Experimentelle Psychologie - Christian-Albrechts

Transcrição

Experimentelle Psychologie - Christian-Albrechts
Jürgen Golz, Franz Faul, Rainer Mausfeld (Hrsg.)
Experimentelle Psychologie
Abstracts der
45. Tagung experimentell arbeitender Psychologen
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
24.-26.03.2003
Jürgen Golz, Franz Faul, Rainer Mausfeld (Hrsg.)
Experimentelle Psychologie
Abstracts der
45.Tagung experimentell arbeitender Psychologen
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
24.-26.03.2003
v
Vorwort
Die erste Tagung experimentell arbeitender Psychologen an der Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel fand bereits 1898 unter Leitung von Götz Martius in einem kleinen Gartenhaus statt. Die Kieler
Universität mit ihren vier Gründungsfakultäten Theologie, Recht, Medizin und Philosophie war zu
diesem Zeitpunkt schon mehr als zweihundert Jahre alt, und das pragmatische Ziel ihres Gründers,
Herzog Christian-Albrecht von Holstein-Gottorf, aus der neuen Hochschule gut ausgebildete junge
Männer für den Staatsdienst hervorgehen zu lassen, hatte sich zu einer umfassenderen akademischen
Perspektive erweitert. Um 1885 lehrten und arbeiteten hier Heinrich Hertz und Max Planck. 1898
gründete Götz Martius das hiesige Psychologische Institut, dessen Direktor er bis zu seiner Emeritierung 1921 war. Martius vertrat eine moderne", experimentell ausgerichtete Psychologie im Sinne
seines Lehrers Wilhelm Wundt, mit einem Schwerpunkt im Bereich der akustischen und der optischen Wahrnehmung. Da schon damals die Mittel knapp waren, baute er aus privaten Mitteln ein
kleines experimentelles Laboratorium nach Wundts Vorbild. Dieses war anfangs in dem Gartenhaus
seiner Villa in der Hohenbergstrasse untergebracht, wo er privatissime mit einer Handvoll Studenten
seine Vorlesungen und Kurse zur experimentellen Psychologie abhielt. Hier also fanden die ersten
informellen Kieler „TeaP’s“ statt.
Mehr als hundert Jahre später hat sich „little science“ zur „big science“ gewandelt. Auch die Zusammenkünfte experimentell arbeitender Psychologen lassen sich nicht mehr als Gartenhaussymposien organisieren und haben seit 1959 mit der TeaP einen eigenen organisatorischen Rahmen gefunden.
Das Kieler Institut, das 1970 und 1990 die Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
ausgerichtet hat, freut sich, nun mit der 45. Tagung experimentell arbeitender Psychologen erstmals
auch diese bedeutende Psychologie-Tagungen auszurichten. Hierfür heißen wir mehr als 600 Gäste aus Deutschland und einem Dutzend anderer Staaten (Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich,
Großbritannien, Japan, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Ukraine, USA) in Kiel willkommen.
Die diesjährige TeaP umfaßt über 420 Beiträge in 15 Symposien, 38 Arbeitskreisen und 20 Postergruppen aus allen Bereichen der experimentellen Psychologie. Das breite Themenspektrum der
angemeldeten Beiträge zeigt die lebendige Entwicklung und Aktualität der experimentellen psychologischen Forschung im deutschsprachigen Raum sowohl in Grundlagenfragen als auch in der angewandten Forschung. Wir möchten allen Teilnehmern danken, daß sie durch ihre Beiträge zum Erfolg
der TeaP beitragen und wünschen Ihnen allen anregende, fruchtbare und angenehme Tage in Kiel.
Jürgen Golz
Franz Faul
Rainer Mausfeld
vi
Inhaltsverzeichnis
vii
Inhaltsverzeichnis
1
Mittags- und Abendvorlesungen
1
2
Symposium: Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis
4
3
Symposium: Interferenz in Doppelaufgaben: Repräsentationen und Prozesse
7
4
Symposium: Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming
11
5
Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen
6
Symposium: Prospektive Gedächtnisforschung: Warum vergessen wir, Absichten in die Tat
umzusetzen?
18
7
Symposium: Raumkognition
22
8
Symposium: Der Rückschaufehler in der Welt da draußen
26
9
Symposium: Kognitive Entwicklung
30
10 Symposium: Timing of self-paced and synchronized motor acts: Models and recent findings
15
34
11 Symposium: Emotionsinduktion durch das „International Affective Picture System“ (IAPS):
Wirkungs-Ebenen und -Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen
37
12 Symposium: Synaesthesia
42
13 Symposium: Psychological Aesthetics
45
14 Symposium: Farbwahrnehmung
49
15 Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
53
16 Symposium: Psychologie der Emotion aus der Sicht verschiedener Disziplinen
59
17 Vorträge
62
18 Poster
157
19 Autoren-Index
236
viii
Inhaltsverzeichnis
1
1
Mittags- und Abendvorlesungen
Constructing a Language: A Usage-Based Perspective
Michael Tomasello
Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology
Inselstrasse 22; 04103 Leipzig
[email protected]
Most accounts of child language acquisition use as analytic tools adult-like syntactic categories and
schemas (formal grammars) with little concern for whether they are psychologically real for young
children. Recent research has demonstrated, however, that children do not operate initially with such
abstract linguistic entities, but instead operate on the basis on concrete, item-based constructions.
Children construct more abstract linguistic constructions only gradually - on the basis of linguistic
experience in which frequency plays a key role - and they constrain these constructions to their appropriate ranges of use only gradually as well - again on the basis of linguistic experience in which
frequency plays a key role. The best account of first language acquisition is provided by a usagebased model in which children process the language they experience in discourse interactions with
other persons, relying explicitly and exclusively on social and cognitive skills that children of this age
are known to possess.
Das plastische Gehirn: Von Phantomen, Gedanken-Übersetzungssystemen,
Gehirnprothesen und Lernpsychologie
Herta Flor
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Universität Heidelberg
Postfach 12 21 20; 68072 Mannheim
[email protected]
Die neurowissenschaftliche Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das adulte Gehirn weitaus
plastischer ist als früher angenommen. Sowohl Verletzungen wie auch Stimulation führen zu einer
Neuorganisation kortikaler wie auch subkortikaler Areale. Diese Reorganisation fördert einerseits
den Aufbau von Fertigkeiten, sie kann jedoch auch zu negativen Folgen wie Schmerzen, Tinnitus
oder Dystonien führen. Neben Verletzung und Stimulation können auch Gedanken und Vorstellungen sowie assoziative und nicht assoziative Lernprozesse Reorganisation im Gehirn bewirken. Diese
plastische Fähigkeit des Gehirns lässt sich nutzen, um z. B. Gelähmten Kommunikation mittels des
Gehirns zu ermöglichen oder Prothesen zur Nutzung gelähmter Glieder zu konstruieren. Die direkte
Beeinflussung der Funktion und Struktur des Gehirns lässt sich auch bei der Behandlung chronischer
Krankheiten nutzen. Die pädagogischen Möglichkeiten dieses Potentials sind bislang noch nicht systematisch erforscht.
Mittags- und Abendvorlesungen
2
Experimentieren mit Säuglingen – ein Kinderspiel?
Beispiele aus der eigenen Forschungsarbeit
Sabina Pauen
Psychologisches Institut
Universität Heidelberg
Hauptstr. 47-51; 69117 Heidelberg
[email protected]
Wer das Denken von Säuglingen empirisch untersuchen will, muss ohne Instruktionen und Fragen
auskommen. Er/sie muss sich Aufgaben ausdenken, die für Kinder wie ein Spiel aussehen und es dem
Wissenschaftler ermöglichen, von nonverbalem Verhalten der Probanden (Blickzeiten, Blickrichtung,
Examinationszeiten, Handbewegungen) indirekte Rückschlüsse auf kognitive Prozesse zu ziehen.
Im Vortrag wird anhand unterschiedlicher Beispiele aus der eigenen Forschung zum präverbalen Konzepterwerb demonstriert, mit welchen Methoden Säuglingsforscher arbeiten, um vorsprachliches Wissen zu untersuchen. So werden die Habituations-Dishabituationsmethode, das Violation of Expectation Paradigma, Trainingsstudien und ein Attributionsparadigma vorgestellt. Auch neuere Versuche,
Verhaltensdaten mit physiologischen Messdaten (Herzraten-Messung, EKP) zu koordinieren, werden
angesprochen. Ziel des Vortrags ist es, einerseits auf die Vielfalt der Möglichkeiten experimenteller
Forschung mit Säuglingen hinzuweisen, gleichzeitig aber darzulegen, dass die Untersuchung von Babys ein methodisch hoch anspruchsvolles Unterfangen darstellt, bei dem die Grenzen der möglichen
Schlussfolgerungen stets kritisch diskutiert werden müssen.
Bias without Intentionality: The Problem and Ideas toward a Solution
John F. Dovidio
Colgate University
13 Oak Drive; New York 13346
[email protected]
In the United States, perhaps due in part to the Civil Rights Legislation of the 1960s, subtle forms
of social bias have emerged along with the presence of overt forms. This presentation first briefly
reviews examples of bias and then focuses on techniques for combating both blatant and subtle bias.
Specifically, this presentation examines how the forces of social categorization can be harnessed and
redirected toward the reduction of racial biases. I summarize findings from a variety of intergroup
settings that are supportive of our Common Ingroup Identity Model, which proposes that if members
of different groups are induced to conceive of themselves more as a more inclusive, superordinate
group, rather than as two separate groups, orientations toward former outgroup members will become
more favorable (Gaertner & Dovidio, 2000). It is further noted, however, that recategorization into
a single inclusive group is often impractical (for example because of long-standing cultural conflict)
or undesirable (because it may require people to abandon important group identities). Nevertheless,
under these conditions, recategorization in the form of a dual identity, in which superordinate and subgroup identities are both salient, can also reduce bias and improve intergroup relations. Data reported
from laboratory studies, field experiments, and surveys involving a range of different types of groups
examine differences in orientations of majority and minority group members to these different forms
of recategorization and social inclusion and illustrate converging evidence in support of the Common
Ingroup Identity Model.
Mittags- und Abendvorlesungen
3
Moving in a Fog: Illusions in motion perception
Stuart Anstis
Dept of Psychology
UCSD
9500 Gilman Drive; La Jolla CA 92093-0109
[email protected]
I am studying how the human brain responds to visual motion, and I shall illustrate this with short
movies of some newly discovered motion illusions. Why do movies seem to move, when the pictures
on the screen are actually stationary? Why does TV work, when there is not picture at all (only a
flying spot). Why do wagon wheels go backwards in the movies? Why do cars seem to move more
slowly in the fog? Because the fog reduces the contrast (brightness differences) of moving objects,
which the brain unfortunately interprets as a slowing down. My new illusions (the Chopstick, Sliding
Rings, Footsteps illusions), plus others known even to Aristotle (300 BC) demonstrate many ways in
which things can move in one direction yet be perceived as moving in another direction. Therefore,
drive carefully.
I shall present some new, or newish, illusions to show that motion signals in the early parts of the
visual system are profoundly altered by stimulus luminance and contrast. I shall show that contrast
affects:
1. Motion strength in Time till breakdown
2. Motion strength in Crossover motion
3. Speed in The Footsteps illusion
4. Direction in The Plaid-motion illusion
5. Direction: Split dots
I shall then consider how it is that higher perceptual processes massage these neural motion signals
into the perception of moving objects. For instance, moving line terminators help to solve the aperture
problem. But these solutions are modified by stimulus contrast in the Plaid-motion illusion and in the
Peripheral-oblique illusion. In the Chopstick and Sliding Rings illusion, the motion of terminators
propagates along straight lines and is blindly (and incorrectly) assigned to the motion of the central
intersection. Finally, a new display of moving dots alternates perceptually between two radically
different perceptual interpretations. Usually the Local percept (trees) is seen first, but the Global
interpretation (forest) gradually takes over in the course of time.
Symposium: Quellengedächtnis
4
2
Symposium: Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im
multidimensionalen Quellengedächtnis
Einführung und Leitung:
Arndt Bröder†, Thorsten Meiser‡
†Psychologisches Institut
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
‡Institut für Psychologie
Universität Jena
Humboldtstr. 26; 07743 Jena
[email protected]
Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis
Quellengedächtnis beschreibt das Gedächtnis für Kontextattribute einer Enkodiersituation, die die
Herkunft eines Gedächtnisinhalts anzeigen [Johnson, Hashtroudi & Lindsay, Psychol Bull, 114, 3-28
(1993)]. Das Quellengedächtnis spielt in zahlreichen Forschungsbereichen der Kognitiven Psychologie eine zentrale Rolle und wurde beispielsweise zur Untersuchung der kindlichen Gedächtnisentwicklung, des kognitiven Alterns, der kognitiven Einbußen in Folge neuropsychologischer Störungen, der sozialen Kategorienbildung und der Validität von Zeugenaussagen verwendet. Die Analyse
des Quellengedächtnisses wurde durch die Formulierung multinomialer Messmodelle [Batchelder &
Riefer, Psychol Rev, 97, 548-564 (1990); Bayen, Murnane & Erdfelder, J Exp Psychol Learn, 22,
197-215 (1996)] und durch deren Erweiterung auf die simultane Erfassung des Gedächtnisses für
unterschiedliche Kontextdimensionen [Meiser & Bröder, J Exp Psychol Learn, 28, 116-137 (2002)]
präzisiert. Diese Messmodelle erlauben eine statistische Trennung von genuinen Erinnerungsprozessen und rekonstruktiven Entscheidungsprozessen bei der Quellenzuordnung sowie eine Untersuchung
der wechselseitigen Abhängigkeiten von Kontextinformationen im episodischen Langzeitgedächtnis.
Die Beiträge des Symposiums zeigen aktuelle methodische und inhaltliche Entwicklungen in der
Quellengedächtnisforschung auf und illustrieren, wie grundlegende Fragen der Gedächtnisrepräsentation und des Entscheidungsverhaltens neu untersucht und Fragestellungen aus unterschiedlichen
Forschungsbereichen präziser formuliert und analysiert werden können. Bezüglich der genuinen Erinnerungsprozesse werden aktuelle Ergebnisse zur gemeinsamen Repräsentation multipler Kontextattribute (Eickelkamp & Bröder) und zur Quellenunterscheidung zwischen selbst- und fremdgenerierten Aufgabenlösungen (Aschermann, Gerdes & Kraemer) vorgestellt. Im Hinblick auf rekonstruktive
Entscheidungsprozesse wird die Rolle von metakognitiven Überzeugungen bei der Quellenattribution
(Sattler & Meiser) und der Einfluss von situationsabhängigen Ratestrategien bei der Quellendiskrimination in Zeugenaussagen (Echterhoff & Groll) demonstriert.
Symposium: Quellengedächtnis
5
Gedächtnis für mehrere Kontextdimensionen bei Variation des Abrufkontextes
Vera Eickelkamp, Arndt Bröder
Psychologisches Institut, Abteilung Allgemeine Psychologie
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Variiert man den Kontext von Informationen in einer Lernphase, so kann man ihn auch in einem nachfolgenden Rekognitionstest derart variieren, dass er entweder dem Lernkontext entspricht (match)
oder nicht (mismatch). Dodson und Shimamura [J. Exp. Psyc. Mem. Cog, 26, 4, 1023 (2000)] zeigten,
dass ein solcher Mismatch das Kontextgedächtnis verschlechtern kann, wenngleich die Itemwiedererkennung unbeeinflusst bleibt. Diesen Effekt kann man sich zu Nutze machen, um die Unabhängigkeit
des Abrufs mehrerer Kontextmerkmale zu testen: Dazu wird bezüglich einer Abrufdimension ein
Mismatch hergestellt und man schaut, ob auch der Abruf der anderen Dimension beeinträchtigt wird.
Wir berichten zwei Experimente, in denen zwei Kontextdimensionen beim Lernen variiert wurden.
In Experiment 1 die Schriftfarbe und die Schriftart, in Experiment 2 die Sprecherstimme sowie das
Präsentationsohr. In Experiment 1 wurde der Abruf der Schriftart, nicht jedoch der Schriftfarbe, durch
einen Mismatch in der Schriftart beeinträchtigt. Zusätzlich zeigte sich ein Mismatch-Effekt bezüglich
des Itemgedächtnisses, wenn die Schriftart im Abrufkontext variiert wurde. Daten von Experiment 2
liegen noch nicht vor.
Unbewusstes Plagiieren als Fehlattribution der Quelle
Ellen Aschermann, Heike Gerdes, Anne-Christine Kraemer
Institut für Psychologie
Universität zu Köln
Gronewaldstr. 2; 50963 Köln
[email protected]
Unter Cryptomnesie [Marsh & Bower JEP: LMC 19,673-688 (1993)] versteht man jene Gedächtnistäuschung, die uns verleitet, bereits Bekanntes fälschlich als neu einzuschätzen. Die Zuordnung einer
Handlung zu ihrem Akteur beschreibt dabei eine wesentliche Dimension der Quellenidentifikation.
Vor diesem Hintergrund wird unbewusstes Plagiieren als unkorrekte Diskrimination der Quelle interpretiert, fremd generierte Handlungen werden irrtümlich sich selbst zugeschrieben. Fragestellung der
Studie waren Ausmaß und Art des unbewussten Plagiierens bei Grundschülern im Vergleich zu Studierenden im Rahmen des Quellenidentifikationsparadigmas. Grundschulkinder (N = 114) und Studierende (N = 52) generierten jeweils in Paaren Begriffe zu verschiedenen Kategorien. Nach einem
einwöchigen Behaltensintervall wurden die Teilnehmenden aufgefordert, die selbst generierten Begriffe frei zu erinnern, neue Begriffe zu bilden sowie einen Quellenidentifikationstest zu absolvieren.
In der Auswertung können so Recall- und Rekognitionsleitungen miteinander hinsichtlich klassischer
QI-Maße verglichen werden. Gedächtnis- und Rateprarameter werden zudem mithilfe multinomialer
Modelllierung analysiert.
Symposium: Quellengedächtnis
6
Metakognitive Prozesse der Quellenzuordnung: Nutzung (vermeintlicher)
Gedächtnisunterschiede zwischen Informationen aus verschiedenen Quellen
Christine Sattler, Thorsten Meiser
Institut für Psychologie
Friedrich-Schiller-Universtität Jena
Humboldtstr. 26; 07743 Jena
[email protected]
Es bietet sich an, bei der Quellenzuordnung eines Items unter Unsicherheit metakognitives Wissen
über das Gedächtnis auszunutzen: erstens ob das Item wiedererkannt oder erraten ist, zweitens ob
es generelle Unterschiede in der Erinnerbarkeit von Items aus verschiedenen Quellenkategorien gibt.
Diese Hypothesen wurden mit Hilfe eines multinomialen Gedächtnismodells [Meiser & Bröder, J Exp
Psychol Learn, 28, 116-137 (2002)] untersucht, das Ratetendenzen bei der Quellenzuordnung als alt
erkannter und als alt geratener Items trennt. Im ersten Experiment wurden Items zweimal versus dreimal präsentiert. Erwartungsgemäß war das Itemgedächtnis für zweimal dargebotene Items schlechter,
und als alt geratene Items wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit als wiedererkannte Items als zweimal dargeboten bezeichnet. Experiment 2 replizierte dieses Ergebnis mit unterschiedlich langer Itempräsentation und zeigte zusätzlich, daß kürzer dargebotene Items auch subjektiv schlechter erinnerbar
waren. Im dritten Experiment wurden unterschiedliche subjektive Erwartungen über die Erinnerbarkeit von Items verschiedener Quellenkategorien induziert, die tatsächlich gleich war. Die subjektiv
erwartete Erinnerbarkeit beeinflußte die Quellenzuordnung unter Unsicherheit in der vorhergesagten
Richtung.
Strategien der Quellenzuordnung im Falschinformationsparadigma: Einflüsse der
Abrufsituation auf die Merkmalsdiagnose
Gerald Echterhoff, Stephan Groll
Psychologisches Institut
Universität zu Köln
Herbert-Lewin-Str. 2; 50931 Köln
[email protected]
In einem Experiment wurde zuerst gezeigt, dass Personen bei der Quellenzuordnung diejenigen Merkmale reaktivierter Informationen berücksichtigen, die für relevante Quellen diagnostisch sind, und erst
bei einem Fehlen solcher Merkmale auf die Spurstärke der Informationen zurückgreifen. Dies impliziert, dass ein mehrdimensionales Modell der Merkmalsdiagnose [Johnson, Hashtroudi & Lindsay,
Psychol. Bull., 114, 3-28 (1993)] Strategien der Quellenzuordnung besser beschreibt als ein unidimensionales Spurstärkemodell [Hoffman, J Exp Psychol Learn, 23, 371-383 (1997)]. Ausgehend
von diesem Befund wurde in einem Falschinformationsexperiment untersucht, inwiefern die Abrufsituation die Auswahl bzw. Gewichtung quellendiagnostischer Merkmale beeinflusst. Es wurde angenommen, dass Personen bei nachträglicher Diskreditierung der Falschinformationsquelle zwei verschiedene Strategien zur Vermeidung von Fehlerinnerungen einsetzen: Bei expliziter Warnung sollten
Personen vorrangig prüfen, ob solche Merkmale in ausreichendem Maß vorliegen, die für das Zielereignis diagnostisch sind (Zielereignisfokus). Bei sozialer Diskreditierung sollten zusätzlich Merkmale
berücksichtigt werden, die für die Falschinformationsquelle diagnostisch sind und so die reaktivierte
Information „verdächtig“ machen (Verdachtsfokus). Rekognitionsmuster für verschiedene Itemtypen
aus dem Zielereignis stützten diese Hypothese.
7
3
Symposium: Interferenz in Doppelaufgaben:
Repräsentationen und Prozesse
Einführung und Leitung:
Iring Koch†, Stefanie Schuch‡
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
† [email protected][email protected]
Interferenz in Doppelaufgaben: Repräsentationen und Prozesse
Die Verwendung von Doppelaufgaben wird traditionell als Methode eingesetzt, um Verarbeitungsprozesse und Strukturen des kognitiven Systems zu erforschen. Ein zentrales Ergebnis dieser Forschung ist der Befund, dass es zu Leistungsbeeinträchtigungen (Interferenz) kommt, wenn zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeitet werden. Das Ausmaß der empirisch beobachteten Interferenz wird dabei
von einer Vielzahl von Variablen beeinflusst, wie z.B. die zeitliche Überlappung der Aufgaben oder
die Ähnlichkeit (Kompatibilität) zwischen den Aufgaben. Die meisten Theorien zur Erklärung von
Doppelaufgaben-Interferenz fokussieren auf die zeitliche Koordination der beteiligten aufgabenspezifischen Verarbeitungsprozesse. In jüngerer Zeit rückt zunehmend auch die Bedeutung der Art der
beteiligten Repräsentationen in den Blickpunkt. Wichtig ist vor allem die integrative Betrachtung von
Prozessen und Repräsentationen in Doppelaufgaben. Das Ziel des Symposiums ist, einen Rahmen für
diese theoretische Integration zu schaffen und aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu
diskutieren.
Interferenz in Doppelaufgaben mit struktureller Überlappung
Ronald Hübner
Fachbereich Psychologie
Universität Konstanz
Fach D29; 78457 Konstanz
[email protected]
In den meisten Experimenten zu Doppelaufgaben wurden Aufgaben kombiniert, die sich strukturell
kaum überlappen, da in erster Linie Interferenzen interessierten, die durch eine zeitliche Überlappung entstehen. Erst in jüngerer Zeit nimmt auch das Interesse an strukturellen Überlappungen bei
Doppelaufgaben zu. Eines der Gründe dafür ist, dass strukturelle Überlappungen im Aufgabenwechselparadigma, das momentan sehr aktuell ist, eine wichtige Rolle spielen. Eine wichtige Frage in
diesem Zusammenhang ist, auf welcher Ebene die durch strukturelle Überlappungen ausgelösten Interferenzen stattfinden. Einige neuere Arbeiten nehmen an, dass dies auf der Ebene der Reizkategorien
geschieht. Um diese Hypothese zu testen, wurden Doppelaufgabenexperimente durchgeführt, bei denen das Ausmaß der strukturellen Überlappung variierte. Es zeigten sich strukturelle Interferenzen
auch dann, wenn es keine Überlappung auf der Reizkategorieebene gab, wohl aber eine Überlappung der Antwortkategorien. Dies belegt, dass Interferenzen zu einem großen Teil auf der Ebene der
Antwortkategorien stattfinden.
Symposium: Doppelaufgabeninterferenz
8
Reaktions-Reaktions-Kompatibilität in Doppelaufgaben
Stefanie Schuch
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 Muenchen
[email protected]
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit repräsentationaler Überlappung von Aufgabenkomponenten in Doppelaufgaben. Insbesondere wird die gegenseitige Beeinflussung von Reaktionen untersucht, wenn diese in den verschiedenen Aufgaben eine Ähnlichkeitsbeziehung aufweisen. Wir konnten zeigen, daß die Art der Beeinflussung nicht von der motorischen Reaktion an sich, sondern von
deren kognitiver Repräsentation abhängt. Daraus schließen wir, daß es Prozesse geben muß, welche die Umkodierung von Reaktionsrepräsentationen steuern. In einer Serie von Experimenten haben
wir diese Umkodierungsprozesse näher untersucht. Wir verwendeten dabei ein PRP (Psychologische
Refraktärperiode)-Paradigma, in dem auf die verschiedenen Aufgaben mit denselben oder mit kompatiblen Reaktionen geantwortet werden mußte. Das Datenmuster unterstützt ein Modell, in dem
verschiedene Repräsentationen miteinander konkurrieren und sich gegenseitig ausschließen.
Möglichkeiten und Grenzen unbewusster Reaktionsaktivierung in Doppelaufgaben
Torsten Schubert, Rico Fischer
Psychologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Hausvogteiplatz 5-7; 10318 Berlin
[email protected]
Bei der Ausfuehrung zweier sich zeitlich überlappender Wahlreaktionsaufgaben sollen Verarbeitungsengpässe zu einer Unterbrechung der Verarbeitung in einer der Aufgaben führen, waehrend bestimmte
Verarbeitungsstufen der anderen Aufgabe ablaufen. In einer früheren Untersuchung konnten wir zeigen, dass durch nicht bewusst wahrgenommene Information Reaktionsaktivierungen trotz vermeintlicher Unterbrechung stattfinden können. Dazu nutzten wir ein neues Paradigma bei dem dem Stimulus
in einer der beiden Aufgaben subliminale Primeinformation vorausging, die die Reaktionszeiten in
beiden Aufgaben (also auch der vermeintlich unterbrochenen) beeinflusste. Im Vortrag werden die
Befunde weiterer Untersuchungen berichtet, deren Ziel darin bestand, die Möglichkeiten der unbewussten Reaktionsaktivierung trotz Verarbeitungsengpass zu überpruefen. Dabei wurde untersucht,
ob die Art des Verarbeitungsengpasses (zentral vs. peripher), die Modalität der Antwortreaktionen
(manuell vs. verbal) oder die Art der während des Engpasses verarbeiteten Informationen (motorisch
vs. semantisch) einen Einfluss auf die unbewusste Reaktionsaktivierung in Doppelaufgaben haben.
Die Befunde spezifizieren die Existenz von Verarbeitungsprozessen, die in unterschiedlichem Ausmaß einem Engpass unterworfen sind.
Symposium: Doppelaufgabeninterferenz
9
Welche Ursachen hat perfect time sharing?
Roman Liepelt, Torsten Schubert, Peter A. Frensch, Stefan Koch
Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II
Humboldt-Universität Berlin
Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin
[email protected]
Bei der Ausführung von Doppelaufgaben (DA) entstehen DA-Kosten. Als Erklärung für die Entstehung von DA-Kosten werden verschiedene Mechanismen diskutiert. Zum einen exekutive Prozesse
[Meyer & Kieras, Psychological Review, 104, 3-65 (1997)], zum anderen das Vorhandensein eines
Flaschenhalses [Pashler et al., Journal of Experimental Psychology, 27, 862-869 (2001)]. Verschiedene Befunde zeigen eine Reduktion der DA-Kosten auf Null [Schumacher et al., Psychological Science,
12, 101-108 (2001)], Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28, 527-545, 2002)]. Das
allerdings erst nach ausgedehnter Übung und nicht bei allen VP [Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28, 527-545 (2002)]. In anderen Arbeiten gibt es Zweifel bezüglich der tatsächlichen Reduktion der DA-Kosten [Pashler et al., Journal of Experimental Psychology, 27, 862-869
(2001)]. Auf Grund der divergierenden Evidenz in den Befunden zur DA-Kosten Reduktion soll zunächst die Möglichkeit einer vollständigen Replikation der Befunde von [Schumacher et al., Psychological Science, 12, 101-108 (2001)] und [Hazeltine et al., Journal of Experimental Psychology, 28,
527-545 (2002)] überprüft werden. Bislang ungeklärt ist die Frage, was während ausgedehnter Übung
gelernt wurde, das Menschen dazu befähigt die DA ohne zusätzliche Kosten auszuführen (perfect time sharing). Ob es sich hierbei um übergeordnetes, prozessbasiertes Wissen (Intertask-Koordination)
handelt wurde in einem weiteren Experiment untersucht.
Wahrnehmungsbeeinträchtigungen in Doppeltätigkeitsaufgaben: Gibt es
Hemisphären-Unterschiede?
Jochen Müsseler, Peter Wühr
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr 33; 80799 München
[email protected]
Doppeltätigkeiten führen in der Regel zu deutlichen Leistungseinbußen. Konfrontiert man beispielsweise eine Versuchsperson mit zwei überlappenden Aufgaben (z.B. soll auf die sukzessive Darbietung
zweier Reize mit verschiedenen Tastendrücken reagiert werden), so steigt die Reaktionszeit mit der
zeitlichen Überlappung der beiden Aufgaben an. Neuere Studien belegen, dass auch visuelle Enkodierungsprozesse durch begleitende motorische Aufgaben beeinträchtigt werden (Überblick in [Müsseler
& Wühr, Attention & Performance XIX, 520-537 (2002)]). Hier knüpfen die vorliegenden Experimente an. Wir gehen der Frage nach, ob die Identifikation lateralisierter Reize durch eine motorisch
ausgelöste Aktivierung in derselben Hemisphäre beeinflussbar ist oder nicht. Konkret reagieren die
Versuchspersonen auf die Darbietung von Tönen mit Tastendrücken der linken/rechten Hand, während ihnen im linken/rechten Gesichtsfeld zu identifizierende maskierte Reize präsentiert werden. Die
Ergebnisse zeigen den üblichen Zeitverlauf der Wahrnehmungsbeeinträchtigung auch im relativ zur
Handreaktion kontralateralen Gesichtsfeld, allerdings nimmt dort nur tendenziell die Identifikationsleistungen zusätzlich ab.
Symposium: Doppelaufgabeninterferenz
10
Der Einfluss visueller Wahrnehmungsaufgaben auf nachfolgende RT-Aufgaben:
Zeitliche Überlappung und Kompatibilität der Aufgaben
Iring Koch
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Ein einflussreiches Modell der Doppelaufgaben (DA)-Interferenz legt nahe, dass die parallele Bearbeitung von zwei Aufgaben durch einen kognitiven „Engpass“ auf der Ebene der Reaktionsauswahl
begrenzt wird. Perzeptuelle Prozesse und Reaktionsauswahlprozesse sollten demnach nicht zwischen
Aufgaben interferieren. Im Beitrag werden drei DA-Experimente berichtet, die dieses Modell erweitern. Die Experimente verwenden das Paradigma der „Psychologischen Refraktärperiode“. In der
ersten Aufgabe muss ein visueller Reiz für eine spätere Gedächtnisabfrage enkodiert werden. In der
zweiten Aufgabe wird eine manuelle Wahlreaktion auf einen hohen oder tiefen Ton gefordert. Die
Daten zeigen, dass visuelle Enkodierungsprozesse nachfolgende Reaktionsauswahlprozesse deutlich
verzögern. Dies legt nahe, dass nicht nur Gedächtnisabruf (d.h. Reaktionsauswahl), sondern auch Gedächtnisenkodierung zu DA-Interferenz führt. Darüberhinaus zeigen die Daten, dass die in der ersten
Aufgabe enkodierte Information den Reaktions-Code für die logisch unabhängige Reaktion in der
zweiten Aufgaben bahnen kann, wenn die Codes übereinstimmen (d.h. kompatibel sind). Zusammengenommen legen die Befunde eine Verallgemeinerung des Engpass-Modells nahe.
Interferenz zwischen Speichern und Verarbeiten im Arbeitsgedächtnis – Die Rolle der
phonologischen Ähnlichkeit
Elke Lange, Klaus Oberauer
Allgemeine Psychologie 1
Universität Potsdam
Goltzstr.15; 10781 Berlin
[email protected]
Wir haben in drei Experimenten die Ähnlichkeit zwischen einer relevanten und einer Störaufgabe manipuliert. In der relevanten Aufgabe sollten die Vpn eine Reihe von fünf phonologisch unähnlichen
Wörtern lernen. Im Retentionsintervall lasen die Vpn vier weitere Wörter laut vor. Diese Störwörter
hatten insgesamt eine hohe phonologische Überlappung mit einem der Primärwörter, wobei sich pro
Störwort nur bis zu zwei Phoneme mit diesem Target überlappten. Es bestand keine offensichtliche
paarweise Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Störwörtern und dem Target. Dennoch war die Wiedergabe des Targets vermindert. Anhand der Fehlertypen konnten wir zwei mögliche Mechanismen für
Interferenz unterscheiden. Wenn Interferenz aufgrund von Verwechslung geschieht, dann sollte statt
des Targets eines der Störwörter wiedergegeben werden (Intrusionsfehler). Eine alternative Hypothese
ist, dass aufgrund der Überlappung die Repräsentation des Targets durch die Störwörter überschrieben wird. Das hätte eine unspezifische Fehlererhöhung zur Folge. Unsere Befunde unterstützen die
Interpretation, daß die Target-Repräsentation durch überlappende Störwörter partiell überschrieben
werden.
11
4
Symposium: Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition
beim Affektiven und Semantischen Priming
Einführung und Leitung:
Markus Maier
Pädagogische Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und Semantischen Priming
Im Rahmen des Symposiums „Wechselwirkung von Aktivation und Inhibition beim Affektiven und
Semantischen Priming“ werden Modelle und empirische Befunde zum Auftreten von Kongruenz- und
Inkongruenzeffekten beim Affektiven Priming vorgestellt und mögliche Parallelen zu aktivatorischen
und inhibitorischen Prozessen beim semantischen Priming herausgearbeitet.
Der Überblicksvortrag beginnt mit einer Beschreibung des Affektiven und Semantischen Priming
Paradigmas. Danach wird insbesondere auf Modelle zur Erklärung von Kongruenz- und Inkongruenzeffekten beim Affektiven Priming eingegangen. Neben dem in der Affektiven Primingforschung
eher umstrittenen Aktivationsausbreitungsmodell von Fazio, Sanbonmatsu, Powell, & Kardes [JPSP,
50, 229-238(1986)], wird das an Stroop-Mechanismen angelehnte Reaktionsbahnungs- und Interferenzmodell [vgl. Klauer & Musch, Pers Soc Psych Bulletin, 28, 802-814(2002)], sowie das Urteilstendenzmodell [Klauer & Stern, JEP, 28, 186-206 (1992); Wentura, JEP:LMC, 26, 456-469(2000)]
vorgestellt. Diese Modelle dienten ursprünglich der Erklärung und Vorhersage von Kongruenzeffekten beim Affektiven Priming und wurden erst später aufgrund der Entdeckung von Inkongruenzeffekten um einige Zusatzannahmen erweitert bzw. von neueren Modellen abgelöst. In diesen neueren oder
erweiterten Theorien nehmen Mechanismen der Aufmerksamkeitssteuerung sowie inhibitorische Prozesse eine zentrale Position ein. In den Beiträgen von Klaus Rothermund und Dirk Wentura wird auf
diese Modelle Bezug genommen und es werden neuere empirische Daten zur Rolle der Aufmerksamkeitssteuerung und der Inhibition irrelevanter Reizinformationen bei der affektiven Informationsverarbeitung vorgestellt. Christian Frings wird danach in seinem Vortrag experimentelle Befunde zum
semantischen Priming präsentieren, in denen ein Inhibitionseffekt der semantischen Umgebung nachgewiesen werden konnte („center-surround-inhibition“ [Carr & Dagenbach, JEP:LMC, 16, 341-350
(1990)]). Aufmerksamkeitsfokussierende Prozesse und Inhibition assoziierter aber irrelevanter Stimuli scheinen damit auch beim semantischen Priming nachweisbar zu sein. Michael Berner wird im
Anschluss daran eine Erweiterung des Aktivationsausbreitungsmodells zur Erklärung Affektiver Primingeffekte präsentieren. Nach dieser Theorie scheinen aktivationsstärkeabhängige Interferenzmechanismen und daraus resultierende Inhibitionsprozesse eine wesentliche Ursache für das Auftreten
von Inkongruenzeffekten zu sein. Markus Maier schließlich stellt experimentelle Befunde vor in denen eine derartige aktivationsstärkeabhängige Inhibition auch beim semantischen Priming gefunden
werden konnte.
12
Symposium: Affektives und Semantisches Priming
Affekt und Aufmerksamkeit: Inkongruenzeffekte emotionaler Zustände
auf die Verarbeitung valenter Stimuli
Klaus Rothermund
Universität Trier
Universitätsring 15; 54286 Trier
[email protected]
In vier Experimenten wurde die Hypothese getestet, daß affektive Zustände eine Art Wahrnehmungshintergrund darstellen, gegen den Stimuli mit diskrepanter Valenz herausstechen. Drei Studien untersuchten den Einfluß experimentell induzierter affektiver Zustände auf einfache Evaluationsentscheidungen. Wörter, deren Valenz dem aktuellen affektiven Zustand entgegengesetzt ist, wurden schneller
verarbeitet als affektkongruente Wörter. Außerdem verzögert die Präsentation eines affektinkongruenten Wortes die Evaluationsentscheidung im Folgedurchgang. Diese Ergebnisse belegen, (a) daß
affektinkongruente Information leichter mit Aufmerksamkeit belegt werden, und (b) daß es schwierig ist, die Aufmerksamkeit von affektinkongruenten Stimuli wieder zu lösen. Im vierten Experiment
wurde der affektive Inkongruenzeffekt in einer grammatischen Kategorisierungsaufgabe repliziert.
Hierdurch wird belegt, daß der Inkongruenzeffekt auf Prozesse der automatischen Aufmerksamkeitssteuerung zurückgeht.
Inkongruenzeffekte beim Affektiven Priming: Allgemeine und differentielle Befunde
Dirk Wentura
Institut für Psychologie
Universität Jena
Wildstr. 1; 07743 Jena
[email protected]
In einer Reihe von Experimenten mit der Evaluationsaufgabe („Target-Wort positiv/negativ?“) und
maskiertem („subliminalem“) Priming (positive/negative Wörter als Primes) wurden die Bedingungen
für das Auftreten von Kongruenz- (d.h. positivem Priming) und Inkongruenzeffekten (d.h. negativem
Priming) untersucht. Leicht erklärbar sind Kongruenzeffekte mit der Annahme, dass der Prime bereits
die korrekte oder aber falsche Reaktion auf das Target bahnt. Übereinstimmend mit dieser Annahme
und mit Berichten in der Literatur finden sich deutliche positive Effekte vor allem wenn die Primes
(in anderen Durchgängen) auch als Target genutzt werden, da offenbar dadurch eine starke Reaktionsbindung bei den Wörtern erreicht wird. Zunächst schwerer zu erklären sind Inkongruenzeffekte,
die allerdings unter spezifizierbaren Umständen (Genauigkeitsinstruktionen, Verwendung bestimmter Materialkombinationen) auftreten. Diese Befunde werden auf den temporal discrimination account
[Milliken et al., Psy.Rev., 105, 203 (1998)] bezogen. In diesen Rahmen integriert werden sollen auch
Befunde zur Abhängigkeit der Primingeffekte von Personenunterschieden (behavioral inhibition sensu Gray).
Symposium: Affektives und Semantisches Priming
13
Inhibitionsprozesse beim semantischen Priming
Christian Frings, Dirk Wentura
Personale und soziale Kognition
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wildstraße 1; 07743 Jena
[email protected]
In einer Experimentalreihe fanden Wentura und Frings einen negativen Priming-Effekt für Kategorieexemplare, wenn Kategoriebegriffe als schwellennah dargebotene Primes verwendet wurden. Dabei wurde durch eine wiederholte Maskierung eine lange Gesamtpräsentationsdauer der Primes trotz
schwellennaher Darbietung realisiert. Diese Befunde werden vor dem Hintergrund zweier konträrer Theorien diskutiert, nämlich der Center-Surround-Theorie [Dagenbach, Carr & Wilhelmsen, JEP:
LMC,16,341,(1989)] und dem Prime clarification-Ansatz [Kahan, JEP: LMC, 26, 1392, (2000)]. Um
zu einer Entscheidung zwischen diesen Ansätzen zu kommen, wurde ein weiteres Primingexperiment
durchgeführt (N = 24), indem Versuchspersonen gezwungen wurden, unter großem Zeitdruck zu handeln (Antwortfenstertechnik); auch unter dieser Bedingung fand sich ein negativer Primingeffekt, was
deutlich gegen den strategiebasierten Ansatz von Kahan [JEP: LMC, 26, 1392, (2000)] spricht. Die
Verwendung von anderem Stimulusmaterial (asymmetrische Assoziationspaare, entweder vorwärtsoder rückwärtsgerichtet; N = 65) ergibt wiederum einen negativen Effekt für assoziierte Stimuli; eine
Auswertung der Daten in Abhängigkeit eines a priori-Kriteriums der Erkennensleistung zeigt jedoch
ein Muster, das von keiner Theorie allein erklärt werden kann.
Kongruenz- und Inkongruenzeffekte beim Affektiven Priming:
Moderierende Einflüsse der Aktivationsstärke
Michael Berner, Markus Maier, Robin Hau
Institut für Experimentelle Psychologie (Lehrstuhl Prof. Lukesch)
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31; 93040 Regensburg
[email protected]
Existierende Modelle zum Auftreten von Assimilations- und Kontrast-Effekten bei der Eindrucksbildung besagen, dass die Präsentation abstrakter Primes in der Regel zu Assimilations-Effekten führt,
während es durch die Präsentation von Exemplar-Primes in der Regel zu Kontrast-Effekten kommt.
In zwei Experimenten wurde gezeigt, dass die Präsentation abstrakter Primes Inhibitions-basierte
Kontrast-Effekte bei der Personenbeurteilung auslösen kann, wenn die für die Beurteilung einer unbekannten Person relevante Kategorie sehr stark aktiviert ist. Dabei spielen sowohl individuelle Unterschiede in der generellen Zugänglichkeit (im Sinne einer Basis-Aktivierung) der Kategorie eine
Rolle, also auch die vorübergehende zusätzliche Erhöhung der Aktivierung der Kategorie durch maskiertes Priming mit entsprechenden Begriffen. Diese Befunde stellen eine Ergänzung existierender
Modelle zum Auftreten von Kontrast-Effekten bei der Personen-Beurteilung dar.
14
Symposium: Affektives und Semantisches Priming
Aktivationsstärkeabhängige Inhibition beim semantischen Priming
Markus Maier
Pädagogische Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Zur Erklärung von Kontrasteffekten beim Affektiven Priming wurde von Maier, Berner und Pekrun
[ExpPsy,(in press)] ein Modell vorgeschlagen, welches stärkeabhängige Inhibitionsprozesse als Ursache solcher Inkongruenzeffekte beschreibt. Diese Annahme konnte durch affektive Primingexperimente belegt werden. Eine offene Frage war allerdings, ob sich stärkeabhängige Inhibitionseffekte
nur beim affektiven Priming zeigen oder auch beim semantischen Priming gefunden werden können.
Außerdem sollte nochmals überprüft werden, ob es sich bei dem vermittelnden Mechanismus tatsächlich um Inhibition handelt. In Anlehnung an das Retrieval-Induced-Forgetting-Paradigma wurden zwei Experimente konzipiert. Statt der Retrieval-Practice-Phase wurden maskierte semantische
Primewörter präsentiert. Aktivationsstärke wurde dabei durch Variation der Primeanzahl operationalisiert. Es zeigte sich in einer anschließenden Abrufaufgabe (lexikale Entscheidung bzw. Recall)
in der hohen Aktivationsbedingung wie erwartet Inhibition bei Items, die aus geprimten Kategorien
stammen, aber nicht als Primes dargeboten worden waren. Die Befunde machen deutlich, dass stärkeabhängige Inhibition indirekt aktivierter Exemplare eine Ursache für Kontrasteffekte beim affektiven
Priming darstellen können.
15
5
Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen
Einführung und Leitung:
Guido Hertel
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Olshausenstr. 40; 24098 Kiel
[email protected]
Motivationsgewinne in Gruppen: Aktuelle Entwicklungen und Befunde
Seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts beschäftigen sich Psychologen damit, wie sich die Leistung einzelner Personen durch die Arbeit in einer Gruppe verändert [z.B. Ringelmann, Annales de
l’Institut National Agronomique, 2e serie-tome XII, 1-40, (1913); Triplett, Am. J. of Psychology, 9,
507-533 (1897)]. Das Resumee dieser Forschung war bislang oft eher pessimistisch, da neben Koordinationsverlusten Motivationsverluste die Leistungsbereitschaft des Einzelnen in einer Gruppe häufig
verringern [z.B. Steiner, Group process and productivity. New York: Academic Press (1972)].
In den letzten Jahren wurden nun erste experimentelle Untersuchungen vorgelegt, in denen auch Motivationsgewinne in Gruppen nachgewiesen werden konnten: Personen zeigten unter bestimmten Bedingungen höhere Leistungsmotivation während der Gruppenarbeit als bei vergleichbarer Einzelarbeit. Beispiele solcher Motivationsgewinne in Gruppen sind:
• Effekte sozialer Kompensation
[z.B. Williams & Karau, JPSP, 61, 570-581 (1991)]
• Effekte sozialer Vergleiche und sozialen Wettbewerbs
[z.B. Erev, Bornstein & Galili, J. Exp. Social Psych., 29, 463-478 (1993); Stroebe, Diehl &
Abakoumkin, Social compensation and the Köhler effect: Toward a theoretical explanation of
motivation gains in group productivity. In E. Witte & J. Davis (Eds.), Understanding group
behavior: Consensual action by small groups (Vol. 2, pp 37-65). Mahwah, NJ: L. Erlbaum
(1996)]
• Effekte hoher Instrumentalität persönlicher Beiträge für die Gruppe
[z.B. Hertel, Kerr & Messé, JPSP, 79, 580-601 (2000)]
Das Ziel dieses Symposiums ist es, neue experimentelle Arbeiten zu diesem Thema vorzustellen und
zu diskutieren. Die Beiträge geben dabei einen guten Überblick über die verschieden psychologischen
Prozesse, die Motivationsgewinnen in Gruppen zugrundeliegen können (u.a. soziale Vergleichsprozesse, Identifikation mit der Gruppe, affektive Einflüsse, Partnerfeedback). Darüber hinaus wird durch
die unterschiedlichen Untersuchungsparadigmen die Robustheit von Motivationsgewinnen in Gruppen weiter belegt.
16
Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen
Soziale Kompetition beim Gruppenbrainstorming
Michael Diehl, Jörg Munkes
Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Friedrichstraße 21; 72072 Tübingen
[email protected]
Die kreative Leistung in einem Gruppenbrainstorming ist deutlich niedriger als in einem Einzelbrainstorming. Diehl und Stroebe [JPSP,53,497-509(1987)] konnten zeigen, dass wechselseitige Produktionsblockierung, also ein Koordinationsverlust, für diese verminderte Leistung verantwortlich ist.
Motivationsverluste konnten als Ursache weitgehend ausgeschlossen werden. Paulus und Dzindolet
[JPSP,64,575-586(1993)] argumentieren allerdings, dass diese Erklärung nicht ausreichend sei und
postulieren eine motivationale Tendenz zur Angleichung der individuellen Beiträge. Diese soll bewirken, dass das durch die wechselseitige Produktionsblockierung hervorgerufene anfänglich niedrige Leistungsniveau beibehalten wird. Ausgehend von Festingers Theorie der sozialen Vergleichsprozesse erwarten wir bei einem Leistungsvergleich jedoch eine Dominanz des Bedürfnisses nach
Überlegenheit gegenüber dem Bedürfnis nach Gleichheit. Dies sollte beim Gruppenbrainstorming im
Vergleich zum Einzelbrainstorming zu Motivationsgewinnen aufgrund sozialer Kompetition führen.
Tatsächlich zeigen zwei von uns durchgeführte Experimente, dass die Möglichkeit zum Leistungsvergleich auf interpersonaler Ebene wie auf Intergruppenebene zu einer höheren Leistung führt. Anzeichen für eine Anpassung der individuellen Leistung konnten in beiden Fällen nicht festgestellt
werden.
Gruppenidentifikation und Gruppenleistung
Jost Stellmacher, Rolf van Dick, Ulrich Wagner, Lemmer Gunnar
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Haspelstr. 49; 35037 Marburg
[email protected]
Viele Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Bedingungen die Leistung von Personen in Gruppen gegenüber der Leistung von individuell arbeitenden Personen sinkt. Verschiedene Forscher [vgl.
Harkins & Szymanski, JPSP, 56, 934-941, (1989)] führen social loafing Effekte besonders auf den
Umstand zurück, dass die Gruppe in den meisten Experimenten nur eine geringe Bedeutsamkeit für
die untersuchten Personen hat. Entsprechend wird angenommen, dass eine gesteigerte Leistung wie
z.B. ‘social facilitation’ oder ‘social labouring’ zu finden sein sollte, wenn die Zugehörigkeit zu einer
Gruppe für die untersuchten Personen psychologisch bedeutsam und wichtig ist. Insbesondere die
Identifikation mit einer Gruppe ist eine wichtige psychologische Variable, die die Bedeutsamkeit der
Gruppenzughörigkeit und somit auch die Gruppenleistung steigern kann. Zwei experimentelle Studien (mit Lehrerinnen und Lehrern sowie mit Studierenden) werden präsentiert, die die Wirkung von
Gruppenidentifikation auf Gruppenleistung analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Steigerung
der Identifikation die Leistungsverluste in Gruppen zumindest kompensieren kann.
Symposium: Motivationsgewinne in Gruppen
17
Affektive Einflüsse auf den „Köhler Motivation Gain Effect“
Anike Waszak, Guido Hertel
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Esmarchstraße 75; 24118 Kiel
[email protected]
Sowohl in den frühen Studien von Otto Köhler [Köhler, Industr. Psychotechnik, 3, 274-282 (1926)]
als auch in neueren Replikationen [z.B. Hertel, Kerr & Messé, JPSP, 79, 580-601 2000)] war der
„Köhler Motivation Gain Effect“ sehr oft von einem Anstieg positiver Affekte begleitet. Personen
leisteten in der Gruppe nicht nur mehr, sondern fühlten sich auch besser als unter vergleichbaren
Kontrollbedingungen (z.B. Einzelarbeit). In einer experimentellen Studie wurde untersucht, ob diese
affektiven Prozesse eher als Antezedenz oder als Konsequenz der Motivationsgewinne zu verstehen
sind. Während einer physischen Stabhalteaufgabe wurden affektive Zustände (z.B. Stimmung) vor,
während und nach Einzel- und Gruppendurchgängen durchgeführt. Der „Köhler Motivation Gain Effect“ konnte erneut repliziert werden, und wurde auch wieder von positiven Affekten begleitet. Diese
scheinen den Ergebnissen zufolge eher eine Konsequenz der Motivationsgewinne zu sein, während
eine Auslöser- oder Mediatorfunktion affektiver Prozesse nicht belegt werden konnte. Implikationen
für die weitere Forschung werden diskutiert.
Motivationsgewinne in computergestützten Teams
Grit Niemeyer, Guido Hertel
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Herzog-Friedrich-Str. 68; 24103 Kiel
[email protected]
Während die überwiegende Mehrheit empirischer Untersuchungen von Gruppenarbeit eine Reduzierung der Motivation im Vergleich zur Einzelarbeit dokumentiert hat, mehren sich neuere Arbeiten,
die zeigen, dass unter gewissen Bedingungen die Motivation während der Gruppenarbeit auch das
Maß vergleichbarer Einzelarbeit übertreffen kann. Aufbauend auf einer Studie, die solche Motivationsgewinne erstmalig in computergestützten Gruppen belegt hat [Hertel, Deter & Konradt, J. Appl.
Soc. Psych., in Druck], wurde ein Folgeexperiment durchgeführt, in dem die Bedeutung von Anonymität der Partner sowie der Art der Information über die Leistung der Partner (kontinuierlich vs. am
Ende der Gruppenarbeit) untersucht wurden. Die Ergebnisse replizieren Motivationsgewinne bei kontinuierlicher Information über die Partnerleistung, und zwar sowohl unter nicht-anonymen als auch
unter anonymen Arbeitsbedingungen. Dabei fallen die Motivationsgewinne bei nicht-anonymer Arbeit deutlich stärker aus. Fehlt dagegen eine kontinuierliche Information über die Partnerleistung,
dann treten keine Motivationsgewinne auf. Die theoretische Bedeutung der Ergebnisse sowie ihre
Implikationen für anwendungsbezogene Fragen werden diskutiert.
18
6
Symposium: Prospektives Gedächtnis
Symposium: Prospektive Gedächtnisforschung: Warum
vergessen wir, Absichten in die Tat umzusetzen?
Einführung und Leitung:
Matthias Kliegel†, Mike Martin‡
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Treichlerstr. 10; 8032 Zürich (Schweiz)
† [email protected][email protected]
Aktuelle Trends in der prospektiven Gedächtnisforschung
Das prospektive Gedächtnis – sich daran zu erinnern, eine zuvor gefasste Absicht auch auszuführen
– ist von hoher Bedeutung für die selbstständige Bewältigung alltäglicher und beruflicher Anforderungen. Trotz dieser hohen Relevanz bilden prospektive Gedächtnisfehler den Großteil alltäglicher
Gedächtnisprobleme. In den vergangenen 15 Jahren ist daher die experimentelle Untersuchung von
Faktoren, die dem Erinnern von Absichten zugrunde liegen, immer stärker in den Fokus vor allem
der angloamerikanischen kognitiven Psychologie getreten. Seit Kurzem ist die prospektive Gedächtnisforschung jedoch auch fester Bestandteil verschiedener Arbeitsgruppen in der deutschsprachigen
experimentellen Psychologie. Einige dieser Arbeitsgruppen haben sich im vorliegenden Symposium
zusammengeschlossen, um ihre aktuellen Forschungsergebnisse zu diskutieren. M. Kliegel berichtet
in seinem Beitrag über vier Experimente, in denen der Einfluss der Aufgabenwichtigkeit auf die prospektive Erinnerungsleistung untersucht wird. B. Meier & P. Graf thematisieren verschiedene Transfereffekte in prospektiven Gedächtnistests. A. Eschen & A. Thöne-Otto vergleichen die Leistung von
neuropsychologischen Patienten in einer neu entwickelten komplexen prospektiven Gedächtnisaufgabe mit der Leistung in einer etablierten Laboraufgabe. C. Koch, R. Kretzschmar & M. Beverungen
berichten über den prädiktiven Wert von Zeitmanagementtechniken für die rechtzeitige Ausführung
verschiedener zeit-basierter prospektiver Gedächtnisaufgaben. Das Symposium abschließend diskutieren J. Freeman & J. Ellis Alterseffekte im Einfluss von motorischen Enkodierprozessen beim „Intended Enactment Effect“, der als ein Teilprozess des prospektiven Erinnerns gesehen wird.
Symposium: Prospektives Gedächtnis
19
Der Einfluss der Aufgabenwichtigkeit auf das Erinnern von Absichten
Matthias Kliegel
Psychologisches Institut – Gerontopsychologie
Universität Zürich
Treichlerstr. 10; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Sich daran zu erinnern, eine gefasste Absicht auch auszuführen, ist eine Gedächtnisaufgabe von hoher
sozialer Relevanz. Verschiedene Autoren haben darauf hingewiesen, dass im Alltag von der tatsächlichen Performanz aus Rückschlüsse darauf gezogen werden, wie wichtig dem (Nicht-)Ausführenden
die Vornahme gewesen ist. Es ist bislang jedoch empirisch nur wenig darüber bekannt, ob und unter
welchen Umständen die Wichtigkeit einer Intention auch deren tatsächliche Ausführung beeinflusst.
Der vorliegende Beitrag bereichtet über 4 Experimente, in denen die Aufgabenwichtigkeit in verschiedenen prospektiven Aufgaben manipuliert wurde. Die Aufgaben variierten im Grad der Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit zwischen der prospektiven und der ablenkenden Hintergrundaufgabe
aufzuteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufgabenwichtigkeit vor allem in aufmerksamkeitsbeanspruchenden Paradigmen einen Einfluss hat und widersprechen somit der Annahme eines generellen
Einflusses. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Erhöhung der Aufgabenwichtigkeit
zu einer Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die prospektive Aufgabe führt, dass dies aber nur in
Aufgaben zu einer Performanzsteigerung führt, in denen ein Konflikt zwischen der Verarbeitung der
prospektiven und der Hintergrundaufgabe besteht.
Verarbeitungsprozesse bei prospektiven Gedächtnistests
Beat Meier, Peter Graf
Institut für Psychologie
Universität Bern
Muesmattstr. 45; 3000 Bern (Schweiz)
[email protected]
Prospektives Erinnern – das erfolgreiche Ausführen einer Vornahme – kann aufgrund zweier grundsätzlich verschiedener Prozesse zustandekommen: Die Gelegenheit zur Ausführung der Vornahme
kann aktiv gesucht werden oder erst das Auftauchen der Gelegenheit löst die Erinnerung an die Vornahme aus. In der ersten Situation ist die Vornahme zum Zeitpunkt, in dem der Abrufhinweis verarbeitet wird, bereits aktiv im Bewusstsein. In der zweiten Situation rückt die Vornahme erst bei dieser
Gelegenheit ins Bewusstsein. Es handelt sich also um phänomenologisch unterschiedliche Prozesse,
die dadurch gekennzeichnet sind, dass erfolgreiche prospektive Gedächtnisleistung in der einen Situation als Ergebnis eines aktiven Suchprozesses, in der anderen Situation als „pop up“-Effekt erlebt
wird. In den vorherrschenden experimentellen Paradigmata werden diese Prozesse empirisch nicht
unterschieden. Eine Möglichkeit für die Erfassung ist die Erfragung des subjektiven Erinnerungerlebens. Wir präsentieren dazu erste Ergebnisse und diskutieren deren Relevanz für die prospektive
Gedächtnisforschung.
20
Symposium: Prospektives Gedächtnis
Einfaches und komplexes prospektives Erinnern bei Schädelhirntraumapatienten
Anne Eschen, Katja Garbe, Angelika I.T. Thöne-Otto
Deutsches Zentrum für Alternsforschung / Abteilung für Entwicklungspsychologie
Universität Heidelberg
Bergheimer Str. 20; 69115 Heidelberg
[email protected]
Bei der Erforschung der dem prospektiven Erinnern zugrundeliegenden kognitiven Prozesse ist zu
berücksichtigen, dass sich prospektive Erinnerungsaufgaben in Alltag und Labor stark voneinander
unterscheiden. In vorliegender Studie wurde untersucht, wie drei Gruppen unterschiedlich exekutiv
beeinträchtigter Schädelhirntraumapatienten (n = 22) sowie zehn gesunde Kontrollprobanden zwei
verschiedene prospektive Erinnerungsaufgaben bewältigten. Bei der einfachen prospektiven Erinnerungsaufgabe [Kopp & Thöne, ZfN, 12, 76 (2001)] wurde den Probanden eine simple Handlung
zur späteren Ausführung vorgegeben, bei der komplexen prospektiven Erinnerungsaufgabe [Kliegel,
McDaniel & Einstein, Mem Cognit, 28, 1041-9 (2000)] mussten sie eine mehrere Teilschritte umfassende Handlung selbstständig planen und ausführen. Die Gruppeneinteilung der Schädelhirntraumapatienten (alle mit unbeeinträchtigten Langzeitgedächtnis) erfolgte nach ihren Leistungen in einer komplexe exekutive Prozesse prüfenden Testbatterie (BADS) und im TAP-Arbeitsgedächtnistest:
Gruppe 1 zeigte unterdurchschnittliche Leistungen in BADS und TAP, Gruppe 2 unterdurchschnittliche Leistungen allein im Arbeitsgedächtnistest und Gruppe 3 durchschnittliche Leistungen in beiden
Tests. Bei der einfachen prospektiven Erinnerungsaufgabe schnitt Gruppe 2 am schlechtesten ab, bei
der komplexen prospektiven Erinnerungsaufgabe hingegen Gruppe 1. Theoretische, methodische und
praktische Implikationen der Befunde werden diskutiert.
Prospektives Gedächtnis und die Anwendung von Gedächtnishilfen und
Zeitmanagement-Techniken
Cornelius Koch, Roland Kretzschmar, Marcus Beverungen
AG Arbeits- & Organisationspsychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35037 Marburg
[email protected]
Beim Zeitmanagement geht es darum, ob Personen sich ihre Zeit so einteilen, dass sie erreichen,
was sie sich vorgenommen haben. Manchmal jedoch versagt das prospektive Gedächtnis und man
vergisst, was man sich vorgenommen hat. Wer ein schlechteres prospektives Gedächtnis hat, könnte
das ausgleichen, indem er oder sie Zeitmanagement-Techniken anwendet (z.B. einen Terminkalenders benützt) oder Gedächtnishilfen einsetzt (z.B. Erinnerungsnotizen schreibt). Das lässt eine negative Korrelation zwischen dem prospektiven Gedächtnis und dem Anwenden von ZeitmanagementTechniken bzw. Gedächtnishilfen vermuten. Ob es eine solche negative Korrelation tatsächlich gibt,
sollte die vorliegende Studie (n = 60) klären. Das prospektive Gedächtnis wurde mit Kliegels komplexer Aufgabe zum prospektiven Gedächtnis [Kliegel et al., Mem. Cognition, 28, 1041 (2000)] und
einer einfachen zeitbasierten Aufgabe erfasst, Zeitmanagement-Techniken mit einer Skala aus der
deutschen Time Management Behavior Scale [Koch & Kleinmann, eingereicht], Gedächtnishilfen
mit einer Übersetzung des Prospective Memory Aids Questionnaire [Long et al., Psychol. Rep., 85,
1139 (1999)].
Symposium: Prospektives Gedächtnis
21
Aging and the role of motoric information in the intended enactment effect
Jayne Freeman, Judi A. Ellis
School of Psychology
University of Reading
Earley Gate; RG6 6AL Reading (Großbritannien)
[email protected]
In young adults, to-be-enacted actions are more readily accessible from memory than actions not
designated for enactment. This intended enactment effect (IEE) has been attributed to the superior
status of intention representations in memory [Goschke & Kuhl, Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 19, 1211-1226 (1993)]. An alternative proposal is that there is
a similarity between the IEE for to-be-enacted material and the advantage that is commonly observed
for actions that have been overtly performed in the past (the subject-performed task effect). We explored the relationship between overt and intended enactment effects in young and healthy older adults.
Both age groups showed an increase in accessibility (faster recognition latencies) for actions that had
been enacted at encoding as compared with items encoded only verbally. Both groups also showed
faster recognition latencies for to-be-enacted items as compared with items intended for verbal report.
Importantly, these effects were non-additive suggesting a possible role for covert motoric (SPT-type)
processing in the encoding of action-based intentions.
Symposium: Raumkognition
22
7
Symposium: Raumkognition
Einführung und Leitung:
Petra Jansen-Osmann
Institut für Experimentelle Psychologie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Raumkognition - Ausgewählte Fragestellungen
Die Raumkognition beschäftigt sich mit dem Erwerb, der Verarbeitung, der Repräsentation und dem
Abruf räumlicher Information. In Abhängigkeit von der Art des psychologischen Raumes reichen
die Fragestellungen dabei von der mentalen Manipulation räumlicher Gegenstände bis hin zur Fähigkeit, Wege zu finden. Ausgehend von dieser Bandbreite beinhaltet auch das Symposium verschiedenartige raumkognitive Fragestellungen: So wird in einem Beitrag der Einfluss von Interferenz z.B.
durch die Vorerfahrung auf die Fähigkeit untersucht, mental eine räumliche Perspektive einzunehmen. Drei weitere Arbeiten beschäftigen sich mit Faktoren, die die interne Repräsentation von Wegen
beeinflussen können: Untersucht wird die Bedeutung der Verfügbarkeit von Strassen, die Rolle der
Aufmerksamkeit an Entscheidungspunkten und die Wichtigkeit der kinästhetischen Information für
den Aufbau räumlichen Wissens. Die darauf folgenden beiden Arbeiten beinhalten Untersuchungen
zur Leistung, Wege zu finden: Analysiert wird die Bedeutung unterschiedlicher Navigationsstrategien
und Wegbeschreibungen. In dem letzten Vortrag geht es um die Externalisierung abstrakter mentaler
Raumkonzepte, hier wird ein graphisches Modell zum Wegefinden vorgestellt.
Proaktive und isochrone Interferenzwirkungen bei Perspektivenwechseln im Raum
Vadim Juchtenko, Mark May
Institut für Kognitionsforschung
Universität der Bundeswehr Hamburg
Buchenring 48; 22359 Hamburg
[email protected]
Vorgestellte Perspektivenwechsel fallen Menschen schwer. Es werden Experimente berichtet, in denen isochrone und proaktive Interferenzwirkungen als Ursachen dieser Schwierigkeiten untersucht
werden. Probanden prägten sich die Namen und Positionen von Alltagsgegenständen ein und sollten anschließend unter verschiedenen Bedingungen vorgestellter Perspektivenwechsel die Lage der
Objekte mit Hilfe eines Joysticks anzeigen. Folgende Faktoren wurden variiert: 1. Ausmaß der Vorerfahrung aus der ersten Perspektive (proaktiv), 2. Richtungsdisparität der anzuzeigenden Objekte
zwischen der ersten und der zweiten Positionen (isochron) und 3. körperliche Anwesenheit bzw. Abwesenheit im vorgestellten Raum (isochron). Latenzzeiten und Fehler der Richtungsanzeigen legen
nahe, dass isochron wirkende Faktoren die Schwierigkeit des vorgestellten Perspektivenwechsels beeinflussten, während proaktive Wirkungen nicht festgestellt werden konnten.
Symposium: Raumkognition
23
Erhöhen oder vermindern Strassen die Genauigkeit des Ortsgedächtnisses?
Jan Restat
Institut für kognitive Neurowissenschaft
Tübingen
Auf der Morgenstelle 28; 72076 Tübingen
[email protected]
Eine für die menschliche räumliche Navigation zentrale, bislang theoretisch aber wenig spezifizierte
Klasse von der Orientierung dienlichen Gegebenheiten sind ausgedehnte räumliche Formationen, die
das Fortkommen erleichtern (Straßen, Kanäle, Täler) oder erschweren bzw. verunmöglichen (Zäune,
Abhänge usw.). Diese Art von Orientierungsmerkmalen unterscheidet sich von lokalen (z.B. Häuser)
und globalen (z.B. entfernte Berggipfel) Orientierungsmarken dadurch, dass durch sie kein Platz und
auch keine globale Richtung definiert wird, sondern der Routenverlauf zwischen Plätzen beeinflusst
wird. Es gibt bereits eine Reihe von Befunden zum Einfluss verschiedener Merkmale von Strassen auf
das resultierende räumliche Wissen. Im aktuellen Experiment soll jedoch die Verfügbarkeit von Straßen selbst variiert werden: ein Teil der Landmarken der VR-Umgebung ist mit Straßen verbunden, ein
anderer nicht – die Vpn müssen sich ihren Weg selbst suchen. Erwartet wird, dass das Vorhandensein
von Straßen zu einer schnelleren Lernkurve, aber zu ungenauerem räumlichen Wissen der absoluten
Lage der Orte führt.
Der Einfluss von Aufmerksamkeit auf die Repräsentation von Entscheidungspunkten
Gabriele Janzen
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik
Postbus 310; 6500 AH Nijmegen (Niederlande)
[email protected]
Objekte entlang einer Route erleichtern das Wiederfinden eines Weges. Bisherige Befunde zeigen, dass Objekte an Entscheidungspunkten schneller wiedererkannt werden als Objekte an NichtEntscheidungspunkten. In einem Experiment (20 Vpn) wurde untersucht, welche Rolle Aufmerksamkeit für die Repräsentation von Entscheidungspunktobjekten spielt. Weiterhin wurde überprüft, ob ein
Entscheidungspunkteffekt auch evoziert werden kann, wenn Objekte an Nicht-Entscheidungspunkten
mit einer rechts oder links Biegung der Route verknüpft sind. In der Aufmerksamkeitsbedingung sollten die Vpn sich auf eine bestimmte Objektkategorie konzentrieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Objekte der Aufmerksamkeitskategorie schneller wiederkannt werden als andere, und dass der Wiedererkennungsvorteil von Entscheidungspunktobjekten innerhalb der Aufmerksamkeitkategorie grösser
ist als bei den übrigen Objekten. Weiterhin besteht ein Wiedererkennungsvorteil von Entscheidungspunktobjekten auch dann, wenn die Route nach rechts oder links abbiegt. Die Befunde zeigen, dass
der Entscheidungspunkteffekt durch Aufmerksamkeit moduliert wird, und dass fuer die Wegfindung
bedeutsame Orte mit der Objektrepräsentation verknüpft sind während das Verhalten (rechts, links
Abbiegen) keine Rolle spielt.
Symposium: Raumkognition
24
Body-based information in environmental learning.
Daniel Haun, David Waller, Jack M. Loomis
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik
Wundtlaan 1 PB 310; 6500 AH Nijmegen (Niederlande)
[email protected]
We examined the degree to which body-based information facilitates visual learning by asking three
groups of people to learn locations along an 840 m route. Two of these groups were given identical
visual information about the route: one walked the route during learning allowing access to bodybased information, and another group learned by sitting in the laboratory, watching a first-person
perspective video made from the first group. A third group watched a specially made video that
minimized potentially confusing head-on-trunk rotations of the viewpoint. All groups were tested
on their knowledge of directions in the environment as well as on its configural properties. Results
showed that having access to body-based information reduced pointing error by a small but significant
amount. Particularly striking were the common biases exhibited in performance, regardless of the
sensory information available during learning.
Navigationsstrategien in realen und virtuellen Umgebungen
Edna Platzer, Michael Popp
Institut für Arbeitswissenschaft
Universität der Bundeswehr München
Werner-Heisenberg-Weg 39; 85577 Neubiberg
[email protected]
Woran orientieren sich Menschen? Verwenden gute Navigierer andere Strategien? Was kennzeichnet
Landmarken und wie hilfreich sind sie? Im Experiment wurden 58 ortsunkundige Versuchspersonen
in einer virtuellen Realität oder in der realen Landschaft trainiert und eine Woche später getestet.
Dazu wurde ein real existierendes, hinreichend komplexes Wohngebiet als visuelle interaktive Computersimulationswelt aufgebaut. Untersucht wurden die Auswirkungen verschiedener Faktoren, insbesondere der jeweiligen Realitätsbedingung, auf die Leistung. Zusätzlich wurden interindividuelle
Unterschiede in Abhängigkeit von Personencharakteristika aufgezeigt. Um Einblick in den Navigationsprozess zu erhalten wurden bereits während der Navigation Daten mit der Methode des lauten
Denkens erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass Training in der Realität einem Training in VR nicht
gleichgesetzt werden kann und Übertragungsschwierigkeiten nicht zu vernachlässigen sind. Erfolgreiche Navigierer verwenden weniger (unterschiedliche) Strategien, diese jedoch kontinuierlich, unabhängig von der Realitätsbedingung (Realität vs. VR). Die Erfahrung, sich in einer unbekannten
Umgebung selbständig zurecht finden zu müssen, hat einen signifikanten Einfluß auf die Navigationsleistung.
Symposium: Raumkognition
25
Warum Wegbeschreibungen oft doch nicht zum Ziel führen
Michael Popp, Edna Platzer
Institut für Arbeitswissenschaft
Universität der Bundeswehr München
Werner-Heisenberg-Weg 39; 85577 Neubiberg
[email protected]
Wir sind in einer fremden Stadt unterwegs und fragen einen Passanten nach dem Weg. Er gibt uns eine umfangreiche Wegbeschreibung, die uns aber nicht zum Ziel führt. Die Inhalte einer Wegbeschreibung lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, die den Navigationstrategien sehr ähnlich sind.
In einem komplexen Feldexperiment wurde mit verschiedenen Aufgaben untersucht, wie Menschen
Wegbeschreibungen anfertigen, ob die Wegbeschreibung z.B. von dem Vertrautheitsgrad der Umgebung und den Umgebungsmerkmalen abhängt, was eine gute Wegbeschreibung ausmacht und welche
Navigationsstrategien verwendet werden. Um zusätzlich Hinweise auf die Entwicklung von kognitiven Karten über das Gelände (500x500m) zu bekommen, wurden die Versuchspersonen zu mehreren
Richtungsschätzungen aufgefordert. Es lassen sich Merkmale einer guten, d.h. zum schnellen Erreichen des Zieles geeignete Wegbeschreibung aufzeigen. Daneben zeigt sich dasselbe Phänomen wie
bei den Untersuchungen zu Navigationsstrategien unserer früheren Experimente: Die Anforderungen an eine gute Wegbeschreibung sind individuell verschieden. Sind bestimmte Basisanforderungen
erfüllt, können unterschiedliche Wegbeschreibungen zu gleichem Erfolg führen.
Wayfinding Choremes
Alexander Klippel
FB Mathematik & Informatik, Cognitive Systeme
Universität Bremen
Postfach 330 440; 28334 Bremen
[email protected]
Der Beitrag diskutiert elementare Routenelemente und ihre graphischen Entsprechungen. Der Begriff
Choreme ist dabei der Theorie der chorematischen Modellbildung des französischen Geographen R.
Brunet entlehnt. In dem Vortrag wird eine Studie vorgestellt die zum Ziel die Externalisierung konzeptueller Routenelemente hatte. Abstrakte mentale Konzepte, wie beispielsweise ‘an der Kreuzung
scharf rechts’ wurden dazu als Input verwendet. Die Auswertung des graphischen Outputs macht eine
wichtige Unterscheidung deutlich: An die Stelle struktureller Prototypen, wie sie beispielsweise von
Tversky und Lee [How space structures language. IN C. Freksa, C. Habel, K.F. Wender (eds.). Spatial
Cognition. An interdisciplinary approach to representing and processing spatial knowledge (p. 157175), (1998); Pictorial and verbal tools for conveying routes. IN C. Freksa & D.M. Mark (eds.). Spatial information theory. Cognitive and computational foundations of geographic information science
(51-64), (1999)] diskutiert werden, treten funktionale Entitäten, hier Wegfindungschoreme genannt,
die verschiedene Ebenen räumlichen Wissens–propositional, analogisch und prozedural–miteinander
verbinden. Während sich die prototypische Konzeptualisierung von Kreuzungen in Abhängigkeit der
auszuführenden Handlung ändern kann, bleiben Wegfindungschoreme, also die funktional angesprochenen Elemente, identisch, und bilden quasi funktionale Prototypen. Abschließend wird ein Ausblick
gegeben, welche Rolle Wegfindungschoreme in modernen Navigationssystemen spielen können.
Symposium: Rückschaufehler
26
8
Symposium: Der Rückschaufehler in der Welt da draußen
Einführung und Leitung:
Rüdiger Pohl
FB 06 - Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Der Rückschaufehler in der Welt da draußen
Seit vielen Jahren im Labor untersucht und mit immer wieder erstaunlicher Robustheit gefunden, zählt
der Rückschaufehler zu einem gut untersuchten Phänomen: Hinterher sind wir nicht nur schlauer als
vorher, sondern wir glauben fälschlicherweise auch, vorher schon nicht ganz so dumm gewesen zu
sein. Die bisher berichteten Effektgrößen sind aber eher bescheiden und die verwendeten Materialien
oft artifiziell, sodass der Vorwurf erhoben wurde, es handle sich um ein typisches Laborprodukt, das
in der realen Welt keine Entsprechung fände oder aber nur eine äußerst geringfügige Rolle spiele. Das
Symposium zum „Rückschaufehler“ stellt sich dieser Kritik und beleuchtet die ökologische Relevanz
des Phänomens. Die Beiträge fokussieren auf anwendungspraktische Fragen, alltägliche Themen und
individuelle Unterschiede und erweitern damit den bisherigen Erkenntnis- und Diskussionsstand zur
Bedeutung des Rückschaufehlers.
Der Rückschaufehler und die (vermeintliche) Trivialität psychologischer Forschung
Jochen Musch, Ralf Grosche
Lehrstuhl Psychologie III
Universität Mannheim
Schloss Ehrenhof Ost 240; 68131 Mannheim
[email protected]
Experten und Novizen im Bereich der experimentellen Psychologie wurden gebeten, den Ausgang
klassischer psychologischer Experimente anzugeben. Die Ergebnisse zeigen, daß die Resultate experimenteller psychologischer Forschung weit weniger trivial sind, als dies bisweilen behauptet wird.
Weder Novizen noch Experten waren in der Lage, die erfragten Ergebnisse perfekt vorherzusagen;
allerdings zeigt die erheblich höhere Trefferquote der Experten – im Gegensatz zu früheren Untersuchungen mit Experten im Gebiet der Pädagogik [Langfeldt, Psych. Erz. Unterricht, 36, 265-274
(1989)] –, daß es durchaus so etwas wie einen klassischen Kanon psychologischen Wissens zu geben scheint. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Novizen, daß es deutlich schwieriger ist, die
Ergebnisse psychologischer Experimente tatsächlich vorherzusagen, anstatt diese nur im Nachhinein
für leicht vorhersagbar zu halten. Dieser Rückschaufehler scheint zu der häufig behaupteten (scheinbaren) Trivialität psychologischer Forschungsergebnisse beizutragen.
Symposium: Rückschaufehler
27
Zur Rolle der Expertise beim gustatorischen Rückschaufehler
Thomas Wagner, Jochen Musch
Psychologisches Institut III
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstraße 21; 48149 Münster
[email protected]
Als Rückschaufehler (engl. hindsight bias) wird die haeufig beobachtbare Tendenz bezeichnet, die
Vorhersagbarkeit von Sachverhalten im Nachhinein zu überschaetzen. In einem Experiment wurde
überprueft, ob ein solcher Rueckschaufehler auch im gustatorischen Urteil auftritt. Dazu wurden 632
Versuchsteilnehmer gebeten, den Kakaoanteil eines Stücks Schokolade entweder ohne Kenntnis des
tatsächlichen Kakaogehalts, oder nach Vorgabe eines zwischen 10% und 90% variierten Ankers einzuschätzen. Das systematisch in Richtung auf den Anker hin verzerrte Urteil belegt das Auftreten
eines Rückschaufehler bei der gustatorischen Wahrnehmung. Die Stärke des Rückschaufehlers stieg
mit der selbst eingeschätzten Expertise der Versuchsteilnehmer. Die Implikationen dieses Ergebnismusters für unterschiedliche Theorien des Rückschaufehlers werden diskutiert.
Von Gummibären und anderen wilden Tieren: Der Rückschaufehler bei Kindern
Irma Haracic, Rüdiger Pohl
Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Der Rückschaufehler, die Verfälschung eigener Schätzungen angesichts des Lösungswissens, ist gut
untersucht. Unklar aber ist seine entwicklungspsychologische Genese. Deshalb wurden hier insgesamt 274 Personen SchülerInnen der Klassen 4, 6 und 8 sowie Studierende gebeten, anzugeben, was
sie als Antwort auf schwierige nummerische Wissensfragen schätzen würden, ohne die dargebotene
Schätzung einer anderen Person (eines „Schülers“ oder „Lehrers“) zu berücksichtigen. Die Ergebnisse
zeigen einen deutlichen Rückschaufehler, der bei den SchülerInnen stärker ausgeprägt ist als bei den
Studierenden. Die Quelle der dargebotenen anderen Schätzung („Schüler“ oder „Lehrer“) wirkte sich
dabei nicht unterschiedlich auf den Rückschaufehler aus. Daneben zeigte sich auch, dass die jüngeren
TeilnehmerInnen (Klasse 4 und 6) generell eher mit kleinen, die älteren (Klasse 8 und Studierende) dagegen eher mit großen Zahlen antworten. Die Ergebnisse werden im Rahmen des adaptiven
Lernens, des kognitiven Prozessmodells „SARA“ sowie der Suggestionsforschung diskutiert.
Symposium: Rückschaufehler
28
Rückschaufehler – weltweit
Michael Bender, Gregor Lachmann, Rüdiger Pohl
Allgemeine Psychologie
Justus Liebig Universität Giessen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen
[email protected]
Zahlreiche Studien haben ergeben, dass der Rückschaufehler als eine basale Eigenschaft des menschlichen Informationsverarbeitungssystems angesehen werden kann. In ihrer Untersuchung verglichen
Choi und Nisbett [J. Pers. Soc. Psych. 79, 890 (2000)] koreanische und amerikanische Versuchspersonen, und fanden, dass die Höhe des Rückschaufehlers kulturell beeinflusst wird. Diese Befunde
aufgreifend rekrutierten Pohl, Bender und Lachmann [J. Exp. Psych. 49, 4, 270 (2002)] in einer Internetstudie Versuchspersonen aus vier Kontinenten und verwendeten Almanachfragen in einem hypothetischen Design. Die Höhe des Rückschaufehlers war für alle Länder gleich. Einzige Ausnahme
war die deutsche Stichprobe, die keinen Rückschaufehler zeigte. In einer weiteren Studie (diesmal
Papier und Bleistift) wurden chinesische und deutsche Stichproben mit dem gleichen Material im
Gedächtnisdesign untersucht. Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse der Internetstudie, die deutsche Stichprobe zeigte erneut einen kleineren Rückschaufehler. Wir diskutieren, ob die kognitiven
Prozesse, die zum Rückschaufehler führen, Nebenprodukte des evolutionär entwickelten adaptiven
Lernens sind.
Der Rückschaufehler bei doppeltem Anker
Martin Heydemann, Rüdiger Pohl, Sara Sampling
Abteilung Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Ergebnisse eines Experiments zum Rückschaufehler mit zwei Ankern werden dargestellt und mit
Hilfe des kognitiven Simulationsmodells SARA erklärt. Als Material für das Experiment dienten
schwierige Wissensfragen. Die Anker wurden als Schätzwerte von anderen Versuchspersonen bezeichnet. Zuerst wurden die Anker zeitlich getrennt dargeboten. Dann gab die Versuchsperson ihre
Schätzung ab. Später musste die Schätzung, der erste oder der zweite Anker erinnert werden. Der
zeitliche Abstand bei der Präsentation der Anker und der Abstand zwischen zweitem Anker und
Schätzung wurden variiert. Der deutlichste Effekt entsteht durch die Variation des zweiten Abstandes.
Hierdurch wird sowohl der Rückschaufehler als auch die Erinnerungsleistung, gemessen an korrekten
Antworten, deutlich beeinflusst. Auch das Intervall zwischen den Ankern und die Höhe der Anker beeinflussen Rückschaufehler und Erinnerung. Insgesamt entsteht ein komplexes Ergebnismuster, das
eine Herausforderung für aktuelle Modelle zum Rückschaufehler darstellt. Im Vortrag wird gezeigt,
wie die Ergebnisse mit dem Simulationsmodell SARA erklärt werden können.
Symposium: Rückschaufehler
29
Der Rückschaufehler bei politischen Wahlen
Birgit Bruckner, Andreas Hergovich
Institut für Psychologie
Universität Wien
Türkenstr. 81; 3001 Mauerbach (Österreich)
[email protected]
Es wird eine Studie zum Rückschaufehler bezüglich der österreichischen Nationalratswahl vom
24.11.2002 präsentiert. Ausgangspunkt war die Annahme eines Rekonstruktionsprozesses. Außerdem wurde vermutet, dass der Hindsight Bias bei politischen Wahlen einer Verzerrung durch die
momentane politische Einstellung unterliegt. Die interessierenden Variablen wurden dreimal im Rahmen des memory-designs abgefragt . Zusätzlich wurden die Politische Selbstsicherheit, verschiedene
Persönlichkeitsmerkmale (Vorgabe des Neo-FFI) sowie die Politische Einstellung erhoben.
Auf der Suche nach den Dimensionen des Rückschaufehlers: Erinnerungsverzerrungen und
andere Rückschauphänomene bei der Bundestagswahl 2002
Hartmut Blank, Gernot von Collani, Volkhard Fischer
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Ausgangspunkt der Untersuchung war die Idee [Blank, H. & Fischer, V., Zeitschrift für Sozialpsychologie, 31, 128-142, (2000)], dass der Rückschaufehler kein eindimensionales Phänomen ist, sondern
in die drei relativ unabhängigen Dimensionen (1) Erinnerungsverzerrung, (2) Vorhersehbarkeitseindruck und (3) Zwangsläufigkeitseindruck zerfällt. Ziel war, diese Dimensionen getrennt zu erfassen
und auf ihren Zusammenhang zu überprüfen. In einer Internet-Stichprobe (N = 235) sowie bei Psychologiestudierenden (N = 81) wurden erhoben: (a) Prognosen für den Ausgang der Bundestagswahl 2002, (b) Erinnerungen an diese Prognosen nach bzw. kurz vor der Wahl, (c) die Eindrücke
der Personen zur Vorhersehbarkeit und Zwangsläufigkeit des Wahlergebnisses (über Likert-Items)
sowie (d) verschiedene Persönlichkeitsmaße. Wesentliche Ergebnisse: (1) Erinnerungsverzerrungen
und die subjektive Vorhersehbarkeit des Wahlausgangs korrelieren praktisch zu null (die Konstruktion einer separaten Zwangsläufigkeitsskala gelang nicht), (2) dieser Nicht-Zusammenhang kann nicht
über mangelnde Reliabilität der Messinstrumente oder über Methodenvarianz erklärt werden, und (3)
Zusammenhänge der Rückschaufehlerdimensionen zu Persönlichkeitsmaßen sind sehr schwach und
stichprobenabhängig. Quintessenz: es gibt unterschiedliche Rückschaufehlerdimensionen, aber wir
wissen noch nicht, warum.
Symposium: Kognitive Entwicklung
30
9
Symposium: Kognitive Entwicklung
Einführung und Leitung:
Beate Sodian
Department Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Kognitive Entwicklung
Ziel des Symposiums ist es, aktuelle experimentelle Forschung in der kognitiven Entwicklungspsychologie dem allgemeinpsychologisch-experimentell arbeitenden Zuhörerkreis auf der TeaP vorzustellen. Seit die Informationsverarbeitungsansätze in der Entwicklungspsychologie in den 70er Jahren für Theoriebildung und experimentelle Paradigmen maßgeblich wurden, ist die kognitive Entwicklungspsychologie eng mit der experimentellen Kognitionspsychologie verknüpft. Jedoch gilt das
für verschiedene Bereiche der kognitiven Entwicklungspsychologie in unterschiedlichem Maße. So
ist die Frage nach der Entwicklungssensitivität (bzw. -invarianz) zentraler Parameter menschlicher
Informationsverarbeitung durch allgemeinpsychologische Theorie- und Modellbildung geleitet, während die Frage nach begrifflichem Wandel in der Kindheit auf genuin entwicklungspsychologischer
Theoriebildung basiert. In dem Symposium soll das Spektrum aktueller Forschungsansätze in der
kognitiven Entwicklungspsychologie anhand von drei Beispielsbereichen dargestellt werden:
1. Die Entwicklung der Gesichtswahrnehmung (Verarbeitung von Gesichtsinformation) von der
frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter.
2. Die Entwicklung der intuitiven Physik in der Kindheit.
3. Die Entwicklung der Theory of Mind in der Kindheit.
Symposium: Kognitive Entwicklung
31
Verarbeitung von Identität, emotionalem Ausdruck und Sprechmimik bei der
Gesichtswahrnehmung: Eine entwicklungspsychologische Studie
Gudrun Schwarzer, Monika Korell
Friedrich-Miescher Lab der Max-Planck-Gesellschaft
Spemannstr. 34; 72076 Tübingen
[email protected]
In bisherigen Studien wurde beobachtet, dass jüngere Kinder Gesichter analytisch, durch Fokussierung auf Einzelmerkmale, verarbeiten. Da Gesichter aber nicht nur komplexe visuelle Informationen
enthalten, sondern zudem eine wichtige Quelle sozialer Informationen sind, war Ziel zu untersuchen,
wie diese Informationsvielfalt das robuste analytische Verhalten von Kindern beeinflusst. In vier Reaktionszeitexperimenten sollten Kinder (5-10 Jahre) und Erwachsene Gesichter anhand einer relevanten Informationsquelle (beispielsweise Identität) klassifizieren. Unter drei Bedingungen wurde eine
zusätzliche, jedoch irrelevante Informationsquelle (emotionaler Ausdruck oder Sprechmimik) so variiert, dass deren Einfluss auf die Verarbeitung der Gesichtsidentität getestet werden konnte. Bereits für
das Alter von 5 Jahren bis zum Erwachsenenalter zeigte sich, dass die Beurteilung der Gesichtsidentität unabhängig von ebenfalls präsenter Information über emotionalen Ausdruck oder Sprechmimik
erfolgte. Umgekehrt konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Kinder und Erwachsene beim Klassifizieren nach emotionalem Ausdruck oder Sprechmimik von Informationen über die Gesichtsidentität
beeinflusst wurden. Diese Asymmetrie in der Gesichtsverarbeitung soll Gegenstand der Diskussion
sein.
Entwicklung intuitiven Wissens über die Dynamik von Drehbewegungen
Horst Krist, Georg Kling
Institut für Psychologie
Universität Greifswald
Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald
[email protected]
In einer Querschnittstudie, an der 103 Kinder aus vier Altersgruppen (5-Jährige, 7-Jährige, 9-Jährige
und 11-Jährige) sowie 20 11-jährige Eiskunstläuferinnen teilnahmen, untersuchten wir, wie sich das
intuitive Wissen über die Dynamik von Drehbewegungen entwickelt und welche Rolle hierbei die
perzeptiv-motorische Vorerfahrung von Eiskunstläuferinnen spielt. Die Versuchsteilnehmer sollten in
24 Paarvergleichsaufgaben jeweils beurteilen, welche von zwei mit Gewichten beladenen Drehscheiben sich bei gleichem Kraftaufwand schneller dreht. Die Anzahl der Gewichte und ihr Abstand von
der Drehachse wurden systematisch variiert. Wie erwartet wurde die Anzahl der Gewichte bereits von
den meisten 5-Jährigen angemessen berücksichtigt. Erst die Gruppe der 11-Jährigen berücksichtigte
mehrheitlich auch die Gewichtsverteilung, dies jedoch etwa ebenso häufig in richtiger wie in verkehrter Weise. Die Eiskunstläuferinnen berücksichtigten hingegen meist beide Faktoren korrekt. Die
Ergebnisse stützen die Annahme, dass sich intuitives Wissen über die Dynamik von Rotationsbewegungen nur oder vor allem dann spontan entwickelt, wenn es, wie bei Eiskunstläuferinnen, perzeptivmotorisch verankert ist.
