2013 | 45 | Industrielle Verschmutzung

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2013 | 45 | Industrielle Verschmutzung
Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395
Rund um den Genfersee
... damit der Genfersee
lebendig bleib
t
Informationsbulletin der Internationalen Kommission zum Schutz des Genfersees (CIPEL)
Inhalt
Dossier : Industrielle Verschmutzung
Die Arbeitsgruppe «Industrielle
Verschmutzung»
S.2
Sanierung der Deponie Pont-Rouge
in Monthey (VS)
S.3
Neues Leben im Carré-Vert (GE)
S.4
Givaudan engagiert sich für
sauberes Wasser
S.4
Operation Arve Pure 2012
S.5
Kurznachrichten :
Ausstellung Eau’dyssée
S.6
Net’Léman 2012
S.6
Abwassermanagement bei
Merck Serono SA
S.6
Input für Richtungsplan SDAGES.6
© Magali Faccini
Gesundheitszustand des Sees 2011
J
edes Jahr aktualisiert die CIPEL ihr „Tableau de bord“, ein technisches Steuerungsinstrument, mit dem sie die Umsetzung des
Aktionsplans überwacht und begleitet. Es gibt einen Überblick
über die Nutzung (Fischfang, Trinkwasser, Baden) und den Gesundheitszustand des Sees und der Fliessgewässer sowie über die
Massnahmen, die zum Erreichen der von der CIPEL festgelegten
Ziele notwendig sind. Hier nun das Wichtigste für 2011 in Kürze:
Wegen des milden Winters 2011 kam es zu keiner vollständigen
Tiefenzirkulation. Die Verteilung der Nährstoffe aus den oberen
Gewässerschichten und die Belüftung der unteren Schichten
erfolgte bis zu einer Tiefe von ungefähr 85 Metern. Die warmen
Temperaturen und die hohe Sonneneinstrahlung zu Jahresbeginn
begünstigten das frühzeitige Wachstum mikroskopischer Algen
im Frühling, doch hielt sich aufgrund der phosphatarmen oberen
Gewässerschichten die mengenmässige Entwicklung glücklicherweise in Grenzen. 2011 erwies sich als Rekordjahr für die Fischerei, mit insbesondere guten Fangzahlen bei den Felchen. Erfreulich
auch die Ergebnisse bei den Badestränden: Die bakteriologische
Wasserqualität war ausgezeichnet, und zum ersten Mal in fünf Jahren gab es keine Strände mit Badeverbot. Bei den Mikroverunreinigungen konnten dank Fortschritten in der Analysetechnik 100
neue Pestizide geprüft werden. Die Schadstoffkonzentrationen
liegen zwar immer noch unterhalb der Normen für Trinkwasser,
doch darf man nicht vergessen, dass das Wasser gegenwärtig nur
auf 399 Pestizide untersucht wird, während Tausende von Stoffen
im Einsatz sind und im Abwasser enden. Bei den Medikamenten
wurden von rund hundert untersuchten Substanzen etwa ein Drittel im Seewasser nachgewiesen. Die CIPEL prüft nicht nur die Wasserqualität im Hinblick auf die Verwendung als Trinkwasser, sie
überwacht auch die Präsenz von Substanzen, für die es heute noch
keine Normen in Bezug auf das Trinkwasser gibt, etwa Abbauprodukte von Medikamenten oder zahlreiche andere Stoffe. Positiv
fällt die Bilanz bei der Abwassersanierung aus: Alle 164 Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Genferseegebiet weisen einen mittleren Reinigungsgrad von 90% auf.
Leitartikel
Schon lange vorbei sind glücklicherweise die Zeiten,
in denen die ersten Gewässerschutzinspektoren nach
Kontrollen dann im Büro erzählten, wie angegriffen die
Steine in der Nähe eines Einlaufs von Industrieabwässern wären oder wie das Wasser an solchen Stellen in
verschiedenen, gar leuchtenden Farben schillerte. Im
Einzugsgebiet des Genfersees sind derartige Vorfälle
definitiv Geschichte, denn auch die Industrie ist sich
heute des Werts der unersetzbaren Ressource Wasser
bewusst. Aktuell beschäftigen uns zwei Arten von Problemen:
• Die giftigen Altlasten von schlecht geplanten oder
mit wenig Voraussicht betriebenen Abfalldeponien
oder Industriestandorten. Um das Grundwasser vor
Verschmutzungen durch Sickerwasser zu schützen,
braucht es nochmals gut zwei Generationen.
