die festivals - Metropolregion Rhein

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die festivals - Metropolregion Rhein
DIE
FESTIVALS
K U LT U R R E G I O N R H E I N - N E C K A R
S EP T EM B ER – D E Z EM B ER 2 015
Augen auf!
Das Fotofestival Mannheim-LudwigshafenHeidelberg zeigt die Welt in sieben Feldern
VORHANG AUF – DIE FESTIVALSAISON 2015
Bensheim
WORMS
Lampertheim
Frankenthal
LUDWIGSHAFEN
Neustadt
Speyer
Weinheim
Viernheim
MANNHEIM
Ilvesheim
Mosbach
HEIDELBERG
SCHWETZINGEN
Walldorf
Sinsheim
Landau
Spielorte der Top-Festivals
Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern
sowie Orte, an denen weitere Festivals
(siehe Seite 26 ff.) stattfinden
DIE TOP-FESTIVALS IN
DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR 2015/2016
Theater, Musik, Kino, Kunst – das Magazin „Die Festivals“
bietet ­Ihnen Hintergründe, Geschichten und die wich­tigsten
Informationen zu den Top-Festivals im Herbst.
SEPTEMBER BIS DEZEMBER 2015
Wunder der Prärie 18. bis 26. September 2015 6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg 18. September bis 15. November 2015 Enjoy Jazz 02. Oktober bis 14. November 2015, Mannheim, Heidelberg,
Ludwigshafen und andere Orte in der Region
64. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 09. bis 24. Oktober 2015
XI. Festspiele Ludwigshafen 09. Oktober bis 05. Dezember 2015
MÄRZ BIS AUGUST 2016
Heidelberger Frühling 02. bis 30. April 2016
Heidelberger Stückemarkt 29. April bis 08. Mai 2016
Schwetzinger SWR Festspiele 29. April bis 04. Juni 2016
22. Heidelberger Literaturtage Frühsommer 2016
12. Festival des deutschen Films Sommer 2016, Ludwigshafen
Heidelberger Schlossfestspiele 15. Juni bis 31. Juli 2016
Nibelungen-Festspiele 15. bis 31. Juli 2016, Worms
Mannheimer Mozartsommer 16. bis 24. Juli 2016, Mannheim/Schwetzingen Internationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen Ende Juli 2016
Internationale Schillertage Sommer 2017, Mannheim (Biennale)
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
03
INHALT
AUFTAKT
04Künstler auf Landpartie Das mobile Kunstprojekt Matchbox
startet im September und rückt kleinere Kommunen in den Fokus.
06Mehr als nur Mitgefühl Integration durch Kultur – das ist das
Motto von Kulturprojekten mit Flüchtlingen. Zwei Beispiele.
09Einmischen erwünscht! Das Denkfest 2015 lotet nichts weniger
als das Verhältnis von Kunst Gesellschaft aus.
DIE FESTIVALS
10WUNDER DER PRÄRIE
Der fremde Nachbar – Das interdisziplinäre Performance-Festival
hat in diesem Jahr vor allem österreichische Künstler und Gruppen
geladen, die sich mit dem Thema „Fremdsein“ auseinandersetzen.
13FOTOFESTIVAL MANNHEIM-LUDWIGSHAFENHEIDELBERG
Die Welt in sieben Feldern – Kaum einer kennt die Fotografieszene
wie er. Der Schweizer Kurator Urs Stahel geht mit dem diesjährigen
Fotofestival sieben prekären Themen weltweit auf den Grund.
10
13
16FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN
„Es soll viel Lebens ein in diesem großen Bau“ – Tilman Gersch, der
neue Intendant des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau, über
ambitionierte Pläne, offene Welten und den Unterschied zwischen
Wiesbaden und Ludwigshafen.
16
19ENJOY JAZZ
Geist in der Maschine – Mit der neuen Konzertreihe „Tunneleffekt“
unternimmt das „Festival für Jazz und Anderes“ eine Forschungs­
expedition ins Reich der Bleeps und Klonks. Mit dabei The Bug,
Apparat und Laurel Halo.
22INTERNATIONALES FILMFESTIVAL
MANNHEIM-HEIDELBERG
… und kein bisschen müde – Das Filmfestival zeigt sich auch in
seinem 64. Jahr frisch, munter und innovativ. Erstmals laufen im
Porgramm auch TV- und Online-Serien, in Heidelberg dürfen sich
die Besucher zudem auf einen neuen Spielort freuen.
ZUGABE
26 Bitte vormerken! Weitere Festival-Highlights im Überblick
30 Mehr erfahren! Fordern Sie weitere I­nfor­mationen
zu den Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar an.
30Impressum
19
22
04
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
Auftakt
MATCHBOX – DAS MOBILE KUNSTPROJEKT
KÜNSTLER AUF
LANDPARTIE
KENNEN SIE SIEGFRIED?
Foto: Andreas Neumann
Das „Nature Theater of
­ klahoma“ aus New York
O
macht sich im Odenwald
auf die Suche nach den
Nibelungen. Es ist nur eines von zahlreichen
Matchbox-Projekten.
Vier Wochen lang – vom 01. bis 27. September 2015 – können die Bewohner von zehn
Kommunen zwischen der Bergstraße und dem Odenwald Künstler aus aller Welt vor
ihrer eigenen Haustür erleben und bei d
­ eren Projekten mitmischen. Interaktiv und international zu sein – das ist das Leitmotiv von Matchbox. Initiator des ambitionierten Kunstprojekts ist das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
MATCHBOX
In engen Bögen schlängelt sich die Straße nach oben. Rechts und
links breitet sich eine Idylle aus: Streuobstwiesen, Kornblumen,
Wälder. Nirgendwo sonst erinnert der Odenwald so an die Toskana
wie in der Gegend rund um Lindenfels. Über dem Kurort thronen
die steinernen Reste einer Burg. Hier soll Hagen Siegfried hinterrücks gemeuchelt haben. An den Fememord erinnern das Deutsche
Drachenmuseum und die Drachenskulpturen auf Dächern, Straßen
und Plätzen. Mit Lindenfels verbindet sich diese sagenhafte Vergangenheit, aber auch eine nicht ganz sorgenfreie Gegenwart, denn
einige Geschäfte an der Hauptstraße stehen leer.
Das ändert sich im September, wenn Will St Leger die leer stehenden Räume bespielt. Der bekannte Street-Art-Künstler und ehemalige Greenpeace-Aktivist aus Dublin zieht für vier Wochen in das
4.500-Einwohner-Städtchen und wird sein Projekt gemeinsam mit
Künstlern aus der Region und den Lindenfelsern verwirklichen.
Das Beispiel Lindenfels zeigt anschaulich, wie Matchbox funktioniert: Künstler aus aller Welt quartieren sich in eine der teilnehmenden Kommunen ein und entwickeln mit deren Bewohnern Projekte. „Dabei achten wir darauf, nur Künstler und Kommunen zu
‚matchen‘, die wirklich zusammenpassen“, betont Julia Strysio, Projektleiterin im Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar.
Das Organisationsteam von Matchbox wählt für dieses „­wandernde
Kunst- und Kulturprojekt in der Region Rhein-Neckar“ mittelgroße und kleinere Kommunen aus. Neben Lindenfels sind es dieses Mal Bensheim, Einhausen, Fürth, Hemsbach, Lorsch, Mörlenbach, Rimbach, Weinheim und Worms. Doch damit ist die Energie
der Veranstalter keineswegs erschöpft: Matchbox geht in den kommenden zehn Jahren weiter. „Wir hören nicht auf, bevor die Landkarte der Rhein-Neckar-Region bis in den tiefsten Winkel ausgeleuchtet ist“, versichert Kulturbüro-Leiter Thomas Kraus. Wichtig
für den Erfolg des Projekts ist die enge Zusammenarbeit mit den
teilnehmenden Kreisen, Kommunen und Bürgern. Unterstützt
wird Matchbox zudem von der BASF SE sowie der Roche Diagnostics GmbH. Weitere Förderer sind die Kulturstiftung des Bundes, die Baden-Württemberg Stiftung, die Robert-Bosch-Stiftung
sowie das RNF Fernsehen als Medienpartner.
Auch die Stadt Lorsch gehört zu den Matchbox-Pionieren und beherbergt für zwei Wochen unter anderem die Autorinnen Marica
Bodrožić, Marjana Gaponenko, Que Du Luu, Nellja Veremej und
der Autor Akos Doma. Sie alle wurden mit dem Adelbert-von
Chamisso-Preis ausgezeichnet. Sie verfassen Biografien von Lorschern mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten. Damit schlagen sie
eine Brücke zum Lorscher Codex, der im 12. Jahrhundert in dem
als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichneten Kloster entstanden ist.
Südlich von Lorsch und seinem Kloster liegt das Städtchen Hemsbach – eine weitere Station von Matchbox. Seine Fachwerkhäuser
sind in Mint, Rosé und Himmelblau gestrichen. Die Straßen säumen Ahorn- und Kastanienbäume. Wer hier als Flüchtling strandet, fühlt sich vielleicht wie in einer Idylle. Der kanadische Performance-Künstler Darren O’Donnell möchte diese Erfahrung teilen
und quartiert sich über mehrere Wochen in einem Flüchtlingsheim
ein. Gemeinsam mit den Flüchtlingen lebt er auf engem Raum, nur
mit einem Busticket ausgestattet und kein Wort Deutsch sprechend.
Unterstützt wird die Aktion vom Rhein-Neckar-Kreis.
05
„Wie ich aus der Odenwaldhölle entkommen bin“,
schrieb die FAZ-Redakteurin Antonia Baum 2014
in einem Essay über ihre Heimat zwischen Birkenau
und Rimbach. In dieser mit viel H
­ umor verfassten
Hassschrift geißelt sie die Verwüstung der lieblichen
Landschaft durch Einkaufsmärkte, Möbelhäuser,
Tankstellen, Fitnessstudios und Ähnliches. Die
deutschen Performer Showcase Beat Le Mot rücken
im September mutig ins Zentrum der Hölle vor. Auf
einer Wiese zwischen Rimbach und Mörlenbach
gestalten sie eine Holzskulptur, die sie dort in einem
öffentlichen Akt mit den Odenwäldern verbrennen.
Das Kunstprojekt, das alle Matchbox-Kommunen
2015 zusammenführt, ist die filmische Neuinszenierung des Nibelungenlieds, geleitet von der renommierten Künstlergruppe Nature Theater of Okla­
homa. Sie werden 300 Kilometer durch die
Rhein-Neckar-Region mit dem Fahrrad fahren,
um gemeinsam mit der Bevölkerung in den Kommunen die Nibelungen zu verfilmen. Die Rollen
von Siegfried, Kriemhild und Co. sollen selbstverständlich mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort besetzt werden. ■
Matchbox: 01. bis 27. September 2015, Bensheim,
Einhausen, Fürth, Hemsbach, Lindenfels, Lorsch,
Mörlenbach, Rimbach, Weinheim, Worms
Sie können mitmachen!
Matchbox lebt vom Engagement der Städte, Gemeinden und vor allem der Menschen
in der Region! Denn nur mit ihrer Unterstützung entstehen die künst­lerischen Projekte
von Matchbox. Die Eigenheiten, Traditionen
und Geschichten der
Region und der Austausch mit den Menschen sind der Rohstoff für die künst­­­­le­­rischen Ar­bei­ten. Alle
Bürgerinnen und Bürger aus den Match­­
box-Kom­mu­nen und
darüber hinaus sind
einge­la­den, Darsteller
in der NibelungenNeu­v er­f ilmung zu
wer­­­den, die Geschichte ihres Lebens­nieder­
schreiben zu lassen, an einer performa­tiven
Skulptur mitzuarbeiten, kurz gesagt, mit­
zumachen bei der künstlerischen Aus­ein­
andersetzung mit ihrer Stadt, ihrer Gemeinde, ihrer Lebenswelt.
Sie wollen bei Matchbox mitmachen? Schreiben
Sie eine Mail an: [email protected]
Aktuelle Infos: www.matchbox-rhein-neckar.de
und www.facebook.com/matchbox.rheinneckar
06
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
Auftakt
KULTURREGION – KULTURPROJEKTE MIT FLÜCHTLINGEN
Mehr als nur Mitgefühl
Gärtnern in Lorsch und Rappen in
Mannheim – das sind nur zwei Projekte,
die beispielhaft zeigen, wie sich zahl­
reiche Initiativen und Gruppen in der
Metro­polregion Rhein-Neckar in der
Flüchtlingsarbeit engagieren und
­gemeinsam mit Flüchtlingen kulturelle
Projekte auf die Beine stellen. Und
auch das Nationaltheater Mannheim
plant ein größeres Projekt zum Thema.
