Chiotische Verhältnisse
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Chiotische Verhältnisse
Mavra Volía Pyrgi Chiotische Verhältnisse Chios - im Juli 2011 Inseln gibt es in Griechenland wie andernorts Sand am Meer. Über 6.000 sollen es sein, von denen wiederum nur gut 200 bewohnt sind. Mit Namen fallen dem durchschnittlichen deutschen Touristen vielleicht gerade mal 10 ein. Rhodos, Kreta, Kos, Mykonos, Santorini, Zyp... halt, das gehört ja gar nicht zu Griechenland. Was gibt es also schöneres, als den Versuch zu wagen, Inseln fernab des Massentourismus zu erkunden und kennenzulernen. Das hat für Spanien schon mit Formentera geklappt, warum sollte es nicht auch in Griechenland funktionieren, wo die Auswahl so viel größer ist? Chios also. Einige kennen den Namen der Insel vielleicht von der alljährlichen Feuerwerkschlacht, die immer zu Ostern stattfindet. Wer mich vor ein paar Jahren gefragt hätte, wo Chios liegt, ich hätte ihm nur ein Schulterzucken erwidern können. Mittlerweile bin ich natürlich schlauer. Chios gehört zu den ostägäischen Inseln, beherbergt ungefähr 50.000 Einwohner und konnte für lange Zeit auf den Tourismus pfeifen (warum das so ist, sehen wir noch). Und: Chios liegt nur acht Seemeilen von der Türkei entfernt - auch diese Tatsache beeinflusste die Geschichte der Insel häufig. Die Anreise zum Eiland aus Deutschland gestaltet sich weit weniger komfortabel, als man es von den Touristenhochburgen Rhodos oder Kreta kennt. Direktflüge gibt es allenfalls aus den Niederlanden und wenn, dann nur in der Hochsaison. Der schnellste Weg führt über Athen. Wer Glück hat, wartet dort nach dem ca. dreistündigen Flug 1-2 Stunden um dann die 45-minütige Flugreise per Turboprop nach Chios anzutreten. Die Chios am nächsten gelegene, etwas touristischere Insel ist Lesbos. Diese wird in den Sommermonaten auch aus Deutschland direkt angeflogen. Nach 3-4 Stunden auf der Fähre gelangt man dann nach Chios. Schneller und mit ca. 40 Euro pro Strecke gar nicht mal so teuer, geht es im Kleinflugzeug von Sky Express. Der Flughafen nahe Chios-Stadt ist vergleichbar mit deutschen Provinzflughäfen. Vielleicht mit nicht ganz so vielen Zuschüssen größenwahnsinniger Landesherren bedacht wie hierzulande, aber auch mit asphaltierter Landebahn und Gepäckband. ! 1 Die Ankunft per Flug aus Athen erfolgt im Dunkeln. Chios empfängt seine Besucher nicht mit dem strahlenden Lichterglanz einer von Hotels gesäumten Küste, sondern verschwindet beinahe unsichtbar in der Ägäis. Beim Ausstieg aus dem Flugzeug wird deutlich, dass man sich nun in einer anderen Klimazone befindet. Die Luftfeuchtigkeit ist recht hoch und obwohl es bereits nach 23 Uhr ist, sind es noch über 25 Grad. Doch diese Hitze ist nicht unangenehm. Beim Verlassen des kleinen Terminals weht uns ein lauer Wind um die Nase. Es sind die nächtlichen Überbleibsel des Meltemi (oder Etisien), einem Wind aus Norden, der die Hitze in den Sommermonaten mildert. Erfahrene Segler schätzen diesen beständigen Wind, als recht zuverlässige Energiequelle. Für die Landratten ist er eine willkommene Abkühlung. *** Die Fahrt mit dem Auto geht zunächst in unser Apartment in Chios-Stadt. Chios-Stadt ist die Hauptstadt der Insel mit gut 20.000 Einwohnern. Vor allem hier spielt sich das Leben der