Studieren an der University of Bath Das Studium in Bath ist

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Studieren an der University of Bath Das Studium in Bath ist
Studieren an der University of Bath
Das Studium in Bath ist einerseits dem in Bremen ähnlich, andererseits existieren natürlich
auch einige Unterschiede. Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass die Anforderungen
tatsächlich niedriger sind, als ich es von Bremen gewohnt war. Zum Scheinerwerb genügt in
der Regel ein Essay von ca. 1.500 Wörtern Umfang, evtl. verbunden mit einem Kurzreferat,
oder auch das Verfassen mehrerer kürzerer Essays. In anderen Kursen kann es sein, dass
zusätzlich zu einem kürzeren Essay noch eine Klausur geschrieben wird bzw. sämtliche
Mischformen dieser drei Leistungsnachweisformen möglich sind, was anscheinend in der
Hand des/der DozentIn liegt. Insgesamt erschien mir das akademische Klima dort wenig
theoretisch orientiert, vielmehr wird eher empirisch oder historisch argumentiert. Leider
scheint so etwas wie eine lebhafte Diskussionskultur auf studentischer Seite komplett zu
fehlen, selbst in kleineren Seminaren wurden allenfalls Fragen terminologischer Art gestellt.
Dieses Phänomen ist aber vielleicht nicht unbedingt speziell für Bath kennzeichnend, auch
von anderen Städten in England und Schottland wurde mir ähnliches berichtet, wobei jedoch
der University of Bath schon der Ruf einer sehr konservativen Hochschule vorauseilt. Die
Studierendenschaft ist sehr international durchmischt, was jedoch den sozialen Hintergrund
angeht rekrutiert sie sich durchweg eher aus oberer Mittelschicht und Oberschicht. Die
University of Bath zählt zu den Eliteuniversitäten im Vereinigten Königreich und ist auf
Rankings stets nahe Oxford und Cambridge zu finden. Trotzdem erschienen mir die
Leistungsanforderungen wie gesagt geringer, obwohl sie auf dem Papier recht anspruchsvoll
klingen.
Die Betreuung der Studierenden ist hervorragend organisiert, sämtliches Personal ist stets
hilfsbereit und sehr freundlich. Nach der Ankunft bekommen alle Studierenden einen
Academic Tutor zugeteilt, der/die für eineN die erste Ansprechperson bei sämtlichen
Belangen ist, selbst was Unterkunft o.ä. angeht. Für den/die, der/die bereits im
fortgeschrittenen Semester ist und sich für einen Kurs aus dem Masterprogramm
interessiert, lohnt sich eine Nachfrage, ob man dort evtl. teilnehmen kann. In diesem Falle
darf man keinen Schein dort machen, kann aber am Seminar bzw. der Vorlesung
teilnehmen. Ich habe dies getan und der betreffende Kurs war mit Abstand der
interessanteste, den ich dort besucht habe.
Sprachlich hatte ich in den Veranstaltungen keinerlei Probleme, was ich etwas verwunderlich
fand. Die Herausforderung war eher, eher informelles Englisch der Studierenden zu
verstehen. Wenn man die Lektüre englischsprachiger Fachliteratur gewohnt ist, sollte man
keine Probleme haben, den Vorlesungen zu folgen. Auch würde ich raten, sich bei den
Niveaus der Sprachkurse eher höher als niedriger einzustufen, man kann nachher immer
noch wechseln, sollte man überfordert sein.
Die University of Bath liegt auf einem Hügel außerhalb der Stadt, Fußweg zum Zentrum ca.
40min (bergab) bzw. entsprechend mehr bergauf. Wenn man nicht ausgesprochen sportlich
ist, würde ich von einer Fahrradfahrt zur Uni eher abraten (11% Steigung), es fahren jedoch
häufig und bis sehr spät Busse (1,60GBP return, Zehnerkarte 8GBP(beim Fahrer erhältlich),
Karten fürs Semester gibt es auch, sind aber recht teuer und lohnen sich vor allem, wenn
man weit weg vom Zentrum wohnt)
Die Bibliothek hat an 7 Tagen der Woche 24h lang geöffnet, einen Bibliotheksausweis
bekommt man kostenfrei zur Verfügung gestellt, welcher auch für den Zutritt zu vielen
Bereiche mit Zugangskontrolle erforderlich ist, wie etwa dem großen Sportgebäude. Es
handelt sich um eine Präsenzbibliothek mit mäßigem Bestand.
Der Zugang zum Internet auf dem Campus erfolgt für den eigenen Laptop per LAN oder
WLAN, für die Rechner in der Bücherei sind Passwort und Benutzername erforderlich.
Sowohl den LAN/WLAN Zugang wie auch die Verbindung im Studentenwohnheim (ResNet)
muss man mit den eben genannten Passwort/Benutzernamen frei schalten. Es gibt im
Übrigen nur ein Passwort/Benutzername für sämtliche Universitätsbelange, sei es Bücherei,
Internet, eLearning-Plattformen, Verwaltungsangelegenheiten etc. Filesharing und VoIP
Dienste wie Skype sind übrigens erlaubt.
Die Essensversorgung auf dem Campus ist eher teuer und nicht sehr schmackhaft, wobei
die Blues Bar m.E. noch das beste Essen anzubieten hat. Man kann dort übrigens in jeder
einzelnen Cafeteria alkoholische Getränke bekommen.
