Jahre 100 - Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg eV

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Jahre 100 - Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg eV
27. Jahrgang
Heft 1
April 2012
Schutzgebühr
EUR 2,50
100 Jahre
1912-2012
manati
Magazin des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
und des Tiergartens der Stadt Nürnberg
1912 - 2012
Aus dem Tiergarten
2 Die Nürnberger und ihr Tiergarten
Eine Treue über Generationen hinweg
5 Mit armdicken Seilen die Wege festgelegt
100 Jahre Tiergarten Nürnberg
100 Jahre Tiergarten Nürnberg
Aus dem Tiergarten
Die Nürnberger und ihr Tiergarten
2
Eine Treue über Generationen hinweg
8 Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
Der Tiergarten lädt zu seiner Geburtstagsfeier
9 Brot für die Affen – oder: Wo wächst Weidelgras?
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Namen des Vereins der Tiergartenfreunde
Nürnberg e.V. möchte ich dem Tiergarten zu seinem
100-jährigen Jubiläum gratulieren.
Unser Nürnberger Tiergarten war immer schon ein
echter „Bürger-Tiergarten“. 1912 wurde er als Aktiengesellschaft von engagierten Nürnbergern gegründet. In den schweren Zeiten der Weltwirtschaftskrise,
den beiden Weltkriegen und den Jahren danach unterstützten die Nürnberger ihren Tiergarten - trotz Lebensmittelknappheit – vor allem mit Futterspenden.
Diese Tradition setzt unser Verein fort. Im Oktober
1958 gegründet, konnte der Verein der Tiergartenfreunde zwischenzeitlich dank Spenden und Beiträgen
von Nürnberger Bürgern zahlreiche Projekte fördern
oder überhaupt erst ermöglichen. Dem Engagement
und der Unterstützung aus der Bevölkerung ist es daher zu verdanken, dass unser Tiergarten heute zu den
attraktivsten Freizeiteinrichtungen der Region gehört.
In diesem Sinne freue ich mich mit Ihnen auf ein
kurzweiliges Jubiläumsjahr.
Ihr Klaus Kohlmann
Vorsitzender des Vereins der
Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
Impressum
Herausgeber Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
und Tiergarten der Stadt Nürnberg • Redaktion Björn Jordan (ViSdP), Viatisstraße 160, 90480 Nürnberg, [email protected]; Hans Lichei, Dr. Helmut Mägdefrau,
Dr. Nicola A. Mögel (stellv. Chefredakteurin) • Grafikdesign Verena-Kristin Helbach, [email protected] • Druck City Druck Nürnberg, Eberhardshofstr. 17,
90429 Nürnberg • Bildnachweis Helga Kraft S.2; Bernd Schinzel S.3; Monika Sattler S.4 oben, Marion Meier S.4 unten; Stadtarchiv Nürnberg S.5, S.6, S.16; Gerhard Winkler S.8; Thomas Schimmel S.10 oben; Heinrich Schneider S.10 unten;
Landschaftspflegeverband Mittelfranken S.11-14; Bengt Holst S.18; Dr. Helmut
Mägdefrau Poster, S.21 oben rechts + unten, S.23-24, S.37; Karin Wolf-Kaltenhäuser S.25; Monika Prell S.26; Erich Heimann S.27; Björn Jordan S.28, S.33
unten; Jenny Zierold S.29-30; Verein der Tiergartenfreunde S.31, S.33 oben;
Industriemuseum Lauf S.34; Maika Meisner S.38; Restliche Bilder TiergartenArchiv • Auflage 4 000 Stück • Rechtlicher Hinweis Die Redaktion übernimmt
für unaufgefordert eingereichte Manuskripte keine Haftung und sendet diese nicht an die Autoren zurück. • Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe
100 Jahre Futterversorgung im Tiergarten
11 Wo die wilden Pferde weiden
Przewalski-Pferde im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst
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„Warum Giraffenjunge Carlo uns verlässt“
„Kleiner Adler“ fährt wieder
„Wenn ich spazieren gehe, dann am liebsten in den Tiergarten. Hier sehe ich faszinierende Tiere, habe eine wunderbare Landschaft und entdecke immer wieder etwas Neues“, meint ein Besucher des Tiergartens Nürnberg und
geht weiter zu den Tiergehegen. Den Tiergarten und Nürnberg verbindet seit der Eröffnung des Alten Tiergartens
am 11. Mai 1912 im Luitpoldhain eine gemeinsame Geschichte.
Termine | Veranstaltungen
Der Schabrackentapir
Sein Leben in der Natur
17 Tierposter
Tapirmädchen „Pinola“
21 Der Schabrackentapir
Die Haltung im Tiergarten Nürnberg
22 Tierzugänge | Tierabgänge
Oktober 2011 – März 2012
Aus dem Verein
23 Geschichten aus dem Manatihaus
Ringkämpfe, alleinerziehende Väter und
Fleisch fressende Vegetarier
25 Bericht über Abendführungen im Mantihaus
Der Tiergarten bedankt sich bei den Vereinsmitgliedern
26 Schmetterlinge sammeln einmal anders
Jetzt sind auch Tierpatenschaften für Schmetterlinge und
Weißgesichts-Sakis möglich
27 Sprechende Tiere
27 100 Jahre Tiergartenplakate
Reklame im Wandel der Zeit
28 Das Infomobil im Einsatz für den Verein
Die Tiergartenfreunde machen auf sich aufmerksam
29 Die TierEntdecker erforschen das Nürnberger Tierheim
von Ronja Schertl (10 Jahre)
31 Weihnachtsfeier des Vereins
31 Alte Ausgaben von Manati und Tiergarten aktuell
32 Das Jubiläumsrätsel
Knacken Sie die Rätselnuss!
33 40 Jahre Jugendgruppe der Tiergartenfreunde
Aufruf zur Einsendung historischer Aufnahmen
34 „Aug’ in Aug’ mit 1000 Tieren“
Ausstellung im Industriemuseum Lauf
35 Veranstaltungen des Vereins
der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
Veranstaltungen der „TierEntdecker“
35
36 „Das A und O im Zoo“
Buchbesprechung
36 Newsletter des Vereins
Neuigkeiten aus dem Tiergarten per Mail
37 Kinderseite
Familien- und Schulausflüge in den Tiergarten waren und sind für alle Nürnberger obligatorisch
Ü
ber 100 Jahre hinweg haben die Nürnberger Bürger ihrem Tiergarten die Treue gehalten. Bereits die
Finanzierung in den Gründerjahren des Alten Tiergartens konnte dank der Unterstützung der Bevölkerung
durch Aktien- und Anteilskäufe geleistet werden. Viele
Nürnberger erinnern sich heute noch an die beeindruckende Papageienallee, die die Besucher in das Zentrum des Alten Tiergartens hineinführte. Während der
Weltwirtschaftskrise Ende der 1920iger Jahre erhielten Futterspenden und geschenkte Lebensmittel viele
Tiere am Leben. Und als im Dritten Reich Adolf Hitler
den Tiergarten ersatzlos schließen wollte, war das Entstehen eines neuen Tiergartens dem nachdrücklichen
Widerstand einflussreicher Bürger zu verdanken. Nach
dem Zweiten Weltkrieg war die Anteilnahme am Wiederaufbau der zu 90 % zerstörten Anlage groß, mit
dem Kauf von Dauerkarten, regelmäßigen Besuchen
und Spenden unterstützte die Nürnberger Bevölkerung das Fortbestehen des Zoos und den zunächst
mühsamen Wiederaufbau.
1. November 2012 • ISSN 1436-7351
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Aus dem Tiergarten
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erische Nashornbaby wurde Albrecht getauft. Sein
Bruder erhielt den Namen Hans und wurde nach
dem Augsburger Maler und Dürers Zeitgenossen
Hans Burgkmair benannt. Mit der Haltung der Panzernashörner gelang es, einen Bogen zwischen dem
Tiergarten und dem Selbstverständnis Nürnbergs als
Dürer-Stadt - quasi zwischen Natur und Kultur - zu
schlagen.
Am Gehege der Eisbären um 1950
Alten Presseberichten zufolge „setzten sich viele
Bauern der Nürnberger Umgebung mit ihren Kindern
auf die Fahrräder und kamen in den Zoo, als 1950 zwei
neue Elefantenkinder eintrafen.“ Seit 1958 bildet der
Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. eine tragund zukunftsfähige Brücke zwischen Nürnberger Bürgern und dem Tiergarten.
Nürnberger Bürger integrierten ihren Tiergarten in
den gelebten Alltag mit großer Begeisterung. So zog
1989 zur 50-Jahrfeier des Tiergartens am Schmausenbuck der Panzernashornbulle Noel im Tiergarten ein.
Durch ihn wurde der Holzschnitt „Rhinocerus“, den
Albrecht Dürer 1515 anfertigte und der noch heute
zu den berühmtesten Werken des Künstlers gehört,
„belebt“. Noel bekam bald darauf Gesellschaft von
dem Weibchen Purana. Das 1999 geborene, erste baymanati 2012 | 1
Von Tierpersönlichkeiten
Ein Besuch im Tiergarten ist immer beeindruckend.
Neben dem Erholungswert geht es um die „Faszination Tier“. Wer erinnert sich nicht an Nürnbergs
jüngsten Tierstar, die Eisbärin Flocke? Ihre ersten Lebenswochen beherrschten sogar die internationalen
Schlagzeilen und versetzten so manche Nürnbergerin und so manchen Nürnberger in den emotionalen
Ausnahmezustand. Frühere Größen im Tiergarten
waren etwa der legendäre Gorilla „Schorsch“. Er war
für viele Menschen der Anlaß regelmäßiger Besuche
am Schmausenbuck. Der heute im Tiergarten lebende
Silberrücken „Fritz“ ist ebenfalls ein beeindruckender
Vertreter seiner Art und eine echte Persönlichkeit. Viele Bewunderer hat auch der seit Beginn der Delphinhaltung 1971 in Nürnberg lebende Delphin Moby. Mit
seinen nunmehr 52 Jahren hat er bereits Generationen von Nürnberger Schülern für den Lebensraum
„Meer“ begeistert. Entgegen der meist sehr emotional
geführten öffentlichen Diskussion um Delphinarien
ist Moby der lebende Beweis für eine weitestgehend
artgerechte und fürsorgliche Delphinhaltung im Tiergarten Nürnberg.
Wie tiefgreifend die Verbindung zwischen dem individuellen Tier und dem menschlichen Umfeld sein
kann, zeigt ein Pressetext von 1960 über den damaligen Orang-Utan-Zugang „Vicky“ und „Hummel“:
„Dem einen oder anderen Tiergartenbesucher
mögen die Namen vielleicht ein wenig ausgefallen
vorkommen, aber dem Taufpaten gefallen sie gut.
So heißen nämlich die beiden erfolgreichen MopedModelle der Zweirad-Union A.G., die die Patenschaft
übernommen hat.“
Als legendärer Hersteller von Motorrädern prägte
die Zweirad-Union in den 1960er Jahren das industrielle Bild Nürnbergs entscheidend mit.
teich durch die von Menschen gesäumten Straßen direkt
in das ihr zugedachte Elefantengehege. Über die Jahre
hinweg wurde sie der Liebling der Nürnberger Bevölkerung. Bis 2008 gab es Elefanten im Tiergarten Nürnberg.
Sie gehören wohl zu den imposantesten Zootieren und
beeindrucken durch ihre ausgeprägte Persönlichkeit.
Wie sehr die einzelnen Tiere von Besuchern wahrgenommen werden und wie diese an deren Schicksal teilnehmen, wurde besonders nach dem Tod von Elefantendame „Kiri“ im August 2007 deutlich. Als ein Jahr später
dann „Yvonne“ – auch „Bibi“ genannt – die letzte afrikanische Elefantenkuh des Tiergartens, an den Zoo Rostock
abgegeben wurde, nahmen viele wehmütig und traurig
von ihr und einer fast 100jährigen Elefantenhaltung in
Nürnberg Abschied.
Kerstin Söder
Rast am Elefantengehege mitten im Krieg (Mai 1943)
Die Seele baumeln lassen
Damals wie heute gilt: Raus aus dem Alltag und Erholung suchen in der Natur. Bereits 1950 zur Wiedereröffnung des Kinderzoos nach dem Krieg mit extra
ausgewiesener Spielwiese war der Besucherandrang
groß. Damals tummelten sich noch Bärenkinder auf
dem Grün und Affen fuhren mit dem Fahrrad auf den
Wegen. 2002 wurde im Tiergarten dann der neu gestaltete Haustierzoo mit Streichelgehege eröffnet. Dazu
gekommen sind Lernstationen und ein Spielbereich
mit einer 12 m hohen Riesenrutsche, die (fast) allen Altersstufen etwas zu bieten hat.
Als der Tierbestand nachkriegsbedingt noch gering
war, wurden Besucher auf andere Weise in den Tiergarten gelockt. Für die Fahrt mit der attraktiven Kleinbahn
wurden sogar die Preise gesenkt.
Elefanten gehörten dazu
Der Lebensraum Stadt und das Erholungsgebiet Tiergarten waren und sind seit Bestehen des Alten Tiergartens eng miteinander verknüpft. In der Chronik über den
Alten Tiergarten des ehemaligen Direktors Dr. Peter Mühling steht zu lesen: „Bereits im Eröffnungsjahr 1912 des
Alten Tiergarten am Luitpoldhain spazierte die Indische
Elefantendame „Memy“ entsprechend den damaligen
Transportgepflogenheiten vom Bahnhof am Dutzend-
Die Portalfiguren am Tiergarteneingang sind übrigens „echte Nürnberger“, wurden sie doch vom
Nürnberger Bildhauer Philipp Kittler geschaffen,
in Bronze gegossen und zur Eröffnung 1912 dem
Tiergarten übergeben. Zusammen mit den Tieren
zogen die Figuren 1939 an den Schmausenbuck,
fanden dort an der eigens für den Tiergarten errichteten Straßenbahnhaltestelle ihren Platz und
kamen 1987 an ihren jetzigen Standort.
Fototermin 1967: Tierpfleger Günter Jäkel (li) mit Orang
„Vicky“, Direktor Alfred Seitz (ganz re) und Tierfilmer Heinz
Sielmann (Mitte)
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Aus dem Tiergarten
Mit armdicken Seilen die Wege festgelegt
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100 Jahre Tiergarten Nürnberg
Bürgerliches Engagement
Seit 100 Jahren gehört der Tiergarten zum Leben in
Nürnberg. Am 11. Mai 1912 wurde er am Luitpoldhain
eröffnet. Für die Gründung erwarben Nürnberger Bürger
aller Bevölkerungsschichten Aktienscheine. Sie wollten
am Dutzendteich eine „Zierde“ für ihre Großstadt schaffen und schon damals den Stadtmenschen die Tierwelt
näher bringen. Dafür hatten sie einen modernen, gitterfreien Zoo vor Augen und orientierten sich an dem 1907
in Hamburg eröffneten Hagenbeck’schen Tierpark.
