Wieviel Gramm Mineralstoff für die Milchkuh?

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Wieviel Gramm Mineralstoff für die Milchkuh?
Wieviel Gramm Mineralstoff für die Milchkuh?
Josef Huber, dipl. ing agr. ETH, Vital AG
Ohne Mineralstoffe läuft im Leben überhaupt nichts; sie sind in der Ernährung
essentiell, d.h. lebensnotwendig. Neben
Energie, Protein und Faserstoffen spielen
sie eine entscheidende Rolle für Gesundheit, Milchleistung und Langlebigkeit. Ein
Mangel oder ein unausgeglichenes Angebot beeinflusst die Leistungsbereitschaft
und die Fruchtbarkeit negativ.
Eine bedarfsgerechte Zufütterung muss unter
Berücksichtigung der nativen Gehalte im Futter anhand einer Mineralstoffbilanz erfolgen.
Gräser, Leguminosen und Kräuter und daraus
hergestellte Konserven unterliegen insbesondere im Gehalt an Calzium (Ca), Phosphor (P)
und Kalium (K) starken Schwankungen. Beim
Einsatz von Einzelfuttermitteln müssen die
energiemässig hochgefahrenen Rationen mit
genügend Mineralstoffen ergänzt werden.
Qualitativ hochstehende Mineralfuttermittel
liefern zudem Spurenelemente und Vitamine,
die auf den Bedarf der Milchkuh optimal abgestimmt sind.
Fünf Elemente werden deshalb näher geprüft:
Ca in grossen Mengen gespeichert
Das Hauptelement Calzium (Ca) ist unscheinbar aber unentbehrlich für starke Knochen
und Zähne. Im Skelett sind circa 98 Prozent
des Ca eingelagert, wo es zusammen mit P
und Mg für Stabilität und Härte der Knochen
sorgt. Die übrigen zwei Prozent Ca in der extrazellulären Flüssigkeit sind wichtig bei der
Reizleitung in den Nerven und bei der Kontraktion der Muskulatur, auch beim Herzmuskel.
Ca spielt eine grosse Rolle bei der Blutgerinnung, bei der Aktivierung von Enzymsystemen und beim Nährstofftransport durch die
Zellwände. Als eine der wichtigsten Aufgaben
dient dieses gelöste Ca als schnellverfügbarer
Vorrat für die Milchbildung.
Nach dem Abkalben steigt der Ca-Bedarf mit
einsetzender Laktation plötzlich stark an.
Kann die Kuh jetzt nicht schnell und genügend Ca aus dem Skelett und aus dem Futter
mobilisieren, sinkt der Ca-Gehalt im Blut. Dies
führt zu den bekannten MilchfieberSituationen in schleichender oder akuter Form
(= Hypocalzämie). Die Kuh macht einen müden Eindruck, der Verzehr geht zurück, Herz
und Muskeln arbeiten nicht mehr auf voller
Leistung. Die Aktivität der Gebärmuttermusku-
latur ist eingeschränkt; verschleppte Geburten
und Nachgeburtsverhalten sind die Folge.
P-Bedarf meist unterschätzt
Eine herausragende Bedeutung bei allen
Stoffwechselvorgängen hat Phosphor (P),
sozusagen die Königin der Mineral-Elemente
mit einer Schlüsselrolle bei der Energiegewinnung und Energieübertragung. Circa 80 Prozent des Phosphors sind in Knochen und
Zähnen eingelagert. Als Bestandteil der Zellwände ist P im ganzen Körper zu finden, bei
der Zellteilung spielt es eine wichtige Rolle im
Fruchtbarkeitsgeschehen.
Pansenbakterien benötigen für die Rohfaserverdauung und für die mikrobielle Proteinsynthese ein regelmässiges P-Angebot. Der PGehalt im Grundfutter reicht in der Regel für
laktierende Kühe nicht aus; eine Zufuhr ist
notwendig. Allerdings kann die Kuh bei knappem P-Angebot den aus dem Futter bereits
absorbierten P im Speichel anreichern und so
im Pansen wieder zur Verfügung stellen (=
sogenannt pansenverfügbaren Phosphor).
