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Hamburg Universität Hamburg Banking 3.0 - zwischen Digitalisierung und Mensch. Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?) Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Markus Nöth Studentische Teammitglieder: Benjamin Holstein Alessandro Monaco Alexander Nahr Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Banking 3.0 – zwischen Digitalisierung und Mensch Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?) Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................. II Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. IV Abbildungsverzeichnis .....................................................................................................................V Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................ VI 1 Einleitung ................................................................................................................................ 1 2 Existenzberechtigung der Kreditinstitute ............................................................................ 3 3 2.1 Transaktionskosten............................................................................................................ 4 2.2 Informationsasymmetrien ................................................................................................. 5 Kerngeschäftsbereiche der Kreditinstitute und Möglichkeiten der Substitution ............ 8 3.1 3.1.1 Marktüberblick ........................................................................................................ 10 3.1.2 Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 13 3.1.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 14 3.2 Zahlungsverkehr.............................................................................................................. 16 3.2.1 Marktüberblick ........................................................................................................ 16 3.2.2 Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 19 3.2.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 19 3.3 4 Einlagen und Kredite ...................................................................................................... 10 Finanzmanagement und -beratung .................................................................................. 20 3.3.1 Marktüberblick ........................................................................................................ 20 3.3.2 Aspekte der Regulierung ......................................................................................... 22 3.3.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten ........................................................ 23 Empirische Erhebung .......................................................................................................... 24 4.1 Zielsetzung und Struktur der Erhebung .......................................................................... 24 4.1.1 Digital Natives ......................................................................................................... 24 4.1.2 Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters ......................................................... 25 4.1.3 Aufbau der Erhebung .............................................................................................. 26 4.2 Ergebnisse ....................................................................................................................... 28 4.2.1 Deskriptive Ergebnisse .................................................................................................. 28 4.2.2 Ergebnisse der Szenarien............................................................................................... 33 II Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 4.2.3 Regressionsanalyse ........................................................................................................ 39 5 6 Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft .............................................................................. 42 5.1 Handlungsempfehlungen für den Kreditbereich ............................................................. 43 5.2 Handlungsempfehlungen für den Zahlungsverkehr ........................................................ 44 5.3 Handlungsempfehlungen für das Finanzmanagement .................................................... 45 5.4 Handlungsempfehlungen auf Gesamtbankebene ............................................................ 46 Schlussbetrachtung .............................................................................................................. 49 Literaturverzeichnis ........................................................................................................................ 51 Anhang ........................................................................................................................................... 61 III Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Abkürzungsverzeichnis AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen AO Abgabenordnung Apple Apple Inc. BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Citi Citigroup Inc. DSGV Deutscher Sparkassen- und Giroverband Ebay Ebay Inc. FI Finanzintermediär FinTech Financial Technologies KG Kreditgeber KN Kreditnehmer KWG Gesetz über das Kreditwesen Mastercard Mastercard Inc. NFC Near Field Communication PayPal PayPal Inc. SCHUFA Schufa Holding AG (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) Sprint Sprint Corporation WpHG Gesetz über den Wertpapierhandel Yapital Yapital Financial AG ZAG Gesetz über die Beaufsichtigung von Zahlungsdiensten IV Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Schematische Übersicht der Vertragsbeziehungen mit und ohne FI. ......................... 5 Abbildung 2: Finanzintermediation als delegiertes Monitoring....................................................... 7 Abbildung 3: Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse. ........................................... 30 Abbildung 4: Verteilung der Wichtigkeit des Angebots aus einer Hand. ...................................... 31 Abbildung 5: Rangfolge der Eigenschaften eines Finanzdienstleisters. ........................................ 32 Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Einlagen und Kredit. .............. 33 Abbildung 7: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Zinsvorteils im Szenario Einlagen und Kredit. ............................................................................ 34 Abbildung 8: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Zahlungsverkehr. ................... 35 Abbildung 9: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten monetären Vorteils im Szenario Zahlungsverkehr. ................................................................... 36 Abbildung 10: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Finanzmanagement. ............. 37 Abbildung 11: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Renditevorteils im Szenario Finanzmanagement. ................................................... 38 V Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Deskriptive Statistik-Kennzahlen des reduzierten Datensatzes. ................................... 29 Tabelle 2: Überblick über die Entscheidungen in den drei Geschäftsbereichen. ........................... 39 Tabelle 3: Verwendete erklärende Variablen für die Probit-Regression........................................ 40 Tabelle 4: Ergebnisse der Probit-Regression. ................................................................................ 41 VI Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 1 Einleitung Ob in der Handelsbranche, der Musikindustrie oder bei der Mediennutzung – die Digitalisie- rung der Gesellschaft hat zu beträchtlichen Umbrüchen geführt und traditionelle Unternehmensstrategien untergraben. Veränderte Nutzungsgewohnheiten der Kunden und eine immer größere Rolle des Internets haben lange Zeit bestehende Geschäftsmodelle in den Hintergrund gedrängt. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern sich auch die Finanzbranche den Herausforderungen der Online-Ökonomie stellen muss. Die Idee der Nutzung des Internets für Bankaktivitäten ist keinesfalls neu. Bereits relativ früh haben Banken Online-Präsenzen aufgebaut und insbesondere den personalkostenintensiven Zahlungsverkehr durch Instrumentarien des Online-Bankings von der Filiale in das private Umfeld verlegt (Dapp, Stobbe und Wruuk, 2013). Mittlerweile nutzt nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken (2013) annähernd die Hälfte der volljährigen Deutschen Online-Banking, während die Anzahl der Filialen seit Jahren kontinuierlich sinkt. Allgemein bekannt sind ferner Direktbankangebote, die komplett auf Filialen verzichten und oftmals den höchsten Tagesgeldzins oder die günstigste Depotführung für sich proklamieren (Meyer, 2010). Doch welche weiteren Innovationen in der Finanzwelt haben das Potenzial, die deutsche Bankenbranche nachhaltig zu beeinflussen? Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass viele der neuen Wettbewerber im Markt für Finanzdienstleistungen nicht der Gruppe der klassischen Kreditinstitute zuzuordnen sind; vielmehr positionieren sich Anbieter von Finanzdienstleistungen zunehmend außerhalb der Traditionsbanken. Der bankenfremde Ursprung neuer Konzepte spielt deshalb eine große Rolle, da ein Vertrauensverlust und eine Tendenz zur Unzufriedenheit mit konventionellen Instituten bei einigen Kundengruppen feststellbar ist (Sinn, Vater, Lubig und Kasch, 2012). Diese Arbeit untersucht, welche Möglichkeiten der Substitution von Retail-Banken zur Verfügung stehen und in welchem Ausmaß private Kunden diese „Ersatzbank“-Alternativen auch zu nutzen bereit sind. Darauf aufbauend sollen Handlungsmöglichkeiten für traditionelle RetailBanken aufgezeigt werden. In den letzten Jahren ist eine erhebliche Anzahl an innovativen Start-Ups und Konzepten in allen Segmenten der Finanzdienstleistungen entstanden. Diese Innovatoren werden im Folgenden als „FinTech“-Unternehmen bezeichnet, welche abseits von traditionellen Banken eigene Finanzdienstleistungen anbieten und diese meist über internetbasierte Kanäle vertreiben. Im Allgemeinen werden insbesondere Start-Ups mit dem Begriff FinTech in Verbindung gebracht. Doch auch etablierte Akteure wie etwa PayPal, als Anbieter eines Online-Bezahlsystems, folgen mit ihren Geschäftsmodellen dem gleichen Schema und werden daher im Rahmen dieser Arbeit ebenfalls den FinTechs zugeordnet (Robinson, 2013). Die neuen Wettbewerber haben das Potenzial, traditionelle Kreditinstitute vor große Herausforderungen zu stellen. Als Indikator für die künftige Be1 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 deutung der Kontrahenten kann hierbei die Höhe des Investitionskapitals in FinTechs dienen: Allein für die USA wird diese Summe auf USD 5,2 Mrd. geschätzt (Levy, Schütte und Wolkowitz, 2013).1 Für eine detailliertere Untersuchung empfiehlt sich jedoch die Eingrenzung des Analysespektrums auf diejenigen FinTechs, die ihr Geschäftsmodell auf eine potenziell breite Masse der Bevölkerung ausrichten. Als zentraler Gegenstand der Arbeit dient deshalb das Retail-Banking mit den drei Hauptgeschäftsfeldern Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie Finanzmanagement. Weiterhin liegt der Fokus auf dem deutschen Markt. Während in den USA die mit Abstand größte Affinität zu innovativen Finanzdienstleistungen zu verzeichnen ist, können die in Deutschland tätigen Unternehmen bis dato nur vereinzelt eine hohe Akzeptanz und Marktdurchdringung aufweisen (Friedrich et al., 2012). Die Konzentration auf das heimische Marktumfeld ist dennoch sinnvoll, denn den in Deutschland tätigen FinTechs liegen andere, teilweise detailliertere Regulierungsanforderungen zu Grunde, die einen großen Einfluss auf deren Geschäftstätigkeit haben können. Um der Substituierbarkeit traditioneller Retail-Banken nachzugehen, wird zunächst geklärt, welche Existenzberechtigung den Kreditinstituten aus theoretischer Sicht üblicherweise zugesprochen wird. In der Literatur finden sich vor allem solche Erklärungsansätze, die die Vorteilhaftigkeit von Finanzintermediären aus Sicht der Transaktionskostenökonomik oder auf der Basis von Informationsasymmetrien herleiten (vgl. Hellwig, 1994). Anschließend werden angebotsseitig ausgewählte Dienstleistungen im Rahmen des RetailBankings hervorgehoben, die von FinTechs bereits intensiv abgedeckt werden. Es stellt sich heraus, dass die Senkung von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien nicht nur durch Kreditinstitute, sondern oftmals auch durch FinTechs gewährleistet werden kann. Die Integration neuer Wettbewerber ist insbesondere im Zahlungsverkehr bereits weit fortgeschritten. Für die weiteren Segmente Einlagen und Kredit sowie Finanzmanagement fällt auf, dass FinTechs ihre Kunden im Geschäftsverlauf aktiver einbinden als es bei klassischen Banken der Fall ist. Ferner wird deutlich, dass der gänzliche Ersatz von Banken durch FinTechs in einigen Bereichen aufgrund regulatorischer Vorgaben kaum möglich ist. Die eigentliche Durchführung von Geschäften wird daher letztlich oftmals von einem Kreditinstitut im Hintergrund begleitet. Für jedes der drei untersuchten Geschäftsfelder wird eines der derzeit aussichtsreichsten FinTech-Konzepte aufgegriffen und in einer Umfrage untersucht. Die Umfrage schätzt das nachfrageseitige Marktpotenzial der Innovatoren. Unter den Teilnehmern erfolgt eine Konzentration auf die innovationsaffine Bevölkerungsgruppe der Digital Natives. Es soll aufgezeigt werden, 1 Untersucht wurden 74 FinTechs, welche in den USA agieren und dem Retail-Banking zuzuordnen sind. Es wurden Investitionsdaten von Juli 2012 bis Juni 2013 kumuliert (Levy et al., 2013). 2 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 unter welchen Voraussetzungen Kunden bereit sind, auf traditionelle Banken zu verzichten und den jeweils alternativen Weg der Geschäftsabwicklung einzuschlagen. Es wird dabei erhoben, welchem Anbieter – Bank oder Banksubstitut – bestimmte Qualitätsmerkmale eher zugeschrieben werden. Zu den drei genannten Hauptgeschäftsfeldern des Retail-Bankings wird jeweils ein Szenario behandelt. Neu ist dabei der Ansatz, dass bei jeder Frage eine fiktive Entscheidungssituation zwischen einer Bank und einem FinTech entsteht und somit die Präferenzen der Teilnehmer unmittelbar verdeutlicht werden. Während Bankinstitute in allen drei Szenarien als besonders sicher empfunden werden, wird das Preis-/Leistungsverhältnis in der Wahrnehmung der Teilnehmer stets zugunsten der FinTechs ausgelegt. Weiterhin wird der Faktor Vertrauen insbesondere im Szenario der Anlageberatung mehrheitlich der FinTech-Lösung zugeschrieben. Letztlich wählen 47% der Teilnehmer in mindestens einem der Szenarien die FinTech-Variante. Hieraus leitet sich unmittelbarer Handlungsbedarf für traditionelle Retail-Banken ab. Zwar stellt sich die Marktrelevanz der Kontrahenten gegenwärtig oftmals als gering heraus; doch die Ergebnisse der Umfrage, das starke Wachstum der Branche sowie ein Bevölkerungswandel hin zu innovationsaffinen Kunden zeigen die langfristige Bedeutung von FinTechs auf. Dementsprechend werden unter dem Titel „Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft“ lösungsorientiert einige Optionen vorgestellt, mit denen sich traditionelle Institute für die digitale Zukunft rüsten können. Als mögliche Handlungsperspektive werden unter anderem Kooperationen – sowohl unter Banken als auch zwischen Banken und FinTechs – vorgeschlagen. Als weitere Maßnahme erweist sich die bankeigene Integration von FinTech-Innovationen. Es wird außerdem ein gezielteres Marketingverhalten empfohlen, welches jene Stärken und Schwächen beachtet, die im Verlauf der Umfrage zutage gekommen sind. So sollten beispielsweise Aspekte der Sicherheit bei Banken werbewirksam betont werden. Kapitel 2 befasst sich mit theoretischen Ansätzen zur Existenzberechtigung den Kreditinstituten. Kapitel 3 gibt, strukturiert nach den drei genannten Hauptgeschäftsfeldern, jeweils einen Marktüberblick über relevante FinTech-Unternehmen. Weiterhin werden Aspekte der Regulierung beleuchtet und die Eignung der FinTechs zur Substitution von Banken untersucht. In Kapitel 4 erfolgt die Analyse der Umfrage. Kapitel 5 stellt abschließend Handlungsempfehlungen für klassische Retail-Banken dar. 2 Existenzberechtigung der Kreditinstitute In einem vollkommenen Markt gibt es grundsätzlich keine Berechtigung für die Existenz von Finanzintermediären (FIs), zu denen auch Banken zählen (Hartmann-Wendels, Pfingsten, Weber, 2010, S. 123). In der Realität ist der Kapital- oder Finanzmarkt jedoch nicht vollkommen (Hellwig, 1994): Er ist gekennzeichnet von Friktionen, die gemeinsam die Grundlage für die Existenz3 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 berechtigung von Banken darstellen. Die Erklärungsansätze beruhen dabei einerseits auf Transaktionskosten und andererseits auf der asymmetrischen Informationsverteilung unter den Marktteilnehmern. Die wesentlichen Theorien zu dieser Thematik wurden in den 1970er und 80er Jahren in Studien wie etwa Benston und Smith (1976) oder Diamond (1984) entwickelt. Das Modell von Diamond spielt in diesem Zusammenhang eine besonders bedeutende Rolle und wird daher ausführlicher beschrieben um sowohl die Funktionsweise als auch die Implikationen im Verlauf der Arbeit erneut aufzugreifen. In Anbetracht der tiefgreifenden Veränderungen des Finanzsektors und der Einbindung der digitalen Welt in das Alltagsleben in den letzten zwei Jahrzehnten haben sich neue Formen von Finanzintermediären entwickelt, die in den 1970er und 80er Jahren noch nicht vorausgesehen werden konnten. Es stellt sich daher die Frage, ob auch diese neuen FIs in der Lage sind, Transaktionskosten und Informationsasymmetrien zu reduzieren und somit die Existenzberechtigung traditioneller Banksysteme zu entkräften. In diesem Kapitel werden die bereits etablierten Forschungsergebnisse aufbereitet, um im weiteren Verlauf der Arbeit diese Ansätze aufzugreifen und hinsichtlich ihrer Relevanz im digitalen Zeitalter zu untersuchen. 2.1 Transaktionskosten Bei der Beschaffung von Gütern oder Dienstleistungen am Markt entstehen Transaktionskosten. Im Allgemeinen werden diese in drei Gruppen unterteilt: Recherche- und Informationskosten, Handlungs- und Entscheidungskosten sowie Überwachungs- und Durchsetzungskosten (Coase, 1937). Erklärungsansätze, welche die Existenz von Finanzintermediären auf reine Transaktionskostenvorteile zurückführen, werden auch als neoklassische Erklärungsansätze bezeichnet. Diese Theorien stützen sich auf die Annahme, dass rationale Kapitalgeber (KG) bestrebt sind, in ein möglichst breit diversifiziertes Portfolio zu investieren, um das unsystematische Risiko des Portfolios zu minimieren bzw. zu eliminieren. Aufgrund der Transaktionskosten, die mit jeder Investition einhergehen, ist es für den einzelnen KG jedoch ineffizient, selbst eine große Zahl von Kleinstinvestitionen einzugehen. Durch die Zwischenschaltung eines FI zwischen die KG und KN kann die Anzahl der Vertragsbeziehungen jedoch erheblich reduziert werden, ohne dabei den positiven Diversifikationseffekt zu schmälern. Infolgedessen sinken für die Vertragsparteien die Transaktionskosten bei gleich bleibendem Risiko (Kane und Buser, 1979). Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass in der Bank zentralisierte Aufgaben wie das Monitoring der KN oder die Vertragserstellung zu Synergieeffekten und somit zu zusätzlichen Kostenersparnissen führen, welche zum Teil an die KG weitergegeben werden können. Die Nutzung eines FI ist demnach in diesem Fall eine intuitiv effizientere Lösung. Abbildung 1 veranschaulicht das beschriebene Geflecht aus Vertragsbeziehungen mit und ohne Finanzintermediär. 4 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 ohne FI: mit FI: n x m Vertragsbeziehungen n + m Vertragsbeziehungen Kapitalnehmer 1 Kapitalgeber 1 Kapitalnehmer 1 Kapitalgeber 1 Kapitalnehmer 2 Kapitalgeber 2 Kapitalnehmer 2 Kapitalgeber 2 … … … Kapitalnehmer n Kapitalgeber m Kapitalnehmer n FI … Kapitalgeber m Abbildung 1: Schematische Übersicht der Vertragsbeziehungen mit und ohne FI. (eigene Darstellung nach Hartmann-Wendels et al., 2010) Das Schema zeigt einen Markt mit 𝑛 KN und 𝑚 KG. Sofern nur direkte Kapitalbeziehungen zwischen allen Marktteilnehmern existieren, ergibt sich die Gesamtzahl der Vertragsbeziehungen als Produkt der Anzahl von KN und KG, das heißt als 𝑛 ∗ 𝑚. Durch die Einbindung eines FI reduziert sich die Gesamtzahl der Vertragsbeziehungen nun auf die Summe der beiden Terme, das heißt auf 𝑛 + 𝑚. Die Theorie der Transaktionskosten bietet eine leicht verständliche Erklärung für die Existenz von Finanzintermediären. Ihre Schwäche ist jedoch, dass eine Bank in einer solchen Modellwelt keinen Anreiz hat, die richtigen Informationen an den KG weiterzugeben. Es wäre für die Bank sinnvoller, die kostspielige Informationsbeschaffung zu übergehen und stattdessen willkürliche Informationen an den KG zu übermitteln (Hartmann-Wendels et al., 2010, S. 126), da die Erträge der Bank als Finanzintermediär zumindest in der kurzen Frist unberührt bleiben. Es handelt sich somit um ein klassisches Moral-Hazard-Problem in einer Prinzipal-Agenten-Beziehung. Der Prinzipal, das heißt der KG, muss demnach Anreize schaffen, damit sich der Agent, also der FI, seinen Wünschen entsprechend verhält. Es ist damit fraglich, ob der Transaktionskostenansatz die einzige Erklärung für die Existenz von Banken darstellt. 2.2 Informationsasymmetrien In den 1980er Jahren wurde ein weiterer Erklärungsansatz für die Existenz von Banken und Finanzintermediären etabliert. Das Konzept stützt sich auf Friktionen in Form von asymmetrischen Informationsverteilungen unter den Kapitalmarktakteuren. Die wahrscheinlich bedeutendste Arbeit hierzu lieferte Diamond (1984) mit dem nach ihm benannten Modell, das eine Weiterentwicklung des informationsökonomischen Ansatzes von Leland und Pyle (1977) darstellt. Weiterhin beinhaltet es zusätzlich den Erklärungsgehalt des bis dahin verbreiteten Transaktionskostenan- 5 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 satzes, da Transaktionskosten zum Teil auch Kosten für den Abbau von asymmetrischen Informationsverteilungen einschließen. Diamond (1984) führt die Existenz von FIs auf die Minimierung der Monitoringkosten und die Vorteilhaftigkeit eines delegierten Monitorings im Falle von Diversifikationseffekten bei der Kreditvergabe an mehrere KN zurück. Sein Modell ist das erste dieser Art, das in einer formalen Argumentation auch auftretende Anreizprobleme berücksichtigt (Hartmann-Wendels et al., 2010). Es wird ein Markt modelliert, auf dem sich n risikoneutrale Unternehmer ohne eigenes Vermögen bewegen, die die Möglichkeit zur einmaligen Durchführung eines von n Projekten mit stochastischen Renditen haben. Weiterhin beinhaltet der Markt eine Anzahl m risikoneutraler KG, unter denen das gesamte zur Verfügung stehende Kapital gleichverteilt ist (Diamond, 1984). FIs existieren zunächst nicht. Das Modell ist zweiperiodig und geht von einem Markt mit einem einzigen Gut aus. Projekte erfordern eine Investition in Periode null und produzieren einen Erlös in Periode eins. Um ein Projekt durchführen zu können, benötigt der Unternehmer Fremdkapital von den KG und begibt sich daher in die Rolle des KN. Zur Vereinfachung wird die Höhe der Anfangsinvestition gleich eins gesetzt. Die Erfolgswahrscheinlichkeit des Projekts ist allgemein bekannt, der tatsächliche Ausgang des Projekts kann jedoch nur durch den KN kostenlos beobachtet werden. Die KG haben die Möglichkeit, Darlehensverträge mit dem KN zu schließen oder in eine alternative Anlage mit dem sicheren Ertrag 𝐼 > 1 in 𝑡 = 1 zu investieren. Unter den einzelnen KG herrscht Wettbewerb, sodass die erwartete Rückzahlung an die KG der Marktrendite entspricht (𝐸[𝑧(𝑦�)] = 𝐼). Durch die ex post aufwändige Verifizierbarkeit des Projekterfolgs für die KG ent- steht auf Seiten der KN ein Moral-Hazard-Problem, da die KN auch im Falle eines positiven Projekterfolgs einen Anreiz haben, einen Misserfolg zu melden, um die Rückzahlung an die KG zu umgehen. Um diesen Anreiz zu eliminieren, sieht das Modell von Diamond zwei Konzepte vor: Die Einführung nichtmonetärer Strafen und Monitoring. Die Einführung nichtmonetärer Strafen schädigt die KN ex post. Die Strafen müssen dabei einen Gegenwert haben, der sich monetär ausdrücken lässt (z. B. Haftstrafe, Reputationsverlust). Die zu Grunde liegende Straffunktion steigt proportional zur Differenz aus dem vereinbarten Rückzahlungsbetrag 𝑅 und der tatsächlichen Rückzahlung 𝑧(𝑦). In einer Welt ohne Informationsasymmetrie würde der feste Rückzahlungsbetrag 𝑅 so gewählt werden, dass er dem Ertrag aus dem sicheren Investment 𝐼 entspricht. Da jedoch auf Seiten der KG ex post Unsicherheit über den Projekterfolg herrscht, verlangen diese einen Risikoaufschlag mit 𝑅 > 𝐼. Die Differenz aus 𝑅 − 𝐼 kennzeichnet die Kosten der Straffunktion. Die Kosten der Straffunktion sind auf diese Weise abhängig vom Projektrisiko, nicht aber von der Zahl der KG (Diamond, 1984). Beim Monitoring wird der KN bzw. der Projektausgang durch jeden KG zu den jeweiligen Kosten 𝑐 überwacht. Die gesamten Monitoringkosten 𝐶 = 𝑚 ∗ 𝑐 entsprechen dann den gesamt6 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 wirtschaftlichen Kosten der Informationsasymmetrie. Die Kosten des Monitorings sind unabhängig vom Projektrisiko, werden aber von der Zahl der überwachenden KG beeinflusst, da jeder KG das Monitoring unabhängig von den anderen durchführt und somit jeweils die Kosten 𝑐 verursacht (Diamond, 1984). Die Höhe der Monitoringkosten entscheidet, ob ein Schuldvertrag mit Straffunktion oder ein Vertrag mit Monitoring abgeschlossen wird. Sofern 𝑚 ∗ 𝑐 > 𝑅 − 𝐼 gilt, empfiehlt sich die Option mit Straffunktion. Im umgekehrten Fall sollte ein Vertrag mit Monitoring gewählt werden (Diamond, 1984). In dieser Welt ohne Finanzintermediäre implizieren risikoreiche Projekte, die gleichzeitig einen hohen Kapitalbedarf haben, der zwangsläufig nicht von einem oder wenigen KG erbracht werden kann, bei jeder Vertragsform hohe Vertragskosten. Obwohl diese Projekte gesamtwirtschaftlich sinnvoll sein können, besteht die Möglichkeit, dass sie aufgrund der hohen Kosten für den Unternehmer nicht mehr rentabel sind und daher nicht durchgeführt werden (Hartmann-Wendels et al., 2010, S. 136). Indirekte Kreditbeziehungen über Finanzintermediäre bieten daher einen kostenminimierenden Weg der Vertragsgestaltung. Diamonds Konzept sieht die Verwendung beider Vertragsformen vor. Zum einen delegieren die KG die Aufgabe der Kreditüberwachung an einen FI, der wiederum einen Vertrag mit Monitoring mit den KN schließt. Daraus ergeben sich die in Kapitel 2.1 beschriebenen Vorteile im Hinblick auf Transaktionskosten. Da sich das eingangs beschriebene Anreizproblem durch das reine delegierte Monitoring aber nur auf die Beziehung FI zu KG verlagert, sieht Diamond in seinem Modell zusätzlich einen Schuldvertrag mit Straffunktion zwischen den Kreditgebern und dem Finanzintermediär vor. Abbildung 2 zeigt eine Übersicht der Zahlungsströme und Beziehungen bei Finanzintermediation mit delegiertem Monitoring. Zahlung: 1/m KG 1 Zahlung KN Rückzahlung: z(y)/m … FI Rückzahlung Investition: 1 Ertrag: y Rückzahlung: z(y) Zahlung: 1/m KG m Rückzahlung: z(y)/m Monitoring Delegation Abbildung 2: Finanzintermediation als delegiertes Monitoring. (eigene Darstellung nach Hartmann-Wendels et al. (2010)) Wie auch in der Realität beobachtbar, führt Diamond die Prämisse ein, dass der FI nicht das Projekt eines einzelnen KN, sondern vieler KN finanziert. Sofern die einzelnen Projekte nicht perfekt korreliert sind, erhöht sich mit steigender Zahl der KN der Diversifikationseffekt im Kre7 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 ditportfolio des FI. Durch die Diversifikation verringert sich wiederum das Ausfallrisiko des „Projekts“ Finanzintermediär und die KG verlangen einen geringeren Risikoaufschlag vom FI. Es sind nur wenige Konstellationen denkbar, in denen das delegierte Monitoring die direkten Vertragsbeziehungen nicht dominiert.2 Das Modell von Diamond (1984) zeigt, dass die Einbindung eines FI die Kosten der Informationsasymmetrie in den meisten Fällen reduzieren kann und somit gesamtwirtschaftlich wünschenswert ist. Seit der Veröffentlichung von Diamonds Arbeit sind inzwischen 30 Jahre vergangen. Damals waren fast ausschließlich Banken als FIs im Retail-Banking tätig und FinTechs existierten noch nicht. Diese Gruppe der FIs konnte demnach von Diamond noch nicht berücksichtigt werden. Es stellt sich daher die Frage, ob auch FinTechs in der Lage sind, Transaktionskosten und Informationsasymmetrien abzubauen und ihre Existenz somit ebenfalls durch die klassischen Theorien erklärt werden. Dieser Frage, die eng mit Eignung zur Substitution von Banken verknüpft ist, wird speziell im Kapitel 3 nachgegangen. 3 Kerngeschäftsbereiche der Kreditinstitute und Möglichkeiten der Substitution Nachdem vorhergehend die klassischen Modelle zur Existenzberechtigung von FIs dargestellt wurden, wird sich das folgende Kapitel mit den gegenwärtig bestehenden innovativen Konzepten befassen, die es Retail-Kunden erlauben, in einigen Bereichen auf die Inanspruchnahme traditioneller Bankdienstleistungen zu verzichten. Der Fokus liegt dabei auf denjenigen Produkten, die von Nicht-Banken angeboten werden. Etwaige innovative Produkte, die von traditionellen Banken selbst offeriert werden, bleiben somit außer Acht. Die Ausarbeitung hat nicht den Anspruch, sämtliche im Markt befindliche Innovationskonzepte für Finanzdienstleistungen vorzustellen. Vielmehr soll der Schwerpunkt der Analyse auf stabilen Markttendenzen und etablierten Unternehmen liegen. Die für jede Teilbranche näher vorgestellten FinTechs sollten im Entwicklungsstadium über die frühe Phase einer Start-Up-Idee hinaus sein und bereits einen gewissen Kundenstamm und eine zunehmende Akzeptanz im Markt vorweisen können. Andererseits sollen die dargestellten Innovatoren möglichst als Beispiel für mehrere Unternehmen dienen und somit vorliegende Trends in der Branche widerspiegeln. Den Schwerpunkt der Untersuchung bilden dabei die auf dem deutschen Markt tätigen Unternehmen. Dadurch wird vor allem den spezifischen Regulierungsvorschriften Rechnung getragen. 2 Hartmann-Wendels et al. (2010, S. 142) verweisen als mögliche Ausnahmen auf Konstellationen, in denen entweder das Projekt nahezu risikolos ist und daher die Kosten der Straffunktion nahe null sind, oder Projekte in denen das Monitoring enorm aufwändig und daher sehr kostenintensiv ist. 8 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Eine letzte Einschränkung der betrachteten FinTechs liegt in der Art der angebotenen Dienstleistungen. Gegenstand der Arbeit ist das Retail-Geschäft. Dieses richtet sich nach Brunner et al. (2004) an weite Teile der Bevölkerung und definiert sich durch eine große Anzahl von Kundenverbindungen sowie einen hohen Produktstandardisierungsgrad. Die Kundengruppen bestehen im Retail-Banking aus Privatkunden und kleineren Unternehmen. Für eine klare Differenzierung liegt der Fokus der Arbeit ausschließlich auf Dienstleistungen für Privatkunden, auf welche sich nach Friedrich et al. (2012) ebenfalls die Mehrzahl der FinTechs konzentriert. Als definitorische Grundlage bieten sich dabei die Geschäftsvorschriften zum „Commercial Banking“ an. Der Begriff wurde 1932 in den USA im Rahmen der Einführung des Trennbankensystems etabliert. Namentlich wurden unter Commercial Banking das Einlagen- und Kreditgeschäft sowie der Zahlungsverkehr zusammengefasst (Barth, Brumbaugh und Wilcox, 2000). Die Differenzierung nach diesen Geschäftsfeldern lässt sich auch in der aktuelleren Literatur wiederfinden (Alt, Möwes und Puschmann, 2010). Dem BCG Retail Banking Performance Index (2013) zufolge nehmen die genannten Segmente ebenso in der Bankenpraxis die wichtigsten Rollen ein. Die Studie untergliedert die Erträge von 30 international führenden Retail-Banken nach Geschäftssegmenten. Im Ergebnis entfallen jeweils ungefähr ein Drittel der Profite auf den Kreditbereich und auf das Einlagengeschäft, während 18,2% im Depotgeschäft und 8,7% durch den Zahlungsverkehr entstehen. Einlagen und Kredite werden im Abschnitt 3.1 betrachtet. Zusätzlich zum Zahlungsverkehr (Abschnitt 3.2) werden in Abschnitt 3.3 FinTechs beschrieben, welche der Verwaltung privater Finanzen zuzuordnen sind. Für jedes der drei untersuchten Geschäftsfelder werden ebenfalls die relevanten Regulierungsaspekte umfassend erläutert, da diese eine wichtige Hürde für die Geschäftstätigkeit von FinTechs darstellen können. Robinson (2013) argumentiert, dass die Auseinandersetzung mit gesetzlichen Regelungen für einige Unternehmen zu einem Schwerpunkt der Managementtätigkeit anwachsen kann. Die schnell wachsende und sich kontinuierlich verändernde Branche der Finanzdienstleistungen leide unter den hohen Genehmigungsanforderungen, unklaren Bestimmungen und langwierigen behördlichen Prozessen. Es bestehe deshalb der Anreiz für Unternehmen, vorrangig die Geschäftstätigkeit aufzunehmen und erst verzögert regulatorische Aspekte zu klären. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) rät in ihrem Jahresbericht 2012 jedoch, keine Verstöße gegen eine etwaige Erlaubnispflicht zu riskieren. Dies könnte gegebenenfalls zur Untersagung der Geschäftstätigkeit und Abwicklung des Unternehmens führen. Die Behörde gesteht jedoch ein, dass Genehmigungsprozesse mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden sind. Zwar würden die BaFin zahlreiche Anfragen zu Erlaubnisvoraussetzungen erreichen, demgegenüber stehe jedoch nur eine geringe Anzahl an tatsächlichen Erlaubnisanträgen. Von Seiten der 9 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Aufseher werden hohe Kosten und fachliche Anforderungen an das Management als Hauptursachen für die niedrige Antragsquote vermutet (BaFin, 2012). Außerdem wird jeweils aufgezeigt, wie auch die neuen FinTech-Konzepte die Kriterien für die Existenzberechtigung von Kreditinstituten – die Reduktion von Transaktionskosten sowie den Abbau von Informationsasymmetrien – erfüllen können und somit zur Substitution von klassischen Banken geeignet sind. 3.1 Einlagen und Kredite Dieser Abschnitt befasst sich mit innovativen Konzepten in den Segmenten Kundeneinlagen und Kredite. 3.1.1 Marktüberblick Einlagen spielen eine elementare Rolle für europäische Banken. Nach Dapp et al. (2013) bilden Kundeneinlagen dort über 60% der Refinanzierungsmittel. Weiterhin wurde bereits der große Einfluss des Einlagengeschäftes auf die Ertragsseite bei Retail-Banken betont. Die Unternehmen der FinTech-Branche konzentrieren sich im Einlagensegment jedoch hauptsächlich auf Vergleichsdienstleistungen auf Internet-Portalen. Anbieter wie FinanceScout24 prüfen die Anlagekonditionen mehrerer Banken und stellen den Kunden das Suchergebnis zur Verfügung (Financescout24, 2014). Das FinTech WeltSparen etwa bietet die Option, deutsche Kunden zu Termingeldangeboten im europäischen Ausland zu vermitteln. Die Legitimation muss hierbei nicht im Ausland erfolgen; Kunden können sich stattdessen bei einer deutschen Partnerbank per PostIdent-Verfahren ausweisen (WeltSparen, 2014). Eine reale Annahme von Kundengeldern unterbleibt bei den beiden genannten Innovatoren; es erfolgt lediglich die Vermittlung zu traditionellen Kreditinstituten. Weitere Dienstleistungen im Zuge des reinen Einlagengeschäfts bleiben innerhalb der FinTech-Branche weitgehend außer Acht. Begründet werden kann dies unter anderem mit regulatorischen Vorgaben, welche im Abschnitt 3.1.2 näher erläutert werden. Während die Einlagenseite demnach nur vereinzelt von Alternativanbietern zu Banken abgedeckt wird, sind FinTechs auf der Kreditseite merklich stärker im Markt integriert. Zwar liegen auch dort beschränkende Regulierungsvorschriften vor, FinTechs können jedoch meist angemessen auf diese reagieren. Konkret wird im Folgenden das Konstrukt der Peer-to-Peer-Kredite analysiert. Mit dem Begriff Peer-to-Peer wird im Bereich der Kreditvergabe die Geschäftsabwicklung von privat zu privat assoziiert.3 Die Rolle der KG wird hierbei nicht von Banken, sondern von natürli- 3 Peer-to-Peer-Kredite mit sozialen bzw. ethischen Zielstellungen werden an dieser Stelle nicht behandelt. Da die Geschäftsbeziehungen zwischen Retail-Kunden und Banken annahmegemäß nicht altruistischer Natur sind, sollen auch die hier vorgestellten Retail-Bank-Substitute diese Vorgabe erfüllen. Außer Acht bleiben auch 10 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 chen Personen übernommen. Mit Investitionen in Peer-to-Peer-Kredite erschließen sich für RetailKunden somit letztlich doch Möglichkeiten, klassische Bankeinlagenprodukte indirekt zu substituieren.4 Als Kontaktmittler zwischen den KG und KN dienen internetbasierte Plattformen, auf denen verschiedene Kreditprojekte beworben werden. Schätzungen zufolge hat der schnell wachsende Markt weltweit bereits die Marke von EUR 3 Mrd. Kreditvolumen überschritten (Moenninghoff und Wieandt, 2013b). Die Charakteristika dieses Verfahrens unterscheiden sich in mehreren Punkten vom traditionellen Kreditprozess der Banken. Generell nehmen KG und KN eine aktivere Rolle ein, als es bei traditionellen Banken der Fall ist. KG wählen eigenständig Projekte aus, in die sie zu investieren bereit sind. KN kommunizieren die Eckpunkte ihres Finanzierungsvorhabens und stehen dabei in offener Konkurrenz zu anderen Gesuchen. Anfragen für Finanzierungsvorhaben werden in der Regel nicht sofort bedient, sondern bleiben meist mehrere Tage online verfügbar, bis sich genügend Anleger gefunden haben, welche gemeinsam den gewünschten Auszahlungsbetrag zur Verfügung stellen.5 Im Gegensatz zu Banken generieren Peerto-Peer-Anbieter keinen Zinsaufwand oder Zinsertrag aus Darlehen oder Kapitalanlagen, sondern geben in der Regel ein Gebührenmodell vor, welches in Abhängigkeit zur Kreditsumme steht (BaFin, 2007; Moenninghoff und Wieandt, 2013a). Grundsätzlich liegen zwei Geschäftsmodelle für Kreditplattformen vor. In einer Variante wird kein Kreditinstitut in den Prozess eingebunden. Dies macht es Retail-Kunden theoretisch möglich, bei der Abwicklung von Kreditgeschäften komplett auf Banken zu verzichten. Plattformen wie Prosper und Zopa sind nach Moenninghoff und Wieandt (2013a) Unternehmungen, die außerhalb Deutschlands erfolgreich entsprechende Services anbieten. In Deutschland existieren gegenwärtig keine Vermittlungsdienstleister ohne Bankeneinbindung. Dies ist hauptsächlich den aufsichtsrechtlichen Restriktionen geschuldet, welche in Abschnitt 3.1.2 ausgeführt werden. Es existiert demnach eine zweite Variante von Geschäftsmodellen, welche externe Banken in den Geschäftsprozess mit einbeziehen. Die Kreditinstitute agieren hierbei im Hintergrund und führen lediglich die Vertrags- und Zahlungsabwicklung durch. Die drei in Deutschland tätigen Kreditvermittlungsplattformen auxmoney, Lendico und smava fußen auf diesem System. Die Summe der vermittelten Kredite liegt bei allen drei Betreibern noch auf vergleichsweise niedrigen Niveaus. Crowdfunding-Dienstleistungen. Nach Moenninghoff und Wieandt (2013a) werden damit meist innovative StartUps in einer frühen Phase finanziert und als Zins- und Tilgungsleistung häufig Rechte oder Sachleistungen vereinbart, was ebenfalls der Schwerpunktsetzung auf Retail-Kunden entgegensteht. 