Sortenergebnisse Öko-Speisekartoffeln 2015

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Sortenergebnisse Öko-Speisekartoffeln 2015
Landessortenversuche Öko-Speisekartoffeln 2015
Andreas Scholvin und Markus Mücke
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau
E-Mail: [email protected]
Einleitung
Verschiedene Einflüsse haben 2015 dem deutschen Biokartoffelmarkt eine
erfreuliche Erzeugerpreisentwicklung beschert. Aus der Ernte 2014 drückten
vergleichsweise wenig marktfähige Mengen auf den Markt. Anzunehmen ist auch,
dass u.a. wegen der relativ kühlen Witterung nur begrenzte Mengen an BioFrühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum auf den Markt kamen und nicht mit den
ebenfalls relativ späten deutschen Frühkartoffeln 2015 konkurrierten. Zudem trifft
eine kontinuierliche Nachfrage auf zeitweise knapp verfügbare Mengen. Vor diesem
Hintergrund ist bezeichnend, dass die marktfähigen Lagermengen bis zum Frühjahr
2016 bereits schon weitestgehend bei den Vermarktern vorgemerkt sind.
Sicherlich trägt auch die frühzeitige Erfassung der bundesweit heranwachsenden
Ernte auf den Feldern durch den Bio Kartoffel Erzeuger e.V. (BKE) dazu bei, die
Markttransparenz zu erhöhen und Mengenspekulationen einzugrenzen.
Weiterhin dürften auch die 2015 verhaltene Ertragsbildung und die zeitweise
witterungsbedingten Rodeverzögerungen den Angebotsdruck vom Feld entzerrt
haben. Nicht zuletzt lässt die stabile Nachfrage bei relativ hohen Verkaufspreisen die
Wirksamkeit mancher PR-Aktionen wie „mehrbio“ vermuten.
Insgesamt also günstige Voraussetzungen für eine positive Preisentwicklung, bei der
auch die Erzeuger erfreulicherweise auf ihre Kosten kommen.
Öko-Kartoffelsortenprüfung - Standortbedingungen
Der Landessortenversuch Öko-Kartoffeln wird seit 2014 auf dem Betrieb Biohöfe
Oldendorf im Kreis Uelzen angelegt. Das vorgekeimte Versuchspflanzgut wurde am
29. April 2015 gepflanzt. Die vergleichsweise trockene und kühle Witterung führte
dazu, dass erst um den 20. Mai die letzten Sorten aufgelaufen waren. Auch das
weitere Wachstum verlief zögerlich, zumal auch kaum Niederschläge fielen. Die erste
Beregnungsgabe (25 mm) war am 1. Juni erforderlich.
Ab Mitte Juni stieg die Krautfäulegefahr an, so dass am 21. Juni eine erste
Kupfergabe von 1 kg/ha Funguran Progress gespritzt wurde. Infolge feuchtwarmer
Witterungsbedingungen musste bis Ende Juni noch zweimal nachgelegt werden, bis
sich der Krautfäuledruck witterungsbedingt wieder verringerte. Bei der Zeiternte am
7. Juli zeigte sich ein deutlicher Ertragsrückstand gegenüber dem sehr günstigen
Vorjahr 2014 (Siehe Abbildung) Weitere Proberodungen Mitte Juli ergaben zwar
einen deutlichen Ertragszuwachs, da aber Sortierung und Stärkegehalte teilweise
noch deutlich
vom Optimum entfernt waren, wurde wieder aufkommender
Krautfäuledruck mit einer weiteren Kupfergabe bekämpft. Dennoch waren Ende Juli
die meisten Sorten weitestgehend abgestorben.
Durch die neue Formulierung bei Funguran Progress kann pro Gramm eingesetztem
Kupfer eine deutlich verbesserte Krautfäulewirkung erreicht werden. Bei einem
Reinkupfergehalt von 350 g pro Kilo konnte die Gesamtaufwandmenge 2015 auf
dem Versuchsschlag auf knapp 1,5 kg Kupfer begrenzt werden.
In anderen Regionen war der Krautfäuledruck deutlich geringer. Auch ist zu
berücksichtigen, dass schnellabtrocknende Sandböden und windoffenere Lagen
weniger gefährdet sind.
Witterungsbedingt erfolgte die Ernte am 6. Oktober 2015 vergleichsweise spät und
die Sorge auftretender Knollenschäden war groß. Die Knollenbonituren ergaben mit
Werten zwischen 5 – 20 % (gesamt) für Drahtwurm, DryCore und
Rhizoctoniasklerotien aber nicht die befürchteten Extremwerte.