Ein P-Mangel kommt vielfach bei Hochleistungskühen in den ersten Laktationswochen
vor, wenn die Futteraufnahme noch reduziert
ist. Weil der P-Gehalt in der Milch konstant
bleibt, sinkt in der Folge der Blutplasmaspiegel. Ein niedriger P-Wert im Blut führt zu weiterem Rückgang des Futterverzehrs (= Energiemangel) und zu einem Absinken des
Milchproteingehaltes. Dauert dieser Zustand
über Wochen an, versucht die Kuh P aus den
Knochen zu mobilisieren. Das Skelett verliert
seine normale Festigkeit; die Tiere zeigen
Schmerzen in den Gelenken; es kommt zu
Aufschwellungen im Bereich der Sprunggelenke. Um Schmerzen zu vermindern, liegt die
Kuh mehr als üblich; beim Aufstehen verweilt
sie längere Zeit auf den Karpalgelenken. Neben reduziertem Appetit weisen ein struppiges
Haarkleid, unnatürliche Lecksucht, Neigung
zu Durchfall sowie zäher und glasklarer Nasenausfluss auf eine ungenügende PVersorgung hin. Schnelle Hilfe bringen CaEinläufe, kombiniert mit Mg- und PPräparaten, längerfristig sind aber nur gezielte
und erhöhte Mineralfuttergaben der richtige
Lösungsansatz.
P-Überschüsse in Rationen sind dagegen
eher die Ausnahme. Konzentrationen von
mehr als 7 g P pro kg TS sollen vermieden
werden. Es können sich schwerlösliche Mineralkomplexe bilden und eine Blockade der
aktiven Vitamin D3-Bildung kann einen indirekten Ca-Mangel auslösen.
Mg-Mangel im Frühling und Herbst
Das Element Magnesium (Mg) lässt sich nur
minim speichern und muss deshalb regelmässig im Mineralfutter verabreicht werden.
Mg spielt eine wichtige Rolle im Ca- und PStoffwechsel. Ohne Mg gibt es keine Erregbarkeit der Nerven und keine Muskelkontraktionen; als Aktivator für viele Enzymsysteme
ist Mg essentiell.
Der erste Futterschnitt enthält naturgemäss
sehr wenig Mg, zudem kann dieses Mg
schlecht verwertet werden wegen höherem
Eiweissgehalt und gleichzeitig geringer Futterstruktur. Ein hoher Kaliumgehalt, extreme
Schwankungen in der Tagestemperatur und
nasses Futter wirken als Stressfaktoren und
reduzieren die Mg-Absorption im Verdauungstrakt.
Mg-Mangel zeigt sich durch nervöses Verhalten, unsicheren Gang, Muskelzittern und reduzierten Futterverzehr. Zähneknirschen,
starker Speichelfluss, starrer Blick und steifer
Gang deuten auf einen starken Mg-Mangel
hin. Kommt es sogar zum Festliegen (Weideund Stalltetanie) sind Todesfälle nicht auszuschliessen.
Natrium über Viehsalz geregelt
Als Salz des Lebens hält Natrium (Na) den
osmotischen Druck in Körperflüssigkeiten
aufrecht. Der Wasserhaushalt und das SäureBasen-Verhältnis wird über Na reguliert. Ausserdem spielt Na eine wichtige Rolle beim
Transport von Nährstoffen, bei der elektrischen Ladung von Nervenmembranen und
bei der Erregungsleitung in den Muskelfasern.
Pflanzliche Produkte enthalten für den tierischen Organismus immer zu wenig Na, deshalb muss bei Grundfutteranalysen dieses
Element nicht untersucht werden. Regelmässige Gaben von jodiertem Viehsalz reduzieren
die Lecksucht und halten den Appetit aufrecht.
Von K wird wenig gesprochen
Dagegen ist Kalium (K) im Grundfutter praktisch immer im Überschuss vorhanden. K
wirkt als Aktivator von Enzymen im Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel. K-Gehalte im Futter
sind stark abhängig von der Düngung. Hohe
K-Konzentrationen erschweren die Absorption
von Ca und führen in der Galtphase zu erhöhtem Harn-pH-Werten und zu StoffwechselStörungen in den ersten Laktationstagen.
Verschiedene Faktoren bestimmen Gehalt
im Grundfutter
Der Mineralstoffgehalt der Grundfutter wird
durch zahlreiche Faktoren wie Bodenart,
Düngung,
Bestand,
Nutzungsintensität,
Schnittzeitpunkt bestimmt. Gräserreiches
Wiesenfutter enthält bedeutend weniger Ca
und Mg als botanisch ausgewogene Mischungen. Kleereiches Futter und hoher Kräuteranteil sind mineralstoffreicher als schnellwachsende und auf hohen Ertrag ausgelegte Futterbaumischungen. Raufutter auf Betrieben
mit NPr-Schweinefutter zeigen in den letzten
Jahren sinkende Mineralstoffgehalte. Dennoch hat die Bestandeslenkung durch Düngung und Nutzung einen grösseren Einfluss
als die unmittelbaren Gehalte im Hofdünger.
