gottes geheimer name – al-`asmā ul-husnā
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gottes geheimer name – al-`asmā ul-husnā
GOTTES GEHEIMER NAME – AL-‘ASMĀ UL-HUSNĀ . Kathleen Göbel Verlag ch Gewidmet meinem Lehrer, Syed Omar Ali-Shah Naqshband aus Paghman, Afghanistan Bildnachweis und Photographien: akg images, Enzyklopädie des Islam, Dieter L. Göbel†, Kathleen Göbel, Kersten Göpel, Islamische Bibliothek, Peacock Archiv Layout: Johannes Traub Lektorat: Dr. Dorothea Zeisel, Cornelia Techritz, Fachlektorat für Arabisch, Farsi und Kalligraphie: Akbar Rastegarfar, Aly Abdelwahab†, Hosna Ahmed, Imad Aldeen Miskineh, Simin Toudaski Anm. d. Hrsg.: Die arabischen Qur’ān-Zitate (Zitatnachweise jeweils in Klammern) sind im Deutschen zweckmäßig gekürzt; im Arabischen aus kalligraphischen Gründen und, um Authentizität zu gewährleisten, in Originallänge belassen. Originalbegriffe wurden nicht eingedeutscht, sondern in englischer Standard-Lautschrift wiedergegeben, alle Zeitangaben, sofern nicht anders vermerkt, n. Chr. Cover: Allāh Hu, Ulu Çami, Bursa, Türkei Kalligraphie S. 1: Ulu Çami, Bursa, Türkei Tafel oben: Und Allāh gebührt die Ehre Tafel Mitte: Es gibt keinen Gott außer Ihm – dies ist das Zeugnis Allāhs, der Engel und derer die wissen. (3:18) Tafel unten: Bismillah ir_rahmān ir_rahīm – Die Moscheen sind Gottes und keines anderen – du sollst Ihm nichts beigesellen . Tafel rechts in Goldschrift: In der Großen Moschee sitzen die Großen beieinander Tafel links in Goldschrift: Vergebung sei denjenigen, die Mich Tag und Nacht besuchen Kalligraphie S. 14: Tafel mit Al-Asmā ul-Husnā – Die 99 Schönsten Namen Gottes . © K. Göbel Alle Rechte vorbehalten Verlag ISBN 000-0-0000000-0-0 GOTTES GEHEIMER NAME – AL-‘ASMĀ UL-HUSNĀ . Ein Lehr- und Lesebuch mit Materialien aus dem Qur’ān, den Hadīthen, islamischen Quellentexten, Überlieferungen, Volkserzählungen und klassischen Werken Kathleen Göbel Vorwort: ... Nachwort: Fatwa von S. E. Sheikh Dr. Ahmad Badr Al-Din Hassoun Verlag Inhalt Al-Khidr – Der Grüne Der Geheime Name Die Ratte in der Schüssel Vorwort 15 Teil I – Konzept und Gebrauch der Schönsten Namen Gottes 17 1 BISMILLAH – IM NAMEN GOTTES Die Basmalah Das Magische Quadrat der Basmalah Bismillah beim Essen und Trinken 18 Dhikr – Erinnerung und Gottgedenken 24 Schahada – Das Glaubensbekenntnis Die Prüfung des Sheikhs Shiblis Freispruch 26 Der Name der Essenz Abd Allāh – Diener des Herrn Buchstabenmystik 37 1 AR-RAHMĀN – DER ALLERBARMER . 38 2 AR-RAHĪM – DER BARMHERZIGE 41 Familie – Verwandtschaftsbande – Nachbarschaft – Kameradschaft Eltern Kinder Verwandtschaft Nachbarschaft Freundschaft Vom freundschaftlichen Umgang Gast und Gastgeber Vorzügliches Benehmen Vom Niesen und Gähnen Vom rechten Sitzen und Kleiden Mitgefühl und Hilfsbereitschaft Das Geheimnis der Geschöpfe Qalb – Das Herz Dhikr Qalbi Die Antwort der Derwische Sulaiman und die Dschinn Der schnelle Name Die sieben Siegel Sulaimans Teil II – Die 99 Schönsten Namen – Al-Asmā ul-Husnā . Almosen Adab – Höflichkeit auf dem Weg Das Alīf – Maßstab und Harmonie Der Buchstabe ‘Waw‘ – Symbol des Herzens Das Abjad-System 5 AL-ISM AL-AZAM – DER GROSSARTIGE NAME GOTTES 34 Barmherzigkeit in Perfektion Hikmat ar-Rahmāniyah – Von der Weisheit barmherziger Glückseligkeit . . Von Menschen und Dschinn Der oberflächliche Mensch Sure 55 Ar-Rahmān – Der Allerbarmer . In der Töpfergasse Die Kunst der Kalligraphie ‘Ayn al-Qalb – Auge des Herzens Ghaflah – Vergessen und Vergessenheit Der Pfirsichkern 4 ALLĀH – HU – ALLĀHU 7 ZUM GEBRAUCH DER NAMEN 20 Die Schleier fallen Formen des Erinnerns Subhanallāh Allāhu akbar Verhalten beim Dhikr Haltung beim Dhikr Spezielle Formen des Dhikr Die Silsila Anrufung als innere Realität Männer und Frauen, die Gottes gedenken 3 LĀ ILĀHA ILLĀ_LLĀH – ES GIBT KEINEN GOTT AUSSER GOTT 32 Das Konzept … und Allāhs sind die Schönsten Namen Die Anrufung der Namen Das Tasbih Die ‚Mütter‘ der Namen Der Verrückte und der Muezzin Stufen der Anbetung Zum Kodex Die Auswahl Worte der Kraft Ein Fetzen Papier Hudhud – Der Wiedehopf 2 DHIKRULLAH – INVOKATION – ANRUFUNG – GOTTGEDENKEN 6 AL-ASMĀ UL-HUSNĀ – DIE SCHÖNSTEN NAMEN . 29 3 AL-MALIK – DER HÖCHSTE HERRSCHER (auch: DER KÖNIG DER KÖNIGE) Madīnat al-munawwarah – Die leuchtende Stadt Al-Madīna – Die vortreffliche Stadt Herrschen und Regieren 47 Der vortreffliche Herrscher Herrscher und Beherrschte König beider Welten Diener zweier Herren 4 AL-QUDDŪS – DER HEILIGE 7 AL-MUHAYMIN – DER BESCHÜTZER 49 Heiligkeit Al-Quds – Die heilige Stadt Al-Bayt al-Harām – Das Heiligtum . Himmelfahrt und Himmelsreise 8 AL-‘AZĪZ – DER MÄCHTIGE Der Anblick der Sonne Sonnenstaub Sonnenaufgang Anbetung Das Geheimnis des Gebets Saadis Gebet Scheinheiligkeit und Heuchelei Die Pferde des mächtigen Sulaiman Sulaimans Macht Spiegel Widerspiegelung Spiegelbild Gottes Spiegel Der blinde Spiegel Der funkelnde Spiegel Liebe im Spiegel Der rostige Spiegel Der Spiegelsaal Spiegel des Seins Der Handspiegel Das Spiegelbild 9 AL-JABBĀR – DER BEZWINGER 67 Gebet von Hazrat ‘Alī Widerstand und Ergebung Gebet des Propheten Yusuf Der widerspenstige Prophet ‘Abd al-Jabbār Der Lebensretter Verborgene Heilige Heiligenverehrung 10 AL-MUTAKABBIR – DIE MAJESTÄT 54 Vom Grüßen Dar us-Salām – Haus des Friedens Paradiesischer Frieden Yaqina – Innerer Frieden und Gewißheit Ibrāhīm und seine Gäste ‘Abd-as Salām Khidr, der Grüne Das Feuer 59 69 ‘Abd al-Mutakabbbir Dienen und Dienen Grandeur 11 AL-KHĀLIQ – DER SCHÖPFER Ibrāhīm und das Feuer Der Koch und das Feuer Rabias Vertrauen Wie Maimuna übers Wasser lief 65 Die Sonne Der dunkle Fleck Die Ebenen des Qur’ān Glaube Angst Vertrauen Beschützende Engel Gottes Schatten Zuflucht in der Höhle Zuflucht vor dem König Reinheit Schwarz und Weiß 6 AL-MU‘MIN – DER HÜTER DES GLAUBENS Sure 113: Al-Falaq – Die Morgenröte ‘Alīs Beschützer ‘Abd al-Muhaymin Im Schatten der Palme Der Schatten des sagenhaften Huma-Vogels Die Himmelsleiter Muhammads Himmelsreise 5 AS-SALĀM – DIE QUELLE DES FRIEDENS (auch: DER URSPRUNG DES FRIEDENS) 62 Schutz 70 Die Schöpfung Der Schöpfer Gottes Hände Die Schöpfung des Menschen Der Status des Menschen Bauwerk und Baumeister Maurer und Mauern ‘Abd al-Khāliq Dhat – Die Essenz Isa ben Maryam – Wort Gottes Die Lehmvögel Die Ameise 12 AL-BĀRI – DER BILDNER (auch: DER ENTWICKELNDE) Ayat _ullah – Gottes Zeichen Maryam – Schöpferisches Symbol Zeit, Ort und Leute – Zaman, Makam, Ikhwan 73 Herat, Afghanistan, 19. Jh. Volkstümliches Manuskript über die 99 Schönsten Namen Allāhs Teil I Konzept und Gebrauch der Schönsten Namen Gottes 17 Bismillah, ‚Im Namen Gottes‘, wird als kurzes Stoßgebet zu fast jeder Gelegenheit gesprochen. Im muslimischen Alltag beginnt kaum etwas, ohne daß es durch ein bismillah einer höheren Instanz gewidmet würde. Ein Beispiel dafür findet sich im Qur’ān, als Nuh (der Prophet Noah) mit der Arche in See sticht: Und er sagte: „Steigt hinein! Im Namen Allāhs erfolge ihre Fahrt und ihre Landung.