• Mikroverunreinigungen, die nur teilweise auf die
Industrie zurückgehen und die derzeit besonders
viele Fragen aufwerfen, da wir ihre langfristigen Konsequenzen nur schlecht kennen.
Im Genferseegebiet arbeiten Industrie und Behörden
Hand in Hand, um die Auswirkungen auf die Umwelt
möglichst gering zu halten. Dieser Ansatz hat sich
bewährt – gehen wir auch künftige Probleme gemeinsam an!
Charles Stalder, Direktor der Direction générale de l’Eau
des Kantons Genf und Leiter der Arbeitsgruppe «Industrielle
Verschmutzung» der CIPEL
Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395
Dossier
Industrielle Verschmutzung
Delta de la Dranse © Jean-Michel Zellweger
Die Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzung»
D
ie
Arbeitsgruppe
«Industrielle
Verschmutzung» hat sich zum Ziel gesetzt, eine Bilanz der industriellen Situation
im Genferseegebiet und eine Liste von vorrangig zu überwachenden Mikroverunreinigungen nach Aktivitätssektor zu erstellen.
Dazu benötigt sie von den Unternehmen Informationen zu den von ihnen produzierten
und im Einzugsgebiet des Genfersees eingesetzten Wirkstoffen, insbesondere zu den so
genannten Mikroschadstoffen – langlebigen
Substanzen, die in geringer Konzentration
im Wasser nachgewiesen werden.
Die aus wissenschaftlichen und technischen Experten sowie Vertretern der geographischen Einheiten der CIPEL bestehende Arbeitsgruppe erhebt Daten und
tauscht Informationen über Massnahmen
zur Kontrolle und Reduktion von industriellen Verschmutzungen aus.
Diese Bilanz der industriellen Situation
beruht auf einem doppelten Ansatz, der Kataster und Analysen einbezieht. Ein Inventar erfasst die im Genferseegebiet tätigen
Industrien sowie ihren Anschluss an kommunale Abwasserreinigungsanlagen (ARAs)
mit oder ohne Vorbehandlung der Abwässer.
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Ausserdem führt die Gruppe ein Register
kontaminierter Orte, was ihre Kenntnisse
der Substanzen (namentlich der langlebigen
Wirkstoffe), die von der Industrie früher und
aktuell produziert und eingesetzt wurden,
verfeinert und eine bessere Überwachung
ermöglicht.
Den
verantwortlichen
Behörden
und betroffenen Berufsgruppen gibt die
Arbeitsgruppe «Industrielle Verschmutzungen» zudem konkrete Empfehlungen zur
Beherrschung der industriellen Einträge
ab. Die Empfehlungen enthalten neben
Vorschlägen für eine bessere Kontrolle
auch Beispiele guter Praktiken, dank denen
weniger Mikroschadstoffe in die Gewässer
gelangen.
Je nach Projekt kann die Gruppe auch
Experten ausserhalb der CIPEL beiziehen,
wie beispielsweise Vertreterinnen und
Vertreter von Gewerkschaften, die für die
amtlichen Kontrollen zuständigen Inspektoren oder Vertreter von Chemieunternehmen, die sich für das Management und die
Reduktion industrieller Abfälle engagieren.
Im Rahmen des Aktionsplans
2011-2020 ist die Gruppe «Industrielle Verschmutzung» in der
Entwicklung und Umsetzung
folgender Projekte involviert:
B1 Die Einträge der Industrie an Mikro
schadstoffen besser kennen.
B2 Die Einträge der Industrie an Mikro
schadstoffen unter Kontrolle
bringen.
B3 Den Ersatz von Phosphatprodukten in industriellen Reinigungsmitteln fördern.
Weitere Informationen über die verschiedenen
Aktionen finden Sie im Aktionsplan 2011-2020
auf der Internetseite der CIPEL:
www.cipel.org
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Sanierung der ehemaligen Deponie Pont Rouge in Monthey (VS)
Sébastien Jordan, Kommunikationsbeauftragter CIMO, Monthey
Grünes Licht für Pont Rouge
D
ie Deponie Pont Rouge wurde zwischen
1957 und 1979 von der chemischen
Industrie von Monthey gemäss den damals
geltenden Regelungen betrieben. BASF und
Syngenta vergaben die Aufarbeitung der
Altlasten an das Unternehmen Cimo, das im
Juni 2012 seine Tätigkeit an der Abfalldeponie aufnahm.
Die im Kataster der belasteten
Standorte des Kantons Wallis eingetragene
Deponie Pont Rouge ist bald Geschichte.
