Experimentelle Psychologie - Christian-Albrechts
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Experimentelle Psychologie - Christian-Albrechts
Jürgen Golz, Franz Faul, Rainer Mausfeld (Hrsg.) Experimentelle Psychologie Abstracts der 45. Tagung experimentell arbeitender Psychologen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 24.-26.03.2003 Jürgen Golz, Franz Faul, Rainer Mausfeld (Hrsg.) Experimentelle Psychologie Abstracts der 45.Tagung experimentell arbeitender Psychologen Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 24.-26.03.2003 v Vorwort Die erste Tagung experimentell arbeitender Psychologen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel fand bereits 1898 unter Leitung von Götz Martius in einem kleinen Gartenhaus statt. Die Kieler Universität mit ihren vier Gründungsfakultäten Theologie, Recht, Medizin und Philosophie war zu diesem Zeitpunkt schon mehr als zweihundert Jahre alt, und das pragmatische Ziel ihres Gründers, Herzog Christian-Albrecht von Holstein-Gottorf, aus der neuen Hochschule gut ausgebildete junge Männer für den Staatsdienst hervorgehen zu lassen, hatte sich zu einer umfassenderen akademischen Perspektive erweitert. Um 1885 lehrten und arbeiteten hier Heinrich Hertz und Max Planck. 1898 gründete Götz Martius das hiesige Psychologische Institut, dessen Direktor er bis zu seiner Emeritierung 1921 war. Martius vertrat eine moderne", experimentell ausgerichtete Psychologie im Sinne seines Lehrers Wilhelm Wundt, mit einem Schwerpunkt im Bereich der akustischen und der optischen Wahrnehmung. Da schon damals die Mittel knapp waren, baute er aus privaten Mitteln ein kleines experimentelles Laboratorium nach Wundts Vorbild. Dieses war anfangs in dem Gartenhaus seiner Villa in der Hohenbergstrasse untergebracht, wo er privatissime mit einer Handvoll Studenten seine Vorlesungen und Kurse zur experimentellen Psychologie abhielt. Hier also fanden die ersten informellen Kieler „TeaP’s“ statt. Mehr als hundert Jahre später hat sich „little science“ zur „big science“ gewandelt. Auch die Zusammenkünfte experimentell arbeitender Psychologen lassen sich nicht mehr als Gartenhaussymposien organisieren und haben seit 1959 mit der TeaP einen eigenen organisatorischen Rahmen gefunden. Das Kieler Institut, das 1970 und 1990 die Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ausgerichtet hat, freut sich, nun mit der 45. Tagung experimentell arbeitender Psychologen erstmals auch diese bedeutende Psychologie-Tagungen auszurichten. Hierfür heißen wir mehr als 600 Gäste aus Deutschland und einem Dutzend anderer Staaten (Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Ukraine, USA) in Kiel willkommen. Die diesjährige TeaP umfaßt über 420 Beiträge in 15 Symposien, 38 Arbeitskreisen und 20 Postergruppen aus allen Bereichen der experimentellen Psychologie. Das breite Themenspektrum der angemeldeten Beiträge zeigt die lebendige Entwicklung und Aktualität der experimentellen psychologischen Forschung im deutschsprachigen Raum sowohl in Grundlagenfragen als auch in der angewandten Forschung. Wir möchten allen Teilnehmern danken, daß sie durch ihre Beiträge zum Erfolg der TeaP beitragen und wünschen Ihnen allen anregende, fruchtbare und angenehme Tage in Kiel. Jürgen Golz Franz Faul Rainer Mausfeld vi Inhaltsverzeichnis vii Inhaltsverzeichnis 1 Mittags- und Abendvorlesungen 1 2 Symposium: Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis 4 3 Symposium: Interferenz in Doppelaufgaben: Repräsentationen und Prozesse 7 4 Symposium: Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming 11 5 Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen 6 Symposium: Prospektive Gedächtnisforschung: Warum vergessen wir, Absichten in die Tat umzusetzen? 18 7 Symposium: Raumkognition 22 8 Symposium: Der Rückschaufehler in der Welt da draußen 26 9 Symposium: Kognitive Entwicklung 30 10 Symposium: Timing of self-paced and synchronized motor acts: Models and recent findings 15 34 11 Symposium: Emotionsinduktion durch das „International Affective Picture System“ (IAPS): Wirkungs-Ebenen und -Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen 37 12 Symposium: Synaesthesia 42 13 Symposium: Psychological Aesthetics 45 14 Symposium: Farbwahrnehmung 49 15 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung 53 16 Symposium: Psychologie der Emotion aus der Sicht verschiedener Disziplinen 59 17 Vorträge 62 18 Poster 157 19 Autoren-Index 236 viii Inhaltsverzeichnis 1 1 Mittags- und Abendvorlesungen Constructing a Language: A Usage-Based Perspective Michael Tomasello Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology Inselstrasse 22; 04103 Leipzig [email protected] Most accounts of child language acquisition use as analytic tools adult-like syntactic categories and schemas (formal grammars) with little concern for whether they are psychologically real for young children. Recent research has demonstrated, however, that children do not operate initially with such abstract linguistic entities, but instead operate on the basis on concrete, item-based constructions. Children construct more abstract linguistic constructions only gradually - on the basis of linguistic experience in which frequency plays a key role - and they constrain these constructions to their appropriate ranges of use only gradually as well - again on the basis of linguistic experience in which frequency plays a key role. The best account of first language acquisition is provided by a usagebased model in which children process the language they experience in discourse interactions with other persons, relying explicitly and exclusively on social and cognitive skills that children of this age are known to possess. Das plastische Gehirn: Von Phantomen, Gedanken-Übersetzungssystemen, Gehirnprothesen und Lernpsychologie Herta Flor Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Universität Heidelberg Postfach 12 21 20; 68072 Mannheim [email protected] Die neurowissenschaftliche Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das adulte Gehirn weitaus plastischer ist als früher angenommen. Sowohl Verletzungen wie auch Stimulation führen zu einer Neuorganisation kortikaler wie auch subkortikaler Areale. Diese Reorganisation fördert einerseits den Aufbau von Fertigkeiten, sie kann jedoch auch zu negativen Folgen wie Schmerzen, Tinnitus oder Dystonien führen. Neben Verletzung und Stimulation können auch Gedanken und Vorstellungen sowie assoziative und nicht assoziative Lernprozesse Reorganisation im Gehirn bewirken. Diese plastische Fähigkeit des Gehirns lässt sich nutzen, um z. B. Gelähmten Kommunikation mittels des Gehirns zu ermöglichen oder Prothesen zur Nutzung gelähmter Glieder zu konstruieren. Die direkte Beeinflussung der Funktion und Struktur des Gehirns lässt sich auch bei der Behandlung chronischer Krankheiten nutzen. Die pädagogischen Möglichkeiten dieses Potentials sind bislang noch nicht systematisch erforscht. Mittags- und Abendvorlesungen 2 Experimentieren mit Säuglingen – ein Kinderspiel? Beispiele aus der eigenen Forschungsarbeit Sabina Pauen Psychologisches Institut Universität Heidelberg Hauptstr. 47-51; 69117 Heidelberg [email protected] Wer das Denken von Säuglingen empirisch untersuchen will, muss ohne Instruktionen und Fragen auskommen. Er/sie muss sich Aufgaben ausdenken, die für Kinder wie ein Spiel aussehen und es dem Wissenschaftler ermöglichen, von nonverbalem Verhalten der Probanden (Blickzeiten, Blickrichtung, Examinationszeiten, Handbewegungen) indirekte Rückschlüsse auf kognitive Prozesse zu ziehen. Im Vortrag wird anhand unterschiedlicher Beispiele aus der eigenen Forschung zum präverbalen Konzepterwerb demonstriert, mit welchen Methoden Säuglingsforscher arbeiten, um vorsprachliches Wissen zu untersuchen. So werden die Habituations-Dishabituationsmethode, das Violation of Expectation Paradigma, Trainingsstudien und ein Attributionsparadigma vorgestellt. Auch neuere Versuche, Verhaltensdaten mit physiologischen Messdaten (Herzraten-Messung, EKP) zu koordinieren, werden angesprochen. Ziel des Vortrags ist es, einerseits auf die Vielfalt der Möglichkeiten experimenteller Forschung mit Säuglingen hinzuweisen, gleichzeitig aber darzulegen, dass die Untersuchung von Babys ein methodisch hoch anspruchsvolles Unterfangen darstellt, bei dem die Grenzen der möglichen Schlussfolgerungen stets kritisch diskutiert werden müssen. Bias without Intentionality: The Problem and Ideas toward a Solution John F. Dovidio Colgate University 13 Oak Drive; New York 13346 [email protected] In the United States, perhaps due in part to the Civil Rights Legislation of the 1960s, subtle forms of social bias have emerged along with the presence of overt forms. This presentation first briefly reviews examples of bias and then focuses on techniques for combating both blatant and subtle bias. Specifically, this presentation examines how the forces of social categorization can be harnessed and redirected toward the reduction of racial biases. I summarize findings from a variety of intergroup settings that are supportive of our Common Ingroup Identity Model, which proposes that if members of different groups are induced to conceive of themselves more as a more inclusive, superordinate group, rather than as two separate groups, orientations toward former outgroup members will become more favorable (Gaertner & Dovidio, 2000). It is further noted, however, that recategorization into a single inclusive group is often impractical (for example because of long-standing cultural conflict) or undesirable (because it may require people to abandon important group identities). Nevertheless, under these conditions, recategorization in the form of a dual identity, in which superordinate and subgroup identities are both salient, can also reduce bias and improve intergroup relations. Data reported from laboratory studies, field experiments, and surveys involving a range of different types of groups examine differences in orientations of majority and minority group members to these different forms of recategorization and social inclusion and illustrate converging evidence in support of the Common Ingroup Identity Model. Mittags- und Abendvorlesungen 3 Moving in a Fog: Illusions in motion perception Stuart Anstis Dept of Psychology UCSD 9500 Gilman Drive; La Jolla CA 92093-0109 [email protected] I am studying how the human brain responds to visual motion, and I shall illustrate this with short movies of some newly discovered motion illusions. Why do movies seem to move, when the pictures on the screen are actually stationary? Why does TV work, when there is not picture at all (only a flying spot). Why do wagon wheels go backwards in the movies? Why do cars seem to move more slowly in the fog? Because the fog reduces the contrast (brightness differences) of moving objects, which the brain unfortunately interprets as a slowing down. My new illusions (the Chopstick, Sliding Rings, Footsteps illusions), plus others known even to Aristotle (300 BC) demonstrate many ways in which things can move in one direction yet be perceived as moving in another direction. Therefore, drive carefully. I shall present some new, or newish, illusions to show that motion signals in the early parts of the visual system are profoundly altered by stimulus luminance and contrast. I shall show that contrast affects: 1. Motion strength in Time till breakdown 2. Motion strength in Crossover motion 3. Speed in The Footsteps illusion 4. Direction in The Plaid-motion illusion 5. Direction: Split dots I shall then consider how it is that higher perceptual processes massage these neural motion signals into the perception of moving objects. For instance, moving line terminators help to solve the aperture problem. But these solutions are modified by stimulus contrast in the Plaid-motion illusion and in the Peripheral-oblique illusion. In the Chopstick and Sliding Rings illusion, the motion of terminators propagates along straight lines and is blindly (and incorrectly) assigned to the motion of the central intersection. Finally, a new display of moving dots alternates perceptually between two radically different perceptual interpretations. Usually the Local percept (trees) is seen first, but the Global interpretation (forest) gradually takes over in the course of time. Symposium: Quellengedächtnis 4 2 Symposium: Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis Einführung und Leitung: Arndt Bröder†, Thorsten Meiser‡ †Psychologisches Institut Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] ‡Institut für Psychologie Universität Jena Humboldtstr. 26; 07743 Jena [email protected] Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis Quellengedächtnis beschreibt das Gedächtnis für Kontextattribute einer Enkodiersituation, die die Herkunft eines Gedächtnisinhalts anzeigen [Johnson, Hashtroudi & Lindsay, Psychol Bull, 114, 3-28 (1993)]. Das Quellengedächtnis spielt in zahlreichen Forschungsbereichen der Kognitiven Psychologie eine zentrale Rolle und wurde beispielsweise zur Untersuchung der kindlichen Gedächtnisentwicklung, des kognitiven Alterns, der kognitiven Einbußen in Folge neuropsychologischer Störungen, der sozialen Kategorienbildung und der Validität von Zeugenaussagen verwendet. Die Analyse des Quellengedächtnisses wurde durch die Formulierung multinomialer Messmodelle [Batchelder & Riefer, Psychol Rev, 97, 548-564 (1990); Bayen, Murnane & Erdfelder, J Exp Psychol Learn, 22, 197-215 (1996)] und durch deren Erweiterung auf die simultane Erfassung des Gedächtnisses für unterschiedliche Kontextdimensionen [Meiser & Bröder, J Exp Psychol Learn, 28, 116-137 (2002)] präzisiert. Diese Messmodelle erlauben eine statistische Trennung von genuinen Erinnerungsprozessen und rekonstruktiven Entscheidungsprozessen bei der Quellenzuordnung sowie eine Untersuchung der wechselseitigen Abhängigkeiten von Kontextinformationen im episodischen Langzeitgedächtnis. Die Beiträge des Symposiums zeigen aktuelle methodische und inhaltliche Entwicklungen in der Quellengedächtnisforschung auf und illustrieren, wie grundlegende Fragen der Gedächtnisrepräsentation und des Entscheidungsverhaltens neu untersucht und Fragestellungen aus unterschiedlichen Forschungsbereichen präziser formuliert und analysiert werden können. Bezüglich der genuinen Erinnerungsprozesse werden aktuelle Ergebnisse zur gemeinsamen Repräsentation multipler Kontextattribute (Eickelkamp & Bröder) und zur Quellenunterscheidung zwischen selbst- und fremdgenerierten Aufgabenlösungen (Aschermann, Gerdes & Kraemer) vorgestellt. Im Hinblick auf rekonstruktive Entscheidungsprozesse wird die Rolle von metakognitiven Überzeugungen bei der Quellenattribution (Sattler & Meiser) und der Einfluss von situationsabhängigen Ratestrategien bei der Quellendiskrimination in Zeugenaussagen (Echterhoff & Groll) demonstriert. Symposium: Quellengedächtnis 5 Gedächtnis für mehrere Kontextdimensionen bei Variation des Abrufkontextes Vera Eickelkamp, Arndt Bröder Psychologisches Institut, Abteilung Allgemeine Psychologie Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Variiert man den Kontext von Informationen in einer Lernphase, so kann man ihn auch in einem nachfolgenden Rekognitionstest derart variieren, dass er entweder dem Lernkontext entspricht (match) oder nicht (mismatch). Dodson und Shimamura [J. Exp. Psyc. Mem. Cog, 26, 4, 1023 (2000)] zeigten, dass ein solcher Mismatch das Kontextgedächtnis verschlechtern kann, wenngleich die Itemwiedererkennung unbeeinflusst bleibt. Diesen Effekt kann man sich zu Nutze machen, um die Unabhängigkeit des Abrufs mehrerer Kontextmerkmale zu testen: Dazu wird bezüglich einer Abrufdimension ein Mismatch hergestellt und man schaut, ob auch der Abruf der anderen Dimension beeinträchtigt wird. Wir berichten zwei Experimente, in denen zwei Kontextdimensionen beim Lernen variiert wurden. In Experiment 1 die Schriftfarbe und die Schriftart, in Experiment 2 die Sprecherstimme sowie das Präsentationsohr. In Experiment 1 wurde der Abruf der Schriftart, nicht jedoch der Schriftfarbe, durch einen Mismatch in der Schriftart beeinträchtigt. Zusätzlich zeigte sich ein Mismatch-Effekt bezüglich des Itemgedächtnisses, wenn die Schriftart im Abrufkontext variiert wurde. Daten von Experiment 2 liegen noch nicht vor. Unbewusstes Plagiieren als Fehlattribution der Quelle Ellen Aschermann, Heike Gerdes, Anne-Christine Kraemer Institut für Psychologie Universität zu Köln Gronewaldstr. 2; 50963 Köln [email protected] Unter Cryptomnesie [Marsh & Bower JEP: LMC 19,673-688 (1993)] versteht man jene Gedächtnistäuschung, die uns verleitet, bereits Bekanntes fälschlich als neu einzuschätzen. Die Zuordnung einer Handlung zu ihrem Akteur beschreibt dabei eine wesentliche Dimension der Quellenidentifikation. Vor diesem Hintergrund wird unbewusstes Plagiieren als unkorrekte Diskrimination der Quelle interpretiert, fremd generierte Handlungen werden irrtümlich sich selbst zugeschrieben. Fragestellung der Studie waren Ausmaß und Art des unbewussten Plagiierens bei Grundschülern im Vergleich zu Studierenden im Rahmen des Quellenidentifikationsparadigmas. Grundschulkinder (N = 114) und Studierende (N = 52) generierten jeweils in Paaren Begriffe zu verschiedenen Kategorien. Nach einem einwöchigen Behaltensintervall wurden die Teilnehmenden aufgefordert, die selbst generierten Begriffe frei zu erinnern, neue Begriffe zu bilden sowie einen Quellenidentifikationstest zu absolvieren. In der Auswertung können so Recall- und Rekognitionsleitungen miteinander hinsichtlich klassischer QI-Maße verglichen werden. Gedächtnis- und Rateprarameter werden zudem mithilfe multinomialer Modelllierung analysiert. Symposium: Quellengedächtnis 6 Metakognitive Prozesse der Quellenzuordnung: Nutzung (vermeintlicher) Gedächtnisunterschiede zwischen Informationen aus verschiedenen Quellen Christine Sattler, Thorsten Meiser Institut für Psychologie Friedrich-Schiller-Universtität Jena Humboldtstr. 26; 07743 Jena [email protected] Es bietet sich an, bei der Quellenzuordnung eines Items unter Unsicherheit metakognitives Wissen über das Gedächtnis auszunutzen: erstens ob das Item wiedererkannt oder erraten ist, zweitens ob es generelle Unterschiede in der Erinnerbarkeit von Items aus verschiedenen Quellenkategorien gibt. Diese Hypothesen wurden mit Hilfe eines multinomialen Gedächtnismodells [Meiser & Bröder, J Exp Psychol Learn, 28, 116-137 (2002)] untersucht, das Ratetendenzen bei der Quellenzuordnung als alt erkannter und als alt geratener Items trennt. Im ersten Experiment wurden Items zweimal versus dreimal präsentiert. Erwartungsgemäß war das Itemgedächtnis für zweimal dargebotene Items schlechter, und als alt geratene Items wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit als wiedererkannte Items als zweimal dargeboten bezeichnet. Experiment 2 replizierte dieses Ergebnis mit unterschiedlich langer Itempräsentation und zeigte zusätzlich, daß kürzer dargebotene Items auch subjektiv schlechter erinnerbar waren. Im dritten Experiment wurden unterschiedliche subjektive Erwartungen über die Erinnerbarkeit von Items verschiedener Quellenkategorien induziert, die tatsächlich gleich war. Die subjektiv erwartete Erinnerbarkeit beeinflußte die Quellenzuordnung unter Unsicherheit in der vorhergesagten Richtung. Strategien der Quellenzuordnung im Falschinformationsparadigma: Einflüsse der Abrufsituation auf die Merkmalsdiagnose Gerald Echterhoff, Stephan Groll Psychologisches Institut Universität zu Köln Herbert-Lewin-Str. 2; 50931 Köln [email protected] In einem Experiment wurde zuerst gezeigt, dass Personen bei der Quellenzuordnung diejenigen Merkmale reaktivierter Informationen berücksichtigen, die für relevante Quellen diagnostisch sind, und erst bei einem Fehlen solcher Merkmale auf die Spurstärke der Informationen zurückgreifen. Dies impliziert, dass ein mehrdimensionales Modell der Merkmalsdiagnose [Johnson, Hashtroudi & Lindsay, Psychol. Bull., 114, 3-28 (1993)] Strategien der Quellenzuordnung besser beschreibt als ein unidimensionales Spurstärkemodell [Hoffman, J Exp Psychol Learn, 23, 371-383 (1997)]. Ausgehend von diesem Befund wurde in einem Falschinformationsexperiment untersucht, inwiefern die Abrufsituation die Auswahl bzw. Gewichtung quellendiagnostischer Merkmale beeinflusst. Es wurde angenommen, dass Personen bei nachträglicher Diskreditierung der Falschinformationsquelle zwei verschiedene Strategien zur Vermeidung von Fehlerinnerungen einsetzen: Bei expliziter Warnung sollten Personen vorrangig prüfen, ob solche Merkmale in ausreichendem Maß vorliegen, die für das Zielereignis diagnostisch sind (Zielereignisfokus). Bei sozialer Diskreditierung sollten zusätzlich Merkmale berücksichtigt werden, die für die Falschinformationsquelle diagnostisch sind und so die reaktivierte Information „verdächtig“ machen (Verdachtsfokus). Rekognitionsmuster für verschiedene Itemtypen aus dem Zielereignis stützten diese Hypothese. 7 3 Symposium: Interferenz in Doppelaufgaben: Repräsentationen und Prozesse Einführung und Leitung: Iring Koch†, Stefanie Schuch‡ Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München † [email protected] ‡ [email protected] Interferenz in Doppelaufgaben: Repräsentationen und Prozesse Die Verwendung von Doppelaufgaben wird traditionell als Methode eingesetzt, um Verarbeitungsprozesse und Strukturen des kognitiven Systems zu erforschen. Ein zentrales Ergebnis dieser Forschung ist der Befund, dass es zu Leistungsbeeinträchtigungen (Interferenz) kommt, wenn zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeitet werden. Das Ausmaß der empirisch beobachteten Interferenz wird dabei von einer Vielzahl von Variablen beeinflusst, wie z.B. die zeitliche Überlappung der Aufgaben oder die Ähnlichkeit (Kompatibilität) zwischen den Aufgaben. Die meisten Theorien zur Erklärung von Doppelaufgaben-Interferenz fokussieren auf die zeitliche Koordination der beteiligten aufgabenspezifischen Verarbeitungsprozesse. In jüngerer Zeit rückt zunehmend auch die Bedeutung der Art der beteiligten Repräsentationen in den Blickpunkt. Wichtig ist vor allem die integrative Betrachtung von Prozessen und Repräsentationen in Doppelaufgaben. Das Ziel des Symposiums ist, einen Rahmen für diese theoretische Integration zu schaffen und aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu diskutieren. Interferenz in Doppelaufgaben mit struktureller Überlappung Ronald Hübner Fachbereich Psychologie Universität Konstanz Fach D29; 78457 Konstanz [email protected] In den meisten Experimenten zu Doppelaufgaben wurden Aufgaben kombiniert, die sich strukturell kaum überlappen, da in erster Linie Interferenzen interessierten, die durch eine zeitliche Überlappung entstehen. Erst in jüngerer Zeit nimmt auch das Interesse an strukturellen Überlappungen bei Doppelaufgaben zu. Eines der Gründe dafür ist, dass strukturelle Überlappungen im Aufgabenwechselparadigma, das momentan sehr aktuell ist, eine wichtige Rolle spielen. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, auf welcher Ebene die durch strukturelle Überlappungen ausgelösten Interferenzen stattfinden. Einige neuere Arbeiten nehmen an, dass dies auf der Ebene der Reizkategorien geschieht. Um diese Hypothese zu testen, wurden Doppelaufgabenexperimente durchgeführt, bei denen das Ausmaß der strukturellen Überlappung variierte. Es zeigten sich strukturelle Interferenzen auch dann, wenn es keine Überlappung auf der Reizkategorieebene gab, wohl aber eine Überlappung der Antwortkategorien. Dies belegt, dass Interferenzen zu einem großen Teil auf der Ebene der Antwortkategorien stattfinden. Symposium: Doppelaufgabeninterferenz 8 Reaktions-Reaktions-Kompatibilität in Doppelaufgaben Stefanie Schuch Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 Muenchen [email protected] Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit repräsentationaler Überlappung von Aufgabenkomponenten in Doppelaufgaben. Insbesondere wird die gegenseitige Beeinflussung von Reaktionen untersucht, wenn diese in den verschiedenen Aufgaben eine Ähnlichkeitsbeziehung aufweisen. Wir konnten zeigen, daß die Art der Beeinflussung nicht von der motorischen Reaktion an sich, sondern von deren kognitiver Repräsentation abhängt. Daraus schließen wir, daß es Prozesse geben muß, welche die Umkodierung von Reaktionsrepräsentationen steuern. In einer Serie von Experimenten haben wir diese Umkodierungsprozesse näher untersucht. Wir verwendeten dabei ein PRP (Psychologische Refraktärperiode)-Paradigma, in dem auf die verschiedenen Aufgaben mit denselben oder mit kompatiblen Reaktionen geantwortet werden mußte. Das Datenmuster unterstützt ein Modell, in dem verschiedene Repräsentationen miteinander konkurrieren und sich gegenseitig ausschließen. Möglichkeiten und Grenzen unbewusster Reaktionsaktivierung in Doppelaufgaben Torsten Schubert, Rico Fischer Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin Hausvogteiplatz 5-7; 10318 Berlin [email protected] Bei der Ausfuehrung zweier sich zeitlich überlappender Wahlreaktionsaufgaben sollen Verarbeitungsengpässe zu einer Unterbrechung der Verarbeitung in einer der Aufgaben führen, waehrend bestimmte Verarbeitungsstufen der anderen Aufgabe ablaufen. In einer früheren Untersuchung konnten wir zeigen, dass durch nicht bewusst wahrgenommene Information Reaktionsaktivierungen trotz vermeintlicher Unterbrechung stattfinden können. Dazu nutzten wir ein neues Paradigma bei dem dem Stimulus in einer der beiden Aufgaben subliminale Primeinformation vorausging, die die Reaktionszeiten in beiden Aufgaben (also auch der vermeintlich unterbrochenen) beeinflusste. Im Vortrag werden die Befunde weiterer Untersuchungen berichtet, deren Ziel darin bestand, die Möglichkeiten der unbewussten Reaktionsaktivierung trotz Verarbeitungsengpass zu überpruefen. Dabei wurde untersucht, ob die Art des Verarbeitungsengpasses (zentral vs. peripher), die Modalität der Antwortreaktionen (manuell vs. verbal) oder die Art der während des Engpasses verarbeiteten Informationen (motorisch vs. semantisch) einen Einfluss auf die unbewusste Reaktionsaktivierung in Doppelaufgaben haben. Die Befunde spezifizieren die Existenz von Verarbeitungsprozessen, die in unterschiedlichem Ausmaß einem Engpass unterworfen sind. Symposium: Doppelaufgabeninterferenz 9 Welche Ursachen hat perfect time sharing? Roman Liepelt, Torsten Schubert, Peter A. Frensch, Stefan Koch Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II Humboldt-Universität Berlin Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin [email protected] Bei der Ausführung von Doppelaufgaben (DA) entstehen DA-Kosten. Als Erklärung für die Entstehung von DA-Kosten werden verschiedene Mechanismen diskutiert. Zum einen exekutive Prozesse [Meyer & Kieras, Psychological Review, 104, 3-65 (1997)], zum anderen das Vorhandensein eines Flaschenhalses [Pashler et al., Journal of Experimental Psychology, 27, 862-869 (2001)]. Verschiedene Befunde zeigen eine Reduktion der DA-Kosten auf Null [Schumacher et al., Psychological Science, 12, 101-108 (2001)], Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28, 527-545, 2002)]. Das allerdings erst nach ausgedehnter Übung und nicht bei allen VP [Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28, 527-545 (2002)]. In anderen Arbeiten gibt es Zweifel bezüglich der tatsächlichen Reduktion der DA-Kosten [Pashler et al., Journal of Experimental Psychology, 27, 862-869 (2001)]. Auf Grund der divergierenden Evidenz in den Befunden zur DA-Kosten Reduktion soll zunächst die Möglichkeit einer vollständigen Replikation der Befunde von [Schumacher et al., Psychological Science, 12, 101-108 (2001)] und [Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28, 527-545 (2002)] überprüft werden. Bislang ungeklärt ist die Frage, was während ausgedehnter Übung gelernt wurde, das Menschen dazu befähigt die DA ohne zusätzliche Kosten auszuführen (perfect time sharing). Ob es sich hierbei um übergeordnetes, prozessbasiertes Wissen (Intertask-Koordination) handelt wurde in einem weiteren Experiment untersucht. Wahrnehmungsbeeinträchtigungen in Doppeltätigkeitsaufgaben: Gibt es Hemisphären-Unterschiede? Jochen Müsseler, Peter Wühr Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr 33; 80799 München [email protected] Doppeltätigkeiten führen in der Regel zu deutlichen Leistungseinbußen. Konfrontiert man beispielsweise eine Versuchsperson mit zwei überlappenden Aufgaben (z.B. soll auf die sukzessive Darbietung zweier Reize mit verschiedenen Tastendrücken reagiert werden), so steigt die Reaktionszeit mit der zeitlichen Überlappung der beiden Aufgaben an. Neuere Studien belegen, dass auch visuelle Enkodierungsprozesse durch begleitende motorische Aufgaben beeinträchtigt werden (Überblick in [Müsseler & Wühr, Attention & Performance XIX, 520-537 (2002)]). Hier knüpfen die vorliegenden Experimente an. Wir gehen der Frage nach, ob die Identifikation lateralisierter Reize durch eine motorisch ausgelöste Aktivierung in derselben Hemisphäre beeinflussbar ist oder nicht. Konkret reagieren die Versuchspersonen auf die Darbietung von Tönen mit Tastendrücken der linken/rechten Hand, während ihnen im linken/rechten Gesichtsfeld zu identifizierende maskierte Reize präsentiert werden. Die Ergebnisse zeigen den üblichen Zeitverlauf der Wahrnehmungsbeeinträchtigung auch im relativ zur Handreaktion kontralateralen Gesichtsfeld, allerdings nimmt dort nur tendenziell die Identifikationsleistungen zusätzlich ab. Symposium: Doppelaufgabeninterferenz 10 Der Einfluss visueller Wahrnehmungsaufgaben auf nachfolgende RT-Aufgaben: Zeitliche Überlappung und Kompatibilität der Aufgaben Iring Koch Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Ein einflussreiches Modell der Doppelaufgaben (DA)-Interferenz legt nahe, dass die parallele Bearbeitung von zwei Aufgaben durch einen kognitiven „Engpass“ auf der Ebene der Reaktionsauswahl begrenzt wird. Perzeptuelle Prozesse und Reaktionsauswahlprozesse sollten demnach nicht zwischen Aufgaben interferieren. Im Beitrag werden drei DA-Experimente berichtet, die dieses Modell erweitern. Die Experimente verwenden das Paradigma der „Psychologischen Refraktärperiode“. In der ersten Aufgabe muss ein visueller Reiz für eine spätere Gedächtnisabfrage enkodiert werden. In der zweiten Aufgabe wird eine manuelle Wahlreaktion auf einen hohen oder tiefen Ton gefordert. Die Daten zeigen, dass visuelle Enkodierungsprozesse nachfolgende Reaktionsauswahlprozesse deutlich verzögern. Dies legt nahe, dass nicht nur Gedächtnisabruf (d.h. Reaktionsauswahl), sondern auch Gedächtnisenkodierung zu DA-Interferenz führt. Darüberhinaus zeigen die Daten, dass die in der ersten Aufgabe enkodierte Information den Reaktions-Code für die logisch unabhängige Reaktion in der zweiten Aufgaben bahnen kann, wenn die Codes übereinstimmen (d.h. kompatibel sind). Zusammengenommen legen die Befunde eine Verallgemeinerung des Engpass-Modells nahe. Interferenz zwischen Speichern und Verarbeiten im Arbeitsgedächtnis – Die Rolle der phonologischen Ähnlichkeit Elke Lange, Klaus Oberauer Allgemeine Psychologie 1 Universität Potsdam Goltzstr.15; 10781 Berlin [email protected] Wir haben in drei Experimenten die Ähnlichkeit zwischen einer relevanten und einer Störaufgabe manipuliert. In der relevanten Aufgabe sollten die Vpn eine Reihe von fünf phonologisch unähnlichen Wörtern lernen. Im Retentionsintervall lasen die Vpn vier weitere Wörter laut vor. Diese Störwörter hatten insgesamt eine hohe phonologische Überlappung mit einem der Primärwörter, wobei sich pro Störwort nur bis zu zwei Phoneme mit diesem Target überlappten. Es bestand keine offensichtliche paarweise Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Störwörtern und dem Target. Dennoch war die Wiedergabe des Targets vermindert. Anhand der Fehlertypen konnten wir zwei mögliche Mechanismen für Interferenz unterscheiden. Wenn Interferenz aufgrund von Verwechslung geschieht, dann sollte statt des Targets eines der Störwörter wiedergegeben werden (Intrusionsfehler). Eine alternative Hypothese ist, dass aufgrund der Überlappung die Repräsentation des Targets durch die Störwörter überschrieben wird. Das hätte eine unspezifische Fehlererhöhung zur Folge. Unsere Befunde unterstützen die Interpretation, daß die Target-Repräsentation durch überlappende Störwörter partiell überschrieben werden. 11 4 Symposium: Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming Einführung und Leitung: Markus Maier Pädagogische Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming Im Rahmen des Symposiums „Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming“ werden Modelle und empirische Befunde zum Auftreten von Kongruenz- und Inkongruenzeffekten beim Affektiven Priming vorgestellt und mögliche Parallelen zu aktivatorischen und inhibitorischen Prozessen beim semantischen Priming herausgearbeitet. Der Überblicksvortrag beginnt mit einer Beschreibung des Affektiven und Semantischen Priming Paradigmas. Danach wird insbesondere auf Modelle zur Erklärung von Kongruenz- und Inkongruenzeffekten beim Affektiven Priming eingegangen. Neben dem in der Affektiven Primingforschung eher umstrittenen Aktivationsausbreitungsmodell von Fazio, Sanbonmatsu, Powell, & Kardes [JPSP, 50, 229-238(1986)], wird das an Stroop-Mechanismen angelehnte Reaktionsbahnungs- und Interferenzmodell [vgl. Klauer & Musch, Pers Soc Psych Bulletin, 28, 802-814(2002)], sowie das Urteilstendenzmodell [Klauer & Stern, JEP, 28, 186-206 (1992); Wentura, JEP:LMC, 26, 456-469(2000)] vorgestellt. Diese Modelle dienten ursprünglich der Erklärung und Vorhersage von Kongruenzeffekten beim Affektiven Priming und wurden erst später aufgrund der Entdeckung von Inkongruenzeffekten um einige Zusatzannahmen erweitert bzw. von neueren Modellen abgelöst. In diesen neueren oder erweiterten Theorien nehmen Mechanismen der Aufmerksamkeitssteuerung sowie inhibitorische Prozesse eine zentrale Position ein. In den Beiträgen von Klaus Rothermund und Dirk Wentura wird auf diese Modelle Bezug genommen und es werden neuere empirische Daten zur Rolle der Aufmerksamkeitssteuerung und der Inhibition irrelevanter Reizinformationen bei der affektiven Informationsverarbeitung vorgestellt. Christian Frings wird danach in seinem Vortrag experimentelle Befunde zum semantischen Priming präsentieren, in denen ein Inhibitionseffekt der semantischen Umgebung nachgewiesen werden konnte („center-surround-inhibition“ [Carr & Dagenbach, JEP:LMC, 16, 341-350 (1990)]). Aufmerksamkeitsfokussierende Prozesse und Inhibition assoziierter aber irrelevanter Stimuli scheinen damit auch beim semantischen Priming nachweisbar zu sein. Michael Berner wird im Anschluss daran eine Erweiterung des Aktivationsausbreitungsmodells zur Erklärung Affektiver Primingeffekte präsentieren. Nach dieser Theorie scheinen aktivationsstärkeabhängige Interferenzmechanismen und daraus resultierende Inhibitionsprozesse eine wesentliche Ursache für das Auftreten von Inkongruenzeffekten zu sein. Markus Maier schließlich stellt experimentelle Befunde vor in denen eine derartige aktivationsstärkeabhängige Inhibition auch beim semantischen Priming gefunden werden konnte. 12 Symposium: Affektives und Semantisches Priming Affekt und Aufmerksamkeit: Inkongruenzeffekte emotionaler Zustände auf die Verarbeitung valenter Stimuli Klaus Rothermund Universität Trier Universitätsring 15; 54286 Trier [email protected] In vier Experimenten wurde die Hypothese getestet, daß affektive Zustände eine Art Wahrnehmungshintergrund darstellen, gegen den Stimuli mit diskrepanter Valenz herausstechen. Drei Studien untersuchten den Einfluß experimentell induzierter affektiver Zustände auf einfache Evaluationsentscheidungen. Wörter, deren Valenz dem aktuellen affektiven Zustand entgegengesetzt ist, wurden schneller verarbeitet als affektkongruente Wörter. Außerdem verzögert die Präsentation eines affektinkongruenten Wortes die Evaluationsentscheidung im Folgedurchgang. Diese Ergebnisse belegen, (a) daß affektinkongruente Information leichter mit Aufmerksamkeit belegt werden, und (b) daß es schwierig ist, die Aufmerksamkeit von affektinkongruenten Stimuli wieder zu lösen. Im vierten Experiment wurde der affektive Inkongruenzeffekt in einer grammatischen Kategorisierungsaufgabe repliziert. Hierdurch wird belegt, daß der Inkongruenzeffekt auf Prozesse der automatischen Aufmerksamkeitssteuerung zurückgeht. Inkongruenzeffekte beim Affektiven Priming: Allgemeine und differentielle Befunde Dirk Wentura Institut für Psychologie Universität Jena Wildstr. 1; 07743 Jena [email protected] In einer Reihe von Experimenten mit der Evaluationsaufgabe („Target-Wort positiv/negativ?“) und maskiertem („subliminalem“) Priming (positive/negative Wörter als Primes) wurden die Bedingungen für das Auftreten von Kongruenz- (d.h. positivem Priming) und Inkongruenzeffekten (d.h. negativem Priming) untersucht. Leicht erklärbar sind Kongruenzeffekte mit der Annahme, dass der Prime bereits die korrekte oder aber falsche Reaktion auf das Target bahnt. Übereinstimmend mit dieser Annahme und mit Berichten in der Literatur finden sich deutliche positive Effekte vor allem wenn die Primes (in anderen Durchgängen) auch als Target genutzt werden, da offenbar dadurch eine starke Reaktionsbindung bei den Wörtern erreicht wird. Zunächst schwerer zu erklären sind Inkongruenzeffekte, die allerdings unter spezifizierbaren Umständen (Genauigkeitsinstruktionen, Verwendung bestimmter Materialkombinationen) auftreten. Diese Befunde werden auf den temporal discrimination account [Milliken et al., Psy.Rev., 105, 203 (1998)] bezogen. In diesen Rahmen integriert werden sollen auch Befunde zur Abhängigkeit der Primingeffekte von Personenunterschieden (behavioral inhibition sensu Gray). Symposium: Affektives und Semantisches Priming 13 Inhibitionsprozesse beim semantischen Priming Christian Frings, Dirk Wentura Personale und soziale Kognition Friedrich-Schiller-Universität Jena Wildstraße 1; 07743 Jena [email protected] In einer Experimentalreihe fanden Wentura und Frings einen negativen Priming-Effekt für Kategorieexemplare, wenn Kategoriebegriffe als schwellennah dargebotene Primes verwendet wurden. Dabei wurde durch eine wiederholte Maskierung eine lange Gesamtpräsentationsdauer der Primes trotz schwellennaher Darbietung realisiert. Diese Befunde werden vor dem Hintergrund zweier konträrer Theorien diskutiert, nämlich der Center-Surround-Theorie [Dagenbach, Carr & Wilhelmsen, JEP: LMC,16,341,(1989)] und dem Prime clarification-Ansatz [Kahan, JEP: LMC, 26, 1392, (2000)]. Um zu einer Entscheidung zwischen diesen Ansätzen zu kommen, wurde ein weiteres Primingexperiment durchgeführt (N = 24), indem Versuchspersonen gezwungen wurden, unter großem Zeitdruck zu handeln (Antwortfenstertechnik); auch unter dieser Bedingung fand sich ein negativer Primingeffekt, was deutlich gegen den strategiebasierten Ansatz von Kahan [JEP: LMC, 26, 1392, (2000)] spricht. Die Verwendung von anderem Stimulusmaterial (asymmetrische Assoziationspaare, entweder vorwärtsoder rückwärtsgerichtet; N = 65) ergibt wiederum einen negativen Effekt für assoziierte Stimuli; eine Auswertung der Daten in Abhängigkeit eines a priori-Kriteriums der Erkennensleistung zeigt jedoch ein Muster, das von keiner Theorie allein erklärt werden kann. Kongruenz- und Inkongruenzeffekte beim Affektiven Priming: Moderierende Einflüsse der Aktivationsstärke Michael Berner, Markus Maier, Robin Hau Institut für Experimentelle Psychologie (Lehrstuhl Prof. Lukesch) Universität Regensburg Universitätsstr. 31; 93040 Regensburg [email protected] Existierende Modelle zum Auftreten von Assimilations- und Kontrast-Effekten bei der Eindrucksbildung besagen, dass die Präsentation abstrakter Primes in der Regel zu Assimilations-Effekten führt, während es durch die Präsentation von Exemplar-Primes in der Regel zu Kontrast-Effekten kommt. In zwei Experimenten wurde gezeigt, dass die Präsentation abstrakter Primes Inhibitions-basierte Kontrast-Effekte bei der Personenbeurteilung auslösen kann, wenn die für die Beurteilung einer unbekannten Person relevante Kategorie sehr stark aktiviert ist. Dabei spielen sowohl individuelle Unterschiede in der generellen Zugänglichkeit (im Sinne einer Basis-Aktivierung) der Kategorie eine Rolle, also auch die vorübergehende zusätzliche Erhöhung der Aktivierung der Kategorie durch maskiertes Priming mit entsprechenden Begriffen. Diese Befunde stellen eine Ergänzung existierender Modelle zum Auftreten von Kontrast-Effekten bei der Personen-Beurteilung dar. 14 Symposium: Affektives und Semantisches Priming Aktivationsstärkeabhängige Inhibition beim semantischen Priming Markus Maier Pädagogische Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Zur Erklärung von Kontrasteffekten beim Affektiven Priming wurde von Maier, Berner und Pekrun [ExpPsy,(in press)] ein Modell vorgeschlagen, welches stärkeabhängige Inhibitionsprozesse als Ursache solcher Inkongruenzeffekte beschreibt. Diese Annahme konnte durch affektive Primingexperimente belegt werden. Eine offene Frage war allerdings, ob sich stärkeabhängige Inhibitionseffekte nur beim affektiven Priming zeigen oder auch beim semantischen Priming gefunden werden können. Außerdem sollte nochmals überprüft werden, ob es sich bei dem vermittelnden Mechanismus tatsächlich um Inhibition handelt. In Anlehnung an das Retrieval-Induced-Forgetting-Paradigma wurden zwei Experimente konzipiert. Statt der Retrieval-Practice-Phase wurden maskierte semantische Primewörter präsentiert. Aktivationsstärke wurde dabei durch Variation der Primeanzahl operationalisiert. Es zeigte sich in einer anschließenden Abrufaufgabe (lexikale Entscheidung bzw. Recall) in der hohen Aktivationsbedingung wie erwartet Inhibition bei Items, die aus geprimten Kategorien stammen, aber nicht als Primes dargeboten worden waren. Die Befunde machen deutlich, dass stärkeabhängige Inhibition indirekt aktivierter Exemplare eine Ursache für Kontrasteffekte beim affektiven Priming darstellen können. 15 5 Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen Einführung und Leitung: Guido Hertel Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität Kiel Olshausenstr. 40; 24098 Kiel [email protected] Motivationsgewinne in Gruppen: Aktuelle Entwicklungen und Befunde Seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts beschäftigen sich Psychologen damit, wie sich die Leistung einzelner Personen durch die Arbeit in einer Gruppe verändert [z.B. Ringelmann, Annales de l’Institut National Agronomique, 2e serie-tome XII, 1-40, (1913); Triplett, Am. J. of Psychology, 9, 507-533 (1897)]. Das Resumee dieser Forschung war bislang oft eher pessimistisch, da neben Koordinationsverlusten Motivationsverluste die Leistungsbereitschaft des Einzelnen in einer Gruppe häufig verringern [z.B. Steiner, Group process and productivity. New York: Academic Press (1972)]. In den letzten Jahren wurden nun erste experimentelle Untersuchungen vorgelegt, in denen auch Motivationsgewinne in Gruppen nachgewiesen werden konnten: Personen zeigten unter bestimmten Bedingungen höhere Leistungsmotivation während der Gruppenarbeit als bei vergleichbarer Einzelarbeit. Beispiele solcher Motivationsgewinne in Gruppen sind: • Effekte sozialer Kompensation [z.B. Williams & Karau, JPSP, 61, 570-581 (1991)] • Effekte sozialer Vergleiche und sozialen Wettbewerbs [z.B. Erev, Bornstein & Galili, J. Exp. Social Psych., 29, 463-478 (1993); Stroebe, Diehl & Abakoumkin, Social compensation and the Köhler effect: Toward a theoretical explanation of motivation gains in group productivity. In E. Witte & J. Davis (Eds.), Understanding group behavior: Consensual action by small groups (Vol. 2, pp 37-65). Mahwah, NJ: L. Erlbaum (1996)] • Effekte hoher Instrumentalität persönlicher Beiträge für die Gruppe [z.B. Hertel, Kerr & Messé, JPSP, 79, 580-601 (2000)] Das Ziel dieses Symposiums ist es, neue experimentelle Arbeiten zu diesem Thema vorzustellen und zu diskutieren. Die Beiträge geben dabei einen guten Überblick über die verschieden psychologischen Prozesse, die Motivationsgewinnen in Gruppen zugrundeliegen können (u.a. soziale Vergleichsprozesse, Identifikation mit der Gruppe, affektive Einflüsse, Partnerfeedback). Darüber hinaus wird durch die unterschiedlichen Untersuchungsparadigmen die Robustheit von Motivationsgewinnen in Gruppen weiter belegt. 16 Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen Soziale Kompetition beim Gruppenbrainstorming Michael Diehl, Jörg Munkes Psychologisches Institut Universität Tübingen Friedrichstraße 21; 72072 Tübingen [email protected] Die kreative Leistung in einem Gruppenbrainstorming ist deutlich niedriger als in einem Einzelbrainstorming. Diehl und Stroebe [JPSP,53,497-509(1987)] konnten zeigen, dass wechselseitige Produktionsblockierung, also ein Koordinationsverlust, für diese verminderte Leistung verantwortlich ist. Motivationsverluste konnten als Ursache weitgehend ausgeschlossen werden. Paulus und Dzindolet [JPSP,64,575-586(1993)] argumentieren allerdings, dass diese Erklärung nicht ausreichend sei und postulieren eine motivationale Tendenz zur Angleichung der individuellen Beiträge. Diese soll bewirken, dass das durch die wechselseitige Produktionsblockierung hervorgerufene anfänglich niedrige Leistungsniveau beibehalten wird. Ausgehend von Festingers Theorie der sozialen Vergleichsprozesse erwarten wir bei einem Leistungsvergleich jedoch eine Dominanz des Bedürfnisses nach Überlegenheit gegenüber dem Bedürfnis nach Gleichheit. Dies sollte beim Gruppenbrainstorming im Vergleich zum Einzelbrainstorming zu Motivationsgewinnen aufgrund sozialer Kompetition führen. Tatsächlich zeigen zwei von uns durchgeführte Experimente, dass die Möglichkeit zum Leistungsvergleich auf interpersonaler Ebene wie auf Intergruppenebene zu einer höheren Leistung führt. Anzeichen für eine Anpassung der individuellen Leistung konnten in beiden Fällen nicht festgestellt werden. Gruppenidentifikation und Gruppenleistung Jost Stellmacher, Rolf van Dick, Ulrich Wagner, Lemmer Gunnar Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Haspelstr. 49; 35037 Marburg [email protected] Viele Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Bedingungen die Leistung von Personen in Gruppen gegenüber der Leistung von individuell arbeitenden Personen sinkt. Verschiedene Forscher [vgl. Harkins & Szymanski, JPSP, 56, 934-941, (1989)] führen social loafing Effekte besonders auf den Umstand zurück, dass die Gruppe in den meisten Experimenten nur eine geringe Bedeutsamkeit für die untersuchten Personen hat. Entsprechend wird angenommen, dass eine gesteigerte Leistung wie z.B. ‘social facilitation’ oder ‘social labouring’ zu finden sein sollte, wenn die Zugehörigkeit zu einer Gruppe für die untersuchten Personen psychologisch bedeutsam und wichtig ist. Insbesondere die Identifikation mit einer Gruppe ist eine wichtige psychologische Variable, die die Bedeutsamkeit der Gruppenzughörigkeit und somit auch die Gruppenleistung steigern kann. Zwei experimentelle Studien (mit Lehrerinnen und Lehrern sowie mit Studierenden) werden präsentiert, die die Wirkung von Gruppenidentifikation auf Gruppenleistung analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Steigerung der Identifikation die Leistungsverluste in Gruppen zumindest kompensieren kann. Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen 17 Affektive Einflüsse auf den „Köhler Motivation Gain Effect“ Anike Waszak, Guido Hertel Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Esmarchstraße 75; 24118 Kiel [email protected] Sowohl in den frühen Studien von Otto Köhler [Köhler, Industr. Psychotechnik, 3, 274-282 (1926)] als auch in neueren Replikationen [z.B. Hertel, Kerr & Messé, JPSP, 79, 580-601 2000)] war der „Köhler Motivation Gain Effect“ sehr oft von einem Anstieg positiver Affekte begleitet. Personen leisteten in der Gruppe nicht nur mehr, sondern fühlten sich auch besser als unter vergleichbaren Kontrollbedingungen (z.B. Einzelarbeit). In einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob diese affektiven Prozesse eher als Antezedenz oder als Konsequenz der Motivationsgewinne zu verstehen sind. Während einer physischen Stabhalteaufgabe wurden affektive Zustände (z.B. Stimmung) vor, während und nach Einzel- und Gruppendurchgängen durchgeführt. Der „Köhler Motivation Gain Effect“ konnte erneut repliziert werden, und wurde auch wieder von positiven Affekten begleitet. Diese scheinen den Ergebnissen zufolge eher eine Konsequenz der Motivationsgewinne zu sein, während eine Auslöser- oder Mediatorfunktion affektiver Prozesse nicht belegt werden konnte. Implikationen für die weitere Forschung werden diskutiert. Motivationsgewinne in computergestützten Teams Grit Niemeyer, Guido Hertel Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Herzog-Friedrich-Str. 68; 24103 Kiel [email protected] Während die überwiegende Mehrheit empirischer Untersuchungen von Gruppenarbeit eine Reduzierung der Motivation im Vergleich zur Einzelarbeit dokumentiert hat, mehren sich neuere Arbeiten, die zeigen, dass unter gewissen Bedingungen die Motivation während der Gruppenarbeit auch das Maß vergleichbarer Einzelarbeit übertreffen kann. Aufbauend auf einer Studie, die solche Motivationsgewinne erstmalig in computergestützten Gruppen belegt hat [Hertel, Deter & Konradt, J. Appl. Soc. Psych., in Druck], wurde ein Folgeexperiment durchgeführt, in dem die Bedeutung von Anonymität der Partner sowie der Art der Information über die Leistung der Partner (kontinuierlich vs. am Ende der Gruppenarbeit) untersucht wurden. Die Ergebnisse replizieren Motivationsgewinne bei kontinuierlicher Information über die Partnerleistung, und zwar sowohl unter nicht-anonymen als auch unter anonymen Arbeitsbedingungen. Dabei fallen die Motivationsgewinne bei nicht-anonymer Arbeit deutlich stärker aus. Fehlt dagegen eine kontinuierliche Information über die Partnerleistung, dann treten keine Motivationsgewinne auf. Die theoretische Bedeutung der Ergebnisse sowie ihre Implikationen für anwendungsbezogene Fragen werden diskutiert. 18 6 Symposium: Prospektives Gedächtnis Symposium: Prospektive Gedächtnisforschung: Warum vergessen wir, Absichten in die Tat umzusetzen? Einführung und Leitung: Matthias Kliegel†, Mike Martin‡ Psychologisches Institut Universität Zürich Treichlerstr. 10; 8032 Zürich (Schweiz) † [email protected] ‡ [email protected] Aktuelle Trends in der prospektiven Gedächtnisforschung Das prospektive Gedächtnis – sich daran zu erinnern, eine zuvor gefasste Absicht auch auszuführen – ist von hoher Bedeutung für die selbstständige Bewältigung alltäglicher und beruflicher Anforderungen. Trotz dieser hohen Relevanz bilden prospektive Gedächtnisfehler den Großteil alltäglicher Gedächtnisprobleme. In den vergangenen 15 Jahren ist daher die experimentelle Untersuchung von Faktoren, die dem Erinnern von Absichten zugrunde liegen, immer stärker in den Fokus vor allem der angloamerikanischen kognitiven Psychologie getreten. Seit Kurzem ist die prospektive Gedächtnisforschung jedoch auch fester Bestandteil verschiedener Arbeitsgruppen in der deutschsprachigen experimentellen Psychologie. Einige dieser Arbeitsgruppen haben sich im vorliegenden Symposium zusammengeschlossen, um ihre aktuellen Forschungsergebnisse zu diskutieren. M. Kliegel berichtet in seinem Beitrag über vier Experimente, in denen der Einfluss der Aufgabenwichtigkeit auf die prospektive Erinnerungsleistung untersucht wird. B. Meier & P. Graf thematisieren verschiedene Transfereffekte in prospektiven Gedächtnistests. A. Eschen & A. Thöne-Otto vergleichen die Leistung von neuropsychologischen Patienten in einer neu entwickelten komplexen prospektiven Gedächtnisaufgabe mit der Leistung in einer etablierten Laboraufgabe. C. Koch, R. Kretzschmar & M. Beverungen berichten über den prädiktiven Wert von Zeitmanagementtechniken für die rechtzeitige Ausführung verschiedener zeit-basierter prospektiver Gedächtnisaufgaben. Das Symposium abschließend diskutieren J. Freeman & J. Ellis Alterseffekte im Einfluss von motorischen Enkodierprozessen beim „Intended Enactment Effect“, der als ein Teilprozess des prospektiven Erinnerns gesehen wird. Symposium: Prospektives Gedächtnis 19 Der Einfluss der Aufgabenwichtigkeit auf das Erinnern von Absichten Matthias Kliegel Psychologisches Institut – Gerontopsychologie Universität Zürich Treichlerstr. 10; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Sich daran zu erinnern, eine gefasste Absicht auch auszuführen, ist eine Gedächtnisaufgabe von hoher sozialer Relevanz. Verschiedene Autoren haben darauf hingewiesen, dass im Alltag von der tatsächlichen Performanz aus Rückschlüsse darauf gezogen werden, wie wichtig dem (Nicht-)Ausführenden die Vornahme gewesen ist. Es ist bislang jedoch empirisch nur wenig darüber bekannt, ob und unter welchen Umständen die Wichtigkeit einer Intention auch deren tatsächliche Ausführung beeinflusst. Der vorliegende Beitrag bereichtet über 4 Experimente, in denen die Aufgabenwichtigkeit in verschiedenen prospektiven Aufgaben manipuliert wurde. Die Aufgaben variierten im Grad der Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit zwischen der prospektiven und der ablenkenden Hintergrundaufgabe aufzuteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufgabenwichtigkeit vor allem in aufmerksamkeitsbeanspruchenden Paradigmen einen Einfluss hat und widersprechen somit der Annahme eines generellen Einflusses. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Erhöhung der Aufgabenwichtigkeit zu einer Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die prospektive Aufgabe führt, dass dies aber nur in Aufgaben zu einer Performanzsteigerung führt, in denen ein Konflikt zwischen der Verarbeitung der prospektiven und der Hintergrundaufgabe besteht. Verarbeitungsprozesse bei prospektiven Gedächtnistests Beat Meier, Peter Graf Institut für Psychologie Universität Bern Muesmattstr. 45; 3000 Bern (Schweiz) [email protected] Prospektives Erinnern – das erfolgreiche Ausführen einer Vornahme – kann aufgrund zweier grundsätzlich verschiedener Prozesse zustandekommen: Die Gelegenheit zur Ausführung der Vornahme kann aktiv gesucht werden oder erst das Auftauchen der Gelegenheit löst die Erinnerung an die Vornahme aus. In der ersten Situation ist die Vornahme zum Zeitpunkt, in dem der Abrufhinweis verarbeitet wird, bereits aktiv im Bewusstsein. In der zweiten Situation rückt die Vornahme erst bei dieser Gelegenheit ins Bewusstsein. Es handelt sich also um phänomenologisch unterschiedliche Prozesse, die dadurch gekennzeichnet sind, dass erfolgreiche prospektive Gedächtnisleistung in der einen Situation als Ergebnis eines aktiven Suchprozesses, in der anderen Situation als „pop up“-Effekt erlebt wird. In den vorherrschenden experimentellen Paradigmata werden diese Prozesse empirisch nicht unterschieden. Eine Möglichkeit für die Erfassung ist die Erfragung des subjektiven Erinnerungerlebens. Wir präsentieren dazu erste Ergebnisse und diskutieren deren Relevanz für die prospektive Gedächtnisforschung. 20 Symposium: Prospektives Gedächtnis Einfaches und komplexes prospektives Erinnern bei Schädelhirntraumapatienten Anne Eschen, Katja Garbe, Angelika I.T. Thöne-Otto Deutsches Zentrum für Alternsforschung / Abteilung für Entwicklungspsychologie Universität Heidelberg Bergheimer Str. 20; 69115 Heidelberg [email protected] Bei der Erforschung der dem prospektiven Erinnern zugrundeliegenden kognitiven Prozesse ist zu berücksichtigen, dass sich prospektive Erinnerungsaufgaben in Alltag und Labor stark voneinander unterscheiden. In vorliegender Studie wurde untersucht, wie drei Gruppen unterschiedlich exekutiv beeinträchtigter Schädelhirntraumapatienten (n = 22) sowie zehn gesunde Kontrollprobanden zwei verschiedene prospektive Erinnerungsaufgaben bewältigten. Bei der einfachen prospektiven Erinnerungsaufgabe [Kopp & Thöne, ZfN, 12, 76 (2001)] wurde den Probanden eine simple Handlung zur späteren Ausführung vorgegeben, bei der komplexen prospektiven Erinnerungsaufgabe [Kliegel, McDaniel & Einstein, Mem Cognit, 28, 1041-9 (2000)] mussten sie eine mehrere Teilschritte umfassende Handlung selbstständig planen und ausführen. Die Gruppeneinteilung der Schädelhirntraumapatienten (alle mit unbeeinträchtigten Langzeitgedächtnis) erfolgte nach ihren Leistungen in einer komplexe exekutive Prozesse prüfenden Testbatterie (BADS) und im TAP-Arbeitsgedächtnistest: Gruppe 1 zeigte unterdurchschnittliche Leistungen in BADS und TAP, Gruppe 2 unterdurchschnittliche Leistungen allein im Arbeitsgedächtnistest und Gruppe 3 durchschnittliche Leistungen in beiden Tests. Bei der einfachen prospektiven Erinnerungsaufgabe schnitt Gruppe 2 am schlechtesten ab, bei der komplexen prospektiven Erinnerungsaufgabe hingegen Gruppe 1. Theoretische, methodische und praktische Implikationen der Befunde werden diskutiert. Prospektives Gedächtnis und die Anwendung von Gedächtnishilfen und Zeitmanagement-Techniken Cornelius Koch, Roland Kretzschmar, Marcus Beverungen AG Arbeits- & Organisationspsychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35037 Marburg [email protected] Beim Zeitmanagement geht es darum, ob Personen sich ihre Zeit so einteilen, dass sie erreichen, was sie sich vorgenommen haben. Manchmal jedoch versagt das prospektive Gedächtnis und man vergisst, was man sich vorgenommen hat. Wer ein schlechteres prospektives Gedächtnis hat, könnte das ausgleichen, indem er oder sie Zeitmanagement-Techniken anwendet (z.B. einen Terminkalenders benützt) oder Gedächtnishilfen einsetzt (z.B. Erinnerungsnotizen schreibt). Das lässt eine negative Korrelation zwischen dem prospektiven Gedächtnis und dem Anwenden von ZeitmanagementTechniken bzw. Gedächtnishilfen vermuten. Ob es eine solche negative Korrelation tatsächlich gibt, sollte die vorliegende Studie (n = 60) klären. Das prospektive Gedächtnis wurde mit Kliegels komplexer Aufgabe zum prospektiven Gedächtnis [Kliegel et al., Mem. Cognition, 28, 1041 (2000)] und einer einfachen zeitbasierten Aufgabe erfasst, Zeitmanagement-Techniken mit einer Skala aus der deutschen Time Management Behavior Scale [Koch & Kleinmann, eingereicht], Gedächtnishilfen mit einer Übersetzung des Prospective Memory Aids Questionnaire [Long et al., Psychol. Rep., 85, 1139 (1999)]. Symposium: Prospektives Gedächtnis 21 Aging and the role of motoric information in the intended enactment effect Jayne Freeman, Judi A. Ellis School of Psychology University of Reading Earley Gate; RG6 6AL Reading (Großbritannien) [email protected] In young adults, to-be-enacted actions are more readily accessible from memory than actions not designated for enactment. This intended enactment effect (IEE) has been attributed to the superior status of intention representations in memory [Goschke & Kuhl, Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 19, 1211-1226 (1993)]. An alternative proposal is that there is a similarity between the IEE for to-be-enacted material and the advantage that is commonly observed for actions that have been overtly performed in the past (the subject-performed task effect). We explored the relationship between overt and intended enactment effects in young and healthy older adults. Both age groups showed an increase in accessibility (faster recognition latencies) for actions that had been enacted at encoding as compared with items encoded only verbally. Both groups also showed faster recognition latencies for to-be-enacted items as compared with items intended for verbal report. Importantly, these effects were non-additive suggesting a possible role for covert motoric (SPT-type) processing in the encoding of action-based intentions. Symposium: Raumkognition 22 7 Symposium: Raumkognition Einführung und Leitung: Petra Jansen-Osmann Institut für Experimentelle Psychologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf [email protected] Raumkognition - Ausgewählte Fragestellungen Die Raumkognition beschäftigt sich mit dem Erwerb, der Verarbeitung, der Repräsentation und dem Abruf räumlicher Information. In Abhängigkeit von der Art des psychologischen Raumes reichen die Fragestellungen dabei von der mentalen Manipulation räumlicher Gegenstände bis hin zur Fähigkeit, Wege zu finden. Ausgehend von dieser Bandbreite beinhaltet auch das Symposium verschiedenartige raumkognitive Fragestellungen: So wird in einem Beitrag der Einfluss von Interferenz z.B. durch die Vorerfahrung auf die Fähigkeit untersucht, mental eine räumliche Perspektive einzunehmen. Drei weitere Arbeiten beschäftigen sich mit Faktoren, die die interne Repräsentation von Wegen beeinflussen können: Untersucht wird die Bedeutung der Verfügbarkeit von Strassen, die Rolle der Aufmerksamkeit an Entscheidungspunkten und die Wichtigkeit der kinästhetischen Information für den Aufbau räumlichen Wissens. Die darauf folgenden beiden Arbeiten beinhalten Untersuchungen zur Leistung, Wege zu finden: Analysiert wird die Bedeutung unterschiedlicher Navigationsstrategien und Wegbeschreibungen. In dem letzten Vortrag geht es um die Externalisierung abstrakter mentaler Raumkonzepte, hier wird ein graphisches Modell zum Wegefinden vorgestellt. Proaktive und isochrone Interferenzwirkungen bei Perspektivenwechseln im Raum Vadim Juchtenko, Mark May Institut für Kognitionsforschung Universität der Bundeswehr Hamburg Buchenring 48; 22359 Hamburg [email protected] Vorgestellte Perspektivenwechsel fallen Menschen schwer. Es werden Experimente berichtet, in denen isochrone und proaktive Interferenzwirkungen als Ursachen dieser Schwierigkeiten untersucht werden. Probanden prägten sich die Namen und Positionen von Alltagsgegenständen ein und sollten anschließend unter verschiedenen Bedingungen vorgestellter Perspektivenwechsel die Lage der Objekte mit Hilfe eines Joysticks anzeigen. Folgende Faktoren wurden variiert: 1. Ausmaß der Vorerfahrung aus der ersten Perspektive (proaktiv), 2. Richtungsdisparität der anzuzeigenden Objekte zwischen der ersten und der zweiten Positionen (isochron) und 3. körperliche Anwesenheit bzw. Abwesenheit im vorgestellten Raum (isochron). Latenzzeiten und Fehler der Richtungsanzeigen legen nahe, dass isochron wirkende Faktoren die Schwierigkeit des vorgestellten Perspektivenwechsels beeinflussten, während proaktive Wirkungen nicht festgestellt werden konnten. Symposium: Raumkognition 23 Erhöhen oder vermindern Strassen die Genauigkeit des Ortsgedächtnisses? Jan Restat Institut für kognitive Neurowissenschaft Tübingen Auf der Morgenstelle 28; 72076 Tübingen [email protected] Eine für die menschliche räumliche Navigation zentrale, bislang theoretisch aber wenig spezifizierte Klasse von der Orientierung dienlichen Gegebenheiten sind ausgedehnte räumliche Formationen, die das Fortkommen erleichtern (Straßen, Kanäle, Täler) oder erschweren bzw. verunmöglichen (Zäune, Abhänge usw.). Diese Art von Orientierungsmerkmalen unterscheidet sich von lokalen (z.B. Häuser) und globalen (z.B. entfernte Berggipfel) Orientierungsmarken dadurch, dass durch sie kein Platz und auch keine globale Richtung definiert wird, sondern der Routenverlauf zwischen Plätzen beeinflusst wird. Es gibt bereits eine Reihe von Befunden zum Einfluss verschiedener Merkmale von Strassen auf das resultierende räumliche Wissen. Im aktuellen Experiment soll jedoch die Verfügbarkeit von Straßen selbst variiert werden: ein Teil der Landmarken der VR-Umgebung ist mit Straßen verbunden, ein anderer nicht – die Vpn müssen sich ihren Weg selbst suchen. Erwartet wird, dass das Vorhandensein von Straßen zu einer schnelleren Lernkurve, aber zu ungenauerem räumlichen Wissen der absoluten Lage der Orte führt. Der Einfluss von Aufmerksamkeit auf die Repräsentation von Entscheidungspunkten Gabriele Janzen Max-Planck-Institut für Psycholinguistik Postbus 310; 6500 AH Nijmegen (Niederlande) [email protected] Objekte entlang einer Route erleichtern das Wiederfinden eines Weges. Bisherige Befunde zeigen, dass Objekte an Entscheidungspunkten schneller wiedererkannt werden als Objekte an NichtEntscheidungspunkten. In einem Experiment (20 Vpn) wurde untersucht, welche Rolle Aufmerksamkeit für die Repräsentation von Entscheidungspunktobjekten spielt. Weiterhin wurde überprüft, ob ein Entscheidungspunkteffekt auch evoziert werden kann, wenn Objekte an Nicht-Entscheidungspunkten mit einer rechts oder links Biegung der Route verknüpft sind. In der Aufmerksamkeitsbedingung sollten die Vpn sich auf eine bestimmte Objektkategorie konzentrieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Objekte der Aufmerksamkeitskategorie schneller wiederkannt werden als andere, und dass der Wiedererkennungsvorteil von Entscheidungspunktobjekten innerhalb der Aufmerksamkeitkategorie grösser ist als bei den übrigen Objekten. Weiterhin besteht ein Wiedererkennungsvorteil von Entscheidungspunktobjekten auch dann, wenn die Route nach rechts oder links abbiegt. Die Befunde zeigen, dass der Entscheidungspunkteffekt durch Aufmerksamkeit moduliert wird, und dass fuer die Wegfindung bedeutsame Orte mit der Objektrepräsentation verknüpft sind während das Verhalten (rechts, links Abbiegen) keine Rolle spielt. Symposium: Raumkognition 24 Body-based information in environmental learning. Daniel Haun, David Waller, Jack M. Loomis Max-Planck-Institut für Psycholinguistik Wundtlaan 1 PB 310; 6500 AH Nijmegen (Niederlande) [email protected] We examined the degree to which body-based information facilitates visual learning by asking three groups of people to learn locations along an 840 m route. Two of these groups were given identical visual information about the route: one walked the route during learning allowing access to bodybased information, and another group learned by sitting in the laboratory, watching a first-person perspective video made from the first group. A third group watched a specially made video that minimized potentially confusing head-on-trunk rotations of the viewpoint. All groups were tested on their knowledge of directions in the environment as well as on its configural properties. Results showed that having access to body-based information reduced pointing error by a small but significant amount. Particularly striking were the common biases exhibited in performance, regardless of the sensory information available during learning. Navigationsstrategien in realen und virtuellen Umgebungen Edna Platzer, Michael Popp Institut für Arbeitswissenschaft Universität der Bundeswehr München Werner-Heisenberg-Weg 39; 85577 Neubiberg [email protected] Woran orientieren sich Menschen? Verwenden gute Navigierer andere Strategien? Was kennzeichnet Landmarken und wie hilfreich sind sie? Im Experiment wurden 58 ortsunkundige Versuchspersonen in einer virtuellen Realität oder in der realen Landschaft trainiert und eine Woche später getestet. Dazu wurde ein real existierendes, hinreichend komplexes Wohngebiet als visuelle interaktive Computersimulationswelt aufgebaut. Untersucht wurden die Auswirkungen verschiedener Faktoren, insbesondere der jeweiligen Realitätsbedingung, auf die Leistung. Zusätzlich wurden interindividuelle Unterschiede in Abhängigkeit von Personencharakteristika aufgezeigt. Um Einblick in den Navigationsprozess zu erhalten wurden bereits während der Navigation Daten mit der Methode des lauten Denkens erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass Training in der Realität einem Training in VR nicht gleichgesetzt werden kann und Übertragungsschwierigkeiten nicht zu vernachlässigen sind. Erfolgreiche Navigierer verwenden weniger (unterschiedliche) Strategien, diese jedoch kontinuierlich, unabhängig von der Realitätsbedingung (Realität vs. VR). Die Erfahrung, sich in einer unbekannten Umgebung selbständig zurecht finden zu müssen, hat einen signifikanten Einfluß auf die Navigationsleistung. Symposium: Raumkognition 25 Warum Wegbeschreibungen oft doch nicht zum Ziel führen Michael Popp, Edna Platzer Institut für Arbeitswissenschaft Universität der Bundeswehr München Werner-Heisenberg-Weg 39; 85577 Neubiberg [email protected] Wir sind in einer fremden Stadt unterwegs und fragen einen Passanten nach dem Weg. Er gibt uns eine umfangreiche Wegbeschreibung, die uns aber nicht zum Ziel führt. Die Inhalte einer Wegbeschreibung lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, die den Navigationstrategien sehr ähnlich sind. In einem komplexen Feldexperiment wurde mit verschiedenen Aufgaben untersucht, wie Menschen Wegbeschreibungen anfertigen, ob die Wegbeschreibung z.B. von dem Vertrautheitsgrad der Umgebung und den Umgebungsmerkmalen abhängt, was eine gute Wegbeschreibung ausmacht und welche Navigationsstrategien verwendet werden. Um zusätzlich Hinweise auf die Entwicklung von kognitiven Karten über das Gelände (500x500m) zu bekommen, wurden die Versuchspersonen zu mehreren Richtungsschätzungen aufgefordert. Es lassen sich Merkmale einer guten, d.h. zum schnellen Erreichen des Zieles geeignete Wegbeschreibung aufzeigen. Daneben zeigt sich dasselbe Phänomen wie bei den Untersuchungen zu Navigationsstrategien unserer früheren Experimente: Die Anforderungen an eine gute Wegbeschreibung sind individuell verschieden. Sind bestimmte Basisanforderungen erfüllt, können unterschiedliche Wegbeschreibungen zu gleichem Erfolg führen. Wayfinding Choremes Alexander Klippel FB Mathematik & Informatik, Cognitive Systeme Universität Bremen Postfach 330 440; 28334 Bremen [email protected] Der Beitrag diskutiert elementare Routenelemente und ihre graphischen Entsprechungen. Der Begriff Choreme ist dabei der Theorie der chorematischen Modellbildung des französischen Geographen R. Brunet entlehnt. In dem Vortrag wird eine Studie vorgestellt die zum Ziel die Externalisierung konzeptueller Routenelemente hatte. Abstrakte mentale Konzepte, wie beispielsweise ‘an der Kreuzung scharf rechts’ wurden dazu als Input verwendet. Die Auswertung des graphischen Outputs macht eine wichtige Unterscheidung deutlich: An die Stelle struktureller Prototypen, wie sie beispielsweise von Tversky und Lee [How space structures language. IN C. Freksa, C. Habel, K.F. Wender (eds.). Spatial Cognition. An interdisciplinary approach to representing and processing spatial knowledge (p. 157175), (1998); Pictorial and verbal tools for conveying routes. IN C. Freksa & D.M. Mark (eds.). Spatial information theory. Cognitive and computational foundations of geographic information science (51-64), (1999)] diskutiert werden, treten funktionale Entitäten, hier Wegfindungschoreme genannt, die verschiedene Ebenen räumlichen Wissens–propositional, analogisch und prozedural–miteinander verbinden. Während sich die prototypische Konzeptualisierung von Kreuzungen in Abhängigkeit der auszuführenden Handlung ändern kann, bleiben Wegfindungschoreme, also die funktional angesprochenen Elemente, identisch, und bilden quasi funktionale Prototypen. Abschließend wird ein Ausblick gegeben, welche Rolle Wegfindungschoreme in modernen Navigationssystemen spielen können. Symposium: Rückschaufehler 26 8 Symposium: Der Rückschaufehler in der Welt da draußen Einführung und Leitung: Rüdiger Pohl FB 06 - Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Der Rückschaufehler in der Welt da draußen Seit vielen Jahren im Labor untersucht und mit immer wieder erstaunlicher Robustheit gefunden, zählt der Rückschaufehler zu einem gut untersuchten Phänomen: Hinterher sind wir nicht nur schlauer als vorher, sondern wir glauben fälschlicherweise auch, vorher schon nicht ganz so dumm gewesen zu sein. Die bisher berichteten Effektgrößen sind aber eher bescheiden und die verwendeten Materialien oft artifiziell, sodass der Vorwurf erhoben wurde, es handle sich um ein typisches Laborprodukt, das in der realen Welt keine Entsprechung fände oder aber nur eine äußerst geringfügige Rolle spiele. Das Symposium zum „Rückschaufehler“ stellt sich dieser Kritik und beleuchtet die ökologische Relevanz des Phänomens. Die Beiträge fokussieren auf anwendungspraktische Fragen, alltägliche Themen und individuelle Unterschiede und erweitern damit den bisherigen Erkenntnis- und Diskussionsstand zur Bedeutung des Rückschaufehlers. Der Rückschaufehler und die (vermeintliche) Trivialität psychologischer Forschung Jochen Musch, Ralf Grosche Lehrstuhl Psychologie III Universität Mannheim Schloss Ehrenhof Ost 240; 68131 Mannheim [email protected] Experten und Novizen im Bereich der experimentellen Psychologie wurden gebeten, den Ausgang klassischer psychologischer Experimente anzugeben. Die Ergebnisse zeigen, daß die Resultate experimenteller psychologischer Forschung weit weniger trivial sind, als dies bisweilen behauptet wird. Weder Novizen noch Experten waren in der Lage, die erfragten Ergebnisse perfekt vorherzusagen; allerdings zeigt die erheblich höhere Trefferquote der Experten – im Gegensatz zu früheren Untersuchungen mit Experten im Gebiet der Pädagogik [Langfeldt, Psych. Erz. Unterricht, 36, 265-274 (1989)] –, daß es durchaus so etwas wie einen klassischen Kanon psychologischen Wissens zu geben scheint. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Novizen, daß es deutlich schwieriger ist, die Ergebnisse psychologischer Experimente tatsächlich vorherzusagen, anstatt diese nur im Nachhinein für leicht vorhersagbar zu halten. Dieser Rückschaufehler scheint zu der häufig behaupteten (scheinbaren) Trivialität psychologischer Forschungsergebnisse beizutragen. Symposium: Rückschaufehler 27 Zur Rolle der Expertise beim gustatorischen Rückschaufehler Thomas Wagner, Jochen Musch Psychologisches Institut III Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fliednerstraße 21; 48149 Münster [email protected] Als Rückschaufehler (engl. hindsight bias) wird die haeufig beobachtbare Tendenz bezeichnet, die Vorhersagbarkeit von Sachverhalten im Nachhinein zu überschaetzen. In einem Experiment wurde überprueft, ob ein solcher Rueckschaufehler auch im gustatorischen Urteil auftritt. Dazu wurden 632 Versuchsteilnehmer gebeten, den Kakaoanteil eines Stücks Schokolade entweder ohne Kenntnis des tatsächlichen Kakaogehalts, oder nach Vorgabe eines zwischen 10% und 90% variierten Ankers einzuschätzen. Das systematisch in Richtung auf den Anker hin verzerrte Urteil belegt das Auftreten eines Rückschaufehler bei der gustatorischen Wahrnehmung. Die Stärke des Rückschaufehlers stieg mit der selbst eingeschätzten Expertise der Versuchsteilnehmer. Die Implikationen dieses Ergebnismusters für unterschiedliche Theorien des Rückschaufehlers werden diskutiert. Von Gummibären und anderen wilden Tieren: Der Rückschaufehler bei Kindern Irma Haracic, Rüdiger Pohl Allgemeine Psychologie Justus-Liebig Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Der Rückschaufehler, die Verfälschung eigener Schätzungen angesichts des Lösungswissens, ist gut untersucht. Unklar aber ist seine entwicklungspsychologische Genese. Deshalb wurden hier insgesamt 274 Personen SchülerInnen der Klassen 4, 6 und 8 sowie Studierende gebeten, anzugeben, was sie als Antwort auf schwierige nummerische Wissensfragen schätzen würden, ohne die dargebotene Schätzung einer anderen Person (eines „Schülers“ oder „Lehrers“) zu berücksichtigen. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Rückschaufehler, der bei den SchülerInnen stärker ausgeprägt ist als bei den Studierenden. Die Quelle der dargebotenen anderen Schätzung („Schüler“ oder „Lehrer“) wirkte sich dabei nicht unterschiedlich auf den Rückschaufehler aus. Daneben zeigte sich auch, dass die jüngeren TeilnehmerInnen (Klasse 4 und 6) generell eher mit kleinen, die älteren (Klasse 8 und Studierende) dagegen eher mit großen Zahlen antworten. Die Ergebnisse werden im Rahmen des adaptiven Lernens, des kognitiven Prozessmodells „SARA“ sowie der Suggestionsforschung diskutiert. Symposium: Rückschaufehler 28 Rückschaufehler – weltweit Michael Bender, Gregor Lachmann, Rüdiger Pohl Allgemeine Psychologie Justus Liebig Universität Giessen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen [email protected] Zahlreiche Studien haben ergeben, dass der Rückschaufehler als eine basale Eigenschaft des menschlichen Informationsverarbeitungssystems angesehen werden kann. In ihrer Untersuchung verglichen Choi und Nisbett [J. Pers. Soc. Psych. 79, 890 (2000)] koreanische und amerikanische Versuchspersonen, und fanden, dass die Höhe des Rückschaufehlers kulturell beeinflusst wird. Diese Befunde aufgreifend rekrutierten Pohl, Bender und Lachmann [J. Exp. Psych. 49, 4, 270 (2002)] in einer Internetstudie Versuchspersonen aus vier Kontinenten und verwendeten Almanachfragen in einem hypothetischen Design. Die Höhe des Rückschaufehlers war für alle Länder gleich. Einzige Ausnahme war die deutsche Stichprobe, die keinen Rückschaufehler zeigte. In einer weiteren Studie (diesmal Papier und Bleistift) wurden chinesische und deutsche Stichproben mit dem gleichen Material im Gedächtnisdesign untersucht. Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse der Internetstudie, die deutsche Stichprobe zeigte erneut einen kleineren Rückschaufehler. Wir diskutieren, ob die kognitiven Prozesse, die zum Rückschaufehler führen, Nebenprodukte des evolutionär entwickelten adaptiven Lernens sind. Der Rückschaufehler bei doppeltem Anker Martin Heydemann, Rüdiger Pohl, Sara Sampling Abteilung Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Ergebnisse eines Experiments zum Rückschaufehler mit zwei Ankern werden dargestellt und mit Hilfe des kognitiven Simulationsmodells SARA erklärt. Als Material für das Experiment dienten schwierige Wissensfragen. Die Anker wurden als Schätzwerte von anderen Versuchspersonen bezeichnet. Zuerst wurden die Anker zeitlich getrennt dargeboten. Dann gab die Versuchsperson ihre Schätzung ab. Später musste die Schätzung, der erste oder der zweite Anker erinnert werden. Der zeitliche Abstand bei der Präsentation der Anker und der Abstand zwischen zweitem Anker und Schätzung wurden variiert. Der deutlichste Effekt entsteht durch die Variation des zweiten Abstandes. Hierdurch wird sowohl der Rückschaufehler als auch die Erinnerungsleistung, gemessen an korrekten Antworten, deutlich beeinflusst. Auch das Intervall zwischen den Ankern und die Höhe der Anker beeinflussen Rückschaufehler und Erinnerung. Insgesamt entsteht ein komplexes Ergebnismuster, das eine Herausforderung für aktuelle Modelle zum Rückschaufehler darstellt. Im Vortrag wird gezeigt, wie die Ergebnisse mit dem Simulationsmodell SARA erklärt werden können. Symposium: Rückschaufehler 29 Der Rückschaufehler bei politischen Wahlen Birgit Bruckner, Andreas Hergovich Institut für Psychologie Universität Wien Türkenstr. 81; 3001 Mauerbach (Österreich) [email protected] Es wird eine Studie zum Rückschaufehler bezüglich der österreichischen Nationalratswahl vom 24.11.2002 präsentiert. Ausgangspunkt war die Annahme eines Rekonstruktionsprozesses. Außerdem wurde vermutet, dass der Hindsight Bias bei politischen Wahlen einer Verzerrung durch die momentane politische Einstellung unterliegt. Die interessierenden Variablen wurden dreimal im Rahmen des memory-designs abgefragt . Zusätzlich wurden die Politische Selbstsicherheit, verschiedene Persönlichkeitsmerkmale (Vorgabe des Neo-FFI) sowie die Politische Einstellung erhoben. Auf der Suche nach den Dimensionen des Rückschaufehlers: Erinnerungsverzerrungen und andere Rückschauphänomene bei der Bundestagswahl 2002 Hartmut Blank, Gernot von Collani, Volkhard Fischer Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Ausgangspunkt der Untersuchung war die Idee [Blank, H. & Fischer, V., Zeitschrift für Sozialpsychologie, 31, 128-142, (2000)], dass der Rückschaufehler kein eindimensionales Phänomen ist, sondern in die drei relativ unabhängigen Dimensionen (1) Erinnerungsverzerrung, (2) Vorhersehbarkeitseindruck und (3) Zwangsläufigkeitseindruck zerfällt. Ziel war, diese Dimensionen getrennt zu erfassen und auf ihren Zusammenhang zu überprüfen. In einer Internet-Stichprobe (N = 235) sowie bei Psychologiestudierenden (N = 81) wurden erhoben: (a) Prognosen für den Ausgang der Bundestagswahl 2002, (b) Erinnerungen an diese Prognosen nach bzw. kurz vor der Wahl, (c) die Eindrücke der Personen zur Vorhersehbarkeit und Zwangsläufigkeit des Wahlergebnisses (über Likert-Items) sowie (d) verschiedene Persönlichkeitsmaße. Wesentliche Ergebnisse: (1) Erinnerungsverzerrungen und die subjektive Vorhersehbarkeit des Wahlausgangs korrelieren praktisch zu null (die Konstruktion einer separaten Zwangsläufigkeitsskala gelang nicht), (2) dieser Nicht-Zusammenhang kann nicht über mangelnde Reliabilität der Messinstrumente oder über Methodenvarianz erklärt werden, und (3) Zusammenhänge der Rückschaufehlerdimensionen zu Persönlichkeitsmaßen sind sehr schwach und stichprobenabhängig. Quintessenz: es gibt unterschiedliche Rückschaufehlerdimensionen, aber wir wissen noch nicht, warum. Symposium: Kognitive Entwicklung 30 9 Symposium: Kognitive Entwicklung Einführung und Leitung: Beate Sodian Department Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Kognitive Entwicklung Ziel des Symposiums ist es, aktuelle experimentelle Forschung in der kognitiven Entwicklungspsychologie dem allgemeinpsychologisch-experimentell arbeitenden Zuhörerkreis auf der TeaP vorzustellen. Seit die Informationsverarbeitungsansätze in der Entwicklungspsychologie in den 70er Jahren für Theoriebildung und experimentelle Paradigmen maßgeblich wurden, ist die kognitive Entwicklungspsychologie eng mit der experimentellen Kognitionspsychologie verknüpft. Jedoch gilt das für verschiedene Bereiche der kognitiven Entwicklungspsychologie in unterschiedlichem Maße. So ist die Frage nach der Entwicklungssensitivität (bzw. -invarianz) zentraler Parameter menschlicher Informationsverarbeitung durch allgemeinpsychologische Theorie- und Modellbildung geleitet, während die Frage nach begrifflichem Wandel in der Kindheit auf genuin entwicklungspsychologischer Theoriebildung basiert. In dem Symposium soll das Spektrum aktueller Forschungsansätze in der kognitiven Entwicklungspsychologie anhand von drei Beispielsbereichen dargestellt werden: 1. Die Entwicklung der Gesichtswahrnehmung (Verarbeitung von Gesichtsinformation) von der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter. 2. Die Entwicklung der intuitiven Physik in der Kindheit. 3. Die Entwicklung der Theory of Mind in der Kindheit. Symposium: Kognitive Entwicklung 31 Verarbeitung von Identität, emotionalem Ausdruck und Sprechmimik bei der Gesichtswahrnehmung: Eine entwicklungspsychologische Studie Gudrun Schwarzer, Monika Korell Friedrich-Miescher Lab der Max-Planck-Gesellschaft Spemannstr. 34; 72076 Tübingen [email protected] In bisherigen Studien wurde beobachtet, dass jüngere Kinder Gesichter analytisch, durch Fokussierung auf Einzelmerkmale, verarbeiten. Da Gesichter aber nicht nur komplexe visuelle Informationen enthalten, sondern zudem eine wichtige Quelle sozialer Informationen sind, war Ziel zu untersuchen, wie diese Informationsvielfalt das robuste analytische Verhalten von Kindern beeinflusst. In vier Reaktionszeitexperimenten sollten Kinder (5-10 Jahre) und Erwachsene Gesichter anhand einer relevanten Informationsquelle (beispielsweise Identität) klassifizieren. Unter drei Bedingungen wurde eine zusätzliche, jedoch irrelevante Informationsquelle (emotionaler Ausdruck oder Sprechmimik) so variiert, dass deren Einfluss auf die Verarbeitung der Gesichtsidentität getestet werden konnte. Bereits für das Alter von 5 Jahren bis zum Erwachsenenalter zeigte sich, dass die Beurteilung der Gesichtsidentität unabhängig von ebenfalls präsenter Information über emotionalen Ausdruck oder Sprechmimik erfolgte. Umgekehrt konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Kinder und Erwachsene beim Klassifizieren nach emotionalem Ausdruck oder Sprechmimik von Informationen über die Gesichtsidentität beeinflusst wurden. Diese Asymmetrie in der Gesichtsverarbeitung soll Gegenstand der Diskussion sein. Entwicklung intuitiven Wissens über die Dynamik von Drehbewegungen Horst Krist, Georg Kling Institut für Psychologie Universität Greifswald Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald [email protected] In einer Querschnittstudie, an der 103 Kinder aus vier Altersgruppen (5-Jährige, 7-Jährige, 9-Jährige und 11-Jährige) sowie 20 11-jährige Eiskunstläuferinnen teilnahmen, untersuchten wir, wie sich das intuitive Wissen über die Dynamik von Drehbewegungen entwickelt und welche Rolle hierbei die perzeptiv-motorische Vorerfahrung von Eiskunstläuferinnen spielt. Die Versuchsteilnehmer sollten in 24 Paarvergleichsaufgaben jeweils beurteilen, welche von zwei mit Gewichten beladenen Drehscheiben sich bei gleichem Kraftaufwand schneller dreht. Die Anzahl der Gewichte und ihr Abstand von der Drehachse wurden systematisch variiert. Wie erwartet wurde die Anzahl der Gewichte bereits von den meisten 5-Jährigen angemessen berücksichtigt. Erst die Gruppe der 11-Jährigen berücksichtigte mehrheitlich auch die Gewichtsverteilung, dies jedoch etwa ebenso häufig in richtiger wie in verkehrter Weise. Die Eiskunstläuferinnen berücksichtigten hingegen meist beide Faktoren korrekt. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass sich intuitives Wissen über die Dynamik von Rotationsbewegungen nur oder vor allem dann spontan entwickelt, wenn es, wie bei Eiskunstläuferinnen, perzeptivmotorisch verankert ist. 32 Symposium: Kognitive Entwicklung Entwicklung des Wissens über das Reflexionsgesetz: Die Rolle der Vorstellung Thomas Dümmler, Susanne Huber AG Schwarzer FML der Max-Planck-Gesellschaft Spemannstraße 34; 72076 Tübingen [email protected] In dieser Studie wurde das Wissen über das Reflexionsgesetz und die Entwicklung der Fähigkeit untersucht, eine vorgestellte Bewegung eines Objektes mit den Augen zu verfolgen. Grundschulkinder und Erwachsene hatten die Aufgabe, die Bahn einer Kugel, die an einer Wand abprallt, aufzuzeichnen oder die vorgestellte Bahn mit den Augen zu verfolgen. Die Augenbewegung wurde dabei aufgezeichnet. Die Aufgabenschwierigkeit wurde variiert, indem die Kugel entweder an einer oder an zwei Wänden abprallen konnte. Das Wissen über das Reflexionsgesetz sowie die Fähigkeit vorgestellte Bahnen mit den Augen zu verfolgen wurde mit zunehmendem Alter besser. Diese Vorstellungsleistung blieb bei Kindern beider Altersgruppen jedoch hinter der Zeichenleistung zurück. Erst Erwachsene konnten unabhängig von der Aufgabenschwierigkeit sowohl die Bewegungsbahn zeichnen als auch mit den Augen verfolgen. Dies zeigt, dass im Laufe der Kindheit der Zugriff auf Repräsentationen über Objektbewegungen immer unabhängiger von Handlungen (wie dem Zeichnen) wird und die Fähigkeit, sich physikalische Objektbewegungen vorzustellen, verfügbar wird. Intuitives Wissen über Horizontalität bei Wasseroberflächen Andrea Frick, Moritz M. Daum Allgemeine und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Studien zu Piagets Water-level-Aufgabe haben gezeigt, dass Kinder und oft auch Erwachsene keine Einsicht in das Prinzip der Horizontalität von Wasseroberflächen haben. Eine alltagsnähere Aufgabe von Schwartz und Black [J. Exp. Psychol. Learn., 25, 116 (1999)] besteht darin, ein vorgestelltes Wasserglas so weit zu kippen, bis das vorgestellte Wasser den Glasrand erreicht. In der vorliegenden Studie wurden beide Aufgaben fünf- bis zehnjährigen Kindern und Erwachsenen vorgelegt. In der Water-level-Aufgabe wurden 8 Diagramme eines in 45◦ -Schritten gedrehten Glases präsentiert. Die Versuchspersonen sollten die Wasseroberfläche einzeichnen. Die Kipp-Aufgabe bestand darin, ein leeres Wasserglas mit vorgestelltem Wasser darin so weit zu drehen, dass nur ein kleines Tröpfchen über den Rand fliessen würde. Glasdurchmesser und vorzustellender Wasserstand wurden dreistufig variiert. Die Ergebnisse der Water-level-Aufgabe replizierten die in früheren Studien berichteten Misskonzepte. Die in der Kipp-Aufgabe produzierten Winkel zeigten altersabhängige Unterschiede, reflektierten jedoch nur bedingt die in der abstrakten Water-level-Aufgabe gefundenen Misskonzepte. Symposium: Kognitive Entwicklung 33 Vorläufer einer Theory of Mind in der frühen Kindheit? Beate Sodian, Claudia Thoermer, Ulrike Metz Department Psychologie LMU München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Besitzen präverbale Kinder eine implizite Theory of Mind, d.h., die Fähigkeit, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben? Die Befunde von zwei Serien von Experimenten zur Repräsentation von Handlungszielen und zur Wahl von Mitteln der Zielerreichung deuten darauf hin, dass Säuglinge gegen Ende des ersten Lebensjahres Handlungsintentionen von Personen repräsentieren und diese aufgrund verschiedener Hinweisklassen erschließen können. Kern einer Theory of Mind im Sinne eines Verständnisses mentaler Repräsentation ist jedoch die Zuschreibung epistemischer Zustände unabhängig vom Zustand der Realität. Unsere bisherigen Befunde zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen Sehen und Wissen bei 16 bis 36 Monate alten Kindern deuten auf eine (nicht-repräsentationale) Orientierung an Situationsmerkmalen bei der Handlungsvorhersage im zweiten Lebensjahr hin (z.B. „Sehen“ = „korrekt Handeln“) und auf ein beginnendes Verständnis epistemischer Zustände im Alter von ungefähr 36 Monaten. Diese Befunde sind konsistent mit der Theory of Mind-Forschung an Kindern im verbalen Alter und deuten darauf hin, dass das Verständnis des mentalen Bereichs in der bisherigen Forschung nicht unterschätzt wurde. Methodische Probleme und diskrepante Befunde (in dem noch jungen Forschungsfeld der Theory of Mind im Säuglingsalter) werden diskutiert. Symposium: Timing of motor acts 34 10 Symposium: Timing of self-paced and synchronized motor acts: Models and recent findings Einführung und Leitung: Dirk Vorberg Institut für Psychologie TU Braunschweig Spielmannstr. 