Bereits 1913 wurden mehr als 800.000 Besucher gezählt. Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Inflation bedrohten die Existenz des Tiergartens. Doch besonders durch die breite Unterstützung aus der Bevölkerung
konnte der Zoo die schwierigen Zeiten überstehen. Der
Vorstand der Tiergarten AG, darunter Wilhelm Weigel,
hatte den Tiergarten durch die schwierigen Jahre hinweg geleitet. Weigel erläutert die damaligen „Marketingmaßnahmen“ rückblickend: „Die baulichen und gärtnerischen Anlagen wurden ständig verbessert, eine Reihe
festlicher Veranstaltungen von unerreichter Güte (…)
sorgten das ganze Jahr hindurch für Unterhaltung und
machten den Tiergarten zu einem überall geschätzten
gesellschaftlichen Mittelpunkt.“ In den „Goldenen Zwanzigern“ erlebte der Tiergarten seine Blütezeit. Mit der Geburt eines Orang Utans gelang 1928 sogar eine Welterstzucht in Nürnberg.
Doch die Erfolge des Tiergartens währten nicht lange.
Adolf Hitler hatte das Gebiet am Dutzendteich zum
Ausbau des Reichparteitagsgeländes ausgewählt. Der
Zoo musste weichen und die Stadt Nürnberg unter NS
Oberbürgermeister Willy Liebel erwarb ab 1935 die vielfach auch in jüdischem Besitz befindlichen Aktien. Es war
dem Willen der Nürnberger und dem Engagement besonders von Wilhelm Weigel und dem Gründungsdirektor Dr. Karl Thäter zu verdanken, dass der Tiergarten nicht
ersatzlos gestrichen, sondern an einen neuen Standort
verlegt wurde. Nach Begutachtung des Stadtparks und
des Valznerweihers fiel 1936 die Entscheidung für den
Schmausenbuck. Am 26. Februar 1939, „einem kalten,
regnerischen Sonntag“, öffnete der Alte Tiergarten zum
letzten Mal. Den Aufzeichnungen des früheren Tiergartendirektors Dr. Peter Mühling zufolge kamen „4200 Besucher (…), um von der ihnen lieb gewordenen Anlage,
die nun 27 Jahre bestanden hatte und von fast 13 Millionen Menschen besucht worden war, Abschied zu nehmen.“ Am 16. März 1939 begann Thäter mit dem Umzug.
Bereits am 5. Mai 1939 öffnete der neue Tiergarten am
Schmausenbuck.
Modernes Tiergartenkonzept
Das noch heute tragende Konzept des neuen Tiergartens ging auf eine Arbeitsgruppe unter der Leitung
von Prof. Walter Brugmann zurück. Ihr gehörten unter
anderem Stadtbaurat Heinz Schmeißner und Dipl.-Ing.
Kurt Schneckendorf an. Schmeißner erklärte 1941: „... soll
der Tiergarten wirkliche Erholungsfläche sein, so muß er
sich von allem, was an Zirkus und Tierschau erinnert, frei
„Tierpanorama“ von 1912: die Raubtierschlucht aus Holz und Beton.
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Bau der Paviananlage am Affenberg
machen. Es gilt vielmehr, die Tiere in möglichster Naturnähe, (…) zu zeigen, so dass sie sich frei und ungezwungen
bewegen können.“ Aufgrund dieser Maxime wurden viele
Tierarten, die noch im Alten Tiergarten gehalten wurden,
in der neuen Anlage nicht mehr aufgenommen.
Um die bestehende Landschaft des bereits als Naherholungsgebiet genutzten, früheren Sandsteinbruchs im
Reichswald nicht zu zerstören, wurde nur wenig gebaut.
Entstanden ist eine für den Nationalsozialismus eher untypische Architektur. „Partei und Stadt ließen“, so der mittlerweile verstorbene Kurt Schneckendorf 1999, den Architekten „weitgehend freie Hand bei der Planung des neuen
Tiergartens“. Schneckendorf, einem kurzzeitigen Mitglied
der kommunistischen Partei, zufolge waren die strohgedeckten Tierhäuser und der Betriebshof unter dem Mantel der Denkmalpflege im Stil altfränkischer Bauernhäuser
errichtet worden.
Die Planer gingen recht unkonventionell vor. Zunächst
wurden die zukünftigen Wege mit farbigen Wollfäden auf
einem etwa sechs Quadratmeter großen Geländemodell
markiert. Dann fertigte die Blindenanstalt armdicke Seile,
um damit die harmonische Linienführung des geplanten Wegesystems an Ort und Stelle zu überprüfen. Der
verbaute Sandstein stammte zum Teil aus dem Bruch für
das Raubtierhaus. Dass die Architekten nicht ganz ohne
Kunstkniffe auskamen, zeigen die Bilder der Bauarbeiten.
So wurde am Affenberg der rückwärtige „Fels“ des heutigen Mediterraneums mit Backsteinen gemauert.
Schlimme Zeiten
Wenige Monate nach der Eröffnung begann der Zweite Weltkrieg, begleitet von Futter- und Personalmangel.
Durch Luftangriffe wurde der Tiergarten fast vollständig
zerstört. Einige Tiere wurden während des Kriegs in andere Zoos ausgelagert. Andere überlebten auch die Bomben: so überstand das Flusspferd Gretl im Wasser seines
Beckens das Inferno. Im April 1945 wurden viele Tiere
durch bösartige Menschen schwer verletzt oder getötet.
Daraufhin nahmen amerikanische Truppen den Tiergarten bis 1947 unter ihren Schutz.
Bereits am 20. Mai 1945, nur wenige Tage nach Kriegsende, wurde der Tiergarten wieder geöffnet. Um ihrem
Trümmeralltag zu entfliehen, kamen in den Sommermonaten sonntags mehr als tausend Besucher. Im Tiergarten sahen sie nur wenige Tiere, darunter Eisbären, einen
Braunbären, einen Elefanten, Zebras, ein Nilpferd, Kamele, einen Bison, Paviane und Ponys, sowie ein paar Vögel.
Um weitere Besucher anzulocken, organisierte Dr. Karl
Birkmann, seit Dezember 1945 als Direktor im Amt, Kahnfahrten auf den nicht mit Tieren besetzten Weihern und
führte unter anderem artistische Veranstaltungen oder
Kinder- und Sommerfeste durch ab 1949 ließ er sogar
Modeschauen stattfinden.
Legendäre Eisbärenzucht
Bereits 1946 wurde die Straßenbahnverbindung zum
Tiergarten wieder hergestellt. Auch die ersten Schimpansen und Raubtiere konnten ab 1947 wieder in
Nürnberg gehalten werden. Birkmanns Amtszeit währte indessen nur relativ kurz. Im April 1950 kam Dr. Alfred Seitz als sein Nachfolger nach Nürnberg. Bis Ende
der 50er Jahre gelang es ihm, den Wiederaufbau abzuschließen.
Die Nürnberger Eisbärenzucht war legendär. Es war
die gängige Praxis jener Zeit, neue Tiere durch den Tierhandel zu erwerben und eigene Tiere zu veräußern.
Von 1950 bis 1956 wurden insgesamt 13 in Nürnberg
geborene und aufgezogene Eisbären an andere Einrichtungen verkauft. 1962 wurde der 20. Eisbär aufgezogen und passender Weise „Twenty“ getauft.
1967 begann der Tiergarten mit der Haltung von
in der Natur bereits ausgestorbenen Urwildpferden. Sie wurden in späteren Jahren durch ein Auswilderungsprogramm in die Mongolei
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Aus dem Tiergarten
Aus dem Tiergarten
Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Der Tiergarten lädt zu seiner Geburtstagsfeier
zurückgebracht. Auch die Haltung Sibirischer Tiger und
Pater-David-Hirsche ist im Rahmen der internationalen
Bemühungen zum Erhalt vom Aussterben bedrohter
Tierarten zu sehen.
1964, zum 25-jährigen Jubiläum am Schmausenbuck,
wurde mit dem Giraffenhaus das erste neue Gebäude
nach dem Krieg eröffnet. 1970 löste Dr. Manfred Kraus
seinen Vorgänger nach dessen 20-jähriger Amtszeit ab.
Eine Attraktion für den Tiergarten und die Stadt Nürnberg
konnte Kraus schon im Sommer 1971 präsentieren: das
Delphinarium. Einer der fünf damaligen Delphine war
der Große Tümmler Moby. Er ist noch heute in Nürnberg
zuhause ist und hat im Sommer 2011 den Umzug in die
Delphinlagune miterlebt. Dem Delphinarium hatte es der
Tiergarten zu verdanken, dass 1972 erstmals eine Million
Besucher gezählt werden konnten. In die Ära Kraus fiel
auch die Übernahme des land- und forstwirtschaftlichen
Betriebs Gut Mittelbüg. Eine wahre Erfolgsgeschichte begann im 1977 fertiggestellten Tropenhaus. Mit dem 1979
erworbenen Seekuhpaar gelang am 27. Juli 1981 die erste
Geburt einer Seekuh in Deutschland. Erfreuliche Zuchterfolge gab es auch, neben Todesfällen, bei den Delphinen:
1986 brachte das Delphinweibchen Eva mit Nemo das
erste überlebende Jungtier zur Welt. Ihm folgten in den
1990er Jahren die Geschwister Nando, Noah, Neike und
Naomi.
Immer wieder Eisbären
1989, zum 50-jährigen Jubiläum am Schmausenbuck,
feierten die Verantwortlichen das Richtfest des Naturkundehauses: dort sind seit 1990 die Zooschule und der 1958
gegründete Verein der Tiergartenfreunde fest etabliert.
Viele Tierhäuser und Anlagen wie das Manatihaus, das
Naturkundehaus, die Otter-Biber-Anlage, die Eisbärenanlage, das Mediterraneum oder die Buntmarderanlage
konnten durch die wertvolle Unterstützung des Vereins
errichtet werden.
1991 trat Dr. Peter Mühling das Amt des Tiergartendirektors an. In seine Zeit fiel im Jahr 2000 ein äußerst dramatisches Ereignis: ein Unbekannter brach die Schlösser
beim Eisbärengehege auf und ließ vier Exemplare der gefährlichsten Landraubtiere frei. Die Eisbären konnten trotz
vielfacher Versuche der Tiergartenmitarbeiter nicht eingefangen werden, da die Betäubungsmittel nicht wirkten.
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A
Blick über den noch jungen Tiergarten am Schmausenbuck
So wurden sie schließlich erschossen. Erst mit der 2004
fertig gestellten neuen Eisbärenanlage - im 2001 eröffneten Aquapark - kamen wieder Eisbären nach Nürnberg.
Mühlings Nachfolger, Dr. Dag Encke, erlebte 2008 seine
Eisbärengeschichte mit dem immensen Interesse der Öffentlichkeit an der Handaufzucht des Jungtieres Flocke.
In der Amtszeit von Direktor Mühling wurde der Tiergarten budgetierte Dienststelle, das angepachtete Tiergartengelände angekauft und die jahrelang, oftmals vehement geführte öffentliche Debatte um den Neubau
der geplanten Delphinlagune begonnen. Diese Debatte
nahm sein heute tätiger Nachfolger, Dr. Dag Encke, 2005
nahtlos auf. Er konnte entgegen aller Widerstände und
mit Unterstützung des Fördervereins DelphinLagune sowie Sponsoren im Sommer 2011 die Delphinlagune zusammen mit dem Manatihaus eröffnen. Enckes Bestreben
ist es, Artenschutzes sowohl im Tiergarten Nürnberg also
auch in den Ursprungsländern der Tiere zu praktizieren.
Mit der 1992 am Tiergarten Nürnberg gegründeten Gesellschaft zum Schutz von Meeressäugetieren, Yaqu Pacha
e.V., verfügt der Tiergarten über ein überzeugendes Instrument für dieses Ziel. Nicola A. Mögel
Literaturhinweise:
Mühling, P.: Der Zoo im Grünen, in: Tiergarten aktuell, Jg. 5,
Heft 2, Oktober 1989, S.6-46.
Oberbürgermeister Liebel (Hrsg.): Nürnberger Schau. Monatsschrift der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg., Mai
1941, Heft 5.
m 11. Mai 1912 – vor genau 100 Jahren - öffnete
der Tiergarten Nürnberg seine Pforten damals noch am
Luitpoldhain. Das ist ein Grund zum Feiern. Am Samstag,
12. Mai 2012, gibt es daher im Tiergarten ein großes Jubiläumsfest. Geplant ist ein buntes Festprogramm mit
zahlreichen Aktionen. Dabei kommt jedes Alter auf seine Kosten. Ein Kindertheater verspricht Unterhaltung für
die Kleinsten und frühere Pfleger berichten Spannendes
aus der Vergangenheit für die Größeren. Einen Blick in
die letzten 100 Jahre eröffnet eine Ausstellung in Kooperation mit dem Stadtarchiv mit historischen, teilweise
noch nie gezeigten Fotos und Erinnerungsstücken.
Seinen runden Geburtstag nimmt der Tiergarten Nürnberg auch zum Anlass, riesige Wassertiere im Schmuckhof schwimmen lassen. Zusammen mit dem Berliner
Fotografen Sven Hoffmann projiziert der Tiergarten bei
der „Blauen Nacht“ am Samstag, 19. Mai 2012, künstlerische Unterwasseraufnahmen auf eine haushohe Wasserleinwand. Stimmungsvoll untermalt werden die Bilder
mit Musik aus dem Hollywoodstudio von Hans Zimmer.
Die Aufnahmen für das international renommierte Projekt „aqua delphinidae“ machte Sven Hoffmann 2008 im
Nürnberger Delphinarium. Sie sind bei der Blauen Nacht
von 19 bis 1 Uhr zu sehen.
Während der Jubiläumswoche vom 11. bis 17. Mai
2011 geht der Tiergarten in Nürnberg auf Tour. Täglich
an einem anderen Standort bringen Mitarbeiter den
Tiergarten in die Stadt. Wo genau der rollende Tiergartenstand gerade parkt, findet man am besten bei einem
Stadtbummel heraus. An einem Tag wird es sicher das
Tiergärtnertor am Dürerhaus sein – weit weg vom Tiergarten und doch unverkennbar verwandt.
