Jahresbericht Peine 2013

Transcrição

Jahresbericht Peine 2013
B e ra t u n g s s te l l e P e i n e
J a hres be r ic ht
2013
_________________________________________________________________
Mit diesem Jahresbericht 2013
informieren wir Sie über die Tätigkeit
der pro familia Beratungsstelle Peine.
Der Bericht enthält Informationen über den Landesverband der
pro familia Niedersachsen e.V. und über die Beratungsstelle Peine mit
ihren Arbeitsschwerpunkten und Besonderheiten.
Wir haben vielen Institutionen und Einzelpersonen
für die Unterstützung unserer Arbeit
zu danken.
Hervorheben möchten wir das Land Niedersachsen
vertreten durch das Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales,
sowie den Landkreis Peine,
ohne deren finanzielle Zuwendungen unsere Arbeit
nicht möglich wäre.
Liebe Leserinnen und Leser,
Wir freuen uns sehr, Ihnen / Euch den Jahresbericht 2013 vorlegen zu können!
pro familia ist eine gemeinnützige, konfessionell und parteipolitisch unabhängige
Organisation. Die Peiner Beratungsstelle erhielt 2013 eine staatliche Förderung
durch das Land Niedersachen als eine anerkannte Beratungsstelle nach dem
Schwangerschaftskonfliktgesetz und eine Kommunale Förderung durch den
Landkreis Peine.
Das Team der Beratungsstelle berät Jugendliche und Erwachsene in Einzel-, Paar -,
und Gruppengesprächen zu allen Fragen und Problemen, die mit Familienplanung,
Schwangerschaft und Sexualität zusammenhängen. Die Berater/innen stehen alle
unter Schweigepflicht.
Erfreulicherweise konnte Peggy Bellmann eine feste Arbeitstelle in unserer
Beratungsstelle, in Kombination mit Arbeitsstunden in der pro familia Außenstelle
Hildesheim, angeboten werden.
So war das Jahr 2013 geprägt von einer personellen, kontinuierlichen Weiterführung
unserer Arbeit.
Wie immer können Sie in dem vorliegenden Jahresbericht etwas über unsere inhaltliche
Arbeit erfahren, sowie Informationen aus unserer Statistik entnehmen.
Karin Meinecke
GRÜNDUNG:
November 1978 in Peine
ANSCHRIFT:
Bahnhofstr. 25
31224 Peine
TELEFON:
FAX:
0 51 71 - 1 80 65
0 51 71- 1 80 67
E-MAIL:
[email protected]
BÜROZEITEN
UND ANMELDUNG:
Montag
15.00 – 18.00 Uhr
Dienstag-Freitag
9.00 – 12.00 Uhr
Termine nach Vereinbarung
Um Wartezeiten zu vermeiden, bitten wir um
telefonische Anmeldung während der oben
genannten Zeiten.
FINANZIERUNG:
Landkreis Peine
Land Niedersachsen
Spenden und andere Mittel
SPENDENKONTO:
Kreissparkasse Peine
IBAN: DE 07 2525 0001 0000 148627
BIC: NOLADE21PEI
FORTBILDUNG:
Bundes- und Landesverband der pro familia bieten
allen Mitarbeiterinnen berufs- und aufgabenspezifische
Fortbildungskurse an.
Daneben werden Fortbildungsangebote anderer Träger
in Anspruch genommen.
Um die Qualität der Arbeit zu gewährleisten, sind alle
Mitarbeiterinnen im Beratungsbereich verpflichtet, an
einer Supervision teilzunehmen.
Mitarbeiter/innen: Karin Meinecke
Dipl. - Sozialpädagogin, Ehe-Familien-Lebensberatung, DAJEB
Leiterin der Beratungsstelle
19,25 Wochenstunden
Anne Henken
Dipl. - Sozialpädagogin, Systemische Beraterin
6 Wochenstunden
Peggy Bellmann
Sozialpädagogin, B.A.
