Arbeitspapier zur Mobilen Jugendarbeit im Internet
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Arbeitspapier zur Mobilen Jugendarbeit im Internet
Mobile Jugendarbeit im Internet Handlungsleitfaden zur Kontaktarbeit / Virtuelle Streetwork im Internet 1. Allgemeines zu Neuen Medien im Arbeitsfeld Mobilen Jugendarbeit Die neuen Medien sind ein Stückweit eine Plattform der Jugend, sich von der Erwachsenenwelt zu distanzieren. Man kann an Ihrem Umgang mit Medien erkennen wie sich die Jugend manifestiert und abgrenzt. Wie z.B. das Handy im öffentlichen Raum wahrgenommen wird, welche Muster des kollektiven Gebrauchs bestehen, wie das Nutzungsverhalten Jugendlicher im Umgang mit dem Handy ist, welche speziellen Aufgaben und Funktionen das Handy für Jugendliche erfüllt, welche Rolle das Handy in der Peergroup einnimmt. Ähnlich verhält es sich mit dem Internet, speziell den Chatrooms und Webcommunitys. Für die heutige Jugend und damit auch unseren Zielgruppen ist die „neue Medienwelt“, allen voran das Handy fester Bestandteil der Sozialisation. Beim Handy und Computer spielen Schicht oder Migration zunächst eine untergeordnete Rolle. Handy und Computer sind inzwischen für fast Jeden verfügbar und vor allem bezahlbar und nicht mehr nur Statussymbole der Besserverdiener, wie sie es noch vor einigen Jahren waren. Das Handy und das Internet bieten für unsere Arbeit die Chance auf diesen Ebenen mit unseren Jugendlichen zu kommunizieren. Per SMS können wir ganz unverbindlich kurze Nachrichten an sie senden, sie an Termine erinnern oder abfragen wie die Dinge so stehen. Im Online - Dialog kann man/frau hin und wieder wunderbar über Sachen plaudern, die aus der Position der Jugendlichen sonst nicht so offen ausgesprochen werden. 2. Das Internet Obwohl nicht jeder junge Mensch heutzutage einen eigenen Computer besitzt, können fast alle einen Computer bedienen. Auch mit dem Internet verhält es sich ähnlich, hierbei haben wenige unserer Jugendlichen einen hauseigenen Internetzugang, aber fast alle kennen sich damit aus. Sie nutzen die Möglichkeit der öffentlichen Zugänge wie die in Schulen, Internetcafés oder in Jugendeinrichtungen. Das Internet ist sehr präsent bei unserem Klientel - ein Medium das eine unerschöpfliche Vielzahl an Informationen und eine unzählige Vielfalt an Möglichkeiten bietet. Angefangen von der privaten Selbstdarstellung bis hin zur genialen Geschäftsidee. Während das Handy seinen Siegeszug quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen angetreten hat, ist der private Zugang zum Cyberspace bei sozial Schwächeren sowie „Personen mit niedrigem Bildungsstand“ und älteren Menschen zumeist noch nicht so verbreitet. Dennoch bei der jungen Generation sind Computer und Internet als Medium mittlerweile ein wichtiger Bestandteil ihrer Freizeit. Unsere heutige Jugend zählt zu der ersten Generation, für die das Internet eine Selbstverständlichkeit darstellt. Die Jugendlichen haben sich dabei erstaunliche Kompetenzen und hohes Wissen angeeignet, sie wissen wo es die neusten Musikdownloads gibt oder wo man die angesagtesten Chatrooms findet. Sie wissen wie man eine auf dem Handy aufgenommene Videosequenz schnell übers Internet verbreitet oder wo man sich „illegal“ pornografische oder Gewaltvideos anschauen kann. Trotz all dieser Kenntnisse sind sie jedoch oft nicht imstande im Internet z.B. nach einem Ausbildungsplatz zu suchen oder sich gar Online zu bewerben und sie haben oft kein Risikobewusstsein über die vielen Fallen, die da im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten lauern. 