Die emK-diakonie im Überblick

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Die emK-diakonie im Überblick
EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wor t
Helfen und Heilen
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Die emK-diakonie im Überblick
Wie sind unsere Werke und Verbünde organisiert und welche ziele verfolgen wir?
»Wir freuen uns sehr am Miteinander in den
Evangelisch-methodistischen-Diakoniewerken (EmD)«
sagt andreas Cramer, Vorstandsvorsitzender des
Diakoniewerks Martha-Maria. Einig im Geiste, aber
komplex in den strukturen – so könnte man die
organisation der EmK-Diakonie beschreiben.
Diese ausgabe »Helfen und Heilen« gibt Einblick:
Welche Werke und Verbünde gibt es? Wie haben sie
sich entwickelt? Was sind ihre ziele? Darüber hinaus
geht es um die Balance zwischen zentraler und
dezentraler organisation und nicht zuletzt die Frage:
Wie beginnt man ein gemeindediakonisches Projekt
mit Hand und Fuß?
Die Karte zeigt alle diakonischen
Einrichtungen in methodistischer
tradition und in besonderer Verbindung
zum Verband Evangelisch-methodistischer
Diakoniewerke.
Hamburg
sie gehören zu Martha-Maria, aGaPlEsion und
edia.con, die beiden letzteren haben weitere
standorte, die ihre Wurzeln in anderen
Kirchen haben.
Berlin
Norddeutsche Konferenz
Halle (Saale)
Unna
Leipzig
Ostdeutsche Konferenz
Wuppertal
Großweitzschen
Brand-Erbisdorf
Bad Klosterlausnitz
Chemnitz
Plauen
Klingenthal
Frankfurt
Süddeutsche Konferenz
Wiesloch
Heidelberg
Mauer
Kraichtal
Krankenhaus/Reha-Klinik
Krankenpflegeschule/Akademie
Medizinische Versorgungszentren
Diakoniestation/
Ambulanter Pflegedienst
Wohnen und Pflegen/
Seniorenzentrum
Hospize
Hotel
Kindertagesstätte
Diakonisches Jahr/FSJ
Kooperation
Eckental
Nürnberg
Wüstenrot
Stuttgart
Süddeutsche Jährliche Konferenz
Nagold
Freudenstadt
Lichtenstein
Ulm
München
Hohenschwangau
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Helfen und Heilen
EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wor t
Wie ein Beitritt zur Genossenschaft
reinhard theysohn zur Entwicklung und den zielen der aGaPlEsion gaG
Er ist Theologe und Kaufmann in einem: Reinhard Theysohn, Jahrgang 1944,
war Pastor und Superintendent der EmK, aber auch tätig im Prüfungsverband der
Genossenschaftszentrale in Stuttgart, Unternehmer und Vorstand einer AG.
Ehrenamtlich wurde er Vorsitzender der Verwaltungs- und Stiftungsräte der Diakoniewerke Bethanien, Frankfurt und Hamburg, der Frankfurter Bethanien Diakonissen-Stiftung und der Wuppertaler Bethesda Diakonie-Stiftung. Er ist Aufsichtsratsmitglied der edia.con gGmbh, Chemnitz, und Aufsichtsratsvorsitzender der
AGAPLESION gAG, Frankfurt. Peter Dietrich hat mit Theysohn über die Entstehung
und die Ziele der gemeinnützigen AGAPLESION gAG gesprochen.
sind. Kleinere Einheiten haben eine
Chance, aber große Einheiten sind in
dem Konzert mit den großen privaten
und kommunalen Einrichtungen ein
hörbarerer Partner, für Politik und
Krankenkassen.
Werden die »Großen« tatsächlich
besser gehört?
ReinhaRd Theysohn: Wir gehen davon
aus. Die Politik hat klar vorgegeben,
dass es weniger Krankenhausbetten
geben soll. sie hat aber dann gekniffen und nicht gesagt wo. sie hat rahmenbedingungen verschlechtert und
die Folgen dem freien spiel der Kräfte
überlassen. Da waren bisher kleinere
Einheiten stärker gefährdet. Ein selbstständiges 100-Betten Krankenhaus
lässt sich politisch gesehen leichter
schließen als eine Einrichtung einer
größeren diakonischen Einheit.
Erklären Sie mal das kleine g vor der AG.
ReinhaRd Theysohn: alle aktionäre
Sie wurden mir als »Vater von
AGAPLESION« beschrieben.