Die Sonne brennt an diesem Samstag im Juni unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel herab. Nicht
gerade die besten Voraussetzungen, um sich mit
Gartenschere und Gießkanne durch ein Blumenbeet zu arbeiten. Die rund ein Dutzend Frauen und
Männer, die sich heute in Sichtweite der altehrwürdigen Lorscher Königshalle getroffen haben, scheint
die Hitze jedoch nicht im Geringsten zu stören.
Schließlich gilt es, dem in Deutschland einmaligen
Garten mit seinen edlen Pfingstrosen zur vollen
Pracht und ­Blüte zu verhelfen.
Über 90 verschiedene Varianten dieser faszinierenden Pflanze, die schon seit der Antike zur Heilung
von Krankheiten verwendet und auch von den Benediktiner-Mönchen des Klosters Lorsch gezüchtet
wurde, wachsen an dem Steilhang unterhalb der
evangelischen Kirche. Darunter auch einige wertvolle Raritäten, wie Gisela Steines nicht ohne Stolz
betont. Die Hobby-Gärtnerin und PfingstrosenExpertin betreut das seit 2013 laufende Gartenprojekt, mit dem sich Lorsch deutschlandweit als „Stadt
der Pfingstrose“ positionieren möchte.
VON ERITREA NACH LORSCH
BLÜTENPRACHT: Mehr als 90 Varianten der Pfingst­
rose blühen im Garten rund um das Kloster Lorsch.
Fotos: privat
Auch Abraham Tekle und seine Freunde Gere
­A regay und Zerom Teklemariam gehören zum
Team der freiwilligen Helfer, die dem ehrgeizigen
Projekt viel Freizeit und schweißtreibende Arbeit
widmen. Die drei jungen Männer gehen in Weinheim zur Schule und für die Fußballer der TVgg
Lorsch auf Torejagd. Den hoffnungsvollen Traum
vom Leben als Profikicker träumen auch sie wie
viele andere Gleichaltrige in Deutschland. Doch
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
AUFTAKT
„Das Kloster Lorsch
stand von Beginn an
für die Integration und
das Lernen von anderen
Kulturen und eine
offene und tolerante
Weltanschauung.“
07
AUTSCH, DER RÜCKEN … Schweißtreibende Arbeit im Dienst
der Pfingstrose verrichtet das freiwillige Gärtnerteam.
Gabi Dewald, Kulturamtsleiterin Lorsch
stand ja gerade für die Integration und das Lernen
von anderen Kulturen und eine offene und
­tolerante Weltanschauung!“ Und so hat sich die
Leiterin des Lorscher Kulturamts von Anfang an
darum bemüht, die lokalen Flüchtlinge in das kulturelle Leben der Stadt einzubinden. Wichtig ist es
Dewald außerdem zu betonen, dass die F
­ lüchtlinge
keineswegs nur „einfache“ Hilfskräfte seien. Vielmehr könne hier jeder vom anderen lernen und
bestehende Vorurteile könnten im direkten Austausch abgebaut werden: „Hier macht jeder alles.“
AUSTAUSCH AUF AUGENHÖHE
GEMEINSAM LÄCHELN! Alt- und Neu-Lorscher
vereint beim wohlverdienten (Foto-)Päuschen.
anders als bei jenen könnte dieser Wunsch sehr bald
nicht nur an mangelndem Talent, sondern auch an
den Einwanderungsgesetzen der Bundesrepublik
scheitern. Denn die drei befinden sich seit über
zwei Monaten mitten im Asylantragsverfahren –
Ausgang ungewiss. Wenn Abraham in flüssigem
Deutsch von seiner Flucht aus Eritrea erzählt, das
zu den repressivsten Regimen der Welt gehört, verdunkelt sich sein Blick, in dem eben noch so viel
Begeisterung über eine mögliche Zukunft in
Deutschland zu sehen war.
Hier in der Idylle des Lorscher Pfingstrosengartens
wird solchen Szenarien gelebte Integration entgegengesetzt. Während Abraham in einer Pause mit
einer weiteren Helferin über das deutsche Schulund Ausbildungssystem spricht, erklärt Gabi Dewald mit großem Nachdruck das Lorscher Modell:
„Man kann doch nicht stolz auf das Lorscher Arznei­
buch und das hiesige Weltkulturerbe sein und dann
keine Fremden aufnehmen. Das Kloster Lorsch
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt im Ried
zeigen damit, wie Integration durch den persönlichen Austausch auf Augenhöhe gelingen kann.
Doch was in einer kleinen Gemeinde noch recht
unmittelbar zu erreichen ist, gestaltet sich in der
Anonymität in einer Großstadt ungleich schwieriger. Allein die Unterbringung der Flüchtlinge in
Unterkünften, die oftmals in Randbezirken ­l iegen,
erschwert es, Kontakt zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen herzustellen. Ein Beispiel
aus dem Mannheimer Norden zeigt aber, wie Inte›
gration dennoch funktionieren kann.
08
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
Auftakt
„Kunst kann dabei
ganz entscheidende
Räume und Wege der
Begegnung öffnen.“
Burkhard C. Kosminski, SchauspielIntendant Nationaltheater Mannheim
ACHTUNG AUFNAHME! Shezai macht sich im Studio bereit für seinen Part
(oben). Inzwischen wurde der 11-Jährige Mazedonier allerdings mit seiner
­Familie ab­geschoben. Mercedes (11) zeigt sein Können auch live unter fachkundiger ­Aufsicht von Steffen Ehrenpreis (links) und Tobias Schirneck.
Der ausgebildete Sozialarbeiter und Berufsmusiker
Tobias Schirneck möchte den Flüchtlingen in
Mannheims Norden im wahrsten Sinne des Wortes
eine Stimme verleihen. Schirneck und sein Partner
Steffen Ehrenpreis sind die Köpfe hinter „Who am
I“, einem Projekt, das Hip-Hop mit sozialer Arbeit
verbindet. Im Studio der beiden mitten im Hafengebiet können Jugendliche die unterschiedlichen
Techniken aus der Welt des Hip-Hop – ob Rap,
Tanz oder Gesang – trainieren und werden dabei mit
Themen wie Respekt, Emanzipation und Selbstvertrauen konfrontiert. Im Rahmen des Projekts „Sprachen, die verbinden“, das vom Kulturhaus Käfertal
unter Leitung Ute Mockers initiiert wurde, arbeiten
Schirneck und Ehrenpreis gerade mit Flüchtlingskindern an einem gemeinsamen Song, der den 10bis 17-Jährigen Raum für ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste geben soll.
LANGER ATEM STATT AKTIONISMUS
Pünktlich um elf stürmen Rabilj, Rabilje, Saibe,
Adriano, Mercedes und Sterlino lachend zur Studiotür herein. Sofort werden die Computer in Beschlag
genommen, aus den Boxen kommen bald angesagte
Lieder aus der Heimat der Kinder. So unbeschwert
wie jetzt war die Atmosphäre nicht zu jeder Zeit,
wie Schirneck erklärt. Es habe einer langen Kennenlernphase bedurft, um das Vertrauen der Kinder
zu gewinnen. „Die kennen das schon, dass sich jemand um sie kümmert und dann Projekte ganz
schnell auch wieder auslaufen“, meint er nüchtern.
Wer mit Schirneck spricht, erfährt viel von den
Wider­sprüchlichkeiten und Widrigkeiten, mit denen man bei der Arbeit mit Flüchtlingen immer
wieder konfrontiert wird. Dass eines Tages auf einmal alle Mädchen fehlten, weil die Eltern ihnen den
engen Kontakt mit den Jungs untersagt hatten,
konnte Schirneck noch mit persönlichem Einsatz am
Herd und einem gemeinsamen Essen verhindern.
Doch als mitten im Projekt zwölf der siebzehn Teilnehmer abgeschoben wurden, war auch der „Rapagoge“ machtlos. Mit dem Lied wird es wohl jetzt
nichts mehr. „Das macht aber nichts“, meint
Schirneck. „Hauptsache, die Kinder haben jemanden, der sich mal ernsthaft mit ihnen beschäftigt.“
Auch am Nationaltheater Mannheim will man mit
einem Pilotprojekt zum Thema Flucht die Grenzen
der klassischen Kultur überschreiten. In zwei
­Mo­dulen soll zum einen eine künstlerische Aufarbeitung individueller
Schicksale stattfinden,
zum anderen eine konkrete Hilfestellung für
die soziale Integration
der Flüchtlinge entwickelt werden. Noch
läuft die Planungsphase
und dennoch ist man
sich der Komplexität
des Vorhabens bewusst,
wie Schauspiel-Intendant Burkhard C. Kosminski erklärt: „Man kann bei so einem Thema viel
falsch machen und wird vielleicht auch scheitern,
aber möglicherweise kann man trotzdem etwas bewegen.“ Dass Kultur dabei das richtige Mittel sein
kann, davon ist Kosminski überzeugt: „Wir wollen
ein Stadttheater sein, das sich mit den akuten Problemen der Menschen vor Ort auseinandersetzt.
Kunst kann dabei ganz entscheidende Räume und
Wege der Begegnung öffnen.“ ■
YO, BRO‘!
Die Who-am-I-­
Aktivisten mit
ihren NachwuchsHip-Hoppern.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
DENKFEST
Was „Matchbox“, das wandernde Kunst- und Kulturprojekt des
Kulturbüros (siehe Seite 4 f.), in ausgewählten Kommunen der
Rhein-Neckar-Region umsetzen will, greift das Denkfest in einem größeren Kontext auf. Am 15. September in Weinheim
wird das Kultursymposium der zentralen Frage nachgehen, wie
Kunst und Gesellschaft aufeinander einwirken können: Welche
Verbindungen gehen sie miteinander ein? Wer profitiert von
wem? Und welche Kunst will und braucht unsere Gesellschaft?
„Kunst und Kultur reflektieren gesellschaftliche Herausforderungen und ermöglichen uns neue Sicht- und Denkweisen“,
erläutert Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. „Die künstlerischen Ansätze sind
dabei sehr unterschiedlich, und diese Spannweite wollen wir auf
dem Denkfest abbilden. Dabei ist es uns wichtig, Anknüpfungspunkte für die Kulturarbeit in der Region zu bieten.“
Einen Einblick in ihre Arbeit wird zum Beispiel die Wiener
Künstlergruppe „WochenKlausur“ geben. „Sie zielt mit ihrer
09
Da das Denkfest auch das diskursive Zentrum von „Matchbox“
bildet, werden alle daran mitwirkenden Künstler in Weinheim
dabei sein und ihre Arbeit und ihre Projekte für die „Matchbox“Kommunen vorstellen. Aufgepasst, vielleicht findet sogar die ein
oder andere künstlerische Aktion vor Ort statt! So unterschiedlich wie die künstlerischen Ansätze sind nämlich auch die Formate des Denkfests.Von Diskussionsrunden über Workshops bis
hin zu künstlerischen Interventionen reichen die Möglich­keiten,
die Projekte und ihre Macher näher kennenzulernen.
Mit der Stadt Weinheim, in der das Denkfest in diesem Jahr stattfindet, habe das Kulturbüro seit Langem eine verlässliche Unterstützerin an seiner Seite, lobt Kraus. Auch Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard begrüßt die Zusammenarbeit: „Mit
zahlreichen Veranstaltungen und Institutionen, dem Festival
,Theater am Teich‘, einer lebendigen Musikszene und dem Kultursommer kann Weinheim als Kulturstadt in der Metropolregion Rhein-Neckar punkten.Wir freuen uns deshalb sehr, zusammen mit dem Kulturbüro das Denkfest auszurichten.“
DENKFEST 2015
KUNST MACHT
GESELLSCHAFT
Um das Verhältnis von Kunst und
Gesellschaft geht es beim diesjährigen Denkfest. Zu Gast sind Künstler
und Initiativen, die sich gerne in
die reale Welt einmischen. Auch in
ihrer fünften Ausgabe bietet die
Konferenz des Kulturbüros und
der Top-Festivals der Kulturregion
Rhein-Neckar ein Forum, um sich
mit spannenden Projekten auseinanderzusetzen, Wissen auszutauschen und sich fleißig zu vernetzen.