“ (11:41) Bismillah ir_rahmān ir_rahīm . Die Fātiha . ist die Eröffnungssure des Qur’ān. Wird ein Gebet verrichtet, ohne dabei die ‚Mutter des Qur’ān‘ zu rezitieren, gilt es als gekürzt und unvollständig. Hadīth (Überlieferung der Taten und Worte des Propheten Muhāmmad . Bismillah ir_rahmān ir_rahīm – Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen . Muradiye Çami, Bursa, Türkei 1 BISMILLAH IM NAMEN GOTTES Die Basmalah Bismillah ir_rahmān ir_rahīm – im Namen Gottes, des Allerbar. mers, des Barmherzigen: Dies sind die ersten Worte der ersten Sure des Qur’ān; insgesamt kommen sie einhundertvierzehnmal vor. Mit Ausnahme der Sure 9 (at-tauba – Die Umkehr) werden alle einhundertvierzehn Suren mit ihnen eingeleitet. Einzig in Sure 27 (al-naml – Die Ameise) kommt die Basmalah zweimal vor: einmal als Einleitung und ein weiteres Mal zu Beginn des Schreibens, das der Prophet Sulaiman (König Solomon) an Bilqis, die Königin von Saaba, sandte: 18 Basmalahs im modernen Stil Fenstergitter, Metallarbeit mit Qur’ān-Inschrift: Gewiß, es ist von Sulaiman und lautet: Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (27:30) Und so wird Bismillah ir_rahmān ir_rahīm, diese kurz ‚Basmalāh’ . genannte Wendung, viele Male täglich gesprochen: beim Aufwachen, beim Anziehen, vor der rituellen Waschung, vor dem ersten Schritt aus dem Haus, beim Betreten eines Hauses, vor dem Essen, vor Beginn einer Arbeit, vor dem Lesen eines Buches etc. – eben zu Beginn fast jeder positiven Handlung. Nicht gesprochen wird sie z.B. vor dem rituellen Schlachten; hier wird, dem Anlaß entsprechend, ar-Rahmān , ar-Rahīm . durch Allāhu Akbar ersetzt. Wichtiger Aspekt einer Namensgebung ist die Ehrung: Man gibt einem Neugeborenen oder auch einem Objekt (einem Haus, einer Erfindung etc.) den Namen eines Menschen, der dem Namensgeber etwas bedeutet oder eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt hat oder der von ihm geliebt wurde – zu seinem Gedenken, um ihn zu ehren, um ihn zu verewigen, da sein Name durch den neuen Träger erhalten bleibt. So bekommt oft der Sohn den Namen seines Vaters, damit die Erinnerung an ihn nicht verloren geht und er nicht in Vergessenheit gerät. Das Magische Quadrat der Basmalah Die Basmalah ist auch von zentraler Bedeutung bei der Herstellung und Verwendung von Talismanen, wie z.B. zum Schutz auf Reisen, vor Krankheiten, allem Üblen und Negativen. Hier ein Magisches Quadrat, das zu Schutzzwecken verwendet wird; nach dem Abjad-System dekodiert, ergeben die Zahlenwerte Bismillah. 4 9 6 5 3 1 18 1 Hadīth3 Bismillah ir_rahmān ir_rahīm . 1 Bismillah beim Essen und Trinken Beginnt mit bismillah und eßt mit der rechten Hand. Der Prophet Muhammad sagte: „Wenn jemand von euch . mit dem Essen beginnt, sollte er den Namen Allāhs, des Erhabenen (bismillahi ta‘ala) sprechen. Wenn er es zu Beginn vergisst (und sich später daran erinnert), sollte er sagen: bismillahi auwalahu wa akhirah – Im Namen Gottes, am Anfang und am Ende (meiner Mahlzeit).“ Hadīth1 Die Gefährten Muhammads sagten: „Oh Gesandter . Allāhs! Wir essen, aber werden nicht satt.“ Er sagte: „Vielleicht eßt ihr jeder für sich.“ Sie sagten: „Ja.“ Daraufhin sagte er: „Eßt gemeinsam und sprecht den Namen Allāhs (d.h., sagt: bismillah) und Er wird euch (das Essen) segnen.