ReinhaRd Theysohn: Bei aGaPlEsion
gibt es nicht einen Vater für das eine
Kind. Mehrere Personen gemeinsam
haben die aG auf den Weg gebracht. Es
sind ja immer Gremien und deren Beschlüsse, die dahinter stehen.
Wo lagen die Anfänge von AGAPLESION?
ReinhaRd Theysohn: Es begann mit
den Frankfurter Diakoniekliniken, vor
allem mit dem Diakoniewerk Bethanien
Frankfurt sowie mit zwei diakonischen
Einrichtungen der landeskirche. Vor
zehn Jahren erwuchs daraus zusammen mit weiteren Partnern die gemeinnützige aGaPlEsion gaG.
Warum war das nötig?
ReinhaRd Theysohn: Das Gesund-
heitswesen unterliegt ständigen Veränderungen. Es gibt kein Jahr, in dem
nicht neue Gesetze und Verordnungen
in den ländern, im Bund und den Kassen beschlossen werden. Ein einzelnes Haus hat es da sehr schwer zu
überleben. Wir brauchen größere Einheiten, um uns für die Patienten und
Einrichtungen und die Mitarbeiter
besser aufzustellen und um extern ein
stärkerer Gesprächspartner zu sein.
Wer ist in AGAPLESION zusammengerückt?
ReinhaRd Theysohn: Es sind große
und starke, aber auch kleinere Einrichtungen, wirtschaftlich stärkere und
schwächere. Es hat sich schnell gezeigt, dass hier viel Knowhow vorhanden ist, auch kleinere und schwächere
Einheiten in eine zukunft zu führen.
Könnten kleinere Einheiten auch
alleine bestehen?
ReinhaRd Theysohn: Ja, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben
sind gemeinnützige Einrichtungen,
das sind Kirchen und diakonische Einrichtungen. Was erwirtschaftet wird,
wird reinvestiert. Da wird kein Euro
herausgenommen. Gewinne sind kein
Makel, sondern für zukünftige investitionen dringend notwendig. Wir können auf Dauer keine Verluste in den
einzelnen Einrichtungen akzeptieren,
wenn wir diese nicht in ihrer Existenz
gefährden wollen. Wir sind natürlich
ein größerer Verbund und wirtschaftlich stark. Gibt es ein, zwei schwierige
Jahre in einem Haus, so ist dieses
nicht gleich gefährdet.
Wie funktioniert ein Anschluss an
AGAPLESION?
ReinhaRd Theysohn: aGaPlEsion
kauft keine Krankenhäuser, sondern
lädt andere diakonische Einrichtungen
ein, mit an aGaPlEsion teilzuhaben.
Die Einrichtungen geben ihre Mehrheit an die gaG, bekommen aber
gleichzeitig anteile von aGaPlEsion.
Helfen und Heilen
sie gehören also von anfang an mit
zur spitze, gleichzeitig bleiben sie in
der Verantwortung für ihre Einrichtungen vor ort. Wir sprechen gerne
vom genossenschaftlichen Prinzip –
alle für einen, einer für alle. neben der
unternehmerischen Verantwortung versteht sich der Konzern als Dienstleister für die einzelnen Einrichtungen.
Also keine feindliche Übernahme,
sondern quasi ein Beitritt?
ReinhaRd Theysohn: Das ist ein Beitritt, so wie man als Genosse einer Genossenschaft beitritt. Man hat alle Vorteile, gibt aber ein stück Eigenständigkeit auf. Beides gehört zusammen.
Kommt eine neue Einrichtung hinzu, wie
lange dauert der Eingliederungsprozess?
ReinhaRd Theysohn: Das ist ganz
verschieden. Je nachdem, wie schnell
das für die Einrichtung, die Patienten
und Mitarbeiter sinnvoll ist. Wenn das
zusammenwachsen gut kommuniziert
wird, ist dieser etwa in einem Jahr ge-
staltbar. Da gibt es kein vorgegebenes
schema. Hat eine Einrichtung gute
Erfahrungen mit ihrem EDV-system,
werden wir das sicher nicht um der Veränderung willen verändern.
AGAPLESION ist im ersten Jahrzehnt
enorm gewachsen. Wann ist der
Konzern groß genug?
