Thema Osteoporose - Das Pius

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Thema Osteoporose - Das Pius
DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg
pius
A K T U E L L
2. 2007
Seite 4
Thema
Osteoporose
Seite 12
Kompetenzzentrum Lunge
Seite 16 Tierische Helfer
Liebe Leserinnen
und Leser,
HOF APOTHEKE
und schon ist der Sommer beinahe
wieder zu Ende. Eigentlich hat er in
diesem Jahr gar nicht so richtig
stattgefunden. Hoffentlich haben
Sie die Stunden ohne Regen aber trotzdem nutzen
können und sich reichlich an der frischen Luft bewegt. Dann haben Sie nämlich das bestmögliche
zur Vorbeugung gegen Osteoporose getan. Wir
brauchen Sonne und Bewegung, und zwar in
jedem Alter, um unsere Knochen zu stärken.
Ihr Ansprechpartner für:
Was Sie sonst noch tun können, um sich möglichst vor den schlimmen Folgen des Knochenschwundes zu schützen, lesen Sie in unserem Titel-Thema. Osteoporose ist inzwischen schon fast
eine Volkskrankheit. Bitte nutzen Sie die Vorsorge-Untersuchungen, die leider bisher noch nicht
von den Krankenkassen übernommen werden.
Und, wie gesagt, gehen Sie viel an die frische Luft.
Fachkompetente Beratung
in allen Gesundheitsfragen
P r ü f u n g d e r N e b e n - u n d We c h s e l wirkungen Ihrer Arzneimittel
Dabei kann Ihnen vielleicht auch ein Haustier behilflich sein. Die Verantwortung für ein Tier hilft,
den inneren Schweinehund zu überwinden – und
sich damit selbst Gutes zu tun. In unserem Artikel
über „Tierische Helfer“ erfahren Sie, wie manche
Tiere erfolgreich zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden.
Reisemedizin
Gezielte Tipps und Ratschläge
Insgesamt hoffen wir, Ihnen wieder eine abwechslungsreiche, lesenswerte und informative PIA zusammengestellt zu haben. Vielleicht erleben wir ja
noch ein paar Sonnentage, und Sie können sie
draußen auf dem Balkon oder wenigstens am offenen Fenster lesen.
Professionelle Pflegeund Make-up-Beratung
Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung
Zuverlässigen und schnellen
Lieferservice
IMPRESSUM
Ihre Elisabeth Sandbrink
Auf einen Blick
4 Osteoporose:
Wenn Knochen knacken
8 Historie: Arabische Heilkunde
10 Ernährungsberatung: Fettarm
12 Abteilungen stellen sich vor:
Pneumologie
15 Pius intern: Personalien
– Kurz notiert
16 Tierische Helfer
18 Brustkrebs – Was Frauen
wirklich wissen wollen
19 Fachfortbildung: Neue Erkenntnisse zur Krebstherapie
20 Pflege: Mit Kompetenz
und Zuneigung
22 Kunst und Kultur
24 „Das Leben leben kann man
nur vorwärts …“
HERAUSGEBER
Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.)
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
KONTAKT
[email protected]
www.pius-hospital.de
CHEFREDAKTION
Isabelle Yeginer
REDAKTION
Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink,
Michael Dernoscheck, Sabine Böhmer
FOTOS
Robert Geipel
L a n g e S t r a ß e 7 7 · 2 612 2 O l d e n b u r g
Te l e f o n ( 0 4 41 ) 2 71 3 2 · F a x ( 0 4 41 ) 9 9 8 7 5 0 5
w w w. h o f - a p o t h e k e - o l d e n b u r g . d e
BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG
Schwanke/Raasch graphik design, Hannover
Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck
2.2007 | 3
GESPRÄCHSTHEMA
Die Weltgesundheits-Organisation WHO hat das Jahrzehnt der Knochen
und Gelenke ausgerufen. Aus gutem Grund. Krankheiten des Bewegungsapparates
werden immer mehr zum Gesundheitsrisiko Nummer 1. Schon heute gibt es bei uns
mehr Osteoporose-Kranke als Diabetiker.
d
WENN
KNOCHEN
KNACKEN
Volkskrankheit Osteoporose
4 | 2.2007
Und alle 3,5 Minuten bricht in Deutschland ein Rückenwirbel.
ie Krankheit kommt schleichend,
und das ist das Tückische an ihr. Wer
sie verstehen will, muss eine Vorstellung
von der Struktur der Knochen haben.
„Knochen gewinnen ihre Stabilität durch
eine starke verzweigte Bälkchen-Struktur“,
erklärt der Orthopäde Rainer de Barse am
Rande des Patientenforums „gesund zu
wissen“ im Pius-Hospital. „Beim gesunden
Knochen sind alle Balken relativ stark und
lassen nur wenige Zwischenräume. Wenn
Sie hingegen das Röntgenbild eines Osteoporose-Knochens betrachten, haben Sie
das Gefühl, da pfeift der Wind durch das
Gebälk. Die ursprünglichen Strukturen des
Knochens bestehen immer noch, aber die
Bälkchen sind immer dünner geworden.
Jahrelang geht das gut, hält das Netzwerk
die Stabilität, obwohl es in sich immer weniger wird. Aber eines Tages kommt der
Moment, wo alles in sich zusammenbricht.
Dann reicht schon eine kleine Erschütterung und der Knochen bricht.“
Tatsächlich kommt es vor, dass Osteoporose-Patienten sich einfach beim Husten oder
Niesen eine Rippenfraktur zuziehen. Oder
dass Wirbel brechen, weil man eben einen
Wäschekorb aus dem Keller holen wollte.
Der Grund für den „Knochenschwund“
wie die Osteoporose im Volksmund heißt,
ist ein veränderter Knochenstoffwechsel.
„Knochen sind wie alle anderen Organe des
Körpers ein lebendiges Gewebe“, erklärt
Prof. Dr. Djordje Lazovic, Direktor der Klinik für Orthopädie im Pius-Hospital. „Zellen werden aufgebaut, üben eine Weile ihre tragende Funktion aus, werden wieder
abgebaut und neue Zellen entstehen. Bis zu
unserem 30. Lebensjahr etwa bauen wir
mehr Knochenmasse auf als wir abbauen.
Wir werden also körperlich immer stabiler.
Ab dem 40. Lebensjahr hingegen überwiegt der Abbau.“
Mit steigendem Alter steigt deshalb das Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln. Besonders bei Frauen geht der Abbau nach
der Meno-Pause zum Teil rasant. Gesundheitsexperten schätzen, dass jede 3. Frau
über 60 und sogar zwei Drittel aller Frauen
über 70 von Osteoporose betroffen sind.
Männer haben von Natur aus eine höhere
Knochendichte als Frauen und stehen deshalb deutlich sicherer da. Nur etwa 20 Prozent aller Osteoporose-Patienten sind Männer. Eine mögliche Erklärung für diesen
Unterschied könnten die Geschlechtshormone liefern. Offensichtlich schützt Östrogen (bei Frauen) und Testosteron (bei Männern) vor einem allzu starken Knochenabbau. Weil bei Frauen die Östrogen-Produktion in den Wechseljahren zum Erliegen
kommt, Männer aber bis ins hohe Alter
Testosteron ausschütten, leiden sie seltener
unter Knochenschwund. Und wenn doch,
dann sind meistens äußere Faktoren
schuld: zu hoher Alkohol- oder Zigarettenkonsum oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten, die den Knochenabbau
begünstigen.
„Osteoporose war schon immer vor allem
eine Frauenkrankheit“, unterstreicht
Djordje Lazovic. „Aber es ist zumindest ein
großer Fortschritt, dass sie inzwischen
überhaupt als Krankheit anerkannt wurde.
Bis vor zwei-drei Jahrzehnten galt es als
ganz normale Alterserscheinung, dass unsere Großmütter mit den Jahren immer
kleiner wurden.“ Viele wussten nicht, dass
sich ihre Wirbelsäule immer weiter verkürzte, weil die einzelnen Wirbel buchstäblich einbrachen. Der Brustkorb sackte nach
unten. Im Extremfall landete der untere
Rippenbogen schließlich auf den Beckenknochen. Auch der so genannte „Witwenbuckel“ ist eine Folge von Wirbelbrüchen
und gehört zum Erscheinungsbild der
Osteoporose“, so Lazovic. „Heute wissen
wir, dass dies kein gottgegebenes Schicksal
ist. Es ist nicht gottgegeben, dass Knochen
im Alter immer häufiger brechen. Osteoporose kann erkannt und behandelt werden. Es gibt heutzutage sehr gute Medikamente, die den Verlauf zumindest aufhalten können.“
Aber auch heute noch dauert es häufig zu
lange, bis betroffene Frauen zum Arzt ge-
hen. Sie leiden meist schon über mehrere
Monate unter Rückenschmerzen, haben
aber den genauen Moment, als ein Wirbel
brach, oft nicht wahrgenommen. Der
Hausarzt wird erst einmal Wärme und
Schmerztabletten verschreiben. Therapien,
die für einen gewisse Zeit tatsächlich helfen. Wenn es jedoch anhaltend nicht besser
wird, muss dringend eine Röntgenuntersuchung gemacht werden. Oft fällt erst dann
auf, dass ein oder mehrere Rückenwirbel
gebrochen sind. Im Krankenhaus wird der
Rücken stabilisiert. In manchen Fällen
kann eine kleine, minimal-invasive Operation, die so genannte Kyphoplastie, schnell
die Schmerzen nehmen. Auf jeden Fall bekommen die betroffenen Patientinnen ein
Korsett angepasst, das weitere Wirbelbrüche verhindern soll. „Und natürlich gibt
es Medikamente, die einen weiteren Knochenabbau bremsen können“, verspricht
Djordje Lazovic. „Aber die medikamentöse
Therapie hätte besser schon sehr viel früher
eingesetzt werden sollen. Man kann gegen
Osteoporose etwas tun, bevor überhaupt
die ersten Knochen brechen.“
Je früher Osteoporose erkannt wird, desto
besser kann sie behandelt werden. „Dafür
muss die Krankheit in das Bewusstsein der
Öffentlichkeit gerückt werden“, verlangt
Rainer de Barse. Viele niedergelassene Orthopäden verfügen über die Instrumente,
Osteoporose in einem sehr frühen Stadium
zu diagnostizieren. Zentrales Thema ist dabei die so genannte Knochendichte-Messung (DXA). Sie gibt zuverlässig Auskunft
über die Stabilität der Knochen. Wenn regelmäßig eine Knochendichtemessung gemacht wird, gibt sie außerdem einen
Überblick über die Geschwindigkeit des
Abbaus.
„Wir empfehlen grundsätzlich jeder Frau
über 60, eine Knochendichtemessung zu
machen“, so Rainer de Barse. „Je nachdem,
wie das Ergebnis ausfällt, raten wir ihr
dann, vielleicht in ein, zwei, oder fünf Jahren wieder nachsehen zu lassen.“
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GESPRÄCHSTHEMA
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die
Knochendichte zu bestimmen. Die weltweit am weitesten verbreitete Methode ist
die so genannten Dualröntgen-Absorptiometrie (DXA), die bei geringer Strahlenbelastung eine kurze und schmerzlose Messung an Wirbelsäule oder Schenkelhals ermöglicht. Durch den Einsatz von Röntgenstrahlung wird der aktuelle Kalzium-Gehalt des Knochens gemessen und mit dem
durchschnittlichen Kalzium-Gehalt bei
einer jungen Frau verglichen, bei der der
Knochenabbau noch nicht begonnen hat.
Die Abweichung des eigenen Wertes vom
Vergleichswert wird T-Wert genannt. Die
Weltgesundheitsorganisation hat für diesen
T-Wert folgende Richtschnur festgelegt:
❚ Ist der T-Wert größer als -1, ist die Knochendichte normal.
❚ Bei einem T-Wert zwischen -1 und -2,5
liegt eine Vorstufe der Osteoporose vor, die
so genannte Osteopenie.
❚ Ein T-Wert von unter -2,5 weist auf eine
Osteoporose hin.
