lassen Sie zu, dass diese sich auflöst.“ 4. Test: „Schweben Sie nun hinunter in das Ereignis zu Position 4 und in Ihr jüngeres Ich dort in dem Ereignis hinein und stellen Sie fest, dass die Erinnerung emotional flach ist. 5. (Gegebenenfalls): Zurück in Position 3: „Stellen Sie sich vor, dass es eine Quelle unendlicher Heil- und Liebes-Energie gibt, die diese Energie aus dem Universum heraus in Sie hinein strömen lässt, so dass Sie diese durch sich hindurch in Ihr jüngeres Du dort unten auf der Time-Line fließen lassen können.“ 6. Aus Position 3 heraus: „Kehren Sie nun zurück zur Gegenwart über Ihrer TimeLine, und nur so schnell wie Sie alle Ereignisse auf der TL, die im Zusammenhang standen mit dieser ursprünglichen Ursache genauso geklärt sein lassen können, so dass alles Lernen aufgenommen ist und alle Emotionen flach sind, bis Sie wieder hier sind.“ 7. „Schweben Sie dann hinunter in den Punkt Gegenwart und kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit in die Außenwelt.“ Unterbrechen. 8. Test: Überprüfen Sie an dem Referenzereignis (auf der Time-Line), dass die emotionale Energie entladen ist. 9. Future Pace: „Gehen Sie an eine Stelle der Zukunfts-Time-Line und stellen Sie dort in einem Ereignis, dass sonst diese Emotion ausgelöst hätte, fest, dass und wie Sie nun, ausgestattet mit einer neuen Sichtweise, die Situation meistern können.“ Wir kommen in Abschnitt 17.5. noch einmal auf den Ablauf genauer und in der Erweiterung der Karma-Line zurück. Anzumerken wäre gleich, dass dem Schritt 5, „Quelle aus dem Weltall“, größere Bedeutung zukommt. Dieser Schritt sollte vor dem Test, Schritt 4, durchgeführt werden und die Energie kann etwas spezieller zugeschnitten sein. Anzumerken wären aber für den Coach hier einige Dinge, die in Position 3 zu checken sind: 1. Sei sicher, dass der Klient in Position 3 ist: Bitte ihn evtl. noch höher zu gehen oder weiter zurück zu schweben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 211 2. Sei sicher, dass der Klient vor dem ersten Ereignis ist. Sollte die Klärung nicht geschehen, frage: „Gibt es ein früheres ursprüngliches Ereignis?“ Frage erneut ursprüngliche Ursache (dort über der TimeLine) lass dorthin weiter zurückgehen, das Lernen nehmen und die Klärung dort fortsetzen. 3. Es muss totale Zustimmung da sein, das Gefühl loszulassen. Hinweis auf Fight/Flight-Reflex, der in jeder Situation angemessen schützt. „Nicht die alte Emotion schützt Sie, sondern das Lernen!“ 4. Evtl. die positive Absicht für Nicht-Loslassen erfragen und reframen. Dieses Verfahren wird klassischerweise für diese Primären Emotionen angewendet (auch in der Reihenfolge): Wut, Angst, Trauer, Schuld, Scham. Dann auch für Ekel (Abscheu) und Verlangen (Gier). 17.4. Erweiterung zur Karma-Line In der Praxis mit der Time-Line ergeben sich einige Unschärfen, die ich in der Karma-Line zu überwinden suche. „Karma“ ist ja ein in asiatischen Religionen bedeutendes Konzept. Es bedeutet soviel wie „Arbeit“. Das Leben ist so etwas wie eine Schule oder eine Selbsterfahrungsgruppe. Ziel muss es sein möglichst wenig Schuld auf sich zu laden, denn diese muss in späteren Leben wieder ausgeglichen werden. Viele der Themen und Widrigkeiten des Lebens erscheinen unter einem anderen Licht, wenn ich diese als Ausgleich für frühere Taten betrachte. Viele Untaten gerade gegenüber unschuldigen Kindern erscheinen uns unsinnig und lassen uns an der Existenz einer Höheren Ordnung zweifeln. Es kann aber ja durchaus sein, sofern man das Karma-Konzept annimmt, dass der Mensch, der ein Opfer in diesem Leben ist, ein Täter in einem früheren Leben war und nun dasselbe erleiden muss, was er oder sie einst zugefügt hat. Der Zufügende ist dadurch natürlich nicht gerechtfertigt, er wird durch diese Untat auch wieder dasselbe erleiden müssen. Wie kann man aus diesem Teufelskreis aussteigen? Es hilft bei Schuld nur eines: Reue und Vergebung. Den Ausweg aus dem ewigen Rad von Missetat und Rache oder Bestrafung, die wieder eine neue Missetat beinhaltet, haben ja die großen Religionsstifter wie Buddha oder Jesus gewiesen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 212 Wir sollten alle negativ bewerteten Ereignisse als Chancen und Herausforderungen für höhere Zustände, wie eben Reue und Vergebung es sind, begreifen. Eine negativ empfundene Emotion ist ein inneres Signal für ein unerfülltes Bedürfnis. Das Bedürfnis ist aber nur unerfüllt, weil wir den Rahmen der Welt, in der wir es erfüllen wollen, zu eng setzten. Wir können normalerweise als Kind diesen Rahmen auch nur mit unserer engeren Familie setzen. Im Rahmen der größeren Familie, der Freunde, des Umfeldes sieht es evtl. schon anders aus. Das entspräche der Meta-Stufe 1, dem Akteurs-Level. Im noch größeren Rahmen der Gesellschaft, des Geschlechts, der Rasse ergeben sich noch mehr Möglichkeiten. Das ist die Stufe Meta-Level 2, die Königs-Ebene. Letztendlich befreit uns das Trans-Level, der Rahmen der gesamten Existenz, des Lebens, des Seins von den Begrenzungen der Unerfüllung. Dieses ist das GottLevel, welches wir auf der Time-Line mit der Position 3 einnehmen. Es muss bei der Karma-Line die ursprüngliche Ursache nicht in vergangenen Leben gesucht werden. Es gibt auch Karma, welches im aktuellen Leben entsteht. Es gibt Karma, das täglich entsteht. Wir sollten die Grundübungen der Karma-Line jeden Abend vor dem Schlafengehen als Meditation machen und alle negativen Emotionen loslassen und alles belastende Karma anderen und uns selbst vergeben. 17.4.1. Meta- und Trans-States Wir können mit unserem Wissen über Meta-Zustände die Arbeit mit der Time-Line etwas punktgenauer gestalten. Das zu klärende werden Strategien des Umgangs mit Mangel in den sozialen Bedürfnissen sein. Diese werden zum Überleben in einer früheren Phase (früheres Leben, Kindheit oder Trauma wichtig gewesen sein, belastende aber jetzt den emotionalen Haushalt. Mittels der Meta- und Trans-Zustände können wir die wesentlichen Positionen in der Time-Line-Arbeit spezifischer bestimmen und die Erfolgsrate unserer Interventionen erhöhen. Wir wollen also bei den Fragen in Position 2, über dem Ereignis, den Meta-Zustand 1 des Level Akteurs anregen. Das Problem kann auf der Kind-Ebene sein, auf der die Erfüllung eines Bedürfnisses nicht gefunden werden kann. Eine Ebene höher sieht die Lage schon anders aus. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 213 In den vergangenen Leben liegt die ursprüngliche Ebene wahrscheinlich auf der Akteurs-Ebene. Als Akteur erfahren vergangene Inkarnationen oder Vorfahren Traumata wie Ermordung, Inhaftierung, Trennung von den Lieben oder verüben derartige Untaten. Die Meta-Ebene ist dann die Ebene des Inneren Königs. Um eine Person in die Meta-Ebene 1 zu bringen können wir fragen: „Und wenn du dich bei deiner Wahrnehmung des jüngeren Ich dort unten auf der Time-Line mal aus einem größeren Umfeld betrachtest, welche Möglichkeiten ergeben sich dann?“ Auf der Trans-Ebene in Position 3 können wir die Sichtweise vom All aus anregen oder „vom Ganzen aus“ oder vom Sein. Alles, was wir erleiden, macht letztendlich Sinn aus einer existenziellen Sicht, dargestellt durch einen Trans-Zustand. Die Unerfüllung in einem Bedürfnis kann in einem spezifischen Trans-Zustand transzendiert und überwunden werden: Wertschätzung Demut Unterstützung Devotion, Hingabe an das Ganze Raum, Ausdruck Gleichmut Respekt Erhabenheit Zugehörigkeit Vergebung Zuwendung Dankbarkeit Lebensrecht Mitgefühl, Erbarmen Die Angaben zur Karma-Line müsse n an dieser Stelle etwas kryptisch erscheinen. sie wären zum einen Thema eines eigenen Buches. Zum anderen kann man die Anwendung dieser tiefgehenden Techniken nur anschaulich erlernen. Kurstermine zum Erlernen der „Karma-Line“ finden Sie auf meiner Homepage, wie auch die von lizensierten Trainern. 17.5. Zusatz: Phobia cure Es kann auch vorkommen, dass wir traumatische Erlebnisse löschen oder abschwächen wollen. Eher per Zufall hat Richard Bandler, der Pionier des NLP, ein Verfahren gefunden, mit dem Erinnerungen gelöscht werden können. Mit diesem wurden im „Bühnen-NLP“ Phobien in kürzester Zeit weggezaubert, so dass sich Spinnen-Phobiker dann Taranteln auf die Hand setzen ließen, was das Publikum Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 214 sicherlich überzeugt. Da eine Phobie doch etwas psychologisch komplexeres sein kann, sollte man mit einem derartigen Hauruck-Verfahren jedoch etwas sparsamer umgehen und eine Phobien-Behandlung eh dem zugelassenen Psychotherapeuten überlassen. Nichtsdestotrotz ist die Phobien-Behandlung ein Beweis dafür, dass die Ursache für hinderliche Dispositionen in der Vergangenheit zu finden ist und, wenn diese gelöscht oder umgewandelt wird, tiefgreifende Veränderungen im aktuellen Verhalten möglich sind. Es sollte auf jeden Fall vor einem solchen Verfahren in Bezug auf Phobien oder andere Angstneurosen eine Klärung der Emotion „Angst“ auf der Time-Line durchgeführt werden. Besonders hilfreich kann diese Vorgehensweise bei posttraumatischem Stress sein. Eine Trading-Blockade kann natürlich nach einem als traumatisch empfundenen Verlust in einer Crash-Situation entstehen. Menschen sprangen an der Wall Street aus den oberen Stockwerken. Eine Intervention auf der Karma-Line hätte diesen eventuell geholfen, die Sache etwas nüchterner zu betrachten und die Verluste wieder reinzuholen. Der wesentliche Vorgang besteht aus der Wahrnehmung des traumatisierenden Vorfalls aus einer doppelten Dissoziation und durch rasches Rückwärtsspulen des Ablaufs. Dieses kann sehr gut auf der Karma-Line durchgeführt werden. Es sollte unbedingt durch einen ausgebildeten Therapeuten angeleitet werden. Auch „kleinere“ Phobien wie Flugangst oder Platzangst haben in der inneren Ökologie der Psyche eine Ventil-Funktion. Bevor man diese, was leicht möglich ist, löscht, sollte man sicher sein, dass da nichts mehr ist, was dieses Ventil braucht. Und wenn Sie eine Börsen-Phobie haben, ausgelöst durch Totalverlust? Befreien Sie sich von der Angst und Panik! Das ist mit diesen Methoden leicht möglich, um das schmerzhaft Erlernte in einen strategischen Plan umzuarbeiten und wieder anzugreifen. Das Geld, das man verloren hat, sollte man sich genau da wiederholen, wo man es gelassen hat. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 215 18. Sucht und Suche 18.1. Die tägliche Sucht 18.2. Atlas der Süchte 18.3. Wie geht man um mit Sucht? 18.4. Die Psychologie der Süchte 18.4.1. Sucht als Endlosschleife des Weg-vons 18.5. Aussteigen aus Sucht 18.6. Der Drachen – Ausstieg aus dem Teufelskreis ‚Spielsucht’ ist eines der Hauptprobleme für Trader. ‚Spielsucht’ ist als Krankheit anerkannt, sie wird als mildernder Umstand vor Gericht gewertet. Das Problem des Overtradings und des planlosen Tradings ist eine Form von Spielsucht. Es nützt uns aber nichts, wenn unser Overtrading als Krankheit anerkannt wird, wir wollen davon frei sein. Da es keine Arznei in der Apotheke dagegen gibt und uns auch sonst niemand schnell davon kuriert, brauchen wir eine effektive Technik der Psychokybernetik, die es uns „wegprogrammiert“. Den Weg wollen wir hier aufzeigen. Durchführen muss man das mit einem ausgebildeten Coach. Als erstes wollen wir mal besprechen, was für uns „Sucht“ ist. Wir werden den Begriff weiter fassen, als es üblich ist. Wir werden feststellen, dass fast jeder in irgendeiner Form süchtig ist. Und wir werden feststellen, dass die absolute Suchtfreiheit eine Art spirituelle Befreiung ist. Meine Definition von Sucht lautet: „Alles, was ich täglich oder regelmäßig und/oder übermäßig tue (tun muss), das nicht dem physischen Überleben dient, ist Suchtverhalten!“ 18.1. Die tägliche Sucht Was also tun Sie täglich, dass nicht unbedingt überlebensnotwendig ist? Stellen Sie sich vor, Sie wären auf einer einsamen Insel wie Robinson Crusoe. Sie müssen für Essen und Trinken sorgen. Sie brauchen ein Dach über dem Kopf. Sie brauchen Hygiene und ein Feuer für die kalten Nächte oder Schatten gegen zuviel Sonne. Langfristig bräuchten Sie eine Robinia für das Überleben Ihrer Art und für die Bedürfnisse nach Körperkontakt, sobald die Handshakes mit Freitag nicht mehr ausreichen. Alles andere, was wir in unserer modernen Welt so machen, ist überflüssig und potenziell Suchtverhalten. Gehen wir so einen Tag in der Zivilisation mal durch: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 216 Als erstes brauche ich einen Kaffee. Das ist eine physische Abhängigkeit von einem Genussgift. Dann lese ich die Zeitung und schaue ins Internet: Informationssucht. Dann schaue ich, ob meine Lebenspartnerin mit wohlgesonnen ist: Beziehungssucht. Dann fahre ich zur Arbeit, die mich, ehrlich gesagt, auch sonntags, nicht loslässt: Arbeitssucht, Workoholism. Auf dem Weg zur Arbeit gehe ich zum Geldautomaten und ziehe etwas Geld: Geldsucht? Dann nehme ich erst einmal das Telefon in die Hand oder checke meine E-Mails und beantworte diese: Kommunikationssucht. Da mich die E-Mails aufgeregt haben, nehme ich evtl. etwas beruhigendes: Medikamentensucht. Dann mache ich das ganze weiter: Kaffee, Informationen, Beziehungen, Arbeiten, Kommunikation, Beruhigung oder Aufputschung mit Medikamenten und Substanzen. Und dann gehe ich ins Kino oder schaue TV: TV-Sucht ist eine moderne Seuche. Mit der Sucht betäuben wir uns meistens. Und dann brauchen wir etwas, das Adrenalin auslöst, um uns wieder zu fühlen. Das ist nicht so viel anders als Bulimie: Fressen und wieder auskotzen. Den ganzen Tag zudröhnen und dann 20 km joggen, um wach zu werden. 18.2. Atlas der Süchte Wir haben also die klassischen Süchte des „Substanzmissbrauchs“ und die modernen Verhaltenssüchte: Substanzmissbrauch: • Genussgifte (Koffein, Nikotin) • Rauschgifte (Alkohol, Amphetamine, Cannabis, Kokain) • Halluzinogene • Morphine Verhaltenssüchte: • Spielsucht • Informationssucht • Beziehungssucht • Kommunikationssucht • TV-Sucht Eine weitere Klasse von Süchten sind die Abhängigkeiten von Nahrungsmitteln, gegen die wir eigentlich allergisch sind. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 217 Die Allergie führt zu einer Abwehr-Reaktion, die uns genau nach dem Stoff ein Verlangen haben lässt, der die Reaktion auslöst. Sehr bekannt ist diese Reaktion bei Zucker. Hatten Sie schon mal eine Zeit, in der Sie an keinem Bäckerladen vorbei kamen? Allergie auslösend sind besonders auch Getreideprodukte aus glutenhaltigen Sorten wie Weizen, Roggen und Hafer. Der überzüchtete moderne Weizen ist sicherlich nicht verträglich für unser System, das mehrere Generationen braucht, um sich an ein Nahrungsmittel anzupassen. Man sollte meinen, dass im von allen Nährstoffen befreiten Weißmehl dann auch die Allergieauslöser entfernt wurden. Dem ist aber leider nicht so. Milch von Kühen ist ebenso schwer verträglich und eigentlich für Menschen unverdaulich. Ein weiterer elementarer Bestandteil der Junk-Food-Kultur ist als Nachtschattengewächs sowieso allergieauslösend und zu meiden: Tomaten. Das suchterzeugendste und allergieauslösendste Nahrungsmittel wird also eine Pizza sein. Wen es wundert, dass Allergien, Unverträglichkeiten und Neurodermitis bei Kindern zunehmen, hat sich nie mit unserer Nahrungsmittelkultur beschäftigt. Im weiteren Text werden uns noch die Denk-Sucht und die Sex-Süchte begegnen. 18.3. Wie geht man um mit Sucht? Als erstes muss der Widerstand gegen das Eingeständnis süchtig zu sein überwunden werden. Denn niemand gibt das gern zu. Ja, das Unterbewusstsein verteidigt die Sucht sogar um jeden Preis. Wenn der Klient sagt, bzw. sich beschwert: „Sie, ich rede zwar den ganzen Tag. Aber das ist doch menschlich und normal. Ich bin doch kein Süchtiger!“, ist das ein gutes Indiz, dass wir eine Sucht zu fassen haben. Denn das Unterbewusstsein wird diese erst einmal verteidigen. Und das Wachbewusstsein ist meist nur ein denksüchtiger ausführender Apparat. Oh, ja: Denk-Sucht. Versuchen Sie einfach mal zu meditieren und nicht zu denken. Die Denk-Sucht ist einer der Väter der Sucht. Wobei Sigmund Freud der Ansicht war, dass die Onanie die Ur-Sucht ist. Also: Onanie ist die Mutter der Sucht und das unaufhörliche Denken ist der Vater. Wir gehen nicht die notwendigen weiten Wege und bringen keine Opfer zur Bedürfniserfüllung, sondern gehen eine Abkürzung, die indes nur zu einer scheinbaren Befriedigung führen. Es ist den meisten von uns unvorstellbar, dass Menschen eine echte Befriedigung an Telefonsex oder Sex per Chat im Internet finden, aber wenn es keiner nutzen würde, wäre die Zeitung nicht voll mit Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 218 diesbezüglichen Anzeigen. Die Sex-Süchte sollten wir also auch in unsere Liste aufnehmen. Den Trader belasten natürlich Genussgifte und Nahrungsdefizite. Der intelligente Trader meidet es zwar fortlaufend Nachrichtensender laufen zu haben, aber die Informations-Sucht und die damit zusammenhängende Überwältigung von der InfoFlut stellen schon ein bekanntes Problem da. Wer schon einmal versucht hat von einer Sucht loszukommen, weiß wie uneinfach das ist. Jeder sollte einmal das Rauchen aufgehört haben. Das macht einen verständnisvoller gegenüber anderen Süchtigen und fördert die Demut. Indes ist Nikotin auch eines der am schnellsten und tiefgreifendsten Sucht-Gifte. Wer es geschafft hat vom Rauchen loszukommen, schafft auch alles andere. Aber was ist es genau bei den Süchten, bei denen kein Gift uns durch einen physiologischen Prozess zur Einnahme zwingt? Was bringt uns dazu wieder und wieder zu kaufen, Computer-Games zu spielen oder Trades einzugehen, die nicht im Handelsplan enthalten waren? 18.4. Die Psychologie der Süchte Der psychologische Hintergrund ist folgender (und der physiologische Prozess bei den Genussgiften und Substanzen ist nur ein Zusatz.): Sie versuchen sich eine Ersatzbefriedigung zu verschaffen, mit der Sie ein unerfülltes Bedürfnis befriedigen wollen. Die Ersatzbefriedigung gaukelt aber nur vorübergehend diese Befriedigung vor und ist nicht wirklich eine Erfüllung. So stehen Sie nach kurzer Zeit wieder vor der Entscheidung: Unternehme ich die Anstrengung, die nötig ist um das Bedürfnis effektiv zu befriedigen, oder gebe ich mich mit einer kurzfristigen und leicht zu erreichenden Ersatzbefriedigung zufrieden? Es sieht für uns so aus, dass der Aufwand, der nötig ist um einen Sexualpartner zu finden, und all die Konsequenzen und Verpflichtungen, die das mit sich bringt, nicht lohnt im Vergleich zur Onanie. Letztendlich geht es doch nur um ein kurzzeitiges gutes Gefühl in ein paar Schleimhäuten. Befriedigende Sozialkontakte beinhalten aber weit mehr als nur Erregung von Schleimhäuten. Es ist sogar eventuell eher umgekehrt. Wir fühlen uns minderwertig und versuchen das durch exzessives Sexualverhalten zu kompensieren. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 219 Das ist bei genauerer Betrachtung meist das Muster: Ein soziales Bedürfnis des Inneren Kindes ist traumatisiert oder sehr unbefriedigt und das Unterbewusstsein greift als Ersatz auf die Befriedigung eines physiologischen Bedürfnisses zurück, dessen Befriedigung bekannt und möglich ist. Der sich mit Süßigkeiten vollstopfende hat keinen physiologischen Hunger. Er erfüllt sich aber so den sozialen oder psychologischen Hunger nach Zuwendung, Nähe und Liebe. So bekommt das Innere Tier die Oberhand und wird sie erst wieder abgeben, wenn das Innere Kind nachweisen kann, dass es dafür sorgen kann mit der Erfüllung der sozialen Bedürfnisse auch die physiologischen besser zu erfüllen. 18.4.1. Sucht als Endlosschleife des Weg-vons Die Sucht-Strategie ist eine Endlos-Schleife. So sehr wir uns auch anstrengen, wir kommen aus dem Verhalten nicht heraus. Zu den Fällen, wo der Ausstieg gelingt, kommen wir gleich. Was bewirkt die Endlos-Schleife? Wie kommt es, dass uns völlig klar ist, dass Zocken unseren Börsenerfolg vernichtet und wir müssen es dennoch tun? Das hängt zusammen mit den Problemen der in Kapitel 5 beschriebenen Weg-vonMotivation. Bei der Weg-von-Motivation kehren wir immer wieder zu dem zurück, von dem wir weg wollen. Erinnert uns das nicht an das Suchtverhalten? Irgendwie kehren wir immer dahin zurück, von wo wir weg wollen. Was ist bei der Sucht der Motivator, von dem wir weg wollen? Der Motivator (und dieser kann völlig unterbewusst sein) wird eine Unbefriedigung in einem sozialen Bedürfnis sein. Wir strengen uns an Nicht-mehr-unbefriedigt zu sein und landen immer wieder genau da. Beispiel: Wir fühlen das Bedürfnis Zugehörigkeit zu gering erfüllt und fühlen uns einsam. Der Motivator ist also „weg von Einsamkeit“. Um nicht mehr einsam zu sein, können wir zum einen Menschen aufsuchen. Wenn wir dann die Abende mit Leuten in der Kneipe zubringen, die auch nicht mehr einsam sein wollen, landen wir bei der gemeinsamen Einsamkeit, die durch Alkohol und Nikotin betäubt wird. Wenn wir der Einsamkeit allein entfliehen wollen, tun wir das z.B. durch das Lesen der Zeitung. Ich lese über „meinen“ Fußballverein (HSV) und fühle mich zugehörig. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 220 Wenn mein Verein gewonnen hat, geht es mir besser. Wenn er verloren hat, schlechter. Oder ist es umgekehrt? Wenn es mir gut geht und ich mich eh zugehörig fühle, gewinnt auch der HSV? Und wenn ich mich einsam fühle, gewinnt auch mein Verein nicht? In meinem Leben kann ich das betätigen. Es wäre mal eine Untersuchung über die mentale und emotionale Verfassung von Gruppen von Fußballfans wert. Bayern München scheint jedenfalls die erfülltesten und positiv motiviertesten Fans zu haben und das spiegelt sich im Tabellenstand meist wieder. Wir können uns mit einer Weg-von-Motivation aber auch zeitweise so anstrengen, dass wir tatsächlich ganz nach oben kommen. Wir können diese Position dann nutzen, um die Ursachen für die Unerfüllung für immer zu beseitigen. Meist ist uns die aber ja gar nicht bewusst und wir bearbeiten auch nichts, sondern wir feiern lieber. Wir stürzen dann aber genauso tief ab, wie wir gestiegen sind. Es ist daher kaum vorstellbar, dass ein Verein aus dem Ruhrpott anhaltend zur Spitze gehören wird. Die Entwicklung bei Borussia Dortmund gerade (2004) ist ein schönes Beispiel, bzw. ein trauriges, da ich durchaus ein Sympathisant des Vereins bin. Also: Die Ursache für Sucht ist eine Weg-von-Motivation. • Lebensrecht: Nicht mehr unbedeutend sein. • Zuwendung: Nicht mehr unerfüllt und hungrig sein. • Zugehörigkeit: Nicht mehr einsam sein. • Respekt der Grenzen: Nicht mehr ungeschützt sein. • Raum für Ausdruck: Nicht mehr eingeengt sein. • Unterstützung: Nicht mehr hilflos sein. • Wertschätzung: Nicht mehr minderwertig sein. Wenn wir uns das so durchschauen, merken wir dass die Sucht ein Fan zu sein, neben Zugehörigkeit auch alle andere Bedürfnisse ersatzbefriedigen kann. Aber eben nicht wirklich. Eine Illusion bringt keine wirkliche Erfüllung, sondern nur vorübergehende Betäubung und Beruhigung. Meist bringt die Sucht einen Verlust an Wachsamkeit und/oder Energie mit sich. Das kann dazu führen, dass beim nächsten Mal, an dem sich das Bedürfnis meldet, noch weniger Energie zum Erreichen der Erfüllung da ist und noch leichter auf das Surrogat zugegriffen wird. Es setzt eine teuflische Spirale, ein Teufelskreis, ein. Irgendwann müssen wir anfangen uns gegen den Sog in die Tiefe zu stemmen und dann geht die restliche Energie für das Stemmen drauf. Die Süchte aller Art sind die Grundlage für einen Lebenskampf anstatt eines Lebenstanzes. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 221 Die Unerfüllung in einem sozialen Bedürfnis und die damit vermeintlich verbundenen schlechteren Chancen des Überlebens und Vermehrens (denn wir sind Herdentiere) war der erste Auslöser. Hier müssen wir ansetzen. Die Resignation über die Erfüllbarkeit wird mit der Sucht betäubt. Das Innere Kind resigniert und sagt zu dem Inneren Tier: „Ich kann nicht mehr, ich bekomme es nicht. Mach du weiter!“ Das Innere Tier kennt aber nur Atmen, Fressen, Saufen, Sex, Schlaf, Träumen, sich säubern und Schutz gegen Kälte oder Hitze und physische Einwirkung suchen. Also produziert es ein Übermaß davon. Spielsucht? Was macht da das Innere Tier? Alle diese Spielsüchte sind Träumsüchte. Genauso auch das Spielen von Computer-Games, eines meiner größten Laster. Ebenso ist das TV-Schauen eine Träum-Sucht. Träumen ist wichtig. Es ist die Fähigkeit eine Welt zu erschaffen. Das kleine Kind kennt keinen Unterschied zwischen Wachbewusstsein und Unterbewusstsein. Eines Tages muss es die Erschaffung der Welt, die ja in der Neurologie geschieht, abspeichern und teilweise auf „automatisch“ stellen. Im Traum und Spiel werden dann Verbindungen zu neuen Teilen der Welt getestet und hinzugefügt. Wir können eine Zeit mit Schlafentzug überleben. Wenn aber die REM-Phase (Rapid Eye Movement-Phase), in der geträumt wird, immer unterbrochen wird, werden wir verrückt und können kein konsistentes Weltmodell mehr herstellen. Wenn also ein soziales Bedürfnis unerfüllt ist, wird auf eine Erfüllung des Tieres zurück gegriffen. Der Spielsüchtige liebt den Kitzel, die Aufregung, das Gefühl der Macht über das Schicksal. Wenn ein Trader overtradet, dann will er den Markt zwingen, ihm zu gehorchen und zu dienen. Welche Bedürfnisse sind also wahrscheinlich unerfüllt? Machtlosigkeit kommt von Nicht-Respektierung der Grenzen oder des Platzes. Langeweile kommt von mangelnder Anregung und Unterstützung. Auch der innere Frust durch mangelhafte Befriedigung im Bedürfnis nach Raum und Ausdruck wird bisweilen durch das Zocken beruhigt. 18.5. Aussteigen aus Sucht Die ersten beiden Schritte bei Sucht sind bekanntlich: Erkennen/Zugeben/Eingestehen und Entzug. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 222 Wenn Sie also des öfteren Ihren Handelsplan übergehen und wild drauf los zocken, sollten Sie sich mal im Spiegel betrachten und sich fragen: „Bin ich eigentlich spielsüchtig?“ Wenn die Antwort Ihres Spiegelbildes lautet: „Könnte sein!“, dann sollten Sie zumindest mal so tun, als ob Sie es wären. Entzug ist dann hilfreich. Übergeben Sie das Trading für eine Weile dem Computer, einem Angestellten, einem Vermögensverwalter, machen Sie eine Pause. Gleichzeitig können Sie diese mentale Klärung durchführen, welche die Wurzeln der Sucht freilegt und bereinigt. Das Suchtverhalten wird bedingt durch eine Weg-von-Motivation bezüglich eines sozialen Bedürfnisses. Es kann auch Süchte geben, die durch ein schlecht erfülltes physiologisches Bedürfnis entstehen. Schlechte Nahrung (Pizza, Burger, Pasta), die vor allem aus Weißmehl, Fett und Zucker besteht, gibt dem Körper nicht die notwendige Qualität der Nahrung. Der Körper ist vorübergehend beruhigt und stellt nach einiger Zeit der Verdauung fest, dass irgendwie immer noch Bedarf ist. Sättigung ist nicht nur ein voller Magen, wichtiger ist ja die Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und eventuell auch Bio-Photonen. Der Körper braucht weiter (davon mal abgesehen, dass Nahrungsmittel wie Chips mit suchterzeugenden Komponenten versetzt sein können) und da die Verbindung Hunger – Pizza nicht gekappt wurde, wird die nächste genommen. Wozu das führt, kann man sich vor allem in Städten und Ortschaften der US-Südstaaten anschauen. Es muss also verstanden werden, was fehlt, und bewusst gemacht werden, dass der Weg, der gewählt wurde, nicht wirklich Befriedigung bringt. Was also vor allem fehlt bei suchtartigem Verhalten ist die Erfüllung eines sozialen Bedürfnisses, also: • Lebensrecht • Zuwendung, Nährung • Zugehörigkeit • Respekt der Grenzen • Raum für Ausdruck • Unterstützung, Anregung • Wertschätzung, Anerkennung Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 223 Sie können eine Einschätzung vornehmen: Zu wieviel Prozent ist das jeweilige Bedürfnis erfüllt? Beginnen Sie dann mit dem Bedürfnis, das unter 50% rangiert. Wenn Sie sagen: „Alles voll erfüllt“, sollten Sie Ihr Leben mal von außen betrachten und dann bewerten, wie erfüllt Ihr Inneres Kind diese Bedürfnisse findet. Es kann durchaus sein, dass wir den ganzen Tag Umarmungen bekommen und unser Inneres Kind sich dennoch als ungeliebt und ohne Zuwendung empfindet. Da wir uns als Süchtige gern selbst beschummeln und in einer Traumwelt leben, um nicht zu fühlen, dass da etwas fehlt und schmerzt, ist es meist sinnvoller die Befreiung von einem Suchtverhalten mit einem kompromisslosen Coach anzugehen. Das Bedürfnis ist objektiv erfüllbar. Sie haben aber dereinst eine traumatische Erfahrung der Untererfüllung verallgemeinert und Ihr Leben dementsprechend eingerichtet. Der Weg zur Sucht war also: • In der Kindheit oder einer anderen Zeit wird ein Bedürfnis mangelhaft erfüllt. • Der Mensch muss mit der Unerfüllung umgehen und die Bedürftigkeit zurückschrauben und kontrollieren und sich gegenüber dem Schmerz der Unerfüllung gefühllos machen. • Er/sie speichert einen Glauben über die Welt ab: „Das gibt es hier nicht ausreichend für mich!“ • Das Bedürfnis ist aber objektiv vorhanden und menschlich. Für größere Erfolge ist die Erfüllung aller Bedürfnisse unerlässlich. • Es entsteht eine Weg-von-Motivation, wie: „Ich will mich nicht mehr minderwertig fühlen!“ • Es werden Ersatzbestätigungen gesucht und angewendet. • Merke: Der Mensch, der sagt: „Ich will nicht mehr...!“, ist immer an dem orientiert, von dem er/sie weg will und er/sie wird immer nur eine Version dessen bekommen können, von dem er/sie weg will. Das wird aber nie wirklich befriedigen. Der Weg zurück beinhaltet das Loslassen des eine besondere Situation verallgemeinernden Glaubenssatzes und der damit verbundenen Emotionen. Diese ist am besten mit der Technik aus dem vorherigen Kapitel, der Karma-Line, durchzuführen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 224 Finden Sie die ursprüngliche Ursache für den Glauben, dass dieses Bedürfnis nicht erfüllbar wäre. Es ist aus einer Erfahrung einer vergangenen Zeit hergeleitet und in dieser Zeit musste sich Ihr Blickfeld verengen, aber Sie können jetzt die Erfüllung wieder herstellen. Die folgende Technik kann mit der Intervention der Karma-Line verbunden werden. Es folgt dem Muster der Drop-Through-Techniken, die sehr machtvoll in der Lage sind Selbstbegrenzungen aufzulösen. 18.6. Der Drachen – Ausstieg aus dem Teufelskreis Sucht ist anstrengend. Wir wollen von etwas weg und kämpfen und kämpfen und kommen letztendlich doch immer schlechter dagegen an. Denn wir sind ja in der Situation, weil uns etwas fehlt, und genau das fehlt uns, was wir bräuchten, um uns davon zu befreien, dass uns das fehlt. Ein Teufelskreis. Beispiel: Es fehlt Unterstützung. Bei den meisten Geldproblemen fehlt die Unterstützung. Die Bank sagt: „Basel 2 und tschüß!