Pressespiegel Frankenberger Zeitung ( PDF , 4,9 MB)
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11 Frankenberg Donnerstag, 12. April 2012 Soldaten dienen als „Staatsbürger in Uniform“ Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – erster Teil: Streit um die Wiederbewaffnung und Aufbau der Bundeswehr „Innere Führung“ statt Kommiss: Mit der Bundeswehr sollte eine demokratische Armee entstehen. hintergrund FZ-Serie Vor 50 Jahren wurde Frankenberg Garnisonsstadt, seit zwei Jahrzehnten besteht die Patenschaft zwischen der Stadt und dem Bataillon. Diese beiden Ereignisse nimmt die FZ zum Anlass, in einer mehrteiligen Serie die Geschichte der Bundeswehr, der BurgwaldKaserne sowie des Bataillons für Elektronische Kampfführung 932 zu beleuchten. (r) von dr. karl schilling Frankenberg. „Nie wieder!“ So lautete der Schwur, nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte. Europa lag in Trümmern, Millionen Tote waren zu beklagen – das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges, den Adolf Hitler 1939 angezettelt hatte. Nie wieder wollten viele Deutsche eine Uniform anziehen und ein Gewehr in die Hand nehmen. Doch der Schwur hielt nicht lange: Nur zehn Jahre nach dem Ende des Krieges, am 5. Mai 1955, gründete die noch junge Bundesrepublik die Bundeswehr. Und vor 50 Jahren wurde auch Frankenberg Garnisonstadt. Es waren scharfe Diskussionen damals, die SPD griff die CDUgeführte Bundesregierung von Kanzler Konrad Adenauer frontal an, der Bundestag lehnte im November 1949 eine Wiederbewaffnung mehrheitlich ab, auch friedensbewegte Demonstranten verurteilten sie bei großen Kundgebungen: Sollte der gerade erst blutig niedergeschlagene Geist des Militarismus wieder entfesselt werden? Und drohte mit ihm auch die Wiederauferstehung des Faschismus, wie die Propaganda der DDRMachthaber um Walter Ulbricht unablässig unterstellte? Im „Kalten Krieg“ Der deutsche Verteidigungsbeitrag müsse sein, befanden die Westalliierten, die eben noch die Entmilitarisierung Deutschlands betrieben hatten. Denn nur Monate nach der Kapitulation der Wehrmacht brach der Streit zwischen ihnen und der Sowjetunion des skrupellosen Diktators Josef Stalin offen aus. In diesem „Kalten Krieg“ um Ideologien und die Vormacht in der Welt standen die westlichen Demokratien dem Warschauer Pakt gegenüber, den Stalin im Namen des Kommunismus zusammengepresst hatte – er hatte einen Kordon von SatellitenStaaten um sein rotes Reich gelegt und Europa geteilt durch einen „eisernen Vorhang“, wie es der britische Kriegspremierminister Winston Churchill nannte – er hatte dieser Teilung übrigens zugestimmt. Und der Koreakrieg 1950 bis 1953 zeigte, wie offensiv die angeblich kommunistischen Diktaturen in Moskau und Peking vorzugehen bereit waren. Der Einmarsch der von beiden unterstützten nordkoreanischen Kommunisten im Süden war für den Westen ein Schock – drohte auch Westeuropa von „roten Horden“ überrannt zu werden? Ein dritter Weltkrieg schien Der Anfang ist gemacht: Bundeskanzler Konrad Adenauer besucht 1956 in Andernach am Rhein die ersten aufgestellten Truppen der Bundeswehr. Fotos: Bundesarchiv denkbar. Und längs durch das geteilte Deutschland würde die Front verlaufen. Um den Sowjets mit ihrer relativ großen Truppenstärke und den offensiv einsetzbaren Panzerarmeen etwas entgegenstellen zu können, drängten die Alliierten auf einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag. Schon 1950 führten die Amerikaner deshalb Geheimverhandlungen mit Adenauer. Sie stießen auf offene Ohren. Auch Adenauer war nicht eben ein Freund „Sowjetrusslands“ – und schon gar nicht „des Ulbricht-Regimes in Pankow“, das sich mit Moskaus Hilfe die Macht in der „Sowjetzone“ gesichert hatte – die Bezeichnung DDR war in jener Zeit ebenso unerwünscht wie ihre Anerkennung als eigenständiger Staat. Souveränität angestrebt Vor allem sah der strategisch denkende Kanzler in der Bundeswehr ein Mittel, um über den Verteidigungsbeitrag mehr Souveränitätsrechte für seine Bundesrepublik zu erhalten. Mit Erfolg: Am 5. Mai 1955 traten die Pariser Verträge in Kraft, die das Besatzungsstatut von 1949 aufhoben, die Bonner Republik war damit nahezu souverän. Zweiter Aspekt war die Sicherheit der Bundesrepublik. Adenauer war daran gelegen, sie unter den Schutz eines starkes Bündnisses zu stellen. Und er forderte energisch die „Vorneverteidigung“ ein: Ein Angriff aus dem Osten sollte möglichst nah an der innerdeutschen Grenze gestoppt und zurückgeschlagen werden. Nur: Wenn Amerikaner, Briten, Belgier oder Franzosen bereit sein sollten, Westdeutschland zu verteidigen, musste das Land auch ei- Verteidigungsminister Theodor Blank (rechts) vereidigt die ersten Generäle der Bundeswehr: Hans Speidel und Adolf Heusinger. nen eigenen militärischen Anteil übernehmen. Und Adenauer wollte zumindest den westlichen Teil der durch Krieg und Verbrechen weltweit moralisch diskreditierten Deutschen wieder in die Völkergemeinschaft zurückführen – und zugleich fest einbinden in den Westen und dessen demokratischen Wertekanon. Bei den westlichen Nachbarn gab es durchaus Vorbehalte gegen ein neues, militärisch starkes Deutschland, deshalb sollten seine Truppen fest eingegliedert sein in ein Bündnis. Als 1954 an Frankreich die schon beschlossene Europäische Verteidigungsgemeinschaft als eine Lösung für den Kontinent scheiterte, kam nur die 1949 gegründete nordatlantische Verteidigungsorganisation Nato infrage. Der Beitritt war auch das erklärte Ziel Adenauers. Amt Blank gegründet Schon im Oktober 1950 richtete er im Kanzleramt das Amt Blank ein, den Vorläufer des Verteidigungsministeriums. 1951 entstand als Vorstufe einer neuen Armee der Bundesgrenzschutz mit 10 000 Mann. Die DDR antwortete 1952 mit der Bildung einer „Kasernierten Volkspolizei, die 70 000 Mann umfassen sollte. Sie griff auf „Bereitschaften“ der Polizei zurück, deren Aufstellung die sowjetische Militäradministration bereits 1948 verfügt hatte. Adenauer und sein Parteifreund Theodor Blank beriefen ehemalige Offiziere der Wehrmacht, die eine andere Armee schaffen sollten als die des Kaisers oder gar Hitlers. Um eine Legitimation zu haben, sollte sie eine breite Akzeptanz finden, fest in die demokratische Gesellschaft der Bundesrepublik eingebunden sein und der strikten Kontrolle des Bundestages unterliegen. Diese Armee sollte nicht mehr einen „Staat im Staate“ bilden wie die Reichswehr in der Weimarer Republik. In ihr sollte nicht mehr der „Kadavergehorsam“ der Nazis herrschen: Die demokratische Republik wollte an die alten preußischen Tugenden und an die freiheitsliebenden Reformer im frühen 19. Jahrhundert anknüpfen – frei nach dem Feldmarschall Moltke zugeschriebenen Ausspruch: „Gehorsam ist Prinzip, aber der Mann steht über dem Prinzip.“ Der Soldat der Bundeswehr sollte zum Mitdenken verpflichtet sein und sich mitverantwortlich fühlen – was auch der modernen Auftragstaktik entgegenkommt. Diese neue Armee sollte „Teil und Spiegelbild der staatlichen und sozialen Ordnung“ sein, hält Blank 1955 fest. Der „Primat der Politik“ müsse unbedingt gesichert sein. So entstand das Konzept der „Inneren Führung“. Zu den Vordenkern gehörten die ehemaligen Offiziere Hans Speidel und Adolf Heusinger, Johann Adolf Graf von Kielmansegg, der Vater des heutigen Verteidigungsministers Thomas de Maizière, Ulrich de Maizière – und vor allem Wolf Graf von Baudissin, der Blanks Referent für die „Innere Führung“ war. Er prägte 1953 den Begriff des „Staatsbürgers in Uniform“. Danach sollte der moderne Soldat ein „vollwertiger Kämpfer“ sein, aber als freier Mann auch hinter der Kasernenmauer seine Grund- und Bürgerrechte behalten. Er sollte sich „bewusst und willig“ für den neuen demokratischen Staat einsetzen und sich in der Bundeswehr als Teil einer ans Gesetz gebundenen und politischen wie moralischen Idealen verpflichteten Armee sehen – kurz: Der Soldat sollte wissen, was er verteidigt, daraus Motivation schöpfen für seinen Dienst an der Waffe. tet. Gegen die Stimmen der SPD wurde am 26. Februar 1954 per Grundgesetzänderung die Wehrhoheit verankert. Am 12. November 1955 erhielten die ersten Soldaten ihre Ernennungsurkunden, zum 1. Januar 1956 wurden die ersten 1000 Freiwilligen einberufen. Am 18. Januar 1956 verabschiedete die DDR-Volkskammer das Gesetz „über die Schaffung der Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Nationale Verteidigung“. Schon zehn Tage später war sie Mitglied des Warschauer Paktes. Wehrpflicht eingeführt in Nato-Strukturen eingebunden war, diente die Wiederbewaffnung strategischen Zielen der USA. Sie versuchten in den 1950er-Jahren weltweit, Pakte gegen die Sowjetunion zu schließen. Ziel dieser „Eindämmungspolitik“ war, die Sowjets von einem Krieg abzuhalten. Die Nato-Staaten verfolgten die Strategie der Abschreckung: Der Warschauer Pakt sollte gar nicht erst versuchen, einen Bündnispartner anzugreifen. Um das zu untermauern, sollten die Mitgliedsländer schon in Friedenszeiten militärische Stärke und Präsenz zeigen – was aber an politische wie wirtschaftliche Grenzen stieß. Da die Sowjets mit ihren Landstreitkräften überlegen waren, drohten die USA auch mit ihren Atomwaffen. Nach dem 1952 beschlossenen Konzept der „massiven Vergeltung“ hatte ein Angreifer letztlich mit einem nuklearen Gegenschlag zu rechnen, die Nato setzte darauf, dass dieses Risiko niemand eingehen würde. Als die Sowjetunion 1954 ihre erste Atombombe zündete, relativierte sich zwar die USÜberlegenheit, aber das Drohpotenzial blieb: mit ihrer Doktrin „Schild und Schwert“ sollten taktische Atomwaffen auch auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden. Neue Diskussionen setzten ein, ob auch die Bundesrepublik Atomwaffen haben sollte. Fortsetzung folgt. „Innere Führung“ verankern Der Bundestag beschloss am 6. Februar 1956 eine weitere Änderung des Grundgesetzes, ein Teil der SPD stimmte zu. Kurz darauf wurden auch das Wehrpflichtgesetz und das Soldatengesetz verabschiedet. Rechtlich war damit der Weg zur neuen Wehrpflicht-Armee geebnet. Sie musste aber erst aufgebaut werden, ebenso die Wehrverwaltung. Die Erstausstattung der Truppe übernahmen die Alliierten, erst allmählich durfte die deutsche Industrie wieder in die Waffenproduktion einsteigen. – So wie die Bundeswehr fest Problem war, dieses Menschenbild in der Truppenpraxis umzusetzen. Zum einen musste der Soldat durch Erziehung und Schulung an dieses Ideal herangeführt werden, und es erforderte von den Offizieren ein drastisches Umdenken bei der Menschenführung. Und das Konzept musste in den Institutionen verankert werden, es musste in die „Grundsätze der Führung, Behandlung und Betreuung“ der Soldaten einfließen und in Truppenschulen und in der täglichen Ausbildung zum Tragen kommen. Doch Theorie und Praxis klafften zuweilen auseinander. Die Bundesrepublik hatte sich verpflichtet, bis 1958 rund 100 000 und bis 1962 gar 250 000 Mann aufzustellen, was große organisatorische Herausforderungen mit sich brachte. Kasernen fehlten, Material und eben Ausbilder, die konsequent nach den neuen Vorgaben vorgingen. So entsprach die Ausbildung nicht immer den Vorgaben, wie 1963/63 das Beispiel des „Schleifers von Nagold“ zeigte – das Paradebeispiel für Kommiss statt „Innerer Führung“. Mitte der 1960er-Jahre kamen neue Diskussionen über die Verinnerlichung des Konzepts auf. Der Weg zur Bundeswehr war aber auch von heftigen politischen Diskussionen beglei- Dieses Plakat wirbt für eine Bundeswehr, die fest eingebunden ist in die Nato-Allianz. Literatur: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Herausgeber), Verteidigung im Bündnis. Planung, Aufbau und Bewährung der Bundeswehr 1950 – 1972, München 1975. 11 Frankenberg Mittwoch, 18. April 2012 Ausbilden und arbeiten in einer Großbaustelle Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – zweiter Teil: von der Planung bis zu den ersten Monaten in der Kaserne Arbeiten in einer Baustelle, fehlende Ausrüstung – die Anfänge 1962 erforderten viel Improvisation. von dr. karl schilling Frankenberg. Eine handfeste Überraschung präsentierte Bürgermeister Wilhelm Falkenstein den Stadträten und Stadtverordneten, die er am 25. März 1957 zu einer „internen Besprechung“ ins Gasthaus „Zur Krone“ gebeten hatte. Er informierte sie über ein Gespräch mit zwei Offizieren des Wehrkreisbezirks 4 und der Gießener Liegenschaftsstelle – sie hatten bei ihm den Bau einer Kaserne in der Stadt angeregt. Die Offiziere seien auf Besichtigungsfahrt gewesen, berichtete Falkenstein. Sie hätten in der militärischen Linie von Butzbach über Marburg und Fritzlar bis Kassel eine Lücke ausgemacht, deshalb komme für sie Frankenberg als Standort eines Infanterie-Bataillons mit 900 bis 1000 Mann in Frage. Die Stadtverordneten erklären sich zu Verhandlungen mit dem Bonner Verteidigungsministerium bereit. Aber sie wollten – anders als viele andere Kommunen – keinen Antrag stellen, um Garnisonstadt zu werden. Schon am nächsten Morgen berichtete die FZ über die Sitzung – das Projekt war das Stadtgespräch. Am 27. Mai erhielten die Stadtverordneten bei einer öffentlichen Sitzung weitere Informationen über die Planungen. Nach kontroversen Diskussionen sprachen sie sich mit zwölf Stimmen grundsätzlich für eine Kaserne aus, nur die fünf Sozialdemokraten waren dagegen. Fraktionssprecher Larisch warnte, eine Garnison gefährde den Ausbau von Tourismus und Industrie, die Preise zögen an. CDU, BHE und Freie Bürgerliste sahen eher wirt- schaftliche Vorteile für die Stadt. Am 30. August besuchte eine 15-köpfige Regierungskommission wegen der Standortfrage Frankenberg. Am 9. Dezember informierte Bürgermeister Falkenstein die Parlamentarier, dass drei Flächen im Gespräch seien, fürs Gelände im Süden nahe des Industriehofes habe es bereits Gespräche über einen Grunderwerb gegeben. Am 17. Mai 1958 entschieden sich zwölf Stadtverordnete für den Bau einer Kaserne am Vogelhaus – „wenn der Stadt dadurch keine Kosten entstehen“. Wieder sagte die SPD Nein, einer enthielt sich. Nach damaliger Planung sollte ein Bataillon Feldartillerie stationiert werden, eventuell auch ein Regimentsstab. 