1. Bericht
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1. Bericht
Liebe Familie und Freunde! Die Ankunft Nun bin ich seit über zwei Monaten in Honduras und habe schon so einiges erlebt. Der Flug dauerte über 20 Stunden und ich war einfach nur froh, als ich in San Pedro Sula aus dem Flugzeug aussteigen konnte. Und sofort wurde ich mit der enormen Hitze dort konfrontiert. Dies wurde auch außerhalb des Flughafengebäudes nicht besser. Erst im Auto, als die Fenster geschlossen und die Heizung auf „kalt“ gestellt wurde, konnte ich es aushalten. Die erste Nacht haben wir bei Schwestern in El Progreso verbracht. El Progreso liegt etwa eine halbe Autostunde von San Pedro Sula entfernt. Um mir die Nachtruhe ein wenig zu erleichtern, wurde mir ein Ventilator vor das Bett gestellt. Ohne hätte ich auch nicht eine Minute schlafen können. Am nächsten Morgen ging es dann in aller Frühe, um Punkt 6 Uhr, auf nach Monte Verde. Monte Verde liegt im mittleren Westen von Honduras und gehört zur Region Intibuca. Hier leben noch viele der Lenca, die Ureinwohner von Honduras. Am Nachmittag haben wir dann Monte Verde, mein zu Hause für die nächsten Monate, erreicht. Das wir so lange nach Monte Verde benötigt haben lag zum Einen daran, dass es wirklich eine lange Strecke ist und lediglich die Hauptstraße annähernd asphaltiert ist, zum Anderen lag es daran, dass wir mehrer Stopps eingelegt haben, um Baumaterialen an dem einen Ort zu holen und an den anderen Ort zu bringen. Denn auch in La Esperanza wird mit der Unterstützung der Schwestern eine Art Internat für Schülerinnen und Schüler gebaut und Mary ist bis zu drei Mal die Woche vor Ort, um alles zu überblicken und benötigte Materialien zu besorgen. Des Weiteren bin ich mit Marisol, einer Schwester aus Guatemala, über den Markt in La Esperanza gelaufen, um Obst und Gemüse einzukaufen. Dieser Markt ist riesig, zum Teil überdacht, zum Teil im Freien. Und dort wird alles angeboten. Neben Obst, Gemüse, Gewürzen und Bohnen, auch Shampoo, Zahnbürsten und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Dann endlich, am Nachmittag, erreichten wir Monte Verde. Und dieses Bergdorf ist wirklich ein Bergdorf! Umgeben von Bergen und mitten im Nirgendwo. Aber wunderschön. Meine Aufgaben „Maestro en Casa“ Maestro en Casa ist ein Tutorenprogramm für Schülerinnen und Schüler, die nicht die Zeit oder deren Eltern nicht das Geld haben, dass sie eine richtige Schule besuchen können. Maestro en Casa bietet für diese Personen eine Alternative an. Einmal die Woche findet Unterricht zusammen mit einem Lehrer bzw. Tutor statt und den restlichen Teil der Woche werden verschiedene Bereiche im Selbststudium erlernt. Es gibt verschiedene Jahrgangsstufen und Klassen in diesem Projekt, die an verschiedenen Tagen stattfinden. Montags arbeite ich zusammen mit Reina in Monte Verde und dienstags in Suyapa. Der Weg nach Suyapa dauert zu Fuß zwischen 3 ½ und 4 ½ Stunden. Derzeit wird jedoch eine Straße errichtet, sodass etwa ab Ende des Jahres auch Autos nach Suyapa fahren können. Derzeit heißt es aber noch um halb sechs losgehen und nach sieben Uhr wieder nach Hause kommen. Sowohl in Monte Verde, als auch in Suyapa gebe ich Unterricht in Mathematik und demnächst auch in anderen Fächern. In anderen Teilen von Honduras, findet der Unterricht jedoch lediglich einmal die Woche für ein oder zwei Stunden über Radio statt. „grupo de computacion“ Donnerstags und Freitags habe ich seit neuestem jeweils eine kleine Gruppe, mit denen ich am Computer arbeite. Dazu zählen neben dem Erklären und Näher bringen der Standardprogramme auch das Schreiben