“ Keine Unterstützung. Wir suchen Unterstützung und müssten so auftreten und derartige Belege auch vorweisen können, dass wir eigentlich der Bank ein Darlehen (welches die meisten deutschen Banken gut gebrauchen könnten) geben könnten. Wenn man wirklich etwas Unterstützung braucht, ist es schwer. Wie kommen wir aus dem Teufelskreis heraus?. Im Englischen heißen Teufelskreise „downward spirales“, abwärtsgerichtete Spiralen. Sie sind wie Wasserstrudel. Wie kommt man aus einem Strudel heraus? Es gibt nur eine Stelle, an der man aus einem Wasserstrudel heraus kommt: unten am Grund. Da, wo der Strudel unten am Flussbett aufstößt, kann man ihn verlassen. So ist oft der Punkt, an dem man ganz unten ist oder nur noch die Wand hinter einem, also am Extrem, genau der Punkt, an dem etwas entscheidend verändert wird. Die Veränderung findet immer innen statt und meistens, wenn man aufhört gegen den Sog anzukämpfen. Nun wäre es evtl. ja nicht so gut, so lange zu warten bis man bankrott oder todkrank ist. Es könnte ja auch ausreichend sein, mental und in einer Übung auf den Grund des Teufelskreises zu gelangen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 225 Zur Umwandlung des Teufelskreises in einen „Engelskreis“ oder in einen „Drachen“, einem Fabeltier, das in allen 4 Elementen (Wasser, Erde, Luft und Feuer) sich bewegen kann, kann man sich einen Bodenanker auslegen, einen „Circle of Excellence“ (siehe Kapitel 13), der als „Circle of Addiction & Compulsion“ beginnt und in einen „Circle of Dragon-Flight“ transformiert wird. Stellen Sie sich, wenn Sie in diesem Kreis stehen, vor, dass Sie in einem Strudel oder Sog stehen, der das Suchtverhalten (wie Zocken und Overtrading, Kaufsucht, TV-Sucht) symbolisch darstellt. Der Ausgang ist ganz unten. Sie werden sich also einige Male drehen müssen, bis Sie unten sind. Ein Strudel dreht sich ja schließlich. Er dreht sich im Uhrzeigersinn. Bei jeder Drehung können und sollen Sie etwas loslassen. Als erstes lassen Sie das Gegenankämpfen los und lassen zu, dass der Strudel Sie tiefer zieht. Dann lassen Sie alle Betäubungen los, die eh nicht wirklich geholfen haben. „Mit dieser Umdrehung lasse ich die Betäubung des Schmerzes der NichtErfüllung los!“ Dann lassen Sie alle Kompensationen los, mit denen Sie den Mangel überspielt haben. „Mit dieser Umdrehung lasse ich alle Kompensationen, die mir das Bedürfnis ersatzweise befriedigen, los!“ Sie können auch alle Symptome, mit denen Ihr Inneres Kind sich gemeldet hatte, los lassen. „Mit diesen Umdrehungen lasse ich alle Symptome los, mit denen ich mich durch meinen Körper signalisiert habe, dass ich etwas nicht bekomme!“ Auch das Ignorieren des Bedürfnisses kann davonziehen. „Mit dieser Umdrehung lasse ich die Entsagung los und dass ich dieses Bedürfnis nicht bräuchte!“ Und dann kann die Selfmade-Einstellung verschwinden. Es sind soziale Bedürfnisse. Ohne andere Menschen sind diese nicht erfüllbar. „Mit dieser Umdrehung lasse ich los, das sich es nicht von anderen bräuchte und mir selbst besorgen könnte!“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 226 Die Hoffnung hilft uns auch nicht mehr. „Mit dieser Umdrehung lasse ich die Hoffnung los. Die Hoffnung auf den Erretter, auf Gott, auf einen Prinzen und auf eine Prinzessin, auf einen Vater und eine Mutter. Sie werden nicht kommen!“ Das Bedürfnis ist da und es wäre unser Recht es voll erfüllt zu bekommen. Lassen Sie das Zurückschrauben los. „Mit dieser Umdrehung lasse ich jegliches Zurückschrauben des Bedürfnisses los und lasse zu, dass ich es wirklich und vollkommen brauche, auch wenn ich es nie bekommen werde!“ Mit der letzten Umdrehung stellen Sie sich vor, dass Sie die Erfüllung des Bedürfnisses voll verlangen und nie, nie, nie die Erfüllung bekommen können und was ist darunter und dann: darunter? Lassen Sie sich so weit Ebene für Ebene hinuntersinken, bis sich die Begrenzung aufgelöst hat und Sie einen Zustand von Erfüllung erreicht haben durch die Einbettung im Sein als solchem. • Was könnten Sie riskieren zu tun, wenn es nicht mehr tiefer geht? • Welche Fähigkeit oder welches Wagnis würden Sie da eingehen? • Wie könnten Sie dieses im konkreten Leben tun? • Können Sie sich hier versprechen, das Wagnis einzugehen und etwas zu riskieren? Sie können sich dann wieder an die „Oberfläche“ entgegen dem Uhrzeigersinn zurückdrehen und weiter. Dabei können Sie realisieren, dass das Bedürfnis für Sie erfüllbar ist und immer erfüllt war. Beschließen Sie, dass es Sie am besten unterstützt, wenn Sie sich an einen disziplinierten Plan halten. Mit der disziplinierten Durchführung eines Planes verwirklichen Sie Ihren Wert, unterstützen Sie sich, drücken sich aus, sichern Sie Ihren Platz, bekommen Sie Zugehörigkeit, Zuwendung und leben gemäß Ihrem Lebensrecht und Ihrer Bestimmung! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 227 19.0. Der detaillierte Ablauf des „Gewinnen beginnt innen“Coachings In diesem Kapitel 19 und seinen Unterkapiteln wollen wir Schritt für Schritt einen Prozess durchlaufen. Durch einen strukturierten Fragenkatalog möchte ich Sie auf den inneren Zustand hinführen, der die Verwirklichung einer Absicht unterstützt und ermöglicht. Die einzelnen Schritte dieses Ablaufes entspricht den Schritten, die in einem „Gewinnen beginnt innen“-Training durchgeführt werden. Ebenso werden diese Schritte im Coaching mit einzelnen Klienten durchgeführt. Der Coach hat so einen Leitfaden. Das Diagramm kann bei der Abfolge helfen. Der Ablauf ist das Ergebnis der jahrelangen Auseinandersetzung mit der mentalen Seite des Erfolges. Mit einigen Ansätzen bin ich auf die Nase gefallen und will Ihnen dieses ersparen oder erleichtern. Zweifellos lernen wir durch Not und Misserfolg. Wir tun dieses als Menschen aber kollektiv und lernen daher effektiver, wenn wir Erfahrungen austauschen. Der Ablauf im Folgenden kann mit jeder Absicht durchgeführt werden. Wir werden als Beispiel Trader-Beispiele wählen. Es kann aber ebenso mit Gesundheit, Karriere, Liebe, Kreativität, ja sogar philosophischen oder spirituellen Absichten durchgeführt werden. Grundsätzlich hat der Ablauf 11 Schritte: 1. Formulierung der Absicht 2. Simulieren des angestrebten Zustandes 3. Assessment des gegenwärtigen Zustands 4. Sammeln von Hindernissen 5. Umwandlung von Schwächen (des Inneren Kindes) 6. Beachtung von Schwächen (des Inneren Tieres) 7. Integration von Einwänden (des Inneren Königs) 8. Alignment mit dem Höchsten Wertes (des Inneren Gottes) 9. Sammeln der Ressourcen 10. Planung, Strategie und Taktik 11. Abschluss und Wegbahnung Die folgende Grafik mag den Weg verdeutlichen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 228 In den Seminaren malen wir diese auf ein Flipchart-Papier und legen Sie auf den Boden, so dass wir die einzelnen Flächen als Bodenanker benutzen können. Wir können uns in die Felder Notizen schreiben und Bilder malen. Von Feld 1 zu Feld 11 verläuft eine gedachte Time-Line, auf der wir die einzelnen Zeitabschnitte nachvollziehen können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 229 19.1. Die Formulierung einer Absicht 19.1.1. Die Motivationen und Aktionen auf den 5 Ebenen 19.1.2. Die Crew des Königs 19.1.3. 19.1.1. Die Willenserklärung des Königs Die Motivationen und Aktionen auf den 5 Ebenen Es beginnt mit einem Impuls. Etwas ist nicht so, wie wir es brauchen oder gern hätten. Oder: Wir sind durch eine Information auf eine ganz neue Idee gekommen. Dieser Impuls kann auf den 5 verschiedenen Inneren Ebenen eintreten und hat dementsprechend sehr unterschiedlichen Charakter. Auf der Ebene des Inneren Tieres ist es ein physiologischer Impuls, ein körperliches Bedürfnis. Hunger, Müdigkeit, Kälte motivieren uns zu: „Ich brauche eine Decke, ein Bier und ein paar Stunden Schlaf!“ Die auf die Zukunft gerichtete Erklärung des Inneren Tieres ist ein physiologisches Bedürfnis. Auf der Ebene des Kindes motiviert uns ein Mangel an sozialer Erfüllung. Wir möchten deshalb Zugehörigkeit bestätigt wissen oder brauchen ein Lob oder eine Hilfe. Das Kind hat einen Wunsch, motiviert durch ein soziales Bedürfnis. Der Innere Akteur braucht Erlaubnis und Befähigung. Er möchte seine Rolle erfüllen können und dürfen. Sie oder er verfolgt eine Absicht, die sie oder er verwirklichen möchte. „Ich beabsichtige das Futures-Trading zu erlernen!“ Der Akteur hat Absichten, die er verwirklichen möchte, und er strebt Ziele an. Der Innere König hat eine Vision. Er sieht wie er durch eine Position in der Gesellschaft und eventuell durch die Beeinflussung der Gesellschaft die Bedürfnisse der Ebenen unter ihm besser erfüllen kann. Er ist motiviert durch Werte. Der Innere Gott kennt seine Bestimmung und hört auf ein Gewissen und möchte entsprechend des Wissens um das, was mehr ist als Körper und Geist, leben. Meistens befinden wir uns auf der Ebene des Inneren Akteurs, der dafür sorgt oder sorgen soll eine Position zu erlangen, mit der die Bedürfnisse des Tieres und des Kindes erfüllt werden können. Der tagtägliche Überlebenskampf in einer komplexen Welt wird von den Inneren Akteuren durchgeführt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 230 Wenn wir aber den Kopf ein wenig über den Tellerrand herausstrecken oder uns auf eine höhere Position begeben, können wir vielleicht die Position des Inneren Königs einnehmen und sehen, dass mit einer gewissen Willensanstrengung eine bessere Ausgangslage erreicht werden könnte und der Akteur es sich erheblich leichter machen könnte. Die meisten Menschen erreichen die Ebene des Inneren König so gut wie gar nicht und leben ein vorbestimmtes Leben. Wir können aber selbst in die Hand nehmen, was wir lernen wollen und was wir anstreben wollen. Der Innere König ist der MetaAkteur. Sie wollen Trading-Gewinne. Ihr Innerer Akteur soll Gewinne erzielen. Er soll diszipliniert und überlegen und wach und schnell und super sein. Die nötige Koordination all dieser Befähigungen kann und muss letztendlich die Ebene des Inneren Königs unter Supervision nehmen. Wir suchen also als erstes Formulierungen, die zu Kraftsätzen werden können. Dazu müssen wir die Ebene identifizieren, auf welcher der Impuls besteht. Wir wollen diesen Impuls in Verbindung zu einem Königlichen Willen bringen. Beim Trading wird der Impuls von einem Akteur kommen, der Mitglied der Crew ist. Dieses Crew-Mitglied braucht mehr Befähigung oder mehr Erlaubnis, bzw. Direktive. Es wendet sich an den Inneren König oder Captain und fragt: „Was machen wir hier eigentlich? Wo geht es eigentlich hin? Was soll ich tun?“ 19.1.2. Die Crew des Königs Der Innere König sagt also: „Ich will Futures-Trader sein und mit Futures-Trading Gewinne machen!“ Er braucht Akteure, Krieger und Amazonen. Eine Mannschaft wie die eines Raumschiffes bei der Fernsehserie „Star-Trek“. Der König oder (besser: die Raumschiff-Kommandantin) braucht auf jeden Fall: • einen Steuermann • einen taktischen Offizier • einen medizinischen Coach • einen Maschinisten Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 231 • einen Sicherheitsoffizier • eine Exo-Linguistin (auch: Kommunikationsoffizier) Bei den Missionen der verschiedenen Sub-Serien meiner Lieblings-Fernseh-Welt wird ein Aspekt gern vernachlässigt: das Geld. Wer bezahlt für die Raumschiffe und Raumstationen? Wer kauft das Essen? Es scheint immer von allem genug da zu sein. Aber es ist doch so, dass die „Sternenflotte“ die Orders gibt. Also wird diese auch die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. Es braucht also auch eine Instanz, die für die Finanzierung sorgt. Auf der Akteurs-Ebene wird das eher nur ein Buchhalter sein. Für die Finanzierung einer so großen Unternehmung muss auf der Königs-Ebene gesorgt werden. Also: Entweder ist die Kohle da für das Trading-Raumschiff oder es muss erst einmal der Wille umgesetzt werden, genug Geld fürs Trading und die technischen Einrichtungen und die Zeit zu haben. Eventuell geht der Trading-König erst einmal zum Bankiers-König. Ach ja, und es braucht einen Koch oder jemand, der die Messe oder Kantine betreibt. Übersetzt von Raumschiff-Welt auf Trader-Welt: Steuermann sitzt vor der Trading-Console und führt Trades aus taktischer Offizier entwickelt und prüft Trading-Ansätze medizinischer Coach überwacht die mentale und physische Fitness des Teams Maschinist sorgt für das Funktionieren der Hardware Sicherheitsoffizier sorgt für die rechtliche und steuerliche Unangreifbarkeit der Unternehmung Exo-Linguistin vermittelt die Absicht und die Ergebnisse den „Aliens“ (Ehepartner, Vorfahren, Erben) Buchhalter führt ein Trading-Logbuch Koch kocht Kaffee und bestellt Pizza beim Pizza-Dienst (dies ist ein (schlechter) Witz, Erfolgs-Trader essen biodynamische Salate und Filet-Steaks, Krustentiere und Obst.) Diese alle brauchen eindeutige Orders. Aber weiß der Kapitän oder die Kommandantin des Raumschiffs auch, wo es hingeht? 19.1.3. Die Willenserklärung des Königs Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 232 Er/sie braucht einen Schlachtplan und Kriterien, die ihm/ihr sagen, ob Erfolg erreicht wurde. Wie detailliert und präzise sollen diese Kriterien sein? Das ist eine schwierige Frage. Es wird Fingerspitzengefühl brauchen und eine gleichzeitig präzise und offene Formulierung (was immer das heißen soll). Im weiteren wollen wir die Fragen zur Konkretisierung fragen: • Mit wem? • Wo? • Wann? • Wie? • Wie viel? Also „Mit wem?“ In welchem sozialen Kontext wollen Sie diese Absicht verwirklichen? Da gibt es mehrere Möglichkeiten: • Sie mit sich selbst allein. • Im Kontakt mit einem bestimmten Menschen. • In Ihrer engeren Familie. • In Ihrer weiteren Familie, in Ihrem Freundeskreis. • Im Kontakt mit Ihren Kunden, Klienten, Mitgliedern. • In dieser Stadt, Gegend, Region, Kirche, Partei, Zunft, Gilde, Orden, Gruppierung • In dieser Gesellschaft. • In der Menschheit. • In der Existenz als solcher. Als Trader, der Gewinne machen möchte, machen Sie diese in einem bestimmten sozialen Kontext. Das Geld, dass Sie gewinnen möchten, ist schon da. Es ist nur noch im Besitz von anderen Menschen. Sie möchten also besser sein in einem bestimmten Kontext. Dieser kann lokal begrenzt sein, z.B. wenn Sie Floor-Trader an einem bestimmten Markt sind und mit den anderen „Locals“ traden. Wenn Sie aber als Privattrader per elektronischer Durchgabe an einem Aktienindex-Future handeln, dann ist es eine globale Gruppe von Finanzakteuren, mit der Sie handeln. Also eine Untergesellschaft der Menschheit. Diese Kategorie ist ja relativ neu in der Geschichte. Und sie ist relativ groß. Wenn es darum geht Gewinne mit einer bestimmten Aktie zu machen, kann es sein, dass die soziale Gruppe, mit der Sie Gewinne machen wollen, die der Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 233 deutschen Börsenspekulanten ist, was einer Gruppierung wie einer Zunft entspricht. Also: „Ich will als Trader Gewinne machen im globalen Finanzmarkt.“ Das können alle Finanzmärkte sein oder aber die Aktienmärkte, die Futures-Märkte, die Devisenmärkte oder ein bestimmter dieser Märkte. Je genauer Sie das bestimmen umso besser. Aber nicht zu genau. Denn diese Finanzmärkte entwickeln sich ja in diesen Zeiten rasant und Sie wollen offen bleiben für positive Erneuerungen. Ein Trader-Ziel kann auch ein Ziel in einem kleineren Rahmen sein. Vielleicht wollen Sie „nur“, dass Ihre Familie einverstanden ist und Sie unterstützt. Dann ist das „mit wem“ auf diese gemünzt. Aber diese ist in dem Projekt des „Gewinnerseins beim Trading“ nur eine Unterabsicht und wird an die Exo-Linguistin aus der Mannschaft delegiert. Der soziale Kontext, in dem Sie diese Absicht verwirklichen wollen, hat Kriterien. Diese Kriterien müssen Sie erfüllen, um in diesem Kontext Erfolg zu haben. In der Formulierung sollten weitere Aspekte enthalten sein. Es sollte Quantifizierungen enthalten. Wann, Wo, wie viel. „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Wann? Ab wann? Bis wann? Immer ? Manchmal? Periodisch? „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader ab Januar 2005 und bis ich mich 2020 als Multi-Millionär zur Ruhe setze kontinuierlich Gewinne machen!“ Wo? Da das ein globaler Markt ist und die interstellare Reise noch nicht entdeckt ist, ist die Frage mit „Futures-Markt“ bereits hinreichend beantwortet. „Zur Ruhe setzen“ bräuchte natürlich einen Sitzplatz. Um die Absicht ging es aber in dieser Absicht eigentlich nicht und der Ort wird sich für den Reichen finden.....Oder? Sollte es schon jetzt konkreter gefasst werden, um attraktiv zu sein? Das kommt auf den Klienten an. Die Perspektive über die Absicht hinaus sollte immer gegeben sein. Sie braucht aber auch nicht zu konkret zu sein. Es sollte auf dieser Ebene auch egal sein, ob das Trading-Desk in einer bestimmten Stadt oder Region steht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 234 Zu erwähnen in dieser Diskussion wäre vielleicht, dass es zwei Arten von Menschen gibt. In den bereits in Kapitel 2 besprochenen Myers-Briggs-Kategorien geht es um Judger und Perceiver. Während Judger gern Schlusspunkte zur Orientierung haben, brauchen Perceiver eher die Eröffnung neuer Möglichkeiten. Für Perceiver würden wir „zur Ruhe setzen“ eher vage belassen. Für Judger wäre es besser, es wäre klar, wo die Reise hingeht. „Setze ich mich auf meinem Landsitz an der Ostseeküste zur Ruhe.“ „...setze ich mich auf meiner Farm in Paraguay zur Ruhe.“ Wie viel? „Kontinuierlich Gewinne“ sind schön. Das kann aber auch 1 Euro Gewinn sein. Diese Absichtserklärung ist ja eine Mitteilung an uns selbst. Es ist ein Appell an unsere unterbewusste Schöpferkraft. Diese verrichtet schon einen Riesenjob und geht naturgemäß den Weg des geringsten Widerstandes. „Im nächsten Monat mehr Geld“, ist immer ein Cent mehr im nächsten Monat. Es wird nie nix erreicht. Wir müssen es quantifizieren. Wir müssen es mit messbaren Größen belegen. „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader ab Januar 2005 und bis ich mich 2020 als Multi-Millionär zur Ruhe setze kontinuierlich so viel Gewinne mache, dass ich alljährlich mehr als 20% Netto-Rendite erziele bei nie mehr als 2 Verlustmonaten hintereinander“ Die Formulierung ist für einen „Kraftsatz“ evtl. ein wenig lang. Wir können es auch so gestalten: Absicht: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen FuturesTrader Gewinne machen!“ Mit wem: In der globalen Futures-Markt-Welt Wann: Ab Januar 2005, bis 2020, kontinuierlich Wo: Global Wie viel: 20% Rendite p.A., nie mehr als 2 Verlustmonate Der Kapitän gibt der Mannschaft spezielle Aufträge (Gebote) und weist sie an die benötigte Befähigung zu erlangen. Es werden also Formulierungen benötigt für die Crew-Mitglieder, die Akteure. Für den Steuermann soll folgender Satz gelten: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 235 „Ich führe Handelssignale diszipliniert und an den Markt angepasst aus und gebe dem taktischen Offizier und dem Captain Rückmeldung über die Durchführbarkeit des taktischen und strategischen Handelsplans.“ „Diszipliniert“ ist ja meist das Zauberwort. Eventuell muss der Steuer-Akteur hierin zusätzliche Befähigungen erlangen. Als erstes formulieren wir für ihn einen Kraftsatz, und zwar in der Gegenwartsform (ich bin, ich habe, ich tue), proaktiv hin-zu, selbst verursacht: „Ich bin ein disziplinierter Ausführender von Signalen, welches das Handelssystem auswirft!“ Und beantworten die Fragen: Mit wem, wann, wo, wie viel. Mit wem: Als Mitglied der inneren Trading-Crew im Umgang mit dem Markt. Wann: Ab sofort und immer. Wo: Vor dem Screen. Wie viel: Voll und ganz. Die Expertise des Steuermanns liegt aber eventuell darin, die Handelssignale an den Markt anzupassen. Die Anweisungen hierfür sollten aber auch hierfür eindeutig sein und vom Captain vorgegeben werden. Der Steuermann kann die Order „at the market“ eingeben oder als Angebot oder Nachfrage in das Orderbook stellen. Er sollte sich aber keine Gedanken machen, ob es überhaupt eine gute Idee ist, den Alpha-Quadranten wieder zu finden. Diese Spezifikationen der Gebote sollten wir für alle benötigten Akteure durchführen. Wir führen dann für jeden einzelnen den weiteren Prozess durch. Aber erst einmal für den Captain, den Trading-König. Im gewählten Beispiel ist es eine Business-Absicht, die verwirklicht werden soll. Es könnte auch eine Absicht aus einem anderen Lebensbereich sein und dementsprechend andere Kriterien haben und eine andere Crew brauchen: Ich unterscheide allgemein 7 Lebensbereiche: • Geld, Business • Gesundheit • Status • Liebe • Kreativität Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 236 • Wissen • Spiritualität Wenn der Innere König also sagt: „Ich will trotz meiner 50 Jahre optimale Fitness erhalten!“, dann braucht er auch dafür einen disziplinierten Steuermann, der den Weg in das Fitness-Studio findet. Wenn die Absicht die nach der Großen Liebe ist, braucht es eher die Exo-Linguistin in der Crew, welche die Kommunikation zu Lebensformen herstellen kann, die attraktiv aber fremd sind. Die jeweilige Willens- oder Absichtserklärung wird also erst einmal in das unterste Feld des Diagramms eingetragen. Die anderen Felder werden wir im weiteren Ablauf konkreter kennen lernen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 237 19.2. Das Simulieren des angestrebten Zustands 19.2.1. So tun als ob es erreicht wäre 19.2.2. Evidenz 19.2.3. Ökologie-Check 19.2.4. Effekte 19.2.1. So tun als ob es erreicht wäre „Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg!“ Wir wollen uns deshalb im weiteren in diesen Zustand hineinbringen. Wir können erst einmal so tun als ob. „Fake it, until you make it!“ Markieren Sie sich einen Platz im Raum. Dieser soll symbolisch den Punkt in der Raum-Zeit markieren, an dem Sie die Absicht verwirklicht haben. Auf dem Diagramm wäre es das Feld oben: „angestrebter Zustand“. Stellen Sie sich auf diesen Platz und nehmen Sie eine Körperhaltung ein, welche der verwirklichten Absicht entsprechen könnte. Lassen Sie in Ihrer inneren Wahrnehmung zu, dass Sie sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken, was Sie an diesem Punkt in der Raum-Zeit wahrnehmen würden. Wir werden im weiteren Verlauf einige Klärungen machen, die innere Widerstände und Blockaden beseitigen, so dass diese sinnliche Wahrnehmung immer plastischer und intensiver werden könnte. Beachten Sie, dass es zum einen um eine innere Veränderung ging, in der Sie sich in die Lage versetzen die Kriterien eines äußeren Kontextes zu erfüllen. Zum anderen geht es darum, in diesem äußeren Kontext einen konkreten Erfolg zu erzielen. Es besteht eine Wechselwirkung, ein Feedback. Weil Sie sich gut fühlen und dieses ausstrahlen, haben Sie Erfolg, der wiederum Ihren Zustand stärkt und so schaukelt sich die positive Energie hoch. Das ist das Gegenteil von Teufelskreis. „Nun ja“, werden Sie sagen. „Ich sitze vor meinem Computer und kein Schwein sieht meine Ausstrahlung und ob ich nun gut gelaunt bin oder schlecht, hat auf die Börsengewinne keinen Einfluss.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 238 Wirklich? Auch wenn Sie ein mechanisches computerisiertes Handelssystem kaufen, selbst schreiben, schreiben lassen, anwenden: Sie treffen Entscheidungen. Sobald Sie während des Tradings Entscheidungen treffen müssen, kommt es sowieso auf Ihren mentalen und emotionalen Zustand entscheidend an. Den sieht zwar niemand. Aber an Ihrem Ergebnis des Handels wird abzulesen sein, ob Sie überlegt strategisch gehandelt haben oder impulsiv unstrukturiert. Und wenn Ihr Handeln Erfolg hat, wird der Teil ihrer Persönlichkeit gestärkt, der überlegen und intelligent gehandelt hat und Sie werden so Ihren Erfolg verstärken und der Erfolg Sie und das auf ewig weiter. Also, während Sie so den Zustand der Verwirklichung einnehmen und sich darin üben so zu tun als ob, wollen wir noch einige weitere Überlegungen anstellen. Wir wollen als Beispiel für diesen Durchlauf die Absicht des Captains nehmen: Absicht: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen FuturesTrader Gewinne machen!“ Mit wem: In der globalen Futures-Markt-Welt Wann: Ab Januar 2005, bis 2020, kontinuierlich Wo: Global Wie viel: 20% Rendite p.A., nie mehr als 2 Verlustmonate Sie können den oberen Rand des Feldes „angestrebter Zustand“ mit „2020“ markieren und den unteren mit „2005“. Wie ist es, wenn Sie 2020 betreten? 19.2.2. Evidenz Wir wollen wissen, was der Beweis oder die Evidenz ist, dass Sie die Verwirklichung der Absicht erreicht haben. Was nehmen Sie genau wahr? Was ist anders als sonst? Was sagt Ihnen: „Jetzt ist der Moment da, mir selbst auf die Schulter zu klopfen.“ Das sollte etwas eindeutiges, wahrnehmbares sein. Was also sehen nehmen Sie wahr, sobald die Absicht voll verwirklicht ist? Was sehen Sie dann? Kontoauszüge? Einen Arbeitsraum? Sie sich selbst? Was hören Sie? Was sagen Sie zu sich selbst? Welche Musik spielt? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 239 Wie ist das Gefühl? Ist Ihnen wärmer als sonst oder kälter? Schwerer oder leichter? Entspannter oder aufgeregter? Gerüche und Geschmäcker sind uns seltener bewusst. aber gerade deshalb haben sie großen Einfluss auf uns und besonders auf unser Unterbewusstsein. Machen Sie sich in diesem Zustand gewahr, welchen Geruch Sie mit diesem wahrnehmen oder mit diesem verbinden können. Bevor Sie das zu sehr tun, wollen wir aber erst noch einmal überprüfen, ob Sie diese Absicht tatsächlich und uneingeschränkt so verwirklichen wollen. Die Überprüfung der sogenannten „Ökologie“ ist bei der Entwicklung von Visionen wichtig. Denn es kann sein, dass wir etwas anstreben, was nicht zu uns passt. Vielleicht haben wir es irgendwo gelesen oder sonst wie aufgeschnappt, dass man so sein sollte. Im weiteren Verlauf werden wir uns mit Einwänden beschäftigen. Diese erfragen wir jetzt gleich gewissermaßen auch. Wir können dann entscheiden, ob wir unsere Absicht verändern wollen oder später den Einwand bearbeiten. Also: Wenn Sie sich also dort in dem Zustand befinden, in dem Sie Ihre Absicht verwirklicht haben, mögen Sie sich bitte folgende 4 Fragen stellen und ein Gefühl dafür überprüfen, ob diese eine Bedeutung haben. 19.2.3. Ökologie-Check Ökologie-Check: • Würden Sie evtl. etwas erhaltenswertes verlieren? • Würden Sie evtl. etwas erhaltenswertes nicht mehr bekommen? • Würden Sie evtl. etwas unerwünschtes bekommen? • Würden Sie evtl. etwas unerwünschtes nicht verlieren? Und wenn Sie bei dieser Befragung merken, dass es evtl. unerwünschte Nebeneffekte bei der Verwirklichung geben könnte, mögen Sie sich weiter fragen: Wie wollen Sie evtl. Ihre Absicht so anpassen, dass keine unerwünschten Nebeneffekte auftreten? Oder wie wollen Sie sicher stellen, dass Sie Ihre Absicht voll verwirklichen und für die Nebeneffekte Sorge tragen? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 240 Es werden im weiteren Verlauf die inneren Hindernisse bewusst werden. Diese können Schwächen oder Einwände sein. Schreiben Sie sich diese auf Kärtchen und wir werden uns um diese in einem späteren Kapitel kümmern. Es könnte sein, dass Sie mit Erreichen der Absichtsverwirklichung feststellen, dass Sie etwas verlieren. Unser Beispielsatz aus dem vorherigen Kapitel lautete: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Es könnte sein, dass Sie so in Ihr Trading involviert sind, dass Sie Kontakt und Freunde verlieren. Evtl. sollte die Absicht variiert werden, dass Team und Zeit für Freunde darin vorkommt. 19.2.4. Effekte Ein weiterer Ökologie-Check und auch eine Überleitung und Einbettung in einen größeren Kontext ist die Frage nach den Effekten auf Ihr gesamtes Leben: Und, wenn Sie diese Absicht so verwirklicht haben, wie wäre Ihr gesamtes Leben dann verändert? Sie stellen sich wieder auf den Platz, auf dem die Verwirklichung geankert ist, und gehen einen Schritt weiter, voran in die Zukunft. Ist es gut für Ihr weiteres und allgemeineres Leben, dass Sie das verwirklicht haben? Welche weiteren Absichten können nun entwickelt und verwirklicht werden? Wenn Sie nun merken, dass das zu Veränderungen in ihrem Leben führt, die Sie nicht wollen, können Sie erst einmal Ihre Absicht evtl. variieren und anpassen. Wenn Einwände hochkommen, die durch Veränderung der Formulierung nicht aufgelöst werden können, schreiben Sie diese auf, so dass wir uns in Abschnitt 19.7. mit diesen befassen können und evtl. innere Konflikte ausgleichen können. Sie sollten immer wieder in diesen Zustand gehen, den Wunschzustand. Sie sollten es üben im Erfolg zu sein. Erfolg zieht Erfolg an. Und wenn man diesen noch nicht hat, tut man eben möglichst gut so als ob. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 241 Solange wir den aktuellen Armani-Anzug noch nicht bezahlen könnten, kaufen wir eben einen im Outlet oder aus der Kollektion vom letzten Jahr, der nur die Hälfte kostet oder weniger. Merkt der Geschäftspartner, dass die Rolex am Handgelenk ein Fake ist? Der Kenner merkt es natürlich. Sie sollten nicht übertreiben und nicht imitieren. Es sollte alles echt sein. Und Sie sollten die Möglichkeiten nutzen, Echtes günstig zu bekommen, solange Sie sich noch nicht mehr leisten können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 242 19.3. Assessment des gegenwärtigen Zustands 19.3.1. Assessment, Bilanz 19.3.2. Mentale Repräsentation des Ist 19.3.3. Out of Denial 19.3.1. Assessment, Bilanz Während des weiteren Verlaufs können Sie immer auf den guten Zustand, den Sie bei der Verwirklichung der Absicht haben, zurückgreifen. Auch wenn Sie nun den Ist-Zustand betrachten, der vielleicht noch nicht so erfreulich ist: Verbleiben Sie so weit wie möglich im guten Zustand der verwirklichten Absicht! Wir wollen aus der Trance heraus, in der wir täglich leben. Dazu müssen wir uns mit dem Zustand, wie dieser ist, konfrontieren. Wir dürfen nichts beschönigen und nichts verdrängen. Das fällt leichter, wenn wir dabei in einem guten Zustand sind und bleiben. Eine Schwäche der klassischen Psychotherapie ist, dass sie problemorientiert vorgeht. „Welche Probleme haben Sie?“, und schon stürzt der Klient ab und es hängt vom Vertrauen zu dem Therapeuten ab, ob er nach den Sitzung wieder hergestellt ist. Der Therapeut freut sich natürlich über soviel Macht und ist für die Zeit der Sitzung aus der eigenen Einsamkeit und Sinnlosigkeit raus. Aber das kann nicht der Weg sein. In unserem Coaching versetzen wir den Klient in einen guten Zustand und bleiben selbst in einem guten Zustand und sind lediglich ein Begleiter in der Erkundung des Klienten. Wir können nichts für jemand Anderes tun. Jeder muss den Weg selbst finden und selbst gehen. Und wir wollen niemand von uns abhängig machen, denn die Abhängigen rufen nachts an und rächen sich indem sie erfundene Probleme auf den Therapeuten abwälzen. Also: Um die Absicht zu verwirklichen müssen wir uns den Ausgangspunkt genau anschauen. Alles, was instabil ist, muss stabil gemacht werden. Alles, was wir uns nicht anschauen mögen, müssen wir konfrontieren. Wenn der Start des Weges auf wackligem Boden startet wird es ein wackliger Gang. Wollen Sie durch den Sumpf waten oder auf einem festen Weg gehen? Wie also sieht der gegenwärtige Zustand genau aus? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 243 So weit messbar, also: Zahlen auf den Tisch! Bezogen auf unser Beispiel des erfolgreichen Futures-Trading: Wo stehen Sie mit Ihrem Trading jetzt? Vor allem aber dann: Wie stark ist die innere Überzeugung die Absicht verwirklichen zu können? 19.3.2. Mentale Repräsentation des Ist Betreten oder berühren Sie das Ist-Feld des Diagramms und assoziieren Sie sich mit dem gegenwärtigen Zustand. Beantworten Sie dann einen Fragebogen zur Mentalen Repräsentation. • Wie sieht es jetzt aus? Und beachten Sie das inhaltliche Was mehr als das strukturelle Wie. • Welche Stimmen, Geräusche, Melodien hören Sie jetzt und wie? • Welche Gefühle auf der Haut, im Bauch, in den Muskeln und Gelenken? Welche Balance und welches Gewicht? Welcher Energiezustand? • Riecht es im Jetzt? Schmeckt es Ihnen? Vergleichen Sie diese Repräsentation mit der des erwünschten Zustandes. Wo ist der entscheidende Unterschied? Sieht die Welt anders aus? Oder besser: Wie sieht die Welt anders aus? Fast immer ist die Körperhaltung verändert. Vielleicht können Sie auch wahrnehmen, dass und wie die Intensität der Geschmackswahrnehmung und der Geruchswahrnehmung unterschiedlich ist. Die Mentale Repräsentation kodiert einen emotionalen Zustand. Wie ist dieser im Ist-Zustand? Wie ist er im beabsichtigten Zustand anders? Was denken Sie über sich? Was sagen Sie zu sich? Wir wollen lernen hinderliche Selbstgespräche, wie „Ich schaffe es nie!“, durch unterstützende Sätze, wie „Wenn ich es mir vorstellen kann, kann ich es auch erreichen!“, zu ersetzen. 19.3.3. Out of Denial Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 244 „Denial“ bezeichnet den Zustand der Verdrängung, des Ignorierens. Das Verlassen dieses Zustandes ist ein wesentlicher Schritt zur Veränderung, Heilung und Verwirklichung. Es kann sein, dass der gegenwärtige Zustand schmerzhaft ist und wir den Schmerz betäuben und verdrängen müssen, um lebensfähig zu bleiben. Zumindest denken wir, dass das eine erfolgversprechende Strategie ist. Meist wird es eher so sein, dass die gegenwärtige Situation entstanden ist, weil ein Schmerz seit langer Zeit verdrängt wird und uns diese Verdrängung die Wachheit raubt, die wir brauchen um Erfolg haben zu können. Verdrängung ist nicht nur Schläfrigkeit und Dämmerzustand. Es gibt eine ganze Reihe Leute, die durch Hyperaktivität verdrängen. Ja, das scheint bei den heutigen Kindern sogar die bevorzugte Verdrängungstaktik zu sein. Dauernd alarmiert zu sein ist nicht gesund und hilft vor allem auch nicht gegen die Gefahr. Es gibt nur einen Weg aus dem schmerzhaften Zustand. Wie es im Song von Peter Gabriel heißt: „You gotta get in to get out!“ Du musst hinein, um heraus zu kommen. Nur wer den Schmerz fühlt und ihn rauslässt, kann ihn loslassen. Nun haben wir schon beschrieben, dass es mittlerweile Wege gibt, negative Gefühle loszuwerden ohne Heulen, Schreien und lauten emotionalen Ausbruch. Aber auch das ist umso wirksamer je intensiver das Gefühl zugelassen wurde. Grundsätzlich ist es hilfreich in Umgebungen, die im Unterschied zu unserem „normalen“ Umgang mit Schmerz diesen annehmen und akzeptieren, zum eigenen Seelenzustand Kontakt aufzunehmen. Seelischer Schmerz ist nichts schlechtes. Er führt uns in unsere Tiefen. In diesem Körper zu sein ist unweigerlich mit Schmerz verbunden. Wir haben für die Erfahrung des Lebens vorübergehend die Verbindung zu unserer wahren Natur aufgeben müssen. Wir wollen also im Coaching und in Trainings durchaus einen Raum schaffen, in dem das Fühlen und Zulassen von Schmerz zugelassen werden kann. Auch gerade das oft in Therapien zu beobachtende voreilige und unnötige Umarmen, Streicheln, Ansprechen und besorgte Beruhigen sollte verhindert werden, da es oft den Prozess der inneren Öffnung abbricht. Der erfolgreiche Trader braucht höchste Sensibilität und Wachsamkeit. Jede Verdrängung und Betäubung ist hinderlich. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 245 Wer Spitzenleistung in dieser Welt vollbringen will, muss diese Welt in alle Tiefe fühlen können und wollen. Auf der Basis einer ungeschminkten Wahrnehmung des gegenwärtigen Zustandes kann der Weg zu dem erwünschten Zustand gegangen werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 246 19.4. Sammeln von Hindernissen 19.4.0. Was könnte hindern? 19.4.1. Aufteilen in „Kann-nichts“ und „Will-nichts“ Es empfiehlt sich während des gesamten Ablaufs alle Einwände und Hindernisse, die hochkommen, auf kleine Kärtchen oder Zettel zu notieren. Sie können dann auf den Dreiecken in der Mitte des Diagramms abgelegt werden und nacheinander bearbeit werden. Wenn alle Kärtchen beseitigt sind, ist der Weg von dem gegenwärtigen Zustand zu dem erwünschten Zustand sichtbar frei. 19.4.0. Was könnte hindern? Was hat bisher gehindert? Was sind „Kann-nichts“ und „Will-nichts“? Sie wissen, wo Sie hinwollen. Sie wissen, von wo Sie herkommen. Die interessante Frage ist: Was verursachte, dass Sie diese Absicht bisher noch nicht verwirklicht hatten? Es könnte natürlich sein, dass Sie jetzt erstmalig die Möglichkeit sehen, eine derartige Absicht zu verwirklichen. Sie wissen noch gar nicht welche Hindernisse auftreten. Sie können in diesem Fall gern erst einmal an dieser Stelle die Lektüre unterbrechen und hier weiterlesen, sobald Sie nicht weiterkommen. Sie werden aber wahrscheinlich schon bei der Simulation des angestrebten Zustands einige Kann-nichts und Will-nichts wahrgenommen haben. Wahrscheinlich ist, dass Sie schon einiges versucht und unternommen haben. Wir haben alle Erfahrung im Scheitern. Die Hindernisse auf dem Weg sind wichtig und wertvoll. In genau diesen ist die Energie verborgen, die Sie zum Erreichen brauchen. Die inneren Hindernisse, und auch vermeintlich äußere Hindernisse beruhen auf innerer Schöpfung, unterteile ich in „Kann-nichts“ und „Will-nichts“. Sammeln Sie alles, was Sie von der Verwirklichung abhalten könnte. Schreiben Sie jedes einzelne Hindernis auf eine Karte. Je mehr Sie finden, desto mehr Energie können Sie durch Umwandlung dieser Hindernisse freisetzen. 19.4.1. Aufteilen in „Kann-nichts“ und „Will-nichts“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 247 Wir wollen diese Hindernisse aufteilen in Schwächen und Einwände. Schwächen sind Sätze, die mit „Ich kann die Absicht nicht verwirklichen, weil...“, beginnen. Einwände sind Sätze, die mit „Ich will die Absicht nicht wirklich voll verwirklichen, weil....“, beginnen. Die Schwäche ist durch einen Mangel verursacht. Etwas fehlt bisher. Der Einwand ist motiviert durch einen Wert. Die Verwirklichung kollidiert mit einem Wert. Diese Werte sind meist religiös-philosophisch oder sozialpolitisch formuliert. Es ist wichtig diese zu beachten und wertzuschätzen. Sie wollen Ihre Absicht verwirklichen und dennoch ein guter Mensch sein. „Guter Mensch“ in Ihren eigenen Kriterien natürlich. Ihr Gewissen soll rein sein. Es ist gleich, ob Sie mit den Einwänden, den Will-nichts, oder den Schwächen, den Kann-nichts, beginnen bei der Ausräumung der Hindernisse. Wenn die höheren Instanzen, wie der Innere Gott oder andere Innere Könige, nicht wollen, wird es schwer. Wenn die unteren Instanzen des Inneren Tieres und des Inneren Kindes meinen nicht zu können, wird es unmöglich. Die Schwächen des Inneren Kindes sind es meist, die ein Projekt zum Scheitern bringen. Fangen wir also mit diesen an. Wenn wir das Innere Kind so stark haben, dass es alles erreichen könnte, und prinzipiell kann ein Kind alles erreichen, sind wir der Verwirklichung nicht nur dieser Absicht ein entscheidendes Stück näher. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 248 19.5. Umwandlung von Schwächen 19.5.1. Selbsteinschätzung der Stärke 19.5.2. Selbstüberzeugungen 19.5.3. Zustände 19.5.3.1. Erfüllung, Unerfüllung 19.5.3.2. Resignation, Übertreibung, Kompensation, Betäubung 19.5.3.3. Analyse der Beispielsätze 19.5.4. Intervention Resignation 19.5.5. Intervention Übertreibung 19.5.6. Intervention Kompensation 19.5.1. Selbsteinschätzung der Stärke Sammeln Sie alle Schwächen, die Sie bisher am Verwirklichen der Absicht gehindert haben und/oder die Sie in der Zukunft hindern könnten! Schwächen: Das sind die „Kann-nichts!“. Das sind Sätze, die mit „ich kann nicht, weil...“ beginnen. • „Ich kann nicht, weil ich etwas nicht tun kann...“ • „Ich kann nicht, weil ich etwas nicht habe...“ • „Ich kann nicht, weil ich etwas nicht bin...“ Wie findet man Schwächen heraus? Sagen Sie laut Ihre zu verwirklichende Absicht und nehmen Sie wahr, mit wie viel Überzeugungskraft Sie diesen Satz sagen! Sie können auch den Satz sagen und dabei einen Muskeltest machen. Testet der Muskel stark oder schwach? Sie können einen derartigen Test besonders in Hinblick auf die Bedürfnisse durchführen. Sagen Sie Sätze in der folgenden Art und testen Sie! Statt des Muskeltests können Sie auch durch einen kleinen Schubs das Hara, die Standfestigkeit des Getesteten, überprüfen. Hier die Sätze: • Ich bin es wert, meine Absicht (Absicht nennen) zu verwirklichen! • Ich bekomme die Unterstützung, die ich brauche, um meine Absicht zu verwirklichen! • Ich habe den Raum, die Absicht zu verwirklichen! • Ich bekomme den Respekt, den ich brauche, um meine Absicht zu verwirklichen! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 249 • Ich habe die Zugehörigkeit, um meine Absicht zu verwirklichen! • Ich bekomme die gebrauchte Zuwendung, um meine Absicht zu verwirklichen! • Es ist mein Lebensrecht, meine Absicht zu verwirklichen! Wenn Sie schwach testen, kommt Ihnen evtl. ein Satz in das Bewusstsein, der das Gegenteil ausdrückt: „Ich habe nicht genug Unterstützung!“ „Ich bin es nicht wert!“ „Ich bekomme es nicht!“ Die Ursache für unseren Zustand wird in diesen Formulierungen außerhalb unserer Kompetenz gesehen. Wir geben die Verantwortung für unsere Welt ab, machen uns vom Schöpfer zum Opfer. Sammeln Sie bitte derartige Sätze in Hinsicht auf die Verwirklichung der Absicht! Das ist der erste Schritt und dann befreien Sie sich von diesen! Zum Beispiel für die Absicht: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Was könnten die Kann-nichts sein? • „Ich kann nicht, ich habe nicht genug Selbstdisziplin.“ • „Ich trinke zuviel Alkohol.“ • „Ich bin nicht intelligent genug.“ • „Ich würde als Millionär abheben.“ • „Die Fonds haben Top-Handelssysteme mit Chaos-Theorie, Neuronalen Netzen und Data-Mining. Da komme ich nicht gegen an!“ Anders als die Kann-nichts sind die Will-nichts, die Einwände. Diese sind nicht durch Bedürfnisse sondern durch Werte motiviert. „Ich würde als Millionär abheben!“, ist also eher kein Kann-nicht, sondern ein Willnicht. Derjenige, der dieses sagt, will kein überheblicher Snob sein, sondern er will auf dem Boden bleiben. Der Wert ist „Anstand“ oder „Sozialkompetenz“. Und eventuell riskiert er „Zugehörigkeit“ und es steckt ein Kann-nicht hinter dem Willnicht, das müsste im Einzelfall abgeschätzt werden. Ordnen Sie also dementsprechend die gefundenen Sätze. Als nächstes wollen wir herausfinden, welche Bedürfnisse mangelhaft erfüllt sind, so dass die Schwäche entsteht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 250 Also: Die Schwäche ist nicht etwas, wofür Sie sich schämen müssten. Es ist vielmehr so, dass Sie es gelernt haben, dieses Bedürfnis als unerfüllbar zu sehen. Dieses traf in einer Zeit zu, als Sie diese Bedürfnisse von außen erfüllt bekommen mussten und nichts dafür tun konnten. Mittlerweile sind Sie durchaus in der Lage für die Erfüllung des Bedürfnisses zu sorgen. Sie sehen die Welt nur mit einem Filter aus früheren Zeiten, der erst bewusst gemacht und aufgelöst werden muss. Welches unerfüllte Soziale Bedürfnis, welcher Mangel, könnte die Schwäche verursachen? „Nicht genug Selbstdisziplin...“ Was fehlt Ihnen? • Lebensrecht? • Zuwendung? • Zugehörigkeit? • Respekt? • Raum? • Unterstützung? • Wertschätzung? Wir müssen also genau beobachten, was in dem Moment der Undiszipliniertheit in uns vor sich geht. Es wird sich unser Inneres Kind melden und rufen: „Ich hab’ jetzt keinen Bock mehr hier so still rumzusitzen. Ich will jetzt was erleben!“ Was fehlt dem Kind in dem Moment? Bei diesem Kind klingt es nach einem Mangel in dem Bedürfnis „Raum für Ausdruck“. Es kann aber auch sein, das die Undiszipliniertheit ein Hilferuf des Inneren Kindes nach Unterstützung oder Zuwendung oder Zugehörigkeit ist. Das gilt es genau zu beobachten und die Innere Welt zu befragen. „Ich trinke zuviel Alkohol!“, ist ein Betäubungsverhalten. Wir müssten genauer fragen: „Welchen Mangel betäuben Sie mit Alkohol?“ Es kann sein, dass der Trader überfordert ist. Er müsste wissen, so denkt er, wo der Markt hingeht, aber keiner sagt es ihm. Er fühlt sich ausgeschlossen. Entweder betäubt er nun den Mangel an Zugehörigkeit zu Hause oder er geht in die Kneipe und betäubt zusätzlich mit Pseudo-Kontakten. In Deutschland ist der Alkoholismus ja sozusagen Teil der Kultur. So wird der Mangel an menschlicher Wärme und Zugehörigkeit übertüncht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 251 „Ich bin nicht intelligent genug!“ Welcher Mangel steckt hier dahinter? Oder ist es etwa eine Einsicht? Dann ist es ein Einwand, ein Will-nicht. Gewinner im Börsenhandel kann aber durchaus ohne Universitätsabschluss sein, vielleicht sogar eher. „Ich bin nicht intelligent genug!“, deutet auf einen Mangel an Wertschätzung hin oder auf einen Mangel an Unterstützung. Intelligenz kann man ja kaufen oder erfragen. „Ich komme nicht gegen die Fonds an!“ Dieser Satz dokumentiert erst einmal, dass man seine Nische nicht gefunden hat und sich an den falschen Beutetieren orientiert. Vielleicht hat sich derjenige, der diesen Satz sagt, noch nicht das Lebensrecht in diesem Ozean der Börse genommen oder sich selbst gegeben. Das deutet auf einen generellen Mangel im Bedürfnis „Lebensrecht“ hin. Vielleicht fehlt auch Unterstützung. 19.5.2. Selbstüberzeugungen Diese Sätze sind Generalisierungen. Eine Erfahrung wurde aus dem Zeitraum, aus dem sie stammen, genommen und auf das ganze Leben und die ganze Welt übertragen. Eine derartige Generalisierung sollte hinterfragt werden. Es gibt automatisierte Verallgemeinerungen, die sinnvoll sind. Wir haben gelernt, dass die Herdplatte heiß sein kann, und fassen sie nicht an oder nur vorsichtig. Wir sollten dennoch alle erlernten Dinge über diese Welt immer wieder überprüfen, denn die Welt ändert sich rasant. Derartige Sätze können als „Selbstüberzeugungen“ bezeichnet werden. Im psychologischen Sprachgebrauch hat sich auch das amerikanische „Belief“ verbreitet. Dieses wird meist mit „Glaubensatz“ übersetzt, was durch den Anklang an religiösen Glauben nicht immer geeignet sein muss. „Selbstüberzeugungen“, die uns einschränken und am Erfolg hindern, sollten wir auflösen. Positive Selbstüberzeugungen können auch einschränkend sein, oft dienen sie als Kompensation. Wir sollten gar keine Beliefs über uns haben und uns jeder Situation im Leben wieder neu anpassen. Das Auflösen der Beliefs ist also ein zentraler Schritt im Coaching. Wir haben das bereits in Kapitel 8 besprochen. 19.5.3. Zustände Bevor wir diesen auflösen, wollen wir aber noch genauer herausfinden, welcher Zustand mit dem Mangel und der Schwächung einhergeht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 252 Denn wir wollen ja von einem Zustand der Schwäche zu einem Zustand der Stärke gelangen. Die emotionalen Zustände kodieren unsere Herangehensweise zur Erfüllung von Bedürfnissen. Wir müssen nicht jedes Mal wieder eine Strategie entwickeln, sondern wir entwickeln gewisse Grundeinstellungen, welche die Koordination von Wahrnehmung und Verhalten verkürzen. 19.5.3.1. Erfüllung, Unerfüllung Wir kennen zu jedem der Grundbedürfnisse die beiden Grundzustände: erfüllter Zustand – unerfüllter Zustand. Bedürfnis Lebensrecht Zuwendung Zugehörigkeit Respekt des Platzes Raum für Ausdruck Unterstützung Wertschätzung erfüllter Zustand Urvertrauen Zufriedenheit Liebe Ruhe Ausstrahlung Zuversicht Stolz unerfüllter Zustand seelischer Schmerz Traurigkeit, Frustration Kummer, Misstrauen Unsicherheit Enge, Ungeduld Hilflosigkeit Wertlosigkeit Die Wahrnehmung eines unerfüllten Zustandes kann uns also auf das Bedürfnis schließen lassen, das unerfüllt ist. Normalerweise werden wir bei Unerfüllung einen proaktiven Zustand einschalten, der uns zur Erfüllung bringt. Wir werden die Erfüllung aktiv anstreben. Die proaktiven Zustände werden durch eine regulierende Emotion begrenzt, damit wir in unserem nach außen gerichteten Impuls nicht über das Ziel hinausschießen und an die Umgebung angepasst bleiben. Bedürfnis Lebensrecht Zuwendung Zugehörigkeit Respekt des Platzes Raum für Ausdruck Unterstützung Wertschätzung proaktive Emotion Sorge (care) Verlangen, Begehren Zuneigung Aggression Freude Interesse, Eifer Mut, Engagement regulierende Emotion Gelassenheit Abwehr, Abscheu Abneigung Furcht, Vorsicht Angst, Selbstbeherrschung Geduld, Desinteresse Scheu, Scham, Schuld In diesem System können Störungen auftreten. Es kommt vor, dass die regulierende Emotion generell stärker ist als die aktive Emotion und so verhindert, dass die Erfüllung wirklich erreicht werden kann. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 253 Es kann vorkommen, dass die aktive Emotion dann generell Übertreibung einsetzt, um die regulierende Kraft zu überpowern. Es kann vorkommen, dass Resignation eintritt, da es ja eh nie erreicht wird. Die Resignation wird oft durch eine Kompensation überspielt, damit niemand merkt, dass wir bedürftig sind. Die Resignation wird auch durch Betäubung schmerzfrei gestellt. Das Thema haben wir bereits in Kapitel 18 beim Thema „Sucht“ behandelt. Bei jedem dieser Zustände, dem generalisierten Kann-nicht, sollte also gefragt werden: „Wie ist die regulierende Emotion stärker als die proaktive Emotion? Wann ist das entstanden? Kann es jetzt losgelassen werden?“ 19.5.3.2. Resignation, Übertreibung, Kompensation, Betäubung Bei der Betäubung, der Übertreibung und der Kompensation müssten wir erst einmal wahrnehmen und eingestehen, dass Resignation, generalisiertes Kannnicht, vorhanden ist. Wir sind oft derart perfekt in unseren Abwehrmechanismen, dass wir sie erst bemerken und eingestehen, wenn uns jemand darauf hinweist, dem wir glauben müssen, weil uns das Abwehrverhalten schädigt. Resignation, Übertreibung und Kompensation sind meist auch als bestimmte Zustände oder Emotionen identifizierbar: Bedürfnis Lebensrecht Resignation Fatalismus, Übertreibung Sorgen (worry) Kompensation Völlerei, Wollust Zuwendung Selbstzerstörung Depression, seel. Gier, Habsucht Geiz, Missgunst, Zugehörigkeit Verhungerung Vereinsamung Verehrung, Neid Eifersucht, Rache, Respekt Ohnmacht, Panik Anhänglichkeit Gereiztheit; Zorn Hass Hyperaktivität, Raum für Langeweile, Apathie Überdrehtheit, Redezwang Sehnsucht, Ausdruck Unterstützung Nachlässigkeit, Destruktivität Übereifer, Tagträumerei Trotz, Neugier, Wertschätzung Gleichgültigkeit Unterwürfigkeit, Besessenheit Übermut, Pessimismus Großspurigkeit, Selbstverleugnung Besessenheit Hochmut Das generalisierte, auf „automatisch“ und „ewig“ gestellte Kann-nicht ist für die Verwirklichung unserer Absicht problematisch. Dieses ist der Zustand der Resignation. Übertreibung und Kompensation, wie auch die Betäubung, sind Folge-Zustände. Diese sind evtl. erst einmal zu identifizieren und dann auf die Resignation zurückzuführen, so dass wir diese dann auflösen können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 254 Wir wollen in den proaktiven dynamischen Zustand kommen, um den Zustand der Erfüllung des jeweiligen Bedürfnisses zu erreichen. Stellen Sie also fest, aufgrund welcher Schwächung in welchem sozialen Grundbedürfnis es hakt! Beginnen Sie mit der Identifizierung des Bedürfnisses. Welcher Satz könnte vom Charakter her der Schwäche zugrunde liegen? Beispielsätze: „Ich bin nicht gut genug!“ „Ich bekomme nicht genug Unterstützung!“ „Ich habe nicht genug Raum (Zeit)!“ „Es steht mir nicht zu! Ich bekomme nicht den nötigen Respekt!“ „Ich fühle mich ausgeschlossen!“ „Ich habe nicht genug Energie, Kraft!“ „Es ist mir nicht in die Wiege gelegt!“ Diese ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Es ist nur ein Teil in der Innenwelt, für den dieses zutrifft. Aber durch dieses Schwäche wird evtl. die Verwirklichung der Absicht torpediert. Eine Kette bricht am schwächsten Glied und wir sollten gerade dann, wenn es um viel Geld geht, sicher sein, dass nichts bricht und alle Elemente mitziehen können. 19.5.3.1. Analyse der Beispielsätze Bei den Beispielsätzen vom Anfang des Kapitels könnte zutreffen: „Ich kann nicht, ich habe nicht genug Selbstdisziplin.“ Was fehlt? Was fehlt in dem Moment der Aufgabe der Disziplin? Zuwendung, Unterstützung, Raum? Welcher Satz würde in dem Moment zutreffen? „Ich gebe meine Selbstdisziplin in dem Moment auf, wo ich mich zu sehr einsam und verlassen fühle!?“ Das wäre dann ein Mangel in dem Bedürfnis der Zugehörigkeit. „Ich trinke zuviel Alkohol.“ Alkohol ist hier eine Betäubung von welchem Bedürfnis, bzw. des Schmerzes der Unerfüllung in diesem Bedürfnis? Vielleicht trinkt derjenige, der diesen Satz sagt, Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 255 immer dann ein Bier, wenn er sich unter Druck fühlt. Dann ist also der Respekt des Raumes nicht gewährleistet. „Ich bin nicht intelligent genug.“ Was fehlt? Unterstützung durch Intelligente? Trainer, Lehrer, Berater? Oder ist die Intelligenz eigentlich da und wird blockiert durch ein Minderwertigkeitsgefühl? „Die Fonds haben Top-Handelssysteme mit Chaos-Theorie, Neuronalen Netzen und Data-Mining. Da komme ich nicht gegen an!“ Zu wenig Wert, zu wenig Unterstützung, zu wenig Raum, zu wenig (SelbstRespekt? Zu wenig Zugehörigkeit zur Börsenwelt? Zu wenig Zuwendung (holen sie sich diese lieber woanders als von den Fonds!) Zu wenig Lebensrecht? Wenn Sie das mangelhaft erfüllte Bedürfnis herausgefunden haben, sollten Sie sich erst einmal die Betäubung des Schmerzes der Unerfüllung bewusst machen und die Kompensation. Im weiteren einige Fragenabfolgen und Interventionsvorschläge zu den jeweiligen Zuständen. Für den Zustand „Betäubung“ mögen Sie die Darstellung in Kapitel 18 noch einmal lesen. 19.5.4. Intervention Resignation Am Beispiel Resignation in Bezug auf Wertschätzung. Ursache: Die übermäßig regulierenden Emotionen Scham und Schuld haben zu Resignation bezüglich der Selbst-Wertschätzung (Unterwürfigkeit, Selbstverleugnung) und anhaltenden Wertlosigkeit-Gefühlen geführt. Intervention bei Resignation: 1. Referenz Ideal: Ermitteln Sie den Zustand der Erfüllung als Referenz (und um den Klienten erst einmal in einen guten Zustand zu bringen.). Beispiel: „Wann waren Sie mal ganz stolz auf sich?“ Oder: „Wie wäre es, wenn du ganz stolz und selbstbewusst wärest?“ 2. Ermitteln des Zeitrahmens der Resignation: (Resignation ist nicht angeboren, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt als Zustand gewählt worden!) Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 256 „In welchem Kontext ist die Resignation erstmals aufgetreten? Von wem haben Sie (hast du) die Erfüllung (z.B. Anerkennung) nicht bekommen können?“ Diese Wahrnehmung des Kann-nicht als etwas zeitliches, kann natürlich besonders gut auch mit der Karma-Line oder der Time-Line durchgeführt werden. 3. Zurückführen der Resignation auf die regulierende Emotion: „War die Resignation nicht die Folge von einer regulierenden Emotion (z.B. Scham oder Schuld), die auf automatisch gestellt wurde?“ oder: „Was war vor der Resignation? Scham oder Schuld (bzw. je nach Bedürfnis die jeweiligen regulierenden Emotionen)?“ 4. Wertschätzung der Regulation als Sicherung des Bedürfnisses und als Schutz: „Wie hat die regulierende Emotion (z.B. Scham/Schuld) Ihnen/dir damals eine Mindesterfüllung des Bedürfnisses (z.B. Anerkennung) gesichert? Wie hat sie Sie/dich geschützt?“ 5. Anregung des erfüllten Zustandes als Meta-Ebene zur Regulation: „Können Sie (Kannst du) stolz und selbstbewusst darauf sein, dass Sie sich (du dich) schützen konnten (konntest)?“ 6. Anregung der proaktiven Emotion mit Kontextbezug: „Wie wollen Sie in dem Kontext, in dem Sie Ihre Absicht verwirklichen wollen, Ihren Mut und Ihr Engagement so angemessen anpassen, dass Sie keine Schuld und Scham brauchen?“ „Wie willst du in dem Kontext, in dem du deine Absicht verwirklichen willst, deinen Mut und dein Engagement so angemessen anpassen, dass du keine Schuld und Scham brauchst?“ 7. Anregung der Meta-Emotion zur angemessenen Anpassung in einem größeren Kontext: „Die Meta-Emotion ist die Emotion auf der Akteurs-Ebene. Wie kann das Anstreben der Wertschätzung (oder eines anderen Bedürfnisses) in einem größeren Rahmen flexibel gestaltet werden?“ „Manchmal ist Souveränität angemessen, manchmal Bescheidenheit. Wollen Sie dafür Verantwortung übernehmen?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 257 8. Anregung der Trans-Emotion: Die Trans-Emotion ist der Zustand zu dem Thema aus der Gottes-Sicht, der existenziellen Sicht. „Wert ist eine Konstruktion in unserer Gesellschaft. Als Teil des Ganzen sind alle gleich wertvoll. Mit welcher Haltung können Sie (kannst du) als Teil des Ganzen jenseits von Wert und Nicht-Wert leben?“ Von einer höheren Sicht aus betrachtet, löst sich die Begrenzung, das Kann-nicht, leicht auf. Wir müssen nur erst einmal auf die höhere Ebene gelangen. 19.5.5. Intervention Kompensation Auch wieder am Beispiel für das Bedürfnis Wertschätzung. Der Weg ist grundsätzlich ähnlich. Es muss nur ein erster Schritt der Identifizierung der Kompensation vorgeschaltet werden. Wenn die Kompensation als Folge der Überregulierung erkannt ist, kann schnell die Wurzel der fehlenden realen Erfüllung gezogen werden. Intervention bei Kompensation: 1. Kompensation feststellen: „Sie wollen ja die Absicht verwirklichen und haben es bisher nicht. Wenn Sie so großartig wären, dürfte es für Sie kein Problem sein. Eigentlich aber fühlen Sie sich nicht gut genug. Wofür fühlen Sie sich wertlos?“ Dann geht es weiter wie oben bei der Resignation: 2. Referenz Ideal: „Wie wäre es, wenn Sie berechtigt ganz stolz und selbstbewusst wären?“ 3. Ermitteln des Zeitrahmens: „In welchem Kontext ist die Wertlosigkeit erstmals aufgetreten? Von wem haben Sie die Anerkennung nicht bekommen können?“ 4. Zurückführen der Kompensation auf die regulierende Emotion: „War die Wertlosigkeit die Folge von Scham oder Schuld, die auf automatisch gestellt wurde?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 258 5. Wertschätzung der regulierenden Emotion als Sicherung des Bedürfnisses: „Wie hat die Scham/Schuld Ihnen damals Anerkennung verschafft? Wie hat diese Sie vor Herabsetzung oder Übermut von da an geschützt?“ 6. Anregung des erfüllten Zustandes als Meta-Ebene zur Regulation: „Können Sie stolz darauf sein, dass Sie sich schützen konnten?“ 7. Anregung der proaktiven Emotion mit Kontextbezug: „Wie wollen Sie in dem Kontext, in dem Sie Ihre Absicht verwirklichen wollen, Ihren Mut und Ihr Engagement so angemessen anpassen, dass Sie keine Schuld und Scham brauchen?“ 8. Anregung der Meta-Emotion zur angemessenen Anpassung in einem größeren Kontext: „Manchmal ist Souveränität angemessen, manchmal Bescheidenheit. Wollen Sie dafür Verantwortung nehmen?“ 9. Anregung der Trans-Emotion, die Gottes-Sicht: „Wert ist eine Konstruktion in unserer Gesellschaft. Als Teil des Ganzen sind alle gleich wertvoll. Mit welcher Haltung können Sie als Teil des Ganzen jenseits von Wert und Nicht-Wert leben?“ 19.5.6. Intervention Übertreibung Dasselbe Schema bei der Übertreibung, die letztendlich auch nur eine Reaktion darauf ist, dass die regulierende Emotion stärker ist als die proaktive Emotion. 1. Feststellen der Übertreibung: „Sie haben evtl. festgestellt, dass Ihr Auftreten mitunter von Ihrer Umwelt als übertrieben oder störend empfunden wird. Was genau machen Sie zu viel, zu stark, zu sehr?“ 2. Rückführen der Übertreibung auf die einfache proaktive Emotion: „Von welchem Zustand oder welcher Emotion ist die Übertreibung eine Form?“ 3. Zeitrahmen: „Wann ist die Übertreibung erstmalig eingetreten?“ 4. Rückführen der Übertreibung auf Hemmung durch Über-Regulation: Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 259 „Liegt die Ursache für die Übertreibung darin begründet, dass Sie der zu starken Kontrolle und Selbst-Regulation entgehen wollen?“ 5. Wertschätzung der Überregulierung: „Hat Sie die Überregulierung nicht damals geschützt?“ 6. Anregung des erfüllten Zustandes: „Können Sie die Überregulierung als eine Erfüllung des Bedürfnisses, das Sie sich selbst gegeben haben, wahrnehmen?“ 7. Anregung der proaktiven Emotion mit Kontextbezug: „Wie können Sie heute die Erfüllung angehen?“ 8. Anregung der Meta-Emotion: „Wie können Sie diese in einem größeren Kontext flexibel gestalten?“ 9. Anregung des Trans-Zustandes: „Wie sieht es von der Höchsten Perspektive aus?“ Das Grundproblem ist also immer, dass die regulierende Emotion generell stärker ist als die proaktive Emotion. Das war für eine Zeit im Leben als Schutz notwendig. Er verhindert auf längere Zeit aber die Erfüllung eines lebensnotwendigen Bedürfnisses. Die Folge sind Resignation, Übertreibung, Kompensation oder Betäubung. Der erste Schritt der Intervention ist erst einmal das Erkennen der nachfolgenden Abwehrstrategie. Dann muss die Überregulierung erkannt und losgelassen werden. Letztendlich aber war auch die Aufgabe, die zu der Überregulierung führte, wertvoll und hat den Weg zu den höheren Ebenen angeregt. Generell sollte man die 7 Bedürfnisse und die möglichen Einschränkungen in der Erfüllung per Karma-Line klären. Dann sind alle proaktiven Emotionen stark und jederzeit kann man selbst für die Erfüllung sorgen. Es sind soziale Bedürfnisse. Sie brauchen als Kind und auch später andere Menschen, die Ihnen diese gewähren. Aber es liegt in Ihrer Verantwortlichkeit und Schöpferkraft eine Welt zu schaffen, in der dieses für Sie erfüllt wird. Denn Sie sind es wert, und Alles ist zu Ihrer Unterstützung da, Sie haben genug Platz und den Respekt Ihres Platzes; Sie gehören zu den Menschen, die etwas Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 260 verwirklichen und bekommen auch ohne dieses Zuwendung, denn all das ist Ihr Lebensrecht! