Erfahrungsbericht aus dem WS 2013/14

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Erfahrungsbericht aus dem WS 2013/14
ERFAHRUNGSBERICHT
Auslandssemester an der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur
Semester: WS 2013/14
Singapur – Generelle Infos
Singapur ist zweifelsfrei eine Weltstadt und mit Bangkok die bedeutendste Metropole
Südostasiens. Im Singapur leben etwa 5 Mio. Menschen diverser ethnischer und
religiöser Herkunft auf einer Fläche von 712,4 km2. Damit gehört der Stadtstaat zu den
20 kleinsten Staaten der Erde. Wie in so vielen Teilen Asiens ist auch in Singapur ein
rasanter wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten. Im Unterschied zu seinen
Nachbarländern ist dieses Land aber etwa 20 Jahre weiter entwickelt. Damit kommt es
dem Entwicklungsstand von Deutschland nah bzw. übertrifft ihn in manchen Bereichen
sogar. Dies ist eine Besonderheit Singapurs, da es sich gerade durch seine rasante
wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den letzten Jahrzehnten deutlich von seinen
unmittelbaren Nachbarländern Malaysia und Indonesien, sowie allen anderen
südostasiatischen Staaten, unterscheidet. Gerade deshalb wird Singapur auch als die
„westlichste“ asiatische Stadt bezeichnet, wobei es trotzdem in vielerlei Hinsicht
drastische Unterschiede zur europäischen Kultur gibt. Beispielsweise sind die Gesetze
in Singapur äußerst streng, was sich darin äußert, dass es für kleinste Vergehen schon
Geldstrafen im hohen dreistelligen Bereich gibt. Trotz alledem habe ich dies aber nie als
bedrückend empfunden, sondern im Gegenteil eher genossen mich in der sichersten
und saubersten Stadt der Welt zu bewegen. Darüber hinaus unterscheidet sich Singapur
klimatisch deutlich von Deutschland und Europa. Die Temperaturen liegen um die 30°C
bei einer etwa 80-prozentiger Luftfeuchtigkeit.
Vorbereitung in Deutschland
Um sich auf eine längere Zeit in Singapur bzw. in Südostasien vorzubereiten kann ich
grundsätzlich zwei Dinge empfehlen. Zum einen lohnt es sich seinen Flug nicht allzu
kurzfristig zu buchen, da man dadurch Geld sparen kann. Zum anderen empfiehlt es
sich rechtzeitig einen Arzt zu konsultieren, um die für Südostasien typischen Impfungen
zu bekommen. In Bezug auf das Studium an der NTU läuft die Vorbereitung wie folgt ab.
Nach der Zusage und der Anmeldung an der NTU seitens der Universität DuisburgEssen erhält man einige Zugangsdaten um online bereits Kurse zu wählen, für die man
sich interessiert. Hierbei handelt es sich allerdings nur um eine Vorauswahl. Nach dieser
Auswahl wird seitens der NTU entschieden, ob man für den jeweiligen Kurs „geeignet“
ist. Dementsprechend erhält man aus verschiedensten Gründen wie Vorkenntnisse oder
Kapazitäten bei weiten nicht für alle Kurse ein „approval“. Die endgültige Kursfestlegung
erfolgt dann i. d. R. vor Ort (siehe unten).
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Eine weitere Vorbereitung ist, sich um eine Unterkunft zu bemühen. In dem Onlineportal
der NTU hat man die Möglichkeit sich für ein Zimmer auf dem Campus zu bewerben.
Die Aussicht auf Erfolg ist dabei aber sehr gering (siehe unten)
Vorbereitung vor Ort
Es gibt zwei Dinge, die man neben seiner Unterkunftssuche und der Registrierung an
der Uni vor Ort auf jeden Fall regeln sollte. Zum einen sollte man sich an einer MRTStation eine so genannte „ez-link Card“ kaufen mit der man für wenig Geld sämtliche
öffentliche Verkehrsmittel wie MRT und Bus für wenig Geld benutzen kann. Diese
Karten lädt man, sobald man sein Guthaben aufgebraucht hat, an den Automaten in den
MRT-Stationen wieder auf. Darüber hinaus kann man in einigen Geschäften wie bspw.
7eleven auch mit der ez-link Card bezahlen. Als nächstes sollte man sich in einem
7eleven (oder Singtel-Shop) eine Prepaidkarte des lokalen Telefonanbieters Singtel
kaufen, um auch telefonisch in Singapur erreichbar zu sein. Die Kosten sind im
Vergleich zu Deutschland sehr gering und die Netzqualität hervorragend.