110 Familien der Soldaten sollten in Frankenberg wohnen. Am 1. September stimmte auch die Landesregierung dem Bau der Kaserne zu – nun sollte neben einer Artillerie-Batterie ein „Nahaufklärungs-Bataillon“ einziehen. Gesamtstärke der Garnison: 1024 Mann. Am 11. November 1959 gab es den ersten Spatenstich, Baukosten von 20 Millionen Mark waren veranschlagt. Im Hochsommer 1960 liefen die Bauarbeiten voll an, die Ringstraße und die Kanalisation wurden angelegt, ab dem 6. Juni ging es an die Hochbauten, und im August begann der Bau der Wasserleitung von der Bahnhofstraße zur Kaserne. Am 22. Juni 1961 war Richtfest für die Wirtschafts- und die Verwaltungsgebäude, am 17. November folgte das Richtfest für die Truppenunterkünfte, das Sanitätshaus, Waschhaus und das Heizzentrum. Am 25. Mai 1962 reiste der damalige Major Günter Miosga erstmals nach Frankenberg. Er war als Leiter des Vorauspersonals und als stellvertretender Kommandeur des Fernmel- Hintergrund Was 1962 noch geschah... D er Kalte Krieg zwischen den in der NATO zusammengeschlossen Demokratien und dem von der Sowjetunion geführten Warschauer Pakt erreichte einen Höhepunkt: Im Oktober entdeckten amerikanische Aufklärer, dass die Sowjets Atomraketen auf Kuba stationieren wollten, die USA verhängten eine Seeblockade. Fast wäre es zum Krieg gekommen, doch Präsident Kennedy und Parteichef Chruschtschow einigten sich, die Sowjets packten ihre Raketen wieder ein. Indessen weitete sich derVietnamkrieg immer mehr aus, die Amerikaner erhöhten ihre Truppenkontingente. Stellvertreterkriege führten die Machtblöcke in Kolonien, die nach Unabhängigkeit strebten. Am 15. Juli wurde das ehemalige Departement Algerien von Frankreich unabhängig – ein langer Krieg endete. Deutschland war seit 1945 geteilt. Im Westen näherte sich die Kanzlerschaft des 86-jährigen Konrad Adenauer langsam dem Ende zu, im Osten saß SED-Parteichef Walter Ulbricht noch fest im Sattel. Am 16. und 17. Februar brach über die deutsche Nordseeküste die schwerste Sturmflut seit über 100 Jahren herein, Teile Hamburgs standen unter Wasser. Innensenator Helmut Schmidt handelte entschlossen und setzte jenseits aller Rechtsschranken die Bundeswehr und Alliierte ein. Die Soldaten erhielten viel Sympathie für ihr Engagement. Am 22. Oktober geriet die Bundeswehr wieder in die Schlagzeilen: Nachdem der „Spiegel“ unter dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ Mängel im Verteidigungskonzept ausgemacht hatte, wurden auf Betreiben von Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß Herausgeber Rudolf Augstein und Redakteure verhaftet und die Hamburger Redaktion besetzt. Ein Sturm der Entrüstung brach los, Hunderttausende traten für die Pressefreiheit ein. Und die Vorwürfe hielten der rechtlichen Überprüfung nicht stand: Der angebliche Landesverrat war keiner. Die „Spiegel“-Affäre führte zu Strauß’ Rücktritt und dem Ausscheiden Adenauers 1963. In Rom machten sich Reformer ans Werk: Am 11. Oktober begann das zweite Vatikanische Konzil, das die katholische Kirche an die Moderne heranführen wollte. (-sg-) Als am 1. Juni 1962 die ersten Soldaten des Fernmeldebataillons 320 in die Burgwald-Kaserne einrückten, liefen die Bauarbeiten vielerorts noch. In den ersten Monaten war viel Improvisation erforderlich, um den Fachdienst aufzunehmen. Fotos: archiv debataillons 320 vorgesehen. Er geriet „in eine Großbaustelle ohne Zaun, in der Planierraupen und andere Baufahrzeuge herumfuhren“. Kein Kompanieblock sei fertig gewesen, Küche und Speisesäle seien noch mit Möbelstücken vollgestellt gewesen, notiert er 20 Jahre später. Am 28. Mai rückten die ersten Soldaten des Artillerie-Bataillons 22 in die Burgwald-Kaserne ein, laut FZ ein „Arbeitskommando von 50 bis 60 Mann“ unter dem Kommando von Hauptmann Beckher. Miosga trat am 31. Mai seinen Dienst in der Kaserne an. Er erfuhr, dass bereits zwei Waggons mit Gerät am Bahnhof stünden. Problem: Die Kfz-Hallen waren noch im Bau, so fehlten Unterstellmöglichkeiten. Zum Teil wurden abschließbare Bunker der Luftmunitionsanstalt aus dem „Dritten Reich“ auf dem Standortübungsplatz genutzt, um das ständig weiter eintreffende Gerät zu lagern. Stadt unterstützt kräftig Auch die Stadt half, wo sie nur konnte. Bei ihr sei die Truppe „auf große Aufgeschlossenheit, Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Unterstützung gestoßen“, betont Miosga, der es später bis zum Oberst gebracht hat. Und die Frankenberger hätten die Soldaten „sehr freundlich aufgenommen“. Zum 1. Juni wurde das Bataillon offiziell aufgestellt. Die ersten 187 Soldaten trafen in diesen Tagen ein – sie hatten bei den Fernmelde-Bataillonen 51 und 220 in Bergisch Gladbach und Ansbach bereits eine Spezialausbildung erhalten. Hinzu kamen 95 Rekruten. Bis Anfang Juli hatte das Bataillon 423 Soldaten. Insgesamt wurden sie aus etwa 27 Einheiten zusam- rer Aufklärungsarbeit – mit ihrem stationären Antennenfeld in der Kaserne erfassten sie die Funknetze sowjetischer Truppen im Süden der DDR. Am 17. September 1962 berichtete die FZ über den Stand des Wohnungsbaus für die Soldatenfamilien: 174 Wohnungen sollten entstehen, 60 waren bereits bezogen, 34 im Rohbau, mit dem Bau der restlichen sollte schnell begonnen werden. Die Standortverwaltung bezog im Februar zunächst Räume bei Balzers in der Röddenauer Straße. Am 20. November war der erste Spatenstich für einen 2,4 Millionen Mark teuren Neubau neben der Berufsschule. Im Winter 1962/63 war der Baubeginn, am 15. Dezember 1964 das Richtfest fürs Lager – heute die Regenbogenschule. Am 7. Februar 1966 war die feierliche Übergabe der Gebäude, die zum 1. Januar 1994 geschlossen wurden. Fortsetzung folgt. Kommandeur trifft ein daten des Fernmeldebataillons ein. Am 2. Juli begannen die ersten Rekruten ihre Grundausbildung. Auch da war Improvisation gefragt, noch gab es kaum Vorschriften. Die folgende Fachausbildung dauerte für die Fernmelder vier bis sechs Monate. Im September waren Soldaten zudem im Ernteeinsatz. Die offizielle Eröffnung der Kaserne am 18. Juli wurde zum Volksfest. Es begann mit einem Festakt vorm Rathaus. Generalmajor Otmar Hansen vom Wehrbereich IV erklärte, die Kaserne sei „notwendig, um einen Damm aufzurichten gegen die rote Flut aus dem Osten“. Am 6. September gab es für 94 Soldaten des Fernmeldebataillons die erste Vereidigung in der Kaserne. Am 28. November folgte mit 265 Rekruten die erste Vereidigung auf dem Obermarkt – seitdem ein gewohntes Bild. Zur Kuba-Krise im Oktober begannen die Fernmelder mit ih- Am 16. Juli übernahm Oberstleutnant Erich Mahl das Bataillon, das er bis zum 22. Mai 1966 geführt hat. Auch er berichtet von Improvisationen. Im Eigenbau hätten Soldaten eine Empfangsstelle und Antennen installiert, sogar Rüstsätze für Fahrzeuge hätten sie selbst gebaut, „da es eine industrielle Fertigung dafür noch nicht gab.“ Der erste tödliche Unfall ereignete sich am 7. Juni: Ein Lastwagen kam bei Dainrode von der Bundesstraße 253 ab und überschlug sich, ein Soldat starb, zwei wurden schwer verletzt. Am 15. Juni kam der Rest der Artilleristen, mehr als 600 Mann standen unter dem Kommando von Major Barkhoff. Nach ihrem feierlichen Einmarsch gab es laut FZ um 17 Uhr ein Platzkonzert vor dem Rathaus. Am 30. Juni trafen weitere 150 Sol- Am Abend des 28. November 1962 gab es das erste feierliche Gelöbnis auf dem Frankenberger Obermarkt. Foto: Martin rothermund mengewürfelt. Das Stabsgebäude musste sich Miosgas Trupp in den ersten Monaten mit den Artilleristen teilen. Am ersten Tag habe er sich buchstäblich Papierbögen erbetteln müssen, um die eintreffenden Soldaten zu registrieren, schreibt er. Weiteres Problem: Planierraupen hatten an mehreren Stellen das Kabelnetz zerrissen, das die Kasernengebäude miteinander verband. Ein Jahr lang habe sich das Bataillon mit geliehenem Gerät der Marburger Fernmelder provisorisch behelfen müssen, hält Miosga fest. Auch Melder wurden eingesetzt. Die Küche war aber inzwischen einsatzbereit, auch ein Mannschaftsblock für eine Kompanie war bezugsfertig. Das war wichtig: „Das Kaderpersonal des Bataillons betrug 111 Soldaten, für die Ausbildungskompanie waren es 33“, beschreibt Miosga. Sieben Jahre vor Ort Artillerie-Bataillon 22 in Frankenberg N Mit der US-Rakete „Honest John“ war das Artillerie-Bataillon 22 in seiner Frankenberger Zeit ausgerüstet. Foto: archiv eben den Fernmeldern zogen vor 50 Jahren auch Artilleristen in die neue BurgwaldKaserne ein. Es waren die größten Teile des Artillerie-Bataillons 22, das seinen Aufstellungsbefehl am 15. September 1959 erhalten hatte. Unterstellt war es dem 1958 gebildeten Feldartillerieregiment 2 in Kassel. Am 16. Januar 1960 begann die Aufstellung der 2. Batterie in Eschweiler bei Aachen. Sie wurde am 4. April 1960 nach Wolfhagen verlegt. Zum 15. Februar 1962 erhielten die 1., 2. und 3. Batterie einen neuen Standort: Frankenberg. Eine vierte Batterie wurde in Treysa neu aufgestellt. Ausgerüstet waren sie mit der USRakete „Honest John“. Am 29. April 1965 bekam das Bataillon seine Truppenfahne. Schon am 2. Februar 1969 endete das Artillerie-Kapitel in Frankenberg: Auch die 1., 2. und 3. Batterie wurden nach Treysa verlegt und der Verband in Raketen-Artillerie-Bataillon 22 umbenannt. Am 7. Februar verabschieden die Frankenberger das Bataillon unter dem Kommando von Oberstleutnant Stein offiziell. Durch die Verkleinerung der Bundeswehr nach der deutschen Einheit wurde das Bataillon Ende 1992 aufgelöst. (-sg-) 11 Frankenberg Montag, 30. April 2012 Leutnant als Prinz, der Landrat als Kommandeur Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – dritter Teil: Wachsende Verbundenheit von Soldaten und Einwohnern Die beiden Bataillone richteten sich in der Kaserne ein und vertieften die Bindungen an Frankenberg. von dr. karl schilling Frankenberg. „Die Kreisstadt Frankenberg begrüßt ihre Soldaten“ titelte die FZ – eine Sonderseite widmete sie am 19. Juli 1962 der feierlichen Übergabe der Burgwald-Kaserne an die Truppe. Tausende Besucher hatten am Vortag den Festakt vorm Rathaus miterlebt. Tausende standen in den Straßen, als die beiden Bataillone mit ihren Fahrzeugen durch die Stadt zur Kaserne zogen. Keiner der Honoratioren mochte fehlen, als der Standortälteste und Kommandeur des Fernmeldebataillons 320, Oberstleutnant Erich Mahl, zum Empfang in die Truppenunterkunft geladen hatte. Und Hunderte feierten am Abend in drei Gastwirtschaften – was laut FZ „der Verbundenheit von Bundeswehr und Bevölkerung von Stadt und Kreis Ausdruck verlieh“. Redakteur Otto Schwieder hatte die Formulierung „ihre Soldaten“ insofern wohl mit Bedacht gewählt: Von Anfang an stand der überwiegende Teil der Bevölkerung „ihrer“ Garnison positiv gegenüber. Die einen freuten sich über die zukunftsträchtigen Investitionen in der Stadt, Folgeaufträge und den Zuzug von Neubürgern, andere begrüßten den Verteidigungsauftrag der Bundeswehr. Es war wie dargestellt die Blütezeit des Kalten Krieges zwischen den Bündnissen NATO und Warschauer Pakt. Viele im eher konservativ strukturierten Kreis Frankenberg fühlten die Bedrohung aus dem Osten. Viele hatten Verwandte in der DDR oder kannten Flüchtlinge, die dem Zwangssystem über die bis 1961 „grüne Grenze“ entkommen waren. Und die Berichte über Enteignungen, „Kollektivierungen“ in der Landwirtschaft, über politische Schauprozesse und die Unterdrückung der freien Meinung trugen nicht eben dazu bei, den angeblichen Sozialismus im Osten als Alternative zur „Sozialen Marktwirtschaft“ Ludwig Erhards erscheinen zu lassen. Und da auch die SPD mit dem „Godesberger Programm“ 1959 ihr Bekenntnis zur Landesverteidigung abgegeben hatte, erfreute sich die Bundeswehr der angestrebten breiten Akzeptanz in der Gesellschaft. – Der Bau der Kaserne und die Aufstellung des Fernmeldebataillons fällt in die „Konsolidierungsphase“ der Bundeswehr, die von 1959 bis 1968 dauerte und auch als Umsetzung der „Heeresstruktur 2“ bezeichnet wird. Damals wurden drei Fernmeldestäbe und drei Fernmeldebataillone für die Korps und fünf weitere Fernmeldebataillone für die Divisionen gebildet. Außerdem wurde die Basis für die Elektronische Kampfführung ausgebaut – von Anfang an der Schwerpunkt der Frankenberger. Außerdem wurden Fernmeldetruppen für die Territorialverteidigung gebildet. Das Frankenberger Bataillon war dem III. Korps unterstellt. Wie berichtet, wurden bereits ausgebildete Soldaten aus 27 Einheiten zusammengezogen. Hinzu kamen 95 Rekruten in der Fernmeldeausbildungskompanie 427. Insofern „galt es, dem Bataillon ein einheitliches Gepräge zu geben“, beschreibt der erste Kommandeur, Mahl. „Wir alle sind damals mit sehr viel Schwung, Passion und Engagement an die Arbeit herangegangen, sodass vieles weitaus besser gelaufen ist, als erwartet werden konnte“, notiert sein damaliger Stellvertreter und Nachfolger als Kommandeur, Oberst Günter Miosga – ehemalige Soldaten relativieren übrigens seine Darstellung des „Arbeitens in einer Großbaustelle“. Immer weitere Teile der Kaserne wurden fertiggestellt. Im Oktober räumten die Kameraden des Artillerie-Bataillons 22 das Stabsgebäude und bezogen eigene Räume, im selben Monat wurden die Kfz-Hallen überge- Närrische Freuden 1963: Bruno Hörl und Karnevalsprinz Oberleutnant Szemkus. Mit diesem Gerät begann im August 1962 die Aufklärung auf dem Hohen Meißner. Am 30. April 1965 traten die beiden Bataillone mit ihren kurz zuvor feierlich überreichten Truppenfahnen in der Burgwald-Kaserne an. ben, im Dezember nahm auch die Werkstatt ihre Arbeit auf. Die Fernmelder begannen, ihren Auftrag auszuführen: die militärische Aufklärung. Sie sollten den Funkverkehr sowjetischer Verbände in der DDR überwachen. Daraus wollten die Führungsstäbe der Bundeswehr Erkenntnisse über deren Absichten und Pläne gewinnen. Genau ein Jahr nach dem Bau der Berliner