Link - Karpatenblatt

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Link - Karpatenblatt
09
September 2015
24. Jahrgang
Mesačník Nemcov na Slovensku • Monatsblatt der Deutschen in der Slowakei
Das Jugendfest 2015
Das 10. Mantakentreffen
Wenn Diversität verbindet
Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka
Inhalt
KB 09/2015
 Infoservice
65 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen:
noch immer Weltproblem
Neue DVD-Edition „Die Vergessenen des 2. Weltkrieges“
Jánošík & Co - Die Slowakei in Selbst- und Fremdwahrnehmung
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200 Jahre Wiener Kongress
Präsident der TU München ist der Sprachpanscher des Jahres 2015
Deutsche in den USA
4
 Aus den Regionen
Per Schiff vier Länder in einer Woche
Ein Stück Tradition in Sand
5
Mit Posaunen auf den Spitzenberg
Schmiedshauer auf dem Kultursommer in Pressburg
Gotteshaus in Stara Voda/Altwasser eingeweiht
6
Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Kaschau – Europäische Sportstadt 2016
7
8
 Jugendblatt
Unser Jugendfest
Kindercamp 2015
Wenn Diversität verbindet
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10-11
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 Kultur
13
14
Eine Synagoge voller geheimnisvoller Kästchen
Die kleinen Orte sind die großen Orte
 Berühmte Zipser
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Metzenseifner in Europa -Joseph de Piza (1808-1884)
 Geschichtskapitel
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges:
Schicksalsmonat September 1945
 Heimatglocken
Monatsgruß
„Die Zeit steht niemals still“ - Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit
17
 Nachrichten aus Heim und Familie
Gratulation
In stiller Trauer
18-19
 Kaleidoskop
Editorial
Langenscheidt macht Arabisch-Wörterbuch kostenlos zugänglich
Mitgenommen - Heimat in Dingen
Impressum
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DER 15. TAG DER DEUTSCHEN SPRACHE
Seit dem Jahr 2001 ist der zweite September-Samstag der
Tag der deutschen Sprache. Dies geht auf eine Initiative des
Vereins Deutsche Sprache zurück. Dessen Vorsitzender Walter
Krämer meinte aus diesem Anlass: „Gerade in diesen Tagen,
wo Hundertausende von Menschen aus dem Ausland nach
Deutschland strömen, gilt es, die Bedeutung der deutschen
Sprache als das große einigende Band herauszustellen, das
unsere Gesellschaft zusammenhält.“ In der Slowakei wird die
deutsche Sprache auf verschiedene Weisen gefördert, zum
Beispiel im Kindercamp des Karpatendeutschen Vereins. Mehr
darüber lesen Sie ab Seite 10.
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Infoservice
65 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen:
noch immer Weltproblem
Zum 65. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen
Heimatvertriebenen erklärte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius
MdB: „Am 5. August 1950 wurde die Charta der deutschen Heimatvertriebenen in Stuttgart feierlich unterzeichnet und am 6. August vor den Ruinen des Neuen Schlosses verkündet. Mit ihrem
klaren Rache- und Vergeltungsverzicht bricht sie aus dem immer
wieder zu beobachtenden Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt aus.“ Daher bilde sie bis heute das moralische Fundament für
die Arbeit der deutschen Vertriebenen und ihrer Verbände und widerlege sämtliche Stimmen, die den Vertriebenen Revanchismus
unterstellen.
Gleichzeitig hätten die deutschen Heimatvertriebenen mit der
Charta ihrem Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben mit
allen Nachbarvölkern und dem Aufbau eines gemeinsamen Europas in Frieden und Freiheit Ausdruck verliehen. Fabritius meinte
weiter: „Im Sinne dieses Bekenntnisses haben Vertriebene und
Aussiedler wesentlich zum Wiederaufbau Deutschlands beigetragen und sich für die Verständigung sowohl mit den Menschen als
auch mit den Ländern ihrer Heimatgebiete eingesetzt. Es bestimmt
unser Handeln nach wie vor.“
70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Flucht und Vertreibung, müsse aber auch daran erinnert werden, dass die Charta nicht nur Vision, sondern ebenso Protest gegen das erlittene
Schicksal und Mahnung für die Zukunft war und ist. Angesichts der
derzeit nahezu 60 Millionen weltweiten Vertriebenen und Flüchtlinge werde deutlich, dass der Satz: „Die Völker müssen erkennen,
dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller
Flüchtlinge ein Weltproblem ist“, unverändert Bestand habe.
Vertreibungen und ethnische Säuberungen gehören laut Fabritius eben nicht der Vergangenheit an: „Sie weltweit zu ächten, möglichst zu verhindern und die Menschenrechte zu sichern, bleiben
große Anliegen.“
BdV
© Patrick Levin
Neue DVD-Edition
„Die Vergessenen des 2. Weltkrieges“
Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich hat eine neue DVD-Edition veröffentlicht. „Die in enger Kooperation mit
ORF III produzierte vierteilige Dokumentationsreihe »Die Vergessenen des 2. Weltkriegs« über das Leben und Schicksal der
deutschen Minderheiten in Ostmittel- und
Südosteuropa ist nun auf DVD erschienen“, freuen sich VLÖ-Präsident Dipl.-Ing.
Rudolf Reimann und VLÖ-Generalsekretär
Ing. Norbert Kapeller über die Realisierung
dieser Produktion.
Die Dokumentationen Die Sudetendeutschen, Die Donauschwaben, Die
Deutschen entlang der Karpaten und
Umstrittenes Dreiländereck – Österreich,
Slowenien, Italien wurden am 6. und 13.
Juni 2015 jeweils im Hauptabendprogramm auf ORF III ausgestrahlt und waren
mit durchschnittlich jeweils ca. 70.000 Zusehern ein richtiger »Quoten-Hit«“, so die
beiden VLÖ-Vertreter über diese erfolgreiche Fernsehproduktion, die nun eben auch
auf DVD und ausschließlich über den VLÖ
erhältlich ist.
„Weiters wird die DVD vom VLÖ auch
nicht verkauft werden“, unterstreichen Reimann und Kapeller. Sie erklärten: „Im Sinne
der Unterstützung für unsere zukünftigen
und sehr umfangreichen Projektaktivitäten
gemeinsam mit den deutschen altösterreichischen Minderheiten in Ostmittel- und
Südosteuropa möchten wir hingegen - separat zu den entsprechenden Versandkosten der DVDs - um Spenden ersuchen, die
in Summe direkt unseren Projektpartnern
in der alten Heimat für deren wichtige Arbeit zu Gute kommen sollen.“
Jánošík & Co -
Die Slowakei in Selbstund Fremdwahrnehmung
In der Schriftenreihe des Instituts für
Volkskunde der Deutschen des östlichen
Europa ist vor kurzem ein neuer Sammelband mit Beiträgen über die Slowakei
erschienen. Auf 192 Seiten gehen elf
Autoren der Frage nach, was die Bewohner des Landes von Jánošík eigentlich
ausmacht. Die Beiträge in dem Sammelband zeigen slowakische Selbstbilder,
werfen aber auch einen Blick durch die
tschechische und die deutsche Brille auf
die Slowakei. Lujza Urbancová schreibt
in ihrem Kapitel beispielsweise über die
Darstellung von Frauen und Männern in
slowakischen Volksliedern. Petra Steiger
untersucht die identitätsstiftende Rolle
des Eishockeysports und Vladimir Segeš
titelt „Janošik war der erste Sozialist“. In
seinem Beitrag geht es um die slowakische Gesellschaft im Banne von Stereotypen.
Die Versandkosten für eine DVD betragen im Inland € 3,-, für das europäische
Ausland € 6,- und für den Übersee-Versand € 9,-.
Bestellt werden kann die DVD per
E-Mail über [email protected] oder postalisch bei VLÖ-Haus der Heimat, Steingasse
25, 1030 Wien.
VLÖ
3
Infoservice
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200 Jahre Wiener Kongress
der I. waren die Hauptakteure. Zwar wurde der Kongress durch Napoleons
kurze erfolglose Rückkehr nach Frankreich unterbrochen, sein Ziel wurde
aber erreicht: Die politische Landkarte Europas wurde nach Napoleons
Niederlage neu geordnet – zahlreiche GrenN
zen wurden neu festgelegt, neue Staaten
ze
entstanden.
en
Der Wiener Kongress dauerte bis 9.
Juni 1815. Die Verhandlungen waren zäh
Ju
uund mühsam, doch am Wiener Kongress
wurde nicht nur verhandelt: „Der Kongreß
w
Tanzt“ hieß es damals ironisch. Einen EinTa
bblick in die Ereignisse und das historische
AAmbiente vor 200 Jahren kann man am
Originalschauplatz in der Hofburg und im
O
Bundeskanzleramt in Wien bis Ende OktoB
bberr erhalten.
rhalten.
OP
O.P.
Der Wiener Kongress dargestellt von B. Wigand
Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Europa Napoleon. Seine Macht erreichte 1810/1811 ihren Höhepunkt. Je mehr sie sich aber
ausdehnte, desto heftiger wurde der Widerstand gegen die französische
Fremdherrschaft. Das Scheitern seines Russlandfeldzuges 1812, die verlorene „Völkerschlacht“ bei Leipzig 1813, die nationale Erhebung europäischer Völker ließen Napoleons Eroberungspolitik scheitern. Nach dem
Kriegsende versammelten sich ab dem 18. September 1814 Staatsmänner der großen europäischen Mächte in Wien, um den Kontinent neu zu
ordnen. Der Österreicher Klemens Wenzel Lothar von Metternich, der Brite
Robert Castlereagh, der Preuße Karl August von Hardenberg, der Franzose Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord und der russische Zar Alexan-
Seidengewebe mit Porträts
des russischen
Zaren Alexander I., Kaiser Franz I.
von Österreich
und König Friedrich Wilhelm III.
von Preußen 1815
Präsident der TU München ist der Sprachpanscher des Jahres 2015
Der Präsident der TU München
und Sprachpanscher des
Jahres Wolfgang A. Hermann
© Wolf Heider-Sawall
Mit großem Vorsprung haben die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache
e.V. Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann,
den Präsidenten der TU München, zum
Sprachpanscher des Jahres 2015 gewählt. Damit protestieren sie gegen Herrmanns Pläne, fast alle Masterstudiengänge an der Münchener TU demnächst nur
noch auf Englisch anzubieten. „Mit diesem
Kotau vor dem angelsächsischen Kulturund Wissenschaftsbetrieb fällt Herrmann
allen Bestrebungen in den Rücken, das
Deutsche als ernstzunehmende Wissenschaftssprache am Leben zu erhalten“,
begründete VDS-Vorsitzender Walter Krämer diese Wahl.
Zweiter bei der diesjährigen Wahl zum
Sprachpanscher des Jahres wurde der Deutsche Leichtathletikverband.
Er ließ seine Athleten als einzige Dachorganisation des Deutschen Olympischen Sportbundes bei den Olympischen Spielen in London 2012 in
„Germany-“ statt „Deutschland“-Trikots auflaufen und wiederholte diese
kulturelle Selbsterniedrigung bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in
Moskau 2013 und Peking 2015.
Der Titel „Sprachpanscher des Jahres“ wird seit 1998 vergeben. Er
steht für das unnötige Verdrängen eingeführter deutscher Begriffe durch
Importe aus dem angelsächsischen Ausland sowie für die Demontage
des Deutschen als Sprache von Kultur und Wissenschaft ganz allgemein.
Bekannte Sprachpanscher der Vergangenheit sind die Firma Karstadt
(Sprachpanscher des Jahres 2012), René Obermann (Deutsche Telekom
2011), Hartmut Mehdorn (Deutsche Bahn 2007) oder Klaus Zumwinkel
(Deutsche Post 2005). Im letzten Jahr gewann Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen diesen Titel; sie hatte es vorgezogen, ihre Ansprache
auf der Münchener Nato-Sicherheitskonferenz trotz der Anwesenheit von
Simultandolmetschern auf Englisch vorzutragen.
