Universität Hamburg

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Universität Hamburg
Hamburg
Universität Hamburg
Banking 3.0 - zwischen Digitalisierung und Mensch.
Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?)
Betreuender Hochschullehrer:
Prof. Dr. Markus Nöth
Studentische Teammitglieder:
Benjamin Holstein
Alessandro Monaco
Alexander Nahr
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Banking 3.0 – zwischen Digitalisierung und Mensch
Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?)
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................. II
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. IV
Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................................V
Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................ VI
1
Einleitung ................................................................................................................................ 1
2
Existenzberechtigung der Kreditinstitute ............................................................................ 3
3
2.1
Transaktionskosten............................................................................................................ 4
2.2
Informationsasymmetrien ................................................................................................. 5
Kerngeschäftsbereiche der Kreditinstitute und Möglichkeiten der Substitution ............ 8
3.1
3.1.1
Marktüberblick ........................................................................................................ 10
3.1.2
Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 13
3.1.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 14
3.2
Zahlungsverkehr.............................................................................................................. 16
3.2.1
Marktüberblick ........................................................................................................ 16
3.2.2
Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 19
3.2.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 19
3.3
4
Einlagen und Kredite ...................................................................................................... 10
Finanzmanagement und -beratung .................................................................................. 20
3.3.1
Marktüberblick ........................................................................................................ 20
3.3.2
Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 22
3.3.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 23
Empirische Erhebung .......................................................................................................... 24
4.1
Zielsetzung und Struktur der Erhebung .......................................................................... 24
4.1.1
Digital Natives ......................................................................................................... 24
4.1.2
Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters ......................................................... 25
4.1.3
Aufbau der Erhebung .............................................................................................. 26
4.2
Ergebnisse ....................................................................................................................... 28
4.2.1 Deskriptive Ergebnisse .................................................................................................. 28
4.2.2 Ergebnisse der Szenarien............................................................................................... 33
II
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
4.2.3 Regressionsanalyse ........................................................................................................ 39
5
6
Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft .............................................................................. 42
5.1
Handlungsempfehlungen für den Kreditbereich ............................................................. 43
5.2
Handlungsempfehlungen für den Zahlungsverkehr ........................................................ 44
5.3
Handlungsempfehlungen für das Finanzmanagement .................................................... 45
5.4
Handlungsempfehlungen auf Gesamtbankebene ............................................................ 46
Schlussbetrachtung .............................................................................................................. 49
Literaturverzeichnis ........................................................................................................................ 51
Anhang ........................................................................................................................................... 61
III
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Abkürzungsverzeichnis
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen
AO
Abgabenordnung
Apple
Apple Inc.
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Citi
Citigroup Inc.
DSGV
Deutscher Sparkassen- und Giroverband
Ebay
Ebay Inc.
FI
Finanzintermediär
FinTech
Financial Technologies
KG
Kreditgeber
KN
Kreditnehmer
KWG
Gesetz über das Kreditwesen
Mastercard
Mastercard Inc.
NFC
Near Field Communication
PayPal
PayPal Inc.
SCHUFA
Schufa Holding AG (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung)
Sprint
Sprint Corporation
WpHG
Gesetz über den Wertpapierhandel
Yapital
Yapital Financial AG
ZAG
Gesetz über die Beaufsichtigung von Zahlungsdiensten
IV
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematische Übersicht der Vertragsbeziehungen mit und ohne FI. ......................... 5
Abbildung 2: Finanzintermediation als delegiertes Monitoring....................................................... 7
Abbildung 3: Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse. ........................................... 30
Abbildung 4: Verteilung der Wichtigkeit des Angebots aus einer Hand. ...................................... 31
Abbildung 5: Rangfolge der Eigenschaften eines Finanzdienstleisters. ........................................ 32
Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Einlagen und Kredit. .............. 33
Abbildung 7: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Zinsvorteils
im Szenario Einlagen und Kredit. ............................................................................ 34
Abbildung 8: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Zahlungsverkehr. ................... 35
Abbildung 9: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten monetären
Vorteils im Szenario Zahlungsverkehr. ................................................................... 36
Abbildung 10: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Finanzmanagement. ............. 37
Abbildung 11: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten
Renditevorteils im Szenario Finanzmanagement. ................................................... 38
V
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Deskriptive Statistik-Kennzahlen des reduzierten Datensatzes. ................................... 29
Tabelle 2: Überblick über die Entscheidungen in den drei Geschäftsbereichen. ........................... 39
Tabelle 3: Verwendete erklärende Variablen für die Probit-Regression........................................ 40
Tabelle 4: Ergebnisse der Probit-Regression. ................................................................................ 41
VI
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
1
Einleitung
Ob in der Handelsbranche, der Musikindustrie oder bei der Mediennutzung – die Digitalisie-
rung der Gesellschaft hat zu beträchtlichen Umbrüchen geführt und traditionelle Unternehmensstrategien untergraben. Veränderte Nutzungsgewohnheiten der Kunden und eine immer größere
Rolle des Internets haben lange Zeit bestehende Geschäftsmodelle in den Hintergrund gedrängt.
Es stellt sich daher die Frage, inwiefern sich auch die Finanzbranche den Herausforderungen der
Online-Ökonomie stellen muss. Die Idee der Nutzung des Internets für Bankaktivitäten ist keinesfalls neu. Bereits relativ früh haben Banken Online-Präsenzen aufgebaut und insbesondere den
personalkostenintensiven Zahlungsverkehr durch Instrumentarien des Online-Bankings von der
Filiale in das private Umfeld verlegt (Dapp, Stobbe und Wruuk, 2013). Mittlerweile nutzt nach
Angaben des Bundesverbands deutscher Banken (2013) annähernd die Hälfte der volljährigen
Deutschen Online-Banking, während die Anzahl der Filialen seit Jahren kontinuierlich sinkt. Allgemein bekannt sind ferner Direktbankangebote, die komplett auf Filialen verzichten und oftmals
den höchsten Tagesgeldzins oder die günstigste Depotführung für sich proklamieren (Meyer,
2010).
Doch welche weiteren Innovationen in der Finanzwelt haben das Potenzial, die deutsche Bankenbranche nachhaltig zu beeinflussen? Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass viele der neuen
Wettbewerber im Markt für Finanzdienstleistungen nicht der Gruppe der klassischen Kreditinstitute zuzuordnen sind; vielmehr positionieren sich Anbieter von Finanzdienstleistungen zunehmend außerhalb der Traditionsbanken. Der bankenfremde Ursprung neuer Konzepte spielt deshalb eine große Rolle, da ein Vertrauensverlust und eine Tendenz zur Unzufriedenheit mit konventionellen Instituten bei einigen Kundengruppen feststellbar ist (Sinn, Vater, Lubig und Kasch,
2012). Diese Arbeit untersucht, welche Möglichkeiten der Substitution von Retail-Banken zur
Verfügung stehen und in welchem Ausmaß private Kunden diese „Ersatzbank“-Alternativen auch
zu nutzen bereit sind. Darauf aufbauend sollen Handlungsmöglichkeiten für traditionelle RetailBanken aufgezeigt werden.
In den letzten Jahren ist eine erhebliche Anzahl an innovativen Start-Ups und Konzepten in allen Segmenten der Finanzdienstleistungen entstanden. Diese Innovatoren werden im Folgenden
als „FinTech“-Unternehmen bezeichnet, welche abseits von traditionellen Banken eigene Finanzdienstleistungen anbieten und diese meist über internetbasierte Kanäle vertreiben. Im Allgemeinen werden insbesondere Start-Ups mit dem Begriff FinTech in Verbindung gebracht. Doch auch
etablierte Akteure wie etwa PayPal, als Anbieter eines Online-Bezahlsystems, folgen mit ihren
Geschäftsmodellen dem gleichen Schema und werden daher im Rahmen dieser Arbeit ebenfalls
den FinTechs zugeordnet (Robinson, 2013). Die neuen Wettbewerber haben das Potenzial, traditionelle Kreditinstitute vor große Herausforderungen zu stellen. Als Indikator für die künftige Be1
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
deutung der Kontrahenten kann hierbei die Höhe des Investitionskapitals in FinTechs dienen:
Allein für die USA wird diese Summe auf USD 5,2 Mrd. geschätzt (Levy, Schütte und
Wolkowitz, 2013).1
Für eine detailliertere Untersuchung empfiehlt sich jedoch die Eingrenzung des Analysespektrums auf diejenigen FinTechs, die ihr Geschäftsmodell auf eine potenziell breite Masse der Bevölkerung ausrichten. Als zentraler Gegenstand der Arbeit dient deshalb das Retail-Banking mit
den drei Hauptgeschäftsfeldern Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie Finanzmanagement.
Weiterhin liegt der Fokus auf dem deutschen Markt. Während in den USA die mit Abstand größte
Affinität zu innovativen Finanzdienstleistungen zu verzeichnen ist, können die in Deutschland
tätigen Unternehmen bis dato nur vereinzelt eine hohe Akzeptanz und Marktdurchdringung aufweisen (Friedrich et al., 2012). Die Konzentration auf das heimische Marktumfeld ist dennoch
sinnvoll, denn den in Deutschland tätigen FinTechs liegen andere, teilweise detailliertere Regulierungsanforderungen zu Grunde, die einen großen Einfluss auf deren Geschäftstätigkeit haben
können.
Um der Substituierbarkeit traditioneller Retail-Banken nachzugehen, wird zunächst geklärt,
welche Existenzberechtigung den Kreditinstituten aus theoretischer Sicht üblicherweise zugesprochen wird. In der Literatur finden sich vor allem solche Erklärungsansätze, die die Vorteilhaftigkeit von Finanzintermediären aus Sicht der Transaktionskostenökonomik oder auf der Basis von
Informationsasymmetrien herleiten (vgl. Hellwig, 1994).
Anschließend werden angebotsseitig ausgewählte Dienstleistungen im Rahmen des RetailBankings hervorgehoben, die von FinTechs bereits intensiv abgedeckt werden. Es stellt sich heraus, dass die Senkung von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien nicht nur durch
Kreditinstitute, sondern oftmals auch durch FinTechs gewährleistet werden kann. Die Integration
neuer Wettbewerber ist insbesondere im Zahlungsverkehr bereits weit fortgeschritten. Für die
weiteren Segmente Einlagen und Kredit sowie Finanzmanagement fällt auf, dass FinTechs ihre
Kunden im Geschäftsverlauf aktiver einbinden als es bei klassischen Banken der Fall ist. Ferner
wird deutlich, dass der gänzliche Ersatz von Banken durch FinTechs in einigen Bereichen aufgrund regulatorischer Vorgaben kaum möglich ist. Die eigentliche Durchführung von Geschäften
wird daher letztlich oftmals von einem Kreditinstitut im Hintergrund begleitet.
Für jedes der drei untersuchten Geschäftsfelder wird eines der derzeit aussichtsreichsten
FinTech-Konzepte aufgegriffen und in einer Umfrage untersucht. Die Umfrage schätzt das nachfrageseitige Marktpotenzial der Innovatoren. Unter den Teilnehmern erfolgt eine Konzentration
auf die innovationsaffine Bevölkerungsgruppe der Digital Natives. Es soll aufgezeigt werden,
1
Untersucht wurden 74 FinTechs, welche in den USA agieren und dem Retail-Banking zuzuordnen sind. Es
wurden Investitionsdaten von Juli 2012 bis Juni 2013 kumuliert (Levy et al., 2013).
2
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
unter welchen Voraussetzungen Kunden bereit sind, auf traditionelle Banken zu verzichten und
den jeweils alternativen Weg der Geschäftsabwicklung einzuschlagen. Es wird dabei erhoben,
welchem Anbieter – Bank oder Banksubstitut – bestimmte Qualitätsmerkmale eher zugeschrieben
werden. Zu den drei genannten Hauptgeschäftsfeldern des Retail-Bankings wird jeweils ein Szenario behandelt. Neu ist dabei der Ansatz, dass bei jeder Frage eine fiktive Entscheidungssituation
zwischen einer Bank und einem FinTech entsteht und somit die Präferenzen der Teilnehmer unmittelbar verdeutlicht werden. Während Bankinstitute in allen drei Szenarien als besonders sicher
empfunden werden, wird das Preis-/Leistungsverhältnis in der Wahrnehmung der Teilnehmer
stets zugunsten der FinTechs ausgelegt. Weiterhin wird der Faktor Vertrauen insbesondere im
Szenario der Anlageberatung mehrheitlich der FinTech-Lösung zugeschrieben. Letztlich wählen
47% der Teilnehmer in mindestens einem der Szenarien die FinTech-Variante.
Hieraus leitet sich unmittelbarer Handlungsbedarf für traditionelle Retail-Banken ab. Zwar
stellt sich die Marktrelevanz der Kontrahenten gegenwärtig oftmals als gering heraus; doch die
Ergebnisse der Umfrage, das starke Wachstum der Branche sowie ein Bevölkerungswandel hin zu
innovationsaffinen Kunden zeigen die langfristige Bedeutung von FinTechs auf. Dementsprechend werden unter dem Titel „Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft“ lösungsorientiert einige
Optionen vorgestellt, mit denen sich traditionelle Institute für die digitale Zukunft rüsten können.
Als mögliche Handlungsperspektive werden unter anderem Kooperationen – sowohl unter Banken
als auch zwischen Banken und FinTechs – vorgeschlagen. Als weitere Maßnahme erweist sich die
bankeigene Integration von FinTech-Innovationen. Es wird außerdem ein gezielteres Marketingverhalten empfohlen, welches jene Stärken und Schwächen beachtet, die im Verlauf der Umfrage
zutage gekommen sind. So sollten beispielsweise Aspekte der Sicherheit bei Banken werbewirksam betont werden.
Kapitel 2 befasst sich mit theoretischen Ansätzen zur Existenzberechtigung den Kreditinstituten. Kapitel 3 gibt, strukturiert nach den drei genannten Hauptgeschäftsfeldern, jeweils einen
Marktüberblick über relevante FinTech-Unternehmen. Weiterhin werden Aspekte der Regulierung beleuchtet und die Eignung der FinTechs zur Substitution von Banken untersucht. In Kapitel
4 erfolgt die Analyse der Umfrage. Kapitel 5 stellt abschließend Handlungsempfehlungen für
klassische Retail-Banken dar.
2
Existenzberechtigung der Kreditinstitute
In einem vollkommenen Markt gibt es grundsätzlich keine Berechtigung für die Existenz von
Finanzintermediären (FIs), zu denen auch Banken zählen (Hartmann-Wendels, Pfingsten, Weber,
2010, S. 123). In der Realität ist der Kapital- oder Finanzmarkt jedoch nicht vollkommen (Hellwig, 1994): Er ist gekennzeichnet von Friktionen, die gemeinsam die Grundlage für die Existenz3
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
berechtigung von Banken darstellen. Die Erklärungsansätze beruhen dabei einerseits auf Transaktionskosten und andererseits auf der asymmetrischen Informationsverteilung unter den Marktteilnehmern. Die wesentlichen Theorien zu dieser Thematik wurden in den 1970er und 80er Jahren in
Studien wie etwa Benston und Smith (1976) oder Diamond (1984) entwickelt. Das Modell von
Diamond spielt in diesem Zusammenhang eine besonders bedeutende Rolle und wird daher ausführlicher beschrieben um sowohl die Funktionsweise als auch die Implikationen im Verlauf der
Arbeit erneut aufzugreifen.
In Anbetracht der tiefgreifenden Veränderungen des Finanzsektors und der Einbindung der digitalen Welt in das Alltagsleben in den letzten zwei Jahrzehnten haben sich neue Formen von
Finanzintermediären entwickelt, die in den 1970er und 80er Jahren noch nicht vorausgesehen
werden konnten. Es stellt sich daher die Frage, ob auch diese neuen FIs in der Lage sind, Transaktionskosten und Informationsasymmetrien zu reduzieren und somit die Existenzberechtigung traditioneller Banksysteme zu entkräften. In diesem Kapitel werden die bereits etablierten Forschungsergebnisse aufbereitet, um im weiteren Verlauf der Arbeit diese Ansätze aufzugreifen und
hinsichtlich ihrer Relevanz im digitalen Zeitalter zu untersuchen.
2.1
Transaktionskosten
Bei der Beschaffung von Gütern oder Dienstleistungen am Markt entstehen Transaktionskosten. Im Allgemeinen werden diese in drei Gruppen unterteilt: Recherche- und Informationskosten,
Handlungs- und Entscheidungskosten sowie Überwachungs- und Durchsetzungskosten (Coase,
1937). Erklärungsansätze, welche die Existenz von Finanzintermediären auf reine Transaktionskostenvorteile zurückführen, werden auch als neoklassische Erklärungsansätze bezeichnet. Diese
Theorien stützen sich auf die Annahme, dass rationale Kapitalgeber (KG) bestrebt sind, in ein
möglichst breit diversifiziertes Portfolio zu investieren, um das unsystematische Risiko des Portfolios zu minimieren bzw. zu eliminieren. Aufgrund der Transaktionskosten, die mit jeder Investition einhergehen, ist es für den einzelnen KG jedoch ineffizient, selbst eine große Zahl von
Kleinstinvestitionen einzugehen. Durch die Zwischenschaltung eines FI zwischen die KG und KN
kann die Anzahl der Vertragsbeziehungen jedoch erheblich reduziert werden, ohne dabei den positiven Diversifikationseffekt zu schmälern. Infolgedessen sinken für die Vertragsparteien die
Transaktionskosten bei gleich bleibendem Risiko (Kane und Buser, 1979). Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass in der Bank zentralisierte Aufgaben wie das Monitoring der KN
oder die Vertragserstellung zu Synergieeffekten und somit zu zusätzlichen Kostenersparnissen
führen, welche zum Teil an die KG weitergegeben werden können. Die Nutzung eines FI ist demnach in diesem Fall eine intuitiv effizientere Lösung. Abbildung 1 veranschaulicht das beschriebene Geflecht aus Vertragsbeziehungen mit und ohne Finanzintermediär.
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
ohne FI:
mit FI:
n x m Vertragsbeziehungen
n + m Vertragsbeziehungen
Kapitalnehmer 1
Kapitalgeber 1
Kapitalnehmer 1
Kapitalgeber 1
Kapitalnehmer 2
Kapitalgeber 2
Kapitalnehmer 2
Kapitalgeber 2
…
…
…
Kapitalnehmer n
Kapitalgeber m
Kapitalnehmer n
FI
…
Kapitalgeber m
Abbildung 1: Schematische Übersicht der Vertragsbeziehungen mit und ohne FI.
(eigene Darstellung nach Hartmann-Wendels et al., 2010)
Das Schema zeigt einen Markt mit 𝑛 KN und 𝑚 KG. Sofern nur direkte Kapitalbeziehungen zwischen allen Marktteilnehmern existieren, ergibt sich die Gesamtzahl der Vertragsbeziehungen als
Produkt der Anzahl von KN und KG, das heißt als 𝑛 ∗ 𝑚. Durch die Einbindung eines FI reduziert
sich die Gesamtzahl der Vertragsbeziehungen nun auf die Summe der beiden Terme, das heißt auf
𝑛 + 𝑚.
Die Theorie der Transaktionskosten bietet eine leicht verständliche Erklärung für die Existenz
von Finanzintermediären. Ihre Schwäche ist jedoch, dass eine Bank in einer solchen Modellwelt
keinen Anreiz hat, die richtigen Informationen an den KG weiterzugeben. Es wäre für die Bank
sinnvoller, die kostspielige Informationsbeschaffung zu übergehen und stattdessen willkürliche
Informationen an den KG zu übermitteln (Hartmann-Wendels et al., 2010, S. 126), da die Erträge
der Bank als Finanzintermediär zumindest in der kurzen Frist unberührt bleiben. Es handelt sich
somit um ein klassisches Moral-Hazard-Problem in einer Prinzipal-Agenten-Beziehung. Der Prinzipal, das heißt der KG, muss demnach Anreize schaffen, damit sich der Agent, also der FI, seinen
Wünschen entsprechend verhält. Es ist damit fraglich, ob der Transaktionskostenansatz die einzige Erklärung für die Existenz von Banken darstellt.
2.2
Informationsasymmetrien
In den 1980er Jahren wurde ein weiterer Erklärungsansatz für die Existenz von Banken und
Finanzintermediären etabliert. Das Konzept stützt sich auf Friktionen in Form von asymmetrischen Informationsverteilungen unter den Kapitalmarktakteuren. Die wahrscheinlich bedeutendste
Arbeit hierzu lieferte Diamond (1984) mit dem nach ihm benannten Modell, das eine Weiterentwicklung des informationsökonomischen Ansatzes von Leland und Pyle (1977) darstellt. Weiterhin beinhaltet es zusätzlich den Erklärungsgehalt des bis dahin verbreiteten Transaktionskostenan-
5
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
satzes, da Transaktionskosten zum Teil auch Kosten für den Abbau von asymmetrischen Informationsverteilungen einschließen.