19; 38106 Braunschweig [email protected] Modelling the timing control of repetitive and rhythmic motor performance Finger tapping at a given tempo is trivially simple, yet on closer look the task offers fascinating possibilities for studying the temporal dynamics of movement planning and control. This is due to the elegant theoretical framework introduced by A. Wing and A. B. Kristofferson [Perception & Psychophysics, 13, 455 (1973); Perception & Psychophysics, 14, 5 (1973)] in 1973, which explains why temporal precision in tapping is limited and offers a decomposition of observed variability into central and peripheral sources. In spite of its simplicity, the model has successfully passed numerous tests and serves as the basic building block in models for more complex tasks like rhythmic, bimanual, and synchronized tapping. I will give a brief overview over such applications and try to set the different contributions of the symposium into perspective. Recent tests of the open-loop assumption have revealed some shortcomings that suggest a reinterpretation in terms of reafference, hinting at a solution for why the original model is so robust. Movement trajectories adapted to timing demands Alan Wing Behavioural Brain Sciences Centre The University of Birmingham School of Psychology – Hills Building; B15 2TT Birmingham (Großbritannien) [email protected] Timing and motor functions are assumed independent in the Wing-Kristofferson model of motor timing. However, the task of the motor system changes according to the interval between responses. For example, in tapping long intervals, the finger may come to rest at the limit of upward movement before commencing its downward journey culminating in the next tap. At short intervals, there may be no apparent pause and the amplitude of movement may be less. I will describe experiments focussing on whether movement trajectories in repetitive tapping exhibit form invariance across intervals indicative of an underlying control principle. We have been examining (a) whether there is dependence between trajectories in successive cycles suggesting a low-level oscillatory mechanism sustaining responses subject to periodic forcing by a higher level timer, and (b) whether variance estimates are related to trajectory as implied by oscillator models. Comparison of trajectories for the same intervals in different rhythm contexts is helping us to understand how the timer may override lower level motion planning. Symposium: Timing of motor acts 35 Adjusting the timekeeper: instability in changing to and from harmonics of a base tapping rate Andras Semjen, Alan Wing Centre de Recherche en Neurosciences Cognitives Centre National de la Recherche Scientifique 31, Chemin Joseph-Aiguier; 13402 Marseille Cedex 20 (Frankreich) [email protected] Most studies of timing concentrate on a few number of constant target intervals. In real life timing must adapt to changing environmental or internal constraints. How do people move from one tempo to another when the change is predictable? Our finger tapping task involved single or multiple transitions between different integer multiples of a base frequency. We compared performance with externally induced and with self-initiated harmonic frequencies in different transition contexts. Fast tapping slowed down prior to a transition, which could reflect time demanding central preparation for the new tapping frequency, or the need to disengage the peripheral motor system from a constraining oscillatory regime. After a transition, timing variability largely increased, before subjects adjusted to the new tempo. Generating harmonics of a base frequency is thus an active process and not just a switch between alternative oscillators. Timing, Sequencing, and Executive Control Ralf Krampe, Ulrich Mayr, Reinhold Kliegl Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Lentzeallee 94; 14195 Berlin [email protected] We investigated timing and sequencing of different target intervals in repetitive movement production in two experiments in which the same groups of young and older participants are tested across 15 sessions. Mean-variance relations in isochronous tapping tasks (Exp.1) revealed age-graded stability of low-level timing. Negative age-effects were pronounced when multiple different target intervals had to be combined into a rhythmic pattern. Experiment 2 demonstrated age-graded stability for realizing local transitions between alternating intervals even if their durations formed complex ratios. However, when the task was to alternate between two rhythmic patterns within each trial older participants showed a pronounced tendency to perseverate the dominant pattern, suggesting that their ability to endogenously select abstract plans of movement patterns (rhythm programs) was severely constrained. The differential patterns of age-related decline suggest distinct mechanisms for low-level timing on the one hand and executive functions supervising the sequencing of multiple intervals on the other. 36 Symposium: Timing of motor acts Neuromagnetic Correlates of Inter- and Intrasensory Synchronization Katharina Müller, Gisa Aschersleben, Frank Schmitz, Alfons Schnitzler, Wolfgang Prinz z.Zt. Neurologische Klinik der Heinrich-Heine-Universität, MEG-Labor MPI für Psychologische Forschung München Moorenstraße 5; 40225 Düsseldorf [email protected] Normal subjects synchronize on-the-beat-tapping to an isochronous auditory click with an anticipatory error [e.g. Aschersleben, G. & Prinz, W., Perception and Psychophysics, 57, 305-317 (1995).; Aschersleben, G., & Prinz, W., Journal of Motor Behaviour, 29, 35-46 (1997)]. Previous MEG-studies concerning the underlying neurophysiological processes showed no such anticipatory error with a tactile metronome. Cortical localization of one of three tap-related cortical sources varied with the pacing modality and was functionally identified as a correlate of evaluation [Müller, K., Schmitz, F., Aschersleben, G., Schnitzler, A., Freund, H.-J., & Prinz, W., Journal of Cognitive Neuroscience, 12:4, 546-555 (2000); Müller, K., Aschersleben, G., Schmitz, F., Schnitzler, A., Freund, H.-J., & Prinz, W. (submitted)]. In order to specify this process, subjects were given either an auditory or tactile pacing signal, both synchronously, or with random or regular alterations. Behavioural data in the single modality conditions replicated previous asynchrony effects. With alterations the amount of asynchrony was in between the usual effects for auditory and tactile metronomes. The pattern of cortical data favours the assumption of a correlate for „modality-change“ and not of multimodal neurons. Such correlates of change show up already with very fast alterations whereas impact on modality-specific cortical representations and behavioural outcome is observed only with longer sequences between alterations. Period and phase correction in synchronizing accelerando and ritardando. Hans-Henning Schulze, Andreas Cordes, Dirk Vorberg Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstraße 18; 35037 Marburg [email protected] Synchronizing with a metronome that is steady except for minor perturbations can be accounted surprisingly well by a linear phase correction mechanism [Repp, J. exp. Psych. Hum. Perc. Perf., 27, 600 (2001); Semjen, Schulze & Vorberg, Psych. Res.,63,137,(2000)], but no evidence has been found for models assuming period correction. How well do these models predict tracking a metronome that undergoes large tempo changes? Skilled subjects tried to keep synchrony with a tone sequence that smoothly transited from a constant initial to a constant final tempo; the onset of the 16 tone transition phase could be signaled or not. In both accelerando (speeding up) and ritardando (slowing down), subjects systematically first lag, then lead, then lag the metronome again, a pattern not predicted by current period correction models. Augmenting our phase correction model [Vorberg & Schulze, J. math. Psych. ,46,56 (2002)] by the assumption that subjects monitor the tone-tap asynchronies for starting and stopping a linear period correction mechanism can account for these findings. 37 11 Symposium: Emotionsinduktion durch das „International Affective Picture System“ (IAPS): Wirkungs-Ebenen und -Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen Einführung und Leitung: Bettina Pause Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität Kiel Olshausenstr. 62; 24098 Kiel [email protected] Emotionsinduktion durch das „International Affective Picture System“ (IAPS): Wirkungs-Ebenen und -Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen Das IAPS wurde, besonders auch im deutschen Sprachraum, in den letzten 10 Jahren zunehmend zur Emotionsinduktion eingesetzt. Seine steigende Beliebtheit wird über die hohen Testgütewerte dieser Stimulationsmethode begründet. Im Symposium soll diskutiert werden, ob und wie durch die Anwendung des IAPS emotionale Systeme beim Menschen hinreichend beschrieben werden können. So können u. a. folgende Problembereiche isoliert werden: 1. Sind durch das IAPS emotionsspezifische Effekte auf verschiedenen Verhaltensebenen reliabel und mit konvergenter Validität zu erzeugen? 2. Kann entsprechend der subjektiven IAPS-Normwerte (Valenz, Erregung, Dominanz) generell von kontinuierlichen quantitativen Veränderungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen ausgegangen werden, oder gibt es Hinweise für distinkte qualitative Veränderungen (Schwellenmodell affektiver Aktivierung, kategoriale vs. dimensionale Emotionsmodelle)? 3. Kann die Konstruktvalidität des IAPS durch die Einbeziehung klinisch-psychologischer Störungsgruppen bestätigt werden? Eigene Befunde zu differentiellen Effekten bei Patienten mit affektiven Störungen sowie zur Modalitätsspezifität des Verfahrens sollen das Symposium einleiten. 38 Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS 20 Jahre IAPS: Hypothesen, Daten und offene Fragen Alfons Hamm Institut für Psychologie Universität Greifswald Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald [email protected] Ausgangspunkt für die Entstehung des IAPS waren die Aktivitäten dreier Arbeitsgruppen, die sich mit der Erklärung stimulusspezifischer Effekte bei der Klassischen Konditionierung (sog. Preparedness Forschung) beschäftigten. Weil man sich nicht einigen konnte, wie diese stimulusspezifischen Effekte zu erklären sind, wurde der Versuch gestartet, die verwendeten konditionierten Reize genauer zu beschreiben. Die Arbeitsgruppe von Öhman steuerte den Großteil der Reize bei (Bilder von Schlangen, Spinnen, Blumen, Pilzen und Gesichtsausdrücken), die Arbeitsgruppe von Peter Lang und Dieter Vaitl plante 1984 die erste sogenannte Diashow. Diese wurde parallel als Multicenterstudie in Gainesville, Giessen und Uppsala durchgeführt. Ziel war es, die affektive Qualität der sogenannten prepared und non-prepared Stimuli mithilfe des SAM zu erfassen. Die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht. Es wurde allerdings schnell klar, dass die Auswahl der Bilder dieser ersten Diashow nicht geeignet war, den affektiven Raum umfassend abzubilden. Dies war die Geburtsstunde zur systematischen Forschung mit emotionalen Bildern. Nach den ersten Studien, in denen die affektiven Urteile in größeren Studien erfaßt wurden, kamen gegen Ende der achtziger Jahre systematische psychophysiologische Messungen hinzu. Inzwischen liegen Eindrucksurteile aus 16 Diashows vor (ca. 900 Bilder), deren Zusammenstellung sich im Laufe der Zeit zunehmend verändert hat (zum Teil auch deshalb weil seit Mitte der neunziger Jahre zunehmend elektrokortikale Maße erhoben wurden). Die Entwicklung des IAPS, die Daten aus 20 Jahren Forschung und die aktuellen offenen Fragen (Einfluss von Farbe, Komplexität, spezifischer Kategorien etc.) werden vorgestellt. Affektive Modulation perzeptueller und behavioraler Prozesse: ein Vergleich piktorialer und verbaler Reize Andreas Keil, Stephan Moratti, Niklas Ihssen, Margarita Stolarova, Annette Gomolla FB Psychologie Universität Konstanz Universitätsstraße 10; 78457 Konstanz [email protected] Behaviorale und elektrophysiologische Studien affektiver Reizverarbeitung setzen häufig die standardisierten Reize des International Affective Picture System (IAPS) ein. In diesem Beitrag werden einige mit dem IAPS gemachte Beobachtungen bezüglich ihrer Generalisierbarkeit untersucht. Ein möglicher Ansatz hierzu ist der Vergleich verbaler und IAPS-Stimuli. Dabei konnte ein vom untersuchten Prozess abhängiges Muster der Divergenz vs. Konvergenz sprachlicher und Bildreize gezeigt werden. So ergab sich bei einfacher Darbietung für beide Reizarten ein elektrophysiologisches Korrelat der affektiven Intensität (Arousal) auf perzeptueller Ebene. Eine intensitätsabhängige Modulation unabhängig von der Reizart zeigte sich auch für die Identifikationsgenauigkeit im Attentional Blink Design. Dagegen divergierten die in Wahlreaktionsaufgaben gefundenen Ergebnisse: Während die lexikalische Entscheidung wiederum von der affektiven Intensität profitierte, fanden wir für piktoriales Material eine Modulation der Reaktionszeit als Funktion der affektiven Valenz, wobei Bilder appetitiven Inhalts mit beschleunigter Reaktion einhergingen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund plastischer affektiver neuronaler Netzwerke diskutiert. Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS 39 Hirnphysiologische Korrelate der Basisemotionen Ekel, Angst und Freude Rudolf Stark, Anne Schienle, Dieter Vaitl Klinische und Physiologische Psychologie Justus-Liebig-Universität Giessen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen [email protected] Die Bilder des International Affective Picture System (IAPS) wurden in der Vergangenheit in zahlreichen psychophysiologischen Untersuchungen eingesetzt. Der theoretischen Konzeption der Autoren des IAPS folgend, wurden die Bilder meist nach ihren Ausprägungen auf den Dimensionen Valenz und Erregung unterschieden. So standen Fragen nach Differenzen in den physiologischen Reaktionen auf positive und negative Bilder oder zwischen hoch und niedrig erregenden Bildern im Vordergrund. Die Bilder lassen sich aber auch Basisemotionen zuordnen. Im mehreren kernspintomographischen Untersuchungen wurden IAPS Bilder, die Ekel, Angst oder Freude auslösen, eingesetzt und der Frage nachgegangen, ob es für Verarbeitung von diesen Bildern emotionsspezifische Hirnstrukturen existieren. Die hierbei gefundenen hirnphysiologischen Unterschiede zwischen den Emotionen Ekel, Angst und Freude werden dargestellt und diskutiert. Neuronale Korrelate emotionaler Bildverarbeitung in EEG und fMRT. Markus Junghöfer, Peter Peyk, Johanna Kissler, Cornelia Herbert, Thomas Elbert, Brigitte Rockstroh Institut für klinische Psychologie Universität Konstanz Universitätsstraße 10; 78434 Konstanz [email protected] Rasche serielle visuelle Präsentation (RSVP) ermöglicht die Darbietung vieler verschiedener Stimuli innerhalb kürzester Zeit (etwa 900 IAPS Bilder in 3 Minuten). Diese Stimulusvielfalt verringert inter- wie intraindividuelle Varianzen der untersuchten psychophysiologischen Kennwerte und unterstützt die Generalisierbarkeit möglicher Interpretationen. Darüber hinaus ermöglicht sie eine statistische Kontrolle eventuell kovariierender physikalischer sowie semantischer Bildinhalte. Wir präsentieren die Ergebnisse zweier Vielkanal EEG/fMRT Untersuchungspaare mit jeweils identischem RSVP/IAPS Studiendesign. Ziel war die Spezifizierung der Mechanismen affektiver Bildverarbeitung, sowie die Lokalisation beteiligter Hirnstrukturen. Entsprechend der „Early Selection Negativity“(ESN) bei volitionaler visueller Aufmerksamkeit zeigt sich bei passiver Betrachtung emotional erregender Bilder eine in Latenz und Topographie ähnliche „Early Posterior Negativity“(EPN). Quellraumprojektionen dieser EEG Differenzkomponente lassen auf okzipitale und parietale Generatoren schließen, welche mit den affektabhängigen Strukturen der zugehörigen fMRT Untersuchungen übereinstimmen. Weitere Konvergenzen im Hinblick auf Valenz-, Geschlechts- sowie Asymmetrieeffekte festigen den Eindruck, dass die BOLD aktivierten Kortexstrukturen maßgeblich an der Generation der EPN beteiligt sind. Unterstützt von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der DFG. 40 Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS On the relation between emotional experience, brain processes, and cardiovascular activity Olga Pollatos, Rainer Schandry Department Psychologie, Biologische Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] The perception of visceral signals plays a crucial role in many theories of emotions. The present study was designed to investigate the relation between visceroception and emotion-related brain activity. 44 students were categorised either as good or poor heartbeat perceivers. Pleasant, unpleasant and neutral pictures from the International Affective Picture System were presented while EEG was recorded. After each slide, the subjects rated emotional valence and arousal. The self-ratings and the visually evoked potentials of good and poor heartbeat perceivers showed pronounced differences: Good heartbeat perceivers reported significantly more arousal to emotional slides (F = 5.90; p < 0.05). Furthermore, good heartbeat perceivers had significantly more positive VEPs (F = 6.17; p < 0.05) in the P300 latency range. In the slow wave range, this effect was found for affective slides only (F = 3.67, p < 0.05). These results suggest that heartbeat perception is related to cortical processing of emotions as well as to experienced intensity of emotions. Möglichkeiten und Grenzen des IAPS zur Induktion von Furcht bei Spinnenängstlichen Silke Krieschel, Wolfgang H.R. Miltner Institut für Psychologie/Biologische und Klinische Psychologie Friedrich-Schiller-Universtität Jena Am Steiger 3//Haus 1; 07743 Jena [email protected] Die Vorteile des IAPS liegen auf der Hand: es handelt sich um ein gut evaluiertes, standardisiertes Verfahren zur Emotionsinduktion durch visuelle Reize. In einigen unserer Studien konnte das IAPS erfolgreich eingesetzt werden. Hierbei konnten die durch das IAPS vorhergesagten Erregungs- und Valenzwerte sehr gut bestätigt werden. Auch in den peripherphysiologischen und kortikalen Parametern spiegelten sich die Differenzierungen der Bildkategorien hinsichtlich Erregung und Valenz wider. Jedoch gelangt das System bei bestimmten Paradigmen an seine Grenzen: Bei einigen Experimenten muss eine größere Anzahl von Reizen einer Kategorie präsentiert werden als im IAPS verfügbar ist. Dies ist z.B. im Oddball-Paradigma der Fall, bei dem zum einen sehr viele Reize nötig sind und zum anderen eine Wiederholung von Bildern möglichst vermieden werden soll, um Habituationseffekte zu minimieren. Weiterhin ist das Bildmaterial des IAPS hinsichtlich der Komplexität der Bilder sehr heterogen. Dies birgt unter anderem bei Experimenten mit sehr kurzer Präsentationszeit bis hin zur subliminalen Darbietung der Reize Probleme. Bei dieser Art von Experimenten muss eine vergleichbare Erkennbarkeit der Bildkategorien sichergestellt werden, die durch den Einsatz des IAPS nur schwerlich realisiert werden kann. Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS 41 Emotionsverarbeitung und Psychopathie: Eine fMRI-Studie Monika Sommer, Jürgen Müller, Heidrun Taschler, Verena Wagner, Kirsten Lange, Jörg Meinhardt, Göran Hajak Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universität Regensburg Universitätsstraße 84; 93053 Regensburg [email protected] Psychopathie geht mit einer gestörten emotionalen Informationsverarbeitung einher. Mit den neuronalen Korrelaten dieser Störung haben sich bisher nur wenige Forschungsarbeiten beschäftigt. Ziel der Studie war es mittels funktioneller Magnetresonanztomographie die kortikalen Mechanismen der Verarbeitung positiver und negativer Emotionen bei Psychopathen zu untersuchen. Zur Emotionsinduktion bei 8 Psychopathen und 8 gesunden Kontrollprobanden wurden Bilder des International Affective Picture Systems (IAPS) präsentiert. Die subjektive Bewertung der affektiven Bilder ergab keine Gruppenunterschiede. Darüber hinaus erwies sich die Stimmungsinduktion in beiden Gruppen gleich wirksam. Unterschiede zeigen sich jedoch in den emotionsverarbeitenden neuronalen Netzwerken. Psychopathen zeigen im Vergleich zur Kontrollgruppe beim Betrachten unangenehmer Bilder vermehrte Aktivierungen in frontalen und temporalen Arealen sowie im Cingulum. Beim Betrachten angenehmer Bilder kommt es zu Aktivitätserhöhungen im linken superioren Temporalgebiet und zu einer Aktivitätsverminderungen im rechten superioren Temporalgebiet. Diese Befunde zeigen, dass obwohl auf einer subjektiven Ebene keine Gruppenunterschiede feststellbar sind, sich die neuronalen Korrelate der Emotionsverarbeitung zwischen den Gruppen signifikant voneinander unterscheiden. Symposium: Synaesthesia 42 12 Symposium: Synaesthesia Einführung und Leitung: Christian Kaernbach Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Synaesthesia If somebody reports to hear colors or to see sounds, it might well be that this person is experiencing a phenomenon called synaesthesia. Genuine synaesthesia is a strange perceptual experience of a small group of people, and the list of names of famous artists known to have had synaesthetic experience - Liszt, Rimsky-Korsakov, Messiaen, Scriabin, Kandinsky, Hockney - has contributed to the mystification of this phenomenon. Recent studies, however, have demystified synaesthesia, by showing that the prevalence of this experience is larger (up to about 1:200) than had been estimated earlier (down to 1:100000), and that it is not more common in artists than in the average population. Moreover, it has been demonstrated that synaesthetes show activation of cortical areas corresponding to their reported secondary percepts, demonstrating that synaesthesia is a genuine sensory experience and not just the product of a fertile imagination. But what is at the origin of these strange, but stable intermodal associations? Modern synaesthesia research employs a multitude of methods: interviews, imaging techniques such as PET and fMRI, and genome scan, in order to unveil the inner mechanisms of synaesthesia. Distribution and stability of lexicographic synaesthetic experience: Differences between specific and unspecific synaesthetes and non-synaesthetes Raul Kompaß, Sabine Schneider, Christian Kaernbach Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig [email protected] We report an investigation of individual synaesthetic perception by means of measurement of the stability of synaesthetic attributions to different stimuli. With questionnaires we found that the cooccurrence of synaesthetic color perception to vocals and numbers is the most frequent kind of synaesthesia. For two groups of synaesthetes (S), those with a dominance of vocal/number - > color co-perception (specific S) and those without such dominance (unspecific S), and for a third group of non-synaesthetes, the attributions of color to specific vocals and numbers were measured with the production method on a calibrated CRT. We found that the distributions of attributed colors of the group of specific S differed from those of the other two groups. Without announcement the measurements were repeated after a week and after 3 months. The comparison of first and later synaesthetic attributions exhibited significantly smaller color differences in the group of specific S compared to the other two groups. It therefore seems possible to quantitatively determine the individual synaesthetic ability in a specific dimension by measurement of the stability of synaesthetic attributions. Furthermore it seems necessary to distinguish between synaesthesia in general and the investigated specific lexicographic form of synaesthesia. Symposium: Synaesthesia 43 Zur Längsschnittstabilität von Farbe-Vokal-Zuordnungen als quasisynästhetischem Phänomen Klaus-Ernst Behne Musikpsychologie Hochschule für Musik und Theater Hannover Emmichplatz 1; 30175 Hannover [email protected] Farbe-Vokal-Zuordnungen werden in der Regel im Zusammenhang mit synästhetischen Phänomenen betrachtet. Es gibt jedoch Gründe, sie zumindest teilweise nicht als Synästhesien, sondern (in Anknüpfung an v.Hornbostel) als intermodale Analogien zu interpretieren. Daten aus einer Längsschnittbefragung mit n = 150 Kindern bzw. Jugendlichen wurden daraufhin analysiert und ergaben für die 1.Befragung ein eher unklares Bild. Die vergleichende Analyse der 2.Befragung ist in Vorbereitung. Synästhesie als „Hyperbinding“ – ein Modell in der Bewusstseinsforschung. Untersuchungen zur Phänomenologie an einem deutschsprachigen Synästhetikerkollektiv Markus Zedler, Udo Schneider, Mine Büyükoktay, Geesche Wegener, Hinderk M. Emrich Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1; 30623 Hannover [email protected] Synästhesie ist die Eigenschaft einiger Menschen (etwa 1:300), Wahrnehmungen einer speziellen Sinnesqualität zusätzlich in anderen Sinnesqualitäten zu erleben. Bei der sogenannten „genuinen Synästhesie“ ist dieses Phänomen für den einzelnen unwillkürlich, nicht unterdrückbar und im Bewusstsein fest integriert. Die Kopplungen sind über lange Zeit reproduzierbar. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kopplungen interindividuell zufällig verteilt sind. An der Medizinischen Hochschule Hannover treffen sich regelmäßig Synästhetiker zum Austausch ihrer Alltagserlebnisse, die für Nichtsynästhetiker zunächst befremdlich erscheinen. Diese in der Mehrzahl ausgesprochen ausgeglichenen und begabten Menschen werfen für die Synästhesieforschung, die dieses Phänomen als „Hyperbinding“ modellhaft für die Bewusstseinsforschung sieht, regelmäßig faszinierende Fragestellungen auf. Mittels fMRI und anderer funktioneller Untersuchungsmethoden konnte eine entscheidende Rolle limbischer Anteile herausgestellt werden. Evaluationen zur Phänomenologie, wie z.B. dem häufigeren Auftreten luzider Träume (82 %), Häufungen bestimmter Kopplungen von Farben und Buchstaben (A+rot = 49%), spezieller mnestischer Fähigkeiten und Schilderungen von Grenzerfahrungen bieten ein buntes Bild neuer Erkenntnisse zur Synästhesie. Symposium: Synaesthesia 44 The neurophysiology of synaesthesia David Linden, Julia Sperling, Vincent van de Ven, Lars Muckli, James Waltz, Wolf Singer, Rainer Goebel, Hinderk Emrich, Markus Zedler Neurophysiologie Max-Planck-Institut für Hirnforschung Deutschordenstraße 46; 60528 Frankfurt [email protected] Synaesthesia is a perceptual phenomenon in which specific events in one sensory modality induce vivid sensations in another. We investigated the hypothesis that the colour experience in phonemecolour and grapheme-colour synaesthesia is accompanied by an activation of the human colour area (V4v/V8) using functional magnetic resonance imaging (fMRI) on 6 subjects. With retinotopic and colour mapping we could confirm that colour stimuli specifically activate area V4v/V8. Achromatic letters that elicited a synaesthetic colour experience led to a significantly higher activation of V4v/V8 than those that did not, regardless of whether they were presented visually or acoustically. These findings support the theory that the grapheme- and phoneme-induced colour sensations in synaesthesia are subserved by an activation of the colour areas of extrastriate visual cortex. Does X Mark the Spot in Synaesthesia? Results of a genetic scan of the X-chromosome and implications for the genetics of synaesthesia. Julian Asher, Elena Maestrini, Anthony Monaco, Simon Baron-Cohen Departments of Psychiatry and Experimental Psychology University of Cambridge Downing Site; CB2 3EB Cambridge (Großbritannien) [email protected] The 1996 Baron-Cohen et al study of prevalence and familiality established a 6:1 F: M ratio among coloured-word synaesthetes, with a 0.05% population prevalence vs. a 48% prevalence among firstdegree relatives of synaesthetes and higher risk to female than to male relatives. We hypothesised that the mode of inheritance was X-linked, most likely either autosomal dominant with sex limitation or sex-linked dominant with lethality. 20 families multiplex for coloured-word synaesthesia were then recruited, and all synaesthetes verified via the Baron-Cohen et al Test of Genuineness. Genetic samples were gathered from both affected and non-affected family members and a high-resolution (≤10cM) genome scan was performed on the X chromosome. While this scan failed to identify any candidate regions, an X-linked mode of inheritance cannot be conclusively excluded as the study may have lacked sufficient power to detect a more subtle association. We are now in the process of conducting a large-scale genetic study that will utilise a high-density whole genome scan on samples from a larger number of families in hope of locating candidate regions and/or genes. With special thanks to Shibley Rahman and Hannah Loader of Jesus College, Cambridge, for their contributions to the groundwork for this study. 45 13 Symposium: Psychological Aesthetics Einführung und Leitung: Thomas Jacobsen Institut fur Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Psychological Aesthetics: Empirical, Experimental, (Neuro)- Cognitive In 1876, Fechner’s major work on psychological aesthetics, the „Vorschule der Aesthetik“, was published. Letting this year of publication mark the beginning of a strongly empirical psychological aesthetics, this discipline, the „experimental aesthetics“, is indeed the second-oldest branch of experimental psychology, after psychophysics. In the course of research, a host of factors influencing aesthetic appreciation and judgment has been identified to this date. As aesthetics is a very complex topic, it is useful to approach it from different angles, using evolutionary, historical, cultural, educational, (neuro)cognitive, personality, emotional, situational and probably more perspectives. Following Fechner’s tradition, the present symposium addresses questions in contemporary psychological aesthetics. Methods from cognitive science, cognitive neuroscience, and experimental psychology are employed to tackle issues in music processing, aesthetic appreciation of artworks, color-form correspondence and the conceptual structure of the term „aesthetics“. Electrophysiological correlates of aesthetic and descriptive judgments of music Elvira Brattico, Thomas Jacobsen, Wouter De Baene, Mari Tervaniemi Institut Psychologie Universität Helsinki Siltavuorenpenger 20C; 00014 Universität Helsinki (Finnland) [email protected] The aim of the present study was to compare the cortical brain activity during evaluative vs. descriptive judgments of the same musical cadences. Prompted by a visual cue, 15 subjects determined if the musical sequences sounded correct or incorrect (descriptive judgment task), or if they liked them or not (evaluative judgment task). Stimuli were 180 different 5-chord cadences of 30 different types, each transposed over 6 musical scales. To avoid the possible correlation between liking and correctness, ambiguous cadences were introduced, i.e., cadences correct for music theory but less frequently adopted in compositional practice. While performing the task, subjects’ brain activity was recorded with a 25-channel electroencephalogram (EEG). Results showed that evaluative processes elicited larger frontal negativities as compared to descriptive processes. Interestingly, these negativities were stronger over the right hemisphere. Thus the data suggest the existence of partially separate cortical systems for aesthetic versus descriptive processing of music. 46 Symposium: Psychological Aesthetics Cognitive fluency in aesthetic appreciation Helmut Leder, Benno Belke, Dorothee Augustin Institut für Psychologie Freie Universität Berlin Habelschwerdter Alle 45; 14195 Berlin [email protected] Aesthetic judgements are influenced by a number of variables [Leder, H., Explorationen in der Bildästhetik, (2001); Explorations in Aesthetics, Habilitation at the FU Berlin, (Pabst Publisher in press)]. In respect to many preference reactions people tend to like what they know. In cognitive Psychology it was Zajonc [Journal of Personality and Social Psychology, Monograph Supplements, 9 (2, Pt.2),1-27, (1968)] who provided a theory according to which, preferences are often based on mere exposure. However, when applied to the perception and appreciation of art, the results of mere exposure are rather ambiguous. While preference with simple, unfamiliar objects is presumably based on perceptual fluency, modern painters often explicitly disrupt the ease of processing. Leder [Explorationen in der Bildästhetik, (2001); Explorations in Aesthetics, Habilitation at the FU Berlin, (Pabst Publisher in press)] argued that the lack of simple effects with artworks might be due to the needed expertise and knowledge-based cognitive fluency, which allows the perceiver to process „non – fluent“ artworks efficiently. Data from two studies using modern abstract artworks are presented which systematically investigated „natural interest and art knowledge“ and used experimental manipulations of cognitive fluency. Evidence for the influence of cognitive fluency from „style training“ was found and was particularly strong when perceiver were interested but not particularly skilled in art perception. Aesthetic Preference for Elementary Color-Shape Combinations Sebastian Walter, Karl Gegenfurtner Abteilung Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] In his book „Über das Geistige in der Kunst“ (1912) the Russian painter Wassily Kandinsky presented the theory that between color and shape exists a relationship of interaction and that therefore there are better fitting and less fitting color-shape combinations. According to Kandinsky the elementary colors yellow, red and blue correspond to the elementary shapes triangle, square and circle. To clarify whether there exists a preference for certain elementary color-shape combinations, we undertook investigations by means of a questionnaire. In one part the subjects should indicate which of the colors blue, green, yellow and red appeared to them to fit best with square, triangle and circle. In a second part the subjects should assign to each color the best fitting shape. 164 students from Germany (average age 20) and 61 students from Vanuatu (South Pacific, average age 22) were interviewed. The results show context dependent preferences for certain elementary color-shape combinations, different from those proposed by Kandinsky. Symposium: Psychological Aesthetics 47 A primacy of beauty: The aesthetics of things Erich Schröger, Thomas Jacobsen Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14; 04103 Leipzig [email protected] The conceptual structure of the aesthetics of things was investigated. To this end, associative namings for the word aesthetics were collected from 311 non-artist students in a timed verbal association task. A large number ( > 500) of different adjectives was produced. The word „beautiful“ clearly was the most frequently named one. The word „ugly“ was the second-most frequent naming, used by almost half of the students. All other namings were, by far, less frequently produced. It is argued that the beautiful-ugly dimension is the primary concept in the aesthetics of things. Thus asking individuals to perform aesthetic judgments of things, judgments of the beauty of objects, implies instructing them to perform what comes most natural to them. In other words, the most prototypical aesthetic judgements are those of beauty. Furthermore, the majority of generated words had a positive valence. This result contrast comparable studies on emotion terms. Mere Exposure und Affect Infusion: Zur schnellen ästhetischen Urteilsbildung Andries Oeberst, Helmut Leder Institut für Allgemeine, Kognitive und Biopsychologie Freie Universität Berlin Hermannstr. 49; 12049 Berlin [email protected] Die bisherige Forschung zur ästhetischen Urteilsfindung hat bereits etliche mögliche Einflussgrößen für zugrunde liegende Verarbeitungsprozesse ausgemacht [Leder, H. Habilitation at the FU Berlin (2001)]. Unter Bedingungen, die in Zusammenhang gebracht werden mit der Existenz eines auf impliziten Gedächtnisprozessen beruhenden Wahrnehmungssystems [Zajonc, R.B. American Psychologist, 35, 151-175 (1980)], scheinen Präferenzurteile häufig von mere exposure- Effekten beeinflusst zu sein [Zajonc, R.B. J. of Pers. and Soc. Psych. Monograph Supplements, 9, 2/Pt.2, 1-27 (1968)]. Angewandt jedoch auf die Kunstwahrnehmung, erweisen sich diese Resultate als in besonderer Weise inkonsitent [Bornstein, R.F. Psych. Bull., 106/2, 265-289 (1989)]. Verschiedene Qualitäten dieses Gegenstandsbereiches kommen als Ursachen dafür in Frage. Aus methodologischem Blickwinkel gerät auch die gebräuchliche experimentelle Operationalisierung von mere exposure selbst in die Kritik. So erscheint sie in systematischer Weise anfällig für spezifische Auswirkungen von affect infusion [Forgas, J.P. Psych. Bull. 117/1, 39-66(1995)]. In einer experimentellen Studie, die ein typisches mere exposure- Paradigma verwendet und versucht die Befindlichkeit der Probanden zu beeinflussen, wurde dieser Problemstellung nachgegangen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen einen negativen Effekt für mere exposure auf die Gefallensurteile, jedoch keine Interaktion mit dem deutlich repressiven Einfluss negativer Aktiviertheit auf diese. Eine Neubewertung vergangener Ergebnisse erscheint trotzdem erforderlich. Symposium: Psychological Aesthetics 48 Ästhetische Zeichen und Markenpositionierung Branko Woischwill Kommunikationspsychologie Universität der Künste Berlin Hardenbergstr. 9; 10623 Berlin [email protected] Entsprechend der Theorie der Erlebnisgesellschaft [Schulze, Campus, (1996)] können die Deutschen fünf Erlebnis-Milieus zugeordnet werden. Welche Menschen aus welchen Erlebnis-Milieus bzw. mit welchen Lebensstilen zu welchen Marken greifen, lässt sich unter anderem mit Hilfe der „Verbraucheranalyse 2002“ ermitteln. Die Stichprobengröße der „Verbraucheranalyse 2002“ beträgt 30.673 Interviews, wobei die Grundgesamtheit der Untersuchung die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren in Privathaushalten beinhaltet, die somit 64,1 Millionen Personen entspricht. Im ersten Schritt der Untersuchung wird mit Hilfe der „Verbraucheranalyse 2002“ erforscht, wie stark die Wahl einer bestimmten Produktmarke mit einem bestimmten Lebensstil/Erlebnis-Milieu des Käufers korrespondiert. Im zweiten Schritt wird dann die Anzeigenkampagne der betreffenden Produktmarke nach den verwendeten ästhetischen Zeichen untersucht. Es wird erwartet, dass bei den Marktführern eines Produktsegmentes die Korrespondenz zwischen den milieuindizierenden Zeichen der Käufer und den benutzten ästhetischen Zeichen der Anzeigenkampagnen des jeweiligen Produktes überdurchschnittlich hoch ist. 49 14 Symposium: Farbwahrnehmung Einführung und Leitung: Karl Gegenfurtner†, Hans Irtel‡ †Psychologie Justus-Liebig-Universität Giessen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Giessen [email protected] ‡Allgemeine Psychologie Universität Mannheim Schloss; 68131 Mannheim [email protected] Farbwahrnehmung Farbwahrnehmung dient der Orientierung im Raum und dem Erkennen von Objekten und ihrer Eigenschaften. Diese Aufgaben setzen Invarianz der wahrgenommenen Oberflächenfarbe gegenüber inzidentellen Beleuchtungsänderungen voraus, Farbkonstanz also. Die Konstanzleistungen beim Kategorisieren von Farben werden im Beitrag von Karl Gegenfurtner und Sebastian Walter untersucht. Neuere Modelle der Farbkonstanzmechanismen nehmen bestimmte spektrale Eigenschaften natürlicher Farbreize an, um die Aufgabe lösbar zu machen. Welche Voraussetzungen dafür notwendig sind, wird von Johannes Andres analysiert. Im Beitrag von Eike Richter und Johannes Andres wird durch eine spezielle Beobachtungsmethode untersucht, ob die Kontrastcodierung als eine mögliche Grundlage von Farbkonstanz als rein retinaler Mechanismus aufgefasst werden kann. Farbwahrnehmung im Dienste der Objekterkennung verlangt auch die Trennung von Figur und Grund, von Objektoberfläche und Beleuchtung. Mechanismen die dies leisten haben häufig Kontexteffekte zur Folge, die in bestimmten Situationen zu Täuschungenführen, in natürlichen Situationen aber in der Regel zu erfolgreichem Erkennen beitragen. Die Rolle der Trennung von Objekteigenschaften und Beleuchtung bei sehr einfachen Reizkonstellationen untersuchen Vebjørn Ekroll, Franz Faul und Reinhard Niederée. Farben dienen nicht nur dem Segmentierungsprozess der Objekterkennung. Dieser liefert ja nur die geometrischen Objekteigenschaften. Farben dienen auch dem Erkennen semantischer Objekteigenschaften indem sie in vielfältiger Weise Assoziationen erzeugen. Wie stabil solche semantischen Farbassoziationen sind, wird von Ursula Weigel und Jürgen Heller gefragt. Der Abschlussbeitrag von Hans Irtel schließlich stellt einige Aspekte eines Programmpakets zur Steuerung psychologischer Experimente vor, wodurch sich dieses System besonders gut zur Steuerung von Experimenten zur Farbwahrnehmung eignet. Symposium: Farbwahrnehmung 50 Farbkonstanz und Farbkategorisierung Karl Gegenfurtner, Sebastian Walter Abteilung Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Giessen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen [email protected] Unter Farbkonstanz versteht man die Eigenschaft, Objekten trotz Beleuchtungsänderungen eine konstante Farbe zuweisen zu können. Wir benutzten zur Messung der Farbkonstanzleistung eine Farbkategorisierungsaufgabe. Die Reize wurden auf einem Bildschirm dargeboten, der von einer gleichmässig beleuchteten Kammer umgeben war. In jedem Durchgang erschien kurz ein farbiger Kreis auf dem Bildschirm, dessen Farbe zufällig aus einer Ebene gleicher Leuchtdichte des Farbraums gewählt wurde. Die Probanden mussten den Reizen mögliche Farbnamen zuordnen. Die Versuchskammer war entweder neutral grau beleuchtet, oder die Beleuchtung war hin zu einer der vier Gegenfarben (rot, grün, blau, gelb) verschoben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Vpn sehr exakt in der Lage sind, die Farben in 4-9 verschiedene Kategorien einzuordnen, obwohl es zwischen den Vpn zu deutlich unterschiedlichen Kategoriengrenzen kommen kann. Änderungen der Beleuchtung werden von den Vpn nahezu vollständig ( > 90%) kompensiert, wobei auch die Kategoriengrenzen einfach in Richtung der Beleuchtungsänderung verschoben werden. Beleuchtung und Farbkörper Johannes Andres Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität Kiel Olshausenstraße 40-60; 24098 Kiel [email protected] Ein zentrales Problem im Rahmen der Farbkonstanz ist die Beleuchtungsschätzung, die oft mit Hilfe höherer Szenenstatistiken vorgenommen wird. Zur Auslotung der prinzipiellen Grenzen solcher Ansätze ist die Frage interessant, ob die Form des Farbkörpers unter einer gegebenen Beleuchtung eine Rekonstruktion dieser Beleuchtung gestattet. Die Antwort auf diese Frage ist positiv, wenn gewisse Eigenschaften der Spektralwertkurven vorausgesetzt werden. Diese Zusammenhänge sollen genauer untersucht werden. Symposium: Farbwahrnehmung 51 Kontrastcodierung und die systematische Kontextvariation haploskopischer Reize Eike M. Richter, Johannes Andres Institut für Psychologie Universität Potsdam Golm Campus; 14415 Potsdam [email protected] Asymmetrische Farbabgleiche von Kontextreizen gelingen in der Regel nicht vollständig. Diese mit gewissen basalen Segmentierungsmechanismen des visuellen Systems verbundenen Befunde werden durch gegenwärtige Modelle der Kontrastcodierung nicht abgedeckt. Faßt man Kontrastcodierung als Beschreibung rein retinaler Mechanismen auf, so könnten die Schwierigkeiten mit speziellen haploskopischen Darbietungen vermieden werden. In einem Versuch, die Abhängigkeit der Parameter spezifierter Modelle von Umfeldern zu bestimmen und gegebenenfalls Verletzungen verschiedener Modellvorhersagen aufzudecken, wurde hier insbesondere geprüft, ob Inkremente und Dekremente unterschiedliche Mechanismen der Szenensegmentierung aktivieren. Dazu wurden Infelder achromatischer Testreize in ihrem Luminanzkontrast und die Umfelder von Abgleichsreizen im Farbraum entlang der Rezeptorachsen systematisch variiert. Die Daten stimmten mit den Annahmen affin linearer Modelle gut überein. Der Ratioansatz machte näherungsweise zutreffende Vorhersagen zum Zusammenhang von Umfeldern und Parametern. Statistische Abweichungen waren allerdings sowohl für dekrementelle als auch für inkrementelle Reize zu verzeichnen, die sich in anschließenden Schwellenexperimenten nur für die Dekremente auch als perzeptuell bedeutsam erwiesen. Zur Bedeutung von Farbspaltung bei Kontexteffekten in der Farbwahrnehmung Vebjørn Ekroll, Franz Faul, Reinhard Niederée Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Olshausenstr. 62; 24118 Kiel [email protected] Anderson [Perception, 26, 419 (1997)] argumentiert, dass sich zahlreiche Kontexteffekte der Farbwahrnehmung, die bei komplexeren Stimuli auftreten, nicht allein auf basale Mechanismen wie Adaptation und opponente Umkodierung zurückführen lassen, sondern dass in diesen Fällen Mechanismen zum Tragen kommen, die das lokale Farbsignal in zwei gleichzeitig wahrgenommene ursächlichen Komponenten aufspalten, wie etwa Beleuchtung und Reflektanz oder eine transparente Schicht und ein dadurch wahrgenommenes Objekt. Neuere experimentelle Befunde [Ekroll, Faul, Niederée & Richter, Proc Natl Acad Sci USA, 99(20), 13352 (2002)] deuten jedoch darauf hin, dass solche komplexeren Mechanismen bereits in einfachen Infeld-Umfeld-Reizen eine Rolle spielen. Wir stellen Ergebnisse aus asymmetrischen Farbabgleichsexperimenten vor, die diese Schlussfolgerung unterstützen: Es zeigte sich, dass einer Reihe gut unterscheidbarer Infeldchromatizitäten im einen Umfeld jeweils die gleiche Chromatizität im anderen Umfeld als bester Match zugeordnet wurde. Nach der in Ekroll et al. gegebenen Interpretation, dass in der untersuchten Reizsituation eine „Verhüllung mit der Umfeldfarbe“ eine wesentliche Komponente des Farbeindrucks darstellt, ist dies zu erwarten, da bei unterschiedlichen Umfeldfarben notwendigerweise verschiedene Verhüllungkomponenten vorliegen, die durch Veränderungen der Infeldchromatizität nicht kompensiert werden können. Symposium: Farbwahrnehmung 52 Wie frisch ist rot? – Zur Struktur von Farbattributen Ursula Weigel, Jürgen Heller Institut für Experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg [email protected] Begriffe, die geeignet sind, Farben zu beschreiben, werden als Farbattribute bezeichnet. In der Farbwahrnehmung werden Farbattribute wie „Farbton“, „Sättigung“ und „Helligkeit“ betrachtet, die in direkter Beziehung zu den Farbkoordinaten stehen und zu einer eindimensionalen Skalierung der Farben führen. Die angewandte Farbwirkungsforschung (Werbung, Produktgestaltung, etc.)interessiert sich für weitere Farbattribute, wie beispielsweise „frisch“, „aktiv“ oder „natürlich“. Unter Verwendung des BTL-Modells [Bradley & Terry, Biometrica, 39, 324-345 (1952); Luce (1959)] wurde experimentell untersucht, ob die Charakterisierung von Farben mittels derartiger Attribute durch eindimensionale Skalen beschrieben werden kann. Hierzu beurteilten 57 Versuchspersonen, in welchem Ausmaß jedes von 11 ausgewählten Attributen auf 22 vorgegebene Farben zutrifft. Für jedes der Attribute wurde statistisch überprüft, ob sich die Farben durch eine eindimensionale BTL-Skala repräsentieren lassen. Die Ergebnisse bestätigen diese Hypothese in 9 von 11 Fällen. Es lassen sich somit auch solche Attribute von Farben als eindimensionale Skalen interpretieren, die sich nicht unmittelbar auf den Wahrnehmungseindruck, sondern auf deren Wirkung beziehen. Farbexperimente mit PXLab Hans Irtel Allgemeine Psychologie Universität Mannheim Schloss; 68131 Mannheim [email protected] Das Experimentiersystem PXLab (http: //www.pxlab.de) erlaubt eine präzise Kontrolle der Farbwerte von Reizen, da alle Farben in Normfarbwertanteilen und Leuchtdichtewerten definiert werden. Die Normfarbwerte werden von einem Farbverwaltungssystem in gerätespezifische Koordinaten umgerechnet. Eigene Messungen der Gerätekoordinaten und der Leuchtdichtekennlinie können integriert werden. Darüber hinaus stehen für die Simulation von Oberflächen- und Beleuchtungsfarben Objekte bereit, deren spektrale Eigenschaften explizit über die Remissionseigenschaften der Farbproben des Munsell Book of Colors oder über die Angabe von Normlichtarten oder auch von freien Spektralverteilungen bestimmt werden können. Experimente mit PXLab können über eine graphische Benutzeroberfläche interaktiv definiert und ausgeführt werden. Das System ist vollständig in der Programmiersprache Java implementiert und kann durch eigene Klassendefinitionen jederzeit erweitert werden. 53 15 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung Einführung und Leitung: Klaus E. Grossmann Institut für experimentelle Psychologie Universität Regensburg Burgunderstraße 9; 93053 Regensburg [email protected] Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung Bindung ist das phylogenetische Programm für besondere Beziehungen von Kindern mit ihren sie betreuenden Erwachsenen. Vergleichende Untersuchungen auf hormon- und neuro-physiologischer Ebene ergänzen und unterstützen systematische Beobachtungen und experimentelle Untersuchungen auf der Verhaltensebene und auf der Ebene mentaler Repräsentationen. Die Bindungstheorie von John Bowlby und die Bindungsforschung von Mary Ainsworth haben seit den 50er Jahren Grundlagen gelegt, die ein anthropologisches und interdisziplinäres Paradigma in der Entwicklungspsychologie etabliert haben. Es reicht von der Evolutionsbiologie über die Vergleichende Verhaltensforschung bis zu bindungsbedingten Fehlanpassungen. Bindung erfährt, je nach dem Umgang mit der Balance zwischen Bindungs- und Explorationsbedürfnissen kleiner Kinder durch Bindungspersonen, unterschiedliche Qualitäten in der Organisation psychologischer Anpassung. Klaus E. Grossmann (1) belegt mit längsschnittlichen Entwicklungsdaten Auswirkungen unterschiedlicher Bindungserfahrungen. Anna Katharina Braun (2) zeigt an der südamerikanischen Strauchratte als Tiermodell deutliche hirnmorphologische Veränderungen als Folge einer wiederholten kurzzeitigen oder einer chronischen Trennung von einem oder beiden Elternteilen als externe Regulatoren bei der Entwicklung adaptiver emotionaler Organisation. Karin Grossmann (3) weist nach, dass Väter, anders als Mütter, günstige Einflüsse auf die Bindungsentwicklung ihrer Kinder haben, wenn sie deren psychische Sicherheit beim Explorieren gewährleisten. Markus Heinrichs (4) untersucht Stressfreiheit durch Oxytocin bei stillenden Müttern, die günstig für die externe Regulierung der Bindungsentwicklung der Kinder ist. Er findet, dass Oxytocin, nasal appliziert, auch bei Männern wirkt. Gottfried Spangler (5) vergleicht hirnphysiologisch und psychologisch Wahrnehmung von Emotionen bei Erwachsenen und findet charakteristische Veränderungen bei unsicheren Bindungsrepräsentationen, z.B. verminderte Kohärenz über die Ebenen hinweg. 54 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung Bindungserfahrungen und Bindungsrepräsentationen im Längsschnitt Klaus E. Grossmann Institut für experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg [email protected] Bindung ist ein phylogenetisches Programm, das die besonderen Beziehung, die ein Säugling zu beständigen Betreuungspersonen aufbaut, regelt. Phänotypische Ausprägungen umfassen Muster sicheren, unsicheren und desorganisierten Bindungsverhaltens in verschiedenen Ausprägungen, die mit unterschiedlichen Bindungserfahrungen in Verbindung gebracht werden. In zwei Stichproben wurde längsschnittlich geprüft, ob sich Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Qualitäten von kleinkindlichen Bindungserfahrungen mit beiden Eltern auch auf der Ebene sprachlicher Darstellungen bindungsrelevanter Themen im Jugend- und im jungen Erwachsenenalter wieder finden lassen. Zu mehreren Zeitpunkten, von der Geburt der Kinder an, wurden individuelle und interaktive Verhaltensdaten erhoben. Ab dem 6. Lebensjahr wurden vor allem sprachliche Darstellungen bindungsrelevanter Themen erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass es, trotz mancher statistischer Unabhängigkeit zwischen frühem Verhalten und narrativen Darstellungen, entscheidende Zusammenhänge gibt. Sie sind mit 16 Jahren „schwächer“ als mit 22 Jahren. Ausgewählte Ergebnisse werden unter folgendem Gesichtspunkt betrachtet: In die Sicherheit der sprachlichen Bindungsrepräsentation geht einmal psychische Sicherheit durch kindliche Erfahrungen mit der Beruhigung des Bindungssystems durch tröstende Nähe ein, und zum andern Sicherheit spendende Unterstützung bei Erfahrungen mit der realen Welt. Psychische Sicherheit in beiden Bereichen eröffnet den vollen Spielraum, um die Entwicklung „Innerer Arbeitsmodelle“ zu ermöglichen, die es erlauben, die Aufmerksamkeit aktiv auf Veränderungen in der Welt zu konzentrieren. Diese beide Prozesse sind komplementär, erlauben aber erst zusammen Repräsentationen psychologischer Anpassung ohne Einschränkungen und Verzerrungen der Wirklichkeit Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung 55 Hirnbiologische Veränderungen nach frühkindlichem Elternentzug: Befunde aus der tierexperimentellen Forschung Anna-Katharina Braun Institut für Biologie Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Brennecke Straße 6; 39118 Magdeburg [email protected] Die erste emotionale Bindung im Leben eines Neugeborenen, die Bindung zu den Eltern, ist offenbar „prägend“ für spätere sozio-emotionale Fähigkeiten. Störungen der Kind-Eltern Kommunikation führen zu dauerhaften Defiziten nicht nur im emotionalen sondern auch im kognitiven Bereich, die bis hin zu klinischen Symptomen wie Verhaltensstörungen, und Angsterkrankungen führen können. Unsere tierexperimentellen Arbeiten an Nagern weisen darauf hin, dass die Kind-Eltern Beziehung als Regulator der Hirnentwicklung fungiert, und dass eine Störung dieser Beziehung zu Veränderungen der synaptischen Verschaltungsmuster im Gehirn führt, so dass eine normale geistige Entwicklung nicht mehr gewährleistet ist. Hierbei sind offenbar insbesondere die limbischen Schaltkreise betroffen, die bei emotionalem Verhalten, Lernen und Gedächtnisbildung eine Rolle spielen. An Strauchratten konnten wir zeigen, daß Jungtiere wenige Tage nach der Wegnahme von den Eltern messbare Veränderungen von dopaminergen, serotonergen, Benzodiazepin- und NMDA-Rezeptordichten in Regionen des limbischen Systems aufweisen. Darüber hinaus besitzen diese depriviert aufgewachsenen Tiere signifikant veränderte Dichten von erregenden Synapsen im anterioren cingulären Cortex und im Hippocampus. Dies könnte unter anderem für die im Verhaltensversuch beobachtete erhöhte Überaktivität der Tiere verantwortlich sein. Weiterführende Untersuchungen sollen prüfen, inwieweit sich dieses Tiermodell für die experimentelle Analyse von entwicklungs- und umweltinduzierten Verhaltensstörungen eignet. 56 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung Die „andere“ Bindung des Kindes zum Vater: Messung und längsschnittliche Korrelate Karin Grossmann Institut für experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg [email protected] In der Bindungsforschung wurde lange ungeprüft davon ausgegangen, daß Qualitäten die Kind-Vater Bindung und die väterliche Interaktionsgüte mit denselben Messmethoden wie die Kind-Mutter Bindung zu erfassen sei. Väterliche Feinfühligkeit zum Säugling und die standardisierte Fremde Situation als Erhebungsinstrument für die Qualität der Bindung des Kindes an den anwesenden Elternteil hatten jedoch für die Kind-Vater Beziehung nicht die gleiche Vorhersagekraft für die soziale Entwicklung des Kindes wie für die Messinstrumente der Kind-Mutter Bindung. In Längsschnitt-Studien haben wir das Verhalten der Väter im ersten Jahr und die väterliche Feinfühligkeit im Sinne von Vermittlungsgüte im Spiel mit einem neuen Spielmaterial im Alter des Kindes von 24 Monate auf einer neu entwickelten Skala beurteilt. Feinfühligkeit und Bindungsmaße des Kindes und der Eltern zeigten für den Vater eine andere Vernetzung von Zusammenhängen als für die Mutter. Während für die Kind-Mutter Bindung das Verhalten des Kindes bei psychischer Belastung zentral war, war es für die Kind-Vater Bindung die Unterstützung des Vaters beim Spiel. Die mütterliche Feinfühligkeit gegenüber dem Säugling im ersten Jahr und die väterliche Spielfeinfühligkeit gegenüber dem Zweijährigen sagten beide die Wertschätzung des erwachsen gewordenen Kindes gegenüber seinem Liebespartner über zwanzig Jahre später voraus. Die anthropologisch eindeutig andere Rolle des Vaters als Bindungsperson für die Entwicklung des Kindes erfordert andere Methoden als die Erfassung der Kind-Mutter-Bindung. Wir interpretieren die Befunde im Sinne einer zusammenfassenden Erweiterung des Konzeptes Sicherheit der Bindung und des Konzepts Sicherheit der Exploration zu dem übergreifenden Konzept „psychische Sicherheit in Bindungsbeziehungen“. Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung 57 Stressreduzierende und bindungsfördernde Funktionen des Stillens: Die mütterliche Perspektive Markus Heinrichs Psychologisches Institut Universität Zürich Zürichbergstraße 43; 8044 Zürich (Schweiz) [email protected] Während die Bedeutung des Stillens für das Kind als gut untersucht gilt, sind positive Effekte des Stillens für die Mutter bislang wenig bekannt. Befunde aus der jüngsten tierexperimentellen Forschung zeigen, dass die Stressreaktivität während der Zeit der Laktation deutlich reduziert ist. Erste Humanstudien aus unserer Arbeitsgruppe bestätigen, dass auch beim Menschen die Stressreaktivität der Mutter durch das Stillen reduziert wird. Demnach bewirkt Stillen vor einer Stresskonfrontation eine Unterdrückung der psychoendokrinen Stressantwort auf akute psychosoziale Belastungen. Stillen hat somit einen kurzfristigen protektiven Effekt auf die Stressreaktion der Mutter. Als zugrundeliegender Mechanismus wird das während des Stillvorgangs freigesetzte Neuropeptid Oxytocin diskutiert, welches in jüngsten Tierstudien neben den bekannten reproduktionsbiologischen Effekten auch als zentraler Mechanismus für stressreduzierende und anxiolytische Effekte positiver sozialer Interaktion (z. B. Mutter-Kind-Bindung) diskutiert wird. In einer weiteren Studie zeigte sich in einem placebokontrollierten Doppelblinddesign, dass eine exogene Stimulation durch intranasal appliziertes Oxytocin bei Männern die gleichen stressprotektiven Effekte auf die psychische und endokrine Stressantwort hat wie die endogene Stimulation des Hormons während des Stillens bei Frauen. Die Implikationen dieser Befunde für die Bindungstheorie werden diskutiert. 58 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung Bindung und Emotionswahrnehmung: Psychologische und physiologische Prozesse Gottfried Spangler Institut für Psychologie I Universität Erlangen Bismarckstr. 6/II; 91054 Erlangen [email protected] Die Bindungstheorie geht davon aus, dass sich Personen unterschiedlicher Bindungsrepräsentation in der Emotionswahrnehmung unterscheiden. Letztere spielt eine entscheidende Rolle für die Regulation sozial-emotionaler Interaktionen und trägt als Komponente der Feinfühligkeit wesentlich zur Transmission von Bindungsmustern bei. In einer Reihe von Experimenten haben wir bei Erwachsenen den Einfluss von Bindungsunterschieden auf die Wahrnehmung von Emotionen untersucht, wobei Emotionswahrnehmungsprozesse sowohl auf psychologischer wie auch auf physiologischer Ebene erfasst wurden. Als Stimuli dienten Kinderbilder und -filmszenen unterschiedlicher emotionaler Valenz. Als Parameter für die Emotionswahrnehmung wurden subjektive Beurteilungen (Wahrnehmen und Erleben der Valenz und Intensität der kindlichen Emotionen), mimische Reaktionen (simultan zur Bildpräsentation mittels EMG abgeleitet), die Lidschlussreflexamplitude (als Maß für emotionale Bewertung auf subkortikaler Ebene), sowie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie erfasste Aktivierungen von Hirnarealen verwendet. Bindungsrepräsentationsmuster (sicher, unsicherdistanziert, unsicher-verwickelt) wurden jeweils durch das Bindungserwachseneninterview bzw. das Bindungserwachsenenprojektiv erhoben. Erste Befunde zeigen, dass Emotionswahrnehmungsprozesse auf den verschiedenen Organisationsebenen identifiziert werden können und dass sich theoretisch erklärbare Reaktionsmuster in Abhängigkeit von Bindungsunterschieden nachweisen lassen. So konnten beispielsweise bei Erwachsenen mit einer vermeidenden Bindungsrepräsentation eine verminderte verarbeitungsebenen-übergreifende Kohärenz sowie negative Bewertungstendenzen, v.a. auf subkortikaler Ebene festgestellt werden. Weiterhin sind bei Personen mit unsicherer Bindungsrepräsentation bzw. niedriger Kohärenz bei Darbietung insbesondere negativer kindlicher Emotionen höhere Aktivierungen im frontalen und limbischen Cortex, in den Basalganglien und im Cerebellum erkennbar, also in Strukturen, die auch in anderen Studien mit Emotionsverarbeitung in Zusammenhang gebracht wurden. Die Befunde werden auf dem Hintergrund bindungstheoretischer Annahmen diskutiert. 59 16 Symposium: Psychologie der Emotion aus der Sicht verschiedener Disziplinen Einführung und Leitung: Alfons Hamm†, Harald Schupp‡ Institut für Psychologie Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald † [email protected] ‡ [email protected] Psychologie der Emotion aus der Sicht verschiedener Disziplinen Instinktiv scheint jeder zu wissen, was eine Emotion ist. Dennoch ist dieses Konzept unter Wissenschaftlern häufig Gegenstand heftiger Debatten. Gibt es zwei fundamentale Emotionen oder sechs oder noch mehr? Haben Tiere Emotionen, oder brauchen wir das Bewußtsein und die Sprache für unsere Emotionen? In diesem Symposium werden diese Fragen aus der Sicht verschiedener psychologischer Disziplinen beleuchtet. Gemeinsamer Ausgangspunkt ist dabei die Überzeugung, dass Emotionen ein Produkt der Evolution sind und deren Ausdruck im Verhalten und in den beteiligten physiologischen Systemen durch bestimmte Teile des Gehirns gesteuert werden. In dem ersten Beitrag (Schupp et al.) wird erläutert, wie emotionale Schaltkreise des Gehirns schon sehr früh die Enkodierung von Umweltreizen modulieren können und wie Sie die Einspeicherung von emotional signifikanten Ereignissen im Gedächtnis selektiv beeinflussen können. Der zweite Beitrag von Stemmler beschreibt, wie diese emotionalen Netzwerke die Regulation der jeweiligen Verhaltensanpassung übernimmt. Es wird gezeigt, dass die physiologischen Reaktionsmuster sehr genau auf den jeweiligen Kontext der Handlung angepasst werden, auf welche die Emotion den Organismus präpariert. Im dritten Beitrag von Banse wird erläutert, inwieweit dispositionelle Anteile (Temperamente) in diesen Regulationsprozess eingreifen können. Dabei vewendet die Arbeitsgruppe von Banse den impliziten Assoziationstest, um Temperamentseigenschaften zu erfassen. Schließlich wird in dem Beitrag von Rockstroh und Elbert erläutert, was passieren kann, wenn diese Systeme der Emotionsregulation entgleisen. Am Beispiel der Post-traumatischen Belastungsstörung wird gezeigt, was passiert, wenn sich die funktionelle Plastizität des emotionalen Gedächtnisses durch traumatische Erfahrungen verändert. Neuropsychologische Grundlagen der Emotionsregulation Lutz Jäncke Psychologisches Institut Universität Zürich Treichlerstraße 10; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Der Orbitofrontalcortex (OFC) wird im Allgemeinen als wichtige Schaltstation aufgefasst, welche das Großhirn mit den Strukturen des Limbischen Systems verbindet. Die Aufgabe des OFC ist wahrscheinlich das Limbische System mit vorverarbeiteten Informationen aus den Gedächtnisspeichern des Frontalcortex zu versorgen. Im Rahmen des Vortrages sollen neuere Befunde dargestellt werden, welche diese Hypothese unterstützen. Insbesondere wird mittels kernspintomographischer Befunde gezeigt, dass die neuronale Aktivierung des OFC im Verlauf wiederholter Verarbeitung von emotionalen Stimuli habituiert. Des Weiteren werden erste Befunde vorgelegt, die auf eine wichtige Rolle des OFC im Zusammenhang mit der klassischen Konditionierung von emotionalen Reizen hinweist. Symposium: Psychologie der Emotion 60 Emotion und Aufmerksamkeit: Ein Beitrag zur Emotions-Kognitions-Debatte Harald Schupp, Jessica Stockburger, Almut Weike, Alfons Hamm Abteilung Klinsiche und Physiologische Psychologie Universität Greifswald Anklamer Straße 47; 17487 Greifwald [email protected] Die Betrachtung der neuronalen Organisation von Emotion und Kognition im Gehirn eröffnet neue Perspektiven in der Emotions-Kognitions-Debatte. Unsere Forschungsarbeiten zur emotionalen Steuerung von Aufmerksamkeit konzentrieren sich auf zwei Teilprozesse kognitiver Verarbeitung: (1) Emotionale Reize werden bereits auf sensorischer Ebene selektiv verarbeitet, d.h. emotionale Schaltkreise regulieren die perzeptuelle Repräsentation visueller Reize, bevor diese bewusst erkannt werden (frühe Selektion). (2) Emotionale Reize werden im Arbeitsgedächtnis selektiv repräsentiert (späte Selektion). In einer Serie von Studien mit ereigniskorrelierten Hirnpotentialen (ERPs) wurden spezifische ERP-Komponenten identifiziert, welche die frühe und späte Selektion emotionaler Reize abbilden. Aktuelle Studien untersuchen den Wettbewerb implizit emotionaler und explizit kognitiver selektiver Aufmerksamkeit. Trotz der Durchführung von kognitiven Aufgaben zeigte sich eine frühe selektive Verarbeitung von emotionalen Bildern, während die späte Selektion der emotionalen Inhalte nicht mehr zu beobachten war. Diese Studien belegen die Modulation kortikaler Subsysteme durch emotionale Bewertungsprozesse und demonstrieren, wie eine neurowissenschaftliche Perspektive zur Präzisierung der Emotions-Kognitions-Interaktion beitragen kann. Somatoviszerale Regulation von Emotionen Gerhard Stemmler Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] Emotionen haben distinkte Ziele und erfordern differenzierte somatoviszerale Aktivierungen für Protektion des Organismus und Handlungsvorbereitung. Das Gehirn veranlasst die Ausführung koordinierter autonomer Regulationsmuster. Das periphere Nervensystem bewirkt die dafür erforderlichen Feinregulationen der Zielorgane. Regulationsmuster sind im physiologischen Zustandsraum („physiologische Landkarten“) erkennbar. Als Zwischenbilanz wird festgehalten, dass im Gegensatz zur Auffassung von Cannon spezifische physiologische Emotionsmuster unter kontrollierten Bedingungen erwartet werden können. Eine Metaanalyse der Forschungsliteratur weist für die Emotionen Angst und Ärger in der Tat auf eine beträchtliche somatoviszerale Spezifität hin. Eine Aufklärung der funktionalen Bedeutung von physiologischen Emotionsmustern muss neben den spezifischen allerdings auch die unspezifischen Reaktionen heranziehen. Es wird vorgeschlagen, dass physiologische Emotionsmuster aus mindestens drei Komponenten zusammengesetzt sind: dem nicht-emotionalen Kontext, einer spezifischen somatoviszeralen Adaptation oder „Emotionssignatur“ sowie den Effekten aus den Erfordernissen der aktuellen Situation in der Zielverfolgung einer Emotion. Symposium: Psychologie der Emotion 61 Implizite Emotionalität: Reaktionszeitmaße zur Erfassung von Trait-Ärger und Aggressivität Rainer Banse Institut für Psychologie Humboldt-Universität Berlin Oranienburger Str. 18; 10178 Berlin [email protected] In der Angstforschung werden seit langem reaktionszeitgestützte Verfahren zur Erfassung der dispositionellen Ängstlichkeit verwendet. Neure methodische Entwicklungen in der sozialen Kognitionsforschung eröffnen nun die Möglichkeit, die Disposition zu beliebigen Emotionen und emotionsnahen Verhaltensweisen im Selbstbild der Probanden zu erfassen. Als besonders vielversprechend zur Erfassung von Temperamentseigenschaften wie Schüchternheit und Ängstlichkeit hat sich der Implizite Assoziationstest [Greenwald, A. G., McGhee, D. E., & Schwartz, J. K. L., Journal of Personality and Social Psychology, 74, 1464-1480 (1998)]erwiesen. Neben einem kurzen Überblick über den aktuellen Forschungsstand wird dieser Forschungsansatz anhand von mehreren Labor- und Feldstudien zu den Konstrukten Ärgerlichkeit und Aggressivität dargestellt. Neben den impliziten Maßen wurde Trait-Ärger und Aggressivität mit expliziten Fragebogenverfahren erhoben. Zusätzlich wurde ärgerliches und aggressives Verhalten durch detaillierte Beobachtung, Beurteilung oder objektive Kriterien erfasst. Während die Befunde für den Ärgerlichkeits-IAT nicht eindeutig sind, konnte die Validität des Aggressivitäts-IAT gut bestätigt werden. Möglichkeiten und Probleme von reaktionszeitgestützten Verfahren zur Erfassung habituellen emotionalen Verhaltens werden diskutiert. Grundlagen emotionaler Verarbeitung aus klinischer Perspektive Brigitte Rockstroh, Thomas Elbert FB Psychologie Universität Konstanz Postfach D23; 78457 Konstanz [email protected] Hirnkorrelate emotionaler Verarbeitung bei Personen mit psychischen Störungen, die Störungen des Affekts einschließen, können zum besseren Verständnis von Emotionen beitragen. Elektromagnetische Indikatoren der kortikalen Verarbeitung affektiver Reize bei Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung, Depressionen, Schizophrenien im Vergleich zu gesunden Probanden ergänzen Befunde aus der Grundlagenforschung zur Beteiligung frontaler Hirnstrukturen bei emotionalen Prozessen. Veränderte kortikale Aktivitätsmuster (z.B. bei PTSD oder Depressionen) und deren Modifikation nach Intervention legen die Hypothese funktionaler Plastizität des „emotionalen Gehirns“ in Abhängigkeit emotionaler Erfahrungen (z.B. traumatischer Stress) nahe. Vorträge 62 17 Vorträge Top-down Contingencies in Peripheral Cuing: The Roles of Color and Location Ulrich Ansorge, Manfred Heumann, Ingrid Scharlau Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Universitätsstr. 25; 33615 Bielefeld [email protected] According to contingent-processing accounts, peripheral cuing effects are due to the cues’ inadvertent selection for processing by control settings set up for targets. Consequently, cues similar to targets should have stronger effects than dissimilar cues. In the current study, this prediction was confirmed for cue-target combinations similar or dissimilar in the static features of color (Experiments 1-3, and 7), and location (Experiments 4-7), even if both, cues and targets, shared the dynamic feature of abrupt onset. Perceptual priming (Experiment 2), cue-target distance (Experiment 6), and reallocation of attention did not account for similar-dissimilar differences (Experiments 3, 4, 5, and 6). The results are best explained by top-down-contingent attentional effects of the similar cues. Implications for bottom-up accounts of peripheral-cuing effects are discussed. Wann die wiederholte Verarbeitung episodischer Gedächtnisinhalte zu Vergessen führt – und wann nicht Alp Aslan, Karl-Heinz Bäuml Institut für Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93053 Regensburg [email protected] Während die Präsentation einer Teilmenge zuvor gelernter Items zum intensiveren Lernen das spätere Erinnern der restlichen Items nicht beeinflusst [Part-List Relearning – PLR], führt die Präsentation derselben Items als Hinweisreize zu Vergessen [Part-List Cuing – PLC]. PLR und PLC unterscheiden sich in der Aufgabenart (Lernen vs. Verwendung als Hinweisreiz). Sie unterscheiden sich jedoch auch im Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung (Lernphase vs. Testphase). Um zu entscheiden, welcher der beiden Faktoren für die unterschiedlichen Effekte von PLR und PLC verantwortlich ist, variierten wir in beiden Aufgaben den Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung: wir präsentierten die Items entweder 3 min vor dem Erinnerungstest oder unmittelbar vor dem Erinnerungstest. Die Ergebnisse replizieren die typischen Befunde von PLR und PLC. Sie zeigen darüber hinaus, dass die Effekte nicht vom Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung abhängen. Dieser Befund legt nahe, dass allein die Art der Verarbeitung von Items darüber entscheidet, ob ihre wiederholte Darbietung zum Vergessen verwandten Materials führt oder nicht. Vorträge 63 Struktur und Bedeutungsbeziehungen beim Handlungsverstehen Patric Bach, Thomas C. Gunter, Günther Knoblich, Wolfgang Prinz, Angela D. Friederici Kognition & Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Handlungen können durch Millionen von Akteuren auf eine Vielzahl von Objekten angewendet und dabei sogar über Werkzeuge vermittelt werden. Das Verstehen von Handlungen ist deshalb ein kombinatorisches Problem, das nur gelöst werden kann, wenn Wissen über die beteiligen Akteure, Bewegungen und Objekte aufeinander bezogen wird. Wir zeigen, daß zwei Arten von Informationen für den Aufbau dieser Relationen verwendet werden. Den Versuchspersonen wurden Objekte und auf diese gerichtete Handlungen gezeigt, die bezüglich ihres Zueinander-Passens beurteilt werden mussten. Handlung und Objekt konnten bezüglich ihrer Bedeutung (z.B. Schraubenzieher wird in Schlüsselloch gesteckt) oder bezüglich ihrer strukturellen Merkmale (Orientierung des Schraubenziehers passt nicht zu der der Schraube) zueinander passen oder nicht. Behaviorale und elektrophysiologische Daten zeigen, daß Struktur- und Bedeutungsbeziehungen durch zwei parallele Prozesse verarbeitet werden, die mit unterschiedlichen ERPs einhergehen. Während mangelnde bedeutungsmäßige Passung eine N400-Komponente hervorrief, führte mangelnde strukturelle Passung zu einer links lateralisierten Negativierung im gleichen Zeitbereich. Die Bewertung visueller Anforderungen im Fahrzeug Martin Baumann, Diana Rösler, Georg Jahn, Josef F. Krems, Klaus Bengler Institut für Psychologie TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz [email protected] In zunehmendem Maße finden Fahrerassistenzsysteme Verwendung in modernen Kraftfahrzeugen. Neben vielfältigen Vorteilen bergen diese Systeme aber auch die Gefahr, den Fahrer von seiner primären Aufgabe, dem Führen des Fahrzeugs, abzulenken, und seine Sicherheit zu gefährden. Deshalb ist es Ziel internationaler Bestrebungen, standardisierte Verfahren zu entwickeln, die es erlauben, die Ablenkungswirkung von Fahrerassistenzsysteme zu bewerten. In einer Laboruntersuchung wurden zwei Kandidaten solcher Bewertungsverfahren – die Okklusionsmethode und die Peripheral Detection Task (PDT) – verglichen. Bei der Okklusionsmethode wird die Sicht der Versuchsperson auf das jeweilige Aufgabenmaterial wiederholt für definierte Zeitintervalle unterbrochen und freigegeben. Bei der PDT muss die Versuchsperson, während sie die jeweilige Experimentalaufgabe bearbeitet, eine visuelle Entdeckungsaufgabe durchführen. 24 Versuchspersonen bearbeiteten sowohl unter Okklusionsund als auch unter PDT-Bedingung zwölf verschiedene Experimentalaufgaben. Die Ergebnisse zeigen, dass beide Methoden die zwölf Aufgaben hinsichtlich ihrer Ablenkungswirkung vergleichbar beurteilen. Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit Fahrdaten belegt die Validität beider Verfahren. Vorträge 64 Soziale Erwünschtheit und Skalenformat als Einflussfaktoren bei der Beantwortung von Wahrscheinlichkeitsaussagen Freya Becker, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling Philosophisch-Pädagogische Fakultät – FB Psychologie Katholische Universität Eichstätt Ostenstraße 25; 85072 Eichstätt [email protected] Befunde zum Fragebogendesign legen nahe, dass potentiell jede mit einem Fragebogen kommunizierte Information für Probanden relevant und somit für die Beantwortung bedeutsam ist. So konnte gezeigt werden, dass bei Beantwortung von Einstellungsfragen die numerische Beschriftung der einzelnen Skalenpunkte als Interpretationshilfe herangezogen wird. Die vorliegende Arbeit überprüft, ob diese numerischen Formate einer Ratingskala ebenfalls einen Einfluss auf die Beantwortung von Wahrscheinlichkeitsaussagen haben; auch Interaktionseffekte zwischen Ratingskalenformat und sozialer Erwünschtheit werden untersucht: In einer Vorstudie wurden mehrere Ereignisse hinsichtlich ihrer sozialen und individuellen Erwünschtheit eingeschätzt. In der Hauptuntersuchung wurden jeweils vier sehr erwünschte, sehr unerwünschte oder neutrale Ereignisse in einem 3x3-faktoriellen between-subjects Versuchsdesign jeweils mittels dreier verschiedener Ratingskalenformate (bipolar, negativ, neutral) hinsichtlich ihrer individuellen Ausführungswahrscheinlichkeit eingeschätzt. Es zeigt sich ein starker Einfluss der sozialen Erwünschtheit auf das Antwortverhalten während Skalenformate in Abweichung von den Hypothesen auch in Interaktion mit sozialer Erwünschtheit keine Auswirkungen zeigen. Empfehlungen zur Gestaltung von Fragebögen werden abgeleitet. Stört eine Gehirnhälfte die andere oder kann sich das Gehirn in ein funktionelles split-brain verwandeln? Susanne Bergert, Sabine Windmann, Onur Güntürkün AE Biopsychologie Universität Bochum Universitätsstr. 150; 44780 Bochum [email protected] Viele Aufgaben können von beiden Gehirnhälften geleistet werden. Daher wäre es effektiv, in jeder Gehirnhälfte je eine Aufgabe zu bearbeiten. Aber kann eine Gehirnhälfte eine Aufgabe bearbeiten (Gesichtererkennung) und die andere Gehirnhälfte separat eine zweite (auch Gesichtererkennung)? Um dies zu untersuchen wurde die Gesichtererkennungsleistung einer Gehirnhälfte 2x getestet: 1x ohne und 1x mit einer zweiten Gesichtererkennungsaufgabe in der anderen Gehirnhälfte. Dabei zeigte sich eine verringerte Leistung einer Gehirnhälfte, wenn die andere ebenfalls eine Aufgabe bearbeitete. Diese Leistungsverringerung könnte drei Ursachen haben: a) zur optimalen Gesichtererkennung sind Ressourcen aus beiden Gehirnhälften notwendig, b) die Aufgaben interferierten miteinander weil sie beide gesichterspezifisch waren oder c) die Aufgaben interferierten stimulusunabhängig miteinander. Um dies zu klären, wurde in einem Folgeexperiment statt der zweiten Gesichtererkennungsaufgabe eine Namenerkennungsaufgabe benutzt. Da die Leistung auch hier sank, muss Interferenz unabhängig von den Aufgaben auftreten. Beide Gehirnhälften können demzufolge nicht separat zwei visuelle Aufgaben bearbeiten sondern stören sich gegenseitig. Vorträge 65 Assimilation in morpholoisch komplexen Wörtern Heidrun Bien Psychologisches Institut II, Allgemeine und Angewandte Psychologie Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fliednerstr. 21; 48149 Münster [email protected] In zwei Assimilations-Experimenten wurden Auswirkungen phonologisch möglicher Assimilationen auf Phonementdeckungsleistungen in morphologisch komplexen Wörtern untersucht. Die regressive Ortsassimilation wurde mittels Komposita getestet, die progressive Stimmlosigkeitsassimilation mittels präfigierter Verben. Die Wortreize wurden unverändert (Arbeitgeber) oder verändert präsentiert (Arbeikgeber). Diese Veränderung war auf Grund des Kontextes entweder phonologisch zulässig (Arbeikgeber) oder unzulässig (Arbeipgeber). Zusätzlich wurden die Effekte der Kontextzulässigkeit auf drei Lexikalitätsebenen betrachtet. Dazu wurden neben existierenden auch neu gebildete Komposita/Präfixverben (Arbeitgebühr) sowie zusammengesetzte Pseudowortreize (Wootgäusch) untersucht. Die Probanden entschieden, ob das Ausgangsphonem (hier /t/) vorhanden war. Die distribuierte Version des Kohortenmodells erwartet Effekte der Kontextzulässigkeit, am stärksten bei existierenden Wörtern, am schwächsten bei Pseudowortreizen. Auch TRACE erwartet die meisten Entdeckungen bei existierenden Wörtern und keine bei Pseudowörtern, jedoch unabhängig vom Kontext. Die Ergebnisse sind vereinbar mit der Annahme unterspezifizierter lexikaler Repräsentation. Kontextzulässigkeit stellte im Experiment zur Stimmlosigkeitsassimilation einen signifikanten Faktor dar, nicht im Ortsassimilationsexperiment. Lexikale Einflüsse zeigten sich in beiden Experimenten. Ist der Tie-Effekt SOA-abhängig? Sven Blankenberger Institut für Psychologie Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 06099 Halle (Saale) [email protected] Einer der robustesten Effekte der Forschung zur mentalen Arithmetik ist der sog. Tie-Effekt: TieAufgaben (3 + 3, 4 × 4) können schneller als Non-Tie-Aufgaben (7 × 5) gelöst werden. Zur Zeit werden zwei rivalisierende Erklärungen diskutiert: Der Tie-Effekt ist entweder ein Enkodier-Effekt oder es handelt sich um einen Abruf-Effekt. Ein überraschender Befund besteht darin, dass der TieEffekt bei heterogenen Aufgaben (3 + drei) verschwindet, was für die Enkodier-Erklärung spricht. Allerdings taucht der Effekt dann wieder auf, wenn vor der Addition oder Multiplikation ein Größenvergleich geleistet werden muss. Ich kann zeigen, dass dieser wiederentstehende Tie-Effekt kritisch davon abhängt, dass ein Größenvergleich stattfindet – eine einfache zeitliche Verzögerung von der Präsentation der Operanden bis zur Präsentation des Operators ist nicht ausreichend, um den Effekt zu erzeugen. Dies lässt den Schluss zu, dass ein geeignetes Gleichheitssignal vorhanden sein muss, um auf spezielles Tie-Wissen zugreifen zu können. Vorträge 66 Sprachproduktion und Sprachwahrnehmung: Semantische Transparenzeffekte bei morphologisch komplexen Wörtern? Jens Bölte, Pienie Zwitserlood, Petra Dohmes Psychologisches Institut II Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fliedner Str. 21; 48149 Münster [email protected] Die Bedeutung morphologisch komplexer Wörter ergibt sich nicht immer aus der Analyse seiner Komponenten. Der Fokus der Experimente ist die Art der Speicherung morphologisch komplexer Wörter im mentalen Lexikon. Welchen Einfluss haben semantische Transparenz und Formverwandtschaft? Morphologisch komplexe Wörter sollen dekomponiert oder als komplette Einträge gespeichert sein. Morphologische Verwandtschaft ist möglicherweise nur ein Epiphänomen phonologischer Formähnlichkeit und semantischer Verwandtschaft. Wir haben drei Bild-Wort Interferenz und ein lexikales Entscheidungsexperiment durchgeführt. Es fanden sich schwache, aber reliable Effekte semantischer Transparenz. Semantisch intransparente Distraktoren führten zu geringerer Erleichterung in Bild-Wort Interferenzexperimenten als semantisch transparente. Dieser Effekt trat nur auf, wenn die erste Komponente (Löwenmähne) des Kompositums den zu produzierende Bildnamen (Löwe) darstellt. Reine Formverwandtschaft führte zu weniger Erleichterung, die nicht auf die Aktivierung eines gemeinsamen Stammmorphems zurück zu führen ist. Die Ergebnisse sprechen für eine Speicherung eines dekomponierten Stammmorphems (Löwe). Das lexikale Entscheidungsexperiment unterstützte die Befunde der Produktionsexperimente. Kodier-Effekte und begrenzte Aufmerksamkeit beim Diskriminationslernen Wolfgang Bösche, Rainer Schmidt Institut für Psychologie TU Darmstadt Steubenplatz 12; 64293 Darmstadt [email protected] Beim Diskriminationslernen kann sowohl für den Menschen [Deubner & Lachnit, Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie, 41, 1-16 (1994)] als auch für Tiere gezeigt werden, dass Reaktionen auf vorhandene Merkmale schneller erlernt werden als auf fehlende (Feature-Positiv-Effekt). Diesem Vorteil gegenüber stehen Aufmerksamkeitsnachteile von zusätzlich vorhandenen Merkmalen beim Tier und Menschen. Während einfache adaptive Netzwerkmodelle den Feature-Positiv-Effekt erklären können, sagen sie keine Aufmerksamkeitsnachteile vorher. Beim Exemplarmodell von Pearce [Psychological Review, 101, 587-607 (1994)] verhält es sich umgekehrt: Es kann Nachteile zusätzlicher Merkmale erklären, sagt aber keinen Feature-Positiv-Effekt vorher. Es wird ein zusammenfassender Überblick über die bereits in den letzten Jahren auf der TeaP durch die Referenten vorgestellten Experimente gegeben und eine Meta-Analyse bezüglich der Kodier-Effekte und Aufmerksamkeitsnachteile durchgeführt. Darauf aufbauend wird eine normalisierende Transformation der Eingabeschicht adaptiver Netzwerke vorgeschlagen, die es erlaubt, sowohl die Vorteile vorhandener Merkmale als auch ihre Aufmerksamkeitsnachteile nichtparametrisch vorhersagen zu können. Vorträge 67 Intuitives Urteilen über semantische Kohärenz Annette Bolte Institut für Psychologie TU Braunschweig Spielmannstr.19; 38106 Braunschweig [email protected] Unter Intuition wird die Fähigkeit verstanden, Urteile über Zusammenhänge zu fällen, ohne sich der Grundlage der Urteile bewußt zu sein. Ziel war es, den Zeitverlauf intuitiver Urteilsprozesse mittels einer Reaktions-Deadline-Prozedur zu untersuchen. Versuchspersonen wurden Worttripel dargeboten, die kohärent, d.h. schwach mit einem viertem Wort (Lösungswort) assoziert waren, oder aber inkohärent waren, d.h. nicht mit einem gemeinsamen Lösungswort assoziiert waren. Versuchspersonen sollten die Tripel als kohärent oder inkohärent kategorisieren, wobei sie ihr Urteil 1000, 1500, 2000 oder 4000 ms nach Erscheinen der Worttripel abgaben. Nach 1500 ms konnten die Personen die Worttripel überzufällig korrekt kategorisieren, auch wenn sie nicht auf das Lösungswort kamen. Dies spricht dafür, daß die Urteile nicht durch einen bewußten Problemlöseprozeß vermittelt waren, sondern Ausdruck eines spontanen Kohärenzgefühls waren, das auf der unterschwelligen Aktivierung des Lösungswortes im semantischen Gedächtnis beruht. Auch wenn das Lösungswort nicht bewußt wird, führt diese Summation von Aktivierung zu einer intuitiven Währnehmung von Kohärenz. Kardiovaskuläre Belastungsreaktionen bei Kopfrechenaufgaben mit verbaler und nonverbaler Ergebnisdarstellung Stephan Bongard Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Olshausenstr. 