Fahrbericht: Yamaha FZS 1000 Fazer (Mod. 2001)
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Fahrbericht: Yamaha FZS 1000 Fazer (Mod. 2001)
Fahrbericht Yamaha FZS 1000 Fazer (im bma: Motorrad Fahrberichte, Reisebericht... Seite 1 von 2 Fahrbericht: Yamaha FZS 1000 Fazer (Mod. 2001) aus bma 10/01 von Klaus Herder Früher war alles besser: denn früher war man mit 1000 Kubik der Chef. Heute hat man mit 1000 Kubik die Sinnkrise: 600er fahren einem auf der Landstraße um die Ohren, 1300er machen einem das Leben auf der Autobahn schwer, und im letzten Sportler-Biotop, dem Renntraining, besorgen es einem die 750er. Was bleibt, sind Rückenschmerzen. Was wächst, ist die Erkenntnis, dass Stummellenker und ein Geburtsdatum vor 1970 von Jahr zu Jahr schlechter zusammen passen. Doch deshalb gleich Chopper oder BMW fahren? Oder - was dem ja praktisch gleich kommen würde das Motorradfahren ganz sein lassen? Niemals. Es muss doch ein Gerät geben, mit dem sich die alte Liebe zum vollen Liter Hubraum und ein menschenwürdiger Arbeitsplatz unter einen Helm bringen lassen. Gibt es, kommt von Yamaha und führt das Typenkürzel FZS 1000. Wobei FZS vermutlich „Für zügige Senioren” bedeutet. Fazer heißt das Teil mit Nachnamen, ist also mit dem halbverschalten Bestseller der 600er-Klasse verwandt. Bei der Entwicklung der 1000er-Fazer durften die Techniker kräftig im Yamaha-Baukasten wühlen, und was sie dort nicht fanden, konstruierten sie halt neu. Die Motorsuche war nicht zu kompliziert. Das Supersportler-Herz der R1 hatte eigentlich alles, was eine große Fazer haben musste: vier Zylinder in Reihe mit 998 ccm Hubraum, Flüssigkeitskühlung, ein Sechsganggetriebe und Druck. Unglaublich viel Druck, denn die fetten 150 PS der R1 waren es ja schließlich, die der längst ausgestorben geglaubten Klasse des Einliter-Supersportlers ein glänzendes Comeback bescherten. Fazer Yamaha günstig Fazer 1000 Sparen Sie bis zu 82% bei Fazer Yamaha Restposten! Spitzen-Angebote zu Fazer 1000 Fazer 1000 hier! Der Weg zur 1000er-Fazer sollte also ein leichter sein: R1 nehmen, Vollverkleidung und Lenkerstummel abbauen, Halbschale und Tourenlenker dranhängen - fertig. Nein nein, mein Freund. Die japanische Ingenieursehre, das Konzept der Marketingprofis und nicht zuletzt der Rotstift der Kaufleute verlangten nach einer etwas komplexeren Lösung. Also: R1-Motor aus dem DeltaboxAlubrückenrahmen nehmen und in einen klassischen Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen hängen. Und ärgern, denn das passt nicht. Die 40er-Fallstromvergaser stehen im Weg. Konventionell, also horizontal verbaute 37er-Exemplare und eine neue Airbox müssen ran. Doch damit das klappt, braucht man einen neuen Zylinderkopf. Da kann man bei der Gelegenheit ja auch gleich die Nockenwellen etwas entschärfen. Und wenn man schon am Kopf rumdoktert, sollte man auch das Motorgehäuse hübscher machen. Im Gegensatz zum R1-Motor fällt der FazerVierzylinder ja sofort ins Auge. Etwas mehr Schwungmasse für die Kurbelwelle, eine überarbeitete Kupplung, eine neue EdelstahlAuspuffanlage - das ist es dann auch schon an Modifikationen. Oder anders gesagt: R1- und Fazer-Motor haben außer dem grundsätzlichen Aufbau mit Fünfventiltechnik und den identischen Werten für Bohrung und Hub (74/58 mm) sowie der Exup-Auslasssteuerung dann doch nicht