4 Die Substitution wird deshalb als indirekt bezeichnet, weil Kapitalanlagen in Peer-to-Peer-Kredite sich in ihren Eigenschaften von klassischen Bankanlageprodukten differenzieren. So gibt es beispielsweise Unterschiede beim Risikogehalt. Investitionen in Peer-to-Peer-Kredite werden überdies nicht durch Instrumentarien der Einlagensicherung gedeckt (Frerichs und Schumann, 2008). 5 Wird der gewünschte Kreditbetrag auch nach einer Maximalfrist nicht vollständig durch Anlagegelder finanziert, verfällt das Projekt. Bei einigen Plattformen kann der potenzielle Kreditnehmer jedoch auch den geringeren Betrag akzeptieren (Frerichs und Schumann, 2008). 11 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 smava beispielsweise weist vermittelte Kreditvolumina von insgesamt EUR 83 Mio. auf (smava, 2014a). Dies lässt sich nach Frerichs und Schumann (2008) vorwiegend durch die kurze Existenzzeit der FinTechs erklären. Plattformbetreiber stehen vor der strategischen Entscheidung, auf wessen Interesse die Kundenorientierung eher ausgerichtet sein soll. Die Konzentration auf KG würde, im Sinne der Kreditrisikoreduzierung, Eintrittshürden für KN erhöhen. Läge das Augenmerk jedoch auf der Seite der KN, so würden viele Kreditsuchende mit mäßigen Bonitätsanforderungen im Anmeldeprozess akzeptiert werden (Walter, 2012). Nach Stiglitz und Weiss (1981) kann die Zunahme von Kreditgesuchen schlechter Bonität mit insgesamt niedrigeren Profiten für KG einhergehen, da die Ausfallraten entsprechend höher liegen. Auch der Economist (2007) sieht einen Schlüsselfaktor für die Rentabilität des KG-Kapitals in den niedrigen KN-Bonitäten auf Peer-to-Peer-Plattformen. Der deutsche Anbieter smava beispielsweise weist potenzielle KN ab, die in die vier schlechtesten der insgesamt zwölf Bonitätsklassen der SCHUFA eingestuft werden. Trotz dieser Selektion ergibt sich bei smava eine durchschnittliche Ausfallquote von 8,12%, die deutlich über der durchschnittlichen Ausfallquote von Ratenkrediten für alle deutschen Banken (2,50%) liegt (smava, 2014a; SCHUFA, 2013). Frerichs und Schumann (2008) stellen ähnliche Ergebnisse bei weiteren Peer-to-Peer-Plattformen fest. Dies kann darauf hindeuten, dass diese Form der Kreditaufnahme generell eher von Kunden schlechterer Bonität gewählt wird, die bei klassischen Banken gegebenenfalls keine Finanzierungszusage erhalten würden. Um Anlegern im Mittel dennoch eine positive Rendite zu ermöglichen, werden die hohen Ausfallraten hauptsächlich durch erhöhte Kreditzinsen kompensiert.6 So warnt Moore (2013) in der Financial Times vor der Pauschalisierung, dass die Zinssätze im Peer-to-Peer-Segment für die KN stets niedriger als bei der Intermediärslösung durch eine Bank seien. Ein Beispiel hierfür liefert der Anbieter smava: Ende 2013 betrug dort der durchschnittliche Sollzins für Konsumentenkredite mit 36 Monaten Laufzeit 5,42%, während der Zinssatz bei allen deutschen Banken im vergleichbaren Ein- bis Fünfjahreszeitraum bei 5,00% lag (smava, 2014a; Bundesbank, 2014a). Zusammenfassend lässt sich für den Peer-to-Peer-Bereich feststellen, dass Retail-Kunden bei deutschen Peer-to-Peer-Plattformen der vollständige Verzicht auf Kreditinstitute, zumindest bei der Vertragsabwicklung, nicht möglich ist. Gleichzeitig verschafft die Einbeziehung von Banken den Kunden aber auch Vorteile, da zum Beispiel standardisierte Verträge oder eine professionelle Problemkreditabwicklung Rechtssicherheit bieten (Frerichs und Schumann, 2008). KN und KG können den anderen Plattformnutzern gegenüber anonym bleiben und handeln unter einer insge- 6 Frerichs und Schumann (2008) identifizieren als weitere angewandte Instrumente zum Schutz gegen hohe Ausfallraten Restschuldversicherungen, Pooling der Kreditgeberforderungen sowie die standardmäßige Zusammenarbeit mit Inkassodienstleistern. 12 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 samt aktiveren Gestaltungsautonomie. Etwaige Zinsvorteile zu traditionellen Banken liegen allerdings nicht zwingend vor; KG sollten die Gefahr eines Kreditausfalls bereits im Voraus genau analysieren. 3.1.2 Aspekte der Regulierung Im Abschnitt 3.1.1 wurde darauf verwiesen, dass FinTechs im Einlagengeschäft vor regulatorischen Herausforderungen stehen, sobald es um die Entgegennahme von Kundengeldern geht. In Deutschland liegen alle Institutionen, welche Kundengelder annehmen, im Geltungsbereich der Pflicht zur Bankenlizenz nach §§ 32, 33 KWG (BaFin, 2014). Entsprechende Gerichtsurteile bestätigen, dass bereits die kurzzeitige Annahme von Geldern Dritter (in diesem Sinne Einlagen) ohne entsprechende Genehmigung der BaFin rechtswidrig ist.7 Den Retail-Banken droht somit bisher keine Konkurrenz durch Nicht-Banken im reinen standardisierten Einlagengeschäft.8 Für den Bereich der Kredite liegen ähnlich strikte Regelungen vor. Vereinbaren natürliche Personen unter Ausschluss eines Kreditinstituts Darlehensverträge, so kann laut BaFin (2014) eine Bankerlaubnis nötig sein. Besteht die Absicht auf Wiederholung derartiger Geschäfte oder agieren die Vertragsparteien mit Gewinnerzielungsabsicht, könnte bereits bei einem einzigen Peer-toPeer-Kredit die Gewerbsmäßigkeit und somit eine Erlaubnispflicht unterstellt werden. Nutzer von Vermittlungsplattformen betreten somit leicht rechtliche Grauzonen und handeln im Zweifel außerhalb des gesetzlichen Rahmens, sofern eine gegebenenfalls erforderliche Bankerlaubnis fehlt. Auch für den Kreditvermittler selbst sieht die BaFin eine Erlaubnispflicht als einbezogenes Unternehmen nach § 37 Abs. 1 Satz 4 KWG vor, falls dessen Nutzer erlaubnispflichtige Geschäfte auf der Vermittlungsplattform betreiben. Um diese Erlaubnispflicht zu umgehen, binden alle deutschen Vermittlungsdienstleister externe Banken in den Geschäftsprozess mit ein. Rechtlich betrachtet kommt hier keine direkte Vertragsbeziehung zwischen Retail-Kunden zustande. Vielmehr wird der Kredit durch die beteiligte Bank an den KN ausgezahlt; zeitgleich veräußert die Bank im Gegenzug die Kreditforderungsanteile ohne Preisaufschlag an die jeweiligen KG weiter. Durch diese vertragliche Konstruktion entfällt die Genehmigungspflicht für Plattformbetreiber und deren Kunden. Weiterhin bleibt bei Peer-to-Peer-Krediten auch das Bankgeheimnis zwischen KN und KG gewahrt, denn auf den Plattformen wird meist auf eine Offenlegung von Personendaten zugunsten von Pseudonymen 7 Verwiesen sei an dieser Stelle auf ein Urteil des Landgerichts Köln gegen einen Lieferdienst für Nahrungsmittel. Dieser ließ Kunden online für bestellte Ware bezahlen und verwahrte die Gelder vorübergehend auf eigenen Konten, bevor sie an den eigentlichen Lieferanten weitergeleitet wurden. Bereits die kurzzeitige Verfügungsgewalt über die Kundengelder ist laut Urteil jedoch erlaubnispflichtig (LG Köln, Urteil vom 29.09.2011, 81 O 91/11). 8 Dies ändert sich dann, wenn FinTechs wie beispielsweise PayPal eine Banklizenz erwerben und damit zur Annahme und Verwaltung von Kundengeldern berechtigt werden (PayPal, 2014). 13 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 verzichtet (Frerichs und Schumann, 2008). Gegenüber der Vermittlungsplattform oder spätestens bei Einbindung der durchführenden Bank gilt jedoch die Legitimationspflicht nach § 154 AO, welche meist über das PostIdent-Verfahren abgewickelt wird. Die Vorgaben nach § 4 GwG werden damit erfüllt. Deutschen Retail-Kunden wird der vollständige Verzicht auf Kreditinstitute aufgrund regulatorischer Restriktionen somit derzeit nicht ermöglicht. Für die Zukunft ist es jedoch denkbar, dass Peer-to-Peer-Dienstleister trotz der hohen regulatorischen Anforderungen selbst Banklizenzen erwerben und dadurch vollkommen unabhängig von Drittinstituten wären. 3.1.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten Abschließend sollen nun Aussagen hinsichtlich der Finanzintermediation von FinTechs im Vergleich zu Banken getroffen werden. Moenninghoff und Wieandt (2013a) sprechen im Rahmen von Peer-to-Peer-Plattformen von Disintermediation, da die aus Kapitel 2 hervorgehenden Transaktionskosten sowie Informationsasymmetrien hier durch das Zusammenspiel von FinTech und Marktteilnehmern – ohne vordergründigen FI – reduziert werden.9 Es wird diesbezüglich zunächst das Monitoring bei Peer-to-Peer-Krediten beleuchtet; laut Moenninghoff und Wieandt (2013a) übernehmen die Vermittlungsplattformen, die SCHUFA sowie die KG gemeinsam diese klassische Bankenaufgabe. Vermittlungsplattformen müssen beim Monitoring gesetzliche Regelungen einhalten, wonach bei Privatkrediten eine Bonitätseinschätzung der KN vorzunehmen ist. Bevor Darlehen gewährt werden, hat nach § 18 KWG demnach eine Kreditwürdigkeitsprüfung zu erfolgen. Da bei allen in Deutschland tätigen Peer-to-PeerPlattformen eine Bank die eigentliche Geschäftsdurchführung übernimmt, sind die Vorschriften auch hier bindend. Die Kreditplattform selbst fungiert dabei hauptsächlich als eine OnlineInstitution, auf der die KN ihre Bonitätsdaten veröffentlichen können. Überdies stellen die Dienstleister oftmals Informationen über das bisherige Zahlungsverhalten von KN zur Verfügung. Bei problemloser Bedienung bestehender Peer-to-Peer-Kredite entstehen dabei gemäß Frerichs und Schumann (2008) Reputationseffekte des KN. Smava beispielsweise lässt von Kreditsuchenden außerdem eine persönliche Haushaltsrechnung erstellen, welche Aussagen über das verfügbare Einkommen erlaubt (smava, 2014b). 9 Neben der Senkung von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten gibt es speziell im Einlagen- und Kreditbereich nach Hartmann-Wendels et al. (2010, S. 5-10) weitere wesentliche Funktionen von Banken: die Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation. Moenninghoff und Wieandt (2013a) kommen mit Bezug auf Peer-to-Peer-Dienstleister hier zu verschiedenen Ergebnissen. Losgrößentransformation lässt sich durch unterschiedlich hohe Kredit- und Anlagebeträge auch im Peer-to-Peer-Bereich erreichen. Fristen- und Risikotransformation liegen dagegen nicht vor. Bei Letzterer haben KG insbesondere den Nachteil, dass sie im Allgemeinen über begrenzte Möglichkeiten der Risikoabsicherung verfügen. Hier sehen Moenninghoff und Wieandt (2013a) künftig Lösungspotenzial durch Einbindung institutioneller Investoren. Diese würden bereits beginnen, Sekundärmärkte für Peer-to-Peer-Kredite aufzubauen. Somit könnten KG Risiken abgeben. Gleichzeitig würde dadurch auch das Liquiditätsrisiko gemindert werden. 14 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Den Hauptteil der gesetzlich geforderten Kreditwürdigkeitsprüfung übernehmen in der Regel allerdings externe Auskunfteien, wie etwa die SCHUFA (Frerichs und Schumann, 2008). Nach § 18 Satz 2 KWG ist dieser Weg der Informationsbeschaffung zulässig. Die SCHUFA erstellt aus gesammelten Datenbankinformationen für den jeweiligen KN einen Score-Wert, welcher sich in bestimmte Risikoklassen einordnen lässt und letztlich ein individuelles Rating ergibt.10 Den Aufgabenbereich der SCHUFA könnte man somit als quantitativen Part, ausgedrückt durch den Score-Wert, bezeichnen. SCHUFA-Abfragen werden üblicherweise nur einmalig vor der Kreditvergabe getätigt und können somit keine Interim-Informationen liefern. Die finale Bonitätsbeurteilung wird durch die KG selbst vorgenommen, welche aus der Menge der Kreditgesuche frei entscheiden können, ob und wie viel Kapital sie jeweils zu investieren bereit sind. Somit übernehmen die KG die qualitative Analyse der Kreditofferte. Die Entscheidung muss nicht ausschließlich auf einer Aggregation der bereits genannten Bonitätsdaten beruhen. Die Eigendarstellung des KN und dessen Kreditprojekts auf der Plattform kann gleichermaßen den kognitiven Prozess der Bonitätsbeurteilung beim KG beeinflussen. Die Angabe persönlicher Bonitätsmerkmale durch die KN ist somit nicht nur rechtlich verpflichtend, sondern kann auch für eine erfolgreiche Komplettfinanzierung des Kreditwunsches hilfreich sein, da KG bei umfassender Informationsbasis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit investieren (Duarte, Siegel und Young, 2012). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Informationsasymmetrien durch die kombinierte Arbeit von Vermittlungsplattformen, SCHUFA und den KG ähnlich wie bei Banken gesenkt werden können. Es stellt sich weiter die Frage, mit welchen Transaktionskosten Peer-to-Peer-Kredite verbunden sind. Auf der Ebene der Plattformbetreiber schätzen Moenninghoff und Wieandt (2013a) die Verwaltungskosten, bedingt durch hochautomatisierte Vorgänge, als gering ein. Transaktionskosten fallen hauptsächlich in Form einer geringen Gebühr für die SCHUFA an. Die Gesamtkosten von Plattformbetreibern und SCHUFA drücken sich hier letztlich durch Gebühren aus, welche den KG und KN durch die Plattform berechnet werden.11 Auf Ebene der KG fällt zusätzlich ein Zeitaufwand für die Kreditsuche und -analyse an; dieser lässt sich jedoch nur unzureichend bemessen. Es ist anzumerken, dass Suchkosten auch bei Kapitalanlagen in klassische Bankprodukte auftreten können. Potenzial für künftige Kosteneinsparungen bringen nach Moenninghoff und Wieandt (2013a) institutionelle Anleger, welche eine zunehmend wichtigere Rolle unter den KG einnehmen. Private KG könnten eigene Transaktionskosten senken, sofern sie bei bestimmten 10 Der Begriff des Ratings steht in Verbindung zur Bonität und wird in der Literatur sowohl als das Verfahren der Bonitätsanalyse als auch als das resultierende Ergebnis definiert (Van Aubel, 2000, S. 5). 11 Beispielsweise berechnet der Anbieter smava den KG eine Gebühr von 1,35% des Gebotsbetrags, während die KN eine von der Kredithöhe abhängige Vermittlungsprovision zwischen 2,5% und 3,0% der Darlehenssumme entrichten müssen (smava, 2014c). 15 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Plattformen die Option haben, Anlageentscheidungen professioneller und institutioneller Investoren zu erkennen und nachzubilden. Dies entspricht indirekt dem Konzept des delegierten Monitoring, welches in Kapitel 2 als Instrument zur Kostensenkung erläutert wurde. Durch Prozesse der Automatisierung und Institutionalisierung können demnach Transaktionskosten bei Peer-to-Peer-Krediten gesenkt werden. Ob dies tatsächlich im gleichen Umfang wie bei Kreditinstituten erfolgt, müsste in weiteren Untersuchungen quantitativ analysiert werden. Zusammenfassend wird festgestellt, dass Informationsasymmetrien und Transaktionskosten durch FinTechs im Peer-to-Peer-Segment reduziert werden können. Die Innovatoren sind somit zur Substitution von Banken geeignet. 3.2 Zahlungsverkehr Der folgende Abschnitt beinhaltet die Aktivitäten von FinTechs im Zahlungsverkehrsmarkt. Besonderes Interesse kommt hierbei den Angeboten im mobilen Zahlungsverkehr zu. 3.2.1 Marktüberblick Das Zahlungsverkehrsgeschäft – häufig auch als Transaction Services bezeichnet – bietet für Banken die Möglichkeit zur Erwirtschaftung stabiler Erträge bei gleichzeitiger Erschließung einer verhältnismäßig soliden Refinanzierungsquelle. Dadurch kam diesem Segment bei den Banken in den letzten Jahren wieder stärkere Beachtung zu (Dapp et al., 2013). Doch unter anderem aufgrund des heute schon hohen Grades an Automatisierung ist dieser Geschäftsbereich auch für FinTechs von großem Interesse. Die von FinTechs angebotenen oder entwickelten Zahlungsverkehrslösungen lassen sich grob in zwei Kategorien einordnen: Lösungen im Online Payment und Lösungen im Mobile Payment. Unter dem Begriff Online Payment werden üblicherweise alle Möglichkeiten, bargeldlose Zahlungen über das Internet abzuwickeln, definiert.12 Von der Deutschen Bundesbank werden diese Bezahlarten als Internetbezahlverfahren bezeichnet (Bundesbank, 2012). Die Bundesbank unterteilt die Verfahren wiederum in zwei Kategorien: Erstens solche Verfahren, die auf Überweisungen im Online-Banking des Zahlers basieren (z. B. SOFORTÜberweisung), und zweitens elektronische Zahlverfahren über das Internet, die eine Transaktion innerhalb des eigenen Netzwerks ermöglichen (z. B. PayPal).13 In für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Erhebungen aus den Jahren 2008 und 2011 stieg der Anteil der Internetbezahlverfahren an allen Zahlungen der befragten Privatpersonen von 0,3% im Jahr 2008 auf 1,7% im Jahr 2011 (Bundesbank, 2012). Zum Vergleich ging im selben Zeitraum der Anteil der Lastschriften 12 Hiervon ausgenommen sind Zahlungsmöglichkeiten in alternativen Währungen wie zum Beispiel Bitcoins. Für den Verzicht auf diese Bezahlformen sind vor allem das hohe Maß an regulatorischer Unsicherheit sowie das Fehlen tiefgehender Forschungsergebnisse verantwortlich. 13 Die auf Online-Banking basierenden Systeme werden im Folgenden nicht näher behandelt, da der Fokus dieser Arbeit auf Lösungen abseits der traditionellen Bankenlandschaft liegt. 