5. IS – LM

Transcrição

5. IS – LM
5. IS – LM - Modell
Literatur:
Blanchard / Illing, Kap. 4-5
Kromphardt, Teil D
1
Keynesianische Konsumtheorie
Die Keynesianische Konsumtheorie beschreibt
ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt unter
folgenden Annahmen:
1. Güternachfrage bestimmt den Umsatz.
2. Preise sind kurzfristig nicht flexibel.
3. Güternachfrage ist unabhängig vom Zinssatz.
Dies gilt nur in der sehr kurzen Frist.
Im Allgemeinen hängen Investitionsentscheidungen und die Nachfrage nach
langlebigen Konsumgütern vom Zinssatz ab.
2
Investitionen
Investitionen reagieren überproportional auf
Konjunkturschwankungen
Wachstumsraten
BIP
Privater Konsum
Bruttoinvestitionen
15.0 Veränderung zum Vorjahr in % 12.5 10.0 7.5 5.0 2.5 – – 2.5 – 5.0 – 7.5 – 10.0 – 12.5 – 15.0 – 17.5 1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Jahre
3
IS-LM-Modell: Gliederung
5.1 Zinsabhängige Investitionen – IS-Kurve
Exkurs: Fishersche Zinsgleichung
5.2 Geldnachfrage – LM-Kurve
5.3 IS-LM-Modell
5.4 Geld- und Fiskalpolitik im IS-LM-Modell
Geldpolitik
Exkurs: Geldpolitik der EZB
Fiskalpolitik
Policy Mix
5.5 Liquiditätsfalle
5.6 Konjunkturelle Schwankungen
4
5.1. Zinsabhängige Investitionen – IS-Kurve
Unternehmen führen Investitionen durch, wenn diese
(i) einen positiven Beitrag zum Unternehmensgewinn
erwarten lassen und (ii) finanzierbar sind.
Annahme: perfekter Kapitalmarkt
Unternehmen erhält unbegrenzt Kredit zum Realzins r.
Unternehmen führt alle Projekte durch, bei denen die
Rendite größer ist als die Kapitalkosten r.
Bei steigenden Realzinsen gehen die Investitionen
zurück (vgl. Produktionsfunktion).
5
Zinsabhängige Investitionen
Gesamtwirtschaftliche Güternachfrage:
Z = C + I + G + Export – Import
Konsum
C = C( Y – T )
Investitionen
I = Inv( Y, r ),
mit d Inv / d Y > 0 und d Inv / d r < 0.
Investitionen hängen vom Realzins r ab.
Zusätzliche Variable: Realzins r
Zusätzliche Gleichung: Geldnachfrage
M = P L (Y,i)
mit LY > 0 und Li < 0
Geldnachfrage hängt vom Nominalzins i ab.
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Exkurs: Fishersche Zinsgleichung
Anlage 1: Investiere 100 Euro in eine Maschine im Wert von 100
Gütereinheiten (P0=1).
Die neue Maschine produziert Güter. Nach einem Jahr werden
diese Güter und die Maschine verkauft.
z.B. 20 produzierte Gütereinheiten (GE), Wertverlust der
Maschine 15% = 15 GE, reale Rendite 5 GE = 5% = r
=> erwarteter Verkaufserlös (1+r) x 100 GE x Preisniveau P1e
P1e = (1+πe) P0,
πe = erwartete Inflationsrate
Anlage 2: Lege 100 Euro auf dem Kapitalmarkt an.
Der Anleger erhält nach einem Jahr (1+i) x 100 Euro zurück.
i ist der Nominalzins.
Im Gleichgewicht sind die Anleger indifferent. Beide Anlagen
liefern den selben erwarteten Payoff, wenn
(1+r) (1+πe) = (1+i) <=> r + πe + r πe = i
Für kleine %-Zahlen ungefähr: r + πe = i
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IS – Kurve
Annahme 1:
Preise sind kurzfristig nicht flexibel.
Folge: Inflationsrate und Inflationserwartungen
sind kurzfristig exogen.
Fishersche Zinsgleichung
Auflösen nach r ergibt:
i = r + πe .
r = i – πe
Daher gilt Inv(Y,r) = Inv (Y, i – πe)
Wenn Inflationserwartungen πe exogen sind,
können wir die Investitionsfunktion kurz mit I (Y,i)
beschreiben.
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IS – Kurve
Annahme 2:
Güternachfrage bestimmt den Umsatz, Y=Z
Y = Z = C(Y-T) + I(Y,i) + G + Export – Import
Zunächst zur Vereinfachung:
Export – Import = 0
Y = Z = C(Y-T) + I(Y,i) + G
IS-Kurve: beschreibt die Menge aller Y – i –
Kombinationen, bei denen die Güternachfrage
dem Umsatz entspricht.
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IS – Kurve
Form der IS-Kurve:
Totales Differential von Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
ergibt dY = C‘ dY + IY dY + Ii di.