VDS
Deutsche in den USA
Etwa 10 Prozent der Deutschstämmigen
Die größte Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten sind die Deutschstämmigen. sprechen oder verstehen noch Deutsch –
Bei der letzten US-Volkszählung haben rund darunter Prominente wie Sandra Bullock,
50 Millionen Menschen angegeben, deut- Henry Kissinger oder Leonardo DiCaprio. In
sche Vorfahren zu haben. Das waren 6 Milli- den USA existieren etliche deutschsprachige
onen mehr als bei der vorherigen Erhebung. Medien, darunter über 100 Zeitungen oder
Die Zunahme ist jedoch nicht durch eine ver- Zeitschriften sowie
mehrte Einwanderung zustande gekommen, 100 lokale Radiodie alteingesessenen Deutschamerikaner sendungen und ca.
machten ihre Kreuzchen nur geschichtsbe- 20 lokale Fernsehwusster. Nach den Ergebnissen leben in den programme.
Imh
USA folgende größte ethnische Gruppen:
1. deutschstämmige US-Amerikaner
= ca. 50 Mio. Menschen
2. irischstämmige US-Amerikaner
= ca. 35 Mio. Menschen
3. mexikanischstämmige US-Amerikaner
Ein Schild in den USA
= ca. 31 Mio. Menschen
lässt auf die Deutsch4. englischstämmige US-Amerikaner
stämmigen schließen
= ca. 27 Mio. Menschen.
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Das Goethe-Denkmal
in Chicago
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Aus den Regionen
Ein Stück Tradition in Sand
Immer zum Tag der heiligen Magdalena wird vor der Kapelle
der Heiligen in Sand (Piesok) um den 22. Juli eine heilige Messe
gelesen. Sie war Patronin der deutschen Holzfäller und deswegen
bauten sie ihr hier im Jahr 1876 eine bescheidene Kapelle und der
Tag der heiligen Maria Magdalena war sozusagen ihre Kirchweihe
(Kirmes). Natürlich können nicht alle Anwesenden in der Kapelle einen Platz finden. Sie sitzen oder stehen unter den riesigen Linden.
Manche kommen zu Fuß als Pilger, wie zum Beispiel die Gläubigen
aus Kuchel (Kuchyna). Nicht alle sind Nachkommen der deutschen
Holzfäller, sondern Leute aus der nahen und fernen Umgebung.
In den letzten Jahren wird hier in den Sommermonaten Juli und
August am Sonntag eine heilige Messe abgehalten. Dabei ist Frau
Irene Herchl behilflich. Ihre Abstammung wurzelt im Kreise der
deutschen Holzfäller in Sand und sie ist bei jeder Gelegenheit dabei, wenn es sich um ihre Vorfahren handelt.
Im Jahre 2002 begann man die Traditionen wieder aufleben zu
lassen. Unter dem Namen „Waldfest“ wurde nicht nur eine Messe
gelesen, sondern die Beteiligten versammelten sich zuerst auf dem
Friedhof, wo den verstobenen Holzfällern die Ehre erwiesen wurde.
Dabei ertönten auch Waldhörner und der Bürgermeister hielt eine
Festrede. Nach dem Mittagessen versammelten sich die Beteiligten zu einem gemeinsamen Mittagessen und nach dem Mittagessen wurde eine Diskussion eröffnet, in der besonders die Nachfahren der Waldleute berichteten.
Ein Programm unter diesem Namen wiederholte sich jedes Jahr
bis heute, aber die deutschen Holzfäller, slowakisch Huncokáre genannt, wurden immer weniger erwähnt. Manchmal war hier
Herr Dobrovsky, der sich der Geschichte der Hunzokaren widmet
und auch eine CD darüber erstellte. Ein paar Mal war auch Herr
Schwantner hier. Er zählt zu den besten Kennern der Lebensweise
dieser Waldleute, denn er stammt auch aus einer solchen Familie. Er ist ein hervorragender Fotograf und richtete im Internet eine
Webseite ein.
Oft erschien hier auch Ing. Jan Graus. Der ist besonders aktiv
bei der Renovierung des Friedhofs, wo auch seine Eltern beigesetzt sind. Für die Versorgung des Friedhofs wurde eine Bürgervereinigung gegründet. Die ursprünglichen Grabsteine kann niemand
mehr herbei zaubern, aber es wurden hier einheitliche Kreuze mit
Namen und Daten der Verstorbenen aufgestellt. Der ganze Friedhof
wirkt jetzt gepflegt, in einem relativ guten Zustand.
Nur durch gute Zusammenarbeit kann man verhindern, dass die
Waldleute der Kleinen Karpaten, wie sie sich selbst nannten, nicht
in Vergessenheit geraten. Eine gute Zusammenarbeit fehlt besonders bei der Organisation des Waldfestes, wie man es heute nennt.
Marian Markus
Per Schiff vier Länder in einer Woche
Im Dezember 2014 erhielt ich im Goldenen Saal des Weinitzer
Schlosses eine hohe Auszeichnung, die mich überraschte und die ich
sehr schätze. Gratulationen, Blumen, kleine Erinnerungsgeschenke
und ein Diplom machten mir große Freude. Dass ich noch etwas dazu
bekomme, hätte ich nicht gedacht.
Anfang Juli erhielt ich einen Anruf und gleich darauf fand ich in der
Post eine Einladung zu einer Donau-Schifffahrt mit dem DreamboatMozart vom 26. Juli bis 2. August. Nach kurzem Überlegen nahm ich
das großzügige Angebot an.
So bestiegen wir dann Ende Juli in Wien das Schiff. So viel Glanz,
so viel Aufmerksamkeit, so wunderschöne Räume hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Die erste Fahrt ging nach Budapest.
Dann schipperten wir nach Pressburg, Dürnstein, Krems, Melk, Grein,
Passau, Linz und die Fahrt endete wieder in Wien. In jeder Stadt besuchten wir die schönsten Kirchen, Burgen, Museen und sahen viele
schöne Schätze.
Die Woche auf dem Schiff war wunderschön, voller Kulturprogramm, Wellness, Schwimmen und Sonne. Am Ende der Reise erhielt
ich ein Zertifikat, dass ich die vier Länder Slowakei, Ungarn, Österreich
und Deutschland auf einem Schiff auf der Donau bereist habe.
In unserem
Karpatenblatt will ich mich herzlich beim Ministerium für Auswärtige
Angelegenheiten und dem Arbeits-, Sozial- und Familienministerium
der Slowakischen Republik bedanken.
H. Radovská
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Aus den Regionen
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Mit Posaunen auf den Spitzenberg
Am Samstag den 29. August organisierte die Ortsgemeinschaft in
Einsiedel an der Göllnitz das 10. Mantakentreffen. Das Mantakentreffen
ist schon traditionell mit dem Aufstieg auf den Spitzenberg verbunden
und der wurde nach längerer Zeit wieder einmal vom Posaunenchor begleitet. Das Kreuz auf dem Spitzenberg erinnert an die 700 Jahre der
Besiedlung der Gemeinde Einsiedel an der Göllnitz. Im Jahr 1991, nach
der Gründung des Karpatendeutschen Vereins, wurde es neu aufgestellt und unter Begleitung des Posaunenchors eingeweiht. Nach längerer Zeit haben eine Posaune und zwei Trompeten mit klingenden Tönen
das Treffen eröffnet. Die gespielten Melodien erklangen auch in einem
großen Teil der Gemeinde.
Bei schönem Sonnenwetter trafen sich die Teilnehmer um 10 Uhr in
der Begegnungsstätte. Weil wir in diesem Jahr der 70 Jahre des Endes
des Zweiten Weltkrieges gedenken, zogen wir auch durch den Friedhof
und legten einen Kranz an dem Kreuz für unbekannte gefallene Soldaten
nieder.
Langsam trennte sich die Gruppe, je nachdem, wie viel Kraft die Teilnehmer hatten. Es war schön, dass wir uns oben auf dem Gipfel wieder
alle getroffen haben. Alle waren begeistert, dass das Ehepaar, Jan und
Klaudia, nicht nur die Trompeten mitgenommen haben, sondern auch
ihren Sohn Johan, der erst sieben Monate jung ist. Auch die beiden
Jungs aus Österreich, Mathias und Thomas, haben viel Spaß und Freude bei dem Aufstieg gebracht. Als Dankeschön für die Mühe beim Aufstieg war ein Tropfen hausgebrannter Schnaps die beste Belohnung.
Mit der Melodie „Gott ist die Liebe“ haben die drei tapferen Posaunen die kleine Feierlichkeit am Spitzenberg begonnen. Als Vertreter des KDVs in Einsiedel hat Herr Jan König die Anwesenden und die
Regions-Vorsitzende Erika König begrüßt. Über die Geschichte und
Sitten von Spitzenberg hat Herr Günter Zavatzky gesprochen. Danach
spielten die Posaunen ein paar lustige Volkslieder und die Teilnehmer
begleiteten sie mit Gesang. Als wir dann zurück in die Begegnungsstätte
kamen, erwartete uns das traditionelle Einsiedler Gulasch. In der Begegnungsstätte versammelten sich langsam viele Mitglieder von allen
Ortsgemeinschaften der Region Unterzips und danach hat das Kulturprogram begonnen.
Die Vorsitzende der OG Einsiedel Gabriela Wenzel begrüßte die
Anwesenden des Mantakentreffens und erinnerte an die Tradition, die
mit der Gründung der Gemeinde verbunden ist. Für gute Laune sorgten die Sängergruppen von den Ortsgemeinschaften Einsiedel, Göllnitz
und Schmöllnitz Hütte mit buntem Programm. Der sonnige Nachmittag
verlief weiter unter musikalischer Begleitung und guter Stimmung der
Anwesenden, bis dann der Sonnenuntergang das 10. Mantakentreffen
in Einsiedel beendete.
Jan König
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Gotteshaus in Stara Voda/Altwasser eingeweiht
Schmiedshauer auf dem Kultursommer in Pressburg
Nach über 16-jähriger Bauzeit konnte in der Katholischen Kirchengemeinde Schwedler die Tochterkirche in Altwasser ihrer Bestimmung übergeben werden. Am 23. August 2015 nahm ihre Einweihung der Rosenauer Bischof Mons. Stanislav Solárik in einem
feierlich-festlichen Gottesdienst vor. Die Gemeinde hat dieses lang
ersehnte Kirchenfest mit viel Liebe und Hingabe vorbereitet. Ihre
Freude über das gelungene Werk war riesengroß!
Renovabis, Ostpriesterhilfe und die Ackermann-Gemeinde haben in den Jahren 2000 und 2005 das Projekt mit erheblichen Zuwendungen unterstützt. Es drohte beinahe zu scheitern. Doch die
schlauen und mutigen Altwassler ließen nicht locker, fanden helfende
Hände und brachten Jahr für Jahr aus
eigener Kraft und
mit eisernem Willen
ihr Vorhaben voran.
Und der neue junge
Pfarrer PhDr. Martin
Pivovarník ging beim
Endspurt mit gutem
Beispiel voran.
Prof. Dr.
Ferdinand Klein
Im Rahmen des Kultursommers hat vom 4. bis 9. August in Pressburg/Bratislava ein Festival der ethnischen Minderheiten stattgefunden. Ziel der Veranstalter war, dass sich die Minderheiten
präsentieren, die heute noch in der Slowakei leben und sich über
Jahrhunderte ihre Kultur erhalten haben. Am Festival beteiligten sich
die ruthenische Tanz- und Gesangsgruppe Ruthenia, die serbische
AD HOC Band, die ungarische Folkloregruppe Rév, Barbora Botošová und ihre Band Gypsy Queen Project sowie die jüdische Gruppe
Kol han´shama. Jede Gruppe gab bei ihrem Auftritt das Beste. Auch
die Schmiedshauer Sing- und Tanzgruppe begeisterte die Zuschauer
mit ihren wunderschönen Trachten und traditionellen Liedern. Es gab
etliche
Zuschauer,
die das Programm mit
Interesse verfolgten.
Unser Auftritt wurde
mit lautem Applaus
belohnt.
Glücklich
und zufrieden kehrte
die Gruppe danach
nach Schmiedshau
zurück.