16 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 von 1,9% auf 0,7% zurück. Einen wesentlichen Antrieb für die zunehmende Nutzung der neuen Bezahlverfahren stellt der Bereich des E-Commerce dar (Dapp et al., 2013). Der deutschland- und weltweite Marktführer in diesem Bereich ist PayPal.14 Der Dienst wurde zunächst nur als proprietäre Bezahlvariante für Online-Auktionen auf Ebay eingeführt. Im Jahr 2013 betrug der Anteil der Erlöse der PayPal Inc. 41% des Umsatzes der Muttergesellschaft Ebay.15 Insgesamt wurden im Jahr 2013 Transaktionen im Wert von USD 180 Mrd. abgewickelt (PayPal, 2014). Der Dienst zeichnet sich durch Geschwindigkeits- und Komfortvorteile gegenüber einer klassischen Überweisung im Online Banking aus: Nach der Registrierung mit Hinterlegung eines Referenzkontos bei einer Bank oder mittels einer Kreditkarte benötigt der Nutzer lediglich die E-Mail-Adresse eines registrierten Mitglieds, um diesem einen Betrag in einer gängigen Währung zu überweisen. Da die Kommunikation innerhalb des PayPal-Systems im Internet erfolgt, werden Belastung und Gutschrift auf den jeweiligen Konten umgehend – auch über Ländergrenzen hinweg – durchgeführt. Angesichts der Komplikationen, die allein die Einführung des SEPASystems mit einer normierten IBAN und BIC innerhalb der Europäischen Währungsunion verursacht hat, werden die in der Einfachheit und Schnelligkeit liegenden Vorteile einer PayPalZahlung besonders deutlich (Spiegel Online, 2013; Bundesbank, 2014a). Der Begriff Mobile Payment hingegen beschreibt verschiedene unbare Bezahlverfahren, die über mobile Endgeräte abgewickelt werden (Friedrich et. al, 2012). Hierbei wird zwischen verschiedenen technischen Lösungen unterschieden.16 Dapp et al. (2013) wie auch die Deutsche Bundesbank (2012) beschreiben speziell die NFC-Technologie in Verbindung mit Smartphones und Tablet-Computern als Entwicklung mit dem größten Wachstumspotenzial. Gerade diese Lösung besticht durch die Möglichkeit, dass Nutzer ihr ohnehin mitgeführtes Smartphone nun auch zur Bezahlung von Kleinstbeträgen nutzen können. Während die Innovationen im Online Payment eher in Konkurrenz zum Online-Banking der Retail-Banken treten, können die Neuerungen im Bereich Mobile Payment vor allem die Bedeutung des Bargelds schmälern (Dapp et al., 2013). Auf dem deutschen und dem europäischen Markt befinden sich die Projekte im Bereich Mobile Payment entweder noch in der Entwicklungs- oder seit kurzem in der Markteinführungsphase (Dapp et al., 2013). Weltweit sind vor allem in Japan und den USA die Entwicklungen in diesem Segment am weitesten fortgeschritten. Allein PayPal verbuchte für das Jahr 2013 einen Umsatz in 14 Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und ist seit 2002 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Ebay. 15 In absoluten Zahlen erzielte PayPal im Jahr 2013 einen Gesamterlös in Höhe von USD 6,6 Mrd. (PayPal, 2014). 16 Es existieren zwei wesentliche hardwareseitige Lösungen. Einen Weg stellt die Ergänzung mobiler Endgeräte, wie Smartphones und Tablet-Computern um zusätzliche Komponenten, die das Auslesen von EC- und Kreditkarten erlauben, dar. Die zweite Methode baut auf in Smartphones und Karten eingebaute Near Field Communication (NFC) Chips auf (Friedrich et al., 2012). 17 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Höhe von USD 27 Mrd. im weltweiten Geschäft mit Mobile Payment (PayPal, 2014), was einer Steigerung von 100% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Forrester Research prognostiziert, dass der US-Umsatz mit mobilen Bezahlverfahren bereits 2017 die Grenze von USD 90 Mrd. überschreiten wird (Milian und Levy, 2013). Vor allem große Telekommunikations- und Kreditkartenunternehmen sind Kooperationen eingegangen, um die Entwicklung weiter voran zu treiben und sich ihren Anteil am neu entstehenden Markt zu sichern bzw. diesen weiter auszubauen. Kommunikations- und Internetkonzerne wie Google, Apple und Sprint profitieren hierbei von den umfangreichen Datensätzen, die sie von ihren Kunden gesammelt haben. Kreditkartengesellschaften wie Mastercard können wiederum auf ihrem bestehenden Zahlungsverkehrsnetz aufbauen und dieses um neue Technologien wie NFC erweitern (Dapp et al., 2013). Die meisten Banken hingegen zeigen bisher wenig Initiative, um frühzeitig an den Innovationen teilzuhaben. In den USA ist bisher nur Citi in großem Umfang Kooperationen mit anderen Konzernen eingegangen (Dapp et al., 2013). Zusammen mit Google, Sprint und Mastercard hat Citi maßgeblichen Anteil an Google Wallet, das 2011 in den USA eingeführt wurde und auf der NFC-Technologie in Verbindung mit Smartphones basiert (Friedrich et al., 2012). Auf dem deutschen Markt ist Yapital als wichtiges FinTech zu benennen.17 Derzeit arbeitet das System noch mit einer Smartphone-App in Verbindung mit einzulesenden QR-Codes. Zukünftig plant das Unternehmen in Kooperation mit dem Kassenproduzenten POSPartner die BluetoothLow-Energy-Technologie (BLE-Technologie) einzusetzen (Fuchs, 2014).18 Mit Hilfe dieser Technologie ist für den Bezahlvorgang keine Internetverbindung notwendig, da zwischen dem mobilen Endgerät und dem Kassensystem in bis zu 10 Meter Entfernung eine separate Netzwerkverbindung aufgebaut wird. Die Technologie wird als Bluetooth Smart vermarktet und stellt eine energieeffizientere Weiterentwicklung der bereits seit Jahren etablierten kabellosen BluetoothTechnologie dar (Bluetooth, 2014). Somit wären Areale mit geringer oder gar nicht vorhandener Netzqualität kein Hindernis für das Mobile Payment. Derzeit existiert noch kein einheitlicher Standard im Mobile Payment. Sowohl auf der Hardware- als auch auf der Software-Seite werden selbst innerhalb eines Unternehmens mehrere Ansätze verfolgt.19 Diese Heterogenität der Systeme erschwert im Moment noch die breite Anwendung von mobilen Zahlungslösungen als Bargeldersatz. Zusammenfassend lässt sich zu diesem Segment der FinTechs dennoch festhalten, dass die Konkurrenz zu den traditionellen Banken sehr weit fortgeschritten ist und mit großen Investitionsvolumina weiter vorangetrieben wird (Friedrich et al., 2012). 17 Yapital ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der OTTO Group (OTTO Group, 2014). BLE stellt eine Weiterentwicklung bzw. Alternative zur NFC-Technologie dar. 19 Mastercard ist Partner bei Google Wallet und bietet zusätzlich ein eigenes System namens „PayPass“ an (Dapp et al., 2013). 18 18 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 3.2.2 Aspekte der Regulierung Unternehmen, die in Deutschland Zahlungsverkehrsdienstleistungen anbieten möchten, benötigen hierfür die schriftliche Erlaubnis durch die BaFin. Es finden die Regelungen des ZAG Anwendung (Bundesbank, 2009). Ähnlich den Voraussetzungen für die Erteilung einer Banklizenz müssen auch die Antragsteller für ein Zahlungsinstitut unter anderem Nachweise über die Erfüllung der Eigenkapitalanforderungen und die fachliche Eignung der Geschäftsführung erbringen. Sofern ein Unternehmen Zahlungs- oder Finanzdienstleistungen ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde durchführt, können diese mit Geld- und/oder Freiheitsstrafen geahndet werden. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf das Urteil des Landgerichts Köln (2011) gegen einen Vermittler von Nahrungsmittelbestellungen hingewiesen (siehe Abschnitt 3.1.2), in dem der Vermittler für die Erbringung von Finanzdienstleistungen ohne entsprechende Genehmigung durch die BaFin bestraft wurde. Per 31.12.2012 beaufsichtigte die BaFin 36 Zahlungs- und vier E-Geldinstitute (BaFin, 2012).20 PayPal und auch Yapital haben die notwendigen Lizenzen über Dependancen in Luxemburg erworben und unterliegen der dortigen Aufsichtsbehörde. Anbieter von mobilen Bezahlverfahren in Deutschland benötigen ebenfalls mindestens eine Zulassung als E-Geld-Institut (Bundesbank, 2009; Bundesbank, 2013). FinTechs hätten zwar die Möglichkeit, die Technologie zu entwickeln und die technische Durchführung der Dienstleistung einem lizensierten Institut zu überlassen, der Trend entwickelt sich aber eher dahin, dass sich Nicht-Banken wie Yapital, PayPal und Google selbst um eine europäische Lizenz bemühen und so die aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfüllen wollen.21 3.2.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten Ebenso wie Banken stellen auch FinTechs ihren Kunden ein standardisiertes Zahlungsverkehrssystem zur Verfügung. Das Vertrauen in dieses System und den dahinter stehenden Dienstleister trägt bei FinTechs – ebenso wie bei Banken – zur Reduzierung der Kosten für Informationsasymmetrien bei. Unter Transaktionskostenaspekten sind FinTechs mit ihren angestrebten Zahlungsverkehrslösungen gegenüber Banken sogar im Vorteil: Die Transaktionsgeschwindigkeit ist wesentlich höher als bei herkömmlichen Überweisungen oder Lastschriften, besonders dann, wenn diese Transaktionen Ländergrenzen überschreiten. Dieser Geschwindigkeitsvorteil ist gleichzeitig ein indirekter Kostenvorteil. 20 Per 31.12.2012 liefen die Anträge für 16 weitere Institute (BaFin, 2013). Seit dem 12.01.2007 hat die Google Payment Limited eine Lizenz als E-Geld-Institut von der britischen Aufsichtsbehörde (FSA), die seit dem 04.01.2013 auch für Google Wallet gilt. Über einen europäischen Pass ist Google auch zu E-Geld-Geschäften in zahlreichen europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Österreich berechtigt (FSA, 2014). 21 19 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Noch deutlichere Kostenvorteile ergeben sich aus dem Vergleich von Mobile Payments mit Bargeldzahlungen. So wird zum Beispiel einem Einzelhändler der Rechnungsbetrag aus einem Verkauf direkt auf seinem Konto gutgeschrieben. Allein dadurch könnten für den Händler Zinsvorteile entstehen. Weiterhin entfallen die Kosten für den Bargeldtransport und -lagerung sowie eventuelle Sicherungsmaßnahmen. Somit kann festgestellt werden, dass die FinTechs im Zahlungsverkehrsmarkt auch aus modelltheoretischer Sicht – die in Kapitel 2 näher erläutert wurde – in der Lage sind, das klassische Bankangebot zu ersetzen, da sie in mindestens ebenso großem Umfang zur Reduktion von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien beitragen können. 3.3 Finanzmanagement und -beratung Die dritte Kategorie der für diese Arbeit relevanten FinTechs umfasst Aktivitäten, die die Verwaltung der persönlichen Finanzen betreffen. Insbesondere mit Blick auf das Retail-Banking werden Online-Lösungen für die Bereiche individuelles Vermögensmanagement sowie FinanzCommunities dargestellt. 3.3.1 Marktüberblick Beim Vermögensmanagement durch FinTechs werden Daten möglichst sämtlicher Konten eines Individuums gebündelt und analysiert. Es können sowohl Informationen zu guthabenbasierten Formen wie Giro- oder Anlagekonten als auch Darlehens- und Kreditkarteninformationen einfließen. Zunächst wird die Einnahmen- und Ausgabensituation der Nutzer erfasst. Kundenseitig werden Zielvorstellungen über die künftige Entwicklung der eigenen Finanzen, die Risikoeinstellung sowie Budgetrestriktionen bestimmt. In einem weiteren Schritt lassen sich daraus bestimmte automatisierte Strategien, zum Beispiel zur Altersvorsorge oder zum Depotaufbau, ableiten. Weiterhin lassen sich Ungleichgewichte zwischen den verfügbaren Mitteln und der Kreditsituation entnehmen (Alt et al., 2010; Atkins, 1999). Diese theoretischen Aussagen setzt etwa der US-amerikanische Anbieter Mint, mit über zehn Millionen Nutzern Branchenführer, in seinem Geschäftskonzept um. Kontodaten von nahezu jeder US-Bankeninstitution können in das Tool eingebunden werden. Die Dienstleistungen sind für den Endkunden grundsätzlich kostenfrei. Das Unternehmen finanziert sich durch Fremdwerbung und erhält außerdem Provisionen, wenn ein von Mint vorgeschlagener Bankenwechsel umgesetzt wird (Mint, 2014a; Mint, 2014b). Interessierten Nutzern im deutschen Markt bleibt eine überschaubare Anzahl von Anbietern einer automatisierten Finanzverwaltung. Kostenlose Programme wie Hibiscus bieten einen eher einfachen Funktionsumfang und schlichte visuelle Aufbereitung (Handelsblatt, 2012). Unter den kostenpflichtigen Vermögensmanagern ist StarMoney die am weitesten verbreitete Anwendung. Der ausgedehnte Funktionsumfang beinhaltet auch Verbindungen zu 20 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Nicht-Kreditinstituten. So können Nutzerdaten von eBay, Amazon und von diversen Bonusprogrammen einbezogen und ausgewertet werden (StarMoney, 2014). Das Unternehmen ist den Sparkassen zuzuordnen.22 Es kann daher nicht als originäres FinTech bezeichnet werden; der Unabhängigkeitsgedanke von Banken kommt an dieser Stelle nicht zum Tragen. Insgesamt eignet sich dieser Bereich jedoch weniger zur Substitution klassischer Bankdienstleistungen: Die Nutzer von FinTechs wie Mint können ihre Finanzgeschäfte zwar effizienter und eventuell günstiger erledigen, sind dabei jedoch noch immer an klassische Kreditinstitute gebunden. Im Gegensatz zum automatisierten Vermögensmanagement verbinden FinTechs im Bereich der Finanz-Communities Elemente sowohl der sozialen Netzwerke als auch der klassischen Finanzberatung. Das und Sisk (2005) beschreiben solche Konstrukte als Informationsfluss und Austausch zwischen gemeinsam agierenden Individuen im Internet. O'Reilly (2007) betrachtet kollektive Intelligenz als das zugrundeliegende Fundament von Finanz-Communities. Surowiecki (2005) bezeichnet diese kollektive Intelligenz als „Weisheit der Vielen“. Er vertritt den Standpunkt, dass in Gruppen zusammengetragene Informationen und die daraus resultierenden Entscheidungen oftmals den Lösungsansätzen Einzelner überlegen sind. Wesentliche Charakteristika dieser Theorie sind ein Gemenge verschiedener, dezentraler Meinungen sowie die Unabhängigkeit der Individuen von der Gruppe. Bezogen auf Internet-Blogs, -Chats und -Diskussionsforen vermutet O'Reilly (2007), dass diese nicht einfach Meinungsverstärker sind. Vielmehr werden Informationen durch kollektive Intelligenz gefiltert und aufbereitet, sodass ein Prozess der Wissenswertschöpfung vollzogen wird. Im Hinblick auf das Retail-Banking könnte dies gegen die klassische Beratung durch einen Bankberater sprechen, da dieser weder unterschiedliche Meinungen repräsentiert noch vollkommen unabhängig von der jeweiligen Bank agieren kann. Allerdings können konsensbasierte Entscheidungen auch in fehlerhaften Urteilen resultieren. Surowiecki (2005) beschreibt Szenarien, in denen die Kriterien der Unabhängigkeit und Meinungsvielfalt verletzt werden, sobald Gruppenakteure ihre Meinungsbildung zu sehr nach anderen Mitgliedern oder allgemeinen Sentiments richten. Die kollektive Intelligenz kann somit einem kollektiven Optimismus bzw. Pessimismus weichen und nimmt gegebenenfalls Züge von Gruppenzwang an. Laut Alt et al. (2010) nutzen Retail-Kunden die im Markt befindlichen Finanz-CommunityFinTechs vermehrt als Mittel der direkten Kommunikation. In Chats und Foren setzen sich beliebig viele Mitglieder mit selbständig ausgewählten Themenkomplexen bzw. mit Fragestellungen einzelner Mitglieder auseinander. Alt et al. (2010) betrachten diese Art der Communities als Sammelort für potenziell alle Arten von Finanzfragen. Einige Plattformen ermöglichen überdies 22 Gesellschafter ist das Unternehmen Finanz Informatik, welches wiederum in der Hand der Sparkassenverbände liegt. Finanz Informatik zählt über drei Millionen deutsche Privatkunden (StarFinanz, 2014). 21 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 die Bewertung von Produkten und Beratern. Die Finanzexpertise variiert in den Gemeinschaften zwischen Laien und professionellen Anlegern bzw. Beratern. Besonders letztere nutzen die Plattformen vermehrt, um auf ihre Finanzdienstleistungen außerhalb der Community-Plattform aufmerksam zu machen (Endress, 2013). Als weitere Ursachen für die freiwillige Aktivität in Communities nennt Endress (2013), dass Nutzer möglicherweise Gefallen am öffentlichen Interesse finden. Weiterhin könnte Feedback erwünscht sein. Eine dritte Begründung liegt in erhofften Reputationseffekten. Die Literatur zu Finanz-Communities befasst sich mehrheitlich mit den Netzwerken, die sich auf börsenbezogene Themen spezialisiert haben (vgl. Endress, 2013; Das und Sisk, 2005). Bei dieser Form von Communities können Mitglieder meist die von anderen Mitgliedern veröffentlichten Anlagestrategien beobachten und gegebenenfalls nachbilden. Die Offenlegung von Depots muss dabei nicht zwingend mit realen Wertpapieren unterlegt sein. Einige Communities gestatten Musterdepots mit fiktiven Handelsentscheidungen. Andere Anbieter setzen reale Werte voraus. Die Plattform dient nach Leimeister und Krcmar (2004) dabei als rein technische Basis ohne Dienstleistungen der Depotverwaltung. Die Informationsgenerierung für reale Wertpapierdepots erfolgt dabei durch automatisierte Abfragen an depotführende Kreditinstitute. Demnach ist ein Verzicht auf Banken hier nicht möglich. Die mit 460.000 Mitgliedern größte deutsche Finanz-Community wird von der wallstreet:online AG betrieben. Das Netzwerk finanziert sich durch Werbung. Forenbeiträge können auch von Nicht-Mitgliedern gelesen werden. In der deutlichen Mehrzahl werden börsenbezogene Themen behandelt. Foren zu allgemeineren Finanzthemen im Rahmen des Retail-Bankings, wie zum Beispiel Fragen zu standardisierten Anlageprodukten, wird eher geringe Aufmerksamkeit gewidmet (wallstreet:online, 2014a). Eine weitere deutsche Community ist moneymeets. Dieser Anbieter bietet auch monetäre Anreize zur Beteiligung der Mitglieder: Beispielsweise werden Gutschriften oder Rabatte bei Ordergebühren gewährt, welche sich mit zunehmender Aktivität in der Gemeinschaft erhöhen (moneymeets, 2014). 3.3.2 Aspekte der Regulierung In Abschnitt 3.1.2 wurde festgestellt, dass die Annahme von Kundengeldern in Deutschland einer Banklizenz bedarf. Was jedoch das Management und die Beratung zu Kundeneinlagen und anderen Vermögens- und Schuldtiteln angeht, zeigen sich in diesem Teilkomplex weniger strikte Regularien. Demzufolge können die im vorangegangenen Abschnitt aufgeführten FinTechs außerhalb der Aufsichtspflicht existieren. Bezüglich regulatorischer Vorschriften ist für die (von Diskussionen über Aktien geprägten) Communities das WpHG relevant. Das Gesetz regelt unter anderem das Verbot der Marktmanipu22 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 lation. Dieses greift im Falle der Finanz-Communities auch dann, wenn keine realen Handelsvorgänge vorliegen, da nach § 20a WpHG bereits die Verbreitung marktmanipulierender Äußerungen gesetzeswidrig ist. Entsprechende Plattformbetreiber wie die wallstreet:online AG legen die Einhaltung der WpHG-Vorschriften in die Hand der Mitglieder. So schreibt das Unternehmen den Nutzern in seinen AGB vor, sich strikt an die Regelungen des WpHG zu halten (wallstreet:online, 2014b). Weiterhin könnte bei Mitgliederfragen und -antworten zu Finanzthemen nach § 32 KWG eine Erlaubnispflicht der BaFin nötig sein, sofern der Tatbestand der Anlageberatung besteht. Im Falle von Finanz-Communities liegt nach BaFin (2013) jedoch ein Ausnahmetatbestand vor: Da sämtliche Kommunikation zwischen den Mitgliedern über einen öffentlichen Informationsverbreitungskanal stattfindet, liegt keine direkte Anlageberatung vor. Plattformbetreiber wie moneymeets oder die Fidor Bank legen zur Verdeutlichung in ihren AGB fest, dass weder die Mitglieder noch der jeweilige Betreiber Anlageberatung in jeglicher Form ausüben (Fidor Bank, 2014b). 