Außerdem wird das Tiergartenjubiläum am 24. Mai
2012 bei einem Festakt im Historischen Rathaussaal gewürdigt. Im Juni findet die Jahrestagung des Verbands
deutscher Zoodirektoren (VDZ) anlässlich des Jubiläums
in Nürnberg statt und im Laufe des weiteren Jahres treffen sich die im Verein „Zoogrün“ zusammengeschlossenen Gärtner deutscher Zoos in Nürnberg. Nicola A. Mögel
Veranstaltungen des Tiergartens zum
100-jährigen Bestehen
Freitag, 11. Mai bis Donnerstag, 17. Mai 2012
Jubiläumswoche „Tiergarten auf Tour“
An wechselnden Standorten in Nürnberg informieren
Mitarbeiter über den Tiergarten.
Samstag, 12. Mai 2012
Geburtstagsfest zum 100jährigen Bestehen
des Tiergartens
Ein buntes Festprogramm mit zahlreichen Aktionen.
Ausstellung „100 Jahre Tiergarten“ im Naturkundehaus.
Gerhard Winkler mit Mutter vor einem Element der legendären Papageienallee
Freitag, 25. Mai bis Sonntag, 10. Juni 2012
Ausstellung „100 Jahre Tiergarten“ in der Ehrenhalle
des Rathauses (Wolffscher Bau) in Kooperation
mit dem Stadtarchiv.
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Aus dem Tiergarten
Brot für die Affen – oder: Wo wächst Weidelgras?
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100 Jahre Futterversorgung im Tiergarten
„Nashörner hauen ordentlich rein: Im Sommer
frisst der Nashornbulle Ropen täglich etwa 100
Kilogramm Gras, zwölf Kilogramm Heu und acht
Kilogramm Sonstiges wie Kraftfutter, Obst und
Gemüse.“
„Schlimm war 1989 der Tod der afrikanischen
Elefantin Tonga. Sie wurde von einer anderen
Elefantenkuh aus Futterneid in den Graben gestoßen und hat sich so schwer am Schultergelenk
verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste.
Der Grund waren verantwortungslose Besucher,
die die Elefanten mit abgerissenen Ästen gefüttert
haben und nicht verstanden haben, dass die Tiere
Futterneid entwickeln.“
Alois Ehrnsperger, Futtermeister a. D.
Tiergartendirektor a. D. Dr. Peter Mühling
F
utter spielt eine gewichtige Rolle im Tiergarten Nürnberg. Das sieht man allein daran, dass die Futtermengen in Tonnen gemessen werden. Da die Ansprüche
der etwa 2 500 Zootiere sehr verschieden sind, hat der
Tiergarten etwa 100 Futtermittel im Sortiment. Das waren im letzten Jahr zum Beispiel 36 Tonnen Karotten, 74
Tonnen Fisch und vier Tonnen Tintenfisch, 38 Tonnen
Rindfleisch, fast 74 000 Küken, 16 000 Mäuse sowie 5 000
Ratten.
Wer kümmert sich um die Beschaffung dieser gewaltigen Futtermengen? Was fressen Manatis am liebsten?
Und wie stand es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
um die Futterversorgung? Einer der es wissen muss,
ist Alois Ehrnsperger. Als Futtermeister im Tiergarten
Nürnberg war er von 1977 bis Ende 2011 für die Beschaffung von Fleisch, Fisch oder Hafer zuständig und
organisierte als „Herr über Gut Mittelbüg“ den Anbau
von Futterrüben, Mais, Bambus oder Topinambur. Etwa
1 000 Euro gibt der Tiergarten täglich für Futter aus. Da
ist es praktisch, dass ein Teil des Futters kostengünstig auf dem zum Tiergarten gehörenden Gut Mittelbüg selbst produziert werden kann. Der Hof mit rund
42 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche wurde dem
Tiergarten zum 1. Januar 1973 angegliedert, wie es im
entsprechenden Stadtratsbeschluss hieß. Noch immer
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spielen die dort angebauten Futtermittel – zum Beispiel die in 2011 geernteten 110 Tonnen Runkelrüben
oder 168 Tonnen Heu – eine bedeutende Rolle bei der
Gesamtversorgung der Tiere.
Der gelernte Kaufmann und Landwirt Alois Ehrnsperger entwickelte sich im Laufe der Jahre auch zum Experten für so manche Tierart. Gemeinsam mit den Pflegern und dem Tierarzt erkundete er beispielsweise das
Futterspektrum von Seekühen. Die aquatisch lebenden
Vegetarier kamen fast gleichzeitig mit Ehrnsperger in
den Tiergarten. Es war bekannt, dass sie neben Kopfund Feldsalat eine Vorliebe für Grasarten ohne Blütenstände haben. Ehrnsperger erinnert sich: „Bis der Anbau
der passenden Grassorte geklappt hat, habe ich lange
herumexperimentiert.“ Heute wächst daher das breitblättrige Welsche Weidelgras in Mittelbüg.
Futter ist auch Beschäftigung. Anders als zu Beginn
von Ehrnspergers Tätigkeit im Tiergarten werden zum
Beispiel Gorillas heute mit Krumet versorgt. Das ist das
feinblättrige Heu des zweiten Grasschnitts. Es ist für die
Affen immer wieder ein interessantes Projekt, die feinen
Blättchen aus dem Heu zu zupfen. Bananen hingegen
erhalten die Gorillas selten. Die hierzulande vertriebenen Früchte sind zu süß und kalorienreich für die Tiere.
Daher besteht das Affenfutter aus viel Gemüse wie Karotten, Fenchel oder Zucchini.
In früheren Jahren sah dies ganz anders aus. Das Füttern von Affen mit mitgebrachtem Brot gehörte für das
Publikum zum Zoobesuch. „Bei manchen Tieren - wie
zum Beispiel den Affen – “, so ein Zeitungsbeitrag von
1941, „ist das Füttern mit Brot natürlich gar nicht wegzudenken, denn dadurch kommt stets erst richtiges Leben
Alois Ehrnsperger prüft den Reifegrad von Getreide
in diese Gesellschaft.“ Der frühere Tiergarteninspektor
Ludwig Löb sieht das anders. Er begann 1949 seine
Ausbildung im Tiergarten und erlebte oftmals Schreckliches durch das Füttern. „Nach den Osterfeiertagen,“ so
Löb, „sind immer wieder Tiere gestorben, weil Besucher
sie mit Zucker gefüttert haben.“ Um die Begeisterung
der Menschen am Tierefüttern „in geordnete Bahnen“
zu lenken, wurden im Kinderzoo Automaten mit Spezialfutter eingerichtet. Außerdem befindet sich am Tor
zum Betriebshof eine Futtersammelstelle - früher stand
sie am Tiergarteneingang –, um mitgebrachtes Futter
wie altbackenes Brot etc. abzugeben.
Futterspenden haben in Nürnberg eine lange Tradition. Bereits etwa zwei Jahre nach der Gründung des
Tiergartens am Luitpoldhain begann mit dem ersten
Weltkrieg eine wirtschaftlich schwierige Zeit. Doch
durch Geld- und Futtermittelspenden halfen die Nürnberger Bürger ihrem Zoo zu überleben. Auch nach seinem Umzug an den Schmausenbuck im Frühjahr 1939
geriet der Tiergarten durch den baldigen Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs im Herbst wieder in wirtschaftlich
turbulente Zeiten. Bereits 1943 war es schwierig, den
Betrieb aufgrund der massiven Zerstörungen, zu denen
auch die Vernichtung von Futtervorräten und Kühlanlagen gehörten, aufrechtzuerhalten. Schon während
des Krieges und besonders in der Zeit danach wurden
Fleisch und Getreide nur kiloweise und auf sogenannte
Marken abgegeben. Der Tierbestand war zwar sehr gering, doch selbst für die wenigen Tiere war es nicht einfach, ausreichend Futter herbeizuschaffen. Ludwig Löb
erinnert sich an seine Lehrjahre: „Das Futter war knapp.
So wurden wir in den relativ weit entfernten Faber-Castell-Wald geschickt, um die dort wachsenden Flechten
auf Haufen zusammenzurechen, im Sommer alle zehn
bis 14 Tage. Das Gleiche machten wir mit Heidekraut für
die Elefanten. Außerdem holten wir Futteräste für die
Hirsche aus dem Wald. Im Winter wurde zugekauftes
Heu verfüttert.“ Nicola A. Mögel
Gitta füttert anno 1942 einen Kranich im Tiergarten
„Ganz entscheidend für den Tiergarten Nürnberg
war, dass dem Zoo das Gut Mittelbüg zur Verfügung gestellt wurde. Immer wieder gab es Anläufe,
das Gut wegzunehmen. Es sei zu teuer im Unterhalt und der Futterkauf sei billiger – doch das Gut
blieb dem Tiergarten erhalten.“
Bürgermeister a.D. Willi Prölß
manati 2012 | 1
Aus dem Tiergarten
Wo die wilden Pferde weiden
12
Przewalski-Pferde im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst
Besonders im Frühjahr sind die Wildpferde sehr aktiv und streifen weit umher.
Der Tennenloher Forst
Der Sebalder Reichswald zwischen Erlangen und
Nürnberg birgt ein besonderes Kleinod: das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst. Mit 934 Hektar ist es
eines der größten Naturschutzgebiete Bayerns und
gehört zum Biotopverbund „Natura 2000“ der Europäischen Union. Große Teile des Tennenloher Forstes
sind als „Nationales Naturerbe“ im Besitz der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt Naturerbe GmbH. Sandmagerrasen, Heiden und lichte Kiefernwäldern wechseln sich
mit Moorbereichen, Kleingewässern und Erlenbruchwäldern ab und bieten eine landschaftliche Vielfalt, die
in der Region einzigartig ist.
Diese Vielfalt ist jedoch nicht natürlichen Ursprungs.
In den 1930er Jahren rodete die Deutsche Reichswehr
etwa 200 Hektar Wald und richtete einen militärischen
Übungsplatz ein, der nach dem 2. Weltkrieg von der USArmee übernommen und bis 1993 für Schießübungen
und Panzermanöver genutzt wurde. Durch die Manöver des Militärs wurden die großen Freiflächen über
Jahrzehnte hinweg offen gehalten. Noch heute liegen
im sandigen Boden des Tennenloher Forstes zahlreiche
Granaten und andere Munition. Wegen dieser Altlasten
dürfen die Wege im Naturschutzgebiet nicht verlassen
werden.
Leben auf Sand gebaut
Offene Sandgebiete wie im Tennenloher Forst gehören heute zu den am stärksten bedrohten Geotopen
Bayerns. In den letzten 100 Jahren ist dieser Lebensraum-Typ auf etwa 1% seiner ursprünglichen Verbreitung zurückgedrängt worden - auf meist kleine Reliktflächen. Mit seinen großen, zusammenhängenden
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Sandökosystemen ist der Tennenloher Forst deshalb
aus Naturschutzsicht besonders wertvoll.
Die offenen Sandlebensräume dort zeichnen sich vor
allem im Sommer durch ihre trocken-heißen Standortbedingungen aus. Nicht umsonst werden sie auch als
„Fränkische Wüste“ bezeichnet! Unter solch extremen
Bedingungen können nur speziell angepasste Tiere
und Pflanzen überleben. Eine typische Sandpflanze ist
z.B. das Silbergras, das sich mit seinem fein verzweigten
Wurzelwerk im lockeren Sandboden festkrallen und so
auch noch den letzten Tropfen Feuchtigkeit aufsaugen
kann. Ebenfalls nur in Sandgebieten ist der Sandlaufkäfer zu finden, ein blitzschneller Jäger, der bei Sonnenschein wie auf Stelzen über den heißen Sandboden
flitzt und kleinen Insekten und Spinnen nachstellt.
Diese Sand-Spezialisten sind an ein Leben in der
„Fränkischen Wüste“ perfekt angepasst und können
nur hier überleben. Da ihr Lebensraum aber so selten
geworden ist, sind etliche vom Aussterben bedroht.
Was geschieht, wenn nichts geschieht?
Die großen Offenflächen inmitten des Reichswaldes
würden, sich selbst überlassen, rasch mit Gehölzen zuwachsen. Damit verschwänden jedoch auch die besonderen Lebensräume wie Heideflächen, feuchte Mulden, Offensande und Sandmagerrasen. Gerade dort
leben jedoch viele der besonders gefährdeten Arten
wie Heidelerche, Sonnentau und zahlreiche Wildbienen- und Grabwespenarten.
Das Projekt
Eine rein maschinelle Offenhaltung der Freiflächen
ist aufgrund der Größe des Gebietes und der Muniti-
In ihrem weitläufigen Gehege finden die „vierbeinigen Landschaftspfleger“ (hier im Januar 2012) auch im Winter noch Futter.
onsbelastung im Boden nicht möglich. Auch fehlen bei
solchen technischen Pflegemaßnahmen oft die Dynamik und die Vielfältigkeit, wie sie eine naturnahe Beweidung mit sich bringen kann.
Im Jahr 2003 initiierte der Landschaftspflegeverband
Mittelfranken e.V. deshalb ein Beweidungsprojekt mit
Przewalski-Pferden zum Erhalt von 50 Hektar der wertvollsten Sandlebensräume. Das Projekt wird zusammen
mit der DBU Naturerbe GmbH als Flächeneigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Abteilung Bundesforst) sowie der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde durchgeführt. Die Finanzierung ist
durch Fördermittel des Bayerischen Naturschutzfonds
und des Europäischen Sozialfonds gesichert. Weitere
finanzielle Unterstützung leisten der Bezirk Mittelfranken und der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Ausgleichszahlungen der Deutschen Bahn ermöglichten 2011
eine Erweiterung der Beweidungsfläche auf knapp 90
Hektar.
Von Beginn an engagierten sich der Tiergarten Nürnberg und der Münchner Tierpark Hellabrunn mit Rat
und Tat beim Tennenloher Beweidungsprojekt. Beide
Zoos stellen nicht nur die Przewalski-Pferde als kostenlose Leihgaben zur Verfügung, sondern übernehmen
z.B. auch die Transporte und die medizinische Versorgung der Tiere. Als weiterer Projektpartner konnte im
letzten Jahr der Zoo Karlsruhe gewonnen werden. Alle
beteiligten Zoos leisten durch ihre Unterstützung einen
unverzichtbaren Beitrag zum heimischen Natur- und
Artenschutz.