15,4 Wochenstunden bis 28.02.13
10 Wochenstunden ab 01.03.13
Yvonne Beate Wollny
Organisation und Verwaltung
18 Wochenstunden
Alexandros Pavlidis-Nasogga
Dipl. - Sozialpädagoge, Systemischer Berater
8 Wochenstunden
Heike Krause
Supervisorin
v .l. Karin Meinecke, Peggy Bellmann, Alexandros Pavlidis-Nasogga, Anne Henken, Yvonne Beate Wollny
pro familia steht für selbstbestimmte Sexualität
Leitbild des pro familia Landesverbandes Niedersachsen e.V.
pro familia ist ein unabhängiger Fachverband für selbstbestimmte Sexualität,
Partnerschaft und Familienplanung.
pro familia ist über die International Planned Parenthood Federation (IPPF)
weltweit mit anderen Familienplanungsorganisationen vernetzt.
pro familia vertritt ein Menschenbild in dessen Mittelpunkt Freiheit, Würde,
Selbstverantwortung und gegenseitige Achtung stehen.
pro familia bietet qualifizierte Information, Beratung, Prävention und sexualpädagogische Bildung an und unterstützt Ratsuchende darin, selbstbestimmte
Entscheidungen zu treffen.
pro familia setzt sich ein für die rechtliche und politische Gleichberechtigung
verschiedener Lebensformen, Geschlechter und sexueller Identitäten, unabhängig
von der sozialen und kulturellen Herkunft.
pro familia setzt sich ein für eine Gesellschaft, in der psychische, körperliche
und sexualisierte Gewalt verurteilt wird und alles dafür getan wird, um Gewalt zu
verhindern.
pro familia arbeitet auf der Grundlage der sexuellen und reproduktiven
Menschenrechte und tritt für deren Verwirklichung ein, besonders für
das Recht auf optimale medizinische und psychosoziale Versorgung
das Recht auf qualifizierte Beratung und Information
das Recht auf freie und informierte Entscheidung
das Recht, sich frei zu entscheiden, ob und in welcher Lebenssituation Kinder
erwünscht sind
das Recht, sich selbstbestimmt für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden
zu können.
Das Beratungsangebot und Aufgabenbereiche der pro familia
Schwangerschaft und Geburt
Beratung vor, während und nach der Geburt
Informationen und Beratung zu sozialen, finanziellen und gesetzlichen Hilfen
Wir begleiten im Einzelfall auch zu den Ämtern, vermitteln die Zusammenarbeit
mit Familienhebammen, Sozialpädagogischer Familienhilfe, u. ä. Hilfeeinrichtungen
Antragstellung bei der Stiftung „Mutter und Kind“
Schwangerschaftskonfliktberatung nach §§ 218/219 StGB
Familienplanung und Gesundheit
Beratung zu Verhütungsmethoden
Gesundheitliche Fragen: Sterilisation, Pille danach, sexuell übertragbare Krankheiten,
Wechseljahre, Kinderwunsch
* Sexual- und Partnerschaftsberatung
bei sexuellen, partnerschaftlichen und psychosozialen Problemen
Fragen zur sexuellen Orientierung
bei Trennung und Scheidung
* Sexualpädagogische Angebote
schulische und außerschulische Veranstaltungen zu Themen wie Liebe,
Freundschaft, Verhütungsmittel, Sexualität, Aids usw.
Fortbildungen und Informationsveranstaltungen für Multiplikatoren
* Familienrechtliche Beratung
Jeden ersten Mittwoch im Monat bieten wir eine familienrechtliche Beratung
durch einen Rechtsanwalt an.
* Für diese Beratungen erheben wir einen Kostenbeitrag.
Beratungen 2013
(Anzahl der Beratungen und Beratungsanlässe)
Anzahl der Beratungen:
Neuaufnahmen:
Folgesitzungen im laufenden Jahr:
1031
747
284
Beratungsanlass:
1) Beratung nach §§ 5 und 6
(Schwangerschaftskonfliktberatung) SchKG
114
2) Beratung gemäß § 2a SchKG
(Beratung nach auffälligem pränataldiagnostischem Befund)
0
3) Beratung zu Schwangerschaft allgemein § 2 SchKG,
Beratung über soziale Hilfen bei Schwangerschaft
Beratung zu Bundes/-Landesstiftung
Hilfe bei Inanspruchnahme sozialer Leistungen
Familienplanung
628
4) Psychosoziale Beratung nach § 2 SchKG
und Sexualberatung
235
5) Sexualpädagogische Gruppenarbeit nach § 2 SchKG
Psychosoziale Beratung nach § 2 SchKG
54
235
Beratungen zur Schanwagerschaft
allegmein § 2 SchKG
628
Sexualpädagogische Gruppenarbeit
54
Neuaufnahmen
747
Folgesitzungen
Reihe1
284
1031
Anzahl der Beratungen
Beratungen nach §§ 5 und 6
114
0
200
400
600
800
1000
1200
Bundesstiftung Mutter und Kind
100.000 € für Schwangere im Landkreis Peine
Frauen und Paare mit einem geringen Einkommen können bis zur Geburt des Kindes in
Zusammenarbeit mit einer Beratungsstelle einen Antrag auf eine einmalige finanzielle
Hilfe für Babyerstausstattung, Schwangerschaftsbekleidung und Möbel bei der Stiftung
„Mutter und Kind“ stellen.