Anna Kohútová
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Aus den Regionen
LITERATURKRÄNZCHEN IN EINSIEDEL AN DER GÖLLNITZ
„Ein
Ei Rauch
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h verweht,
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i Wasser
W
verrint,
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eine
i
Zeit vergeht, eine neue beginnt.“ Joachim Ringelnatz
Die Zeit ist vergangen und die Frauen haben
sich wieder bei Kaffee, Tee und Kleingebäck
getroffen, um über gute Bücher zu sprechen
und schöne Gedichte vorzutragen.
Das neue Lesejahr haben wir mit Joachim
Ringelnatz begonnen. Er hieß ursprünglich eigentlich Hans Bötticher und war ein deutscher
Lyriker, Erzähler und Maler. Über ihn sprachen
wir schon mehrmals. Für uns in der Slowakei
war er unbekannt. Jetzt kennen wir ihn schon
gut.
Eine gute Idee haben sie in der Buchhandlung Gustav Roth in Offenburg. Wer dort ein
Buch kauft, bekommt: „Das Gedicht der Woche von uns ausgewählt für Sie zum Mitnehmen!“ Im Juni 2015 war es das Gedicht „Morgenwonne“ von Joachim Ringelnatz.
Mit diesem Gedicht haben wir begonnen.
Aus seinem Gedichtband „Im Aquarium in
Berlin“ (2011) lasen wir mehrere Gedichte. In
dem Buch sind auch mehrere Illustrationen von
Renée Sintenis. Ein Zitat ließ uns besonders
schmunzeln: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.“
Bei unserem Literaturkränzchen besprachen wir auch Boris Pasternak. Er wurde 1890
in Moskau geboren und starb 1960 in Peredelkino. Pasternak war ein russischer Dichter,
Schriftsteller und Übersetzer. Nach einem Musikstudium an der Moskauer Universität und
einem Studium der Philosophie an der deutschen Universität Marburg in Hessen kehrte er
1914 nach Moskau zurück und veröffentlichte
seine erste Gedichtsammlung. Er schrieb viele
Gedichte, aber sein autobiografischer Roman
„Doktor Schiwago“ machte ihn bekannt.
Es ist eine großartige Geschichte über Liebe, Historie und Kultur einer Generation. Der
Roman durfte in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Er kam 1957 in Italien heraus.1958 erhielt Boris Pasternak den Literaturnobelpreis, den er jedoch unter dem Druck der
Sowjetbehörden nicht annahm. In einer symbolischen Zeremonie nahm sein Sohn Jevgenij
Pasternak 1989 den Nobelpreis seines Vaters
in Stockholm entgegen. Wir lasen sein Gedicht
„Der Nobelpreis“.
Der Fernsehsender 3Sat hat uns in der
Sendung „Lesenswert“ unter anderem darauf
aufmerksam gemacht, dass zum 125. Geburtstag des Autors sein „Doktor Schiwago“
herausgekommen ist. „Ich bin begeistert, dass
Sie mir das Buch in die Hand gelegt haben.
Liebe - Lara - Juri -, so etwas Gutes habe ich
noch nicht gelesen! Die Liebesgeschichte, die
Trennung, die Begegnung in der Bibliothek! Es
ist schon eine Kraft, die den Leser durch das
Buch führt“, sagte da die Schriftstellerin Sibylle
Lewitscharoff, die über dieses Buch sprach.
Ein Zitat aus diesem Werk lautet: „Durch
jede Liebe wird man ein bisschen menschlicher, egal wie sie verläuft.“
1929 erhielt Thomas Mann den Literaturnobelpreis
Boris Pasternak gemalt von seinem Vater
Leonid (1910)
Über Thomas Mann (1875-1955) sprachen
wir schon mehrmals bei unseren Literaturkränzchen. Er war ein deutscher Schriftsteller
und einer der bedeutendsten Erzähler des 20.
Jahrhunderts. Wir kennen mehrere seiner lite-
rarischen Werke. Vor kurzem haben wir in der
Fernsehsendung „Literaturclub“ bei 3Sat erfahren, dass eine Sammlung von 16 CDs mit
den literarischen Werken von Thomas Mann als
Hörbuch herausgekommen ist. „Etliche sind
von Thomas Mann selbst gelesen, er war ein
vorzüglicher Vorleser. Seine Werke wurden
erst im Kreise seiner Familie gelesen und dann
zum Drucken gebracht“, wurde in der Sendung
erklärt. Wir haben diesmal das Buch „Frau Thomas Mann“ von Inge und Walter Jens gewählt.
So erfuhren wir, wer die Katharina Mann,
geborene Pringsheim, war. In Thomas Manns
Tagebüchern erscheint sie als Mutter seiner
Kinder, seine Begleiterin und Ratgeberin, aber
auch Managerin eines ebenso erfolgreichen
wie bedrohten Betriebs. Im Buch sind zahlreiche bisher unbekannte Dokumente und Fotos.
Unter anderem steht dort auch dieses Zitat:
„Das Glück kommt zu denen, die es erwarten.
Nur müssen sie die Tür auch offen halten“.
Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter wurde
für seine Werke mehrmals ausgezeichnet
Auch Martin Suter (geboren 1948 in Zürich)
stand bei unserem Literaturkränzchen dieses
Mal auf dem Diskussionsprogramm. Er ist
Schriftsteller, Kolummnist und Drehbuchautor.
Er war als Gast in der Fernsehsendung
„DAS“ beim NDR. Im Teletext stand: „Martin
Suter, Autor. Was er veröffentlicht, landet auf
der Bestsellerliste. Der ehemalige Werbetexter
und Kreationsdirektor aus Zürich lebt gerne auf
Ibiza, wo er Wein, Feigen und Oliven produziert, während sein Kaffee aus seinem Domizil
in Guatemala stammt. Welche Themen Suter
für seine nächsten Bücher interesant findet,
erzählt er auf dem Roten Sofa.“
Wir haben sein Buch „Small World“ (1997)
ausgewählt. Es ist der erste Teil seiner „neurologischen Trilogie“. Da haben wir erfahren, wie
ein Alzheimer-Kranker aus der Gegenwart in
die Vergangenheit abgleitet.
Auf der Rückseite des Buches steht: „Ein
sehr gut recherchierter Roman, einfühlsam
und anrührend, geschrieben in einer präzisen,
unverschnörkelten Sprache.“
Es lohnt sich dieses Buch zu lesen. Der internationale Bestseller ist verfilmt worden.
Ilse Stupák
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Aus den Regionen
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Kaschau - Europäische Sportstadt 2016
Kaschau ist bekannt für seinen Friedensmarathon, den längsten durchgängig
gelaufenen Marathon in Europa
Den Titel Europäische Sportstadt erhält Kaschau/Košice als erste
Stadt in der Slowakei. Über die Erteilung entschied die Internationale Kommission der Organisation ACES Europe. Sie begründete ihre
Entscheidung damit, dass in der Stadt immer mehr Aufmerksamkeit
der Entfaltung des Sports und eines gesunden Lebensstils geschenkt
wird. Die Entscheidung wurde Bürgermeister Richard Raši schriftlich
vom ACES Europe-Präsidenten Gian Francesco Lupatelli mitgeteilt.
Die Europäische Sportstadt 2016 soll einen
möglichst großen Teil der Bewohner aller
Generationen, genauso wie die Besucher
der Stadt zum Sporttreiben einladen.
Die Stadt wird gesünder
Durch interessante Aktivitäten will die
Stadt auch Menschen miteinbeziehen, die
bislang keinen Sport trieben. Besonders angesprochen werden sollen Menschen mit Behinderung, Senioren und sozial Schwache.
Als erste Veranstaltung im Jahr 2016 ist
der beliebte Dreikönigslauf am fünften und
sechsten Januar vorgesehen. Nach diesem
Beginn wird das ganze Jahr hindurch Sport
getrieben und Veranstaltungen werden organisiert. „Wir wollen, dass
die, die unregelmäßig Sport treiben, es später regelmäßig tun. Diejenigen, die bisher überhaupt keinen Sport gemacht haben, sollen mit
einfachen Bewegungsarten beginnen. Wir wollen, dass die Stadt gesünder wird“, sagt der Bürgermeister.
Friedensmarathon große Erfolge der Sportler in Kaschau
Im Jahr 1924 fiel in Kaschau der Startschuss für den ersten Marathon. Dieser ging als erster Europas in die Geschichte ein und machte
die Stadt so in der ganzen Welt berühmt. Die Veranstaltung ist inzwischen zu einem international bedeutsamen Sportereignis geworden
und findet alljährlich in der Metropole der Ostslowakei immer am ersten
Oktobersonntag statt. In den letzten Jahren setzten sich mehr und mehr
Läufer aus Afrika durch. Nicht vergessen ist aber die Rekordmeisterin
aus der Partnerstadt Wuppertal – Christa Vahlensieck. Diese sympathische deutsche Sportlerin gewann 21 Marathonläufe, darunter fünf
Mal in Kaschau.
Sicherlich half die Tradition des Friedensmarathons wesentlich,
den Titel Europäische Sportstadt 2016 zu erwerben. Es ist außerdem
zu erwähnen, dass zu den größten Persönlichkeiten des Sports nach
dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren der Fußballspieler Andrej
Kvašňák gehörte. Der gebürtige Kaschauer hat jahrelang für Sparta
Prag gespielt. Als Teilnehmer der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in
Chile gehörte er damals zu den Sternen der tschechoslowakischen Nationalmannschaft. Zu den ersten Eishockeyspielern der Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der legendäre Ladislav Tro-
8
Die ersten Vorbereitungen wachsen bereits heran
ják. Nach ihm wurde in den 1970er Jahren das Eisstadion in Kaschau,
die heutige Steel Aréna, benannt.
Das Eishockeyteam des HC Kosice wurde in den vergangenen
Jahren bis 2015 mehrfach Slowakei-Meister. Eine anerkennenswerte Arbeit leisteten die Organisatoren aus Kaschau schon bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2011, die in der Slowakei stattfand. In vier
Jahren ist die Slowakei wieder Veranstalter der WM 2019. Kaschau ist
auch dann wieder im Spiel!
Neue Sportstätten entstehen
Die Stadt will mehr Geld in die Infrastruktur investieren, Sportstätten für Schulen
reparieren und neue moderne Sporteinrichtungen bauen.
Schon heute melden sich Organisationen und Einzelpersonen, die zur Organisation attraktiver Veranstaltungen für die Öffentlichkeit beitragen wollen. Man ist sich in
Kaschau bewusst, dass die sportliche Entwicklung ein Ergebnis langwieriger systematischer Arbeit ist. Es wurde daher ein neues
Konzept der Sportentwicklung für die Jahre
2015-2020 verabschiedet. Jedes Jahr soll mindestens eine neue große Sporteinrichtung gebaut werden.
Sport und Spaß werden verbunden
Zu den Hauptveranstaltungen 2016 sollen beispielsweise der 93.
Internationale Friedensmarathon gehören, die Schwimmstaffel, die
Veranstaltung „24 Stunden auf dem Eis“ oder die Winter- und Sommerolympiade der Senioren.
Freuen wir uns auf ein interessantes Sportjahr 2016 in Kaschau!
Dr. M. Alexy
Eines der Sportzentren in Kaschau: Das Eishockey-Stadion Steel Arena
Journal der Karpatendeutschen Jugend in der Slowakei
JUGEND
t
t
a
l
B
E v e n t s i m N e t z
IX-2015
Jugendfest
Unser
Das kann man ruhig so sagen: Das Jugendfest ist inzwischen zu
„unserem“ Fest geworden. In vier Jahren hat es den Titel beliebteste,
lustigste, freundschaftlichste, dynamischste Veranstaltung der Karpatendeutschen Jugend gewonnen – es ist einfach unübertrefflich. Diesmal
fand alles an einem einzigen Tag statt, dem 22. August 2015. Tatort:
Drienica, Hotel Javorna. Das Wetter hat uns einen schönen sonnigen
Tag versprochen, die Jugend sammelte sich langsam, die Kultur- und
Musikgruppen starteten ihre Proben und die Organisatoren passten auf,
dass alles ohne Probleme abläuft.