40; 24098 Kiel [email protected] In kardiovaskulären Belastungsuntersuchungen werden Kopfrechenaufgaben häufig als mentaler Stressor eingesetzt. Jedoch unterscheiden sich Kopfrechenaufgaben in verschiedenen Untersuchungen erheblich. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, ob die Ergebnisse verbal präsentiert werden oder nicht. In der vorliegenden Studie bearbeiteten 48 Studentinnen vier Arten von Aufgaben in ausbalancierter Reihenfolge. Die Teilnehmerinnen hatten Zahlen einfach zu sprechen oder auf einer Tastatur einzutippen, bzw. serielle Subtraktionsaufgaben zu lösen und das Ergebnis entweder einzutippen oder laut auszusprechen. Impedanzkardiographisch wurden die hämodynamischen Reaktionen während dieser Aufgaben erfasst. Zusätzlich wurde zu Beginn und nach jeder Aufgabe die emotionale Befindlichkeit erfragt und die Leistung bei den Subtraktionsaufgaben erfasst. Bei verbaler Ergebnisdarstellung kam es zu ausgeprägteren Reaktionen in Herzrate, Blutdruck, Herzminutenvolumen und Präejektions-Periode. Bei non-verbaler Ergebnisdarstellung folgten die Reaktionen einem Muster beta-adrenerger Erregung. Weiterhin zeigten die Pbn bessere Rechenleistungen bei verbaler Ergebnispräsentation. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass bei verbaler Ergebnispräsentation eine Konfundierung metabolischer und motivationaler Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem vorliegt, die durch non-verbale Ergebnisdarstellung bei Kopfrechenaufgaben verhindert werden kann. Vorträge 68 Simon-Effekte bei stationär bewegten Reizen Simone Bosbach, Dirk Kerzel, Wolfgang Prinz Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] In dieser Studie wurde untersucht, ob aufgabenirrelevante Richtungsinformation in stationär bewegten Reizen die manuellen Reaktionen von Versuchspersonen im Sinne eines Simon-Effektes beeinflusst. Signifikante Simon-Effekte zeigten sich bei der Darbietung von sinusiodalen Gratings, die sich in einem stationären Gausschen Fenster bewegten. Die Bewegungssignale dieser Stimuli sind sowohl elementaren wie auch komplexeren Bewegungsdetektoren zugänglich. In einem weiteren Experiment dienten sich auf-der-Stelle-bewegende Point-light Walker als Stimuli. Ein bewegungsbasierter SimonEffekt zeigte sich immer dann, wenn die Stimuli als aufrecht gehende Läufer interpretiert werden konnten. Dies lässt darauf schließen, dass die Effekte über eine abstrakte kognitive Repräsentation vermittelt werden. Gestützt wurde diese Annahme durch die Ergebnisse eines weiteren Experimentes, in dem ein dynamisches Random-Dot Display mit systematischer Variation des Signal-Rausch Verhältnisses eines unidirektionalen Bewegungssignales präsentiert wurde. Die Ergebnisse bestätigen ferner die These von Hommel [in: Beyond dissociation: Interaction between dissociated implicit and explicit processing. Rossetti & Revonsuo (Eds.). Amsterdam: John Benjamins, 221 (2000)], dass automatische Informationsverarbeitungsprozesse einer intentionalen Kontrolle unterliegen. Die Rolle des fronto-lateralen Kortex bei der Vorbereitung von Aufgaben Marcel Brass, D. Yves von Cramon Neurologie Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Die Fähigkeit sich auf verschiedene Aufgaben vorzubereiten ist entscheidend für die Kontrolle unserer Handlungen. Sie ermöglicht es uns flexibel auf eine sich ändernde Umwelt zu reagieren. In zwei Experimenten wollten wir die Rolle des fronto-lateralen Kortex bei der Aufgabenvorbereitung untersuchen. Hierzu bedienten wir uns eines Paradigmas, in dem Hinweisreize die Vorbereitung der Aufgabe ermöglichten. Durch die Verwendung von Versuchsdurchgängen, in denen ausschließlich Hinweisreize dargeboten wurden, konnten wir zeigen, dass der fronto-laterale Kortex hinweisreizbezogene Aktivierung aufweist. Daraufhin sind wir der Frage nachgegangen, ob sich diese hinweisreizbezogene Aktivierung auf die Kodierung des Hinweisreizes oder den Aufruf der Aufgabe bezieht. Durch die Verwendung von zwei unterschiedlichen Hinweisreizen pro Aufgabe, konnten wir den Wechsel zwischen Hinweisreizen und den Wechsel der Bedeutung des Hinweisreizes trennen. Es zeigte sich, dass der fronto-laterale Kortex nur bei Bedeutungswechseln aktiviert war. Diese Befunde zeigen, dass dem fronto-lateralen Kortex eine wichtige Rolle bei dem Aufruf von Aufgabenregeln zukommt. Vorträge 69 Motiv-Reaktionskompatibilität: Effekte auf Reaktions- und Bewegungszeit Christian Breidenstein, Rosa Maria Puca, Gerhard Rinkenauer Allgemeine und Angewandte Psychologie Universität Tübingen Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen [email protected] Lang, Bradley und Cuthbert [Psych. Rev., 97, 377 (1990)] nehmen an, dass Verhalten von zwei unabhängigen, situational aktivierbaren Motivationssystemen – einem Annähern- und einem Meidensystem – gesteuert wird. Bei Aktivierung eines dieser Systeme wird kompatibles Verhalten erleichtert und inkompatibles erschwert. Aufgrund eigener Untersuchungen wurde angenommen, dass diese Motivationssysteme bereits dispositionell voraktiviert sind und auch in einem neutralen situationalen Kontext kompatible Armbewegungen erleichtern und inkompatible erschweren sollten. Aufgabe der Versuchspersonen war es, bei Präsentation eines – neutralen – Stimulus eine Zielbewegung durchzuführen. Unabhängige Variablen waren die Motivdisposition (annähern- vs. meidenmotiviert) und die Bewegungsrichtung (vorwärts vs. rückwärts). Als abhängige Variablen wurden Reaktionszeit und Bewegungszeit erfasst. Es zeigte sich, dass Annähernmotivierte bei Bewegungen zum Reiz hin kürzere Bewegungszeiten als bei Bewegungen vom Reiz weg aufwiesen. Für Meidenmotivierte galt der umgekehrte Zusammenhang. Reaktionszeitunterschiede fanden sich nicht. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass Wahrnehmungsvorteile durch Motive bei neutralen Reizen nicht zu erwarten sind. Effekte unterschiedlicher Arten kognitiver Belastung auf die Verwendung einfacher Entscheidungsheuristiken Arndt Bröder, Stefanie Schiffer Psychologisches Institut, Abteilung Allgemeine Psychologie Universität Bonn Römerstraße 164; 53117 Bonn [email protected] Im Rahmen eines virtuellen Börsenspiels wurde untersucht, ob eine Belastung kognitiver Ressourcen die Verwendung einfacher Heuristiken wie „Take The Best“ (TTB) [Gigerenzer & Goldstein, Psych. Rev., 103, 650-669 (1996)] zuungunsten aufwändigerer kompensatorischer Strategien fördert. In einem ersten Experiment (N = 60) wurde die kognitive Belastung gegenüber einer Kontrollgruppe durch größere Komplexität der dargebotenen Information erhöht. Dies führte bei den zu treffenden virtuellen Investitionsentscheidungen nicht zu vermehrter Anwendung der TTB-Heuristik, jedoch zu weniger kompensatorischen Strategien, die zugunsten anderer einfacher Strategien aufgegeben wurden. In einem zweiten Experiment (N = 60) wurde die Belastung durch eine aufmerksamkeitsbindende Zweitaufgabe realisiert. Dies führte erwartungswidrig zu mehr kompensatorischen und weniger nichtkompensatorischen Strategien. Während eine Erklärung des ersten Befundes zunächst sehr spekulativ bleiben muss, lässt sich der zweite Befund mit vorherigen Ergebnissen vereinbaren: Danach wird standardmäßig eine kompensatorische Strategie verwendet, die nur bei Bedarf in eine nichtkompensatorische (TTB) abgeändert wird. Die Zweitaufgabe verhindert demnach eine Reflexion des eigenen Vorgehens zur Ermittlung einer optimierten Strategie. Vorträge 70 Kooperation in einem sozial-ökologischen Dilemma: Ein on-/offline Vergleich Wernher Brucks, Bettina Ryf, Ulf-Dietrich Reips Psychologisches Institut, Abteilung Sozialpsychologie Universität Zürich Plattenstr. 14; 8057 Zürich (Schweiz) [email protected] Seit mehr als 20 Jahren wird Kooperation in Ressourcenkrisen mittels Dilemmaspielen im Labor experimentell untersucht. Die üblichen Probleme des Laborsettings und vor allem die Frage nach der externen Validität sind bekannt. Diese kann erhöht werden, wenn die Probanden nicht im Labor sondern in ihrem natürlichen Umfeld agieren. Das vorliegende iterierte Ressourcendilemma wurde deshalb in Form eines Spiels als Internet-basiertes Experiment konzipiert und sowohl im WWW wie auch im Labor durchgeführt. Die Probanden versetzten sich in die Rolle eines Dorfbewohners, der mit seinen Nachbarn eine Solaranlage erfolgreich bewirtschaften soll. Es zeigten sich Effekte in der Kooperation zwischen Labor und Internet. Diese Verhaltensunterschiede, vor allem akzentuierte Defektion unkooperativer Probanden im Internet, können aufgrund des SIDE-Modells [Spears & Lea, Contexts of Computer-Mediated Communication, 30 (1995)] erklärt werden. Im Referat wird das neuartige Design des Experiments, vor allem die Gruppenmanipulation und False-Feedback Technik vorgestellt. Die Resultate des on-/offline Vergleichs werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Validität der Ergebnisse aus Ressourcen-Dilemmaspielen diskutiert. Crashkurs Englisch mit webbasierten Beispielen Angela Brunstein, Jacqueline Waniek, Anja Naumann, Josef F. Krems Institut für Psychologie TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz [email protected] Für das Erlernen einer Fremdsprache bieten sich webbasierte Tutoren an, die Grammatikwissen mit einer Vielzahl von Übungen und realen Beispielen aus verschiedenen Lebensbereichen kombinieren. Insbesondere bei großen Datenbasen stellt sich dabei die Frage, wie das Material zusätzlich zum behandelten Grammatik-Thema strukturiert werden sollte, damit der Lerner maximal von der Bearbeitung profitiert. Hierfür gibt es zwei übliche Varianten, die Sortierung der Übungen nach Schwierigkeit, so dass der Lerner von seinem aktuellen Kenntnisstand aus beginnen kann, oder die Sortierung nach Lebensbereichen, aus denen die Beispiele stammen, so dass der Lerner sein Weltwissen nutzen kann, um die grammatischen Konstrukte zu erschließen. In der vorliegenden Studie wurden beide Varianten als Strukturierungs- und Navigationshilfe für das Lernen englischer Zeitformen eingesetzt. Dabei zeigt sich, dass beide Varianten zu einem deutlichen Zuwachs an anwendbarem Wissen führen, wobei die Studenten insbesondere von der Sortierung nach Schwierigkeit profitieren. Implikationen für das Design von Lernsoftware und den Fremdspracherwerb werden diskutiert. Vorträge 71 Processing of faces: Serial or Parallel? Claus-Christian Carbon, Helmut Leder Cognitive, General and Biological Psychology Freie Universität Berlin Habelschwerdter Allee 45; 14169 Berlin [email protected] There is still an ongoing debate, whether visual patterns are processed in serial or in parallel. To test these different process assumptions, mostly very simple visual search patterns are used. In our studies we used faces–a natural and highly social important stimulus class. Faces differ from each other in respect of component or local features, configuration, textures, etc. For example, „local“ (locally distinct) and „configural“ (configurally distinct) faces [Leder & Bruce,QJEP 51A,1998] were used to investigate, whether there is one single processing character for the recognition of faces or whether local and configural changed faces are processed differently. In our studies a stimulus-limitation technique via visual masking as well as different presentation times was used. We found an obvious microgenesis of face recognition [cf.Siegler & Crowley, Am.Psych.46, 1991]. The eyes area was recognized prior to every other inner feature, with the mouth coming next and the nose as the last identified region. Moreover, a clear-cut distinction between „local“ and „configural“ processing could be made. Local changed faces followed a serial process sequence with a self-terminating character [cf.Sergent,Brit.J.Psych.75,1984], whereas configural faces were processed in parallel or alternatively named ‘holistically’ [Tanaka & Farah, QJEP 46A, 1993]. Der flash-lag Effekt und das Hazelhoff-Phänomen: Zwei Seiten der gleichen Medaille? Elena Carbone Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Universitätsstraße 25; 33501 Bielefeld [email protected] Der flash-lag Effekt [z.B. Nijhawan, Nature, 386, 66 (1997)] besteht darin, dass – bei festem Fixationspunkt – ein bewegter Reiz gegenüber einem objektiv auf gleicher Höhe aufblinkenden Reiz (Marker) in Bewegungsrichtung verschoben wahrgenommen wird. Beim Hazelhoff-Phänomen [z.B. Hazelhoff & Wiersma, Zeitschr. f. Psychol. (1925)] werden ebenfalls ein bewegter Reiz und ein aufblinkender Marker dargeboten. Fixiert wird hier der bewegte Reiz. Die Täuschung besteht darin, dass der Marker in die Bewegungsrichtung des Reizes fehllokalisiert wird. Geprüft wurde die Hypothese, ob es sich beim flash-lag und beim Hazelhoff-Phänomen im Grunde um identische Phänomene handelt, die sich nur darin unterscheiden, dass im einen Fall ein stationärer Punkt fixiert wird, während im anderen Fall Blickbewegungen ausgeführt werden. Hierzu wurden beide Fixationsbedingungen realisiert und jeweils relative Markerpositionen und absolute Markerpositionen erfasst. Es konnte kein flash-lag nachgewiesen werden, während das Hazelhoff-Phänomen durch Blickbewegungen verstärkt wurde. Die beiden Phänomene scheinen demnach nicht zwei Seiten derselben Medaille zu sein. Vorträge 72 Das mentale Silbenlexikon Joana Cholin, Niels O. Schiller, Willem J.M. Levelt Max-Planck-Institut für Psycholinguistik Wundtlaan 1; 6525 XD Nijmegen (Niederlande) [email protected] Das Sprachproduktionmodell von Levelt et al. [Levelt, Roelofs, & Meyer, BBS, 22, 1-75 (1999)] nimmt an, dass SprecherInnen über ein „Mentales Silbenlexikon“ verfügen, in dem Motorprogramme für Silben gespeichert sind. Die im Silbenlexikon gespeicherten Motorprogramme ermöglichen eine effiziente phonetische Enkodierung abstrakter phonologischer Silben. Unter der Annahme eines solchen Silbenspeichers sollten sich hochfrequente Silben schneller abrufen und auch schneller produzieren lassen als niedrigfrequente Silben. In einem ersten Experiment produzierten Versuchspersonen zuvor gelernte hoch- und niedrigfrequente Silben. Die Ergebnisse des Experiments zeigen, dass hochfrequente Silben schneller produziert werden als niedrigfrequente Silben und sprechen somit für die Existenz des von Levelt et al. [Levelt, Roelofs, & Meyer, BBS, 22, 1-75 (1999)] postulierten mentalen Silbenlexikons. In weiteren Experimenten wird derzeit untersucht, inwieweit sich diese Effekte auch für in Kunstwörtern eingebettete hoch- und niedrigfrequente Silben replizieren lassen. Mensch-Maschine-Schnittstellen in der virtuellen Produktentwicklung Barbara Deml, Berthold Färber Institut für Arbeitswissenschaft Universität der Bundeswehr München Werner-Heisenberg-Weg 29; 85579 Neubiberg [email protected] Um Entwicklungszeiten für Produkte drastisch zu verkürzen, wird immer mehr auf die Methode der virtuellen Prototypen zurückgegriffen. Vor allem CAD-Ingenieure können durch Montagesimulationen effizient in ihrer Konstruktionsarbeit unterstützt werden. Diese Situation erfordert neue Ein- und Ausgabegeräte, wie sie im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 453 (Universität der Bundeswehr, TU München, DLR) entwickelt und evaluiert werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei der beidhändigen Eingabe sowie der aktiven Gestaltung von Bedienelementen, um Kräfte rückzumelden. Ziel ist es Systeme so zu gestalten, dass der Anwender sich mehr als Teil der virtuellen Umgebung und weniger als Bestandteil der realen Welt fühlt. Dieser Bewusstseinszustand wird im Allgemeinen als Telepräsenz [Biocca, F., 5th International Workshop on Presence (2002)] bezeichnet. Hierzu wurde mittels Conjoint Analyse das optimale System ermittelt sowie mittels Cluster- und Diskriminanzanalyse verschiedene Benutzergruppen identifiziert. Abhängig von der Immersionsbereitschaft [Scheuchenpflug, R. et al., TEAP (2002)], der sensorischen Präferenzen [Barsch, J., Acaedemic Therapy (1999)] und der sensomotorischen Fähigkeiten (Wiener-Test-System) der Anwender, können nun Schnittstellen flexibel an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden. Vorträge 73 Übung macht noch keinen Meister: Grenzen der Automatisierbarkeit kognitiver Prozeduren Roland Deutsch, Bertram Gawronski, Fritz Strack Lehrstuhl für Psychologie II Universität Würzburg Röntgenring 10; 97070 Würzburg [email protected] In der Sozial- und Motivationspsychologie werden Prozesse wie Einstellungs- oder Stereotypaktivierung und selbst zielgerichtete Verhaltensweisen als automatisierbar angesehen. In Übereinstimmung mit gedächtnisbasierten Modellen der Automatisierung [Logan, G. D., Psychological Review, 95, 492-527 (1988)] nehmen wir an, dass automatische Prozesse nicht einfach effizientere Versionen kontrollierter Prozeduren sind, sondern auf Assoziationen beruhen. Daraus folgt, dass Übung die Verarbeitung der zur Übung verwendeten Exemplare, weniger aber die Verarbeitung neuer Exemplare automatisieren sollte. In zwei Experimenten wurden evaluative Primingeffekte hochgeübter („keine Lust“) und wenig geübter sprachlicher Negationen („kein Kätzchen“) positiver und negativer Wörter untersucht. In Experiment 1 variierten wir den Übungsgrad, indem wir im Alltag häufige und seltene Negationen verwendeten. In Experiment 2 wurde der Übungsgrad in einer Lernphase manipuliert. Wie erwartet konnte ein automatischer Effekt der Negation nur bei hochgeübten Exemplaren nachgewiesen werden. Bei ungeübten Exemplaren entsprach der Primingeffekt negierter Wörter demjenigen affirmierter Wörter. Diese Ergebnisse stützen die Ausgangsthese und deuten auf Grenzen der Automatisierbarkeit kognitiver Prozeduren hin. When do we perceive motion as causal? Winand Dittrich Department of Psychology University of Hertfordshire College Lane; AL10 9AB Hatfield (Großbritannien) [email protected] In a novel way, three experiments used animated computer displays to study the Michotte launch event. Observers were asked to report their impression of causality. Experiment 1 showed that, if an observer can see that an incident object does not actually strike the launched object as if behind an invisible barrier, perceived causality is much reduced. Extending Michotte, there was evidence of „causal competition“ between two incident squares. Experiment 2 investigated the assumption that if a visible barrier is present perceived causality will be diminished. Experiment 3 tested the assumption that if the effect of a collision includes a colour change, perceived causality will be abolished. Evidence for perceiving causality under all conditions will be presented. The most concise way of summarising these results is to suggest that the perception of causality can best be understood as the outcome of interactive encoding. Vorträge 74 Vom Konzept zur Artikulation: Unterschiede zwischen derivierten Wörtern und Komposita? Petra Dohmes, Pienie Zwitserlood, Jens Bölte Psychologisches Institut II Westfälische Wilhelms – Universität Fliednerstr. 21; 48149 Münster [email protected] Frühere Untersuchungen mit dem Bild-Wort-Interferenzparadigma belegen, dass morphologische Prozesse bei der Sprachproduktion eine eigenständige Rolle spielen, unabhängig von der Semantik und der Ähnlichkeit zwischen Wortformen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine morphologisch „einfache“ Äußerung (z.B. Blume) durch die Darbietung morphologisch komplexer, verwandter Ablenker (z.B. blumig, Blumentopf) erleichtert wird. In dem hier berichteten Experiment wird der Frage nachgegangen, ob die tatsächliche Produktion unterschiedlicher Arten der morphologischen Komplexität (Derivation, Komposition) ähnlich verläuft. Anhand von dargebotenen Bildern produzierten die Versuchspersonen je nach Hinweisreiz entweder ein deriviertes Wort (z.B. blumig), ein existierendes (z.B. Blumenvase) oder neues Kompositum (z.B. Reisblume) bzw. benannten das Bild. Wenn existierende komplexe Wörter (Derivationen, häufige Komposita) ihr eigenes Lemma besitzen, sollten sich keine Unterschiede in den Produktionslatenzen ergeben. Werden seltene und neue Komposita aus zwei Konzepten und zwei Lemmas zusammengefügt, sollte wegen der Vererbung syntaktischer und semantischer Eigenschaften die Produktion von Komposita mit dem Bildnamen als Kopfkonstituente erleichtert sein. Der Einfluss von positivem Affekt auf kognitive Kontrollprozesse: Reduzierte Perseveration auf Kosten erhöhter Ablenkbarkeit Gesine Dreisbach, Thomas Goschke Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methodenlehre Technische Universität, Dresden Zellscher Weg 17; 01099 Dresden [email protected] Sich in einer dynamischen Umwelt zielgerichtet zu verhalten, stellt den Menschen vor antagonistische Anforderungen: Er muss aktuelle Ziele aufrechterhalten und abschirmen, diese aber bei bedeutsamen Veränderungen flexibel ändern. Wir zeigen, dass affektive Zustände eine wesentliche Rolle für die Modulation dieser Flexibilitäts-Stabilitäts-Balance spielen. In zwei Versuchsgruppen wurde ein positiver bzw. neutraler Affekt mit dem International-Affective-Picture-System induziert. [Lang, P. J., Bradley, M. M., & Cuthbert, B. N. International Affective Picture System (IAPS): Technical Manual and Affective Ratings (1998)]. Die Vpn führten Wahlreaktionsaufgaben in Anwesenheit interferierender Distraktoren aus. Nach 40 Durchgängen wechselten die Vpn entweder auf den vormals irrelevanten Distraktor (Learned-Irrelevance-Bedingung) oder aber auf eine völlig neue Aufgabe, wobei der Distraktor aus der vormals relevanten Aufgabe bestand (Perseverations-Bedingung). Wir fanden eine Doppeldissoziation: Die positive Gruppe zeigte KEINE Perseveration, war aber beim Wechsel auf den vormals irrelevanten Distraktor stark beeinträchtigt. Die neutrale Gruppe hingegen zeigte starke Perseveration, war aber in der Learned Irrelevance Bedingung signifikant weniger beeinträchtigt. Der Zusammenhang zwischen positivem Affekt, Dopamin und kognitiver Kontrolle wird auf dem Hintergrund existierender neuropsychologischer Modelle diskutiert. [Ashby, Isen, & Turken, Psychological Review, 106, 529 (1999); Cohen, Braver, & Brown, Current Opinion in Neurobiology, 12, 223 (2002)]. Vorträge 75 Der Einfluß von Adverbien auf Bindungsrelationen beim Spracherwerb Heiner Drenhaus Allgemeine Sprachwissenschaft, Institut für Linguistik Universität Potsdam Karl-Liebknecht-Str. 24-26; 14415 Potsdam [email protected] In mehreren ‘act-out-Experimenten’ mit 20 monolingualen deutschsprachigen Kindern (3; 5-6; 6 Jahre) wurde der Einfluß von Adverbien (heute, wirklich) auf Bindungsrelationen in ditransitiven Strukturen getestet. In Sätzen wie: „Der Mann will (heute) dem Opa (heute) sein Auto (heute) geben.“ kann das direkte Objekt (sein Auto) sowohl auf das indirekte Objekt als auch auf das Subjekt bezogen werden (Bindungsrelationen). Erwachsene präferieren den Bezug zum Subjekt. Hierbei haben Elemente wie Adverbien keinen Einfluß. Jüngere Kinder (3; 5-5; 5) bezogen in Sätzen ohne Adverbien, oder wenn das Adverb direkt vor dem Verb stand das direkte Objekt vorwiegend auf das indirekte Objekt. In Sätzen, in denen die Adverbien vor oder zwischen den Objekten standen, präferierten dieselben Kinder hingegen das Subjekt als Bezugswort. Ältere Kinder (5; 6-6; 6) zeigten die von Erwachsenen bevorzugte Präferenz zum Subjekt in allen Kontexten. Die Ergebnisse zeigen den besonderen Status von Adverbien in der Sprachentwicklung, der darin besteht, dass Adverbien Bindungsrelationen unterbrechen können. Handlungs-Effekt-Beziehungen bei Pianisten Ulrich Drost, Martina Rieger, Marcel Brass, Thomas C. Gunter Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Eine Reihe neuerer Forschungsarbeiten aus der kognitiven Psychologie wie auch den Neurowissenschaften legen nahe, dass eine enge Verbindung zwischen Prozessen der Perzeption und der Handlungssteuerung besteht. In dieser Sichtweise spielt bei der Handlungssteuerung die Antizpation intendierter Handlungseffekte, die mit entprechenden Handlungen assoziiert sind, eine entscheidende Rolle. In einer Reihe von Interferenz-Experimenten gingen wir der Frage nach, ob es überdauernde Handlungs-Effekt-Verbindungen bei Musikern gibt, und wie diese beschaffen sind. Pianisten hatten die Aufgabe Akkorde mit der linken oder rechten Hand zu spielen. Zusätzlich wurde ein aufgabenirrelevanter auditiver Reiz (Klavierakkord) präsentiert, der entweder kongruent oder inkongruent zur Aufgabe sein konnte. Wir variierten Kongruenz auf den Dimensionen Tonalität (Dur/Moll) und Tonhöhe (Hoch/Tief). Es zeigt sich, dass bei Experten Interferenz auf den Dimensionen Tonalität und Tonhöhe (respektive Hand) auftritt. Dies ist auch der Fall, wenn mit überkreuzten Händen gespielt wird. Die Ergebnisse sprechen für überdauernde Verbindungen zwischen sensorischen Effekten und räumlicher Lokation. Vorträge 76 Reaktionswiederholung, Aufgabenwiederholung und die Rolle inhibitorischer Prozesse Michel Druey, Ronald Hübner FB Psychologie, Abteilung Kognitive Psychologie Universität Konstanz Fach D 29; 78457 Konstanz [email protected] Reaktionswiederholungen in aufeinanderfolgenden Durchgängen führen im Vergleich zu Reaktionswechseln in der Regel zu schnelleren Reaktionszeiten (repetition priming). Experimente zum Aufgabenwechsel zeigen jedoch, dass dieser Vorteil nur bei gleichzeitiger Aufgabenwiederholung auftritt. Wechselt hingegen die Aufgabe, dann wird die Wiederholung der Antwort zum Nachteil. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang, ob diese Effekte auch auftreten, wenn eine Antwort zwar vorbereitet, aber nicht durchgeführt wird. Mit Hilfe des Change-Paradigmas, bei dem die Pbn eine Aufgabe bei Erscheinen eines weiteren Reizes (mit unterschiedlichem SOA) abbrechen und zu einer anderen Aufgabe wechseln müssen, haben wir versucht, diese Frage zu klären. Als Ergebnis zeigte sich der Nachteil einer Reaktionswiederholung erst bei längeren SOAs. In einem Vergleichsexperiment mit Doppelaufgaben zeigte sich diese SOA-Abhängigkeit nicht. Diese Ergebnisse lassen sich auf der Basis eines gestuften Selektionsmodells interpretieren, bei dem Teilrepräsentationen der Aufgabe inhibiert werden. Einflüsse auf den räumlichen Distanzeffekt beim Textverstehen: Vorhersehbarkeit von Bewegungsrichtungen und intellektuelle Fähigkeiten Stephan Dutke, Mike Rinck Fachgebiet Psychologie Universität Kaiserslautern Pfaffenbergstr. 95; 67663 Kaiserslautern [email protected] Teilnehmer lasen Geschichten, in denen ein Protagonist unterschiedlich leicht vorhersehbare Wege in einem Gebäude zurücklegt. Bei leicht vorhersehbaren Wegen ging der Protagonist immer gegen den Uhrzeigersinn durch das Gebäude, schwerer vorhersehbare Wege enthielten einen Richtungswechsel. In zwei Experimenten wurde untersucht, ob die Vorhersehbarkeit des Weges sowie verbale und räumliche Fähigkeiten der Leser das Auftreten des räumlichen Distanzeffekts beeinflussen (Verfügbarkeit von Situationsmodellkomponenten sinkt mit zunehmender Distanz zum Aufenthaltsort des Protagonisten [Rinck & Bower, J. Mem. Lang., 34, 110, (1995)]). Personen mit geringeren Fähigkeiten zeigten einen Distanzeffekt, wenn der Weg des Protagonisten leichter vorhersehbar war, höher Befähigte, wenn der Weg schwerer vorhersehbar war (Experiment 1). Wurde das Verfolgen des Weges durch Nennung von Objekten, die der Protagonist passiert, erleichtert (Experiment 2), verschwand diese Interaktion, und alle Personen zeigten einen Distanzeffekt, vor allem bei schwer vorhersehbaren Wegen. Es werden Einflussgrößen auf die relative Salienz des Situationsmodells im Vergleich zur Textrepräsentation diskutiert. Vorträge 77 Affektive Blindheit gegenüber reaktionskompatiblen Stimuli Andreas B. Eder, Karl Christoph Klauer Sozial- und Persönlichkeitspsychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Gemäß dem „Common Coding Ansatz“ der Handlungsplanung [Prinz, EJCP, 9, 129 (1997)] weisen kognitive Repräsentationen von Stimuli und von Handlungsplänen ein verträgliches Format auf, indem beide auf Merkmalcodes zurückgreifen. Wird ein Merkmal in einen Handlungsplan eingebunden, so führt dies zu einer „Vereinnahmung“ des betreffenden Merkmalcodes, sodass Wahrnehmungsrepräsentationen auf dieses Merkmal nur mehr erschwert zugreifen können [Müsseler & Hommel, JEP: HPaP, 23, 861 (1997)]. In unseren Experimenten prüften wir, ob Annäherungs- und Vermeidungsverhalten mit einer Vereinahmung von affektiven Merkmalen einhergeht. Den Versuchsteilnehmern wurde zeitgleich mit der Ausführung einer Joystick-Bewegung zum Körper hin (Annäherung) oder vom Körper weg (Vermeidung) das Wort „Positiv“ oder „Negativ“ für kurze Zeit gezeigt. Wie erwartet zeigte sich in Experiment 1 eine erschwerte Identifizierung des reaktionskompatiblen Wortes. In weiteren Experimenten werden Randbedingungen und Replizierbarkeit des Effekts ausgelotet sowie theoretische Erklärungen geprüft. Messung differenzieller Merkmale mittels Worterkennungslatenzen Jan Eichstaedt Universität der Bundeswehr Hamburg Holstenhofweg 85; 22039 Hamburg [email protected] Worterkennungslatenzen scheinen Voraktiviertheit bzw. Bahnung spezifischer Inhaltskategorien zu reflektieren [Eichstaedt, Experimental Psychology, 49, 283-291 (2002)]. Targetworte werden repetitiv 400 ms präsentiert, gefolgt von einer Maske (200 ms). Diese Abfolge wird bis zum Erkennen des Targets wiederholt. Etwaige differenzielle Unterschiede in der Voraktiviertheit spezifischer Gedächtnisinhalte lassen sich durch diese Prozedur leichter diagnostizieren. Computernutzer erkennen Ausdrücke, die zum von ihnen verwendeten Betriebssystem gehören schneller und mit höherer Akkuratheit als Ausdrücke, die zu einem anderen Betriebssystem passen (Exp. 1). Dieser Kategorienüberlegenheitseffekt kann auch induziert werden (Exp. 2). Bekannte Worte werden besser erkannt als weniger bekannte Worte (Exp. 3), sowie prototypische besser als weniger prototypische Worte (Exp 4). Persönlichkeitseigenschaften lassen sich so messen. Teilnehmer mit unterschiedlicher Ausprägung ihres impliziten Motivs [McClelland, Koestner, & Weinberger, Psychological Review, 96, 690-702 (1989)] erkennen Worte, die Aspekte ihrer dominanten Motivdisposition benennen, schneller als Worte, die mit anderen Motivdispositionen zusammen hängen (Exp. 5). Eine Anwendung des Verfahrens auf Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verläßlichkeit und Gewissenhaftigkeit (FFPI) wird diskutiert. Vorträge 78 Wie implizit misst der ‘Implicit Association Test’ ? Thomas Ellwart, Mike Rinck, Eni Becker, Udo Herrmann Institut für Allgemeine Psychologie TU Dresden Zellescher Weg 17 / A313; 01069 Dresden [email protected] Beim ‘Implicit Association Test’ (IAT) werden die jeweiligen Urteilsdimensionen für die Klassifikationsaufgabe explizit genannt (z.B. linke Taste: „angenehme Wörter & Schmetterlingsbilder“; rechte Taste: „unangenehme Wörter & Spinnenbilder“) Dies erscheint problematisch, da die eigentlich indirekt zu erfassenden Assoziationen somit schon explizit aktiviert werden. In dieser Untersuchung wurde geprüft, wie stark der IAT-Effekt von dieser explizit genannten Urteilsdimension abhängig ist. Drei Versuchsgruppen bearbeiteten einen IAT, der die allgemein negativen Assoziationen gegenüber Spinnen messen sollte. Neben Spinnen- vs. Schmetterlingsbildern, mussten noch ‘angenehme’ vs. ‘unangenehme’ Wörter (Attribute) kategorisiert werden. Die erste Versuchsgruppe („Original IAT“) kategorisierte die Wörter hinsichtlich ihrer emotionalen Valenz. Die zweite Versuchsgruppe kategorisierte die gleichen Attribute hinsichtlich der Sprache (angenehme Wörter in ‘Englisch’, unangenehme Wörter in ‘Deutsch’). Die dritte Gruppe kategorisierte die Wörter hinsichtlich Gross- oder Kleinschreibung (angenehme Wörter in ‘kleinbuchstaben’ vs. unangenehme Wörter in ‘GROSSBUCHSTABEN’). Alle drei Versionen zeigten die erwarteten IAT-Effekte, was auf eine indirekte Valenzaktivierung und Verarbeitung der einzelnen Attribute im IAT schließen lässt. Weitere Schlussfolgerungen und Anwendungen werden diskutiert. Am Computer spielend lernen? Christian Fichter, Damian Läge Psychologisches Institut Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Durch Internet und E-Learning erfahren inner- und ausseruniversitäre Curricula tiefgreifende konzeptuelle und formale Veränderungen. Diese stellen Hochschullehrer vor neue Herausforderungen. Insbesondere herrscht oft Unsicherheit darüber, welches lernpsychologische Paradigma gewählt werden soll. Aber auch Fragen nach der Umsetzung des gewählten Paradigmas sind nicht-trivial. Wir geben mögliche Antworten auf diese Fragen. Aufgrund konkreter Erfahrungen, die wir bei der Konzeption und Realisierung einer computergestützten Lernumgebung sammeln konnten, postulieren wir als ideales Paradigma eine Spiel-Situation. Ausserdem legen wir die verschiedenen konzeptuellen, formalen und technischen Problemfelder dar, die wir bei der Umsetzung unserer Lernumgebung zu explorieren hatten. Das Ergebnis ist das „SimIntus“-Lernspiel: ein plattformübergreifendes, Web-taugliches Framework für multimediale, adaptive Lernspiele. Es ist Teil des MODALForschungsprojekts, welches sich mit merkmals-basierter Diagnostik von Sachwissen befasst – der Grundlage für die automatisierte Zusammenstellung von Lektionen, die genau auf den Wissensstand des Lernenden abgestimmt sind. Vorträge 79 Wann wie riskant entscheiden? Experimente zur Risk-Sensitive Foraging Theory Bernd Figner, Jenny Neuhauser Allgemeine und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Die Risk-Sensitive Foraging Theory (RSFT) [Stephens, Anim. Behav., 29, 628 (1981)] ist eine verhaltensökologische Theorie zum Entscheiden unter Unsicherheit bei Tieren, die erst vereinzelt in der Humanpsychologie herangezogen wird (z.B. [Rode, Cosmides, Hell & Tooby, Cognition, 72, 269, (1999)]). Laut RSFT spielen drei Faktoren beim riskanten Entscheiden eine wichtige Rolle: (a) die Erwartungswerte der Optionen, (b) deren Ergebnisvariabilitäten und (c) das Anspruchsniveau der entscheidenden Person. In zwei Studien mit funktionalem Messen wurde untersucht, wie menschliche Probanden diese 3 Faktoren miteinander integrieren. In Experiment 1 bearbeiteten 343 Versuchspersonen Lotterie-Aufgaben, bei denen zwei der Faktoren – Ergebnisvariabilität und Anspruchsniveau – systematisch variiert wurden. In Experiment 2 wurde das Zusammenspiel aller 3 Faktoren untersucht: 30 Versuchspersonen fällten je 54 Entscheidungen in der Rolle eines Bauern, der unter verschiedenen Bedingungen zwischen dem Anbau unterschiedlich riskanter Getreidesorten wählen musste. Beide Studien zeigen, dass die RSFT auch im Humanbereich gute Voraussagen zum Entscheiden unter Unsicherheit machen kann. Übereinstimmungen und Abweichungen der Ergebnisse von der Theorie werden diskutiert. Vom Baby mit dem Badewasser: Es gibt kathartische Effekte nach aggressiven Handlungen und Phantasien. Jens Förster, Nira Liberman International University Bremen P.O. Box 750561; 28725 Bremen [email protected] In der Aggressionsforschung herrscht Einigkeit, dass es kaum Evidenz für Katharsis nach aggressiven Handlungen gibt. Wir schlagen vor, dass Katharsis dann auftreten kann, wenn sie eine Zielerfüllung im Sinne eines Zeigarnikeffekts darstellt. In drei Experimenten testeten wir die Verfügbarkeit aggressiver Konstrukte mithilfe einer lexikalischen Wortentscheidung vor und nach einem aggressiven Akt. Vpn sollten sich in eine aggressionsauslösende Inflagranti- Beziehungsszene hineindenken. In Experiment 1 bekamen sie die Möglichkeit, die Treulosen symbolisch mithilfe einer Vodoo- Puppe zu schädigen, in Experiment 2 wurde ihnen ein gewaltsames Rache-Szenario vorgelegt, in das sie sich hineinversetzen konnten. Diese Experimentalgruppen wurden mit diversen Kontrollgruppen verglichen (u.a. mit Gruppen mit friedvollen Konfliktlösungsszenarien). Die Verfügbarkeit aggressiver Gedanken stieg vor Zielerfüllung an. Nach aggressiven Handlungen und Phantasien gegen die Treulosen jedoch stellte sich ein kathartischer Effekt ein. Ähnliche Befunde wurden in Experiment 3 repliziert, in denen Vpn aggressive Gedanken aktiv unterdrückten. Hier fanden sich auch kathartische Effekte auf Verhaltensmaßen. Vorträge 80 EKP-Korrelate von Aktivierung und Konkurrenz bei der Worterkennung Claudia K. Friedrich, Sonja A. Kotz, Thomas C. Gunter Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Der Worterkennung geht eine vielfältige Aktivierung von lexikalischen Einträgen voraus, die miteinander konkurrieren. Zwei Priming-Experimente widmen sich den Korrelaten der Aktivierung und Konkurrenz im ereigniskorrelierten Potential (EKP). Als Primes wurden auditorische WortFragmente (Experiment 1) und visuelle Wort-Fragmente (Experiment 2) dargeboten. Diesen folgten visuelle Targets. Prime-Target Paare stimmten in ihrer phonologischen Information überein (z.B. AmAmboss) oder nicht (z.B. Am-Pensum). Übereinstimmende Targets sollten durch den Prime aktiviert werden. Zusätzlich wurde die Länge der Wort-Fragmente variiert (z.B. Am, Amb, Ambo). Je länger die Fragmente, desto weniger vollständig übereinstimmende lexikalische Einträge können mit dem Target konkurrieren. Die Übereinstimmung wirkte sich auf die N400 und eine bisher noch nicht beobachtete P350-Komponente in den EKPs für die Targets aus. Nur der N400-Effekt war abhängig von der Länge der Fragmente. Die P350 kann demnach als Korrelat der initialen Aktivierung in einem modalitäts-unabhängigen mentalen Lexikon interpretiert werden, während die N400 durch den Konkurrenz-Prozess beeinflusst wird. Nacheffekt bei der auditive Lokalisation von Geräuschquellen in der vertikalen Ebene Stephan Getzmann Fakultät für Psychologie Ruhr-Universität Bochum Kognitions- und Umweltpsychologie; 44780 Bochum [email protected] Die auditive Lokalisation einer Geräuschquelle wird von vorangehenden Geräuschen systematisch beeinflußt: Unter bestimmten Bedingungen erscheint die Position eines später dargebotenen Geräusches entgegen der eines früheren verschoben. Die vorgestellte Studie untersucht diesen auditorischen Lokalisationsnacheffekt in der vertikalen Medianebene. Sechzehn Versuchsteilnehmern wurden in reflexionsfreier Umgebung breitbandige Rauschsignale oberhalb, unterhalb oder in Augenhöhe dargeboten. 500 ms nach Ende des Rauschens wurde für 500 ms ein Zielgeräusch (breitbandiges Rauschen) aus einem von sechs in der Medianebene des Zuhörers angebrachten Lautsprechern emittiert, dessen Position die Versuchsteilnehmer durch eine Zeigeoperation bestimmten. Wenn beide Geräusche aus unterschiedlicher Richtung kamen, erschienen die späteren entgegen den früheren vertikal verschoben. Dieser Nacheffekt trat sowohl für lange (3 s) als auch – mit Einschränkungen – für kurze (200 ms) vorangehende Geräusche auf. Die Ergebnisse entsprechen früheren Befunden in der horizontalen Ebene und werden in bezug auf ein adaptives neuronales Lokalisationsmodell von Carlile et al. [J. Acoust. Soc. Am., 110 (1), 416-424 (2001)] diskutiert. Vorträge 81 „Temporal Generalization“ und evozierte Potentiale: Markiert die P300-Spanne den Übergang von Zeitwahrnehmung zu Zeitschätzung? Henning Gibbons Institut für Psychologie Universität Göttingen Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Mit Hilfe evozierter Potentiale wurde die Verarbeitung der Dimension Reizdauer untersucht. Töne waren daraufhin zu beurteilen, ob ihre Dauer mit einer zuvor gelernten Standarddauer übereinstimmte, oder nicht (temporal generalization). Bei Verwendung einer Standarddauer von 200ms zeigte sich eine negative Korrelation zwischen der Dauer der zu beurteilenden Töne, und der Amplitude der P300, sowie eine fronto-zentrale P500 spezifisch für Töne abweichender Dauer. Beide Effekte waren endogen verursacht und spezifisch für Zeitverarbeitung, da sie weder beim passiven Hören noch bei Beurteilung der Frequenz (pitch generalization) von Tönen unterschiedlicher Dauer auftraten. Bei einer Standarddauer von 400ms wurde keine P300 beobachtet. Stattdessen entwickelte sich im Anschluss an die P200 eine langsame negative Welle, deren Latenz positiv mit der Tondauer korrelierte, analog zu früheren Befunden zur Zeitverarbeitung im Sekundenbereich. Die Ergebnisse sprechen für eine qualitative Veränderung des Mechanismus der Zeitverarbeitung zwischen 200ms und 400ms. Dieser Zeitraum könnte somit den Übergang von Zeitwahrnehmung zu Zeitschätzung markieren. Der Beitrag transkranialer magnetischer Stimulation zur Erforschung neuronaler Grundlagen der Zahlenverarbeitung Silke Goebel, Matthew Rushworth, Vincent Walsh Department of Experimental Psychology University of Oxford South Parks Road; OX1 3UD Oxford (Großbritannien) [email protected] Viele Erkenntnisse stammen von Patienten, deren Zahlenverarbeitungsprozesse nach einer Gehirnverletzung im linken Parietallappen gestört sind [Cipolotti & van Harskamp, Handbook of Neuropsychology, 3, 305-331(2001); Cohen & Dehaene, Cognitive Neuropsychology, 17(6), 563-583 (2000)]. Transkraniale magnetische Stimulation (TMS) kann darüberhinaus zur Erforschung von Zahlenverarbeitungsprozessen beitragen. Zunächst wurde TMS verwendet, um Befunde der Patientenliteratur anhand gesunder Probanden zu replizieren. Nur während TMS (10 Hz, 500 ms) über dem linken inferior-posterioren Parietallappen trat eine Verlangsamung in der Lösung von Additionsaufgaben auf (14 Vpn, F(1,12) = 6.7, p = 0.02). TMS über dem inferior-posterioren Parietallappen während Zahlenvergleichsaufgaben [Dehaene, Dupoux & Mehler, Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 16, 626-641 (1990)] mit doppelstelligen (31-99), aber nicht mit einstelligen Zahlen (1-9) führte zu einer Verlangsamung der Reaktionszeiten (15 Vpn, F(1,8) = 13.4, p < 0.01). Stimulation über dem inferior-anterioren Parietallappen hingegen führte ausschließlich im Vergleich einstelliger Zahlen zu einem Defizit (8 Vpn, F(1,6) = 11.2, p = 0.02). Damit ergaben sich Hinweise auf eine regionale Spezialisierung des inferioren Parietallappens hinsichtlich bestimmter Zahlengrössen. Insgesamt konnte TMS als Methode zur Erforschung neuronaler Grundlagen der Zahlenverarbeitungsprozesse etabliert werden. Vorträge 82 Form und Orientierung bei der Kategorisierung von Objekten Markus Graf, Heinrich H. Bülthoff Kognitive Humanpsychophysik Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik Spemannstr. 38; 72076 Tübingen [email protected] Die Formvariabilität von Objekten einer Basiskategorie kann durch topologische (verformende) Transformationen gut beschrieben werden. Experimente mit Linienzeichnungen zeigten, dass sich die Performanz bei der Kategorisierung systematisch verschlechtert mit zunehmendem Umfang der Formtransformation [Graf, Journal of Vision, 1(3), 98a (2001)]. Wir untersuchten, ob sich diese Befunde generalisieren lassen auf Grauwertbilder (basierend auf 3-D Objektmodellen) und auf in der Bildebene rotierte Objekte. Neue Kategoriemitglieder wurden erstellt durch Morphen zwischen Objekten der selben Basiskategorie. Zwei Objekte wurden sequentiell präsentiert und die Probanden mussten entscheiden, ob beide der gleichen Kategorie angehören. Reaktionszeiten und Fehlerraten nahmen systematisch zu mit dem Umfang der Formtransformation, sowohl für die Grauwertbilder als auch für in der Bildebene rotierte Objekte. Auch mit dem Umfang der Rotation stiegen die Reaktionszeiten an. Es zeigte sich keine Interaktion zwischen topologischer Transformation und Rotation. Die Ergebnisse bestätigen und erweitern die früheren Befunde. Sie legen ein bildbasiertes Modell der Kategorisierung auf Basisebene nahe. Einer-Dekaden-Paritäts-Kongruenz und Symmetrie beeinflusst Reaktionsgeschwindigkeit bei zweistelliger Paritätsaufgabe Martina Graf, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie an der Neurologischen Klinik Universitätsklinikum RWTH Aachen Pauwelsstr. 30; 52057 Aachen [email protected] Aufgabenirrelevante Zahleninformationen wie z. B. die Größeninformation ( = SNARC-Effekt) werden bei der Zahlenverarbeitung automatisch mitverarbeitet. In all diesen Studien wird jedoch nur mit einstelligen Zahlen gearbeitet, die auch notwendigerweise verarbeitet werden mussten. In dieser Studie sollte untersucht werden, inwieweit die irrelevante Dekadenparität Einfluss auf Paritätsurteile hat, wobei von einer Reaktionserleichterung für paritätskongruente Zahlen ausgegangen wurde. 32 Probanden bearbeiteten eine Paritätsaufgabe, in der alle Zahlen von 0-99 je 20x dargeboten wurden (Reaktion: je 10 mit linker, 10 mit rechter Hand). Wie erwartet erleichterte die Einer-DekadenParitäts-Kongruenz (gleiche Parität von Zehner und Einer) die Reaktion. Nur für ungerade Ties („33“ ⇒ symmetrisch/ungerade) war dieser Effekt nicht signifikant, dafür für die geraden Ties (⇒ symmetrisch/gerade) aber umso deutlicher. Es wird also auch die für die Aufgabe irrelevante Parität der Dekadenziffern automatisch mitverarbeitet. Die Ergebnisse bestätigen deshalb insgesamt Dehaene’s Annahme eines automatischen Pfades von arabischen Zahlen zur semantischen Größen- (und Paritäts)repräsentation. Vorträge 83 Soziale Realitätsbildung als Bedingung für Effekte adressatengerechter Kommunikation Stephan Groll, Gerald Echterhoff, E. Tory Higgins Psychologisches Institut – Arbeitseinheit Methodenlehre und Allg. Exp. Psychologie Universität zu Köln Herbert-Lewin-Str. 2; 50931 Köln [email protected] Sprecher versuchen im Regelfall, adressatengerecht zu kommunizieren, also ihre Mitteilungen an Einstellungen des Kommunikationspartners anzupassen. Seit Studien zum Saying-Is-Believing-Effekt ist bekannt, dass adressatengerechte Kommunikation (agK) Kognitionen des Sprechers gleichsinnig beeinflussen kann [Higgins & Rholes, J. Exp. Soc. Psychol., 14, 363-378 (1978)]. Zwei experimentelle Untersuchungen zeigten, dass intendierte und erfolgreiche soziale Realitätsbildung (Shared Reality) [Hardin & Higgins, in Sorrentino & Higgins (Eds.), Handbook of motivation and cognition: The interpersonal context, Vol. 3, 28-84 (1996)] offenbar eine essentielle Bedingung für den Effekt der agK ist. In einem ersten Experiment trat der Effekt nicht auf, wenn Versuchspersonen aus materiellem Eigeninteresse (Aussicht auf monetäre Belohnung) anstatt mit dem Ziel der sozialen Realitätsbildung adressatengerecht kommunizierten. Um soziale Realitätsbildung als Kommunikationsziel zu induzieren, sollten Versuchspersonen eine Zielperson so beschreiben, dass ihr Adressat diese identifizieren könnte. In einem zweiten Experiment wurde variiert, ob der Adressat die Zielperson (vorgeblich) erfolgreich identifiziert hatte. Effekte der agK traten nur bei erfolgreicher Identifikation auf. Im erfolglosen Fall fassten die Versuchspersonen die kommunizierte Sicht auf die Zielperson offenbar nicht als gemeinsame Realität auf, so dass der Effekt der agK ausblieb. Assimilation in Komposita Heidi Gumnior Psychologisches Institut II Universität Münster Fliednerstr. 21; 48149 Münster [email protected] Nach der Theorie der Unterspezifikation kann ein alveolarer Konsonant den Artikulationsort eines folgenden velaren oder labialen Konsonanten übernehmen. Diese Abweichung von der korrekten Artikulation eines Wortes sollte den lexikalischen Zugriff nicht stören. In einem cross-modalen PrimingExperiment wurde der phonologische Kontext für die Veränderung alveolarer Konsonanten (zulässig: Nokgroschen, unzulässig: Nopgroschen) in Komposita variiert. Um zu überprüfen, ob für zulässig veränderte Komposita alle phonologisch regelhaften Varianten gespeichert sind, wurden auch neue Komposita als Primes eingesetzt (z.B. Notgipfel). Zulässig und unzulässig veränderte Komposita erwiesen sich als gleichermaßen effektive Primes für die unveränderte erste Komponente des Kompositums (z.B. NOT). Der phonologische Kontext scheint für die Worterkennung keine Rolle zu spielen, wenn von der Veränderung Merkmale betroffen sind, die als nicht spezifiziert gelten. Auf existierende und neue Komposita wirkten sich die vorgenommenen Veränderungen in gleicher Weise aus. Das spricht gegen eine Speicherung aller phonologisch regelhaften Varianten eines Kompositums. Vorträge 84 Stimmung und Informationsverarbeitung. Oder: Warum schlechte Stimmung zu Annäherung führt Michael Häfner, Christian Schöttle, Roland Neumann Lehrstuhl Psychologie II Universität Würzburg Röntgenring 10; 97070 Würzburg [email protected] Neuere Ergebnisse zum Einfluss von Stimmungen auf die Informationsverarbeitung legen nahe, dass in negativer Stimmung eher „datengetrieben“ verarbeitet wird während in positiver Stimmung eher „konzeptgetrieben“ verarbeitet wird. Daraus kann abgeleitet werden, dass Stimuli, die in negativer Stimmung verarbeitet werden, perzeptuell geläufiger sein sollten und im Sinne eines Mere-ExposureEffekts auch positiver bewertet werden sollten. Diese Hypothese wurde experimentell untersucht. Hierzu wurden Vpn in positive oder negative Stimmung versetzt und beiläufig mit Werbekampagnen konfrontiert. Später, in neutraler Stimmung, sollten die Vpn in einem erweiterten affektiven Simonparadigma auf die dargebotenen Werbelogos mit Annäherungs- und Vermeidungsverhalten reagieren. Den Hypothesen entsprechend zeigte sich, dass Vpn, die während der Enkodierung in schlechter Stimmung waren, wesentlich schneller mit Annäherungsverhalten auf die Logos reagierten als Vpn, die während der Enkodierung in positiver Stimmung waren. Wie erwartet zeigten sich im Vermeidungsverhalten keine Unterschiede zwischen den Bedingungen. Unterschiedliche Arten von Stimmungseinflüssen auf die Informationsverarbeitung und auf Verhalten werden diskutiert. Übungsverläufe in Konzentrationstests: Items, die Merkmale des Zielreizes teilen vs. andere Carmen Hagemeister, Andreas Günther Institut für Psychologie II TU Dresden 01062 Dresden [email protected] Wenn man Konzentrationstests wiederholt bearbeitet, wird die Reaktionszeit kürzer und der Fehleranteil geringer, ohne dass sich die zugrundeliegende Fähigkeit verbessert. Deshalb ist es wichtig, feststellen zu können, ob eine Person geübt hat. Hier soll geprüft werden, wie gut man das kann, wenn man Zielreize durch eine Kombination von Zeichen und Ort definiert. In einem vorherigen Experiment war der Übungsgewinn bei den Items, die kein Zeichen mit dem Zielreiz teilen, in der ersten Testung geringer als bei allen anderen Itemkategorien. 2 Gruppen von je 30 Personen wurden im Abstand von einer Woche zweimal getestet. Eine Gruppe bearbeitete in der ersten Sitzung einen RechenKonzentrationstests und in der zweiten Sitzung einen Durchstreich-Konzentrationstet am Computer. Die andere Gruppe bearbeitete in beiden Sitzungen den Durchstreich-Konzentrationstest. Eine Varianzanalyse zeigte die erwartete Interaktion: Die Reaktionszeit im Durchtreich-Konzentrationtest nimmt bei Items, die kein Zeichen mit dem Zielreiz gemeinsam haben, signifikant weniger ab als bei den anderen Items. Vorträge 85 Warum platzieren, wenn ich auch selektieren kann? – Wie Framing die Entscheidung über Personalauswahlverfahren beeinflusst York Hagmayer, Katharina Sachse Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie Universität Göttingen Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Viele Personalentscheidungen sind formal gesehen Platzierungen, werden aber dennoch häufig unter dem Blickwinkel der Auswahl betrachtet. Welche Auswirkungen hat die Konzeptualisierung einer Platzierungsentscheidung als Auswahlproblem? In drei Experimenten wurden Probanden mit einer identischen Ausgangssituation konfrontiert: Absolventen sollten unterschiedlichen Fachbereichen in einem Unternehmen zugewiesen werden. Die Situation wurde entweder als Auswahl- oder Platzierungsaufgabe dargestellt. Dabei wurde sichergestellt, dass alle Probanden identische Informationen über die Situation hatten. Es zeigte sich, dass die unterschiedliche Konzeptualisierung einen erheblichen Einfluss auf das eingesetzte diagnostische Verfahren (Experiment 1), den gesetzten Cut-off (Experiment 2) und die Zuordnung von finanziellen Ressourcen (Experiment 3) hatte. Wurde die Situation als Auswahl konzeptualisiert, wurde ein Verfahren gewählt, dass die Anzahl der fälschlicherweise Angenommenen aber Ungeeigneten reduzierte. Der Cut-off wurde hoch angesetzt und es wurde mehr Geld für Testfahren in diesem Bereich bereitgestellt. Im Gegensatz dazu führte die Konzeptualisierung derselben Situation als Platzierung zu einer Berücksichtigung beider möglichen Fehler, einem ausbalancierten Cut-off und gleicher Mittelzuweisung. Bilanzfälschung in der „Ich-AG“ – Verfälschte Erinnerungen an frühere Leistungen Marah Halili, Rüdiger Pohl Institut für Allgemeine Psychologie Justus Liebig Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Ein faszinierendes Phänomen des Autobiografischen Gedächtnisses ist der Positivitätsbias, eine systematische, positive Verzerrung von Erinnerungen an vergangene Ereignisse. Bezogen auf frühere Leistungen konnte diese Verzerrung vor allem bei Personen mit einem hohen aktuellen Leistungsniveau festgestellt werden. Diese Studie untersuchte, ob auch die Induktion eines positiven oder negativen Fähigkeitsselbstkonzepts das Ausmaß einer positiven Verzerrung beeinflusst. Dazu wurden 60 Studierende per Zufall auf die Kontroll- oder eine der beiden Experimentalgruppen aufgeteilt: Den Versuchspersonen wurde auf einen Intelligenztest (CFT 3) entweder eine korrekte, eine um 15 IQ-Punkte erhöhte oder verringerte Rückmeldung gegeben. Danach sollten die Probanden die Noten ihres Abiturzeugnisses erinnern, die später anhand einer Zeugniskopie verifiziert werden konnten. Es wurde ein deutlicher Positivitätsbias sichtbar: 75% der Versuchspersonen überschätzten im Mittel ihre Abiturnoten. Der Einfluss des induzierten Selbstkonzepts auf das Ausmaß der positiven Verzerrung konnte jedoch nicht bestätigt werden. Vorträge 86 Human affective-evaluative learning: Reactance effects also in a between-subject design? Marianne Hammerl, Eamon P. Fulcher Lehrstuhl für Psychologie V Universität Regensburg Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg [email protected] Recent studies have shown that the basic evaluative conditioning effect (originally neutral stimuli acquiring an affective value congruent with the valence of the affective stimulus they were paired with) seems to be limited to participants unaware of the stimulus pairings. If participants are aware of the pairings, reactance effects occur (i.e., changes in the opposite direction of the valence of the affective stimulus) [Fulcher & Hammerl, Con. & Cog., 10, 524-549 (2001)]. To examine whether these reactance effects are due to processes of conscious countercontrol or whether the ratings reflect how the participants intrinsically feel towards the stimuli, a new procedure was developed that included a bogus-pipeline condition known from attitude research in social psychology. In Experiment 1, reactance effects occurred also in this procedure, suggesting that reactance is spontaneous and not due to processes of conscious countercontrol. In Experiment 2, these effects were replicated using a between-subject design in addition to the standard within-subject control condition. Wahrnehmung von Führungserfolg – Person oder Gruppe? Welche Informationen haben den größeren Einfluss bei der Beurteilung von Führungspersonen? Katja Hanke, Barbara Schauenburg, Margarete Boos Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie, Abt. VI Sozial- und Kommunikationspsychologie Georg-August-Universität, Göttingen Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Nach dem Informationsverarbeitungsmodell der Führungswahrnehmung von Lord & Maher [Leadership and information processing: linking perceptions and performance. (1993)] werden Informationen in Führungssituationen in zwei Prozessen verarbeitet. Häufig stehen in Führungssituationen drei Informationsarten zur Verfügung: Informationen zur Qualität der Führungsperson, zum Gruppenerfolg und zum Geschlecht der Führungsperson. Wenn beide zuerst genannten Informationen inkonsistent sind, so ist fraglich, welche Information am Ende eines Bewertungsprozesses zur Führungsperson sich durchsetzt. Gute Führung wird im engen Zusammenhang mit hohem Gruppen-Outcome gesehen [Phillips et al., Organizational Behavior und Human Performance 28, S. 143-163. (1981)]. Es ist anzunehmen, dass Informationen zum Gruppenerfolg sich durchsetzen. Diese Annahmen basieren auf Kelleys [American Psychologist, 28, S. 107-129. (1973)] kausalen Schemata und der damit verbundenen Auf- bzw. Abwertung von Informationen. Der dritte Faktor ist das Geschlecht. Aus geschlechtsstereotypischen Überlegungen ist zu schließen, dass Frauen in der Rolle der Führungsperson insgesamt weniger effizienter wahrgenommen werden als Männer. In einem 2x2x2-faktoriellen Design mit den Faktoren Gruppenerfolg (hoch vs. niedrig), Führungsperson (erfolgreich vs. nicht erfolgreich) und Geschlecht der Führungsperson (weiblich vs. männlich) wurden diese Annahmen überprüft. Die Stichprobe (N = 120) besteht aus Mitarbeitern derselben Hierarchieebene in verschiedenen Unternehmen. Vorträge 87 Lexikale Konkurrenz von Benennungsalternativen innerhalb semantischer Hierarchien Ansgar Hantsch, Jörg D. Jescheniak, Herbert Schriefers Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Vertreter aktueller Sprachproduktionsmodelle führen den semantischen Inhibitionseffekt (verlangsamte Bildbenennung durch semantisch relatierte Ablenkerwörter) als Evidenz für die lexikale Konkurrenz semantisch relatierter (nebengeordneter) Konzepte (z.B. Fisch – Hund) an. Ablenkerwörter, die in einer hierarchischen Relation zur Zielbenennung stehen (z.B. Fisch – Karpfen), sollten – ohne zusätzliche Modellannahmen – vergleichbare Effekte produzieren. Dem scheinen jedoch die Befunde von Roelofs [Cognition, 42, 107-142 (1992)] und Vitkovitch & Tyrell [Quarterly Journal of Experimental Psychology, 52A, 905-926 (1999)] zu widersprechen, die für diesen Fall Erleichterung statt Inhibition berichten. In einer Serie cross-modaler Bild-Wort-Interferenzexperimente haben wir überprüft, ob der berichtete Erleichterungseffekt für hierarchisch relatierte Ablenker reliabel ist oder ob es – wie bei Ablenkern, die vom selben Abstraktionsniveau stammen wie die Zieläußerung – zu semantischer Inhibition kommt. Die berichteten Erleichterungseffekte konnten nicht repliziert werden. Stattdessen zeigten sich – unabhängig vom Abstraktionsniveau der Benennung – semantische Inhibitionseffekte. Die Daten werden als Evidenz für Konkurrenzprozesse zwischen lexikalen Einträgen von verschiedenen Benennungsebenen interpretiert und im Rahmen aktueller Modelle der Sprachproduktion diskutiert. Welche Effekte haben Modalitätspräferenzen beim Wissenserwerb mit multimedialen Lernsystemen? Georg Hauck KOBE Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Thomas-Nast-Str. 44; 76829 Landau [email protected] Lehren und Lernen mit Multimedia beinhaltet die Möglichkeit, Informationen in vielfältigen Kombinationen darzubieten. Texte können mit Bildern, Diagrammen und Graphiken kombiniert und visuell oder auditiv präsentiert werden. Entsprechend individueller Präferenzen bevorzugen Lerner oft spezifische Präsentationsformate oder Modalitäten. Während es reichhaltige Forschung zur VisualizerVerbalizer-Unterscheidung [Kirby, Moore, Schoefield, Contemporary Educational Psychology, 13, pp 169-184 (1988); Leutner & Plass, Computers in Human Behavior, Vol.14, No.4, pp 543-557 (1998)] gibt, fehlen Erkenntnisse im Bereich der Modalitätspräferenzen und deren Bedeutung beim multimedialen Lernen weitgehend. In drei Studien wurde daher die Übereinstimmung von Modalitätspräferenzen und Präsentationsmodus und deren Effekte auf den Lernerfolg untersucht. Die erste Studie zielte auf das metakognitive Wissen der Lerner über ihre eigenen Präferenzen. Die zweite Studie analysierte Modalitätspräferenzen anhand tatsächlichen Verhaltens. Die dritte Studie untersuchte die Auswirkung der Übereinstimmung von Modalitätspräferenzen und Präsentationsmodus auf den Lernerfolg. Im Gegensatz zu Ergebnissen aus der Visualizer-Verbalizer-Forschung, scheinen Selbstauskünfte bei Modalitätspräferenzen gute Prädiktoren für tatsächliches Lernverhalten zu sein. Die Übereinstimmung von Modalitätspräferenz und Präsentationsmodus ging mit positiven Effekten auf den Lernerfolg beim Lernen mit explanativen Texten einher, während ein solcher Effekt mit narrativen Texten nicht auftrat. Vorträge 88 Geschlechts- und entwicklungsbedingte Unterschiede im Linienhalbieren: Eine Funktion des posterioren Corpus callosums? Markus Hausmann, Karen Waldie, Onur Güntürkün, Michael C. Corballis Institut für Psychologie/Abt.Biopsychologie Ruhr-Universität Bochum Universitätsstr. 150, GAFO 05 / 620; 44780 Bochum [email protected] Neurologisch gesunde Menschen halbieren horizontale Linien links von der objektiven Mitte. Dieses Phänomen tritt insbesondere mit der linken Hand auf und resultiert aus einer rechtshemisphärischen Aktivierung aufgrund des visuell-räumlichen Aufgabencharakters. Dass der linksseitige Bias bestehen bleibt, wenn die Linien mit der rechten Hand halbiert werden, setzt einen interhemisphärischen Transfer der Aufmerksamkeits-verzerrten räumlichen Repräsentation der rechten Hemisphäre zu den Motorarealen der linken Hemisphäre voraus. Da die Größe des Spleniums bis zum 18. Lebensjahr zunimmt [Giedd et al., Dev Brain Res, 91, 274 (1996)], sollte der Bias mit dem Alter variieren. Alle 4 Altersgruppen (10-12, 13-15, 18-21, 24-53 Jahre, N = 98) zeigten einen linksseitigen Bias mit der linken Hand. Mit der rechten Hand zeigte die jüngste Gruppe einen rechtsseitigen Bias, alle anderen Gruppen wieder einen linksseitigen Bias. Die Ergebnisse deuten auf eine bilaterale Kontrolle räumlicher Aufmerksamkeit vor der Pubertät und reflektieren vermutlich den callosalen Reifungsprozess. Für eine Beteiligung des Spleniums beim Linienhalbieren sprechen auch geschlechtsspezifische Handeffekte bei Erwachsenen. Kontextuelle Gestalt bestimmt kontextuelle Modulation Michael Herzog, Manfred Fahle Human-Neurobiologie Universität Bremen Argonnenstr. 3; 28211 Bremen [email protected] Elektrophysiologische ebenso wie psychophysische Untersuchungen haben gezeigt, dass kontextuelle Elemente die Wahrnehmung eines Zielelements dramatisch verändern können. Die meisten bisherigen Theorien gehen davon aus, dass kontextuelle Modulation durch ‘low-level’ Mechanismen, wie Interaktionen zwischen orientierungsempfindlichen Neuronen, vermittelt wird. Mit Hilfe einer neuen Rückwärtsmaskierungstechnik, dem Durchscheineffekt, konnten wir dagegen zeigen, dass ein highlevel Merkmal, die Gestalt des Kontext, die kontextuelle Modulation bestimmt. Im Durchscheineffekt geht ein Nonius einem Gitter für kurze Zeit voraus. Für Gitter mit fünf und weniger Elementen bleibt der Nonius unsichtbar, während für Gitter mit mehr als sieben Elementen der Nonius sichtbar wird. Er scheint durch das Gitter hindurch. Begleiten einzelne Kontextelemente das Gitter wird der Nonius wieder unsichtbar. Werden diese Elemente aber zu einem abgeschlossenen Objekt gruppiert, wird der Nonius dagegen sichtbar. Es ist also die Gesamtgestalt des Kontexts, die bestimmt, ob der Nonius sichtbar wird oder nicht. Vorträge 89 Elektrophysiologische Aktivierung durch maskierte Reize Manfred Heumann, Werner Klotz Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Postfach 100131; 33501 Bielefeld [email protected] Durch Metakontrast maskierte Reize (Primes) zeigen in motorischen Aufgaben robuste Effekte auf das Verhalten und psychophysiologische Maße wie das lateralisierte Bereitschaftspotential (LBP), obwohl sie der bewußten Wahrnehmung entzogen sind. Die berichteten Experimente wurden konzipiert, um die Effekte der Primes auf das LBP weiter aufzuklären. Dazu wurden die Versuchspersonen mit einer Go-Nogo-Aufgabe konfrontiert, so daß der Prime eine Reaktion verlangen konnten, während der maskierende Zielreiz ein Nogo-Signal war. Zur Analyse der elektrophysiologischen Daten wurde einerseits das LBP berechnet, andererseits wurde eine Verrechnungsmethode angewandt, die es gestattete, die durch Primes und maskierende Reize hervorgerufenen lateralisierten Aktivierungen zu trennen. Die Ergebnisse zeigen, daß (1) die Primes zu einer Reaktionsaktivierung führen, selbst wenn der maskierende Zielreiz ein Nogo-Signal ist, (2) die durch die Primes hervorgerufene lateralisierte Aktivierung unabhängig von der Maskierung ist und (3) die Zahl der falschen Alarme in der Nogo-Bedingung bei maskierten Primes gegenüber unmaskierten Primes deutlich erhöht ist. Zum Zusammenhang von Kontrollillusion und Risikobereitschaft: Verhalten versus Selbstbeurteilung Elizabeth Högger, Bernd Figner Allgemeine- und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Ziel der Studie war es, Zusammenhänge zwischen Kontrollillusionen [Langer, JPSP, 32, 311 (1975)] und der Risikobereitschaft zu untersuchen. Kontrollillusionen waren doppelt implementiert im vorliegenden Experimentaldesign: Erstens wurden zwei Varianten des Kartenspiels zur Erhebung der Risikobereitschaft eingesetzt, die sich im Grad der Involviertheit unterschieden; dies sollte zur Induktion von stärkeren bzw. geringeren Kontrollillusionen führen. Zweitens wurde individuell für jede Versuchsperson die Neigung zu Kontrollillusionen erhoben mittels einer computerisierten Version der klassischen Versuchsanordnung, wie sie von Alloy und Abramson [Exp. Behav., 108, 441 (1979)] zur Erfassung von Kontrollillusionen verwendet worden war. Teilgenommen haben 88 Versuchspersonen im Alter von 14 bis 20 Jahren. Erwartungsgemäss zeigte sich ein Zusammenhang zwischen den Kontrollillusionen, wie sie im Kartenspiel induziert wurden, und der Risikobereitschaft. Weiter konnten die Ergebnisse von Alloy und Abramson repliziert werden. Ein Zusammenhang zwischen den individuell erhobenen Kontrollillusionen und dem Risikoverhalten im Kartenspiel konnte jedoch nicht gefunden werden. Mögliche Gründe hierfür und deren Implikationen werden im Vortrag diskutiert. Vorträge 90 Top-Down Effekte in der Objekterkennung Franziska Hofer, Adrian Schwaninger, Stefan Michel Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Viele aktuelle Objekterkennungstheorien postulieren eine serielle Verarbeitung, die ausschließlich Bottom-Up funktioniert. Neuropsychologische und bildgebende Verfahren hingegen lassen TopDown Prozesse bei der Objekterkennung vermuten, die von höheren Verarbeitungszentren zu tieferen verlaufen [z.B. Humphreys, Riddoch, & Price, Phil. Trans. R. Soc. Lon., B, 352, 1275 (1997)]. Mit einem Priming-Paradigma wird gezeigt, dass solche Top-down Einflüsse während der Objekterkennung durchaus vorhanden sind. In einer Benennungsaufgabe wurden Objekte in zwei verschiedenen Ansichten (kanonisch vs. nicht kanonisch) präsentiert, denen entweder kontextuell konsistente oder kontextuell inkonsistente Prime-Objekte vorausgingen. Die Aufgabe bestand darin, sowohl das PrimeObjekt wie auch das Target-Objekt zu benennen. Es zeigten sich bei der Benennungszeit klare Effekte der Prime-Konsistenz und der Target-Ansicht, zudem konnte eine signifikante Interaktion zwischen den beiden Faktoren Prime-Konsistenz und Target-Ansicht festgestellt werden. Das Präsentieren eines konsistenten Primes reduzierte den Effekt der Target-Ansicht signifikant. Ein Modell wird vorgestellt, welches diese reduzierte Ansichtenabhängigkeit erklären kann. Bedingungen der Aufmerksamkeitsverlagerung auf überraschende Singletons bei der visuellen Suche Gernot Horstmann Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Universitätsstr. 25; 33615 Bielefeld [email protected] Ich berichte über Experimente, in denen die Bedingungen einer Aufmerksamkeitsverlagerung auf überraschende Singletons untersucht wurden. Als Singletons werden solche Objekte bezeichnet, die sich von den sie umgebenden Objekten (Distraktoren) in einer einfachen Reizeigenschaft, etwa Farbe oder Helligkeit, unterscheiden. Es wurde ein Paradigma der visuellen Suche verwendet, in dem die Anzahl der Distraktoren variiert wurde. In allen Experimenten wurde im kritischen Durchgang ein Farbsingleton gezeigt. Die Experimente unterschieden sich jedoch darin, ob vorauslaufend homogene Displays (alle Reize haben die gleiche Farbe) oder heterogene Displays (die Reize unterscheiden sich voneinander in der Farbe) gezeigt wurden, sowie darin, ob die Farbe der homogenen Displays in aufeinanderfolgenden Durchgängen wechseln konnte. Es zeigt sich, dass nur solche Singletons, die auf nicht-variierende homogene Displays folgten, eine Aufmerksamkeitsverlagerung hervorriefen. Folgten die Singletons dagegen variierenden homogenen Displays oder heterogenen Displays, fehlte die Aufmerksamkeitsverlagerung. Die Ergebnisse werden als Bestätigung der Annahme interpretiert, dass die Erwartungsdiskrepanz des Singletons ein wichtiger Faktor für eine unbeabsichtigte Aufmerksamkeitsverlagerung ist. Vorträge 91 Verarbeitung prosodischer Cues bei unilateral läsionierten Patienten Claudia Hruska, Sonja A. Kotz, Kai Alter, Angela D. Friederici Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Prosodische Informationen dienen der Hervorhebung und Segmentierung von Sprache. Frühere Untersuchung zur Perzeption prosodische Cues haben auf Intonationsphrasengrenzen (IPhs) einen Closure Positive Shift (CPS) im ERP ermittelt [Steinhauer, Alter & Friederici, Nat Neuroscience, 2 , 191196 (1999)]. In aktuellen Untersuchungen wurde der Frage nachgegangen, inwiefern Patienten mit umschriebenen Läsionen in der Verarbeitung und Nutzung prosodischer Informationen beeinträchtigt sind. Patienten mit unilateralen Läsionen der temporo-parietalen Areale, die mit der Verarbeitung der Grundfrequenzschwankungen (rechts-hemisphärisch) bzw. der Dauer (links-hemisphärisch) korreliert sind, wurden untersucht. Die ereigniskorrelierten Potentiale der auditiven Satzverarbeitung zeigten für die RH-Gruppe das erwartete Muster, d.h. der CPS wurde an den Intonationsphrasengrenze generiert. Hingegen trat dieser positive Shift in der LH-Gruppe nicht auf. Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass die LH-Gruppe nicht ausreichend in der Lage ist, prosodische Cues der Intonationsphrasierung für die frühzeitige Disambiguierung syntaktischer Strukturen zu nutzen. Die Rolle von prosodischen Informationen für das Sprachverstehen wird in diesem Zusammenhang diskutiert. Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss: Verteilung wichtiger Lebensereignisse bei jüngeren und älteren Personen Sonja Hubrach, Gregor Lachmann, Michael Bender, Rüdiger Pohl Institut für Allgemeine Psychologie 2 Justus Liebig Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Frühere Untersuchungen der Verteilung der Lebenserinnerungen zeigten einen Rezenzeffekt wie bei einer typischen Vergessenskurve, dann aber als Abweichung davon einen „Reminiscence Bump“ (im Alter von etwa 20-30 Jahren) und eine infantile Amnesie (bis zum Alter von etwa 5 Jahren). Die zentrale Frage in der vorliegenden Studie war, ob die gefundene Häufigkeitsverteilung mit der persönlichen Wichtigkeit der erinnerten Ereignisse zusammenhängt. Dazu wurden jeweils 40 25- und 60-Jährige gebeten, 10 wichtige Ereignisse aus ihrem Leben zu nennen und dann deren relative Wichtigkeit einzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen für die jüngere Stichprobe eine typische Vergessenskurve, die zudem positiv mit der Wichtigkeit korreliert. Für die ältere Stichprobe wurden die bekannten Effekte in der Verteilung der Ereignisse repliziert. Zusätzlich fand sich ein zweiter „Bump“ (im Alter von 5-10 Jahren). Einen Zusammenhang zur persönlichen Wichtigkeit gab es hier allerdings nicht. Auffallend ist aber, dass ältere Personen ihren Erinnerungen generell eine höhere Wichtigkeit zuordneten als jüngere Personen. Vorträge 92 Perzeptuelle Grundlagen visueller Worterkennung Anke Huckauf Institut für Psychologie RWTH Aachen Jägerstr. 17-19; 52056 Aachen [email protected] Das Erkennen eines Wortes erfordert die Verarbeitung flankierter Buchstaben. Das Erkennen flankierter Buchstaben wiederum ist relativ zu einer Einzeldarbietung stark beeinträchtigt, was üblicherweise auf Interferenzen während der frühen sensorischen Verarbeitung zurückgeführt wird. Auf der Suche nach den Mechanismen, die bei der Worterkennung diese Interaktionseffekte modulieren, wurden Lerneffekte untersucht. Dazu wurden dreibuchstabige Nichtwörter mehrmals an jeweils einer bestimmten retinalen Position tachistoskopisch dargeboten, wobei die Aufgabe der Versuchspersonen in der Identifikation des mittleren Buchstabens bestand. Vor, während und nach diesem Training wurden die Erkennensleistungen für die Zielbuchstaben bestimmt, wenn die Ketten wie gelernt oder unter anderen Bedingungen dargeboten wurden. Leistungsverbesserungen traten nach kurzem Training spezifisch für die trainierte Position der Kette auf. Nach längerem Training zeigte sich auch ein Transfer auf andere Darbietungsbedingungen. Entgegen den Erwartungen unterschieden sich die Leistungen für orthographisch legale und illegale Ketten lediglich im Niveau. Die Daten zeigen, dass perzeptuelle Veränderungen durch Lernen zu einer raschen Verbesserung der Erkennung flankierter Buchstaben in gelernten Kontexten führen. Antwortauswahlanforderungen und Kosten des Wechsels zwischen Aufgaben und Stimuli Mike Hübner, Rainer H. Kluwe, Aquiles Luna-Rodriguez, Alexandra Peters Institut für Kognitionsforschung Universität der Bundeswehr Hamburg Holstenhofweg 85; 22043 Hamburg [email protected] Wechsel zwischen simplen Mehrfachwahlaufgaben, die auf dieselben Stimuli angewendet werden, gehen mit Reaktionszeitkosten einher. Eine wichtige Rolle in der Theoriebildung zur Erklärung dieser Wechselkosten spielt der Zusammenhang zwischen ihrer Höhe und der Aufgabenschwierigkeit. Hinsichtlich dieses Zusammenhangs ist die Befundlage allerdings äußerst heterogen; so gibt es sowohl Befunde von Unabhängigkeit als auch erhöhte wie erniedrigte Kosten beim Wechsel zu einer schwierigeren Aufgabe. Wir manipulierten die Aufgabenschwierigkeit durch drei verschiedene Variationen der Antwortauswahlanforderungen: Anzahl der S-R-Verbindungen, Vertrautheit der S-RZuordnung und Anzahl relevanter Stimulusmerkmale. Die letzten beiden Variationen wirkten sich nicht auf die Höhe der Wechselkosten aus. Anderslautende Ergebnisse [Rubinstein, Meyer & Evans, J Exp Psychology: Human Perception and Performance, 27, 763-797 (2001)] sind vermutlich auf fehlende Kontrolle der Stimulusabfolge zurückzuführen. Demgegenüber erfolgte der Wechsel zu einer Aufgabe mit weniger S-R-Verbindungen mit erhöhten Kosten. Diese Erhöhung wird vermutlich durch verstärktes stimulus-spezifisches Negatives Priming bewirkt. Unsere Befunde stützen die Annahme, dass Wechselkosten durch proaktive Interferenz und nicht durch eine exogenen Rekonfigurierungskomponente zustande kommen. Rubinstein, J. S., Meyer, D. E. & Evans, J. E. (2001). Executive control of cognitive processes in task switching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 27, 763-797. Vorträge 93 Worterkennung und Arbeitsgedächtnis beim Lesen Albrecht Inhoff, Brianna Eiter, Ralph Radach Psychology Department State University of New York P.O. Box 6000; Binghamton, NY 13902-6000 (USA) [email protected] Die Wahrnehmung und kurzzeitige Speicherung von Wörtern beim Lesen wurde mittels einer neuen Methode, der blickbedingen Sprachdarbietung [Inhoff, Connine & Radach, Behavior Research Methods Instruments & Computers, in press; Inhoff, Connine, Eiter, Radach, & Heller, Psychonomic Bulletin & Review, in press] untersucht. Hierbei wird das Blickmuster des Lesers registriert und dazu benutzt, am Beginn der ersten Fixation auf einem Zielwort ein spezifisches Begleitwort akustisch darzubieten. Unter diesen Bedingungen beinflußt die phonologische Ähnlichkeit zwischen dem Target und seinem gesprochenen Begleitwort die Lesedauer des Targetwortes und von nachfolgenden Wörtern. Die zeitliche Taktung der Wirkung des gesprochenen Wortes auf den Leseprozess wurde mittels Variation seiner Darbietungszeit relativ zur Fixation des Targets untersucht. Es zeigte sich, daß die phonologische Repräsentation relativ kurzlebig ist und nicht automatisch mit der Bedeutung der Wortbedeutung aktiviert wird. Der Einfluss der visuell-gestischen Modalität der Gebärdensprache auf die mentale numerische Größenrepräsentation Wiebke Iversen, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes Lehrstuhl für deutsche Philologie/ SFB Köln RWTH Aachen Eilfschornsteinstr. 15; 52066 Aachen [email protected] In Modellen zur Zahlenverarbeitung werden zumeist visuell-räumliche mentale Repräsentationsformen der Zahlengröße angenommen. Ein wichtiger Beleg für diese Annahme ist der Distanzeffekt, der beschreibt, dass in Größenvergleichsaufgaben mit einstelligen Zahlen und fester Vergleichszahl 5, Entscheidungen langsamer werden, je kleiner die numerische Distanz zur Vergleichszahl ist [Moyer und Landauer, Nature, 215, 1519-1520 (1967)]. Der Distanzeffekt, konnte auch für zweistellige Zahlen gefunden werden [Dehaene, Dupoux und Mehler, J Exp Psychology: Human Perception and Performance, 16, 626-641 (1990)]. In einer Studie mit n = 18 prälingual ertaubten gehörlosen Probanden wird untersucht, ob dieser Effekt auch für Zahlengebärden gezeigt werden kann, oder ob eine größer/kleiner Entscheidung in dieser visuell-gestischen Notation eher aufgrund von Oberflächenmerkmalen der Gebärdenzeichen getroffen wird (Zahlen < 5 werden mit einer Hand gebärdet, Zahlen > 5 mit zwei Händen). Dazu wurden Größenvergleiche mit einstelligen Zahlen in vier Notationen durchgeführt (Deutsche Gebärdensprache, arabische Zahlen, geschriebene Zahlwörter, Punktmuster). Für alle Notationen wurde ein Distanz-Effekt gefunden. Gleichzeitig weisen deutliche Unterschiede der Reaktionszeitmuster zwischen einhändig und zweihändig ausgeführten Gebärdenzahlen auf eine notationsabhängige mentale Repräsentation der Zahlgröße hin. Vorträge 94 Pre-attentive vowel categorization from dynamic speech stimuli Thomas Jacobsen, Erich Schröger, Kai Alter Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig [email protected] From static input, categorical phonetic information is comprehended pre-attentively, in the absence of intentional selection. Here we investigate whether phonemes are pre-attentively constructed from more realistic dynamic speech input varying in fundamental frequency and intensity, even while the auditory stimuli are being ignored. The mismatch negativity (MMN) component of the event-related brain potential, an index of auditory sensory memory-based detection of stimuli deviating from a regularity in a sequence of auditory stimuli, was employed. Tokens of /a/ and /i/ vowels varying in pitch of voice and amplitude envelope were presented in oddball and separate control blocks. Participants ignored the sounds while watching a subtitled silent movie. MMN was observed for tokens of the /a/ and /i/ vowels varying in pitch of voice and amplitude envelope when they occurred infrequently among the respective other vowel. The speech perception system pre-attentively extracted language information despite enormous variation in the speech-irrelevant sound input. Das Potenzgesetz der Übung in der Anwendung – Potential und Grenzen am Beispiel von Schnittstellen zur Texteingabe Georg Jahn, Josef F. Krems Institut für Psychologie TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz [email protected] Die Erlernbarkeit der Bedienung von Schnittstellen ist ein wichtiges Kriterium zur Bewertung von Designalternativen. In besonderem Maß gilt dies für Schnittstellen, die ohne besonderes Training von einer breiten Nutzerpopulation verwendet werden. Dies trifft beispielsweise für Navigationssysteme im PKW zu. In drei Studien wurde der Trainingsverlauf beim Erlernen der Zieleingabe für verschiedene Navigationssysteme untersucht. Die Abnahme der Bearbeitungszeiten ließ sich durch das Potenzgesetz der Übung beschreiben. Verschiedene Schnittstellen produzierten charakteristische Potenzgesetzparameter, die diejenigen Designmerkmale gut erfassten, für die Erlernbarkeitseffekte vorhergesagt worden waren. Die ermittelten Potenzgesetzparameter waren für erfahrene Autofahrer über verschiedene Trainingssituationen vergleichbar (im stehenden Fahrzeug und während der Fahrt). In speziellen Nutzerpopulationen (junge Fahrer, ältere Fahrer) ergaben sich wie erwartet deutlich unterschiedliche Trainingsverläufe und Parameter. Für alle Nutzergruppen erschweren Vorerfahrungen und Transfereffekte die Bewertung der Erlernbarkeit mittels einheitlicher Potenzgesetzparameter. Vorträge 95 Die zwei visuellen Systeme und ihre Blickbewegungen – Neue Befunde zur Validierung des Konzepts Markus Joos, Boris M. Velichkovsky Institut für Psychologie III TU Dresden Mommsenstr. 13; 01062 Dresden [email protected] Verschiedene Modelle visueller Wahrnehmung (z.B. [Norman, Behavioral and Brain Science, 24 (6) (2001)]) postulieren zwei Arten visueller Verarbeitung, eine erste präattentive (ambiente oder dorsale) und eine zweite attentive (fokale oder ventrale). Ziel war die Validierung der zum jeweiligen System korrespondierenden Blickbewegungsindikatoren, welche in Vorläuferexperimenten [Velichkovsky et al., Transportation Research, Part F. 5(2)(2002)] extrahiert wurden. Dazu wurden in einem ersten Experiment theoretische Annahmen über die Gedächtnisrepräsentationen der im jeweiligen visuellen Modi bearbeiteten Bildinhalte überprüft. Den Probanden wurden nach einer kurzen Bildpräsentation solche Ausschnitte dargeboten, die jeweils einer der beiden Modi visueller Verarbeitung zugeordnet werden konnten. Bildausschnitte, die der dorsalen Verarbeitung zugeordnet wurden sollten in ihrer Wiederkennungsleistung schlechter sein als Bildausschnitte die der ventralen Verarbeitung zugeordnet wurden. Die Ergebnisse werden vorgestellt und im Zusammenhang des Konzepts der Differenzierung visueller Modi anhand von Blickbewegungsindikatoren diskutiert. Literatur: Norman, J. (2001). Two visual systems and two theories of perception: An attempt to reconcile the constructivist and ecological approaches. Behavioral and Brain Sciences, 24(6). XXX-XXX Velichkovsky, B.M., Rothert, A., Kopf, M., Dornhoefer, S.M. & Joos, M. (2002). Towards an express diagnostics for level of processing and hazard perception.Transportation Research, Part F. 5(2), 145-156. Die Rolle von Assoziation und Kategorie im Bild-Wort-Interferenz-Paradigma Annett Jorschick, Pienie Zwitserlood, Petra Dohmes, Jens Bölte WWU Münster Metzer Str.71; 48155 Münster [email protected] In einer Reihe von Experimenten wurde versucht assoziative und kategorische Effekte beim WortBild-Interferenzparadigma zu trennen. Manipuliert wurden assoziative Stärke und Kategoriemitgliedschaft zwischen Wortdistraktor und Bildtarget. Zwischen den Experimenten wurde das SOA (stimulus onset asynchrony) variiert. Bei einem SOA von -300 ms erleichterten stark assoziierte Distraktoren, die nicht der selben Kategorie angehörten (z.B. SCHIFF -Matrose) die Bildbenennung, während sich schwach assoziierte, kategorisch verwandte Wörter (z.B. PILOT -Matrose) hemmend auswirkten. Bei -150 ms manifestierten sich die Effekte des ersten Experimentes. Bei einem SOA von +150 ms ließen sich keine Effekte mehr finden. Daraus schlossen wir, dass erleichternde und hemmende Effekte bei Wort-Bild-Interferenzaufgaben zur gleichen Zeit auftreten können und zum Teil auf die semantische Beziehung zwischen Distraktorwort und Bild zurückzuführen sind. Vorträge 96 Multiplizieren wir beim Dividieren? „Backward Inhibition“ – Effekte beim Wechsel zwischen den vier Grundrechenarten Kerstin Jost, Frank Rösler Allgemeine und Biologische Psychologie Philipps Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] Kosten, die beim Wechsel zwischen zwei (oder mehr) mentalen Aufgaben entstehen, werden zum Teil auf die Inhibition des zuvor benötigten „Task-Sets“ („backward inhibition“) zurückgeführt. Einen Beleg für diese Annahme findet man beim Vergleich von alternierenden (ABA) und nicht-alternierenden (CBA) Aufgabensequenzen [Mayr & Keele, J Exp Psychol: General, 129 (2000)]. Für unsere Fragestellung ließen wir 16 Probanden zwischen einfachen Aufgaben aller 4 Grundrechenarten (Addition = A, Multiplikation = M, Subtraktion = S, Division = D) wechseln. Reaktionszeiten auf Divisionsund Multiplikationsaufgaben wurden an Position n eines Aufgabentriplets (n-2, n-1, n) in Abhängigkeit von der Rechenoperation an Position n-2 analysiert. Der Wechsel zu einer Multiplikation war nicht nur in alternierenden Sequenzen (MAM, MSM) erschwert („backward inhibition“-Effekt), sondern auch, wenn an Position n-2 eine Division bearbeitet werden musste (DAM, DSM). Demnach scheint das Lösen einer Multiplikation von einer Restinhibition beeinträchtigt zu sein, die auf eine Aktivierung des Multiplikationswissens in einer vorangegangenen Divisionsaufgabe zurückgeht. Personalauswahl: Ist das Prototypmodell der sozialen Kognition ein geeigneter Ansatz? Nadine Junker, Sabine Krolak-Schwerdt Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Im Stadtwald, Gbd. 1; 66123 Saarbrücken [email protected] Das Prototypmodell der sozialen Kognition [Cantor & Mischel, Journal of Research in Personality, 13, 187-205 (1979); Genero & Cantor, Journal of Social and Clinical Psychology, 5(1), 59-78 (1987)] postuliert, dass die Prototypikalität einer Zielperson die Organisation der Personinformation erleichtert, jedoch die Gefahr von Inferenzfehlern erhöht. Dies geschieht in alltäglichen wie professionellen Urteilssituationen. Daher sollte das Prototypmodell auf Personalauswahlprozesse übertragbar sein. Personalleiter besitzen im Gegensatz zu Laien spezifisches Wissen in Form von Berufsprototypen, wobei mit wachsender Berufserfahrung die prototypische Organisation von Bewerbermerkmalen sowie die Tendenz zu Urteilsverzerrungen zunimmt [Dawson, Zeitz & Wright, Social Cognition, 7, 1 (1989); Walther, Psychologia Universalis. Neue Reihe, 7 (1997)]. Daher sollten Personalleiter vermehrt die zu einem Berufsprototyp konsistenten Informationen aus Bewerbungsmaterialien erinnern sowie nicht präsentierte, aber mit dem Prototyp assoziierte Merkmale wiedergeben. Die Probanden (32 Personalleiter versus 32 Laien) erhielten je zwei Bewerberbeschreibungen. Eine beinhaltete gemäß einem Berufsprototyp kategorisierbares Material, die andere aktivierte keinen Berufsprototyp. In einem freien Reproduktionstest wurde das Gedächtnis für das Beschreibungsmaterial erhoben. Im Gegensatz zu Laien zeigt sich bei Personalleitern der erwartete Gedächtniseffekt: Sie reproduzieren und inferieren bevorzugt prototypkonsistente Merkmale. Theoretische Implikationen der Gültigkeit des Prototypmodells für den Personalauswahlprozess werden diskutiert. Vorträge 97 Erlernen von Additions- und Multiplikationstabellen eines finiten algebraischen Körpers Christian Kaernbach Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Weiß ein Rechner, was er tut? John Searle leitet aus seinem bekannten Gedankenexperiment vom chinesischen Zimmer ab, daß Computer nicht verstehen, was sie tun [Behav. Brain. Sci., 3, 417 (1980)]. Dieses Gedankenexperiment ist noch nie in Realität umgesetzt worden, wohl hauptsächlich, weil das von Searle gewählte Beispiel (ein des Small talks fähiger Computer) zu kompliziert ist. Aber weiß der Rechner eigentlich, was er tut, wenn er 2 und 2 addiert? — In einer Vereinfachung des Searlschen Paradigmas läßt sich das Gedankenexperiment in ein Experiment zum Problemlösen übertragen. Auf einem finiten algebraischen Körper der Mächtigkeit 5 (Addition und Multiplikation auf Z modulo 5, also mit Überlauf bei 5, z.B. 2 + 4 = 1) gibt es eine endliche und überschaubare Tabelle aller möglichen Ergebnisse. Versuchspersonen mußten diese Tabelle, übersetzt in nicht-numerische Zeichen, auswendig lernen. Bei Beherrschung der Aufgabe wurden die Versuchspersonen nach ihren Strategien befragt. Die Rückübersetzung in Zahlen wurde nie als Strategie angegeben. Auch zeigt sich nicht das für das Rechnen mit Zahlen typische Reaktionszeitprofil in Abhängigkeit von der Aufgabe, so daß davon ausgegangen werden kann, daß die Versuchspersonen die Aufgaben im Searlschen Sinne ohne Zahlenverständnis gelöst hatten. Diese Versuchspersonen haben gerechnet, ohne zu wissen, daß sie rechnen. Frageformateffekte bei der Beantwortung von Fragebögen: Der Einfluss des gegebenen Zeitrahmens bei offenen Häufigkeitsfragen auf das Antwortverhalten Stefanie Kalus, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling Abteilung Allgemeine Psychologie II Ludwig-Maximilians-Universität Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Forschungsbefunde belegen, dass bei Erfassung von Verhaltenshäufigkeiten durch Fragebögen das Frageformat starke Auswirkungen auf das Antwortverhalten hat: Eine Erfassung mittels Antwortskalen bedingt beispielsweise aufgrund der Tendenz zur Mitte verzerrte Antworten. Die Literatur zum Fragebogendesign empfiehlt daher ein offenes Frageformat, bei dem der Respondent frei eine Zahl angeben kann. Die Frage enthält dabei ein bestimmtes Zeitintervall, für das die Antwort gegeben werden soll, z.B. „Wie viele Stunden schauen Sie an einem typischen Tag fern?