Alleinstehende dürfen bis zu 1759,00 € brutto verdienen, Paare bis zu 2542,00 €, mit
einem Kind bis zu 3114,50 € brutto. Auch Arbeitslosengeld II - Empfängerinnen sind
anspruchsberechtigt. Die Zuwendung ist kein Einkommen und wird nicht von den
laufenden Leistungen abgezogen.
Wir überprüfen die Voraussetzungen nach den Richtlinien der Stiftung und befürworten
Anträge.
2013 wurden bei uns 185 Anträge gestellt, wovon 172 bewilligt wurden. Ablehnungen
von der Stiftung gibt es, wenn die Voraussetzungen nicht erfüllt wurden (zu hohes
Einkommen, oder nach der letzten Geburt wurde keine Kopie der Geburtsurkunde an
die Stiftung geschickt).
So kam ein Gesamtbetrag von 99.310 € zusammen, der den schwangeren Frauen im
Landkreis Peine zu Gute kam.
Krise rund um Schwangerschaft und Geburt
Karin Meinecke
Frauen, die schwanger sind oder gerade Mutter oder Vater geworden sind, erhalten
meist Glückwünsche von allen Seiten. Ganz selbstverständlich wird erwartet, dass sie
glücklich sind.
Die Beratungssituation zeigt uns sehr häufig, dass Frauen und Paare mit schwierigen
Situationen zu kämpfen haben und dieses positiv besetzte Ereignis eine Krise auslösen
kann.
Schon während und dann nach der Schwangerschaft sind viele Frauen hin – und
hergerissen zwischen Gefühlen wie Angst, Glück, Zweifel, Freude, Unsicherheit. Das
Annehmen der neuen Alltagssituation kann zu einer großen Belastung führen, zumal
beim ersten Kind nicht auf Erfahrungen zurück gegriffen werden kann.
Eine der ersten Herausforderungen ist es, die körperlichen Veränderungen zu
akzeptieren. Der Körper funktioniert nicht mehr wie gewohnt. Die typischen
Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erschöpfung und Müdigkeit bringen manche
Schwangere an den Punkt, wo alles zu viel wird. Gleichzeitig entstehen Ängste
bezüglich der Geburt und Sorgen, wie der eigene Körper nach der Geburt aussieht.
Einige Frauen vergleichen sich mit scheinbaren „Vorzeigeschwangeren“ und
„Parademüttern“ und leiden darunter, nicht dem Bild der stets Glücklichen zu
entsprechen. Auch zweifeln sie daran, eine gute Mutter zu werden und trauen sich
insgesamt wenig zu. Sie haben schon in der Schwangerschaft das Gefühl, dass alles
zu viel werden könnte, da die Zukunft weniger kontrollier- und kallkulierbar ist.
Oftmals muss die gesamte Lebensplanung bezüglich Beruf, Wohnung und
Partnerschaft komplett verändert werden. Es besteht z.B. die Notwendigkeit eines
Umzuges, weil angemessene Wohnverhältnisse geschaffen werden müssen. Damit
einher geht dann auch, dass das vertraute Umfeld und lieb gewonnene Menschen
verloren gehen können.
Nicht selten kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Familie und/oder dem Partner
und zu Zweifeln hinsichtlich einer gemeinsamen Zukunft. Kommt es zur Trennung in der
Schwangerschaft stehen Frauen oft zunächst vor allen Anforderungen allein.
Zu den elementaren Bedürfnissen des Menschen gehört die materielle Sicherheit.
Gerade bei der Familiengründung hat dieses Thema eine große Bedeutung. Unter
Umständen geht es um die Ausbildung, den Arbeitsplatz, die beruflichen Perspektiven.
Existenzsorgen tauchen auf. Wie kann das Einkommen gesichert werden? Reicht das
Elterngeld aus? Ab wann und wie kann ich mein Kind betreuen lassen? Viele sehen
sich gezwungen, sich mit möglichen staatlichen Leistungen auseinander zusetzen.
Gleichzeitig fühlen sie sich mit der Komplexität dieser Informationen überfordert.
Für uns Mitarbeiter/innen ist es mehr als verständlich, dass Frauen neben den
Glücksgefühlen auch angefüllt sind mit gemischten und zwiespältigen Gefühlen.
In der Beratung eröffnen wir Räume, auch über die negativen Gefühle zu sprechen.