Diamond (1984) führt die Existenz von FIs auf die Minimierung der Monitoringkosten und die
Vorteilhaftigkeit eines delegierten Monitorings im Falle von Diversifikationseffekten bei der Kreditvergabe an mehrere KN zurück. Sein Modell ist das erste dieser Art, das in einer formalen Argumentation auch auftretende Anreizprobleme berücksichtigt (Hartmann-Wendels et al., 2010).
Es wird ein Markt modelliert, auf dem sich n risikoneutrale Unternehmer ohne eigenes Vermögen
bewegen, die die Möglichkeit zur einmaligen Durchführung eines von n Projekten mit stochastischen Renditen haben. Weiterhin beinhaltet der Markt eine Anzahl m risikoneutraler KG, unter
denen das gesamte zur Verfügung stehende Kapital gleichverteilt ist (Diamond, 1984). FIs existieren zunächst nicht. Das Modell ist zweiperiodig und geht von einem Markt mit einem einzigen
Gut aus. Projekte erfordern eine Investition in Periode null und produzieren einen Erlös in Periode
eins. Um ein Projekt durchführen zu können, benötigt der Unternehmer Fremdkapital von den KG
und begibt sich daher in die Rolle des KN. Zur Vereinfachung wird die Höhe der Anfangsinvestition gleich eins gesetzt. Die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts ist allgemein bekannt, der
tatsächliche Ausgang des Projekts kann jedoch nur durch den KN kostenlos beobachtet werden.
Die KG haben die Möglichkeit, Darlehensverträge mit dem KN zu schließen oder in eine alternative Anlage mit dem sicheren Ertrag 𝐼 > 1 in 𝑡 = 1 zu investieren. Unter den einzelnen KG
herrscht Wettbewerb, sodass die erwartete Rückzahlung an die KG der Marktrendite entspricht
(𝐸[𝑧(𝑦�)] = 𝐼). Durch die ex post aufwändige Verifizierbarkeit des Projekterfolgs für die KG ent-
steht auf Seiten der KN ein Moral-Hazard-Problem, da die KN auch im Falle eines positiven Projekterfolgs einen Anreiz haben, einen Misserfolg zu melden, um die Rückzahlung an die KG zu
umgehen. Um diesen Anreiz zu eliminieren, sieht das Modell von Diamond zwei Konzepte vor:
Die Einführung nichtmonetärer Strafen und Monitoring.
Die Einführung nichtmonetärer Strafen schädigt die KN ex post. Die Strafen müssen dabei einen Gegenwert haben, der sich monetär ausdrücken lässt (z. B. Haftstrafe, Reputationsverlust).
Die zu Grunde liegende Straffunktion steigt proportional zur Differenz aus dem vereinbarten
Rückzahlungsbetrag 𝑅 und der tatsächlichen Rückzahlung 𝑧(𝑦). In einer Welt ohne Informationsasymmetrie würde der feste Rückzahlungsbetrag 𝑅 so gewählt werden, dass er dem Ertrag aus
dem sicheren Investment 𝐼 entspricht. Da jedoch auf Seiten der KG ex post Unsicherheit über den
Projekterfolg herrscht, verlangen diese einen Risikoaufschlag mit 𝑅 > 𝐼. Die Differenz aus 𝑅 − 𝐼
kennzeichnet die Kosten der Straffunktion. Die Kosten der Straffunktion sind auf diese Weise
abhängig vom Projektrisiko, nicht aber von der Zahl der KG (Diamond, 1984).
Beim Monitoring wird der KN bzw. der Projektausgang durch jeden KG zu den jeweiligen
Kosten 𝑐 überwacht. Die gesamten Monitoringkosten 𝐶 = 𝑚 ∗ 𝑐 entsprechen dann den gesamt6
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
wirtschaftlichen Kosten der Informationsasymmetrie. Die Kosten des Monitorings sind unabhängig vom Projektrisiko, werden aber von der Zahl der überwachenden KG beeinflusst, da jeder KG
das Monitoring unabhängig von den anderen durchführt und somit jeweils die Kosten 𝑐 verursacht
(Diamond, 1984).
Die Höhe der Monitoringkosten entscheidet, ob ein Schuldvertrag mit Straffunktion oder ein
Vertrag mit Monitoring abgeschlossen wird. Sofern 𝑚 ∗ 𝑐 > 𝑅 − 𝐼 gilt, empfiehlt sich die Option
mit Straffunktion. Im umgekehrten Fall sollte ein Vertrag mit Monitoring gewählt werden (Diamond, 1984). In dieser Welt ohne Finanzintermediäre implizieren risikoreiche Projekte, die
gleichzeitig einen hohen Kapitalbedarf haben, der zwangsläufig nicht von einem oder wenigen
KG erbracht werden kann, bei jeder Vertragsform hohe Vertragskosten. Obwohl diese Projekte
gesamtwirtschaftlich sinnvoll sein können, besteht die Möglichkeit, dass sie aufgrund der hohen
Kosten für den Unternehmer nicht mehr rentabel sind und daher nicht durchgeführt werden
(Hartmann-Wendels et al., 2010, S. 136).
Indirekte Kreditbeziehungen über Finanzintermediäre bieten daher einen kostenminimierenden
Weg der Vertragsgestaltung. Diamonds Konzept sieht die Verwendung beider Vertragsformen
vor. Zum einen delegieren die KG die Aufgabe der Kreditüberwachung an einen FI, der wiederum
einen Vertrag mit Monitoring mit den KN schließt. Daraus ergeben sich die in Kapitel 2.1 beschriebenen Vorteile im Hinblick auf Transaktionskosten. Da sich das eingangs beschriebene
Anreizproblem durch das reine delegierte Monitoring aber nur auf die Beziehung FI zu KG verlagert, sieht Diamond in seinem Modell zusätzlich einen Schuldvertrag mit Straffunktion zwischen
den Kreditgebern und dem Finanzintermediär vor. Abbildung 2 zeigt eine Übersicht der Zahlungsströme und Beziehungen bei Finanzintermediation mit delegiertem Monitoring.
Zahlung: 1/m
KG 1
Zahlung
KN
Rückzahlung: z(y)/m
…
FI
Rückzahlung
Investition:
1
Ertrag:
y
Rückzahlung:
z(y)
Zahlung: 1/m
KG m
Rückzahlung: z(y)/m
Monitoring
Delegation
Abbildung 2: Finanzintermediation als delegiertes Monitoring.
(eigene Darstellung nach Hartmann-Wendels et al. (2010))
Wie auch in der Realität beobachtbar, führt Diamond die Prämisse ein, dass der FI nicht das
Projekt eines einzelnen KN, sondern vieler KN finanziert. Sofern die einzelnen Projekte nicht
perfekt korreliert sind, erhöht sich mit steigender Zahl der KN der Diversifikationseffekt im Kre7
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
ditportfolio des FI. Durch die Diversifikation verringert sich wiederum das Ausfallrisiko des „Projekts“ Finanzintermediär und die KG verlangen einen geringeren Risikoaufschlag vom FI. Es sind
nur wenige Konstellationen denkbar, in denen das delegierte Monitoring die direkten Vertragsbeziehungen nicht dominiert.2 Das Modell von Diamond (1984) zeigt, dass die Einbindung eines FI
die Kosten der Informationsasymmetrie in den meisten Fällen reduzieren kann und somit gesamtwirtschaftlich wünschenswert ist.
Seit der Veröffentlichung von Diamonds Arbeit sind inzwischen 30 Jahre vergangen. Damals
waren fast ausschließlich Banken als FIs im Retail-Banking tätig und FinTechs existierten noch
nicht. Diese Gruppe der FIs konnte demnach von Diamond noch nicht berücksichtigt werden. Es
stellt sich daher die Frage, ob auch FinTechs in der Lage sind, Transaktionskosten und Informationsasymmetrien abzubauen und ihre Existenz somit ebenfalls durch die klassischen Theorien erklärt werden. Dieser Frage, die eng mit Eignung zur Substitution von Banken verknüpft ist, wird
speziell im Kapitel 3 nachgegangen.
3
Kerngeschäftsbereiche der Kreditinstitute und Möglichkeiten der
Substitution
Nachdem vorhergehend die klassischen Modelle zur Existenzberechtigung von FIs dargestellt
wurden, wird sich das folgende Kapitel mit den gegenwärtig bestehenden innovativen Konzepten
befassen, die es Retail-Kunden erlauben, in einigen Bereichen auf die Inanspruchnahme traditioneller Bankdienstleistungen zu verzichten. Der Fokus liegt dabei auf denjenigen Produkten, die
von Nicht-Banken angeboten werden. Etwaige innovative Produkte, die von traditionellen Banken
selbst offeriert werden, bleiben somit außer Acht.
Die Ausarbeitung hat nicht den Anspruch, sämtliche im Markt befindliche Innovationskonzepte für Finanzdienstleistungen vorzustellen. Vielmehr soll der Schwerpunkt der Analyse auf stabilen Markttendenzen und etablierten Unternehmen liegen. Die für jede Teilbranche näher vorgestellten FinTechs sollten im Entwicklungsstadium über die frühe Phase einer Start-Up-Idee hinaus
sein und bereits einen gewissen Kundenstamm und eine zunehmende Akzeptanz im Markt vorweisen können. Andererseits sollen die dargestellten Innovatoren möglichst als Beispiel für mehrere Unternehmen dienen und somit vorliegende Trends in der Branche widerspiegeln. Den
Schwerpunkt der Untersuchung bilden dabei die auf dem deutschen Markt tätigen Unternehmen.
Dadurch wird vor allem den spezifischen Regulierungsvorschriften Rechnung getragen.
2
Hartmann-Wendels et al. (2010, S. 142) verweisen als mögliche Ausnahmen auf Konstellationen, in denen
entweder das Projekt nahezu risikolos ist und daher die Kosten der Straffunktion nahe null sind, oder Projekte in
denen das Monitoring enorm aufwändig und daher sehr kostenintensiv ist.
8
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Eine letzte Einschränkung der betrachteten FinTechs liegt in der Art der angebotenen Dienstleistungen. Gegenstand der Arbeit ist das Retail-Geschäft. Dieses richtet sich nach Brunner et al.
(2004) an weite Teile der Bevölkerung und definiert sich durch eine große Anzahl von Kundenverbindungen sowie einen hohen Produktstandardisierungsgrad. Die Kundengruppen bestehen im
Retail-Banking aus Privatkunden und kleineren Unternehmen. Für eine klare Differenzierung liegt
der Fokus der Arbeit ausschließlich auf Dienstleistungen für Privatkunden, auf welche sich nach
Friedrich et al. (2012) ebenfalls die Mehrzahl der FinTechs konzentriert.
Als definitorische Grundlage bieten sich dabei die Geschäftsvorschriften zum „Commercial
Banking“ an. Der Begriff wurde 1932 in den USA im Rahmen der Einführung des Trennbankensystems etabliert. Namentlich wurden unter Commercial Banking das Einlagen- und Kreditgeschäft sowie der Zahlungsverkehr zusammengefasst (Barth, Brumbaugh und Wilcox, 2000). Die
Differenzierung nach diesen Geschäftsfeldern lässt sich auch in der aktuelleren Literatur wiederfinden (Alt, Möwes und Puschmann, 2010). Dem BCG Retail Banking Performance Index (2013)
zufolge nehmen die genannten Segmente ebenso in der Bankenpraxis die wichtigsten Rollen ein.
Die Studie untergliedert die Erträge von 30 international führenden Retail-Banken nach Geschäftssegmenten. Im Ergebnis entfallen jeweils ungefähr ein Drittel der Profite auf den Kreditbereich und auf das Einlagengeschäft, während 18,2% im Depotgeschäft und 8,7% durch den Zahlungsverkehr entstehen. Einlagen und Kredite werden im Abschnitt 3.1 betrachtet. Zusätzlich zum
Zahlungsverkehr (Abschnitt 3.2) werden in Abschnitt 3.3 FinTechs beschrieben, welche der Verwaltung privater Finanzen zuzuordnen sind.
Für jedes der drei untersuchten Geschäftsfelder werden ebenfalls die relevanten Regulierungsaspekte umfassend erläutert, da diese eine wichtige Hürde für die Geschäftstätigkeit von FinTechs
darstellen können. Robinson (2013) argumentiert, dass die Auseinandersetzung mit gesetzlichen
Regelungen für einige Unternehmen zu einem Schwerpunkt der Managementtätigkeit anwachsen
kann. Die schnell wachsende und sich kontinuierlich verändernde Branche der Finanzdienstleistungen leide unter den hohen Genehmigungsanforderungen, unklaren Bestimmungen und langwierigen behördlichen Prozessen. Es bestehe deshalb der Anreiz für Unternehmen, vorrangig die
Geschäftstätigkeit aufzunehmen und erst verzögert regulatorische Aspekte zu klären. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) rät in ihrem Jahresbericht 2012 jedoch, keine
Verstöße gegen eine etwaige Erlaubnispflicht zu riskieren. Dies könnte gegebenenfalls zur Untersagung der Geschäftstätigkeit und Abwicklung des Unternehmens führen. Die Behörde gesteht
jedoch ein, dass Genehmigungsprozesse mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind.
Zwar würden die BaFin zahlreiche Anfragen zu Erlaubnisvoraussetzungen erreichen, demgegenüber stehe jedoch nur eine geringe Anzahl an tatsächlichen Erlaubnisanträgen. Von Seiten der
9
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Aufseher werden hohe Kosten und fachliche Anforderungen an das Management als Hauptursachen für die niedrige Antragsquote vermutet (BaFin, 2012).
Außerdem wird jeweils aufgezeigt, wie auch die neuen FinTech-Konzepte die Kriterien für die
Existenzberechtigung von Kreditinstituten – die Reduktion von Transaktionskosten sowie den
Abbau von Informationsasymmetrien – erfüllen können und somit zur Substitution von klassischen Banken geeignet sind.
3.1
Einlagen und Kredite
Dieser Abschnitt befasst sich mit innovativen Konzepten in den Segmenten Kundeneinlagen
und Kredite.
3.1.1
Marktüberblick
Einlagen spielen eine elementare Rolle für europäische Banken. Nach Dapp et al. (2013) bilden Kundeneinlagen dort über 60% der Refinanzierungsmittel. Weiterhin wurde bereits der große
Einfluss des Einlagengeschäftes auf die Ertragsseite bei Retail-Banken betont. Die Unternehmen
der FinTech-Branche konzentrieren sich im Einlagensegment jedoch hauptsächlich auf Vergleichsdienstleistungen auf Internet-Portalen. Anbieter wie FinanceScout24 prüfen die Anlagekonditionen mehrerer Banken und stellen den Kunden das Suchergebnis zur Verfügung
(Financescout24, 2014). Das FinTech WeltSparen etwa bietet die Option, deutsche Kunden zu
Termingeldangeboten im europäischen Ausland zu vermitteln. Die Legitimation muss hierbei
nicht im Ausland erfolgen; Kunden können sich stattdessen bei einer deutschen Partnerbank per
PostIdent-Verfahren ausweisen (WeltSparen, 2014). Eine reale Annahme von Kundengeldern
unterbleibt bei den beiden genannten Innovatoren; es erfolgt lediglich die Vermittlung zu traditionellen Kreditinstituten. Weitere Dienstleistungen im Zuge des reinen Einlagengeschäfts bleiben
innerhalb der FinTech-Branche weitgehend außer Acht. Begründet werden kann dies unter anderem mit regulatorischen Vorgaben, welche im Abschnitt 3.1.2 näher erläutert werden.
Während die Einlagenseite demnach nur vereinzelt von Alternativanbietern zu Banken abgedeckt wird, sind FinTechs auf der Kreditseite merklich stärker im Markt integriert. Zwar liegen
auch dort beschränkende Regulierungsvorschriften vor, FinTechs können jedoch meist angemessen auf diese reagieren. Konkret wird im Folgenden das Konstrukt der Peer-to-Peer-Kredite analysiert.
Mit dem Begriff Peer-to-Peer wird im Bereich der Kreditvergabe die Geschäftsabwicklung von
privat zu privat assoziiert.3 Die Rolle der KG wird hierbei nicht von Banken, sondern von natürli-
3
Peer-to-Peer-Kredite mit sozialen bzw. ethischen Zielstellungen werden an dieser Stelle nicht behandelt. Da die
Geschäftsbeziehungen zwischen Retail-Kunden und Banken annahmegemäß nicht altruistischer Natur sind,
sollen auch die hier vorgestellten Retail-Bank-Substitute diese Vorgabe erfüllen. Außer Acht bleiben auch
10
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
chen Personen übernommen. Mit Investitionen in Peer-to-Peer-Kredite erschließen sich für RetailKunden somit letztlich doch Möglichkeiten, klassische Bankeinlagenprodukte indirekt zu substituieren.4 Als Kontaktmittler zwischen den KG und KN dienen internetbasierte Plattformen, auf
denen verschiedene Kreditprojekte beworben werden. Schätzungen zufolge hat der schnell wachsende Markt weltweit bereits die Marke von EUR 3 Mrd. Kreditvolumen überschritten
(Moenninghoff und Wieandt, 2013b). Die Charakteristika dieses Verfahrens unterscheiden sich in
mehreren Punkten vom traditionellen Kreditprozess der Banken. Generell nehmen KG und KN
eine aktivere Rolle ein, als es bei traditionellen Banken der Fall ist. KG wählen eigenständig Projekte aus, in die sie zu investieren bereit sind. KN kommunizieren die Eckpunkte ihres Finanzierungsvorhabens und stehen dabei in offener Konkurrenz zu anderen Gesuchen. Anfragen für Finanzierungsvorhaben werden in der Regel nicht sofort bedient, sondern bleiben meist mehrere
Tage online verfügbar, bis sich genügend Anleger gefunden haben, welche gemeinsam den gewünschten Auszahlungsbetrag zur Verfügung stellen.5 Im Gegensatz zu Banken generieren Peerto-Peer-Anbieter keinen Zinsaufwand oder Zinsertrag aus Darlehen oder Kapitalanlagen, sondern
geben in der Regel ein Gebührenmodell vor, welches in Abhängigkeit zur Kreditsumme steht
(BaFin, 2007; Moenninghoff und Wieandt, 2013a).
Grundsätzlich liegen zwei Geschäftsmodelle für Kreditplattformen vor. In einer Variante wird
kein Kreditinstitut in den Prozess eingebunden. Dies macht es Retail-Kunden theoretisch möglich,
bei der Abwicklung von Kreditgeschäften komplett auf Banken zu verzichten. Plattformen wie
Prosper und Zopa sind nach Moenninghoff und Wieandt (2013a) Unternehmungen, die außerhalb
Deutschlands erfolgreich entsprechende Services anbieten. In Deutschland existieren gegenwärtig
keine Vermittlungsdienstleister ohne Bankeneinbindung. Dies ist hauptsächlich den aufsichtsrechtlichen Restriktionen geschuldet, welche in Abschnitt 3.1.2 ausgeführt werden. Es existiert
demnach eine zweite Variante von Geschäftsmodellen, welche externe Banken in den Geschäftsprozess mit einbeziehen. Die Kreditinstitute agieren hierbei im Hintergrund und führen lediglich
die Vertrags- und Zahlungsabwicklung durch. Die drei in Deutschland tätigen Kreditvermittlungsplattformen auxmoney, Lendico und smava fußen auf diesem System. Die Summe der vermittelten Kredite liegt bei allen drei Betreibern noch auf vergleichsweise niedrigen Niveaus.
Crowdfunding-Dienstleistungen. Nach Moenninghoff und Wieandt (2013a) werden damit meist innovative StartUps in einer frühen Phase finanziert und als Zins- und Tilgungsleistung häufig Rechte oder Sachleistungen vereinbart, was ebenfalls der Schwerpunktsetzung auf Retail-Kunden entgegensteht.
4
Die Substitution wird deshalb als indirekt bezeichnet, weil Kapitalanlagen in Peer-to-Peer-Kredite sich in ihren
Eigenschaften von klassischen Bankanlageprodukten differenzieren. So gibt es beispielsweise Unterschiede beim
Risikogehalt. Investitionen in Peer-to-Peer-Kredite werden überdies nicht durch Instrumentarien der Einlagensicherung gedeckt (Frerichs und Schumann, 2008).
5
Wird der gewünschte Kreditbetrag auch nach einer Maximalfrist nicht vollständig durch Anlagegelder finanziert, verfällt das Projekt. Bei einigen Plattformen kann der potenzielle Kreditnehmer jedoch auch den geringeren Betrag akzeptieren (Frerichs und Schumann, 2008).
11
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
smava beispielsweise weist vermittelte Kreditvolumina von insgesamt EUR 83 Mio. auf (smava,
2014a). Dies lässt sich nach Frerichs und Schumann (2008) vorwiegend durch die kurze Existenzzeit der FinTechs erklären.
Plattformbetreiber stehen vor der strategischen Entscheidung, auf wessen Interesse die Kundenorientierung eher ausgerichtet sein soll. Die Konzentration auf KG würde, im Sinne der Kreditrisikoreduzierung, Eintrittshürden für KN erhöhen. Läge das Augenmerk jedoch auf der Seite
der KN, so würden viele Kreditsuchende mit mäßigen Bonitätsanforderungen im Anmeldeprozess
akzeptiert werden (Walter, 2012). Nach Stiglitz und Weiss (1981) kann die Zunahme von Kreditgesuchen schlechter Bonität mit insgesamt niedrigeren Profiten für KG einhergehen, da die Ausfallraten entsprechend höher liegen. Auch der Economist (2007) sieht einen Schlüsselfaktor für
die Rentabilität des KG-Kapitals in den niedrigen KN-Bonitäten auf Peer-to-Peer-Plattformen.