Der Dachverband der Deutschen Osteologischen Gesellschaften hat Leitlinien erlassen, die sich ausschließlich an den Ergebnissen der nach DXA-Methoden ermittelten Knochendichte orientieren. Die Leitlinien geben Behandlungsrichtlinien für die
einzelnen Stadien und unterschiedlichen
Formen der Osteoporose vor.
Interview mit Klinikdirektor
Prof. Dr. Djordje Lazovic
❯❯ Ist Osteoporose eine Volkskrankheit?
❮❮ Lazovic: In gewisser Weise kann man es so bezeichnen.
Allein in Deutschland sind gut sechs Millionen Menschen
davon betroffen. Und, was vielen Menschen immer noch
nicht so richtig klar ist: Osteoporose ist tatsächlich eine
Krankheit. Knochen müssen nicht zwangsläufig im Alter
immer häufiger brechen, und vor allem muss die Wirbelsäule nicht nach und nach in sich zusammensacken und solche Schmerzen verursachen,
dass der Patient sich schließlich nicht mehr rühren kann.
❯❯ Sondern?
❮❮ Lazovic: Osteoporose kann erkannt und behandelt werden.
❯❯ Und das wird sie nicht?
❮❮ Lazovic: In Europa kommt es zu gut 430.000 Wirbelbrüchen pro Jahr, die durch
Osteoporose bedingt sind. Aber nur gut die Hälfte davon wird überhaupt diagnostiziert.
Und selbst wenn wir es mit eindeutigen Diagnosen zu tun haben, wird allzu häufig nur
das Symptom – also der jeweilige Knochenbruch – behandelt. Nicht aber die Grunderkrankung, die Osteoporose selbst.
❯❯ Was muss sich da ändern?
❮❮ Lazovic: Wir Ärzte in Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen müssen Hand in
Hand arbeiten. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Patienten besser und ausführlicher über die Krankheit an sich und ihre Folgen aufgeklärt werden. Und sie müssen wissen, dass sie etwas gegen die Krankheit tun können.
❯❯ Welche Schritte empfehlen Sie konkret?
❮❮ Lazovic: Vor allem frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen. Wer rechtzeitig zur Hormon- und Knochendichtemessung geht, kann möglicherweise mit einer Behandlung
beginnen, bevor es zu ersten Knochenbrüchen kommt. Mit modernen Medikamenten
können wir den Krankheitsverlauf zumindest deutlich abschwächen. Im Krankenhaus
sehen wir dann hoffentlich nur noch die wenigsten Osteoporose-Patienten.
❯❯ Woran liegt es, dass Patienten die Vorsorgemöglichkeiten nicht ausschöpfen?
❮❮ Lazovic: Leider zahlt die Krankenkasse die Knochendichtemessung nur, wenn es bereits zu einem oder mehreren Knochenbrüchen gekommen ist, also ein begründeter
Verdacht auf Osteoporose besteht.
❯❯ Raten Sie Patienten, die Vorsorgeuntersuchung selbst zu finanzieren?
❮❮ Lazovic: Eine Knochendichtemessung kostet beim Niedergelassenen Orthopäden um
die 46 Euro. Das ist nicht die Welt. Aber ich finde trotzdem, dass der Osteoporose-Check
ebenso eine Kassenleistung sein sollte wie die vorbeugende Blutdruck- oder Zucker-Diagnose. Schließlich ist es auch im Interesse der Allgemeinheit. Denn die Kosten, die durch
vermeidbare Knochenbrüche und Pflegebedürftigkeit bei zu spät erkannter Osteoporose führen, sind nicht zu unterschätzen.
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„Wenn der Knochenschwund erst im Entstehen ist, kann es zunächst einmal ausreichen, die Lebensgewohnheiten zu ändern“,
macht Rainer de Barse seinen Patienten
Mut. „Achten Sie vor allem auf eine kalziumreiche Ernährung und bewegen Sie sich
viel an der frischen Luft.“
Kalzium ist der wichtigste Bestandteil des
Knochens. Der Körper benötigt rund 1.000
mg davon pro Tag. Besonders reich an Kalzium sind Milch und Milchprodukte, Salate und Gemüsesorten wie Rucola, grüner
Kohl oder Broccoli und bestimmte natriumarme Mineralwasser. Bewegung regt den
Knochenaufbau an. Und das Sonnenlicht,
das unser Körper bei Aktivitäten außerhalb
geschlossener Räume aufnimmt, hilft dem
Körper, Vitamin D zu produzieren, das
ebenfalls für den Knochenstoffwechsel unverzichtbar ist. Denn Vitamin D ist nötig,
damit Kalzium überhaupt vom Körper aufgenommen werden kann.
„In orientalischen Ländern erleben wir
recht häufig Osteoporose bei Frauen“, berichtet Rainer de Barse, um die Bedeutung
des Sonnenlichtes zu verdeutlichen. „Zwar
gibt es dort Sonne satt – doch die Frauen,
die sich aus religiösen Gründen komplett
verschleiern, möglichst noch in Schwarz,
bekommen nichts davon ab.“ Vitamin D
wird zusätzlich auch über die Nahrung gewonnen. Reich an Vitamin D sind Fisch
(z.B. Sardinen, Thunfisch), bzw. der aus
Fisch gewonnene Lebertran, Eier, Pilze und
manche Margarine.
„Sie sollten übrigens ruhig schon in jungen
Jahren auf kalziumreiche Ernährung, Bewegung und Sonnenlicht achten“, empfiehlt
de Barse. „Je mehr Substanz Sie aufgebaut
haben, bevor der Abbau beginnt, desto länger können Sie beschwerdefrei leben.“ Wie
wichtig seine Empfehlungen sind, zeigen
übrigens neue Zahlen aus Amerika: „Wir
erleben dort immer mehr Kinder, die an
Osteoporose erkranken. Das sind die Kids,
die den ganzen Tag vor dem Computer hängen, also weder Bewegung noch Sonnenlicht genießen, und sich ausschließlich von
Cola und Fastfood ernähren.“
Hamburger und Co. verhindern nämlich
durch ihren hohen Phosphorgehalt, dass
Kalzium in den Knochen eingelagert wird.
Besonders viel Phosphor ist in Schweinefleisch, Wurstwaren, Schmelzkäse, koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee oder Cola
und in den Konservierungsstoffen von Fertiglebensmitteln enthalten. Auch Kakao,
Schokolade, schwarzer Tee und Nüsse
blockieren die Kalziumaufnahme. Sie enthalten Oxalsäure, die Kalziumionen bindet.
„Vermeiden Sie außerdem Salz im Übermaß, Fett und vor allem
Alkohol und Nikotin“,
„Vermeiden Sie außerdem Salz im Übermaß, Fett und vor allem Alkohol und Nikotin“, rät Rainer de Barse.
Alkohol sorgt bereits in geringen Mengen
dafür, dass der Körper zu viel Kalzium ausscheidet. Langjährige Alkoholiker haben
deshalb ein vielfach erhöhtes Risiko an
Osteoporose zu erkranken. Ebenso erhöhen manche Medikamente das Osteoporose-Risiko. Insbesondere, wer über einen längeren Zeitraum Kortison einnehmen muss – zum Beispiel weil er unter
Rheuma oder unter Asthma leidet -, sollte
sich begleitend Kalzium- und Vitamin DPräparate verschreiben lassen.
Kalzium und Vitamin D-Präparate und so
viel wie möglich Bewegung und Sonnenlicht sind die Basis-Therapie in jedem Stadium der Osteoporose. Dazu können gezielt Medikamente gegeben werden, die
den Knochenabbau bremsen.
Am häufigsten werden Medikamente mit
Bisphosphonaten als Wirkstoff verordnet.
Sie haben relativ wenige Nebenwirkungen,
sind in der Regel gut verträglich und auch
über viele Jahre zuverlässig wirksam. Bisphosphonate bremsen den Knochenabbau,
indem sie die für die dafür zuständigen
Osteoklasten hemmen, und stärken die
Knochenstruktur.
Und auch noch andere Wirkstoffe können
bei Osteoporose erfolgreich eingesetzt werden. Zum Beispiel
❚ selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERMs), die die Wirkung des Geschlechtshormons Östrogen nachahmen.
❚ das körpereigene Hormon Calcitonin,
das den Knochenabbau hemmt und zugleich schmerzstillende Wirkung hat.
❚ Strontium-Ranelat, das den Knochenabbau hemmt und die Struktur der Knochen
stabilisiert.
All diese Wirkstoffe verursachen zum teil
auch unangenehme Nebenwirkungen, des-
halb muss immer sorgfältig abgewogen
werden, welche Therapie in Frage kommt.
„Wir setzen solche Medikamente heute viel
gezielter ein als früher“, betont de Barse.
„Ein Knochendichte T-Wert von -2,5 oder
schlechter bedeutet heute noch nicht unbedingt, dass Sie Medikamente nehmen müssen. Wir schätzen Ihr persönliches Risiko
ab und beziehen es in die Entscheidung
über eine individuelle Therapie mit ein.
Wichtig ist, dass Sie eine MedikamentenTherapie, wenn wir sie beginnen, auch über
Jahre konsequent fortführen. Richtig angewandt können wir mit Medikamenten das
Knochenbruch-Risiko um bis zu 50 Prozent senken.“
Und das bedeutet deutlich weniger Schmerzen, deutlich bessere Mobilität und deutlich
weniger Krankenhaus-Aufenthalte.
„Im Krankenhaus bekommen wir Osteoporose-Patienten vor allem dann zu sehen,
wenn alle Medikamenten-Therapien nicht
ausgereicht haben, bzw. wenn die Vorbeugeuntersuchungen und medikamentösen
Möglichkeiten nicht konsequent ausgeschöpft wurden“, bestätigt Djordje Lazovic. Und dann wird es häufig richtig ernst
für die Patienten. Ein Oberschenkel-Halsbruch kann ggf. eine vorübergehende Pflegebedürftigkeit bedeuten. Und auch Wirbelbrüche schränken die Lebensqualität
meistens erheblich ein. „Das vorherrschende Gefühl bei diesen Patienten ist häufig
Angst“, schildert Sozialarbeiterin Doris
Ziervogel. „Sie erleben den Knochenbruch
als plötzlichen Einbruch in ihrem Leben,
sie fragen sich: ‘Welcher Knochen bricht
als nächster und zu welchem Zeitpunkt?,
Werde ich mit dauerhaften Schmerzen leben müssen?, Werde ich durch die Osteoporose pflegebedürftig werden?’“
Doris Ziervogel und ihre Kollegin Ulrike
Schmidt-Baumscheiper nehmen sich bei
Bedarf Zeit, um mit den Patienten die neue
Situation zu besprechen. Ein Teil der Veränderung ist zum Beispiel das bereits im
Krankenhaus verordnete und dort durch
Mitarbeiter eines Sanitätshauses individuell angepasste Stützkorsett. Es ist so konstruiert, dass es die Wirbelsäule vor ruckartigen Bewegungen und Belastungen
schützt und den Körper stabilisiert.
„Wenn der Patient das Korsett wirklich
konsequent trägt, kann das durchaus auch
wieder ein Mehr an Lebensqualität bedeuten“, betont Ulrike Schmidt-Baumscheiper.
Vielen betroffenen Patienten helfen die Sozialarbeiterinnen auch, ihre Lebenssituation nach dem Krankenhausaufenthalt neu
zu überdenken, zum Beispiel bei der Frage
‘Wieviel Unterstützung brauche ich in Zukunft?’ „Viele Patienten machen sich Sorgen, dass sie Schwierigkeiten haben werden, den Alltag ohne Hilfe zu bewältigen.
Gleichzeitig befürchten sie, ein ‚Pflegefall'
zu werden“, erlebt Doris Ziervogel immer
wieder in den Gesprächen. „Wir besprechen mit dem Patienten gemeinsam realistische Lösungen, die so viel Selbständigkeit
wie möglich und so viel Unterstützung wie
notwendig bieten.“
In manchen Situationen reichen vorübergehende ambulante Hilfen, in anderen Fällen
können auch stationäre Versorgungen erforderlich werden. Wünschenswert ist
auch eine Beteiligung der Angehörigen bei
der Weiterversorgung.