“ In der vorliegenden Studie wird überprüft, ob dieses Intervall ebenfalls Auswirkung auf die berichtete Verhaltenshäufigkeit hat. Eine studentische Stichprobe berichtete im offenen Frageformat über Verhaltenshäufigkeiten hinsichtlich sozialer Aktivitäten, der Nutzung universitärer Angebote und ihres Studienalltags. Between-subjects wurden die identischen Fragen mittels unterschiedlicher Zeitintervalle (Woche, Monat, Quartal, Semester) gestellt. Es zeigte sich für alle Items ein konsistenter, systematischer Bias: Bei kürzerem Zeitintervall werden signifikant höhere Verhaltenshäufigkeiten berichtet. Empfehlungen zur Erfassung von Verhaltenshäufigkeiten werden abgeleitet. Vorträge 98 Einflussfaktoren im Umgang mit anomalen Daten Andreas Keinath, Josef F. Krems Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz [email protected] Anomalien spielen beim wissenschaftlichen Entdecken oder diagnostischen Schließen aber auch im alltäglichen Leben eine bedeutsame Rolle. All diesen Formen des Problemlösens ist gemein, dass Erklärungen für Daten oder Evidenzen generiert werden müssen und dabei Anomalien auftreten können. Eine Reihe von Studien zeigte zum einen, dass widersprechende Evidenzen häufig nicht beachtet werden [Mahoney & DeMonbreun, Cognitive Therapy and Research, 3, 229-236 (1977)], zum anderen aber auch, dass Anomalien zum Auslöser für berühmte Entdeckungen wurden [Kulkarni & Simon, Cognitive Science, 12(2), 139-175 (1988)]. Welche Faktoren die Resolution von Anomalien beim Problemlösen beeinflussen wurde bislang kaum untersucht. In zwei Experimenten wurde der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die bisherige Ausgangserklärung auf den Umgang mit Anomalien hat. Die Ergebnisse zeigen, dass es leichter fällt die Ausgangserklärung zu wechseln oder zu verändern, wenn diese abstrakter und weniger spezifiziert wird. Konkrete und spezifische Erklärungen erschwerten dagegen die Resolution von Anomalien. Die Ergebnisse werden im Rahmen der von Johnson und Krems [Cognitive Science, 25, 903-939 (2001)] postulierten Theorie zum abduktiven Schließen interpretiert. Kann Überschattung konditionierte und unkonditionierte Reaktionen im Rotationsparadigma reduzieren? Sandra Kellermann, Paul Enck, Geoffrey Hall, Sibylle Klosterhalfen, Ursula Stockhorst Institut für Medizinische Psychologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf [email protected] Hintergrund: Um Interventionen zu entwickeln, die geeignet sind, konditionierte – noch vor Infusionsbeginn auftretende – Übelkeit bei Krebspatienten zu reduzieren, untersuchen wir die Wirksamkeit von Konditionierungstechniken, z. B. Überschattung, bei Gesunden. Symptome wie Übelkeit und Brechreiz (als UR) erzeugen wir durch vertikale Rotation (120◦ /sek.)(als US) in einem Drehstuhl. Methode: Gr. 1 (N = 12) trank an 3 der 4 konsekutiven Versuchstage unmittelbar vor der Rotation ein jeweils neuartig schmeckendes Getränk (z. B. Holunder-, Schlehensaft) als Überschattungs-CS. Gr. 2 (N = 12) erhielt dagegen Wasser als neutralen Reiz. Am Testtag 4 erhielten beide Gruppen Wasser. Erfasst wurden übelkeitsassoziierte Symptome, Cortisol und TNF-lph im Speichel und zwar vor (CR) und mehrfach nach der Rotation (UR). Ergebnisse: Gr. 1 zeigte von Tag 1 zu 4 im Unterschied zu Gr. 2 eine Abnahme der Symptome sowohl vor Rotation (CR), als auch nach Rotation (UR) (p < .05). Im Cortisol zeigten beide Gruppen am Testtag eine signifikante Abnahme nach Rotation. Die TNF-Alpha-Analysen erfolgen zur Zeit. Diskussion: Überschattung reduziert sowohl konditionierte Symptome als auch unkonditionierte rotationsinduzierte Symptome. Die Cortisoldaten werden im Hinblick auf Habituation diskutiert. (Gefördert vom Wellcome Trust). Vorträge 99 Representational Momentum ist stärker bei motorischen Lokalisationsaufgaben und schwachem Bewegungseindruck Dirk Kerzel Abteilung Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Urteile über die letzte Position eines Zielreizes, dessen Bewegung durch eine Reihe statischer Bilder impliziert wurde, sind in die Bewegungsrichtung verschoben (Representational Momentum). Mit glatter Reizbewegung wurde diese Fehllokalisation jedoch nicht beobachtet. Erstes Ziel der Untersuchung war es, den Einfluss des Bewegungstyps genauer zu bestimmen. Dazu wurde der zeitliche Abstand (SOA) zwischen aufeinanderfolgenden Zielreizpräsentationen bei gleichbleibender Geschwindigkeit variiert. Generell nahm die Verschiebung in die Bewegungsrichtung mit dem SOA zu. Das heißt, dass ein schwacher Bewegungseindruck zu stärkerer Extrapolation der letzten Zielreizposition führte. Das zweite Ziel der Studie war es, Effekte der Lokalisationsmethode zu untersuchen. Wenn relative Urteile verwendet wurden, war die Verschiebung in die Bewegungsrichtung bei glatter Reizbewegung nicht signifikant, wohl aber bei implizierter Bewegung. Mit Zeigebewegungen war die Vorwärtsverschiebung erheblich größer und bei allen Bewegungstypen von Null verschieden. Vielleicht wird die Zielreizposition für zielgerichtete Handlungen stärker extrapoliert als für rein perzeptuelle (relative) Urteile. Maskiertes Priming als Indikator für automatische semantische Verarbeitungsprozesse schizophrener Patienten Markus Kiefer Abteilung Psychiatrie III Universität Ulm Leimgrubenweg 12; 89075 Ulm [email protected] Es ist umstritten, inwieweit schizophrenen Denkstörungen eine unfokussierte, automatische Konzeptaktivierung im semantischen Gedächtnis zugrunde liegt. Um zu einer Klärung dieser Kontroverse beizutragen, wurden Untersuchungen mit dem maskierten Priming-Paradigma an schizophrenen Patienten mit und ohne formale Denkstörungen durchgeführt. Beim maskierten Priming-Paradigma wird durch eine Maskierungstechnik die bewußte Wahrnehmung eines Wortes verhindert und der Einfluß dieses Prime-Wortes auf lexikalische Entscheidungszeiten für nachfolgend präsentierte Zielworte erfaßt. Eine Verkürzung der Entscheidungszeit (Priming-Effekt) aufgrund des zuvor präsentierten, unbewußt wahrgenommenen semantisch verwandten Wortes, muß durch eine automatische Voraktivierung eines Konzeptes zustande gekommen sein. Schizophrene Patienten mit formalen Denkstörungen wiesen größere Priming-Effekte für maskierte Reize als schizophrene Patienten ohne formale Denkstörungen und gesunden Kontrollpersonen auf. Die vergrößerten maskierten Priming-Effekte denkgestörter schizophrener Patienten stellen einen Indikator für eine überschießende automatische Aktivationsausbreitung dar. Die Befunde belegen daher die Annahme einer unfokussierten automatischen Konzeptaktivierung als eine kognitive Grundlage für schizophrene formale Denkstörungen. Vorträge 100 Die Rolle der perzeptuellen Flüssigkeit beim impliziten Kategorisieren Annette Kinder, David Shanks Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35037 Marburg [email protected] In Experimenten zum Erlernen künstlicher Grammatiken haben Versuchspersonen nach Durchlaufen einer Lernphase die Aufgabe, Reize als grammatisch oder ungrammatisch zu kategorisieren. Es werden zunächst zwei Experimente vorgestellt, in denen wir untersuchten, ob perzeptuelle Flüssigkeit eine Rolle bei diesen Kategorisierungen spielt. Hierzu verwendeten wir eine Präsentationsart, bei der die Testreize über eine kurze Zeitspanne hinweg auf einem Bildschirm erschienen. Wir manipulierten die perzeptuelle Flüssigkeit über die Geschwindigkeit, mit der die Reize sichtbar wurden. Es zeigte sich, dass Versuchspersonen Reize, die schneller erschienen, häufiger als grammatisch bezeichneten als solche, die langsamer erschienen. Demnach nutzten die Versuchspersonen perzeptuelle Flüssigkeit, um ihre Testurteile zu fällen. In einem dritten Experiment wurden die gleichen Reize gezeigt, die Versuchspersonen wurden aber instruiert, sie als alt oder neu zu bezeichnen (Wiedererkennen). Hier zeigte sich kein Effekt der perzeptuellen Flüssigkeit. Die Ergebnisse werden im Rahmen der Zwei-Prozesstheorie des Wiedererkennens diskutiert. Trend literacy: Empirie und Modellierung der Interpretation von Kurvenverläufen in prozesstechnischen Anlagen Martin C. Kindsmüller, Leon Urbas ZMMS – MoDyS-Research Group Technische Universität Berlin Jebensstr. 1; 10623 Berlin [email protected] Erfahrene Operateure prozesstechnischer Anlagen zeichnen sich durch ein hohes Maß an trend literacy (die Fähigkeit, Kurvendarstellungen situationsadäquat zu interpretieren) aus. Tätigkeitsanalysen und Expertenbefragungen legen nahe, dass diese Fähigkeit maßgeblich an Aufbau und Fortschreibung einer Vorstellung von den Verhältnissen in der Anlage (situation awareness [Endsley, Human Factors, 37 (1) 32-64. (1995)]) beteiligt ist. Zur Implementierung von Trainingssystemen (model based situation awareness training [Leuchter & Urbas, in Petrushin, Kommers, Kinshuk, & Galeev (Eds.), IEEE International Conference on Advanced Learning Technologies. Media and the Culture of Learning. Palmerston North, New Zealand. 34-39 (2002)]) ist es notwendig, trend literacy zu formalisieren. Dazu wurde in einer experimentellen Untersuchung der Einfluss von Systemwissen auf die Interpretation von Kurvendarstellungen (operationalisiert durch die Segmentierung von Kurvenverläufen und die anschließende Klassifizierung der Segmente) untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die Induktion einer Modellvorstellung des trendgenerierenden Prozesses nicht nur höhere kognitive Prozesse, wie die Klassifikation von Trendsegmenten, beeinflusst, sondern bereits Auswirkungen auf wahrnehmungsnahe Prozesse hat. So wird beispielsweise die Genauigkeit der Segmentierung erhöht. Die Experimentalergebnisse und die in Einzelanalysen gewonnenen prototypischen Interpretationsmuster werden im Hinblick auf eine Modellierung der trend literacy diskutiert und bewertet. Vorträge 101 Warntöne im Auto – wie sollen sie beschaffen sein? Miklós Kiss, Marc Wittmann, Martina Neidhart, Alexander Steffen, Peter Gugg, Ernst Pöppel, Hiroyuki Kamiya Mensch-Maschine Interaktion GRP der Universtität München in Bad Tölz Arzbacher Str. 12; 83646 Bad Tölz [email protected] Damit Autofahrer rechtzeitig und gut auf Gefahrenpotentiale hingewiesen werden, ist es wichtig adäquate Warnsignale zu gestalten. Meist werden dazu visuelle oder akustische Signale genutzt. Ziel dieser Studie war es, Parameter eines Warntons zu bestimmen, die eine schnelle und sichere Reaktion des Fahrers gewährleisten. Dazu werden den Versuchspersonen in einem Fahrsimulator während der Fahrt Töne vorgespielt, die sich in gewissen Parametern wie Frequenz, Dauer oder Obertönen unterschieden. Aufgabe der Personen ist es durch Tastendruck auf diese Töne zu reagieren. Als Ergebnis zeigt sich, dass in Situationen, in denen auf jeden dargebotenen Ton auf die gleiche Weise reagiert werden muss (Einfachreaktion), Klänge mit Obertönen den reinen Tönen überlegen sind. Wenn vor der Reaktion jedoch eine tatsächliche Entscheidung zu treffen ist (Wahlreaktion), sind die Signale besser, die in grundlegenden Parametern, wie Frequenz und Länge, variieren. Signale, die sich z.B. nur in den Obertönen unterscheiden, führen sogar zu einer signifikanten Verlängerung der Reaktionszeiten. Visuelle Selektionsmechanismen bei zeitlicher Segmentierung des Suchdisplays Monika Kiss, Maren Wolber, Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie der Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] In einer seriellen visuellen Suche nach einem Zielreiz unter Distraktoren nimmt die Reaktionszeit mit steigender Anzahl der Distraktoren zu. Wird ein Teil der Distraktoren zeitlich vorgezogen dargeboten, kann das Target im nachfolgenden Suchdisplay leichter entdeckt werden. Es wird angenommen, dass die alten Distraktorpositionen top-down gehemmt werden, so dass sich die Suche auf neue Items beschränkt. Um die zugrundeliegenden Selektionsmechanismen genauer zu untersuchen, haben wir eine Reihe von EEG-Experimenten durchgeführt. Die Probanden suchten nach einem Target, das durch eine Kombination der Merkmale Farbe und Form definiert war. Verhaltensdaten und Latenzverschiebungen der ereigniskorrelierten EEG-Lateralisierungen zeigen, dass die alten Distraktoren nicht vollständig ignoriert werden können. Weiterhin haben wir versucht, anhand der frühen EEG-Reaktion auf einen Probe-Stimulus die zeitliche und räumliche Aufmerksamkeitszuwendung im Suchdisplay zu beschreiben. Die Ergebnisse weisen auf eine unterschiedliche Distraktorverarbeitung in Abhängigkeit vom Zeitpunkt relativ zum Onset der Suchmatrix, der räumlichen Nähe zum Target sowie der Aufgabenrelevanz der Distraktorpositionen hin. Vorträge 102 Der Einfluß eines doppelten Standards auf das Zeitschätzungsverhalten Florian Klapproth Institut für Psychologie Universität Hildesheim Marienburger Platz 22; 31141 Hildesheim [email protected] Mit zwei Experimenten wurde die Hypothese geprüft, ob das Erlernen eines zweiten, irrelevanten Zeitintervalls die Erinnerung an das relevante Zeitintervall beeinflußt. In beiden Experimenten sollten Versuchspersonen ein Standardintervall (400 ms) lernen. In einer anschließenden Testphase wurde im Rahmen einer temporal generalization-Aufgabe (ohne Feedback) geprüft, wie gut das Standardintervall von Vergleichsintervallen abgegrenzt werden konnte. Zusätzlich zum Standardintervall lernten die Versuchspersonen ein weiteres, allerdings für die spätere Testphase irrelevantes Intervall. In Experiment 1 hatte das zweite Intervall die gleiche Dauer wie das Standardintervall, wurde aber in einer anderen Modalität dargeboten (auditiv oder visuell). In Experiment 2 war das zweite Intervall von längerer Dauer (500 ms) und wurde innerhalb der gleichen Modalität dargeboten wie das Standardintervall. Während in Experiment 1 die Leistung in der Testphase durch das zweite Intervall insofern beeinträchtigt wurde, als die Versuchspersonen ihre Entscheidung in der Testphase auf eine „Mischung“ beider Intervalle gründeten, blieb ein Effekt in Experiment 2 aus. Implikationen der Ergebnisse für die Struktur des Zeitgedächtnisses und mögliche Einflüsse der Instruktion auf die Organisation temporaler Informationen im Gedächtnis werden diskutiert. Kognitive Belastung und Passung Karl Christoph Klauer, Katja Ehrenberg Institut für Psychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Kognitive Belastung verstärkt das soziale Kategorisieren und mit den Kategorien verknüpftes Stereotypisieren, wie im sogenannten ressourcenbasierte Ansatz angenommen wird. Im Gegensatz dazu wird in einem passungsbasierten Ansatz davon ausgegangen, dass kognitive Belastung das Entdecken und Beurteilen von Passung zwischen sozialen Stimuli und sozialen Kategorien erschwert und deswegen das Kategorisieren und Stereotypisieren vermindert sein sollte. In einem Experiment mit N = 225 Teilnehmern verfolgten Versuchsteilnehmer eine Diskussion von Mitgliedern der CSU und der Grünen, an die sie sich später in einem „Who said what?“ Gedächtnistest [Klauer & Wegener, J. Pers. Soc. Psyc., 75, 1155 (1998)] erinnern mussten. Manipuliert wurde zwischen den Versuchspersonen, ob Passung vorlag oder nicht und ob eine kognitive Belastung beim Enkodieren, beim Abruf, oder keine Belastung gegeben war. Belastung wurde durch die Zweitaufgabe des Generierens von Zufallszahlen erzeugt, Passung durch eine Kovariation der Inhalte der Diskussionsbeiträge und der Parteimitgliedschaft. Die Ergebnisse sprechen eher für den ressourcenbasierten Ansatz. Vorträge 103 Die Ambivalenz inhaltlicher Beispiele beim Training logischen Schließens Stefan Kleinbeck, Sieghard Beller, Gregory Kuhnmünch Institut für Psychologie Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Engelbergerstr. 41; 79106 Freiburg [email protected] Auf der Basis inhaltlicher Relationen sind Personen fähig, konditionale Schlüsse zu ziehen. Lässt sich diese Fähigkeit dazu nutzen, abstraktes, konditionales Schließen zu trainieren? Es wurde ein Training entwickelt, das abstrakte Regeln des konditionalen Schließens mit Prämissen der Form „Wenn P, dann Q“ durch inhaltliche Relationen veranschaulicht. In einem Zwei-Gruppen-Design (mit Training vs. ohne Training) wurde der Effekt des Trainings auf die Schlussfolgerungsleistung geprüft. Als Testaufgaben wurden abstrakte konditionale Syllogismen verwendet, sowie inhaltliche konditionale Syllogismen (mit der Besonderheit, dass der Inhalt der logisch korrekten Antwort entgegenläuft). Die Ergebnisse zeigten, dass sich bei den abstrakten Testaufgaben die Leistung durchweg verbesserte. Bei den inhaltlichen Aufgaben splitteten sich die Antworten der Trainingsgruppe. Während es ein Teil der Personen tatsächlich schaffte, vom Inhalt zu abstrahieren und formallogische Schlüsse zu ziehen, verließ sich ein anderer Teil der Personen sogar noch stärker auf die Inhalte als in der Kontrollgruppe ohne Training. Die semantische Größenrepräsentation: Existieren mehr als nur ein mentaler Zahlenstrahl? Andre Knops, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes Neurologie/Neuropsychologie Universitätsklinikum RWTH Aachen Pauwelsstr. 30; 52074 Aachen [email protected] Ob die Größe zweistelliger Zahlen holistisch verarbeitet wird, wird kontrovers diskutiert: Dehaene und Mitarbeiter [Dehaene S, Dupoux E & Mehler J, J. Exp. Psychol. Hum. Percept. Perform., 16(3): 626-41 (1990)] fanden Hinweise auf eine holistische Verarbeitung. Demgegenüber berichten Nürk und Kollegen [Nürk HC, Weger U & Willmes K, Cognition, 82, B25-B33(2001)] in einer Größenvergleichsaufgabe mit zweistelligen Zahlen einen Kompatibilitätseffekt: Kompatible Durchgänge (42_57 Dekaden- und Einervergleich haben dasselbe Ergebnis) wurden bei gleicher Gesamtdistanz schneller beantwortet als inkompatible (37_52). Dies ist nicht mit einem holistischen Modell vereinbar. Einem alternativen von Nürk und Kollegen vorgeschlagenen Hybrid-Modell scheinen Ergebnisse eines SOA-Experiments von Dehaene et al. [J. Exp. Psychol. Hum. Percept. Perform., 16(3): 626-41 (1990)] zu widersprechen. In einer erweiterten Replikation mit den Stimuli aus Nürk et al. [Cognition, 82, B25-B33(2001)] wurden in einer Größenvergleichsaufgabe die SOA der Zehner und Einer zwischen -400ms (Zehner zuerst) und +400ms (Einer zuerst) variiert. Während bei den Gesamtreaktionszeiten Ergebnisse gefunden wurden, die mit einer holistischen Sichtweise vereinbar sind, zeigte sich insbesondere bei 50 ms und 100ms ein Kompatibilitätseffekt. Dies widerspricht der Interpretation Dehaenes. Die Größe zweistelliger Zahlen ist also nicht nur holistisch repräsentiert. Vorträge 104 Der Stimulus-Probability-Effekt bei der Konditionierung des Hautleitwertes Stephan König, Günter Reinhard, Harald Lachnit Allgemeine Psychologie Philipps-Universität Marburg Pilgrimstein 23; 35037 Marburg [email protected] Der Stimulus-Probability-Effekt (SPE) beschreibt den Sachverhalt, dass auf seltene Reize anders reagiert wird als auf häufige Reize. Beispielsweise lösen seltene Reize größere Pupillenreaktionen aus. Bislang verwendeten wir den SPE bei der Pupillenreaktion erfolgreich als Indikator für Reizverarbeitung und Reizkategorisierung in Go/NoGo-Reaktionszeitaufgaben. Mit der vorzustellenden Studie wollten wir untersuchen, ob der SPE auch bei der Konditionierung des Hautleitwertes auftritt. Dazu erhielt eine Gruppe von Versuchspersonen ein Training mit 2 verstärkten und 2 unverstärkten Elementen, welche sich jeweils hinsichtlich ihrer Darbietungshäufigkeit unterschieden (16 A+, 4 B+, 16 C– , 4 D– ). Zusätzlich wollten wir die Auswirkung einer möglichen Reizkategorisierung mit Hilfe „abstrakter“ Reizmerkmale untersuchen. Dazu ersetzten wir in weiteren Versuchsgruppen 2 Elemente durch Reizkomplexe (z. B.: 16 A+, 4 B+, 16 CD– , 4 EF– ). Der SPE trat auch bei der Hautleitwertkonditionierung auf. Gruppenunterschiede hinsichtlich des SPE lassen auf die Verarbeitung „abstrakter“ Reizmerkmale schließen. Online evidence for a level-ordered lexicon: Compound words are morphosyntactically decomposed but linking elements are not plural morphemes Dirk Köster, Thomas C. Gunter, Susanne Wagner Neuropsychology Max Planck Institute of Cognitive Neuroscience Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] We investigated the question of whether constituents of nominal compounds are accessed separately on the morphosyntactic level using event-related brain potentials (ERP). We manipulated the gender agreement between compound constituents and a preceding determiner (exp. 1), and the (proposed) number agreement between constituents and a preceding numeral (exp. 2). Stimuli were presented acoustically while ERPs were measured. Experiment 1 yielded a left-anterior negativity (LAN) for each gender incongruent constituent, indicating morphosyntactic decomposition. However, manipulation of the number agreement, as indicated by the presence or absence of linking elements, e.g. -er- in „Bilderalbum“ („photo[s] album“) did not yield a LAN for first constituents. Instead, first constituents were processed online as singular instances. We suggest a separate access of minimal morphosyntactic representations of constituents, and that linking elements are not plural morphemes of first constituents. Vorträge 105 Okulomotorisches Verhalten von Patienten mit Parkinson Syndrom in einer visuo-räumlichen Cueing-Aufgabe Stefanie Kraft, Sven Krause, Christian Wein, Carsten Buhmann, Kim Hinkelmann Psychologisches Institut I Universität Hamburg Von-Melle-Park 11; 20146 Hamburg [email protected] Während das fortgeschrittene Stadium der Parkinson-Krankheit in der Regel von klinisch manifesten Störungen der Okulomotorik begleitet wird, sind diese in früheren Phasen nur mit entsprechenden Messinstrumenten wie EOG oder Eyetracker nachweisbar. Als typische Beeinträchtigungen zeigen sich unter anderem eine herabgesetzte Blinkrate, leichte Konvergenzschwächen, hypometrische Sakkaden, Blickfolgedysmetrie und durch Sakkaden gestörte Fixationen. Mittels einer auf dem Posner Paradigma basierenden visuell-räumlichen Cueing-Aufgabe wurde der Einfluss verschiedener Hinweisreize auf die sakkadische Latenzzeit, die Treffgenauigkeit auf den Zielreiz sowie das Antwortverhalten untersucht. 30 Patienten mit idiopathischer Parkinson-Krankheit und 30 gesunde Kontrollpersonen nahmen an der Studie teil. Zur Messung der Augenbewegungen wurde das SMI Eye Link System Typ 1 eingesetzt. Hierbei zeigen sich teils deutliche Gruppenunterschiede in den oben genannten Parametern. Art und Ausmaß der Beeinträchtigungen stehen in Beziehung zum Stadium der Erkrankung, zur Art der Medikation und zum Symptomtypus. Ist Aggression annäherungs- oder vermeidungsmotiviert? Regina Krieglmeyer, Roland Deutsch, Fritz Strack Lehrstuhl für Psychologie II Universität Würzburg Röntgenring 10; 97070 Würzburg [email protected] Ist aggressives Verhalten eher mit Annäherungsmotivation [Harmon-Jones & Sigelman, J. Pers. Soc. Psy., 47, 1310 (2001)] oder Vermeidungsmotivation [Gray, Cam. Univ. Press (1987)] assoziiert? Zur Untersuchung dieser Frage wurde ein neues Paradigma entwickelt. In einem Computerspiel konnten sich die Vpn (N = 25) in einem Labyrinth frei bewegen und durch erfolgreiches Verhalten Punkte sammeln. Während des Spiels wurden sie durch Aktivierung des Flexor- vs. Extensormuskels in eine Annäherungs- vs. Vermeidungsmotivation versetzt. Dabei wurde die Ausführungslatenz aggressiven und konsumatorischen Verhaltens gemessen. Die Vpn sollten auf bedrohliche Reize mit Angriff reagieren, um einen Punkteverlust zu vermeiden, auf appetitive Reize dagegen mit Konsum, um Punkte zu gewinnen. Wie erwartet wurde Angriff schneller unter Vermeidungsmotivation ausgelöst als unter Annäherungsmotivation. Hinsichtlich Konsum sind die Ergebnisse weniger klar, deuten aber auf Kompatibilität mit Annäherungsmotivation hin. Insbesondere die Ergebnisse zum Angriffsverhalten unterstützen Grays Theorie. Nach den ersten Befunden erweist sich dieses Paradigma als vielversprechend zur Erforschung von Annäherungs- und Vermeidungsverhalten in einem realitätsnahen und standardisierten Setting. Vorträge 106 Anwendung von Strukturgleichungsmodellen in Untersuchungen zur Äquivalenz von Testadminstrationsformen Ulf Kroehne, Andreas Wolf Institut für Psychologie, LS Methoden Universität Jena Am Steiger 3, Hs. 1; 07743 Jena [email protected] In zwei Experimenten wurden der Einfluss des Testmediums und einzelner Messeigenschaften auf die Testergebnisse und -gütekriterien untersucht (siehe Beitrag Wolf & Kroehne in diesem Band). Ein Problem der statistischen Analyse vieler Untersuchungen zur Testäquivalenz ist, dass die Beurteilung der Äqivalenz i.d.R. auf unzureichenden bzw. zu strengen statistischen Kriterien wie der Gleichheit der Skalenmittelwerte oder einzelner Gütekriterien beruht, was sicherlich zur inkonsistenten Befundlage beiträgt. Als Alternative werden mittels Strukturgleichungsmodellen liberalisierte Äquivalenzmodelle entwickelt und angewendet, die nicht einzelne manifeste Kennwerte der Testverfahren vergleichen, sondern die Äquivalenz des erhobenen latenten Konstrukts prüfen. Grundlage der Liberalisierung bildet die den Testverfahren zugrundeliegende klassische Testtheorie. Ausgehend von der Analyse der statistischen Power, der Kriterien für (Miss-)Spezifikation und den allgemeinen Bewertungskriterien für Strukturgleichungsmodelle wird anhand der experimentellen Daten gezeigt, dass in den vorgestellten Modellen sowohl der Äquivalenzbegriff liberaler formuliert, als auch gleichzeitig Nichtäquivalenz hinreichend restriktiv modelliert ist. Damit werden bei vorliegender Äquivalenz der latenten Konstrukte Korrekturen abweichender manifester Testwerte möglich. Zur Erfassung psychosozialer Beeinträchtigungen – zur Anwendbarkeit des Inventars Interpersonaler Probleme (IIP) Manfred Kuda Zentrum Psychologische Medizin – Ärztlich-Psychologische Beratungesstelle Universität Göttingen Nikolausberger Weg 17; 37073 Göttingen [email protected] Eine entscheidende Rolle im Bereich psychischer Gesundheit spielen soziale Beziehungen. Ein Verfahren zur Diagnose solcher Defizite ist ein Circumplexmodell [Leary, Th.,Interpersonal diagnosis of personality, N.Y., (1957); deutsche Version: Horowitz, L.M., Strauß, B. u. Kordy, H, Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme – (IIP-D) (1994)]. Es erfasst auf den 2 Hauptdimensionen „Affiliation“ und „Kontrolle“ sowohl komplementäres als auch reziprokes soziales Verhalten. Fragestellungen: Lassen sich die Dimensionen des IIP empirisch replizieren? Welche Zusammenhänge bestehen mit anderen Persönlichkeitsverfahren? Wird die psychosoziale Symptomatik durch den IIP differenziert diagnostiziert? Stichprobe: N = 160 Klienten einer psychotherapeutischen Studierendenberatungsstelle. Ergebnisse: Die 2 Hauptdimensionen des IIP lassen sich mittels FA nicht reproduzieren. Es finden sich eindeutige Überschneidungen mit den Standardskalen des Giessen-Test. Für die Symptomatik gibt es aus Therapeutensicht keine Wechselwirkungen zur psychosozialen Symptomatik. Im Selbstreport aktueller Symptomatik steht der SCL-GS-Gesamtscore nur mit einem der 3 Faktoren 2. Ordnung in Beziehung. Somit wird die Akutsymptomatik nicht von der inhaltlichen Bandbreite des IIP differenziert erfaßt. Vorträge 107 Inhaltseffekte beim deduktiven Denken: eine Einbahnstraße? Gregory Kuhnmünch, Sieghard Beller, Hans Spada Institut für Psychologie Albert-Ludwigs-Universität Engelbergerstr. 41; 79106 Freiburg [email protected] Inhaltseffekte lassen sich als eine Art empirischer Bias verstehen: Personen nutzen ihr inhaltliches Wissen beim logischen Schließen, vernachlässigen dabei aber die Prämissenform. So können verschiedene Inhalte bei logisch identischen Aufgabenstellungen zu unterschiedlichen Inferenzen führen. Ist der Einfluß des Inhalts eine „Einbahnstraße“ oder kann auch umgekehrt die Prämissenform das inhaltliche Wissen modifizieren? In zwei Experimenten wurde das Zusammenspiel von Prämissenform und Wissen beim konditionalen Schließen untersucht. Neben Aufgabenstellungen, bei denen das Wissen der Versuchspersonen mit den gegebenen Prämissen vereinbar war, bearbeiteten die Versuchspersonen auch Aufgaben, deren Prämissen einen Widerspruch zum Wissen erzeugten. Bei den ersten Aufgaben zeigten sich herkömmliche Inhaltseffekte: Das inhaltliche Wissen der Personen modifizierte ihre konditionalen Inferenzen. Die widersprüchlichen Aufgaben belegten dagegen einen umgekehrten Einfluß: Bei diesen Aufgaben modifizierten die Versuchspersonen ihr Wissen aufgrund des Widerspruchs zur Prämissenform. Die Ergebnisse stützen die Annahmen des dual-source-Ansatzes, wonach Prämissenform und inhaltliches Wissen interagieren. Bewusste Kontrolle unbewusster Reaktionsaktivierung Wilfried Kunde, Andrea Kiesel, Joachim Hoffmann Institut für Psychologie Universität Halle Brandbergweg 23c; 06099 Halle (Saale) [email protected] Reaktionen auf bewusste Zielreize sind beeinflussbar durch die zeitlich vorangehende Präsentation unbewusster Reize (primes). In der Literatur wird diskutiert, ob die unbewusste Primewirkung auf der Aktivierung einfacher Reiz-Reaktions-Verknüpfungen basiert, oder auf einer semantischen Primeverarbeitung. Es werden Experimente berichtet, die im Widerspruch mit beiden Positionen stehen. Versuchpersonen hatten die Aufgabe numerische Reize als größer/kleiner 5 zu beurteilen. Es wird gezeigt, dass numerische Primes dieser ‘semantischen’ Antwortkategorien wirksam sind, selbst wenn für sie keine Reiz-Reaktionsverknüpfung erworben werden konnte (Experiment 1). Andererseits bleiben Primes einer Antwortkategorie unwirksam, wenn sie außerhalb eines erwarteten Größenordnungsbereichs liegen (Experiment 2), in einem unbekannten Format präsentiert werden (Experiment 3) oder die Instruktion die Beachtung sensorischer Merkmale forciert (Experiment 4). Die Ergebnisse legen nahe, dass die Wirkung unbewusster Reize strikt von ihrer Passung mit vorab spezifizierten Reaktionsauslösebedingungen abhängt. Die Spezifizierung solcher Auslösebedingungen ermöglicht die bewusste Kontrolle unbewusster Reaktionsaktivierung Vorträge 108 Frauen sind anders Männer auch: Autobiografisches Gedächtnis, Empathie und soziale Fähigkeiten Gregor Lachmann, Michael Bender, Rüdiger Pohl Allgemeine Psychologie Justus Liebig Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10 F; 35394 Gießen [email protected] Bisherige Untersuchungen zum autobiografischen Gedächtnis fokussierten eher die Struktur und Organisation dieses Gedächtnissystems. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den interpersonalen Funktionen. Es wird angenommen, dass das autobiografische Gedächtnis eine notwendige Vorraussetzung für Empathie und soziale Fähigkeiten darstellt. Zudem werden für alle drei Konstrukte Geschlechtsunterschiede diskutiert. In der vorliegenden Studie wurden 114 Studierende mit einen selbst konzipierten Fragebogen zum „Autobiografischen Gedächtnis“, dem „Interpersonal Reactivity Index“ und den „Frankfurter Selbstkonzeptskalen“ getestet. Frauen wiesen höhere Werte im autobiografischen Gedächtnis und in ihrer Empathiefähigkeit auf, Männer dagegen- entgegen unserer Erwartung – in ihren sozialen Fähigkeiten. Als signifikanter Prädiktor für eine höhere autobiografische Gedächtnisleistung stellte sich bei Frauen Empathiefähigkeit, bei Männern soziale Fähigkeiten dar. Erstaunlicherweise zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen sozialen Fähigkeiten und Empathie. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines evolutionären und eines kognitiven Ansatzes diskutiert. Buchstaben und Muster provozieren gegensätzliche Kongruenzeffekte Thomas Lachmann, Cees van Leeuwen Institut für Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14/20; 04103 Leipzig [email protected] In 2 RT-Klassifizierungsexperimenten war zu entscheiden, ob es sich bei einzeln präsentierten Items um Buchstaben handelt oder nicht. Die Items wurden entweder isoliert oder mit einer formkongruenten bzw. form-inkongruenten (irrelevanten) Umrandung gezeigt. Im ersten Experiment waren Buchstaben von geometrische Figuren und im zweiten Experiment von form-manipulierten (Pseudobuchstaben) oder lage-manipulierten (rotierten) Buchstaben zu unterscheiden. In beiden Experimenten zeigten sich für Muster und manipulierte Buchstabenformen gleiche Ergebnisse. Diese wurden am schnellsten erkannt, wenn sie isoliert dargeboten wurden. Mit Umrandung zeigte sich ein deutlicher Vorteil bei Formkongruenz. Bei der Erkennung von Buchstaben zeigte sich hingegen ein negativer Kongruenzeffekt, während isolierte und inkongruent umrandete Buchstaben gleich schnell erkannt wurden. Die Ergebnisse werden im Sinne spezieller Kodierungsstrategien für Buchstaben diskutiert. Bei Mustern, wie auch bei lage- oder form-manipulierten Buchstaben, spielen globale, konfigurative Charakteristika eine stärkere Rolle. Buchstaben werden hingegen abstrakt kodiert. Die Ergebnisse werden auch im Zusammenhang mit Prozessen beim Erlernen des Lesens diskutiert. Vorträge 109 Verstärkerdichte und Rüsselreflexkonditionierung bei der Honigbiene Harald Lachnit, Nina Deisig, Martin Giurfa Allgemeine und Biologische Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] In einer Studie zur Hautleitwert-Konditionierung beim Menschen untersuchten Lachnit, Lober, Reinhard und Giurfa [Psychophysiology, 39, 650-656 (2002)] den Effekt der Verstärkerdichte (Anzahl verstärkter Trials pro Zeiteinheit) auf das Diskriminationslernen. Mit abnehmender Verstärkerdichte stieg die Stärke der konditionierten Reaktion (CR) auf verstärkte Reize (CS+), nicht jedoch auf unverstärkte Reize (CS– ). Allerdings war in dieser Studie die Abnahme der Verstärkerdichte konfundiert mit einer abnehmenden Zahl von CS+ und einer zunehmenden Zahl von CS– . Dies erschwert die Interpretation der Ergebnisse, da auf seltene Reize stärkere Reaktionen als auf häufige Reize zu erwarten sind (Stimulus-Probability-Effekt). In der zu berichtenden Studie untersuchten wir den Effekt der Verstärkerdichte bei konstanter Zahl von CS+ und CS– durch Variation des Inter-Trial-Intervalls (1, 3, 5 oder 8 min) bei der Rüsselreflexkonditionierung mit Honigbienen. Die Ergebnisse zeigen – wie im Humanbereich – mit zunehmendem Inter-Trial-Intervall (abnehmender Verstärkerdichte) eine Zunahme der CR-Stärke sowohl für CS+ als auch für CS– . Erwerb numerischer Fakten und orthographischer Repräsentationen Karin Landerl, Pieter Reitsma Institut für Psychologie Universität Salzburg Hellbrunnerstr. 34; A-5020 Salzburg (Österreich) [email protected] Kinder mit spezifischer Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) haben häufig auch Probleme mit dem Erwerb arithmetischer Fähigkeiten. Die Ursache für dieses Phänomen ist bisher unklar. Ein plausibler Erklärungsansatz ist, dass der Aufbau des orthographischen Lexikons und der Erwerb des numerischen Faktenwissens auf ähnlichen kognitiven Mechanismen basieren. Zur Überprüfung dieser Annahme wird mit 7- bis 8-jährigen Kindern mit unterdurchschnittlichen Leistungen im Lesen und Rechnen eine Trainingsstudie durchgeführt, im Rahmen derer sie durch wiederholte Präsentation (3, 5 oder 7 Wiederholungen) einfache Wortschreibungen sowie einfache Additionen erlernen sollten. Die Lernkurven für Antwortgenauigkeit und -geschwindigkeit für orthographisches Lernen und Lernen numerischer Fakten sollen miteinander vergleichen werden. Es soll analysiert werden, inwiefern die Speicherprozesse in den beiden Domänen übereinstimmen. Vorträge 110 Differentiation of parkinsonian syndromes according to differences in executive functions Klaus W. Lange, Oliver Tucha, Gesine L. Alders, Heinz Reichmann, Peter Vieregge, Georg Becker, Markus Naumann Institut für Experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstr. 31; 93040 Regensburg [email protected] Patients with Parkinson’s disease (PD), multiple system atrophy (MSA) or progressive supranuclear palsy (PSP) and control subjects were compared using neuropsychological tests of executive functions. In addition, 18F-Dopa-PET examination of parkinsonian subjects was performed. In comparison with healthy subjects, the patient groups showed impaired performance regarding verbal fluency, problem solving and working memory. Patients with PD differed significantly from controls regarding verbal recency, while MSA and PSP patients were unimpaired. Using discriminant function analysis, we found that variables derived from verbal fluency tasks discriminated among the three patient groups at a level significantly exceeding chance. Over 90% of PSP patients were correctly classified while PD and MSA patients were correctly classified in over 70% of cases. These results suggest that verbal fluency tasks may be sensitive measures in the differential diagnosis of parkinsonian syndromes. The importance of impaired verbal fluency in early stages of parkinsonism was supported by 18F-Dopa-PET examination. Modulation zentralnervöser Chemosensorik durch Emotion Joachim Laudien, Dennis Küster, Bernfried Sojka, Roman Ferstl, Bettina M. Pause Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Olshausenstr. 62; 24098 Kiel [email protected] Studien mit bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass ähnliche Hirnstrukturen (Limbisches System, orbitofrontaler Kortex) für die Verarbeitung sowohl von emotionalen Inhalten als auch für die von Geruchsreizen verantwortlich sind. In dieser Studie sollte die Abhängigkeit chemosensorischer, zentralnervöser Reizverarbeitung vom emotionalen Zustand untersucht werden. Die chemosensorischen ereigniskorrelierten Potentiale (CSEKP) von fünfzehn weiblichen Versuchspersonen wurden im Rahmen einer olfaktorischen Diskriminationsaufgabe an 60 kortikalen Elektrodenpositionen aufgezeichnet. Als Stimuli dienten die Düfte Phenylethylalkohol (Rosenduft) und Menthol (Pfefferminze). Während der Aufzeichnung bearbeiteten die Teilnehmerinnen eine ihnen bedeutsame Aufgabe sozialen Inhalts, für die sie eine vorgetäuschte negative bzw. moderat positive Leistungsrückmeldung erhielten. Diese Manipulation führte zu einer signifikanten Beeinflussung der Stimmung (SelbstbeschreibungsFragebögen). Es konnte gezeigt werden, dass ein negativer emotionaler Zustand die chemosensorische Reizverarbeitung insbesondere auf einer frühen Stufe beeinflusst. Die Latenzen der N1-, P2-und P3-a-Komponenten des CSEKP waren bei negativer Stimmung vergrößert. Dieses Ergebnis wird als Hinweis für die Identität von geruchsverarbeitenden und stimmungsmodulierenden Hirnstrukturen verstanden. Vorträge 111 Lesen ohne Fovea ? Lesestrategien bei gesunden Probanden mit künstlichem Skotom Angelika Lingnau, Dirk Vorberg Institut für Psychologie, Abteilung Allgemeine Psychologie TU Braunschweig Spielmannstr. 19; 38106 Braunschweig [email protected] Bei Makulopathie, einer degenerativen Netzhauterkrankung, entsteht im Zentrum des Gesichtsfeldes ein Bereich, in dem der Patient nicht mehr oder nur noch verschwommen wahrnehmen kann (Skotom). Als Kompensation entwickelt sich oft eine Pseudofovea, d. h. ein Ort in der Peripherie des Gesichtsfeldes, der die Informationsaufnahme übernimmt. Bislang ist jedoch unklar, ob jeder Ort im Gesichtsfeld zu denselben Leseleistungen führt. Wir untersuchten, inwiefern das Lesen mit einer Pseudofovea an einer bestimmten Lokation traininert werden kann. Darüber hinaus gingen wir der Frage nach, wie sich unterschiedliche Pseudofovea-Lokationen auf Fixationsverhalten und Leseleistung auswirken. Gesunde Probanden trainierten fünf Sitzungen lang, Text zu lesen, der bis auf einen kleinen runden Ausschnitt unscharf dargeboten wurde. Dieser Ausschnitt lag entweder links bzw. unterhalb der jeweiligen Blickposition, gemessen mit Blickkameras. Alle Probanden zeigten einen deutlichen Anstieg der Leserate und eine Abnahme der Fixationen. Insgesamt war die Leserate in beiden Bedingungen gleich, jedoch zeigten sich deutliche Unterschiede im Fixationsmuster. Verstärkerdichte und Hautleitwertkonditionierung Ira Ludwig, Harald Lachnit Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] In einer früheren Studie zur Hautleitwert-Konditionierung untersuchten Lachnit, Lober, Reinhard und Giurfa [Psychophysiology, 39, 650-656 (2002)] den Effekt der Verstärkerdichte (Anzahl verstärkter Trials pro Zeiteinheit) auf das Diskriminationslernen. Mit abnehmender Verstärkerdichte stieg die Stärke der konditionierten Reaktion (CR) auf verstärkte Reize (CS+), nicht jedoch auf unverstärkte Reize (CS– ). Allerdings war in dieser Studie die Abnahme der Verstärkerdichte konfundiert mit einer abnehmenden Zahl von CS+ und einer zunehmenden Zahl von CS– . Dies erschwert die Interpretation der Ergebnisse, da auf seltene Reize stärkere Reaktionen als auf häufige Reize zu erwarten sind (Stimulus-Probability-Effekt). Wir untersuchten daher den Effekt der Verstärkerdichte bei konstanter Zahl von CS+ und CS– durch Variation des Inter-Trial-Intervalls (18, 24 oder 48 s) bzw. des Verhältnisses zwischen Inter-Trial-Intervall und Inter-Stimulus-Intervall (3, 4 oder 8). Die Ergebnisse zeigen mit zunehmendem Inter-Trial-Intervall (abnehmender Verstärkerdichte) eine Zunahme der CR-Stärke sowohl für CS+ als auch für CS– . Vorträge 112 Scheinbewegung bei Zufallspunkt-Kinematogrammen Josef Lukas Institut für Psychologie Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Postfach; 06099 Halle (Saale) [email protected] Scheinbewegungen lassen sich auch mit Zufallspunktmustern (random-dot-kinematograms – RDK) demonstrieren, allerdings nur über verhältnismäßig geringe räumliche Distanzen (nach Braddick [Vis. Res., 14, 519 (1974)] ca. 15 Bogenminuten). In jüngster Zeit ist bei Untersuchungen zu dieser Art der Bewegungswahrnehmung (short range motion) vor allem die Frage diskutiert worden, ob verschiedene Bewegungsrichtungen in unterschiedlicher Weise verarbeitet werden [z.B. Prince, Offen, Cumming & Eagle, Perception, 30, 367 (2001)]. In dem hier anzukündigenden Beitrag wird über eine Serie von Experimenten mit 2-Bild-RDKs berichtet, bei denen die Bewegungsrichtung systematisch variiert wurde. Weitere unabhängige Variablen waren die Reizgröße, die Verteilung der Reizgröße auf mehrere Teilobjekte sowie Kontrastumkehr bei den Objekten beim Wechsel von einem Bild zum zweiten. Die Experimente wurden sowohl mit korrelierten als auch mit unkorrelierten RDKs durchgeführt. Aus den Daten wurden psychometrische Funktionen für die Entdeckung der Bewegungsrichtung (bzw. in manchen Experimenten für die korrekte Identifikation der Objektform) in Abhängigkeit von der räumlichen Distanz zwischen den Objekten in beiden Bildern geschätzt. Die Ergebnisse liegen zum Zeitpunkt der Anmeldung dieses Beitrages noch nicht vollständig vor. Sie sollen diskutiert werden im Zusammenhang mit Theorien zur räumlichen Auflösung von Bewegungsdetektoren. Globale und lokale Verarbeitung von peripher dargebotenen Stimuli unter besonderer Betrachtung des frühen visuellen Verarbeitens: Eine fMRT-Studie Silke Lux, John C. Marshall, Afra Ritzl, Peter H. Weiss, Karl Zilles, Gereon R. Fink Institut für Medizin Forschungszentrum Jülich Leo-Brandt-Str.; 52428 Jülich [email protected] Vorausgegangene Studien wiesen die Bedeutung des temporo-parietalen Kortexes für das Verarbeiten globaler bzw. lokaler Stimulusaspekte nach, wohingegen eine differentielle Beteiligung früher visueller Areale kontrovers diskutiert wird. Wir präsentierten, während die Probanden zentral fixierten, in einem faktoriellen Experiment, mit den Faktoren hierarchische Stimulusebene (global/lokal) und visuelles Feld (links/rechts), während einer gerichteten Aufmerksamkeitsaufgabe, hierarchisch aufgebaute Navon-Buchstaben; im rechten bzw. linken peripheren visuellen Gesichtsfeld. Die Probanden (N = 13) sollten in jeweils der Hälfte der Versuchsdurchgänge anzeigen, ob der lokale bzw. der globale Aspekt des Navon-Buchstaben dem zuvor spezifizierten Target-Buchstaben entsprach. Die Haupteffekte des visuellen Feldes waren wie erwartet. Analysen des Faktor Stimulusebene zeigte ausschließlich eine differentielle Aktivierung des anterioren Cingulums, während lokal gerichteter Aufmerksamkeit. Die spezifische Analyse von gesichtsfeldabhängigen Effekten lokalen bzw. globalen Verarbeitens ergab links okzipitale Aktivierungen bei lokaler Verarbeitung und links peripherer Stimuluspräsentation bzw. rechts okzipitale Aktivierungen bei globaler Verarbeitung und rechts peripherer Stimuluspräsentation. Die Aktivierung des anterioren Cingulums reflektieren am ehesten die „top-down“-Hemmung des „global precedence effects“. Die differentiellen okzipitalen Aktivierungen zeigten die erwartete Hemisphärenasymmetrien und entsprechen der Annahme von „top-down attentional gating-Mechanismen“ parietaler Areal auf frühe visuelle Areale. Vorträge 113 Der Distraktoreffekt: Orientierungsreaktion statt Optomotorischer Reflex Johannes Marx, Sebastian Pannasch Ingenieurpsychologie und Kognitive Ergonomie TU Dresden Mommsenstr. 13; 01062 Dresden [email protected] In der vorliegenden Untersuchung wurden parallel Blickbewegungen und ereigniskorrelierte Potentiale (EKP) während freier Bildbetrachtung aufgezeichnet. Dabei sollten die Auswirkungen zusätzlich dargebotener akustischer und visueller Distraktoren untersucht werden. Die Darbietung von Distraktoren führt zu einer deutlichen Verlängerung der aktuellen Fixation, wobei unterschiedliche Erklärungsmodelle miteinander konkurrieren. In vorangegangen Untersuchungen konnten wir zeigen, dass eine Abnahme des Effektes – im Sinne einer Habituation – über die Zeit nachweisbar ist. Der aktuelle Versuchsaufbau ermöglichte es, Latenzen von Blickparametern und EKP‘s, sowie deren Veränderungen über die Zeit miteinander zu vergleichen, um den Bezug des Distraktoreffekts zur Orientierungsreaktion zu klären. Die Daten belegen, dass die Unterdrückung von Sakkaden durch Distraktoren stattfindet, bevor in der N1-Komponente der EKP’s ein Indiz der Orientierungsreaktion erkennbar ist. Habituation zeigte sich in der N1-Komponente und in Blickparametern. Die Ergebnisse legen nahe, dass der Superior Colliculus, ein Schlüsselglied in der Klärung des Distraktoreffekts und des Zusammenhangs zur Orientierungsreaktion darstellt. Inhibition of return beeinflußt den Zugriff auf episodische Gedächtnisstrukturen Cristina Massen, Lutz Cüpper Abteilung Allgemeine Psychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] In Erklärungen zum directed forgetting oder zur retrieval inhibition wird häufig angenommen, dass Gedächtnisrepräsentationen von Items durch attentionale Prozesse vorübergehend gehemmt werden können und dass diese Hemmung den späteren Zugriff auf betroffene Items erschwert. Damit wird eine Analogie zwischen Inhibitionsmechanismen im Langzeitgedächtnis und solchen in Paradigmen der selektiven Aufmerksamkeit postuliert. In zwei Experimenten wurde untersucht, ob Inhibitionsprozesse der selektiven Aufmerksamkeit einen direkten Einfluß auf Abrufprozesse im episodischen Langzeitgedächtnis ausüben können. Dazu wurden in der Abrufphase eines Ja-Nein-Rekognitionstests alte und neue Wörter an Stellen im Gesichtsfeld präsentiert, denen 1000ms vorher ein attentionaler visueller cue vorangegangen war und die dem Phänomen des inhibition of return (IOR) unterliegen. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verschlechterung der Diskriminationsleistung unter IOR. Ein zweites Experiment zeigt, dass sich die vorgenommene Manipulation auf bewusst-Ratings in der remember-know-Prozedur zur Erfassung subjektiver Erinnerungsempfindungen auswirkt und stützt damit die Interpretation, dass episodische Gedächtnisstrukturen betroffen sind. Vorträge 114 Strategien bei der Planung und Ausführung menschlicher Bewegungen Franz Mechsner Abteilung Kognition und Handlung Max Planck Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Bewegungen scheinen vor allem über die Antizipation von wahrnehmbaren Effekten geplant zu werden, und nicht als Muster von Muskelaktivierungen [Mechsner, Kerzel, Knoblich & Prinz, Nature, 414, 69-73 (2001)]. Die dabei aufgebaute kognitive Repräsentation der Bewegung betrifft einerseits ihren angestrebten Zweck und ihre äußere Form. Andererseits wird die Bewegung intern so organisiert, daß sie möglichst leicht ausführbar ist [Schack, Habilschrift, Köln (2002)]. Im folgenden Experiment wird gezeigt, daß die Schwierigkeit schon sehr simpler bimanueller Bewegungen nicht nur von ihrer angestrebten äußeren Form abhängt sondern vor allem von der gewählten AusführungsStrategie. Versuchspersonen führten bimanuelle Kreisbewegungen beider Hände aus, mit um 90◦ unterschiedlicher Phase. Dabei wurde die Instruktion variiert. Unter Instruktion 1 betrachteten die VPs das vom VL gezeigte Bewegungsmuster und führten es dann aus. Unter Instruktion 2 wurden sie aufgefordert, eine bestimmte räumliche Anordnung der Hände periodisch herzustellen. Es zeigte sich, daß die VPs unter beiden Instruktionen im wesentlichen das gleiche Bewegungsmuster einstellten. Jedoch wählten sie unter Instruktion 1 eine langsamere spontane Geschwindigkeit als unter Instruktion 2. Bei Beschleunigung zerfiel das Bewegungsmuster unter Instruktion 1 bei wesentlich niedrigeren Frequenzen als unter Instruktion 2. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß die VPs unter Instruktion 1 spontan und ohne weitere Überlegung eine „kontinuierliche“ Kontrollstrategie wählten, die allerdings wesentlich aufwendiger ist als eine „diskrete“ Strategie, die durch Instruktion 2 induziert wird. Ich argumentiere (auch anhand weiterer Beispiele), daß die Schwierigkeit spezifischer bimanueller Bewegungen, die oft der äußeren Form zugeschrieben wird, ebenso wie spontane Koordinationseffekte wesentlich von den gewählten Strategien abhängt. Vorträge 115 Integration und Unabhängigkeit elementarer Texturmerkmale bei Detektion und Diskrimination von Merkmalskontrast Günter Meinhardt, Malte Persike Psychologisches Institut 3 WWU Münster Fliedner Str. 21; 48149 Münster [email protected] Klassische Theorien der Merkmalsintegration [Treisman A., Gelade G. A feature integration theory of attention. Cognitive Psych. 12:97-136 (1980)] nehmen an, dass Parallelverarbeitung von elementaren visuellen Merkmalen auf frühen Verarbeitungsstufen existiert und Merkmalsintegration erst auf späteren Stufen unter Beteiligung von fokaler Aufmerksamkeit stattfindet. Wir zeigen, dass für die Detektion und Diskrimination des Merkmalskontrastes einzelner Texturelemente in einer homogenen Umgebungstextur verschiedene Formen der Synergie von elementaren Merkmalskanälen vorliegen. Für sehr kleine Merkmalskontraste in der Umgebung der Detektionsschwelle gibt es Summation zwischen Orientierungs- und Ortsfrequenzcues, die weit stärker ist, als man es über die Annahme unabhängiger Merkmalsmodule vorhersagen kann. Bei der Diskrimination von sehr auffälligen Texturelementen mit hohen Merkmalskontrasten im Bereich der 5. JND stimmt die Vorhersage der Schwelle aus der Unabhängigkeitsannahme exakt mit den Daten überein. Ob die gefundenen verschiedenen Formen der Merkmalsintegration ohne Beteiligung von Aufmerksamkeitsprozessen ablaufen, ist kontrovers diskutierbar [Joseph, J.S., Chun, M.M., Nakayama, K., Nature 387:805-807 (1997)]. Wir verwenden kurze Timings (125 msec) und Maskierung, aber kleine Merkmalskontraste erweisen sich nur unter Bedingungen von Ortssicherheit als überhaupt detektierbar, während hoch saliente Reize relativ unabhängig von ihrer Position beurteilt werden können. Emotionswirkungen auf Leistung und Verarbeitungskapazität bei konvergentem Denken Jörg Meinhardt, Katrin Döhnel, Reinhard Pekrun Department Psychologie, Abt. Päd. Psychologie, Diagnostik u. Evaluation Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Während das Kapazitätsmodell eine generelle Leistungsabnahme unter dem Einfluss von Stimmungen voraussagt, postuliert die Denkstil-Hypothese, dass Aufgaben, die sequentiell-analytisches Vorgehen erfordern, von negativen Stimmungen profitieren und von positiven Stimmungen beeinträchtigt werden. Zur Überprüfung bearbeiteten 3 Gruppen von Probanden (je N = 16) unter neutral, negativ und positiv induzierter Stimmung konvergente Problemlöseaufgaben. Als zusätzliche, sekundäre Aufgabe wurden akustische Oddballs präsentiert. Die Ereigniskorrelierten Potentiale (P300Komponente) der sekundären Aufgabe dienten als Index der kognitiven Verarbeitungskapazität. Leistungsunterschiede zwischen der neutralen und negativen Gruppe zeigen sich nicht, jedoch ergeben sich Leistungseinbußen unter positiver Stimmung. Die EKP-Daten zeigen, (1) dass emotionale Prozesse Kapazität beanspruchen und (2) dass die Aufrechterhaltung der Leistung in der negativen im Vergleich zur neutralen Gruppe auf eine zusätzliche Allokation von Kapazität zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Annahmen des Kapazitätsmodells und der Denkstil-Hypothese integrieren lassen, wenn neben Leistungsmaßen auch direkte Indikatoren der Verarbeitungskapazität einbezogen werden. Vorträge 116 Extra-foveal processing of objects in a multiple-object naming task Antje S. Meyer, Jane L. Morgan School of Psychology Behavioral Brain Sciences Centre University of Birmingham; B 15 2TT Birmingham (Großbritannien) [email protected] When speakers name several objects, their eyes tend to remain on each object until they have fully planned the corresponding utterance fragment. This suggests that they plan the utterance fragments about different objects strictly in sequence. However, this conclusion only holds if processing is confined to the fixated object. In three experiments we used a „moving window“ technique to examine whether this condition held. Speakers were asked to name triplets of objects. The second object changed from an interloper to a target object as soon as the speaker initiated a saccade towards it. The names of interloper and target were unrelated, identical, or homophonous. Target viewing times were significantly shorter in the identical and homophonous than in the unrelated condition, demonstrating that the extra-foveal interloper was processed to the word-form level. Thus, there appears to be considerable temporal overlap in the processing of objects named in succession. Zur Rolle des Hippokampus beim Sprachverstehen Patric Meyer, Axel Mecklinger, Bertram Opitz, Gilbert Mohr, Thomas Grunwald AE Experimentelle Neuropsychologie Universität des Saarlandes Postfach 151150; 66041 Saarbrücken [email protected] Es wurde untersucht, ob Patienten mit Hippokampektomie spezifische sprachliche Defizite aufweisen. Ausgangspunkt war eine Untersuchung, in der intrakranielle EKP-Ableitungen benutzt wurden. Es konnte eine Doppeldissoziation im mesiobasalen Temporallappen gefunden werden. Der Hippokampus erwies sich als sensitiv für syntaktische (MTL-P600), der rhinale Kortex als sensitiv für semantische Verletzungen (AMTL-N400). In einer Fallstudie zeigte ein Patient ein selektives Defizit beim Verstehen von Sätzen mit später syntaktischer Disambiguierung. Eine alters- und bildungsgematchte Kontrollgruppe zeigte keinen diesbezüglichen Effekt. In einer anschließenden EKP-Studie fand sich eine Amplitudenverringerung der P600 auf syntaktische Verletzungen über dem läsionierten linkshemisphärischen Areal. Diese Ergebnisse deuten zunächst darauf hin, dass der Hippokampus an der Generierung der P600 beteiligt ist. Sein Fehlen in der sprachdominanten Hemisphäre scheint ferner eine mit der P600 assoziierte Reanalyse syntaktischer Satzstruktur [Friederici et al., TICS, 78, 6 (2002)] selektiv zu beeinträchtigen. Vorträge 117 Die Erkennung assimilierter Wortformen: elektro-physiologische Evidenz für einen sprachunabhängigen Mechanismus. Holger Mitterer, Valéria Csépe, Leo Blomert, Ferenc Honbolygó, Petra Vlamings FdP/NC Universiteit Maastricht Postbus 616; 6227AE Maastricht (Niederlande) [email protected] Die konkrete Aussprache eines Wortes hängt u.a. von der phonetischen Umgebung ab. So kann ‘Garten’ als „Gartem“ ausgesprochen werden, wenn als nächstens Phonem ein /b/ folgt. Es ist akzeptiert, dass die Interpretation assimilierter Formen kontextabhängig ist. So wird ‘Garten’ erkannt in „Gartembank“, aber nicht in der unmöglichen Assimilation „Gartemstuhl“. Es ist aber noch strittig ob diese Kontextabhängigkeit von der Erfahrung mit den sprachspezifischen Assimilationsregeln abhängt. Zu diesem Zweck untersuchten wir die Verarbeitung ungarischer assimilierter Formen in ungarischen und niederländischen Vp mit der Hilfe ereignis-korrelierter Potentiale während des passiven Hörens der assimilierten Phrasen in einem Oddball-Design. Das erlaubt uns frühe Wahrnehmungsprozesse mit Hilfe der Mismatch Negativity zu untersuchen. Die Resultate zeigen, dass niederländische und ungarische VP die Assimilationen ähnlich verarbeiten, wobei allerdings akustische Details eine große Rolle spielen. Es scheint das sprachunabhängige Wahrnehumungsprinzipien entscheidend zur Verarbeitung assimilierter Wortformen beitragen, während spezifischer Spracherwerb keine große Rolle spielt. Die kortikale Spur einer Scheinbewegung Lars Muckli, Axel Kohler, Nikolaus Kriegeskorte, Wolf Singer Abteilung Neurophysiologie Max-Planck-Institut für Hirnforschung Deutschordenstr. 46; 60596 Frankfurt am Main [email protected] Scheinbewegung wird wahrgenommen, wenn zwei von einander getrennte Punkte nacheinander aufleuchten. Jüngste fMRT Untersuchungen [Muckli et al., J. Neurosci. 22, RC219, 1-5 (2002)] haben ergeben, dass der Bewegungskomplex hMT/V5 an der Erzeugung dieser Wahrnehmung beteiligt ist. Aufgabe der hier vorgestellten Studie ist es nun, die Aktivitäten zu analysieren, die entlang des Schein-Bewegungspfades in frühen retinotopen Hirnregionen auftreten können. An fünf Probanden wurde eine Serie von fMRT-Experimenten durchgeführt. Diese dienten zur Kartierung der retinotopen visuellen Areale (V1-V8) und der kortikalen Repräsentation dreier Punkte im rechten Gesichtsfeld (oben, mitte, unten). In der fMRT-Hauptbedingung wurde eine Scheinbewegung zwischen den Punkten oben und unten erzeugt. Schließlich wurden die Aktivitäten am Mittelpunkt während der Scheinbewegungs-Bedingung untersucht. Wir konnten feststellen, dass in V1 Spuren des illusionären Bewegungspfades aktiviert werden. Bislang ist unklar, ob diese Aktivitäten durch feedback von hMT/V5 oder durch veränderte Aufmerksamkeiten hervorgerufen werden. Vorträge 118 Lernen mit Hypertext: Individuelle Lernerunterschiede und Navigationshilfen Thiemo Müller-Kalthoff, Jens Möller Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaften, Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Postfach 10 01 31; 33501 Bielefeld [email protected] An N = 82 Studenten wurde überprüft, wie sich in Abhängigkeit vom Vorhandensein einer graphischen Übersicht das domänenspezifische Vorwissen und das computerbezogene Selbstkonzept der eigenen Begabung auf die erlebte Desorientierung und das Lernergebnis in einem hierarchisch strukturierten Hypertext mit gedächtnispsychologischem Inhalt auswirken. Personen, die eine graphische Übersicht verwenden konnten, erlebten insbesondere dann etwas geringere Desorientierung, wenn sie über ein hohes Vorwissen verfügten. Das Faktenwissen wurde maßgeblich durch die Interaktion des Faktors Übersicht mit beiden Lernervariablen beeinflusst. Zu besseren Behaltensleistungen führte die Navigationshilfe bei Personen mit hohem Vorwissen nur, wenn diese zugleich ein hohes Selbstkonzept hatten. Ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge (Strukturwissen) konnte auf diesem Wege allerdings nicht erreicht werden. Zu analysieren ist in diesem Zusammenhang, auf welche Wissensbestände sich die für Personen mit hohem Vorwissen und hohem Selbstkonzept gefundenen Vorteile genau beziehen. Darüber hinaus gilt es zu klären, ob die Ergebnisse auch beim Einsatz komplexerer Navigationshilfen (globale und lokale Übersichten) bestehen bleiben. Textverstehensprozesse und die Strukturierung von Hypertext Anja Naumann, Jacqueline Waniek, Angela Brunstein, Josef F. Krems Institut für Psychologie, TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz [email protected] Es wird angenommen, dass Hypertext-Nutzer ein mentales Modell über den Textinhalt für das Verstehen des Textes und ein Modell über die Textstruktur für die Navigation aufbauen. Wenn nun relevante Dimensionen dieser beiden Repräsentationen voneinander abweichen, ist das Auftreten von Orientierungsproblemen wahrscheinlich. Eine Präsentation der Textstruktur als Orientierungs- und Navigationshilfe zusätzlich zum Text sollte diese wiederum reduzieren und den Aufbau der Repräsentation der Textstruktur verbessern. In einem ersten Experiment lasen 64 Studierende historische beschreibende Texte mit Orientierungshilfe in verschiedenen Versionen (kohärent/inkohärent u. lineare Navigation/Hypertext) bzw. suchten gezielt nach Informationen. Erfasst wurden z.B. das Inhaltsund Strukturwissen, das Navigationsverhalten und die Orientierungsprobleme. Wie erwartet hat der Nutzer Probleme beim Aufbau einer mentalen Repräsentation der Textstruktur, wenn diese Struktur vom Situationsmodell über den Textinhalt abweicht. An einem zweiten Experiment mit erhöhter Arbeitsgedächtnisbelastung (zusätzliche Zweitaufgabe) nahmen weitere 64 Studierende teil. Für den Kohärenzgrad und die Verlinkungsstruktur werden hier noch größere Effekte erwartet. Vorträge 119 Lesioning the insular cortex impairs the acquisition and recall of conditioned immunosuppression in the cellular immune response Maj-Britt Niemi, Gustavo Pacheco-López, Wei Kou, Manfred Schedlowski Institut für Medizinische Psychologie Universitätsklinikum Essen Hufelandstr. 55; 45122 Essen [email protected] Conditioned immunosuppression can be obtained in rats by associating a taste with an immunosuppressive drug. It is largely unknown which brain areas are involved in these learning and memory processes. However, the insular cortex is known to be the visceral/gustatory associative cortex. Thus the effect of bilaterally NMDA-induced lesions in stereotaxic surgery in this brain area of DA rats was evaluated in the acquisition and recall of conditioned immunosuppression. Conditioned shamlesioned rats showed the conditioned immunosuppressive response after reexposure to the taste, as indicated by lower proliferative capacity of splenic lymphocytes, reduced interleukin-2 production and conditioned taste aversion. Conditioned insular cortex-lesioned rats, confirmed by histological analysis, did not show the conditioned response, neither animals lesioned before the acquisition phase nor animals lesioned between acquisition and recall phase. These results imply the insular cortex being essential for the association of the conditioned and unconditioned stimuli and for evoking the conditioned response. Gestörte audiovisuelle Sprachverarbeitung als Marker schizophrener Störungen Carola Nisch, Bjoern Kabisch, Eckart R. Straube Institut für Psychologie Friedrich Schiller Universität Jena Am Steiger 3/Hs. 1; 07743 Jena [email protected] Patienten mit schizophrenen Störungen zeigen neben ihrer Symptomatik häufig auch weitreichende kognitive Auffälligkeiten. Studien an gesunden Probanden zeigen, dass zum Verstehen gesprochener Sprache neben dem akustischen auch der visuellen Kanal, d.h. die Analyse der Lippenbewegung einbezogen wird. Eine Demonstration dieser Integration ist der sog. „McGurk“-Effekt, der auftritt, wenn Silben dargeboten werden, deren akustische und visuelle Komponente sich unterscheiden. Der Proband nimmt daraufhin eine phonetisch neuartige Silbe wahr. Es werden 18 Patienten mit Schizophrenie gegen 19 gesunde Kontrollprobanden verglichen. Während die Patienten sowohl bei unimodaler als auch bei kongruenter Präsentation der Silben diese korrekt identifizierten, äußerten sie bei inkongruenter Präsentation weniger neuartige Silben. Dies spricht für eine instabilere audiovisuelle Integration. Der Vergleich mit 7 Patienten mit einer MDE deutet darauf hin, dass es sich um ein schizophreniespezifisches Defizit handelt. Die Leistung von 18 hochschizotypen Risikoprobanden unterschied sich jedoch nicht von den Kontrollprobanden. Die Ergebnisse werden im Kontext gängiger Theorien zur Schizophrenie als Konnektivitätsstörung diskutiert. Vorträge 120 Ist die Aktivierung der Größenrepräsentation automatisch oder aufmerksamkeitsabhängig? Ein Experiment, 2 Effekte, 2 Antworten. Hans-Christoph Nürk, Martina Graf, Frank Bauer, Joseph Krummenacher, Dieter Heller, Klaus Willmes Neuropsychologie/ Neurologie Universitätsklinikum RWTH Aachen Pauwelsstr. 30; 52074 Aachen [email protected] Wenn arabische Zahlen in irgendeiner Form verarbeitet werden, wird deren Größe automatisch mitaktiviert (z. B. [Fias, Brysbaert, Geypens & d’Ydewalle, Math.Cog., 2, 95-110 (1996)] SNARC-Effekt: relativ größere/kleinere Zahlen werden schneller mit rechts/links beantwortet). Unklar ist jedoch, ob Zahlengröße auch mitaktiviert wird, wenn die Aufmerksamkeit weder auf diese Zahl noch auf die Repräsentation der Zahlengröße gerichtet wird. Mit Navon-artigen Zahlenstimuli untersuchten wir diese Frage in einer Paritäts- (gerade/ungerade) Entscheidungsaufgabe. Die Versuchspersonen richteten ihre Aufmerksamkeit entweder auf globale oder lokale Stimuli. Lokale Targets wurden schneller verarbeitet, wenn die Distanz zum globalen (irrelevanten und zu inhibierenden) Distraktor groß war. Die Zahlengröße nicht zu beachtender Reize wird also mitverarbeitet. Im Gegensatz dazu konnten wir SNARC-Effekte nur auf dem Niveau zeigen, auf das die Aufmerksamkeit gerichtet war. Die Zahlengröße nicht zu beachtender Reize wird also nicht mitverarbeitet. Die Frage des „ja, was denn nu?“ wird im Bezug auf aktuelle Modellvorstellungen der Zahlenverarbeitung diskutiert. „Seeing for speaking“ Ralf Nüse Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie Universität Heidelberg Plöck 55; 69117 Heidelberg [email protected] Sprachvergleichende Studien haben ergeben, dass deutsche Sprecher bei der Beschreibung zielgerichteter Bewegungen explizit den Endpunkt der Bewegung benennen, während niederländische Sprecher eher die Art und Weise der Bewegung beschreiben (z.B. jemand geht zum Speicher hinauf vs. iemand beklimt een ladder). Mit Hilfe von Augenbewegungsmessungen wurde nun überprüft, ob dieser sprachspezifische Unterschied die Aufmerksamkeitsverteilung wärend der Sprechplanung beeinflusst bzw. ob ein entsprechender Unterschied sich bereits in der sogenannten Konzeptualisierungsphase der Sprachproduktion zeigt. Dazu wurden bei 18 deutschen und 18 niederländischen Vpn die Augenbewegungen bei der Beschreibung von Videoclips registriert. Dabei ergab sich, dass deutsche Sprecher tatsächlich häufiger den Endpunkt einer Bewegung fixieren als niederländische. Insbesondere gilt dieser Unterschied für die Fixationen vor Sprechbeginn, was darauf hindeutet, dass deutsche Sprecher den Endpunkt bereits bei der Konzeptualisierung des entsprechenden Ereignisses berücksichtigen. Neben „thinking for speaking“ (Slobin) gibt es dementsprechend auch „seeing for speaking“, d.h. durch die Aufgabe des Sprechens induzierte sprachspezifische Betrachtungsweisen eines Stimulus. Vorträge 121 Orientation of microsaccades during reading Antje Nuthmann, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl Institut für Psychologie Universität Potsdam PF 601553; 14415 Potsdam [email protected] Microsaccades are small eye movements during what is usually called a „fixation“; during reading they may displace the eye within the fixated letter. In spatial cueing, microsaccades were oriented in cue direction while waiting for a target stimulus [Engbert, R., & Kliegl, R., Binocular coordination in microsaccades. In J. Hyönä, R. Radach, & H. Deubel (Eds.), The mind’s eye: Cognitive and applied aspects of eye movement research (in press). Elsevier Science: New York, Amsterdam(2003)]. Here we investigated the orientation of microsaccades in reading fixations. Sixty-six subjects (33 young, 33 elderly) read 144 sentences. We determined the relation between microsaccade orientation angle and the following saccade (forward vs. regressive saccades). Fixations with binocular right-orientated microsaccades were more likely to be followed by a forward saccade than a regression. Fixations with binocular left-orientated microsaccades were more likely to be followed by a regression than a forward saccade. In a control analysis, no systematic relations were found to the orientation of the saccade prior the current fixation. The results suggest that binocular microsaccades may be predictive of orientation of attention shifts in reading. Einfluss der Maskenintensität auf Intensitätswahrnehmung unter Vorwärtsmaskierung Daniel Oberfeld Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft/Allgemeine Psychologie TU Berlin Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin [email protected] Unter nicht-simultaner Maskierung findet man eine Erhöhung der Unterschiedsschwellen (jnd‘s) bei mittleren Standardintensitäten („midlevel-hump“) [Zeng, Turner & Relkin, Hear. Res., 55, 223 (1990)] und Veränderungen der wahrgenommenen Intensität (loudness enhancement/decrement) [z.B. Elmasian, Galambos & Bernheim, J. Acoust. Soc. Am., 67, 601 (1980)]. Neben anderen Modellen wurde loudness enhancement als mögliche Ursache des midlevel hump vorgeschlagen [Carlyon & Beveridge, J. Acoust. Soc. Am., 93, 2886 (1993)]. Zeng [J. Acoust. Soc. Am., 96, 2127 (1994)] und Plack [J. Acoust. Soc. Am., 100, 1024 (1996)] fanden einen entsprechenden empirischen Zusammenhang. Die für loudness enhancement entscheidende Intensitätsdifferenz zwischen Standard und Maske war in ihren Experimenten jedoch mit der Standardintensität konfundiert. In zwei Experimenten wurden deshalb Standardtöne niedriger, mittlerer und hoher Intensität (25/55/85 dB SPL) mit verschiedenen Maskenintensitäten kombiniert dargeboten (Intensitätsdifferenzen zwischen -60 dB und +60 dB). Standards und Vorwärtsmasken waren 1 kHz Töne (30 ms). In Experiment 1 wurden Unterschiedsschwellen mittels des üblichen adaptiven Verfahrens (2I, 2AFC, Maske in beiden Beobachtungsintervallen) erhoben. In Experiment 2 passten dieselben Versuchspersonen die Lautstärke eines nicht maskierten Vergleichstons an die Lautstärke des maskierten Standardtons an (adaptives Verfahren mit verschachteltem upper und lower track [Jesteadt, Perc. Psychophy., 28, 85 (1980)]). Signifikante Korrelationen zwischen loudness enhancement und jnd’s zeigten sich nur in wenigen Bedingungen. Der ermittelte Zusammenhang zwischen der Standard-Masken-Intensitätsdifferenz und den gemessenen Variablen ermöglicht jedoch eine Differenzierung der für die beiden Phänomene vorgeschlagenen Modelle. Vorträge 122 Event-related fMRT der Antwortunterdrückung und Fehlerdetektion in einer sakkadischen Go/NoGo Aufgabe Jale Özyurt, Roland M. Rutschmann, J. Ignacio Vallines García, Mark W. Greenlee Institut für Kognitionsforschung Carl von Ossietzky Universität Ammerländer Heerstr. 114-118; 26111 Oldenburg [email protected] Die Hemmung intendierter Bewegungen und die Überwachung der Handlungsausführung sind wesentliche Komponenten der exekutiven Kontrolle. Ziel der vorliegenden fMRT-Studie ist die Untersuchung neuronaler Korrelate der Antworthemmung und der Fehlerdetektion in einer sakkadischen Go/NoGo Aufgabe. Die Verwendung des Event-related Designs ermöglicht dabei eine separate Erfassung und Auswertung der hämodynamischen Antwort in Go- und NoGo Trials. Die Registrierung der Augenbewegungen während der Aufgabendurchführung im Tomographen, erlaubt zudem eine Unterscheidung der Aktivierung, die durch erfolgreiche Antworthemmung hervorgerufen wird, von der Aktivierung, die durch eine fehlerhafte Antwort ausgelöst wird. Echo-planare Bildgebung erfolgte mit einem klinischen 1.5 T MR-Tomographen (TR = 1.5 s, vierundzwanzig 3 mm Schichten). Vorläufige Ergebnisse, basierend auf Daten von sieben Versuchsteilnehmern, zeigen NoGo-dominante Aktivität im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex (BA 9, 10, 46) und im anterioren Cingulum (BA 24). Im Vergleich zur Aktivierung in Go-Trials lösten Fehler in NoGo Trials eine stärkere Aktivierung des rechten frontalen Operculums (BA 47), des rechten dorsolateralen präfrontalen (BA 9), und des linken orbitofrontalen (BA 11) Kortex aus. Weitere Analysen mit zusätzlichen Daten werden erfolgen, um den Zeitverlauf in ausgewählten „regions of interest“ (ROIs) zu bestimmen. Vorträge 123 Die Entwicklung eines Bildertests zur Erfassung der Sozialen Intelligenz (eine Untersuchung der Sozialen Intelligenz an 14-19jährigen Jugendlichen) Andreas Olbrich, Karin Zajec, Werner Herkner Institut für Psychologie / Arbeitsbereich Sozialpsychologie Universität Wien Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich) [email protected] In dieser Studie wurde in Orientierung an den Arbeiten von O’Sullivan und Guilford [Journal of educational measurement, 12 (4), 255-271(1975)], Amelang, Schwarz und Wegemund [Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 10, 37-57 (1989)], sowie Riemann und Allgöwer [Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 14 (3), 153-163 (1993)] ein weitgehend nonverbaler Fragebogen zur Erfassung der Sozialen Intelligenz bei 14-19jährigen Jugendlichen entwickelt und auf seine Gültigkeit hin überprüft. Der Bildertest beinhaltet 32 Items. Er besteht aus 9 Untertests: Anpassungsfähigkeit, Kenntnisse von den Regeln des sozialen Lebens, diplomatische Fähigkeiten, Sich in die Lage des anderen hineinversetzen können, andere Menschen beeinflussen können, Einsicht in komplizierte Situationen, Verständnis für andere, Fähigkeit mit anderen Menschen umzugehen, Gedächtnis für Namen und Personen. 258 niederösterreichischen Jugendlichen (137 weiblichen und 121 männlichen Jugendlichen), mit einem Durchschnittsalter von 16,8 Jahren, wurden der Bildertest und Tests zur Allgemeinen Intelligenz (AID), zur Sozialen Kompetenz (ICQ, Riemann & Allwöger, 1993), und zur Persönlichkeitsstruktur (NEO-FFI) vorgegeben. Weibliche Jugendliche sind emotional labiler, sie bieten anderen Personen ein größeres Maß an emotioneller Unterstützung und erreichen signifikant höhere Werte im Bereich der Sozialen Intelligenz. Verhaltensauffällige Jugendliche schätzen sich in der vorliegenden Untersuchung als emotional labiler ein als nicht verhaltensauffällige. Es fällt ihnen schwerer, Verständnis für andere aufzubringen und sich in die Lage eines anderen hineinzuversetzen. Sie zeigen eine schlechtere Gedächtnisleistung in Bezug auf Namen und Personen und weniger Einsicht in komplizierte soziale Situationen. Vorträge 124 Durchsetzung schwacher S-R-Mappings gegenüber konkurrierenden Handlungstendenzen: Inhibition des stärksten Handlungskonkurrenten Alexandra Peters, Mike Hübner, Rainer H. Kluwe, Aquiles Luna-Rodriguez Institut für Kognitionsforschung Universität der Bundeswehr Hamburg Holstenhofweg 85; 22043 Hamburg [email protected] Interferenzen bei der Ausführung einer aufgabenrelevanten S-R-Zuordnung (Task-Set) können sowohl aus unmittelbar vorher aktivierten, konkurrierenden Task-Sets als auch aus stark automatisierten (dominanten) Task-Sets resultieren. Eine Reihe von Studien im Aufgabenwechselparadigma legt Inhibitionsmechanismen nahe, welche zur Reduzierung von Interferenz beitragen können [Allport, Styles & Hsieh, Att. & Perf. XV (1994); Mayr & Keele, Jep General (2000)], jedoch ohne Aussagen darüber treffen zu können, ob sich Task-Set-Inhibition primär auf das Task-Set der Voraufgabe oder auf das am stärksten konkurrierende Task-Set richtet. Die vorliegende Studie fokussiert auf diese Frage. Versuchspersonen reagierten auf zwei Dimensionen der Ziffern 1-9 (kleiner-größer 5 und ungerade-gerade). Jede der beiden Aufgabenstellungen wurde zusätzlich in einer invertierten S-R-Zuordnung dargeboten. Nach selektiver Übung der nicht-invertierten Aufgabenstellungen zeigte sich bei einem Wechsel auf eine inverse (nichtdominante) Aufgabe eine verstärkte Interferenz durch die andere nichtdominante Aufgabe. Der gefundene Effekt lässt sich im Sinne selektiver Inhibition dominanter Handlungskonkurrenten interpretieren. Die Beziehung zwischen Inhibition dominanter Handlungskonkurrenten und backward inhibition wird diskutiert. Reaktionsauswahl und Hemmung beim Aufgabenwechsel Andrea Philipp, Iring Koch Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Um in einem Aufgabenwechselparadigma nach einem Aufgabenwechsel eine Antwort auswählen zu können, muss die Interferenz zwischen den noch aktivierten Handlungsregeln der vorangegangenen Aufgaben und den momentan relevanten Regeln aufgelöst werden. Wir nehmen an, dass dies vor allem durch die Hemmung der vorausgehenden Aufgaben geschieht. Findet keine Antwortauswahl statt, kommt es unserer Meinung nach nicht zur Hemmung der vorangegangen Aufgabe. Für die Überprüfung dieser Annahme wurden zwei Aufgabenwechselexperimente mit No-Go-Durchgängen verwendet. In beiden Experimenten offenbart der Vergleich zwischen Kontroll- und No-Go-Gruppe einen Anstieg des allgemeinen Reaktionszeitniveaus durch die Einführung von No-Go-Aufgaben, der vermutlich auf die zusätzliche Entscheidungskomponente (Go vs. No-Go) zurückgeht. Weiterhin zeigt sich eine Aufgabenhemmung nach Go-Durchgängen, wohingegen es während einer No-Go-Aufgabe nur in geringem Maße zur Aufgabenhemmung kommt. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Hemmung der vorausgehenden Aufgabe von der Antwortauswahl abhängig ist. Vorträge 125 Auditive Unterscheidung von Lautheitsprofilen Tina Plank, Wolfgang Ellermeier Institut für Experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg [email protected] Zur Untersuchung des zeitlichen Auflösungsvermögens des Gehörs werden in einem Two-intervalforced-choice-Verfahren jeweils zwei Exemplare zufällig im Pegel fluktuierenden weißen Rauschens dargeboten, eines davon mit einer Intensitätsspitze von 4 dB. Aufgabe der Versuchsperson ist zu entscheiden, welches der beiden Beobachtungsintervalle die Intensitätsspitze enthält. Die Daten von 8 Versuchspersonen, die 6400 solcher Durchgänge absolvierten, zeigen, dass das Gehör die zeitlichen „Profile“ in den verrauschten Signalen erkennen kann. Eingehendere Analysen des Urteilsverhaltens nach der COSS-Methode [B.G. Berg, J. Acoust. Soc. Am., 86, 1743-1746 (1989)] belegen, dass sowohl bei längerer (1 s) als auch bei kürzerer Reizdauer (200 ms) Kontraste zwischen dem Reizsegment mit der Intensitätsspitze und benachbarten Segmenten gebildet werden. Das auditive System ist also imstande, auch in einem Zeitbereich von weniger als 200 ms Reizkomponenten selektiv bezüglich der Lautheit zu analysieren. Dieses Ergebnis ist konsistent mit der Vorstellung, dass das Gehör je nach Aufgabenstellung entweder über einen längeren Zeitbereich integriert (Lautheitsintegration), oder mit feiner zeitlicher Auflösung diskriminiert (zeitliche Profilanalyse). Die Stabilität impliziter Nutzenkonten und ihr Einfluss auf Einstellungsurteile über die Zeit Henning Plessner, Tilmann Betsch Psychologisches Institut Universität Heidelberg Hauptstr. 47-51; 69117 Heidelberg [email protected] In einem neueren Modell der Einstellungsbildung, dem Nutzenkonten-Ansatz [Betsch, Plessner, Schwieren & Gütig, PSPB, 27, 242-253 (2001)], wird angenommen, dass Menschen automatisch Nutzenkonten bilden, wenn sie wertgeladene Erfahrungen mit Einstellungsobjekten machen. Diese Nutzenkonten umfassen die Summe aller Werterfahrungen, sind zeitstabil und determinieren vor allem intuitive Einstellungsurteile. Reflektive Einstellungsurteile können hingegen durch kurzfristig verfügbare Informationen, wie beispielsweise einzelne Werterfahrungen, beeinflusst werden. Verblassen diese konkreten Exemplarerinnerungen jedoch mit der Zeit, sollten auch reflektive Urteile den stabileren Nutzenkonten folgen. Diese Annahme konnte in zwei Experimenten bestätigt werden. In zuvor getesteten Lernparadigmen zur impliziten Einstellungsbildung gegenüber Politikern und Aktienoptionen erwarben die Versuchpersonen sowohl implizite Nutzenkonten als auch einzelne, aber untypische Exemplarerinnerungen. Reflektive Einstellungsurteile, die im direkten Anschluss an die Lernphase erhoben wurden, richteten sich nach den Einzelerfahrungen, eine Woche später erhobene Urteile aber wie vorhergesagt nach den Nutzenkonten. Diese Ergebnisse werden hinsichtlich des Einflusses von implizit erworbenem Handlungswissen auf intuitive und reflektive Urteile diskutiert. Vorträge 126 Der Einfluss des Selbstkonzeptes auf Entscheidungen Claudia Pöhlmann, Bettina Hannover, Sheena S. Iyengar, Jana Braune Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie Freie Universität Berlin Habelschwerdter Allee 45; 14195 Berlin [email protected] Verschiedene Studien verweisen darauf, dass Personen mit interdependenter Selbstkonstruktion (Interdependente) sich in Entscheidungssituationen stärker von anderen beeinflussen lassen als Personen mit independenter Selbstkonstruktion (Independente). So konnten Iyengar und Lepper [JPSP, 76, 349366 (1999)] zeigen, dass asiatische Kinder länger mit einem Spielzeug spielten, wenn sie glaubten, dass es von ihrer Mutter für sie ausgewählt wurde, während amerikanische Kinder ausdauernder mit einem Spielzeug umgingen, das sie sich selbst ausgesucht hatten. Wir erklären diese Unterschiede damit, dass Independente eher kontextunabhängige Verarbeitungsprozeduren verwenden, Interdependente hingegen kontextabhängige Prozeduren [Hannover & Kühnen, Psychologische Rundschau, 53, 61-76 (2002)]. In einer experimentellen Studie variierten wir die Optionen einer Entscheidungssituation, nachdem die Vpn eine Entscheidung getroffen hatten. Erwartungsgemäß hielten Independente an ihrer zuvor getroffenen Entscheidung fest (kontextunabhängige Prozedur), wohingegen Interdependente je nach Art der Kontextmanipulation ihre Entscheidung revidierten (kontextabhängige Prozedur). Es wird diskutiert, inwiefern diese Ergebnisse Unterschiede in Entscheidungen von Mitgliedern verschiedener Kulturen erklären können. Eine ereigniskorrelierte fMRT-Studie zum bilateralen Verteilungsvorteil beim Buchstabenvergleich Stefan Pollmann Kognitive Neurologie Universität Leipzig Liebigstraße 22a; 04103 Leipzig [email protected] Buchstaben können anhand ihrer Form (a-a: gleich, a-A: verschieden, a-b: verschieden) oder anhand ihres Namens (a-a: gleich, a-A: gleich, a-b: verschieden) miteinander verglichen werden. Bereits früh [Posner, 1969] wurde festgestellt, daß die Identität der Form schneller festgestellt werden kann als die Identität des Namens. Weitere Experimente haben gezeigt, daß die Feststellung der Namensgleichheit, aber nicht der Formgleichheit, schneller geschieht, wenn je ein Buchstabe im linken und rechten Halbfeld (tachistoskopisch) miteinander verglichen werden, als wenn zwei Buchstaben innerhalb eines Halbfeldes miteinander verglichen werden [Banich & Belger, Cortex 26, 77 (1990)]. Als Ursache für diesen ‘bilateralen Verteilungsvorteil’ wurde angenommen, daß mit steigenden Verarbeitungsanforderungen eine Kapazitätsgrenze für die Verarbeitung in der zum Reiz contralateralen Hemisphäre erreicht wird und bei Überschreiten dieser Grenze auch die Ressourcen der ipsilateralen Hemisphäre genutzt werden. In einer ereigniskorrelierten fMRT-Studie haben wir ein Aktivationsmuster im ventralen Occipitotemporalcortex gefunden, das dieser Hypothese entspricht. Hemisphärische Ressourcenteilung beim Buchstabenvergleich erfolgt demnach auf der Stufe der visuellen Buchstabenverarbeitung. Vorträge 127 Verarbeitungsprinzipien der linken und rechten Hemisphäre – Befunde aus der Bezugssystemforschung Helmut Prior, Petra Hauf, Viktor Sarris Institut für Psychologie Goethe-Universität Frankfurt am Main Mertonstr. 