Lange Lagerung gefordert
Wie schon häufiger in den letzten Jahren, stellt die viel zu warme Witterung im
Spätherbst und in diesem Jahr bis zum Jahreswechsel, ein Problem für die
Kartoffellagerung dar. Ohne aktive Kühlung sind optimale Bedingungen zur
Langzeitlagerung so nicht zu sichern. Insbesondere wenn das Ziel, mehr als 300
Tage im Jahr deutsche Biokartoffeln zu vermarkten, erreicht werden soll.
Das Interesse an Kühllagern wird weiter steigen. Die Frage ist nur, ob diejenigen, die
in entsprechende Technik investieren, am Ende auf ihre Kosten kommen, denn über
Lageraufschläge wird viel geredet, durchzusetzen sind sie nur in seltenen Fällen. Um
eine hohe Marktpräsenz zu sichern, sollte auch dieses Thema bei ErzeugerVermarkterkontakten noch mehr Beachtung finden.
Ergebnisse Sortenversuch
Der Marktwareertrag (Speise- und Übergrößen) fiel 2015 im Versuchsschnitt um 12
% geringer aus als im Jahr 2014. (siehe Tabelle 1). Dies dürfte überwiegend auf das
kühlere Frühjahr zurückzuführen sein. Auffällig ist auch der sehr geringe Anteil an
Übergrößen in 2015. Die nochmals deutlich geringeren Marktwareerträge 2013 sind
zum einen durch den seinerzeit ebenfalls verhaltenen Temperaturverlauf, zum
anderen auf den Sandstandort Schmölau mit geringerer Nährstoffverfügbarkeit
zurückzuführen.
Festkochende Sorten - Reifegruppe sehr früh
Die Anzahl der als „sehr früh“eingestuften Sorten steigt in den letzten Jahren stetig
an. Viele davon sind nicht unbedingt „klassische“ Frühkartoffelsorten.
Ausschlaggebend für eine entsprechende Einstufung ist in erster Linie, dass diese
Sorten recht früh die Ertragsbildung abschließen. Erstaunlich viele sind auch nicht
besonders keimfreudig, so dass eine gewisse Lagereignung gegeben ist.
Da im Ökokartoffelanbau der Wachstumszeitraum krautfäulebedingt häufig früh
endet, werden aus diesem Segment bevorzugt festkochende Sorten getestet.
Solo von Bavaria Saat ist eine Vertreterin des oben charakterisierten Typs.
Im ersten Anbaujahr fielen ein unterdurchschnittlicher Marktwareertrag mit hohem
Anteil relativ kleiner Knollen und einigen Übergrößen auf. Erste Speisetests ergeben
ein knapp durchschnittliches Bild. Weitere Ergebnisse sind abzuwarten.
Festkochende Sorten - Reifegruppe früh
Fidelia von Norika als festkochende, langovale Sorte erzielte immer interessante
Erträge bei Zeit- und Endernte, in günstigen Jahren auch mit erheblichem
Übergrößenanteil (2014 38 %). In Speisetests bewegt sie sich überwiegend auf
durchschnittlichem Niveau.
Goldmarie ist eine neue langovale, festkochende Salatsorte von Norika.
Ertraglich liegt sie im zweiten Jahr etwas hinter Fidelia zurück bei geringen Über- und
Untergrößenanteilen. Eine gewisse Schorfanfälligkeit ist zu berücksichtigen. Die
Speisequalität wird überdurchschnittlich eingeschätzt. Da auch eine gute
Lagerfähigkeit gegeben ist, lohnt es sich die Sorte weiter im Auge zu behalten.
Venezia ist eine Salatsorte vom Züchter Europlant, seit 2009 in der Sortenliste
eingetragen. Empfohlen für bessere Standorte, ist ein mehrjähriger Marktwareertrag
von ca. 90 % des Versuchsdurchschnitts ein Achtungserfolg. Die
Krautfäuleempfindlichkeit ist allerdings überdurchschnittlich, was 2015 sehr deutlich
wurde. Eine besondere Empfehlung für den Ökologischen Anbau kann deshalb nicht
gegeben werden.
Festkochende Sorten - Reifegruppe mittelfrüh
Allians, eine EU-Sorte der Europlant, bringt lange, tiefgelbe Knollen mit sehr guter
Speisewertbeurteilung („Salatsorte“). Aufgrund ausgeprägter Keimruhe, starken
Knollenansatzes und eines langsamen Ertragsaufbaus benötigt sie eine lange
Vegetationszeit. Es ist zwar eine überdurchschnittliche Krautfäuletoleranz gegeben,
eine optimale Speisesortierung wird dennoch nicht immer erreicht.
Auf dem Standort Oldendorf kommt sie besser zurecht als auf Sandstandorten.