Der deutsche Anbieter smava beispielsweise weist potenzielle KN ab, die in die vier schlechtesten
der insgesamt zwölf Bonitätsklassen der SCHUFA eingestuft werden. Trotz dieser Selektion
ergibt sich bei smava eine durchschnittliche Ausfallquote von 8,12%, die deutlich über der durchschnittlichen Ausfallquote von Ratenkrediten für alle deutschen Banken (2,50%) liegt (smava,
2014a; SCHUFA, 2013). Frerichs und Schumann (2008) stellen ähnliche Ergebnisse bei weiteren
Peer-to-Peer-Plattformen fest. Dies kann darauf hindeuten, dass diese Form der Kreditaufnahme
generell eher von Kunden schlechterer Bonität gewählt wird, die bei klassischen Banken gegebenenfalls keine Finanzierungszusage erhalten würden. Um Anlegern im Mittel dennoch eine positive Rendite zu ermöglichen, werden die hohen Ausfallraten hauptsächlich durch erhöhte Kreditzinsen kompensiert.6 So warnt Moore (2013) in der Financial Times vor der Pauschalisierung,
dass die Zinssätze im Peer-to-Peer-Segment für die KN stets niedriger als bei der
Intermediärslösung durch eine Bank seien. Ein Beispiel hierfür liefert der Anbieter smava: Ende
2013 betrug dort der durchschnittliche Sollzins für Konsumentenkredite mit 36 Monaten Laufzeit
5,42%, während der Zinssatz bei allen deutschen Banken im vergleichbaren Ein- bis Fünfjahreszeitraum bei 5,00% lag (smava, 2014a; Bundesbank, 2014a).
Zusammenfassend lässt sich für den Peer-to-Peer-Bereich feststellen, dass Retail-Kunden bei
deutschen Peer-to-Peer-Plattformen der vollständige Verzicht auf Kreditinstitute, zumindest bei
der Vertragsabwicklung, nicht möglich ist. Gleichzeitig verschafft die Einbeziehung von Banken
den Kunden aber auch Vorteile, da zum Beispiel standardisierte Verträge oder eine professionelle
Problemkreditabwicklung Rechtssicherheit bieten (Frerichs und Schumann, 2008). KN und KG
können den anderen Plattformnutzern gegenüber anonym bleiben und handeln unter einer insge-
6
Frerichs und Schumann (2008) identifizieren als weitere angewandte Instrumente zum Schutz gegen hohe Ausfallraten Restschuldversicherungen, Pooling der Kreditgeberforderungen sowie die standardmäßige Zusammenarbeit mit Inkassodienstleistern.
12
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
samt aktiveren Gestaltungsautonomie. Etwaige Zinsvorteile zu traditionellen Banken liegen allerdings nicht zwingend vor; KG sollten die Gefahr eines Kreditausfalls bereits im Voraus genau
analysieren.
3.1.2
Aspekte der Regulierung
Im Abschnitt 3.1.1 wurde darauf verwiesen, dass FinTechs im Einlagengeschäft vor regulatorischen Herausforderungen stehen, sobald es um die Entgegennahme von Kundengeldern geht. In
Deutschland liegen alle Institutionen, welche Kundengelder annehmen, im Geltungsbereich der
Pflicht zur Bankenlizenz nach §§ 32, 33 KWG (BaFin, 2014). Entsprechende Gerichtsurteile bestätigen, dass bereits die kurzzeitige Annahme von Geldern Dritter (in diesem Sinne Einlagen)
ohne entsprechende Genehmigung der BaFin rechtswidrig ist.7 Den Retail-Banken droht somit
bisher keine Konkurrenz durch Nicht-Banken im reinen standardisierten Einlagengeschäft.8
Für den Bereich der Kredite liegen ähnlich strikte Regelungen vor. Vereinbaren natürliche Personen unter Ausschluss eines Kreditinstituts Darlehensverträge, so kann laut BaFin (2014) eine
Bankerlaubnis nötig sein. Besteht die Absicht auf Wiederholung derartiger Geschäfte oder agieren
die Vertragsparteien mit Gewinnerzielungsabsicht, könnte bereits bei einem einzigen Peer-toPeer-Kredit die Gewerbsmäßigkeit und somit eine Erlaubnispflicht unterstellt werden. Nutzer von
Vermittlungsplattformen betreten somit leicht rechtliche Grauzonen und handeln im Zweifel außerhalb des gesetzlichen Rahmens, sofern eine gegebenenfalls erforderliche Bankerlaubnis fehlt.
Auch für den Kreditvermittler selbst sieht die BaFin eine Erlaubnispflicht als einbezogenes Unternehmen nach § 37 Abs. 1 Satz 4 KWG vor, falls dessen Nutzer erlaubnispflichtige Geschäfte
auf der Vermittlungsplattform betreiben.
Um diese Erlaubnispflicht zu umgehen, binden alle deutschen Vermittlungsdienstleister externe Banken in den Geschäftsprozess mit ein. Rechtlich betrachtet kommt hier keine direkte Vertragsbeziehung zwischen Retail-Kunden zustande. Vielmehr wird der Kredit durch die beteiligte
Bank an den KN ausgezahlt; zeitgleich veräußert die Bank im Gegenzug die Kreditforderungsanteile ohne Preisaufschlag an die jeweiligen KG weiter. Durch diese vertragliche Konstruktion
entfällt die Genehmigungspflicht für Plattformbetreiber und deren Kunden. Weiterhin bleibt bei
Peer-to-Peer-Krediten auch das Bankgeheimnis zwischen KN und KG gewahrt, denn auf den
Plattformen wird meist auf eine Offenlegung von Personendaten zugunsten von Pseudonymen
7
Verwiesen sei an dieser Stelle auf ein Urteil des Landgerichts Köln gegen einen Lieferdienst für Nahrungsmittel. Dieser ließ Kunden online für bestellte Ware bezahlen und verwahrte die Gelder vorübergehend auf eigenen
Konten, bevor sie an den eigentlichen Lieferanten weitergeleitet wurden. Bereits die kurzzeitige Verfügungsgewalt über die Kundengelder ist laut Urteil jedoch erlaubnispflichtig (LG Köln, Urteil vom 29.09.2011, 81 O
91/11).
8
Dies ändert sich dann, wenn FinTechs wie beispielsweise PayPal eine Banklizenz erwerben und damit zur
Annahme und Verwaltung von Kundengeldern berechtigt werden (PayPal, 2014).
13
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
verzichtet (Frerichs und Schumann, 2008). Gegenüber der Vermittlungsplattform oder spätestens
bei Einbindung der durchführenden Bank gilt jedoch die Legitimationspflicht nach § 154 AO,
welche meist über das PostIdent-Verfahren abgewickelt wird. Die Vorgaben nach § 4 GwG werden damit erfüllt.
Deutschen Retail-Kunden wird der vollständige Verzicht auf Kreditinstitute aufgrund regulatorischer Restriktionen somit derzeit nicht ermöglicht. Für die Zukunft ist es jedoch denkbar, dass
Peer-to-Peer-Dienstleister trotz der hohen regulatorischen Anforderungen selbst Banklizenzen
erwerben und dadurch vollkommen unabhängig von Drittinstituten wären.
3.1.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten
Abschließend sollen nun Aussagen hinsichtlich der Finanzintermediation von FinTechs im
Vergleich zu Banken getroffen werden. Moenninghoff und Wieandt (2013a) sprechen im Rahmen
von Peer-to-Peer-Plattformen von Disintermediation, da die aus Kapitel 2 hervorgehenden Transaktionskosten sowie Informationsasymmetrien hier durch das Zusammenspiel von FinTech und
Marktteilnehmern – ohne vordergründigen FI – reduziert werden.9
Es wird diesbezüglich zunächst das Monitoring bei Peer-to-Peer-Krediten beleuchtet; laut
Moenninghoff und Wieandt (2013a) übernehmen die Vermittlungsplattformen, die SCHUFA sowie die KG gemeinsam diese klassische Bankenaufgabe. Vermittlungsplattformen müssen beim
Monitoring gesetzliche Regelungen einhalten, wonach bei Privatkrediten eine Bonitätseinschätzung der KN vorzunehmen ist. Bevor Darlehen gewährt werden, hat nach § 18 KWG demnach
eine Kreditwürdigkeitsprüfung zu erfolgen. Da bei allen in Deutschland tätigen Peer-to-PeerPlattformen eine Bank die eigentliche Geschäftsdurchführung übernimmt, sind die Vorschriften
auch hier bindend. Die Kreditplattform selbst fungiert dabei hauptsächlich als eine OnlineInstitution, auf der die KN ihre Bonitätsdaten veröffentlichen können. Überdies stellen die Dienstleister oftmals Informationen über das bisherige Zahlungsverhalten von KN zur Verfügung. Bei
problemloser Bedienung bestehender Peer-to-Peer-Kredite entstehen dabei gemäß Frerichs und
Schumann (2008) Reputationseffekte des KN. Smava beispielsweise lässt von Kreditsuchenden
außerdem eine persönliche Haushaltsrechnung erstellen, welche Aussagen über das verfügbare
Einkommen erlaubt (smava, 2014b).
9
Neben der Senkung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten gibt es speziell im Einlagen- und
Kreditbereich nach Hartmann-Wendels et al. (2010, S. 5-10) weitere wesentliche Funktionen von Banken: die
Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation. Moenninghoff und Wieandt (2013a) kommen mit Bezug auf
Peer-to-Peer-Dienstleister hier zu verschiedenen Ergebnissen. Losgrößentransformation lässt sich durch unterschiedlich hohe Kredit- und Anlagebeträge auch im Peer-to-Peer-Bereich erreichen. Fristen- und Risikotransformation liegen dagegen nicht vor. Bei Letzterer haben KG insbesondere den Nachteil, dass sie im Allgemeinen
über begrenzte Möglichkeiten der Risikoabsicherung verfügen. Hier sehen Moenninghoff und Wieandt (2013a)
künftig Lösungspotenzial durch Einbindung institutioneller Investoren. Diese würden bereits beginnen, Sekundärmärkte für Peer-to-Peer-Kredite aufzubauen. Somit könnten KG Risiken abgeben. Gleichzeitig würde dadurch auch das Liquiditätsrisiko gemindert werden.
14
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Den Hauptteil der gesetzlich geforderten Kreditwürdigkeitsprüfung übernehmen in der Regel
allerdings externe Auskunfteien, wie etwa die SCHUFA (Frerichs und Schumann, 2008). Nach
§ 18 Satz 2 KWG ist dieser Weg der Informationsbeschaffung zulässig. Die SCHUFA erstellt aus
gesammelten Datenbankinformationen für den jeweiligen KN einen Score-Wert, welcher sich in
bestimmte Risikoklassen einordnen lässt und letztlich ein individuelles Rating ergibt.10 Den Aufgabenbereich der SCHUFA könnte man somit als quantitativen Part, ausgedrückt durch den Score-Wert, bezeichnen. SCHUFA-Abfragen werden üblicherweise nur einmalig vor der Kreditvergabe getätigt und können somit keine Interim-Informationen liefern.
Die finale Bonitätsbeurteilung wird durch die KG selbst vorgenommen, welche aus der Menge
der Kreditgesuche frei entscheiden können, ob und wie viel Kapital sie jeweils zu investieren bereit sind. Somit übernehmen die KG die qualitative Analyse der Kreditofferte. Die Entscheidung
muss nicht ausschließlich auf einer Aggregation der bereits genannten Bonitätsdaten beruhen. Die
Eigendarstellung des KN und dessen Kreditprojekts auf der Plattform kann gleichermaßen den
kognitiven Prozess der Bonitätsbeurteilung beim KG beeinflussen. Die Angabe persönlicher Bonitätsmerkmale durch die KN ist somit nicht nur rechtlich verpflichtend, sondern kann auch für
eine erfolgreiche Komplettfinanzierung des Kreditwunsches hilfreich sein, da KG bei umfassender Informationsbasis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit investieren (Duarte, Siegel und Young, 2012). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Informationsasymmetrien durch die
kombinierte Arbeit von Vermittlungsplattformen, SCHUFA und den KG ähnlich wie bei Banken
gesenkt werden können.
Es stellt sich weiter die Frage, mit welchen Transaktionskosten Peer-to-Peer-Kredite verbunden sind. Auf der Ebene der Plattformbetreiber schätzen Moenninghoff und Wieandt (2013a) die
Verwaltungskosten, bedingt durch hochautomatisierte Vorgänge, als gering ein. Transaktionskosten fallen hauptsächlich in Form einer geringen Gebühr für die SCHUFA an. Die Gesamtkosten
von Plattformbetreibern und SCHUFA drücken sich hier letztlich durch Gebühren aus, welche
den KG und KN durch die Plattform berechnet werden.11 Auf Ebene der KG fällt zusätzlich ein
Zeitaufwand für die Kreditsuche und -analyse an; dieser lässt sich jedoch nur unzureichend bemessen. Es ist anzumerken, dass Suchkosten auch bei Kapitalanlagen in klassische Bankprodukte
auftreten können. Potenzial für künftige Kosteneinsparungen bringen nach Moenninghoff und
Wieandt (2013a) institutionelle Anleger, welche eine zunehmend wichtigere Rolle unter den KG
einnehmen. Private KG könnten eigene Transaktionskosten senken, sofern sie bei bestimmten
10
Der Begriff des Ratings steht in Verbindung zur Bonität und wird in der Literatur sowohl als das Verfahren
der Bonitätsanalyse als auch als das resultierende Ergebnis definiert (Van Aubel, 2000, S. 5).
11
Beispielsweise berechnet der Anbieter smava den KG eine Gebühr von 1,35% des Gebotsbetrags, während die
KN eine von der Kredithöhe abhängige Vermittlungsprovision zwischen 2,5% und 3,0% der Darlehenssumme
entrichten müssen (smava, 2014c).
15
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Plattformen die Option haben, Anlageentscheidungen professioneller und institutioneller Investoren zu erkennen und nachzubilden. Dies entspricht indirekt dem Konzept des delegierten
Monitoring, welches in Kapitel 2 als Instrument zur Kostensenkung erläutert wurde. Durch Prozesse der Automatisierung und Institutionalisierung können demnach Transaktionskosten bei
Peer-to-Peer-Krediten gesenkt werden. Ob dies tatsächlich im gleichen Umfang wie bei Kreditinstituten erfolgt, müsste in weiteren Untersuchungen quantitativ analysiert werden.
Zusammenfassend wird festgestellt, dass Informationsasymmetrien und Transaktionskosten
durch FinTechs im Peer-to-Peer-Segment reduziert werden können. Die Innovatoren sind somit
zur Substitution von Banken geeignet.
3.2
Zahlungsverkehr
Der folgende Abschnitt beinhaltet die Aktivitäten von FinTechs im Zahlungsverkehrsmarkt.
Besonderes Interesse kommt hierbei den Angeboten im mobilen Zahlungsverkehr zu.
3.2.1
Marktüberblick
Das Zahlungsverkehrsgeschäft – häufig auch als Transaction Services bezeichnet – bietet für
Banken die Möglichkeit zur Erwirtschaftung stabiler Erträge bei gleichzeitiger Erschließung einer
verhältnismäßig soliden Refinanzierungsquelle. Dadurch kam diesem Segment bei den Banken in
den letzten Jahren wieder stärkere Beachtung zu (Dapp et al., 2013). Doch unter anderem aufgrund des heute schon hohen Grades an Automatisierung ist dieser Geschäftsbereich auch für
FinTechs von großem Interesse. Die von FinTechs angebotenen oder entwickelten Zahlungsverkehrslösungen lassen sich grob in zwei Kategorien einordnen: Lösungen im Online Payment und
Lösungen im Mobile Payment. Unter dem Begriff Online Payment werden üblicherweise alle
Möglichkeiten, bargeldlose Zahlungen über das Internet abzuwickeln, definiert.12 Von der Deutschen Bundesbank werden diese Bezahlarten als Internetbezahlverfahren bezeichnet (Bundesbank, 2012). Die Bundesbank unterteilt die Verfahren wiederum in zwei Kategorien: Erstens solche Verfahren, die auf Überweisungen im Online-Banking des Zahlers basieren (z. B. SOFORTÜberweisung), und zweitens elektronische Zahlverfahren über das Internet, die eine Transaktion
innerhalb des eigenen Netzwerks ermöglichen (z. B. PayPal).13 In für die deutsche Bevölkerung
repräsentativen Erhebungen aus den Jahren 2008 und 2011 stieg der Anteil der Internetbezahlverfahren an allen Zahlungen der befragten Privatpersonen von 0,3% im Jahr 2008 auf 1,7% im Jahr
2011 (Bundesbank, 2012). Zum Vergleich ging im selben Zeitraum der Anteil der Lastschriften
12
Hiervon ausgenommen sind Zahlungsmöglichkeiten in alternativen Währungen wie zum Beispiel Bitcoins.
Für den Verzicht auf diese Bezahlformen sind vor allem das hohe Maß an regulatorischer Unsicherheit sowie das
Fehlen tiefgehender Forschungsergebnisse verantwortlich.
13
Die auf Online-Banking basierenden Systeme werden im Folgenden nicht näher behandelt, da der Fokus dieser Arbeit auf Lösungen abseits der traditionellen Bankenlandschaft liegt.
16
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
von 1,9% auf 0,7% zurück. Einen wesentlichen Antrieb für die zunehmende Nutzung der neuen
Bezahlverfahren stellt der Bereich des E-Commerce dar (Dapp et al., 2013).
Der deutschland- und weltweite Marktführer in diesem Bereich ist PayPal.14 Der Dienst wurde
zunächst nur als proprietäre Bezahlvariante für Online-Auktionen auf Ebay eingeführt. Im Jahr
2013 betrug der Anteil der Erlöse der PayPal Inc. 41% des Umsatzes der Muttergesellschaft
Ebay.15 Insgesamt wurden im Jahr 2013 Transaktionen im Wert von USD 180 Mrd. abgewickelt
(PayPal, 2014). Der Dienst zeichnet sich durch Geschwindigkeits- und Komfortvorteile gegenüber
einer klassischen Überweisung im Online Banking aus: Nach der Registrierung mit Hinterlegung
eines Referenzkontos bei einer Bank oder mittels einer Kreditkarte benötigt der Nutzer lediglich
die E-Mail-Adresse eines registrierten Mitglieds, um diesem einen Betrag in einer gängigen Währung zu überweisen. Da die Kommunikation innerhalb des PayPal-Systems im Internet erfolgt,
werden Belastung und Gutschrift auf den jeweiligen Konten umgehend – auch über Ländergrenzen hinweg – durchgeführt. Angesichts der Komplikationen, die allein die Einführung des SEPASystems mit einer normierten IBAN und BIC innerhalb der Europäischen Währungsunion verursacht hat, werden die in der Einfachheit und Schnelligkeit liegenden Vorteile einer PayPalZahlung besonders deutlich (Spiegel Online, 2013; Bundesbank, 2014a).
Der Begriff Mobile Payment hingegen beschreibt verschiedene unbare Bezahlverfahren, die
über mobile Endgeräte abgewickelt werden (Friedrich et. al, 2012). Hierbei wird zwischen verschiedenen technischen Lösungen unterschieden.16 Dapp et al. (2013) wie auch die Deutsche
Bundesbank (2012) beschreiben speziell die NFC-Technologie in Verbindung mit Smartphones
und Tablet-Computern als Entwicklung mit dem größten Wachstumspotenzial. Gerade diese Lösung besticht durch die Möglichkeit, dass Nutzer ihr ohnehin mitgeführtes Smartphone nun auch
zur Bezahlung von Kleinstbeträgen nutzen können. Während die Innovationen im Online Payment
eher in Konkurrenz zum Online-Banking der Retail-Banken treten, können die Neuerungen im
Bereich Mobile Payment vor allem die Bedeutung des Bargelds schmälern (Dapp et al., 2013).
Auf dem deutschen und dem europäischen Markt befinden sich die Projekte im Bereich Mobile
Payment entweder noch in der Entwicklungs- oder seit kurzem in der Markteinführungsphase
(Dapp et al., 2013). Weltweit sind vor allem in Japan und den USA die Entwicklungen in diesem
Segment am weitesten fortgeschritten. Allein PayPal verbuchte für das Jahr 2013 einen Umsatz in
14
Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und ist seit 2002 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von
Ebay.
15
In absoluten Zahlen erzielte PayPal im Jahr 2013 einen Gesamterlös in Höhe von USD 6,6 Mrd. (PayPal,
2014).
16
Es existieren zwei wesentliche hardwareseitige Lösungen. Einen Weg stellt die Ergänzung mobiler Endgeräte,
wie Smartphones und Tablet-Computern um zusätzliche Komponenten, die das Auslesen von EC- und Kreditkarten erlauben, dar. Die zweite Methode baut auf in Smartphones und Karten eingebaute Near Field Communication (NFC) Chips auf (Friedrich et al., 2012).