17; 60054 Frankfurt am Main [email protected] Spezialisierungen der Hirnhemisphären, etwa bei der Sprachverarbeitung, können domain-spezifisch oder durch Differenzen in generellen Informationsverarbeitungsprinzipien bedingt sein. Zu den wichtigsten generellen Prinzipien gehören die lokale versus globale Verarbeitung, unterschiedliche Auflösung (feinkörnig versus grobkörnig) sowie differierende Kodierungsstrategien (physikalisch adäquat versus kategorial). Lernparadigmen der Bezugssystemforschung können wichtige Aufschlüsse zu den Kodierungsstrategien liefern. In vergleichenden Studien mit Menschen und Vögeln (Hühnerküken) lernen die Probanden, Reize nach Farbe oder Größe zu unterscheiden, bevor in anschließenden Generalisations- und Kontexttests überprüft wird, inwieweit das Wahlverhalten für eine absolute oder relative Kodierung der jeweiligen Hemisphäre spricht (visuelle Halbfelddarbietung beim Menschen, Abdecken eines Auges im Vogelmodell). Unsere bisherigen Ergebnisse lassen beim Menschen eine eher kategoriale Kodierung in der linken und eine eher absolute Kodierung in der rechten Hemisphäre vermuten. Bei Hühnerküken ist zudem die Reizdimension von Einfluss. Die Hemisphärenunterschiede sind gradueller Natur und lassen keine Alles-oder-Nichts-Effekte erkennen. Dies deutet auf wesentliche Gemeinsamkeiten in den hemisphärischen Verarbeitungsstrategien hin. Auch Misserfolgsorientierte glauben an ihren Erfolg – allerdings zum falschen Zeitpunkt Rosa M. Puca Psychologisches Institut Universität Tübingen Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen [email protected] In verschiedenen Untersuchungen konnte bisher gezeigt werden, dass Personen, die sich in einem Entscheidungsprozess befinden, die Auftretenswahrscheinlichkeit für zukünftige positive Ereignisse geringer einschätzen als Personen, die ihre Entscheidung bereits getroffen haben. Dieses Verhalten soll adaptiv für die Auswahl und für die Verfolgung von Zielen sein. In zwei Experimenten wurde die Hypothese überprüft, dass im Leistungsbereich nur erfolgszuversichtliche aber nicht misserfolgsängstliche Personen dieses Verhalten zeigen. Die Vpn wurden in eine Entscheidungssituation gebracht und entweder vor oder nach der Entscheidung unterbrochen. Sie sollten dann ihre Erfolgswahrscheinlichkeit für eine anstehende Geschicklichkeitsaufgabe einschätzen. Wie erwartet schätzten Erfolgszuversichtliche ihre Erfolgswahrscheinlichkeit vor der Entscheidung geringer ein als nach der Entscheidung. Bei Misserfolgängstlichen war es umgekehrt. Hier waren die Erfolgserwartungen vor der Entscheidung höher als danach. Das Verhalten Misserfolgsängstlicher wird als dysfunktional interpretiert, da hohe Erfolgserwartungen in Entscheidungssituationen einerseits zu überhöhten Zielsetzungen führen können. Andererseits können niedrige Erfolgserwartungen nach Entscheidungen die Motivation zur Zielerreichung schwächen. Vorträge 128 Klassische Konditionierung der Pupillenreaktion in Patterning-Diskriminationen Günter Reinhard, Harald Lachnit Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] Beim positivem Patterning wird der Reizkomplex, nicht aber die Elemente verstärkt (A-, B-, AB+). Beim negativem Patterning sind diese Kontingenzen vertauscht (A+, B+, AB-). Bei PatterningDiskriminationen scheint die Anwendung von Regeln eine bedeutende Rolle zu spielen. Um vor diesem Hintergrund Patterningprobleme zu untersuchen wurden 6 unabhängige Gruppen von Versuchspersonen differentiell konditioniert. Zwei Gruppen erhielten ein Training mit positivem bzw. negativem Patterning. Vier weitere Gruppen wurden mit „Abwandlungen“ von Patterningproblemen trainiert (A-, B-, CD+; A-, B-, C+; A+, B+, CD- bzw. A+, B+, C-). Als abhängige Variable wurde neben der Hautleitwertreaktion die Pupillenveränderung erfasst, welche eine relativ hohe zeitliche Auflösung erlaubt. Tatsächlich zeigten sich z. T. klare Unterschiede zwischen den Gruppen. So schnitten beispielsweise die Versuchspersonen bei einer „A+B+C-“-Diskrimination am schlechtesten ab. Insbesondere die Pupillendaten erwiesen sich als aufschlussreich. Die Verarbeitung von temporalen und kausalen Informationen beim Textverstehen Mike Rinck Allgemeine Psychologie TU Dresden 01062 Dresden [email protected] In zwei Experimenten wurde untersucht, wie Leser die in Erzähltexten enthaltenen temporalen und kausalen Informationen verarbeiten. In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass temporale Relationen (z.B. Reihenfolgen) im Situationsmodell repräsentiert werden, so dass temporale Inkonsistenzen zu Lesezeitverlängerungen führen. Hier wurde untersucht, ob dies auf einer Konfundierung der temporalen Relationen mit kausalen Relationen beruht: Da Ursachen zeitlich vor Konsequenzen lokalisiert sind, führen Veränderungen der Reihenfolge auch zu Veränderungen der möglichen kausalen Beziehungen (Ereignis A kann nur Ursache von Ereignis B sein, wenn A früher eintrat als B). In zwei Experimenten lasen die Versuchspersonen satzweise kurze Erzähltexte, an deren Beginn die Reihenfolge zweier Ereignisse A und B genannt wurde. Im nächsten Satz wurde eine kausale Beziehung (A als Ursache von B) oder keine Beziehung zwischen den Ereignissen A und B genannt. Später im Text lasen die Versuchspersonen einen kritischen Satz, der temporal konsistent oder inkonsistent mit der zuvor genannten Reihenfolge war. Unter beiden Relationsbedingungen traten in den Experimenten starke Inkonsistenzeffekte auf: Die Lesezeiten der kritischen Sätze waren deutlich verlängert, wenn sie inkonsistent waren. Dies galt auch, wenn die Beziehung der beiden Ereignisse A und B eine rein temporale war, ohne zusätzliche kausale Beziehung. Durch eine zusätzliche kausale Beziehung wurde der Inkonsistenzeffekt etwas verstärkt. Vorträge 129 Integration von Hebe- und Greifkraft verbessert die Gewichtsdiskrimination Gerhard Rinkenauer, Rolf Ulrich Psychologisches Institut Universität Tübingen Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen [email protected] Bei konstantem Gewicht werden Objekte mit glatter Oberfläche in der Regel schwerer empfunden als Objekte mit rauher Oberfläche. Zur Erklärung dieser Gewichtsillusion schlugen Rinkenauer, Mattes und Ulrich [Perception & Psychophysics, 61, 23 (1999)] ein Modell vor, in dem angenommen wird, dass die Afferenzen sowohl der Hebe- als auch der Greifmuskulatur die Gewichtsempfindung beeinflussen und so dieses Phänomen auslösen. Nach diesem Modell sollte man erwarten, dass in Situationen, in denen die Greifkraft eine Rolle spielt (vertikaler Präzisionsgriff), die Schwere von Gewichten genauer beurteilt wird, als in Situationen, in denen die Greifkraft keine Rolle spielt (horizontaler Präzisionsgriff). Diese Hypothese wurde mit einer 2AFC-Aufgabe überprüft, in der zwischen zwei Gewichten diskriminiert werden sollte. Die Versuchspersonen konnten die Gewichte bei einem horizontalen Präzisionsgriff besser als mit einem vertikalen Präzisionsgriff diskriminieren. Dieses Ergebnis stützt somit die Hypothese, dass die Greifkraft die Genauigkeit des Gewichtsurteils erhöht. Verarbeitung von personbeschreibenden Texten: Zusammenhang zwischen Urteil und Gedächtnis in Abhängigkeit von der Kohärenz der Personbeschreibung und der Art der Urteilsaufgabe Rainer Roth, Sabine Krolak-Schwerdt Fachrichtung 5.3 Psychologie Universität des Saarlandes Im Stadtwald Gebäude 1; 66123 Saarbrücken [email protected] Hastie und Park [Psychological Review, 93, 258-268 (1986)] zufolge hängt der Zusammenhang zwischen dem Urteil über eine Person und dem Persongedächtnis von der Art der Urteilsaufgabe ab: Bei gedächtnisbasierten Urteilen besteht ein Zusammenhang, bei online Urteilen hingegen nicht. Ein Kritikpunkt dieser Untersuchung betrifft das Stimulusmaterial: Die Beschreibung der Stimulusperson erfolgte durch unverbunden aufeinander folgende Verhaltensweisen. Untersuchungen zur Textkohärenz zeigen jedoch, dass sich die sprachliche Verknüpfung der Einzelaussagen entscheidend auf Persongedächtnis und soziale Urteilsbildung auswirkt [Wintermantel & Krolak-Schwerdt, Zeitschrift für Sozialpsychologie, 33 (1), 45-64 (2002)]. In einem Experiment wurde der Einfluss der Art der Urteilsaufgabe (online vs. gedächtnisbasiert) und der Textkohärenz (hoch vs. niedrig) auf den Zusammenhang zwischen Urteil und Gedächtnis untersucht. Probanden wurden nach dem Lesen einer Personbeschreibung mit einer Urteilsaufgabe und einem Gedächtnistest konfrontiert. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen Urteil und Gedächtnis unter jeder der vier Experimentalbedingungen zeigte, dass die Unterscheidung online vs. gedächtnisbasiert nur bei niedriger Textkohärenz greift. Bei hoher Textkohärenz kommt es in jedem Fall zu signifikanten Korrelationen zwischen Urteil und Gedächtnis. Vorträge 130 Ein Verb sagt mehr als 1000 Worte: Zur wahrgenommenen Verursachung von interpersonalen Ereignissen unter Berücksichtigung von Geschlechtsrollenstereotypen Udo Rudolph, Matthias Spörrle, Gabriele Krokenberger Institut für Psychologie TU Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 46; 09120 Chemnitz [email protected] Verben, die zwischenmenschliche Ereignisse beschreiben, existieren in jeder Sprache der Welt. Beispiele sind helfen, lieben, verachten, bewundern, behindern oder auslachen. Diese sogenannten interpersonalen Verben führen zu systematischen Ursachenzuschreibungen auf einen der beiden Interaktionspartner; dieses Phänomen wird als „implizite Kausalität in Sprache“ bezeichnet. In der vorliegenden Studie werden verschiedene Erklärungsansätze für dieses Phänomen ebenso geprüft wie die Annahme, dass verschiedene interpersonale Verben zu unterschiedlichen Annahmen über das Geschlecht der beteiligten Interaktionspartner nahelegen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Theorien zur impliziten Kausalität in Sprache diskutiert. Re-Interpretation von Verhaltensdaten im Aufgabenwechselparadigma durch Berücksichtigung von fMRT Befunden Hannes Ruge, Marcel Brass, Iring Koch, D. Yves von Cramon Neurologie Max-Planck-Institut für Neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Beim Aufgabenwechsel werden relativ zur Aufgabenwiederholung typischerweise Performanzkosten beobachtet. Zur Erklärung dieser Wechselkosten wird entweder der Zeitbedarf eines seriellen Rekonfigurationprozesses oder eine Verlängerung grundlegender aufgabenbezogener Prozesse aufgrund proaktiver Interferenz (PI) vorgeschlagen. Als Evidenz für Rekonfigurationsmodelle gilt u.a. die Reduktion der Wechselkosten durch genügend Vorbereitungszeit. In einem räumlichen CueingParadigma (Meiran, 1996) haben wir die Vorbereitungszeit manipuliert. In Aktivierungskorrelaten (fMRT) fand sich kein Beleg für eine neuronale Basis von Rekonfiguration. Vielmehr sprechen die Befunde für eine Interpretation von Vorbereitungseffekten in einer erweiterten Fassung des PI-Ansatzes. Als ursächliche Quelle der Wechselkosten wird PI angenommen. Über bisherige Ansätze hinaus wird vorgeschlagen, Aufgabenvorbereitung im Sinne einer automatischen Wechselwirkung zwischen intern repräsentiertem Aufgabenkontext und konkreter Aufgabenimplementierung zu konzeptualisieren. Dieser Beitrag soll auf die Nützlichkeit der Integration von Verhaltens- und Hirnaktivierungsdaten für die Konstruktion kognitiver Modelle hinweisen. Vorträge 131 Der Einfluß von Aufmerksamkeit auf die wahrgenommene Dauer kurzer visueller Ereignisse Ingrid Scharlau, Ulrich Ansorge Abteilung für Psychologie Universität Bielefeld Postfach 10 01 31; 33501 Bielefeld [email protected] Die Zuwendung von Aufmerksamkeit an einen Ort des visuellen Feldes führt dazu, daß Ereignisse an diesem Ort beschleunigt wahrgenommen werden. Operationalisieren läßt sich dieses Phänomen im Priming-Paradigma: Einem visuellen Reiz geht ein weiterer Reiz, der sogenannte Prime, voran. Bei optimalem zeitlichem und räumlichem Abstand zwischen den Reizen wird der Prime durch den zweiten Reiz bis zur Unsichtbarkeit maskiert. Allerdings ist die perzeptive Latenz des maskierenden, sichtbaren Reizes durch den Prime verkürzt (perceptual latency priming [Scharlau & Neumann, Psych. Res., in press]). Die vorliegende Studie prüft, ob sich der Prime in ähnlicher Weise auf die perzeptive Dauer des maskierenden Reizes auswirkt. Dazu werden verschiedene, neu entwickelte Methoden eingesetzt (Reproduktion der Dauer mithilfe einer Taste, graphische Skalierung und vergleichendes Urteil). Categorization Threat und Individuierung: Der Einfluss von Unsicherheit Barbara Schauenburg, Lavinia Cicero, Michael Tragakis, Margarete Boos Institut für Psychologie/Sozial- und Komunikationspsychologie Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Untersuchungen zu Categorization Threat (d.h. ungewollte soziale Kategorisierung) zeigen, dass in der Folge eine Tendenz zur Individuierung auftritt. Die mit der Kategorie bedrohten Personen betonen individuelle Eigenschaften und lehnen die Kategorie ab [Branscombe, Ellemers, Spears & Doosje in Ellemers, Spears & Doosje (2000)]. Auf der anderen Seite wurde wiederholt gezeigt, dass die Reduktion von Unsicherheit ein zentrales Motiv der sozialen Identifikation ist [Hogg & Mullin in Abrams & Hogg (1999); Mullin & Hogg, BJSP, 37, 345 (1998)]. Ausgehend von diesen Befunden ist anzunehmen, dass die Kategorie, mit der eine Person bedroht wird, weniger stark abgelehnt wird und die Tendenz zur Individuierung reduziert ist, wenn diese Person sich in einer unsicheren Situation befindet, zum Beispiel eine Aufgabe zu lösen hat und unsicher bezüglich des Vorgehens ist. Diese Hypothese wurde in einem 2(Threat)x2(Unsicherheit)-Design überprüft. Die Vorhersage konnte für eine von den Versuchspersonen selbst gewählte Kategorie bestätigt werden. Für die vorgegebene Kategorie zeigte sich dagegen in unsicheren Situationen eine geringere Identifikation als in sicheren, d. h. der umgekehrte Effekt. Mögliche Erklärungen (z.B. Bedeutsamkeit der Kategorie für die Aufgabe) werden diskutiert. Vorträge 132 EVA – Ein konnektionistisches Modell für menschliches Planungsverhalten Wolfram Schenck Kognitive Robotik Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] In dieser Arbeit wurde ein konnektionistisches Modell (genannt EVA für „EValuation of Actions“) zur Simulation menschlichen Planungsverhaltens im Rahmen von Plan-A-Day entwickelt. Die Modellierung lehnt sich dabei eng an die Grundsätze von „Situated Action“ an [Clark (1997); Suchman (1987)]. Plan-A-Day selbst ist ein diagnostisches Instrument zur Erfassung von Planungsfähigkeit, welches auf einem Computerszenario basiert [Funke & Krüger in Funke & Fritz (Hrsg.), S. 97ff (1995)]. Innerhalb dieses Szenarios haben die Probanden die optimale Abfolge zahlreicher vorgegebener Termine herauszufinden, indem sie verschiedene Operatoren aus einer vordefinierten Menge verwenden. EVA wurde entwickelt, um Sequenzen solcher Operatoren zu erzeugen und diese innerhalb von Plan-A-Day anzuwenden. Die in Simulationsläufen mit EVA gewonnenen Daten werden mit empirischen Daten verglichen, die in einer Studie mit 45 menschlichen Probanden erhoben wurden. Dieser Vergleich zeigt, dass einfache Mustertransformation, wie sie hier von einem konnektionistischen Netzwerk vorgenommen wird, genügt, um menschliches Planungsverhalten zu modellieren. Voraussetzung dafür ist, dass das Netzwerk sorgfältig in seine Umwelt eingebettet wird, wie es der „Situated-Action“-Ansatz verlangt. Distanz- und Primingeffekte beim Zahlenvergleich Ilka Schendzielarz, Dirk Vorberg Allgemeine Psychologie TU Carolo-Wilhelmina, Braunschweig Gaußstr. 23; 38106 Braunschweig [email protected] Je größer der numerische Abstand zwischen zwei Zahlen ist, desto schneller reagiert man beim Zahlenvergleich („Numerischer Distanzeffekt“). Der Effekt wurde bereits für ein- und mehrstellige Zahlen gezeigt und in dieser Studie in einem Vorexperiment mit wenigen zweistelligen Zahlen repliziert. Im Hauptexperiment wurden Distanzeffekte und Primingeffekte gemeinsan untersucht. Priming ist das Phänomen, bei dem unbewusst wahrgenommene Reize sich auf die Reaktionszeit auf einen Zielreiz auswirken können. Hier wurde nachgewiesen, dass die numerische Distanz zwischen einer maskierten Primezahl und einer Zielzahl einen Einfluss auf die Primingeffekte haben kann. Diese Modulation konnte jedoch nur unter bestimmten Bedingungen gezeigt werden. In den meisten Fällen ergab sich ein Primingeffekt für die Einer- oder Zehnerstelle. Vorträge 133 Die Rolle von Zentraler Exekutive und Phonologischer Schleife bei bewusster und unbewusster Informationsverarbeitung Stefanie Schiffer, Jürgen Bredenkamp Abteilung für Allgemeine Psychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Ältere Befunde von MacKay [Q. J. Exp. Psych., 25, 22-40 (1973)] legen die Vermutung nahe, dass akustisch dargebotene Information auch unbewusst verarbeitet wird. Daran anknüpfend wird die Frage untersucht, ob und wie diese und ähnliche Befunde in gängige Gedächtnismodelle integriert bzw. durch diese erklärt werden können. Ausgehend von der Arbeitsgedächtnistheorie nach Baddeley [Baddeley, A.D. Human Memory. (rev. ed.). Hove: Psychology Press (1997)] wurde in drei Gedächtnisexperimenten der Einfluss verschiedener Zweitaufgaben (Randomisiertes Tapping, Automatisiertes Tapping, Artikulatorische Unterdrückung, Irrelevante Sprache) auf Zentrale Exekutive und Phonologische Schleife untersucht: In Wortanfangsergänzungstests sollten Wortanfänge zu den in der Lernphase unter den verschiedenen Störbedingungen gelernten Wörtern ergänzt werden. Mit Hilfe einer modellbasierten Trennung willkürlich-bewusster, unwillkürlich-bewusster und unbewusster Prozesse [Krüger, T. Die Erfassung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse. Lengerich: Pabst (1999)] konnte die von Baddeley postulierte Verbindung von Zentraler Exekutive und bewusster Informationsverarbeitung bestätigt werden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Phonologische Schleife tatsächlich in engem Zusammenhang mit unbewusster Informationsverarbeitung steht. Auf dem Hintergrund dieser Befunde wird die Frage diskutiert, welche Konsequenzen daraus für eine etwaige Modifikation der Arbeitsgedächtnistheorie zu ziehen sind. Grammatical gender selection in language production: The case of Dutch diminutives Niels O. Schiller, Alfonso Caramazza Dept. Cognitive Neuroscience, Faculty of Psychology University of Maastricht P. O. Box 616; 6200 MD Maastricht (Niederlande) [email protected] We investigated grammatical feature selection during noun phrase production in Dutch. More specifically, we studied the conditions under which different grammatical genders select either the same or different determiners. Participants named pictures paired with a gender-congruent or a genderincongruent distractor word using a determiner-noun phrase. Auditory (Exp. 1) or visual cues (Exp. 2) indicated whether the noun was to be produced in its standard or diminutive form. Results revealed a three-way interaction between gender (common or neuter), condition (gender-congruent or gender-incongruent), and format (standard or diminutive). This replicates earlier results showing that congruency effects are due to competition during the selection of determiner forms rather than gender features. The results support the view that grammatical feature selection is an automatic consequence of lexical node selection. Selection of the correct determiner form, however, is a competitive process, implying that lexical node and grammatical feature selection operate with distinct principles. Vorträge 134 Die zwei Gesichter der Vergeltung – feindselige Aggression oder Wiederherstellung von Gerechtigkeit? Jeannette Schmid Institut für Psychologie, AE Sozialpsychologie Universität Freiburg Engelberger Straße 41; 79106 Freiburg i.Br. [email protected] Vergeltung kann als gerechte Wiederherstellung einer Balance aufgefasst werden. Sie hat jedoch auch den Aspekt der Prävention zukünftiger Normverletzungen und sie kann auch mit Feindseligkeit einhergehen. In einem Szenario-Experiment wurde der Einfluss von Ärger- bzw. Furcht-bezogenen Kognitionen, erlebter Ungerechtigkeit und Wunsch nach Prävention auf das Ziel, eine andere Person zu schädigen, untersucht. 84 ProbandInnen lasen eines von vier Szenarien, in denen entweder ein Kollege oder ein Fremder in der Rolle des Schädigers auftrat. Zuvor hatten sie mittels eines Scrambled Sentence Test entweder ein Furcht-, Ärger- oder neutrales Priming erhalten. Die gewünschte Schädigung des Anderen ( = Aggression) ließ sich lediglich aus dem Motiv, das dem Schädiger zugeschrieben wurde (völlig eigennützig oder teilweise fremdbestimmt) sowie daraus, wie sich die Person als geschädigter Part fühlen würde, vorhersagen. Der Befund wird als ein erster Hinweis darauf gewertet, dass Vergeltung nach wesentlich einfacheren Prinzipien funktionieren könnte, als in der Gerechtigkeitsforschung angenommen. „Nur eine Antwort ist richtig“ oder „beide Antworten sind richtig“: Lernt man den Unterschied durch Regelabstraktion? Rainer Schmidt, Wolfgang Bösche, Florian Geserich, Abiye Princewill Institut für Psychologie Technische Universität Darmstadt Steubenplatz 12; 64293 Darmstadt [email protected] Es wird der Erwerb einer Regel untersucht, deren Werte auf einer Dimension die richtige Alternative anzeigen, aber nur für einen Wert einer zweiten Dimension. Zeigt diese einen anderen Wert, dann wird richtig gemeldet, egal was gedrückt wurde. In zwei Experimenten (N = 24; N = 60) wird die Aufgabe als Ampel mit zwei Lichtern realisiert. Die Vpn sollen die Funktion der Dimensionen erkennen lernen und benennen. Im ersten Experiment werden sie am Ende des Begriffslernexperimentes nach ihrer Regel gefragt; im zweiten werden sie nach mehreren Übungsblöcken wiederholt gefragt und erhalten dabei die Rückmeldung, die Regel getroffen zu haben oder nicht. Überraschendes Ergebnis ist, dass die Vpn fast nur exemplarhaft Ampelzuweisungen lernen, ohne Einsicht in den kritischen Aspekt von „beides ist möglich“ zu erlangen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der Entdeckungsaufgabe von WASON und dem Exemplar- und Regellernen von Begriffen besprochen. Vorträge 135 Wie kann man unbewusste Verarbeitung nachweisen? Drei Arten von Dissoziationen Thomas Schmidt, Dirk Vorberg Uni Göttingen / TU Braunschweig Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Direkte Maße (D) für visuelle Wahrnehmung versuchen, visuelles Bewusstsein für einen kritischen Reiz zu erfassen, während indirekte Maße (I) zeigen sollen, ob der Reiz überhaupt verarbeitet wurde. Problematisch ist, dass beide Maße von bewusster und von unbewusster Reiz-Information beeinflusst sein könnten. Wir analysieren Dissoziationen zwischen D und I als Nachweis unbewusster Effekte, indem wir beide Maße auf einer Effektstärken-Skala abbilden und gegeneinander auftragen. (1) Der empirische Nachweis einer nicht-monotonen Beziehung zwischen D und I reicht unter minimalen messtheoretischen Voraussetzungen aus, um unbewusste Verarbeitung zu demonstrieren, selbst wenn die kritischen Reize sichtbar sind. (2) Nullsensitivität im direkten Maß (D = 0, I > 0), das traditionelle Kriterium für Unbewusstheit, ist nur unter starken Voraussetzungen hinreichend für unbewusste Reiz-Verarbeitung. (3) Wenn D visuelle Bewusstheit mindestens so valide misst wie I, ist der Nachweis eines größeren indirekten als direkten Effekts (I > D) hinreichend, setzt aber vergleichbare Mess-Skalen voraus. Wir demonstrieren die verschiedenen Dissoziations-Typen an experimentellen Befunden. Verfahren zur Bewertung der kognitiven Ergonomie von Bedien- u. Anzeigekonzepten Marcus Schmitz, Günther Kebeck, Achim Parnow Psychologisches Institut IV Westfälische Wilhelms-Universität Münster Weseler Straße 28a; 48151 Münster [email protected] Die Gestaltung eines Fahrzeuginterieurs setzt eine gezielte Überprüfung einzelner Bedien- und Anzeigekonzepte voraus. Hierbei stehen die kognitiv-ergonomischen Aspekte immer stärker im Vordergrund. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, entwickelte die Daimler Chrysler AG das computergestützte Bewertungsverfahren CAR-E. Mit Hilfe von flexiblen Profilen können auf bis zu 12 Dimensionen einzelne Schalterelemente bis hin zu komplexen Gesamtsystemen (z.B. Navigationssystem) bewertet werden. Neben klassischen Dimensionen, wie Aufgabenorientierung oder Kompatibilität, enthält der Fragenkatalog auch Items zu ästhetische Gesichtspunkten. In der täglichen Entwicklungsarbeit zeigte sich jedoch, dass dieses Werkzeug in seiner ursprünglichen Fassung sehr zeitaufwendig in der Anwendung war. In einem ersten Schritt wurde daraufhin der Bewertungsumfang reduziert, um dann von Ergonomieexperten an zwei Fahrzeugen der Mittelklasse praktisch erprobt zu werden. In der anschließenden Testanalyse wurde das reduzierte CAR-E auf die Testgütekriterien hin überprüft. Zusätzlich wurde eine Itemanalyse durchgeführt. Dabei zeigte sich eine gute Zuverlässigkeit des gekürzten Verfahrens. Vorträge 136 Einfluss von intranasal appliziertem Cholecystokinin auf kontrollierte und automatische Gedächtnisprozesse Ronald Schneider, Carmen Stöhr, Reinhard Pietrowsky Abteilung für Klinische Psychologie Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstraße 1; 40225 Düsseldorf [email protected] Das Neuropeptid Cholecystokinin (CCK) ist an der Modulation von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsfunktionen beteiligt. Diese Studie untersuchte erstmals den Einfluss von intranasal verabreichtem CCK auf kontrollierte und automatische Gedächtnisprozesse sowie die selektive Aufmerksamkeit beim Menschen. Zur Trennung kontrollierter und automatischer Gedächtnisprozesse wurde eine modifizierte Version der Prozessdissoziationsprozedur (PDP) durchgeführt [vgl. Jacoby, J. Mem. & Lang., 30, 513 (1991); Buchner, Erdfelder & Vaterrodt-Plünnecke, J. Exp. Psy.: Gen., 124 (2), 137, (1995)]. Unmittelbar nach zwei aufeinanderfolgenden Lernphasen, in denen verschiedene Wortlisten dargeboten wurden, erhielten die Probanden (n = 64) entweder CCK oder eine Placebolösung. Die Recognitionphase erfolgte 30 Minuten nach den Lerntrials. Im Anschluss daran wurde die selektive Aufmerksamkeit mittels eines Go-NoGo-Paradigmas erfasst. Die CCK-Gabe bewirkte eine Verschlechterung der kontrollierten, nicht aber der automatischen Gedächtnisprozesse. Die selektive Aufmerksamkeit sowie verschiedene subjektive und physiologische Kontrollvariablen wurden durch das CCK nicht beeinflusst. Das Ergebnis spricht für eine differenzielle Wirkung des Neuropeptides auf kontrollierte Gedächtnisprozesse. Dabei scheinen die Konsolidierung und/oder der Abruf des Materials beeinträchtigt zu werden. Die Wirkung des Neuropeptids erfolgt möglicherweise unter Umgehung der Blut-Hirn-Schranke. Die Bedeutung von Lernzielen beim Design von Lernmaterial Tina Schorr, Peter Gerjets, Katharina Scheiter Virtuelles Graduiertenkolleg Universität Tübingen Konrad-Adenauer-Str. 40; 72072 Tübingen [email protected] Für erfolgreiches Lernen ist die Passung von Lernzielen, Lernstrategien und Lernmaterial entscheidend. Im Kontext von Lernen mit Beispielen in der Mathematik wurden in der zu berichtenden Studie zwei unterschiedliche Lernziele betrachtet. Ein Lernziel bestand in der Lösung von zu Lernbeispielen unähnlichen Aufgaben (Transfer), das andere Lernziel in der Lösung von zu Lernbeispielen ähnlichen Aufgaben bei geringem Zeitaufwand für das Lernen. Mittels der aufgabenanalytischen Methode der kognitiven Modellierung wurden die Voraussetzungen (Wissen, Zeit) zum Erreichen der Lernziele durch die Identifikation von zwei Strategien (schemabasiert vs. beispielbasiert) spezifiziert, die entweder zur Bearbeitung unähnlicher oder aber ähnlicher Aufgaben geeignet sind. Es wurden zwei instruktionelle Designs mit unterschiedlichen Formaten von Lernbeispielen entwickelt, die jeweils den nötigen Wissenserwerb zum Erreichen eines der beiden Lernziele unterstützen sollten. In einer experimentellen Überprüfung zeigte sich erwartungsgemäß eine differenzielle Lernwirksamkeit der Designs, d.h. jedes Design erwies sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Lernziel als geeignetes oder aber als ungeeignetes Lernmaterial. Vorträge 137 Entdeckung von Pop-out Targets in Displays mit unterschiedlicher Elementezahl, Anordnung und Dichte Anna Schubö, Cristina Meinecke, Erich Schröger Institut für Psychologie Universität Erlangen-Nürnberg Kochstr. 4; 91054 Erlangen [email protected] Während in der visuellen Suche Stimulus-Displays üblicherweise aus wenigen Elementen mit größeren Abständen bestehen, verwendet die Textursegmentierung Stimuli mit regelmäßig angeordneten Elementen in großer Dichte. Es gibt empirische Hinweise dafür, dass Unterschiede in der Anzahl, Anordnung und Dichte ansonsten ähnlicher Stimuli zu unterschiedlichen Verarbeitungsprozessen führen können. Wir gingen dieser Frage nach, indem durch Variation der Anzahl, Dichte und Anordnung der Elemente Stimulus-Displays konstruiert wurden, die einen kontinuierlichen Übergang von Stimuli, wie sie in Suchparadigmen verwendet werden, zu Texturstimuli bildeten. Würden sich Unterschiede in der Verarbeitung der (ansonsten identischen) Stimuli in Abhängigkeit von ihrer Elementezahl, Dichte und Anordnung zeigen? Neben behavioralen Daten wurden Ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs) abgeleitet. Je mehr Elemente ein Display enthielt und je enger diese angeordnet waren, desto besser war die Entdeckungsleistung. Darüber hinaus zeigten sich Unterschiede in Komponenten des EKPs, nämlich in der N2p, in der N2pc und in der P3. Wir schließen daraus, dass an der Verarbeitung unterschiedlicher Displaygrößen tatsächlich verschiedene Prozesse beteiligt sind, die man den Prozessen beim Suchen und Segmentieren zuordnen könnte. Auf der Suche nach sequentiellen Effekten in Primingaufgaben: Welche Rolle spielt der zeitliche Abstand zwischen Prime und Target? Kristina Schütz, Dirk Vorberg Allgemeine Psychologie TU Carolo-Wilhelmina, Braunschweig Gaußstr. 23; 38106 Braunschweig [email protected] Die Bahnung von spezifischen Reaktionen („Priming“) ist sowohl mit als auch ohne bewusste Verarbeitung der Reize möglich. Dennoch fand Kunde [erscheint in: Psychonomic Bulletin & Review,(2002)], dass Priming-Effekte reduziert sind, wenn im vorausgehenden Durchgang Prime und Zielreiz zu einem Antwortkonflikt führen. Dieser sequentielle Effekt trat nur nach bewußt verarbeiteten Primes auf. Um eine Wechselwirkung auszuschließen, wurden zeitliche Faktoren (SOA) und Sichtbarkeit der Primes in der vorgestellten Arbeit unabhängig variiert. Unter diesen Bedingungen finden sich keine sequentiellen Effekte. Als mögliche Quelle der divergenten Ergebnisse wird diskutiert, ob SOA Dauern über 150 ms inhibitorische Verarbeitungsprozesse anstoßen, die zu einer Verminderung des Primingeffektes führen. Vorträge 138 Instruktionale Unterstützung beim Wissenserwerb aus Beispielen in computerbasierten Lernumgebungen Julia Schuh, Peter Gerjets, Katharina Scheiter Virtuelles Graduiertenkolleg Konrad-Adenauer-Str. 40; 72072 Tübingen [email protected] Aufbauend auf dem von Gerjets, Scheiter und Tack [Gerjets, P., Scheiter, K., & Tack, W. H.; Resourceadaptive selection of strategies in learning from worked-out examples. In L. R. Gleitman & A. K. Joshi (Eds.), Proceedings from the 22nd Annual Conference from the Cognitive Science Society (pp. 166-171). Mahwah, NJ: Erlbaum (2000)] festgestellten Befund, dass Lerner lösungsbeispielbasiertes Lernmaterial beim Lernen und Problemlösen in Hypertextumgebungen unzureichend nutzen, wurden zwei Studien durchgeführt, um dieser unzureichenden Beispielnutzung instruktional entgegenzuwirken. Zunächst wurde untersucht, ob sich dieser Befund auf die Nonlinearität des Hypertextes und die damit einhergehenden zusätzlichen Kontroll- und Orientierungsanforderungen zurückführen ließe. Der nonlinearen Hypertextumgebung wurde eine lineare gegenüber gestellt, um dadurch eine Reduktion der Kontroll- und Orientierungsanforderungen zu erwirken. Zum anderen wurde untersucht, ob Lernende zu schnell glauben, das Beispiel verstanden zu haben und Beispielinformationen daher oberflächlich und unvollständig verarbeiten. Um dem entgegenzuwirken wurde eine Beispielfragmentierung vorgenommen, die Lernenden aufgefordert diese zu vervollständigen und die Antworten mittels Feedback evaluiert. Es zeigte sich, dass Beispiellinearisierung keine Steigerung des Lernerfolgs bewirkt; vielmehr gibt es einen trade-off zwischen Vor- und Nachteilen nonlinearer Lernumgebungen. Die Feedbackmöglichkeit erwies sich für vorwissensarme Lerner als lernwirksam, ist jedoch mit Kontroll- und Nutzungsdefiziten verbunden. Vorträge 139 Der Präferenzeffekt als Ursache für suboptimale Entscheidungen im „Hidden Profile“-Paradigma: Neue Evidenz zu einer individualpsychologischen Erklärung eines Gruppenphänomens Stefan Schulz-Hardt, Rudolf Kerschreiter, Andreas Mojzisch, Felix C. Brodbeck Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie Technische Universität Dresden Zellescher Weg 17; 01062 Dresden [email protected] Gruppen scheitern zumeist an „Hidden Profiles“, d.h. Entscheidungsaufgaben, in denen die individuellen Vorabinformationen jedem Mitglied eine suboptimale Alternative nahelegen, so dass die richtige Entscheidung nur durch Zusammenführung des Spezialwissens der Mitglieder aufgedeckt werden kann. Gängige Erklärungsansätze für dieses Scheitern rekurrieren auf defizitären Informationsaustausch sowie auf vorschnelle Konsensbildung in der Gruppe. Greitemeyer und Schulz-Hardt (in press, JPSP) zeigten unlängst, dass dieser Effekt auch ohne fehlerhafte Gruppenprozesse alleine aufgrund der präferenzkonsistenten individuellen Informationsverarbeitung der Gruppenmitglieder auftreten kann. Dieser individualpsychologische Erklärungsansatz soll durch zwei neue Experimente untermauert und ausgebaut werden. In Experiment 1 wird gezeigt, dass jegliche suboptimale Alternative, die aufgrund der individuellen Vorabinformation nahegelegt wird, auch nach vollständigem Informationsaustausch (simuliert durch Vorgabe eines Diskussionsprotokolls mit allen Informationen) mehrheitlich aufrechterhalten wird. Experiment 2 belegt, dass diese Wirkung nicht an unstrukturierte Gruppendiskussionen gebunden ist, sondern auch auftritt, wenn man nach Bilden einer eigenen (suboptimalen) Präferenz vollständige Listen mit sämtlichen Informationen der anderen Gruppenmitglieder erhält. Zeitliche Informationsverarbeitung in Mensch-Maschine-Systemen am Beispiel einer simulierten prozesstechnischen Anlage Dirk Schulze-Kissing, Elke van der Meer, Leon Urbas Zentrum für Mensch-Maschine-Systeme TU Berlin Jebenstr. 1; 10623 Berlin [email protected] Mit einem – zeitliche Information integrierenden – mentalen Modell kann das Handeln an die Dynamik technischer Anlagen angepasst werden. Das Attentional Gate Model postuliert, dass steigende Anforderungskomplexität zu einer Verminderung der Aufmerksamkeit für zeitliche Information führt. Dadurch kommt es zur Reduktion der Verarbeitung zeitlicher Information und zu einer Unterschätzung der real abgelaufene Zeit [Zakay, Block & Tsal, in Gopher and Koriat: Attention and Performance, 557-580, MIT Press (1999)]. Untersucht wurde, ob mit zunehmender Informationslast die Erkennung eines Systemfehlers verzögert wird. In einer Mikrowelt wurde eine Timingsituation in einer prozesstechnischen Anlage simuliert. 30 Probanden hatten in jeweils 10 Szenarien Doppelaufgaben zu bearbeiten. Die Schwierigkeit der Primäraufgabe (unabhängige Variable) wurde über die Anzahl kognitiver Aktivitäten zur Regulierung eines Flüssigkeitspegels operationalisiert. Gemessen wurde der Zeitpunkt des Szenarienabbruchs nach einem vorgegebenen zeitlichen Kriterium (abhängige Variable). Eine Verzögerung der Erkennung eines Systemfehlers konnte nur beobachtet werden, wenn die Primäraufgabe zeitkritische Eigenschaften aufwies. Welche Verarbeitungsmechanismen diese Verzögerung verursacht haben, wird vor dem Hintergrund des Modells von Zakay et al. (1999) diskutiert. Vorträge 140 Die Thatcher-Täuschung in Bewegung Adrian Schwaninger, Douglas Cunningham, Mario Kleiner Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie Universität Zürich Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Dreht man bei einem aufrechten Gesicht die Augen und den Mund um 180◦ so entsteht ein bizarrer Gesichtsausdruck. Dieser verschwindet, wenn ein solches Gesicht auf den Kopf gedreht wird [Thatcher-Täuschung, Thompson, Perception, 9, 483 (1980)]. In unserer Studie wurde untersucht, inwiefern die Täuschung auf der Verarbeitung von lokaler Feature-Information und globaler konfiguraler Information beruht. Isoliert gezeigte Teile (Augen und Mund) wurden weniger bizarr wahrgenommen, als wenn sie im Gesichtskontext gezeigt wurden. Rotation um 180◦ reduzierte die wahrgenommene Bizarrheit stärker bei ganzen Thatcher-Gesichtern als wenn nur die Teile gezeigt wurden. Diese Ergebnisse können im Rahmen des integrativen Modelles zur Gesichterwahrnehmung von Schwaninger, Lobmaier und Collishaw [Lect. Notes Comp. Sci., 2525, 643 (2002)] sowie Schwaninger, Carbon und Leder [In G. Schwarzer & H. Leder, Development of Face Processing, (Im Druck)] erklärt werden. Bei den Experimenten wurden jeweils statische (peak expressions) und bewegte Sequenzen verwendet. Bewegung erhöhte die wahrgenommene Bizarrheit in allen Bedingungen (aufrecht vs. invertiert, Teile vs. Ganzes), was eher auf eine lokale und nicht holistische Verarbeitung hinweist. Twin Peaks: ERP-Korrelate des gemeinsamen Handelns Natalie Sebanz, Günther Knoblich, Edmund Wascher, Wolfgang Prinz Kognition und Handlung Max Planck Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] In Reaktionszeitexperimenten zeigten wir für eine go-nogo Aufgabe einen räumlichen Kompatibilitätseffekt, der nur dann auftritt, wenn die Aufgabe gemeinsam mit einer zweiten Person bearbeitet wird, nicht jedoch, wenn dieselbe Aufgabe alleine ausgeführt wird. Der Einfluss des sozialen Settings auf das individuelle Handeln kann dabei auf zwei Arten zustande kommen: Einerseits könnte die Anwesenheit der anderen Person die Stimulusverarbeitung verändern, andererseits könnten Handlungen der anderen Person ähnlich wie eigene repräsentiert werden. Um den Anteil der einzelnen Prozesse zu untersuchen, erhoben wir ereigniskorrelierte Potentiale (ERPs) während dieselbe Aufgabe alleine und gemeinsam bearbeitet wurde. Bei der gemeinsamen Bearbeitung wurden gleichzeitig ERPs von beiden Teilnehmern abgeleitet. Dabei zeigten sich keine Unterschiede in den Komponenten für die Stimulusverarbeitung (keine Modulation von P1 und N1 durch das Setting), aber deutliche Unterschiede in den Komponenten für die Handlungsplanung (vor allem nogo-P3 ). Dies weist darauf hin, dass ein veränderter sozialer Kontext vor allem die Handlungsplanung beeinflusst. Vorträge 141 Was nicht passt, wird passend gemacht: Strategische Inferenzprozesse beim Textverstehen Florian Siebörger, Evelyn C. Ferstl, D. Yves von Cramon Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Kohärenzbildung ist ein zentraler Prozess beim Textverstehen. In einem fMRI-Experiment wollten wir zeigen, dass bei der Verarbeitung kohärenter (vs. inkohärenter) Texte typischerweise auftretende kortikale fronto-mediane Aktivierung (FMC, BA9/10 median) [z.B. Ferstl & v. Cramon, Cog. Brain Res., 11, 325-340 (2001)] auf einen allgemeinen, nicht-automatischen Prozess zurückgeht und nicht auf linguistische Eigenschaften des Stimulusmaterials. Zu diesem Zweck verwendeten wir für ein Nachfolgeexperiment zur oben zitierten Studie die selben kohärenten und inkohärenten Satzpaare mit dem Ziel, durch eine veränderte Instruktion nun bei den inkohärenten Satzpaaren nicht-automatische Inferenzprozesse anzustoßen und FMC-Aktivierung auszulösen: Anstatt ein einfaches Kohärenzurteil (ja/nein) zu jedem Satzpaar abzugeben, wurden die Teilnehmer instruiert, mit viel Phantasie einen mehr oder weniger engen Zusammenhang zu suchen (vierfach abgestuftes Kohärenzurteil). Wir stellen hauptsächlich Ergebnisse einer Vorstudie vor, die zeigen, dass die Teilnehmer die Aufgabe instruktionsgemäß bearbeiteten und tatsächlich ihre Phantasie bei augenscheinlich inkohärenten Durchgängen benutzten. Darüber hinaus präsentieren wir Ergebnisse der fMRI-Studie, die im Kontext linguistischer und neuropsychologischer Theorien diskutiert werden. Respekt und Engagement: Intragruppale Determinanten gruppendienlichen Verhaltens. Bernd Simon, Stefan Stürmer Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität Kiel Olshausenstr. 40; 24098 Kiel [email protected] In einer Serie von Laborexperimenten wurde untersucht, welchen Einfluss Respektbezeugungen durch andere Gruppenmitglieder auf die Bereitschaft haben, sich für die Gruppe zu engagieren. Im ersten Experiment wurde nachgewiesen, dass Respektbezeugungen zu verstärkter Identifikation mit der Gruppe führen und schließlich zu einer verstärkten Bereitschaft, sich für diese zu engagieren. Diese Effekte zeigen sich unabhängig von Bewertungsrückmeldungen, die ebenfalls systematisch variiert wurden. Weitere Experimente dienten der Entschlüssung der psychologischen Bedeutung und Wirkungsweise von Respekt. Hier wurde zum Einen überprüft, ob eine Respektbezeugung als soziales Signal zu verstehen ist, welches anzeigt, dass die eigene Person tatsächlich als Gruppenmitglied akzeptiert wird. Zum Anderen wurde überprüft, ob eine Respektbezeugung als soziales Signal zu verstehen ist, welches anzeigt, dass der eigenen Person innerhalb der Gruppe einer hoher Status zugeschrieben wird. Die experimentellen Befunde zeigen jedoch, dass sich die psychologische Bedeutung und Wirkungsweise von Respekt nicht auf diese beiden Mechanismen reduzieren läßt. Es werden alternative Mechanismen erörtert. Vorträge 142 Morphological versus semantic priming effects: the role of frequency in the processing of German verbs Eva Smolka, Susanne Niedeggen-Bartke, Richard Wiese, Frank Rösler Fachbereich Psychologie, AG Allgemeine und Physiologische Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg [email protected] Regular and irregular verb forms have been used to investigate the mental lexicon in general and lexical storage vs. rule-generation in particular. Several factors besides verb regularity, such as morphological complexity, frequency, and semantic relatedness may contribute to the processing of verb forms. The present study systematically examined these factors in four visual priming experiments using 600, 200, and 90ms SOA: different priming patterns emerged only when regular participles (regular stem, regular ending) were contrasted both with ABX-type (irregular stem, irregular ending) and ABA-type (regular stem, irregular ending) participles. Verb frequency proved important in determining these patterns, both for regular and irregular verbs: results thus argue against a complete rule generation of regular verbs and indicate that irregulars as such do not behave as a homogeneous group. Additional semantic priming conditions demonstrated that the morphological priming effects are not semantic ones. Results are discussed with respect to dual mechanism approaches. Medizinethik im Spannungsfeld zwischen Sozialpsychologie und Philosophie Christina Sommer, Margarete Boos GEMI, Abteilung Sozial- und Kommunikationspsychologie Georg-August-Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Bevorzugen Medizinstudierende und Pflegeauszubildende ein anderes Set an Argumenten in medizinethischen Dilemmasituationen in Abhängigkeit von ihrem Geschlecht und vom intraindividuellen bzw. interpersonellen Fokus? Berichtet wird über ein sozialpsychologisch-medizinethisches Kooperationsprojekt. In Medizinethik und Moralpsychologie wird Moral als eine Argumentationsstruktur aufgefasst, die auf den Einstellungen eines Individuums basiert. Deshalb erfolgte zunächst die Untersuchung von Moral über eine Fragebogenerhebung (N = 460). Entgegen der traditionellen Modellvorstellungen, die Moral weitgehend losgelöst vom situativen und sozialen Kontext begreifen [Gilligan, 1982; Kohlberg, 1984], wird Moral im zweiten Schritt sozialpsychologisch in der kommunikativen Aushandlung moralischer Argumentationen über Gruppendiskussionen (N = 42) untersucht. Die Hypothesen wurden in der Fragebogenerhebung in einem 2x2x2-Design (UVn: Geschlecht, Ausbildungsart, Ausbildungsdauer) und in den Gruppendiskussionen in einem 2x3-Design (UVn: Ausbildungsdauer, Geschlechtszusammensetzung der Gruppe) überprüft. Die Widersprüche der empirischen Befunde zwischen den beiden Teilprojekten weisen darauf hin, dass die interpersonell verhandelte Moral sich in Bezug auf das Geschlecht und die Ausbildungsdauer deutlich von einem intraindividuellen Verständnis von Moral unterscheidet. Vorträge 143 Belege für implizites Sequenzlernen Axel Spamann, Hilde Haider Institut für Psychologie der EZW Universität Köln Gronewaldstr. 2; 50931 Köln [email protected] Die Existenz impliziten Lernens ist umstritten. Wir fanden Ergebnisse, die für die Existenz impliziten Lernens sprechen. Vpn wurden in einer seriellen Wahlreaktionsaufgabe (SRT) mit einer determinierten Stimulus- / Reaktionssequenz trainiert. Es schloß sich eine Rekognitionsaufgabe an. Dabei waren jeweils neue oder alte Sequenzfragmente wie im Training zu bearbeiten sowie nach Bekanntheit zu beurteilen. Verglichen wurden zwei Maße der Rekognitionsaufgabe: Wissen, das sich in Reaktionszeiten widerspiegelt (Motorisches Wissen) und Wissen, das sich in Urteilen widerspiegelt (Urteilswissen). (1) Beide Wissensarten korrelierten nur dann deutlich miteinander, wenn Vpn Rekognitionsurteile nachweislich aus ihren Reaktionszeiten ableiteten. (2) Die Entstehung beider Wissensarten ist durch experimentelle Manipulationen getrennt voneinander beeinflußbar. Auch unter Berücksichtigung von Reliabilitätskritierien und dem Informationskriterium [Shanks & St. John, Behavioral and Brain Sciences, 17, (1994)] ist dies ein Beleg ihrer Unabhängigkeit. Dass das Motorische Wissen zwar die motorische Performanz (RTs) beeinflußt, aber nicht die Urteilsperformanz, impliziert, daß es wahrscheinlich unbewußt ist. Entwicklungspychologische Aspekte des Wiedererkennens von Gesichtern verschiedener ethnischer Gruppen Siegfried L. Sporer, Elena Guberova, Barbara Trinkl Fachbereich 06 Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung Sozialpsychologie Justus-Liebig-Universität Otto-Behaghel-Straße 10 F; 35394 Gießen [email protected] Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, das unterschiedliche Wiedererkennen von Gesichtern der eigenen bzw. der anderen ethnischen Gruppe bei türkischen und österreichischen Kindern zwischen 10 und 15 Jahren (N = 256) zu zeigen. Das Wiedererkennensexperiment wurde mit standardisierten aufrechten bzw. invertierten Gesichtern von je 40 türkischen und deutschen jungen Erwachsenen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte über die Signaldetektionstheorie. Die erwarteten Altersund Inversionseffekte konnten nachgewiesen werden. Die nach dem In-group/Out-group-Modell von Sporer (2001) postulierte Annahme, dass der Inversionseffekt bei Gesichtern der eigenen ethnischen Gruppe infolge der Wahrnehmungsexpertise größer ist, konnte jedoch nicht bestätigt werden. Deutsche Stimulusgesichter wurden insgesamt besser wiedererkannt als türkische Stimulusgesichter. Türkische Kinder zeigten beim Wiedererkennen insgesamt bessere Leistungen als österreichische Kinder. Mögliche Unterschiede in der Kontakthäufigkeit mit der jeweiligen Außengruppe sowie Vergleiche mit unseren Untersuchungen mit Erwachsenen werden bei der Interpretation herangezogen. Vorträge 144 Multinomiale Modellierung der Wason Selection Task Christoph Stahl, Karl Christoph Klauer Psychologisches Institut Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität Bonn Römerstraße 164; 53117 Bonn [email protected] Bisherige Arbeiten zur abstrakten Wason Selection Task [Wason, (1966). In Foss, B. (Ed.): New Horizons in Psychology. Harmondsworth: Penguin] haben stets nur einen Ausschnitt aus der Menge der Antwortmuster betrachtet. Ein multinomiales Modell wird vorgestellt, das die Gesamtheit der 16 möglichen Antwortmuster erklären kann. Das Modell postuliert verschiedene Interpretationsmöglichkeiten der Implikation (konditional vs. bikonditional; affirmativ vs. negiert; vorwärts, rückwärts, oder beidseitig gerichtet) sowie Schlussfolgerungs- und Rateprozesse. Sowohl im Internet als auch im Labor durchgeführte Experimente zur Validierung der Modellparameter werden berichtet. Die Effekte der Manipulationen auf die Modellparameter unterstützen deren Interpretierbarkeit als Wahrscheinlichkeiten der genannten kognitiven Prozesse und liefern positive Evidenz für das Modell. Effektivität einer metakognitiven Promptingmaßnahme im Kontext einer computerbasierten Lernumgebung zur Korrelationsrechnung Robin Stark, Michael Tyroller, Heinz Mandl Pädagogische Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] Auf der Basis von ausgearbeiteten Lösungsbeispielen und Problemlöseaufgaben wurde eine computerbasierte Lernumgebung zur Korrelationsrechnung mit adaptiven Komponenten konzipiert. Wahlentscheidungen bezüglich der Navigation durch die Lernumgebung müssen schriftlich begründet werden. Die Wirksamkeit dieser Promptingmaßnahme wurde experimentell untersucht. 28 Studierende bearbeiteten eine Version der Lernumgebung ohne (EG 1), 29 Studierende eine Version mit Promptingmaßnahme (EG 2). Studierende aus EG 2 erwarben signifikant mehr anwendbares Wissen als jene aus EG 1; dieser Unterschied erwies sich bei einer Follow-up-Messung als stabil. Von der Promptingmaßnahme profitierten vor allem Studierende mit niedriger metakognitiver Kompetenz. Beide Gruppen waren im Nachtest signifikant und substanziell erfolgreicher als eine studentische Kontrollgruppe (n = 104). EG 1, EG 2 und KG unterschieden sich in Hinblick auf kognitive, metakognitive, motivationale und emotionale Lernvoraussetzungen nicht signifikant. Insgesamt sprechen die Befunde eindeutig für die Effektivität der Lernumgebung. Insbesondere die Version mit metakognitivem Prompting erwies sich als geeignet, auf ökonomische Weise anwendbares Wissen zur Korrelationsrechnung zu vermitteln. Vorträge 145 Automatische Aktivierung von Klassifikationskategorien im Aufgabenwechselparadigma Marco Steinhauser, Ronald Hübner Fachbereich Psychologie Universität Konstanz Universitätsstraße 10; 78464 Konstanz [email protected] Im Aufgabenwechselparadigma werden mehrere Aufgaben meist anhand derselben Reize bearbeitet. Verschiedene Studien (z. B. Rogers & Monsell, 1995) kamen zu dem Schluss, dass unter diesen Bedingungen Reize automatisch höhere Aufgabenrepräsentationen aktivieren. Dies folgte aus dem Befund, dass Reize schneller bearbeitet werden, die nur eine Aufgabe aktivieren können als solche, die mit mehreren Aufgaben verbunden sind. Um diese Annahme zu testen, verwendeten wir ein Wechselparadigma, in dem zwischen einzelnen Aufgabenkomponenten (wie Reizdimension, Klassifikationsregel) und ganzen Aufgaben unterschieden werden kann. Es zeigte sich, dass nicht generell ein Erleichterungseffekt auftritt, wenn ein Reiz weniger Aufgaben aktiviert. Vielmehr tritt er nur auf, wenn Reizelemente eindeutig mit Kategorien der Klassifikationsregeln assoziiert sind. Hieraus schließen wir, dass weniger eine automatische Aktivierung von Aufgaben, sondern vielmehr eine automatische Aktivierung von Klassifikationskategorien dem Erleichterungseffekt zugrunde liegt. Emotionen steuern die Aufmerksamkeit: Ist die frühe Selektion emotionaler Reize automatisch? Jessica Stockburger, Harald Schupp, Almut Weike, Alfons Hamm Institut für Psychologie / Physiologische & Klinische Psychologie / Psychotherapie Universität Greifswald Franz-Mehring-Straße 47; 17487 Greifswald [email protected] Im Kontext zahlreicher Untersuchungen zur selektiven Verarbeitung emotionaler Reize sollen diese Studien Hinweise auf den Wettbewerb zwischen emotionaler und kognitiver Aufmerksamkeitslenkung liefern. Bei der kortikalen Verarbeitung emotionaler Bilder lassen sich im EEG bereits 150 bis 350 Millisekunden nach Darbietungsbeginn Modulationen einer negativen Komponente über posterioren Hirnarealen zeigen. Die emotionale Kontrolle von Aufmerksamkeit wurde untersucht, während die Probanden ihre Aufmerksamkeit auf nicht-emotionale Reize richteten. Die emotionale Verarbeitung wurde durch die Darbietung von Bildern des International Affective Picture Systems untersucht, die als kontinuierlicher Reizstrom von jeweils 333 ms dargeboten wurden. Die zusätzlichen Aufgaben wurden zum einen über das Zählen von Balken, die in unterschiedlicher Orientierung über das Bild gelegt wurden, und zum anderen über das Zählen verschiedener Töne realisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz expliziter Lenkung der Aufmerksamkeit auf visuelle oder akustische Zielreize eine ausgeprägte Verarbeitungsnegativierung bei emotionalen Bildern ausgelöst wurde. Diese Ergebnisse belegen den automatischen Charakter der frühen Selektion emotionaler Reize. Vorträge 146 Prosoziale Emotionen und Hilfreiches Verhalten: Die moderierende Rolle von Kategorisierungsprozessen Stefan Stürmer, Mark Snyder, Allen M. Omoto Institut für Psychologie Christian-Albrechts-Universität Kiel Olshausenstr. 40; 24098 Kiel [email protected] Bislang hat sich die sozialpsychologische Forschung zu hilfreichem Verhalten und die Intergruppenforschung in zwei relative unabhängigen Bereichen entwickelt. Ein übergeordnetes Ziel dieses Beitrags ist es, zu einer Integration dieser beiden Forschungsbereiche beizutragen. Es werden zwei Untersuchungen vorgestellt, die untersuchen, inwieweit der positive Effekt von Empathie und Interpersonaler Attraktion auf hilfreiches Verhalten durch die Kategorisierung der hilfsbedürftigen Person als Eigen- oder Fremdgruppenmitglied moderiert wird. Aufbauend auf Annahmen der SelbstKategorisierungstheorie wird vermutet, dass der Effekt von Empathie auf die Hilfsbereitschaft stärker ist, wenn es sich bei der hilfsbedürftigen Person um ein Eigengruppenmitglied handelt. In bezug auf die Rolle von Interpersonaler Attraktion wird ein umgekehrter Effekt erwartet. Interpersonale Attraktion sollte einen stärkeren („enthemmenden“) Effekt auf die Hilfsbereitschaft haben, wenn es sich bei der hilfsbedürftigen Person um ein Fremdgruppenmitglied handelt. Beide Untersuchungen liefern gute Unterstützung für diese Hypothesen. Perspektiven einer weiteren Integration der Forschung zu hilfreichem Verhalten und der Intergruppenforschung werden aufgezeigt. Initiale Bezugssystemwahl und Konsistenzprinzip beim sprachlichen Lokalisieren Janin Sudheimer, Constanze Vorwerg SFB 360 Universität Bielefeld Postfach 100131; 33501 Bielefeld [email protected] In einer experimentellen Untersuchung zum sprachlichen Lokalisieren bei konkurrierenden Perspektiven wurden die Versuchspersonen (N = 96) instruiert, die räumliche Position eines intendierten Objektes (Baufixring) relativ zu einem Relatum (Baufixflugzeug) zu benennen. Dabei wurde die Position des intendierten Objekts im Hinblick auf die Achsenlage zweier potentieller Bezugssysteme systematisch variiert. Auf der Basis vorliegender Ergebnisse zur Rolle kognitiver Bezugsrichtungen bei der Raumverarbeitung [Vorwerg, C., Raumrelationen in Wahrnehmung und Sprache. Kategorisierungsprozesse bei der Benennung visueller Richtungsrelationen. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag.(2001a)] beschäftigten wir uns mit der Frage, ob die Wahl einer räumlichen Perspektive auch von der Lage des intendierten Objekts auf einer solchen idealtypischen Bezugsrichtung beeinflusst wird. Weiterhin prüften wir die Annahme der Wirksamkeit eines Konsistenzprinzips in Lokalisationssequenzen. Beide Hypothesen bestätigten sich. Die Ergebnisse bieten einen Erklärungsansatz für interindividuelle Unterschiede beim Lokalisieren, ohne auf die Annahme kognitiver Stile [Levelt, W., Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In R. J. Jarvella & W. Klein (Hrsg.), Speech, place, and action (S. 251-268). Chichester: Wiley. (1982)] zurückgreifen zu müssen. Entgegen Befunden aus der englischsprachigen Literatur dominierte das deiktische Bezugssystem. Im intrinsischen Bezugssystem erfordern laterale Lokalisationen längere Reaktionszeiten als sagittale. Vorträge 147 FMRT Korrelate visuell räumlicher Aufmerksamkeit im Posner-Paradigma Christiane M. Thiel, Gereon R. Fink AG Kognitive Neurologie, Institut für Medizin Forschungszentrum Jülich Leo Brandt Str 5; 52425 Jülich [email protected] Visuell-räumliche Vernachlässigungsphänomene (Neglect) treten typischerweise nach Läsionen des rechten Parietalcortex auf. Neglect geht mit verschiedenen Aufmerksamkeitsdefiziten einher, eine besondere Schwierigkeit dieser Patienten besteht aber in der Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung. Um neuronale Korrelate visuell-räumlicher Aufmerksamkeit bei gesunden Probanden zu untersuchen, benutzten wir ereigniskorrelierte funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und ein visuell-räumliches Aufmerksamkeitsparadigma („Posner-Paradigma“). In diesem Paradigma werden verschiedene Aufmerksamkeitsaspekte wie „Alertness“, räumliche Aufmerkamkeitsausrichtung und Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung differenziert. Unsere fMRT-Ergebnisse zeigen eine bilaterale Erhöhung extrastriataler Aktivierungen durch Alertness sowie erhöhte neurale Aktivität im anterioren Cingulum bei räumlicher Aufmerksamkeitsausrichtung. Aktivierungen im Parietalcortex zeigen sich bei einer Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung. Hierbei kommt es zu höherer neuraler Aktivität im linken und rechten inferioren Parietalcortex sowie dem linken und rechten frontalen Augenfeld. Die Ergebnisse weisen auf eine unterschiedliche Beteiligung extrastriataler, parietaler und frontaler Hirnareale in Abhängigkeit von verschiedenen Aufmerksamkeitsfunktionen hin. Euro = Teuro? Wie erwartete Preiserhöhungen aufgrund der Euro-Einführung die Einschätzungen von tatsächlichen Preisveränderungen beeinflussen Eva Traut-Mattausch, Stefan Schulz-Hardt, Tobias Greitemeyer, Dieter Frey Sozialpsychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13; 80802 München [email protected] In 3 Studien wurde die Wahrnehmung von Preisveränderungen nach der Währungsumstellung auf den Euro untersucht. Dazu erhielten Versuchspersonen eine DM- und eine Euro-Speisekarte desgleichen Restaurants. Es zeigte sich in Studie 1, dass Probanden auch bei objektiv konstanten Preisen, eine signifikante Preiserhöhung wahrnahmen. Zudem korrelierte die Erwartung von Preissteigerungen mit den tatsächlichen Preiseinschätzungen. In Studie 2 und 3 wurde der vermittelnde Mechanismus untersucht. Studie 2 erbrachte, dass beim Vergleich der DM- und Euro-Preise mehr konsistente als inkonsistente Rechenfehler begangen wurden. Studie 3 ergab, dass die Erwartung von Preiserhöhungen zu einer selektiven Korrektur von Rechenfehlern führt: Rechenfehler, die in Richtung der erwarteten Preiserhöhung gehen, bleiben unentdeckt. Rechenfehler aber, die der Erwartung der Preisveränderung nicht entsprechen, werden bemerkt und korrigiert. Wenn die kognitiven Ressourcen der Probanden mit Hilfe einer cognitive-load-Aufgabe jedoch eingeschränkt werden, unterblieb die selektive Fehlerkorrektur und die falschen Einschätzung von Preiserhöhungen reduzierte sich substantiell. Vorträge 148 Subjektive Leichtigkeit und Urteilsbildung: Die Rolle von Attribution und Korrektion Christian Unkelbach Psychologisches Institut Universität Heidelberg Hauptstraße 47-51; 69117 Heidelberg [email protected] Die subjektiv empfundene Leichtigkeit von mentalen Prozessen beeinflusst Urteile über die Häufigkeit von Ereignissen, den Wahrheitsgehalt von Aussagen oder die Familiarität von Personen. Die Fragestellung war, wie das subjektive Erleben als Informationsquelle in die Urteilsbildung eingeht und ob dieser Einfluss korrigiert werden kann. In einem Informationssuche-Paradigma sollten dazu verschiedene Zielpersonen beurteilt werden. Über die Zielpersonen geforderte Information wurde entweder verzögert oder sofort dargeboten. Manipuliert wurde zum einen, ob eine externe Attributionsmöglichkeit für die Verzögerung gegeben wurde und zum anderen, ob das abschließende Urteil um das subjektive Erleben korrigiert werden sollte. In den abschließenden Urteilen über die Zielpersonen fanden sich Leichtigkeitseffekte nur, wenn das subjektive Erleben weder während der Informationssuche extern attribuiert noch beim abschließenden Urteil korrigiert wurde. Die Ergebnisse legen nahe, dass subjektives Erleben als Informationsquelle standardmäßig genutzt wird, jedoch an verschiedenen Stellen des Urteilsprozesses korrigiert werden kann. Arbeitsgedächtnis, externale Repräsentationen und die Konstruktion sozialer mentaler Modelle Ulrich v. Hecker, Stephan Dutke School of Psychology Cardiff University PO Box 907; CF10 3YG Cardiff (Großbritannien) [email protected] In drei Experimenten wurde untersucht, wie aus paarweisen Sympathie/Antipathierelationen ein mentales Modell der Binnenstruktur einer fiktiven Personengruppe konstruiert wird. Teilnehmer mit geringerer koordinativer Arbeitsgedächtniskapazität konstruierten weniger valide Cliquenmodelle als Personen mit höherer Koordinationskapazität, obwohl die geringer Befähigten die Paarrelationen länger studierten (Experiment 1). Bestand nach dem Studium der Paarrelationen Zugriff auf externale Repräsentationen dieser und anderer Paarrelationen, nivellierten sich die Leistungsunterschiede zwischen Personen mit höherer und geringerer Koordinationskapazität. Während bei geringerer Kapazität die Leistung mit der Häufigkeit der Inanspruchnahme externaler Repräsentationen korrelierte, gab es bei hoher Kapazität keine vergleichbaren Korrelationen (Experiment 2). Sollten Personen mit hoher Koordinationskapazität während der Inanspruchnahme der externalen Repräsentation eine die zentrale Exekutive beanspruchende Sekundäraufgabe ausführen, zeigten sie ähnliche Korrelationen zwischen Leistung und Nutzung externaler Repräsentationen wie Personen mit geringerer Koordinationskapazität, die keine Sekundäraufgabe zu bewältigen hatten (Experiment 3). Es wird diskutiert, ob Personen mit geringerer Koordinationskapazität die verfügbaren Informationen geschickter nutzen als höher Befähigte. Vorträge 149 Fehlendes Bewusstsein für Gesehenes bei maskierten Reizen und bei pathologischem Neglect: Auf dem Weg zu einem integrierten Modell Rolf Verleger, Piotr Jaskowski Klinik für Neurologie Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160; 23538 Lübeck [email protected] Sowohl bei pathologischer Extinktion (als Teil des Hemineglect-Syndroms) als auch bei Metakontrast-Maskierung bei Gesunden werden Reize dadurch unidentifizierbar, dass – zeitlich und räumlich getrennt – ähnliche Reize erscheinen. Beide Phänomene wurden bislang isoliert voneinander betrachtet. Unsere Daten (Reaktionszeiten, Augenbewegungen, EEG-Potentiale) ermöglichen es, die Frage nach gemeinsamen Mechanismen aufzuwerfen. Extinktion ist fehlende Bewusstheit für einen Reiz auf der betroffenen Seite in Anwesenheit eines weiteren Reizes auf der gesunden Seite. In den EEG-Potentialen dieser Patienten fehlt eine von den anderen Reizkombinationen ausgelöste frühe Negativierung. Die Abhängigkeit der Reaktionszeiten von Augenbewegungen legt als Ursache ein Defizit bei fokussierter Aufmerksamkeit nahe. Metakontrast-maskierte Reize sind unidentifizierbar, aber können trotzdem Reaktionen und Aufmerksamkeitsausrichtung bahnen (wie an EEG-Potentialen sichtbar). Möglicherweise für Neglect und Maskierung gemeinsame Mechanismen betreffen daher Aufmerksamkeitsverlagerung und Integration gleichzeitig wahrgenommener widersprüchlicher Information. In diesem Sinne erscheint das Konzept des „re-entrant processing“ aus der Metakontrast-Forschung fruchtbringend auf Neglect übertragbar. Funktionelle Gehirnasymmetrien für die Integration von Ebene und Form bei hierarchischen Reizen Gregor Volberg, Ronald Hübner Kognitive Psychologie Universität Konstanz Fach D29; 78457 Konstanz [email protected] Die lokale und globale Ebene von hierarchischen Reizen wird effektiver in der linken bzw. rechten Gehirnhälfte verarbeitet. In Reaktionszeitstudien sind entsprechende visuelle Feld (VF) – Effekte überwiegend mit solchen Stimuli zu beobachten, bei denen ein Antwortkonflikt zwischen den Ebenen besteht. In der vorliegenden Studie untersuchten wir, ob auch Antwortkonflikte zwischen räumlich getrennten Reizen zu VF-Effekten führen. Dazu wurden drei Reaktionszeitexperimente mit konfligierenden und nicht-konfligierenden hierarchischen Buchstaben durchgeführt, wobei die entsprechenden Formen entweder in demselben oder in zwei verschiedenen hierarchischen Stimuli angeordnet waren. In beiden Fällen war die Reaktionszeit in der Konflikt-Bedingung gegenüber der Nicht-KonfliktBedingung erhöht. Allerdings führten Antwortkonflikte nur im ersten Fall zu VF-Effekten. Eine mögliche Erklärung für diese Ergebnisse besteht darin, dass bei Konflikten zwischen den Ebenen eine bessere Stimulusrepräsentation zur Antwortauswahl benötigt wird, bei der die Buchstabenidentität mit der Stimulusebene integriert ist. Wir vermuten, dass sich die Hemisphären im Bezug auf diesen Integrationsprozess unterscheiden. Vorträge 150 The implicit nature of the spreading attitude effect Eva Walther Universität Heidelberg Hauptstraße 47-51; 69117 Heidelberg [email protected] Untersuchungen haben gezeigt, dass die Entstehung von Einstellung nicht an eine evaluative Erfahrung geknüpft sein muss. Innerhalb der evaluativen Konditionierung kann gezeigt werden, dass die gemeinsame Darbietung eines Targets mit einem (un)angenehmen Ereignis nicht nur die Bewertung des Targets, sondern auch die Beurteilung der Personen beeinflusst, die mit dem Target assoziiert sind (spreading attitude effect). Es werden Studien präsentiert, die die Hypothese stützen, dass es sich bei dem „spreading attitude effect“ eher um einen impliziten als um einen expliziten Effekt handelt. Intraindividuelle Analyse dynamischer Effekte in der Simon Aufgabe Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Reaktionen auf lateral präsentierte Reize sind schneller, wenn die Reaktionsseite mit der Reizseite übereinstimmt, auch wenn letztere nicht aufgabenrelevant ist (Simon-Effekt). Das Ausmaß dieses Effektes nimmt mit der Zeit ab. Dieser Befund beruht sowohl auf Experimenten, in welchen die Reaktionszeit durch Veränderung von Reizparametern beeinflusst wurde, als auch auf Berechnung intraindividueller Effektfunktionen. Unklar ist, in welchem Ausmaß die Verteilungseigenschaften informativ für die an der Aufgabe beteiligten kognitiven Mechanismen sein können und in welchem Ausmaß intraindividuell und durch experimentelle Manipulation ausgelöste Verlaufseffekte vergleichbar sind. In einer Studie wurden Effektverläufe durch eine mathematische Funktion modelliert. Die Parameter der erhaltenen Funktionen wurden statistisch analysiert. Die daraus resultierende Modellfunktion hatte für nahezu alle Versuchspersonen vergleichbare Parameter. Auch die Auswirkungen experimenteller Variationen ließen sich durch diese Funktion vorhersagen. Verlaufseffekte reflektieren somit einen kognitiven Mechanismus, der sowohl über Versuchspersonen als auch über experimentelle Variationen hinweg eine stabile und vorhersehbare Auswirkung auf das Verhalten hat. Vorträge 151 Wie sich die Dimension des Stimulus auf die Planung bimanueller Bewegung auswirkt Matthias Weigelt, Franz Mechsner, Martina Rieger, Wolfgang Prinz Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Bewegungen beider Hände in gleiche und ungleiche Richtung werden unterschiedlich schnell initiiert. Diese Beobachtung wird mit den zu spezifizierenden Bewegungsparametern und der Existenz von neuronalem Crosstalk während der Handlungsplanung begründet. Demnach kommt es zu transienten Kopplungseffekten für Bewegungen gleicher Richtungen und zu Interferenzeffekten für Bewegungen ungleicher Richtungen (Steglich, 2002). Bei bisherigen Untersuchungen wurde die Auswirkung des Stimulus auf die Planung bimanueller Bewegungen wenig berücksichtigt. In 2 Experimenten wurden Reichbewegungen in gleiche und ungleiche Richtung durch symmetrische und asymmetrische Stimuli ausgelöst. Experiment 1 zeigt, dass Bewegungen zu symmetrisch wahrgenommen Stimuli – und unabhängig von der Bewegungsrichtung – schneller initiiert werden. Experiment 2 zeigt, dass Bewegungen auch zu asymmetrischen Stimuli schnell ausgelöst werden, wenn diese einen gut wahrnehmbaren semantischen Kontext ergeben. Dies zeigt, dass sich die Wahrnehmung des zu erreichenden Zieles direkt auf die Planung bimanueller Bewegungen auswirkt. Abrufkontrolle beim episodischen Erinnern: Eine Analyse mittels ereigniskorrelierter Potentiale (EKPs) Markus Werkle, Axel Mecklinger, Jutta Kray, Patric Meyer, Emrah Düzel Fachrichtung Psychologie, Arbeitseinheit Experimentelle Neuropsychologie Universität des Saarlandes Postfach 15 11 50; 66123 Saarbrücken [email protected] Der erfolgreiche Abruf episodischer Information aus dem Gedächtnis setzt Kontroll- und Steuerprozesse wie die Aufrechterhaltung eines adäquaten Abrufmodus oder die flexible Ausrichtung auf wechselnde Abrufanforderungen voraus. Zwar zeigen neurokognitive Studien, dass der präfrontale Kortex an der Steuerung des episodischen Gedächtnisabrufs beteiligt ist, doch ist unklar, ob die Aufrechterhaltung eines Abrufmodus und das flexible Wechseln zwischen Abrufanforderungen Ausdruck derselben Steuerfunktion oder dissoziierbare Teilaspekte der Abrufkontrolle sind. 14 Versuchspersonen bearbeiteten zwei Versionen einer Gedächtnisaufgabe in der perzeptuelle (P) oder konzeptuelle Merkmale (K) von Wörtern erinnert werden mussten. Beide Aufgaben wurden entweder kontinuierlich (PPPP ; KKKK), oder alternierend bearbeitet (PPKKPPKK). In den Testphasen beider Aufgaben wurden hochkanalige EKPs aufgezeichnet. Über frontalen Gehirnarealen zeigten sich unabhängig vom Aufgabentyp schon 300 ms nach Testwortpräsentation deutlich positivere langsame Potentiale in den alternierenden gegenüber den kontinuierlichen Aufgabenblöcken. Dies deutet an, dass das Wechseln und Aufrecherhalten von Abrufmodi durch unterschiedliche präfrontale Areale realisiert wird. Vorträge 152 Temporale Unterschiede horizontaler und vertikaler Informationsverarbeitung im Simon Paradigma Katrin Wiegand, Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Das Phänomen, dass auf Reize deren relative Position mit derjenigen der Reaktion übereinstimmt schneller und akkurater reagiert wird (Simon Effekt), wird auf eine automatische Verarbeitung der räumlichen Information, resultierend in einer Voraktivierung der korrespondierenden Reaktion, zurückgeführt. Dabei wird im allgemeinen angenommen, dass jeder räumliche Code diesen Effekt auf die selbe Weise und im selben Ausmaß hervorruft. In einer Serie von EEG-Experimenten, die dem direkten Vergleich horizontaler und vertikaler Simon Effekte dienten, zeigten sich allerdings Unterschiede in Verhaltens- und EEG-Parametern beider Dimensionen. Diese Unterschiede deuten eine schnellere Verarbeitung der horizontalen Reizposition an, welche in einer frühen aber kurzlebigen Beeinflussung der Reaktion resultiert. Demgegenüber scheint die Verarbeitung vertikaler Information mehr Zeit zu benötigen und die Reaktion über einen längeren Zeitraum hinweg zu beeinflussen. Die Ergebnisse werden in Bezug auf unterschiedliche Verarbeitung horizontal und vertikal visuell räumlicher Information diskutiert. Lärm oder Rosen? Aufmerksamkeitsverschiebung moduliert die Aktivität kortikaler Netzwerke bei der Evaluation von Geräuschen und Gerüchen Christian D. Wiesner, Bettina M. Pause, Verena Frohnes, Stephan Ulmer, Olaf Jansen, H. Maximilian Mehdorn, Roman Ferstl Institut für Psychologie Universität Kiel Olshausenstraße 62; 24118 Kiel [email protected] Die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine Stimulusmodalität verbessert die Wahrnehmung und Verarbeitung entsprechender Stimuli und verstärkt auch die Aktivität in den zugrunde liegenden kortikalen Netzwerken. Bisherige fMRT-Studien beschränken sich größtenteils auf die visuelle und auditorische Modalität, verwenden einfache Detektions- oder Diskriminationsparadigmen oder berichten nur Aktivitätsveränderungen primärer und sekundärer sensorischer Kortizes. In einer fMRT-Studie mit 7 gesunden, rechtshändigen Versuchspersonen (Alter: 20-40, 3 w) untersuchten wir, ob durch die Aufmerksamkeitsfokussierung auf einen olfaktorischen (Phenylethylalkohol, „Rosenduft“) versus auditorischen (Scannerlärm) Stimulus bei der Identifikation von Stimulusteilkomponenten neben höheren Assoziationsarealen, insbesondere frontalen und parietalen Aufmerksamkeitsnetzwerken, auch die primären und sekundären sensorischen Kortizes aktiviert werden. Obwohl beide Stimuli kontinuierlich dargeboten wurden, zeigte sich eine verstärkte Aktivierung des superioren, lateralen Temporallappens und perisylvischer Areale bei der Geräuschevaluation im Vergleich zu medialen temporalen und limbischen Arealen bei der Geruchsevaluation. Aufmerksamkeitsnetzwerke aus lateralen parietalen und frontalen Arealen wurden stärker bei der Evaluation von Geräuschen aktiviert. Vorträge 153 Abstandsadaptation in elektronisch gekoppelten Fahrzeugkolonnen Matthias Wille, Eva-Maria Eick, Günter Debus Lehr- und Forschungsgebiet Psychologie Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Jägerstr. zw. 17 und 19; 52056 Aachen [email protected] Eine Kopplung von Kraftfahrzeugen in Form von automatischer Kolonnenfahrt ist ein bereits realistisches Zukunftsszenario für Deutschland. Die Abstände zwischen den Fahrzeugen der Kolonne fallen hierbei so gering aus ( < 10 Meter), dass eine Kraftstoffeinsparung durch Windschatteneffekte erreicht werden kann. Der geringe Abstand liegt außerhalb des Erfahrungsbereiches für den Fahrer und somit ist unklar, welche Auswirkungen dieser auf das anschließende, nicht automatisierte Fahrverhalten hat. Eick und Debus [in: Grandt, M.& Gärtner, K.-P. (Hrsg.). Situational Awareness in der Fahrzeug- und Prozessführung. DGLR-Bericht 2002-04, S.217-226] konnten in einem Simulatorexperiment bereits zeigen, dass ein Übertragungseffekt in Form einer sehr kleinen Zeitlücke als Folge automatischer Kolonnenfahrten mit Koppelungen von 0,3 Sekunden auftritt. In der hier berichteten Folgeuntersuchung wurde geprüft, ob ein Adaptationseffekt vorliegt oder möglicherweise andere Faktoren als Ursache herangezogen werden können. Die Kopplungsdauer, der Kopplungsabstand und der Straßentyp wurden in einem weiteren Simulatorexperiment variiert. Bei Kopplung mit einer sehr geringen Zeitlücke zeigte sich erneut signifikant dichteres Auffahren bei anschließender freier Fahrt. Bei einer Kopplung mit einem für den Probanden komfortablen Abstand fand man jedoch keine systematische Auswirkung auf anschließendes Fahrverhalten. Eine Kopplungsdemonstration von nur wenigen hundert Metern führte zu einer signifikanten Zeitlückenverringerung. Somit konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse nicht ausschließlich als Adaptationseffekt über die Zeit zu interpretieren sind. Vorträge 154 Äquivalenzuntersuchungen bei verschiedenen Formen der Testadministration – Was wir vergleichen (sollten) und was nicht Andreas Wolf, Ulf Kroehne Institut für Psychologie, LS Methoden Universität Jena Am Steiger 3, Hs. 1; 07743 Jena [email protected] Äquivalenzuntersuchungen bei Tests konzentrieren sich meist auf den Vergleich DER computerisierten Testform mit DER Papier-und-Bleistift Version. Ziel ist der Nachweis der Übertragbarkeit der Testnormen und -gütekriterien. Die bisherigen Einzelbefunde zur Medienäquivalenz sind inkonsistent und erlauben kaum verallgemeinerbare Aussagen. Die vorgestellte THEORIE DER MESSEIGENSCHAFTEN zeigt auf, dass die bisherige Methodik bei Äquivalenzuntersuchungen erfolglos bleiben muss, da beim Vergleich der Administrationsmedien wichtige Testmerkmale unzureichend beschrieben und unzulässigerweise zwischen den Medien beliebig variiert werden. Beispiel: Warum präsentieren Computertests zumeist Einzelitems ohne Betrachtungsmöglichkeiten vorheriger Antworten, während Papier-und-Bleistift Tests alle Items zusammen darbieten? Dabei sind Messeigenschaften zumeist nicht Eigenschaften der Administrationsmedien, sondern medienübergreifend spezifizierbar. Zwei experimentelle Untersuchungen zeigen beispielhaft den Einfluss der Messeigenschaften – sowohl beim Vergleich verschiedener Testmedien, aber auch bei der Variation einzelner Messeigenschaften innerhalb desselben Administrationmediums – auf statistische Kennwerte zur Beurteilung psychometrischer Äquivalenz. Die Konsequenzen der vorgestellten Theorie im Bezug auf Äquivalenzuntersuchungen im allgemeinen und (fehlende) Standards beim computerisierten Testen werden aufgezeigt. How do we represent what we predict? Sensory and motor coding in a serial prediction task investigated with fMRI Uta Wolfensteller, Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon Neurologie Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig [email protected] We investigated factors that determine premotor activation in an fMRI study during a visual serial prediction task (SPT). This paradigm requires to encode a sequence of stimuli and to predict its future course. The present design aimed to distinguish the encoding of sequences with a motor implication from those without. To this end, four groups were trained to map either objects or positions on the fingers of either right or left hand, respectively. All participants performed in both an object- and a position-SPT, but only trials of the motor-mapped condition were sometimes followed by a reproduction of the presented sequence. Results suggest that the pre-supplementary motor area responds more strongly to sequences with motor-mapping, but the right lateral premotor cortex to those without. The latter effect emerges within property-specific areas, i.e., ventral for objects and dorsal for positions. This preliminarily confirms property-specific coding of sequential events within lateral premotor areas. Vorträge 155 Eine neue Möglichkeit zur Untersuchung visueller Interpolationsprozesse: Texturausbreitung in Flank-Transparency Reizen Daniel Wollschläger Institut für Psychologie Universität Kiel Olshausenstr. 62; 24098 Kiel [email protected] Color Spreading beschreibt die Eigenschaft verschiedener visueller Täuschungen, dass ein Reizhintergrund die Farbe von eingebetteten Stimuluselementen anzunehmen scheint. Analog zu einer solchen illusorischen Farbausbreitung können sich auch komplexere Textureigenschaften ausbreiten. Dieser als „Texture Spreading“ bezeichnete Effekt konnte bisher jedoch nur in schwacher Form demonstriert werden [Watanabe & Cavanagh, Perception & Psychophysics, 50, 459-464 (1991)]. Für eine neue Klasse bewegter Color-Spreading Reize, sog. „Flank-Transparency“ Displays [Wollschläger, Rodriguez & Hoffman, Perception, 31, 1073-1092 (2002)], zeigt sich, dass sie durch geeignete Modifikation ebenfalls Texturausbreitung hervorrufen können, jedoch in weit deutlicherer Form als in bekannten statischen Abbildungen. Es wurde untersucht, welche Bedingungen für das Erzeugen des Texturausbreitungseffekts in Flank-Transparency Reizen erfüllt werden müssen. Zu diesem Zweck wurden verschiedene parametrische Reizveränderungen durchgeführt und ihre Auswirkungen auf den Wahrnehmungseindruck quantitativ erfasst. Die Ergebnisse demonstrieren, dass die erzeugte Texturausbreitung von ausreichender Stärke ist, um die Anwendbarkeit quantitativer Verfahren zu gewährleisten. Es zeigt sich eine deutliche Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Kontrastverhältnissen des bewegten Reizes. Die Robustheit dieses Effekts lässt das eingesetzte Flank-Transparency Paradigma als besonders geeignet erscheinen, um Interpolationsprozesse des visuellen Systems bei der Wahrnehmung von Oberflächenmerkmalen wie Form, Textur und Farbe zu untersuchen. Die Veränderung des SNARC-Effekts in Abhängigkeit von der Stimulus-Antwort Kompatibilität Guilherme Wood, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie Universitätsklinikum-Aachen Pauwelstrasse, 30; 52074 Aachen [email protected] Die Zahlgrößenrepräsentation wird oft als ein von links nach rechts räumlich orientierter mentaler Zahlenstrahl – MZS bezeichnet [Dehaene, Bossini & Gireaux, J Exp Psych, 122, 371-396 (1993)]. In einer früheren Studie haben wir gezeigt, dass der Zugang zu der Zahlgrößenrepräsentation in Abhängigkeit von der räumlichen Antworttastenausrichtung moduliert wird (SNARC Spatial Numerical Association of response codes-Effekt). In der vorliegenden Studie wurden Zahlen von 1 bis 8 auf 12 Positionen dargeboten, die eine Uhr-ähnliche Struktur auf dem Bildschirm bildeten. Der SNARCEffekt ließ sich an allen Darbietungspositionen finden, was darauf hindeutet, dass der SNARC-Effekt die Kompatibilität zwischen der Orientierung des MZS und der motorischen Antwort darstellt. Eine Kompatibilität zwischen Darbietungsposition und Hand tritt bei horizontalen Darbietungspositionen auf (Simon-Effekt) und interagiert mit dem SNARC-Effekt, der nur durch Simon-inkompatible Bedingungen hervorgerufen wird. Wir schließen daraus, dass der SNARC-Effekt bei der Vorbereitung und Ausführung einer nicht- automatischen Antwort entsteht, aber bei größerem Automatismus verschwindet. Vorträge 156 Ist Vergessen reversibel? – Auflösung von Hemmung beim episodischen Erinnern Martina Zellner, Karl-Heinz Bäuml Institut für Psychologie Universität Regensburg Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg [email protected] Das Üben von Gedächtnisinhalten kann den Abruf verwandter, nicht geübter Inhalte erschweren. Diese Abrufhemmung wird oftmals als adaptiv bezeichnet, da der Abruf momentan nicht benötigter Informationen zu Gunsten aktuell relevanter Informationen inhibiert wird. Da jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils unterschiedliche Informationen relevant sind, sollte die Abrufhemmung im Sinne ihres adaptiven Charakters relativ leicht auch wieder rückgängig gemacht werden können. Wiederholte Erinnerungsversuche führen im allgemeinen zu einer Steigerung der Erinnerungsleistung (Hypermnesie). Auch nach der Induzierung einer Abrufhemmung sollte wiederholtes Testen eine solche Leistungsverbesserung bewirken. Führen wiederholte Erinnerungsversuche darüber hinaus sogar zu einer Auflösung der Hemmung, so sollten sich die Erinnerungsniveaus von gehemmten und nichtgehemmten Episoden einander annähern. In einem Abrufübungs-Experiment wurde zunächst durch das Üben eines Teils der zuvor gelernten Itemliste Abrufhemmung erzeugt. Anschließend wurde die ursprünglich gelernte Liste dreimal nacheinander getestet. Es ergab sich für alle Itemtypen Hypermnesie, jedoch keine Annäherung der Erinnerungsniveaus und damit kein Hinweis auf eine Auflösung der Hemmung. Wiederholte Erinnerungsversuche alleine können also abrufinduziertes Vergessen nicht rückgängig machen. Indirekte Skalierung der Unangenehmheit von Umweltgeräuschen Karin Zimmer, Christian Schmid, Wolfgang Ellermeier Sound Quality Research Unit, Dept. of Acoustics Aalborg Universitet Fredrik Bajers Vej 7 B5; 9220 Aalborg Ø (Dänemark) [email protected] Geräuscheigenschaften werden häufig mittels sog. direkter Skalierungsmethoden, z.B. der Größenschätzung („magnitude estimation“), beurteilt. Dabei bleibt u.a. unklar, ob auf solche Weise gewonnene Daten Intervallskalenniveau aufweisen, und ob die gewonnene Skala eindimensional ist. Deshalb wurden einfache Dominanzurteile der Unangenehmheit aller Paare aus 12 binaural aufgenommenen Umweltgeräuschen erhoben, welche über Kopfhörer dargeboten wurden. Das Entscheidungsverhalten von 74 Versuchspersonen wurde mithilfe einer probabilistischen Theorie des Wahlverhaltens, des sog. Präferenzbaummodells [Tversky & Sattath, Psych.Rev., 86,542(1979)], modelliert. Im Ergebnis gelang die Anpassung eines Präferenzbaummodells (chi^2(53) = 56.66, p = 0.34), d.h. es konnte gezeigt werden, dass (1) zum Vergleich der Unangenehmheit von Geraeuschen verschiedene Geräuschaspekte herangezogen werden, aber (2) dennoch eine eindimensionale Verhältnisskalierung der Unangenehmheit von Geräuschen möglich ist. Im Gegensatz zur Ausgangsvermutung hatte die Herkunft des Geräusches (technisch vs. natürlich) keinen bedeutsamen Einfluss auf seine Unangenehmheit. Hingegen scheint die Handlungsrelevanz eines Geräusches seine Unangenehmheit in starker Weise zu bestimmen. 