Kunst auf greifbare Veränderungen ab, indem sie sich etwa einer
konkreten sozialen, wirtschaftlichen oder kommunalen Herausforderung zuwendet“, erläutert Alexandra Theobalt, die für die
Organisation des Denkfests verantwortlich ist. Gelungen ist das
der „WochenKlausur“ beispielsweise mit einer mobilen medizinischen Versorgung für Obdachlose in der österreichischen
Hauptstadt.
Das Besondere am Veranstaltungsort ist, dass es mehr als einen
gibt: Die Programmpunkte verteilen sich auf verschiedene Einrichtungen und Häuser rund um den idyllischen Weinheimer
Marktplatz. Am 16. September werden weitere Workshops und
Netzwerktreffen angeboten, in denen Kulturschaffende und
Kulturinteressierte sich noch besser kennenlernen und zusammenschließen können. ■
Eingeladen zum Denkfest sind auch Kulturschaffende, die ihre
Kunst für gesellschaftliches Engagement einsetzen, das über ihre
Kernarbeit hinausgeht. Dafür steht zum Beispiel die Deutsche
Kammerphilharmonie Bremen, die sich in Schulprojekten um
Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen kümmert
und einen wichtigen Beitrag zur Stadtteilentwicklung leistet.
Denkfest 2015, 15./16. September, verschiedene Orte rund um den
Marktplatz in Weinheim
Weitere Informationen: www.m-r-n.com/denkfest
Folgen Sie dem Kulturbüro jetzt auch auf Twitter: @KulturRN
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WUNDER DER PRÄRIE
WUNDER DER PRÄRIE
DER FREMDE „Fremdsein“ ist das Motto
der diesjährigen Ausgabe
von „Wunder der Prärie“.
Erstmals setzen die Festivalmacher dabei auf einen
Länderschwerpunkt. Viele
der eingeladenen Performance- und Live-Art-Künstler kommen aus Österreich
und zeigen auf philo­so­
phische, performative und
­spielerische Weise, wie
fremd uns das scheinbar
­Naheliegende sein kann.
„Geld ist Gott,
und Gott ist Geld“
Otmar Wagner,
Künstler und Utopieforscher
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WUNDER DER PRÄRIE
11
Sie fadisieren, wenn sie sich langweilen, und rasten sich bei
Ermüdung aus. Österreicher sprechen zwar Deutsch, aber mit
einem speziellen Wortschatz. Manchmal kommen sie uns wie
Landsleute vor, doch dann merken wir schnell, dass sie irgendwie doch anders ticken: Sie haben Schmäh, gehen zum
­Heurigen und lassen die Goaßl (Peitschen) beim Volkstanz
schnalzen. Für Festivalkuratorin Gabriele Oßwald eignet sich
die Alpenrepublik gerade wegen dieses Gegensatzes als Partner
für das Thema „Fremdsein“. Denn oft ist es das Naheliegende,
in dem das Unbekannte schlummert.
Exotisch wirkt in diesem Sinne sicher die Performance „Sons
of Sissy“ von Simon Mayer und seiner vierköpfigen Gruppe.
Das Driften zwischen gegensätzlichen Welten ist nicht nur der
zentrale Gedanke von Mayers Kunst, sondern auch Teil seiner
Biografie. Der Österreicher ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat danach am Wiener Staatsopernballett studiert. Er ist ausgebildeter Balletttänzer, aber auch Performer,
Sänger, Gitarrist und Songwriter. In seinen Projekten bezieht
sich Mayer auf seine Herkunft, bringt das Schuhplatteln – ein
von Auerhähnen inspirierter Balztanz – auf die PerformanceBühne, improvisiert Gstanzl oder demonstriert die Salzburger
Paschen, eine traditionelle Form des Klatschens. So jetzt auch
in „Sons of Sissy“, dessen deutsche Erstaufführung er bei
NACHBAR
TU FELIX AUSTRIA: Wunder der Prärie präsentiert in diesem Jahr die österreichische Performance-Szene mit spannenden Produktionen wie
„Catastrophic Paradise“ von Claudia Bosse (Bild
ganz links & 2. Bild von oben) „Sons of Sissy“ von
Simon Mayer (unten) oder „training“ von h
­ oebl_
hoeb (2. Bild von links & Bild ganz oben).
„Wunder der Prärie“ präsentiert. Als Satire versteht Mayer seinen Ansatz nicht. „Wir wollen uns nicht über traditionelle
Bräuche lustig machen“, versichert er. „Wir vermischen und
verdrehen sie, zeigen sie in einem anderen Kontext und konfrontieren sie mit dem Gegenteil.“
Eigens für das Festival konzipiert Otmar Wagner die EssayPerformance „Zaster & Zombies oder: Geld. Eine Trance“.
Der in Wien lebende Künstler und Utopieforscher arbeitet
multimedial und löst wie in seinem Stück „Blindlings, nicht
im Plan“ die Barriere zwischen Publikum und Bühne auf, indem er sich zwischen den frei im Raum stehenden Zuschauern
bewegt. „Geld ist Gott, und Gott ist Geld“ ist seine p­ rovokante
These, mit der er sich dem Geld „als dem Fremden“ nähert.
Andere Gäste setzen sich Grenzerfahrungen aus wie die österreichische Choreografin Milli Bitterli. Sie inszeniert Projekte
an besonderen Orten, zum Beispiel einem Sterbehospiz, und
lässt sich dabei filmen. In Mannheim bilden diese Aufnahmen
die Kulisse für Bitterlis Auftritt. Ebenfalls um Grenzen und
deren Auf hebung geht es der Künstlergruppe hoebl_hoeb, die
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WUNDER DER PRÄRIE
WUNDER DER PRÄRIE
sich dem Thema „Inklusion“ widmet. Anderssein
interpretieren sie in ihrer Installation „training“ als
jedwede körperliche Transformation oder Veränderung, die durch Behinderung, aber auch durch Demenz oder Transsexualität entstehen kann. An der
bewegten Rauminstallation des Duos beteiligen
sich Sehbehinderte und Blinde in der ehemaligen
Mannheimer Stadtgalerie S4. Gespielt wird zum
Beispiel Torball, ein Spiel, bei dem sich die Akteure
an den Glöckchen ­orientieren, die an Fäden über
dem Spielfeld gespannt sind.
Zakopane ist nicht nur ein bekannter Wintersport­
ort in Polen, sondern auch der Titel einer Performance von Jost von Harleßem und Hanke Wilsmann, die sie mit Stanislaw Lems Roman „Solaris“
verbinden. Hintergrund: Lem hielt sich in Zako­
pane auf, als er 1961 das S­ cience-Fiction-Meisterwerk
schrieb. „Wir untersuchen den Text als philosophische Parabel über den Kontaktversuch des Menschen mit dem Fremden“, erklären die Künstler.
REFLEKTIEREN STATT KONSUMIEREN
Fremdsein, das Fremde in sich selbst oder der Umgebung wird bei „Wunder der Prärie“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. „Wir haben dieses
Thema gewählt, weil wir der Auffassung sind, dass
die Begegnung mit dem Unbekannten ein wichtiger Schritt für eine Entwicklung ist“, sagt Festivalkuratorin Gabriele Oßwald. Welche Kunstrichtung
die Mitwirkenden letztendlich repräsentierten, rücke dabei in den Hintergrund. Interessant sei vielmehr, wie die Künstler mit dem Thema umgingen.
Auf diese Weise entwickelt „Wunder der Prärie“
einen gesellschaftlichen Diskurs. Vorträge und regel­
mäßige Tischgespräche an den verschiedenen Spielstätten laden das Publikum und am Thema Interessierte außerdem zum Gedankenaustausch ein. Es ist
ein wichtiger Teil des Festivalkonzepts, wie ­Gabriele
Oßwald betont: „Es geht uns nicht nur darum, dass
unsere Besucher sich Vorstellung A, B oder C ansehen, sondern auch darum, dass sie die Möglichkeit
nutzen, sich mit Themen und Künstlern zu beschäftigen.“ Nicht der Konsum von Kunst steht im Vordergrund, auch wenn angesehene Performer bei
zeitraumexit gastieren, sondern die Reflexion. Damit platziert sich „Wunder der Prärie“ in einem interessanten Spannungsfeld zwischen den philosophischen Ideen- und den Künstler-Festivals. Da soll
noch jemanden fad sein! ■
Seit 2004 lädt „Wunder der Prärie“ seine Besucher in Mannheim zu
­Entdeckungstouren ein. Das Festival ist offen, sozial, politisch und viel
­draußen unterwegs. Im neunten Jahr konzentriert es sich auf diese
­Stärke. Es präsentiert transdisziplinäre Live-Art sowie zahlreiche Arbeiten im städtischen Raum oder mit Bezug zur Stadt, allesamt getrieben
vom Entdeckergeist und der Neugier der beteiligten Künstler.
TERMIN 18. bis 26. September 2015
SPIELORTE zeitraumexit; Alte Feuerwache Mannheim; Raum S4,17,
Mannheim; ehemalige Videothek, Meerfeldstraße, MA-Lindenhof
LEITUNG Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister, Tilo Schwarz
KONTAKT zeitraumexit, Hafenstraße 68, 68159 Mannheim-­
Jungbusch, Tel.: 0621 3709831, E-Mail: [email protected], Internet:
www.wunderderpraerie.de
PREISE 13 Euro/ermäßigt 6,50 Euro, teilweise freier Eintritt
DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN
hoelb_hoeb: training. Spielstätten für inklusiven Humanismus
training beschäftigt sich mit Körperbildern, die lebensnah von menschlichen Transformationsprozessen berichten. Mit Beteiligten aus den
Bereichen Disability, Kunst, Sport, Cyborgs und Animalstudies entsteht
eine bespielte Rauminstallation, die die Schnittstellen zwischen Alltag
und Kunst dokumentiert und soziale Choreografien erprobt.
Eröffnung: 18.09.15, 19 Uhr, S4 (ehemals Stadtgalerie), bis 26. September
täglich geöffnet
Claudia Bosse: Catastrophic Paradise
Rituale, Stimmen, Choreografien in einem
mit den Zuschauern geteilten Raum treffen auf Sound-Kompositionen sowie ein
internationales Ensemble von ­TänzerInnen
und PerformerInnen. Thema ist das Paradies, das verlorene, das aufgegebene, das
ersehnte. Dazu ein Archiv mit Interviews
aus dem Nahen Osten und den USA über Revolution, Bürgerkrieg, Terrorismus und Demokratie.
19. & 25. September 2015, 20 Uhr, Archiv und Installation täglich geöffnet,
Mannheim-Lindenhof, Meerfeldstraße 55
Simon Mayer: Sons of Sissy
Schuhplatteln, Gstanzl und Paschen – bei der Tanzperformance aus
­Österreich steht die Entfremdung von eigenen kulturellen Praxen und
kultureller Identität im MIttelpunkt.
21. & 22. September 2015, 20 Uhr, Alte Feuerwache Mannheim
Doris Uhlich & Michael Turinsky: Ravemachine
Eine Beschäftigung mit der Techno-Kultur und mit Sound, der den
­Körper auf unterschiedliche Weise durchflutet – eine Tanzperformance
zwischen Hemmung und Ekstase.
23. September 2015, 20 Uhr & 22 Uhr, zeitraumexit, Mannheim
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
FOTOFESTIVAL MANNHEIM-LUDWIGSHAFEN-HEIDELBERG
13
Bild: Thomas Hirschhorn, „Collage-Truth“, No 09, 2012, © Thomas Hirschhorn, courtesy Galerie Susanna Kulli, Zürich
HARTE SCHNITTE: Thomas Hirschhorn ist mit einer Collagenserie im Ludwigshafener Kunstverein zu sehen.
FOTOFESTIVAL MANNHEIM_LUDWIGSHAFEN_HEIDELBERG
DIE WELT IN
SIEBEN FELDERN
Es gibt sieben Weltwunder, sieben Todsünden – und ab 18. September das Fotofestival, das
sich sieben Themenbereichen an sieben Orten widmet: Kurator Urs Stahel hat die symbol­trächtige
Zahl genutzt, um auf die prekären Verhältnisse dieser Welt zu blicken. Dafür hat er rund
50 Künstler eingeladen – und eine programmierbare Kamera durch die Metropolregion geschickt.
Jules Spinatsch steht am Abgrund. Die
Straße in der Heidelberger Bahnstadt ist
zwar nagelneu und grundsolide. Aber
dennoch wirkt es so, als stünde der
Schweizer Fotograf an einer Abbruchkante. Auf der einen Seite ragen ­makellose
Wohnkomplexe in den Himmel. Doch
dann an einer Straßenecke ist plötzlich
Schluss. Der Blick geht auf plattgewalzte
Flächen, die auf ihre Bebauung warten.