mit 10 zehn Fingern. Für den Unterricht benutze ich das centro de computadora, welches sich „arriba“ in Monte Verde befindet, also im oberen Teil des Dorfes. Obwohl Computer alle gleich aufgebaut sind, ist es doch eine kleine Herausforderung, da die Programme hier alle auf Spanisch sind. Genauso wie die Bücher, mit denen ich meinen Unterricht vorbereite. Des Weiteren kommen immer wieder neue Aufgaben hinzu, wenn eine Gruppe aus den USA anreist ;-) Ein Teil der Gemeinschaft werden Die Menschen hier vor Ort sind super nett und gastfreundlich. Wenn ich Zeit habe, gehe ich durchs Dorf und besuche sie. Dadurch kann ich auch gleichzeitig mein Spanisch verbessern. Ungewohnt zu deutschen Verhältnissen ist, dass man hier einfach bei jedem vorbeischaut, egal ob man ihn kennt oder nicht und ein Gespräch mit ihm anfängt. Oft wird einem dann auch Kaffee angeboten und zum Abschied bekommt man ein bisschen Obst oder Gemüse aus dem heimischen Garten mitgegeben. Alle sind offen und hilfsbereit und so fühlt man sich schnell aufgenommen und eben als Teil dieser Gemeinschaft. Zum Thema Sicherheit ist zu sagen, dass Monte Verde ein sehr sicheres kleines Dörflein ist. Auch La Esperanza, die nächste Stadt, ist nicht gefährlich. Das man natürlich auffällt, ist verständlich. Schließlich ist und bleibt man eben der Ausländer. Und ein wenig an die hiesigen Verhältnisse sollte man sich auch anpassen. Damit meine ich, dass man nicht den teuersten Schmuck tragen sollte oder sein gesamtes Geld beim Bezahlen aus den verschiedensten Ecken kramen sollte. In El Progreso und auch in Tegucigalpa hingegen, sollte man doch sehr viel vorsichtiger sein. Die Kriminalität ist hier wesentlich ausgeprägter, sodass Handy und Kamera am Besten zu Hause bleiben. Aber auch dort habe ich selbst keine schlechten Erfahrungen gemacht. Besuch Immer wieder gibt es verschiedene Projekte, die in Monte Verde, stattfinden. So gab es Besuch von Freiwilligen aus St. Louis, Missouri, USA, die hier eine gute Woche handwerklich mit angepackt haben. So wurden nicht nur an der Kirche Reparaturen durchgeführt, sondern auch beim Bau von zwei neuen Häusern geholfen. Des Weiteren wurden für die Frauen und Kinder vor Ort Bastel- und handwerkliche Stunden angeboten. In dieser Zeit bestanden meine Aufgaben auch aus Basteln, Beton mischen, Sand schaufeln und Steine schleppen. Man sieht, es wird nie langweilig und es gibt immer wieder neue Bereiche in denen man sich austesten kann! Aber auch der Spaß kam bei einer so großen Gruppe nie zu kurz und alle haben die Zeit sichtbar genossen. An dieser Stelle kann ich mitteilen, dass sowohl der neue Shop neben der Kirche, als auch das Haus am Ortsausgang große Fortschritte machen und dank der intensiven Hilfe auch das Kirchendach von seinen undichten Stellen erlöst wurde. Es ist kaum zu glauben, mit welchen geringen Mitteln hier die Arbeit geleistet wird. Nicht nur beim Bau von Häusern, auch beim Bestellen der Äcker fehlen Maschinen, wie sie z.B. in Deutschland genutzt werden. Stattdessen wird alles mit körperlichem Höchsteinsatz vollbracht. Anfang August ist eine weitere Gruppe aus den USA für einige Tage gekommen. Die vier Frauen bauen gerade einen Fair Trade auf. Genauer gesagt, werden hier in Monte Verde Taschen aus recyceltem Material, Armbänder aus Kaffeebohnen und Schürzen hergestellt. Die Arbeiter werden fair bezahlt, ihre Ware von den Frauen abgekauft und dann in den USA verkauft. Durch diese Aktion können die Kinder der Familien hier in Monte Verde in die Schule geschickt werden und ein Mann konnte sogar Land kaufen und einen Herd bauen, der sich im Haus