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 261 19.6. Beachtung von Schwächen des Inneren Tieres Neben der Unerfüllung der sozialen Bedürfnisse kann auch eine Unerfüllung in den physiologischen Bedürfnissen Ursache für Schwäche sein. Eine markante Unerfüllung in diesen Bedürfnissen ist tödlich. Eine schlechte Erfüllung hat möglicherweise gravierenden Einfluss. Eine schlechte Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse wird zwar meist auch eine soziale Ursache haben. Wir sollten aber dieser Ebene durchaus gesonderte Beachtung schenken. Es gibt auch eine ungesunde Übererfüllung in diesen Bedürfnissen. Diese ist meist bedingt durch Sucht. Bei der Sucht wird oft die Unerfüllung im sozialen Bedürfnis mit einer Übererfüllung im physiologischen Bedürfnis überkompensiert. Wir sollten also für unsere Grundbedürfnisse besonders wachsam sorgen. In der traditionellen Trader-Welt war eher eine selbstzerstörerische Lebensweise die Regel. Trader ohne Zigarette waren noch vor 15 Jahren undenkbar. Mittlerweile ist die Wall Street fast nikotinfreie Zone. Es hat in der Welt und besonders bei den Top-Performern ein Umdenken eingesetzt. Es ist halt bekannt, dass Gesundheit eine gute Voraussetzung für richtige Entscheidungen ist. Die physiologische Bedürfnisse sind: • Atem • Nahrung • Schlaf/Traum • Schutz gegen Infektion, Hygiene • konstante Temperatur • Schutz • Sex Für den Trader ist also gute Luft wichtig. Der Abfall in der Leistungsfähigkeit durch Nikotin (und Teer) im Einatem ist sicher. Nahrung ist ein wichtiges Thema. Der Trader sollte eine auf sich zugeschnittene Nahrung zu sich nehmen. Floor-Trader verlassen den Pit ja nicht einmal zum Pinkeln. Nach der Trading-Session wird dann schnell eine Pizza verschlungen. Das kann nicht gut sein. Das wichtigste ist sicher: Wasser! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 262 Guter entspannter Schlaf ist wichtig. Eventuell ist aber die wichtigste Komponente am Schlaf die Traumphase. Die können wir auch in Entspannung und Hypnose bekommen. Eine stündliche Kurz-Trance, eine kleine Tagträumerei, können da auch hilfreich sein. Gesundheit ist natürlich wichtig. Es ist zwar gut, dass wir das Trading heutzutage auch dem Computer überlassen können, aber wir müssen ihn ja trotzdem überwachen, programmieren, etc. Eine triefende Nase ist das nicht so gut für das Keyboard. Wie ist es mit Sex für Trader? Kann ein enthaltsamer Mönch erfolgreich traden? Vielleicht ist ja der enthaltsame Mönch eh ein Märchen. Der normale Mann denkt alle....ich habe die Zahl vergessen.. Sekunden an Sex. Es wäre sicher gut, jedenfalls für die männlichen Trader, die Kurven des Charts als attraktiv zu empfinden. Das Innere Tier sollte satt sein, aber es sollte nicht überfressen sein. Eine Überprüfung der Grundbedürfnisse ist bei ungenügender TradingPerformance durchaus sinnvoll, und nicht nur bei dieser. Habe ich ausreichend frische Luft? Ist die Atemluft etwa „klimatisiert“? Esse ich hochwertige Nahrung mit ausreichend Vitaminen und Spurenelementen? Oder besteht diese aus denaturierten Bestandteilen wie Weißmehl, Weißzucker, Konservierungsstoffen? Trinke ich ausreichend Wasser? Kaffee, Tee und alkoholische Getränke dehydrieren, das muss ausgeglichen werden. Beachte ich den natürlichen Ablauf der Phasen des vegetativen Systems? Nach 90 Minuten im Sympathikus braucht das System 20 Minuten Parasympathikus. Also: Alle 1,5 Stunden entspannen! Ist der Schlaf gut? Habe ich zwischen Fernsehen und Bettruhe eine Abschaltpause? Steht das Bett fernab der Elektroleitung, elektrischen Geräten und Erdstrahlen, Wasseradern? Der Ort, an dem wir uns im Leben am meisten aufhalten, ist das Bett! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 263 Bin ich vor Infektionen geschützt? Sind die Abwehrkräfte gestärkt? Die Abwehrkräfte brauchen Übung. Ist es zu warm oder zu kalt? Lässt die Kleidung gleichzeitig Schutz und guten Austausch mit der Außenluft zu? Synthetische Kleidung ist da nicht so günstig. Das betrifft auch besonders die Schuhe. Die Baubiologie ist auch ein wichtiger Punkt. Es geht nicht nur darum ein Dach über dem Kopf zu haben. Auch die Wände atmen und leben und wir in ihnen. Beim Sex gehen die Meinungen auseinander. Es gibt bedeutende historische Persönlichkeiten mit zumindest offiziell gar keinem Sexualleben, wie Immanuel Kant, und welche mit intensivem Sexualleben, wie Goethe. Totale sexuelle Enthaltung führt nicht zum individuellen Tod sondern zum Aussterben der Gattung oder Rasse. Die Theorie des „Egoistische Gen“ des Sozialbiologen Richard Dawkins, die besagt, dass wir einfach nur Vehikel für die Vermehrung und das Überleben der Gene sind, würde letztendlich nahezu alle unsere Motivation auf diese Interessen der Gene zurückführen. Ein Vehikel, das sich nicht fortpflanzt und nur tradet, wird schnell das Interesse der Gene verlieren und damit die Lebensund Gewinnmotivation. Eine andere zu beachtende Theorie der Sozialbiologe ist das „Handicap-Prinzip“. Dieses haben die israelischen Wissenschaftler Zahavi und Zahavi propagiert. Es besagt, dass im Kampf um Fortpflanzungspartner oft Handicap-Strategien angewendet werden. Es ist unsinnig für das Überleben des Paradiesvogels, dass er eine meterlangen kunterbunten Schweif hat. Er signalisiert damit aber dem Weibchen: „Schau her, ich kann es mir leisten ein derartiges Handicap auf mich zu nehmen. Ich bin soviel besser als die anderen hier!“ Zahavi und Zahavi können dieses Prinzip auf alle Lebewesen und Lebensbereiche übertragen. Das erklärt z.B. auch das Rauchen und modische Erscheinungen wie Piercing. Der sich selbst schädigende demonstriert: „Ich bin besonders stark. Ich atme Gift und stinke und bin doch noch am Leben!“ Als Trader müssen wir uns vor so etwas hüten. „Sieh her, ich brauche keine Stopps! Wer nicht zittert, ist nicht wirklich gut!“ Trading beinhaltet Handicap genug. Als Trader oder auch als Traderin sind sie auf der Bühne des Paarungsverhaltens eh im Vorteil. Vermeiden sie also andere Handicaps für Ihr Inneres Tier. Geben Sie sich das Beste und nur das Beste! Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 264 Wenn Sie feststellen, dass Sie nicht optimal für Ihr Inneres Tier sorgen, sollten Sie überprüfen, von wem Sie dieses Verhalten erlernt haben. Und eine Karma-LineKlärung durchführen. Pizza und Zuckerwasser helfen nicht wirklich altes Karma abzubauen, Sie sollten lieber viel Geld machen und karitative Projekte unterstützen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 265 19.7. Integration von Einwände 19.7.1. Werte sind relativ 19.7.2. Ermitteln der Einwände 19.7.3. Vermitteln zwischen Absicht und Einwänden Es kann vorkommen, ja es ist sogar meist so, dass ein „Ich will nicht...“ die Verwirklichung blockiert. Dieses kann auch unbewusst sein und dann umso mehr Macht haben. Einwände sind motiviert durch Werte. Werte sind Kriterien, nach denen wir Verhalten oder Einstellungen beurteilen. Sie entsprechen meist einem Weltbild oder Weltmodell, welches aus einer religiösen oder politischen Philosophie stammt. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sich Werte entwickelt und verändert. Die Menschenrechte, die heute eine Leitidee in der globalen Bewertung von Gesellschaftssystemen darstellen, waren zu Zeiten des 3ojährigen Krieges noch nicht mal formuliert. Ja sogar das Motto der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“ war damals etwas Aufregendes. Und es gibt auch heute noch viele Länder auf der Erde, wo es an Beachtung von Menschenrechten und den Idealen der Französischen Revolution erheblich mangelt. Werte sind also relativ. Sie sind in verschiedenen Zeiten und gesellschaftlichen Kontexten unterschiedlich. Kann es einem Trader unmoralisch vorkommen, Gewinne zu machen? Oh ja, lesen Sie einmal die Forderungen und Manifeste der Organisation der Globalisierungskritiker „attac“. Gerade Derivat-Trader sind da das Übel schlechthin. Wir könnten natürlich „attac“ als Haufen verblendeter Spinner abtun. Man kann diesen meist jungen Leuten aber nicht absprechen, dass sie bereit sind persönlichen Einsatz, motiviert durch anerkennenswerte Werte, zu bringen. Wenn es tatsächlich so wäre, dass mein Gewinn im Futures-Kontrakt einem Kind in der 3.Welt die Nahrung raubt, würde mich das zweifellos sehr beeinflussen. Wir müssen also diese Einwände in mehreren Stufen betrachten. Habe ich diese Einwände? Sind sie begründet? Ist die Begründung plausibel oder beruht sie auf einem Irrtum? Will ich trotz der zweifelhaften Moralität meine Absicht verwirklichen? Wie kann ich beide verbinden? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 266 Manchmal müssen Abstriche bei der Moral gemacht werden, manchmal muss die Absicht angepasst werden. Manchmal wird die Moral durch wohltätige Gaben beruhigt. 19.7.1. Werte sind relativ Ein wesentlicher Punkt ist die Entwicklung der Werte im gesellschaftlichen Kontext. Es wird zu untersuchen sein, ob das Werte-Modell dem sozialen Gesellschaftskontext, in dem die Absicht verwirklicht werden soll, angepasst ist. Die globale kapitalistische Welt, in der wir Futures traden, ist nach anderen Werten gestrickt als unser Sozialstaat. Mildtätigkeit und soziale Absicherung gibt es hier nicht. Dafür aber gibt es maximale Flexibilität. Möglicherweise gibt es aber noch andere Wertestrukturen des staatsorientierten Denkens und Bewertens, die unser Trading beeinflussen. Unsere Ethik ist oft religiös bestimmt. Unsere Zugehörigkeit ist eventuell definiert durch die Einhaltung der Regeln einer bestimmten religiösen Gruppierung. Auch der Atheismus kann als Religion verstanden werden. Der materialistische Atheismus ist in den Kreisen der Wissenschaftler in der westlichen Welt vermutlich die am weitesten verbreitete Religion. Diese Menschen glauben an keinen Gott, sie sind aber nicht notwendigerweise Marxisten. Ihre Werte stammen aus der Vernunft. Wert ist, was das menschliche Zusammenleben vernünftig gestaltet. In der Spieltheorie unterscheidet man zwischen Nullsummenspielen und NichtNullsummenspielen. Zero-Sum-Games und Non-Zero-Sum-Games. Letztendlich wird man feststellen, dass es in der Natur fast ausschließlich Nichtnullsummenspiele gibt und die einzigen bekannten Nullsummenspiele von Menschen gemacht sind. Eventuell kommt es bei der Bewertung und Betrachtung auf den Rahmen an, unter dem man eine Interaktion betrachtet. Auf einem kleinen oder zeitlich engen Rahmen kann eine Interaktion wie ein Nullsummenspiel sein, im größeren Kontext ist sie aber ein Nichtnullsummenspiel. So sind die Futures-Börsen als solche Nullsummenspiele. Was der eine verliert, gewinnt der andere. Long-Kontrakte minus Short-Kontrakte ergibt immer Null. Im größeren gesellschaftlichen Rahmen erfüllen Futures-Börsen indes die Aufgabe der Risikoabsicherung, des Hedging. Produzenten, Händler und Verarbeiter bekommen so Planungssicherheit und vermindern ihre Verluste. In der Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 267 ökonomischen Gesamtrechnung sind Futures-Börsen Bestandteil eines Nichtnullsummenspiels. Nichtnullsummenspiele sind nicht leicht zu verstehen. Wir sind sehr in der Denkweise der Nullsummenspiele erzogen. Ein kooperativer Wettbewerb führt dazu, das mal der eine und mal der andere gewinnt, aber das System als ganzes wächst und gedeiht. Aktien haben auch den Charakter von beidem. Im engen Rahmen steht dem Kursgewinn bei der Aktie eine Verpflichtung der emittierenden Firma gegenüber, auch wenn das oft übersehen wird. Das ist ein Nullsummenspiel. Es gibt Fälle wie im Fall der Firma Mannesmann, wo der Gewinn der Aktionäre das Ende der Firma bedeutet. Generell ist es aber ein Nichtnullsummenspiel: Aktionäre stellen Geld zur Verfügung, so dass die Firma prosperiert und alle glücklich sind und ein tatsächlicher, über das investierte Geld und die investierte Arbeit weit hinausgehender, Gewinn entsteht. Ethisches Verhalten ist also das, was sich in einer Gesellschaft als das der Gesellschaft nützlichste heraus schält und in reinen Nichtnullsummensgesellschaften wird es „Wie du mir so ich dir mit Wohlwollen beim ersten Schritt“ sein. Diese entspricht auch dem Kategorischen Imperativ von Kant. „Verhalte dich so, dass es ein universales Gesetz für alle sein könnte, welches deinem Verhalten entspricht.“ „Was du nicht willst, das man dir tu, füge keinem anderen zu!“, ist ein entsprechendes Gesetz. Wenn alle das einhalten, blüht die Gesellschaft. Es kann aber auch sein, dass es immer wieder Nonkonformisten geben muss, welche die Gesellschaft aufwecken und neue Impulse geben. 19.7.2. Ermitteln der Einwände „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Welche Einwände könnte es da geben? Welche „Will-nichts“? „Ich möchte nicht, dass durch meine Trading-Gewinne, andere Verlust erleiden!“ Dann sind Sie im falschen Spiel. Wenn Sie es akzeptieren können, dass andere Marktteilnehmer Verluste riskieren, wie Sie selbst ja auch, können wir weiter reden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 268 „Ich möchte nicht, dass durch meine Trading-Gewinne, bzw. durch die Verluste anderer, unschuldige Menschen leiden müssen.“ Tja, wenn eine südostasiatische Zentralbank die Devisenguthaben verzockt und dadurch die dortige Ökonomie leidet und Sie hatten einen Gewinn, weil Sie long im Dollar waren, profitierten Sie dann vom Leid des arbeitslosen Reispflanzers??? Wenn wir anfangen so zu rechnen, können wir keinerlei unternehmerisches Risiko mehr eingehen. Nur Menschen, die angestellt sind oder als Beamte in Amt und Lernanstalten (!) sitzen, denken dass ihr Gehalt auf Bäumen wächst oder durch andere Wunder entsteht. Dass auch dieses Geld aus Gewinnen durch unternehmerisches, gewinnorientiertes Handeln entsteht, verdrängen diese gerne. Wenn die Staatsbediensteten die unternehmerisch handelnden Bürger so drangsaliert haben, dass diese das Land verlassen oder die unternehmerische Tätigkeit einstellen, merken sie es am eigenen Geldbeutel (und rufen Schutzstaffeln gegen die „Schwarzarbeit“ und „Steuerflucht“ ins Leben). Ist es möglich, dass jeder unternehmerisch und gewinnorientiert handelt und alle Gewinner sind? Das wäre das oft geschmähte „neo-liberale“ oder anarchistische Gesellschaftsmodell. Genau das müsste das Ideal sein und es gibt keinen Grund, warum das nicht möglich sein sollte. In der idealen Gesellschaft werden die Gewinnmargen sich zwar ausgleichen und nur zwischenzeitlich stark divergieren, aber es muss nicht des einen Freud des anderen Leid sein. Wenn aber ein Marktteilnehmer sich dumm verhält und wir davon profitieren, sorgen wir nur dafür, dass die Werte gesamtgesellschaftlich erhalten bleiben. Die Menschen oder Fonds, die Ende der 90er Jahre von der Unfähigkeit thailändischer oder indonesischer Zentralbanker und Minister profitiert haben, werden das Geld genauso wieder in die Länder gepumpt haben und den Anstieg der Aktien dieser Länder (in einem Umfeld der weltweiten Baisse) bewirkt haben. „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Es könnte sein, dass Ihre Religion dagegen spricht. Dann müssen Sie entweder den Gott wechseln oder die Absicht aufgeben. Genau das haben die Menschen im 15. und 16.Jahrhundert in Nord- und West-Europa gemacht: Zu Gunsten des Profits die Religion geändert, Reformationen durchgeführt. Jedenfalls: Ethik ist relativ. Es setzt sich die Ethik durch, die ihren Mitgliedern zu einer überlegenen Position verhilft. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 269 19.7.3. Vermitteln zwischen Absicht und Einwänden Wenn Sie Einwände feststellen, führen Sie die in Kapitel 10 beschriebene PartsIntegration durch. Der Teil, der die Absicht verwirklichen will und der Teil, der Einwände hat, wollen letztendlich dasselbe, das Beste für Sie. Es muss eine Lösung gefunden werden, die beide Seiten zufrieden stellt. Das kann verhandelt werden. Nur wenn Sie versuchen die Einwände wegzudrängen oder zu überpowern, wird es Probleme geben. Sollte eine Einigung nicht erzielt werden, muss die Entscheidung an eine Höhere Instanz, den Inneren Gott, übergeben werden. Dieser hat indes noch eine eigene Agenda, die Bestimmung oder Lebensaufgabe. Nachdem wir uns im nächsten Kapitel mit dieser auseinandergesetzt haben, können wir bei ungeklärten Konflikten hierher zurückkehren und den Inneren Gott oder die Innere Weise Frau befragen. Eventuell muss die Absicht abgebrochen werden, eventuell muss das Weltbild und dessen Werte revidiert werden. Man sollte alle 7 Jahre das eigene Weltbild überprüfen. Am besten aber ist es, wenn unter Vermittlung der inneren Göttlichkeit eine Vermittlung und Verhandlung Erfolg hat und ein Weg gefunden wird, in dem man ein guter Mensch bleiben oder werden kann, gerade weil und indem man die angestrebte Absicht verwirklicht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 270 19.8. Alignment mit dem Höchsten Wert 19.8.1. Religionen, Philosophien und Höchster Wert 19.8.2. Herausfinden der eigenen Bestimmung oder Lebensaufgabe 19.8.3. Vereinbarung der Absicht mit dem Höchsten Wert Wenn die Gewinne beim Trading dem widersprechen, was unser Innerer Gott als unsere Bestimmung oder Lebensaufgabe kennt, werden wir es schwer haben. Mit donnernder Stimme grollt er dann: „Du willst Gewinne, du Wurm?! Dafür habe ich dich nicht zur Menschheit gesandt!“ Oder ist sie eine Innere Göttin? Vielleicht straft sie durch Schweigen und eisige Blicke. Das kann schlimmer sein als das Grollen. Bestimmung ist auch unser Höchster Wert. Das ist das, was uns am allerwichtigsten ist. Glück, Liebe, Einssein mit Allem, Erleuchtung, Frieden, Freiheit, Wahrheit, etc. Wir sollten diesen unseren Höchsten Wert kennen oder eine Ahnung davon haben. In den noch nicht der Natürlichkeit entfremdeten Kulturen wie bei den Indianern oder Aborigines ist der Hauptteil der Initiation des Jugendlichen diese Rückbesinnung auf die Bestimmung. Warum genau bin ich eigentlich hergekommen? Die wiederentdeckte Bestimmung wird dann durch einen neuen Namen symbolisiert. Dieser Höchste Wert wird unterschiedlich sein bei verschiedenen Menschen. Er wird unkonkret sein. Der beabsichtige Bewusstseinsschritt in dem Leben kann auch klein sein. Vielleicht geht es nur darum, endlich einmal, statt Rache zu üben, Vergebung zu versuchen. Das, was wir nicht mitnehmen können, wird kaum zur Bestimmung gehören. Unserem Inneren Gott wird es gleichgültig sein, ob wir Börsengewinne machen oder Verluste, ob wir ein großes Auto fahren oder keines. Als erfolgreicher und finanzstarker Mensch kann es eventuell sogar eher passieren die Bestimmung zu verpassen oder zu vergessen denn als „Normaler“. Die endgültige Lebensaufgabe ist so etwas wie „Eins-sein mit Allem“. Das klingt wie Esoterik oder Religion. Es ist aber ganz eindeutig so, dass wir in den Momenten des „Eins-sein mit Allem“ etwas besonderes verspüren. Jeder Mensch Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 271 erlebt diese Momenten von Erhabenheit und Verbundenheit und diese Momente werden mit einem ganz besonders intensiven Glücksgefühl belohnt. Angenehme Neurohormone werden ausgeschüttet, sobald die Energie nicht mehr so sehr für den auf Unterschieden bedachten Verstand gebündelt wird, sondern der Fokus auf „Alles ist Eins“ gerichtet wird. 19.8.1. Religionen, Philosophien und Höchster Wert „Verhilft dieser Börsengewinn zum Einssein mit der Welt oder nicht?“ Das kann also eine interessante Frage sein. Denn der Innere Gott ist durchaus mächtig und kann das Gewinnen blockieren, wenn er der Meinung ist, dass der Gewinn vom Pfad abführt. Als erstes müssen wir also einen Weg finden, mit dem wir herausfinden, was unsere Bestimmung ist, oder mit dem, was unser Innerer Gott denkt, dass es unsere Bestimmung ist. Dieses könnte auch die allererste Übung sein, bevor wir überhaupt anfangen uns über irgendetwas Gedanken zu machen. Wir könnten unser gesamtes Leben gemäß dieser Bestimmung ausrichten. Das wäre sicher ein Erfolgsweg. Viele Menschen mit großem Erfolg haben früh erkannt, was ihre Berufung ist und sind dieser unbeirrt gefolgt. Es ist in unser Kultur nur unüblich geworden sich darüber Gedanken zu machen. Wobei anzumerken ist, dass das Urchristentum durchaus von Reinkarnation und mehreren Leben ausging und man ursprünglich durchaus mehr Varianten von Bestimmung hatte als nur Gehorsam. Wer nicht an Bestimmung glaubt (und vor allen wessen Innerer Gott nicht an Bestimmung glaubt) macht einfach, was am meisten Spaß macht. Oder er /sie macht das, wo er oder sie eben gerade gelandet ist, grundsätzlich mit vollem Einsatz. Das ist durchaus auch ein Ansatz die Bestimmung zu leben. Wenn man immer gerade das, was man macht, wie die Bestimmung macht, mindert man die Gefahr die Bestimmung zu verpassen. Es wird schon bei den Aktivitäten dabei sein. Vorausgesetzt natürlich, dass man die Aktivitäten variiert. Materialisten, die nicht einmal denken, dass es Bewusstsein gibt, kennen doch auch einen Höchsten Wert, für den sie Opfer zu bringen bereit sind. Das kann die Arbeiterklasse sein oder der Fortschritt. Das kann die wissenschaftliche Erkenntnis zum Wohle der Menschheit sein. Es gibt natürlich auch Menschen für die der Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 272 Höchste Wert finanzieller Reichtum ist. Ich kenne, ehrlich gesagt, niemanden derartiges. Jeder Mensch hat mindestens eine Sache, für die sie oder er alles Geld der Welt geben würde. Jeder Mensch hat Momente und Ahnungen von etwas Höherem. Es kann natürlich gut sein, dass die Menschen, die Ahnungen von etwas Höherem haben, in der Evolution eher Fortpflanzungserfolg hatten als andere und daher alle Ahnungen von etwas Höheren haben. Menschen, die irgendwie religiös sind, sind eher bereit Opfer zu bringen und für die anderen da zu sein. Das schafft starke Gesellschaften. 19.8.2. Herausfinden der eigenen Bestimmung oder Lebensaufgabe Ob es nun real ist oder nicht, wir müssen sicher sein, dass unsere Absicht nicht in Konflikt ist mit unserer Höchsten Absicht. Wenn der Innere Gott oder der Schutzengel sagt: „Ne, mein Bester. Das führt nun doch zu arg vom Wege ab!“, wird es nichts werden. Erinnern Sie sich an einen Moment oder eine Zeit in Ihrem Leben, welches Sie als Höhepunkt oder als etwas ganz besonders bezeichnen würden. Was war in diesem Moment da, was sonst nicht da ist? Was war nicht da, was sonst da ist? Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie am Ende Ihres Lebens sind und zurückschauen. Was wäre es, das dieses Leben wert gemacht hätte? Was ist es, das Sie mitnehmen könnten? Denn Geld und Wagen und Yacht und Status und alles das, muss hier bleiben und beim nächsten Mal fangen Sie wieder von vorn an. Das Prinzip der Grabbeigaben wurde mittlerweile verworfen... Als anschauliche Geschichte stelle ich mir vor, dass wir vor dem Leben in ein Buchungsbüro gehen, in dem wir Leben buchen können, wie eine Erfahrungsreise. Da liegt also ein großer Katalog. Es sind Epochen und Zeiten angegeben. Dann Orte. Dann bestimmte Elternkonstellationen. Eventuell noch bestimmte Ereignisse. Wenn wir dann in den Körper eintreten, vergessen wir ein wenig, warum wir hier sind. Aber so ähnlich wie in der Karibik am Strand, wo wir gerne vergessen, dass es noch ein Büro gibt, zu dem wir zurück müssen, vergessen wir auch im Leben nie ganz, warum wir hier sind und geben mit einem Mal all unser Geld und all unsere Energie für etwas hin, was uns wirklich wichtig zu sein scheint. Das kann ein Mensch sein, das kann eine Sache sein. „Ich habe mein ganzes Geld einem Anlagebetrüger gegeben!“ Tja, was war Ihnen daran nun wichtig? Wir müssen natürlich Blödheit und Bestimmung auseinander halten. Geben Sie Ihr Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 273 Geld nur unsinnigerweise weg, wenn dabei etwas in Ihrem Herzen passiert. Wobei es durchaus sein kann, dass die Übung des Loslassens mit jeder Art von Geldweggeben erreicht werden kann. Sie könne die Karma-Line zur Unterstützung nehmen. Schweben Sie zurück zu dem Punkt, an dem die Linie dieses Lebens beginnt. Das ist vor der Geburt, einige Monate vor der Geburt. Nicht unbedingt der Moment der Empfängnis. Es wird meistens erst später einen Eintritt der Seele geben. Kurz davor und nach dem Leben davor mögen Sie über der Linie in die Höhe schweben. Dort gibt es eine Ebene, auf der Sie die Region des Lebensbuchungsbüros finden. Vielleicht gibt es dort Tour-Guides, mit denen Sie sich über das bevorstehende Leben beraten. Was wird wichtig sein in dem zukünftigen Leben? Generell ist aber zu sagen: Geld, Gesundheit und Erfolg als Unterstützung für die Verwirklichung des Lebenssinns sind durchaus sinnvoll eingesetzt. Als reiner Selbstzweck können Sie von dem Wichtigen ablenken. 19.8.3. Vereinbarung der Absicht mit dem Höchsten Wert Es wir also wichtig sein, dass Sie Ihrem Inneren Gott vermitteln, dass der TradingErfolg für Sie eine übergeordnete Bedeutung besitzt. Sie wollen das Geld, das eingenommen wird, für etwas bestimmtes verwenden. Oder Sie wollen die Erfahrungen, die Sie beim Trading machen als Übung für einen wacheren Zustand nutzen. „Einssein mit Allem“ kann man ja durchaus gerade beim intensiven Trading erleben. Grundsätzlich ist der Weg auf dieser Ebene genauso wie im Abschnitt zuvor mit den Einwänden. Sollte ein Konflikt vorliegen und es einen Inneren König, der Erfolg beim Börsenhandel haben will, und einen Inneren Gott geben, der eher auf das Erbetteln von Almosen steht, geben, muss die in Kapitel 10 beschriebene Technik der Parts-Integration helfen. Dabei ist es wichtig, dass der Innere Gott daran erinnert wird, was wirklich wichtig ist. Und dann muss ein Weg gefunden werden, wie die Verwirklichung der Absicht mit dem Segen des Inneren Höchsten angestrebt werden kann. Es kann vorkommen, dass das Höchste: „Nein!“ sagt und dabei bleibt. Es kann sein, dass diese Instanz als Weise Frau oder Magier auftritt und einfach weiß, dass diese Absicht nichts für Sie ist. Es gibt Menschen, die springen auf den Börsenzug, weil andere damit ja offensichtlich Spaß und Erfolg haben, und es ist nichts für sie. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 274 Dann ist es besser auf den eigenen Ratgeber zu hören, als die schmerzvolle Erfahrung zu machen. Die meisten Menschen der Erde beten eine Gottheit an und bauen sich dafür einen Schrein oder Altar, verbrennen Räucherstäbchen und opfern Reiskörner. Das mutet uns Vernunftmenschen zwar als naiv an, wir sollten uns aber auch einen Platz schaffen, an dem wir Kontakt zu unserer eigenen Höchsten Instanz aufnehmen. Aus der Höheren Sicht nehmen wir evtl. mehr wahr und treffen bessere Entscheidungen. Die Höchste Instanz ist nicht daran interessiert, ob wir die eine Aktie oder die andere Aktie kaufen sollen. Sie kann Entscheidungen beraten unter existenziellen Gesichtspunkten, angesichts des Todes. Sie möchte nicht, dass wir angesichts der Zeitlichkeit unseres Lebens verpasste Chancen bedauern müssten. Es wird einen Grund haben, dass Sie eine Absicht verwirklichen möchten. Die Innere Göttlichkeit wird es daher gnädig prüfen und evtl. nach einigen Verpflichtungen ihren Segen geben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 275 19.9. Sammeln der Ressourcen Wenn alle Schwächen und Einwände ausgeräumt sind und Sie, bzw. Ihr Innerer König und Ihr Innerer Gott, eindeutig wollen und Sie überzeugt sind, dass Sie auch von der Seite ihres Inneren Kindes und Tieres her können, dann ist es Zeit den Akteur, der ja die ganze Operation letztlich durchführen soll, mit den nötigen Fähigkeiten und Utensilien auszustatten. Dabei wird das meiste schon da sein und wurde bisher nur durch Schwächen und Einwände blockiert. Einiges indes ist als Fähigkeit in anderen Lebensbereichen vorhanden und es müsste eine Verbindung hergestellt werden. Was beim Sport funktioniert (z.B.: an Selbstdisziplin) kann ja auch im Trading angewendet werden. Wenn Sie also ein Kann-nicht feststellen, das nicht auf einem Mangel in der Erfüllung eines sozialen Bedürfnisses beruht, sondern darauf, dass Ihnen eine Befähigung fehlt, wäre es sinnvoll zu fragen: Haben Sie diese Fähigkeit in einem anderen Lebensbereich und können diese auf den gewünschten übertragen? Oder wollen und können Sie dieses irgendwo erlernen? Bevor wir Techniken zum Übertragen oder Erlernen einer Fähigkeit anbieten, möchten wir aber erst anregen, dass Sie eine Liste der vorhandenen Ressourcen erstellen: Im Zusammenhang der Verwirklichung dieser Absicht, welche Ressourcen in diesen Breichen sind vorhanden?: • Fähigkeiten • Talente • Einstellungen • Kenntnisse • Charakterstärken • Kontakte Beispiele: Fähigkeiten sind: „Ich kann gut Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden!“ „Ich kann gut Informationen im Internet besorgen!“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 276 Talente sind: „Sprachbegabung“, „schnelle Auffassungsgabe“, „gute Intuition“. Einstellungen sind: „Optimismus“, „Ich will einfach!“ Kenntnisse: „Programmieren“, „Chart-Analyse“, „English“. Charakterstärken: „Durchhaltevermögen“, „Spaß an Kommunikation“. Kontakte: Alle Menschen, die einen weiter bringen könnten für diese Verwirklichung. Da angeblich jeder Mensch jeden anderen Erdenbewohner über 6 Kontaktpersonen kennt („Ich kenne Tina, die kennt eine Friseuse bei Vidal Sassoon, deren Chefin kennt den Chef-Stylisten in London, der kennt einen Banker aus Hongkong, der hat einen Bruder in Peking und der kennt Hsing Ping, dessen Fahrrad grade umfällt.), sollte auch für Sie ein Mentor erreichbar sein. Es ist gut mal eine Liste anzulegen von all den Fähigkeiten, Talenten, Einstellungen, Kenntnissen, Charakterstärken und Kontakten, die Sie besitzen. Diese Liste wird länger sein, als Sie je gedacht haben. Für die Übertragung einer Fähigkeit oder eines Verhaltens von einem Lebensbereich in einen anderen, wäre eine gute Technik das Kollabieren Neuronaler Attraktoren, wie in Kapitel 14 beschrieben: Also Beispiel: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Eventuell fehlt ihnen zum Gewinnmachen eine Ressource „Durchhaltevermögen“. Es kann aber sein, dass Sie diese Ressource in anderen Bereichen durchaus zur Verfügung haben. Es gibt sicher etwas, wo Sie durchhalten, weil Sie wissen, dass es sich lohnt. Sie lesen sicher Kriminalromane bis zum Schluss, weil Sie wissen wollen, wer der Täter ist. Sie fahren weite Wege, um zu einem bestimmten Ort zu kommen. Sie halten einem Menschen die Treue, auch wenn dieser es ihnen schwer macht. Sie können in einem „Circle of Excellence“ einem kreisrunden Bodenanker diese Erfahrungen von Durchhaltevermögen ankern. Dann gehen Sie mit dem Verhalten „Futures-Trading“ in den Kreis und lassen diese Erfahrung sich mit den geladenen Durchhaltevermögen verbinden. Die Fähigkeit ist da, sie ist bisher nur noch nicht in diesem Bereich eingesetzt worden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 277 Letztendlich gibt es immer die Ressource „Lernen“. Sie können jemand fragen, Sie können Seminare und Trainings besuchen, Sie können Bücher wälzen. Sie können sich vor allem jemand anschauen, der das, was Sie erreichen wollen, schon erreicht hat und Sie über die Schulter schauen lässt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 278 19.10. Planung, Strategie 19.10.1. Zwischenziele 19.10.2. Controlling 19.10.3. Selbstmanagement 19.10.4. Erwartungs-Management 19.10.5. Einsatz-Management 19.10.6. Crew Management Wenn Ihnen oder dem jeweiligen Coachee nun klar ist, wo es langfristig hin gehen soll, die Hindernisse bearbeitet sind und auch die nötigen Ressourcen gefunden wurden, braucht es detaillierte Planung und Strategie und Taktik, Was beinhaltet Planung? Wir brauchen Zwischenziele. Das Erreichen der Zwischenziele gibt auch ein Feedback, eine Kontrolle, ob wir auf dem Weg vorankommen. Wir brauchen auch ein Controlling, das uns Feedback gibt und uns sagt, ob wir mit uns und unseren Ressourcen umsichtig umgehen. Wir brauchen eine Selbstmanagement-Strategie zum Umgang mit Rückschlägen oder Seitwärtsphasen. Wir brauchen eine Strategie, die uns sagt, wann wir Gas geben sollten und wann wir vorsichtig agieren sollten: Einsatz-Management. Wir müssten auch wissen, wann wir welchem Crew-Mitglied besondere Aufmerksamkeit und besonders viel der Ressourcen geben wollen. 