Erhöhte Empfindlichkeit für Y-Virus, Rhizoctonia und Drahtwurmfraß sind Gründe,
warum sie nicht in wachsendem Maße angebaut wird. Sie verbleibt als eine
Standardsorte für den bundesweiten Vergleich im Sortiment.
Annalena ist eine weitere Neuzulassung der Europlant von 2012. Die mittelfrüh
eingestufte langovale Sorte ist zwar nicht besonders schnell in der Ertragsbildung,
brachte aber überwiegend gute Erträge mit formschönen Knollen. Auch
Speisewerttests ordnen sie meist bei den leicht überdurchschnittlichen Kandidaten
ein. Zu beachten ist allerdings eine deutliche Anfälligkeit für Eisenflecken
Almonda ist eine neue festkochende Sorte der Solana.Die als mittelfrüh eingestufte,
ovale Sorte brachte in der Zeiternte einen durchschnittlichen, zur Endernte einen
wiederholt überdurchschnittlichen Marktwareertrag. Die vom Züchter sehr hoch
angegebene Krautfäuletoleranz konnte im Versuch bestätigt werden, dennoch geht
sie nicht über die der anderen toleranten Sorten des Versuchssortiments hinaus. Mit
12,0 % erreichte sie wiederholt den höchsten Stärkegehalt der festkochenden
Sorten. Es kommt vor, dass die Eigenschaft festkochend dadurch beeinträchtigt wird.
Speisewerttests siedeln sie zumeist im durchschnittlichen Bereich an.
Bernina ist eine langovale, festkochende Salatsorte der Europlant. Der Züchter weist
auf ein hohes Stickstoffaneignungsvermögen und zügige Ertragsbildung hin.
Im Versuch konnte sie im ersten Jahr 2015 nicht voll überzeugen. Der Ertrag lag
deutlich unter dem Durchschnitt, allerdings wurde ein erheblicher Übergrößenanteil
festgestellt. Weitere Anbauergebnisse sind zur Beurteilung erforderlich.
Ditta von Europlant hat seit Jahren Bedeutung im Ökokartoffelmarkt und verbleibt
deshalb ebenfalls als Vergleichssorte im Sortiment. Als mittelfrühe Sorte schneidet
sie auch 2015 in der Zeiternte durchschnittlich ab, und kommt dann zu einem
Endertrag, der ganz knapp unter dem Versuchsmittel liegt. Da sie auch im
Speisewert selten enttäuscht, ist sie im Norden nach wie vor eine der großen Sorten.
Eine neuere Sorte, die sie in vollem Umfang ersetzt, ist weiterhin nicht identifiziert.
Montana als weitere festkochende Sorte der Europlant kommt eher robust daher.
Sehr geringe Anfälligkeit für Eisenflecken und Schorf sind positiv zu vermerken.
Ertraglich wurde der Versuchsdurchschnitt erreicht mit einem leicht erhöhten
Untergrößenanteil, zurückzuführen auf den starken Knollenansatz. Erste
Verkostungen siedeln sie im durchschnittlichen Bereich an.
Regina ist eine festkochende Sorte der Europlant. Ihre Verwandtschaft mit Belana
verrät die eher runde Form und der langsame Aufgang, die unter den Bedingungen
des Ökoanbaus auch wiederholt zu deutlich unterdurchschnittlichem Ertrag mit
hohem Übergrößenanteil führte.
Die Speisequalität wird zwar übereinstimmend als überdurchschnittlich bezeichnet.
Da sie aber auch eine starke y-Virusanfälligkeit besitzt, die 2015 zu erheblichen
Aberkennungsraten führt, sollten Ökokartoffelanbauer einen möglichen Anbau genau
abwägen.
Vorwiegend festkochende Sorten
2015 wurden auch wieder einige vorwiegend festkochende Sorten aus der frühen
und mittelfrühen Reifegruppe geprüft. Wenn auch der Anteil dieser Sorten im
Gesamtbiomarkt nachrangig ist, soll die Sortenentwicklung in diesem Segment nicht
außer Acht gelassen werden.
Reifegruppe früh
Wega ist 2010 für die Norika zugelassen worden. Die ovale Knolle ist tiefgelb, die
Ertragsbildung erfolgt zügig, der Marktwareertrag lag 2015 über dem
Versuchsdurchschnitt. Bei Speisewerttests schnitt die Sorte oft überdurchschnittlich
ab. Am Versuchsstandort Oldendorf lag der Stärkegehalt wiederholt recht niedrig.
Eine gewisse Schorfanfälligkeit ist zu beachten, die Anfälligkeit für Eisenflecken ist
gering.
Reifegruppe mittelfrüh
Caprice von der Firma Lange ist seit 2010 zugelassen. Es handelt sich um eine
lagerfähige Sorte mit guten Speiseeigenschaften. Die Ertragsbildung ist eher
langsam, der Marktwareertrag lag häufig unter Versuchsdurchschnitt.