Mauer, am 13. August 1962, bezog ein Zug der dritten Kompanie eine Außenstelle auf dem Hohen Meißner, die später ausgebaut wurde. Die zweite Kompanie besetzte im September 1963 „Peilplätze“ in Außenstellen in Diepholz Mertingen. Eine weitere Peilstelle lag bei Geismar, sie wurde 1965 auf den Jungfernhügel bei Viermünden verlegt. Neben weiteren mobilen Trupps an der innerdeutschen Grenze gab es seit dem 31. Oktober 1962 auch eine stationäre Fernaufklärung: Die Frankenberger überwachten von der Kaserne aus Funknetze der „Gruppe der sowjetischen Truppen in Deutschland“, Schwerpunkt war der Süden der DDR. Zunächst richteten sie provisorisch Arbeitsplätze im Kompanie-Leseraum des Blocks 2 ein. Einsatz in der Kuba-Krise Nur zwei Monate nach der Aufstellung wurde die Lage ernst fürs Bataillon: Während der Kuba-Krise war das gesamte verfügbare Aufklärungspersonal von September bis November 1962 im Dauereinsatz – um Haaresbreite schrappten die beiden Militärblöcke damals am Dritten Weltkrieg vorbei. Unterdessen lief die Ausbildung des Nachwuchses weiter. Zur Sprachausbildung fuhren die Soldaten zunächst nach Oiskirchen, später nach Hürth. Außerdem besuchten die Frankenberger die Fernmeldeschule im oberbayerischen Feldafing, wo es um Tast- und Sprechfunk und um Radartechnik ging. Die Entzifferung verschlüsselter Nachrichten wurde in Ahrweiler und Bad Ems gelehrt. Im Frühjahr 1963 fand die erste Bataillons-Übung statt. Weitere Übungen folgen. Zum Abschluss des Manövers „Panthersprung“ gab es im Januar 1967 eine Parade in der Marburger Straße mit 2500 Soldaten. Erst am 24. April 1965 erhielt das Bataillon im Münsteraner Preußen-Stadion seine Truppenfahne, die Artilleristen bekamen ihre fünf Tage später in der Burgwald-Kaserne. Die Artilleristen unter dem Kommando des zum Oberstleutnant beförderten Alfred Barkhoff nutzten den Truppenübungsplatz in Bergen-Hohne, um ihre Raketen abzufeuern. Die nach einem Indianer benannte „Honest John“ war eine in den USA entwickelte militärische Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 48 Kilometern. Die Bundeswehr hatte elf Batterien mit ihr ausgestattet, jede hatte sechs, später vier Raketenwerfer. Die Rakete konnte auch Atomsprengköpfe verschießen – nachdem die Sowjets ihre erste Atombombe gezündet hatten, erweiterte die NATO ihre Abschreckungs-Strategie um den Einsatz taktischer Atomwaffen. Sie sollten auf dem „Gefechtsfeld“ niedergehen und Truppen des Ostblocks aufhalten. Ihr Einsatz war in der westdeutschen Bevölkerung umstritten: Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß war ein energischer Befürworter einer atomaren Aufrüstung der Bundeswehr, die Friedensbewegung strikt dagegen. Die Kontrolle der in Westdeutschland lagernden Atomwaffen blieb bei den USA. Eines dieser Lager befand sich in Treysa – möglicherweise ein Grund, weshalb die drei Frankenberger Batterien 1969 dorthin verlegt worden sind. Die Artilleristen übten in Bergen-Hohne, die Aufklärungsarbeit der Fernmelder war in der Regel der Geheimhaltung unterworfen – ansich hatten Soldaten und Frankenberger wenig Berührungspunkte. Dennoch suchten die beiden Bataillone die enge Bindung an ihre Garnisonsstadt. Von ihrem Selbstverständnis her wollte die Bundeswehr in der Gesellschaft fest verankert sein. Dazu trug nicht nur die Wehrpflicht bei, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit. Bereits 1960 – also zwei Jahre vor der Eröffnung der BurgwaldKaserne – hatte die Bundeswehr auf dem Obermarkt mit einer großen Schau für „unser Heer“ geworben. Auch der Ernteeinsatz Frankenberger Soldaten im September 1962 sollte Sympathien sichern. Weihnachten 1962 beschenken Soldaten arme Familien und bedürftige Senioren. 1963 beteiligten sich Uniformierte an der Renovierung der Liebfrauenkirche und am Bau des AlbertSchweitzer-Lagers am Edersee, 1965 halfen sie in Nordwaldeck, wo Diemel und Orpe Dörfer überflutet hatten. Unzählige weitere Aktionen folgten. Auch bei Festen sind die Soldaten bis heute selbstverständlich dabei: kein Zug in den Frankenberger Listenbach, keine Gedenkfeier zum Volkstrauertag ohne Abordnungen der Bundeswehr. Im Gegenzug sind Landrat und Bürgermeister regelmäßig Ehrengäste in der Kaserne. Seit Mai 1970 sind Mitarbeiter von Ämtern und Schulen zu „Behördenschießen“ geladen. Glanzvolle Standortbälle Im Frankenberger Land war von Anfang an die Bereitschaft groß, die Soldaten als Bürger aufzunehmen. Auch deshalb wurde der erste Standortball am 9. März 1963 ein gesellschaftliches Ereignis, seitdem ist er stets ein Glanzpunkt im Jahreskalender der Stadt. Und es dürfte auch ein Symbol des Willkommens gewesen sein, dass die Karnevalisten den Stabsoffizier Oberleutnant Szemkus im Februar 1963 zu ihrem Prinzen proklamiert haben, Kommandeur Mahl erhielt den Orden der „Burgwaldnarren“. Landrat Heinrich Kohl wurde 1968 im Gegenzug „Ehrenkommandeur“ des Bataillons. Auch jedes öffentliche Gelöbnis zieht nicht nur die Familien der Rekruten an, sondern viele Einheimische. Schon bei der ersten Zeremonie am Abend des 28. Novembers 1962 war der mit Fackeln beleuchtete Obermarkt Fotos: Burgwald-kaserne prall gefüllt. 5000 Besucher zog es 1964 zum Gelöbnis nach Allendorf, es war mit dem „großen Zapfenstreich“ verbunden. „Volles Haus“ gab es auch bei jedem „Tag der offenen Tür“ in der Kaserne: Zum zehnjährigen Bestehen 1972 kamen schätzungsweise 8000 Besucher. Seit 1964 tragen die Fernmelder das „Frankenberger F“ als Bataillonswappen. So war es nur folgerichtig, dass vor 20 Jahren die Patenschaft zwischen Stadt und Bataillon besiegelt wurde. Gerade die Soldaten im Fachdienst sind Zeit- oder Berufssoldaten. Sie leben mit ihren Familien in der Umgebung, engagieren sich in ihren Kommunen in Vereinen oder in der Politik. Viele sind nach ihrem Ausscheiden aus dem Dienst in der neuen Heimat geblieben. Und viele Rekruten aus Waldeck-Frankenberg leisteten ihren Dienst „heimatnah“ in der Burgwald-Kaserne ab. So sind Kaserne und Garnisonsstadt fest miteinander verwoben – was Politiker auch ins Feld geführt haben, als sie voriges Jahr um den Erhalt des Standorts geworben haben, bekanntlich mit Erfolg. Hoher Besuch Aber auch Politiker und hohe Offiziere wussten das Bataillon schon früh zu schätzen. Schon vor der offiziellen Übergabe der Kaserne inspizierten vorgesetzte Generäle die Fernmeldetruppen. Verteidigungsminister Hassel zog es im April und Juli 1965 gleich zweimal in die Kaserne, auch seine Nachfolger Manfred Wörner und Volker Rühe waren zu Gast. Am 12. Oktober 1969 kam sogar Bundeskanzler Georg Kiesinger auf Kurzbesuch. Auch ihm dürften die Erfolge der Fernmelder im Jahr zuvor bekannt geworden sein... Fortsetzung folgt. Der Standortball 1964 ging als „Ball des Jahres“ in die Annalen Frankenbergs ein. Erster am Buffet war der Gastgeber, der erste Kommandeur und Standortälteste, Oberstleutnant Erich Mahl. 12 Frankenberg Freitag, 4. Mai 2012 Fernmelder verfolgen den Vormarsch auf Prag Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – Vierter Teil: Das Bataillon für Elektronische Kampfführung im Kalten Krieg Die Fachleute des Fernmeldebataillons 320 machen sich mit ihrer Aufklärungsarbeit einen Namen. gungsministers Thomas de Maizière. Und Kanzler Georg Kiesinger besuchte am 12. Oktober 1969 die Burgwald-Kaserne. Auch Dank der Aufklärungsarbeit der Frankenberger wussten Militärs und Politiker, dass der Westen nicht gefährdet war. Insofern hat das Bataillon auch einen Beitrag dazu geleistet, dass sich der Konflikt nicht noch weiter verschärft hat. Die NATO respektierte den „Eisernen Vorhang“ und kam den Reformern nicht zu Hilfe. In dieser Phase, zum Jahreswechsel 1968/69, wurde Oberstleutnant Günter Miosga ins Bonner Verteidigungsministerium versetzt – 1966 war er der zweite Kommandeur des Bataillons geworden. Seine Nachfolge trat für nur rund neun Monate Oberstleutnant Heinrich Müller an. von dr. karl schilling Frankenberg. Erst Urlaubssperre und der Befehl „erhöhte Gefechtsbereitschaft“, dann zunehmende Truppenbewegungen, hektische Funksprüche in den Stäben der Nationalen Volksarmee und der sowjetischen Eliteeinheiten, schließlich die „volle Gefechtsbereitschaft“ wie im Krieg mit der Ausgabe scharfer Munition – was war da los im Süden der DDR? Hochsommer 1968: Die Tschechoslowaken diskutierten im Kaffeehaus freudig über einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ oder inszenierten in den Theatern systemkritische Stücke, im Westen jubilierten Linke, der Kommunismus lasse sich über den „dritten Weg“ der Prager Genossen erreichen – doch in den Führungsstäben der NATO herrschte helle Aufregung: Da bahnte sich doch etwas an in diesem kleinen Land jenseits des „Eisernen Vorhangs“, gleich hinter der Grenze zu Bayern und dem neutralen Österreich. Aber was? Panzer gegen Reformer Auch Soldaten im fernen Frankenberg lieferten den rätselnden Generälen die so dringend gesuchten Fakten. Sie bestätigten: Truppen des Warschauer Paktes würden in das „sozialistische Bruderland“ Tschechoslowakei einmarschieren. Panzer sollten den „Prager Frühling“ niederwalzen und die Vorherrschaft der Betonköpfe wieder herstellen, die auf der rigiden Linie Moskaus lagen. Den „Reformkommunisten“ sollte der Garaus gemacht werden. Am 21. August 1968 überquerten die „Verbündeten“ die Gren- Hintergrund Was ist EloKa? D ie Elektronische Kampfführung, kurz EloKa, dient zum einen der militärischen Aufklärung. Sie nutzt dabei das drahtlos übermittelte „elektromagnetische Spektrum“. Dazu gehören klassische Funkausstrahlungen ebenso wie die Strahlungen von Radargeräten oder von Feuerleitsystemen. Eine Aufgabe ist, die Strahlungsquellen zu suchen, zu erfassen und zu identifizieren. Beispiel: Wo befinden sich Radarstellungen welcher Einheit? Wo hält sich der Verband X gerade auf? In einem weiteren Schritt geht es darum, per Funk gesendete Botschaften zu „belauschen“ und auszuwerten. Etwa: Was teilt eine gegnerische Einheit über ihre Pläne mit? Zu diesem Zweck hat die Truppe Auswerter, die die Sprache der potentiellen Gegner kennen. Die gewonnenen Informationen nutzen vorgesetzte Führungsstäbe zum Schutz der Truppe oder für die Planung von Offensiven. Zum zweiten verfügt die Truppe über die Technik, um einem Gegner durch Störaktionen die elektromagnetischen Ausstrahlungen zu verwehren oder ihn zu täuschen. Außerdem versucht die Truppe, gegnerische Störungen der eigenen Ausstrahlungen zu unterbinden. Im Kalten Krieg gab es EloKa-Verbände in den drei Teilstreitkräften der Bundeswehr. In ihrer Sprachausbildung in der Burgwald-Kaserne lernten die Fernmelder auch Russisch, um den Funkverkehr sowjetischer Verbände in der DDR auswerten zu können. Fotos: Burgwald-kaserne Die Fernmeldeaufklärungsstelle auf dem Hohen Meißner. truppen und die 3. Armee der Nationalen Volksarmee hinzu, die Divisionen in Erfurt, Halle und Dresden stationiert hatte. An der Kreisstraße 117 am Rande der Kaserne steht noch das Antennenfeld, von dem aus die Funknetze im Osten stationär überwacht wurden. Hinzu kam 1962 der stationäre Außenposten auf dem Hohen Meißner, ab 1977 „grenznahe Fernmeldeaufklärungsstelle“ genannt. Sie wurde immer weiter ausgebaut. Und im September 1967 übernahmen Soldaten der dritten Kompanie den Dienstbetrieb im 1967 fertiggestellten und später ebenfalls erweiterten Fernmeldeturm C auf dem Stöberhai im Harz. Außerdem waren mobile Trupps in Lastwagen und Unimogs unterwegs, die an der innerdeutschen Grenze Nahaufklärung betrieben. Das Bataillon wertete den Sprechfunk aus und versuchte, Verbände durch Peilung zu lokalisieren, zu identifizieren und ihre Bewegungen nachzuvollziehen. Diese Fähigkeiten waren gefragt, als es mit dem „Prager Frühling“ zu Ende gehen sollte – offiziell riefen tschechoslowakische „Persönlichkeiten“ von Staat und Partei ihre „sozialistischen Brüder“ um Hilfe, um „konterrevolutionäre Kräfte“ zu bezwingen. Am 21. August 1968 marschierten Truppen des Warschauer Paktes ein. Auch die DDR war Aufmarschgebiet – auch wenn deren NVA nur am Rande beteiligt war. Insgesamt war eine halbe Million Soldaten der Sowjetunion, Polens, Ungarns und Bulgariens mobilisiert – es war die größte Militäroperation in Europa seit dem Kriegsende 1945, und das in einem Grenzstaat zur NATO. Auch die Bundeswehr wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, Teile des II. Korps brachten sich in Süddeutschland in ihrem „Verfügungsraum“ in Stellung, zweimal täglich rief Verteidigungsminister Gerhard Schröder seine Generäle zum Lagevortrag zusammen. zen und marschierten auf Prag zu. Und die hoch spezialisierten Fachleute des Fernmeldebataillons 320 verfolgten aufmerksam, was sie unternahmen. Mit den Mitteln der Elektronischen Kampfführung lieferten sie hochwertige Aufklärungsergebnisse, die auch in Bonn auf Anerkennung stießen. Es waren Sternstunden des Verbands, der vor 50 Jahren aufgestellt wurde. 1968 bewies er die gesamte Bandbreite seiner Fähigkeiten. Gegenseitiges Misstrauen Der Auftrag des Bataillons ist vor dem Hintergrund des 1945 entstandenen Kalten Krieges zu sehen. An der innerdeutschen Grenze standen sich mit NATO und Warschauer Pakt zwei hochgerüstete Militärbündnisse gegenüber, die sich gegenseitig misstrauten und belauerten. Wie inzwischen teilweise geöffnete Archive belegen, bestand in den kommunistischen Parteizentralen und in den Generalstäben des Warschauer Pakts durchaus die Furcht vor einem westlichen Angriff. Die „Eindämmungsstrategie“ der USA, die Drohung, Atomwaffen einzusetzen, der Krieg in Vietnam, provokante Spionageflüge und Manöver – all das werteten die Sowjets als Beweis für die Aggressivität des Westens. In seiner Propaganda ließ sich der Ostblock hingegen als Bewahrer des Friedens feiern. Auf der anderen Seite hatte die diktatorisch regierte Sowjetunion schon mehrfach bewiesen, dass sie sich ihre Macht auch militärisch sichern würde: Sie griff etwa in Kolonialkriege mehr oder weniger direkt ein, um strategische Vorteile und neue Verbündete zu gewinnen. Und sie hatte die Aufstände im Juni 1953 in der DDR und 1956 in Ungarn und Polen niedergeschlagen. War deshalb auch ein Angriff auf westliche Staaten denkbar? NATO-Strategen beunruhigten besonders die großen Panzerarmeen des Ostens, die einen schnellen Vorstoß ermöglichten. Für Militärs wie Politiker hatte die Aufklärung deshalb eine große Bedeutung: Was besagten Truppenbewegungen im Osten? Drohte etwa ein Angriff? Was bezweckte ein Manöver? War es nur eine Übung? Oder ein getarnter Aufmarsch? Spione im Osten lebten gefährlich, deshalb versuchten die westlichen Verbündeten, auch mit den technischen Möglichkeiten der Elektronischen Kampfführung von der Bundesrepublik aus militärische Erkenntnisse zu gewinnen. In dieser Anfangszeit überwachten die Frankenberger Fernmelder zwei sowjetische Verbände in der DDR: die 8. Gardearmee in Weimar und die 1. Gardepanzerarmee in Dresden. 