eine leseprobe - Bouvier Verlag

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eine leseprobe - Bouvier Verlag
ISBN 978-3-416-03231-5
Irene Haberland • Das Rheintal von Köln bis Mainz / The Rhine Valley from Cologne to Mainz
Köln • Brühl • Bonn • Schwarzrheindorf
Bad Godesberg • Siebengebirge • Drachenfels
Kloster Heisterbach • Schloß Drachenburg
Rolandsbogen • Nonnenwerth • Rhöndorf
Schloß Marienfels • Unkel • Remagen • Sinzig
Linz • Maria Laach • Andernach • Namedy • Sayn
Koblenz • Stolzenfels • Rhens • Oberlahnstein
Marksburg • Boppard • Kamp Bornhofen
St. Goar • Lorelei • Oberwesel • Kaub
Pfalzgrafenstein • Bacharach • Burg Rheinstein
Mäuseturm b. Bingen • Niederwald • Bingen
Rochuskapelle • Rüdesheim • Geisenheim
Winkel • Eltville • Biebrich • Mainz
Irene Haberland
Das Rheintal
The Rhine Valley
von Köln bis Mainz
from Cologne to Mainz
BOUVIER
Inhalt
Köln Brühl Bonn Schwarzrheindorf Bad Godesberg Siebengebirge Drachenfels Kloster Heisterbach Schloß Drachenburg Rolandsbogen Nonnenwerth
Rhöndorf Schloß Marienfels Unkel Remagen Sinzig Linz Maria Laach Andernach Namedy Sayn Koblenz Stolzenfels Rhens
Oberlahnstein Marksburg Boppard Kamp Bornhofen St. Goar Lorelei Oberwesel Kaub Pfalzgrafenstein Bacharach Burg Rheinstein Mäuseturm b. Bingen Niederwald Bingen Rochuskapelle Rüdesheim Geisenheim Winkel Eltville Biebrich Mainz 8
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Einführung
„Der Rhein von Köln bis Mainz“ – mit diesem geografischen
Begriff ist eine europäische Kulturlandschaft umfaßt, deren
südlicher Abschnitt – von Koblenz bis Rüdesheim – seit 2002
den Rang eines Weltkulturerbes besitzt. In keinem europäischen Land findet sich eine vergleichbare Dichte von Burgen,
Stadtbefestigungen und alten Ortsbildern, wie sie bis heute
am Rhein anzutreffen ist. Wohl kein anderer Strom wurde so
oft von Dichtern beschrieben und seit dem 17. Jahrhundert
so häufig in Bildern festgehalten: die faszinierende Einheit
von großartiger Natur und beeindruckender Baukunst zieht
bis heute zahlreiche Touristen aus der ganze Welt an.
Der vorliegende Band soll einen Einblick in diese einzigartige Kulturlandschaft geben, deren nördlichster Punkt mit
dem Kölner Dom, der drittgrößten gotischen Kathedrale der
Welt, definiert ist. Das Siebengebirge mit dem Drachenfels
leitet über in das dichterische Rheinland. Zahlreiche Burgen
und Schlösser – Sayn, Stolzenfels, die beiden Burgen Sterrenberg und Liebenstein, die sogenannten ‚feindlichen Brüder’
bis hin zur Lorelei bestimmen das von Sagen und Legenden
geprägte Landschaftsbild.
Der vorliegende Band dokumentiert die Fülle der kulturellen
Denkmäler durch zeitgenössische Fotografien, denen historische Gemälde aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus dem
Besitz der Bonner ‚Sammlung RheinRomantik’ gegenübergestellt sind. Neben der künstlerischen Dokumentation durch
die Maler steht die Veränderung dieser Landschaft, die dennoch durch ihre Vielfalt und ihren Abwechslungsreichtum bis
heute unverwechselbar ist.
Ausschnitt aus
„Delkeskamp‘s neue Panorama des Rheins von Mainz bis Coeln“, Frankfurt 1839
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Introduction
„The Rhine Valley from Cologne to Mainz” – this geografic definition refers to a European cultural landscape, which
since 2002 belongs to the world cultural heritage. No other
European country boasts of a similar density of castles, town
walls and fortifications like the Rhine area, no European river
has found so many poets and artists to proclaim its legendary
fame. The fascinating unity of nature and culture, of mountains and castles, legends and myths still attracts thousands
of tourists every year.
