Medicine Clinpro Cario L-Pop (CCLP) – ein diagnostisches

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Medicine Clinpro Cario L-Pop (CCLP) – ein diagnostisches
DTA0907_04-06_Marotti
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31.08.2007
17:00 Uhr
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Medicine
DENTAL TRIBUNE
Austrian Edition · Nr. 9/2007 · 7. September 2007
Clinpro Cario L-Pop (CCLP) –
ein diagnostisches Hilfsmittel zur
Erfolgskontrolle von Prophylaxemaßnahmen
Von Dr. med. dent. Maja Marotti
GRAZ – Im Jahr 2003 ist der erste biochemische Schnelltest zur
Bestimmung des allgemeinen
Kariespotenzials auf den Markt
gekommen. Mit dem CCLP erfasst man die Stoffwechselaktivität kariespathogener Bakterien und nicht deren Anzahl.
Das Testergebnis ist nach zwei
Minuten Reaktionszeit ablesbar, während andere Speicheltests zuerst über Tage inkubiert
werden müssen. Das Kariesrisiko des Patienten kann unter
Berücksichtigung weiterer Faktoren, wie Ernährungsgewohnheiten, Mundhygiene, bestehender Kariesläsionen und Medikation, ermittelt werden und
eine Therapie zur Vermeidung
neuer Kariesläsionen kann individuell empfohlen werden.
Was ist Clinpro
Cario L-Pop (CCLP)?
CCLP ist ein biochemischer
Chairside-Schnelltest zur Bestimmung des allgemeinen Kariespotenzials im Rahmen der Kariesrisikodiagnose. Der Test bestimmt die Milchsäurebildungsrate der Kariesbakterien und
ermittelt so deren pathogene Aktivität im Demineralisationsprozess. Das wird Kariespotenzial genannt. Die Milchsäurefreisetzung
ist ein Indikator für die Stoffwechselaktivität Karies verursachender Bakterien. Je höher die
Stoffwechselaktivität der Bakterien im Mund des Patienten ist,
umso höher ist das Potenzial dieANZEIGE
Die ganze Welt
der Prophylaxe
Zahngesundheit
hängt oft am
seidenen Faden.
Abb. 1: CCLP: Abstrichstäbchen mit Saccharose und Blister
mit Indikatorflüssigkeit.
Informationen und Bestellungen
unter der National Freeline:
0800 - 22 12 08
Dent-o-care Dentalvertriebs GmbH
Rosenheimer Straße 4a
D-85635 Höhenkirchen
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Abb. 3: Farbtafel zur Bestimmung des
Kariespotenzials.
ser Bakterien, Karies zu verursachen.
Mit dem Abstrichstäbchen,
das den Zucker Saccharose
enthält, wird Speichel (Biofilm)
von der Zunge entnommen. Das
Stäbchen wird in den Blister eingebracht, in dem innerhalb von
2 Minuten eine enzymatische
Reaktionskette analog der klassischen Kausalkette der Karieserkrankung abläuft. Die aufgenommenen Bakterien verstoffwechseln Saccharose und produzieren dabei Milchsäure. Die
gebildete Milchsäure wird durch
das Enzym Lactatdehydrogenase
zu Pyruvat und NADH abgebaut.
NADH wird umgewandelt in einen blauen Farbstoff. Mithilfe
der neunstufigen Farbkarte wird
die Milchsäurebildungsrate bzw.
das Kariespotenzial bestimmt. Je
dunkler die Farbe des Teststäbchens ist, umso höher ist die generelle Milchsäurebildungsrate im
Mund und das damit verbundene
Kariespotenzial. CCLP ermöglicht
über die Bestimmung des Kariespotenzials eine Aussage zur aktuellen Dynamik im Kariesprozess und macht damit den Wechsel zwischen aktiven und passiven Phasen der Bakterienaktivität
sichtbar.
Die Probeentnahme
Wir führen für Sie
ca. 2.000 Artikel rund
um die Prophylaxe,
darunter z.B.