di 1  C ' IY

dY
Ii
<0
Annahme 3: C‘ + IY < 1,
eine Einheit zusätzlichen Einkommens führt zu
weniger als einer Einheit zusätzlicher
Güternachfrage.
=> IS-Kurve beschreibt negativen Zusammenhang
zwischen Volkseinkommen und Nominalzins.
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IS – Kurve
IS – Kurve:
Menge aller i-Y-Kombinationen,
für die das Volkseinkommen mit
der Nachfrage übereinstimmt, d.h.
Y = Z gilt.
i
Y
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IS – Kurve
Interpretation der IS–Kurve als kurzfristige
Gleichgewichtsbedingung des Gütermarktes:
•
Kurzfristiges Angebot ist flexibel,
Kapazitäten sind nicht voll ausgelastet.
•
Umsatz und Volkseinkommen werden
von Güternachfrage bestimmt.
Y = Z (Y,i)
IS - Kurve
BIP = Güternachfrage
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IS – Kurve
Kredittheoretische Interpretation der IS-Kurve:
Volkswirtschaftliche Ersparnis:
S = Y – C(Y) – G
Kurzfristige Güternachfrage:
Z = C(Y) + I + G
Y=Z
<=>
<=>
S + C(Y) + G = C + I + G
S(Y) = I(Y,i)
Ersparnis = Investitionen
Kreditangebot = Kreditnachfrage
I = S : IS-Kurve
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IS – Kurve
Kredittheoretische Interpretation der IS-Kurve
S(Y) = I(Y,i)
Ersparnis = Investitionen
Kreditangebot = Kreditnachfrage
Höhere Zinsen verringern Kreditnachfrage und
Investitionsnachfrage. Dies reduziert
Volkseinkommen und volkswirtschaftliche Ersparnis.
=> fallende IS-Kurve
Umkehrung: Höheres Einkommen führt zu höherer
privater Ersparnis. Damit Investitionen entsprechend
zunehmen, muss der Marktzins sinken.
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5.2. Geldnachfrage – LM-Kurve
Motive der Geldhaltung:
1. Transaktionsmotiv:
Geldhaltung zur Abwicklung von Transaktionen
gesamtwirtschaftlich:
Transaktionsvolumen ~ Produktionsniveau
Je höher Y, desto höher die Geldnachfrage
2. Vorsichtsmotiv: Geldbetrag zur Deckung
unvorhergesehener Ausgaben
Kosten der Geldhaltung:
Opportunitätskosten = entgangene Verzinsung i
Je höher die Zinsen, desto höher sind die Kosten der
Geldhaltung, desto geringer ist die Geldnachfrage.
15
Geldnachfrage
3. Spekulationsmotiv
folgt aus Portfolio-Theorie:
Ein gewisser Anteil des Vermögens sollte in liquiden
Mitteln gehalten werden, um auf Kursänderungen bei
Wertpapieren mit Zukäufen reagieren zu können.
Je höher die Opportunitätskosten der Geldhaltung,
desto geringer die Spekulationskasse.
 Spekulationskasse hängt negativ vom Zins ab.
Zusammenfassend: Geldnachfrage hängt positiv vom
Volkseinkommen Y und negativ vom Nominalzins i
ab. M/P = L (Y, i) mit LY > 0 und Li < 0.
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Geldnachfrage
Deutschland: Negative Beziehung zwischen Änderung des
Zinses und Änderung des Kassenhaltungskoeffizienten k 
M
PY
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LM - Kurve
Gleichgewicht auf Geld- und Finanzmärkten
M
P
L(Y , i)
Reales Geldangebot: Nominale Geldmenge
(von Zentralbank gesteuert),
dividiert durch das Preisniveau
Reale Geldnachfrage (abhängig von
Realeinkommen und Zinsen)
Gleichgewichtsbedingung:
M
 L (Y , i )
p
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LM - Kurve
Gleichgewichtsbedingung:
M
 L (Y , i )
p
LM-Kurve : Alle (i, Y) –Kombinationen, bei denen für
gegebene Geldmenge ein Gleichgewicht auf dem
Geldmarkt herrscht.
Geldnachfrage : Transaktions- und Portfolionachfrage
Geldangebot
: Wird von der Zentralbank kontrolliert
Geldmarktgleichgewicht bei gegebenem Geldangebot und
gegebenem Preisniveau !
Testfrage:
Welchen Verlauf hat die LM-Kurve?
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LM - Kurve
M = P L(Y,i)
i
Geldnachfrage
Ly > 0, Li < 0
Totales Differential bzgl. Y und i:
LydY + Lidi = 0
 di / dY   LY / Li  0
LM-Kurve: steigende
Funktion im i-Y-Raum
Y
20
5.3. IS – LM – Modell
IS – Kurve: i-Y-Kombinationen mit Y = C(Y) + I(Y,i) + G
BIP = Nachfrage
LM – Kurve: i-Y-Kombinationen mit M = P L(Y,i)
Geldmenge = Geldnachfrage
Das IS-LM
Gleichgewicht:
i
LM
IS
Schnittpunkt von
IS- und LM Kurve
i*
Y
Y*
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IS – LM – Modell
Das IS-LM
Gleichgewicht:
i
LM
IS
Schnittpunkt von
IS- und LM Kurve
i*
Y*
Y
i*, Y*: Einzige Kombination, bei der sowohl auf Güterwie Geldmarkt Gleichgewicht herrscht
Anpassungsgeschwindigkeiten bei Störungen:
- Zinsanpassung sofort (Finanzmärkte reagieren in Sekunden)
- BIP passt sich langsamer an (Multiplikatoreffekte)
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IS – LM – Modell: Beispiel
Beispiel:
Konsum
Investitionen
Staatsausgaben
IS – Kurve:
C = 100 + 0,5 (Y – T)
I = 50 + 0,3 Y – 20 i
G = 250,
Steuern T = 200
Y = C + I + G = 150 + 0,8Y – 20 i – 0,5T + G
= 300 + 0,8Y – 20 i  0,2 Y = 300 – 20 i