1971 kamen auch Grenz- Das mobile Gerät des Bataillons wurde auf Lkw transportiert. Top-Berichte des Bataillons Was sie auf der Bonner Hardthöhe berichteten, hatten auch Frankenberger Fernmelder zusammengetragen. Fast alle Horchzüge des Bataillons waren im Einsatz, im ZweischichtSystem lieferten sie rund um die Uhr immer neue Meldungen, die ihre Vorgesetzten als hervorragend einstuften. Der Kommandierende General des III. Korps, Generalleutnant Gerd Niepold, ließ sich sogar per Hubschrauber von Koblenz nach Frankenberg fliegen, um sich vor Ort zu informieren. Einer Außenstelle des Bataillons stattete der Generalinspekteur der Bundeswehr einen Besuch ab, General Ulrich de Maizière – der Vater des heutigen Verteidi- Ein Soldat des Bataillons im Fachdienst an einem Erfassungsplatz. Bataillon verstärkt Die Bundeswehr verstärkte nach der Prager Krise ihre Aufklärung. Am 1. April 1969 bekamen die Frankenberger 70 Soldaten mehr für den Schichtdienst. Zum 1. Januar 1970 wurden sie um weitere 150 Soldaten „Einsatzverstärkung“ aufgestockt. Im April wurde die Ausbildungskompanie 427 um 87 auf 269 Soldaten erweitert. Platz in der Burgwald-Kaserne war ja frei geworden: Von Frühjahr bis Juni 1969 wurden die Artilleristen, wie berichtet, komplett nach Treysa verlegt. Auch die Aufklärungsstellen wurden erweitert, die Besatzungen bekamen feste Quartiere, nachdem sie zunächst in Zelten untergebracht waren. In der Burgwald-Kaserne wurde zum Jahreswechsel 1972/73 das „Sondergebäude“ am neuen Antennenfeld bezogen. Technisch gab es einige Neuerungen. Und auch wenn es noch weitere kritische Phasen gab: So ernst wie 1968 wurde es erst 1989 wieder... Fortsetzung folgt. Hintergrund Prager Frühling P lanwirtschaft, hohle Propagandaparolen, strikte Partei-Vorgaben, Denkverbote, Zensur, Bestrafung von Abweichlern – mit den Vorstellungen von Karl Marx hatte der „real existierende Sozialismus“ im Ostblock nichts zu tun. In der Partei müsse „Debatte und Krakeel“ herrschen, hatte der Vater des Kommunismus gefordert – in den angeblich kommunistischen Parteien herrschte die Diktatur der Apparatschiks. Doch der neue Chef der tschechoslowakischen KP, Alexander Dubcek, durchbrach im Frühjahr 1968 die Linie der Betonköpfe von Moskau bis Ost-Berlin: Während in den westlichen Ländern die 68er-Bewegung gesellschaftliche Reformen durchsetzte, startete er ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm – er wollte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Er stieß auf ein begeistertes Volk – und auf entgeisterte Ober-Genossen in den anderen Staaten. Sie fürchteten um ihre Macht – und der als Hardliner gefürchtete sowjetische Parteichef Leonid Breschnew zog die Reißleine: Am 21. August 1968 marschierten Truppen des Warschauer Paktes in das „Bruderland“ ein und zerschlugen die Freiheitsbewegung, Dubcek musste abtreten, das Land wurde wieder auf Linie gebracht. Bis 1989 herrschte wieder Ruhe. 12 Frankenberg Sonnabend, 12. Mai 2012 Vom Bataillon zum Regiment zum Bataillon... Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – fünfter Teil: Das Bataillon als Teil einer neuen, gesamtdeutschen Bundeswehr Die deutsche Einheit 1990 beschert den Fernmeldern neue Leute, neue Strukturen und neue Aufgaben. von dr. karl schilling Frankenberg. Russische Töne und sächsische Mundart? Durchaus nichts ungewöhnliches in der Burgwald-Kaserne. Aber die drangen in der Regel via Funk durch den Äther in die hochtechnisierten „Ohren“ des Bataillons. Doch nach dem 3. Oktober 1990 war die Sprachfärbung der Thüringer, Anhaltiner, Vorpommern oder Brandenburger auch in den Speisesälen, Sporthallen und Truppenunterkünften zu hören: Die jungen Ostdeutschen traten ihren Wehrdienst nicht mehr in der Nationalen Volksarmee an, sondern in der gesamtdeutschen Bundeswehr – die DDR war glanzlos untergegangen. Die deutsche Einheit bescherte den Frankenberger Fernmeldern gravierende Umbrüche und neue Aufgaben. Und auch sie hießen neue Kameraden willkommen. Sie kamen aus den Landstrichen, denen bislang das Aufklärungsinteresse des Bataillons gegolten hatte: Knapp 41 Jahre hatten sich auch Deutsche in Ost und West belauert und zuweilen angefeindet, nun sollte „zusammenwachsen, was zusammengehört“, wie es Altkanzler Willy Brandt in dieser „Wendezeit“ genannt hat. Und das eben auch in der Burgwald-Kaserne. Es war ein langsamer Prozess, der 1989/90 zum gewaltigen Wandel führte – siehe den Kasten rechts. Die Entspannungspolitik ab den 1970er Jahren hatte der ideologischen Konfrontation der beiden Militärblöcke bereits Schärfe genommen, die Oberhäupter der USA und der Sowjetunion, Ronald Reagan und Michail Gorbatschow, leiteten 1989 umfassende Abrüstungsverhandlungen ein. Und bei aller Konzentration auf den Auftrag leisteten sich die Aufklärer beider Seiten ihre Späßchen. So wussten die Fran- sticHwort Staatsvertrag A uf dem Weg zur deutschen Einheit mussten DDR und Bundesrepublik einen Staatsvertrag mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkrieges abschließen, mit Frankreich, den USA, Großbritannien und der Sowjetunion. Dieser „Zwei-plusVier-Vertrag“ wurde am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet. Er betrifft auch die Bundeswehr: l Die Stärke der gesamtdeutschen Streitkräfte wird auf 370 000 Mann begrenzt – bis dahin hatte die Bundeswehr an die 500 000 Mann, die NVA zuletzt 155 000 Mann. l Deutschland verzichtet auf atomare, biologische und chemische Waffen. l Die sowjetischen Truppen ziehen bis spätestens 1994 vom Gebiet der DDR ab. l Kernwaffen und ausländische Truppen dürfen nicht auf ostdeutschem Gebiet stationiert werden. l Die Bundesrepublik erhält die volle Souveränität. kenberger genau, dass der Warschauer Pakt Einheiten für die Elektronische Kampfführung auf ihre Arbeit angesetzt hatte. Bis heute erzählen sich Ehemalige des Bataillons vom Brauch, sich über den „Eisernen Vorhang“ hinweg gegenseitig zum Geburtstag zu gratulieren – was voraussetzte, dass die Gegenseite die Namen der Diensthabenden und ihre Geburtsdaten aufgeklärt haben musste. Doch 1989 wurde es wieder ernst: Überall im Warschauer Pakt rumorte es – wie würden die roten Diktatoren reagieren? Wie in Ungarn, Ost-Berlin oder Prag? Oder wie die chinesischen Machthaber, die am 4. Juni 1989 auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking ein Massaker angerichtetet hatten? Sie haben ihre Demokratiebewegung brutal zerschlagen. Auch manch DDR-Ideologe liebäugelte mit dieser Lösung. Aber Gorbatschow hielt seine Panzer in den Kasernen zurück – reihenweise stürzten die Diktatoren. In Berlin lagen sich am 9. November 1989 Feiernde in den Armen, die Grenzen waren wieder offen. Doch in Frankenberg fragte sich bereits manch ein Soldat: Wie soll es weitergehen mit dem Bataillon? Seit 1962 hatten die Fernmelder einen Gegner belauscht, der sich in den folgenden Monaten in Luft auflöste. Die DDR? Kollabiert. Der Warschauer Pakt? Aufgelöst. Die Sowjetunion? Zerfallen. Und Russland machte sich auf den Weg, erstmals eine freiheitliche Demokratie zu werden – was jedoch am ungezügelt wütenden Kapitalismus scheiterte. Was hatte das für Folgen für die Bundeswehr? Und für die NATO, die ebenfalls ihren Gegenpart verloren hatte. Verkleinerte Bundeswehr Der „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ schrieb 1990 eine deutliche Verkleinerung der Bundeswehr vor – siehe den Kasten links. Damit waren neue Strukturen verbunden. Und die Streitkräfte erhielten von der Politik neue Aufgaben – die Landesverteidigung trat in den Hintergrund: Auch Polen und baltische Staaten traten in die NATO ein, der einstige Frontstaat Deutschland ist heute von Freunden umgeben. Stattdessen wurden die Krisen- Beim Appell am 27. März 1996: Der erste Kommandeur des Fernmelderegiments 320, Oberstleutnant Hartmut Pauland, übergibt die Truppenfahne an seinen Nachfolger, Oberstleutnant Heinrich-Wilhelm Steiner. Fotos: Burgwald-kaserne bewältigung und Konfliktverhütung im Ausland stärker betont, was Folgen für die Ausbildung und die Ausrüstung hat. Das Verteidigungsministerium reagierte mit der„Heeresstruktur 5“. In einer ersten Reformphase von 1990 bis 1996 wurde die drastisch geschrumpfte Truppe neu strukturiert. Dabei wurden rund 20 000 Berufs- und Zeitsoldaten der NVA übernommen, häufig mit einem niedrigeren Dienstgrad. Fast das gesamte Offizierkorps wurde entlassen. NVA wird abgewickelt Zum 3. Oktober 1990 hatte sich die NVA aufgelöst, die Bundeswehr übernahm Standorte und Ausrüstung. Bei der Abwicklung unter dem Kommando des Generalleutnants Jörg Schönbohm halfen Kameraden aus dem Westen. Am 4. Oktober 1990 gingen erste Abordnungen aus Frankenberg gen Osten, unter ihnen Karl-Heinz Bastet und Peter Moryson. Ostdeutsche Wehrpflichtige wurden zur Bundeswehr einberufen, viele haben ihren Dienst seitdem in Frankenberg abgeleistet. Mit der Reform gab das Heer die Praxis auf, dass die Fernmeldetruppenteile direkt größeren Verbänden zugeordnet waren. Stattdessen wurden Brigaden und Regimenter zur „Führungsunterstützung“ gebildet. Am Ende des Prozesses bestand die Fernmeldetruppe der Bundeswehr aus 22 Regimentern und Bataillonen. Zum 1. April 1992 wurde aus dem Frankenberger Fernmel- debataillon 320 das Fernmelderegiment 320. Wegen der Truppenreduzierung wurde das III. Korps in Koblenz 1994 aufgelöst, dem das Bataillon seit 1962 angehörte. Das Regiment wurde dem IV. Korps in Potsdam unterstellt, das wiederum dem Heeresführungskommando in Koblenz untergeordnet war. Der Verband wurde aufgestockt: l Die 1977 in Frankenberg aufgestellten und dem Fernmeldestab der Bundeswehr in Daun unterstellten selbstständigen Fernmeldekompanien 2 und 5 für die grenznahe Elektronische Kampfführung wurden als 4. und 5. Kompanie ins neue Regiment eingegliedert. l Nach der Auflösung des Fernmelderegiments 120 in Rotenburg/Wümme 1994 wurden 350 dortige Soldaten als 5. und 6. Kompanie dem Frankenberger Verband unterstellt. l Aus der Fernnmeldeausbildungskompanie 427 – seit Juli 1980 mit der Bezeichnung 5/III – wurde die 7. Kompanie. l Eine 8. Kompanie diente der „Aufwuchsfähigkeit“ des Regiments – sie konnte im Krisenfall mit Personal „belebt“ werden. l Seit dem 1. Oktober 1994 gehört der Verband in Teilen zu den neuen, weltweit einsetzbaren Krisenreaktionskräften. Mit 1500 Soldaten und Zivilangestellten war das Regiment eines der größten in der Bundeswehr. 1150 von ihnen waren in Frankenberg stationiert. Mit der deutschen Einheit entfiel der Auftrag, Verbände im Osten zu überwachen. Der etwa 80 Meter hohe „Eloka-Turm“ auf Bei einem Lehrgang im November 1998 fuhren die Frankenberger Fachleute für Elektronische Kampfführung ihr modernes Gerät auf. Der Verband genießt international einen guten Ruf. dem Hohen Meißner wurde am 11. November 2002 gesprengt, der moderne Turm auf dem Stöberhai folgte 2005. Auch das Antennenfeld an der Kaserne hat inzwischen ausgedient. Auch die Gleichberechtigung zeigte ihre Folgen: Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs musste die Bundeswehr Frauen auch in die „kämpfende Truppe“ aufnehmen, nicht nur in den Sanitätsund Musikdienst, was seit 1975 möglich war. Am 2. Januar 2001 traten die ersten weiblichen Rekruten in die Aufklärungskompanie in Frankenberg ein. Wieder Bataillon Die Umgliederung zum Regiment hielt nur wenige Jahre, schon 2000 begann die nächste Reform: Die Bundeswehr bildete im Oktober die Streitkräftebasis, in der Soldaten aus Heer, Marine und Luftwaffe zusammenarbeiten. Sie dient der Führungsunterstützung und der Nachschub-Sicherung. Ihr unterstehen auch die Verbände der Elektronischen Kampfführung, die komplett von den Fernmeldetruppen getrennt wurden. Zum 1. Juli 2001 wurde das Frankenberger Regiment dem „Fernmeldebereich“ 93 in Daun in der Eifel unterstellt. Der wiederum gehört zum neuen Kommando Strategische Aufklärung in Gelsdorf, in dem auch die Eloka-Fachleute der Bundeswehr zusammengefasst sind. Das Fernmelderegiment 320 des Heeres wurde 2003 zum Bataillon für Elektronische Kampfführung 932 umgebaut, in der auch Soldaten der Marine und der Luftwaffe arbeiten. Im Juli traten in Frankenberg zwei neue Einsatzkompanien in Dienst, die 5. und 6. Kompanie. Die 5. und 6. Kompanie des Regiments in Rotenburg wurden im September 2003 aufgelöst – sie bildeten die Basis für das Bataillon für Elektronische Kampfführung 912, das in Nienburg neu aufgestellt wurde. Gemäß der Neuausrichtung der Truppe bekamen die Frankenberger neue Aufträge: im Ausland... Fortsetzung folgt. Hintergrund Weg zur deutschen Einheit U nerhörtes ereignete sich 1989 in der DDR: Immer mehr Einwohner verloren ihre Angst vor den roten Diktatoren und ihrer Staatssicherheit: „Wir sind das Volk“ riefen sie selbstbewusst bei Massendemonstrationen. Ungewollt hatte der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow eine Freiheitsbewegung ausgelöst. Er sah die marode Wirtschaft und die verkrusteten Strukturen und verordnete seinem Reich 1986 Glasnost und Perestrojka – offene Debatte und Umbau. Seine Reformpolitik erfasste auch andere Länder des Ostblocks. Doch immer weniger Leute