ReinhaRd Theysohn: Die Frage beschäftigt uns nicht. Wir können in der
heutigen Größe oder mit weiterem
Wachstum die zukunft der gaG gestalten. Wir haben in den Einrichtungen
eine dezentrale Verantwortlichkeit und
oft auch eine Gesellschafterversammlung. so gestalten wir synergien aus
dezentralen und zentralen strukturen.
Bei dieser organisation gibt es zunächst keine natürliche Grenze. Wir
haben keine Philosophie, die sagt, »wir
müssen wachsen«. Wenn diakonische
Einrichtungen Probleme haben oder
alleine keine zukunft mehr für sich sehen und einen Partner suchen, haben
wir offene türen. so hat ProDiako in nie-
dersachsen einen Partner gesucht
und ist nun ein mehr als 20-prozentiger teilhaber an aGaPlEsion.
Wer nur zwei Prozent Anteil bekommt,
hat vielleicht das Gefühl, wenig zu
sagen zu haben.
ReinhaRd Theysohn: Er behält in der
regel 40 Prozent anteil an seiner bisherigen Einrichtung und stellt den
Vorsitz der Gesellschafterversammlung. Der kleinere Partner bleibt ein
wichtiger und würdiger Partner. in der
Hauptversammlung und im aufsichtsrat der gaG werden alle wesentlichen
Entscheidungen mit mindestens 80
Prozent der stimmen beschlossen.
Wenn ein Mittelständler Kapital braucht
und anteile abgibt, fragt er sich vielleicht, »ist das jetzt noch meine Firma?«. Das ist zutiefst menschlich. Bei
den Einrichtungen ist es ähnlich.
Doch wir betreiben gemeinsam das,
was unser Herzblut ist: Diakonie in
unserer Gesellschaft. zukunftsfragen
sind wichtiger als Prozentanteile.
3 Fragen an Frank Eibisch
1
Was sind die Kennzeichen
methodistischer diakonie?
Methodistische Diakonie ist sich der
Chance und der Verpflichtung bewusst, die aus ihrer sozialen tradition
erwachsen. Dabei ist sie zugleich beweglich, um den Herausforderungen
der jeweiligen situation gerecht zu
werden. sie weiß sich der EmK eng
verbunden. Dabei ist sie zugleich ökumenisch offen und bereit, die diakonische aufgabe gemeinsam mit Menschen unterschiedlicher lebensauffassung zu gestalten. sie ist in Gemeinden und Einrichtungen lebendig
und verbindet professionellen mit ehrenamtlichem Dienst.
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um methodistische Diakonie zu leben, braucht es Menschen, die sich
zur EmK halten und die bereit sind,
Verantwortung für ihre diakonische
arbeit zu übernehmen. Das gilt in den
Gemeinden ebenso wie in der Mitarbeiterschaft und den leitungs- und
aufsichtsgremien institutioneller Diakonie. Darüber hinaus bedarf es
der Bereitschaft vonseiten der
Kirche, Menschen für solche
Dienste freizustellen und zu
beauftragen. und es bedarf
des lebendigen Gesprächs in
der Kirche über ihr diakonisches selbstverständnis.
Viele aGaPlEsion-Einrichtungen stehen in methodistischer tradition.
Menschen aus der EmK sind in ihnen
und für sie auf unterschiedlichste
Weise tätig: als Pastorinnen und Pastoren in der seelsorge und in der leitung, als haupt- und ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als
Mitglieder in aufsichtsgremien. an
den Jährlichen Konferenzen und in »Helfen und
Heilen« wird davon berichtet. auch die ökumenische
Weite in aGaPlEsion halte
ich für etwas durchaus Methodistisches.
lWelche instrumente gibt es,
ldiese Kennzeichen zu sichern?
lWas ist methodistisch
lan aGaPLesion?
Frank Eibisch, Direktor des Evangelischmethodistischen Diakoniewerkes Bethanien,
Chemnitz, ist stellvertretender Vorstand bei
aGaPlEsion und ab 1.1. 2013 theologischer
Geschäftsführer in der edia.con.
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Helfen und Heilen
EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wor t
Glaube und Projekte mit hand und Fuß
Ein Gespräch mit Hans Martin renno über den start gemeindediakonischer Projekte,
die Beziehung zwischen Gemeinden und Diakoniewerken sowie Diakonie und Politik
»Wir glauben nicht nur mit Herz und
Kopf. Wir bringen den Glauben auch
mit Händen und Füßen zum ausdruck.
Dieses Bewusstsein scheint mir in den
Gemeinden noch nicht wieder richtig
klar.« Das sagt Hans Martin renno.