Es wird sehr erleichternd und entlastend erlebt, jemanden die eigenen quälenden
Gefühle und Gedanken zu erzählen und sich dabei ernst genommen und verstanden
zu fühlen.
Unser Beratungsangebot umfasst zum Einen ein oder mehrere Gespräche über
finanzielle und soziale Hilfen, also: welche Leistungen gibt es und stehen mir zu?
An wen kann ich mich wenden? Wie ist die rechtliche Situation? Welche Unterstützungsangebote für Schwangere oder Mütter/Väter/Eltern gibt es?
Zum Anderen führen wir psychosoziale Beratungsgespräche vor, während und nach
der Schwangerschaft durch. Hier geht es darum, erstmal die Gefühle, Gedanken und
die Situation zu ordnen. Gemeinsam aufzudecken, an welcher Stelle Stärkung,
Entlastung, Abstand, Sicherheit, Veränderung, Anerkennung oder Selbstvertrauen
gebraucht wird. Es können gemeinsam kleine Lösungsschritte erarbeitet werden. Oft
helfen konkrete Anregungen zur Verbesserung der Lebenssituation Diese können die
Frau / das Paar stärken, ihren eigenen Weg aus der Krise zu finden.
Frauen können nach der Geburt ein seelisches Ungleichgewicht erleben.
Es werden drei verschiedene psychische Störungen unterschieden:
Babyblues/Wochenbettdepression
Oft zwischen dem 3. und 5. Tag nach der Geburt fühlen sich ungefähr 25 bis 50 % aller
Mütter traurig, müde und reizbar. Dieses Stimmungstief verschwindet meist von ganz
allein und ist nicht behandlungsbedürftig. Wenn die Symptome nicht nachlassen, könnte
sich auch eine postnatale Depression entwickeln.
Postnatale Depression
Die Symptome gleichen einer Depression zu einem anderen Zeitpunkt im Leben und
äußern sich u. a. in Schlafstörungen, Erschöpfung, Antriebsschwäche, innere Leere und
Traurigkeit. Dazu kommen starke Gefühlsschwankungen gegenüber dem Kind und
Zweifel, das Kind versorgen zu können. Die Häufigkeit des Auftretens im ersten
Lebensjahr liegt bei 10 – 20 % aller Mütter.
Postnatale Psychose
Hierbei handelt es sich um eine eher seltene (1%), schwere psychische Erkrankung.
Sie tritt meist gleich nach der Geburt auf und erfordert die stationäre Aufnahme, da die
betroffenen Frauen in der Gefahr sind sich und dem Kind etwas anzutun.
Unser Beratungsangebot richtet sich an Frauen mit einer postnatalen Depression. In
Gesprächen kann ein vertrauensvoller Kontakt entstehen, der es möglich macht, die
Hintergründe für belastende Gefühle zu erkennen. Oft helfen konkrete Anregungen zur
Verbesserung der Lebenssituation.
Langjährige Paare in der Sexualberatung
Anne Henken
Der Schweizer Psychotherapeut Jürg Wille betont immer wieder, dass nichts unser
psychisches Wohlbefinden so sehr bestimmt, wie der Zustand unserer Liebesbeziehung. Er beeinflusst unser Verhalten im Job, unsere Beziehungen zu Freunden,
unsere Kindererziehung, unsere Paarkommunikation und unsere Sexualität.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Gestaltung von Partnerschaften und sexuellen
Beziehungen verändert. Als Einflüsse sind hier die Revolution der 68er, die Erfindung
der Pille oder die Verflüssigung der Rollenbilder zu nennen. Waren in der Vergangenheit das Risiko unerwünschter Schwangerschaften hoch und lag der Zweck einer
Ehe/Beziehung in der Familiengründung und finanzieller Versorgung, nehmen diese
Beweggründe derzeit weitaus weniger Raum ein. Die Beziehung soll heute vielmehr
die Grundbedürfnisse nach Akzeptanz, Nähe, Geborgenheit und eben auch nach einer
erfüllten Sexualität befriedigen. Sexualität ist also ein wichtiger Gradmesser für eine
funktionierende Paarbeziehung geworden. Erfreulich ist es, hier festzustellen, dass
das Interesse an Sexualität keine Altersgrenze kennt und die Offenheit der Paare,
sich beraterische oder medizinische Hilfe zu holen steigt.