17
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Höhe von USD 27 Mrd. im weltweiten Geschäft mit Mobile Payment (PayPal, 2014), was einer
Steigerung von 100% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Forrester Research prognostiziert,
dass der US-Umsatz mit mobilen Bezahlverfahren bereits 2017 die Grenze von USD 90 Mrd.
überschreiten wird (Milian und Levy, 2013). Vor allem große Telekommunikations- und Kreditkartenunternehmen sind Kooperationen eingegangen, um die Entwicklung weiter voran zu treiben
und sich ihren Anteil am neu entstehenden Markt zu sichern bzw. diesen weiter auszubauen.
Kommunikations- und Internetkonzerne wie Google, Apple und Sprint profitieren hierbei von den
umfangreichen Datensätzen, die sie von ihren Kunden gesammelt haben. Kreditkartengesellschaften wie Mastercard können wiederum auf ihrem bestehenden Zahlungsverkehrsnetz aufbauen und
dieses um neue Technologien wie NFC erweitern (Dapp et al., 2013). Die meisten Banken hingegen zeigen bisher wenig Initiative, um frühzeitig an den Innovationen teilzuhaben. In den USA ist
bisher nur Citi in großem Umfang Kooperationen mit anderen Konzernen eingegangen (Dapp et
al., 2013). Zusammen mit Google, Sprint und Mastercard hat Citi maßgeblichen Anteil an Google
Wallet, das 2011 in den USA eingeführt wurde und auf der NFC-Technologie in Verbindung mit
Smartphones basiert (Friedrich et al., 2012).
Auf dem deutschen Markt ist Yapital als wichtiges FinTech zu benennen.17 Derzeit arbeitet das
System noch mit einer Smartphone-App in Verbindung mit einzulesenden QR-Codes. Zukünftig
plant das Unternehmen in Kooperation mit dem Kassenproduzenten POSPartner die BluetoothLow-Energy-Technologie (BLE-Technologie) einzusetzen (Fuchs, 2014).18 Mit Hilfe dieser
Technologie ist für den Bezahlvorgang keine Internetverbindung notwendig, da zwischen dem
mobilen Endgerät und dem Kassensystem in bis zu 10 Meter Entfernung eine separate Netzwerkverbindung aufgebaut wird. Die Technologie wird als Bluetooth Smart vermarktet und stellt eine
energieeffizientere Weiterentwicklung der bereits seit Jahren etablierten kabellosen BluetoothTechnologie dar (Bluetooth, 2014). Somit wären Areale mit geringer oder gar nicht vorhandener
Netzqualität kein Hindernis für das Mobile Payment.
Derzeit existiert noch kein einheitlicher Standard im Mobile Payment. Sowohl auf der Hardware- als auch auf der Software-Seite werden selbst innerhalb eines Unternehmens mehrere Ansätze verfolgt.19 Diese Heterogenität der Systeme erschwert im Moment noch die breite Anwendung von mobilen Zahlungslösungen als Bargeldersatz. Zusammenfassend lässt sich zu diesem
Segment der FinTechs dennoch festhalten, dass die Konkurrenz zu den traditionellen Banken sehr
weit fortgeschritten ist und mit großen Investitionsvolumina weiter vorangetrieben wird (Friedrich
et al., 2012).
17
Yapital ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der OTTO Group (OTTO Group, 2014).
BLE stellt eine Weiterentwicklung bzw. Alternative zur NFC-Technologie dar.
19
Mastercard ist Partner bei Google Wallet und bietet zusätzlich ein eigenes System namens „PayPass“ an
(Dapp et al., 2013).
18
18
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
3.2.2
Aspekte der Regulierung
Unternehmen, die in Deutschland Zahlungsverkehrsdienstleistungen anbieten möchten, benötigen hierfür die schriftliche Erlaubnis durch die BaFin. Es finden die Regelungen des ZAG Anwendung (Bundesbank, 2009). Ähnlich den Voraussetzungen für die Erteilung einer Banklizenz
müssen auch die Antragsteller für ein Zahlungsinstitut unter anderem Nachweise über die Erfüllung der Eigenkapitalanforderungen und die fachliche Eignung der Geschäftsführung erbringen.
Sofern ein Unternehmen Zahlungs- oder Finanzdienstleistungen ohne die vorherige schriftliche
Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde durchführt, können diese mit Geld- und/oder Freiheitsstrafen geahndet werden. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf das Urteil des Landgerichts Köln (2011) gegen einen Vermittler von Nahrungsmittelbestellungen hingewiesen (siehe
Abschnitt 3.1.2), in dem der Vermittler für die Erbringung von Finanzdienstleistungen ohne entsprechende Genehmigung durch die BaFin bestraft wurde. Per 31.12.2012 beaufsichtigte die
BaFin 36 Zahlungs- und vier E-Geldinstitute (BaFin, 2012).20 PayPal und auch Yapital haben die
notwendigen Lizenzen über Dependancen in Luxemburg erworben und unterliegen der dortigen
Aufsichtsbehörde.
Anbieter von mobilen Bezahlverfahren in Deutschland benötigen ebenfalls mindestens eine
Zulassung als E-Geld-Institut (Bundesbank, 2009; Bundesbank, 2013). FinTechs hätten zwar die
Möglichkeit, die Technologie zu entwickeln und die technische Durchführung der Dienstleistung
einem lizensierten Institut zu überlassen, der Trend entwickelt sich aber eher dahin, dass sich
Nicht-Banken wie Yapital, PayPal und Google selbst um eine europäische Lizenz bemühen und
so die aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfüllen wollen.21
3.2.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten
Ebenso wie Banken stellen auch FinTechs ihren Kunden ein standardisiertes Zahlungsverkehrssystem zur Verfügung. Das Vertrauen in dieses System und den dahinter stehenden Dienstleister trägt bei FinTechs – ebenso wie bei Banken – zur Reduzierung der Kosten für Informationsasymmetrien bei. Unter Transaktionskostenaspekten sind FinTechs mit ihren angestrebten
Zahlungsverkehrslösungen gegenüber Banken sogar im Vorteil: Die Transaktionsgeschwindigkeit
ist wesentlich höher als bei herkömmlichen Überweisungen oder Lastschriften, besonders dann,
wenn diese Transaktionen Ländergrenzen überschreiten. Dieser Geschwindigkeitsvorteil ist
gleichzeitig ein indirekter Kostenvorteil.
20
Per 31.12.2012 liefen die Anträge für 16 weitere Institute (BaFin, 2013).
Seit dem 12.01.2007 hat die Google Payment Limited eine Lizenz als E-Geld-Institut von der britischen Aufsichtsbehörde (FSA), die seit dem 04.01.2013 auch für Google Wallet gilt. Über einen europäischen Pass ist
Google auch zu E-Geld-Geschäften in zahlreichen europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Österreich berechtigt (FSA, 2014).
21
19
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Noch deutlichere Kostenvorteile ergeben sich aus dem Vergleich von Mobile Payments mit
Bargeldzahlungen. So wird zum Beispiel einem Einzelhändler der Rechnungsbetrag aus einem
Verkauf direkt auf seinem Konto gutgeschrieben. Allein dadurch könnten für den Händler Zinsvorteile entstehen. Weiterhin entfallen die Kosten für den Bargeldtransport und -lagerung sowie
eventuelle Sicherungsmaßnahmen.
Somit kann festgestellt werden, dass die FinTechs im Zahlungsverkehrsmarkt auch aus modelltheoretischer Sicht – die in Kapitel 2 näher erläutert wurde – in der Lage sind, das klassische
Bankangebot zu ersetzen, da sie in mindestens ebenso großem Umfang zur Reduktion von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien beitragen können.
3.3
Finanzmanagement und -beratung
Die dritte Kategorie der für diese Arbeit relevanten FinTechs umfasst Aktivitäten, die die
Verwaltung der persönlichen Finanzen betreffen. Insbesondere mit Blick auf das Retail-Banking
werden Online-Lösungen für die Bereiche individuelles Vermögensmanagement sowie FinanzCommunities dargestellt.
3.3.1
Marktüberblick
Beim Vermögensmanagement durch FinTechs werden Daten möglichst sämtlicher Konten eines Individuums gebündelt und analysiert. Es können sowohl Informationen zu guthabenbasierten
Formen wie Giro- oder Anlagekonten als auch Darlehens- und Kreditkarteninformationen einfließen. Zunächst wird die Einnahmen- und Ausgabensituation der Nutzer erfasst. Kundenseitig werden Zielvorstellungen über die künftige Entwicklung der eigenen Finanzen, die Risikoeinstellung
sowie Budgetrestriktionen bestimmt. In einem weiteren Schritt lassen sich daraus bestimmte automatisierte Strategien, zum Beispiel zur Altersvorsorge oder zum Depotaufbau, ableiten. Weiterhin lassen sich Ungleichgewichte zwischen den verfügbaren Mitteln und der Kreditsituation entnehmen (Alt et al., 2010; Atkins, 1999).
Diese theoretischen Aussagen setzt etwa der US-amerikanische Anbieter Mint, mit über zehn
Millionen Nutzern Branchenführer, in seinem Geschäftskonzept um. Kontodaten von nahezu jeder
US-Bankeninstitution können in das Tool eingebunden werden. Die Dienstleistungen sind für den
Endkunden grundsätzlich kostenfrei. Das Unternehmen finanziert sich durch Fremdwerbung und
erhält außerdem Provisionen, wenn ein von Mint vorgeschlagener Bankenwechsel umgesetzt wird
(Mint, 2014a; Mint, 2014b). Interessierten Nutzern im deutschen Markt bleibt eine überschaubare
Anzahl von Anbietern einer automatisierten Finanzverwaltung. Kostenlose Programme wie
Hibiscus bieten einen eher einfachen Funktionsumfang und schlichte visuelle Aufbereitung (Handelsblatt, 2012). Unter den kostenpflichtigen Vermögensmanagern ist StarMoney die am weitesten verbreitete Anwendung. Der ausgedehnte Funktionsumfang beinhaltet auch Verbindungen zu
20
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Nicht-Kreditinstituten. So können Nutzerdaten von eBay, Amazon und von diversen Bonusprogrammen einbezogen und ausgewertet werden (StarMoney, 2014). Das Unternehmen ist den
Sparkassen zuzuordnen.22 Es kann daher nicht als originäres FinTech bezeichnet werden; der
Unabhängigkeitsgedanke von Banken kommt an dieser Stelle nicht zum Tragen. Insgesamt eignet
sich dieser Bereich jedoch weniger zur Substitution klassischer Bankdienstleistungen: Die Nutzer
von FinTechs wie Mint können ihre Finanzgeschäfte zwar effizienter und eventuell günstiger erledigen, sind dabei jedoch noch immer an klassische Kreditinstitute gebunden.
Im Gegensatz zum automatisierten Vermögensmanagement verbinden FinTechs im Bereich
der Finanz-Communities Elemente sowohl der sozialen Netzwerke als auch der klassischen Finanzberatung. Das und Sisk (2005) beschreiben solche Konstrukte als Informationsfluss und Austausch zwischen gemeinsam agierenden Individuen im Internet. O'Reilly (2007) betrachtet kollektive Intelligenz als das zugrundeliegende Fundament von Finanz-Communities. Surowiecki
(2005) bezeichnet diese kollektive Intelligenz als „Weisheit der Vielen“. Er vertritt den Standpunkt, dass in Gruppen zusammengetragene Informationen und die daraus resultierenden Entscheidungen oftmals den Lösungsansätzen Einzelner überlegen sind. Wesentliche Charakteristika
dieser Theorie sind ein Gemenge verschiedener, dezentraler Meinungen sowie die Unabhängigkeit der Individuen von der Gruppe. Bezogen auf Internet-Blogs, -Chats und -Diskussionsforen
vermutet O'Reilly (2007), dass diese nicht einfach Meinungsverstärker sind. Vielmehr werden
Informationen durch kollektive Intelligenz gefiltert und aufbereitet, sodass ein Prozess der Wissenswertschöpfung vollzogen wird. Im Hinblick auf das Retail-Banking könnte dies gegen die
klassische Beratung durch einen Bankberater sprechen, da dieser weder unterschiedliche Meinungen repräsentiert noch vollkommen unabhängig von der jeweiligen Bank agieren kann.
Allerdings können konsensbasierte Entscheidungen auch in fehlerhaften Urteilen resultieren.
Surowiecki (2005) beschreibt Szenarien, in denen die Kriterien der Unabhängigkeit und Meinungsvielfalt verletzt werden, sobald Gruppenakteure ihre Meinungsbildung zu sehr nach anderen
Mitgliedern oder allgemeinen Sentiments richten. Die kollektive Intelligenz kann somit einem
kollektiven Optimismus bzw. Pessimismus weichen und nimmt gegebenenfalls Züge von Gruppenzwang an.
Laut Alt et al. (2010) nutzen Retail-Kunden die im Markt befindlichen Finanz-CommunityFinTechs vermehrt als Mittel der direkten Kommunikation. In Chats und Foren setzen sich beliebig viele Mitglieder mit selbständig ausgewählten Themenkomplexen bzw. mit Fragestellungen
einzelner Mitglieder auseinander. Alt et al. (2010) betrachten diese Art der Communities als
Sammelort für potenziell alle Arten von Finanzfragen. Einige Plattformen ermöglichen überdies
22
Gesellschafter ist das Unternehmen Finanz Informatik, welches wiederum in der Hand der Sparkassenverbände liegt. Finanz Informatik zählt über drei Millionen deutsche Privatkunden (StarFinanz, 2014).
21
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
die Bewertung von Produkten und Beratern. Die Finanzexpertise variiert in den Gemeinschaften
zwischen Laien und professionellen Anlegern bzw. Beratern. Besonders letztere nutzen die Plattformen vermehrt, um auf ihre Finanzdienstleistungen außerhalb der Community-Plattform aufmerksam zu machen (Endress, 2013). Als weitere Ursachen für die freiwillige Aktivität in Communities nennt Endress (2013), dass Nutzer möglicherweise Gefallen am öffentlichen Interesse
finden. Weiterhin könnte Feedback erwünscht sein. Eine dritte Begründung liegt in erhofften Reputationseffekten.
Die Literatur zu Finanz-Communities befasst sich mehrheitlich mit den Netzwerken, die sich
auf börsenbezogene Themen spezialisiert haben (vgl. Endress, 2013; Das und Sisk, 2005). Bei
dieser Form von Communities können Mitglieder meist die von anderen Mitgliedern veröffentlichten Anlagestrategien beobachten und gegebenenfalls nachbilden. Die Offenlegung von Depots
muss dabei nicht zwingend mit realen Wertpapieren unterlegt sein. Einige Communities gestatten
Musterdepots mit fiktiven Handelsentscheidungen. Andere Anbieter setzen reale Werte voraus.
Die Plattform dient nach Leimeister und Krcmar (2004) dabei als rein technische Basis ohne
Dienstleistungen der Depotverwaltung. Die Informationsgenerierung für reale Wertpapierdepots
erfolgt dabei durch automatisierte Abfragen an depotführende Kreditinstitute. Demnach ist ein
Verzicht auf Banken hier nicht möglich.
Die mit 460.000 Mitgliedern größte deutsche Finanz-Community wird von der
wallstreet:online AG betrieben. Das Netzwerk finanziert sich durch Werbung. Forenbeiträge können auch von Nicht-Mitgliedern gelesen werden. In der deutlichen Mehrzahl werden börsenbezogene Themen behandelt. Foren zu allgemeineren Finanzthemen im Rahmen des Retail-Bankings,
wie zum Beispiel Fragen zu standardisierten Anlageprodukten, wird eher geringe Aufmerksamkeit gewidmet (wallstreet:online, 2014a). Eine weitere deutsche Community ist moneymeets. Dieser Anbieter bietet auch monetäre Anreize zur Beteiligung der Mitglieder: Beispielsweise werden
Gutschriften oder Rabatte bei Ordergebühren gewährt, welche sich mit zunehmender Aktivität in
der Gemeinschaft erhöhen (moneymeets, 2014).
3.3.2
Aspekte der Regulierung
In Abschnitt 3.1.2 wurde festgestellt, dass die Annahme von Kundengeldern in Deutschland
einer Banklizenz bedarf. Was jedoch das Management und die Beratung zu Kundeneinlagen und
anderen Vermögens- und Schuldtiteln angeht, zeigen sich in diesem Teilkomplex weniger strikte
Regularien. Demzufolge können die im vorangegangenen Abschnitt aufgeführten FinTechs außerhalb der Aufsichtspflicht existieren.
Bezüglich regulatorischer Vorschriften ist für die (von Diskussionen über Aktien geprägten)
Communities das WpHG relevant. Das Gesetz regelt unter anderem das Verbot der Marktmanipu22
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
lation. Dieses greift im Falle der Finanz-Communities auch dann, wenn keine realen Handelsvorgänge vorliegen, da nach § 20a WpHG bereits die Verbreitung marktmanipulierender Äußerungen
gesetzeswidrig ist. Entsprechende Plattformbetreiber wie die wallstreet:online AG legen die Einhaltung der WpHG-Vorschriften in die Hand der Mitglieder. So schreibt das Unternehmen den
Nutzern in seinen AGB vor, sich strikt an die Regelungen des WpHG zu halten (wallstreet:online,
2014b). Weiterhin könnte bei Mitgliederfragen und -antworten zu Finanzthemen nach § 32 KWG
eine Erlaubnispflicht der BaFin nötig sein, sofern der Tatbestand der Anlageberatung besteht. Im
Falle von Finanz-Communities liegt nach BaFin (2013) jedoch ein Ausnahmetatbestand vor: Da
sämtliche Kommunikation zwischen den Mitgliedern über einen öffentlichen Informationsverbreitungskanal stattfindet, liegt keine direkte Anlageberatung vor. Plattformbetreiber wie moneymeets
oder die Fidor Bank legen zur Verdeutlichung in ihren AGB fest, dass weder die Mitglieder noch
der jeweilige Betreiber Anlageberatung in jeglicher Form ausüben (Fidor Bank, 2014b).
3.3.3
Eignung zur Substitution von Kreditinstituten
Informationsasymmetrien bestehen im Falle der Bankberatung zwischen gut informierten Beratern und schlechter informierten Kunden. Durch Kommunikation im Beratungsgespräch werden
gegebenenfalls Asymmetrien gesenkt. Diese können jedoch nicht auf ein Minimum reduziert werden, da Bankangestellte wie in Abschnitt 3.3.1 beschriebenen üblicherweise nicht komplett unabhängig handeln. Hier sehen Das und Sisk (2005) den Mehrwert von Finanz-Communities. Durch
das Kriterium der Unabhängigkeit innerhalb der Menge der Mitglieder könnte ein Netzwerk die
Informationsasymmetrien in stärkerem Maße abbauen als auf dem klassischen Weg der Bankberatung. Zu beachten ist jedoch, dass der Grad der Finanzqualifikation in Communities durchaus
unter dem von professionellen Bankberatern liegen könnte.
Im Hinblick auf Transaktionskosten ist anzumerken, dass die Netzwerke in der Regel gebührenfrei betrieben werden. Demnach fallen keine monetären Transaktionskosten an. Nach Das und
Sisk (2005) haben Finanz-Communities außerdem das Potenzial, besonders schnell und effizient
auf Mitgliederfragen zu reagieren. Dies könnte ein Vorteil gegenüber klassischen Bankgesprächen
darstellen. Als Kostenfaktor wäre bei exakter Betrachtung jedoch auch der – freiwillige – Zeitaufwand zu bemessen, den die Netzwerkmitglieder für ihre Aktivitäten investieren.
Hinsichtlich der klassischen Bankenfunktionen des Abbaus von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien kann zusammenfassend festgestellt werden, dass beide Aufgaben durchaus auch von Finanz-Communities erfüllt werden können. Meyer (2010) merkt aber an, dass Retail-Kunden insbesondere bei komplexerer Finanzberatung die Alternative des persönlichen Gespräches mit Experten vorziehen würden.
23
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
4
Empirische Erhebung
Im vorangegangenen Kapitel wurden für die drei Geschäftsfelder Einlagen und Kredit, Zah-
lungsverkehr und Finanzmanagement Alternativen zum klassischen Kreditinstitut aufgezeigt. Dabei hat sich gezeigt, dass durch die aufkommenden neuen Anbieter eine Substitution aus theoretischer Sicht grundsätzlich möglich ist. In diesem Kapitel wird mittels einer Umfrage die Nachfrage
nach diesen Substituten überprüft; also inwieweit Bankkunden tatsächlich bereit sind, diese neuen
Anbieter zu nutzen und ihre Bankgeschäfte durch die Alternativen zu substituieren. Bevor in Abschnitt 4.2 die erhobenen Ergebnisse analysiert und interpretiert werden, wird in Abschnitt 4.1 ein
Überblick über den Aufbau der Datenerhebung gegeben.