Der Pastor im Bezirk Freiburg ist seit
april 2010 parallel referent für diakonische und gesellschaftspolitische
Verantwortung. Was bedeutet »noch
nicht wieder«? renno erinnert an die
Wurzeln der EmK, die im England der
industriellen revolution entstand.
»Man kann nicht allein schöne sonntagspredigten halten. Man muss zu
den leuten gehen und schauen: Was
haben sie für nöte, sorgen? auch
diese müssen wir ganz konkret anpacken.«
Wo überall wird angepackt? Darüber
hat sich renno mit der 2009 eingerichteten Fachgruppe Gemeindediakonie und Gemeinwesenarbeit (FGG)
einen Überblick verschafft. Die Fachgruppe gehört zur Kommission für diakonische und gesellschaftspolitische
Verantwortung (KdgV) der EmK. ihre
aufgaben stimmt sie auch mit den Diakonieausschüssen der Jährlichen Konferenzen ab. Mit Hilfe von deren listen
fand sie bundesweit 250 gemeindediakonische Projekte, mit großer Vielfalt. sie reichen von der wöchentlichen EmK-suppenschüssel in Mannheim bis zu jährlichen aktionen, von
einem Projekt mit 30 Mitarbeitenden
bis zur Einzelinitiative. in Berlin-neukölln treffen sich im Kindertreff Del-
Kontakt:
Pastor Hans Martin Renno,
Referent für diakonische und
gesellschaftspolitische Verantwortung,
Telefon 069 242521-0,
[email protected].
Website der FGG:
www.emk-diakonie.de
brücke Kinder aus vielen nationen,
ebenfalls in Berlin entstand – auch
dank der Bethesda-schwestern aus
Wuppertal – das Projekt »Kinder in die
Mitte«. in Fürth bietet die EmK einen
Winterspielplatz im Kirchengebäude
an, in Frankfurt ebenfalls ein Mittagessen für Bedürftige.
Die Fachgruppe will vermitteln, vernetzen und Mut machen. »Wenn jemand anfragt, können wir ihm sagen:
Die dort und die dort machen auch
Mittagstisch, setzt euch doch mal mit
denen in Verbindung, was man da wissen muss, was die Gefahren sind, nach
welcher zeit eine Ermüdung einsetzt.«
auf die Diakonietage der FGG in stuttgart (2011) und Chemnitz (2012) sollen weitere folgen, als nächstes ist
Hamburg vorgesehen. renno berichtet vom Café, in dem behinderte Menschen mitarbeiten, in den räumen der
EmK in Hamburg-Hamm. Er erzählt
von Kochkursen für leute mit wenig
Geld und einer tafelausgabe. in Hamburg-Wilhelmsburg gibt es eine archenarbeit für Kinder.
ist es wirklich nötig?
Bei einer neuen gemeindediakonischen Projektidee rät renno, zuerst
das umfeld zu analysieren: »ist das
Projekts wirklich nötig? oder bilden
wir uns nur ein, dass das nötig wäre?
ich bin damals in Hamburg zur sozialbehörde gegangen und habe mit den
leuten geredet. ich bin in eine evangelischen Einrichtung in der nachbarschaft gegangen: seht ihr da auch einen Bedarf? nehmen wir da jemandem
etwas weg? Man muss überlegen, was
brauchen wir an Personal, an räumen,
an Finanzen.«
Bei den Finanzen gelte es, mit vielen
Menschen in- und außerhalb der Kirche ins Gespräch zu kommen, auch mit
dem superintendenten. »Es gibt leute, die denken, man müsse für ein Projekt einen separaten Verein gründen,
weil sonst alles viel zu langsam geht.
ich bin nicht dieser Meinung. Wenn
unsere Kirche sieht, da ist etwas im
anzug, kann sie ganz schnell reagieren, auch finanziell.« zum Finanzamt
Helfen und Heilen
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»Man kann nicht allein
schöne Sonntagspredigten
halten. Man muss zu den
Leuten gehen und schauen:
Was haben sie für Nöte,
Sorgen? Auch diese müssen
wir ganz konkret
anpacken.«
gehen, eine satzung erstellen, einen
rechtsanwalt beauftragen, alles was
eine Vereinsgründung erfordert, das
koste wirklich zeit, warnt renno.