Wildpferde als Landschaftspfleger
Die ganzjährige Beweidung mit Pferden führt auf
natürliche Weise zu einem vielfältigen Mosaik unterschiedlich intensiv beweideter Teilbereiche. Die in Tennenlohe eingesetzten Urwild- oder Przewalski-Pferde
sind besonders genügsam und robust. Durch die geringe Besatzstärke bleiben immer ausreichend ungestörte Bereiche, z.B. für bodenbrütende Vögel und blütenbesuchende Insekten, erhalten. Die Urwildpferde
knabbern gerne an Gehölzen, das verlangsamt die Ausbreitung von Büschen und Bäumen und verjüngt die
Heidekrautbestände. Der Pferdekot bietet Nahrung für
zahlreiche Insekten, die wiederum den verschiedens-
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Aus dem Tiergarten
14
Die Sommertemperaturen in den Steppen Zentralasiens erreichen bis zu +40°C - kein Wunder, dass die Przewalski-Pferde
in der „Fränkischen Wüste“ auch im Hochsommer kaum Kühlung im Schatten suchen.
ten Vögeln, Reptilien und Amphibien als Futter dienen.
Durch den Huftritt und das arttypische Verhalten der
Pferde, wie Wälzen und Scharren, entstehen immer
wieder offene Sandstellen, die als Lebensraum für Silbergras & Co. dienen.
Die Herde
Im Moment sorgen 13 „vierbeinige Landschaftspfleger“ für den Erhalt der offenen Sandlebensräume im
Tennenloher Forst. Bei den Tieren handelt es sich ausschließlich um Hengste, die das ganze Jahr ohne Stall
im Freien verbringen. Das Zusammenleben in solchen
Junggesellengruppen ist völlig artgerecht. Auch in freier Wildbahn verlässt der Nachwuchs im Alter von ein bis
vier Jahren die Haremsgruppe, in die er hineingeboren
wurde. Haremsgruppen bestehen aus mehreren Stuten
mit Fohlen und einem erwachsenen Hengst. Während
junge Stuten meist recht schnell Anschluss an eine andere Haremsgruppe finden, schließen sich die jungen
Hengste einer Junggesellengruppe an. Unter ihresgleichen lernen die Hengste dort alle nötigen Verhaltensweisen und Überlebensstrategien.
Przewalski-Pferde sind die letzten echten Wildpferde
unserer Erde und in ihrer langen Geschichte nie vom
Menschen domestiziert worden. Viele der allgemein
als Wildpferde bezeichneten Rassen sind nämlich gar
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keine „richtigen“ Wildpferde. Die nordamerikanischen
Mustangs beispielsweise sind die Nachkommen verwilderter Hauspferde. In ihnen schlummern noch die Eigenschaften domestizierter Vorfahren, was ein Zähmen
und Einreiten von Mustangs möglich macht. Przewalski-Pferde dagegen sind genauso wenig zähmbar wie
Zebras – die Wildheit und Ursprünglichkeit tragen die
Urwildpferde sogar im Namen. Auch wenn es lange Zeit
angenommen wurde, konnte durch genetische Analysen inzwischen bewiesen werden, dass PrzewalskiPferde nicht die direkten Vorfahren unserer Hauspferde
sind. Trotzdem sind Haus- und Przewalski-Pferd eng
verwandt und können sogar fruchtbare Nachkommen
miteinander hervorbringen.
Zurück in die Steppe
Przewalski-Pferde sind echte Raritäten. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen werden sie als „unmittelbar bedroht“ geführt, was einen Handel mit dieser Art
verbietet. Die letzten Rückzugsgebiete der Urwildpferde
waren zentralasiatische Steppengebiete. Im Grenzgebiet
zwischen China und der Mongolei wurde 1969 das letzte wildlebende Przewalski-Pferd gesichtet, seitdem galt
die Art in freier Wildbahn als ausgestorben. Lediglich in
Menschenobhut überlebten einige wenige Tiere. Durch
gezielte Zucht, unter anderem Dank des Europäischen
Erhaltungszuchtprogrammes für Przewalski-Pferde, gibt
es heute weltweit wieder etwa 2.000 der wilden Verwandten unserer Hauspferde. Seit den 1990er Jahren
werden sie in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet
erneut angesiedelt. Größte Schwierigkeiten bereitet
dabei die Auswahl geeigneter Gebiete. Diese müssen
ausreichend Platz, Wasser und Nahrung bieten, gleichzeitig aber frei von Hauspferden sein, um unerwünschte
Einkreuzungen zu verhindern. Seitens des Tiergartens
Nürnberg und des Münchner Tierparks Hellabrunn ist aktuell ein Auswilderungsprojekt in Kasachstan in Planung.
Da die Przewalski-Pferde über viele Generationen
hinweg nur in Menschenobhut überlebt haben, ist der
Schritt in die Freiheit für die Tiere nicht immer ganz
einfach. Schon die Umstellung vom komfortablen ZooLeben hin zur halbwilden Haltung im Tennenloher Forst
dauert etwa ein Jahr. Die ersten Schritte hinein in das ungewohnt hohe Gras des weitläufigen Geheges kosten die
meisten Neuankömmlinge große Überwindung, kennen
Dank ihres dichten Winterfells fühlen sich die PrzewalskiHengste im Tennenloher Forst auch bei Minusgraden sichtlich
wohl. In der Mongolei müssen sie im Winter Temperaturen
von bis zu -40°C ertragen.
sie Gras doch oft nur in geschnittener Form. Wenn die
jungen Hengste in die bestehende Junggesellengruppe eingegliedert werden, nimmt die Herde die Neulinge
in der Regel völlig problemlos auf. Von den erfahrenen
Hengsten lernen die „Greenhorns“ im Laufe der Zeit,
wie man als Wildpferd in der Natur überleben kann. So
müssen die Pferde zum Beispiel erst lernen, sich für den
Winter Fettreserven anzufressen. Auch welche Pflanzen
zu welchem Zeitpunkt gefressen werden, schauen sich
die Junghengste von den erfahreneren Herdengenossen
ab. Przewalski-Pferden aus naturnahen Beweidungsprojekten wie dem beschriebenen fällt es bei einer späteren
Auswilderung dementsprechend leichter, sich in der freien Wildbahn zu behaupten.
Im Tennenloher Forst werden die Urwildpferde also
nicht nur zur Landschaftspflege eingesetzt. Durch die
naturnahen Haltungsbedingen in ihrem weitläufigen
Gehege werden die Tiere darüber hinaus auf ein Leben
in Freiheit vorbereitet. Das Tennenloher Beweidungsprojekt dient damit dem Naturschutz in Mittelfranken, und
leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Erhaltung der weltweiten Urwildpferd-Population.
benen Wegen. Vom Zaun oder vom erhöhten Aussichtspunkt auf dem Kugelfangwall hat man gute Chancen,
die Pferde in dem weitläufigen Gelände auch zu Gesicht
zu bekommen. Wer Interesse hat, kann bei Führungen
mit der Gebietsbetreuerin viel Interessantes über das
Gebiet mit seiner Flora und Fauna und natürlich über die
Urwildpferde erfahren. Gruppen ab 15 Personen können
private Exkursionen vereinbaren, kleinere Gruppen und
Einzelpersonen können sich den öffentlichen Führungen
anschließen. Auch Vorträge werden von der Gebietsbetreuung angeboten.
Auf der Projekt-Homepage www.wildpferde-tennenlohe.de sowie auf Facebook unter dem Stichwort „Wildpferde Tennenlohe“ findet man viele Fakten, Fotos und
weitere Informationen über das Beweidungsprojekt.
Zudem sind Materialien zum Projekt selbst wie eine Broschüre, Postkarten und Faltblätter erhältlich. In Form von
Spenden oder Patenschaften können auch Privatpersonen das Beweidungsprojekt unterstützen.
Verena Fröhlich
Die nächste öffentliche Führung findet am Samstag,
21.04.2012, von 13:00 – ca. 15:00 Uhr unter dem Motto „Frühlingsausflug zu den Urwildpferden“ statt. Nähere Informationen dazu finden Sie unter „Aktuelles“ auf www.wildpferdetennenlohe.de.
Kontakt:
Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.
Verena Fröhlich & Wiebkea Bromisch
Turmberg 3, 91058 Erlangen
Tel. 09131-6146345
[email protected]
www.wildpferde-tennenlohe.de
Die Gebietsbetreuung wird vom Europäischen Sozialfonds
kofinanziert und von der Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds gefördert.
Neugierig auf die vierbeinigen Landschaftspfleger?
Das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst ist für Besucher frei zugänglich – natürlich nur auf den vorgege-
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Aus dem Tiergarten
Aus dem Tiergarten
„Warum Giraffenjunge Carlo uns verlässt“
„Kleiner Adler“ fährt wieder
Oder: Abgaben des Tiergartens
Nach dreijähriger Pause kehrt die Kleinbahn zurück
Eine Giraffe im Spezialtransporter
Der Fahrer sieht die Giraffen immer auf dem Monitor
ie wesentlichsten Eckpunkte im Leben eines Menschen sind meist die Geburt, der Nachwuchs und das
Ableben. Nicht anders verhält es sich im Tierreich; daher ist der Tierbestand des Tiergartens Nürnberg mit
knapp 2.500 Tieren regelmäßigen Veränderungen
unterworfen. Doch nicht nur Geburten und Todesfälle spielen eine Rolle: Im Netzwerk der verschiedenen
Zoos und Tiergärten tragen Zugänge und Abgaben
dazu bei, eine Vielzahl an Möglichkeiten zu kreieren,
die einem einzelnen Zoo mitnichten zur Verfügung
stehen würden.
Bei vielen heranwachsenden Tieren gehören Streitereien zur unangenehmen Tagesordnung, was im
Kindesalter meist toleriert und von den Elterntieren
nötigenfalls unterbunden werden kann. Haben die
Sprösslinge jedoch ein gewisses Alter erreicht, können
solche Streitereien bedrohliche Ausmaße annehmen.
Insbesondere bei Tierarten, denen man ein Einzelgängerverhalten nachsagt, ist eine Trennung der Tiere daher besonders einleuchtend.
Ebenso verhält es sich mit der Geschlechtsreife: um
Inzucht zu vermeiden, müssen die Heranwachsenden
oftmals in nicht-verwandte Gruppen eingegliedert
werden. Aus diesem Grund hat uns unser zweijähriger Giraffenjunge Carlo im März Richtung Griechenland
verlassen, wo er nun im Zoo Athen lebt. Darüberhinaus
bleibt zu beachten, dass durch den geschickten, planmäßigen Austausch von Tieren die Nachzuchtchancen
indes deutlich erhöht werden. So haben Flocke und
Rasputin – schmerzlich für einige Besucher – in Frankreich eine neue Bleibe gefunden, während Vera hier
bereits „Gregor“ und „Aleut“ aufziehen kann.
Da im Frühjahr auch bei uns viele Tiere Nachwuchs
bekommen, ist die Abgabe einiger Tiere unvermeidlich: so haben sich zum Beispiel unsere beiden Buntmardersprösslinge inzwischen in Frankreich und Holland eingelebt, die vier Gepardenkinder bewohnen
die Zoos in Köln und Prag, während eines unserer
Schneeleopardenweibchen erst kürzlich in den Zoo
Kolmarden in Schweden umgezogen ist. Unsere vier
Milu-Damen gingen an den Filmtierpark Sixte, während in Kürze die bislang in Mittelbüg untergebrachten Guanakos das alte Milu-Gehege in Besitz nehmen
werden.
Auf die Entscheidung, welches Tier wohin umzieht,
hat nur in den seltensten Fällen Sympathie einen Einfluss. Vielmehr spielen oben genannte Faktoren eine
Rolle, um dem Tier und der Tierart den bestmöglichsten Entfaltungsspielraum zu gewährleisten.
Gönnen wir also unseren Tieren ihr Glück in der Ferne und freuen uns auf neue Zugänge und Tierbabys in
der neuen Saison 2012. Karin Wolf-Kaltenhäuser
D
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Die Giraffen beäugen neugierig den „Kleinen Adler“ | Eine Diesellok zog den Vorgänger der Kleinbahn von 1947 bis 1958.
N
ach dreijähriger Pause während der Bauzeit der Delphinlagune wurde die bei den Tiergartenbesuchern beliebte Kleinbahn „Adler“ am 13. Februar 2012 in den Tiergarten Nürnberg zurück transportiert.
Die maßstabsgetreue 1:2-Nachbildung der ersten deutschen Eisenbahn, die 1835 von Nürnberg nach Fürth
fuhr, wurde 1963/64 von der Lehrlingswerkstatt der Firma MAN gefertigt. Auszubildende der MAN Truck & Bus
AG in Nürnberg übernahmen auch 2011/12 wieder die
technische Überholung der eigens für den Tiergarten angefertigten Kleinbahn. Die Bahn hat eine Spurweite von
600 mm und verfügt über einen biodieselhydraulischen
Antrieb von 92 PS.
Der heutigen Kleinbahn ging eine andere Bahn mit
einer Diesellok – ähnlich einer Bergwerkslore – voraus.
Jene 1947 eingesetzte Kleinbahn musste 1958 aufgrund
großer Verschleißerscheinungen ihren Betrieb einstellen. Der verkleinerte Adler-Nachbau wurde dem Tiergar-
ten zum 25-jährigen Jubiläum am Schmausenbuck 1964
vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. mit entscheidender Beteiligung der Firmen MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Siemens-Schuckert-Werke und
TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken E. Voelk KG gestiftet.
Bereits mit der Betriebseröffnung am 15. Mai 1964 erfuhr
die Bahn einen großen Zuspruch durch die Tiergartenbesucher. Allein im ersten Jahr bis zum Beginn der Winterpause am 11. Oktober genossen mehr als 120 000 Passagiere die Fahrt durch den Tiergarten.
Wegens des Baus der Delphinlagune wurde die Trasse neu verlegt und führt nun entlang des Giraffengeheges, unterhalb der Delphinlagune vorbei bis hin zum
Kinderzoo – und natürlich auch wieder zurück. Die neue
Trassenführung der Kleinbahn konnte nicht zuletzt dank
der großzügigen Förderung von SpardaBank, DeutscherBahn AG und Lions Club Nürnberg realisiert werden.
Nicola A. Mögel
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Aus dem Tiergarten
Aus dem Tiergarten
Termine | Veranstaltungen
Der Schabrackentapir
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Sein Leben in der Natur
Vorträge des Tiergartens
Veranstaltungen des Tiergartens
Donnerstag, 19. April 2012
19.30 Uhr, Vortragssaal
Patagonien – ein Drama in drei Akten
Prof. Dr. Gunther Nogge, ehemaliger Direktor
des Zoologischen Gartens Köln
Sonntag, 22. April bis 6. Januar 2013
Eröffnung der Sonderausstellung „Aug‘ in Aug‘ mit
1.000 Tieren“ im Industriemuseum Lauf
in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg
(siehe unser ausführlicher Artikel auf Seite 34)
Donnerstag, 10. Mai 2012
19.30 Uhr, Vortragssaal
100 Jahre Tiergarten Nürnberg –
ein Rückblick in bewegten Bildern
Tiergartenmitarbeiter erinnern sich
Samstag, 19. Mai 2012 – 19 bis 1 Uhr
Der Tiergarten Nürnberg präsentiert sich in der
„Blauen Nacht“ im Nürnberger Schmuckhof mit
künstlerischen Unterwasseraufnahmen des Berliner
Fotografen Sven Hoffmann auf einer Wasserleinwand.