Wohnen
Im Gegensatz zu Studenten aus Nordamerika oder Skandinavien, bekommen deutsche
Austauschstudenten sehr selten eine Wohnung auf dem Campus. In meinem Auslandssemester hat zum ersten Mal ein Student der Universität Duisburg-Essen einen Platz in
einem Wohnheim auf dem Campus erhalten. Das angepriesene Zufallsprinzip bei der
Verteilung der Plätze entspricht dabei nicht der Realität. Nahezu jeder Student aus den
USA und Kanada bekommt einen Platz. Zwar kann diese Erfahrung anfangs etwas
ernüchternd sein, zumal die Alternativen deutlich teurer sind, auf der anderen Seite bin
im Nachhinein aber sehr froh außerhalb des Campus gewohnt zu haben. Nachdem ich
über das Onlineportal der NTU erfahren habe, dass ich keine Unterkunft auf dem
Campus bekommen habe, entschied ich mich dafür privat ein Zimmer zu suchen. Am
Besten organisiert man sich dafür über Facebook mit anderen Austauschstudenten und
vereinbart ein Treffen zu Beginn des Semesters. Wenn man bei diesem Treffen eine
Gruppe von Studenten gefunden hat, kann man mit Hilfe von Maklern vorort ein
Appartement finden. Terminvereinbarungen aus Deutschland mit Maklern sind in der
Regel nicht zielführend. Die Kosten sind abhängig von der Lage, der Größe, der
Ausstattung und dem Zustand der Wohnung.
Kurswahl an der NTU
Das Kurswahlverfahren an der NTU sieht wie folgt aus. Zunächst muss man genügend
Kurse „approved“ bekommt, um ausreichend Credits und eine gewisse Auswahl von
Kursen zu erhalten. Dies ist wichtig, da sich oft Termine von Vorlesungen oder
Klausuren überschneiden. Jedoch stellt sich dies als schwierig heraus, da man zunächst
oftmals leider nicht jene Kurse bekommt, die einem thematisch und terminlich zusagen.
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Mit Beginn der Veranstaltungen im Semester hat innerhalb einer zweiwöchigen „Add &
Drop – Period“ die Möglichkeit Kurse zu „adden“ oder zu „droppen“. Daher kann es auch
gut sein, dass man erst in der dritten Woche zum ersten Mal in dem Kurs sitzt, den man
schließlich auch belegt. Das ganze klingt recht kompliziert und bedauerlicherweise ist es
das auch. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, wie viele andere auch, nicht meine
favorisierten Kurse zu erhalten.
Kurse
Die von mir gewählten Masterkurse bestanden aus jeweils vier Vorlesungsstunden pro
Woche, einer Hausarbeit und einer Klausur am Ende des Semesters. Der Zeitaufwand
pro Kurs ist während dem Semester höher anzusetzen als in Deutschland. Die
Klausuren sind vergleichbar. Alle Vorlesungen werden auf Video aufgezeichnet, so dass
diese auch Online zur Verfügung stehen. Die Qualität der Kurse ist unterschiedlich und
abhängig vom Professor. Leider haben viele Professoren und Dozenten einen starken
Akzent in ihrer englischen Aussprache. Die Ausstattung, Vorbereitung und Organisation
der Vorlesungen ist sehr gut.
NTU
Bei der Nanyang Technological University handelt es ich um eine von drei Universitäten
in Singapur. Die Uni hat etwa 30.000 Studenten, ist also vergleichbar mit der Universität
Duisburg-Essen. Das Areal umfasst einen großen „Garden Campus“, auf dem sich alle
Lehr- und Verwaltungsgebäude, sowie Wohnheime und Sportstätten befinden. Die
Ausstattung sowie die Instandhaltung der Gebäude und Einrichtungen ist dabei auf
einem sehr hohem Niveau. Vom Campus der NTU aus fahren unterschiedliche
kostenlose Shuttlebusse, wie auch öffentliche Busse zu den nächstgelegenen MRTStationen. Vor allem in sportlicher Hinsicht bietet der Campus zahlreiche Möglichkeiten
kostenloser Nutzung wie bspw. Fußball- und Basketballplätze, ein Fitnessstudio oder ein
Schwimmbad mit 50m-Bahn.
Freizeit
In Singapur gibt es ein ausgeprägtes und recht vielfältiges Partyleben. Neben den
Wochenenden ist vor allem der Mittwochabend ein gängiger Tag zum Feiern. Vor allem
rund um die „Clarke Quay Bridge“ sammeln sich alle Austauschstudenten. Jedoch ist
Singapur nicht nur aufgrund seiner Ausgehmöglichkeiten attraktiv, sondern neben den
eigentlichen Freizeitmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten wie bspw. Sentosa Island,
Orchard Road oder Marina Bay vor allem aufgrund seiner Lage. Von dem internationalen Flughafen Changi kann man für wenig Geld zahlreiche interessante Länder schnell
erreichen.
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Fazit
Alles in allem habe ich mein Auslandssemester in Singapur in äußerst positiver
Erinnerung. Ich habe viele interessante und nette Menschen unterschiedlichster
Herkunft kennen gelernt, darunter einige mit denen ich über das Auslandssemester
hinaus in Kontakt bin. Die Erfahrungen mit der Uni und dem Studium waren im
Allgemeinen gut.
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