Bei einer abstimmung mit den ökumenischen Partnern müsse geklärt
sein, dass das Projekt keine Konkurrenz sei. außerdem könnten so neue
Mitarbeiter gewonnen werden. »Jede
EmK-Gemeinde kann froh sein, wenn
noch andere mithelfen. Es geht ja
nicht um ein halbes Jahr, in der regel
ist das auf Dauer angelegt.« Bei größeren Projekten sei der Kontakt zu
den Diakoniewerken angesagt. »Eine
EmK-Gemeinde könnte das Gelände
neben der Kirche kaufen und überlegt, etwas mit seniorengerechtem
Wohnen zu machen. ich habe ihr empfohlen, auf die Diakoniewerke zuzugehen und zu fragen, ob diese weiterhelfen können. Bei der Betreuung des
Hamburger spielplatzes kam ich hingegen nicht auf die idee, ein Diakoniewerk zu fragen.«
»unsere Diakoniewerke sind ganz
stark interessiert, dass sie in den Gemeinden bekannt sind«, hat renno
beobachtet. »sie wünschen sich, dass
klar ist, das ist unser Diakoniewerk,
auch wenn die Kirche nur geringe Kapitalbeteiligungen hält. Die Einrichtungen brauchen mehr Ehrenamtliche,
etwa die ›grünen Damen‹. Was die Diakoniewerke gut machen, ist, dass sie
bei Veranstaltungen präsent sind.«
Es ist zwar gut, dass es tafelläden gibt,
aber ist es nicht eine sauerei, dass
man sie braucht? Muss Diakonie mehr
tun? »Diakonische arbeit ist für mich
immer eine politische arbeit«, betont
renno. »Es kann nicht gehen, dass wir
dem staat seine aufgaben wegnehmen. Was wir tun, muss im Grunde darauf ausgerichtet sein, sich wieder
überflüssig zu machen.« Das sei leider
nicht so einfach. »Wenn ich die Menschen leiden sehe, dann muss ich etwas tun. Meist sehen wir zu kurz. Wir
wollen helfen. aber an den zweiten,
den politischen schritt, wagen wir uns
nicht so richtig heran. Es geht auch
darum, dass Menschen mit ihrem lohn
würdig leben können.«
Peter Dietrich
Die tätigkeitsfelder der EmK-Diakonie
für Menschen mit Behinderungen
Trägerarbeit, Aus- und Fortbildung
für Kinder, Jugendliche, Familien
und Partnerschaften
für das Zusammenleben
der Menschen
für Menschen in Not
auswertung der tätigkeitsfelder aller bekannten
diakonischen aktivitäten (sowohl durch selbständige träger
als auch durch Gemeinden)
Dieser Grafik liegen 361 Datensätze zugrunde. stand: 4/2011
zusammengestellt von der Fachgruppe Gemeindediakonie und
Gemeinwesenarbeit. www.emk-diakonie.de
Auswertung der Tätigkeitsfelder aller bekannten diakonischen Aktivitäten
(sowohl durch selbständige Träger als auch durch Gemeinden)
für ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen
Zusammengestellt von der
Fachgruppe Gemeindediakonie
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Helfen und Heilen
EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wor t
Zentral oder dezentral ?
andreas Cramer, Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks Martha-Maria,
zur Balance in der unternehmensorganisation
Besser eine zentrale oder eine dezentrale unternehmensorganisation? am
besten beides! zwischen zentralen
Dienstleitungen eines unternehmens
und der organisation vor ort in den
Einrichtungen kommt es auf eine angemessene Balance an. ziel dieser Balance ist die stärkung der diakonischen leidenschaft unserer Mitarbeitenden, zum Wohl der uns anvertrauten Menschen. stärkung der leidenschaft bedeutet, dass Mitarbeitende ihre arbeit eigenverantwortlich
gestalten, die Werte und ziele des unternehmens kennen und teilen, in die
arbeitsabläufe einbezogen sind, ihr
Feedback und ihre ideen frei und unbeschwert einbringen können.
Voraussetzung ist zum einen die Klarheit der Führung und zuständigkeiten
in unserem Diakoniewerk, zum anderen die konsequente ausnützung von
synergien und effizienten arbeitsabläufen. Dazu braucht es zentrale
Dienstleistungen für die Bereiche Personal, Finanzen, Controlling, leis-
tungsabrechnung, Bauen, investitionen, Einkauf, Öffentlichkeitsarbeit,
interne revision, Datenschutz, rechtsberatung, rechtsvertretung und Qualitätsmanagement und andere mehr.