Zahnseide von
Abb. 2: Abstrichnahme.
Vor der Abstrichnahme muss
der Patient seine Zähne putzen.
Danach wird mit dem Teststäbchen von der Zunge Speichel
entnommen. Das mit Speichel
vollständig durchfeuchtete Teststäbchen wird in den Blister mit
Indikatorflüssigkeit eingeführt.
Nach 2 Minuten wird das Teststäbchen aus dem Blister entnommen.
Durch die Einfärbung des Teststäbchens wird das vorhandene
Kariespotenzial von der Farbtafel
abgelesen.
Abb. 4: Diagnostische Aussage.
in der Plaqueflüssigkeit zu einem
Anstieg der Milchsäurenkonzentration über 3 mmol kommt, kann
die Demineralisation des Zahnschmelzes mit der Remineralisation nicht mehr kompensiert
werden. Deshalb beginnt die
Warnschwelle für zu hohes Kariespotenzial im CCLP deutlich
unterhalb (ab 0,09 μmol Milchsäurebildung innerhalb von 2 Minuten) der in Plaque häufig gefundenen schädlichen Milchsäurekonzentrationen.
Die diagnostische Aussage
Ab wann beginnt
die Demineralisation?
Anhand des Testergebnisses
kann beurteilt werden, ob Prophylaxemaßnahmen notwendig
sind und, wenn bereits durchgeführt, ob die Maßnahmen den gewünschten Erfolg zeigen und das
Kariespotenzial reduziert wurde.
Obwohl in dentalen Plaqueflüssigkeiten Milchsäurekonzentrationen bis zu 50 mmol beobachtet
werden, wurde der Farbumschlag
des CCLP-Tests so eingestellt,
dass die Warnschwelle für hohes
Kariespotenzial (ab Farbfeld 7)
bei etwa 3 mmol beginnt. Wenn es
– Das Teststäbchen zeigt die Farbe
der Felder 1 bis 3: geringes Kariespotenzial. Die Mikroflora
zeigt eine geringe Milchsäurebildungsrate, das generelle Kariesrisikomanagement ist gut.
Eine normale Verlaufskontrolle
durch das zahnärztliche Fachpersonal ist akzeptabel.
– Das Teststäbchen zeigt die Farbe
der Felder 4 bis 6: mittleres Kariespotenzial. Die Mikroflora
zeigt eine mittlere Milchsäurebildungsrate, das generelle
Kariesrisikomanagement hat
Schwächen. Eine engere Verlaufskontrolle und/oder Untersuchung durch das zahnärztliche Fachpersonal ist wünschenswert.
– Das Teststäbchen zeigt die Farbe
der Felder 7 bis 9: hohes Kariespotenzial. Die Mikroflora zeigt
eine hohe Milchsäurebildungsrate, das generelle Kariesrisikomanagement ist schlecht. Eine
intensive Untersuchung und Behandlung durch das zahnärztliche Fachpersonal ist erforderlich.
Bisherige klinische
Erfahrungen
Akzeptanz:
Aus den bisherigen Publikationen ist ersichtlich, dass Kariesrisikotests (CRT, Dentocult und Dentobuff) in den deutschen Zahnarzt-
ordinationen Anwendung finden.
Man kann sie aber nicht als Standarddiagnostika ansehen. Hauptgründe dafür sind mangelndes
Vertrauen in die Zuverlässigkeit
der Tests und das ungünstige
Kosten-Nutzen-Verhältnis. Der
Hauptindikationsgrund zur Anwendung solcher Tests ist überwiegend die Patientenmotivation
im Rahmen einer Parodontaltherapie und nicht die Bestimmung
des eigentlichen Kariesrisikos.
Nach Zimmer stellen die
vorhandenen Kariesrisikotests,
die sich auf die Quantität bzw. Semiquantität der kariogenen Bakterien beschränken, hinsichtlich
ihrer Spezifität und Sensibilität
keine zuverlässige diagnostische
Methode dar.