Donnerstag, 14. Juni 2012
19.30 Uhr, Vortragssaal
Gibbons – Die singenden Menschenaffen
Dr. Thomas Geissmann, Anthropologisches Institut
der Universität Zürich
Samstag, 7. Juli 2012
Familienfest der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg
Donnerstag, 27. September 2012
19.30 Uhr, Vortragssaal
Zucht gefährdeter Haustierrassen braucht Netzwerke
Dr. Erwin Schmidbauer, Gesellschaft zur Erhaltung alter
und gefährdeter Nutztierrassen e.V. (GEH)
Donnerstag, 11. Oktober 2012,
19.30 Uhr, Vortragssaal
Arktische Systeme im Griff des Klimawandels –
Einblicke aus Langzeituntersuchungen in der
nördlichen Tundra Grönlands
Dr. Benoit Sittler, Institut für Landespflege der
Universität Freiburg
Donnerstag, 9. November 2012
19.30 Uhr, Vortragssaal
Die Schmetterlinge Costa Ricas
Gerlinde Bläse, Diplombiologin
im Schmetterlingsgarten in Sayn
Samstag, 21. Juli 2012
Der Tiergarten bei Nacht
Der Tiergarten öffnet einen Teil seines Geländes für
individuelle Streifzüge in der Dämmerung.
Freitag, 17. August und Samstag, 18. August 2012
Zusammen mit dem Mobilen Kino findet ein Sommernachtskino auf der Freilichtbühne im Tiergarten statt.
Einlass ab 18 Uhr (www.sommernachtfilmfestival.de)
Sonntag, 16. September 2012
20 Jahre Yaqu Pacha am Tiergarten Nürnberg.
14. Benefiztag von Yaqu Pacha zu Gunsten des
Artenschutzes in Südamerika
Samstag, 22. September und
Sonntag, 23. September 2012
Themenbezogene Sonderführungen in den „Stadt(ver)
führungen“ – der Tiergarten Nürnberg baut Brücken
zwischen Tier und Mensch, Jung und Alt, Vergangenheit
und Zukunft (www.stadtverfuehrungen.nuernberg.de)
Änderungen vorbehalten
Alle Vorträge finden im Vortragssaal des Naturkundehauses statt.
Der Eintritt ist frei.
Das ausführliche Programm der Vorträge liegt im Naturkundehaus und an der Tiergartenkasse aus und
kann auf der Internetseite des Tiergartes heruntergeladen werden – ein Versand ist nicht vorgesehen!
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Schabrackentapir im malayischen Regenwald
T
apire sind eine erdgeschichtlich alte Säugetiergruppe, die sich in Nordamerika vor etwa 50 Mio. Jahren etabliert hat. Die einzige überlebende Gattung Tapirus hat
sich seit Jahrmillionen kaum verändert und ist heute
nur noch mit drei Arten in Mittel- und Südamerika sowie mit dem Schabrackentapir (Tapirus indicus) in Südostasien vertreten. Von Thailand über die Malayische
Halbinsel bis Sumatra reicht das Verbreitungsgebiet
dieser mit 250 bis 350 kg und 240 cm Kopf-Rumpf-Länge größten Tapirart.
Ihren Namen verdankt diese Art ihrer Färbung, nämlich der hellgrauen Rücken- und Flankenfärbung gegenüber der fast einheitlichen Schwarzfärbung des
übrigen Körpers, die an die Schabracken (Satteldecken)
aus dem Reitsport erinnern. Durch diese Zeichnung
lösen sich im Dunkel des Urwalds die Körperumrisse
weitgehend auf. Interessanterweise gibt es aber auch
komplett schwarz gefärbte Individuen. Eine derartige
Farbvariante kam 1924 aus Sumatra in den Zoo Rotter-
dam und wurde als eine eigene Unterart beschrieben.
Während der letzten Jahre konnten auch in Malaysia
mit Fotofallen einzelne solcher melanistischer Schabrackentapire nachgewiesen werden.
Über das Leben der Tapire in der Natur gibt es nur
sehr wenige klare Fakten. Obwohl überwiegend Einzelgänger, bilden Schabrackentapire selten auch kleine
Gruppen. So wurde in Malaysia mittels Telemetrie ein
Männchen über einen Monat hinweg zusammen mit einem Weibchen mit ihrem Jungen beobachtet. An Tränken treffen sich Tapire und halten dabei offensichtlich
auch Hierarchien ein. Bezüglich der Nahrung sind Tapire durchaus wählerisch und zupfen mit ihrem „Rüssel“
gezielt auch einzelne Blätter ab. Bereits 115 Arten an
Futterpflanzen sind aus der Natur bekannt, wobei mit
86,5 % eindeutig Blätter bevorzugt werden. 8,1 % der
Nahrung sind – meist heruntergefallene – Früchte und
der Rest sind kleine Zweige.
Helmut Mägdefrau
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Aus dem Tiergarten
Der Schabrackentapir
Tierzugänge | Tierabgänge
Die Haltung im Tiergarten Nürnberg
Oktober 2011 – März 2012
19 Samtschrecken
7 Austr. Gespenstschrecken
1,0 Mähnenspringer
5 Geparden
0,1 Kamerunschaf
0,1 Zwergziege
3 Pantherchamäleons
2 Zagros-Molche
1,1 Rotschulterenten
1,0 Kropfgazelle
1,1 Zwergmangusten
0,1 Tigeriltis
0,1 Großer Tümmler
5,0 Humboldtpinguine
2,2 Türkis-Naschvögel
1,0 Hirschziegenantilope
1,0 Halsband -Tschaja
1,1 Tangare
von Zoo Zajezd, Tschechien
0,4 Kropfgazellen von Zoo
Hagenbeck, Hamburg
3 Seepferdchen
1,1 Naschvögel
0,1 Peru-Täubchen
von Zoo Stuttgart
von Zoo Karlsruhe
von Zoo Zajezd, Tschechien
von Zoo Stuttgart
von Privat
Steinkorallen
manati 2012 | 1
Haus ursprünglich vor allem für Tapire gebaut wurde.
Generell ist die Zucht der Schabrackentapire auch
heute noch keine Selbstverständlichkeit. Von den 21
Zoos, die im Rahmen des vom Tiergarten Nürnberg koordinierten Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes
Schabrackentapire halten, können nur 10 Einrichtungen regelmäßig Nachwuchs vermelden. Möglicherweise sind Tapire bei der Partnerwahl sehr anspruchsvoll.
Der Partnertausch bei nicht züchtenden Paaren hat sich
inzwischen in Einzelfällen bewährt und der Bestand der
Schabrackentapire wächst seit einigen Jahren langsam,
aber beständig an. Der Tiergarten hat im Laufe seiner
inzwischen 53-jährigen Haltung 7 Tapire übernommen,
konnte aber dank der Zucht 13 Tiere abgeben und hat
jetzt noch drei Individuen im Bestand! Helmut Mägdefrau
1,1 Bentheimer Schweine
1,0 Alpaka
1,0 Somali -Wildesel
0,1 Quessantschaf
2,0 Goldagutis
1,0 Bennettkänguru
0,1 Tschaja
0,1 Emu
0,1 Kamerunschaf
0,1 Zwergziege
1,0 Kaffernbüffel
0,1 Sibirischer Tiger
Tierabgänge
von Zoo Hagenbeck,Hamburg
von Zoo Magdeburg
von Harderwijk, NL
von Zoo Hagenbeck,
Hamburg
von Privat
6 Veilchenorganisten
von Privat
1,0 Wisent
1,0 Sphinxpavian
1,1 Kamerunschafe
0,1 Zwergziege
0,6 Hirschziegenantilopen
1,0 Bison
0,1 Steinhuhn
1,0 Weißnackenkranich
3 Austr. Gespenstschrecken
1 Volk Blattschneiderameisen
1 Molukkenkardinalbarsch
0,1 Tanganjika-Killifisch
1,0 Rosapelikan
1 Kuhreiher
0,2 Kragenechsen
1 Gelbwangenschmuckschildkröte
1 Zagros -Molch
0,1 Nilgauantilope
2 Mähnenwölfe
1,0 Prinz-Alfred-Hirsch
1,0 Mendesantilope
1,0 Zwergziege
2,0 Bentheimer Schweine
1 Blütenfledermaus
0,1 Gänsesäger
1,0 Dickschnabelorganist
11 Tanganjika-Killifische
1,0 Mishmi-Takin
1,0 Totenkopfäffchen
4 Sphinxpaviane
1,0 Elenantilope
1,0 Schlammspringer
1,0 Iberischer Wolf
1,0 Mendesantilope
0,1 Kamerunschaf
0,1 Kropfgazelle
1,0 Bison
1,0 Bennettkänguru
1 Helmhokko
1,0 Hunboldtpinguin
1,0 Schamadrossel
9 Seepferdchen
1 Seenadel
2 Seepferdchen
1 Riesendornwels
1 Pastellgrundel
5 Austr. Gespenstschrecken
3,0 Takine
9 Zagros-Molche
1 Atlant. Schlammspringer
1 Riesendornwels
1 Gänsesäger
1 Pastellgrundel
1,0 Waldrapp
2 Seepferdchen
1 Austr. Gespenstschrecke
1,3,1 Austr. Gespenstschrecken
2 Haiwelse
23 Seepferdchen
1,0 Jemenchamäleon
0,1 Tanganjika-Killifisch
1 Streifenlippenfisch
3 Tanganjika-Killifische
1,0 Rotkopfschaf
1,0 Mähnenspringer
1,0 Buntmarder an Zoo
0,4 Milus
1,0 Bennettkänguru
an Zoo Karlsruhe
an Zoo Beekse Bergen, NL
1,0 Zebramanguste
0,1 Schneeleopard
0,1 Buntmarder
1,0 Kropfgazelle
10 Seepferdchen
3 Kuhreiher
0,1 Hellroter Ara
1,2 Grüne Baumpythons
2,0 Geparden
1,21 Blütenfledermäuse
(Glossophaga)
an Privat
an Zoo Mannheim
an Zoo Dresden
an Zoo Neuwied
an Zoo Kolmarden, Schweden
an Zoo Neuwied
Parc de Tregomeur, Frankreich
an Zoo Amsterdam, Niederlande
an Zoo Köln
an Privat
an Zoo Karlsruhe
an Privat
0,1 Rotrückenducker
an Stadtgarten Bayreuth
8 Atlant. Schlammspringer
an Privat
an Zoo Pilsen, Tschechien
6 Blaue Pfeilgiftfrösche
an Zoo Neuwied
an Zoo Prag, Tschechien
2,0 Geparden
1,1 Naschvögel
5 Gebänderte Pfeilgiftfrösche an Zoo Neuwied
3 Biber
4,13 Blütenfledermäuse
(Glossophaga)
zur Auswilderung nach
England
1,0 Zweifingerfaultier
an Zoo Schmieding
Transfer
er Tiergarten Nürnberg hält diese Tierart seit 1958,
als aus Thailand ein Männchen importiert werden
konnte. Ein Jahr später folgte ein junges Weibchen. Dieses Paar hatte 1964 zum ersten Mal Nachwuchs und bescherte dem Tiergarten bis 1973 immerhin sechs Junge.
Das zweite, an Stuttgart abgegebene Junge erreichte
mit 36,5 Jahren neben einem mindestens gleichaltrigen Weibchen, das einjährig nach Dresden kam, das
bisher höchste nachgewiesene Alter bei dieser Tierart.
Bis heute sind in Nürnberg 15 Schabrackentapire herangewachsen.
Mit 2,5 Jahren können beide Geschlechter bereits
fortpflanzungsfähig sein. Nach einer Tragzeit von 390
bis 410 Tagen wird ein etwa 10 kg schweres Jungtier
geboren, das ähnlich wie die Frischlinge von heimischen Wildschweinen gefärbt ist. In einer Zuchtstation
in Malaysia kamen 2007 im Abstand von 12 Tagen (!)
die ersten bekannt gewordenen Zwillinge bei dieser
Tierart zur Welt. Ab einem Alter von etwa drei Monaten
gewinnt die Schabrackenfärbung an Bedeutung und
ist mit etwa 9 Monaten abgeschlossen. Während die
Unterbringung der Schabrackentapire im Tiergarten
Nürnberg in den ersten Jahren häufig wechselte (Giraffenhaus, am Elefantenhaus; Nilpferdhaus, Watussistall,
Hochlandrinderstall) und teilweise nur im Sommerbzw. Winter möglich war, konnte mit der Fertigstellung
des Tropenhauses seit 1977 eine dauerhafte Unterbringung für diese Tierart geschaffen werden. Die TapirSilhouette als Türgriff erinnert noch daran, dass dieses
März
3 Sphinxpaviane
2,0 Mendesantilopen
1,3 Mähnenspringer
9 Zagros-Molche
von Zoo Stuttgart
D
Februar
1,0 Mendesantilope
9 Tanganjika-Killifische
ca. 120 Seepferdchen
10 Samtschrecken
1 Austr. Gespenstschrecke
1 Gespenstschrecke
von Zoo Mannheim
Junger Schabrackentapir im Alter von 2 Tagen (2009)
Januar
2 Mähnenwölfe
1,0 Rotrückenducker
1 Sphinxpavian
1 Rotschulterente
ca. 400 Seepferdchen
20 Samtschrecken
6 Tanganjika-Killifische
2 Austr. Gespenstschrecken
von Zoo Mannheim
Der erste, 1964 in Nürnberg geborene Tapir im Alter von 3 Monaten
Dezember
Transfer
Tierzugänge
1 Zwergseidenäffchen
1 Sphinxpavian
450 Seepferdchen
1 Samtschrecke
November
Todesfälle
Oktober
22
Geburt | Schlupf
Aus dem Tiergarten
an Privat
an Uni Berlin
2,0 Blütenfledermäuse
(Leptonycteris)
an Uni Berlin
1,0 Steinhuhn
an Privat
29,0 Blütenfledermäuse
(Glossophaga)
an Zoo Magdeburg
1 Schildturako
an Tierpark Bernburg
Tapir „Pinola“ im Alter von 3 Wochen
Erläuterung: Durch Komma getrennte Zahlenangaben bedeuten Anzahl und Geschlecht der Tiere. 1. Stelle Männchen, 2. Stelle Weibchen, 3. Stelle Tiere unbekannten Geschlechts. Bsp.: 2,4,1 steht
für 2 Männchen, 4 Weibchen, 1 Tier unbekannten Geschlechts
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Geschichten aus dem Manatihaus
24
Ringkämpfe, alleinerziehende Väter und Fleisch fressende Vegetarier
E
igentlich war ich wegen der Affen im Manatihaus,
als ein Besucher zwei Pfeilgiftfrösche bei Paarungsversuchen sah. Die Affen kann man auch später beobachten, also lieber mal den Fröschen zuschauen, dachte
ich mir und bereitete meine Kamera vor. Drückt hier
das Männchen dem Weibchen die Kehle zu oder hat
dieses Weibchen auch eine Schallblase? Bald war klar,
dass die beiden Goldenen Pfeilgiftfrösche (Phyllobates
terribilis) kein Pärchen, sondern zwei Männchen waren,
es sich um kein Liebesspiel, sondern um einen Revierkampf handelte. Keiner der ankommenden Photographen ließ sich das Schauspiel entgehen und bald umlagerten wir zu viert mit unseren Kameras die etwa vier
Zentimeter kleinen Raufbolde. Nur einen halben Meter
entfernt knieten wir auf dem Weg und verfolgten das
„Schauspiel“. Die beiden nahmen keinerlei Notiz von
uns und maßen ihre Kräfte, mal aufgerichtet, mal übereinander mit Schultergriff, mal mit einer Verfolgungsjagd und dann auch mit einem Ringkampf vom Feinsten: Der Frosch mit den gelben Unterarmen schaffte
es, den Kontrahenten mit den schwarzen Unterarmen
auf den Rücken zu drehen und wie beim olympischen
Ringkampf mit beiden Schultern auf den Boden zu drücken und fest zu halten. „Schwarzarm“ versuchte immer
wieder, sich aus der misslichen Lage zu befreien, benötigte aber zwei Minuten und einen unaufmerksamen
Moment von „Gelbarm“, um sich zu befreien. Bei einer
Olympiade wäre er klar als Verlierer hervorgegangen,
hier aber gibt es andere Regeln: „Schwarzarm“ setzte
nach und bekam auch noch die Oberhand, wie zuvor
schon mehrfach. Dieses beeindruckende Schauspiel
konnte ich insgesamt schon eine halbe Stunde beobachten und es war kein Ende abzusehen. Leider musste ich zurück ins Büro und konnte nicht miterleben, ob
und welchen Sieger es gab.