Der neue Stadtteil ist schon weit gewach-
sen – aber nicht bis hierher. Genau an dieser Ecke hat Spinatsch eine eigentümliche
Apparatur aufgebaut: Auf einem 2,50
Meter hohen Baucontainer thront seine
digitale Kamera mit Stativ – und fotografiert dank zweier Motoren in einem definierten Radius und exakt getakteten Abständen die Szenerie zu ihren Füßen.
„[7] Orte [7] Prekäre Felder“ hat Urs Stahel das diesjährige Fotofestival in Mann-
heim, Ludwigshafen und Heidelberg
überschrieben. Es gilt als das größte kuratierte in Deutschland. Ganz sicher ist es
eines mit internationalem Renommee.
Das Besondere: Ein Kurator verantwortet
das Programm in sieben Häusern, die
selbst keinen Einfluss auf die Ausstellungen nehmen. „Es ist wunderbar, alle Orte
nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten“, sagt Stahel. Und dennoch ist das
Fotofestival ein Großereignis auf insge-
14
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
fOtOfEStIVAL MANNHEIM-LuDWIGSHAfEN-HEIDELBERG
FACETTENBLICK: Jules Spinatsch hat als „Artist in Residence“
unter anderem die Heidelberger Bahnstadt fotografiert.
samt 4.000 Quadratmetern mit besonderen Herausforderungen: Die beteiligten
Häuser liegen nicht nur in drei Städten
und zwei Bundesländern, sondern sind
unterschiedlich groß und gut ausgestattet.
Stahel hat den jeweiligen Häusern Themen gegeben: Im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum will er sich dem
Bereich „High-Tech, Logistik und Mig-
 LEERER BLICK: Suzanne Opton hat
traumatisierte Soldaten porträtiert.
 IM UMBRUCH: Ai Weiwei dokumentiert
den rasanten Wandel in Peking.
„Es geht um
Aufklärung
in einer Zeit,
die sich der
Aufklärung
widersetzt“
Köpfen, die Suzanne Opton von traumatisierten Soldaten zeigt, bis hin zu den
extremen Verletzungen, die Thomas
Hirschhorn auf überblendeten Darstellungen eher offenlegt als verdeckt. Der
Kurator zeigt zudem Ikonen der Dokumentarfotografie wie Boris Mikhailov,
aber auch Künstler wie Juergen Teller.
Der ist bekannt für seine ungewöhnlichen Blickwinkel – diesmal auf Hitlers
Rednerpult in Nürnberg.
ration“ widmen. Bei ZEPHYR soll es
um „Urbanismus und Real Estate“ gehen. Für die Kunsthalle Mannheim hat
er eine Schau zu „Geld und Gier“ zusammengestellt, für die Heidelberger Sammlung Prinzhorn eine zum „Ich-Fest und
Selbst-Stress“. Der neue Mannheimer
Raum für Gegenwartskunst Port 25 beherbergt eine Schau zum Thema „Wissen, Ordnung und Macht“.
Stahel hat das Fotomuseum Winterthur
1993 gegründet und 20 Jahre lang geleitet,
ehe er sich dazu entschloss, als freier Kurator zu arbeiten. Es dürfte nur wenige
Experten geben, die die Szene so gut kennen wie er – und dennoch fällt auf, dass es
ihm nicht um Vollständigkeit, chronologische Abfolgen oder bestimmte Darstellungsformen geht, sondern um Reflexion, Reibung, Vielfalt. „Ich glaube an
die Erotik des Ausstellens“, sagt Stahel,
der sich als „Visualist“ bezeichnet – mit
einer großen Freude an der Inszenierung
von Bildern: So soll es nicht nur gerahmte
Abzüge geben, sondern auch Wandbilder,
Projektionen, Installationen, VitrinenArbeiten und Videos, die belegen, dass
sich in der Fotografie nicht nur Themen
rasend schnell ändern, sondern auch Darstellungsformen und Bildsprachen.
Stahel zeigt einen ersten Grundriss für
den Ausstellungsauf bau im Ludwigshafener Kunstverein: „Gewalt und Zerstörung“ ist hier das Thema, das sich in einem aus Stellwänden zusammengelegten
Raster umkreisen lässt – von den großen
Im Heidelberger Kunstverein, in dem es
um „Kontrolle und Kommunikation“
geht, wirft Stahel die Besucher auf sich
selbst zurück: Im oberen Teil des Kunsthauses beschäftigt sich Trevor Paglen mit
geheimen Zentren der Kontrolle. Im
Urs Stahel, Kurator
Fotos: Jules Spinatsch, Bahnstadt Heidelberg, 2015, © Jules Spinatsch, courtesy Jules Spinatsch (oben); Suzanne Opton, Soldier:
Birkholz – 353 Days in Iraq, 205 Days in Afghanistan, aus der Serie Soldier, 2004/2005, © Suzanne Opton, courtesy Suzanne Opton
Bei vorangegangenen Auflagen war unter
anderem das digitale Zeitalter hinterfragt, ein Porträt der Menschheit gezeigt
und die Agentur Magnum eingeladen
worden. Nun also soll es um „prekäre
Felder“ gehen. Um Missstände, Umbrüche, Entwicklungen. Und mittendrin
um Fotografen, die nach diesen Missständen, Umbrüchen, Entwicklungen
fragen – ohne den Anspruch, immer die
passenden Antworten zu finden. „Es geht
um Auf klärung in einer Zeit, die sich der
Auf klärung widersetzt“, sagt Stahel, der
rund 50 Künstler aus der ganzen Welt
eingeladen hat. Der bekannteste dürfte
Ai Weiwei sein, der bei ZEPHYR, der
Fotogalerie der Reiss-Engelhorn-Museen,
auf einer Installation mit 125 Fotos die
rasend schnellen Veränderungen in den
Vororten Pekings zeigt. Eines der aktuellsten Fotos entstand erst vor wenigen
Wochen: Paolo Woods und Gabriele
Galimberti dokumentierten die Britischen Jungferninseln, ein Steuerparadies
in der Karibik, in dem es rund 30.000
Einwohner gibt – und fast 400.000 Firmen. Die ältesten Aufnahmen stammen
von Hans Danuser, der sich schon in den
80er-Jahren mit Kontrollmechanismen
in Tabuzonen wie Atomkraftwerken
oder Pathologien beschäftigte.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
FOTOFESTIVAL MANNHEIM-LUDWIGSHAFEN-HEIDELBERG
Der einzige Künstler, der in mehreren
Ausstellungen vertreten sein wird, ist Jules Spinatsch: Nach einem Raster nimmt
seine Kamera Einzelbilder auf und setzt
sie spaltenweise zusammen. Damit macht
er zeitliche Abläufe sichtbar – nicht nur
in der Heidelberger Bahnstadt, sondern
auch bei SAP in Walldorf, in der Mannheimer Justizvollzugsanstalt oder beim
Techno-Event „Time Warp“. „Meine
Bilder zeigen, dass selbst eine Million
Fakten nicht zwingend Inhalte ergeben
müssen“, sagt Spinatsch. Der Fotograf
tritt als Autor zurück, indem er seiner
Kamera einen Automatismus auferlegt.
Zugleich legt er damit offen, dass sich
diese Welt ohnehin nicht in allgemeingültige Bilder pressen lässt. Es dürfte
noch viele Fotofestivals brauchen, um sie
auch nur in Ansätzen zu zeigen. ■
6. FOTOFESTIVAL
MANNHEIM-LUDWIGSHAFENHEIDELBERG
Die Ausstellungen des Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg installieren in [7] Museen und Kunstorten [7] prekäre Felder der
heutigen Gesellschaft und diskutieren sie anhand von zeitgenössischen
Foto- und Videoarbeiten. In einer Mischung aus dokumentarischen und
künstlerischen Arbeiten, aus Wandinstallationen, Projektionen, Filmen
und Videos soll ein sichtbar diskursives Klima erzeugt werden, das der
Beschäftigung mit diesen heiklen, kritischen Themen gerecht wird.
TERMIN 18. September bis 15. November 2015
AUSSTELLUNGSORTE Mannheim: Kunsthalle Mannheim,
­ EPHYR – Raum für Fotografie, Port 25 – Raum für Gegenwartskunst //
Z
Ludwigshafen: Wilhelm-Hack-Museum, Kunstverein Ludwigshafen //
Heidelberg: Heidelberger Kunstverein, Sammlung Prinzhorn
KURATOR Urs Stahel
KONTAKT Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg e. V.
E 4, 6, 68159 Mannheim, Tel.: 0621 1227312
E-Mail: [email protected], Internet: www.fotofestival.info
PREISE Einzelausstellung pro Person: 7 Euro (ermäßigt 5 Euro),
3er-Karte: 14 Euro, Festivalpass: 35 Euro, Festivalpass plus Katalog:
49 Euro, Eintritt Kunsthalle Mannheim: 9 Euro (ermäßigt 6 Euro)
DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN
Eröffnungswochenende
Nicht weniger als sieben Ausstellungsorte in drei Städten bespielt das
6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg. Insofern ist es nur
fol­gerichtig, dass das Festival seine Eröffnung gleich mit einem ganzen
Wochenende feiert und dabei auf Städtetour geht.
Festivaleröffnung, 17.09.2015, 19 Uhr, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen – Fokus Heidelberg, 18.09.2015 – Fokus Mannheim, 19.09.2015
Artist-Lectures
Mit den Artist-Lectures präsentiert das Fotofestival Mannheim-Ludwigs­
hafen-Heidelberg ein Highlight. Am Festival beteiligte Künstler
­präsentieren ihre Werke und geben Einblick in ihre Arbeitsweise. In
­diesem Jahr sind unter anderem Thomas Hirschhorn, George Legrady,
Rico Scagliola & Michael Meier und Jules Spinatsch zu Gast.
Die genauen Termine und Orte finden Sie unter www.fotofestival.info.
Portfolio Review
Das Portfolio Review ist eine feste Größe im Rahmenprogramm und
bietet auch in diesem Jahr jungen professionellen Fotografen und Fotografinnen die Möglichkeit, ihre Arbeiten mit Experten der Fotografie
zu diskutieren. Anschließend wählt die Expertenjury ihre Favoriten aus,
die in einer eigenständigen Ausstellung gezeigt werden. Dieses Jahr im
Fokus: „Neue Realitäten in der dokumentarischen Fotografie“.
19.09.2015, ab 9 Uhr, C-HUB-Kreativwirtschaftszentrum, Mannheim
Fotos: Ai Weiwei, Detail aus der Serie Provisional Landscapes, 2002–2008, © Ai Weiwei, courtesy Ai Weiwei und Galerie Urs Meile, Beijing-Lucerne
Studio lässt George Legrady dann Kameras auf­stellen, die die Besucher filmen
und als Projektionen an die Wand werfen. Die Menschen werden so zum Teil
der Ausstellung.
15
16
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN
Tilman Gersch
FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN
„Es soll viel Leben sein
in diesem großen Bau“
Foto: Stadt Ludwigshafen am Rhein/Joachim Werkmeister
Seit 1. Januar 2015 ist der gebür­
tige Berliner Intendant des Theaters im Pfalzbau in Ludwigshafen.
Der gelernte Bühnentechniker
­studierte Regie an der Hoch­schule
­für Schauspielkunst „Ernst Busch“
­und war danach Haus­regisseur ­­
am Theater an der Park­aue in
­Berlin und am Theater Greifswald.
Von 2007 bis 2014 ­gehörte der
heute 50-Jährige der Schauspiel­
leitung des Staatstheaters Wies­
baden an. Daneben inszenierte ­
er an vielen großen Häusern, unter
­­
anderem am ­Thalia Theater Hamburg und am Staatstheater Han­
nover. Der ­Vater von vier ­Kindern
ist darüber hinaus Autor von zwei
Kinderbüchern.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN
Sein Schreibtisch hat die Ausmaße einer Tischtennisplatte.
Darauf stapeln sich Papiere,
Ordner, Zeitschriften und Veranstaltungskalender. Tilman
Gersch beginnt mit Elan
seine neue Aufgabe als Intendant der Pfalzbau Bühnen.