32
Symposium: Kognitive Entwicklung
Entwicklung des Wissens über das Reflexionsgesetz: Die Rolle der Vorstellung
Thomas Dümmler, Susanne Huber
AG Schwarzer
FML der Max-Planck-Gesellschaft
Spemannstraße 34; 72076 Tübingen
[email protected]
In dieser Studie wurde das Wissen über das Reflexionsgesetz und die Entwicklung der Fähigkeit untersucht, eine vorgestellte Bewegung eines Objektes mit den Augen zu verfolgen. Grundschulkinder und
Erwachsene hatten die Aufgabe, die Bahn einer Kugel, die an einer Wand abprallt, aufzuzeichnen oder
die vorgestellte Bahn mit den Augen zu verfolgen. Die Augenbewegung wurde dabei aufgezeichnet.
Die Aufgabenschwierigkeit wurde variiert, indem die Kugel entweder an einer oder an zwei Wänden
abprallen konnte. Das Wissen über das Reflexionsgesetz sowie die Fähigkeit vorgestellte Bahnen mit
den Augen zu verfolgen wurde mit zunehmendem Alter besser. Diese Vorstellungsleistung blieb bei
Kindern beider Altersgruppen jedoch hinter der Zeichenleistung zurück. Erst Erwachsene konnten
unabhängig von der Aufgabenschwierigkeit sowohl die Bewegungsbahn zeichnen als auch mit den
Augen verfolgen. Dies zeigt, dass im Laufe der Kindheit der Zugriff auf Repräsentationen über Objektbewegungen immer unabhängiger von Handlungen (wie dem Zeichnen) wird und die Fähigkeit,
sich physikalische Objektbewegungen vorzustellen, verfügbar wird.
Intuitives Wissen über Horizontalität bei Wasseroberflächen
Andrea Frick, Moritz M. Daum
Allgemeine und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Studien zu Piagets Water-level-Aufgabe haben gezeigt, dass Kinder und oft auch Erwachsene keine
Einsicht in das Prinzip der Horizontalität von Wasseroberflächen haben. Eine alltagsnähere Aufgabe
von Schwartz und Black [J. Exp. Psychol. Learn., 25, 116 (1999)] besteht darin, ein vorgestelltes
Wasserglas so weit zu kippen, bis das vorgestellte Wasser den Glasrand erreicht. In der vorliegenden
Studie wurden beide Aufgaben fünf- bis zehnjährigen Kindern und Erwachsenen vorgelegt. In der
Water-level-Aufgabe wurden 8 Diagramme eines in 45◦ -Schritten gedrehten Glases präsentiert. Die
Versuchspersonen sollten die Wasseroberfläche einzeichnen. Die Kipp-Aufgabe bestand darin, ein
leeres Wasserglas mit vorgestelltem Wasser darin so weit zu drehen, dass nur ein kleines Tröpfchen
über den Rand fliessen würde. Glasdurchmesser und vorzustellender Wasserstand wurden dreistufig variiert. Die Ergebnisse der Water-level-Aufgabe replizierten die in früheren Studien berichteten
Misskonzepte. Die in der Kipp-Aufgabe produzierten Winkel zeigten altersabhängige Unterschiede,
reflektierten jedoch nur bedingt die in der abstrakten Water-level-Aufgabe gefundenen Misskonzepte.
Symposium: Kognitive Entwicklung
33
Vorläufer einer Theory of Mind in der frühen Kindheit?
Beate Sodian, Claudia Thoermer, Ulrike Metz
Department Psychologie
LMU München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Besitzen präverbale Kinder eine implizite Theory of Mind, d.h., die Fähigkeit, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben? Die Befunde von zwei Serien von Experimenten zur Repräsentation von Handlungszielen und zur Wahl von Mitteln der Zielerreichung deuten darauf hin,
dass Säuglinge gegen Ende des ersten Lebensjahres Handlungsintentionen von Personen repräsentieren und diese aufgrund verschiedener Hinweisklassen erschließen können. Kern einer Theory of
Mind im Sinne eines Verständnisses mentaler Repräsentation ist jedoch die Zuschreibung epistemischer Zustände unabhängig vom Zustand der Realität. Unsere bisherigen Befunde zum Verständnis
des Zusammenhangs zwischen Sehen und Wissen bei 16 bis 36 Monate alten Kindern deuten auf
eine (nicht-repräsentationale) Orientierung an Situationsmerkmalen bei der Handlungsvorhersage im
zweiten Lebensjahr hin (z.B. „Sehen“ = „korrekt Handeln“) und auf ein beginnendes Verständnis
epistemischer Zustände im Alter von ungefähr 36 Monaten. Diese Befunde sind konsistent mit der
Theory of Mind-Forschung an Kindern im verbalen Alter und deuten darauf hin, dass das Verständnis
des mentalen Bereichs in der bisherigen Forschung nicht unterschätzt wurde. Methodische Probleme
und diskrepante Befunde (in dem noch jungen Forschungsfeld der Theory of Mind im Säuglingsalter)
werden diskutiert.
Symposium: Timing of motor acts
34
10
Symposium: Timing of self-paced and synchronized motor
acts: Models and recent findings
Einführung und Leitung:
Dirk Vorberg
Institut für Psychologie
TU Braunschweig
Spielmannstr. 19; 38106 Braunschweig
[email protected]
Modelling the timing control of repetitive and rhythmic motor performance
Finger tapping at a given tempo is trivially simple, yet on closer look the task offers fascinating possibilities for studying the temporal dynamics of movement planning and control. This is due to the
elegant theoretical framework introduced by A. Wing and A. B. Kristofferson [Perception & Psychophysics, 13, 455 (1973); Perception & Psychophysics, 14, 5 (1973)] in 1973, which explains why
temporal precision in tapping is limited and offers a decomposition of observed variability into central
and peripheral sources. In spite of its simplicity, the model has successfully passed numerous tests
and serves as the basic building block in models for more complex tasks like rhythmic, bimanual, and
synchronized tapping. I will give a brief overview over such applications and try to set the different
contributions of the symposium into perspective. Recent tests of the open-loop assumption have revealed some shortcomings that suggest a reinterpretation in terms of reafference, hinting at a solution
for why the original model is so robust.
Movement trajectories adapted to timing demands
Alan Wing
Behavioural Brain Sciences Centre
The University of Birmingham
School of Psychology – Hills Building; B15 2TT Birmingham (Großbritannien)
[email protected]
Timing and motor functions are assumed independent in the Wing-Kristofferson model of motor timing. However, the task of the motor system changes according to the interval between responses. For
example, in tapping long intervals, the finger may come to rest at the limit of upward movement before commencing its downward journey culminating in the next tap. At short intervals, there may be no
apparent pause and the amplitude of movement may be less. I will describe experiments focussing on
whether movement trajectories in repetitive tapping exhibit form invariance across intervals indicative
of an underlying control principle. We have been examining (a) whether there is dependence between
trajectories in successive cycles suggesting a low-level oscillatory mechanism sustaining responses
subject to periodic forcing by a higher level timer, and (b) whether variance estimates are related to
trajectory as implied by oscillator models. Comparison of trajectories for the same intervals in different rhythm contexts is helping us to understand how the timer may override lower level motion
planning.
Symposium: Timing of motor acts
35
Adjusting the timekeeper: instability in changing to and from harmonics of a base tapping rate
Andras Semjen, Alan Wing
Centre de Recherche en Neurosciences Cognitives
Centre National de la Recherche Scientifique
31, Chemin Joseph-Aiguier; 13402 Marseille Cedex 20 (Frankreich)
[email protected]
Most studies of timing concentrate on a few number of constant target intervals. In real life timing
must adapt to changing environmental or internal constraints. How do people move from one tempo to
another when the change is predictable? Our finger tapping task involved single or multiple transitions
between different integer multiples of a base frequency. We compared performance with externally
induced and with self-initiated harmonic frequencies in different transition contexts. Fast tapping
slowed down prior to a transition, which could reflect time demanding central preparation for the
new tapping frequency, or the need to disengage the peripheral motor system from a constraining
oscillatory regime. After a transition, timing variability largely increased, before subjects adjusted to
the new tempo. Generating harmonics of a base frequency is thus an active process and not just a
switch between alternative oscillators.
Timing, Sequencing, and Executive Control
Ralf Krampe, Ulrich Mayr, Reinhold Kliegl
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Lentzeallee 94; 14195 Berlin
[email protected]
We investigated timing and sequencing of different target intervals in repetitive movement production
in two experiments in which the same groups of young and older participants are tested across 15 sessions. Mean-variance relations in isochronous tapping tasks (Exp.1) revealed age-graded stability of
low-level timing. Negative age-effects were pronounced when multiple different target intervals had
to be combined into a rhythmic pattern. Experiment 2 demonstrated age-graded stability for realizing
local transitions between alternating intervals even if their durations formed complex ratios. However, when the task was to alternate between two rhythmic patterns within each trial older participants
showed a pronounced tendency to perseverate the dominant pattern, suggesting that their ability to
endogenously select abstract plans of movement patterns (rhythm programs) was severely constrained. The differential patterns of age-related decline suggest distinct mechanisms for low-level timing
on the one hand and executive functions supervising the sequencing of multiple intervals on the other.
36
Symposium: Timing of motor acts
Neuromagnetic Correlates of Inter- and Intrasensory Synchronization
Katharina Müller, Gisa Aschersleben, Frank Schmitz, Alfons Schnitzler, Wolfgang Prinz
z.Zt. Neurologische Klinik der Heinrich-Heine-Universität, MEG-Labor
MPI für Psychologische Forschung München
Moorenstraße 5; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Normal subjects synchronize on-the-beat-tapping to an isochronous auditory click with an anticipatory error [e.g. Aschersleben, G. & Prinz, W., Perception and Psychophysics, 57, 305-317 (1995).;
Aschersleben, G., & Prinz, W., Journal of Motor Behaviour, 29, 35-46 (1997)]. Previous MEG-studies
concerning the underlying neurophysiological processes showed no such anticipatory error with a
tactile metronome. Cortical localization of one of three tap-related cortical sources varied with the
pacing modality and was functionally identified as a correlate of evaluation [Müller, K., Schmitz, F.,
Aschersleben, G., Schnitzler, A., Freund, H.-J., & Prinz, W., Journal of Cognitive Neuroscience, 12:4,
546-555 (2000); Müller, K., Aschersleben, G., Schmitz, F., Schnitzler, A., Freund, H.-J., & Prinz, W.
(submitted)]. In order to specify this process, subjects were given either an auditory or tactile pacing
signal, both synchronously, or with random or regular alterations. Behavioural data in the single modality conditions replicated previous asynchrony effects. With alterations the amount of asynchrony
was in between the usual effects for auditory and tactile metronomes. The pattern of cortical data
favours the assumption of a correlate for „modality-change“ and not of multimodal neurons. Such
correlates of change show up already with very fast alterations whereas impact on modality-specific
cortical representations and behavioural outcome is observed only with longer sequences between
alterations.
Period and phase correction in synchronizing accelerando and ritardando.
Hans-Henning Schulze, Andreas Cordes, Dirk Vorberg
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstraße 18; 35037 Marburg
[email protected]
Synchronizing with a metronome that is steady except for minor perturbations can be accounted
surprisingly well by a linear phase correction mechanism [Repp, J. exp. Psych. Hum. Perc. Perf., 27,
600 (2001); Semjen, Schulze & Vorberg, Psych. Res.,63,137,(2000)], but no evidence has been found
for models assuming period correction. How well do these models predict tracking a metronome that
undergoes large tempo changes? Skilled subjects tried to keep synchrony with a tone sequence that
smoothly transited from a constant initial to a constant final tempo; the onset of the 16 tone transition
phase could be signaled or not. In both accelerando (speeding up) and ritardando (slowing down),
subjects systematically first lag, then lead, then lag the metronome again, a pattern not predicted by
current period correction models. Augmenting our phase correction model [Vorberg & Schulze, J.
math. Psych. ,46,56 (2002)] by the assumption that subjects monitor the tone-tap asynchronies for
starting and stopping a linear period correction mechanism can account for these findings.
37
11
Symposium: Emotionsinduktion durch das „International
Affective Picture System“ (IAPS): Wirkungs-Ebenen und
-Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen
Systemen
Einführung und Leitung:
Bettina Pause
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Olshausenstr. 62; 24098 Kiel
[email protected]
Emotionsinduktion durch das „International Affective Picture System“ (IAPS):
Wirkungs-Ebenen und -Richtungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen
Das IAPS wurde, besonders auch im deutschen Sprachraum, in den letzten 10 Jahren zunehmend
zur Emotionsinduktion eingesetzt. Seine steigende Beliebtheit wird über die hohen Testgütewerte
dieser Stimulationsmethode begründet. Im Symposium soll diskutiert werden, ob und wie durch die
Anwendung des IAPS emotionale Systeme beim Menschen hinreichend beschrieben werden können. So können u. a. folgende Problembereiche isoliert werden: 1. Sind durch das IAPS emotionsspezifische Effekte auf verschiedenen Verhaltensebenen reliabel und mit konvergenter Validität zu
erzeugen? 2. Kann entsprechend der subjektiven IAPS-Normwerte (Valenz, Erregung, Dominanz)
generell von kontinuierlichen quantitativen Veränderungen in perzeptiven und reaktiven emotionalen Systemen ausgegangen werden, oder gibt es Hinweise für distinkte qualitative Veränderungen
(Schwellenmodell affektiver Aktivierung, kategoriale vs. dimensionale Emotionsmodelle)? 3. Kann
die Konstruktvalidität des IAPS durch die Einbeziehung klinisch-psychologischer Störungsgruppen
bestätigt werden? Eigene Befunde zu differentiellen Effekten bei Patienten mit affektiven Störungen
sowie zur Modalitätsspezifität des Verfahrens sollen das Symposium einleiten.
38
Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS
20 Jahre IAPS: Hypothesen, Daten und offene Fragen
Alfons Hamm
Institut für Psychologie
Universität Greifswald
Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald
[email protected]
Ausgangspunkt für die Entstehung des IAPS waren die Aktivitäten dreier Arbeitsgruppen, die sich mit
der Erklärung stimulusspezifischer Effekte bei der Klassischen Konditionierung (sog. Preparedness
Forschung) beschäftigten. Weil man sich nicht einigen konnte, wie diese stimulusspezifischen Effekte zu erklären sind, wurde der Versuch gestartet, die verwendeten konditionierten Reize genauer zu
beschreiben. Die Arbeitsgruppe von Öhman steuerte den Großteil der Reize bei (Bilder von Schlangen, Spinnen, Blumen, Pilzen und Gesichtsausdrücken), die Arbeitsgruppe von Peter Lang und Dieter
Vaitl plante 1984 die erste sogenannte Diashow. Diese wurde parallel als Multicenterstudie in Gainesville, Giessen und Uppsala durchgeführt. Ziel war es, die affektive Qualität der sogenannten prepared
und non-prepared Stimuli mithilfe des SAM zu erfassen. Die Ergebnisse wurden nie veröffentlicht.
Es wurde allerdings schnell klar, dass die Auswahl der Bilder dieser ersten Diashow nicht geeignet
war, den affektiven Raum umfassend abzubilden. Dies war die Geburtsstunde zur systematischen Forschung mit emotionalen Bildern. Nach den ersten Studien, in denen die affektiven Urteile in größeren
Studien erfaßt wurden, kamen gegen Ende der achtziger Jahre systematische psychophysiologische
Messungen hinzu. Inzwischen liegen Eindrucksurteile aus 16 Diashows vor (ca. 900 Bilder), deren
Zusammenstellung sich im Laufe der Zeit zunehmend verändert hat (zum Teil auch deshalb weil
seit Mitte der neunziger Jahre zunehmend elektrokortikale Maße erhoben wurden). Die Entwicklung
des IAPS, die Daten aus 20 Jahren Forschung und die aktuellen offenen Fragen (Einfluss von Farbe,
Komplexität, spezifischer Kategorien etc.) werden vorgestellt.
Affektive Modulation perzeptueller und behavioraler Prozesse:
ein Vergleich piktorialer und verbaler Reize
Andreas Keil, Stephan Moratti, Niklas Ihssen, Margarita Stolarova, Annette Gomolla
FB Psychologie
Universität Konstanz
Universitätsstraße 10; 78457 Konstanz
[email protected]
Behaviorale und elektrophysiologische Studien affektiver Reizverarbeitung setzen häufig die standardisierten Reize des International Affective Picture System (IAPS) ein. In diesem Beitrag werden
einige mit dem IAPS gemachte Beobachtungen bezüglich ihrer Generalisierbarkeit untersucht. Ein
möglicher Ansatz hierzu ist der Vergleich verbaler und IAPS-Stimuli. Dabei konnte ein vom untersuchten Prozess abhängiges Muster der Divergenz vs. Konvergenz sprachlicher und Bildreize gezeigt
werden. So ergab sich bei einfacher Darbietung für beide Reizarten ein elektrophysiologisches Korrelat der affektiven Intensität (Arousal) auf perzeptueller Ebene. Eine intensitätsabhängige Modulation
unabhängig von der Reizart zeigte sich auch für die Identifikationsgenauigkeit im Attentional Blink
Design. Dagegen divergierten die in Wahlreaktionsaufgaben gefundenen Ergebnisse: Während die lexikalische Entscheidung wiederum von der affektiven Intensität profitierte, fanden wir für piktoriales
Material eine Modulation der Reaktionszeit als Funktion der affektiven Valenz, wobei Bilder appetitiven Inhalts mit beschleunigter Reaktion einhergingen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund
plastischer affektiver neuronaler Netzwerke diskutiert.
Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS
39
Hirnphysiologische Korrelate der Basisemotionen Ekel, Angst und Freude
Rudolf Stark, Anne Schienle, Dieter Vaitl
Klinische und Physiologische Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen
[email protected]
Die Bilder des International Affective Picture System (IAPS) wurden in der Vergangenheit in zahlreichen psychophysiologischen Untersuchungen eingesetzt. Der theoretischen Konzeption der Autoren
des IAPS folgend, wurden die Bilder meist nach ihren Ausprägungen auf den Dimensionen Valenz
und Erregung unterschieden. So standen Fragen nach Differenzen in den physiologischen Reaktionen
auf positive und negative Bilder oder zwischen hoch und niedrig erregenden Bildern im Vordergrund.
Die Bilder lassen sich aber auch Basisemotionen zuordnen. Im mehreren kernspintomographischen
Untersuchungen wurden IAPS Bilder, die Ekel, Angst oder Freude auslösen, eingesetzt und der Frage
nachgegangen, ob es für Verarbeitung von diesen Bildern emotionsspezifische Hirnstrukturen existieren. Die hierbei gefundenen hirnphysiologischen Unterschiede zwischen den Emotionen Ekel, Angst
und Freude werden dargestellt und diskutiert.
Neuronale Korrelate emotionaler Bildverarbeitung in EEG und fMRT.
Markus Junghöfer, Peter Peyk, Johanna Kissler, Cornelia Herbert, Thomas Elbert, Brigitte Rockstroh
Institut für klinische Psychologie
Universität Konstanz
Universitätsstraße 10; 78434 Konstanz
[email protected]
Rasche serielle visuelle Präsentation (RSVP) ermöglicht die Darbietung vieler verschiedener Stimuli innerhalb kürzester Zeit (etwa 900 IAPS Bilder in 3 Minuten). Diese Stimulusvielfalt verringert
inter- wie intraindividuelle Varianzen der untersuchten psychophysiologischen Kennwerte und unterstützt die Generalisierbarkeit möglicher Interpretationen. Darüber hinaus ermöglicht sie eine statistische Kontrolle eventuell kovariierender physikalischer sowie semantischer Bildinhalte. Wir präsentieren die Ergebnisse zweier Vielkanal EEG/fMRT Untersuchungspaare mit jeweils identischem
RSVP/IAPS Studiendesign. Ziel war die Spezifizierung der Mechanismen affektiver Bildverarbeitung, sowie die Lokalisation beteiligter Hirnstrukturen. Entsprechend der „Early Selection Negativity“(ESN) bei volitionaler visueller Aufmerksamkeit zeigt sich bei passiver Betrachtung emotional
erregender Bilder eine in Latenz und Topographie ähnliche „Early Posterior Negativity“(EPN). Quellraumprojektionen dieser EEG Differenzkomponente lassen auf okzipitale und parietale Generatoren
schließen, welche mit den affektabhängigen Strukturen der zugehörigen fMRT Untersuchungen übereinstimmen. Weitere Konvergenzen im Hinblick auf Valenz-, Geschlechts- sowie Asymmetrieeffekte
festigen den Eindruck, dass die BOLD aktivierten Kortexstrukturen maßgeblich an der Generation
der EPN beteiligt sind. Unterstützt von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der DFG.
40
Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS
On the relation between emotional experience, brain processes, and cardiovascular activity
Olga Pollatos, Rainer Schandry
Department Psychologie, Biologische Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
The perception of visceral signals plays a crucial role in many theories of emotions. The present study was designed to investigate the relation between visceroception and emotion-related brain activity.
44 students were categorised either as good or poor heartbeat perceivers. Pleasant, unpleasant and
neutral pictures from the International Affective Picture System were presented while EEG was recorded. After each slide, the subjects rated emotional valence and arousal. The self-ratings and the
visually evoked potentials of good and poor heartbeat perceivers showed pronounced differences:
Good heartbeat perceivers reported significantly more arousal to emotional slides (F = 5.90; p <
0.05). Furthermore, good heartbeat perceivers had significantly more positive VEPs (F = 6.17; p <
0.05) in the P300 latency range. In the slow wave range, this effect was found for affective slides only
(F = 3.67, p < 0.05). These results suggest that heartbeat perception is related to cortical processing
of emotions as well as to experienced intensity of emotions.
Möglichkeiten und Grenzen des IAPS zur Induktion von Furcht bei Spinnenängstlichen
Silke Krieschel, Wolfgang H.R. Miltner
Institut für Psychologie/Biologische und Klinische Psychologie
Friedrich-Schiller-Universtität Jena
Am Steiger 3//Haus 1; 07743 Jena
[email protected]
Die Vorteile des IAPS liegen auf der Hand: es handelt sich um ein gut evaluiertes, standardisiertes
Verfahren zur Emotionsinduktion durch visuelle Reize. In einigen unserer Studien konnte das IAPS
erfolgreich eingesetzt werden. Hierbei konnten die durch das IAPS vorhergesagten Erregungs- und
Valenzwerte sehr gut bestätigt werden. Auch in den peripherphysiologischen und kortikalen Parametern spiegelten sich die Differenzierungen der Bildkategorien hinsichtlich Erregung und Valenz wider.
Jedoch gelangt das System bei bestimmten Paradigmen an seine Grenzen: Bei einigen Experimenten
muss eine größere Anzahl von Reizen einer Kategorie präsentiert werden als im IAPS verfügbar ist.
Dies ist z.B. im Oddball-Paradigma der Fall, bei dem zum einen sehr viele Reize nötig sind und zum
anderen eine Wiederholung von Bildern möglichst vermieden werden soll, um Habituationseffekte
zu minimieren. Weiterhin ist das Bildmaterial des IAPS hinsichtlich der Komplexität der Bilder sehr
heterogen. Dies birgt unter anderem bei Experimenten mit sehr kurzer Präsentationszeit bis hin zur
subliminalen Darbietung der Reize Probleme. Bei dieser Art von Experimenten muss eine vergleichbare Erkennbarkeit der Bildkategorien sichergestellt werden, die durch den Einsatz des IAPS nur
schwerlich realisiert werden kann.
Symposium: Emotionsinduktion durch das IAPS
41
Emotionsverarbeitung und Psychopathie: Eine fMRI-Studie
Monika Sommer, Jürgen Müller, Heidrun Taschler, Verena Wagner,
Kirsten Lange, Jörg Meinhardt, Göran Hajak
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 84; 93053 Regensburg
[email protected]
Psychopathie geht mit einer gestörten emotionalen Informationsverarbeitung einher. Mit den neuronalen Korrelaten dieser Störung haben sich bisher nur wenige Forschungsarbeiten beschäftigt. Ziel
der Studie war es mittels funktioneller Magnetresonanztomographie die kortikalen Mechanismen der
Verarbeitung positiver und negativer Emotionen bei Psychopathen zu untersuchen. Zur Emotionsinduktion bei 8 Psychopathen und 8 gesunden Kontrollprobanden wurden Bilder des International
Affective Picture Systems (IAPS) präsentiert. Die subjektive Bewertung der affektiven Bilder ergab
keine Gruppenunterschiede. Darüber hinaus erwies sich die Stimmungsinduktion in beiden Gruppen
gleich wirksam. Unterschiede zeigen sich jedoch in den emotionsverarbeitenden neuronalen Netzwerken. Psychopathen zeigen im Vergleich zur Kontrollgruppe beim Betrachten unangenehmer Bilder
vermehrte Aktivierungen in frontalen und temporalen Arealen sowie im Cingulum. Beim Betrachten
angenehmer Bilder kommt es zu Aktivitätserhöhungen im linken superioren Temporalgebiet und zu
einer Aktivitätsverminderungen im rechten superioren Temporalgebiet. Diese Befunde zeigen, dass
obwohl auf einer subjektiven Ebene keine Gruppenunterschiede feststellbar sind, sich die neuronalen
Korrelate der Emotionsverarbeitung zwischen den Gruppen signifikant voneinander unterscheiden.
Symposium: Synaesthesia
42
12
Symposium: Synaesthesia
Einführung und Leitung:
Christian Kaernbach
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Synaesthesia
If somebody reports to hear colors or to see sounds, it might well be that this person is experiencing a
phenomenon called synaesthesia. Genuine synaesthesia is a strange perceptual experience of a small
group of people, and the list of names of famous artists known to have had synaesthetic experience
- Liszt, Rimsky-Korsakov, Messiaen, Scriabin, Kandinsky, Hockney - has contributed to the mystification of this phenomenon. Recent studies, however, have demystified synaesthesia, by showing that
the prevalence of this experience is larger (up to about 1:200) than had been estimated earlier (down
to 1:100000), and that it is not more common in artists than in the average population. Moreover,
it has been demonstrated that synaesthetes show activation of cortical areas corresponding to their
reported secondary percepts, demonstrating that synaesthesia is a genuine sensory experience and not
just the product of a fertile imagination. But what is at the origin of these strange, but stable intermodal associations? Modern synaesthesia research employs a multitude of methods: interviews, imaging
techniques such as PET and fMRI, and genome scan, in order to unveil the inner mechanisms of
synaesthesia.
Distribution and stability of lexicographic synaesthetic experience: Differences between
specific and unspecific synaesthetes and non-synaesthetes
Raul Kompaß, Sabine Schneider, Christian Kaernbach
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
We report an investigation of individual synaesthetic perception by means of measurement of the
stability of synaesthetic attributions to different stimuli. With questionnaires we found that the cooccurrence of synaesthetic color perception to vocals and numbers is the most frequent kind of synaesthesia. For two groups of synaesthetes (S), those with a dominance of vocal/number - > color
co-perception (specific S) and those without such dominance (unspecific S), and for a third group
of non-synaesthetes, the attributions of color to specific vocals and numbers were measured with the
production method on a calibrated CRT. We found that the distributions of attributed colors of the
group of specific S differed from those of the other two groups. Without announcement the measurements were repeated after a week and after 3 months. The comparison of first and later synaesthetic
attributions exhibited significantly smaller color differences in the group of specific S compared to the
other two groups. It therefore seems possible to quantitatively determine the individual synaesthetic
ability in a specific dimension by measurement of the stability of synaesthetic attributions. Furthermore it seems necessary to distinguish between synaesthesia in general and the investigated specific
lexicographic form of synaesthesia.
Symposium: Synaesthesia
43
Zur Längsschnittstabilität von Farbe-Vokal-Zuordnungen als quasisynästhetischem
Phänomen
Klaus-Ernst Behne
Musikpsychologie
Hochschule für Musik und Theater Hannover
Emmichplatz 1; 30175 Hannover
[email protected]
Farbe-Vokal-Zuordnungen werden in der Regel im Zusammenhang mit synästhetischen Phänomenen betrachtet. Es gibt jedoch Gründe, sie zumindest teilweise nicht als Synästhesien, sondern (in
Anknüpfung an v.Hornbostel) als intermodale Analogien zu interpretieren. Daten aus einer Längsschnittbefragung mit n = 150 Kindern bzw. Jugendlichen wurden daraufhin analysiert und ergaben
für die 1.Befragung ein eher unklares Bild. Die vergleichende Analyse der 2.Befragung ist in Vorbereitung.
Synästhesie als „Hyperbinding“ – ein Modell in der Bewusstseinsforschung. Untersuchungen
zur Phänomenologie an einem deutschsprachigen Synästhetikerkollektiv
Markus Zedler, Udo Schneider, Mine Büyükoktay, Geesche Wegener, Hinderk M. Emrich
Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1; 30623 Hannover
[email protected]
Synästhesie ist die Eigenschaft einiger Menschen (etwa 1:300), Wahrnehmungen einer speziellen Sinnesqualität zusätzlich in anderen Sinnesqualitäten zu erleben. Bei der sogenannten „genuinen Synästhesie“ ist dieses Phänomen für den einzelnen unwillkürlich, nicht unterdrückbar und im Bewusstsein
fest integriert. Die Kopplungen sind über lange Zeit reproduzierbar. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Kopplungen interindividuell zufällig verteilt sind. An der Medizinischen Hochschule
Hannover treffen sich regelmäßig Synästhetiker zum Austausch ihrer Alltagserlebnisse, die für Nichtsynästhetiker zunächst befremdlich erscheinen. Diese in der Mehrzahl ausgesprochen ausgeglichenen
und begabten Menschen werfen für die Synästhesieforschung, die dieses Phänomen als „Hyperbinding“ modellhaft für die Bewusstseinsforschung sieht, regelmäßig faszinierende Fragestellungen auf.
Mittels fMRI und anderer funktioneller Untersuchungsmethoden konnte eine entscheidende Rolle
limbischer Anteile herausgestellt werden. Evaluationen zur Phänomenologie, wie z.B. dem häufigeren Auftreten luzider Träume (82 %), Häufungen bestimmter Kopplungen von Farben und Buchstaben
(A+rot = 49%), spezieller mnestischer Fähigkeiten und Schilderungen von Grenzerfahrungen bieten
ein buntes Bild neuer Erkenntnisse zur Synästhesie.
Symposium: Synaesthesia
44
The neurophysiology of synaesthesia
David Linden, Julia Sperling, Vincent van de Ven, Lars Muckli, James Waltz, Wolf Singer,
Rainer Goebel, Hinderk Emrich, Markus Zedler
Neurophysiologie
Max-Planck-Institut für Hirnforschung
Deutschordenstraße 46; 60528 Frankfurt
[email protected]
Synaesthesia is a perceptual phenomenon in which specific events in one sensory modality induce
vivid sensations in another. We investigated the hypothesis that the colour experience in phonemecolour and grapheme-colour synaesthesia is accompanied by an activation of the human colour area
(V4v/V8) using functional magnetic resonance imaging (fMRI) on 6 subjects. With retinotopic and
colour mapping we could confirm that colour stimuli specifically activate area V4v/V8. Achromatic
letters that elicited a synaesthetic colour experience led to a significantly higher activation of V4v/V8
than those that did not, regardless of whether they were presented visually or acoustically. These findings support the theory that the grapheme- and phoneme-induced colour sensations in synaesthesia
are subserved by an activation of the colour areas of extrastriate visual cortex.
Does X Mark the Spot in Synaesthesia? Results of a genetic scan of the X-chromosome and
implications for the genetics of synaesthesia.
Julian Asher, Elena Maestrini, Anthony Monaco, Simon Baron-Cohen
Departments of Psychiatry and Experimental Psychology
University of Cambridge
Downing Site; CB2 3EB Cambridge (Großbritannien)
[email protected]
The 1996 Baron-Cohen et al study of prevalence and familiality established a 6:1 F: M ratio among
coloured-word synaesthetes, with a 0.05% population prevalence vs. a 48% prevalence among firstdegree relatives of synaesthetes and higher risk to female than to male relatives. We hypothesised
that the mode of inheritance was X-linked, most likely either autosomal dominant with sex limitation
or sex-linked dominant with lethality. 20 families multiplex for coloured-word synaesthesia were
then recruited, and all synaesthetes verified via the Baron-Cohen et al Test of Genuineness. Genetic
samples were gathered from both affected and non-affected family members and a high-resolution
(≤10cM) genome scan was performed on the X chromosome. While this scan failed to identify any
candidate regions, an X-linked mode of inheritance cannot be conclusively excluded as the study
may have lacked sufficient power to detect a more subtle association. We are now in the process of
conducting a large-scale genetic study that will utilise a high-density whole genome scan on samples
from a larger number of families in hope of locating candidate regions and/or genes. With special
thanks to Shibley Rahman and Hannah Loader of Jesus College, Cambridge, for their contributions
to the groundwork for this study.
45
13
Symposium: Psychological Aesthetics
Einführung und Leitung:
Thomas Jacobsen
Institut fur Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Psychological Aesthetics: Empirical, Experimental, (Neuro)- Cognitive
In 1876, Fechner’s major work on psychological aesthetics, the „Vorschule der Aesthetik“, was published. Letting this year of publication mark the beginning of a strongly empirical psychological
aesthetics, this discipline, the „experimental aesthetics“, is indeed the second-oldest branch of experimental psychology, after psychophysics. In the course of research, a host of factors influencing
aesthetic appreciation and judgment has been identified to this date. As aesthetics is a very complex
topic, it is useful to approach it from different angles, using evolutionary, historical, cultural, educational, (neuro)cognitive, personality, emotional, situational and probably more perspectives. Following
Fechner’s tradition, the present symposium addresses questions in contemporary psychological aesthetics. Methods from cognitive science, cognitive neuroscience, and experimental psychology are
employed to tackle issues in music processing, aesthetic appreciation of artworks, color-form correspondence and the conceptual structure of the term „aesthetics“.
Electrophysiological correlates of aesthetic and descriptive judgments of music
Elvira Brattico, Thomas Jacobsen, Wouter De Baene, Mari Tervaniemi
Institut Psychologie
Universität Helsinki
Siltavuorenpenger 20C; 00014 Universität Helsinki (Finnland)
[email protected]
The aim of the present study was to compare the cortical brain activity during evaluative vs. descriptive judgments of the same musical cadences. Prompted by a visual cue, 15 subjects determined if
the musical sequences sounded correct or incorrect (descriptive judgment task), or if they liked them
or not (evaluative judgment task). Stimuli were 180 different 5-chord cadences of 30 different types,
each transposed over 6 musical scales. To avoid the possible correlation between liking and correctness, ambiguous cadences were introduced, i.e., cadences correct for music theory but less frequently
adopted in compositional practice. While performing the task, subjects’ brain activity was recorded
with a 25-channel electroencephalogram (EEG). Results showed that evaluative processes elicited
larger frontal negativities as compared to descriptive processes. Interestingly, these negativities were
stronger over the right hemisphere. Thus the data suggest the existence of partially separate cortical
systems for aesthetic versus descriptive processing of music.
46
Symposium: Psychological Aesthetics
Cognitive fluency in aesthetic appreciation
Helmut Leder, Benno Belke, Dorothee Augustin
Institut für Psychologie
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Alle 45; 14195 Berlin
[email protected]
Aesthetic judgements are influenced by a number of variables [Leder, H., Explorationen in der Bildästhetik, (2001); Explorations in Aesthetics, Habilitation at the FU Berlin, (Pabst Publisher in press)].
In respect to many preference reactions people tend to like what they know. In cognitive Psychology it
was Zajonc [Journal of Personality and Social Psychology, Monograph Supplements, 9 (2, Pt.2),1-27,
(1968)] who provided a theory according to which, preferences are often based on mere exposure.
However, when applied to the perception and appreciation of art, the results of mere exposure are
rather ambiguous. While preference with simple, unfamiliar objects is presumably based on perceptual fluency, modern painters often explicitly disrupt the ease of processing. Leder [Explorationen in
der Bildästhetik, (2001); Explorations in Aesthetics, Habilitation at the FU Berlin, (Pabst Publisher in
press)] argued that the lack of simple effects with artworks might be due to the needed expertise and
knowledge-based cognitive fluency, which allows the perceiver to process „non – fluent“ artworks
efficiently. Data from two studies using modern abstract artworks are presented which systematically
investigated „natural interest and art knowledge“ and used experimental manipulations of cognitive fluency. Evidence for the influence of cognitive fluency from „style training“ was found and was
particularly strong when perceiver were interested but not particularly skilled in art perception.
Aesthetic Preference for Elementary Color-Shape Combinations
Sebastian Walter, Karl Gegenfurtner
Abteilung Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
In his book „Über das Geistige in der Kunst“ (1912) the Russian painter Wassily Kandinsky presented
the theory that between color and shape exists a relationship of interaction and that therefore there
are better fitting and less fitting color-shape combinations. According to Kandinsky the elementary
colors yellow, red and blue correspond to the elementary shapes triangle, square and circle. To clarify
whether there exists a preference for certain elementary color-shape combinations, we undertook
investigations by means of a questionnaire. In one part the subjects should indicate which of the
colors blue, green, yellow and red appeared to them to fit best with square, triangle and circle. In a
second part the subjects should assign to each color the best fitting shape. 164 students from Germany
(average age 20) and 61 students from Vanuatu (South Pacific, average age 22) were interviewed.
The results show context dependent preferences for certain elementary color-shape combinations,
different from those proposed by Kandinsky.
Symposium: Psychological Aesthetics
47
A primacy of beauty: The aesthetics of things
Erich Schröger, Thomas Jacobsen
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14; 04103 Leipzig
[email protected]
The conceptual structure of the aesthetics of things was investigated. To this end, associative namings
for the word aesthetics were collected from 311 non-artist students in a timed verbal association task.
A large number ( > 500) of different adjectives was produced. The word „beautiful“ clearly was the
most frequently named one. The word „ugly“ was the second-most frequent naming, used by almost
half of the students. All other namings were, by far, less frequently produced. It is argued that the
beautiful-ugly dimension is the primary concept in the aesthetics of things. Thus asking individuals to
perform aesthetic judgments of things, judgments of the beauty of objects, implies instructing them to
perform what comes most natural to them. In other words, the most prototypical aesthetic judgements
are those of beauty. Furthermore, the majority of generated words had a positive valence. This result
contrast comparable studies on emotion terms.
Mere Exposure und Affect Infusion: Zur schnellen ästhetischen Urteilsbildung
Andries Oeberst, Helmut Leder
Institut für Allgemeine, Kognitive und Biopsychologie
Freie Universität Berlin
Hermannstr. 49; 12049 Berlin
[email protected]
Die bisherige Forschung zur ästhetischen Urteilsfindung hat bereits etliche mögliche Einflussgrößen
für zugrunde liegende Verarbeitungsprozesse ausgemacht [Leder, H. Habilitation at the FU Berlin
(2001)]. Unter Bedingungen, die in Zusammenhang gebracht werden mit der Existenz eines auf impliziten Gedächtnisprozessen beruhenden Wahrnehmungssystems [Zajonc, R.B. American Psychologist, 35, 151-175 (1980)], scheinen Präferenzurteile häufig von mere exposure- Effekten beeinflusst
zu sein [Zajonc, R.B. J. of Pers. and Soc. Psych. Monograph Supplements, 9, 2/Pt.2, 1-27 (1968)].
Angewandt jedoch auf die Kunstwahrnehmung, erweisen sich diese Resultate als in besonderer Weise
inkonsitent [Bornstein, R.F. Psych. Bull., 106/2, 265-289 (1989)]. Verschiedene Qualitäten dieses Gegenstandsbereiches kommen als Ursachen dafür in Frage. Aus methodologischem Blickwinkel gerät
auch die gebräuchliche experimentelle Operationalisierung von mere exposure selbst in die Kritik.
So erscheint sie in systematischer Weise anfällig für spezifische Auswirkungen von affect infusion
[Forgas, J.P. Psych. Bull. 117/1, 39-66(1995)]. In einer experimentellen Studie, die ein typisches mere exposure- Paradigma verwendet und versucht die Befindlichkeit der Probanden zu beeinflussen,
wurde dieser Problemstellung nachgegangen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen einen negativen
Effekt für mere exposure auf die Gefallensurteile, jedoch keine Interaktion mit dem deutlich repressiven Einfluss negativer Aktiviertheit auf diese. Eine Neubewertung vergangener Ergebnisse erscheint
trotzdem erforderlich.
Symposium: Psychological Aesthetics
48
Ästhetische Zeichen und Markenpositionierung
Branko Woischwill
Kommunikationspsychologie
Universität der Künste Berlin
Hardenbergstr. 9; 10623 Berlin
[email protected]
Entsprechend der Theorie der Erlebnisgesellschaft [Schulze, Campus, (1996)] können die Deutschen
fünf Erlebnis-Milieus zugeordnet werden. Welche Menschen aus welchen Erlebnis-Milieus bzw. mit
welchen Lebensstilen zu welchen Marken greifen, lässt sich unter anderem mit Hilfe der „Verbraucheranalyse 2002“ ermitteln. Die Stichprobengröße der „Verbraucheranalyse 2002“ beträgt 30.673
Interviews, wobei die Grundgesamtheit der Untersuchung die deutschsprachige Bevölkerung ab 14
Jahren in Privathaushalten beinhaltet, die somit 64,1 Millionen Personen entspricht. Im ersten Schritt
der Untersuchung wird mit Hilfe der „Verbraucheranalyse 2002“ erforscht, wie stark die Wahl einer
bestimmten Produktmarke mit einem bestimmten Lebensstil/Erlebnis-Milieu des Käufers korrespondiert. Im zweiten Schritt wird dann die Anzeigenkampagne der betreffenden Produktmarke nach den
verwendeten ästhetischen Zeichen untersucht. Es wird erwartet, dass bei den Marktführern eines Produktsegmentes die Korrespondenz zwischen den milieuindizierenden Zeichen der Käufer und den
benutzten ästhetischen Zeichen der Anzeigenkampagnen des jeweiligen Produktes überdurchschnittlich hoch ist.
49
14
Symposium: Farbwahrnehmung
Einführung und Leitung:
Karl Gegenfurtner†, Hans Irtel‡
†Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Giessen
[email protected]
‡Allgemeine Psychologie
Universität Mannheim
Schloss; 68131 Mannheim
[email protected]
Farbwahrnehmung
Farbwahrnehmung dient der Orientierung im Raum und dem Erkennen von Objekten und ihrer Eigenschaften. Diese Aufgaben setzen Invarianz der wahrgenommenen Oberflächenfarbe gegenüber
inzidentellen Beleuchtungsänderungen voraus, Farbkonstanz also. Die Konstanzleistungen beim Kategorisieren von Farben werden im Beitrag von Karl Gegenfurtner und Sebastian Walter untersucht.
Neuere Modelle der Farbkonstanzmechanismen nehmen bestimmte spektrale Eigenschaften natürlicher Farbreize an, um die Aufgabe lösbar zu machen. Welche Voraussetzungen dafür notwendig sind,
wird von Johannes Andres analysiert. Im Beitrag von Eike Richter und Johannes Andres wird durch
eine spezielle Beobachtungsmethode untersucht, ob die Kontrastcodierung als eine mögliche Grundlage von Farbkonstanz als rein retinaler Mechanismus aufgefasst werden kann. Farbwahrnehmung im
Dienste der Objekterkennung verlangt auch die Trennung von Figur und Grund, von Objektoberfläche und Beleuchtung. Mechanismen die dies leisten haben häufig Kontexteffekte zur Folge, die in
bestimmten Situationen zu Täuschungenführen, in natürlichen Situationen aber in der Regel zu erfolgreichem Erkennen beitragen. Die Rolle der Trennung von Objekteigenschaften und Beleuchtung
bei sehr einfachen Reizkonstellationen untersuchen Vebjørn Ekroll, Franz Faul und Reinhard Niederée. Farben dienen nicht nur dem Segmentierungsprozess der Objekterkennung. Dieser liefert ja nur
die geometrischen Objekteigenschaften. Farben dienen auch dem Erkennen semantischer Objekteigenschaften indem sie in vielfältiger Weise Assoziationen erzeugen. Wie stabil solche semantischen
Farbassoziationen sind, wird von Ursula Weigel und Jürgen Heller gefragt. Der Abschlussbeitrag
von Hans Irtel schließlich stellt einige Aspekte eines Programmpakets zur Steuerung psychologischer
Experimente vor, wodurch sich dieses System besonders gut zur Steuerung von Experimenten zur
Farbwahrnehmung eignet.
Symposium: Farbwahrnehmung
50
Farbkonstanz und Farbkategorisierung
Karl Gegenfurtner, Sebastian Walter
Abteilung Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Giessen
[email protected]
Unter Farbkonstanz versteht man die Eigenschaft, Objekten trotz Beleuchtungsänderungen eine konstante Farbe zuweisen zu können. Wir benutzten zur Messung der Farbkonstanzleistung eine Farbkategorisierungsaufgabe. Die Reize wurden auf einem Bildschirm dargeboten, der von einer gleichmässig beleuchteten Kammer umgeben war. In jedem Durchgang erschien kurz ein farbiger Kreis auf
dem Bildschirm, dessen Farbe zufällig aus einer Ebene gleicher Leuchtdichte des Farbraums gewählt
wurde. Die Probanden mussten den Reizen mögliche Farbnamen zuordnen. Die Versuchskammer war
entweder neutral grau beleuchtet, oder die Beleuchtung war hin zu einer der vier Gegenfarben (rot,
grün, blau, gelb) verschoben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Vpn sehr exakt in der Lage sind, die
Farben in 4-9 verschiedene Kategorien einzuordnen, obwohl es zwischen den Vpn zu deutlich unterschiedlichen Kategoriengrenzen kommen kann. Änderungen der Beleuchtung werden von den Vpn
nahezu vollständig ( > 90%) kompensiert, wobei auch die Kategoriengrenzen einfach in Richtung der
Beleuchtungsänderung verschoben werden.
Beleuchtung und Farbkörper
Johannes Andres
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Olshausenstraße 40-60; 24098 Kiel
[email protected]
Ein zentrales Problem im Rahmen der Farbkonstanz ist die Beleuchtungsschätzung, die oft mit Hilfe
höherer Szenenstatistiken vorgenommen wird. Zur Auslotung der prinzipiellen Grenzen solcher Ansätze ist die Frage interessant, ob die Form des Farbkörpers unter einer gegebenen Beleuchtung eine
Rekonstruktion dieser Beleuchtung gestattet. Die Antwort auf diese Frage ist positiv, wenn gewisse
Eigenschaften der Spektralwertkurven vorausgesetzt werden. Diese Zusammenhänge sollen genauer
untersucht werden.
Symposium: Farbwahrnehmung
51
Kontrastcodierung und die systematische Kontextvariation haploskopischer Reize
Eike M. Richter, Johannes Andres
Institut für Psychologie
Universität Potsdam
Golm Campus; 14415 Potsdam
[email protected]
Asymmetrische Farbabgleiche von Kontextreizen gelingen in der Regel nicht vollständig. Diese mit
gewissen basalen Segmentierungsmechanismen des visuellen Systems verbundenen Befunde werden durch gegenwärtige Modelle der Kontrastcodierung nicht abgedeckt. Faßt man Kontrastcodierung als Beschreibung rein retinaler Mechanismen auf, so könnten die Schwierigkeiten mit speziellen
haploskopischen Darbietungen vermieden werden. In einem Versuch, die Abhängigkeit der Parameter spezifierter Modelle von Umfeldern zu bestimmen und gegebenenfalls Verletzungen verschiedener
Modellvorhersagen aufzudecken, wurde hier insbesondere geprüft, ob Inkremente und Dekremente
unterschiedliche Mechanismen der Szenensegmentierung aktivieren. Dazu wurden Infelder achromatischer Testreize in ihrem Luminanzkontrast und die Umfelder von Abgleichsreizen im Farbraum entlang der Rezeptorachsen systematisch variiert. Die Daten stimmten mit den Annahmen affin linearer
Modelle gut überein. Der Ratioansatz machte näherungsweise zutreffende Vorhersagen zum Zusammenhang von Umfeldern und Parametern. Statistische Abweichungen waren allerdings sowohl für
dekrementelle als auch für inkrementelle Reize zu verzeichnen, die sich in anschließenden Schwellenexperimenten nur für die Dekremente auch als perzeptuell bedeutsam erwiesen.
Zur Bedeutung von Farbspaltung bei Kontexteffekten in der Farbwahrnehmung
Vebjørn Ekroll, Franz Faul, Reinhard Niederée
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Olshausenstr. 62; 24118 Kiel
[email protected]
Anderson [Perception, 26, 419 (1997)] argumentiert, dass sich zahlreiche Kontexteffekte der Farbwahrnehmung, die bei komplexeren Stimuli auftreten, nicht allein auf basale Mechanismen wie Adaptation und opponente Umkodierung zurückführen lassen, sondern dass in diesen Fällen Mechanismen zum Tragen kommen, die das lokale Farbsignal in zwei gleichzeitig wahrgenommene ursächlichen Komponenten aufspalten, wie etwa Beleuchtung und Reflektanz oder eine transparente Schicht
und ein dadurch wahrgenommenes Objekt. Neuere experimentelle Befunde [Ekroll, Faul, Niederée
& Richter, Proc Natl Acad Sci USA, 99(20), 13352 (2002)] deuten jedoch darauf hin, dass solche
komplexeren Mechanismen bereits in einfachen Infeld-Umfeld-Reizen eine Rolle spielen. Wir stellen
Ergebnisse aus asymmetrischen Farbabgleichsexperimenten vor, die diese Schlussfolgerung unterstützen: Es zeigte sich, dass einer Reihe gut unterscheidbarer Infeldchromatizitäten im einen Umfeld
jeweils die gleiche Chromatizität im anderen Umfeld als bester Match zugeordnet wurde. Nach der in
Ekroll et al. gegebenen Interpretation, dass in der untersuchten Reizsituation eine „Verhüllung mit der
Umfeldfarbe“ eine wesentliche Komponente des Farbeindrucks darstellt, ist dies zu erwarten, da bei
unterschiedlichen Umfeldfarben notwendigerweise verschiedene Verhüllungkomponenten vorliegen,
die durch Veränderungen der Infeldchromatizität nicht kompensiert werden können.
Symposium: Farbwahrnehmung
52
Wie frisch ist rot? – Zur Struktur von Farbattributen
Ursula Weigel, Jürgen Heller
Institut für Experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg
[email protected]
Begriffe, die geeignet sind, Farben zu beschreiben, werden als Farbattribute bezeichnet. In der Farbwahrnehmung werden Farbattribute wie „Farbton“, „Sättigung“ und „Helligkeit“ betrachtet, die in direkter Beziehung zu den Farbkoordinaten stehen und zu einer eindimensionalen Skalierung der Farben
führen. Die angewandte Farbwirkungsforschung (Werbung, Produktgestaltung, etc.)interessiert sich
für weitere Farbattribute, wie beispielsweise „frisch“, „aktiv“ oder „natürlich“. Unter Verwendung des
BTL-Modells [Bradley & Terry, Biometrica, 39, 324-345 (1952); Luce (1959)] wurde experimentell
untersucht, ob die Charakterisierung von Farben mittels derartiger Attribute durch eindimensionale
Skalen beschrieben werden kann. Hierzu beurteilten 57 Versuchspersonen, in welchem Ausmaß jedes
von 11 ausgewählten Attributen auf 22 vorgegebene Farben zutrifft. Für jedes der Attribute wurde
statistisch überprüft, ob sich die Farben durch eine eindimensionale BTL-Skala repräsentieren lassen. Die Ergebnisse bestätigen diese Hypothese in 9 von 11 Fällen. Es lassen sich somit auch solche
Attribute von Farben als eindimensionale Skalen interpretieren, die sich nicht unmittelbar auf den
Wahrnehmungseindruck, sondern auf deren Wirkung beziehen.
Farbexperimente mit PXLab
Hans Irtel
Allgemeine Psychologie
Universität Mannheim
Schloss; 68131 Mannheim
[email protected]
Das Experimentiersystem PXLab (http: //www.pxlab.de) erlaubt eine präzise Kontrolle der Farbwerte
von Reizen, da alle Farben in Normfarbwertanteilen und Leuchtdichtewerten definiert werden. Die
Normfarbwerte werden von einem Farbverwaltungssystem in gerätespezifische Koordinaten umgerechnet. Eigene Messungen der Gerätekoordinaten und der Leuchtdichtekennlinie können integriert
werden. Darüber hinaus stehen für die Simulation von Oberflächen- und Beleuchtungsfarben Objekte
bereit, deren spektrale Eigenschaften explizit über die Remissionseigenschaften der Farbproben des
Munsell Book of Colors oder über die Angabe von Normlichtarten oder auch von freien Spektralverteilungen bestimmt werden können. Experimente mit PXLab können über eine graphische Benutzeroberfläche interaktiv definiert und ausgeführt werden. Das System ist vollständig in der Programmiersprache Java implementiert und kann durch eigene Klassendefinitionen jederzeit erweitert
werden.
53
15
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer
Anpassung
Einführung und Leitung:
Klaus E. Grossmann
Institut für experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Burgunderstraße 9; 93053 Regensburg
[email protected]
Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
Bindung ist das phylogenetische Programm für besondere Beziehungen von Kindern mit ihren sie
betreuenden Erwachsenen. Vergleichende Untersuchungen auf hormon- und neuro-physiologischer
Ebene ergänzen und unterstützen systematische Beobachtungen und experimentelle Untersuchungen
auf der Verhaltensebene und auf der Ebene mentaler Repräsentationen. Die Bindungstheorie von John
Bowlby und die Bindungsforschung von Mary Ainsworth haben seit den 50er Jahren Grundlagen
gelegt, die ein anthropologisches und interdisziplinäres Paradigma in der Entwicklungspsychologie
etabliert haben. Es reicht von der Evolutionsbiologie über die Vergleichende Verhaltensforschung
bis zu bindungsbedingten Fehlanpassungen. Bindung erfährt, je nach dem Umgang mit der Balance zwischen Bindungs- und Explorationsbedürfnissen kleiner Kinder durch Bindungspersonen, unterschiedliche Qualitäten in der Organisation psychologischer Anpassung. Klaus E. Grossmann (1)
belegt mit längsschnittlichen Entwicklungsdaten Auswirkungen unterschiedlicher Bindungserfahrungen. Anna Katharina Braun (2) zeigt an der südamerikanischen Strauchratte als Tiermodell deutliche
hirnmorphologische Veränderungen als Folge einer wiederholten kurzzeitigen oder einer chronischen
Trennung von einem oder beiden Elternteilen als externe Regulatoren bei der Entwicklung adaptiver
emotionaler Organisation. Karin Grossmann (3) weist nach, dass Väter, anders als Mütter, günstige
Einflüsse auf die Bindungsentwicklung ihrer Kinder haben, wenn sie deren psychische Sicherheit
beim Explorieren gewährleisten. Markus Heinrichs (4) untersucht Stressfreiheit durch Oxytocin bei
stillenden Müttern, die günstig für die externe Regulierung der Bindungsentwicklung der Kinder ist.
Er findet, dass Oxytocin, nasal appliziert, auch bei Männern wirkt. Gottfried Spangler (5) vergleicht
hirnphysiologisch und psychologisch Wahrnehmung von Emotionen bei Erwachsenen und findet charakteristische Veränderungen bei unsicheren Bindungsrepräsentationen, z.B. verminderte Kohärenz
über die Ebenen hinweg.
54
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
Bindungserfahrungen und Bindungsrepräsentationen im Längsschnitt
Klaus E. Grossmann
Institut für experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg
[email protected]
Bindung ist ein phylogenetisches Programm, das die besonderen Beziehung, die ein Säugling zu
beständigen Betreuungspersonen aufbaut, regelt. Phänotypische Ausprägungen umfassen Muster sicheren, unsicheren und desorganisierten Bindungsverhaltens in verschiedenen Ausprägungen, die mit
unterschiedlichen Bindungserfahrungen in Verbindung gebracht werden. In zwei Stichproben wurde
längsschnittlich geprüft, ob sich Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Qualitäten von kleinkindlichen Bindungserfahrungen mit beiden Eltern auch auf der Ebene sprachlicher Darstellungen
bindungsrelevanter Themen im Jugend- und im jungen Erwachsenenalter wieder finden lassen. Zu
mehreren Zeitpunkten, von der Geburt der Kinder an, wurden individuelle und interaktive Verhaltensdaten erhoben. Ab dem 6. Lebensjahr wurden vor allem sprachliche Darstellungen bindungsrelevanter Themen erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass es, trotz mancher statistischer Unabhängigkeit
zwischen frühem Verhalten und narrativen Darstellungen, entscheidende Zusammenhänge gibt. Sie
sind mit 16 Jahren „schwächer“ als mit 22 Jahren. Ausgewählte Ergebnisse werden unter folgendem Gesichtspunkt betrachtet: In die Sicherheit der sprachlichen Bindungsrepräsentation geht einmal
psychische Sicherheit durch kindliche Erfahrungen mit der Beruhigung des Bindungssystems durch
tröstende Nähe ein, und zum andern Sicherheit spendende Unterstützung bei Erfahrungen mit der
realen Welt. Psychische Sicherheit in beiden Bereichen eröffnet den vollen Spielraum, um die Entwicklung „Innerer Arbeitsmodelle“ zu ermöglichen, die es erlauben, die Aufmerksamkeit aktiv auf
Veränderungen in der Welt zu konzentrieren. Diese beide Prozesse sind komplementär, erlauben aber
erst zusammen Repräsentationen psychologischer Anpassung ohne Einschränkungen und Verzerrungen der Wirklichkeit
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
55
Hirnbiologische Veränderungen nach frühkindlichem Elternentzug: Befunde aus der
tierexperimentellen Forschung
Anna-Katharina Braun
Institut für Biologie
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Brennecke Straße 6; 39118 Magdeburg
[email protected]
Die erste emotionale Bindung im Leben eines Neugeborenen, die Bindung zu den Eltern, ist offenbar
„prägend“ für spätere sozio-emotionale Fähigkeiten. Störungen der Kind-Eltern Kommunikation führen zu dauerhaften Defiziten nicht nur im emotionalen sondern auch im kognitiven Bereich, die bis
hin zu klinischen Symptomen wie Verhaltensstörungen, und Angsterkrankungen führen können. Unsere tierexperimentellen Arbeiten an Nagern weisen darauf hin, dass die Kind-Eltern Beziehung als
Regulator der Hirnentwicklung fungiert, und dass eine Störung dieser Beziehung zu Veränderungen
der synaptischen Verschaltungsmuster im Gehirn führt, so dass eine normale geistige Entwicklung
nicht mehr gewährleistet ist. Hierbei sind offenbar insbesondere die limbischen Schaltkreise betroffen, die bei emotionalem Verhalten, Lernen und Gedächtnisbildung eine Rolle spielen. An Strauchratten konnten wir zeigen, daß Jungtiere wenige Tage nach der Wegnahme von den Eltern messbare Veränderungen von dopaminergen, serotonergen, Benzodiazepin- und NMDA-Rezeptordichten in
Regionen des limbischen Systems aufweisen. Darüber hinaus besitzen diese depriviert aufgewachsenen Tiere signifikant veränderte Dichten von erregenden Synapsen im anterioren cingulären Cortex
und im Hippocampus. Dies könnte unter anderem für die im Verhaltensversuch beobachtete erhöhte
Überaktivität der Tiere verantwortlich sein. Weiterführende Untersuchungen sollen prüfen, inwieweit
sich dieses Tiermodell für die experimentelle Analyse von entwicklungs- und umweltinduzierten Verhaltensstörungen eignet.
56
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
Die „andere“ Bindung des Kindes zum Vater: Messung und längsschnittliche Korrelate
Karin Grossmann
Institut für experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg
[email protected]
In der Bindungsforschung wurde lange ungeprüft davon ausgegangen, daß Qualitäten die Kind-Vater
Bindung und die väterliche Interaktionsgüte mit denselben Messmethoden wie die Kind-Mutter Bindung zu erfassen sei. Väterliche Feinfühligkeit zum Säugling und die standardisierte Fremde Situation
als Erhebungsinstrument für die Qualität der Bindung des Kindes an den anwesenden Elternteil hatten
jedoch für die Kind-Vater Beziehung nicht die gleiche Vorhersagekraft für die soziale Entwicklung
des Kindes wie für die Messinstrumente der Kind-Mutter Bindung. In Längsschnitt-Studien haben
wir das Verhalten der Väter im ersten Jahr und die väterliche Feinfühligkeit im Sinne von Vermittlungsgüte im Spiel mit einem neuen Spielmaterial im Alter des Kindes von 24 Monate auf einer
neu entwickelten Skala beurteilt. Feinfühligkeit und Bindungsmaße des Kindes und der Eltern zeigten für den Vater eine andere Vernetzung von Zusammenhängen als für die Mutter. Während für
die Kind-Mutter Bindung das Verhalten des Kindes bei psychischer Belastung zentral war, war es
für die Kind-Vater Bindung die Unterstützung des Vaters beim Spiel. Die mütterliche Feinfühligkeit gegenüber dem Säugling im ersten Jahr und die väterliche Spielfeinfühligkeit gegenüber dem
Zweijährigen sagten beide die Wertschätzung des erwachsen gewordenen Kindes gegenüber seinem
Liebespartner über zwanzig Jahre später voraus. Die anthropologisch eindeutig andere Rolle des Vaters als Bindungsperson für die Entwicklung des Kindes erfordert andere Methoden als die Erfassung
der Kind-Mutter-Bindung. Wir interpretieren die Befunde im Sinne einer zusammenfassenden Erweiterung des Konzeptes Sicherheit der Bindung und des Konzepts Sicherheit der Exploration zu dem
übergreifenden Konzept „psychische Sicherheit in Bindungsbeziehungen“.
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
57
Stressreduzierende und bindungsfördernde Funktionen des Stillens:
Die mütterliche Perspektive
Markus Heinrichs
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Zürichbergstraße 43; 8044 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Während die Bedeutung des Stillens für das Kind als gut untersucht gilt, sind positive Effekte des Stillens für die Mutter bislang wenig bekannt. Befunde aus der jüngsten tierexperimentellen Forschung
zeigen, dass die Stressreaktivität während der Zeit der Laktation deutlich reduziert ist. Erste Humanstudien aus unserer Arbeitsgruppe bestätigen, dass auch beim Menschen die Stressreaktivität der
Mutter durch das Stillen reduziert wird. Demnach bewirkt Stillen vor einer Stresskonfrontation eine
Unterdrückung der psychoendokrinen Stressantwort auf akute psychosoziale Belastungen. Stillen hat
somit einen kurzfristigen protektiven Effekt auf die Stressreaktion der Mutter. Als zugrundeliegender
Mechanismus wird das während des Stillvorgangs freigesetzte Neuropeptid Oxytocin diskutiert, welches in jüngsten Tierstudien neben den bekannten reproduktionsbiologischen Effekten auch als zentraler Mechanismus für stressreduzierende und anxiolytische Effekte positiver sozialer Interaktion (z.
B. Mutter-Kind-Bindung) diskutiert wird. In einer weiteren Studie zeigte sich in einem placebokontrollierten Doppelblinddesign, dass eine exogene Stimulation durch intranasal appliziertes Oxytocin
bei Männern die gleichen stressprotektiven Effekte auf die psychische und endokrine Stressantwort
hat wie die endogene Stimulation des Hormons während des Stillens bei Frauen. Die Implikationen
dieser Befunde für die Bindungstheorie werden diskutiert.
58
Symposium: Bindung und die Qualität psychologischer Anpassung
Bindung und Emotionswahrnehmung: Psychologische und physiologische Prozesse
Gottfried Spangler
Institut für Psychologie I
Universität Erlangen
Bismarckstr. 6/II; 91054 Erlangen
[email protected]
Die Bindungstheorie geht davon aus, dass sich Personen unterschiedlicher Bindungsrepräsentation in
der Emotionswahrnehmung unterscheiden. Letztere spielt eine entscheidende Rolle für die Regulation
sozial-emotionaler Interaktionen und trägt als Komponente der Feinfühligkeit wesentlich zur Transmission von Bindungsmustern bei. In einer Reihe von Experimenten haben wir bei Erwachsenen
den Einfluss von Bindungsunterschieden auf die Wahrnehmung von Emotionen untersucht, wobei
Emotionswahrnehmungsprozesse sowohl auf psychologischer wie auch auf physiologischer Ebene
erfasst wurden. Als Stimuli dienten Kinderbilder und -filmszenen unterschiedlicher emotionaler Valenz. Als Parameter für die Emotionswahrnehmung wurden subjektive Beurteilungen (Wahrnehmen
und Erleben der Valenz und Intensität der kindlichen Emotionen), mimische Reaktionen (simultan
zur Bildpräsentation mittels EMG abgeleitet), die Lidschlussreflexamplitude (als Maß für emotionale Bewertung auf subkortikaler Ebene), sowie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie
erfasste Aktivierungen von Hirnarealen verwendet. Bindungsrepräsentationsmuster (sicher, unsicherdistanziert, unsicher-verwickelt) wurden jeweils durch das Bindungserwachseneninterview bzw. das
Bindungserwachsenenprojektiv erhoben. Erste Befunde zeigen, dass Emotionswahrnehmungsprozesse auf den verschiedenen Organisationsebenen identifiziert werden können und dass sich theoretisch
erklärbare Reaktionsmuster in Abhängigkeit von Bindungsunterschieden nachweisen lassen. So konnten beispielsweise bei Erwachsenen mit einer vermeidenden Bindungsrepräsentation eine verminderte
verarbeitungsebenen-übergreifende Kohärenz sowie negative Bewertungstendenzen, v.a. auf subkortikaler Ebene festgestellt werden. Weiterhin sind bei Personen mit unsicherer Bindungsrepräsentation
bzw. niedriger Kohärenz bei Darbietung insbesondere negativer kindlicher Emotionen höhere Aktivierungen im frontalen und limbischen Cortex, in den Basalganglien und im Cerebellum erkennbar,
also in Strukturen, die auch in anderen Studien mit Emotionsverarbeitung in Zusammenhang gebracht
wurden. Die Befunde werden auf dem Hintergrund bindungstheoretischer Annahmen diskutiert.
59
16
Symposium: Psychologie der Emotion aus der Sicht
verschiedener Disziplinen
Einführung und Leitung:
Alfons Hamm†, Harald Schupp‡
Institut für Psychologie
Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Franz-Mehring-Str. 47; 17487 Greifswald
† [email protected][email protected]
Psychologie der Emotion aus der Sicht verschiedener Disziplinen
Instinktiv scheint jeder zu wissen, was eine Emotion ist. Dennoch ist dieses Konzept unter Wissenschaftlern häufig Gegenstand heftiger Debatten. Gibt es zwei fundamentale Emotionen oder sechs
oder noch mehr? Haben Tiere Emotionen, oder brauchen wir das Bewußtsein und die Sprache für
unsere Emotionen? In diesem Symposium werden diese Fragen aus der Sicht verschiedener psychologischer Disziplinen beleuchtet. Gemeinsamer Ausgangspunkt ist dabei die Überzeugung, dass
Emotionen ein Produkt der Evolution sind und deren Ausdruck im Verhalten und in den beteiligten physiologischen Systemen durch bestimmte Teile des Gehirns gesteuert werden. In dem ersten
Beitrag (Schupp et al.) wird erläutert, wie emotionale Schaltkreise des Gehirns schon sehr früh die
Enkodierung von Umweltreizen modulieren können und wie Sie die Einspeicherung von emotional signifikanten Ereignissen im Gedächtnis selektiv beeinflussen können. Der zweite Beitrag von Stemmler beschreibt, wie diese emotionalen Netzwerke die Regulation der jeweiligen Verhaltensanpassung
übernimmt. Es wird gezeigt, dass die physiologischen Reaktionsmuster sehr genau auf den jeweiligen Kontext der Handlung angepasst werden, auf welche die Emotion den Organismus präpariert. Im
dritten Beitrag von Banse wird erläutert, inwieweit dispositionelle Anteile (Temperamente) in diesen
Regulationsprozess eingreifen können. Dabei vewendet die Arbeitsgruppe von Banse den impliziten
Assoziationstest, um Temperamentseigenschaften zu erfassen. Schließlich wird in dem Beitrag von
Rockstroh und Elbert erläutert, was passieren kann, wenn diese Systeme der Emotionsregulation entgleisen. Am Beispiel der Post-traumatischen Belastungsstörung wird gezeigt, was passiert, wenn sich
die funktionelle Plastizität des emotionalen Gedächtnisses durch traumatische Erfahrungen verändert.
Neuropsychologische Grundlagen der Emotionsregulation
Lutz Jäncke
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Treichlerstraße 10; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Der Orbitofrontalcortex (OFC) wird im Allgemeinen als wichtige Schaltstation aufgefasst, welche
das Großhirn mit den Strukturen des Limbischen Systems verbindet. Die Aufgabe des OFC ist wahrscheinlich das Limbische System mit vorverarbeiteten Informationen aus den Gedächtnisspeichern
des Frontalcortex zu versorgen. Im Rahmen des Vortrages sollen neuere Befunde dargestellt werden,
welche diese Hypothese unterstützen. Insbesondere wird mittels kernspintomographischer Befunde
gezeigt, dass die neuronale Aktivierung des OFC im Verlauf wiederholter Verarbeitung von emotionalen Stimuli habituiert. Des Weiteren werden erste Befunde vorgelegt, die auf eine wichtige Rolle
des OFC im Zusammenhang mit der klassischen Konditionierung von emotionalen Reizen hinweist.
Symposium: Psychologie der Emotion
60
Emotion und Aufmerksamkeit: Ein Beitrag zur Emotions-Kognitions-Debatte
Harald Schupp, Jessica Stockburger, Almut Weike, Alfons Hamm
Abteilung Klinsiche und Physiologische Psychologie
Universität Greifswald
Anklamer Straße 47; 17487 Greifwald
[email protected]
Die Betrachtung der neuronalen Organisation von Emotion und Kognition im Gehirn eröffnet
neue Perspektiven in der Emotions-Kognitions-Debatte. Unsere Forschungsarbeiten zur emotionalen
Steuerung von Aufmerksamkeit konzentrieren sich auf zwei Teilprozesse kognitiver Verarbeitung:
(1) Emotionale Reize werden bereits auf sensorischer Ebene selektiv verarbeitet, d.h. emotionale
Schaltkreise regulieren die perzeptuelle Repräsentation visueller Reize, bevor diese bewusst erkannt
werden (frühe Selektion). (2) Emotionale Reize werden im Arbeitsgedächtnis selektiv repräsentiert
(späte Selektion). In einer Serie von Studien mit ereigniskorrelierten Hirnpotentialen (ERPs) wurden
spezifische ERP-Komponenten identifiziert, welche die frühe und späte Selektion emotionaler Reize
abbilden. Aktuelle Studien untersuchen den Wettbewerb implizit emotionaler und explizit kognitiver
selektiver Aufmerksamkeit. Trotz der Durchführung von kognitiven Aufgaben zeigte sich eine frühe
selektive Verarbeitung von emotionalen Bildern, während die späte Selektion der emotionalen Inhalte
nicht mehr zu beobachten war. Diese Studien belegen die Modulation kortikaler Subsysteme durch
emotionale Bewertungsprozesse und demonstrieren, wie eine neurowissenschaftliche Perspektive zur
Präzisierung der Emotions-Kognitions-Interaktion beitragen kann.
Somatoviszerale Regulation von Emotionen
Gerhard Stemmler
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
Emotionen haben distinkte Ziele und erfordern differenzierte somatoviszerale Aktivierungen für Protektion des Organismus und Handlungsvorbereitung. Das Gehirn veranlasst die Ausführung koordinierter autonomer Regulationsmuster. Das periphere Nervensystem bewirkt die dafür erforderlichen
Feinregulationen der Zielorgane. Regulationsmuster sind im physiologischen Zustandsraum („physiologische Landkarten“) erkennbar. Als Zwischenbilanz wird festgehalten, dass im Gegensatz zur Auffassung von Cannon spezifische physiologische Emotionsmuster unter kontrollierten Bedingungen
erwartet werden können. Eine Metaanalyse der Forschungsliteratur weist für die Emotionen Angst
und Ärger in der Tat auf eine beträchtliche somatoviszerale Spezifität hin. Eine Aufklärung der funktionalen Bedeutung von physiologischen Emotionsmustern muss neben den spezifischen allerdings
auch die unspezifischen Reaktionen heranziehen. Es wird vorgeschlagen, dass physiologische Emotionsmuster aus mindestens drei Komponenten zusammengesetzt sind: dem nicht-emotionalen Kontext,
einer spezifischen somatoviszeralen Adaptation oder „Emotionssignatur“ sowie den Effekten aus den
Erfordernissen der aktuellen Situation in der Zielverfolgung einer Emotion.
Symposium: Psychologie der Emotion
61
Implizite Emotionalität: Reaktionszeitmaße zur Erfassung von Trait-Ärger und Aggressivität
Rainer Banse
Institut für Psychologie
Humboldt-Universität Berlin
Oranienburger Str. 18; 10178 Berlin
[email protected]
In der Angstforschung werden seit langem reaktionszeitgestützte Verfahren zur Erfassung der dispositionellen Ängstlichkeit verwendet. Neure methodische Entwicklungen in der sozialen Kognitionsforschung eröffnen nun die Möglichkeit, die Disposition zu beliebigen Emotionen und emotionsnahen
Verhaltensweisen im Selbstbild der Probanden zu erfassen. Als besonders vielversprechend zur Erfassung von Temperamentseigenschaften wie Schüchternheit und Ängstlichkeit hat sich der Implizite
Assoziationstest [Greenwald, A. G., McGhee, D. E., & Schwartz, J. K. L., Journal of Personality and
Social Psychology, 74, 1464-1480 (1998)]erwiesen. Neben einem kurzen Überblick über den aktuellen Forschungsstand wird dieser Forschungsansatz anhand von mehreren Labor- und Feldstudien
zu den Konstrukten Ärgerlichkeit und Aggressivität dargestellt. Neben den impliziten Maßen wurde
Trait-Ärger und Aggressivität mit expliziten Fragebogenverfahren erhoben. Zusätzlich wurde ärgerliches und aggressives Verhalten durch detaillierte Beobachtung, Beurteilung oder objektive Kriterien
erfasst. Während die Befunde für den Ärgerlichkeits-IAT nicht eindeutig sind, konnte die Validität
des Aggressivitäts-IAT gut bestätigt werden. Möglichkeiten und Probleme von reaktionszeitgestützten Verfahren zur Erfassung habituellen emotionalen Verhaltens werden diskutiert.
Grundlagen emotionaler Verarbeitung aus klinischer Perspektive
Brigitte Rockstroh, Thomas Elbert
FB Psychologie
Universität Konstanz
Postfach D23; 78457 Konstanz
[email protected]
Hirnkorrelate emotionaler Verarbeitung bei Personen mit psychischen Störungen, die Störungen des
Affekts einschließen, können zum besseren Verständnis von Emotionen beitragen. Elektromagnetische Indikatoren der kortikalen Verarbeitung affektiver Reize bei Patienten mit Posttraumatischer
Belastungsstörung, Depressionen, Schizophrenien im Vergleich zu gesunden Probanden ergänzen
Befunde aus der Grundlagenforschung zur Beteiligung frontaler Hirnstrukturen bei emotionalen Prozessen. Veränderte kortikale Aktivitätsmuster (z.B. bei PTSD oder Depressionen) und deren Modifikation nach Intervention legen die Hypothese funktionaler Plastizität des „emotionalen Gehirns“ in
Abhängigkeit emotionaler Erfahrungen (z.B. traumatischer Stress) nahe.
Vorträge
62
17
Vorträge
Top-down Contingencies in Peripheral Cuing: The Roles of Color and Location
Ulrich Ansorge, Manfred Heumann, Ingrid Scharlau
Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Universitätsstr. 25; 33615 Bielefeld
[email protected]
According to contingent-processing accounts, peripheral cuing effects are due to the cues’ inadvertent
selection for processing by control settings set up for targets. Consequently, cues similar to targets
should have stronger effects than dissimilar cues. In the current study, this prediction was confirmed
for cue-target combinations similar or dissimilar in the static features of color (Experiments 1-3,
and 7), and location (Experiments 4-7), even if both, cues and targets, shared the dynamic feature of
abrupt onset. Perceptual priming (Experiment 2), cue-target distance (Experiment 6), and reallocation
of attention did not account for similar-dissimilar differences (Experiments 3, 4, 5, and 6). The results
are best explained by top-down-contingent attentional effects of the similar cues. Implications for
bottom-up accounts of peripheral-cuing effects are discussed.
Wann die wiederholte Verarbeitung episodischer Gedächtnisinhalte
zu Vergessen führt – und wann nicht
Alp Aslan, Karl-Heinz Bäuml
Institut für Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93053 Regensburg
[email protected]
Während die Präsentation einer Teilmenge zuvor gelernter Items zum intensiveren Lernen das spätere
Erinnern der restlichen Items nicht beeinflusst [Part-List Relearning – PLR], führt die Präsentation
derselben Items als Hinweisreize zu Vergessen [Part-List Cuing – PLC]. PLR und PLC unterscheiden
sich in der Aufgabenart (Lernen vs. Verwendung als Hinweisreiz). Sie unterscheiden sich jedoch
auch im Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung (Lernphase vs. Testphase). Um zu entscheiden,
welcher der beiden Faktoren für die unterschiedlichen Effekte von PLR und PLC verantwortlich ist,
variierten wir in beiden Aufgaben den Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung: wir präsentierten
die Items entweder 3 min vor dem Erinnerungstest oder unmittelbar vor dem Erinnerungstest. Die
Ergebnisse replizieren die typischen Befunde von PLR und PLC. Sie zeigen darüber hinaus, dass die
Effekte nicht vom Zeitpunkt der wiederholten Itemdarbietung abhängen. Dieser Befund legt nahe,
dass allein die Art der Verarbeitung von Items darüber entscheidet, ob ihre wiederholte Darbietung
zum Vergessen verwandten Materials führt oder nicht.
Vorträge
63
Struktur und Bedeutungsbeziehungen beim Handlungsverstehen
Patric Bach, Thomas C. Gunter, Günther Knoblich, Wolfgang Prinz, Angela D. Friederici
Kognition & Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Handlungen können durch Millionen von Akteuren auf eine Vielzahl von Objekten angewendet und
dabei sogar über Werkzeuge vermittelt werden. Das Verstehen von Handlungen ist deshalb ein kombinatorisches Problem, das nur gelöst werden kann, wenn Wissen über die beteiligen Akteure, Bewegungen und Objekte aufeinander bezogen wird. Wir zeigen, daß zwei Arten von Informationen für
den Aufbau dieser Relationen verwendet werden. Den Versuchspersonen wurden Objekte und auf diese gerichtete Handlungen gezeigt, die bezüglich ihres Zueinander-Passens beurteilt werden mussten.
Handlung und Objekt konnten bezüglich ihrer Bedeutung (z.B. Schraubenzieher wird in Schlüsselloch
gesteckt) oder bezüglich ihrer strukturellen Merkmale (Orientierung des Schraubenziehers passt nicht
zu der der Schraube) zueinander passen oder nicht. Behaviorale und elektrophysiologische Daten zeigen, daß Struktur- und Bedeutungsbeziehungen durch zwei parallele Prozesse verarbeitet werden,
die mit unterschiedlichen ERPs einhergehen. Während mangelnde bedeutungsmäßige Passung eine
N400-Komponente hervorrief, führte mangelnde strukturelle Passung zu einer links lateralisierten
Negativierung im gleichen Zeitbereich.
Die Bewertung visueller Anforderungen im Fahrzeug
Martin Baumann, Diana Rösler, Georg Jahn, Josef F. Krems, Klaus Bengler
Institut für Psychologie
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz
[email protected]
In zunehmendem Maße finden Fahrerassistenzsysteme Verwendung in modernen Kraftfahrzeugen.
Neben vielfältigen Vorteilen bergen diese Systeme aber auch die Gefahr, den Fahrer von seiner primären Aufgabe, dem Führen des Fahrzeugs, abzulenken, und seine Sicherheit zu gefährden. Deshalb
ist es Ziel internationaler Bestrebungen, standardisierte Verfahren zu entwickeln, die es erlauben, die
Ablenkungswirkung von Fahrerassistenzsysteme zu bewerten. In einer Laboruntersuchung wurden
zwei Kandidaten solcher Bewertungsverfahren – die Okklusionsmethode und die Peripheral Detection Task (PDT) – verglichen. Bei der Okklusionsmethode wird die Sicht der Versuchsperson auf das
jeweilige Aufgabenmaterial wiederholt für definierte Zeitintervalle unterbrochen und freigegeben. Bei
der PDT muss die Versuchsperson, während sie die jeweilige Experimentalaufgabe bearbeitet, eine visuelle Entdeckungsaufgabe durchführen. 24 Versuchspersonen bearbeiteten sowohl unter Okklusionsund als auch unter PDT-Bedingung zwölf verschiedene Experimentalaufgaben. Die Ergebnisse zeigen, dass beide Methoden die zwölf Aufgaben hinsichtlich ihrer Ablenkungswirkung vergleichbar
beurteilen. Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit Fahrdaten belegt die Validität beider Verfahren.
Vorträge
64
Soziale Erwünschtheit und Skalenformat als Einflussfaktoren
bei der Beantwortung von Wahrscheinlichkeitsaussagen
Freya Becker, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling
Philosophisch-Pädagogische Fakultät – FB Psychologie
Katholische Universität Eichstätt
Ostenstraße 25; 85072 Eichstätt
[email protected]
Befunde zum Fragebogendesign legen nahe, dass potentiell jede mit einem Fragebogen kommunizierte Information für Probanden relevant und somit für die Beantwortung bedeutsam ist. So konnte
gezeigt werden, dass bei Beantwortung von Einstellungsfragen die numerische Beschriftung der einzelnen Skalenpunkte als Interpretationshilfe herangezogen wird. Die vorliegende Arbeit überprüft,
ob diese numerischen Formate einer Ratingskala ebenfalls einen Einfluss auf die Beantwortung von
Wahrscheinlichkeitsaussagen haben; auch Interaktionseffekte zwischen Ratingskalenformat und sozialer Erwünschtheit werden untersucht: In einer Vorstudie wurden mehrere Ereignisse hinsichtlich
ihrer sozialen und individuellen Erwünschtheit eingeschätzt. In der Hauptuntersuchung wurden jeweils vier sehr erwünschte, sehr unerwünschte oder neutrale Ereignisse in einem 3x3-faktoriellen
between-subjects Versuchsdesign jeweils mittels dreier verschiedener Ratingskalenformate (bipolar, negativ, neutral) hinsichtlich ihrer individuellen Ausführungswahrscheinlichkeit eingeschätzt. Es
zeigt sich ein starker Einfluss der sozialen Erwünschtheit auf das Antwortverhalten während Skalenformate in Abweichung von den Hypothesen auch in Interaktion mit sozialer Erwünschtheit keine
Auswirkungen zeigen. Empfehlungen zur Gestaltung von Fragebögen werden abgeleitet.
Stört eine Gehirnhälfte die andere oder kann sich das Gehirn
in ein funktionelles split-brain verwandeln?
Susanne Bergert, Sabine Windmann, Onur Güntürkün
AE Biopsychologie
Universität Bochum
Universitätsstr. 150; 44780 Bochum
[email protected]
Viele Aufgaben können von beiden Gehirnhälften geleistet werden. Daher wäre es effektiv, in jeder
Gehirnhälfte je eine Aufgabe zu bearbeiten. Aber kann eine Gehirnhälfte eine Aufgabe bearbeiten
(Gesichtererkennung) und die andere Gehirnhälfte separat eine zweite (auch Gesichtererkennung)?
Um dies zu untersuchen wurde die Gesichtererkennungsleistung einer Gehirnhälfte 2x getestet: 1x
ohne und 1x mit einer zweiten Gesichtererkennungsaufgabe in der anderen Gehirnhälfte. Dabei zeigte
sich eine verringerte Leistung einer Gehirnhälfte, wenn die andere ebenfalls eine Aufgabe bearbeitete.
Diese Leistungsverringerung könnte drei Ursachen haben: a) zur optimalen Gesichtererkennung sind
Ressourcen aus beiden Gehirnhälften notwendig, b) die Aufgaben interferierten miteinander weil sie
beide gesichterspezifisch waren oder c) die Aufgaben interferierten stimulusunabhängig miteinander.
Um dies zu klären, wurde in einem Folgeexperiment statt der zweiten Gesichtererkennungsaufgabe
eine Namenerkennungsaufgabe benutzt. Da die Leistung auch hier sank, muss Interferenz unabhängig
von den Aufgaben auftreten. Beide Gehirnhälften können demzufolge nicht separat zwei visuelle
Aufgaben bearbeiten sondern stören sich gegenseitig.
Vorträge
65
Assimilation in morpholoisch komplexen Wörtern
Heidrun Bien
Psychologisches Institut II, Allgemeine und Angewandte Psychologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstr. 21; 48149 Münster
[email protected]
In zwei Assimilations-Experimenten wurden Auswirkungen phonologisch möglicher Assimilationen
auf Phonementdeckungsleistungen in morphologisch komplexen Wörtern untersucht. Die regressive
Ortsassimilation wurde mittels Komposita getestet, die progressive Stimmlosigkeitsassimilation mittels präfigierter Verben. Die Wortreize wurden unverändert (Arbeitgeber) oder verändert präsentiert
(Arbeikgeber). Diese Veränderung war auf Grund des Kontextes entweder phonologisch zulässig (Arbeikgeber) oder unzulässig (Arbeipgeber). Zusätzlich wurden die Effekte der Kontextzulässigkeit auf
drei Lexikalitätsebenen betrachtet. Dazu wurden neben existierenden auch neu gebildete Komposita/Präfixverben (Arbeitgebühr) sowie zusammengesetzte Pseudowortreize (Wootgäusch) untersucht.
Die Probanden entschieden, ob das Ausgangsphonem (hier /t/) vorhanden war. Die distribuierte Version des Kohortenmodells erwartet Effekte der Kontextzulässigkeit, am stärksten bei existierenden
Wörtern, am schwächsten bei Pseudowortreizen. Auch TRACE erwartet die meisten Entdeckungen
bei existierenden Wörtern und keine bei Pseudowörtern, jedoch unabhängig vom Kontext. Die Ergebnisse sind vereinbar mit der Annahme unterspezifizierter lexikaler Repräsentation. Kontextzulässigkeit stellte im Experiment zur Stimmlosigkeitsassimilation einen signifikanten Faktor dar, nicht im
Ortsassimilationsexperiment. Lexikale Einflüsse zeigten sich in beiden Experimenten.
Ist der Tie-Effekt SOA-abhängig?
Sven Blankenberger
Institut für Psychologie
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
06099 Halle (Saale)
[email protected]
Einer der robustesten Effekte der Forschung zur mentalen Arithmetik ist der sog. Tie-Effekt: TieAufgaben (3 + 3, 4 × 4) können schneller als Non-Tie-Aufgaben (7 × 5) gelöst werden. Zur Zeit
werden zwei rivalisierende Erklärungen diskutiert: Der Tie-Effekt ist entweder ein Enkodier-Effekt
oder es handelt sich um einen Abruf-Effekt. Ein überraschender Befund besteht darin, dass der TieEffekt bei heterogenen Aufgaben (3 + drei) verschwindet, was für die Enkodier-Erklärung spricht.
Allerdings taucht der Effekt dann wieder auf, wenn vor der Addition oder Multiplikation ein Größenvergleich geleistet werden muss. Ich kann zeigen, dass dieser wiederentstehende Tie-Effekt kritisch
davon abhängt, dass ein Größenvergleich stattfindet – eine einfache zeitliche Verzögerung von der
Präsentation der Operanden bis zur Präsentation des Operators ist nicht ausreichend, um den Effekt
zu erzeugen. Dies lässt den Schluss zu, dass ein geeignetes Gleichheitssignal vorhanden sein muss,
um auf spezielles Tie-Wissen zugreifen zu können.
Vorträge
66
Sprachproduktion und Sprachwahrnehmung: Semantische Transparenzeffekte bei
morphologisch komplexen Wörtern?
Jens Bölte, Pienie Zwitserlood, Petra Dohmes
Psychologisches Institut II
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliedner Str. 21; 48149 Münster
[email protected]
Die Bedeutung morphologisch komplexer Wörter ergibt sich nicht immer aus der Analyse seiner
Komponenten. Der Fokus der Experimente ist die Art der Speicherung morphologisch komplexer
Wörter im mentalen Lexikon. Welchen Einfluss haben semantische Transparenz und Formverwandtschaft? Morphologisch komplexe Wörter sollen dekomponiert oder als komplette Einträge gespeichert sein. Morphologische Verwandtschaft ist möglicherweise nur ein Epiphänomen phonologischer
Formähnlichkeit und semantischer Verwandtschaft. Wir haben drei Bild-Wort Interferenz und ein
lexikales Entscheidungsexperiment durchgeführt. Es fanden sich schwache, aber reliable Effekte semantischer Transparenz. Semantisch intransparente Distraktoren führten zu geringerer Erleichterung
in Bild-Wort Interferenzexperimenten als semantisch transparente. Dieser Effekt trat nur auf, wenn die
erste Komponente (Löwenmähne) des Kompositums den zu produzierende Bildnamen (Löwe) darstellt. Reine Formverwandtschaft führte zu weniger Erleichterung, die nicht auf die Aktivierung eines
gemeinsamen Stammmorphems zurück zu führen ist. Die Ergebnisse sprechen für eine Speicherung
eines dekomponierten Stammmorphems (Löwe). Das lexikale Entscheidungsexperiment unterstützte
die Befunde der Produktionsexperimente.
Kodier-Effekte und begrenzte Aufmerksamkeit beim Diskriminationslernen
Wolfgang Bösche, Rainer Schmidt
Institut für Psychologie
TU Darmstadt
Steubenplatz 12; 64293 Darmstadt
[email protected]
Beim Diskriminationslernen kann sowohl für den Menschen [Deubner & Lachnit, Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie, 41, 1-16 (1994)] als auch für Tiere gezeigt werden, dass Reaktionen auf vorhandene Merkmale schneller erlernt werden als auf fehlende (Feature-Positiv-Effekt).
Diesem Vorteil gegenüber stehen Aufmerksamkeitsnachteile von zusätzlich vorhandenen Merkmalen
beim Tier und Menschen. Während einfache adaptive Netzwerkmodelle den Feature-Positiv-Effekt
erklären können, sagen sie keine Aufmerksamkeitsnachteile vorher. Beim Exemplarmodell von Pearce [Psychological Review, 101, 587-607 (1994)] verhält es sich umgekehrt: Es kann Nachteile zusätzlicher Merkmale erklären, sagt aber keinen Feature-Positiv-Effekt vorher. Es wird ein zusammenfassender Überblick über die bereits in den letzten Jahren auf der TeaP durch die Referenten
vorgestellten Experimente gegeben und eine Meta-Analyse bezüglich der Kodier-Effekte und Aufmerksamkeitsnachteile durchgeführt. Darauf aufbauend wird eine normalisierende Transformation
der Eingabeschicht adaptiver Netzwerke vorgeschlagen, die es erlaubt, sowohl die Vorteile vorhandener Merkmale als auch ihre Aufmerksamkeitsnachteile nichtparametrisch vorhersagen zu können.
Vorträge
67
Intuitives Urteilen über semantische Kohärenz
Annette Bolte
Institut für Psychologie
TU Braunschweig
Spielmannstr.19; 38106 Braunschweig
[email protected]
Unter Intuition wird die Fähigkeit verstanden, Urteile über Zusammenhänge zu fällen, ohne sich der
Grundlage der Urteile bewußt zu sein. Ziel war es, den Zeitverlauf intuitiver Urteilsprozesse mittels
einer Reaktions-Deadline-Prozedur zu untersuchen. Versuchspersonen wurden Worttripel dargeboten, die kohärent, d.h. schwach mit einem viertem Wort (Lösungswort) assoziert waren, oder aber
inkohärent waren, d.h. nicht mit einem gemeinsamen Lösungswort assoziiert waren. Versuchspersonen sollten die Tripel als kohärent oder inkohärent kategorisieren, wobei sie ihr Urteil 1000, 1500,
2000 oder 4000 ms nach Erscheinen der Worttripel abgaben. Nach 1500 ms konnten die Personen
die Worttripel überzufällig korrekt kategorisieren, auch wenn sie nicht auf das Lösungswort kamen.