Das direkte Erleben der Tiere im Manatihaus vermittelt im wahrsten Sinn des Wortes hautnahe Erlebnisse,
die nur möglich sind, wenn sich Tier und Mensch fast
ohne Barrieren frei bewegen können, wobei sich nur
die Besucher an die Wege halten müssen. Die Frösche
kommen besonders nach den „Regenfällen“ aus ihren
Verstecken und die Rufe der Männchen zur Revierverteidigung sind gut zu hören. Wir haben den Eindruck,
dass einige Frösche sogar feste Reviere aufbauen konnten. Wer regelmäßig ins Manatihaus kommt und viel
manati 2012 | 1
Ringkampf unter Pfeilgiftfröschen
Glück hat, kann im Laufe der Zeit das interessante Brutverhalten der Pfeilgiftfrösche miterleben: Männchen,
die das Gelege bewachen, andere Männchen, die die
frisch geschlüpften Kaulquappen auf ihrem Rücken in
Bromelientrichter oder die aufgestellten Wasserschälchen tragen, Kaulquappen die gerade ihre Füßchen
ausbilden oder bereits fertig entwickelte Jungfrösche,
deren Schwanz in Rückbildung ist und die gerade das
Wasser verlassen. Beim Dreifarbigen Pfeilgiftfrosch (Epipedobates anthonyi) konnte die gesamte Entwicklung
bereits beobachtet werden, beim Goldenen nur die
Kaulquappen – aber wer weiß schon, was sich im Dickicht
des Hauses alles ohne unsere Kenntnis abspielt …
Das „Highlight“ der tierischen Geschichten aus dem
Manatihaus erlebte aber einer unser Gärtner. Wie üblich drehten die Pacus (Colossoma macropomum) ihre
Runden im Becken. Ausgewachsene Fische dieser Art
ernähren sich vegetarisch, fressen Früchte bis hartschalige Samen, die ins Wasser fallen oder auch Wasserpflanzen. Solch ein vegetarischer Verwandter der Piranhas
hatte offenbar die Biologiebücher nicht richtig gelesen
und sprang vor den Augen des Gärtners etwa 70 cm
aus dem Wasser, um nach einem Himmelsfalter (Morpho peleides) zu schnappen. Er erwischte seine Beute
auf Anhieb nicht richtig, brachte sie aber zum Absturz
und konnte sie beim Nachsetzen an der Wasseroberfläche nochmals packen und verspeisen! Helmut Mägdefrau
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Aus dem Verein
Exklusive Abendführungen im Manatihaus
Schmetterlinge sammeln einmal anders
Der Tiergarten bedankt sich bei den Vereinsmitgliedern
Jetzt sind auch Tierpatenschaften für Schmetterlinge und Weißgesichts-Sakis möglich
Lorenzo von Fersen erklärt die technischen Anlagen, die das
Manatihaus am Laufen halten.
Ü
ber die Eröffnung der Delphinlagune und des Manatihauses im Juli 2011 wurde bislang hinreichend berichtet; Lob und Gratulationen waren von vielen Seiten zu
hören. Dass der Verein der Tiegartenfreunde Nürnberg
mit einer Beteiligung von 2,5 Millionen Euro den Bau
des Manatihauses maßgeblich unterstützt hat, sollte in
den Augen der Verantwortlichen nicht in Vergessenheit
geraten. So war es an der Zeit, sich bei den treuen Vereinsmitgliedern für ihre Mithilfe zu bedanken:
Im November und Dezember 2011 boten daher
Tiergarten-Leitung und Verantwortliche der Lagune
für Angehörige des Vereins exklusive „ManatihausFührungen“ mit Blick in sonst unzugängliche Bereiche
der Technik an. Trotz der Beschränkung, ausschließlich
Vereinsmitgliedern die Teilnahme zu gestatten, waren
die vier angebotenen Termine binnen weniger Tage
restlos ausgebucht, sodass vier zusätzliche Besichtigungen zu Beginn dieses Jahres angeboten wurden.
Insgesamt konnten in beachtlichen 21 Führungen
manati 2012 | 1
über 650 Vereinsmitglieder das neue Bauwerk aus einer anderen Perspektive kennenlernen.
Die jeweils einstündige Führung bot zunächst Einblicke in die tief unter die Erde verlegten Technikräume
des Manatihauses, in denen v.a. die beeindruckenden
Filtertürme bestaunt werden konnten: 700 m³ Süßwasser im Manatihaus sowie 5,4 Millionen Liter Salzwasser
in der Lagune bedürfen ständiger Reinigung und die
Technik muss auf eine solche Mammutaufgabe ausgelegt sein – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass
im Winter in den Anlagen sogar drei unterschiedliche
Wassertemperaturen benötigt werden: während die
weitestgehend kälteunempfindlichen Seelöwen bei
6°C die Lagune bevölkern können, herrscht bei den
Seekühen mit 25°C Wassertemperatur auch im tiefsten
Winter tropisches „Badefeeling“. Die für die Delphine
vorgesehene Traglufthalle wiederum benötigt 16-18°C.
Solche technischen Details, hier nur exemplarisch
aufgeführt, bleiben dem normalen Besucher sonst verborgen.
Der darauffolgende Besuch im eigentlichen Manatihaus „über der Erde“ entpuppte sich als etwas Besonderes, wurde den Teilnehmern doch zu so später Stunde,
an denen für andere Besucher die Tierhäuser bereits geschlossen sind, ein einzigartiges Erlebnis zuteil: In der
beginnenden Dunkelheit konnte der tropische Regenwald, begleitet von Informationen der fachkundigen
Experten, Stück für Stück erkundet werden. Ruhende
Schmetterlinge, erwachende Fledermäuse und lautstarke Frösche in Kombination mit dem tropisch-warmen Klima erzeugten in der Weitläufigkeit und scheinbaren Abgeschiedenheit des Gebäudes eine nur schwer
zu beschreibende, atemberaubende Atmosphäre.
Mit einem durchweg positiven Feedback wurde den
Verantwortlichen der Erfolg dieses Dankeschöns bescheinigt und sie hoffen, damit zumindest einen symbolischen Ausgleich für die immense Unterstützung
des Vereins und seiner Mitglieder geleistet zu haben.
Besonderer Dank gilt dabei Herrn Dr. Encke, Herrn Dr.
Mägdefrau, Herrn Dr. von Fersen und Frau Dr. Baumgartner für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre informativen und hochinteressanten Ausführungen.
Karin Wolf-Kaltenhäuser
26
W
ährend Naturliebhaber in früheren Zeiten ihre Schmetterlingssammlungen in Setzkästen und Rahmen aufspießten, sammeln die Schmetterlingspaten von heute
im Tiergarten Nürnberg Erlebnisse mit majestätischen
Schönheiten wie Bananen-, Himmels- oder Tigerpassionsfaltern - oder einer anderen der etwa 20 verschiedenen,
tropisch-bunten Schmetterlingsarten im Manatihaus.
Sind auch Sie begeistert von diesen wunderschönen Geschöpfen und möchten Sie dazu beitragen, das Wissen
über die Haltung und Aufzucht von Schmetterlingen zu
vergrößern? Dann bietet Ihnen der Tiergarten die Möglichkeit, dafür eine Tierpatenschaft zu übernehmen.
Bananenfalter – Der größte Schmetterling im Manatihaus
Wussten Sie schon, dass …
… der Bananenfalter zur Familie der Edelfalter gehört
und einer der weltweit größten Schmetterlinge ist? Er
hat eine hell- bis dunkelbraune Grundfärbung. Auf der
Unterseite seiner Flügel befindet sich eine auffällige
Zeichnung, die wie ein Eulenauge aussieht. Deshalb wird
er auch Eulenfalter genannt. Dieses „Auge“ soll Vögel abschrecken, die Schmetterlinge zu fressen. Der Bananenfalter bevorzugt gärendes Obst, besonders Bananen. An
Bananenstauden, Helikonien oder Canna-Pflanzen legen
die Weibchen ihre Eier ab, damit die Raupen sofort nach
dem Schlupf die richtige Nahrung vorfinden. Nach einer
Woche schlüpfen die nur wenige Millimeter großen Raupen, die nur eines wollen: Fressen, fressen, fressen. Wenn
sie etwa 15 Zentimeter lang sind, verpuppen sie sich zu
einer vier Zentimeter großen Puppe, aus der nach gut
zwei Wochen die Schmetterlinge schlüpfen.
Bei Dämmerungsbeginn, wenn sich die anderen Falter
im Manatihaus schon zur Ruhe begeben, kann man die
„Eulen“ noch bei ihrem Tanz beobachten. Majestätisch
und eindrucksvoll schweben sie dann im Manatihaus umher.
Auch für die Weißgesichts-Sakis wurde eine Tierpatenschaft eingerichtet. Eine kleine Gruppe dieser Affenart
lebt im Manatihaus. Der Name geht auf die weiße Gesichtsmaske der Männchen zurück. Weibchen haben
weiße Streifen unter den Augen. Mit nur 35 Zentimeter
Kopf-Rumpflänge und einem ebenso langen Schwanz
sind Weißgesichts-Sakis die kleinsten Vertreter ihrer Gattung. Als Urwaldbewohner können sie in den Baumwipfeln mühelos weit und zielsicher springen und auf starken
Ästen sogar zweibeinig laufen. Ähnlich wie Gibbons balancieren sie dabei mit den Armen. Sie verständigen sich
durch Gesten, Gebärden und Laute. Sakis sind Allesfresser, nehmen aber fast ausschließlich pflanzliche Kost zu
sich.
Eine Patenschaft abschließen
Die Tierpatenschaft für einen Bananenfalter beträgt
250 Euro, für einen Weißgesichts-Saki 750 Euro im Jahr.
Wenn Ihnen diese Tierarten am Herzen liegen, Sie jedoch
einen geringeren Betrag spenden möchten, können Sie
auch eine anteilige Tierpatenschaft übernehmen.
Als Dankeschön für Ihre Tierpatenschaft erhalten Sie
1. eine Urkunde
2. auf Wunsch steht Ihr Name auf einer Patentafel
im Eingangsbereich und auf der Internet-Patenschaftsliste des Tiergartens Nürnberg
3. eine Einladung zum Patentreffen mit spezieller
Führung.
Größere Patenschaften werden zusätzlich gewürdigt.
Ab einer Tierpatenschaft über 500 Euro erhalten die Paten eine Familienjahreskarte oder zehn Freikarten für den
Tiergarten. Ab einer Tierpatenschaft über 2.500 Euro wird
ein individuelles Namensschild des Tierpatens am Gehege angebracht.
Gerne steht Ihnen Monika Prell für Fragen zu den Tierpatenschaften zur Verfügung unter Telefon: (0911) 54 54 838 oder
E-Mail: [email protected]. Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.tiergarten.nuernberg.de
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Aus dem Verein
Sprechende Tiere
Das Infomobil im Einsatz für den Verein
Tieren in den Mund gelegt
Die Tiergartenfreunde machen auf sich aufmerksam
28
Bitte nicht schon wieder
auf‘s gleiche Auge!
D
en Tieren in den Mund gelegt hat die Worte
diesmal Harald Wagner. Er ist seit 1979 Mitglied
im Verein der Tiergartenfreunde und besucht
den Tiergarten einmal wöchentlich. Weil seine
Lieblingstiere die Tiger sind, erhielt er das Poster von Hohlwein als Dankeschön. Wir bedanken
uns an dieser Stelle herzlich bei allen Einsendern
für ihre kreativen Vorschläge und Ideen.
100 Jahre Tiergartenplakate
Reklame im Wandel der Zeit
D
as Titelbild dieser
Manatiausgabe
zum
100-jährigen Jubiläum
des Tiergartens Nürnberg ziert ein zur Eröffnung des Tiergartens
1912 entstandenes Plakat von Ludwig Hohlwein. Der Münchner
Architekt (* 27. Juli 1874
in Wiesbaden; † 15. September 1949 in Berchtesgaden) war einer der stilPoster von L. Hohlwein
bildenden Vertreter der
Reklamekunst seiner Zeit. Werke von Hohlwein sind
noch heute im Gebrauch wie der Franziskanermönch,
der für die Franziskaner Brauerei in München wirbt.
Als Plakatkünstler prägte Hohlwein auch die Grafik
der Olympischen Spiele 1936.