3. Internetforen, Chatrooms und Communitys Beliebte und bekannte Kommunikations- und Selbstdarstellungsplattformen im Internet. (Eine lose Aufzählung) kwick.de / facebook/ skype/ schülervz / studentenvz / myspace / icq / msn Der Bekanntheitsgrad der Communitys ist regional sehr unterschiedlich. Es gibt Internetplattformen die einen starken regionalen Bezug haben und daher meist nur aus der Region besucht werden. Erste Erfahrungswerte mit „Virtueller Streetwork“ gibt es von der Mobilen Jugendarbeit Reutlingen die in Ihrem Einzugsbereich in der dort bekanntesten bzw. beliebtesten Internetcommunity „kwick.de“ unterwegs ist. Die Webcommunity „Kwick“ ist eine vor einigen Jahren von Informatikstudenten gegründete Internetplattform, die mittlerweile mehrere hunderttausend Mitglieder hat. Der Zugang ist relativ einfach und der Umgang sehr schnell zu begreifen. Fast alle, der MJA Reutlingen bekannten jungen Menschen haben in dieser virtuellen Kommune ein eigenes Profil. Arbeitspapier März 2009 /April 2010 © Steurer&Glück Für die MJA Reutlingen ist diese Online-Community seit 2005 ein Betätigungsfeld, das mittlerweile ziemlich an Bedeutung gewonnen hat. Die MitarbeiterInnen der MJA sind jeweils mit eigenen Profilen vertreten und bieten ihrem Klientel an, dort via Chat oder Dialog zu kommunizieren. Es ist in erster Linie eine alternative Möglichkeit für die Jugendliche die den MitarbeiterInnen (real) bekannt in Kontakt zu bleiben. Inzwischen kommen bei der MJA – Reutlingen Innenstadt ca. einviertel der Terminabsprachen via Internetdialog zustande. Das Angebot ist zwar weniger dafür geeignet neue Kontakte aufzubauen, jedoch haben sich auch schon Kontakte über die Onlinecommunity ergeben. Diese Methode bietet in der Arbeit viele Chancen und neue Möglichkeiten, aber sie hat auch Grenzen und Gefahren. Grundsätzlich gilt, sie ersetzt niemals die reelle Arbeit mit dem Klientel. Aus diesen Erfahrungen haben sich die folgenden Fragestellungen Handlungsweisen und Empfehlungen entwickelt. 4. Fragestellungen, Handlungsleitfaden und Empfehlungen für die Nutzung von Onlinecommunitys bezogen auf die Präsenz von Mobiler Jugendarbeit Soll bzw. muss sich die Mobile Jugendarbeit in der virtuellen Welt rumtreiben? 1. Unter der Einhaltung gewisser nachfolgend erwähnter „Standards“, die man bis zu einem gewissen Grad von den Standards der Mobilen Jugendarbeit ableiten kann, ist die Präsenz im Internet sicherlich sinnvoll, aber mit dem Erkenntnisstand von heute ist es nicht zwingend erforderlich. Wichtig ist hierbei der Aspekt, dass nur Kontakt zu denjenigen Jugendlichen im Internet Sinn macht, die wir als Zielgruppe bestimmen können und die uns in der realen Welt bekannt sind. 2. Für die „Streetwork im Internet“ gehört eine gewisse persönliche Einstellung und das entsprechende KnowHow hierfür ist sicherlich notwendig. 3. Im Prinzip ist „Streetwork im Internet“ kein Ersatz für die reale Streetwork auf der Strasse, an Plätzen oder bestimmten Orten. 4. Eine wichtige Vorraussetzung für eine sinnvolle und effektive Internetpräsenz ist das Wissen wo sich die Zielgruppe online vorwiegend aufhält. Dies setzt voraus, dass man entsprechend vorher recherchiert, welche virtuellen Treffpunkte in der Umgebung angesagt sind und ob es sich bei den angesprochenen Jugendlichen, denn wirklich um die Zielgruppe Mobiler Jugendarbeit handelt. Die Praxis zeigt, dass sich unsere Zielgruppe regelmäßig und sicher in der virtuellen Welt bewegt. Durch die Vielzahl der Internetcafés und öffentlich zugänglichen Internetplätze ist der Zugang für unsere Zielgruppe definitiv gewährleistet. Die Jugendlichen sind stark vernetzt und halten sich viel im Netz auf! 5. Wenn nun eine MJA -Präsenz in einer Onlineplattform praktiziert wird, sollte sie einer gewissen Regelmäßigkeit unterliegen. Wir empfehlen mindestens 1 -2 Stunden in der Woche online zu sein und sich eventuell zu beginn gezielt mit Jugendlichen zum Onlinegespräch zu verabreden. 6. Wie in der realen Welt, gelten auch in der virtuellen Welt unsere Prinzipien. Freiwilligkeit, Akzeptanz, Transparenz, Vertraulichkeit, Parteilichkeit. Und wir sollten dabei natürlich unsere Zielgruppe im Visier haben. 7. Vornehmlich gilt eine defensive Herangehensweise. Eine allzu aktives Vorgehen wird als Einmischung empfunden und sogenannte „Freundschaftsanträge“ sollten nicht in Eigeninitiative verschickt werden. Im Idealfall kommt die Kontaktaufnahme durch den jungen Menschen zustande. 