„Natürlich unterstützen wir die Patienten
auch bei den notwendigen Antragsverfahren für die gemeinsam mit ihnen geplante
Weiterversorgung.“,
erklärt
Ulrike
Schmidt-Baumscheiper.
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HISTORIE
Arabische Heilkunde
„Allah hat keine Krankheit herabkommen
lassen, ohne dass Er für sie zugleich
ein Heilmittel herabkommen ließ”
Während das christliche Abendland im sprichwörtlichen „finsteren Mittelalter“ steckte,
erlebten in den arabisch beeinflussten Gebieten Naturwissenschaft, Forschung und Lehre
eine strahlende Blütezeit. Noch bis ins 17. Jahrhundert gehörten die Werke arabischer Ärzte
zur Pflichtlektüre jedes Medizin-Studenten.
Arabische Heilkunde
w
ir schreiben das Jahr 1192. Englands strahlender König Richard
Löwenherz hat ein Heer von Kreuzrittern
ins Heilige Land geführt und lagert vor
Jerusalem, das er gelobt hat, aus der Hand
des Sultans Saladin zu befreien. Doch kurz
vor dem Ziel droht der kämpferische König
zu scheitern. Eine seltsame Krankheit hat
ihn niedergestreckt. Er kann sich kaum
mehr von seinem Krankenlager erheben.
Jetzt bietet sich für Saladin die Gelegenheit,
die Kreuzfahrer endgültig zu besiegen.
Aber er nutzt die Schwäche seines Widersachers nicht aus. Stattdessen sendet er seine besten Mediziner in das Lager der Christen. Und die können tatsächlich helfen.
Richard Löwenherz leidet an Skorbut, einer Krankheit, die durch akuten VitaminC-Mangel hervorgerufen wird. Saladins
Ärzte verordnen ihm frisches Obst, und
kurz darauf ist der Kreuzfahrer-König wieder gesund und munter.
So schön diese Geschichte auch ist, sie
gehört vermutlich ins Reich der Legenden.
Immerhin: Sie könnte wahr sein. Sultan
Saladin war gemeinhin als ritterlicher Fürst
bekannt. Und die arabischen Mediziner waren die besten der damals bekannten Welt.
In großen Städten wie Bagdad, Damaskus
oder Isfahan gab es bereits seit mehr als
zweihundert Jahren Krankenhäuser mit
verschiedenen Fachabteilungen und zahlreichen Ärzten, die nicht nur heilten, sondern auch lehrten.
Seit dem 6. Jahrhundert nach Christus erlebten Wissenschaft und Kultur im Nahen
Osten eine Blütezeit. Das große Interesse
gerade für den Fachbereich der Medizin ist
vermutlich auf einen der Hadiths – der
überlieferten Aussprüche des Propheten
Mohamed selbst – zurück zu führen: »Allah
hat keine Krankheit herabkommen lassen,
ohne dass Er für sie zugleich ein Heilmittel
herabkommen ließ«, soll Mohamed ver-
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kündet haben. Er war überzeugt, dass jede
Krankheit heilbar ist, der Mensch müsse
nur das jeweils passende Heilmittel entdecken. Daran also arbeiteten die Ärzte im
arabischen Sprachraum mit Unterstützung
ihrer jeweiligen Fürsten. Dabei spielte es
übrigens nur eine untergeordnete Rolle, ob
sie selbst dem muslimischen Glauben angehörten, Juden oder Christen waren. Das
Zentrum ihrer Forschung und Lehre war
die arabische Welt. Im christlichen Abendland wären sie womöglich als Ketzer verurteilt worden. Und ihre Schriften waren auf
Arabisch abgefasst.
Grundlage der Arabischen Medizin bildeten zum einen die Überlieferungen antiker
Heilkundiger, zum Beispiel des Hippokrates oder Galens. Ebenso aber kannten die
arabischen Wissenschaftler auch die
Grundlagen der ägyptischen, persischen
und indischen Heilkunde und hatten sogar
Erkenntnisse aus der Chinesischen Medizin
schriftlich niedergelegt.
Auf dieser Basis entwickelten sie ein wissenschaftliches Gesundheitssystem, in dem
eine ausgeklügelte Anamnese und Diagnostik ebenso von Bedeutung war wie ein
enormes Heilpflanzenwissen und die Weiterentwicklung durch eigene und fremde
Erfahrungen. Arabische Ärzte setzten Kaffeepulver gegen Mandelentzündung, Ruhr
und schwerheilende Wunden ein, empfahlen Kampfer für das Herz, Weihrauch zur
Stärkung des Geistes und verwendeten bei
Operationen bereits eine Narkose aus Haschisch und Bilsenkraut. Die ärztliche Visite war fester Bestandteil des Krankenhausalltags. Patienten wurden immer sowohl
nach ihrem körperlichen wie auch nach
ihrem geistigen Wohlbefinden befragt. Die
berühmtesten Ärzte hielten ihre medizinischen Erkenntnisse schriftlich fest und
setzten damit bleibende Maßstäbe für die
spätere Entwicklung in Europa und der
Neuen Welt. Noch heute spricht man von
einigen von ihnen mit Ehrfurcht:
An Abu Bakr Muhammad bin Zakariya al
Razi (865 – 925 n. Chr.), in Europa kurz
Rhazes genannt, erinnert zum Beispiel ein
Denkmal auf dem medizinischen Campus
der Pariser Universität. Er schrieb umfangreiche Werke zur Anatomie, Chirurgie und
Toxikologie. Er war der Erste, der die
Pocken und die Masern beschrieb und die
Vermutung formulierte, dass die Ursache
für Infektionskrankheiten im Blut liegen
könnte. Sein wichtigster Verdienst ist jedoch, dass er sich – mehr als 800 Jahre vor
dem Zeitalter der Aufklärung in Europa –
dafür stark machte, herrschende Dogmen
immer wieder in Frage zu stellen und durch
„wissenschaftlichen Augenschein“, also die
gründliche Beobachtung und Analyse von
Tatsachen, zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.
Die Kenntnis von Tatsachen war auch für
Abul Qasim-Halaf ibn al Abbas az Zahrawi
(er lebte um die Jahrtausendwende) die unbedingte Voraussetzung, bevor ein Arzt zur
Tat schreiten durfte. Insbesondere galt
Abulcasis, wie er im Abendland genannt
wurde, als Spezialist für Chirurgie „Wer sie
ausüben will, muss sich daher zunächst mit
der Anatomie vertraut machen […] muss
sich Kenntnis der Knochen, Nerven, Muskeln […] verschaffen“ verlangte er in seinen Schriften, die noch im 18. Jahrhundert
als Standardwerke in der Ausbildung europäischer Chirurgen eingesetzt wurden.
Das gesamte pharmakologische Wissen der
damaligen Zeit fasste der Arzt und Botaniker Ibn Al Baitar (1197 – 1248 n. Chr.) für
die Nachwelt zusammen. Sein Arzneimittelheilkunde-Buch führt über 1.400 pflanzliche Wirkstoffe auf. Dabei verließ er sich
nicht nur auf das, was er aus den Schriften
anderer Gelehrter zusammentragen konnte. Vielmehr reiste Ibn al Baitar selbst jahrelang durch Spanien, Nordafrika und
Kleinasien, um die beschriebenen Pflanzen
und ihre Wirkung selbst in Augenschein zu
nehmen.
Selbst den Blutkreislauf entdeckte ein arabischer Arzt rund 400 Jahre bevor er in Europa offiziell beschrieben wurde. Der Ägypter Ibn Ain Nafis (1210 – 1288 n. Chr.) er-
forschte und dokumentierte erstmals in der
bekannten Geschichte den Herz-LungenKreislauf und beschrieb das Herz als den
zentralen Motor zweier Kreisläufe, der das
Blut zu den Organen bringt und über den
Lungen-Kreislauf mit Sauerstoff – Ibn Nafis nannte ihn „Vitalkraft“ – auffrischt.
Der wohl bekannteste arabische Arzt war
Hakim Ibn Sina (980 – 1037 n. Chr.), der in
Europa als Avicenna berühmt wurde. Sein
fünfbändiger „Kanon der Medizin“ ist das
umfassendste, systematischste Werk der
Arabischen Medizin. Es widmet sich allen
damals bekannten Facetten der Heilkunde
und wurde bereits 1257 ins Hebräische,
wenig später ins Lateinische übersetzt.
Avicenna hat die medizinische Wissenschaft bis ins 18. Jahrhundert hinein entscheidend geprägt.
Durch die Kreuzzüge und vor allem über
das von den Mauren besetzte Spanien gelangte das Arabische Wissen nach und
nach auch in das mittelalterliche Europa.
Dort nämlich, wo die Welten aufeinander
prallten, fanden Christen, Juden und Muslime neben blutigen Gefechten immer wieder die Gelegenheit zum respektvollen Austausch. Im besetzten Spanien lebten Zugehörige aller drei Religionen sogar über
Jahrhunderte friedlich zusammen. So
konnten in Toledo und Cordoba „multikulturelle“ Zentren der Wissenschaft und
die bedeutendsten Übersetzerschulen der
damaligen Zeit entstehen. Abendländische
Mönche übersetzten die Arabischen Schriften, und in den europäischen Klostergärten
breiteten sich die mitgebrachten Heilkräuter aus dem Orient aus.
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Fettarm
Falsche Ernährung birgt mehr Gesundheitsrisiken als wir uns eingestehen wollen.
Die Ernährungsberaterinnen im Pius-Hospital haben deshalb ihr Angebot erweitert und bieten
eine regelmäßige Ernährungssprechstunde für Mitarbeiter und Patienten an. PIA hat die Gelegenheit wahrgenommen und ein Gespräch mit der leitenden Diätassistentin Beate Reinert geführt.
SERVICE
❯❯ PIA: „Fett macht fett“ – kann man das
so pauschal sagen.
❮❮ Beate Reinert: Das kommt – wie immer
– auf die Menge an, die man davon verzehrt. Richtig ist: Unter den drei Nährstoffen Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß hat
Fett den höchsten Energiegehalt. Nämlich
930 Kilokalorien (kcal) auf 100 Gramm.
❯❯ PIA: Kann man sich nicht dann am besten einfach fettfrei ernähren?
❮❮ Beate Reinert: Nein. Fette sind lebensnotwendig und ein wichtiger Bestandteil
unserer Lebensmittel. Unser Organismus
benötigt Fette
❚ für den ständigen Aufbau neuer Körperzellen
❚ für die Versorgung mit lebensnotwendigen Fettsäuren
❚ als Lieferant der fettlöslichen Vitamine
A, D, E und K und für deren Aufnahme.
❯❯ PIA: Was sollten wir also tun?
❮❮ Beate Reinert: Wir sollten darauf achten, uns fettarm – nicht fettfrei – zu
ernähren.
❯❯ PIA: Müssen wir also auf alles Leckere
in Zukunft verzichten?
❮❮ Beate Reinert: Ganz im Gegenteil. Wir
raten unseren Patienten, die Ernährung
gerade mit Hilfe ihrer Lieblingsgerichte
umzustellen. Gehen Sie einfach alle Zutaten durch und probieren Sie aus, wo Sie
Fett sparen können und dabei den Geschmack erhalten.
❚ Verwenden Sie zum Beispiel weniger Fett
als im Rezept angegeben. Wenn dort z.B.
sechs Esslöffel Öl stehen, reichen in Wirklichkeit schon ein oder zwei Löffel.
❚ Würzen Sie nach Lust und Laune. Frische Kräuter verleihen vielen Gerichten
den letzten Pfiff.
❚ Verändern Sie die Gar-Methoden: Statt
Braten oder Frittieren lieber Grillen, Dünsten oder im Backofen garen.