“ Hadīth2 Wenn wir die Gelegenheit hatten, beim Propheten während des Essens zu sein, fingen wir nie an, ehe nicht der Gesandte Allāhs angefangen hatte. Bei einer solchen Gelegenheit, als wir beim Propheten waren, kam ein Mädchen angelaufen. Da sie sehr hungrig war, wollte sie gleich essen, aber der Prophet hielt ihre Hand fest. Dann kam ein Araber vom Lande herein, und auch er stürzte sich auf das Essen, da er sehr hungrig war, doch der Prophet hielt auch seine Hand fest. Da sagte der Gesandte Allāhs: „Gewiß mag der Satan die Nahrung, über welcher der Name Allāhs nicht ausgesprochen wurde. Er brachte dieses Mädchen, um es (das Essen) für sich selbst genehm zu machen durch sie, doch ich packte ihre Hand, (als sie gerade essen wollte, ohne bismillah zu sagen). Danach brachte er diesen Araber vom Lande, um es (das Essen) für sich selbst genehm zu machen, doch ich packte auch dessen Hand. Bei Allāh, in dessen Händen meine Seele ist, gewiß habe ich die Hand des Satans auch in meinem Griff, zusammen mit ihren Händen.“ Dann sprach er: „‚bismillah –, Im Namen Allāhs, des Erhabenen‘, und begann zu essen.“ Hadīth4 Bismillah ir_rahmān ir_rahīm . Trinkt nicht in einem Zug wie ein Kamel, sondern trinkt, indem ihr zwei- oder dreimal absetzt. Hadīth Bismillah ir_rahmān ir rahīm in Form einer Birne . 19 Hudhud – Der Wiedehopf Dem Papagei schenkte Er ein goldenes Halsband, und den Wiedehopf erkor Er zum Verkünder des Weges. Attar7, Mantiq ut-Tair Bismillah ir_rahmān ir_rahīm . Sagt bisamillah, wenn ihr trinkt, und alhamdulillāh, wenn ihr aufhört. Hadīth5 Ein Fetzen Papier Bishr al-Hafi sah im Vorübergehen ein beschriebenes Stück Papier, das am Straßenrand im Schmutz lag, und sein Blick fiel auf eine Zeile, in der der Name Gottes geschrieben stand. Da bückte er sich, säuberte es, kaufte Duft, um es zu parfümieren und nahm es mit sich nach Hause, wo er es in eine Mauernische legte. In dieser Nacht hörte er eine Stimme, die sagte: „O Bishr, du hast Meinen Namen in dieser Welt mit Wohlgeruch versehen, und Ich werde den deinen in dieser Welt und in der nächsten mit Wohlgeruch versehen.“ Bismillah ir_rahmān ir_rahīm . Dem Propheten Dawud war die Gabe des Gesangs und des Psalmendichtens gegeben. Und wenn er des Morgens und des Abends sein Herz in seine Lieder legte, Gott dankte und Ihn pries, da stimmten die Berge und die Vögel in seine Gesänge ein: Und auch die in Scharen versammelten Vögel (38:19), und gemeinsam mit ihm wandten sie sich an Gott. Es war der Wiedehopf, der die Versammlung der Vögel eröffnete. Hudhud heißt er im Arabischen. Er war nicht unbedingt der klügste, nicht der stärkste, auch nicht der größte oder kämpferischste der Vögel. Aber sicherlich der geeignetste; er, der das Zeichen für den Namen Gottes, bismillah, auf seinem Schnabel trug. Er wußte um vielerlei Verborgenes. So wußte er Wasser zu finden da, wo keines zu sein schien. Er war der Botschafter, dem der Prophet Sulaiman (der Prophet Solomon) sein Vertrauen schenkte, der die Grenzen seines Reiches ausmaß und dessen Abwesenheit Sulaiman bemängelte. „Machen wir uns auf den Weg zu unserem König!“, appellierte er an die zahlreich versammelten Vögel. „Wir haben nämlich einen König! Sein Name ist Simurgh, und er lebt an einem unzugänglichen Ort hinter dem Gebirge Qaf.