Diese themen gemeinsam für alle zu
gestalten, ist eine große Herausforderung. Denn zu einseitig identifizieren sich Mitarbeitende vor ort oft nur
mit der arbeit in ihrer abteilung, ihrer
station, ihrer Einrichtung und sehen
nicht mehr das Ganze. und umgekehrt: zu einseitig sieht die leitung
oft nur das Ganze und verliert den
Blick für die individuellen aufgaben,
Chancen und Besonderheiten vor ort.
Wir in Martha-Maria haben uns entschieden, ein selbstständiges Diakoniewerk in der Evangelisch-methodistischen Kirche zu bleiben und alle
standorte zukunftssicher weiterzuentwickeln. Dabei wollen wir MarthaMaria »aus der Mitte heraus« gestal-
Ziel einer Balance in der
Unternehmensorganisation
ist die Stärkung der
diakonischen Leidenschaft
unserer Mitarbeitenden,
zum Wohl der uns
anvertrauten Menschen.
ten und damit die Martha-Mariaidentität der 3.400 Mitarbeitenden an
zwölf standorten und in den 25 Einrichtungen stärken. »aus der Mitte
heraus« ist theologisch zu verstehen,
gilt aber auch für unsere organisatorischen strukturen. so hat Martha-Maria einen Verwaltungsrat, der personenidentisch besetzt ist mit den
sieben aufsichtsräten unserer 100Prozent-Gesellschaften. Das Ganze
bleibt im Blick und das, was wirklich
wichtig ist.
»aus der Mitte heraus« bedeutet gemeinsame Konferenzen des Geschäftsführenden Vorstandes mit den Geschäftsführungen der einzelnen
Gesellschaften und mit den verschiedenen leitungsebenen. Es bedeutet
Einführungsseminare für neue Mitarbeitende, leitbildseminare, regelmäßige Einrichtungsbesuche des Geschäftsführenden Vorstandes und der
Geschäftsführungen und Hospitationen von Mitarbeitenden der zentralen
Dienste in den Einrichtungen. Es bedeutet die angebote der Hohenschwangauer tage sowie die Projekte
der Martha-Maria-stiftung für jede
Einrichtung.
Die angemessene Balance ist wichtig
für die arbeit der Krankenhäuser, seniorenzentren, schulen und anderen
diakonischen Einrichtungen. unabhängig davon, ob es in Deutschland
künftig nur noch ganz wenige Gesundheitskonzerne gibt, darunter eventuell zwei oder drei konfessionelle unternehmensverbünde, ob es starke
regionalverbünde gibt, ob selbstständige Diakoniewerke wie Martha-Maria
ihre eigene tradition und identität innovativ weiterentwickeln werden.
in Martha-Maria ist es uns sehr wichtig, ein eigenes Profil zu leben – damit
dort, wo Martha-Maria drauf steht,
auch Martha-Maria drin ist. Bei den
zentralen Diensten genauso wie vor ort.
Helfen und Heilen
auf gemeinsamem Weg
Pastor norbert Böhringer, Vorstandsvorsitzender der Bethesda Diakonie-stiftung und der
Bethanien Diakonissen-stiftung, zur Entwicklung des »Bethanien – Bethesda – Verbunds«
Der Bethanien-Bethesda-Verbund besteht zurzeit noch aus fünf eigenständigen Diakoniewerken und stiftungen:
• Diakoniewerk Bethanien e. V.
in Frankfurt a. M.
• Diakoniewerk Schwesternheim
Bethanien r. V.n.a.h.r. in Hamburg
• Diakoniewerk Bethesda
gemeinnützige GmbH in Wuppertal
• Bethanien Diakonissen-Stiftung
in Frankfurt a. M. und
• Bethesda Diakonie-Stiftung
in Wuppertal
sie sind seit 2006 auf dem kontinuierlichen Weg des gesellschaftsrechtlichen zusammenschlusses zu einem
Diakoniewerk, das mit der Evangelisch-methodistischen Kirche verbunden ist. Deshalb sind schon seit einigen Jahren die organe wie Vorstand,
Geschäftsführung, Verwaltungsräte
und stiftungsräte personenidentisch
besetzt und arbeiten sehr eng und
vertrauensvoll zusammen.