Um 18 Uhr war es soweit: Das ein Jahr lang erwartete Jugendfest hat
im Rhythmus der Musik vom Posaunenchor aus der Unterzips begonnen. Der Jugendvorsitzende Patrik Lompart hat mit seinen Worten dem
Jugendfest einen guten Verlauf gewünscht, im Sinne seiner Worte folgten die weiteren Ansprachen von der Vorsitzenden der Region Oberzips
Maria Recktenwald und dem Vertreter der Karpatendeutschen Assoziation Jan König. Beide äußerten sich, wie wichtig die KDJ für die Weiterentwicklung der deutschen Kultur und des deutschen Erbes unserer
Vorfahren ist. Sie versprachen der Jugend und ihren Projekten starke
Unterstützung.
Der erste Block gehörte unseren Jugendtanzgruppen: Schadirattam
aus Metzenseifen und Marmon aus Hopgarten. Beide zeigten uns traditionelle Tänze aus ihrer Region. Bei hellem Licht und auf der großen
Tanzfläche wirkten die Tänze besonders bunt und schwungvoll und die
Gruppen bekamen vom Publikum endlosen Applaus und „Zugabe“-Rufe.
Das Tanzen unterbrach für einen Moment unser Schlagersänger Jan König mit dem zum sonnigen Wetter passenden Lied Braungebrannte Haut.
Unsere charmante Moderatorin Anka Fábová stellte uns kurz die weitere Gruppe vor: die besonderen Gäste von der deutschen Minderheit in
Rumänien: die Tanzgruppe Regenbogen, die im Jahre 1996 gegründet
wurde. Die Mitglieder der Tanzgruppe tanzen deutsche Volkstänze. Und
mit einigen temperamentvollen Tänzen verwöhnten sie auch das ganze
Publikum.
Der Abend ging in die zweite Hälfte, die Stimmung stieg, jeder sang
und tanzte. Die Atmosphäre steigerten noch zusätzlich die fünf jungen,
talentierten Mädels aus Obermetzenseifen, Wandererove segry. Ihre
Musik war wirklich eindrucksvoll und das Publikum forderte sie zu immer neuen Zugaben auf. Das so aufgeheizte Publikum wartete auf das
Highlight des Abends – die Grabenland Buam aus Österreich. Unter dem
Motto „Stimmung – Spaß – Vollgas“ reisen die sechs Musiker seit 2008
gemeinsam durch Europa, um Bühnen und Fernsehstationen zu rocken.
Während ihres Bestehens haben die Grabenland Buam von internationalen Megapartys über traditionelle Feste bis hin zu erfolgreichen TVShows bereits so gut wie jede Art von Event auf unvergessliche Weise
bespielt. 2012 haben sie die ORF-Fernsehshow „Die Große Chance“
gewonnen. Sie waren an diesem Abend da, spielten nur für uns und bereiteten uns einen unvergesslichen Abend.
Weiter die Menge bei so guter Laune halten, konnte niemand besser
als unser Jan König mit seinen Schlagern, mit welchen er unsere Herzen
berührt und alle zum Singen bringt. Als nächstes präsentierte sich ein
musikalisches Duo, das man nicht mehr vorstellen muss. Wir kennen sie
alle von unseren Festen in Kesmark und auch vorherigen Jugendfesten
- das Duo Moravan von der mährischen Minderheit. Mit bekannten tschechischen und slowakischen Liedern schafften die beiden Sänger eine
wunderbare Stimmung und wurden vom Publikum aufgefordert, immer
mehr Lieder zu singen.
Die endlose Lust zum Feiern, Tanzen und Singen steigerte noch einmal unser letzter Gast - die Gruppe In Time aus Kaschau. Mit dem letzten
Lied endete auch unser Jugendfest. Es war lustig, es war froh, wir tanzten und sangen, wir gewannen neue Freunde und wir wollen uns auf dem
nächsten Fest im Jahre 2016 wiedersehen. Es wird ein kleines Jubiläum
sein - das fünfte Fest der Karpatendeutschen Jugend. Wir sind schon
jetzt gespannt, was die Organisatoren für uns vorbereiten.
Wir wollen auch nicht vergessen uns beim Bundesministerium des
Inneren in Bonn und beim Regierungsamt der Slowakischen Republik
für die finanzielle Unterstützung herzlichst zu bedanken.
HS
9
JUGEND
Blatt
Ich
Deutsch - das Kindercamp 2015
Am 12. August 2015 hat nach einem Jahr wieder das beliebte Kinderferienlager begonnen, das der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei für
die Kinder von Schulen mit erweitertem Deutschunterricht vorbereitet hat.
Wir, das Team aus Deutschlehrerinnen, Animationsspezialisten und einem
Sportlehrer konnten das Wiedersehen mit den Kindern kaum erwarten. Sehr
viele von ihnen waren auch letztes Jahr dabei und wir waren gespannt, wie
sie das Jahr verändert hat, welche Fortschritte sie in der deutschen Sprache
machten.
Diesmal organisierten wir das Camp in der wunderschönen Natur von der
Niederen Tatra, in der winzigen und ruhigen Gemeinde Vyšná Boca. Vysna
Boca ist oder war eine Bergstadt, der alte Ortsname war Joachimstal, deshalb wird angenommen, dass diese Gemeinde im 11. Jahrhundert von Arbeitern aus der Zips besiedelt wurde. Die Ruhe und Beschaulichkeit der Umgebung wurde plötzlich von dem Lachen und Toben der Kinder durchbrochen.
Die Eltern überließen uns ihre kleinen Schätze, manch ein Abschied war
tränenreich. Die Tränen waren aber schnell getrocknet und die Kinder waren sehr gespannt, was sie in unserem Camp wieder erwartet, welche neue
Freunde sie finden und sie freuten sich über ein Wiedersehen mit den alten.
10
Der erste Kennenlernabend und eine fast schlaflose Nacht waren schnell
vorbei und am nächsten Tag wartete bereits das erste Abenteuer. Ganz früh
jagte unser Sportlehrer die Kinder aus dem Bett. Auf spielerische Art aber
voller Respekt bereitete er den Kindern jeden Morgen eine bunte Mischung
aus Sport, Spiel und viel Spaß. Die Kinder konnten dann wach und voller
Energie die Deutschstunde beginnen. Die erste Stunde stellten uns die Kinder ihre Familie vor. Sie malten und klebten, jeder wollte sein Projekt besser,
schöner und bunter gestalten. Wir kennen jetzt alle Omas, Opas und Tanten,
sogar die Haustiere der Kinder. Mit Sport und Spiel ging der Tag auch nach
dem Mittagessen weiter.
Abkühlung beim Badeausflug und Nacht-Abenteuer
Am nächsten Tag war das Wetter sehr heiß, also zogen wir die Badehosen
an und es ging ab ins Wasser. Der Ausflug ins Tatralandia war ein Volltreffer.
Die Kinder sprangen herum, schwammen, tobten, rasten auf den Rutschen
und hatten einfach riesen Spaß. Und dann endete der Ausflug noch mit einer
fast realistischen Fahrt durch die unterirdischen Gänge in einem Bergwagen
im 5D-Kino. Mit dem Kopf voller wunderbarer Erinnerungen verließen wir die
magische Welt und der nette Busfahrer brachte uns müde, aber glücklich
zurück ins Hotel.
Jeden Morgen freuten sich die Kinder auf den Deutschunterricht und waren gespannt, was die Deutschlehrerin für sie
vorbereitet hat. Es gab tolle Lieder über den Hans Hase, die
die Kinder einfach liebten. Es gab Projekte über Hobbys, Jahreszeiten, Erlebnisse, wo die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf
lassen konnten. Nach all diesen tollen Deutschstunden haben
sie mit Freude die T-Shirts mit dem Logo Ich liebe Deutsch
bemalt. Die Kids hatten dabei riesen Spaß, das ist unbestritten.
Das schöne Wetter lockte uns immer nach dem Unterricht
raus in die wunderschöne Natur. Wir haben eine Tour in die
Umgebung gemacht. Die Kinder erwarteten noch ein paar
Überraschungen. Die erste war ein Ausflug in die Stanisovska Höhle, das war ein großes Abenteuer. Die Kids bekamen
eine Stirnlampe und jeder konnte selber die Felsenwände,
Tropfsteine, geheimen Gänge oder sogar Knochen von Tieren
in der Höhle entdecken. Die zweite Überraschung wartete im
Hotel auf uns. Der bekannte karpatendeutsche Schlagersänger
Jan König ist extra angereist, um den Kindern ein paar beliebte
deutsche Lieder vorzusingen und sie ihnen dann beizubringen.
JUGEND
Blatt
Die Kinder erinnerten sich sofort an das Lied Marmor Stein vom letzten Jahr
und es erklang wieder laut im ganzen Hotel. Herr König hat uns aber auch
was ganz Neues beigebracht. Das sogenannte Fliegerlied, das die ganze
deutsche Welt kennt, holte die Kinder sofort von den Stühlen, und die sangen und sprangen und schwammen und waren stark wie Tiger und groß wie
die Giraffe.
Was wäre ein Camp ohne Olympiade?
Bewegung macht einfach Spaß, das haben uns die Kinder bewiesen und
in verschiedenen Sportdisziplinen zeigten sie uns ihren Wettkampfgeist. Die
besten Sportler haben natürlich eine Goldmedaille gewonnen. In der folgenden Nacht haben wir für die Kinder das erwartete Nachtspiel - die Schatzsuche - vorbereitet. Sie mussten durch Indizien oder kleine Gedichte Rätsel
lösen, die sie dann durch einen geheimen Tunnel zu dem Schatz führten.
Voller Aufregung rannten sie durch die dunkle Gegend, wo auf sie Gespenster lauerten. Schließlich gelang es ihnen und sie fanden die große Schachtel
voller Goldmünzen. Jeder hatte gleich die Hosentaschen voll und rannte zurück ins Hotel, um die süßen Schokoladenmünzen zu genießen.
Wie jedes Märchen ein Ende hat, so kam auch der letzte Tag. Die Abschiedsfeier musste großartig sein, eine märchenhafte Show voll mit Musik
Tanz und Spaß - ein Maskenball. Die Kinder verkleideten sich in ihre Lieblingsmärchenwesen und für ein paar Stunden hatten wir im Raum einen
Haufen von Rapunzel, Feen, Dornröschen, Ritter, Rotkäppchen, Prinzessinnen, Piraten, Vampire, Räuber usw. Die Kinder hatten eine Menge Spaß,
den letzten Tag und die letzten Stunden haben sie nochmal mit voller Power
verbracht. Wir verabschiedeten uns mit dem tollen Fliegerlied und wir Lehrer
tauchten noch einmal in die Kinderwelt ein und waren stark wie Tiger und
winkten den Fliegern nach.
Das Sommercamp war wieder ein Volltreffer, es ist uns mit der tollen
Deutschlehrerin Julka Paleschova von der Grundschule in Deutsch Proben
gelungen, das Lernen mit dem Spiel zu verbinden, mit dem Sportlehrer Stevko Ivanco für die Kinder große Abenteuer vorzubereiten und mit der Animatorin Ivka Sustrikova die Kinder in eine traumhafte Märchenwelt zu bringen. Es
entstanden viele neue Freundschaften und für uns war es ein tolles Erlebnis,
das uns gezeigt hat, wie einzigartig und wunderbar jedes Kind sein kann.
Der Abschied war schwer, aber wir freuen uns schon jetzt auf das nächste
Kinderferiencamp. Wir bedanken uns beim Regierungsamt der SR für die finanzielle Unterstützung und allen Beteiligten für ihre Hilfe. Ohne ihren Einsatz
und ihre Zusammenarbeit wäre so etwas Schönes und Erfolgreiches nicht
möglich gewesen.
HS, LU
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JUGEND
Blatt
Wenn Diversität verbindet
Nicht nur in der Slowakei, sondern in der ganzen Welt ist Diskrimination immer ein aktuelles Thema. Deshalb hat der Junge Europäische Verein (JEV) in Zusammenarbeit mit der sorbischen Minderheit in Deutschland entschieden, ein Diversity Festival in Bautzen/
Budyšin zu organisieren. Von der Karpatendeutschen Jugend aus
der Slowakei haben Patrícia, Simona und Adriána an diesem Diversity Festival teilgenommen. Vom 8.8. bis 16.8.2015 fand es statt und
wir verbrachten eine wunderbare Woche. An den besten Erlebnissen
wollen wir die Leser des Karpatenblattes teilhaben lassen.