Für die Firma Cimo, die in enger Zusammenarbeit mit der Dienststelle für Umweltschutz (DUS) des Kantons Wallis und
technischen Experten bereits seit 2005
diese Sanierung vorbereitet, begannen die
Arbeiten vor Ort am 11. Juni 2012. An die
drei Jahre werden nötig sein, um die rund
70’000 m3 Abfälle (Sonderabfälle aus der
Industrieproduktion, aber auch belasteter
Bauschutt, Primärschlamm oder Schlacken)
und 50’000 m3 kontaminierte Erde einer
fachgerechten Aufbereitung, Trennung und
Entsorgung zuzuführen. Die Abfälle sind
beidseitig der Tonkin-Eisenbahnlinie im
Südosten des Chemiestandorts Monthey
gelagert.
Die am 11. Juni 2012 begonnenen Aushubarbeiten im
ersten Sektor dauerten bis Ende August. Für den einfacheren Transport auf den zweiten Sektor wurde die Halle
geöffnet. © CIMO
«Unsere Vorgänger hinterliessen uns
zwar die Abfälle, aber sie trugen auch zum
Aufschwung des Standorts bei. Damals hatte
der Umweltschutz noch weniger Gewicht als
heute», erklärt Sébastien Meylan, Projektleiter für die Sanierung von Pont Rouge. «Als
ihre Nachfolger wollen wir nun diese Altlasten sanieren. Dies ist unser Beitrag, damit
wir kommenden Generationen nicht nur
eine gesunde Industrie, sondern auch eine
saubere und sichere Umwelt hinterlassen.»
Sicherheit als erste Priorität
Die Arbeiten dürften zwischen 100
und 120 Mio. Schweizer Franken kosten –
eine beträchtliche Investition, die jedoch
davon zeugt, mit welchem technologischem
Aufwand die Bauherren den guten Ablauf
der Arbeiten punkto Logistik, Sicherheit
und Umweltschutz sicherstellen. Unmittelbar unterhalb der Deponie wurde eine
Pumpstation errichtet, die das belastete
Grundwasser aufbereitet und als «hydraulische Barriere» zum Schutz des Grundwassers dient. Die Qualität des Grundwassers
wird bereits seit den 1980er durch das Umweltlabor von Cimo anhand von regelmässigen Proben überwacht.
flüchtigen Verbundstoffen in die Atmosphäre vorzubeugen. Die Luft in der abgedichteten und mit gut vierzig Rauchsensoren und Kameras bestückten Halle wird
ständig erneuert und mittels Staubpartikelund Aktivkohlefiltern aufbereitet.
Renaturierung des Standorts
99% der Verschmutzungsquellen dürften gemäss Prognosen des Projektteams von
Cimo bis in fünf Jahren entfernt sein, so
dass der Standort der Bevölkerung und der
Natur zurückgegeben werden kann. Geplant
sind mehrere Projekte im Sinne einer sanften Mobilität wie Velowege sowie eine ökologische Bepflanzung, die Fauna und Flora
zugute kommt.
Weitere Informationen finden
Sie unter:
www.cimo.ch
Die Aushubarbeiten erfolgen in einer
luftdichten Einhausung mit leichtem Unterdruck, um einer allfälligen Emission von
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Neues Leben für Industriebrache
Carré Vert: Das ehemalige Gaswerk La Coulouvrenière (GE)
Michel Agassiz, Ingénieur-conseil, Genf
M
it der Einweihung des Gaswerks La
Coulouvrenière im Genfer Quartier
La Jonction im Jahre 1844 besass Genf
als zweite Schweizer Stadt nach Bern eine
Strassenbeleuchtung mit Gaslaternen. Das
Gaswerk nutzte das Verfahren der Kohlevergasung und wurde kontinuierlich vergrössert, um die stetig wachsende Nachfrage
zu befriedigen. Bei seiner Schliessung im
Jahre 1915 und der Inbetriebnahme eines
neuen Gaswerks im Quartier Châtelaine im
Nordwesten der Stadt erreichte es eine Produktion von 15’000 m3/Tag.
Bis 1930 wurde das Gelände dann vom
Strassenbauamt der Stadt Genf genutzt, das
dort hauptsächlich seine Verwaltung unter-
gebracht hatte. Zwischen 1931 und 1995
diente das Areal den Services industriels de
Genève für Büros und Werkstätten. Heute
bietet die 17’000 m2 grosse Industriebrache
eine wunderbare Chance für den Bau eines
Öko-Quartiers mit 300 Wohnungen.