“ So beginnt Attars berühmte Parabel über die Vögel, die sich mit dem Wiedehopf als weisem und kundigem Wegbegleiter aufmachen, ihren geheimnisvollen König, den Simurgh, zu finden, von dem es heißt, daß alles, was sein Schatten erzeugt, sichtbar wird. Eine lange, mühselige Reise, die jeden von ihnen an seine Grenzen führt – und weit darüber hinaus: zu sich selbst. Viele starben auch unterwegs. Aber nach vielen langen Jahren war der Tag gekommen, da das verbliebene Häuflein von 30 Überlebenden am Palast des Königs anlangte, wo sie weitere Überraschungen erwarteten, ehe sie in der Lage waren, im gereinigten Spiegel ihres Herzens den Simurgh zu erblicken und zugleich zu erkennen, was Simurgh bedeutet, nämlich ‚dreißig Vögel‘. Am Ende spricht der Simurgh selbst zu ihnen: „Und doch bin ich mehr als dreißig Vögel – ich, die Essenz des Wahren!“ Ulu Çami, Bursa, Türkei Hu – Lā ilāha illā hu – ya man la huwa illā hu Er – es gibt keinen außer Ihm. Sowie: Alle Dinge sind von Gott. (4:78) 2 DHIKRULLAH INVOKATION – ANRUFUNG – GOTTGEDENKEN Dhikr – Erinnerung und Gottgedenken Es gibt für alles ein Poliermittel, das den Rost entfernt – und die Politur für das Herz ist das Erinnern an Gott. Hadīth Dhikrullah – Erinnerung an Gott – bezieht sich auf die Anrufung des Göttlichen Namens, bestimmte Litaneien oder Formeln. Der Qur’ān spricht häufig von Dhikr als Akt der Anbetung; den Theologen zufolge finden sich im Qur’ān insgesamt achtzehn Anwendungen für Dhikr. 20 Und gedenke des Namens deines Herrn und widme dich Ihm ganz allein. Und Allāhs zu gedenken ist gewiß größer. (73:8) Es ist das Licht des Herzens, das Leidenschaft und schlechte Stimmung verbrennt, und die Anrufung der Zunge wird schwächer, wenn das Herz sie übernimmt. Körper und Seele werden mit Licht erfüllt, und das Herz wird gereinigt von allem anderen als Gott. Bahaudin Walad, Vater des berühmten Jalaluddin Rumi, kommentiert: „Gott ist der, dessen Gedenken jedwede Freude bereitet. Und gelangst du zur Kontemplation Gottes, so kommt es dem gleich, als sähest du Ihn.“ Im Gedenken Allāhs werden die Herzen ruhig. (13:28) (29:45) Subhanallāh Die Praxis des Dhikr geht zurück auf die Qur’ān-Stelle: O die ihr glaubt, gedenkt Allāhs in häufigem Gedenken! (33:41), sowie auf eine vielzitierte Hadīth Muhammads : Da sitzt keine . Gesellschaft beieinander, um Allāhs zu gedenken, ohne daß die Engel sie umgeben und Segen auf sie herabkommt und Allāh ta‘ala sich ihrer als unter denen erinnert, die mit ihm sind. Ibn Arabi erläutert, daß Dhikr Anrufung bedeutet; geheime Kommunikation zwischen Gott und dem Anbetenden – und wer Gott anruft, befindet sich in Seiner Gegenwart gemäß der Hadīth Qudsī6: ‚Ich wohne der Anrufung dessen, der Mich anruft, bei‘. Im Gedenken Allāhs werden die Herzen ruhig. (13:28) Und gedenke des Namens deines Herrn des Morgens und des Abends. Und wirf dich in einem Teil der Nacht vor Ihm in Anbetung nieder und preise Seine Herrlichkeit einen langen Teil der Nacht hindurch! (76:25) Die Schleier fallen In seinem Werk Miftah al-falah wa misbah al-arwah schreibt Ibn Ata Allāh al-Iskandari, daß Erinnerung, die mittels der Zunge erfolgt, gegen den zuoberst liegenden Schleier hilft: Zunächst ruft Ihn der Anrufende unaufhörlich mit seiner Zunge an und strebt zugleich danach, daß auch sein Herz mit dabei sei, denn bliebe es sich selbst überlassen, würde es sicherlich durch die Täler des Denkens schweifen. Der Gesandte Allāhs sandte einst eine Abteilung aus, und als sie zurückkehrte, kam einer von ihnen und setzte sich zu uns – auf den Platz, auf dem der Gesandte Allāhs gesessen hatte. Er sagte zu seinem Nebenmann: „Du hättest uns sehen sollen, als wir auf den Feind trafen, und so und so durchbohrte einen von ihnen und sprach: ‚Nimm dies von mir, einem jungen Hilari!’ Wie findest du, was er gesagt hat?“ Er antwortete: „Ich denke, er verlor damit seine Belohnung.“ Eine andere Person, die dies zufällig hörte, bemerkte: „Ich finde das nicht schlimm.“ Die beiden begannen zu streiten, bis der Gesandte Allāhs sie hörte und sagte: „Subhan Allāh! Es schadet nichts, wenn er belohnt und gelobt wird.“ Formen des Erinnerns Allāhu akbar Erinnerung Gottes bedeutet, daß das Herz befreit ist von Ignoranz und Vergessen und sich so beständig Seiner Präsenz und Wahrheit bewußt ist. Erinnerung kann im Verborgenen oder offenkundig stattfinden, kann mit der Zunge, mit dem Herzen oder mit den Gliedern des Körpers erfolgen und wird vervollkommnet, indem diese Formen zugleich angewendet werden. Eine eingeschränkte Form des Sich-an-Gott-Erinnerns besteht darin, Seiner zu bestimmten Anlässen zu gedenken, so beispielsweise während und nach den fünf täglichen Gebeten, während der Pilgerreise, vor dem Schlafengehen und nach dem Aufwachen, vor dem Essen und wenn man auf ein Reittier steigt. Die uneingeschränkte Form des Erinnerns ist nicht orts- oder zeitgebunden oder von einem bestimmten spirituellen Zustand abhängig. Zu dieser Form des Erinnerns zählt die Lobpreisung Gottes mittels Formulierungen wie subhanallāh – Gott sei gelobt, alhamdulillāh – Gott sei gedankt, lā ilāha illā_llāh – Es gibt keinen Gott außer Gott, allāhu akbar – Gott ist groß. Es sind diese vier Formeln, die Gott, der Höchste, am meisten liebt. Jede davon, die ihr benutzt, wird euch schützen: subhanallāh, alhamdulillāh, lā ilāha illā_llāh und allāhu akbar. So bedeutet allāhu akbar – das in einigen Übersetzungen mit Gott ist groß, in anderen mit Gott ist größer wiedergegeben ist – nicht etwa, daß Gott größer wäre als etwas anderes, da es nichts gibt, das ihm beigesellt werden und somit mit ihm verglichen werden könnte. Al-Iskandari schreibt, daß allāhu akbar vielmehr bedeutet, daß Er größer ist, erheblich größer, als sich mit menschlichen Sinnen wahrnehmen oder mittels Verstand und Logik begreifen ließe – daß Er größer ist, erheblich größer, als daß Er von einem anderen als Ihm selbst erkannt sein könnte. Denn niemand kennt Gott als Gott selbst. Ein viermal wiederholtes allāhu akbar leitet den Ruf zum Gebet ein. Hadīth8 Ist Allāh nicht ausreichend für Seinen Diener? (39:36) 21 Anmerkungen Alle Zeitangaben, wenn nicht anders vermerkt: n. Chr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 000 Dieses historische Manuskript wurde hier trotz diverser Schreibfehler, und gerade wegen des Charmes der unbeholfenen Schrift abgebildet, denn es legt Zeugnis ab von volkstümlicher Frömmigkeit und dem Bemühen, Wissen zu erlangen – und sei es unter einfachsten Verhältnissen in bäuerlicher Umgebung. Überlieferung: Bukhari und Muslim Bericht: Wahschi ibn Harb, Überlieferung: Abū Dawud, 743, ebd. Bericht: A’isha, Überlieferung: Abū Dawud und Tirmidhi, 729 (Riyad-us-Salihîn – Gärten der Tugendhaften, hrsg. von an-Nawawī) Bericht: Hudhaifa, Überlieferung: Muslim, 732, ebd. Bericht: Hudhaifa, Überlieferung: Tirmidhi 758, ebd. gest. ca. 627/1229, persischer Mystiker aus Nischapur, Autor des Mantiq ut-Ta’ir Heiliger Ausspruch, bei dem Gott in erster Person durch den Mund Seines Propheten spricht, wobei es sich um geoffenbarte Gottesworte außerhalb des qur‘anischen Kodex