3.3.3 Eignung zur Substitution von Kreditinstituten Informationsasymmetrien bestehen im Falle der Bankberatung zwischen gut informierten Beratern und schlechter informierten Kunden. Durch Kommunikation im Beratungsgespräch werden gegebenenfalls Asymmetrien gesenkt. Diese können jedoch nicht auf ein Minimum reduziert werden, da Bankangestellte wie in Abschnitt 3.3.1 beschriebenen üblicherweise nicht komplett unabhängig handeln. Hier sehen Das und Sisk (2005) den Mehrwert von Finanz-Communities. Durch das Kriterium der Unabhängigkeit innerhalb der Menge der Mitglieder könnte ein Netzwerk die Informationsasymmetrien in stärkerem Maße abbauen als auf dem klassischen Weg der Bankberatung. Zu beachten ist jedoch, dass der Grad der Finanzqualifikation in Communities durchaus unter dem von professionellen Bankberatern liegen könnte. Im Hinblick auf Transaktionskosten ist anzumerken, dass die Netzwerke in der Regel gebührenfrei betrieben werden. Demnach fallen keine monetären Transaktionskosten an. Nach Das und Sisk (2005) haben Finanz-Communities außerdem das Potenzial, besonders schnell und effizient auf Mitgliederfragen zu reagieren. Dies könnte ein Vorteil gegenüber klassischen Bankgesprächen darstellen. Als Kostenfaktor wäre bei exakter Betrachtung jedoch auch der – freiwillige – Zeitaufwand zu bemessen, den die Netzwerkmitglieder für ihre Aktivitäten investieren. Hinsichtlich der klassischen Bankenfunktionen des Abbaus von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien kann zusammenfassend festgestellt werden, dass beide Aufgaben durchaus auch von Finanz-Communities erfüllt werden können. Meyer (2010) merkt aber an, dass Retail-Kunden insbesondere bei komplexerer Finanzberatung die Alternative des persönlichen Gespräches mit Experten vorziehen würden. 23 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 4 Empirische Erhebung Im vorangegangenen Kapitel wurden für die drei Geschäftsfelder Einlagen und Kredit, Zah- lungsverkehr und Finanzmanagement Alternativen zum klassischen Kreditinstitut aufgezeigt. Dabei hat sich gezeigt, dass durch die aufkommenden neuen Anbieter eine Substitution aus theoretischer Sicht grundsätzlich möglich ist. In diesem Kapitel wird mittels einer Umfrage die Nachfrage nach diesen Substituten überprüft; also inwieweit Bankkunden tatsächlich bereit sind, diese neuen Anbieter zu nutzen und ihre Bankgeschäfte durch die Alternativen zu substituieren. Bevor in Abschnitt 4.2 die erhobenen Ergebnisse analysiert und interpretiert werden, wird in Abschnitt 4.1 ein Überblick über den Aufbau der Datenerhebung gegeben. 4.1 Zielsetzung und Struktur der Erhebung Der folgende Abschnitt befasst sich mit dem allgemeinen Aufbau der Umfrage. Zuerst wird die Zielgruppe der „Digital Natives“ für die Datenerhebung dargelegt und relevante Eigenschaften eines Finanzdienstleisters definiert. Abschließend wird die Umfrage beschrieben. 4.1.1 Digital Natives Zielgruppe der Befragung sind jene Personen, die die technischen Möglichkeiten und Kenntnisse haben, die vorgestellten Innovationen aus Kapitel 3 gegenwärtig und künftig zu nutzen. Für Finanzdienstleister wird diese Kundengruppe immer wichtiger, da zukünftige Generationen mit den vorhandenen Technologien aufwachsen und somit sehr vertraut mit ihnen sind. So zeigt sich beispielsweise bereits heute, dass sich die Nutzung von Online-Banking in den letzten zehn Jahren verfünffacht hat (Bearing Point, 2011). Im Zeitraum von 2009 bis 2011 hat sich der Anteil digital versierter Personen in der Bevölkerung von 26% auf 38% erhöht (Friedrich et al., 2012). Finanzdienstleister haben heute die Chance, diese neue Kundengruppe zu erschließen und langfristig an sich zu binden. In der Literatur findet der von Prensky (2001) geprägte Begriff der „Digital Natives“ zur Beschreibung dieser Personengruppe am meisten Beachtung.23 Der Begriff umfasst alle Personen, die in der Phase der Digitalisierung aufgewachsen sind und für die das Internet und mobile Technologien wichtige Bestandteile ihres Lebens darstellen. Prensky führt außerdem die „Digital Immigrants“ ein, welche sich dadurch kennzeichnen, dass sie die Technologie nicht von Geburt an kennen, sondern sich die Fähigkeiten trotz gegebenenfalls höheren Alters angeeignet haben. Palfrey und Gasser (2008) definieren Digital Natives, indem sie alle Personen, die nach 1980 geboren sind, in diese Generation einbeziehen. Als typische Eigenschaften zur Identifikation der digitalen Generation nennen die Autoren, dass diese beispielsweise digitale Medien bevorzugen, 23 In der Literatur sind auch andere Bezeichnungen zu finden, worauf hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht weiter eingegangen wird. 24 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 sich online zum Chatten treffen und Musik im Internet hören. Eine einheitliche Definition dieser Personengruppe ist in der Literatur jedoch nicht gegeben. Angeregt von den Definitionen von Prensky (2001) sowie Palfrey und Gasser (2008) werden in der Umfrage die Digital Natives anhand von drei prägnanten Fragen identifiziert. Den Teilnehmern wird erstens die Frage gestellt, ob diese ihre alltäglichen Bankgeschäfte mittels Online-Banking oder durch den Gang in die Bankfiliale erledigen. Von Digital Natives wird hierbei die Antwort „Online-Banking“ erwartet, da das Internet deren Hauptmedium darstellt. Zweitens werden die Teilnehmer nach ihrer durchschnittlichen Internetnutzung gefragt. Hierbei ist zwischen „weniger als einmal die Woche“ bis zu „täglich“ und „mehrmals täglich“ auszuwählen, wobei die oben beschriebene Definition der Digital Natives die letzteren beiden Antwortmöglichkeiten zur Identifikation der Gruppe nahelegt. Schließlich wird als drittes Kriterium das Geburtsjahr abgefragt. Bei dieser Frage ist nach der Definition von Palfrey und Gasser jede Person ein Digital Native, die nach 1980 geboren wurde. Um im Rahmen dieser Umfrage als Digital Native identifiziert zu werden, müssen zwei der drei Fragen entsprechend beantwortet worden sein.24 Teilnehmer, die sich auf diesem Wege nicht als Digital Natives herausstellen, bleiben für weitere Auswertungen unbeachtet. Nachdem die Zielgruppe der Umfrage charakterisiert wurde, wird in den nächsten Abschnitten die Umfrage selbst beschrieben. 4.1.2 Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters Im Verlauf der Umfrage soll analysiert werden, durch welche Qualitätsmerkmale sich die Teilnehmer auszeichnen, die besonders zur Nutzung von FinTechs neigen. Dies erfolgt anhand von demographischen Aspekten sowie bestimmten Attributen eines Finanzdienstleisters, die die Mehrzahl der Kunden als besonders relevant für die Wahl des Dienstleisters einstuft. Zur Identifikation dieser Eigenschaften wird auf die Ergebnisse bereits bestehender empirischer Arbeiten zurückgegriffen. So stellen zum Beispiel Brettschneider und Kilb (2013) dar, dass für den Personenkreis der Digital Natives eine Bank die folgenden Eigenschaften aufweisen sollte: „hält was sie verspricht“, „gutes Preis-/Leistungsverhältnis“, „günstige Konditionen“, „Sicherheit“, „jederzeit erreichbar“ und „verständlich“. Drei ähnliche, ebenfalls auf Deutschland bezogene Studien zeigen überwiegend übereinstimmende Ergebnisse der meistgenannten Eigenschaften auf. Hierbei handelt es sich um Studien von Bain & Company (2012), dem Bundesverband deutscher Banken (2012) und Schmidt et al. (2009).25 In Folge dessen werden für diese Arbeit die vier 24 Aus Gründen der Vereinfachung wird in dieser Arbeit Prensky‘s Konzept der Digital Immigrants nicht separat betrachtet, sondern zu den Digital Natives gezählt. Für die Umfrage ist dies der Fall, wenn das Geburtsjahr der Teilnehmer vor 1980 liegt, jedoch die weiteren Identifizierungskriterien erfüllt sind. 25 Eine Übersicht über die erwähnten Studien und die dort genannten Eigenschaften ist in Anhang 1 abgebildet. 25 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 meistgenannten Eigenschaften aus den Ergebnissen aller Studien selektiert und als Schlüsselfaktoren definiert. Bei diesen handelt es sich um Vertrauen, Sicherheit, Preis-/Leistungsverhältnis und Service-Qualität. Das Attribut Vertrauen definieren Guiso, Sapienza und Zingales (2007) als subjektive Wahrscheinlichkeit, nicht betrogen zu werden. Demgegenüber sieht Rotter (1967) Vertrauen als Erwartung, dass das gegebene Wort gehalten wird. Obendrein werden der Eigenschaft Vertrauen noch die Bezeichnungen „Bank hält was sie verspricht“ und „vertrauliches Verhältnis“ aus den oben genannten Studien zugeordnet. Nach Zeithaml, Parasuraman und Malhotra (2002) beschreibt Sicherheit den Schutz vor Betrugs- und Verlustrisiken, die z. B. durch den Einsatz einer Kreditkarte entstehen. Aus den oben genannten Studien geht hervor, dass Sicherheit mit Begriffen wie „sichere Geld- und Sparanlage“ und „Stabilität“ gleichgesetzt wird. Somit werden unter Sicherheit einerseits Datensicherheit und andererseits sichere Geldanlagen verstanden – die genaue Definition ergibt sich dabei aus dem Kontext. Die Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis wird in der Literatur nicht weiter definiert, da der Begriff meist selbsterklärend ist. Dem Merkmal werden in den oben genannten Studien Assoziationen wie „günstige Zinsen und Konditionen“ zugeschrieben. Gray und Durcikova (2006) definieren in ihrer Arbeit Service als Hilfestellung für Kunden, die vor und nach der eigentlichen Dienstleistung angeboten wird. Konkreter wird Service von Laroche et al. (2006) als Geschwindigkeit der Dienstleistungsauslieferung, Effizienz und Freundlichkeit umschrieben. Zusätzlich werden Begriffe wie „jederzeit erreichbar“, „komfortabel“ und „verständlich“ aus den durchgeführten Umfragen als Service-Qualität zusammengefasst. 4.1.3 Aufbau der Erhebung In diesem Abschnitt wird ein Überblick über den Aufbau der Umfrage gegeben, die in drei Teile untergliedert ist. Der erste Abschnitt lässt die Teilnehmer die in 4.1.2 genannten vier Qualitätsmerkmale eines Finanzdienstleisters in eine Reihenfolge gemäß ihrer persönlichen Präferenzen bringen.26 Im zweiten Teil, welcher den Hauptteil der Umfrage einnimmt, werden drei Szenarien mit Bezug auf die in Kapitel 3 beschriebenen drei Geschäftsfelder Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr und Finanzmanagement aufgezeigt. Es werden kurze und praxisnahe Situationen simuliert, welche für das Retail-Banking typische Geschäftsvorfälle abbilden. Im Kreditsegment besteht die Wahlmöglichkeit zwischen der Aufnahme eines Konsumkredits über eine Peer-to-Peer-Plattform oder über eine traditionelle Bank. Im Bereich Zahlungsverkehr wird im Rahmen einer unbaren Bezahlung die Entscheidung zwi26 Die Attribute sind dabei ohne entsprechende Definition dargestellt. 26 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 schen einer mit einem Bankkonto verbundenen Kreditkarte und der Nutzung einer SmartphoneApp (Mobile Payment) getroffen. Die Situation im Finanzmanagement stellt die Teilnehmer vor die Wahl, sich von einem Bankberater einer deutschen Großbank oder von einer FinanzCommunity über Anlagemöglichkeiten beraten zu lassen. Innerhalb der einzelnen Situationen werden die vier Kriterien aus Kapitel 4.1.2, die anfangs in eine Rangfolge gebracht wurden, abgefragt. Die Teilnehmer werden hierbei nach ihrer Erwartung gefragt, von welcher Alternative (Bank oder FinTech) die jeweilige Eigenschaft aus ihrer Sicht eher erfüllt wird. Die Eigenschaften werden allerdings nicht mittels direkter Nennung des Begriffes abgefragt; vielmehr sind die Fragen latent formuliert, sodass die abgefragte Eigenschaft mit Hilfe der jeweiligen Definition und mit Assoziationen umschrieben wird. Dadurch ergibt sich z. B. für die Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis im Kredit-Szenario die Frage nach erwarteten günstigen Kreditkonditionen und für Sicherheit in der Anlageberatung die Frage nach dem wahrgenommenen Schutz persönlicher Daten.27 Um aufkommende Lern- und Framing-Effekte zu vermeiden, sind die Fragen in den drei Szenarien in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge aufgeführt. Nachdem die Eigenschaften abgefragt wurden, sollen die Teilnehmer eine finale Entscheidung treffen: Entscheiden sie sich in dem jeweils gezeigten Szenario für die Bank oder das FinTech? In einer letzten Frage wird schließlich die Zahlungsbereitschaft der Teilnehmer getestet: Die Teilnehmer sollen eine Aussage darüber treffen, bei welchem preislichen Unterschied zwischen der Bank und dem FinTech sie ihre Entscheidungen aus der vorangegangenen Frage umkehren würden. Für die Art der Fragestellung ist es daher unerheblich, ob zuvor das FinTech oder die Bank gewählt wurde. Für den Geschäftsbereich Kredit ergibt sich demnach die Frage, ab welchem Zinsvorteil die gewählte Alternative gewechselt würde. Bei der Anlageberatung wird der geforderte (erwartete) Renditevorteil der empfohlenen Anlagen bei gleichem Risiko abgefragt. Im Szenario des Zahlungsverkehrs geht es um die Ersparnis pro Transaktion, welche sich zum Beispiel aus Gebühren pro Transaktion ergeben können. Somit wird im Gegensatz zu den ersten beiden Szenarien ein absoluter (Cent-)Betrag abgefragt. Die jeweiligen Antwortmöglichkeiten werden in kleinen Intervallen vorgegeben, welche sich für den Kredit- und für den Anlagefall an dem allgemeinen aktuellen Zinsniveau orientieren. Der dritte und letzte Teil der Umfrage dient dazu, finanzspezifische und demographische Daten zu erheben. Es werden beispielsweise die Finanzkenntnisse der Teilnehmer und ihre Neigung, alle Finanzgeschäfte bei einem Institut „aus einer Hand“ zu erledigen, abgefragt. Weiterhin werden gängige demographische Faktoren wie z.B. das Geburtsjahr, das Geschlecht, der höchste Bil- 27 Der Wortlaut aller Situationen ist in Anhang 2 dargestellt. 27 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 dungsabschluss oder das Arbeitsverhältnis erhoben. Die in Abschnitt 4.1.1 genannten Fragen zur Identifikation von Digital Natives sind ebenso in diesem letzten Teil enthalten.28 4.2 Ergebnisse Die Daten wurden mithilfe des Umfrage-Tools „LimeSurvey“ als Online-Umfrage im Februar 2014 erhoben. Die gestellten Fragen wurden von den Teilnehmern online beantwortet, wodurch diese keinem Zeitdruck ausgesetzt waren. Chang und Krosnick (2010) zeigen in ihrer Arbeit, dass die gewählte Methodik der Online-Umfrage eine höhere Validität liefert als etwa Telefonumfragen. Weiterhin sind durch die webbasierte Art der Befragung digital versierte Menschen innerhalb der Stichprobe sehr präsent, wodurch ein großer Anteil der Zielgruppe der Digital Natives erreicht wird. Die Teilnehmer sind größtenteils Studenten, die über den Universitätsverteiler des ansässigen Experimentallabors und auf sozialen Netzwerken kontaktiert wurden. Unter allen Befragten, die nach erfolgreicher Beendigung der Umfrage freiwillig ihre E-Mail-Adresse hinterlassen haben, wurden sechs Preise im Gesamtwert von EUR 150 verlost.29 Bevor eine ausführliche Analyse der drei Szenarien erfolgt, werden zunächst die deskriptiven Ergebnisse aufgezeigt. 4.2.1 Deskriptive Ergebnisse An der Umfrage nahmen insgesamt 702 Personen teil, wovon 583 diese komplett abgeschlossen haben. Die durchschnittliche Gesamtbearbeitungszeit aller befragten Personen, die die Umfrage beendet haben, beträgt etwa 7,5 Minuten. Die weiteren Auswertungen beschränken sich auf jene Teilnehmer, die gemäß Abschnitt 4.1.1 als Digital Natives identifiziert werden konnten. Im Hinblick auf die durchschnittliche Internetnutzung gaben 97,26% an, dass sie mehrmals täglich oder täglich das Internet nutzen. Ihre täglichen Bankgeschäfte erledigen 78,73% der Befragten mittels Online-Banking und 19,55% durch den Gang in eine Bankfiliale. Damit ist der ermittelte Anteil erheblich höher als der Wert von 45%, welcher vom Bundesverband deutscher Banken (2013) für die Gesamtheit der Deutschen ermittelt wurde. Diese Differenz könnte auf den klaren Fokus auf eine Stichprobe, welche eher durch die jüngere Generation geprägt ist, zurückzuführen sein. Darauf deutet auch das Geburtsjahr der Teilnehmer hin, das bei 93,83% der Teilnehmer nach 1980 liegt. Anhand dieser drei Charakte- 28 Die einzelnen Fragen der Umfrage werden in Anhang 2 dargestellt. Es handelte sich bei den Preisen um fünf Amazon-Gutscheine über jeweils EUR 20 und einen iPod Shuffle im Wert von EUR 50. 29 28 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 risierungseigenschaften für Digital Natives ergeben sich für die weiteren Auswertungen Beobachtungen von 566 Teilnehmern.30 Mittelwert Median 25%Quantil 75%Quantil Standardabweichung Alter (in Jahren) 25,01 24 22 27 4,27 Geschlecht (1=weiblich) 0,52 1 0 1 0,50 Ort (1=Großstadt oder in der Nähe einer Großstadt) 0,94 1 1 1 0,24 Bildung (1=Hochschulabschluss oder vergleichbar) 0,55 1 0 1 0,50 Arbeitsverhältnis (1=Schüler/Student) 0,81 1 1 1 0,39 Internetnutzung (1=täglich oder öfter) 0,99 1 1 1 0,11 Bankgeschäfte (1=Bankfiliale) 0,18 0 0 0 0,38 Finanzkenntnisse (von 1 bis 5) 2,82 3 2 4 1,02 „Alles aus einer Hand“ (von 1 bis 5) 2,74 3 2 4 1,26 Tabelle 1: Deskriptive Statistik-Kennzahlen des reduzierten Datensatzes. Die Kennzahlen basieren auf den 566 identifizierten Digital Natives. Bis auf das Alter, die Finanzkenntnisse und die Relevanz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu tätigen („Alles aus einer Hand“) wurden alle anderen als Dummyvariablen modelliert. Bei Bildung nimmt die Variable den Wert 1 an, wenn der Teilnehmer einen Hochschulabschluss, Fachhochschulabschluss oder eine Promotion aufweist. Das Arbeitsverhältnis hat den Wert 1, sofern es sich um einen Schüler/Studenten handelt. Bei den Finanzkenntnissen und „Alles aus einer Hand“ repräsentiert 1 eine sehr niedrige und 5 eine sehr hohe Ausprägung. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über die wesentlichen Kennzahlen des reduzierten Datensatzes. Die Teilnehmer haben ein durchschnittliches Alter von 25 Jahren, wobei das 25%- und das 75%-Quantil bei 22 bzw. 27 Jahren liegen. Durch die ausschließliche Betrachtung von Digital Natives ist das vergleichsweise junge Alter vorbestimmt. Das Geschlechterverhältnis ist in der Stichprobe annähernd ausgeglichen, und ein stark überwiegender Anteil von rund 94% der Befragten lebt in bzw. in der Nähe einer deutschen Großstadt.31 Die Antworten zum höchsten Bildungsabschluss weisen zwei Häufungspunkte auf. Die Hälfte der Teilnehmer hat einen Hochschulabschluss und ca. 40% die (Fach-)Hochschulreife. Durch die oben genannte Art der Bekanntmachung der Umfrage sind der Großteil der Teilnehmer Schüler oder Studenten (etwa 80%), 30 Innerhalb der 566 Digital Natives befinden sich nur 24 Digital Immigrants. Bei einer Nicht-Berücksichtigung der Digital Immigrants bleiben die Ergebnisse, bis auf das Alter (Mittelwert 24,47), weitestgehend gleich. 31 In der Umfrage wurde eine Großstadt mit einer Einwohnerzahl größer 100.000 definiert. 