mehr so sehr viel gemein. Der Fazer-Motor ist praktisch eine Neukonstruktion. Und zwar eine ebenfalls sehr potente: 143 PS bei 10.000 U/min und 106 Nm bei 7500 U/min lauten die entsprechenden Werte für Höchstleistung und maximales Drehmoment. Doch vergessen wir vor lauter Technikbegeisterung nicht, worum es beim Projekt FZS 1000 Fazer im Wesentlichen ging: um einen menschenfreundlichen Arbeitsplatz. Genau den genießen wir nun. Jawohl - genießen, denn der Stahlrohrlenker ist genau dort, wo ihn der Tourensportler erwartet. Der Bremshebel lässt sich unterschiedlichen Prankengrößen anpassen, der Kupplungshebel erstaunlicherweise aber nicht. Das lässt sich verschmerzen, denn die seilzugbetätigte Kupplung ist selbst von Weichgreifern spielend leicht zu betätigen. Der Chokehebel ist lenkerfest montiert, die zeigefreudigen Rückspiegel sitzen an langen Auslegern direkt an der Verkleidung. Tacho und Drehzahlmesser liegen gut im Blickfeld, eine analoge Benzinuhr und ein digitales Zeiteisen bieten Zusatz-Infos. Zwei Tageskilometerzähler und eine Warnblinkanlage gibt es obendrauf. Die Fahrerfußrasten sitzen dort, wo Menschen mit überstandener Meniskusoperation sie zu finden wünschen: nicht zu weit hinten, aber auch nicht auf Krümmerhöhe. Eben genau dort, wo sie für eine versammelte Sitzhaltung hingehören. Zur der gehört auch ein sauberer Knieschluss, den der recht breite und Magnettankrucksack-taugliche 21-Liter-Stahlblechtank problemlos ermöglicht. Choke raus, der rechte Daumen macht Druck, Motor läuft. Und zwar http://www.bma-magazin.de/Rubriken/Archiv/Fahrberichte/Yamaha/Fazer1000/Fazer... 08.02.2008 Fahrbericht Yamaha FZS 1000 Fazer (im bma: Motorrad Fahrberichte, Reisebericht... Seite 2 von 2 eher leise mit einem dezent turbinenmäßigen Unterton und nur ganz leicht zu spürenden Vibrationen. Eins, zwei, drei, vier - die Fußarbeit im kurz, knackig und geräuschlos zu schaltenden Sechsganggetriebe macht Laune. Fünf und sechs - immer noch Stadtverkehr. Das Getriebe ist ziemlich kurz übersetzt, ab 1500 U/min geht alles ruckfrei. Ortsausgang, Gaaas. Ab 3000 Touren schiebt die vollgetankt rund 230 Kilogramm schwere Fuhre sehr zügig und dabei sehr zivilisiert voran. Das ist sehr schön und nett und wunderbar leichtfüßig, aber wie war das mit der R1-Verwandtschaft? Die zeigt sich schon noch. Und zwar gewaltig, denn oberhalb von 6500 Umdrehungen erwacht urplötzlich das Raubtier. Böse, sehr sehr böse packt der Motor zu, auf der Landstraße ist man dann bereits jenseits von Gut und Böse unterwegs. Ab auf die Autobahn: Unglaublich, wie lässig die Fazer Tempo macht. Wo der R1-Pilot bereits gebückt und mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs ist, sitzt der Fazer-Treiber frech grinsend und einigermaßen aufrecht hinter der den Oberkörper ganz passabel schützenden Halbschale. 100 km/h sind aus dem Stand in unter drei Sekunden erreicht, die 200-km/h-Marke wird nach knapp zehn Sekunden überschritten. Ohne jeden Einbruch dreht der Vierzylinder locker bis in den bei 11.500 U/min beginnenden roten Bereich und tönt entsprechend kernig aus der Vier-in-eins-Anlage. Wer über entsprechende Nackenmuskulatur-Reserven verfügt, kann die Fazer auf echte 250 km/h treiben. Dabei rennt die Yamaha stur geradeaus und lässt von Fahrbahnabsätzen oder Längsrillen praktisch nicht beeinflussen. Der