STADTRALLYE
Die alte Stadt haben wir wirklich auf besondere Weise kennengelernt. Mit der Karte in der Hand haben wir die besten Sehenswürdigkeiten gesehen. Wir wurden in drei Gruppen eingeteilt und mussten
bei jeder Sehenswürdigkeit Indizien finden und Aufgaben lösen. Adriana war die Gewinnerin in der Gruppe. Aber es ist nicht wichtig zu
gewinnen, sondern teilzunehmen, am Ende hat jeder eine Kleinigkeit
bekommen.
WORKSHOPS
Alle Teilnehmer des Diversity Festivals haben die ganze Woche
in verschiedenen Workshops gearbeitet. Wir, als die besten Tänzerinnen, waren im Tanzworshop. Während der Woche haben wir
Tänze von anderen Ländern kennengelernt, wie z.B. türkische, ukrainische, oder sorbische. Wir haben festgestellt, dass wir auch gute
Schauspielerinnen sind, weil wir die ganze Woche mit dem Theaterworkshop gearbeitet haben. Unter der Leitung des erfolgreichen
sorbisch-deutschen Theaters in Deutschland und kroatischer Tänzer
haben wir sechs Paare gebildet und ein schönes Programm vorbereitet.
EXCHANGE MARKET
Ein Weg, wie man andere Kulturen kennenlernen kann, ist die traditionellen Speisen und Getränke zu probieren. Wir haben gelernt,
dass Apfelstrudel nicht nur ein Nachtisch ist, die Sorben slowakische
Lieder kennen und slowakische Produkte ganz Europa schmecken.
Das war eine gute Weise, wie wir zusammen gegen Diskriminierung
kämpfen konnten. Die Mitglieder konnten etwas über unseren Karpatendeutschen Verein erfahren und wir haben auch ein typisches
Lied aus Hopgarten (Chmeľnica) präsentiert: „Baj Špet štienche of
do skaua".
EINE REISE NACH WOCHOZY
Am sonnigen Mittwoch begaben wir uns auf einen schönen Ausflug nach Wochozy. Wir haben den Ort besucht, in dem einst Braukohle gewonnen wurde. Es war so traurig, über die Einwohner dieser
Gebiete zu hören. In der Vergangenheit mussten sie wegen des Abbaus der Braunkohle ihr Zuhause verlassen.
DIVERSITY FESTIVAL IN RADIBOR
Die letzten Tage gehörten zu den spannendsten Tagen der Woche. Wir haben slowakische, sorbische und deutsche Lieder gesungen, sorbische Tänze getanzt und wir konnten auch neue Leute
kennenlernen. Am Samstag haben wir unser Programm präsentiert
und dann haben wir an der Party mit den Mitgliedern des Diversity
Festivals teilgenommen.
Es war wirklich eine interessante Woche und wir sind sehr glücklich. Unser großes Dankeschön gehört der KDJ und YEN/JEV, dass
sie uns die Möglichkeit gaben teilzunehmen. Wir hoffen, dass wir uns
auch in Zukunft noch mit allen diesen Leuten treffen werden und es
erst der Anfang unserer Zusammenarbeit war.
SR
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KB 09/2015
Kultur
Eine Synagoge voller geheimnisvoller Kästchen
Zur Künstlerin
Franziska Stolzenau wurde 1986 in Weimar geboren. Sie studierte Malerei und
Grafik an der Hochschule für Bildende
Künste Dresden. Bei ihren Kunstwerken
ist ihr die prozessorientierte Herangehensweise meist wichtiger, als das, was
dabei herauskommt. Häufig widmet sie
sich daher Installationen, macht Videos
und auch die Zeichnung spielt stets eine
wichtige Rolle.
Vor diesem Monitor konnte jeder selbst ein
Kästchen falten, denn hier wurde die Videoanleitung dazu gezeigt.
„Hier können Sie ihre Boxen zurücklassen.“
Eine Kiste mit dieser Aufschrift zierte mehrere
Wochen den Eingang der Synagoge in Sommerein/Šamorín, die heute als Kunst- und Kulturzentrum dient. Von August bis Anfang September waren auch die Kästchen, die am Eingang
hinterlassen wurden, Teil einer Ausstellung im
Inneren des Gebäudes. Zeichnungen, Videos
und tausende kleine Papierkästchen gehörten zu der Ausstellung „Boxes“ der deutschen
Künstlerin Franziska Stolzenau, die dort Artist
in Residence war. Dem Karpatenblatt stand sie
Rede und Antwort.
KB: Was steckt denn hinter Ihrem Projekt
„Boxes“?
FS: Die Idee war, an einem verlassenen Ort
wieder etwas aufzubauen. Im Grunde wollte
ich ganz viele Personen einladen, mit Zeit und
einem eigenen kleinen Raum, den sie bauen,
diesen Leerstand wieder zu befüllen.
KB: Wenn man sich in der Ausstellung so
umblickt, sieht man tausende kleine Boxen.
Was hat es denn mit denen auf sich?
FS: Die Form ist ein einfaches Papierkästchen, das aus einem A4-Blatt gefaltet wurde.
Die Kästchen sind also relativ klein, jeder kennt
diese Art des Faltens. Es kann auch jeder zu
Hause machen. Die Aufgabe war dann, etwas
Persönliches hinein zu tun und das Kästchen
wieder in die Synagoge zu bringen. Zur Ausstellung konnte sich jeder, der ein Kästchen
gefaltet hat, auch eines mitnehmen. Es sollen
also aus der Welt Dinge in diesen Raum hineinkommen, aber anschließend auch wieder
Dinge in die Welt hinausgehen.
„Dieser spannende, aufgeladene Raum,
faszinierte mich.“
KB: Wie haben denn die Leute von dem
Projekt erfahren?
FS: Es gab im Vorfeld zwei Artikel, die auf
Slowakisch und Ungarisch hier in der regionalen Zeitung erschienen sind. Da habe ich mich
vorgestellt, das Projekt erklärt und die Leute
gebeten, daran teilzunehmen. Dann gab es so
eine Art Flugblatt und wir haben mit Hilfe eines
Die Papierkästchen in scheinbar loser Anordnung warten noch darauf, gefüllt zu werden,
während die säuberlich aufgereihten bereits ein
kleines Geheimnis bergen.
Übersetzers direkt vor dem Rathaus Leute angesprochen. Mit der Zeit hat es sich herumgesprochen und die Leute kamen, weil sie von irgendjemandem von dem Projekt gehört haben.
KB: Wie sind Sie denn überhaupt darauf
gekommen, hier in der Slowakei so ein Projekt zu machen?
FS: Es ist ja generell spannend, in einem
anderen Land tätig zu sein. Ich reise sehr gerne und der Osten interessiert mich auch sehr.
Ich war auch schon viel in den Balkanländern
und habe dort Projekte gemacht. Dann habe
ich von diesem Ort hier erfahren und fand ihn
sehr spannend.
fache Vorgänge, die im Grunde jeder machen
kann, plötzlich eine Kraft entwickeln, dass sie
einen berühren. Ich möchte gar nicht konkret
etwas aussagen, sondern sensibilisieren für
die Dinge, die zwischen den Dingen beziehungsweise dahinter sind. Ich möchte, dass
die Leute etwas erfahren. Hier wollte ich, dass
die Leute sich hinsetzen, falten, sich besinnen,
zur Ruhe kommen und sich klar werden, was
das ist, was sie gerade machen. Ich möchte,
dass jeder in seinem Leben auch Parallelen
ziehen kann. Über die Kästchen soll man auch
etwas über den Anderen erfahren, es soll ein
Austausch stattfinden.
„Die Menschen sensibilisieren für das,
was hinter den Dingen steht“
KB: Wie haben die Menschen auf das
Projekt reagiert? Waren sie offen oder eher
skeptisch?
FS: Am Anfang waren sie natürlich eher
skeptisch, wie das immer so ist, wenn man aufgefordert wird, etwas zu machen. Man ist eher
zurückhaltend, weil man Berührungsängste
hat, weil man Angst hat, etwas falsch zu machen oder weil man glaubt, man bekommt irgendetwas angedreht. Nach und nach, wenn
man immer sehr präsent ist, auf den Social
Media-Kanälen immer wieder etwas postet, gewinnen die Leute langsam Vertrauen und kommen dann auch von sich aus. Es tauchten dann
auch ganz oft Personen in der Synagoge auf,
haben ihr Kästchen vorbeigebracht oder mit
uns gefaltet. Das war sehr schön.
KB: Was erwünschen Sie sich von Ihrem
Projekt?
FS: Ich finde es spannend, wenn ganz ein-
Die Vernissage von Boxes zog Besucher aus
Nah und Fern an.
Die Kinder freuten sich besonders darüber, herauszufinden, was ihr Kästchen beinhaltet.
Fotos: Franziska Stolzenau
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Kultur
KB 09/2015
Die kleinen Orte sind die großen Orte
Deutscher Schriftsteller veröffentlicht
zweiten Slowakei-Roman
Der Leipziger Autor Kay Zeisberg (50) hat vor wenigen Tagen seinen neuen Roman "Herr Luna" veröffentlicht, der zeitgleich auch in einer slowakischen Übersetzung (Juraj Gigac/Kornel Duffek) erschienen ist.
Zum Inhalt: Die pensionierte Ballettmeisterin Veronika Gallert reist mit ihrer Freundin Winnifred Hartenstein ins slowakische
Heilbad Piešťany, um ihre vom Tanzen angegriffenen Knochen zu
kurieren und sich ein Bild von dem angeblich ruppigen, postsozialistischen Ostblock-Charme dort zu machen. Weinselig übermüdet
begegnet sie im nächtlichen Kurpark einem charmanten Mann aus
einem anderen Jahrhundert: Imre, feinsinniger Bruder des strengen Kurdirektors Lajos Winter. Veronika geht mit dem ungarischen
Juden und Bonvivant auf eine Zeitreise, eine Irrfahrt durch ein Land
des Lächelns und des Schmerzes. Die Mondfratzen und Teufelsmasken an den Laternen vor dem Grandhotel beginnen bedrohlich
zu tanzen.
Die Dramatik der geschichtlichen Entwicklungen in Österreich-Ungarn und der Tschechoslowakei zwischen dem Beginn des
20.Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg hat der Autor in einer
träumerischen Erzählung umgesetzt, die sich am Titel und Sujet der
bekannten Berliner Operette "Frau Luna" von Paul Lincke anlehnt
und somit auch Streiflichter auf Theater und Musik wirft. Leser, die
aus der Sicht eines deutschen Autors und Slowakei-Kenners etwas
über das kleine schöne Land, eine außergewöhnliche ungarisch-jüdische Unternehmerfamilie und das intensive, aber viel zu kurze
Leben eines Künstlers, Wissenschaftlers und Frauenschwarms erfahren möchten, finden auf 200 Seiten eine fesselnde wie auch unterhaltsame Lektüre. 2012 veröffentlichte Zeisberg mit "Marmorpalast" bereits einen Roman, der in dem weltberühmten Thermalbad
Piešťany spielt und für den er 2014 mit dem Kulturpreis der Stadt
ausgezeichnet wurde.
Drei Fragen an den Autor
Was fasziniert Sie an der Geschichte der Familie Winter?
Ihre Visionen, ihr Mut zum Risiko, ihre Bildung und Kultur, ihr
Zusammenhalt. Davon kann man auch heute nur lernen. Sie haben gegen viele Widerstände und Rückschläge ihr Ziel nie aus dem
Auge verloren, nämlich eine lebenswerte Stadt für die Bewohner
und ein heilsames Kurbad für die Besucher zu schaffen. Sie wurden
als Juden ebenso angefeindet wie als Ungarn, man neidete ihnen
Geld und Erfolg, sodass es folgerichtig war, dass sie dann im Sozialismus fast völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wurden. Deshalb ist es gut, dass nun ihre Verdienste wieder anerkannt
und ihre Leistungen lebendig gehalten werden.
Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?
© Martin Palkovič
Wie sind Sie auf Piešťany als Ort der Handlung gekommen?
Bei einem Kuraufenthalt nach einem bösen Fahrradsturz im Jahr
2011 stellte ich überrascht fest, dass diese Stadt mit ihrer Natur
und Architektur in mir Erinnerungen an meine Kindheit in Dresden
weckte. Aber Piešťany ist, wenn auch viel kleiner und nicht so reich,
für mein Gefühl weitaus lebendiger, toleranter, bescheidener. Als
ich dann zufällig in einem Hotelprospekt auf die Chronik der Familie
Winter stieß, hatte ich sofort den Impuls, die Geschichte und Gegenwart des Kurbades in eine künstlerische Form zu bringen.
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Ich finde, die kleinen Orte sind die großen Orte. Deshalb schreibe ich jetzt an einem Roman, der in einer kleinen, aber höchst geschichtsträchtigen Stadt in Mitteldeutschland spielt – in Weißenfels.
Hier lebten und wirkten zum Beispiel Komponisten wie Bach und
Händel, Dichter und Philosophen wie Novalis und Nietzsche und
auch der große Orgelbaumeister Friedrich Ladegast. Es wird ein
sehr musikalisches Buch, fast wie ein Bühnenstück. Wenn das fertig ist, kann ich mir vorstellen, für Piešťany zusammen mit einem
Komponisten ein modernes Musical mit geschichtlichem Hintergrund zu schreiben, natürlich über die Winter-Familie! Es wäre wunderbar, wenn es der Stadt in den nächsten Jahren gelänge, das
alte Amphitheater „Stadion“ wieder zum Leben zu erwecken. Dann
könnte man dort ein solches Stück aufführen.
KB 09/2015
Berühmte Zipser
Metzenseifner in Europa – Joseph de Piza (1808 – 1884)
Das Rätsel des Kirchenbucheintrags
Die Geburtseinträge eines Kirchenbuchs
sind einfach und logisch. Aufgelistet werden
Datum, Name des Taufpfarres, Vorname des getauf ten Kindes, Namen, Beruf und Religion der
Eltern und die Taufpaten. Wenn das Kind bei
oder kurz nach der Geburt starb, wurde dies oft
im Gebur tenregister vermerkt. Auch Hinweise
auf Auswanderungen sind zu finden, z.B. der
Vermerk “Americában”.
Was kann man aber von einem Eintrag im
Unter-Metzenseifner Kirchenbuch halten, der
zusätzlich zum Geburtsdatum, dem 7.9.1808,
auch Todesort und -datum, nämlich Bruxelles,
15.12.1884, vermerkt? Weitere schwer lesbare
Zusätze in Latein beschreiben den Vater als begütert (locuplesius) und Boten des Königs. Es
muss sich demnach um eine bedeutende Person gehandelt haben. Um welche aber?
Eine europäische Liebe
Beginnen wir 1788. Am 20. April wurde in
Unter-Metzenseifen Anna Schöneker als Tochter des Georg Schöneker und seiner Frau Margarita geboren. Wo auch immer diese Anna den
jungen belgischen Baron Franciscus de Piza
kennenlernte, sie heiratete ihn. Im Dienst des
Königs, lebte und arbeitete Piza in Kaschau. Als
die hochschwangere Anna ihre Eltern besuchte,
brachte sie dort einen Sohn zu Welt - unseren
Joseph. Dieses Ereignis liefert uns den rätselhaf ten Geburtseintrag und macht uns neugierig
auf das Leben des Joseph de Piza.
Die Familie Piza
Josephs Vater Franciscus de Piza war Baron.
Wappen Familie Piza
Der Adelstitel war ihm 1762 verliehen worden
und galt zunächst nur für Belgien, ab 1774 auch
für die Österreichischen Niederlande. Diese
umfassten etwa das Gebiet der heutigen Staaten Belgien und Luxemburg und existierten von
1714 bis 1795.
Franciscus de Piza entstammte einer wolhhabenden Familie, deren bekanntester Vertreter
wohl der Freiherr Peter Piza (*1726 Antwerpen,
+ 1792 Esseg, heute Osijek/Kroatien) ist. Peter
Piza trat im Alter von 18 Jahren in die K.-u.-K. Armee ein. Das Biographische Lexikon des Kai-
Geburtseintrag Josephus Piza 1808
serthums Oesterreich von 1870 beschreibt ihn
als mutigen Soldaten, der in vielen Feldzügen
kreuz und quer durch Europa kam und mehrfach
schwer verletzt wurde. Er stieg bis zum Generalmajor auf und war Ritter des Maria-Theresia-Ordens.
Der erste Schicksalsschlag
Joseph lernte seine Eltern kaum kennen.
Vater Franciscus starb 1809 in Tyrnau (Trnava),
seine Mutter fünf Jahre später in Kaschau. 1814,
mit sechs Jahren, war Joseph Vollwaise. Dank
des geerbten Vermögens fanden sich neben
den Großeltern in Metzenseifen auch Kaschauer
Freunde der Familie, die Joseph bis zur Volljährigkeit großzogen.
Von Kaschau nach Lier
Als junger Mann zog es ihn nach Lier bei
Antwerpen, wo eine Tante lebte. Im 50 km entfernten Brüssel lernte er Maria Constantia Josepha Van Tongerloo kennen. Sie hatten einen
gemeinsamen Sohn, bevor im März 1840 die
Heirat stattfand. Seine Bindung zu Kaschau bestand jedoch noch immer, denn im Eheregister
ist diese Stadt als sein Wohnsitz vermerkt.
Das Erbe erlaubte Joseph einen großzügigen
Lebensstil. Die Adligen des Landes gingen bei
ihm ein und aus. Als Kind lernte er die Metzenseifner Schmiedekunst kennen, das gab den
Anstoß für das Monogramm DP (für de Piza) an
seinem Haus. Heute ziert das Wappen den Balkon eines öffentlichen Gebäudes in Lier.
Schmiedeeisernes Monogramm DP (de Piza)
Der zweite Schicksalsschlag
Was unmöglich schien, trat 1855 ein. Die
bisherigen guten Freunde blieben weg. Warum?
Sein gesamtes Vermögen war plötzlich aufgebraucht. Er hatte es den falschen Leuten zum
Ver walten anver traut.
Um an Geld zu kommen, verkaufte er sogar
seinen Adelstitel. Aber auch das half nur für kurze Zeit. Er musste sein Haus räumen und Lier
verlassen. Wohnraum fand er für seine Familie
schließlich in Brüssel, in einer Wohngegend mit
einfachen, kleinen Wohnungen. Seine finanzielle Lage besserte sich jedoch nicht mehr.
Bekannt sind weitere Umzüge in Brüssel, alle
bedingt durch fehlende Mietzahlungen.
Einst ein reicher, geachteter und umschwärmter Mann, verbrachte Joseph den Rest
seines Lebens in Armut. Wann und wo er starb,
das wissen wir bereits - am 15. Dezember 1884
in Bruxelles (Brüssel).
Das Rätsel bleibt ungelöst
Die Lebensgeschichte des Joseph Piza lässt
wenig Spielraum für Erklärungen des Kirchenbucheintrags. Möglich ist, dass Joseph noch zu
Zeiten seines Reichtums ein Wohltäter der Kirche war. Da Barone in Metzenseifen nicht häufig
in Erscheinung traten, wurde dies von Pfarrer
zu Pfarrer weitergegeben. Aber vielleicht finden
weitere Recherchen oder die Leser eine neue
Erklärung.
Dr. Heinz Schleusener
(Dank an Dr. Stefan Nonneman, Brüssel, für
die Unterstützung mit Bild- und Textmaterial)
Unterschriften Heiratsurkunde (Joseph Baron
de Piza und M C J Vantongerloo)
Gebäude in Lier mit
dem Monogramm DP
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Geschichtskapitel
KB 09/2015
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Schicksalsmonat September 1945
- Dem Bericht der Hauptleitung der Nationalen Sicherheitspolizei zufolge gab es in der Slowakei in diesem Monat 50 Sicherheitsgebilde. In denen lag der Anteil der Karpatendeutschen an
der Gesamtzahl der Internierten bereits bei 85 Prozent. Diese
wurden seit Oktober in Arbeits-Versammlungslager überstellt. In
diesen Lagern wurden damals etwa 18.000 Deutsche interniert.
Das größte Lager war in Nováky mit ungefähr 5.000 Deutschen.
- Am 2. 9. unterzeichnete der japanische Außenminister Mamoru
Shigemitsu auf dem amerikanischen Schlachtschiff „Missouri“ in
der Bucht von Tokyo die bedingungslose Kapitulation. So wurde
der Weltkrieg auch in Asien formell beendet. Die japanische Armee wurde bis Ende Oktober 1945 abgerüstet.
- Am 13. 9. wurde erneut die Bahnverbindung zwischen Ruttka/
Vrútky und Sillein/Žilina, und damit auch der direkte Bahnverkehr zwischen Pressburg und Kaschau aufgenommen. Bis Ende
des Jahres wurden rund 1500 km Bahnstecken und etwa 100
Brücken erneuert.
- Am 14. 9. hat der Slowakische Nationalrat (SNR) die Anordnung
über die Bildung der slowakischen Zentralorgane erlassen. Als
gesetzgebendes Organ wurde der SNR festgelegt, als Regierungsorgan wurde das Kollegium der Beauftragten bestimmt.
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Zum Vorsitzenden des SNR wurde Jozef Lettrich von der Demokratischen Partei gewählt.
- 18. 9. hat der SNR das Kollegium der Beauftragten an der Spitze mit Karol Šmidke ernannt.
- Am 19. 9. erließ Staatspräsident Edvard Beneš das Verfassungsdekret Nummer 71 über die „Arbeitspflicht der Personen,
welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren
haben“. Mit diesem Dekret wurde die Zwangsarbeit für alle
Personen angeordnet, denen nach dem Dekret vom 2. August
1945 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aberkannt
worden war. Dieser Zwangsarbeit unterlagen Männer ab dem
14. bis zum 60. Lebensjahr und Frauen ab dem 15. bis zum 50.
Lebensjahr.
- Am Ende des Sommers sind in die nord-ostslowakischen Gebiete die Truppen der Organisation der ukrainischen Nationalisten
(Banderovci – nach der Führungsperson Stepan Bandera) vorgedrungen. Sie kämpften während des Krieges gegen die Deutschen und gleichzeitig auch gegen die Rote Armee. Die Kämpfe gegen die Bandera-Truppen dauerten bis Ende des Jahres
1947.
Die Deutschen gehen ihrer Arbeitspflicht bei Bösing/Pezinok nach
Ein geschichtsträchtiges Schiff:
Auf der Missouri wurde die Kapitulation unterschrieben
Karol Šmidke (links) im Gespräch mit Jozef Lettrich (rechts)
Eine der vielen zerstörten Brücken:
die Bahnbrücke in Strečno bei Sillein/ Žilina
KB 09/2015
Heimatglocken
„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott“
Jesaja 41,10
Über hundert Mal fordert uns die Bibel auf, keine Angst zu haben. Vor zwei Monaten haben wir von sechs Versprechen Gottes
gelesen, die unsere Ängste nehmen sollen. Nun wollen wir weitere
sieben Tatsachen nennen, die uns das Wort Gottes lehrt.
unserem schwankenden Gehorsam. „Samuel aber sprach
zum Volk: Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all das Unrecht
getan (…) Der Herr verstößt sein Volk nicht um seines großen Namens willen“ (1. Samuel 12,20-22).
(1) Gott ist nie überrascht oder überrumpelt. „Siehe, der Israel
behütet, wird nicht müde und schläft nicht“ (Psalm 121,4).
(7) Der Herr, unser Beschützer, ist groß und gewaltig. „Fürchtet
euch nicht vor ihnen; denkt an den Herrn, der groß und
furchtbar ist (…) Unser Gott wird für uns streiten“ (Nehemia
4,8+14).