19.10.1. Absicht: Zwischenziele „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen FuturesTrader Gewinne machen!“ Mit wem: In der globalen Futures-Markt-Welt Wann: Ab Januar 2005, bis 2020, kontinuierlich Wo: Global Wie viel: 20% Rendite p.A., nie mehr als 2 Verlustmonate Die erste Absicht soll also erstmalig Januar 2005 verwirklicht sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 279 Nehmen wir an, dass der Zeitpunkt, von dem wir ausgehen, derjenige des Schreibens dieses Abschnitts ist, Februar 2004. Bis zum Januar 2005 wäre also einige Zwischenziele zu erreichen sein. • Ich muss das nötige Know-how erwerben. • Ich muss ein gewinnträchtiges Handelssystem entwickeln und testen. • Ich brauche ein Büro. • Ich brauche Quote-Zugang. • Ich muss wissen, wie mein Lebensunterhalt gesichert ist. Das wären Zwischenschritte, die eventuell noch weiter unterteilbar sind. Das Lernen geht in Schritten voran: bis Ostern 2004: Grundlagen des Futures-Handels und der Handelssystementwicklung. bis Juni 2004: Grundlagen verschiedener Ansätze wie Trendfolge und Zyklen. bis September 2004: Erlernen der Programmierung einer Plattform, wie Dynamite Sentimentor. bis Dezember 2004: Backteten und Anpassen von Handelsideen. Büro und Quote-Zugang müssen ja erst im Dezember 2004 stehen. Es sollten aber ab September Angebote eingeholt werden. Die zweite Absicht soll 2020 erreicht sein. Dafür wird es zu überprüfen sein, dass der Jahresgewinn eine bestimmte Höhe erreicht. Diese muss so sein, dass 2020 eine Summe zusammen ist, die es ermöglicht von den Zinsen zu leben. Bei einem monatlichen Aufwand von 6.000 Euro braucht man jährlich 72.000 Euro. Wenn man davon ausgeht, dass es 5% Zinsen gibt, wäre eine Anlagesumme von 20 mal 72.000, also 1,44 Millionen Euro nötig. Um in 15 Jahren 1,44 Millionen zu erzielen, muss ich im Jahr aufgerundet 100.000 Euro netto machen. Es hängt jetzt von meinem Startkapital ab, ob das viel oder wenig ist. Da ich 25% jährlicher Gewinn für möglich halte, bräuchte ich also ein Startkapital von 400.000 Euro, Kosten und Steuern nicht einberechnet. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 280 Also, es ist besonders wichtig: das Zwischenziel Startkapital. 19.10.2. Controlling Wir können in diesem Fall jeden Monat überprüfen, ob wir Gewinn machen und ob unser Einsatz sich lohnt. Kosten für Trading sind ja sehr gefallen. Die steuerlichen Aspekte sind in Deutschland weiterhin unklar. Es ist sicherlich zu überlegen, wie man den Eigenhandel „steueroptimiert“ durchführen kann. Ebenso braucht es Controlling bezüglich des eigenen Zustandes. Der Controller muss sagen: „Eh, du brauchst Massage und Entspannung!“ Oder: „Du solltest vielleicht noch mal deinen Trading-Coach fragen, wie das gemeint war mit den Volatility-Breakouts!“ Es ist immer gut eine selbstkritische Instanz zu haben. Diese kann gern etwas nörgelig sein. Wir dürfen ihr nur nie das Kommando geben. Wenn die „Bedenkenträger“ die Führung haben, entsteht Stagnation. Wenn Sie Zwischenziele haben und evtl. „Benchmarks“, an denen Sie den Erfolg messen können, gibt es eine Gesprächsgrundlage mit dem inneren Controller. Entweder müssen die Zeitrahmen neu angepasst werden oder es muss der Einsatz erhöht werden. 19.10.3. Selbstmanagement Wir müssen in unserem taktischen Verhalten vor allem darauf achten, dass wir selbst in einem guten Zustand verbleiben. Dieses ist besonders wichtig in Phasen, wo es nicht so gut läuft. Verluste und Verlustphasen sind unausweichlich. In einem Handelssystem sind sie sozusagen einberechnet. Dasselbe gilt für Phasen, in denen nichts läuft und es nicht voran geht. Es ist wichtig, sich selbst und die eigenen Einstellungen und Aktionen immer wieder distanziert, wie von außen, zu betrachten. Gerade in schwierigen Phasen sollte man sich belohnen und aufmuntern. Wer sich geißelt, weil er nicht das Tages-Low gekauft hat („Ach, wieder zu früh eingestiegen! Ich hätte doch noch 5 Punkte besser reinkommen können!“), kann nur verlieren. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 281 Selbstmanagement bedeutet besonders: Immer wieder auf die Verwirklichung der Absicht orientieren! Insbesondere können wir die Erkenntnisse des Risiko- und Money-Managements auch auf uns selbst anwenden. Money-Management beantwortet die Frage: „Wieviel Einsatz bringe ich?“ Das kann sich auf den Einsatz an der Börse (Wieviel Kontrakte?), wie auch auf den persönlichen Einsatz beziehen. Eine Unterabteilung ist: Position-Scaling: Wann verstärke, wann vermindere ich Positionen? Dann ist das Portfolio-Management wichtig: Wie verteile ich meine Aktivitäten so, dass ich das Risiko vermindere, in dem ich auf mehrere Pferde setze, ohne mich dabei zu verzetteln? Wenn Sie als Daytrader mit Futures reich werden wollen, sollten Sie nebenher auch noch 2 andere Businesses laufen haben, die sicher Geld bringen. Viele Trader hedgen ihre Spekulation mit Börsenbriefen oder Informationsdiensten an die weniger Erfahrenen ab. Besser ist etwas völlig branchenfremdes, das nicht zuviel Aufmerksamkeit und Zeit braucht, bzw. von Angestellten durchgeführt werden kann. Als Hedge „Geld vom Staat“, also Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe, zu kassieren, würde ich ablehnen. Almosen untergraben unser Selbstbewusstsein. Das Sozialsystem ist eine asoziale Einrichtung, die Deutschland in eine Sackgasse geführt hat. Wir sollten es weder unnötig unterstützen noch davon profitieren. 19.10.4. Erwartungs-Management Einer der wichtigsten Bestandteile des strategischen Selbstmanagements ist das Erwartungs-Management. Wenn die Diskrepanz zwischen Erwartung, besonders positiver Erwartung, und tatsächlichem Ergebnis zu groß ist, werden wir fehlerhafte Beurteilungen machen. Wir können die Erwartung selbst bestimmen, wenn wir wissen, wie wir diese unterbewusst einstellen. Wir müssen die Erwartung immer wieder auf „realistisch“ einstellen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 282 Die Erwartung wird durch eine Abgleichung zwischen einer Mentalen Repräsentation der Erwartung und der Repräsentation des tatsächlichen Verlaufes bestimmt. Die Repräsentation der Erwartung sollte natürlich variabel sein und realistisch angepasst. Die Zeiten ändern sich und mit ihr die Erwartung. Wir sollten bei gutem Verlauf ruhig die Erwartung steigern und bei schlechtem senken. Es sollte nur mit Bedacht geschehen und unter Berücksichtigung des Zeitrahmens. Es ist wohl so, dass wir aus dem statistischen Mittel herausragenden Ergebnisse und Vorkommnisse überbewerten und als Maßstab für die weitere Bewertung nehmen. Wir müssen also für eine sinnvolle Strategie die Ergebnisse statistisch erfassen und einen Kursverlauf darstellen. Das moderne Instrument der Chart-Analyse, um den Rahmen des statistischen Mittels grafisch zu erfassen, ist das nach dem „Erfinder“ John Bollinger benannte „Bollinger–Band“. Die Grundeinstellung des Bollinger-Bandes berechnet das Band auf einen Gleitenden Durchschnitt von 20 Zeiteinheiten (Tagen z.B.) mit 2 Standardabweichungen. Andere Zeiteinheiten und andere Faktoren der Standardabweichung sind möglich. Wir sollten nur darauf achten, dass unsere Erwartung an einem längerfristigen Gleitenden Durchschnitt orientiert ist und so kurzfristige „Rausreißer“ aus der Berechnung herausfallen. In Kapitel 23 werde ich den genauen Ablauf in konkretem Detail anhand eines Beispiels aus der Trader-Welt anschaulich darstellen. 19.10.5. Einsatz-Management Wir sollten in unseren strategischen Überlegung en auch planen, wie wir unseren Einsatz steigern oder zurückhalten wollen. Das Einsatz-Management entspricht dem Money-Management in der BörsenStrategie. Es gibt grundsätzlich zwei Ansätze im Money-Management: Martingale und Anti-Martingale. Martingale: Bei Verlust billiger nachkaufen. Anti-Martingale: Bei Gewinn aus dem gewonnenen heraus nachkaufen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 283 In der Fachliteratur zu diesen Strategien besteht zwar eine eindeutige Vorliebe für Anti-Martingale, ich will aber nicht ausschließen, dass es Kontexte und Situationen gibt, wo gerade Martingale erfolgreich sein kann. Der Ausdruck Martingale kommt ja aus der Roulette-Forschung. Wahrscheinlich war es ein Graf Martingale, der erstmals einfach nur immer auf „Rot“ setzte und wenn „Rot“ verlor den Einsatz verdoppelte. Wenn irgendwann Rot gewann, hatte er immer ein Stück gewonnen. Das kann bei 10 mal hintereinander Schwarz vom Einsatz her schon recht teuer geworden sein, so dass der Fachmann eventuell Rot und Schwarz systematisch oder zufällig wechseln wird. Die Wahrscheinlichkeit ist eben, dass man jedes 2.Mal gewinnt. Da würde diese Strategie gut funktionieren. Die Casinos haben dann ein Limit eingeführt, um das endlose Verdoppeln stoppen zu können und der Martingale-Strategie den Garaus zu machen. Es wurden ähnliche Strategien mit ähnlichem Charakter entwickelt, wie z.B. die d’AlembertProgression, bei der nur jeweils ein Stück beim nächsten Einsatz nach Verlust hinzugefügt wird. Bei dieser wird der Einsatz etwas sanfter erhöht. Es ist aber auch nicht so sicher wie bei Martingale, dass man in die Gewinnzone kommt. Beim Roulette vor Einführung des Limits war also Martingale potenziell „der Bringer“. An der Börse gibt es ein derartiges Tisch-Limit eigentlich nicht. Nun würde uns 10maliges Verdoppeln schon in einen Bereich von erforderlicher Margin bringen, den nur eine großer Hedge-Fonds aufbringen kann, aber eine möglicherweise erfolgsträchtige Strategie könnte es sein. Sehr viel wohler wäre mir indes mit einer Anti-Martingale-Strategie, die in Gewinnphasen den Einsatz erhöht. Denn lange Verlustphasen können mich bei Martingale über das Limit des Einsatzkapitals bringen und damit zum Totalverlust und zur Erfahrung des Sprungs aus dem 20. oder 50.Stock. Bei Anti-Martingale in einem Gewinntrend mache ich aus diesem richtig was. Diese Strategie kann während eines Einsatzes und von Einsatz zu Einsatz eingesetzt werden. Wenn ich Anti-Martingale während des Einsatzes nutze, meist in der Form des „Pyramidisierens“, muss ich bei einem gewissen Erfolgsstand mein Engagement erhöhen. Wenn ich also neben meinen anderen Investitionen mal eine Zeitlang 5% meines Anlagekapitals in Derivate gesteckt habe und das brachte gute Rendite, kann ich mein Engagement dann auf 10% erhöhen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 284 Wenn ich eine Bekanntschaft beim Tanztee machen möchte und sie lächelt zurück, kann ich sie zum Tanzen auffordern und bei diesem Tanz gewisse Körpersignale deuten, die zu weiterem Erhöhen meines Einsatzes führen können oder nicht. Es gibt auch die Martingale-Casanovas, die bei einem Korb ihren Einsatz des Werbens und Anbaggerns verdoppeln und damit auch bisweilen Erfolg haben. Fraglich ist, ob diese an allen „Märkten“, bzw. „Mägden“, auf diese Weise Erfolg haben können. Es kann auch Anti-Martingale per Handlung genutzt werden. Wenn ich 1 Daimler nach Hongkong exportiert und mit Gewinn verkauft habe, kann ich es beim nächsten Mal mit 2 Daimler versuchen. Wie ist es also im Leben? Wenn es gut läuft, erhöhe den Einsatz!? Oder: Wenn es schlecht läuft, erhöhe den Einsatz!? Wir können natürlich gleich auf Meta-Ebene 1 gehen und sagen: „Das hängt vom Kontext und den Bedingungen ab!“ Richtig. Martingale im Leben bedeutet: Wenn es schlecht läuft, erhöhe ich den Einsatz, so dass ich immer wieder nach vorne komme. Das ist es, was Fußballtrainer von ihren Spielern fordern, wenn sie gegen den Abstieg kämpfen: „Ihr faulen Schlaffis, zeigt mehr Einsatz!“ Das klingt vernünftig. Es gibt aber auch Trainer und Situationen, die sagen: „Wir haben eh kein Chance in dieser Liga. Lasst es uns mit Anstand, aber ohne Verletzungen und neue Schulden, über die Bühne bringen. Lieber erster in der 2. Liga als letzter in der 1. In der 2. erholen wir uns dann und steigen im nächsten Jahr mit Bravour auf!“ Einer der intelligentesten Trainer in der deutschen Fußball-Bundesliga verfährt nach diesem Prinzip seit einigen Jahren trotz eines im Vergleich zu den Großvereinen knappen Budgets recht gut. Ich meine Volker Finke vom Freiburger FC. Trotz einiger Abstiege ist er nie entlassen worden und steht immer wieder gut im Mittelfeld der ersten Liga. Andere Vereine, die sich mit aller Macht gegen den Abstieg aus der 1.Liga gestemmt haben, haben sich dabei so verausgabt, dass sie auch in der 2.Liga keine Kraft mehr hatten und heute in der Amateur-Liga vor sich in dümpeln, wie z.B. einer meiner Heimatvereine, der legendäre FC St.Pauli. Mitentscheidend für den Erfolg von Herrn Finke ist natürlich die Bereitschaft seines Vereinsvorstandes und Präsidenten die begrenzten Möglichkeiten des Vereins zu erkennen und mit den Abstiegen entspannt zu bleiben. Die Kunst liegt wohl darin, die Chancen richtig zu berechnen. Habe ich eine Mannschaft, die ihren Einsatz erhöhen muss, um Erfolg zu haben oder habe ich eine, die einfach nicht gut genug ist? Wenn ich im oberen Drittel bin und habe Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 285 einige Verletzungen zu beklagen, ist es sinnvoll sich auf einige Niederlagen einzustellen und das Saisonziel etwas herunterzuschrauben, also Anti-Martingale. Wenn ich im oberen Drittel bin und bin am Abfallen und es kommen ein paar leichte Gegner, ist es sinnvoll den Einsatz zu erhöhen und mit Biss und Angriffslaune die Position wieder zu verbessern. So ist es auch im Leben mit der Anpassung des Einsatzes. Auf einer Meta-Ebene1 muss ich bestimmen, ob ich in einer Situation bin, in der die Erhöhung des Einsatzes angesagt ist oder die Verringerung. 19.10.6. Crew Management An dieser Stelle ist auch der Punkt, wo wir überprüfen, ob unsere Crew harmoniert und ob jedes Mitglied der Crew den zugewiesenen Job durchführen kann. Sollte das nicht der Fall sein, muss für dieses Crew-Mitglied dieser Ablauf, also: • Formulierung der Absicht, • Simulieren der Absicht und Überprüfen der Effekte und Ökologie • Assessment des Ist-Zustandes • Sammeln der Schwächen und Einwände • Umwandeln der Schwächen • Integration der Einwände • Sammeln der Ressourcen • Planung und Strategie • Inkorporieren der Absicht durchgeführt werden. Konflikte innerhalb der Crew werden am besten durch die Technik der PartsIntegration integriert. Am besten ist ein Portfolio, wenn es gering korrelierend ist. Das heißt: Wenn die eine Anlage eine Verlustphase hat, sollte eine andere gerade ihre Gewinnphase haben. Der sog. Portfolio-Effekt tritt ein, wenn die maximale Verlustphase des Portfolios kleiner ist als die Summe der Verluste der einzelnen Anlagen. In einem gut sortierten Portfolio ist der maximal auftretende Verlust der Durchschnitt der einzelnen Bestandteile des Portfolios. Wenn die Bestandteile die Verlustphase gleichzeitig haben, ist der größte gemeinsame Verlust die Summe der Einzelverluste und das wäre ungünstiger. Wie in einem Portfolio sollte es auch in einer Crew sein: Wenn der eine mal schwächelt, fangen die anderen das durch größerer Leistung auf. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 286 19.11. Abschluss und Wegbahnung 19.11.1. Perception Control 19.11.2. Das M-Feld formen 19.11.3. Wegbahnung 19.11.1. Perception Control Erstellen Sie nun bitte noch einmal Repräsentationen von gegenwärtigem Zustand und erwünschtem Zustand. Welche Qualität bestimmt den Unterschied? Was genau ist anders in der Struktur der Wahrnehmung von gegenwärtigem Zustand und erwünschtem Zustand? Wir möchten letztendlich auf eine Driver-Qualität kommen. Um auf diese zu kommen, müssen wir uns erst die Einzelkomponenten bewusst machen. • Wie sieht es aus im gegenwärtigen Zustand und im angestrebten Zustand? • Wie hört es sich an im gegenwärtigen Zustand und im angestrebten Zustand? • Wie fühlt es sich an im gegenwärtigen Zustand und im angestrebten Zustand? • Wie riecht es, schmeckt es im gegenwärtigen Zustand und im angestrebten Zustand? Eine Qualität wird ganz besonders den Unterschied machen. Die von dem amerikanischen Psychologen William T. Powers in den 70er Jahren als Teilgebiet der Psychologie begründete Perception Control Theory hat nachgewiesen, dass wir unser Verhalten meist über eine einzige Wahrnehmungskomponente steuern. Wenn wir eine so komplexe Tätigkeit wie Autofahren ausführen, führen wir dieses meist ohne weiteres Nachdenken wie automatisch durch. Wir werden über eine einzige Wahrnehmung das Ganze steuern, so dass wir nebenbei uns noch unterhalten oder dem Radio zuhören können. Diese einzige Wahrnehmung wird je nach Vorliebe unterschiedlich sein. Der eher visuell orientierte Mensch wird die Geschwindigkeit der vorbeiziehenden Landschaft scannen. Der auditive hört eher auf die Fahrgeräusche. Der somato-sensorische Mensch fühlt es im Sitzorgan oder am Luftzug. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 287 So können auch Sie feststellen, welche Komponente besonders den Unterschied kodiert, so dass Sie sich bei der Überprüfung: „Bin ich noch auf dem Weg?“ auf diese konzentrieren können. Sie können auch ganz besonders diese Komponente benutzen, um sich in den Erfolgszustand zu bringen. Über die Mentale Repräsentation und ihre Qualitäten können Sie den eigenen Zustand zumindest vorübergehend bestimmen. 19.11.2. Das M-Feld formen Ich erwähnte in einem früheren Kapitel bereits das M-Feld. Merkwürdige Begebenheiten brachten den englischen Biologen Rupert Sheldrake 1981 dazu einen neuen Begriff in die wissenschaftliche Diskussion einzuführen: das Morphogenetische Feld, auch Morph-Feld oder M-Feld. Die Ur-Begebenheit war die Beobachtung, dass Tiere, die etwas lernen die erlernte Fähigkeit schneller an weit entfernte Artgenossen zu übertragen scheinen, als es ihrer Kommunikationstechnologie entsprechen würde. Oft geschehen diese Übertragungen innerhalb eines Tages. Finken in Neuseeland können Milchflaschendeckel aufpicken und am nächsten Tag können die in Irland das auch. Afrikanische Affen lernen Wurzeln zu waschen und die in Borneo tun das am anderen Tag auch. Hierfür gibt es viele Beispiele. Ein Informationsfeld, das die Mitglieder einer Spezies verbindet, würde viele dieser Vorkommnisse erklären. Es könnte so sein, dass unser Gehirn nur ein Empfänger und Sender einer riesigen Datenbank, eben dem M-Feld, ist. Es wäre doch unwahrscheinlich, wenn unsere Festplatte und unser RAM in unserem BioComputer in der Lage wäre fortwährend ein vollständiges Weltmodell und auch noch ein historisches Weltmodell mit einer vollständigen Repräsentation der gesamten Historie zu erschaffen. Sheldrake interessiert sich mittlerweile besonders auch für Sachen wie Telepathie und andere Phänomene der Feinwahrnehmung. Einiges ist nur zu erklären über die Theorie des M-Feldes, des Zugangs jeden einzelnen Lebewesens zu einer Informations-Matrix. Wenn wir im Bus sitzen und jemand aus den hinteren Reihen fokussiert sich auf unseren Nacken, werden wir es irgendwann merken und uns umschauen. Es könnte sein, dass wir Zugang zu einem Gesamtwelt-Modell im M-Feld haben und die für uns relevanten Fakten von unserem inneren Empfänger fortwährend Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 288 downgeloadet werden. Potenziell wüssten wir alles über jeden Menschen. Derjenige aber, der uns in den Nacken starrt, wird auf den inneren Bildschirm oder besser : Sinnesschirm, gebracht, um eine somato-sensorische Überprüfung zu ermöglichen und ihm gegebenenfalls auf die Fresse hauen zu können. Es könnte auch sein, dass wir an das M-Feld gezielt senden können und diesem Menschen unbemerkt eine Stressattacke beifügen, so dass er das Starren sein lässt und wir ihn ohne Aufmerksamkeit zu erregen seine Grenzen aufzeigen können. Genauso funktionieren alle mentalen Kräfte. Es gibt eine Jahrtausende alte Kultur der Beeinflussung des M-Feldes: die Magie. Dabei meinen wir nicht die Bühnenshow in Las Vegas, sondern die weiße, graue und schwarze Magie der Beeinflussung der Materie und des Geistes. Religionen sind Magie-Zirkel. Durch die Rituale soll die Umwelt beeinflusst werden und das eigene Glück gewährleistet werden. Wir sollten unsere Absicht so in das M-Feld pflanzen oder es senden, dass es dort sich verbreitet und alle Menschen wissen, dass wir das wollen und dafür gehen. Wenn die Welt weiß, was unser Wille ist, kann sie sich diesem fügen. Bei einer modernen Sportsveranstaltung werden alle Teilnehmer in irgendeiner Weise mentale Techniken anwenden. Dennoch gewinnt nur einer oder eine. Die mentale Technik muss auch noch im M-Feld auf die anderen Teilnehmer einwirken. Es wird sozusagen vor dem tatsächlichen Skisprung oder Formel1-Wettfahrt im MFeld ausgefochten, wer Gewinner wird. In jeder Gruppe gibt es mehrere Rollen: der Anführer, der Kraftprotz, der Spaßmacher, der Schlaumeier. Wenn man nun Gruppen bildet aus Anführern, werden diese sich wieder in das Rollen-Schema aufteilen. Es kann nur einer Anführer sein und ein anderer ehemaliger Anführer wird nun Spaßmacher sein. Wie wissen wir um diese Rollen? Es ist alles vorher festgelegt im M-Feld. Wir sollten also unseren Bio-Computer einschalten, das Interface zum M-Feld aufbauen und empfangen/senden. „Hallo Menschheit, ich bin der neue Star am Trader-Himmel!“, wäre ein gute Nachricht, oder? Nun reicht es aber nicht diese einfach nur auszusenden oder innerlich zu denken. Es braucht schon ein wenig mehr, damit sich diese Idee im MFeld so verbreitet, dass alle Menschen es bewusst oder unterbewusst mitkriegen. Dafür machten die Magier, Hexen, Zeremonienmeister und Priester aller Zeiten „Rituale“. Rituale und Zeremonien erzeugen einen energetisch machtvollen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 289 Zustand. Aus diesem heraus an das M-Feld gesendetes erreicht es auch und formt es. Eine weitere Form des Rituals ist die „Anrufung“. Im M-Feld befinden sich machtvolle Prinzipien, die dort quasi ein Eigenleben führen und in Zeiten des wissenschaftsgläubigen Unglaubens gern mal einen Auftrag übernehmen. Das sind die Götter, Engel und Dämonen. Diese sind natürlich umso mächtiger, je mehr Menschen sie anrufen. Je mehr Menschen sie anrufen, desto weniger können sie sich speziell um die Wünsche des einzelnen kümmern. Das ist die andere Seite. Wenn Sie so eine Wesenheit haben, die Ihnen Wünsche erfüllt, können Sie die jetzt gerne anrufen. Vielleicht haben Sie einen Platz, an dem Sie diesem machtvollen Prinzip etwas opfern, etwas darbieten, es ehren. Ansonsten sollten Sie einfach Ihre Absicht wohlformuliert auf einen Zettel schreiben und diesen dann den 5 Elementen übergeben. Reißen Sie ihn in kleine Schnipsel. Verbrennen Sie einige, werfen Sie einige in den Fluss, lassen Sie einige Schnipsel vom Wind davontragen, vergraben Sie einige in der Erde und senden Sie die Idee in den Äther. Sie können die Absicht auch symbolisch darstellen und ihr einen Platz bauen, eine Art Altar. Dort bringen Sie ihr jeden Tag eine kleine Gabe. So energetisieren Sie sich selbst die Hingabe an Ihre Absicht und zeigen sich selbst, dass Sie bereit sind Opfer zu bringen und Einsatz zu zeigen. Das eigentliche aber ist die Energie, die sie in die Absicht, oder besser: in den Willen, investieren. Es heißt, dass Wille Berge versetzen kann. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ Wie kommen wir in den Zustand von „absoluter Wille, der das M-Feld rockt“? Dieser Wille ist ja eine Kraft der Inneren Königin, des Captains, der Chefin. Dieser hat ein unbedingtes „Ja!“ zu dieser Verwirklichung. Wo sitzt seine oder ihre Willenskraft? Um diese Willenskraft stark zu machen, sollten wir unser Energielevel erhöhen. Wenn wir mehr erreichen wollen, müssen wir uns mehr Energie als bisher zulassen. Energie entwickeln wir besonders aus der Verbrennung von Sauerstoff, Oxygen. Also brauchen wir mehr Atem. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 290 Machen Sie ein paar tiefe Atemzüge. Atmen Sie in Ihr Willenszentrum. Dieses ist in Ihrem Solarplexus, dem Sonnengeflecht. Nun müssen Sie sich hinstellen, alle Energie sammeln und über die Hände und einen Ton ausstrahlen. Sie können sich dabei auf Ihre Absicht und den Willen diese durchzusetzen konzentrieren. Mit Unerschütterlichkeit teilen Sie dem M-Feld und der Welt mit, dass Sie das erreichen. 19.11.3. Wegbahnung Wir sollten den Weg schon mal im Versuchsmodus gehen. Das ist dasselbe wie beim Spielen. Als Kind haben wir die soziale Kompetenz durch das Simulieren von Situationen mit Puppen oder Figuren erworben. Wir sollten vor allem in das Gefühl der Verwirklichung der Absicht kommen. Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg. „Fake it until you make it!“ Denn als Erfolgreicher ziehen wir Erfolg an. Solange er noch nicht in materieller Form da ist, können wir zumindest so tun. Wir können das Schema auf den Boden legen und uns in das Feld des gegenwärtigen Zustands stellen. Die Strecke vorwärts in das Feld des zukünftigen Zustandes soll die Zeit bis zur Realisierung symbolisieren. Wir haben die Schwächen (Kann-nichts) und die Einwände (Will-nichts) bearbeitet und geklärt. Der Weg ist also frei. Wir haben Ressourcen gesammelt und ausreichend zur Verfügung. Wir haben Zwischenziele und einen Plan. Es kann nichts mehr schief gehen. Sie können sich den Weg auch als Time-Line auf den Boden legen. Sie markieren den jetzigen Zeitpunkt und den des Erreichens und gehen Schrittchen für Schrittchen auf dieser markierten Linie. Jeder Schritt steht für einen Monat oder ein Vierteljahr. Sie bemerken innerlich wie sich ihre Wahrnehmung verändert. Sie bemerken Ereignisse. Sie bemerken vielleicht auch noch zu klärende Schwierigkeiten. Vielleicht müssen einige Gespräche geführt werden. Vielleicht muss jemand losgelassen oder entlassen werden. Vielleicht muss jemand um Unterstützung gebeten werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 291 Sie können diese Simulation des Weges periodisch durchführen. Es verschafft Überblick und lehrt dem eigenen Unterbewusstsein den Weg. Wir hatten das Beispiel genommen: „Ich will Futures-Trader sein und im Feld der globalen Futures-Trader Gewinne machen!“ Sie können diesen Prozess natürlich mit jeder Absicht durchführen und sollten auch jedes Crew-Mitglied mit all seinen Absichten dementsprechend ausrichten. Wenn innen Klarheit und Ausrichtung besteht und der Wille zur Verwirklichung stark ist, kann alles erreicht werden. Letztendlich ist das Erreichen eine Anpassung an einen äußeren Kontext. Diese Anpassung ist aber eine absichtsvolle Anpassung. Wir wollen nicht einfach nur angepasst sein, sondern wollen so mitschwimmen, dass wir unsere eigenen Intentionen besser durchsetzen können und dem Fischschwarm unsere eigene Marke aufdrücken. Wir wollen im großen Zeitrahmen offen und flexibel sein, ohne dabei die Verwirklichung zu vernachlässigen. Im kürzeren Zeitrahmen wollen wir fokussiert sein können auf unsere konkrete Aufgabe und diese den Kriterien entsprechend umsetzen. Die gekonnte Balance zwischen Fokussierung und Flexibilität ist die Kunst. Wir wollen gleichzeitig den Rundumblick haben und doch unser Ziel genau anvisieren. Es ist weniger wichtig anzukommen als die Herausforderung zu haben an sich selbst zu arbeiten und sich zu vervollkommnen. Das Börsen-Trading ist die ideale Herausforderung dafür. Überleitung zu den weiteren Kapiteln: In den Kapiteln 20 bis 26 werden Fallbeispiele besprochen. Diese behandeln zumeist Kann-nichts oder sind Bestandteile der strategischen Umsetzung. Es sollte ihnen also im konkreten Coaching die ersten Schritte aus diesem Ablauf vorangegangen sein. Wohin geht’s du, woher kommst du? Wozu das Ganze? Das sollte klar sein, um immer eine proaktive Ausrichtung beibehalten zu können und auch um abschätzen zu können, dass da, wo der Coach dem Coachee hinhilft, er auch wirklich hin will. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 292 20. Fall 1: Blockade „Guten Tag, Herr M., ich bin heute Ihr Trading-Coach. Was ist Ihr Thema?“ Häufige Antworten: „Kann die Order nicht abschicken.“ „Kann die Position nicht schließen.“ Der häufigste Fall im Coaching von Tradern ist die Blockade. Der Trader kann keine Trades durchführen, kann seine Order nicht abschicken. Entweder ist der Trader nicht mehr in der Lage Trades zu eröffnen. Oder er bringt nicht mehr die Kraft auf eine Position zu schließen. Weil der Verlust höher wäre, als er ertragen kann, lässt er den Verlust bis zum Totalverlust laufen. Wir wollen uns aber erst einmal vor allem mit der Blockade vor Eröffnung eines Trades befassen. Diese kann sich ganz manifest körperlich äußern. Eine unterbewusste Sperre verhinderte, den Hörer in die Hand zu nehmen, die Mouse für den entscheidenden Mouseclick zu bedienen, die Hand am Floor zu heben. Vorausgegangen ist meist eine Verlustphase, die unverdaut ist. Bevor wir diese Blockade, die auf einem „Nein!“ im Unterbewusstsein beruht, auflösen, wollen wir sicher stellen, dass der Trader-Klient einen Handelsplan hat, der Aussicht hat. Das ist in den wenigsten Fällen der Fall. Wenn wir diesem Trader die Blockade beseitigen, wird er weiter Verluste machen. Die Blockade ist also sinnvoll und wir sollten sie solange belassen, bis dieser Trader einen Handelsplan hat, der das Unterbewusstsein des Traders überzeugt. Im Zusatz-Kapitel 27 ist dargestellt, was ein vollständiger Handelsplan ist. Bevor ein Trader nicht einen solchen hat, sollte er blockiert bleiben. Dabei unterschätzen die meisten, was ein vollständiger Handelsplan beinhaltet. Solange es Entscheidungsspielraum gibt in dem Plan eines Traders, wird er sich Möglichkeiten des Dilemmas und des Unentscheidbaren offen halten. Unsere psychologische Disposition ist mitunter nicht so, dass wir entscheiden können. Wir denken, wir entscheiden rational und kalkuliert. Das aber gibt es nicht. Wir erinnern uns an Phineas Gigg, den Mann ohne emotionales Zentrum. Wir entscheiden emotional und unsere heutige emotionale Entscheidung ist geprägt von früheren Erfahrungen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 293 Entscheidungen sollten außerhalb des Tradings gefunden werden. Während des Tradings sollten wir nur ausführen. Der Feldherr macht seinen Plan am besten vor dem Trading und optimiert diesen danach. In der Schlacht sollten wir den Plan durchführen und nicht über ihn nachdenken. Da sind wir Krieger und kein Feldherr. Lesen Sie also bitter erst Kapitel 27 über den vollständigen Handelsplan, bevor Sie sich oder andere von einer Handelsblockade befreien. Meist beruht die Blockade auf einem inneren Konflikt. Zwei Seiten unserer Persönlichkeit bekriegen sich so, dass sie sich gegenseitig blockieren und wir zu gar nichts kommen. Die eine Seite sagt: „Ich muss traden. Ich will Gewinne machen. Ich weiß, dass es geht. Unser Plan ist gut!