Die Anliegen, mit denen Paare in die Sexualberatung kommen, können recht unterschiedlich sein. Es kann sich um mangelndes Interesse an Sexualität, Ausbleiben des
Orgasmus, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Erektionsschwierigkeiten, vorzeitigen
Samenerguss oder Fetische handeln. Festzuhalten ist, dass eine Veränderung in der
Häufigkeit oder Qualität ihrer Sexualität langjährige Paare irritiert und sich auch auf die
Beziehungsebene auswirkt. Die Annahme geliebt zu werden wird in Frage gestellt und
beeinflusst sowohl das Selbstwertgefühl und als auch das Vertrauen in die Partnerschaft. Es entwickeln sich schnell Dynamiken, die Rollen und Positionen im Zusammenleben verändern. Diese Verhaltensmuster sind, wenn sie sich erstmal verfestigt haben,
für die Paare schwer zu erkennen und zu verstehen, üben aber enorme Macht auf die
Beteiligten aus. Hier kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu
nehmen. Wir Beraterinnen haben eine neutrale Rolle und können Muster aufzeigen, die
dazu beitragen, den Blickwinkel zu verändern.
In der Beratung ist es hilfreich festzustellen, wie beide Partner die Veränderungen in
der Sexualität empfinden. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese häufig sehr unterschiedlich ausfällt, sodass es zu Polarisierungen, wie z. B. keine Lust – ständig Lust,
kommt. Diese Polarisierungen aufzuweichen und die Position des jeweils anderen
aufzuzeigen und zu hinterfragen ist ein erster wichtiger Schritt.
Die Ursachen sexueller Schwierigkeiten sind multifaktoriell. Aus diesem Grund fließt
auch die jeweilige Lebensgeschichte, die aktuellen Lebensumstände und die mögliche
Bedeutung, die das Symptom in diesem Zusammenhang einnimmt, in den Beratungsprozess ein. Eine Begleitung dieses Prozesses durch Körperübungen hat sich als
sinnvoll erwiesen. Es ermöglicht dem Paar wieder angstfrei miteinander in körperlichen
Kontakt zu kommen, Bedürfnisse zu erspüren und eigene Vorlieben und Grenzen evtl.
neu zu definieren.
Da Partnerschaft und Sexualität ein wesentlicher Faktor von Bindung, Beziehung und
psychischer Gesundheit sind, und sich Schwierigkeiten in diesem Bereich vielfältige
Probleme im sozialen Umfeld nach sich ziehen, ist für Ratsuchende dieses Beratungsangebot von uns wichtig, um Unterstützung bei Fragen der Sexualität und Partnerschaft
in Anspruch nehmen zu können.
Ein Blick in die Praxis – sexualpädagogische Methoden
Peggy Bellmann
Als Sexualpädagogin sollte ich ein Repertoire an sexualpädagogischen Methoden
haben, um auf mögliche Wendungen der Interessenlage der Jugendlichen
angemessen reagieren zu können. So lässt ein großes Methodenrepertoire eine
höhere Flexibilität zu, um sich nicht an einem starren Programm festhalten zu
müssen, wenn die Gruppe andere Themen in die Arbeit hineinbringt.
Die Methoden sind daher mein wichtigstes „Handwerkszeug“.
Das Erlernen oder Üben der Methoden erweist sich am effektivsten im Tun selbst,
da man so einen sicheren Umgang mit ihnen bekommen kann. Es gibt zahlreiche
Methoden, welche sich in Ihrer Zielsetzung, der Zielgruppe, der Thematik, den
räumlichen und zeitlichen Bedingungen, den Hilfsmitteln sowie der Didaktik und in
vielem mehr unterscheiden.
Ich stelle hier zwei Methoden aus meiner sexualpädagogischen Arbeit vor.
Der Wörtersee
Kleingruppe – Großgruppe
Altersgruppe:
ab 7 Jahre
Material:
Flipchart - Papier, Wachsmalstifte/Stifte
Dauer:
ab 20 Minuten
Thema:
Sexualität und Sprache; Diskussion und Reflexion,
Eigenreflexion, kreatives Arbeiten/Denken, Identität – Ich und die
Anderen
Ablauf:
Die Gruppe bekommt ein großes Flipchart-Papier zur Verfügung.
In die Mitte dieses Papiers wird von der Gruppenleitung ein Herz
oder ein Kreis gezeichnet, welcher mit „Sexualität“ oder dem
gewünschten Themenschwerpunkt beschrieben wird. Die
Aufgabe der Gruppenmitglieder ist es nun, sich gedanklich in
die Welt dieses Begriffes zu begeben und alle Wörter, alle
Gedanken die damit einhergehen um dieses Herz oder den
Themenschwerpunkt aufzuschreiben. Die Gruppenleitung gibt
den Hinweis, dass alle Begriffe erlaubt sind, auch wenn sie in
anderen Zusammenhängen vielleicht nicht gesagt oder gedacht
werden dürfen. So entsteht nach und nach ein See voller Wörter,
welche sich um ein Themengebiet versammeln.