Dies spricht dafür, daß die Urteile nicht durch einen bewußten Problemlöseprozeß vermittelt waren,
sondern Ausdruck eines spontanen Kohärenzgefühls waren, das auf der unterschwelligen Aktivierung
des Lösungswortes im semantischen Gedächtnis beruht. Auch wenn das Lösungswort nicht bewußt
wird, führt diese Summation von Aktivierung zu einer intuitiven Währnehmung von Kohärenz.
Kardiovaskuläre Belastungsreaktionen bei Kopfrechenaufgaben mit
verbaler und nonverbaler Ergebnisdarstellung
Stephan Bongard
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Olshausenstr. 40; 24098 Kiel
[email protected]
In kardiovaskulären Belastungsuntersuchungen werden Kopfrechenaufgaben häufig als mentaler
Stressor eingesetzt. Jedoch unterscheiden sich Kopfrechenaufgaben in verschiedenen Untersuchungen erheblich. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, ob die Ergebnisse verbal präsentiert werden oder nicht. In der vorliegenden Studie bearbeiteten 48 Studentinnen vier Arten von Aufgaben
in ausbalancierter Reihenfolge. Die Teilnehmerinnen hatten Zahlen einfach zu sprechen oder auf einer Tastatur einzutippen, bzw. serielle Subtraktionsaufgaben zu lösen und das Ergebnis entweder
einzutippen oder laut auszusprechen. Impedanzkardiographisch wurden die hämodynamischen Reaktionen während dieser Aufgaben erfasst. Zusätzlich wurde zu Beginn und nach jeder Aufgabe die
emotionale Befindlichkeit erfragt und die Leistung bei den Subtraktionsaufgaben erfasst. Bei verbaler
Ergebnisdarstellung kam es zu ausgeprägteren Reaktionen in Herzrate, Blutdruck, Herzminutenvolumen und Präejektions-Periode. Bei non-verbaler Ergebnisdarstellung folgten die Reaktionen einem
Muster beta-adrenerger Erregung. Weiterhin zeigten die Pbn bessere Rechenleistungen bei verbaler
Ergebnispräsentation. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass bei verbaler Ergebnispräsentation eine
Konfundierung metabolischer und motivationaler Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem vorliegt, die
durch non-verbale Ergebnisdarstellung bei Kopfrechenaufgaben verhindert werden kann.
Vorträge
68
Simon-Effekte bei stationär bewegten Reizen
Simone Bosbach, Dirk Kerzel, Wolfgang Prinz
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
In dieser Studie wurde untersucht, ob aufgabenirrelevante Richtungsinformation in stationär bewegten
Reizen die manuellen Reaktionen von Versuchspersonen im Sinne eines Simon-Effektes beeinflusst.
Signifikante Simon-Effekte zeigten sich bei der Darbietung von sinusiodalen Gratings, die sich in
einem stationären Gausschen Fenster bewegten. Die Bewegungssignale dieser Stimuli sind sowohl
elementaren wie auch komplexeren Bewegungsdetektoren zugänglich. In einem weiteren Experiment
dienten sich auf-der-Stelle-bewegende Point-light Walker als Stimuli. Ein bewegungsbasierter SimonEffekt zeigte sich immer dann, wenn die Stimuli als aufrecht gehende Läufer interpretiert werden
konnten. Dies lässt darauf schließen, dass die Effekte über eine abstrakte kognitive Repräsentation
vermittelt werden. Gestützt wurde diese Annahme durch die Ergebnisse eines weiteren Experimentes, in dem ein dynamisches Random-Dot Display mit systematischer Variation des Signal-Rausch
Verhältnisses eines unidirektionalen Bewegungssignales präsentiert wurde. Die Ergebnisse bestätigen ferner die These von Hommel [in: Beyond dissociation: Interaction between dissociated implicit
and explicit processing. Rossetti & Revonsuo (Eds.). Amsterdam: John Benjamins, 221 (2000)], dass
automatische Informationsverarbeitungsprozesse einer intentionalen Kontrolle unterliegen.
Die Rolle des fronto-lateralen Kortex bei der Vorbereitung von Aufgaben
Marcel Brass, D. Yves von Cramon
Neurologie
Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Die Fähigkeit sich auf verschiedene Aufgaben vorzubereiten ist entscheidend für die Kontrolle unserer
Handlungen. Sie ermöglicht es uns flexibel auf eine sich ändernde Umwelt zu reagieren. In zwei Experimenten wollten wir die Rolle des fronto-lateralen Kortex bei der Aufgabenvorbereitung untersuchen. Hierzu bedienten wir uns eines Paradigmas, in dem Hinweisreize die Vorbereitung der Aufgabe
ermöglichten. Durch die Verwendung von Versuchsdurchgängen, in denen ausschließlich Hinweisreize dargeboten wurden, konnten wir zeigen, dass der fronto-laterale Kortex hinweisreizbezogene
Aktivierung aufweist. Daraufhin sind wir der Frage nachgegangen, ob sich diese hinweisreizbezogene Aktivierung auf die Kodierung des Hinweisreizes oder den Aufruf der Aufgabe bezieht. Durch
die Verwendung von zwei unterschiedlichen Hinweisreizen pro Aufgabe, konnten wir den Wechsel
zwischen Hinweisreizen und den Wechsel der Bedeutung des Hinweisreizes trennen. Es zeigte sich,
dass der fronto-laterale Kortex nur bei Bedeutungswechseln aktiviert war. Diese Befunde zeigen, dass
dem fronto-lateralen Kortex eine wichtige Rolle bei dem Aufruf von Aufgabenregeln zukommt.
Vorträge
69
Motiv-Reaktionskompatibilität: Effekte auf Reaktions- und Bewegungszeit
Christian Breidenstein, Rosa Maria Puca, Gerhard Rinkenauer
Allgemeine und Angewandte Psychologie
Universität Tübingen
Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen
[email protected]
Lang, Bradley und Cuthbert [Psych. Rev., 97, 377 (1990)] nehmen an, dass Verhalten von zwei unabhängigen, situational aktivierbaren Motivationssystemen – einem Annähern- und einem Meidensystem – gesteuert wird. Bei Aktivierung eines dieser Systeme wird kompatibles Verhalten erleichtert und inkompatibles erschwert. Aufgrund eigener Untersuchungen wurde angenommen, dass diese
Motivationssysteme bereits dispositionell voraktiviert sind und auch in einem neutralen situationalen
Kontext kompatible Armbewegungen erleichtern und inkompatible erschweren sollten. Aufgabe der
Versuchspersonen war es, bei Präsentation eines – neutralen – Stimulus eine Zielbewegung durchzuführen. Unabhängige Variablen waren die Motivdisposition (annähern- vs. meidenmotiviert) und
die Bewegungsrichtung (vorwärts vs. rückwärts). Als abhängige Variablen wurden Reaktionszeit und
Bewegungszeit erfasst. Es zeigte sich, dass Annähernmotivierte bei Bewegungen zum Reiz hin kürzere Bewegungszeiten als bei Bewegungen vom Reiz weg aufwiesen. Für Meidenmotivierte galt der
umgekehrte Zusammenhang. Reaktionszeitunterschiede fanden sich nicht. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass Wahrnehmungsvorteile durch Motive bei neutralen Reizen nicht zu erwarten sind.
Effekte unterschiedlicher Arten kognitiver Belastung auf
die Verwendung einfacher Entscheidungsheuristiken
Arndt Bröder, Stefanie Schiffer
Psychologisches Institut, Abteilung Allgemeine Psychologie
Universität Bonn
Römerstraße 164; 53117 Bonn
[email protected]
Im Rahmen eines virtuellen Börsenspiels wurde untersucht, ob eine Belastung kognitiver Ressourcen die Verwendung einfacher Heuristiken wie „Take The Best“ (TTB) [Gigerenzer & Goldstein,
Psych. Rev., 103, 650-669 (1996)] zuungunsten aufwändigerer kompensatorischer Strategien fördert.
In einem ersten Experiment (N = 60) wurde die kognitive Belastung gegenüber einer Kontrollgruppe
durch größere Komplexität der dargebotenen Information erhöht. Dies führte bei den zu treffenden
virtuellen Investitionsentscheidungen nicht zu vermehrter Anwendung der TTB-Heuristik, jedoch zu
weniger kompensatorischen Strategien, die zugunsten anderer einfacher Strategien aufgegeben wurden. In einem zweiten Experiment (N = 60) wurde die Belastung durch eine aufmerksamkeitsbindende Zweitaufgabe realisiert. Dies führte erwartungswidrig zu mehr kompensatorischen und weniger
nichtkompensatorischen Strategien. Während eine Erklärung des ersten Befundes zunächst sehr spekulativ bleiben muss, lässt sich der zweite Befund mit vorherigen Ergebnissen vereinbaren: Danach
wird standardmäßig eine kompensatorische Strategie verwendet, die nur bei Bedarf in eine nichtkompensatorische (TTB) abgeändert wird. Die Zweitaufgabe verhindert demnach eine Reflexion des
eigenen Vorgehens zur Ermittlung einer optimierten Strategie.
Vorträge
70
Kooperation in einem sozial-ökologischen Dilemma: Ein on-/offline Vergleich
Wernher Brucks, Bettina Ryf, Ulf-Dietrich Reips
Psychologisches Institut, Abteilung Sozialpsychologie
Universität Zürich
Plattenstr. 14; 8057 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Seit mehr als 20 Jahren wird Kooperation in Ressourcenkrisen mittels Dilemmaspielen im Labor
experimentell untersucht. Die üblichen Probleme des Laborsettings und vor allem die Frage nach
der externen Validität sind bekannt. Diese kann erhöht werden, wenn die Probanden nicht im Labor
sondern in ihrem natürlichen Umfeld agieren. Das vorliegende iterierte Ressourcendilemma wurde
deshalb in Form eines Spiels als Internet-basiertes Experiment konzipiert und sowohl im WWW wie
auch im Labor durchgeführt. Die Probanden versetzten sich in die Rolle eines Dorfbewohners, der
mit seinen Nachbarn eine Solaranlage erfolgreich bewirtschaften soll. Es zeigten sich Effekte in der
Kooperation zwischen Labor und Internet. Diese Verhaltensunterschiede, vor allem akzentuierte Defektion unkooperativer Probanden im Internet, können aufgrund des SIDE-Modells [Spears & Lea,
Contexts of Computer-Mediated Communication, 30 (1995)] erklärt werden. Im Referat wird das
neuartige Design des Experiments, vor allem die Gruppenmanipulation und False-Feedback Technik
vorgestellt. Die Resultate des on-/offline Vergleichs werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die
Validität der Ergebnisse aus Ressourcen-Dilemmaspielen diskutiert.
Crashkurs Englisch mit webbasierten Beispielen
Angela Brunstein, Jacqueline Waniek, Anja Naumann, Josef F. Krems
Institut für Psychologie
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz
[email protected]
Für das Erlernen einer Fremdsprache bieten sich webbasierte Tutoren an, die Grammatikwissen mit
einer Vielzahl von Übungen und realen Beispielen aus verschiedenen Lebensbereichen kombinieren.
Insbesondere bei großen Datenbasen stellt sich dabei die Frage, wie das Material zusätzlich zum
behandelten Grammatik-Thema strukturiert werden sollte, damit der Lerner maximal von der Bearbeitung profitiert. Hierfür gibt es zwei übliche Varianten, die Sortierung der Übungen nach Schwierigkeit, so dass der Lerner von seinem aktuellen Kenntnisstand aus beginnen kann, oder die Sortierung
nach Lebensbereichen, aus denen die Beispiele stammen, so dass der Lerner sein Weltwissen nutzen
kann, um die grammatischen Konstrukte zu erschließen. In der vorliegenden Studie wurden beide
Varianten als Strukturierungs- und Navigationshilfe für das Lernen englischer Zeitformen eingesetzt.
Dabei zeigt sich, dass beide Varianten zu einem deutlichen Zuwachs an anwendbarem Wissen führen,
wobei die Studenten insbesondere von der Sortierung nach Schwierigkeit profitieren. Implikationen
für das Design von Lernsoftware und den Fremdspracherwerb werden diskutiert.
Vorträge
71
Processing of faces: Serial or Parallel?
Claus-Christian Carbon, Helmut Leder
Cognitive, General and Biological Psychology
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45; 14169 Berlin
[email protected]
There is still an ongoing debate, whether visual patterns are processed in serial or in parallel. To test
these different process assumptions, mostly very simple visual search patterns are used. In our studies we used faces–a natural and highly social important stimulus class. Faces differ from each other
in respect of component or local features, configuration, textures, etc. For example, „local“ (locally
distinct) and „configural“ (configurally distinct) faces [Leder & Bruce,QJEP 51A,1998] were used
to investigate, whether there is one single processing character for the recognition of faces or whether local and configural changed faces are processed differently. In our studies a stimulus-limitation
technique via visual masking as well as different presentation times was used. We found an obvious
microgenesis of face recognition [cf.Siegler & Crowley, Am.Psych.46, 1991]. The eyes area was recognized prior to every other inner feature, with the mouth coming next and the nose as the last
identified region. Moreover, a clear-cut distinction between „local“ and „configural“ processing could
be made. Local changed faces followed a serial process sequence with a self-terminating character
[cf.Sergent,Brit.J.Psych.75,1984], whereas configural faces were processed in parallel or alternatively
named ‘holistically’ [Tanaka & Farah, QJEP 46A, 1993].
Der flash-lag Effekt und das Hazelhoff-Phänomen: Zwei Seiten der gleichen Medaille?
Elena Carbone
Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Universitätsstraße 25; 33501 Bielefeld
[email protected]
Der flash-lag Effekt [z.B. Nijhawan, Nature, 386, 66 (1997)] besteht darin, dass – bei festem Fixationspunkt – ein bewegter Reiz gegenüber einem objektiv auf gleicher Höhe aufblinkenden Reiz
(Marker) in Bewegungsrichtung verschoben wahrgenommen wird. Beim Hazelhoff-Phänomen [z.B.
Hazelhoff & Wiersma, Zeitschr. f. Psychol. (1925)] werden ebenfalls ein bewegter Reiz und ein aufblinkender Marker dargeboten. Fixiert wird hier der bewegte Reiz. Die Täuschung besteht darin, dass
der Marker in die Bewegungsrichtung des Reizes fehllokalisiert wird. Geprüft wurde die Hypothese,
ob es sich beim flash-lag und beim Hazelhoff-Phänomen im Grunde um identische Phänomene handelt, die sich nur darin unterscheiden, dass im einen Fall ein stationärer Punkt fixiert wird, während im
anderen Fall Blickbewegungen ausgeführt werden. Hierzu wurden beide Fixationsbedingungen realisiert und jeweils relative Markerpositionen und absolute Markerpositionen erfasst. Es konnte kein
flash-lag nachgewiesen werden, während das Hazelhoff-Phänomen durch Blickbewegungen verstärkt
wurde. Die beiden Phänomene scheinen demnach nicht zwei Seiten derselben Medaille zu sein.
Vorträge
72
Das mentale Silbenlexikon
Joana Cholin, Niels O. Schiller, Willem J.M. Levelt
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik
Wundtlaan 1; 6525 XD Nijmegen (Niederlande)
[email protected]
Das Sprachproduktionmodell von Levelt et al. [Levelt, Roelofs, & Meyer, BBS, 22, 1-75 (1999)]
nimmt an, dass SprecherInnen über ein „Mentales Silbenlexikon“ verfügen, in dem Motorprogramme
für Silben gespeichert sind. Die im Silbenlexikon gespeicherten Motorprogramme ermöglichen eine
effiziente phonetische Enkodierung abstrakter phonologischer Silben. Unter der Annahme eines solchen Silbenspeichers sollten sich hochfrequente Silben schneller abrufen und auch schneller produzieren lassen als niedrigfrequente Silben. In einem ersten Experiment produzierten Versuchspersonen
zuvor gelernte hoch- und niedrigfrequente Silben. Die Ergebnisse des Experiments zeigen, dass hochfrequente Silben schneller produziert werden als niedrigfrequente Silben und sprechen somit für die
Existenz des von Levelt et al. [Levelt, Roelofs, & Meyer, BBS, 22, 1-75 (1999)] postulierten mentalen
Silbenlexikons. In weiteren Experimenten wird derzeit untersucht, inwieweit sich diese Effekte auch
für in Kunstwörtern eingebettete hoch- und niedrigfrequente Silben replizieren lassen.
Mensch-Maschine-Schnittstellen in der virtuellen Produktentwicklung
Barbara Deml, Berthold Färber
Institut für Arbeitswissenschaft
Universität der Bundeswehr München
Werner-Heisenberg-Weg 29; 85579 Neubiberg
[email protected]
Um Entwicklungszeiten für Produkte drastisch zu verkürzen, wird immer mehr auf die Methode der
virtuellen Prototypen zurückgegriffen. Vor allem CAD-Ingenieure können durch Montagesimulationen effizient in ihrer Konstruktionsarbeit unterstützt werden. Diese Situation erfordert neue Ein- und
Ausgabegeräte, wie sie im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 453 (Universität der Bundeswehr,
TU München, DLR) entwickelt und evaluiert werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei der beidhändigen Eingabe sowie der aktiven Gestaltung von Bedienelementen, um Kräfte rückzumelden. Ziel ist
es Systeme so zu gestalten, dass der Anwender sich mehr als Teil der virtuellen Umgebung und weniger als Bestandteil der realen Welt fühlt. Dieser Bewusstseinszustand wird im Allgemeinen als Telepräsenz [Biocca, F., 5th International Workshop on Presence (2002)] bezeichnet. Hierzu wurde mittels
Conjoint Analyse das optimale System ermittelt sowie mittels Cluster- und Diskriminanzanalyse verschiedene Benutzergruppen identifiziert. Abhängig von der Immersionsbereitschaft [Scheuchenpflug,
R. et al., TEAP (2002)], der sensorischen Präferenzen [Barsch, J., Acaedemic Therapy (1999)] und
der sensomotorischen Fähigkeiten (Wiener-Test-System) der Anwender, können nun Schnittstellen
flexibel an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden.
Vorträge
73
Übung macht noch keinen Meister: Grenzen der Automatisierbarkeit kognitiver Prozeduren
Roland Deutsch, Bertram Gawronski, Fritz Strack
Lehrstuhl für Psychologie II
Universität Würzburg
Röntgenring 10; 97070 Würzburg
[email protected]
In der Sozial- und Motivationspsychologie werden Prozesse wie Einstellungs- oder Stereotypaktivierung und selbst zielgerichtete Verhaltensweisen als automatisierbar angesehen. In Übereinstimmung mit gedächtnisbasierten Modellen der Automatisierung [Logan, G. D., Psychological Review,
95, 492-527 (1988)] nehmen wir an, dass automatische Prozesse nicht einfach effizientere Versionen
kontrollierter Prozeduren sind, sondern auf Assoziationen beruhen. Daraus folgt, dass Übung die Verarbeitung der zur Übung verwendeten Exemplare, weniger aber die Verarbeitung neuer Exemplare
automatisieren sollte. In zwei Experimenten wurden evaluative Primingeffekte hochgeübter („keine
Lust“) und wenig geübter sprachlicher Negationen („kein Kätzchen“) positiver und negativer Wörter
untersucht. In Experiment 1 variierten wir den Übungsgrad, indem wir im Alltag häufige und seltene
Negationen verwendeten. In Experiment 2 wurde der Übungsgrad in einer Lernphase manipuliert.
Wie erwartet konnte ein automatischer Effekt der Negation nur bei hochgeübten Exemplaren nachgewiesen werden. Bei ungeübten Exemplaren entsprach der Primingeffekt negierter Wörter demjenigen
affirmierter Wörter. Diese Ergebnisse stützen die Ausgangsthese und deuten auf Grenzen der Automatisierbarkeit kognitiver Prozeduren hin.
When do we perceive motion as causal?
Winand Dittrich
Department of Psychology
University of Hertfordshire
College Lane; AL10 9AB Hatfield (Großbritannien)
[email protected]
In a novel way, three experiments used animated computer displays to study the Michotte launch
event. Observers were asked to report their impression of causality. Experiment 1 showed that, if
an observer can see that an incident object does not actually strike the launched object as if behind
an invisible barrier, perceived causality is much reduced. Extending Michotte, there was evidence of
„causal competition“ between two incident squares. Experiment 2 investigated the assumption that if
a visible barrier is present perceived causality will be diminished. Experiment 3 tested the assumption that if the effect of a collision includes a colour change, perceived causality will be abolished.
Evidence for perceiving causality under all conditions will be presented. The most concise way of
summarising these results is to suggest that the perception of causality can best be understood as the
outcome of interactive encoding.
Vorträge
74
Vom Konzept zur Artikulation: Unterschiede zwischen derivierten Wörtern und Komposita?
Petra Dohmes, Pienie Zwitserlood, Jens Bölte
Psychologisches Institut II
Westfälische Wilhelms – Universität
Fliednerstr. 21; 48149 Münster
[email protected]
Frühere Untersuchungen mit dem Bild-Wort-Interferenzparadigma belegen, dass morphologische
Prozesse bei der Sprachproduktion eine eigenständige Rolle spielen, unabhängig von der Semantik und der Ähnlichkeit zwischen Wortformen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine morphologisch
„einfache“ Äußerung (z.B. Blume) durch die Darbietung morphologisch komplexer, verwandter Ablenker (z.B. blumig, Blumentopf) erleichtert wird. In dem hier berichteten Experiment wird der Frage
nachgegangen, ob die tatsächliche Produktion unterschiedlicher Arten der morphologischen Komplexität (Derivation, Komposition) ähnlich verläuft. Anhand von dargebotenen Bildern produzierten die
Versuchspersonen je nach Hinweisreiz entweder ein deriviertes Wort (z.B. blumig), ein existierendes
(z.B. Blumenvase) oder neues Kompositum (z.B. Reisblume) bzw. benannten das Bild. Wenn existierende komplexe Wörter (Derivationen, häufige Komposita) ihr eigenes Lemma besitzen, sollten
sich keine Unterschiede in den Produktionslatenzen ergeben. Werden seltene und neue Komposita aus
zwei Konzepten und zwei Lemmas zusammengefügt, sollte wegen der Vererbung syntaktischer und
semantischer Eigenschaften die Produktion von Komposita mit dem Bildnamen als Kopfkonstituente
erleichtert sein.
Der Einfluss von positivem Affekt auf kognitive Kontrollprozesse:
Reduzierte Perseveration auf Kosten erhöhter Ablenkbarkeit
Gesine Dreisbach, Thomas Goschke
Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methodenlehre
Technische Universität, Dresden
Zellscher Weg 17; 01099 Dresden
[email protected]
Sich in einer dynamischen Umwelt zielgerichtet zu verhalten, stellt den Menschen vor antagonistische
Anforderungen: Er muss aktuelle Ziele aufrechterhalten und abschirmen, diese aber bei bedeutsamen
Veränderungen flexibel ändern. Wir zeigen, dass affektive Zustände eine wesentliche Rolle für die
Modulation dieser Flexibilitäts-Stabilitäts-Balance spielen. In zwei Versuchsgruppen wurde ein positiver bzw. neutraler Affekt mit dem International-Affective-Picture-System induziert. [Lang, P. J.,
Bradley, M. M., & Cuthbert, B. N. International Affective Picture System (IAPS): Technical Manual
and Affective Ratings (1998)]. Die Vpn führten Wahlreaktionsaufgaben in Anwesenheit interferierender Distraktoren aus. Nach 40 Durchgängen wechselten die Vpn entweder auf den vormals irrelevanten Distraktor (Learned-Irrelevance-Bedingung) oder aber auf eine völlig neue Aufgabe, wobei der
Distraktor aus der vormals relevanten Aufgabe bestand (Perseverations-Bedingung). Wir fanden eine
Doppeldissoziation: Die positive Gruppe zeigte KEINE Perseveration, war aber beim Wechsel auf
den vormals irrelevanten Distraktor stark beeinträchtigt. Die neutrale Gruppe hingegen zeigte starke Perseveration, war aber in der Learned Irrelevance Bedingung signifikant weniger beeinträchtigt.
Der Zusammenhang zwischen positivem Affekt, Dopamin und kognitiver Kontrolle wird auf dem
Hintergrund existierender neuropsychologischer Modelle diskutiert. [Ashby, Isen, & Turken, Psychological Review, 106, 529 (1999); Cohen, Braver, & Brown, Current Opinion in Neurobiology, 12, 223
(2002)].
Vorträge
75
Der Einfluß von Adverbien auf Bindungsrelationen beim Spracherwerb
Heiner Drenhaus
Allgemeine Sprachwissenschaft, Institut für Linguistik
Universität Potsdam
Karl-Liebknecht-Str. 24-26; 14415 Potsdam
[email protected]
In mehreren ‘act-out-Experimenten’ mit 20 monolingualen deutschsprachigen Kindern (3; 5-6; 6 Jahre) wurde der Einfluß von Adverbien (heute, wirklich) auf Bindungsrelationen in ditransitiven Strukturen getestet. In Sätzen wie: „Der Mann will (heute) dem Opa (heute) sein Auto (heute) geben.“ kann
das direkte Objekt (sein Auto) sowohl auf das indirekte Objekt als auch auf das Subjekt bezogen werden (Bindungsrelationen). Erwachsene präferieren den Bezug zum Subjekt. Hierbei haben Elemente
wie Adverbien keinen Einfluß. Jüngere Kinder (3; 5-5; 5) bezogen in Sätzen ohne Adverbien, oder
wenn das Adverb direkt vor dem Verb stand das direkte Objekt vorwiegend auf das indirekte Objekt.
In Sätzen, in denen die Adverbien vor oder zwischen den Objekten standen, präferierten dieselben
Kinder hingegen das Subjekt als Bezugswort. Ältere Kinder (5; 6-6; 6) zeigten die von Erwachsenen
bevorzugte Präferenz zum Subjekt in allen Kontexten. Die Ergebnisse zeigen den besonderen Status von Adverbien in der Sprachentwicklung, der darin besteht, dass Adverbien Bindungsrelationen
unterbrechen können.
Handlungs-Effekt-Beziehungen bei Pianisten
Ulrich Drost, Martina Rieger, Marcel Brass, Thomas C. Gunter
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Eine Reihe neuerer Forschungsarbeiten aus der kognitiven Psychologie wie auch den Neurowissenschaften legen nahe, dass eine enge Verbindung zwischen Prozessen der Perzeption und der Handlungssteuerung besteht. In dieser Sichtweise spielt bei der Handlungssteuerung die Antizpation intendierter Handlungseffekte, die mit entprechenden Handlungen assoziiert sind, eine entscheidende
Rolle. In einer Reihe von Interferenz-Experimenten gingen wir der Frage nach, ob es überdauernde
Handlungs-Effekt-Verbindungen bei Musikern gibt, und wie diese beschaffen sind. Pianisten hatten
die Aufgabe Akkorde mit der linken oder rechten Hand zu spielen. Zusätzlich wurde ein aufgabenirrelevanter auditiver Reiz (Klavierakkord) präsentiert, der entweder kongruent oder inkongruent zur
Aufgabe sein konnte. Wir variierten Kongruenz auf den Dimensionen Tonalität (Dur/Moll) und Tonhöhe (Hoch/Tief). Es zeigt sich, dass bei Experten Interferenz auf den Dimensionen Tonalität und
Tonhöhe (respektive Hand) auftritt. Dies ist auch der Fall, wenn mit überkreuzten Händen gespielt
wird. Die Ergebnisse sprechen für überdauernde Verbindungen zwischen sensorischen Effekten und
räumlicher Lokation.
Vorträge
76
Reaktionswiederholung, Aufgabenwiederholung und die Rolle inhibitorischer Prozesse
Michel Druey, Ronald Hübner
FB Psychologie, Abteilung Kognitive Psychologie
Universität Konstanz
Fach D 29; 78457 Konstanz
[email protected]
Reaktionswiederholungen in aufeinanderfolgenden Durchgängen führen im Vergleich zu Reaktionswechseln in der Regel zu schnelleren Reaktionszeiten (repetition priming). Experimente zum Aufgabenwechsel zeigen jedoch, dass dieser Vorteil nur bei gleichzeitiger Aufgabenwiederholung auftritt.
Wechselt hingegen die Aufgabe, dann wird die Wiederholung der Antwort zum Nachteil. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang, ob diese Effekte auch auftreten, wenn eine Antwort zwar
vorbereitet, aber nicht durchgeführt wird. Mit Hilfe des Change-Paradigmas, bei dem die Pbn eine
Aufgabe bei Erscheinen eines weiteren Reizes (mit unterschiedlichem SOA) abbrechen und zu einer
anderen Aufgabe wechseln müssen, haben wir versucht, diese Frage zu klären. Als Ergebnis zeigte
sich der Nachteil einer Reaktionswiederholung erst bei längeren SOAs. In einem Vergleichsexperiment mit Doppelaufgaben zeigte sich diese SOA-Abhängigkeit nicht. Diese Ergebnisse lassen sich auf
der Basis eines gestuften Selektionsmodells interpretieren, bei dem Teilrepräsentationen der Aufgabe
inhibiert werden.
Einflüsse auf den räumlichen Distanzeffekt beim Textverstehen: Vorhersehbarkeit von
Bewegungsrichtungen und intellektuelle Fähigkeiten
Stephan Dutke, Mike Rinck
Fachgebiet Psychologie
Universität Kaiserslautern
Pfaffenbergstr. 95; 67663 Kaiserslautern
[email protected]
Teilnehmer lasen Geschichten, in denen ein Protagonist unterschiedlich leicht vorhersehbare Wege in
einem Gebäude zurücklegt. Bei leicht vorhersehbaren Wegen ging der Protagonist immer gegen den
Uhrzeigersinn durch das Gebäude, schwerer vorhersehbare Wege enthielten einen Richtungswechsel.
In zwei Experimenten wurde untersucht, ob die Vorhersehbarkeit des Weges sowie verbale und räumliche Fähigkeiten der Leser das Auftreten des räumlichen Distanzeffekts beeinflussen (Verfügbarkeit
von Situationsmodellkomponenten sinkt mit zunehmender Distanz zum Aufenthaltsort des Protagonisten [Rinck & Bower, J. Mem. Lang., 34, 110, (1995)]). Personen mit geringeren Fähigkeiten zeigten
einen Distanzeffekt, wenn der Weg des Protagonisten leichter vorhersehbar war, höher Befähigte,
wenn der Weg schwerer vorhersehbar war (Experiment 1). Wurde das Verfolgen des Weges durch
Nennung von Objekten, die der Protagonist passiert, erleichtert (Experiment 2), verschwand diese Interaktion, und alle Personen zeigten einen Distanzeffekt, vor allem bei schwer vorhersehbaren Wegen.
Es werden Einflussgrößen auf die relative Salienz des Situationsmodells im Vergleich zur Textrepräsentation diskutiert.
Vorträge
77
Affektive Blindheit gegenüber reaktionskompatiblen Stimuli
Andreas B. Eder, Karl Christoph Klauer
Sozial- und Persönlichkeitspsychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Gemäß dem „Common Coding Ansatz“ der Handlungsplanung [Prinz, EJCP, 9, 129 (1997)] weisen
kognitive Repräsentationen von Stimuli und von Handlungsplänen ein verträgliches Format auf, indem beide auf Merkmalcodes zurückgreifen. Wird ein Merkmal in einen Handlungsplan eingebunden,
so führt dies zu einer „Vereinnahmung“ des betreffenden Merkmalcodes, sodass Wahrnehmungsrepräsentationen auf dieses Merkmal nur mehr erschwert zugreifen können [Müsseler & Hommel, JEP:
HPaP, 23, 861 (1997)]. In unseren Experimenten prüften wir, ob Annäherungs- und Vermeidungsverhalten mit einer Vereinahmung von affektiven Merkmalen einhergeht. Den Versuchsteilnehmern
wurde zeitgleich mit der Ausführung einer Joystick-Bewegung zum Körper hin (Annäherung) oder
vom Körper weg (Vermeidung) das Wort „Positiv“ oder „Negativ“ für kurze Zeit gezeigt. Wie erwartet zeigte sich in Experiment 1 eine erschwerte Identifizierung des reaktionskompatiblen Wortes. In
weiteren Experimenten werden Randbedingungen und Replizierbarkeit des Effekts ausgelotet sowie
theoretische Erklärungen geprüft.
Messung differenzieller Merkmale mittels Worterkennungslatenzen
Jan Eichstaedt
Universität der Bundeswehr Hamburg
Holstenhofweg 85; 22039 Hamburg
[email protected]
Worterkennungslatenzen scheinen Voraktiviertheit bzw. Bahnung spezifischer Inhaltskategorien zu
reflektieren [Eichstaedt, Experimental Psychology, 49, 283-291 (2002)]. Targetworte werden repetitiv 400 ms präsentiert, gefolgt von einer Maske (200 ms). Diese Abfolge wird bis zum Erkennen
des Targets wiederholt. Etwaige differenzielle Unterschiede in der Voraktiviertheit spezifischer Gedächtnisinhalte lassen sich durch diese Prozedur leichter diagnostizieren. Computernutzer erkennen
Ausdrücke, die zum von ihnen verwendeten Betriebssystem gehören schneller und mit höherer Akkuratheit als Ausdrücke, die zu einem anderen Betriebssystem passen (Exp. 1). Dieser Kategorienüberlegenheitseffekt kann auch induziert werden (Exp. 2). Bekannte Worte werden besser erkannt
als weniger bekannte Worte (Exp. 3), sowie prototypische besser als weniger prototypische Worte
(Exp 4). Persönlichkeitseigenschaften lassen sich so messen. Teilnehmer mit unterschiedlicher Ausprägung ihres impliziten Motivs [McClelland, Koestner, & Weinberger, Psychological Review, 96,
690-702 (1989)] erkennen Worte, die Aspekte ihrer dominanten Motivdisposition benennen, schneller als Worte, die mit anderen Motivdispositionen zusammen hängen (Exp. 5). Eine Anwendung des
Verfahrens auf Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verläßlichkeit und Gewissenhaftigkeit (FFPI)
wird diskutiert.
Vorträge
78
Wie implizit misst der ‘Implicit Association Test’ ?
Thomas Ellwart, Mike Rinck, Eni Becker, Udo Herrmann
Institut für Allgemeine Psychologie
TU Dresden
Zellescher Weg 17 / A313; 01069 Dresden
[email protected]
Beim ‘Implicit Association Test’ (IAT) werden die jeweiligen Urteilsdimensionen für die Klassifikationsaufgabe explizit genannt (z.B. linke Taste: „angenehme Wörter & Schmetterlingsbilder“; rechte
Taste: „unangenehme Wörter & Spinnenbilder“) Dies erscheint problematisch, da die eigentlich indirekt zu erfassenden Assoziationen somit schon explizit aktiviert werden. In dieser Untersuchung
wurde geprüft, wie stark der IAT-Effekt von dieser explizit genannten Urteilsdimension abhängig ist.
Drei Versuchsgruppen bearbeiteten einen IAT, der die allgemein negativen Assoziationen gegenüber
Spinnen messen sollte. Neben Spinnen- vs. Schmetterlingsbildern, mussten noch ‘angenehme’ vs.
‘unangenehme’ Wörter (Attribute) kategorisiert werden. Die erste Versuchsgruppe („Original IAT“)
kategorisierte die Wörter hinsichtlich ihrer emotionalen Valenz. Die zweite Versuchsgruppe kategorisierte die gleichen Attribute hinsichtlich der Sprache (angenehme Wörter in ‘Englisch’, unangenehme
Wörter in ‘Deutsch’). Die dritte Gruppe kategorisierte die Wörter hinsichtlich Gross- oder Kleinschreibung (angenehme Wörter in ‘kleinbuchstaben’ vs. unangenehme Wörter in ‘GROSSBUCHSTABEN’). Alle drei Versionen zeigten die erwarteten IAT-Effekte, was auf eine indirekte Valenzaktivierung und Verarbeitung der einzelnen Attribute im IAT schließen lässt. Weitere Schlussfolgerungen
und Anwendungen werden diskutiert.
Am Computer spielend lernen?
Christian Fichter, Damian Läge
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Durch Internet und E-Learning erfahren inner- und ausseruniversitäre Curricula tiefgreifende konzeptuelle und formale Veränderungen. Diese stellen Hochschullehrer vor neue Herausforderungen.
Insbesondere herrscht oft Unsicherheit darüber, welches lernpsychologische Paradigma gewählt werden soll. Aber auch Fragen nach der Umsetzung des gewählten Paradigmas sind nicht-trivial. Wir
geben mögliche Antworten auf diese Fragen. Aufgrund konkreter Erfahrungen, die wir bei der Konzeption und Realisierung einer computergestützten Lernumgebung sammeln konnten, postulieren
wir als ideales Paradigma eine Spiel-Situation. Ausserdem legen wir die verschiedenen konzeptuellen, formalen und technischen Problemfelder dar, die wir bei der Umsetzung unserer Lernumgebung zu explorieren hatten. Das Ergebnis ist das „SimIntus“-Lernspiel: ein plattformübergreifendes, Web-taugliches Framework für multimediale, adaptive Lernspiele. Es ist Teil des MODALForschungsprojekts, welches sich mit merkmals-basierter Diagnostik von Sachwissen befasst – der
Grundlage für die automatisierte Zusammenstellung von Lektionen, die genau auf den Wissensstand
des Lernenden abgestimmt sind.
Vorträge
79
Wann wie riskant entscheiden? Experimente zur Risk-Sensitive Foraging Theory
Bernd Figner, Jenny Neuhauser
Allgemeine und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Die Risk-Sensitive Foraging Theory (RSFT) [Stephens, Anim. Behav., 29, 628 (1981)] ist eine verhaltensökologische Theorie zum Entscheiden unter Unsicherheit bei Tieren, die erst vereinzelt in der
Humanpsychologie herangezogen wird (z.B. [Rode, Cosmides, Hell & Tooby, Cognition, 72, 269,
(1999)]). Laut RSFT spielen drei Faktoren beim riskanten Entscheiden eine wichtige Rolle: (a) die
Erwartungswerte der Optionen, (b) deren Ergebnisvariabilitäten und (c) das Anspruchsniveau der entscheidenden Person. In zwei Studien mit funktionalem Messen wurde untersucht, wie menschliche
Probanden diese 3 Faktoren miteinander integrieren. In Experiment 1 bearbeiteten 343 Versuchspersonen Lotterie-Aufgaben, bei denen zwei der Faktoren – Ergebnisvariabilität und Anspruchsniveau –
systematisch variiert wurden. In Experiment 2 wurde das Zusammenspiel aller 3 Faktoren untersucht:
30 Versuchspersonen fällten je 54 Entscheidungen in der Rolle eines Bauern, der unter verschiedenen
Bedingungen zwischen dem Anbau unterschiedlich riskanter Getreidesorten wählen musste. Beide
Studien zeigen, dass die RSFT auch im Humanbereich gute Voraussagen zum Entscheiden unter Unsicherheit machen kann. Übereinstimmungen und Abweichungen der Ergebnisse von der Theorie
werden diskutiert.
Vom Baby mit dem Badewasser: Es gibt kathartische Effekte
nach aggressiven Handlungen und Phantasien.
Jens Förster, Nira Liberman
International University Bremen
P.O. Box 750561; 28725 Bremen
[email protected]
In der Aggressionsforschung herrscht Einigkeit, dass es kaum Evidenz für Katharsis nach aggressiven
Handlungen gibt. Wir schlagen vor, dass Katharsis dann auftreten kann, wenn sie eine Zielerfüllung
im Sinne eines Zeigarnikeffekts darstellt. In drei Experimenten testeten wir die Verfügbarkeit aggressiver Konstrukte mithilfe einer lexikalischen Wortentscheidung vor und nach einem aggressiven
Akt. Vpn sollten sich in eine aggressionsauslösende Inflagranti- Beziehungsszene hineindenken. In
Experiment 1 bekamen sie die Möglichkeit, die Treulosen symbolisch mithilfe einer Vodoo- Puppe zu schädigen, in Experiment 2 wurde ihnen ein gewaltsames Rache-Szenario vorgelegt, in das
sie sich hineinversetzen konnten. Diese Experimentalgruppen wurden mit diversen Kontrollgruppen
verglichen (u.a. mit Gruppen mit friedvollen Konfliktlösungsszenarien). Die Verfügbarkeit aggressiver Gedanken stieg vor Zielerfüllung an. Nach aggressiven Handlungen und Phantasien gegen die
Treulosen jedoch stellte sich ein kathartischer Effekt ein. Ähnliche Befunde wurden in Experiment 3
repliziert, in denen Vpn aggressive Gedanken aktiv unterdrückten. Hier fanden sich auch kathartische
Effekte auf Verhaltensmaßen.
Vorträge
80
EKP-Korrelate von Aktivierung und Konkurrenz bei der Worterkennung
Claudia K. Friedrich, Sonja A. Kotz, Thomas C. Gunter
Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Der Worterkennung geht eine vielfältige Aktivierung von lexikalischen Einträgen voraus, die miteinander konkurrieren. Zwei Priming-Experimente widmen sich den Korrelaten der Aktivierung
und Konkurrenz im ereigniskorrelierten Potential (EKP). Als Primes wurden auditorische WortFragmente (Experiment 1) und visuelle Wort-Fragmente (Experiment 2) dargeboten. Diesen folgten
visuelle Targets. Prime-Target Paare stimmten in ihrer phonologischen Information überein (z.B. AmAmboss) oder nicht (z.B. Am-Pensum). Übereinstimmende Targets sollten durch den Prime aktiviert
werden. Zusätzlich wurde die Länge der Wort-Fragmente variiert (z.B. Am, Amb, Ambo). Je länger
die Fragmente, desto weniger vollständig übereinstimmende lexikalische Einträge können mit dem
Target konkurrieren. Die Übereinstimmung wirkte sich auf die N400 und eine bisher noch nicht beobachtete P350-Komponente in den EKPs für die Targets aus. Nur der N400-Effekt war abhängig
von der Länge der Fragmente. Die P350 kann demnach als Korrelat der initialen Aktivierung in einem modalitäts-unabhängigen mentalen Lexikon interpretiert werden, während die N400 durch den
Konkurrenz-Prozess beeinflusst wird.
Nacheffekt bei der auditive Lokalisation von Geräuschquellen in der vertikalen Ebene
Stephan Getzmann
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Kognitions- und Umweltpsychologie; 44780 Bochum
[email protected]
Die auditive Lokalisation einer Geräuschquelle wird von vorangehenden Geräuschen systematisch beeinflußt: Unter bestimmten Bedingungen erscheint die Position eines später dargebotenen Geräusches
entgegen der eines früheren verschoben. Die vorgestellte Studie untersucht diesen auditorischen Lokalisationsnacheffekt in der vertikalen Medianebene. Sechzehn Versuchsteilnehmern wurden in reflexionsfreier Umgebung breitbandige Rauschsignale oberhalb, unterhalb oder in Augenhöhe dargeboten. 500 ms nach Ende des Rauschens wurde für 500 ms ein Zielgeräusch (breitbandiges Rauschen)
aus einem von sechs in der Medianebene des Zuhörers angebrachten Lautsprechern emittiert, dessen
Position die Versuchsteilnehmer durch eine Zeigeoperation bestimmten. Wenn beide Geräusche aus
unterschiedlicher Richtung kamen, erschienen die späteren entgegen den früheren vertikal verschoben. Dieser Nacheffekt trat sowohl für lange (3 s) als auch – mit Einschränkungen – für kurze (200
ms) vorangehende Geräusche auf. Die Ergebnisse entsprechen früheren Befunden in der horizontalen
Ebene und werden in bezug auf ein adaptives neuronales Lokalisationsmodell von Carlile et al. [J.
Acoust. Soc. Am., 110 (1), 416-424 (2001)] diskutiert.
Vorträge
81
„Temporal Generalization“ und evozierte Potentiale: Markiert die P300-Spanne
den Übergang von Zeitwahrnehmung zu Zeitschätzung?
Henning Gibbons
Institut für Psychologie
Universität Göttingen
Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Mit Hilfe evozierter Potentiale wurde die Verarbeitung der Dimension Reizdauer untersucht. Töne
waren daraufhin zu beurteilen, ob ihre Dauer mit einer zuvor gelernten Standarddauer übereinstimmte, oder nicht (temporal generalization). Bei Verwendung einer Standarddauer von 200ms zeigte sich
eine negative Korrelation zwischen der Dauer der zu beurteilenden Töne, und der Amplitude der
P300, sowie eine fronto-zentrale P500 spezifisch für Töne abweichender Dauer. Beide Effekte waren endogen verursacht und spezifisch für Zeitverarbeitung, da sie weder beim passiven Hören noch
bei Beurteilung der Frequenz (pitch generalization) von Tönen unterschiedlicher Dauer auftraten. Bei
einer Standarddauer von 400ms wurde keine P300 beobachtet. Stattdessen entwickelte sich im Anschluss an die P200 eine langsame negative Welle, deren Latenz positiv mit der Tondauer korrelierte,
analog zu früheren Befunden zur Zeitverarbeitung im Sekundenbereich. Die Ergebnisse sprechen für
eine qualitative Veränderung des Mechanismus der Zeitverarbeitung zwischen 200ms und 400ms.
Dieser Zeitraum könnte somit den Übergang von Zeitwahrnehmung zu Zeitschätzung markieren.
Der Beitrag transkranialer magnetischer Stimulation zur Erforschung neuronaler
Grundlagen der Zahlenverarbeitung
Silke Goebel, Matthew Rushworth, Vincent Walsh
Department of Experimental Psychology
University of Oxford
South Parks Road; OX1 3UD Oxford (Großbritannien)
[email protected]
Viele Erkenntnisse stammen von Patienten, deren Zahlenverarbeitungsprozesse nach einer Gehirnverletzung im linken Parietallappen gestört sind [Cipolotti & van Harskamp, Handbook of Neuropsychology, 3, 305-331(2001); Cohen & Dehaene, Cognitive Neuropsychology, 17(6), 563-583 (2000)].
Transkraniale magnetische Stimulation (TMS) kann darüberhinaus zur Erforschung von Zahlenverarbeitungsprozessen beitragen. Zunächst wurde TMS verwendet, um Befunde der Patientenliteratur
anhand gesunder Probanden zu replizieren. Nur während TMS (10 Hz, 500 ms) über dem linken
inferior-posterioren Parietallappen trat eine Verlangsamung in der Lösung von Additionsaufgaben
auf (14 Vpn, F(1,12) = 6.7, p = 0.02). TMS über dem inferior-posterioren Parietallappen während
Zahlenvergleichsaufgaben [Dehaene, Dupoux & Mehler, Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 16, 626-641 (1990)] mit doppelstelligen (31-99), aber nicht mit
einstelligen Zahlen (1-9) führte zu einer Verlangsamung der Reaktionszeiten (15 Vpn, F(1,8) = 13.4,
p < 0.01). Stimulation über dem inferior-anterioren Parietallappen hingegen führte ausschließlich
im Vergleich einstelliger Zahlen zu einem Defizit (8 Vpn, F(1,6) = 11.2, p = 0.02). Damit ergaben
sich Hinweise auf eine regionale Spezialisierung des inferioren Parietallappens hinsichtlich bestimmter Zahlengrössen. Insgesamt konnte TMS als Methode zur Erforschung neuronaler Grundlagen der
Zahlenverarbeitungsprozesse etabliert werden.
Vorträge
82
Form und Orientierung bei der Kategorisierung von Objekten
Markus Graf, Heinrich H. Bülthoff
Kognitive Humanpsychophysik
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
Spemannstr. 38; 72076 Tübingen
[email protected]
Die Formvariabilität von Objekten einer Basiskategorie kann durch topologische (verformende)
Transformationen gut beschrieben werden. Experimente mit Linienzeichnungen zeigten, dass sich
die Performanz bei der Kategorisierung systematisch verschlechtert mit zunehmendem Umfang der
Formtransformation [Graf, Journal of Vision, 1(3), 98a (2001)]. Wir untersuchten, ob sich diese Befunde generalisieren lassen auf Grauwertbilder (basierend auf 3-D Objektmodellen) und auf in der
Bildebene rotierte Objekte. Neue Kategoriemitglieder wurden erstellt durch Morphen zwischen Objekten der selben Basiskategorie. Zwei Objekte wurden sequentiell präsentiert und die Probanden
mussten entscheiden, ob beide der gleichen Kategorie angehören. Reaktionszeiten und Fehlerraten
nahmen systematisch zu mit dem Umfang der Formtransformation, sowohl für die Grauwertbilder als
auch für in der Bildebene rotierte Objekte. Auch mit dem Umfang der Rotation stiegen die Reaktionszeiten an. Es zeigte sich keine Interaktion zwischen topologischer Transformation und Rotation.
Die Ergebnisse bestätigen und erweitern die früheren Befunde. Sie legen ein bildbasiertes Modell der
Kategorisierung auf Basisebene nahe.
Einer-Dekaden-Paritäts-Kongruenz und Symmetrie beeinflusst
Reaktionsgeschwindigkeit bei zweistelliger Paritätsaufgabe
Martina Graf, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes
Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie an der Neurologischen Klinik
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30; 52057 Aachen
[email protected]
Aufgabenirrelevante Zahleninformationen wie z. B. die Größeninformation ( = SNARC-Effekt) werden bei der Zahlenverarbeitung automatisch mitverarbeitet. In all diesen Studien wird jedoch nur
mit einstelligen Zahlen gearbeitet, die auch notwendigerweise verarbeitet werden mussten. In dieser
Studie sollte untersucht werden, inwieweit die irrelevante Dekadenparität Einfluss auf Paritätsurteile hat, wobei von einer Reaktionserleichterung für paritätskongruente Zahlen ausgegangen wurde.
32 Probanden bearbeiteten eine Paritätsaufgabe, in der alle Zahlen von 0-99 je 20x dargeboten wurden (Reaktion: je 10 mit linker, 10 mit rechter Hand). Wie erwartet erleichterte die Einer-DekadenParitäts-Kongruenz (gleiche Parität von Zehner und Einer) die Reaktion. Nur für ungerade Ties („33“
⇒ symmetrisch/ungerade) war dieser Effekt nicht signifikant, dafür für die geraden Ties (⇒ symmetrisch/gerade) aber umso deutlicher. Es wird also auch die für die Aufgabe irrelevante Parität der
Dekadenziffern automatisch mitverarbeitet. Die Ergebnisse bestätigen deshalb insgesamt Dehaene’s
Annahme eines automatischen Pfades von arabischen Zahlen zur semantischen Größen- (und Paritäts)repräsentation.
Vorträge
83
Soziale Realitätsbildung als Bedingung für Effekte adressatengerechter Kommunikation
Stephan Groll, Gerald Echterhoff, E. Tory Higgins
Psychologisches Institut – Arbeitseinheit Methodenlehre und Allg. Exp. Psychologie
Universität zu Köln
Herbert-Lewin-Str. 2; 50931 Köln
[email protected]
Sprecher versuchen im Regelfall, adressatengerecht zu kommunizieren, also ihre Mitteilungen an Einstellungen des Kommunikationspartners anzupassen. Seit Studien zum Saying-Is-Believing-Effekt ist
bekannt, dass adressatengerechte Kommunikation (agK) Kognitionen des Sprechers gleichsinnig beeinflussen kann [Higgins & Rholes, J. Exp. Soc. Psychol., 14, 363-378 (1978)]. Zwei experimentelle
Untersuchungen zeigten, dass intendierte und erfolgreiche soziale Realitätsbildung (Shared Reality)
[Hardin & Higgins, in Sorrentino & Higgins (Eds.), Handbook of motivation and cognition: The interpersonal context, Vol. 3, 28-84 (1996)] offenbar eine essentielle Bedingung für den Effekt der agK
ist. In einem ersten Experiment trat der Effekt nicht auf, wenn Versuchspersonen aus materiellem
Eigeninteresse (Aussicht auf monetäre Belohnung) anstatt mit dem Ziel der sozialen Realitätsbildung
adressatengerecht kommunizierten. Um soziale Realitätsbildung als Kommunikationsziel zu induzieren, sollten Versuchspersonen eine Zielperson so beschreiben, dass ihr Adressat diese identifizieren
könnte. In einem zweiten Experiment wurde variiert, ob der Adressat die Zielperson (vorgeblich)
erfolgreich identifiziert hatte. Effekte der agK traten nur bei erfolgreicher Identifikation auf. Im erfolglosen Fall fassten die Versuchspersonen die kommunizierte Sicht auf die Zielperson offenbar nicht
als gemeinsame Realität auf, so dass der Effekt der agK ausblieb.
Assimilation in Komposita
Heidi Gumnior
Psychologisches Institut II
Universität Münster
Fliednerstr. 21; 48149 Münster
[email protected]
Nach der Theorie der Unterspezifikation kann ein alveolarer Konsonant den Artikulationsort eines
folgenden velaren oder labialen Konsonanten übernehmen. Diese Abweichung von der korrekten Artikulation eines Wortes sollte den lexikalischen Zugriff nicht stören. In einem cross-modalen PrimingExperiment wurde der phonologische Kontext für die Veränderung alveolarer Konsonanten (zulässig:
Nokgroschen, unzulässig: Nopgroschen) in Komposita variiert. Um zu überprüfen, ob für zulässig
veränderte Komposita alle phonologisch regelhaften Varianten gespeichert sind, wurden auch neue
Komposita als Primes eingesetzt (z.B. Notgipfel). Zulässig und unzulässig veränderte Komposita erwiesen sich als gleichermaßen effektive Primes für die unveränderte erste Komponente des Kompositums (z.B. NOT). Der phonologische Kontext scheint für die Worterkennung keine Rolle zu spielen,
wenn von der Veränderung Merkmale betroffen sind, die als nicht spezifiziert gelten. Auf existierende und neue Komposita wirkten sich die vorgenommenen Veränderungen in gleicher Weise aus. Das
spricht gegen eine Speicherung aller phonologisch regelhaften Varianten eines Kompositums.
Vorträge
84
Stimmung und Informationsverarbeitung.
Oder: Warum schlechte Stimmung zu Annäherung führt
Michael Häfner, Christian Schöttle, Roland Neumann
Lehrstuhl Psychologie II
Universität Würzburg
Röntgenring 10; 97070 Würzburg
[email protected]
Neuere Ergebnisse zum Einfluss von Stimmungen auf die Informationsverarbeitung legen nahe, dass
in negativer Stimmung eher „datengetrieben“ verarbeitet wird während in positiver Stimmung eher
„konzeptgetrieben“ verarbeitet wird. Daraus kann abgeleitet werden, dass Stimuli, die in negativer
Stimmung verarbeitet werden, perzeptuell geläufiger sein sollten und im Sinne eines Mere-ExposureEffekts auch positiver bewertet werden sollten. Diese Hypothese wurde experimentell untersucht.
Hierzu wurden Vpn in positive oder negative Stimmung versetzt und beiläufig mit Werbekampagnen
konfrontiert. Später, in neutraler Stimmung, sollten die Vpn in einem erweiterten affektiven Simonparadigma auf die dargebotenen Werbelogos mit Annäherungs- und Vermeidungsverhalten reagieren.
Den Hypothesen entsprechend zeigte sich, dass Vpn, die während der Enkodierung in schlechter
Stimmung waren, wesentlich schneller mit Annäherungsverhalten auf die Logos reagierten als Vpn,
die während der Enkodierung in positiver Stimmung waren. Wie erwartet zeigten sich im Vermeidungsverhalten keine Unterschiede zwischen den Bedingungen. Unterschiedliche Arten von Stimmungseinflüssen auf die Informationsverarbeitung und auf Verhalten werden diskutiert.
Übungsverläufe in Konzentrationstests: Items, die Merkmale des Zielreizes teilen vs. andere
Carmen Hagemeister, Andreas Günther
Institut für Psychologie II
TU Dresden
01062 Dresden
[email protected]
Wenn man Konzentrationstests wiederholt bearbeitet, wird die Reaktionszeit kürzer und der Fehleranteil geringer, ohne dass sich die zugrundeliegende Fähigkeit verbessert. Deshalb ist es wichtig,
feststellen zu können, ob eine Person geübt hat. Hier soll geprüft werden, wie gut man das kann, wenn
man Zielreize durch eine Kombination von Zeichen und Ort definiert. In einem vorherigen Experiment war der Übungsgewinn bei den Items, die kein Zeichen mit dem Zielreiz teilen, in der ersten
Testung geringer als bei allen anderen Itemkategorien. 2 Gruppen von je 30 Personen wurden im Abstand von einer Woche zweimal getestet. Eine Gruppe bearbeitete in der ersten Sitzung einen RechenKonzentrationstests und in der zweiten Sitzung einen Durchstreich-Konzentrationstet am Computer.
Die andere Gruppe bearbeitete in beiden Sitzungen den Durchstreich-Konzentrationstest. Eine Varianzanalyse zeigte die erwartete Interaktion: Die Reaktionszeit im Durchtreich-Konzentrationtest
nimmt bei Items, die kein Zeichen mit dem Zielreiz gemeinsam haben, signifikant weniger ab als bei
den anderen Items.
Vorträge
85
Warum platzieren, wenn ich auch selektieren kann? – Wie Framing die
Entscheidung über Personalauswahlverfahren beeinflusst
York Hagmayer, Katharina Sachse
Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie
Universität Göttingen
Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Viele Personalentscheidungen sind formal gesehen Platzierungen, werden aber dennoch häufig unter
dem Blickwinkel der Auswahl betrachtet. Welche Auswirkungen hat die Konzeptualisierung einer
Platzierungsentscheidung als Auswahlproblem? In drei Experimenten wurden Probanden mit einer
identischen Ausgangssituation konfrontiert: Absolventen sollten unterschiedlichen Fachbereichen in
einem Unternehmen zugewiesen werden. Die Situation wurde entweder als Auswahl- oder Platzierungsaufgabe dargestellt. Dabei wurde sichergestellt, dass alle Probanden identische Informationen
über die Situation hatten. Es zeigte sich, dass die unterschiedliche Konzeptualisierung einen erheblichen Einfluss auf das eingesetzte diagnostische Verfahren (Experiment 1), den gesetzten Cut-off
(Experiment 2) und die Zuordnung von finanziellen Ressourcen (Experiment 3) hatte. Wurde die
Situation als Auswahl konzeptualisiert, wurde ein Verfahren gewählt, dass die Anzahl der fälschlicherweise Angenommenen aber Ungeeigneten reduzierte. Der Cut-off wurde hoch angesetzt und
es wurde mehr Geld für Testfahren in diesem Bereich bereitgestellt. Im Gegensatz dazu führte die
Konzeptualisierung derselben Situation als Platzierung zu einer Berücksichtigung beider möglichen
Fehler, einem ausbalancierten Cut-off und gleicher Mittelzuweisung.
Bilanzfälschung in der „Ich-AG“ – Verfälschte Erinnerungen an frühere Leistungen
Marah Halili, Rüdiger Pohl
Institut für Allgemeine Psychologie
Justus Liebig Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Ein faszinierendes Phänomen des Autobiografischen Gedächtnisses ist der Positivitätsbias, eine systematische, positive Verzerrung von Erinnerungen an vergangene Ereignisse. Bezogen auf frühere
Leistungen konnte diese Verzerrung vor allem bei Personen mit einem hohen aktuellen Leistungsniveau festgestellt werden. Diese Studie untersuchte, ob auch die Induktion eines positiven oder negativen Fähigkeitsselbstkonzepts das Ausmaß einer positiven Verzerrung beeinflusst. Dazu wurden
60 Studierende per Zufall auf die Kontroll- oder eine der beiden Experimentalgruppen aufgeteilt:
Den Versuchspersonen wurde auf einen Intelligenztest (CFT 3) entweder eine korrekte, eine um 15
IQ-Punkte erhöhte oder verringerte Rückmeldung gegeben. Danach sollten die Probanden die Noten
ihres Abiturzeugnisses erinnern, die später anhand einer Zeugniskopie verifiziert werden konnten. Es
wurde ein deutlicher Positivitätsbias sichtbar: 75% der Versuchspersonen überschätzten im Mittel ihre Abiturnoten. Der Einfluss des induzierten Selbstkonzepts auf das Ausmaß der positiven Verzerrung
konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Vorträge
86
Human affective-evaluative learning: Reactance effects also in a between-subject design?
Marianne Hammerl, Eamon P. Fulcher
Lehrstuhl für Psychologie V
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg
[email protected]
Recent studies have shown that the basic evaluative conditioning effect (originally neutral stimuli
acquiring an affective value congruent with the valence of the affective stimulus they were paired
with) seems to be limited to participants unaware of the stimulus pairings. If participants are aware
of the pairings, reactance effects occur (i.e., changes in the opposite direction of the valence of the
affective stimulus) [Fulcher & Hammerl, Con. & Cog., 10, 524-549 (2001)]. To examine whether
these reactance effects are due to processes of conscious countercontrol or whether the ratings reflect
how the participants intrinsically feel towards the stimuli, a new procedure was developed that included a bogus-pipeline condition known from attitude research in social psychology. In Experiment
1, reactance effects occurred also in this procedure, suggesting that reactance is spontaneous and not
due to processes of conscious countercontrol. In Experiment 2, these effects were replicated using a
between-subject design in addition to the standard within-subject control condition.
Wahrnehmung von Führungserfolg – Person oder Gruppe? Welche Informationen
haben den größeren Einfluss bei der Beurteilung von Führungspersonen?
Katja Hanke, Barbara Schauenburg, Margarete Boos
Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie, Abt. VI Sozial- und Kommunikationspsychologie
Georg-August-Universität, Göttingen
Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Nach dem Informationsverarbeitungsmodell der Führungswahrnehmung von Lord & Maher [Leadership and information processing: linking perceptions and performance. (1993)] werden Informationen
in Führungssituationen in zwei Prozessen verarbeitet. Häufig stehen in Führungssituationen drei Informationsarten zur Verfügung: Informationen zur Qualität der Führungsperson, zum Gruppenerfolg
und zum Geschlecht der Führungsperson. Wenn beide zuerst genannten Informationen inkonsistent
sind, so ist fraglich, welche Information am Ende eines Bewertungsprozesses zur Führungsperson
sich durchsetzt. Gute Führung wird im engen Zusammenhang mit hohem Gruppen-Outcome gesehen [Phillips et al., Organizational Behavior und Human Performance 28, S. 143-163. (1981)]. Es
ist anzunehmen, dass Informationen zum Gruppenerfolg sich durchsetzen. Diese Annahmen basieren auf Kelleys [American Psychologist, 28, S. 107-129. (1973)] kausalen Schemata und der damit
verbundenen Auf- bzw. Abwertung von Informationen. Der dritte Faktor ist das Geschlecht. Aus
geschlechtsstereotypischen Überlegungen ist zu schließen, dass Frauen in der Rolle der Führungsperson insgesamt weniger effizienter wahrgenommen werden als Männer. In einem 2x2x2-faktoriellen
Design mit den Faktoren Gruppenerfolg (hoch vs. niedrig), Führungsperson (erfolgreich vs. nicht
erfolgreich) und Geschlecht der Führungsperson (weiblich vs. männlich) wurden diese Annahmen
überprüft. Die Stichprobe (N = 120) besteht aus Mitarbeitern derselben Hierarchieebene in verschiedenen Unternehmen.
Vorträge
87
Lexikale Konkurrenz von Benennungsalternativen innerhalb semantischer Hierarchien
Ansgar Hantsch, Jörg D. Jescheniak, Herbert Schriefers
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Vertreter aktueller Sprachproduktionsmodelle führen den semantischen Inhibitionseffekt (verlangsamte Bildbenennung durch semantisch relatierte Ablenkerwörter) als Evidenz für die lexikale Konkurrenz semantisch relatierter (nebengeordneter) Konzepte (z.B. Fisch – Hund) an. Ablenkerwörter,
die in einer hierarchischen Relation zur Zielbenennung stehen (z.B. Fisch – Karpfen), sollten – ohne
zusätzliche Modellannahmen – vergleichbare Effekte produzieren. Dem scheinen jedoch die Befunde
von Roelofs [Cognition, 42, 107-142 (1992)] und Vitkovitch & Tyrell [Quarterly Journal of Experimental Psychology, 52A, 905-926 (1999)] zu widersprechen, die für diesen Fall Erleichterung statt
Inhibition berichten. In einer Serie cross-modaler Bild-Wort-Interferenzexperimente haben wir überprüft, ob der berichtete Erleichterungseffekt für hierarchisch relatierte Ablenker reliabel ist oder ob
es – wie bei Ablenkern, die vom selben Abstraktionsniveau stammen wie die Zieläußerung – zu semantischer Inhibition kommt. Die berichteten Erleichterungseffekte konnten nicht repliziert werden.
Stattdessen zeigten sich – unabhängig vom Abstraktionsniveau der Benennung – semantische Inhibitionseffekte. Die Daten werden als Evidenz für Konkurrenzprozesse zwischen lexikalen Einträgen
von verschiedenen Benennungsebenen interpretiert und im Rahmen aktueller Modelle der Sprachproduktion diskutiert.
Welche Effekte haben Modalitätspräferenzen beim Wissenserwerb mit multimedialen
Lernsystemen?
Georg Hauck
KOBE
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Thomas-Nast-Str. 44; 76829 Landau
[email protected]
Lehren und Lernen mit Multimedia beinhaltet die Möglichkeit, Informationen in vielfältigen Kombinationen darzubieten. Texte können mit Bildern, Diagrammen und Graphiken kombiniert und visuell
oder auditiv präsentiert werden. Entsprechend individueller Präferenzen bevorzugen Lerner oft spezifische Präsentationsformate oder Modalitäten. Während es reichhaltige Forschung zur VisualizerVerbalizer-Unterscheidung [Kirby, Moore, Schoefield, Contemporary Educational Psychology, 13, pp
169-184 (1988); Leutner & Plass, Computers in Human Behavior, Vol.14, No.4, pp 543-557 (1998)]
gibt, fehlen Erkenntnisse im Bereich der Modalitätspräferenzen und deren Bedeutung beim multimedialen Lernen weitgehend. In drei Studien wurde daher die Übereinstimmung von Modalitätspräferenzen und Präsentationsmodus und deren Effekte auf den Lernerfolg untersucht. Die erste Studie
zielte auf das metakognitive Wissen der Lerner über ihre eigenen Präferenzen. Die zweite Studie
analysierte Modalitätspräferenzen anhand tatsächlichen Verhaltens. Die dritte Studie untersuchte die
Auswirkung der Übereinstimmung von Modalitätspräferenzen und Präsentationsmodus auf den Lernerfolg. Im Gegensatz zu Ergebnissen aus der Visualizer-Verbalizer-Forschung, scheinen Selbstauskünfte bei Modalitätspräferenzen gute Prädiktoren für tatsächliches Lernverhalten zu sein. Die Übereinstimmung von Modalitätspräferenz und Präsentationsmodus ging mit positiven Effekten auf den
Lernerfolg beim Lernen mit explanativen Texten einher, während ein solcher Effekt mit narrativen
Texten nicht auftrat.
Vorträge
88
Geschlechts- und entwicklungsbedingte Unterschiede im Linienhalbieren:
Eine Funktion des posterioren Corpus callosums?
Markus Hausmann, Karen Waldie, Onur Güntürkün, Michael C. Corballis
Institut für Psychologie/Abt.Biopsychologie
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 150, GAFO 05 / 620; 44780 Bochum
[email protected]
Neurologisch gesunde Menschen halbieren horizontale Linien links von der objektiven Mitte. Dieses
Phänomen tritt insbesondere mit der linken Hand auf und resultiert aus einer rechtshemisphärischen
Aktivierung aufgrund des visuell-räumlichen Aufgabencharakters. Dass der linksseitige Bias bestehen bleibt, wenn die Linien mit der rechten Hand halbiert werden, setzt einen interhemisphärischen
Transfer der Aufmerksamkeits-verzerrten räumlichen Repräsentation der rechten Hemisphäre zu den
Motorarealen der linken Hemisphäre voraus. Da die Größe des Spleniums bis zum 18. Lebensjahr
zunimmt [Giedd et al., Dev Brain Res, 91, 274 (1996)], sollte der Bias mit dem Alter variieren. Alle 4 Altersgruppen (10-12, 13-15, 18-21, 24-53 Jahre, N = 98) zeigten einen linksseitigen Bias mit
der linken Hand. Mit der rechten Hand zeigte die jüngste Gruppe einen rechtsseitigen Bias, alle anderen Gruppen wieder einen linksseitigen Bias. Die Ergebnisse deuten auf eine bilaterale Kontrolle
räumlicher Aufmerksamkeit vor der Pubertät und reflektieren vermutlich den callosalen Reifungsprozess. Für eine Beteiligung des Spleniums beim Linienhalbieren sprechen auch geschlechtsspezifische
Handeffekte bei Erwachsenen.
Kontextuelle Gestalt bestimmt kontextuelle Modulation
Michael Herzog, Manfred Fahle
Human-Neurobiologie
Universität Bremen
Argonnenstr. 3; 28211 Bremen
[email protected]
Elektrophysiologische ebenso wie psychophysische Untersuchungen haben gezeigt, dass kontextuelle
Elemente die Wahrnehmung eines Zielelements dramatisch verändern können. Die meisten bisherigen Theorien gehen davon aus, dass kontextuelle Modulation durch ‘low-level’ Mechanismen, wie
Interaktionen zwischen orientierungsempfindlichen Neuronen, vermittelt wird. Mit Hilfe einer neuen
Rückwärtsmaskierungstechnik, dem Durchscheineffekt, konnten wir dagegen zeigen, dass ein highlevel Merkmal, die Gestalt des Kontext, die kontextuelle Modulation bestimmt. Im Durchscheineffekt
geht ein Nonius einem Gitter für kurze Zeit voraus. Für Gitter mit fünf und weniger Elementen bleibt
der Nonius unsichtbar, während für Gitter mit mehr als sieben Elementen der Nonius sichtbar wird.
Er scheint durch das Gitter hindurch. Begleiten einzelne Kontextelemente das Gitter wird der Nonius
wieder unsichtbar. Werden diese Elemente aber zu einem abgeschlossenen Objekt gruppiert, wird der
Nonius dagegen sichtbar. Es ist also die Gesamtgestalt des Kontexts, die bestimmt, ob der Nonius
sichtbar wird oder nicht.
Vorträge
89
Elektrophysiologische Aktivierung durch maskierte Reize
Manfred Heumann, Werner Klotz
Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Postfach 100131; 33501 Bielefeld
[email protected]
Durch Metakontrast maskierte Reize (Primes) zeigen in motorischen Aufgaben robuste Effekte auf
das Verhalten und psychophysiologische Maße wie das lateralisierte Bereitschaftspotential (LBP),
obwohl sie der bewußten Wahrnehmung entzogen sind. Die berichteten Experimente wurden konzipiert, um die Effekte der Primes auf das LBP weiter aufzuklären. Dazu wurden die Versuchspersonen
mit einer Go-Nogo-Aufgabe konfrontiert, so daß der Prime eine Reaktion verlangen konnten, während der maskierende Zielreiz ein Nogo-Signal war. Zur Analyse der elektrophysiologischen Daten
wurde einerseits das LBP berechnet, andererseits wurde eine Verrechnungsmethode angewandt, die
es gestattete, die durch Primes und maskierende Reize hervorgerufenen lateralisierten Aktivierungen
zu trennen. Die Ergebnisse zeigen, daß (1) die Primes zu einer Reaktionsaktivierung führen, selbst
wenn der maskierende Zielreiz ein Nogo-Signal ist, (2) die durch die Primes hervorgerufene lateralisierte Aktivierung unabhängig von der Maskierung ist und (3) die Zahl der falschen Alarme in der
Nogo-Bedingung bei maskierten Primes gegenüber unmaskierten Primes deutlich erhöht ist.
Zum Zusammenhang von Kontrollillusion und Risikobereitschaft:
Verhalten versus Selbstbeurteilung
Elizabeth Högger, Bernd Figner
Allgemeine- und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Ziel der Studie war es, Zusammenhänge zwischen Kontrollillusionen [Langer, JPSP, 32, 311 (1975)]
und der Risikobereitschaft zu untersuchen. Kontrollillusionen waren doppelt implementiert im vorliegenden Experimentaldesign: Erstens wurden zwei Varianten des Kartenspiels zur Erhebung der
Risikobereitschaft eingesetzt, die sich im Grad der Involviertheit unterschieden; dies sollte zur Induktion von stärkeren bzw. geringeren Kontrollillusionen führen. Zweitens wurde individuell für jede
Versuchsperson die Neigung zu Kontrollillusionen erhoben mittels einer computerisierten Version der
klassischen Versuchsanordnung, wie sie von Alloy und Abramson [Exp. Behav., 108, 441 (1979)] zur
Erfassung von Kontrollillusionen verwendet worden war. Teilgenommen haben 88 Versuchspersonen
im Alter von 14 bis 20 Jahren. Erwartungsgemäss zeigte sich ein Zusammenhang zwischen den Kontrollillusionen, wie sie im Kartenspiel induziert wurden, und der Risikobereitschaft. Weiter konnten
die Ergebnisse von Alloy und Abramson repliziert werden. Ein Zusammenhang zwischen den individuell erhobenen Kontrollillusionen und dem Risikoverhalten im Kartenspiel konnte jedoch nicht
gefunden werden. Mögliche Gründe hierfür und deren Implikationen werden im Vortrag diskutiert.
Vorträge
90
Top-Down Effekte in der Objekterkennung
Franziska Hofer, Adrian Schwaninger, Stefan Michel
Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Viele aktuelle Objekterkennungstheorien postulieren eine serielle Verarbeitung, die ausschließlich
Bottom-Up funktioniert. Neuropsychologische und bildgebende Verfahren hingegen lassen TopDown Prozesse bei der Objekterkennung vermuten, die von höheren Verarbeitungszentren zu tieferen
verlaufen [z.B. Humphreys, Riddoch, & Price, Phil. Trans. R. Soc. Lon., B, 352, 1275 (1997)]. Mit
einem Priming-Paradigma wird gezeigt, dass solche Top-down Einflüsse während der Objekterkennung durchaus vorhanden sind. In einer Benennungsaufgabe wurden Objekte in zwei verschiedenen
Ansichten (kanonisch vs. nicht kanonisch) präsentiert, denen entweder kontextuell konsistente oder
kontextuell inkonsistente Prime-Objekte vorausgingen. Die Aufgabe bestand darin, sowohl das PrimeObjekt wie auch das Target-Objekt zu benennen. Es zeigten sich bei der Benennungszeit klare Effekte
der Prime-Konsistenz und der Target-Ansicht, zudem konnte eine signifikante Interaktion zwischen
den beiden Faktoren Prime-Konsistenz und Target-Ansicht festgestellt werden. Das Präsentieren eines
konsistenten Primes reduzierte den Effekt der Target-Ansicht signifikant. Ein Modell wird vorgestellt,
welches diese reduzierte Ansichtenabhängigkeit erklären kann.
Bedingungen der Aufmerksamkeitsverlagerung auf
überraschende Singletons bei der visuellen Suche
Gernot Horstmann
Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Universitätsstr. 25; 33615 Bielefeld
[email protected]
Ich berichte über Experimente, in denen die Bedingungen einer Aufmerksamkeitsverlagerung auf
überraschende Singletons untersucht wurden. Als Singletons werden solche Objekte bezeichnet, die
sich von den sie umgebenden Objekten (Distraktoren) in einer einfachen Reizeigenschaft, etwa Farbe
oder Helligkeit, unterscheiden. Es wurde ein Paradigma der visuellen Suche verwendet, in dem die
Anzahl der Distraktoren variiert wurde. In allen Experimenten wurde im kritischen Durchgang ein
Farbsingleton gezeigt. Die Experimente unterschieden sich jedoch darin, ob vorauslaufend homogene Displays (alle Reize haben die gleiche Farbe) oder heterogene Displays (die Reize unterscheiden
sich voneinander in der Farbe) gezeigt wurden, sowie darin, ob die Farbe der homogenen Displays
in aufeinanderfolgenden Durchgängen wechseln konnte. Es zeigt sich, dass nur solche Singletons,
die auf nicht-variierende homogene Displays folgten, eine Aufmerksamkeitsverlagerung hervorriefen. Folgten die Singletons dagegen variierenden homogenen Displays oder heterogenen Displays,
fehlte die Aufmerksamkeitsverlagerung. Die Ergebnisse werden als Bestätigung der Annahme interpretiert, dass die Erwartungsdiskrepanz des Singletons ein wichtiger Faktor für eine unbeabsichtigte
Aufmerksamkeitsverlagerung ist.
Vorträge
91
Verarbeitung prosodischer Cues bei unilateral läsionierten Patienten
Claudia Hruska, Sonja A. Kotz, Kai Alter, Angela D. Friederici
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Prosodische Informationen dienen der Hervorhebung und Segmentierung von Sprache. Frühere Untersuchung zur Perzeption prosodische Cues haben auf Intonationsphrasengrenzen (IPhs) einen Closure Positive Shift (CPS) im ERP ermittelt [Steinhauer, Alter & Friederici, Nat Neuroscience, 2 , 191196 (1999)]. In aktuellen Untersuchungen wurde der Frage nachgegangen, inwiefern Patienten mit
umschriebenen Läsionen in der Verarbeitung und Nutzung prosodischer Informationen beeinträchtigt
sind. Patienten mit unilateralen Läsionen der temporo-parietalen Areale, die mit der Verarbeitung der
Grundfrequenzschwankungen (rechts-hemisphärisch) bzw. der Dauer (links-hemisphärisch) korreliert
sind, wurden untersucht. Die ereigniskorrelierten Potentiale der auditiven Satzverarbeitung zeigten für
die RH-Gruppe das erwartete Muster, d.h. der CPS wurde an den Intonationsphrasengrenze generiert.
Hingegen trat dieser positive Shift in der LH-Gruppe nicht auf. Die Ergebnisse der Untersuchung
deuten darauf hin, dass die LH-Gruppe nicht ausreichend in der Lage ist, prosodische Cues der Intonationsphrasierung für die frühzeitige Disambiguierung syntaktischer Strukturen zu nutzen. Die Rolle
von prosodischen Informationen für das Sprachverstehen wird in diesem Zusammenhang diskutiert.
Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss:
Verteilung wichtiger Lebensereignisse bei jüngeren und älteren Personen
Sonja Hubrach, Gregor Lachmann, Michael Bender, Rüdiger Pohl
Institut für Allgemeine Psychologie 2
Justus Liebig Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Frühere Untersuchungen der Verteilung der Lebenserinnerungen zeigten einen Rezenzeffekt wie bei
einer typischen Vergessenskurve, dann aber als Abweichung davon einen „Reminiscence Bump“ (im
Alter von etwa 20-30 Jahren) und eine infantile Amnesie (bis zum Alter von etwa 5 Jahren). Die
zentrale Frage in der vorliegenden Studie war, ob die gefundene Häufigkeitsverteilung mit der persönlichen Wichtigkeit der erinnerten Ereignisse zusammenhängt. Dazu wurden jeweils 40 25- und
60-Jährige gebeten, 10 wichtige Ereignisse aus ihrem Leben zu nennen und dann deren relative Wichtigkeit einzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen für die jüngere Stichprobe eine typische Vergessenskurve, die zudem positiv mit der Wichtigkeit korreliert. Für die ältere Stichprobe wurden die bekannten
Effekte in der Verteilung der Ereignisse repliziert. Zusätzlich fand sich ein zweiter „Bump“ (im Alter
von 5-10 Jahren). Einen Zusammenhang zur persönlichen Wichtigkeit gab es hier allerdings nicht.
Auffallend ist aber, dass ältere Personen ihren Erinnerungen generell eine höhere Wichtigkeit zuordneten als jüngere Personen.
Vorträge
92
Perzeptuelle Grundlagen visueller Worterkennung
Anke Huckauf
Institut für Psychologie
RWTH Aachen
Jägerstr. 17-19; 52056 Aachen
[email protected]
Das Erkennen eines Wortes erfordert die Verarbeitung flankierter Buchstaben. Das Erkennen flankierter Buchstaben wiederum ist relativ zu einer Einzeldarbietung stark beeinträchtigt, was üblicherweise
auf Interferenzen während der frühen sensorischen Verarbeitung zurückgeführt wird. Auf der Suche
nach den Mechanismen, die bei der Worterkennung diese Interaktionseffekte modulieren, wurden
Lerneffekte untersucht. Dazu wurden dreibuchstabige Nichtwörter mehrmals an jeweils einer bestimmten retinalen Position tachistoskopisch dargeboten, wobei die Aufgabe der Versuchspersonen
in der Identifikation des mittleren Buchstabens bestand. Vor, während und nach diesem Training wurden die Erkennensleistungen für die Zielbuchstaben bestimmt, wenn die Ketten wie gelernt oder unter
anderen Bedingungen dargeboten wurden. Leistungsverbesserungen traten nach kurzem Training spezifisch für die trainierte Position der Kette auf. Nach längerem Training zeigte sich auch ein Transfer
auf andere Darbietungsbedingungen. Entgegen den Erwartungen unterschieden sich die Leistungen
für orthographisch legale und illegale Ketten lediglich im Niveau. Die Daten zeigen, dass perzeptuelle
Veränderungen durch Lernen zu einer raschen Verbesserung der Erkennung flankierter Buchstaben in
gelernten Kontexten führen.
Antwortauswahlanforderungen und Kosten des Wechsels zwischen Aufgaben und Stimuli
Mike Hübner, Rainer H. Kluwe, Aquiles Luna-Rodriguez, Alexandra Peters
Institut für Kognitionsforschung
Universität der Bundeswehr Hamburg
Holstenhofweg 85; 22043 Hamburg
[email protected]
Wechsel zwischen simplen Mehrfachwahlaufgaben, die auf dieselben Stimuli angewendet werden,
gehen mit Reaktionszeitkosten einher. Eine wichtige Rolle in der Theoriebildung zur Erklärung dieser Wechselkosten spielt der Zusammenhang zwischen ihrer Höhe und der Aufgabenschwierigkeit.
Hinsichtlich dieses Zusammenhangs ist die Befundlage allerdings äußerst heterogen; so gibt es sowohl Befunde von Unabhängigkeit als auch erhöhte wie erniedrigte Kosten beim Wechsel zu einer
schwierigeren Aufgabe. Wir manipulierten die Aufgabenschwierigkeit durch drei verschiedene Variationen der Antwortauswahlanforderungen: Anzahl der S-R-Verbindungen, Vertrautheit der S-RZuordnung und Anzahl relevanter Stimulusmerkmale. Die letzten beiden Variationen wirkten sich
nicht auf die Höhe der Wechselkosten aus. Anderslautende Ergebnisse [Rubinstein, Meyer & Evans,
J Exp Psychology: Human Perception and Performance, 27, 763-797 (2001)] sind vermutlich auf fehlende Kontrolle der Stimulusabfolge zurückzuführen. Demgegenüber erfolgte der Wechsel zu einer
Aufgabe mit weniger S-R-Verbindungen mit erhöhten Kosten. Diese Erhöhung wird vermutlich durch
verstärktes stimulus-spezifisches Negatives Priming bewirkt. Unsere Befunde stützen die Annahme,
dass Wechselkosten durch proaktive Interferenz und nicht durch eine exogenen Rekonfigurierungskomponente zustande kommen. Rubinstein, J. S., Meyer, D. E. & Evans, J. E. (2001). Executive control of cognitive processes in task switching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception
and Performance, 27, 763-797.
Vorträge
93
Worterkennung und Arbeitsgedächtnis beim Lesen
Albrecht Inhoff, Brianna Eiter, Ralph Radach
Psychology Department
State University of New York
P.O. Box 6000; Binghamton, NY 13902-6000 (USA)
[email protected]
Die Wahrnehmung und kurzzeitige Speicherung von Wörtern beim Lesen wurde mittels einer neuen
Methode, der blickbedingen Sprachdarbietung [Inhoff, Connine & Radach, Behavior Research Methods Instruments & Computers, in press; Inhoff, Connine, Eiter, Radach, & Heller, Psychonomic
Bulletin & Review, in press] untersucht. Hierbei wird das Blickmuster des Lesers registriert und dazu benutzt, am Beginn der ersten Fixation auf einem Zielwort ein spezifisches Begleitwort akustisch
darzubieten. Unter diesen Bedingungen beinflußt die phonologische Ähnlichkeit zwischen dem Target und seinem gesprochenen Begleitwort die Lesedauer des Targetwortes und von nachfolgenden
Wörtern. Die zeitliche Taktung der Wirkung des gesprochenen Wortes auf den Leseprozess wurde
mittels Variation seiner Darbietungszeit relativ zur Fixation des Targets untersucht. Es zeigte sich,
daß die phonologische Repräsentation relativ kurzlebig ist und nicht automatisch mit der Bedeutung
der Wortbedeutung aktiviert wird.
Der Einfluss der visuell-gestischen Modalität der Gebärdensprache auf die mentale
numerische Größenrepräsentation
Wiebke Iversen, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes
Lehrstuhl für deutsche Philologie/ SFB Köln
RWTH Aachen
Eilfschornsteinstr. 15; 52066 Aachen
[email protected]
In Modellen zur Zahlenverarbeitung werden zumeist visuell-räumliche mentale Repräsentationsformen der Zahlengröße angenommen. Ein wichtiger Beleg für diese Annahme ist der Distanzeffekt,
der beschreibt, dass in Größenvergleichsaufgaben mit einstelligen Zahlen und fester Vergleichszahl
5, Entscheidungen langsamer werden, je kleiner die numerische Distanz zur Vergleichszahl ist [Moyer und Landauer, Nature, 215, 1519-1520 (1967)]. Der Distanzeffekt, konnte auch für zweistellige
Zahlen gefunden werden [Dehaene, Dupoux und Mehler, J Exp Psychology: Human Perception and
Performance, 16, 626-641 (1990)]. In einer Studie mit n = 18 prälingual ertaubten gehörlosen Probanden wird untersucht, ob dieser Effekt auch für Zahlengebärden gezeigt werden kann, oder ob eine
größer/kleiner Entscheidung in dieser visuell-gestischen Notation eher aufgrund von Oberflächenmerkmalen der Gebärdenzeichen getroffen wird (Zahlen < 5 werden mit einer Hand gebärdet, Zahlen > 5 mit zwei Händen). Dazu wurden Größenvergleiche mit einstelligen Zahlen in vier Notationen
durchgeführt (Deutsche Gebärdensprache, arabische Zahlen, geschriebene Zahlwörter, Punktmuster).
Für alle Notationen wurde ein Distanz-Effekt gefunden. Gleichzeitig weisen deutliche Unterschiede
der Reaktionszeitmuster zwischen einhändig und zweihändig ausgeführten Gebärdenzahlen auf eine
notationsabhängige mentale Repräsentation der Zahlgröße hin.
Vorträge
94
Pre-attentive vowel categorization from dynamic speech stimuli
Thomas Jacobsen, Erich Schröger, Kai Alter
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
From static input, categorical phonetic information is comprehended pre-attentively, in the absence
of intentional selection. Here we investigate whether phonemes are pre-attentively constructed from
more realistic dynamic speech input varying in fundamental frequency and intensity, even while the
auditory stimuli are being ignored. The mismatch negativity (MMN) component of the event-related
brain potential, an index of auditory sensory memory-based detection of stimuli deviating from a regularity in a sequence of auditory stimuli, was employed. Tokens of /a/ and /i/ vowels varying in pitch
of voice and amplitude envelope were presented in oddball and separate control blocks. Participants
ignored the sounds while watching a subtitled silent movie. MMN was observed for tokens of the
/a/ and /i/ vowels varying in pitch of voice and amplitude envelope when they occurred infrequently
among the respective other vowel. The speech perception system pre-attentively extracted language
information despite enormous variation in the speech-irrelevant sound input.
Das Potenzgesetz der Übung in der Anwendung – Potential und Grenzen
am Beispiel von Schnittstellen zur Texteingabe
Georg Jahn, Josef F. Krems
Institut für Psychologie
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz
[email protected]
Die Erlernbarkeit der Bedienung von Schnittstellen ist ein wichtiges Kriterium zur Bewertung von
Designalternativen. In besonderem Maß gilt dies für Schnittstellen, die ohne besonderes Training
von einer breiten Nutzerpopulation verwendet werden. Dies trifft beispielsweise für Navigationssysteme im PKW zu. In drei Studien wurde der Trainingsverlauf beim Erlernen der Zieleingabe für
verschiedene Navigationssysteme untersucht. Die Abnahme der Bearbeitungszeiten ließ sich durch
das Potenzgesetz der Übung beschreiben. Verschiedene Schnittstellen produzierten charakteristische
Potenzgesetzparameter, die diejenigen Designmerkmale gut erfassten, für die Erlernbarkeitseffekte
vorhergesagt worden waren. Die ermittelten Potenzgesetzparameter waren für erfahrene Autofahrer
über verschiedene Trainingssituationen vergleichbar (im stehenden Fahrzeug und während der Fahrt).
In speziellen Nutzerpopulationen (junge Fahrer, ältere Fahrer) ergaben sich wie erwartet deutlich unterschiedliche Trainingsverläufe und Parameter. Für alle Nutzergruppen erschweren Vorerfahrungen
und Transfereffekte die Bewertung der Erlernbarkeit mittels einheitlicher Potenzgesetzparameter.
Vorträge
95
Die zwei visuellen Systeme und ihre Blickbewegungen – Neue Befunde
zur Validierung des Konzepts
Markus Joos, Boris M. Velichkovsky
Institut für Psychologie III
TU Dresden
Mommsenstr. 13; 01062 Dresden
[email protected]
Verschiedene Modelle visueller Wahrnehmung (z.B. [Norman, Behavioral and Brain Science, 24 (6)
(2001)]) postulieren zwei Arten visueller Verarbeitung, eine erste präattentive (ambiente oder dorsale) und eine zweite attentive (fokale oder ventrale). Ziel war die Validierung der zum jeweiligen
System korrespondierenden Blickbewegungsindikatoren, welche in Vorläuferexperimenten [Velichkovsky et al., Transportation Research, Part F. 5(2)(2002)] extrahiert wurden. Dazu wurden in einem
ersten Experiment theoretische Annahmen über die Gedächtnisrepräsentationen der im jeweiligen
visuellen Modi bearbeiteten Bildinhalte überprüft. Den Probanden wurden nach einer kurzen Bildpräsentation solche Ausschnitte dargeboten, die jeweils einer der beiden Modi visueller Verarbeitung
zugeordnet werden konnten. Bildausschnitte, die der dorsalen Verarbeitung zugeordnet wurden sollten in ihrer Wiederkennungsleistung schlechter sein als Bildausschnitte die der ventralen Verarbeitung
zugeordnet wurden. Die Ergebnisse werden vorgestellt und im Zusammenhang des Konzepts der Differenzierung visueller Modi anhand von Blickbewegungsindikatoren diskutiert. Literatur: Norman, J.
(2001). Two visual systems and two theories of perception: An attempt to reconcile the constructivist
and ecological approaches. Behavioral and Brain Sciences, 24(6). XXX-XXX Velichkovsky, B.M.,
Rothert, A., Kopf, M., Dornhoefer, S.M. & Joos, M. (2002). Towards an express diagnostics for level
of processing and hazard perception.Transportation Research, Part F. 5(2), 145-156.