Jedes der drei bisher selbständigen
Diakoniewerke hat seine eigene über
100-jährige Geschichte, die vor allem
durch die segensreiche arbeit der Diakonissen geprägt ist. Bethanien (seit
1874) hat seinen ursprung in der tradition der ehemaligen Methodisten-
kirche, Bethesda (seit 1886) in der
ehemaligen Evangelischen Gemeinschaft. Bethanien- und Bethesda-Diakonissen arbeiteten vorwiegend in
eigenen Krankenhäusern, in Pflegeund senioreneinrichtungen, auf Pflegestationen und als Gemeindeschwestern in Kirchengemeinden.
Bethanien und Bethesda auf
gemeinsamem Weg
um die diakonische arbeit zukunftsfähig zu gestalten, wurde 1997 die
Bethanien Diakonissen-stiftung und
2001 die Bethesda Diakonie-stiftung
gegründet. sie wurden träger der diakonischen Einrichtungen. Beide stiftungen verfolgen denselben stiftungszweck und haben fachlich
identische aufgaben. sie wissen sich
zur gleichen Kirche (EmK) zugehörig.
Deshalb lag es nahe, intensiv zu beraten: ist es nicht sinnvoll, die großen
zukunftsaufgaben als Bethanien und
Bethesda gemeinsam noch besser
und kostengünstiger zu gestalten? so
schlossen sich zum 1. april 2012 die
beiden Bethanien Diakonissenschwesternschaften wieder zu einer
schwesternschaft mit zwei standorten in Frankfurt und Hamburg zusammen. Der Weg zu einem gemeinsamen
Diakoniewerk von Bethanien und Bethesda wird zielstrebig fortgesetzt.
Bethanien und Bethesda in
ökumenischen Verbünden
um als kirchlich-diakonischer träger
im harten Konkurrenzkampf mit privaten und profitorientierten Krankenhausträgern zu bestehen und die
diakonische arbeit qualifiziert weiterführen zu können, wurde im Jahre
2002 federführend durch Bethanien
die gemeinnützige aGaPlEsion aG
gegründet. Bethanien (mit drei Krankenhäusern mit 801 Betten, neun seniorenzentren mit 909 Plätzen und
302 Wohnungen für Betreutes Wohnen) und Bethesda (mit vier Krankenhäusern mit 782 Betten, drei seniorenzentren mit 254 Plätzen und 81
Wohnungen für Betreutes Wohnen)
haben alle ihre diakonischen Einrichtungen und über 3.000 Mitarbeitende
in diesen ökumenischen Verbund eingebracht. als größter aktionär arbeiten sie mit großem Engagement mit.
sie setzen sich mit allen Kräften dafür
ein, dass die diakonische arbeit in der
Gesellschaft als glaubwürdiges zeugnis der liebe und Barmherzigkeit Gottes erfahrbar wird.
Die Krankenhäuser in Chemnitz und
Plauen wurden in die edia.con gGmbH
eingebracht, einem ebenfalls gemeinnützigen und ökumenischen Verbund
mit lokalem schwerpunkt in sachsen
und sachsen-anhalt.
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Helfen und Heilen
EMK-DiaKoniE: Wir MElDEn uns zu Wor t
zahlen und Fakten
aGaPLesion
aGaPlEsion ist der größte evangelische träger von Gesundheitseinrichtungen und der fünftgrößte deutsche
Gesundheitskonzern. sein name wurde dem griechischen agapéseis tòn
plesíon = liebe den nächsten (Mt 5, 43)
gebildet. aGaPlEsion wurde 2002 gegründet und verfolgt gemeinnützige
zwecke.
Deutschlandweit gehören inklusive
Beteiligungen über 100 Einrichtungen
zum Konzern, darunter 29 Krankenhäuser mit über 9.400 Betten, 31
Wohn- und Pflegeeinrichtungen mit
mehr als 3.000 Plätzen und 800 Betreuten Wohnungen, vier Hospize, 16
Medizinische
Versorgungszentren,
sieben ambulante Pflegedienste sowie
eine akademie. Pro Jahr werden rund
500.000 Patienten versorgt.
Das stammkapital der aGaPlEsion
gaG beträgt 16,6 Millionen Euro. in
den Einrichtungen sind derzeit rund
17.500 Mitarbeitende beschäftigt. Die
umsatzerlöse aller Einrichtungen inklusive Beteiligungen betragen über
eine Milliarde Euro.
