Bericht 2016 1
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Bericht 2016 1
Mein Jahr in Genf 2015/2016 Mein Auslandsaufenthalt in Genf gehört mit zu den besten Erfahrungen, die ich während meines Studiums bisher erlebt habe. Ich habe viele nette Menschen aus aller Welt kennenlernen und 10 Monate in der „kleinsten Großstadt“ der Welt leben dürfen. Nachfolgend werde ich euch ein paar Informationen und Tipps geben, von denen ich manche auch gerne vorher gehabt hätte. 1.) Vorbereitung in Deutschland Zimmersuche Ich fange direkt mit dem Thema an, das einem in der Vorbereitung auf den Aufenthalt wahrscheinlich am meisten beschäftigt: Wie finde ich ein Zimmer? Die Wohnungssituation in Genf ist noch schrecklicher als in Freiburg. Viele Einheimische wohnen bei ihren Eltern, sodass es eher wenige WGs gibt; d.h. Studentenwohnheime und private Zimmer zur Untermiete sind der Regelfall. Nachdem ich die Zusage durch das Auslandsbüro Freiburg bekommen hatte, habe ich direkt angefangen, nach Zimmern zu suchen. Hierbei ist die Internetseite der Universität hilfreich. (https://www.unige.ch/batiment/division/service-batiments/) Einerseits werden dort Zimmer in den universitären Studentenwohnheimen vergeben, aber es gibt auch eine Börse mit einer privaten Zimmervermittlung. Um sich dort um ein Zimmer zu bewerben, benötigt man jedoch einen Zugangscode, den die Universität Genf einem schickt. Da mir dieser Code erst 3 Tage vor Bewerbungsfristablauf geschickt wurde, habe ich mich stattdessen bei vielen Wohnheimen in privater Trägerschaft beworben. Ein Liste findet ihr hier: http://cite-uni.unige.ch/uploaded/docs/Brochure%2020152016%20Logements%20meubl%C3%A9s.pdf . Unter diesen ist besonders die Cité Universitaire hervorzuheben. Sie ist das größte und wahrscheinlich auch das internationalste Studentenwohnheim in Genf und liegt im Viertel „Champel“. Mit dem Bus Nr. 3 ist man in 10 Minuten direkt in der Stadt. Sie besteht aus 4 Gebäuden, die alle unterschiedlich alt sind, jedoch in gutem und gepflegtem Zustand. Außerdem verfügt das Wohnheim über eine Sporthalle, ein Fitnessstudio, Squashfelder, eine Sauna, Tennisplätze und eine Pizzeria. Außerdem fährt der Bus zu den samstäglichen Skiausflügen der Uni im Winter dort los. Ein Zimmer kostet ca. 500 CHF; ein für Genf guter Preis. Meiner Meinung nach sind die Chancen ein Zimmer zu bekommen am größten, wenn man seine Prioritäten bei der Bewerbung auf Gebäude A und B setzt. Diese sind zwar die ältesten, aber haben am meisten Zimmer. Außerdem haben in den beiden anderen Gebäuden (C und D) reguläre Studenten Vorrang vor Austauschstudenten. Ich habe in Gebäude B in einer Stockwerksgemeinschaft mit 15 anderen Studenten zusammen gewohnt und mich sehr wohl gefühlt und kann jedem raten sich dort zu bewerben. Handtücher und Bettwäsche werden gestellt. Küchenutensilien können an der Rezeption ausgeliehen werden. Ein Tipp für alle, die dort auch ein Zimmer zugeteilt bekommen sollten: Der Schlüssel für die Küche und die Kühlschränke befindet sich, aus ungeklärten Gründen, nicht an dem Schlüsselbund, den man beim Einzug bekommt, sondern muss extra beantragt werden. Sprachkurs Um meine Sprachkenntnisse aus der Schule (5 Jahre) wieder etwas aufzufrischen habe ich im Sommersemester einen Uni-Kurs in Freiburg besucht. Dieser hat mir leider gar nicht gefallen (das Material war schlecht und das Niveau der einzelnen Teilnehmer zu unterschiedlich) und ich würde ihn auf keinen Fall empfehlen. Sucht