Aus Reiselust wurde Reisesucht!

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Aus Reiselust wurde Reisesucht!
„Aus Reiselust wurde Reisesucht!“
Couchsurfen in Kanada
Sommer 2009
Name: Theresa Duregger
Alter: 21 Jahre
Kommt aus: Dornbirn
Warum warst du im Ausland? Wann, wo und wie lange?
Meine Sommerferien verbrachte ich in Kanada. Es waren leider „nur“ sechs Wochen, da ich nicht
mehr Zeit hatte. In dieser kurzen Zeit konzentrierten sich meine Freundin und ich auf einen
relativ kleinen Bereich Kanadas, weil wir es für besser empfanden, ohne Stress und Zeitdruck zu
reisen.
Warum gerade Kanada?
Eigentlich wollte ich zuerst nach Neuseeland, weil ich an diesem Land schon während meiner
Australien-Reise interessiert war. Da in Neuseeland in unserer Sommerzeit Winter ist, habe ich
mich doch dagegen entschieden. Es wäre mir fürs Backpacken einfach zu kalt gewesen.
Ich entschied mich für Kanada, da ich mir gut vorstellen konnte, trotz der wenigen Zeit, die ich
zur Verfügung hatte, das erleben zu können, was ich wollte. Der wichtigste Punkt, der für Kanada
sprach, waren für mich die Rocky Mountains.
Mit welchen Erwartungen und Vorurteilen bist du ins Ausland gegangen?
Vorurteile hatte ich, soweit ich mich erinnern konnte, eigentlich gar keine. Meine Erwartungen
versuchte ich möglichst klein zu halten, da ich von meiner ersten großen Reise (Australien) noch
so beeindruckt und überwältigt war. Das einzige, was ich mir erhoffte, waren tolle Menschen
kennen zu lernen und einen Eindruck vom Land außerhalb des Tourismus zu bekommen.
Wurden sie erfüllt?
Meine Wünsche wurden erfüllt. Wir lernten beim Couchsurfen (CS) und auf der Straße sehr viele,
nette und offene Menschen kennen und bekamen durchs CS vor allem von Vancouver viele
verschiedene Einsichten.
Wie funktioniert diese Art zu reisen?
CS ist am Einfachsten, wenn man es über eine Website macht. Wir haben dafür
www.couchsurfing.org gewählt. So viel ich weiß, gibt es aber noch andere Seiten, die so etwas
anbieten. Wir haben mit dieser Website aber sehr gute Erfahrungen gemacht.
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Dornbirn, Bregenz, Bludenz
www.aha.or.at
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Also zu allererst muss man sich dort anmelden und seine Seite bzw. sein Profil einrichten. Das
Wichtigste dabei ist ein Foto zu wählen, wo man gut erkennbar ist, und seine Seite möglichst
vollständig auszufüllen, denn die Leute die dich „aufnehmen“ oder zu dir kommen wollen,
möchten ja einen ersten Eindruck von dir bekommen. Dann kann man eingeben, in welcher Stadt
man gerne CS möchte und sich dort die Leute ansehen, die eine „Couch“ frei haben und diesen
eine Anfrage schicken. Bei der Antwort, von denen, die dich aufnehmen, ist dann meistens eine
Telefonnummer oder gleich eine Adressenbeschreibung dabei.
Wenn man bei dieser Seite einen „account“ hat, muss man selbst niemanden aufnehmen. Es gibt
mehrere Möglichkeiten, die man anklicken kann z. B. auch nur für ein Treffen zu einem Drink, …
Und wenn man angibt, dass man Leute aufnimmt, kann man auch jederzeit „nein“ sagen, aus
welchen Gründen auch immer. Also es gibt keine Verpflichtungen!
Welche Erfahrungen hast du
dabei gemacht?
Meine Freundin Anna und ich haben
nur sehr gute Erfahrungen mit den
Leuten gemacht, die uns
aufgenommen haben. Das Lustige
dabei war, dass wir diese nicht nur
durch die Website kennen lernten,
sondern auch an Orten, wo wir mit
Leuten sprachen und darauf kamen,
dass diese auch bei CS sind.
Bei unserer ersten „Couch“ – das war
in einer WG – bekamen wir gleich
einen Schlüssel in die Hand gedrückt
und konnten uns somit frei bewegen
– also kommen und gehen, wann
immer wir wollten. Das Lustige dort
war, dass einer von dieser WG ein
regelrechter „Couchsurf-„ oder
besser gesagt „Host-Süchtler“ war.
Das heißt, wir waren immer zwischen drei und vier Couchsurfer, die in diesem Haus waren.
Mit den meisten unserer Hosts (GastgeberIn) unternahmen wir auch relativ viel, was wir toll
fanden, denn so sahen wir auch die Insiderplätze. Was wir noch gemeinsam unternahmen? Wir
kochten zusammen, gingen gemeinsam aus oder baden oder zu Freunden, … Manchmal haben
die Hosts aber auch kaum Zeit, da die meisten ja arbeiten müssen und manche wollen auch gar
nichts mit ihren Couchsurfern machen. Wir hatten da viel Glück.