Y  1500  100  i
IS - Kurve
23
IS – LM – Modell: Beispiel
Y  1500  100  i
IS
Geldnachfrage
LM – Kurve:
L(Y,i) = Y / i
M / P = Y / i Realkasse m = M/P
Lösung des Gleichungssystems:
Auflösen der LM-Gleichung nach i: i = PY / M = Y/m
Einsetzen in IS-Gleichung:
Y  1500 – 100  (Y/m)
 Y
 (1  100/m)Y  1500
1500
1500  m

1  100 /m m  100
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IS – LM – Modell: Beispiel
GG im IS-LM-Modell
Y
1500  m
m  100
LM-Gleichung aufgelöst nach i: i = Y / m
Einsetzen von Y:
 i
1500
m  100
Wie wirkt Geldpolitik?
Kurzfristig sind Preise konstant. => Erhöhung der
Geldmenge M führt zu höherer Realkasse m.
dY 1500(m  100)  1500m
150.000


0
2
2
dm
(m  100)
(m  100)
Höhere Geldmenge führt kurzfristig zu höherem BIP!
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5.4. Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
IS-LM Modell als Ausgangspunkt für die Analyse von
Konjunkturpolitik.
Wie wirken sich wirtschaftspolitische Maßnahmen in
der kurzen Frist aus?
Konkret:
Wie wirkt eine expansive Geldpolitik?
Wie wirkt eine expansive Fiskalpolitik?
Antworten mit Hilfe der komparativen Statik:
Auswirkungen exogener Variablen auf endogene Variablen
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Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
IS:
LM:
Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
M = P L (Y,i)
Welche Variablen sind endogen bzw. exogen?
2 mögliche Sichtweisen
a) Geldpolitik setzt Geldmenge M => Zinssatz i endogen
exogen: M, T, G, P
endogen: i, Y
b) Geldpolitik setzt Zins i => Geldmenge endogen
exogen: i, T, G, P
endogen: M, Y
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Exkurs: Geldpolitik der EZB
EZB gibt einen „Mindestbietungssatz“ und eine maximale
Geldmenge vor.
Jede Geschäftsbank gibt an, wieviel Geld sie zu welchem
Zins für die nächsten 4 Wochen leihen will. Dabei muss
sie mindestens den „Mindestbietungssatz“ bieten.
=> aggregierte Geldnachfrage Md(i)
i
Geldnachfrage der
Geschäftsbanken Md(i)
Geldmarktzins:
i: Md(i) = Mmax
imin
Mmax
M
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Exkurs: Geldpolitik der EZB
EZB gibt einen „Mindestbietungssatz“ und eine maximale
Geldmenge vor.
Jede Geschäftsbank gibt an, wieviel Geld sie zu welchem
Zins für die nächsten 4 Wochen leihen will. Dabei muss
sie mindestens den „Mindestbietungssatz“ bieten.
=> aggregierte Geldnachfrage Md(i)
i
Geldnachfrage der
Geschäftsbanken Md(i)
Geldmarktzins:
i: Md(i) = Mmax,
mindestens aber imin
imin
Mmax
M
Geldmenge:
M = min{ Md(imin), Mmax}
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Exkurs: Geldpolitik der EZB
Seit Oktober 2008 Krisenmodus
- „full allotment“ (volle Zuteilung): Banken erhalten zum
Mindestbietungssatz soviel Liquidität wie sie wollen
(und mit Sicherheiten hinterlegen können).
Mmax = unendlich
- 3-Jahres-Tender: Dez. 2011 / Jan 2012: Verleihung von
Liquidität für 3 Jahre (statt nur 4 Wochen).
- EZB kauft Staatsanleihen auf eigene Rechnung (stellt
also indirekt Kredite zur Verfügung).
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Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Im Beispiel: Höhere Geldmenge führt zu höherem BIP!
Gilt dies auch allgemein?
Wie hängen die anderen Variablen von Geldpolitik ab?
Wie wirken Staatsausgaben und Steuern im IS-LMModell?
Antworten
1. durch grafische Analyse
2. durch formale Analyse
31
5.4.1. Geldpolitik im IS – LM – Modell
IS – Kurve: i-Y-Kombinationen mit Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
LM – Kurve: i-Y-Kombinationen mit M = P L(Y,i)
Das IS-LM
Gleichgewicht:
i
LM
IS
Schnittpunkt von
IS- und LM Kurve
i*
Y*
Y
Wie ändert sich die Grafik, wenn Geldmenge steigt?
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Geldpolitik und LM - Kurve