Gerade der gefragte, erste Schnitt hat gegenüber dem zweiten und folgenden Aufwuchs
tiefere Werte. Die Einlagerung mineralhaltiger
Substanzen aus dem Boden ist stark abhängig von Dauer und Einstrahlungswinkel der
Sonne. Die Maispflanze und deren Produkte
sind ausgesprochen arm an Ca, P und Mg ;
ähnlich wie Kartoffeln und Rüben.
Milchmenge reisst Löcher in den Mineralstoffhaushalt
Der tägliche Bedarf setzt sich zusammen aus
dem Erhaltungsbedarf, dem Bedarf für
Wachstum, für Mineralisierung des Fötus und
für die Milchproduktion. Die Mengenelemente
kommen nicht in reiner Form vor, sie sind
chemisch in Mineralkomplexen gebunden. Die
Verwertbarkeit im Tier ist unterschiedlich und
abhängig von Bindungsform, Angebotsmenge
und tierischer Leistung.
Sobald die Milchproduktion einsetzt, steigt der
Mineralstoffbedarf rasant an; die frei zirkulierenden Mineralstoffe im Blut sind schnell aufgebraucht. Jetzt ist die zügige Nachlieferung
aus dem Skelett gefragt. Für Milchleistungen
ab circa 20 Kilogramm kann die Kuh aber
nicht genügend schnell eigene Mineralstoffdepots mobilisieren. Die Zufuhr einer angepassten Mineralstoffmischung ist gerade jetzt
extrem wichtig. Aus Kostengründen restriktiv
gehaltene Mineralstoffgaben führen unweigerlich zu Problemen mit Milchfieber, Nachgeburtsverhalten, ungenügender Futteraufnahme, sinkender Milchleistung, Ketosen und
Fruchtbarkeitsproblemen.
Als Orientierungswerte haben folgende Brutto-Bedarfswerte unter idealen Verhältnissen
Gültigkeit. Angaben in Gramm pro Kuh und
Tag. Erhaltung für 650 kg Lebendgewicht: Ca
40; P 34; Mg 13-26; Na 8; K 86. Leistungsbedarf für 10 kg Milch: Ca 27; P 16;
Mg 5-10; Na 6; K 17. Bei der Umrechnung
auf die Gesamtfutterration für mehr als 25 kg
Milch ergeben sich Richtwerte von Ca 6,5; P
4,0; Mg 1,5-2,5 pro kg Trockensubstanz.
Versorgungslage im Tier überprüfen
Wichtigstes Kriterium ist der Gehalt in der
Ration. Anhand eines aktuellen Fütterungsplanes kann die Mineralstoffversorgung mittels Normwerten gut abgeschätzt werden. Will
man genauere Zahlen für seinen Betrieb,
werden die Futtermittel im Labor untersucht.
In Problembetrieben kann die MomentanSituation beim Einzeltier über den Bestandestierarzt und Fütterungsberater erfasst werden.
Im Blut kann ein akuter Ca- und Mg-Mangel
nachgewiesen werden. Hinweise gibt der
Harn für Mg (Schnelltest). Speichelproben
erlauben Aussagen zur Na-Versorgung. Milch
und Haare dagegen sind ungeeignet für eine
Kontrolle der Mineralstoffversorgung.
Empfehlung: Aus bestehendem Sortiment
Für den praktischen Einsatz kann aus bestehenden Mineralfutter-Sortimenten die gewünschte Sorte oder eine Kombination gewählt werden. In den letzten Jahren ist die
Nachfrage nach betriebseigenen Mischungen
gestiegen. In massgeschneiderten Kundenmischungen können spezifische Zusatzstoffe für
Sicherheit und leistungssteigernde Elemente
eingebaut werden. Daraus resultiert nicht nur
eine grosse Arbeitserleichterung, sondern
auch die Gewissheit, für seine Bedürfnisse die
richtigen Ergänzungsstoffe in einem Produkt
vereint zu haben.
Empfehlung: Spezial-Mineralfutter für spezifische Situationen
Immer noch werden viele Galtkühe nach dem
System
„Krippenreste
und
ExtensoGrundfutter“ gefüttert. Das ist grundsätzlich
sinnvoll, wenn die Wirkstoffversorgung für das
wachsende Kalb und die werdende Mutter
sichergestellt wird. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass diese Problematik sehr elegant mit Vital-CAROTOC gelöst werden kann.
Optimale
Mineralstoffzusammensetzung,
reichhaltige Wirkstoffzulage und kleine Aufwandmenge machen diesen Mineralstoff zum
Renner für Kühe in der Hochträchtigkeit und
in den ersten vier Wochen nach der Geburt.
Problemloses Abkalben, robuste Kälber, gehaltreiches Kolostrum, Kühe mit grossem Appetit und die Zellzahlen im Griff sind gute Voraussetzungen für die folgende Besamung.
Mineralstoff kann auch über das Kraftfutter zugeführt werden