euch lieber einen Tandempatner ;) Anmeldung für das Certificat de droit transnational / Certificate in Transnational Law Die Universität Genf bietet den Austauschstudenten die Möglichkeit ein Zertifikat im transnationalen Recht entweder auf Französisch oder auf Englisch zu erwerben. Dafür ist eine Extra-Anmeldung per Post notwendig. Mehr Details gibt es auf der Homepage http://www.unige.ch/droit/transnational/certificat.html . (Meine Erfahrungen habe ich unter dem Gliederungspunkt „Uni“ aufgeschrieben) 2.) In Genf Anreise und die ersten Tage Da die Schweiz ja nun relativ nah liegt, haben meine Eltern mich mit dem Auto gebracht. Dies hat den Vorteil, dass man wirklich sehr viel mitnehmen kann und dann logischerweise nicht dort alles kaufen muss ;) Ansonsten ist Genf aber auch mit dem Fernbus, Zug und dem Flugzeug gut zu erreichen. Freitags vor Semesterbeginn findet i.d.R. eine Willkommensfeier für die Austauschstudenten aller Fakultäten statt. Dort bekommt man seine Unicard und den ersten Gutschein, um sein Stipendium an der Unikasse abzuholen. Außerdem zeigen einem Studenten die Universität und das Unisportprogramm und das Kulturprogramm werden einem vorgestellt. Montags findet dann die Begrüßung durch die jeweiligen Fakultäten statt. Ich habe für meinen Aufenthalt ein Bankkonto bei der Postfinance eröffnet. Eine sehr verbreitete Bank in der Schweiz. Da jedoch niemand sich bei auftretenden Problemen zuständig fühlt und man immer nur weitergeleitet wird, war ich nicht so zufrieden und würde daher empfehlen zur UBS zu gehen. Für mein Handy habe ich mir eine Prepaidkarte von Coopmobile gekauft. Diese kann man in jedem Coop erwerben und hat absolut gereicht, da in der Stadt viele freie WLAN -Hotspots sind. Ebenfalls sollte man sich in den ersten Tagen auch um eine Transportkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel kümmern. Zwar kann man auch alles gut mit dem Rad erreichen, aber Genf ist eigentlich keine Fahrradstadt und der Verkehr erinnert eher an eine Großstadt. Ein Semesterticket für Studenten im engeren Sinne gibt es nicht, aber es gibt Studentenrabatt. Man hat die Möglichkeit entweder ein Monatsticket zu kaufen oder ein Jahresabonnement. Ein Monatsticket bietet den Vorteil, dass man von Monat zu Monat entscheiden kann, ob man ein neues erwerben möchte oder nicht. Bei einem Jahresticket zahlt man nur 10 Monate und bekommt 2 „geschenkt“. So oder so muss man beim ersten Mal in den TPG Shop am Hbf. gehen. Später kann man auch an anderen Stellen Monatstickets nachkaufen. Und noch ein ganz kleiner Tipp: Ein Adapter ist für sogenannte Schutzkontaktstecker notwendig, für alle anderen nicht. Ein derartiger befindet sich z.B. an meinem Laptopaufladekabel. Uni Die juristischen Vorlesungen finden i.d.R. in Uni Mail statt; einem großen modernen Gebäudekomplex in der Nähe von Plainpalais, in dem sich auch die juristische Bibliothek befindet. Gleich zu Beginn will ich erwähnen, dass es keine richtige Mensa gibt. Es gibt dort eine Cafeteria, in der man aber mit ca. 10 CHF pro Gericht rechnen muss. Von daher sollte man sich etwas von Zuhause mitnehmen und in den Mikrowellen der Uni aufwärmen. Ich habe das CDT/CTL gemacht, für welches man sich extra anmelden muss. Das Programm eröffnet einem die Möglichkeit neben Bachelorkursen auch Masterkurse im internationalen Recht zu belegen. Für das erhalten des Zertifikats muss man 5 Kurse im internationalen Recht belegen und die Vorlesungsabschlussklausuren