Wichtig ist, dass niemand sich gezwungen fühlt „seine/ihre“
Wörter zu Papier zu bringen, wie bei jeder anderen Methode ist
die Regel der Freiwilligkeit zu beachten.
Wenn die Themeninsel in der Mitte nun von einem Wörtersee
umgeben ist und niemandem mehr neue Begriffe aufschreiben
möchte, ist es an der Zeit gemeinsam in den Wörtersee
einzutauchen. Die Begriffe werden von der Gruppenleitung
herausgegriffen, erklärt und zur Diskussion freigegeben. Der
Wörtersee spiegelt somit die Interessenlage sowie den
Wissensstand der Gruppe und gibt eine gute Möglichkeit die
Vielfältigkeit der Gruppe selbst zu erfahren.
Der Werte und Normen Kreis
Kleingruppe – Großgruppe
Altersgruppe:
ab 7 Jahre
Material:
Flipchartpapier oder auch ein Bettlaken (auf welchem ein
Kreissystem gezeichnet wird), Moderationskarten mit
verschiedenen Begriffen
Dauer:
mindestens 45 Minuten
Thema:
Auseinandersetzung mit Werten und Normen, Einstellungen,
Identität
Ich und die Anderen, Bewegung, Positionierung, Diskussion
Ablauf:
Die Methode muss von der Gruppenleitung vorbereitet werden,
in dem die Moderationskarten mit bestimmten Begriffen
beschriftet werden. Die Begriffe sollten dem Alter der Gruppe
angemessen sein. Auch das Kreissystem erhält eine
Beschriftung (auch hier können Moderationskarten hilfreich sein).
Für diese Methode wird der Mittelpunkt des Kreises mit „Finde
ich toll“ beschrieben, der zweite Kreis mit „Ist okay“, der dritte
Kreis mit „Finde ich doof“ und der vierte Kreis mit „sollte verboten
sein“ oder „muss bestraft werden“.
Mögliche Begriffe:
Genitalbeschneidung, Pornografie, Treue, Zungenkuss, die erste
Liebe, Romantik, Intimrasur, Oralverkehr, Analverkehr, Petting,
Händchen halten, Sex mit Tieren, Sex mit Kindern, Inzest,
Selbstbefriedigung, Nackt in der Öffentlichkeit, Schwangerschaft,
Schwangerschaftsabbruch, Kuscheln, Sexting, Telefonsex,
Gruppensex, One-Night-Stand, Verhütung, Kondome, Glück,
Asexuell, Transsexualität, Kopfkino, Monogamie, Eifersucht,
Vergewaltigung, Heiraten, Prostitution, Schweiß, Speed-Dating,
Flirten, Homosexualität etc.
In der Raummitte wird das unbeschriftete Kreissystem platziert.
Die Moderationskarten werden verdeckt um den Kreis herum
gelegt. Jede Person der Gruppe darf nun nacheinander eine
Karte ziehen, den Begriff den anderen vorlesen und diesen für
sich bewerten, in dem die Karte im Kreissystem platziert wird.
Warum sich eine Person entschieden hat den Begriff bei „Finde
ich toll“/“Ist okay“/“Finde ich doof“ oder „sollte verboten werden“
hinzulegen, wird vorerst nicht erfragt. Jede und Jeder ist einmal
dran. Erst nachdem alle einen Begriff in den Werte und Normen
Kreis gelegt haben, gibt es die Möglichkeit einzelne Begriffe
aufzugreifen, sie zu diskutieren und möglicherweise auch
umzulegen. Die Methode bietet den Teilnehmenden die Chance
sich selbst zu positionieren ohne sich zwingend zu rechtfertigen,
aber auch von der Vielfalt der Gruppe zu profitieren. Die
Erfahrung zu machen, dass es unterschiedliche Meinungen,
Einstellungen und Überzeugungen zu bestimmten Themen gibt,
öffnet den Raum für spannende Gespräche.