Durchzug ist einfach gigantisch. Großartig geschaltet werden muss selbst dann nicht, wenn mal ein Brummi in die Quere kommt. Wer trotzdem ein, zwei Gänge zurückschaltet, bekommt zur Belohnung das unbeschreibliche Oioioi-Gefühl in der Magengegend zu spüren, das sonst nur reinrassige Supersportler bieten können. Zurück auf der Landstraße wird aus dem Raubtier auf Wunsch wieder ein Schmusekätzchen. Wer es mit 3000 bis 4000 Touren einfach rollen lässt, ist völlig stressfrei und trotzdem immer noch sehr zügig unterwegs. Die konventionelle Telegabel und das Zentralfederbein sind voll einstellbar, das Ändern der vorderen Zugstufendämpfung und der hinteren Federbasis ist mangels Platzangebot aber ziemliche Fummelarbeit. Die Grundabstimmung der Fazer ist komfortabel mit einem Hauch sportlicher Straffheit. Eine Sänfte vom Schlage Gold Wing oder BMW-Tourer lässt sich aus der Fazer nicht machen. Neben dem gigantisch gehenden Motor ist die Fazer-Bremsanlage ein weiterer Quell der Freude. Die vordere Doppelscheibenbremse stammt aus der R1. Der Stopper lässt sich perfekt dosieren und packt auf Wunsch gnadenlos zu. Besser geht's eigentlich nicht. Die hintere Einzelscheibe ist etwas größer als das R1-Pendant (267 statt 245 mm) und hat nicht nur Alibifunktion. Wer nicht aufpasst, lässt den Metzeler ME Z4 im Format 180/55 ZR 17 kräftig radieren. Die Reifen-Erstausrüstung (vorn 120/70 ZR 17) gehört nicht unbedingt zur Kategorie der gnadenlos haftenden Klebstoff-Gummis, erfreut die Brieftasche dafür aber mit erstaunlicher Haltbarkeit. Ist der heftige Kaufpreis von 21.500 Mark erst einmal verkraftet, gehört die Fazer ohnehin zu den eher günstigen Bikes. Der Spritverbrauch liegt unterm Klassenschnitt, über 5,5 Liter Normal auf 100 Kilometern sind bei Landstraßenfahrt eigentlich nie fällig. Autobahnbetrieb mit 160 bis 180 km/h Reisetempo kostet knapp unter sieben Liter. Unfallfreies Dasein vorausgesetzt, muss die große Fazer auch nur alle 10.000 Kilometer zum Boxenstopp. Bei aller Sportlichkeit kommt bei der FZS 1000 die Alltagstauglichkeit nicht zu kurz. So ist der serienmäßige Hauptständer goldrichtig übersetzt, der böse blickende Doppelscheinwerfer leuchtet die Fahrbahn prima aus, Ölkontrolle und -nachfüllen sind kinderleicht und schnell gemacht, und an die unter der Sitzbank steckende Batterie samt Sicherungen kommt der Schrauber ebenfalls einfach heran. Der Soziusplatz ist zwar nichts für den Dreiwochen-Urlaub, für die 200-Kilometer-Tour um den heimischen Kirchturm langt das ausreichend lange und mit stabilen Griffen bestückte Teil aber allemal. Die Yamaha FZS 1000 bietet unterm Strich einen unglaublich potenten Motor, der von ruhig-kultiviert bis brachial-bissig alles drauf hat, ein gutes Fahrwerk mit hervorragenden Bremsen und einen sehr bequemen Arbeitsplatz. Der größte Verdienst dieser Yamaha ist aber, dass alte Säcke wie der Autor dieser Zeilen wieder an die Einliter-Klasse glauben dürfen. Und das nicht länger gebückt, sondern mit erhobenem Haupt. --<Artikel einem Freund empfehlen> Yamaha Motor Yamaha Tdr Sonderangebote zu Hammer Preisen. Clever, Topangebote Yamaha Motorräder auf dem Günstig, Zuverlässig - Ciao großen Online-Marktplatz © Copyright bma - Verlag Boris Deissler http://www.bma-magazin.de/Rubriken/Archiv/Fahrberichte/Yamaha/Fazer1000/Fazer... 08.02.2008