Die Sorte gehörte 2015 zu den mit der höchsten Krautfäuletoleranz im Feld, dennoch
blieb der Marktwareertrag unterdurchschnittlich.
Lilly wurde 2011 für Solana zugelassen. Die Sorte neigt zu starkem Knollenansatz.
Sie kam auf dem lehmigen Standort besser zurecht als auf dem Sandstandort. Nach
Wertprüfungsergebnis als vorwiegend festkochend eingestuft, sieht der Züchter sie
eher im mehligen Segment. Der Stärkegehalt lag wiederholt im niedrigen Bereich,
unter dem Versuchsdurchschnitt. Die Speisequalität wird überwiegend als
durchschnittlich beurteilt.
Aus einer Anzahl von Sortendemonstrationen stach 2015 die vorwiegend
festkochende Sorte Otolia der Europlant durch herausragende Krautfäuletoleranz
hervor. Auch Ertragsbildung und erste Speisetests ergaben interessante Eindrücke.
Die Sorte ist für das Sortiment 2016 vorgemerkt.
Ergebnisse - LSV Speisekartoffeln im ökologischen Anbau 2013 - 2015
Standort 2014 - 2015: Oldendorf II, LK Uelzen
Standort 2013: Schmölau, LK Uelzen
Sorte
Kochtyp
sehr frühe Sorten
Solo
f
Frühe Sorten
Fidelia
f
Goldmarie
f
Venezia
f
Wega
vf
Mittelfrühe Sorten
Allians
f
Annalena
f
Almonda
f
Bernina
f
Ditta
f
Montana
f
Regina
f
Caprice
vf
Lilly
vf
Versuchsmittel (dt/ha)
Knollenertrag Ertrag Marktware relativ
(dt/ha)
(zu Versuchsmittel )
% Untergrößen
(vom Ertrag der Sorte)
% Übergrößen
(vom Ertrag der Sorte)
Stärkegehalt (%)
2015
2015
2014
2013
2015
2014
2013
2015
2014
2013
2015
2014
2013
373
88
-
-
2,0
-
-
7,0
-
-
11,2
-
-
479
440
390
466
113
102
93
109
110
95
93
87
123
89
109
1,0
3,0
3,0
3,0
0,3
1,1
1,0
1,5
1,8
17,9
10,5
6,0
0,0
0,0
0,0
38,3
6,7
28,4
5,3
8,0
3,3
9,8
11,3
10,1
10,1
11,1
12,0
12,0
10,3
11,6
10,6
9,2
530
427
462
358
411
436
443
425
466
436
123
101
108
84
97
99
87
92
107
418
105
86
96
95
73
74
103
483
88
127
109
95
105
82
322
3,0
1,0
3,0
2,0
2,0
5,0
18,0
11,0
4,0
1,7
1,2
3,2
0,6
5,1
4,7
2,8
12,1
11,3
12,0
9,5
11,7
9,8
10,8
12,7
9,8
10,9
10,9
11,7
11,3
12,9
12,4
10,8
10,7
11,0
11,6
11,2
11,9
11,2
13,8
12,3
12,9
9,7
31,4
0,0
4,1
0,0
4,2
6,0
8,3
2,0
8,4
0,0
5,2
3,1
12,0
4,2
0,0
16,2
1,6
2,0
0,0
1,6
8,5
0,0
4,3
0,0
18,6
0,0
9,1
0,0
Ø Stärkegehalt festkochende Sorten:
Ø Stärkegehalt vorwiegend festkochende Sorten:
Ertragsaufbau festkochender Kartoffelsorten
Beerntung jeweils Anfang Juli
2013: Schmölau, Kreis Uelzen
2014-2015: Oldendorf II, Kreis Uelzen
5,00
kg pro m² >35 mm
4,50
kg pro m² <35 mm
4,00
3,50
3,00
kg
2,50
2,00
1,50
1,00
0,50
0,00
2013
2014
Fidelia
2015
2013
2014
Ditta
2015
2013
2014
2015
Standort- und Versuchsdaten
Öko-LSV Kartoffeln 2015
Versuchsort
Oldendorf II
Landkreis
Uelzen
Bodenart
SL
Ackerzahl
40
Vorfrucht
Wintergerste
Zwischenfrucht
Lupine
org. Düngung
Hühnermist
Saatstärke
4 Kn./m²
Saattermin
29.04.2015
Erntetermin
06.10.2015
Nmin (kg/ha) 0-60 cm
115 ( 29.05.15)
pH-Wert
5,2
P mg/100 g
3,3
K mg/100 g
6,1
Mg mg/100 g
3,8

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