bestehen. Außerdem kann man so auch Kurse am Graduate Insititute belegen. Es lässt sich sowohl in einem Semester als auch in zwei Semestern machen. Nach der Entscheidung neben dem französischsprachigen CDT auch ein englischsprachiges CTL anzubieten, gibt es die Möglichkeit auch nur englische Kurse zu belegen. Welches Zertifikat man machen möchte, muss man noch nicht bei der Anmeldung entscheiden. Vielmehr entscheidet die Mehrheit der belegten Kurse, welches man schlussendlich bekommt. (So kann man 3 Kurse auf Französisch belegt haben und 2 auf Englisch und bekommt das CDT oder 4 englische und 1 französischen und bekommt das CTL) Da ich mir den großen ÖFF anrechnen lassen wollte, habe ich unteranderem „Droit de l’union européenne“ im WS, „Droit international public“ im WS und SoSe (Jahreskurs) und „Droit du marché intérieur de l’union européenne“ im SoSe belegt. Darüber hinaus habe ich Wintersemester ich eher Bachelorkurse belegt. Einerseits um mir den großen ÖFF anrechnen lassen zu können, andererseits aber auch aus Interesse. Den Kurs „Droit international privé“ kann ich nur empfehlen. Außerdem besteht im Wintersemester die Möglichkeit einen Einführungskurs in das Schweizer Recht zu besuchen. Im Sommersemester habe ich dann nur Masterkurse besucht. Im Vergleich muss ich sagen, dass die Professoren in den Masterkursen mehr Engagement verlangen und man nicht selten Skripte zuhause durchlesen muss. Alles in allem finde ich, dass die Professoren versuchen, eine interessante Vorlesung zu halten und auch möchten, dass die Studenten den Stoff verstehen. Für die meisten Kurse muss man sich ein Skript, genannt „Polycopiers“, kaufen. Diese gibt es im Erdgeschoss von Uni Mail. Gesetze kauft man am besten bei „Payot“ z.B. in der „Rue de la Confédération“. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, mein Französisch verbessern zu wollen und habe acht von zehn Kursen deshalb auf Französisch belegt. Habt keine Angst, dass ihr mit der Sprache nicht klar kommt und deshalb nur englische Kurse besucht! Es werden so viele juristische Begriffe benutzt, die man aus seinem alltäglichen Englischwortschatz nicht unbedingt kennt und deshalb auch erst mal lernen muss. Viele Vorlesungen werden aufgezeichnet und online gestellt, sodass man seine Notizen später noch einmal in Ruhe ergänzen kann. Die Vorlesungszeit im Wintersemester ist vor Weihnachten vorbei und die Klausuren beginnen Mitte/Ende Januar, d.h. es bleibt genügend Zeit Weihnachten zu genießen und danach mit dem Lernen anzufangen ;)I Im Sommersemester gibt es gar keine Pause und man muss parallel die Vorlesungen vor – und nachbereiten und für die Klausuren lernen. In der Regel handelt es sich um OpenBook-Klausuren, was einem zumindest das Auswendiglernen erspart. In vielen Masterkursen wird die Prüfung mündlich abgenommen. Ich habe teilweise den Eindruck gehabt, dass bei mündlichen Prüfungen etwas bessere Noten vergeben wurden, aber das hängt auch von den Professoren ab. Freizeit Das Sportangebot der Uni ist sehr vielfältig und sehr kostengünstig. Die Anmeldungen finden zu Beginn des Semesters statt, sodass man aufpassen muss, die Frist, besonders im September, nicht zu verpassen. In meiner Freizeit habe ich einen Tenniskurs besucht. Dieser fand im Winter in den Tennishallen der Cité statt und hat eine gute Möglichkeit geboten auch mit Schweizer Studenten in Kontakt zu kommen. Außerdem werden im Winter jedes Wochenende Skiausflüge angeboten und in den Ferien auch längere