8. Das Angebot sollte innerhalb der Arbeit öffentlich gemacht oder ausgehängt werden, für jeden zugänglich und transparent. Jedoch nicht zu offensiv werben! Dies wird von Jugendlichen eher kritisch gesehen. 9. Die MitarbeiterInnen verhalten sich in den Plattformen im Prinzip wie beim Gaststatus in der Lebenswelt der Jugendlichen. Ein Bedarf für eine spezialisierte eigene Plattform besteht nicht! Außerdem sollte keine „typische“ Onlineberatung stattfinden, bei entsprechendem Bedarf führt der Dialog im Netz zu einer reellen Beratung vorort. Die Präsenz im Internet sollte nicht Arbeitspapier März 2009 /April 2010 © Steurer&Glück die Beratungstätigkeit von professionellen Internetberatungen ersetzen, wo sich quasi jeder User im Internet mit Fragen an die Beratungsstelle wenden kann. Der Kosten-Nutzen-Faktor würde nicht stimmen, d.h. es wäre zuviel Manpower und Geld notwendig, um solch eine Plattform zu betreiben! 10. Die Kommunikation im Internet im Bezug zu MJA sollte in erster Linie der Kontaktpflege zu real bekannten Personen dienen. Bei entsprechender Präsenz ist es jedoch möglich neue Kontakte über bereits bestehende Kontakte aufzubauen. 11. Die Präsenz (der MJA) durch ein Profil oder Account im Internet sollte immer von einer Person ausgehen. Ein Team mit mehreren Personen sollte dann pro Person ein Profil anlegen. In der Eigendarstellung bei Profilen sollte dies Betrachtern deutlich gemacht werden. Eine Nutzerprofil sollte so angelegt sein, dass bei der Zielgruppe Klarheit herrscht wer die Person ist. Dies muss nicht mit einem Porträtfoto oder dem ausgeschrieben Namen erfolgen. Bei einem angelegten Profil ist sicherzustellen, dass dies von niemand anders benutzt wird!! Dies gilt vor allem bei Rechnern, die auch von anderen Personen, außer den Mitarbeitern benutzt werden. 12. Umgekehrt ist es wichtig, das die Profildarstellungen von jungen Menschen entsprechend akzeptiert werden, da es oft große Widersprüche zu der wirklichen Person gibt. In Unterhaltungen ist stets eine gewisse Skepsis geboten, denn es ist nie zu 100% sicher, ob sich nun wirklich die Person am anderen Ende befindet, die auch vermutet wird! Bei allzu merkwürdigen Fragen und Gesprächsverlauf sollte Vorsicht geboten sein. 13. Bei der Kommunikation im Internet gelten Umgangs- und Sprachregelungen, die zusätzlich zu den Arbeitsprinzipien der Mobilen Jugendarbeit beachtet werden sollten. Die Umgangsregelungen sind in den meisten Chatrooms und Webcommunitys unter „AGBs“ oder Chatregeln einzusehen. Neben diesen Regeln gibt es eine ganze Palette an Spracheigenheiten. In Online-Konversationen ist es üblich, die Gesprächspartner entweder durch sogenannte Asteriksen oder Emoticons über das eigene Befinden in Kenntnis zu setzen. Von Asteriksen ("*") umgebene Ausdrücke dienen zur Darstellung von Zuständen oder während der Kommunikation ausgeführter Handlungen. Sie enthalten immer mindestens ein Verb, sind aber in ihrer Länge und Komposition prinzipiell unbegrenzt. Für häufig gebrauchte Konstruktionen dieser Art hat sich der Gebrauch der ersten Buchstaben der jeweiligen Wörter als Abkürzung etabliert; die drei häufigsten Kurzformen sind *lol* ("laughing out loud"), *rofl* ("roll on floor laughing") und *g* ("grin") wobei diese trotz ihrer englischen Herkunft auch in deutschsprachigen Chatrooms verwendet werden. Zur Darstellung von Emotionen werden häufig die sogenannten "Emoticons" benutzt. Hierbei handelt es sich um aus Satzzeichen (selten auch Buchstaben) zusammengesetzte Gebilde, die für verschiedene Gesichtsausdrücke stehen. Es gibt zahllose solche "smilies" und "frownies" für die verschiedensten Situationen, wirklich gebräuchlich sind aber nur drei: " :-) " für "ich lächle", " :-( " für "ich bin traurig" und " ;-) " für "Augenzwinkern" (wird meistens dazu verwendet, eine Äußerung als ironisch zu kennzeichnen).Der Gedankenstrich in der Mitte, der die Nase symbolisiert, wird häufig weggelassen. 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