Ernst und Willershausen
prüften die Anwendungstauglichkeit des CCLP im Ordinationsalltag. An der Studie
nahmen 173 Zahnärzte teil, die
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3.315 Patienten mit dem Test
untersuchten. Das Testsystem
erwies sich gemäß den Angaben
der teilnehmenden Zahnärzte in
der Anwendung als praxistauglich, was durch die häufige Nennung der Wertungen „einfache
Anwendung“, „einfache Aktivierung“, „geringer Zeitaufwand“
und „Möglichkeit zur Patientenmotivation“ dokumentiert wurde. 86 % der Zahnärzte gaben an,
den Kariesrisikotest CCLP in Zukunft verwenden zu wollen, 35 %
davon regelmäßig.
Reproduzierbarkeit
Schiffner und Torresquintero untersuchten die Reproduzierbarkeit von CCLP unter
unterschiedlichen Mundhöhlenbedingungen. An der Studie nahmen 31 gesunde Probanden teil.
Der Test wurde 10-mal innerhalb
von zwei Wochen wiederholt. Die
Probanden wurden gebeten, während der Testphase ihre Mundhygienegewohnheiten nicht zu
ändern. Um Veränderungen der
Mundgesundheit festzustellen,
vor allem im Hinblick auf medikamentöse Behandlungen, füllten die Probanden vor den Abstrichnahmen einen Fragebogen
aus. Bei denjenigen Probanden
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Abb. 5 und 6: Kariespotenzialbestimmung 30 Minuten nach Zuckerkonsum.
(n = 20) wo sich die Bedingungen
nicht geändert haben, war die Reproduzierbarkeit des CCLP-Testes 82 %. 11 Probanden erkrankten während der Testphase und
mussten unterschiedliche Medikamente einnehmen. In dieser Gruppe war die Reproduzierbarkeit des CCLP-Testes 60 %.
Der CCLP-Test wies eine hohe
Reproduzierbarkeit bei Probanden mit stabilen Mundhöhlenbedingungen auf. Die niedrige
Reproduzierbarkeit bei veränderten Mundhöhlenbedingungen beweist, dass man eventuell
mit dem CCLP-Test die Veränderungen der oralen Mikroflora
überwachen kann, insbesondere
während der präventiven Maßnahmen im Rahmen der Kariesprophylaxe.
Klinische Untersuchung
Haeberlein et al. testeten
die Zuverlässigkeit des CCLPTests. 10 Probanden wiederholten den Test 5-mal hintereinander. Die Reproduzierbarkeit war 100 %. 20 Probanden
wiederholten den Test in 53 Tagen 3-mal pro Woche 2-mal
am Tag. Die Reproduzierbarkeit war 88 %, unabhängig vom
Zeitpunkt des Tests. 20 Probanden verwendeten den CCLP
täglich vier Wochen lang. Von
400 Messungen war die Reproduzierbarkeit 90,6 %.
Buijs et al. haben den Einfluss
fluoridhaltiger Zahnpasten bzw.
antimikrobieller Mundspülungen auf den CCLP-Test überprüft.
Dreißig Probanden verwendeten
F-freie Zahnpasten während vier
Zwei-Wochen-Perioden. Zwischen diesen Zwei-Wochen-Perioden verwendeten die Probanden
eine Woche lang eine fluoridhaltige Zahnpasta und eine antimikrobielle Spülung. Sechs Stunden nach der Spülung wurden der
CCLP-Test und eine Milchsäurekonzentrationsmessung mit Capillary Ion Analysis (CIA) durchgeführt. In den fluoridfreien Perioden zeigten 72% der Probanden
ein hohes und 10% ein niedriges
Kariespotenzial. Nach einwöchiger Anwendung der antimikrobiellen Mundspülung und fluoridhaltigen Zahnpasta wurde bei
40% der Probanden ein niedriges
und bei 27% ein mittleres Kariespotenzial ermittelt. Die mit CIA gemessene Milchsäurekonzentration wurde nach Anwendung der
Mundspülung und fluoridhaltiger
Zahnpasta durchschnittlich um
5 mmol gesenkt. Die CCLP-Werte
korrelierten signifikant mit dem
CIA-Messungen während der fluoridfreien Periode, nach Anwendung der antimikrobiellen Mundspülung war die Signifikanz noch
höher.