handelt. Überlieferung: Muslim 38,2 (2137) Bericht: ‘Abdu-Rahman ibn Saiba, Überlieferung: Ibn Katir . sechs Fuß Überlieferung: Bukhari 57,15 Sheikh Sadi von Schiraz (1184-1283), Autor zahlreicher Werke, darunter Gulistan – der Rosengarten, übersetzt von Syed Omar Ali-Shah Dhu’l-nun Misri (180/245-796/859), ägyptischer Alchemist und Mystiker Bericht: Zayd ibn Arqam Überlieferung: Baihaqi Überlieferung: Tirmidhi, 8,7 (983) Murid – Schüler, Murshid – Lehrer Zeitgenosse Nizamuddin Aulias aus Bihar Sharif, Patna, Indien, Maktubat-i-Sadi, Hundert Briefe Bericht: Nu’man ibn Bishr, Überlieferung: Bukhari Bericht: Abū Umama Überlieferung: Tirmidi 45,87 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 419 Überlieferung: Bukhari, Muslim, Nasai und Ibn Magah Überlieferung: Muslim Das arabische Wort bayan bezeichnet: intelligente Sprache, eine klare Ausdrucksweise. Aischa berichtet zudem (Überlieferung: Abū Dawud), daß der Gesandte Allāhs immer in deutlicher Sprache zu sprechen pflegte, so daß diese von jedem, der sie hörte, verstanden wurde. Im Arabischen kann das Wort für ‚Sterne’ auch ‚Gräser’ bedeuten. wörtlich raihan: ‚Basilikum’ oder: ‚Lebensunterhalt’ Die beiden unterschiedlichen Sonnenauf- und Untergänge zur Sommer- und zur Winterzeit Süß- und Salzwasser Yussuf ‘Alī wählte in seinem Kommentar die spröde harte Koralle als Symbol der Juwelen dieser Welt und die schimmernde, weiche Perle als spirituelles Juwel des Jenseits. In einer von Bukhari, Ibn Magah und Ibn Hibban überlieferten Hādīth berichtet Abū al-Darda‘, daß Muhammad . zu diesem Qur‘an-Vers sagte: „Es gehört zu Seinen Angelegenheiten, daß Er eine Sünde vergibt, eine Not beseitigt, ein Volk erhöht und ein anderes erniedrigt“, und Bazzar fügte hinzu: „… und einer Bitte entspricht“. (Alusi) d.h. Versammlungen der Menschen und Dschinn nuhas bedeutet auch ‚schwarzer Rauch‘ Den Kommentaren von Yusuf Ali und Mawdudi zufolge ist es nicht erforderlich, sie zu befragen, da jeder Mensch sein Kennzeichen trägt, aus dem seine Stellung abgelesen werden kann. Die arabische Redewendung ‚Seine Stirnlocke ist in seiner Hand‘ bedeutet die völlige Unterwerfung eines Menschen unter einen anderen. d.h. das Feuer brennt, verbrennt sie aber nicht, und zu trinken bekommen sie nur siedendes Wasser (Yusuf ‘Alī) die Zeit fürchtet, da er vor Allāhs Gericht steht auch: ‚ein Paar‘ bzw. zwei Teile eines Paares d.h. die Rechtschaffenen Vers 38-40, übersetzt von Syed Omar Ali-Shah Bericht: Dscharir Ibn ‚Abdullah, Überlieferung: Bukhari, 6013 Bericht: Aswad ibn Yazid, Überlieferung: Bukhari, RuS 606 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Sahih Bukhari 5971 Überlieferung: Muslim Bukhari, RuS 341 Bericht: Amru ibn Schu’aib, Überlieferung: Abū Dawud und Tirmidhi, 355 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Sahih Bukhari 5997 Überlieferung: Sahih Bukhari 5998 Bericht: Abū Qatada al-Harith ibn Rib’i, Überlieferung: Bukhari, 231 Überlieferung: an-Nasai, Ibn Asakir, al-Hakim Bericht: Abdullah ibn Amru ibn al-As, Überlieferung: Bukhari, RuS 322 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 Seit dem Kalifat von Umar ibn Abdur-Rahmān ist dieser Quranvers Bestandteil jeder Freitagsansprache. . Bericht: Abus Usaid Mālik ibn Raba as-Sadi, Überlieferung: Abū Dawud, RuS 343 Überlieferung: Kanz und Dailami Überlieferung: Sahih Bukhari 6020 Bericht: Ibn Umar, Überlieferung: Abū Dawud und Tirmidhi, RuS 367 gest. 722/23 