Insel ab. Die Hafenpromenade ist gesäumt von Cafés, die Hotspots sind um diese Zeit brechend voll und gefühlt ist jeder Gast mit seinem Moped hierher gekommen. In einem kleinen Teil des Hafens ankern Segelyachten, zum Teil überboten durch edle Motoryachten, die hier neben den Fischerbooten vor Anker liegen. Ihnen allen wird jedoch die Show von der Taxiarchis gestohlen. Die Auto- und Personenfähre steuert Chios aus Richtung Lesbos oder Samos an und erreicht an diesem Abend gegen 00:30 Uhr das Hafenbecken. Taxiarchis schiebt sich langsam an unserem Platz in der Bar (namens Bourtzi) auf der gegenüberliegenden Hafenseite vorbei. Das in die Jahre gekommene Schiff wirkt wegen seiner Größe deplatziert in dem kleinen Hafenbecken, doch das Anlegemanöver ist für die eingespielte Crew kein Problem. Nach diesem kleinen Spektakel ziehen wir uns in unser Apartment zurück. Bei einem kühlen Bier auf dem Balkon sehen wir Taxiarchis auf Fahrt in Richtung Samos. Direkt hinter ihr die türkische Küste und darüber der Vollmond. Nach langem Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück stellt sich die Lust auf das Meer ein. Da es sich im Hafenbecken nicht gut Baden lässt, geht es am ersten Tag zum nahegelegenen und belebten Sandstrand in Karfas. Karfas hat, außer dem wirklich schönen Strand, Hafen von Chios nicht viel zu bieten. Es dürfte sich um den einzigen wirklich touristisch geprägten Ort der Insel handeln, wobei die Hotels in unmittelbarer Strandnähe wenigstens halbwegs zurückhaltend in die Küstenlinie getrieben wurden und somit den Eindruck klassischer Betonburgen vermeiden können. Das erste Bad im Meer ist himmlisch. Nicht vergleichbar mit in anderen Teilen des Mittelmeeres. Weshalb? Chios wird von einigen tiefen Meeresströmungen umspült, die kühles Wasser bis in die Schwimmbereiche der Strände bringen. Hat man in anderen Teilen des Mittelmeerraumes im Hochsommer das Gefühl in einer warmen Badewanne zu plantschen, bietet das Meer hier noch eine echte Abkühlung. ! 2 Wie es sich gehört haben wir auch einen Sonnenschirm samt zweier Liegen beansprucht. Die Kosten dafür sind mit 8 Euro recht human, da im Preis pro Liege auch ein kaltes Getränk enthalten ist. Der Abend verspricht den ersten Besuch in einer griechischen Taverne, von denen wir im Laufe des Aufenthalts noch einige zu sehen bekommen werden. Wir fahren von Chios-Stadt nach Lagada, einem kleinen Fischerort, idyllisch in einer Bucht umgeben von Hügeln gelegen. In der Taverna Passas nehmen wir direkt am Wasser Platz, neben uns trocknen frisch gefangene Oktopoden auf einem Gitter. Wer bei den Begriffen „Essen gehen“ und „Griechenland“ an die Fleischberge denkt, die in griechischen Restaurants in Deutschland als Athene-Teller oder Odysseus-Platte verkauft werden, wird hier enttäuscht. Das typische Abendmahl besteht aus vielen verschiedenen kleinen Portionen, von denen sich jeder am Tisch nimmt, was er möchte. Mezedes, also Tapas auf Griechisch. Obligatorisch ist Tzaziki, bestehend aus herrlichem griechischen Joghurt, verfeinert mit etwas Salz und Pfeffer, Olivenöl, geriebener Salatgurke und im Idealfall frischer Minze. Und der Knoblauch darf natürlich auch nicht fehlen, aber er muss sich dezent im Hintergrund halten. Dazu gehört Psomí (Brot) und der griechische Salat, in