Die Rolle von Assoziation und Kategorie im Bild-Wort-Interferenz-Paradigma
Annett Jorschick, Pienie Zwitserlood, Petra Dohmes, Jens Bölte
WWU Münster
Metzer Str.71; 48155 Münster
[email protected]
In einer Reihe von Experimenten wurde versucht assoziative und kategorische Effekte beim WortBild-Interferenzparadigma zu trennen. Manipuliert wurden assoziative Stärke und Kategoriemitgliedschaft zwischen Wortdistraktor und Bildtarget. Zwischen den Experimenten wurde das SOA (stimulus
onset asynchrony) variiert. Bei einem SOA von -300 ms erleichterten stark assoziierte Distraktoren,
die nicht der selben Kategorie angehörten (z.B. SCHIFF -Matrose) die Bildbenennung, während sich
schwach assoziierte, kategorisch verwandte Wörter (z.B. PILOT -Matrose) hemmend auswirkten. Bei
-150 ms manifestierten sich die Effekte des ersten Experimentes. Bei einem SOA von +150 ms ließen
sich keine Effekte mehr finden. Daraus schlossen wir, dass erleichternde und hemmende Effekte bei
Wort-Bild-Interferenzaufgaben zur gleichen Zeit auftreten können und zum Teil auf die semantische
Beziehung zwischen Distraktorwort und Bild zurückzuführen sind.
Vorträge
96
Multiplizieren wir beim Dividieren?
„Backward Inhibition“ – Effekte beim Wechsel zwischen den vier Grundrechenarten
Kerstin Jost, Frank Rösler
Allgemeine und Biologische Psychologie
Philipps Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
Kosten, die beim Wechsel zwischen zwei (oder mehr) mentalen Aufgaben entstehen, werden zum Teil
auf die Inhibition des zuvor benötigten „Task-Sets“ („backward inhibition“) zurückgeführt. Einen Beleg für diese Annahme findet man beim Vergleich von alternierenden (ABA) und nicht-alternierenden
(CBA) Aufgabensequenzen [Mayr & Keele, J Exp Psychol: General, 129 (2000)]. Für unsere Fragestellung ließen wir 16 Probanden zwischen einfachen Aufgaben aller 4 Grundrechenarten (Addition
= A, Multiplikation = M, Subtraktion = S, Division = D) wechseln. Reaktionszeiten auf Divisionsund Multiplikationsaufgaben wurden an Position n eines Aufgabentriplets (n-2, n-1, n) in Abhängigkeit von der Rechenoperation an Position n-2 analysiert. Der Wechsel zu einer Multiplikation war
nicht nur in alternierenden Sequenzen (MAM, MSM) erschwert („backward inhibition“-Effekt), sondern auch, wenn an Position n-2 eine Division bearbeitet werden musste (DAM, DSM). Demnach
scheint das Lösen einer Multiplikation von einer Restinhibition beeinträchtigt zu sein, die auf eine
Aktivierung des Multiplikationswissens in einer vorangegangenen Divisionsaufgabe zurückgeht.
Personalauswahl: Ist das Prototypmodell der sozialen Kognition ein geeigneter Ansatz?
Nadine Junker, Sabine Krolak-Schwerdt
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald, Gbd. 1; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Das Prototypmodell der sozialen Kognition [Cantor & Mischel, Journal of Research in Personality,
13, 187-205 (1979); Genero & Cantor, Journal of Social and Clinical Psychology, 5(1), 59-78 (1987)]
postuliert, dass die Prototypikalität einer Zielperson die Organisation der Personinformation erleichtert, jedoch die Gefahr von Inferenzfehlern erhöht. Dies geschieht in alltäglichen wie professionellen
Urteilssituationen. Daher sollte das Prototypmodell auf Personalauswahlprozesse übertragbar sein.
Personalleiter besitzen im Gegensatz zu Laien spezifisches Wissen in Form von Berufsprototypen,
wobei mit wachsender Berufserfahrung die prototypische Organisation von Bewerbermerkmalen sowie die Tendenz zu Urteilsverzerrungen zunimmt [Dawson, Zeitz & Wright, Social Cognition, 7, 1
(1989); Walther, Psychologia Universalis. Neue Reihe, 7 (1997)]. Daher sollten Personalleiter vermehrt die zu einem Berufsprototyp konsistenten Informationen aus Bewerbungsmaterialien erinnern
sowie nicht präsentierte, aber mit dem Prototyp assoziierte Merkmale wiedergeben. Die Probanden
(32 Personalleiter versus 32 Laien) erhielten je zwei Bewerberbeschreibungen. Eine beinhaltete gemäß einem Berufsprototyp kategorisierbares Material, die andere aktivierte keinen Berufsprototyp.
In einem freien Reproduktionstest wurde das Gedächtnis für das Beschreibungsmaterial erhoben. Im
Gegensatz zu Laien zeigt sich bei Personalleitern der erwartete Gedächtniseffekt: Sie reproduzieren
und inferieren bevorzugt prototypkonsistente Merkmale. Theoretische Implikationen der Gültigkeit
des Prototypmodells für den Personalauswahlprozess werden diskutiert.
Vorträge
97
Erlernen von Additions- und Multiplikationstabellen eines finiten algebraischen Körpers
Christian Kaernbach
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Weiß ein Rechner, was er tut? John Searle leitet aus seinem bekannten Gedankenexperiment vom chinesischen Zimmer ab, daß Computer nicht verstehen, was sie tun [Behav. Brain. Sci., 3, 417 (1980)].
Dieses Gedankenexperiment ist noch nie in Realität umgesetzt worden, wohl hauptsächlich, weil das
von Searle gewählte Beispiel (ein des Small talks fähiger Computer) zu kompliziert ist. Aber weiß
der Rechner eigentlich, was er tut, wenn er 2 und 2 addiert? — In einer Vereinfachung des Searlschen
Paradigmas läßt sich das Gedankenexperiment in ein Experiment zum Problemlösen übertragen. Auf
einem finiten algebraischen Körper der Mächtigkeit 5 (Addition und Multiplikation auf Z modulo 5,
also mit Überlauf bei 5, z.B. 2 + 4 = 1) gibt es eine endliche und überschaubare Tabelle aller möglichen Ergebnisse. Versuchspersonen mußten diese Tabelle, übersetzt in nicht-numerische Zeichen,
auswendig lernen. Bei Beherrschung der Aufgabe wurden die Versuchspersonen nach ihren Strategien befragt. Die Rückübersetzung in Zahlen wurde nie als Strategie angegeben. Auch zeigt sich nicht
das für das Rechnen mit Zahlen typische Reaktionszeitprofil in Abhängigkeit von der Aufgabe, so
daß davon ausgegangen werden kann, daß die Versuchspersonen die Aufgaben im Searlschen Sinne
ohne Zahlenverständnis gelöst hatten. Diese Versuchspersonen haben gerechnet, ohne zu wissen, daß
sie rechnen.
Frageformateffekte bei der Beantwortung von Fragebögen: Der Einfluss des gegebenen
Zeitrahmens bei offenen Häufigkeitsfragen auf das Antwortverhalten
Stefanie Kalus, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling
Abteilung Allgemeine Psychologie II
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Forschungsbefunde belegen, dass bei Erfassung von Verhaltenshäufigkeiten durch Fragebögen das
Frageformat starke Auswirkungen auf das Antwortverhalten hat: Eine Erfassung mittels Antwortskalen bedingt beispielsweise aufgrund der Tendenz zur Mitte verzerrte Antworten. Die Literatur zum
Fragebogendesign empfiehlt daher ein offenes Frageformat, bei dem der Respondent frei eine Zahl
angeben kann. Die Frage enthält dabei ein bestimmtes Zeitintervall, für das die Antwort gegeben
werden soll, z.B. „Wie viele Stunden schauen Sie an einem typischen Tag fern?“ In der vorliegenden
Studie wird überprüft, ob dieses Intervall ebenfalls Auswirkung auf die berichtete Verhaltenshäufigkeit hat. Eine studentische Stichprobe berichtete im offenen Frageformat über Verhaltenshäufigkeiten hinsichtlich sozialer Aktivitäten, der Nutzung universitärer Angebote und ihres Studienalltags.
Between-subjects wurden die identischen Fragen mittels unterschiedlicher Zeitintervalle (Woche,
Monat, Quartal, Semester) gestellt. Es zeigte sich für alle Items ein konsistenter, systematischer Bias:
Bei kürzerem Zeitintervall werden signifikant höhere Verhaltenshäufigkeiten berichtet. Empfehlungen zur Erfassung von Verhaltenshäufigkeiten werden abgeleitet.
Vorträge
98
Einflussfaktoren im Umgang mit anomalen Daten
Andreas Keinath, Josef F. Krems
Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz
[email protected]
Anomalien spielen beim wissenschaftlichen Entdecken oder diagnostischen Schließen aber auch im
alltäglichen Leben eine bedeutsame Rolle. All diesen Formen des Problemlösens ist gemein, dass Erklärungen für Daten oder Evidenzen generiert werden müssen und dabei Anomalien auftreten können.
Eine Reihe von Studien zeigte zum einen, dass widersprechende Evidenzen häufig nicht beachtet werden [Mahoney & DeMonbreun, Cognitive Therapy and Research, 3, 229-236 (1977)], zum anderen
aber auch, dass Anomalien zum Auslöser für berühmte Entdeckungen wurden [Kulkarni & Simon,
Cognitive Science, 12(2), 139-175 (1988)]. Welche Faktoren die Resolution von Anomalien beim
Problemlösen beeinflussen wurde bislang kaum untersucht. In zwei Experimenten wurde der Frage
nachgegangen, welchen Einfluss die bisherige Ausgangserklärung auf den Umgang mit Anomalien
hat. Die Ergebnisse zeigen, dass es leichter fällt die Ausgangserklärung zu wechseln oder zu verändern, wenn diese abstrakter und weniger spezifiziert wird. Konkrete und spezifische Erklärungen
erschwerten dagegen die Resolution von Anomalien. Die Ergebnisse werden im Rahmen der von
Johnson und Krems [Cognitive Science, 25, 903-939 (2001)] postulierten Theorie zum abduktiven
Schließen interpretiert.
Kann Überschattung konditionierte und unkonditionierte Reaktionen
im Rotationsparadigma reduzieren?
Sandra Kellermann, Paul Enck, Geoffrey Hall, Sibylle Klosterhalfen, Ursula Stockhorst
Institut für Medizinische Psychologie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Hintergrund: Um Interventionen zu entwickeln, die geeignet sind, konditionierte – noch vor Infusionsbeginn auftretende – Übelkeit bei Krebspatienten zu reduzieren, untersuchen wir die Wirksamkeit
von Konditionierungstechniken, z. B. Überschattung, bei Gesunden. Symptome wie Übelkeit und
Brechreiz (als UR) erzeugen wir durch vertikale Rotation (120◦ /sek.)(als US) in einem Drehstuhl.
Methode: Gr. 1 (N = 12) trank an 3 der 4 konsekutiven Versuchstage unmittelbar vor der Rotation ein
jeweils neuartig schmeckendes Getränk (z. B. Holunder-, Schlehensaft) als Überschattungs-CS. Gr. 2
(N = 12) erhielt dagegen Wasser als neutralen Reiz. Am Testtag 4 erhielten beide Gruppen Wasser.
Erfasst wurden übelkeitsassoziierte Symptome, Cortisol und TNF-lph im Speichel und zwar vor (CR)
und mehrfach nach der Rotation (UR). Ergebnisse: Gr. 1 zeigte von Tag 1 zu 4 im Unterschied zu
Gr. 2 eine Abnahme der Symptome sowohl vor Rotation (CR), als auch nach Rotation (UR) (p <
.05). Im Cortisol zeigten beide Gruppen am Testtag eine signifikante Abnahme nach Rotation. Die
TNF-Alpha-Analysen erfolgen zur Zeit. Diskussion: Überschattung reduziert sowohl konditionierte Symptome als auch unkonditionierte rotationsinduzierte Symptome. Die Cortisoldaten werden im
Hinblick auf Habituation diskutiert. (Gefördert vom Wellcome Trust).
Vorträge
99
Representational Momentum ist stärker bei motorischen Lokalisationsaufgaben und
schwachem Bewegungseindruck
Dirk Kerzel
Abteilung Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Urteile über die letzte Position eines Zielreizes, dessen Bewegung durch eine Reihe statischer Bilder
impliziert wurde, sind in die Bewegungsrichtung verschoben (Representational Momentum). Mit glatter Reizbewegung wurde diese Fehllokalisation jedoch nicht beobachtet. Erstes Ziel der Untersuchung
war es, den Einfluss des Bewegungstyps genauer zu bestimmen. Dazu wurde der zeitliche Abstand
(SOA) zwischen aufeinanderfolgenden Zielreizpräsentationen bei gleichbleibender Geschwindigkeit
variiert. Generell nahm die Verschiebung in die Bewegungsrichtung mit dem SOA zu. Das heißt, dass
ein schwacher Bewegungseindruck zu stärkerer Extrapolation der letzten Zielreizposition führte. Das
zweite Ziel der Studie war es, Effekte der Lokalisationsmethode zu untersuchen. Wenn relative Urteile verwendet wurden, war die Verschiebung in die Bewegungsrichtung bei glatter Reizbewegung
nicht signifikant, wohl aber bei implizierter Bewegung. Mit Zeigebewegungen war die Vorwärtsverschiebung erheblich größer und bei allen Bewegungstypen von Null verschieden. Vielleicht wird die
Zielreizposition für zielgerichtete Handlungen stärker extrapoliert als für rein perzeptuelle (relative)
Urteile.
Maskiertes Priming als Indikator für automatische semantische
Verarbeitungsprozesse schizophrener Patienten
Markus Kiefer
Abteilung Psychiatrie III
Universität Ulm
Leimgrubenweg 12; 89075 Ulm
[email protected]
Es ist umstritten, inwieweit schizophrenen Denkstörungen eine unfokussierte, automatische Konzeptaktivierung im semantischen Gedächtnis zugrunde liegt. Um zu einer Klärung dieser Kontroverse
beizutragen, wurden Untersuchungen mit dem maskierten Priming-Paradigma an schizophrenen Patienten mit und ohne formale Denkstörungen durchgeführt. Beim maskierten Priming-Paradigma wird
durch eine Maskierungstechnik die bewußte Wahrnehmung eines Wortes verhindert und der Einfluß dieses Prime-Wortes auf lexikalische Entscheidungszeiten für nachfolgend präsentierte Zielworte erfaßt. Eine Verkürzung der Entscheidungszeit (Priming-Effekt) aufgrund des zuvor präsentierten,
unbewußt wahrgenommenen semantisch verwandten Wortes, muß durch eine automatische Voraktivierung eines Konzeptes zustande gekommen sein. Schizophrene Patienten mit formalen Denkstörungen wiesen größere Priming-Effekte für maskierte Reize als schizophrene Patienten ohne formale
Denkstörungen und gesunden Kontrollpersonen auf. Die vergrößerten maskierten Priming-Effekte
denkgestörter schizophrener Patienten stellen einen Indikator für eine überschießende automatische
Aktivationsausbreitung dar. Die Befunde belegen daher die Annahme einer unfokussierten automatischen Konzeptaktivierung als eine kognitive Grundlage für schizophrene formale Denkstörungen.
Vorträge
100
Die Rolle der perzeptuellen Flüssigkeit beim impliziten Kategorisieren
Annette Kinder, David Shanks
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35037 Marburg
[email protected]
In Experimenten zum Erlernen künstlicher Grammatiken haben Versuchspersonen nach Durchlaufen
einer Lernphase die Aufgabe, Reize als grammatisch oder ungrammatisch zu kategorisieren. Es werden zunächst zwei Experimente vorgestellt, in denen wir untersuchten, ob perzeptuelle Flüssigkeit
eine Rolle bei diesen Kategorisierungen spielt. Hierzu verwendeten wir eine Präsentationsart, bei der
die Testreize über eine kurze Zeitspanne hinweg auf einem Bildschirm erschienen. Wir manipulierten
die perzeptuelle Flüssigkeit über die Geschwindigkeit, mit der die Reize sichtbar wurden. Es zeigte
sich, dass Versuchspersonen Reize, die schneller erschienen, häufiger als grammatisch bezeichneten
als solche, die langsamer erschienen. Demnach nutzten die Versuchspersonen perzeptuelle Flüssigkeit, um ihre Testurteile zu fällen. In einem dritten Experiment wurden die gleichen Reize gezeigt,
die Versuchspersonen wurden aber instruiert, sie als alt oder neu zu bezeichnen (Wiedererkennen).
Hier zeigte sich kein Effekt der perzeptuellen Flüssigkeit. Die Ergebnisse werden im Rahmen der
Zwei-Prozesstheorie des Wiedererkennens diskutiert.
Trend literacy: Empirie und Modellierung der Interpretation
von Kurvenverläufen in prozesstechnischen Anlagen
Martin C. Kindsmüller, Leon Urbas
ZMMS – MoDyS-Research Group
Technische Universität Berlin
Jebensstr. 1; 10623 Berlin
[email protected]
Erfahrene Operateure prozesstechnischer Anlagen zeichnen sich durch ein hohes Maß an trend literacy (die Fähigkeit, Kurvendarstellungen situationsadäquat zu interpretieren) aus. Tätigkeitsanalysen
und Expertenbefragungen legen nahe, dass diese Fähigkeit maßgeblich an Aufbau und Fortschreibung
einer Vorstellung von den Verhältnissen in der Anlage (situation awareness [Endsley, Human Factors,
37 (1) 32-64. (1995)]) beteiligt ist. Zur Implementierung von Trainingssystemen (model based situation awareness training [Leuchter & Urbas, in Petrushin, Kommers, Kinshuk, & Galeev (Eds.), IEEE
International Conference on Advanced Learning Technologies. Media and the Culture of Learning.
Palmerston North, New Zealand. 34-39 (2002)]) ist es notwendig, trend literacy zu formalisieren.
Dazu wurde in einer experimentellen Untersuchung der Einfluss von Systemwissen auf die Interpretation von Kurvendarstellungen (operationalisiert durch die Segmentierung von Kurvenverläufen
und die anschließende Klassifizierung der Segmente) untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die
Induktion einer Modellvorstellung des trendgenerierenden Prozesses nicht nur höhere kognitive Prozesse, wie die Klassifikation von Trendsegmenten, beeinflusst, sondern bereits Auswirkungen auf
wahrnehmungsnahe Prozesse hat. So wird beispielsweise die Genauigkeit der Segmentierung erhöht.
Die Experimentalergebnisse und die in Einzelanalysen gewonnenen prototypischen Interpretationsmuster werden im Hinblick auf eine Modellierung der trend literacy diskutiert und bewertet.
Vorträge
101
Warntöne im Auto – wie sollen sie beschaffen sein?
Miklós Kiss, Marc Wittmann, Martina Neidhart, Alexander Steffen,
Peter Gugg, Ernst Pöppel, Hiroyuki Kamiya
Mensch-Maschine Interaktion
GRP der Universtität München in Bad Tölz
Arzbacher Str. 12; 83646 Bad Tölz
[email protected]
Damit Autofahrer rechtzeitig und gut auf Gefahrenpotentiale hingewiesen werden, ist es wichtig adäquate Warnsignale zu gestalten. Meist werden dazu visuelle oder akustische Signale genutzt. Ziel
dieser Studie war es, Parameter eines Warntons zu bestimmen, die eine schnelle und sichere Reaktion
des Fahrers gewährleisten. Dazu werden den Versuchspersonen in einem Fahrsimulator während der
Fahrt Töne vorgespielt, die sich in gewissen Parametern wie Frequenz, Dauer oder Obertönen unterschieden. Aufgabe der Personen ist es durch Tastendruck auf diese Töne zu reagieren. Als Ergebnis
zeigt sich, dass in Situationen, in denen auf jeden dargebotenen Ton auf die gleiche Weise reagiert
werden muss (Einfachreaktion), Klänge mit Obertönen den reinen Tönen überlegen sind. Wenn vor
der Reaktion jedoch eine tatsächliche Entscheidung zu treffen ist (Wahlreaktion), sind die Signale
besser, die in grundlegenden Parametern, wie Frequenz und Länge, variieren. Signale, die sich z.B.
nur in den Obertönen unterscheiden, führen sogar zu einer signifikanten Verlängerung der Reaktionszeiten.
Visuelle Selektionsmechanismen bei zeitlicher Segmentierung des Suchdisplays
Monika Kiss, Maren Wolber, Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie der Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
In einer seriellen visuellen Suche nach einem Zielreiz unter Distraktoren nimmt die Reaktionszeit
mit steigender Anzahl der Distraktoren zu. Wird ein Teil der Distraktoren zeitlich vorgezogen dargeboten, kann das Target im nachfolgenden Suchdisplay leichter entdeckt werden. Es wird angenommen, dass die alten Distraktorpositionen top-down gehemmt werden, so dass sich die Suche auf neue
Items beschränkt. Um die zugrundeliegenden Selektionsmechanismen genauer zu untersuchen, haben
wir eine Reihe von EEG-Experimenten durchgeführt. Die Probanden suchten nach einem Target, das
durch eine Kombination der Merkmale Farbe und Form definiert war. Verhaltensdaten und Latenzverschiebungen der ereigniskorrelierten EEG-Lateralisierungen zeigen, dass die alten Distraktoren nicht
vollständig ignoriert werden können. Weiterhin haben wir versucht, anhand der frühen EEG-Reaktion
auf einen Probe-Stimulus die zeitliche und räumliche Aufmerksamkeitszuwendung im Suchdisplay
zu beschreiben. Die Ergebnisse weisen auf eine unterschiedliche Distraktorverarbeitung in Abhängigkeit vom Zeitpunkt relativ zum Onset der Suchmatrix, der räumlichen Nähe zum Target sowie der
Aufgabenrelevanz der Distraktorpositionen hin.
Vorträge
102
Der Einfluß eines doppelten Standards auf das Zeitschätzungsverhalten
Florian Klapproth
Institut für Psychologie
Universität Hildesheim
Marienburger Platz 22; 31141 Hildesheim
[email protected]
Mit zwei Experimenten wurde die Hypothese geprüft, ob das Erlernen eines zweiten, irrelevanten
Zeitintervalls die Erinnerung an das relevante Zeitintervall beeinflußt. In beiden Experimenten sollten
Versuchspersonen ein Standardintervall (400 ms) lernen. In einer anschließenden Testphase wurde im
Rahmen einer temporal generalization-Aufgabe (ohne Feedback) geprüft, wie gut das Standardintervall von Vergleichsintervallen abgegrenzt werden konnte. Zusätzlich zum Standardintervall lernten
die Versuchspersonen ein weiteres, allerdings für die spätere Testphase irrelevantes Intervall. In Experiment 1 hatte das zweite Intervall die gleiche Dauer wie das Standardintervall, wurde aber in einer
anderen Modalität dargeboten (auditiv oder visuell). In Experiment 2 war das zweite Intervall von
längerer Dauer (500 ms) und wurde innerhalb der gleichen Modalität dargeboten wie das Standardintervall. Während in Experiment 1 die Leistung in der Testphase durch das zweite Intervall insofern beeinträchtigt wurde, als die Versuchspersonen ihre Entscheidung in der Testphase auf eine „Mischung“
beider Intervalle gründeten, blieb ein Effekt in Experiment 2 aus. Implikationen der Ergebnisse für
die Struktur des Zeitgedächtnisses und mögliche Einflüsse der Instruktion auf die Organisation temporaler Informationen im Gedächtnis werden diskutiert.
Kognitive Belastung und Passung
Karl Christoph Klauer, Katja Ehrenberg
Institut für Psychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Kognitive Belastung verstärkt das soziale Kategorisieren und mit den Kategorien verknüpftes Stereotypisieren, wie im sogenannten ressourcenbasierte Ansatz angenommen wird. Im Gegensatz dazu
wird in einem passungsbasierten Ansatz davon ausgegangen, dass kognitive Belastung das Entdecken
und Beurteilen von Passung zwischen sozialen Stimuli und sozialen Kategorien erschwert und deswegen das Kategorisieren und Stereotypisieren vermindert sein sollte. In einem Experiment mit N
= 225 Teilnehmern verfolgten Versuchsteilnehmer eine Diskussion von Mitgliedern der CSU und
der Grünen, an die sie sich später in einem „Who said what?“ Gedächtnistest [Klauer & Wegener, J.
Pers. Soc. Psyc., 75, 1155 (1998)] erinnern mussten. Manipuliert wurde zwischen den Versuchspersonen, ob Passung vorlag oder nicht und ob eine kognitive Belastung beim Enkodieren, beim Abruf,
oder keine Belastung gegeben war. Belastung wurde durch die Zweitaufgabe des Generierens von
Zufallszahlen erzeugt, Passung durch eine Kovariation der Inhalte der Diskussionsbeiträge und der
Parteimitgliedschaft. Die Ergebnisse sprechen eher für den ressourcenbasierten Ansatz.
Vorträge
103
Die Ambivalenz inhaltlicher Beispiele beim Training logischen Schließens
Stefan Kleinbeck, Sieghard Beller, Gregory Kuhnmünch
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Engelbergerstr. 41; 79106 Freiburg
[email protected]
Auf der Basis inhaltlicher Relationen sind Personen fähig, konditionale Schlüsse zu ziehen. Lässt sich
diese Fähigkeit dazu nutzen, abstraktes, konditionales Schließen zu trainieren? Es wurde ein Training
entwickelt, das abstrakte Regeln des konditionalen Schließens mit Prämissen der Form „Wenn P,
dann Q“ durch inhaltliche Relationen veranschaulicht. In einem Zwei-Gruppen-Design (mit Training
vs. ohne Training) wurde der Effekt des Trainings auf die Schlussfolgerungsleistung geprüft. Als
Testaufgaben wurden abstrakte konditionale Syllogismen verwendet, sowie inhaltliche konditionale
Syllogismen (mit der Besonderheit, dass der Inhalt der logisch korrekten Antwort entgegenläuft). Die
Ergebnisse zeigten, dass sich bei den abstrakten Testaufgaben die Leistung durchweg verbesserte. Bei
den inhaltlichen Aufgaben splitteten sich die Antworten der Trainingsgruppe. Während es ein Teil
der Personen tatsächlich schaffte, vom Inhalt zu abstrahieren und formallogische Schlüsse zu ziehen,
verließ sich ein anderer Teil der Personen sogar noch stärker auf die Inhalte als in der Kontrollgruppe
ohne Training.
Die semantische Größenrepräsentation: Existieren mehr als nur ein mentaler Zahlenstrahl?
Andre Knops, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes
Neurologie/Neuropsychologie
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30; 52074 Aachen
[email protected]
Ob die Größe zweistelliger Zahlen holistisch verarbeitet wird, wird kontrovers diskutiert: Dehaene und Mitarbeiter [Dehaene S, Dupoux E & Mehler J, J. Exp. Psychol. Hum. Percept. Perform.,
16(3): 626-41 (1990)] fanden Hinweise auf eine holistische Verarbeitung. Demgegenüber berichten
Nürk und Kollegen [Nürk HC, Weger U & Willmes K, Cognition, 82, B25-B33(2001)] in einer Größenvergleichsaufgabe mit zweistelligen Zahlen einen Kompatibilitätseffekt: Kompatible Durchgänge
(42_57 Dekaden- und Einervergleich haben dasselbe Ergebnis) wurden bei gleicher Gesamtdistanz
schneller beantwortet als inkompatible (37_52). Dies ist nicht mit einem holistischen Modell vereinbar. Einem alternativen von Nürk und Kollegen vorgeschlagenen Hybrid-Modell scheinen Ergebnisse
eines SOA-Experiments von Dehaene et al. [J. Exp. Psychol. Hum. Percept. Perform., 16(3): 626-41
(1990)] zu widersprechen. In einer erweiterten Replikation mit den Stimuli aus Nürk et al. [Cognition, 82, B25-B33(2001)] wurden in einer Größenvergleichsaufgabe die SOA der Zehner und Einer
zwischen -400ms (Zehner zuerst) und +400ms (Einer zuerst) variiert. Während bei den Gesamtreaktionszeiten Ergebnisse gefunden wurden, die mit einer holistischen Sichtweise vereinbar sind, zeigte
sich insbesondere bei 50 ms und 100ms ein Kompatibilitätseffekt. Dies widerspricht der Interpretation
Dehaenes. Die Größe zweistelliger Zahlen ist also nicht nur holistisch repräsentiert.
Vorträge
104
Der Stimulus-Probability-Effekt bei der Konditionierung des Hautleitwertes
Stephan König, Günter Reinhard, Harald Lachnit
Allgemeine Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Pilgrimstein 23; 35037 Marburg
[email protected]
Der Stimulus-Probability-Effekt (SPE) beschreibt den Sachverhalt, dass auf seltene Reize anders reagiert wird als auf häufige Reize. Beispielsweise lösen seltene Reize größere Pupillenreaktionen aus.
Bislang verwendeten wir den SPE bei der Pupillenreaktion erfolgreich als Indikator für Reizverarbeitung und Reizkategorisierung in Go/NoGo-Reaktionszeitaufgaben. Mit der vorzustellenden Studie
wollten wir untersuchen, ob der SPE auch bei der Konditionierung des Hautleitwertes auftritt. Dazu
erhielt eine Gruppe von Versuchspersonen ein Training mit 2 verstärkten und 2 unverstärkten Elementen, welche sich jeweils hinsichtlich ihrer Darbietungshäufigkeit unterschieden (16 A+, 4 B+, 16
C– , 4 D– ). Zusätzlich wollten wir die Auswirkung einer möglichen Reizkategorisierung mit Hilfe
„abstrakter“ Reizmerkmale untersuchen. Dazu ersetzten wir in weiteren Versuchsgruppen 2 Elemente
durch Reizkomplexe (z. B.: 16 A+, 4 B+, 16 CD– , 4 EF– ). Der SPE trat auch bei der Hautleitwertkonditionierung auf. Gruppenunterschiede hinsichtlich des SPE lassen auf die Verarbeitung „abstrakter“
Reizmerkmale schließen.
Online evidence for a level-ordered lexicon: Compound words are morphosyntactically
decomposed but linking elements are not plural morphemes
Dirk Köster, Thomas C. Gunter, Susanne Wagner
Neuropsychology
Max Planck Institute of Cognitive Neuroscience
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
We investigated the question of whether constituents of nominal compounds are accessed separately
on the morphosyntactic level using event-related brain potentials (ERP). We manipulated the gender
agreement between compound constituents and a preceding determiner (exp. 1), and the (proposed)
number agreement between constituents and a preceding numeral (exp. 2). Stimuli were presented
acoustically while ERPs were measured. Experiment 1 yielded a left-anterior negativity (LAN) for
each gender incongruent constituent, indicating morphosyntactic decomposition. However, manipulation of the number agreement, as indicated by the presence or absence of linking elements, e.g.
-er- in „Bilderalbum“ („photo[s] album“) did not yield a LAN for first constituents. Instead, first
constituents were processed online as singular instances. We suggest a separate access of minimal
morphosyntactic representations of constituents, and that linking elements are not plural morphemes
of first constituents.
Vorträge
105
Okulomotorisches Verhalten von Patienten mit Parkinson Syndrom
in einer visuo-räumlichen Cueing-Aufgabe
Stefanie Kraft, Sven Krause, Christian Wein, Carsten Buhmann, Kim Hinkelmann
Psychologisches Institut I
Universität Hamburg
Von-Melle-Park 11; 20146 Hamburg
[email protected]
Während das fortgeschrittene Stadium der Parkinson-Krankheit in der Regel von klinisch manifesten
Störungen der Okulomotorik begleitet wird, sind diese in früheren Phasen nur mit entsprechenden
Messinstrumenten wie EOG oder Eyetracker nachweisbar. Als typische Beeinträchtigungen zeigen
sich unter anderem eine herabgesetzte Blinkrate, leichte Konvergenzschwächen, hypometrische Sakkaden, Blickfolgedysmetrie und durch Sakkaden gestörte Fixationen. Mittels einer auf dem Posner
Paradigma basierenden visuell-räumlichen Cueing-Aufgabe wurde der Einfluss verschiedener Hinweisreize auf die sakkadische Latenzzeit, die Treffgenauigkeit auf den Zielreiz sowie das Antwortverhalten untersucht. 30 Patienten mit idiopathischer Parkinson-Krankheit und 30 gesunde Kontrollpersonen nahmen an der Studie teil. Zur Messung der Augenbewegungen wurde das SMI Eye Link
System Typ 1 eingesetzt. Hierbei zeigen sich teils deutliche Gruppenunterschiede in den oben genannten Parametern. Art und Ausmaß der Beeinträchtigungen stehen in Beziehung zum Stadium der
Erkrankung, zur Art der Medikation und zum Symptomtypus.
Ist Aggression annäherungs- oder vermeidungsmotiviert?
Regina Krieglmeyer, Roland Deutsch, Fritz Strack
Lehrstuhl für Psychologie II
Universität Würzburg
Röntgenring 10; 97070 Würzburg
[email protected]
Ist aggressives Verhalten eher mit Annäherungsmotivation [Harmon-Jones & Sigelman, J. Pers. Soc.
Psy., 47, 1310 (2001)] oder Vermeidungsmotivation [Gray, Cam. Univ. Press (1987)] assoziiert? Zur
Untersuchung dieser Frage wurde ein neues Paradigma entwickelt. In einem Computerspiel konnten
sich die Vpn (N = 25) in einem Labyrinth frei bewegen und durch erfolgreiches Verhalten Punkte
sammeln. Während des Spiels wurden sie durch Aktivierung des Flexor- vs. Extensormuskels in eine
Annäherungs- vs. Vermeidungsmotivation versetzt. Dabei wurde die Ausführungslatenz aggressiven
und konsumatorischen Verhaltens gemessen. Die Vpn sollten auf bedrohliche Reize mit Angriff reagieren, um einen Punkteverlust zu vermeiden, auf appetitive Reize dagegen mit Konsum, um Punkte
zu gewinnen. Wie erwartet wurde Angriff schneller unter Vermeidungsmotivation ausgelöst als unter Annäherungsmotivation. Hinsichtlich Konsum sind die Ergebnisse weniger klar, deuten aber auf
Kompatibilität mit Annäherungsmotivation hin. Insbesondere die Ergebnisse zum Angriffsverhalten
unterstützen Grays Theorie. Nach den ersten Befunden erweist sich dieses Paradigma als vielversprechend zur Erforschung von Annäherungs- und Vermeidungsverhalten in einem realitätsnahen und
standardisierten Setting.
Vorträge
106
Anwendung von Strukturgleichungsmodellen in Untersuchungen
zur Äquivalenz von Testadminstrationsformen
Ulf Kroehne, Andreas Wolf
Institut für Psychologie, LS Methoden
Universität Jena
Am Steiger 3, Hs. 1; 07743 Jena
[email protected]
In zwei Experimenten wurden der Einfluss des Testmediums und einzelner Messeigenschaften auf
die Testergebnisse und -gütekriterien untersucht (siehe Beitrag Wolf & Kroehne in diesem Band). Ein
Problem der statistischen Analyse vieler Untersuchungen zur Testäquivalenz ist, dass die Beurteilung
der Äqivalenz i.d.R. auf unzureichenden bzw. zu strengen statistischen Kriterien wie der Gleichheit der Skalenmittelwerte oder einzelner Gütekriterien beruht, was sicherlich zur inkonsistenten Befundlage beiträgt. Als Alternative werden mittels Strukturgleichungsmodellen liberalisierte Äquivalenzmodelle entwickelt und angewendet, die nicht einzelne manifeste Kennwerte der Testverfahren
vergleichen, sondern die Äquivalenz des erhobenen latenten Konstrukts prüfen. Grundlage der Liberalisierung bildet die den Testverfahren zugrundeliegende klassische Testtheorie. Ausgehend von der
Analyse der statistischen Power, der Kriterien für (Miss-)Spezifikation und den allgemeinen Bewertungskriterien für Strukturgleichungsmodelle wird anhand der experimentellen Daten gezeigt, dass in
den vorgestellten Modellen sowohl der Äquivalenzbegriff liberaler formuliert, als auch gleichzeitig
Nichtäquivalenz hinreichend restriktiv modelliert ist. Damit werden bei vorliegender Äquivalenz der
latenten Konstrukte Korrekturen abweichender manifester Testwerte möglich.
Zur Erfassung psychosozialer Beeinträchtigungen – zur Anwendbarkeit
des Inventars Interpersonaler Probleme (IIP)
Manfred Kuda
Zentrum Psychologische Medizin – Ärztlich-Psychologische Beratungesstelle
Universität Göttingen
Nikolausberger Weg 17; 37073 Göttingen
[email protected]
Eine entscheidende Rolle im Bereich psychischer Gesundheit spielen soziale Beziehungen. Ein Verfahren zur Diagnose solcher Defizite ist ein Circumplexmodell [Leary, Th.,Interpersonal diagnosis of
personality, N.Y., (1957); deutsche Version: Horowitz, L.M., Strauß, B. u. Kordy, H, Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme – (IIP-D) (1994)]. Es erfasst auf den 2 Hauptdimensionen „Affiliation“ und „Kontrolle“ sowohl komplementäres als auch reziprokes soziales Verhalten. Fragestellungen:
Lassen sich die Dimensionen des IIP empirisch replizieren? Welche Zusammenhänge bestehen mit
anderen Persönlichkeitsverfahren? Wird die psychosoziale Symptomatik durch den IIP differenziert
diagnostiziert? Stichprobe: N = 160 Klienten einer psychotherapeutischen Studierendenberatungsstelle. Ergebnisse: Die 2 Hauptdimensionen des IIP lassen sich mittels FA nicht reproduzieren. Es
finden sich eindeutige Überschneidungen mit den Standardskalen des Giessen-Test. Für die Symptomatik gibt es aus Therapeutensicht keine Wechselwirkungen zur psychosozialen Symptomatik. Im
Selbstreport aktueller Symptomatik steht der SCL-GS-Gesamtscore nur mit einem der 3 Faktoren 2.
Ordnung in Beziehung. Somit wird die Akutsymptomatik nicht von der inhaltlichen Bandbreite des
IIP differenziert erfaßt.
Vorträge
107
Inhaltseffekte beim deduktiven Denken: eine Einbahnstraße?
Gregory Kuhnmünch, Sieghard Beller, Hans Spada
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität
Engelbergerstr. 41; 79106 Freiburg
[email protected]
Inhaltseffekte lassen sich als eine Art empirischer Bias verstehen: Personen nutzen ihr inhaltliches
Wissen beim logischen Schließen, vernachlässigen dabei aber die Prämissenform. So können verschiedene Inhalte bei logisch identischen Aufgabenstellungen zu unterschiedlichen Inferenzen führen. Ist der Einfluß des Inhalts eine „Einbahnstraße“ oder kann auch umgekehrt die Prämissenform
das inhaltliche Wissen modifizieren? In zwei Experimenten wurde das Zusammenspiel von Prämissenform und Wissen beim konditionalen Schließen untersucht. Neben Aufgabenstellungen, bei denen
das Wissen der Versuchspersonen mit den gegebenen Prämissen vereinbar war, bearbeiteten die Versuchspersonen auch Aufgaben, deren Prämissen einen Widerspruch zum Wissen erzeugten. Bei den
ersten Aufgaben zeigten sich herkömmliche Inhaltseffekte: Das inhaltliche Wissen der Personen modifizierte ihre konditionalen Inferenzen. Die widersprüchlichen Aufgaben belegten dagegen einen umgekehrten Einfluß: Bei diesen Aufgaben modifizierten die Versuchspersonen ihr Wissen aufgrund des
Widerspruchs zur Prämissenform. Die Ergebnisse stützen die Annahmen des dual-source-Ansatzes,
wonach Prämissenform und inhaltliches Wissen interagieren.
Bewusste Kontrolle unbewusster Reaktionsaktivierung
Wilfried Kunde, Andrea Kiesel, Joachim Hoffmann
Institut für Psychologie
Universität Halle
Brandbergweg 23c; 06099 Halle (Saale)
[email protected]
Reaktionen auf bewusste Zielreize sind beeinflussbar durch die zeitlich vorangehende Präsentation
unbewusster Reize (primes). In der Literatur wird diskutiert, ob die unbewusste Primewirkung auf
der Aktivierung einfacher Reiz-Reaktions-Verknüpfungen basiert, oder auf einer semantischen Primeverarbeitung. Es werden Experimente berichtet, die im Widerspruch mit beiden Positionen stehen. Versuchpersonen hatten die Aufgabe numerische Reize als größer/kleiner 5 zu beurteilen. Es
wird gezeigt, dass numerische Primes dieser ‘semantischen’ Antwortkategorien wirksam sind, selbst
wenn für sie keine Reiz-Reaktionsverknüpfung erworben werden konnte (Experiment 1). Andererseits bleiben Primes einer Antwortkategorie unwirksam, wenn sie außerhalb eines erwarteten Größenordnungsbereichs liegen (Experiment 2), in einem unbekannten Format präsentiert werden (Experiment 3) oder die Instruktion die Beachtung sensorischer Merkmale forciert (Experiment 4). Die
Ergebnisse legen nahe, dass die Wirkung unbewusster Reize strikt von ihrer Passung mit vorab spezifizierten Reaktionsauslösebedingungen abhängt. Die Spezifizierung solcher Auslösebedingungen
ermöglicht die bewusste Kontrolle unbewusster Reaktionsaktivierung
Vorträge
108
Frauen sind anders Männer auch: Autobiografisches Gedächtnis,
Empathie und soziale Fähigkeiten
Gregor Lachmann, Michael Bender, Rüdiger Pohl
Allgemeine Psychologie
Justus Liebig Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10 F; 35394 Gießen
[email protected]
Bisherige Untersuchungen zum autobiografischen Gedächtnis fokussierten eher die Struktur und Organisation dieses Gedächtnissystems. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den interpersonalen
Funktionen. Es wird angenommen, dass das autobiografische Gedächtnis eine notwendige Vorraussetzung für Empathie und soziale Fähigkeiten darstellt. Zudem werden für alle drei Konstrukte Geschlechtsunterschiede diskutiert. In der vorliegenden Studie wurden 114 Studierende mit einen selbst
konzipierten Fragebogen zum „Autobiografischen Gedächtnis“, dem „Interpersonal Reactivity Index“
und den „Frankfurter Selbstkonzeptskalen“ getestet. Frauen wiesen höhere Werte im autobiografischen Gedächtnis und in ihrer Empathiefähigkeit auf, Männer dagegen- entgegen unserer Erwartung
– in ihren sozialen Fähigkeiten. Als signifikanter Prädiktor für eine höhere autobiografische Gedächtnisleistung stellte sich bei Frauen Empathiefähigkeit, bei Männern soziale Fähigkeiten dar. Erstaunlicherweise zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen sozialen Fähigkeiten und Empathie.
Die Ergebnisse werden im Rahmen eines evolutionären und eines kognitiven Ansatzes diskutiert.
Buchstaben und Muster provozieren gegensätzliche Kongruenzeffekte
Thomas Lachmann, Cees van Leeuwen
Institut für Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14/20; 04103 Leipzig
[email protected]
In 2 RT-Klassifizierungsexperimenten war zu entscheiden, ob es sich bei einzeln präsentierten
Items um Buchstaben handelt oder nicht. Die Items wurden entweder isoliert oder mit einer formkongruenten bzw. form-inkongruenten (irrelevanten) Umrandung gezeigt. Im ersten Experiment waren Buchstaben von geometrische Figuren und im zweiten Experiment von form-manipulierten (Pseudobuchstaben) oder lage-manipulierten (rotierten) Buchstaben zu unterscheiden. In beiden Experimenten zeigten sich für Muster und manipulierte Buchstabenformen gleiche Ergebnisse. Diese wurden am schnellsten erkannt, wenn sie isoliert dargeboten wurden. Mit Umrandung zeigte sich ein
deutlicher Vorteil bei Formkongruenz. Bei der Erkennung von Buchstaben zeigte sich hingegen ein
negativer Kongruenzeffekt, während isolierte und inkongruent umrandete Buchstaben gleich schnell
erkannt wurden. Die Ergebnisse werden im Sinne spezieller Kodierungsstrategien für Buchstaben
diskutiert. Bei Mustern, wie auch bei lage- oder form-manipulierten Buchstaben, spielen globale,
konfigurative Charakteristika eine stärkere Rolle. Buchstaben werden hingegen abstrakt kodiert. Die
Ergebnisse werden auch im Zusammenhang mit Prozessen beim Erlernen des Lesens diskutiert.
Vorträge
109
Verstärkerdichte und Rüsselreflexkonditionierung bei der Honigbiene
Harald Lachnit, Nina Deisig, Martin Giurfa
Allgemeine und Biologische Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
In einer Studie zur Hautleitwert-Konditionierung beim Menschen untersuchten Lachnit, Lober, Reinhard und Giurfa [Psychophysiology, 39, 650-656 (2002)] den Effekt der Verstärkerdichte (Anzahl
verstärkter Trials pro Zeiteinheit) auf das Diskriminationslernen. Mit abnehmender Verstärkerdichte
stieg die Stärke der konditionierten Reaktion (CR) auf verstärkte Reize (CS+), nicht jedoch auf unverstärkte Reize (CS– ). Allerdings war in dieser Studie die Abnahme der Verstärkerdichte konfundiert
mit einer abnehmenden Zahl von CS+ und einer zunehmenden Zahl von CS– . Dies erschwert die
Interpretation der Ergebnisse, da auf seltene Reize stärkere Reaktionen als auf häufige Reize zu erwarten sind (Stimulus-Probability-Effekt). In der zu berichtenden Studie untersuchten wir den Effekt
der Verstärkerdichte bei konstanter Zahl von CS+ und CS– durch Variation des Inter-Trial-Intervalls
(1, 3, 5 oder 8 min) bei der Rüsselreflexkonditionierung mit Honigbienen. Die Ergebnisse zeigen –
wie im Humanbereich – mit zunehmendem Inter-Trial-Intervall (abnehmender Verstärkerdichte) eine
Zunahme der CR-Stärke sowohl für CS+ als auch für CS– .
Erwerb numerischer Fakten und orthographischer Repräsentationen
Karin Landerl, Pieter Reitsma
Institut für Psychologie
Universität Salzburg
Hellbrunnerstr. 34; A-5020 Salzburg (Österreich)
[email protected]
Kinder mit spezifischer Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) haben häufig auch Probleme mit dem
Erwerb arithmetischer Fähigkeiten. Die Ursache für dieses Phänomen ist bisher unklar. Ein plausibler Erklärungsansatz ist, dass der Aufbau des orthographischen Lexikons und der Erwerb des numerischen Faktenwissens auf ähnlichen kognitiven Mechanismen basieren. Zur Überprüfung dieser
Annahme wird mit 7- bis 8-jährigen Kindern mit unterdurchschnittlichen Leistungen im Lesen und
Rechnen eine Trainingsstudie durchgeführt, im Rahmen derer sie durch wiederholte Präsentation (3, 5
oder 7 Wiederholungen) einfache Wortschreibungen sowie einfache Additionen erlernen sollten. Die
Lernkurven für Antwortgenauigkeit und -geschwindigkeit für orthographisches Lernen und Lernen
numerischer Fakten sollen miteinander vergleichen werden. Es soll analysiert werden, inwiefern die
Speicherprozesse in den beiden Domänen übereinstimmen.
Vorträge
110
Differentiation of parkinsonian syndromes according to differences in executive functions
Klaus W. Lange, Oliver Tucha, Gesine L. Alders, Heinz Reichmann,
Peter Vieregge, Georg Becker, Markus Naumann
Institut für Experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31; 93040 Regensburg
[email protected]
Patients with Parkinson’s disease (PD), multiple system atrophy (MSA) or progressive supranuclear
palsy (PSP) and control subjects were compared using neuropsychological tests of executive functions. In addition, 18F-Dopa-PET examination of parkinsonian subjects was performed. In comparison
with healthy subjects, the patient groups showed impaired performance regarding verbal fluency, problem solving and working memory. Patients with PD differed significantly from controls regarding
verbal recency, while MSA and PSP patients were unimpaired. Using discriminant function analysis, we found that variables derived from verbal fluency tasks discriminated among the three patient
groups at a level significantly exceeding chance. Over 90% of PSP patients were correctly classified
while PD and MSA patients were correctly classified in over 70% of cases. These results suggest that
verbal fluency tasks may be sensitive measures in the differential diagnosis of parkinsonian syndromes. The importance of impaired verbal fluency in early stages of parkinsonism was supported by
18F-Dopa-PET examination.
Modulation zentralnervöser Chemosensorik durch Emotion
Joachim Laudien, Dennis Küster, Bernfried Sojka, Roman Ferstl, Bettina M. Pause
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Olshausenstr. 62; 24098 Kiel
[email protected]
Studien mit bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass ähnliche Hirnstrukturen (Limbisches System,
orbitofrontaler Kortex) für die Verarbeitung sowohl von emotionalen Inhalten als auch für die von
Geruchsreizen verantwortlich sind. In dieser Studie sollte die Abhängigkeit chemosensorischer, zentralnervöser Reizverarbeitung vom emotionalen Zustand untersucht werden. Die chemosensorischen
ereigniskorrelierten Potentiale (CSEKP) von fünfzehn weiblichen Versuchspersonen wurden im Rahmen einer olfaktorischen Diskriminationsaufgabe an 60 kortikalen Elektrodenpositionen aufgezeichnet. Als Stimuli dienten die Düfte Phenylethylalkohol (Rosenduft) und Menthol (Pfefferminze). Während der Aufzeichnung bearbeiteten die Teilnehmerinnen eine ihnen bedeutsame Aufgabe sozialen Inhalts, für die sie eine vorgetäuschte negative bzw. moderat positive Leistungsrückmeldung erhielten.
Diese Manipulation führte zu einer signifikanten Beeinflussung der Stimmung (SelbstbeschreibungsFragebögen). Es konnte gezeigt werden, dass ein negativer emotionaler Zustand die chemosensorische Reizverarbeitung insbesondere auf einer frühen Stufe beeinflusst. Die Latenzen der N1-, P2-und
P3-a-Komponenten des CSEKP waren bei negativer Stimmung vergrößert. Dieses Ergebnis wird als
Hinweis für die Identität von geruchsverarbeitenden und stimmungsmodulierenden Hirnstrukturen
verstanden.
Vorträge
111
Lesen ohne Fovea ? Lesestrategien bei gesunden Probanden mit künstlichem Skotom
Angelika Lingnau, Dirk Vorberg
Institut für Psychologie, Abteilung Allgemeine Psychologie
TU Braunschweig
Spielmannstr. 19; 38106 Braunschweig
[email protected]
Bei Makulopathie, einer degenerativen Netzhauterkrankung, entsteht im Zentrum des Gesichtsfeldes
ein Bereich, in dem der Patient nicht mehr oder nur noch verschwommen wahrnehmen kann (Skotom). Als Kompensation entwickelt sich oft eine Pseudofovea, d. h. ein Ort in der Peripherie des
Gesichtsfeldes, der die Informationsaufnahme übernimmt. Bislang ist jedoch unklar, ob jeder Ort
im Gesichtsfeld zu denselben Leseleistungen führt. Wir untersuchten, inwiefern das Lesen mit einer
Pseudofovea an einer bestimmten Lokation traininert werden kann. Darüber hinaus gingen wir der
Frage nach, wie sich unterschiedliche Pseudofovea-Lokationen auf Fixationsverhalten und Leseleistung auswirken. Gesunde Probanden trainierten fünf Sitzungen lang, Text zu lesen, der bis auf einen
kleinen runden Ausschnitt unscharf dargeboten wurde. Dieser Ausschnitt lag entweder links bzw.
unterhalb der jeweiligen Blickposition, gemessen mit Blickkameras. Alle Probanden zeigten einen
deutlichen Anstieg der Leserate und eine Abnahme der Fixationen. Insgesamt war die Leserate in
beiden Bedingungen gleich, jedoch zeigten sich deutliche Unterschiede im Fixationsmuster.
Verstärkerdichte und Hautleitwertkonditionierung
Ira Ludwig, Harald Lachnit
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
In einer früheren Studie zur Hautleitwert-Konditionierung untersuchten Lachnit, Lober, Reinhard und
Giurfa [Psychophysiology, 39, 650-656 (2002)] den Effekt der Verstärkerdichte (Anzahl verstärkter
Trials pro Zeiteinheit) auf das Diskriminationslernen. Mit abnehmender Verstärkerdichte stieg die
Stärke der konditionierten Reaktion (CR) auf verstärkte Reize (CS+), nicht jedoch auf unverstärkte
Reize (CS– ). Allerdings war in dieser Studie die Abnahme der Verstärkerdichte konfundiert mit einer
abnehmenden Zahl von CS+ und einer zunehmenden Zahl von CS– . Dies erschwert die Interpretation der Ergebnisse, da auf seltene Reize stärkere Reaktionen als auf häufige Reize zu erwarten sind
(Stimulus-Probability-Effekt). Wir untersuchten daher den Effekt der Verstärkerdichte bei konstanter
Zahl von CS+ und CS– durch Variation des Inter-Trial-Intervalls (18, 24 oder 48 s) bzw. des Verhältnisses zwischen Inter-Trial-Intervall und Inter-Stimulus-Intervall (3, 4 oder 8). Die Ergebnisse zeigen
mit zunehmendem Inter-Trial-Intervall (abnehmender Verstärkerdichte) eine Zunahme der CR-Stärke
sowohl für CS+ als auch für CS– .
Vorträge
112
Scheinbewegung bei Zufallspunkt-Kinematogrammen
Josef Lukas
Institut für Psychologie
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Postfach; 06099 Halle (Saale)
[email protected]
Scheinbewegungen lassen sich auch mit Zufallspunktmustern (random-dot-kinematograms – RDK)
demonstrieren, allerdings nur über verhältnismäßig geringe räumliche Distanzen (nach Braddick [Vis.
Res., 14, 519 (1974)] ca. 15 Bogenminuten). In jüngster Zeit ist bei Untersuchungen zu dieser Art
der Bewegungswahrnehmung (short range motion) vor allem die Frage diskutiert worden, ob verschiedene Bewegungsrichtungen in unterschiedlicher Weise verarbeitet werden [z.B. Prince, Offen,
Cumming & Eagle, Perception, 30, 367 (2001)]. In dem hier anzukündigenden Beitrag wird über eine
Serie von Experimenten mit 2-Bild-RDKs berichtet, bei denen die Bewegungsrichtung systematisch
variiert wurde. Weitere unabhängige Variablen waren die Reizgröße, die Verteilung der Reizgröße
auf mehrere Teilobjekte sowie Kontrastumkehr bei den Objekten beim Wechsel von einem Bild zum
zweiten. Die Experimente wurden sowohl mit korrelierten als auch mit unkorrelierten RDKs durchgeführt. Aus den Daten wurden psychometrische Funktionen für die Entdeckung der Bewegungsrichtung (bzw. in manchen Experimenten für die korrekte Identifikation der Objektform) in Abhängigkeit
von der räumlichen Distanz zwischen den Objekten in beiden Bildern geschätzt. Die Ergebnisse liegen zum Zeitpunkt der Anmeldung dieses Beitrages noch nicht vollständig vor. Sie sollen diskutiert
werden im Zusammenhang mit Theorien zur räumlichen Auflösung von Bewegungsdetektoren.
Globale und lokale Verarbeitung von peripher dargebotenen Stimuli unter besonderer
Betrachtung des frühen visuellen Verarbeitens: Eine fMRT-Studie
Silke Lux, John C. Marshall, Afra Ritzl, Peter H. Weiss, Karl Zilles, Gereon R. Fink
Institut für Medizin
Forschungszentrum Jülich
Leo-Brandt-Str.; 52428 Jülich
[email protected]
Vorausgegangene Studien wiesen die Bedeutung des temporo-parietalen Kortexes für das Verarbeiten globaler bzw. lokaler Stimulusaspekte nach, wohingegen eine differentielle Beteiligung früher
visueller Areale kontrovers diskutiert wird. Wir präsentierten, während die Probanden zentral fixierten, in einem faktoriellen Experiment, mit den Faktoren hierarchische Stimulusebene (global/lokal)
und visuelles Feld (links/rechts), während einer gerichteten Aufmerksamkeitsaufgabe, hierarchisch
aufgebaute Navon-Buchstaben; im rechten bzw. linken peripheren visuellen Gesichtsfeld. Die Probanden (N = 13) sollten in jeweils der Hälfte der Versuchsdurchgänge anzeigen, ob der lokale bzw.
der globale Aspekt des Navon-Buchstaben dem zuvor spezifizierten Target-Buchstaben entsprach.
Die Haupteffekte des visuellen Feldes waren wie erwartet. Analysen des Faktor Stimulusebene zeigte ausschließlich eine differentielle Aktivierung des anterioren Cingulums, während lokal gerichteter
Aufmerksamkeit. Die spezifische Analyse von gesichtsfeldabhängigen Effekten lokalen bzw. globalen Verarbeitens ergab links okzipitale Aktivierungen bei lokaler Verarbeitung und links peripherer
Stimuluspräsentation bzw. rechts okzipitale Aktivierungen bei globaler Verarbeitung und rechts peripherer Stimuluspräsentation. Die Aktivierung des anterioren Cingulums reflektieren am ehesten die
„top-down“-Hemmung des „global precedence effects“. Die differentiellen okzipitalen Aktivierungen zeigten die erwartete Hemisphärenasymmetrien und entsprechen der Annahme von „top-down
attentional gating-Mechanismen“ parietaler Areal auf frühe visuelle Areale.
Vorträge
113
Der Distraktoreffekt: Orientierungsreaktion statt Optomotorischer Reflex
Johannes Marx, Sebastian Pannasch
Ingenieurpsychologie und Kognitive Ergonomie
TU Dresden
Mommsenstr. 13; 01062 Dresden
[email protected]
In der vorliegenden Untersuchung wurden parallel Blickbewegungen und ereigniskorrelierte Potentiale (EKP) während freier Bildbetrachtung aufgezeichnet. Dabei sollten die Auswirkungen zusätzlich
dargebotener akustischer und visueller Distraktoren untersucht werden. Die Darbietung von Distraktoren führt zu einer deutlichen Verlängerung der aktuellen Fixation, wobei unterschiedliche Erklärungsmodelle miteinander konkurrieren. In vorangegangen Untersuchungen konnten wir zeigen, dass
eine Abnahme des Effektes – im Sinne einer Habituation – über die Zeit nachweisbar ist. Der aktuelle
Versuchsaufbau ermöglichte es, Latenzen von Blickparametern und EKP‘s, sowie deren Veränderungen über die Zeit miteinander zu vergleichen, um den Bezug des Distraktoreffekts zur Orientierungsreaktion zu klären. Die Daten belegen, dass die Unterdrückung von Sakkaden durch Distraktoren
stattfindet, bevor in der N1-Komponente der EKP’s ein Indiz der Orientierungsreaktion erkennbar
ist. Habituation zeigte sich in der N1-Komponente und in Blickparametern. Die Ergebnisse legen
nahe, dass der Superior Colliculus, ein Schlüsselglied in der Klärung des Distraktoreffekts und des
Zusammenhangs zur Orientierungsreaktion darstellt.
Inhibition of return beeinflußt den Zugriff auf episodische Gedächtnisstrukturen
Cristina Massen, Lutz Cüpper
Abteilung Allgemeine Psychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
In Erklärungen zum directed forgetting oder zur retrieval inhibition wird häufig angenommen, dass
Gedächtnisrepräsentationen von Items durch attentionale Prozesse vorübergehend gehemmt werden
können und dass diese Hemmung den späteren Zugriff auf betroffene Items erschwert. Damit wird eine Analogie zwischen Inhibitionsmechanismen im Langzeitgedächtnis und solchen in Paradigmen der
selektiven Aufmerksamkeit postuliert. In zwei Experimenten wurde untersucht, ob Inhibitionsprozesse der selektiven Aufmerksamkeit einen direkten Einfluß auf Abrufprozesse im episodischen Langzeitgedächtnis ausüben können. Dazu wurden in der Abrufphase eines Ja-Nein-Rekognitionstests alte
und neue Wörter an Stellen im Gesichtsfeld präsentiert, denen 1000ms vorher ein attentionaler visueller cue vorangegangen war und die dem Phänomen des inhibition of return (IOR) unterliegen.
Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verschlechterung der Diskriminationsleistung unter IOR. Ein
zweites Experiment zeigt, dass sich die vorgenommene Manipulation auf bewusst-Ratings in der
remember-know-Prozedur zur Erfassung subjektiver Erinnerungsempfindungen auswirkt und stützt
damit die Interpretation, dass episodische Gedächtnisstrukturen betroffen sind.
Vorträge
114
Strategien bei der Planung und Ausführung menschlicher Bewegungen
Franz Mechsner
Abteilung Kognition und Handlung
Max Planck Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Bewegungen scheinen vor allem über die Antizipation von wahrnehmbaren Effekten geplant zu werden, und nicht als Muster von Muskelaktivierungen [Mechsner, Kerzel, Knoblich & Prinz, Nature,
414, 69-73 (2001)]. Die dabei aufgebaute kognitive Repräsentation der Bewegung betrifft einerseits
ihren angestrebten Zweck und ihre äußere Form. Andererseits wird die Bewegung intern so organisiert, daß sie möglichst leicht ausführbar ist [Schack, Habilschrift, Köln (2002)]. Im folgenden
Experiment wird gezeigt, daß die Schwierigkeit schon sehr simpler bimanueller Bewegungen nicht
nur von ihrer angestrebten äußeren Form abhängt sondern vor allem von der gewählten AusführungsStrategie. Versuchspersonen führten bimanuelle Kreisbewegungen beider Hände aus, mit um 90◦ unterschiedlicher Phase. Dabei wurde die Instruktion variiert. Unter Instruktion 1 betrachteten die VPs
das vom VL gezeigte Bewegungsmuster und führten es dann aus. Unter Instruktion 2 wurden sie aufgefordert, eine bestimmte räumliche Anordnung der Hände periodisch herzustellen. Es zeigte sich,
daß die VPs unter beiden Instruktionen im wesentlichen das gleiche Bewegungsmuster einstellten.
Jedoch wählten sie unter Instruktion 1 eine langsamere spontane Geschwindigkeit als unter Instruktion 2. Bei Beschleunigung zerfiel das Bewegungsmuster unter Instruktion 1 bei wesentlich niedrigeren
Frequenzen als unter Instruktion 2. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß die VPs unter Instruktion 1
spontan und ohne weitere Überlegung eine „kontinuierliche“ Kontrollstrategie wählten, die allerdings
wesentlich aufwendiger ist als eine „diskrete“ Strategie, die durch Instruktion 2 induziert wird. Ich
argumentiere (auch anhand weiterer Beispiele), daß die Schwierigkeit spezifischer bimanueller Bewegungen, die oft der äußeren Form zugeschrieben wird, ebenso wie spontane Koordinationseffekte
wesentlich von den gewählten Strategien abhängt.
Vorträge
115
Integration und Unabhängigkeit elementarer Texturmerkmale bei Detektion und
Diskrimination von Merkmalskontrast
Günter Meinhardt, Malte Persike
Psychologisches Institut 3
WWU Münster
Fliedner Str. 21; 48149 Münster
[email protected]
Klassische Theorien der Merkmalsintegration [Treisman A., Gelade G. A feature integration theory of
attention. Cognitive Psych. 12:97-136 (1980)] nehmen an, dass Parallelverarbeitung von elementaren
visuellen Merkmalen auf frühen Verarbeitungsstufen existiert und Merkmalsintegration erst auf späteren Stufen unter Beteiligung von fokaler Aufmerksamkeit stattfindet. Wir zeigen, dass für die Detektion und Diskrimination des Merkmalskontrastes einzelner Texturelemente in einer homogenen Umgebungstextur verschiedene Formen der Synergie von elementaren Merkmalskanälen vorliegen. Für
sehr kleine Merkmalskontraste in der Umgebung der Detektionsschwelle gibt es Summation zwischen
Orientierungs- und Ortsfrequenzcues, die weit stärker ist, als man es über die Annahme unabhängiger
Merkmalsmodule vorhersagen kann. Bei der Diskrimination von sehr auffälligen Texturelementen
mit hohen Merkmalskontrasten im Bereich der 5. JND stimmt die Vorhersage der Schwelle aus der
Unabhängigkeitsannahme exakt mit den Daten überein. Ob die gefundenen verschiedenen Formen
der Merkmalsintegration ohne Beteiligung von Aufmerksamkeitsprozessen ablaufen, ist kontrovers
diskutierbar [Joseph, J.S., Chun, M.M., Nakayama, K., Nature 387:805-807 (1997)]. Wir verwenden
kurze Timings (125 msec) und Maskierung, aber kleine Merkmalskontraste erweisen sich nur unter Bedingungen von Ortssicherheit als überhaupt detektierbar, während hoch saliente Reize relativ
unabhängig von ihrer Position beurteilt werden können.
Emotionswirkungen auf Leistung und Verarbeitungskapazität bei konvergentem Denken
Jörg Meinhardt, Katrin Döhnel, Reinhard Pekrun
Department Psychologie, Abt. Päd. Psychologie, Diagnostik u. Evaluation
Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Während das Kapazitätsmodell eine generelle Leistungsabnahme unter dem Einfluss von Stimmungen voraussagt, postuliert die Denkstil-Hypothese, dass Aufgaben, die sequentiell-analytisches Vorgehen erfordern, von negativen Stimmungen profitieren und von positiven Stimmungen beeinträchtigt werden. Zur Überprüfung bearbeiteten 3 Gruppen von Probanden (je N = 16) unter neutral,
negativ und positiv induzierter Stimmung konvergente Problemlöseaufgaben. Als zusätzliche, sekundäre Aufgabe wurden akustische Oddballs präsentiert. Die Ereigniskorrelierten Potentiale (P300Komponente) der sekundären Aufgabe dienten als Index der kognitiven Verarbeitungskapazität. Leistungsunterschiede zwischen der neutralen und negativen Gruppe zeigen sich nicht, jedoch ergeben
sich Leistungseinbußen unter positiver Stimmung. Die EKP-Daten zeigen, (1) dass emotionale Prozesse Kapazität beanspruchen und (2) dass die Aufrechterhaltung der Leistung in der negativen im
Vergleich zur neutralen Gruppe auf eine zusätzliche Allokation von Kapazität zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die Annahmen des Kapazitätsmodells und
der Denkstil-Hypothese integrieren lassen, wenn neben Leistungsmaßen auch direkte Indikatoren der
Verarbeitungskapazität einbezogen werden.
Vorträge
116
Extra-foveal processing of objects in a multiple-object naming task
Antje S. Meyer, Jane L. Morgan
School of Psychology
Behavioral Brain Sciences Centre
University of Birmingham; B 15 2TT Birmingham (Großbritannien)
[email protected]
When speakers name several objects, their eyes tend to remain on each object until they have fully
planned the corresponding utterance fragment. This suggests that they plan the utterance fragments
about different objects strictly in sequence. However, this conclusion only holds if processing is confined to the fixated object. In three experiments we used a „moving window“ technique to examine
whether this condition held. Speakers were asked to name triplets of objects. The second object changed from an interloper to a target object as soon as the speaker initiated a saccade towards it. The
names of interloper and target were unrelated, identical, or homophonous. Target viewing times were
significantly shorter in the identical and homophonous than in the unrelated condition, demonstrating that the extra-foveal interloper was processed to the word-form level. Thus, there appears to be
considerable temporal overlap in the processing of objects named in succession.
Zur Rolle des Hippokampus beim Sprachverstehen
Patric Meyer, Axel Mecklinger, Bertram Opitz, Gilbert Mohr, Thomas Grunwald
AE Experimentelle Neuropsychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Es wurde untersucht, ob Patienten mit Hippokampektomie spezifische sprachliche Defizite aufweisen. Ausgangspunkt war eine Untersuchung, in der intrakranielle EKP-Ableitungen benutzt wurden.
Es konnte eine Doppeldissoziation im mesiobasalen Temporallappen gefunden werden. Der Hippokampus erwies sich als sensitiv für syntaktische (MTL-P600), der rhinale Kortex als sensitiv für semantische Verletzungen (AMTL-N400). In einer Fallstudie zeigte ein Patient ein selektives Defizit
beim Verstehen von Sätzen mit später syntaktischer Disambiguierung. Eine alters- und bildungsgematchte Kontrollgruppe zeigte keinen diesbezüglichen Effekt. In einer anschließenden EKP-Studie
fand sich eine Amplitudenverringerung der P600 auf syntaktische Verletzungen über dem läsionierten linkshemisphärischen Areal. Diese Ergebnisse deuten zunächst darauf hin, dass der Hippokampus
an der Generierung der P600 beteiligt ist. Sein Fehlen in der sprachdominanten Hemisphäre scheint
ferner eine mit der P600 assoziierte Reanalyse syntaktischer Satzstruktur [Friederici et al., TICS, 78,
6 (2002)] selektiv zu beeinträchtigen.
Vorträge
117
Die Erkennung assimilierter Wortformen: elektro-physiologische Evidenz für einen
sprachunabhängigen Mechanismus.
Holger Mitterer, Valéria Csépe, Leo Blomert, Ferenc Honbolygó, Petra Vlamings
FdP/NC
Universiteit Maastricht
Postbus 616; 6227AE Maastricht (Niederlande)
[email protected]
Die konkrete Aussprache eines Wortes hängt u.a. von der phonetischen Umgebung ab. So kann ‘Garten’ als „Gartem“ ausgesprochen werden, wenn als nächstens Phonem ein /b/ folgt. Es ist akzeptiert,
dass die Interpretation assimilierter Formen kontextabhängig ist. So wird ‘Garten’ erkannt in „Gartembank“, aber nicht in der unmöglichen Assimilation „Gartemstuhl“. Es ist aber noch strittig ob diese
Kontextabhängigkeit von der Erfahrung mit den sprachspezifischen Assimilationsregeln abhängt. Zu
diesem Zweck untersuchten wir die Verarbeitung ungarischer assimilierter Formen in ungarischen
und niederländischen Vp mit der Hilfe ereignis-korrelierter Potentiale während des passiven Hörens
der assimilierten Phrasen in einem Oddball-Design. Das erlaubt uns frühe Wahrnehmungsprozesse
mit Hilfe der Mismatch Negativity zu untersuchen. Die Resultate zeigen, dass niederländische und
ungarische VP die Assimilationen ähnlich verarbeiten, wobei allerdings akustische Details eine große
Rolle spielen. Es scheint das sprachunabhängige Wahrnehumungsprinzipien entscheidend zur Verarbeitung assimilierter Wortformen beitragen, während spezifischer Spracherwerb keine große Rolle
spielt.
Die kortikale Spur einer Scheinbewegung
Lars Muckli, Axel Kohler, Nikolaus Kriegeskorte, Wolf Singer
Abteilung Neurophysiologie
Max-Planck-Institut für Hirnforschung
Deutschordenstr. 46; 60596 Frankfurt am Main
[email protected]
Scheinbewegung wird wahrgenommen, wenn zwei von einander getrennte Punkte nacheinander aufleuchten. Jüngste fMRT Untersuchungen [Muckli et al., J. Neurosci. 22, RC219, 1-5 (2002)] haben ergeben, dass der Bewegungskomplex hMT/V5 an der Erzeugung dieser Wahrnehmung beteiligt ist. Aufgabe der hier vorgestellten Studie ist es nun, die Aktivitäten zu analysieren, die entlang
des Schein-Bewegungspfades in frühen retinotopen Hirnregionen auftreten können. An fünf Probanden wurde eine Serie von fMRT-Experimenten durchgeführt. Diese dienten zur Kartierung der retinotopen visuellen Areale (V1-V8) und der kortikalen Repräsentation dreier Punkte im rechten Gesichtsfeld (oben, mitte, unten). In der fMRT-Hauptbedingung wurde eine Scheinbewegung zwischen
den Punkten oben und unten erzeugt. Schließlich wurden die Aktivitäten am Mittelpunkt während
der Scheinbewegungs-Bedingung untersucht. Wir konnten feststellen, dass in V1 Spuren des illusionären Bewegungspfades aktiviert werden. Bislang ist unklar, ob diese Aktivitäten durch feedback von
hMT/V5 oder durch veränderte Aufmerksamkeiten hervorgerufen werden.
Vorträge
118
Lernen mit Hypertext: Individuelle Lernerunterschiede und Navigationshilfen
Thiemo Müller-Kalthoff, Jens Möller
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaften, Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Postfach 10 01 31; 33501 Bielefeld
[email protected]
An N = 82 Studenten wurde überprüft, wie sich in Abhängigkeit vom Vorhandensein einer graphischen Übersicht das domänenspezifische Vorwissen und das computerbezogene Selbstkonzept der
eigenen Begabung auf die erlebte Desorientierung und das Lernergebnis in einem hierarchisch strukturierten Hypertext mit gedächtnispsychologischem Inhalt auswirken. Personen, die eine graphische
Übersicht verwenden konnten, erlebten insbesondere dann etwas geringere Desorientierung, wenn sie
über ein hohes Vorwissen verfügten. Das Faktenwissen wurde maßgeblich durch die Interaktion des
Faktors Übersicht mit beiden Lernervariablen beeinflusst. Zu besseren Behaltensleistungen führte die
Navigationshilfe bei Personen mit hohem Vorwissen nur, wenn diese zugleich ein hohes Selbstkonzept hatten. Ein tieferes Verständnis der Zusammenhänge (Strukturwissen) konnte auf diesem Wege
allerdings nicht erreicht werden. Zu analysieren ist in diesem Zusammenhang, auf welche Wissensbestände sich die für Personen mit hohem Vorwissen und hohem Selbstkonzept gefundenen Vorteile
genau beziehen. Darüber hinaus gilt es zu klären, ob die Ergebnisse auch beim Einsatz komplexerer
Navigationshilfen (globale und lokale Übersichten) bestehen bleiben.
Textverstehensprozesse und die Strukturierung von Hypertext
Anja Naumann, Jacqueline Waniek, Angela Brunstein, Josef F. Krems
Institut für Psychologie,
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 43; 09120 Chemnitz
[email protected]
Es wird angenommen, dass Hypertext-Nutzer ein mentales Modell über den Textinhalt für das Verstehen des Textes und ein Modell über die Textstruktur für die Navigation aufbauen. Wenn nun relevante Dimensionen dieser beiden Repräsentationen voneinander abweichen, ist das Auftreten von
Orientierungsproblemen wahrscheinlich. Eine Präsentation der Textstruktur als Orientierungs- und
Navigationshilfe zusätzlich zum Text sollte diese wiederum reduzieren und den Aufbau der Repräsentation der Textstruktur verbessern. In einem ersten Experiment lasen 64 Studierende historische
beschreibende Texte mit Orientierungshilfe in verschiedenen Versionen (kohärent/inkohärent u. lineare Navigation/Hypertext) bzw. suchten gezielt nach Informationen. Erfasst wurden z.B. das Inhaltsund Strukturwissen, das Navigationsverhalten und die Orientierungsprobleme. Wie erwartet hat der
Nutzer Probleme beim Aufbau einer mentalen Repräsentation der Textstruktur, wenn diese Struktur vom Situationsmodell über den Textinhalt abweicht. An einem zweiten Experiment mit erhöhter
Arbeitsgedächtnisbelastung (zusätzliche Zweitaufgabe) nahmen weitere 64 Studierende teil. Für den
Kohärenzgrad und die Verlinkungsstruktur werden hier noch größere Effekte erwartet.
Vorträge
119
Lesioning the insular cortex impairs the acquisition and recall of conditioned
immunosuppression in the cellular immune response
Maj-Britt Niemi, Gustavo Pacheco-López, Wei Kou, Manfred Schedlowski
Institut für Medizinische Psychologie
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstr. 55; 45122 Essen
[email protected]
Conditioned immunosuppression can be obtained in rats by associating a taste with an immunosuppressive drug. It is largely unknown which brain areas are involved in these learning and memory
processes. However, the insular cortex is known to be the visceral/gustatory associative cortex. Thus
the effect of bilaterally NMDA-induced lesions in stereotaxic surgery in this brain area of DA rats
was evaluated in the acquisition and recall of conditioned immunosuppression. Conditioned shamlesioned rats showed the conditioned immunosuppressive response after reexposure to the taste, as
indicated by lower proliferative capacity of splenic lymphocytes, reduced interleukin-2 production
and conditioned taste aversion. Conditioned insular cortex-lesioned rats, confirmed by histological
analysis, did not show the conditioned response, neither animals lesioned before the acquisition phase nor animals lesioned between acquisition and recall phase. These results imply the insular cortex
being essential for the association of the conditioned and unconditioned stimuli and for evoking the
conditioned response.
Gestörte audiovisuelle Sprachverarbeitung als Marker schizophrener Störungen
Carola Nisch, Bjoern Kabisch, Eckart R. Straube
Institut für Psychologie
Friedrich Schiller Universität Jena
Am Steiger 3/Hs. 1; 07743 Jena
[email protected]
Patienten mit schizophrenen Störungen zeigen neben ihrer Symptomatik häufig auch weitreichende
kognitive Auffälligkeiten. Studien an gesunden Probanden zeigen, dass zum Verstehen gesprochener Sprache neben dem akustischen auch der visuellen Kanal, d.h. die Analyse der Lippenbewegung
einbezogen wird. Eine Demonstration dieser Integration ist der sog. „McGurk“-Effekt, der auftritt,
wenn Silben dargeboten werden, deren akustische und visuelle Komponente sich unterscheiden. Der
Proband nimmt daraufhin eine phonetisch neuartige Silbe wahr. Es werden 18 Patienten mit Schizophrenie gegen 19 gesunde Kontrollprobanden verglichen. Während die Patienten sowohl bei unimodaler als auch bei kongruenter Präsentation der Silben diese korrekt identifizierten, äußerten sie
bei inkongruenter Präsentation weniger neuartige Silben. Dies spricht für eine instabilere audiovisuelle Integration. Der Vergleich mit 7 Patienten mit einer MDE deutet darauf hin, dass es sich um
ein schizophreniespezifisches Defizit handelt. Die Leistung von 18 hochschizotypen Risikoprobanden unterschied sich jedoch nicht von den Kontrollprobanden. Die Ergebnisse werden im Kontext
gängiger Theorien zur Schizophrenie als Konnektivitätsstörung diskutiert.
Vorträge
120
Ist die Aktivierung der Größenrepräsentation automatisch oder aufmerksamkeitsabhängig?
Ein Experiment, 2 Effekte, 2 Antworten.
Hans-Christoph Nürk, Martina Graf, Frank Bauer, Joseph Krummenacher,
Dieter Heller, Klaus Willmes
Neuropsychologie/ Neurologie
Universitätsklinikum RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30; 52074 Aachen
[email protected]
Wenn arabische Zahlen in irgendeiner Form verarbeitet werden, wird deren Größe automatisch mitaktiviert (z. B. [Fias, Brysbaert, Geypens & d’Ydewalle, Math.Cog., 2, 95-110 (1996)] SNARC-Effekt:
relativ größere/kleinere Zahlen werden schneller mit rechts/links beantwortet). Unklar ist jedoch, ob
Zahlengröße auch mitaktiviert wird, wenn die Aufmerksamkeit weder auf diese Zahl noch auf die
Repräsentation der Zahlengröße gerichtet wird. Mit Navon-artigen Zahlenstimuli untersuchten wir
diese Frage in einer Paritäts- (gerade/ungerade) Entscheidungsaufgabe. Die Versuchspersonen richteten ihre Aufmerksamkeit entweder auf globale oder lokale Stimuli. Lokale Targets wurden schneller
verarbeitet, wenn die Distanz zum globalen (irrelevanten und zu inhibierenden) Distraktor groß war.
Die Zahlengröße nicht zu beachtender Reize wird also mitverarbeitet. Im Gegensatz dazu konnten
wir SNARC-Effekte nur auf dem Niveau zeigen, auf das die Aufmerksamkeit gerichtet war. Die Zahlengröße nicht zu beachtender Reize wird also nicht mitverarbeitet. Die Frage des „ja, was denn nu?“
wird im Bezug auf aktuelle Modellvorstellungen der Zahlenverarbeitung diskutiert.
„Seeing for speaking“
Ralf Nüse
Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie
Universität Heidelberg
Plöck 55; 69117 Heidelberg
[email protected]
Sprachvergleichende Studien haben ergeben, dass deutsche Sprecher bei der Beschreibung zielgerichteter Bewegungen explizit den Endpunkt der Bewegung benennen, während niederländische Sprecher
eher die Art und Weise der Bewegung beschreiben (z.B. jemand geht zum Speicher hinauf vs. iemand beklimt een ladder). Mit Hilfe von Augenbewegungsmessungen wurde nun überprüft, ob dieser
sprachspezifische Unterschied die Aufmerksamkeitsverteilung wärend der Sprechplanung beeinflusst
bzw. ob ein entsprechender Unterschied sich bereits in der sogenannten Konzeptualisierungsphase der
Sprachproduktion zeigt. Dazu wurden bei 18 deutschen und 18 niederländischen Vpn die Augenbewegungen bei der Beschreibung von Videoclips registriert. Dabei ergab sich, dass deutsche Sprecher
tatsächlich häufiger den Endpunkt einer Bewegung fixieren als niederländische. Insbesondere gilt dieser Unterschied für die Fixationen vor Sprechbeginn, was darauf hindeutet, dass deutsche Sprecher
den Endpunkt bereits bei der Konzeptualisierung des entsprechenden Ereignisses berücksichtigen.
Neben „thinking for speaking“ (Slobin) gibt es dementsprechend auch „seeing for speaking“, d.h.
durch die Aufgabe des Sprechens induzierte sprachspezifische Betrachtungsweisen eines Stimulus.
Vorträge
121
Orientation of microsaccades during reading
Antje Nuthmann, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl
Institut für Psychologie
Universität Potsdam
PF 601553; 14415 Potsdam
[email protected]
Microsaccades are small eye movements during what is usually called a „fixation“; during reading
they may displace the eye within the fixated letter. In spatial cueing, microsaccades were oriented in
cue direction while waiting for a target stimulus [Engbert, R., & Kliegl, R., Binocular coordination in
microsaccades. In J. Hyönä, R. Radach, & H. Deubel (Eds.), The mind’s eye: Cognitive and applied
aspects of eye movement research (in press). Elsevier Science: New York, Amsterdam(2003)]. Here
we investigated the orientation of microsaccades in reading fixations. Sixty-six subjects (33 young,
33 elderly) read 144 sentences. We determined the relation between microsaccade orientation angle
and the following saccade (forward vs. regressive saccades). Fixations with binocular right-orientated
microsaccades were more likely to be followed by a forward saccade than a regression. Fixations
with binocular left-orientated microsaccades were more likely to be followed by a regression than a
forward saccade. In a control analysis, no systematic relations were found to the orientation of the
saccade prior the current fixation. The results suggest that binocular microsaccades may be predictive
of orientation of attention shifts in reading.
Einfluss der Maskenintensität auf Intensitätswahrnehmung unter Vorwärtsmaskierung
Daniel Oberfeld
Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft/Allgemeine Psychologie
TU Berlin
Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin
[email protected]
Unter nicht-simultaner Maskierung findet man eine Erhöhung der Unterschiedsschwellen (jnd‘s)
bei mittleren Standardintensitäten („midlevel-hump“) [Zeng, Turner & Relkin, Hear. Res., 55, 223
(1990)] und Veränderungen der wahrgenommenen Intensität (loudness enhancement/decrement) [z.B.
Elmasian, Galambos & Bernheim, J. Acoust. Soc. Am., 67, 601 (1980)]. Neben anderen Modellen
wurde loudness enhancement als mögliche Ursache des midlevel hump vorgeschlagen [Carlyon &
Beveridge, J. Acoust. Soc. Am., 93, 2886 (1993)]. Zeng [J. Acoust. Soc. Am., 96, 2127 (1994)] und
Plack [J. Acoust. Soc. Am., 100, 1024 (1996)] fanden einen entsprechenden empirischen Zusammenhang. Die für loudness enhancement entscheidende Intensitätsdifferenz zwischen Standard und Maske
war in ihren Experimenten jedoch mit der Standardintensität konfundiert. In zwei Experimenten wurden deshalb Standardtöne niedriger, mittlerer und hoher Intensität (25/55/85 dB SPL) mit verschiedenen Maskenintensitäten kombiniert dargeboten (Intensitätsdifferenzen zwischen -60 dB und +60 dB).
Standards und Vorwärtsmasken waren 1 kHz Töne (30 ms). In Experiment 1 wurden Unterschiedsschwellen mittels des üblichen adaptiven Verfahrens (2I, 2AFC, Maske in beiden Beobachtungsintervallen) erhoben. In Experiment 2 passten dieselben Versuchspersonen die Lautstärke eines nicht
maskierten Vergleichstons an die Lautstärke des maskierten Standardtons an (adaptives Verfahren mit
verschachteltem upper und lower track [Jesteadt, Perc. Psychophy., 28, 85 (1980)]). Signifikante Korrelationen zwischen loudness enhancement und jnd’s zeigten sich nur in wenigen Bedingungen. Der
ermittelte Zusammenhang zwischen der Standard-Masken-Intensitätsdifferenz und den gemessenen
Variablen ermöglicht jedoch eine Differenzierung der für die beiden Phänomene vorgeschlagenen
Modelle.
Vorträge
122
Event-related fMRT der Antwortunterdrückung und Fehlerdetektion
in einer sakkadischen Go/NoGo Aufgabe
Jale Özyurt, Roland M. Rutschmann, J. Ignacio Vallines García, Mark W. Greenlee
Institut für Kognitionsforschung
Carl von Ossietzky Universität
Ammerländer Heerstr. 114-118; 26111 Oldenburg
[email protected]
Die Hemmung intendierter Bewegungen und die Überwachung der Handlungsausführung sind wesentliche Komponenten der exekutiven Kontrolle. Ziel der vorliegenden fMRT-Studie ist die Untersuchung neuronaler Korrelate der Antworthemmung und der Fehlerdetektion in einer sakkadischen
Go/NoGo Aufgabe. Die Verwendung des Event-related Designs ermöglicht dabei eine separate Erfassung und Auswertung der hämodynamischen Antwort in Go- und NoGo Trials. Die Registrierung der
Augenbewegungen während der Aufgabendurchführung im Tomographen, erlaubt zudem eine Unterscheidung der Aktivierung, die durch erfolgreiche Antworthemmung hervorgerufen wird, von der
Aktivierung, die durch eine fehlerhafte Antwort ausgelöst wird. Echo-planare Bildgebung erfolgte mit
einem klinischen 1.5 T MR-Tomographen (TR = 1.5 s, vierundzwanzig 3 mm Schichten). Vorläufige
Ergebnisse, basierend auf Daten von sieben Versuchsteilnehmern, zeigen NoGo-dominante Aktivität
im rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex (BA 9, 10, 46) und im anterioren Cingulum (BA 24).
Im Vergleich zur Aktivierung in Go-Trials lösten Fehler in NoGo Trials eine stärkere Aktivierung des
rechten frontalen Operculums (BA 47), des rechten dorsolateralen präfrontalen (BA 9), und des linken
orbitofrontalen (BA 11) Kortex aus. Weitere Analysen mit zusätzlichen Daten werden erfolgen, um
den Zeitverlauf in ausgewählten „regions of interest“ (ROIs) zu bestimmen.
Vorträge
123
Die Entwicklung eines Bildertests zur Erfassung der Sozialen Intelligenz
(eine Untersuchung der Sozialen Intelligenz an 14-19jährigen Jugendlichen)
Andreas Olbrich, Karin Zajec, Werner Herkner
Institut für Psychologie / Arbeitsbereich Sozialpsychologie
Universität Wien
Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich)
[email protected]
In dieser Studie wurde in Orientierung an den Arbeiten von O’Sullivan und Guilford [Journal of
educational measurement, 12 (4), 255-271(1975)], Amelang, Schwarz und Wegemund [Zeitschrift
für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 10, 37-57 (1989)], sowie Riemann und Allgöwer
[Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 14 (3), 153-163 (1993)] ein weitgehend nonverbaler Fragebogen zur Erfassung der Sozialen Intelligenz bei 14-19jährigen Jugendlichen
entwickelt und auf seine Gültigkeit hin überprüft. Der Bildertest beinhaltet 32 Items. Er besteht aus
9 Untertests: Anpassungsfähigkeit, Kenntnisse von den Regeln des sozialen Lebens, diplomatische
Fähigkeiten, Sich in die Lage des anderen hineinversetzen können, andere Menschen beeinflussen
können, Einsicht in komplizierte Situationen, Verständnis für andere, Fähigkeit mit anderen Menschen umzugehen, Gedächtnis für Namen und Personen. 258 niederösterreichischen Jugendlichen
(137 weiblichen und 121 männlichen Jugendlichen), mit einem Durchschnittsalter von 16,8 Jahren,
wurden der Bildertest und Tests zur Allgemeinen Intelligenz (AID), zur Sozialen Kompetenz (ICQ,
Riemann & Allwöger, 1993), und zur Persönlichkeitsstruktur (NEO-FFI) vorgegeben. Weibliche Jugendliche sind emotional labiler, sie bieten anderen Personen ein größeres Maß an emotioneller Unterstützung und erreichen signifikant höhere Werte im Bereich der Sozialen Intelligenz. Verhaltensauffällige Jugendliche schätzen sich in der vorliegenden Untersuchung als emotional labiler ein als
nicht verhaltensauffällige. Es fällt ihnen schwerer, Verständnis für andere aufzubringen und sich in
die Lage eines anderen hineinzuversetzen. Sie zeigen eine schlechtere Gedächtnisleistung in Bezug
auf Namen und Personen und weniger Einsicht in komplizierte soziale Situationen.
Vorträge
124
Durchsetzung schwacher S-R-Mappings gegenüber konkurrierenden Handlungstendenzen:
Inhibition des stärksten Handlungskonkurrenten
Alexandra Peters, Mike Hübner, Rainer H. Kluwe, Aquiles Luna-Rodriguez
Institut für Kognitionsforschung
Universität der Bundeswehr Hamburg
Holstenhofweg 85; 22043 Hamburg
[email protected]
Interferenzen bei der Ausführung einer aufgabenrelevanten S-R-Zuordnung (Task-Set) können sowohl aus unmittelbar vorher aktivierten, konkurrierenden Task-Sets als auch aus stark automatisierten (dominanten) Task-Sets resultieren. Eine Reihe von Studien im Aufgabenwechselparadigma legt
Inhibitionsmechanismen nahe, welche zur Reduzierung von Interferenz beitragen können [Allport,
Styles & Hsieh, Att. & Perf. XV (1994); Mayr & Keele, Jep General (2000)], jedoch ohne Aussagen darüber treffen zu können, ob sich Task-Set-Inhibition primär auf das Task-Set der Voraufgabe oder auf das am stärksten konkurrierende Task-Set richtet. Die vorliegende Studie fokussiert
auf diese Frage. Versuchspersonen reagierten auf zwei Dimensionen der Ziffern 1-9 (kleiner-größer
5 und ungerade-gerade). Jede der beiden Aufgabenstellungen wurde zusätzlich in einer invertierten
S-R-Zuordnung dargeboten. Nach selektiver Übung der nicht-invertierten Aufgabenstellungen zeigte
sich bei einem Wechsel auf eine inverse (nichtdominante) Aufgabe eine verstärkte Interferenz durch
die andere nichtdominante Aufgabe. Der gefundene Effekt lässt sich im Sinne selektiver Inhibition
dominanter Handlungskonkurrenten interpretieren. Die Beziehung zwischen Inhibition dominanter
Handlungskonkurrenten und backward inhibition wird diskutiert.