(2) Gott wird in jeder Not mit uns sein und uns helfen. „Fürchte
dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein
Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch
die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41,10).
„Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand
fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“
(Jesaja 41,13).
(3) Es werden Schrecken kommen, manche wiedergeborenen
Christen werden sterben, aber kein Haar auf ihrem Kopf
wird verloren gehen. „Und es werden geschehen große
Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen;
auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen (…) Und kein Haar von eurem Haupt soll
verloren gehen“ (Lukas 21,11+18).
Du großer Gott der Verheißung, gib, dass wir deinem Wort glauben. Nimm unseren Zweifel weg. Lass uns nicht wie Petrus sein,
der auf dem See des Gehorsams zu sinken begann. Richte unsere
Gedanken und Herzen fest aus auf dein Wort und gib uns eine feste Liebe zu Dir und zu unseren Mitmenschen. Mögen deine Leute
Menschen werden, die am tapfersten, fröhlichsten und festesten
einstehen für Gerechtigkeit und Liebe! Amen.
Thomas Herwing
(4) Denen, die Gott gehören, kann nichts geschehen, solange
die richtige Stunde nicht da ist. „Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen“ (Johannes 7,30; vgl. auch
Johannes 8,20; 10,18).
(5) Wenn der allmächtige Gott mein Helfer ist, können Menschen mir nur soweit schaden, wie es in seinem Willen
liegt. „So können auch wir getrost sagen (Psalm 118,6):
»Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was
kann mir ein Mensch tun?“ (Hebräerbrief 13,6). „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider
uns sein?“ (Römerbrief 8,31).
(6) Gottes Treue beruht auf seinem ewigen Namen, nicht auf
„Die Zeit steht niemals still“ Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit
Altbundespräsident Richard von Weizsäcker
© Bundesregierung/Kugler
Richard von Weizsäcker, Präsident der Bundesrepublik Deutschland von 1984 bis 1994, starb im Februar 2015 im Alter von 94
Jahren. Er verkörpert wie kaum ein anderer Politik, Kultur und Kunst
in seiner Person. In seinen Erinnerungen erkennt er bei allen Unterschieden der Lebensformen und Traditionen der Kulturen die Verwandtschaft der menschlichen Bedürfnisse.
In seiner weitsichtigen Ansprache gegen das Vergessen und
Verdrängen im Deutschen Bundestag am 8. Mai 1985 zum 40.
Jahrestag des Kriegsendes sagte Richard von Weizsäcker, dass die
Zeit niemals still stehe und mit ihren neuen Perspektiven kann auch
der Rückblick ein anderes Gewicht bekommen. Er zitierte die jüdische Weisheit: „Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das
Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Wir können uns nicht
selbst erlösen. Aber durch Erinnern können wir uns auf den rechten Weg machen? Aus seiner Rede sprach das Herz eines großen
Europäers. Sein Ringen um Wahrhaftigkeit schließt ein, dass nichts
schöngeredet oder gar ungeschehen gemacht werden darf.
Wir haben gerade als Erlebnisgeneration viel Abgründiges erfahren, müssen diesen Erfahrungen ins Auge sehen und der jungen
Generation weitergeben. Auf der Spur des Bemühens um Wahrhaftigkeit kann sich jeder bewegen - ohne geschichtliche und ethische
Relativierung des wirklichen Geschehens in der Vergangenheit.
Dadurch kann ein Vertrauen zwischen Menschen und Völkern geschaffen werden, das den Weg zur Versöhnung öffnet.
Hier entsteht ein Miteinander in einem Europa, dessen Kompass
auf Versöhnung gerichtet ist. Wer wollte da abseits stehen? Jeder
von uns kann sich auf den Weg nach Erlösung begeben, indem er
sich bei seiner Erinnerungsarbeit um ein Höchstmaß an Wahrhaftigkeit bemüht.
Prof. Dr. Ferdinand Klein
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Nachrichten aus Heim und Familie
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Wir gratulieren
Region I. Pressburg
gratuliert Mgr. Roman Gašparík zum 40.,
Peter Horváth zum 47., MUDr. Ivan Jančak
zum 61., Edith Kalušová geb. Tóth zum
89., Robert Kratochvíla zum 75., Jolana
Marešová zum 67., Martin Mikuš zum 62.,
Ing. Peter Marčák zum 62., Rudolf Nagy
zum 63., Emil Pritz zum 53., František
Pfliegler zum 85., Porubčanová Šarlota,
geb. Klapka zum 90., Štefan Pernesch
zum 52., Ing. Eduard Riegel zum 77., Ján
Rusnák zum 45., Herbert Ružička zum 86.,
Johann Sloboda zum 89., Alica Suppová
geb. Ammer zum 89., Ing. Bruno
Siebenstich zum 63., Oskar Václavík zum
73. und Irena Wildová zum 90. Geburtstag.
Wir wünschen alles Gute, viel Gesundheit
und Zufriedenheit im Kreise ihrer Liebsten.
Region II. Hauerland
• Die OG des KDVs in Tužina/Schmiedshau gratuliert Júlia Rendeková zum 72.,
Mária Kmeťková zum 67., Ján Henzel zum
52., Erika Kučerová zum 51., Ing. Jozef
Ďurica zum 49., Robert Goľák zum 48., Silvia Polanská zum 44., Eva Hrabovská zum
43. und Erika Igazová zum 33. Geburtstag.
Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den
weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Horná Štubňa/
Ober-Stuben gratuliert Jozef Greschner
zum 87., Anna Greschnerová zum 69., Ing.
Erik Hirschner zum 39., Mária Jurášeková
zum 84., Anton Poruba (Turz-Sankt Martin)
zum 42., Daniel Prokša (Bad Stuben) zum
44., Ján Rafaj (Turz-Sankt Martin) zum 86.,
Peter Rúrik zum 55., Eva Sásiková zum 65.
und Jozef Weiss zum 85. Geburtstag. Alles
Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen im
Kreise Ihrer Familien!
• Die OG des KDVs in Handlová/Krickerhau gratuliert Magdaléna Hanzlianová
zum 86., Anna Masárová zum 70., Mária
Mitošinková zum 62. und Jozef Padyšák
zum 53. Geburtstag. Von ganzem Herzen
wünschen wir alles Gute, viel Gesundheit
und Zufriedenheit in den weiteren Jahren!
• Die OG des KDVs in Janova Lehota/Drexlerhau
gratuliert
Ľudmila
Rosenbergerová zum 68. Geburtstag. Alles
Gute, Gesundheit, Glück, Liebe, Gottes
Segen und ein zufriedenes Leben.
• Die OG des KDVs in Kľačno/Gaidel gra-
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tuliert Ladislav Leitman zum 83., Genoveva Leitmanová zum 80., Otto Leitman
zum 80., Anna Čižniarová zum 72., Anna
Ertlová zum 67., Pavlína Mendelová zum
64., Alena Benešová zum 58., Beata
Slobodová zum 51., Kamil Kobza zum
41., Mária Zbiňovcová zum 38. und Viera
Petruchová zum 33. Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und Spaß in den weiteren
Jahren.
• Die OG des KDVs in Turček/Oberturz
gratuliert Margita Gajdošová zum 78., Jolana Medveďová zum 80., Gizela Pittnerová
zum 63. und Margita Stračinová zum 44.
Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, viel
Gesundheit, Glück und Gottes Segen und
noch viele schöne Tage im Kreise der Familie!
• Die OG des KDVs in Malinová/Zeche gratuliert Jolana Kmeťová zum 74., Mgr. Edita
Grossová zum 54., Ivan Filkorn d.Ä. zum
50., Karol Žila zum 42. und Monika
Krebesová zum 39. Geburtstag. Wir wünschen viel Glück, gute Gesundheit und Zufriedenheit.
• Die OG des KDVs in Kunešov/Kuneschhau gratuliert Margita Schmidtová
zum 66., Margita Stenzlová zum 60. und
Ján Neuschl zum 66. Geburtstag. Wir wünschen viel Glück, viel Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Nitrianske Pravno/
Deutsch-Proben
gratuliert
Miroslav
Valchovník zum 64., Viera Kuklová zum 58.,
Werner Diera (Priwitz) zum 56., Peter Haluš
zum 52. und Katarína Richterová zum 38.
Geburtstag. Viel Gesundheit, Glück und
Spaß in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Krahule/Blaufuss
gratuliert Rozália Groschová zum 88. und
Irena Brožová zum 77. Geburtstag. Alles
Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen in
den weiteren Jahren.
Region III. Oberzips
• Die OG des KDVs in Spišská Nová
Ves/Zipser Neudorf gratuliert Alžbeta
Ruttkayová zum 87., Michal Kyseľ zum
87., Ing. Igor Augustini zum 60., Eleonóra
Hlaváčková zum 58., Ing. Zdenko Hlaváček
zum 57. und Ing. Miloš Jochman zum 55.
Geburtstag. Wir wünschen Gesundheit und
Zufriedenheit im Kreise Ihrer Familien.
• Die OG des KDVs in Poprad/Deutschendorf gratuliert Ing. Mária Ostrožník
zum 85., Richard Nitsch zum 75., Lýdia
Krišková zum 70., Ing. Hans Lumtzer
zum 62., Kristína Plevová zum 60., Eva
Wassermann zum 59., Mária Liptajová zum
52., Robert Nitsch zum 43. und Roland
Puhalla zum 41. Geburtstag. Wir wünschen
alles Gute, viel Gesundheit, Glück und Gottes Segen im Kreise der Familie.
• Die OG des KDVs in Kežmarok/Kesmark gratuliert Ladislav Gurčík zum 85.,
Štefan Kredatus zum 65. und Ing. Emília
Horvathová zum 63. Geburtstag. Von ganzem Herzen wünschen wir alles Gute, viel
Gesundheit und Zufriedenheit in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Chmeľnica/Hopgarten gratuliert Johann Krafcik zum 67., Maria
Recktenwald zum 66., Marta Bronek zum
65., Stefan Dufala zum 62., Milan Stupak
zum 61., Marta Krafcik zum 61., Adalbert
Lang zum 51. und Andreas Kana zum 46.
Geburtstag. Gib heute denen, die dir begegnen, das Gefühl, es sei etwas Besonderes an ihnen. Alles Gute!
Region IV. Unterzips
• Die OG des KDVs in Mníšek nad Hnilcom/Einsiedel an der Göllnitz gratuliert
Oľga Harmanová zum 80., František
Czölder zum 77., Anna Witkovská zum 76.,
Mgr. Elza Syčová zum 75., Magdaléna
Andorová zum 71., Magdaléna Höltz zum
64., MUDr. Helena Sopková zum 60., Mária Marcinková zum 60., Elvíra Rešovská
zum 48. und Adriana Vozárová zum 43. Geburtstag. Alles, was man braucht zum Leben ist Gesundheit, Kraft, Mut und Gottes
Segen - und das wünschen wir ihnen von
Herzen!
• Die OG des KDVs in Dobšiná/Dobschau
gratuliert Mgr. Maria Szöllösová zum 77.,
Erika Štempelová zum 76., Peter Chmelo
zum 68., Soňa Ujčíková zum 65. und Štefan Štempel zum 52. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, rechte Gesundheit, Glück
und Gottes Segen in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Gelnica/Göllnitz
gratuliert Amalia Hennelová zum 76. und
Ing. Ivan Varga zum 31. Geburtstag. Wir
wünschen viel Glück und Zufriedenheit im
Kreise ihrer Familie.
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Nachrichten aus Heim und Familie
• Die OG des KDVs in Smolnícka Huta/
Schmöllnitz Hütte gratuliert Ján Bukšár,
zum 55. Geburtstag. Jeder Tag im Leben
sei von Glück, Gesundheit und Glanz umgeben: rundherum sei alles heiter und so
weiter und so weiter!
• Die OG des KDVs in Smolník/Schmöllnitz
gratuliert Mária Erbnová zum 73. Geburtstag. Wir wünschen viel Gesundheit und Gottes Segen in den weiteren Jahren.