LM-Kurve: M = P L(Y,i)
Totales Differential bzgl. Y und M:
dY / dM = 1 / (PLY) > 0
dM = P LYdY <=>
i
Y
Erhöhung der Geldmenge verschiebt LM-Kurve nach rechts.
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Geldpolitik und LM - Kurve
i
LM-Kurve: M = P L(Y,i)
Totales Differential bzgl. Y und P:
0 = P LY dY + L(Y,i) dP
<=> dY / dP = – L(Y,i) / (PLY) < 0
Y
Höheres Preisniveau verschiebt LM nach links.
34
Geldpolitik und LM - Kurve
LM-Kurve: m =M/P = L(Y,i)
Allgemein: Wenn Realkasse M/P zunimmt, dann
verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts.
i
dM>0 oder dP<0
Y
35
Geldpolitik im IS – LM – Modell
Eine Erhöhung der Geldmenge verschiebt die LM-Kurve
nach rechts.
=> Der Zins fällt, es kommt zu einer Stimulierung der
Investitionsnachfrage und dadurch zu einem höheren
Outputniveau.
Erhöhung der Geldmenge
i
IS
LM
Y
36
Geldpolitik im IS – LM – Modell
Wie funktioniert dies bei Zinssteuerung?
Niedrigere erlauben Zinsen die Durchführung weniger rentabler
Investitionsprojekte und steigern damit die Investitionsnachfrage =>
Y steigt => Höhere Liquiditätsnachfrage. Gleichzeitig erhöht die
Leitzinssenkung die Liquiditätsnachfrage auch direkt.
=> Die Geldmenge muss so weit steigen, dass Geldmenge =
Geldnachfrage (Y,i) => Rechtsverschiebung von LM.
i
IS
LM
Zinssenkung
Y
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Geldpolitik im IS – LM – Modell
Wirkungskette
Höhere Geldmenge (Geldangebot)
 Marktmechanismus bewirkt einen Rückgang der
Zinsen, so dass die Geldnachfrage steigt und ein
Marktgleichgewicht erreicht wird.
Niedriger Leitzins erhöht Geldnachfrage
 Geldmenge muss steigen um Gleichgewicht zu
erreichen.
In beiden Fällen:
 Investitionen I(Y,i) nehmen zu, weil Ii < 0
 Anstieg des Volkseinkommens Y
 Multiplikatoreffekte auf Konsum C(Y-T) und
Investitionen I(Y,i)
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Geldpolitik im IS – LM – Modell
Offenbar spielt es im IS-LM-Modell keine Rolle, ob die
Zentralbank die Geldmenge kontrolliert und sich der Zins
über den Marktmechanismus anpasst oder umgekehrt.
In beiden Fällen kann expansive Geldpolitik
(Geldmengenerhöhung bzw. Zinssenkung) durch eine
Rechtsverschiebung der LM-Kurve dargestellt werden.
Bei der Analyse von Fiskalpolitik gibt es jedoch einen
Unterschied zwischen konstanter Geldmenge und
konstantem Zinssatz!
Das gilt auch auch bei der Reaktion der Wirtschaft auf
makroökonomische Schocks.
Sonderfall Liquiditätsfalle: Hier können die Zinsen nicht
gesenkt werden.
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Geldpolitik im IS – LM – Modell
Kann die IS-Kurve senkrecht verlaufen?
Eine Erhöhung der Geldmenge verschiebt die LM-Kurve
nach rechts. Wenn IS senkrecht verläuft, bleibt Y
unverändert. Geldpolitik ist wirkungslos.
LM
i
IS
Erhöhung der Geldmenge
Y
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Geldpolitik im IS – LM – Modell
Kann die IS-Kurve waagerecht verlaufen?
Eine Erhöhung der Geldmenge verschiebt die LM-Kurve
nach rechts. Wenn IS waagerecht verläuft, bleibt i
unverändert. Geldpolitik ist besonders wirksam.
LM
i
IS
Erhöhung der Geldmenge
Y
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Steigung der IS-Kurve
Testfrage:
Wovon hängt die Steigung der IS-Kurve ab?
Zwei Faktoren sind wichtig:
Zinsreagibilität der Investitionsnachfrage d I / d i < 0
– Zinsunelastische Investitionen  IS Kurve steil:
selbst bei großen Zinsänderungen kaum Effekte auf Y.
Diese Situation wird als Investitionsfalle bezeichnet.
– Hohe Zinselastizität  IS Kurve flach
schon bei kleinen Zinsänderungen starke Effekte auf Y
Multiplikatoreffekt:
Wie stark reagiert die Güternachfrage auf Änderungen der
Einkommen? Je stärker Konsum und Investitionen auf
Volkseinkommen reagieren, desto flacher verläuft die ISKurve
di 1  C ' I Y