Griechenland Choriatiki (Bauernsalat) genannt. Er zeichnet sich durch seine einfache aber geschmacklich großartige Komposition der Zutaten aus: Tomaten, rote Zwiebeln, Paprika und Gurken bilden die Grundlage. Sie werden ergänzt durch ein großes Stück Feta, Salz, Pfeffer, Oregano sowie etwas Zitronensaft, manchmal Croutons und Kapern. Und darüber: Bestes Olivenöl. Mehr braucht es nicht. Ich glaube, an der Qualität des Tzaziki, Bauernsalats und Brots kann man die Güte der Taverna erkennen, in der man gerade sitzt - und ich bin mir sicher: Hier haben wir es gut getroffen. Nach und nach werden weitere Mezedes serviert: Gegrillter Oktopus und gegrillte Sardinen, f rittierte Zuchini- und Auberginenscheiben, Dolmadakia Lagada ( e i n g e l e g te u n d m i t Re i s g e f ü l l te Weinblätter). Die kleinen Gerichte brauchen keine exotischen Namen oder gar exotische Zutaten, machen könnte sie beinahe jeder. Aber sie gut zu machen, gut zu würzen, gut zu verfeinern, das ist die Kunst. Typischerweise besteht eine Mezedes-Tafel entweder aus Meeresfrüchten und Fisch (so wie hier) oder aus Fleisch. Gemischte Tafeln sind in Griechenland unüblich. Im Hochsommer wird zur ersten Variante viel Wasser und Ouzo gereicht, zur zweiten eher Wein oder Bier. Wir vergnügen uns also mit einer Flasche Ouzo aus der chiotischen Brennerei Stoupaki (mindestens so gut wie der Ouzo von Barbayannis, der drüben auf der Ouzoinsel Lesbos gebrannt wird). ! 3 In ein Saufgelage artet das Essen trotz der hochprozentigen Begleitung aber nicht aus: Der Ouzo wird in einem Longdrinkglas mit viel Eis und Wasser gemischt. Er erhält dann seine typische milchige Trübung und der Alkoholgehalt schrumpft auf Weinniveau - ein idealer Begleiter zu Meeresfrüchten. Das Essen in Lagada ist beispielhaft für die vielen Ouzerien und Tavernen auf Chios. Beinahe überall bekommt man frischen Fisch, frische Meeresfrüchte und erstklassige Beilagen. *** Wer allerdings nur wegen des Essens nach Chios kommt, verpasst andere Highlights. Eines dieser Highlights ist Néa Moní, ca. 15 km von Chios-Stadt entfernt in den westlichen Hügeln gelegen. Néa Moní ist eine Klosteranlage im byzantinischen Stil und Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Das Kloster ist sehenswert, weil die Hauptkirche gut erhaltene, prachtvolle Mosaike enthält. Schauriger geht es in einer kleinen Kapelle unweit der Kirche zu. In einer gläsernen Vitrine sind die gespaltenen Schädel einiger Opfer des Massakers von Chios, welches die Osmanen 1822 an der Inselbevölkerung verübten, ausgestellt. Der Ort ist ein Symbol für die wechselhafte Geschichte zwischen Griechen und Türken. Noch heute begegnen sich die Länder mit erheblichen Vorbehalten. Unter den jüngeren Generationen entspannt sich das Verhältnis aber zusehends - auch Türken mögen die chiotischen Strände und Griechen fahren gerne zum Einkaufen in die nahegelegene Türkei. Dennoch: von freundschaftlicher Nachbarschaft kann noch keine Rede sein - in 20 Jahren sehen wir weiter. Da wir uns gerade in den Hügeln der Insel befinden statten wir zwei weiteren besonderen Orten einen Besuch ab: Anavatos und Avgonyma. Wer diese Dörfer zum ersten Mal anfährt, wird sich fragen, was es denn zu sehen gibt, denn: zu sehen gibt es nichts. Das liegt an der Architektur