4.1
Zielsetzung und Struktur der Erhebung
Der folgende Abschnitt befasst sich mit dem allgemeinen Aufbau der Umfrage. Zuerst wird die
Zielgruppe der „Digital Natives“ für die Datenerhebung dargelegt und relevante Eigenschaften
eines Finanzdienstleisters definiert. Abschließend wird die Umfrage beschrieben.
4.1.1
Digital Natives
Zielgruppe der Befragung sind jene Personen, die die technischen Möglichkeiten und Kenntnisse haben, die vorgestellten Innovationen aus Kapitel 3 gegenwärtig und künftig zu nutzen. Für
Finanzdienstleister wird diese Kundengruppe immer wichtiger, da zukünftige Generationen mit
den vorhandenen Technologien aufwachsen und somit sehr vertraut mit ihnen sind. So zeigt sich
beispielsweise bereits heute, dass sich die Nutzung von Online-Banking in den letzten zehn Jahren
verfünffacht hat (Bearing Point, 2011). Im Zeitraum von 2009 bis 2011 hat sich der Anteil digital
versierter Personen in der Bevölkerung von 26% auf 38% erhöht (Friedrich et al., 2012). Finanzdienstleister haben heute die Chance, diese neue Kundengruppe zu erschließen und langfristig an
sich zu binden.
In der Literatur findet der von Prensky (2001) geprägte Begriff der „Digital Natives“ zur Beschreibung dieser Personengruppe am meisten Beachtung.23 Der Begriff umfasst alle Personen,
die in der Phase der Digitalisierung aufgewachsen sind und für die das Internet und mobile Technologien wichtige Bestandteile ihres Lebens darstellen. Prensky führt außerdem die „Digital
Immigrants“ ein, welche sich dadurch kennzeichnen, dass sie die Technologie nicht von Geburt
an kennen, sondern sich die Fähigkeiten trotz gegebenenfalls höheren Alters angeeignet haben.
Palfrey und Gasser (2008) definieren Digital Natives, indem sie alle Personen, die nach 1980
geboren sind, in diese Generation einbeziehen. Als typische Eigenschaften zur Identifikation der
digitalen Generation nennen die Autoren, dass diese beispielsweise digitale Medien bevorzugen,
23
In der Literatur sind auch andere Bezeichnungen zu finden, worauf hier aus Gründen der Übersichtlichkeit
nicht weiter eingegangen wird.
24
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
sich online zum Chatten treffen und Musik im Internet hören. Eine einheitliche Definition dieser
Personengruppe ist in der Literatur jedoch nicht gegeben. Angeregt von den Definitionen von
Prensky (2001) sowie Palfrey und Gasser (2008) werden in der Umfrage die Digital Natives anhand von drei prägnanten Fragen identifiziert.
Den Teilnehmern wird erstens die Frage gestellt, ob diese ihre alltäglichen Bankgeschäfte mittels Online-Banking oder durch den Gang in die Bankfiliale erledigen. Von Digital Natives wird
hierbei die Antwort „Online-Banking“ erwartet, da das Internet deren Hauptmedium darstellt.
Zweitens werden die Teilnehmer nach ihrer durchschnittlichen Internetnutzung gefragt. Hierbei
ist zwischen „weniger als einmal die Woche“ bis zu „täglich“ und „mehrmals täglich“ auszuwählen, wobei die oben beschriebene Definition der Digital Natives die letzteren beiden Antwortmöglichkeiten zur Identifikation der Gruppe nahelegt. Schließlich wird als drittes Kriterium das Geburtsjahr abgefragt. Bei dieser Frage ist nach der Definition von Palfrey und Gasser jede Person
ein Digital Native, die nach 1980 geboren wurde.
Um im Rahmen dieser Umfrage als Digital Native identifiziert zu werden, müssen zwei der
drei Fragen entsprechend beantwortet worden sein.24 Teilnehmer, die sich auf diesem Wege nicht
als Digital Natives herausstellen, bleiben für weitere Auswertungen unbeachtet. Nachdem die
Zielgruppe der Umfrage charakterisiert wurde, wird in den nächsten Abschnitten die Umfrage
selbst beschrieben.
4.1.2
Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters
Im Verlauf der Umfrage soll analysiert werden, durch welche Qualitätsmerkmale sich die Teilnehmer auszeichnen, die besonders zur Nutzung von FinTechs neigen. Dies erfolgt anhand von
demographischen Aspekten sowie bestimmten Attributen eines Finanzdienstleisters, die die
Mehrzahl der Kunden als besonders relevant für die Wahl des Dienstleisters einstuft.
Zur Identifikation dieser Eigenschaften wird auf die Ergebnisse bereits bestehender empirischer Arbeiten zurückgegriffen. So stellen zum Beispiel Brettschneider und Kilb (2013) dar, dass
für den Personenkreis der Digital Natives eine Bank die folgenden Eigenschaften aufweisen sollte: „hält was sie verspricht“, „gutes Preis-/Leistungsverhältnis“, „günstige Konditionen“, „Sicherheit“, „jederzeit erreichbar“ und „verständlich“. Drei ähnliche, ebenfalls auf Deutschland bezogene Studien zeigen überwiegend übereinstimmende Ergebnisse der meistgenannten Eigenschaften
auf. Hierbei handelt es sich um Studien von Bain & Company (2012), dem Bundesverband deutscher Banken (2012) und Schmidt et al. (2009).25 In Folge dessen werden für diese Arbeit die vier
24
Aus Gründen der Vereinfachung wird in dieser Arbeit Prensky‘s Konzept der Digital Immigrants nicht separat
betrachtet, sondern zu den Digital Natives gezählt. Für die Umfrage ist dies der Fall, wenn das Geburtsjahr der
Teilnehmer vor 1980 liegt, jedoch die weiteren Identifizierungskriterien erfüllt sind.
25
Eine Übersicht über die erwähnten Studien und die dort genannten Eigenschaften ist in Anhang 1 abgebildet.
25
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
meistgenannten Eigenschaften aus den Ergebnissen aller Studien selektiert und als Schlüsselfaktoren definiert. Bei diesen handelt es sich um Vertrauen, Sicherheit, Preis-/Leistungsverhältnis und
Service-Qualität.
Das Attribut Vertrauen definieren Guiso, Sapienza und Zingales (2007) als subjektive Wahrscheinlichkeit, nicht betrogen zu werden. Demgegenüber sieht Rotter (1967) Vertrauen als Erwartung, dass das gegebene Wort gehalten wird. Obendrein werden der Eigenschaft Vertrauen noch
die Bezeichnungen „Bank hält was sie verspricht“ und „vertrauliches Verhältnis“ aus den oben
genannten Studien zugeordnet.
Nach Zeithaml, Parasuraman und Malhotra (2002) beschreibt Sicherheit den Schutz vor Betrugs- und Verlustrisiken, die z. B. durch den Einsatz einer Kreditkarte entstehen. Aus den oben
genannten Studien geht hervor, dass Sicherheit mit Begriffen wie „sichere Geld- und Sparanlage“
und „Stabilität“ gleichgesetzt wird. Somit werden unter Sicherheit einerseits Datensicherheit und
andererseits sichere Geldanlagen verstanden – die genaue Definition ergibt sich dabei aus dem
Kontext.
Die Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis wird in der Literatur nicht weiter definiert, da der
Begriff meist selbsterklärend ist. Dem Merkmal werden in den oben genannten Studien Assoziationen wie „günstige Zinsen und Konditionen“ zugeschrieben.
Gray und Durcikova (2006) definieren in ihrer Arbeit Service als Hilfestellung für Kunden, die
vor und nach der eigentlichen Dienstleistung angeboten wird. Konkreter wird Service von
Laroche et al. (2006) als Geschwindigkeit der Dienstleistungsauslieferung, Effizienz und Freundlichkeit umschrieben. Zusätzlich werden Begriffe wie „jederzeit erreichbar“, „komfortabel“ und
„verständlich“ aus den durchgeführten Umfragen als Service-Qualität zusammengefasst.
4.1.3
Aufbau der Erhebung
In diesem Abschnitt wird ein Überblick über den Aufbau der Umfrage gegeben, die in drei
Teile untergliedert ist. Der erste Abschnitt lässt die Teilnehmer die in 4.1.2 genannten vier Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters in eine Reihenfolge gemäß ihrer persönlichen Präferenzen
bringen.26 Im zweiten Teil, welcher den Hauptteil der Umfrage einnimmt, werden drei Szenarien
mit Bezug auf die in Kapitel 3 beschriebenen drei Geschäftsfelder Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr und Finanzmanagement aufgezeigt.
Es werden kurze und praxisnahe Situationen simuliert, welche für das Retail-Banking typische
Geschäftsvorfälle abbilden. Im Kreditsegment besteht die Wahlmöglichkeit zwischen der Aufnahme eines Konsumkredits über eine Peer-to-Peer-Plattform oder über eine traditionelle Bank.
Im Bereich Zahlungsverkehr wird im Rahmen einer unbaren Bezahlung die Entscheidung zwi26
Die Attribute sind dabei ohne entsprechende Definition dargestellt.
26
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
schen einer mit einem Bankkonto verbundenen Kreditkarte und der Nutzung einer SmartphoneApp (Mobile Payment) getroffen. Die Situation im Finanzmanagement stellt die Teilnehmer vor
die Wahl, sich von einem Bankberater einer deutschen Großbank oder von einer FinanzCommunity über Anlagemöglichkeiten beraten zu lassen.
Innerhalb der einzelnen Situationen werden die vier Kriterien aus Kapitel 4.1.2, die anfangs in
eine Rangfolge gebracht wurden, abgefragt. Die Teilnehmer werden hierbei nach ihrer Erwartung
gefragt, von welcher Alternative (Bank oder FinTech) die jeweilige Eigenschaft aus ihrer Sicht
eher erfüllt wird. Die Eigenschaften werden allerdings nicht mittels direkter Nennung des Begriffes abgefragt; vielmehr sind die Fragen latent formuliert, sodass die abgefragte Eigenschaft mit
Hilfe der jeweiligen Definition und mit Assoziationen umschrieben wird. Dadurch ergibt sich z.
B. für die Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis im Kredit-Szenario die Frage nach erwarteten
günstigen Kreditkonditionen und für Sicherheit in der Anlageberatung die Frage nach dem wahrgenommenen Schutz persönlicher Daten.27 Um aufkommende Lern- und Framing-Effekte zu
vermeiden, sind die Fragen in den drei Szenarien in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge aufgeführt. Nachdem die Eigenschaften abgefragt wurden, sollen die Teilnehmer eine finale Entscheidung treffen: Entscheiden sie sich in dem jeweils gezeigten Szenario für die Bank oder das
FinTech? In einer letzten Frage wird schließlich die Zahlungsbereitschaft der Teilnehmer getestet:
Die Teilnehmer sollen eine Aussage darüber treffen, bei welchem preislichen Unterschied zwischen der Bank und dem FinTech sie ihre Entscheidungen aus der vorangegangenen Frage umkehren würden. Für die Art der Fragestellung ist es daher unerheblich, ob zuvor das FinTech oder
die Bank gewählt wurde. Für den Geschäftsbereich Kredit ergibt sich demnach die Frage, ab welchem Zinsvorteil die gewählte Alternative gewechselt würde. Bei der Anlageberatung wird der
geforderte (erwartete) Renditevorteil der empfohlenen Anlagen bei gleichem Risiko abgefragt. Im
Szenario des Zahlungsverkehrs geht es um die Ersparnis pro Transaktion, welche sich zum Beispiel aus Gebühren pro Transaktion ergeben können. Somit wird im Gegensatz zu den ersten beiden Szenarien ein absoluter (Cent-)Betrag abgefragt. Die jeweiligen Antwortmöglichkeiten werden in kleinen Intervallen vorgegeben, welche sich für den Kredit- und für den Anlagefall an dem
allgemeinen aktuellen Zinsniveau orientieren.
Der dritte und letzte Teil der Umfrage dient dazu, finanzspezifische und demographische Daten zu erheben. Es werden beispielsweise die Finanzkenntnisse der Teilnehmer und ihre Neigung,
alle Finanzgeschäfte bei einem Institut „aus einer Hand“ zu erledigen, abgefragt. Weiterhin werden gängige demographische Faktoren wie z.B. das Geburtsjahr, das Geschlecht, der höchste Bil-
27
Der Wortlaut aller Situationen ist in Anhang 2 dargestellt.
27
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
dungsabschluss oder das Arbeitsverhältnis erhoben. Die in Abschnitt 4.1.1 genannten Fragen zur
Identifikation von Digital Natives sind ebenso in diesem letzten Teil enthalten.28
4.2
Ergebnisse
Die Daten wurden mithilfe des Umfrage-Tools „LimeSurvey“ als Online-Umfrage im Februar
2014 erhoben. Die gestellten Fragen wurden von den Teilnehmern online beantwortet, wodurch
diese keinem Zeitdruck ausgesetzt waren. Chang und Krosnick (2010) zeigen in ihrer Arbeit, dass
die gewählte Methodik der Online-Umfrage eine höhere Validität liefert als etwa Telefonumfragen. Weiterhin sind durch die webbasierte Art der Befragung digital versierte Menschen innerhalb
der Stichprobe sehr präsent, wodurch ein großer Anteil der Zielgruppe der Digital Natives erreicht
wird.
Die Teilnehmer sind größtenteils Studenten, die über den Universitätsverteiler des ansässigen
Experimentallabors und auf sozialen Netzwerken kontaktiert wurden. Unter allen Befragten, die
nach erfolgreicher Beendigung der Umfrage freiwillig ihre E-Mail-Adresse hinterlassen haben,
wurden sechs Preise im Gesamtwert von EUR 150 verlost.29
Bevor eine ausführliche Analyse der drei Szenarien erfolgt, werden zunächst die deskriptiven
Ergebnisse aufgezeigt.
4.2.1 Deskriptive Ergebnisse
An der Umfrage nahmen insgesamt 702 Personen teil, wovon 583 diese komplett abgeschlossen haben. Die durchschnittliche Gesamtbearbeitungszeit aller befragten Personen, die die Umfrage beendet haben, beträgt etwa 7,5 Minuten.
Die weiteren Auswertungen beschränken sich auf jene Teilnehmer, die gemäß Abschnitt 4.1.1
als Digital Natives identifiziert werden konnten. Im Hinblick auf die durchschnittliche Internetnutzung gaben 97,26% an, dass sie mehrmals täglich oder täglich das Internet nutzen. Ihre täglichen Bankgeschäfte erledigen 78,73% der Befragten mittels Online-Banking und 19,55% durch
den Gang in eine Bankfiliale. Damit ist der ermittelte Anteil erheblich höher als der Wert von
45%, welcher vom Bundesverband deutscher Banken (2013) für die Gesamtheit der Deutschen
ermittelt wurde. Diese Differenz könnte auf den klaren Fokus auf eine Stichprobe, welche eher
durch die jüngere Generation geprägt ist, zurückzuführen sein. Darauf deutet auch das Geburtsjahr
der Teilnehmer hin, das bei 93,83% der Teilnehmer nach 1980 liegt. Anhand dieser drei Charakte-
28
Die einzelnen Fragen der Umfrage werden in Anhang 2 dargestellt.
Es handelte sich bei den Preisen um fünf Amazon-Gutscheine über jeweils EUR 20 und einen iPod Shuffle im
Wert von EUR 50.
29
28
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
risierungseigenschaften für Digital Natives ergeben sich für die weiteren Auswertungen Beobachtungen von 566 Teilnehmern.30
Mittelwert
Median
25%Quantil
75%Quantil
Standardabweichung
Alter (in Jahren)
25,01
24
22
27
4,27
Geschlecht
(1=weiblich)
0,52
1
0
1
0,50
Ort (1=Großstadt oder
in der Nähe einer
Großstadt)
0,94
1
1
1
0,24
Bildung
(1=Hochschulabschluss
oder vergleichbar)
0,55
1
0
1
0,50
Arbeitsverhältnis
(1=Schüler/Student)
0,81
1
1
1
0,39
Internetnutzung
(1=täglich oder öfter)
0,99
1
1
1
0,11
Bankgeschäfte
(1=Bankfiliale)
0,18
0
0
0
0,38
Finanzkenntnisse
(von 1 bis 5)
2,82
3
2
4
1,02
„Alles aus einer Hand“
(von 1 bis 5)
2,74
3
2
4
1,26
Tabelle 1: Deskriptive Statistik-Kennzahlen des reduzierten Datensatzes.
Die Kennzahlen basieren auf den 566 identifizierten Digital Natives. Bis auf das Alter, die Finanzkenntnisse und die Relevanz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu tätigen („Alles aus einer Hand“) wurden alle anderen als Dummyvariablen modelliert. Bei Bildung nimmt die Variable den Wert 1 an, wenn der Teilnehmer einen Hochschulabschluss, Fachhochschulabschluss oder eine Promotion aufweist. Das Arbeitsverhältnis hat den Wert 1, sofern es sich um einen Schüler/Studenten handelt. Bei den Finanzkenntnissen und „Alles aus einer Hand“ repräsentiert 1 eine sehr niedrige und 5 eine sehr hohe Ausprägung.
Tabelle 1 zeigt einen Überblick über die wesentlichen Kennzahlen des reduzierten Datensatzes. Die Teilnehmer haben ein durchschnittliches Alter von 25 Jahren, wobei das 25%- und das
75%-Quantil bei 22 bzw. 27 Jahren liegen. Durch die ausschließliche Betrachtung von Digital
Natives ist das vergleichsweise junge Alter vorbestimmt. Das Geschlechterverhältnis ist in der
Stichprobe annähernd ausgeglichen, und ein stark überwiegender Anteil von rund 94% der Befragten lebt in bzw. in der Nähe einer deutschen Großstadt.31 Die Antworten zum höchsten Bildungsabschluss weisen zwei Häufungspunkte auf. Die Hälfte der Teilnehmer hat einen Hochschulabschluss und ca. 40% die (Fach-)Hochschulreife. Durch die oben genannte Art der Bekanntmachung der Umfrage sind der Großteil der Teilnehmer Schüler oder Studenten (etwa 80%),
30
Innerhalb der 566 Digital Natives befinden sich nur 24 Digital Immigrants. Bei einer Nicht-Berücksichtigung
der Digital Immigrants bleiben die Ergebnisse, bis auf das Alter (Mittelwert 24,47), weitestgehend gleich.
31
In der Umfrage wurde eine Großstadt mit einer Einwohnerzahl größer 100.000 definiert.
29
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
der Rest steht in einem festen Beschäftigungsverhältnis. Die Häufungen im Bildungsabschluss bei
Hochschulabschluss und (Fach-) Hochschulreife spiegeln die Tatsache wider, dass es sich bei den
Teilnehmer größtenteils um Bachelor- und Masterstudenten handelt.
Abbildung 3 zeigt die Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse der Teilnehmer.
Nur ein jeweils geringer Anteil hat sich für die beiden Extrema, „gar keine Kenntnisse“ bzw.
„sehr gute Kenntnisse“, entschieden. Die meisten Antworten liegen mit einem Drittel beim Median der Verteilung, welcher, wie in Tabelle 1 ersichtlich, bei 3 liegt. Nur knapp ein Viertel der
Befragten schätzen ihre Finanzkenntnisse als gut oder sehr gut ein. Rund 40% beurteilen ihr
Know-How selbst als nicht vorhanden oder schlecht. Das Ergebnis ist konsistent mit den Ergebnissen der Studie von van Rooij, Kool und Prast (2007), die zeigt, dass gute Finanzkenntnisse in
der Masse der Bevölkerung nicht weit verbreitet sind.
Wie schätzen Sie Ihre persönlichen Kenntnisse zu Finanzprodukten ein?
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
1
2
3
4
5
Keine Angabe
Abbildung 3: Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse.
Die einzelnen Säulen repräsentieren die jeweiligen Anteile der Antwortmöglichkeiten auf die Frage: „Wie schätzen Sie Ihre
persönlichen Kenntnisse zu Finanzprodukten ein“. Dabei stellt die Antwort 1 „gar keine Kenntnisse“ und Antwort 5 „sehr
gute Kenntnisse“ dar.
30
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Im Hinblick auf die Frage, ob die Teilnehmer ihre Finanzgeschäfte am liebsten bei einem einzigen Anbieter tätigen, gibt Abbildung 4 einen Überblick über die getroffenen Antworten. Hierbei
zeigt sich ein ähnlicher Anteil für die Antworten 1, 3 und 4 von ca. 20%. Einzig die Angabe, dass
es extrem wichtig ist, alle Geschäfte bei einem Finanzdienstleister zu erledigen, liegt mit unter
10% weit darunter. Der Median der Verteilung liegt bei 3.
35%
Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Finanzgeschäfte (Kredite, Geldanlagen,
Zahlungsverkehr) bei einem einzigen Anbieter zu tätigen?
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
1
2
3
4
5
Keine Angabe
Abbildung 4: Verteilung der Wichtigkeit des Angebots aus einer Hand.
Die Säulen zeigen die prozentualen Anteile der Antworten auf die Frage: „Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Finanzgeschäfte
(Kredit, Geldanlagen, Zahlungsverkehr) bei einem einzigen Anbieter zu tätigen?“. Die Antwortmöglichkeit 1 repräsentiert
dabei „überhaupt nicht wichtig“ und Antwort 5 „sehr wichtig“.