This book gives an impression of this unique culture landscape:
Cologne Cathedrale - the third-largest Gothic Cathedrale of
the world - defines its northern limits. The Siebengebirge (The
‘Seven Hills’) with its famous Drachenfels introduces the Rhine Valley of the poets. Numerous castles like Stolzenfels, Sterrenberg and Liebenstein (The ‘Hostile Brothers’) or even the
legendary Loreley refer to the various myths and tales woven
around the river Rhine and its mountains.
Contemporary photos as well as historic landscape paintings
– from the Bonn ‘Collection RheinRomantik’ – reveal the cultural heritage of the Rhine, they document the changes of the
past centuries as well as illustrate the distinctive variety and
diversity of the river Rhine landscape.
Part of
„Delkeskamp‘s neue Panorama des Rheins von Mainz bis Coeln“, Frankfurt 1839
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James Webb, Ansicht von Köln mit dem unvollendeten Kölner Dom und Groß St. Martin vom Deutzer Ufer aus, 1870. Öl / Lw.,
183 x 275 cm. (Privatbesitz)
James Webb, View of Cologne with the unfinished Cathedral of Cologne and the Church of St. Martin from the Deutz shore, 1870.
Oil / canv., 183 x 275 cm.(private property)
Köln
Die Stadt Köln blickt auf eine 2000jährige Geschichte zurück, der heutige Name spiegelt noch die lateinische Bezeichnung ‚colonia
agrippina’ wieder. Heute gehört Köln zu den größten Städten Deutschlands und ist neben einem wichtigen Handelszentrum auch von
herausragender kultureller Bedeutung. Der Kölner Dom, nach über 600-jähriger Bauzeit erst 1880 fertiggestellt, prägt bis heute die
Kölner Rheinsilhouette und wurde 1996 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
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Der Kölner Dom, Groß St. Martin und St. Agnes bei Nacht
Cologne Cathedral and the Churches of St. Martin and St. Agnes at night
Cologne
The city of Cologne looks back on 2000 years of history, its name still reflects the former Latin word ‘Colonia Agrippina’. Today Cologne belongs to the largest cities of Germany, it is of both immense economic and cultural importance to the region.
Cologne Cathedral was finally completed in 1880 after 600 years of various periods of construction; its architecture still dominates the
city-silhouette of Cologne. Since 1996 it is listed as a Unesco World Heritage building.
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Haupteingang von Schloß Brühl
Main entrance of Bruhl Castle
Schloß Falkenlust bei Brühl
Die kurfürstliche Anlage von Schloß Augustusburg bei Brühl, auf halber Strecke zwischen Köln und Bonn gelegen, umfaßte auf dem
großzügigen Gartengelände auch mehrere Gartenbauten, von denen das Jagdschloß Falkenlust heute das einzige noch erhaltene ist.
Das Schlößchen wurde 1729 – 40 nach Plänen des bayerischen Hofarchitekten François de Cuvilliés errichtet.
Die Lage des Schlosses, das zu den Kostbarkeiten des deutschen Rokoko gehört, wurde durch die Jagdleidenschaft des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August (1700 - 1761) bestimmt, der als begeisterter Falkenjäger von hier aus auf die Jagd ging.
Falkenlust Castle at Brühl
The extensive electoral park of Augustusburg Castle, situated exactly between Cologne and Bonn, also included several garden buildings in the extensive gardens, of which the hunting lodge Falkenlust is the only one that has been preserved. The little castle was built
from 1729-40 following the plans of the Bavarian court architect François de Cuvilliés.
The location of the castle which belongs to the treasure of German Rokoko, was determined by the passion for hunting of the archbishop and Elector of Cologne Clemens August (1700 - 1761), who started hunting from here as an enthusiastic hawk hunter.
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Eingangstor von Schloß Falkenlust mit den Initialen CA des Kurfürsten Clemens August.
Entrance gate of Falkenlust Castle with the initials CA referring to the Elector Clemens August.
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Christian Georg Schütz d.J., Ansicht von Oberwinter und dem Drachenfels, 1799. Öl / Lw., 42,4 x 71 cm.
(© Sammlung RheinRomantik, Bonn)
Christian Georg Schütz the Younger, View of Oberwinter and the Drachenfels, 1799. Oil / canv., 42,4 x 71 cm.