Der 50-Jährige wechselte im
­Januar vom Staatstheater
Wiesbaden nach Ludwigs­
hafen. Jetzt präsentiert er
sein erstes Festspielprogramm
mit hochkarätigem Schauspiel
und australischem Tanz.
Herr Gersch, Sie waren vor Ihrem Engagement in Ludwigshafen Mitglied der Schauspielleitung am Staatstheater Wiesbaden.
Wie haben Sie den Umzug aus einer Kurstadt in eine Industriestadt empfunden?
Ich bin im April 2014 berufen worden
und war danach schon fast täglich zur
Vorbereitung hier in Ludwigshafen. Der
Umzug Mitte Dezember war kein Problem. Ich freue mich über die herzliche
Aufnahme hier in Ludwigshafen. Die
Stadt ist natürlich eigen. Aber ich will
nicht immer nur in pittoresken Städten
leben, ein Umzug von Wiesbaden nach
Heidelberg wäre beispielsweise wesentlich weniger originell gewesen.
Wie würden Sie Ludwigshafen als Stadt
charakterisieren?
Es ist eine kantige Stadt, eine Herausforderung. Die Stadt ist nicht so satt, das
gefällt mir.
17
Muss man hier ein anderes Programm
­machen als in Wiesbaden?
Ganz bestimmt. Es ist ja auch ein ganz
anderes Theater, das einlädt und nur bedingt selbst produziert. Es sind also ganz
andere Parameter.
sehr auf einen regen Zuspruch, weil wir
natürlich auch Einnahmen brauchen.
Wir müssen abwarten, wie das P
­ ublikum
in der Metropolregion reagiert. Bei guter Resonanz können wir unseren Weg
weitergehen.
Und wie steht es mit den inhaltlichen
Schwerpunkten?
In einem Stadttheater plant man für ein
Ensemble. Man baut die Rollen für ­seine
Schauspieler und entwickelt eine Mischung aus Klassikern und neuen Stücken.
Hier haben wir die Festspiele und das
kommunale Programm. Man muss überlegen, was man in einem so großen Haus
zeigen kann. Andere Theater haben Bühnen für 200 bis 300 Zuschauer, wir haben
hier tausend Plätze, die gefüllt werden
wollen. Trotzdem geht es in einem so großen Haus natürlich darum, gerade bei den
Festspielen Akzente zu setzen.
Der Schwerpunkt bei den Tanz-Gastspielen
liegt dieses Mal auf Australien. Wie kam es
dazu?
Die Idee ist, beim Tanz die Festspiele mit
einem thematischen Schwerpunkt vom
kommunalen Programm abzu­setzen. Im
vergangenen Jahr stand der afrikanische
Kontinent im Fokus, dieses Mal ist es
Australien. Das wird man nicht immer
so fortsetzen können. Aber jetzt haben
wir erst einmal alle namhaften Choreografen Australiens zu Gast.
Sie haben die Festspiele von Ihrem V
­ orgänger
Hansgünther Heyme übernommen. Wollen
Sie neue Akzente setzen?
Wir werden vom Land Rheinland-Pfalz
finanziell bei den Festspielen unterstützt
und von der BASF im Bereich Tanz. Da
wäre es töricht, diese Optionen auszuschlagen. Natürlich werde ich bei den
Festspielen hochklassige Tanz-Veranstaltungen anbieten. Hochkarätiges
Schauspiel hat für mich aber denselben
Stellenwert, davon wird es bei den Festspielen mehr geben als bisher. Wir haben
bedeutende Schauspielhäuser mit großen
Inszenierungen und hervorragenden
Schauspielern eingeladen. Mit einer
Werkschau ist das Deutsche Theater
Berlin zu Gast. Damit wollen wir unsere
Stellung als bedeutendes Gastspielhaus
in der Metropolregion Rhein-Neckar
erweitern.
Sie haben das Who is who der deutschsprachigen Schauspielszene eingeladen. Angefangen bei der Amphitryon-Inszenierung
von Karin Henkel bis zu „Onkel Wanja“,
der letzten Arbeit von Jürgen Gosch kurz
vor seinem Tod. Wie ist ihnen ein solches
Programm gelungen?
Ich habe mich engagiert und versucht,
die vorhandenen Mittel so effizient wie
möglich einzusetzen. Natürlich hoffe ich
Welches sind Ihre Highlights bei den australischen Gastspielen?
Die Sydney Dance Company ist natürlich eine große Kompanie. Es wird auch
interessante Koproduktionen wie „Multi­
verse“ von Garry Stewart vom ­Australian
Dance Theatre geben oder „Cut the
Sky“ mit dem Marrugeku Theatre
Broome, das die heutige Welt Austra­
liens reflektiert: einerseits den Raubbau
an der Natur, etwa durch Fracking, andererseits das kostbare Wissen und die
Kultur der Ureinwohner.
Sie nennen sich ab der nächsten Spielzeit
Pfalzbau Bühnen …
Theater ist wie ein Gefäß, das man immer wieder neu füllen kann. Wir wollen
den Bau so viel nutzen und bespielen wie
möglich – auf der Großen Bühne, auf der
Hinterbühne, auf der Studiobühne, im
Foyer und den zwei Probebühnen. Insofern nennen wir uns selbstbewusst Pfalzbau Bühnen. Es soll möglichst viel Leben
sein in diesem großen Bau. Sie haben mit „Offene Welt“ ein ­weiteres
Festival in Ludwigshafen etabliert. Was
war der Grund dafür?
Das Konzept für das internationale Festival „Offene Welt“ resultiert aus der
Tatsache, dass in Ludwigshafen 140 Nationen miteinander leben, die wir alle in
unser Theater einladen möchten. Beim
ersten Mal hatten wir für das Festival
18
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
FESTSPIELE LUDWIGSHAFEN
FESTSPIELE
LUDWIGSHAFEN
HOCHKARÄTIGE GÄSTE:
Das Zürcher Schauspielhaus
­zeigt bei den Festspielen
„Amphitryon und sein Doppelgänger“ , die australische
Kompanie Chunky Move ihre
Produktion „AORTA“.
Seit 2004 veranstalten die Pfalzbau Bühnen jedes Jahr im
Herbst die Festspiele Ludwigshafen. Sie bieten dem Publikum
ein breit gefächertes Programm aus den Sparten Tanztheater,
Musiktheater und Schauspiel, dargeboten von nationalen und
internationalen Ensembles auf Weltklasse-Niveau.
TERMIN ​09. Oktober bis 05. Dezember 2015
SPIELORT Pfalzbau Bühnen
LEITUNG Tilman Gersch
KONTAKT Pfalzbau Bühnen, Berliner Straße 30,
67059 Ludwigshafen, Karten unter Tel. 0621 5042558,
E-Mail: [email protected],
Internet: www.theater-im-pfalzbau.de
PREISE 7 Euro bis 44 Euro
DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN
Wassa Schelesnowa
Maxim Gorkis Stück gastiert mit Corinna Harfouch in der
Titel­rolle als eiserne Kämpferin in einer kapitalistischen Endzeitgesellschaft. Regisseur Stephan Kimmig zeigt eine durchgedrehte Familie, verstrickt in ein Wirrwarr von Schuldzu­
weisungen, Liebessehnsüchten und Geldangelegenheiten,
die in ihrem verzweifelten Kampf lächerlich und berührend,
abschreckend und faszinierend zugleich ist.
28. & 29.10. 2015, 19.30 Uhr, Große Bühne, Ludwigshafen
In Wiesbaden waren Sie Mitglied der Schauspielleitung.
Werden Sie als Intendant eines Gastspielhauses das Regieführen vermissen?
Ich inszeniere auch, zum Beispiel den „Ajax“ von Sophokles mit Schülerinnen und Schülern aus Ludwigshafen. Zudem plane ich, in einer Koproduktion mit
dem Badischen Staatstheater Karlsruhe den Roman
„Faustrecht“ von Gert Ledig uraufzuführen. Die Premiere wird hier sein. Außerdem inszeniere ich in
Pforzheim „Mutter Courage“, die auch hier gezeigt
wird. Ich bin also auch als Regisseur ausgelastet. ■
Onkel Wanja
Ulrich Matthes, Constanze
Becker und Jens Harzer sind
in Tschechows „Onkel Wanja“
zu erleben. In seinen „Szenen
aus dem Landleben“ beschreibt Anton Tschechow Menschen, die nach und nach
die Vergeblichkeit ihres Tuns und die Unerfüllbarkeit ihrer
Sehnsüchte erkennen müssen. Die gefeierte Inszenierung
des inzwischen verstorbenen Regisseurs Jürgen Gosch
­wurde zum Theatertreffen eingeladen und zur Inszenierung
des Jahres gewählt.
31.10. & 01.11. 2015, 19.30 Uhr, Große Bühne, Ludwigshafen
Antony Hamilton Projects: Meeting/Black Project I
Mit Antony Hamilton stellt sich einer der innovativsten zeitgenössischen Choreografen Australiens vor, dessen Werke
in keiner der gängigen Schubladen unterzubringen sind.
Mit seiner außergewöhnlichen Körpersprache überschreitet
er lustvoll die Grenzen zu anderen Kunstformen und kreiert
eindrucksvolle Tanzperformances.
23. & 24.10.2105, 19.30 Uhr, Hinterbühne, Ludwigshafen
Fotos: Matthias Horn (Amphitryon), Jeff Busby (AORTA), Iko Freese (Onkel Wanja)
eine Förderung aus EU-Mitteln. Dieses Geld haben
wir nicht mehr, aber wir werden versuchen, „Offene
Welt“ in einer kleineren Form zu etablieren. Es ist
­neben den Festspielen mit dem Tanz und dem klassischen Theater ein programmatisches und konzeptionelles Statement. Das Festival bezieht Stellung zu Fragen von Menschen, die hier leben und arbeiten, und zu
Menschen, die zu uns kommen. Wie kann man das
Zusammenleben verbessern, wie kann man einander
besser kennenlernen? Das sind wesentliche Fragen angesichts der vielen Flüchtlinge, die sich inzwischen
hier auf halten.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
ENJOY JAZZ
19
APPARAT
ENJOY JAZZ
GEIST IN DER MASCHINE
Einen Ausflug in die Quanten­
mechanik unternimmt Enjoy Jazz
mit der neuen Reihe „Tunneleffekt“.
Wie bei dem Phänomen, bei dem
atomare Teilchen eigentlich unüberwindbare Hürden überwinden, geht
es in der Konzertreihe um Künstler,
die sich nicht um s­ tilistische Barrieren kümmern und das scheinbar
Unmögliche möglich machen: The
Bug, Apparat, Laurel Halo und Andy
Stott sind vier Künstler, die ausloten,
wie sich Tracks in alle Richtungen
öffnen lassen und wie sich Soul mit
Nullen und Einsen dar­stellen lässt.
Kevin Martin aka The Bug ist ein Phantom. Was einen allerdings nicht daran hindern würde, einen riesigen Stammbaum
aufzuzeichnen, an dessen Zweigen die Pseudonyme und Bandnamen des britischen Musikers und Produzenten blühten. Als
Teenager hat Martin sich genauso für Punk interessiert wie für
die spirituellen Saxophonkaskaden von John Coltrane und die
sphärischen Trompetensoli des elektronischen Miles Davis. Man
muss sich also nicht sehr über den Ideenreichtum und das musikalische Spektrum von Martin wundern: Sein Weg ging vom
Jazzmetal in den frühen 90ern über Industrial-Noise, Techno
und Hip-Hop bis zu Dubstep- und Grime-Experimenten in den
2000ern. Apokalyptisch und dunkel klingt das, was er seit
zwanzig Jahren unter dem Namen The Bug austüftelt: k­ omplexe
musikalische Strukturen, deepe Drones und verwunschensinnliche Soundarchitekturen, mit denen Räume geöffnet werden, die etwas Labyrinthisches und Endloses zu haben scheinen.
2014 erschien sein Album „Angels & Devils“, bei dem sich – so
gelungen kann man es zusammenfassen – „verführerische
Schönheit und Frequenz-Extremismus“ paaren.
