Teuer erkaufte Sicherheit

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29. März 2008, 04:00 Uhr
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VON KARSTEN SEIBEL
Teuer erkaufte Sicherheit
Garantieprodukte klingen verlockend in unruhigen Börsenzeiten - Doch sie halten selten, was sie
versprechen
Frankfurt/Main - Vor dem Kunden auf dem Tisch in der Frankfurter Volksbank liegt ein Prospekt. "Aktienmarktchancen
weltweit nutzen - mit Sicherheit", steht fett darauf. Darunter der Produktname: "UniGarantPlus: Best of World (2014)".
Klingt toll. "Das ist ein Garantiefonds", erklärt der Berater. Der Fonds setze auf die Kursentwicklung an den Börsen in
Japan, Europa und den USA. Nachfrage an den Fachmann: "Wenn es an den Börsen wieder nach oben geht, bin ich
dann eins zu eins mit dabei?". "Ja, genau", erwidert dieser. "Und wenn es weiter nach unten geht, bekommen Sie
Ihren Einsatz am Ende der Laufzeit trotzdem zu einhundert Prozent zurück."
Keinerlei Verluste und an den Kursgewinnen voll mitverdienen - solche Worte treffen dieser Tage voll ins Herz eines
Anlegers. Wer erliegt dieser Verlockung nicht gern angesichts immer neuer Horrormeldungen zur Finanzkrise und des
Dax-Absturzes um 20 Prozent seit Jahresanfang. Vier Milliarden Euro haben die Fondshäuser im vergangenen Jahr
mit Garantieprodukten eingesammelt.
Und die Verkaufsmaschine läuft weiter. Allein in den erwähnten UniGarantPlus der Volks- und Raiffeisenbanken haben
Sparer seit Beginn der Zeichnungsphase vor sechs Wochen 230 Mio. Euro gesteckt. Weitere Produkte stehen bereit.
Die DekaBank, der Fondsspezialist der Sparkassen, will kommende Woche drei neue Fonds mit Garantie vorstellen.
"Die Produkte erfüllen einfach die Grundbedürfnisse eines jeden Anlegers", sagt ein Deka-Sprecher.
Genau das sehen unabhängige Fondsexperten anders: "Garantiefonds sind nichts weiter als ein Spiel mit der Angst
der Anleger", sagt Jan Richter von dem Münchner Beratungshaus Fondsconsult. Björn Drescher von Drescher & Cie
hält die Angebote schlicht für überflüssig: "Die werden immer dann verstärkt aufgelegt, wenn ein Anleger sie genau
nicht braucht." Der Markt liege ohnehin am Boden.
Es gibt unterschiedliche Konstruktionen, das Prinzip ist aber stets gleich: Ein Großteil des Geldes fließt in sichere
Zinspapiere, die gewährleisten, dass der Anleger nach einem bestimmten Zeitraum - bei dem UniGarantPlus im Jahr
2014 - den Einsatz wiederbekommt. In der Regel gehen dafür 80 Prozent des Anlagebetrags abzüglich Gebühren
drauf. Mit den übrigen 20 Prozent wird versucht, Zusatzrendite zu erwirtschaften. Dazu kaufen die Manager Optionen
auf Indizes oder Aktienkörbe. Eine hundertprozentige Beteiligung an den Kurssteigerungen ist aber kaum möglich. Zu
viel kostet die Garantie.
So wird die Partizipationsrate, der Anteil, mit dem der Anleger die Kurssteigerung mitmacht, bei dem UniGarantPlus
bei 80 Prozent erwartet - so viel zu der Aussage des Volksbank-Beraters, der Fonds laufe "eins zu eins" mit. Beim
"DekaStruktur: Garant", der bereits Ende Februar aufgelegt wurde, liegt die Rate sogar nur bei 68 Prozent.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Garantiefonds zwar Kursabschwünge gut abfedern, dafür bei
Kurssteigerungen deutlich zurückbleiben. So hat der 2003 aufgelegte "Allianz-Dit Euro Protect Dynamic Plus", einer
der volumenstärksten Fonds seiner Art, seit Auflage 2003 im Schnitt pro Jahr sechs Prozent gemacht. Der
Vergleichsindex EuroStoxx 50 brachte es auf jährlich mehr als das Doppelte. Der Abstand ist umso bemerkenswerter,
da der Allianz-Fonds statt 100 Prozent lediglich 90 Prozent des Einsatzes garantiert - es ist also weniger Geld für die
Absicherung notwendig.
Solche Renditeabstände zwischen Fonds und Aktienmarkt mögen Anleger für zwei, drei Jahre akzeptieren. Doch je
länger der Anlagezeitraum ist, desto mehr Gewinn entgeht. So hat Uwe Wystup, Professor an der Frankfurter School
of Finance & Management, anhand verschiedener Marktszenarien errechnet, dass ein Anleger ohne Garantie nach 25
Jahren bis zu sechs Mal mehr Geld angespart hat.
Ein weiterer Trugschluss vieler Sicherheitsliebhaber: Selbst wenn die Partizipationsrate mit 68 Prozent oder 80
Prozent angegeben wird, bezieht sie sich nicht auf den Wert des Index oder Aktienkorbes am Laufzeitende des Fonds.
Es ist vielmehr häufig von einer "durchschnittlich vierteljährlich ermittelten Wertentwicklung" die Rede. Bankberater
begründen dies - wenn überhaupt - damit, dass dadurch Gewinne schon während der Laufzeit eingelockt und
Kurseinbrüche zu einem späteren Zeitpunkt abgefedert werden. Doch es kann auch anders kommen. "Bei stetig
steigenden Kursen oder wenn die Märkte erst fallen und dann kräftig steigen, kostet die Durchschnitts-Berechnung
den Anleger zusätzlich Rendite", sagt Christian Kratz von der Vermögensverwaltung Rhein Asset Management, der für
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seine Kunden Garantieprodukte prüft und eigene konstruiert. Und noch ein Punkt ist wichtig: Die Absicherung gilt nur
am Laufzeitende. Wer zwischendurch an das Geld muss, kann Verlust machen.
Als Alternative empfehlen Vermögensverwalter ein gut strukturiertes Depot. Je höher das Sicherheitsbedürfnis, desto
höher der Anteil festverzinslicher Papiere. Das müssen keine Anleihen sein. Tages- und Festgelder bringen derzeit oft
mehr. Der Rest kann in Indexfonds gehen - mit der Gewissheit, wenn es hochgeht, ist der Anleger abgesehen von den
geringen Gebühren wirklich "eins zu eins" dabei.
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