Angesichts der industriellen Vergangenheit des Standorts wurden Abklärungen
gemäss Altlastenverordnung vorgenommen
(200 Bohrungen und Grabungen, 90 Piezometer). Diese zeigten eine erhebliche Belastung von Boden und Grundwasser durch
gaswerktypische Schadstoffe, namentlich
PAK (Polyaromatische Kohlenwasserstoffe)
und Benzol, die eine Sanierung des Areals
erforderten. Die Sanierung besteht im Aushub des belasteten Bodens sowie Abpumpen
des belasteten Grundwassers zur Extraktion
der Schadstoffe und dürfte rund 52 Mio.
Schweizer Franken kosten, die von Stadt und
Kanton Genf, dem Bund und den Services
industriels de Genève getragen werden.
Die Sanierungsarbeiten begannen
im Oktober 2008 und fanden im Frühling
2012 ein erfolgreiches Ende, so dass dem
ersten Öko-Quartier im Herzen der Stadt
nichts mehr im Wege steht.
Weitere Informationen unter:
www.carre-vert.ch
© Ville de Genève
Givaudan engagiert sich für sauberes Wasser
Givaudan ist auf die Herstellung von
Duft- und Aromastoffen spezialisiert und
beschäftigt über 8’500 Mitarbeitende in
46 Ländern auf der ganzen Welt. Seit 1898
hat das Unternehmen seinen Sitz in Vernier
(Kanton Genf), direkt am Ufer der Rhone.
Die Nähe zum Fluss spielte bei der Standortwahl eine wichtige Rolle: Ein Chemieunternehmen benötigt sowohl für die Produktion des Wasserdampfs zur Aktivierung
der chemischen Reaktionen wie auch für die
Kühlung der Anlagen erhebliche Mengen an
Wasser.
Bereits in den Siebzigerjahren liess
Givaudan zur Einhaltung der Gewässerschutzbestimmungen eine erste Abwasserreinigungsanlage (ARA) zur Vorklärung
seiner Abwässer errichten. 1982 kam als
Ergänzung eine Kläranlage mit biologischer
Abwasserreinigung (Belebtschlamm) hinzu. Im Jahr 2000 wurden dann die Anzahl
Belüftungs- und Durchlaufbecken erhöht,
um den gestiegenen Produktionsmengen
Rechnung zu tragen. 2008 konnte eine
neue Anlage für die teilweise Ozonisierung
bei der Behandlung von Bioschlämmen eingeweiht werden, was die Produktion von
Schlämmen, die zwecks Methanisierung zur
kantonalen ARA Aïre transportiert werden
mussten, beträchtlich verringerte.
Gegenwärtig behandelt die aus zwei
ARAs bestehende Anlage alle Abwässer des
Werks Givaudan (95 % der Fracht) sowie
das Wasser der Einzugsgebiete von Loëx
und Vernier Ouest (5 % der Fracht). In ihrer
derzeitigen Konfiguration entspricht die
Anlage von Givaudan einer ARA von rund
100’000 Einwohnern.
2008 verlangte die Republik Genf von
Givaudan ein Register der Produktionsabwässer, um abzuklären, welche Produktionszweige das grösste Gefährdungspotential für die biologische Behandlung der
ARA bergen. Die Toxizität der Einträge zeigt
nämlich ganz direkte Auswirkungen auf den
Wirkungsgrad der biologischen Klärstation.
Dies war der Anlass für eine Studie, die den
Einfluss der Fabrikationsabwässer auf Bakterien und Wasserlebewesen untersuchen
soll.
Seit 2011 besteht im Übrigen ein Überwachungssystem für das Kühlwasser des
Werks. Dieses kommt nicht mit potentiellen
Verschmutzungsquellen in Kontakt, so dass
es nicht die ARAs durchläuft, sondern direkt
in die Rhone eingeleitet wird. Da sich eine
Verschmutzung jedoch nie vollumfänglich
ausschliessen lässt, wird das Kühlwasser
bei Erkennung einer Anomalie automatisch umgeleitet und bis zur Abklärung der
Verschmutzungsquelle in einem Rückhaltebecken zwischengelagert.
All diese Massnahmen zur Behandlung
der Abwässer des Werks vor ihrer Einleitung in die Rhone dienen dem nachhaltigen Schutz der Wasserqualität, denn die
Sicherheit der Ressource Wasser ist ein
wichtiges Anliegen von Givaudan.