Fast alle Sportangebote auf dem Campus sind kostenfrei und es gibt dergleichen sehr viele,
Bath gilt als die Nummer 1 oder 2 für Sport in UK. Ansonsten lohnt es sich, die
Freizeitangebote des International Office zu nutzen oder auch einer Society an der Uni
beizutreten, was auch eine gute Gelegenheit darstellen kann, ein paar locals kennen zu
lernen.
Unterkunft
Mir wurde mitgeteilt, dass ich keinen Platz im Studentenwohnheim bekommen würde, daher
bin ich einige Monate vor Antritt meines Auslandaufenthalts auf ein sogenanntes House
Hunting Weekend gefahren, was von der Uni organisiert wurde. Im Vorhinein sollte man
einen Bogen ausfüllen, wo man Interessen und Wohnpräferenzen eingeben konnte, sodass
man zu Gruppen mit ähnlichen Interessenslagen zugeteilt werden sollte, dachte ich
zumindest. Vor Ort stellte sich heraus, dass man lediglich nach Länge des Zeitraums für den
man sucht zugeteilt wird, also weniger als 6, 6 oder 12 Monate. Die meisten suchten für 12
Monate, was für mich nicht in Frage kam, da ich nur 6 Monate bleiben wollte. Es stellte sich
als schwer heraus, eine Wohnung für weniger als 12 Monate zu finden, da man in England
stets einen Vertrag für einen festen Zeitraum unterschreibt und die meisten Vermieter direkt
für 12 Monate vermieten wollen. Preislich liegen private Unterkünfte zwischen 65 und 95GBP
pro Woche. Es gibt eine große Datenbank der Universität mit Unterkünften, auf die man mit
einem Passwort zugreifen kann, was einem vom Accomodation Office zur Verfügung gestellt
wird. Ich wurde bei dem House Hunting Wochenende leider nicht fündig und habe die ersten
2 Nächte bei Bekannten in Bath genächtigt, bin dann noch mal zum Accomodation Office
und habe nach Wohnheimplätzen gefragt, es gab tatsächlich noch ein paar. Ich bin dann,
wie übrigens viele andere auch, im Endeffekt doch in einem Wohnheim untergekommen,
mitten im Zentrum für 75GBP die Woche, was für Bath wirklich sehr günstig ist.
Die meisten Studentenwohnheime haben Einzelzimmer und dann Gemeinschaftsküchen für
ca. 10 Leute und es herrscht fast in jedem Wohnheim komplettes Rauchverbot, was aber
mittlerweile auch bei privaten Unterkünften der Standard ist.
Geld
England ist sehr teuer, bis auf Schmerzmittel kostet m.E. alles deutlich mehr als in
Deutschland. Ein Konto bei der Deutschen Bank ist empfehlenswert, da man hiermit bei allen
Barclay Banken kostenlos Geld abheben kann (auch auf dem Campus).
Reisen im Lande
Für längere Strecken lohnt es sich immer, sehr früh im voraus zu buchen, es gibt ein
ähnliches System wie es von den Billigfluggesellschaften bekannt ist für Busse und Züge in
England. Wer viel und/ oder günstig reisen will, dem/der würde ich in jedem Falle eine
Kreditkarte empfehlen, mit welcher online Bezahlungen möglich sind. Busse bucht man qua
www.nationalexpress.co.uk,
Züge
zuerst
unter
www.nationalrail.co.uk
checken
und
anschließend bspw. über First Great Western buchen. Hierzu benötigt man ein Profil, bei
welchem unbedingt eine englische Adresse von Nöten ist. Wenn ihr eure Anreise buchen
wollt und noch keine Adresse in England habt, wählt irgendeine (ich hab die von der Uni
genommen) und wählt Abholung an einer Fastticket Machine. Dann könnt ihr mit der
Kreditkarte, die ihr für die Buchung verwendet habt und einer Ticketreferenznummer die
verbilligten Tickets am Bahnhof (bspw. Stansted) abholen. Eine Fahrt von Stansted nach
Bath kann dann nur 13GBP anstatt 75GBP kosten.
Bath
Bath ist eine kleinere City mit sehr schöner Architektur, jedes Wochenende ist die Innenstadt
von Touristen überfüllt. Insgesamt ist Bath sehr teuer, selbst für England. Die kleine
römische Stadt ist in einem Talkessel, umgeben von ein paar schönen bewanderbaren
Hügeln gelegen. Für seine Größe bietet Bath aber sehr viel, viele schöne Pubs und eine
lebendige Musikszene, es gibt immer wieder kleinere Konzerte in Pubs oder auch größere
Events bspw. im Pavillion. Der lokale Dialekt ist gut verständlich (nicht etwa wie im nur 25km
entfernten Bristol) und die Leute sind recht offen und freundlich.
Fazit
Insgesamt kann ich einen Studienaufenthalt in Bath empfehlen, die Betreuung und der
Service an der Universität sind hervorragend, wenn auch das Lehrangebot nicht oder kaum
meinem Interessensschwerpunkt (Klassische soziologische Theorie, Kritische Theorie,
Metatheorie) genügte. Bath selbst bietet auf den zweiten Blick sehr viel mehr, als es zuerst
den Anschein hat. Ich würde jedem/jeder empfehlen, auch mal alleine auszugehen und sich
vom „Erasmusgeschehen“ etwas zu lösen, auf diese Weise kann man auch einmal ein paar
Engländer kennen lernen.