Reaktionsauswahl und Hemmung beim Aufgabenwechsel
Andrea Philipp, Iring Koch
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Um in einem Aufgabenwechselparadigma nach einem Aufgabenwechsel eine Antwort auswählen zu
können, muss die Interferenz zwischen den noch aktivierten Handlungsregeln der vorangegangenen
Aufgaben und den momentan relevanten Regeln aufgelöst werden. Wir nehmen an, dass dies vor
allem durch die Hemmung der vorausgehenden Aufgaben geschieht. Findet keine Antwortauswahl
statt, kommt es unserer Meinung nach nicht zur Hemmung der vorangegangen Aufgabe. Für die
Überprüfung dieser Annahme wurden zwei Aufgabenwechselexperimente mit No-Go-Durchgängen
verwendet. In beiden Experimenten offenbart der Vergleich zwischen Kontroll- und No-Go-Gruppe
einen Anstieg des allgemeinen Reaktionszeitniveaus durch die Einführung von No-Go-Aufgaben, der
vermutlich auf die zusätzliche Entscheidungskomponente (Go vs. No-Go) zurückgeht. Weiterhin zeigt
sich eine Aufgabenhemmung nach Go-Durchgängen, wohingegen es während einer No-Go-Aufgabe
nur in geringem Maße zur Aufgabenhemmung kommt. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Hemmung
der vorausgehenden Aufgabe von der Antwortauswahl abhängig ist.
Vorträge
125
Auditive Unterscheidung von Lautheitsprofilen
Tina Plank, Wolfgang Ellermeier
Institut für Experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg
[email protected]
Zur Untersuchung des zeitlichen Auflösungsvermögens des Gehörs werden in einem Two-intervalforced-choice-Verfahren jeweils zwei Exemplare zufällig im Pegel fluktuierenden weißen Rauschens
dargeboten, eines davon mit einer Intensitätsspitze von 4 dB. Aufgabe der Versuchsperson ist zu entscheiden, welches der beiden Beobachtungsintervalle die Intensitätsspitze enthält. Die Daten von 8
Versuchspersonen, die 6400 solcher Durchgänge absolvierten, zeigen, dass das Gehör die zeitlichen
„Profile“ in den verrauschten Signalen erkennen kann. Eingehendere Analysen des Urteilsverhaltens
nach der COSS-Methode [B.G. Berg, J. Acoust. Soc. Am., 86, 1743-1746 (1989)] belegen, dass sowohl bei längerer (1 s) als auch bei kürzerer Reizdauer (200 ms) Kontraste zwischen dem Reizsegment
mit der Intensitätsspitze und benachbarten Segmenten gebildet werden. Das auditive System ist also
imstande, auch in einem Zeitbereich von weniger als 200 ms Reizkomponenten selektiv bezüglich der
Lautheit zu analysieren. Dieses Ergebnis ist konsistent mit der Vorstellung, dass das Gehör je nach
Aufgabenstellung entweder über einen längeren Zeitbereich integriert (Lautheitsintegration), oder mit
feiner zeitlicher Auflösung diskriminiert (zeitliche Profilanalyse).
Die Stabilität impliziter Nutzenkonten und ihr Einfluss auf Einstellungsurteile über die Zeit
Henning Plessner, Tilmann Betsch
Psychologisches Institut
Universität Heidelberg
Hauptstr. 47-51; 69117 Heidelberg
[email protected]
In einem neueren Modell der Einstellungsbildung, dem Nutzenkonten-Ansatz [Betsch, Plessner,
Schwieren & Gütig, PSPB, 27, 242-253 (2001)], wird angenommen, dass Menschen automatisch
Nutzenkonten bilden, wenn sie wertgeladene Erfahrungen mit Einstellungsobjekten machen. Diese Nutzenkonten umfassen die Summe aller Werterfahrungen, sind zeitstabil und determinieren vor
allem intuitive Einstellungsurteile. Reflektive Einstellungsurteile können hingegen durch kurzfristig
verfügbare Informationen, wie beispielsweise einzelne Werterfahrungen, beeinflusst werden. Verblassen diese konkreten Exemplarerinnerungen jedoch mit der Zeit, sollten auch reflektive Urteile den
stabileren Nutzenkonten folgen. Diese Annahme konnte in zwei Experimenten bestätigt werden. In
zuvor getesteten Lernparadigmen zur impliziten Einstellungsbildung gegenüber Politikern und Aktienoptionen erwarben die Versuchpersonen sowohl implizite Nutzenkonten als auch einzelne, aber
untypische Exemplarerinnerungen. Reflektive Einstellungsurteile, die im direkten Anschluss an die
Lernphase erhoben wurden, richteten sich nach den Einzelerfahrungen, eine Woche später erhobene Urteile aber wie vorhergesagt nach den Nutzenkonten. Diese Ergebnisse werden hinsichtlich des
Einflusses von implizit erworbenem Handlungswissen auf intuitive und reflektive Urteile diskutiert.
Vorträge
126
Der Einfluss des Selbstkonzeptes auf Entscheidungen
Claudia Pöhlmann, Bettina Hannover, Sheena S. Iyengar, Jana Braune
Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45; 14195 Berlin
[email protected]
Verschiedene Studien verweisen darauf, dass Personen mit interdependenter Selbstkonstruktion (Interdependente) sich in Entscheidungssituationen stärker von anderen beeinflussen lassen als Personen
mit independenter Selbstkonstruktion (Independente). So konnten Iyengar und Lepper [JPSP, 76, 349366 (1999)] zeigen, dass asiatische Kinder länger mit einem Spielzeug spielten, wenn sie glaubten,
dass es von ihrer Mutter für sie ausgewählt wurde, während amerikanische Kinder ausdauernder mit
einem Spielzeug umgingen, das sie sich selbst ausgesucht hatten. Wir erklären diese Unterschiede
damit, dass Independente eher kontextunabhängige Verarbeitungsprozeduren verwenden, Interdependente hingegen kontextabhängige Prozeduren [Hannover & Kühnen, Psychologische Rundschau, 53,
61-76 (2002)]. In einer experimentellen Studie variierten wir die Optionen einer Entscheidungssituation, nachdem die Vpn eine Entscheidung getroffen hatten. Erwartungsgemäß hielten Independente an
ihrer zuvor getroffenen Entscheidung fest (kontextunabhängige Prozedur), wohingegen Interdependente je nach Art der Kontextmanipulation ihre Entscheidung revidierten (kontextabhängige Prozedur). Es wird diskutiert, inwiefern diese Ergebnisse Unterschiede in Entscheidungen von Mitgliedern
verschiedener Kulturen erklären können.
Eine ereigniskorrelierte fMRT-Studie zum
bilateralen Verteilungsvorteil beim Buchstabenvergleich
Stefan Pollmann
Kognitive Neurologie
Universität Leipzig
Liebigstraße 22a; 04103 Leipzig
[email protected]
Buchstaben können anhand ihrer Form (a-a: gleich, a-A: verschieden, a-b: verschieden) oder anhand
ihres Namens (a-a: gleich, a-A: gleich, a-b: verschieden) miteinander verglichen werden. Bereits früh
[Posner, 1969] wurde festgestellt, daß die Identität der Form schneller festgestellt werden kann als
die Identität des Namens. Weitere Experimente haben gezeigt, daß die Feststellung der Namensgleichheit, aber nicht der Formgleichheit, schneller geschieht, wenn je ein Buchstabe im linken und
rechten Halbfeld (tachistoskopisch) miteinander verglichen werden, als wenn zwei Buchstaben innerhalb eines Halbfeldes miteinander verglichen werden [Banich & Belger, Cortex 26, 77 (1990)].
Als Ursache für diesen ‘bilateralen Verteilungsvorteil’ wurde angenommen, daß mit steigenden Verarbeitungsanforderungen eine Kapazitätsgrenze für die Verarbeitung in der zum Reiz contralateralen
Hemisphäre erreicht wird und bei Überschreiten dieser Grenze auch die Ressourcen der ipsilateralen
Hemisphäre genutzt werden. In einer ereigniskorrelierten fMRT-Studie haben wir ein Aktivationsmuster im ventralen Occipitotemporalcortex gefunden, das dieser Hypothese entspricht. Hemisphärische
Ressourcenteilung beim Buchstabenvergleich erfolgt demnach auf der Stufe der visuellen Buchstabenverarbeitung.
Vorträge
127
Verarbeitungsprinzipien der linken und rechten Hemisphäre – Befunde aus der
Bezugssystemforschung
Helmut Prior, Petra Hauf, Viktor Sarris
Institut für Psychologie
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Mertonstr. 17; 60054 Frankfurt am Main
[email protected]
Spezialisierungen der Hirnhemisphären, etwa bei der Sprachverarbeitung, können domain-spezifisch
oder durch Differenzen in generellen Informationsverarbeitungsprinzipien bedingt sein. Zu den wichtigsten generellen Prinzipien gehören die lokale versus globale Verarbeitung, unterschiedliche Auflösung (feinkörnig versus grobkörnig) sowie differierende Kodierungsstrategien (physikalisch adäquat
versus kategorial). Lernparadigmen der Bezugssystemforschung können wichtige Aufschlüsse zu
den Kodierungsstrategien liefern. In vergleichenden Studien mit Menschen und Vögeln (Hühnerküken) lernen die Probanden, Reize nach Farbe oder Größe zu unterscheiden, bevor in anschließenden
Generalisations- und Kontexttests überprüft wird, inwieweit das Wahlverhalten für eine absolute oder
relative Kodierung der jeweiligen Hemisphäre spricht (visuelle Halbfelddarbietung beim Menschen,
Abdecken eines Auges im Vogelmodell). Unsere bisherigen Ergebnisse lassen beim Menschen eine
eher kategoriale Kodierung in der linken und eine eher absolute Kodierung in der rechten Hemisphäre vermuten. Bei Hühnerküken ist zudem die Reizdimension von Einfluss. Die Hemisphärenunterschiede sind gradueller Natur und lassen keine Alles-oder-Nichts-Effekte erkennen. Dies deutet auf
wesentliche Gemeinsamkeiten in den hemisphärischen Verarbeitungsstrategien hin.
Auch Misserfolgsorientierte glauben an ihren Erfolg – allerdings zum falschen Zeitpunkt
Rosa M. Puca
Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen
[email protected]
In verschiedenen Untersuchungen konnte bisher gezeigt werden, dass Personen, die sich in einem
Entscheidungsprozess befinden, die Auftretenswahrscheinlichkeit für zukünftige positive Ereignisse
geringer einschätzen als Personen, die ihre Entscheidung bereits getroffen haben. Dieses Verhalten
soll adaptiv für die Auswahl und für die Verfolgung von Zielen sein. In zwei Experimenten wurde die Hypothese überprüft, dass im Leistungsbereich nur erfolgszuversichtliche aber nicht misserfolgsängstliche Personen dieses Verhalten zeigen. Die Vpn wurden in eine Entscheidungssituation
gebracht und entweder vor oder nach der Entscheidung unterbrochen. Sie sollten dann ihre Erfolgswahrscheinlichkeit für eine anstehende Geschicklichkeitsaufgabe einschätzen. Wie erwartet schätzten
Erfolgszuversichtliche ihre Erfolgswahrscheinlichkeit vor der Entscheidung geringer ein als nach der
Entscheidung. Bei Misserfolgängstlichen war es umgekehrt. Hier waren die Erfolgserwartungen vor
der Entscheidung höher als danach. Das Verhalten Misserfolgsängstlicher wird als dysfunktional interpretiert, da hohe Erfolgserwartungen in Entscheidungssituationen einerseits zu überhöhten Zielsetzungen führen können. Andererseits können niedrige Erfolgserwartungen nach Entscheidungen die
Motivation zur Zielerreichung schwächen.
Vorträge
128
Klassische Konditionierung der Pupillenreaktion in Patterning-Diskriminationen
Günter Reinhard, Harald Lachnit
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
Beim positivem Patterning wird der Reizkomplex, nicht aber die Elemente verstärkt (A-, B-, AB+).
Beim negativem Patterning sind diese Kontingenzen vertauscht (A+, B+, AB-). Bei PatterningDiskriminationen scheint die Anwendung von Regeln eine bedeutende Rolle zu spielen. Um vor
diesem Hintergrund Patterningprobleme zu untersuchen wurden 6 unabhängige Gruppen von Versuchspersonen differentiell konditioniert. Zwei Gruppen erhielten ein Training mit positivem bzw.
negativem Patterning. Vier weitere Gruppen wurden mit „Abwandlungen“ von Patterningproblemen
trainiert (A-, B-, CD+; A-, B-, C+; A+, B+, CD- bzw. A+, B+, C-). Als abhängige Variable wurde neben der Hautleitwertreaktion die Pupillenveränderung erfasst, welche eine relativ hohe zeitliche Auflösung erlaubt. Tatsächlich zeigten sich z. T. klare Unterschiede zwischen den Gruppen. So
schnitten beispielsweise die Versuchspersonen bei einer „A+B+C-“-Diskrimination am schlechtesten
ab. Insbesondere die Pupillendaten erwiesen sich als aufschlussreich.
Die Verarbeitung von temporalen und kausalen Informationen beim Textverstehen
Mike Rinck
Allgemeine Psychologie
TU Dresden
01062 Dresden
[email protected]
In zwei Experimenten wurde untersucht, wie Leser die in Erzähltexten enthaltenen temporalen und
kausalen Informationen verarbeiten. In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass temporale Relationen (z.B. Reihenfolgen) im Situationsmodell repräsentiert werden, so dass temporale Inkonsistenzen zu Lesezeitverlängerungen führen. Hier wurde untersucht, ob dies auf einer Konfundierung der
temporalen Relationen mit kausalen Relationen beruht: Da Ursachen zeitlich vor Konsequenzen lokalisiert sind, führen Veränderungen der Reihenfolge auch zu Veränderungen der möglichen kausalen
Beziehungen (Ereignis A kann nur Ursache von Ereignis B sein, wenn A früher eintrat als B). In zwei
Experimenten lasen die Versuchspersonen satzweise kurze Erzähltexte, an deren Beginn die Reihenfolge zweier Ereignisse A und B genannt wurde. Im nächsten Satz wurde eine kausale Beziehung (A
als Ursache von B) oder keine Beziehung zwischen den Ereignissen A und B genannt. Später im Text
lasen die Versuchspersonen einen kritischen Satz, der temporal konsistent oder inkonsistent mit der
zuvor genannten Reihenfolge war. Unter beiden Relationsbedingungen traten in den Experimenten
starke Inkonsistenzeffekte auf: Die Lesezeiten der kritischen Sätze waren deutlich verlängert, wenn
sie inkonsistent waren. Dies galt auch, wenn die Beziehung der beiden Ereignisse A und B eine rein
temporale war, ohne zusätzliche kausale Beziehung. Durch eine zusätzliche kausale Beziehung wurde
der Inkonsistenzeffekt etwas verstärkt.
Vorträge
129
Integration von Hebe- und Greifkraft verbessert die Gewichtsdiskrimination
Gerhard Rinkenauer, Rolf Ulrich
Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen
[email protected]
Bei konstantem Gewicht werden Objekte mit glatter Oberfläche in der Regel schwerer empfunden
als Objekte mit rauher Oberfläche. Zur Erklärung dieser Gewichtsillusion schlugen Rinkenauer, Mattes und Ulrich [Perception & Psychophysics, 61, 23 (1999)] ein Modell vor, in dem angenommen
wird, dass die Afferenzen sowohl der Hebe- als auch der Greifmuskulatur die Gewichtsempfindung
beeinflussen und so dieses Phänomen auslösen. Nach diesem Modell sollte man erwarten, dass in
Situationen, in denen die Greifkraft eine Rolle spielt (vertikaler Präzisionsgriff), die Schwere von
Gewichten genauer beurteilt wird, als in Situationen, in denen die Greifkraft keine Rolle spielt (horizontaler Präzisionsgriff). Diese Hypothese wurde mit einer 2AFC-Aufgabe überprüft, in der zwischen
zwei Gewichten diskriminiert werden sollte. Die Versuchspersonen konnten die Gewichte bei einem
horizontalen Präzisionsgriff besser als mit einem vertikalen Präzisionsgriff diskriminieren. Dieses
Ergebnis stützt somit die Hypothese, dass die Greifkraft die Genauigkeit des Gewichtsurteils erhöht.
Verarbeitung von personbeschreibenden Texten:
Zusammenhang zwischen Urteil und Gedächtnis in Abhängigkeit
von der Kohärenz der Personbeschreibung und der Art der Urteilsaufgabe
Rainer Roth, Sabine Krolak-Schwerdt
Fachrichtung 5.3 Psychologie
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald Gebäude 1; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Hastie und Park [Psychological Review, 93, 258-268 (1986)] zufolge hängt der Zusammenhang zwischen dem Urteil über eine Person und dem Persongedächtnis von der Art der Urteilsaufgabe ab:
Bei gedächtnisbasierten Urteilen besteht ein Zusammenhang, bei online Urteilen hingegen nicht. Ein
Kritikpunkt dieser Untersuchung betrifft das Stimulusmaterial: Die Beschreibung der Stimulusperson erfolgte durch unverbunden aufeinander folgende Verhaltensweisen. Untersuchungen zur Textkohärenz zeigen jedoch, dass sich die sprachliche Verknüpfung der Einzelaussagen entscheidend auf
Persongedächtnis und soziale Urteilsbildung auswirkt [Wintermantel & Krolak-Schwerdt, Zeitschrift
für Sozialpsychologie, 33 (1), 45-64 (2002)]. In einem Experiment wurde der Einfluss der Art der
Urteilsaufgabe (online vs. gedächtnisbasiert) und der Textkohärenz (hoch vs. niedrig) auf den Zusammenhang zwischen Urteil und Gedächtnis untersucht. Probanden wurden nach dem Lesen einer
Personbeschreibung mit einer Urteilsaufgabe und einem Gedächtnistest konfrontiert. Die Analyse
des Zusammenhangs zwischen Urteil und Gedächtnis unter jeder der vier Experimentalbedingungen
zeigte, dass die Unterscheidung online vs. gedächtnisbasiert nur bei niedriger Textkohärenz greift.
Bei hoher Textkohärenz kommt es in jedem Fall zu signifikanten Korrelationen zwischen Urteil und
Gedächtnis.
Vorträge
130
Ein Verb sagt mehr als 1000 Worte: Zur wahrgenommenen Verursachung von
interpersonalen Ereignissen unter Berücksichtigung von Geschlechtsrollenstereotypen
Udo Rudolph, Matthias Spörrle, Gabriele Krokenberger
Institut für Psychologie
TU Chemnitz
Wilhelm-Raabe-Str. 46; 09120 Chemnitz
[email protected]
Verben, die zwischenmenschliche Ereignisse beschreiben, existieren in jeder Sprache der Welt. Beispiele sind helfen, lieben, verachten, bewundern, behindern oder auslachen. Diese sogenannten interpersonalen Verben führen zu systematischen Ursachenzuschreibungen auf einen der beiden Interaktionspartner; dieses Phänomen wird als „implizite Kausalität in Sprache“ bezeichnet. In der vorliegenden Studie werden verschiedene Erklärungsansätze für dieses Phänomen ebenso geprüft wie
die Annahme, dass verschiedene interpersonale Verben zu unterschiedlichen Annahmen über das Geschlecht der beteiligten Interaktionspartner nahelegen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund
der gegenwärtigen Theorien zur impliziten Kausalität in Sprache diskutiert.
Re-Interpretation von Verhaltensdaten im Aufgabenwechselparadigma durch
Berücksichtigung von fMRT Befunden
Hannes Ruge, Marcel Brass, Iring Koch, D. Yves von Cramon
Neurologie
Max-Planck-Institut für Neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Beim Aufgabenwechsel werden relativ zur Aufgabenwiederholung typischerweise Performanzkosten beobachtet. Zur Erklärung dieser Wechselkosten wird entweder der Zeitbedarf eines seriellen
Rekonfigurationprozesses oder eine Verlängerung grundlegender aufgabenbezogener Prozesse aufgrund proaktiver Interferenz (PI) vorgeschlagen. Als Evidenz für Rekonfigurationsmodelle gilt u.a.
die Reduktion der Wechselkosten durch genügend Vorbereitungszeit. In einem räumlichen CueingParadigma (Meiran, 1996) haben wir die Vorbereitungszeit manipuliert. In Aktivierungskorrelaten
(fMRT) fand sich kein Beleg für eine neuronale Basis von Rekonfiguration. Vielmehr sprechen die Befunde für eine Interpretation von Vorbereitungseffekten in einer erweiterten Fassung des PI-Ansatzes.
Als ursächliche Quelle der Wechselkosten wird PI angenommen. Über bisherige Ansätze hinaus wird
vorgeschlagen, Aufgabenvorbereitung im Sinne einer automatischen Wechselwirkung zwischen intern repräsentiertem Aufgabenkontext und konkreter Aufgabenimplementierung zu konzeptualisieren. Dieser Beitrag soll auf die Nützlichkeit der Integration von Verhaltens- und Hirnaktivierungsdaten für die Konstruktion kognitiver Modelle hinweisen.
Vorträge
131
Der Einfluß von Aufmerksamkeit auf die wahrgenommene Dauer kurzer visueller Ereignisse
Ingrid Scharlau, Ulrich Ansorge
Abteilung für Psychologie
Universität Bielefeld
Postfach 10 01 31; 33501 Bielefeld
[email protected]
Die Zuwendung von Aufmerksamkeit an einen Ort des visuellen Feldes führt dazu, daß Ereignisse
an diesem Ort beschleunigt wahrgenommen werden. Operationalisieren läßt sich dieses Phänomen
im Priming-Paradigma: Einem visuellen Reiz geht ein weiterer Reiz, der sogenannte Prime, voran.
Bei optimalem zeitlichem und räumlichem Abstand zwischen den Reizen wird der Prime durch den
zweiten Reiz bis zur Unsichtbarkeit maskiert. Allerdings ist die perzeptive Latenz des maskierenden, sichtbaren Reizes durch den Prime verkürzt (perceptual latency priming [Scharlau & Neumann,
Psych. Res., in press]). Die vorliegende Studie prüft, ob sich der Prime in ähnlicher Weise auf die
perzeptive Dauer des maskierenden Reizes auswirkt. Dazu werden verschiedene, neu entwickelte
Methoden eingesetzt (Reproduktion der Dauer mithilfe einer Taste, graphische Skalierung und vergleichendes Urteil).
Categorization Threat und Individuierung: Der Einfluss von Unsicherheit
Barbara Schauenburg, Lavinia Cicero, Michael Tragakis, Margarete Boos
Institut für Psychologie/Sozial- und Komunikationspsychologie
Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Untersuchungen zu Categorization Threat (d.h. ungewollte soziale Kategorisierung) zeigen, dass in
der Folge eine Tendenz zur Individuierung auftritt. Die mit der Kategorie bedrohten Personen betonen
individuelle Eigenschaften und lehnen die Kategorie ab [Branscombe, Ellemers, Spears & Doosje in
Ellemers, Spears & Doosje (2000)]. Auf der anderen Seite wurde wiederholt gezeigt, dass die Reduktion von Unsicherheit ein zentrales Motiv der sozialen Identifikation ist [Hogg & Mullin in Abrams
& Hogg (1999); Mullin & Hogg, BJSP, 37, 345 (1998)]. Ausgehend von diesen Befunden ist anzunehmen, dass die Kategorie, mit der eine Person bedroht wird, weniger stark abgelehnt wird und
die Tendenz zur Individuierung reduziert ist, wenn diese Person sich in einer unsicheren Situation
befindet, zum Beispiel eine Aufgabe zu lösen hat und unsicher bezüglich des Vorgehens ist. Diese
Hypothese wurde in einem 2(Threat)x2(Unsicherheit)-Design überprüft. Die Vorhersage konnte für
eine von den Versuchspersonen selbst gewählte Kategorie bestätigt werden. Für die vorgegebene Kategorie zeigte sich dagegen in unsicheren Situationen eine geringere Identifikation als in sicheren, d.
h. der umgekehrte Effekt. Mögliche Erklärungen (z.B. Bedeutsamkeit der Kategorie für die Aufgabe)
werden diskutiert.
Vorträge
132
EVA – Ein konnektionistisches Modell für menschliches Planungsverhalten
Wolfram Schenck
Kognitive Robotik
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
In dieser Arbeit wurde ein konnektionistisches Modell (genannt EVA für „EValuation of Actions“)
zur Simulation menschlichen Planungsverhaltens im Rahmen von Plan-A-Day entwickelt. Die Modellierung lehnt sich dabei eng an die Grundsätze von „Situated Action“ an [Clark (1997); Suchman
(1987)]. Plan-A-Day selbst ist ein diagnostisches Instrument zur Erfassung von Planungsfähigkeit,
welches auf einem Computerszenario basiert [Funke & Krüger in Funke & Fritz (Hrsg.), S. 97ff
(1995)]. Innerhalb dieses Szenarios haben die Probanden die optimale Abfolge zahlreicher vorgegebener Termine herauszufinden, indem sie verschiedene Operatoren aus einer vordefinierten Menge
verwenden. EVA wurde entwickelt, um Sequenzen solcher Operatoren zu erzeugen und diese innerhalb von Plan-A-Day anzuwenden. Die in Simulationsläufen mit EVA gewonnenen Daten werden mit
empirischen Daten verglichen, die in einer Studie mit 45 menschlichen Probanden erhoben wurden.
Dieser Vergleich zeigt, dass einfache Mustertransformation, wie sie hier von einem konnektionistischen Netzwerk vorgenommen wird, genügt, um menschliches Planungsverhalten zu modellieren.
Voraussetzung dafür ist, dass das Netzwerk sorgfältig in seine Umwelt eingebettet wird, wie es der
„Situated-Action“-Ansatz verlangt.
Distanz- und Primingeffekte beim Zahlenvergleich
Ilka Schendzielarz, Dirk Vorberg
Allgemeine Psychologie
TU Carolo-Wilhelmina, Braunschweig
Gaußstr. 23; 38106 Braunschweig
[email protected]
Je größer der numerische Abstand zwischen zwei Zahlen ist, desto schneller reagiert man beim Zahlenvergleich („Numerischer Distanzeffekt“). Der Effekt wurde bereits für ein- und mehrstellige Zahlen gezeigt und in dieser Studie in einem Vorexperiment mit wenigen zweistelligen Zahlen repliziert. Im Hauptexperiment wurden Distanzeffekte und Primingeffekte gemeinsan untersucht. Priming
ist das Phänomen, bei dem unbewusst wahrgenommene Reize sich auf die Reaktionszeit auf einen
Zielreiz auswirken können. Hier wurde nachgewiesen, dass die numerische Distanz zwischen einer
maskierten Primezahl und einer Zielzahl einen Einfluss auf die Primingeffekte haben kann. Diese
Modulation konnte jedoch nur unter bestimmten Bedingungen gezeigt werden. In den meisten Fällen
ergab sich ein Primingeffekt für die Einer- oder Zehnerstelle.
Vorträge
133
Die Rolle von Zentraler Exekutive und Phonologischer Schleife bei bewusster und
unbewusster Informationsverarbeitung
Stefanie Schiffer, Jürgen Bredenkamp
Abteilung für Allgemeine Psychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Ältere Befunde von MacKay [Q. J. Exp. Psych., 25, 22-40 (1973)] legen die Vermutung nahe, dass
akustisch dargebotene Information auch unbewusst verarbeitet wird. Daran anknüpfend wird die
Frage untersucht, ob und wie diese und ähnliche Befunde in gängige Gedächtnismodelle integriert
bzw. durch diese erklärt werden können. Ausgehend von der Arbeitsgedächtnistheorie nach Baddeley [Baddeley, A.D. Human Memory. (rev. ed.). Hove: Psychology Press (1997)] wurde in drei
Gedächtnisexperimenten der Einfluss verschiedener Zweitaufgaben (Randomisiertes Tapping, Automatisiertes Tapping, Artikulatorische Unterdrückung, Irrelevante Sprache) auf Zentrale Exekutive
und Phonologische Schleife untersucht: In Wortanfangsergänzungstests sollten Wortanfänge zu den
in der Lernphase unter den verschiedenen Störbedingungen gelernten Wörtern ergänzt werden. Mit
Hilfe einer modellbasierten Trennung willkürlich-bewusster, unwillkürlich-bewusster und unbewusster Prozesse [Krüger, T. Die Erfassung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse. Lengerich:
Pabst (1999)] konnte die von Baddeley postulierte Verbindung von Zentraler Exekutive und bewusster Informationsverarbeitung bestätigt werden. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Phonologische Schleife tatsächlich in engem Zusammenhang mit unbewusster Informationsverarbeitung
steht. Auf dem Hintergrund dieser Befunde wird die Frage diskutiert, welche Konsequenzen daraus
für eine etwaige Modifikation der Arbeitsgedächtnistheorie zu ziehen sind.
Grammatical gender selection in language production: The case of Dutch diminutives
Niels O. Schiller, Alfonso Caramazza
Dept. Cognitive Neuroscience, Faculty of Psychology
University of Maastricht
P. O. Box 616; 6200 MD Maastricht (Niederlande)
[email protected]
We investigated grammatical feature selection during noun phrase production in Dutch. More specifically, we studied the conditions under which different grammatical genders select either the same
or different determiners. Participants named pictures paired with a gender-congruent or a genderincongruent distractor word using a determiner-noun phrase. Auditory (Exp. 1) or visual cues (Exp.
2) indicated whether the noun was to be produced in its standard or diminutive form. Results revealed a three-way interaction between gender (common or neuter), condition (gender-congruent or
gender-incongruent), and format (standard or diminutive). This replicates earlier results showing that
congruency effects are due to competition during the selection of determiner forms rather than gender
features. The results support the view that grammatical feature selection is an automatic consequence
of lexical node selection. Selection of the correct determiner form, however, is a competitive process,
implying that lexical node and grammatical feature selection operate with distinct principles.
Vorträge
134
Die zwei Gesichter der Vergeltung – feindselige Aggression
oder Wiederherstellung von Gerechtigkeit?
Jeannette Schmid
Institut für Psychologie, AE Sozialpsychologie
Universität Freiburg
Engelberger Straße 41; 79106 Freiburg i.Br.
[email protected]
Vergeltung kann als gerechte Wiederherstellung einer Balance aufgefasst werden. Sie hat jedoch auch
den Aspekt der Prävention zukünftiger Normverletzungen und sie kann auch mit Feindseligkeit einhergehen. In einem Szenario-Experiment wurde der Einfluss von Ärger- bzw. Furcht-bezogenen Kognitionen, erlebter Ungerechtigkeit und Wunsch nach Prävention auf das Ziel, eine andere Person zu
schädigen, untersucht. 84 ProbandInnen lasen eines von vier Szenarien, in denen entweder ein Kollege
oder ein Fremder in der Rolle des Schädigers auftrat. Zuvor hatten sie mittels eines Scrambled Sentence Test entweder ein Furcht-, Ärger- oder neutrales Priming erhalten. Die gewünschte Schädigung
des Anderen ( = Aggression) ließ sich lediglich aus dem Motiv, das dem Schädiger zugeschrieben
wurde (völlig eigennützig oder teilweise fremdbestimmt) sowie daraus, wie sich die Person als geschädigter Part fühlen würde, vorhersagen. Der Befund wird als ein erster Hinweis darauf gewertet,
dass Vergeltung nach wesentlich einfacheren Prinzipien funktionieren könnte, als in der Gerechtigkeitsforschung angenommen.
„Nur eine Antwort ist richtig“ oder „beide Antworten sind richtig“:
Lernt man den Unterschied durch Regelabstraktion?
Rainer Schmidt, Wolfgang Bösche, Florian Geserich, Abiye Princewill
Institut für Psychologie
Technische Universität Darmstadt
Steubenplatz 12; 64293 Darmstadt
[email protected]
Es wird der Erwerb einer Regel untersucht, deren Werte auf einer Dimension die richtige Alternative
anzeigen, aber nur für einen Wert einer zweiten Dimension. Zeigt diese einen anderen Wert, dann wird
richtig gemeldet, egal was gedrückt wurde. In zwei Experimenten (N = 24; N = 60) wird die Aufgabe
als Ampel mit zwei Lichtern realisiert. Die Vpn sollen die Funktion der Dimensionen erkennen lernen
und benennen. Im ersten Experiment werden sie am Ende des Begriffslernexperimentes nach ihrer
Regel gefragt; im zweiten werden sie nach mehreren Übungsblöcken wiederholt gefragt und erhalten
dabei die Rückmeldung, die Regel getroffen zu haben oder nicht. Überraschendes Ergebnis ist, dass
die Vpn fast nur exemplarhaft Ampelzuweisungen lernen, ohne Einsicht in den kritischen Aspekt von
„beides ist möglich“ zu erlangen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der Entdeckungsaufgabe
von WASON und dem Exemplar- und Regellernen von Begriffen besprochen.
Vorträge
135
Wie kann man unbewusste Verarbeitung nachweisen? Drei Arten von Dissoziationen
Thomas Schmidt, Dirk Vorberg
Uni Göttingen / TU Braunschweig
Gosslerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Direkte Maße (D) für visuelle Wahrnehmung versuchen, visuelles Bewusstsein für einen kritischen
Reiz zu erfassen, während indirekte Maße (I) zeigen sollen, ob der Reiz überhaupt verarbeitet wurde.
Problematisch ist, dass beide Maße von bewusster und von unbewusster Reiz-Information beeinflusst
sein könnten. Wir analysieren Dissoziationen zwischen D und I als Nachweis unbewusster Effekte,
indem wir beide Maße auf einer Effektstärken-Skala abbilden und gegeneinander auftragen. (1) Der
empirische Nachweis einer nicht-monotonen Beziehung zwischen D und I reicht unter minimalen
messtheoretischen Voraussetzungen aus, um unbewusste Verarbeitung zu demonstrieren, selbst wenn
die kritischen Reize sichtbar sind. (2) Nullsensitivität im direkten Maß (D = 0, I > 0), das traditionelle Kriterium für Unbewusstheit, ist nur unter starken Voraussetzungen hinreichend für unbewusste
Reiz-Verarbeitung. (3) Wenn D visuelle Bewusstheit mindestens so valide misst wie I, ist der Nachweis eines größeren indirekten als direkten Effekts (I > D) hinreichend, setzt aber vergleichbare
Mess-Skalen voraus. Wir demonstrieren die verschiedenen Dissoziations-Typen an experimentellen
Befunden.
Verfahren zur Bewertung der kognitiven Ergonomie von Bedien- u. Anzeigekonzepten
Marcus Schmitz, Günther Kebeck, Achim Parnow
Psychologisches Institut IV
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Weseler Straße 28a; 48151 Münster
[email protected]
Die Gestaltung eines Fahrzeuginterieurs setzt eine gezielte Überprüfung einzelner Bedien- und Anzeigekonzepte voraus. Hierbei stehen die kognitiv-ergonomischen Aspekte immer stärker im Vordergrund. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, entwickelte die Daimler Chrysler AG das computergestützte Bewertungsverfahren CAR-E. Mit Hilfe von flexiblen Profilen können auf bis zu 12 Dimensionen einzelne Schalterelemente bis hin zu komplexen Gesamtsystemen (z.B. Navigationssystem)
bewertet werden. Neben klassischen Dimensionen, wie Aufgabenorientierung oder Kompatibilität,
enthält der Fragenkatalog auch Items zu ästhetische Gesichtspunkten. In der täglichen Entwicklungsarbeit zeigte sich jedoch, dass dieses Werkzeug in seiner ursprünglichen Fassung sehr zeitaufwendig
in der Anwendung war. In einem ersten Schritt wurde daraufhin der Bewertungsumfang reduziert,
um dann von Ergonomieexperten an zwei Fahrzeugen der Mittelklasse praktisch erprobt zu werden.
In der anschließenden Testanalyse wurde das reduzierte CAR-E auf die Testgütekriterien hin überprüft. Zusätzlich wurde eine Itemanalyse durchgeführt. Dabei zeigte sich eine gute Zuverlässigkeit
des gekürzten Verfahrens.
Vorträge
136
Einfluss von intranasal appliziertem Cholecystokinin auf
kontrollierte und automatische Gedächtnisprozesse
Ronald Schneider, Carmen Stöhr, Reinhard Pietrowsky
Abteilung für Klinische Psychologie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstraße 1; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Das Neuropeptid Cholecystokinin (CCK) ist an der Modulation von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsfunktionen beteiligt. Diese Studie untersuchte erstmals den Einfluss von intranasal verabreichtem CCK auf kontrollierte und automatische Gedächtnisprozesse sowie die selektive Aufmerksamkeit beim Menschen. Zur Trennung kontrollierter und automatischer Gedächtnisprozesse wurde eine
modifizierte Version der Prozessdissoziationsprozedur (PDP) durchgeführt [vgl. Jacoby, J. Mem. &
Lang., 30, 513 (1991); Buchner, Erdfelder & Vaterrodt-Plünnecke, J. Exp. Psy.: Gen., 124 (2), 137,
(1995)]. Unmittelbar nach zwei aufeinanderfolgenden Lernphasen, in denen verschiedene Wortlisten dargeboten wurden, erhielten die Probanden (n = 64) entweder CCK oder eine Placebolösung.
Die Recognitionphase erfolgte 30 Minuten nach den Lerntrials. Im Anschluss daran wurde die selektive Aufmerksamkeit mittels eines Go-NoGo-Paradigmas erfasst. Die CCK-Gabe bewirkte eine
Verschlechterung der kontrollierten, nicht aber der automatischen Gedächtnisprozesse. Die selektive
Aufmerksamkeit sowie verschiedene subjektive und physiologische Kontrollvariablen wurden durch
das CCK nicht beeinflusst. Das Ergebnis spricht für eine differenzielle Wirkung des Neuropeptides auf
kontrollierte Gedächtnisprozesse. Dabei scheinen die Konsolidierung und/oder der Abruf des Materials beeinträchtigt zu werden. Die Wirkung des Neuropeptids erfolgt möglicherweise unter Umgehung
der Blut-Hirn-Schranke.
Die Bedeutung von Lernzielen beim Design von Lernmaterial
Tina Schorr, Peter Gerjets, Katharina Scheiter
Virtuelles Graduiertenkolleg
Universität Tübingen
Konrad-Adenauer-Str. 40; 72072 Tübingen
[email protected]
Für erfolgreiches Lernen ist die Passung von Lernzielen, Lernstrategien und Lernmaterial entscheidend. Im Kontext von Lernen mit Beispielen in der Mathematik wurden in der zu berichtenden Studie
zwei unterschiedliche Lernziele betrachtet. Ein Lernziel bestand in der Lösung von zu Lernbeispielen
unähnlichen Aufgaben (Transfer), das andere Lernziel in der Lösung von zu Lernbeispielen ähnlichen Aufgaben bei geringem Zeitaufwand für das Lernen. Mittels der aufgabenanalytischen Methode
der kognitiven Modellierung wurden die Voraussetzungen (Wissen, Zeit) zum Erreichen der Lernziele durch die Identifikation von zwei Strategien (schemabasiert vs. beispielbasiert) spezifiziert, die
entweder zur Bearbeitung unähnlicher oder aber ähnlicher Aufgaben geeignet sind. Es wurden zwei
instruktionelle Designs mit unterschiedlichen Formaten von Lernbeispielen entwickelt, die jeweils
den nötigen Wissenserwerb zum Erreichen eines der beiden Lernziele unterstützen sollten. In einer
experimentellen Überprüfung zeigte sich erwartungsgemäß eine differenzielle Lernwirksamkeit der
Designs, d.h. jedes Design erwies sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Lernziel als geeignetes oder
aber als ungeeignetes Lernmaterial.
Vorträge
137
Entdeckung von Pop-out Targets in Displays mit unterschiedlicher
Elementezahl, Anordnung und Dichte
Anna Schubö, Cristina Meinecke, Erich Schröger
Institut für Psychologie
Universität Erlangen-Nürnberg
Kochstr. 4; 91054 Erlangen
[email protected]
Während in der visuellen Suche Stimulus-Displays üblicherweise aus wenigen Elementen mit größeren Abständen bestehen, verwendet die Textursegmentierung Stimuli mit regelmäßig angeordneten
Elementen in großer Dichte. Es gibt empirische Hinweise dafür, dass Unterschiede in der Anzahl, Anordnung und Dichte ansonsten ähnlicher Stimuli zu unterschiedlichen Verarbeitungsprozessen führen
können. Wir gingen dieser Frage nach, indem durch Variation der Anzahl, Dichte und Anordnung der
Elemente Stimulus-Displays konstruiert wurden, die einen kontinuierlichen Übergang von Stimuli,
wie sie in Suchparadigmen verwendet werden, zu Texturstimuli bildeten. Würden sich Unterschiede in der Verarbeitung der (ansonsten identischen) Stimuli in Abhängigkeit von ihrer Elementezahl,
Dichte und Anordnung zeigen? Neben behavioralen Daten wurden Ereigniskorrelierte Potentiale (EKPs) abgeleitet. Je mehr Elemente ein Display enthielt und je enger diese angeordnet waren, desto
besser war die Entdeckungsleistung. Darüber hinaus zeigten sich Unterschiede in Komponenten des
EKPs, nämlich in der N2p, in der N2pc und in der P3. Wir schließen daraus, dass an der Verarbeitung unterschiedlicher Displaygrößen tatsächlich verschiedene Prozesse beteiligt sind, die man den
Prozessen beim Suchen und Segmentieren zuordnen könnte.
Auf der Suche nach sequentiellen Effekten in Primingaufgaben: Welche Rolle spielt der
zeitliche Abstand zwischen Prime und Target?
Kristina Schütz, Dirk Vorberg
Allgemeine Psychologie
TU Carolo-Wilhelmina, Braunschweig
Gaußstr. 23; 38106 Braunschweig
[email protected]
Die Bahnung von spezifischen Reaktionen („Priming“) ist sowohl mit als auch ohne bewusste Verarbeitung der Reize möglich. Dennoch fand Kunde [erscheint in: Psychonomic Bulletin & Review,(2002)], dass Priming-Effekte reduziert sind, wenn im vorausgehenden Durchgang Prime und
Zielreiz zu einem Antwortkonflikt führen. Dieser sequentielle Effekt trat nur nach bewußt verarbeiteten Primes auf. Um eine Wechselwirkung auszuschließen, wurden zeitliche Faktoren (SOA) und
Sichtbarkeit der Primes in der vorgestellten Arbeit unabhängig variiert. Unter diesen Bedingungen
finden sich keine sequentiellen Effekte. Als mögliche Quelle der divergenten Ergebnisse wird diskutiert, ob SOA Dauern über 150 ms inhibitorische Verarbeitungsprozesse anstoßen, die zu einer
Verminderung des Primingeffektes führen.
Vorträge
138
Instruktionale Unterstützung beim Wissenserwerb
aus Beispielen in computerbasierten Lernumgebungen
Julia Schuh, Peter Gerjets, Katharina Scheiter
Virtuelles Graduiertenkolleg
Konrad-Adenauer-Str. 40; 72072 Tübingen
[email protected]
Aufbauend auf dem von Gerjets, Scheiter und Tack [Gerjets, P., Scheiter, K., & Tack, W. H.; Resourceadaptive selection of strategies in learning from worked-out examples. In L. R. Gleitman & A. K.
Joshi (Eds.), Proceedings from the 22nd Annual Conference from the Cognitive Science Society (pp.
166-171). Mahwah, NJ: Erlbaum (2000)] festgestellten Befund, dass Lerner lösungsbeispielbasiertes
Lernmaterial beim Lernen und Problemlösen in Hypertextumgebungen unzureichend nutzen, wurden
zwei Studien durchgeführt, um dieser unzureichenden Beispielnutzung instruktional entgegenzuwirken. Zunächst wurde untersucht, ob sich dieser Befund auf die Nonlinearität des Hypertextes und die
damit einhergehenden zusätzlichen Kontroll- und Orientierungsanforderungen zurückführen ließe.
Der nonlinearen Hypertextumgebung wurde eine lineare gegenüber gestellt, um dadurch eine Reduktion der Kontroll- und Orientierungsanforderungen zu erwirken. Zum anderen wurde untersucht,
ob Lernende zu schnell glauben, das Beispiel verstanden zu haben und Beispielinformationen daher
oberflächlich und unvollständig verarbeiten. Um dem entgegenzuwirken wurde eine Beispielfragmentierung vorgenommen, die Lernenden aufgefordert diese zu vervollständigen und die Antworten mittels Feedback evaluiert. Es zeigte sich, dass Beispiellinearisierung keine Steigerung des Lernerfolgs
bewirkt; vielmehr gibt es einen trade-off zwischen Vor- und Nachteilen nonlinearer Lernumgebungen. Die Feedbackmöglichkeit erwies sich für vorwissensarme Lerner als lernwirksam, ist jedoch mit
Kontroll- und Nutzungsdefiziten verbunden.
Vorträge
139
Der Präferenzeffekt als Ursache für suboptimale Entscheidungen
im „Hidden Profile“-Paradigma: Neue Evidenz zu einer
individualpsychologischen Erklärung eines Gruppenphänomens
Stefan Schulz-Hardt, Rudolf Kerschreiter, Andreas Mojzisch, Felix C. Brodbeck
Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie
Technische Universität Dresden
Zellescher Weg 17; 01062 Dresden
[email protected]
Gruppen scheitern zumeist an „Hidden Profiles“, d.h. Entscheidungsaufgaben, in denen die individuellen Vorabinformationen jedem Mitglied eine suboptimale Alternative nahelegen, so dass die
richtige Entscheidung nur durch Zusammenführung des Spezialwissens der Mitglieder aufgedeckt
werden kann. Gängige Erklärungsansätze für dieses Scheitern rekurrieren auf defizitären Informationsaustausch sowie auf vorschnelle Konsensbildung in der Gruppe. Greitemeyer und Schulz-Hardt
(in press, JPSP) zeigten unlängst, dass dieser Effekt auch ohne fehlerhafte Gruppenprozesse alleine
aufgrund der präferenzkonsistenten individuellen Informationsverarbeitung der Gruppenmitglieder
auftreten kann. Dieser individualpsychologische Erklärungsansatz soll durch zwei neue Experimente
untermauert und ausgebaut werden. In Experiment 1 wird gezeigt, dass jegliche suboptimale Alternative, die aufgrund der individuellen Vorabinformation nahegelegt wird, auch nach vollständigem Informationsaustausch (simuliert durch Vorgabe eines Diskussionsprotokolls mit allen Informationen)
mehrheitlich aufrechterhalten wird. Experiment 2 belegt, dass diese Wirkung nicht an unstrukturierte Gruppendiskussionen gebunden ist, sondern auch auftritt, wenn man nach Bilden einer eigenen
(suboptimalen) Präferenz vollständige Listen mit sämtlichen Informationen der anderen Gruppenmitglieder erhält.
Zeitliche Informationsverarbeitung in Mensch-Maschine-Systemen am Beispiel einer
simulierten prozesstechnischen Anlage
Dirk Schulze-Kissing, Elke van der Meer, Leon Urbas
Zentrum für Mensch-Maschine-Systeme
TU Berlin
Jebenstr. 1; 10623 Berlin
[email protected]
Mit einem – zeitliche Information integrierenden – mentalen Modell kann das Handeln an die Dynamik technischer Anlagen angepasst werden. Das Attentional Gate Model postuliert, dass steigende Anforderungskomplexität zu einer Verminderung der Aufmerksamkeit für zeitliche Information
führt. Dadurch kommt es zur Reduktion der Verarbeitung zeitlicher Information und zu einer Unterschätzung der real abgelaufene Zeit [Zakay, Block & Tsal, in Gopher and Koriat: Attention and
Performance, 557-580, MIT Press (1999)]. Untersucht wurde, ob mit zunehmender Informationslast
die Erkennung eines Systemfehlers verzögert wird. In einer Mikrowelt wurde eine Timingsituation
in einer prozesstechnischen Anlage simuliert. 30 Probanden hatten in jeweils 10 Szenarien Doppelaufgaben zu bearbeiten. Die Schwierigkeit der Primäraufgabe (unabhängige Variable) wurde über die
Anzahl kognitiver Aktivitäten zur Regulierung eines Flüssigkeitspegels operationalisiert. Gemessen
wurde der Zeitpunkt des Szenarienabbruchs nach einem vorgegebenen zeitlichen Kriterium (abhängige Variable). Eine Verzögerung der Erkennung eines Systemfehlers konnte nur beobachtet werden,
wenn die Primäraufgabe zeitkritische Eigenschaften aufwies. Welche Verarbeitungsmechanismen diese Verzögerung verursacht haben, wird vor dem Hintergrund des Modells von Zakay et al. (1999)
diskutiert.
Vorträge
140
Die Thatcher-Täuschung in Bewegung
Adrian Schwaninger, Douglas Cunningham, Mario Kleiner
Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie
Universität Zürich
Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Dreht man bei einem aufrechten Gesicht die Augen und den Mund um 180◦ so entsteht ein bizarrer Gesichtsausdruck. Dieser verschwindet, wenn ein solches Gesicht auf den Kopf gedreht wird
[Thatcher-Täuschung, Thompson, Perception, 9, 483 (1980)]. In unserer Studie wurde untersucht, inwiefern die Täuschung auf der Verarbeitung von lokaler Feature-Information und globaler konfiguraler Information beruht. Isoliert gezeigte Teile (Augen und Mund) wurden weniger bizarr wahrgenommen, als wenn sie im Gesichtskontext gezeigt wurden. Rotation um 180◦ reduzierte die wahrgenommene Bizarrheit stärker bei ganzen Thatcher-Gesichtern als wenn nur die Teile gezeigt wurden. Diese
Ergebnisse können im Rahmen des integrativen Modelles zur Gesichterwahrnehmung von Schwaninger, Lobmaier und Collishaw [Lect. Notes Comp. Sci., 2525, 643 (2002)] sowie Schwaninger, Carbon und Leder [In G. Schwarzer & H. Leder, Development of Face Processing, (Im Druck)] erklärt
werden. Bei den Experimenten wurden jeweils statische (peak expressions) und bewegte Sequenzen
verwendet. Bewegung erhöhte die wahrgenommene Bizarrheit in allen Bedingungen (aufrecht vs.
invertiert, Teile vs. Ganzes), was eher auf eine lokale und nicht holistische Verarbeitung hinweist.
Twin Peaks: ERP-Korrelate des gemeinsamen Handelns
Natalie Sebanz, Günther Knoblich, Edmund Wascher, Wolfgang Prinz
Kognition und Handlung
Max Planck Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
In Reaktionszeitexperimenten zeigten wir für eine go-nogo Aufgabe einen räumlichen Kompatibilitätseffekt, der nur dann auftritt, wenn die Aufgabe gemeinsam mit einer zweiten Person bearbeitet
wird, nicht jedoch, wenn dieselbe Aufgabe alleine ausgeführt wird. Der Einfluss des sozialen Settings
auf das individuelle Handeln kann dabei auf zwei Arten zustande kommen: Einerseits könnte die Anwesenheit der anderen Person die Stimulusverarbeitung verändern, andererseits könnten Handlungen
der anderen Person ähnlich wie eigene repräsentiert werden. Um den Anteil der einzelnen Prozesse
zu untersuchen, erhoben wir ereigniskorrelierte Potentiale (ERPs) während dieselbe Aufgabe alleine
und gemeinsam bearbeitet wurde. Bei der gemeinsamen Bearbeitung wurden gleichzeitig ERPs von
beiden Teilnehmern abgeleitet. Dabei zeigten sich keine Unterschiede in den Komponenten für die
Stimulusverarbeitung (keine Modulation von P1 und N1 durch das Setting), aber deutliche Unterschiede in den Komponenten für die Handlungsplanung (vor allem nogo-P3 ). Dies weist darauf hin,
dass ein veränderter sozialer Kontext vor allem die Handlungsplanung beeinflusst.
Vorträge
141
Was nicht passt, wird passend gemacht: Strategische Inferenzprozesse beim Textverstehen
Florian Siebörger, Evelyn C. Ferstl, D. Yves von Cramon
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Kohärenzbildung ist ein zentraler Prozess beim Textverstehen. In einem fMRI-Experiment wollten
wir zeigen, dass bei der Verarbeitung kohärenter (vs. inkohärenter) Texte typischerweise auftretende
kortikale fronto-mediane Aktivierung (FMC, BA9/10 median) [z.B. Ferstl & v. Cramon, Cog. Brain
Res., 11, 325-340 (2001)] auf einen allgemeinen, nicht-automatischen Prozess zurückgeht und nicht
auf linguistische Eigenschaften des Stimulusmaterials. Zu diesem Zweck verwendeten wir für ein
Nachfolgeexperiment zur oben zitierten Studie die selben kohärenten und inkohärenten Satzpaare mit
dem Ziel, durch eine veränderte Instruktion nun bei den inkohärenten Satzpaaren nicht-automatische
Inferenzprozesse anzustoßen und FMC-Aktivierung auszulösen: Anstatt ein einfaches Kohärenzurteil (ja/nein) zu jedem Satzpaar abzugeben, wurden die Teilnehmer instruiert, mit viel Phantasie
einen mehr oder weniger engen Zusammenhang zu suchen (vierfach abgestuftes Kohärenzurteil).
Wir stellen hauptsächlich Ergebnisse einer Vorstudie vor, die zeigen, dass die Teilnehmer die Aufgabe instruktionsgemäß bearbeiteten und tatsächlich ihre Phantasie bei augenscheinlich inkohärenten
Durchgängen benutzten. Darüber hinaus präsentieren wir Ergebnisse der fMRI-Studie, die im Kontext
linguistischer und neuropsychologischer Theorien diskutiert werden.
Respekt und Engagement: Intragruppale Determinanten gruppendienlichen Verhaltens.
Bernd Simon, Stefan Stürmer
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Olshausenstr. 40; 24098 Kiel
[email protected]
In einer Serie von Laborexperimenten wurde untersucht, welchen Einfluss Respektbezeugungen
durch andere Gruppenmitglieder auf die Bereitschaft haben, sich für die Gruppe zu engagieren. Im
ersten Experiment wurde nachgewiesen, dass Respektbezeugungen zu verstärkter Identifikation mit
der Gruppe führen und schließlich zu einer verstärkten Bereitschaft, sich für diese zu engagieren.
Diese Effekte zeigen sich unabhängig von Bewertungsrückmeldungen, die ebenfalls systematisch variiert wurden. Weitere Experimente dienten der Entschlüssung der psychologischen Bedeutung und
Wirkungsweise von Respekt. Hier wurde zum Einen überprüft, ob eine Respektbezeugung als soziales Signal zu verstehen ist, welches anzeigt, dass die eigene Person tatsächlich als Gruppenmitglied
akzeptiert wird. Zum Anderen wurde überprüft, ob eine Respektbezeugung als soziales Signal zu
verstehen ist, welches anzeigt, dass der eigenen Person innerhalb der Gruppe einer hoher Status zugeschrieben wird. Die experimentellen Befunde zeigen jedoch, dass sich die psychologische Bedeutung
und Wirkungsweise von Respekt nicht auf diese beiden Mechanismen reduzieren läßt. Es werden
alternative Mechanismen erörtert.
Vorträge
142
Morphological versus semantic priming effects:
the role of frequency in the processing of German verbs
Eva Smolka, Susanne Niedeggen-Bartke, Richard Wiese, Frank Rösler
Fachbereich Psychologie, AG Allgemeine und Physiologische Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstr. 18; 35032 Marburg
[email protected]
Regular and irregular verb forms have been used to investigate the mental lexicon in general and
lexical storage vs. rule-generation in particular. Several factors besides verb regularity, such as morphological complexity, frequency, and semantic relatedness may contribute to the processing of verb
forms. The present study systematically examined these factors in four visual priming experiments
using 600, 200, and 90ms SOA: different priming patterns emerged only when regular participles
(regular stem, regular ending) were contrasted both with ABX-type (irregular stem, irregular ending)
and ABA-type (regular stem, irregular ending) participles. Verb frequency proved important in determining these patterns, both for regular and irregular verbs: results thus argue against a complete
rule generation of regular verbs and indicate that irregulars as such do not behave as a homogeneous
group. Additional semantic priming conditions demonstrated that the morphological priming effects
are not semantic ones. Results are discussed with respect to dual mechanism approaches.
Medizinethik im Spannungsfeld zwischen Sozialpsychologie und Philosophie
Christina Sommer, Margarete Boos
GEMI, Abteilung Sozial- und Kommunikationspsychologie
Georg-August-Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Bevorzugen Medizinstudierende und Pflegeauszubildende ein anderes Set an Argumenten in medizinethischen Dilemmasituationen in Abhängigkeit von ihrem Geschlecht und vom intraindividuellen
bzw. interpersonellen Fokus? Berichtet wird über ein sozialpsychologisch-medizinethisches Kooperationsprojekt. In Medizinethik und Moralpsychologie wird Moral als eine Argumentationsstruktur
aufgefasst, die auf den Einstellungen eines Individuums basiert. Deshalb erfolgte zunächst die Untersuchung von Moral über eine Fragebogenerhebung (N = 460). Entgegen der traditionellen Modellvorstellungen, die Moral weitgehend losgelöst vom situativen und sozialen Kontext begreifen
[Gilligan, 1982; Kohlberg, 1984], wird Moral im zweiten Schritt sozialpsychologisch in der kommunikativen Aushandlung moralischer Argumentationen über Gruppendiskussionen (N = 42) untersucht. Die Hypothesen wurden in der Fragebogenerhebung in einem 2x2x2-Design (UVn: Geschlecht, Ausbildungsart, Ausbildungsdauer) und in den Gruppendiskussionen in einem 2x3-Design
(UVn: Ausbildungsdauer, Geschlechtszusammensetzung der Gruppe) überprüft. Die Widersprüche
der empirischen Befunde zwischen den beiden Teilprojekten weisen darauf hin, dass die interpersonell verhandelte Moral sich in Bezug auf das Geschlecht und die Ausbildungsdauer deutlich von
einem intraindividuellen Verständnis von Moral unterscheidet.
Vorträge
143
Belege für implizites Sequenzlernen
Axel Spamann, Hilde Haider
Institut für Psychologie der EZW
Universität Köln
Gronewaldstr. 2; 50931 Köln
[email protected]
Die Existenz impliziten Lernens ist umstritten. Wir fanden Ergebnisse, die für die Existenz impliziten
Lernens sprechen. Vpn wurden in einer seriellen Wahlreaktionsaufgabe (SRT) mit einer determinierten Stimulus- / Reaktionssequenz trainiert. Es schloß sich eine Rekognitionsaufgabe an. Dabei waren
jeweils neue oder alte Sequenzfragmente wie im Training zu bearbeiten sowie nach Bekanntheit zu
beurteilen. Verglichen wurden zwei Maße der Rekognitionsaufgabe: Wissen, das sich in Reaktionszeiten widerspiegelt (Motorisches Wissen) und Wissen, das sich in Urteilen widerspiegelt (Urteilswissen). (1) Beide Wissensarten korrelierten nur dann deutlich miteinander, wenn Vpn Rekognitionsurteile nachweislich aus ihren Reaktionszeiten ableiteten. (2) Die Entstehung beider Wissensarten ist
durch experimentelle Manipulationen getrennt voneinander beeinflußbar. Auch unter Berücksichtigung von Reliabilitätskritierien und dem Informationskriterium [Shanks & St. John, Behavioral and
Brain Sciences, 17, (1994)] ist dies ein Beleg ihrer Unabhängigkeit. Dass das Motorische Wissen
zwar die motorische Performanz (RTs) beeinflußt, aber nicht die Urteilsperformanz, impliziert, daß
es wahrscheinlich unbewußt ist.
Entwicklungspychologische Aspekte des Wiedererkennens von Gesichtern
verschiedener ethnischer Gruppen
Siegfried L. Sporer, Elena Guberova, Barbara Trinkl
Fachbereich 06 Psychologie und Sportwissenschaft / Abteilung Sozialpsychologie
Justus-Liebig-Universität
Otto-Behaghel-Straße 10 F; 35394 Gießen
[email protected]
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, das unterschiedliche Wiedererkennen von Gesichtern der
eigenen bzw. der anderen ethnischen Gruppe bei türkischen und österreichischen Kindern zwischen
10 und 15 Jahren (N = 256) zu zeigen. Das Wiedererkennensexperiment wurde mit standardisierten aufrechten bzw. invertierten Gesichtern von je 40 türkischen und deutschen jungen Erwachsenen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte über die Signaldetektionstheorie. Die erwarteten Altersund Inversionseffekte konnten nachgewiesen werden. Die nach dem In-group/Out-group-Modell von
Sporer (2001) postulierte Annahme, dass der Inversionseffekt bei Gesichtern der eigenen ethnischen
Gruppe infolge der Wahrnehmungsexpertise größer ist, konnte jedoch nicht bestätigt werden. Deutsche Stimulusgesichter wurden insgesamt besser wiedererkannt als türkische Stimulusgesichter. Türkische Kinder zeigten beim Wiedererkennen insgesamt bessere Leistungen als österreichische Kinder.
Mögliche Unterschiede in der Kontakthäufigkeit mit der jeweiligen Außengruppe sowie Vergleiche
mit unseren Untersuchungen mit Erwachsenen werden bei der Interpretation herangezogen.
Vorträge
144
Multinomiale Modellierung der Wason Selection Task
Christoph Stahl, Karl Christoph Klauer
Psychologisches Institut
Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität Bonn
Römerstraße 164; 53117 Bonn
[email protected]
Bisherige Arbeiten zur abstrakten Wason Selection Task [Wason, (1966). In Foss, B. (Ed.): New Horizons in Psychology. Harmondsworth: Penguin] haben stets nur einen Ausschnitt aus der Menge
der Antwortmuster betrachtet. Ein multinomiales Modell wird vorgestellt, das die Gesamtheit der 16
möglichen Antwortmuster erklären kann. Das Modell postuliert verschiedene Interpretationsmöglichkeiten der Implikation (konditional vs. bikonditional; affirmativ vs. negiert; vorwärts, rückwärts, oder
beidseitig gerichtet) sowie Schlussfolgerungs- und Rateprozesse. Sowohl im Internet als auch im Labor durchgeführte Experimente zur Validierung der Modellparameter werden berichtet. Die Effekte
der Manipulationen auf die Modellparameter unterstützen deren Interpretierbarkeit als Wahrscheinlichkeiten der genannten kognitiven Prozesse und liefern positive Evidenz für das Modell.
Effektivität einer metakognitiven Promptingmaßnahme im Kontext
einer computerbasierten Lernumgebung zur Korrelationsrechnung
Robin Stark, Michael Tyroller, Heinz Mandl
Pädagogische Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
Auf der Basis von ausgearbeiteten Lösungsbeispielen und Problemlöseaufgaben wurde eine computerbasierte Lernumgebung zur Korrelationsrechnung mit adaptiven Komponenten konzipiert. Wahlentscheidungen bezüglich der Navigation durch die Lernumgebung müssen schriftlich begründet werden. Die Wirksamkeit dieser Promptingmaßnahme wurde experimentell untersucht. 28 Studierende
bearbeiteten eine Version der Lernumgebung ohne (EG 1), 29 Studierende eine Version mit Promptingmaßnahme (EG 2). Studierende aus EG 2 erwarben signifikant mehr anwendbares Wissen als jene
aus EG 1; dieser Unterschied erwies sich bei einer Follow-up-Messung als stabil. Von der Promptingmaßnahme profitierten vor allem Studierende mit niedriger metakognitiver Kompetenz. Beide
Gruppen waren im Nachtest signifikant und substanziell erfolgreicher als eine studentische Kontrollgruppe (n = 104). EG 1, EG 2 und KG unterschieden sich in Hinblick auf kognitive, metakognitive,
motivationale und emotionale Lernvoraussetzungen nicht signifikant. Insgesamt sprechen die Befunde eindeutig für die Effektivität der Lernumgebung. Insbesondere die Version mit metakognitivem
Prompting erwies sich als geeignet, auf ökonomische Weise anwendbares Wissen zur Korrelationsrechnung zu vermitteln.
Vorträge
145
Automatische Aktivierung von Klassifikationskategorien im Aufgabenwechselparadigma
Marco Steinhauser, Ronald Hübner
Fachbereich Psychologie
Universität Konstanz
Universitätsstraße 10; 78464 Konstanz
[email protected]
Im Aufgabenwechselparadigma werden mehrere Aufgaben meist anhand derselben Reize bearbeitet. Verschiedene Studien (z. B. Rogers & Monsell, 1995) kamen zu dem Schluss, dass unter diesen
Bedingungen Reize automatisch höhere Aufgabenrepräsentationen aktivieren. Dies folgte aus dem
Befund, dass Reize schneller bearbeitet werden, die nur eine Aufgabe aktivieren können als solche, die mit mehreren Aufgaben verbunden sind. Um diese Annahme zu testen, verwendeten wir ein
Wechselparadigma, in dem zwischen einzelnen Aufgabenkomponenten (wie Reizdimension, Klassifikationsregel) und ganzen Aufgaben unterschieden werden kann. Es zeigte sich, dass nicht generell
ein Erleichterungseffekt auftritt, wenn ein Reiz weniger Aufgaben aktiviert. Vielmehr tritt er nur
auf, wenn Reizelemente eindeutig mit Kategorien der Klassifikationsregeln assoziiert sind. Hieraus
schließen wir, dass weniger eine automatische Aktivierung von Aufgaben, sondern vielmehr eine
automatische Aktivierung von Klassifikationskategorien dem Erleichterungseffekt zugrunde liegt.
Emotionen steuern die Aufmerksamkeit:
Ist die frühe Selektion emotionaler Reize automatisch?
Jessica Stockburger, Harald Schupp, Almut Weike, Alfons Hamm
Institut für Psychologie / Physiologische & Klinische Psychologie / Psychotherapie
Universität Greifswald
Franz-Mehring-Straße 47; 17487 Greifswald
[email protected]
Im Kontext zahlreicher Untersuchungen zur selektiven Verarbeitung emotionaler Reize sollen diese
Studien Hinweise auf den Wettbewerb zwischen emotionaler und kognitiver Aufmerksamkeitslenkung liefern. Bei der kortikalen Verarbeitung emotionaler Bilder lassen sich im EEG bereits 150 bis
350 Millisekunden nach Darbietungsbeginn Modulationen einer negativen Komponente über posterioren Hirnarealen zeigen. Die emotionale Kontrolle von Aufmerksamkeit wurde untersucht, während
die Probanden ihre Aufmerksamkeit auf nicht-emotionale Reize richteten. Die emotionale Verarbeitung wurde durch die Darbietung von Bildern des International Affective Picture Systems untersucht,
die als kontinuierlicher Reizstrom von jeweils 333 ms dargeboten wurden. Die zusätzlichen Aufgaben wurden zum einen über das Zählen von Balken, die in unterschiedlicher Orientierung über das
Bild gelegt wurden, und zum anderen über das Zählen verschiedener Töne realisiert. Die Ergebnisse
zeigen, dass trotz expliziter Lenkung der Aufmerksamkeit auf visuelle oder akustische Zielreize eine
ausgeprägte Verarbeitungsnegativierung bei emotionalen Bildern ausgelöst wurde. Diese Ergebnisse
belegen den automatischen Charakter der frühen Selektion emotionaler Reize.
Vorträge
146
Prosoziale Emotionen und Hilfreiches Verhalten:
Die moderierende Rolle von Kategorisierungsprozessen
Stefan Stürmer, Mark Snyder, Allen M. Omoto
Institut für Psychologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Olshausenstr. 40; 24098 Kiel
[email protected]
Bislang hat sich die sozialpsychologische Forschung zu hilfreichem Verhalten und die Intergruppenforschung in zwei relative unabhängigen Bereichen entwickelt. Ein übergeordnetes Ziel dieses
Beitrags ist es, zu einer Integration dieser beiden Forschungsbereiche beizutragen. Es werden zwei
Untersuchungen vorgestellt, die untersuchen, inwieweit der positive Effekt von Empathie und Interpersonaler Attraktion auf hilfreiches Verhalten durch die Kategorisierung der hilfsbedürftigen Person als Eigen- oder Fremdgruppenmitglied moderiert wird. Aufbauend auf Annahmen der SelbstKategorisierungstheorie wird vermutet, dass der Effekt von Empathie auf die Hilfsbereitschaft stärker
ist, wenn es sich bei der hilfsbedürftigen Person um ein Eigengruppenmitglied handelt. In bezug auf
die Rolle von Interpersonaler Attraktion wird ein umgekehrter Effekt erwartet. Interpersonale Attraktion sollte einen stärkeren („enthemmenden“) Effekt auf die Hilfsbereitschaft haben, wenn es sich
bei der hilfsbedürftigen Person um ein Fremdgruppenmitglied handelt. Beide Untersuchungen liefern
gute Unterstützung für diese Hypothesen. Perspektiven einer weiteren Integration der Forschung zu
hilfreichem Verhalten und der Intergruppenforschung werden aufgezeigt.
Initiale Bezugssystemwahl und Konsistenzprinzip beim sprachlichen Lokalisieren
Janin Sudheimer, Constanze Vorwerg
SFB 360
Universität Bielefeld
Postfach 100131; 33501 Bielefeld
[email protected]
In einer experimentellen Untersuchung zum sprachlichen Lokalisieren bei konkurrierenden Perspektiven wurden die Versuchspersonen (N = 96) instruiert, die räumliche Position eines intendierten
Objektes (Baufixring) relativ zu einem Relatum (Baufixflugzeug) zu benennen. Dabei wurde die Position des intendierten Objekts im Hinblick auf die Achsenlage zweier potentieller Bezugssysteme
systematisch variiert. Auf der Basis vorliegender Ergebnisse zur Rolle kognitiver Bezugsrichtungen
bei der Raumverarbeitung [Vorwerg, C., Raumrelationen in Wahrnehmung und Sprache. Kategorisierungsprozesse bei der Benennung visueller Richtungsrelationen. Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag.(2001a)] beschäftigten wir uns mit der Frage, ob die Wahl einer räumlichen Perspektive auch
von der Lage des intendierten Objekts auf einer solchen idealtypischen Bezugsrichtung beeinflusst
wird. Weiterhin prüften wir die Annahme der Wirksamkeit eines Konsistenzprinzips in Lokalisationssequenzen. Beide Hypothesen bestätigten sich. Die Ergebnisse bieten einen Erklärungsansatz für
interindividuelle Unterschiede beim Lokalisieren, ohne auf die Annahme kognitiver Stile [Levelt, W.,
Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In R. J. Jarvella & W. Klein (Hrsg.), Speech,
place, and action (S. 251-268). Chichester: Wiley. (1982)] zurückgreifen zu müssen. Entgegen Befunden aus der englischsprachigen Literatur dominierte das deiktische Bezugssystem. Im intrinsischen
Bezugssystem erfordern laterale Lokalisationen längere Reaktionszeiten als sagittale.
Vorträge
147
FMRT Korrelate visuell räumlicher Aufmerksamkeit im Posner-Paradigma
Christiane M. Thiel, Gereon R. Fink
AG Kognitive Neurologie, Institut für Medizin
Forschungszentrum Jülich
Leo Brandt Str 5; 52425 Jülich
[email protected]
Visuell-räumliche Vernachlässigungsphänomene (Neglect) treten typischerweise nach Läsionen des
rechten Parietalcortex auf. Neglect geht mit verschiedenen Aufmerksamkeitsdefiziten einher, eine
besondere Schwierigkeit dieser Patienten besteht aber in der Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung. Um neuronale Korrelate visuell-räumlicher Aufmerksamkeit bei gesunden Probanden zu
untersuchen, benutzten wir ereigniskorrelierte funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und
ein visuell-räumliches Aufmerksamkeitsparadigma („Posner-Paradigma“). In diesem Paradigma werden verschiedene Aufmerksamkeitsaspekte wie „Alertness“, räumliche Aufmerkamkeitsausrichtung
und Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung differenziert. Unsere fMRT-Ergebnisse zeigen
eine bilaterale Erhöhung extrastriataler Aktivierungen durch Alertness sowie erhöhte neurale Aktivität im anterioren Cingulum bei räumlicher Aufmerksamkeitsausrichtung. Aktivierungen im Parietalcortex zeigen sich bei einer Verschiebung der Aufmerksamkeitsausrichtung. Hierbei kommt es zu
höherer neuraler Aktivität im linken und rechten inferioren Parietalcortex sowie dem linken und rechten frontalen Augenfeld. Die Ergebnisse weisen auf eine unterschiedliche Beteiligung extrastriataler,
parietaler und frontaler Hirnareale in Abhängigkeit von verschiedenen Aufmerksamkeitsfunktionen
hin.
Euro = Teuro? Wie erwartete Preiserhöhungen aufgrund der Euro-Einführung die
Einschätzungen von tatsächlichen Preisveränderungen beeinflussen
Eva Traut-Mattausch, Stefan Schulz-Hardt, Tobias Greitemeyer, Dieter Frey
Sozialpsychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13; 80802 München
[email protected]
In 3 Studien wurde die Wahrnehmung von Preisveränderungen nach der Währungsumstellung auf
den Euro untersucht. Dazu erhielten Versuchspersonen eine DM- und eine Euro-Speisekarte desgleichen Restaurants. Es zeigte sich in Studie 1, dass Probanden auch bei objektiv konstanten Preisen,
eine signifikante Preiserhöhung wahrnahmen. Zudem korrelierte die Erwartung von Preissteigerungen
mit den tatsächlichen Preiseinschätzungen. In Studie 2 und 3 wurde der vermittelnde Mechanismus
untersucht. Studie 2 erbrachte, dass beim Vergleich der DM- und Euro-Preise mehr konsistente als inkonsistente Rechenfehler begangen wurden. Studie 3 ergab, dass die Erwartung von Preiserhöhungen
zu einer selektiven Korrektur von Rechenfehlern führt: Rechenfehler, die in Richtung der erwarteten
Preiserhöhung gehen, bleiben unentdeckt. Rechenfehler aber, die der Erwartung der Preisveränderung nicht entsprechen, werden bemerkt und korrigiert. Wenn die kognitiven Ressourcen der Probanden mit Hilfe einer cognitive-load-Aufgabe jedoch eingeschränkt werden, unterblieb die selektive
Fehlerkorrektur und die falschen Einschätzung von Preiserhöhungen reduzierte sich substantiell.
Vorträge
148
Subjektive Leichtigkeit und Urteilsbildung: Die Rolle von Attribution und Korrektion
Christian Unkelbach
Psychologisches Institut
Universität Heidelberg
Hauptstraße 47-51; 69117 Heidelberg
[email protected]
Die subjektiv empfundene Leichtigkeit von mentalen Prozessen beeinflusst Urteile über die Häufigkeit von Ereignissen, den Wahrheitsgehalt von Aussagen oder die Familiarität von Personen. Die
Fragestellung war, wie das subjektive Erleben als Informationsquelle in die Urteilsbildung eingeht
und ob dieser Einfluss korrigiert werden kann. In einem Informationssuche-Paradigma sollten dazu verschiedene Zielpersonen beurteilt werden. Über die Zielpersonen geforderte Information wurde
entweder verzögert oder sofort dargeboten. Manipuliert wurde zum einen, ob eine externe Attributionsmöglichkeit für die Verzögerung gegeben wurde und zum anderen, ob das abschließende Urteil um
das subjektive Erleben korrigiert werden sollte. In den abschließenden Urteilen über die Zielpersonen
fanden sich Leichtigkeitseffekte nur, wenn das subjektive Erleben weder während der Informationssuche extern attribuiert noch beim abschließenden Urteil korrigiert wurde. Die Ergebnisse legen nahe,
dass subjektives Erleben als Informationsquelle standardmäßig genutzt wird, jedoch an verschiedenen
Stellen des Urteilsprozesses korrigiert werden kann.
Arbeitsgedächtnis, externale Repräsentationen
und die Konstruktion sozialer mentaler Modelle
Ulrich v. Hecker, Stephan Dutke
School of Psychology
Cardiff University
PO Box 907; CF10 3YG Cardiff (Großbritannien)
[email protected]
In drei Experimenten wurde untersucht, wie aus paarweisen Sympathie/Antipathierelationen ein mentales Modell der Binnenstruktur einer fiktiven Personengruppe konstruiert wird. Teilnehmer mit geringerer koordinativer Arbeitsgedächtniskapazität konstruierten weniger valide Cliquenmodelle als
Personen mit höherer Koordinationskapazität, obwohl die geringer Befähigten die Paarrelationen länger studierten (Experiment 1). Bestand nach dem Studium der Paarrelationen Zugriff auf externale
Repräsentationen dieser und anderer Paarrelationen, nivellierten sich die Leistungsunterschiede zwischen Personen mit höherer und geringerer Koordinationskapazität. Während bei geringerer Kapazität die Leistung mit der Häufigkeit der Inanspruchnahme externaler Repräsentationen korrelierte,
gab es bei hoher Kapazität keine vergleichbaren Korrelationen (Experiment 2). Sollten Personen mit
hoher Koordinationskapazität während der Inanspruchnahme der externalen Repräsentation eine die
zentrale Exekutive beanspruchende Sekundäraufgabe ausführen, zeigten sie ähnliche Korrelationen
zwischen Leistung und Nutzung externaler Repräsentationen wie Personen mit geringerer Koordinationskapazität, die keine Sekundäraufgabe zu bewältigen hatten (Experiment 3). Es wird diskutiert,
ob Personen mit geringerer Koordinationskapazität die verfügbaren Informationen geschickter nutzen
als höher Befähigte.
Vorträge
149
Fehlendes Bewusstsein für Gesehenes bei maskierten Reizen und bei pathologischem Neglect:
Auf dem Weg zu einem integrierten Modell
Rolf Verleger, Piotr Jaskowski
Klinik für Neurologie
Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160; 23538 Lübeck
[email protected]
Sowohl bei pathologischer Extinktion (als Teil des Hemineglect-Syndroms) als auch bei
Metakontrast-Maskierung bei Gesunden werden Reize dadurch unidentifizierbar, dass – zeitlich und
räumlich getrennt – ähnliche Reize erscheinen. Beide Phänomene wurden bislang isoliert voneinander betrachtet. Unsere Daten (Reaktionszeiten, Augenbewegungen, EEG-Potentiale) ermöglichen
es, die Frage nach gemeinsamen Mechanismen aufzuwerfen. Extinktion ist fehlende Bewusstheit
für einen Reiz auf der betroffenen Seite in Anwesenheit eines weiteren Reizes auf der gesunden
Seite. In den EEG-Potentialen dieser Patienten fehlt eine von den anderen Reizkombinationen ausgelöste frühe Negativierung. Die Abhängigkeit der Reaktionszeiten von Augenbewegungen legt als
Ursache ein Defizit bei fokussierter Aufmerksamkeit nahe. Metakontrast-maskierte Reize sind unidentifizierbar, aber können trotzdem Reaktionen und Aufmerksamkeitsausrichtung bahnen (wie an
EEG-Potentialen sichtbar). Möglicherweise für Neglect und Maskierung gemeinsame Mechanismen
betreffen daher Aufmerksamkeitsverlagerung und Integration gleichzeitig wahrgenommener widersprüchlicher Information. In diesem Sinne erscheint das Konzept des „re-entrant processing“ aus der
Metakontrast-Forschung fruchtbringend auf Neglect übertragbar.
Funktionelle Gehirnasymmetrien für die Integration
von Ebene und Form bei hierarchischen Reizen
Gregor Volberg, Ronald Hübner
Kognitive Psychologie
Universität Konstanz
Fach D29; 78457 Konstanz
[email protected]
Die lokale und globale Ebene von hierarchischen Reizen wird effektiver in der linken bzw. rechten Gehirnhälfte verarbeitet. In Reaktionszeitstudien sind entsprechende visuelle Feld (VF) – Effekte
überwiegend mit solchen Stimuli zu beobachten, bei denen ein Antwortkonflikt zwischen den Ebenen
besteht. In der vorliegenden Studie untersuchten wir, ob auch Antwortkonflikte zwischen räumlich
getrennten Reizen zu VF-Effekten führen. Dazu wurden drei Reaktionszeitexperimente mit konfligierenden und nicht-konfligierenden hierarchischen Buchstaben durchgeführt, wobei die entsprechenden
Formen entweder in demselben oder in zwei verschiedenen hierarchischen Stimuli angeordnet waren. In beiden Fällen war die Reaktionszeit in der Konflikt-Bedingung gegenüber der Nicht-KonfliktBedingung erhöht. Allerdings führten Antwortkonflikte nur im ersten Fall zu VF-Effekten. Eine mögliche Erklärung für diese Ergebnisse besteht darin, dass bei Konflikten zwischen den Ebenen eine
bessere Stimulusrepräsentation zur Antwortauswahl benötigt wird, bei der die Buchstabenidentität
mit der Stimulusebene integriert ist. Wir vermuten, dass sich die Hemisphären im Bezug auf diesen
Integrationsprozess unterscheiden.
Vorträge
150
The implicit nature of the spreading attitude effect
Eva Walther
Universität Heidelberg
Hauptstraße 47-51; 69117 Heidelberg
[email protected]
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Entstehung von Einstellung nicht an eine evaluative Erfahrung geknüpft sein muss. Innerhalb der evaluativen Konditionierung kann gezeigt werden, dass die
gemeinsame Darbietung eines Targets mit einem (un)angenehmen Ereignis nicht nur die Bewertung
des Targets, sondern auch die Beurteilung der Personen beeinflusst, die mit dem Target assoziiert sind
(spreading attitude effect). Es werden Studien präsentiert, die die Hypothese stützen, dass es sich bei
dem „spreading attitude effect“ eher um einen impliziten als um einen expliziten Effekt handelt.
Intraindividuelle Analyse dynamischer Effekte in der Simon Aufgabe
Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Reaktionen auf lateral präsentierte Reize sind schneller, wenn die Reaktionsseite mit der Reizseite
übereinstimmt, auch wenn letztere nicht aufgabenrelevant ist (Simon-Effekt). Das Ausmaß dieses Effektes nimmt mit der Zeit ab. Dieser Befund beruht sowohl auf Experimenten, in welchen die Reaktionszeit durch Veränderung von Reizparametern beeinflusst wurde, als auch auf Berechnung intraindividueller Effektfunktionen. Unklar ist, in welchem Ausmaß die Verteilungseigenschaften informativ
für die an der Aufgabe beteiligten kognitiven Mechanismen sein können und in welchem Ausmaß
intraindividuell und durch experimentelle Manipulation ausgelöste Verlaufseffekte vergleichbar sind.
In einer Studie wurden Effektverläufe durch eine mathematische Funktion modelliert. Die Parameter der erhaltenen Funktionen wurden statistisch analysiert. Die daraus resultierende Modellfunktion
hatte für nahezu alle Versuchspersonen vergleichbare Parameter. Auch die Auswirkungen experimenteller Variationen ließen sich durch diese Funktion vorhersagen. Verlaufseffekte reflektieren somit
einen kognitiven Mechanismus, der sowohl über Versuchspersonen als auch über experimentelle Variationen hinweg eine stabile und vorhersehbare Auswirkung auf das Verhalten hat.
Vorträge
151
Wie sich die Dimension des Stimulus auf die Planung bimanueller Bewegung auswirkt
Matthias Weigelt, Franz Mechsner, Martina Rieger, Wolfgang Prinz
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Bewegungen beider Hände in gleiche und ungleiche Richtung werden unterschiedlich schnell initiiert. Diese Beobachtung wird mit den zu spezifizierenden Bewegungsparametern und der Existenz von
neuronalem Crosstalk während der Handlungsplanung begründet. Demnach kommt es zu transienten
Kopplungseffekten für Bewegungen gleicher Richtungen und zu Interferenzeffekten für Bewegungen
ungleicher Richtungen (Steglich, 2002). Bei bisherigen Untersuchungen wurde die Auswirkung des
Stimulus auf die Planung bimanueller Bewegungen wenig berücksichtigt. In 2 Experimenten wurden
Reichbewegungen in gleiche und ungleiche Richtung durch symmetrische und asymmetrische Stimuli ausgelöst. Experiment 1 zeigt, dass Bewegungen zu symmetrisch wahrgenommen Stimuli – und
unabhängig von der Bewegungsrichtung – schneller initiiert werden. Experiment 2 zeigt, dass Bewegungen auch zu asymmetrischen Stimuli schnell ausgelöst werden, wenn diese einen gut wahrnehmbaren semantischen Kontext ergeben. Dies zeigt, dass sich die Wahrnehmung des zu erreichenden
Zieles direkt auf die Planung bimanueller Bewegungen auswirkt.
Abrufkontrolle beim episodischen Erinnern:
Eine Analyse mittels ereigniskorrelierter Potentiale (EKPs)
Markus Werkle, Axel Mecklinger, Jutta Kray, Patric Meyer, Emrah Düzel
Fachrichtung Psychologie, Arbeitseinheit Experimentelle Neuropsychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 15 11 50; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Der erfolgreiche Abruf episodischer Information aus dem Gedächtnis setzt Kontroll- und Steuerprozesse wie die Aufrechterhaltung eines adäquaten Abrufmodus oder die flexible Ausrichtung auf
wechselnde Abrufanforderungen voraus. Zwar zeigen neurokognitive Studien, dass der präfrontale
Kortex an der Steuerung des episodischen Gedächtnisabrufs beteiligt ist, doch ist unklar, ob die Aufrechterhaltung eines Abrufmodus und das flexible Wechseln zwischen Abrufanforderungen Ausdruck
derselben Steuerfunktion oder dissoziierbare Teilaspekte der Abrufkontrolle sind. 14 Versuchspersonen bearbeiteten zwei Versionen einer Gedächtnisaufgabe in der perzeptuelle (P) oder konzeptuelle
Merkmale (K) von Wörtern erinnert werden mussten. Beide Aufgaben wurden entweder kontinuierlich (PPPP ; KKKK), oder alternierend bearbeitet (PPKKPPKK). In den Testphasen beider Aufgaben
wurden hochkanalige EKPs aufgezeichnet. Über frontalen Gehirnarealen zeigten sich unabhängig
vom Aufgabentyp schon 300 ms nach Testwortpräsentation deutlich positivere langsame Potentiale in den alternierenden gegenüber den kontinuierlichen Aufgabenblöcken. Dies deutet an, dass das
Wechseln und Aufrecherhalten von Abrufmodi durch unterschiedliche präfrontale Areale realisiert
wird.
Vorträge
152
Temporale Unterschiede horizontaler und vertikaler
Informationsverarbeitung im Simon Paradigma
Katrin Wiegand, Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Das Phänomen, dass auf Reize deren relative Position mit derjenigen der Reaktion übereinstimmt
schneller und akkurater reagiert wird (Simon Effekt), wird auf eine automatische Verarbeitung der
räumlichen Information, resultierend in einer Voraktivierung der korrespondierenden Reaktion, zurückgeführt. Dabei wird im allgemeinen angenommen, dass jeder räumliche Code diesen Effekt auf
die selbe Weise und im selben Ausmaß hervorruft. In einer Serie von EEG-Experimenten, die dem
direkten Vergleich horizontaler und vertikaler Simon Effekte dienten, zeigten sich allerdings Unterschiede in Verhaltens- und EEG-Parametern beider Dimensionen. Diese Unterschiede deuten eine
schnellere Verarbeitung der horizontalen Reizposition an, welche in einer frühen aber kurzlebigen
Beeinflussung der Reaktion resultiert. Demgegenüber scheint die Verarbeitung vertikaler Information mehr Zeit zu benötigen und die Reaktion über einen längeren Zeitraum hinweg zu beeinflussen.
Die Ergebnisse werden in Bezug auf unterschiedliche Verarbeitung horizontal und vertikal visuell
räumlicher Information diskutiert.
Lärm oder Rosen? Aufmerksamkeitsverschiebung moduliert die Aktivität kortikaler
Netzwerke bei der Evaluation von Geräuschen und Gerüchen
Christian D. Wiesner, Bettina M. Pause, Verena Frohnes, Stephan Ulmer, Olaf Jansen, H.
Maximilian Mehdorn, Roman Ferstl
Institut für Psychologie
Universität Kiel
Olshausenstraße 62; 24118 Kiel
[email protected]
Die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine Stimulusmodalität verbessert die Wahrnehmung und
Verarbeitung entsprechender Stimuli und verstärkt auch die Aktivität in den zugrunde liegenden kortikalen Netzwerken. Bisherige fMRT-Studien beschränken sich größtenteils auf die visuelle und auditorische Modalität, verwenden einfache Detektions- oder Diskriminationsparadigmen oder berichten
nur Aktivitätsveränderungen primärer und sekundärer sensorischer Kortizes. In einer fMRT-Studie
mit 7 gesunden, rechtshändigen Versuchspersonen (Alter: 20-40, 3 w) untersuchten wir, ob durch
die Aufmerksamkeitsfokussierung auf einen olfaktorischen (Phenylethylalkohol, „Rosenduft“) versus
auditorischen (Scannerlärm) Stimulus bei der Identifikation von Stimulusteilkomponenten neben höheren Assoziationsarealen, insbesondere frontalen und parietalen Aufmerksamkeitsnetzwerken, auch
die primären und sekundären sensorischen Kortizes aktiviert werden. Obwohl beide Stimuli kontinuierlich dargeboten wurden, zeigte sich eine verstärkte Aktivierung des superioren, lateralen Temporallappens und perisylvischer Areale bei der Geräuschevaluation im Vergleich zu medialen temporalen
und limbischen Arealen bei der Geruchsevaluation. Aufmerksamkeitsnetzwerke aus lateralen parietalen und frontalen Arealen wurden stärker bei der Evaluation von Geräuschen aktiviert.
Vorträge
153
Abstandsadaptation in elektronisch gekoppelten Fahrzeugkolonnen
Matthias Wille, Eva-Maria Eick, Günter Debus
Lehr- und Forschungsgebiet Psychologie
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Jägerstr. zw. 17 und 19; 52056 Aachen
[email protected]
Eine Kopplung von Kraftfahrzeugen in Form von automatischer Kolonnenfahrt ist ein bereits realistisches Zukunftsszenario für Deutschland. Die Abstände zwischen den Fahrzeugen der Kolonne
fallen hierbei so gering aus ( < 10 Meter), dass eine Kraftstoffeinsparung durch Windschatteneffekte
erreicht werden kann. Der geringe Abstand liegt außerhalb des Erfahrungsbereiches für den Fahrer
und somit ist unklar, welche Auswirkungen dieser auf das anschließende, nicht automatisierte Fahrverhalten hat. Eick und Debus [in: Grandt, M.& Gärtner, K.-P. (Hrsg.). Situational Awareness in der
Fahrzeug- und Prozessführung. DGLR-Bericht 2002-04, S.217-226] konnten in einem Simulatorexperiment bereits zeigen, dass ein Übertragungseffekt in Form einer sehr kleinen Zeitlücke als Folge
automatischer Kolonnenfahrten mit Koppelungen von 0,3 Sekunden auftritt. In der hier berichteten
Folgeuntersuchung wurde geprüft, ob ein Adaptationseffekt vorliegt oder möglicherweise andere Faktoren als Ursache herangezogen werden können. Die Kopplungsdauer, der Kopplungsabstand und der
Straßentyp wurden in einem weiteren Simulatorexperiment variiert. Bei Kopplung mit einer sehr geringen Zeitlücke zeigte sich erneut signifikant dichteres Auffahren bei anschließender freier Fahrt.
Bei einer Kopplung mit einem für den Probanden komfortablen Abstand fand man jedoch keine systematische Auswirkung auf anschließendes Fahrverhalten. Eine Kopplungsdemonstration von nur
wenigen hundert Metern führte zu einer signifikanten Zeitlückenverringerung. Somit konnte gezeigt
werden, dass die Ergebnisse nicht ausschließlich als Adaptationseffekt über die Zeit zu interpretieren
sind.