Sexualpädagogische Gruppenveranstaltungen 2013
Themenschwerpunkte waren:
-
Aufgaben und Ziele von pro familia
Sexuelle Entwicklung / Pubertät
Verhütung / Familienplanung
das „erste“ Mal
Untersuchung bei der Frauenärztin
Selbstbefriedigung
Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch
Pornografie
HIV und Aids, Geschlechtskrankheiten
Homosexualität
Freundschaft / Partnerschaft / Sexualität
Geschlechterrolle
Sexuelle Grenzverletzungen
E-Mail-Beratung für Jugendliche: www.sexundso.de
54 Gruppenveranstaltungen
Wohngruppe für Behinderte 1
andere Veranstaltungen 3
IGS 18
Förderschule 3
Reihe1
Gymnasium
3
Realschule 15
Hauptschule 7
Grundschule 4
0
5
676 Gesamtteilnehmer / innen
10
15
20
Zusätzliche statistische Angaben der Schwangerschaftskonfliktberatungen Bereich: §§ 5 und 6 SchKG ( § 219 STGB)
Derzeitige Lebenssituation
alleinlebend
in ehelicher Gemeinschaft
in nicht ehelicher Gemeinschaft lebend
bei Eltern / Elternteil lebend
keine Angaben
Staatsangehörigkeit
Deutschland
andere Länder
keine Angaben
Alter der Klientin
unter 14 Jahre
14 - 17 Jahre
18 - 21 Jahre
22 - 26 Jahre
27 - 34 Jahre
35 - 39 Jahre
40 Jahre und älter
keine Angaben
Erwerbssituation
Vollzeit erwerbstätig
Teilzeit erwerbstätig
Arbeitslos gemeldet
in Schul- oder Berufsausbildung / Studium
sonstige nicht erwerbstätige
sonstiges
keine Angaben
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
Anzahl
16
27
4
41
4
5
15
0
2
Anzahl
101
12
1
§ 2 SchKG
0
4
9
24
50
16
11
0
Anzahl
26
25
16
16
7
4
10
Einkommenssituation der Ratsuchenden
Anzahl der Personen, die Leistungen nach dem SGBII, III oder XII
oder dem Asylbewerbergesetz erhielten
Anzahl der Personen, die zusätzlich zum Erwerbseinkommen /
sonstigem Einkommen Leistungen nach SGBII, III, XII oder dem
Asylbewerberleistungsgesetz erhielten
keine Angaben
Anzahl
Gründe für einen eventuellen Abbruchwunsch
Generell kein Kinderwunsch
Abgeschlossene Familienplanung
Finanzielle Gründe
Situation als Alleinerziehend
Ablehnung durch den Kindsvater
Gründe in der Partnerschaft
Familiäre Gründe
Gründe in der Wohnsituation
Erhalt des familiären Lebensstandards
Berufliche Gründe
Soziale Unsicherheit
Schule / Studium / Ausbildung
Altergründe: zu jung
Altersgründe: zu alt
Überforderung: körperlich
Überforderung: psychisch
Gesundheit der Frau: körperlich
Gesundheit der Frau: psychisch
Drohende Behinderung des Kindes
Sonstige Gründe
Keine Angaben
Anzahl
10
45
9
11
4
28
10
2
5
15
11
12
12
6
8
17
8
0
0
10
12
16
7
51
Zusätzliche statistische Angaben der Schwangerschaftsberatungen
Bereich: § 2 SchKG
Derzeitige Lebenssituation
alleinlebend
in ehelicher Gemeinschaft
in nicht ehelicher Gemeinschaft lebend
bei Eltern / Elternteil lebend
keine Angaben
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
ohne Kind(er)
mit Kind(ern)
Staatsangehörigkeit
Deutschland
andere Länder
keine Angaben
Alter der Klientin
unter 14 Jahre
14 - 17 Jahre
18 - 21 Jahre
22 - 26 Jahre
27 - 34 Jahre
35 - 39 Jahre
40 Jahre und älter
keine Angaben
Anzahl
153
138
91
295
46
50
83
2
5
Anzahl
732
129
2
§ 2 SchKG
0
28
115
209
275
104
129
3
Erwerbssituation
Vollzeit erwerbstätig
Teilzeit erwerbstätig
Arbeitslos gemeldet
in Schul- oder Berufsausbildung / Studium
sonstige nicht erwerbstätige
sonstiges
keine Angaben
Anzahl
123
112
180
83
242
92
31
Einkommenssituation der Ratsuchenden
Anzahl der Personen, die Leistungen nach dem SGBII, III oder XII oder
dem Asylbewerbergesetz erhielten
Anzahl der Personen, die zusätzlich zum Erwerbseinkommen /
sonstigem Einkommen Leistungen nach SGBII, III, XII oder dem
Asylbewerberleistungsgesetz erhielten
keine Angaben
Anzahl
338
29
496
Öffentlichkeitsarbeit und Arbeitsgruppen
Regional
Gespräche mit Vertretern und Vertreterinnen des Kreistages der Verwaltung über die
Arbeit und Finanzierung der pro familia
Fachbeirat Prävention des Landkreises
Arbeitskreis des Fachbeirates:
- Arbeitskreis „ Elternschaft lernen“
- Arbeitskreis „Pornographie und Jugend“
Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft
Arbeitskreis Frühe Hilfen
Treffen der Schwangerenberaterinnen verschiedener Beratungsstellen aus Peine
Versendung des Jahresberichtes
Verteilung von Flyern zum sexualpädagogischem Angebot
Arbeitsgruppen / Arbeitskreise vom pro familia Landesverband
Arbeitskreis Sexualität und Behinderung
Arbeitskreis Schwangerschaft / Schwangerschaftskonflikt / Familienplanung
Arbeitskreis Sexualpädagogik
Fachgruppe Paar- und Sexualberatung
Fachgruppe Erstkontakt / Verwaltung
Fachgruppe Jungen und Männer
Landesverband Niedersachsen e. V.