der Gebäude. Alle wurden aus dem Néa Moní Fels gebaut auf dem sie stehen, sie fügen sich also perfekt in die Landschaft ein und sind nahezu unsichtbar. Damals war diese Tarnung ein unschlagbarer Vorteil, in der heutigen Zeit zieht sie die Besucher eher an. In Anavatos ist die Entwicklung irgendwann stehengeblieben. Besonders der obere Teil des Dorfes ist weitgehend verlassen und verfallen. Diese Tatsache sollte einen aber nicht von einem Besuch abhalten, Charme kann auch morbide sein. Avgonyma hat sich hingegen herausgeputzt. Die Häuschen sind frisch renoviert und erstrahlen in ihrem alten Glanz. Augenblicklich bekommt man Lust, sich in genau so einem Häuschen niederzulassen, den wunderbaren Ausblick über Hügel und Meer bei griechischem Wein zu genießen und der Sonne zuzusehen, wie sie in der Ägäis versinkt. Ein Haus können wir uns heute Asteri Terasse nicht leisten, dafür aber einen Tisch im Asteri (Stern), mit grandiosem Blick auf das Meer. Hier „oben“ wird weniger Fisch serviert, dafür hat der Wirt eine Art Stifado mit Ziegenfleisch auf der Karte. Dazu gibt es Rotwein von der Insel. ! Herrlich. 4 *** Die ersten Tage auf Chios haben uns in den Norden der Insel geführt. Die Landschaft ist hügelig bis bergig, in den Spitzen bis 1.200 m. Dort oben präsentieren sich die Ebenen wie eine Mondlandschaft, mit wenig Bewuchs und viel Geröll. Wer sich noch weiter nach Norden traut und sich hinab ins Tal in Richtung Meer wagt, wird allerdings belohnt. Agiasmata, an der Nordspitze der Insel, ist beinahe so verlassen wie Anavatos. Eigentlich unverständlich, denn der Weg dorthin führt über Serpentinen durch dicht bewaldetes Gebiet - einer Mischung aus Urwald und Alpen, im Ort entspringt eine Thermalquelle und die Küste ist rau und naturbelassen (wenn auch leider nicht zum Baden geeignet). Davon, wie es dort aussehen könnte, zeugt die „Strandpromenade“. Alte, vom Rost befallene Straßenlaternen und verlassene Häuser wecken Vorstellungen von einem mondänen Kurort. Auf dem Rückweg, bei einbrechender Dunkelheit, begegnen uns Wanderer oder besser: Pilger. Es sind Massen. Es macht den Eindruck, als sei die ganze Insel auf den Beinen und wir die Einzigen, die gegen diesen Strom schwimmen. In diesen Tagen Ende Juli ist der Namenstag der heiligen Marke"a, der Schutzpatronin der Insel. Das ihr geweihte Kloster liegt an der Nordwestküste der Insel und so begeben sich nach alter Tradition die Menschen von Chios-Stadt auf den Weg zum Kloster, um dort ein großes Fest zu Ehren der Heiligen zu feiern. Wer es authentisch mag - und das ist die Mehrheit! Make"os Taverna absolviert die gut 40 km lange Strecke zu Fuß. Um den Weg über die Hügel nicht zu beschwerlich zu gestalten, wird nachts gewandert - 40 km Fußmarsch bei sengender Hochsommersonne ist selbst den an die Sonne gewöhnten Griechen zuviel. Wir entschließen uns für einen Zwischenstopp im Dörfchen Pityos, wunderschön inmitten der Hügellandschaft gelegen. Für das Abendessen lassen wir uns in der Taverne Make"os nieder. Hier werden handgerollte Maccheroni, frittierte Zucchiniblüten und der beste Choriatiki der Insel serviert. Ausnahmsweise wird es abends sogar frisch - man merkt, dass man sich nicht auf Meereshöhe befindet. *** Zurzeit haben wir genug vom Sightseeing. In den nächsten Tagen