(© Collection RheinRomantik, Bonn)
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Blick ins Rheintal von der
Löwenburg
View on the Rhine-Valley from
the Löwenburg
Kloster Heisterbach
Das ehemalige Kloster Heisterbach, in einem
idyllischen Tal nordöstlich von Königswinter
im Siebengebirge gelegen, gehörte zu einer
der frühen Klostergründungen der Zisterzienser im Rheinland. Der gewaltige Kirchenbau entstand in nur kurzer Bauzeit, 1202
erfolgte die Grundsteinlegung, 1237 bereits
die Weihe der Kirche. Nach 600jährigem Bestehen wurde das Kloster 1803 säkularisiert und die Bauwerke auf Abbruch verkauft – ein
Teil der Steine wurde u.a. zum Wiederaufbau der preußischen Festung Ehrenbreitstein in Koblenz verwendet.
Einzig die Chorruine blieb erhalten, sie wurde relativ rasch zu einer romantischen Kulisse innerhalb eines englischen Landschaftsparkes,
der hier im frühen 19. Jahrhundert angelegt wurde. Die einzigartige Landschaft und die Einbettung der Ruine in die Umgebung machte
den Ort zu einem beliebten Ausflugsziel für Touristen: Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Hotel- und Gaststättenbetrieb auf dem
Gelände eingerichtet.
Abbey of Heisterbach
The former Abbey of Heisterbach, situated in an idyllic valley northeast of Königswinter in the Siebengebirge, belonged to the early
Cistercian monasteries in the Rhineland. The huge church was built within a very short time, the cornerstone ceremony was in 1202,
already in 1237 the church was consecrated. After 600 years, the monastery was secularised in 1803, and the buildings were sold after
demolition – part of the stones was used for the reconstruction of the Prussian fortress of Ehrenbreitstein in Koblenz.
Only the ruin of the abbey’s choir has been preserved, very soon it became a romantic setting within an English landscape park, which
was laid out in the early 19th century. The unique landscape and the embedding of the ruin in the environment made the location a
favoured tourist attraction: at the end of the 19th century, a hotel with restaurant was built in this area.
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Chorruine Heisterbach
Ruin of the choir of Heisterbach
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Schloß Drachenburg mit
südlichem Park
Drachenburg Castle with
southern park
Schloß Drachenburg
Das unterhalb des Drachenfelses
gelegene Schloß Drachenburg
wurde 1882 von Baron Stephan
von Sarter geplant und als repräsentativer Wohnsitz errichtet, der
Sohn eines Bonner Gastwirtes
bewohnte das Schloß jedoch nie
selbst. Nach einer wechselvollen
Geschichte im 20. Jahrhundert,
u. a. auch als Adolf-Hitler-Schule
im 2. Weltkrieg, wurde es 1971
von privater Hand erworben. Der
neue Besitzer Paul Spinat begann
eine umfangreiche Instandsetzung und rettete so das Anwesen
vor dem Abriß. Heute gehört das
Schloß samt Parkanlagen dem
Land Nordrhein-Westfalen. Seit
1995 werden umfangreiche, sehr
behutsame Restaurierungen von
der NRW-Stiftung in enger Kooperation mit der Stadt Königswinter
durchgeführt, die das Schloß wieder so weit wie möglich in den
ursprünglichen Zustand versetzen
sollen.
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Die ‚Lange Galerie’ in Schloß
Drachenburg
The ‚Long Gallery’ in
Drachenburg Castle
Drachenburg Castle
Drachenburg Castle, situated beneath the Drachenfels was planned by the baron Stephan von
Sarter in 1882 and built as a
prestigious domicile, yet the son
of a Bonn innkeeper never lived
in the castle himself. Following a
varying history in the 20th century, among others as a Adolf-Hitler
School during World War II, it was
acquired by private proprietors in
1971. The new owner Paul Spinat
started a considerable restoration and thus protected the castle
from being demolished. Today,
the castle with its parks belongs
North Rhine-Westphalia. Since 1995
the North Rhine-Westphalia Foundation has realised considerable,
very careful restoration works in
close cooperation with the city of
Königswinter in order to reconstruct the castle as far as possible.
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Der Rolandsbogen
Rolandsbogen und Drachenfels gehören zu den typischen Charakteristiken der Rheinlandschaft, hier werden Mythen und Legendenwelt der Sagen zusammengeführt.
Der Rolandsbogen ist der einzig verbleibende Teil einer Burg, die im 12. Jahrhundert als kölnische Feste durch den Kölner Erzbischof
Friedrich I. errichtet wurde. Im 15. Jahrhundert während des burgundischen Krieges zerstört, diente sie später als Steinbruch für den
Bau des Klosters Nonnenwerth. Der letzte verbleibende Fensterbogen stürzte 1839 ein; auf Initiative des Dichters Ferdinand Freiligrath,
der 1839 – 1841 in Unkel wohnte, erfolgte ein Spendenaufruf in der Kölnischen Zeitung, der zum Wiederaufbau des Rolandsbogens
führte. Der Kölner Dombaumeister E. F. Zwirner leitete die Rekonstruktion.