❚ Und last but not least können Sie besonders fetthaltige Zutaten durch fettärmere
Varianten austauschen. Nehmen Sie zum
Beispiel fettarme Milch statt Vollmilch,
Magerjoghurt statt Sahnejoghurt. Ersetzten Sie fettes Fleisch durch mageres, bevorzugen Sie Forelle und Scholle statt Aal und
Makrele.
❯❯ PIA: Haben Sie da ein paar praktische
Beispiele?
❮❮ Beate Reinert: Ja, ich habe Ihnen mal
drei Rezepte mitgebracht, bei denen Sie
durch fettarme Zubereitung die Kalorienmenge auf ein gutes Drittel reduzieren
können.
FETTVERGLEICH verschiedener Gerichte
Fettreich
Fettarm
Putengeschnetzeltes
400 g Putenbrust
2 EL Öl
200 g Champignons
250 ml Sahne
10 g Mehl
Kräuter, Gewürze
Fett (g)
3,5
20
0,6
79,2
0,1
0
kcal
367
179
30
772
34
0
400 g Putenbrust
Mineralwasser
200 g Champignons
250 ml Milch, 1,5% Fett
10 g Mehl
Kräuter, Gewürze
Fett (g)
3,5
0
0,6
3,7
0,1
0
kcal
367
0
30
117
34
0
Gesamt
pro Person
103,4
25,8
1.382
345
Gesamt
pro Person
7,9
3,9
548
137
Erbsensuppe
250 g Erbsen
2 EL Öl
100 g Speck
500 g Bockwurst
300 g Gemüse
250 g Kartoffeln
500 ml Fleischbrühe
Fett (g)
1,8
20
65
126,5
1
0,3
6,4
kcal
650
179
621
1385
106
160
75
Gesamt
pro Person
221
55,25
3.176
794
250 g Erbsen
100 g Schinken, roh
Fett (g) kcal
1,8
650
2,9
150
300 g Gemüse
250 g Kartoffeln
500 ml Gemüsebrühe
1
0,3
2
106
160
30
Gesamt
pro Person
8
2
1.096
274
Quarkcreme mit Erdbeeren
NEU IM PIUS:
Individuelle Ernährungsberatung für Patienten und Mitarbeiter
Die Ernährungsberaterin Andrea Heuermann bietet jeden Mittwoch von 8 bis 13 Uhr im kleinen Raum der Cafeteria
kostenlos Beratungen an. Auch Ernährungsvorträge werden angeboten. Terminvereinbarung unter Tel: 229 1141.
10 | 2 . 2 0 0 7
500 g Sahnequark
100 ml Sahne
1 EL Zitronensaft
1 P. Vanillezucker
50 g Zucker
400 g Erdbeeren
Fett (g)
25,5
31,7
0
0
0
0,8
kcal
550
309
4
20
200
132
500 g Magerquark
Mineralwasser
1 EL Zitronensaft
1 P. Vanillezucker
Süßstoff
400 g Erdbeeren
Fett (g)
1,5
0
0
0
0
0,8
kcal
365
0
4
20
0
132
Gesamt
pro Person
58
14,5
1215
303
Gesamt
pro Person
2,3
0,6
521
130
EXPERTEN-TIPP
Wussten Sie …
… dass der Begriff „Fett in Trockenmasse“ (F. i.
Tr.) nicht den absoluten Fettgehalt angibt?
Die Angabe „Fett in Trockenmasse“ allein sagt
nichts über den absoluten Fettgehalt eines Käses aus. Vielmehr gibt sie an, wie hoch der Fettanteil des jeweiligen Käses wäre, wenn man
ihm zuvor alles Wasser entziehen würde.
Tatsächlich ist der Wassergehalt in den verschiedenen Käsesorten aber unterschiedlich
hoch. So ist es zu erklären, dass ein Doppelrahmfrischkäse mit 60 % F. i. Tr. in Wirklichkeit weniger Fett enthält als ein Schnittkäse mit 45 % F. i.
Tr. Und beide bestehen nicht aus so viel Fett in
Gramm wie die Prozentangabe suggeriert.
In 100 g Gouda mit 48 % F. i. Tr. stecken nur etwa 28,8 g Fett. In einem Frischkäse mit 60 % F.
i. Tr. nicht mehr als 18 g. Als Faustformel für den
absoluten Fettgehalt auf 100g multipliziert
man die Prozentzahl für Fett in Trockenmasse
❚ Bei Frischkäse mit 0,3
❚ Bei Weichkäse mit 0,5
❚ Bei Schnittkäse mit 0,6
❚ Und bei Hartkäse mit 0,7
2 . 2 0 0 7 | 11
Anfang der Fünfziger Jahre war Peter P. ein erfolgreicher Sportler.
Und noch mit über 60 Jahren zog er bewundernde Blicke auf sich, wenn er – sonnengebräunt – seine
Bahnen kraulte und die meisten Dreißigjährigen alt aussehen ließ. In den Fünfziger Jahren hatte er sich
auch das Rauchen angewöhnt. Nur selten sah man ihn ohne Zigarette. Meist zündete er die nächste an,
bevor er die vorherige zu Ende geraucht hatte. An besonders hektischen Tagen fand man manchmal in
verschiedenen Zimmern noch brennende Zigaretten in einem Aschenbecher, während er – genüsslich
rauchend – zu einem Spaziergang aufgebrochen war.
Kompetenzzentrum
LUNGE
w
arnungen vor den Gefahren des
Rauchens wies er entschieden
zurück. Sollten die Mahner ihm erst einmal
nachmachen, was er an Kondition und
Kraft zu bieten hatte. „Von wegen, Rauchen macht krank“, lachte er herzhaft. „Ich
rauche seit fünfzig Jahren und habe immer
noch keinen Krebs. Andere müssen vielleicht aufpassen. Ich nicht.“
Husten, na ja, o.k., am Morgen musste er
immer ein bisschen Schleim abhusten.
Aber nach der ersten Zigarette war alles
wieder im Lot. Selbst sein Hausarzt musste
einsehen, dass er Recht hatte. Bei jeder
Routine-Untersuchung waren die Werte
perfekt: Herz, Gewicht, Zucker, Cholesterin. Was kann man sich sonst noch wünschen?
Es kam ganz plötzlich, dass die Kondition
nachließ. Er hielt es zunächst für eine Alterserscheinung und beschloss, etwas kürzer zu treten. Doch es wurde nicht besser.
Im Gegenteil. Schließlich rang er schon bei
der geringsten Belastung nach Luft. Als er
sich zusätzlich eine Erkältung einfing,
fürchtete er, zu ersticken.
Im Krankenhaus bekam er 24 Stunden lang
über eine Nasensonde Sauerstoff zugeführt
und erhielt schleimlösende und bronchienerweiternde Medikamente sowie ein Antibiotikum gegen die akute Infektion. Inzwischen steht die Diagnose fest: COPD – eine
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung,
bei der die Bronchien sich immer weiter
verengen.
„Die Krankheit entsteht schleichend über
mehrere Jahrzehnte“, erklärt die Pneumologin Dr. Regina Prenzel, Direktorin der
Klinik für Innere Medizin im Pius-Hospital.
„Die meisten Patienten haben jahrelang
Husten. Aber erst, wenn die Atemnot einsetzt, gehen sie zum Arzt.“ Zu diesem Zeitpunkt hat die COPD in der Regel jedoch
schon ein Stadium erreicht, in dem sie sehr
schnell schlimmer wird. Ein kleiner Infekt
kann die ohnehin verengten Bronchien so
stark verstopfen, dass tatsächlich ein Erstickungsgefühl entsteht.
„In so einem akuten Fall hilft nur eins:
Schnell medizinische Hilfe“, meint Regina
Prenzel. „Unsere Hauptaufgabe als Lungenfachärzte ist es aber, die Krankheit dauerhaft so zu behandeln, dass diese ganz
schlimmen Symptome nicht auftreten.“
Menschen wie Peter P. verbringen dazu ein
paar Tage auf der Station 3A, wo sie von
Schwester Iris Möller-Murken und ihrem
Team betreut werden. Die Station ist hell
und großzügig in sonnigen Farben gestal-
12 | 2 . 2 0 0 7
ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR
Regina Prenzel: „Unsere Hauptaufgabe als Lungenfachärzte
ist es aber, die Krankheit dauerhaft so zu behandeln,
dass diese ganz schlimmen Symptome nicht auftreten.“
tet. Nicht, wie man sich ein Krankenhaus
vorstellt, sondern mit einer Atmosphäre
von Weite und Freiheit. „Patienten, deren
Atemwege eingeengt sind, brauchen das
Gefühl, Raum zum Atmen zu haben“, betonen die Krankenschwestern. Sie wissen
genau, welche Ängste und Beschwerden
die Krankheit mit sich bringt. Und sie können in beiden Fällen helfen. Sie zeigen zum
Beispiel, wie man mit bestimmten Körperhaltungen das Atmen erleichtert. Sie helfen, die Medikamente richtig einzunehmen
und sie begleiten Patienten zu allen Untersuchungen, die bei einer Lungen-Erkrankung anstehen: Lungenfunktion, EKG,
Röntgen, Spirometrie, Ganzkörperplethysmographie und ggf. auch zur Bronchoskopie. Auf Basis all dieser Untersuchungen
schlagen die behandelnden Ärzte eine abgestimmte Therapie vor, die im Idealfall
aus bronchienerweiternden und schleimlösenden Medikamenten, Vorbeugung vor
Infekten, zum Beispiel durch Impfung, und
Bewegungs- und Atemtherapie besteht.
„COPD-Patienten haben ein Problem mit
dem Ausatmen, nicht mit dem Einatmen“,
erklärt Regina Prenzel. „Weil sie verengte
Bronchien haben, dauert das Ausatmen
länger. Sie müssen lernen, sich diese Zeit
zu nehmen. Eine bewährte Technik dafür
ist die sogenannte ‚Lippenbremse'“ Bei dieser Atemtechnik geht es darum die Luft
beim Ausatmen gezielt durch die leicht geschlossenen Lippen zu führen. Unter Einsatz der Lippenbremse kann man sogar
wieder sportlich aktiv werden. Wichtig ist
nur, die Belastung ganz langsam zu steigern. Und immer richtig auszuatmen.
Die im Krankenhaus begonnene Therapie
sollte nach der Entlassung von einem niedergelassenen Pneumologen begleitet und
fortgesetzt werden. Lungenpatienten in Oldenburg sind, was dies angeht, besonders
gut aufgehoben. Denn niedergelassene
Fachärzte und ihre Kollegen im Krankenhaus haben ein enges Netzwerk gebildet.
Sie tauschen regelmäßig Kenntnisse aus,
organisieren gemeinsame Fortbildungen
und Patienteninformationsveranstaltungen
und können sich in vielen Fällen auf dem
kurzen Dienstweg über die individuelle Situation ihrer Patienten auf dem Laufenden
halten.
Dies gilt selbstverständlich auch für andere
Lungenerkrankungen, die Hand in Hand
im Krankenhaus und bei den Niedergelassenen Fachärzten behandelt werden. Das
Pius-Hospital betreibt die einzige Krankenhaus-Fachabteilung für Pneumologie in Oldenburg und deckt das gesamte Spektrum
ab. Das heißt, jeder Mensch, dessen Atemvolumen durch eine Krankheit oder Verletzung eingeschränkt ist, findet hier eine differenzierte Diagnose und aktive Hilfe. Die
Pneumologie im Pius-Hospital ist unter anderem spezialisiert auf
❚ obstruktive Lungenerkrankungen wie
COPD, Asthma und Lungenemphysem
❚ die Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen
❚ fibrotische Lungenerkrankungen wie
Lungenfibrose, Sarkoidose, Rheuma-Lunge und andere
❚ Schlafmedizin
❚ akute Erkrankungen, wie Lungenentzündung oder Tuberkulose.