Vorträge
154
Äquivalenzuntersuchungen bei verschiedenen Formen der Testadministration – Was wir
vergleichen (sollten) und was nicht
Andreas Wolf, Ulf Kroehne
Institut für Psychologie, LS Methoden
Universität Jena
Am Steiger 3, Hs. 1; 07743 Jena
[email protected]
Äquivalenzuntersuchungen bei Tests konzentrieren sich meist auf den Vergleich DER computerisierten Testform mit DER Papier-und-Bleistift Version. Ziel ist der Nachweis der Übertragbarkeit der
Testnormen und -gütekriterien. Die bisherigen Einzelbefunde zur Medienäquivalenz sind inkonsistent und erlauben kaum verallgemeinerbare Aussagen. Die vorgestellte THEORIE DER MESSEIGENSCHAFTEN zeigt auf, dass die bisherige Methodik bei Äquivalenzuntersuchungen erfolglos
bleiben muss, da beim Vergleich der Administrationsmedien wichtige Testmerkmale unzureichend
beschrieben und unzulässigerweise zwischen den Medien beliebig variiert werden. Beispiel: Warum
präsentieren Computertests zumeist Einzelitems ohne Betrachtungsmöglichkeiten vorheriger Antworten, während Papier-und-Bleistift Tests alle Items zusammen darbieten? Dabei sind Messeigenschaften zumeist nicht Eigenschaften der Administrationsmedien, sondern medienübergreifend spezifizierbar. Zwei experimentelle Untersuchungen zeigen beispielhaft den Einfluss der Messeigenschaften –
sowohl beim Vergleich verschiedener Testmedien, aber auch bei der Variation einzelner Messeigenschaften innerhalb desselben Administrationmediums – auf statistische Kennwerte zur Beurteilung
psychometrischer Äquivalenz. Die Konsequenzen der vorgestellten Theorie im Bezug auf Äquivalenzuntersuchungen im allgemeinen und (fehlende) Standards beim computerisierten Testen werden
aufgezeigt.
How do we represent what we predict? Sensory and motor coding
in a serial prediction task investigated with fMRI
Uta Wolfensteller, Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon
Neurologie
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
We investigated factors that determine premotor activation in an fMRI study during a visual serial
prediction task (SPT). This paradigm requires to encode a sequence of stimuli and to predict its future
course. The present design aimed to distinguish the encoding of sequences with a motor implication
from those without. To this end, four groups were trained to map either objects or positions on the
fingers of either right or left hand, respectively. All participants performed in both an object- and a
position-SPT, but only trials of the motor-mapped condition were sometimes followed by a reproduction of the presented sequence. Results suggest that the pre-supplementary motor area responds more
strongly to sequences with motor-mapping, but the right lateral premotor cortex to those without.
The latter effect emerges within property-specific areas, i.e., ventral for objects and dorsal for positions. This preliminarily confirms property-specific coding of sequential events within lateral premotor
areas.
Vorträge
155
Eine neue Möglichkeit zur Untersuchung visueller Interpolationsprozesse:
Texturausbreitung in Flank-Transparency Reizen
Daniel Wollschläger
Institut für Psychologie
Universität Kiel
Olshausenstr. 62; 24098 Kiel
[email protected]
Color Spreading beschreibt die Eigenschaft verschiedener visueller Täuschungen, dass ein Reizhintergrund die Farbe von eingebetteten Stimuluselementen anzunehmen scheint. Analog zu einer solchen
illusorischen Farbausbreitung können sich auch komplexere Textureigenschaften ausbreiten. Dieser
als „Texture Spreading“ bezeichnete Effekt konnte bisher jedoch nur in schwacher Form demonstriert werden [Watanabe & Cavanagh, Perception & Psychophysics, 50, 459-464 (1991)]. Für eine
neue Klasse bewegter Color-Spreading Reize, sog. „Flank-Transparency“ Displays [Wollschläger,
Rodriguez & Hoffman, Perception, 31, 1073-1092 (2002)], zeigt sich, dass sie durch geeignete Modifikation ebenfalls Texturausbreitung hervorrufen können, jedoch in weit deutlicherer Form als in
bekannten statischen Abbildungen. Es wurde untersucht, welche Bedingungen für das Erzeugen des
Texturausbreitungseffekts in Flank-Transparency Reizen erfüllt werden müssen. Zu diesem Zweck
wurden verschiedene parametrische Reizveränderungen durchgeführt und ihre Auswirkungen auf den
Wahrnehmungseindruck quantitativ erfasst. Die Ergebnisse demonstrieren, dass die erzeugte Texturausbreitung von ausreichender Stärke ist, um die Anwendbarkeit quantitativer Verfahren zu gewährleisten. Es zeigt sich eine deutliche Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Kontrastverhältnissen
des bewegten Reizes. Die Robustheit dieses Effekts lässt das eingesetzte Flank-Transparency Paradigma als besonders geeignet erscheinen, um Interpolationsprozesse des visuellen Systems bei der
Wahrnehmung von Oberflächenmerkmalen wie Form, Textur und Farbe zu untersuchen.
Die Veränderung des SNARC-Effekts in Abhängigkeit
von der Stimulus-Antwort Kompatibilität
Guilherme Wood, Hans-Christoph Nürk, Klaus Willmes
Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie
Universitätsklinikum-Aachen
Pauwelstrasse, 30; 52074 Aachen
[email protected]
Die Zahlgrößenrepräsentation wird oft als ein von links nach rechts räumlich orientierter mentaler
Zahlenstrahl – MZS bezeichnet [Dehaene, Bossini & Gireaux, J Exp Psych, 122, 371-396 (1993)].
In einer früheren Studie haben wir gezeigt, dass der Zugang zu der Zahlgrößenrepräsentation in Abhängigkeit von der räumlichen Antworttastenausrichtung moduliert wird (SNARC Spatial Numerical
Association of response codes-Effekt). In der vorliegenden Studie wurden Zahlen von 1 bis 8 auf 12
Positionen dargeboten, die eine Uhr-ähnliche Struktur auf dem Bildschirm bildeten. Der SNARCEffekt ließ sich an allen Darbietungspositionen finden, was darauf hindeutet, dass der SNARC-Effekt
die Kompatibilität zwischen der Orientierung des MZS und der motorischen Antwort darstellt. Eine
Kompatibilität zwischen Darbietungsposition und Hand tritt bei horizontalen Darbietungspositionen
auf (Simon-Effekt) und interagiert mit dem SNARC-Effekt, der nur durch Simon-inkompatible Bedingungen hervorgerufen wird. Wir schließen daraus, dass der SNARC-Effekt bei der Vorbereitung
und Ausführung einer nicht- automatischen Antwort entsteht, aber bei größerem Automatismus verschwindet.
Vorträge
156
Ist Vergessen reversibel? – Auflösung von Hemmung beim episodischen Erinnern
Martina Zellner, Karl-Heinz Bäuml
Institut für Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg
[email protected]
Das Üben von Gedächtnisinhalten kann den Abruf verwandter, nicht geübter Inhalte erschweren.
Diese Abrufhemmung wird oftmals als adaptiv bezeichnet, da der Abruf momentan nicht benötigter
Informationen zu Gunsten aktuell relevanter Informationen inhibiert wird. Da jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils unterschiedliche Informationen relevant sind, sollte die Abrufhemmung
im Sinne ihres adaptiven Charakters relativ leicht auch wieder rückgängig gemacht werden können.
Wiederholte Erinnerungsversuche führen im allgemeinen zu einer Steigerung der Erinnerungsleistung
(Hypermnesie). Auch nach der Induzierung einer Abrufhemmung sollte wiederholtes Testen eine solche Leistungsverbesserung bewirken. Führen wiederholte Erinnerungsversuche darüber hinaus sogar
zu einer Auflösung der Hemmung, so sollten sich die Erinnerungsniveaus von gehemmten und nichtgehemmten Episoden einander annähern. In einem Abrufübungs-Experiment wurde zunächst durch
das Üben eines Teils der zuvor gelernten Itemliste Abrufhemmung erzeugt. Anschließend wurde die
ursprünglich gelernte Liste dreimal nacheinander getestet. Es ergab sich für alle Itemtypen Hypermnesie, jedoch keine Annäherung der Erinnerungsniveaus und damit kein Hinweis auf eine Auflösung der
Hemmung. Wiederholte Erinnerungsversuche alleine können also abrufinduziertes Vergessen nicht
rückgängig machen.
Indirekte Skalierung der Unangenehmheit von Umweltgeräuschen
Karin Zimmer, Christian Schmid, Wolfgang Ellermeier
Sound Quality Research Unit, Dept. of Acoustics
Aalborg Universitet
Fredrik Bajers Vej 7 B5; 9220 Aalborg Ø (Dänemark)
[email protected]
Geräuscheigenschaften werden häufig mittels sog. direkter Skalierungsmethoden, z.B. der Größenschätzung („magnitude estimation“), beurteilt. Dabei bleibt u.a. unklar, ob auf solche Weise gewonnene Daten Intervallskalenniveau aufweisen, und ob die gewonnene Skala eindimensional ist. Deshalb
wurden einfache Dominanzurteile der Unangenehmheit aller Paare aus 12 binaural aufgenommenen
Umweltgeräuschen erhoben, welche über Kopfhörer dargeboten wurden. Das Entscheidungsverhalten von 74 Versuchspersonen wurde mithilfe einer probabilistischen Theorie des Wahlverhaltens, des
sog. Präferenzbaummodells [Tversky & Sattath, Psych.Rev., 86,542(1979)], modelliert. Im Ergebnis
gelang die Anpassung eines Präferenzbaummodells (chi^2(53) = 56.66, p = 0.34), d.h. es konnte gezeigt werden, dass (1) zum Vergleich der Unangenehmheit von Geraeuschen verschiedene Geräuschaspekte herangezogen werden, aber (2) dennoch eine eindimensionale Verhältnisskalierung der Unangenehmheit von Geräuschen möglich ist. Im Gegensatz zur Ausgangsvermutung hatte die Herkunft
des Geräusches (technisch vs. natürlich) keinen bedeutsamen Einfluss auf seine Unangenehmheit.
Hingegen scheint die Handlungsrelevanz eines Geräusches seine Unangenehmheit in starker Weise
zu bestimmen.
157
18
Poster
Phonologische Ko-Aktivierung bei multipler Bild-Wort Interferenz
Rasha Abdel Rahman, Alissa Melinger
Max-Planck-Institut für Psycholinguistik
Wundtlaan 1; 6525 XD Nijmegen (Niederlande)
[email protected]
Mit einer modifizierten Version des Bild-Wort Interferenzparadigmas bei Objektbenennung wurde
untersucht, ob die Informationstransmission zwischen lexikalen Einträgen und deren Wortform diskret oder kontinuierlich erfolgt. Bei diskreter Transmission ist die phonologische Enkodierung vom
Abschluss der Lemma-Selektion abhängig und somit auf das Zielwort beschränkt, während sie bei
kontinuierlicher Transmission auch die Wortformen lexikaler Konkurrenten umfasst (phonologische
Ko-Aktivierung). Bislang wurde Evidenz für phonologische Ko-Aktivierung nur für extreme semantische Relationen (z.B. für Synonyme wie Sofa und Couch) gefunden, jedoch nicht für reguläre lexikale Konkurrenten (wie z.B. Hund und Kuh). In den hier präsentierten Experimenten wurden Bilder
von Objekten gemeinsam mit zwei Distraktoren dargeboten, die phonologisch entweder dem Objektnamen, dem Namen eines semantischen Konkurrenten oder dem Namen eines assoziativ relatierten
Objektes ähnlich waren. Da die Darbietung von Distraktoren-Paaren zu einer Verstärkung der typischen Bild-Wort Interferenz Effekte führt können diese eingesetzt werden, um die phonologische
Ko-Aktivierung kategoriell oder assoziativ relatierter Nicht-Zielwörter zu untersuchen.
Zur Gestaltung von Lernfragen und Feedback in tutoriellen Systemen
Stefanie Ahlke, Monika Wagener-Wender
FB I – Psychologie
Universität Trier
Universitätsring; 54286 Trier
[email protected]
Neben interaktiven Elementen lassen sich in internetbasierte tutorielle Systeme Testfragen und Feedback für die Lernenden integrieren. Durch die unmittelbare Auswertbarkeit spielen hier besonders
multiple-choice-Formate eine Rolle. Es besteht jedoch die Gefahr, durch die Distraktoren auch falsche
Information zu vermitteln [Toppino & Luipersbeck, J . of Ed. Res., 86, (1993)] [Marsh & Roediger,
Posterbeitrag 43rd Annual Meeting of the Psychonomic Society, (2002)] . Ein ähnlicher Problembereich ergibt sich für das Feedback [Musch, Z. für Päd. Psy., 13, (1999)]. In einem Online-Experiment
wurde geprüft, wie sich Falschinformation im Feedback auf den Lernerfolg auswirkt. Lernmaterial
waren Rechtschreibregeln. Variiert wurde die Menge an Falschinformation im Feedback in Form von
Wiederholung einer falschen Antwort bzw. der Distraktoren. Abhängige Variable war die Leistung im
zweiten Test der gleichen Items. Die Auswertung mittels varianz- und kovarianzanalytischer Verfahren erbrachte keine signifikanten Effekte der Feedbackform. Mögliche Gründe werden in der Art des
Lernmaterials vermutet. In einer Folgeuntersuchung soll der gleichen Fragestellung anhand der Vermittlung qualitativ anderer Wissensgebiete nachgegangen werden. In Frage kommen etwa Themenbereiche der Psychologie, die schon in adaptiven internetbasierten Lernmaterialien an der Universität
Trier vermittelt werden.
Poster
158
Kontexteffekte auf die Formverarbeitung in höheren visuellen Arealen des Menschen
Christian Altmann, Arne Deubelius, Zoe Kourtzi, Heinrich H. Bülthoff
Psychophysik
Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik
Spemannstr 38; 72076 Tübingen
[email protected]
Aktuelle Modelle der visuellen Objekterkennung schlagen eine hierarchische Verarbeitung visueller
Informationen vor. Wenig geklärt ist jedoch, inwieweit höhere visuelle Areale bei der Figur-GrundSegmentierung auch Kontextinformation repräsentieren. Um dieser Fragestellung nachzugehen, untersuchten wir den lateral okzipitalen Komplex (LOC), eine kortikale Struktur, die an der Verarbeitung von Objektinformation beteiligt ist, mithilfe eines fMRI-Adaptations-Paradigmas. Dieses macht
sich zunutze, dass das fMRI-Signal bei visueller Stimulation nach mehrmaliger Präsentation gleichen
Reizmaterials zurückgeht. Für den LOC irrelevante Reizänderungen sollten zu fMRI-Adaptation in
dieser Struktur führen. Wir konnten beobachten, dass Kontextänderungen nicht in Adaptation resultierten, d.h. der visuelle Kontext beeinflusst das fMRI-Signal im LOC. Dieser Kontexteffekt liess sich
durch Modulation der Figur-Grund-Trennung beeinflussen. Hierzu führten wir zusätzliche räumliche
Information, Bewegungsinformation beziehungsweise Priming der Figur ein. Die beobachteten Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass der LOC Informationen über den Kontext einer Figur erhält,
dieser Kontexteffekt jedoch durch Figur-Grund-Segmentierungsprozesse moduliert wird.
Direkte Skalierung der Lautheit: Experimentelle Prüfung ihrer Grundannahmen
Oliver Baumann, Karin Zimmer
Institut für Kognitionsforschung
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
FB5 A6; 26111 Oldenburg
[email protected]; [email protected]
Stevens‘ Methode der Größenschätzung basiert auf der Annahme, Versuchspersonen könnten Reizen
direkt Zahlen zuordnen, welche die Empfindungsstärke wiedergeben. Erst kürzlich wurden stringente
qualitative Bedingungen formuliert [Narens, J.Math.Psych., 40, 109 (1996)], welche es ermöglichen,
die Gültigkeit dieser weit verbreiteten Methode der direkten Skalierung zu prüfen. Diese wurden
in zwei Experimenten zur Lautheitsfraktionierung von 1-kHz-Sinustönen untersucht. Die Aufgabe
der Versuchsperson bestand darin, mithilfe eines adaptiven Herstellungsverfahrens die Lautheit eines
Tones so zu verändern, dass sie einem vorgegebenen Anteil (z.B. 12 ) der Lautheit eines Referenztones
entsprach. Die Ergebnisse von Experiment I zeigen, dass die Versuchspersonen zwar in der Lage sind,
Fraktionierungsurteile auf Verhältnisskalenniveau zu bilden, die dem Stevens’schen Ansatz ebenfalls
zugrunde liegende, weiterführende Annahme, die verwendeten Zahlwörter seien mit den mathematischen Zahlen identisch, welche die Empfindungsstärke widerspiegeln, kann jedoch nicht aufrechterhalten werden. In Experiment II wurde deshalb geprüft, ob eine von Luce [Psych.Rev., 109, 520
(2002)] vorgeschlagene Transformationsfunktion gefunden werden kann, welche die Zahlwörter in
mathematische Zahlen überführt. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass dies für die Mehrzahl der
Versuchspersonen nicht der Fall ist.
Poster
159
Stimulus-Response Compatibility effects in cued dual-task paradigms
Chiara Begliomini, Iring Koch
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Many studies have examined compatibility effects within a task (stimulus-response compatibility).
Recent evidences have shown that compatibility effects also occur across tasks in dual-task paradigms (Cross-Task-Compatibility, CTC). We explored CTC in a dual-task response-cueing paradigm,
combining a pre-cued reaction time (RT) task and a non-speeded perceptual task. On a computer
screen, first a symbolic pre-cue indicated a left or right response to be executed later. After a long
cuing interval and shortly before an auditory go-signal, a visual stimulus briefly moved to the left or
right and was then masked. By key-presses participants responded first to the go-signal, and then reported the stimulus movement at the end of the trial. We found shorter RT for trials in which stimulus
movement and response were spatially compatible. This CTC effect occurred with response certainty,
suggesting that task-irrelevant information cannot be suppressed in one task when it is relevant for
another task.
Seeing for Saying: Crosslinguistische Studien zur Produktion von Zeitangaben
Eva Belke, Kathryn Bock, Doug Davidson
Behavioral Brain Sciences Centre
University of Birmingham
School of Psychology – Hills Building; B15 2TT Edgbaston Birmingham (Großbritannien)
[email protected]
Absolute und relative Zeitangaben haben sich in der Sprachproduktionsforschung als gut kontrollierbare sprachliche Domäne zur Untersuchung syntaktischer Enkodierungsprozesse erwiesen. Mit Hilfe
von Blickbewegungsmessungen konnten Bock und Kollegen [JML (in press)] zeigen, dass die Extraktion visueller Information von analogen und digitalen Uhren von dem zu produzierenden Äusserungsformat determiniert wird. Nach einer initialen Orientierungsphase (apprehension phase) finden gezielte Blickbewegungen zu den Zeigerregionen statt, die für das aktuell in Planung befindliche Element
der Äusserung relevant sind. In der vorliegenden Studie wird das Blickbewegungsverhalten deutscher
und englischer Sprecher verglichen. Von Interesse sind dabei Zeitangaben, die sich in ihrem referentiellen (und syntaktischen) Format zwischen den Sprachen unterscheiden (etwa „fünf vor halb drei“
vs. „two twentyfive“). Die Ergebnisse zeigen, dass Blickbewegungen diese referentiell-syntaktischen
Unterschiede unmittelbar reflektieren. Die Implikationen für Theorien zum Percpetion-Language Interface („Thinking for Speaking“ bzw. „Seeing for Saying“) werden diskutiert.
Poster
160
Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeitssteuerung
Stefan Berti, Erich Schröger
Institut für Allgemeine Psychologe
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
In einer Reihe von Experimenten untersuchen wir den Einfluss der Aufgabenschwierigkeit auf die
unwillkürliche Ablenkung der Aufmerksamkeit in einer Tonlängen-Klassifikationsaufgabe durch (für
die Aufgabe irrelevante) Veränderungen in der Stimulation. Hintergrund dieser Untersuchungen bildet eine frühere eigene Studie, wonach das Ausmaß der Ablenkung der Aufmerksamkeit (gemessen
als Verlängerung der Reaktionszeiten) verringert ist, wenn die Aufgabe deutlich erschwert wird. In
Nachfolgeuntersuchungen haben wir die Art der Aufgabenschwierigkeit variiert (Vierfachwahlreaktion, parallele Speicheranforderung, Aufgabenwechsel), um zu testen, unter welchen Bedingungen dieser Effekt replizierbar ist. Neben Verhaltensdaten messen wir ereigniskorrelierte Potentiale, die eine
Identifikation der Effekte der Aufgabenschwierigkeit auf die unterschiedlichen Verarbeitungsstufen
erlaubt. Die Ergebnisse legen nahe, dass nur dann eine Modulation der Aufmerksamkeitsablenkung
nötig ist, wenn durch die Erhöhung der Aufgabenschwierigkeit die Kapazität des Fokus der Aufmerksamkeit (im Sinne des Modells von Oberauer [JEP: LMC, 28, 411-421 (2002)]) nicht ausreicht, um
die relevanten Informationen im Arbeitsgedächtnis zu halten.
Das Integrations-Modell für visuell-taklile Interaktionsprozesse
Daniela Bockhorst, Adele Diederich, Sandra Tabeling, Hans Colonius
Institut für Kognitionsforschung
Universität Oldenburg
Ammerländer Heerstr 114-118; 26129 Oldenburg
[email protected]
Bietet man zusätzlich zu visuellen Stimuli auditorische Reize in zeitlich-räumlicher Nähe dar, nehmen diese, selbst dann wenn die Versuchpersonen instruiert werden, sie zu ignorieren, Einfluß auf
sakkadische Reaktionszeiten (SRT). Wir untersuchten, ob taktile Stimulation einen ähnlichen bisensorischen Interaktionseffekt auf SRT hat. Visuelle (LED) und taktile Reize (Vibration in den Handinnenfächen) wurden in unterschiedlichen räumlichen Konfigurationen in einem Focussed-AttentionParadigma dargeboten. SRT unter bimodaler Stimulation waren im Durchschnitt kürzer als bei unimodaler Reizdarbietung. Die räumliche Beziehung zwischen den visuellen und taktilen Reizen beeinflusste den Interaktionseffekt. Das Integrations-Modell für multisenorische Interaktionsprozesse
nimmt an, dass die Integration bimodaler Reizinformation in zwei Stufen erfolgt. Die erste Stufe bildet die parallel ablaufenden Verarbeitungsprozesse ab. Hier entscheidet sich in Abhängigkeit von der
Verarbeitungsgeschwindigkeit der Einzelreize, ob eine Integration des akzessorischen Stimuli stattfindet. Ist dies der Fall, beschreibt die zweite Stufe Ausmaß und Richtung (Bahnung/Hemmung) der
Interaktion. Dies läßt sich als eine Funktion der räumlichen Stimuluskonfiguration darstellen. Eine
parametrische Version des Modells lieferte für die individuellen Daten von 3 Versuchspersonen zufriedenstellende Vorhersagen.
Poster
161
Objekt-Benennen unter Zeitdruck: Der Faktor der semantischen Konkurrenz
Tobias Bormann, Gerhard Blanken
Psycholinguistik
Universität Erfurt
Postfach 900221; 99105 Erfurt
[email protected]; [email protected]
Durch Setzen einer engen Deadline (600 ms.) provozierten wir bei gesunden Probanden Fehler
beim Benennen von Bildern. Abgebildet waren entweder Zielitems aus Kategorien mit vielen oder
sehr wenigen lexikalischen Konkurrenten („Tiger“ vs. „Brille“). Länge, Wortfrequenz und Age-ofAcquisition wurden kontrolliert. Bei Items aus einer ‘reichen’ Kategorie machten die Probanden vornehmlich semantisch relationierte Fehler, bei Zielitems mit wenigen Kohyponymen waren Nullreaktionen am häufigsten. Die Ergebnisse lassen sich in Beziehung setzen zu den Benennleistungen
des Aphasikers MW [Blanken, Dittmann & Wallesch, Neurosci. Letters, 325, 72-74 (2002)], der
annähernd so viele Nullreaktionen bei Items mit wenigen Konkurrenten wie semantische Paraphasien bei Items mit vielen Konkurrenten machte. Die Autoren nahmen dies als Beleg gegen serielle
2-Stufen-Modelle des lexikalischen Zugriffs (z.B. [Levelt, Roelofs & Meyer, Behav. Brain Sci., 22,
1-75 (1999)]). Es wird argumentiert, dass der Faktor der semantischen Konkurrenz einen starken Einfluss auf den Wortproduktionsprozess ausübt und in zukünftigen Untersuchungen beachtet werden
muss.
Zum Einfluß von kausaler Kohäsion auf die Kohärenzbildung
Eva Brehm, Douglas Saddy
Graduiertenkolleg
Institut für Linguistik/Allgemeine Sprachwissenschaft
Postfach 601553; 14415 Potsdam
[email protected]
In einem Lesezeitexperiment mit sentence-matching wird der Einfluß kausaler Kohäsionsmarker (einer kausalen lexikalischen Verbindung zweier Sätze wie ‘deshalb’, ‘darum’) auf Kohärenzbildung
untersucht. Analog einer behavioralen Lesezeitpilotstudie von Ferstl & v. Cramon [Cogn. Brain Res.,
11, 325-340 (2001)] werden kohärente bzw. inkohärente Satzpaare satzweise self-paced präsentiert,
entweder mit (1,3) oder ohne (2,4) Kohäsion: Kohärenter Kontext: Der Herd war kaputt. Kohärente
Targets: (1)Deshalb/ (2)Gestern machte Berta Salat zum Abendbrot. Inkohärenter Kontext: Der Waldweg war matschig. Inkohärente Targets: (3)Deshalb/ (4)Gestern machte Berta Salat zum Abendbrot.
Ferstl & v. Cramon zeigten für verschiedene Kohäsionsmarker, daß sie die Verarbeitung bei kohärenten Satzpaaren unterstützen, aber bei inkohärenten Satzpaaren die Feststellung der Inkohärenz
behindern. Für die vorliegende Studie wird dasselbe Muster für kausale Kohäsion erwartet: längere
Lesezeiten der Targets bzw. Reaktionszeiten der sentence-matches in der kohäsiv/inkohärenten (3),
und kürzere Lese- und Reaktionszeiten in der kohäsiv/kohärenten (1) Bedingung. Kein Unterschied
wird zwischen den beiden verwendeten kausalen Kohäsionsmarkern ‘deshalb’ und ‘darum’ erwartet.
Poster
162
Konnektionistische Modellierung von Altersunterschieden zwischen jungen und älteren
Erwachsenen in kognitiver Kontrolle: Stroop-Test und Aufgabenwechsel
Yvonne Brehmer, Ulman Lindenberger, Shu-Chen Li
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Li, Lindenberger und Sikström [Trends in Cognitive Science, 5, 479-486 (2001)] modellierten seneszenzbedingte Veränderungen dopaminerger Verarbeitungswege durch Reduktionen des stochastischen Gainparameters konnektionistischer Netzwerke. Die Gainreduktion erniedrigte das SignalRausch-Verhältnis, erhöhte die dysfunktionale Variabilität interner Repräsentationen und simulierte
eine Vielzahl zentraler Befunde der kognitiven Alternsforschung. Parallel hierzu entstanden konnektionistische Modelle kognitiver Kontrolle. Eines dieser Modelle [Gilbert & Shallice, Cognitive Psychology, 44, 297-337 (2002)] simuliert die Dynamik der Verhaltensregulation beim Stroop-Test sowie
beim Aufgabenwechsel (Task-Set Switching) mit Stroop-Reizen. Das vorliegende Modell kombiniert
beide Ansätze. Dabei wurde die Gainmanipulation auf jenes Modul des Netzwerks von Gilbert und
Shallice angewendet, das die Aufrechterhaltung des gegenwärtig aktiven beziehungsweise den Wechsel zur anderen Aufgabe reguliert. Die entsprechenden Simulationen reproduzieren bekannte Altersunterschiede, erlauben neue Vorhersagen und stützen die Annahme einer niedrigen Dimensionalität
der Ursachen seneszenzbedingter Veränderungen des Verhaltens im allgemeinen sowie der zentralen
Bedeutung dopaminerger Verarbeitungswege im besonderen.
Seismosomnographie als berührungsfreie, non-invasive Alternative zur Ableitung
elektrophysiologischer Signale in der Schlafforschung
Mark Brink, Christoph Schierz
Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie
Eidgenössische Technische Hochschule (ETH)
NW F83; 8092 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Eine objektive Bestimmung des Schlafprofils mittels klassischer polysomnographischer Methoden
(EEG, EOG, EMG) lässt sich in grossflächigen Feldstudien oft nicht mit vernünftigem Aufwand
durchführen. Man weicht deshalb gerne auf rein aktimetrische Messungen aus, die jedoch nur ein sehr
rudimentäres Bild des Schlafverlaufs abgeben. Wir entwickelten deshalb ein vollkommen berührungsfreies, auf seismischer Basis funktionierendes Aufzeichnungsverfahren für die Herzrate, Atmungsfrequenz und Bewegungsaktivität. Die Bewegungen der schlafenden Person werden durch Bettinhalt
und Bettgestell an vier Drucksensoren unter den einzelnen Bettpfosten weitergegeben und eine elektronische Schaltung rechnet diese Signale in X/Y-Koordinaten der aktuellen Bett-Schwerpunktlage
um. Diese unverstärkten Rohsignale liefern Lage- und Bewegungsdaten, die Aufschluss über Wachund Schlafzeiten geben. In Ruhephasen lässt sich anhand der durch Herztätigkeit und Atmung verursachten impulsartigen Schwerpunktsverschiebungen des Körpers auch die Herz- und Atemfrequenz
sehr zuverlässig aus dem Signal extrahieren. Eine Validierung im Schlaflabor bestätigte die gute Reliabilität der Messmethode. Der Vortrag beinhaltet eine Online-Demonstration des neu entwickelten
Gerätes.
Poster
163
Ein Experiment zur Überprüfung von Medienwirkungen
auf naturwissenschaftliche Interessen
Nico Brodda, Heidrun Stöger, Albert Ziegler
Pädagogische Psychologie
Universität Ulm
Robert-Koch-Straße 2; 89069 Ulm
[email protected]
Überprüft wurden Kurzzeiteffekte medial präsentierter Geschlechtsrollenstereotype auf das Interesse
und damit korrelierter Persönlichkeitsmerkmale im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.
Dazu wurden drei Filme gezeigt, in denen die Hauptdarstellerin unterschiedlich kompetent für den
mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich dargestellt wurde. Insgesamt nahmen 286 Versuchpersonen an der Untersuchung teil. Es zeigten sich signifikante Effekte auf alle untersuchten Größen.
Versuchpersonen, denen ein Modell gezeigt wurde, das dem weiblichen Rollenstereotyp entspricht
berichteten im Anschluss signifikant weniger Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Inhalten, waren weniger bereit, Kurse- und Berufe aus diesem Bereich zu wählen und berichteten ein
niedrigeres Selbstkonzept als Versuchspersonen, denen ein Film gezeigt wurde, im dem die Hauptdarstellerin als mathematisch-naturwissenschaftlich kompetent dargestellt wurde. Der stärkste Effekt
zeigte sich bei Versuchspersonen, denen ein Film vorgeführt wurde, in dem eine kompetente Naturwissenschaftlerin zu sehen war, die gleichzeitig typisch weibliche Eigenschaften aufweist. Die
Filmwirkung war bei weiblichen Versuchspersonen stärker ausgeprägt als bei männlichen. Für alle
abhängigen Variablen konnten Interaktionseffekte zwischen Geschlecht und Film nachgewiesen werden.
Der Einfluss von Hinweisreizen auf die Verarbeitung vertikaler Simon Aufgaben
Ivonne Buhlmann, Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie der Handlung
Max-Planck-Institut
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Die Übereinstimmung der räumlichen Beziehung zwischen Reizen und Reaktionen führt zu schnelleren Reaktionszeiten und einer Reduktion von Fehlern, auch wenn die räumliche Position nicht aufgabenrelevant ist (Simon Effekt). Für vertikale Simon Aufgaben fand sich ein ansteigender Verlauf
der Effekte mit zunehmender Reaktionsgeschwindigkeit. Im Gegensatz dazu steigt der horizontale Simon Effekt kurzfristig an und fällt sofort wieder ab. In einer zusätzlichen Analyse der lateralisierten
Bereitschaftspotentiale (LRP) ließ sich im Gegensatz zu horizontalen Effekten keine positive Voraktivierung für die inkompatible Bedingung beobachten. Die Ergebnisse sprechen für eine Verarbeitung
der vertikalen Dimension über den ventralen Pfad, welcher für die Aktivierung einer kognitiven Repräsentation benötigt wird. Die Einführung von Hinweisreizen sollte zusätzliche Informationen über
den Ursprung vertikaler Simon Effekte liefern. Es ließen sich jedoch keine Unterschiede zur horizontalen Dimension finden. Ein zuvor präsentierter Aufmerksamkeitsreiz hatte keinen Einfluss auf den
Simon Effekt. Jedoch zeigte sich eine Erhöhung des Effektes durch die Einbeziehung von Hinweisreizen bezüglich der Reaktionshand.
Poster
164
Elektrophysiologische Korrelate von Bindungsprozessen im visuellen Arbeitsgedächtnis
Niko Busch, Christoph S. Herrmann, Daniel Senkowski, Christian Groh
Institut für Psychologie
Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg
Pfälzer Platz; 39106 Magdeburg
[email protected]
In der visuellen Wahrnehmung werden Objekteigenschaften zunächst unabhängig voneinander verarbeitet und müssen anschließend zu einer Objektrepräsentation zusammengebunden werden [Treisman & Gelade, Cognitive Psychology, 12, (1980)]. Hingegen weisen Verhaltensexperimente darauf
hin, dass komplexe Objekte im visuellen Arbeitsgedächtnis in integrierter Form gespeichert werden können [Luck & Vogel, Nature, 390 (1997)]. Allerdings sind Verhaltensstudien weniger in der
Lage, zwischen unterschiedlichen Stadien des Gedächtnisprozesses zu differenzieren. Hingegen wurden zwar elektrophysiologische Korrelate der Arbeitsgedächtnisbelastung (d.h. der Objektanzahl) beschrieben, Zusammenhänge mit der Anzahl der Objekteigenschaften wurden jedoch bislang nicht
untersucht. In der vorliegenden Studie wurde die Anzahl zu merkender Objekte sowie die Anzahl
ihrer Eigenschaften (Form, Farbe, Textur) in einer Arbeitsgedächtnisaufgabe (S1 – S2 Paradigma)
unabhängig voneinander variiert. Während die P3 Komponente auf den S1 nur durch die Objektanzahl moduliert war, zeigten die P3 auf den S2 sowie Verhaltensdaten zudem einen Einfluss der Anzahl
der Objekteigenschaften. Dies weist darauf hin, dass Objektrepräsentationen in integrierter Form im
Arbeitsgedächtnis enkodiert und aufrechterhalten werden, während beim Abruf ressourcenfordernde
Bindungsprozesse notwendig sind.
Effects of task-based and response-based sequences in incidental learning
Josephine Cock, Beat Meier
Institut für Psychologie
Universität Bern
Muesmattstr. 45; 3012 Bern (Schweiz)
[email protected]
We report preliminary results from a study combining trial-by-trial task-switching with concurrent
incidental response-sequence learning. The experiment comprised programmed manipulations of
visually-presented stimuli, to which participants responded according to instructions specific to each
trial. Although participants obviously realised that tasks changed from trial to trial (three different
tasks being used), they were not told about the underlying sequence of task presentation. A second
sequence was embedded in the binary nature of the required responses, made by pressing one of
two keys per trial, with the same keys used for each of the different tasks. Analysis of diminishing
response times over several blocks of integrated trials suggests that, compared to controls, some participants were sensitive to both streams of information, and with little or no explicit awareness of
either sequence. Findings are interpreted in line with current thinking in both implicit learning and
task-switching.
Poster
165
Directed Forgetting von Kontextinformationen – Kann der Itemkontext
selektiv vergessen werden?
Lutz Cüpper
Lehrstuhl Psychologie III
Universität Mannheim
Schloß Ehrenhof-Ost; 68131 Mannheim
[email protected]
Zur Herstellung des „directed forgetting“(DF)-Effekts (Worte, die vergessen werden sollen, werden
im Vergleich zu Worten, die behalten werden sollen, seltener erinnert) existieren zwei experimentelle
Methoden, Listen- (LM) und Itemmethode (IM). Abhängig von der verwendeten Methode wird dieser
Effekt unterschiedlich erklärt (IM: selektive Verarbeitung, LM: Abrufhemmung). In der vorliegenden
Untersuchung wurde der Frage nachgegangen, ob der DF-Effekt beobachtet werden kann, wenn die
Vergessensinstruktion nicht das ganze Item, sondern nur Aspekte des Lernkontextes betrifft, und inwiefern sich die Befundmuster für die IM und die LM unterscheiden. Die Probanden lernten Worte,
wobei der Präsentationsort (rechts, links) gelernt und teilweise wieder vergessen werden sollte. In einer Versuchsbedingung wurde die Vergessensinstruktion zwischen der Präsentation der F-Items und
der der R-Items gegeben (LM), während in der anderen nach jedem Wort ein Cue eingeblendet wurde,
der angab, ob der Präsentationsort zu enkodieren ist oder nicht (IM). Die Ergebnisse werden vor dem
Hintergrund unterschiedlicher Gedächtnismodelle diskutiert.
Das Quellengedächtnis bei Kindern und Erwachsenen: Eine EKP-Analyse
Daniela Czernochowski, Michael Brinkmann, Axel Mecklinger
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Obwohl schon viele neuropsychologische und ereigniskorrelierte Potential-(EKP)Studien zum Gedächtnis bei Erwachsenen durchgeführt wurden, sind noch zahlreiche Fragen zur Ontogenese von
Gedächtnisprozessen ungeklärt. Für die präzise Diagnostik pathologischer Gedächtnisprozesse im
Kindesalter ist diese Frage von entscheidender Bedeutung. Ferner können Entwicklungsstörungen
des Gedächtnisses einen Prüfstein für bestehende Gedächtnismodelle darstellen. So fanden VarghaKhadem et al.[Science, 277, 376(1997)] bei Patienten mit bilateraler perinataler Hypoxie zwar eine
anterograde Amnesie beim episodischen Erinnern; semantisches Wissen hingegen war durch diese
Läsion nicht beeinträchtigt. Dies wirft die Frage auf, ob semantisches und episodisches Gedächtnis
in getrennten mediobasalen Schläfenlappenstrukturen zu lokalisieren sind, und beide Gedächtnisformen einen unterschiedlichen Entwicklungsverlauf zeigen. In einer EKP-Studie mit zwei Altersgruppen zwischen 6-12 Jahren wird das Gedächtnis für Items (Fotos vs. gesprochene Wörter) mit Hilfe
der PDP-Prozedur mit dem für Kontextinformationen (Farbe, Darbietungsmodalität und -reihenfolge)
verglichen. Während der Gedächtnistests werden hochkanalige EKPs registriert. Erste Befunde zeigen
deutliche Latenzunterschiede gedächtnisbezogenener EKP-Effekte bei Kindern gegenüber erwachsenen Kontrolprobanden.
Poster
166
Action impairs visual encoding – an event-related fMRI study
Claudia Danielmeier, Stefan Zysset, Jochen Müsseler, D. Yves von Cramon
Abteilung Neurologie
Max Planck Institute of Cognitive Neuroscience
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
There is increasing evidence that perception and action control influence each other, even if they are
induced by functionally independent tasks. Recent behavioral studies revealed an impact of action
on visual perception. When participants are engaged in a motor task they proved to be worse in
identifying a visual stimulus, i.e. a task where no speeded response selection or execution is needed
(for an overview see [Müsseler & Wühr, In: Prinz, W. and Hommel, B.: Attention and Performance
XIX: Common mechanisms in perception and action, 520, (2002)]). In the present event-related fMRI
study participants had to accomplish a Go-Nogo task combined with a visual perception task. Results
show a modulation of activation in extrastriate brain areas if the first task requires a Go response
compared to Nogo trials. The execution of a motor response seems to reduce the activation in specific
brain areas concerned with visual identification.
Representational Momentum bei Kindern und Erwachsenen: Ein neuer methodischer Ansatz
Moritz M. Daum, Andrea Frick
Allgemeine und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Die zuletzt gesehene Position eines bewegten Objektes wird oft in Richtung der Objektbewegung
verschoben erinnert. Dieses ‘Representational Momentum’ scheint abhängig zu sein von Faktoren
wie Objektgeschwindigkeit, Gravitationskraft und dem Alter der Versuchsperson. Bisherige Untersuchungen fragten meist danach, ob die Position eines kurz nach dem Verschwinden des Originalreizes
präsentierten Referenzreizes mit der letzten Position des Originalreizes übereinstimmt. Im Gegensatz
dazu sollte hier in einer nonverbalen und kindgerechten Pointing-Aufgabe die letzte Position des Originalreizes direkt reproduziert werden: Die erinnerte letzte Position des bewegten Reizes sollte mit
einem Stift auf einem Touchscreen angezeigt werden. Geschwindigkeit, Startposition des Reizes und
die Lage des Touchscreens (horizontal oder vertikal) wurden variiert. Die Reize bewegten sich entweder konstant in eine oder zufällig in verschiedene Richtungen. Der in der Literatur beschriebene
Einfluss der Geschwindigkeit konnte repliziert werden. Die Daten weisen auf einen unterschiedlichen Einfluss der Gravitationskraft hin, in Abhängigkeit von der Bewegungsrichtung des Objektes.
Alterseffekte werden diskutiert.
Poster
167
Wege der Informationsverarbeitung beim impliziten Assoziationstest:
Eine Studie zum deutsch-türkischen Stereotyp
Jessica Dehler, Peter Wühr, Günther Knoblich
Institut für Psychologie
Universität Erlangen-Nürnberg
Kochstraße 4; 91052 Erlangen
[email protected]
Im impliziten Assoziationstest (IAT) bearbeiten Vpn abwechselnd eine ValenzDiskriminationsaufgabe (positive vs negative Wörter) und eine Zielkonzept-Diskriminationsaufgabe
(z.B. türkische vs deutsche Vornamen). Reaktionszeit-Differenzen mit verschiedenen Reiz-ReaktionsZuordnungen (z.B. positiv – links und türkisch – links vs positiv – links und türkisch – rechts) werden
als IAT-Effekte bezeichnet und als Ausdruck von Stereotypen interpretiert. Üblicherweise wird der
IAT-Effekt als Maß der Assoziation zwischen der Ziel-Kategorie (z.B. türkisch) und ihrer Valenz
betrachtet. Unklar ist bislang die Rolle von Assoziationen zwischen individuellen Stimuli und den für
die Aufgabe irrelevanten Konzepten. Diese wurde in drei Experimenten mit deutschen Vpn geprüft.
In Experiment 1 enthielt die Valenzaufgabe, aus der Sicht eines deutsch-positiven/türkisch-negativen
Stereotyps, nur kongruente Adjektive (z.B. fleissig, kriminell), während Experiment 2 nur inkongruente Adjektive enthielt. Kongruente Reize produzierten einen deutlich stärkeren deutsch-positiven
IAT-Effekt als inkongruente Reize. Experiment 3 enthielt in beiden Aufgaben sowohl kongruente als
auch inkongruente Reize. In diesem Fall lieferten kongruente und inkongruente Reize gegenläufige
IAT-Effekte. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass nicht nur indirekte Assoziationen
zwischen der Ziel-Kategorie und ihrer Valenz, sondern auch Eigenschaften der individuellen Stimuli
eine wichtige Rolle für den IAT-Effekt spielen.
Der Einfluss von Aufgabenfokussierung auf das Flusserleben (Flow-Experience)
Markus Denzler
School of Humanities and Social Sciences
International University Bremen
Campus Ring 1; 28759 Bremen
[email protected]
Im vorliegenden Beitrag wird ein experimentelles Paradigma geschildert, mit dessen Hilfe das Flusserleben auch im Labor untersucht werden kann. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit die psychologischen Prozesse, die dem Flusserleben zugrundeliegen, zu untersuchen. Von Csikszentmihalyi
[Beyond boredom and anxiety. San Francisco: Jossey-Bass, (1975; 2000)] wird angenommen, dass
die Konzentration auf eine Tätigkeit notwendig ist für das Flusserleben. In einer Studie wurde der Einfluss von Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Flusserleben untersucht. Zwei unabhängige Gruppen
spielten ein Computerspiel. Eine dieser Gruppen bearbeitete zugleich eine auditive Ablenkaufgabe.
Im Anschluss daran wurde mit einer modifizierten Version der Flow State Scale [Jackson, Journal
of Sport and Exercise Psychology, 18, 17 (1996)] das Flusserleben erfasst. Es wurde angenommen,
dass die alleinige Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Computerspiel zu einem stärkeren Flusserleben führt als das bei einer Teilung der Aufmerksamkeit auf zwei Tätigkeiten der Fall ist. Übereinstimmend mit den Annahmen erlebten Personen, die ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf das
Computerspiel richteten, ein stärkeres Ausmass an Flusserleben als Personen, die Ihre Aufmerksamkeit nicht ausschliesslich auf diese Tätigkeit richteten.
Poster
168
Imitative response tendencies in patients with frontal brain lesions
Jan Derrfuß, Marcel Brass, Gabriele Matthes-von Cramon, D. Yves von Cramon
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1A; 04103 Leipzig
[email protected]
It is widely accepted that patients with lesions of the frontal lobes have problems to inhibit dominant
response tendencies [e.g., Mesulam, in Stuss & Knight (2002)]. While the inhibition of overlearned
responses has been extensively investigated using interference tasks like the Stroop task, there has
been substantially less research investigating the inhibition of imitative responses. Using an interference paradigm, we studied imitative response tendencies in patients with frontal lesions. In addition,
it was investigated whether patients who have deficits in the inhibition of imitative responses show
corresponding deficits in the inhibition of overlearned responses. Our results showed that patients
with frontal lobe lesions were significantly inferior to patients with posterior lesions in the inhibition
of imitative responses. Furthermore, the results provide evidence for a functional independence of
deficits in the inhibition of imitative and overlearned responses.
Eine Bombe auf eine Person werfen oder eine Person auf eine Bombe werfen:
Die Rolle von Kausalmodellen bei bioethischen Dilemmata
Jörn H. Dieterich, Michael R. Waldmann
Institut für Psychologie
Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Die meisten Personen halten es für moralisch vertretbar, dass man einen Zug, der unweigerlich fünf
Personen überfahren würde, auf ein Nachbargleis umleiten sollte, auf dem nur eine Person getötet
würde. Hier dominiert die konsequentialistische Intuition, dass ein einzelner Toter das geringere Übel
im Vergleich zu fünf Toten ist. Umgekehrt würden aber die meisten Personen es moralisch verwerflich finden, einen Klinikbesucher zu töten, um mit dessen Organen fünf Patienten vor dem sicheren
Tod zu bewahren, obwohl die Alternativen, einer versus fünf Tote, ähnlich sind. Wir haben mehrere
Experimente durchgeführt, in denen wir der Frage nachgegangen sind, welche psychologische Faktoren die unterschiedlichen Intuitionen bei moralischen Dilemmata dieser Art beeinflussen. Unsere
Hypothese ist, dass die der Situation zugrundeliegende Kausalstruktur ein wichtiger Faktor ist: Versuchsteilnehmer halten es für moralisch akzeptabler, wenn man eine Intervention bei der Ursache
(z.B. Zug) vornimmt, als wenn die Intervention auf den potentiellen Effekt (z.B. Patient) gerichtet ist.
Diese Hypothese wurde von uns gegenüber Alternativhypothesen getestet.
Poster
169
Neuronale Substrate kontextspezifischen und dekontextualisierten Wissens
Christian Döller, Bertram Opitz, Christoph Krick, Wolfgang Reith, Axel Mecklinger
AE Experimentelle Neuropsychologie, Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 15 11 50; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Zahlreiche fMRT-Experimente und Studien mit Einzelzellableitungen sprechen für die Beteiligung
des Hippokampus am kontextspezifischen Gedächtnis [Eichenbaum, Nat Rev Neurosci, 1, 41 (2000)].
Der präfrontale Kortex spielt eine Rolle beim Erwerb und der flexiblen Nutzung dekontextualisierten
Wissens [Miller, Nat Rev Neurosci, 1, 59 (2000)]. Diese Studie untersucht das Zusammenspiel beider
Strukturen beim Übergang von kontextspezifischem zu dekontextualisiertem Wissen. In einem ersten
Schritt wurde die Rekognitionsleistung von 18 VPn für sequentiell dargebotene Objekt-PositionsVerknüpfungen gemessen. Dekontextualisierung wurde durch die Konstanthaltung von räumlichen
bzw. Objekt-Relationen innerhalb eines Lernblocks operationalisiert (Raum- bzw. Objekt-Bedingung)
und mit kontextspezifischer Information in einer episodischen Bedingung kontrastiert. Im Verlauf
eines Lernblocks fand sich in Raum- und Objekt-, nicht hingegen in der episodischen Bedingung,
eine kontinuierliche Verringerung der Reaktionszeiten und Fehler in der Rekognitionsaufgabe. In
einer perzeptuellen Diskriminationsaufgabe zeigten sich darüberhinaus kürzere Reaktionszeiten für
episoden-invariante Merkmalsrelationen. Diese Ergebnisse deuten auf den Erwerb dekontextualisierten Wissens hin. In einem geplanten fMRT-Experiment erwarten wir eine initiale hippokampale Verarbeitung kontextspezifischer Information, die bei Erwerb dekontextualisierten Wissens von einer
nachgeschalteten präfrontalen Aktivierung abgelöst wird.
Die Erinnerung ist ein Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können – oder doch?
Das autobiografische Gedächtnis bei Alkoholkranken
Alexa Domma, Gregor Lachmann, Rüdiger Pohl
Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Untersuchungen zum autobiografischen Gedächtnis in klinischen Gruppen rücken in jüngster Zeit
auch in Deutschland in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der Kern der vorliegenden Studie befasst
sich mit einer spezifischen Funktion des autobiografischen Gedächtnisses, der Stimmungsregulierung, und deren Einfluss auf Suchterkrankungen. Weiterhin wurde geprüft, ob sich die Qualität dieses
Gedächtnissystems durch eine Therapie verbessert und wie dies mit dem Selbstkonzept zusammenhängt. Als Testmaterial, von Alkoholikern vor und nach einer Therapie sowie einer Kontrollgruppe
bearbeitet, diente das Autobiographical Memory Interview und die Frankfurter Selbstkonzeptskalen.
Die Befunde lassen auf ein schlechteres autobiografisches Gedächtnis bei Alkoholkranken schließen,
das im Gegensatz zum Selbstkonzept durch eine Therapie nicht verbessert wurde. Ein Zusammenhang zwischen autobiografischem Gedächtnis und Selbstkonzept konnte nur in der Kontrollgruppe
gefunden werden. Es kann vermutet werden, dass die Stimmungsregulation durch das autobiografische Gedächtnis bei Alkoholkranken beeinträchtigt ist. Ob als Ursache oder Folge des Alkoholismus
bleibt allerdings noch offen.
Poster
170
Veränderungsblindheit in statischer und dynamischer Umgebung:
Ein direkter Vergleich mit Variation der Okklusionsdauer
Sascha Dornhöfer, Ronald Franke, Tilman Gaber, Dana Kutzner,
Stefanie Liebe, Alexandra Rothert, Boris M. Velichkovsky
Institut für Psychologie III
TU-Dresden
Mommsenstr. 13; 01062 Dresden
[email protected]
Veränderungsblindheit (Change Blindness) bezeichnet die eingeschränkte Fähigkeit Veränderungen
zu entdecken, die während einer Unterbrechung der visuellen Wahrnehmung (Okklusion) stattfinden. Bei Untersuchungen mit natürlichem Reizmaterial [Velichkovsky et al., Transportation Research
Part F, 5(2),99-109 (2002)] fanden wir in bezug auf die Länge der Okklusion unterschiedliche Effekte
der Veränderungsblindheit in einer statischen (Fotos von Verkehrssituationen) und einer dynamischen
(Fahrsimulator) Situation – methodisch sind die beiden Untersuchungen jedoch nicht direkt vergleichbar. Wir stellen daher Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung vor, in der uns erstmals ein direkter
Vergleich von statischem und dynamischem Stimulusmaterial gelang. Hierzu wurde ein realistischer
Straßenzug im Maßstab 1:100 nachgebaut, mit einer Miniaturkamera aus der Sicht eines Autofahrers
gefilmt und anschließend digital bearbeitet. In der dynamischen Bedingung wurden 12 Probanden
336 kurze Filme (16 s) dargeboten, in der sich auf der Straße liegende Würfel entweder während
eines Weißblitzes unterschiedlicher Dauer (40, 160, 320 ms), oder während einer Kontrollbedingung
verändern konnten. In der statischen Bedingung wurden die entsprechenden Standbilder verwendet.
Die zeitliche Steuerung bimanueller Bewegungen bei einem deafferentierten Probanden
Knut Drewing, Prisca Stenneken, Jonathan Cole, Gisa Aschersleben
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
Spemannstr. 38; 72076 Tübingen
[email protected]
Wenn Versuchspersonen eine Sequenz von Intervallen mit zwei Händen gleichzeitig statt mit einer Hand alleine produzieren, dann ist die Variabilität dieser Intervalle für jede Hand reduziert
[Helmuth & Ivry, JEP: HPP, 22, 278 (1996)]. Dieser „bimanuelle Vorteil“ kann mittels des WingKristofferson Modelles auf Zeitgeber- in Abgrenzung zu motorischen Prozessen zurückgeführt werden und wurde weiterhin experimentell mit den zusätzlichen sensorischen Konsequenzen der Bewegungen der „Extra-Hand“ beim bimanuellen Tapping in Zusammenhang gebracht [Drewing, Hennings & Aschersleben, Psych. Res., 66, 60 (2002)]. In einem Experiment mit einem deafferentierten
Probanden untersuchten wir, ob zusätzliche sensorische Konsequenzen den bimanuellen Vorteil mittels Mechanismen unmittelbarer Rückmeldung und Korrektur herbeiführen. Wir beobachteten jedoch
auch beim deafferentierten Probanden einen bimanuellen Vorteil, der sogar größer war als bei altersgematchten Kontrollprobanden. Daher nehmen wir an, dass die Rolle zusätzlicher sensorischer
Konsequenzen eher in der Planung der Bewegungen als in deren unmittelbaren Korrektur liegt.
Poster
171
Zeithorizont und Investitionsverhalten bei Kindern:
Welche Rolle spielt das kumulierte Risiko?
Mirjam Ebersbach
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Attenhoferstr.9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Am Aktienmarkt kann man beobachten, dass Anleger risikoreicher investieren, je länger der Zeithorizont, d.h. die Dauer der Anlage ist [Jaggia & Thosar, J. Psychol. Fin. Markets, 1 (3&4), 211-215
(2000)]. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss des Zeithorizonts auf die Beurteilung der
Riskantheit und auf das Investitionsverhalten bei Kindern untersucht. Hierzu wurden Sechstklässlern
Investitionssituationen vorgelegt, in denen Risiko sowie Investitionsdauer variiert wurden. Eine lange
Investitionsdauer ging einher mit mehreren, aufeinanderfolgenden Risikosituationen, bei denen jedes
Mal gewonnen bzw. verloren werden konnte (kumuliertes Risiko). Daraus folgte eine grössere potentielle Ergebnisvarianz als bei einer kurzen Zeitdauer, die hier mit einer einmaligen Risikosituation
assoziiert war. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Beurteilung der Riskantheit lediglich die Höhe des
variierten Risikos, nicht aber der Zeithorizont berücksichtigt wurde. Hinsichtlich des Investitionsverhaltens konnte keine Interaktion zwischen Zeithorizont und Risiko nachgewiesen werden, woraus
man schliessen kann, dass Kinder in fiktiven Investitionssituationen, im Gegensatz zu erwachsenen
Anlegern, bei einem langen Zeithorizont nicht riskanter investieren als bei einem kurzen Zeithorizont.
Unbewusstes Priming in der lexikalen Entscheidung:
Die Raumkontext-Maskierung als Alternative zur zeitlichen Maskierung
Doris Eckstein, Walter J. Perrig
Institut für Psychologie
Universität Bern
Muesmattstr. 45; 3000 Bern 12 (Schweiz)
[email protected]
Die häufigste Methode zur unterschwelligen visuellen Darbietung von Wörtern besteht darin, vor oder
nach einem Prime-Wort Buchstaben- oder Mustermasken zu zeigen. Problematisch ist dabei, dass die
Schwelle bewusster Wahrnehmung in Abhängigkeit der Zeit und des präsentierten Materials ändern
kann. Dieses Problem kann umgangen werden, indem nicht eine zeitliche Maskierung, sondern eine
Raumkontext-Maskierung verwendet wird. Mit einer solchen Maskierung fanden wir in früheren Experimenten perzeptuelles Priming in einer Wortstammergänzungs-Aufgabe. Der Raumkontext eines
Wortes besteht dabei aus demselben Wort, das jedoch an der Grundlinie gespiegelt ist. Das Wort und
sein Spiegelbild bilden so eine Kette, die aus symmetrischen unbekannten Symbolmustern besteht.
In den vorgestellten Experimenten wurde untersucht, ob derart maskierte Primes lexikale Entscheide
beeinflussen. Wörter und Nichtwörter wurden als Primes oder Zielstimuli gezeigt. Die Antwortzeiten
waren je nach Art des Primes unterschiedlich. Die Befunde werden als das Ergebnis unbewusster
Verarbeitung von Wörtern und Nichtwörtern interpretiert und diskutiert.
Poster
172
Ist geteiltes Leid halbes Leid? – Zur Verteilung
von Hemmung beim abrufinduzierten Vergessen
Thomas Elsner, Bernhard Pastötter, Karl-Heinz Bäuml
Institut für Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93053 Regensburg
[email protected]
Die Abrufübung einer Teilmenge gelernten Materials kann das spätere Erinnern des nicht geübten
Materials hemmen. Eine mögliche Konzeption von Abrufhemmung besteht dabei darin, dass diese
Hemmung aus einer Art Ressource gespeist wird und sich auf die zu hemmenden Items aufteilt. Die
Abrufhemmung für ein Item sollte somit durch die Existenz weiterer zu hemmender Items abgeschwächt werden. Versuchspersonen lernten kategoriale Itemlisten mit 8 oder 12 Items pro Kategorie. Im Anschluss daran wurden 4 Items aus jeder der Kategorien abrufgeübt. Es wurde untersucht,
ob diese Übung dasselbe Ausmaß an Abrufhemmung für die 4 nicht geübten Items aus den 8-ItemKategorien wie für die 8 nicht geübten Items aus den 12-Item-Kategorien erzeugt. Sowohl für die
8- als auch die 12-Item-Kategorien ergab sich das typische Muster abrufinduzierten Vergessens. Das
Ausmaß der Abrufhemmung erwies sich dabei jedoch als weitgehend unabhängig davon, ob 4 oder
8 Items Gegenstand von Abrufhemmung waren. Entgegen dem obigen Ressourcenkonzept scheint
geteilte Hemmung also nicht zu „halber“ Hemmung zu führen.
Altersbedingte Unterschiede in der Auswahl von Aufgabensets und Überwachung
konkurrierender Reaktionstendenzen – Ein elektrophysiologischer Ansatz
Ben Eppinger, Jutta Kray, Axel Mecklinger
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 1511150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Wir untersuchten mittels ereigniskorrelierter Potentiale Unterschiede in zwei Teilaspekten exekutiver Kontrolle, der Auswahl von Aufgabensets und dem Konfliktmonitoring. Dazu wurde eine taskswitching Version der Stroopaufgabe verwendet, in der die Teilnehmer mit Hinweisreizen instruiert
wurden entweder Farbe zu benennen oder Wort zu lesen (einfache Blöcke) oder zwischen beiden Aufgaben zu wechseln (Wechselblöcke). Die Auswahl der Aufgabensets wurde durch den Vergleich der
EKPs für Einfach- versus Wechselblöcke, die Konfliktüberwachung anhand des Vergleichs der EKPs
kongruenter versus inkongruenter Stroopwörter untersucht. Erste Ergebnisse von 14 jüngeren (Ø 21)
und 10 älteren (Ø 63) Probanden zeigen eine größere kontingente Negativierung (CNV) in Wechselgegenüber Einfachblöcken für die Älteren. Dies deutet auf altersbedingte Veränderungen bei der Auswahl konkurrierender Aufgabensets hin. Im Zielreizintervall zeigte sich bei ca. 450 ms eine größere
Negativierung für inkongruente Zielwörter in der Farbaufgabe. Diese war bei den Älteren deutlich
vermindert, was auf ein altersbedingtes Defizit bei der Inhibition konkurrierender Reaktionstendenzen hindeutet.
Poster
173
Reliability and practice effects of smooth pursuit, fixation, and saccadic eye movements
Ulrich Ettinger, Veena Kumari, Trevor J. Crawford,
Robert E. Davis, Tonmoy Sharma, Philip J. Corr
Division of Psychological Medicine
Institute of Psychiatry
De Crespigny Park; SE5 8AF London (Großbritannien)
[email protected]
The smooth pursuit and antisaccade eye movement tasks have been used as endophenotypes in the
search for schizophrenia genes and to study the pathophysiology of this disorder. We investigated
the reliability and susceptibility to practice effects of these tasks. Smooth pursuit, fixation, antisaccade, and prosaccade tasks were administered to 31 healthy participants to assess internal consistency
(Cronbach’s alpha) and within-session practice effects. Twenty-one participants were retested to assess temporal stability and between-session practice effects. Internal consistencies were high for most
measures, with no consistent within-session performance changes. Test-retest reliabilities of most
measures were good. Practice effects were most consistently obtained on the antisaccade task, indicated by fewer errors and improved accuracy at retest. These findings support the validity of the smooth
pursuit and antisaccade tasks as reliable measures of oculomotor function and point to the need to take
into consideration between-session practice effects on the antisaccade task in longitudinal studies.
Neue Dissoziationen zwischen bewußter und unbewußter Farbwahrnehmung
Jennifer Fehr, Annabel Nagel, Thomas Schmidt
Kognitions- und Arbeitspsychologie
Universität Göttingen
Gosslerstraße 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Reaktionen auf farbige Zielreize (Masken) werden stark durch kurz zuvor präsentierte Primes beeinflußt: Ist die Farbe des Primes konsistent mit der der Maske, beschleunigt er die Reaktion, während ein inkonsistenter Prime sie verlangsamt, und zwar um so mehr, je größer die Stimulus-OnsetAsynchronie (SOA) der beiden Reize ist [Schmidt, Psychol Sci, 13, 112 (2002)]; Vorberg et al., in
press. Zunächst zeigen wir, daß isoluminante Primes und Masken mit erhöhter Farbsättigung zu nur
leicht erhöhten Priming-Effekten führen: Priming hängt hauptsächlich vom SOA zwischen Prime und
Maske ab, aber nur schwach von der Reizintensität. Danach verwenden wir dieses invariante Priming,
um unterschiedliche Maskierungseffekte zu erzeugen, indem wir die Intensität der Primes mit zunehmendem SOA entweder zunehmen oder abnehmen lassen. Wir beobachten weitgehend invariante
Priming-Effekte trotz deutlich unterschiedlicher Maskierungsverläufe. Diese Technik erlaubt es, den
Zeitverlauf von Priming- und Maskierungseffekten so zu dissoziieren, daß unterschiedlichen kortikalen Arealen unterschiedliche Korrelationen mit bewußten und unbewußten Wahrnehmungseffekten
zugordnet werden können.
Poster
174
Hämodynamische Korrelate fehlerbezogener Verarbeitungsprozesse
Katja Fiehler, Markus Ullsperger
Neurologie
MPI für neuropsychologische Forschung
Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Fehlererkennung und Fehlerkorrektur stellen zwei bedeutsame Komponenten der Handlungsüberwachung dar. Neuroanatomische Studien belegen, dass das zingulär motorische Areal (CMA) eine wichtige Rolle bei der Handlungsüberwachung spielt. Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem CMA
und Fehlerkorrekturmechanismen noch weitgehend unklar. Diese Studie versuchte anhand der funktionellen Kernspintomographie, neuronale Korrelate der Fehlerverarbeitung und Fehlerkorrektur mit
Hilfe eines Flankierreizparadigmas zu untersuchen. An dem Experiment nahmen zwei Probandengruppen teil, wobei nur eine Gruppe instruiert wurde, jeden bemerkten Fehler sofort zu korrigieren.
Übereinstimmend mit bisherigen Befunden zeigte sich eine erhöhte Aktivierung in dem CMA und
in dem präsupplementär-motorischen Areal (Prä-SMA) infolge fehlerhafter Antworten. Signifikante
Aktivierungsunterschiede zwischen den Gruppen zeigten sich in dem CMA. Dabei wies die Gruppe
mit instruierter Fehlerkorrektur eine stärkere Aktivierung auf als die Gruppe ohne instruierte Fehlerkorrektur. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass das CMA neben der Fehlererkennung auch bei der
Fehlerkorrektur beteiligt zu sein scheint.
Der Zusammenhang zwischen Motiven und dem Spielverhalten von Eishockey-Spielern
Markus Flemming, Tanja S. Stucke, Siegfried L. Sporer
Psychologisches Institut
Justus-Liebig-Universität Giessen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Im Profisport und in der Sportpsychologie werden Teambuilding und Mannschaftzusammenhalt als
Grundlage jeden Erfolges angesehen. Zwei wichtige Faktoren, die Einfluss auf den Mannschaftszusammenhalt nehmen, sind kooperatives und kompetitives Spielverhalten innerhalb einer Mannschaft.
Dabei enthalten Mannschaften je nach Größe und Funktion Mitglieder, die eher kooperativ (d.h.,
sich in den Dienst der Mannschaft stellen) oder eher kompetitiv (d.h., vor allem auf den persönlichen Erfolg bedacht sein) eingestellt sind. Wir haben deshalb an Eishockey-Spielern (N = 57) die
Hypothese untersucht, dass hoch anschlussmotivierte Personen eine Tendenz zu kooperativem Spielverhalten aufweisen, während hoch machtmotivierte Personen zu eher kompetitivem Spielverhalten
neigen. Die Motive der Spieler wurden zu diesem Zweck mit dem MMG von Sokolowski, Schmalt,
Langens & Puca (2000) ermittelt, während das Spielverhalten zum einen durch ein soziometrisches
Verfahren, zum anderen durch direkte Beobachtung erfasst wurde. Die Ergebnisse unterstützen zum
Teil die vorherigen Annahmen, lassen aber auch alternative Überlegungen und Ideen zu. Die Befunde
werden im Rahmen motivationstheoretischer Theorien und weiterführender Ideen diskutiert.
Poster
175
Irrationale und rationale Kognitionen als Determinanten positiver Emotionen
Friedrich Försterling, Matthias Spörrle
Allgemeine Psychologie II
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstraße 13; 80802 München
[email protected]
Der Rational-Emotiven-Theorie von Ellis zufolge, sind irrationale (d.h. rigide, übersteigerte) Gedanken Ursache maladaptiver Emotionen (z.B. Schuld, Angst). Positive Emotionen wurden hierbei bislang kaum empirisch untersucht. Eine experimentelle Szenariostudie überprüft daher den Einfluss
der Rationalität auf die Intensität der Emotionen Dankbarkeit, Freude, Stolz, Überraschung und Zuversicht. Alle Emotionen werden intensiver erlebt, wenn rationales Denken bei der Stimulusperson
vorlag. Für Freude und Stolz wird dieser Unterschied jedoch nicht signifikant. In einer zweiten Szenariostudie wurden daher Freude und Stolz mittels forced-choice Antwortalternativen rationalen oder
irrationalen Gedanken zugeordnet. Zudem wurden die über Kognition oder Emotion charakterisierten
Stimuluspersonen hinsichtlich Selbstwertkonzept und Problemverarbeitungsfähigkeit eingeschätzt.
Irrationale Gedanken werden signifikant häufiger mit Stolz verbunden, Selbstwertkonzept und Problemverarbeitungsfähigkeit wird bei Personen, die durch Irrationalität und Stolz charakterisiert sind,
dysfunktionaler eingeschätzt. Zusätzlich erhobene emotionstheoretisch relevante Variablen (Typizität,
Einflussweite, Funktionalität, (Un-)Lust, Aktivation, Dauer) bestätigen eine Klassifikation von Stolz
als maladaptive und Freude als adaptive Emotion.
Comparing different cue types in task switching
Birte Forstmann, Iring Koch, Marcel Brass, D. Yves von Cramon
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig, Abteilung Neurologie
Stephanstr. 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Performance in task switching is often investigated with cueing paradigms, in which external cues indicate the upcoming task. We assume that an external cue directly triggers the relevant task set without
requiring endogenous control because it facilitates the memory retrieval of task-specific stimulusresponse rules. In order to explore these cue-related memory processes, we developed a new paradigm
with two different external cue types (task cue vs. transition cue). While „task cues“ are explicitly associated with the upcoming task, „transition cues“ provide information about repeating or switching
the task but not about the task identity. The results of three experiments reveal prolonged reaction
times for the transition cues as well as larger switch costs. We suggest that these cue type effects
reflect the internal activation of the relevant task-set. Furthermore, we propose that these processes
are essential components of endogenous control which can be investigated with this paradigm.
Poster
176
Die P200 als Korrelat der Verarbeitung von Worteigenschaften
Tom Fritzsche, Matthias Schlesewsky, Stefan Frisch
Institut für Linguistik
Universität Potsdam
Postfach 601553; 14415 Potsdam
[email protected]
Die P200-Komponente im ereigniskorrelierten Potential (EKP) wurde bisher stets mit physikalischen
Stimuluseigenschaften (wie Länge) in Zusammenhang gebracht. Es finden sich jedoch in der Literatur auch Studien, die nahelegen, daß die P200 auch für die Verarbeitung von Worteigenschaften (wie
Wortklasse bzw. Wortkategorie) sensitiv ist. In einem visuellen EKP-Experiment, in dem innerhalb
von Sätzen sowohl die Wortpräsentationszeiten als auch die Wortlängen variiert wurden, fanden wir
einen P200-Effekt für Nomen (Inhaltswörter) gegenüber Artikeln (Funktionswörter). Weitere Auswertungen zeigten, daß diese Unterschiede nicht allein mit physikalischen Eigenschaften erklärt werden können (größere Wortlänge der Nomen), sondern daß die P200 möglicherweise auch sprachliche
Eigenschaften wie Wortklasse bzw. Wortkategorie reflektiert.
Zeigen Legastheniker subgruppenspezifische Verarbeitungsdefizite bei der
visuell-phonologischen Integration?
Sandra Fuchs, Thomas Lachmann
Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstr. 14/20; 04103 Leipzig
[email protected]
In der Legasthenieforschung dominieren Modelle, die allein Probleme bei der phonologischen Verarbeitung für das Versagen beim adäquaten Erlernen des Lesens und Schreibens verantwortlich machen.
Die Gesamtheit der Ergebnisse spricht jedoch eher für einen multiplen Ansatz. Das Funktionale Koordinationsdefizit Modell postuliert, dass die Koordination der am Lesen beteiligten Subfunktionen in
unterschiedlicher Weise gestört sein kann. Im vorzustellenden same-different RT-Experiment hatten
8-10 jährige Schüler mit und ohne diagnostizierte Lesestörung die Aufgabe, zwei Silben (z.B. bada) zu vergleichen, die hintereinander – entweder beide visuell oder beide auditiv oder in gemischter
Modalität dargeboten wurden. Die „different“ – Silben unterschieden sich entweder durch den Vokal,
durch den Konsonanten oder durch beides (Ähnlichkeit). Es zeigte sich eine deutliche Verlangsamung bei den Legasthenikern gegenüber der Vergleichsstichprobe, jedoch konnten zunächst keine
Gruppenunterschiede für die Faktoren Modalität und Ähnlichkeit nachgewiesen werden. Nach einer
Unterteilung der Stichprobe der Legastheniker auf der Basis diagnostischer Verfahren zeigten sich
jedoch subgruppenspezifische Verarbeitungsdefizite.
Poster
177
Zwei Aufgabenrepräsentationsebenen im Aufgabenwechselparadigma
Patrick Gajewski, Thomas Kleinsorge
Institut für Arbeitsphysiologie
Universität Dortmund
Ardeystr. 67; 44139 Dortmund
[email protected]
Wenn Versuchsteilnehmer zwischen vier Aufgaben wechseln, die aus einer faktoriellen Kombination
der Aufgabendimensionen Art des Urteils und SR-Zuordnung resultieren, läßt sich ein charakteristisches nicht-monotones Wechselkostenprofil beobachten. Wird durch teilweise inkorrekte Hinweisreize die nächste Aufgabe auf einer oder beiden Dimensionen falsch vorhergesagt, kann dagegen
ein monoton ansteigendes Kostenprofil beobachtet werden. Die Differenzierung zwischen dem nichtmonotonen und einem monoton ansteigenden Wechselkostenprofil interpretieren wir als einen Hinweis auf zwei Aufgabenrepräsentationsebenen: eine handlungsbezogene „effektive“ und eine reizbezogene, sog. „featurale“ Aufgabenrepräsentationsebene, die miteinander variabel gekoppelt sind. In
unserer Studie wurden zwei Arten von teilweise inkorrekten Hinweisreizen eingeführt: in einer Bedingung wurden die Probanden darüber informiert, daß immer wenn ein Haupthinweisreiz falsch ist,
ein alternativer Hinweisreiz eine Aufgabenwiederholung richtig vorhersagt. In der zweiten Bedingung hat in diesem Fall der alternative Hinweisreiz einen Aufgabenwechsel richtig vorhergesagt. Die
Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, daß im ersten Fall die „effektive“ Handlungstendenz
vom vorhergehenden Trial überdauert, während in der zweiten Bedingung eine stärkere Kopplung
beider Aufgabenrepräsentationsebenen stattfindet.
Begriffe und Kategorien zur Nutzer-adaptiven Gestaltung eines Assistenzsystems für die
Unterstützung der Auswahl von Musik im KFZ
Elisabeth Ganschow, Julia Schenk, Knut Polkehn
Institut für Psychologie
Humboldt Universität zu Berlin
Brückenstraße 90; 15562 Rüdersdorf
[email protected]
Bei der Gestaltung von Nutzer-adaptiven Assistenzsystemen zur Auswahl von Musik orientiert man
sich üblicherweise an der Beschreibung von Inhalten (z.B.„Genre“). Es liegt jedoch nahe, dass neben inhaltlichen Merkmalen auch Merkmale der Situation (z.B. Autobahnfahrt bei Nacht), der Person
(z.B. Stimmung) oder der Aufgabe (z.B. Wachhalten) eingehen sollten. In einer Untersuchung wurden
deshalb zunächst Begriffe zur Beschreibung von Musik erfragt, die in nachfolgenden Strukturlegeuntersuchungen kategorisiert werden sollten. Anschließend wurden die Begriffe Versuchspersonen zur
Strukturierung (Heidelberger Strukturlegetechnik) vorgelegt. Eine weitere Gruppe sollte durch freies
Strukturieren ein stimmiges Bild von Musik ordnen und die Kategorien benennen. Insgesamt zeigen
die Untersuchungen, dass für die Gestaltung adaptiver Assistenz Präferenzen (z.B. „mag ich“/„mag
ich nicht“), Stimmungen (bezüglich der Funktion der Musik: z.B. Entspannung oder der Befindlichkeit: z.B. traurig) oder spezielle Bedürfnisse (Radio = aktuell, bekannt, gute Laune, Mix) erfasst bzw.
als Kategorien bei der Gestaltung adaptiver und/oder adaptierbarer Filterassistenz zur Unterstützung
der Musikauswahl zur Verfügung stehen müssen.
Poster
178
Der Euro als Out-group ? – Wahrnehmungsexpertise bei Währungen
Jürgen Gehrke, Heike Argstatter, Siegfried L. Sporer
Fachbereich 06 Psychologie und Sportwissenschaft/Abteilung Sozial-Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Im Zuge der Euro-Einführung wurde überprüft, ob das In-group/Out-group Modell (Sporer, 2001)
über Wahrnehmungsexpertise bei Gesichtern auch auf andere Stimuli übertragen werden kann. Dazu nahmen 44 Vpn (19 m 25 w) an drei computer-gesteuerten Experimenten (Matching-Aufgabe,
2-AFC-Test, JA-NEIN-Test) im Dezember 2001 (t1), und erneut im April/Mai 2002 (t2) teil. Als Stimulusmaterial wurden Abbildungen von Banknoten (DM, Euro, British Pound) verwendet. Zweiter
Faktor war die Art der Banknote (Original vs. Fälschung). Gefälschte Banknoten waren entweder
horizontal gespiegelt, oder in der Grundfarbe verändert. Bei allen Aufgaben zeigte sich eine Verbesserung der Wiedererkennensleistung von t1 zu t2. Deutsche Banknoten wurden besser wiedererkannt
als der Euro und das Pfund. Wie erwartet war der Zuwachs der Wiedererkennensleistung beim Euro
von t1 zu t2 am stärksten. Die Ergebnisse stützen die Annahme des In-group/Out-group-Modells.
Fakten und Legenden beim Grand Prix d’ Eurovision de la Chanson – Sagen Psychologen
wirklich nur das, was wir alle schon immer wussten?
Michael Gielnik, Günter Molz, Helge Gebhardt, Bastian Stippekohl
Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Stippekohl [Semesterarbeit Universität Giessen (2001)] analysierte für die Jahre 1993 bis 2001 Punktvergaben beim Liederwettbewerb Grand Prix d’Eurovision de la Chanson. Ein genutztes statistisches
Verfahren war die Multidimensionale Skalierung. Hier wurden gemittelte Punktwerte zwischen Länderpaaren als Distanzwerte interpretiert und auf einer zweidimensionalen „Landkarte“ abgebildet.
Diese Arbeit erregte mediales Interesse: Bei Diskussion der Ergebnisse wurde oft behauptet, daß man
diese auch ohne statistische Machenschaften von Psychologen hätte vorhersagen können. Um dies zu
überprüfen, wurden Versuchspersonen vier Grand-Prix-Landkarten Europas vorgelegt. Eine entsprach
dem Ergebnis von Stippekohl, die anderen waren erfunden. In einer experimentellen Bedingung wurde auf das Untersuchungsziel aufmerksam gemacht: Danach sollte gezeigt werden, dass Laien häufig
von psychologischer Forschung abweichende Vorhersagen treffen. In einer zweiten Bedingung fehlte diese vor der Zielsetzung warnende Information. Es zeigte sich in beiden Bedingungen, dass die
Lösung mehrheitlich nicht gefunden wurde. Die Ergebnisse werden diskutiert bezüglich anderer Forschungsarbeiten zum Grand Prix [Yair, Soc Netw, 17, 147-161 (1995)] und selektiver Informationsverarbeitung beim subjektiven Hypothesentesten [Molz, Lengerich: Pabst (2000)].
Poster
179
Auswirkungen von Lehr-Erwartung auf Motivation und Lernen mit Hypermedia
Anja Görn, Regina Vollmeyer, Falko Rheinberg
Institut für Psychologie
Universität Potsdam
Postfach 601553; 14415 Potsdam
[email protected]
Wie wirkt es sich aus, wenn Lerner erwarten, das gerade Gelernte gleich einer anderen Person vermitteln zu müssen (Lehr-Erwartung)? In der Literatur finden sich hierzu gegensätzliche Befunde: LehrErwartung kann Misserfolgsbefürchtungen auslösen, aber auch die intrinsische Motivation erhöhen.
In unserer Studie lernten 80 Probanden mit einem Hypermediaprogramm etwas über den Ausbruch
des 1. Weltkrieges und beantworteten anschließend einen Wissenstest. Lehr-Erwartung (LE) wurde so
manipuliert, dass den Probanden gesagt wurde, sie sollten nach dem Lernen einem anderen Studenten den Inhalt vermitteln. Die Kontrollgruppe (KG) erhielt diese Information nicht. LE zeigte in der
Eingangsmotivation signifikant höhere Werte sowohl für Misserfolgsbefürchtung als auch für Herausforderung. Hohe Misserfolgsbefürchtung und Herausforderung wirkten sich negativ auf die Motivation während des Lernens aus. Bei der KG waren dagegen Erfolgswahrscheinlichkeit und Interesse
hoch, was zu höherer Motivation während des Lernens führte. Die Lernleistung wurde durch hohe
Motivation begünstigt. Die Ergebnisse werden im kognitiv-motivationalen Prozessmodell diskutiert.
Predictability norms from a corpus of German sentences
Ellen Christine Grabner, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl
Institut für Allgemeine Psychologie / Kognitive Psychologie
Universität Potsdam
Karl – Liebknecht – Straße 24-25; 14476 Golm
[email protected]
For a corpus of 144 German sentences, cloze probabilities have been empirically assessed for all
words contained. Two different measures of word predictability have been computed on the basis
of word identity (predID) and grammatical category membership (predCAT), respectively. Effects of
these two independent variables are reported. A special focus will be put on issues relating to the
structural properties of the sentences and to the usefulness of probabilistic informatoin in natural
language processing.
Poster
180
Die Double-Flash-Illusion – ein retinal oder ein kortikal vermitteltes Phänomen?
Sabine Grimm, Raul Kompass
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Der Double-Flash-Effekt ist ein visuelles Phänomen, bei dem ein kurzer, einzeln dargebotener
Lichtreiz unter bestimmten Bedingungen als zweifaches Aufblitzen wahrgenommen wird [Springer,
Deutsch & Stanley, Percept Psychophys, 18, 398 (1975)]. Des Weiteren wird in der Literatur berichtet, dass zwei nacheinander präsentierte Lichtreize bei relativ kurzem SOA als drei Flashes erscheinen
[Bowen, Vision Res, 29, 409 (1989)]. Bisherige Erklärungsansätze führen diese Effekte auf Charakteristika der frühen Verarbeitungsstufen (der Retina bzw. der retinalen Ganglienzellen) zurück. In unserer Untersuchung wird der kritische Zeitwert bestimmt, ab dem für eine Two-Flash-Präsentation das
Wahrnehmungsurteil „drei Flashes“ zum Urteil „zwei Flashes“ umschlägt. Es kann gezeigt werden,
dass dieser kritische Wert bei erhöhtem Adaptationsniveau niedriger ist. Auch unter dichoptischer
Darbietung der beiden Lichtreize lässt sich jener Übergang des Wahrnehmungseindrucks finden. Die
Ergebnisse lassen demnach sowohl auf den Einfluss früher Verarbeitungsprozesse als auch auf eine Beteiligung kortikaler Mechanismen beim Zustandekommen der Double-Flash-Illusion schließen.
Zusätzlich zeigte sich in Bezug auf die zeitlichen Parameter des Phänomens ein hoher Zusammenhang
zur Two-Flash-Scheinbewegung.
Elektrophysiologische Korrelate der Objekt-Merkmalsbindung
und ihre Modifikation durch Abrufintention
Christian Groh, Hubert D. Zimmer, Niko Busch
Experimentelle Kognitionspsychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
In perzeptuellen impliziten Gedächtnisaufgaben bleiben priming-Effekte von der Veränderung sensorischer Stimulusmerkmale (z.B. Größe) zwischen Lern- und Testphase unbeeinflusst. Die gleichen
Veränderungen haben aber Auswirkungen auf einen expliziten Test (Wiedererkennen). Diese Dissoziation wird durch die Nutzung unterschiedlicher Gedächtniseinträge erklärt: strukturelle Types vs.
episodische Token, welche unspezifische Objekt- und spezifische sensorische Merkmalsinformation
binden [vgl. Poster FOR 448 von Busch et al. (Teap 2003)]. Wir untersuchten mit Hilfe ereigniskorrelierter Potentiale, ob sich in den neuronalen Korrelaten Hinweise für diese verschiedenen Repräsentationen finden lassen. Versuchspersonen hatten eine Belebt-unbelebt-Entscheidung zu fällen über
visuell präsentierte neue, identisch (kongruent) oder gespiegelt (inkongruent) wiederholte Objekte.
In den Verhaltensdaten fanden wir eine deutliche Reaktionszeitverkürzung für wiederholte Items im
Vergleich zu neuen, jedoch nur minimale Effekte der sensorischen Kongruenz. Im EKP zeigt sich
ein früher fronto-zentraler sowie ein später parietaler Alt-Neu-Effekt. Einflüsse sensorischer Kongruenz finden sich nur in frühen Zeitintervallen und eher okzipital-parietal. Diese Befunde werden
kontrastiert mit Daten aus einer expliziten Wiedererkennensaufgabe.
Poster
181
Kommunikationsmuster als Indizes koordinierter Teamarbeit
Andrea Gurtner, Christof Nägele, Franziska Tschan, Norbert Semmer
Institut für Psychologie
Universität Bern
Muesmattstraße 45; 3000 Bern 9 (Schweiz)
[email protected]
Wir untersuchen die Beziehung zwischen Kommunikationsmustern und koordinierter Teamarbeit in
52 hierarchisch organisierten Dreierteams am Beispiel einer Luftraumüberwachungsaufgabe. Kommunikation ist nur über Email möglich. Die Entwicklung von Koordinationsstrategien muss parallel
zur Überwachungsaufgabe stattfinden. Dadurch ist die sequentielle Struktur der Strategiediskussion gestört, die Kohärenz und damit Verständlichkeit der einzelnen Diskussionsbeiträge gefährdet.
Teams, die eine Strategiediskussion stärker strukturieren, sollte es daher besser gelingen, Koordinationsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Wir können zeigen, dass sich Teams, die mehr Koordinationsstrategien umsetzen, sowohl in Bezug auf Struktur, Inhalt und Funktion ihrer Kommunikation
von derjenigen von Teams, die weniger Koordinationsstrategien umsetzen, unterscheiden. Teams, die
mehr Strategien umsetzen haben signifikant mehr und längere Kommunikationsepisoden und mehr
Episoden, mit Beteiligung zweier Teammitglieder. Die ChefInnen dieser Teams äussern mehr Commands und Observations, die ExpertInnen dieser Teams bestätigen oder lehnen Vorschläge häufiger
explizit ab. Eine Bedingung mit zusätzlicher Kommunikationszeit ohne Überwachungsaufgabe führte zu keiner Verbesserung der Strategiediskussion. Statt dessen wurden mehr suboptimale Strategien
diskutiert.
Poster
182
Absolute Tonhöhen und absolutes Gehör:
Die Repräsentation von Musik im Langzeitgedächtnis
Kathrin Hahn, Elke van der Meer
Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Kognitive Psychologie
Humboldt Universität zu Berlin
Oranienburger Str. 18; 10178 Berlin
[email protected]
Modelle für das musikalische Langzeitgedächtnis [z.B. Carroll-Phelan & Hampson, Music Perception, 13 (4), 517-561 (1996)] nehmen an, dass die meisten Menschen nur relationale Merkmale von
Melodien repräsentieren, während die kleine Population der Absoluthörer absolute Tonhöhen symbolisch kodieren und dadurch länger im Gedächtnis behalten kann. Experimente zum „latenten“ Absolutgehör bei Nicht-Absoluthörern [Halpern, Memory & Cognition, 17(5), 572-581 (1989); Levitin,
Perception & Psychophysics, 56(4), 414-423 (1994); Terhardt & Ward, JASA, 72, 26-33 (1982); Terhardt & Seewann, Music Perception, 1, 63-83 (1983)] werfen grundsätzliche Fragen nach der Natur
des Musikgedächtnisses auf: Unklar ist neben der Rolle des kinästhetischen Gedächtnisses, ob nur
symbolisch repräsentierte Tonhöhen langfristig abrufbar sind oder ob durch Prozesse wie Wahrnehmungslernen [Goldstone, Annual Review of Psychology, 49, 585-612 (1998)] eine sensorische Repräsentation überlernter Tonhöhen im Langzeitgedächtnis aufgebaut werden kann. Mit der vorliegenden
Untersuchung versuchen wir, eine Erklärung des „latenten“ Absolutgehörs durch einen „Prozess“Ansatz (Bedeutung von Lernintensität und Struktur der gelernten Musik) vs. einen „trait“-Ansatz
(Bedeutung der individuellen musikalischen Erfahrung) zu liefern. Die Erinnerung an häufig vs. selten
gelernte (Faktor Lernintensität) tonale und modale (Faktor musikalische Struktur) Melodien wird bei
100 Schülern unterschiedlicher musikalischer Expertise durch Produktions- und Wiedererkennungsanforderungen getestet (2x2x2-Design). Die Ergebnisse weisen auf eine Interaktion der Faktoren hin,
die vor dem Hintergrund der theoretischen Fragestellung diskutiert wird.
Poster
183
Das Dual-route-Modell des Lesens und die phonologische
Kodierung visuell präsentierten Materials
Silke Hamm, Jürgen Bredenkamp
Abteilung für Allgemeine Psychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Im Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley [Working Memory (1986)] wird angenommen, dass eine Verarbeitung von Information in der Phonologischen Schleife erfolgt, wenn das Material akustisch
dargeboten wird oder wenn Grapheme durch einen aktiven Prozess in Phoneme umgewandelt werden.
Die Erstellung phonologischer Codes von Graphemen kann durch Blockade des Rehearsal-Prozesses
durch Artikulatorische Unterdrückung unterbunden werden. Diese Annahme wird durch empirische
Evidenz gestützt [Baddeley, Human Memory: Theory and Practice (1991)], doch gibt es auch widersprechende Befunde: In Sprachproduktionsexperimenten zeigte sich wiederholt, dass trotz artikulatorischer Zusatzaufgabe und visueller Präsentation der Induktoren ein phonologischer Primingeffekt
nachzuweisen ist [Dilger & Bredenkamp, Sprache & Kognition, 19, 23-30 (2000)]. Eine mögliche
Erklärung bietet das Dual-route-Modell des Lesens [Harley, The Psychology of Language: from data
to theory (2000)]: Der phonologische Code bereits bekannter lexikaler Items kann direkt aus dem
Langzeitgedächtnis abgerufen werden, eine Graphem-Phonem-Umwandlung ist nur bei unbekannten
Worten nötig. In zwei Sprachproduktionsexperimenten wird geprüft, ob der phonologische Primingeffekt bei Artikulatorischer Unterdrückung und Nonworten als Stimulusmaterial verschwindet. Die
Ergebnisse werden vor Hintergrund des Arbeitsgedächtnismodells und des Dual-route-Modells diskutiert.
Wie gewinne ich eine Million? Der Wert einer Informationsquelle und die Strategien der
Informationssuche beim Beantworten von Quizfragen.
Daniel Hausmann, Stephan Christen, Damian Läge
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
In Herbert Simons Theorierahmen der Ökologischen Rationalität spielt Informationssuche eine wichtige vorbereitende Rolle im Entscheidungsprozess. Informationsquellen können dabei unterschiedlich
attraktiv sein. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass bei der Einschätzung der Güte einer Informationsquelle Zuverlässigkeit ( = Validität) und Anwendbarkeit ( = Diskriminationsrate) zusammenwirken. Bislang fehlte allerdings ein Härtetest, der Suchstrategien auf individuellem Niveau identifiziert.