stehen einige Strände der Insel auf dem Reiseplan. Ich habe bereits einige Worte zum Strand in Karfas verloren, er ist einer der echten Sandstrände der Insel. Andernorts mischt sich der feine Sand oft mit einigen größeren, aber nie spitzen, Kieselsteinen und einige Strände bestehen sogar nur aus Kieseln. Viel Sand, aber mehr Ruhe als Karfas bietet Lithi, an der Westküste der Insel. Der Strand ist, wenn man es so will, touristisch erschlossen, d.h. es gibt Liegestühle, Sonnenschirme, Restaurants. Nicht nur wegen dieser Annehmlichkeiten, sondern auch wegen des erfrischenden Wassers und des Charmes des in unmittelbarer Nähe befindlichen Fischerhafens lohnt sich ein Besuch. Essen werden wir hier trotzdem nicht; für den Abend ist ein Tisch im Roussiko im kleinen Örtchen Thymiana etwas südlich von Chios-Stadt reserviert. Roussiko hat nichts mit Russland zu tun, sondern bedeutet schlicht „der Rote“ in Anspielung auf die in Griechenland etwas ungewöhnliche rote Haarfarbe des Besitzers. Wir begeben uns über eine liebevoll eingerichtete Terrasse auf das Dach des Hauses und genießen wunderbares Essen unter freiem Sternenhimmel mit Blick auf den Ort. ! 5 *** Auch in den nächsten Tagen stehen Strandbesuche an. Wer einsame, naturbelassene Badebuchten sucht und überhaupt das Bad im Meer mag, wird auf Chios fündig. Geradezu spektakulär sind die Strände, die nur über nicht befestigte Wege zu erreichen sind. Einer dieser Strände liegt nördlich von Lithi auf einer Halbinsel (siehe Titelfoto dieses Berichts). Der Strand liegt auf dem Landstück, welches die Halbinsel mit Chios verbindet. Auf ihr thront ein uralter Wehrturm, mittlerweile restauriert und nachts hübsch angeleuchtet. Eigentlich beherbergt die Halbinsel gleich zwei Strände, nämlich einen auf jeder Seite des Landarms. Zum Schwimmen eignet sich aber nur der Nordstrand, die südliche Bucht ist schwer zugänglich und leider mit allerlei Unrat verschmutzt. Die Liste der sehenswerten Strände ließe sich beinahe endlos fortsetzen. Wer Chios besucht, dem sei daher empfohlen, die Strände selbst zu entdecken. Über mittlerweile überall verfügbare Satellitenaufnahmen lässt sich z.B. bereits von zu Hause ungefähr ausmachen, wo sich Badebuchten verstecken. Vorsicht ist lediglich in einigen Teilen der Insel geboten, die militärisches Sperrgebiet sind. Verlässt man befestigte Straßen, sollte man sich darüber klar sein, auf welcher Art von Straße man sich dann befindet. Begegnungen mit Panzern und anderem militärischem Gerät dürften für einen kleinen Touristenmietwagen in aller Regeln unerfreulich ausgehen. Der Strand ohne Namen Zum Abschluss der kleinen Strandrundfahrt, darf ein Strand auf keinen Fall fehlen: Mavra Volía. Der Strand besteht aus drei Abschnitten, die mit steigender Entfernung von der Straße immer leerer werden. Feinen Sand sucht man hier vergeblich - der Strand besteht vollständig aus schwarzen Kieselsteinen. Diese Mavra Volía Besonderheit ist vulkanischen Ursprungs. Bei den Kieseln handelt es sich um Vulkangestein, welches vor allzu langer Zeit wohl nach einem Ausbruch diesen einzigartigen Strand formte. Hier hat man das Gefühl das Wasser ist noch klarer, noch erfrischender als sonstwo auf der Insel. Und auch nachdem die Sonne hinter den Felsen verschwunden ist und die Schatten