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Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395
Vallée de l’Arve © Agence de l’eau RM&C
Operation ARVE PURE 2012
Nicolas Chantepy, Leiter der Delegation
Rhône-Alpes, Agence de l’Eau Rhône-Méditerranée et Corse
Auf Anregung der Agence de l’Eau
Rhône Méditerranée et Corse wurden im
Tal der Arve seit 2007 vier territoriale Initiativen umgesetzt. Diese auf industrielle
Abwässer ausgerichteten «Kollektivoperationen» tragen ganz konkret zur Verbesserung
der Wasserqualität in den Fliessgewässern
bei.
Die Operation ARVE PURE 2012 wurde
auf dem Gebiet des Gemeindesyndikats
SIVOM der Région de Cluses, der Communauté de Communes Faucigny Glières, der
Communauté de Communes du Pays Rochois und der Communauté d’Agglomération d’Annemasse les Voirons entwickelt und
hat die Abwässer von Industriebetrieben im
Visier, die an eine öffentliche Abwasserreinigungsanlage angeschlossen sind und
deren Abwässer ein toxisches Risiko darstellen. Die Aktionspläne setzen direkt an
der Verschmutzungsquelle an und wollen in
erster Linie Abwässer oder Abfälle, die mit
ihrem Gefährdungspotential die Kläranlagen der Gemeinden überfordern, direkt
einer fachgerechten Behandlung oder Entsorgung zuführen.
Im Rahmen dieser Operationen, die alle
die Reduktion von Gefahrenstoffen im Sinne
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der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)
zum Ziel haben, finanziert die Agence de
l’Eau bei Gemeinden und beim Syndicat
National du Décolletage Ressourcen, die
praxisnahe Aktionen sowie Investitionen ins
Abwassermanagement entwickeln.
In aufwändiger Kleinarbeit kontaktieren die Projektbeauftragten und Techniker
der betroffenen Gemeinden und des Syndicat National du Décolletage alle ansässigen
Unternehmen, informieren nach jeder Diagnose über gute Praktiken im Gewässerschutz oder empfehlen die jeweils wirkungsvollsten Einrichtungen zur Vorbehandlung
der Abwässer vor ihrer Einleitung ins Kanalisationsnetz.
140 Projekte konnte die Agence de
l’Eau seit 2007 auf diese Weise finanzieren,
wobei die Projektschwerpunkte hauptsächlich bei der Behandlung von Verunreinigungen durch giftige Metalle oder chronischer
Verschmutzungen infolge Verwendung wasserlöslicher Schneidöle liegen. Die Wasserqualität der Arve hat sich seither deutlich
verbessert. Alle der vom SM3A (Syndicat
Mixte d’Aménagement de l’Arve et de ces
Abords) durchgeführten Messkampagnen
bestätigen die Fortschritte: Die Wasserqualität der Arve erhält immer bessere Noten
und soll als langfristiges Ziel bis 2027 die
Güteklasse Gut erreichen.
Für weitere Informationen:
www.eaurmc.fr
Diese Ergebnisse machen Mut, auch
wenn die Verringerung oder sogar Vermeidung von Gefahrenstoffen ein ehrgeiziges Ziel bleibt, das noch viele Anstrengungen erfordert.
Die Reduktion von Verunreinigungen durch Mikroschadstoffe bildet einen
der Schwerpunkte des neuen Aktionsplans
2013-2018 der Agence de l’Eau Rhône Méditerranée et Corse und steht deshalb mehr
denn je im Mittelpunkt der von ihr angestossenen Projekte.
Anlage für die chemisch-physikalische Aufbereitung ©
Agence de l’Eau RM&C
Nr. 45 ¦ Januar 2013 ¦ ISSN 1016-3395
Kurznachrichten
Ausstellung Eau’dyssée im Centre nature de la Libellule
in Genf © Ariane Mariot
Ausstellung Eau’dyssée
Im Rahmen ihres Aktionsplans 20112020 mit Schwerpunkt Verringerung von
Mikroverunreinigungen im Wasser beauftragte die CIPEL die Association Potamot
mit der Realisierung einer interaktiven
spielerischen Ausstellung namens «Eau’dyssée: sur la trace des micropolluants» (Mikroschadstoffen auf der Spur), die den Besuchern viel Interessantes zu Wesen und
Herkunft von Mikroschadstoffen und ihren
Auswirkungen auf Mensch und Natur näher
bringt. Die für Familien und Schulen konzipierte Ausstellung war vom 25. August bis
30. September 2012 im Centre nature de la
Libellule in Genf zu sehen und verzeichnete
allein in den ersten beiden Wochen mehr als
460 Besucherinnen und Besucher.
Die interaktive Ausstellung «Eau’dyssée: sur la trace des micropolluants» informiert frisch und undogmatisch über Mikroschadstoffe in unserem Alltag (Haushaltsprodukte, Medikamente, Kosmetika…)
und gibt praktische Tipps zum Schutz der
Umwelt, etwa dass Schmierseife und Essig
genau so sauber putzen wie Reinigungsmittel.