“ Die andere Seite sagt: „Aber wir haben hart für dieses Geld gearbeitet. Wir brauchen das Geld. Wir haben schon Verluste gemacht. Wir wollen nicht verlieren! Wir können kein Risiko mehr eingehen!“ Und während diese beiden Seiten noch streiten, läuft der Markt davon. Derartige Konflikte sind auch im täglichen Leben nicht unüblich. „Soll ich sie nun ansprechen oder nicht?“ „Ach, das hat doch keinen Sinn, die ist bestimmt nur an Porsche-Fahrern interessiert!“ Und schon war so ein Playboy schneller und ihr flehender Blick um Kontakt mit einem Fahrer solider Mittelklasse wurde übersehen. „Soll ich etwas für meine Gesundheit tun?“ „Sterben müssen wir eh. Gönn dir noch ein Glas!“ „Aber ich will doch fit sein!“ „Ach komm, das eine Glas!“ Es gibt meist einen proaktiven und einen reaktiven Teil. Unsere moralische Sympathie ist meist mit dem proaktiven Teil. Es ist aber oft so, dass die in dem reaktiven Teil verborgene Energie den entscheidenden Impuls geben kann. Wir sollten gerade dem blockierenden Teil Interesse entgegenbringen. Gefährlicher ist die Blockade, die dazu führt, dass ein Verlusttrade nicht geschlossen wird, weil der dann realisierte Verlust zu schmerzhaft wäre. Das kann tödlich sein. Wir haben eine Parts Integration mit einem derartigen inneren Konflikt („Lass uns Schluss machen!“ „Nein, warte noch ein wenig ab, es dreht gleich!“) bereits in Kapitel 10 dargestellt. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 294 Wichtig ist es, das jeweilige Verhalten von der dieses Verhalten motivierenden Absicht zu trennen. Denn die Absicht ist immer unterstützend gemeint. Und es gibt eine gemeinsame Absicht der Teile, die sich im Konflikt befinden, die sie nur unterschiedlich verwirklichen. Also: „Ich traue mich nicht mehr in den Markt. Ich kann meine Trades nicht mehr durchführen!“ „Wie genau hindern Sie sich?“ „Immer, wenn ich ein Signal von meiner Chart-Software bekomme und in den Markt einsteigen will, sagt eine Stimme: ‚Warte noch!’, und dann ist die Situation vorbei!“ „Also, eine Seite will den Trade machen und die andere Seite sagt: ‚Warte noch!’?“ „Ja, so ist es! Es wird immer schlimmer. Ich kann gar nichts mehr machen!“ „Legen Sie bitte zwei leere DIN-A4-Blätter vor sich auf den Tisch. Schreiben Sie auf das eine ‚Trade-Macher’, oder wie Sie den nennen wollen, und auf das andere ‚Blockierer’. Machen Sie sich bewusst, wie Sie diese beiden Seiten mental repräsentieren! Füllen Sie einen der Fragebogen zur Mentalen Repräsentation zu diesen beiden Seiten aus! In welcher Qualität unterscheiden sie sich besonders?“ „‚Machers’ visuelle Repräsentation ist heller und ‚Blockierer’ hat so einen Klotz im Brustbereich.“ „Gut. Jetzt lassen Sie mal beide zu uns sprechen. Beginnen Sie doch mal mit ‚Macher’!“ „Also, ich weiß, dass im Markt was möglich ist und dass ich das auch kann!“ „Und ‚Blockierer’?“ „Das ist zuviel Geld, das wir riskieren, und sicher ist der Gewinn nicht und eigentlich kann ich es mir nicht leisten etwas zu verlieren.“ „’Kann nicht’ oder ‚will nicht’?“ „Ich will nichts verlieren. Ich habe für das Geld gearbeitet, meine Vorfahren haben für das Geld gearbeitet. Da steckt mehr Mühe drin, als dass man es mal so eben in 5 Minuten über die Klinge springen lassen kann.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 295 „O.K., danke. Was sagt ‚Macher’ dazu?“ „Ne, so ist das ja nicht. Wir setzen ja Stopps. Und es ist doch einfach. Der Kurs läuft ein bisschen und wir laufen mit.“ „Gut, bevor wir weiter streiten und verhandeln, möchte ich eine Frage stellen. Beginnen wir mit dir, ‚Macher’. Was ist der Wert, der dein Verhalten motiviert? Was ist dir wirklich wichtig? Schreiben Sie die Kriterien, die wir gleich finden, auf das Blatt Papier.“ „Tja nun. Ich möchte ‚Gewinne’.“ „Und wofür sind Gewinne wichtig? Was geben sie dir?“ „Sie geben mir Freiheit. Ich brauche diesen blöden Job nicht mehr machen.“ „Gut, Freiheit also. Und wofür ist Freiheit wichtig?“ „Freiheit ist wichtig. Dann kann ich ‚Ich selbst’ sein.“ „‚Ich selbst’. Und was gibt dir ‚Ich selbst sein’?“ „‚Ich selbst sein’, was wichtigeres gibt es nicht.“ „Gut, danke. Und ‚Blockierer’. Was ist dir wichtig? Was motiviert dein Verhalten des Blockens?“ „Ich blockiere, weil ich keine Verluste will!“ „Und was ist das, positiv ausgedrückt?“ „Wie meinst du ‚positiv’? ‚Keine Verluste’ ist doch was positives.“ „Ja, aber du hast es negativ, mit ‚keine’, ausgedrückt. Was wäre das positiv?“ „Na, ‚Sicherheit’.“ „O.K., ‚Sicherheit’. Und wofür ist Sicherheit wichtig?“ „Sicherheit gibt mir so ein rundes Gefühl. Sicherheit ist wichtig, um in dieser Welt zu bestehen.“ „In dieser Welt bestehen. Wofür das?“ „Wenn ich in der Welt bestehe, erfahre ich mich und lerne, was es heißt, wirklich „Ich selbst“ zu sein.“ „Ach, „Ich selbst sein“, das kommt mir bekannt vor. Will das ‚Macher’ nicht auch?“ „Ja, das will er auch. Klar.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 296 „ ‚Macher’, hast du mitbekommen, dass ‚Blockierer’ auch ‚Ich selbst sein’ am wichtigsten findet?“ „Ja, schon. Aber was soll dann das Blockieren? Das widerspricht sich.“ „Wieso? Es kann auch authentisch sein zu bremsen. Wenn es keine Bremsen gäbe, würde der Zug immer über die Station hinausschießen.“ „Gut. Was heißt das nun?“ „Dass ihr beide im Endeffekt dasselbe wollt.“ „Ja, was nun. Trade oder nicht?“ „Fragen wir ‚Blockierer’. ‚Blockierer’, du hast gehört, dass ‚Macher’ auch „Ich selbst sein’ am wichtigsten findet. Er tut das offensiv und du tust das defensiv.“ „Ja, das kann ich sehen.“ „Beide Verhalten sind Aspekte derselben Motivation. Es gibt ein Gaspedal und ein Bremspedal.“ „Ja, O.K. Du willst mir sagen, dass ich blockieren soll, aber erst nachdem das Auto losgefahren ist und wir auf eine Vorfahrtsstraße stoßen?“ „Ja, so ungefähr. Wir wollen aber wohl erst noch klären, ob das Auto für uns auch geeignet ist. ‚Macher’, ‚Blockierer ist damit O.K. erst zu bremsen, nachdem du losgefahren bist. Ich habe aber noch eine Frage: Bist du wirklich der Meinung, dass du gewinnträchtige Trades startest?“ „Eigentlich schon.“ „Wie hoch ist die Trefferquote?“ „Nun....80%.“ „Das ist unrealistisch. Mit welchem Ansatz willst du das erreichen?“ „Momentum-Scalps.“ „O.K., du weißt das amerikanische Fachwort, das beeindruckt mich aber nicht wirklich. Welche Stopps setzt du?“ „Eigentlich brauche ich keine Stopps.“ „Bei 80% Treffern gehen 2 von 10 Trades daneben. Wie begrenzt du deren Verlust?“ „Ja, ich gehe dann raus.“ „Wann genau weißt du, dass es Zeit ist raus zu gehen?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 297 „Ja, das sehe ich dann.“ „Das ist zu wenig und klingt gefährlich für mich. Wärest du bereit mit ‚Blockierer’ eine Exit-Strategie zu entwickeln, die genau definiert und berechnet ist?“ „Ja gut, ich muss wohl zustimmen.“ „Ja, das musst du, sonst geht die Totalblockade weiter. ‚Blockierer’ wärest du bereit, mit ‚Macher’ vernünftige Stopps zu berechnen und dann die Strategie starten zu lassen?“ „Ja, gerne. Es sollte aber vielleicht noch ermittelt werden, inwieweit dieses ‚Momentum Scalping’ überhaupt funktionieren kann.“ „Das ist richtig. Wie sieht es aus ‚Macher’?“ „Meinst du, dass es bessere Strategien gibt?“ „Das kommt drauf an. ‚Momentum Scalping’ ist was für sehr Rektionsschnelle. Bist du sehr reaktionsschnell?“ „Na ja.“ „Tja, da wäre jetzt ein schnelles ‚Ja’ ein gutes Signal für Reaktionsschnelle gewesen. Vielleicht solltest du dir gemeinsam mit ‚Blockierer’ eine etwas ruhigere Strategie entwickeln, so dass Gewinnziele und Stopps genau aufeinander abgestimmt werden können.“ „Ja gut, du hast wohl Recht. Ich werde ‚Blockierers’ Bedenken einbeziehen und mir noch mal Gedanken machen.“ „Ist das für dich gut so, ‚Blockierer’?“ „Ja, ich bin zufrieden und zuversichtlich. Ich sehe so gute Möglichkeiten und bekomme Lust aufs Trading.“ So kann der blockierende Konflikt in Verhandlung und potenzielle Lösung geführt werden. Meistens blockiert ein Teil des Unterbewusstseins zu Recht. Jede Minute länger bei der Entwicklung eines detaillierten und geprüften Handelsplans wird sich auszahlen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 298 21. Fall 2: Overtrading „Was ist Ihr Problem?“ „Ich habe einen guten Handelsplan. Aber ich mache immer wieder Trades, die in diesem nicht angezeigt sind. Dann mache ich Verluste und fange an meinen Plan ganz über den Haufen zu werfen um die Verluste wieder reinzuholen und dann geht der Stress los!“ „Sind Sie bei Ihrem Handelsplan immer engagiert oder meistens oder selten?“ „Meistens, würde ich sagen!“ „Ist die Zeit des Wartens auf ein Signal für Sie unangenehm?“ „Ja, schon. Wenn ich etwas anderes mache, verpasse ich bisweilen mein Signal und das ist doppelt ärgerlich. Warten und konzentriert bleiben, ist schwer!“ „Und dann haben Sie irgendwann keinen Bock mehr zu warten und legen schon mal los!“ „Ja, ich sage mir: Wenn du jetzt wartest, dass der Kurs auf den Preis geht, kannst du ja auch schon jetzt kaufen und die Bewegung schon mal mitnehmen.“ „Und wie ist es beim Schließen des Trades? Gehen Sie da auch manchmal zu früh raus und warten nicht geduldig ab?“ „Oh, ja natürlich!“ Spielsucht ist ein großes Problem. In unserer Zeit von „Brot und Spiele“ ist Spielsucht ein gesellschaftliches Phänomen. Spielsucht kann ähnliche Symptome hervorbringen wie eine Sucht, die durch Abhängigkeit von einem Rauschmittel oder einem Beruhigungsmittel entsteht. Der Entzug von der Spielsucht ist ebenso nicht einfach. Spielsüchtige veruntreuen Gelder, unterschlagen und betrügen. Denn die Finanzierung der Sucht ist aufwendig. Spielsüchtige finden wir in den Spielcasinos, auf Rennbahnen und natürlich an den Börsen. „Zocker“ ist der gängige Ausdruck für Spielsüchtige. Die Erfolgskurven der Zocker sind typische Weg-von-Kurven. Rauf und runter. Leider ist ihr Money-Management meist so, dass sie bei der Kurve nach oben vorsichtig agieren und bei der Bewegung nach unten voll engagiert sind, so dass der Verlust dann immer wieder ein Totalverlust ist. Die Ursache für die Sucht: Ein unbefriedigtes Bedürfnis wird durch das Spielen oder Spekulieren ersatzbefriedigt. Die Ersatzbefriedigung bringt aber nur Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 299 Betäubung und Verdrängung und keine wirkliche Erfüllung, so dass das Bedürfnis sich immer wieder meldet. Es gibt dieses Verhalten sowohl bei Tradern, die alleine agieren, als auch in Gesellschaft. Das unbefriedigte Bedürfnis bei den Allein-Tradern wird Zugehörigkeit sein. Wer „im Markt“ ist, ist nicht allein. Der positionierte Trader fühlt sich nicht als Außenseiter. Es gibt auch ein kollektives Verhalten des Verlierersein. In unserer Sozialgesellschaft wird ein Milieu von Zugehörigkeit durch Verlierertum geschaffen. Wenn Sie im Freundeskreis von Börsengewinnen erzählen, gelten sie als Prahler und Aufschneider. Wenn Sie Verluste gemacht haben und wie alle leidend sind, sind Sie den anderen wesentlich sympathischer. Interessant ist es in Hausse-Phasen wie Ende der 90er Jahren. Wenn die Gewinner so zunehmen, dass auch die notorischen Verlierer in den Markt einsteigen müssen und die soziale Bremse nicht mehr funktioniert. So wird das Szenario für den Crash geschaffen. Unbefriedigte Bedürfnisse können zweierlei Natur sein: physiologisch und sozial. Die fundamentalen physiologischen Bedürfnisse müssen erfüllt sein, sonst sterben wir oder werden krank. Atem, Essen und Trinken, Schutz, Schlafen und Träumen, Hygiene, konstante Temperatur. Ein besonderes physiologisches Bedürfnis ist Sex. Wir sterben nicht, wenn wir ohne Sex sind. Aber unsere Gattung stirbt aus, wenn sich keiner fortpflanzt. Also, definitiv: Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir leiden, wenn wir keinen Sex haben. Was hat die Börse mit Sex zu tun? Das können Sie nur selbst beantworten. Sicherlich ist eine weibliche Herangehensweise langfristig profitabler. Frauen wären wahrscheinlich die besseren Trader, es interessiert sie die Börse nur eher selten. Männer werden halt schneller unruhig und brauchen Abwechslung. Das ist das tief eingegrabene Programm der Fortpflanzung für die männliche Population: Möglichst oft, möglichst viele. Wenn für den Mann das Trading Sex-Ersatz ist, wird er zum „Möglichst oft, möglichst viele“ neigen. Die Daytrading-Center sind also eine Art Swinger-Club. Die Daytrader möchten „scalpen“. Jedes „Scalping“ gibt ihnen eine sexuelle Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 300 Aufregung. Leider ist es beim schnellen, kurzen Trading wie beim männlichen Sex: Die Kohle ist weg. Machen Sie sich bewusst, inwieweit Trading ein Sex-Ersatz ist und dass, sofern Sie ein Mann sind, es in der Natur des Sex ist, mit leeren Taschen dazustehen. Was sind die Auswege? Verändern Sie Ihren Sex. Es gibt in der asiatischen Esoterik bekanntlich Techniken der Vermeidung des männlichen Orgasmus. Sie müssen also zum Trading-Tantriker werden. Der erste Lernschritt im Tantra ist: Nicht der Orgasmus ist das Ziel, sondern der Akt als solcher. Sex als Meditation. Trading als Meditation. Der einfachere Weg ist: die Dinge zu trennen. Sorgen Sie für ein erfülltes Sexualleben und begreifen Sie Trading als Business, das Sie kalkuliert und cool durchführen. Trading kann und wird ebenso die Ersatzbefriedigung eines sozialen Bedürfnisses sein. „Ich muss dabei sein!“, dokumentiert einen Mangel an Zugehörigkeit. Wer einen Trade im Markt hat, ist in der globalen Community der Trader dabei. Die kennen Sie aber nicht persönlich und interessieren sich auch nur für Ihr Geld. Der Zocker ist meist nur dabei verlorenes Geld wieder reinzuholen. Und wenn er tatsächlich den Ausgleich geschafft hat, sagt er sich: „Nun will ich aber auch Gewinn, damit sich die ganze Anstrengung gelohnt hat!“ Und damit geht es dann meist wieder von vorne los. Die Scham darüber, dass Geld verzockt wurde, einzugestehen und zu zeigen, wäre ein befreiender Akt. In den Gruppen der Anonymen Alkoholiker (es gibt auch „Gamblers Anonymous“) ist ein wichtiger Schritt der, bei dem sich der Teilnehmer offenbart, „outet“. Durch die Anerkennung der Gruppe für diesen mutigen Schritt wird die Scham zugelassen und gefühlt. Der nächste Schritt ist dann, dieses Outing auch im ungeschützten Bereich der Angehörigen und Mitarbeiter zu tun und den Verlust aus der Zocker-Zeit zu realisieren und den Entzug mit dem Eingeständnis zu beginnen: „Es ist weg und ich bin nicht in der Lage, es je wieder reinzuholen!“ Wenn Sie Verluste gemacht haben, die größer sind als das, was vertretbar und erträglich ist: Stopp! Bevor Sie nicht aufgehört haben zu traden oder sonst wie um Geld zu spielen, können Sie nicht in die Gewinnzone kommen. Sie müssen Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 301 unbedingt erst eine innere Reinigung vornehmen und Sie müssen Ihre Finanzsituation konsolidieren und völlig im Griff haben. Sie können nur Geld riskieren, welches 10% bis 20% Ihres Anlagekapitals darstellt. Das restliche Anlagekapital sollte sichere Zinsen und Renditen einbringen. Wo immer ein Risiko des Verlustes besteht, sollte dieses nur einen Teil des Anlagekapitals betreffen, der verdaubar ist. Wenn Sie kein derartiges Anlagekapital haben: Finger weg! Die Gefahr des Verzockens des Ersparten und hart Erarbeiteten ist groß und Sie werden es wieder herausholen wollen und so schnappt die Falle zu. Wenn Sie Geld verloren haben und es schmerzt: • Was genau schmerzt? Ist es wirklich der Verlust von Geld, der schmerzt? • Der innere Mangel würde durch den Gewinn von Geld nicht beseitigt werden. • Trennen Sie Trading und soziale Bedürfnisse. Trading erfüllt keine Bedürfnisse. Es ist ein Sport für Erfüllte, die denen, die Erfüllung suchen, die gnadenlose Wirklichkeit servieren. „Sie machen also plötzliche Trades, die von Ihrem Handelsplan abweichen?“ „Ja, leider.“ „Erinnern Sie sich bitte mal an einen Moment, wo dieses passiert ist, genauer. Wie war es genau?“ „Ich fühlte mich unruhig. Ich musste etwas tun.“ „Mussten Sie sich irgendwie Platz und Respekt verschaffen?“ „Ja, so kann man das nennen.“ Die Emotion der Unruhe weist auf eine Störung im sozialen Bedürfnis des Respekts des Platzes und der Grenzen hin. Wenn dieses Bedürfnis erfüllt ist, fühlt man innere Ruhe. „Sicher ist Ihnen klar, dass Ihnen niemand Respekt zeigt, weil Sie einen Trade gemacht haben, oder?“ „Hmm, aber es gibt schon das Gefühl, wer zu sein. ‚Ich bin im Markt’!“ „Könnte es sein, dass der Respekt Ihres Platzes und Ihrer Grenzen geschwächt ist?“ „Wie meinen Sie das?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 302 So eine Frage kann natürlich schon als respektlos aufgefasst werden. Wir müssen also vorsichtig formulieren. Es kann helfen, den Klienten tiefer hineinzustoßen. Es ist nur die Frage, ob er dann noch unser Klient bleiben will. Wir sollten nur mit einem guten Kontakt zum Klienten diesen provozieren. „Sie fühlen sich ja unsicher oder unruhig, bevor Sie Ihren Handelsplan übergehen?“ „Ja, das stimmt.“ „Ich würde sagen, dass diese Unruhe nichts mit dem Markt zu tun hat, sondern mit einer früheren Lebenssituationen, in der Sie sich unsicher über Ihren Platz fühlten und evtl. unrespektiert.“ „Ach so. ja, das kann sein.“ „Wissen Sie, wann und wo das zuerst aufgetreten ist?“ „Nun ja, ich war der älteste Sohn und entsprach irgendwie nicht den Vorstellungen meines Vaters. Als mein Bruder geboren wurde, bekam der mehr diese männliche Unterstützung. Ich sollte wohl Mutters Sohn sein. Da fühlte ich mich schon nicht respektiert, wenn mein Bruder etwas machen sollte oder durfte, was eigentlich mir als Ältestem zugestanden hätte.“ „Ja, das kann einiges erklären. Sie spüren also immer diese Unruhe und sind sich nicht sicher, ob Sie berechtigt sind Ihren Platz einzunehmen?“ „So in etwa, ja.“ „Gut, ich würde damit gerne eine Karma-Line-Klärung machen. Als erstes möchte ich Sie nach der ursprünglichen Ursache befragen. Wir nehmen an, dass es ein Erstereignis gegeben hat, an dem Sie zum ersten Mal, die für Ihr weiteres Leben begrenzende Entscheidung getroffen haben: ‚Ich bekomme nicht den Respekt, den ich als ältester Sohn verdiene!’ Wir wollen mal Ihre Intuition befragen, wann das war. Wäre das O.K., das jetzt zu fragen?“ „Ja, das ist O.K.“ „Gut, wenn Sie es also intuitiv wüssten, und Ihr Unterbewusstsein wird auf eine eigene Art antworten: Wann war die ursprüngliche Ursache für den Mangel an Respekt. War diese Ursache vor, während oder nach der Geburt?“ „Mein Unterbewusstsein sagt: ‚Vor der Geburt.’“ „Im Mutterleib oder davor?“ „Im Mutterleib.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 303 „Im wievielten Monat im Mutterleib? Lassen Sie eine Zahl hochkommen!“ „7.“ „Gut, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrer Karma-Line auf. Schweben Sie über dem Punkt ‚Gegenwart’ in die Höhe und zurück zu Position 1, fast über dem Ereignis, das Ihr Unterbewusstsein als ursprüngliche Ursache kennt, dort im 7.Monat im Mutterleib. Geben Sie mir ein Signal, sobald Sie dort sind.“ „Mm.“ „O.K. Dann gehen Sie zu Position 2 direkt über dem Ereignis, so dass Sie von dort wahrnehmen können, was das Ereignis war. Das sind erst einmal nur Eindrücke, Assoziationen und Gefühle. Es wird sich dann aber verdichten.“ „Ja, ich bin da bei meiner Mutter im Bauch. Meine Eltern haben ein Gespräch und ich nehme das auf. Meine Mutter sagt, wie sehr sie sich darauf freut Mutter zu sein. Mein Vater ist etwas zurückhaltend. Er liebt meine Mutter und er fühlt sich ein wenig schuldig sie geschwängert zu haben und er beschließt, dass es ihr Kind sein soll, auch wenn es ein Junge wird.“ „Er bringt also ein Opfer aus Liebe für Ihre Mutter. Das Opfer betrifft aber seine Beziehung zu Ihnen.“ „Ja, so ist es.“ „Gut. Sie mögen jetzt alles Verstehen zu dieser Situation aufnehmen. Für welchem Bewusstseinsschritt könnten Sie sich das so erschaffen haben? Was hat Ihnen das für Ihr Leben gegeben?„ „Nun ja, ich bin nicht so ein Bastler und Fußballer und sonst wie typischer Junge geworden, sondern habe mich eher für Kunst und Lesen interessiert. Und eigentlich war das auch gut so. Ich liebe meinen Bruder zwar über alles, aber so ein Raubein wie der und jedes Wochenende mit dem Motorrad unterwegs, wollte ich auch nicht sein.“ „Gut, Sie mögen nun alles Lernen aufnehmen, welches in dieser Situation für Sie enthalten war und dann zu Position 3 schweben. Das ist weiter zurück in die Vergangenheit, höher und Sie drehen sich so, dass Sie Richtung Gegenwart schauen, dort über Ihrer Karma-Line. Wie ist es dort?“ „Gut. Alles O.K.!“ „Wie ist es dort mit Ihrem Platz und dem Respekt?“ „Kein Thema. Ich bin der Erstgeborene, aber ich muss mich nicht so verhalten.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 304 „Sie mögen sich nun vorstellen, dass aus den Tiefen des Weltalls eine Energie zu Ihnen strömt, eine Energie von Sicherheit und Respekt. Diese können Sie durch sich hindurch leiten, hinunter auf das jüngere Du dort im 7. Monat unten auf der Karma-Line.“ „Gut, das fühlt sich gut an. So wird es rund.“ „Sie mögen dann bitte hinunter schweben in das jüngere Du hinein, dort unten auf der Karma-Line. Sie mögen bitte überprüfen, dass die Erinnerung nun ohne einen emotionalen Stress ist und Sie es einfach als eine Erinnerung aufnehmen können.“ „Ja, das ist O.K.“ „Schweben Sie nun wieder zu Position 3, vor oder gegenwartsferner zu dem Ereignis, höher und mit Blickrichtung zur Gegenwart. Bitte schweben Sie nun zurück zur Gegenwart. Auf dem Weg zurück mag Ihr Unterbewusstsein alles Lernen aus mit diesem in Verbindung stehenden Ereignissen aufnehmen und alle unerwünschten Emotionen loslassen. Das kann es ganz automatisch auf dem Weg machen, bis Sie wieder hier sind.“ „Ja.“ „Unterbrechen wir kurz. Glauben Sie, dass Raumfahrt in Überlichtgeschwindigkeit möglich sein wird?“ „Wie bei WARP 7? Keine Ahnung.“ „Ich habe auch keine. Gehen Sie nun bitte noch einmal mit Ihrer Karma-Line in Verbindung. Gehen Sie an ein Ereignis aus jüngerer Vergangenheit, an dem Sie sonst diese Unruhe hatten und stellen Sie fest, ob sich der Zustand geändert hat.“ „Ja, ich fühle mich entspannt.“ „Gehen Sie nun an ein Ereignis in der nahen Zukunft auf der Karma-Line. Sie sitzen und warten auf ein Signal Ihrer Handelssoftware. Wie ist das?“ „Ich sitze und warte. Ich werde unruhig. Ich sage mir, dass es O.K. ist, nichts zu tun und richtige Jungs auch warten und inaktiv sein könnnen sollten.“ „Bravo. Dann kehren Sie bitte zum Punkt Gegenwart zurück. Seien Sie bitte wieder ganz Hier und Jetzt!“ Bei stärkerer Spiel-Sucht können auch die Drachen-Kreise anwenden und den Klienten erfahren lassen, wie es ganz ohne Respekt ist und darunter. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 305 Der Klient muss lernen sich den Respekt woanders zu holen. Der Klient soll erkennen, dass es in der Kindheit Missachtung seines Platzes und Ranges gab, er oder sie nun als Erwachsener aber für den Platz selbst sorgen kann. Es wäre gut, wenn sich der Klient einen Bodenanker oder einen Circle of Excellence um seinen Trading-Platz schafft, in dem Respekt des Platzes und der Grenzen geladen ist. Zusätzlich kann er sich seine „Heldenauszeichnungen“ auf den Schreibtisch stellen und sie ihre „Mutterschafts-Orden“. Es ist hilfreich Anker zu haben, an den man sich in schwachen Zeiten wieder aufladen kann. Was bestätigt Ihnen Ihren Wert und Ihren Rang? Das kann auch ein ganz ungewöhnliches Symbol sein. Und evtl. fühlt sich die Frau mit einem Blumenstrauß von ihrem Liebsten auf dem Tisch besonders hoch im Rang und der Mann mit den Bildern seiner Sprösslinge. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 306 22. Fall 3: Kaufen am High, Selling am Low „Ich verkaufe immer am Low und kaufe am High. Ich bin zu blöd!“ „Wenn Sie sich mal an eine Situation aus dem vergangenen Monat erinnern mögen, in der das so war. Haben Sie eine?“ Als erstes wollen wir herausfinden, wie genau der Klient es macht, das blöde Verhalten. Denn jeder hat da seinen ureigenen Weg. „Ja, also letzte Woche, da habe ich einen Gold-Future bei 360 gekauft. Heute ist der Preis bei 330. Dabei wusste ich doch, dass der Goldpreis übertrieben gestiegen war. Aber ich musste. Gestern habe ich mich mit 30 Punkten Verlust ausstoppen lassen. Wahrscheinlich steigt er nun wieder!“ „Kennen Sie das: Sie liegen immer genau daneben!?“ „Ja, leider nur zu gut.“ „OK, erinnern Sie sich bitte an den Moment kurz bevor Sie den Gold-Kontrakt long gegangen sind. Wie war das?“ „Nun ja, ich habe Gold schon eine Zeit beobachtet. Gold kommt eigentlich von 280 Dollar per Unze und hat eine ziemliche Bewegung gemacht. Ich war teilweise engagiert und habe Gewinne gemacht. Dann habe ich es ein wenig verpasst frühzeitig wieder einzusteigen. Aber ich wusste, dass der beste Einstieg bei einem Dip ist, wenn der Markt wieder zurückkommt. Aber der Markt stieg und stieg. Ich wollte nicht mehr abseits stehen. Es könnte sein, dass der Markt nie wieder fällt. Ich musste rein. Mein Kollege würde mich auslachen. ‚Was du machst doch immer Gold und jetzt ist er über 400 und du bist nicht dabei?’ Ich musste rein und wusste in dem Moment, dass das der falsche Moment war.“ „Gut, Sie haben gesagt: ‚Ich wollte nicht abseits stehen.“ „Ja, es war so, als ob nun alle Gold kaufen, nur ich nicht, der gesagt hatte, dass Gold steigt. Ich musste doch auch dabei sein.“ „Und Sie wollten auch im Kontakt mit dem Kollegen die Oberhand behalten?“ „Ja, so wichtig war das auch nicht.“ „Aber auch so ähnlich, nicht wahr?“ „Hmm, eventuell.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 307 „Wenn Sie dabei sein wollen, dann ist es ja eine an sich anonyme Masse von Gold-Tradern, bei der Sie dabei sein wollen. Wenn Sie sich mal bewusst machen, wie Sie diese innerlich darstellen, so dass Sie zu sagen können ‚Da muss ich jetzt bei sein!’“ „Hmm, also eigentlich höre ich das!“ „Was hören Sie?“ „Da schwillt so ein Gemurmel an. So ein Chor: ‚Gold, Gold, Gold!’“ „Da müssen Sie dann mitsingen!?“ „Ja, ab einer bestimmten Lautstärke muss ich mitbrüllen!“ „Gut, und sehen Sie da auch etwas?“ „Nein, eigentlich nicht!“ „Aber versuchen Sie es sich mal bewusst zu machen. Da ist auch etwas zu sehen von der brüllenden Masse!“ „Ja, da sind so Farben, so ein Haufen der größer wird!“ „Sehen sie genauer hin, wie sind die Details?“ „Hmm ja, es ist eine Masse schreiender Menschen, die mit den Armen fuchteln.“ „Was fühlen Sie, wenn Sie diese sehen?“ „Ich finde Sie ein wenig albern. Ein wenig abstoßend eigentlich.“ „Wenn Sie also zusätzlich zu dem Gebrülle oder Gemurmel auch etwas sehen ist der Drang dabei zu sein, nicht mehr so groß?“ „Ja, das stimmt. Wenn ich die Masse sehe, will ich weniger oder nicht in den Chor einstimmen. Bei Chören sind ja oft alle gleich gekleidet. Das widerstrebt mir. Ich will anders aussehen.“ „Wenn also der Gold-Markt auf 360 steigt und alles brüllt: ‚Kaufen, kaufen, kaufen!’ und Sie die dann sehen, die da brüllen, hätten Sie eine Distanz?“ „Ja, das stimmt. Ich würde zögern.“ „Gezögert haben Sie ja auch vorher.“ „Aber das war anders. Das war ja auch richtig, wenn ich das von jetzt aus betrachte. Für den ganz großen Move war der Markt noch nicht reif. Das habe ich ja gewusst und bin dann trotzdem eingestiegen, als ich es nicht mehr ausgehalten habe.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 308 „Und nun müssten Sie raus und das könnte der Startschuss für die große Rallye sein!?“ „So ist es!“ „Das wird oft so sein. Da könnte man ein Handelssystem draus machen. Erst einsteigen, wenn die, welche beim ersten Zucken reingesprungen sind, raus müssen.“ „Sehr witzig. Aber zutreffend. Wie würde man das sehen?“ „Es findet eine kleine Rallye statt, der Markt kommt zurück und macht dann einen Dip nach unten, als die Stopps rausgefegt werden und dann geht es los.“ „Also einsteigen, wenn es nach der Korrektur einen Dip gibt?“ „Ja. Bei anhaltender Großtrendeinschätzung indes. Es muss ja nicht funktionieren und es kann auch sein, dass die kleine Rallye ein Reinlocken vor dem großen Bärenmarkt war.“ „Und, nun?“ „Erinnern Sie sich an die Situation: Sie hören den Chor, der Sie zum Einsteigen auffordert. Es ist ein innerer Chor.“ „Ja, höre ich.“ „Und nun sehen Sie auch den Chor. Wollen Sie noch mitsingen?“ „Nein, irgendwie nicht. Ich habe Abstand.“ „Das ist die Anweisung: Bevor Sie in den Markt einsteigen, machen Sie eine visuelle Überprüfung! Sehen Sie sich das innere Bild an und fragen Sie sich, ob Sie tatsächlich mitsingen wollen!“ „Ja, visuell habe ich besseren Abstand!“ „Manchmal macht man Geld, in dem man mitsingt, manchmal wenn man draußen bleibt. Die Entscheidung ist mit Überblick und Distanz am besten zu treffen.“ „Danke.“ Bei dieser Intervention wurde also die unterbewusste Strategie des Klienten herausgefunden und um eine Komponente erweitert, so dass er mehr Wahrnehmungsmöglichkeiten und damit Wahlmöglichkeiten zur Verfügung hat. „Börse“ könnte so einfach sein: Kaufen am Low, verkaufen am High. Warum machen wir es eher meist umgekehrt? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 309 Wie ist es „im Leben“? Gehen wir in den Film, in den alle gehen? Müssen wir mitreden können? Oder schauen wir uns einen extravaganten Film an, der zum Überraschungserfolg wird und können so im Gespräch mit unseren Arbeitskollegen Punkte machen, weil wir sie darauf hingewiesen haben, dass das ein guter Film ist und sie auf ihren Parties damit Punkte machen können, wenn sie über diesen erzählen können, bevor es die Zeitungen tun? Nun, da die Kinoketten in ihrer Marktstrategie streng trendfolgend vorgehen, ist es schwer geworden im KinoBusiness noch antizyklisch Erfolge zu erzielen. Wie ist es mit der Mode? Laufen Sie hinterher oder denken Sie sich etwas neues aus? Diejenigen, die mit Mode Geld machen, denken sich natürlich etwas neues aus und müssen wiederum in dem Umfeld der Modemacher neues bringen ohne sich völlig aus dem kulturellen Kontext entfernt zu haben. Als Käufer in den Modeboutiquen können wir noch trendfolgend ein paar Punkte machen, indem wir ein wenig vor den Käufern in den Kaufhäusern mit etwas herumlaufen, mit dem in einigen Wochen alle herumlaufen. Aber etwas ganz neues starten, können vermutlich nur einige geniale Modedesigner und einige geniale Nonkonformisten in New York, London oder anderen Super-Metropolen. Ich kenne mich modemäßig eher nur mit Herrenmode aus. Nehmen wir Sakkos. In den letzten Jahren wechselte die Mode von Sakkos mit langem Revers und 2 Knöpfen über Sakkos mit 4 Knöpfen, von den zwei geschlossen wurden zu Sakkos mit drei Knöpfen und kurzem Revers, von denen zwei geschlossen wurden. Als Trainer stehe ich vor Menschen, die durchaus darauf achten, wie ich herumlaufe. Ich habe drei Möglichkeiten: Ich kann immer genau ein Sakkos im gegenwärtigen Modegeschmack tragen, ich kann an einer klassischen Linie konsequent festhalten, z.B. englisch-konservativ oder klassisch-italienisch Armani. Oder ich kann immer extravagante Designer-Sakkos tragen. Wir werden alle drei Strategien bei Menschen in der Öffentlichkeit beobachten können: • Moderatoren von Nachrichtensendungen nehmen meist den ersten Weg: Modegeschmack folgen. • Politiker den zweiten: klassisch konstant. • Kino-, Musik und Ex-Sportstars den dritten: konstant extravagant. Auf die Börse übertragen: Die ersten versuchen einen Trend früh zu treffen, die zweiten machen immer dasselbe und vertrauen darauf, dass die Börse das auch tut, die dritten machen immer was anderes und vertrauen darauf, dass die Börse beeindruckt ist. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 310 Es geht also um das angemessene Verhalten in sozialen Kontexten. Man kann mit konformem wie mit non-konformem Verhalten Erfolg haben. Es kommt auf die Strategie an. Als Konformist sollte man schnell sein. Als NonKonformist sollte man beharrlich sein. Wer als Non-Konformist einknickt und mit der Masse mitlaufen will, läuft Gefahr doppelt zu verlieren. Wer als Konformist nicht rechzeitig den Abgrund wittert, macht genau so viel Gewinn wie die Masse. Wer Gewinn machen will, muss riskieren können etwas zu verpassen. Wer auf jeder Party bis zuletzt mittanzt, wird nicht unbedingt zum Beliebtesten. Die Beliebten sind schon in den Betten, wenn auch nicht allein. Auf jeden Fall sollten Sie die Klärungen auf der Karma-Line von Angst und Gier durchführen. Gelassenheit ist immer hilfreich um im richtigen Moment mitzutanzen und im richtigen Moment tanzen zu lassen. Bei dem Fall des Verkaufens am Low gibt es in der modernen Finanzwelt zwei Motivationen: Gier und Angst. Gier, wenn man an diesem Punkt mit einem Derivat „Short geht“, also eine neue Position durch Leerverkauf eröffnet. Es ist hingegen Angst, wenn man eine bestehende Long-Position am Low schließt. Gier und Angst sind an sich nichts schlechtes. Es sind Emotionen, die uns im Leben schützen und weiterhelfen. Der richtig Gierige wird motiviert sein für Gewinne. Der Vorsichtige wird Stopps einhalten. Wir müssen uns nur davor hüten, dass alte, unverdaute Gefühle in einer spannenden Situation aktiviert werden und unsere Entscheidung negativ beeinflussen. Vielleicht kennen wir die Panik aus einem anderen Zusammenhang. Dann sollten wir auf jeden Fall eine Karma-Line-Klärung von Angst oder sogar Panik durchführen, damit die alte Emotion aus dem System gelöst wird. Gier ist ein gesteigertes Verlangen. Verlangen heißt: Etwas ist unbefriedigt. Der Trade wird es nicht befriedigen können. Der Trade ist nur eine Droge. Der Gelassene und Gleichmütige wird dem Gierigen überlegen sein. Wie wird man gelassen und gleichmütig? Betrachten Sie die Situation in einem ganz großen Rahmen. Chancen an der Börse gibt es fortwährend. Die Börse ist Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 311 manifestierte Chance. Eine verpasste Chance ist nichts wirklich schlimmes. Es kommt eine neue. Machen Sie jeden Morgen eine kleine Meditation, ein kleines Gebet: „Ich habe das Recht mein Leben zu leben. Ich bekomme, was ich brauche. Ich gehöre dazu. Mein Grenzen und mein Platz sind geachtet. Ich habe ausreichend Raum. Ich bekomme Unterstützung und Anregung. Ich bin es wert.“ Oder selbst-verursacht aktiv: „Ich gebe mir Anerkennung und Wertschätzung. Ich gebe mir Unterstützung und suche mir Anregung. Ich gebe mir den Raum für Ausdruck. Ich gebe mir den Respekt meiner Grenzen und meines Platzes. Ich gebe mir Zugehörigkeit. Ich gebe mir Zuwendung und Nährung. Ich gebe mir das Lebensrecht.“ Orientieren Sie sich so auf Ihre Erfüllung. Trading ist ein Geschäft. Es erfüllt keine Bedürfnisse. Es bringt „nur“ Geld. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 312 23. Fall 4: Ein Verlust macht viele Gewinne platt Ich habe viele Trader erlebt und beobachtet. Alle handelten die Gelder ihrer Kunden nach bestem Denken, denn je mehr Gewinne sie machten, desto mehr Kommissionen und Gewinnbeteiligungen konnten sie erzielen und desto länger konnten sie das Konto halten und daran verdienen. Meist konnte ich die Positionen der Kundenberater als Kontra-Indikator nehmen, denn über kurz oder lang landeten deren Kundenkonten immer im Verlust. Dabei bemühten sich diese durchaus und bauten durch stetige Gewinne und kleine Verluste die Konten auf. Wieso verloren sie dennoch? Es war immer ein einziger Trade, bei dem sie den Ausstieg verpassten. Und dieser eine Trade lief derart ins Minus, dass sich das Konto nicht mehr davon erholte. Wie konnte das passieren? Wenn man sich ein wenig mit der Psychologie des Tradens beschäftigt, wird klar, dass es nahezu unausweichlich ist, dass es so kommt. Die Ursache ist „Webers Gesetz“. Dieser fand einer der Pioniere der Psycho-Physik, der Leipziger Professor Ernst Heinrich Weber (1795-1878). Webers Gesetz: Ein Stimulus wird im Vergleich zu dem vorhergehenden Stimulus bewertet. Wenn also ein Gewinn gemacht wird, wird der nächste Gewinn im Vergleich zu diesem bewertet. Wir machen einen ersten Gewinn von 30 Punkten. Diese beziehen wir auf 0, da der Trade davor ja ein Nulltrade war. 30 Punkte, z.B. im DAX-Futures, soll ein guter Gewinn sein. Der nächste Trade wird nun in Bezug auf diesen bewertet und nicht in Bezug auf 0. Wenn dieser auch 30 Punkte ist, wird er uns nicht so glücklich machen wie der erste. Wir werden daher einen höheren Gewinn anstreben. Ein kleinerer Gewinn wird uns eher ein wenig langweilen. Und so ist es bei jedem folgenden Trade, so dass unsere Erwartung immer höher wird. Und unsere Bereitschaft den Trade mit kleinem Verlust mitzunehmen wird genauso abnehmen. Wir werden die Verluste immer geringer bewerten und unachtsam werden. Mit dem in den vorherigen Kapiteln, besonders die Techniken in Kapitel 11, 12, 15 und eventuell 17, dargestellten können wir es einrichten, dass wir unsere Erwartungshaltung immer wieder auf 0 stellen oder den Möglichkeiten anpassen. Wir wollen uns selbst so managen können, dass die Erwartung bezüglich des Einzeltrades nicht mit dem Gewinn steigt, sondern immer wieder auf 0 gestellt ist. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 313 Eine ähnliche Dynamik haben wir ja auch in unserem Leben und ein unausweichlich zu scheinender Lebensfrust stellt sich gerade bei erfolgreichen Menschen ein. Wenn wir immer wieder mit der Erwartungshaltung des Anfängers an die Sache frisch herangehen, können wir uns auch wie dieser über kleine Erfolge freuen. Wir sind aber keine Anfänger, wir haben Erfahrung. Wir sollten daher unsere kurzfristige Erwartungshaltung immer wieder „ent-webern“. Nur dann ist unsere Erwartungshaltung frisch, offen und auch vorsichtig. Also, wie genau? Unsere Erwartung ist durch eine Mentale Repräsentation bestimmt. An dieser messen wir die aktuelle Situation. Trifft das Ergebnis die Erwartung, sind wir zufrieden, sonst eher nicht. Erwartung und Ergebnis unterscheiden sich in einer (oder mehreren, aber eine wird meist der „Driver“ sein) strukturellen Qualität. Diese ist individuell unterschiedlich und wir wollen diese erst einmal herausfinden. Nehmen wir erst einmal ein Beispiel aus dem Alltagsleben: Vielleicht fahren Sie jeden Tag eine Strecke zu Ihrem Arbeitsplatz. Der Verkehr wird unterschiedlich sein. Sie werden unterschiedlich lange brauchen. Ich möchte bei diesem Beispiel meine Erfahrung als täglicher Pendler mit dem Auto von einem südlichen Vorort Hamburgs über die Elbbrücken in die Hamburger City nehmen. Sie können den Vorgang auf einen eigenen Erfahrungsbereich, in dem Erwartung und Ergebnis in einer Wechselbeziehung stehen, übertragen. Das tägliche Verkehrsaufkommen auf der Strecke ist recht unterschiedlich. Es gibt gewisse saisonale Muster: Montags ist mehr Verkehr, in Ferienzeiten ist das Aufkommen an PKWs deutlich geringer. Die Erwartung, mit der ich morgens losfahre, hat natürlich keinen Einfluss darauf, ob Stau ist oder nicht. Es hat aber Einfluss darauf, wie ich gestimmt bin. Wenn ich realistisch und gut gestimmt bin, treffe ich bezüglich der genauen Strecke und der Wahl der Spuren (die betreffenden Autobahn ist drei bis vierspurig und es gibt eine Seitenstrecke, die ein Umweg ist, der bei Stau dennoch schneller ist) günstigere Entscheidungen. Wenn ich mit dem Stau hadere, verkrampfe ich mich und finde mich meist in der langsamsten Spur wieder. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 314 Es ist eventuell auch gleichgültig, ob die Stimmung einen Einfluss auf die Fahrtzeit hat (diese kann eine halbe Stunde bis zu 90 Minuten betragen). Wenn meine Stimmung auch bei Stau und langer Fahrtzeit bei Ankunft gut ist, kann ich den weiteren Tag wohlgestimmt beginnen und das hilft natürlich beim Trading oder bei unternehmerischen Entscheidungen oder bei der korrekten Bestellung eines „Grande low-fat Latte Macchiato mit Extra-Shot to go“ im Balzac Coffee Shop. Also: Wie genau ist und wie genau verändert sich die Mentale Repräsentation der Erwartung an den morgendlichen Weg? Vor dem inneren Auge sehe ich Autos auf der Strecke, ruhig fließend. Das Bild ist eher hell, scharf, es ist Bewegung darin, das Bild ist leicht oval und groß und links vorne vor mir. Vor dem inneren Ohr höre ich ruhiges Motorengeräusch, es kommt eher von hinten, ist andauernd, tief, monoton. Das somato-sensorische Gefühl auf der Haut ist neutral. Auffällig ist das Gefühl von Geschwindigkeit, ein propriozeptives oder kinesthetisches Körpergefühl. Eher ruhig. Gerüche oder Geschmäcker sind mit der Mentalen Repräsentation der Erwartung nicht verbunden. Wie ist nun die Mentale Repräsentation der Erwartung verändert nach einem Tag mit einer Fahrt in Rekordzeit? Es ist heller und das kinesthetische Gefühl ist schneller geworden. Das Bild ist etwas weiter weg. Und wie ist es nach einer Fahrt mit Staus? Es ist dunkler geworden und näher dran und das kinesthetische Gefühl natürlich stockend und langsam. Wir checken nun dieses drei einzeln durch, um herauszufinden, welche Qualität den entscheidenden Einfluss hat oder ob es zwei oder alle drei sind. Wir gehen von der ersten, der neutralen Repräsentation aus. Nun verändern wir lediglich die Helligkeit. Die Veränderung bleibt auf die Qualität begrenzt, der Rest Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 315 bleibt unverändert. Wir drehen die Helligkeits-Schraube zurück auf die vorherige Einstellung. Wir stellen dann die Entfernung des Bildes unterschiedlich ein. Wenn es näher ist, verändert sich auch das kinesthetische Gefühl, die Bewegung stockt. Wenn es weiter weg ist, wird die Bewegung fließender und schneller. Die Entfernung des Bildes ist also der Driver. Wir stellen wieder die Ersteinstellung ein. Was machen wir nun mit dem Wissen um den Driver? Das hängt davon ab, ob wir unsere Erwartung an die Fahrt auf easy, neutral oder „Es wird Stau geben!“ einstellen wollen. Eventuell sagen Sie: „Natürlich auf ‚easy’! Dann geht alles leichter!“ Aber so einfach ist es nicht. Gerade der Erfolg bringt größte Gefahr. Denn es gibt Staus. Wir wollen nicht so naiv sein zu glauben, dass wir „Parkplätze mental kreieren könnten“, wie es einige Motivations-Gurus glauben machen möchten. Wir möchten vielmehr mit jeder Situation und Herausforderung angemessen umgehen können. Wenn wir die Erwartungs-Einstellung auf „easy“ stellen und es ist Stau, sind wir enttäuscht. Die neutrale Einstellung ist günstiger. Wir können bei der konkreten Wahrnehmung der Situation ja flexibel anpassen. Vor der Fahrt sollten wir für alle Möglichkeiten offen sein. Mit der Einstellung der Entfernung der visuellen Komponente der Erwartungs-Repräsentation können wir immer wieder auf „neutral“ stellen. Die neutrale Repräsentation sollten wir ganz genau ermitteln. Denn nach einer flüssigen Fahrt oder nach einer ganzen Woche flüssiger Fahrt ist unsere Erwartung naturgemäß optimistischer. Wenn dann das Straßenbauamt zu der Überzeugung kommt, dass eine gute Gelegenheit gekommen ist, eine Spur zu sperren, um die weißen Markierungen nachzuziehen, und so unverhofft ein schöner Stau produziert wird, sind wir erbost und gehen nicht rechtzeitig auf die rechte Spur. Denn es war die Spur ganz links, die gesperrt wurde, und die beiden linken Spuren mussten einfädeln, während rechts die LKWs vorbeiziehen konnten. „War doch klar, wussten wir doch, dass rechts schneller ist!“ Zu spät. Tun muss man. Nachträgliches Besserwissen interessiert nicht. Wir werden bei einer statistischen Untersuchung der Fahrtzeiten feststellen, dass der Fahrer, der seine Erwartung immer wieder frisch auf neutral stellt, die besten Zeiten erreichen wird. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 316 Der Fahrer mit der pessimistischen Erwartung wird sich zwar nie ärgern, aber er wird zu verhalten bei freier Strecke sein. Die Übung ist also einfach: Ich bestimme die neutrale Einstellung des Drivers, der Entfernung des inneren Bildes, und stelle des Morgens diese immer wieder auf diese Einstellung ein. Wie können wir das auf das Trading übertragen? Ganz einfach: Sie haben einen Handelsansatz entwickelt und wollen diesen konsequent und diszipliniert durchführen. Wie sieht die Mentale Repräsentation der Erwartung aus? Sie werden für den Moment des Erfolgs eine symbolische Darstellung aus visuellen, auditiven, somato-sensorischen, gustatorischen und olfaktorischen Elementen haben. Notieren Sie diese. Nun läuft der Trade in ihre Richtung und Sie machen einen Gewinn. Alles nach Plan. Nehmen Sie nun wahr, wie die Mentale Repräsentation der Erwartung sich verändert hat. Stellen Sie die Repräsentation der Erwartung zurück auf den Ausgangszustand. Stellen Sie sich nun vor, dass es gegen Sie läuft (was aber ja immer noch gemäß des erarbeiteten Handelsansatzes ist, 100% Trefferquote gibt es nicht.) und Sie einen Verlusttrade machen. Wie ist die Mentale Repräsentation nun? (Und stellen Sie diese dann auf die Ausgangsstellung zurück.) Welche Qualität genau macht den Unterschied? Vergleichen Sie die einzelnen Qualitäten und überprüfen Sie die, die unterschiedlich sind, auf ihre DriverQualitäten. Stellen Sie sich nun wieder vor, dass Sie einen Gewinn-Trade gemacht haben. Die Mentale Repräsentation der Erwartung ist verändert. Jetzt machen Sie noch einmal denselben Gewinn wie beim ersten. Ist die Freude genau so groß, größer oder kleiner? Gemäß unserer Theorie sollte die Freude etwas kleiner geworden sein. Unsere Erwartung wird größer und wir stumpfen ab, das ist natürlich. Es ist aber für die Disziplin nicht hilfreich. Gehen Sie wieder zurück zu: Repräsentation nach einem ersten Gewinn. Stellen Sie nun die Erwartungs-Repräsentation wieder auf den neutralen Zustand des Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 317 Beginns. Stellen Sie sich nun vor, dass wieder ein Gewinn eintritt. Die Freude wird gleich sein wie beim ersten Gewinn. „Beginners Mind is Right Mind!“, heißt es im Zen-Buddhismus. „Anfänger-Geist ist rechter Geist!“ Wir können uns per Bewusstheit der Driver-Qualität der ErwartungsRepräsentation diesen Geist einstellen. Es wird sinnvoll sein zwischen kurzfristiger Erwartung und langfristiger Erwartung zu unterscheiden. Bei der kurzfristigen sollten wir das eben beschriebene Verfahren des Einstellens auf neutralen Zustand wählen. Bei der langfristigen Erwartung kommen die Erwägungen aus dem Kapitel 19 Abschnitt „Planung und Strategie“ zum Tragen. Da unsere Performance hoffentlich kontinuierlich steigt, sollte auch unsere Erwartung bezüglich unseres JahresErgebnis steigen. Sonst bringen wir sie gemäß unserer Erwartung immer wieder auf 0. Wir sollten die langfristige Erwartung als Gleitenden Durchschnitt flexibel gestalten und außerordentliche Ergebnisse im Positiven wie im Negativen vernachlässigen. Vielleicht sollten wir die Erwartung in Erweiterung der Aussagen in 19.10. so wählen, dass wir das obere Bollinger-Band als Richtung nehmen, um eine gewisse positive Dynamik drin zu haben. Es könnte dann aber sein, dass uns DrawdownPhasen zu sehr frustrieren. Selbstverständlich sollten Sie sich selbst Gedanken machen und die langfristige Erwartung selbst wählen und eventuell so die Fähigkeit erlangen, diese flexibel der Umgebung und den Wahrnehmungen derselben anzupassen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 318 24. Fall 5: Gewinne zu früh mitnehmen „Ich habe ein Handelssystem, welches eigentlich ganz gut ist. Ich nehme nur die Gewinner zu früh raus.“ „Es ist also kein mechanisches System, sondern Sie treffen die Ein- und Ausstiegsentscheidung nach bestimmten Parametern?“ „Ja.“ „Sind die Parameter eindeutig oder haben Sie Interpretationsspielraum?“ Die Frage ist, ob das System für diesen Trader ungeeignet ist, ob er einfach nur undiszipliniert ist oder ob das System gar kein volles System ist und er „diskretionär“ handelt. „Eigentlich habe ich ein Gewinnziel und einen Trailing-Stop. In der Ausführung ist natürlich etwas Ermessenspielraum. Ich gehe aber immer eher zu früh raus.“ „O.K. Wussten Sie, dass das genau das ist, was zu erwarten ist? Dass wir als Menschen so gestrickt sind, dass wir nicht anders können?“ „Nein, wieso?“ „Sie haben vielleicht von der psychologischen Trading-Theorie des Behavioral Finance gehört. Darin gibt es die sogenannte „Prospect Theory“ von Kahnemann und Tversky, für die Prof. Kahnemann übrigens den Nobelpreis 2002 bekam. Prof. Tversky ist leider gestorben, bevor er diesen bekommen konnte. Die Prospect Theory weist nach, dass der Schmerz über Verluste ungefähr dreimal so groß ist wie die Freude am Gewinn. Wir bewerten also Verlust viel höher als Gewinne. Sie werden also im Trading immer den potenziellen Gewinn und den potenziellen Verlust abgleichen. Dabei werden Sie vermutlich auch den wieder entgangenen Gewinn als potenziellen Verlust werten. Lassen Sie uns das mal erproben.“ „O.K.!“ „Stellen Sie sich vor, Sie sind bei 3000 in einer Trendbewegung long gegangen im DAX. Sie haben einen Stop von 20 Punkten und möchten 60 Punkte Gewinn mitnehmen.“ „Gut, kann ich mir vorstellen.“ „Das Gefühl von Gewinnchance und Verlustrisiko ist ausgeglichen, bzw. die Gewinnchance ist größer als das Verlustrisiko?“ „Ja.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 319 „Das ist ein optimistisches Gefühl?“ „Ja, ich bin erwartungsvoll gestimmt.“ „Gut, nun steigt der Kurs auf 3010.“ „Das fühlt sich gut an, der Kurs läuft in meine Richtung.“ „Der Kurs läuft auf 3020.“ „Noch besser.“ „Der Kurs fällt wieder auf 3010.“ „Hmm.“ „Der Kurs steigt auf 3020.“ „Ja.“ „Ist das positive Gefühl nun dasselbe positive Gefühl wie beim ersten Mal 3020?“ „Nein. Ich bin ein wenig unsicher geworden.“ „Der schon erreichte Gewinn könnte verloren gehen?“ „Ja. Ich will nichts verlieren.“ „Nun steigt der Kurs auf 3030.“ „Ich fühle mich auf eher schwankendem Grund, aber ich würde weiter drin bleiben.“ „Gut. Nun fällt der Kurs wieder auf 3020.“ „Uh.“ „Nun fällt er auf 3010.“ „Oh je.“ „Nun geht er auf 3020.“ „Ich würde rausgehen. Ja, ich gehe raus.“ „Danach geht er auf 3030, 3040, 3050, 3060.“ „Klar.“ „Als erstes sollten Sie sich keine Vorwürfe machen oder irgendwie negativ beurteilen. Es ist das ganz natürliche menschliche Verhalten. Sie können gar nicht anders. ‚Gewinne laufen lassen’ ist schwierig für uns. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 320 Wir wollen das mal herausarbeiten. Dann könne wir auch Techniken der Lösung anbieten. Erinnern Sie bitte die Ausgangssituation. Sie hatten eine Erwartung an möglichem Verlust von 20 Punkten und eine Erwartung von Gewinn, 60 Punkte. „Wie fühlen Sie die beiden, bzw. wie nehmen Sie diese wahr?“ „Das Risiko ist so ein leicht mulmiges Gefühl im Solarplexus. Die Chance auf Gewinn ist ein freudiges Gefühl in der Brust.“ „Ich nehme an, dass beide durch Bilder und Töne, Stimmen verbunden sind. Was sehen Sie vor Ihrem inneren Auge, wenn Sie an das Risiko denken?“ „Ich sehe ein Zahl mit einem minus auf dem Kontoauszug und den Chart mit einer Bewegung nach unten auf 2980.“ „Was hören sie, was sagen Sie zu sich selbst?“ „Hmm, so etwas wie ‚Schade’. Und ein Seufzer vielleicht.“ „Gut, nun zur Gewinnchance.“ „Da sehe ich den Chart gestiegen auf 3060 und ich sehe mich auf einer Veranda beim entspannten Frühstück mit meiner Freundin und die Sonne scheint. Ich höre Lachen.“ „Gut. Danke. Das Helle bei dem Bild von Chance ist stärker als das Dunkel bei Risiko. Es gibt also ein Gesamtbild aus der Mischung. Auf der einen Seite scheint die Sonne und hinten in der Ferne sind ein paar Wolken?“ „Ja, so passt es.“ „Gut, gehen wir also auf 3010.“ „Die Sonne wird heller und die Wolken verblassen.“ „Gehen wir auf 3020.“ „Es wird schön warm.“ „Wieder auf 3010.“ „Oh. Jetzt sind da Wolken.“ „Sind da mehr oder weniger Wolken wie bei dem ersten Mal 3010?“ „Mehr.“ „Sind da mehr oder weniger Wolken wie beim Anfang bei 3000?“ „Ja genau so viele sind es!“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 321 „Das Verhältnis von Gewinn zu Chance wird also jetzt wie am Anfang bewertet.“ „Ja, irgendwie ja.“ Das Verhältnis am Anfang war 60:20, nun ist es auch 60:20. Es ist auf dem ganzen Weg 60:20. Wir bewerten aber die Wahrscheinlichkeit unterschiedlich. Beim ersten 3010 hat sich die Wahrscheinlichkeit für die Chance scheinbar verbessert: Wir zählen 10 Punkte hinzu und bei Risiko ab, also 70:10. Bei 3020 sind wir schon bei 80:0. Beim zweiten Mal 3010 zähen wir den entgangenen Gewinn dem Risiko hinzu. Wir gehen nicht auf 70:10, sondern auf 60:20, weil wir zusätzlich zum Neuberechnen den entgangenen Gewinn hinzurechnen. Das zweite mal 3020 ist dann nur noch wie 70:10. Wir sollten also bewusst die Mentalen Repräsentationen von Chance und Risiko wieder herstellen. Sie können auch ein kleines Experiment machen, besonders wenn Sie BehavioralFinance-Mensch sind: Stellen Sie sich vor, dass Sie 200 Punkte Gewinn machen können und ermitteln Sie die Mentale Repräsentation von diesem Zustand des Gewinnens. Dann stellen Sie sich vor, dass Sie 200 Punkte Verlust machen. Wie ist die Repräsentation? Was macht den Unterschied aus? Wie genau ist das eine die Repräsentation von Gewinn und die andere die Repräsentation von Verlust? Die 200 Punkte Verlust fühlen sich dreimal so schmerzend an wie die 200 Punkte Gewinn freudig. Wie ist das durch die Repräsentationen kodiert? Es könnte sein, dass die Verlustrepräsentation dreimal näher ist oder dreimal dunkler oder dreimal lauter oder dreimal das, was den Unterschied ausmacht. Nun, verändern Sie genau diese Komponente. Verändern Sie diese so, dass Verlust und Gewinn gleich sind, gleich weit weg oder gleich hell/dunkel oder gleich laut/leise oder was immer die unterscheidende Qualität ist. Sind nun Schmerz und Freud gleich? Sie können es sogar umdrehen. Wenn „Entfernung des Bildes“ die entscheidende Qualität ist: Machen Sie die Repräsentation von 200 Punkte Gewinn 3 mal so nahe wie die von 200 Punkte Verlust. Die Freude sollte nun größer als der Schmerz sein. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 322 Vorsicht. Die Grundeinstellung gemäß der Prospect Theory hat sich in einigen tausend Jahren der Evolution gebildet und bestätigt. Wir sollten damit nicht unbedacht umgehen. Sie können sich vorstellen, dass eine bleibende Veränderung weitreichende Folgen für unser Verhalten haben könnte. Im NLP (Neuro-Linguistischen Programmieren) ist die durch die Veränderung des aus Mentalen Repräsentationen und deren Qualitäten bestehenden ProgrammCodes erwirkte Veränderung auf Einstellung und Verhalten erstmalig erprobt und erforscht worden. Von der Wissenschaftsseite her sollte für den Umgang mit Qualitäten besonders die „Lehre von den Zeichen“, die Semiotik, für uns interessant sein. Hier gibt es bereits Richtungen der Bio-Semiotik und Psycho-Semiotik. „Neuro-Semiotik“ wäre evtl. ein Name für ein erweitertes, bzw. auf das Wesentliche konzentrierte, NLP. Zurück zum Klienten: „Also, Sie sind bei 3000, haben einen Stopp bei 20 Punkten Verlust und wollen 60 Punkte Gewinn mitnehmen.“ „Jo.“ „Nun geht der Kurs auf 3010. Die Sonne ist heller geworden und die Wolken weniger.“ „Jo.“ „Machen Sie nun die Sonne wieder etwas dunkler und ein paar Wolken rein, so dass die Repräsentation wieder wie bei 3000 ist.“ „Gut, mach ich.“ „Nun geht es auf 3020 und, nachdem Sie sich die Sache angeschaut haben, machen Sie die Repräsentation wieder wie bei 3000.“ „Jo.“ „Machen Sie jetzt jedes Mal wieder wie bei 3000.“ „Geht los!“ „3010.“ „3020.“ „3030.“ „3020“ „3010“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 323 „3020.“ Und?“ „Watt? Und?“ „Gehen Sie nun raus?“ „Nö.“ „Wieso nicht?“ „Ich will doch 60 Punkte Gewinn. 60!“ „3030.“ „3040.“ „3050.“ „3060.“ „Das passt.“ Wir können es also üben und lernen und nach einigem Trainieren wird sich die Einstellung des Verhältnisses von Gewinn und Verlust automatisch regeln. Aber Obacht! Sobald Sie merken, dass Sie zu früh realisieren, müssen Sie das wieder bewusst durchführen und überprüfen! Geht ja sekundenschnell, wenn man weiß, wie es geht. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 324 25. Fall 6: Ungünstige Zufälle Unsere Macht eine Welt zu erschaffen ist eventuell größer, als wir denken. Dieser Satz klingt widersprüchlich, denn es ist ja Denken, mit dem wir die Welt erschaffen. Es müsste genauer heißen: Unsere unterbewusste Macht eine Welt zu erschaffen ist größer, als wir bewusst denken. Selbsterfüllende Prophezeiungen erzeugen genau das, was wir erwarten. Wir fühlen uns gut, weil bestätigt. Nur leider sind die Prophezeiungen meist negativer Art und wir fühlen uns dann gut und bestätigt, dass das Negative eintrifft und wir eben nur arme Opfer sind und eigentlich keine Verantwortung haben. Dabei haben wir genau die Verantwortung. Was uns alarmieren sollte, sind „Zufälle“. Wenn Sie feststellen, dass es eine Verkettung unglücklicher Zufälle gibt, die für Verluste verantwortlich ist, sollten Sie sich das genauer anschauen. So wie dieser Trader, wir nennen ihn Donald, der im Coaching klagte: „Immer, wenn ich die Chance für einen Gewinntrade habe, fällt das Telefon aus!“ Ähnlichkeiten mit bekannten Personen aus Entenhausen sind rein zufällig. „Bei Ihnen fällt also mitunter das Telefon aus?“ „Ja, es ist wie verhext. Bestimmt steckt Gundel Gaukeley dahinter. Andere Leute haben keine Telefonausfälle. Mein Vetter Gustav, der Glückspilz, bekam sogar einen TDSL-Freifahrtschein.“ „Und wenn Sie einen Verlust-Trade durchgeben wollen, funktioniert es?“ „Ja, blöderweise. Es ist nur bei den richtig guten Situationen am Markt, wo das Telefon und meine Internetverbindung zusammenbricht.“ „Ich muss Sie vorwarnen, Herr Donald. Ich werde Ihnen sagen, dass Sie dafür Verantwortung haben!“ „Ich. Aber nein. So ein Quatsch.“ „Wer sonst?“ „Na, die Telefongesellschaft!“ „Aber die Telefongesellschaft ist, wie solche Gesellschaften eben sind. Sie wird Ihnen keinen Cent für Ihre entgangenen Gewinne zahlen.“ „Ne, keinen Cent. Die wissen noch nicht einmal, was Trading ist.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 325 „Haben Sie es schon einmal mit einer anderen Gesellschaft versucht?“ „Ja. Natürlich. Dasselbe Spiel.“ „Es wird überall dasselbe Spiel sein. Es ist Ihre unterbewusste Schöpfung!“ „Wie meinen Sie das?“ „Ich denke, dass unsere Power größer ist, als wir denken. Wir beeinflussen die Welt derart, dass wir Zufälle erschaffen. Das ist Magie. Leider ist es meist negativ wirkende Magie, denn wir suchen Entschuldigungen für unser Versagen. Dieselbe Kraft könnten wir positiv nutzen.“ „Dann könnte ich ja eine mentale Telekommunikations-Werkstatt anbieten, die weltweit Verbindungen flickt.“ Donald wollte sich mit Ironie retten. „Nein. Sie können nur Ihren eigenen Bereich erschaffen. Wenn andere Entschuldigungen brauchen, müssen Sie denen das schon lassen. Es gibt kollektive Schöpfungen und es ist natürlich sinnvoll, diese zu beeinflussen. Wir sollten aber bei uns selbst anfangen, das ist das sinnvollste.“ „Ich weiß nicht.“ „Nun gut. Sie sind ja hier und nicht die Telefongesellschaft. Sie möchten etwas verändert haben. Der einzige, der etwas verändern kann, sind Sie. Wenn Sie zusätzlich zur Telefongesellschaft noch jemand suchen, den Sie für ihre Verluste verantwortlich machen können, sind Sie bei mir falsch.“ „Na hören Sie.“ „Ja, das ist Ihre Einstellung. Irgendjemand anderes muss Schuld sein. Wollen Sie Gewinne oder wollen Sie Entschuldigungen?“ „Na, Gewinne.“ „Sind Sie sich da wirklich so sicher? Lassen Sie uns einen Armtest machen.“ Muskeltests kenne ich aus der Kinesiologie. Sie geben untrügliche, bewusst kaum beeinflussbare Signale. So gut wie ein Lügendetektor. Der Muskel hat eine gewisse Kraft und Spannung und eine Energie fließt durch ihn hindurch. Wenn im Kopf indes gleichzeitig ein Stressgedanke auftaucht, lässt die Aufmerksamkeit und die Spannung für den Muskel nach. Wenn der Gedanke keinen Stress bereitet, wird der Muskel einem Druck des Testers standhalten. Ansonsten wird der Muskel schwach reagieren. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 326 Es kann jeder Muskel genommen werden. Es ist meist üblich den Trapezmuskel in den Schultern zu nehmen. Diesen kann man durch Druck auf den ausgestreckten Arm gut testen. Voraussetzung für ein gutes Testen ist, dass der Wasserhaushalt des Klienten ausreichend ist und dass keine Störfelder durch elektrische Geräte oder Quarzuhren bestehen. Der Tester muss sich als erstes auf die Signale durch den Muskeltest kalibrieren. Er stellt eine mit „Ja“ zu beantwortende Frage und stellt fest, wie es ist, wenn der Muskel stark ist. Dann stellt er eine mit „Unzutreffend“ zu beantwortende Frage und stellt fest, wie der Muskel schwach wird. Es lohnt sich den Muskeltest zu erlernen. Zurück zu Donald. „Sagen Sie jetzt laut: ‚Ich bin Donald!’ und ich drücke dann auf den Arm und Sie halten dagegen! Los!“ „Ich bin Donald!“ „Gut. Der Muskel hat stark getestet. Jetzt sagen Sie: ‚Ich bin Kater Karlo!“, und ich teste wieder.’“ „Ich bin Kater Karlo!“ „Er hat wie erwartet schwach getestet. Und nun sagen Sie bitte laut: „Ich will Gewinne!“ „Ich will Gewinne!“ „Ooops!“ „Sie haben zu stark gedrückt!“ „Donald, wann wollen Sie Verantwortung für Ihr Leben nehmen und nicht jemand anderes für verantwortlich und schuldig erklären?“ „Das tue ich doch!“ „Dann übernehmen Sie auch Verantwortung dafür, dass Sie kein Gewinner sein wollen. Erst wenn Sie das anerkennen, können wir dran arbeiten und es ändern. Und dann geht auch wieder das Telefon!“ „Ich erkenne es an!“ „Gut, dann können wir weiter machen.“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 327 Wir können nun die Ursache für den Glauben, ein Verlierer zu sein, in der Vergangenheit feststellen und auflösen oder verändern. Wir können auch erst einmal Verhalten und Intention voneinander trennen. „Donald, was gibt es Ihnen ein Verlierer zu sein?“ „Was es mir gibt? Das gibt mir nichts!“ „Für irgendetwas müssen Sie diese Verhalten oder diese Einstellung zu sich selbst gewählt haben, ob bewusst oder unbewusst. Wofür könnte es gut sein?“ „Ich bin dann nicht angreifbar.