wollten es mit Reformen des diktatorischen Systems und der Planwirtschaft bewenden lassen: Sie forderten Freiheit. In Polen war die Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“ stark geworden, in der DDR brachten die Wahlfälschungen im Mai 1989 das Fass zum Überlaufen: Die Proteste nahmen zu. Zugleich setzten sich immer mehr Unzufriedene ab. Im Sommer kam es zur Massenflucht über Ungarn und die Tschechoslowakei in den Westen, dem SED-Regime entglitt die Kontrolle. Bei der 40-Jahr-Feier der DDR Anfang Oktober versuch- te SED-Parteichef Erich Honecker zwar noch, Normalität vorzugaukeln, doch die Demonstranten in Ost-Berlin riefen lautstark nach „Gorbi“. Der soll Honecker gesagt haben: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Keine zwei Wochen später war „Honni“ abgetreten, doch für seinen blassen Nachfolger Egon Krenz war es ebenfalls zu spät: Die Montagsdemos in Leipzig machten landesweit Schule, und am 9. November fiel die Berliner Mauer – die SED hatte ausgespielt. Reihenweise wurden damals die diktatorischen Potentaten des Ostblocks weggefegt, meist unblutig. Im August 1991 traf es auch Gorbatschow, die Sowjetunion zerfiel. Manche Linke in der DDR hofften noch auf eine reformierte DDR, doch die Mehrheit des Volkes hatte von jeder Spielart des „Sozialismus“ die Nase voll: Sie wollte leben wie die reichen Brüder im Westen. Die ersten freien Volkskammer-Wahlen am 18. März 1990 gewann die CDU, zum 1. Juli kam die D-Mark, und am 3. Oktober folgte der „Beitritt“ des DDR-Gebiets zur Bundesrepublik. Die deutsche Teilung war beendet, der „Eiserne Vorhang“ verschwunden. (-sg-) 14 Frankenberg Mittwoch, 16. Mai 2012 Den Frieden sichern in Ländern mit Bürgerkrieg Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – sechster Teil: Der Verband für Elektronische Kampfführung im Auslandseinsatz Die Frankenberger Aufklärungsfachleute machen sich mit ihrer Arbeit international einen Namen. von dr. karl schilling Frankenberg. Der „Eiserne Vorhang“ ist gefallen, Grenzbäume verschwinden, Europa wächst zusammen – doch auf dem Balkan giften sich Nachbarn an, die lange friedlich zusammengelebt haben: Es brodelt im Vielvölkerstaat Jugoslawien, seit der Kommunistenführer Josip Broz Tito 1982 gestorben ist. Während die Welt 1989/90 auf den dramatischen Wandel im Osten blickt und die deutsche Einheit erlebt, hetzen und zündeln serbische Nationalisten, die von einem „großserbischen Reich“ träumen. Sie entfachen heftigen Widerstand bei den drangsalierten Völkern: Slowenen, Kroaten und Bosnier erklären sich für unabhängig von Jugoslawien – was in einen blutigen Bürgerkrieg mit Vertreibungen, Plünderungen und Massenvergewaltigungen mündet. Es dauert, bis sich die Staatengemeinschaft zum Eingreifen entscheidet und die Nato im Auftrag der Uno Truppen schickt, die den vereinbarten Frieden mit einem „robusten Mandat“ sichern sollen. Für die Frankenberger Garnison beginnt damit ein neues Kapitel: Seit 1996 ist das Fernmelderegiment 320 – oder seit 2003 das Bataillon für Elektronische Kampfführung 932 – permanent im Auslandseinsatz. Es ist ein grundlegender Wandel, den sich auch viele erfahrene Berufssoldaten nicht hätten vorstellen können. 40 Jahre lang hatte sich die Bundeswehr an Einsätzen außerhalb der Nato nicht beteiligt – abgesehen von der Katastrophenhilfe oder von der Entsendung des Hospitalschiffs „Helgoland“, das 1966 bis 1972 vor der Küste Vietnams dümpelte. Die Bundesrepublik sei nicht voll souverän und dürfe keine Kampftruppen entsenden, betonten Politiker quer durch alle Parteien. Aber mit der deutschen Einheit 1990 erhielt das Land alle Souveränitätsrechte, und USPräsident George Bush erwartete, dass die Deutschen ihre Rolle als „Partner in Leadership“ annahmen: Sie sollten bei internationalen Krisen an der Seite der USA Verantwortung übernehmen. Auch militärisch. Doch Ein Fuchs-Panzer peilt im Gelände nahe der Stadt Mostar. Die Stellung der Frankenberger Fernmelder auf dem Berg Udric oberhalb der südbosnischen Stadt Mostar. Dort war das Haupt des Kontingents samt seiner Technik stationiert. Auch Wohncontainer und Küchenzelte gehörten zu dem Posten. Fotos: schilling innenpolitisch gab es heftigen Streit – nicht vergessen war, dass deutsche Truppen 1939 bis 1945 weite Teile Europas verwüstet hatten. Krieg als Mittel deutscher Außenpolitik? Für viele undenkbar. Es wäre ein Bruch mit den Grundsätzen der friedfertigen „Bonner Republik“. Doch die „geordnete“ Welt des Kalten Krieges gab es nach dem Wegfall des Warschauer Paktes nicht mehr. Und wirtschaftlich nahm die 500 Jahre zuvor begonnene Globalisierung enorm an Fahrt auf, von der die deutsche Exportwirtschaft bis heute profitiert. Angesichts der neuen Lage definierte die schwarz-gelbe Bundesregierung von Kanzler Helmut Kohl neue Sicherheitsinteressen, die auch Auslandseinsätze unter einem UnoMandat vorsahen – siehe das Zitat aus dem „Weißbuch der Bundeswehr“ unten. Verteidigungsminister Volker Rühe achtete beim ohnehin anstehenden Umbau zu einer kleineren Bundeswehr auf die Fähigkeit der Verbände, Einsätze im Ausland zu bewältigen – was neue Strukturen, eine neue Ausrüstung und eine andere Ausbildung erforderte. Und er führte Politik und Gesellschaft schrittweise an sein Ziel heran: War es nicht Bündnispflicht, deutsche Kampfjets im Osten des Nato-Partners Türkei zu stationieren, als eine Militärallianz 1990/91 das von Saddam Husseins Irak völkerrechtswidrig besetzte Kuweit befreite? Wer konnte 1991 schon etwas gegen deutsche Sanitäter im Bürgerkriegsland Kambodscha haben? Damals kam der erste Bundeswehr-Soldat im Auslandseinsatz ums Leben – bei einem Verkehrsunfall. Und was sprach gegen das „Brunnenbohren“ und die Truppenversorgung im regierungslosen Somalia, wo Uno Blauhelm-Soldaten ab 1993 Milizen bekämpfen und das Bürgerkriegs-Chaos beseitigen sollten? Auch zwei Frankenberger Unteroffiziere meldeten sich im Mai 1993 als Freiwillige für diesen Einsatz – der 1995 kläglich gescheitert ist. Urteil aus Karlsruhe Aber wo liegen die Grenzen? Das Bundesverfassungsgericht erklärt am 12. Juli 1994 Auslandseinsätze mit Uno- oder Nato-Mandat für zulässig – formuliert aber einen Parlamentsvorbehalt: Der Bundestag muss zustimmen. Das regelt seit 2005 ein Gesetz, das auch den Grundsatz aus der Gründungszeit der Bundeswehr widerspiegelt: Sie unterliegt der parlamentarischen Kontrolle. So ist auch der Weg frei für den ersten Auslandseinsatz des Regiments – am 15. Dezember 1996 starten zwei Offiziere als Vorauskommando in die südbosnische Stadt Mostar. Sie sollen die Stationierung eines Kontingents in Kompaniestärke vorbereiten, das Teil der „Stabilisation Force in Bosnia and Herzegovina“ werden soll, kurz SFOR. Zwischen 1992 bis 1995 haben sich orthodoxe Serben, katho- lische Kroaten und überwiegend gemäßigt-muslimische Bosniaken einen blutigen Krieg geliefert. Auf internationalen Druck kommt der Vertrag von Dayton zustande, der einen neuen Staat vorsieht, in dem die Serben eine Autonomie erhalten. Die internationale Friedenstruppe soll die Einhaltung der Regeln überwachen, die Sicherheit stärken und bei Konflikten wenn nötig energisch eingreifen. Vor Weihnachten werden 17 Fahrzeuge aus der BurgwaldKaserne verlegt, am 12. Januar 1997 startet das erste Kontingent mit Hauptmann Thomas Hirschhäuser – zuvor haben die Soldaten eine besondere Ausbildung an der Infanterieschule in Hammelburg durchlaufen, die sie auf die Bedingungen im Einsatzland vorbereiten soll. Dies ist bis heute gängige Praxis. Schutz der Truppe Die Kompanie soll mit ihrer Aufklärungsarbeit zum Schutz der multinationalen Division Süd-Ost „Salamandre“ in Mostar beitragen und eventuell geplante Störungen des brüchigen Friedens ausmachen. Der Stab ist in einem Feldlager am Flughafen Ortijes untergebracht, auf dem Berg Udric oberhalb der Stadt beziehen die Fachleute für Elektronische Kampfführung mit ihrer Technik Stellung. Außerdem sind mobile Trupps mit Fuchs-Panzern unterwegs. Die Soldaten müssen vieles erproben und Erfahrungen sammeln. Und sie improvisieren. Dauert es ihnen zu lange, bis Ersatzteile für Fahrzeuge aus dem deutschen Feldlager Rajlovac bei Sarajevo eintreffen, greifen sie auf die Hilfe anderer Kontingente zurück. Dabei erweist sich mitunter bayerisches Dosen- bier als internationale „Währung“. Die neuen Wohncontainer sind teilweise undicht, Material und Uniformen müssen erst dem Klima vor Ort angepasst werden. So ist die aufs mitteleuropäische Wetter ausgelegte Klimaanlage in den Metallaufbauten der Lastwagen mit der glühenden bosnischen Sonne überfordert – die Soldaten im Fachdienst schwitzen vor ihren Geräten. Es dauert, bis Sommeruniformen eintreffen. Und im Winter herrscht gerade auf Udric klirrender Frost. Respekt in der Division Doch die „Kinderkrankheiten“ werden in den ersten Monaten auskuriert. Fachlich stehen die Frankenberger gleich ihren Mann, auch wenn die Aufklärer jetzt Serbokroatisch statt Russisch beherrschen müssen. Die Fernmelder erarbeiten sich schnell Respekt in der Division. Die bislang nur bei Manövern geübte Zusammenarbeit mit den ausländischen Kameraden bekommt eine neue Tiefe. Die Division steht unter französischer Führung – wie gut, dass die Frankenberger seit 1989 mit dem 54. Régiment de Transmission im elsässischen Haguenau zusammenarbeiten, 1999 besiegeln sie eine Patenschaft. Die Versorgung der Kompanie übernehmen Franzosen. Im Feldlager gehen die deutschen Soldaten in deren Kantine, sie beliefert auch Udric. Die Bewachung der Stellung auf dem Berg obliegt 25 Marokkanern. Nach dem zwölf- bis 14-stündigen Fachdienst gibt es zahlreiche weitere Aufgaben zu erledigen, die Lager wollen auch eingerichtet und saubergehalten werden. Wichtig ist den Soldaten die Verbindung nach Hau- se, ob per Feldpost oder über Telefon – Handys kommen gerade erst auf. Am 27. November 2002 stellt das Regiment eine weitere EloKaKompanie für das Außenlager Filipovici auf. Am 16. Dezember 2004 treten die Fernmelder in der Kaserne zum Abschlussappell an: Rund 1300 Soldaten sind bis dahin im Süden Bosniens gewesen, die 28 Kontingente kommen auf insgesamt 3102 Einsatztage. Doch der serbische Präsident Slobodan Miloševic zündelte weiter. 1989/90 ließ er die Autonomierechte für das mehrheitlich albanisch besiedelte Kosovo aufheben, die heftigen Proteste führten 1998/1999 zu Gefechten zwischen albanischen Kämpfern der UCK und der jugoslawischen Armee, Hunderttausende Zivilisten flohen – im März 1999 griff die Nato auch ohne Zustimmung der Uno mit Luftschlägen ein. Auch die deutsche Luftwaffe beteiligte sich. Einsatz im Kosovo Im Sommer 1999 rückt die Nato-geführte Friedenstruppe KFOR ins Kosovo ein – diesmal mit einem Uno-Mandat. Erstmals ist die Bundeswehr im Süden für einen eigenen Sektor verantwortlich. Und wieder sollen Frankenberger Fernmelder aufklären: Am 29. Juni werden die ersten 64 Soldaten aus der Burgwald-Kaserne in die Stadt Prisren verlegt, dem Sitz des deutschen Kontingents. Sie bleiben, bis ein wichtigerer Auftrag ihren Abzug erfordert: Im September 2001 richtet sich der Blick auf ein anderes Land im Chaos – Afghanistan, das seit 30 Jahren nicht mehr zur Ruhe kommt. Es wird ein schwerer Auftrag. Fortsetzung folgt. weissbuch 1994 Global denken A Zweistöckig aufgebaute Container in der „Volker-Rühe-Straße“ des Feldlagers Ortijes. Dort wohnten die Frankenberger Stabssoldaten. Neben ihnen: eine Drohnen-Aufklärungseinheit aus Bayern. us dem 1994 von der CDU/FDP-Bundesregierung vorgelegten „Weißbuch der Bundeswehr“: „Die Risikoanalysen über künftige Entwicklungen müssen von einem weiten Sicherheitsbegriff ausgehen. Sie dürfen sich nicht auf Europa beschränken, sondern müssen die Interdependenz von regionalen und globalen Entwicklungen berücksichtigen. Sie müssen gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Tendenzen einbeziehen und in Beziehung setzen zur Sicherheit Deutschlands und seiner Verbündeten. “ Ausspannen auf dem Berg Udric. Den Freisitz haben sich Soldaten der ersten beiden Frankenberger Kontingente gebaut. 