Knapp der Hälfte der Teilnehmer ist es überhaupt nicht oder nicht wichtig, alle Finanzgeschäfte aus einer Hand zu erhalten. Für die aufstrebende FinTech-Branche ergeben sich daraus potenzielle Kundengruppen, da sich im Rahmen von Kapitel 3 gezeigt hat, dass die innovativen Unternehmen gewöhnlicherweise nicht das gesamte Spektrum des Retail-Bankings bedienen, sondern
eher Teilsegmente. Aus Bankensicht sind es diejenigen Kunden, auf die aufgrund ihrer Wechselbereitschaft ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss, da das umfassende Dienstleistungsangebot der Kreditinstitute bei dem Großteil der Teilnehmer kaum als wichtig erachtet wird.
Wie bereits in Abschnitt 4.1.3 beschrieben, besteht der erste Teil der Umfrage darin, die für
Finanzdienstleister relevanten Eigenschaften in eine Rangfolge zu bringen, welche die jeweilige
subjektive Präferenz aus Sicht der Teilnehmer widerspiegelt. Hierbei stellt die auf Rang 1 gesetzte
Eigenschaft die wichtigste und die auf Rang 4 die am wenigsten wichtigste dar.
31
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Bitte ordnen Sie die folgenden Eigenschaften eines Finanzdienstleisters nach
Ihrer persönlichen Präferenz.
100%
68
80%
111
60%
71
262
147
194
142
40%
20%
165
166
142
138
193
187
92
70
116
0%
Rang 1
Rang 2
Rang 3
Rang 4
Abbildung 5: Rangfolge der Eigenschaften eines Finanzdienstleisters.
Die Säulen zeigen jeweils für eine Eigenschaft die absoluten Nennungen für die entsprechenden Ränge. Die Qualitätsmerkmale sind dabei schon gemäß ihrer ermittelten Relevanz von links (am wichtigsten) nach rechts (am wenigsten wichtig)
sortiert.
Abbildung 5 stellt die aggregierten Rangfolgen dar. Jeder Balken repräsentiert dabei eine Eigenschaft mit den absoluten Nennungen für die entsprechenden Ränge. Die Eigenschaft Sicherheit
etwa wurde von 193 Teilnehmern auf Rang 1, von 194 Teilnehmern auf Rang 2 gewählt, etc.
Weiterhin zeigt das Diagramm von links nach rechts die endgültige Rangfolge der Eigenschaften
über alle Teilnehmer. Diese ergibt sich aus der Gewichtung der Ränge entsprechend ihrer Wichtigkeit, multipliziert mit der absoluten Anzahl der Stimmen. Als wichtigstes Attribut wird Sicherheit, gefolgt von Vertrauen, angesehen. Die Relevanz dieser beiden Eigenschaften zeigt sich auch
durch die Platzierungen innerhalb der in Abschnitt 4.1.2 genannten Studien, bei denen diese Kriterien stets in den oberen Rängen angesiedelt sind. Bain & Company (2012) weisen in ihrer Studie
zusätzlich darauf hin, dass in älteren Umfragen die Rendite als oberste Priorität gesehen wurde. In
der Studie wird vermutet, dass sich aufgrund der globalen Finanz- und Staatschuldenkrise die
Prioritäten hin zu Sicherheits- und Vertrauensaspekten geändert haben. Das Preis/Leistungsverhältnis wird durchschnittlich auf dem dritten Rang genannt. Nach Sicherheit und
Vertrauen achten die Teilnehmer der Umfrage vornehmlich auf die Konditionen, wie zum Beispiel die Höhe der Zinsen oder die Rendite einer Anlage. Die Service-Qualität mit Assoziationen
wie „jederzeit erreichbar“ und „verständlich“ ist den Teilnehmern am wenigsten wichtig und liegt
deutlich auf dem letzten Rang.
Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse der drei konkreten Szenarien (Einlagen und Kredite, Zahlungsverkehr und Finanzmanagement) aufgezeigt und analysiert.
32
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
4.2.2 Ergebnisse der Szenarien
In dem Szenario zu dem Geschäftsbereich Einlagen und Kredit wird den Teilnehmern ein Szenario vorgestellt, in welchem sie ein dringend benötigtes Gut neu anschaffen müssen und hierzu
entweder einen Kredit bei einer deutschen Großbank oder über eine Peer-to-Peer-Plattform abschließen können. Abbildung 6 zeigt die prozentuale Verteilung der Antworten auf die Fragen
bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im Hinblick darauf, ob die jeweilige Eigenschaft aus Sicht
der Teilnehmer eher bei einer Bank oder bei einem FinTech erfüllt ist. Hierbei wird die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ nicht berücksichtigt.32
Szenario Einlagen und Kredit
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Bank
FinTech
Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Einlagen und Kredit.
Die Abbildung zeigt die Antworten der Teilnehmer zu den vier abgefragten Qualitätsmerkmalen, sowie der finalen Entscheidung. Die Antwortoption „Keine Angabe“ ist dabei unberücksichtigt geblieben.
Aus Abbildung 6 wird deutlich, dass trotz der Möglichkeit, für andere Mitglieder der Plattform
anonym zu bleiben, von den Teilnehmern erwartet wird, dass ihre persönlichen Daten auf einer
Internetplattform weniger gut geschützt sind als bei einer Großbank. Ebenso wird der Kreditvermittlungsplattform in geringerem Maße eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung zugetraut. Ein
Umstand, welcher sich aufgrund der Vielzahl verschiedener Kreditgeber ergeben kann. Es wird
eine Geschäftsbeziehung zu vielen Unbekannten eingegangen und der persönliche, direkte Kontakt entfällt. Weiterhin ist ersichtlich, dass die Bank im Hinblick auf die Service-Qualität besser
abschneidet. Hierbei schätzen rund 60% das Geschäftsverhältnis bei der Bank im Vergleich zur
Internetplattform
als
einfacher
und
unkomplizierter
ein.
Einzig
im
Bereich
Preis-
/Leistungsverhältnis entscheidet sich eine überwiegende Mehrheit für das FinTech. Die Befragten
erwarten dementsprechend günstigere Kreditkonditionen eher über den Peer-to-Peer Kredit zu
32
Die Nichtberücksichtigung der Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ gilt für den gesamten Abschnitt. Durchschnittlichen haben rund 10% der Teilnehmer diese Antwort gewählt.
33
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
bekommen. Dies ist allerdings – wie in Abschnitt 3.1.1 beschrieben – in der Realität nicht zwingend gegeben. Bei der finalen Entscheidung, den Kredit über die Bank oder die Internetplattform
abzuschließen, entscheiden sich rund 80% für die Bank. Obgleich die Bank bei allen Eigenschaften bis auf das Preis-/Leistungsverhältnis besser als das FinTech eingeschätzt wird, entscheidet
sich dennoch jeder fünfte für die Internetplattform. Im Hinblick auf die geringe Präsenz, die solche Kreditvermittlungsformen derzeit noch aufweisen, sollten die Banken die Internet-Substitute
im Kreditgeschäft als wachsende Konkurrenten betrachten.
Zahlungsbereitschaften im Szenario Einlagen und Kredit
100%
80%
60%
40%
20%
0%
0,00%
Bank
0,25%
0,50%
0,75%
1,00%
1,25%
1,50%
FinTech
Abbildung 7: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Zinsvorteils im Szenario Einlagen und Kredit.
Die blaue (schwarze) Linie repräsentiert den geforderten kumulativen Zinsvorteil um den Kredit bei der Bank (dem FinTech)
aufzunehmen, falls in der finalen Entscheidung das FinTech (die Bank) gewählt wurde. Die einzelnen Stufen stellen die
Intervalle dar, welche als Antwortmöglichkeiten in der Umfrage vorgegeben waren.
Die abschließende Frage zur Zahlungsbereitschaft, dargestellt in Abbildung 7, bezieht sich auf
den geforderten Zinsvorteil der nicht gewählten Alternative. Dieser ergibt sich durch einen geringeren Kreditzins bei der alternativen Kreditaufnahme. Es wird gezeigt, wie viele Teilnehmer bei
verschiedenen Intervallen an Zinsvorteilen zu der nicht gewählten Alternative wechseln würden.33
Auffallend ist, dass sich in beiden Fällen der Großteil erst dann vorstellen könnte zur Alternative
zu wechseln, wenn der erwartete Zinsunterschied dort mehr als 1,50% beträgt. Dieser hohe Anteil
kann auf mehreren Aspekten beruhen. Einerseits kann es an einem allgemeinen Wechselhemmnis
liegen, andererseits an Verständnisproblemen einiger Teilnehmer. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass es auch in der Realität zu Problemen in der Berechnung und Bewertung von Renditeunterschieden kommen kann. Aus der Abbildung 7 ist weiterhin ersichtlich, dass ein Wechsel von
33
Die Beantwortung der Fragen zur Zahlungsbereitschaft wurde in der Umfrage nicht monetär vergütet. Demzufolge könnten sich Beeinträchtigungen der Ergebnisse durch verminderte Anreizkompatibilität ergeben haben.
34
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
der Bank zum FinTech höher vergütet werden muss (im Sinne von geringeren Zinsen) als das
umgekehrt der Fall ist. So sind z. B. ca. 60% der Teilnehmer bereit bei einem Renditevorteil bis
zu 1,25% vom FinTech zur Bank zu wechseln. Bei einer identischen Zinsdifferenz sind allerdings
nur rund 40% der Teilnehmer bei einer finalen Entscheidung für die Bank wechselbereit. Somit
ergeben sich für die Kreditinstitute Vorteile im Hinblick auf eine stärkere Kundentreue.
Szenario Zahlungsverkehr
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Bank
FinTech
Abbildung 8: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Zahlungsverkehr.
Die Säulen repräsentieren die prozentuale Verteilung der Antworten auf die Fragen bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im
Szenario Zahlungsverkehr. Durch einen Strich separiert ist die finale Entscheidung zwischen Bank und FinTech. Die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ ist dabei nicht berücksichtigt.
Das zweite Szenario der Umfrage bezieht sich auf den Geschäftsbereich Zahlungsverkehr. Die
Teilnehmer stehen vor der Wahl, in einem Geschäft entweder per Kreditkarte oder per App auf
dem Mobiltelefon zu bezahlen.
Aus Abbildung 8 ist ersichtlich, dass ein hoher Anteil der Teilnehmer (88,42%) die Bank als
weniger betrugsanfällig einschätzt. Die traditionelle Kreditkarte ist in diesem Bereich klar im
Vorteil gegenüber dem Bezahlen per Smartphone. Weiterhin haben 95,42% ein höheres Vertrauen
in die Bank, indem sie erwarten, dass die Zahlung zuverlässiger ausgeführt wird. Es wird deutlich,
dass in mobile Endgeräte kaum vertraut und die Sicherheitsaspekte kritisch gesehen werden. Als
Ansatz für die Erklärung können potenzielle Sicherheitslücken in Smartphone-Apps genannt werden (Dapp et al., 2013). Im Hinblick auf die Service-Qualität versprechen sich rund 95% aller
Teilnehmer eine bessere Betreuung bei Problemen und Fragen bei der Bank. Die hohe Überlegenheit der Kreditkarte könnte sich unter anderem dadurch begründen lassen, dass sich bei Problemen
der direkte Ansprechpartner durch die Finanzdienstleister ergibt. Diese bieten ihren Kunden rund
um die Uhr zahlreiche Hilfe-Hotlines sowie eine persönliche Problemberatung innerhalb der Filialen an. Ausschließlich im Bereich Preis-/Leistungsverhältnis schätzen rund zwei Drittel der Teilnehmer den mobilen Bezahldienst als überlegen ein. Bei den Eigenschaftsantworten ergibt sich
35
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
somit, wie im Kreditszenario, eine klare Tendenz zur Banklösung mit Ausnahme des Preis/Leistungsverhältnisses. In der finalen Entscheidung zwischen den verschiedenen Bezahlarten
votierten 88,22% der Teilnehmer zu Gunsten der Kreditkarte. Es zeigt sich, dass der Anteil der
Teilnehmer, die sich für das Kreditinstitut entscheiden, sehr hoch ist. Zurückzuführen könnte diese Tatsache auf das im Vergleich zu Finanz-Communities und Peer-to-Peer-Lending noch neuartige Konzept des Mobile Payments sein, wodurch die Teilnehmer eher zur bekannten traditionellen Kreditkarte tendieren.
Zahlungsbereitschaft im Szenario Zahlungsverkehr
100%
80%
60%
40%
20%
0%
0,00 €
0,05 €
Bank
0,10 €
0,15 €
0,20 €
0,25 €
0,30 €
0,35 €
FinTech
Abbildung 9: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten monetären Vorteils im Szenario
Zahlungsverkehr.
Die Treppenstufen der Verteilungsfunktionen zeigen die vorgegebenen Intervalle aus der Umfrage. Die blaue (schwarze)
Linie repräsentiert die Wechselbereitschaft zur Bank (zum FinTech), sofern in der finalen Entscheidung das FinTech (die
Bank) ausgewählt wurde.
Die Antworten zur Frage der Zahlungsbereitschaft sind in Abbildung 9 abgetragen. Im Gegensatz zum vorherigen Szenario ist hier nicht nach einem relativen Zinsvorteil gefragt, sondern nach
einem absoluten monetären Betrag. Dieser Kostenvorteil ergibt sich beispielsweise durch wegfallende Gebühren pro Transaktion. Die Ergebnisse entsprechen deutlich den zuvor aufgezeigten
Neigungen der Teilnehmer für die Finanzdienstleister aus dem Szenario zum Geschäftsbereich
Einlagen und Kredit. Der Wechsel von der Kreditkarte zum mobilen Bezahldienst soll höher vergütet werden als andersherum. So sind beispielsweise knapp 22% der Teilnehmer bei einem Kostenvorteil bis 0,10€ bereit zur Kreditkarte zu wechseln. Bei der vorherigen Entscheidung für die
Kreditkarte ist der entsprechende Anteil jedoch erst bei einer Kostenersparnis bis 0,20€ bereit zum
FinTech überzugehen. Aus der Abbildung wird weiterhin deutlich, dass über 60% der Teilnehmer
erst bei einem Kostenvorteil von über 0,30€ von der Kreditkarte zum Mobile Payment übergehen
würden. Analog zum vorherigen Szenario verlangen die Teilnehmer einen höheren Vorteil für den
Wechsel zum FinTech.
36
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Im letzten Szenario zum Geschäftsbereich Finanzmanagement werden die Teilnehmer in die
hypothetische Situation versetzt, künftig monatlich Geld zur Seite legen und investieren zu wollen
und sich im Zuge dessen von einem Berater einer deutschen Großbank oder einer FinanzCommunity beraten zu lassen.
Szenario Finanzmanagement
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Bank
FinTech
Abbildung 10: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Finanzmanagement.
In der Abbildung sind die prozentualen Antworten auf die Fragen bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im Szenario Finanzmanagement abgebildet. Durch einen Strich separiert ist die finale Entscheidung zwischen Bank und FinTech. Die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ ist dabei nicht berücksichtigt.
Bei der Eigenschaft Sicherheit zeigt Abbildung 10, dass eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer (86,34%) ihre persönlichen Daten bei einer Bank als sicherer einschätzen als in einem öffentlichen Online-Netzwerk. Ebenso trauen mehr als 60% der Bank im Hinblick auf die ServiceQualität eine bessere bzw. verständlichere Beratung zu. Dieses Ergebnis könnte an der Heterogenität der Community-Mitglieder liegen, bei denen die Expertise vom Einsteiger bis hin zum Experten variiert. Bei der Frage nach dem größeren Vertrauen in den Anlageberater sprechen sich
über 75% der Befragten für die Finanz-Community aus. Hier zeigt sich ein allgemeines Misstrauen in die Bankberater, welche in der Vergangenheit vollkommen unabhängig von der eigenen
Bank beraten haben, um die eigenen Produkte zu vertreiben (Bain & Company, 2012). Weiterhin
gehen rund zwei Drittel der Teilnehmer davon aus, dass die Finanz-Community ein besseres
Preis-/Leistungsverhältnis liefert als der Bankberater – also eine Produktempfehlung, welche bei
gleichem Risiko eine höhere Rendite liefert. Einen Erklärungsansatz liefert nach Surowiecki
(2005) die Theorie der Weisheit der Vielen, die in Abschnitt 3.3.1 erläutert wurde. Weiterhin ist
es möglich, dass die Teilnehmer die Community als neutraler einstufen, in dem sie nicht eigene
Finanzprodukte vorrangig anbieten. Obgleich die Finanz-Community hinsichtlich Vertrauen und
Preis-/Leistungsverhältnis besser eingeschätzt wird, entscheiden sich ca. 65% der Teilnehmer in
ihrer finalen Entscheidung für die Bank.
37
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Zahlungsbereitschaft im Szenario Finanzmanagement
100%
80%
60%
40%
20%
0%
0,00%
0,25%
Bank
0,50%
0,75%
1,00%
1,25%
1,50%
FinTech
Abbildung 11: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Renditevorteils im Szenario
Finanzmanagement.
Die blaue (schwarze) Linie in der Abbildung repräsentiert den geforderten Renditevorteil um vom FinTech (von der Bank)
zur Bank (zum FinTech) zu wechseln. Die einzelnen Stufen zeigen die Intervalle, die in der Umfrage als Antwortmöglichkeiten zur Verfügung standen.
Abbildung 11 zeigt die kumulativen Zahlungsbereitschaften, hier dargestellt durch einen Renditevorteil. Dieser ergibt sich, wenn sich bei der alternativen Beratungsform eine höhere Rendite
bei gleichem Risiko ergibt. Aus dem Vergleich der beiden Verteilungen wird deutlich, dass (wie
in den Szenarien zuvor) die geforderte Rendite von der zuvor gefällten Entscheidung abhängt. Bei
der Wahl der Finanz-Community tendieren die befragten Personen im Vergleich zum Bankberater
schon bei kleineren Renditeunterschieden zu einem Wechsel. Um sich statt der bevorzugten
Bankberatung online beraten zu lassen, wird somit ein höherer Renditevorteil gefordert als umgekehrt. Für Kreditinstitute ergibt sich somit, einmal mehr, der Vorteil, dass ihre Kunden bei Verschlechterungen der Konditionen nicht direkt wechseln und somit ein kleiner Toleranzbereich
entsteht. Ein Grund hierfür könnte in der als höher eingeschätzten Datensicherheit bei den Banken
liegen.
Der abschließende Überblick der Entscheidungen in Tabelle 2 zeigt für die drei Geschäftsbereiche größtenteils vergleichbare Ergebnisse. Während in allen Szenarien Sicherheit und ServiceQualität eher mit der Bank in Verbindung gebracht werden, wird zumindest im Finanzmanagement das FinTech als vertrauensvoller empfunden. Die Mehrheit der Teilnehmer hat die Einschätzung, dass das Preis-/Leistungsverhältnis bei den Internet-Substituten besser ist.
38
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Sicherheit
Vertrauen
Preis/Leistung
93,42%
91,98%
28,99%
61,19%
79,55%
6,58%
8,02%
71,01%
38,81%
20,45%
Bank
88,42%
95,42%
33,47%
94,12%
88,22%
FinTech
11,58%
4,58%
66,53%
5,88%
11,78%
Bank
86,34%
23,85%
34,58%
61,66%
64,73%
FinTech
13,66%
76,15%
65,42%
38,34%
35,27%
Einlagen und Kredit
Bank
FinTech
ServiceQualität
Finale
Entscheidung
Zahlungsverkehr
Finanzmanagement
Tabelle 2: Überblick über die Entscheidungen in den drei Geschäftsbereichen.
Die Tabelle zeigt einen abschließenden Überblick über die Antworten zu den vier Qualitätsmerkmalen und der finalen Entscheidung in den einzelnen Szenarien.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das von den Teilnehmern als am wichtigsten
empfundene Kriterium der Sicherheit als Wettbewerbsvorteil gelten kann, den Banken dazu nutzen sollten, um neue Strategien zu entwickeln und so ihre bisherigen Marktanteile zu bewahren.
Das als schlechter empfundene Preis-/Leistungsverhältnis zeigt Verbesserungspotenziale in der
Kommunikation des Finanzdienstleisters auf, da dieses Empfinden der Realität in vielen Fällen
nicht zwingend entsprechen muss. Die Ergebnisse der getesteten Zahlungsbereitschaft zeigen
übereinstimmend auf, dass diejenigen Teilnehmer, die die Bank bevorzugen, vergleichsweise
noch bessere Konditionen als Voraussetzung für einen Wechsel verlangen, als die Personen, die
das FinTech wählen würden. Für die Banken ergibt sich somit der Vorteil, dass ihre Kunden dieser eher treu sind, falls sich die Konditionen verschlechtern sollten.
Die Banken sind derzeit, auch aufgrund der finalen Entscheidungen zu ihren Gunsten, noch
klar im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Sie sollten sich aber zunehmend mit der wachsenden
FinTech-Branche auseinander setzen, um sich von der technologischen Entwicklung nicht abhängen zu lassen. Sie stehen vor der Aufgabe, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und neue
Konzepte im traditionellen Bankgeschäft zu implementieren. Hierzu werden in Kapitel 5 Handlungsempfehlungen für die Retail-Banken erarbeitet und diskutiert.