befindet. Die Taschen werden aus Chipstüten und Flaschenetiketten hergestellt. Das Verfahren ist einfach, doch langwierig. Plastik wird gesammelt (was gleichzeitig dazu führt, dass weniger Müll in der Natur landet) und in gleich große Stücke geteilt. Anschließend wird Papier in der gleichen Größe benötigt. Durch ein bestimmtes Faltverfahren wird Reihe für Reihe eine Tasche oder ein Mäppchen hergestellt. Die Armbänder werden aus Kaffeebohnen hergestellt, die hier im Dorf verkauft werden. Per Hand wird ein Band durch jede einzelne Bohne gezogen und ein Stein oder anderer Gegenstand vollendet das Armband. Und eine andere Frau ist sehr geschickt im Nähen. Sie stellt die Schürzen her. Normalerweise sind diese sehr bunt und aus verschiedenen Stoffen hergestellt. Auch diese sind sehr schön und werden im Fair Trade verkauft. Auch werden jedoch Stoffe gekauft, sodass die Frau Schürzen aus einem zusammenhängenden Stoff herstellen kann. Es ist schon interessant, wenn man sich überlegt, dass so das kleine Dorf Monte Verde und ihre Bewohner über weite Strecken bekannt werden. Und vor allem darf man nicht vergessen, was das für die Familien bedeutet. Sie verdienen Geld und können sich und ihre Familie ernähren. Denn der normale Tageslohn liegt bei unter 3 Euro. Und im Vergleich: Eine einfache Fahrt nach La Esperanza kostet mit dem Bus etwa 2 Euro. Für europäische Verhältnisse sehr günstig, doch hier bedeutet das einen ganzen Tageslohn. Und nun war die Brigada M.E.D.I.C.O da. 20 freiwillige Helfer aus dem Gesundheitsbereich, wie (angehende) Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern und andere, haben vier Tage ihr Lager hier aufgeschlagen und sowohl im Bereich der Allgemeinmedizin, Dental- und Augenmedizin den Bewohnern des Destrikts San Francisco de Opalaca geholfen. Beeindruckend, wie selbstverständlich sie ihre eigenen Praxen geschlossen haben oder aber wie die StudentInnen ihr Geld gespart haben, um den Menschen hier zu helfen. M.E.D.I.C.O kommt regelmäßig nach Monte Verde und arbeitet hier. Aber sie waren nicht nur in Monte Verde, sondern sind an zwei Tagen auch in andere Dörfer gefahren, um auch da ihre Hilfe anbieten zu können. Das Arbeiten ist weitaus schwieriger als in einem Land wie den USA, aber mit vollem Einsatz haben sie hier mehreren hundert Menschen geholfen. Meine Aufgaben waren recht abwechslungsreich. Neben Übersetzungsarbeit habe ich auch im Dentalbereich bei der Sterilisation der Werkzeuge und der Reinigung der Zähne geholfen. Und es war wieder ein tolles Erlebnis, so viele neue Leute kennen zulernen. Die Brigada M.E.D.I.C.O. setzt sich nämlich aus Personen aus ganz Nordamerika und auch anderen Ländern zusammen. Doch warum gehen die Einwohner nicht ins Centro de Salud? Einige möchten nicht und andere können nicht, weil sie zu weit entfernt wohnen. Und hinzukommt, dass es hier keinen Zahnarzt gibt. Ein Mädchen ist so extra drei Stunden gelaufen, um sich hier von der Brigada die Zähne reinigen zu lassen. Doch die Mittel sind begrenzt. Medizin hat die Brigada viel, doch nicht selten sind die Menschen überfordert, wenn sie mehrere Medikamente für mehrere Kinder bekommen. So muss die Hilfe auf das Nötigste beschränkt werden. Gleiches gilt für den Dentalbereich. Schmerzt ein Zahn, wird er gezogen, da auch die Brigada nicht die nötigen Mittel hier hat und auch nicht die Zeit, um andere Hilfe zu leisten. Es ist schade, aber diese Hilfe ist besser als keine. Und die Hilfe wird dankend angenommen. Auf diesem Wege möchte ich mich auch bei allen bedanken, die es mir ermöglichen, dass ich alle diese Erfahrungen sammeln darf! Danke