Er entwarf unzählige Plakate für den Tiergarten,
darunter sehr bekannte
wie das Werbeposter zur
Eröffnung des Delphinariums 1971 oder das
Panoramaplakat
zum
75jährigen
Jubiläum
des Tiergartens. Oerter
zeichnete auch 1962 für
das lange verwendete
Emblem des Tiergartens,
dem „Bär im Turm“, verJubiläumsposter von H. Oerter
antwortlich. Mit seinem
Entwurf für das 100-jährige Jubiläum beendete er 2012
seinen Tiergartenzyklus. Durch seine ihm eigene besondere Handschrift erreichte der auch international hoch
angesehene Künstler einen großen Wiedererkennungsund Sammlerwert.
Der ehemalige Nürnberger Stadtgraphiker Fritz
Henry Oerter (* 1928 Nürnberg) begleitete den Tiergarten Nürnberg mit seiner Plakatkunst seit 1951/52.
Die beiden Plakate von Hohlwein und Oerter sind im
Tiergarten Nürnberg zum Preis von 3 Euro erhältlich.
manati 2012 | 1
N
ebst Internetpräsenz, gemeinsamer Ausflüge und
regelmäßiger Treffen unserer Jugendgruppe hat sich
der Verein der Tiergartenfreunde seit letztem Jahr ein
weiteres Standbein zugelegt, mit dem er sich im Tiergarten präsentiert: das Infomobil.
Seit April 2011 ist das neu eingeweihte „Infomobil“ im
Einsatz: Es ist ein einladender transportabler Infostand,
besetzt mit engagierten, ehrenamtlichen Helferinnen
und Helfern, die dem Besucher den Verein vorstellen:
in direkten Gesprächen und Diskussionen können Besucher von den Aktionen und dem Wirken des Vereins
erfahren und sich mit Vereinsmitgliedern austauschen.
Dank einer mannshohen Plüschgiraffe übt der Stand
insbesondere auf Kinder eine ganz besondere Anziehung aus. Über die kleinen Tiergartengäste erreicht
man dann zumeist auch deren erwachsene Begleiter.
Bislang konnten schon mehrere interessierte Besucher so zu einer Vereinsmitgliedschaft bewegt werden.
Klagte man bisher, dass der Verein in der Öffentlichkeit
zu wenig bekannt sei, soll sich das mit dem Infomobil
ändern.
Auch in diesem Jahr werden Vereinsmitglieder von
April bis Oktober an jedem zweiten Sonntag im Monat,
und darüber hinaus an Feier- oder besonders besucherstarken Tagen (Christi Himmelfahrt, Muttertag etc.) sowie bei Stadtteilfesten (u.a. in Zerzabelshof ) in Aktion
treten.
Diese Gelegenheit möchten wir zugleich nutzen, um
uns bei all unseren fleißigen, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für die viele Zeit, das unermüdliche
Engagement und den verlässlichen Einsatz im letzten
Jahr zu bedanken.
Auch heuer ist uns wieder jede helfende Hand willkommen, mehr noch: wir sind auf Ihre aktive Mithilfe
– insbesondere im Jubiläumsjahr 2012 – besonders angewiesen und freuen uns über jede halbe Stunde, die
Sie gemeinsam mit uns ab dem Frühjahr im Tiergarten
verbringen wollen. Sie wissen ja jetzt, wann und wo sie
uns treffen können…
Ihre
Kontakt: [email protected]
oder telefonisch unter 0911 5454 831
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Die TierEntdecker erforschen das Nürnberger Tierheim
30
von Ronja Schertl (10 Jahre)
für Ziegen, das erste Welpenhaus Europas, den
Tierfriedhof, die Kleintierpraxis und Außengehe-
Bei unserem ersten Treffen in diesem Jahr besuchten wir am
7. Januar das Tierheim in Erlenstegen. Zuerst bekamen wir eine
Führung durch die Praxis von Tierarzt Benjamin Windt. Er er-
ge. Jährlich hat das Tierheim einen „Durchlauf“
von etwa 5.000 Tieren. Die Katzen werden der-
klärte uns, dass 80% seiner Patienten Hunde und Katzen und 20%
Nagetiere sind und welche Aufgaben ein Tierarzt im Tierheim
hat. Er muss operieren, kastrieren, untersuchen, Narkosen set-
zen und röntgen können. In der Praxis sind zwei Operationsräume. Um ein Tier zu operieren, braucht man viele verschiedene
Hilfsmittel. Wir durften in einen Kasten blicken mit etwa 20
wertvollen Geräten für die Operation an Knochen. Wenn ein Tier
verletzt ist, kann es auf dem Röntgentisch durchleuchtet werden, um zu sehen, ob ein Knochen gebrochen ist. Sehr nervöse
oder ängstliche Tiere bekommen sogar eine kleine Narkose. Zum
Schutz vor Strahlung trägt der Tierarzt eine Bleischürze, da
Röntgenstrahlen gefährlich sein können. Wir erfuhren, dass der
Tierarzt gleichzeitig „Apotheker“ ist. Bei uns Menschen schreiben die Ärzte Rezepte aus, wenn wir Medizin brauchen. Beim
Tierarzt bekommen die Patienten ihre Medikamente gleich mit.
Im Tierheim trafen wir Andrea. Sie ist ehrenamtliche Tierretterin. Das Tierheim, so erklärte sie uns, beherbergt derzeit
etwa 60 Hunde, 120 Katzen und 260
Kleintiere. Mit einer Fläche von 40.000
m² ist das Tierheim eines der größten
und modernsten Deutschlands. Die Gebäude des Tierheims setzen sich aus
dem Haupthaus, dem Verwaltungstrakt
mit der Vermittlungsstelle, dem Atrium,
Auch die jung
e Kornnatter w
artet
noch auf ein
neues Zuhau
se...
manati 2012 | 1
der Katzenquarantäne mit Katzenhaus und
den Hundetrakten zusammen. Außerdem
gibt es ein Kleintierhaus mit Ausläufen
zeit auf drei Stationen verteilt: Werden Katzen
ins Tierheim gebracht, müssen sie zuerst auf
die Quarantänestation. Im Katzenhaus werden
die Tiere dann vermittelt und die Krankenstati-
t zeigt uns
Der Tierarz
egerät
das Narkos
on dient zum Verarzten und Untersuchen der
Katzen.
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, wie ein Tier im Tierheim
landet. Manche kommen als „Abgabetier“ dort an, weil der Besitzer
sich nicht mehr um das Tier kümmern kann oder will. Andere sind
„Fundtiere“, die entweder von ihren Besitzern ausgesetzt wurden
oder von daheim ausgebüxt sind. Einige Bewohner des Tierheims
sind „Verwahrtiere“. Diese armen Geschöpfe wurden ihren Besitzern von der Polizei wegen schlechter Tierhaltung abgenommen.
Die Hunde im Tierheim leben in fünf Bereichen. Zwei davon sind
für Besucher nicht zugänglich, die anderen drei sind Vermittlungsräume. Im Welpenhaus gibt es richtig süße Hunde- und
Katzenbabys. Diese waren für uns ganz schön verlockend und
manch einer hätte gerne so ein kleines Fellbündel mit nach Hause genommen. Im Kleintierhaus warten jede Menge Kaninchen,
Mäuse, Chinchillas, Vögel, Bartagamen und sogar Schlangen auf
ein neues Zuhause. Zuletzt ging die Führung zum Tierfriedhof. Dort trafen wir viele Menschen, die ihre verstorbenen Tiere
besuchten. Die Gräber waren wunderschön und liebevoll ge-
schmückt. Wenn Sie ein Tier bei sich aufnehmen wollen, dann
schauen Sie doch mal im Tierheim vorbei!
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Aus dem Verein
Das Jubiläumsrätsel
Weihnachtsfeier des Vereins
32
Knacken Sie die Rätselnuss!
Sonntag, 11. Dezember 2011 (3. Advent)
Schöpfer des Tigerplakates von 1912
Neue Bewohner des ehemaligen
Luchsgeheges am Schmausenbuck
Seekuh-Unterkunft seit 2011
Reptil im Naturkundehaus
Name des 1. Tiergarten-Direktors
Umgebung des Alten Tiergartens
Tiergarten-Attraktion seit 1971
Affen-Art (Welt-Erstzucht 1928)
Traditionell fanden sich viele Tiergartenfreunde bei weihnachtlicher Musik zu einem besinnlichen Nachmittag im Naturkundehaus ein. Nachdem die Kinder die
lebende Krippe im Streichelzoo besucht
hatten, verteilte der Weihnachtsmann
seine Geschenke.
Alte Ausgaben von Manati und Tiergarten aktuell
Vervollständigen Sie Ihre Sammlung
I
Neubau zu Beginn der 1960er Jahre
Gebäude für Primaten von 1939
Raubtier-Art des Alten und Neuen
Tiergartens
Antilopen aus Indien
Buckelrind
n den Archiven des Naturkundehauses befinden sich
noch zahlreiche ältere Ausgaben unserer Vereinszeitschrift Manati und dem Vorgänger Tiergarten aktuell.
Die verfügbaren Hefte reichen zurück bis ins Jahr 1992.
Wenn Ihnen also in Ihrer Sammlung noch Hefte fehlen
oder Sie gerne in älteren Ausgaben schmökern möchten, dann setzen Sie sich – möglichst unter Nennung
der gewünschten Hefte - bitte mit der Geschäftsstelle
der Tiergartenfreunde in Verbindung.
Gerne bieten wir Ihnen auch die Möglichkeit, sich
einen Überblick über den Inhalt und die Autoren der
Manati-Ausgaben in den Jahren 2006-2010 zu verschaffen. Erstmals wird dieses Inhaltsverzeichnis jedoch aus
Umweltschutzgründen nicht mehr gedruckt und automatisch versandt. Stattdessen stellen wir Ihnen das
Verzeichnis per Mail als pdf-Datei zur Verfügung. Bitte
wenden Sie sich bei Interesse an die Manati-Redaktion.
Kontakt zur der Geschäftsstelle: Telefon (0911) 54 54 831
Geschäftszeiten: Jeweils Di und Do von 10 - 12 Uhr
und von 13 - 16 Uhr
Kontaktdaten der Redaktion: [email protected]
manati 2012 | 1
Bronze-Relikte des Alten Tiergartens
Nordischer Hirsch
Berühmter Weg des Alten Tiergartens
__H____N
B_ _ T _ A _ _ _ _
________U_
__M___H_____E__
T___T __
D____N__E___
D__P________
O_A__ ____
PO___L__G U___
G__A________
A____H ___
T__E_
___G__
ZE__
R___I __
PA________L L__
Die farbig markierten Buchstaben der gesuchten Begriffe ergeben – aneinander gereiht – die Lösung (4 Worte).
_______ _____ __________
_________
(Die Lösung des Rätsels wird im Manati-Heft 2 / 2012 bekannt gegeben)
Auflösung „Rätselnuss“
Heft 2/2011
Waldrapp, Igel, Nilgau, Tschaja, Eisbär, Rentier, Schneeleopard, Chamäleon,
Harpyie, Lemure, Armurtiger, Flachlandtapir Lösungswort: Winterschlaf
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Aus dem Verein
40 Jahre Jugendgruppe der Tiergartenfreunde
„Aug’ in Aug’ mit 1000 Tieren“
Aufruf zur Einsendung historischer Aufnahmen
Ausstellung im Industriemuseum Lauf
I
m kommenden Jahr feiert die Jugendgruppe der
Tiergartenfreunde ihr 40-jähriges Jubiläum. Sicherlich
waren viele Tiergartenfreunde in ihrer Jugend selbst
Mitglieder unserer Jugendgruppe und haben vielleicht
gemeinsame Exkursionen fotografisch festgehalten.
Diese Bilder möchten die TierEntdecker, wie sich die
Jugendgruppe inzwischen nennt, gerne zusammentragen und im Jubiläumsjahr vorstellen. Die Fotos können
34
Sie uns im Original oder eingescannt als Computerdatei (jpeg-Format) an folgende Adresse senden:
Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.,
Am Tiergarten 30, 90480 Nürnberg
Stichwort: 40 Jahre TierEntdecker
Oder per Mail an: „ [email protected], Betreff: 40 Jahre
TierEntdecker
Die Ausstellung bietet anhand interessanter Exponate einen Einblick in die Arbeit historischer Tierentdecker und Präparatoren
(Exponate: Junger Rotfuchs und Gartenschläfer)
A
1993 Jugendgruppe in München Hellabrunn
August 1999 – die Jugendgruppe am Zootag
Liebe Vereinsmitglieder,
auch dieses Jahr ist die Jugendgruppe „TierEntdecker“ wieder mit Glücksrad-Aktionen zugunsten der Jugendgruppe im Tiergarten vertreten.
Dafür suchen wir noch dringend Preise für unsere Gewinnboxen. Letztes
Jahr wurden wir großzügig von unseren Mitgliedern sowie von Firmen
unterstützt.
Wir freuen uns auch dieses Jahr wieder über Sachspenden für unsere
Aktionen.
Gefragt sind:
Werbegeschenke, Spielzeug, Bücher, DVD‘s u.v.m. gerne auch gebraucht,
sofern in gutem Zustand.
Bitte senden Sie Ihre Spende an:
Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V., Am Tiergarten 30,
90480 Nürnberg, Stichwort: 40 Jahre TierEntdecker
oder per Mail an: [email protected]
manati 2012 | 1
uf den Spuren fränkischer Tierforscher des 19. Jahrhunderts führt die Ausstellung auf eine Entdeckungsreise zu exotischen und heimischen Tierwelten. Die
Erkundungen des aus Höchstadt/Aisch stammenden
Tierforschers Johann Baptist von Spix, der 1817–20 Brasilien bereiste, und des in Franken tätigen, „Vogelpfarrers“ Andreas Johannes Jäckel werden beleuchtet.
Highlights der Ausstellung sind zwei Inszenierungen
der Tiere in ihrer Lebenswelt: Eine Urwaldszene zeigt einen Ausschnitt der Tierwelt Brasiliens, darunter Puma,
Ameisenbär und Brüllaffe. Ein Buchenwald mit Wolf,
Wildschweinen, Rehkitz und Füchsen gibt einen Einblick in die Tierwelt Frankens. Auf Augenhöhe sind in
Vitrinen untergebrachte Tierpräparate zu bestaunen,
darunter wertvolle Kolibris. Auch heimische Vögel wie
Uhu, Mäusebussard und Eisvogel und Säugetiere wie
Luchs, Biber, Fischotter oder die winzige Zwergspitzmaus „halten still“, um genau betrachtet zu werden.