Lange Laube 14, 30159 Hannover
INFORMATIONEN ÜBER DEN TRÄGER
Die pro familia, Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung, Landesverband Niedersachsen e.V. mit Sitz in Hannover, ist Träger aller pro familia Beratungsstellen in Niedersachsen und der Onlineberatung (Sexualpädagogischer Arbeitskreis).
ANSCHRIFT:
Lange Laube 14
30159 Hannover
Telefon: (0511) 30 18 57 80
Fax:
(0511) 30 18 57 87
BANKVERBINDUNG:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE69 2512 0510 0007 4131 00
BIC: BFSWDE33HAN
VORSTAND:
Caren Marks
Prof. Dr. Heike Fleßner
Erika Huxhold
Hannelore Mücke-Bertram
Annette Peters
Christian Tesche
GESCHÄFTSFÜHRER:
Andreas Bergen
GESCHÄFTSSTELLE:
Assistenz d. Geschäftsführung
Sekretariat / Verwaltung
Buchhaltung
Lohnbuchhaltung
Verwaltung
Claudia Igney
Birgit Lehmann-May
Claudia Holzki
Katrin Strömer
Beate Hasse
Fachbereichsleitung
Fachbereichsleitung
Hildegard Müller
Silke Wendland
Seite 1 / 2
Vorsitzende (bis16.12.2013)
stellv. Vorsitzende
Schatzmeisterin
Schriftführerin
Beisitzerin
Beisitzer
Landesverband Niedersachsen e. V.
Lange Laube 14, 30159 Hannover
GRÜNDUNG UND ORGANISATION:
pro familia wurde 1952 gegründet. Die rechtlich selbstständigen Landesverbände haben sich
auf Bundesebene zusammengeschlossen und bilden gemeinsam den pro familia - Bundesverband als eingetragenen Verein.
pro familia gehört dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. an.
LANDESVERBAND NIEDERSACHSEN:
Der Landesverband Niedersachsen e.V. wurde 1965 als rechtlich selbständiger Verein ins
Leben gerufen. Er ist gem. §§ 51 AO als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt.
In Niedersachsen werden 19 Beratungsstellen mit 6 Außenstellen sowie das Projekt „Onlineberatung“ unterhalten.
BESCHÄFTIGTE:
STATISTIK:
125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
19.250
4.758
1.949
410
Beratungen gem. § 2 Schwangerschaftskonfliktgesetz
Beratungen gem. §§ 5 u. 6 bzw. § 2a SchKG
Gruppenberatungen (Schulklassen-, Multiplikatorenarbeit)
Allg. Ehe-, Familien- und Lebensberatungen
Die Schwerpunkte der Beratungsanlässe waren Schwangerschaft, ungewollte Schwangerschaft, Familienplanung, Sexualität und Partnerschaft sowie Hilfe bei Inanspruchnahme sozialer Leistungen.
Online Beratung:
Über die Onlineberatung www.sexundso.de wurden im Jahr 3.020 E-Mail-Anfragen beantwortet, davon 2.081 Anfragen von Frauen, 680 Anfragen von Männern (259 ohne Geschlechtsangabe). Das Angebot richtet sich vorwiegend an Jugendliche im Alter bis 21 Jahre.
ERREICHBARKEIT UNSERER BERATUNGSSTELLEN:
Unsere Beratungsstellen sind nach den Anerkennungsrichtlinien für Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen mindestens an zwei Tagen der Woche geöffnet. Darüber hinaus verfügen alle Beratungsstellen über einen telefonischen Anrufbeantworter.
Seite 2 / 2

Documentos relacionados