Ein Stern am Heimathimmel - Joachim Stern
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Ein Stern am Heimathimmel - Joachim Stern
ID:-1 größe:6.32 von1050.236 e s s e n & t r i n k e n Ein Stern am Heimathimmel Die Gourmetführer haben die Besten unter Hannovers Köchen gekürt. Aber was ist das Geheimnis einer guten Küche? Wir blicken für Sie hinter die Kulissen. Heute: die deutsche Küche. Von T horsten F uchs mer meist allein. Und wer so einzelkämpferisch auch mal 30 oder 40 Gäste auf er Raum reicht gerade, um sich höchstem Kochniveau erfreuen will, der umzudrehen. Es ist ein enges hat keine Chance, wenn er sich auf einen Reich, das sich Joachim Stern in Wettlauf einlässt, wenn er also auf Schneldem alten Laves-Bau in der Seelhorst einligkeit setzt. Dessen Erfolg kann nur in gerichtet hat, und doch hat er zwischen der Langsamkeit liegen. Töpfen, Pfannen und Kellen, zwischen all So verzichtet Stern auf alles Kurzgebradem Notwendigen einem Gerät einen betene und setzt lieber auf die alte Schule des sonderen Platz gewährt. Einem stählerSchmorens. Darin sieht er „die hohe Kunst nen Schrank, etwa vier Postpakete groß, des Kochens“, in diesem gern mal 18 Stunmit zwei Klappen. Ein Warmhalteden währenden Prozess, der ebenso viel schrank, den Stern auf besondere Weise Planung wie Erfahrung voraussetzt und in einsetzt, ein schlichter Gegenstand also, dem jener Warmhalteschrank eine wichtider doch viel erzählt über seine Arbeitsge Rolle spielt, weil er über lange Zeit sehr weise, seine Philosophie. exakt auch recht niedrige Temperaturen Joachim Stern, der wohl konsequenteszu halten vermag. „Erst denken, dann kote jener Köche, die sich in Hannover der chen“, zitiert der 49-jährige Stern Vincent heimischen Küche Klink, der ebenso verschrieben haben, wie Franz Keller, ist ein Perfektionist. Hubert Freund in Dazu gehört, dass er Freiburg und, bei nicht nur verzehallem Abgrenrend hohe Ansprüzungswunsch, nache an sich selbst türlich auch sein stellt, sondern auch Vater Heinrich den Menschen um Stern, zu seinen sich herum Hohes Lehrmeistern geabverlangt. Was hört. Menschen, die dazu führte, dass er, Joachim Stern häuals er vor vier Jahren figer beim Kochen das „Alte Jagdhaus“ zusehen, versichern übernahm, schon jedenfalls, dass es die Renovierung in seiner kleinen selbst erledigte. Restaurant „Altes Jagdhaus“ Küche sehr unaufStern beizte alte Tü- Eröffnet 2005 geregt zugehe, ren, er riss Hei- Vor der Seelhorst 111 selbst wenn alle Tizungsverkleidungen 30519 Hannover sche im „Alten heraus und legte Jagdhaus“ mal Telefon (05 11) 2 28 45 23 Balken frei, und als wieder ausgebucht dann die Gäste ka- Täglich ab 18 Uhr, Montag geschlossen sind. men, da brachte er Plätze: 30 Im Grunde steht auch das Essen an Küchenchef: Joachim Stern Stern durchaus der die Tische, kam mit Restaurantchefin: Annette Reuter Genießerbeweseinem Wein-Wägelgung Slowfood Stil des Hauses: Klassisch mit individuelchen, erklärte und nahe – nicht nur plauderte. Dass er len Noten, familiär wegen der langsadadurch Personal Preisbeispiele: Terrine vom Maschsee- men Art der Zubesparte, war nicht der Hecht und Forellenkaviar, Salate 13 Euro reitung, sondern einzige Grund. „Ich Deister-Hirschkalbsrücken mit Schwar- auch wegen der bin nicht so der konsequent befolgzer Johannisbeersauce 28 Euro Teamplayer“, sagt ten Maxime, alle Stern über sich. Das Küchentipp von Joachim Stern: Für Kar- Zutaten möglichst gilt im Grunde nicht toffelpüree vorwiegend festkochende aus der Region, mehr, denn beim Kartoffeln verwenden, dazu Sahne mindestens aber Service verlässt er („keine Milch“, betont Stern), Salz, Mus- aus Deutschland sich inzwischen auf kat – „und Butter, viel Butter“. Margari- zu beziehen. Geseine Lebensgefährmüse kauft er bei tin Annette Reuter. ne ist in Sterns Küche verboten: „Der Bauer von Loeben In der Küche jedoch Geschmack von Butter ist durch nichts auf dem Markt in ist Stern noch im- zu ersetzen.