Im Berliner Berghain, in den letzten Jahren eine Art Kraftwerk der hedonistischen elektronischen Jugend, stellte The
Bug im Januar 2015 sein „Sirens“-Projekt vor. Die hauseigene,
berüchtigte Funktion-One-Anlage, die schon so manchem
20
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
ENJOY JAZZ
THE BUG
TUNNELEFFEKT@ENJOY JAZZ
The Bug/„Sirens“ 03. Oktober 2015,
Karlstorbahnhof Heidelberg, 22 Uhr
Apparat 31. Oktober 2015,
Nationaltheater Mannheim, 20 Uhr
Andy Stott & Laurel Halo 13. November 2015,
Karlstorbahnhof Heidelberg, 22 Uhr
Bei Redaktionsschluss standen noch nicht alle
Konzerte der Reihe Tunneleffekt fest. Aktuelle
­Infos finden Sie unter www.enjoyjazz.de.
Gast tagelanges wohliges Nachbrummen im Kopf beschert haben dürfte,
ergänzte Martin um sein eigenes Reggae-Soundsystem mit einigen 18-ZollBassrutschen. „Sirens“ basiert auf Drones, die körperlich wirken: Es geht
nicht um Rhythmus, sondern um Sound, um ein Rauschen, das den Raum
nicht nur erfüllt, sondern Innenräume öffnet - „ein dichter und erstaunlich
weicher Wald aus Frequenzen“, wie die Zeitschrift Groove über den Abend
schrieb. Einen „body/mind wash“ soll „Sirens“ laut Kevin Martin auslösen.
Zeit und Ort spielen dabei keine Rolle mehr, nur der Augenblick des Klangs.
Um neue Klangwelten geht es auch Sascha Ring alias Apparat. Der 3­ 7-jährige
Quedlinburger kommt vom Techno und ist einer der begnadetsten Frickler
vor dem Herrn. Diese Qualität hat ihm nicht nur internationale Reputation
beschert, sondern auch Auftragsarbeiten als Remixer und Produzent, Engagements als DJ, die Mitarbeit beim Label Shitkatapult und die Möglichkeit, verschiedenste Interessen und Vorlieben ungeniert zu verfolgen. So konnte er
zusammen mit Modeselektor als Moderat eine Art All-Star-Band ins Leben
rufen, avancierte Theatermusiken verwirklichen oder elektronische Formate
mit Gesang und analogen Instrumenten zu einer suggestiven Indie-Spielform
erweitern, die von Weitem an Thom Yorke oder The Notwist erinnert.
LAUREL HALO
In seinen Kompositionen hat er auf immer subtilere Weise die Möglichkeiten
digitaler Klangerzeugung ausgereizt. Clicks & Cuts nannte man das einmal,
wenn es für die freigeistige Herangehensweise von Sascha Ring nicht zu kurz
gegriffen wäre: Es surrt und schwirrt, klickert und klappert, rauscht und
schwebt, kratzt und fiept, groovt und schwingt in diesen Tracks; die Klanggebilde sind zuweilen anrührend, großes Pathos ist nicht ausgeschlossen, zumal wenn die zerbrechlich-zaudernde Stimme Rings hinzukommt.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
ENJOY JAZZ
Auch Laurel Halo nutzt ihre Stimme – weniger um ihre Musik
einem konsumierbaren Pop anzunähern, sondern eher als irritierendes Zitat von Nähe, ein Moment, das sich unversehens in
eine rohe Authentizität verwandelt. Aber klar: Unterschätzen
darf man Laurel Halo, die in Ann Arbor geboren wurde und
heute in Brooklyn lebt, auf keinen Fall. Ihre Stücke sind zu
raffiniert, verwirrend, komplex, um sie einem „Echtheits“-Diskurs zuschlagen zu können – auch wenn das erste Stück ihres
letzten Albums „Dr. Echt“ heißt. „Chance of Rain“ (2013) lässt
chaotische, pulsierende, heterogene, rätselhafte Klangsplitter
aufeinanderprallen; Halo drosselt immer wieder das Tempo
und schafft dadurch etwas Skulpturales, nur um die Geschwindigkeit im nächsten Moment anzuziehen und in einen Clubkontext zu verweisen. Dazwischen scheinen immer wieder jazz­
affine Motive auf, und das Album klingt schließlich mit einem
fast schon impressionistisch-loungigen Piano-Stück aus.
„Ich wollte gerne textuelle, rhythmische Musik schaffen, die
verankert ist durch ein friedliches Zentrum“, beschrieb sie in
einem Interview „Chance of Rain“. Laurel Halo wurde in den
21
ENJOY JAZZ
Seit seiner Premiere 1999 hat sich Enjoy Jazz zu einem
­international renommierten Festival und zum größten
Jazzfestival Deutschlands entwickelt. Neben Legenden
wie Ornette Coleman oder Wayne Shorter präsentiert das
„Internationale Festival für Jazz und anderes“ immer auch
die Größen der jüngeren Jazzgeneration und spannt den
Bogen zu angrenzenden Genres wie Weltmusik, Elektronik,
Hip-Hop und Klassik. Komplettiert werden die rund 70 Kon­
zerte durch Workshops, Matineen, Partys und Vorträge.
TERMIN 02. Oktober bis 14. November 2015
SPIELORTE Verschiedene Orte in und rund um
Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen
LEITUNG Rainer Kern
KONTAKT Enjoy Jazz GmbH, Bergheimer Straße 153,
69115 Heidelberg, Tel.: 06221 5835850, E-Mail: [email protected], Internet: www.enjoyjazz.de
PREISE 10 Euro bis 62 Euro, Festivalpass 340/390 Euro
DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN
Hugh Masekela – Eröffnung Enjoy Jazz
letzten Jahren in höchsten Tönen gefeiert – und tatsächlich
gehört sie zu den spannendsten Musikerinnen im Zwischenreich von filigraner Elektronik, Techno und analogen Sounds.
Sie scheint genau das zu verkörpern, was viele Musiker seit
geraumer Zeit in Anspruch nehmen: sich nicht mehr von den
Gesetzen eines Genres einengen zu lassen.
Foto: Ismini Adami (Laurel Halo)
Das gilt auch für Andy Stott, der sich bei Enjoy Jazz den Abend
mit Laurel Halo teilt: Die ambienthafte, zuweilen klare und
beatlastige Musik des Dub- und Techno-Produzenten aus
Manchester hat sich mit dem letzten Album „Faith in S­ trangers“
nochmals neue Klangräume erobert – teils liegt das an der
­Fähigkeit, diffuse Gefühlszustände mit allen möglichen Instru­
menten und Geräuschen zu erzeugen. Nicht zuletzt hat es aber
mit der Stimme von Alison Skidmore zu tun, die effektvoll
verfremdet wird und etwas erzeugt, das der Kritiker der taz
hingerissen als „eine romantische, an einigen Stellen sentimentale Version von Dub-Techno“ bezeichnet hat.
„In der elektronischen Musik finden seit einer Weile mit die
interessantesten Entwicklungen in der Musik überhaupt statt.
Es ist an der Zeit, diese neuen Konzepte abzubilden“, erklärt
Festivalleiter Rainer Kern. Von The Bug über Apparat und
Laurel Halo bis zu Andy Stott – vielversprechender könnte das
Line-up für „Tunneleffekt“ kaum ausfallen: „Something for
your mind“ – wie der Untertitel lautet. Und nicht zu vergessen: something for your body! ■
Mit Hugh Masekela sorgt eine südafrikanische Jazzlegende
und einer der wichtigsten Jazz- und Weltmusik-Pioniere
für eine ebenso beschwingte wie berauschende Festival­
eröffnung. Politisch wurde Masekela als Kämpfer gegen
die Apartheid bekannt. Sein Nelson Mandela gewidmeter
Protest-Song „Bring Him Back Home“ wurde zur Hymne.
Mase­kelas ureigener Mbaqanga-Stil vermischt Zulu-Tradi­
tionen mit modernen Pop-, Jazz- und Reggae-Rhythmen.
02.10.2015, Beginn 20 Uhr/Einlass 19 Uhr, Stadthalle HD
David Murray Infinity Quartet feat. Saul Williams
Kaum einer hat die Verbindungen zwischen ­Avantgarde
und Tradition so ausgelotet wie der Saxofonist David
­Murray. Mit seinem Infinity Quartet nahm er ein gran­
dioses ­Album mit Gregory Porter und Macy Gray auf.
Nun gesellt sich Saul Williams mit seiner kraftstrotzenden
Mixtur aus HipHop, Punk, Elektro und Lyrik dazu.
14.10.2015, Beginn 20 Uhr/Einlass 19 Uhr,
Alte Feuerwache Mannheim
Archie Shepp‘s Attica Blues – Abschluss Enjoy Jazz
Vor drei Jahren fand im BASF-Feierabendhaus ein Gipfel­
treffen zwischen Archie Shepp und Yusef Lateef statt. Nun
kehrt Archie Shepp nach Ludwigshafen zurück und wird an
eine wichtige Phase erinnern: 1972 nahm er das Album
­„Attica Blues“ auf, seine musikalische Reaktion a­ uf die Attica
Prison Riots 1971. Mit großem Ensemble definierte er eine
zeit­genössische Variante des Swing & Soul – ein Meisterwerk.
14.11.2015, Beginn 20 Uhr/Einlass 19 Uhr,
BASF-Feierabendhaus, Ludwigshafen
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
INTERNATIONALES FILMFESTIVAL MANNHEIM-HEIDELBERG
Während andere in diesem Alter in den
­Ruhestand gehen, zeigt sich das Inter­
nationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg
auch im 64. Jahr seines Bestehens so agil,
frisch und offen wie immer. So bezieht es
in Heidelberg nicht nur einen komplett
­neuen Spielort, erstmals präsentiert es auch
besonders spannende und anspruchsvolle
Seriendramen, deren Macher um den neu
geschaffenen „New Creators Award Mannheim-Heidelberg“ wetteifern.
64. INTERNATIONALES FILMFESTIVAL MANNHEIM-HEIDELBERG
… und kein
bisschen müde
Fotos: Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg/Ben Pakalski
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
INTERNATIONALES FILMFESTIVAL MANNHEIM-HEIDELBERG
Serien sind das neue Kino – ganz so dramatisch möchte es
Dr. Michael Kötz, der seit 1992 als Direktor die Geschicke
des Internationalen Filmfestivals lenkt, nicht fassen. Doch
selbstverständlich trägt man auch in Mannheim-Heidelberg
den aktuellen Entwicklungen in der Filmszene Rechnung.
Schließlich ist Mannheim-Heidelberg ein Festival, das von
seinen Anfängen im Jahr 1952 an für Experimente und Entdeckungen auf hohem Niveau stand. Und so ist es nur konsequent, dass das Festival in diesem Jahr erstmals vielversprechende Newcomer in Sachen Fernseh- und Online-Serien
zeigt und dazu – ebenfalls eine gute Tradition in Mannheim-Heidelberg – gleich noch einen Preis, den „New
Creators Award Mannheim-Heidelberg“, ausgelobt hat.
„Was im Filmbereich die jungen Autorenregisseure sind, das
sind in dieser neuen Welt der kreativen Fernseh- und Online-Serien die Creators in Personalunion von Autor und
Produzent“, betont Kötz. „Ich freue mich sehr über diese
Erweiterung.Wer heute puristisch auf dem reinen Kino besteht, tut der Filmkunst keinen Gefallen.“ Klar ist dabei aber
auch, dass das Festival auch in dieser neuen Kategorie keinen Jota von seiner Linie abrücken wird. „Bei der Auswahl
der Serien, die wir vorstellen werden, setzen wir kompromisslos auf künstlerische Qualität und inhaltlichen Anspruch“, formuliert Kötz das Credo seiner Arbeit. „Wir
müssen eine kluge Sinnlichkeit auch in diese neue Welt der
Bilder bringen – mit unserer ganzen Leidenschaft und unserem Wissen.“
DIE SUCHE NACH DEN JUWELEN
Dass bei all dem Wirbel um das neu entdeckte Format Serie
die klassische Kino- bzw. Spielfilmkunst in MannheimHeidelberg zu kurz käme, ist allerdings nicht zu befürchten.
Dafür steht schon Festivaldirektor Kötz, der als Kritiker,
­Publizist, Filme- und schließlich Festivalmacher seit mehr
als 40 Jahren in der internationalen Filmszene aktiv ist und
längst zu den festen Größen im Business gehört.