2 . 2 0 0 7 | 13
PIUS INTERN
Die Atmosphäre von Licht und Weite ist
auch in der Funktionsabteilung der Inneren
Klinik vorherrschend. Hier werden Lungenpatienten buchstäblich auf Herz und
Nieren durchgecheckt. Tatsächlich gehören kardiologische Untersuchungen routinemäßig dazu. Schließlich ist die Lunge
für den Gasaustausch im Blut – Sauerstoff
gegen Kohlendioxid – zuständig. Wenn das
Atemvolumen eingeschränkt ist, sinkt der
Sauerstoffgehalt im Blut, und das bedeutet,
dass das Herz kräftiger pumpen muss um
dennoch alle Organe mit dem lebenswichtigen Gas zu versorgen. „Ab einem Sauerstoffdruck von unter 55 mm Hg im Blut
steigt auch der Blutdruck im Lungenkreislauf gefährlich an und die rechte Herzseite
wird verstärkt belastet“, erläutert Regina
Prenzel. Neben dem Versagen der Atemmuskulatur ist Rechtsherzversagen die
häufigste Todesursache bei Lungenerkrankungen.
Im Mittelpunkt eines pneumologischen
Krankenhaus-Aufenthaltes stehen jedoch
die Untersuchungen und Eingriffe an der
Lunge. Dabei arbeitet die Pneumologie im
Pius-Hospital eng mit der Thoraxchirurgie
im Pius-Hospital zusammen (s. PIA
1/2007). Prenzel: „Wir Pneumologen machen alle Eingriffe, für die wir den Brustkorb nicht öffnen müssen. In erster Linie
sind das Bronchoskopien, bei denen wir
Zellproben entnehmen, aber auch beispielsweise Sekret absaugen, die Bronchien
weiten, bzw. einen Stent zur dauerhaften
Erweiterung einlegen, oder Tumore so weit
abtragen, dass die Patienten wieder frei atmen können.“
Eine Bronchoskopie ist die Spiegelung der
Atemwege mittels Video-Endoskopie.
Dafür wird ein dünner, biegsamer
Schlauch in den Mund eingeführt. „Mit einer speziellen Optik können wir auf einem
Bildschirm Luftröhre und Bronchien genau
betrachten“, beschreibt Oberarzt Dr.
Hans-Georg Dercken „Dadurch können
wir zum Beispiel schon frühe Stadien von
Tumorerkrankungen entdecken und behandeln. – Und dabei ist die Untersuchung
relativ wenig belastend. Die Bronchoskopie-Vorrichtung ist so dünn, dass der Patient während der gesamten Untersuchung
normal und ohne Beeinträchtigung weiteratmen kann.“
Bronchoskopien können bei allen Erkrankungen der Lunge hilfreich angewandt
werden. Zentraler Bestandteil jeder Lungenuntersuchung sind hingegen die speziellen Methoden der Lungenfunktions-Prü-
14 | 2 . 2 0 0 7
fung, mit der die Atemmechanik, der Gasaustausch und andere Leistungen der Lunge bestimmt werden. Dazu gehören zum
Beispiel
❚ die Spirometrie und die Ganzkörperplethysmographie, die Auskunft über das
Lungenvolumen und den Atemwegswiderstand geben.
❚ Durch eine Blutgasanalyse und das Verfahren der
❚ CO-Diffusion wird der Gasaustausch gemessen, d.h. wie viel Sauerstoff von der
Lunge auch tatsächlich ins Blut gelangt,
und wie gut die Abgabe von „verbrauchtem
Sauerstoff“ in Form von Kohlendioxid
funktioniert.
❚ Um das Ausmaß einer Lungenerkrankung bzw. die Leistungsreserven der Lunge vor allem vor operativen Eingriffen zu
bestimmen, wird eine Spiro-Ergometrie gemacht, die den Atemzug, das Atemvolumen und den Gasaustausch unter verschiedenen Belastungen misst.
❚ Zur sicheren Diagnose von Asthma
gehören außerdem so genannte Provokationstests, bei denen die Reaktion der Lunge
auf unterschiedliche Reizstoffe getestet
wird.
Beatmungstherapie
auch für zu Hause
Ist die Lungenfunktion eines Patienten dauerhaft schlecht, empfehlen ihm die Ärzte
vielleicht zusätzlich zur medikamentösen
Therapie eine regelmäßige Beatmung, die
sie im Krankenhaus ausprobieren und später auch zu Hause fortsetzen können. Bewährt ist zum Beispiel die so genannte intermittierende Selbstbeatmung (ISB), bei
der über eine Maske – also ohne einen Tubus in der Luftröhre – über mehrere Stunden am Tag oder in der Nacht künstlich
Luft zugeführt wird. „Diese Maske entlastet Ihre Atemmuskeln und macht Sie insgesamt leistungsfähiger“, erklärt Hans-Georg Dercken. „Wir verschreiben sie zum
Beispiel bei fortgeschrittener COPD, aber
auch wenn die Atmung durch Krankheiten
des Bewegungsapparates oder durch neurologische Erkrankungen eingeschränkt ist,
zum Beispiel bei Muskeldystrophie oder
ALS.
Auch wer zeitweise oder dauerhaft konzentrierten Sauerstoff braucht, bekommt die
entsprechenden Geräte für zu Hause verschrieben. Im Eingangsbereich des PiusHospitals ist ein Atem-Center stationiert, in
dem es alle Hilfsmittel gibt, von der Atemmaske über Inhalationssysteme bis hin zu
Sauerstoff, Flüssigsauerstoff und ganzen
Beatmungssystemen.
Beatmung über eine Maske ist in vielen Fällen auch die Lösung, wenn die Atmung im
Schlaf aussetzt. Diese „obstruktive Schlafapnoe“ genannte Erkrankung kann Ursache für nächtliches Schnarchen sein. Wegen der Atemstillstände bekommen die Patienten beim Schlafen nicht durchgehend
genügend Sauerstoff. Sie schlafen dadurch
nicht tief genug und leiden tagsüber unter
extremer Müdigkeit. Etwa vier Prozent der
Männer und zwei Prozent der Frauen zwischen 30 und 60 leiden unter dieser nächtlichen Atemstörung. Den meisten von ihnen kann nach heutigem Erkenntnisstand
der Medizin geholfen werden. – Je früher,
desto besser, denn Schlafapnoe-Patienten
haben ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko
und sind gefährdet, was Bluthochdruck,
Herzinfarkt und Schlaganfall angeht.
Die Pneumologie im Pius-Hospital ist offiziell anerkannter Spezialist für Schlafmedizin und Heimbeatmung und betreibt ein
akkreditiertes Schlaflabor. „Die meisten
unserer Patienten mit Schlafapnoe sind von
der so genannten NaCPAP-Therapie begeistert“, erklärt Regina Prenzel. „Dafür setzen wir ein kleines Überdruckgerät mit Nasenmaske ein, das die regelmäßige Atmung
während des Schlafes unterstützt. – Die
meisten Patienten gewöhnen sich schnell
an dieses kleine Gerät und spüren nach oft
jahrelanger bleierner Müdigkeit plötzlich
wieder neue Lebensgeister.“
Kurz notiert
Personalien
Geschäftsführer Dr. Robert Riefenstahl (Bild 0ben, rechts) hat nach 15 Jahren das Pius-Hospital
Oldenburg zum 1. Juli 2007 verlassen und tritt eine Stelle als Geschäftsführer in dem Berliner Unternehmen „id“ an. Er werde in diesem Jahr 50 Jahre alt und habe immer den Wunsch gehabt,
sich noch einmal stärker mit allgemeinen Fragestellungen der Krankenhaus- und Gesundheitsökonomie zu beschäftigen und Krankenhaus-übergreifend zu arbeiten, begründet Robert
Riefenstahl seine Entscheidung für den Wechsel. An seinem neuen Arbeitsplatz werde er überwiegend als Berater in einem internationalen Umfeld tätig sein. Dennoch falle ihm der Abschied
äußerst schwer. „Ich habe mich in Oldenburg und insbesondere im Pius-Hospital immer sehr
wohl gefühlt“, bestätigt er. „Wir haben uns im Laufe der gemeinsamen Jahre zu einem Team
zusammengefunden, das sehr vertrauensvoll, sehr persönlich und sehr eng miteinander arbeitet, was mir immer sehr wichtig war.“ +++ Die bisherige Kaufmännische Direktorin und Gründungsmitglied der PIA-Redaktion Dipl.-Kffr. Elisabeth Sandbrink (Bild oben, links) hat als
Wunschkandidatin aller Verantwortlichen zum 1. Juli 2007 die Geschäftsführung im Pius-Hospital übernommen. Auch sie gehört bereits seit 15 Jahren zur Führungsriege des Krankenhauses.
„Ich habe mich, wenn man so will, erneut für das Pius-Hospital entschieden, weil wir hier in einem verantwortungsbewussten Team arbeiten, das wie ich großen Wert auf eine kontinuierliche qualitative Weiterentwicklung legt. Wir haben schon viel erreicht und sind für die Zukunft
gut aufgestellt. In den kommenden Monaten und Jahren möchte ich weiter daran feilen, dass
wir die Prozesse im Krankenhaus und die Qualität optimieren.“ Für die Patienten bedeute dies,
dass sie immer auf dem bestmöglichen medizinischen, wissenschaftlichen und technischen
Niveau behandelt würden, und zugleich weiterhin auf die für das Pius-Hospital charakteristische menschliche Wärme zählen könnten. „Wir müssen dafür vor allem neue Wege finden, wie
wir mit dem kostbaren Gut Zeit sorgsam umgehen“, so Sandbrink. „Wenn es uns gelingt, werden sowohl unsere Patienten als auch unsere Mitarbeiter davon profitieren.“ +++ Zu ihrem
Nachfolger als Kaufmännischer Direktor hat Elisabeth
Sandbrink den bisherigen Leiter der Wirtschaftsabteilung,
Dipl. Kfm. Erich Thunhorst (Bild unten), berufen, mit dem sie
seit Jahren „vertrauensvoll und erfolgreich“ zusammenarbeitet. „Er kennt das Pius-Hospital von der kaufmännischen
Seite her besser als jeder andere. Alle großen und kleinen Investitionen der letzten eineinhalb Jahrzehnte sind von ihm
federführend begleitet worden. Und er ist nicht nur fachlich
sondern auch menschlich unser Wunschkandidat.“ Vor seinem Betriebswirtschafts-Studium mit besonderem Schwerpunkt auf Einrichtungen des Gesundheitswesens hat Erich
Thunhorst eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen.
„Er ist also ein Mann sowohl der Praxis als auch der Theorie“,
so Sandbrink. „Diese Tatsache erweist sich im Krankenhausalltag und insbesondere in Zeiten des Umbruchs im Gesundheitswesen immer wieder als äußerst hilfreich.“
Japanische Fachärzte zu Gast im Pius-Hospital: Fünf
Fachärzte aus renommierten japanischen Krankenhäusern waren im Juni zu Gast in der Klinik für Orthopädie im Pius-Hospital. Unter Anleitung von Klinikdirektor Prof. Dr. Djordje Lazovic nahmen sie an Hüftimplantationen teil und trainierten am praktischen
Beispiel, mit dem hierfür entwickelten Computergestützten Navigations-Gerät umzugehen. Die Orthopädische Klinik im Pius-Hospital ist weltweit führend auf
dem Gebiet der hüft-orthopädischen NavigationsChirurgie. +++ Neueste EKG-Technologie: Im Rahmen
einer Fachfortbildung für Kardiologen im Pius-Hospital wurde zum ersten Mal in Norddeutschland eine
neue EKG-Technologie, die so genannte 3-D-Echo-Kardiographie, vorgestellt. Die neue Technologie stellt
mit einer Aufnahme das ganze Herz in seinen tatsächlichen Ausmessungen dreidimensional dar und ermöglicht zudem, einzelne Segmente im Detail zu betrachten. So können sehr viel präzisere objektive Aussagen zum Beispiel über die Durchblutung der
Herzwand oder die Funktion der Herzklappen gemacht werden, als dies bisher möglich war. Mit Hilfe
des 3-D-EKG können erstmals die Herzklappen in Bewegung bildrealistisch dargestellt werden. „Nicht einmal Chirurgen, die am Herzen operieren, haben die
Herzklappen bisher so betrachten können", erklärt Pius-Oberarzt Dr. Steffen Kosian, „denn bevor sie zum
Skalpell greifen, muss das Herz stillgelegt werden.“+++ Internationaler Kongress in Slowenien: Als
Vorsitzender des Internationalen wissenschaftlichen
Komitees der Europäischen Gesellschaft für gynäkologische minimal-invasive Chirurgie zeichnet Prof. Dr.
