Rede von Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel auf der
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Rede von Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel auf der
1 Rede von Oberbürgermeister Dr. Klaus Weichel auf der Maikundgebung des DGB im Volkspark, 1.Mai 2015 Liebe Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, liebe Bürgerinnen und Bürger, ich begrüße Sie herzlich zur diesjährigen Maikundgebung. Der heutige 1. Mai steht wie immer ganz im Zeichen von Solidarität und Toleranz. Das gilt nicht nur für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die den Tag der Arbeit begründet haben. Eine humane, demokratische, eine plurale Gesellschaft baut insgesamt auf Werte wie Toleranz und Solidarität auf. Werte, denen wir uns verschrieben haben. Es ist daher für mich ein gutes Zeichen, dass so viele Gewerkschaftsmitglieder, aber auch Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ihren Familien hierhergekommen sind, um gemeinsam diesen Tag zu begehen und gemeinsam Flagge zu zeigen. Unser Motto lautet „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“. Die Gewerkschaften stehen seit 125 Jahren als Garant für die Humanisierung unserer Arbeitswelt, für das Schaffen und den Erhalt von Arbeitsplätzen, für gerechte Löhne und gute Arbeitsbedingungen, für Mitbestimmung. 2 Für die Wahrnehmung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe danken wir Euch. Ich habe es in meiner Tätigkeit erfahren dürfen, was es bedeutet, starke Gewerkschaften an der Seite zu haben. Und 2015 ist ein gutes Jahr für Gute Arbeit. Denn wir können nicht nur sagen: Arbeit hat einen Wert. Sondern: Dieser Wert drückt sich endlich wieder in einem Lohn aus, von dem man leben kann. Dafür habt Ihr, dafür haben wir lange gekämpft. Dafür sind euch die Menschen zu Dank verpflichtet. Experten zum Trotz, die orakelt hatten, die Arbeitslosigkeit werde sprunghaft ansteigen. Denn das Gegenteil ist eingetreten: Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter – auch in Kaiserslautern. Nie hatten so viele Frauen und Männer gute, sozialversicherte Arbeit in Deutschland. Das zeigt: Der Mindestlohn funktioniert und vernichtet keine Arbeitsplätze! Ich bin stolz darauf, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal einen Tag der Arbeit feiern, an dem sich Millionen Frauen und Männer nicht mehr krumm machen müssen für Löhne, die zum Teil unter sechs oder sogar fünf Euro lagen, die dazu geführt haben, dass Menschen nicht von ihrer Arbeit leben können und auf Transferleistungen angewiesen sind. Dafür mein ausdrücklicher Dank! Was Ihr tut, ist spitze! 3 Meine Damen und Herren, derzeit treibt die Kommunen, viele caritative Gruppen, aber auch die Gewerkschaften, ein weiteres, gesamtgesellschaftliches Problem um, das unser aller Solidarität erfordert. Ich rede von der großen Zahl asylsuchender Menschen, die unsere Städte erreichen. Wir sehen tagtäglich ganz unmittelbar die Folgen größter Not: Wir erleben, dass Menschen zu uns kommen und Schutz suchen: Frauen, Männer, Kinder. Flüchtlinge aus Syrien zum Beispiel oder aus dem Irak, die sich vor dem Hunger, Leid und Elend des Krieges in Sicherheit bringen wollen. Sie fliehen vor Verfolgung, Folter, Vergewaltigung, vor unvorstellbaren Grausamkeiten, vor dem Tod. Und viel zu viele finden den furchtbaren Tod im Mittelmeer. Diese Menschen erreichen uns traumatisiert, krank. Sie haben ein Recht auf Obhut und Aufnahme in unsere Gesellschaft! Natürlich ist es eine Herausforderung für unsere Städte und Gemeinden nun Unterkünfte, Gesundheitsversorgung, Sprachkurse, Kinderbetreuung und Bildung zu organisieren. Wir rechnen in diesem Jahr mit mehr als 600 Personen, die der Stadt Kaiserslautern zugewiesen werden. Wenn Sie mich fragen, wie wir damit umgehen, kann ich Ihnen nur eine Antwort geben: Wir werden alles dafür tun, diese Leute hier in KL willkommen zu heißen! Das bedeutet nicht nur, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. 