157 18 Poster Phonologische Ko-Aktivierung bei multipler Bild-Wort Interferenz Rasha Abdel Rahman, Alissa Melinger Max-Planck-Institut für Psycholinguistik Wundtlaan 1; 6525 XD Nijmegen (Niederlande) [email protected] Mit einer modifizierten Version des Bild-Wort Interferenzparadigmas bei Objektbenennung wurde untersucht, ob die Informationstransmission zwischen lexikalen Einträgen und deren Wortform diskret oder kontinuierlich erfolgt. Bei diskreter Transmission ist die phonologische Enkodierung vom Abschluss der Lemma-Selektion abhängig und somit auf das Zielwort beschränkt, während sie bei kontinuierlicher Transmission auch die Wortformen lexikaler Konkurrenten umfasst (phonologische Ko-Aktivierung). Bislang wurde Evidenz für phonologische Ko-Aktivierung nur für extreme semantische Relationen (z.B. für Synonyme wie Sofa und Couch) gefunden, jedoch nicht für reguläre lexikale Konkurrenten (wie z.B. Hund und Kuh). In den hier präsentierten Experimenten wurden Bilder von Objekten gemeinsam mit zwei Distraktoren dargeboten, die phonologisch entweder dem Objektnamen, dem Namen eines semantischen Konkurrenten oder dem Namen eines assoziativ relatierten Objektes ähnlich waren. Da die Darbietung von Distraktoren-Paaren zu einer Verstärkung der typischen Bild-Wort Interferenz Effekte führt können diese eingesetzt werden, um die phonologische Ko-Aktivierung kategoriell oder assoziativ relatierter Nicht-Zielwörter zu untersuchen. Zur Gestaltung von Lernfragen und Feedback in tutoriellen Systemen Stefanie Ahlke, Monika Wagener-Wender FB I – Psychologie Universität Trier Universitätsring; 54286 Trier [email protected] Neben interaktiven Elementen lassen sich in internetbasierte tutorielle Systeme Testfragen und Feedback für die Lernenden integrieren. Durch die unmittelbare Auswertbarkeit spielen hier besonders multiple-choice-Formate eine Rolle. Es besteht jedoch die Gefahr, durch die Distraktoren auch falsche Information zu vermitteln [Toppino & Luipersbeck, J . of Ed. Res., 86, (1993)] [Marsh & Roediger, Posterbeitrag 43rd Annual Meeting of the Psychonomic Society, (2002)] . Ein ähnlicher Problembereich ergibt sich für das Feedback [Musch, Z. für Päd. Psy., 13, (1999)]. In einem Online-Experiment wurde geprüft, wie sich Falschinformation im Feedback auf den Lernerfolg auswirkt. Lernmaterial waren Rechtschreibregeln. Variiert wurde die Menge an Falschinformation im Feedback in Form von Wiederholung einer falschen Antwort bzw. der Distraktoren. Abhängige Variable war die Leistung im zweiten Test der gleichen Items. Die Auswertung mittels varianz- und kovarianzanalytischer Verfahren erbrachte keine signifikanten Effekte der Feedbackform. Mögliche Gründe werden in der Art des Lernmaterials vermutet. In einer Folgeuntersuchung soll der gleichen Fragestellung anhand der Vermittlung qualitativ anderer Wissensgebiete nachgegangen werden. In Frage kommen etwa Themenbereiche der Psychologie, die schon in adaptiven internetbasierten Lernmaterialien an der Universität Trier vermittelt werden. Poster 158 Kontexteffekte auf die Formverarbeitung in höheren visuellen Arealen des Menschen Christian Altmann, Arne Deubelius, Zoe Kourtzi, Heinrich H. Bülthoff Psychophysik Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik Spemannstr 38; 72076 Tübingen [email protected] Aktuelle Modelle der visuellen Objekterkennung schlagen eine hierarchische Verarbeitung visueller Informationen vor. Wenig geklärt ist jedoch, inwieweit höhere visuelle Areale bei der Figur-GrundSegmentierung auch Kontextinformation repräsentieren. Um dieser Fragestellung nachzugehen, untersuchten wir den lateral okzipitalen Komplex (LOC), eine kortikale Struktur, die an der Verarbeitung von Objektinformation beteiligt ist, mithilfe eines fMRI-Adaptations-Paradigmas. Dieses macht sich zunutze, dass das fMRI-Signal bei visueller Stimulation nach mehrmaliger Präsentation gleichen Reizmaterials zurückgeht. Für den LOC irrelevante Reizänderungen sollten zu fMRI-Adaptation in dieser Struktur führen. Wir konnten beobachten, dass Kontextänderungen nicht in Adaptation resultierten, d.h. der visuelle Kontext beeinflusst das fMRI-Signal im LOC. Dieser Kontexteffekt liess sich durch Modulation der Figur-Grund-Trennung beeinflussen. Hierzu führten wir zusätzliche räumliche Information, Bewegungsinformation beziehungsweise Priming der Figur ein. Die beobachteten Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass der LOC Informationen über den Kontext einer Figur erhält, dieser Kontexteffekt jedoch durch Figur-Grund-Segmentierungsprozesse moduliert wird. Direkte Skalierung der Lautheit: Experimentelle Prüfung ihrer Grundannahmen Oliver Baumann, Karin Zimmer Institut für Kognitionsforschung Carl von Ossietzky Universität Oldenburg FB5 A6; 26111 Oldenburg [email protected]; [email protected] Stevens‘ Methode der Größenschätzung basiert auf der Annahme, Versuchspersonen könnten Reizen direkt Zahlen zuordnen, welche die Empfindungsstärke wiedergeben. Erst kürzlich wurden stringente qualitative Bedingungen formuliert [Narens, J.Math.Psych., 40, 109 (1996)], welche es ermöglichen, die Gültigkeit dieser weit verbreiteten Methode der direkten Skalierung zu prüfen. Diese wurden in zwei Experimenten zur Lautheitsfraktionierung von 1-kHz-Sinustönen untersucht. Die Aufgabe der Versuchsperson bestand darin, mithilfe eines adaptiven Herstellungsverfahrens die Lautheit eines Tones so zu verändern, dass sie einem vorgegebenen Anteil (z.B. 12 ) der Lautheit eines Referenztones entsprach. Die Ergebnisse von Experiment I zeigen, dass die Versuchspersonen zwar in der Lage sind, Fraktionierungsurteile auf Verhältnisskalenniveau zu bilden, die dem Stevens’schen Ansatz ebenfalls zugrunde liegende, weiterführende Annahme, die verwendeten Zahlwörter seien mit den mathematischen Zahlen identisch, welche die Empfindungsstärke widerspiegeln, kann jedoch nicht aufrechterhalten werden. In Experiment II wurde deshalb geprüft, ob eine von Luce [Psych.Rev., 109, 520 (2002)] vorgeschlagene Transformationsfunktion gefunden werden kann, welche die Zahlwörter in mathematische Zahlen überführt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass dies für die Mehrzahl der Versuchspersonen nicht der Fall ist. Poster 159 Stimulus-Response Compatibility effects in cued dual-task paradigms Chiara Begliomini, Iring Koch Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Many studies have examined compatibility effects within a task (stimulus-response compatibility). Recent evidences have shown that compatibility effects also occur across tasks in dual-task paradigms (Cross-Task-Compatibility, CTC). We explored CTC in a dual-task response-cueing paradigm, combining a pre-cued reaction time (RT) task and a non-speeded perceptual task. On a computer screen, first a symbolic pre-cue indicated a left or right response to be executed later. After a long cuing interval and shortly before an auditory go-signal, a visual stimulus briefly moved to the left or right and was then masked. By key-presses participants responded first to the go-signal, and then reported the stimulus movement at the end of the trial. We found shorter RT for trials in which stimulus movement and response were spatially compatible. This CTC effect occurred with response certainty, suggesting that task-irrelevant information cannot be suppressed in one task when it is relevant for another task. Seeing for Saying: Crosslinguistische Studien zur Produktion von Zeitangaben Eva Belke, Kathryn Bock, Doug Davidson Behavioral Brain Sciences Centre University of Birmingham School of Psychology – Hills Building; B15 2TT Edgbaston Birmingham (Großbritannien) [email protected] Absolute und relative Zeitangaben haben sich in der Sprachproduktionsforschung als gut kontrollierbare sprachliche Domäne zur Untersuchung syntaktischer Enkodierungsprozesse erwiesen. Mit Hilfe von Blickbewegungsmessungen konnten Bock und Kollegen [JML (in press)] zeigen, dass die Extraktion visueller Information von analogen und digitalen Uhren von dem zu produzierenden Äusserungsformat determiniert wird. Nach einer initialen Orientierungsphase (apprehension phase) finden gezielte Blickbewegungen zu den Zeigerregionen statt, die für das aktuell in Planung befindliche Element der Äusserung relevant sind. In der vorliegenden Studie wird das Blickbewegungsverhalten deutscher und englischer Sprecher verglichen. Von Interesse sind dabei Zeitangaben, die sich in ihrem referentiellen (und syntaktischen) Format zwischen den Sprachen unterscheiden (etwa „fünf vor halb drei“ vs. „two twentyfive“). Die Ergebnisse zeigen, dass Blickbewegungen diese referentiell-syntaktischen Unterschiede unmittelbar reflektieren. Die Implikationen für Theorien zum Percpetion-Language Interface („Thinking for Speaking“ bzw. „Seeing for Saying“) werden diskutiert. Poster 160 Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeitssteuerung Stefan Berti, Erich Schröger Institut für Allgemeine Psychologe Universität Leipzig Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig [email protected] In einer Reihe von Experimenten untersuchen wir den Einfluss der Aufgabenschwierigkeit auf die unwillkürliche Ablenkung der Aufmerksamkeit in einer Tonlängen-Klassifikationsaufgabe durch (für die Aufgabe irrelevante) Veränderungen in der Stimulation. Hintergrund dieser Untersuchungen bildet eine frühere eigene Studie, wonach das Ausmaß der Ablenkung der Aufmerksamkeit (gemessen als Verlängerung der Reaktionszeiten) verringert ist, wenn die Aufgabe deutlich erschwert wird. In Nachfolgeuntersuchungen haben wir die Art der Aufgabenschwierigkeit variiert (Vierfachwahlreaktion, parallele Speicheranforderung, Aufgabenwechsel), um zu testen, unter welchen Bedingungen dieser Effekt replizierbar ist. Neben Verhaltensdaten messen wir ereigniskorrelierte Potentiale, die eine Identifikation der Effekte der Aufgabenschwierigkeit auf die unterschiedlichen Verarbeitungsstufen erlaubt. Die Ergebnisse legen nahe, dass nur dann eine Modulation der Aufmerksamkeitsablenkung nötig ist, wenn durch die Erhöhung der Aufgabenschwierigkeit die Kapazität des Fokus der Aufmerksamkeit (im Sinne des Modells von Oberauer [JEP: LMC, 28, 411-421 (2002)]) nicht ausreicht, um die relevanten Informationen im Arbeitsgedächtnis zu halten. Das Integrations-Modell für visuell-taklile Interaktionsprozesse Daniela Bockhorst, Adele Diederich, Sandra Tabeling, Hans Colonius Institut für Kognitionsforschung Universität Oldenburg Ammerländer Heerstr 114-118; 26129 Oldenburg [email protected] Bietet man zusätzlich zu visuellen Stimuli auditorische Reize in zeitlich-räumlicher Nähe dar, nehmen diese, selbst dann wenn die Versuchpersonen instruiert werden, sie zu ignorieren, Einfluß auf sakkadische Reaktionszeiten (SRT). Wir untersuchten, ob taktile Stimulation einen ähnlichen bisensorischen Interaktionseffekt auf SRT hat. Visuelle (LED) und taktile Reize (Vibration in den Handinnenfächen) wurden in unterschiedlichen räumlichen Konfigurationen in einem Focussed-AttentionParadigma dargeboten. SRT unter bimodaler Stimulation waren im Durchschnitt kürzer als bei unimodaler Reizdarbietung. Die räumliche Beziehung zwischen den visuellen und taktilen Reizen beeinflusste den Interaktionseffekt. Das Integrations-Modell für multisenorische Interaktionsprozesse nimmt an, dass die Integration bimodaler Reizinformation in zwei Stufen erfolgt. Die erste Stufe bildet die parallel ablaufenden Verarbeitungsprozesse ab. Hier entscheidet sich in Abhängigkeit von der Verarbeitungsgeschwindigkeit der Einzelreize, ob eine Integration des akzessorischen Stimuli stattfindet. Ist dies der Fall, beschreibt die zweite Stufe Ausmaß und Richtung (Bahnung/Hemmung) der Interaktion. Dies läßt sich als eine Funktion der räumlichen Stimuluskonfiguration darstellen. Eine parametrische Version des Modells lieferte für die individuellen Daten von 3 Versuchspersonen zufriedenstellende Vorhersagen. Poster 161 Objekt-Benennen unter Zeitdruck: Der Faktor der semantischen Konkurrenz Tobias Bormann, Gerhard Blanken Psycholinguistik Universität Erfurt Postfach 900221; 99105 Erfurt [email protected]; [email protected] Durch Setzen einer engen Deadline (600 ms.) provozierten wir bei gesunden Probanden Fehler beim Benennen von Bildern. Abgebildet waren entweder Zielitems aus Kategorien mit vielen oder sehr wenigen lexikalischen Konkurrenten („Tiger“ vs. „Brille“). Länge, Wortfrequenz und Age-ofAcquisition wurden kontrolliert. Bei Items aus einer ‘reichen’ Kategorie machten die Probanden vornehmlich semantisch relationierte Fehler, bei Zielitems mit wenigen Kohyponymen waren Nullreaktionen am häufigsten. Die Ergebnisse lassen sich in Beziehung setzen zu den Benennleistungen des Aphasikers MW [Blanken, Dittmann & Wallesch, Neurosci. Letters, 325, 72-74 (2002)], der annähernd so viele Nullreaktionen bei Items mit wenigen Konkurrenten wie semantische Paraphasien bei Items mit vielen Konkurrenten machte. Die Autoren nahmen dies als Beleg gegen serielle 2-Stufen-Modelle des lexikalischen Zugriffs (z.B. [Levelt, Roelofs & Meyer, Behav. Brain Sci., 22, 1-75 (1999)]). Es wird argumentiert, dass der Faktor der semantischen Konkurrenz einen starken Einfluss auf den Wortproduktionsprozess ausübt und in zukünftigen Untersuchungen beachtet werden muss. Zum Einfluß von kausaler Kohäsion auf die Kohärenzbildung Eva Brehm, Douglas Saddy Graduiertenkolleg Institut für Linguistik/Allgemeine Sprachwissenschaft Postfach 601553; 14415 Potsdam [email protected] In einem Lesezeitexperiment mit sentence-matching wird der Einfluß kausaler Kohäsionsmarker (einer kausalen lexikalischen Verbindung zweier Sätze wie ‘deshalb’, ‘darum’) auf Kohärenzbildung untersucht. Analog einer behavioralen Lesezeitpilotstudie von Ferstl & v. Cramon [Cogn. Brain Res., 11, 325-340 (2001)] werden kohärente bzw. inkohärente Satzpaare satzweise self-paced präsentiert, entweder mit (1,3) oder ohne (2,4) Kohäsion: Kohärenter Kontext: Der Herd war kaputt. Kohärente Targets: (1)Deshalb/ (2)Gestern machte Berta Salat zum Abendbrot. Inkohärenter Kontext: Der Waldweg war matschig. Inkohärente Targets: (3)Deshalb/ (4)Gestern machte Berta Salat zum Abendbrot. Ferstl & v. Cramon zeigten für verschiedene Kohäsionsmarker, daß sie die Verarbeitung bei kohärenten Satzpaaren unterstützen, aber bei inkohärenten Satzpaaren die Feststellung der Inkohärenz behindern. Für die vorliegende Studie wird dasselbe Muster für kausale Kohäsion erwartet: längere Lesezeiten der Targets bzw. Reaktionszeiten der sentence-matches in der kohäsiv/inkohärenten (3), und kürzere Lese- und Reaktionszeiten in der kohäsiv/kohärenten (1) Bedingung. Kein Unterschied wird zwischen den beiden verwendeten kausalen Kohäsionsmarkern ‘deshalb’ und ‘darum’ erwartet. Poster 162 Konnektionistische Modellierung von Altersunterschieden zwischen jungen und älteren Erwachsenen in kognitiver Kontrolle: Stroop-Test und Aufgabenwechsel Yvonne Brehmer, Ulman Lindenberger, Shu-Chen Li Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken [email protected] Li, Lindenberger und Sikström [Trends in Cognitive Science, 5, 479-486 (2001)] modellierten seneszenzbedingte Veränderungen dopaminerger Verarbeitungswege durch Reduktionen des stochastischen Gainparameters konnektionistischer Netzwerke. Die Gainreduktion erniedrigte das SignalRausch-Verhältnis, erhöhte die dysfunktionale Variabilität interner Repräsentationen und simulierte eine Vielzahl zentraler Befunde der kognitiven Alternsforschung. Parallel hierzu entstanden konnektionistische Modelle kognitiver Kontrolle. Eines dieser Modelle [Gilbert & Shallice, Cognitive Psychology, 44, 297-337 (2002)] simuliert die Dynamik der Verhaltensregulation beim Stroop-Test sowie beim Aufgabenwechsel (Task-Set Switching) mit Stroop-Reizen. Das vorliegende Modell kombiniert beide Ansätze. Dabei wurde die Gainmanipulation auf jenes Modul des Netzwerks von Gilbert und Shallice angewendet, das die Aufrechterhaltung des gegenwärtig aktiven beziehungsweise den Wechsel zur anderen Aufgabe reguliert. Die entsprechenden Simulationen reproduzieren bekannte Altersunterschiede, erlauben neue Vorhersagen und stützen die Annahme einer niedrigen Dimensionalität der Ursachen seneszenzbedingter Veränderungen des Verhaltens im allgemeinen sowie der zentralen Bedeutung dopaminerger Verarbeitungswege im besonderen. Seismosomnographie als berührungsfreie, non-invasive Alternative zur Ableitung elektrophysiologischer Signale in der Schlafforschung Mark Brink, Christoph Schierz Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) NW F83; 8092 Zürich (Schweiz) [email protected] Eine objektive Bestimmung des Schlafprofils mittels klassischer polysomnographischer Methoden (EEG, EOG, EMG) lässt sich in grossflächigen Feldstudien oft nicht mit vernünftigem Aufwand durchführen. Man weicht deshalb gerne auf rein aktimetrische Messungen aus, die jedoch nur ein sehr rudimentäres Bild des Schlafverlaufs abgeben. Wir entwickelten deshalb ein vollkommen berührungsfreies, auf seismischer Basis funktionierendes Aufzeichnungsverfahren für die Herzrate, Atmungsfrequenz und Bewegungsaktivität. Die Bewegungen der schlafenden Person werden durch Bettinhalt und Bettgestell an vier Drucksensoren unter den einzelnen Bettpfosten weitergegeben und eine elektronische Schaltung rechnet diese Signale in X/Y-Koordinaten der aktuellen Bett-Schwerpunktlage um. Diese unverstärkten Rohsignale liefern Lage- und Bewegungsdaten, die Aufschluss über Wachund Schlafzeiten geben. In Ruhephasen lässt sich anhand der durch Herztätigkeit und Atmung verursachten impulsartigen Schwerpunktsverschiebungen des Körpers auch die Herz- und Atemfrequenz sehr zuverlässig aus dem Signal extrahieren. Eine Validierung im Schlaflabor bestätigte die gute Reliabilität der Messmethode. Der Vortrag beinhaltet eine Online-Demonstration des neu entwickelten Gerätes. Poster 163 Ein Experiment zur Überprüfung von Medienwirkungen auf naturwissenschaftliche Interessen Nico Brodda, Heidrun Stöger, Albert Ziegler Pädagogische Psychologie Universität Ulm Robert-Koch-Straße 2; 89069 Ulm [email protected] Überprüft wurden Kurzzeiteffekte medial präsentierter Geschlechtsrollenstereotype auf das Interesse und damit korrelierter Persönlichkeitsmerkmale im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Dazu wurden drei Filme gezeigt, in denen die Hauptdarstellerin unterschiedlich kompetent für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich dargestellt wurde. Insgesamt nahmen 286 Versuchpersonen an der Untersuchung teil. Es zeigten sich signifikante Effekte auf alle untersuchten Größen. Versuchpersonen, denen ein Modell gezeigt wurde, das dem weiblichen Rollenstereotyp entspricht berichteten im Anschluss signifikant weniger Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Inhalten, waren weniger bereit, Kurse- und Berufe aus diesem Bereich zu wählen und berichteten ein niedrigeres Selbstkonzept als Versuchspersonen, denen ein Film gezeigt wurde, im dem die Hauptdarstellerin als mathematisch-naturwissenschaftlich kompetent dargestellt wurde. Der stärkste Effekt zeigte sich bei Versuchspersonen, denen ein Film vorgeführt wurde, in dem eine kompetente Naturwissenschaftlerin zu sehen war, die gleichzeitig typisch weibliche Eigenschaften aufweist. Die Filmwirkung war bei weiblichen Versuchspersonen stärker ausgeprägt als bei männlichen. Für alle abhängigen Variablen konnten Interaktionseffekte zwischen Geschlecht und Film nachgewiesen werden. Der Einfluss von Hinweisreizen auf die Verarbeitung vertikaler Simon Aufgaben Ivonne Buhlmann, Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie der Handlung Max-Planck-Institut Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Die Übereinstimmung der räumlichen Beziehung zwischen Reizen und Reaktionen führt zu schnelleren Reaktionszeiten und einer Reduktion von Fehlern, auch wenn die räumliche Position nicht aufgabenrelevant ist (Simon Effekt). Für vertikale Simon Aufgaben fand sich ein ansteigender Verlauf der Effekte mit zunehmender Reaktionsgeschwindigkeit. Im Gegensatz dazu steigt der horizontale Simon Effekt kurzfristig an und fällt sofort wieder ab. In einer zusätzlichen Analyse der lateralisierten Bereitschaftspotentiale (LRP) ließ sich im Gegensatz zu horizontalen Effekten keine positive Voraktivierung für die inkompatible Bedingung beobachten. Die Ergebnisse sprechen für eine Verarbeitung der vertikalen Dimension über den ventralen Pfad, welcher für die Aktivierung einer kognitiven Repräsentation benötigt wird. Die Einführung von Hinweisreizen sollte zusätzliche Informationen über den Ursprung vertikaler Simon Effekte liefern. Es ließen sich jedoch keine Unterschiede zur horizontalen Dimension finden. Ein zuvor präsentierter Aufmerksamkeitsreiz hatte keinen Einfluss auf den Simon Effekt. Jedoch zeigte sich eine Erhöhung des Effektes durch die Einbeziehung von Hinweisreizen bezüglich der Reaktionshand. Poster 164 Elektrophysiologische Korrelate von Bindungsprozessen im visuellen Arbeitsgedächtnis Niko Busch, Christoph S. Herrmann, Daniel Senkowski, Christian Groh Institut für Psychologie Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg Pfälzer Platz; 39106 Magdeburg [email protected] In der visuellen Wahrnehmung werden Objekteigenschaften zunächst unabhängig voneinander verarbeitet und müssen anschließend zu einer Objektrepräsentation zusammengebunden werden [Treisman & Gelade, Cognitive Psychology, 12, (1980)]. Hingegen weisen Verhaltensexperimente darauf hin, dass komplexe Objekte im visuellen Arbeitsgedächtnis in integrierter Form gespeichert werden können [Luck & Vogel, Nature, 390 (1997)]. Allerdings sind Verhaltensstudien weniger in der Lage, zwischen unterschiedlichen Stadien des Gedächtnisprozesses zu differenzieren. Hingegen wurden zwar elektrophysiologische Korrelate der Arbeitsgedächtnisbelastung (d.h. der Objektanzahl) beschrieben, Zusammenhänge mit der Anzahl der Objekteigenschaften wurden jedoch bislang nicht untersucht. In der vorliegenden Studie wurde die Anzahl zu merkender Objekte sowie die Anzahl ihrer Eigenschaften (Form, Farbe, Textur) in einer Arbeitsgedächtnisaufgabe (S1 – S2 Paradigma) unabhängig voneinander variiert. Während die P3 Komponente auf den S1 nur durch die Objektanzahl moduliert war, zeigten die P3 auf den S2 sowie Verhaltensdaten zudem einen Einfluss der Anzahl der Objekteigenschaften. Dies weist darauf hin, dass Objektrepräsentationen in integrierter Form im Arbeitsgedächtnis enkodiert und aufrechterhalten werden, während beim Abruf ressourcenfordernde Bindungsprozesse notwendig sind. Effects of task-based and response-based sequences in incidental learning Josephine Cock, Beat Meier Institut für Psychologie Universität Bern Muesmattstr. 45; 3012 Bern (Schweiz) [email protected] We report preliminary results from a study combining trial-by-trial task-switching with concurrent incidental response-sequence learning. The experiment comprised programmed manipulations of visually-presented stimuli, to which participants responded according to instructions specific to each trial. Although participants obviously realised that tasks changed from trial to trial (three different tasks being used), they were not told about the underlying sequence of task presentation. A second sequence was embedded in the binary nature of the required responses, made by pressing one of two keys per trial, with the same keys used for each of the different tasks. Analysis of diminishing response times over several blocks of integrated trials suggests that, compared to controls, some participants were sensitive to both streams of information, and with little or no explicit awareness of either sequence. Findings are interpreted in line with current thinking in both implicit learning and task-switching. Poster 165 Directed Forgetting von Kontextinformationen – Kann der Itemkontext selektiv vergessen werden? Lutz Cüpper Lehrstuhl Psychologie III Universität Mannheim Schloß Ehrenhof-Ost; 68131 Mannheim [email protected] Zur Herstellung des „directed forgetting“(DF)-Effekts (Worte, die vergessen werden sollen, werden im Vergleich zu Worten, die behalten werden sollen, seltener erinnert) existieren zwei experimentelle Methoden, Listen- (LM) und Itemmethode (IM). Abhängig von der verwendeten Methode wird dieser Effekt unterschiedlich erklärt (IM: selektive Verarbeitung, LM: Abrufhemmung). In der vorliegenden Untersuchung wurde der Frage nachgegangen, ob der DF-Effekt beobachtet werden kann, wenn die Vergessensinstruktion nicht das ganze Item, sondern nur Aspekte des Lernkontextes betrifft, und inwiefern sich die Befundmuster für die IM und die LM unterscheiden. Die Probanden lernten Worte, wobei der Präsentationsort (rechts, links) gelernt und teilweise wieder vergessen werden sollte. In einer Versuchsbedingung wurde die Vergessensinstruktion zwischen der Präsentation der F-Items und der der R-Items gegeben (LM), während in der anderen nach jedem Wort ein Cue eingeblendet wurde, der angab, ob der Präsentationsort zu enkodieren ist oder nicht (IM). Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund unterschiedlicher Gedächtnismodelle diskutiert. Das Quellengedächtnis bei Kindern und Erwachsenen: Eine EKP-Analyse Daniela Czernochowski, Michael Brinkmann, Axel Mecklinger Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Postfach 151150; 66041 Saarbrücken [email protected] Obwohl schon viele neuropsychologische und ereigniskorrelierte Potential-(EKP)Studien zum Gedächtnis bei Erwachsenen durchgeführt wurden, sind noch zahlreiche Fragen zur Ontogenese von Gedächtnisprozessen ungeklärt. Für die präzise Diagnostik pathologischer Gedächtnisprozesse im Kindesalter ist diese Frage von entscheidender Bedeutung. Ferner können Entwicklungsstörungen des Gedächtnisses einen Prüfstein für bestehende Gedächtnismodelle darstellen. So fanden VarghaKhadem et al.[Science, 277, 376(1997)] bei Patienten mit bilateraler perinataler Hypoxie zwar eine anterograde Amnesie beim episodischen Erinnern; semantisches Wissen hingegen war durch diese Läsion nicht beeinträchtigt. Dies wirft die Frage auf, ob semantisches und episodisches Gedächtnis in getrennten mediobasalen Schläfenlappenstrukturen zu lokalisieren sind, und beide Gedächtnisformen einen unterschiedlichen Entwicklungsverlauf zeigen. In einer EKP-Studie mit zwei Altersgruppen zwischen 6-12 Jahren wird das Gedächtnis für Items (Fotos vs. gesprochene Wörter) mit Hilfe der PDP-Prozedur mit dem für Kontextinformationen (Farbe, Darbietungsmodalität und -reihenfolge) verglichen. Während der Gedächtnistests werden hochkanalige EKPs registriert. Erste Befunde zeigen deutliche Latenzunterschiede gedächtnisbezogenener EKP-Effekte bei Kindern gegenüber erwachsenen Kontrolprobanden. Poster 166 Action impairs visual encoding – an event-related fMRI study Claudia Danielmeier, Stefan Zysset, Jochen Müsseler, D. Yves von Cramon Abteilung Neurologie Max Planck Institute of Cognitive Neuroscience Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] There is increasing evidence that perception and action control influence each other, even if they are induced by functionally independent tasks. Recent behavioral studies revealed an impact of action on visual perception. When participants are engaged in a motor task they proved to be worse in identifying a visual stimulus, i.e. a task where no speeded response selection or execution is needed (for an overview see [Müsseler & Wühr, In: Prinz, W. and Hommel, B.: Attention and Performance XIX: Common mechanisms in perception and action, 520, (2002)]). In the present event-related fMRI study participants had to accomplish a Go-Nogo task combined with a visual perception task. Results show a modulation of activation in extrastriate brain areas if the first task requires a Go response compared to Nogo trials. The execution of a motor response seems to reduce the activation in specific brain areas concerned with visual identification. Representational Momentum bei Kindern und Erwachsenen: Ein neuer methodischer Ansatz Moritz M. Daum, Andrea Frick Allgemeine und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Die zuletzt gesehene Position eines bewegten Objektes wird oft in Richtung der Objektbewegung verschoben erinnert. Dieses ‘Representational Momentum’ scheint abhängig zu sein von Faktoren wie Objektgeschwindigkeit, Gravitationskraft und dem Alter der Versuchsperson. Bisherige Untersuchungen fragten meist danach, ob die Position eines kurz nach dem Verschwinden des Originalreizes präsentierten Referenzreizes mit der letzten Position des Originalreizes übereinstimmt. Im Gegensatz dazu sollte hier in einer nonverbalen und kindgerechten Pointing-Aufgabe die letzte Position des Originalreizes direkt reproduziert werden: Die erinnerte letzte Position des bewegten Reizes sollte mit einem Stift auf einem Touchscreen angezeigt werden. Geschwindigkeit, Startposition des Reizes und die Lage des Touchscreens (horizontal oder vertikal) wurden variiert. Die Reize bewegten sich entweder konstant in eine oder zufällig in verschiedene Richtungen. Der in der Literatur beschriebene Einfluss der Geschwindigkeit konnte repliziert werden. Die Daten weisen auf einen unterschiedlichen Einfluss der Gravitationskraft hin, in Abhängigkeit von der Bewegungsrichtung des Objektes. Alterseffekte werden diskutiert. Poster 167 Wege der Informationsverarbeitung beim impliziten Assoziationstest: Eine Studie zum deutsch-türkischen Stereotyp Jessica Dehler, Peter Wühr, Günther Knoblich Institut für Psychologie Universität Erlangen-Nürnberg Kochstraße 4; 91052 Erlangen [email protected] Im impliziten Assoziationstest (IAT) bearbeiten Vpn abwechselnd eine ValenzDiskriminationsaufgabe (positive vs negative Wörter) und eine Zielkonzept-Diskriminationsaufgabe (z.B. türkische vs deutsche Vornamen). Reaktionszeit-Differenzen mit verschiedenen Reiz-ReaktionsZuordnungen (z.B. positiv – links und türkisch – links vs positiv – links und türkisch – rechts) werden als IAT-Effekte bezeichnet und als Ausdruck von Stereotypen interpretiert. Üblicherweise wird der IAT-Effekt als Maß der Assoziation zwischen der Ziel-Kategorie (z.B. türkisch) und ihrer Valenz betrachtet. Unklar ist bislang die Rolle von Assoziationen zwischen individuellen Stimuli und den für die Aufgabe irrelevanten Konzepten. Diese wurde in drei Experimenten mit deutschen Vpn geprüft. In Experiment 1 enthielt die Valenzaufgabe, aus der Sicht eines deutsch-positiven/türkisch-negativen Stereotyps, nur kongruente Adjektive (z.B. fleissig, kriminell), während Experiment 2 nur inkongruente Adjektive enthielt. Kongruente Reize produzierten einen deutlich stärkeren deutsch-positiven IAT-Effekt als inkongruente Reize. Experiment 3 enthielt in beiden Aufgaben sowohl kongruente als auch inkongruente Reize. In diesem Fall lieferten kongruente und inkongruente Reize gegenläufige IAT-Effekte. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass nicht nur indirekte Assoziationen zwischen der Ziel-Kategorie und ihrer Valenz, sondern auch Eigenschaften der individuellen Stimuli eine wichtige Rolle für den IAT-Effekt spielen. Der Einfluss von Aufgabenfokussierung auf das Flusserleben (Flow-Experience) Markus Denzler School of Humanities and Social Sciences International University Bremen Campus Ring 1; 28759 Bremen [email protected] Im vorliegenden Beitrag wird ein experimentelles Paradigma geschildert, mit dessen Hilfe das Flusserleben auch im Labor untersucht werden kann. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit die psychologischen Prozesse, die dem Flusserleben zugrundeliegen, zu untersuchen. Von Csikszentmihalyi [Beyond boredom and anxiety. San Francisco: Jossey-Bass, (1975; 2000)] wird angenommen, dass die Konzentration auf eine Tätigkeit notwendig ist für das Flusserleben. In einer Studie wurde der Einfluss von Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Flusserleben untersucht. Zwei unabhängige Gruppen spielten ein Computerspiel. Eine dieser Gruppen bearbeitete zugleich eine auditive Ablenkaufgabe. Im Anschluss daran wurde mit einer modifizierten Version der Flow State Scale [Jackson, Journal of Sport and Exercise Psychology, 18, 17 (1996)] das Flusserleben erfasst. Es wurde angenommen, dass die alleinige Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Computerspiel zu einem stärkeren Flusserleben führt als das bei einer Teilung der Aufmerksamkeit auf zwei Tätigkeiten der Fall ist. Übereinstimmend mit den Annahmen erlebten Personen, die ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf das Computerspiel richteten, ein stärkeres Ausmass an Flusserleben als Personen, die Ihre Aufmerksamkeit nicht ausschliesslich auf diese Tätigkeit richteten. Poster 168 Imitative response tendencies in patients with frontal brain lesions Jan Derrfuß, Marcel Brass, Gabriele Matthes-von Cramon, D. Yves von Cramon Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1A; 04103 Leipzig [email protected] It is widely accepted that patients with lesions of the frontal lobes have problems to inhibit dominant response tendencies [e.g., Mesulam, in Stuss & Knight (2002)]. While the inhibition of overlearned responses has been extensively investigated using interference tasks like the Stroop task, there has been substantially less research investigating the inhibition of imitative responses. Using an interference paradigm, we studied imitative response tendencies in patients with frontal lesions. In addition, it was investigated whether patients who have deficits in the inhibition of imitative responses show corresponding deficits in the inhibition of overlearned responses. Our results showed that patients with frontal lobe lesions were significantly inferior to patients with posterior lesions in the inhibition of imitative responses. Furthermore, the results provide evidence for a functional independence of deficits in the inhibition of imitative and overlearned responses. Eine Bombe auf eine Person werfen oder eine Person auf eine Bombe werfen: Die Rolle von Kausalmodellen bei bioethischen Dilemmata Jörn H. Dieterich, Michael R. Waldmann Institut für Psychologie Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Die meisten Personen halten es für moralisch vertretbar, dass man einen Zug, der unweigerlich fünf Personen überfahren würde, auf ein Nachbargleis umleiten sollte, auf dem nur eine Person getötet würde. Hier dominiert die konsequentialistische Intuition, dass ein einzelner Toter das geringere Übel im Vergleich zu fünf Toten ist. Umgekehrt würden aber die meisten Personen es moralisch verwerflich finden, einen Klinikbesucher zu töten, um mit dessen Organen fünf Patienten vor dem sicheren Tod zu bewahren, obwohl die Alternativen, einer versus fünf Tote, ähnlich sind. Wir haben mehrere Experimente durchgeführt, in denen wir der Frage nachgegangen sind, welche psychologische Faktoren die unterschiedlichen Intuitionen bei moralischen Dilemmata dieser Art beeinflussen. Unsere Hypothese ist, dass die der Situation zugrundeliegende Kausalstruktur ein wichtiger Faktor ist: Versuchsteilnehmer halten es für moralisch akzeptabler, wenn man eine Intervention bei der Ursache (z.B. Zug) vornimmt, als wenn die Intervention auf den potentiellen Effekt (z.B. Patient) gerichtet ist. Diese Hypothese wurde von uns gegenüber Alternativhypothesen getestet. Poster 169 Neuronale Substrate kontextspezifischen und dekontextualisierten Wissens Christian Döller, Bertram Opitz, Christoph Krick, Wolfgang Reith, Axel Mecklinger AE Experimentelle Neuropsychologie, Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Postfach 15 11 50; 66041 Saarbrücken [email protected] Zahlreiche fMRT-Experimente und Studien mit Einzelzellableitungen sprechen für die Beteiligung des Hippokampus am kontextspezifischen Gedächtnis [Eichenbaum, Nat Rev Neurosci, 1, 41 (2000)]. Der präfrontale Kortex spielt eine Rolle beim Erwerb und der flexiblen Nutzung dekontextualisierten Wissens [Miller, Nat Rev Neurosci, 1, 59 (2000)]. Diese Studie untersucht das Zusammenspiel beider Strukturen beim Übergang von kontextspezifischem zu dekontextualisiertem Wissen. In einem ersten Schritt wurde die Rekognitionsleistung von 18 VPn für sequentiell dargebotene Objekt-PositionsVerknüpfungen gemessen. Dekontextualisierung wurde durch die Konstanthaltung von räumlichen bzw. Objekt-Relationen innerhalb eines Lernblocks operationalisiert (Raum- bzw. Objekt-Bedingung) und mit kontextspezifischer Information in einer episodischen Bedingung kontrastiert. Im Verlauf eines Lernblocks fand sich in Raum- und Objekt-, nicht hingegen in der episodischen Bedingung, eine kontinuierliche Verringerung der Reaktionszeiten und Fehler in der Rekognitionsaufgabe. In einer perzeptuellen Diskriminationsaufgabe zeigten sich darüberhinaus kürzere Reaktionszeiten für episoden-invariante Merkmalsrelationen. Diese Ergebnisse deuten auf den Erwerb dekontextualisierten Wissens hin. In einem geplanten fMRT-Experiment erwarten wir eine initiale hippokampale Verarbeitung kontextspezifischer Information, die bei Erwerb dekontextualisierten Wissens von einer nachgeschalteten präfrontalen Aktivierung abgelöst wird. Die Erinnerung ist ein Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können – oder doch? Das autobiografische Gedächtnis bei Alkoholkranken Alexa Domma, Gregor Lachmann, Rüdiger Pohl Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Untersuchungen zum autobiografischen Gedächtnis in klinischen Gruppen rücken in jüngster Zeit auch in Deutschland in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der Kern der vorliegenden Studie befasst sich mit einer spezifischen Funktion des autobiografischen Gedächtnisses, der Stimmungsregulierung, und deren Einfluss auf Suchterkrankungen. Weiterhin wurde geprüft, ob sich die Qualität dieses Gedächtnissystems durch eine Therapie verbessert und wie dies mit dem Selbstkonzept zusammenhängt. Als Testmaterial, von Alkoholikern vor und nach einer Therapie sowie einer Kontrollgruppe bearbeitet, diente das Autobiographical Memory Interview und die Frankfurter Selbstkonzeptskalen. Die Befunde lassen auf ein schlechteres autobiografisches Gedächtnis bei Alkoholkranken schließen, das im Gegensatz zum Selbstkonzept durch eine Therapie nicht verbessert wurde. Ein Zusammenhang zwischen autobiografischem Gedächtnis und Selbstkonzept konnte nur in der Kontrollgruppe gefunden werden. Es kann vermutet werden, dass die Stimmungsregulation durch das autobiografische Gedächtnis bei Alkoholkranken beeinträchtigt ist. Ob als Ursache oder Folge des Alkoholismus bleibt allerdings noch offen. Poster 170 Veränderungsblindheit in statischer und dynamischer Umgebung: Ein direkter Vergleich mit Variation der Okklusionsdauer Sascha Dornhöfer, Ronald Franke, Tilman Gaber, Dana Kutzner, Stefanie Liebe, Alexandra Rothert, Boris M. Velichkovsky Institut für Psychologie III TU-Dresden Mommsenstr. 13; 01062 Dresden [email protected] Veränderungsblindheit (Change Blindness) bezeichnet die eingeschränkte Fähigkeit Veränderungen zu entdecken, die während einer Unterbrechung der visuellen Wahrnehmung (Okklusion) stattfinden. Bei Untersuchungen mit natürlichem Reizmaterial [Velichkovsky et al., Transportation Research Part F, 5(2),99-109 (2002)] fanden wir in bezug auf die Länge der Okklusion unterschiedliche Effekte der Veränderungsblindheit in einer statischen (Fotos von Verkehrssituationen) und einer dynamischen (Fahrsimulator) Situation – methodisch sind die beiden Untersuchungen jedoch nicht direkt vergleichbar. Wir stellen daher Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung vor, in der uns erstmals ein direkter Vergleich von statischem und dynamischem Stimulusmaterial gelang. Hierzu wurde ein realistischer Straßenzug im Maßstab 1:100 nachgebaut, mit einer Miniaturkamera aus der Sicht eines Autofahrers gefilmt und anschließend digital bearbeitet. In der dynamischen Bedingung wurden 12 Probanden 336 kurze Filme (16 s) dargeboten, in der sich auf der Straße liegende Würfel entweder während eines Weißblitzes unterschiedlicher Dauer (40, 160, 320 ms), oder während einer Kontrollbedingung verändern konnten. In der statischen Bedingung wurden die entsprechenden Standbilder verwendet. Die zeitliche Steuerung bimanueller Bewegungen bei einem deafferentierten Probanden Knut Drewing, Prisca Stenneken, Jonathan Cole, Gisa Aschersleben Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik Spemannstr. 38; 72076 Tübingen [email protected] Wenn Versuchspersonen eine Sequenz von Intervallen mit zwei Händen gleichzeitig statt mit einer Hand alleine produzieren, dann ist die Variabilität dieser Intervalle für jede Hand reduziert [Helmuth & Ivry, JEP: HPP, 22, 278 (1996)]. Dieser „bimanuelle Vorteil“ kann mittels des WingKristofferson Modelles auf Zeitgeber- in Abgrenzung zu motorischen Prozessen zurückgeführt werden und wurde weiterhin experimentell mit den zusätzlichen sensorischen Konsequenzen der Bewegungen der „Extra-Hand“ beim bimanuellen Tapping in Zusammenhang gebracht [Drewing, Hennings & Aschersleben, Psych. Res., 66, 60 (2002)]. In einem Experiment mit einem deafferentierten Probanden untersuchten wir, ob zusätzliche sensorische Konsequenzen den bimanuellen Vorteil mittels Mechanismen unmittelbarer Rückmeldung und Korrektur herbeiführen. Wir beobachteten jedoch auch beim deafferentierten Probanden einen bimanuellen Vorteil, der sogar größer war als bei altersgematchten Kontrollprobanden. Daher nehmen wir an, dass die Rolle zusätzlicher sensorischer Konsequenzen eher in der Planung der Bewegungen als in deren unmittelbaren Korrektur liegt. Poster 171 Zeithorizont und Investitionsverhalten bei Kindern: Welche Rolle spielt das kumulierte Risiko? Mirjam Ebersbach Psychologisches Institut Universität Zürich Attenhoferstr.9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Am Aktienmarkt kann man beobachten, dass Anleger risikoreicher investieren, je länger der Zeithorizont, d.h. die Dauer der Anlage ist [Jaggia & Thosar, J. Psychol. Fin. Markets, 1 (3&4), 211-215 (2000)]. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss des Zeithorizonts auf die Beurteilung der Riskantheit und auf das Investitionsverhalten bei Kindern untersucht. Hierzu wurden Sechstklässlern Investitionssituationen vorgelegt, in denen Risiko sowie Investitionsdauer variiert wurden. Eine lange Investitionsdauer ging einher mit mehreren, aufeinanderfolgenden Risikosituationen, bei denen jedes Mal gewonnen bzw. verloren werden konnte (kumuliertes Risiko). Daraus folgte eine grössere potentielle Ergebnisvarianz als bei einer kurzen Zeitdauer, die hier mit einer einmaligen Risikosituation assoziiert war. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Beurteilung der Riskantheit lediglich die Höhe des variierten Risikos, nicht aber der Zeithorizont berücksichtigt wurde. Hinsichtlich des Investitionsverhaltens konnte keine Interaktion zwischen Zeithorizont und Risiko nachgewiesen werden, woraus man schliessen kann, dass Kinder in fiktiven Investitionssituationen, im Gegensatz zu erwachsenen Anlegern, bei einem langen Zeithorizont nicht riskanter investieren als bei einem kurzen Zeithorizont. Unbewusstes Priming in der lexikalen Entscheidung: Die Raumkontext-Maskierung als Alternative zur zeitlichen Maskierung Doris Eckstein, Walter J. Perrig Institut für Psychologie Universität Bern Muesmattstr. 45; 3000 Bern 12 (Schweiz) [email protected] Die häufigste Methode zur unterschwelligen visuellen Darbietung von Wörtern besteht darin, vor oder nach einem Prime-Wort Buchstaben- oder Mustermasken zu zeigen. Problematisch ist dabei, dass die Schwelle bewusster Wahrnehmung in Abhängigkeit der Zeit und des präsentierten Materials ändern kann. Dieses Problem kann umgangen werden, indem nicht eine zeitliche Maskierung, sondern eine Raumkontext-Maskierung verwendet wird. Mit einer solchen Maskierung fanden wir in früheren Experimenten perzeptuelles Priming in einer Wortstammergänzungs-Aufgabe. Der Raumkontext eines Wortes besteht dabei aus demselben Wort, das jedoch an der Grundlinie gespiegelt ist. Das Wort und sein Spiegelbild bilden so eine Kette, die aus symmetrischen unbekannten Symbolmustern besteht. In den vorgestellten Experimenten wurde untersucht, ob derart maskierte Primes lexikale Entscheide beeinflussen. Wörter und Nichtwörter wurden als Primes oder Zielstimuli gezeigt. Die Antwortzeiten waren je nach Art des Primes unterschiedlich. Die Befunde werden als das Ergebnis unbewusster Verarbeitung von Wörtern und Nichtwörtern interpretiert und diskutiert. Poster 172 Ist geteiltes Leid halbes Leid? – Zur Verteilung von Hemmung beim abrufinduzierten Vergessen Thomas Elsner, Bernhard Pastötter, Karl-Heinz Bäuml Institut für Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93053 Regensburg [email protected] Die Abrufübung einer Teilmenge gelernten Materials kann das spätere Erinnern des nicht geübten Materials hemmen. Eine mögliche Konzeption von Abrufhemmung besteht dabei darin, dass diese Hemmung aus einer Art Ressource gespeist wird und sich auf die zu hemmenden Items aufteilt. Die Abrufhemmung für ein Item sollte somit durch die Existenz weiterer zu hemmender Items abgeschwächt werden. Versuchspersonen lernten kategoriale Itemlisten mit 8 oder 12 Items pro Kategorie. Im Anschluss daran wurden 4 Items aus jeder der Kategorien abrufgeübt. Es wurde untersucht, ob diese Übung dasselbe Ausmaß an Abrufhemmung für die 4 nicht geübten Items aus den 8-ItemKategorien wie für die 8 nicht geübten Items aus den 12-Item-Kategorien erzeugt. Sowohl für die 8- als auch die 12-Item-Kategorien ergab sich das typische Muster abrufinduzierten Vergessens. Das Ausmaß der Abrufhemmung erwies sich dabei jedoch als weitgehend unabhängig davon, ob 4 oder 8 Items Gegenstand von Abrufhemmung waren. Entgegen dem obigen Ressourcenkonzept scheint geteilte Hemmung also nicht zu „halber“ Hemmung zu führen. Altersbedingte Unterschiede in der Auswahl von Aufgabensets und Überwachung konkurrierender Reaktionstendenzen – Ein elektrophysiologischer Ansatz Ben Eppinger, Jutta Kray, Axel Mecklinger Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Postfach 1511150; 66041 Saarbrücken [email protected] Wir untersuchten mittels ereigniskorrelierter Potentiale Unterschiede in zwei Teilaspekten exekutiver Kontrolle, der Auswahl von Aufgabensets und dem Konfliktmonitoring. Dazu wurde eine taskswitching Version der Stroopaufgabe verwendet, in der die Teilnehmer mit Hinweisreizen instruiert wurden entweder Farbe zu benennen oder Wort zu lesen (einfache Blöcke) oder zwischen beiden Aufgaben zu wechseln (Wechselblöcke). Die Auswahl der Aufgabensets wurde durch den Vergleich der EKPs für Einfach- versus Wechselblöcke, die Konfliktüberwachung anhand des Vergleichs der EKPs kongruenter versus inkongruenter Stroopwörter untersucht. Erste Ergebnisse von 14 jüngeren (Ø 21) und 10 älteren (Ø 63) Probanden zeigen eine größere kontingente Negativierung (CNV) in Wechselgegenüber Einfachblöcken für die Älteren. Dies deutet auf altersbedingte Veränderungen bei der Auswahl konkurrierender Aufgabensets hin. Im Zielreizintervall zeigte sich bei ca. 450 ms eine größere Negativierung für inkongruente Zielwörter in der Farbaufgabe. Diese war bei den Älteren deutlich vermindert, was auf ein altersbedingtes Defizit bei der Inhibition konkurrierender Reaktionstendenzen hindeutet. Poster 173 Reliability and practice effects of smooth pursuit, fixation, and saccadic eye movements Ulrich Ettinger, Veena Kumari, Trevor J. Crawford, Robert E. Davis, Tonmoy Sharma, Philip J. Corr Division of Psychological Medicine Institute of Psychiatry De Crespigny Park; SE5 8AF London (Großbritannien) [email protected] The smooth pursuit and antisaccade eye movement tasks have been used as endophenotypes in the search for schizophrenia genes and to study the pathophysiology of this disorder. We investigated the reliability and susceptibility to practice effects of these tasks. Smooth pursuit, fixation, antisaccade, and prosaccade tasks were administered to 31 healthy participants to assess internal consistency (Cronbach’s alpha) and within-session practice effects. Twenty-one participants were retested to assess temporal stability and between-session practice effects. Internal consistencies were high for most measures, with no consistent within-session performance changes. Test-retest reliabilities of most measures were good. Practice effects were most consistently obtained on the antisaccade task, indicated by fewer errors and improved accuracy at retest. These findings support the validity of the smooth pursuit and antisaccade tasks as reliable measures of oculomotor function and point to the need to take into consideration between-session practice effects on the antisaccade task in longitudinal studies. Neue Dissoziationen zwischen bewußter und unbewußter Farbwahrnehmung Jennifer Fehr, Annabel Nagel, Thomas Schmidt Kognitions- und Arbeitspsychologie Universität Göttingen Gosslerstraße 14; 37073 Göttingen [email protected] Reaktionen auf farbige Zielreize (Masken) werden stark durch kurz zuvor präsentierte Primes beeinflußt: Ist die Farbe des Primes konsistent mit der der Maske, beschleunigt er die Reaktion, während ein inkonsistenter Prime sie verlangsamt, und zwar um so mehr, je größer die Stimulus-OnsetAsynchronie (SOA) der beiden Reize ist [Schmidt, Psychol Sci, 13, 112 (2002)]; Vorberg et al., in press. Zunächst zeigen wir, daß isoluminante Primes und Masken mit erhöhter Farbsättigung zu nur leicht erhöhten Priming-Effekten führen: Priming hängt hauptsächlich vom SOA zwischen Prime und Maske ab, aber nur schwach von der Reizintensität. Danach verwenden wir dieses invariante Priming, um unterschiedliche Maskierungseffekte zu erzeugen, indem wir die Intensität der Primes mit zunehmendem SOA entweder zunehmen oder abnehmen lassen. Wir beobachten weitgehend invariante Priming-Effekte trotz deutlich unterschiedlicher Maskierungsverläufe. Diese Technik erlaubt es, den Zeitverlauf von Priming- und Maskierungseffekten so zu dissoziieren, daß unterschiedlichen kortikalen Arealen unterschiedliche Korrelationen mit bewußten und unbewußten Wahrnehmungseffekten zugordnet werden können. Poster 174 Hämodynamische Korrelate fehlerbezogener Verarbeitungsprozesse Katja Fiehler, Markus Ullsperger Neurologie MPI für neuropsychologische Forschung Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig [email protected] Fehlererkennung und Fehlerkorrektur stellen zwei bedeutsame Komponenten der Handlungsüberwachung dar. Neuroanatomische Studien belegen, dass das zingulär motorische Areal (CMA) eine wichtige Rolle bei der Handlungsüberwachung spielt. Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem CMA und Fehlerkorrekturmechanismen noch weitgehend unklar. Diese Studie versuchte anhand der funktionellen Kernspintomographie, neuronale Korrelate der Fehlerverarbeitung und Fehlerkorrektur mit Hilfe eines Flankierreizparadigmas zu untersuchen. An dem Experiment nahmen zwei Probandengruppen teil, wobei nur eine Gruppe instruiert wurde, jeden bemerkten Fehler sofort zu korrigieren. Übereinstimmend mit bisherigen Befunden zeigte sich eine erhöhte Aktivierung in dem CMA und in dem präsupplementär-motorischen Areal (Prä-SMA) infolge fehlerhafter Antworten. Signifikante Aktivierungsunterschiede zwischen den Gruppen zeigten sich in dem CMA. Dabei wies die Gruppe mit instruierter Fehlerkorrektur eine stärkere Aktivierung auf als die Gruppe ohne instruierte Fehlerkorrektur. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass das CMA neben der Fehlererkennung auch bei der Fehlerkorrektur beteiligt zu sein scheint. Der Zusammenhang zwischen Motiven und dem Spielverhalten von Eishockey-Spielern Markus Flemming, Tanja S. Stucke, Siegfried L. Sporer Psychologisches Institut Justus-Liebig-Universität Giessen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Im Profisport und in der Sportpsychologie werden Teambuilding und Mannschaftzusammenhalt als Grundlage jeden Erfolges angesehen. Zwei wichtige Faktoren, die Einfluss auf den Mannschaftszusammenhalt nehmen, sind kooperatives und kompetitives Spielverhalten innerhalb einer Mannschaft. Dabei enthalten Mannschaften je nach Größe und Funktion Mitglieder, die eher kooperativ (d.h., sich in den Dienst der Mannschaft stellen) oder eher kompetitiv (d.h., vor allem auf den persönlichen Erfolg bedacht sein) eingestellt sind. Wir haben deshalb an Eishockey-Spielern (N = 57) die Hypothese untersucht, dass hoch anschlussmotivierte Personen eine Tendenz zu kooperativem Spielverhalten aufweisen, während hoch machtmotivierte Personen zu eher kompetitivem Spielverhalten neigen. Die Motive der Spieler wurden zu diesem Zweck mit dem MMG von Sokolowski, Schmalt, Langens & Puca (2000) ermittelt, während das Spielverhalten zum einen durch ein soziometrisches Verfahren, zum anderen durch direkte Beobachtung erfasst wurde. Die Ergebnisse unterstützen zum Teil die vorherigen Annahmen, lassen aber auch alternative Überlegungen und Ideen zu. Die Befunde werden im Rahmen motivationstheoretischer Theorien und weiterführender Ideen diskutiert. Poster 175 Irrationale und rationale Kognitionen als Determinanten positiver Emotionen Friedrich Försterling, Matthias Spörrle Allgemeine Psychologie II Ludwig-Maximilians-Universität Leopoldstraße 13; 80802 München [email protected] Der Rational-Emotiven-Theorie von Ellis zufolge, sind irrationale (d.h. rigide, übersteigerte) Gedanken Ursache maladaptiver Emotionen (z.B. Schuld, Angst). Positive Emotionen wurden hierbei bislang kaum empirisch untersucht. Eine experimentelle Szenariostudie überprüft daher den Einfluss der Rationalität auf die Intensität der Emotionen Dankbarkeit, Freude, Stolz, Überraschung und Zuversicht. Alle Emotionen werden intensiver erlebt, wenn rationales Denken bei der Stimulusperson vorlag. Für Freude und Stolz wird dieser Unterschied jedoch nicht signifikant. In einer zweiten Szenariostudie wurden daher Freude und Stolz mittels forced-choice Antwortalternativen rationalen oder irrationalen Gedanken zugeordnet. Zudem wurden die über Kognition oder Emotion charakterisierten Stimuluspersonen hinsichtlich Selbstwertkonzept und Problemverarbeitungsfähigkeit eingeschätzt. Irrationale Gedanken werden signifikant häufiger mit Stolz verbunden, Selbstwertkonzept und Problemverarbeitungsfähigkeit wird bei Personen, die durch Irrationalität und Stolz charakterisiert sind, dysfunktionaler eingeschätzt. Zusätzlich erhobene emotionstheoretisch relevante Variablen (Typizität, Einflussweite, Funktionalität, (Un-)Lust, Aktivation, Dauer) bestätigen eine Klassifikation von Stolz als maladaptive und Freude als adaptive Emotion. Comparing different cue types in task switching Birte Forstmann, Iring Koch, Marcel Brass, D. Yves von Cramon Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig, Abteilung Neurologie Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig [email protected] Performance in task switching is often investigated with cueing paradigms, in which external cues indicate the upcoming task. We assume that an external cue directly triggers the relevant task set without requiring endogenous control because it facilitates the memory retrieval of task-specific stimulusresponse rules. In order to explore these cue-related memory processes, we developed a new paradigm with two different external cue types (task cue vs. transition cue). While „task cues“ are explicitly associated with the upcoming task, „transition cues“ provide information about repeating or switching the task but not about the task identity. The results of three experiments reveal prolonged reaction times for the transition cues as well as larger switch costs. We suggest that these cue type effects reflect the internal activation of the relevant task-set. Furthermore, we propose that these processes are essential components of endogenous control which can be investigated with this paradigm. Poster 176 Die P200 als Korrelat der Verarbeitung von Worteigenschaften Tom Fritzsche, Matthias Schlesewsky, Stefan Frisch Institut für Linguistik Universität Potsdam Postfach 601553; 14415 Potsdam [email protected] Die P200-Komponente im ereigniskorrelierten Potential (EKP) wurde bisher stets mit physikalischen Stimuluseigenschaften (wie Länge) in Zusammenhang gebracht. Es finden sich jedoch in der Literatur auch Studien, die nahelegen, daß die P200 auch für die Verarbeitung von Worteigenschaften (wie Wortklasse bzw. Wortkategorie) sensitiv ist. In einem visuellen EKP-Experiment, in dem innerhalb von Sätzen sowohl die Wortpräsentationszeiten als auch die Wortlängen variiert wurden, fanden wir einen P200-Effekt für Nomen (Inhaltswörter) gegenüber Artikeln (Funktionswörter). Weitere Auswertungen zeigten, daß diese Unterschiede nicht allein mit physikalischen Eigenschaften erklärt werden können (größere Wortlänge der Nomen), sondern daß die P200 möglicherweise auch sprachliche Eigenschaften wie Wortklasse bzw. Wortkategorie reflektiert. Zeigen Legastheniker subgruppenspezifische Verarbeitungsdefizite bei der visuell-phonologischen Integration? Sandra Fuchs, Thomas Lachmann Psychologie Universität Leipzig Seeburgstr. 14/20; 04103 Leipzig [email protected] In der Legasthenieforschung dominieren Modelle, die allein Probleme bei der phonologischen Verarbeitung für das Versagen beim adäquaten Erlernen des Lesens und Schreibens verantwortlich machen. Die Gesamtheit der Ergebnisse spricht jedoch eher für einen multiplen Ansatz. Das Funktionale Koordinationsdefizit Modell postuliert, dass die Koordination der am Lesen beteiligten Subfunktionen in unterschiedlicher Weise gestört sein kann. Im vorzustellenden same-different RT-Experiment hatten 8-10 jährige Schüler mit und ohne diagnostizierte Lesestörung die Aufgabe, zwei Silben (z.B. bada) zu vergleichen, die hintereinander – entweder beide visuell oder beide auditiv oder in gemischter Modalität dargeboten wurden. Die „different“ – Silben unterschieden sich entweder durch den Vokal, durch den Konsonanten oder durch beides (Ähnlichkeit). Es zeigte sich eine deutliche Verlangsamung bei den Legasthenikern gegenüber der Vergleichsstichprobe, jedoch konnten zunächst keine Gruppenunterschiede für die Faktoren Modalität und Ähnlichkeit nachgewiesen werden. Nach einer Unterteilung der Stichprobe der Legastheniker auf der Basis diagnostischer Verfahren zeigten sich jedoch subgruppenspezifische Verarbeitungsdefizite. Poster 177 Zwei Aufgabenrepräsentationsebenen im Aufgabenwechselparadigma Patrick Gajewski, Thomas Kleinsorge Institut für Arbeitsphysiologie Universität Dortmund Ardeystr. 67; 44139 Dortmund [email protected] Wenn Versuchsteilnehmer zwischen vier Aufgaben wechseln, die aus einer faktoriellen Kombination der Aufgabendimensionen Art des Urteils und SR-Zuordnung resultieren, läßt sich ein charakteristisches nicht-monotones Wechselkostenprofil beobachten. Wird durch teilweise inkorrekte Hinweisreize die nächste Aufgabe auf einer oder beiden Dimensionen falsch vorhergesagt, kann dagegen ein monoton ansteigendes Kostenprofil beobachtet werden. Die Differenzierung zwischen dem nichtmonotonen und einem monoton ansteigenden Wechselkostenprofil interpretieren wir als einen Hinweis auf zwei Aufgabenrepräsentationsebenen: eine handlungsbezogene „effektive“ und eine reizbezogene, sog. „featurale“ Aufgabenrepräsentationsebene, die miteinander variabel gekoppelt sind. In unserer Studie wurden zwei Arten von teilweise inkorrekten Hinweisreizen eingeführt: in einer Bedingung wurden die Probanden darüber informiert, daß immer wenn ein Haupthinweisreiz falsch ist, ein alternativer Hinweisreiz eine Aufgabenwiederholung richtig vorhersagt. In der zweiten Bedingung hat in diesem Fall der alternative Hinweisreiz einen Aufgabenwechsel richtig vorhergesagt. Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, daß im ersten Fall die „effektive“ Handlungstendenz vom vorhergehenden Trial überdauert, während in der zweiten Bedingung eine stärkere Kopplung beider Aufgabenrepräsentationsebenen stattfindet. Begriffe und Kategorien zur Nutzer-adaptiven Gestaltung eines Assistenzsystems für die Unterstützung der Auswahl von Musik im KFZ Elisabeth Ganschow, Julia Schenk, Knut Polkehn Institut für Psychologie Humboldt Universität zu Berlin Brückenstraße 90; 15562 Rüdersdorf [email protected] Bei der Gestaltung von Nutzer-adaptiven Assistenzsystemen zur Auswahl von Musik orientiert man sich üblicherweise an der Beschreibung von Inhalten (z.B.„Genre“). Es liegt jedoch nahe, dass neben inhaltlichen Merkmalen auch Merkmale der Situation (z.B. Autobahnfahrt bei Nacht), der Person (z.B. Stimmung) oder der Aufgabe (z.B. Wachhalten) eingehen sollten. In einer Untersuchung wurden deshalb zunächst Begriffe zur Beschreibung von Musik erfragt, die in nachfolgenden Strukturlegeuntersuchungen kategorisiert werden sollten. Anschließend wurden die Begriffe Versuchspersonen zur Strukturierung (Heidelberger Strukturlegetechnik) vorgelegt. Eine weitere Gruppe sollte durch freies Strukturieren ein stimmiges Bild von Musik ordnen und die Kategorien benennen. Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass für die Gestaltung adaptiver Assistenz Präferenzen (z.B. „mag ich“/„mag ich nicht“), Stimmungen (bezüglich der Funktion der Musik: z.B. Entspannung oder der Befindlichkeit: z.B. traurig) oder spezielle Bedürfnisse (Radio = aktuell, bekannt, gute Laune, Mix) erfasst bzw. als Kategorien bei der Gestaltung adaptiver und/oder adaptierbarer Filterassistenz zur Unterstützung der Musikauswahl zur Verfügung stehen müssen. Poster 178 Der Euro als Out-group ? – Wahrnehmungsexpertise bei Währungen Jürgen Gehrke, Heike Argstatter, Siegfried L. Sporer Fachbereich 06 Psychologie und Sportwissenschaft/Abteilung Sozial-Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Im Zuge der Euro-Einführung wurde überprüft, ob das In-group/Out-group Modell (Sporer, 2001) über Wahrnehmungsexpertise bei Gesichtern auch auf andere Stimuli übertragen werden kann. Dazu nahmen 44 Vpn (19 m 25 w) an drei computer-gesteuerten Experimenten (Matching-Aufgabe, 2-AFC-Test, JA-NEIN-Test) im Dezember 2001 (t1), und erneut im April/Mai 2002 (t2) teil. Als Stimulusmaterial wurden Abbildungen von Banknoten (DM, Euro, British Pound) verwendet. Zweiter Faktor war die Art der Banknote (Original vs. Fälschung). Gefälschte Banknoten waren entweder horizontal gespiegelt, oder in der Grundfarbe verändert. Bei allen Aufgaben zeigte sich eine Verbesserung der Wiedererkennensleistung von t1 zu t2. Deutsche Banknoten wurden besser wiedererkannt als der Euro und das Pfund. Wie erwartet war der Zuwachs der Wiedererkennensleistung beim Euro von t1 zu t2 am stärksten. Die Ergebnisse stützen die Annahme des In-group/Out-group-Modells. Fakten und Legenden beim Grand Prix d’ Eurovision de la Chanson – Sagen Psychologen wirklich nur das, was wir alle schon immer wussten? Michael Gielnik, Günter Molz, Helge Gebhardt, Bastian Stippekohl Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Stippekohl [Semesterarbeit Universität Giessen (2001)] analysierte für die Jahre 1993 bis 2001 Punktvergaben beim Liederwettbewerb Grand Prix d’Eurovision de la Chanson. Ein genutztes statistisches Verfahren war die Multidimensionale Skalierung. Hier wurden gemittelte Punktwerte zwischen Länderpaaren als Distanzwerte interpretiert und auf einer zweidimensionalen „Landkarte“ abgebildet. Diese Arbeit erregte mediales Interesse: Bei Diskussion der Ergebnisse wurde oft behauptet, daß man diese auch ohne statistische Machenschaften von Psychologen hätte vorhersagen können. Um dies zu überprüfen, wurden Versuchspersonen vier Grand-Prix-Landkarten Europas vorgelegt. Eine entsprach dem Ergebnis von Stippekohl, die anderen waren erfunden. In einer experimentellen Bedingung wurde auf das Untersuchungsziel aufmerksam gemacht: Danach sollte gezeigt werden, dass Laien häufig von psychologischer Forschung abweichende Vorhersagen treffen. In einer zweiten Bedingung fehlte diese vor der Zielsetzung warnende Information. Es zeigte sich in beiden Bedingungen, dass die Lösung mehrheitlich nicht gefunden wurde. Die Ergebnisse werden diskutiert bezüglich anderer Forschungsarbeiten zum Grand Prix [Yair, Soc Netw, 17, 147-161 (1995)] und selektiver Informationsverarbeitung beim subjektiven Hypothesentesten [Molz, Lengerich: Pabst (2000)]. Poster 179 Auswirkungen von Lehr-Erwartung auf Motivation und Lernen mit Hypermedia Anja Görn, Regina Vollmeyer, Falko Rheinberg Institut für Psychologie Universität Potsdam Postfach 601553; 14415 Potsdam [email protected] Wie wirkt es sich aus, wenn Lerner erwarten, das gerade Gelernte gleich einer anderen Person vermitteln zu müssen (Lehr-Erwartung)? In der Literatur finden sich hierzu gegensätzliche Befunde: LehrErwartung kann Misserfolgsbefürchtungen auslösen, aber auch die intrinsische Motivation erhöhen. In unserer Studie lernten 80 Probanden mit einem Hypermediaprogramm etwas über den Ausbruch des 1. Weltkrieges und beantworteten anschließend einen Wissenstest. Lehr-Erwartung (LE) wurde so manipuliert, dass den Probanden gesagt wurde, sie sollten nach dem Lernen einem anderen Studenten den Inhalt vermitteln. Die Kontrollgruppe (KG) erhielt diese Information nicht. LE zeigte in der Eingangsmotivation signifikant höhere Werte sowohl für Misserfolgsbefürchtung als auch für Herausforderung. Hohe Misserfolgsbefürchtung und Herausforderung wirkten sich negativ auf die Motivation während des Lernens aus. Bei der KG waren dagegen Erfolgswahrscheinlichkeit und Interesse hoch, was zu höherer Motivation während des Lernens führte. Die Lernleistung wurde durch hohe Motivation begünstigt. Die Ergebnisse werden im kognitiv-motivationalen Prozessmodell diskutiert. Predictability norms from a corpus of German sentences Ellen Christine Grabner, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl Institut für Allgemeine Psychologie / Kognitive Psychologie Universität Potsdam Karl – Liebknecht – Straße 24-25; 14476 Golm [email protected] For a corpus of 144 German sentences, cloze probabilities have been empirically assessed for all words contained. Two different measures of word predictability have been computed on the basis of word identity (predID) and grammatical category membership (predCAT), respectively. Effects of these two independent variables are reported. A special focus will be put on issues relating to the structural properties of the sentences and to the usefulness of probabilistic informatoin in natural language processing. Poster 180 Die Double-Flash-Illusion – ein retinal oder ein kortikal vermitteltes Phänomen? Sabine Grimm, Raul Kompass Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Der Double-Flash-Effekt ist ein visuelles Phänomen, bei dem ein kurzer, einzeln dargebotener Lichtreiz unter bestimmten Bedingungen als zweifaches Aufblitzen wahrgenommen wird [Springer, Deutsch & Stanley, Percept Psychophys, 18, 398 (1975)]. Des Weiteren wird in der Literatur berichtet, dass zwei nacheinander präsentierte Lichtreize bei relativ kurzem SOA als drei Flashes erscheinen [Bowen, Vision Res, 29, 409 (1989)]. Bisherige Erklärungsansätze führen diese Effekte auf Charakteristika der frühen Verarbeitungsstufen (der Retina bzw. der retinalen Ganglienzellen) zurück. In unserer Untersuchung wird der kritische Zeitwert bestimmt, ab dem für eine Two-Flash-Präsentation das Wahrnehmungsurteil „drei Flashes“ zum Urteil „zwei Flashes“ umschlägt. Es kann gezeigt werden, dass dieser kritische Wert bei erhöhtem Adaptationsniveau niedriger ist. Auch unter dichoptischer Darbietung der beiden Lichtreize lässt sich jener Übergang des Wahrnehmungseindrucks finden. Die Ergebnisse lassen demnach sowohl auf den Einfluss früher Verarbeitungsprozesse als auch auf eine Beteiligung kortikaler Mechanismen beim Zustandekommen der Double-Flash-Illusion schließen. Zusätzlich zeigte sich in Bezug auf die zeitlichen Parameter des Phänomens ein hoher Zusammenhang zur Two-Flash-Scheinbewegung. Elektrophysiologische Korrelate der Objekt-Merkmalsbindung und ihre Modifikation durch Abrufintention Christian Groh, Hubert D. Zimmer, Niko Busch Experimentelle Kognitionspsychologie Universität des Saarlandes Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken [email protected] In perzeptuellen impliziten Gedächtnisaufgaben bleiben priming-Effekte von der Veränderung sensorischer Stimulusmerkmale (z.B. Größe) zwischen Lern- und Testphase unbeeinflusst. Die gleichen Veränderungen haben aber Auswirkungen auf einen expliziten Test (Wiedererkennen). Diese Dissoziation wird durch die Nutzung unterschiedlicher Gedächtniseinträge erklärt: strukturelle Types vs. episodische Token, welche unspezifische Objekt- und spezifische sensorische Merkmalsinformation binden [vgl. Poster FOR 448 von Busch et al. (Teap 2003)]. Wir untersuchten mit Hilfe ereigniskorrelierter Potentiale, ob sich in den neuronalen Korrelaten Hinweise für diese verschiedenen Repräsentationen finden lassen. Versuchspersonen hatten eine Belebt-unbelebt-Entscheidung zu fällen über visuell präsentierte neue, identisch (kongruent) oder gespiegelt (inkongruent) wiederholte Objekte. In den Verhaltensdaten fanden wir eine deutliche Reaktionszeitverkürzung für wiederholte Items im Vergleich zu neuen, jedoch nur minimale Effekte der sensorischen Kongruenz. Im EKP zeigt sich ein früher fronto-zentraler sowie ein später parietaler Alt-Neu-Effekt. Einflüsse sensorischer Kongruenz finden sich nur in frühen Zeitintervallen und eher okzipital-parietal. Diese Befunde werden kontrastiert mit Daten aus einer expliziten Wiedererkennensaufgabe. Poster 181 Kommunikationsmuster als Indizes koordinierter Teamarbeit Andrea Gurtner, Christof Nägele, Franziska Tschan, Norbert Semmer Institut für Psychologie Universität Bern Muesmattstraße 45; 3000 Bern 9 (Schweiz) [email protected] Wir untersuchen die Beziehung zwischen Kommunikationsmustern und koordinierter Teamarbeit in 52 hierarchisch organisierten Dreierteams am Beispiel einer Luftraumüberwachungsaufgabe. Kommunikation ist nur über Email möglich. Die Entwicklung von Koordinationsstrategien muss parallel zur Überwachungsaufgabe stattfinden. Dadurch ist die sequentielle Struktur der Strategiediskussion gestört, die Kohärenz und damit Verständlichkeit der einzelnen Diskussionsbeiträge gefährdet. Teams, die eine Strategiediskussion stärker strukturieren, sollte es daher besser gelingen, Koordinationsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Wir können zeigen, dass sich Teams, die mehr Koordinationsstrategien umsetzen, sowohl in Bezug auf Struktur, Inhalt und Funktion ihrer Kommunikation von derjenigen von Teams, die weniger Koordinationsstrategien umsetzen, unterscheiden. Teams, die mehr Strategien umsetzen haben signifikant mehr und längere Kommunikationsepisoden und mehr Episoden, mit Beteiligung zweier Teammitglieder. Die ChefInnen dieser Teams äussern mehr Commands und Observations, die ExpertInnen dieser Teams bestätigen oder lehnen Vorschläge häufiger explizit ab. Eine Bedingung mit zusätzlicher Kommunikationszeit ohne Überwachungsaufgabe führte zu keiner Verbesserung der Strategiediskussion. Statt dessen wurden mehr suboptimale Strategien diskutiert. Poster 182 Absolute Tonhöhen und absolutes Gehör: Die Repräsentation von Musik im Langzeitgedächtnis Kathrin Hahn, Elke van der Meer Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Kognitive Psychologie Humboldt Universität zu Berlin Oranienburger Str. 18; 10178 Berlin [email protected] Modelle für das musikalische Langzeitgedächtnis [z.B. Carroll-Phelan & Hampson, Music Perception, 13 (4), 517-561 (1996)] nehmen an, dass die meisten Menschen nur relationale Merkmale von Melodien repräsentieren, während die kleine Population der Absoluthörer absolute Tonhöhen symbolisch kodieren und dadurch länger im Gedächtnis behalten kann. Experimente zum „latenten“ Absolutgehör bei Nicht-Absoluthörern [Halpern, Memory & Cognition, 17(5), 572-581 (1989); Levitin, Perception & Psychophysics, 56(4), 414-423 (1994); Terhardt & Ward, JASA, 72, 26-33 (1982); Terhardt & Seewann, Music Perception, 1, 63-83 (1983)] werfen grundsätzliche Fragen nach der Natur des Musikgedächtnisses auf: Unklar ist neben der Rolle des kinästhetischen Gedächtnisses, ob nur symbolisch repräsentierte Tonhöhen langfristig abrufbar sind oder ob durch Prozesse wie Wahrnehmungslernen [Goldstone, Annual Review of Psychology, 49, 585-612 (1998)] eine sensorische Repräsentation überlernter Tonhöhen im Langzeitgedächtnis aufgebaut werden kann. Mit der vorliegenden Untersuchung versuchen wir, eine Erklärung des „latenten“ Absolutgehörs durch einen „Prozess“Ansatz (Bedeutung von Lernintensität und Struktur der gelernten Musik) vs. einen „trait“-Ansatz (Bedeutung der individuellen musikalischen Erfahrung) zu liefern. Die Erinnerung an häufig vs. selten gelernte (Faktor Lernintensität) tonale und modale (Faktor musikalische Struktur) Melodien wird bei 100 Schülern unterschiedlicher musikalischer Expertise durch Produktions- und Wiedererkennungsanforderungen getestet (2x2x2-Design). Die Ergebnisse weisen auf eine Interaktion der Faktoren hin, die vor dem Hintergrund der theoretischen Fragestellung diskutiert wird. Poster 183 Das Dual-route-Modell des Lesens und die phonologische Kodierung visuell präsentierten Materials Silke Hamm, Jürgen Bredenkamp Abteilung für Allgemeine Psychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Im Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley [Working Memory (1986)] wird angenommen, dass eine Verarbeitung von Information in der Phonologischen Schleife erfolgt, wenn das Material akustisch dargeboten wird oder wenn Grapheme durch einen aktiven Prozess in Phoneme umgewandelt werden. Die Erstellung phonologischer Codes von Graphemen kann durch Blockade des Rehearsal-Prozesses durch Artikulatorische Unterdrückung unterbunden werden. Diese Annahme wird durch empirische Evidenz gestützt [Baddeley, Human Memory: Theory and Practice (1991)], doch gibt es auch widersprechende Befunde: In Sprachproduktionsexperimenten zeigte sich wiederholt, dass trotz artikulatorischer Zusatzaufgabe und visueller Präsentation der Induktoren ein phonologischer Primingeffekt nachzuweisen ist [Dilger & Bredenkamp, Sprache & Kognition, 19, 23-30 (2000)]. Eine mögliche Erklärung bietet das Dual-route-Modell des Lesens [Harley, The Psychology of Language: from data to theory (2000)]: Der phonologische Code bereits bekannter lexikaler Items kann direkt aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden, eine Graphem-Phonem-Umwandlung ist nur bei unbekannten Worten nötig. In zwei Sprachproduktionsexperimenten wird geprüft, ob der phonologische Primingeffekt bei Artikulatorischer Unterdrückung und Nonworten als Stimulusmaterial verschwindet. Die Ergebnisse werden vor Hintergrund des Arbeitsgedächtnismodells und des Dual-route-Modells diskutiert. Wie gewinne ich eine Million? Der Wert einer Informationsquelle und die Strategien der Informationssuche beim Beantworten von Quizfragen. Daniel Hausmann, Stephan Christen, Damian Läge Psychologisches Institut Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] In Herbert Simons Theorierahmen der Ökologischen Rationalität spielt Informationssuche eine wichtige vorbereitende Rolle im Entscheidungsprozess. Informationsquellen können dabei unterschiedlich attraktiv sein. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass bei der Einschätzung der Güte einer Informationsquelle Zuverlässigkeit ( = Validität) und Anwendbarkeit ( = Diskriminationsrate) zusammenwirken. Bislang fehlte allerdings ein Härtetest, der Suchstrategien auf individuellem Niveau identifiziert. In einem „Information-Board“-Experiment sind schwierige Quizaufgaben mit vier Antwortalternativen zu lösen. Die Versuchsperson hat dabei die Möglichkeit, andere (fiktive) Personen telefonisch nach ihrem Tipp zu fragen. Diese „Telefonjoker“ unterscheiden sich in der Zuverlässigkeit (Validität) ihres Wissens und in der telefonischen Erreichbarkeit (Diskriminationsrate). Die Reihenfolge, in der eine Vp die Personen anwählt, lässt auf ihre präferierte Suchstrategie und die Gewichtung von Validität und Diskriminationsrate bei der Informationssuche schliessen. In einem mehrstufigen, hypotheseneingrenzenden Verfahren werden fünf Strategie-Modelle getestet: Informationssuche ausschliesslich nach Validität (Take The Best-Heuristik), nach der Diskriminationsrate, nach multiplikativer oder additiver Kombination aus beiden oder nach dem „Success“ einer Informationsquelle (V*D+0,25*(1-D)). Poster 184 Einflüsse veränderter visueller Perspektive auf die Steuerung von Handbewegungen Andreas Hellmann, Jörg Huber Institut für Kognitionsforschung Universität Oldenburg Ammerländer Heerstrasse; 26111 Oldenburg [email protected] Handbewegungen, bei denen es auf hohe Präzision ankommt, werden i.d.R. unter ständiger visueller Kontrolle durchgeführt und gesteuert („closed loop“). Wird die Beziehung von Motorik und visueller Wahrnehmung verändert (z. B. durch technische Systeme, Krankheit, Brillen), so kann dies zu Einschränkungen der Bewegungsleistungen, charakteristischen Fehlern, aber auch zu Adaptationen führen. Dies muss u.a. bei der Konstruktion technischer Systeme berücksichtigt werden. In den hier vorgestellten Experimenten wurde untersucht, welchen Einfluss Drehungen des visuellen Feldes auf die Leistung bei Handbewegungen haben. Aufgabe der Versuchsperson war es, Figuren bzw. Bewegungsspuren so genau wie möglich und zügig mit einem Stift nachzuzeichnen. Die Versuchsperson konnte die Figur, den Stift und ihre Hand nicht direkt sondern nur über ein Videosystem sehen. Die Perspektive der senkrecht von oben auf die Szene gerichteten Kamera wurde in vier Stufen variiert (gedreht). Gemessen wurde die Leistung bei dieser Aufgabe (Fehlerzahl und Bewegungszeit). Zusätzlich wurde die Art der aufgetretenen Bewegungsfehler kategorisiert. Die Bewegungsaufgabe wird bei bestimmten visuellen (Kamera-) Perspektiven objektiv und subjektiv deutlich schwieriger als bei anderen. Dies und die Häufigkeit bestimmter Fehlertypen sowie Übungs- und Adaptationsprozesse werden beschrieben. Veränderungsblindheit in simulierten Asteroidenfeldern: Drei Okklusionsarten im Vergleich Jens Helmert, Sascha Dornhöfer, Markus Joos, Boris M. Velichkovsky Institut für Psychologie III TU-Dresden Mommsenstr. 13; 01062 Dresden [email protected] Veränderungsblindheit (Change Blindness) bezeichnet das Phänomen, dass Menschen Veränderungen in einer Szene eingeschränkt wahrnehmen, wenn diese während einer Unterbrechung der visuellen Wahrnehmung (Okklusion) – zum Beispiel während eines Blicksprungs, eines Lidschlags oder eines künstlich erzeugten Weißblitzes – stattfinden. In jüngeren Untersuchungen [Dornhoefer, S.M., Unema, P.J.A. & Velichkovsky, B.M., In: J. Hyönä, D. Munoz, W. Heide, and R. Radach (Hsg.). The Brain’s Eyes: Neurobiological and Clinical Aspects of Oculomotor Research, Progress in Brain Research. Elsevier, Oxford, UK(im Druck)] fanden wir in bezug auf die Art der Okklusion unterschiedliche Effekte der Veränderungsblindheit in einer statischen und einer dynamischen Umgebung – methodisch sind diese beiden Untersuchungen jedoch nicht direkt vergleichbar. Wir stellen Ergebnisse einer Untersuchung vor, in der drei Okklusionsarten direkt in einer statischen und dynamischen Umgebung variiert und verglichen wurden. In der dynamischen Bedingung wurde 12 Probanden ein simuliertes, sich auf sie zubewegendes Asteroidenfeld präsentiert, in dem einzelne Asteroiden entweder auftauchen oder verschwinden konnten. Diese Veränderungen wurden während Blicksprüngen, Lidschlägen, Weißblitzen und während Fixationen (Kontrollbedingung) präsentiert. In der statischen Bedingung wurden unter den selben Bedingungen entsprechende Standbilder des simulierten Asteroidenfeldes verwendet. Poster 185 Der False-Consensus-Effekt: Die Rolle von Bezugsgruppe und individueller Kooperationserfahrung Jan-Oliver Hirn, Cornelia Kuppinger, Eva Traub, Melanie Gantner Psychologisches Institut Universität Tübingen Eugenstr. 57-2; 72072 Tübingen [email protected] Personen halten Entscheidungsalternativen, die sie selbst bevorzugen, für weiter verbreitet. Dieser so genannte False-Consensus-Effekt (FCE) [Ross, Greene & House, J. of Soc. Exp. Psy., 13, 279, (1977)] wurde vielfach repliziert. Bisher gibt es kaum systematische Untersuchungen zum Einfluss der Art der Bezugsgruppe sowie der individuellen Kooperationserfahrung auf den FCE. Die Studie geht der Frage nach, inwieweit die Stärke des FCE mit unterschiedlichen Bezugsgruppen sowie mit der individuellen Kooperationserfahrung variiert. 93 Versuchspersonen bearbeiteten einen Fragebogen zur Erfassung des FCE, der mit „Freunden“ bzw. „Bevölkerung“ zwei Ausprägungen der Bezugsgruppe realisierte. Die Kooperationserfahrung wurde mit einer selbst entwickelten Skala reliabel erfasst. Zu den wesentlichen Ergebnissen zählt, dass der FCE bei der Bezugsgruppe Freunde deutlicher ausfällt. Fernerhin zeigte sich, dass kooperationserfahrene im Vergleich zu weniger kooperationserfahrenen Probanden anfälliger für den FCE waren, wenn Freunde als Bezugsgruppe vorgegeben waren. Die Bedeutung dieser Ergebnisse für die Forschung zum FCE sowie alternative theoretische Erklärungen (z.B. Metakontrast) werden diskutiert. Die Rolle von Handlungseffekten für die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei Säuglingen Tanja Hofer, Petra Hauf, Gisa Aschersleben Entwicklung von Kognition und Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Die Studie untersucht die Rolle der Handlungseffekte bei der Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei Säuglingen. Woodward (1998, 1999) fand in einer Habituationsstudie, dass 6 Monate alte Säuglinge länger auf das Handlungsziel einer greifenden Hand achten als auf andere Details. Sie beobachtete diese frühe Sensibilität für Zielgerichtetheit weder für „unabsichtliche“ menschliche Handlungen, noch für Handlungen, welche eine mechanische Klaue ausführte. Jovanovic et al. (2002) konnten zeigen, dass 6 Monate alte Säuglinge eine „unabsichtliche“ Handlung als zielgerichtet interpretieren, wenn sie von einem salienten Effekt gefolgt wird. Sie zeigten, dass Handlungseffekte eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit spielen. Die vorliegende Studie untersuchte bei 9 Monate alten Säuglingen die Relevanz von Handlungseffekten auf die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei Handlungen, welche eine mechanischen Klaue ausführt. Die Ergebnisse deuten an, dass 9 Monate alte Säuglinge einer mechanischen Klaue tendenziell Zielgerichtetheit zuschreiben. In einer Folgestudie wird ein Paradigma mit salienteren Handlungseffekten untersucht. Poster 186 Verarbeitung des grammatikalischen Geschlechts im Deutschen: EKP-Evidenz Juliane Hofmann, Sonja A. Kotz, Angela D. Friederici Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig [email protected] Levelt [Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., 98, 13464 (2001)] postuliert in seinem Produktionsmodell, dass die Genus-Information eine syntaktische Eigenschaft des Konzepts und somit lexikalisch gebunden ist. Mit diesem Experiment sollte untersucht werden, ob die Verarbeitung grammatikalischer Genus-Information syntaktischer oder semantischer Natur ist. Eine weitere Frage war, ob phonologische Hinweisreize in phonologischen und lexikalischen, derivations-morphologischen Genus-Informationen im Gegensatz zu semantischen Genus-Informationen regelbasierte Mechanismen triggern. Mit Hilfe der Methode der ereigniskorrelierten Potentiale wurden diese InformationsTypen in einer Korrektheits-Entscheidungs-Aufgabe auf der Wort-Ebene differenziert. Alle GenusInformations-Typen zeigten eine N400-Komponente. Eine links anteriore Negativierung (LAN) und ein N400-Effekt konnten für den phonologischen im Vergleich zum morphologischen Typ gezeigt werden. Ein N400-Effekt wurde durch den phonologischen im Vergleich zum semantischen Typ elizitiert. Eine zentrale Negativierung tritt für den morphologischen im Kontrast zum semantischen Typ auf. Die N400-Komponente scheint lexikalisch-semantische Verarbeitung der Genus-Information im Deutschen darzustellen. Die zentrale Negativierung könnte automatische semantische Kategorisierung oder phonologische Verarbeitung beschreiben. Die LAN könnte automatische regelbasierte Verarbeitung darstellen. Euro versus DM – Welche Rolle spielen Ankereffekte bei der Größenschätzung von Münzen? Andreas Hopf, Günter Molz, Ekkehard Stephan Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Molz und Hopf [Econ. Soc., 3, 26-31 (2002)] führten Experimente zur Größenschätzung von Euround DM-Münzen durch. Vor Einführung des Euro konnten sie zeigen, dass Durchmesser von EuroMünzen im Vergleich zu DM-Münzen unterschätzt wurden. Interpretiert wurde dies im Sinne der sozialen Akzentuierung: Das relativ schwache Image des Euro spiegelte sich in den relativ niedrigen Schätzungen der physikalischen Münzgrößen wider. Dieser Akzentuierungseffekt war Ende Januar 2002 nicht mehr zu beobachten: Das Image des Euro scheint somit nach dessen Einführung gestiegen zu sein. In beiden Studien erfolgte die Größenschätzung der Euro- und DM-Münzen anhand von Vergleichsreizen, deren Größe systematisch variiert wurde. Hierdurch könnten Ankereffekte die Größenbeurteilung von Euro- und DM-Münzen unterschiedlich beeinflusst haben. Deshalb werden in einer Reanalyse die Daten von Molz und Hopf insbesondere auf mögliche Interaktionen zwischen Währung und Ankerreizen untersucht. Die Ergebnisse werden in diesem Beitrag vorgestellt und diskutiert. Poster 187 Faktoren der Dichtewahrnehmung im Außenraum Anna Husemann, Elke van der Meer, Reinhard Beyer Abteilung Kognitive Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin Anna-Louisa-Karsch-Str. 9; 10178 Berlin [email protected] Maas [In: P.Jodidio, Architecture Now! Köln: Taschen Verlag, 416(1998)] entwirft aufgrund des steigenden Wohnraumbedarfs der Bevölkerung ein theoretisches Stadt-Szenario: Metacity/Datatown, bestehend aus maximal hohen und dichtstehenden Gebäuden. Die Crowdingforschung beschäftigt sich seit den 70er Jahren intensiv mit der Wahrnehmung von Dichte, hauptsächlich jedoch im Innenbereich. Desor [JPSP, 21, 1, 79 (1972)] analysierte die Wahrnehmung von Crowding in Innenräumen in Abhängigkeit von architektonischen Merkmalen (höheres Crowdinggefühl in Räumen mit mehr Zugängen und in Räumen mit wenigen Raumteilern). Im Mittelpunkt unserer Untersuchungen steht die Crowdingwahrnehmung im Außenraum. Im Labor wurden Studenten nachgebaute Außenräume präsentiert, die sich in der Art der Zugangsstraßen und der Verdichtung durch Bäume unterschieden. Die Art der Gebiete variierte: Wohngebiete, „Bürogebiete“ oder Mischnutzung. Es sollten so viele Bauklötze wie möglich in diese Flächen platziert werden, ohne dass ein Gefühl der Beengung entsteht. Die Ergebnisse zeigen eine Interaktion von Zugängen und Raumteilungen. Es wird diskutiert, inwieweit Wahrnehmungsstudien von Innenräumen auf Außenräume übertragen werden können und welche Implikationen dies für die Stadtplanung haben könnte. Zur Lokalisation von sprachbezogenen EKP-Komponenten: eine Patientenstudie Sylvia Jarick, Douglas Saddy, Anja Hahne Institut für Linguistik Universität Potsdam Karl-Liebknechtstr. 24-25; 14415 Potsdam [email protected] Verschiedene Aspekte der auditiven Sprachverarbeitung wurden mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale (EKP) bei einem 27-jährigen, sprachlich wenig auffälligem Patienten, mit einer präzentral bis parietal reichenden Teilresektion der linken Hirnhemisphäre untersucht. Die Fragestellung war, ob man aufgrund der entfernten Hirnareale Rückschlüsse auf neuronale Korrelate der Generierung verschiedener sprachspezifischer EKP-Komponenten schließen kann. Korrekte und inkorrekte Sätze mit semantischen und syntaktischen Verletzungen wurden auditiv präsentiert und sollten hinsichtlich ihrer Korrektheit beurteilt werden [Hahne & Friederici, Cognitive Brain Research, 13, 339-356 (2002)]. Die Ergebnisse des Patienten zeigten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen keine wesentlichen Unterschiede. Semantische Verletzungen evozierten erwartungsgemäß ein N400-Muster, während Phrasenstrukturverletzungen eine frühe links-anteriore Negativierung um 150 ms (ELAN-Komponente), gefolgt von einer zentro-parietalen Positivierung (P600-Komponente) hervorriefen. Die Befunde zeigen, daß bei diesem Patienten, trotz der entfernten Hirnareale, die Prozesse der auditiven Sprachverarbeitung ähnlich zu denen gesunder Probanden verliefen. Daraus folgt, daß die resezierten Hirnareale nicht notwendig für die Generierung dieser drei sprachspezifischen EKP-Komponenten sind. Poster 188 Neurofeedback combined with repetitive Transcranial Magnetic Stimulation (rTMS) Ahmed A. Karim, Martin Lotze, Thomas Kammer, Thilo Hinterberger, Ben Godde, Leo Cohen, Niels Birbaumer Institut für Medizinische Psychologie & Verhaltensneurobiologie Medizinische Fakultät der Universität Tübingen Gartenstr. 29; 72074 Tübingen [email protected] A brain-computer interface (BCI), controlled by self-regulation of slow cortical potentials (SCP), can contribute to communication of completely paralysed patients [Birbaumer et al., Nature, 389, 297-98 (1999); Kübler et al., Psych. Bulletin, 127, 3, 358-375 (2001)]. However, 30 % of the subjects have not been able to control their SCP even after extended neurofeedback training. The aim of this study is to explore whether it is possible to modulate SCP by rTMS and hence to develop further methods to support the learning process. N = 10 healthy volunteers were trained for four days with the BCI to self regulate their SCP. The experimental design contained the following conditions: 1) feedback without rTMS, 2) feedback after high-frequency rTMS (15 Hz, 2 s.), 3) feedback after low-frequency rTMS (1 Hz, 30 s.), 4-5) feedback after high- and low-frequency sham ( = placebo) stimulation. RTMS had a differential effect on self-regulation of SCP: 15 Hz rTMS enhanced negative SCP and reduced positive SCP, whereas 1 HZ rTMS enhanced positive SCP but reduced negative SCP. These findings are in line with the notion that rTMS can be used to support locked-in patients in self-regulating their SCP. Stimulus-Reaktions und Reaktions-Effekt Kompatibilität zwischen Tonhöhe und räumlicher Höhe Peter Keller, Iring Koch Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr. 33; 80799 München [email protected] Viele Studien haben gezeigt, dass die Reaktionszeit in Wahlreaktionsaufgaben verlängert ist, wenn Stimuli (S) und Reaktionen (R) inkompatibel sind. Neuere Studien haben ähnliche Interferenzeffekte für Reaktions-Effekt (R-E) Kompatibilität gefunden und legen nahe, dass Handlungen durch die Antizipation kompatibler sensorischer Reaktionseffekte erleichtert werden. Die vorliegende Studie untersucht R-E Kompatibilität in einem Paradigma, in welchem die Kompatibilität zwischen Tonhöhe und räumlicher Höhe variiert wird. Auf Farbreize hin musste entweder die obere oder untere von zwei vertikal ausgerichteten Reaktionstasten gedrückt werden. In einer R-E kompatiblen Bedingung wurde ein hoher Ton durch eine „obere“ Reaktion und ein tiefer Ton durch eine „untere“ Reaktion erzeugt. Diese Zuordnung wurde in einer R-E inkompatiblen Bedingung vertauscht. In zwei zusätzlichen S-R Bedingungen wurden die Töne gleichzeitig mit den Farbreizen dargeboten. Die Daten zeigten, dass mehr Interferenz durch inkompatible S-R Zuordnungen als durch inkompatible R-E Zuordnungen produziert wurde. Weitere Experimente erforschen R-E Kompatibilität in komplexeren Handlungsfolgen. Poster 189 Zum Verstehen pluraler Nominalphrasen Stephanie Kelter, Berry Claus Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft TU Berlin Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin [email protected] Wie werden die Individuen, die mit einem pluralen referentiellen Ausdruck bezeichnet werden, von einem Leser/Hörer mental repräsentiert? Unsere Hypothese ist, daß sie gewöhnlich als ein undifferenziertes Ganzes, als „komplexe Entität“, repräsentiert werden – also nicht als atomare Individuen. Bei einem Satz wie „Die Kinder haben einen Schlitten dabei“ sollte das Prädikat demnach der komplexen Entität zugeschrieben werden (d.h. es gibt nur einen Schlitten), nicht jedem einzelnen Individuum. Wenn dies zutrifft, sollte ein nachfolgender Satz wie „Der Schlitten ist neu“ als kohärent empfunden werden, ein Satz wie „Die Schlitten sind neu“ hingegen nicht. Dies wurde in drei Experimenten geprüft, in denen Texte dargeboten wurden und die Satzlesezeiten gemessen wurden. Die Ergebnisse entsprechen der Vorhersage. Zusätzlich wurde mit derselben Methode geprüft, wie der partitive plurale Ausdruck „beide“ verstanden wird. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß bei partitiven pluralen Ausdrücken die atomaren Individuen einzeln repräsentiert werden („Beide Kinder haben einen Schlitten dabei“ – > 2 Schlitten). Affektive Valenz beeinflusst Sakkadenparameter Johanna Kissler, Andreas Keil Psychologie Universität Konstanz Universitätsstraße 10; 78457 Konstanz [email protected] Wir untersuchten den Einfluss des Emotionsgehalts von Bildmaterial auf Sakkadenparameter von Pro- und Antisakkaden. Versuchspersonen hatten die Aufgabe, entweder so schnell wie möglich Sakkaden zu im Halbfeld dargebotenen emotionshaltigen Bilder hin zu generieren (Refixationsaufgabe), oder vom Bild wegzuschauen und eine Sakkade ins gegenüberliegende Halbfeld auszuführen (Antisakkadenaufgabe). Das Bildmaterial entstammte den Kategorien hocherregend angenehm (erotische Szenen), hocherregend unangenehm (Unfallopfer, angreifende Tiere) und neutral (Alltagsszenen) aus dem internationalen affektiven Bildersystem (IAPS). In der Refixationsaufgabe waren Sakkadenamplitude und Sakkadengeschwindigkeit bei positivem Bildmaterial signifikant höher als bei neutralem und negativem Material. In der Antisakkadenaufgabe traten bei positivem Bildmaterial signifikant weniger Fehler, also spontane Refixationen des dargebotenen Bildes auf, als bei negativem und neutralem Bildmaterial. Diese Daten zeigen, dass der emotionale Gehalt von visuellem Material das okulomotorische Verhalten bereits auf sehr basalen Stufen beeinflussen kann, und dass die Art dieses Einflusses von der durch die Instruktion hervorgerufene Verhaltensdisposition (Appetenz oder Abwehr) abhängt. Poster 190 Generalisierende Umschaltungen bei numerischen Stroop-Aufgaben Thomas Kleinsorge Institut für Arbeitsphysiologie Universität Dortmund Ardeystr. 