42
dY
Ii
Steigung der IS-Kurve
di 1  C ' I Y

dY
Ii
Für Ii → 0 (Zinselastizität der Investitionen geht gegen null)
wird die IS-Kurve senkrecht.
Wenn C‘+IY → 1 (ein zusätzlicher Euro Volkseinkommen
führt zu (fast) 1 Euro zusätzlicher Nachfrage),
dann ist die IS-Kurve (fast) waagerecht.
Empirische Befunde: C‘+IY << 1 (Schätzungen variieren,
liegen aber meist deutlich unter 0,8)
Investitionen (und auch Konsum) reagieren auf
Zinsänderungen, aber mit einer zeitlichen Verzögerung.
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5.4.2. Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
IS – Kurve: i-Y-Kombinationen mit Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
LM – Kurve: i-Y-Kombinationen mit M = P L(Y,i)
Das IS-LM
Gleichgewicht:
i
LM
IS
Schnittpunkt von
IS- und LM Kurve
i*
Y*
Y
Wie ändert sich das BIP, wenn Staatsausgaben oder
Steuern steigen?
44
Fiskalpolitik und IS-Kurve
IS-Kurve:
Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
Totales Differential von bezüglich Y und G ergibt
dY = C‘ dY + IY dY + dG
<=> dY / dG = 1 / [ 1 – C‘ – IY ] > 0
Bei konstantem Zins führt eine Erhöhung der
Staatsausgaben zu höherem Volkseinkommen.
Falls Investitionen einkommensunabhängig sind (IY=0)
entspricht die Verschiebung dem Staatsausgabenmultiplikator im Keynesianischen Konsummodell: 1/(1-c)
(vgl. Abschnitt 4.4: Keynesianische Konsumtheorie)
45
Fiskalpolitik und IS-Kurve
i
i
A
A‘
Höhere Staatsausgaben G
verschieben die IS Kurve
nach rechts.
IS´ (G´ > G)
IS (G)
Y
Y´
Y
46
Fiskalpolitik und IS-Kurve
Testfrage:
Wirkung einer Steuererhöhung ?
i
Höhere Steuern T verschieben
die IS Kurve nach links
A‘
i
A
IS (T)
IS´ (T´ > T)
Y´
Y
Y
47
Fiskalpolitik und IS-Kurve
IS-Kurve:
Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
Totales Differential von bezüglich Y und T ergibt
dY = C‘ dY + IY dY – C‘ dT
<=> dY / dT = – C‘ / [ 1 – C‘ – IY ] < 0
Eine Steuererhöhung führt zu einer Verringerung der
Güternachfrage und damit des Volkseinkommens.
Falls Investitionen einkommensunabhängig sind (IY=0)
entspricht die Verschiebung dem Multiplikator für Steuererhöhungen im Keynesianischen Konsummodell: -c/(1-c).
48
Fiskalpolitik und IS-Kurve
i
IS – Kurve verschiebt sich nach rechts,
wenn Staatsausgaben steigen oder
wenn Steuern sinken.
dG > 0, dT < 0
Y
49
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
IS: Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
LM: M = P L (Y,i)
Expansive Fiskalpolitik
1. Erhöhung der Staatsausgaben (dG > 0) bei konstanten
Steuern (dT = 0)
2. Steuersenkung (dT < 0) ohne Änderung der
Staatsausgaben (dG = 0)
3. Erhöhung der Staatsausgaben bei konstantem
Budgetdefizit (dG = dT > 0)
50
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Expansive Fiskalpolitik (Erhöhung der Staatsausgaben
oder Steuersenkung) verschiebt die IS-Kurve nach
rechts.
Effekt bei konstanter
IS
Geldmenge
i
LM
Y
51
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Expansive Fiskalpolitik (Erhöhung der Staatsausgaben
oder Steuersenkung) verschiebt die IS-Kurve nach
rechts.
Effekt bei konstanter
IS
Geldmenge
i
LM
„Crowding out“
Effekt bei konstantem
Zins
Y
52
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
1. Höhere Staatsausgaben ohne Steuererhöhung, konstante
Geldmenge
Staat fragt mehr Güter nach => größere Produktion
 höheres Volkseinkommen, Multiplikatoreffekt auf Konsum
C(Y-T) und Investitionen I(Y,i)
 weiterer Anstieg des Volkseinkommens
 Gleichzeitig: Geldnachfrage steigt (Transaktionskasse)
Bei konstanter Geldmenge wird Liquidität knapper.
 Der Zins steigt.
 Investitionen I(Y,i) können steigen oder fallen, je nachdem
wie groß IY und Ii sind.