Dr. Rudy-Leon De Wilde, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Pius-Hospital verantwortlich für das Programm zum Jahreskongress der
Gesellschaft vom 5. bis 8. September in Portoroz in Slowenien. Fachärzte für gynäkologische Chirurgie aus
über 20 Europäischen Ländern und aus Russland, der
Türkei, Georgien und Israel werden in Portoroz erwartet. +++ Streiken und Gutes tun: Positive Auswirkungen hatte der Streik bei der Telekom für die Deutsche
Knochenmarkspenderdatei DKMS: 43 Oldenburger
Mitarbeiter nutzten den Arbeitsausstand für einen Besuch im DKMS-Stützpunkt im Pius-Hospital, wo sie
sich als Stammzellenspender typisieren ließen. +++
Mike nach Stammzellentransplantation wieder zu
Hause: Der an einer seltenen Form der Leukämie erkrankte Mike S. hat über die DKMS einen Stammzellenspender gefunden (PIA berichtete) und ist nach erfolgreicher Transplantation inzwischen wieder zu
Hause. Er feierte im Juli seinen 18. Geburtstag und
plant, bald wieder am Training seiner Fußballmannschaft im VfB Oldenburg teilzunehmen.
Feierstunde
Mit Blumen und einer kleinen Feierstunde
bedankt sich das Pius-Hospital bei langjährigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Jubilare,
die geehrt wurden, sind 10 Jahre,15 Jahre
oder sogar 40 Jahre im Dienst.
Herzlichen Glückwunsch!
2 . 2 0 0 7 | 15
GANZHEITLICH
Mehr als nur treue Begleiter
– Tiere als Therapiehelfer
Ähnlich wie bei Hildegard M. sind Tiere oft
die besten Freunde des Menschen. Aber sie
können noch mehr: Speziell ausgebildete
Therapie-Hunde helfen zum Beispiel Patienten mit Demenz oder autistischen Kindern, Kontakt zu ihrer Umwelt aufzunehmen, besonders geschulte Pferde können
behinderten Menschen den Umgang mit
ihrem Handicap erleichtern.
Diese sogenannten tiergestützten Therapien sind alternativmedizinische Behandlungsmethoden, die zum Teil bereits seit
medizinischen Einsatz keimfrei gezüchtet
werden, besetzt. Diese Maden ernähren
sich nahezu ausschließlich von nekrotischem Material. Die Wundbeläge sind daher eine ideale Nahrungsquelle für sie. Neben der Förderung der Wundheilung wird
das Nachwachsen von frischem Gewebe
durch im Speichel der Maden enthaltene
Stoffe begünstigt.
Blutegeltherapie – kleine Blutsauger mit großer Wirkung
Die Blutegeltherapie zählt als so genannte
Ausleitungsmethode zu den alternativen
Ob es der Familienhund zum Kuscheln und Liebhaben ist,
oder medizinisch verordneter Kontakt zu tierischen Therapiehelfern: Die Beziehung zu diesen Mitgeschöpfen kann auf
vielfältigste Weise stärken und fördern.
Tierische
HELFER
… mehr als nur „Balsam für die Seele“
„Ich war gezwungen, meine
gewohnte Umgebung zu verlassen und wusste nicht, was mich
erwartet. Am schwersten ist es
mir gefallen, meine Wohnung
aufzugeben, in der ich 30 Jahre
lang gelebt habe und damit viele
Dinge, die mit Erinnerungen
verbunden sind. Ohne „Prinz“
hätte ich diesen Schritt
bestimmt nicht gewagt.“
16 | 2 . 2 0 0 7
d
ie 86-jährige Hildegard M. ist vor
zwei Monaten in ein Seniorenheim
gezogen. Und mit ihr der achtjährige
Yorkshire-Terrier „Prinz“. Viele ältere
Menschen haben Angst davor, „ins Heim“
zu gehen. Kann jedoch das Haustier mit
umziehen, bleibt ein wichtiger Bezugs- und
Lebensmittelpunkt erhalten. Die Betroffenen fühlen sich so weniger allein und oftmals wird durch das geliebte Tier die Kontaktaufnahme mit anderen Bewohnern und
Mitarbeitern erleichtert. Immer mehr Einrichtungen erlauben mittlerweile das Halten von Haustieren. Dies kann vor allem
auch in Krisensituationen wie beispielsweise Krankheit oder dem Verlust von Mitmenschen eine große Hilfe darstellen.
Haustiere sind auf die Liebe und Fürsorge
des Menschen angewiesen. Die Besitzer erfahren dadurch, dass sie noch gebraucht
werden. Untersuchungen haben ergeben,
dass Haustiere einen wichtigen Beitrag zur
Steigerung der Lebensqualität im Alter leisten können. Wer beabsichtigt, sein Haustier bei einem Umzug in ein Altenheim oder
eine anderweitige Einrichtung mitzunehmen, sollte sich jedoch vorab informieren,
ob dies auch möglich ist und wenn ja, unter
welchen Bedingungen. Beim Bundesverband Tierschutz ist eine Liste von Seniorenheimen erhältlich, die Tierhaltung positiv gegenüberstehen.
dem späten 18. Jahrhundert angewandt
werden. Neben Hunden, die Blinde, Gehörlose oder in der Bewegungsfreiheit eingeschränkte Menschen begleiten, gibt es heute auch Hunde, die aufgrund ihrer Ausbildung imstande sind, Diabetes-Patienten
vor Unterzuckerung zu warnen oder Epilepsie-Patienten einen drohenden Anfall
anzuzeigen.
Heilverfahren der traditionellen europäischen Medizin. Die Ausleitung soll die Körpersäfte entgiften und entschlacken. Die
speziell und unter sterilen Bedingungen gezüchteten Blutegel werden direkt auf die
Haut gesetzt und saugen geringe Mengen
Blut aus dem Körper. Durch dabei abgegebene Sekrete lösen sie weitere therapeutische Effekte aus. Diese Therapie wird unter
anderem bei Gicht, Entzündungsvorgän-
gen, venösen Erkrankungen sowie rheumatischen Krankheitserscheinungen erfolgreich eingesetzt.
Putzerfische –
Hilfe für kranke Haut
In den Flüssen Jordaniens, küstennahen
Flüssen im Norden Syriens und im Süden
der Türkei kommt eine bestimmte karpfenähnliche Fischart vor: Diese sogenannten
„Putzerfische“(Garra Rufa) befreien in der
Natur andere Fische von Unreinheiten und
Parasiten. Seit mehreren hundert Jahren
werden auch Menschen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Psoriasis erfolgreich mit dieser
Therapie behandelt, indem sie ihre erkrankten Hautstellen von den Fischen reinigen lassen. Die Tiere sondern dabei ein
Enzym ab, das z.B. bei Psoriasiserkrankungen das zu schnelle und immer wiederkehrende Nachschuppen der Haut korrigiert
und den Heilungsprozess begünstigt.
Kurzum: Die enge und wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Tier ist so
wichtig wie hilfreich. Ob es der Familienhund zum Kuscheln und Liebhaben ist,
oder medizinisch verordneter Kontakt zu
tierischen Therapiehelfern: Die Beziehung
zu diesen Mitgeschöpfen kann auf vielfältigste Weise stärken und fördern.
Therapeutisches Reiten –
Krankengymnastik auf
dem Pferd
Es gibt mehrere Arten des Therapeutischen
Reitens. Die bekannteste ist die Hippotherapie, die Krankengymnastik von körperlich
und geistig behinderten Menschen auf dem
Pferd. Dabei macht man sich die Tatsache
zu Nutze, dass Pferde und Menschen einen
ähnlichen Schritt-Rhythmus haben. Bewegt
sich das Pferd im Schritt, übertragen sich
die sanften, rhythmischen Bewegungen des
Tieres auf den Reiter. So sollen Muskeln
trainiert werden, die der Behinderte sonst
nicht nutzt. Außerdem werden Gleichgewichts- und Koordinationssinn geschult.
Maden, Blutegel und Co.
– tierische Helfer in der Medizin
Auch in der Medizin spielen tierische Helfer wieder eine größer werdende Rolle. In
den vergangenen Jahren erleben Behandlungsmethoden, die bereits vor mehreren
hundert Jahren angewendet wurden, dann
aber fast in Vergessenheit gerieten, eine Revolution. Dazu gehört die sogenannte Madentherapie: Dabei werden schlecht heilende oder chronische Wunden mit Maden einer bestimmten Goldfliegenart, die für den
Weitere Informationen
■ Tiere helfen Menschen e.V.
Der Verein besucht mit Tieren u. a. Seniorenheime, Kliniken und Kinderheime.
Außerdem bietet er Beratung für tiergestützte Aktivitäten und Therapien an
und stellt Kontakt zu Fachleuten her. www.thmev.de
■ Tiere als Therapie e.V.
Verein zur Erforschung und Förderung der therapeutischen Wirkung der
Mensch-Tier-Beziehung. www.tierealstherapie.org
2 . 2 0 0 7 | 17
PARTNER
Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.
Und, auch wenn die Prognosen von Jahr zu Jahr besser werden, immer noch die
zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Forum Brustkrebs. Eine der größten Veranstaltungen des Jahres ist das große Patientinnen-Forum, das im vorigen Jahr von
Ärzten des Pius-Hospitals ins Leben gerufen und organisiert wurde und wegen des
großen Erfolges in diesem Jahr nun zum
zweiten Mal unter Beteiligung des Forums
Brustkrebs und außerdem der Brustzentren
in Aurich und Westerstede, des Tumorzentrum Weser-Ems und Mitgliedern von
Selbsthilfegruppen stattfand.
Brustkrebs
–
Was Frauen wirklich
wissen wollen
Gemeinsames Patientinnen-Forum
für Betroffene, Angehörige und Freunde
Ein Knoten in der Brust und die dazu
gehörige unheilvolle Diagnose ist deshalb
für jede Patientin ein Riesen-Schock. Fragen über Fragen schießen plötzlich in den
Kopf und dazu die Erkenntnis der eigenen
Machtlosigkeit. „Obwohl das Thema Krebs
in aller Munde ist – in dem Moment, wo Du
selbst betroffen bist, weißt Du erst, dass Du
eigentlich gar nichts weißt“ stellt die Psychologin Dagmar Lienau von der Krebsberatungsstelle im Gesundheitsamt der Stadt
Oldenburg immer wieder fest. Und leider
hilft das Internet auch nur bedingt weiter.
Viele Informationen, die durch das WorldWide-Web schwirren sind eher verwirrend
als erhellend. „Brustkrebs ist eine ganz individuelle Krankheit und jede Frau hat
ihren ganz eigenen Weg, damit umzugehen“, fährt Dagmar Lienau fort. „Wir helfen auf verschiedenen Ebenen, den persönlichen Weg zu finden.“
18 | 2 . 2 0 0 7
„Wir“, das sind die Psychologin Lienau, ihre Kollegin aus der Gleichstellungsstelle der
Stadt Oldenburg, Kornelia Ehrhardt, Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen, Ärztinnen
und Ärzte aus Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen und eine Reihe kompetenter Patientinnen. Gemeinsam haben sie
vor mittlerweile sieben Jahren das „Forum
Brustkrebs“ gegründet. Hier tauschen sich
betroffene Frauen und Behandelnde aus.
Hier stellen Mediziner sich bewusst den Fragen und Bedürfnissen von Patientinnen und
geben Antworten, klären Missverständnisse
auf, nehmen Anregungen an.