• Die OG des KDVs in Švedlár/Schwedler
gratuliert Karolina Rosner zum 83., Karol
Kraus zum 80., Viliam Gasgeb (Prackendorf) zum 67., Anna Želinská zum 60.,
Margareta Danieliszová zum 54., Erich
Rosner zum 50., František Hudák zum 49.,
Ladislav Roth zum 43. und Sylvia Patzová
zum 39. Geburtstag. Alt machen nicht die
Jahre, auch nicht die grauen Haare. Du bist
erst alt, wenn du den Mut verlierst und dich
für nichts mehr interessierst. Voll Heiterkeit
und Sonnenschein soll heute dein Geburtstag sein und außerdem sei wunderbar, das
ganze neue Lebensjahr!
Region V. Bodvatal
• Die OG des KDVs in Medzev/Metzenseifen gratuliert Michal Antl zum 75., Ján
Bröstl zum 50., Paulina Gašpar zum 26.,
Maria Gedeon zum 44., Karol Gedeon
zum 70., Petronela Hiľovsky zum 45., Alžbeta Kovač zum 83., Šarlota Köteleš zum
78., Robert Macorlik zum 38., Michal
Meder zum 84., Tibor Pačay zum 52., Elvire
Progner zum 87., Ida Quallich zum 80.,
Gabriel Revicky zum 65., Albin Schürger
zum 78., Ladislav Sonntag zum 79., Irena
Sonntag zum 77., Roman Smorada zum
49., Henrieta Šilarsky zum 51., Gabriel
Tomasch zum 48., Vavrinec Tomasch zum
70., Dagmar Žila zum 38. Geburtstag und
Romana Zvirinsky zum 20. Geburtstag. Ein
kleiner Wunsch, er schaut vorbei, er möchte gerne bei dir sein. Er breitet seine Hände
aus und bringt mit einem Blumenstrauß ein
kleines Glück ins Haus.
• Die OG des KDVs in Vyšný Medzev/
Ober-Metzenseifen gratuliert Ing. Renata
Balog zum 46., Kristina Dulova zum 58.,
Milan Eiben zum 71., Regina Elizer zum
63., Eva Flachbart zum 68., Mgr. Jarmila
Lukas zum 47., Danica Schmiedt zum 64.,
Michal Schmotzer zum 67., Anna Schürger
zum 59. und Ing. Peter Schwartz zum 64.
Geburtstag. Drei gute Wünsche: Gesundheit so viel wie möglich, Glück so viel wie
geht, Geld so viel wie nötig. Herzlichen
Glückwunsch zum Geburtstag.
• Die OG des KDVs in Košice/Kaschau
gratuliert Ing. Štefan Jakab zum 82., Margita Korušiaková zum 80., Michal Gedeon
zum 78., Drahoslava Kleinová zum 64.,
Angelika Ciberejová zum 63., Ľuboslava
Fedorová zum 59. und Mgr. art. Gábor
Urbančok zum 40. Geburtstag. Alles Gute,
viel Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit im
Kreise ihrer Familien.
In stiller Trauer
• Region Hauerland:
Die OG Ober-Stuben verabschiedete sich
von ihrem langjährigen Mitglied,
der Sängerin der Oberstubener
Singgruppe Frau Etela HAMOROVÁ,
die uns im 71. Lebensjahr nach kurzer
schwerer Krankheit für immer
verlassen hat.
Gott schenke ihr die ewige Ruhe.
Am 19. August 2015 haben sich
für immer die Mitglieder der OG des KDVs
in Kuneschhau und alle Bekannten
von ihrem langjährigen Mitglied,
der Sängerin Frau Alžbeta PATSCHOVÁ,
geb. Neuschlová, verabschiedet.
Gott gebe ihr die Ewige Ruhe.
• Region Unterzips:
Die OG Einsiedel an der Göllnitz
verabschiedete sich von ihrem
langjährigen Mitglied Frau Maria IMRICH,
geb. Witkovsky, die uns mit 97 Jahren am
11. Juli für immer verlassen hat.
Gott schenke ihr die ewige Ruhe.
Die OG Pressburg verabschiedete
sich von seinem langjährigen Mitglied
Frau Gertrude ŠTURDÍK, geb. Reich,
die uns in ihrem 84. Lebensjahr
für immer verlassen hat. Sie war eine
beliebte Sängerin und Mitarbeiterin
in der Kanzlei des KDVs.
Gott schenke ihr ewigen Frieden.
Dr. Herbert Hupkas 100. Geburtstag
Am 15. August dieses Jahres wäre der Politiker, Publizist und
engagierte Vertriebenensprecher Dr. Herbert Hupka 100 Jahre
alt geworden. Dies nahmen die Landsmannschaft Schlesien unter
ihrem Bundesvorsitzenden Stephan Rauhut, die Sudetendeutsche
Landsmannschaft unter ihrem Sprecher und Bundesvorsitzenden
Bernd Posselt, der Verband der Deutschen Gesellschaften in der
Republik Polen unter dem Vorsitz von Bernhard Gaida sowie der
Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB zum Anlass, nach München zu zwei Gedenkveranstaltungen einzuladen.
Den Auftakt bildete eine Kranzniederlegung am Grab Herbert
Hupkas auf dem Münchner Ostfriedhof. Dort wurde er mit Kränzen
und Blumengebinden geehrt. Stephan Rauhut, Bernhard Gaida
und Hartmut Koschyk sprachen Worte des Gedenkens. Dr. Joachim Giela hielt eine kurze Andacht.
In der Heilig Geist Kirche in der Münchner Innenstadt zelebrierte Visitator Dr. Joachim Giela gemeinsam mit dem aus Lauban/
Niederschlesien stammenden früheren Bayreuther Dekan Siegbert
Keiling eine Eucharistiefeier zum Gedenken an Herbert Hupka.
Stephan Rauhut, Bernd Posselt, Bernhard Gaida und Hartmut
Koschyk würdigten im Anschluss an den Gedenkgottesdienst das
Lebenswerk von Dr. Herbert Hupka als Parlamentarier, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und Vizepräsident des
Bundes der Vertriebenen, Präsident des Ostdeutschen Kulturrates
sowie als schaffensreicher Publizist zu schlesischen und gesamtdeutschen Themen. Durch seine zahlreichen Besuche in seiner
schlesischen Heimat und ganz Polen habe Hupka sich auch viel
Anerkennung und Respekt bei Teilen von Politik und Gesellschaft
Polens erworben. Die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Ratibor ist hierfür ein eindrucksvolles Symbol.
HK
Gedenken am Grab von Dr. Herbert Hupka anlässlich seines 100. Geburtstages auf dem Münchner Ostfriedhof
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Kaleidoskop
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Mitgenommen - Heimat in Dingen
Der Teddybär aus dem Rucksack eines
kleinen Brünner Mädchens, der Blechteller aus dem Lager in Ungarn, die Truhe aus
Karlsbad mit dem doppelten Boden, die
Schlüssel von „Zuhause“ in Oberschlesien,
die ersten Ausweisdokumente – diese und
viele andere Gegenstände der Ausstellung
erinnern bis heute an die alte Heimat, an
Flucht, Vertreibung, Deportation, Lager, an
die Aussiedlung oder die Ankunft „im Westen“. Sie haben ihren hohen ideellen Wert
für ihre Besitzer nie verloren. Die Ausstellung
im Haus des Deutschen Ostens in München
will anhand der Dinge und ihrer Geschichten
beispielhaft von persönlichen Schicksalen
erzählen, wie sie bis heute von Krieg, Gewalt
und Verfolgung bedrohte Menschen auf der
ganzen Welt erleben müssen. Das Haus des
Deutschen Ostens zeigt noch bis neunten
Oktober anlässlich des Beginns von Flucht,
Vertreibung und Deportation der Deutschen
aus dem östlichen Europa vor 70 Jahren eine
interessante Ausstellung: „Mitgenommen –
Heimat in Dingen“.
HDO
Langenscheidt macht Arabisch-Wörterbuch
kostenlos zugänglich
Der Wörterbuchverlag Langenscheidt hat sein Arabisch-Wörterbuch kostenlos online
gestellt. Er wolle damit vor allem Flüchtlingen und ihren Helfern die ersten Schritte in
Deutschland erleichtern. Einige Tage nach der Freischaltung veröffentlichte der Verlag die
Top 25 der meistgesuchten Begriffe.
© FB Langenscheidt
Die meistgesuchten Wörter bei der
Arabisch-Deutsch-Übersetzung
Vom Deutschen ins Arabische wurden diese
Wörter am häufigsten übersetzt
Liebe Leserin,
lieber Leser
das 20. Jahrhundert gilt auch als das
Jahrhundert der Zwangsmigrationen. Im Bewusstsein der Deutschen wird dieser Begriff
zumeist mit Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Manche sagen: Flucht und Vertreibung
nach dem Zweiten Weltkrieg und die Migration heute – das kann man doch nicht vergleichen! Auf der einen Seite haben sie recht,
aber vergleichen heißt einen Blick darauf werfen, was gleich und was anders ist. Und aus
dieser Sicht ist ein Vergleich schon möglich.
Rund zwölfeinhalb Millionen Menschen
verließen ab 1945 ihre Heimat in Ost- und Mittelosteuropa. Einige zogen freiwillig weg, die
große Mehrheit aber, weil die Siegermächte
sie aus ihrer Heimat wegjagten. Das ist heute
anders. Die meisten Flüchtlinge fliehen heute
vor dem Krieg und seinen Folgen, vor Verfolgung, vor Not und Elend. Die Migranten von
Heute sprechen im Vergleich mit den Vertriebenen nicht deutsch, die meisten sind Muslime und nicht Christen. Auch die historische
Konstellation in Europa und die wirstschafliche Lage in Deutschland ist heute eine ganz
andere wie vor 70 Jahren.
Vergleicht man die Situation von damals mit
der von heute, ist eines ähnlich: Die jüngsten
Studien zeigten, dass Deutschland dringend
Zuwanderung braucht, damit die deutsche
Wirtschaft und die Sozialsysteme weiter funktionieren. Damals waren deutsche Vertriebene da, heute könnten es Migranten sein.
Nachdenken muss man über die Integration der Vertriebenen. Auch damals war die
Bereitschaft, deutschen Heimatvertriebenen
eine neue Heimat zu geben, anfangs nicht
allzu groß. Auf der einen Seite war viel Mitgefühl für Flüchtlinge, die alles aufgeben mussten, auf der anderen Seite aber auch große
Argwohn gegenüber den „Anderen“, die man
kaum als Deutsche akzeptieren wollte. Doch
das änderte sich irgendwie, auch wenn es
lange dauerte. Man sah, dass die Flüchtlinge tüchtig waren, dass sie arbeiten konnten
und wollten, dass sie am Wiederaufbau des
geschundenen Landes teilnahmen. Und allmählich wurde manch einem klar, dass man
die Flüchtlinge nicht nur ganz gut verkraften
konnte, sondern für diesen Aufbau dringend
benötigte. Die Integration der vertriebenen
Deutschen war aber nicht Sache einiger weniger Jahre: gemäß dem Migrationsforscher
Jochen Oltmer dauerte sie 30 bis 40 Jahre!
Schnelle Lösungen sind damals wie heute
unmöglich.
Ihr
Ondrej Pöss
KARPATENBLATT, mesačník Nemcov na Slovensku. Realizované s finančnou podporou Úradu vlády Slovenskej republiky - program Kultúra národnostných menšín 2015.
Vydavateľ: Karpatskonemecký spolok na Slovensku, Lichardova 20, 040 01 Košice, IČO 17 083 664 • E-Mail: [email protected]
Roč.: 25. • Číslo: 277 • Uzávierka do 5. každého mesiaca • Dátum vydania: 15.09.2015
ISSN - 1336-0736 • Evidenčné číslo: 3095/09 • Náklad: 2000 výtlačkov
Korešpondenčná adresa redakcie: Redakcia Karpatenblatt, Lichardova 20, 040 01 Košice
Tel./Fax: +421-55-622 41 45 • E-Mail: [email protected] • Web: www.karpatenblatt.sk
Šéfredaktor: M.A. Katrin Litschko • Predseda redakčnej rady: Dr. Ondrej Pöss, CSc. • Grafika a pre-press: Beki Design, s. r. o., Košice • Nepredajné