14 Frankenberg Sonnabend, 26. Mai 2012 Im blutigen Kampf, um den Frieden zu sichern Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – siebter Teil: der Verband für Elektronische Kampfführung in Afghanistan Seit 2002 sichern die Frankenberger die Bemühungen um den Wiederaufbau des Bürgerkriegslandes. von dr. karl schilling Frankenberg. Den Ruf des Muezzins von den Minaretten der Moscheen kennen die Soldaten aus der Burgwald-Kaserne schon von ihren Einsätzen in Bosnien-Herzegowina. Doch mit den Zuständen in dem reizvollen Balkanländchen ist Afghanistan nicht vergleichbar: Die internationale Friedenstruppe ISAF steht dort in einem blutigen Kampf gegen fanatische Islamisten. Das hat das Regiment bitter erfahren. Nur vordergründig geht es den „Wissen Suchenden“, arabisch Taliban, um „die ausländischen Besatzer“. Im Grunde wollen sie dem Volk nicht die im Westen selbstverständlichen Freiheiten zubilligen. Sie wollen ihren engstirnigen, rückwärtsgewandten Glauben brutal durchsetzen – einen rigiden Islam, der den durchaus religiösen Afghanen eigentlich fremd ist. Viele Afghanen hatten gehofft, die ungebildeten und mit Hass auf Frauen und auf alle Andersgläubigen erfüllten Taliban endlich los zu sein. Viele freuten sich über deren Sturz 2001/02 – siehe den Kasten. Sie hofften nach 30 Jahren Bürgerkrieg auf eine friedliche Zukunft und auf bescheidenen Wohlstand... Der internationale Kampf gegen die Taliban beginnt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA. Schon im Dezember befreien Krieger der afghanischen Nordallianz mit amerikanischen Spezialeinheiten die Hauptstadt Kabul, erstmals seit Jahren trauen sich Frauen wieder ohne den stickigen Vollschleier Burka auf die Straße. Die UNO beschließt am 20. Dezember die Aufstellung der ISAF – die Truppe soll die Sicherheit in der Hauptstadt garantieren, bis wieder genügend afghanische Polizisten und Soldaten ausgebildet sind. Der Westen ist euphorisch und will einen modernen demokratischen Staat aufbauen. Gerade die rot-grüne Bundesregierung von Gerhard Schröder engagiert sich – nachdem sie USPräsident Bush im umstrittenen Irak-Krieg die Gefolgschaft verweigert hat. Und die Deutschen sind beliebt, zu Zeiten der Monarchie haben sie Afghanistan vorangebracht. Insofern bestehen gute Ausgangsbedingungen, als beim Fernmelder des ersten Kontingents im afghanischen Bergland: Hauptfeldwebel Uwe Brehme, Hauptmann Meik Kotthoff, Hauptfeldwebel Holger Blumenauer und Oberleutnant Deiß. Frankenberger Fernmelderegiment der Marschbefehl eintrifft. Schon Mitte November 2001 zeichnet sich der Einsatz für die Fachleute ab. Aus dem schon aufgestellten SFOR-Kontingent für Bosnien werden 28 Soldaten ausgewählt, die der ISAF unterstellt werden sollen. Schnell muss die Technik für eine Aufklärungszentrale zusammengebaut werden. Die Soldaten sammeln Informationen über ihr neues Einsatzland. Am 17. Januar 2002 starten die ersten drei Fernmelder von Köln-Wahn aus mit einem Aufklärungsgerät, am 7. Februar folgt ein starkes Vorauskommando unter dem Kommando von Hauptmann Meik Kotthoff – heute als Oberstleutnant der stellvertretende Kommandeur. Das Kontingent ist am Ostrand Kabuls im ehemaligen Betriebshof der Stadt untergebracht, „Camp Warehouse“ genannt. Es befindet sich noch im Ausbau, zunächst fehlen Zelte, die Wege verwandeln sich im regnerischen afghanischen Winter in Schlammpfade. Die Soldaten dürfen in Schutzweste in die Stadt gehen. Sie sind überrascht vom Ausmaß der Kriegsschäden, ganze Viertel liegen seit Jahren in Trümmern, die Infrastruktur ist weitgehend zerstört. Und dann die Armut, die bosnische oder kosovoarische Verhältnisse übertrifft: Menschen ohne Schuhe, in Lumpen gehüllt. Bauern mit Eselskarren. Die elenden Auslagen in den Geschäften. Die einfachen Lehmhütten ohne Strom und fließend Wasser. Die Nach dem Anschlag gab es eine große Trauerfeier in der Liebfrauenkirche, rund 400 Soldaten nahmen teil. archivfoto: raatz Taliban haben das Volk in einem mittelalterlich anmutenden Elend vegetieren lassen. Die Bevölkerung zeigt sich erfreut über die Helfer aus dem Ausland: „Freundlich und neugierig wurde man überall begrüßt“, erinnert sich Kotthoff. „Durch den Übersetzer kam man sogar ins Gespräch mit Passanten.“ Und der Aufbau geht zaghaft, aber sichtbar voran: Schnell öffnen Geschäfte mit Unterhaltungselektronik, Musik-CDs und westlichen Videofilmen – sie zu verkaufen, hatte unter den gnadenlosen Taliban tödliche Konsequenzen. Und die Extremisten sind nicht alle geflohen, manche sind nur untergetaucht. Nach dem ersten Schrecken über die Überlegenheit der internationalen Truppen formieren sie sich neu. Schon im April schlagen die ersten Raketen im „Camp Warehous“ ein. Die Bedrohungslage spitzt sich seitdem kontinuierlich zu. Die ISAF-Soldaten befestigen ihr Lager mit Sandsäcken und Stacheldraht. Schutz der ISAF-Truppen Wieder ist es die Aufgabe der Frankenberger, zum Schutz der internationalen Truppe beizutragen und der Führung Fakten für die Lagebeurteilung zu liefern: Sie stellen die ISAF-Aufklärungskompanie, zu der aber noch andere Einheiten unter Kotthoffs Kommando gehören. Ein Peil-Trupp ist fast täglich im Umland der Stadt unterwegs, um Standorte der Extremisten ausfindig zu machen. An den Geräten arbeiten die Soldaten wieder im Schichtdienst. Da das von Siemens in den 1970er-Jahren aufgebaute Telefonnetz weitgehend zerrissen ist, benutzen auch die Taliban Funktelefone – leichte Beute für die Fachleute für Elektronische Kampfführung. Problematisch im Vielvölkerstaat Afghanistan ist jedoch die Übersetzung. Gerade für das im Süden bis nach Kabul verbreitete Paschtu muss die Einheit Dolmetscher finden. Für die Verwandten der Soldaten wird am 1. Mai 2002 ein Familienbetreuungszentrum in der Kaserne eingerichtet. Es leistet wertvolle Hilfe, als am 7. Juni 2003 der schwärzeste Tag in der damals 41-jährigen Geschichte des Verbandes anbricht. Die Frankenberger haben im Festzelt auf der Wehrweide gerade den Pfingstgottesdienst gefeiert, als sich die Nachricht verbreitet: „Ein Anschlag in Kabul! Auf unsere Fernmelder aus der Burgwald-Kaserne! Es gibt Tote.“ Manchem Zivilisten wird erst da klar, welch hohes Risiko die Soldaten tagtäglich eingehen im Dienst für ihr Vaterland. Auf dem Weg nach Hause Die 33 Soldaten des dritten Kontingents sind im Bus auf dem Weg von „Camp Warehouse“ zum internationalen Flughafen. Es soll nach Hause gehen. Auf der staubigen Straße drängt sich ein Taxi am Konvoi der Bundeswehr vorbei. Auf Höhe des Busses zündet der Fahrer seine Bombe. Vier Soldaten sterben, die anderen werden verletzt. Zum Teil schwer. Viele der Überlebenden sind traumatisiert. Sie leiden bis heute unter den Folgen des Anschlags. Die Anteilnahme der Bevölkerung ist riesig, einige Soldaten stammen aus dem Kreis. Beim ökumenischen Trauergottesdienst für die vier getöteten Kameraden ist die Liebfrauenkirche mit 500 Besuchern gefüllt. Dekan Rudolf Jockel erinnert in seiner Predigt an den Sinn des Einsatzes: Es gehe um die Sicherung des Friedens und um ein Leben in größtmöglicher Freiheit und Menschenwürde. Und der Einsatz geht weiter. Er wird aufs ganze Land ausgedehnt... Fortsetzung folgt. Der Bus der Frankenberger Fernmelder wurde bei dem Anschlag am 7. Juni 2003 in Kabul völlig zerstört. Fuchs-Panzer der Frankenberger Aufklärungs-Kompanie im „Camp Warehouse“ am Rande Kabuls. Ein Blick über das „Camp Warehouse“. Fotos: Burgwald-kaserne Hintergrund Kriegerisches Afghanistan F remde hatten es nie leicht, sich in Afghanistan zu behaupten. In der Antike war der griechisch-makedonische Feldherr Alexander „der Große“ bis nach Baktrien vorgedrungen und hatte die heutigen Städte Herat und Kandahar gegründet. Er zog weiter. Mitte des 19. Jahrhunderts scheiterten die Briten spektakulär mit ihrem Versuch, ihr Weltreich über Indien hinaus auszudehnen: 1842 vernichteten die Afghanen ein komplettes Heer, es gab 15 000 Tote. Auch die Militärs der russischen Zaren bissen sich an den stolzen und kriegerischen Völkern des Landes die Zähne aus – im „großen Spiel“ der beiden Großmächte widersetzten sie sich erfolgreich beiden Seiten. Erst in einem zweiten Krieg Ende des 19. Jahrhunderts sicherten sich die Briten Einflussrechte. Doch schon nach einem dritten Krieg 1919 mussten sie die Unabhängigkeit Afghanistans anerkennen. Zwar regierte ein „Khan“ das Land, doch die Gesellschaft prägten Stammesgefolgschaften. Erst als der Paschtune Mohammed Sahir Schah 1933 die Nachfolge seines ermordeten Vaters antrat, bildete sich eine konstitutionelle Monarchie heraus, die bis 1977 bestand. Nachdem sich die Briten in den 1940ern aus Indien zurückziehen mussten und sich das muslimische Pakistan abgespalten hatte, gelang es der Sowjetunion, ihren Einfluss in Afghanistan auszubauen. Konservative Stammesführer reagierten mit wachsendem Widerstand auf die Modernisierungspolitik der pro-sowjetischen Regierung – 1979 marschierte die Rote Armee ein, islamische Milizen gingen mithilfe der USA gegen sie vor. Doch kaum hatten sie 1992 den Sieg über Moskaus Statthalter errungen, bekämpften sie sich gegenseitig, Kabul fiel in Schutt und Asche, die staatliche Ordnung löste sich auf. Bis 1994 eroberten in Pakistan geschulte Taliban weite Teile des Landes und errichteten ein islamistisches Schreckensregime, unter dem gerade Frauen zu leiden hatten. Die Taliban verbündeten sich mit arabischen „Gotteskriegern“ um Osama bin Laden, die gegen die Sowjets gekämpft hatten und nun das Terror-Netzwerk al-Qaida aufbauten und Ausbildungslager im Land unterhielten. Anhänger bin Ladens steuerten am 11. September 2001 drei Passagierflugzeuge ins New Yorker World Trade Center und ins Washingtoner Verteidigungsministerium Pentagon. Knapp 3000 Menschen starben. Erstmals in ihrer Geschichte rief die Nato den Bündnisfall aus. Die USA betrieben den Sturz der Taliban und machten sich mit der Operation „Enduring Freedom“ – „Dauerhafte Freiheit“ – an die Verfolgung der alQaida-Terroristen. Doch dann verzettelte sich die Regierung von US-Präsident George W. Bush mit ihrem umstrittenen Angriffskrieg gegen den Irak. Seit Ende 2001 versucht die Staatengemeinschaft, in Afghanistan staatliche Strukturen zu schaffen, gesichert von der „International Security Assistance Force“, kurz ISAF. Am 22. Dezember 2001 billigte der Bundestag die deutsche ISAF-Beteiligung – nach Diskussionen, denn dies ist ein „friedenserzwingender“ Einsatz. Im Gedächtnis bleibt ein Zitat des Verteidigungsministers Peter Struck: „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.“ 12 Frankenberg Freitag, 1. Juni 2012 Aufklärer „auf Augenhöhe mit Kampftruppen“ Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – achter Teil: das Bataillon für Elektronische Kampfführung in Nordafghanistan Das Frankenberger Kontingent wird für den Schutz der Friedenstruppe immer unverzichtbarer. von dr. karl schilling Frankenberg. Frieden mit den „Kreuzzüglern“ aus dem christlichen Westen? Undenkbar! Frauenrechte und Bildung für alle? Verrat an der „reinen Lehre“, die sich die islamistischen Extremisten zum Schrecken vieler Islam-Gelehrter zusammengebastelt haben: Die Taliban kehren nach ihrer Vertreibung 2001/02 mit Unterstützung aus Pakistan schleichend nach Afghanistan zurück. Sie bekämpfen die Pläne der Weltgemeinschaft, aus dem Bürgerkriegsland wieder einen funktionierenden Staat zu machen – der im Idealfall nach demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien arbeitet. Was das Volk will, zumal die Frauen, interessiert die fanatischen Krieger schon gar nicht. Ihnen geht es um Unterwerfung unter das, was sie für „den“ Islam halten. – Der Anschlag auf die Frankenberger Fernmelder am 7. Juni 2003 ist als Fanal des Schreckens ganz nach dem Geschmack der Taliban: Sie wollen die Friedenstruppe ISAF mit möglichst spektakulären Attentaten aus Afghanistan herausbomben – so wie die Rote Armee der Sowjets, die 1989 abziehen musste. Die ISAF-Kommandeure denken schnell um: Sie versuchen, ihre Soldaten trotz des Kampfauftrags besser zu schützen. Damit ändert sich auch der Auftrag der Frankenberger AufklärungsKompanie in Kabul: „Das Bild der Mission änderte sich zunehmend“, beschreibt der Chef des ersten Kontingents und heutige Bataillons-Vize, Oberstleutnant Meik Kotthoff: „Der Stellenwert des Force-Protection-Gedankens wurde zum Schwerpunkt unserer Arbeit.“ Ein Abzug erscheint undenkbar, die Staatengemeinschaft will die Afghanen nicht schon wieder im Stich lassen. Das Land soll kein „verlorener Staat“ werden wie Somalia, wo abrückende UNO-Blauhelmtruppen 1995 ein Chaos hinterlassen haben. Stattdessen beschließt der UN-Sicherheitsrat im Oktober 2003, den ISAF-Einsatz schrittweise auf weitere Teile des Landes auszuweiten. Überall in den Provinzen sollen „Provincial Reconstruction Teams“ aufgebaut werden, kurz PRT. Sie sollen ähnlich wie in Bosnien und im Kosovo den Wiederaufbau wirtschaftlicher, politischer und sozialer Strukturen unterstützen und militärisch schützen. Mädchenschulen gewinnen dabei eine besondere Symbolkraft. Noch im selben Monat billigt der Bundestag den Einsatz von 450 Soldaten in der Provinzhauptstadt Kunduz im Norden. Sie übernehmen das dortige „Wiederaufbauteam“ von den USA. Ihr Lager liegt mitten in der Stadt. Die Bundeswehr wird freudig begrüßt, Patrouillen gehen über Marktplätze, Soldaten verschenken Spielzeug an Kinder, helfen beim Aufbau von Schulen und Krankenhäusern, Brücken und Straßen. Doch die Gefahr in der ehemaligen Taliban-Hochburg ist nicht gebannt. Deshalb werden schon Ende November die ersten vier Frankenberger Soldaten mit mobilem Aufklärungsgerät in die Stadt verlegt – ihr Auftrag: der Schutz der ISAF-Truppen. Am 17. März 2004 beginnt für sieben Soldaten des Kabuler Kontingents der dauerhafte Einsatz in Kundus, 2005 erhalten sie zusätzliches hochmodernes Gerät. Wegen der sich verschärfenden Sicherheitslage wird das Feldlager auf eine Hochebene am Flughafen verlegt. Im Juli 2004 treffen erste deutsche Soldaten in der Stadt Feyzabad im Nordosten ein, um auch in der Provinz Badakhstan ein „Wiederaufbauteam“ zu bilden. Für sie wird Ende 2005 ein weiterer Zug Frankenberger Aufklärer aus der Kabuler Kompanie dauerhaft abgestellt. Mit dem achten Kontingent geht im Juni 2005 erstmals eine Eloka-Frau in den ISAF-Einsatz: Feldwebel Kathrin Fliessbach. Wenige Monate später wird die ISAF erneut umgebaut: Zum 1. Juni 2006 übernimmt Deutschland die Führung des neu geschaffenen Regionalkommandos Nord, das für die Sicherheit in neun Provinzen zuständig ist. Ist das Frankenberger Bataillon für Elektronische Kampfführung bislang federführend beim Stellen von Personal und Gerät, wird nun auch das Schwester-Bataillon in Nienburg eingebunden. Im Juni 2006 übernehmen die Kameraden die Aufklärung für das PRT in Kundus. Und am 19. Juni beginnt das elfte Kontingent aus Frankenberg mit der Verlegung der Aufklärungs-Kompanie von Kabul nach Mazar-e Sharif, dem Sitz des Regionalkommandos Nord. Am Flughafen der Stadt wird ab Das „Camp Marmal“ der Bundeswehr nahe der nordafghanischen Stadt Mazar-e Sharif ist der Sitz des deutschen Regionalkommandeurs und der „Kompanie für Elektronische Kampfführung in Afghanistan“, in der die Frankenberger ihren Dienst verrichten. August das „Camp Marmal“ für rund 1000 Soldaten aufgebaut – das größte Feldlager der Bundeswehr im Ausland. Trotz aller Anstrengungen: Die Sicherheitslage spitzt sich weiter zu, immer mehr Taliban sickern aus Pakistan ein, sie verbrennen Schulen und terrorisieren Stämme. Im offenen Kampf haben sie keine Chance gegen die ISAF, deshalb verlegen sie sich auf Anschläge. Eine Spezialität: Sprengfallen an Straßen, die per Funk ferngezündet werden. Das macht die Frankenberger zu noch gefragteren Fachleuten: Eine Komponente ihrer Elektronischen Kampfführung ist die Störung feindlicher Funkverkehre – sie können verhindern, dass Sprengungen ausgelöst