In einem „Information-Board“-Experiment sind schwierige Quizaufgaben mit vier Antwortalternativen zu lösen. Die Versuchsperson hat dabei die Möglichkeit, andere (fiktive) Personen telefonisch
nach ihrem Tipp zu fragen. Diese „Telefonjoker“ unterscheiden sich in der Zuverlässigkeit (Validität) ihres Wissens und in der telefonischen Erreichbarkeit (Diskriminationsrate). Die Reihenfolge,
in der eine Vp die Personen anwählt, lässt auf ihre präferierte Suchstrategie und die Gewichtung
von Validität und Diskriminationsrate bei der Informationssuche schliessen. In einem mehrstufigen,
hypotheseneingrenzenden Verfahren werden fünf Strategie-Modelle getestet: Informationssuche ausschliesslich nach Validität (Take The Best-Heuristik), nach der Diskriminationsrate, nach multiplikativer oder additiver Kombination aus beiden oder nach dem „Success“ einer Informationsquelle
(V*D+0,25*(1-D)).
Poster
184
Einflüsse veränderter visueller Perspektive auf die Steuerung von Handbewegungen
Andreas Hellmann, Jörg Huber
Institut für Kognitionsforschung
Universität Oldenburg
Ammerländer Heerstrasse; 26111 Oldenburg
[email protected]
Handbewegungen, bei denen es auf hohe Präzision ankommt, werden i.d.R. unter ständiger visueller
Kontrolle durchgeführt und gesteuert („closed loop“). Wird die Beziehung von Motorik und visueller Wahrnehmung verändert (z. B. durch technische Systeme, Krankheit, Brillen), so kann dies zu
Einschränkungen der Bewegungsleistungen, charakteristischen Fehlern, aber auch zu Adaptationen
führen. Dies muss u.a. bei der Konstruktion technischer Systeme berücksichtigt werden. In den hier
vorgestellten Experimenten wurde untersucht, welchen Einfluss Drehungen des visuellen Feldes auf
die Leistung bei Handbewegungen haben. Aufgabe der Versuchsperson war es, Figuren bzw. Bewegungsspuren so genau wie möglich und zügig mit einem Stift nachzuzeichnen. Die Versuchsperson
konnte die Figur, den Stift und ihre Hand nicht direkt sondern nur über ein Videosystem sehen. Die
Perspektive der senkrecht von oben auf die Szene gerichteten Kamera wurde in vier Stufen variiert
(gedreht). Gemessen wurde die Leistung bei dieser Aufgabe (Fehlerzahl und Bewegungszeit). Zusätzlich wurde die Art der aufgetretenen Bewegungsfehler kategorisiert. Die Bewegungsaufgabe wird
bei bestimmten visuellen (Kamera-) Perspektiven objektiv und subjektiv deutlich schwieriger als bei
anderen. Dies und die Häufigkeit bestimmter Fehlertypen sowie Übungs- und Adaptationsprozesse
werden beschrieben.
Veränderungsblindheit in simulierten Asteroidenfeldern: Drei Okklusionsarten im Vergleich
Jens Helmert, Sascha Dornhöfer, Markus Joos, Boris M. Velichkovsky
Institut für Psychologie III
TU-Dresden
Mommsenstr. 13; 01062 Dresden
[email protected]
Veränderungsblindheit (Change Blindness) bezeichnet das Phänomen, dass Menschen Veränderungen in einer Szene eingeschränkt wahrnehmen, wenn diese während einer Unterbrechung der visuellen Wahrnehmung (Okklusion) – zum Beispiel während eines Blicksprungs, eines Lidschlags oder
eines künstlich erzeugten Weißblitzes – stattfinden. In jüngeren Untersuchungen [Dornhoefer, S.M.,
Unema, P.J.A. & Velichkovsky, B.M., In: J. Hyönä, D. Munoz, W. Heide, and R. Radach (Hsg.).
The Brain’s Eyes: Neurobiological and Clinical Aspects of Oculomotor Research, Progress in Brain
Research. Elsevier, Oxford, UK(im Druck)] fanden wir in bezug auf die Art der Okklusion unterschiedliche Effekte der Veränderungsblindheit in einer statischen und einer dynamischen Umgebung
– methodisch sind diese beiden Untersuchungen jedoch nicht direkt vergleichbar. Wir stellen Ergebnisse einer Untersuchung vor, in der drei Okklusionsarten direkt in einer statischen und dynamischen
Umgebung variiert und verglichen wurden. In der dynamischen Bedingung wurde 12 Probanden ein
simuliertes, sich auf sie zubewegendes Asteroidenfeld präsentiert, in dem einzelne Asteroiden entweder auftauchen oder verschwinden konnten. Diese Veränderungen wurden während Blicksprüngen,
Lidschlägen, Weißblitzen und während Fixationen (Kontrollbedingung) präsentiert. In der statischen
Bedingung wurden unter den selben Bedingungen entsprechende Standbilder des simulierten Asteroidenfeldes verwendet.
Poster
185
Der False-Consensus-Effekt: Die Rolle von
Bezugsgruppe und individueller Kooperationserfahrung
Jan-Oliver Hirn, Cornelia Kuppinger, Eva Traub, Melanie Gantner
Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Eugenstr. 57-2; 72072 Tübingen
[email protected]
Personen halten Entscheidungsalternativen, die sie selbst bevorzugen, für weiter verbreitet. Dieser so
genannte False-Consensus-Effekt (FCE) [Ross, Greene & House, J. of Soc. Exp. Psy., 13, 279, (1977)]
wurde vielfach repliziert. Bisher gibt es kaum systematische Untersuchungen zum Einfluss der Art
der Bezugsgruppe sowie der individuellen Kooperationserfahrung auf den FCE. Die Studie geht der
Frage nach, inwieweit die Stärke des FCE mit unterschiedlichen Bezugsgruppen sowie mit der individuellen Kooperationserfahrung variiert. 93 Versuchspersonen bearbeiteten einen Fragebogen zur
Erfassung des FCE, der mit „Freunden“ bzw. „Bevölkerung“ zwei Ausprägungen der Bezugsgruppe
realisierte. Die Kooperationserfahrung wurde mit einer selbst entwickelten Skala reliabel erfasst. Zu
den wesentlichen Ergebnissen zählt, dass der FCE bei der Bezugsgruppe Freunde deutlicher ausfällt.
Fernerhin zeigte sich, dass kooperationserfahrene im Vergleich zu weniger kooperationserfahrenen
Probanden anfälliger für den FCE waren, wenn Freunde als Bezugsgruppe vorgegeben waren. Die
Bedeutung dieser Ergebnisse für die Forschung zum FCE sowie alternative theoretische Erklärungen
(z.B. Metakontrast) werden diskutiert.
Die Rolle von Handlungseffekten für die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei Säuglingen
Tanja Hofer, Petra Hauf, Gisa Aschersleben
Entwicklung von Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Die Studie untersucht die Rolle der Handlungseffekte bei der Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei
Säuglingen. Woodward (1998, 1999) fand in einer Habituationsstudie, dass 6 Monate alte Säuglinge
länger auf das Handlungsziel einer greifenden Hand achten als auf andere Details. Sie beobachtete diese frühe Sensibilität für Zielgerichtetheit weder für „unabsichtliche“ menschliche Handlungen,
noch für Handlungen, welche eine mechanische Klaue ausführte. Jovanovic et al. (2002) konnten
zeigen, dass 6 Monate alte Säuglinge eine „unabsichtliche“ Handlung als zielgerichtet interpretieren,
wenn sie von einem salienten Effekt gefolgt wird. Sie zeigten, dass Handlungseffekte eine wichtige
Rolle für die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit spielen. Die vorliegende Studie untersuchte bei 9
Monate alten Säuglingen die Relevanz von Handlungseffekten auf die Wahrnehmung von Zielgerichtetheit bei Handlungen, welche eine mechanischen Klaue ausführt. Die Ergebnisse deuten an, dass 9
Monate alte Säuglinge einer mechanischen Klaue tendenziell Zielgerichtetheit zuschreiben. In einer
Folgestudie wird ein Paradigma mit salienteren Handlungseffekten untersucht.
Poster
186
Verarbeitung des grammatikalischen Geschlechts im Deutschen: EKP-Evidenz
Juliane Hofmann, Sonja A. Kotz, Angela D. Friederici
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Levelt [Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., 98, 13464 (2001)] postuliert in seinem Produktionsmodell, dass die Genus-Information eine syntaktische Eigenschaft des Konzepts und somit lexikalisch gebunden ist. Mit diesem Experiment sollte untersucht werden, ob die Verarbeitung grammatikalischer Genus-Information syntaktischer oder semantischer Natur ist. Eine weitere Frage war,
ob phonologische Hinweisreize in phonologischen und lexikalischen, derivations-morphologischen
Genus-Informationen im Gegensatz zu semantischen Genus-Informationen regelbasierte Mechanismen triggern. Mit Hilfe der Methode der ereigniskorrelierten Potentiale wurden diese InformationsTypen in einer Korrektheits-Entscheidungs-Aufgabe auf der Wort-Ebene differenziert. Alle GenusInformations-Typen zeigten eine N400-Komponente. Eine links anteriore Negativierung (LAN) und
ein N400-Effekt konnten für den phonologischen im Vergleich zum morphologischen Typ gezeigt
werden. Ein N400-Effekt wurde durch den phonologischen im Vergleich zum semantischen Typ elizitiert. Eine zentrale Negativierung tritt für den morphologischen im Kontrast zum semantischen Typ
auf. Die N400-Komponente scheint lexikalisch-semantische Verarbeitung der Genus-Information im
Deutschen darzustellen. Die zentrale Negativierung könnte automatische semantische Kategorisierung oder phonologische Verarbeitung beschreiben. Die LAN könnte automatische regelbasierte Verarbeitung darstellen.
Euro versus DM – Welche Rolle spielen Ankereffekte bei der Größenschätzung von Münzen?
Andreas Hopf, Günter Molz, Ekkehard Stephan
Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Molz und Hopf [Econ. Soc., 3, 26-31 (2002)] führten Experimente zur Größenschätzung von Euround DM-Münzen durch. Vor Einführung des Euro konnten sie zeigen, dass Durchmesser von EuroMünzen im Vergleich zu DM-Münzen unterschätzt wurden. Interpretiert wurde dies im Sinne der
sozialen Akzentuierung: Das relativ schwache Image des Euro spiegelte sich in den relativ niedrigen
Schätzungen der physikalischen Münzgrößen wider. Dieser Akzentuierungseffekt war Ende Januar
2002 nicht mehr zu beobachten: Das Image des Euro scheint somit nach dessen Einführung gestiegen zu sein. In beiden Studien erfolgte die Größenschätzung der Euro- und DM-Münzen anhand
von Vergleichsreizen, deren Größe systematisch variiert wurde. Hierdurch könnten Ankereffekte die
Größenbeurteilung von Euro- und DM-Münzen unterschiedlich beeinflusst haben. Deshalb werden
in einer Reanalyse die Daten von Molz und Hopf insbesondere auf mögliche Interaktionen zwischen
Währung und Ankerreizen untersucht. Die Ergebnisse werden in diesem Beitrag vorgestellt und diskutiert.
Poster
187
Faktoren der Dichtewahrnehmung im Außenraum
Anna Husemann, Elke van der Meer, Reinhard Beyer
Abteilung Kognitive Psychologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Anna-Louisa-Karsch-Str. 9; 10178 Berlin
[email protected]
Maas [In: P.Jodidio, Architecture Now! Köln: Taschen Verlag, 416(1998)] entwirft aufgrund des steigenden Wohnraumbedarfs der Bevölkerung ein theoretisches Stadt-Szenario: Metacity/Datatown, bestehend aus maximal hohen und dichtstehenden Gebäuden. Die Crowdingforschung beschäftigt sich
seit den 70er Jahren intensiv mit der Wahrnehmung von Dichte, hauptsächlich jedoch im Innenbereich. Desor [JPSP, 21, 1, 79 (1972)] analysierte die Wahrnehmung von Crowding in Innenräumen
in Abhängigkeit von architektonischen Merkmalen (höheres Crowdinggefühl in Räumen mit mehr
Zugängen und in Räumen mit wenigen Raumteilern). Im Mittelpunkt unserer Untersuchungen steht
die Crowdingwahrnehmung im Außenraum. Im Labor wurden Studenten nachgebaute Außenräume
präsentiert, die sich in der Art der Zugangsstraßen und der Verdichtung durch Bäume unterschieden.
Die Art der Gebiete variierte: Wohngebiete, „Bürogebiete“ oder Mischnutzung. Es sollten so viele
Bauklötze wie möglich in diese Flächen platziert werden, ohne dass ein Gefühl der Beengung entsteht. Die Ergebnisse zeigen eine Interaktion von Zugängen und Raumteilungen. Es wird diskutiert,
inwieweit Wahrnehmungsstudien von Innenräumen auf Außenräume übertragen werden können und
welche Implikationen dies für die Stadtplanung haben könnte.
Zur Lokalisation von sprachbezogenen EKP-Komponenten: eine Patientenstudie
Sylvia Jarick, Douglas Saddy, Anja Hahne
Institut für Linguistik
Universität Potsdam
Karl-Liebknechtstr. 24-25; 14415 Potsdam
[email protected]
Verschiedene Aspekte der auditiven Sprachverarbeitung wurden mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale (EKP) bei einem 27-jährigen, sprachlich wenig auffälligem Patienten, mit einer präzentral bis
parietal reichenden Teilresektion der linken Hirnhemisphäre untersucht. Die Fragestellung war, ob
man aufgrund der entfernten Hirnareale Rückschlüsse auf neuronale Korrelate der Generierung verschiedener sprachspezifischer EKP-Komponenten schließen kann. Korrekte und inkorrekte Sätze mit
semantischen und syntaktischen Verletzungen wurden auditiv präsentiert und sollten hinsichtlich ihrer
Korrektheit beurteilt werden [Hahne & Friederici, Cognitive Brain Research, 13, 339-356 (2002)]. Die
Ergebnisse des Patienten zeigten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen keine wesentlichen Unterschiede. Semantische Verletzungen evozierten erwartungsgemäß ein N400-Muster, während Phrasenstrukturverletzungen eine frühe links-anteriore Negativierung um 150 ms (ELAN-Komponente),
gefolgt von einer zentro-parietalen Positivierung (P600-Komponente) hervorriefen. Die Befunde zeigen, daß bei diesem Patienten, trotz der entfernten Hirnareale, die Prozesse der auditiven Sprachverarbeitung ähnlich zu denen gesunder Probanden verliefen. Daraus folgt, daß die resezierten Hirnareale
nicht notwendig für die Generierung dieser drei sprachspezifischen EKP-Komponenten sind.
Poster
188
Neurofeedback combined with repetitive Transcranial Magnetic Stimulation (rTMS)
Ahmed A. Karim, Martin Lotze, Thomas Kammer, Thilo Hinterberger,
Ben Godde, Leo Cohen, Niels Birbaumer
Institut für Medizinische Psychologie & Verhaltensneurobiologie
Medizinische Fakultät der Universität Tübingen
Gartenstr. 29; 72074 Tübingen
[email protected]
A brain-computer interface (BCI), controlled by self-regulation of slow cortical potentials (SCP), can
contribute to communication of completely paralysed patients [Birbaumer et al., Nature, 389, 297-98
(1999); Kübler et al., Psych. Bulletin, 127, 3, 358-375 (2001)]. However, 30 % of the subjects have
not been able to control their SCP even after extended neurofeedback training. The aim of this study
is to explore whether it is possible to modulate SCP by rTMS and hence to develop further methods to
support the learning process. N = 10 healthy volunteers were trained for four days with the BCI to self
regulate their SCP. The experimental design contained the following conditions: 1) feedback without
rTMS, 2) feedback after high-frequency rTMS (15 Hz, 2 s.), 3) feedback after low-frequency rTMS
(1 Hz, 30 s.), 4-5) feedback after high- and low-frequency sham ( = placebo) stimulation. RTMS
had a differential effect on self-regulation of SCP: 15 Hz rTMS enhanced negative SCP and reduced
positive SCP, whereas 1 HZ rTMS enhanced positive SCP but reduced negative SCP. These findings
are in line with the notion that rTMS can be used to support locked-in patients in self-regulating their
SCP.
Stimulus-Reaktions und Reaktions-Effekt Kompatibilität
zwischen Tonhöhe und räumlicher Höhe
Peter Keller, Iring Koch
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr. 33; 80799 München
[email protected]
Viele Studien haben gezeigt, dass die Reaktionszeit in Wahlreaktionsaufgaben verlängert ist, wenn
Stimuli (S) und Reaktionen (R) inkompatibel sind. Neuere Studien haben ähnliche Interferenzeffekte für Reaktions-Effekt (R-E) Kompatibilität gefunden und legen nahe, dass Handlungen durch die
Antizipation kompatibler sensorischer Reaktionseffekte erleichtert werden. Die vorliegende Studie
untersucht R-E Kompatibilität in einem Paradigma, in welchem die Kompatibilität zwischen Tonhöhe und räumlicher Höhe variiert wird. Auf Farbreize hin musste entweder die obere oder untere von
zwei vertikal ausgerichteten Reaktionstasten gedrückt werden. In einer R-E kompatiblen Bedingung
wurde ein hoher Ton durch eine „obere“ Reaktion und ein tiefer Ton durch eine „untere“ Reaktion
erzeugt. Diese Zuordnung wurde in einer R-E inkompatiblen Bedingung vertauscht. In zwei zusätzlichen S-R Bedingungen wurden die Töne gleichzeitig mit den Farbreizen dargeboten. Die Daten
zeigten, dass mehr Interferenz durch inkompatible S-R Zuordnungen als durch inkompatible R-E
Zuordnungen produziert wurde. Weitere Experimente erforschen R-E Kompatibilität in komplexeren
Handlungsfolgen.
Poster
189
Zum Verstehen pluraler Nominalphrasen
Stephanie Kelter, Berry Claus
Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft
TU Berlin
Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin
[email protected]
Wie werden die Individuen, die mit einem pluralen referentiellen Ausdruck bezeichnet werden, von
einem Leser/Hörer mental repräsentiert? Unsere Hypothese ist, daß sie gewöhnlich als ein undifferenziertes Ganzes, als „komplexe Entität“, repräsentiert werden – also nicht als atomare Individuen. Bei
einem Satz wie „Die Kinder haben einen Schlitten dabei“ sollte das Prädikat demnach der komplexen
Entität zugeschrieben werden (d.h. es gibt nur einen Schlitten), nicht jedem einzelnen Individuum.
Wenn dies zutrifft, sollte ein nachfolgender Satz wie „Der Schlitten ist neu“ als kohärent empfunden werden, ein Satz wie „Die Schlitten sind neu“ hingegen nicht. Dies wurde in drei Experimenten
geprüft, in denen Texte dargeboten wurden und die Satzlesezeiten gemessen wurden. Die Ergebnisse entsprechen der Vorhersage. Zusätzlich wurde mit derselben Methode geprüft, wie der partitive
plurale Ausdruck „beide“ verstanden wird. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß bei partitiven pluralen Ausdrücken die atomaren Individuen einzeln repräsentiert werden („Beide Kinder haben einen
Schlitten dabei“ – > 2 Schlitten).
Affektive Valenz beeinflusst Sakkadenparameter
Johanna Kissler, Andreas Keil
Psychologie
Universität Konstanz
Universitätsstraße 10; 78457 Konstanz
[email protected]
Wir untersuchten den Einfluss des Emotionsgehalts von Bildmaterial auf Sakkadenparameter von
Pro- und Antisakkaden. Versuchspersonen hatten die Aufgabe, entweder so schnell wie möglich Sakkaden zu im Halbfeld dargebotenen emotionshaltigen Bilder hin zu generieren (Refixationsaufgabe),
oder vom Bild wegzuschauen und eine Sakkade ins gegenüberliegende Halbfeld auszuführen (Antisakkadenaufgabe). Das Bildmaterial entstammte den Kategorien hocherregend angenehm (erotische
Szenen), hocherregend unangenehm (Unfallopfer, angreifende Tiere) und neutral (Alltagsszenen) aus
dem internationalen affektiven Bildersystem (IAPS). In der Refixationsaufgabe waren Sakkadenamplitude und Sakkadengeschwindigkeit bei positivem Bildmaterial signifikant höher als bei neutralem
und negativem Material. In der Antisakkadenaufgabe traten bei positivem Bildmaterial signifikant weniger Fehler, also spontane Refixationen des dargebotenen Bildes auf, als bei negativem und neutralem
Bildmaterial. Diese Daten zeigen, dass der emotionale Gehalt von visuellem Material das okulomotorische Verhalten bereits auf sehr basalen Stufen beeinflussen kann, und dass die Art dieses Einflusses
von der durch die Instruktion hervorgerufene Verhaltensdisposition (Appetenz oder Abwehr) abhängt.
Poster
190
Generalisierende Umschaltungen bei numerischen Stroop-Aufgaben
Thomas Kleinsorge
Institut für Arbeitsphysiologie
Universität Dortmund
Ardeystr. 67; 44139 Dortmund
[email protected]
Wenn Versuchsteilnehmer zwischen vier Aufgaben wechseln, die aus einer faktoriellen Kombination
der binären Aufgabenmerkmale Art des Urteils und Zuordnungsvorschrift resultieren, läßt sich ein
charakteristisches Wechselkostenprofil beobachten. Dieses Profil wurde von Kleinsorge und Heuer
[Psych. Res., 62, 300 (1999)] als Hinweis auf eine hierarchische Repräsentation der beiden Aufgabenmerkmale Art des Urteils und Zuordnungsvorschrift interpretiert, wobei angenommen wurde, daß
Wechsel auf hierarchisch höherer Ebene auf hierarchisch niedrigere Ebenen generalisieren. In einem
neuen Experiment zeigte sich dieses Wechselkostenmuster auch bei Wechseln zwischen Urteilsarten (num. Größe, Geradzahligkeit) und Reizdimensionen (Ziffernwert, Ziffernanzahl). Dies macht
deutlich, daß hierarchische Umschaltungen nicht auf Kombinationen zweier Urteile mit zwei Zuordnungsvorschriften beschränkt sind, sondern auch bei gänzlich anderen Aufgabenkombinationen
auftreten.
Modalitätsunabhängige Objekt-Orts-Bindung im visuellen Arbeitsgedächtnis
Günther Lehnert, Hubert D. Zimmer
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Die Verarbeitung räumlicher Information im Arbeitsgedächtnis wird einer visuell-räumlichen Komponente zugeschrieben. Orts-Information ist danach eng mit der visuellen Item-Information verbunden. Die neuropsychologische Unterscheidung von ventralem und dorsalem Verarbeitungsweg legt
dagegen die Möglichkeit getrennter Verarbeitung von Orts- und Objektinformation nahe. Danach
könnte die Verarbeitung auditiv-räumlicher Information im gleichen räumlichen System erfolgen,
wie die eines visuellen Inputs. Wir untersuchten durch Variation der Gedächtnisbelastung, ob visuelle und auditive Positionsinformation modalitätsspezifisch oder gemeinsam verarbeitet wird. In einer
Kurzzeitgedächtnisaufgabe lernten Versuchsperson die Darbietungspositionen von vier, sechs oder
acht Objekten: Sets aus Bildern, Tönen oder beiden Itemtypen. Anschließend mussten zwei der Objekte ihrer Lernposition zugeordnet werden. Wenn visuell- und auditiv-räumliche Information unterschiedliche Systeme nutzen, sollte sich durch die Nutzung beider Ressourcen ein Vorteil für bimodale
Item-Sets ergeben. Dies war nicht der Fall. Die Repositionierungsleistung war allein von der Itemmodalität und der Größe des Memory-Sets abhängig. Dies spricht für die Nutzung eines gemeinsamen
Gedächtnissystems für räumliche Information.
Poster
191
Religion ist irrational und Irrationalität ist dysfunktional?
Daniela Lemke, Matthias Spörrle, Friedrich Försterling
Allgemeine Psychologie II
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstraße 13; 80802 München
[email protected]
Der Rational-Emotiven-Theorie (RET) von Albert Ellis zufolge sind irrationale Gedanken eine zentrale Ursache für dysfunktionale psychopathologische Zustände. Auch Religiosität wird in diesem
Sinne als irrational dargestellt. Hieraus wird abgeleitet, dass religiösere Menschen in höherer Weise zu dysfunktionalen irrationalen Gedanken neigen, die wiederum die Lebenszufriedenheit negativ beeinflussen. Zur Hypothesenprüfung beantworteten Probanden in einer Fragebogenstudie mit
Messwiederholung in permutierten Reihenfolgen Skalen zur Erfassung verschiedener Religiositätsaspekte (intrinsische und extrinsische Religiosität, Durch-Gott-Mediierte Kontrolle) und klinisch validierte Skalen zu irrationalen Einstellungen sowie eine Frage zu Lebenszufriedenheit. Es zeigen sich
signifikante Zusammenhänge zwischen den Religiositätsskalen und Irrationalitätsskalen. Insbesondere die extrinsische Religiosität, die als oberflächlicher Glaube zur bloßen Sicherung von sozialer
Akzeptanz konzipiert ist, korreliert signifikant stärker mit klinischen Irrationalitätsskalen als die intrinsische Religiosität, die als verinnerlichter, verantwortlich gelebter Glaube definiert ist. Die Irrationalitätsskalen wiederum korrelieren hypothesenkonform signifikant mit der Lebenszufriedenheit.
Quasi-experimentelle Extremgruppenvergleiche zwischen schwach und stark religiösen Personen erbringen für letztere signifikant erhöhte Irrationalitätswerte.
Untersuchungen zu auditiv-räumlichen Aufmerksamkeitsverlagerungen mittels fMRT
Jöran Lepsien, Stefan Pollmann
Tagesklinik für kognitive Neurologie
Universität Leipzig
Liebigstraße 22a; 04103 Leipzig
[email protected]
In diesem Experiment wurde die funktionelle Magnetresonanztomographie verwendet, um die neuronalen Korrelate exogener auditiv-räumlicher Aufmerksamkeitsverlagerungen zu untersuchen, speziell
im Hinblick auf die verdeckte Reorientierung, welche einen nach Fehlplazierung von Aufmerksamkeitsressourcen notwendigen Prozeß beschreibt. Für die räumliche Stimulation wurden mittels eines
Kunstkopfes aufgezeichnete Stimuli in einem Hinweisreizparadigma verwendet, wobei die in Bezug
auf die Position der Zielreize uninformativen Hinweisreize relativ zu diesen bei zwei verschiedenen
zeitlichen Intervallen präsentiert wurden (SOA). Gemessen wurden Effekte der initialen Fazilitation
und ‘Inhibition of Return’ (IOR). Für die verdeckte Reorientierung war hauptsächlich eine Aktivierung im rechten temporo-parietalen Übergangskortex zu beobachten, welchem wichtige Funktionen
für die attentionale Neuausrichtung zugeschrieben werden. Analysen der prozentualen Signaländerung und zusätzliche Kontraste zeigten, daß dies sowohl für Reorientierungen nach invaliden Hinweisreizen bei kurzem SOA, als auch für Reorientierungen unter den Effekten von IOR gilt.
Poster
192
MoJavEE: ein Java-2EE basiertes Versuchssteuerungskonzept
mit universell wiederverwendbaren Komponenten
Sandro Leuchter, Martin C. Kindsmüller, Leon Urbas
MoDyS Research Group, Zentrum Mensch-Maschine-Systeme
Technische Universität Berlin
Jebensstr. 1; 10623 Berlin
[email protected]
Java ist eine verbreitete objektorientierte Programmiersprache. Java 2 Enterprise Edition (J2EE) definiert einen Rahmen für komplexe web-basierte Anwendungen auf der Basis von Java, indem mehrere
funktionale Schichten eingeführt werden. Der Zugriff auf eine J2EE-Anwendung erfolgt über einen
Web-Browser. Die Anwendung selbst besteht aus aktiven Web-Komponenten (JSP und Servlet) und
der getrennten Anwendungslogik, die in Java spezifiziert werden. Aufbauend auf J2EE stellt MoJavEE einen Satz von wiederverwendbaren Komponenten zur Verfügung, der zur Realisierung von
Versuchsteuerungen für eine großen Bandbreite psychologischer Experimente dient. Die Universalität dieses Frameworks wird anhand einer aus den Anforderungen grundlagenorientierter und angewandter psychologischer Forschung abgeleiteter Taxonomie von Versuchssteuerungen belegt. Über
drei Anwendungen wird beispielhaft die Tragfähigkeit des Ansatzes demonstriert: Auf Basis des
Frameworks wurden mit Bezug auf die Taxonomie Versuchssteuerungen für zwei unterschiedliche
web-basierte psychologische Experimente mit MoJavEE entwickelt. Die Wiederverwendbarkeit wird
durch Anwendung in einem weiteren Typ von Experiment belegt.
Bindung (binding): Funktionale Architektur, neuronale Korrelate und Ontogenese
Ulman Lindenberger, Axel Mecklinger, Hubert D. Zimmer
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Dieses Poster stellt die DFG-Forschergruppe 448 vor. Vier der Teilprojekte sind an der Universität des
Saarlandes angesiedelt (Lindenberger, Mecklinger, Opitz, Zimmer); jeweils ein Teilprojekt befindet
sich an der Humboldt-Universität Berlin (Frensch), an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
(Herrmann) sowie an der Universität Regensburg (Bäuml). Im Zentrum der Arbeit steht das Bindungsproblem, das heißt die Frage, wie verteilte Merkmale und Verarbeitungswege zu kohärenten Repräsentationen und Prozessen verknüpft („gebunden“) werden. Untersucht wird das Bindungsproblem
u.a. in folgenden Kontexten (TeaP-Poster in Klammern): (a) Arbeitsgedächtnis (Busch et al., Müller et al.); (b) Reiz-Reaktions- und Reaktions-Effekt-Bindungen während der Handlungsausführung
(Nattkemper et al.); (c) Übergang von vorübergehenden in überdauernde Bindungszustände (Döller
et al., Groh et al.); (d) Gedächtnisabruf (Czernochowski et al., Elsner et al., Treese et al., Vilimek et
al). Verfolgt wird eine kognitiv-neurowissenschaftliche Perspektive; neben Verhaltens- werden elektrophysiologische und funktionell-bildgebende Daten erhoben. Angestrebt wird ein übergreifendes
Verständnis des Zusammenwirkens unterschiedlicher Bindungsmechanismen sowie deren Entwicklung über die Lebensspanne.
Poster
193
Unterstützung des Lernens in Online-Lernkursen durch die Verwendung von Hinweistexten
Stefan Lippitsch, Gerhard Weber
Psychologisches Institut
Pädagogische Hochschule Freiburg
Kunzenweg 21; 79117 Freiburg
[email protected]
Das Ziel von Online-Seminaren besteht in der zeit- und ortsunabhängigen Wissensvermittlung von
Inhalten. Neben Texteigenschaften sind Lesermerkmale für die Elaboration mentaler Modelle relevant (z.B. das Vorwissen). Zur Bildung des mentalen Modells greift der Benutzer demnach auf
bereits vorhandenes Wissen sowohl aus dem entsprechenden Inhaltsbereich als auch aus seinem allgemeinen Weltwissen zurück. Wir möchten in unserer Untersuchung eruieren, ob es Lesern mit geringem Vorwissen durch Vorgabe adaptiv präsentierter Hinweistexte zum Zusammenhang der Struktur
des Lernkurses erleichtert werden kann, dieses mentale Modell aufzubauen. Dazu sollen, nach der
Durchführung einer Vorstudie zur generellen Akzeptanz der Hinweistexte, Interessenten für einen
Online-Lernkurs zu HTML zufällig auf die Bedingungen „mit Hinweistexten“ und „ohne Hinweistexte“ aufgeteilt werden. Die Hinweistexte sollen dazu führen, dass die Inhalte des Kurses zumindest
von Benutzern mit geringem Vorwissen besser verstanden werden (besseres Abschneiden in Übungsaufgabe) und insgesamt mit dem Kurs zufriedener sind (Fragebogendaten). Erste Ergebnisse werden
zur Tagung erwartet.
NMDA-Rezeptoren im „präfrontalen Kortex“ der Taube – spielen sie
eine Rolle für Arbeitsgedächtnisfunktionen?
Silke Lissek, Onur Güntürkün
Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Abteilung Biopsychologie
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstr. 150; 44801 Bochum
[email protected]
Das Neostriatum caudolaterale (NCL) bei Vögeln wird als funktionell äquivalent zum präfrontalen Cortex (PFC) bei Säugetieren angesehen. Wir untersuchten in dieser Studie die Bedeutung von
NMDA-Rezeptoren im NCL der Taube für Arbeitsgedächtnisfunktionen, denn neurobiologische und
computationale Arbeiten gehen davon aus, dass für das Halten von Informationen im Arbeitsgedächnis NMDA-Rezeptoren benötigt werden. Die Versuchstiere wurden, nach lokaler Injektion des kompetitiven NMDA-Antagonisten DL-AP5 in den NCL, in zwei verschiedenen Aufgaben (simultaneous
matching to sample (SMTS) und delayed matching to sample (DMTS)) getestet und ihre Leistung
mit der Leistung nach Saline-Injektion verglichen. Die Ergebnisse zeigen signifikante Steigerungen
der Fehlerzahl unter DL-AP5 – nicht nur in der DMTS-Aufgabe, für die Arbeitsgedächtnis erforderlich ist, sondern auch in der SMTS-Aufgabe, die kein Arbeitsgedächtnis benötigt. Die Funktion von
NMDA- Rezeptoren im „PFC“ von Vögeln scheint daher die Auswahl einer kontextbezogen adäquaten Reaktion zu sein und nicht so sehr das Online-Halten von Informationen im Arbeitsgedächtnis.
Poster
194
Wiedererkennen vs. Kategorisieren strukturierter Reize
Anja Lotz, Annette Kinder
Fachbereich Psychologie
Philipps-Universität Marburg
Gutenbergstraße 18; 35037 Marburg
[email protected]
In zwei Experimenten wurde untersucht, ob Wiedererkennen und Kategorieren strukturierter Reize
auf unterschiedlichen Prozessen beruhen. Hierzu sollten Versuchspersonen zunächst Buchstabenfolgen lernen, die mit Hilfe einer künstlichen Grammatik gebildet worden waren. Anschließend wurde
eine Gruppe von Versuchspersonen instruiert, weitere Buchstabenfolgen danach einzuschätzen, ob sie
denselben Regeln wie die Lernfolgen entsprachen (Kategorisieren). Die Versuchspersonen der anderen Gruppe sollten beurteilen, ob sie die Folgen in der Lernphase gesehen hatten (Wiedererkennen).
Für beide Gruppen wurden z-transformierte ROC-Kurven erstellt und deren Steigung bestimmt. Im
ersten Experiment, in dem in der Testphase Lernfolgen und ihnen ähnliche, neue Folgen dargeboten wurden, fanden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Im zweiten Experiment,
in dem Lernfolgen und ihnen unähnliche Folgen dargeboten wurden, wich die Steigung der ROCKurven in der Wiedererkennensgruppe, nicht aber in der Kategorisierungsgruppe, signifikant von 1
ab. Dies interpretierten wir als Hinweis darauf, dass bei den beiden Aufgaben unterschiedliche Prozesse beteiligt waren.
Statistisches Lernen in SRT-Aufgaben bei Kindern
Claudia Martin, Sebastian Remmers
Lehrstuhl für Psychologie 4
Universität Würzburg
Röntgenring 10; 97070 Würzburg
[email protected]
Sequentielles Lernen wird vor allem mit dem Paradigma der seriellen Wahlreaktion (SRT) untersucht.
Den Probanden werden nacheinander einzelne Reize dargeboten, auf die sie mit einer entsprechenden Reaktion schnellstmöglich antworten sollen. Statistische Strukturen in Reiz- und Reaktionsfolgen
führen zu reduzierten Reaktionszeiten, wodurch sequentielles Lernen nachgewiesen werden kann. Es
ist noch ungeklärt, ob das Lernen von Reiz- und Reaktionsfolgen auf dem gleichen Lernmechanismus
basiert und wie sich das Sequenzlernen entwickelt. In den hier durchgeführten SRTs dienten Spielkarten als Reize, Reaktionen waren Tastenanschläge. In vier Experimenten wurden erstens Häufigkeiten
und Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen Reizen und Reaktionen variiert. Zweitens wurde die
Entwicklung von sequentiellen Lernmechanismen mit Kindern (8- und 10jährige) und Erwachsenen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass statistische Eigenschaften in Reaktionsfolgen beim Lernen besonders deutlich berücksichtigt werden. Explizites vs. implizites Wissen und der Aspekt der
Schnelligkeit vs. Genauigkeit werden anhand der Daten verdeutlicht. Im Rahmen der Präsentation
wird diskutiert, welche Mechanismen dem Lernen zugrunde liegen.
Poster
195
Akkommodation in der Sprachproduktion
Edeltrud Marx
Fachbereich Sozialwesen
Katholische Fachhochschule NRW, Köln
Wörthstraße 10; 50668 Köln
[email protected]
Wird im Deutschen ein Versprecher produziert, bei dem das fehlerhafte Nomen ein anderes Genus
aufweist als das intendierte, ist eine Anpassung (Akkommodation) des pränominalen Artikels erforderlich, wie in „Nein, die hatten...das Fenster die Tür zu“ (semantische Nomensubstitution) oder in
„...obwohl uns das ... schon auf den Wetter ging Wecker ging“ (phonologische Nomensubstitution).
Vor dem Hintergrund serieller Verarbeitungsmodelle ist eine Akkommodation aber nur dann zu erwarten, wenn der Versprecher in einer frühen Phase des lexikalischen Zugriffs entsteht, d.h. wenn
die grammatische Genusinformation des Nomens aktiviert und verwendet wird (wie in Versprecher
1). Auf einer späteren Verarbeitungsebene dürfte keine Anpassung mehr zu beobachten sein (wie in
Versprecher 2). Analysen spontaner Sprechfehler haben diese Erwartung bestätigt [Marx, E., Gender
processing in speech production. Journal of Psycholinguistic Research, 28, 6, 601-621 (1999)]. In
den vorgestellten Versprecherexperimenten wird die Hypothese überprüft, dass nach phonologischen
Nomensubstitutionen, die auf einer späteren Sprachproduktionsebene entstehen, keine Artikelakkommodation vorgenommen wird. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der aktuellen Sprachproduktionsmodelle diskutiert.
Der zeitliche Verlauf von Vertrautheit und Erinnerung beim
Wiedererkennen – eine Studie mit lateralisierten Bereitschaftspotentialen
Anja Meinke, Klaus Oberauer, Matthias Schlesewsky
Institut für Medizin
Forschungszentrum Jülich
Leo-Brandt-Str.5; 52428 Jülich
[email protected]
Der Prozeß der Wiedererkennung stützt sich auf verschiedene Typen von Information, namentlich auf
das Prüfen der allgemeinen Vertrautheit (familiarity) und/oder die Abrufung spezifischer Erinnerungen aus dem episodischen Gedächtnis (recollection) [Mandler, Psych Rev, 87, 252 (1980)]. Beide Prozesse haben einen unterschiedlichen Zeitverlauf [McElree, Dolan & Jacoby, J Exp Psychol Learn, 25,
563 (1999)], wobei die Vertrautheitsinformation schneller als die episodische Erinnerung verfügbar
ist. Anhand lateralisierter Bereitschaftspotentiale haben wir untersucht, ob Reaktionsvorbereitungsprozesse einsetzen, bevor die Gedächtnissuche abgeschlossen ist. In einer Wiedererkennungsaufgabe
mit Listendiskrimination (modifizierte Sternberg-Aufgabe) fanden wir, daß sich bei konfligierenden
Vertrautheits- und Quellengedächtnisinformationen Resultate beider Entscheidungsprozesse entsprechend ihres Zeitverlaufes in der Reaktionsvorbereitung niederschlugen. Dies unterstützt kontinuierliche Modelle der Informationstransmission, in denen auch vor Abschluß der zentralen kognitiven
Prozesse (Gedächtnisabruf, Entscheidung für eine Antwort) die resultierenden motorischen Reaktionen vorbereitet werden.
Poster
196
Die Psychologie des Euro: Gibt es bei der Größenschätzung von Münzen
aus unterschiedlichen Ländern soziale Akzentuierungseffekte?
Günter Molz, Andreas Hopf, Michael Gielnik
Fachbereich 06 – Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Molz und Hopf [Econ Soc, 3, 26-31 (2002)] konnten soziale Akzentuierungseffekte beim Schätzen
von Münzgrößen nachweisen. In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob unterschiedliche Wertschätzung von Euroländern dazu führt, dass die Größen der Münzen aus diesen Ländern differenziert
geschätzt werden. Hierzu wurden in einem between-subjects-Design Versuchspersonen verschiedene
Länder zur Bewertung vorgelegt: Die Versuchspersonen füllten für ein Land ein semantisches Differential aus und schätzten den Durchmesser der jeweiligen 1-Euromünze. Die Abfolge zwischen Bearbeitung des semantischen Differentials und der Münzenschätzung wurde variiert. Effekte, die eindeutig auf die unabhängige Variable Land zurückzuführen waren, konnten nicht nachgewiesen werden.
Ebenso war es nicht möglich, die Varianz in den Münzenschätzungen eindeutig einer der drei Dimensionen (Evaluation, Potenz, Attraktivität) des semantischen Differentials zuzuordnen. Mögliche
Erklärungen für diese Befunde werden vorgestellt.
Der Einfluss deklarativer versus prozeduraler Instruktion
auf Erwerb und Nutzung mentaler Operatoren
Burkhard Müller
FB 06 Psychologie/ Allgemeine Psychologie
Universität Gießen
Otto-Behaghel-Str. 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Annahmen zu Erwerb und Nutzung mentaler Operatoren lassen sich zum einen danach gliedern, ob
die Inhalte der postulierten Wissenseinheiten eher elementar oder eher abstrakt sind und zum anderen,
ob der Zugriff auf die Einheiten übungsbeschränkt ist oder nicht. Zur Erfassung dieser Charakteristika
mentaler Operatoren ist ein multinomiales Modell entwickelt und in einer Reihe von Experimenten
validiert worden. Das Modell ermöglicht es, dass die Anteile von vier in der Literatur diskutierten
Repräsentationsformen mentaler Operatoren quantifiziert werden. Im vorliegenden Beitrag wird das
Modell dazu genutzt, den Einfluss von Instruktionsvarianten auf die Repräsentationsform mentaler
Operatoren zu erfassen. Experimentell wurde variiert, ob in der Instruktion für Buchstabenumstelloperationen die Herstellung des Endzustands einer Operation (prozedurale Variante) oder die Beziehung zwischen Ausgangs- und Endzustand (deklarative Variante) beschrieben wurde. Die deklarative
Instruktion reduzierte deutlich den übungsbeschränkten Zugriff. Der Einsatz des multinomialen Modells zeigt, dass dieser Effekt vor allem durch geringere Anteile gerichteter Formen mentaler Operatoren bedingt ist.
Poster
197
Der Einfluss zeitlicher Relationen und die Handlungsabsicht
modulierender Verben auf das Textverständnis
Ilona Müller, Anja Rapp, Mike Rinck
Institut für Methoden der Psychologie, Allgemeine Psychologie und Biopsychologie
TU- Dresden
Oberrabensteinerstraße 26; 09117 Chemnitz
[email protected]
Es wurde ein Experiment durchgeführt mit dem die Indexical Hypothese von Glenberg [ de Vega,
M., Robertson, D. A., Glenberg, A. M., & Kaschak, M. P. (2000). Paper presented at the 41st Annual Meeting of the Psychonomic Society, New Orleans, Louisiana.] anhand von zeitlichen Relationen in Geschichten überprüft werden sollte. Dafür wurde das Experiment von M. de Vega [unveröffentlichtes Manuskript] repliziert. Die Hauptpersonen der Geschichten begannen, dachten daran oder
beschlossen zwei Dinge zu tun. Diese Dinge fanden gleichzeitig oder nacheinander statt (Variation
von: nachdem/während).Bei Lesen dieser Geschichten wurden von 90 Studenten Konsistenzurteile
und Satzlesezeiten erhoben. Es zeigte sich, dass bei den Bedingungen beginnen/während und beschließen/während Geschichten signifikant öfter als inkonsistent beurteilt und kritische Sätze länger
gelesen wurden. Dieser Befund steht in Einklang mit der Indexical Hypothese.
Altersunterschiede im Erwachsenenalter bei der kognitiven Kontrolle des
Aufgabenwechsels mit Stroop-Reizen: EEG-Powerspektren und Kohärenzen
Viktor Müller, Jutta Kray, Ulman Lindenberger
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald; 66123 Saarbrücken
[email protected]
Untersucht wurden Altersunterschiede in zwei Komponenten kognitiver Kontrolle: (a) Auswählen/Aktivhalten; (b) Überwachen. In reinen Blöcken lasen Probanden entweder Farbwörter oder nannten deren Farbe. In gemischten Blöcken bearbeiteten sie dieselben Aufgaben in pseudo-zufälliger
Reihenfolge. Die Aufgabenstellung wurde mit Hinweisreizen angezeigt. Hinweisreize wurde für 500
ms gezeigt, gefolgt von ISI (2000 ms) und Zielreiz. Zielreize waren entweder aufgabenkongruent
(ROT in roter Farbe) oder aufgabeninkongruent (ROT in grüner Farbe). Auswählen/Aktivhalten wurde durch Vergleiche reiner und gemischter Blöcke erfaßt, Überwachen durch Vergleiche kongruenter
und inkongruenter Reize innerhalb gemischter Blöcke. Drei 1-s-Zeitfenster wurden analysiert: (a) ab
Erscheinen des Hinweisreizes; (b) 1000 ms nach dessen Erscheinen; (c) ab Erscheinen des Zielreizes.
Vergleiche zwischen 14 jungen (Altersdurchschnitt = 21 Jahre) und 10 älteren Erwachsenen (Altersdurchschnitt = 63 Jahre) ergaben für junge Erwachsene parietal höhere Powerwerte im Delta-, Thetaund Alpha-Band sowie frontal niedrigere Powerwerte im Beta- und Gamma-Band. Alterseinbußen im
Auswählen/Aktivhalten waren mit reduzierter kortikaler Kohärenz assoziiert.
Poster
198
Handlungs-Effekt-Bindungen – Zur funktionalen Rolle von Handlungseffekten bei der
Handlungplanung.
Dieter Nattkemper, Peter A. Frensch, Michael Zießler
Institut für Psychologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin
[email protected]
Jede Körperbewegung bewirkt eine Vielzahl bewegungsbegleitender und der Bewegung folgender
sensorischer Effekte. Befunde unterschiedlichster Experimente belegen (i), dass die Zusammenhänge zwischen Bewegungen und ihren kontingenten sensorischen Effekten gelernt und repräsentiert
werden, und sie belegen (ii), dass diese Effekte eine funktionale Rolle in der Handlungsplanung
spielen. Weitgehend ungeklärt ist allerdings, was genau eigentlich die Funktion von HandlungsEffekt-Repräsentationen bei der Handlungsvorbereitung sein könnte. Folgt man dem ideomotorischen
Prinzip, das besagt, dass Repräsentionen von Effekten (mehr oder weniger) zwangsläufig genau die
Aktionen aktivieren, die diese Effekte erfahrungsgemäß hervorbringen, könnte man annehmen, daß
Repräsentationen von Handlungseffekten eine wesentliche Rolle bei der Selektion von Bewegungen
spielen. Dieser Idee gehen wir in Experimenten nach, in denen die distalen Effekte auszuführender
Bewegungen (vermutlich) zeitgleich mit oder zeitlich versetzt zur Phase der Handlungsvorbereitung
präsentiert werden.
Einfluss einer Fahrsimulatoraufgabe auf die Sprachproduktion
Martina Neidhart, Miklós Kiss, Marc Wittmann, Peter Gugg,
Alexander Steffen, Ernst Pöppel, Hiroyuki Kamiya
Generation Research Program
Ludwig-Maximilians-Universität München
Arzbacher Str. 12; 83646 Bad Tölz
[email protected]
Spracheingabe für technische Geräte ist eine Zukunftsvision und gibt vor allem dann Sinn, wenn diese Geräte parallel zu anderen Handlungen bedient werden können. Dabei wird die Aufmerksamkeit
der Nutzer zwischen zwei oder mehr Aufgaben verteilt. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss einer Fahrsimulatoraufgabe (Fahren einer Strecke und Bedienen eines Displays) auf die Sprachproduktion überprüft. Die sprachlichen Anforderungen umfassten einfache Konversation, Wortabruf,
Beschreibung von Handlungsfolgen sowie eine lexikalische Entscheidungs- und Arbeitsgedächtnisaufgabe. Die Ergebnisse zeigen eine unterschiedliche Beeinflussung der Sprachproduktionsaufgaben
durch die Mehrfachbelastung. Während die einfache Konversation sowie der Wortabruf von 10 Wörtern einer semantischen Klasse nicht beeinträchtigt wurden, zeigten sich Einschränkungen in der Beschreibung von Handlungsfolgen sowie in der lexikalischen Entscheidungs- und Arbeitsgedächtnisaufgabe. Diese Resultate bestätigen, dass Unterschiede in den kognitiven Anforderungen bei Sprachproduktionsprozessen bestehen. Es ist daher notwendig, derartige Ergebnisse bei der Entwicklung
von Spracheingabesystemen im Auto zu beachten.
Poster
199
Effect of stimulus intensity on RT and ERP latency
Agnieszka Nowik, Piotr Jaskowski, Jakub Wisniewski,
Malgorzata Jenerowicz, Rob van der Lubbe, Rolf Verleger
Department of Biophysics
Medical Academy of Poznan
Fredry 10; 61-701 Poznan (Polen)
[email protected]
In spite of some attempts to locate the stimulus intensity effect on information processing, no definite
answers have been provided yet [cf. Kammer, et al. (1999); Miller et al.(1999)]. We extended previous
attempts by using a broader range of stimulus intensities and by employing two different (simple and
choice) tasks. Visual stimuli (2◦ x 2◦ ) were displayed in the center. Besides RT we measured early
waves of visually evoked potentials N1, P1, P3 latency , and the stimulus- and response-locked LRP.
In the investigated range of stimulus intensity, RTs changed by about 100 ms. While the intensity
effect on the response-locked LRP was negligible, all other measures showed the same pattern as
RT, irrespective of the task to be done. This finding support Miller et al.’s conclusion that stimulus
intensity exerts its effect before the start of motoric processes. An experiment with auditory stimuli is
currently in progress to examine whether this conclusion generalizes to other stimulus modalities.
Auswirkungen von Unsicherheit über den Zustand der Ressource
auf die Kooperation in einem sozial-ökologischen Dilemma im Internet
Nicola Nübold, Wernher Brucks
Sozialpsychologische Abteilung, Forschungsgruppe W.Brucks
Universität Zürich
Stauffacherstr. 175; 8004 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Im Umgang mit bedrohten natürlichen Ressourcen ist das wirkliche Ausmass der Schädigung oft
nur ungenau bekannt oder umstritten. Diese Unsicherheit über den Ressourcenzustand eröffnet einen
Interpretationsspielraum, in dem sich individuelle Motive verstärkt auf das Handeln der Akteure auswirken. Die Folge ist häufig, dass die Übernutzung trotz Schädigung der Ressource aufrechterhalten
wird. Im vorliegenden iterierten Ressourcendilemma-Spiel wurde erstmals eine dynamische Operationalisierung der Unsicherheit über das Medium Internet miteinbezogen. Die Probanden versetzten
sich in die Rolle eines Dorfbewohners, der mit seinen Nachbarn eine Solaranlage erfolgreich bewirtschaften soll. Dabei wurde die Unsicherheit über den Ladestand der Batterien auf drei Stufen variiert.
Es zeigten sich kooperationsreduzierende Haupt- und Interaktionseffekte des Unsicherheitsgrades und
der Sozialen Orientierung auf das Spielverhalten der Probanden. Im Beitrag wird vor allem auf die
neuartige dynamische Darbietung der unsicheren Information und auf die generelle Bedeutung des
Einbezuges von informationsbezogener Unsicherheit auf die Kooperationsbereitschaft in DilemmaSpielen eingegangen.
Poster
200
Strukturähnlichkeit und Diskrimination
Kirstin S. Ober, Ira Ludwig, Harald Lachnit
Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Aktuelle Assoziationstheorien definieren die Ähnlichkeit von Reizen über die Anzahl derer gemeinsamen Elemente. Die Gestaltpsychologie dagegen postulierte, dass die Struktur von Reizen deren
Ähnlichkeit und damit Diskriminierbarkeit beeinflusst. Wir überprüften diese Vorhersagen mittels
differentieller Lidschlagkonditionierung und Ratings unter Verwendung von drei Reizen A, AB und
AC. AB und AC hatten jeweils gleich viele gemeinsame Elemente mit A, AB darüber hinaus die gleiche Struktur wie A. Gruppe 1 sollte die strukturähnlichen Reize A und AB diskriminieren, Gruppe 2
die strukturunähnlichen Reize A und AC. In einer Kontrollgruppe wurde die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen A, AB und AC über Ratings erfasst. Die Assoziationstheorien sagen für die strukturähnlichen und strukturunähnlichen Reize die gleiche Ähnlichkeit und damit Diskriminierbarkeit
vorher, die Gestaltpsychologie jedoch verschiedene. Die Ergebnisse der Konditionierung stimmten
mit den Vorhersagen der Assoziationstheorien überein, die Ratings hingegen mit der gestaltpsychologischen Vorhersage.
Distraktionseffekte bei Musikern und Nichtmusikern
Theda Ohlenbusch, Stefan Berti, Erich Schröger
Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Wir haben mittels eines auditiven Distraktionsparadigmas Prozesse der Aufmerksamkeitssteuerung
bei Musikern und Nichtmusikern untersucht. Es wurden kurze und lange Sinustöne einer konstanten
Frequenz präsentiert. In seltenen Fällen traten Frequenzabweichungen auf. Aufgabe der Versuchsperson war es, für jeden Ton unabhängig von seiner Tonhöhe zu entscheiden, ob dieser kurz oder lang
war. Zusätzlich zu den Verhaltensdaten wurden ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) erhoben. Beide
Gruppen zeigten die für dieses Paradigma typischen Effekte in Form von Reaktionszeitverlängerungen in Durchgängen mit Frequenzabweichungen (Distraktionseffekt) begleitet von den abweichungsbezogenen EKP-Komponenten MMN, P3a und RON. Dies indiziert eine Abfolge von Prozessen der
präattentiven Abweichungsdetektion, der Aufmerksamkeitsablenkung und einer Reorientierung auf
die eigentliche Längenunterscheidungsaufgabe. Die Ergebnisse legen nahe, dass diese Prozesse bei
Musikern schneller ablaufen als bei Nichtmusikern: In den Verhaltensdaten und in den EKPs traten
gruppenspezifische Effekte (u.a. in Form einer verkürzten Distraktionswirkung bei Musikern) auf.
Poster
201
Stimuluskomplexität, Enkodierung und zentrale Mechanismen
Krisztin Pataki, Thomas Lachmann
Institut für Allgemeine Psychologie und Arbeitswissenschaft
TU Berlin
Franklinstraße 5-7; 10587 Berlin
[email protected]
Die Struktur von Objekten beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Dies erscheint zunächst trivial. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch nicht vollständig erforscht. Während
die Gestaltpsychologie rein deskriptive Gesetze formuliert, ergab sich mit der Informationstheorie
die Möglichkeit, die Stimulusstruktur objektiv zu bestimmen und experimentell zu variieren. Entsprechende Befunde zeigen eine Wirkung der Struktur auf die Reaktionszeit und auf die Fehlerrate.
Allerdings werden diese Befunde hinsichtlich der Lokalisierung des Effektes innerhalb des Informationsverarbeitungsprozesses kontrovers diskutiert. In der vorliegenden Untersuchung sollte mit Hilfe
des PRP-Paradigma zum einen der Fragestellung nachgegangen werden, ob der Struktureffekt in der
Enkodierung lokalisiert ist. Zum anderen sollte überprüft werden, ob der Prozess, der der Verarbeitung der Stimulusstruktur unterliegt, auf zentrale Mechanismen zugreift. Dabei wurde eine auditive
Wahlreaktionsaufgabe, bei der ein Ton als hoch oder tief zu bewerten war, mit einer same-differentVergleichsaufgabe kombiniert. Stimulusmaterial dieser zweiten Aufgabe waren simultan präsentierte
Fünfpunkt-Muster, die sowohl in der Komplexität als auch in der Intensität varrierten. Für die Vergleichsaufgabe galt eine kategoriale Aufgabenbedingung, unter der Muster nicht nur dann als gleich
zu bewerten waren, wenn sie sich in Form und Orientierung glichen, sondern auch dann, wenn sie
sich in der Form glichen, in der Orientierung jedoch unterschieden. Das SOA wurde variiert, so dass
sich beide Aufgaben zeitlich in unterschiedlichem Maße überlappten. Aus der Variation des SOA und
der Komplexität der Muster resultierten additive Effekte für die Reaktionszeit der same-differentAufgabe. Es traten keine Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Intensität und Komplexität auf.
Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Verarbeitungsprozess, der der Stimuluskomplexität
unterliegt, nicht Teil der Enkodierung ist und auf zentrale Mechanismen zugreift, d.h. nicht parallel
zu anderen kapazitätsfordernden Prozessen wie der Antwortauswahl in der ersten Aufgabe ausgeführt
werden kann. Relativiert wird dieser Befund jedoch durch additive Effekte, die aus der Variation der
Stimulusintensität und des SOA resultierten.
Poster
202
Zusammenwirken der Phonologischen Schleife und des Sketchpads im Arbeitsgedächtnis
Christina Petras, Song Yan
Georg-Elias-Müller-Institut/Abteilung für Arbeits-und Kognitionspsychologie
Georg-August-Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Baddeley [Trends in Cognitive Sciences, 4, 11, 417-423 (2000)] schlägt vor, sein Arbeitsgedächtnismodell um einen sog. episodic buffer zu erweitern, wo Informationen aus verschiedenen Modalitäten zusammen integriert werden können. In einem Experiment zur Erfassung der Kurzzeitgedächtnisspanne wurden drei verschiedene Itemarten variiert. Den Probanden wurden sowohl die Namen
bekannter, geometrischer Figuren dargeboten, als auch ihre visuellen Abbilder sowie erfundene geometrische Figuren, die als nicht verbalisierbar gelten sollten. Parallel dazu wurde anhand von Unterdrückungsaufgaben versucht, jeweils die Verarbeitung und Speicherung dieser Informationen durch
die Phonologische Schleife (mit Hilfe von artikulatorischer Unterdrückung) bzw. durch das Sketchpad (mittels einer Zeichenaufgabe) zu stören. Es zeigte sich, dass die Behaltensleistung von Namen
durch die artikulatorische Unterdrückung stark beeinträchtigt wurde. Bei den geometrischen Figuren
wirkten sich die beiden Unterdrückungsaufgaben auf die Gedächtnisleistung aus, was für das Zusammenwirken der Phonologischen Schleife und des Sketchpads spricht. Allerdings schien sich die
Zeichenaufgabe nicht auf das Behalten von erfundenen geometrischen Figuren auszuwirken. Eine
differenzierte Analyse steht noch aus.
Interferenz als Erklärung des Rückschaufehlers? Nein!
Rüdiger Pohl, Irma Haracic
Fachbereich 06 – Psychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
Der Rückschaufehler besteht darin, dass beispielsweise Erinnerungen an nummerische Schätzungen
bei schwierigen Wissensfragen an die zwischenzeitlich dargebotenen Lösungen angeglichen werden.
Alle Erklärungsansätze für dieses Phänomen gehen von irgendeiner Form der Interferenz zwischen
der Lösung und dem Wissen der Person aus. Jedoch sind die einzelnen Annahmen, wie es genau
zu den verfälschten Erinnerungen kommt, sehr unterschiedlich. Wir prüften die zugrunde liegende
Interferenz-Hypothese in einem Experiment, in dem die Ähnlichkeit zwischen Schätzung und Lösung
variiert wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass Interferenz aufgrund erhöhter Ähnlichkeit zwar erwartungsgemäß zur Abnahme korrekter Erinnerungen und zur Zunahme von Verwechslungen (zwischen
Schätzung und Lösung) führte, dass aber die Höhe des Rückschaufehlers davon nicht betroffen war.
Damit scheidet Interferenz aufgrund von Ähnlichkeit als Erklärung aus. Wir diskutieren, welche Konsequenzen das für die verschiedenen Erklärungsansätze des Rückschaufehlers hat.
Poster
203
Das zerebrale oszillatorische Netzwerk eines imitierten Ruhetremors- Eine MEG-Studie
Bettina Pollok, Martin Dirks, Joachim Gross, Lars Timmermann, Alfons Schnitzler
MEG-Labor
Heinrich-Heine Universität
Moorenstr.5; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Parkinson Ruhetremor ist mit synchronisierter oszillatorischer Aktivität in einem ausgedehnten zerebralen Netzwerk assoziiert, das neben sensomotorischen auch prämotorische, dienzephale und cerebelläre Strukturen einschließt. Die dienzephale Aktivität entspricht mit großer Wahrscheinlichkeit
den Basalganglien. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand in der Beantwortung der Frage, ob
dieses Netzwerk pathologischer oszillatorischer Aktivität bei gesunden Probanden physiologisch präformiert ist. Elf gesunde Versuchspersonen imitierten den typischen Parkinson Ruhetremor während
neuromagnetische Aktivität mit einem 122 Kanal Ganzkopfmagnetometer und Muskelaktivität der
Unterarme mit Oberflächen-EMGs abgeleitet wurde. Die Analyse der zerebro-zerebralen und zerebromuskulären Kohärenz zeigte, dass mit Ausnahme der Kopplung zwischen dem sensomotorischen
Kortex und den Basalganglien identische Hirnareale involviert sind wie bei Parkinsonpatienten mit
Ruhetremor. Unsere Daten weisen darauf hin, dass dem Ruhetremor bei M. Parkinson ein physiologisches Netzwerk zu Grunde liegt, das durch pathologische Aktivität in den Basalganglien gestört wird
und somit zu der Tremorsymptomatik führt.
Wirkung der Hochfrequenzstimulation des Nucleus Subthalamicus auf die
Doppelaufgabenleistung von Parkinson-Patienten
Claudia Preuschhof, Torsten Schubert, Jens Volkmann, Günther Deuschl
Institut für Psychologie
Humboldt-Universität zu Berlin
Hausvogteiplatz 5-7; 10117 Berlin
[email protected]
Modellvorstellungen zur Funktion der Basalganglien (BG) nehmen an, dass die BG über parallele, funktionell getrennte motorische, kognitive und limbische Rückkopplungsschleifen die Aktivität
kortikaler Areale modulieren. Wir untersuchten, ob der Nucleus Subthalamicus (STN), ein zentraler
BG-Kern, neben motorischen auch kognitive Aspekte der Informationsverarbeitung beeinflusst. Der
funktionelle Zustand des STN von Parkinson-Patienten wurde über die Therapiemethode der Hochfrequenzstimulation manipuliert. Das Paradigma der Psychologischen Refraktärperiode erlaubte die
Trennung von kognitiven und motorischen Verarbeitungskomponenten. Acht Patienten mit idiopathischem Morbus Parkinson und bilateralen Elektroden im STN bearbeiteten dazu eine auditive und eine
visuelle Wahlreaktionsaufgabe einzeln und als Doppelaufgabe mit einem variablem SOA zwischen
beiden Aufgaben bei ein- und ausgeschaltetem Stimulator. Die Stimulation reduzierte signifikant die
Reaktionszeiten bei beiden Reaktionen der Doppelaufgabe, nicht aber bei den Einzelaufgaben. Diese
Verbesserung war unabhängig vom SOA. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Hochfrequenzstimulation des STN neben elementaren Motorprozessen auch kognitive Kontrollfunktionen beeinflusst,
welche die gemeinsame Vorbereitung beider Reaktionen betreffen.
Poster
204
Wieviel Terror steckt im Selbstbild?
Markus Quirin, Julius Kuhl
Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung
Universität Osnabrück, Fachbereich 8
Postfach; 49069 Osnabrück
[email protected]
Nach der Terror-Management-Theory ist die Angst vor dem Tod eine existentielle Angst, die latent
bei jedem vorhanden ist und durch Selbstwerterhöhung sowie Identifikation mit geteilten Wertvorstellungen bewältigt wird, die man mit Angehörigen einer kulturellen Gruppe gemeinsam hat. Wenn
also die Aktivierung des Selbst dazu dient, latente, mit dem Tod assoziierte Hinweise oder Vorstellungen abzuwehren, dann würde die Umkehrung dieses Zusammenhangs erwarten lassen, dass eine
Aktivierung des Selbstbilds genügt, um die latente existentielle Bedrohung zu aktivieren. In einem
Experiment mit 88 StudentInnen wurde mithilfe expliziter und impliziter Maße überprüft, inwieweit
die Beschäftigung mit dem Selbstbild negative Stimmung induziert und darüber hinaus Gedanken an
den Tod aktiviert. Die Befunde liefern nur eine partielle Bestätigung der Umkehrungshypothese und
legen darüber hinaus nahe, dass die Beziehung zwischen Aktivierung des Selbst und der Verfügbarkeit
von Sterblichkeitskognitionen durch bislang nicht berücksichtigte Persönlichkeitsvariablen moderiert
wird.
Blickbewegungen beim Lesen von NN-Komposita mit und ohne Bindestrich
Ralph Radach, Markus Pfeiffer, Dieter Heller, Albrecht Inhoff
Institut für Psychologie
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Jägerstr. 17; 52056 Aachen
[email protected]
Ausgehend von Ergebnissen unserer Arbeitsgruppen [Inhoff, Radach & Heller, Journal of Memory and Language, 42, 23-50, (2000)] wurde das Lesen relativ vertrauter (Musiklehrer) vs. unvertrauter (Gehirnchirurg) Komposita untersucht. Die Darbietung erfolgte entweder in der normalen
Schreibweise oder in einer orthographisch zwar legalen, aber unüblichen Schreibweise mit Bindestrich (Musik-Lehrer). Den theoretischen Hintergrund bildet die Hypothese, dass auf die Bedeutung
von Komposita über zwei Routen zugegriffen werden kann: über einen direkten Zugriff auf einen
vorhandenen lexikalischen Eintrag oder über die sequenzielle Enkodierung der Konstituenten und ihre Integration zu einer Gesamtbedeutung (Dekompositionsroute). Da geläufige Komposita eher einen
eigenen Eintrag im Lexikon haben sollten, müsste sich die segmentierende Bindestrichschreibweise als vorteilhaft für die Verarbeitung weniger vertrauter Komposita erweisen. Es zeigte sich, dass
ein Bindestrich unabhängig von der Vertrautheit die Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Fixation
erhöht. Hierdurch kommt es zu einer Zunahme von Blickzeiten und Gesamtlesezeiten für die alternative Schreibweise. Eine signifikante Interaktion zwischen Vertrautheit und Schreibweise deutet jedoch
darauf hin, dass bei relativ unvertrauten Komposita der Bindestich tatsächlich den angenommenen
Vorteil in der lexikalischen Verarbeitung bewirkt.
Poster
205
Passen Kinder externe Repräsentationen für die Lösung spezifischer Probleme an?
Die Unterscheidung von Kategorie und Sequenz
Andreas F. Rapp
Allgemeine und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Externe Repräsentationen wie Zeichnungen und Karten können helfen, Probleme effizient zu lösen.
Damit eine externe Repräsentation das Lösen eines Problems optimal unterstützen kann, sollten zentrale Merkmale des Problems darin abgebildet sein [McKendree, Small, & Stenning. Ed. Rev., 54,
60 (2002)]. Mit der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie Kinder externe Repräsentationen an
eine kategoriale und eine sequentielle Struktur von Problemen anpassen, um diese möglichst effizient
zu lösen. Kinder im Alter von 9, 10 und 12 Jahren (N = 66) sollten zwei Polizisten über eine kategoriale und über eine sequentielle Strategie helfen, einen entlaufenen Affen einzufangen, der sich
von drei Marktständen täglich eines von drei Lebensmitteln nimmt. Für jedes genommene Lebensmittel wurde dabei ein Chip gelegt. Es interessierte, ob die Anordnung der Chips der Strategie bzw.
Problemstruktur entsprach. Mit zunehmendem Alter steigt der relative Anteil der Kinder, die die externen Repräsentationen an beide Problemstrukturen korrekt anpassen. Jüngere Kinder scheinen mit
der Anpassung an die sequentielle Struktur Schwierigkeiten zu haben.
Die Vermeidung aversiver Informationen durch Raucher
bei der Rezeption von Werbebotschaften
Olivia Rathammer, Andreas Olbrich, Werner Herkner
Institut für Psychologie /Arbeitsbereich Sozialpsychologie
Universität Wien
Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich)
[email protected]
Es wurde der Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und der Dissonanzreduktion überprüft. Die
Dissonanzreduktion wurde durch die Vermeidung aversiver Information zum Thema Rauchen und der
Modifikation der Einstellung bezüglich Tabakanzeigenwerbung und dem „typischen Raucher“ gegenüber operationalisiert. 184 Versuchspersonen (77 Raucher, 61 Nichtraucher, 46 Ex-Raucher) wurde
ein Fragebogen in drei Versionen (für Raucher, Nichtraucher, Ex-Raucher) vorgelegt, in dem der
Smoking Status, die bevorzugte Zigarettenmarke, die Motivation zur Änderung des Rauchverhaltens,
die Nikotinabhängigkeit, die Selbstwirksamkeitserwartung zur Raucherentwöhnung, das Image des
„typischen Rauchers“, die gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugungen, die Ambiguitätstoleranz,
die dispositionale Selbstaufmerksamkeit, die Angst vor körperlicher Erkrankung, die Recall-Leistung
bzw. Masked-Recall-Leistung und die Einstellung zu einer vorgelegten Tabakanzeige erhoben wurde.
Raucher unterscheiden sich von Nichtrauchern hinsichtlich der Erinnerungsleistung an den Warnhinweis zur Gefährlichkeit des Rauchens. Sie erinnern sich an signifikant weniger Krankheiten. Raucher
haben ein insgesamt besseres Image des typischen Rauchers, sie beurteilen den typischen Raucher als
weniger leistungsschwach, weniger ungesund, weniger gestresst, weniger langweilig, weniger passiv
und weniger abstoßend.
Poster
206
Implizite und explizite Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Physik und Englisch
Melanie Rau, Ursula Kessels, Bettina Hannover
Fachbereich Erziehungswissenschaften u. Psychologie, Schul- und Unterrichtsforschung
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Alle 45; 14195 Berlin
[email protected]
Hannover & Kessels [Zeitschrift für Pädagogik, 45. Beiheft, S. 341 (2002)] führen das geringe Interesse an naturwissenschaftlichen relativ zu sozial- und geisteswissenschaftlichen Schulfächern auf
das spezifische Image dieser Fächer zurück: hohe Fähigkeitsdiagnostizität, hohe Schwierigkeit, wenig Selbstaffirmationsmöglichkeiten, Unsinnlichkeit und männliche Geschlechtskonnotation. Nosek,
Banaji & Greenwald [JPSP, 83, 1, S.44 (2002)] konnten zeigen, dass die implizite Wahrnehmung
naturwissenschaftlicher Fächer als maskulin die Bewertung dieser Fächer vorhersagt. Die vorliegende Studie untersucht, ob die Ergebnisse von Nosek et al. auf deutsche Schüler/innen übertragbar sind
und welche Rolle die von Hannover und Kessels zusätzlich angenommenen Image-Dimensionen spielen. Untersucht wurden a) Lehramtsstudierende verschiedener Fachrichtungen und b) Schüler/innen
der gymnasialen Oberstufe. Jede Versuchsperson bearbeitete acht IATs zur Erfassung der impliziten Einstellungen gegenüber den Schulfächern Physik und Englisch und einen Fragebogen, in dem
die korrespondierenden expliziten Einstellungen sowie Leistungskurswahlen und Leistungsergebnisse (Schulnoten) erhoben wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass implizite und explizite Maße stark
kovariieren. Während die Geschlechtskonnotation der Fächer vor allem relevant für die Vorhersage
der impliziten Einstellungen war, war der Image-Faktor Sinnlichkeit bedeutsamer für die Vorhersage
der expliziten Einstellungen. Die Ergebnisse werden hinsichtlich ihrer Implikationen für Möglichkeiten pädagogisch-psychologischer Einflussnahme auf Fachwahlpräferenzen von Schülerinnen und
Schülern diskutiert.
Standards für Internet-basiertes Experimentieren
Ulf-Dietrich Reips
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Internet-basiertes Experimentieren entwickelt sich schnell zu einer Standardmethode und damit zu
einer Methode, die Standards braucht. Im Vortrag werden auf der Basis empirischer Untersuchungen und praktischer Erfahrungen mit dem Internet-basierten Experimentieren sowie dem lokalen
Internettechnologie-basierten Experimentieren Empfehlungen zu folgenden Fragen gegeben: (1) Unter welchen Bedingungen ist das Durchführen eines Experiments im Internet die Methode der Wahl
und unter welchen nicht?; (2) Welche Vorkehrungen sind beim Design von Web-Experimenten zu
treffen?; (3) Welche Techniken haben sich beim Web-Experimentieren als vorteilhaft erwiesen?;
(4) Welche häufigen Fehler und irrigen Annahmen sollten vermieden werden?; und (5) Was sollte berichtet werden? Verfahrensweisen und Lösungen für typische Herausforderungen beim WebExperimentieren werden diskutiert. Die empfohlenen Standards für Internet-basiertes Experimentieren umfassen Themen wie den Einsatz von Softwaretools, Vortests, Rekrutierung, Versuchsabbruch,
experimentelle Kontrolle, das Rohdatenprinzip, Mehrfachteilnahmen, Konfigurationsfehler und Kontrolle motivationaler Konfundierung. Unter den vorgestellten Techniken befinden sich „Warm-up“,
„Hohe Hürde“, Passwortmethoden, „Multiple site entry“, Randomisierung, und der Einsatz von Incentives.
Poster
207
Cerebelläre Dysarthrie ist selten bei kindlichen Kleinhirn-Tumoren
Stefanie Richter, Beate Schoch, Alexandra Ozimek, Barbara Schnepf, Dagmar Timmann
Neurologie
Universitätsklinik Essen
Hufelandstraße 55; 45122 Essen
[email protected]
In der vorliegenden Studie wurden dysarthrische Symptome bei 10 Kindern mit cerebellären Tumoren
vor und nach der Operation (OP) untersucht und mit dem Ort der Kleinhirnschädigung in Zusammenhang gebracht. Zum Vergleich wurden 10 Kontrollkinder vor und nach orthopädischer OP getestet.
Mittels einer Symptomliste [Darley, Aronson, & Brown, J. Speech Hear. Res., 12 (1969a,b); Kluin,
Gilman, Markel, Koeppe, Rosenthal, & Junck, Ann. Neurol., 23 (1988)] wurden dysarthrische Symptome der Spontansprache untersucht. Als akustisches Maß diente die Silbendauer bei einer Silbenund Satzwiederholungsaufgabe [Ziegler & Wessel, Neurology, 47 (1996); Ziegler, Brain Lang., 80
(2002)]. Die Lokalisation der cerebellären Schädigung wurde durch Einzeichnen der Läsionen vom
individuellen MR-Bild in einen stereotaktisch normalisierten 3D-Datensatz bestimmt. Die Analyse der Spontansprache erbrachte wenige, schwache Anzeichen einer cerebellären Dysarthrie. In der
akustischen Analyse zeigten einige Kinder nach cerebellärer OP vorübergehend eine verlängerte Silbendauer in der Silbenwiederholung. Die MR-Analyse ergab, dass die für die Silbenwiederholung
kritischen Regionen im oberen Kleinhirn (HVI, Crus I) [Wildgruber, Ackermann, & Grodd, Neuroimage, 13 (2001)] bei keinem Kind sicher betroffen waren. Sprechstörungen nach cerebellärer OP
bei Kindern scheinen schwach ausgeprägt zu sein, möglicherweise weil kritische Kleinhirnregionen
durch mittelliniennahe Tumoren nicht geschädigt werden.
Die Rolle visueller Bewegungseffekte – Veränderung von Zielposition und Gain in einem
kontinuierlichen Adaptationsparadigma
Martina Rieger, Günther Knoblich, Wolfgang Prinz
Kognition und Handlung
Max Planck Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Das Konzept interner Modelle beinhaltet die Fähigkeit des Gehirns mit Perturbationen und Veränderungen umzugehen. Das Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen wie Nacheffekte vorheriger Bewegungen sich verringern, wenn TeilnehmerInnen an neue Bedingungen adaptieren. TeilnehmerInnen
malten auf einem Grafiktablett; sie erhielten an einem Bildschirm Feedback über die Stiftposition.
Sie sollten zwei Linien kontinuierlich miteinander verbinden. Drei Veränderungsbedingungen wurden präsentiert: a) eine Veränderung der Zielposition b) Veränderung des Gains c) Veränderung von
Zielposition und Gain. Die TeilnehmerInnen zeigten die erwarteten Nacheffekte der vorherigen Bewegung (Über- und Unterschießen der Bewegung). Korrekturversuche begannen sehr schnell, ungefähr
200 ms nach einer Veränderung. Die Veränderungen konnten jedoch im 1. Strich nicht vollkommen
kompensiert werden. Die Adaptation im 5. Strich zeigte, dass Handlungseffekte (Trajektorienlänge am Bildschirm) wichtig für Bewegungsparameter waren, d.h. die Trajektorie unterschied sich in
Bedingungen, bei denen die gleiche Bewegungsdistanz notwenig war, jedoch unterschiedliche Effektdistanzen zurückgelegt wurden.
Poster
208
Arbeitsgedächtnis und Rechenleistung. Eine Studie zum Zusammenhang
zwischen Zentraler Exekutive und Rechenleistung
Thorsten Roick, Stefanie Böker, Nina Bröcker, Dietmar Gölitz, Marcus Hasselhorn
Zentrum für empirische Unterrichts- und Schulforschung (ZeUS)
Georg-August-Universität Göttingen
Waldweg 256; 37073 Göttingen
[email protected]
Ziel der vorliegenden Studie ist die Prüfung des Zusammenhangs zwischen spezifischen Funktionsbereichen der Zentralen Exekutive im Sinne des Mehrkomponentenmodells von Baddeley [Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 93, 13468-13472 (1996)] und Rechenleistungen bei Grundschülern. Der Zentralen
Exekutive wird in Bezug auf Rechenschwäche eine hohe Bedeutung zugewiesen [z. B. McLean &
Hitch, J. Exp. Child Psychol., 74, 240-260 (1999)], zur Zeit liegen allerdings nur wenige differenzierte Analysen vor. Der Untersuchung liegt ein quasiexperimenteller Versuchsplan zugrunde. Aus einer
Gesamtstichprobe von 351 Drittklässlern werden anhand der Leistungen in einem lehrplanvaliden
Mathematiktest jeweils 30 schwache und 30 gute Rechner ausgewählt. Die Gruppen sind hinsichtlich Leseleistung, Geschlecht und Alter parallelisiert. Seitens der AVn identifiziert Baddeley [Q. J.
Exp. Psychol. A, 49, 5-28 (1996)] für die Zentrale Exekutive vier Funktionsbereiche, welche in der
vorliegenden Studie allesamt über neuentwickelte Testverfahren erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen hypothesenkonform überzufällige Unterschiede in einigen Funktionsbereichen. Die Bedeutung
der Ergebnisse für neue diagnostische Instrumente wird ebenso diskutiert, wie die Möglichkeiten und
Grenzen einer experimentellen Variation der Zentralen Exekutive.
Modulation von Mikrosakkadenstatistiken bei cross-modalem Cuing
Martin Rolfs, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl
Institut für Psychologie, Kognition
Universität Potsdam
Postfach 601553; 14415 Potsdam
[email protected]
Mikrosakkaden sind kleine ballistische Augenbewegungen während einer Fixation. Es wird angenommen, dass sie zentralnervös kontrolliert sind, doch ihre Funktion ist weitgehend ungeklärt. Die
Verschiebung visueller Aufmerksamkeit moduliert sowohl die Rate als auch die räumliche Orientierung von Mikrosakkaden [Engbert & Kliegl (submitted)]. In vier Cuing-Experimenten [Posner, Quart.
J. Exp. Psych.,32A, 3 (1980)] untersuchen wir nun die Modulation von Mikrosakkaden durch visuelle
(VV: visueller Cue, visuelles Target), auditive (AA: auditiver Cue, auditives Target) und cross-modale
Aufmerksamkeitsverschiebung (AV, VA). In allen vier Experimenten zeigt sich eine Veränderung der
Mikrosakkadenrate in Abhängigkeit der Aufmerksamkeitsverschiebung. Auf einen Einbruch der Rate nach Cue-Präsentation folgt ein starker Anstieg. Anschließend entspannt sie sich auf Grundniveau.
Die Mikrosakkadenorientierung verändert sich in Experimenten mit visuellen Hinweisreizen (VV,
VA). Nach Cue-Präsentation gibt es mehr Mikrosakkaden entgegen der Cue-Richtung. Dann verschiebt sich die mittlere Orientierung in Cue-Richtung. Wir interpretieren dies als Konsequenz einer
Inhibition schneller sakkadischer Reaktionen zu den visuellen Cues. Die Resultate legen nahe, dass
Mikrosakkaden die räumliche Verteilung visueller Aufmerksamkeit indizieren.
Poster
209
Die zwei Gesichter der N400: Spiegelt die N400 dissoziierbare
automatische und kontrollierte Bahnungsmechanismen wider?
Bettina Rolke, Martin Heil, Jonas Bauer
Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Friedrichstraße 21; 72072 Tübingen
[email protected]
Werden zwei semantisch assoziierte Worte (Prime und Probe) nacheinander dargeboten, so findet sich
ein Verarbeitungsvorteil für das Probe auf der Ebene der Verhaltensdaten und in den ereigniskorrelierten Potentialen (N400). Dieser semantische Bahnungseffekt kann durch ein zwischen Prime und
Probe dargebotenes Wort (Zwischenwort) aufgehoben werden. Theoretische Überlegungen führen die
Aufhebung der semantischen Bahnung auf die Beeinflussung kontrollierter Bahnungsmechanismen
zurück. Die vorliegende Studie untersucht mittels des Einflusses eines Zwischenwortes den Beitrag
kontrollierter Mechanismen am N400-Effekt. Die Probanden sollten innerhalb einer schnellen Reizdarbietung farbig definierte Zielreize (Prime und Probe) und entweder ein weiteres, zwischen diesen
Worten dargebotenes Wort oder eine Kette identischer Buchstaben identifizieren. Die N400 zeigt in
beiden Bedingungen einen frühen semantischen Bahnungseffekt. Im Gegensatz hierzu läßt sich ein
N400-Effekt in einem längeren Zeitbereich nur für die Buchstabenbedingung nachweisen. Die Ergebnisse zeigen die Dissoziierbarkeit des semantischen N400-Effektes in einen frühen und einen späteren
Bestandteil auf. Möglicherweise lassen sich diese Teilkomponenten unterschiedlichen Bahnungsmechanismen zuordnen.
Event-related brain potentials to sound omissions in adult normal and dyslexic readers
Jascha Rüsseler, Claudia Sambale, Judith Wildner, Thomas F. Münte
Institut für Psychologie II, Abteilung Neuropsychologie
Universität Magdeburg
Postfach 4120; 39016 Magdeburg
[email protected]
The mismatch negativity (MMN) component of the auditory event-related bain potential reflects the
automatic detection of sound change. MMN to occasionally omitted sounds in a tone series can be
used to investigate the time course of temporal integration in the acoustic system. Developmental
dyslexics are hypothesized to have a deficit in temporal processing that leads to difficulties in the
discrimination of phonemes. In the present series of studies, we used MMN to study differences in
temporal integration mechanisms in adult developmental dyslexic and normal readers. In experiment
1, occasionally omitted „sounds“ in an otherwise regular series of clicks (1 ms duration) evoked a
reliable MMN at SOAs of 120 ms, 150 ms, 180 ms. At an SOA of 200 ms, MMN was clearly present
for normal but not for dyslexic readers whereas for 220 ms SOA, MMN was absent for both groups.
In experiment 2, deviance of a tone was induced by presenting clicks at a shorter SOA (100 ms or
130 ms) compared to the standard click (150 ms SOA). Both, dyslexic and normal readers, showed
a reliable MMN for the 100 ms SOA but not for the 130 ms SOA indicating that the precision of the
temporal integration window does not differ for the two groups. In a control experiment (experiment
3), MMNs of similar amplitude were evoked by a tone that deviated in pitch from the standard (1500
Hz vs. 1000 Hz). The results are discussed with respect to models that propose a deficit in temporal
processing as one important factor contributing to the phonological deficits of dyslexics.
Poster
210
„Hypokaliämie ist also wenn ...“: Zur Analyse kritischer
Faktoren des Audience Design in der netzgestützten Gesundheitsberatung
Anne Runde, Rainer Bromme, Regina Jucks, Claudia Brenner, Maike Frieling
Psychologisches Institut III; Pädagogische Psychologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstraße 21; 48149 Münster
[email protected]
In der textbasierten, asynchronen Kommunikation via Internet sind jene Hinweisreize reduziert, die
sonst für das Audience Design bei der Produktion sprachlicher Äußerungen genutzt werden. Woran
orientieren sich Experten, wenn sie über das Internet mit Laien kommunizieren? Auf den Ergebnissen
einer Vorgängerstudie [vgl. Jucks, Bromme & Runde, (im Druck)] aufbauend, gehen wir der Frage
nach, welche Rolle externe Repräsentationen (fachliche Abbildungen und Stichwortlisten) auf das
Audience Design von Gesundheitsexperten haben. Studierende der Medizin (n = 56) beantworten in
einer Chat-Umgebung die medizinische Anfrage eines (fiktiven) Laien. Nachdem die Antwort des Experten eingeht, reagiert der „Laie“ mit weiteren Fragen zur Thematik. Den Medizinern standen bei der
Beantwortung der Laienanfragen verschiedene externe Repräsentationen sowie die Information über
deren Verfügbarkeit für den Laienrezipienten zur Verfügung. Der Einfluss von externen Repräsentationen auf das Audience Design der Experten wird mittels Inhaltsanalysen untersucht. Die Ergebnisse
werden insbesondere mit Blick auf den Kommunikationsverlauf diskutiert. [Jucks, R., Bromme, R. &
Runde, A. (im Druck). Zeitschrift für Psychologie]
Situationsabhängigkeit von Präferenzen im Getränkemarkt
Stefan Ryf, Regula Looser, Damian Läge
Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie
Universität Zürich
Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Marktteilnehmer machen sich ein – fragmentarisches oder vollständiges – Bild über die miteinander konkurrierenden Produkte. Psychologisch läßt sich dieser „Marktüberblick“ mit Hilfe Kognitiver
Karten modellieren, und in einer solchen Karten läßt sich auch der Bereich maximaler Präferenz eines
Marktteilnehmers identifizieren. Wir stellen ein derartiges Idealpunkt-Modell vor, das auf Nonmetrischer Multidimensionaler Skalierung basiert, und zeigen, dass die Vorhersagekraft solcher Modelle
von strukturellen Merkmalen des Produktbereichs abhängt. In einem Experiment wurde das Strukturmerkmal der Situationsabhängigkeit der Präferenzen am Beispiel von Erfrischungsgetränken untersucht: Es zeigte sich, dass die Idealpunkte der einzelnen Personen zwischen den jeweiligen Situationen deutliche Verschiebungen zeigten, deren Richtungen situationsspezifische Trends aufzeigten. Im
Licht dieser Befunde muss die Konzeption der in der Marktpsychologie weit verbreiteten Präferenzmodelle neu diskutiert werden.
Poster
211
Mental representation of complex rotational movements
Thomas Schack
Psychologisches Institut
Deutsche Sporthochschule Köln
Carl-Diem-Weg 6; 50933 Köln
[email protected]
The aim of the paper is to question in how far there exist connections between performance and
organisation of mental representations for extreme rotations in freestyle-ski alpin and gymnastics. For
experimental studies on this topic, we chose a special splitting procedure method for the analysis of
mental structures in motor memory [Schack, Mot.-C.,E-Journ. (2001)]. By using an expert-beginner
paradigm, differences in the quality of the structure and organisation of knowledge between experts
and beginners were found. It is shown that, in opposite to beginners, the mental structure of persons
with a high ability to perform is more differentiated and more function-oriented. By means of an
invariance measure a significant difference between mental structures of experts (N = 35) and novices
(N = 25) in these two kinds of extreme movements were found. The consequences for a new kind of
mental training based on mental representation will be discussed.
The bases of psychology intensification of high-automatical technological processes under the
condition of metalical production (for instance Ukraine, Russia and China)
Alexei Schewjakow, Igor Raspopow, Georgi Zarakowski, Gao Han Tschu
Fakultat Psychologie und Sociologie
Dnepropetrowsker Nationale Universitat
Karl Marks Prospekt, 36; 49100 Dnepropetrowsk (Ukraine)
[email protected]
A hypothesis was advanced that as an integral criterion of individuals suitability for operator’s work
may be his psychlogical condition. To the aim of verification of this hypothesis an investigation was
conducted with two contingents of rolling-mill operators of the Ukraine, Russia and China. The first –
main contingent included operators wich had PC-experience (250 men). The second – special contingent included operators wich did not have PC – experience (250 men). The folloving characteristics
were evaluated in production enviroment regardless of working load: eyemeasure; space imagination;
switchability of attention and information pocessing speed; ability of space orientation; visual main
memory; emotional stability; logical thinking. Using a criterion of professionalism in three groups: 1the highest, 2- the middle, and 3 – the lovest profesionalism level. The recommendation were made
for retraining the operators with professionalis index corresponding the third professionalism group
to other-nonoperators specialties. The received findings confirm the advaced hypothesis.
Poster
212
The psychological distance of personal experiences to the self as a manifestation of the
individual space-and-time organization
Helen Schewjakowa
Psichologie und Sociologie
Dnepropetrowsker Nationale Universitat
Mandrikowski str., 147/ 55; 49000 Dnepropetrowsk (Ukraine)
[email protected]
We consider the psychological world under the aspect of space and time organization. Following L.M.
Vekker, we believe that the psychological organisation of space and time is qualitatively different from
the relations found in the physical domain. Referring to recent developments in psychological research here in the Urkaine, we introduce the concept of a centre in psychological space and time, where
the centre means the place where the person perceives herself. This concept of a centre enables us to
consider the related concept of a psychological distance – both as a phenomenon and as a real mechanism of the psyche. Our research is aimed at investigating the psychological distance (PD) with
respect to the self. In the context of space and time organization we may distinguish external experiences (experience of knowledge), internal experiences (self-experience, experience of action) and
experiences of communication. In our investigation we tested the hypothesis that persons with a high
profile in MMPI scores and persons that have the maximal score in the schizophrenia scale (8) of this
test will show a higher than average PD for experiences in general and especially internal experiences.
We used a short version of the MMPI with 398 items that was adapted by L.N. Sobchik. To measure
PD we employed two different methods: 1. A questionnaire with 31 items designed specifically for
this purpose and 2. A graphical psychosemantic method: First, the subject remembered and wrote
down personal experiences with respect to action/self-experience (5 items), knowledge (4 items), and
communication (3 items). Afterwards these experiences were evaluated using 11 scales that included
space and time aspects. The subjects were asked to mark on a sheet of paper their psychological distance between self and these experiences. The above-mentioned hypothesis was confirmed in a study
in which 114 persons with different professional backgrounds participated.
Sex differences in an emotional Stroop task: fMRI evidence
Annett Schirmer, Stefan Zysset, Sonja A. Kotz, D. Yves von Cramon, Angela D. Friederici
Neuropsychologie
Max -Planck-Institut für Neuropsychologie
Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
The present experiment aimed at investigating gender specific emotional processing in a Stroop-like
situation. Twelve female and 12 male participants listened to words that had either positive or negative valence and that were spoken with either happy or angry prosody. Participants either listened
to word content or to prosody and indicated via button press whether valence was positive or negative. Women showed a stronger response (e.g., bilateral superior temporal gyrus, left orbito-frontal
cortex) to negative as compared to positive valence for the emotional information that had to be ignored. Those effects were smaller or absent in men. Furthermore, subtracting emotionally congruent
from incongruent trials revealed that women but not men show a stronger activity in areas associated
with emotional processing (e.g., bilateral basal ganglia, left anterior insula). These findings suggest
that in contrast to men women have more difficulties ignoring task irrelevant emotional information
especially when this information is negative.