Gegenüber einem Modell mit konstantem Zins ist die
Investitionsnachfrage niedriger, weil steigende Zinsen die
Nachfrage reduzieren. „Crowding out“
53
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
2. Steuersenkung ohne Änderung der Staatsausgaben
 höheres verfügbares Einkommen => höherer Konsum
 höheres Volkseinkommmen, Multiplikatoreffekt auf Konsum
C(Y-T) und Investitionen I(Y,i)
 weiterer Anstieg des Volkseinkommens
 Gleichzeitig: Geldnachfrage steigt (Transaktionskasse)
Bei konstanter Geldmenge wird Liquidität knapper.
 Der Zins steigt.
 Investitionen I(Y,i) können steigen oder fallen, je nachdem
wie groß IY und Ii sind.
Was ist der Unterschied zwischen Erhöhung der
Staatsausgaben und Steuersenkung?
54
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Was ist der Unterschied zwischen Erhöhung der
Staatsausgaben und Steuersenkung?
Beispiel: Staat gibt in einem Jahr 1 Mrd. € mehr aus um
zusätzliche Kindergärtner und Lehrerinnen zu beschäftigen.
 ca. 20.000 zusätzliche Stellen
 zusätzliche private Einkommen von 1 Mrd. führen zu
höherem Konsum und höheren Investitionen.
=> weitere neue Arbeitsplätze
Vergleiche: Staat reduziert Steuern um 1 Mrd. €
 zusätzliche private Einkommen von 1 Mrd. führen zu
höherem Konsum und höheren Investitionen.
=> neue Arbeitsplätze
Unterschied: Erstrundeneffekt der höheren Staatsnachfrage
55
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Was ist der Unterschied zwischen Erhöhung der
Staatsausgaben und Steuersenkung?
Eine Erhöhung der Staatsausgaben um 1 Mrd. € führt zu
einer stärkeren Rechtsverschiebung der IS-Kurve als eine
Steuersenkung um 1 Mrd. €.
i
Folge bei konstanter
Geldmenge:
Stärkerer Anstieg des
BIP und des Zinses
Y
56
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Wirtschaftspolitische Empfehlung:
Wenn der Staat die Wirtschaft durch expansive Fiskalpolitik
stimulieren will, dann sollte er die Staatsausgaben
vorübergehend erhöhen.
Warum vorübergehend?
Dauerhafte Erhöhung der Staatsausgaben führt zu höheren
Staatsschulden.
Im Boom sollten Staatsausgaben wieder sinken!
Stichworte
antizyklische Fiskalpolitik
konjunkturelles Defizit
57
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
3. Erhöhung der Staatsausgaben bei konstantem
Budgetdefizit (dG = dT > 0)
Staat fragt mehr Güter nach => größere Produktion dY > 0
 verfügbares Einkommen ändert sich jedoch nicht, weil
dT = dG.
 Zunächst kein Multiplikatoreffekt auf Konsum C(Y-T)
Haavelmo-Theorem
 Aber: Geldnachfrage L(Y,i) steigt (Transaktionskasse)
Bei konstanter Geldmenge wird Liquidität knapper.
 Der Zins steigt.
 Investitionen I(Y,i) können steigen oder fallen, je nachdem
wie groß IY und Ii sind.
58
Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Wirkung einer Erhöhung der Staatsausgaben bei
gleichzeitiger Steuererhöhung
Staatsausgabenerhöhung verschiebt IS-Kurve nach rechts.
Steuererhöhung verschiebt IS-Kurve nach links.
i
Nettoeffekt ist positiv, weil
Verschiebung der IS-Kurve
durch Staatsausgabenerhöhung
größer ist als Linksverschiebung
durch Steuererhöhung.
Y
59
Fiskalpolitik: Beispiel
Beispiel:
Konsum
Investitionen
Staatsausgaben
Geldnachfrage
C = 100 + 0,5 (Y – T)
I = 50 + 0,3 Y – 20 i
G = 250,
Steuern T = 200
L(Y,i) = Y / i
GG im IS-LM-Modell
Y
1500  m
m  100
m = M/P
Wirkung von Fiskalpolitik?
60
Fiskalpolitik: Beispiel
Beispiel:
Konsum
C = 100 + 0,5 (Y – T)
Investitionen
I = 50 + 0,3 Y – 20 i
Staatsausgaben
G = 250,
Steuern T = 200
IS – Kurve (Wir ersetzen G und T an dieser Stelle nicht durch
Zahlen, damit wir komparative Statik betreiben können):
Y = C + I + G = 150 + 0,8Y – 20 i – 0,5 T + G
 0,2 Y = 150 – 20 i – 0,5 T + G