werden. Seit 2008 verfügen sie vor Ort über Fuchs-Panzer mit entsprechendem Spezialgerät. „Ab sofort waren in Mazar-e Sharif und Kundus diese Fahrzeuge zum Schutz der Patrouillen unterwegs“, berichtet Kotthoff. Zweiter Anschlag Doch gegen Fanatismus hilft auch Technik nicht: Am 16. November 2008 sprengt sich ein Islamist nahe der Stadt Baghlan mit einem Auto in die Luft, als ein Konvoi der Bundeswehr vorbeirollt. Auch ein Fuchs-Panzer des Frankenberger Kontingents wird beschädigt, ein Soldat des Bataillons wird schwer verletzt, ein weiterer leicht. Auch mehrere Zivilisten müssen ins Krankenhaus, darunter Kinder. Gerade die Straße von Kundus nach Kabul liegt im Visier der Aufständischen. Umso wichtiger wird die Aufklärungsarbeit, die die Frankenberger für den deutschen Regionalkommandeur leisten: Sie lieferten „Beiträge zur Lageverdichtung und Operationsführung“, erläutert Am 16. November 2008 sprengt sich ein Islamist in die Luft, auch dieser Fuchs-Panzer des Frankenberger Kontingents wird beschädigt. Zwei Soldaten sind verletzt. Foto: Burgwald-kaserne ein Offizier. „Die Ergebnisse der EloKa waren ein besonders wichtiger Faktor, um die teilweise prekäre Lage richtig einzuschätzen“, erklärt Kotthoff. So ziehen sich zermürbende Kämpfe über Monate hin, die Zahl der Toten steigt. Mehrere Staaten wie die USA und Deutschland erhöhen ihre Kontingente, die Bundeswehr richtet Außenposten ein und bringt immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle, und sie hat offenbar lokale Verbündete gewonnen. Doch einen entscheidenden Durchbruch gibt es nicht. ISAF und Islamisten starten immer neue Offensiven. Mitte 2010 werden die Aufklärer in Kunduz und Feyzabad mit der Kompanie in Mazar-e Sharif zur „Kompanie für Elektronische Kampfführung in Afghanistan“ zusammengefasst, abgekürzt „EloKaKp Afghanistan“. Sie verfügt über rund 100 Soldaten, die mit ihren inzwischen 25 gepanzerten Fahrzeugen in enger Abstimmung mit den beiden ISAF-Kampfbataillonen der Bundeswehr über das gesamte Einsatzgebiet im Norden verstreut agieren. Insofern stehe die Kompanie seit vielen Jahren auf Augenhöhe mit der kämpfenden Truppe, berichtet ein Hauptmann aus Frankenberg. Mittlerweile hätten ihre Soldaten 14 Gefechtsmedaillen verliehen bekommen. Wegen ihres Einsatzwillens, ihres Mutes, ihrer Professionalität und Kreativität genieße die Kompanie ein hohes Ansehen bei allen Verbänden im Einsatzland, betont Kotthoff. Partnering-Konzept Große Hoffnungen setzt die ISAF auf ihr Partnering-Konzept, das die amerikanischen Generäle David H. Petraeus und James F. Amos schon im Dezember 2006 entwickelt haben. Sie fordern eine verstärkte Ausbildung afghanischer Soldaten, die im Verbund mit ISAF-Truppen Kampferfahrung sammeln und dann Zug um Zug die alleinige Verantwortung für die Sicherheit im gesamten Land übernehmen sollen. „Übergabe in Verantwortung lautet das Leitmotiv der deutschen Afghanistanpolitik“, erklärt auch die Bundesregierung. „Besondere Bedeutung hat dabei der Aufbau einsatzbereiter afghanischer Sicherheitskräfte. Auch die Bundeswehr engagiert sich dabei.“ Bis Ende 2014 sollen die internationalen Kampftruppen abgezogen werden, dann sollen nur noch Ausbilder die Afghanen unterstützen. Auch die Bundeswehr bereitet bereits ihren Rückzug vor. Erste Außenposten sind an die afghanische Armee übergeben, im Juni 2011 hat sie das Kommando über Mazar-e Sharif übernommen. Fraglich ist, ob die Strategie aufgeht, ob Afghanistan eine neue Perspektive erhält. Zwar berichten heimgekehrte Frankenberger Soldaten von sehenswerten Fortschritten beim Aufbau im Norden. Dennoch erscheint die Lage im Land unklar. Die Stimmung ist offenbar teilweise umgeschlagen. Dem Volk Arbeit und Bildung zu geben, waren die zentralen Aufgaben, denen gesellschaftliche Reformen hätten folgen können. Doch getan hat sich seit 2002 zu wenig. Manch Amerikaner hat die „Brunnen bohrende“ Bundeswehr für ihr Engagement belächelt. Doch heute rächt sich bitter, dass ihr Präsident George W. Bush das „Nation Building“ viel zu lange vernachlässigt hat, den Aufbau von Staat und Wirtschaft, die spürbare Verbesserung der Lebensbedingungen in Afghanistan. Enttäuschte Hoffnungen Nachdem sich ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben nicht erfüllt haben, wenden sich einige enttäuscht ab vom Westen, die Feindseligkeiten von Afghanen gegen Ausländer mehren sich. Auch die Luftangriffe auf Zivilisten zeigen da ihre Wirkung. Und die Patriarchen gewinnen wieder die Oberhand, die jede „westliche“ Reform ablehnen. Erst vor wenigen Tagen hat Präsident Hamid Karzai für sie ein Gesetz angekündigt, das eine Ehefrau faktisch zur Sexsklavin ihres Mannes degradiert. Die Regierung Karzai versinkt in Korruption und Vetternwirtschaft und versucht krampfhaft, durch Kungeleien mit Stammesführern zu überleben. Außerdem laufen Verhandlungen über die Beteiligung „gemäßigter Taliban“ an der Macht – offen bleibt, ob sich die Islamisten damit begnügen würden. – Auch der Aufbau von Polizei und Nationalarmee erleidet Rückschläge, der Bildungsgrad der Uniformierten bleibt niedrig, ihr Sold ist gering und fließt unregelmäßig, immer wieder desertieren ganze Einheiten mitsamt ihren Waffen. Und seit sich die USA auf einen Truppenabzug bis Ende 2014 festgelegt haben, sehen sich die Taliban erst recht im Aufwind. Die Verantwortung an Einheimische zu übergeben – diese Strategie haben die Amerikaner schon in Vietnam und im Irak praktiziert. Sonderlich erfolgreich waren sie nicht. Aber sie hatten ihre Truppen nach Hause gebracht. Offenbar hat sich auch die Berliner Politik vom Credo Peter Strucks verabschiedet, Deutschlands Freiheit werde am Hindukusch verteidigt. Chancen für Afghanistan Scheitert Afghanistan erneut? Auch das ist nicht ausgemacht. Es gibt auch genügend Afghanen, die ihre von der ISAF gesicherten Freiheiten zu schätzen wissen, die sich nicht erneut von den Taliban drangsalieren lassen wollen. Und mit jedem Jungen, mit jedem Mädchen mit abgeschlossener Schulausbildung wächst die Chance, dass die Islamisten scheitern. Dass doch noch ein neuer afghanischer Staat heranwächst. Nur: Auch dieser Konflikt wird letztlich politisch entschieden, nicht militärisch. Und im Idealfall entscheiden allein die Afghanen über ihre Zukunft. Die Frankenberger Soldaten mögen manchen Anschlag vereitelt und manch Leben gerettet haben, sie mögen Lob und Auszeichnungen wie 2004 den „NATO Annual Unit Award“ für ihre Arbeit erhalten haben – ob ISAF zum Erfolg wird, liegt trotz ihrer Leistungen nur bedingt in ihrer Hand. Aber klar ist auch: Es wird nicht der letzte Auslandseinsatz für die Aufklärungsfachleute aus der Burgwald-Kaserne gewesen ein. Fortsetzung folgt. Mit gepanzerten „Dingos“ begleiten die Frankenberger Aufklärer heute die ISAF-Truppen bei Patrouillen. Fotos: archiv 13 Frankenberg Sonnabend, 9. Juni 2012 Zivilisten stellen Betrieb in der Kaserne sicher Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – Neunter Teil: das Aufgabenspektrum der Bundeswehrverwaltung Für 31 Jahre versorgte die Frankenberger Standortverwaltung die Truppe in der Burgwald-Kaserne. von Dr. karl schilling Frankenberg. „Ohne Mampf keinen Kampf“, pflegten Rekruten über Generationen zu sagen, wenn sie im Mannschaftsspeisesaal zur Essensausgabe oder im Manöver zur Gulaschkanone im Gelände zogen. Doch mit der Truppenküche ist es nicht getan: Die Versorgung der Soldaten muss an 365 Tagen im Jahr umfassend gesichert sein, und dazu zählen nicht nur genügend Kartoffeln und Karotten in der Küche – die Bandbreite reicht von der Munition fürs Standardgewehr „G 36“ über den Schreibtischstuhl für Auswerter oder Kommandeur, frische Bettwäsche in der Stube und die Uniformen bis zum Heizöl für die zahlreichen Gebäude der Burgwald-Kaserne. Griechen oder Italiener könnten ein Liedchen davon singen: Ohne funktionierende Verwaltung läuft in einem Staat nichts rund. Und so benötigt auch die Truppe ihre Fachleute im Hintergrund, die dafür sorgen, dass im Winter genügend warme Socken vorhanden sind, das Dach der Mannschaftsunterkünfte dicht ist und mittags ein abwechslungsreiches Essen auf dem Tisch steht: Bis 2007 waren das die zivilen Beamten und Angestellten der Standortverwaltungen, eine von ihnen hatte von Anfang 1962 bis Ende 1993 ihren Sitz in Frankenberg. Auch wegen der Erfahrungen aus der Weimarer Republik mit der Reichswehr als „Staat im Staate“ sollte die Bundeswehr – wie in Teil 1 dargestellt – der demokratischen Kontrolle unterliegen. Aus diesem Leitgedanken heraus wurde im März 1956 im neu eingefügten Artikel 87b des Grundgesetzes eine eigenständige Wehrverwaltung festgeschrieben, die von den Kommandostrukturen der Streitkräfte getrennt arbeiten sollte: „Die Bundeswehrverwaltung wird in bundeseigener Verwaltung mit eigenem Verwaltungsunterbau geführt. Sie dient den Aufgaben des Personalwesens und der unmittelbaren Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte.“ Im Bonner Verteidigungsministerium als oberer Ebene wurde für die Versorgung der Truppe bis 1956 ein Bundeswehr-Ersatzamt aufgebaut, das 1962 zum Bundeswehr-Verwaltungsamt umgegliedert wurde. Für große Rüstungsprojekte trat 1958 das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung hinzu. Als mittlere Ebene entstanden sechs regionale Wehrbereichsverwaltungen, denen vor Ort flächendeckend die Standortverwaltungen und 109 Kreiswehrersatzämter untergeordnet waren. Die Zahl der Standortverwaltungen wuchs von 145 im Jahr 1959 auf 207 im Jahr 1966. Dann ging die Zahl leicht zurück: 1971 waren es noch 195, aber 1989 nur noch 184. Auch für die mehr als 1000 Soldaten der Burgwald-Kaserne war eine eigene Standortverwaltung vorgesehen. Nach dem Erlass des damaligen Ministers Franz Josef Strauß wurde sie zum 1. Februar 1962 eingerichtet. Zunächst standen nur gemietete Räume bei Balzers in der Röddenauer Straße zur Verfügung – „eine Lösung, die nicht sehr befriedigend war und wegen der räumlichen Enge kein Dauerzustand sein konnte“, schreibt der spätere Leiter Werner Stück 25 Jahre danach. Am 20. November 1962 war der erste Spatenstich für einen 2,4 Millionen Mark teuren Neubau oberhalb der Berufsschule. Im Winter 1962/63 folgte der Baubeginn, am 15. Dezember 1964 das Richtfest fürs Lager. Im Dezember 1965 zogen die Mitarbeiter in die neuen Büros ein und nahmen das Lager in Betrieb, und am 7. Februar 1966 wurden die neuen Gebäude feierlich übergeben. Jeder Wehrpflichtige der Garnison hat sie kennengelernt: In der Kleiderkammer erhielt er zu Dienstbeginn seine Ausrüstung: 120 Einzelteile vom Barett bis zum Kampfstiefel, vom Sport-Shirt bis zum Handtuch, vom Stahlhelm bis zum ABCSchutzanzug, vom Klappspaten bis zum Essbesteck. Wert pro Rekrut: rund 2300 Mark. Für Ausbesserungen und Änderungen standen Schneider und Schuhmacher mit eigenen Werkstätten bereit. Die Reparaturen an Stiefeln und Halbschuhen übernahmen 1962 für mehr als zwei Jahrzehnte drei waldeckische Schuhmacher in einer Arbeitsgemeinschaft. Auch die Versorgung der Großküche stellte die Standortverwaltung sicher. Allein 1988 hat sie für rund 1,2 Millionen Mark Lebensmittel beschafft – siehe den Kasten. Den Bedarf habe die Standortverwaltung halbjährlich ausgeschrieben oder „in freihändiger Vergabe“ auf dem regionalen Markt gedeckt, Im Lager der Standortverwaltung traf die Verpflegung für die Soldaten ein, mit Lastwagen wurde sie in die Kaserne gebracht. An der Königsberger Straße oberhalb der Berufsschule entstand zwischen 1962 und 1965 die neue Standortverwaltung für die Burgwald-Kaserne – links liegt das Verwaltungsgebäude, rechts das Lager, heute die Regenbogenschule. Fotos: Burgwald-kaserne hält Stück fest. Die „StoV“ stellte zudem ziviles Personal, das an der Seite der Feldköche stand. Auch fürs Inventar zeichnete die Standortverwaltung verantwortlich. Ob Schreibtisch, Spind oder ein Regal fürs Aufklärungsgerät – der Bezug und falls erforderlich die Reparatur lief über die zivilen Mitarbeiter. Sie gaben Reinigungsmittel, Toilettenpapier und Bettzeug aus, sie kümmerten sich darum, dass die Technik funktionierte, dass Wasser und Strom beständig flossen, Benzintanks gut gefüllt und Kühlgeräte und Notstromaggregate liefen. Auch für die Hygiene gerade in der Küche waren sie verantwortlich. Gebäude unterhalten Eine weitere wichtige Aufgabe war der Unterhalt der Gebäude und die Pflege des immerhin knapp 200 Hektar großen Geländes. Vermögenswert 1989: rund 57 Millionen Mark – also etwa 26 Millionen Euro. So gehörten auch Schlosser, Schreiner, Elektriker und verschiedene Bauhandwerker zum Team. Hinzu kamen Gärtner, Kanalarbeiter und andere Fachleute. Für sie waren besondere Werkstätten eingerichtet. So manch Auftrag ging aber an heimische Unternehmer und Handwerker. Immer größeren Raum nahmen im Laufe der Zeit der Umweltschutz und die effiziente Energienutzung ein. Wie berichtet, besteht aber noch erheblicher Investitionsbedarf in der Kaserne. Auch die Heizzentralen wurden modernisiert – sie liefen bis 1985 zum Teil noch mit Koks, seitdem werden nur noch Öl und Gas verfeuert. Die Verwaltung beglich nicht nur die Rechnungen heimischer Unternehmer, die Aufträge erhalten hatten: Sie war auch zuständig für die Auszahlung der Löhne und Gehälter aller Bun- deswehrangehöriger. Und sie gewährte Zuschüsse für den Wohnungsbau oder auch für den Bau von Straßen und kommunalen Einrichtungen. Auch das mache den bedeutenden Wirtschaftsfaktor Bundeswehr gerade in strukturschwachen Gebieten aus, betont Stück. Zum 25-jährigen Bestehen 1987 verzeichnet Stück um die 100 Beschäftigte: 14 Beamte, 16 Angestellte und 66 Arbeiter, Frauenanteil: 29 Prozent. Hinzu kamen zwölf Lehrlinge – zehn angehende Verwaltungsfachangestellte und zwei künftige Elektroinstallateure. 