Freizeiten. Im Sommer kann man bei Genève-Plage oder Baby-Plage (der einzige gratis Strand) im See baden. Außerdem muss man als Austauschstudent in Genf die „Escalade“ feiern. Das ist ein Wochenende im Dezember, an dem die Genfer ihre Unabhängigkeit von den Franzosen mit traditionellen Kostümen, schokoladen Kesseln und einem Stadtlauf durch die Altstadt feiern. Für Austauschstudenten organisiert ESN Genève ebenfalls viele Barabende und Ausflüge nach Zürich, Bern, Basel oder ins Tessin. Dort kann man sich schnell mit vielen anderen Austauschstudenten anfreunden. Genf ist leider absolut keine Partystadt!!! Es gibt nicht besonders viele Clubs und wenn, dann ist der Eintritt ist meistens nicht ganz günstig. Der unter den Studenten wohl beliebteste, aber auch etwas spezieller Club heißt „Usine“ und befindet sich direkt an der Rhône. Gute Restaurants sind: Mikado (Sushi), O Sole Mio (Pizzeria), Bain de Pâquis (Käsefondue), Inglewood (Burger) und Céline et Sébastien (kleines Café). Falls ihr gerne nicht nur die Schweiz, sondern auch Europa entdecken möchtet, solltet ihr unbedingt Gebrauch von der SEHR GUTEN EasyJet-Anbindung in Genf machen. Wenn man rechtzeitig bucht kann man z.B. für 15 Euro nach Barcelona fliegen. Sprache Genf ist eine super internationale Stadt, dennoch muss man keine Angst haben, dass man dort nicht so gut Französisch lernen könne wie in Frankreich. Es gibt zwar kleine Unterschiede z.B. sprechen die Schweizer etwas langsamer und zählen, genau wie die Belgier, etwas anders [vielleicht sogar logischer ;)] als die Franzosen, aber längst nicht so große wie z.B. zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch. Die Uni bietet Sprachkurse mit verschiedenen Schwerpunkten an. Es gibt Grammatikkurse, Kurse, in denen der schriftliche Ausdruck verbessert wird und Kurse mit Schwerpunkt auf Hören und Sprechen. Ich war von dem Grammatikkurs sehr begeistert: Es gab gute Unterlagen und einen kompetenten Dozenten. Von Freunden weiß ich, dass sie mit den anderen Kursarten nicht unbedingt zufrieden waren. Außerdem habe ich über die Internetseite der Uni zwei Tandempatner gefunden, mit denen ich mich jeweils einmal in der Woche für 2 Stunden getroffen habe. Ansonsten hängt es ganz von einem selbst ab, welche Sprache man mit seinen Freunden spricht und was man aus der Möglichkeit, in einer französischsprachigen Region zu wohnen, macht. Kosten Zimmer und Wohnungen in Genf sind sehr teuer und die Lebenshaltungskosten sind auch nicht gerade gering. Im Vergleich zu meinem Leben in Freiburg habe ich mindestens das Doppelte pro Monat ausgegeben. Aber wenn man ein bisschen auf die Preise beim einkaufen achtet oder nicht jeden Tag in der Unicafeteria isst, sind die Kosten handhabbar. Jetzt die positive Nachricht: man kann als Student auch viel Geld in Genf verdienen. Über die Internetseite der Universität „Uniemploi“ kann man schnell und einfach kleine Nebenjobs finden, da besonders stark deutsche Muttersprachler gesucht werden, die Schülern Deutschnachhilfe geben. Ein Stundenlohn kann dann schon einmal 30 CHF betragen. Oder man kann als Messe Hostess auf dem Autosalon im Frühjahr arbeiten und dort in 10 Tagen ziemlich viel verdienen. (Anzeigen stehen ab ca. November auch auf Uniemploie.) 3.) Fazit Ich kann jeden, der überlegt nach Genf zu gehen, nur ermutigen!!! Ich kenne niemanden, dem es dort nicht gefallen hat! Falls ihr noch weitere Fragen ([email protected]) schreiben ;) habt, könnt ihr mir gerne eine Email