Aus mehr als 8.000 Produktionen haben Kötz und sein
Sichtungskomitee – mit Hilfe zahlreicher Filmscouts, die
weltweit für das Festival unterwegs sind – den exklusiven
Zirkel aus 30 besonders gelungenen Newcomerfilmen ausgesucht, den die Besucher in Mannheim-Heidelberg gemeinsam mit der hochkarätigen Fachjury in diesem Herbst
erleben dürfen. „Die Auswahl ist jedes Jahr wieder eine ­harte,
am Ende aber auch belohnende Arbeit“, berichtet Kötz.
Tage- und nächtelang sichten, bewerten und diskutieren die
Mitglieder des Sichtungskomitees, allesamt ausgewiesene
Filmexperten, bevor schließlich die Liste der auserwählten
Erstlingswerke der vielversprechendsten Nachwuchsregisseure steht, die sich um den „Grand Newcomer Award
Mannheim-Heidelberg“ bewerben. ›
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
INtERNAtIONALES fILMfEStIVAL MANNHEIM-HEIDELBERG
FILMKÜNSTLER LIVE
Bei den Filmtalks geben
die Filmemacher Einblicke in ihre
Arbeit und stellen sich
den Fragen des Publikums.
„Da kann es manchmal schon hoch hergehen“, sagt
Kötz und lacht. „Aber am Ende raufen wir uns immer
zusammen und bislang haben wir noch immer eine
überzeugende Auswahl zusammengestellt, zu der das
gesamte Komitee stehen konnte.“ Durch diese kompromisslose Auswahlarbeit lässt sich auch die beeindruckende Liste der Filmkünstler erklären, denen in
Mannheim und seit 1994 auch in Heidelberg der internationale Durchbruch gelang: Namen wie François Truffaut, Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder, Jim Jarmusch, Lars von Trier, Bryan Singer, Atom
Egoyan oder später Thomas Vinterberg, Frédéric Fonteyne, Guillaume Nicloux, Derek Cianfrance, Hong
Sang-soo sprechen für sich – und die Liste ließe sich
noch beliebig verlängern …
Angesichts solcher Erfolge und Neuerungen nimmt
es sich fast wie eine Randnotiz aus, dass das Festival in
diesem Jahr sowohl zeitlich als auch räumlich umzieht. So findet das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg in diesem Jahr vom 09. bis 24. Oktober 2015 statt, also einen Monat früher als bisher.
Zudem wird das Festival in Heidelberg nach einem
fünfjährigen Gastspiel in den Schlossgärten in das
Mark-Twain-Village in der Heidelberger Südstadt
umziehen. Das Gelände wurde 2008 von der USArmee geräumt und der Stadt übergeben. „Für unser
Festival als Ort der Entdeckungen und Experimente
ist diese Konversionsfläche das ideale Umfeld, denn
die Konversion des Mark-Twain-Village ist zweifellos
eines der spannendsten städtebaulichen Projekte in
Heidelberg – und wir sind nun mittendrin“, zeigt
sich Michael Kötz von der neuen Location begeistert.
Und nicht zuletzt auch mit diesem Umzug beweist
das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, dass man auch mit 64 Jahren noch frisch und
munter und offen für Neues sein kann. ■
INTERNATIONALES
FILMFESTIVAL
MANNHEIM-HEIDELBERG
Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, in
diesem Jahr in seiner 64. Auflage, genießt als Forum für junge
Talente einen internationalen Ruf. Regisseure wie François
Truffaut, Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder, Krzysztof
Kieslowski, Jim Jarmusch, Lars von Trier oder später Thomas
Vinterberg, Frédéric Fonteyne, Guillaume Nicloux, Derek
Cianfrance, Hong Sang-soo starteten in Mannheim- Heidelberg ihre Weltkarrieren. Neben rund 60.000 Besuchern
kommen jedes Jahr etwa 1.000 internationale Gäste aus
der Filmbranche. Dazu gehören Journalisten, Sales Agents,
Verleiher und Produzenten.
TERMIN 09. Oktober bis 24. Oktober 2015
SPIELORTE Mannheim: Stadthaus & Atlantis-Kino,
Heidelberg: Mark-Twain-Village
LEITUNG Dr. Michael Kötz
PROGRAMM-MANAGEMENT Daniela Kötz
KONTAKT Internationales Filmfestival MannheimHeidelberg, Collini-Center, Galerie, 68161 Mannheim
Tel.: 0621 102943, E-Mail: [email protected], Web: www.iffmh.de
PREISE 6 bis 9 Euro
DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN
Das komplette Programm finden Sie ab Ende September 2015
auf der Festival- Website www.iffmh.de.
—
Filme über das Älterwerden für Alt & Jung
METROPOLREGION RHEIN-NECKAR
09.–16. OKTOBER 2015
—
www.festival-generationen.de
LOGO GESUNDHEITSAMT FFM | HORIZONTAL | CMYK | TYPO 90% SCHWARZ
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WEITERE FESTIVALS
WEITERE FESTIVALS IN DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR
BITTE VORMERKEN!
Schlappmachen gilt nicht! Denn neben den Top-Festivals warten noch zahlreiche weitere
Festival-Preziosen auf das Publikum, die sich unter anderem um Urban Art, Noise-Experimente
oder Improvisationstheater kümmern. Ein Überblick über die Highlights im Herbst und Winter.
METROPOLINK – URBAN ART FESTIVAL
11–30 SEPTEMBER
Häuserwände werden zu Ausstellungsflächen, eine ganze Stadt wird zur Galerie und
Kunst erobert den öffentlichen Raum: Das ist das Konzept des brandneuen Urban
Art Festivals „Metropolink“, das im September die altehrwürdige Neckarperle ordentlich aufmischen und den öffentlichen Raum neu erfahrbar machen will. Die
gezeigten Werke und Arbeiten sollen in den Wettstreit mit Gebäuden, Werbeflächen, Schilderwäldern, Grünflächen treten, um anzuregen und aufzurütteln – zu
Diskursen, zu neuen Sichtweisen, zur Suche nach Antworten auf die Frage: Wenn
eine Haus- zur Leinwand werden kann, welche ungeahnten Facetten des Alltags
warten dann noch darauf, entdeckt und in neuem Licht betrachtet zu werden? Begleitet wird die öffentliche Ausstellung von einer Vernissage und einer Finissage sowie von ­einem Making-Of-Videodreh und verschiedenen Veranstaltungen. Und die
Metropolink-Macher haben einiges vor. Nach der Premiere, die von Heidelbergs
OB Dr. Eckart Würzner als Schirmherr unterstützt wird, soll uns Metropolink als
Festival alljährlich beehren. Wir sind gespannt!
11.09. bis 30.09.15, Heidelberg, www.sidewalkstudio.de/01websites/metropolink/wordpress
Foto: Danny Figueroa
Künstler: Wesr, Sketchmate Festival 2014
STADT STATT MUSEUM
BILD AM BAU: Die Hauswand als Ausstellungs­
fläche – das neue Festival „Metropolink“ bringt
Farbe in die Stadt.
STILVOLL LÄRMEN
PRÊT À ÉCOUTER 8
15.11. bis 01.12.15, Heidelberg, www.karlstorbahnhof.de
15 –01 NOVEMBER
DEZEMBER
Foto: Robert Semmer
Von der Stange? Von wegen! Ohne Rücksicht auf Genregrenzen, Hörgewohnheiten oder große Namen bringt Prêt à écouter alles auf die Bühne, was nicht dem Mainstream entspricht. Mit von der Partie in diesem
Jahr zum Beispiel die fünf köpfige Indie-Kapelle Deerhunter, die aus der
­Coca-Cola-Metropole Atlanta stammt, mit Bradford Cox über einen optisch und performerisch eindrucksvollen Frontmenschen verfügt und
Noise-Experimente mit zuckersüßen Pop-Melodien kombiniert. Krachig geht’s auch bei Jon Spencer zu, der vor drei Jahren seine Blues Explosion reakti­v iert hat. Immerhin kann der New Yorker Altmeister für
sich verbuchen, als einer der Ersten den Blues für die Indie-Szene entdeckt zu haben, was ihn quasi zum Urahnen all der White Stripes und
Black Keys macht, wobei er auch immer eine ordentliche Prise Rocka­
billy, Soul und sogar stellenweise Hip-Hop in den Blues-Topf gerührt
hat. Mit diesen und weiteren Acts geht Prêt à écouter in diesem Jahr in
seine achte Runde und Heidelberg wird einmal mehr zum Hotspot für
Musiknerds, Künstler und DJs …
RITTER ODER ALIENS? „Deerhunter“ zeigen nicht nur
Noise-Experimente, sondern auch extravagante Mode.
Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WEITERE FESTIVALS
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ALLES OFFEN
25 JAHRE DRAMA LIGHT – INTERNATIONALES IMPROVISATIONSFESTIVAL
GUT GEDEHNT: Drama light beim
Aufwärmen für einen weiteren Impro-Abend.
25.11. bis 30.11.15, Mannheim, www.drama-light.de
Foto: Sabine Strobach
„Lebe den Augenblick“ – ein Spruch, der auf Instagram, im Poesiealbum und als
0815-Lebensmotto beinahe inflationäre Verwendung findet, ist bei Drama light
­Gesetz. Und zwar das einzige, denn mangels Drehbuch gibt es beim Improvisationstheater kaum Regeln, die das Geschehen auf der Bühne steuern. So kann auch das
Publikum zum Regisseur werden und Impulse geben – etwa bei der großen Eröffnungsshow des Festivals: Auf Deutsch und Englisch improvisieren hier EnsembleMitglieder von Drama light unter anderem zum Thema „Anfang und Ende“. Das
Stück „Er/Sie/Es“ beleuchtet Geschlechterdefinitionen in Mannheim und anderen
Städten. Und mit „All (about) Stories“ steht eine genreübergreifende, hörspielartige
Performance zwischen Sprechtheater, Videoinstallation und Sampling auf dem Programm. Sein 25-jähriges Bestehen feiert Drama light unter dem Motto „Vielfalt und
Diversität“ gemeinsam mit internationalen Gästen: Lee White von den Crumbs
bringt zum Beispiel improvisiertes Comedy-Theater aus Kanada mit und Marko
Mayerl von Inédit Théâtre reist aus Frankreich an. Ein Festival für die Magie des
Moments – international, interdisziplinär und ganz bestimmt nicht 0815.
25–30 NOVEMBER
15. WALLDORFER ZELTSPEKTAKEL
2. BERMUDASHORTS
Noch ist es ruhig auf der Waldlichtung im Tierpark Walldorf. Doch
im September sorgen zehn Kabarett-, Comedy- oder A-capellaVeranstaltungen für buntes Treiben im Zirkuszelt: Die Zucchini Sistaz katapultieren das Publikum in die Swing-Ära, die „Meister des
maskierten Lachens“ Habbe & Meik zeigen ein Best-of-Programm
und in „Sekt and the City“ feiern drei Freundinnen eine Scheidung.
Die Abende klingen mit der „Louis Trinker Band“ am Lagerfeuer aus
und sonntags gibt es Brunch mit Livemusik.
Ein internationales Kurzfilmfestival aus Mannheim und seinen
Partnerstädten – das ist die Idee
hinter den BermudaSHORTS.
Die ­Partnerstädte und -regionen – etwa die israelische Metropole Haifa – schicken ihre Beiträge ins Rennen und ihre Filmemacher nach Mannheim. Begleitend
zum Festival bietet das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar
ein Programm für Journalisten aus den Partnerstädten an.
01. bis 13.09.15, Walldorf, www.zeltspektakel.info
MODERN TIMES
Spuren der Globalisierung finden sich überall in unserem Leben
und stehen im Mittelpunkt von Modern Times. So hat etwa der
­türkische Pianist Fazil Say seine „Istanbul“-Sinfonie im Gepäck, der
lettische Großmeister des Violinspiels Gidon Kremer spannt den
Bogen von Erik Satie bis zu Maurice Ravel oder der deutsche Klarinettist Jörg Widmann ist Solist seiner Eigenkomposition „EchoFragmente“.
11.09. bis 04.10.15, Ludwigshafen, Mannheim,
www.staatsphilharmonie.de
23. bis 26.09.15, Mannheim, www.bermudashorts-festival.de
POPUP WORMS
Wie bringen wir mehr Leben in unsere Innenstadt? Dieser Frage
geht das neue Festival „Pop up – Zeig Dich, Worms!“ nach. Zahlreiche Künstler bieten eineinhalb Wochen lang Inspiration für eine
attraktive Gestaltung der Innenstadt – mit Musik und Kunst, Tanz
und Literatur, Workshops, Konzerten, Lesungen und Performances.