Ansonsten sollte man sich als Couchsurfer bewusst sein, dass es eher außergewöhnlich ist, dass
man einen Schlüssel bekommt und dass man sich meistens ein bisschen an den Tagesablauf der
GastgeberIn anpassen muss.
Bei wie vielen bist du untergekommen?
Wir schliefen an vier verschiedenen „Orten“. Davon waren drei in Vancouver, da wir dreimal dort
waren und immer bei anderen Leuten schliefen, um wieder etwas Neues kennen zu lernen. Das
4. Mal war in Kelowna.
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Ansonsten zelteten wir viel, übernachteten manchmal im Auto (wir hatten für die Rocky
Mountains und Vancouver Island ein Mietauto) und ganz selten in Hostels. In den Rocky
Mountains gab es leider niemanden, der eine Couch anbot, und in Vancouver Island war nichts
frei, da wir zu Kanadas Hauptreisezeit unterwegs waren.
Kannst du CS weiterempfehlen?
Ich persönlich finde CS eine tolle Reisemöglichkeit, bei der man viele verschiedene Menschen
kennen lernt und Lebensweisen erfährt, die auch noch „billig“ zu haben sind. Ich würde aber
keine gesamte Reise so planen. Ich finde es eine interessante Abwechslung zwischen durch. Um
so zu reisen, braucht man jedoch sehr viel Zeit und/oder eine sehr durchgeplante Reise. Ich
persönlich mag es lieber relativ spontan.
Siehst du irgendwelche Gefahren in dieser Art des Reisens?
Natürlich birgt es immer kleine Gefahren bei fremden Menschen zu schlafen, aber es gibt sowieso
kaum eine Reiseart ohne Gefahren. So gesehen sehe ich keine besondere Gefahr beim CS. Was
man aber auf jeden Fall machen sollte, ist zu gehen, wenn man sich nicht wohl fühlt. Man darf
sich zu nichts überreden oder drängen lassen!
Was würdest du Jugendlichen noch empfehlen,
wenn sie Couchsurfen wollen?
Seid euch bewusst, dass ihr keine Gegenleistung
bringen müsst. Es muss alles auf freiwilliger Basis
passieren. Und verlasst euch nicht darauf, dass sich
eure Hosts um euch kümmern.
In welcher Sprache hast du dich bevorzugt
unterhalten?
Auf Englisch, also der Landessprache. Ich habe nur mit
meiner Freundin und mit zwei bis drei Touristen
Deutsch gesprochen.
Hast du für das Couchsurfing Geld ausgegeben?
Für das Couchsurfing (also fürs Übernachten) selbst nicht. Aber für Essen, Getränke, Einkaufen
und alle möglichen anderen Aktivitäten schon. Es gibt auch manchmal Situationen, in denen es
mir bei einem Host so super gefallen hat, dass ich ein Geschenk kaufte.
Hast du bei dir zu Hause auch schon einmal jemanden Fremden im Zuge des
Couchsurfings aufgenommen?
Nein, zu mir wollte bis jetzt noch niemand kommen. Ich glaube, Dornbirn gehört nicht unbedingt
zu den beliebten Reisezielen ;) Aber ich wurde schon um Tipps gefragt, was man in Dornbirn
und Umgebung so unternehmen kann.
In wie weit hat dich deine Auslandserfahrung verändert?
Das ist schwer zu sagen. Ich glaube fast, dass mich Kanada nicht wirklich verändert hat. Selbst
ist es immer schwer zu sagen, aber ich finde meine Australienreise hat mich eher verändert. Ich
bin sehr reiselustig, wenn nicht sogar reisesüchtig geworden. Da ich es einfach sehr interessant
finde, andere Länder mit ihren Kulturen, Menschen und Lebensweisen kennen zu lernen. Auch
bin ich dadurch offener geworden, da ich es sehr genossen habe, wenn ich von Leuten, die mich
gar nicht kannten, einfach angenommen und manchmal sogar aufgenommen wurde.
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Was bringt dir die Auslandserfahrung für die Zukunft?
Mehr Toleranz, Offenheit und Akzeptanz vor allem fremden Menschen gegenüber zu haben.
Manchmal einfach nachzudenken und die eigene Festgefahrenheit zu erkennen, kann viele Dinge
verändern und auch erleichtern. Ich glaube, Erfahrungen mit anderen Menschen und Ländern
können mir in diesem Zusammenhang noch oft helfen.
Was machst du jetzt?
Im Moment arbeite ich als Kindergartenpädagogin.
Hast du weitere Pläne ins Ausland zu gehen?
Wenn ja, wie sehen deine Pläne aus?
Ja, ich möchte noch gerne eine große Reise
machen, bei der ich nach Afrika, Neuseeland und
noch einmal nach Australien möchte. Und meine
nächste kleinere Reise sollte durch Europa gehen.
@Kontakt
Falls du Fragen an Theresa hast, oder einfach nur
mit ihr in Kontakt kommen möchtest, schreib ihr
ein E-mail: [email protected]
Interview: Andrea Fercher/Februar 2010
Fotos: Theresa Duregger
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