Kleiner Prinz von altem französischem Esel-Adel
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Kleiner Prinz von altem französischem Esel-Adel
Nr.: 11/12 vom 14.03.2012 Postfach 50 12 27, 70342 Stuttgart Tel.: 0711 / 5402 -124 / -119 [email protected] [email protected] Poitoueselfohlen auf dem Schaubauernhof geboren: Kleiner Prinz von altem französischem Esel-Adel Er heißt Chiron, ist der 20. in der Wilhelma geborene Poitouesel und Vertreter einer alten gefährdeten Nutztierrasse aus der westfranzösischen Grafschaft Poitou. Sein Vater ist der elfjährige Zuchthengst Nepomuk, seine Mutter die 13-jährige Stute Laika. Rund eine Woche nach seiner Geburt hat das hübsche Hengstfohlen nun den Stall verlassen und stakst und springt für die Besucher sichtbar durchs Gehege auf dem Schaubauernhof. Auf die Welt kam Chiron am 3. März – vielleicht ein wenig zu früh, wie die Tierpfleger aufgrund seiner zierlichen Statur vermuten. Wie alle Poitou-Fohlen ist er anfangs in schwarzes Plüsch gekleidet, erst mit ungefähr einem halben Jahr wird er den charakteristischen braunlockigen Zottellook der erwachsenen Poitouesel annehmen. Als Hengst hat er zudem gute Chancen, einmal das Stockmaß (Schulterhöhe) von rund 1,50 Meter zu erreichen, das den Poitouesel zu einer der größten Eselrassen der Erde macht. Nur der Katalanische Riesenesel und der Mammoth Jack Stock aus den USA überragen ihn noch. Mit bis zu 450 Kilogramm gilt der Poitou jedoch als der schwerste Esel der Welt. Eigentlich lautet der korrekte, standesgemäße Name der Rasse ja „Baudet du Poitou“, kurz „BDP“. Zwar ist „Baudet“ einfach das französische Wort für „Esel“, doch nur die einzig wahren Vertreter des alten Esel-Adels dürfen sich mit diesem Namen schmücken. Einen über sieben Generationen lückenlosen Stammbaum müssen sie vorweisen, damit sie in die Bücher des französischen Zuchtverbands Einlass finden, einen Nummernchip und ihre Identifikationspapiere erhalten. Der Vater muss eine Zuchtzulassung der französischen Zuchtkommission besitzen und bei den Fohlen sind genetischer Abgleich und Bluttest vorgeschrieben – nur ein einziges Labor in Frankreich darf die Blutprobe untersuchen. Trotz alledem sind wirklich reinrassige Nachfahren der Tiere kaum noch zu finden. Ihre Zucht begann im 10. Jahrhundert in der Grafschaft Poitou, vom 13. bis ins 18. Jahrhundert waren sie im ganzen Südwesten Frankreichs beliebt, da sie mit Kaltblutpferden gekreuzt große leistungsfähige Maultiere hervorbrachten. Als eines Tages anstatt Esel- und Muli-Stärken aber nur noch die PS unter der Motorhaube zählten, gerieten die Poitous aufs Abstellgleis. 1977 waren lediglich 44 Esel übrig – die Stammeltern aller heutigen Nachzuchten durch Eselliebhaber, Tierparks und Zoos. Heute kann der 1988 gegründete Zuchtverband immerhin wieder rund 450 registrierte „Baudet du Poitou“ vorweisen. Dabei gehört die Wilhelma zu den wenigen Einrichtungen in Deutschland, die sich an der stark reglementierten Reinzucht beteiligen, um die bedrohte Nutztierrasse und ihre besonderen Eigenarten zu erhalten. Von alldem wissen die echten „BDPs“ auf dem Schaubauernhof natürlich nichts. Sie leben hier wie „Gott in Frankreich“ und trugen seit der Eröffnung des Hofs mit 20 Nachkommen zur Erhaltung ihrer Rasse bei. Neben Chiron und seiner 13-jährigen Mutter Laika gehören derzeit Chirons 17-jährige Oma Hamrah und deren einjähriger Sohn Benito sowie die 18-jährige Stute Garie zur Wilhelma-Herde – und natürlich Chirons Vater Nepomuk, der allerdings meist ein eigenes Gehege bewohnt. _________________________________________________________________________________ Bilder 1- 6: Ein Bild von einem Esel ist Chiron – sprich: bildhübsch. Den Namen teilt der Poitou-Prinz übrigens mit einem Helden der griechischen Mythologie, dem Zentauren Chiron, und einem nach diesem benannten Asteroiden. Fotos: Wilhelma