gest. 722 Bukhari, Muslim Überlieferung: Sahih Bukhari 6010 Überlieferung Bericht: Abdullah ibn Amru ibn al-As, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 625 Bericht: An-Nauwas, Überlieferung: Muslim, RuS 590 Bericht: Aischa, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 721 Überlieferung: Abū Dawud, RuS 722 Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 238 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari, RuS 878 und Sahih 89, 6222, 6223, 6224 Bericht: Abdullah ibn Busr, Überlieferung: Abū Dawud, RuS 745 Bericht: Abū Sa’îd al-Khudri, Überlieferung: Abū Dawud und Tirmidhi, RuS 813 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 420 Bericht: An-Nu’man ibn Baschîr, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 224 Überlieferung: Baghawi Überlieferung: Tirmidhi Bericht: Anas ibn Mālik Philosoph der aristotelischen Lehre der Metaphysik, lebte und wirkte in Bagdad, Ägypten, Damaskus (870-950) Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari, RuS 677 Bericht: Abū Sa’îd Abdur-Rahmān ibn Samura, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 674 . Bericht: Abū Mûsa al-Ash’ari, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 680 Bericht: Auf ibn Mālik, Überlieferung: Muslim, RuS 661 Bericht: Ali b. Sahl, Überlieferung: Tabari (gekürzt) Johannes der Täufer, dessen Haupt in der Umayyadenmoschee in Damaskus aufbewahrt wird, wo sich für lange Zeit auch das Haupt Husseins, des Enkelsohns Muhammads, im Schrein befand. . der Prophet Moses, Bruder von Aaron Berichte: Tabari und Ibn Ishaq (beide gekürzt) Bericht: Dschabir, Überlieferung: Muslim, RuS 429 Ali ibn Abū Talib (gest. 661), Neffe und Schwiegersohn des Propheten, Vierter Kalif Zamzam – Name des Brunnens nahe der Kaaba Überlieferung: Baghawi Überlieferung: Baghawi Überlieferung: Muslim Überlieferung: Tirmidhi Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 846 Überlieferung: Tirmidhi 45,7 Überlieferung: Tirmidhi Ibn as-Suni 211 Überlieferung: Tirmidhi, RuS 858 Bericht: Al-Miqdad, Überlieferung: Muslim, RuS 854 Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 604 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Muslim, RuS 378 Bericht: Abū Ayyub Al-Ansari, Überlieferung: Sahih Bukhari 6077 ‚Mann mit dem Bauch‘; At-Tufail war etwas beleibt. Überlieferung: Imam Mālik, Al-Muwatta, RuS 850 Überlieferung: Tirmidhi, RuS 55 Kathleen Göbel Ausspruch Muhammads, Überlieferung: Baghawi . Bericht: Anas, Überlieferung: Bukhari Bericht: Anas, Überlieferung: Bukhari und Muslim RuS 183 u. 236 Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Bukhari und Muslim, RuS 364 Berühmte Mystikerin des 8. Jh. aus Basra Überlieferungen: Tirmidhi 76, Bukhari, RuS 409 langer Übermantel Direkt angesprochen sind hier die beiden Gattinnen des Propheten, Hafsa und A’ischa. ‚Anstrengung‘, oft als ‚Heiliger Krieg‘ mißinterpretierter Begriff s. auch: 38:34 s. auch: 38:36 vgl. al-Ghazzali, Die kostbare Perle im Wissen des Jenseits Bericht: Abū Huraira, Überlieferung: Sahih Bukhari 6114 Überlieferung: Baghawi d.h. Sperma Bukhara, the Eastern Dome of Islam, Gangler, Gaube, Petruccioli dies., Bukhara, the Eastern Dome of Islam Kathleen Göbel dies., Bukhara, the Eastern Dome of Islam dies., Bukhara, the Eastern Dome of Islam dies., Bukhara, the Eastern Dome of Islam Bericht Abū Huraira, Überlieferung: Muslim, RuS 422 Überlieferung: Bukhari, Maz’alīm Muslim, RuS 159 000-0-0000000-0-0