“ Döhren, Fleisch D „Jagdhaus“-Fakten Ein Mann mit Prinzipien: Joachim Stern pflegt eine bedächtige Küche – ohne Chichi, aber mit persönlichen Akzenten. bezieht er vom Deister, aus Mecklenburg und dem Oldenburgischen, und wenn er beim Fisch mangels Alternativen auf nachhaltigen Fang vor Norwegen oder Kanada ausweicht, dann wird dies auf der Karte ausdrücklich vermerkt. Er liegt damit, wie mit seiner Vorliebe für „vergessene Gemüse“ wie Pastinaken oder Steckrüben, im Trend – wenn auch eher widerwillig. Kochmoden sind Stern suspekt: „Wer heute im Trend ist, kann morgen schon wieder veraltet sein.“ Wenn er lieber heimisches Raps- statt Olivenöl verwendet, wenn er auf Grappa verzichtet und sich von Erdbeeren im Dezember mit Befremden abwendet, dann geht es ihm um Überzeugungen, um Protest gegen den Lebensmittel-Langstrecken-Tourismus – und um Qualität. Gemüse aus der Region sei einfach aromatischer als weitgereistes, erklärt er. Außerdem ist es ihm lieber, Bauer von Loeben zu unterstützen als einen Lebensmittelkonzern: „Mir ist einfach nicht egal, wer mein Geld bekommt.“ Joachim Stern war nicht immer ein Verfechter des Heimischen. Er hat diese Wertschätzung erst in der Fremde gelernt, zum Beispiel, als er während der Expo mit griechischen Köchen zusammenarbeitete, oder als er ein Restaurant auf Ibiza führte. Spanische Wirte etwa, erzählt er, kämen nicht auf die Idee, etwas anderes anzubieten als spanischen Wein. „Die sind einfach überzeugt davon, dass ihre Weine Kaisers Neuer: Zurab Mikava führt jetzt das Küchenregime. Wallenwein Gaststätte Kaiser Schaufelder Straße 27, 30167 Hannover, Telefon 16 49 00 Geöffnet montags bis freitags von 11 bis 15 Uhr sowie von 17 bis 1 Uhr, am Wochenende nur abends. Zum Gastraum führt eine Stufe, drinnen gibt es wegen der verwinkelten Räume mehrere. Preiskategorie: Günstig D Auch hier wird deutsch gekocht: Gastwirtschaft Wichmann Hildesheimer Straße 230, Telefon 83 16 71 Diese Gastwirtschaft hat ungefähr so viele Zimmer und Kammern, wie die aufgehübschte deutschen Küche Varianten aufweist. Ambition und Tradition im Einklang. Woltemaths Restaurant (Burgwedel) Wallstraße 13, Telefon (0 51 39) 17 45 Melanie Woltemath-Kühn zeigt ausdauernd und überzeugend, wie phantasievoll man mit Aromen spielen kann. Mehr Frauen an den Herd! Gasthaus Lege (Burgwedel) Engenser Straße 2, Telefon (0 51 39) 82 33 Dass regionale Küche nicht provinziell sein muss, wird hier erfolgreich vorgeführt. Berggasthaus Niedersachsen (Gehrden) Köthnerberg 4, Telefon (0 51 08) 31 01 Hoch über Gehrden kreiert Dorothee Petersen-Jurke aus regionalen Erzeugnissen frische, moderne und dennoch bodenständige Gerichte. Röhrbein Joachimstraße 6, Telefon 93 66 17 12 00 Ekkehard Reimanns Adresse für Stadtbummler und Feierabendgenießer, die für kleines Geld urbane deutsche Küche erwarten dürfen. mer mit dem Namen von Wirt Wolfgang Franke verbunden, doch vor eineinhalb Jahren hat er aufgehört. Hat sich dadurch etwas verändert? Sehr wenig, was wohl auch daran liegt, dass Franke sich aushilfsweise noch immer wieder einmal sehen lässt. Zurab Mikava heißt der neue Küchenchef, gearbeitet hat er vorher in der Buchholzer Mühle. Da die Gaststätte Kaiser praktisch als Markenzeichen eingeführt ist, sind mit Absicht keine großen Neuerungen vorgenommen worden. Nur gibt es jetzt auf der Speisekarte mehr Schnitzel, die Franke nach eigenem Bekunden nie gern hat braten wollen. Der Erfolg scheint dem Konzept der Kontinuität recht zu geben, denn bei unseren beiden Besuchen war das Lokal gut besucht. Beim ersten Mal probierte meine Mittesterin eine Kürbissuppe (2,90 Euro), eine reichliche Portion mit etwas viel Sahne darin, doch konnte der Kürbisgeschmack sich trotzdem durchsetzen. Danach nahm sie eine Entenkeule (9,50 Euro), die in Ordnung war. Auch der Rotkohl dazu war nicht so lappig, wie er sonst oft serviert wird. Ich