25.09. bis 03.10.15, Worms, www.popupworms.de
40. SCHWETZINGER MOZARTFEST
Klavierwerke machen ein Viertel seines Schaffens aus. Höchste Zeit,
Mozarts großer Leidenschaft gebührend Aufmerksamkeit zu schenken: Zu Gast sind unter anderem das Atos Klaviertrio, zudem wird
die Auftragskomposition „Danse interstellaire“ von Daniel Philip
Hefi uraufgeführt und die Meisteroper „Don Giovanni“ gespielt.
25.09. bis 11.10.15, Schwetzingen,
www.mozartgesellschaft-schwetzingen.de
Fotos: Marco Borggreve (Widmann), Stefan Wildhirt (Staatsphilharmonie), Still aus „Yoldaki Adam“ („Man on the Road“), Türkei 2014
WEITERE FESTIVALS
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
WEITERE FESTIVALS
11. KULTUR IM DUNKELN
10. FRANZÖSISCHE WOCHE HEIDELBERG-MANNHEIM
„Liberté, égalité …“ Die
Französische Woche geht
angesichts der jüngsten
Pariser Anschläge der Frage nach, ob Freiheit und
29.09.15 bis 03.03.16, Ilvesheim, www.schloss-schule-ilvesheim.de
Gleichheit nur noch leere
Worthülsen sind. Rund 80 Veranstaltungen stehen auf dem ProINTERNATIONALE MUSIKTAGE DOM ZU SPEYER
gramm, darunter „CloC“ des Duos Cie32novembre, bei dem sich M
­ agie
Die größte erhaltene r­oma-­ und Theater verbinden, oder die Performance „Histoires cachées“, die
ni­sche Kirche Europas ist der das Theater Begat auf den Straßen Heidelbergs inszeniert.
Spielort der Musiktage: Im 16. bis 30.10.15, Heidelberg, www.französische-woche.de
Dom zu Speyer erklingen etwa
­M endelssohns „Lobgesang“ WINTER IN SCHWETZINGEN
oder eine Schubertiade mit Karthagos Königin Dido ist in Bedrängnis – von Feinden bedroht,
dem Tenor ­Julien Prégardien, vom Geliebten verlassen und vom afrikanischen König Jarbas vor
darüber hinaus zieht Domorganist Markus Eichenlaub in der­ die Wahl gestellt: Vermählung oder Tod … Die deutsche ErstaufNacht der Orgel­impro­vi­s a­tion alle Register. Neben den Krypta­ führung der spannenden Oper „Didone Abbandonata“ von Leo­
konzerten steht auch eine Crossover-Symbiose aus Jazz, Vokal­ nardo Vinci/Georg Friedrich Händel ist Teil der Reihe bislang verschollener Meisterwerke der „opera napoletana“.
polyphonie und Licht auf dem Programm.
03. bis 17.10.15, Speyer, www.cmc.bistum-speyer.de
05.12.15 bis 15.02.16, Schwetzingen, www.theaterheidelberg.de
13. LESEFESTIVAL BENSHEIM
2. TANZBIENNALE HEIDELBERG
Im Schwimmbad oder Autohaus, im Weinberg oder im Kino einer
Lesung lauschen? „Moppel-Ich“-Autorin ­Susanne Fröhlich oder
Heiner Geißler hören? Mitfiebern bei der Kriminacht im PipapoKellertheater? Das Lesefestival Bensheim ist unkonventionell, abwechslungsreich und spannend: Insgesamt sechs Abendveranstaltungen und eine Matinee versprechen Literaturvergnügen satt.
Die Tanzbiennale präsentiert erneut renommierte nationale und
internationale Kompanien, die Uraufführung einer Tanzproduktion
mit Heidelberger Jugend­lichen, einen Kindertanztag, Workshops,
Talks und Partys. 2014 schrieb der Mannheimer Morgen: „Dass es auf
Baden-Württembergs Stadt-, Staats- und Off-Tanzbühnen viel
­Sehenswertes gibt, hat dieser begeistert aufgenommene Abend
ebenso gezeigt wie das gesamte Festival.“ Veranstalter sind das
­Theater und Orchester Heidelberg sowie das UnterwegsTheater.
05. bis 10.10.15, Bensheim, www.stadtkultur-bensheim.de
​
21. MOSBACHER BUCHWOCHEN
Wer die kalte Jahreszeit mit einer Tasse Tee und einem fesselnden
Buch verbringen möchte, findet bei den Buchwochen Inspiration:
Der badische Mundartdichter Werner Puschner steht ebenso auf
der Lesebühne wie Robert Seethaler, Krimiautor Martin Walker
oder Elisabeth Kabatek aus dem Schwabenland.
08.10. bis 17.11.15, Mosbach, www.mosbach.de/stadtbibliothek
6. EUROPÄISCHES FILMFESTIVAL DER GENERATIONEN
Besser als jede Anti-Aging-Creme! Die Besucher erleben Filme zu
Themen wie demografischer Wandel oder Dialog der Genera­
tionen und können dann mit Experten diskutieren. Mehr als 100
Veranstaltungen in 50 Städten und Gemeinden der Rhein-NeckarRegion schaffen ein Bewusstsein für alle Aspekte des Älterwerdens.
09. bis 16.10.15, Metropolregion Rhein-Neckar,
www.festival-generationen.de
3. VIERNHEIMER GITARRENTAGE
Der „Prinz der Fingerstyle-Gitarre“ Andrea Valeri aus Italien trifft
auf die brasilianische Gitarristin Zelia Fonseca und ihre Perkussionistin Angela Frontera. Mit Michael Fix tritt einer der führenden
Akustik-Gitarristen Australiens auf, mit
­Simon Wahl und Timo Brauwers zwei Newcomer. Bei den Viernheimer Gitarrentagen
geben sowohl aufstrebende als auch etablierte Stars der weltweiten Gitarrenszene
Konzerte und Workshops.
09.10 bis 11.10.15, Viernheim,
www.chaiselongue-viernheim.de
22. bis 31.01.16, Heidelberg, www.theaterheidelberg.de
HEIDELBERGER STREICHQUARTETTFEST
Unter dem Motto „Frühwerk
und Spätwerk, Aufbruch und
Vollendung“ laden Workshops, Vorträge und Konzerte zum Zuhören und Austauschen ein. Mit von der Partie
sind unter anderem das Quatuor Hermès, das Schumann
Quartett oder das Escher String Quartet.
28. bis 31.01.16, Heidelberg, www.streichquartettfest.de
2. OFFENE WELT
Menschen auf der Flucht, Reaktionen auf Fremdheit und die Rückkehr in die Heimat: Offene Welt dreht sich um ein Thema, das
­derzeit aktueller denn je ist – globale Migration und das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen. Die Theatergastspiele, Per­
formances und die Musik kommen aus Deutschland und der Welt.
09. bis 13.03.16, Ludwigshafen, www.offenewelt.ludwigshafen.de
LESEN.HÖREN10
„… damit es der Literatur ein Fest werde!“ Der Leitspruch von
Schirmherr Roger Willemsen gilt für die kommende Ausgabe des
Festivals gleich doppelt – denn nicht nur die Literatur gilt es zu
­feiern, sondern auch das zehnjährige Literaturfest-Jubiläum: mit
Lesungen, Gesprächen, Musik, Klassikern und Neuentdeckungen.
19.02. bis 06.03.16, Mannheim, www.altefeuerwache.de
Fotos: Klaus Landry (Musiktage), Maxime Delforges (Französische Woche: „CloC“), François Sechet (Streichquartettfest: Quator Hermès)
Licht aus, Ohren auf: Auch wenn Publikum und Künstler in tiefstes
Schwarz gehüllt sind, könnte das Programm bunter nicht sein. Der
Multiinstrumentalist L’Aupaire etwa spielt Pop oder Blues, Drama
Light bringt Impro-Theater auf die Bühne und das Violet Quartet
lässt mit elektronischen Violinen Folk, Jazz und Klassik erklingen.
Gemeinsam
engagiert.
www.m-r-n.com
Rhein-Neckar ist eine lebendige und faszinierend vielfältige Kulturregion. Von Theater, Tanz und Performance über Film, Fotografie, Literatur bis hin zu Klassik und Jazz
reicht das Repertoire der hier stattfindenden Festivals. Jahr für Jahr bieten sie ein
prall gefülltes und hochklassiges Programm, das mehrere Hunderttausend Besucherinnen und Besucher aus und außerhalb der Region anzieht.
Das Netzwerk der Top-Festivals gratuliert zum 10-jährigen Bestehen der Metropolregion Rhein-Neckar.
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Die Festivals – Kulturregion Rhein-Neckar · 2/2015
ZUGABE
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Top-Festivals der Metropolregion? Füllen Sie einfach diesen Coupon aus, stecken
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Senden Sie mir Informationen zu folgenden Top-Festivals – bitte ankreuzen:
Wunder der Prärie 18.–26. 09. 2015, Mannheim
6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg 18. 09.–15. 11.2015
Enjoy Jazz 02. 10.–14. 11. 2014, Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen et al.
XI. Festspiele Ludwigshafen 09. 10.–05. 12. 2015
64. Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 09.–24. 10. 2015
Heidelberger Frühling 02.– 30. 04. 2016
Heidelberger Stückemarkt 29. 04.– 08. 05. 2016
Schwetzinger SWR Festspiele 29. 04.–04. 06. 2016
22. Heidelberger Literaturtage Frühsommer 2016
12. Festival des deutschen Films Sommer 2016, Ludwigshafen
Heidelberger Schlossfestspiele 15. 06.–31. 07. 2016
Nibelungen-Festspiele 15.–31. 07. 2016, Worms
Mannheimer Mozartsommer 16.–24. 07. 2016, Mannheim, Schwetzingen
Internationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen Ende Juli 2016
18. Internationale Schillertage Sommer 2017, Mannheim (Biennale)
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Metropolregion Rhein-Neckar GmbH,
Kulturbüro der Metropolregion, N 7, 5–6,
68161 Mannheim; Postfach 10 21 51, 68021 Mannheim;
Tel.: 0621 12987-55, Fax: 0621 12987-52,
E-Mail: [email protected],
Internet: www.festivalregion.de
Herstellung:
RAUM MANNHEIM – Büro für visuelle Kommunikation,
Friesenheimer Str. 18, 68169 Mannheim,
Tel.: 0621 150418-7,
E-Mail: [email protected],
Internet: www.raum-mannheim.com
Projektleitung:
Anna Hahn (MRN), Daniel Grieshaber (Raum Mannheim)
Redaktion:
Daniel Grieshaber, Astrid Möslinger
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Alexander Graf, Johanna Haag, Ulrich Rüdenauer,
Annika Wind
Art-Direktion:
Alexandra Wagner
Bildbearbeitung:
Alexandra Wagner
Schlusslektorat:
Dr. Anja Steinhauer
Druck:
pva, Druck- und Medien-Dienstleistungen GmbH,
Landau
Titelbild
6. Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg:
Paolo Woods & Gabriele Galimberti, aus der Serie The
Heavens, 2015, © Paolo Woods & Gabriele Galimberti,
vollständiger Titel des Bildes: „Naval El Farveisa, 29, and
his bride-to-be pose for their pre-wedding photos in
front of the Marina Bay Sands Hotel that hosts one of
the world’s biggest Casinos. Mr. El Farveisa is a
Jakarta-based architect who regularly works in
Singa­pore. Pre-wedding photo shoots are common
for Indonesians. Singapore“
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und unter Beachtung der Datenschutzbestimmungen verarbeitet und genutzt.
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der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material
übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Die nächste
Ausgabe erscheint im März 2016, Redaktionsschluss
dieser Ausgabe: 18. Dezember 2015.
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Chemie, die
verbindet.
Damit Kleine
Großes lieben.
Was sagen Kinder am häufigsten nach einem chemischen
Experiment? „Wow!“ Ein kleines Wort, das ihre Begeisterung
und ihren Entdeckergeist begleitet. Wir haben es unzählige
Male gehört und das in mehr als 30 Ländern – in den
„Kids’ Labs“ von BASF. Hier werden Kinder für einen Tag
zu Forschern. Sie experimentieren und blicken spielerisch
auf die Wunder dieser Welt. Wir glauben daran, dass diese
Kinder eines Tages auch uns ein „Wow!“ entlocken werden.
Wenn Wissenschaft Kinder begeistert, dann ist das Chemie,
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