Y  750  100  i  2,5  T  5  G
IS - Kurve
61
Fiskalpolitik: Beispiel
IS
Y  750  100  i  2,5  T  5  G
Geldnachfrage
LM – Kurve:
L(Y,i) = Y / i
M / P = Y / i Realkasse m = M/P
Auflösen der LM-Gleichung nach i: i = PY / M = Y/m
Einsetzen in IS-Gleichung:
Y  750 – 100  (Y/m) – 2,5T  5G
 (1  100/m)Y  750  2,5T  5G
 Y
750  2,5T  5G
1  100 /m
62
Fiskalpolitik: Beispiel
GG im IS-LM-Modell
Y
750  2,5T  5G
1  100 /m
Wie wirkt Fiskalpolitik?
Bei konstanter Geldmenge M führen Änderungen der
Staatsausgaben oder Steuern zu
dY
5
dY
- 2,5

0

0
dT 1  100 / m
dG 1  100 / m
Gleichzeitige Erhöhung von Staatsausgaben und Steuern:
dY dY
2,5


0
dG dT 1  100 / m
Wirkung von Fiskalpolitik auf den Zins:
i
Y
m

di
1 dY
5


0
dG m dG m  100
63
Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
IS: Y = C(Y-T) + I(Y,i) + G
LM: M = P L (Y,i)
Welche Effekte haben exogene Variablen auf Y?
Geldpolitik:
Änderung der Geldmenge bzw. des Zinssatzes
Fiskalpolitik:
Änderung der Staatsausgaben oder der Steuern
Policy Mix:
Simultane Geld- und Fiskalpolitik
64
Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
graphische Analyse:
Expansive Geldpolitik:
Erhöhung der Geldmenge
=> Rechtsverschiebung LM
Expansive Fiskalpolitik:
Erhöhung der Staatsausgaben oder Steuersenkungen
=> Rechtsverschiebung IS
Policy Mix: dG > 0 und dM > 0
=> Rechtsverschiebung von IS und LM
65
5.4.3. Policy Mix im IS – LM – Modell
Expansive Fiskalpolitik bei gleichzeitiger Erhöhung der
Geldmenge kann Zins stabilisieren und Crowding out
verhindern.
„Policy Mix“ ist besonders wirksam!
i
IS
LM
Effekt expansiver
Geldpolitik bei
konstantem Zins
Y
66
Policy Mix im IS – LM – Modell
Clinton – Greenspan Policy Mix
Ausgangspunkt: Hohes Budgetdefizit der US-Regierung:
1991
1992
3,3%
4,5%
Notwendigkeit der Konsolidierung.
Clinton-Plan (Feb 1993): Reduzierung des Defizits bis
1998 auf 2,5%
Zur Hälfte durch Ausgabenkürzungen, zur Hälfte durch
Steuererhöhungen.
=> Gefahr eines Konjunktureinbruchs
Zugleich: Zinssenkungen der Zentralbank
67
Policy Mix im IS – LM – Modell
Clinton – Greenspan Policy Mix
IS
LM
i
Y
Resultat: BIP-Wachstum ist nicht gesunken
(sondern durch exogene Faktoren sogar gestiegen).
1998: Budgetüberschuss von 0,8%
68
Policy Mix im IS – LM – Modell
Policy Mix: Die Vereinigung Deutschlands 1990
Ausgangspunkt: hohe Wachstumsraten in
Westdeutschland
1988
1989
3,7%
3,6%
Durch Vereinigung Anstieg der Güternachfrage.
Bundesbank sieht Inflationsgefahr und erhöht Zinsen.
Resultat: Inflation wird vermieden, aber: Turbulenzen im
europäischen Währungssystem.
69
Policy Mix im IS – LM – Modell
Deutsche Vereinigung 1990:
Konflikt zwischen Geld- und Fiskalpolitik
i
Hohe Ausgaben nach
der Vereinigung:
LM´
LM
Verschiebung zur IS‘
Kurve
A´
i´
A
i
IS´
IS
Y Y´
Restriktive Politik der
Bundesbank, um
Expansion zu
dämpfen,
Zinserhöhung
(LM‘-Kurve)
Y
70
Geld- und Fiskalpolitik im IS – LM – Modell
Deutsche Vereinigung 1990:
Konflikt zwischen Geld- und Fiskalpolitik
Die westdeutsche Wirtschaft 1988-1991
1988
1989
1990
1991
BIP Wachstum (%)
3.7
Investitionen Wachstum (%)
5.9
Budgetüberschuss (% vom BIP) -2.1
3.8
8.5
0.2
4.5
10.5
-1.8
3.1
6.7
-2.9
7.1
3.0
8.5
3.6
9.2
5.1
(Minuszeichen: Defizit)
Kurzfristige Zinsen
Inflationsrate (%)
4.3
1.8
71
5.5. Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Liquiditätsfalle
i
IS
LM
Y
In der Liquiditätsfalle ist Geldpolitik wirkungslos. Hier
kann nur Fiskalpolitik das Outputniveau erhöhen.
Problem: Staatsverschuldung
72
Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Woraus entsteht die Liquiditätsfalle?
i
IS
LM
i=0
Y
Die Nominalzinsen können nicht negativ werden!
In der Liquiditätsfalle hat die Zentralbank keinen
Spielraum für expansive Politik.
Überlegen Sie ...
Warum können Nominalzinsen nicht negativ werden?
73
Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Warum können Nominalzinsen nicht negativ werden?
Bei negativen Nominalzinsen könnte sich ein Anleger beliebig
viel Geld leihen. Der Rückzahlungsbetrag wäre kleiner als die
geliehene Summe. Der Anleger braucht das Geld also nur
aufzubewahren und macht dabei einen sicheren Gewinn.
Das Geld würde jedoch weder für Konsum noch für
Investitionen verwendet.
Problem in der Liquiditätsfalle:
Geld wird gehortet und nicht ausgegeben. Daher kann es die
Realwirtschaft nicht stimulieren.
74
Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Beispiel Japan
1980er Hohe Wachstumsraten, Bildung von Preisblasen auf Aktienund Immobilienmärkten
1990 Abschwächung des Wachstums, Platzen der Blase.
Nikkei 225 verliert etwa die Hälfte seines Wertes.
Folge: Bankenkrise, Deflation, π < 0
Fishersche Zinsgleichung: i = π + r <=> r = i – π
Nominalzins i > 0, Deflation, zB. π = - 2%
 Realzins r > 2%.
 Investitionsprojekte mit weniger als 2% realer Rendite sind nicht
finanzierbar, auch wenn Nominalzins gegen null geht!
 Geldpolitik kann die Wirtschaft nicht stimulieren.
75
Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Wodurch werden private Investitionen attraktiv?
Unternehmen investieren, wenn die reale Rendite eines
Investitionsprojekts größer ist als der reale Zinssatz