23 Angestellte waren als Küchenpersonal beschäftigt. Die Standortverwaltung war damals in vier Sachgebiete aufgeteilt: l Verwaltung, l Lagerbetrieb, l technischer Betriebsdienst und Betriebsschutz, l Küchenbetrieb. Der Zuschnitt änderte sich später etwas. Das gute Betriebsklima zeigte sich auch durch die Gründung einer eigenen Bläsergruppe, die etwa bei Feldgottesdiensten spielte. Kreisvolkshochschule ein. – Die Versorgung und Betreuung der Kaserne übernahmen zunächst die knapp 450 Beschäftigen in Stadtallendorf, als auch ihre Standortverwaltung um 2002 geschlossen wurde, wurde bis Ende 2008 die in Mengeringhausen zuständig. Die Umstrukturierungen liefen indessen weiter. Zum 31. Dezember 1999 schlossen das Depot in Oberasphe und die Standortvermittlung in der Kaserne. Im Januar 2004 trafen die ersten silbern lackierten Fahrzeuge des neuen BundeswehrFuhrpark-Services ein. Anfang 2007 folgte die nächste Reform: Die verbliebenen Standortverwaltungen wurden in 59 Bundeswehr-Dienstleistungszentren zusammenge- fasst. In sie wurde auch die bisher getrennt arbeitende Truppenverwaltung eingegliedert. Heute gibt es in der oberen Ebene des Verteidigungsministeriums die beiden Sparten Territoriale Wehrverwaltung und Rüstung, die mittlere Ebene bilden die nur noch vier Wehrbereichsverwaltungen – Hessen gehört zur Region West mit Sitz in Düsseldorf. Ihnen unterstellt sind die Dienstleistungszentren – für Frankenberg ist das in Homberg/Efze zuständig. Die Wege mögen somit länger geworden sein als früher, aber die zivilen Mitarbeiter halten den Fachleuten für Elektronische Kampfführung auch weiter den Rücken frei für ihre eigentlichen Aufgaben: die militärischen. Fortsetzung folgt. Das Ende der „StoV“ Doch die Tage der Einrichtung waren gezählt: Nach der deutschen Einheit 1990 wurde die Truppe wie berichtet deutlich verkleinert, damit war auch weniger Verwaltung erforderlich. Zwar entging die Kaserne den seitdem in Wellen laufenden Standortschließungen, doch ihre Verwaltung überlebte nicht: Zum 1. Januar 1994 wurde sie geschlossen. Werner Stück schraubte als letzte symbolische Handlung das Schild mit dem Bundesadler von seinem ehemaligen Bürogebäude ab. Das Lager baute der Kreis 1995 für rund 8,2 Millionen Mark zur Regenbogenschule aus, ins alte Verwaltungsgebäude zog die In großen Bottichen wurde Mitte der 1960er-Jahre das Essen für die mehr als 1100 Soldaten der Kaserne zubereitet. Uniformausgabe an die neuen Rekruten: in den 1980er-Jahren in der Kleiderkammer der Standortverwaltung. Hintergrund Truppe als Wirtschaftsfaktor F ür Standortbroschüren listete der Leiter der Standortverwaltung Werner Stück auf, welche Rolle die Garnison auch für die Wirtschaft des Frankenberger Landes hatte: l Lebensmittel: 1988 hat die Standortverwaltung rund 1,2 Millionen Mark für die Versorgung der etwa 1000 Mann starken Truppe aufgewendet: l 28 .000 Mark für Fleisch und Wurst, l 82 000 Mark für Backwaren, l 835 000 Mark für andere Lebensmittel von Gemüse und Obst bis zu Eiern. Aufstellung der Mengen: rund 20 000 Kilo Brot, 273 000 Brötchen, 40 000 Stücke Kuchen und Gebäck, 90 000 Eier, 44 000 Kilo Wurst und Fleisch, 3700 Kilo Fisch, 2800 Kilo Geflügel, 45 000 Liter Milch, 38 000 Kilo Gemüse und Obst, 31 000 Kilo Kartoffeln, 4200 Kilo Reis und Nudeln, 3900 Kilo Marmelade, Honig und Nougatcreme. Vieles wurde aus der Region bezogen. l Bauten: 1986 haben die Standortverwaltung und das Arolser Staatsbauamt Aufträge in Höhe von 1,3 Millionen Mark an Handwerker aus der Region vergeben. Die Heizzentralen mit ihrer Leistung von rund fünf Megawatt wurden für 3,5 Millionen Mark modernisiert. Die Stadtwerke haben 1,2 Millionen Mark für Strom, Wasser, Abwasserbeseitigung und Müllabfuhr erhalten. 146 000 Mark erhielten Firmen für die Gebäudereinigung, 100 000 Mark für die Reinigung von Bekleidung. Den Wert der fünf Frankenberger Liegenschaften der Bundeswehr – von der Kaserne bis zum Übungsplatz und dem Schießstand – gibt Stück 1986 mit 53 Millionen Mark an. 12 Frankenberg Sonnabend, 16. Juni 2012 Schattenbataillone, Fahrlehrer und Wallmeister Aus der Geschichte der Frankenberger Garnison – Zehnter Teil: aufgelöste und verlegte Einheiten in der Burgwald-Kaserne In der Kaserne haben früher mehrere Einheiten neben den Fernmeldern ihren Dienst verrichtet. von dr. karl schilling Frankenberg. Knapp eine halbe Million Uniformierte der Bundeswehr standen bis Ende der 1980er-Jahre als Berufsund Zeitsoldaten und als Rekruten ständig unter Waffen. Im Ernstfall wären durch die Einberufung von Reservisten bis zu 1,3 Millionen Mann mobilisiert worden. Für ihren Einsatz mussten bereits in Friedenszeiten Strukturen geschaffen und Gerät eingelagert werden. Auch in der Burgwald-Kaserne waren deshalb Einheiten stationiert, die erst bei einem Krieg zu voller Mannschaftsstärke aufgestockt worden wären: Das Sicherungsbataillon 28 H at der Gegner Sabotagetrupps ins Hinterland der Bundeswehr eingeschleust? Drohen Anschläge auf lebenswichtige Einrichtungen, auf die Kaserne oder auf den Edersee? Das sollte das Sicherungsbataillon verhindern. Sein Auftrag: die eigene Truppe schützen und wichtige Objekte bewachen. Unterstellt war es der 2. Panzergrenadierdivision in Kassel, die 1994 aufgelöst wurde. In Friedenszeiten war nur ein Hauptfeldwebel im Dienst, dem einige zivile Mitarbeiter unterstanden. Erst im Verteidigungsfall wären bis zu 600 Reservisten aus ganz Nordhessen mobilisiert worden, ihre Geräte und ein Teil ihrer Fahrzeuge standen in der Burgwald-Kaserne. Alle zwei Jahre wurden Reservisten zu Übungen einberufen. Auch in der Kaserne hätten sie von den Fernmeldern den Wachdienst übernehmen können – die zu großen Teilen spezialisierten Fachleute für die militärische Aufklärung sind im Fachdienst besser eingesetzt als im Formaldienst. Das gilt übrigens auch heute: Fürs Wacheschieben gibt es heute wieder einen zivilen Dienst – wie zuvor schon bis Juli 1980. Das Lazarett 7441 A uch die Ausstattung für ein komplettes Lazarett lagerte von Februar 1984 bis 1996 in der Kaserne. Die „Geräteeinheit“ war dem Sanitätsregiment 74 in Mainz unterstellt. In Frie- Ausbildung am technischen Gerät der Fernmelder: Rekruten der Instandsetzungsausbildungskompanie 11/III erlernen Aufbau und Funktion. Foto: Burgwald-kaserne denszeiten gab es nur eine kleine Gruppe Soldaten und ziviler Mitarbeiter für die Verwaltung und die Wartung. Das Kommando hatte ein Oberfeldwebel. Im Verteidigungsfall wäre die Einheit auf bis zu 180 Reservisten aufgestockt worden – Fachleute, von Ärzten bis zu Krankenpflegern. Dann hätten 200 Betten bereitgestanden, die in Kasernen oder Schulen aufgestellt worden wären. Ein Oberstabsarzt der Reserve hätte die Leitung übernommen. Auch Operationsräume wären eingerichtet worden. Schwerpunkt der Arbeit sollte die chirurgische Erstbehandlung Verwundeter sein. Außerdem sollten Verletzte so lange gepflegt werden, bis sie wieder einsatzfähig waren. Bei Bedarf wäre eine „Schleuse“ aufgebaut worden, in der Patienten nach Angriffen mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen dekontaminiert worden wären. Alle drei Jahre gab es Mobilmachungsübungen, außerdem besuchten die Reservisten zur Fortbildung regelmäßig Fachlehrgänge, die als Wehrübungen gewertet wurden. Nach der deutschen Einheit und der Verkleinerung der Truppe durch die Reform der „Heeresstruktur 5“ wurde die Geräteeinheit 1996 aufgelöst. E in ähnliches System der Aufstockung praktizierten auch die Amerikaner. Sie lagerten in Depots in der Bundesrepublik schweres Gerät wie Panzer und Aus der Arbeit des Wallmeistertrupps in Mengeringhausen: Amerikanische Offiziersanwärter üben an einer Straße in Waldeck-Frankenberg das Laden eines Sprengschachtes mit ZwölfKilo-Übungssprengkörpern. Foto: heiner Fobbe Der Wallmeistertrupp Neun Sperrarten unterschieden die den Pionieren zugeordneten Fachleute. Die Bandbreite reichte von Sprengschächten in Straßen und Brücken bis zu Fallsperren aus dickem Beton, die auf die Fahrbahn kippten. Es gab aber auch Straßenschächte, in die Eisenträger gesteckt worden wären. Die Vorrichtungen wurden beim Bau gleich mit berücksichtigt, deshalb waren die Wallmeister in die Planungen und in Wartungsarbeiten eingebunden. Zum Zweiten sollten sie durch ihre Kenntnisse des heimischen Geländes den verbündeten Truppen den Vormarsch erleichtern und Tipps geben. Sie kannten Furten durch Flüsse oder geeignete Lagerplätze für Einheiten und führten stets aktualisierte Karten. In Frankenberg waren zwei Pionierfeldwebel und ein ziviler Kraftfahrer stationiert, die dem Verteidigungsbezirkskommando 44 in Kassel unterstellt waren. Im „Außendienst“ wurden sie mit ihrem zivilen Transportfahrzeug oft mit der Straßenmeisterei verwechselt – was den Soldaten nicht ungelegen kam. Auch in der Mengeringhäuser Prinz-Eugen-Kaserne war ein Trupp stationiert. Nach der deutschen Einheit und dem Zerfall des Warschauer Paktes 1990/91 wurden die Züge aufgelöst. Die 85 Sprengschächte in Waldeck-Frankenberger Straßen wurden mit Beton aufgefüllt. S Instandsetzungsausbildungskompanie Lastwagen sowie Munition und andere Ausrüstung, die Truppen wären aber erst im Spannungsfall aus den USA eingeflogen worden. Dies wurde regelmäßig geübt, diese Großmanöver ab 1969 trugen den Namen „Return of Forces to Germany“, kurz „Reforger“. Die Sanitätsgruppe F ür die medizinische Versorgung der Soldaten in der Kaserne gab es eine Sanitätsgruppe unter der Leitung eines Truppenarztes. Sie war dem Bataillon unterstellt und verfügte über eine Krankenstation mit 17 Betten und mehrere eigene Sanitätsfahrzeuge, sodass auch die mobile Versorgung des Bataillons bei Übungen gesichert war. Außerdem war die dreiköpfige Zahnarztgruppe 413/2 in Frankenberg stationiert. Sie wurde bei der Umgliederung des Bataillons zum Regiment zum Jahresende 1998 aufgelöst, seitdem war das neue Standort-Sanitätszentrum in Fritzlar für die Kaserne zuständig. 2001 wurde der Sanitätsdienst des Heeres in den Zentralen Sanitätsdienst als eigenständiger Organisation der Bundeswehr überführt. Er hat heute eine Sanitätsstaffel in der Kaserne stationiert, die dem Standortsanitätszentrum in Stadtallendorf unterstellt ist. Sie umfasst auch eine Zahnarztgruppe . o, wie sich die Fernmelder bei ihrer Aufklärungsarbeit ungern über die Schulter blicken ließen, so arbeitete auch der Wallmeistertrupp 441/9 in der Burgwald-Kaserne am liebsten geheim. Der Name geht zurück auf die Zeiten des großen Festungsbaus im 16. und 17. Jahrhundert, als gewaltige Bollwerke vor dem Beschuss durch Kanonen schützen sollten. Im Kalten Krieg sollten die Wallmeister im Ernstfall den Vormarsch feindlicher Truppen behindern – indem sie ihm die Verkehrswege sperrten. Auch in wichtigen Straßen durch Waldeck-Frankenberg waren Sprengvorrichtungen eingelassen, die Abdeckungen sahen aus wie Gully-Deckel. Bei einem Vormarsch feindlicher Truppen hätten die bautechnisch versierten Wallmeister die Straßen in die Luft gesprengt. Der Standortmusikzug in der Burgwald-Kaserne bestand von 1987 bis Anfang der 1990er-Jahre. Heeres aus. Hinzu kamen Offiziersanwärter für die technische Truppe der Instandsetzung in der Fachrichtung Elektronik. Die Gesamtstärke lag bei etwa 220 Mann. Bereits 1975 wurde die Kompanie dem Instandsetzungsbataillon 310 in Koblenz unterstellt, entsprechend änderte sich ihre Bezeichnung in Instandsetzungsausbildungskompanie 6/III. 1981 folgte die nächste Namensänderung zu Instandsetzungsausbildungskompanie 11/III. Bis Ende 1993 wurde sie nach Montabaur verlegt. Fahrschule in der Kaserne O b Auto, Lastwagen oder Panzer – wer ein Fahrzeug der Bundeswehr bewegen wollte, benötigte eine besondere „Dienstfahrerlaubnis“ – auch wenn er schon einen „zivilen“ Führerschein besaß. Deshalb bestand eine eigene Fahrschule in der Kaserne, zahlreiche Soldaten haben sie durchlaufen. Im November 1988 hat sie den 7000. Führerschein ausgehändigt. Die „Dienstfahrerlaubnis“ konnte zu einem „zivilen“ Führerschein umgeschrieben werden. Davon profitierten übrigens auch die heimischen Feuerwehren: Für größere Fahrzeuge ist der LkwFührerschein erforderlich, den Reservisten oft genug nach ihrer Dienstzeit mitbrachten. Anfang der 1990er-Jahre wurde die Fahrschule im Zuge der Verkleinerung und Umstrukturierung der Truppe aufgelöst, seitdem läuft die Schulung an zentralisierten Standorten. Die Frankenberger Soldaten besuchen bundesweit Fahrlehrgänge, die Kraftfahrgrundausbildung gehört fest zum Ausbildungsplan für Unteroffiziere und Offiziere, weitere Spezialkurse folgen. Der Standortmusikzug K eine offizielle Einheit, aber durchaus ein Werbeträger für die Bundeswehr war der Standortmusikzug, den zwei musikbegeisterte Soldaten 1987 zum 25-jährigen Bestehen der Garnison gegründet hatten. Die Leitung hatte der spätere stellvertretende Kommandeur Oberstleutnant Schäfer. Im Bataillon fanden sich weitere Soldaten, die Instrumente beherrschten, sodass schnell eine 20-köpfige Big Band heranwuchs. Im Mai 1988 gab sie ein großes Wohltätigkeitskonzert in Hallenberg. 1989 hatte sie Auftritte beim Hessentag in Frankenberg. Doch schon Anfang der 1990er-Jahre wurde der Musikzug wieder aufgelöst. Auch einen Soldatenchor gab es. K eine Aufklärung ohne gutes Gerät – und das will gewartet und bei Bedarf repariert werden. Damit es immer genügend Techniker für diese wichtige Aufgabe gab, wirkte über zwei Jahrzehnte eine Instandhaltungsausbildungskompanie in der Burgwald-Kaserne. Sie lieferte den „Nachwuchs“ an „Fernmeldebetriebs- und Fernmeldeinstandsetzungssoldaten“. Aufgestellt wurde sie 1963 in Koblenz als siebte Kompanie des Fernmeldebataillons 310. 1966 wurde sie in Fernmeldeausbildungskompanie 6/III umbenannt, 1974 nach Frankenberg verlegt und dem Bataillon 320 unterstellt. Sie bildete pro Quartal bis zu 165 Rekruten in der Instandsetzung von Fernmeldegerät des Die Fahrlehrer der Burgwald-Kaserne Mitte der 1980er-Jahre – oben: Jörg Richter, davor von links der bereits verstorbene Heinz-Otto Huneck neben Peter Steuber. Davor: Martin Isken und Martin Dobbers. Links außen: Burkhard Müller, rechts außen Helmut Drath. Vorne: Wolfgang Klein und Otto Kniefeld. Fahrschulleiter war Oberleutnant Ernst Schmidt. Foto: pr