bestellte Grünkohl mit Kasseler und Bregenwurst (9,90 Euro), schließlich ist ja gerade die Zeit dafür. Der Grünkohl war gut gewürzt, das Kasseler musste einem eingebrannten Gittermuster zufolge Bekanntschaft mit einem Grill gemacht haben. Das war zwar seltsam, aber trotzdem war das Fleisch nicht zu salzig, wohl aber die Bregenwurst (in der schon längst kein Bregen mehr ist). Bei unserem zweiten Besuch bestellte ich dann die „Neuerung“ Schweineschnitzel mit Pfifferlingen, Spiegelei und Bratkartoffeln (9,90 Euro) – und war sehr zufrieden. Besser kann man es kaum hinbekommen: das Fleisch zart, die Panade sehr gut und die Bratkartoffeln ebenfalls. Meine Begleiterin entschied sich für ein Gericht, das aus Anlass einer deutsch-afrikanischen Hochzeit kreiert worden ist: Grünkohl afrikanisch mit Chili, Ingwer und zwei Spiegeleiern (7,60 Euro). Das hört sich allerdings exotischer an, als es schmeckte (und mir war im Grünkohl auch ein Tick Salz zu viel darin). Getrunken haben wir jedes Mal einen trockenen Trollinger (0,2 Liter zu 3,20 Euro), aber ansonsten ist hier Bier das bevorzugte Getränk. Mein Fazit Kaiser ist geblieben, was es war – gut so! Preiskategorien: günstig – Hauptgerichte um 10 Euro l moderat – um 15 Euro l gehoben – um 20 Euro l Alle Kostproben auf Biologisch speisen wie bei Freunden Neues Leben im alten „Weinloch“: Die Traditionskneipe in der Burgstraße (Altstadt), in der in den vergangenen Jahren immer wieder die Betreiber wechselten, ist seit einer Woche unter dem Namen „Kostbar“ wieder geöffnet. Zuvor hatte die neue Besitzerin Miruna Nistor, gleichzeitig Inhaberin des benachbarten Geschenkgeschäfts „Hingabe“, den rund 300 Jahre alten Gewölbekeller mit Rücksicht auf dessen Geschichte renovieren lassen. „Ich wollte einen Ort schaffen, wo man wie bei Freunden speist“, sagt die 38-Jährige, die bislang noch keine Gastronomieerfahrung hat. Nachdem die Vorbesitzer quasi über Nacht verschwunden seien, habe ihr der Hausbesitzer den Keller als Erweiterung für ihr Geschäft angeboten, erzählt Nistor. Da sah sie die Chance, ein Gastronomieangebot nach ihrem Geschmack zu entwickeln. „Wir legen vor allem Wert auf die Qualität unserer Speisen und Getränke, die zumeist aus biologischem Anbau Herzog Kaiserliche Schnitzeljagd ie Gaststätte Kaiser ist seit Jahrzehnten eine Institution in der Nordstadt. Im Universitätsviertel gelegen, zieht sie mit bürgerlichdeutscher Küche Professoren, Studenten und Anwohner an; sie ist eine Mischung aus Kneipe und Restaurant. Für uns verbinden sich mit dem Ort nostalgische Erinnerungen: Hier fanden einst vorweihnachtliche Skatrunden statt, und hier haben wir vor 27 Jahren unser Hochzeitsessen gegeben (die Ehe hält noch immer – liegt es auch an der Solidität von Kaiser?). Die Gaststätte war im- stellen würden, ist es für ihn ein besonderer Reiz, ihn – fast – wegzulassen. Joachim Stern kocht Traditionelles und setzt dazu eigene, überraschende Akzente. Eine Wildfasanenbrust im Speckmantel mit einer Holunder-Traubensauce zu kombinieren, das ist ein typisches Stern-Gericht. Die Reflexe des Geschmacks aufzubrechen, das ist eines seiner Ziele – und dafür ist die Einmannküche in seinem Alten Jagdhaus in der Seelhorst zweifellos ein guter Ort. a u f g e g a b e lt KostProbe Von E kk eh a rd B öhm und ihre Waren die besten sind. Dieses Selbstbewusstsein hat mir enorm imponiert.“ Zu missionieren liegt Stern jedoch fern, und er taugt auch nicht als Galionsfigur einer heimattümelnden Bio-Bewegung. Viel zu skeptisch ist er gegenüber allen ausgetretenen Pfaden. Wenn alle Welt bei Lammfleisch an Rosmarin und Knoblauch denkt, ist die Kombination für ihn schon tabu. Und wenn die allermeisten Köche das Würzen mit Pfeffer nie infrage Thomas (2) stammen“, sagt die gelernte Ingenieurin. Neben bayerischem Biobier und einer Auswahl an Weinen stehen vor allem Spezialitäten aus dem mediterranen Raum auf der Karte. sfu