4.2.3 Regressionsanalyse
Nachdem im vorigen Abschnitt ausschließlich deskriptive Ergebnisse präsentiert wurden, beschäftigt sich dieser Abschnitt mit der Frage, welche Faktoren die befragten Personen in Bezug
auf ihre Entscheidung für die Bank oder das FinTech beeinflussen.
Für die Analyse wird eine Probit-Regression verwendet, bei der die abhängige Zielvariable als
binäre kategoriale Variable modelliert wird, die den Wert 1 annimmt, falls in allen drei Szenarien
39
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
die Wahl auf die Bank fällt. Sie nimmt den Wert 0 an, sobald sich die befragte Person in mindestens einem der drei Szenarien für das FinTech entschieden hat. Somit werden die Eigenschaften
derjenigen Personen untersucht, die den FinTechs in allen Szenarien kritisch gegenüberstehen und
nicht bereit sind, die Dienstleistungen der Bank durch ein FinTech zu ersetzen. Aus dem ursprünglichen Datensatz werden für die Regression alle Datensätze eliminiert, die in der abhängigen oder den unabhängigen Variablen die Antwort „Keine Angabe“ aufweisen. Somit verbleiben
450 Beobachtungen im Datensatz, bei denen in rund 53% der Daten die Zielvariable den Wert 1
annimmt.
Variable
Beschreibung
Internetnutzung
Dummy für Häufigkeit der Internetnutzung (1=mehrmals täglich
oder täglich, 0=sonst)
Bankgeschäft
Dummy für Erledigung der Bankgeschäfte (1=Bankfiliale,
0=Online-Banking)
Finanzkenntnisse
Selbsteingeschätzte Finanzkenntnisse, von 1 bis 5 (1=gar keine
Kenntnisse, 5=sehr gute Kenntnisse)
Ein Anbieter
Präferenz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu erledigen, von 1 bis
5 (1=überhaupt nicht wichtig, 5=extrem wichtig)
Alter
Alter in Jahren
Geschlecht
Dummy für Geschlecht (1=weiblich, 0=männlich)
Bildung
Dummy für höchsten Bildungsabschluss (1=Hochschulabschluss,
Fachhochschulabschluss oder Promotion, 0=sonst)
Arbeit
Dummy für Arbeitsverhältnis (1=Schüler/Student, 0=sonst)
Sicherheit
Dummy für Eigenschaft Sicherheit (1= auf Rang 1 oder 2, 0=sonst)
Preis/Leistung
Dummy für Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis (1=auf Rang 1
oder 2, 0=sonst)
Vertrauen
Dummy für Eigenschaft Vertrauen (1=auf Rang 1 oder 2, 0=sonst)
Tabelle 3: Verwendete erklärende Variablen für die Probit-Regression.
Die demographischen Faktoren höchster Bildungsabschluss sowie Arbeitsverhältnis werden gruppiert und als Binärvariablen
dargestellt. Bei ersterem werden alle Teilnehmer zu 1 zusammengefasst, die einen Hochschulabschluss oder einen vergleichbaren Abschluss angegeben haben. Die Gruppierung bezüglich des Arbeitsverhältnisses folgt der Trennung zwischen festem
und keinem Arbeitsverhältnis. Die Variable nimmt somit den Wert 1 an, wenn es sich um einen Schüler/Studenten handelt
und 0, sofern ein festes Arbeitsverhältnis besteht. Die erklärenden Variablen Sicherheit, Preis/Leistung und Vertrauen sind
Dummys, die die entsprechenden Eigenschaften repräsentieren und die jeweilige subjektive Relevanz aus Sicht der Umfrageteilnehmer darstellen. Sie nehmen jeweils den Wert 1 an, sofern die Eigenschaft auf Rang 1 oder Rang 2 gewählt wurde und
demnach als besonders wichtig angesehen wird.
Tabelle 3 zeigt die erklärenden Variablen, welche für die Regressionsanalyse verwendet werden. Hierbei werden, analog zu Tabelle 1, alle Regressoren bis auf das Alter, die Finanzkenntnisse
sowie die Relevanz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu tätigen, als Dummyvariablen model40
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
liert.34 Aufgrund der Gruppierung der Variablen Arbeit wurden 9 weitere Datensätze mit der Angabe „Sonstiges“ aus dem Datensatz entfernt, da hierzu auch Arbeitslose und Rentner gezählt
werden können. Der Datensatz für die Probit-Regression besteht somit aus 441 Beobachtungen.35
Das vierte Qualitätsmerkmale Service-Qualität dient als Baseline-Eigenschaft und wird dementsprechend nicht in die Regressionsanalyse mit einbezogen.36
Marginaler
Effekt
Internetnutzung
0,15473
Bankgeschäft
0,15628
Finanzkenntnisse
0,01275
Ein Anbieter
0,07526
Alter
-0,01789
Geschlecht
0,15171
Bildung
-0,03927
Arbeit
-0,08369
Sicherheit
0,05081
Preis/Leistung
0,02297
Vertrauen
0,01944
Std.Fehler
t-Wert
0,42648
0,17164
0,06171
0,04971
0,01519
0,12922
0,13290
0,17337
0,15760
0,17078
0,17078
1,020
2,560
0,581
4,257
-3,312
3,301
-0,831
-1,357
0,906
0,375
0,320
p-Wert
0,307690
0,010464
0,561411
0,000021
0,000927
0,000963
0,406087
0,174671
0,364680
0,707701
0,748990
**
***
***
***
Tabelle 4: Ergebnisse der Probit-Regression.
Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse der Probit-Regression, welche mittels dem Statistikprogramm „R“ berechnet wurde. Die marginalen Effekte wurden dabei separat aus den Koeffizienten berechnet. Std. Fehler kennzeichnet den Standardfehler. Weiterhin werden der t-Wert sowie der entsprechende p-Wert ausgewiesen. Die Signifikanzen ergeben sich anhand folgender
Signifikanzniveaus: `*´ 0,1; `**´ 0,05; `***´ 0,01.
Die Ergebnisse der Probit-Regression sind in Tabelle 4 dargestellt.37 Es zeigen sich vier signifikante Einflussfaktoren, die im Folgenden dargestellt und interpretiert werden. Die Variable
Bankgeschäft, welche die Entscheidung zwischen Online-Banking und dem Gang in die Bankfiliale als Dummy darstellt, hat einen positiv signifikanten Einfluss auf die Zielvariable. Somit zeigt
sich der nachvollziehbare Zusammenhang, dass Teilnehmer, die ihre Bankgeschäfte traditionell in
der Bankfiliale erledigen, auch in allen drei Szenarien eher die Bank bevorzugen: Die Wahr-
34
Bei den Finanzkenntnissen und der Relevanz, alles bei einem Anbieter zu tätigen, führt ein Median-Split zu
gleichen Ergebnissen.
35
Ein Vergleich der beiden Datensätze mittels statistischer Tests ist in Anhang 3 abgebildet. Aus diesem sind
nur marginale, keine signifikanten Unterschiede zu erkennen.
36
Die Eigenschaft hängt unmittelbar von den drei anderen Eigenschaften ab und somit würde eine perfekte
Kollinearität vorliegen. Nimmt beispielsweise Sicherheit die Ausprägung 1 an und Vertrauen sowie
Preis/Leistung 0, dann determinieren diese drei direkt die Ausprägung 1 für Service-Qualität.
37
Bei der Berücksichtigung etwaiger Interaktionseffekte – z. B. Alter und Finanzkenntnisse – ergeben sich keine
neue Signifikanzen innerhalb der Ergebnisse.
41
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
scheinlichkeit in dieser Gruppe, in allen drei Szenarien die Bank zu bevorzugen, ist um 15,6 Prozentpunkte höher als für die Vergleichsgruppe.
Weiterhin zeigt sich, dass das Alter der befragten Personen ein entscheidender Faktor ist. Die
Teilnehmer neigen mit steigendem Alter dazu, in mindestens einem der Geschäftsfelder das
FinTech zu wählen. Aus dem marginalen Effekt von ca. -0,018 ist ersichtlich, dass eine Erhöhung
des Alters um ein Jahr die Wahrscheinlichkeit, in allen Geschäftsbereichen die Bank zu wählen,
um 1,8 Prozentpunkte senkt. Tabelle 1 zeigt, dass das 75%-Quantil bei 27 Jahren liegt. Somit zählen bereits solche Teilnehmer, die Ende 20 sind, zu den älteren Teilnehmern. Ein Rückschluss auf
das Verhalten der älteren Bevölkerung in der Grundgesamtheit ist damit allerdings nicht gegeben.
Einen weiteren signifikanten Einfluss auf die Zielvariable hat die Variable Geschlecht: Für
Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, in allen drei Geschäftsfeldern die Bank zu wählen, um rund 15
Prozentpunkte höher als für Männer. Die Arbeiten von Powell und Ansic (1997) sowie Croson
und Gneezy (2009) zeigen, dass Frauen risikoaverser als Männer handeln. Dadurch könnten sie
den neuartigen Entwicklungen durch die FinTechs eher kritisch gegenüberstehen und daher die
Bank präferieren.
Die Präferenz, alle Bankgeschäfte von einem Anbieter „aus einer Hand“ zu erhalten (Ein Anbieter), weist einen hochsignifikanten positiven Einfluss auf die Entscheidungen zwischen den
Alternativen auf. Steigt diese Relevanz für die Teilnehmer, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, in
allen Szenarien die Bank zu bevorzugen, um rund 7,5 Prozentpunkte.
Aus Bankensicht implizieren diese Ergebnisse vor allem, dass hauptsächlich Männer und ältere
Digital Natives zu den neuen Technologien neigen. Für die traditionellen Banken hingegen
spricht, dass die Teilnehmer, denen die Erledigung ihrer Finanzgeschäfte bei einem einzigen Anbieter wichtig ist, sich deutlich für die klassische Bank entscheiden. Auch die Teilnehmer, die
regelmäßig den Gang in ihre lokale Bankfiliale antreten, wählen in allen drei Entscheidungssituationen eher die Bank. Kapitel 5 zeigt auf, wie Banken diese Erkenntnisse strategisch nutzen können, um auf die Herausforderung der neuen Konkurrenz angemessen reagieren zu können.
5
Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft
Die Untersuchungen in Kapitel 3 haben aufgezeigt, welche Möglichkeiten für deutsche Retail-
Kunden existieren, sich von ihren konventionellen Banken abzuwenden und Finanzgeschäfte auf
alternative Weise durchzuführen. Darauf aufbauend wurde in Kapitel 4 mittels einer Umfrage
eruiert, wie hoch das tatsächliche Interesse an FinTech-Lösungen einzuschätzen ist. Die Ergebnisse der Kapitel 3 und 4 sollen im Folgenden verknüpft und interpretiert werden, um letztlich Strategien zu entwickeln, mit denen traditionelle Retail-Banken auf die neuen Konkurrenten und auf
den Trend zur Digitalisierung reagieren können.
42
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Die Konzentration auf einzelne Segmente stellt eine der relevanten Überlegungen dar. Aus der
Umfrage geht hervor, dass annähernd die Hälfte der Teilnehmer es nicht für wichtig erachtet, alle
Bankdienstleistungen aus einer Hand zu erhalten. Gerade hier kann eine Spezialisierung auf mindestens ein innovatives Konzept Erfolg haben. Es müsste demnach nicht zwingend die gesamte
Angebotspalette einer Retail-Bank erneuert werden, da auch Innovationen in Teilbereichen von
den befragten Digital Natives honoriert werden könnten. Dementsprechend stellen die Abschnitte
5.1 bis 5.3 zunächst strategische Handlungsempfehlungen auf, welche nach den drei untersuchten
Geschäftsbereichen Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie Finanzmanagement differenziert
sind. Anschließend werden im Abschnitt 5.4 Handlungsoptionen auf Gesamtbankebene erläutert.
5.1
Handlungsempfehlungen für den Kreditbereich
Für das Szenario zu Peer-to-Peer-Krediten ergab sich, dass die Entscheidung für den alternativen Darlehensweg zwar positive Erwartungen hinsichtlich des Preis-/Leistungsverhältnisses bei
Peer-to-Peer-Anbietern widerspiegelt, gleichzeitig wurde diese Art der Kreditbeschaffung aber als
weniger sicher bewertet. Moenninghoff und Wieandt (2013b) argumentieren, dass in der Realität
hauptsächlich die KG Risiken tragen, welche bei Banken nicht auftreten. Es werde erst mit wachsender Marktgröße und längerer Existenz der Peer-to-Peer-Branche erkennbar, inwiefern KG
langfristig bereit sind, diese Kreditrisiken in Kauf zu nehmen. Die Fragestellung sei insbesondere
unter Einwirkung künftiger Finanzkrisen und dementsprechend höheren Ausfallraten der KN interessant, wobei in Abschnitt 3.1.1 gezeigt wurde, dass bereits heute hohe Ausfallquoten von Peerto-Peer-Krediten vorliegen. Aus der Umfrage geht hervor, dass Sicherheit als die für Kunden relevanteste Eigenschaft angesehen wird. Es könnte daher vermutet werden, dass die Direktvermittlung von Darlehen auf Dauer lediglich einen Nischenmarkt für risikoaffinere Retail-Kunden repräsentiert.
Letztlich hat sich ein Fünftel der Teilnehmer für die Peer-to-Peer-Plattform anstelle der klassischen Bank entschieden. Sehen Retail-Banken darin ein ausreichendes Marktpotenzial, so bestehen mehrere Möglichkeiten der Einbindung von Peer-to-Peer-Angeboten in das Geschäftsmodell.
Laut Frerichs und Schumann (2008) kann dies beispielsweise über eine bankeigene Peer-to-PeerPlattform umgesetzt werden.38 Anders als bei konventionellen Krediten ergeben sich die Bankerträge hierbei nicht aus Zinsüberschüssen, sondern aus Bearbeitungsgebühren. Da die Bank selbst
kein Kreditrisiko übernimmt, sondern lediglich vermittelt, kann das Geschäft eigenkapitalschonend betrieben werden. Weiterhin sind Kreditinstitute von der Hauptproblematik der FinTechs in
diesem Bereich, der fehlenden Banklizenz, per definitionem nicht betroffen. Der Auftritt als ei38
Bei diesem Vorgehen könnte die Gefahr bestehen, dass bankeigene Peer-to-Peer-Angebote das konventionelle
Kreditgeschäft verdrängen. Dies Relevanz dieses Kannibalisierungseffekts sollte vor Implementierung näher
untersucht werden.
43
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
genständiger Peer-to-Peer-Dienstleister könnte somit den FinTechs Marktanteile entziehen und
der Bank selbst ein moderneres Image verschaffen. Kooperationen oder Beteiligungen bzw. Akquisitionen von FinTechs werden von Frerichs und Schumann (2008) als weitere strategische Optionen zur Einbindung von Peer-to-Peer angeführt. Banken könnten beispielsweise Kunden, die
keine positive Kreditentscheidung erhalten haben, an ein Peer-to-Peer-Partnerunternehmen weiterleiten. Allerdings würden die durchschnittlichen Bonitäten auf derartigen Plattformen dadurch
tendenziell sinken. Außerdem ist es denkbar, dass das Kreditinstitut die Restfinanzierung unvollständig finanzierter Darlehensprojekte auf der Peer-to-Peer-Plattform übernimmt. Strategische
Partnerschaften liegen in der Praxis bereits vereinzelt vor. So kooperiert etwa die Fidor Bank seit
2011 mit der Plattform smava und übernimmt mit ihrer Vollbanklizenz unter anderem die vertragliche Abwicklung und koordiniert sämtliche Zahlungsvorgänge im Rahmen eines Darlehens
(Fidor Bank, 2011).
5.2
Handlungsempfehlungen für den Zahlungsverkehr
Im Abschnitt 3.2 konnte festgestellt werden, dass vor allem in dem Bereich des Zahlungsverkehrs umfangreiche Aktivitäten von internationalen Konzernen, die bisher kaum in Konkurrenz zu
Banken getreten sind, zu beobachten sind. Besonders Joint-Ventures aus Unternehmen wie Google, Sprint und Mastercard mangelt es weder an Kapital noch an der nötigen Infrastruktur, um ein
eigenes Zahlungsverkehrsnetz aufzubauen, das mit den jetzigen Gironetzen konkurrieren und diese unter Transaktionsgeschwindigkeits- und -kostenaspekten übertreffen kann. Da die KundeAnbieter-Beziehung im Zahlungsverkehr unter den drei in der Umfrage untersuchten Geschäftsbereichen auch bei Banken am weitesten technisiert ist, liegt intuitiv die Vermutung nahe, dass gerade hier die Akzeptanz der FinTechs als Alternative zur Retail-Bank am größten ist. Tatsächlich
fielen die Entscheidungen der Teilnehmer im Zahlungsverkehrsszenario aber am deutlichsten zu
Gunsten der Bank aus. Die Auswertung der Umfrage ergab, dass sich 88,42% der Teilnehmer im
Punkt Sicherheit und 95,42% im Punkt Vertrauen eher für die Bank entschieden haben. Nur beim
Aspekt Preis-/Leistungsverhältnis traute die Mehrheit der Befragten eher dem FinTech das bessere Angebot zu.
Aus Banksicht könnte man dieses Ergebnis als beruhigenden Vorsprung zu den FinTechs interpretieren. Vor allem weil die Befragten gerade Sicherheit und Vertrauen als die für sie wichtigsten Eigenschaften eines Finanzdienstleisters angegeben haben. Es darf hierbei jedoch nicht
außer Acht gelassen werden, dass im Szenario ein Beispiel aus dem Bereich Mobile Payment untersucht wurde. Diese Dienstleistung ist in Deutschland bisher kaum beim Verbraucher angekommen. Insofern ist die in den Umfrageergebnissen zu beobachtende Skepsis gegenüber der
neuen Technologie nachvollziehbar. Sie könnte sich aber innerhalb weniger Jahre grundlegend
44
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
wandeln, wenn Nicht-Banken verstärkt Aufklärungsarbeit leisten und die großen Konzerne im
Hintergrund, wie zum Beispiel die OTTO Group, ihnen weiter ihr Renommee zur Verfügung stellen. Retail-Banken sollten in diesem Geschäftsbereich auch am wenigsten auf ihren Vorsprung
durch unklare Regulierungsvorschriften vertrauen, da die bedeutenden Akteure unter den
FinTechs in diesem Segment zunehmend selbst Lizenzen als Bank oder E-Geld-Institut erhalten
und auch auf ihren Internetportalen damit werben.
Retail-Banken sollten die Chance nutzen, sich an den Innovationen zu beteiligen, bevor die
Technologie reifer geworden ist und die allgemeine Akzeptanz der Verbraucher dazu geführt hat,
dass der Markt im Wesentlichen unter den Nicht-Banken aufgeteilt worden ist. Noch ist die Ausgangssituation für die Banken gut: Sie haben umfassende Informationen zum Zahlungsverhalten
der Kunden, sind untereinander gut vernetzt und werden auch von den Digital Natives als wesentlich sicherer wahrgenommen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat mit
„girogo“ einen gangbaren Weg aufgezeigt.39 Wie auch in den USA bieten sich in Deutschland für
Banken Kooperationen mit Telekommunikationskonzernen wie der Deutschen Telekom AG oder
Google an, um an den Entwicklungen teilzuhaben und sich möglichst vorteilhaft zu positionieren.
Außerdem könnte gezieltes Marketing dabei helfen, die verzerrte Wahrnehmung der Verbraucher
bezüglich des bankseitig angebotenen Preis-/Leistungsverhältnisses zu verändern. Denn in diesem
Bereich hat sich schon heute mit 66,53% die Mehrheit der Teilnehmer zu Gunsten des mobilen
Bezahlverfahrens entschieden.
5.3
Handlungsempfehlungen für das Finanzmanagement
Aus Abschnitt 3.3 gehen innovative Möglichkeiten hervor, die klassische Bankberatung beim
Thema persönliches Finanzmanagement zu substituieren. Es wurden Finanz-Communities vorgestellt, welche Retail-Kunden einen alternativen Beratungsweg im Internet verschaffen. Für das
zugehörige Umfrageszenario kann hier die höchste Akzeptanz eines FinTechs gegenüber einer
Bank festgestellt werden. Immerhin ein Drittel der Teilnehmer würde sich in Fragen zu Finanzangelegenheiten vorzugsweise einer Internetgemeinschaft anvertrauen. In der Wahrnehmung der
Befragten liegt das Vertrauen zu 75% auf Seiten der Finanz-Community. Die Teilnehmer beurteilen die Bankalternative somit als deutlich unabhängiger. Gleichzeitiger besteht zu 65% die Zuversicht auf ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis im Vergleich zu Banken. Letztlich haben sich
etwas mehr als ein Drittel der Teilnehmer für die Beratung durch ein Finanz-Netzwerk entschieden. Wie also können Retail-Banken darauf reagieren?
39
Der DSGV hat im April 2012 das System „girogo“ zum kontaktlosen Bezahlen mit Hilfe eines NFC-Chips in
den Sparkassen-Karten eingeführt (girogo, 2014).