Die als Wanderausstellung konzipierte
und deshalb einfach zu installierende
Ausstellung will Wissen vermitteln und zu
Veränderungen anregen. Schulen, Gemeinden oder andere Organisationen können
sie auf Anfrage beim Sekretariat der CIPEL
ausleihen.
Net’Léman 2012: 11 Tonnen
Abfall
Abwassermanagement bei Merck
Serono SA
Bei der 6. Ausgabe von Net’Léman sammelten Hunderte freiwilliger Helfer und
Taucher 11 Tonnen Abfall von den Seeufern
und vom Seegrund auf.
Net’Léman will die breite Öffentlichkeit
über die Unmengen Abfälle sensibilisieren,
die an stark frequentierten Orten wie Stränden, Anlegestellen, Uferpromenaden, Häfen,
Flussmündungen und Fliessgewässern hinterlassen werden und ein Bewusstsein dafür
schaffen, dass wir uns alle – jeder und jede
auf seine Weise – für einen sauberen See
engagieren können. Die Aktion erfreut sich
seit 2005 einer steigenden Beliebtheit bei
Kindern und Jugendlichen, die mit ihren
Familien oder im Rahmen schulischer oder
ausserschulischer Aktivitäten teilnehmen.
Merck Serono SA mit Schweizer Sitz oberhalb Vevey ist ein Leader der Life-SciencesBranche und auf biotechnologische Medikamente spezialisiert. 2007 wurde der
Standort um zwei neue Produktionsstätten
erweitert. Für die Bearbeitung des dadurch
erheblich gestiegenen Abwasservolumens
wurde eine Abwasserreinigungsanlage gebaut. Das Unternehmen wollte die Abwässer
nach der Behandlung direkt in die Veveyse
einleiten können und entschied sich deshalb
für ultramoderne und hocheffiziente Verfahren, um die Umweltbelastung möglichst
gering zu halten. Die neue Anlage nahm
Anfang 2010 ihren Betrieb auf. Die Wasserqualität wird heute mehrmals wöchentlich geprüft und erfüllte bisher immer die
Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung
(GSchV). Eine in Zusammenarbeit mit der
Eidgenössischen Technischen Hochschule
Lausanne durchgeführte Untersuchung
analysiert zudem unterhalb des Einlaufs die
Auswirkungen auf die Wassertemperatur der
Veveyse.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.netleman.ch
Input für neuen Richtungsplan
SDAGE 2016 - 2021
Seit dem 1. November 2012 und noch
bis zum 30. April 2013 läuft die öffentliche Befragung zur Zukunft der Ressource
Wasser, die zur Vorbereitung des künftigen
Richtungsplans für Raumplanung und Wasserwirtschaft (SDAGE - Schéma Directeur
d’Aménagement et de Gestion des Eaux)
2016 – 2021 in den Einzugsgebieten der
Rhone und des Mittelmeers organisiert
wird. Sieben wichtige Themenkreise stehen
zur Diskussion: Wasser und Klimawandel,
Zustand der Gewässer, öffentliche Dienste,
diffuse Verschmutzungen, Überschwemmungsgefahren, Mittelmeer sowie Governance.
Ein kleiner Teil der aus dem Genfersee eingesammelten
Abfälle © Net’Léman
Für weitere Informationen und Input:
www.rhone-mediterranee.eaufrance.fr
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.cipel.org/documentation/expositions
Herausgeberin
CIPEL
ACW - Changins - Bâtiment DC
Rte de Duillier 50 - CP 1080 - CH–1260 Nyon 1
Tel +41 (0) 22 363 46 69
[email protected] - www.cipel.org
Verantwortlich für die Publikation
Audrey Klein
Redaktion und Layout
Ariane Mariot
Grafische Gestaltung
Pixit SA
Druck
PCL Presses Centrales SA
Gedruckt auf FSC-Papier
Auflage
3’500 Ex.

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