“ „Nicht angreifbar?“ „Ja, man erwartet nichts soviel von mir und kann mich dann auch nicht dafür angreifen, dass ich etwas nicht erreicht habe.“ „Ja, das verstehe ich. Der Verlierer hat nicht so viel zu verlieren. Du willst dich also auf diese Weise schützen!?“ „Genau.“ „Aber: Schützt dich das wirklich? Wenn du nichts zu schützen hast, ist der Schutz ja nicht viel wert.“ „Grumpf.“ „Wer könnte dich angreifen? Vor wem willst du dich schützen?“ „Vor den Leuten.“ „Ja, dann brauchst du aber auch nicht traden. Das bringt ja nur etwas, wenn du gewinnst. Geld loswerden kannst du auch anders und hast mehr davon.“ „Das stimmt nun auch wieder.“ „Also: Wie wäre es Gewinner zu sein und dich schützen zu können und nicht angreifbar zu sein?“ „Das wäre gut.“ „Dann lass uns das angehen. Wusstest du, dass es deine angeborene Natur ist, Gewinner zu sein und Schutz zu haben?“ „Weiß nicht.“ „Ja, es ist unsere Natur. Du brauchst nichts tun, du brauchst nichts lernen, du musst einfach nur so sein, wie du bist. Es gäbe aber einiges zu verlernen und loszulassen. Wärest du dazu bereit?“ Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 328 „An sich schon.“ „Als erstes wollen wir das mit dem Schutz angehen. Du hast also die Befürchtung angegriffen zu werden?“ „Ja, hab’ ich.“ Wir arbeiten jetzt per Karma-Line die Traumatisierung des Bedürfnisses des Respekts der Grenzen durch. Donald hat offensichtlich als Kind nicht so sein dürfen, wie er ist. Hinzu kommt, dass er irgendwann beschlossen hat, Verlierer zu sein. Diese begrenzende Entscheidung können wir auch per Karma-Line auflösen. Eventuell sind beide Ursachen identisch, Wir können dann die Selbst-Repräsentation als Trader verändern. Dazu ist es hilfreich eine Sache zu finden, in der Donald gut ist. Schnattern und Schimpfen zum Beispiel. Wir finden raus, welche strukturelle Qualität die Stärke kodiert und passen die Trader-Repräsentation dementsprechend an. Das ist aber erst ökologisch, wenn die Sache mit dem Schutz klar ist. Eventuell sollte Donald noch ein paar Strategien üben, mit der er sich vor Anfeindungen schützen kann. „Was sagst du, Donald, wenn jemand sagt: ‚ Eh, Donald, bist du jetzt großkotzig geworden und willst als Trader Furore machen? Das ist doch nichts für dich?“ „Ich sage: Trading ist für Loser, denn nur die können mit Verlustphasen umgehen.“ „Ja, ich merke, du hast es begriffen, wie du dich zu schützen hast. Aber bist du nun auch in der Lage Gewinne zu machen?“ „Mach den Armtest!“ Donald war nun mutig geworden. Er konnte die an der Börse erfolgversprechendste Identität annehmen: der transformierte Verlierer. Das ist der Mensch, der es kennt zu verlieren und damit umzugehen gelernt hat und nun jenseits der Identitäten kühl und kalkuliert an die Börse herangeht und diese einfach wie ein Fischer sieht, der zur Laichzeit seine Aalreuse in den Fluss hängt, weil er weiß, dass die Aale diesen Weg nun mal nehmen müssen. Das ist irgendwie langweilig, aber es nährt den Mann und die Familie. Aufregung holt sich dieser als Zuschauer beim Boxkampf, wenn sich andere den Kopf einhauen. Gewinnen lassen. Wir machten also den Armtest mit Donald. Bei „Ich mache kontinuierlich Gewinne beim Trading!“, testete der Muskel nun stark. Er weiß sich nun zu schützen, auch gegen die Dagoberts und Gustav Gänse. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 329 26. Fall 7: Stress, Burnout „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ Diesen berühmten Satz des Fußballtrainers müssen natürlich auch Trader berücksichtigen. Futures-Trading im kurzen Zeitrahmen ist ein Job der schnelle Entscheidungen. Die Verarbeitung von sehr vielen Informationen verlangt volle Konzentration. Es wird beim Trading reichlich Adrenalin ausgeschüttet und es ist nicht leicht nach dem Trading von dem Pegel wieder herunterzukommen. Wenn der an sich für Hochleistung positive Stress, der während des Tradings aufgebaut wird, nicht wieder abgebaut wird, brennt der Trader auf kurz oder lang aus. Es ist darauf zu achten, dass das innere System Zeit bekommt den Stress zu verdauen. Betäubungen wie Alkohol können da zwar helfen, bilden aber langfristig ein zusätzliches Problem. Am besten ist Sport und Entspannung in Sauna und Wellness-Bad. Die vorgestellte zentrale Technik zum Abbau von Emotionen per Time-Line oder Karma-Line kann sehr helfen. Was passiert bei Stress genau? In unser System einkodiert ist der Kampf- oder Fluchtreflex. Bei Bedrohung hauen wir ab. Wenn es keinen Ausweg gibt, greifen wir an. Diese Verhaltensweisen sind im sog. Mandelkern, der Amygdala, des Zwischenhirns einprogrammiert. Die Verbindungen von der Amygdala zum Cortex sind wesentlich stärker als umgekehrt. Die Angstimpulse sind wesentlicher leichter und schneller im Denkapparat, als dass dieser den in der Amygdala gespeicherten Reflex stoppen kann. Wir können die Beeinflussung unserer Angstprogramme natürlich trainieren und so zu einer Verstärkung der neuronale Bahnen vom Neo-Cortex zur Amygdala stärken. Das sollten Sie unbedingt tun. Was macht Ihnen alles Angst? Ist die Angst berechtigt, hilft Sie Ihnen? Oder ist die Bedrohung nicht eigentlich weniger als lebensgefährlich? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 330 Ob Sie eine Prüfung bestehen oder nicht, ob dieses ein Gewinntrade wird oder nicht: Sterben werden Sie von einem Misserfolg nicht. Das war in den Zeiten, in denen unsere Neurologie entstand, anders. Eine Verzögerung oder falsche Einschätzung der Gefahr konnten tödlich sein. Bären sind schnell. Wir sind heute noch genauso alarmiert. Wenn die Bären am Markt angreifen, wird der uralte Reflex aufgerufen und wir fliehen oder fighten. Der Stress ist also die Folge einer Fluchtreaktion. Es wird etwas als bedrohlich wahrgenommen, die Nebennieren schütten Adrenalin aus, der Körper spannt sich an, die Amygdala sendet: „Danger! Danger!“ Wenn wir unser Risiko-Management eingerichtet haben, kann uns eigentlich nichts wirklich erschrecken. Wir haben unseren Handelsansatz so gewählt, dass das maximale Risiko uns nicht schmerzt. Aber weiß das auch unser Inneres Kind? „Spekulation, das ist gefährlich!“, hat unser Kind oft gehört. Das sagten die Altvorderen, traditionell, konservativ, orthodox. Damit meinten sie die Investition in Aktien. Die Spekulation in Derivaten würde die Altvorderen zum Ausflippen bringen. „Aber Opa hat gesagt, dass nur Sparen gut ist!“ Ja, aber Opa wusste nicht, dass Sparen mittlerweile ein sicheres Verlustgeschäft ist, da die Geldentwertungsrate höher ist als der Sparzins. Man könnte nicht einmal sagen, dass es hochriskant ist. Es ist das gleiche wie das Verbrennen von Geldscheinen, was eigentlich verboten ist. Aber beim Futures-Trading kann man natürlich mehr als das Sparbuch verlieren. Ja klar, wenn man Margin und Einsatz gleich setzt. Wer 100.000 hat, 5.000 per Kontrakt Margin braucht und dann 20 Kontrakte handelt, ist natürlich bei einem „Risk of Ruin“ von 100% in Dauerpanik. Wenn aber alles gut berechnet ist und dennoch Stress da ist? Wir müssen natürlich Aufregung und Stress unterscheiden. Es soll natürlich interessant und aufregend sein, das Trading. Sonst könnten wir ja auch für das Geld arbeiten gehen. Aber Stress? Flucht-Reaktion? Dann müssen wir das Innere Kind befragen, ob es das Risiko vielleicht überschätzt und auf die falschen Ratgeber hört. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 331 Generell bei Stress: Aus der Inneren Ebene des Kindes verschwinden und in Akteur oder besser noch in den Inneren König gehen! Aus einer weiteren Perspektive sieht es anders aus. Es gibt einige rein körperliche Maßnahmen, die bei Stress sofort ergriffen werden können: Klopfen der Thymusdrüse Die Thymusdrüse kann durch leichtes Klopfen angeregt werden. Sie liegt im oberen Brustbereich. 10 bis 12-maliges leichtes Klopfen mit der leichten Faust regt sie an. Sie schüttet dann entspannende Neurohormone aus. Ausgleich der Gehirnhälften Stress entsteht meist durch Fixierung des Problems in der Gehirnhemisphäre, welche Details verarbeitet. Das ist beim Rechtshänder die linke Hirnhälfte und beim Linkshänder meist die rechte. Eine Möglichkeit des Ausgleichs ist das de-fokussierte Sehen. Schauen Sie auf einen Punkt an der Wand. Dann versuchen Sie, während Sie auf den Punkt schauen, auch zu sehen, was in Richtung der Ohren links und rechts (gleichzeitig!) liegt. Und schauen Sie über den Punkt an der Wand hinaus in die weiter Ferne! In der Kinesiologie sind sog. Über-Kreuz-Bewegungen bekannt, die auch helfen, die Hirnhälften zu integrieren. Fassen Sie mit der linken Hand an das rechte Ohrläppchen und mit der rechten an das linke. Oder: Klopfen Sie abwechselnd mit der rechten Hand auf das linke Knie und mit der linken auf das rechte Knie! Darmwand entspannen Emotionale Energie wird in der Darmwand verdaut. Wenn diese überlastet ist, baut sich die Stressenergie auf. Setzen oder legen Sie sich also hin und legen Sie eine Hand auf den Bauch. Atmen Sie in den Bauch und lassen Sie zu, dass sich der Darm entspannt. Karma-Line-Klärung Generell aber, sollten die aufgelaufenen emotionalen Ladungen täglich mit einer Karma-Line-Klärung geklärt werden. Die tägliche Karma-Wäsche erspart Wiedergeburten! „Aber ich will doch ganz oft wiedergeboren werden!“, sagen Sie Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 332 vielleicht. „Vorsicht!“, kann der Wissende nur antworten: „Die Begeisterung für das irdische Leben nimmt über die Inkarnationen ab und Sie wissen nicht, was es über das irdische Leben hinaus gibt!“ Sie müssen natürlich die Kindermärchen von einem Himmel mit langweiligem Harfenspielen und einer Hölle mit Fegefeuer loslassen. Diese stammen aus dem Mittelalter und sind Märchen. Sie wissen ja auch, dass interstellare Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit („Gehen Sie auf WARP, Mr. Zulu!“) nicht möglich sind. „Guten Tag, was gibt es?“ „Ich bin so müde und ausgebrannt.“ „Wie ist das entstanden?“ „Ich bin Daytrader und handle von morgens um 8.00 den Bund-Future bis abends um 22.15 den E-mini-S&P.“ „Und wann entspannen Sie sich davon?“ „Entspannen? Das Trading ist meine Entspannung von der Familie. Mein Frau und die 3 Kinder machen mich fertig!“ „Ja dann. Haben Sie schon mal über das Forex-Trading nachgedacht? Das geht 24 Stunden.“ Trading ist gut im Team, damit man beruhigt in Urlaub fahren kann, weil die Kollegen auf den Markt aufpassen und man keine Situationen verpasst. Trading ist gut mit einem mechanischen Handelssystem, welches stoisch den Markt handelt ohne dass man fortwährend hyperwach sein muss. Trading ist gut bei viel Ausgleich: Wellness, Massage, Sport, frische Luft. Man kann ja den Markt per Handheld und SMS verfolgen. (Nein, bitte tun Sie das nicht!) Sie werden den meisten Tradern überlegen sein und Gewinne machen! Denn diese verlassen sich auf die altbewährten Methoden der Betäubung! Als mit mental und emotional Fitness gewappneter Trader werden Sie den Inneren Gewinner in der äußeren Welt manifestieren! Gewinnen fängt bei einem selbst an. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 333 27. Zusatzkapitel: Der vollständige Handelsplan 27.1. Die 8 Komponenten einer Börsenstrategie 27.2. Trendfolge oder Antizyklisch 27.3. Positions-Trading versus Daytrading Die folgenden Angaben entstammen den Kursmaterialien des Futures-Kurses von Grube Trainings GmbH. Über diesen erfahren Sie mehr unter www.futurestrainings.de. Um überprüfen zu könne, ob wir dem Klienten tatsächlich die Blockade nehmen wollen, müssen wir wissen, ob dieser einen vollständigen Handelsplan hat. Ohne einen solchen können wir zwar die Blockade beseitigen. Es wird dann aber Verluste geben und wir werden evtl. als Coach Gewissensbisse haben. Ein vollständiger Handelsplan umfasst detaillierte Informationen zu folgenden 8 Punkten: 27.1. Die 8 Komponenten einer Börsenstrategie Die folgenden 8 Topics soll unser Handelsplan also umfassen und beantworten: 27.1.1. Wahl der Börse 27.1.2. Wahl des Marktes 27.1.3. Szenarien, die einen Vorteil ermöglichen 27.1.4. Entry (Eröffnung einer Position) 27.1.5. Exit (Schließen einer Position) 27.1.6. Risiko-Management 27.1.7. Money-Management 27.1.8. Psychologie der Selbst-Disziplin Hier nun die Fragen in diesen Topics etwas detaillierter: 27.1.1. Wahl der Börse Börse soll hier allgemeiner gemeint sein: Art des Anlageinstruments, vielleicht sogar: Lebensbereich. Denn der Ansatz ist eigentlich auf alle Lebenslagen anzuwenden und da kaum ein komplexer, non-linearer Bereich so durchgearbeitet ist wie die Börse (das ist der positive Effekt der Gier), gibt es hier auch fundierte und erprobte Strategien für andere komplexe, non-lineare Bereiche, sprich: das Leben. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 334 Börse kann also sein: • Aktienbörse, • Devisenbörse, • Zinstitelbörse (bzw. Auktion), • Futuresbörse, • Optionsbörse, • Optionsscheinbörse, • Immobilienbörse, • Edelmetallbörse, • Energiebörsen (Strombörse, Rohölbörse), • Kunstbörse, • Und wo man sein Geld noch investieren kann, und wo Angebot und Nachfrage in geregelter Form den Preis bestimmen. Wir sollten unsere Börse kennen und wir sollten Börsen wählen, die fair organisiert und einsehbar sind. Börsen, an denen der Investor die nötigen Informationen bekommt und die Börsenmitglieder nicht ihren Informationsvorsprung ausnutzen. Vor allem ist es auch wichtig, die Märkte an der jeweiligen Börse zu checken, denn nur ein Markt mit ausreichender Liquidität und Volatilität ist für uns interessant und profitabel handelbar. Die großen Aktienbörsen der Welt sind natürlich geeignet, zumindest die, wo es eine adäquate Börsenaufsicht und Gesetze gibt. Bei der Devisenbörse ist das Hindernis, dass diese im Interbankenhandel für den Normalanleger nicht zugänglich ist oder ab einer Mindesteinlage von einer Million Dollar. Der Devisenhandel ist der umsatzstärkste Handel der Welt, täglich wird über eine Billion Dollar gehandelt. Mittlerweile gibt es OnlineDevisenhandelsportale, welche die Depots der Einzelkunden über ein Sammelkonto abwickeln. Man sollte sich hierbei vergewissern, dass der Portalbetreiber nicht unbedingt die Gegenseite bei dem Trade übernimmt und somit an unseren Verlusten interessiert ist. Wenn die Gegenseite, also derjenige, der uns unseren Gewinn bezahlen soll, auch über die Abläufe der Börse herrscht, ist unsere Chance ähnlich der bei den Hütchenspielern auf der Straße: Man wird uns anfüttern und dann abziehen. Die Bedingungen sind nur scheinbar fair. Das gilt im großen und ganzen auch für den Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 335 Optionsscheinhandel, sofern eine Bank Gegenseite und Anbieter des Handels gleichzeitig ist. Zu den Auktionen von Zinstiteln haben wir auch keinen direkten Zugang. Futures- und Optionsbörsen sind dagegen sehr interessant. Die großen Futuresbörsen in Chicago, New York, Frankfurt, Tokio, London sind wohl organisiert, sehr liquide und lukrativ. Zu den Bedingungen an den jeweiligen Märkten kommen wir gleich. Die anderen angegebenen Börsen sind meist für den Insider nur zugänglich, wie Stromhändler. Der Immobilienhandel ist bei abnehmender Bevölkerungszahl in Westeuropa auch eher nicht unser Favorit. Kunst ist einer der lukrativsten Bereiche der letzten Jahre, braucht aber natürlich sehr hohes Fachwissen. Wir sollten evtl. eine schwierige Weltwirtschaftslage antizipieren, an dieser mit Futures verdienen und den Gewinn beizeiten in gute Immobilien, Gold und Kunst sichern. 27.1.2. Markt Der jeweilige Markt an einer Börse, an der wir tätig werden soll, muss bestimmte Kriterien erfüllen, damit wir Gewinnchancen haben: • Liquidität • Volatilität • Transparenz • Fairness Er muss liquide sein, so dass jederzeit Preise gestellt werden und nicht einzelne große Teilnehmer die Preise in ihre Richtung treiben können. Er muss volatil sein, d.h. es muss Preisbewegungen geben, mit denen Gewinne erzielt werden können. Es sollte ausreichend Informationen über den Markt geben. Diese sollten uns frühzeitig zugänglich sein. Vor allen auch hier: Wir wollen fair behandelt werden und brauchen Floor-Broker oder Order-Routings, die gewährleisten, dass wir nicht durch Front-Running oder Stopps-Fischen oder was es noch für Tricks gibt, abgezockt werden. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 336 27.1.3. Szenarien Als nächstes müssen wir überlegen, welche Gegebenheit wir an diesem Markt ausnutzen wollen. Wie wollen wir einen Vorteil erlangen? Diese Gegebenheiten wollen wir „Szenarien“ nennen. Szenarien sollen ein Herzstück in dem strategischen Ansatz sein. Hier ein kurzer Überblick: Parasitäre Strategien: Ausnutzen von Insider-Informationen. Stopp-Preise, große Orders. Attraktoren: Preiszonen, zu denen der Markt zurückkehrt, bei denen er auffälliges Verhalten zeigt. Ausbrüche, Breakouts: Preisbewegungen, bei denen der Markt in charakteristischen Mustern aus einer bisherigen Zone ausbricht. Trends: Preisbewegungen in eine Richtung, die andauern und rechtzeitig erkannt werden können. (Letzteres ist der Knackpunkt.) Chart-Muster: Charakteristische, im Chart graphisch sichtbare Preisbewegungen bei Trends und Trendumkehr. Fundamentales: Nutzbares Wissen über Angebot und Nachfrage in diesem Markt. Saisonalitäten u. Zyklen: Zu bestimmten Zeiten wiederkehrende Preisentwicklungen. Spreads, Intermarket: Ausnutzen von Normalitäten und Anormalitäten der Preisdifferenz zweier Märkte. evtl. auch: Behavioral Finance 27.1.4. Ausnutzen massenpsychologischer Handicaps Entry Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 337 Aufgrund des Szenarios ergeben sich Einstiegs-Bedingungen. Wir müssen wissen, wann wir in den Markt am besten einsteigen. Das ist je nach Szenario unterschiedlich. Es kann bei kurzfristig orientierten Trades von ausschlaggebender Bedeutung sein, ob man mit ein paar Punkten besser oder schlechter in den Markt kommt. Meist aber wird dem Entry zuviel Bedeutung beigemessen. Das Erkennen einer Chance, eines gewinnträchtigen Szenarios, muss vor allem auch beinhalten, wann und wie der Gewinn mitgenommen wird, bzw. der Verlust begrenzt wird. 27.1.5. Exits Wir wollen wissen, wann wir unseren Trade beenden und wieder aussteigen. Dies kann mit Gewinn und mit Verlust sein. Wir wollen bei Eingehen des Trades wissen, wie viel wir riskieren können und wollen! Wir wollen immer mit Stopps arbeiten und unseren Verlust begrenzen. Wir wollen diese nicht mental setzen, sondern im Markt platzieren um nicht in der Stresssituation überlebenswichtige Entscheidungen treffen zu müssen. Ebenso wollen wir wissen, wann und wo wir aussteigen, wenn wir im Gewinn sind. Nicht mitgenommene Gewinne sind auch Verluste und viele Strategien basieren darauf, dass die Gewinne optimal realisiert werden. 27.1.6. Risiko-Management Dieses Themenfeld beschäftigt sich vor allem auch mit der Begrenzung des Risikos durch sinnvolle Aufteilung des Portfolios in verschiedene Anlagemöglichkeiten und an verschiedenen Börsen. Wir nennen das PortfolioDesign. Eine gut überlegte Diversifikation des Portfolios kann entscheidende Vorteile mit sich bringen. Es tritt der „Portfolio-Effekt“ ein, wenn der gemeinsame Maximale Drawdown geringer ist als die Summe der einzelnen Drawdowns. Das Risiko sollte so gewählt werden, dass jeweils nur ein Prozentsatz, z.B. 5% des Gesamtkontos riskiert wird. 27.1.7. Money-Management Hier wollen wir wissen: Wieviel Geld benötige ich? Wieviel setze ich jeweils ein? Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 338 Wie vermindere oder steigere ich meinen Einsatz? Durch geschicktes Money-Management lässt sich ein entscheidender Vorteil erzielen. In der Fachliteratur, die(außer Gallacher: „Winner Take All“) zu sehr vom KellyCriterion und der unverständlichen Mathematik eines Ralph Vince beeindruckt ist, wird meines Erachtens die Frage falsch herumgestellt. Wir sollten nicht fragen: „Wie viele Kontrakte kann ich bei dieser Summe fahren?“, sondern „Wie viel Geld brauche ich um diese Strategie zu fahren?“ 27.1.8. Psychologie, mentales Coaching Wir müssen in der Lage sein eine sinnvolle Strategie auch durchzuhalten. Sie muss für uns zugeschnitten sein. Ein phlegmatischer Mensch sollte nicht gerade Scalping im kurzfristigen Daytrading machen. Ein unruhiger Mensch sollte nicht gerade monatelange Positionen in einem Agrarmarkt laufen lassen. Wir brauchen eine gute Umgebung für unseren Handel. Das ist auch individuell unterschiedlich: Der eine braucht Ruhe, der andere braucht andere Trader um sich herum. Futures-Trading ist Hochleistung und braucht volle Konzentration und Wachheit und einen guten Stressabbau. Also 8 Schritte, 8 Fragen: • An welcher Börse möchte ich spekulieren? • Welchen Markt dieser Börse möchte ich für mich nutzen? • Welches Szenario möchte ich ausnutzen? • Wann ist das Signal für einen Einstieg gegeben? • Wann steige ich aus? • Wie begrenze und verteile ich mein Risiko? • Wieviel Geld setze ich ein? • Wie diszipliniere ich mich und halte mich in guter Verfassung? Wenn ich als Trader also weiß, an welchem Markt an welcher Börse ich welches Szenario ausnutzen möchte, um kontinuierlich Profit zu machen, kann ich einen detaillierten Handelsplan aufstellen und aus diesem ein Handelssystem bauen. Ein Handelssystem hat genau definierte Prozeduren, welche bestimmen, wann ich ein- und aussteige, sowie mit wie vielen Kontrakten ich wann im Markt bin. Ein weit Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 339 entwickeltes Handelsprogramm umfasst mehrere Handelssysteme, so das auf sinnvolle Art und Weise das Risiko verteilt und somit minimiert werden kann. Grundsätzlich sind die in den Szenarien zu nutzenden Wahrscheinlichkeiten auf verschiedene Art und Weise zu nutzen. Es treten besonders zwei Unterscheidungen hervor: • Trendfolgend oder Antizyklisch, bzw. Konträr • Daytrading, Positions-Trading oder Swing-Trading Es ist hierbei besonders zu beachten, dass der Ansatz auf die jeweilige Mentalität des Traders zugeschnitten sein muss. Menschen sind verschieden, Trader sind verschieden. Auf Grund der diversen mentalen Handicaps, die den erfolgreichen Umgang mit einem hochkomplexen, super-volatilen und rasanten Derivatmarkt erschweren, sollte die Umsetzung des Handelssystems oder Handelsprogramms in ein mechanisches System, welches die Trades automatisch ausführt, angestrebt werden. Dieses ist heutzutage auch für den non-professionellen Trader möglich. 27.2. Trendfolge oder Antizyklisch 27.2.1. Trendfolge Trendfolgeansätze reagieren auf eine bestimmte Preisentwicklung, indem eine „kursbewegungskonforme“ Position eingenommen wird, d.h. dass der Trader eine Fortsetzung der Kursbewegung antizipiert. Trendfolgesysteme kaufen demzufolge nie am Tief und verkaufen nie am Hoch, sondern erst wenn eine Kursbewegung schon eine gewisse Zeit besteht („Sie springen auf den fahrenden Zug auf...“). Da der Markt sich die überwiegende Zeit in Seitwärts- oder nur schwach tendierenden Phasen befindet, ist eine solche Strategie mit vielen Verlusttrades verbunden. Das Geld wird in wenigen starken Trendphasen verdient. So kommt es häufig dazu, dass derartige Handelsansätze lange Verlustphasen aufweisen, die aus der statistischen Wahrscheinlichkeit eines starken Trends resultieren. Dieses gilt insbesondere dann, wenn der Trader nicht ein stark diversifiziertes Portfolio handelt, denn selbiges ist die einzig wirkliche Möglichkeit, die Drawdownphasen ein wenig abzufedern. Um ein gut diversifiziertes Portfolio Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 340 trendfolgend zu handeln, ist allerdings einiges an Handelskapital von Nöten. Viele größere Commodity Trading Advisors (Vermögensverwalter am Terminmarkt) verwenden solche Strategien. Trendfolgeansätze fordern dem Trader/Spekulanten also einige Qualitäten ab: - in der Regel: ein recht großes Handelskonto - „Nehmerqualitäten“! Viele Trendfolgesysteme haben Trefferquoten von 30%, so dass es schon mal vorkommen kann, dass es z.B. zu 8 aufeinander folgenden Verlustrades und dem damit verbundenen Kapitalverlust kommen kann. Überprüfen Sie sich doch mal selbst. Haben Sie die psychische Stärke auch noch den neunten und zehnten Trade nach acht Verlierern einzugehen? Den meisten kleineren Tradern, die sich für eine derartige Strategie entscheiden, geht es so, dass sie nach z.B. acht Verlusttrades (was statistisch im „Normalbereich“ liegt) den Handel abbrechen, nur um festzustellen, dass der neunte Trade alle Verluste und mehr wett gemacht hätte. Dann fängt der Trader wieder an zu handeln, hat drei Verlusttrades, hört auf, dann kommen zwei „dicke“ Gewinner, bei denen er nicht dabei ist, dann fängt er wieder an und erleidet zwei Verlustrades... usw. usw. usw. Trendfolgeansätze werden in der gängigen Tradingliteratur meist eher unkritisch abgehandelt. Dort heißt es oft sinngemäß: „Sie müssen dem Trend folgen, dann wird alles gut!“ Auf die notwendigen psychologischen Qualitäten und die statistische Wahrscheinlichkeit eines wirklich nachhaltigen Trends wird hingegen nicht hingewiesen. 27.2.2. Antizyklisch Antizyklische Ansätze versuchen hingegen tief zu kaufen und hoch zu verkaufen (und umgekehrt). Da sich der Markt die meiste Zeit nicht in Trendphasen befindet und dazu tendiert, sich gewissermaßen selbst zu korrigieren, haben derartige Ansätze recht hohe „Trefferquoten“ (z.B. 70%). Das Verhältnis von durchschnittlichem Gewinn zu durchschnittlichem Verlust ist allerdings meist deutlich schlechter als bei trendfolgenden Ansätzen. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 341 Eine potentielle Gefahr, die antizyklische Systeme gegenüber Trendfolgesystemen immer haben, ist, dass sie sich nicht selbst korrigieren. Deshalb ist für den antizyklischen Trader das Markttiming sehr wichtig. Er muss zur richtigen Zeit einsteigen, einen Stopp-Preis sinnvoll wählen und seine Exit-Kriterien definieren. Welche Ansätze sind bei den einzelnen Szenarien eher zu erwarten oder zu entwickeln?: Attraktoren: Antizyklisch Breakouts Trendfolgend Trends Trendfolgend Chartmuster Antizyklisch Fundamentales Trendfolgend Saisonalitäten, Zyklen Antizyklisch und trendfolgend Behavioral Antizyklisch Spreads Antizyklisch 27.3. Positions-Trading versus Daytrading Die Strategien lassen sich sowohl im Positions-Trading als auch im Daytrading anwenden. Der Daytrader hält seine Position nicht über Nacht. Er vermeidet das Übernachtrisiko. Einige Daytrader halten Ihre Position einige Stunden, andere viele Minuten und andere agieren sehr kurzfristig am Markt (eventuell nur einige Sekunden). Letztere nennt man auch Scalper. Der klassische Positiontrader wiederum hält seine Position über mehrere Tage oder Wochen. Oft handelt es sich hierbei um Trendfolger, die Ihre Trades auf Basis der Fundamentalen Analyse abschließen. Eine „Sonderform“ stellen die sogenannten Swingtrader dar. Diese versuchen typischerweise kurzfristige Hoch und Tiefs (oft mittels Pattern Recognition) zu erwischen und handeln eher antizyklisch. Sie halten Ihre Position in der Regel zwischen einem und fünf Tagen. Die meisten angehenden Trader wollen heutzutage Daytrading betreiben. Meistens haben sie irgendwo gelesen, dass man dem Trend folgen soll und planen nun trendfolgend zu „daytraden“, was in der Theorie gut klingt, doch in der Praxis einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Das Problem ist, dass es wirklich saubere Trendtage nur sehr selten gibt und ein häufiges Ausgestopptwerden somit Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 342 vorprogrammiert ist. Die klassische Trendfolge macht im Positiontrading mehr Sinn, da es dort fundamentale Veränderungen sind, die den Markt langfristig beeinflussen, was häufiger „sauberere“ Trends zur Folge hat. Ein Blick auf einen Währungs- oder Crude-Oil-Chart verdeutlicht das schon. Ein Intradaychart sieht „anders“ aus. Deshalb sind wir der Meinung, dass im Daytrading ein antizyklischer Ansatz von Vorteil ist. Dabei können die einzelnen Trades so gefiltert sein, dass nur die im Großtrend zugelassen werden („Antizyklisch-im-Großtrend-Ansatz“). Generell ist festzuhalten, dass ein Trendfolger „Nehmer“-Qualitäten braucht. Der Konträrhändler hingegen braucht eher eine „Angler“-Mentalität. Er muss warten können. Claus David Grube Gewinnen beginnt innen 343 1 Näheres über Taotrader Fond: www.taotrader.de 2 Näheres über NLP und Web-Links auf der Webseite von Grube Trainings GmbH, www.grube-trainings.de 3 Näheres zu Noëdo: www.noëdo.de Näheres zu Behavioral Finance, die deutsche Behavioral Finance Group der Uni Mannheim: www.behavioral-finance.de Oder die kompetente Umsetzung: www.cognitrend.de 4 5 „Game Theory“, bzw. „Spieltheorie”, einfach in Suchmaschine eingeben. Zu erwähnen ist, dass 1994 auch ein deutscher Professor den Nobelpreis in Ökonomie für Erkenntnisse in der Spieltheorie bekam: Prof. Selten von der Uni Bonn. Seine Site: http://www1.wiwi.uni-bonn.de/users/labor/www/people/selten/ 5 Das Buch von Robert Axelrod ist online zu lesen unter: http://pscs.physics.lsa.umich.edu/Software/CC/ECHome.html 6 7 Paul C. Martin: Die Kapitalismusschaukel, Langen/Müller, 1998 8 Gunnar Heinsohn/Otto Steiger: Geld, Zins und Eigentum, Metropolis 2002 9 Kinesiologie-Links: www.iak-freiburg.de/home/index.html, www.kinesiologen.de 9 Link zum Systemischen Familienstellen nach Hellinger: www.hellinger.com 10 mehr über Bioenergetik: Wilhelm Reich: http://www.wilhelm-reich-gesellschaft.de/ Biodynamische Therapie nach Gerda Boyesen: www.biozen.de Core-Therapy nach Pierrakos: http://www.coreenergeticevolution.com/ 11 1 12 mehr Infos zu EMDR: www.emdr-institut.de 13 Wingwave: www.wingwave.de mehr über Dr. Tad James und Time-Line und mehr: www.nlp.com http://www.timelinetherapy.net 15 Ich hab einen Faible für Zahlenmagie und besonders für die Zahl 7. Es kann sein, dass es mehr oder weniger Bedürfnisse oder andere Sortierungen gibt. In der Praxis hat sich die von mir gewählte Einteilung aber seit einigen Jahren bewährt. 14 16 Robert Dilts’ Website: www.nlpu.com 17 Hypnose-Therapie nach Erickson: www.meg-hypnose.de Grochowiak, ;Maier: Die Diamond-Technik in der Praxis, Junfermann Verlag, 2000, ISBN 3873874342. Web-Site von Klaus Grochowiaks Institut: www.cnlpa.de 18 1 Der Philosoph dieser Diskussion ist David Chalmers. Auf seiner Website ist sehr viel Information zu dieser aufregenden Diskussion: http://www.u.arizona.edu/~chalmers/ 19 2 Perception Control Theory (PCT). Link: http://www.ed.uiuc.edu/csg/ Ein hervorragendes Buch mit einer detaillierten Darstellung der PCT und auch sonst wegweisend: Gary Cziko: The Things We Do, MIT Press, 2000 Prof. Czikos Website mit einer Online-Version des Buches (das man dennoch kaufe sollte): http://faculty.ed.uiuc.edu/g-cziko/ 20 21 22 Joe McMoneagle’s Website: www.mceagle.com Website von Dr. Roger Callahan und Thought Field Therapy: http://www.tftrx.com/ Das Konzept der „Holarchie“ wird von dem Philosophen Ken Wilber angewendet und in dem Buch „Eros Kosmos Logos“ erklärt. Mehr dazu http://wilber.shambhala.com/index.cfm/ 23