MaRTha-MaRia
Das Diakoniewerk Martha-Maria, 1889
gegründet, ist ein selbstständiges
unternehmen in der Evangelisch-methodistischen Kirche und Mitglied im
Diakonischen Werk. Der name erinnert an eine Geschichte aus der Bibel:
Jesus ist bei Martha und Maria zu
Gast. Während Martha ihn versorgt,
setzt sich Maria zu Jesus und hört ihm
zu. Das Helfen und das Hören bestimmen die arbeit von Martha-Maria.
zu Martha-Maria gehören vier Krankenhäuser mit 998 akut- und 142
reha-Betten, die jährlich rund 43 000
Patientinnen und Patienten versorgen, acht seniorenzentren mit 808
Pflegeplätzen und 179 Betreuten
Wohnungen, zwei Berufsfachschulen
für Krankenpflege, zwei Erholungseinrichtungen und weitere soziale
Einrichtungen mit insgesamt mehr als
3.400 Mitarbeitenden in Baden-Württemberg, Bayern und sachsen-anhalt. Der Jahresumsatz beträgt rund
230 Millionen Euro.
Verband der Evangelischmethodistischen Diakoniewerke (EmD)
WeniG Und VieL
Drei kurze Fragen, drei kurze
antworten von schwester
Elisabeth Dreckhoff
schwester
Elisabeth
Dreckhoff ist
oberin der
Diakonissenschwesternschaft
Bethesda e. V.
Was bedeuten die Schwesternschaften für die Diakonie?
Der rückhalt, den wir anderen
geben können, sind eine Portion
Glaubensmut,unsere tragende Gemeinschaft und unser Gebet.
Wie verstehen die Schwestern ihre Rolle?
Wir üben uns im einfachen Gehorsam.
Was wir aus Gottes Wort und aus der not in
der Welt als auftrag verstehen, wollen wir
ausführen, soweit die Kräfte reichen.
alles andere soll zurückstehen.
Wo sind ihre Grenzen?
Diakonie war noch nie flächendeckend.
schön ist es, wenn wir anstifterinnen
zum diakonischen Engagement sein
können. Das ist wenig und viel.
iMPrEssuM FÜr DiEsE EinHEFtunG
edia.Con
Die edia.con gGmbH ist regional in
sachsen und sachsen-anhalt tätig
und vereinigt Krankenhäuser, altenpflege- und rehabilitationseinrichtungen, Medizinische Versorgungszentren
(MVz) sowie soziale Einrichtungen. Die
edia.con betreibt ein stationäres Hospiz, Berufsfachschulen mit über 400
ausbildungsplätzen in der Pflege und
ist an 155 Kindergartenplätzen beteiligt. Der name erklärt das Grundanliegen: »e« steht für ekklesia (= Kirche),
»dia« steht für diakonia (= der Dienst
am Menschen), »con« steht für das Gemeinsame des unternehmens. Die
edia.con wurde 2008 durch acht Gesellschafter mit dem ziel einer diakonischen arbeit in erkennbarer Verbindung mit den Kirchen und im
ökumenischen Miteinander gegründet.
sie beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende. Bei insgesamt 907 Krankenhausbetten werden jährlich 36.000 Patienten stationär und 73.000 Patienten
ambulant behandelt. Der umsatz beträgt über 140 Milionen Euro.
ökumenisch:
aGaPlEsion
Diakoniewerk Martha-Maria nürnberg
Diakoniewerk Bethesda Wuppertal
Diakoniewerk Bethanien Frankfurt a.M.
schwesternheim Bethanien Hamburg
Diakonissenschwesternschaft Bethesda Wuppertal
Evangelisch-methodistisches Diakoniewerk Chemnitz
ökumenisch:
edia.con
Evangelisch-methodistische
Diakonie in Deutschland
Diakonisches
Engagement
der Gemeinden
Diakonisches
Engagement
des Einzelnen
träger
gemeindediakonischer
Einrichtungen und
initiativen
zusammengestellt von der Fachgruppe
Gemeindediakonie und Gemeinwesenarbeit.
www.emk-diakonie.de
herausgeber: Evangelisch-methodistische Diakoniewerke (EmD) · Redaktion: Pastor Frank Eibisch, Direktor des
Evangelisch-methodistischen Diakoniewerks Bethanien e.V., Zeisigwaldstraße 101, 09130 Chemnitz, Telefon 0731 430 1000, E-Mail: [email protected] •
Peter Dietrich, Freier Journalist, E-Mail: [email protected] • Fotos: MEV (23, 24u), Bettina oswald (28), privat