67; 44139 Dortmund [email protected] Wenn Versuchsteilnehmer zwischen vier Aufgaben wechseln, die aus einer faktoriellen Kombination der binären Aufgabenmerkmale Art des Urteils und Zuordnungsvorschrift resultieren, läßt sich ein charakteristisches Wechselkostenprofil beobachten. Dieses Profil wurde von Kleinsorge und Heuer [Psych. Res., 62, 300 (1999)] als Hinweis auf eine hierarchische Repräsentation der beiden Aufgabenmerkmale Art des Urteils und Zuordnungsvorschrift interpretiert, wobei angenommen wurde, daß Wechsel auf hierarchisch höherer Ebene auf hierarchisch niedrigere Ebenen generalisieren. In einem neuen Experiment zeigte sich dieses Wechselkostenmuster auch bei Wechseln zwischen Urteilsarten (num. Größe, Geradzahligkeit) und Reizdimensionen (Ziffernwert, Ziffernanzahl). Dies macht deutlich, daß hierarchische Umschaltungen nicht auf Kombinationen zweier Urteile mit zwei Zuordnungsvorschriften beschränkt sind, sondern auch bei gänzlich anderen Aufgabenkombinationen auftreten. Modalitätsunabhängige Objekt-Orts-Bindung im visuellen Arbeitsgedächtnis Günther Lehnert, Hubert D. Zimmer Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken [email protected] Die Verarbeitung räumlicher Information im Arbeitsgedächtnis wird einer visuell-räumlichen Komponente zugeschrieben. Orts-Information ist danach eng mit der visuellen Item-Information verbunden. Die neuropsychologische Unterscheidung von ventralem und dorsalem Verarbeitungsweg legt dagegen die Möglichkeit getrennter Verarbeitung von Orts- und Objektinformation nahe. Danach könnte die Verarbeitung auditiv-räumlicher Information im gleichen räumlichen System erfolgen, wie die eines visuellen Inputs. Wir untersuchten durch Variation der Gedächtnisbelastung, ob visuelle und auditive Positionsinformation modalitätsspezifisch oder gemeinsam verarbeitet wird. In einer Kurzzeitgedächtnisaufgabe lernten Versuchsperson die Darbietungspositionen von vier, sechs oder acht Objekten: Sets aus Bildern, Tönen oder beiden Itemtypen. Anschließend mussten zwei der Objekte ihrer Lernposition zugeordnet werden. Wenn visuell- und auditiv-räumliche Information unterschiedliche Systeme nutzen, sollte sich durch die Nutzung beider Ressourcen ein Vorteil für bimodale Item-Sets ergeben. Dies war nicht der Fall. Die Repositionierungsleistung war allein von der Itemmodalität und der Größe des Memory-Sets abhängig. Dies spricht für die Nutzung eines gemeinsamen Gedächtnissystems für räumliche Information. Poster 191 Religion ist irrational und Irrationalität ist dysfunktional? Daniela Lemke, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling Allgemeine Psychologie II Ludwig-Maximilians-Universität Leopoldstraße 13; 80802 München [email protected] Der Rational-Emotiven-Theorie (RET) von Albert Ellis zufolge sind irrationale Gedanken eine zentrale Ursache für dysfunktionale psychopathologische Zustände. Auch Religiosität wird in diesem Sinne als irrational dargestellt. Hieraus wird abgeleitet, dass religiösere Menschen in höherer Weise zu dysfunktionalen irrationalen Gedanken neigen, die wiederum die Lebenszufriedenheit negativ beeinflussen. Zur Hypothesenprüfung beantworteten Probanden in einer Fragebogenstudie mit Messwiederholung in permutierten Reihenfolgen Skalen zur Erfassung verschiedener Religiositätsaspekte (intrinsische und extrinsische Religiosität, Durch-Gott-Mediierte Kontrolle) und klinisch validierte Skalen zu irrationalen Einstellungen sowie eine Frage zu Lebenszufriedenheit. Es zeigen sich signifikante Zusammenhänge zwischen den Religiositätsskalen und Irrationalitätsskalen. Insbesondere die extrinsische Religiosität, die als oberflächlicher Glaube zur bloßen Sicherung von sozialer Akzeptanz konzipiert ist, korreliert signifikant stärker mit klinischen Irrationalitätsskalen als die intrinsische Religiosität, die als verinnerlichter, verantwortlich gelebter Glaube definiert ist. Die Irrationalitätsskalen wiederum korrelieren hypothesenkonform signifikant mit der Lebenszufriedenheit. Quasi-experimentelle Extremgruppenvergleiche zwischen schwach und stark religiösen Personen erbringen für letztere signifikant erhöhte Irrationalitätswerte. Untersuchungen zu auditiv-räumlichen Aufmerksamkeitsverlagerungen mittels fMRT Jöran Lepsien, Stefan Pollmann Tagesklinik für kognitive Neurologie Universität Leipzig Liebigstraße 22a; 04103 Leipzig [email protected] In diesem Experiment wurde die funktionelle Magnetresonanztomographie verwendet, um die neuronalen Korrelate exogener auditiv-räumlicher Aufmerksamkeitsverlagerungen zu untersuchen, speziell im Hinblick auf die verdeckte Reorientierung, welche einen nach Fehlplazierung von Aufmerksamkeitsressourcen notwendigen Prozeß beschreibt. Für die räumliche Stimulation wurden mittels eines Kunstkopfes aufgezeichnete Stimuli in einem Hinweisreizparadigma verwendet, wobei die in Bezug auf die Position der Zielreize uninformativen Hinweisreize relativ zu diesen bei zwei verschiedenen zeitlichen Intervallen präsentiert wurden (SOA). Gemessen wurden Effekte der initialen Fazilitation und ‘Inhibition of Return’ (IOR). Für die verdeckte Reorientierung war hauptsächlich eine Aktivierung im rechten temporo-parietalen Übergangskortex zu beobachten, welchem wichtige Funktionen für die attentionale Neuausrichtung zugeschrieben werden. Analysen der prozentualen Signaländerung und zusätzliche Kontraste zeigten, daß dies sowohl für Reorientierungen nach invaliden Hinweisreizen bei kurzem SOA, als auch für Reorientierungen unter den Effekten von IOR gilt. Poster 192 MoJavEE: ein Java-2EE basiertes Versuchssteuerungskonzept mit universell wiederverwendbaren Komponenten Sandro Leuchter, Martin C. Kindsmüller, Leon Urbas MoDyS Research Group, Zentrum Mensch-Maschine-Systeme Technische Universität Berlin Jebensstr. 1; 10623 Berlin [email protected] Java ist eine verbreitete objektorientierte Programmiersprache. Java 2 Enterprise Edition (J2EE) definiert einen Rahmen für komplexe web-basierte Anwendungen auf der Basis von Java, indem mehrere funktionale Schichten eingeführt werden. Der Zugriff auf eine J2EE-Anwendung erfolgt über einen Web-Browser. Die Anwendung selbst besteht aus aktiven Web-Komponenten (JSP und Servlet) und der getrennten Anwendungslogik, die in Java spezifiziert werden. Aufbauend auf J2EE stellt MoJavEE einen Satz von wiederverwendbaren Komponenten zur Verfügung, der zur Realisierung von Versuchsteuerungen für eine großen Bandbreite psychologischer Experimente dient. Die Universalität dieses Frameworks wird anhand einer aus den Anforderungen grundlagenorientierter und angewandter psychologischer Forschung abgeleiteter Taxonomie von Versuchssteuerungen belegt. Über drei Anwendungen wird beispielhaft die Tragfähigkeit des Ansatzes demonstriert: Auf Basis des Frameworks wurden mit Bezug auf die Taxonomie Versuchssteuerungen für zwei unterschiedliche web-basierte psychologische Experimente mit MoJavEE entwickelt. Die Wiederverwendbarkeit wird durch Anwendung in einem weiteren Typ von Experiment belegt. Bindung (binding): Funktionale Architektur, neuronale Korrelate und Ontogenese Ulman Lindenberger, Axel Mecklinger, Hubert D. Zimmer Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken [email protected] Dieses Poster stellt die DFG-Forschergruppe 448 vor. Vier der Teilprojekte sind an der Universität des Saarlandes angesiedelt (Lindenberger, Mecklinger, Opitz, Zimmer); jeweils ein Teilprojekt befindet sich an der Humboldt-Universität Berlin (Frensch), an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Herrmann) sowie an der Universität Regensburg (Bäuml). Im Zentrum der Arbeit steht das Bindungsproblem, das heißt die Frage, wie verteilte Merkmale und Verarbeitungswege zu kohärenten Repräsentationen und Prozessen verknüpft („gebunden“) werden. Untersucht wird das Bindungsproblem u.a. in folgenden Kontexten (TeaP-Poster in Klammern): (a) Arbeitsgedächtnis (Busch et al., Müller et al.); (b) Reiz-Reaktions- und Reaktions-Effekt-Bindungen während der Handlungsausführung (Nattkemper et al.); (c) Übergang von vorübergehenden in überdauernde Bindungszustände (Döller et al., Groh et al.); (d) Gedächtnisabruf (Czernochowski et al., Elsner et al., Treese et al., Vilimek et al). Verfolgt wird eine kognitiv-neurowissenschaftliche Perspektive; neben Verhaltens- werden elektrophysiologische und funktionell-bildgebende Daten erhoben. Angestrebt wird ein übergreifendes Verständnis des Zusammenwirkens unterschiedlicher Bindungsmechanismen sowie deren Entwicklung über die Lebensspanne. Poster 193 Unterstützung des Lernens in Online-Lernkursen durch die Verwendung von Hinweistexten Stefan Lippitsch, Gerhard Weber Psychologisches Institut Pädagogische Hochschule Freiburg Kunzenweg 21; 79117 Freiburg [email protected] Das Ziel von Online-Seminaren besteht in der zeit- und ortsunabhängigen Wissensvermittlung von Inhalten. Neben Texteigenschaften sind Lesermerkmale für die Elaboration mentaler Modelle relevant (z.B. das Vorwissen). Zur Bildung des mentalen Modells greift der Benutzer demnach auf bereits vorhandenes Wissen sowohl aus dem entsprechenden Inhaltsbereich als auch aus seinem allgemeinen Weltwissen zurück. Wir möchten in unserer Untersuchung eruieren, ob es Lesern mit geringem Vorwissen durch Vorgabe adaptiv präsentierter Hinweistexte zum Zusammenhang der Struktur des Lernkurses erleichtert werden kann, dieses mentale Modell aufzubauen. Dazu sollen, nach der Durchführung einer Vorstudie zur generellen Akzeptanz der Hinweistexte, Interessenten für einen Online-Lernkurs zu HTML zufällig auf die Bedingungen „mit Hinweistexten“ und „ohne Hinweistexte“ aufgeteilt werden. Die Hinweistexte sollen dazu führen, dass die Inhalte des Kurses zumindest von Benutzern mit geringem Vorwissen besser verstanden werden (besseres Abschneiden in Übungsaufgabe) und insgesamt mit dem Kurs zufriedener sind (Fragebogendaten). Erste Ergebnisse werden zur Tagung erwartet. NMDA-Rezeptoren im „präfrontalen Kortex“ der Taube – spielen sie eine Rolle für Arbeitsgedächtnisfunktionen? Silke Lissek, Onur Güntürkün Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Abteilung Biopsychologie Ruhr-Universität Bochum Universitätsstr. 150; 44801 Bochum [email protected] Das Neostriatum caudolaterale (NCL) bei Vögeln wird als funktionell äquivalent zum präfrontalen Cortex (PFC) bei Säugetieren angesehen. Wir untersuchten in dieser Studie die Bedeutung von NMDA-Rezeptoren im NCL der Taube für Arbeitsgedächtnisfunktionen, denn neurobiologische und computationale Arbeiten gehen davon aus, dass für das Halten von Informationen im Arbeitsgedächnis NMDA-Rezeptoren benötigt werden. Die Versuchstiere wurden, nach lokaler Injektion des kompetitiven NMDA-Antagonisten DL-AP5 in den NCL, in zwei verschiedenen Aufgaben (simultaneous matching to sample (SMTS) und delayed matching to sample (DMTS)) getestet und ihre Leistung mit der Leistung nach Saline-Injektion verglichen. Die Ergebnisse zeigen signifikante Steigerungen der Fehlerzahl unter DL-AP5 – nicht nur in der DMTS-Aufgabe, für die Arbeitsgedächtnis erforderlich ist, sondern auch in der SMTS-Aufgabe, die kein Arbeitsgedächtnis benötigt. Die Funktion von NMDA- Rezeptoren im „PFC“ von Vögeln scheint daher die Auswahl einer kontextbezogen adäquaten Reaktion zu sein und nicht so sehr das Online-Halten von Informationen im Arbeitsgedächtnis. Poster 194 Wiedererkennen vs. Kategorisieren strukturierter Reize Anja Lotz, Annette Kinder Fachbereich Psychologie Philipps-Universität Marburg Gutenbergstraße 18; 35037 Marburg [email protected] In zwei Experimenten wurde untersucht, ob Wiedererkennen und Kategorieren strukturierter Reize auf unterschiedlichen Prozessen beruhen. Hierzu sollten Versuchspersonen zunächst Buchstabenfolgen lernen, die mit Hilfe einer künstlichen Grammatik gebildet worden waren. Anschließend wurde eine Gruppe von Versuchspersonen instruiert, weitere Buchstabenfolgen danach einzuschätzen, ob sie denselben Regeln wie die Lernfolgen entsprachen (Kategorisieren). Die Versuchspersonen der anderen Gruppe sollten beurteilen, ob sie die Folgen in der Lernphase gesehen hatten (Wiedererkennen). Für beide Gruppen wurden z-transformierte ROC-Kurven erstellt und deren Steigung bestimmt. Im ersten Experiment, in dem in der Testphase Lernfolgen und ihnen ähnliche, neue Folgen dargeboten wurden, fanden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Im zweiten Experiment, in dem Lernfolgen und ihnen unähnliche Folgen dargeboten wurden, wich die Steigung der ROCKurven in der Wiedererkennensgruppe, nicht aber in der Kategorisierungsgruppe, signifikant von 1 ab. Dies interpretierten wir als Hinweis darauf, dass bei den beiden Aufgaben unterschiedliche Prozesse beteiligt waren. Statistisches Lernen in SRT-Aufgaben bei Kindern Claudia Martin, Sebastian Remmers Lehrstuhl für Psychologie 4 Universität Würzburg Röntgenring 10; 97070 Würzburg [email protected] Sequentielles Lernen wird vor allem mit dem Paradigma der seriellen Wahlreaktion (SRT) untersucht. Den Probanden werden nacheinander einzelne Reize dargeboten, auf die sie mit einer entsprechenden Reaktion schnellstmöglich antworten sollen. Statistische Strukturen in Reiz- und Reaktionsfolgen führen zu reduzierten Reaktionszeiten, wodurch sequentielles Lernen nachgewiesen werden kann. Es ist noch ungeklärt, ob das Lernen von Reiz- und Reaktionsfolgen auf dem gleichen Lernmechanismus basiert und wie sich das Sequenzlernen entwickelt. In den hier durchgeführten SRTs dienten Spielkarten als Reize, Reaktionen waren Tastenanschläge. In vier Experimenten wurden erstens Häufigkeiten und Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen Reizen und Reaktionen variiert. Zweitens wurde die Entwicklung von sequentiellen Lernmechanismen mit Kindern (8- und 10jährige) und Erwachsenen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass statistische Eigenschaften in Reaktionsfolgen beim Lernen besonders deutlich berücksichtigt werden. Explizites vs. implizites Wissen und der Aspekt der Schnelligkeit vs. Genauigkeit werden anhand der Daten verdeutlicht. Im Rahmen der Präsentation wird diskutiert, welche Mechanismen dem Lernen zugrunde liegen. Poster 195 Akkommodation in der Sprachproduktion Edeltrud Marx Fachbereich Sozialwesen Katholische Fachhochschule NRW, Köln Wörthstraße 10; 50668 Köln [email protected] Wird im Deutschen ein Versprecher produziert, bei dem das fehlerhafte Nomen ein anderes Genus aufweist als das intendierte, ist eine Anpassung (Akkommodation) des pränominalen Artikels erforderlich, wie in „Nein, die hatten...das Fenster die Tür zu“ (semantische Nomensubstitution) oder in „...obwohl uns das ... schon auf den Wetter ging Wecker ging“ (phonologische Nomensubstitution). Vor dem Hintergrund serieller Verarbeitungsmodelle ist eine Akkommodation aber nur dann zu erwarten, wenn der Versprecher in einer frühen Phase des lexikalischen Zugriffs entsteht, d.h. wenn die grammatische Genusinformation des Nomens aktiviert und verwendet wird (wie in Versprecher 1). Auf einer späteren Verarbeitungsebene dürfte keine Anpassung mehr zu beobachten sein (wie in Versprecher 2). Analysen spontaner Sprechfehler haben diese Erwartung bestätigt [Marx, E., Gender processing in speech production. Journal of Psycholinguistic Research, 28, 6, 601-621 (1999)]. In den vorgestellten Versprecherexperimenten wird die Hypothese überprüft, dass nach phonologischen Nomensubstitutionen, die auf einer späteren Sprachproduktionsebene entstehen, keine Artikelakkommodation vorgenommen wird. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der aktuellen Sprachproduktionsmodelle diskutiert. Der zeitliche Verlauf von Vertrautheit und Erinnerung beim Wiedererkennen – eine Studie mit lateralisierten Bereitschaftspotentialen Anja Meinke, Klaus Oberauer, Matthias Schlesewsky Institut für Medizin Forschungszentrum Jülich Leo-Brandt-Str.5; 52428 Jülich [email protected] Der Prozeß der Wiedererkennung stützt sich auf verschiedene Typen von Information, namentlich auf das Prüfen der allgemeinen Vertrautheit (familiarity) und/oder die Abrufung spezifischer Erinnerungen aus dem episodischen Gedächtnis (recollection) [Mandler, Psych Rev, 87, 252 (1980)]. Beide Prozesse haben einen unterschiedlichen Zeitverlauf [McElree, Dolan & Jacoby, J Exp Psychol Learn, 25, 563 (1999)], wobei die Vertrautheitsinformation schneller als die episodische Erinnerung verfügbar ist. Anhand lateralisierter Bereitschaftspotentiale haben wir untersucht, ob Reaktionsvorbereitungsprozesse einsetzen, bevor die Gedächtnissuche abgeschlossen ist. In einer Wiedererkennungsaufgabe mit Listendiskrimination (modifizierte Sternberg-Aufgabe) fanden wir, daß sich bei konfligierenden Vertrautheits- und Quellengedächtnisinformationen Resultate beider Entscheidungsprozesse entsprechend ihres Zeitverlaufes in der Reaktionsvorbereitung niederschlugen. Dies unterstützt kontinuierliche Modelle der Informationstransmission, in denen auch vor Abschluß der zentralen kognitiven Prozesse (Gedächtnisabruf, Entscheidung für eine Antwort) die resultierenden motorischen Reaktionen vorbereitet werden. Poster 196 Die Psychologie des Euro: Gibt es bei der Größenschätzung von Münzen aus unterschiedlichen Ländern soziale Akzentuierungseffekte? Günter Molz, Andreas Hopf, Michael Gielnik Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Molz und Hopf [Econ Soc, 3, 26-31 (2002)] konnten soziale Akzentuierungseffekte beim Schätzen von Münzgrößen nachweisen. In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob unterschiedliche Wertschätzung von Euroländern dazu führt, dass die Größen der Münzen aus diesen Ländern differenziert geschätzt werden. Hierzu wurden in einem between-subjects-Design Versuchspersonen verschiedene Länder zur Bewertung vorgelegt: Die Versuchspersonen füllten für ein Land ein semantisches Differential aus und schätzten den Durchmesser der jeweiligen 1-Euromünze. Die Abfolge zwischen Bearbeitung des semantischen Differentials und der Münzenschätzung wurde variiert. Effekte, die eindeutig auf die unabhängige Variable Land zurückzuführen waren, konnten nicht nachgewiesen werden. Ebenso war es nicht möglich, die Varianz in den Münzenschätzungen eindeutig einer der drei Dimensionen (Evaluation, Potenz, Attraktivität) des semantischen Differentials zuzuordnen. Mögliche Erklärungen für diese Befunde werden vorgestellt. Der Einfluss deklarativer versus prozeduraler Instruktion auf Erwerb und Nutzung mentaler Operatoren Burkhard Müller FB 06 Psychologie/ Allgemeine Psychologie Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen [email protected] Annahmen zu Erwerb und Nutzung mentaler Operatoren lassen sich zum einen danach gliedern, ob die Inhalte der postulierten Wissenseinheiten eher elementar oder eher abstrakt sind und zum anderen, ob der Zugriff auf die Einheiten übungsbeschränkt ist oder nicht. Zur Erfassung dieser Charakteristika mentaler Operatoren ist ein multinomiales Modell entwickelt und in einer Reihe von Experimenten validiert worden. Das Modell ermöglicht es, dass die Anteile von vier in der Literatur diskutierten Repräsentationsformen mentaler Operatoren quantifiziert werden. Im vorliegenden Beitrag wird das Modell dazu genutzt, den Einfluss von Instruktionsvarianten auf die Repräsentationsform mentaler Operatoren zu erfassen. Experimentell wurde variiert, ob in der Instruktion für Buchstabenumstelloperationen die Herstellung des Endzustands einer Operation (prozedurale Variante) oder die Beziehung zwischen Ausgangs- und Endzustand (deklarative Variante) beschrieben wurde. Die deklarative Instruktion reduzierte deutlich den übungsbeschränkten Zugriff. Der Einsatz des multinomialen Modells zeigt, dass dieser Effekt vor allem durch geringere Anteile gerichteter Formen mentaler Operatoren bedingt ist. Poster 197 Der Einfluss zeitlicher Relationen und die Handlungsabsicht modulierender Verben auf das Textverständnis Ilona Müller, Anja Rapp, Mike Rinck Institut für Methoden der Psychologie, Allgemeine Psychologie und Biopsychologie TU- Dresden Oberrabensteinerstraße 26; 09117 Chemnitz [email protected] Es wurde ein Experiment durchgeführt mit dem die Indexical Hypothese von Glenberg [ de Vega, M., Robertson, D. A., Glenberg, A. M., & Kaschak, M. P. (2000). Paper presented at the 41st Annual Meeting of the Psychonomic Society, New Orleans, Louisiana.] anhand von zeitlichen Relationen in Geschichten überprüft werden sollte. Dafür wurde das Experiment von M. de Vega [unveröffentlichtes Manuskript] repliziert. Die Hauptpersonen der Geschichten begannen, dachten daran oder beschlossen zwei Dinge zu tun. Diese Dinge fanden gleichzeitig oder nacheinander statt (Variation von: nachdem/während).Bei Lesen dieser Geschichten wurden von 90 Studenten Konsistenzurteile und Satzlesezeiten erhoben. Es zeigte sich, dass bei den Bedingungen beginnen/während und beschließen/während Geschichten signifikant öfter als inkonsistent beurteilt und kritische Sätze länger gelesen wurden. Dieser Befund steht in Einklang mit der Indexical Hypothese. Altersunterschiede im Erwachsenenalter bei der kognitiven Kontrolle des Aufgabenwechsels mit Stroop-Reizen: EEG-Powerspektren und Kohärenzen Viktor Müller, Jutta Kray, Ulman Lindenberger Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken [email protected] Untersucht wurden Altersunterschiede in zwei Komponenten kognitiver Kontrolle: (a) Auswählen/Aktivhalten; (b) Überwachen. In reinen Blöcken lasen Probanden entweder Farbwörter oder nannten deren Farbe. In gemischten Blöcken bearbeiteten sie dieselben Aufgaben in pseudo-zufälliger Reihenfolge. Die Aufgabenstellung wurde mit Hinweisreizen angezeigt. Hinweisreize wurde für 500 ms gezeigt, gefolgt von ISI (2000 ms) und Zielreiz. Zielreize waren entweder aufgabenkongruent (ROT in roter Farbe) oder aufgabeninkongruent (ROT in grüner Farbe). Auswählen/Aktivhalten wurde durch Vergleiche reiner und gemischter Blöcke erfaßt, Überwachen durch Vergleiche kongruenter und inkongruenter Reize innerhalb gemischter Blöcke. Drei 1-s-Zeitfenster wurden analysiert: (a) ab Erscheinen des Hinweisreizes; (b) 1000 ms nach dessen Erscheinen; (c) ab Erscheinen des Zielreizes. Vergleiche zwischen 14 jungen (Altersdurchschnitt = 21 Jahre) und 10 älteren Erwachsenen (Altersdurchschnitt = 63 Jahre) ergaben für junge Erwachsene parietal höhere Powerwerte im Delta-, Thetaund Alpha-Band sowie frontal niedrigere Powerwerte im Beta- und Gamma-Band. Alterseinbußen im Auswählen/Aktivhalten waren mit reduzierter kortikaler Kohärenz assoziiert. Poster 198 Handlungs-Effekt-Bindungen – Zur funktionalen Rolle von Handlungseffekten bei der Handlungplanung. Dieter Nattkemper, Peter A. Frensch, Michael Zießler Institut für Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin [email protected] Jede Körperbewegung bewirkt eine Vielzahl bewegungsbegleitender und der Bewegung folgender sensorischer Effekte. Befunde unterschiedlichster Experimente belegen (i), dass die Zusammenhänge zwischen Bewegungen und ihren kontingenten sensorischen Effekten gelernt und repräsentiert werden, und sie belegen (ii), dass diese Effekte eine funktionale Rolle in der Handlungsplanung spielen. Weitgehend ungeklärt ist allerdings, was genau eigentlich die Funktion von HandlungsEffekt-Repräsentationen bei der Handlungsvorbereitung sein könnte. Folgt man dem ideomotorischen Prinzip, das besagt, dass Repräsentionen von Effekten (mehr oder weniger) zwangsläufig genau die Aktionen aktivieren, die diese Effekte erfahrungsgemäß hervorbringen, könnte man annehmen, daß Repräsentationen von Handlungseffekten eine wesentliche Rolle bei der Selektion von Bewegungen spielen. Dieser Idee gehen wir in Experimenten nach, in denen die distalen Effekte auszuführender Bewegungen (vermutlich) zeitgleich mit oder zeitlich versetzt zur Phase der Handlungsvorbereitung präsentiert werden. Einfluss einer Fahrsimulatoraufgabe auf die Sprachproduktion Martina Neidhart, Miklós Kiss, Marc Wittmann, Peter Gugg, Alexander Steffen, Ernst Pöppel, Hiroyuki Kamiya Generation Research Program Ludwig-Maximilians-Universität München Arzbacher Str. 12; 83646 Bad Tölz [email protected] Spracheingabe für technische Geräte ist eine Zukunftsvision und gibt vor allem dann Sinn, wenn diese Geräte parallel zu anderen Handlungen bedient werden können. Dabei wird die Aufmerksamkeit der Nutzer zwischen zwei oder mehr Aufgaben verteilt. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss einer Fahrsimulatoraufgabe (Fahren einer Strecke und Bedienen eines Displays) auf die Sprachproduktion überprüft. Die sprachlichen Anforderungen umfassten einfache Konversation, Wortabruf, Beschreibung von Handlungsfolgen sowie eine lexikalische Entscheidungs- und Arbeitsgedächtnisaufgabe. Die Ergebnisse zeigen eine unterschiedliche Beeinflussung der Sprachproduktionsaufgaben durch die Mehrfachbelastung. Während die einfache Konversation sowie der Wortabruf von 10 Wörtern einer semantischen Klasse nicht beeinträchtigt wurden, zeigten sich Einschränkungen in der Beschreibung von Handlungsfolgen sowie in der lexikalischen Entscheidungs- und Arbeitsgedächtnisaufgabe. Diese Resultate bestätigen, dass Unterschiede in den kognitiven Anforderungen bei Sprachproduktionsprozessen bestehen. Es ist daher notwendig, derartige Ergebnisse bei der Entwicklung von Spracheingabesystemen im Auto zu beachten. Poster 199 Effect of stimulus intensity on RT and ERP latency Agnieszka Nowik, Piotr Jaskowski, Jakub Wisniewski, Malgorzata Jenerowicz, Rob van der Lubbe, Rolf Verleger Department of Biophysics Medical Academy of Poznan Fredry 10; 61-701 Poznan (Polen) [email protected] In spite of some attempts to locate the stimulus intensity effect on information processing, no definite answers have been provided yet [cf. Kammer, et al. (1999); Miller et al.(1999)]. We extended previous attempts by using a broader range of stimulus intensities and by employing two different (simple and choice) tasks. Visual stimuli (2◦ x 2◦ ) were displayed in the center. Besides RT we measured early waves of visually evoked potentials N1, P1, P3 latency , and the stimulus- and response-locked LRP. In the investigated range of stimulus intensity, RTs changed by about 100 ms. While the intensity effect on the response-locked LRP was negligible, all other measures showed the same pattern as RT, irrespective of the task to be done. This finding support Miller et al.’s conclusion that stimulus intensity exerts its effect before the start of motoric processes. An experiment with auditory stimuli is currently in progress to examine whether this conclusion generalizes to other stimulus modalities. Auswirkungen von Unsicherheit über den Zustand der Ressource auf die Kooperation in einem sozial-ökologischen Dilemma im Internet Nicola Nübold, Wernher Brucks Sozialpsychologische Abteilung, Forschungsgruppe W.Brucks Universität Zürich Stauffacherstr. 175; 8004 Zürich (Schweiz) [email protected] Im Umgang mit bedrohten natürlichen Ressourcen ist das wirkliche Ausmass der Schädigung oft nur ungenau bekannt oder umstritten. Diese Unsicherheit über den Ressourcenzustand eröffnet einen Interpretationsspielraum, in dem sich individuelle Motive verstärkt auf das Handeln der Akteure auswirken. Die Folge ist häufig, dass die Übernutzung trotz Schädigung der Ressource aufrechterhalten wird. Im vorliegenden iterierten Ressourcendilemma-Spiel wurde erstmals eine dynamische Operationalisierung der Unsicherheit über das Medium Internet miteinbezogen. Die Probanden versetzten sich in die Rolle eines Dorfbewohners, der mit seinen Nachbarn eine Solaranlage erfolgreich bewirtschaften soll. Dabei wurde die Unsicherheit über den Ladestand der Batterien auf drei Stufen variiert. Es zeigten sich kooperationsreduzierende Haupt- und Interaktionseffekte des Unsicherheitsgrades und der Sozialen Orientierung auf das Spielverhalten der Probanden. Im Beitrag wird vor allem auf die neuartige dynamische Darbietung der unsicheren Information und auf die generelle Bedeutung des Einbezuges von informationsbezogener Unsicherheit auf die Kooperationsbereitschaft in DilemmaSpielen eingegangen. Poster 200 Strukturähnlichkeit und Diskrimination Kirstin S. Ober, Ira Ludwig, Harald Lachnit Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Aktuelle Assoziationstheorien definieren die Ähnlichkeit von Reizen über die Anzahl derer gemeinsamen Elemente. Die Gestaltpsychologie dagegen postulierte, dass die Struktur von Reizen deren Ähnlichkeit und damit Diskriminierbarkeit beeinflusst. Wir überprüften diese Vorhersagen mittels differentieller Lidschlagkonditionierung und Ratings unter Verwendung von drei Reizen A, AB und AC. AB und AC hatten jeweils gleich viele gemeinsame Elemente mit A, AB darüber hinaus die gleiche Struktur wie A. Gruppe 1 sollte die strukturähnlichen Reize A und AB diskriminieren, Gruppe 2 die strukturunähnlichen Reize A und AC. In einer Kontrollgruppe wurde die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen A, AB und AC über Ratings erfasst. Die Assoziationstheorien sagen für die strukturähnlichen und strukturunähnlichen Reize die gleiche Ähnlichkeit und damit Diskriminierbarkeit vorher, die Gestaltpsychologie jedoch verschiedene. Die Ergebnisse der Konditionierung stimmten mit den Vorhersagen der Assoziationstheorien überein, die Ratings hingegen mit der gestaltpsychologischen Vorhersage. Distraktionseffekte bei Musikern und Nichtmusikern Theda Ohlenbusch, Stefan Berti, Erich Schröger Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Wir haben mittels eines auditiven Distraktionsparadigmas Prozesse der Aufmerksamkeitssteuerung bei Musikern und Nichtmusikern untersucht. Es wurden kurze und lange Sinustöne einer konstanten Frequenz präsentiert. In seltenen Fällen traten Frequenzabweichungen auf. Aufgabe der Versuchsperson war es, für jeden Ton unabhängig von seiner Tonhöhe zu entscheiden, ob dieser kurz oder lang war. Zusätzlich zu den Verhaltensdaten wurden ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) erhoben. Beide Gruppen zeigten die für dieses Paradigma typischen Effekte in Form von Reaktionszeitverlängerungen in Durchgängen mit Frequenzabweichungen (Distraktionseffekt) begleitet von den abweichungsbezogenen EKP-Komponenten MMN, P3a und RON. Dies indiziert eine Abfolge von Prozessen der präattentiven Abweichungsdetektion, der Aufmerksamkeitsablenkung und einer Reorientierung auf die eigentliche Längenunterscheidungsaufgabe. Die Ergebnisse legen nahe, dass diese Prozesse bei Musikern schneller ablaufen als bei Nichtmusikern: In den Verhaltensdaten und in den EKPs traten gruppenspezifische Effekte (u.a. in Form einer verkürzten Distraktionswirkung bei Musikern) auf. Poster 201 Stimuluskomplexität, Enkodierung und zentrale Mechanismen Krisztin Pataki, Thomas Lachmann Institut für Allgemeine Psychologie und Arbeitswissenschaft TU Berlin Franklinstraße 5-7; 10587 Berlin [email protected] Die Struktur von Objekten beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Dies erscheint zunächst trivial. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch nicht vollständig erforscht. Während die Gestaltpsychologie rein deskriptive Gesetze formuliert, ergab sich mit der Informationstheorie die Möglichkeit, die Stimulusstruktur objektiv zu bestimmen und experimentell zu variieren. Entsprechende Befunde zeigen eine Wirkung der Struktur auf die Reaktionszeit und auf die Fehlerrate. Allerdings werden diese Befunde hinsichtlich der Lokalisierung des Effektes innerhalb des Informationsverarbeitungsprozesses kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Untersuchung sollte mit Hilfe des PRP-Paradigma zum einen der Fragestellung nachgegangen werden, ob der Struktureffekt in der Enkodierung lokalisiert ist. Zum anderen sollte überprüft werden, ob der Prozess, der der Verarbeitung der Stimulusstruktur unterliegt, auf zentrale Mechanismen zugreift. Dabei wurde eine auditive Wahlreaktionsaufgabe, bei der ein Ton als hoch oder tief zu bewerten war, mit einer same-differentVergleichsaufgabe kombiniert. Stimulusmaterial dieser zweiten Aufgabe waren simultan präsentierte Fünfpunkt-Muster, die sowohl in der Komplexität als auch in der Intensität varrierten. Für die Vergleichsaufgabe galt eine kategoriale Aufgabenbedingung, unter der Muster nicht nur dann als gleich zu bewerten waren, wenn sie sich in Form und Orientierung glichen, sondern auch dann, wenn sie sich in der Form glichen, in der Orientierung jedoch unterschieden. Das SOA wurde variiert, so dass sich beide Aufgaben zeitlich in unterschiedlichem Maße überlappten. Aus der Variation des SOA und der Komplexität der Muster resultierten additive Effekte für die Reaktionszeit der same-differentAufgabe. Es traten keine Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Intensität und Komplexität auf. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Verarbeitungsprozess, der der Stimuluskomplexität unterliegt, nicht Teil der Enkodierung ist und auf zentrale Mechanismen zugreift, d.h. nicht parallel zu anderen kapazitätsfordernden Prozessen wie der Antwortauswahl in der ersten Aufgabe ausgeführt werden kann. Relativiert wird dieser Befund jedoch durch additive Effekte, die aus der Variation der Stimulusintensität und des SOA resultierten. Poster 202 Zusammenwirken der Phonologischen Schleife und des Sketchpads im Arbeitsgedächtnis Christina Petras, Song Yan Georg-Elias-Müller-Institut/Abteilung für Arbeits-und Kognitionspsychologie Georg-August-Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Baddeley [Trends in Cognitive Sciences, 4, 11, 417-423 (2000)] schlägt vor, sein Arbeitsgedächtnismodell um einen sog. episodic buffer zu erweitern, wo Informationen aus verschiedenen Modalitäten zusammen integriert werden können. In einem Experiment zur Erfassung der Kurzzeitgedächtnisspanne wurden drei verschiedene Itemarten variiert. Den Probanden wurden sowohl die Namen bekannter, geometrischer Figuren dargeboten, als auch ihre visuellen Abbilder sowie erfundene geometrische Figuren, die als nicht verbalisierbar gelten sollten. Parallel dazu wurde anhand von Unterdrückungsaufgaben versucht, jeweils die Verarbeitung und Speicherung dieser Informationen durch die Phonologische Schleife (mit Hilfe von artikulatorischer Unterdrückung) bzw. durch das Sketchpad (mittels einer Zeichenaufgabe) zu stören. Es zeigte sich, dass die Behaltensleistung von Namen durch die artikulatorische Unterdrückung stark beeinträchtigt wurde. Bei den geometrischen Figuren wirkten sich die beiden Unterdrückungsaufgaben auf die Gedächtnisleistung aus, was für das Zusammenwirken der Phonologischen Schleife und des Sketchpads spricht. Allerdings schien sich die Zeichenaufgabe nicht auf das Behalten von erfundenen geometrischen Figuren auszuwirken. Eine differenzierte Analyse steht noch aus. Interferenz als Erklärung des Rückschaufehlers? Nein! Rüdiger Pohl, Irma Haracic Fachbereich 06 – Psychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] Der Rückschaufehler besteht darin, dass beispielsweise Erinnerungen an nummerische Schätzungen bei schwierigen Wissensfragen an die zwischenzeitlich dargebotenen Lösungen angeglichen werden. Alle Erklärungsansätze für dieses Phänomen gehen von irgendeiner Form der Interferenz zwischen der Lösung und dem Wissen der Person aus. Jedoch sind die einzelnen Annahmen, wie es genau zu den verfälschten Erinnerungen kommt, sehr unterschiedlich. Wir prüften die zugrunde liegende Interferenz-Hypothese in einem Experiment, in dem die Ähnlichkeit zwischen Schätzung und Lösung variiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass Interferenz aufgrund erhöhter Ähnlichkeit zwar erwartungsgemäß zur Abnahme korrekter Erinnerungen und zur Zunahme von Verwechslungen (zwischen Schätzung und Lösung) führte, dass aber die Höhe des Rückschaufehlers davon nicht betroffen war. Damit scheidet Interferenz aufgrund von Ähnlichkeit als Erklärung aus. Wir diskutieren, welche Konsequenzen das für die verschiedenen Erklärungsansätze des Rückschaufehlers hat. Poster 203 Das zerebrale oszillatorische Netzwerk eines imitierten Ruhetremors- Eine MEG-Studie Bettina Pollok, Martin Dirks, Joachim Gross, Lars Timmermann, Alfons Schnitzler MEG-Labor Heinrich-Heine Universität Moorenstr.5; 40225 Düsseldorf [email protected] Parkinson Ruhetremor ist mit synchronisierter oszillatorischer Aktivität in einem ausgedehnten zerebralen Netzwerk assoziiert, das neben sensomotorischen auch prämotorische, dienzephale und cerebelläre Strukturen einschließt. Die dienzephale Aktivität entspricht mit großer Wahrscheinlichkeit den Basalganglien. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand in der Beantwortung der Frage, ob dieses Netzwerk pathologischer oszillatorischer Aktivität bei gesunden Probanden physiologisch präformiert ist. Elf gesunde Versuchspersonen imitierten den typischen Parkinson Ruhetremor während neuromagnetische Aktivität mit einem 122 Kanal Ganzkopfmagnetometer und Muskelaktivität der Unterarme mit Oberflächen-EMGs abgeleitet wurde. Die Analyse der zerebro-zerebralen und zerebromuskulären Kohärenz zeigte, dass mit Ausnahme der Kopplung zwischen dem sensomotorischen Kortex und den Basalganglien identische Hirnareale involviert sind wie bei Parkinsonpatienten mit Ruhetremor. Unsere Daten weisen darauf hin, dass dem Ruhetremor bei M. Parkinson ein physiologisches Netzwerk zu Grunde liegt, das durch pathologische Aktivität in den Basalganglien gestört wird und somit zu der Tremorsymptomatik führt. Wirkung der Hochfrequenzstimulation des Nucleus Subthalamicus auf die Doppelaufgabenleistung von Parkinson-Patienten Claudia Preuschhof, Torsten Schubert, Jens Volkmann, Günther Deuschl Institut für Psychologie Humboldt-Universität zu Berlin Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin [email protected] Modellvorstellungen zur Funktion der Basalganglien (BG) nehmen an, dass die BG über parallele, funktionell getrennte motorische, kognitive und limbische Rückkopplungsschleifen die Aktivität kortikaler Areale modulieren. Wir untersuchten, ob der Nucleus Subthalamicus (STN), ein zentraler BG-Kern, neben motorischen auch kognitive Aspekte der Informationsverarbeitung beeinflusst. Der funktionelle Zustand des STN von Parkinson-Patienten wurde über die Therapiemethode der Hochfrequenzstimulation manipuliert. Das Paradigma der Psychologischen Refraktärperiode erlaubte die Trennung von kognitiven und motorischen Verarbeitungskomponenten. Acht Patienten mit idiopathischem Morbus Parkinson und bilateralen Elektroden im STN bearbeiteten dazu eine auditive und eine visuelle Wahlreaktionsaufgabe einzeln und als Doppelaufgabe mit einem variablem SOA zwischen beiden Aufgaben bei ein- und ausgeschaltetem Stimulator. Die Stimulation reduzierte signifikant die Reaktionszeiten bei beiden Reaktionen der Doppelaufgabe, nicht aber bei den Einzelaufgaben. Diese Verbesserung war unabhängig vom SOA. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Hochfrequenzstimulation des STN neben elementaren Motorprozessen auch kognitive Kontrollfunktionen beeinflusst, welche die gemeinsame Vorbereitung beider Reaktionen betreffen. Poster 204 Wieviel Terror steckt im Selbstbild? Markus Quirin, Julius Kuhl Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung Universität Osnabrück, Fachbereich 8 Postfach; 49069 Osnabrück [email protected] Nach der Terror-Management-Theory ist die Angst vor dem Tod eine existentielle Angst, die latent bei jedem vorhanden ist und durch Selbstwerterhöhung sowie Identifikation mit geteilten Wertvorstellungen bewältigt wird, die man mit Angehörigen einer kulturellen Gruppe gemeinsam hat. Wenn also die Aktivierung des Selbst dazu dient, latente, mit dem Tod assoziierte Hinweise oder Vorstellungen abzuwehren, dann würde die Umkehrung dieses Zusammenhangs erwarten lassen, dass eine Aktivierung des Selbstbilds genügt, um die latente existentielle Bedrohung zu aktivieren. In einem Experiment mit 88 StudentInnen wurde mithilfe expliziter und impliziter Maße überprüft, inwieweit die Beschäftigung mit dem Selbstbild negative Stimmung induziert und darüber hinaus Gedanken an den Tod aktiviert. Die Befunde liefern nur eine partielle Bestätigung der Umkehrungshypothese und legen darüber hinaus nahe, dass die Beziehung zwischen Aktivierung des Selbst und der Verfügbarkeit von Sterblichkeitskognitionen durch bislang nicht berücksichtigte Persönlichkeitsvariablen moderiert wird. Blickbewegungen beim Lesen von NN-Komposita mit und ohne Bindestrich Ralph Radach, Markus Pfeiffer, Dieter Heller, Albrecht Inhoff Institut für Psychologie Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Jägerstr. 17; 52056 Aachen [email protected] Ausgehend von Ergebnissen unserer Arbeitsgruppen [Inhoff, Radach & Heller, Journal of Memory and Language, 42, 23-50, (2000)] wurde das Lesen relativ vertrauter (Musiklehrer) vs. unvertrauter (Gehirnchirurg) Komposita untersucht. Die Darbietung erfolgte entweder in der normalen Schreibweise oder in einer orthographisch zwar legalen, aber unüblichen Schreibweise mit Bindestrich (Musik-Lehrer). Den theoretischen Hintergrund bildet die Hypothese, dass auf die Bedeutung von Komposita über zwei Routen zugegriffen werden kann: über einen direkten Zugriff auf einen vorhandenen lexikalischen Eintrag oder über die sequenzielle Enkodierung der Konstituenten und ihre Integration zu einer Gesamtbedeutung (Dekompositionsroute). Da geläufige Komposita eher einen eigenen Eintrag im Lexikon haben sollten, müsste sich die segmentierende Bindestrichschreibweise als vorteilhaft für die Verarbeitung weniger vertrauter Komposita erweisen. Es zeigte sich, dass ein Bindestrich unabhängig von der Vertrautheit die Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Fixation erhöht. Hierdurch kommt es zu einer Zunahme von Blickzeiten und Gesamtlesezeiten für die alternative Schreibweise. Eine signifikante Interaktion zwischen Vertrautheit und Schreibweise deutet jedoch darauf hin, dass bei relativ unvertrauten Komposita der Bindestich tatsächlich den angenommenen Vorteil in der lexikalischen Verarbeitung bewirkt. Poster 205 Passen Kinder externe Repräsentationen für die Lösung spezifischer Probleme an? Die Unterscheidung von Kategorie und Sequenz Andreas F. Rapp Allgemeine und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Externe Repräsentationen wie Zeichnungen und Karten können helfen, Probleme effizient zu lösen. Damit eine externe Repräsentation das Lösen eines Problems optimal unterstützen kann, sollten zentrale Merkmale des Problems darin abgebildet sein [McKendree, Small, & Stenning. Ed. Rev., 54, 60 (2002)]. Mit der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie Kinder externe Repräsentationen an eine kategoriale und eine sequentielle Struktur von Problemen anpassen, um diese möglichst effizient zu lösen. Kinder im Alter von 9, 10 und 12 Jahren (N = 66) sollten zwei Polizisten über eine kategoriale und über eine sequentielle Strategie helfen, einen entlaufenen Affen einzufangen, der sich von drei Marktständen täglich eines von drei Lebensmitteln nimmt. Für jedes genommene Lebensmittel wurde dabei ein Chip gelegt. Es interessierte, ob die Anordnung der Chips der Strategie bzw. Problemstruktur entsprach. Mit zunehmendem Alter steigt der relative Anteil der Kinder, die die externen Repräsentationen an beide Problemstrukturen korrekt anpassen. Jüngere Kinder scheinen mit der Anpassung an die sequentielle Struktur Schwierigkeiten zu haben. Die Vermeidung aversiver Informationen durch Raucher bei der Rezeption von Werbebotschaften Olivia Rathammer, Andreas Olbrich, Werner Herkner Institut für Psychologie /Arbeitsbereich Sozialpsychologie Universität Wien Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich) [email protected] Es wurde der Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und der Dissonanzreduktion überprüft. Die Dissonanzreduktion wurde durch die Vermeidung aversiver Information zum Thema Rauchen und der Modifikation der Einstellung bezüglich Tabakanzeigenwerbung und dem „typischen Raucher“ gegenüber operationalisiert. 184 Versuchspersonen (77 Raucher, 61 Nichtraucher, 46 Ex-Raucher) wurde ein Fragebogen in drei Versionen (für Raucher, Nichtraucher, Ex-Raucher) vorgelegt, in dem der Smoking Status, die bevorzugte Zigarettenmarke, die Motivation zur Änderung des Rauchverhaltens, die Nikotinabhängigkeit, die Selbstwirksamkeitserwartung zur Raucherentwöhnung, das Image des „typischen Rauchers“, die gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugungen, die Ambiguitätstoleranz, die dispositionale Selbstaufmerksamkeit, die Angst vor körperlicher Erkrankung, die Recall-Leistung bzw. Masked-Recall-Leistung und die Einstellung zu einer vorgelegten Tabakanzeige erhoben wurde. Raucher unterscheiden sich von Nichtrauchern hinsichtlich der Erinnerungsleistung an den Warnhinweis zur Gefährlichkeit des Rauchens. Sie erinnern sich an signifikant weniger Krankheiten. Raucher haben ein insgesamt besseres Image des typischen Rauchers, sie beurteilen den typischen Raucher als weniger leistungsschwach, weniger ungesund, weniger gestresst, weniger langweilig, weniger passiv und weniger abstoßend. Poster 206 Implizite und explizite Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Physik und Englisch Melanie Rau, Ursula Kessels, Bettina Hannover Fachbereich Erziehungswissenschaften u. Psychologie, Schul- und Unterrichtsforschung Freie Universität Berlin Habelschwerdter Alle 45; 14195 Berlin [email protected] Hannover & Kessels [Zeitschrift für Pädagogik, 45. Beiheft, S. 341 (2002)] führen das geringe Interesse an naturwissenschaftlichen relativ zu sozial- und geisteswissenschaftlichen Schulfächern auf das spezifische Image dieser Fächer zurück: hohe Fähigkeitsdiagnostizität, hohe Schwierigkeit, wenig Selbstaffirmationsmöglichkeiten, Unsinnlichkeit und männliche Geschlechtskonnotation. Nosek, Banaji & Greenwald [JPSP, 83, 1, S.44 (2002)] konnten zeigen, dass die implizite Wahrnehmung naturwissenschaftlicher Fächer als maskulin die Bewertung dieser Fächer vorhersagt. Die vorliegende Studie untersucht, ob die Ergebnisse von Nosek et al. auf deutsche Schüler/innen übertragbar sind und welche Rolle die von Hannover und Kessels zusätzlich angenommenen Image-Dimensionen spielen. Untersucht wurden a) Lehramtsstudierende verschiedener Fachrichtungen und b) Schüler/innen der gymnasialen Oberstufe. Jede Versuchsperson bearbeitete acht IATs zur Erfassung der impliziten Einstellungen gegenüber den Schulfächern Physik und Englisch und einen Fragebogen, in dem die korrespondierenden expliziten Einstellungen sowie Leistungskurswahlen und Leistungsergebnisse (Schulnoten) erhoben wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass implizite und explizite Maße stark kovariieren. Während die Geschlechtskonnotation der Fächer vor allem relevant für die Vorhersage der impliziten Einstellungen war, war der Image-Faktor Sinnlichkeit bedeutsamer für die Vorhersage der expliziten Einstellungen. Die Ergebnisse werden hinsichtlich ihrer Implikationen für Möglichkeiten pädagogisch-psychologischer Einflussnahme auf Fachwahlpräferenzen von Schülerinnen und Schülern diskutiert. Standards für Internet-basiertes Experimentieren Ulf-Dietrich Reips Psychologisches Institut Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Internet-basiertes Experimentieren entwickelt sich schnell zu einer Standardmethode und damit zu einer Methode, die Standards braucht. Im Vortrag werden auf der Basis empirischer Untersuchungen und praktischer Erfahrungen mit dem Internet-basierten Experimentieren sowie dem lokalen Internettechnologie-basierten Experimentieren Empfehlungen zu folgenden Fragen gegeben: (1) Unter welchen Bedingungen ist das Durchführen eines Experiments im Internet die Methode der Wahl und unter welchen nicht?; (2) Welche Vorkehrungen sind beim Design von Web-Experimenten zu treffen?; (3) Welche Techniken haben sich beim Web-Experimentieren als vorteilhaft erwiesen?; (4) Welche häufigen Fehler und irrigen Annahmen sollten vermieden werden?; und (5) Was sollte berichtet werden? Verfahrensweisen und Lösungen für typische Herausforderungen beim WebExperimentieren werden diskutiert. Die empfohlenen Standards für Internet-basiertes Experimentieren umfassen Themen wie den Einsatz von Softwaretools, Vortests, Rekrutierung, Versuchsabbruch, experimentelle Kontrolle, das Rohdatenprinzip, Mehrfachteilnahmen, Konfigurationsfehler und Kontrolle motivationaler Konfundierung. Unter den vorgestellten Techniken befinden sich „Warm-up“, „Hohe Hürde“, Passwortmethoden, „Multiple site entry“, Randomisierung, und der Einsatz von Incentives. Poster 207 Cerebelläre Dysarthrie ist selten bei kindlichen Kleinhirn-Tumoren Stefanie Richter, Beate Schoch, Alexandra Ozimek, Barbara Schnepf, Dagmar Timmann Neurologie Universitätsklinik Essen Hufelandstraße 55; 45122 Essen [email protected] In der vorliegenden Studie wurden dysarthrische Symptome bei 10 Kindern mit cerebellären Tumoren vor und nach der Operation (OP) untersucht und mit dem Ort der Kleinhirnschädigung in Zusammenhang gebracht. Zum Vergleich wurden 10 Kontrollkinder vor und nach orthopädischer OP getestet. Mittels einer Symptomliste [Darley, Aronson, & Brown, J. Speech Hear. Res., 12 (1969a,b); Kluin, Gilman, Markel, Koeppe, Rosenthal, & Junck, Ann. Neurol., 23 (1988)] wurden dysarthrische Symptome der Spontansprache untersucht. Als akustisches Maß diente die Silbendauer bei einer Silbenund Satzwiederholungsaufgabe [Ziegler & Wessel, Neurology, 47 (1996); Ziegler, Brain Lang., 80 (2002)]. Die Lokalisation der cerebellären Schädigung wurde durch Einzeichnen der Läsionen vom individuellen MR-Bild in einen stereotaktisch normalisierten 3D-Datensatz bestimmt. Die Analyse der Spontansprache erbrachte wenige, schwache Anzeichen einer cerebellären Dysarthrie. In der akustischen Analyse zeigten einige Kinder nach cerebellärer OP vorübergehend eine verlängerte Silbendauer in der Silbenwiederholung. Die MR-Analyse ergab, dass die für die Silbenwiederholung kritischen Regionen im oberen Kleinhirn (HVI, Crus I) [Wildgruber, Ackermann, & Grodd, Neuroimage, 13 (2001)] bei keinem Kind sicher betroffen waren. Sprechstörungen nach cerebellärer OP bei Kindern scheinen schwach ausgeprägt zu sein, möglicherweise weil kritische Kleinhirnregionen durch mittelliniennahe Tumoren nicht geschädigt werden. Die Rolle visueller Bewegungseffekte – Veränderung von Zielposition und Gain in einem kontinuierlichen Adaptationsparadigma Martina Rieger, Günther Knoblich, Wolfgang Prinz Kognition und Handlung Max Planck Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Das Konzept interner Modelle beinhaltet die Fähigkeit des Gehirns mit Perturbationen und Veränderungen umzugehen. Das Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen wie Nacheffekte vorheriger Bewegungen sich verringern, wenn TeilnehmerInnen an neue Bedingungen adaptieren. TeilnehmerInnen malten auf einem Grafiktablett; sie erhielten an einem Bildschirm Feedback über die Stiftposition. Sie sollten zwei Linien kontinuierlich miteinander verbinden. Drei Veränderungsbedingungen wurden präsentiert: a) eine Veränderung der Zielposition b) Veränderung des Gains c) Veränderung von Zielposition und Gain. Die TeilnehmerInnen zeigten die erwarteten Nacheffekte der vorherigen Bewegung (Über- und Unterschießen der Bewegung). Korrekturversuche begannen sehr schnell, ungefähr 200 ms nach einer Veränderung. Die Veränderungen konnten jedoch im 1. Strich nicht vollkommen kompensiert werden. Die Adaptation im 5. Strich zeigte, dass Handlungseffekte (Trajektorienlänge am Bildschirm) wichtig für Bewegungsparameter waren, d.h. die Trajektorie unterschied sich in Bedingungen, bei denen die gleiche Bewegungsdistanz notwenig war, jedoch unterschiedliche Effektdistanzen zurückgelegt wurden. Poster 208 Arbeitsgedächtnis und Rechenleistung. Eine Studie zum Zusammenhang zwischen Zentraler Exekutive und Rechenleistung Thorsten Roick, Stefanie Böker, Nina Bröcker, Dietmar Gölitz, Marcus Hasselhorn Zentrum für empirische Unterrichts- und Schulforschung (ZeUS) Georg-August-Universität Göttingen Waldweg 256; 37073 Göttingen [email protected] Ziel der vorliegenden Studie ist die Prüfung des Zusammenhangs zwischen spezifischen Funktionsbereichen der Zentralen Exekutive im Sinne des Mehrkomponentenmodells von Baddeley [Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 93, 13468-13472 (1996)] und Rechenleistungen bei Grundschülern. Der Zentralen Exekutive wird in Bezug auf Rechenschwäche eine hohe Bedeutung zugewiesen [z. B. McLean & Hitch, J. Exp. Child Psychol., 74, 240-260 (1999)], zur Zeit liegen allerdings nur wenige differenzierte Analysen vor. Der Untersuchung liegt ein quasiexperimenteller Versuchsplan zugrunde. Aus einer Gesamtstichprobe von 351 Drittklässlern werden anhand der Leistungen in einem lehrplanvaliden Mathematiktest jeweils 30 schwache und 30 gute Rechner ausgewählt. Die Gruppen sind hinsichtlich Leseleistung, Geschlecht und Alter parallelisiert. Seitens der AVn identifiziert Baddeley [Q. J. Exp. Psychol. A, 49, 5-28 (1996)] für die Zentrale Exekutive vier Funktionsbereiche, welche in der vorliegenden Studie allesamt über neuentwickelte Testverfahren erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen hypothesenkonform überzufällige Unterschiede in einigen Funktionsbereichen. Die Bedeutung der Ergebnisse für neue diagnostische Instrumente wird ebenso diskutiert, wie die Möglichkeiten und Grenzen einer experimentellen Variation der Zentralen Exekutive. Modulation von Mikrosakkadenstatistiken bei cross-modalem Cuing Martin Rolfs, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl Institut für Psychologie, Kognition Universität Potsdam Postfach 601553; 14415 Potsdam [email protected] Mikrosakkaden sind kleine ballistische Augenbewegungen während einer Fixation. Es wird angenommen, dass sie zentralnervös kontrolliert sind, doch ihre Funktion ist weitgehend ungeklärt. Die Verschiebung visueller Aufmerksamkeit moduliert sowohl die Rate als auch die räumliche Orientierung von Mikrosakkaden [Engbert & Kliegl (submitted)]. In vier Cuing-Experimenten [Posner, Quart. J. Exp. Psych.,32A, 3 (1980)] untersuchen wir nun die Modulation von Mikrosakkaden durch visuelle (VV: visueller Cue, visuelles Target), auditive (AA: auditiver Cue, auditives Target) und cross-modale Aufmerksamkeitsverschiebung (AV, VA). In allen vier Experimenten zeigt sich eine Veränderung der Mikrosakkadenrate in Abhängigkeit der Aufmerksamkeitsverschiebung. Auf einen Einbruch der Rate nach Cue-Präsentation folgt ein starker Anstieg. Anschließend entspannt sie sich auf Grundniveau. Die Mikrosakkadenorientierung verändert sich in Experimenten mit visuellen Hinweisreizen (VV, VA). Nach Cue-Präsentation gibt es mehr Mikrosakkaden entgegen der Cue-Richtung. Dann verschiebt sich die mittlere Orientierung in Cue-Richtung. Wir interpretieren dies als Konsequenz einer Inhibition schneller sakkadischer Reaktionen zu den visuellen Cues. Die Resultate legen nahe, dass Mikrosakkaden die räumliche Verteilung visueller Aufmerksamkeit indizieren. Poster 209 Die zwei Gesichter der N400: Spiegelt die N400 dissoziierbare automatische und kontrollierte Bahnungsmechanismen wider? Bettina Rolke, Martin Heil, Jonas Bauer Psychologisches Institut Universität Tübingen Friedrichstraße 21; 72072 Tübingen [email protected] Werden zwei semantisch assoziierte Worte (Prime und Probe) nacheinander dargeboten, so findet sich ein Verarbeitungsvorteil für das Probe auf der Ebene der Verhaltensdaten und in den ereigniskorrelierten Potentialen (N400). Dieser semantische Bahnungseffekt kann durch ein zwischen Prime und Probe dargebotenes Wort (Zwischenwort) aufgehoben werden. Theoretische Überlegungen führen die Aufhebung der semantischen Bahnung auf die Beeinflussung kontrollierter Bahnungsmechanismen zurück. Die vorliegende Studie untersucht mittels des Einflusses eines Zwischenwortes den Beitrag kontrollierter Mechanismen am N400-Effekt. Die Probanden sollten innerhalb einer schnellen Reizdarbietung farbig definierte Zielreize (Prime und Probe) und entweder ein weiteres, zwischen diesen Worten dargebotenes Wort oder eine Kette identischer Buchstaben identifizieren. Die N400 zeigt in beiden Bedingungen einen frühen semantischen Bahnungseffekt. Im Gegensatz hierzu läßt sich ein N400-Effekt in einem längeren Zeitbereich nur für die Buchstabenbedingung nachweisen. Die Ergebnisse zeigen die Dissoziierbarkeit des semantischen N400-Effektes in einen frühen und einen späteren Bestandteil auf. Möglicherweise lassen sich diese Teilkomponenten unterschiedlichen Bahnungsmechanismen zuordnen. Event-related brain potentials to sound omissions in adult normal and dyslexic readers Jascha Rüsseler, Claudia Sambale, Judith Wildner, Thomas F. Münte Institut für Psychologie II, Abteilung Neuropsychologie Universität Magdeburg Postfach 4120; 39016 Magdeburg [email protected] The mismatch negativity (MMN) component of the auditory event-related bain potential reflects the automatic detection of sound change. MMN to occasionally omitted sounds in a tone series can be used to investigate the time course of temporal integration in the acoustic system. Developmental dyslexics are hypothesized to have a deficit in temporal processing that leads to difficulties in the discrimination of phonemes. In the present series of studies, we used MMN to study differences in temporal integration mechanisms in adult developmental dyslexic and normal readers. In experiment 1, occasionally omitted „sounds“ in an otherwise regular series of clicks (1 ms duration) evoked a reliable MMN at SOAs of 120 ms, 150 ms, 180 ms. At an SOA of 200 ms, MMN was clearly present for normal but not for dyslexic readers whereas for 220 ms SOA, MMN was absent for both groups. In experiment 2, deviance of a tone was induced by presenting clicks at a shorter SOA (100 ms or 130 ms) compared to the standard click (150 ms SOA). Both, dyslexic and normal readers, showed a reliable MMN for the 100 ms SOA but not for the 130 ms SOA indicating that the precision of the temporal integration window does not differ for the two groups. In a control experiment (experiment 3), MMNs of similar amplitude were evoked by a tone that deviated in pitch from the standard (1500 Hz vs. 1000 Hz). The results are discussed with respect to models that propose a deficit in temporal processing as one important factor contributing to the phonological deficits of dyslexics. Poster 210 „Hypokaliämie ist also wenn ...“: Zur Analyse kritischer Faktoren des Audience Design in der netzgestützten Gesundheitsberatung Anne Runde, Rainer Bromme, Regina Jucks, Claudia Brenner, Maike Frieling Psychologisches Institut III; Pädagogische Psychologie Westfälische Wilhelms-Universität Münster Fliednerstraße 21; 48149 Münster [email protected] In der textbasierten, asynchronen Kommunikation via Internet sind jene Hinweisreize reduziert, die sonst für das Audience Design bei der Produktion sprachlicher Äußerungen genutzt werden. Woran orientieren sich Experten, wenn sie über das Internet mit Laien kommunizieren? Auf den Ergebnissen einer Vorgängerstudie [vgl. Jucks, Bromme & Runde, (im Druck)] aufbauend, gehen wir der Frage nach, welche Rolle externe Repräsentationen (fachliche Abbildungen und Stichwortlisten) auf das Audience Design von Gesundheitsexperten haben. Studierende der Medizin (n = 56) beantworten in einer Chat-Umgebung die medizinische Anfrage eines (fiktiven) Laien. Nachdem die Antwort des Experten eingeht, reagiert der „Laie“ mit weiteren Fragen zur Thematik. Den Medizinern standen bei der Beantwortung der Laienanfragen verschiedene externe Repräsentationen sowie die Information über deren Verfügbarkeit für den Laienrezipienten zur Verfügung. Der Einfluss von externen Repräsentationen auf das Audience Design der Experten wird mittels Inhaltsanalysen untersucht. Die Ergebnisse werden insbesondere mit Blick auf den Kommunikationsverlauf diskutiert. [Jucks, R., Bromme, R. & Runde, A. (im Druck). Zeitschrift für Psychologie] Situationsabhängigkeit von Präferenzen im Getränkemarkt Stefan Ryf, Regula Looser, Damian Läge Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie Universität Zürich Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Marktteilnehmer machen sich ein – fragmentarisches oder vollständiges – Bild über die miteinander konkurrierenden Produkte. Psychologisch läßt sich dieser „Marktüberblick“ mit Hilfe Kognitiver Karten modellieren, und in einer solchen Karten läßt sich auch der Bereich maximaler Präferenz eines Marktteilnehmers identifizieren. Wir stellen ein derartiges Idealpunkt-Modell vor, das auf Nonmetrischer Multidimensionaler Skalierung basiert, und zeigen, dass die Vorhersagekraft solcher Modelle von strukturellen Merkmalen des Produktbereichs abhängt. In einem Experiment wurde das Strukturmerkmal der Situationsabhängigkeit der Präferenzen am Beispiel von Erfrischungsgetränken untersucht: Es zeigte sich, dass die Idealpunkte der einzelnen Personen zwischen den jeweiligen Situationen deutliche Verschiebungen zeigten, deren Richtungen situationsspezifische Trends aufzeigten. Im Licht dieser Befunde muss die Konzeption der in der Marktpsychologie weit verbreiteten Präferenzmodelle neu diskutiert werden. Poster 211 Mental representation of complex rotational movements Thomas Schack Psychologisches Institut Deutsche Sporthochschule Köln Carl-Diem-Weg 6; 50933 Köln [email protected] The aim of the paper is to question in how far there exist connections between performance and organisation of mental representations for extreme rotations in freestyle-ski alpin and gymnastics. For experimental studies on this topic, we chose a special splitting procedure method for the analysis of mental structures in motor memory [Schack, Mot.-C.,E-Journ. (2001)]. By using an expert-beginner paradigm, differences in the quality of the structure and organisation of knowledge between experts and beginners were found. It is shown that, in opposite to beginners, the mental structure of persons with a high ability to perform is more differentiated and more function-oriented. By means of an invariance measure a significant difference between mental structures of experts (N = 35) and novices (N = 25) in these two kinds of extreme movements were found. The consequences for a new kind of mental training based on mental representation will be discussed. The bases of psychology intensification of high-automatical technological processes under the condition of metalical production (for instance Ukraine, Russia and China) Alexei Schewjakow, Igor Raspopow, Georgi Zarakowski, Gao Han Tschu Fakultat Psychologie und Sociologie Dnepropetrowsker Nationale Universitat Karl Marks Prospekt, 36; 49100 Dnepropetrowsk (Ukraine) [email protected] A hypothesis was advanced that as an integral criterion of individuals suitability for operator’s work may be his psychlogical condition. To the aim of verification of this hypothesis an investigation was conducted with two contingents of rolling-mill operators of the Ukraine, Russia and China. The first – main contingent included operators wich had PC-experience (250 men). The second – special contingent included operators wich did not have PC – experience (250 men). The folloving characteristics were evaluated in production enviroment regardless of working load: eyemeasure; space imagination; switchability of attention and information pocessing speed; ability of space orientation; visual main memory; emotional stability; logical thinking. Using a criterion of professionalism in three groups: 1the highest, 2- the middle, and 3 – the lovest profesionalism level. The recommendation were made for retraining the operators with professionalis index corresponding the third professionalism group to other-nonoperators specialties. The received findings confirm the advaced hypothesis. Poster 212 The psychological distance of personal experiences to the self as a manifestation of the individual space-and-time organization Helen Schewjakowa Psichologie und Sociologie Dnepropetrowsker Nationale Universitat Mandrikowski str., 147/ 55; 49000 Dnepropetrowsk (Ukraine) [email protected] We consider the psychological world under the aspect of space and time organization. Following L.M. Vekker, we believe that the psychological organisation of space and time is qualitatively different from the relations found in the physical domain. Referring to recent developments in psychological research here in the Urkaine, we introduce the concept of a centre in psychological space and time, where the centre means the place where the person perceives herself. This concept of a centre enables us to consider the related concept of a psychological distance – both as a phenomenon and as a real mechanism of the psyche. Our research is aimed at investigating the psychological distance (PD) with respect to the self. In the context of space and time organization we may distinguish external experiences (experience of knowledge), internal experiences (self-experience, experience of action) and experiences of communication. In our investigation we tested the hypothesis that persons with a high profile in MMPI scores and persons that have the maximal score in the schizophrenia scale (8) of this test will show a higher than average PD for experiences in general and especially internal experiences. We used a short version of the MMPI with 398 items that was adapted by L.N. Sobchik. To measure PD we employed two different methods: 1. A questionnaire with 31 items designed specifically for this purpose and 2. A graphical psychosemantic method: First, the subject remembered and wrote down personal experiences with respect to action/self-experience (5 items), knowledge (4 items), and communication (3 items). Afterwards these experiences were evaluated using 11 scales that included space and time aspects. The subjects were asked to mark on a sheet of paper their psychological distance between self and these experiences. The above-mentioned hypothesis was confirmed in a study in which 114 persons with different professional backgrounds participated. Sex differences in an emotional Stroop task: fMRI evidence Annett Schirmer, Stefan Zysset, Sonja A. Kotz, D. Yves von Cramon, Angela D. Friederici Neuropsychologie Max -Planck-Institut für Neuropsychologie Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig [email protected] The present experiment aimed at investigating gender specific emotional processing in a Stroop-like situation. Twelve female and 12 male participants listened to words that had either positive or negative valence and that were spoken with either happy or angry prosody. Participants either listened to word content or to prosody and indicated via button press whether valence was positive or negative. Women showed a stronger response (e.g., bilateral superior temporal gyrus, left orbito-frontal cortex) to negative as compared to positive valence for the emotional information that had to be ignored. Those effects were smaller or absent in men. Furthermore, subtracting emotionally congruent from incongruent trials revealed that women but not men show a stronger activity in areas associated with emotional processing (e.g., bilateral basal ganglia, left anterior insula). These findings suggest that in contrast to men women have more difficulties ignoring task irrelevant emotional information especially when this information is negative. Poster 213 Wenn aus hell und hell tatsächlich dunkel wird: Zur Entwicklung des cognitive averaging Priska Schmid Allgemeine und Entwicklungspsychologie Universität Zürich Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Untersuchungen zur kognitiven Entwicklung der Durchschnittsbildung haben gezeigt, dass Grundschulkinder bei der Integration intensiver Grössen wie Temperatur, Süsse oder Farbintensität vereinfachende Lösungsregeln anwenden. Bei der Mischung zweier Farbintensitäten verknüpfen 6- bis 10jährige Kinder die Informationen mehrheitlich additiv (light and light make dark; Jäger & Wilkening [J. Exp. Child Psych., 79, 323 (2001)], anstatt den Durchschnitt zu bilden. Im vorliegenden Experiment mussten jeweils 20 8-, 9- und 10-jährige Kinder sowie 20 Erwachsene verschiedene präsentierte Mixturen farbiger Flüssigkeiten hinsichtlich ihres Realitätscharakters auf einer „Zauber“-Skala einschätzen: additive, dem Mischkonzept entsprechende sowie richtige, dem Naturgesetz entsprechende Mischungen. Zudem wurden die Ausgangsintensitäten der Flüssigkeiten variiert (gleiche und verschiedene) sowie die subjektive Sicherheit der angenommenen Regel vor und nach der Präsentation erhoben. Die Resultate zeigen, dass die Kinder generell, v.a. aber die addierenden, die richtigen Mischungen signifikant weniger gut von den falschen unterscheiden konnten und dabei z.T. (8- und 10-jährige addierende) die richtigen auf der „Zauber“-Skala sogar höher einschätzten als die falschen. Der Einfluss narrativer Zielstrukturen auf das Eigenschaftskonzept bei Kindern Karoline Schmidthals, Claudia Thußbas Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie Schulpädagogik Schul- und Unterrichtsforschung Freie Universität Berlin Habelschwerdter Allee 45; 14195 Berlin [email protected] Die bisherige entwicklungspsychologische Forschung zeigte, dass Vorschulkinder das Eigenschaftskonzept im Personenwahrnehmungsprozess weniger verwenden als ältere Kinder. Die Annahme, dass neben allgemeinen kognitiven Fähigkeiten auch narrative Kognitionen [Bruner,J.S. (1986). Cambridge, MA: Havard University Press.; Bruner, J.S. (1996). Camebridge, MA: Havard University Press.] an der Entwicklung des Eigenschaftskonzept beteiligt sind, bildete den Ausgangspunkt für das vorliegende Experiment mit 5- und 7-jährigen Kindern. Es wurde angenommen, dass übergeordnete Textstrukturen wie Protagonistenziele bereits 5-jährigen eine globale Textverarbeitung ermöglichen und dadurch eine Eigenschaftsinferenz erleichtern. Kindern beider Altersgruppen wurden illustrierte Geschichten vorgelesen, zu deren Beginn entweder ein Protagonistenziel dargeboten wurde oder nicht. Beide Geschichtenversionen legten durch das beschriebene Verhalten eines Protagonisten die Inferenz einer bestimmten Eigenschaft nahe. Die Auswirkung der Protagonistenzielstruktur auf das Eigenschaftskonzept wurde durch verschiedene abhängige Variablen erhoben, wie Verhaltensvorhersage (forced-choice) bzw. Verhaltenserklärung (offene Antwortformate). Es konnte gezeigt werden, dass die Vorgabe einer Protagonistenzielstruktur die Verfügbarkeit des Eigenschaftskonzepts für beide Altersgruppen gleichermaßen förderte. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass das Eigenschaftskonzept mit zunehmendem Alter häufiger im Personenwahrnehmungsprozess Anwendung fand. Poster 214 Der Zusammenhang zwischen Religiosität, Konfession und dem Glauben an paranormale Phänomene. Reinhard Schott, Andreas Hergovich Psychologie Universität Wien Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich) [email protected] In der vorliegenden Studie wird der Zusammenhang zwischen dem Glauben an paranormale Phänomene und dem religiösen Glauben untersucht. Weiters wird die Frage gestellt, ob sich diesbezüglich die verschieden Konfessionen (römisch katholisch, protestantisch, muslimisch und ohne Bekenntnis) unterscheiden. 601 Studierende der Psychologie, Philosophie und der Informatik wurden mittels des Fragebogens der religiösen Orientierung von Küpper und Bierhoff [ZDDP, 20, 3, 217-230 (1999)] nach ihrer Religiosität befragt. Die Einstellung zu paranormalen Phänomenen wurde mit der Paranormal Belief Scale von Tobacyk und Milford [JPSP, 44, 5, 1029-1037 (1983)] erhoben. Die Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen religiösem Glauben und dem Glauben an paranormale Phänomene liegt bei durchschnittlich r = .20 (p < .001). Katholische, Protestanten und Konfessionslose unterscheiden sich signifikant in ihrer Religiosität, jedoch nicht in ihrem Glauben an paranormale Phänomene. Für Katholiken zeigten sich hochsignifikante Korrelationen zwischen Religiosität und dem Glauben an paranormale Phänomene, während bei Protestanten und Moslems keine Zusammenhänge zwischen den Dimensionen nachweisbar sind. Errors in a serial reaction task: Types of sequential violations investigated with fMRI Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon, Stefan Zysset Neurologie Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstraße 1A; 04103 Leipzig [email protected] The processing of sequential information is mediated by both lateral and medial premotor cortices. In order to investigate this more detailed, we analyzed brain correlates of sequential deviants in a serial reaction task. Regular and random sequences were compared. In order to investigate reorientation, deviants were introduced in the regular sequences that required either entire omission or delay of a prepared response, following either a go or a no-go response. Results show that medial premotor activations were enhanced whenever stimuli were predictable on the basis of a sequential representation. In contrast, lateral premotor networks increased activation whenever the subject was more dependent on sensory guidance, particularly in reorientation phases following the sequential deviants. Moreover, both behavioral and brain data indicated that reorientation was more difficult after sequential omissions, as in contrast to delays. Findings confirm that medial and lateral premotor cortices are functionally dissociated for memory-guided and sensory-guided behaviors. Poster 215 Die Modalität der Landmarken- und Richtungsinformation bestimmt die Effizienz des Routenlernens Beate Seidler, Hubert D. Zimmer Experimentelle Kognitionspsychologie Universität des Saarlandes Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken [email protected] Wissen über die Route von A nach B kann als Pfad verstanden werden, dessen Knoten Einheiten aus einer Landmarke und der zugehörigen Richtung sind. Die Leichtigkeit der Integration dieser Einheiten sollte deshalb bestimmen, wie effizient solches Wissen aus Instruktionen erworben wird. Gedächtnispsychologisch ist dies eine Paarassoziationsaufgabe, weswegen wir einen Bilderüberlegenheitseffekt beobachten sollten. Ungelöst ist die Frage, ob es ausreicht, allein die Landmarke nonverbal darzubieten, da die Richtung als (verbales) Merkmalsattribut gespeichert wird, oder ob auch die Richtung nonverbal dargestellt sein muss. Um dies zu prüfen lernten Versuchspersonen Wegbeschreibungen, in denen Landmarken und/oder die Richtungen verbal oder nonverbal geboten wurden (Exp. 1). Im Test (Cued Recall, Rekognition), in dem Richtungsentscheidungen zu fällen waren, ergaben sich Haupteffekte zugunsten nonverbaler Richtungs- und Landmarkenpräsentation. Dieser Vorteil der visuellnonverbalen Modalität besteht auch dann noch (Exp. 2), wenn der Darbietungsort des Pfeils selbst keine Richtungsinformation enthält, da dieser neben der Landmarke dargeboten wird. Untersuchung von impliziten und expliziten Prozessen von Spinnenliebhabern Kerstin Semsch, Mike Rinck, Thomas Ellwart, Eni Becker Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie u. Methoden der Psychologie TU Dresden Hohe Str. 22; 01069 Dresden [email protected] Der Implicit Association Test (IAT) [Greenwald, McGhee, Schwartz, JPSP, 74, 1464-1480 (1998)] wird zur Messung von automatischen Assoziationen eingesetzt. In dieser Studie führen neun Spinnenliebhaber und neun nicht spinnenängstliche Kontrollpersonen eine modifizierte Kurzversion des IATs [Ellwart, Rinck, Becker. In Van der Meer, Hagendorf, Beyer, Krüger, Nuthman, Schulz (Hrsg.), DGfP, 43. Kongress, 470 (2002)] durch, in denen sie Bilder von Spinnen und Schmetterlingen mit Angstund Freudewörtern kategorisieren. Ergebnis der Untersuchung ist, dass Spinnenliebhaber keinen IATEffekt zeigen, also Spinnen nicht mit angstrelevanten Wörtern bzw. mit positiven Wörtern assoziieren. Nicht spinnenängstliche Kontrollpersonen zeigen hingegen einen hohen IAT-Effekt. Sie assoziieren Spinnen explizit nicht mit Angst. Implizit assoziieren sie Spinnen mit angstrelevanten Wörtern. Die Unterschiede der IAT-Effekte zwischen den Gruppen sind hochsignifikant. Somit erweist sich die eingesetzte Kurzversion des IATs als ein praktikables Instrument, um Einstellungsunterschiede indirekt zu messen. Poster 216 Effekte von emotionalen Valenzen und Worthäufigkeit in der emotionalen Stroop-Aufgabe Björn Singer, Dieter Heller, Anke Huckauf Institut für Psychologie Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Jägerstr. 17-19; 52056 Aachen [email protected] Wechselwirkungen zwischen Emotion und Kognition werden häufig anhand der emotionalen StroopAufgabe untersucht. Dabei werden Patienten mit emotionalen Störungen störungsrelevante und neutrale Wörter dargeboten, wobei die Aufgabe darin besteht, die Schrift- bzw. Hintergrundfarbe zu benennen. Die häufig beobachteten längeren Latenzen bei störungsrelevanten Wörtern werden üblicherweise als Valenzeffekte interpretiert. Allerdings können Konfundierungen der Valenzwirkung mit Wirkungen der Häufigkeit oder der Tabuisierung der Wörter nicht ausgeschlossen werden. Wir untersuchten emotionale Stroop-Effekte mit valenten und neutralen seltenen und häufigen Wörtern an gesunden Probanden. Da auch die Interpretation von Latenzunterschieden zwischen Wörtern in einer Stroop-Aufgabe nicht eindeutig ist (deuten stärkere Stroop-Interferenzen auf eine prioritäre, d.h. erleichterte oder auf eine länger andauernde, d.h. gehemmte Verarbeitung der jeweiligen Reize?), wurden zudem Latenzen für die betreffenden Wörter in einer Benennungs- und einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe bestimmt. Der Vergleich der Reaktionszeiten zwischen den drei Aufgaben gibt Aufschluss über die Verarbeitung valenter Wörter im Vergleich zu neutralen. Zum Zusammenhang zwischen Rational-Emotiver Theorie und Attributionstheorie: Irrationale Gedanken als Determinanten depressogener Ursachenzuschreibungen und maladaptiver Emotionen Matthias Spörrle, Kerstin Barth, Maria Gantner, Stefanie Kalus, Raphaela Keller, Beate Süss, Viola Svejdar Allgemeine Psychologie II Ludwig-Maximilians-Universität Leopoldstraße 13; 80802 München [email protected] Die Rational-Emotive Theorie (RET) nach Ellis sowie die Attributionstheorien betrachten Kognitionen als notwendige und hinreichende Bedingungen bestimmter Emotionen. Zudem beinhalten beide Theoriekomplexe spezifische Darstellungen von Kognitionen, die der psychischen Gesundheit abträglich sind: Diese sind in der RET durch irrationale Gedanken („ich muss unbedingt...“) in der Attributionstheorie insbesondere durch den depressogenen Attributionsstil gekennzeichnet. Auf der Grundlage dieser theoretischen Gemeinsamkeiten überprüft eine experimentelle Fragebogenstudie mittels unterschiedlicher Szenarien in permutierten Darbietungen, inwiefern irrational („ich muss unbedingt...“) und rational („ich möchte gerne...“) denkenden Stimuluspersonen unterschiedliche Kausalattributionen und Emotionen zugeschrieben werden. Es zeigt sich, dass adaptive Emotionen bei rational denkenden und maladaptive Emotionen bei irrational denkenden Personen vermutet werden. Hinsichtlich der Dimensionen Stabilität, Lokation und Globalität ergeben sich für irrational im Unterschied zu den rational Denkenden signifikante und konsistente depressogene Attributionsmuster. Bezüglich zukünftiger Verhaltensweisen werden überwiegend bei rational denkenden Personen produktive Verhaltensresultate vermutet. Zusätzlich erhobene Einschätzungen bestätigen eine höhere Funktionalität adaptiver Emotionen. Poster 217 Lateralisiertes Bereitschaftspotential und Extraversion: Sind Introvertierte ‘Sensoriker’ und Extravertierte ‘Motoriker’? Jutta Stahl Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] Das Lateralisierte Bereitschaftspotential (LRP) hat sich in den letzten zehn Jahren als ein zusätzliches Maß zur Reaktionszeit in der chronometrischen Forschung durchgesetzt. Es ermöglicht eine Unterteilung des Reaktionszeitintervalls in zwei Zeitabschnitte, eine prämotorische und eine motorische Verarbeitungsdauer. Basierend auf Brebners [J.Res.Pers.,8 , 263-276 (1974)] Modell der Extraversion, das besagt, dass bei Introvertierten sensorische und bei Extravertierten motorische Erregungszustände vorliegen, wurde ein sensomotorisches Modell der Extraversion abgeleitet. In zwei visuellen Wahlreaktionsexperimenten mit auditiven Begleitreizen wurden Extravertierte und Introvertierte (n = 32, je Experiment) hinsichtlich ihrer sensorischen bzw. motorischen Verarbeitungsdauer untersucht. Sowohl die Intensität des Begleitreizes (59 und 79 dB) als auch die Stimulus-Onset-Asynchronie (SOA) zwischen visuellem Reaktionssignal und auditivem Begleitreiz wurden variiert (Experiment 1: 50, 75 und 100 ms; Experiment 2: 50, 150 und 250 ms). Gemäß den Hypothesen zeigten Introvertierte in beiden Experimenten eine kürzere sensorische Verarbeitung (S-LRP) als Extravertierte. Hingegen war die motorische Verarbeitungsdauer (R-LRP) bei Extravertierten in Abhängigkeit der SOA kürzer. Antizipative Steuerung von Bewegungen bei Probanden mit somatosensorischen Ausfällen Prisca Stenneken, Jonathan Cole, Jacques Paillard, Gisa Aschersleben Allgemeine Psychologie und Methodenlehre Katholische Universität Eichstätt Ostenstraße 26; 85072 Eichstätt [email protected] Für die antizipative Bewegungssteuerung konnte mehrfach nachgewiesen werden, dass diese in hohem Maße auf den wahrgenommenen Bewegungskonsequenzen beruht. Um den spezifischen Einfluss somatosensorischer Konsequenzen, die eine hohe zeitliche Nähe und Konsistenz mit der ausgeführten Bewegung aufweisen, genauer zu bestimmen, wurden eine Reihe von Synchronisationsexperimenten durchgeführt, die eine antizipative Steuerung einfacher Tapping-Bewegungen zu einem Metronom erfordern. Manipulationen der verfügbaren Bewegungskonsequenzen bestanden in der Darbietung bzw. Ausschaltung extrinsischen (auditiven und visuellen) Feedbacks sowie in einem Vergleich von Probanden mit somatosensorischen Ausfällen mit zwei Kontrollgruppen unterschiedlichen Alters. Zum einen ergab sich ein systematischer Feedback-Effekt auf die zeitliche Synchronisationsgenauigkeit, der die Relevanz sensorischer Bewegungskonsequenzen bestätigte. Zum anderen zeigten Probanden mit einem vollständigen somatosensorischen Ausfall ein sehr konsistentes und dem gesunder Kontrollprobanden vergleichbares zeitliches Ergebnismuster, was auf eine erhaltene antizipative Bewegungssteuerung auch ohne wahrnehmbare Bewegungskonsequenzen hinweist. Es wird ein Modellansatz diskutiert, wonach eine antizipative Bewegungssteuerung sowohl auf wahrgenommenen als auch auf vorhergesagten Bewegungskonsequenzen beruhen kann. Poster 218 LogAnalyzer: ein Web-basiertes Werkzeug zur Analyse von Logdateien aus Experimenten Stefan Stieger, Ulf-Dietrich Reips Institut für Psychologie, Abteilung für Bildungspsychologie und Evaluation Universität Wien Universitätsstraße 7; 1010 Wien (Österreich) [email protected] Es wird eine über das Internet benutzbare Software zur Datenaufbereitung von elektronischen Experimentalprotokollen (Logdateien) präsentiert, die entwickelt wurde, um den Defiziten der gängigen Logdateianalyse-Programme zu begegnen. Als einziges Tool seiner Art ist LogAnalyzer optimiert für die Analyse von Daten aus experimentellen und quasi-experimentellen Designs. Der Internet-basierte Ansatz bietet den Vorteil, dass die Anschaffung und das Upgraden von Software entfällt. LogAnalyzer eignet sich insofern besonders für einzelne Benutzer, die mit wenig Aufwand ein Experiment im Internet oder mit Hilfe von Internettechnologien durchführen möchten. Die Ergebnisdatei kann problemlos in gängige Statistiksoftware importiert werden. Sie enthält neben den Zuordnungen zu den Versuchsbedingungen, den Responses und den Responsezeiten viele Einträge, die besonders beim Internet-basierten Experimentieren wichtig sind. Mit dem LogAnalyzer ist es möglich, die in Logdateien enthalten Informationen nach beliebigen string-basierten Kriterien und Kombinationen von Kriterien auszuwerten, so dass der Gebrauch nicht auf Standardanalysen beschränkt ist. Ein Training zum Selbstregulierten Lernen von Informatikstudenten Heidrun Stöger, Katrin Thumser Pädagogische Psychologie Universität Ulm Robert-Koch-Straße 2; 89069 Ulm [email protected] Zimmerman, Bonner und Kovach [Zimmerman, B., Bonner, S. & Kovach, D. Developing selfregulated learners: Beyond achievement to self-efficacy. Washington, DC: American Psychological Association(1996)] schlagen auf der Grundlage des Zyklus selbstregulierten Lernens ein Training zur Vermittlung von Zeitmanagementkompetenzen und zur Steigerung des Selbstwirksamkeitserlebens vor. Dieses Training wurde im Fach Informatik von Tutoren durchgeführt, die von uns über mehrere Wochen hinweg als Multiplikatoren ausgebildet wurden. Insgesamt nahmen 252 Studierende (Trainingsgruppe: 122 Personen, Kontrollgruppe: 130 Personen) des ersten Semesters an der Studie teil. Eine Evaluation des Trainings mit Hilfe standardisierter Fragebögen zeigte folgende Ergebnisse: Das Training wirkte sich günstig auf die Leistungen, das Selbstwirksamkeitserleben und die Verwendung von Zeitmanagement und metakognitiven Strategien aus und beeinflusste die Motivation der Studenten positiv. Eine Überprüfung verschiedener Persönlichkeitsmerkmale zeigte, dass vor allem Studierende mit einer ungünstigen motivationalen Ausgangslage vom Training profitierten. Aufgrund der Ergebnisse erweist es sich als günstig, Tutoren so auszubilden, dass sie Studierende nicht nur bei inhaltlichen Fragen sondern auch bei der Optimierung ihres Lernprozesses unterstützen können. Poster 219 Die N170 bei der Betrachtung von Menschen-, Affen- und Hundegesichtern? Eine EKP – Untersuchung zur strukturellen Analyse von Gesichtern Petra Stoerig, Patrick Gajewski Institut für Experimentelle Psychologie II Heinrich-Heine Universität Düsseldorf Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf [email protected] Bilder von Gesichtern werden zunächst einer strukturellen Analyse unterzogen, die in den EKPs (Ereignis Korrelierte Potentiale) eine gegenüber Nicht-Gesichtern in der Amplitude verstärkte Negativierung mit einem Maximum bei 170ms (N170) auslöst. Diese Komponente ist weitgehend unabhängig von aufgabenspezifischen und aufmerksamkeitsbezogenen Prozessen [z.B. Eimer, M., Clin. Neurophysiol, Apr; 111(4):694-705 (2000)]. Wir haben bei 14 normalsichtigen Probanden untersucht, ob sich die Ausprägung der N170 bei der Darbietung von menschlichen Gesichtern verschiedener Hautfarbe von nicht-menschlichen Primatengesichtern sowie von Hundegesichtern systematisch unterscheidet. In der Untersuchung wurden für 300ms schwarz-weiße Frontalaufnahmen von Gesichtern und Haustüren präsentiert. Die Aufgabe der Probanden war die Stimuli als Gesicht bzw. NichtGesicht zu kategorisieren, wobei alle Kategorien gleich häufig vorkamen. Die Ergebnisse zeigen, daß die N170-Verstärkung für alle Primatengesichter nachweisbar ist und mit zunehmender evolutionärer Distanz entsprechend abnimmt. Da die meisten Menschen mehr Erfahrungen mit Hunde- als mit Affengesichtern haben, scheint die Ausprägung der N170 nicht erfahrungsabhängig zu sein. Sachwissensdiagnostik – Was leisten Kognitive Karten? Roland Streule, Damian Läge Allgemeine Psychologie – Forschergruppe Skalierung und Urteil Universität Zürich Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz) [email protected] Kognitive Karten können strukturelle Aspekte von Faktenwissen darstellen. Über den Vergleich mit einer Referenzkarte (Prokrustes-Transformation) können Aussagen über die Güte des Wissens in der Testkarte gemacht werden. Schlecht gewusste Objekte weichen in größerem Maße von der Plazierung in der Referenzkarte ab als gut gewusste. Stabilität und Interpretierbarkeit einer NMDS-Lösung sind abhängig von statistischen Charakteristika der zugrundeliegenden Datenstruktur. Vor allem in individuellen Matrizen von paarweisen Ähnlichkeitseinschätzungen muß mit kleineren und größeren Inkonsistenzen (Streuung und Ausreißern) gerechnet werden. Dieser Fehleranteil in den Daten erhöht sich bei mangelhaftem Wissen der befragten Person. Der vorliegende Beitrag präsentiert ein Lernexperiment (Ornithologie) und eine Computer-Simulation, in denen Stabilität und Qualität Kognitiver Karten in Abhängigkeit vom Wissensniveau evaluiert wurden. Die Resultate lassen die Verwendung Kognitiver Karten im Bereich der Sachwissensdiagnostik als empfehlenswert erscheinen und eröffnen so eine Perspektive für computergestützte Lernsysteme, deren Lektionen ganz an den momentanen Wissenstand des individuellen Lerners angepasst sind. Poster 220 Beziehungszufriedenheit und Alltagsstress: Spielt der Selbstwert eine moderierende Rolle? Tanja S. Stucke Sozialpsychologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen [email protected] In einer Fragebogenstudie (N = 100) wurde die Vermutung untersucht, dass die Zufriedenheit in einer Beziehung mit hohem Selbstwert, geringem Stress und einem subjektiven Gefühl der CopingFähigkeit einhergeht. Denkbar wäre, dass Beziehungszufriedenheit und Stress bei Personen mit hohem Selbstwert vor allem deshalb eine negative Korrelation aufweisen, weil diese Personengruppe sich auch die größeren Coping-Fähigkeiten zuschreibt. Tatsächlich ergaben sich folgende Zusammenhänge: Je größer der Stress, desto geringer waren die Beziehungszufriedenheit, der Selbstwert und die selbst zugeschriebene Coping-Fähigkeit. Die Korrelationen zwischen Beziehungszufriedenheit und Stress bzw. Beziehungszufriedenheit und Coping wurden unter Auspartialisierung des Selbstwertes zwar geringer, blieben aber weiterhin signifikant; eine moderierende Rolle des Selbstwertes lag folglich in dieser Studie nicht vor. Die Befunde werden im Rahmen von Theorien zur Beziehungszufriedenheit diskutiert. Modellierung von zeitlichen Einflüßen auf visuell-taktile räumliche Interaktion Sandra Tabeling, Adele Diederich, Daniela Bockhorst, Hans Colonius Institut für Kognitionsforschung Universität Oldenburg Ammerländer Heerstr. 