länger werden, besteht kein Grund zu gehen - die vom Tag aufgeheizten Steine kompensieren die recht frische Brise. Der Rückweg nach Chios-Stadt führt durch Kambos. Hier siedelten die Genovesen und erbauten viele prächtige Villen, die an die Toskana erinnern. Noch heute werden hier Zitrusfrüchte angebaut, die zu allerlei Produkten, wie z.B. dem inseleigenen Fruchtsaft verarbeitet werden. Einen Zwischenstop sollte man unbedingt auf dem Anwesen der Citrus Chios einlegen. Die Betreiber haben die Plantage mit viel Liebe für Besucher hergerichtet: Ein kleines Museum zeigt die Geschichte des Anbaus von ! 6 Zitrusfrüchten auf Chios, im Laden werden unzählige Produkte aus eigener Herstellung angeboten und das Restaurant lädt zum Essen ein. *** Auch wenn Chios mittlerweile auch typische touristische Ziele bietet, war die Insel schon immer kaum auf Touristen als Wirtschaftsfaktor angewiesen. Den Grund dafür erkennt man, wenn man dem südlichen Inselteil, der Mastichoria, einen Besuch abstattet. In Mastichoria wird das wertvollste Produkt der Insel kultiviert, ein Produkt, welches auf der Welt einzigartig ist und nur auf Chios gewonnen wird: Mastix. Mastix ist ein Baumharz, das aus Mastixsträuchern gewonnen wird. Zu Beginn der Erntezeit Mitte Juli werden die Bäume angeritzt und das austretende Harz gesammelt und weiterverarbeitet. Mastix wird heutzutage in allen Formen verkauft: Die wertvollen „Tränen“ werden unverarbeitet als Kaugummi gekaut, zu Mastiha-Likör destilliert oder als Aroma zum Kochen und Backen verwendet. Über Jahrhunderte schöpften die Chioten ihren Wohlstand aus der Mastihaproduktion, zu den besten Zeiten wurde Mastix gar in Gold aufgewogen. Kein Wunder, dass die gut erhaltenen mittelalterlichen Dörfer wie Mestá Mastixbäume einer Festung gleichen. Auch wenn die goldenen Zeiten heute vorbei sein mögen, die chiotischen Mastihabauern wissen um die Qualität und Einzigartigkeit ihres Produkts und vermarkten es dementsprechend. *** Den letzten Abend auf der Insel verbringen wir in der Ouzerie Theodosiou in Chios-Stadt. Es ist, wie so oft in den letzten Tagen, die Einfachheit, die den Besuch ausmacht. Die Mezedes sind hervorragend und günstig, der Ouzo erfrischend und lecker, der ansonsten eher graue Hafen zeigt sich im nächtlichen Glanz, Katzen buhlen um die Reste des Essens. Keine Frage - es gibt sicherlich schönere Inseln in der Ägäis, noch schönere Strände. Keine Frage ist aber auch - Chios ist eine Reise wert, gerade weil es keinen touristischen Einheitsbrei gibt, gerade weil die Insel einen ursrprünglichen Mestá Eindruck mediterraner Lebensweise vermittelt, gerade weil die Kombination aus Esskultur, Geschichte und Meer so einzigartig ist. Text und Fotos: Thorsten Tepasse ! 7 Verzeichnis einiger genannter Orte, Lokale: Seite 1: Fährverbindung Lesbos - Chios mit NEL Lines Lufttaxi Sky Express Seite 2: Bourtzi Café - Bar Karfas Strand (Google Maps) Seite 3: Lagada (Google Maps) Taverne Passas Seite 4: Néa Moní (Google Maps) Restaurant Asteri Seite 5: Agiasmata (Google Maps) Agia Markella (Google Maps) Pityos (Google Maps) Taverne Makellos Lithi Strand (Google Maps) Taverne Roussiko Seite 6: Strand ohne Namen (Google Maps) Mavra Volía Strand (Google Maps) Citrus Chios Seite 7: Mastiha Chiou Ouzerie Theodosiou ! 8