Auch das Oldenburger Brustzentrum PiusHospital und das Brustzentrum Oldenburg
im Klinikum Oldenburg sind Mitglieder im
Frauen mit Brustkrebs, interessierte Freunde, Angehörige, Ehemänner und Lebenspartner konnten sich fünf Stunden lang im
zentral gelegenen Kulturzentrum PFL geballt informieren. „Wir haben offensichtlich etwas richtig gemacht und den Nerv getroffen. Wir haben im Vorfeld nachgefragt,
was betroffene Frauen wirklich wissen wollen und dann haben wir zu den Themen
und Wünschen, die uns zum Beispiel aus
den Selbsthilfegruppen gemeldet wurden,
kompetente Referenten gesucht.“, freut
sich Prof. Dr. Dr. Rudy Leon De Wilde,
Leiter des Oldenburger Brustzentrums
Pius-Hospital. So ist ein breit gefächertes
Informationsprogramm mit Vorträgen,
Workshops, Info-Ständen und Angeboten
für Einzelgespräche entstanden.
Das Programm lieferte fundierte Fachinformationen in allgemeinverständlicher Sprache zu medizinischen und sozialen Themen. Zum Beispiel über adjuvante systemische Therapien, operative Möglichkeiten,
Mammographie-Screening, Naturheilverfahren und Sozialberatung. Darüber hinaus
gab es einen Schwerpunkt „Brustkrebs und
Bewegung“ mit einer Filmvorführung und
konkreten Übungen aus der Traditionellen
Chinesischen Medizin. „Eine ganze Reihe
fundierter Studien belegt, dass Bewegung
gerade auch in den Phasen der belastenden
Chemo- und Strahlentherapie äußerst hilfreich ist“, erläutert Dagmar Lienau. „Die
Frauen gönnen sich, etwas für sich zu tun
und erleben unmittelbar, dass sie sich trotz
der Krankheit mit ihrem Körper ein Stück
weit wohl fühlen können.“ Zum Wohlfühlen trug auch der gemeinsame MittagsImbiss bei, der zum Veranstaltungsprogramm gehörte.
Das Oldenburger Brustzentrum Pius-Hospital ist das älteste der vier Brustzentren in
Nordwest-Deutschland und mit über 300 Brustkrebs-Erstoperationen pro Jahr auch
das größte. Es ist seit 14 Jahren interdisziplinär und nach nachprüfbaren Qualitätsmaßstäben organisiert, seit drei Jahren offiziell zertifiziert. Die operierenden Ärzte
am Oldenburger Brustzentrum sind zertifizierte Brust-Chirurgen.
Neue Erkenntnisse
zur KREBSTHERAPIE
Nur drei Wochen, nachdem in den USA die neuesten Erkenntnisse
zur Krebstherapie vorgestellt wurden, werden sie in der Region
Weser-Ems bereits flächendeckend umgesetzt. Auf einer
hochkarätigen Fachfortbildung an der Oldenburger Universität
informierten führende Spezialisten aus Oldenburg, Bremen
und Osnabrück interessierte Kollegen.
„Die Prognosen von vielen Krebserkrankungen sehen in 2007 deutlich günstiger
aus“, fasst Prof. Dr. Frank Griesinger,
Direktor der Abteilung für internistische
Onkologie in der Klinik für Strahlentherapie und internistische Onkologie im PiusHospital, zusammen. „Bei nahezu allen
Krebsarten haben sich die Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Und alle Therapien, die wir in Oldenburg vorgestellt haben, werden in der Region bereits
angewandt oder stehen spätestens in wenigen Wochen zur Verfügung.“
Einige Therapien wurden unter Mitwirkung von Oldenburger Krankenhäusern
mitentwickelt: Prof. Claus-Henning Köhne, Direktor der Klinik für Onkologie und
Hämatologie am Klinikum Oldenburg, war
federführend an einer internationalen Studie über den Einsatz von Antikörpern bei
Darmkrebs beteiligt. Frank Griesinger beteiligte sich an einer internationalen Studie
über Antikörper bei Lungenkrebs. Beide
Studien wurden auf dem Kongress der
American Society of Clinical Oncology
(ASCO) vor 40.000 Fachärzten aus aller
Welt erstmals einer breiten Öffentlichkeit
vorgestellt.
„Antikörper richten sich gezielt gegen spezifische Strukturen der Tumor-Zellen“, erklärt Claus-Henning Köhne. „Sie blockieren zum Beispiel einen Wachstumsrezeptor, oder sie schneiden den Tumor von der
Blutversorgung ab, „trocknen ihn also
förmlich aus“. Wir haben mit einem Antikörper, der auf das Wachstum der Tumorzelle wirkt, bei über 6.000 DarmkrebsPatienten mit Metastasen so gute Ergebnisse erzielt, dass man schon von einem
Durchbruch sprechen kann.“
Frank Griesinger berichtet von ähnlich
überzeugenden Ergebnisse bei Lungenkrebsstudien mit einem Wirkstoff, der die
Blutversorgung des Tumors blockiert, und
ergänzt: „Die zielgerichtete Therapie mit
Antikörpern wird jeweils parallel zu einer
Chemotherapie angewendet. Die Erfahrung aus unseren Studien belegt, dass die
Antikörpertherapie teilweise sogar zusätzlich die Effektivität der Chemotherapie verstärkt.“
Antikörper kommen auch bei zahlreichen
anderen Krebsarten erfolgreich zum Einsatz, unter anderem bei einigen Lymphomen und Leukämien, wie Prof. Pflüger und
Prof. Hertenstein aus Bremen in ihren Vorträgen darstellten, und etwa ein Drittel aller
Brustkrebs-Erkrankungen. Darüber hinaus
konnten Onkologen aus aller Welt auf dem
ASCO-Kongress auf deutliche Verbesserungen bei bereits etablierten Therapien
verweisen. Insbesondere wurden viele Medikamente zur Chemotherapie so weiterentwickelt, dass weniger unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. In anderen Bereichen
erwiesen sich Medikamente, die für eine bestimmte Krebsart zugelassen sind, auch bei
anderen Tumoren als wirksam.
„Insgesamt erleben wir, dass wir Tumoren
heute auch beim dritten oder vierten Rückfall häufig noch wirksam begegnen können“, resümiert Prof. Joachim Hartlapp
vom Klinikum Osnabrück. „Wir können
viele Krebsarten zwar immer noch nicht
heilen. Aber die moderne Medizin ermöglicht inzwischen ein deutlich längeres Leben mit Krebs und vor allem bei erheblich
verbesserter Lebensqualität.“ Man könne
quasi von einer zunehmenden „Chronifizierung“ des Krebses sprechen, ergänzt
Prof. Dr. Stefan Frühauf von der Paracelsus-Klinik in Osnabrück. Ziel sei es, dass
Patienten irgendwann so mit einer Krebserkrankung leben könnten wie heute schon
beispielsweise Diabetiker. Diese seien zwar
lebenslang auf Medikamente angewiesen,
könnten aber über Jahrzehnte ein weitgehend uneingeschränktes Leben mit hoher
Lebensqualität führen.
Es ist geplant, die Veranstaltung nächstes
Jahr unter der Ägide der drei regionalen Tumorzentren Weser-Ems, Osnabrück und
der Bremer Krebsgesellschaft unter der Leitung der Direktoren der sechs Krankenhäuser in Bremen, Oldenburg und Osnabrück fortzuführen.
Erfolgreiche Kooperation:
Prof. Dr. med. Claus-Henning
Köhne vom Klinikum Oldenburg (li.) und Prof. Dr. med.
Frank Griesinger (re.) vom
Pius-Hospital richteten gemeinsam die Fachfortbildung an der
Uni Oldenburg aus.
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PFLEGE
Kann man eine tröstende Umarmung oder ein Gespräch
nüchtern in „Arbeitszeit“ umrechnen? – Natürlich nicht.
gehören, fühlen sich die Patienten hier
wohl. „Sie sollen sich nicht nur physisch
sondern auch psychisch bei uns aufgefangen fühlen und Vertrauen und Achtung
spüren“, betont Andrea Carstens. „Wir gehen dabei flexibel auf die individuellen Interessen und Gewohnheiten jedes einzelnen Patienten ein und kombinieren sie mit
unserer fachlichen Kompetenz.“
Und dennoch ist die zwischenmenschliche Beziehung zu den
Patienten der Dreh- und Angelpunkt in der professionellen
Pflege. Gerade auf einer onkologischen Station. Davon ist
Schwester Andrea Carstens zutiefst überzeugt. Sie arbeitet seit
sieben Jahren auf der onkologischen Station 1C im Pius-Hospital. Seit
Mai 2007 ist sie examinierte Fachkrankenschwester für Onkologie.
u
Nach bestandenem Fach-Examen:
Schwester Andrea Carstens
m dies zu erreichen hat Schwester Andrea zwei Jahre lang neben ihrer täglichen
Arbeit im Pius-Hospital an einer berufsbegleitenden Fachweiterbildung teilgenommen, insgesamt 800 Stunden theoretischen
Unterricht und mehr als 1.400 Stunden
Praktikum abgeleistet, eine 30 Seiten starke
Facharbeit verfasst und mündliche und
schriftliche Examensprüfungen abgelegt.
„Das war natürlich sehr anstrengend“, gibt
sie zu. „Aber ich wusste ja, warum ich diese Weiterbildung mache: Weil ich mir auch
in Zukunft keine andere Arbeit als die mit
onkologischen Patienten vorstellen kann,
und weil ich möchte, dass wir im Umgang
mit unseren Patienten auf das bestmögliche
Fachwissen zurückgreifen können.“
Die Liebe zum Fachbereich Onkologie habe sie bereits während der allgemeinen
Ausbildung zur Krankenschwester entdeckt, berichtet Andrea Carstens. „Damals
war ich zur Weihnachtszeit hier auf der
Station, und die ganz besondere Atmosphäre, die ich hier erlebt habe, hat mich
nicht wieder los gelassen.“
Wer als Besucher oder Patient auf die Station EC oder 1C kommt, kann Schwester
Andreas Wahrnehmung bestätigen: Hier
herrscht ein Geist von Geborgenheit, eine
Ruhe jenseits der Geschäftigkeit des Krankenhausalltags, die sich sofort überträgt.
Die Türen zu den Patientenzimmern stehen
– wenn dies den Patienten recht ist – offen,
ebenso wie die Türen zu den Dienstzimmern der Schwestern. Obwohl beide Stationen im ältesten Gebäudeteil des PiusHospitals liegen und von den räumlichen
Gegebenheiten nicht zu den Attraktivsten
MIT KOMPETENZ
und Zuneigung
Die Ausbildung zur Fachpflegekraft legt
den Schwerpunkt ausdrücklich auf beides:
auf ganzheitliche Betreuung wie Schwester
Andrea sie beschreibt und umfassendes
fachliches Wissen auf verschiedenen Ebenen. Der theoretische Unterricht vermittelt
Kenntnisse in der spezifischen onkologischen Pflege – die Gabe und Überwachung
von Chemotherapeutika, Infusionstherapie, Vorbereitung und Durchführung der
Bestrahlung – als auch medizinische
Grundlagen zum Beispiel über neue Therapieformen, über Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten, Symptome
bei bestimmten Tumorarten und Linderungsmöglichkeiten. Darüber hinaus standen Psychologie, Rechts- und Betriebswirtschaft, Pädagogik und Organisation auf
dem Lernprogramm. Und immer wieder
die Orientierung auf den Patienten. „Die
Diagnose Krebs hat Auswirkungen auf fast
alle Lebensbereiche“, erklärt Andrea Carstens. „Unsere Patienten stehen unerwartet
vor existenziellen Fragen: Was soll ich meinen Kindern sagen? Kann ich jemals wieder arbeiten? Werde ich überhaupt überleben? – Sie fühlen sich häufig im Familienleben nicht mehr als vollwertig dazugehörig und müssen neben all diesem mit
aggressiven Therapien und der Angst vor
Nebenwirkungen fertig werden. – Es ist
deshalb unerlässlich, dass wir ihnen neben
der notwendigen Betreuung vor allem helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken.“
Pflege-Experten sprechen in diesem Zusammenhang davon „Ressourcen zu aktivieren“. Jeder Mensch hat persönliche Stärken, die auch in den schwierigsten Situationen noch vorhanden und abrufbar sind.