4 Der Betreuungsaufwand gerade für Neuankömmlinge ist riesig und die Leute brauchen Hilfe. Hilfe auf vielen verschiedenen Ebenen. Und ich kann Ihnen mit Stolz sagen: Diese Hilfe gibt es! Die Art und Weise, wie sich das ASZ und die vielen anderen Hilfsorganisationen für die Flüchtlinge engagieren, ist in höchstem Maße lobenswert und vorbildlich. Darüber hinaus gibt es private Hilfsangebote in Vielzahl. Es hat sich eine tolle Hilfskultur und Hilfsstruktur entwickelt. In der ganzen Stadt bringt sich bereits eine große Zahl von Ehrenamtlichen in die Flüchtlingsarbeit ein, etwa in Form von Sprachkursen oder sonstigen Betreuungsangeboten. Sachspenden gibt es im Übermaß. Das ist ein ermutigendes Zeichen, dass Kaiserslautern seinem Ruf als weltoffene Stadt gerecht werden kann! Sehen wir das Eintreffen von Flüchtlingen nicht als Aufgabe, sehen Sie es als Chance! Eine Chance für eine buntere Stadtkultur und auch als Chance für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Wir brauchen dringend junge Leute und müssen den Zuzug von hochqualifizierten Menschen als Chance begreifen! Da wird niemals irgendwer irgendjemandem seinen Arbeitsplatz wegnehmen, um mit diesem Vorurteil mal aufzuräumen. Lassen Sie sich von den rechten Parolen, die seit Monaten verstärkt durch die Öffentlichkeit geistern, nicht beeindrucken! 5 Wir beobachten: Wieder einmal versucht die rechte Szene diesen Tag für sich umzudeuten und zu vereinnahmen. Dass das in vielen Städten und natürlich auch bei uns in KL NICHT im geringsten klappt, das zeigt die heutige Veranstaltung und die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer! Das ist großartig, vielen Dank dafür! So zeigt sich Kaiserslautern am 1. Mai! Und das ist enorm wichtig, denn 2015 steht unter ganz besonderen Vorzeichen. In diesem Jahr hat der 1. Mai aufgrund der Pegida Bewegung eine noch größere Bedeutung, noch mehr Gewicht. Mit der Gründung der Pegida Initiative und ihren Abkömmlingen Fragida und Kagida hat sich eine neue Welle der Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit bei uns etabliert, die zum Glück bei einem Großteil der Bevölkerung auf Ablehnung und auch auf aktiven Widerstand stößt, und zwar auf breitesten. Was sich in Dresden, Dortmund, Frankfurt und anderen Städten seit Ende letzten Jahres abgespielt hat, das ist beschämend, das ist erschreckend, aber das ist auch meilenweit weit weg vom Denken der Menschen!! Wir in Kaiserslautern stehen alle geschlossen gegen jede Gründung solcher Initiativen!!! Unser Kaiserslautern bleibt sauber! Wir dulden hier in Kaiserslautern und der Region keinerlei Fremdenfeindlichkeit!!! Wir lehnen Rechtsradikalismus, wir lehnen Intoleranz und wir lehnen jegliche Art von Gewalt rigoros und geschlossen ab! 6 Meine Damen und Herren, unser Motto heute lautet: „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“. Das geht weiter. Ich sage: „Die Gesellschaft der Zukunft gestalten wir“! Zeigen Sie weiterhin Flagge, auch gegen rechts! Ich versichere Ihnen unsere Solidarität! Das ist nicht das Mindeste, was wir tun können, sondern das Selbstverständlichste! In diesem Geist danke wünsche Ich Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Einsatz und danke Ihnen für Ihr Engagement.