Eine originalgetreu eingerichtete Werkstatt gibt einen Einblick in die interessante Arbeit eines Tierpräparators, der im Dienst der Wissenschaft arbeitet und
dabei natürlich wirkende Schaupräparate für Lehr- und
Anschauungszwecke herstellt.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Tiergarten Nürnberg entstanden und richtet sich an die
ganze Familie, mit unterhaltsamen Informationen extra
für Kinder. Tierfelle, auch von exotischen Tieren, dürfen angefasst werden und bieten ein außergewöhnlich
sinnliches Erlebnis. Doris Utzat
Sonderausstellung im Industriemuseum Lauf
22.04.2012 – 06.01.2013
Eröffnung der Ausstellung „Aug’ in Aug’ mit 1000 Tieren“,
Sonntag, 22. April:
14.00 Uhr: Kinderführung durch die Ausstellung und
Bastelaktion „Die Eule Hedwig und ihre Freunde“.
15.00 Uhr: Allgemeine Führung durch die Ausstellung.
Führungen immer am 2. und 4. Sonntag im Monat
um 15.00 Uhr und nach Vereinbarung
Öffnungszeiten
Mittwoch - Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt
Für die Dauer der Ausstellung gilt: Bei Vorlage einer Eintrittskarte des Industriemuseums erhalten Erwachsene und Kinder ermäßigten Eintritt im Tiergarten und umgekehrt.
Die Mitglieder des Vereins erhalten bei Vorlage ihrer Vereinskarte den ermäßigten Eintrittspreis im Industriemuseum Lauf
(Erwachsene 3 €, Kinder 2 €).
Anfahrt: Die S-Bahn Linie 1 verbindet Industriemuseum (Station „Lauf li Pegn.“, ca. 15 Minuten Fußweg zum Museum) und
Tiergarten (Station „Mögeldorf“), Fahrtzeit 17 Minuten.
Industriemuseum Lauf
Sichartstraße 5-25
91207 Lauf a.d. Pegnitz
Infotelefon: 09123 / 99030
www.industriemuseum-lauf.de
manati 2012 | 1
Aus dem Verein
Aus dem Verein
Veranstaltungen des Vereins der
Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
Veranstaltungen der „TierEntdecker“
Jugendgruppe des Vereins
Programm ab April 2012
Programm ab April 2012
TierEntdecker
tgfn.d
Dienstag, 17. April 2012
16.00 Uhr im Restaurant „Waldschänke“
Gesprächsrunde „Mitglieder fragen –
Verein und Tiergarten antworten“
Sonntag, 22. April 2012
Tag der offenen Tür im Gut Mittelbüg
für Vereinsmitglieder
Sonntag, 6. Mai 2012
10.00 Uhr im Naturkundehaus
Mitgliederversammlung des Vereins
der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
Dienstag, 2. Oktober 2012
16.00 Uhr im Restaurant „Waldschänke“
Gesprächsrunde „Mitglieder fragen –
Verein und Tiergarten antworten“
Sonntag, 9. Dezember 2012
14.00 Uhr im Naturkundehaus
Weihnachtsfeier
Kontaktdaten der Geschäftsstelle
Telefon (0911) 54 54 831 | Telefax (0911) 54 54 802
E-Mail [email protected]
www.tiergartenfreunde-nuernberg.de
Geschäftszeiten:
Jeweils Di und Do von
10 - 12 Uhr und von 13 - 16 Uhr
e
Verein der
Tiergartenfreunde
Nürnberg e.V.
Samstag, 7. April 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Leben im Extremen
Samstag, 5. Mai 2012
Exkursion in den Zoo Leipzig (Busreise)
Samstag, 2. Juni 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Wüstenschiffe und Lastenträger
Samstag, 7. Juli 2012
Exkursion in das Freilandterrarium Stein
Samstag, 4. August 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Bauen, Reparieren und Futter zubereiten
Samstag, 1. September 2012
Exkursion in den Zoo Schmiding (Busreise)
Samstag, 6. Oktober 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Jäger der Lüfte
36
Buchbesprechung
M
oderne Zoologische Gärten sind, gerade in Zeiten zunehmender Zerstörung von Lebensräumen und
biologischer Vielfalt, von großer Bedeutung. Sie sind
nicht nur beliebte Besucherattraktionen und Orte der
Erholung, sondern gleichzeitig auch Bildungs- und Naturschutzzentren. Wir erleben eine Zeit, in der enorme
Fortschritte in Tierhaltung, Tierpräsentation und Tiermedizin gemacht wurden bzw. werden und Zoos darum auch enorm investieren.
Genau hier setzt das Buch von Anthony Sheridan, einem begeisterten Zoo-Enthusiasten, an. Es enthält einzigartige Informationen und analysiert – besonders aus ökonomischer Sicht – 80 der derzeit führenden Zoologischen
Gärten in 21 Ländern Europas. Dieses Werk basiert auf jahrelanger Recherche in 200 Tiergärten, bei welcher durch
unzählige Besuche und Gespräche mit Zooverantwortlichen eine Fülle an Material zusammengetragen wurde.
Das Ergebnis sind – neben grundlegenden Informationen in Form von Kurzportraits der 80 Zoos, die etwa zwei
Drittel des Inhaltes ausmachen, und reichen Illustrationen – vor allem Ranglisten zu Gesichtspunkten wie Besucherfaktoren, Bildung, Artenschutz und wirtschaftlichen
Faktoren. Sie bieten dem Besucher einen tollen Überblick
und Vergleich und den Einrichtungen selbst neue Impulse und Anstöße. So gibt es etwa Tabellen mit Angaben zur Haltung der wichtigsten Schlüssel-Tierarten, zu
Besucherattraktivität
und zu Tiergehegen. In
seinem Umfang, seiner Vielfalt und seiner
Breite ist dieses Buch
einzigartig und innovativ. Es lässt interessante und spannende
Rückschlüsse auf Zukunftsperspektiven
und Erfolgschancen
der einzelnen Zoos zu.
Gerade die Artenschutzbemühungen
der Zoos in und ex situ
Buchtitel:
nehmen einen breiDas A und O im Zoo
ten Raum im Buch ein
Autor: Anthony Sheridan
und gehen auch stark
ISBN 978-3865231840
in die Bewertungen
Schüling Verlag Münster,
ein. So stellt der Autor
Mai 2011
selbst aus ÜberzeuPreis: 24,95 €
gung auch sämtliche
Erlöse einem Projekt
der Stiftung Artenschutz zum Schutz von Gibbons in
einem noch weitgehend unerforschten Waldgebiet
Vietnams zur Verfügung.
Steffen Piossek
Newsletter des Vereins
Neuigkeiten aus dem Tiergarten per Mail
Samstag, 3. November 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Hornträger
Samstag, 1. Dezember 2012
10.00 Uhr, Tiergarteneingang
Vorweihnachtliches
Weitere Auskünfte / Anmeldungen
zu den Exkursionen:
Jenny Zierold, Mo – Fr ab 20 Uhr,
am Wochenende ab 10 Uhr – Tel. (0160) 15 75 664
E-Mail: [email protected]
Internet: www.tgfn.de (unter Aktuelles und Jugendgruppe)
manati 2012 | 1
„Das A und O im Zoo“
N
eben der Vereinszeitschrift Manati veröffentlichen die Tiergartenfreunde etwa dreimal jährlich auch einen Newsletter, der schlaglichtartig, kurzweilig und so aktuell wie möglich über die Neuigkeiten aus dem Vereinsleben und
dem Tiergarten berichtet – selbstverständlich kostenlos.
Die Anmeldung zum Newsletter ist über die Website der Tiergartenfreunde unter www.tgfn.de möglich. Bitte klicken
Sie einfach unten links auf „Newsletter“ und dann auf „Abonnieren“. So erhalten Sie den Newsletter automatisch an
Ihr Postfach geliefert.
Wir freuen uns natürlich auch über Ihr Feedback zum Newsletter sowie konstruktive Kritik. In diesem Zusammenhang wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns Bescheid geben könnten, wenn Sie sich für den Newsletter in der Vergangenheit bereits angemeldet haben und Sie die Ausgaben des letzten Jahres nicht erhalten haben. Bitte senden
Sie uns hierzu eine Mail an [email protected]. Vielen Dank!
manati 2012 | 1
Kinderseite
Was ist eigentlich ein Kiwi?
Buchtipp: Kinderlexikon
B
rauchen Kinder Geräusche zum Buch?
Der Kinder-Brockhaus „Tiere“ ist mit 300 Seiten ein
umfangreiches, sehr gut gestaltetes Tierlexikon in
der traditionellen Qualität des Verlags. Jede der mehr
als 450 vorgestellten und mit Steckbriefen auch wissenschaftlich eingeordneten Tierarten ist mit hervorragenden Fotos bebildert. Hinzu kommen kurze
Textstücke über den Lebensraum, beeindruckende
Panoramaseiten oder Wissenswertes über einzelne
Tierarten.
Darüber hinaus tönt das Buch recht lebendig, vorausgesetzt man verfügt über die passende Technik.
Diese ist ein als TING bezeichneter Hörstift. Der Nutzer tippt mit dem Stift auf ein Symbol im Buch und es
ertönt eines der etwa 700 Geräusche wie Vogelstimmen, Quizfragen oder gesprochene Texte. Ganz klar
richtet sich der TING an medienaffine Kinder, für die
nach Meinung der Macher ein Buch allein zu wenig
V
or Kurzem wurde ich von einem Kollegen gefragt, ob
wir Kiwis im Tiergarten hätten. „Natürlich, viele sogar und wir verfüttern sie regelmäßig!“ Das erschrockene
Gesicht war genau das, was ich mir erhofft hatte. Er war
mit seinen Gedankengängen schon längst bei den bedrohten, hühnergroßen Vögeln aus den Regenwäldern
Neuseelands. Diese flugunfähigen Verwandten der
Strauße mit den langen Schnäbeln sind mit drei Arten
in ihrer Heimat vertreten, aber nur eine der Arten, die
Braunen Kiwis (Apteryx australis), werden von wenigen
Zoos gehalten und gezüchtet, z. B. vom Zoo Frankfurt,
da sie nachtaktiv sind und nur in speziellen
Häusern mit umgekehrtem Tag-NachtRhythmus gezeigt werden können.
Die großen Eier, deren Gewicht bis
zu einem Fünftel des Körpergewichts betragen kann, werden in
selbst gegrabenen oder natürlichen Höhlen etwa 80 Tage von
den Männchen bebrütet, das in
Einehe mit einem Weibchen lebt.
Die Jungen sind bereits nach drei
Wochen selbstständig und mit zwei
Jahren geschlechtsreif. Als Nahrung dienen überwiegend wirbellose Tiere, besonders Insekten, sowie wenige Früchte, Samen oder Blätter.
Die großen Verwandten der Kiwis, die über 200 kg
schweren Riesenstrauße oder Moas wurden in Neuseeland bereits im 14. Jahrhundert von den aus der
Südsee eingewanderten Ureinwohnern, den Maoris,
ausgerottet, also lange bevor die ersten Europäer die
Insel betreten hatten. Naturvölker leben nicht immer
„im Einklang mit der Natur.“
Die Frage müsste also nicht „was ist ein Kiwi“, sondern
„wer ißt einen Kiwi“ lauten. Die heutigen Kiwis – die Vögel – wurden teils in großer Zahl von den Maoris und
später von den ebenfalls eingewanderten Europäern
wegen ihres Fleisches und der Eier verfolgt, bis sie 1908
unter Schutz gestellt wurden. Heute sind die eingeschleppten Wiesel, Hunde und Katzen die größte Bedrohung für die Kiwis. So hat ein verwilderter Hund im
Waitangiwald auf der Nordinsel innerhalb von nur zwei
manati 2012 | 1
Monaten über die Hälfte der 900 köpfigen
Population der dort lebenden Braunen Kiwis getötet.
Beim Fressen der Kiwis fällt der Übergang
zu den anderen Kiwis leicht: Kiwis oder Chinesische Stachelbeeren (Actinidia chinensis, A. deliciosa, A. arguta) sind meist winterharte Schlingpflanzen,
deren Früchte an bis zu 2 m langen, einjährigen Trieben gebildet werden. Üblicherweise gibt es männliche
und weibliche Pflanzen, so dass man mindestens zwei
Pflanzen braucht, wenn man ernten will. Ursprünglich
im südlichen China beheimatet, werden Kiwis heute
weltweit angebaut. Die größten Produzenten dieser
Früchte mit einem hohen Vitamin-C-Gehalt sind inzwischen Italien, Neuseeland, Chile, Frankreich, Griechenland und Japan.
Der Name Kiwi wurde 1959 in Neuseeland aus Marketinggründen eingeführt, um die dem Vogel entgegengebrachte Sympathie zu nutzen. Heute werden diese
leckeren Früchte weltweit so genannt und sind aus
dem Sortiment eines Obsthändlers nicht mehr wegzudenken. Sie werden im Tiergarten auch regelmäßig zur
Fütterung verschiedener Affen oder der Mayottemakis
Helmut Mägdefrau
eingesetzt (Abb. Mitte). Wie viele Clownfische
kannst du zählen?
38
zu bieten hat. Der Stift hat eine MP3-Player Funktion,
wird mittels USB-Kabel und heimischem Computer
über die Homepage des Verlags aktiviert und enthält
einen Akku. Mitgeliefert wird auch ein Kopfhörer, um
den Mitmenschen mit den Geräuschen nicht die Nerven zu rauben.
Das Buch mitsamt dem Hörstift TING wurde mit der
Goldenen GIGA-Maus 2011 und dem JugendsachNicola A. Mögel
buchpreis 2011 ausgezeichnet.
Buchtitel: Kinder Brockhaus Tiere
Text: Marcus Würmli
Verlag: F.A. Brockhaus
3., ergänzte und bearbeitete Auflage
Gütersloh/München 2011
ISBN: 978-3-577-07616-6
Preis: 24,95 Euro
Ab 8 Jahren
TING-Stift
(auch einsetzbar bei entsprechenden
Sprachlernbüchern, Reiseführern,
Bastelbüchern)
UVP 34,99 Euro
Erhältlich im Buchhandel
Rätselauflösung aus Heft 2/2011
Fischotter
Seelöwe
Eisbär
Manati
Delphin
Pinguin
Seelöwe Fischotter
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Eisbär
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Pinguin
Eisbär
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Mit Sicherheit das
richtige Engagement
für Sie:
3,2 Mio. EUR für die Menschen vor Ort
Für rund 630 Projekte, Vereine
und Initiativen pro Jahr
Für Soziales, Kultur, Sport
Für Familien, Jung und
Alt, Kranke und
Behinderte – für alle
Gut für Sie –
gut für die Region.
s Sparkasse
Nürnberg
Harald Neudert,
Leiter des Marktbereichs
Nürnberg Nord

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