Realzins r = i – πe
Normalerweise sind Inflationserwartungen positiv.
Wenn Nominalzins null wird, wird der Realzins negativ.
 Investitionsprojekte mit geringer realer Rendite lohnen
sich, Investitionsnachfrage steigt.
Bei Deflationserwartungen gilt dies nicht mehr.
Wenn der Nominalzins bereits 0 ist, kann die ZB (theoretisch)
die Investitionsnachfrage stimulieren, indem sie
Inflationserwartungen weckt. → Wie?
76
Liquiditätsfalle im IS – LM – Modell
Wie kann die ZB Inflationserwartungen wecken?
- Inflationsziel anheben, Geldmenge ausdehnen und
ankündigen, dass Geldmenge langfristig (d.h. nach
Anspringen der Wirtschaft hoch bleibt).
setzt Glaubwürdigkeit voraus!
- Staatsanleihen direkt kaufen und ankündigen, dass ZB für
die Staatsschulden einsteht.
- Preisuntergrenzen für Wertpapiere ankündigen und
notfalls Wertpapiere kaufen, um die Untergrenzen zu
erreichen.
Bei Glaubwürdigkeit ist das Preisziel selbst erfüllend.
Aufgrund des Vermögenseffekts steigt Güternachfrage
und zieht das Güterpreisniveau mit nach oben.
77
Schwundgeld
Experiment in Wörgl, Tirol 1932/33
Einführung eines „Freigeldes“, das nur gültig war, wenn jeden
Monat eine Wertmarke in Höhe von 1% des Nennwertes
aufgeklebt wurde.
Das ist ein negativer Zins von 1% pro Monat = 12,7% p.a.
Damit wird Geld als Wertaufbewahrungsmittel unattraktiv.
=> höherer Geldumlauf, Stimulierung der Wirtschaft.
Realzins r = i – πe = – 12,7% – πe < 0, solange πe > – 12,7%.
Bei Schwundgeld wird die durchschnittliche Inflation kleiner sein
als bei normalem Geld. Langfristig normaler Realzins 2%
=> durchschnittliche Inflationsrate bei Schwundgeld: – 10,7%.
Der Preis der Wertmarke (hier 1%) tritt an die Stelle des Zinses
als Steuerungsinstrument der Zentralbank:
Höherer Preis der Wertmarken senkt Realzins (stimuliert
Investitionen) und umgekehrt.
78
Problem: Umsetzbarkeit in moderner Ökonomie
5.6. Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
1.
Güternachfrageschocks verändern die Lage der
IS-Kurve.
Beispiel 1: Exportnachfrage
Beispiel 2: Änderung der rentablen Investitionsprojekte beeinflussen Investitionsnachfrage
2.
Schwankungen der Geldnachfrage verändern die
Lage der LM- Kurve.
Beispiel 1: Innovation im Zahlungsverkehr
Beispiel 2: Nachfrage nach inländischer Währung
im Ausland
Beispiel 3: Börsensturz führt zu steigender
Nachfrage nach Liquidität
79
Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
Güternachfrageschocks und Fiskalpolitik
i
IS
LM
Y
Ausgleich durch Fiskalpolitik
Güternachfrageschocks werden neutralisiert.
80
Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
Güternachfrageschocks und Geldpolitik
i
IS
LM
Y
Bei konstanter Geldmenge wird der Einfluss des
Schocks auf Zinsen und Output verteilt.
Wenn die Zentralbank den Zins konstant hält, wird der
Outputeffekt größer.
81
Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
Güternachfrageschocks und Geldpolitik
i
IS
LM
Y
Bei konstanten Zinsen kommt es zu großen
Schwankungen in Output und Beschäftigung.
Zum Ausgleich eines temporären Schocks der
Güternachfrage sollte die Zentralbank vorübergehend die
82
Zinsen senken.
Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
Geldnachfrageschocks und Geldpolitik
i
IS
LM
Y
Ausgleich durch Geldpolitik
Schocks werden neutralisiert.
83
Konjunkturelle Schwankungen im IS-LM-Modell
Geldnachfrageschocks und Geldpolitik
i
IS
LM
Y
Wenn das Zinsniveau konstant gehalten wird,
werden Geldnachfrageschocks automatisch
neutralisiert.
84
Konjunkturelle Schwankungen
Probleme der Konjunkturpolitik:
Information:
Erkennen eines Schocks und Klassifizierung
sind nicht trivial. Prognosen sind unzuverlässig.
Verzögerung:
Maßnahmen entfalten Wirkung möglicherweise
erst, nachdem exogene Faktoren schon wieder
auf altem Niveau sind.
Dies gilt vor allem für Fiskalpolitik.
85
Konjunkturelle Schwankungen
Probleme der Konjunkturpolitik:
Politökonomische Asymmetrien:
Zeitinkonsistenz:
Ex ante (vor Kenntnis der konjunkturellen
Situation) ist es am besten sich auf eine
antizyklische Politik festzulegen.
Ex post besteht auch im Boom ein Anreiz zu
expansiver Politik.
Partikularinteressen:
Reduzierung staatlicher Ausgaben ist mit
Widerstand von Interessengruppen
verbunden.
86
Ungleichgewichte im IS – LM – Modell
IS – Kurve: i-Y-Kombinationen mit Y = Z (Y,i).
Gleichgewichtsbedingung: Umsatz = Nachfrage
LM – Kurve: i-Y-Kombinationen mit M = P L(Y,i)
Identität: Geldmenge = Geldumlauf (Quantitätstheorie)
i
Geldmarkt kann nie im
Ungleichgewicht sein.
Güternachfrage kann
jedoch größer oder kleiner
als das Angebot sein
Y
87
Ungleichgewichte im IS – LM – Modell
Kurzfristig kann Nachfrageanstieg aus dem Abbau von
Lagerbeständen oder aus einer überdurchschnittlichen
Kapazitätsauslastung bedient werden.
Ein Nachfragerückgang führt kurzfristig zur Unterauslastung und zur Ausweitung von Lagerbeständen.
Langfristig ergibt sich jedoch ein Druck auf Preise und
Löhne.
Im IS-LM-Modell nehmen wir an, dass die Güterpreise
nicht flexibel sind.
Wir brauchen eine Modellerweiterung, um die
Preisanpassung zu beschreiben.
88

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