Dies können zum Beispiel bestimmte positive Charaktereigenschaften sein wie Kommunikationsfähigkeit, Optimismus oder
andere soziale Kompetenzen, es können
ganz praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten sein oder auch positive Erinnerungen
oder emotionale Zustände. Um die individuellen Ressourcen eines Patienten zu motivieren, arbeiten die Pflegenden eng mit
anderen Berufsgruppen, allen voran mit
den Ärzten der eigenen Klinik und anderer
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Fachkliniken im Pius-Hospital, mit Physiotherapeuten, Psycho-Onkologen, Seelsorgern und Sozialarbeitern oder mit ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen
zusammen und beziehen von Anfang an
auch die Angehörigen mit ein, damit auch
nach dem Krankenhausaufenthalt die positive Stärkung weitergeführt werden kann.
„Diese Kompetenzen haben wir natürlich
alle auf der Station“, meint Andrea Carstens, „so betrachtet sind wir also alle FachPflegekräfte“. Trotzdem wurde sie auch
von ihrer Stationsleiterin, Schwester Gabriele Bohmann-Kemper ausdrücklich darin bestärkt, die Fachweiterbildung zu ab-
die in der Pflege wichtig sind. Über enterale Ernährung z.B. (s. PIA II/2005) über
Sturzprophylaxe (s. PIA I/2006), über Dekubitusprophylaxe (s. PIA II/2003), über
Pflegehilfsmittel, Kinästhetik (s. PIA
III/2004) Inkontinenz, Stillen (s. PIA
I/2004), über Diabetes (s. PIA II/2006)
oder über die spezielle Betreuung von Frauen mit Brustkrebs. Ebenso wurden Experten für EDV oder für das FallpauschalenSystem ausgebildet. „All diese Themen sind
so komplex, dass längst nicht mehr jeder
alles darüber wissen kann“, schildert Irmgard Marischen. „Deshalb haben wir einzelne Mitarbeiter dazu ermutigt, sich ein
besonders qualifiziertes Fachwissen in ei-
„Die Patienten sollen sich nicht nur physisch sondern
auch psychisch bei uns aufgefangen fühlen und
Vertrauen und Achtung spüren.“
solvieren. „Man lernt eine Menge zusätzlicher Aspekte in der Ausbildung“, erläutert
Bohmann-Kemper. „Besonders gut finde
ich auch, dass Praktikums-Einsätze in anderen Institutionen zur Ausbildung
gehören. So lernen die Kolleginnen und
Kollegen Situationen aus dem Lebensalltag
der Patienten kennen, die wir im Krankenhaus gar nicht miterleben.“
Die Fachausbildung in der OnkologiePflege gehört zum „Pflege-Experten-Programm“, das Pflegedirektorin Irmgard Marischen am Pius-Hospital etabliert hat. In
den vergangenen Jahren hat sie immer wieder gezielt Mitarbeiterinnen in berufsbegleitende Weiterbildungsprogramme vermittelt. Sie sammeln dort Spezialwissen
über unterschiedlichste Themenbereiche,
nem bestimmten Bereich zuzulegen. Wir
übernehmen die Kosten und stellen sie für
die Weiterbildung frei. Dafür stellen sie
uns nach erfolgreicher Abschlussprüfung
ihr Fachwissen zur Verfügung.“ Sie arbeiten also weiter in ihrem normalen Stationsdienst. Doch wenn irgendwo im Krankenhaus eine Frage auftaucht, die mit
ihrem Fachgebiet zu tun hat, helfen sie, sie
zu lösen.
Bei Schwester Andrea Carstens hat die
Fachweiterbildung genau diesen Effekt gehabt. „Ich wünsche mir, dass ich durch
mein erworbenes Wissen unser Team weiter stärken kann, und dass wir weiterhin
unsere onkologischen Patienten kompetent, würdevoll und menschlich pflegen.“
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KUNST UND KULTUR
Als Thomas Alva Edison 1877 den Phonographen erfand, glaubten selbst Gelehrte, dies sei ein
fauler Trick. – Ein Gerät zum Aufzeichnen und wiedergeben von Klängen? Völlig unmöglich!
Wer nicht lesen kann,
DARF HöREN!
Edison musste einen Bauchredner engagiert haben, der alle zum Narren hielt
…130 Jahre später ist Edisons „Trick“ bis
zur Perfektion fortentwickelt worden. Heute finden wir ganze Werke der Weltliteratur auf ein paar kleinen Tonträgern. Wer
Shakespeare, Goethe, die Bibel genießen
will – oder den neuesten Abenteuer-Roman
braucht nicht mehr dicke Wälzer zu schleppen oder verzweifelt nach der Brille zu suchen. Stattdessen sollte er mit der Fernbedienung des CD-Players umgehen können –
oder zumindest jemanden kennen, der das
kann …
Kurz: Das Hörbuch setzt sich immer mehr
durch. Als Ergänzung zur traditionellen
Lektüre, betonen Bücherfreunde und Bibliothekare. „Die meisten ziehen immer
noch das Buch dem Hörbuch vor“, stellt
Sylvia Hoheisel, Leiterin der Pius-Bücherei
fest. „Zum Hörbuch greift man dann, wenn
man durch eine andere Tätigkeit oder eine
spezielle Situation vom Lesen abgehalten
wird.“ Viele hören Hörbücher beim
Spülen, beim Saubermachen oder beim
Autofahren. „Die Alternative wäre in diesem Moment, nicht, ein Buch zu lesen, sondern gar keine Literatur aufzunehmen“, so
Hoheisel.
Hörbücher gibt es in verschiedenen Ausführungen: Zum Beispiel als inszenierte
Hörspiel-Fassung. Diese sind ähnlich wie
Literatur-Verfilmungen häufig auf einige
Schwerpunkte reduziert, bieten dafür aber
eine ganz eigene Atmosphäre. Oder als Lesungen in gekürzter oder ungekürzter Fassung. In allen Fällen hängt das Hör-Erlebnis entscheidend von den Sprechern ab.
„Wenn jemand nicht gut liest, verliere ich
sofort das Interesse“, erklärt Sylvia Hoheisel. „An einem gut gemachten Hörbuch
hingegen kann ich mich richtig festhören.“
GENUSS unter der Glaskuppel
Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher
und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet,
über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen
Snacks. Helle freundlichen Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum
Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige!
Auch in der Patienten-Bücherei macht die
Bibliothekarin genau diese Erfahrung. Die
meisten möchten lieber lesen als hören.
Doch wer auf Grund der Krankheit nicht
lesen kann, oder wem es auf die Dauer zu
anstrengend wird, dem kann Sylvia Hoheisel mit hochwertiger Literatur im Hör-Format aushelfen. Im ersten Halbjahr 2007
nahmen über 600 Patienten dieses Angebot
gerne an.
NEUE HÖRBÜCHER aus der Pius-Bücherei
Christa-Maria Zimmermann: Gefangen im Packeis – Hörspielbearbeitung
Ein spannendes Abenteuer-Hörspiel, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Erzählt wird die Geschichte der Shackleton-Expedition aus der Sicht des 16-jährigen Peter Blackborrow, der sich als
blinder Passagier auf das Schiff des britischen Polarforschers Ernest Shackleton geschmuggelt hat.
Im Oktober 1914 bricht die Endurance zu ihrer Forschungsreise in die Arktis auf. Doch bevor die Expedition das arktische Festland erreicht, wird das Schiff vom Packeis eingeschlossen. – Uwe Friedrichs als Erzähler lässt die dramatischen Ereignisse in der Arktis lebendig werden.
Lars Brandt: Andenken – Lesung
Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital
befindet sich im Erdgeschoss, Raum
E.560 gegenüber der Onkologischen
Ambulanz und ist montags bis freitags
jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pius-Hospitals sind als Leser
willkommen. Die Bibliothekarin Sylvia
Hoheisel kommt außerdem mit dem
Bücherwagen auf die Stationen.
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Im Oktober 1992 starb mit Willy Brandt einer der wichtigsten Politiker der Bundesrepublik. Sein
Sohn Lars hat nun ein Erinnerungsbuch veröffentlicht, das sich abhebt von den vielen anderen Publikationen über diesen großen Mann. In „Andenken“ geht es nicht um Politik oder Biographie, sondern um das Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Ausgehend von einzelnen Momenten – Kindheitserinnerungen an das Berlin des Bürgermeisters Brandt, das gemeinsame Angeln bis hin zum
Besuch am Krankenbett, zeigt der Autor seinen Vater in den privatesten Augenblicken. Nicht kritiklos, aber doch mit großer Zuneigung für den Mann mit all seinen Widersprüchen. Der Schauspieler
Sebastian Koch liest die ungekürzte Fassung des Buches mit großer Ruhe. Lars Brandt, geb. 1951 in
Berlin, lebt in Bonn. Er macht Filme, schreibt Texte und malt Bilder.
Eric Malpass: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung – Lesung
Morgens um sieben scheint das Leben der Großfamilie Pentecost eine reine Idylle zu sein. Auf ihrem
Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital befindet sich in der 1. Etage im Zimmer 106
englischen Landgut pflegen die Familienmitglieder ihre eigenwilligen Charaktere und werden daund ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbei vom achtjährigen Gaylord genau beobachtet. Trotz aller Exzentrik hält die Familie zusammen,
beiterinnen und Mitarbeiter des Pius-Hospitals sind als Leser willkommen. Die Biblioauch wenn sie sich dann und wann gehörig auf die Nerven geht. Als Gaylord von Freund Willie bethekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen.
droht wird, ist eine Tante rechtzeitig als Rettung zur Stelle. Bis heute hat die Geschichte nichts von
ihrem Charme verloren, sondern sie gewinnt durch die stimmlichen Qualitäten des Sprechers Stephan Schwarz noch an Attraktivität. Ein heiterer Hörgenuss!
Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de
Cafeteria im Atrium
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
ÖFFNUNGSZEITEN:
montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr
samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr
Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice,
Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40
„Das Leben leben
kann man nur
VORWäRTS ...“
SOZIALARBEITER
JOSEF ROß
‘Und sie machten sich auf den Weg.’, dieses Thema eines diesjährigen Abiturgottesdienstes rief mir einen anderen Satz in Erinnerung. „Wie gut, dass wir
nicht immer schon vorher wissen, was uns im Leben noch so passieren wird“.
Ja, dann möchte so mancher von uns gar nicht mehr weitergehen wollen im Leben. Ich höre diesen Satz häufiger
im Gespräch mit Angehörigen, wenn es darum geht, einen Weg zu finden, wie mit der radikalen Veränderung
durch Krankheit umzugehen ist.
Umso faszinierender finde ich anzusehen, dass Menschen, trotz des Wissens um die Gefährdung des eigenen
Lebens, sich mutig auf den Weg machen: Sie absolvieren eine schulische oder berufliche Ausbildung, sie gründen eine Familie, gehen Beziehungen ein, bauen ein Haus, gehen auf Reisen und vieles mehr. Wir tun einfach
so, als ob es die ständige Bedrohung des Lebens nicht gäbe. Und das ist auch gut so. Wenn wir nicht so täten,
würden wir sicher manche Entscheidung nicht so mutig treffen können. Wer um die Gefährdung des Lebens
weiß, weiß aber auch, dass es keine Garantie für alles Gelingen gibt.
Von dem Philosophen Sören Kierkegaard ist der Spruch überliefert „Das Leben leben kann man nur vorwärts,
das Leben verstehen nur rückwärts.“ Der Blick zurück mag einem manchmal jenes Maß an Dankbarkeit für das
erhaltene Leben geben, das gleichzeitig wieder ermutigt, sich auch auf die Entwicklungen einzulassen, die zwar
nicht ‚gewünscht', aber dennoch Teil meines Lebens geworden sind oder noch werden können. Die Kunst des
Lebens besteht darin, diese Spannung auszuhalten und zu gestalten: mutig vorwärts zu leben und doch
vielleicht morgen zu wissen, dass es anders gekommen ist.

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