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Oberlahnstein
Das rechtsrheinische Oberlahnstein gegenüber von
Stolzenfels an der Lahnmündung weist gleich zwei
Burgen auf: unmittelbar am
Rheinufer liegt die alte kurmainzische
Mar-tinsburg,
oben auf der Höhe die aus
dem 13. Jahrhundert stammende Burg Lahneck. Während die obere Burg Lahneck
auch heute noch besucht
werden kann – sie wurde im
19. Jahrhundert umfangreich restauriert – befinden sich heute in der Martinsburg Verwaltungsräume, Wohnungen und das Lahnsteiner Fastnachtsmuseum.
Die Burg Lahnstein erlangte im 19. Jahrhundert traurige Berühmtheit durch das Schicksal einer jungen schottischen Touristin: Idilia
Dubb besuchte 1851 den Turm, um von dort aus Skizzen der Umgebung anzufertigen. Auf dem Turm angelangt, brach jedoch die
Holztreppe hinter ihr ein, so daß sie den Bergfried nicht mehr verlassen konnte. Trotz zahlreicher Suchaktionen in der Umgebung von
Lahnstein wurde sie nicht gefunden, erst 1863 entdeckten Bauarbeiter ein Skelett auf dem Turm, das durch ein ebenfalls dort gefundenes Tagebuch als das der 17-jährigen Idilia Dubb identifiziert werden konnte.
Oberlahnstein
Oberlahnstein, situated on the right side of the Rhine opposite to Stolzenfels close to the river Lahn, has two castles: immediately on
the Rhine shore is the old Martinsburg of the Electorate of Mainz, at the top of the hill you find Lahneck Castle from the 13th century.
While the upper Lahneck Castle can be visited even today – it was considerably restored in the 19th century – the Martinsburg today
houses administration offices, flats and the Carnival Museum.
Lahneck Castle gained notoriety because of the destiny of a young Scottish tourist: Idilia Dubb visited the tower in 1851 in order to
take sketches of the environment. Arrived on top of the tower, the wooden stairs broke down behind her so that she could not leave
the donjon. Despite numerous searching operations within the Lahnstein region she could not be found. In 1863, building workers
discovered a skeleton in the tower which was identified as the skeleton of the 17 years old Idilia Dubb with the help of her diary which
was found close to her.
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Johann Jakob Dietzler,
Niederlahnstein und
KappellenStolzenfels, 1830.
Öl/Holz, 33 x 57 cm.
(© Sammlung
RheinRomantik, Bonn)
Johannes Jakob Dietzler,
Niederlahnstein and
Kapellen-Stolzenfels,
1830.
Oil / wood, 33 x 57 cm.
(© Collection
RheinRomantik, Bonn)
Die Rheinfront der
Martinsburg
in Oberlahnstein
The Rhine front of
the Martinsburg
in Oberlahnstein
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Marksburg
Die rechtsrheinische Marksburg, oberhalb von
Braubach, gehört neben der Burg Eltz an der
Mosel zu den wenigen unzerstörten Höhenburgen im Rheinland. Ihre Bedeutung liegt in der
nahezu kompletten Erhaltung als mittelalterliche
Wehranlage mit Bergfried, Zwingern und Bastionen, im Inneren sind noch Küche, Kemenate,
Kapelle, Weinkeller, Rüstkammer und Rittersaal
in den ursprünglichen Räumen erhalten. Die
Inneneinrichtung der Burg ist zum Teil rekonstruiert, bzw. durch Ankäufe ergänzt worden: so
befindet sich in der Rüstkammer heute die ‚Gimbelsche Sammlung’, eine Zusammenstellung
von 12 lebensgroßen Figuren von 1880, die die
Entwicklung der Rüstung von der Antike bis zum
Mittelalter veranschaulichen.
Heute ist auf der Marksburg auch der Sitz der
Deutschen Burgenvereinigung e.V., der ältesten
überregional tätigen Denkmalschutzinitiative in
Deutschland.
Die Rüstkammer auf der Martinsburg / The armory of the Marksburg
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Marksburg
The Marksburg, situated on the right
sight of the Rhine, belongs – next to Eltz
Castle on the Moselle - to the few hilltop
castles in the Rhineland which were not
destroyed during the past centuries. Its
importance lies in the almost complete
conservation as medieval fortification
system with donjon, kennels and bastion.