29 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 der Rest steht in einem festen Beschäftigungsverhältnis. Die Häufungen im Bildungsabschluss bei Hochschulabschluss und (Fach-) Hochschulreife spiegeln die Tatsache wider, dass es sich bei den Teilnehmer größtenteils um Bachelor- und Masterstudenten handelt. Abbildung 3 zeigt die Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse der Teilnehmer. Nur ein jeweils geringer Anteil hat sich für die beiden Extrema, „gar keine Kenntnisse“ bzw. „sehr gute Kenntnisse“, entschieden. Die meisten Antworten liegen mit einem Drittel beim Median der Verteilung, welcher, wie in Tabelle 1 ersichtlich, bei 3 liegt. Nur knapp ein Viertel der Befragten schätzen ihre Finanzkenntnisse als gut oder sehr gut ein. Rund 40% beurteilen ihr Know-How selbst als nicht vorhanden oder schlecht. Das Ergebnis ist konsistent mit den Ergebnissen der Studie von van Rooij, Kool und Prast (2007), die zeigt, dass gute Finanzkenntnisse in der Masse der Bevölkerung nicht weit verbreitet sind. Wie schätzen Sie Ihre persönlichen Kenntnisse zu Finanzprodukten ein? 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1 2 3 4 5 Keine Angabe Abbildung 3: Verteilung der selbsteingeschätzten Finanzkenntnisse. Die einzelnen Säulen repräsentieren die jeweiligen Anteile der Antwortmöglichkeiten auf die Frage: „Wie schätzen Sie Ihre persönlichen Kenntnisse zu Finanzprodukten ein“. Dabei stellt die Antwort 1 „gar keine Kenntnisse“ und Antwort 5 „sehr gute Kenntnisse“ dar. 30 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Im Hinblick auf die Frage, ob die Teilnehmer ihre Finanzgeschäfte am liebsten bei einem einzigen Anbieter tätigen, gibt Abbildung 4 einen Überblick über die getroffenen Antworten. Hierbei zeigt sich ein ähnlicher Anteil für die Antworten 1, 3 und 4 von ca. 20%. Einzig die Angabe, dass es extrem wichtig ist, alle Geschäfte bei einem Finanzdienstleister zu erledigen, liegt mit unter 10% weit darunter. Der Median der Verteilung liegt bei 3. 35% Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Finanzgeschäfte (Kredite, Geldanlagen, Zahlungsverkehr) bei einem einzigen Anbieter zu tätigen? 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1 2 3 4 5 Keine Angabe Abbildung 4: Verteilung der Wichtigkeit des Angebots aus einer Hand. Die Säulen zeigen die prozentualen Anteile der Antworten auf die Frage: „Wie wichtig ist es Ihnen, Ihre Finanzgeschäfte (Kredit, Geldanlagen, Zahlungsverkehr) bei einem einzigen Anbieter zu tätigen?“. Die Antwortmöglichkeit 1 repräsentiert dabei „überhaupt nicht wichtig“ und Antwort 5 „sehr wichtig“. Knapp der Hälfte der Teilnehmer ist es überhaupt nicht oder nicht wichtig, alle Finanzgeschäfte aus einer Hand zu erhalten. Für die aufstrebende FinTech-Branche ergeben sich daraus potenzielle Kundengruppen, da sich im Rahmen von Kapitel 3 gezeigt hat, dass die innovativen Unternehmen gewöhnlicherweise nicht das gesamte Spektrum des Retail-Bankings bedienen, sondern eher Teilsegmente. Aus Bankensicht sind es diejenigen Kunden, auf die aufgrund ihrer Wechselbereitschaft ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss, da das umfassende Dienstleistungsangebot der Kreditinstitute bei dem Großteil der Teilnehmer kaum als wichtig erachtet wird. Wie bereits in Abschnitt 4.1.3 beschrieben, besteht der erste Teil der Umfrage darin, die für Finanzdienstleister relevanten Eigenschaften in eine Rangfolge zu bringen, welche die jeweilige subjektive Präferenz aus Sicht der Teilnehmer widerspiegelt. Hierbei stellt die auf Rang 1 gesetzte Eigenschaft die wichtigste und die auf Rang 4 die am wenigsten wichtigste dar. 31 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Bitte ordnen Sie die folgenden Eigenschaften eines Finanzdienstleisters nach Ihrer persönlichen Präferenz. 100% 68 80% 111 60% 71 262 147 194 142 40% 20% 165 166 142 138 193 187 92 70 116 0% Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4 Abbildung 5: Rangfolge der Eigenschaften eines Finanzdienstleisters. Die Säulen zeigen jeweils für eine Eigenschaft die absoluten Nennungen für die entsprechenden Ränge. Die Qualitätsmerkmale sind dabei schon gemäß ihrer ermittelten Relevanz von links (am wichtigsten) nach rechts (am wenigsten wichtig) sortiert. Abbildung 5 stellt die aggregierten Rangfolgen dar. Jeder Balken repräsentiert dabei eine Eigenschaft mit den absoluten Nennungen für die entsprechenden Ränge. Die Eigenschaft Sicherheit etwa wurde von 193 Teilnehmern auf Rang 1, von 194 Teilnehmern auf Rang 2 gewählt, etc. Weiterhin zeigt das Diagramm von links nach rechts die endgültige Rangfolge der Eigenschaften über alle Teilnehmer. Diese ergibt sich aus der Gewichtung der Ränge entsprechend ihrer Wichtigkeit, multipliziert mit der absoluten Anzahl der Stimmen. Als wichtigstes Attribut wird Sicherheit, gefolgt von Vertrauen, angesehen. Die Relevanz dieser beiden Eigenschaften zeigt sich auch durch die Platzierungen innerhalb der in Abschnitt 4.1.2 genannten Studien, bei denen diese Kriterien stets in den oberen Rängen angesiedelt sind. Bain & Company (2012) weisen in ihrer Studie zusätzlich darauf hin, dass in älteren Umfragen die Rendite als oberste Priorität gesehen wurde. In der Studie wird vermutet, dass sich aufgrund der globalen Finanz- und Staatschuldenkrise die Prioritäten hin zu Sicherheits- und Vertrauensaspekten geändert haben. Das Preis/Leistungsverhältnis wird durchschnittlich auf dem dritten Rang genannt. Nach Sicherheit und Vertrauen achten die Teilnehmer der Umfrage vornehmlich auf die Konditionen, wie zum Beispiel die Höhe der Zinsen oder die Rendite einer Anlage. Die Service-Qualität mit Assoziationen wie „jederzeit erreichbar“ und „verständlich“ ist den Teilnehmern am wenigsten wichtig und liegt deutlich auf dem letzten Rang. Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse der drei konkreten Szenarien (Einlagen und Kredite, Zahlungsverkehr und Finanzmanagement) aufgezeigt und analysiert. 32 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 4.2.2 Ergebnisse der Szenarien In dem Szenario zu dem Geschäftsbereich Einlagen und Kredit wird den Teilnehmern ein Szenario vorgestellt, in welchem sie ein dringend benötigtes Gut neu anschaffen müssen und hierzu entweder einen Kredit bei einer deutschen Großbank oder über eine Peer-to-Peer-Plattform abschließen können. Abbildung 6 zeigt die prozentuale Verteilung der Antworten auf die Fragen bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im Hinblick darauf, ob die jeweilige Eigenschaft aus Sicht der Teilnehmer eher bei einer Bank oder bei einem FinTech erfüllt ist. Hierbei wird die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ nicht berücksichtigt.32 Szenario Einlagen und Kredit 100% 80% 60% 40% 20% 0% Bank FinTech Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Einlagen und Kredit. Die Abbildung zeigt die Antworten der Teilnehmer zu den vier abgefragten Qualitätsmerkmalen, sowie der finalen Entscheidung. Die Antwortoption „Keine Angabe“ ist dabei unberücksichtigt geblieben. Aus Abbildung 6 wird deutlich, dass trotz der Möglichkeit, für andere Mitglieder der Plattform anonym zu bleiben, von den Teilnehmern erwartet wird, dass ihre persönlichen Daten auf einer Internetplattform weniger gut geschützt sind als bei einer Großbank. Ebenso wird der Kreditvermittlungsplattform in geringerem Maße eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung zugetraut. Ein Umstand, welcher sich aufgrund der Vielzahl verschiedener Kreditgeber ergeben kann. Es wird eine Geschäftsbeziehung zu vielen Unbekannten eingegangen und der persönliche, direkte Kontakt entfällt. Weiterhin ist ersichtlich, dass die Bank im Hinblick auf die Service-Qualität besser abschneidet. Hierbei schätzen rund 60% das Geschäftsverhältnis bei der Bank im Vergleich zur Internetplattform als einfacher und unkomplizierter ein. Einzig im Bereich Preis- /Leistungsverhältnis entscheidet sich eine überwiegende Mehrheit für das FinTech. Die Befragten erwarten dementsprechend günstigere Kreditkonditionen eher über den Peer-to-Peer Kredit zu 32 Die Nichtberücksichtigung der Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ gilt für den gesamten Abschnitt. Durchschnittlichen haben rund 10% der Teilnehmer diese Antwort gewählt. 33 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 bekommen. Dies ist allerdings – wie in Abschnitt 3.1.1 beschrieben – in der Realität nicht zwingend gegeben. Bei der finalen Entscheidung, den Kredit über die Bank oder die Internetplattform abzuschließen, entscheiden sich rund 80% für die Bank. Obgleich die Bank bei allen Eigenschaften bis auf das Preis-/Leistungsverhältnis besser als das FinTech eingeschätzt wird, entscheidet sich dennoch jeder fünfte für die Internetplattform. Im Hinblick auf die geringe Präsenz, die solche Kreditvermittlungsformen derzeit noch aufweisen, sollten die Banken die Internet-Substitute im Kreditgeschäft als wachsende Konkurrenten betrachten. Zahlungsbereitschaften im Szenario Einlagen und Kredit 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0,00% Bank 0,25% 0,50% 0,75% 1,00% 1,25% 1,50% FinTech Abbildung 7: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Zinsvorteils im Szenario Einlagen und Kredit. Die blaue (schwarze) Linie repräsentiert den geforderten kumulativen Zinsvorteil um den Kredit bei der Bank (dem FinTech) aufzunehmen, falls in der finalen Entscheidung das FinTech (die Bank) gewählt wurde. Die einzelnen Stufen stellen die Intervalle dar, welche als Antwortmöglichkeiten in der Umfrage vorgegeben waren. Die abschließende Frage zur Zahlungsbereitschaft, dargestellt in Abbildung 7, bezieht sich auf den geforderten Zinsvorteil der nicht gewählten Alternative. Dieser ergibt sich durch einen geringeren Kreditzins bei der alternativen Kreditaufnahme. Es wird gezeigt, wie viele Teilnehmer bei verschiedenen Intervallen an Zinsvorteilen zu der nicht gewählten Alternative wechseln würden.33 Auffallend ist, dass sich in beiden Fällen der Großteil erst dann vorstellen könnte zur Alternative zu wechseln, wenn der erwartete Zinsunterschied dort mehr als 1,50% beträgt. Dieser hohe Anteil kann auf mehreren Aspekten beruhen. Einerseits kann es an einem allgemeinen Wechselhemmnis liegen, andererseits an Verständnisproblemen einiger Teilnehmer. Letzteres könnte darauf hindeuten, dass es auch in der Realität zu Problemen in der Berechnung und Bewertung von Renditeunterschieden kommen kann. Aus der Abbildung 7 ist weiterhin ersichtlich, dass ein Wechsel von 33 Die Beantwortung der Fragen zur Zahlungsbereitschaft wurde in der Umfrage nicht monetär vergütet. Demzufolge könnten sich Beeinträchtigungen der Ergebnisse durch verminderte Anreizkompatibilität ergeben haben. 34 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 der Bank zum FinTech höher vergütet werden muss (im Sinne von geringeren Zinsen) als das umgekehrt der Fall ist. So sind z. B. ca. 60% der Teilnehmer bereit bei einem Renditevorteil bis zu 1,25% vom FinTech zur Bank zu wechseln. Bei einer identischen Zinsdifferenz sind allerdings nur rund 40% der Teilnehmer bei einer finalen Entscheidung für die Bank wechselbereit. Somit ergeben sich für die Kreditinstitute Vorteile im Hinblick auf eine stärkere Kundentreue. Szenario Zahlungsverkehr 100% 80% 60% 40% 20% 0% Bank FinTech Abbildung 8: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Zahlungsverkehr. Die Säulen repräsentieren die prozentuale Verteilung der Antworten auf die Fragen bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im Szenario Zahlungsverkehr. Durch einen Strich separiert ist die finale Entscheidung zwischen Bank und FinTech. Die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ ist dabei nicht berücksichtigt. Das zweite Szenario der Umfrage bezieht sich auf den Geschäftsbereich Zahlungsverkehr. Die Teilnehmer stehen vor der Wahl, in einem Geschäft entweder per Kreditkarte oder per App auf dem Mobiltelefon zu bezahlen. Aus Abbildung 8 ist ersichtlich, dass ein hoher Anteil der Teilnehmer (88,42%) die Bank als weniger betrugsanfällig einschätzt. Die traditionelle Kreditkarte ist in diesem Bereich klar im Vorteil gegenüber dem Bezahlen per Smartphone. Weiterhin haben 95,42% ein höheres Vertrauen in die Bank, indem sie erwarten, dass die Zahlung zuverlässiger ausgeführt wird. Es wird deutlich, dass in mobile Endgeräte kaum vertraut und die Sicherheitsaspekte kritisch gesehen werden. Als Ansatz für die Erklärung können potenzielle Sicherheitslücken in Smartphone-Apps genannt werden (Dapp et al., 2013). Im Hinblick auf die Service-Qualität versprechen sich rund 95% aller Teilnehmer eine bessere Betreuung bei Problemen und Fragen bei der Bank. Die hohe Überlegenheit der Kreditkarte könnte sich unter anderem dadurch begründen lassen, dass sich bei Problemen der direkte Ansprechpartner durch die Finanzdienstleister ergibt. Diese bieten ihren Kunden rund um die Uhr zahlreiche Hilfe-Hotlines sowie eine persönliche Problemberatung innerhalb der Filialen an. Ausschließlich im Bereich Preis-/Leistungsverhältnis schätzen rund zwei Drittel der Teilnehmer den mobilen Bezahldienst als überlegen ein. Bei den Eigenschaftsantworten ergibt sich 35 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 somit, wie im Kreditszenario, eine klare Tendenz zur Banklösung mit Ausnahme des Preis/Leistungsverhältnisses. In der finalen Entscheidung zwischen den verschiedenen Bezahlarten votierten 88,22% der Teilnehmer zu Gunsten der Kreditkarte. Es zeigt sich, dass der Anteil der Teilnehmer, die sich für das Kreditinstitut entscheiden, sehr hoch ist. Zurückzuführen könnte diese Tatsache auf das im Vergleich zu Finanz-Communities und Peer-to-Peer-Lending noch neuartige Konzept des Mobile Payments sein, wodurch die Teilnehmer eher zur bekannten traditionellen Kreditkarte tendieren. Zahlungsbereitschaft im Szenario Zahlungsverkehr 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0,00 € 0,05 € Bank 0,10 € 0,15 € 0,20 € 0,25 € 0,30 € 0,35 € FinTech Abbildung 9: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten monetären Vorteils im Szenario Zahlungsverkehr. Die Treppenstufen der Verteilungsfunktionen zeigen die vorgegebenen Intervalle aus der Umfrage. Die blaue (schwarze) Linie repräsentiert die Wechselbereitschaft zur Bank (zum FinTech), sofern in der finalen Entscheidung das FinTech (die Bank) ausgewählt wurde. Die Antworten zur Frage der Zahlungsbereitschaft sind in Abbildung 9 abgetragen. Im Gegensatz zum vorherigen Szenario ist hier nicht nach einem relativen Zinsvorteil gefragt, sondern nach einem absoluten monetären Betrag. Dieser Kostenvorteil ergibt sich beispielsweise durch wegfallende Gebühren pro Transaktion. Die Ergebnisse entsprechen deutlich den zuvor aufgezeigten Neigungen der Teilnehmer für die Finanzdienstleister aus dem Szenario zum Geschäftsbereich Einlagen und Kredit. Der Wechsel von der Kreditkarte zum mobilen Bezahldienst soll höher vergütet werden als andersherum. So sind beispielsweise knapp 22% der Teilnehmer bei einem Kostenvorteil bis 0,10€ bereit zur Kreditkarte zu wechseln. Bei der vorherigen Entscheidung für die Kreditkarte ist der entsprechende Anteil jedoch erst bei einer Kostenersparnis bis 0,20€ bereit zum FinTech überzugehen. Aus der Abbildung wird weiterhin deutlich, dass über 60% der Teilnehmer erst bei einem Kostenvorteil von über 0,30€ von der Kreditkarte zum Mobile Payment übergehen würden. Analog zum vorherigen Szenario verlangen die Teilnehmer einen höheren Vorteil für den Wechsel zum FinTech. 36 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Im letzten Szenario zum Geschäftsbereich Finanzmanagement werden die Teilnehmer in die hypothetische Situation versetzt, künftig monatlich Geld zur Seite legen und investieren zu wollen und sich im Zuge dessen von einem Berater einer deutschen Großbank oder einer FinanzCommunity beraten zu lassen. Szenario Finanzmanagement 100% 80% 60% 40% 20% 0% Bank FinTech Abbildung 10: Prozentuale Verteilung der Antworten im Szenario Finanzmanagement. In der Abbildung sind die prozentualen Antworten auf die Fragen bezüglich der vier Qualitätsmerkmale im Szenario Finanzmanagement abgebildet. Durch einen Strich separiert ist die finale Entscheidung zwischen Bank und FinTech. Die Antwortmöglichkeit „Keine Angabe“ ist dabei nicht berücksichtigt. Bei der Eigenschaft Sicherheit zeigt Abbildung 10, dass eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer (86,34%) ihre persönlichen Daten bei einer Bank als sicherer einschätzen als in einem öffentlichen Online-Netzwerk. Ebenso trauen mehr als 60% der Bank im Hinblick auf die ServiceQualität eine bessere bzw. verständlichere Beratung zu. Dieses Ergebnis könnte an der Heterogenität der Community-Mitglieder liegen, bei denen die Expertise vom Einsteiger bis hin zum Experten variiert. Bei der Frage nach dem größeren Vertrauen in den Anlageberater sprechen sich über 75% der Befragten für die Finanz-Community aus. Hier zeigt sich ein allgemeines Misstrauen in die Bankberater, welche in der Vergangenheit vollkommen unabhängig von der eigenen Bank beraten haben, um die eigenen Produkte zu vertreiben (Bain & Company, 2012). Weiterhin gehen rund zwei Drittel der Teilnehmer davon aus, dass die Finanz-Community ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis liefert als der Bankberater – also eine Produktempfehlung, welche bei gleichem Risiko eine höhere Rendite liefert. Einen Erklärungsansatz liefert nach Surowiecki (2005) die Theorie der Weisheit der Vielen, die in Abschnitt 3.3.1 erläutert wurde. Weiterhin ist es möglich, dass die Teilnehmer die Community als neutraler einstufen, in dem sie nicht eigene Finanzprodukte vorrangig anbieten. Obgleich die Finanz-Community hinsichtlich Vertrauen und Preis-/Leistungsverhältnis besser eingeschätzt wird, entscheiden sich ca. 65% der Teilnehmer in ihrer finalen Entscheidung für die Bank. 37 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Zahlungsbereitschaft im Szenario Finanzmanagement 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0,00% 0,25% Bank 0,50% 0,75% 1,00% 1,25% 1,50% FinTech Abbildung 11: Kumulative Verteilung des für einen Entscheidungswechsel benötigten Renditevorteils im Szenario Finanzmanagement. Die blaue (schwarze) Linie in der Abbildung repräsentiert den geforderten Renditevorteil um vom FinTech (von der Bank) zur Bank (zum FinTech) zu wechseln. Die einzelnen Stufen zeigen die Intervalle, die in der Umfrage als Antwortmöglichkeiten zur Verfügung standen. Abbildung 11 zeigt die kumulativen Zahlungsbereitschaften, hier dargestellt durch einen Renditevorteil. Dieser ergibt sich, wenn sich bei der alternativen Beratungsform eine höhere Rendite bei gleichem Risiko ergibt. Aus dem Vergleich der beiden Verteilungen wird deutlich, dass (wie in den Szenarien zuvor) die geforderte Rendite von der zuvor gefällten Entscheidung abhängt. Bei der Wahl der Finanz-Community tendieren die befragten Personen im Vergleich zum Bankberater schon bei kleineren Renditeunterschieden zu einem Wechsel. Um sich statt der bevorzugten Bankberatung online beraten zu lassen, wird somit ein höherer Renditevorteil gefordert als umgekehrt. Für Kreditinstitute ergibt sich somit, einmal mehr, der Vorteil, dass ihre Kunden bei Verschlechterungen der Konditionen nicht direkt wechseln und somit ein kleiner Toleranzbereich entsteht. Ein Grund hierfür könnte in der als höher eingeschätzten Datensicherheit bei den Banken liegen. Der abschließende Überblick der Entscheidungen in Tabelle 2 zeigt für die drei Geschäftsbereiche größtenteils vergleichbare Ergebnisse. Während in allen Szenarien Sicherheit und ServiceQualität eher mit der Bank in Verbindung gebracht werden, wird zumindest im Finanzmanagement das FinTech als vertrauensvoller empfunden. Die Mehrheit der Teilnehmer hat die Einschätzung, dass das Preis-/Leistungsverhältnis bei den Internet-Substituten besser ist. 38 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Sicherheit Vertrauen Preis/Leistung 93,42% 91,98% 28,99% 61,19% 79,55% 6,58% 8,02% 71,01% 38,81% 20,45% Bank 88,42% 95,42% 33,47% 94,12% 88,22% FinTech 11,58% 4,58% 66,53% 5,88% 11,78% Bank 86,34% 23,85% 34,58% 61,66% 64,73% FinTech 13,66% 76,15% 65,42% 38,34% 35,27% Einlagen und Kredit Bank FinTech ServiceQualität Finale Entscheidung Zahlungsverkehr Finanzmanagement Tabelle 2: Überblick über die Entscheidungen in den drei Geschäftsbereichen. Die Tabelle zeigt einen abschließenden Überblick über die Antworten zu den vier Qualitätsmerkmalen und der finalen Entscheidung in den einzelnen Szenarien. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das von den Teilnehmern als am wichtigsten empfundene Kriterium der Sicherheit als Wettbewerbsvorteil gelten kann, den Banken dazu nutzen sollten, um neue Strategien zu entwickeln und so ihre bisherigen Marktanteile zu bewahren. Das als schlechter empfundene Preis-/Leistungsverhältnis zeigt Verbesserungspotenziale in der Kommunikation des Finanzdienstleisters auf, da dieses Empfinden der Realität in vielen Fällen nicht zwingend entsprechen muss. Die Ergebnisse der getesteten Zahlungsbereitschaft zeigen übereinstimmend auf, dass diejenigen Teilnehmer, die die Bank bevorzugen, vergleichsweise noch bessere Konditionen als Voraussetzung für einen Wechsel verlangen, als die Personen, die das FinTech wählen würden. Für die Banken ergibt sich somit der Vorteil, dass ihre Kunden dieser eher treu sind, falls sich die Konditionen verschlechtern sollten. Die Banken sind derzeit, auch aufgrund der finalen Entscheidungen zu ihren Gunsten, noch klar im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Sie sollten sich aber zunehmend mit der wachsenden FinTech-Branche auseinander setzen, um sich von der technologischen Entwicklung nicht abhängen zu lassen. Sie stehen vor der Aufgabe, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und neue Konzepte im traditionellen Bankgeschäft zu implementieren. Hierzu werden in Kapitel 5 Handlungsempfehlungen für die Retail-Banken erarbeitet und diskutiert. 4.2.3 Regressionsanalyse Nachdem im vorigen Abschnitt ausschließlich deskriptive Ergebnisse präsentiert wurden, beschäftigt sich dieser Abschnitt mit der Frage, welche Faktoren die befragten Personen in Bezug auf ihre Entscheidung für die Bank oder das FinTech beeinflussen. Für die Analyse wird eine Probit-Regression verwendet, bei der die abhängige Zielvariable als binäre kategoriale Variable modelliert wird, die den Wert 1 annimmt, falls in allen drei Szenarien 39 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 die Wahl auf die Bank fällt. Sie nimmt den Wert 0 an, sobald sich die befragte Person in mindestens einem der drei Szenarien für das FinTech entschieden hat. Somit werden die Eigenschaften derjenigen Personen untersucht, die den FinTechs in allen Szenarien kritisch gegenüberstehen und nicht bereit sind, die Dienstleistungen der Bank durch ein FinTech zu ersetzen. Aus dem ursprünglichen Datensatz werden für die Regression alle Datensätze eliminiert, die in der abhängigen oder den unabhängigen Variablen die Antwort „Keine Angabe“ aufweisen. Somit verbleiben 450 Beobachtungen im Datensatz, bei denen in rund 53% der Daten die Zielvariable den Wert 1 annimmt. Variable Beschreibung Internetnutzung Dummy für Häufigkeit der Internetnutzung (1=mehrmals täglich oder täglich, 0=sonst) Bankgeschäft Dummy für Erledigung der Bankgeschäfte (1=Bankfiliale, 0=Online-Banking) Finanzkenntnisse Selbsteingeschätzte Finanzkenntnisse, von 1 bis 5 (1=gar keine Kenntnisse, 5=sehr gute Kenntnisse) Ein Anbieter Präferenz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu erledigen, von 1 bis 5 (1=überhaupt nicht wichtig, 5=extrem wichtig) Alter Alter in Jahren Geschlecht Dummy für Geschlecht (1=weiblich, 0=männlich) Bildung Dummy für höchsten Bildungsabschluss (1=Hochschulabschluss, Fachhochschulabschluss oder Promotion, 0=sonst) Arbeit Dummy für Arbeitsverhältnis (1=Schüler/Student, 0=sonst) Sicherheit Dummy für Eigenschaft Sicherheit (1= auf Rang 1 oder 2, 0=sonst) Preis/Leistung Dummy für Eigenschaft Preis-/Leistungsverhältnis (1=auf Rang 1 oder 2, 0=sonst) Vertrauen Dummy für Eigenschaft Vertrauen (1=auf Rang 1 oder 2, 0=sonst) Tabelle 3: Verwendete erklärende Variablen für die Probit-Regression. Die demographischen Faktoren höchster Bildungsabschluss sowie Arbeitsverhältnis werden gruppiert und als Binärvariablen dargestellt. Bei ersterem werden alle Teilnehmer zu 1 zusammengefasst, die einen Hochschulabschluss oder einen vergleichbaren Abschluss angegeben haben. Die Gruppierung bezüglich des Arbeitsverhältnisses folgt der Trennung zwischen festem und keinem Arbeitsverhältnis. Die Variable nimmt somit den Wert 1 an, wenn es sich um einen Schüler/Studenten handelt und 0, sofern ein festes Arbeitsverhältnis besteht. Die erklärenden Variablen Sicherheit, Preis/Leistung und Vertrauen sind Dummys, die die entsprechenden Eigenschaften repräsentieren und die jeweilige subjektive Relevanz aus Sicht der Umfrageteilnehmer darstellen. Sie nehmen jeweils den Wert 1 an, sofern die Eigenschaft auf Rang 1 oder Rang 2 gewählt wurde und demnach als besonders wichtig angesehen wird. Tabelle 3 zeigt die erklärenden Variablen, welche für die Regressionsanalyse verwendet werden. Hierbei werden, analog zu Tabelle 1, alle Regressoren bis auf das Alter, die Finanzkenntnisse sowie die Relevanz, alle Geschäfte bei einem Anbieter zu tätigen, als Dummyvariablen model40 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 liert.34 Aufgrund der Gruppierung der Variablen Arbeit wurden 9 weitere Datensätze mit der Angabe „Sonstiges“ aus dem Datensatz entfernt, da hierzu auch Arbeitslose und Rentner gezählt werden können. Der Datensatz für die Probit-Regression besteht somit aus 441 Beobachtungen.35 Das vierte Qualitätsmerkmale Service-Qualität dient als Baseline-Eigenschaft und wird dementsprechend nicht in die Regressionsanalyse mit einbezogen.36 Marginaler Effekt Internetnutzung 0,15473 Bankgeschäft 0,15628 Finanzkenntnisse 0,01275 Ein Anbieter 0,07526 Alter -0,01789 Geschlecht 0,15171 Bildung -0,03927 Arbeit -0,08369 Sicherheit 0,05081 Preis/Leistung 0,02297 Vertrauen 0,01944 Std.Fehler t-Wert 0,42648 0,17164 0,06171 0,04971 0,01519 0,12922 0,13290 0,17337 0,15760 0,17078 0,17078 1,020 2,560 0,581 4,257 -3,312 3,301 -0,831 -1,357 0,906 0,375 0,320 p-Wert 0,307690 0,010464 0,561411 0,000021 0,000927 0,000963 0,406087 0,174671 0,364680 0,707701 0,748990 ** *** *** *** Tabelle 4: Ergebnisse der Probit-Regression. Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse der Probit-Regression, welche mittels dem Statistikprogramm „R“ berechnet wurde. Die marginalen Effekte wurden dabei separat aus den Koeffizienten berechnet. Std. Fehler kennzeichnet den Standardfehler. Weiterhin werden der t-Wert sowie der entsprechende p-Wert ausgewiesen. Die Signifikanzen ergeben sich anhand folgender Signifikanzniveaus: `*´ 0,1; `**´ 0,05; `***´ 0,01. Die Ergebnisse der Probit-Regression sind in Tabelle 4 dargestellt.37 Es zeigen sich vier signifikante Einflussfaktoren, die im Folgenden dargestellt und interpretiert werden. Die Variable Bankgeschäft, welche die Entscheidung zwischen Online-Banking und dem Gang in die Bankfiliale als Dummy darstellt, hat einen positiv signifikanten Einfluss auf die Zielvariable. Somit zeigt sich der nachvollziehbare Zusammenhang, dass Teilnehmer, die ihre Bankgeschäfte traditionell in der Bankfiliale erledigen, auch in allen drei Szenarien eher die Bank bevorzugen: Die Wahr- 34 Bei den Finanzkenntnissen und der Relevanz, alles bei einem Anbieter zu tätigen, führt ein Median-Split zu gleichen Ergebnissen. 35 Ein Vergleich der beiden Datensätze mittels statistischer Tests ist in Anhang 3 abgebildet. Aus diesem sind nur marginale, keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. 36 Die Eigenschaft hängt unmittelbar von den drei anderen Eigenschaften ab und somit würde eine perfekte Kollinearität vorliegen. Nimmt beispielsweise Sicherheit die Ausprägung 1 an und Vertrauen sowie Preis/Leistung 0, dann determinieren diese drei direkt die Ausprägung 1 für Service-Qualität. 37 Bei der Berücksichtigung etwaiger Interaktionseffekte – z. B. Alter und Finanzkenntnisse – ergeben sich keine neue Signifikanzen innerhalb der Ergebnisse. 41 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 scheinlichkeit in dieser Gruppe, in allen drei Szenarien die Bank zu bevorzugen, ist um 15,6 Prozentpunkte höher als für die Vergleichsgruppe. Weiterhin zeigt sich, dass das Alter der befragten Personen ein entscheidender Faktor ist. Die Teilnehmer neigen mit steigendem Alter dazu, in mindestens einem der Geschäftsfelder das FinTech zu wählen. Aus dem marginalen Effekt von ca. -0,018 ist ersichtlich, dass eine Erhöhung des Alters um ein Jahr die Wahrscheinlichkeit, in allen Geschäftsbereichen die Bank zu wählen, um 1,8 Prozentpunkte senkt. Tabelle 1 zeigt, dass das 75%-Quantil bei 27 Jahren liegt. Somit zählen bereits solche Teilnehmer, die Ende 20 sind, zu den älteren Teilnehmern. Ein Rückschluss auf das Verhalten der älteren Bevölkerung in der Grundgesamtheit ist damit allerdings nicht gegeben. Einen weiteren signifikanten Einfluss auf die Zielvariable hat die Variable Geschlecht: Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, in allen drei Geschäftsfeldern die Bank zu wählen, um rund 15 Prozentpunkte höher als für Männer. Die Arbeiten von Powell und Ansic (1997) sowie Croson und Gneezy (2009) zeigen, dass Frauen risikoaverser als Männer handeln. Dadurch könnten sie den neuartigen Entwicklungen durch die FinTechs eher kritisch gegenüberstehen und daher die Bank präferieren. Die Präferenz, alle Bankgeschäfte von einem Anbieter „aus einer Hand“ zu erhalten (Ein Anbieter), weist einen hochsignifikanten positiven Einfluss auf die Entscheidungen zwischen den Alternativen auf. Steigt diese Relevanz für die Teilnehmer, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, in allen Szenarien die Bank zu bevorzugen, um rund 7,5 Prozentpunkte. Aus Bankensicht implizieren diese Ergebnisse vor allem, dass hauptsächlich Männer und ältere Digital Natives zu den neuen Technologien neigen. Für die traditionellen Banken hingegen spricht, dass die Teilnehmer, denen die Erledigung ihrer Finanzgeschäfte bei einem einzigen Anbieter wichtig ist, sich deutlich für die klassische Bank entscheiden. Auch die Teilnehmer, die regelmäßig den Gang in ihre lokale Bankfiliale antreten, wählen in allen drei Entscheidungssituationen eher die Bank. Kapitel 5 zeigt auf, wie Banken diese Erkenntnisse strategisch nutzen können, um auf die Herausforderung der neuen Konkurrenz angemessen reagieren zu können. 5 Der Weg zur Retail-Bank der Zukunft Die Untersuchungen in Kapitel 3 haben aufgezeigt, welche Möglichkeiten für deutsche Retail- Kunden existieren, sich von ihren konventionellen Banken abzuwenden und Finanzgeschäfte auf alternative Weise durchzuführen. Darauf aufbauend wurde in Kapitel 4 mittels einer Umfrage eruiert, wie hoch das tatsächliche Interesse an FinTech-Lösungen einzuschätzen ist. Die Ergebnisse der Kapitel 3 und 4 sollen im Folgenden verknüpft und interpretiert werden, um letztlich Strategien zu entwickeln, mit denen traditionelle Retail-Banken auf die neuen Konkurrenten und auf den Trend zur Digitalisierung reagieren können. 42 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Die Konzentration auf einzelne Segmente stellt eine der relevanten Überlegungen dar. Aus der Umfrage geht hervor, dass annähernd die Hälfte der Teilnehmer es nicht für wichtig erachtet, alle Bankdienstleistungen aus einer Hand zu erhalten. Gerade hier kann eine Spezialisierung auf mindestens ein innovatives Konzept Erfolg haben. Es müsste demnach nicht zwingend die gesamte Angebotspalette einer Retail-Bank erneuert werden, da auch Innovationen in Teilbereichen von den befragten Digital Natives honoriert werden könnten. Dementsprechend stellen die Abschnitte 5.1 bis 5.3 zunächst strategische Handlungsempfehlungen auf, welche nach den drei untersuchten Geschäftsbereichen Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie Finanzmanagement differenziert sind. Anschließend werden im Abschnitt 5.4 Handlungsoptionen auf Gesamtbankebene erläutert. 5.1 Handlungsempfehlungen für den Kreditbereich Für das Szenario zu Peer-to-Peer-Krediten ergab sich, dass die Entscheidung für den alternativen Darlehensweg zwar positive Erwartungen hinsichtlich des Preis-/Leistungsverhältnisses bei Peer-to-Peer-Anbietern widerspiegelt, gleichzeitig wurde diese Art der Kreditbeschaffung aber als weniger sicher bewertet. Moenninghoff und Wieandt (2013b) argumentieren, dass in der Realität hauptsächlich die KG Risiken tragen, welche bei Banken nicht auftreten. Es werde erst mit wachsender Marktgröße und längerer Existenz der Peer-to-Peer-Branche erkennbar, inwiefern KG langfristig bereit sind, diese Kreditrisiken in Kauf zu nehmen. Die Fragestellung sei insbesondere unter Einwirkung künftiger Finanzkrisen und dementsprechend höheren Ausfallraten der KN interessant, wobei in Abschnitt 3.1.1 gezeigt wurde, dass bereits heute hohe Ausfallquoten von Peerto-Peer-Krediten vorliegen. Aus der Umfrage geht hervor, dass Sicherheit als die für Kunden relevanteste Eigenschaft angesehen wird. Es könnte daher vermutet werden, dass die Direktvermittlung von Darlehen auf Dauer lediglich einen Nischenmarkt für risikoaffinere Retail-Kunden repräsentiert. Letztlich hat sich ein Fünftel der Teilnehmer für die Peer-to-Peer-Plattform anstelle der klassischen Bank entschieden. Sehen Retail-Banken darin ein ausreichendes Marktpotenzial, so bestehen mehrere Möglichkeiten der Einbindung von Peer-to-Peer-Angeboten in das Geschäftsmodell. Laut Frerichs und Schumann (2008) kann dies beispielsweise über eine bankeigene Peer-to-PeerPlattform umgesetzt werden.38 Anders als bei konventionellen Krediten ergeben sich die Bankerträge hierbei nicht aus Zinsüberschüssen, sondern aus Bearbeitungsgebühren. Da die Bank selbst kein Kreditrisiko übernimmt, sondern lediglich vermittelt, kann das Geschäft eigenkapitalschonend betrieben werden. Weiterhin sind Kreditinstitute von der Hauptproblematik der FinTechs in diesem Bereich, der fehlenden Banklizenz, per definitionem nicht betroffen. Der Auftritt als ei38 Bei diesem Vorgehen könnte die Gefahr bestehen, dass bankeigene Peer-to-Peer-Angebote das konventionelle Kreditgeschäft verdrängen. Dies Relevanz dieses Kannibalisierungseffekts sollte vor Implementierung näher untersucht werden. 43 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 genständiger Peer-to-Peer-Dienstleister könnte somit den FinTechs Marktanteile entziehen und der Bank selbst ein moderneres Image verschaffen. Kooperationen oder Beteiligungen bzw. Akquisitionen von FinTechs werden von Frerichs und Schumann (2008) als weitere strategische Optionen zur Einbindung von Peer-to-Peer angeführt. Banken könnten beispielsweise Kunden, die keine positive Kreditentscheidung erhalten haben, an ein Peer-to-Peer-Partnerunternehmen weiterleiten. Allerdings würden die durchschnittlichen Bonitäten auf derartigen Plattformen dadurch tendenziell sinken. Außerdem ist es denkbar, dass das Kreditinstitut die Restfinanzierung unvollständig finanzierter Darlehensprojekte auf der Peer-to-Peer-Plattform übernimmt. Strategische Partnerschaften liegen in der Praxis bereits vereinzelt vor. So kooperiert etwa die Fidor Bank seit 2011 mit der Plattform smava und übernimmt mit ihrer Vollbanklizenz unter anderem die vertragliche Abwicklung und koordiniert sämtliche Zahlungsvorgänge im Rahmen eines Darlehens (Fidor Bank, 2011). 5.2 Handlungsempfehlungen für den Zahlungsverkehr Im Abschnitt 3.2 konnte festgestellt werden, dass vor allem in dem Bereich des Zahlungsverkehrs umfangreiche Aktivitäten von internationalen Konzernen, die bisher kaum in Konkurrenz zu Banken getreten sind, zu beobachten sind. Besonders Joint-Ventures aus Unternehmen wie Google, Sprint und Mastercard mangelt es weder an Kapital noch an der nötigen Infrastruktur, um ein eigenes Zahlungsverkehrsnetz aufzubauen, das mit den jetzigen Gironetzen konkurrieren und diese unter Transaktionsgeschwindigkeits- und -kostenaspekten übertreffen kann. Da die KundeAnbieter-Beziehung im Zahlungsverkehr unter den drei in der Umfrage untersuchten Geschäftsbereichen auch bei Banken am weitesten technisiert ist, liegt intuitiv die Vermutung nahe, dass gerade hier die Akzeptanz der FinTechs als Alternative zur Retail-Bank am größten ist. Tatsächlich fielen die Entscheidungen der Teilnehmer im Zahlungsverkehrsszenario aber am deutlichsten zu Gunsten der Bank aus. Die Auswertung der Umfrage ergab, dass sich 88,42% der Teilnehmer im Punkt Sicherheit und 95,42% im Punkt Vertrauen eher für die Bank entschieden haben. Nur beim Aspekt Preis-/Leistungsverhältnis traute die Mehrheit der Befragten eher dem FinTech das bessere Angebot zu. Aus Banksicht könnte man dieses Ergebnis als beruhigenden Vorsprung zu den FinTechs interpretieren. Vor allem weil die Befragten gerade Sicherheit und Vertrauen als die für sie wichtigsten Eigenschaften eines Finanzdienstleisters angegeben haben. Es darf hierbei jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass im Szenario ein Beispiel aus dem Bereich Mobile Payment untersucht wurde. Diese Dienstleistung ist in Deutschland bisher kaum beim Verbraucher angekommen. Insofern ist die in den Umfrageergebnissen zu beobachtende Skepsis gegenüber der neuen Technologie nachvollziehbar. Sie könnte sich aber innerhalb weniger Jahre grundlegend 44 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 wandeln, wenn Nicht-Banken verstärkt Aufklärungsarbeit leisten und die großen Konzerne im Hintergrund, wie zum Beispiel die OTTO Group, ihnen weiter ihr Renommee zur Verfügung stellen. Retail-Banken sollten in diesem Geschäftsbereich auch am wenigsten auf ihren Vorsprung durch unklare Regulierungsvorschriften vertrauen, da die bedeutenden Akteure unter den FinTechs in diesem Segment zunehmend selbst Lizenzen als Bank oder E-Geld-Institut erhalten und auch auf ihren Internetportalen damit werben. Retail-Banken sollten die Chance nutzen, sich an den Innovationen zu beteiligen, bevor die Technologie reifer geworden ist und die allgemeine Akzeptanz der Verbraucher dazu geführt hat, dass der Markt im Wesentlichen unter den Nicht-Banken aufgeteilt worden ist. Noch ist die Ausgangssituation für die Banken gut: Sie haben umfassende Informationen zum Zahlungsverhalten der Kunden, sind untereinander gut vernetzt und werden auch von den Digital Natives als wesentlich sicherer wahrgenommen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat mit „girogo“ einen gangbaren Weg aufgezeigt.39 Wie auch in den USA bieten sich in Deutschland für Banken Kooperationen mit Telekommunikationskonzernen wie der Deutschen Telekom AG oder Google an, um an den Entwicklungen teilzuhaben und sich möglichst vorteilhaft zu positionieren. Außerdem könnte gezieltes Marketing dabei helfen, die verzerrte Wahrnehmung der Verbraucher bezüglich des bankseitig angebotenen Preis-/Leistungsverhältnisses zu verändern. Denn in diesem Bereich hat sich schon heute mit 66,53% die Mehrheit der Teilnehmer zu Gunsten des mobilen Bezahlverfahrens entschieden. 