45
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Analog zum Kreditbereich bietet sich auch hier das Instrumentarium einer bankeigenen Lösung an. Der Internetauftritt der Kreditinstitute könnte um ein Finanzforum erweitert werden.40
Die jeweilige Bank-Homepage kann dabei direkt auf das Forum aufmerksam machen. Öffentliche
Kundenpartizipation bewirkt allerdings auch Feedback. Bietet ein Kreditinstitut Kommunikation
in einer Community an, so wird unweigerlich auch die Qualität von konzerneigenen Produkten
und gegebenenfalls auch von angestellten Beratern bewertet. Für die Bank impliziert dies die Gelegenheit, durch Analyse der Chats kostengünstige Rückmeldungen zum eigenen Marktauftritt zu
erhalten. Andererseits lassen sich negative Äußerungen, die überdies allgemein sichtbar wären,
nicht ausschließen. Einen Lösungsweg aus der Praxis bietet die Fidor Bank: Das CommunityAngebot wird deutlich mit Hinweisen auf fairen Austausch zwischen Kunden und dem Begriff
„Social Banking“ beworben. Doch entscheidender für die relativ hohe Aktivität in den Foren
könnte ein Bonussystem sein. Sämtliche Beiträge im Netzwerk werden monetär belohnt. Beispielsweise erhalten Mitglieder für jede Produktbewertung eine Gutschrift in Höhe von EUR 0,25
(Fidor Bank, 2014a; Fidor Bank, 2014b). Die Fidor Bank versteht den Betrieb dieses Kommunikationskanals als Zusatzdienstleistung zum üblichen Bankgeschäft. Die Gründung einer FinanzCommunity könnte Retail-Banken durch ein modernes Erscheinungsbild und einen dem Zeitgeist
entsprechenden Vernetzungstrend letztlich zur Neukundenakquise verhelfen.
Wird aber auf die Einrichtung einer Finanz-Community verzichtet und soll dennoch ein entsprechender Ansatz verfolgt werden, so wäre die Nutzung von Fremd-Netzwerken denkbar.
Bankeigene Kundenberater könnten sich auf externen, bereits bestehenden CommunityPlattformen anmelden. Dort, und unter offener Preisgabe ihres Arbeitgebers, können die Berater
Lösungsvorschläge für Mitgliederfragen zum Retail-Banking anbieten. Zusätzlich bietet sich die
Möglichkeit von Cross-Selling-Aktivitäten an. Ein zu offensives Auftreten der Bank in Verbindung mit ausgeprägter unterschwelliger Eigenwerbung sollte allerdings unterlassen werden. Dies
gilt gleichermaßen für Aktivitäten auf bankeigenen Finanz-Communities. Derartige Strategien
könnten abschreckend auf Mitglieder wirken und den zuvor beschriebenen Vertrauensvorteil der
Internetgemeinschaft reduzieren. Weiterhin widerspricht dieses dominante Auftreten dem im Abschnitt 3.3.1 erläuterten Unabhängigkeitskriterium für soziale Netzwerke.
5.4
Handlungsempfehlungen auf Gesamtbankebene
In den drei vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, dass FinTech-Innovationen in den
einzelnen relevanten Geschäftsbereichen auch durch traditionelle Retail-Banken aufgegriffen
werden können. Auf Konzernebene stellt sich jedoch die Frage, ob FinTechs überhaupt eine
40
Alt et al. (2010) beschreiben die Kunde-Bank-Beziehung in diesem Zusammenhang als zunehmend hybrid.
Der Informationsfluss bewegt sich weg von der einseitigen Beratung des Kunden durch den Bankangestellten.
Stattdessen ist mehr und mehr ein gegenseitiges Interaktionsgeflecht zu beobachten.
46
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
ernstzunehmende Konkurrenz für etablierte Retail-Banken darstellen und wie dringlich der Innovationsdruck ist. Es sollen dazu die Wettbewerbsvor- und -nachteile von Banken gegenüber
FinTechs erörtert werden.
Laut Friedrich et al. (2012) sei neben der starken Marktstellung und einer ausgebauten ITInfrastruktur vor allem die von den Banken selbst häufig kritisierte Regulierung effektiv. Diese
stelle eine Markteintrittsbarriere dar, da FinTechs einerseits Unsicherheit bezüglich der Auslegung von Vorschriften beanstanden und darüber hinaus die Anforderungen einer eigenen Banklizenz oftmals nicht erfüllen können. In Kapitel 3 wurde aufgezeigt, dass viele FinTechDienstleistungen aus diesem Grund im Hintergrund letztlich durch eine Bank unterstützt werden.
Auch aus den Ergebnissen in Kapitel 4 geht hervor, dass Banken insgesamt eine höhere Akzeptanz als FinTechs aufweisen. Das Attribut Sicherheit wird in allen Szenarien deutlich den Banken
zugeordnet. In Verbindung mit der Tatsache, dass Sicherheit auch als die allgemein wichtigste
Eigenschaft eines Finanzdienstleisters angesehen wurde, ergibt sich hier ein eindeutiger Vorteil
der Banken. Dies sollte durch traditionelle Institute in dem Sinne genutzt werden, dass Werbebotschaften deutlich den Eindruck sicherer und zuverlässiger Geschäftstätigkeit suggerieren. Weiterhin bevorzugt etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer, sämtliche Bankdienstleistungen aus einer
Hand zu erhalten. Wie in Kapitel 3 beschrieben, leisten FinTechs diesen umfassenden Service
überwiegend nicht. Je höher bei den Teilnehmern der Wunsch nach einem ganzheitlichen Dienstleistungsangebot ausgeprägt ist, desto mehr tendieren diese dazu, bei allen Szenarien die Bank zu
bevorzugen. Zuletzt kann angemerkt werden, dass die Teilnehmer bei der Frage nach ihrer letztendlichen Entscheidung eher zurückhaltend auf die FinTech-Lösung reagiert haben. Die Spanne
derer, die das FinTech gewählt haben, liegt auf Ebene der drei Einzelszenarien zwischen rund
12% und 35%. Dies scheint zunächst einen weniger dringenden Handlungsbedarf der RetailBanken zu implizieren.
Neben den aufgezählten Wettbewerbsvorteilen von Banken liegen allerdings auch Faktoren
vor, welche die Konkurrenz durch FinTechs relevanter erscheinen lassen. Bezogen auf den zuletzt
genannten Punkt, dass die abschließende Wahl in den Einzelszenarien jeweils überwiegend zu
Gunsten der Bank ausfällt, lässt sich entgegensetzen, dass sich die Akzeptanz von FinTechs bei
gemeinsamer Betrachtung aller drei Umfrageszenarien erhöht: 47% der Teilnehmer würden in
mindestens einem der vorgestellten Szenarien letztlich das FinTech der Bank vorziehen. Dies
verdeutlicht, dass ein Großteil der Digital Natives zumindest in Teildisziplinen auf BankAlternativen zurückgreifen würde. Weiterhin wurde in Kapitel 3 deutlich, dass FinTechDienstleistungen im Vergleich zu traditionellen Kreditinstituten momentan eher geringen Einfluss
auf den Gesamtmarkt des Retail-Bankings haben. Dennoch zeigen hohe Wachstumsraten, dass die
47
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Relevanz der neuen Akteure kontinuierlich und schnell steigt.41 In einzelnen Bereichen, wie dem
Online Payment, werden innovative Dienstleister bereits von einer breiten Masse der Bevölkerung
genutzt. Ferner wurde durch die Umfrage herausgestellt, dass die Teilnehmer den FinTechs in
jedem Szenario ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis zutrauen. Beispielsweise erwarten 71% der
Teilnehmer im Kreditgeschäft bessere Konditionen von den FinTechs als von einer Bank. Unabhängig davon, ob die Differenzen bei Preisen und Leistungen in der Realität so existieren – in der
Wahrnehmung der Kunden liegen die Vorteile auf Seiten der FinTechs. Auch hier sollten traditionelle Banken versuchen, durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zu reagieren. Sollte dies
nicht gelingen, so empfiehlt es sich, durch Hervorhebung anderer Stärken die Aufmerksamkeit
vom wahrgenommenen Preis-/Leistungsdefizit abzulenken. Bei Werbemaßnahmen bietet es sich
an, spezifischer auf einzelne Zielgruppen einzugehen. So stellte sich in der Umfrage z. B. heraus,
dass die Aufgeschlossenheit für FinTechs mit zunehmendem Alter steigt.42 Für Retail-Banken
impliziert dies, möglichst frühzeitig auf jüngere potenzielle Kunden zuzugehen. Die rechtzeitige
Kundengewinnung könnte sich dadurch auszahlen, dass die Kundenbindung bei Banken stärker
ausgeprägt ist als bei FinTechs. Dies geht aus den Ergebnissen zur Abfrage der Zahlungsbereitschaften im Abschnitt 4.2.2 hervor, wonach ein Anbieterwechsel von Banken zu FinTechs höher
vergütet werden müsste als der Wechsel vom FinTech zur Bank.
Als Reaktion auf innovative FinTech-Dienstleistungen könnte auf Konzernebene neben der
Werbung auch die eigene Innovationskraft gesteigert werden. Es bieten sich sowohl interne als
auch externe Lösungswege an. Endogen könnten eigene „Kreativ-Teams“ möglichst autonom und
abseits üblicher Konzernstrukturen den Markt beobachten und selbstständig Ideen entwickeln.
Erst nach und nach sollten andere Bankabteilungen in den Entwicklungsprozess eingebunden
werden. Diese könnten die Umsetzbarkeit der Vorschläge auf der Gesamtbankebene prüfen und
schließlich den Implementierungsprozess einleiten. Externe Wege der Innovationsbeschaffung
bieten sich durch Kooperationen mit oder Beteiligungen an FinTechs an, wie sie bereits in den
vorangegangenen Abschnitten dieses Kapitels beschrieben wurden.
Sollten Retail-Banken in Anbetracht ihrer – gegenwärtig – starken Marktstellung die Konkurrenz durch FinTechs als unbedeutend einordnen oder sich bewusst gegen Innovationen stellen, so
könnte dies auf längere Sicht zu Kunden- und Ertragsverlusten führen. Das Risiko besteht durch
hohe Wachstumsraten der FinTech-Branche durch den kontinuierlich steigenden Anteil der Digital Natives an der Bevölkerung. Dieser Personenkreis weist laut Brettschneider und Kilb (2013)
im Vergleich zu anderen Kunden eine höhere Affinität gegenüber innovativen Dienstleistungen
41
Beispielsweise erwähnen Moenninghoff und Wieandt (2013b) für den Bereich der Peer-to-Peer-Kredite eine
jährliche Verdopplung des Kreditvolumens innerhalb der letzten fünf Jahre.
42
Wobei hier zu beachten ist, dass der Altersdurchschnitt in der Umfrage relativ niedrig liegt. So entspricht das
25%-Quantil einem Alter von 22 und das 75%-Quantil einem Alter von 27 Jahren.
48
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
auf. Bei zu großer Passivität klassischer Kreditinstitute sehen sowohl Friedrich et al. (2012) als
auch Neßhöver (2013) zudem die Gefahr, dass Banken reinen Dienstleister im Hintergrund werden, die aufgrund ihrer Banklizenz lediglich für Verwaltungsaufgaben benötigt werden. Zur Veranschaulichung der Kernthesen dieses Kapitels wird auf die Grafik in Anhang 4 verwiesen.
6
Schlussbetrachtung
Zielsetzung der Untersuchung war es, den Markt der innovativen Finanzdienstleistungen zu
analysieren und zu eruieren, in welchem Umfang ein Potenzial zur Substitution von traditionellen
Banken angebots- und nachfrageseitig besteht. Darauf aufbauend wurden Handlungsmöglichkeiten für Retail-Banken aufgezeigt.
Zunächst wurde aus modelltheoretischer Sicht dargestellt, inwiefern Kreditinstitute eine Existenzberechtigung als Intermediäre zwischen den Marktteilnehmern haben. Argumentiert wurde
anhand von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien, welche durch FIs effizient abgebaut werden können. Anschließend wurde festgestellt, dass diese Intermediärsfunktionen weitestgehend auch durch FinTechs übernommen werden können. Die neuen Wettbewerber treten bereits
in diversen Bereichen der Finanzwirtschaft auf. Die Arbeit konzentrierte sich vornehmlich auf
Unternehmen, welche im deutschen Markt aktiv sind. Weiterhin lag der Fokus auf Anbietern,
welche sich auf Produkte aus dem Bereich des Retail-Bankings spezialisiert haben. Bei der Untergliederung nach den drei Hauptgeschäftsfeldern Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie
Finanzmanagement wurde deutlich, dass in all diesen Segmenten bereits FinTech-Lösungen bestehen, welche es Retail-Kunden erlauben, auf traditionelle Banken weitgehend zu verzichten.
Besonders im Kreditbereich sowie beim Finanzmanagement treten Konzepte hervor, welche die
Kunde-Bank-Beziehung zugunsten einer Kunde-Kunde-Beziehung neu definieren. Es ist dabei
eine im Vergleich zum klassischen Bankgeschäft deutlich aktivere Kundenpartizipation zu verzeichnen. Demgegenüber liegt die Innovationsleistung im Zahlungsverkehr maßgeblich in einer
benutzerfreundlichen und schnellen Abwicklung von Transaktionen. Den kompletten Verzicht auf
Kreditinstitute können FinTechs oftmals jedoch nur eingeschränkt gewährleisten. Aufgrund von
aufsichtsrechtlichen Bestimmungen binden FinTechs fast immer Banken in ihr Geschäftsmodell
mit ein; diese agieren dabei jedoch lediglich als Dienstleister im Hintergrund und bauen kaum
Kontakt zum Endkunden auf.
Bis auf das Geschäftssegment des Zahlungsverkehrs besteht die Marktakzeptanz und -relevanz
bei FinTechs gegenwärtig noch nicht in dem Maße, wie es bei Retail-Banken der Fall ist. Dies
könnte zu einem großen Teil dadurch zu erklären sein, dass die Unternehmen noch nicht lange am
Markt existieren und sich viele Projekte noch in der Entwicklungs- oder Einführungsphase befinden. Das künftige nachfrageseitige Potenzial der Innovatoren wurde daher anhand einer Umfrage
49
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
unter der Bevölkerungsgruppe der Digital Natives analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, unter
welchen Voraussetzungen Kunden bereit sind, auf traditionelle Banken zu verzichten und eine
FinTech-Lösung zu wählen. Abgefragt wurden drei fiktive Szenarien, welche die Hauptgeschäftsfelder des Retail-Bankings abdecken. Es ergab sich, dass bei den Verbrauchern zwar noch Skepsis, vor allem in puncto Sicherheit, gegenüber den FinTechs herrscht; dennoch wählten 47% der
Teilnehmer in mindestens einem von drei hypothetischen Geschäftsszenarien die Nicht-BankLösung. Besonders bei Angelegenheiten der Finanzberatung zogen die Teilnehmer häufig das
FinTech einer traditionellen Bank vor. Dies könnte dadurch begründet sein, dass das Vertrauen in
die Unabhängigkeit der Beratung ebenfalls eher einer Finanz-Community zugeschrieben wird.
Weiterhin wurden besonders Preis-/Leistungs-Vorteile in allen Szenarien vornehmlich den BankKonkurrenten zugeschrieben.
Auch wenn Banken über eine – gegenwärtig – hohe Expertise in Regulierungsangelegenheiten
und eine vorteilhafte Marktposition verfügen, konnte die Umfrage das künftige Marktpotenzial
von FinTechs aufzeigen und potenzielle Schwächen traditioneller Kreditinstitute aus Sicht der
Teilnehmer offenbaren. Hieraus wurde anschließend abgeleitet, welche Möglichkeiten sich RetailBanken bieten, um in den einzelnen Geschäftsbereichen oder als Gesamtbank auf die Digitalisierung der Finanzbranche zu reagieren und diese möglichst aktiv mitzugestalten. Als Handlungsoptionen wurden beispielsweise Kooperationen mit FinTechs oder anderen Banken, die bankeigene
Integration von FinTech-Innovationen sowie ein gezielteres Marketingverhalten vorgeschlagen.
Werbemaßnahmen von Retail-Banken sollten demnach beispielsweise Aspekte der Sicherheit
hervorheben und eigene Preis-/Leistungsvorteile deutlicher kommunizieren. Künftige Arbeiten
sollten insbesondere an der derzeitigen regulatorischen Unsicherheit in Bezug auf FinTechs ansetzen. So existieren sowohl auf Seiten der Aufsichtsbehörden als auch auf Seiten der Innovationsträger offene Fragen hinsichtlich der Auslegung aktueller Regulierungsanforderungen wie z. B.
Basel III, ZAG und KWG im Hinblick auf die Anwendung auf FinTech-Dienstleistungen. Darüber hinaus erscheinen quantitative Untersuchungen zum tatsächlichen ex post-Nutzen der
FinTechs für ihre Kunden sinnvoll. Von Interesse wären beispielsweise detailliertere Untersuchungen zu bestehenden Zinsunterschieden zwischen Peer-to-Peer-Krediten und Bankdarlehen.
„Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?)“ kann durchaus als provokanter Titel für diese
Arbeit bezeichnet werden. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass FinTechs signifikantes Potenzial besitzen, klassischen Retail-Banken Marktanteile abzunehmen. Der Wettbewerbsdruck, den
FinTechs auf Retail-Banken ausüben, ist in Teilsegmenten schon heute beachtlich und sollte in
Zukunft noch erheblich steigen. Dementsprechend sollten Banken beginnen, die FinTech-Branche
als einen ernstzunehmenden Wettbewerber zu betrachten und mit geeigneten Maßnahmen auf die
Herausforderungen der Zukunft reagieren.
50
Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2014
Anhang
Anhang 1: Übersicht der Studien zu den Eigenschaften eines Finanzdienstleisters
Studie
Was Bankkunden wirklich wollen
Die Bank der Zukunft aus Sicht der Digital
Natives
Jugendstudie 2012
Customer Preferences of Financial Services Across the US, Germany and Russia
Autoren
Bain & Company
Frank Brettschneider, Markus Kilb
Bankenverband
Schmidt, Bergsiek, Kolesnikova
Journal
-
-
-
Journal of International Business and
Cultural Studies
Forschungsfrage
„Bitte geben Sie Ihr
finanzielles Hauptanliegen an.“
Eigenschaften einer „guten Bank“
"Wie wichtig ist Ihnen bei Banken …"
Importance of Attributes in the Selection
of the Financial Institution
Meistgenannte
Attribute
Sicherheit
Vertrauen ("hält was sie verspricht" / "Vertrauensverhältnis Kunde-Bank")
Sicherheit ("sichere Geld- und
Sparanlage")
Vertrauen
Preis-Leistung ("Zinsen")
Preis-Leistung ("Preis-Leistung"/
"günstige Konditionen")
Preis-Leistung ("günstig" / "hoher Zins") Preis-Leistung ("financial conditions" /
"performance")
Sicherheit
Vertrauen ("Bankberater, dem ich
vertraue")
Service ("Erreichbarkeit" / "friendly")
Service ("jederzeit erreichbar" /
"verständlich")
Service ("komfortabel")
Sicherheit ("Stabilität")
Land
DE
DE
DE
DE, US, Russia
Anzahl der Befragten
2855
1219 (insg. 1839 aus allen Altersgruppen)
758
587 (200 in DE)
Alter
Schnitt durch die Bevölkerung
25-35 (sowie weitere Altersgruppen)
14-24
Schnitt durch die Bevölkerung
Jahr
Anmerkung
2012
2013
Offene Frage, daher sind andere ge- nannte Begriffe nur bedingt für diese
Arbeit geeignet
2012
-
2009
-
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Anhang 2: Empirische Erhebung
62
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Anhang 3: Vergleich der beiden Datensätze
Kompletter Datensatz
(N=566)
Internetnutzung
0,987
Bankgeschäft
0,181
Finanzkenntnisse
2,821
Ein Anbieter
2,737
Alter
25,009
Geschlecht
0,519
Bildung
0,549
Arbeit
0,819
Sicherheit
0,684
Preis/Leistung
0,449
Vertrauen
0,581
Reduzierter Datensatz
(N=441)
0,987
0,181
2,864
2,769
24,952
0,533
0,553
0,832
0,684
0,454
0,576
p-Wert
1
1
0,867
0,922
0,950
0,941
0,939
0,645
1
0,931
0,916
Die Spalten „Kompletter Datensatz“ und „Reduzierter Datensatz“ zeigen die Mittelwerte für dargestellten Variablen. Der
komplette Datensatz enthält die Beobachtungen aller Digital Natives, der reduzierte nur die, welche für die Probit-Regression
verwendet werden. Der p-Wert für die Variablen Finanzkenntnisse, Ein Anbieter und Alter wurde mittels t-Test ermittelt. Für
die anderen Variablen, welche allesamt Dummyvariablen darstellen, wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt.
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Anhang 4: Marktposition von Retail-Banken und resultierende Handlungsempfehlungen
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Beitrag zum Postbank Finance Award 2014

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