Within the castle kitchen, bower, chapel,
armory and knight´s hall are preserved
in the original rooms. The interior fitting
of the castle was partly reconstructed or
completed through later purchases: in
the armory there is the ´Gimbel collection´ today, a composition of 12 lifesize
figures of 1880 illustrating the development of the suit of armor from the ancient world until the Middle Ages.
Today, the domicile of the German Castle
Association e.V. - one of the oldest national monument protection initiatives
in Germany – has its domicile on the
Marksburg.
Ansicht der Martinsburg von Süden
View of the Marksburg from the south
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George Clarkson Stanfield, Rheinfels von St. Goarshausen aus, 1872. Öl/Lw., 49 x 76 cm (© Sammlung RheinRomantik, Bonn)
George Clarkson Stanfield, Rheinfels seen from St. Goarshausen, 1872. Oil/Canv. 49 x 76 cm (© Collection RheinRomantik, Bonn)
St. Goar und Ruine Rheinfels
Die Gründung des linksrheinischen St. Goar geht bis in die römische Zeit zurück. Seinen Namen erhielt der Ort durch den aus der Auvergne stammenden Mönch St. Goar, der sich hier in der Mitte des 6. Jahrhunderts niederließ. Bereits kurz nach seinem Tod begann seine
Heiligenverehrung. Die ehemalige Stiftskirche St. Goar, heute evangelische Pfarrkirche gehört zu den wichtigen spätgotischen Bauten
am Mittelrhein, die dreischiffige Kirche weist wie die Liebfrauenkirche in Oberwesel ein spätgotisches Langhaus auf, das Mitte des 15.
Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Oberhalb von St. Goar liegt die Festung Rheinfels, die ursprünglich zu den größten Festungsanlagen
im Rheintal gehörte. Die Anfänge der heutigen Burganlage wurden 1245 unter Graf Diether von Katzenelnbogen begonnen, bereits
1255/56 konnte die Anlage einer einjährigen Belagerung durch den Rheinischen Bund standhalten. Die eigentliche Kernburg diente im
15. Jahrhundert den Landgrafen von Hessen-Kassel als Residenz, im 17./18. Jahrhundert wurden umfangreiche Festungsanlagen auch auf
dem westlichen Bergrücken angelegt. Heute ist die Burg städtischer Besitz; die gesamte Burganlage kann ebenso wie die unterirdischen
Kasematten und Gänge besichtigt werden.
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Ostseite der Festung Rheinfels / Eastern part of the fortress of Rheinfels
Inneres der Stiftskirche St. Goar
Interior of the collegiate church of St. Goar
St. Goar and Rheinfels Castle
The foundation of St. Goar, situated on the left side of the Rhine, traces back to Roman Times. Later the town got its name from the monk
St. Goar coming from the French Auvergne who settled here in the middle of the 6th century. Already shortly after his death his veneration
as a saint began. The former collegiate church of St. Goar, today Protestant parish church, belongs to the most important late-Gothic
buildings on the Middle Rhine. The church with one central nave and two side aisles has a late-Gothic nave like the Liebfrauenkirche in
Oberwesel which was completed in the middle of the 15th century. Above St. Goar lays the fortress of Rheinfels, which originally belonged to the largest fortress complexes in the Rhine Valley. The beginnings of the castle complex were made in 1245 under Graf Diether
von Katzenelnbogen, already in 1255/56 the complex could resist a one yearlong siege of the Rheinische Bund. The main castle served
as residence for the Landgraf of Hessen-Kassel in the 15th century, during the 17th and 18th centuries considerable fortifications were
built even on the western ridge. Today, the castle belongs to the city; the overall castle complex can be visited as well as the subterraneous
casemates and channels.