5.3 Handlungsempfehlungen für das Finanzmanagement Aus Abschnitt 3.3 gehen innovative Möglichkeiten hervor, die klassische Bankberatung beim Thema persönliches Finanzmanagement zu substituieren. Es wurden Finanz-Communities vorgestellt, welche Retail-Kunden einen alternativen Beratungsweg im Internet verschaffen. Für das zugehörige Umfrageszenario kann hier die höchste Akzeptanz eines FinTechs gegenüber einer Bank festgestellt werden. Immerhin ein Drittel der Teilnehmer würde sich in Fragen zu Finanzangelegenheiten vorzugsweise einer Internetgemeinschaft anvertrauen. In der Wahrnehmung der Befragten liegt das Vertrauen zu 75% auf Seiten der Finanz-Community. Die Teilnehmer beurteilen die Bankalternative somit als deutlich unabhängiger. Gleichzeitiger besteht zu 65% die Zuversicht auf ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis im Vergleich zu Banken. Letztlich haben sich etwas mehr als ein Drittel der Teilnehmer für die Beratung durch ein Finanz-Netzwerk entschieden. Wie also können Retail-Banken darauf reagieren? 39 Der DSGV hat im April 2012 das System „girogo“ zum kontaktlosen Bezahlen mit Hilfe eines NFC-Chips in den Sparkassen-Karten eingeführt (girogo, 2014). 45 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Analog zum Kreditbereich bietet sich auch hier das Instrumentarium einer bankeigenen Lösung an. Der Internetauftritt der Kreditinstitute könnte um ein Finanzforum erweitert werden.40 Die jeweilige Bank-Homepage kann dabei direkt auf das Forum aufmerksam machen. Öffentliche Kundenpartizipation bewirkt allerdings auch Feedback. Bietet ein Kreditinstitut Kommunikation in einer Community an, so wird unweigerlich auch die Qualität von konzerneigenen Produkten und gegebenenfalls auch von angestellten Beratern bewertet. Für die Bank impliziert dies die Gelegenheit, durch Analyse der Chats kostengünstige Rückmeldungen zum eigenen Marktauftritt zu erhalten. Andererseits lassen sich negative Äußerungen, die überdies allgemein sichtbar wären, nicht ausschließen. Einen Lösungsweg aus der Praxis bietet die Fidor Bank: Das CommunityAngebot wird deutlich mit Hinweisen auf fairen Austausch zwischen Kunden und dem Begriff „Social Banking“ beworben. Doch entscheidender für die relativ hohe Aktivität in den Foren könnte ein Bonussystem sein. Sämtliche Beiträge im Netzwerk werden monetär belohnt. Beispielsweise erhalten Mitglieder für jede Produktbewertung eine Gutschrift in Höhe von EUR 0,25 (Fidor Bank, 2014a; Fidor Bank, 2014b). Die Fidor Bank versteht den Betrieb dieses Kommunikationskanals als Zusatzdienstleistung zum üblichen Bankgeschäft. Die Gründung einer FinanzCommunity könnte Retail-Banken durch ein modernes Erscheinungsbild und einen dem Zeitgeist entsprechenden Vernetzungstrend letztlich zur Neukundenakquise verhelfen. Wird aber auf die Einrichtung einer Finanz-Community verzichtet und soll dennoch ein entsprechender Ansatz verfolgt werden, so wäre die Nutzung von Fremd-Netzwerken denkbar. Bankeigene Kundenberater könnten sich auf externen, bereits bestehenden CommunityPlattformen anmelden. Dort, und unter offener Preisgabe ihres Arbeitgebers, können die Berater Lösungsvorschläge für Mitgliederfragen zum Retail-Banking anbieten. Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit von Cross-Selling-Aktivitäten an. Ein zu offensives Auftreten der Bank in Verbindung mit ausgeprägter unterschwelliger Eigenwerbung sollte allerdings unterlassen werden. Dies gilt gleichermaßen für Aktivitäten auf bankeigenen Finanz-Communities. Derartige Strategien könnten abschreckend auf Mitglieder wirken und den zuvor beschriebenen Vertrauensvorteil der Internetgemeinschaft reduzieren. Weiterhin widerspricht dieses dominante Auftreten dem im Abschnitt 3.3.1 erläuterten Unabhängigkeitskriterium für soziale Netzwerke. 5.4 Handlungsempfehlungen auf Gesamtbankebene In den drei vorangegangenen Abschnitten wurde gezeigt, dass FinTech-Innovationen in den einzelnen relevanten Geschäftsbereichen auch durch traditionelle Retail-Banken aufgegriffen werden können. Auf Konzernebene stellt sich jedoch die Frage, ob FinTechs überhaupt eine 40 Alt et al. (2010) beschreiben die Kunde-Bank-Beziehung in diesem Zusammenhang als zunehmend hybrid. Der Informationsfluss bewegt sich weg von der einseitigen Beratung des Kunden durch den Bankangestellten. Stattdessen ist mehr und mehr ein gegenseitiges Interaktionsgeflecht zu beobachten. 46 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 ernstzunehmende Konkurrenz für etablierte Retail-Banken darstellen und wie dringlich der Innovationsdruck ist. Es sollen dazu die Wettbewerbsvor- und -nachteile von Banken gegenüber FinTechs erörtert werden. Laut Friedrich et al. (2012) sei neben der starken Marktstellung und einer ausgebauten ITInfrastruktur vor allem die von den Banken selbst häufig kritisierte Regulierung effektiv. Diese stelle eine Markteintrittsbarriere dar, da FinTechs einerseits Unsicherheit bezüglich der Auslegung von Vorschriften beanstanden und darüber hinaus die Anforderungen einer eigenen Banklizenz oftmals nicht erfüllen können. In Kapitel 3 wurde aufgezeigt, dass viele FinTechDienstleistungen aus diesem Grund im Hintergrund letztlich durch eine Bank unterstützt werden. Auch aus den Ergebnissen in Kapitel 4 geht hervor, dass Banken insgesamt eine höhere Akzeptanz als FinTechs aufweisen. Das Attribut Sicherheit wird in allen Szenarien deutlich den Banken zugeordnet. In Verbindung mit der Tatsache, dass Sicherheit auch als die allgemein wichtigste Eigenschaft eines Finanzdienstleisters angesehen wurde, ergibt sich hier ein eindeutiger Vorteil der Banken. Dies sollte durch traditionelle Institute in dem Sinne genutzt werden, dass Werbebotschaften deutlich den Eindruck sicherer und zuverlässiger Geschäftstätigkeit suggerieren. Weiterhin bevorzugt etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer, sämtliche Bankdienstleistungen aus einer Hand zu erhalten. Wie in Kapitel 3 beschrieben, leisten FinTechs diesen umfassenden Service überwiegend nicht. Je höher bei den Teilnehmern der Wunsch nach einem ganzheitlichen Dienstleistungsangebot ausgeprägt ist, desto mehr tendieren diese dazu, bei allen Szenarien die Bank zu bevorzugen. Zuletzt kann angemerkt werden, dass die Teilnehmer bei der Frage nach ihrer letztendlichen Entscheidung eher zurückhaltend auf die FinTech-Lösung reagiert haben. Die Spanne derer, die das FinTech gewählt haben, liegt auf Ebene der drei Einzelszenarien zwischen rund 12% und 35%. Dies scheint zunächst einen weniger dringenden Handlungsbedarf der RetailBanken zu implizieren. Neben den aufgezählten Wettbewerbsvorteilen von Banken liegen allerdings auch Faktoren vor, welche die Konkurrenz durch FinTechs relevanter erscheinen lassen. Bezogen auf den zuletzt genannten Punkt, dass die abschließende Wahl in den Einzelszenarien jeweils überwiegend zu Gunsten der Bank ausfällt, lässt sich entgegensetzen, dass sich die Akzeptanz von FinTechs bei gemeinsamer Betrachtung aller drei Umfrageszenarien erhöht: 47% der Teilnehmer würden in mindestens einem der vorgestellten Szenarien letztlich das FinTech der Bank vorziehen. Dies verdeutlicht, dass ein Großteil der Digital Natives zumindest in Teildisziplinen auf BankAlternativen zurückgreifen würde. Weiterhin wurde in Kapitel 3 deutlich, dass FinTechDienstleistungen im Vergleich zu traditionellen Kreditinstituten momentan eher geringen Einfluss auf den Gesamtmarkt des Retail-Bankings haben. Dennoch zeigen hohe Wachstumsraten, dass die 47 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Relevanz der neuen Akteure kontinuierlich und schnell steigt.41 In einzelnen Bereichen, wie dem Online Payment, werden innovative Dienstleister bereits von einer breiten Masse der Bevölkerung genutzt. Ferner wurde durch die Umfrage herausgestellt, dass die Teilnehmer den FinTechs in jedem Szenario ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis zutrauen. Beispielsweise erwarten 71% der Teilnehmer im Kreditgeschäft bessere Konditionen von den FinTechs als von einer Bank. Unabhängig davon, ob die Differenzen bei Preisen und Leistungen in der Realität so existieren – in der Wahrnehmung der Kunden liegen die Vorteile auf Seiten der FinTechs. Auch hier sollten traditionelle Banken versuchen, durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zu reagieren. Sollte dies nicht gelingen, so empfiehlt es sich, durch Hervorhebung anderer Stärken die Aufmerksamkeit vom wahrgenommenen Preis-/Leistungsdefizit abzulenken. Bei Werbemaßnahmen bietet es sich an, spezifischer auf einzelne Zielgruppen einzugehen. So stellte sich in der Umfrage z. B. heraus, dass die Aufgeschlossenheit für FinTechs mit zunehmendem Alter steigt.42 Für Retail-Banken impliziert dies, möglichst frühzeitig auf jüngere potenzielle Kunden zuzugehen. Die rechtzeitige Kundengewinnung könnte sich dadurch auszahlen, dass die Kundenbindung bei Banken stärker ausgeprägt ist als bei FinTechs. Dies geht aus den Ergebnissen zur Abfrage der Zahlungsbereitschaften im Abschnitt 4.2.2 hervor, wonach ein Anbieterwechsel von Banken zu FinTechs höher vergütet werden müsste als der Wechsel vom FinTech zur Bank. Als Reaktion auf innovative FinTech-Dienstleistungen könnte auf Konzernebene neben der Werbung auch die eigene Innovationskraft gesteigert werden. Es bieten sich sowohl interne als auch externe Lösungswege an. Endogen könnten eigene „Kreativ-Teams“ möglichst autonom und abseits üblicher Konzernstrukturen den Markt beobachten und selbstständig Ideen entwickeln. Erst nach und nach sollten andere Bankabteilungen in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Diese könnten die Umsetzbarkeit der Vorschläge auf der Gesamtbankebene prüfen und schließlich den Implementierungsprozess einleiten. Externe Wege der Innovationsbeschaffung bieten sich durch Kooperationen mit oder Beteiligungen an FinTechs an, wie sie bereits in den vorangegangenen Abschnitten dieses Kapitels beschrieben wurden. Sollten Retail-Banken in Anbetracht ihrer – gegenwärtig – starken Marktstellung die Konkurrenz durch FinTechs als unbedeutend einordnen oder sich bewusst gegen Innovationen stellen, so könnte dies auf längere Sicht zu Kunden- und Ertragsverlusten führen. Das Risiko besteht durch hohe Wachstumsraten der FinTech-Branche durch den kontinuierlich steigenden Anteil der Digital Natives an der Bevölkerung. Dieser Personenkreis weist laut Brettschneider und Kilb (2013) im Vergleich zu anderen Kunden eine höhere Affinität gegenüber innovativen Dienstleistungen 41 Beispielsweise erwähnen Moenninghoff und Wieandt (2013b) für den Bereich der Peer-to-Peer-Kredite eine jährliche Verdopplung des Kreditvolumens innerhalb der letzten fünf Jahre. 42 Wobei hier zu beachten ist, dass der Altersdurchschnitt in der Umfrage relativ niedrig liegt. So entspricht das 25%-Quantil einem Alter von 22 und das 75%-Quantil einem Alter von 27 Jahren. 48 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 auf. Bei zu großer Passivität klassischer Kreditinstitute sehen sowohl Friedrich et al. (2012) als auch Neßhöver (2013) zudem die Gefahr, dass Banken reinen Dienstleister im Hintergrund werden, die aufgrund ihrer Banklizenz lediglich für Verwaltungsaufgaben benötigt werden. Zur Veranschaulichung der Kernthesen dieses Kapitels wird auf die Grafik in Anhang 4 verwiesen. 6 Schlussbetrachtung Zielsetzung der Untersuchung war es, den Markt der innovativen Finanzdienstleistungen zu analysieren und zu eruieren, in welchem Umfang ein Potenzial zur Substitution von traditionellen Banken angebots- und nachfrageseitig besteht. Darauf aufbauend wurden Handlungsmöglichkeiten für Retail-Banken aufgezeigt. Zunächst wurde aus modelltheoretischer Sicht dargestellt, inwiefern Kreditinstitute eine Existenzberechtigung als Intermediäre zwischen den Marktteilnehmern haben. Argumentiert wurde anhand von Transaktionskosten und Informationsasymmetrien, welche durch FIs effizient abgebaut werden können. Anschließend wurde festgestellt, dass diese Intermediärsfunktionen weitestgehend auch durch FinTechs übernommen werden können. Die neuen Wettbewerber treten bereits in diversen Bereichen der Finanzwirtschaft auf. Die Arbeit konzentrierte sich vornehmlich auf Unternehmen, welche im deutschen Markt aktiv sind. Weiterhin lag der Fokus auf Anbietern, welche sich auf Produkte aus dem Bereich des Retail-Bankings spezialisiert haben. Bei der Untergliederung nach den drei Hauptgeschäftsfeldern Einlagen und Kredit, Zahlungsverkehr sowie Finanzmanagement wurde deutlich, dass in all diesen Segmenten bereits FinTech-Lösungen bestehen, welche es Retail-Kunden erlauben, auf traditionelle Banken weitgehend zu verzichten. Besonders im Kreditbereich sowie beim Finanzmanagement treten Konzepte hervor, welche die Kunde-Bank-Beziehung zugunsten einer Kunde-Kunde-Beziehung neu definieren. Es ist dabei eine im Vergleich zum klassischen Bankgeschäft deutlich aktivere Kundenpartizipation zu verzeichnen. Demgegenüber liegt die Innovationsleistung im Zahlungsverkehr maßgeblich in einer benutzerfreundlichen und schnellen Abwicklung von Transaktionen. Den kompletten Verzicht auf Kreditinstitute können FinTechs oftmals jedoch nur eingeschränkt gewährleisten. Aufgrund von aufsichtsrechtlichen Bestimmungen binden FinTechs fast immer Banken in ihr Geschäftsmodell mit ein; diese agieren dabei jedoch lediglich als Dienstleister im Hintergrund und bauen kaum Kontakt zum Endkunden auf. Bis auf das Geschäftssegment des Zahlungsverkehrs besteht die Marktakzeptanz und -relevanz bei FinTechs gegenwärtig noch nicht in dem Maße, wie es bei Retail-Banken der Fall ist. Dies könnte zu einem großen Teil dadurch zu erklären sein, dass die Unternehmen noch nicht lange am Markt existieren und sich viele Projekte noch in der Entwicklungs- oder Einführungsphase befinden. Das künftige nachfrageseitige Potenzial der Innovatoren wurde daher anhand einer Umfrage 49 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 unter der Bevölkerungsgruppe der Digital Natives analysiert. Die Ergebnisse verdeutlichen, unter welchen Voraussetzungen Kunden bereit sind, auf traditionelle Banken zu verzichten und eine FinTech-Lösung zu wählen. Abgefragt wurden drei fiktive Szenarien, welche die Hauptgeschäftsfelder des Retail-Bankings abdecken. Es ergab sich, dass bei den Verbrauchern zwar noch Skepsis, vor allem in puncto Sicherheit, gegenüber den FinTechs herrscht; dennoch wählten 47% der Teilnehmer in mindestens einem von drei hypothetischen Geschäftsszenarien die Nicht-BankLösung. Besonders bei Angelegenheiten der Finanzberatung zogen die Teilnehmer häufig das FinTech einer traditionellen Bank vor. Dies könnte dadurch begründet sein, dass das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Beratung ebenfalls eher einer Finanz-Community zugeschrieben wird. Weiterhin wurden besonders Preis-/Leistungs-Vorteile in allen Szenarien vornehmlich den BankKonkurrenten zugeschrieben. Auch wenn Banken über eine – gegenwärtig – hohe Expertise in Regulierungsangelegenheiten und eine vorteilhafte Marktposition verfügen, konnte die Umfrage das künftige Marktpotenzial von FinTechs aufzeigen und potenzielle Schwächen traditioneller Kreditinstitute aus Sicht der Teilnehmer offenbaren. Hieraus wurde anschließend abgeleitet, welche Möglichkeiten sich RetailBanken bieten, um in den einzelnen Geschäftsbereichen oder als Gesamtbank auf die Digitalisierung der Finanzbranche zu reagieren und diese möglichst aktiv mitzugestalten. Als Handlungsoptionen wurden beispielsweise Kooperationen mit FinTechs oder anderen Banken, die bankeigene Integration von FinTech-Innovationen sowie ein gezielteres Marketingverhalten vorgeschlagen. Werbemaßnahmen von Retail-Banken sollten demnach beispielsweise Aspekte der Sicherheit hervorheben und eigene Preis-/Leistungsvorteile deutlicher kommunizieren. Künftige Arbeiten sollten insbesondere an der derzeitigen regulatorischen Unsicherheit in Bezug auf FinTechs ansetzen. So existieren sowohl auf Seiten der Aufsichtsbehörden als auch auf Seiten der Innovationsträger offene Fragen hinsichtlich der Auslegung aktueller Regulierungsanforderungen wie z. B. Basel III, ZAG und KWG im Hinblick auf die Anwendung auf FinTech-Dienstleistungen. Darüber hinaus erscheinen quantitative Untersuchungen zum tatsächlichen ex post-Nutzen der FinTechs für ihre Kunden sinnvoll. Von Interesse wären beispielsweise detailliertere Untersuchungen zu bestehenden Zinsunterschieden zwischen Peer-to-Peer-Krediten und Bankdarlehen. „Die Retail-Bank der Zukunft – Ein Nachruf (?)“ kann durchaus als provokanter Titel für diese Arbeit bezeichnet werden. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass FinTechs signifikantes Potenzial besitzen, klassischen Retail-Banken Marktanteile abzunehmen. Der Wettbewerbsdruck, den FinTechs auf Retail-Banken ausüben, ist in Teilsegmenten schon heute beachtlich und sollte in Zukunft noch erheblich steigen. Dementsprechend sollten Banken beginnen, die FinTech-Branche als einen ernstzunehmenden Wettbewerber zu betrachten und mit geeigneten Maßnahmen auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren. 50 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Literaturverzeichnis Alt, Rainer, Möwes, Till, und Puschmann, Thomas, 2010, Neue Wege zum Kunden – Innovationen in der Kunde-Bank-Interaktion, Wirtschaftsinformatik und Management, 2(4), 40-46. Atkins, Charles Agee, 1999, Personal financial management system for creation of a client portfolio of investment and credit facilities – Where funds are distributed based on a preferred allocation, Washington, DC: U.S. Patent and Trademark Office, U.S. Patent No. 5864828 A. 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Der komplette Datensatz enthält die Beobachtungen aller Digital Natives, der reduzierte nur die, welche für die Probit-Regression verwendet werden. Der p-Wert für die Variablen Finanzkenntnisse, Ein Anbieter und Alter wurde mittels t-Test ermittelt. Für die anderen Variablen, welche allesamt Dummyvariablen darstellen, wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt. 74 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014 Anhang 4: Marktposition von Retail-Banken und resultierende Handlungsempfehlungen 75 Beitrag zum Postbank Finance Award 2014