Marotti und Städtler bestimmten die sofortige, mittelfristige und nachhaltige Wirkung
antimikrobieller Mundspülungen auf die CCLP-Werte. 28 Probanden mit einem mittleren und
hohen Kariespotenzial verwendeten je eine Mundspülung (Chlorhexamed 0,1%-CHX oder Odol
med 3 EXTREME oder Meridol) eine Woche lang. Zur Überprüfung der sofortigen, mittleren
und nachhaltigen Wirkung wurde
der CCLP-Test unmittelbar nach
dem ersten Spülen, nach einwöchigem Spülen und nach der ersten, zweiten, dritten und vierten
Woche, wenn die Spülungen nicht
mehr verwendet wurden, durchgeführt. Die gewonnenen CCLPWerte wurden mit dem CCLPAusgangswerten verglichen, um
die wirkungsvollste Mundspülung im Hinblick auf die Reduktion des Kariespotenzials zu eruieren. Zu einer signifikanten Reduktion des Kariespotenzials kam
es nach einmaliger Anwendung
von Odol med 3 EXTREME und
CHX 0,1% sowie nach einwöchiger
Anwendung der CHX 0,1% Spülung. Keine der drei Mundspülungen zeigte eine signifikante nachhaltige Wirkung auf die CCLPWerte. Die Chlorhexamed Mundspülung senkte insgesamt im
Vergleich zu Meridol und Odol
med 3 EXTREME das Kariespotenzial am stärksten und zeigte somit die größte Wirkung. Gleichzeitig stellte man fest, dass man
den Speichelschnelltest Clinpro
Cario L-Pop in der Präventivzahnheilkunde als ein diagnostisches
Hilfsmittel zur Erfolgskontrolle
bei eingeleiteten Prophylaxemaßnahmen einsetzen kann.
Konklusion
Die Kariesvorsorge hat mehr
und mehr einen höheren Stellenwert in der Zahnheilkunde. Kariesfrüherkennung und Risikomanagement werden dabei immer wichtiger. Da die klassische
Kariestherapie erst dann einsetzt,
wenn erste irreversible Defekte
sichtbar sind, muss Kariesvorsorge früher greifen, da der Kariesprozess lange vor dem Auftreten sichtbarer Läsionen beginnt.
Kariesfrüherkennung bedeutet,
durch regelmäßige Kontrolle des
oralen Gleichgewichts, Patienten
individuell präventiv zu begleiten, um irreversible Zahnschäden
möglichst früh zu vermeiden.
Dies ist insbesondere deshalb
sinnvoll, da Karies verursachende
Bakterien je nach Patient unterschiedlich aktiv sein können.
Clinpro Cario L-Pop eröffnet ein breites Spektrum von
Einsatzmöglichkeiten wie Erstbefundung mit KariespotenzialBestimmung, Monitoring des
Kariesprozesses, Erfolgskontrolle eingeleiteter Prophylaxemaßnahmen, Entscheidungshilfe bei der Auswahl restaurativer Maßnahmen, Einsatz zur
Patientenmotivation und Ernährungslenkung. Die Akzeptanz anschließender Therapievorschläge kann gesteigert,
die Motivation und Bereitschaft
zur Compliance verbessert
werden. Kariesvorsorge wird
so zum persönlichen Anliegen
des Patienten. DT
Dr. med. dent. Maja Marotti
Kontakt:
Universitätsklinik
für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde
Klinische Abteilung
für Zahnerhaltung
Auenbruggerplatz 6A
8036 Graz
E-Mail:
[email protected]

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