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Lorelei
Christian Eduard Boettcher, Überfahrt an der Lorelei, 1880. Öl / Lw., 75 x 125 cm (© Sammlung RheinRomantik, Bonn
Christian Eduard Boettcher, The crossing at the Loreley, 1880. Oil/Canv. 75 x 125 cm (© Collection RheinRomantik, Bonn)
Der Lorelei-Felsen gehört heute zu den bekanntesten Orten am Mittelrhein, sagenumwoben und neben dem Drachenfels mit am häufigsten dargestellt. Eigentlich ist die Lorelei nur ein massiver, vom Taunus aus in den Rheinlauf ragender Schieferfelsen, der den Rhein an
dieser Stelle auf gerade mal 113 Meter Breite verringert: die Lorelei-Passage gehört für die Schiffahrt neben dem Binger Loch zu den gefährlichsten Stellen am Mittelrhein. 1801 verfaßte der Dichter Clemens Brentano seinen Roman ‚Godwi’, in dem zum ersten Mal die Figur
der Lorelei auftrat – allgemein gilt daher auch das Jahr 1801 als der Beginn der literarischen Rheinromantik. Der Sage nach war die Lorelei
eine Nixe, die auf dem gleichnamigen Felsen saß und mit ihrer Stimme die Rheinschiffer anlockte, die wegen ihres faszinierend schönen
Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten an den Felsen und am Ufer zerschellten.In der Nähe der Lorelei liegt eine von 1934 – 39 unter den Nationalsozialisten errichtete arenaförmige ‚Thing-Stätte’, in den Jahren
1952 bis 1967 fanden hier jährliche Festspiele statt. Heute wird die Anlage noch für Großveranstaltungen (Konzerte u.a.) genutzt.
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Aalschokker vor der Lorelei / Fishing boat in front of the Loreley
Loreley
Today, the Loreley Rock belongs to the most famous places on the Middle Rhine, it is as legendary and illustrated as often as the Drachenfels. Actually, the Loreley is just a massive slate rock extending into the Rhine from the Taunus, reducing the Rhine to 113 meters width at
this point: For the navigation, the Loreley passage is one of the most dangerous places in the Middle Rhine next to the Binger Loch.
In 1801, the poet Clemens Brentano wrote his novel ‚Godwi’, where the figure Loreley was mentioned for the first time – this is why in
general, the year 1801 is considered as the beginning of the literary Rhine Romantic. Legend has it that Loreley was a mermaid sitting
on a rock and attracting Rhine skippers with her voice, who then did not pay attention to the dangerous current because of her fascinatingly beautiful song and who shattered with their riverboats on the rocks and on the shore. Near the Loreley, there is an arena-shaped
‚Thing-Place’, built from 1934 – 39 under the National Socialists. In the years 1952 to 1967, festivals took place here every year. Today, the
complex still serves as place for major events (concerts etc.).
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Ochsenturm und Liebfrauenkirche in Oberwesel
Ochsenturm and Liebfrauenkirche in Oberwesel
Die Schönburg in Oberwesel
Schönburg Castle in Oberwesel
Oberwesel and Schönburg Castle
The city of Oberwesel, situated on the left side of the Rhine, also traces back to Roman times, just like almost all Middle Rhenish cities. In
the Middle Ages, the city was counted among the rich cities, its economic importance already becomes apparent in its two main churches
(Liebfrauen and St. Martin), it has two monasteries and one Beguine court. Additionally, nine monasteries kept their own domains here.
In the south of Oberwesel, Schönburg Castle is located on a steep and precipitous ridge. This castle is considered as one of the most
impressive castles on the Middle Rhine. Built in the early 12th century, it was destroyed during the Palatine War of Succession like many
Rhenish castles; it was only at the beginning of the 20th century that it was reconstructed by its new American owner. Today, it is in possession of the city of Oberwesel. Especially remarkable is the characteristic shield wall, the so-called ‚High Coat’, protecting the castle to
the vulnerable southern side.
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Gesamtansicht von Oberwesel von Norden / Overall view of Oberwesel from the north
Oberwesel und die Schönburg
Die linksrheinische Stadt Oberwesel geht ebenfalls wie fast alle mittelrheinischen Ortschaften bis in die Römerzeit zurück. Im Mittelalter
zählte sie zu den wohlhabenden Städten, ihre wirtschaftliche Bedeutung wird schon dadurch deutlich, daß sie zwei große Stifte (Liebfrauen und St. Martin), zwei Klöster und einen Beginenhof aufwies. Darüber hinaus unterhielten hier neun Klöster eigene Hofgüter.
Südlich von Oberwesel liegt auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Bergrücken die Schönburg, die als eine der eindrucksvollsten
Burgen am Mittelrhein gilt. Im frühen 12. Jahrhundert erbaut, wurde sie wie viele rheinischen Burgen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört; erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie durch den Amerikaner Rhinelander wieder instandgesetzt. Heute gehört sie der Stadt
Oberwesel. Auffallend ist besonders die markante Schildmauer, der sog. ‚Hohe Mantel’, die die Burg zur verwundbaren südlichen Seite
hin schützt.
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