114-118; 26129 Oldenburg [email protected] Stimuliert man mehrere Sinnessysteme gemeinsam führen multisensorische Interaktionen zu Veränderungen von Informationsverarbeitungsprozessen in den einzelnen Sinnesmodalilitäten. Für sakkadische Reaktionszeiten(SRT) konnte gezeigt werden, dass zusätzlich räumlich dargebotene taktile Stimuli die SRT im Vergleich zur unimodal visuellen Stimulation verkürzen. In einer FocussedAttention-Aufgabe mit visuellem Ziel-(LED) und taktilem akzessorischen Reiz (Vibration in Handinnenflächen) soll untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß die zeitlich verzögerte Darbietung der beiden Reize die SRT beeinflussen und ob es einen optimalen zeitlichen Abstand der beiden Reize für das Auftreten und Ausmaß von Interaktionseffekten gibt. Hierzu wurden die visuellen und taktilen Reize in verschiedenen Raum-Zeit-Konfigurationen (räumlich: auf 30◦ und 70◦ rechts oder links von Fixationspunkt, zeitlich: SOA’s von -100 bis 50 ms) dargeboten. Es zeigte sich eine Abnahme des Interaktionseffektes mit wachsendem SOA und abnehmender Exzentrizität. Die zeitliche Abhängigkeit des Effektes läßt sich mit dem Intergrationsmodell für multisensorische Informationsverarbeitung beschreiben. Das Modell liefert zufriedenstellende Vorhersagen für die Daten von 6 Versuchspersonen. Poster 221 Können Grundschulkinder von Beispielen lernen? Eine experimentelle Untersuchung zu instruktionalen Effekten von Beispielen im Mathematikunterricht Claudia Thußbas, Petra Haase Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft Technische Universität Berlin Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin [email protected] Viele Untersuchungen belegen die positiven Effekte von Lernen an Beispielen bei Erwachsenen. In einem Experiment mit 45 Grundschülern der dritten Jahrgangsstufe wurde untersucht, ob auch Kinder von Beispielen profitieren. Dazu wurden die Schüler zufällig einer von drei Lernbedingungen zugeordnet, in denen dieselben mathematischen Textaufgaben in verschiedener Weise bearbeitet wurden: in Form ausgearbeiteter Lösungsbeispiele, die die Lösung anhand von Fragen und Antworten schrittweise darstellten, in Form unvollständiger Lösungsbeispiele, deren schrittweise Fragen die Kinder selbst beantworten sollten oder in Form einer Problemlösebedingung, in der die Kinder die Textaufgaben selbstständig lösen mussten. Erfasst wurde die Fähigkeit der Kinder zum Transfer. Die Ergebnisse belegen den Vorteil unvollständiger Lösungsbeispiele. Kinder, die mit unvollständigen Lösungsbeispielen gearbeitet hatten, erzielten sowohl im nahen als auch im fernen Transfer signifikant bessere Lösungsleistungen als Kinder der beiden anderen Bedingungen, die sich nicht unterschieden. Demnach können Kinder von Beispielen in der Mathematik profitieren, wenn sie bei der Elaboration unterstützt werden. Altersspezifische Testzeiteffekte beim Negative Priming Cora Titz, Jörg Behrendt Abteilung für Pädagogische und Entwicklungspsychologie Georg-August-Universität Göttingen Waldweg 26; 37073 Göttingen [email protected] In der aktuellen Debatte über Ursachen kognitiver Funktionseinbußen im Alter gelten alterskorrelierte Defizite selektiver Aufmerksamkeit als eine der zentralen Erklärungsalternativen [Zacks, Hasher & Li, Handbook of aging and cognition 2. ed., (2000)]. Allerdings spricht die jüngste Metaanalyse zur Altersabhängigkeit eines als Negative Priming (NP) bezeichneten experimentellen Markers selektiver Aufmerksamkeit für die Altersinvarianz von NP-Effekten [Gamboz, Russo & Fox, Psychol. Aging, 17, 525 (2002)]. In den meisten Studien wird dabei der Befund differentieller optimaler Testzeiten jüngerer und älterer Erwachsener nicht berücksichtigt [Intons-Peterson, Rocchi, West, McLellan & Hackney, J Exp Psychol Learn Mem Cogn, 22,193 (1998)]. In einer Studie zur Altersabhängigkeit des NP an Stichproben von jeweils 30 jüngeren (19-35 Jahre) und 30 älteren (58-84 Jahre) Erwachsenen scheint sich die Altersinvarianz des NP-Effekts zu bestätigen. Wird allerdings die Testzeit in die Analyse einbezogen, ist für ältere Erwachsene nur am Vormittag, der für sie als optimale Testzeit gilt, ein NP-Effekt nachweisbar, während für jüngere Erwachsene die Testzeit keinen signifikanten Einfluss auf das NP hat. Trotz insgesamt altersinvarianter NP-Effekte müssen Altersunterschiede in den zugrundeliegenden Verarbeitungsprozessen im Zusammenhang mit tageszeitabhängigen Arousalschwankungen diskutiert werden. Poster 222 Bimanuelle Bewegungen bei gleichen und unterschiedlichen Ausgangspunkten: Parametrisierung versus Zielcodierung Thomas Töllner, Matthias Weigelt, Martina Rieger, Franz Mechsner Abteilung Sportmotorik Friedrich-Schiller-Universität Jena Seidelstraße 20; 07743 Jena [email protected] Wie Experimente zur bimanuellen Koordination zeigen, werden Bewegungen von gleicher und ungleicher Amplitude unterschiedlich schnell initiiert. Höhere Reaktionszeitkosten ungleicher Bewegungen entstehen durch die Spezifikation unterschiedlicher Bewegungsparameter während der Handlungsplanung (Heuer, 1993). Eine neuere Studie konnte nun nachweisen, dass die benannten Reaktionszeitkosten wegfallen, wenn die Zielposition der Bewegungen direkt vorgegeben wird (Diedrichsen et al., 2001). Daraus ergibt sich die Frage nach der eigentlichen Rolle des zu spezifizierenden Bewegungsparameters Amplitude. Diese wurde für bimanuelle Reichbewegungen aus gleichen und unterschiedlichen Ausgangspositionen untersucht. Experiment 1 zeigt, dass sich bei gleichen Amplituden unterschiedliche Ausgangspositionen auf die Bewegungsplanung auswirken. Experiment 2 zeigt, dass Bewegungen zu gleichen Zielpositionen unabhängig von den eigentlichen Amplituden schneller initiiert werden. Dies zeigt, dass die Spezifikation von körpergebundenen Bewegungsparametern nicht ausreicht, um bimanuelle Reichbewegungen zu planen. Die Rolle der Ausgangs- und Zielposition für die Bewegungsplanung wird besprochen. Die Rolle der Satzprosodie im zwischenmenschlichen Dialog Ulrike Toepel, Kai Alter Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig [email protected] Es wurden zwei EEG-Experimente durchgeführt, um den Einfluss inadäquat gesetzter Fokusakzente im Diskurs zu evaluieren. Die Probanden hörten dabei jeweils Sätze, die Neuinformationsfoki (NF) bzw. Kontrastfoki (KF) beeinhalteten, welche durch einen vorangehenden Kontext etabliert worden waren. Prosodische Verletzungen wurden geschaffen, indem der Kontext der einen Bedingung mit dem kritischen Satz der anderen Bedingung kombiniert wurde (NF-Kontext mit KF und vice versa). Die beiden Studien differierten ausschliesslich in der Aufgabenstellung, die die Teilnehmer zu erfüllen hatten (Beantwortung einer Inhaltsfrage in Experiment 1 vs. Entscheidung über prosodische Adäquatheit in Experiment 2). Die Resultate zeigen u.a., dass die elektrophysiologischen Reaktionen von der Aufgabe stark moduliert werden. In Experiment 1 zeigt sich eine parietale Negativierung in den ereigniskorrelierten Potentialen (EKP), wenn überspezifizierte Akzente detektiert werden (KF im NF-Kontext). Die EKPs für Experiment 2 dagegen weisen eine eher frontale Negativierung bei der Detektion unterspezifizierter Akzente (NF im KF-Kontext) auf. Inadäquate Akzentsetzung im Dialog führt also zu Schwierigkeiten bei der Interpretation des Diskurses, welche sich online abbilden lassen. Poster 223 Die Relevanz emotionaler Information von Gesichtern beim Erinnern: Eine EKP Studie Anne-Cécile Treese, Mikael Johansson, Axel Mecklinger, Michael Brinkmann, Jörg Merten Fachrichtung Psychologie Universität des Saarlandes Postfach 151150; 66041 Saarbrücken [email protected] Gedächtnisleistungen für emotionale Ereignisse sind in der Regel besser als für neutrale, emotionsfreie Ereignisse. Es ist jedoch bisher ungeklärt, ob das Gedächtnis für emotionale und neutrale Information durch unterschiedliche Gehirnmechanismen realisiert wird. In einer EKP-Studie wurde der Einfluss der emotionalen Valenz von Gesichtsausdrücken auf das episodische Gedächtnis untersucht. Gesichter mit Emotionsausdruck wurden in die Kategorien „positiv“, „negativ“ und „neutral“ eingeteilt. 16 Versuchspersonen bearbeiteten eine Rekognitionsaufgabe. Die behavioralen Daten zeigen, dass die alt-neu-Diskriminationsleistung nicht durch die emotionale Valenz beeinflusst wird. Im EKP generieren neutrale Gesichter einen frontalen Alt-neu Effekt, negative Gesichter dagegen einen zeitgleichen parietalen Alt-neu Effekt. Der frontale Effekt für neutrale Gesichter deutet auf vertrautheitsbasiertes Wiedererkennen hin. Der parietale Effekt dagegen spricht für ein höheres Ausmaß von Item-Kontext-Bindungen beim Erinnern von negativ valenten Gesichtern. Diese Ergebnisse bestätigen und erweitern neuere behaviorale Befunde, die zeigen, dass negative emotionale Ereignisse in stärkerem Maße als neutrale Ereignisse kontextbasiert erinnert werden. Blicksteuerung bei der visuellen Suche Hans Trukenbrod, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl Kognitive Psychologie Universität Potsdam Postfach 60 15 53; 14415 Potsdam [email protected] In den vergangen Jahren wurden computationale Modelle entwickelt, die die komplizierten Abfolgen von sakkadischen Augenbewegungen beim Lesen simulieren. Diese Modelle lassen sich dahingehend klassifizieren, ob sie Worte/Symbole sequentiell [Reichle, Pollatsek, Fisher, & Rayner, Psychol. Rev., 1, 105(1998)] oder parallel [Engbert & Kliegl, Vis. Res., 5, 42(2002)] verarbeiten. Das Experiment dieser Studie ermöglicht eine Evaluation der verschiedenen Modellansätze für die visuelle Suche. Aufgabe der Versuchspersonen ist es einen geschlossenen Kreis zu finden, indem sie einem Weg aus Landolt-Ringen folgen. Dabei zeigt jeder Landolt-Ring durch seine Lücke den nächsten Ring des Weges an. Die Blickbewegungen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei dieser Aufgabe zeigen, ähneln den Sakkaden beim Lesen. Simulationen mit einer Variante des SWIFT-Modells [Engbert & Kliegl, Vis. Res., 5, 42(2002)] zur visuellen Suche im vorliegenden Experiment können sowohl die Sprungwahrscheinlichkeiten der Sakkaden als auch die Verteilungen der Fixationsdauern erklären. Aus diesen Ergebnissen folgern wir, dass die Auswahl von Sakkadenzielen ein paralleler Prozess ist. Poster 224 Attentional Control of Handwriting Movements Oliver Tucha, Klaus W. Lange Institut für Experimentelle Psychologie Universität Regensburg Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg [email protected] In the present study, the effect of conscious control on handwriting fluency of 16 healthy adults, 16 healthy children and 16 children with ADHD (ON and OFF methylphenidate) was assessed using a digitizing tablet. Participants were asked to write a short sentence under different conditions, i.e. normal writing, writing with eyes closed, neat handwriting, writing while visually tracking the pen tip and writing with closed eyes while mentally tracking the highest position in each letter. While no differences were found between normal handwriting and writing with closed eyes, marked differences were observed between normal writing and the other writing conditions. The administration of methylphenidate in children with ADHD resulted in a deterioration in handwriting fluency. The present results indicate that automated handwriting movements are independent of visual feedback. Furthermore, both conscious control of graphomotor output and stimulant medication in ADHD appear to hamper the production of fluent handwriting movements. Schnelleres Erinnern durch gerichtetes Vergessen Roman Vilimek, Martina Zellner, Karl-Heinz Bäuml Institut für Psychologie Universität Regensburg Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg [email protected] Versuchspersonen lernten eine Itemliste, wobei sie nach der Hälfte der Items die Instruktion bekamen, die vorangehenden (pre-cue) Items zu vergessen und sich nur die folgenden (post-cue) Items zu merken. In einer Kontrollbedingung sollten beide Listenhälften gemerkt werden. Erfasst wurden die Anzahl der erinnerten post-cue-Items und deren Antwortlatenzen. Die Antworthäufigkeiten zeigten das bekannte Muster des gerichteten Vergessens: Die post-cue-Items wurden nach einer Vergessensinstruktion für die pre-cue-Items besser erinnert als nach einer Behaltensinstruktion. Darüber hinaus führte die Vergessensinstruktion auch zu einem schnelleren Erinnern der post-cue-Items. Der Effekt in den Häufigkeiten kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten erklärt werden. Einerseits könnte eine Abschwächung der zu vergessenden pre-cue-Items deren Interferenzpotential verkleinern. Andererseits könnte die Vergessensinstruktion eine Zugriffsblockade für einige pre-cue-Items bewirken und somit den Antwortwettbewerb reduzieren. Der Befund, dass die Vergessensinstruktion die Antwortlatenzen verkürzt, deutet auf einen Ausschluss von pre-cue-Items aus der Suchmenge und somit auf eine Zugriffsblockade hin. Poster 225 Autobiografisches Gedächtnis bei Alkoholikern und Korsakoffpatienten Maren Vogel, Rüdiger Pohl Allgemeine Psychologie Justus-Liebig-Universität Giessen Otto Behagelstr. 10F; 35394 Giessen [email protected] Frühere Untersuchungen zeigten, dass das autobiografische Gedächtnis bei depressiven und suizidalen Personen weniger spezifisch ist als bei gesunden Kontrollpersonen. Nach Meinung einiger Autoren führt dies zu wenig spezifischen Vorstellungen von der Zukunft und somit zu Aufrechterhaltung von Hoffnungslosigkeit und Suizidalität. In der vorliegenden Studie wurden je 22 Alkoholiker, Korsakoffpatienten und Kontrollpersonen gebeten, zu je fünf positiven und negativen verbalen Cues die erste Erinnerung zu berichten, die ihnen einfiel. Dabei sollten sie spezifische Ereignisse schildern, diese datieren und in ihrer Valenz bewerten. Zudem wurden mittels Fragebögen Depressivität und Selbstwert erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass Korsakoffpatienten, nicht aber Alkoholiker, ein weniger spezifisches autobiografisches Gedächtnis besitzen als gesunde Kontrollpersonen. Insgesamt waren Erinnerungen auf negative Cues spezifischer und wurden negativer bewertet als Erinnerungen auf positive Cues. Ein Unterschied zwischen den Gruppen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Dies gilt auch für die Variable Selbstwert. Eine Beeinflussung der Antwortspezifität durch Depression wird ausgeschlossen. Uncertain decisions: degrees and types of uncertainty investigated by functional Magnetic Resonance Imaging (fMRI) Kirsten Volz, Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung Stephanstr. 1 A; 04103 Leipzig [email protected] Behavioral studies showed that in decision making both the reason of uncertainty and the degree of uncertainty bias our coping strategies. In order to investigate the brain correlates of these two factors, we conducted two functional Magnetic Resonance Imaging (fMRI) studies using a natural sampling paradigm. Participants had to predict events under parametrically varying degrees of certainty. In the first experiment, uncertainty was induced by the manipulation of event probability; in the second experiment, uncertainty depended on the participants’ knowledge of valid rules of event occurrence. As a result, parametric analyses revealed that activation within the posterior frontomedian cortex (mesial BA8) increased with increasing uncertainty, no matter for which reason uncertainty emerged. However, dependent on the reason of uncertainty different subcortical or cortical areas were activated in addition to mesial BA8. Present findings show that the brain reflects both the degree of uncertainty in decision making and for which reason we are uncertain. Poster 226 Erfassung des impliziten Selbstwerts . Ein Vergleich zwischen den Verfahren GNAT und IAT Gernot von Collani, Ronny Werner Sozialpsychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14; 04103 Leipzig [email protected] Es wurde der Go / No-go Association Task (GNAT) [Nosek & Banaji, Soc. Cogn., 19, 625-664, (2001)] zur Erfassung der impliziten selbstbezogenen Einstellung eingesetzt und mit einem indirekten Messverfahren, dem Implicit Association Test (IAT) [Greenwald, McGhee & Schwarz, JPSP, 74, 1464-1480 (1998)] sowie mit expliziten Messungen der Selbstbewertung (Rosenberg-Skala [von Collani & Herzberg, ZfDuDP, im Druck (2002)] und einem Gefühlsthermometer) in Beziehung gesetzt. In den Experimenten wurden implizite Assoziationen (positive und negative Einstellungen) zu den Kategorien „Selbst“ versus „Andere“ erhoben. Als Indikator der Assoziationsstärke diente im GNAT ein Sensitivitätsmass für die Kategorisierungsentscheidung, im IAT die Reaktionszeit. Sowohl im GNAT als auch im IAT zeigten sich signifikante Effekte für die assoziative Bewertung der Kategorien „Selbst“ und „Andere“, aber keine korrelativen Zusammenhängen zwischen den beiden impliziten Messverfahren. Weiterhin gab es keine bedeutsamen Korrelation zwischen den impliziten Maßen und den Fragebogenmaßen. Mögliche Ursachen werden diskutiert. Vergleich von „reaktiven“ und „operanten“ Handlungen anhand von ERPs Florian Waszak, David Rosenbaum, Edmund Wascher, Iring Koch, Gisa Aschersleben, Wolfgang Prinz Laboratoire de Psychologie Experimentale Universite Rene Descartes (Paris V) & CNRS 71, avenue Edourd-Vaillant; 92774 Boulogne-Billancourt (Frankreich) [email protected] Die vorliegende Studie exploriert Unterschiede der Handlungsplanung in operanten Aktionen und extern gesteuerten Reaktionen. Bislang wurde der Vergleich dieser beiden Handlungsmodi gescheut, weil die Aufgaben als zu unterschiedlich galten. Wir untersuchten Versuchspersonen in zwei Bedingungen, die sich hinsichtlich der Sequenz von Stimuli und Handlungen nicht unterschieden. Visuelle Stimuli wurden mit einem fixen ISI von 1200 ms präsentiert. Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, einen Tastendruck genau zwischen den Stimuli auszuführen. In der „operanten“ Bedingung bestimmte der Tastendruck, welcher Stimulus als nächstes dargeboten wurde. In der „reaktiven“ Bedingung musste die Versuchsperson auf den vorangegangenen Reiz reagieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Tastendrücke jeweils verschoben sind, „reaktive“ Tastendrücke zu den vorangegangenen und „operante“ Tastendrücke zu den nachfolgenden Stimuli. Erhöhte frühe visuelle ERPs und eine erhöhte P3 in der reaktiven Bedingung indizieren die erhöhte Relevanz der Stimuli in dieser Bedingung. Das Bereitschaftspotential hingegen zeigt sich in der operanten Bedingung erhöht. Implikationen dieser Ergebnisse werden diskutiert. Poster 227 Individuell unterschiedliche kognitive Strategien während Reizunsicherheit – Psychophysik und fMRT Riklef Weerda, J. Ignacio Vallines García, James P. Thomas, Mark W. Greenlee Institut für Kognitionsforschung / SFB 517 „Neurokognition“ Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Ammerländer Heerstraße 114-118; 26111 Oldenburg [email protected] Wir haben mittels eines Reizunsicherheitsparadigmas und fMRT (1,5 T; Siemens Vision) den Einfluß der selektiven und geteilten Aufmerksamkeit auf kortikale Aktivierungsmuster untersucht, die durch schwellennahe Reizunterscheidungen hervorgerufen werden. Die Reize bestanden aus einem Oval, das sich entweder in seiner Farbe oder Breite von einem impliziten Standardoval unterschied. Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, zu bestimmen, welche von zwei möglichen Alternativen pro Reizdimension gezeigt wurde. Es gab drei verschiedene Versuchsbedingungen: „FarbeSicherheit“, „Form-Sicherheit“ und „Unsicherheit“. In allen Bedingungen veränderte sich nur eine Reizdimension pro Trial. In den Sicherheitsbedingungen wußten die Versuchspersonen im voraus, welche dies sein würde, während sie in der Unsicherheitsbedingung kein solches Vorwissen hatten und daher beide Reizdimensionen beachten mußten. Die Ergebnisse der statistischen Auswertung der fMRT-Daten mittels SPM99 zeigen deutliche Unterschiede in den kortikalen Aktivierungsmustern in Abhängigkeit von der beachteten Reizdimension. Weiterhein deuten sowohl die psychophysischen als auch die fMRT-Ergebnisse auf individuelle Unterschiede in den kognitiven Strategien während Reizunsicherheit hin. Typografie- und Farbeffekte: Wirkungen der Salienz und der Verarbeitungstiefe auf das Erinnerungsbewusstsein Thomas Wehr, Werner Wippich Universität Trier Universitätsring 15; 54296 Trier [email protected] Das Remember/Know Paradigma befasst sich mit der Messung qualitativ distinkter Zustände von Erinnerungsbewusstsein: Erinnern und Wissen. Der Distinctiveness/Fluency-Ansatz [Rajaram, JoEP: LMC, 22, 365-377 (1996)] postuliert eine Vermittlung zwischen Salienz des Lernmaterials und Erinnern respektive Verarbeitungsflüssigkeit und Wissen. Ziel des Experiments war die Kontrastierung dieses Ansatzes gegen eine rein prozesstheoretische Interpretation. Zur Manipulation der perzeptuellen Salienz wurde die Typografie des Wortmaterials variiert. Effekte konzeptueller Salienz wurden über eine Variation der Wortfarbe angeregt. In der Testphase war ein Rekognitionstest mit erinnert/gewusst/geraten- und Sicherheitsurteilen verknüpft. Dabei durchlief eine Testgruppe zum Zwecke der Operationalisierung der Verarbeitungsflüssigkeit eine Primingprozedur, bei der Typografie und Farbe des Primes mit dem Zielwort übereinstimmten oder nicht. Die Ergebnisse zur Salienz belegen die Gültigkeit des Distinctiveness/Fluency-Ansatzes. Typografisch abweichende und farbige Wörter wurden signifikant häufiger mit einem erinnert-Urteil versehen als normale Wörter, unabhängig von den geforderten Prozessen. Die Primingprozedur führte lediglich zu Effekten bei den Reaktionszeiten: Prime-Wort Gleichheit erbrachte einen Geschwindigkeitsvorteil in der alt/neuEntscheidung. Poster 228 Interpretation von und Schlußfolgern mit kausalen Konditionalen Andrea Weidenfeld, Klaus Oberauer Institut für Allgemeine Psychologie I Universität Potsdam Schönhauser Allee 146; 10435 Berlin [email protected] Kausale Relationen werden häufig durch Konditionalaussagen beschrieben, z.B. „Wenn man eine Rose düngt, dann wird sie blühen“. Wir haben ein integratives Modell entwickelt, das die Bereitschaft erklärt, gültige Schlüsse aus kausalen Konditionalen zu akzeptieren: Die kognitive Verfügbarkeit von „exceptional situations“ (Faktoren, die den Zusammenhang in der Konditionalaussage unterminieren können, z.B. „die Rose wurde nicht ausreichend gegossen“) beeinflußt den Grad der Überzeugtheit von der Wahrheit der Konditionalaussage und die Schätzung der subjektiven bedingten Wahrscheinlichkeit des Konsequenten gegeben den Antezedenten. Dies wiederum beeinflußt die Bereitschaft, aus der Konditionalaussage Schlußfolgerungen abzuleiten. Unser Modell integriert probabilistische und semantische Ansätze zur Interpretation von Konditionalen und zum kausalen Schließen und Ansätze, die auf mentalen Modellen basieren. Bisherige Daten aus einer Versuchsreihe im Internet stützen das Modell. Flow-Erleben und Leistung in einem Onlinespiel Mirko Wendland, Anja Berger, Falko Rheinberg Motivationspsychologie Universität Potsdam Karl-Liebknecht Str. 24-25; 14467 Golm (bei Potsdam) [email protected] In einer Onlineuntersuchung wurde das Flowerleben mit der Flow-Kurz-Skala (FKS) von Rheinberg, Vollmeyer und Engeser [Manuskript, Uni Potsdam (2002)] und die Leistung in einem fünffach schwierigkeitsgestaffelten Computerspiel im WorldWideWeb untersucht. Faktorenanalysen replizieren die theoretisch erwarteten FKS-Dimensionen: Glatter automatisierter Verlauf, Absorbiertheit und Besorgnis. Dropout-Analysen zeigen, dass Spielabbrecher [Answering Drop-outs, vgl. Bosnjak, in Reips & Bosnjak: Dimensions of Internet Science (2001)] im Vergleich zu Spielteilnehmern (Complete Responder) weniger Flow erleben, geringer involviert sind, geringere Besorgnis und schlechtere Leistung zeigen. Bei den Spielteilnehmern wurde mit steigender Aufgabenschwierigkeit weniger Flow und mehr Besorgnis erlebt. Die Leistungen wurden schlechter (lineare Trends). Spielleistung und Flowerleben korrelieren je nach Schwierigkeitsgrad zwischen r = .20 und .40. Flowerleben erweist sich als ein Indikator für die vollständige Teilnahme bei freiwilligen Onlinestudien. Poster 229 Der Einfluß von Affekten bei der Umsetzung schwieriger Intentionen: Reduktion der Flanker-Interferenz Juliane Wendt, Thomas Goschke Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie Technische Universität Dresden Mommsenstr. 13; 01062 Dresden [email protected] Wir untersuchten den Einfluss von Affekten bei der Umsetzung schwieriger Absichten am Beispiel der Eriksen-Flanker-Aufgabe [Eriksen & Eriksen, Percept. Psychophys., 16, 143 (1974)]. Die Probanden wurden instruiert, so schnell wie möglich auf den mittleren Buchstaben einer Buchstabenreihe zu reagieren und die restlichen Buchstaben zu ignorieren. Der mittlere Buchstabe (Zielreiz) war entweder ein H oder ein S. Die flankierenden Buchstaben (Flanker) konnten kompatibel (HHH,SSS), inkompatibel (SHS,HSH) oder neutral (XHX,XSX) in bezug auf den Zielreiz sein. Die Schwierigkeit besteht im Ignorieren der irrelevanten Flanker, was bei der inkompatiblen Bedingung zu erhöhten Reaktionszeiten führte. Zu Beginn eines Durchgangs wurde durch kurze Darbietung eines positiven, negativen oder neutralen Bildes aus dem International-Affective-Picture-System phasischer Affekt induziert [Lang, Bradley & Cuthbert, International Affective Picture System (IAPS): Technical Manual and Affective Ratings (1998)]. Anschliessend hatten die Probanden zwei Flanker-Aufgaben zu bearbeiten. Nach positiven Bildern zeigte sich ein, im Vergleich zu negativen und neutralen Bildern, signifikant reduzierter Flanker-Effekt bei der ersten Flanker-Aufgabe. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung neuerer Theorien zur Interaktion von Emotionen und Kognitionen diskutiert. Evidenzen für Übungs- oder Umschalteffekte im IAT? Ronny Werner, Gernot von Collani Allgemeine Psychologie /Kognitive Sozialpsychologie Universität Leipzig Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig [email protected] Die Erfassung impliziter Einstellungen konnte in den letzten Jahren einen rapiden Aufschwung verzeichnen. Das inzwischen bekannteste Verfahren ist der Implizite Assoziationstest [Greenwald, McGhee & Schwarz, JPSP, 74, 1464-1480 (1998)]. Vor allem im Zusammenhang mit der Begründung und Zusammensetzung des IAT – Effektes wurden verschiedene Kritiken postuliert. In einer Laborstudie (N = 52) wurde geprüft, ob ein Teil des IAT – Effektes durch Umschalteffekte [Mierke & Klauer, ZfEP, 48, 107-122 (2001)] oder durch einfache Übung begründet werden muss. Ähnlich der Arbeit von Werner & von Collani [44. TeaP, 233 (2002)] und Banse & Fischer [43. DGfP, 190 (2002)] kam ein IAT zur Erfassung von Aggressivität im Selbstbild zum Einsatz. Durch den Versuchsplan und die Modifizierung des IAT wurden Übungseffekte, Umschalteffekte und die Retestreliabilität überprüft. Zur Validierung wurden die Ergebnisse mit expliziten Fragebogenverfahren (Herzberg, i. V.; FAF; FPI Aggressivität) verglichen. Die aufgetretenen Effekte bestätigen unter anderem die Hypothese, dass die Ergebnisse des IAT nicht ausschließlich auf zu Grunde liegende implizite Einstellungen zurückgeführt werden können. Poster 230 Beurteilung der Validität von Wissensstrukturen durch den Diskrepanzindex Florian Wickelmaier, Jürgen Heller Department of Acoustics Aalborg University Fredrik Bajers Vej 7 B5; 9220 Aalborg East (Dänemark) [email protected] Die Theorie der Wissensräume bietet einen formalen Rahmen zur Erfassung und effzienten Diagnose des Wissens von Probanden in einem bestimmten Wissensbereich. Eine Wissensstruktur beschreibt dabei die für eine Menge von Aufgaben möglichen Antwortmuster. Der Wissenszustand einer Person ist die Menge aller Aufgaben, die diese Person lösen kann. Zu den Hauptproblemen der Wissensraumtheorie gehört die Überprüfung der empirischen Validität einer Wissensstruktur. Ein in der Literatur häufig verwendetes Anpassungsmaß ist der Diskrepanzindex, dessen Berechnung üblicherweise die Annahme eines rein deterministischen Zusammenhangs zwischen Wissensstruktur und den Antwortmustern zugrundeliegt. Ausgehend von einer probabilistischen Betrachtungsweise zeigt diese Arbeit, daß der Diskrepanzindex darüber hinaus eine Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Wissenszustände sowie aufgabenspezifischer Fehler- und Ratewahrscheinlichkeiten ermöglicht. Die Eigenschaften dieser Parameterschätzung werden sowohl an computersimulierten wie auch an empirisch erhobenen Antwortmustern illustriert und überprüft. Die Ergebnisse deuten auf eine Überschätzung der Anpassungsgüte einer Wissensstruktur durch den Diskrepanzindex hin. Task modulation of the effects of brightness on reaction time and response force Dariusz Wlodarczyk, Piotr Jaskowski Department of Biophysics Medical Academy of Poznan Fredry 10; 61-701 Poznan (Polen) [email protected] Van der Molen and Keuss [Q. J. of Exp. Psych., 31, 95-102 (1979); Q. J. of Exp. Psych., 33, 177184 (1981)] showed that paradoxically long reaction times (RT) occur with extremely strong auditory stimuli when the task is difficult (e.g. needs a response choice). It was argued that this paradoxical behavior of RT is due to active suppression of response prompting to prevent false responses. In the present experiments, we demonstrated that such an effect occurred also for visual stimuli provided that they were large enough. Additionally, we showed that response force i.e. maximal force exerted by participants on response key monotonously grew with intensity for large stimuli and was independent of intensity for small visual stimuli. Bearing in mind that only large stimuli are believed to be arousing this pattern of results supports the arousal interpretation of the negative effect of loud stimuli on RT given by van der Molen and Keuss. Poster 231 Kortikale Asymmetrien reflektieren den Zeitverlauf visuell-räumlicher Verarbeitung Maren Wolber, Monika Kiss, Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie der Handlung Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstr 33; 80799 München [email protected] Neuere EEG-Studien zur visuellen Aufmerksamkeit berichten kortikale Asymmetrien (ERLs) als zeitliche Marker der Lokalisation relevanter Information. In folgenden Experimenten wurden ERLs und Reaktionszeiten erhoben: In visuellen Suchaufgaben fanden sich ERLs, deren Latenzen sich für ineffektive Suchen mit steigender Distraktorenzahl verzögerten und für effektive Suchen von der Distraktorenzahl unbeeinflusst blieben. Für ineffektive Suchaufgaben stiegen die Reaktionszeit mit steigender Distraktorenzahl wesentlich steiler an als die ERL-Latenzen. In Cueing-Aufgaben wurde hingegen ein Anstieg der ERL-Latenzen zwischen den Experimentalbedingungen in den Reaktionszeiten genau abgebildet. Diese einfachen Aufgaben können anhand der reinen Lokalisation des Zielreizes bearbeitet werden. Weiterhin zeigen sich in diesen beiden Aufgaben hohe Korrelationen der ERLs mit den Reaktionszeiten auf Einzel-Versuchspersonen-Ebene, die sich in einer anderen frühen aufmerksamkeitsbezogenen EEG-Komponente, der N1, so nicht zeigen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Asymmetrien einen Lokalisationsprozess reflektieren, der sich in anderen EEG-Komponenten so nicht abbilden lässt. In einem Verhaltensexperiment mit dem „Response-Window“ Paradigma wurde diese Hypothese überprüft. Genderperzeption und Geschlechtskonstruktion in virtuellen Kommunikationsumgebungen Silja Wortberg, Gary Bente, Bernd Tietz Differentielle Psychologie und Kommunikationsforschung Universität zu Köln Bernhard Feilchenfeld Str. 11; 50969 Köln [email protected] Aus der Literatur zu nonverbalem Kommunikationsverhalten ist eine Vielzahl von Geschlechtsunterschieden bekannt [Hall, Nonverbal sex differences: Communication Accuracy and expressive style. Johns Hopkins University Press (1984); Suwelack & Bente, Zeitschrift für Individualpsychologie, 20, 133-146 (1995)]. Die überwiegende Mehrzahl der Befunde wurde jedoch anhand von ex-post Beurteilungen videographierter Interaktionen gewonnen. Dieses methodische Vorgehen birgt den Nachteil, dass gemessene Wirkungen nicht eindeutig auf nonverbales Kommunikationsverhalten zurückgeführt werden können, da das Geschlecht der Interaktionspartner durch ihr Erscheinungsbild (fast) immer erkennbar ist. Mit der Entwicklung neuer Computer-Simulationsmethoden – insbesondere durch den Einsatz von virtuellen Stellvertretern, sog. Avataren – konnte diese Konfundierung aufgehoben werden. Zentrale Aspekte des Kommunikationsverhaltens wie Gestik, Kopf- und Rumpfbewegungen, Blickrichtung sowie Blickdauer werden mit Hilfe von Motion- und Eyetrackern erfasst und zusammen mit der Sprache in Echtzeit übertragen. Da Erscheinungsbild und Stimmqualität der visuellen Stellvertreter frei wählbar bzw. manipulierbar sind, ergibt sich in Bezug auf die Genderperzeption eine Vielzahl interessanter Perspektiven für die experimentelle Wirkungsanalyse. Im vorliegenden Beitrag werden die methodischen Grundlagen zum experimentellen Einsatz virtueller Stellvertreter in der nonverbalen Kommunikationsforschung dargestellt und erste einschlägige Befunde zur Genderperzeption referiert. Poster 232 Zeitliche Faktoren visueller Informationsverarbeitung in einem Metakontrastparadigma Selina Wriessnegger, Edmund Wascher Kognitive Psychophysiologie Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung Amalienstraße 33; 80799 München [email protected] Der dorsale Pfad, auch „fast brain“ genannt, verarbeitet visuellen Input sehr schnell, während der ventrale Pfad („slow brain“) eine kognitive Repräsentation des Stimulus zur Ausführung einer Handlung benötigt. Vor allem an visuellen Agnostikern konnte der Einfluss der Zeit in der Informationsverarbeitung über die beiden Pfade nachgewiesen werden [Rossetti & Pisella, Attention & Performance, Vol. XIX. OU Press (2002)]. Durch die Einführung einer Verzögerung zwischen Stimuluspräsentation und folgender Reaktion zeigte sich eine deutliche Verschlechterung der Leistung der Patienten. Ziel der vorliegenden Studie ist es, diesen Effekt auf experimenteller und elektrophysiologischer Ebene nachzuweisen. Um eine sogenannte „experimentelle visuelle Agnosie“ herzustellen, wurden die Stimuli mittels Metakontrast maskiert. Die Versuchspersonen mussten innerhalb von zwei Zeitfenstern (400 ms oder 2500 ms) auf Reize reagieren, die sie nicht bewusst wahrnehmen konnten. Im EEG zeigen sich Anzeichen der Verarbeitung spezifischer Reizparameter trotz der auf Rateniveau liegenden Leistung. Müssen die Versuchspersonen schnell reagieren, so verbessert sich die Leistung; ein Hinweis auf primär dorsale Reizverarbeitung. Der Simon-Effekt in Go-Nogo-Aufgaben Peter Wühr, Ulrich Ansorge Institut für Psychologie I Universität Erlangen Kochstraße 4; 91054 Erlangen [email protected] Der Simon-Effekt besteht darin, dass irrelevante Reizpositionen die Reaktionen auf nicht-räumliche Reizmerkmale (z.B. Farbe) beeinflussen [Lu & Proctor, Psych Bull Rev, 2, 174 (1995)]. Nach unserer Hypothese tritt der Simon-Effekt nicht gleich dann auf, wenn räumliche Merkmale zur Reaktionsausführung benötigt werden, sondern nur wenn räumliche Reaktionsmerkmale zur kognitiven Kennzeichnung (und Unterscheidung) von Reaktionen benutzt werden. Der Simon-Effekt sollte nicht auftreten, wenn Reaktionen durch nicht-räumliche Merkmale kognitiv repräsentiert werden können, wie dies in Go-Nogo-Aufgaben der Fall ist. Erwartungsgemäß zeigten die Vpn in Experiment 1 den Simon-Effekt in einer Wahlreaktionsaufgabe, nicht jedoch in einer Go-Nogo-Aufgabe. In Experiment 2 mussten die Vpn jeden Durchgang einer Go-Nogo-Aufgabe durch Drücken einer Taste starten. Eine Versuchsgruppe startete die Durchgänge mit der Taste, die auch für Go-Reaktionen zu verwenden war. Eine zweite Gruppe startete die Durchgänge hingegen mit einer zweiten Taste. Erwartungsgemäß zeigte sich der Simon-Effekt nur für die zweite Gruppe. Dies ist dadurch erklärbar, dass die zweite Gruppe die beiden Reaktionen anhand eines räumlichen Merkmals unterscheiden (repräsentieren) konnte, die erste Gruppe jedoch nicht. Poster 233 Positionseffekt in Untersuchungen zum visuellen sensorischen Gedächtnis Song Yan, Uta Lass, Dietrich Becker, Gerd Lüer Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie/Kognitive Psychologie Universität Göttingen Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen [email protected] In dem klassischen Sperling-Paradigma zur Untersuchung des visuellen sensorischen Gedächtnisses spielt die Zuteilung von Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle. In Experiment 1 mit einer 2x4 Buchstaben-Matrix wurde ein Zeileneffekt gefunden – die erste Zeile wurde besser reproduziert als die zweite. Um ein mögliches methodisches Artefakt auszuschließen, wurde in Experiment 2 der Antwortmodus so verändert, dass die Reihenfolge der Wiedergabe entgegen der Lesegewohnheit ablaufen sollte. Der Zeileneffekt blieb dennoch nach wie vor erhalten. In Experiment 3 mit einer 4x2-Matrix wurde die Spalte als Teilberichtskriterium verwendet. Das Ergebnis zeigte, dass ein Spalteneffekt nur beim Ganzbericht auftrat, aber ein Zeileneffekt bei einer zeilenweise Betrachtung sowohl beim Ganzbericht als auch beim Teilbericht zu beobachten war. Die Untersuchungsergebnisse sprechen für eine von Lesegewohnheiten beeinflusste Aufmerksamkeitszuteilung in der Informationsverarbeitung, die schwer zu unterdrücken ist. Dies wird in Zusammenhang mit den Befunden von Gegenfurtner und Sperling [JEP: Human Perception and Performance, 4, 845-866 (1993)], von Sperling [Psychological Monographs, 74, 1-29 (1960)] sowie von Averbach und Coriell [Bell Systems Technical Journal, 40, 309-328 (1961)] diskutiert. Buchstabenanzahl, Ablenkungsmanöver oder beides? Warum passt Krüger’s Modifizierte Inklusionsprozedur bei 8-10-buchstabigen Adjektiven mit Zwischenaufgabe nicht? Anna Chr. M. Zaunbauer, Jürgen Bredenkamp Allgemeine Psychologie Universität Bonn Römerstr. 164; 53117 Bonn [email protected] Krüger [Die Erfassung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse. Lengerich: Pabst (1999)] hat die Prozess-Dissoziations-Prozedur [Jacoby, J.Mem.Lan., 30, 513-541 (1991)], ein experimentelles Design und mathematisches Modell zur Analyse bewusster und unbewusster Prozesskomponenten in Gedächtnistests, bezogen auf die Wortstammergänzungsaufgabe mit 5-6-buchstabigen Substantiven erweitert und modifiziert. Willkürlich-bewusste, unwillkürlich-bewusste und unbewusste Prozesse lassen sich dadurch unterscheiden und sind nun auch in einer Multinomialen Modellierung identifizierbar. Bei 8-10-buchstabigen Adjektiven mit einer Distraktoraufgabe zwischen Lern- und Testphase gelingt eine Modellpassung nicht [Zaunbauer & Bredenkamp, TeaP 2002]. Zwei Experimente wurden realisiert, um die Bedeutung der Buchstabenanzahl und der Zwischenaufgabe für die Modellierbarkeit der Daten zu untersuchen. Innerhalb der Experimente wurde die Zwischenaufgabe (mit vs. ohne), zwischen den Experimenten die Buchstabenanzahl der Adjektive (8-10 vs. 5-6) variiert. In beiden Experimenten erfolgte nach einer inzidentellen Lernphase mit/ohne anschließender Zwischenaufgabe die zufällige Zuordnung der Probanden zu den drei Versuchsbedingungen „Inklusion mit Nachfrage“, „Indirekte Bedingung“ und „Neutrale Bedingung“. Vorgegebene alte und neue Wortanfänge waren zu ergänzen. Für die Anwendung des erweiterten Modells ist eine Analyse der Reaktionszeiten bei neuen Wortanfängen notwendig. Anhand der Ergänzungshäufigkeiten werden die Parameter geschätzt. Die Ergebnisse werden im Rahmen der erweiterten PDP diskutiert. Poster 234 Schröder versus Stoiber: Wann führt Ihre eigene Präferenz zu (k)einer verzerrten Verarbeitung der Argumente dieser Politiker? Rene Ziegler, Michael Diehl Sozial- und Persönlichkeitspsychologie Uni Tübingen Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen [email protected] In einem Experiment wurde die Präferenz der Teilnehmer für Schröder oder Stoiber erfasst. Bei konstant gehaltener hoher Motivation der Teilnehmer lasen diese danach eine Pressemitteilung, die einem der beiden Politiker zugeschrieben wurde. Diese Mitteilung enthielt entweder gute, mittelmäßige, oder schlechte Argumente zur Stützung einer Position. Die Ergebnisse stimmten mit den aus dem Heuristisch-Systematischen Modell (HSM) abgeleiteten Hypothesen überein. Ungeachtet der Politikerpräferenz und ungeachtet dessen, von welchem Politiker die Argumente vorgebracht wurden, führten gute Argumente zu mehr Zustimmung als schlechte Argumente (unverzerrte systematische Verarbeitung). Bei mittelmäßigen Argumenten zeigte sich dem entgegen, wie auf der Basis der Verzerrungshypothese des HSM zu erwarten, ein Einfluss der Politikerpräferenz auf die Zustimmung. Das heißt, mittelmäßige Argumente bewirkten bei Teilnehmern, die Schröder (Stoiber) präferierten eine stärkere Zustimmung, wenn die Argumente von Schröder (Stoiber) geäußert worden waren. Die Rolle der Effektinformation bei der Handlungsplanung Michael Zießler, Dieter Nattkemper Division of Psychology University of Sunderland St. Peter’s Campus; SR6 0DD Sunderland (Großbritannien) [email protected] Offenbar werden Effekte nicht nur als Erfolgsrückmeldung, sondern bereits bei der Handlungsplanung benötigt. Wir untersuchen den Einfluß effektbezogener Information während und nach der Handlungsplanung auf das Lernen und die Nutzung von Effekten im Planungsprozeß. In Experiment 1 erzeugt die Reaktion R1 auf einen Reiz S1 systematisch Reiz S2 (Effekt von R1). Reaktion R2 auf S2 indiziert das R1-S2-Lernen. Beide Reize sind farbige Buchstaben. Reaktionsrelevant ist der Buchstabe. Die Einblendung der S2-Farbe im S1-R1-Intervall sowie der S1-Farbe im R1-S2-Intervall beeinträchtigen das R1-S2-Lernen. Vermutlich stört die Effektfarbe im S1-R1-Intervall die Planung von R1 als Voraussetzung des Lernens; im R1-S2-Intervall interferiert die S1-Farbe mit der antizipierten S2-Farbe. In Experiment 2 wird dagegen bei gelernter R1-S2-Beziehung die Reaktion durch effektbezogene Information im S1-R1-Intervall beschleunigt. S1 wird flankiert von S2 dargeboten, S2 ist reaktionsirrelevant. Effektflanker haben den größten Einfluß auf R1, wenn sie nach 50-75% der Reaktionszeit dargeboten werden. Je mehr sich die R1-S2-Beziehung festigt, um so früher wirken sie. Poster 235 Impulsivity, caffeine, and time of day: Does caffeine increase impulsive behavior in high-impulsives in the morning? Uwe Zimmer, Martina Graf Institut für Psychologie TU Berlin Franklinstr. 28; 10587 Berlin [email protected] High-Impulsives (Imp+) tend to react quicker and/or commit more errors than Low-Impulsives (Imp), the difference often is observed only in special incentive conditions. The effect of caffeine on Imp+ is said to depend on the time of the day: Performance is improved during the morning and impaired during the evening, the reverse is expected for Imp-. In the present experiment, subjects (32 Imp+ and 32 Imp- male students) completed a very short self paced Gonogo task under the influence of 250 mg caffeine vs. placebo, either at 8:00 or 10:15 a.m. No incentives were given. Results: On a descriptive level, Imp+ reacted quicker under caffeine and made more commission errors. Caffeine showed little to no effect on the Imp-. The results are discussed with regard to a possible deficit in arousal regulation in Imp+ leading to impulsive behavior. Autoren-Index 236 19 Autoren-Index Die Zahlen geben die Seitenzahlen der Abstracts der Autoren an. Fettgedruckte Seitenzahlen verweisen auf Abstracts, in denen die Autorin/der Autor Erstautorin/Erstautor ist. Abdel Rahman, Rasha Ahlke, Stefanie . . . . . Alders, Gesine L. . . . Hamm, Alfons . . . . . Alter, Kai . . . . . . . . Altmann, Christian . . Andres, Johannes . . . Ansorge, Ulrich . . . . Anstis, Stuart . . . . . . Argstatter, Heike . . . . Aschermann, Ellen . . Aschersleben, Gisa . . Asher, Julian . . . . . . Aslan, Alp . . . . . . . . Augustin, Dorothee . . . . . . . . . . . . . . . . . A .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bach, Patric . . . . . . Bäuml, Karl-Heinz . Banse, Rainer . . . . . Baron-Cohen, Simon Barth, Kerstin . . . . . Bauer, Frank . . . . . Bauer, Jonas . . . . . . Baumann, Martin . . Baumann, Oliver . . . Becker, Dietrich . . . Becker, Eni . . . . . . Becker, Freya . . . . . Becker, Georg . . . . Begliomini, Chiara . Behne, Klaus-Ernst . Behrendt, Jörg . . . . Belke, Benno . . . . . Belke, Eva . . . . . . . Beller, Sieghard . . . Bender, Michael . . . Bengler, Klaus . . . . Bente, Gary . . . . . . Berger, Anja . . . . . . Bergert, Susanne . . . Berner, Michael . . . Berti, Stefan . . . . . . Betsch, Tilmann . . . Beverungen, Marcus Beyer, Reinhard . . . Bien, Heidrun . . . . . Birbaumer, Niels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 . . . . . . . . . . . . 157 . . . . . . . . . . . . 110 . . . . . . . . . . . . 59 . . . . . . . 91, 94, 222 . . . . . . . . . . . . 158 . . . . . . . . . . 50, 51 . . . . . . 62, 131, 232 ............. 3 . . . . . . . . . . . . 178 ............. 5 36, 170, 185, 217, 226 . . . . . . . . . . . . . 44 . . . . . . . . . . . . . 62 . . . . . . . . . . . . . 46 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 62, 156, 172, 224 . . . . . . . . . . 61 . . . . . . . . . . 44 . . . . . . . . . . 216 . . . . . . . . . . 120 . . . . . . . . . . 209 . . . . . . . . . . 63 . . . . . . . . . . 158 . . . . . . . . . . 233 . . . . . . . 78, 215 . . . . . . . . . . 64 . . . . . . . . . . 110 . . . . . . . . . . 159 . . . . . . . . . . 43 . . . . . . . . . . 221 . . . . . . . . . . 46 . . . . . . . . . . 159 . . . . . . 103, 107 . . . . . 28, 91, 108 . . . . . . . . . . 63 . . . . . . . . . . 231 . . . . . . . . . . 228 . . . . . . . . . . 64 . . . . . . . . . . 13 . . . . . . 160, 200 . . . . . . . . . . 125 . . . . . . . . . . 20 . . . . . . . . . . 187 . . . . . . . . . . 65 . . . . . . . . . . 188 Blank, Hartmut . . . . . Blanken, Gerhard . . . Blankenberger, Sven . Blomert, Leo . . . . . . Bock, Kathryn . . . . . Bockhorst, Daniela . . Böker, Stefanie . . . . . Bölte, Jens . . . . . . . . Bösche, Wolfgang . . . Bolte, Annette . . . . . Bongard, Stephan . . . Boos, Margarete . . . . Bormann, Tobias . . . . Bosbach, Simone . . . Brass, Marcel . . . . . . Brattico, Elvira . . . . . Braun, Anna-Katharina Braune, Jana . . . . . . Bredenkamp, Jürgen . Brehm, Eva . . . . . . . Brehmer, Yvonne . . . Breidenstein, Christian Brenner, Claudia . . . . Brink, Mark . . . . . . . Brinkmann, Michael . Brodbeck, Felix C. . . Brodda, Nico . . . . . . Bröcker, Nina . . . . . . Bröder, Arndt . . . . . . Bromme, Rainer . . . . Bruckner, Birgit . . . . Brucks, Wernher . . . . Brunstein, Angela . . . Bülthoff, Heinrich H. . Büyükoktay, Mine . . . Buhlmann, Ivonne . . . Buhmann, Carsten . . . Busch, Niko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caramazza, Alfonso . . Carbon, Claus-Christian Carbone, Elena . . . . . . Cholin, Joana . . . . . . . Christen, Stephan . . . . Cicero, Lavinia . . . . . . Claus, Berry . . . . . . . . Cock, Josephine . . . . . Cohen, Leo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 . . . . . . . . . . . 161 . . . . . . . . . . . 65 . . . . . . . . . . . 117 . . . . . . . . . . . 159 . . . . . . . 160, 220 . . . . . . . . . . . 208 . . . . . . 66, 74, 95 . . . . . . . . 66, 134 . . . . . . . . . . . 67 . . . . . . . . . . . 67 . . . . . 86, 131, 142 . . . . . . . . . . . 161 . . . . . . . . . . . 68 68, 75, 130, 168, 175 . . . . . . . . . . . . 45 . . . . . . . . . . . . 55 . . . . . . . . . . . . 126 . . . . . 133, 183, 233 . . . . . . . . . . . . 161 . . . . . . . . . . . . 162 . . . . . . . . . . . . 69 . . . . . . . . . . . . 210 . . . . . . . . . . . . 162 . . . . . . . . 165, 223 . . . . . . . . . . . . 139 . . . . . . . . . . . . 163 . . . . . . . . . . . . 208 . . . . . . . . . 4, 5, 69 . . . . . . . . . . . . 210 . . . . . . . . . . . . 29 . . . . . . . . . 70, 199 . . . . . . . . . 70, 118 . . . . . . . . . 82, 158 . . . . . . . . . . . . 43 . . . . . . . . . . . . 163 . . . . . . . . . . . . 105 . . . . . . . . 164, 180 C .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 71 71 72 183 131 189 164 188 Autoren-Index 237 Cole, Jonathan . . . . . . Colonius, Hans . . . . . . Corballis, Michael C. . . Cordes, Andreas . . . . . Corr, Philip J. . . . . . . . Crawford, Trevor J. . . . Csépe, Valéria . . . . . . Cüpper, Lutz . . . . . . . Cunningham, Douglas . Czernochowski, Daniela . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danielmeier, Claudia Daum, Moritz M. . . Davidson, Doug . . . Davis, Robert E. . . . De Baene, Wouter . . Debus, Günter . . . . Dehler, Jessica . . . . Deisig, Nina . . . . . . Deml, Barbara . . . . Denzler, Markus . . . Derrfuß, Jan . . . . . . Deubelius, Arne . . . Deuschl, Günther . . Deutsch, Roland . . . Diederich, Adele . . . Diehl, Michael . . . . Dieterich, Jörn H. . . Dirks, Martin . . . . . Dittrich, Winand . . . Döhnel, Katrin . . . . Döller, Christian . . . Dohmes, Petra . . . . Domma, Alexa . . . . Dornhöfer, Sascha . . Dovidio, John F. . . . Dreisbach, Gesine . . Drenhaus, Heiner . . Drewing, Knut . . . . Drost, Ulrich . . . . . Druey, Michel . . . . Dümmler, Thomas . . Düzel, Emrah . . . . . Dutke, Stephan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eickelkamp, Vera . . Eiter, Brianna . . . . . Ekroll, Vebjørn . . . . . Elbert, Thomas . . . . . Ellermeier, Wolfgang . Ellis, Judi A. . . . . . . Ellwart, Thomas . . . . Elsner, Thomas . . . . Emrich, Hinderk . . . . Emrich, Hinderk M. . . Enck, Paul . . . . . . . Engbert, Ralf . . . . . . . . . 166 Eppinger, Ben . . . . . . 32, 166 Eschen, Anne . . . . . . . . . 159 Ettinger, Ulrich . . . . . . . . 173 . . . . 45 . . . . 153 Färber, Berthold . . . Fahle, Manfred . . . . . . . . 167 Faul, Franz . . . . . . . . . . . 109 Fehr, Jennifer . . . . . . . . . 72 Ferstl, Evelyn C. . . . . . . . 167 Ferstl, Roman . . . . . . . . . 168 Fichter, Christian . . . . . . 158 Fiehler, Katja . . . . . . . . . 203 Figner, Bernd . . . . . . 73, 105 Fink, Gereon R. . . . 160, 220 Fischer, Rico . . . . . . 16, 234 Fischer, Volkhard . . . . . . 168 Flemming, Markus . . . . . 203 Flor, Herta . . . . . . . . . . . 73 Förster, Jens . . . . . . . . . . 115 Försterling, Friedrich . . . . 169 Forstmann, Birte . . . 66, 74, 95 Franke, Ronald . . . . . . . . 169 Freeman, Jayne . . . . 170, 184 Frensch, Peter A. . . . . . . . . 2 Frey, Dieter . . . . . . . . . . 74 Frick, Andrea . . . . . . . . . 75 Friederici, Angela D. . . . . 170 Friedrich, Claudia K. . . . . 75 Frieling, Maike . . . . . . . . 76 Frings, Christian . . . . . . . 32 Frisch, Stefan . . . . . . . . . 151 Fritzsche, Tom . . . . . 76, 148 Frohnes, Verena . . . Ebersbach, Mirjam Echterhoff, Gerald Eckstein, Doris . . Eder, Andreas B. . Ehrenberg, Katja . Eichstaedt, Jan . . Eick, Eva-Maria . . . . . . . . . . . . . . . E .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170, 217 160, 220 . . . 88 . . . 36 . . . 173 . . . 173 . . . 117 113, 165 . . . 140 . . . 165 . . . . . . . . . . . . . . . 171 6, 83 . 171 . 77 . 102 . 77 . 153 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ........... 5 . . . . . . . . . . 93 . . . . . . . . . . 51 . . . . . . . . 39, 61 . . . . . . 125, 156 . . . . . . . . . . 21 . . . . . . . 78, 215 . . . . . . . . . . 172 . . . . . . . . . . 44 . . . . . . . . . . 43 . . . . . . . . . . 98 121, 179, 208, 223 . . . . . . . . . . 172 . . . . . . . . . . 20 . . . . . . . . . . 173 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fuchs, Sandra . . . . . . Fulcher, Eamon P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 . . . . . . . . 88 . . . . . . . . 51 . . . . . . . . 173 . . . . . . . . 141 . . . . 110, 152 . . . . . . . . 78 . . . . . . . . 174 . . . . . . 79, 89 . . . . 112, 147 ......... 8 . . . . . . . . 29 . . . . . . . . 174 ......... 1 . . . . . . . . 79 64, 97, 175, 191 . . . . . . . . 175 . . . . . . . . 170 . . . . . . . . 21 . . . . . . 9, 198 . . . . . . . . 147 . . . . . 32, 166 63, 91, 186, 212 . . . . . . . . 80 . . . . . . . . 210 . . . . . . . . 13 . . . . . . . . 176 . . . . . . . . 176 . . . . . . . . 152 . . . . . . . . 176 . . . . . . . . 86 Gaber, Tilman . . . . Gajewski, Patrick . . Ganschow, Elisabeth Gantner, Maria . . . . Gantner, Melanie . . . . . . . G .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 177, 219 . . . . 177 . . . . 216 . . . . 185 Autoren-Index 238 Garbe, Katja . . . . . . . . Gawronski, Bertram . . . Gebhardt, Helge . . . . . Gegenfurtner, Karl . . . Gehrke, Jürgen . . . . . . Gerdes, Heike . . . . . . . Gerjets, Peter . . . . . . . Geserich, Florian . . . . . Getzmann, Stephan . . . Gibbons, Henning . . . . Gielnik, Michael . . . . . Giurfa, Martin . . . . . . Godde, Ben . . . . . . . . Goebel, Rainer . . . . . . Goebel, Silke . . . . . . . Gölitz, Dietmar . . . . . . Görn, Anja . . . . . . . . . Gomolla, Annette . . . . Goschke, Thomas . . . . Grabner, Ellen Christine Graf, Markus . . . . . . . Graf, Martina . . . . . . . Graf, Peter . . . . . . . . . Greenlee, Mark W. . . . Greitemeyer, Tobias . . . Grimm, Sabine . . . . . . Groh, Christian . . . . . . Groll, Stephan . . . . . . Grosche, Ralf . . . . . . . Gross, Joachim . . . . . . Grossmann, Karin . . . . Grossmann, Klaus E. . . Grunwald, Thomas . . . Guberova, Elena . . . . . Günther, Andreas . . . . Güntürkün, Onur . . . . . Gugg, Peter . . . . . . . . Gumnior, Heidi . . . . . . Gunnar, Lemmer . . . . . Gunter, Thomas C. . . . Gurtner, Andrea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haase, Petra . . . . . . Häfner, Michael . . . Hagemeister, Carmen Hagmayer, York . . . Hahn, Kathrin . . . . . Hahne, Anja . . . . . . Haider, Hilde . . . . . Hajak, Göran . . . . . Halili, Marah . . . . . Hall, Geoffrey . . . . Hamm, Alfons . . . . H .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 . . . . . . . 73 . . . . . . . 178 . . 46, 49, 50 . . . . . . . 178 ........ 5 . . . 136, 138 . . . . . . . 134 . . . . . . . 80 . . . . . . . 81 . . . 178, 196 . . . . . . . 109 . . . . . . . 188 . . . . . . . 44 . . . . . . . 81 . . . . . . . 208 . . . . . . . 179 . . . . . . . 38 . . . . 74, 229 . . . . . . . 179 . . . . . . . 82 . 82, 120, 235 . . . . . . . 19 . . . 122, 227 . . . . . . . 147 . . . . . . . 180 . . . 164, 180 . . . . . . 6, 83 . . . . . . . 26 . . . . . . . 203 . . . . . . . 56 . . . . . 53, 54 . . . . . . . 116 . . . . . . . 143 . . . . . . . 84 . . 64, 88, 193 . . . 101, 198 . . . . . . . 83 . . . . . . . 16 63, 75, 80, 104 . . . . . . . . 181 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hamm, Silke . . . . . . . Hammerl, Marianne . . . Hanke, Katja . . . . . . . Hannover, Bettina . . . . Hantsch, Ansgar . . . . . Haracic, Irma . . . . . . . Schupp, Harald . . . . . . Hasselhorn, Marcus . . . Hau, Robin . . . . . . . . Hauck, Georg . . . . . . . Hauf, Petra . . . . . . . . Haun, Daniel . . . . . . . Hausmann, Daniel . . . . Hausmann, Markus . . . Heil, Martin . . . . . . . . Heinrichs, Markus . . . . Heller, Dieter . . . . . . . Heller, Jürgen . . . . . . . Hellmann, Andreas . . . Helmert, Jens . . . . . . . Herbert, Cornelia . . . . Hergovich, Andreas . . . Herkner, Werner . . . . . Herrmann, Christoph S. Herrmann, Udo . . . . . . Hertel, Guido . . . . . . . Herzog, Michael . . . . . Heumann, Manfred . . . Heydemann, Martin . . . Higgins, E. Tory . . . . . Hinkelmann, Kim . . . . Hinterberger, Thilo . . . Hirn, Jan-Oliver . . . . . Högger, Elizabeth . . . . Hofer, Franziska . . . . . Hofer, Tanja . . . . . . . . Hoffmann, Joachim . . . Hofmann, Juliane . . . . Honbolygó, Ferenc . . . Hopf, Andreas . . . . . . Horstmann, Gernot . . . Hruska, Claudia . . . . . Huber, Jörg . . . . . . . . Huber, Susanne . . . . . . Hubrach, Sonja . . . . . . Huckauf, Anke . . . . . . Hübner, Mike . . . . . . . Hübner, Ronald . . . . . . Husemann, Anna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 . . . . . . 86 . . . . . . 86 . . 126, 206 . . . . . . 87 . . . 27, 202 . . . . . . 59 . . . . . . 208 . . . . . . 13 . . . . . . 87 . . 127, 185 . . . . . . 24 . . . . . . 183 . . . . . . 88 . . . . . . 209 . . . . . . 57 120, 204, 216 . . . . 52, 230 . . . . . . . 184 . . . . . . . 184 . . . . . . . 39 . . . . 29, 214 . . . 123, 205 . . . . . . . 164 . . . . . . . 78 . . . . . 15, 17 . . . . . . . 88 . . . . . 62, 89 . . . . . . . 28 . . . . . . . 83 . . . . . . . 105 . . . . . . . 188 . . . . . . . 185 . . . . . . . 89 . . . . . . . 90 . . . . . . . 185 . . . . . . . 107 . . . . . . . 186 . . . . . . . 117 . . . 186, 196 . . . . . . . 90 . . . . . . . 91 . . . . . . . 184 . . . . . . . 32 . . . . . . . 91 . . . . 92, 216 . . . . 92, 124 7, 76, 145, 149 . . . . . . . . 187 . . . . . 221 . . . . . 84 . . . . . 84 . . . . . 85 . . . . . 182 . . . . . 187 . . . . . 143 . . . . . 41 I . . . . . 85 Ihssen, Niklas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 . . . . . 98 Inhoff, Albrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93, 204 38, 60, 145 Irtel, Hans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49, 52 Autoren-Index 239 Iversen, Wiebke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Kling, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Iyengar, Sheena S. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Klippel, Alexander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Klosterhalfen, Sibylle . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 J Klotz, Werner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Jacobsen, Thomas . . . . . . . . . . . . . 45, 45, 47, 94 Kluwe, Rainer H. . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 124 Jäncke, Lutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Knoblich, Günther . . . . . . . . . . 63, 140, 167, 207 Jahn, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63, 94 Knops, Andre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Jansen, Olaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Koch, Cornelius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Jansen-Osmann, Petra . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Koch, Iring . . . 7, 10, 124, 130, 159, 175, 188, 226 Janzen, Gabriele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Koch, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Jarick, Sylvia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 König, Stephan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Jaskowski, Piotr . . . . . . . . . . . . . . 149, 199, 230 Köster, Dirk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Jenerowicz, Malgorzata . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Kohler, Axel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Jescheniak, Jörg D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Kompaß, Raul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Johansson, Mikael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Kompass, Raul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Joos, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95, 184 Korell, Monika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Jorschick, Annett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Kotz, Sonja A. . . . . . . . . . . . . . 80, 91, 186, 212 Jost, Kerstin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Kou, Wei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Juchtenko, Vadim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Kourtzi, Zoe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Jucks, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Kraemer, Anne-Christine . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Junghöfer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Kraft, Stefanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Junker, Nadine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Krampe, Ralf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Krause, Sven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 K Kray, Jutta . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151, 172, 197 Kabisch, Bjoern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Krems, Josef F. . . . . . . . . . . . . 63, 70, 94, 98, 118 Kaernbach, Christian . . . . . . . . . . . . . 42, 42, 97 Kretzschmar, Roland . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Kalus, Stefanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97, 216 Krick, Christoph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Kamiya, Hiroyuki . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198 Kriegeskorte, Nikolaus . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Kammer, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krieglmeyer, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Karim, Ahmed A. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krieschel, Silke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Kebeck, Günther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Krist, Horst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Keil, Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38, 189 Kroehne, Ulf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106, 154 Keinath, Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Krokenberger, Gabriele . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Keller, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krolak-Schwerdt, Sabine . . . . . . . . . . . . 96, 129 Keller, Raphaela . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Krummenacher, Joseph . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Kellermann, Sandra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Kuda, Manfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Kelter, Stephanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Küster, Dennis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Kerschreiter, Rudolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Kuhl, Julius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Kerzel, Dirk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68, 99 Kuhnmünch, Gregory . . . . . . . . . . . . . . 103, 107 Kessels, Ursula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 Kumari, Veena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Kiefer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Kunde, Wilfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Kiesel, Andrea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Kuppinger, Cornelia . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Kinder, Annette . . . . . . . . . . . . . . . . . 100, 194 Kutzner, Dana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Kindsmüller, Martin C. . . . . . . . . . . . . . 100, 192 Kiss, Miklós . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198 L Kiss, Monika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 231 Lachmann, Gregor . . . . . . . . . . . 28, 91, 108, 169 Kissler, Johanna . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39, 189 Lachmann, Thomas . . . . . . . . . . . . 108, 176, 201 Klapproth, Florian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Lachnit, Harald . . . . . . . . 104, 109, 111, 128, 200 Klauer, Karl Christoph . . . . . . . . . . . 77, 102, 144 Läge, Damian . . . . . . . . . . . . . 78, 183, 210, 219 Kleinbeck, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Landerl, Karin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Kleiner, Mario . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Lange, Elke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Kleinsorge, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . 177, 190 Lange, Kirsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Kliegel, Matthias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 19 Lange, Klaus W. . . . . . . . . . . . . . . . . . 110, 224 Kliegl, Reinhold . . . . . . . . 35, 121, 179, 208, 223 Lass, Uta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Autoren-Index 240 Laudien, Joachim . . . . . Leder, Helmut . . . . . . . Lehnert, Günther . . . . . . Lemke, Daniela . . . . . . Lepsien, Jöran . . . . . . . Leuchter, Sandro . . . . . . Levelt, Willem J.M. . . . . Li, Shu-Chen . . . . . . . . Liberman, Nira . . . . . . . Liebe, Stefanie . . . . . . . Liepelt, Roman . . . . . . . Linden, David . . . . . . . Lindenberger, Ulman . . . Lingnau, Angelika . . . . . Lippitsch, Stefan . . . . . . Lissek, Silke . . . . . . . . Loomis, Jack M. . . . . . . Looser, Regula . . . . . . . Lotz, Anja . . . . . . . . . . Lotze, Martin . . . . . . . . Ludwig, Ira . . . . . . . . . Lüer, Gerd . . . . . . . . . . Lukas, Josef . . . . . . . . . Luna-Rodriguez, Aquiles Lux, Silke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 . 46, 47, 71 . . . . . . 190 . . . . . . 191 . . . . . . 191 . . . . . . 192 . . . . . . 72 . . . . . . 162 . . . . . . 79 . . . . . . 170 ....... 9 . . . . . . 44 162, 192, 197 . . . . . . . 111 . . . . . . . 193 . . . . . . . 193 . . . . . . . 24 . . . . . . . 210 . . . . . . . 194 . . . . . . . 188 . . . 111, 200 . . . . . . . 233 . . . . . . . 112 . . . . 92, 124 . . . . . . . 112 M Maestrini, Elena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Maier, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13, 14 Mandl, Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Maier, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Marshall, John C. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Martin, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Martin, Mike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Marx, Edeltrud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Marx, Johannes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Massen, Cristina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Matthes-von Cramon, Gabriele . . . . . . . . . . . 168 May, Mark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Mayr, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Mechsner, Franz . . . . . . . . . . . . . . 114, 151, 222 Mecklinger, Axel 116, 151, 165, 169, 172, 192, 223 Mehdorn, H. Maximilian . . . . . . . . . . . . . . . 152 Meier, Beat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 164 Meinecke, Cristina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Meinhardt, Günter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Meinhardt, Jörg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 115 Meinke, Anja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Meiser, Thorsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4, 6 Melinger, Alissa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Merten, Jörg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Metz, Ulrike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Meyer, Antje S. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Meyer, Patric . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116, 151 Michel, Stefan . . . . . . Miltner, Wolfgang H.R. Mitterer, Holger . . . . . Möller, Jens . . . . . . . . Mohr, Gilbert . . . . . . . Mojzisch, Andreas . . . Molz, Günter . . . . . . . Monaco, Anthony . . . . Moratti, Stephan . . . . . Morgan, Jane L. . . . . . Muckli, Lars . . . . . . . Müller, Burkhard . . . . Müller, Ilona . . . . . . . Müller, Jürgen . . . . . . Müller, Katharina . . . . Müller, Viktor . . . . . . . Müller-Kalthoff, Thiemo Münte, Thomas F. . . . . Müsseler, Jochen . . . . . Munkes, Jörg . . . . . . . Musch, Jochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . N Nägele, Christof . . . . . . . Nagel, Annabel . . . . . . . . Nattkemper, Dieter . . . . . Naumann, Anja . . . . . . . . Naumann, Markus . . . . . . Neidhart, Martina . . . . . . Neuhauser, Jenny . . . . . . Neumann, Roland . . . . . . Niedeggen-Bartke, Susanne Niederée, Reinhard . . . . . Niemeyer, Grit . . . . . . . . Niemi, Maj-Britt . . . . . . . Nisch, Carola . . . . . . . . . Nowik, Agnieszka . . . . . . Nübold, Nicola . . . . . . . . Nürk, Hans-Christoph . . . Nüse, Ralf . . . . . . . . . . . Nuthmann, Antje . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 . . . . . . . . . . . 173 . . . . . . . 198, 234 . . . . . . . . 70, 118 . . . . . . . . . . . 110 . . . . . . . 101, 198 . . . . . . . . . . . 79 . . . . . . . . . . . 84 . . . . . . . . . . . 142 . . . . . . . . . . . 51 . . . . . . . . . . . 17 . . . . . . . . . . . 119 . . . . . . . . . . . 119 . . . . . . . . . . . 199 . . . . . . . . . . . 199 82, 93, 103, 120, 155 . . . . . . . . . . . . 120 . . . . . . . . . . . . 121 O .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ober, Kirstin S. . . . Oberauer, Klaus . . Oberfeld, Daniel . . Oeberst, Andries . . Özyurt, Jale . . . . . Ohlenbusch, Theda Olbrich, Andreas . . Omoto, Allen M. . . Opitz, Bertram . . . Ozimek, Alexandra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 . . . . . . 40 . . . . . . 117 . . . . . . 118 . . . . . . 116 . . . . . . 139 178, 186, 196 . . . . . . . 44 . . . . . . . 38 . . . . . . . 116 . . . . 44, 117 . . . . . . . 196 . . . . . . . 197 . . . . . . . 41 . . . . . . . 36 . . . . . . . 197 . . . . . . . 118 . . . . . . . 209 . . . . . 9, 166 . . . . . . . 16 . . . . . 26, 27 . . . . . . . . . . . . . . . . 200 10, 195, 228 . . . . . . 121 . . . . . . 47 . . . . . . 122 . . . . . . 200 . . 123, 205 . . . . . . 146 . . 116, 169 . . . . . . 207 Autoren-Index 241 P Pacheco-López, Gustavo . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Paillard, Jacques . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Pannasch, Sebastian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Parnow, Achim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Pastötter, Bernhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Pataki, Krisztin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Pauen, Sabina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Pause, Bettina M. . . . . . . . . . . . . . . 37, 110, 152 Pekrun, Reinhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Perrig, Walter J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Persike, Malte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Peters, Alexandra . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 124 Petras, Christina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Peyk, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Pfeiffer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Philipp, Andrea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Pietrowsky, Reinhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Plank, Tina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Platzer, Edna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 25 Plessner, Henning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Pöhlmann, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Pöppel, Ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198 Pohl, Rüdiger 26, 27, 28, 85, 91, 108, 169, 202, 225 Polkehn, Knut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Pollatos, Olga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Pollmann, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . 126, 191 Pollok, Bettina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Popp, Michael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 25 Preuschhof, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Princewill, Abiye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Prinz, Wolfgang . . . 36, 63, 68, 140, 151, 207, 226 Prior, Helmut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Puca, Rosa M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Puca, Rosa Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Q Quirin, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Radach, Ralph . . . Rapp, Andreas F. . . Rapp, Anja . . . . . Raspopow, Igor . . . Rathammer, Olivia Rau, Melanie . . . . Reichmann, Heinz . Reinhard, Günter . . Reips, Ulf-Dietrich Reith, Wolfgang . . Reitsma, Pieter . . . Remmers, Sebastian Restat, Jan . . . . . . Rheinberg, Falko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . . . . . R .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93, 204 . . . . . 205 . . . . . 197 . . . . . 211 . . . . . 205 . . . . . 206 . . . . . 110 . 104, 128 70, 206, 218 . . . . . . 169 . . . . . . 109 . . . . . . 194 . . . . . . 23 . . 179, 228 Richter, Eike M. . . . . . Richter, Stefanie . . . . . Rieger, Martina . . . . . . Rinck, Mike . . . . . . . . Rinkenauer, Gerhard . . Ritzl, Afra . . . . . . . . . Rockstroh, Brigitte . . . Rösler, Diana . . . . . . . Rösler, Frank . . . . . . . Roick, Thorsten . . . . . Rolfs, Martin . . . . . . . Rolke, Bettina . . . . . . Rosenbaum, David . . . Roth, Rainer . . . . . . . . Rothermund, Klaus . . . Rothert, Alexandra . . . Rudolph, Udo . . . . . . . Rüsseler, Jascha . . . . . Ruge, Hannes . . . . . . . Runde, Anne . . . . . . . Rushworth, Matthew . . Rutschmann, Roland M. Ryf, Bettina . . . . . . . . Ryf, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 . . . . . . . . . . . . 207 . . 75, 151, 207, 222 76, 78, 128, 197, 215 . . . . . . . . . 69, 129 . . . . . . . . . . . . 112 . . . . . . . . . . 39, 61 . . . . . . . . . . . . 63 . . . . . . . . . 96, 142 . . . . . . . . . . . . 208 . . . . . . . . . . . . 208 . . . . . . . . . . . . 209 . . . . . . . . . . . . 226 . . . . . . . . . . . . 129 . . . . . . . . . . . . 12 . . . . . . . . . . . . 170 . . . . . . . . . . . . 130 . . . . . . . . . . . . 209 . . . . . . . . . . . . 130 . . . . . . . . . . . . 210 . . . . . . . . . . . . 81 . . . . . . . . . . . . 122 . . . . . . . . . . . . 70 . . . . . . . . . . . . 210 Sachse, Katharina . . . Saddy, Douglas . . . . . Sambale, Claudia . . . Sampling, Sara . . . . . Sarris, Viktor . . . . . . Sattler, Christine . . . . Schack, Thomas . . . . Schandry, Rainer . . . . Scharlau, Ingrid . . . . Schauenburg, Barbara Schedlowski, Manfred Scheiter, Katharina . . Schenck, Wolfram . . . Schendzielarz, Ilka . . Schenk, Julia . . . . . . Schewjakow, Alexei . . Schewjakowa, Helen . Schienle, Anne . . . . . Schierz, Christoph . . . Schiffer, Stefanie . . . . Schiller, Niels O. . . . . Schirmer, Annett . . . . Schlesewsky, Matthias Schmid, Christian . . . Schmid, Jeannette . . . Schmid, Priska . . . . . Schmidt, Rainer . . . . Schmidt, Thomas . . . S .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 161, 187 . . . . 209 . . . . 28 . . . . 127 ..... 6 . . . . 211 . . . . 40 . 62, 131 . 86, 131 . . . . 119 136, 138 . . . . 132 . . . . 132 . . . . 177 . . . . 211 . . . . 212 . . . . 39 . . . . 162 . 69, 133 . 72, 133 . . . . 212 176, 195 . . . . 156 . . . . 134 . . . . 213 . 66, 134 135, 173 Autoren-Index 242 Schmidthals, Karoline . Schmitz, Frank . . . . . . Schmitz, Marcus . . . . . Schneider, Ronald . . . . Schneider, Sabine . . . . Schneider, Udo . . . . . . Schnepf, Barbara . . . . . Schnitzler, Alfons . . . . Schoch, Beate . . . . . . . Schöttle, Christian . . . . Schorr, Tina . . . . . . . . Schott, Reinhard . . . . . Schriefers, Herbert . . . Schröger, Erich . . . . . . Schubert, Torsten . . . . Schubö, Anna . . . . . . . Schubotz, Ricarda I. . . Schuch, Stefanie . . . . . Schütz, Kristina . . . . . Schuh, Julia . . . . . . . . Schulz-Hardt, Stefan . . Schulze, Hans-Henning Schulze-Kissing, Dirk . Schupp, Harald . . . . . . Schwaninger, Adrian . . Schwarzer, Gudrun . . . Sebanz, Natalie . . . . . . Seidler, Beate . . . . . . . Semjen, Andras . . . . . Semmer, Norbert . . . . . Semsch, Kerstin . . . . . Senkowski, Daniel . . . . Shanks, David . . . . . . Sharma, Tonmoy . . . . . Siebörger, Florian . . . . Simon, Bernd . . . . . . . Singer, Björn . . . . . . . Singer, Wolf . . . . . . . . Smolka, Eva . . . . . . . . Snyder, Mark . . . . . . . Sodian, Beate . . . . . . . Sodian, Beate . . . . . . . Sojka, Bernfried . . . . . Sommer, Christina . . . . Sommer, Monika . . . . Spada, Hans . . . . . . . . Spamann, Axel . . . . . . Spangler, Gottfried . . . Sperling, Julia . . . . . . Spörrle, Matthias . . . . . Sporer, Siegfried L. . . . Stahl, Christoph . . . . . Stahl, Jutta . . . . . . . . . Stark, Robin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 . . . . . . . . . . . . . . . 36 . . . . . . . . . . . . . . . 135 . . . . . . . . . . . . . . . 136 . . . . . . . . . . . . . . . 42 . . . . . . . . . . . . . . . 43 . . . . . . . . . . . . . . . 207 . . . . . . . . . . . . 36, 203 . . . . . . . . . . . . . . . 207 . . . . . . . . . . . . . . . 84 . . . . . . . . . . . . . . . 136 . . . . . . . . . . . . . . . 214 . . . . . . . . . . . . . . . 87 . . . 47, 94, 137, 160, 200 . . . . . . . . . . . 8, 9, 203 . . . . . . . . . . . . . . . 137 . . . . . . . . 154, 214, 225 . . . . . . . . . . . . . . . 7, 8 . . . . . . . . . . . . . . . 137 . . . . . . . . . . . . . . . 138 . . . . . . . . . . . 139, 147 . . . . . . . . . . . . . . . 36 . . . . . . . . . . . . . . . 139 . . . . . . . . . . . . 60, 145 . . . . . . . . . . . . 90, 140 . . . . . . . . . . . . . . . 31 . . . . . . . . . . . . . . . 140 . . . . . . . . . . . . . . . 215 . . . . . . . . . . . . . . . 35 . . . . . . . . . . . . . . . 181 . . . . . . . . . . . . . . . 215 . . . . . . . . . . . . . . . 164 . . . . . . . . . . . . . . . 100 . . . . . . . . . . . . . . . 173 . . . . . . . . . . . . . . . 141 . . . . . . . . . . . . . . . 141 . . . . . . . . . . . . . . . 216 . . . . . . . . . . . . 44, 117 . . . . . . . . . . . . . . . 142 . . . . . . . . . . . . . . . 146 . . . . . . . . . . . . . . . 33 . . . . . . . . . . . . . . . 30 . . . . . . . . . . . . . . . 110 . . . . . . . . . . . . . . . 142 . . . . . . . . . . . . . . . 41 . . . . . . . . . . . . . . . 107 . . . . . . . . . . . . . . . 143 . . . . . . . . . . . . . . . 58 . . . . . . . . . . . . . . . 44 64, 97, 130, 175, 191, 216 . . . . . . . . 143, 174, 178 . . . . . . . . . . . . . . . 144 . . . . . . . . . . . . . . . 217 . . . . . . . . . . . . . . . 144 Stark, Rudolf . . . . Steffen, Alexander . Steinhauser, Marco Stellmacher, Jost . . Stemmler, Gerhard Stenneken, Prisca . Stephan, Ekkehard . Stieger, Stefan . . . Stippekohl, Bastian Stockburger, Jessica Stockhorst, Ursula . Stöger, Heidrun . . . Stöhr, Carmen . . . Stoerig, Petra . . . . Stolarova, Margarita Strack, Fritz . . . . . Straube, Eckart R. . Streule, Roland . . . Stucke, Tanja S. . . Stürmer, Stefan . . . Sudheimer, Janin . . Süss, Beate . . . . . Svejdar, Viola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T Tabeling, Sandra . . . . . . . Taschler, Heidrun . . . . . . Tervaniemi, Mari . . . . . . Thiel, Christiane M. . . . . . Thöne-Otto, Angelika I.T. . Thoermer, Claudia . . . . . . Thomas, James P. . . . . . . Thumser, Katrin . . . . . . . Thußbas, Claudia . . . . . . Tietz, Bernd . . . . . . . . . . Timmann, Dagmar . . . . . Timmermann, Lars . . . . . Titz, Cora . . . . . . . . . . . Töllner, Thomas . . . . . . . Toepel, Ulrike . . . . . . . . . Tomasello, Michael . . . . . Tragakis, Michael . . . . . . Traub, Eva . . . . . . . . . . . Traut-Mattausch, Eva . . . . Treese, Anne-Cécile . . . . Trinkl, Barbara . . . . . . . . Trukenbrod, Hans . . . . . . Tschan, Franziska . . . . . . Tschu, Gao Han . . . . . . . Tucha, Oliver . . . . . . . . . Tyroller, Michael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 101, 198 . . . . 145 . . . . 16 . . . . 60 170, 217 . . . . 186 . . . . 218 . . . . 178 . 60, 145 . . . . 98 163, 218 . . . . 136 . . . . 219 . . . . 38 . 73, 105 . . . . 119 . . . . 219 174, 220 141, 146 . . . . 146 . . . . 216 . . . . 216 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160, 220 . . . 41 . . . 45 . . . 147 . . . 20 . . . 33 . . . 227 . . . 218 213, 221 . . . 231 . . . 207 . . . 203 . . . 221 . . . 222 . . . 222 .... 1 . . . 131 . . . 185 . . . 147 . . . 223 . . . 143 . . . 223 . . . 181 . . . 211 110, 224 . . . 144 U Ullsperger, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Autoren-Index Ulmer, Stephan . . . . Ulrich, Rolf . . . . . . Unkelbach, Christian Urbas, Leon . . . . . . 243 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 . . . . . . . 129 . . . . . . . 148 100, 139, 192 V v. Hecker, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Vaitl, Dieter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Vallines García, J. Ignacio . . . . . . . . . . . 122, 227 van der Lubbe, Rob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 van der Meer, Elke . . . . . . . . . . . . 139, 182, 187 van de Ven, Vincent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 van Dick, Rolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 van Leeuwen, Cees . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Velichkovsky, Boris M. . . . . . . . . . . 95, 170, 184 Verleger, Rolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149, 199 Vieregge, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Vilimek, Roman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Vlamings, Petra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Vogel, Maren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Volberg, Gregor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Volkmann, Jens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Vollmeyer, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Volz, Kirsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 von Collani, Gernot . . . . . . . . . . . . . 29, 226, 229 von Cramon, D. Yves . . . . . . . . . . . . . . . . 68, 130, 141, 154, 166, 168, 175, 212, 214, 225 Vorberg, Dirk . . . . . . . . 34, 36, 111, 132, 135, 137 Vorwerg, Constanze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 W Wagener-Wender, Monika . . . . . . . . . . . . . . . 157 Wagner, Susanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Wagner, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Wagner, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Wagner, Verena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Waldie, Karen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Waldmann, Michael R. . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Waller, David . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Walsh, Vincent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Walter, Sebastian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 50 Walther, Eva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Waltz, James . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Waniek, Jacqueline . . . . . . . . . . . . . . . . 70, 118 Wascher, Edmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 140, 150, 152, 163, 226, 231, 232 Waszak, Anike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Waszak, Florian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Weber, Gerhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Weerda, Riklef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Wegener, Geesche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Wehr, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Weidenfeld, Andrea . Weigel, Ursula . . . . Weigelt, Matthias . . Weike, Almut . . . . . Wein, Christian . . . . Weiss, Peter H. . . . . Wendland, Mirko . . Wendt, Juliane . . . . Wentura, Dirk . . . . . Werkle, Markus . . . Werner, Ronny . . . . Wickelmaier, Florian Wiegand, Katrin . . . Wiese, Richard . . . . Wiesner, Christian D. Wildner, Judith . . . . Wille, Matthias . . . . Willmes, Klaus . . . . Windmann, Sabine . Wing, Alan . . . . . . Wippich, Werner . . . Wisniewski, Jakub . . Wittmann, Marc . . . Wlodarczyk, Dariusz Woischwill, Branko . Wolber, Maren . . . . Wolf, Andreas . . . . Wolfensteller, Uta . . Wollschläger, Daniel Wood, Guilherme . . Wortberg, Silja . . . . Wriessnegger, Selina Wühr, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 . . . . . . . . . . . 52 . . . . . . . 151, 222 . . . . . . . . 60, 145 . . . . . . . . . . . 105 . . . . . . . . . . . 112 . . . . . . . . . . . 228 . . . . . . . . . . . 229 . . . . . . . . . 12, 13 . . . . . . . . . . . 151 . . . . . . . 226, 229 . . . . . . . . . . . 230 . . . . . . . . . . . 152 . . . . . . . . . . . 142 . . . . . . . . . . . 152 . . . . . . . . . . . 209 . . . . . . . . . . . 153 82, 93, 103, 120, 155 . . . . . . . . . . . . 64 . . . . . . . . . . 34, 35 . . . . . . . . . . . . 227 . . . . . . . . . . . . 199 . . . . . . . . 101, 198 . . . . . . . . . . . . 230 . . . . . . . . . . . . 48 . . . . . . . . 101, 231 . . . . . . . . 106, 154 . . . . . . . . . . . . 154 . . . . . . . . . . . . 155 . . . . . . . . . . . . 155 . . . . . . . . . . . . 231 . . . . . . . . . . . . 232 . . . . . . . 9, 167, 232 Y Yan, Song . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202, 233 Z Zajec, Karin . . . . . . . . . . Zarakowski, Georgi . . . . . Zaunbauer, Anna Chr. M. . Zedler, Markus . . . . . . . . Zellner, Martina . . . . . . . Ziegler, Albert . . . . . . . . Ziegler, Rene . . . . . . . . . Zießler, Michael . . . . . . . Zilles, Karl . . . . . . . . . . Zimmer, Hubert D. . . . . . Zimmer, Karin . . . . . . . . Zimmer, Uwe . . . . . . . . . Zwitserlood, Pienie . . . . . Zysset, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 . . . . . . . . . . 211 . . . . . . . . . . 233 . . . . . . . . 43, 44 . . . . . . 156, 224 . . . . . . . . . . 163 . . . . . . . . . . 234 . . . . . . 198, 234 . . . . . . . . . . 112 180, 190, 192, 215 . . . . . . 156, 158 . . . . . . . . . . 235 . . . . . 66, 74, 95 . . . 166, 212, 214 244 Autoren-Index