Poster
213
Wenn aus hell und hell tatsächlich dunkel wird: Zur Entwicklung des cognitive averaging
Priska Schmid
Allgemeine und Entwicklungspsychologie
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Untersuchungen zur kognitiven Entwicklung der Durchschnittsbildung haben gezeigt, dass Grundschulkinder bei der Integration intensiver Grössen wie Temperatur, Süsse oder Farbintensität vereinfachende Lösungsregeln anwenden. Bei der Mischung zweier Farbintensitäten verknüpfen 6- bis 10jährige Kinder die Informationen mehrheitlich additiv (light and light make dark; Jäger & Wilkening
[J. Exp. Child Psych., 79, 323 (2001)], anstatt den Durchschnitt zu bilden. Im vorliegenden Experiment mussten jeweils 20 8-, 9- und 10-jährige Kinder sowie 20 Erwachsene verschiedene präsentierte
Mixturen farbiger Flüssigkeiten hinsichtlich ihres Realitätscharakters auf einer „Zauber“-Skala einschätzen: additive, dem Mischkonzept entsprechende sowie richtige, dem Naturgesetz entsprechende
Mischungen. Zudem wurden die Ausgangsintensitäten der Flüssigkeiten variiert (gleiche und verschiedene) sowie die subjektive Sicherheit der angenommenen Regel vor und nach der Präsentation erhoben. Die Resultate zeigen, dass die Kinder generell, v.a. aber die addierenden, die richtigen
Mischungen signifikant weniger gut von den falschen unterscheiden konnten und dabei z.T. (8- und
10-jährige addierende) die richtigen auf der „Zauber“-Skala sogar höher einschätzten als die falschen.
Der Einfluss narrativer Zielstrukturen auf das Eigenschaftskonzept bei Kindern
Karoline Schmidthals, Claudia Thußbas
Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie Schulpädagogik
Schul- und Unterrichtsforschung
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45; 14195 Berlin
[email protected]
Die bisherige entwicklungspsychologische Forschung zeigte, dass Vorschulkinder das Eigenschaftskonzept im Personenwahrnehmungsprozess weniger verwenden als ältere Kinder. Die Annahme, dass
neben allgemeinen kognitiven Fähigkeiten auch narrative Kognitionen [Bruner,J.S. (1986). Cambridge, MA: Havard University Press.; Bruner, J.S. (1996). Camebridge, MA: Havard University
Press.] an der Entwicklung des Eigenschaftskonzept beteiligt sind, bildete den Ausgangspunkt für das
vorliegende Experiment mit 5- und 7-jährigen Kindern. Es wurde angenommen, dass übergeordnete
Textstrukturen wie Protagonistenziele bereits 5-jährigen eine globale Textverarbeitung ermöglichen
und dadurch eine Eigenschaftsinferenz erleichtern. Kindern beider Altersgruppen wurden illustrierte Geschichten vorgelesen, zu deren Beginn entweder ein Protagonistenziel dargeboten wurde oder
nicht. Beide Geschichtenversionen legten durch das beschriebene Verhalten eines Protagonisten die
Inferenz einer bestimmten Eigenschaft nahe. Die Auswirkung der Protagonistenzielstruktur auf das
Eigenschaftskonzept wurde durch verschiedene abhängige Variablen erhoben, wie Verhaltensvorhersage (forced-choice) bzw. Verhaltenserklärung (offene Antwortformate). Es konnte gezeigt werden,
dass die Vorgabe einer Protagonistenzielstruktur die Verfügbarkeit des Eigenschaftskonzepts für beide
Altersgruppen gleichermaßen förderte. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass das Eigenschaftskonzept
mit zunehmendem Alter häufiger im Personenwahrnehmungsprozess Anwendung fand.
Poster
214
Der Zusammenhang zwischen Religiosität, Konfession
und dem Glauben an paranormale Phänomene.
Reinhard Schott, Andreas Hergovich
Psychologie
Universität Wien
Liebiggasse 5; 1010 Wien (Österreich)
[email protected]
In der vorliegenden Studie wird der Zusammenhang zwischen dem Glauben an paranormale Phänomene und dem religiösen Glauben untersucht. Weiters wird die Frage gestellt, ob sich diesbezüglich
die verschieden Konfessionen (römisch katholisch, protestantisch, muslimisch und ohne Bekenntnis)
unterscheiden. 601 Studierende der Psychologie, Philosophie und der Informatik wurden mittels des
Fragebogens der religiösen Orientierung von Küpper und Bierhoff [ZDDP, 20, 3, 217-230 (1999)]
nach ihrer Religiosität befragt. Die Einstellung zu paranormalen Phänomenen wurde mit der Paranormal Belief Scale von Tobacyk und Milford [JPSP, 44, 5, 1029-1037 (1983)] erhoben. Die Ergebnisse:
Der Zusammenhang zwischen religiösem Glauben und dem Glauben an paranormale Phänomene liegt
bei durchschnittlich r = .20 (p < .001). Katholische, Protestanten und Konfessionslose unterscheiden
sich signifikant in ihrer Religiosität, jedoch nicht in ihrem Glauben an paranormale Phänomene. Für
Katholiken zeigten sich hochsignifikante Korrelationen zwischen Religiosität und dem Glauben an
paranormale Phänomene, während bei Protestanten und Moslems keine Zusammenhänge zwischen
den Dimensionen nachweisbar sind.
Errors in a serial reaction task: Types of sequential violations investigated with fMRI
Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon, Stefan Zysset
Neurologie
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstraße 1A; 04103 Leipzig
[email protected]
The processing of sequential information is mediated by both lateral and medial premotor cortices. In
order to investigate this more detailed, we analyzed brain correlates of sequential deviants in a serial
reaction task. Regular and random sequences were compared. In order to investigate reorientation,
deviants were introduced in the regular sequences that required either entire omission or delay of a
prepared response, following either a go or a no-go response. Results show that medial premotor activations were enhanced whenever stimuli were predictable on the basis of a sequential representation.
In contrast, lateral premotor networks increased activation whenever the subject was more dependent
on sensory guidance, particularly in reorientation phases following the sequential deviants. Moreover, both behavioral and brain data indicated that reorientation was more difficult after sequential
omissions, as in contrast to delays. Findings confirm that medial and lateral premotor cortices are
functionally dissociated for memory-guided and sensory-guided behaviors.
Poster
215
Die Modalität der Landmarken- und Richtungsinformation
bestimmt die Effizienz des Routenlernens
Beate Seidler, Hubert D. Zimmer
Experimentelle Kognitionspsychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151 150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Wissen über die Route von A nach B kann als Pfad verstanden werden, dessen Knoten Einheiten aus
einer Landmarke und der zugehörigen Richtung sind. Die Leichtigkeit der Integration dieser Einheiten
sollte deshalb bestimmen, wie effizient solches Wissen aus Instruktionen erworben wird. Gedächtnispsychologisch ist dies eine Paarassoziationsaufgabe, weswegen wir einen Bilderüberlegenheitseffekt
beobachten sollten. Ungelöst ist die Frage, ob es ausreicht, allein die Landmarke nonverbal darzubieten, da die Richtung als (verbales) Merkmalsattribut gespeichert wird, oder ob auch die Richtung
nonverbal dargestellt sein muss. Um dies zu prüfen lernten Versuchspersonen Wegbeschreibungen, in
denen Landmarken und/oder die Richtungen verbal oder nonverbal geboten wurden (Exp. 1). Im Test
(Cued Recall, Rekognition), in dem Richtungsentscheidungen zu fällen waren, ergaben sich Haupteffekte zugunsten nonverbaler Richtungs- und Landmarkenpräsentation. Dieser Vorteil der visuellnonverbalen Modalität besteht auch dann noch (Exp. 2), wenn der Darbietungsort des Pfeils selbst
keine Richtungsinformation enthält, da dieser neben der Landmarke dargeboten wird.
Untersuchung von impliziten und expliziten Prozessen von Spinnenliebhabern
Kerstin Semsch, Mike Rinck, Thomas Ellwart, Eni Becker
Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie u. Methoden der Psychologie
TU Dresden
Hohe Str. 22; 01069 Dresden
[email protected]
Der Implicit Association Test (IAT) [Greenwald, McGhee, Schwartz, JPSP, 74, 1464-1480 (1998)]
wird zur Messung von automatischen Assoziationen eingesetzt. In dieser Studie führen neun Spinnenliebhaber und neun nicht spinnenängstliche Kontrollpersonen eine modifizierte Kurzversion des IATs
[Ellwart, Rinck, Becker. In Van der Meer, Hagendorf, Beyer, Krüger, Nuthman, Schulz (Hrsg.), DGfP,
43. Kongress, 470 (2002)] durch, in denen sie Bilder von Spinnen und Schmetterlingen mit Angstund Freudewörtern kategorisieren. Ergebnis der Untersuchung ist, dass Spinnenliebhaber keinen IATEffekt zeigen, also Spinnen nicht mit angstrelevanten Wörtern bzw. mit positiven Wörtern assoziieren.
Nicht spinnenängstliche Kontrollpersonen zeigen hingegen einen hohen IAT-Effekt. Sie assoziieren
Spinnen explizit nicht mit Angst. Implizit assoziieren sie Spinnen mit angstrelevanten Wörtern. Die
Unterschiede der IAT-Effekte zwischen den Gruppen sind hochsignifikant. Somit erweist sich die eingesetzte Kurzversion des IATs als ein praktikables Instrument, um Einstellungsunterschiede indirekt
zu messen.
Poster
216
Effekte von emotionalen Valenzen und Worthäufigkeit in der emotionalen Stroop-Aufgabe
Björn Singer, Dieter Heller, Anke Huckauf
Institut für Psychologie
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Jägerstr. 17-19; 52056 Aachen
[email protected]
Wechselwirkungen zwischen Emotion und Kognition werden häufig anhand der emotionalen StroopAufgabe untersucht. Dabei werden Patienten mit emotionalen Störungen störungsrelevante und neutrale Wörter dargeboten, wobei die Aufgabe darin besteht, die Schrift- bzw. Hintergrundfarbe zu
benennen. Die häufig beobachteten längeren Latenzen bei störungsrelevanten Wörtern werden üblicherweise als Valenzeffekte interpretiert. Allerdings können Konfundierungen der Valenzwirkung
mit Wirkungen der Häufigkeit oder der Tabuisierung der Wörter nicht ausgeschlossen werden. Wir
untersuchten emotionale Stroop-Effekte mit valenten und neutralen seltenen und häufigen Wörtern
an gesunden Probanden. Da auch die Interpretation von Latenzunterschieden zwischen Wörtern in
einer Stroop-Aufgabe nicht eindeutig ist (deuten stärkere Stroop-Interferenzen auf eine prioritäre,
d.h. erleichterte oder auf eine länger andauernde, d.h. gehemmte Verarbeitung der jeweiligen Reize?),
wurden zudem Latenzen für die betreffenden Wörter in einer Benennungs- und einer lexikalischen
Entscheidungsaufgabe bestimmt. Der Vergleich der Reaktionszeiten zwischen den drei Aufgaben gibt
Aufschluss über die Verarbeitung valenter Wörter im Vergleich zu neutralen.
Zum Zusammenhang zwischen Rational-Emotiver Theorie und Attributionstheorie:
Irrationale Gedanken als Determinanten depressogener Ursachenzuschreibungen und
maladaptiver Emotionen
Matthias Spörrle, Kerstin Barth, Maria Gantner, Stefanie Kalus,
Raphaela Keller, Beate Süss, Viola Svejdar
Allgemeine Psychologie II
Ludwig-Maximilians-Universität
Leopoldstraße 13; 80802 München
[email protected]
Die Rational-Emotive Theorie (RET) nach Ellis sowie die Attributionstheorien betrachten Kognitionen als notwendige und hinreichende Bedingungen bestimmter Emotionen. Zudem beinhalten beide
Theoriekomplexe spezifische Darstellungen von Kognitionen, die der psychischen Gesundheit abträglich sind: Diese sind in der RET durch irrationale Gedanken („ich muss unbedingt...“) in der
Attributionstheorie insbesondere durch den depressogenen Attributionsstil gekennzeichnet. Auf der
Grundlage dieser theoretischen Gemeinsamkeiten überprüft eine experimentelle Fragebogenstudie
mittels unterschiedlicher Szenarien in permutierten Darbietungen, inwiefern irrational („ich muss unbedingt...“) und rational („ich möchte gerne...“) denkenden Stimuluspersonen unterschiedliche Kausalattributionen und Emotionen zugeschrieben werden. Es zeigt sich, dass adaptive Emotionen bei
rational denkenden und maladaptive Emotionen bei irrational denkenden Personen vermutet werden. Hinsichtlich der Dimensionen Stabilität, Lokation und Globalität ergeben sich für irrational im
Unterschied zu den rational Denkenden signifikante und konsistente depressogene Attributionsmuster. Bezüglich zukünftiger Verhaltensweisen werden überwiegend bei rational denkenden Personen
produktive Verhaltensresultate vermutet. Zusätzlich erhobene Einschätzungen bestätigen eine höhere
Funktionalität adaptiver Emotionen.
Poster
217
Lateralisiertes Bereitschaftspotential und Extraversion:
Sind Introvertierte ‘Sensoriker’ und Extravertierte ‘Motoriker’?
Jutta Stahl
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie
Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
Das Lateralisierte Bereitschaftspotential (LRP) hat sich in den letzten zehn Jahren als ein zusätzliches
Maß zur Reaktionszeit in der chronometrischen Forschung durchgesetzt. Es ermöglicht eine Unterteilung des Reaktionszeitintervalls in zwei Zeitabschnitte, eine prämotorische und eine motorische
Verarbeitungsdauer. Basierend auf Brebners [J.Res.Pers.,8 , 263-276 (1974)] Modell der Extraversion, das besagt, dass bei Introvertierten sensorische und bei Extravertierten motorische Erregungszustände vorliegen, wurde ein sensomotorisches Modell der Extraversion abgeleitet. In zwei visuellen
Wahlreaktionsexperimenten mit auditiven Begleitreizen wurden Extravertierte und Introvertierte (n =
32, je Experiment) hinsichtlich ihrer sensorischen bzw. motorischen Verarbeitungsdauer untersucht.
Sowohl die Intensität des Begleitreizes (59 und 79 dB) als auch die Stimulus-Onset-Asynchronie
(SOA) zwischen visuellem Reaktionssignal und auditivem Begleitreiz wurden variiert (Experiment 1:
50, 75 und 100 ms; Experiment 2: 50, 150 und 250 ms). Gemäß den Hypothesen zeigten Introvertierte
in beiden Experimenten eine kürzere sensorische Verarbeitung (S-LRP) als Extravertierte. Hingegen
war die motorische Verarbeitungsdauer (R-LRP) bei Extravertierten in Abhängigkeit der SOA kürzer.
Antizipative Steuerung von Bewegungen bei Probanden mit somatosensorischen Ausfällen
Prisca Stenneken, Jonathan Cole, Jacques Paillard, Gisa Aschersleben
Allgemeine Psychologie und Methodenlehre
Katholische Universität Eichstätt
Ostenstraße 26; 85072 Eichstätt
[email protected]
Für die antizipative Bewegungssteuerung konnte mehrfach nachgewiesen werden, dass diese in hohem Maße auf den wahrgenommenen Bewegungskonsequenzen beruht. Um den spezifischen Einfluss
somatosensorischer Konsequenzen, die eine hohe zeitliche Nähe und Konsistenz mit der ausgeführten
Bewegung aufweisen, genauer zu bestimmen, wurden eine Reihe von Synchronisationsexperimenten
durchgeführt, die eine antizipative Steuerung einfacher Tapping-Bewegungen zu einem Metronom erfordern. Manipulationen der verfügbaren Bewegungskonsequenzen bestanden in der Darbietung bzw.
Ausschaltung extrinsischen (auditiven und visuellen) Feedbacks sowie in einem Vergleich von Probanden mit somatosensorischen Ausfällen mit zwei Kontrollgruppen unterschiedlichen Alters. Zum
einen ergab sich ein systematischer Feedback-Effekt auf die zeitliche Synchronisationsgenauigkeit,
der die Relevanz sensorischer Bewegungskonsequenzen bestätigte. Zum anderen zeigten Probanden
mit einem vollständigen somatosensorischen Ausfall ein sehr konsistentes und dem gesunder Kontrollprobanden vergleichbares zeitliches Ergebnismuster, was auf eine erhaltene antizipative Bewegungssteuerung auch ohne wahrnehmbare Bewegungskonsequenzen hinweist. Es wird ein Modellansatz diskutiert, wonach eine antizipative Bewegungssteuerung sowohl auf wahrgenommenen als auch
auf vorhergesagten Bewegungskonsequenzen beruhen kann.
Poster
218
LogAnalyzer: ein Web-basiertes Werkzeug zur Analyse von Logdateien aus Experimenten
Stefan Stieger, Ulf-Dietrich Reips
Institut für Psychologie, Abteilung für Bildungspsychologie und Evaluation
Universität Wien
Universitätsstraße 7; 1010 Wien (Österreich)
[email protected]
Es wird eine über das Internet benutzbare Software zur Datenaufbereitung von elektronischen Experimentalprotokollen (Logdateien) präsentiert, die entwickelt wurde, um den Defiziten der gängigen
Logdateianalyse-Programme zu begegnen. Als einziges Tool seiner Art ist LogAnalyzer optimiert für
die Analyse von Daten aus experimentellen und quasi-experimentellen Designs. Der Internet-basierte
Ansatz bietet den Vorteil, dass die Anschaffung und das Upgraden von Software entfällt. LogAnalyzer eignet sich insofern besonders für einzelne Benutzer, die mit wenig Aufwand ein Experiment im
Internet oder mit Hilfe von Internettechnologien durchführen möchten. Die Ergebnisdatei kann problemlos in gängige Statistiksoftware importiert werden. Sie enthält neben den Zuordnungen zu den
Versuchsbedingungen, den Responses und den Responsezeiten viele Einträge, die besonders beim
Internet-basierten Experimentieren wichtig sind. Mit dem LogAnalyzer ist es möglich, die in Logdateien enthalten Informationen nach beliebigen string-basierten Kriterien und Kombinationen von
Kriterien auszuwerten, so dass der Gebrauch nicht auf Standardanalysen beschränkt ist.
Ein Training zum Selbstregulierten Lernen von Informatikstudenten
Heidrun Stöger, Katrin Thumser
Pädagogische Psychologie
Universität Ulm
Robert-Koch-Straße 2; 89069 Ulm
[email protected]
Zimmerman, Bonner und Kovach [Zimmerman, B., Bonner, S. & Kovach, D. Developing selfregulated learners: Beyond achievement to self-efficacy. Washington, DC: American Psychological
Association(1996)] schlagen auf der Grundlage des Zyklus selbstregulierten Lernens ein Training zur
Vermittlung von Zeitmanagementkompetenzen und zur Steigerung des Selbstwirksamkeitserlebens
vor. Dieses Training wurde im Fach Informatik von Tutoren durchgeführt, die von uns über mehrere Wochen hinweg als Multiplikatoren ausgebildet wurden. Insgesamt nahmen 252 Studierende
(Trainingsgruppe: 122 Personen, Kontrollgruppe: 130 Personen) des ersten Semesters an der Studie
teil. Eine Evaluation des Trainings mit Hilfe standardisierter Fragebögen zeigte folgende Ergebnisse:
Das Training wirkte sich günstig auf die Leistungen, das Selbstwirksamkeitserleben und die Verwendung von Zeitmanagement und metakognitiven Strategien aus und beeinflusste die Motivation der
Studenten positiv. Eine Überprüfung verschiedener Persönlichkeitsmerkmale zeigte, dass vor allem
Studierende mit einer ungünstigen motivationalen Ausgangslage vom Training profitierten. Aufgrund
der Ergebnisse erweist es sich als günstig, Tutoren so auszubilden, dass sie Studierende nicht nur bei
inhaltlichen Fragen sondern auch bei der Optimierung ihres Lernprozesses unterstützen können.
Poster
219
Die N170 bei der Betrachtung von Menschen-, Affen- und Hundegesichtern?
Eine EKP – Untersuchung zur strukturellen Analyse von Gesichtern
Petra Stoerig, Patrick Gajewski
Institut für Experimentelle Psychologie II
Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1; 40225 Düsseldorf
[email protected]
Bilder von Gesichtern werden zunächst einer strukturellen Analyse unterzogen, die in den EKPs (Ereignis Korrelierte Potentiale) eine gegenüber Nicht-Gesichtern in der Amplitude verstärkte Negativierung mit einem Maximum bei 170ms (N170) auslöst. Diese Komponente ist weitgehend unabhängig von aufgabenspezifischen und aufmerksamkeitsbezogenen Prozessen [z.B. Eimer, M., Clin. Neurophysiol, Apr; 111(4):694-705 (2000)]. Wir haben bei 14 normalsichtigen Probanden untersucht,
ob sich die Ausprägung der N170 bei der Darbietung von menschlichen Gesichtern verschiedener
Hautfarbe von nicht-menschlichen Primatengesichtern sowie von Hundegesichtern systematisch unterscheidet. In der Untersuchung wurden für 300ms schwarz-weiße Frontalaufnahmen von Gesichtern und Haustüren präsentiert. Die Aufgabe der Probanden war die Stimuli als Gesicht bzw. NichtGesicht zu kategorisieren, wobei alle Kategorien gleich häufig vorkamen. Die Ergebnisse zeigen, daß
die N170-Verstärkung für alle Primatengesichter nachweisbar ist und mit zunehmender evolutionärer
Distanz entsprechend abnimmt. Da die meisten Menschen mehr Erfahrungen mit Hunde- als mit Affengesichtern haben, scheint die Ausprägung der N170 nicht erfahrungsabhängig zu sein.
Sachwissensdiagnostik – Was leisten Kognitive Karten?
Roland Streule, Damian Läge
Allgemeine Psychologie – Forschergruppe Skalierung und Urteil
Universität Zürich
Attenhoferstraße 9; 8032 Zürich (Schweiz)
[email protected]
Kognitive Karten können strukturelle Aspekte von Faktenwissen darstellen. Über den Vergleich mit
einer Referenzkarte (Prokrustes-Transformation) können Aussagen über die Güte des Wissens in der
Testkarte gemacht werden. Schlecht gewusste Objekte weichen in größerem Maße von der Plazierung in der Referenzkarte ab als gut gewusste. Stabilität und Interpretierbarkeit einer NMDS-Lösung
sind abhängig von statistischen Charakteristika der zugrundeliegenden Datenstruktur. Vor allem in
individuellen Matrizen von paarweisen Ähnlichkeitseinschätzungen muß mit kleineren und größeren
Inkonsistenzen (Streuung und Ausreißern) gerechnet werden. Dieser Fehleranteil in den Daten erhöht
sich bei mangelhaftem Wissen der befragten Person. Der vorliegende Beitrag präsentiert ein Lernexperiment (Ornithologie) und eine Computer-Simulation, in denen Stabilität und Qualität Kognitiver
Karten in Abhängigkeit vom Wissensniveau evaluiert wurden. Die Resultate lassen die Verwendung
Kognitiver Karten im Bereich der Sachwissensdiagnostik als empfehlenswert erscheinen und eröffnen
so eine Perspektive für computergestützte Lernsysteme, deren Lektionen ganz an den momentanen
Wissenstand des individuellen Lerners angepasst sind.
Poster
220
Beziehungszufriedenheit und Alltagsstress: Spielt der Selbstwert eine moderierende Rolle?
Tanja S. Stucke
Sozialpsychologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10F; 35394 Gießen
[email protected]
In einer Fragebogenstudie (N = 100) wurde die Vermutung untersucht, dass die Zufriedenheit in
einer Beziehung mit hohem Selbstwert, geringem Stress und einem subjektiven Gefühl der CopingFähigkeit einhergeht. Denkbar wäre, dass Beziehungszufriedenheit und Stress bei Personen mit hohem Selbstwert vor allem deshalb eine negative Korrelation aufweisen, weil diese Personengruppe
sich auch die größeren Coping-Fähigkeiten zuschreibt. Tatsächlich ergaben sich folgende Zusammenhänge: Je größer der Stress, desto geringer waren die Beziehungszufriedenheit, der Selbstwert
und die selbst zugeschriebene Coping-Fähigkeit. Die Korrelationen zwischen Beziehungszufriedenheit und Stress bzw. Beziehungszufriedenheit und Coping wurden unter Auspartialisierung des Selbstwertes zwar geringer, blieben aber weiterhin signifikant; eine moderierende Rolle des Selbstwertes
lag folglich in dieser Studie nicht vor. Die Befunde werden im Rahmen von Theorien zur Beziehungszufriedenheit diskutiert.
Modellierung von zeitlichen Einflüßen auf visuell-taktile räumliche Interaktion
Sandra Tabeling, Adele Diederich, Daniela Bockhorst, Hans Colonius
Institut für Kognitionsforschung
Universität Oldenburg
Ammerländer Heerstr. 114-118; 26129 Oldenburg
[email protected]
Stimuliert man mehrere Sinnessysteme gemeinsam führen multisensorische Interaktionen zu Veränderungen von Informationsverarbeitungsprozessen in den einzelnen Sinnesmodalilitäten. Für sakkadische Reaktionszeiten(SRT) konnte gezeigt werden, dass zusätzlich räumlich dargebotene taktile Stimuli die SRT im Vergleich zur unimodal visuellen Stimulation verkürzen. In einer FocussedAttention-Aufgabe mit visuellem Ziel-(LED) und taktilem akzessorischen Reiz (Vibration in Handinnenflächen) soll untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß die zeitlich verzögerte Darbietung
der beiden Reize die SRT beeinflussen und ob es einen optimalen zeitlichen Abstand der beiden Reize
für das Auftreten und Ausmaß von Interaktionseffekten gibt. Hierzu wurden die visuellen und taktilen
Reize in verschiedenen Raum-Zeit-Konfigurationen (räumlich: auf 30◦ und 70◦ rechts oder links von
Fixationspunkt, zeitlich: SOA’s von -100 bis 50 ms) dargeboten. Es zeigte sich eine Abnahme des Interaktionseffektes mit wachsendem SOA und abnehmender Exzentrizität. Die zeitliche Abhängigkeit
des Effektes läßt sich mit dem Intergrationsmodell für multisensorische Informationsverarbeitung beschreiben. Das Modell liefert zufriedenstellende Vorhersagen für die Daten von 6 Versuchspersonen.
Poster
221
Können Grundschulkinder von Beispielen lernen? Eine experimentelle Untersuchung zu
instruktionalen Effekten von Beispielen im Mathematikunterricht
Claudia Thußbas, Petra Haase
Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft
Technische Universität Berlin
Franklinstr. 5-7; 10587 Berlin
[email protected]
Viele Untersuchungen belegen die positiven Effekte von Lernen an Beispielen bei Erwachsenen. In
einem Experiment mit 45 Grundschülern der dritten Jahrgangsstufe wurde untersucht, ob auch Kinder
von Beispielen profitieren. Dazu wurden die Schüler zufällig einer von drei Lernbedingungen zugeordnet, in denen dieselben mathematischen Textaufgaben in verschiedener Weise bearbeitet wurden:
in Form ausgearbeiteter Lösungsbeispiele, die die Lösung anhand von Fragen und Antworten schrittweise darstellten, in Form unvollständiger Lösungsbeispiele, deren schrittweise Fragen die Kinder
selbst beantworten sollten oder in Form einer Problemlösebedingung, in der die Kinder die Textaufgaben selbstständig lösen mussten. Erfasst wurde die Fähigkeit der Kinder zum Transfer. Die Ergebnisse belegen den Vorteil unvollständiger Lösungsbeispiele. Kinder, die mit unvollständigen Lösungsbeispielen gearbeitet hatten, erzielten sowohl im nahen als auch im fernen Transfer signifikant
bessere Lösungsleistungen als Kinder der beiden anderen Bedingungen, die sich nicht unterschieden.
Demnach können Kinder von Beispielen in der Mathematik profitieren, wenn sie bei der Elaboration
unterstützt werden.
Altersspezifische Testzeiteffekte beim Negative Priming
Cora Titz, Jörg Behrendt
Abteilung für Pädagogische und Entwicklungspsychologie
Georg-August-Universität Göttingen
Waldweg 26; 37073 Göttingen
[email protected]
In der aktuellen Debatte über Ursachen kognitiver Funktionseinbußen im Alter gelten alterskorrelierte
Defizite selektiver Aufmerksamkeit als eine der zentralen Erklärungsalternativen [Zacks, Hasher &
Li, Handbook of aging and cognition 2. ed., (2000)]. Allerdings spricht die jüngste Metaanalyse zur
Altersabhängigkeit eines als Negative Priming (NP) bezeichneten experimentellen Markers selektiver
Aufmerksamkeit für die Altersinvarianz von NP-Effekten [Gamboz, Russo & Fox, Psychol. Aging,
17, 525 (2002)]. In den meisten Studien wird dabei der Befund differentieller optimaler Testzeiten
jüngerer und älterer Erwachsener nicht berücksichtigt [Intons-Peterson, Rocchi, West, McLellan &
Hackney, J Exp Psychol Learn Mem Cogn, 22,193 (1998)]. In einer Studie zur Altersabhängigkeit
des NP an Stichproben von jeweils 30 jüngeren (19-35 Jahre) und 30 älteren (58-84 Jahre) Erwachsenen scheint sich die Altersinvarianz des NP-Effekts zu bestätigen. Wird allerdings die Testzeit in
die Analyse einbezogen, ist für ältere Erwachsene nur am Vormittag, der für sie als optimale Testzeit
gilt, ein NP-Effekt nachweisbar, während für jüngere Erwachsene die Testzeit keinen signifikanten
Einfluss auf das NP hat. Trotz insgesamt altersinvarianter NP-Effekte müssen Altersunterschiede in
den zugrundeliegenden Verarbeitungsprozessen im Zusammenhang mit tageszeitabhängigen Arousalschwankungen diskutiert werden.
Poster
222
Bimanuelle Bewegungen bei gleichen und unterschiedlichen Ausgangspunkten:
Parametrisierung versus Zielcodierung
Thomas Töllner, Matthias Weigelt, Martina Rieger, Franz Mechsner
Abteilung Sportmotorik
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Seidelstraße 20; 07743 Jena
[email protected]
Wie Experimente zur bimanuellen Koordination zeigen, werden Bewegungen von gleicher und ungleicher Amplitude unterschiedlich schnell initiiert. Höhere Reaktionszeitkosten ungleicher Bewegungen entstehen durch die Spezifikation unterschiedlicher Bewegungsparameter während der Handlungsplanung (Heuer, 1993). Eine neuere Studie konnte nun nachweisen, dass die benannten Reaktionszeitkosten wegfallen, wenn die Zielposition der Bewegungen direkt vorgegeben wird (Diedrichsen
et al., 2001). Daraus ergibt sich die Frage nach der eigentlichen Rolle des zu spezifizierenden Bewegungsparameters Amplitude. Diese wurde für bimanuelle Reichbewegungen aus gleichen und unterschiedlichen Ausgangspositionen untersucht. Experiment 1 zeigt, dass sich bei gleichen Amplituden
unterschiedliche Ausgangspositionen auf die Bewegungsplanung auswirken. Experiment 2 zeigt, dass
Bewegungen zu gleichen Zielpositionen unabhängig von den eigentlichen Amplituden schneller initiiert werden. Dies zeigt, dass die Spezifikation von körpergebundenen Bewegungsparametern nicht
ausreicht, um bimanuelle Reichbewegungen zu planen. Die Rolle der Ausgangs- und Zielposition für
die Bewegungsplanung wird besprochen.
Die Rolle der Satzprosodie im zwischenmenschlichen Dialog
Ulrike Toepel, Kai Alter
Max Planck Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstraße 1a; 04103 Leipzig
[email protected]
Es wurden zwei EEG-Experimente durchgeführt, um den Einfluss inadäquat gesetzter Fokusakzente
im Diskurs zu evaluieren. Die Probanden hörten dabei jeweils Sätze, die Neuinformationsfoki (NF)
bzw. Kontrastfoki (KF) beeinhalteten, welche durch einen vorangehenden Kontext etabliert worden
waren. Prosodische Verletzungen wurden geschaffen, indem der Kontext der einen Bedingung mit
dem kritischen Satz der anderen Bedingung kombiniert wurde (NF-Kontext mit KF und vice versa).
Die beiden Studien differierten ausschliesslich in der Aufgabenstellung, die die Teilnehmer zu erfüllen hatten (Beantwortung einer Inhaltsfrage in Experiment 1 vs. Entscheidung über prosodische
Adäquatheit in Experiment 2). Die Resultate zeigen u.a., dass die elektrophysiologischen Reaktionen
von der Aufgabe stark moduliert werden. In Experiment 1 zeigt sich eine parietale Negativierung in
den ereigniskorrelierten Potentialen (EKP), wenn überspezifizierte Akzente detektiert werden (KF im
NF-Kontext). Die EKPs für Experiment 2 dagegen weisen eine eher frontale Negativierung bei der
Detektion unterspezifizierter Akzente (NF im KF-Kontext) auf. Inadäquate Akzentsetzung im Dialog
führt also zu Schwierigkeiten bei der Interpretation des Diskurses, welche sich online abbilden lassen.
Poster
223
Die Relevanz emotionaler Information von Gesichtern beim Erinnern: Eine EKP Studie
Anne-Cécile Treese, Mikael Johansson, Axel Mecklinger, Michael Brinkmann, Jörg Merten
Fachrichtung Psychologie
Universität des Saarlandes
Postfach 151150; 66041 Saarbrücken
[email protected]
Gedächtnisleistungen für emotionale Ereignisse sind in der Regel besser als für neutrale, emotionsfreie Ereignisse. Es ist jedoch bisher ungeklärt, ob das Gedächtnis für emotionale und neutrale Information durch unterschiedliche Gehirnmechanismen realisiert wird. In einer EKP-Studie wurde
der Einfluss der emotionalen Valenz von Gesichtsausdrücken auf das episodische Gedächtnis untersucht. Gesichter mit Emotionsausdruck wurden in die Kategorien „positiv“, „negativ“ und „neutral“
eingeteilt. 16 Versuchspersonen bearbeiteten eine Rekognitionsaufgabe. Die behavioralen Daten zeigen, dass die alt-neu-Diskriminationsleistung nicht durch die emotionale Valenz beeinflusst wird. Im
EKP generieren neutrale Gesichter einen frontalen Alt-neu Effekt, negative Gesichter dagegen einen
zeitgleichen parietalen Alt-neu Effekt. Der frontale Effekt für neutrale Gesichter deutet auf vertrautheitsbasiertes Wiedererkennen hin. Der parietale Effekt dagegen spricht für ein höheres Ausmaß von
Item-Kontext-Bindungen beim Erinnern von negativ valenten Gesichtern. Diese Ergebnisse bestätigen und erweitern neuere behaviorale Befunde, die zeigen, dass negative emotionale Ereignisse in
stärkerem Maße als neutrale Ereignisse kontextbasiert erinnert werden.
Blicksteuerung bei der visuellen Suche
Hans Trukenbrod, Ralf Engbert, Reinhold Kliegl
Kognitive Psychologie
Universität Potsdam
Postfach 60 15 53; 14415 Potsdam
[email protected]
In den vergangen Jahren wurden computationale Modelle entwickelt, die die komplizierten Abfolgen
von sakkadischen Augenbewegungen beim Lesen simulieren. Diese Modelle lassen sich dahingehend
klassifizieren, ob sie Worte/Symbole sequentiell [Reichle, Pollatsek, Fisher, & Rayner, Psychol. Rev.,
1, 105(1998)] oder parallel [Engbert & Kliegl, Vis. Res., 5, 42(2002)] verarbeiten. Das Experiment
dieser Studie ermöglicht eine Evaluation der verschiedenen Modellansätze für die visuelle Suche.
Aufgabe der Versuchspersonen ist es einen geschlossenen Kreis zu finden, indem sie einem Weg
aus Landolt-Ringen folgen. Dabei zeigt jeder Landolt-Ring durch seine Lücke den nächsten Ring des
Weges an. Die Blickbewegungen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei dieser Aufgabe zeigen,
ähneln den Sakkaden beim Lesen. Simulationen mit einer Variante des SWIFT-Modells [Engbert &
Kliegl, Vis. Res., 5, 42(2002)] zur visuellen Suche im vorliegenden Experiment können sowohl die
Sprungwahrscheinlichkeiten der Sakkaden als auch die Verteilungen der Fixationsdauern erklären.
Aus diesen Ergebnissen folgern wir, dass die Auswahl von Sakkadenzielen ein paralleler Prozess ist.
Poster
224
Attentional Control of Handwriting Movements
Oliver Tucha, Klaus W. Lange
Institut für Experimentelle Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstraße 31; 93040 Regensburg
[email protected]
In the present study, the effect of conscious control on handwriting fluency of 16 healthy adults, 16
healthy children and 16 children with ADHD (ON and OFF methylphenidate) was assessed using
a digitizing tablet. Participants were asked to write a short sentence under different conditions, i.e.
normal writing, writing with eyes closed, neat handwriting, writing while visually tracking the pen
tip and writing with closed eyes while mentally tracking the highest position in each letter. While no
differences were found between normal handwriting and writing with closed eyes, marked differences
were observed between normal writing and the other writing conditions. The administration of methylphenidate in children with ADHD resulted in a deterioration in handwriting fluency. The present
results indicate that automated handwriting movements are independent of visual feedback. Furthermore, both conscious control of graphomotor output and stimulant medication in ADHD appear to
hamper the production of fluent handwriting movements.
Schnelleres Erinnern durch gerichtetes Vergessen
Roman Vilimek, Martina Zellner, Karl-Heinz Bäuml
Institut für Psychologie
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31; 93053 Regensburg
[email protected]
Versuchspersonen lernten eine Itemliste, wobei sie nach der Hälfte der Items die Instruktion bekamen, die vorangehenden (pre-cue) Items zu vergessen und sich nur die folgenden (post-cue) Items zu
merken. In einer Kontrollbedingung sollten beide Listenhälften gemerkt werden. Erfasst wurden die
Anzahl der erinnerten post-cue-Items und deren Antwortlatenzen. Die Antworthäufigkeiten zeigten
das bekannte Muster des gerichteten Vergessens: Die post-cue-Items wurden nach einer Vergessensinstruktion für die pre-cue-Items besser erinnert als nach einer Behaltensinstruktion. Darüber hinaus
führte die Vergessensinstruktion auch zu einem schnelleren Erinnern der post-cue-Items. Der Effekt
in den Häufigkeiten kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten erklärt werden. Einerseits könnte
eine Abschwächung der zu vergessenden pre-cue-Items deren Interferenzpotential verkleinern. Andererseits könnte die Vergessensinstruktion eine Zugriffsblockade für einige pre-cue-Items bewirken
und somit den Antwortwettbewerb reduzieren. Der Befund, dass die Vergessensinstruktion die Antwortlatenzen verkürzt, deutet auf einen Ausschluss von pre-cue-Items aus der Suchmenge und somit
auf eine Zugriffsblockade hin.
Poster
225
Autobiografisches Gedächtnis bei Alkoholikern und Korsakoffpatienten
Maren Vogel, Rüdiger Pohl
Allgemeine Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Otto Behagelstr. 10F; 35394 Giessen
[email protected]
Frühere Untersuchungen zeigten, dass das autobiografische Gedächtnis bei depressiven und suizidalen Personen weniger spezifisch ist als bei gesunden Kontrollpersonen. Nach Meinung einiger Autoren führt dies zu wenig spezifischen Vorstellungen von der Zukunft und somit zu Aufrechterhaltung
von Hoffnungslosigkeit und Suizidalität. In der vorliegenden Studie wurden je 22 Alkoholiker, Korsakoffpatienten und Kontrollpersonen gebeten, zu je fünf positiven und negativen verbalen Cues die
erste Erinnerung zu berichten, die ihnen einfiel. Dabei sollten sie spezifische Ereignisse schildern,
diese datieren und in ihrer Valenz bewerten. Zudem wurden mittels Fragebögen Depressivität und
Selbstwert erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass Korsakoffpatienten, nicht aber Alkoholiker, ein weniger spezifisches autobiografisches Gedächtnis besitzen als gesunde Kontrollpersonen. Insgesamt
waren Erinnerungen auf negative Cues spezifischer und wurden negativer bewertet als Erinnerungen
auf positive Cues. Ein Unterschied zwischen den Gruppen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Dies gilt auch für die Variable Selbstwert. Eine Beeinflussung der Antwortspezifität durch Depression
wird ausgeschlossen.
Uncertain decisions: degrees and types of uncertainty investigated
by functional Magnetic Resonance Imaging (fMRI)
Kirsten Volz, Ricarda I. Schubotz, D. Yves von Cramon
Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung
Stephanstr. 1 A; 04103 Leipzig
[email protected]
Behavioral studies showed that in decision making both the reason of uncertainty and the degree of
uncertainty bias our coping strategies. In order to investigate the brain correlates of these two factors,
we conducted two functional Magnetic Resonance Imaging (fMRI) studies using a natural sampling
paradigm. Participants had to predict events under parametrically varying degrees of certainty. In the
first experiment, uncertainty was induced by the manipulation of event probability; in the second
experiment, uncertainty depended on the participants’ knowledge of valid rules of event occurrence.
As a result, parametric analyses revealed that activation within the posterior frontomedian cortex
(mesial BA8) increased with increasing uncertainty, no matter for which reason uncertainty emerged.
However, dependent on the reason of uncertainty different subcortical or cortical areas were activated
in addition to mesial BA8. Present findings show that the brain reflects both the degree of uncertainty
in decision making and for which reason we are uncertain.
Poster
226
Erfassung des impliziten Selbstwerts . Ein Vergleich zwischen den Verfahren GNAT und IAT
Gernot von Collani, Ronny Werner
Sozialpsychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14; 04103 Leipzig
[email protected]
Es wurde der Go / No-go Association Task (GNAT) [Nosek & Banaji, Soc. Cogn., 19, 625-664,
(2001)] zur Erfassung der impliziten selbstbezogenen Einstellung eingesetzt und mit einem indirekten Messverfahren, dem Implicit Association Test (IAT) [Greenwald, McGhee & Schwarz, JPSP, 74,
1464-1480 (1998)] sowie mit expliziten Messungen der Selbstbewertung (Rosenberg-Skala [von Collani & Herzberg, ZfDuDP, im Druck (2002)] und einem Gefühlsthermometer) in Beziehung gesetzt.
In den Experimenten wurden implizite Assoziationen (positive und negative Einstellungen) zu den
Kategorien „Selbst“ versus „Andere“ erhoben. Als Indikator der Assoziationsstärke diente im GNAT
ein Sensitivitätsmass für die Kategorisierungsentscheidung, im IAT die Reaktionszeit. Sowohl im
GNAT als auch im IAT zeigten sich signifikante Effekte für die assoziative Bewertung der Kategorien
„Selbst“ und „Andere“, aber keine korrelativen Zusammenhängen zwischen den beiden impliziten
Messverfahren. Weiterhin gab es keine bedeutsamen Korrelation zwischen den impliziten Maßen und
den Fragebogenmaßen. Mögliche Ursachen werden diskutiert.
Vergleich von „reaktiven“ und „operanten“ Handlungen anhand von ERPs
Florian Waszak, David Rosenbaum, Edmund Wascher, Iring Koch, Gisa Aschersleben,
Wolfgang Prinz
Laboratoire de Psychologie Experimentale
Universite Rene Descartes (Paris V) & CNRS
71, avenue Edourd-Vaillant; 92774 Boulogne-Billancourt (Frankreich)
[email protected]
Die vorliegende Studie exploriert Unterschiede der Handlungsplanung in operanten Aktionen und
extern gesteuerten Reaktionen. Bislang wurde der Vergleich dieser beiden Handlungsmodi gescheut,
weil die Aufgaben als zu unterschiedlich galten. Wir untersuchten Versuchspersonen in zwei Bedingungen, die sich hinsichtlich der Sequenz von Stimuli und Handlungen nicht unterschieden. Visuelle
Stimuli wurden mit einem fixen ISI von 1200 ms präsentiert. Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, einen Tastendruck genau zwischen den Stimuli auszuführen. In der „operanten“ Bedingung bestimmte der Tastendruck, welcher Stimulus als nächstes dargeboten wurde. In der „reaktiven“
Bedingung musste die Versuchsperson auf den vorangegangenen Reiz reagieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Tastendrücke jeweils verschoben sind, „reaktive“ Tastendrücke zu den vorangegangenen
und „operante“ Tastendrücke zu den nachfolgenden Stimuli. Erhöhte frühe visuelle ERPs und eine erhöhte P3 in der reaktiven Bedingung indizieren die erhöhte Relevanz der Stimuli in dieser Bedingung.
Das Bereitschaftspotential hingegen zeigt sich in der operanten Bedingung erhöht. Implikationen dieser Ergebnisse werden diskutiert.
Poster
227
Individuell unterschiedliche kognitive Strategien
während Reizunsicherheit – Psychophysik und fMRT
Riklef Weerda, J. Ignacio Vallines García, James P. Thomas, Mark W. Greenlee
Institut für Kognitionsforschung / SFB 517 „Neurokognition“
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Ammerländer Heerstraße 114-118; 26111 Oldenburg
[email protected]
Wir haben mittels eines Reizunsicherheitsparadigmas und fMRT (1,5 T; Siemens Vision) den Einfluß der selektiven und geteilten Aufmerksamkeit auf kortikale Aktivierungsmuster untersucht, die
durch schwellennahe Reizunterscheidungen hervorgerufen werden. Die Reize bestanden aus einem
Oval, das sich entweder in seiner Farbe oder Breite von einem impliziten Standardoval unterschied.
Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, zu bestimmen, welche von zwei möglichen Alternativen pro Reizdimension gezeigt wurde. Es gab drei verschiedene Versuchsbedingungen: „FarbeSicherheit“, „Form-Sicherheit“ und „Unsicherheit“. In allen Bedingungen veränderte sich nur eine
Reizdimension pro Trial. In den Sicherheitsbedingungen wußten die Versuchspersonen im voraus,
welche dies sein würde, während sie in der Unsicherheitsbedingung kein solches Vorwissen hatten
und daher beide Reizdimensionen beachten mußten. Die Ergebnisse der statistischen Auswertung der
fMRT-Daten mittels SPM99 zeigen deutliche Unterschiede in den kortikalen Aktivierungsmustern in
Abhängigkeit von der beachteten Reizdimension. Weiterhein deuten sowohl die psychophysischen
als auch die fMRT-Ergebnisse auf individuelle Unterschiede in den kognitiven Strategien während
Reizunsicherheit hin.
Typografie- und Farbeffekte: Wirkungen der Salienz
und der Verarbeitungstiefe auf das Erinnerungsbewusstsein
Thomas Wehr, Werner Wippich
Universität Trier
Universitätsring 15; 54296 Trier
[email protected]
Das Remember/Know Paradigma befasst sich mit der Messung qualitativ distinkter Zustände von
Erinnerungsbewusstsein: Erinnern und Wissen. Der Distinctiveness/Fluency-Ansatz [Rajaram, JoEP: LMC, 22, 365-377 (1996)] postuliert eine Vermittlung zwischen Salienz des Lernmaterials und
Erinnern respektive Verarbeitungsflüssigkeit und Wissen. Ziel des Experiments war die Kontrastierung dieses Ansatzes gegen eine rein prozesstheoretische Interpretation. Zur Manipulation der perzeptuellen Salienz wurde die Typografie des Wortmaterials variiert. Effekte konzeptueller Salienz
wurden über eine Variation der Wortfarbe angeregt. In der Testphase war ein Rekognitionstest mit
erinnert/gewusst/geraten- und Sicherheitsurteilen verknüpft. Dabei durchlief eine Testgruppe zum
Zwecke der Operationalisierung der Verarbeitungsflüssigkeit eine Primingprozedur, bei der Typografie und Farbe des Primes mit dem Zielwort übereinstimmten oder nicht. Die Ergebnisse zur Salienz belegen die Gültigkeit des Distinctiveness/Fluency-Ansatzes. Typografisch abweichende und
farbige Wörter wurden signifikant häufiger mit einem erinnert-Urteil versehen als normale Wörter,
unabhängig von den geforderten Prozessen. Die Primingprozedur führte lediglich zu Effekten bei
den Reaktionszeiten: Prime-Wort Gleichheit erbrachte einen Geschwindigkeitsvorteil in der alt/neuEntscheidung.
Poster
228
Interpretation von und Schlußfolgern mit kausalen Konditionalen
Andrea Weidenfeld, Klaus Oberauer
Institut für Allgemeine Psychologie I
Universität Potsdam
Schönhauser Allee 146; 10435 Berlin
[email protected]
Kausale Relationen werden häufig durch Konditionalaussagen beschrieben, z.B. „Wenn man eine Rose düngt, dann wird sie blühen“. Wir haben ein integratives Modell entwickelt, das die Bereitschaft
erklärt, gültige Schlüsse aus kausalen Konditionalen zu akzeptieren: Die kognitive Verfügbarkeit von
„exceptional situations“ (Faktoren, die den Zusammenhang in der Konditionalaussage unterminieren
können, z.B. „die Rose wurde nicht ausreichend gegossen“) beeinflußt den Grad der Überzeugtheit
von der Wahrheit der Konditionalaussage und die Schätzung der subjektiven bedingten Wahrscheinlichkeit des Konsequenten gegeben den Antezedenten. Dies wiederum beeinflußt die Bereitschaft, aus
der Konditionalaussage Schlußfolgerungen abzuleiten. Unser Modell integriert probabilistische und
semantische Ansätze zur Interpretation von Konditionalen und zum kausalen Schließen und Ansätze,
die auf mentalen Modellen basieren. Bisherige Daten aus einer Versuchsreihe im Internet stützen das
Modell.
Flow-Erleben und Leistung in einem Onlinespiel
Mirko Wendland, Anja Berger, Falko Rheinberg
Motivationspsychologie
Universität Potsdam
Karl-Liebknecht Str. 24-25; 14467 Golm (bei Potsdam)
[email protected]
In einer Onlineuntersuchung wurde das Flowerleben mit der Flow-Kurz-Skala (FKS) von Rheinberg, Vollmeyer und Engeser [Manuskript, Uni Potsdam (2002)] und die Leistung in einem fünffach
schwierigkeitsgestaffelten Computerspiel im WorldWideWeb untersucht. Faktorenanalysen replizieren die theoretisch erwarteten FKS-Dimensionen: Glatter automatisierter Verlauf, Absorbiertheit und
Besorgnis. Dropout-Analysen zeigen, dass Spielabbrecher [Answering Drop-outs, vgl. Bosnjak, in
Reips & Bosnjak: Dimensions of Internet Science (2001)] im Vergleich zu Spielteilnehmern (Complete Responder) weniger Flow erleben, geringer involviert sind, geringere Besorgnis und schlechtere Leistung zeigen. Bei den Spielteilnehmern wurde mit steigender Aufgabenschwierigkeit weniger
Flow und mehr Besorgnis erlebt. Die Leistungen wurden schlechter (lineare Trends). Spielleistung
und Flowerleben korrelieren je nach Schwierigkeitsgrad zwischen r = .20 und .40. Flowerleben erweist sich als ein Indikator für die vollständige Teilnahme bei freiwilligen Onlinestudien.
Poster
229
Der Einfluß von Affekten bei der Umsetzung schwieriger Intentionen:
Reduktion der Flanker-Interferenz
Juliane Wendt, Thomas Goschke
Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie
Technische Universität Dresden
Mommsenstr. 13; 01062 Dresden
[email protected]
Wir untersuchten den Einfluss von Affekten bei der Umsetzung schwieriger Absichten am Beispiel
der Eriksen-Flanker-Aufgabe [Eriksen & Eriksen, Percept. Psychophys., 16, 143 (1974)]. Die Probanden wurden instruiert, so schnell wie möglich auf den mittleren Buchstaben einer Buchstabenreihe
zu reagieren und die restlichen Buchstaben zu ignorieren. Der mittlere Buchstabe (Zielreiz) war entweder ein H oder ein S. Die flankierenden Buchstaben (Flanker) konnten kompatibel (HHH,SSS),
inkompatibel (SHS,HSH) oder neutral (XHX,XSX) in bezug auf den Zielreiz sein. Die Schwierigkeit
besteht im Ignorieren der irrelevanten Flanker, was bei der inkompatiblen Bedingung zu erhöhten
Reaktionszeiten führte. Zu Beginn eines Durchgangs wurde durch kurze Darbietung eines positiven,
negativen oder neutralen Bildes aus dem International-Affective-Picture-System phasischer Affekt
induziert [Lang, Bradley & Cuthbert, International Affective Picture System (IAPS): Technical Manual and Affective Ratings (1998)]. Anschliessend hatten die Probanden zwei Flanker-Aufgaben zu
bearbeiten. Nach positiven Bildern zeigte sich ein, im Vergleich zu negativen und neutralen Bildern,
signifikant reduzierter Flanker-Effekt bei der ersten Flanker-Aufgabe. Die Ergebnisse werden unter
Berücksichtigung neuerer Theorien zur Interaktion von Emotionen und Kognitionen diskutiert.
Evidenzen für Übungs- oder Umschalteffekte im IAT?
Ronny Werner, Gernot von Collani
Allgemeine Psychologie /Kognitive Sozialpsychologie
Universität Leipzig
Seeburgstraße 14-20; 04103 Leipzig
[email protected]
Die Erfassung impliziter Einstellungen konnte in den letzten Jahren einen rapiden Aufschwung
verzeichnen. Das inzwischen bekannteste Verfahren ist der Implizite Assoziationstest [Greenwald,
McGhee & Schwarz, JPSP, 74, 1464-1480 (1998)]. Vor allem im Zusammenhang mit der Begründung und Zusammensetzung des IAT – Effektes wurden verschiedene Kritiken postuliert. In einer
Laborstudie (N = 52) wurde geprüft, ob ein Teil des IAT – Effektes durch Umschalteffekte [Mierke
& Klauer, ZfEP, 48, 107-122 (2001)] oder durch einfache Übung begründet werden muss. Ähnlich
der Arbeit von Werner & von Collani [44. TeaP, 233 (2002)] und Banse & Fischer [43. DGfP, 190
(2002)] kam ein IAT zur Erfassung von Aggressivität im Selbstbild zum Einsatz. Durch den Versuchsplan und die Modifizierung des IAT wurden Übungseffekte, Umschalteffekte und die Retestreliabilität
überprüft. Zur Validierung wurden die Ergebnisse mit expliziten Fragebogenverfahren (Herzberg, i.
V.; FAF; FPI Aggressivität) verglichen. Die aufgetretenen Effekte bestätigen unter anderem die Hypothese, dass die Ergebnisse des IAT nicht ausschließlich auf zu Grunde liegende implizite Einstellungen
zurückgeführt werden können.
Poster
230
Beurteilung der Validität von Wissensstrukturen durch den Diskrepanzindex
Florian Wickelmaier, Jürgen Heller
Department of Acoustics
Aalborg University
Fredrik Bajers Vej 7 B5; 9220 Aalborg East (Dänemark)
[email protected]
Die Theorie der Wissensräume bietet einen formalen Rahmen zur Erfassung und effzienten Diagnose
des Wissens von Probanden in einem bestimmten Wissensbereich. Eine Wissensstruktur beschreibt
dabei die für eine Menge von Aufgaben möglichen Antwortmuster. Der Wissenszustand einer Person ist die Menge aller Aufgaben, die diese Person lösen kann. Zu den Hauptproblemen der Wissensraumtheorie gehört die Überprüfung der empirischen Validität einer Wissensstruktur. Ein in der
Literatur häufig verwendetes Anpassungsmaß ist der Diskrepanzindex, dessen Berechnung üblicherweise die Annahme eines rein deterministischen Zusammenhangs zwischen Wissensstruktur und den
Antwortmustern zugrundeliegt. Ausgehend von einer probabilistischen Betrachtungsweise zeigt diese Arbeit, daß der Diskrepanzindex darüber hinaus eine Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilung
der Wissenszustände sowie aufgabenspezifischer Fehler- und Ratewahrscheinlichkeiten ermöglicht.
Die Eigenschaften dieser Parameterschätzung werden sowohl an computersimulierten wie auch an
empirisch erhobenen Antwortmustern illustriert und überprüft. Die Ergebnisse deuten auf eine Überschätzung der Anpassungsgüte einer Wissensstruktur durch den Diskrepanzindex hin.
Task modulation of the effects of brightness on reaction time and response force
Dariusz Wlodarczyk, Piotr Jaskowski
Department of Biophysics
Medical Academy of Poznan
Fredry 10; 61-701 Poznan (Polen)
[email protected]
Van der Molen and Keuss [Q. J. of Exp. Psych., 31, 95-102 (1979); Q. J. of Exp. Psych., 33, 177184 (1981)] showed that paradoxically long reaction times (RT) occur with extremely strong auditory
stimuli when the task is difficult (e.g. needs a response choice). It was argued that this paradoxical
behavior of RT is due to active suppression of response prompting to prevent false responses. In the
present experiments, we demonstrated that such an effect occurred also for visual stimuli provided that
they were large enough. Additionally, we showed that response force i.e. maximal force exerted by
participants on response key monotonously grew with intensity for large stimuli and was independent
of intensity for small visual stimuli. Bearing in mind that only large stimuli are believed to be arousing
this pattern of results supports the arousal interpretation of the negative effect of loud stimuli on RT
given by van der Molen and Keuss.
Poster
231
Kortikale Asymmetrien reflektieren den Zeitverlauf visuell-räumlicher Verarbeitung
Maren Wolber, Monika Kiss, Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie der Handlung
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstr 33; 80799 München
[email protected]
Neuere EEG-Studien zur visuellen Aufmerksamkeit berichten kortikale Asymmetrien (ERLs) als zeitliche Marker der Lokalisation relevanter Information. In folgenden Experimenten wurden ERLs und
Reaktionszeiten erhoben: In visuellen Suchaufgaben fanden sich ERLs, deren Latenzen sich für ineffektive Suchen mit steigender Distraktorenzahl verzögerten und für effektive Suchen von der Distraktorenzahl unbeeinflusst blieben. Für ineffektive Suchaufgaben stiegen die Reaktionszeit mit steigender Distraktorenzahl wesentlich steiler an als die ERL-Latenzen. In Cueing-Aufgaben wurde hingegen ein Anstieg der ERL-Latenzen zwischen den Experimentalbedingungen in den Reaktionszeiten
genau abgebildet. Diese einfachen Aufgaben können anhand der reinen Lokalisation des Zielreizes
bearbeitet werden. Weiterhin zeigen sich in diesen beiden Aufgaben hohe Korrelationen der ERLs mit
den Reaktionszeiten auf Einzel-Versuchspersonen-Ebene, die sich in einer anderen frühen aufmerksamkeitsbezogenen EEG-Komponente, der N1, so nicht zeigen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass
die Asymmetrien einen Lokalisationsprozess reflektieren, der sich in anderen EEG-Komponenten so
nicht abbilden lässt. In einem Verhaltensexperiment mit dem „Response-Window“ Paradigma wurde
diese Hypothese überprüft.
Genderperzeption und Geschlechtskonstruktion in virtuellen Kommunikationsumgebungen
Silja Wortberg, Gary Bente, Bernd Tietz
Differentielle Psychologie und Kommunikationsforschung
Universität zu Köln
Bernhard Feilchenfeld Str. 11; 50969 Köln
[email protected]
Aus der Literatur zu nonverbalem Kommunikationsverhalten ist eine Vielzahl von Geschlechtsunterschieden bekannt [Hall, Nonverbal sex differences: Communication Accuracy and expressive style.
Johns Hopkins University Press (1984); Suwelack & Bente, Zeitschrift für Individualpsychologie, 20,
133-146 (1995)]. Die überwiegende Mehrzahl der Befunde wurde jedoch anhand von ex-post Beurteilungen videographierter Interaktionen gewonnen. Dieses methodische Vorgehen birgt den Nachteil,
dass gemessene Wirkungen nicht eindeutig auf nonverbales Kommunikationsverhalten zurückgeführt
werden können, da das Geschlecht der Interaktionspartner durch ihr Erscheinungsbild (fast) immer
erkennbar ist. Mit der Entwicklung neuer Computer-Simulationsmethoden – insbesondere durch den
Einsatz von virtuellen Stellvertretern, sog. Avataren – konnte diese Konfundierung aufgehoben werden. Zentrale Aspekte des Kommunikationsverhaltens wie Gestik, Kopf- und Rumpfbewegungen,
Blickrichtung sowie Blickdauer werden mit Hilfe von Motion- und Eyetrackern erfasst und zusammen mit der Sprache in Echtzeit übertragen. Da Erscheinungsbild und Stimmqualität der visuellen
Stellvertreter frei wählbar bzw. manipulierbar sind, ergibt sich in Bezug auf die Genderperzeption
eine Vielzahl interessanter Perspektiven für die experimentelle Wirkungsanalyse. Im vorliegenden
Beitrag werden die methodischen Grundlagen zum experimentellen Einsatz virtueller Stellvertreter
in der nonverbalen Kommunikationsforschung dargestellt und erste einschlägige Befunde zur Genderperzeption referiert.
Poster
232
Zeitliche Faktoren visueller Informationsverarbeitung in einem Metakontrastparadigma
Selina Wriessnegger, Edmund Wascher
Kognitive Psychophysiologie
Max-Planck-Institut für Psychologische Forschung
Amalienstraße 33; 80799 München
[email protected]
Der dorsale Pfad, auch „fast brain“ genannt, verarbeitet visuellen Input sehr schnell, während der ventrale Pfad („slow brain“) eine kognitive Repräsentation des Stimulus zur Ausführung einer Handlung
benötigt. Vor allem an visuellen Agnostikern konnte der Einfluss der Zeit in der Informationsverarbeitung über die beiden Pfade nachgewiesen werden [Rossetti & Pisella, Attention & Performance, Vol.
XIX. OU Press (2002)]. Durch die Einführung einer Verzögerung zwischen Stimuluspräsentation und
folgender Reaktion zeigte sich eine deutliche Verschlechterung der Leistung der Patienten. Ziel der
vorliegenden Studie ist es, diesen Effekt auf experimenteller und elektrophysiologischer Ebene nachzuweisen. Um eine sogenannte „experimentelle visuelle Agnosie“ herzustellen, wurden die Stimuli
mittels Metakontrast maskiert. Die Versuchspersonen mussten innerhalb von zwei Zeitfenstern (400
ms oder 2500 ms) auf Reize reagieren, die sie nicht bewusst wahrnehmen konnten. Im EEG zeigen
sich Anzeichen der Verarbeitung spezifischer Reizparameter trotz der auf Rateniveau liegenden Leistung. Müssen die Versuchspersonen schnell reagieren, so verbessert sich die Leistung; ein Hinweis
auf primär dorsale Reizverarbeitung.
Der Simon-Effekt in Go-Nogo-Aufgaben
Peter Wühr, Ulrich Ansorge
Institut für Psychologie I
Universität Erlangen
Kochstraße 4; 91054 Erlangen
[email protected]
Der Simon-Effekt besteht darin, dass irrelevante Reizpositionen die Reaktionen auf nicht-räumliche
Reizmerkmale (z.B. Farbe) beeinflussen [Lu & Proctor, Psych Bull Rev, 2, 174 (1995)]. Nach unserer Hypothese tritt der Simon-Effekt nicht gleich dann auf, wenn räumliche Merkmale zur Reaktionsausführung benötigt werden, sondern nur wenn räumliche Reaktionsmerkmale zur kognitiven
Kennzeichnung (und Unterscheidung) von Reaktionen benutzt werden. Der Simon-Effekt sollte nicht
auftreten, wenn Reaktionen durch nicht-räumliche Merkmale kognitiv repräsentiert werden können,
wie dies in Go-Nogo-Aufgaben der Fall ist. Erwartungsgemäß zeigten die Vpn in Experiment 1 den
Simon-Effekt in einer Wahlreaktionsaufgabe, nicht jedoch in einer Go-Nogo-Aufgabe. In Experiment
2 mussten die Vpn jeden Durchgang einer Go-Nogo-Aufgabe durch Drücken einer Taste starten. Eine Versuchsgruppe startete die Durchgänge mit der Taste, die auch für Go-Reaktionen zu verwenden
war. Eine zweite Gruppe startete die Durchgänge hingegen mit einer zweiten Taste. Erwartungsgemäß
zeigte sich der Simon-Effekt nur für die zweite Gruppe. Dies ist dadurch erklärbar, dass die zweite
Gruppe die beiden Reaktionen anhand eines räumlichen Merkmals unterscheiden (repräsentieren)
konnte, die erste Gruppe jedoch nicht.
Poster
233
Positionseffekt in Untersuchungen zum visuellen sensorischen Gedächtnis
Song Yan, Uta Lass, Dietrich Becker, Gerd Lüer
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie/Kognitive Psychologie
Universität Göttingen
Goßlerstr. 14; 37073 Göttingen
[email protected]
In dem klassischen Sperling-Paradigma zur Untersuchung des visuellen sensorischen Gedächtnisses spielt die Zuteilung von Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle. In Experiment 1 mit einer 2x4
Buchstaben-Matrix wurde ein Zeileneffekt gefunden – die erste Zeile wurde besser reproduziert als
die zweite. Um ein mögliches methodisches Artefakt auszuschließen, wurde in Experiment 2 der Antwortmodus so verändert, dass die Reihenfolge der Wiedergabe entgegen der Lesegewohnheit ablaufen
sollte. Der Zeileneffekt blieb dennoch nach wie vor erhalten. In Experiment 3 mit einer 4x2-Matrix
wurde die Spalte als Teilberichtskriterium verwendet. Das Ergebnis zeigte, dass ein Spalteneffekt nur
beim Ganzbericht auftrat, aber ein Zeileneffekt bei einer zeilenweise Betrachtung sowohl beim Ganzbericht als auch beim Teilbericht zu beobachten war. Die Untersuchungsergebnisse sprechen für eine
von Lesegewohnheiten beeinflusste Aufmerksamkeitszuteilung in der Informationsverarbeitung, die
schwer zu unterdrücken ist. Dies wird in Zusammenhang mit den Befunden von Gegenfurtner und
Sperling [JEP: Human Perception and Performance, 4, 845-866 (1993)], von Sperling [Psychological
Monographs, 74, 1-29 (1960)] sowie von Averbach und Coriell [Bell Systems Technical Journal, 40,
309-328 (1961)] diskutiert.
Buchstabenanzahl, Ablenkungsmanöver oder beides? Warum passt Krüger’s Modifizierte
Inklusionsprozedur bei 8-10-buchstabigen Adjektiven mit Zwischenaufgabe nicht?
Anna Chr. M. Zaunbauer, Jürgen Bredenkamp
Allgemeine Psychologie
Universität Bonn
Römerstr. 164; 53117 Bonn
[email protected]
Krüger [Die Erfassung bewußter und unbewußter Gedächtnisprozesse. Lengerich: Pabst (1999)] hat
die Prozess-Dissoziations-Prozedur [Jacoby, J.Mem.Lan., 30, 513-541 (1991)], ein experimentelles
Design und mathematisches Modell zur Analyse bewusster und unbewusster Prozesskomponenten
in Gedächtnistests, bezogen auf die Wortstammergänzungsaufgabe mit 5-6-buchstabigen Substantiven erweitert und modifiziert. Willkürlich-bewusste, unwillkürlich-bewusste und unbewusste Prozesse lassen sich dadurch unterscheiden und sind nun auch in einer Multinomialen Modellierung
identifizierbar. Bei 8-10-buchstabigen Adjektiven mit einer Distraktoraufgabe zwischen Lern- und
Testphase gelingt eine Modellpassung nicht [Zaunbauer & Bredenkamp, TeaP 2002]. Zwei Experimente wurden realisiert, um die Bedeutung der Buchstabenanzahl und der Zwischenaufgabe für die
Modellierbarkeit der Daten zu untersuchen. Innerhalb der Experimente wurde die Zwischenaufgabe
(mit vs. ohne), zwischen den Experimenten die Buchstabenanzahl der Adjektive (8-10 vs. 5-6) variiert. In beiden Experimenten erfolgte nach einer inzidentellen Lernphase mit/ohne anschließender
Zwischenaufgabe die zufällige Zuordnung der Probanden zu den drei Versuchsbedingungen „Inklusion mit Nachfrage“, „Indirekte Bedingung“ und „Neutrale Bedingung“. Vorgegebene alte und neue
Wortanfänge waren zu ergänzen. Für die Anwendung des erweiterten Modells ist eine Analyse der
Reaktionszeiten bei neuen Wortanfängen notwendig. Anhand der Ergänzungshäufigkeiten werden die
Parameter geschätzt. Die Ergebnisse werden im Rahmen der erweiterten PDP diskutiert.
Poster
234
Schröder versus Stoiber: Wann führt Ihre eigene Präferenz zu (k)einer verzerrten
Verarbeitung der Argumente dieser Politiker?
Rene Ziegler, Michael Diehl
Sozial- und Persönlichkeitspsychologie
Uni Tübingen
Friedrichstr. 21; 72072 Tübingen
[email protected]
In einem Experiment wurde die Präferenz der Teilnehmer für Schröder oder Stoiber erfasst. Bei konstant gehaltener hoher Motivation der Teilnehmer lasen diese danach eine Pressemitteilung, die einem
der beiden Politiker zugeschrieben wurde. Diese Mitteilung enthielt entweder gute, mittelmäßige,
oder schlechte Argumente zur Stützung einer Position. Die Ergebnisse stimmten mit den aus dem
Heuristisch-Systematischen Modell (HSM) abgeleiteten Hypothesen überein. Ungeachtet der Politikerpräferenz und ungeachtet dessen, von welchem Politiker die Argumente vorgebracht wurden,
führten gute Argumente zu mehr Zustimmung als schlechte Argumente (unverzerrte systematische
Verarbeitung). Bei mittelmäßigen Argumenten zeigte sich dem entgegen, wie auf der Basis der Verzerrungshypothese des HSM zu erwarten, ein Einfluss der Politikerpräferenz auf die Zustimmung.
Das heißt, mittelmäßige Argumente bewirkten bei Teilnehmern, die Schröder (Stoiber) präferierten
eine stärkere Zustimmung, wenn die Argumente von Schröder (Stoiber) geäußert worden waren.
Die Rolle der Effektinformation bei der Handlungsplanung
Michael Zießler, Dieter Nattkemper
Division of Psychology
University of Sunderland
St. Peter’s Campus; SR6 0DD Sunderland (Großbritannien)
[email protected]
Offenbar werden Effekte nicht nur als Erfolgsrückmeldung, sondern bereits bei der Handlungsplanung benötigt. Wir untersuchen den Einfluß effektbezogener Information während und nach der
Handlungsplanung auf das Lernen und die Nutzung von Effekten im Planungsprozeß. In Experiment
1 erzeugt die Reaktion R1 auf einen Reiz S1 systematisch Reiz S2 (Effekt von R1). Reaktion R2
auf S2 indiziert das R1-S2-Lernen. Beide Reize sind farbige Buchstaben. Reaktionsrelevant ist der
Buchstabe. Die Einblendung der S2-Farbe im S1-R1-Intervall sowie der S1-Farbe im R1-S2-Intervall
beeinträchtigen das R1-S2-Lernen. Vermutlich stört die Effektfarbe im S1-R1-Intervall die Planung
von R1 als Voraussetzung des Lernens; im R1-S2-Intervall interferiert die S1-Farbe mit der antizipierten S2-Farbe. In Experiment 2 wird dagegen bei gelernter R1-S2-Beziehung die Reaktion durch
effektbezogene Information im S1-R1-Intervall beschleunigt. S1 wird flankiert von S2 dargeboten,
S2 ist reaktionsirrelevant. Effektflanker haben den größten Einfluß auf R1, wenn sie nach 50-75% der
Reaktionszeit dargeboten werden. Je mehr sich die R1-S2-Beziehung festigt, um so früher wirken sie.
Poster
235
Impulsivity, caffeine, and time of day: Does caffeine increase impulsive behavior in
high-impulsives in the morning?
Uwe Zimmer, Martina Graf
Institut für Psychologie
TU Berlin
Franklinstr. 28; 10587 Berlin
[email protected]
High-Impulsives (Imp+) tend to react quicker and/or commit more errors than Low-Impulsives (Imp), the difference often is observed only in special incentive conditions. The effect of caffeine on Imp+
is said to depend on the time of the day: Performance is improved during the morning and impaired
during the evening, the reverse is expected for Imp-. In the present experiment, subjects (32 Imp+
and 32 Imp- male students) completed a very short self paced Gonogo task under the influence of
250 mg caffeine vs. placebo, either at 8:00 or 10:15 a.m. No incentives were given. Results: On a
descriptive level, Imp+ reacted quicker under caffeine and made more commission errors. Caffeine
showed little to no effect on the Imp-. The results are discussed with regard to a possible deficit in
arousal regulation in Imp+ leading to impulsive behavior.
Autoren-Index
236
19
Autoren-Index
Die Zahlen geben die Seitenzahlen der Abstracts der Autoren an. Fettgedruckte Seitenzahlen verweisen auf Abstracts, in denen die Autorin/der Autor Erstautorin/Erstautor ist.
Abdel Rahman, Rasha
Ahlke, Stefanie . . . . .
Alders, Gesine L. . . .
Hamm, Alfons . . . . .
Alter, Kai . . . . . . . .
Altmann, Christian . .
Andres, Johannes . . .
Ansorge, Ulrich . . . .
Anstis, Stuart . . . . . .
Argstatter, Heike . . . .
Aschermann, Ellen . .
Aschersleben, Gisa . .
Asher, Julian . . . . . .
Aslan, Alp . . . . . . . .
Augustin, Dorothee . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
A
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Bach, Patric . . . . . .
Bäuml, Karl-Heinz .
Banse, Rainer . . . . .
Baron-Cohen, Simon
Barth, Kerstin . . . . .
Bauer, Frank . . . . .
Bauer, Jonas . . . . . .
Baumann, Martin . .
Baumann, Oliver . . .
Becker, Dietrich . . .
Becker, Eni . . . . . .
Becker, Freya . . . . .
Becker, Georg . . . .
Begliomini, Chiara .
Behne, Klaus-Ernst .
Behrendt, Jörg . . . .
Belke, Benno . . . . .
Belke, Eva . . . . . . .
Beller, Sieghard . . .
Bender, Michael . . .
Bengler, Klaus . . . .
Bente, Gary . . . . . .
Berger, Anja . . . . . .
Bergert, Susanne . . .
Berner, Michael . . .
Berti, Stefan . . . . . .
Betsch, Tilmann . . .
Beverungen, Marcus
Beyer, Reinhard . . .
Bien, Heidrun . . . . .
Birbaumer, Niels . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
B
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . . 157
. . . . . . . . . . . . 157
. . . . . . . . . . . . 110
. . . . . . . . . . . . 59
. . . . . . . 91, 94, 222
. . . . . . . . . . . . 158
. . . . . . . . . . 50, 51
. . . . . . 62, 131, 232
............. 3
. . . . . . . . . . . . 178
............. 5
36, 170, 185, 217, 226
. . . . . . . . . . . . . 44
. . . . . . . . . . . . . 62
. . . . . . . . . . . . . 46
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . 63
62, 156, 172, 224
. . . . . . . . . . 61
. . . . . . . . . . 44
. . . . . . . . . . 216
. . . . . . . . . . 120
. . . . . . . . . . 209
. . . . . . . . . . 63
. . . . . . . . . . 158
. . . . . . . . . . 233
. . . . . . . 78, 215
. . . . . . . . . . 64
. . . . . . . . . . 110
. . . . . . . . . . 159
. . . . . . . . . . 43
. . . . . . . . . . 221
. . . . . . . . . . 46
. . . . . . . . . . 159
. . . . . . 103, 107
. . . . . 28, 91, 108
. . . . . . . . . . 63
. . . . . . . . . . 231
. . . . . . . . . . 228
. . . . . . . . . . 64
. . . . . . . . . . 13
. . . . . . 160, 200
. . . . . . . . . . 125
. . . . . . . . . . 20
. . . . . . . . . . 187
. . . . . . . . . . 65
. . . . . . . . . . 188
Blank, Hartmut . . . . .
Blanken, Gerhard . . .
Blankenberger, Sven .
Blomert, Leo . . . . . .
Bock, Kathryn . . . . .
Bockhorst, Daniela . .
Böker, Stefanie . . . . .
Bölte, Jens . . . . . . . .
Bösche, Wolfgang . . .
Bolte, Annette . . . . .
Bongard, Stephan . . .
Boos, Margarete . . . .
Bormann, Tobias . . . .
Bosbach, Simone . . .
Brass, Marcel . . . . . .
Brattico, Elvira . . . . .
Braun, Anna-Katharina
Braune, Jana . . . . . .
Bredenkamp, Jürgen .
Brehm, Eva . . . . . . .
Brehmer, Yvonne . . .
Breidenstein, Christian
Brenner, Claudia . . . .
Brink, Mark . . . . . . .
Brinkmann, Michael .
Brodbeck, Felix C. . .
Brodda, Nico . . . . . .
Bröcker, Nina . . . . . .
Bröder, Arndt . . . . . .
Bromme, Rainer . . . .
Bruckner, Birgit . . . .
Brucks, Wernher . . . .
Brunstein, Angela . . .
Bülthoff, Heinrich H. .
Büyükoktay, Mine . . .
Buhlmann, Ivonne . . .
Buhmann, Carsten . . .
Busch, Niko . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Caramazza, Alfonso . .
Carbon, Claus-Christian
Carbone, Elena . . . . . .
Cholin, Joana . . . . . . .
Christen, Stephan . . . .
Cicero, Lavinia . . . . . .
Claus, Berry . . . . . . . .
Cock, Josephine . . . . .
Cohen, Leo . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . 29
. . . . . . . . . . . 161
. . . . . . . . . . . 65
. . . . . . . . . . . 117
. . . . . . . . . . . 159
. . . . . . . 160, 220
. . . . . . . . . . . 208
. . . . . . 66, 74, 95
. . . . . . . . 66, 134
. . . . . . . . . . . 67
. . . . . . . . . . . 67
. . . . . 86, 131, 142
. . . . . . . . . . . 161
. . . . . . . . . . . 68
68, 75, 130, 168, 175
. . . . . . . . . . . . 45
. . . . . . . . . . . . 55
. . . . . . . . . . . . 126
. . . . . 133, 183, 233
. . . . . . . . . . . . 161
. . . . . . . . . . . . 162
. . . . . . . . . . . . 69
. . . . . . . . . . . . 210
. . . . . . . . . . . . 162
. . . . . . . . 165, 223
. . . . . . . . . . . . 139
. . . . . . . . . . . . 163
. . . . . . . . . . . . 208
. . . . . . . . . 4, 5, 69
. . . . . . . . . . . . 210
. . . . . . . . . . . . 29
. . . . . . . . . 70, 199
. . . . . . . . . 70, 118
. . . . . . . . . 82, 158
. . . . . . . . . . . . 43
. . . . . . . . . . . . 163
. . . . . . . . . . . . 105
. . . . . . . . 164, 180
C
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
133
71
71
72
183
131
189
164
188
Autoren-Index
237
Cole, Jonathan . . . . . .
Colonius, Hans . . . . . .
Corballis, Michael C. . .
Cordes, Andreas . . . . .
Corr, Philip J. . . . . . . .
Crawford, Trevor J. . . .
Csépe, Valéria . . . . . .
Cüpper, Lutz . . . . . . .
Cunningham, Douglas .
Czernochowski, Daniela
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Danielmeier, Claudia
Daum, Moritz M. . .
Davidson, Doug . . .
Davis, Robert E. . . .
De Baene, Wouter . .
Debus, Günter . . . .
Dehler, Jessica . . . .
Deisig, Nina . . . . . .
Deml, Barbara . . . .
Denzler, Markus . . .
Derrfuß, Jan . . . . . .
Deubelius, Arne . . .
Deuschl, Günther . .
Deutsch, Roland . . .
Diederich, Adele . . .
Diehl, Michael . . . .
Dieterich, Jörn H. . .
Dirks, Martin . . . . .
Dittrich, Winand . . .
Döhnel, Katrin . . . .
Döller, Christian . . .
Dohmes, Petra . . . .
Domma, Alexa . . . .
Dornhöfer, Sascha . .
Dovidio, John F. . . .
Dreisbach, Gesine . .
Drenhaus, Heiner . .
Drewing, Knut . . . .
Drost, Ulrich . . . . .
Druey, Michel . . . .
Dümmler, Thomas . .
Düzel, Emrah . . . . .
Dutke, Stephan . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
D
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Eickelkamp, Vera . .
Eiter, Brianna . . . . .
Ekroll, Vebjørn . . . .
.
Elbert, Thomas . . . .
.
Ellermeier, Wolfgang
.
Ellis, Judi A. . . . . .
.
Ellwart, Thomas . . .
.
Elsner, Thomas . . . .
Emrich, Hinderk . . .
.
Emrich, Hinderk M. .
.
Enck, Paul . . . . . . .
Engbert, Ralf . . . . .
. . . . 166 Eppinger, Ben . . . . .
. 32, 166 Eschen, Anne . . . . .
. . . . 159 Ettinger, Ulrich . . . .
. . . . 173
. . . . 45
. . . . 153 Färber, Berthold . . .
Fahle, Manfred . . . .
. . . . 167
Faul, Franz . . . . . . .
. . . . 109
Fehr, Jennifer . . . . .
. . . . 72
Ferstl, Evelyn C. . . .
. . . . 167
Ferstl, Roman . . . . .
. . . . 168
Fichter, Christian . .
. . . . 158
Fiehler, Katja . . . . .
. . . . 203
Figner, Bernd . . . . .
. 73, 105
Fink, Gereon R. . . .
160, 220
Fischer, Rico . . . . .
. 16, 234
Fischer, Volkhard . .
. . . . 168
Flemming, Markus .
. . . . 203
Flor, Herta . . . . . . .
. . . . 73
Förster, Jens . . . . . .
. . . . 115
Försterling, Friedrich
. . . . 169
Forstmann, Birte . . .
66, 74, 95
Franke, Ronald . . . .
. . . . 169
Freeman, Jayne . . . .
170, 184
Frensch, Peter A. . . .
. . . . . 2 Frey, Dieter . . . . . .
. . . . 74 Frick, Andrea . . . . .
. . . . 75 Friederici, Angela D.
. . . . 170 Friedrich, Claudia K.
. . . . 75 Frieling, Maike . . . .
. . . . 76 Frings, Christian . . .
. . . . 32 Frisch, Stefan . . . . .
. . . . 151 Fritzsche, Tom . . . .
. 76, 148 Frohnes, Verena . . .
Ebersbach, Mirjam
Echterhoff, Gerald
Eckstein, Doris . .
Eder, Andreas B. .
Ehrenberg, Katja .
Eichstaedt, Jan . .
Eick, Eva-Maria .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
E
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
170, 217
160, 220
. . . 88
. . . 36
. . . 173
. . . 173
. . . 117
113, 165
. . . 140
. . . 165
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. 171
6, 83
. 171
. 77
. 102
. 77
. 153
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
........... 5
. . . . . . . . . . 93
. . . . . . . . . . 51
. . . . . . . . 39, 61
. . . . . . 125, 156
. . . . . . . . . . 21
. . . . . . . 78, 215
. . . . . . . . . . 172
. . . . . . . . . . 44
. . . . . . . . . . 43
. . . . . . . . . . 98
121, 179, 208, 223
. . . . . . . . . . 172
. . . . . . . . . . 20
. . . . . . . . . . 173
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Fuchs, Sandra . . . . . .
Fulcher, Eamon P. . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
F
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . 72
. . . . . . . . 88
. . . . . . . . 51
. . . . . . . . 173
. . . . . . . . 141
. . . . 110, 152
. . . . . . . . 78
. . . . . . . . 174
. . . . . . 79, 89
. . . . 112, 147
......... 8
. . . . . . . . 29
. . . . . . . . 174
......... 1
. . . . . . . . 79
64, 97, 175, 191
. . . . . . . . 175
. . . . . . . . 170
. . . . . . . . 21
. . . . . . 9, 198
. . . . . . . . 147
. . . . . 32, 166
63, 91, 186, 212
. . . . . . . . 80
. . . . . . . . 210
. . . . . . . . 13
. . . . . . . . 176
. . . . . . . . 176
. . . . . . . . 152
. . . . . . . . 176
. . . . . . . . 86
Gaber, Tilman . . . .
Gajewski, Patrick . .
Ganschow, Elisabeth
Gantner, Maria . . . .
Gantner, Melanie . .
.
.
.
.
.
G
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . 170
177, 219
. . . . 177
. . . . 216
. . . . 185
Autoren-Index
238
Garbe, Katja . . . . . . . .
Gawronski, Bertram . . .
Gebhardt, Helge . . . . .
Gegenfurtner, Karl . . .
Gehrke, Jürgen . . . . . .
Gerdes, Heike . . . . . . .
Gerjets, Peter . . . . . . .
Geserich, Florian . . . . .
Getzmann, Stephan . . .
Gibbons, Henning . . . .
Gielnik, Michael . . . . .
Giurfa, Martin . . . . . .
Godde, Ben . . . . . . . .
Goebel, Rainer . . . . . .
Goebel, Silke . . . . . . .
Gölitz, Dietmar . . . . . .
Görn, Anja . . . . . . . . .
Gomolla, Annette . . . .
Goschke, Thomas . . . .
Grabner, Ellen Christine
Graf, Markus . . . . . . .
Graf, Martina . . . . . . .
Graf, Peter . . . . . . . . .
Greenlee, Mark W. . . .
Greitemeyer, Tobias . . .
Grimm, Sabine . . . . . .
Groh, Christian . . . . . .
Groll, Stephan . . . . . .
Grosche, Ralf . . . . . . .
Gross, Joachim . . . . . .
Grossmann, Karin . . . .
Grossmann, Klaus E. . .
Grunwald, Thomas . . .
Guberova, Elena . . . . .
Günther, Andreas . . . .
Güntürkün, Onur . . . . .
Gugg, Peter . . . . . . . .
Gumnior, Heidi . . . . . .
Gunnar, Lemmer . . . . .
Gunter, Thomas C. . . .
Gurtner, Andrea . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Haase, Petra . . . . . .
Häfner, Michael . . .
Hagemeister, Carmen
Hagmayer, York . . .
Hahn, Kathrin . . . . .
Hahne, Anja . . . . . .
Haider, Hilde . . . . .
Hajak, Göran . . . . .
Halili, Marah . . . . .
Hall, Geoffrey . . . .
Hamm, Alfons . . . .
H
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . 20
. . . . . . . 73
. . . . . . . 178
. . 46, 49, 50
. . . . . . . 178
........ 5
. . . 136, 138
. . . . . . . 134
. . . . . . . 80
. . . . . . . 81
. . . 178, 196
. . . . . . . 109
. . . . . . . 188
. . . . . . . 44
. . . . . . . 81
. . . . . . . 208
. . . . . . . 179
. . . . . . . 38
. . . . 74, 229
. . . . . . . 179
. . . . . . . 82
. 82, 120, 235
. . . . . . . 19
. . . 122, 227
. . . . . . . 147
. . . . . . . 180
. . . 164, 180
. . . . . . 6, 83
. . . . . . . 26
. . . . . . . 203
. . . . . . . 56
. . . . . 53, 54
. . . . . . . 116
. . . . . . . 143
. . . . . . . 84
. . 64, 88, 193
. . . 101, 198
. . . . . . . 83
. . . . . . . 16
63, 75, 80, 104
. . . . . . . . 181
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Hamm, Silke . . . . . . .
Hammerl, Marianne . . .
Hanke, Katja . . . . . . .
Hannover, Bettina . . . .
Hantsch, Ansgar . . . . .
Haracic, Irma . . . . . . .
Schupp, Harald . . . . . .
Hasselhorn, Marcus . . .
Hau, Robin . . . . . . . .
Hauck, Georg . . . . . . .
Hauf, Petra . . . . . . . .
Haun, Daniel . . . . . . .
Hausmann, Daniel . . . .
Hausmann, Markus . . .
Heil, Martin . . . . . . . .
Heinrichs, Markus . . . .
Heller, Dieter . . . . . . .
Heller, Jürgen . . . . . . .
Hellmann, Andreas . . .
Helmert, Jens . . . . . . .
Herbert, Cornelia . . . .
Hergovich, Andreas . . .
Herkner, Werner . . . . .
Herrmann, Christoph S.
Herrmann, Udo . . . . . .
Hertel, Guido . . . . . . .
Herzog, Michael . . . . .
Heumann, Manfred . . .
Heydemann, Martin . . .
Higgins, E. Tory . . . . .
Hinkelmann, Kim . . . .
Hinterberger, Thilo . . .
Hirn, Jan-Oliver . . . . .
Högger, Elizabeth . . . .
Hofer, Franziska . . . . .
Hofer, Tanja . . . . . . . .
Hoffmann, Joachim . . .
Hofmann, Juliane . . . .
Honbolygó, Ferenc . . .
Hopf, Andreas . . . . . .
Horstmann, Gernot . . .
Hruska, Claudia . . . . .
Huber, Jörg . . . . . . . .
Huber, Susanne . . . . . .
Hubrach, Sonja . . . . . .
Huckauf, Anke . . . . . .
Hübner, Mike . . . . . . .
Hübner, Ronald . . . . . .
Husemann, Anna . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . 183
. . . . . . 86
. . . . . . 86
. . 126, 206
. . . . . . 87
. . . 27, 202
. . . . . . 59
. . . . . . 208
. . . . . . 13
. . . . . . 87
. . 127, 185
. . . . . . 24
. . . . . . 183
. . . . . . 88
. . . . . . 209
. . . . . . 57
120, 204, 216
. . . . 52, 230
. . . . . . . 184
. . . . . . . 184
. . . . . . . 39
. . . . 29, 214
. . . 123, 205
. . . . . . . 164
. . . . . . . 78
. . . . . 15, 17
. . . . . . . 88
. . . . . 62, 89
. . . . . . . 28
. . . . . . . 83
. . . . . . . 105
. . . . . . . 188
. . . . . . . 185
. . . . . . . 89
. . . . . . . 90
. . . . . . . 185
. . . . . . . 107
. . . . . . . 186
. . . . . . . 117
. . . 186, 196
. . . . . . . 90
. . . . . . . 91
. . . . . . . 184
. . . . . . . 32
. . . . . . . 91
. . . . 92, 216
. . . . 92, 124
7, 76, 145, 149
. . . . . . . . 187
. . . . . 221
. . . . . 84
. . . . . 84
. . . . . 85
. . . . . 182
. . . . . 187
. . . . . 143
. . . . . 41
I
. . . . . 85 Ihssen, Niklas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
. . . . . 98 Inhoff, Albrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93, 204
38, 60, 145 Irtel, Hans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49, 52
Autoren-Index
239
Iversen, Wiebke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Kling, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Iyengar, Sheena S. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Klippel, Alexander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Klosterhalfen, Sibylle . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
J
Klotz, Werner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
Jacobsen, Thomas . . . . . . . . . . . . . 45, 45, 47, 94 Kluwe, Rainer H. . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 124
Jäncke, Lutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Knoblich, Günther . . . . . . . . . . 63, 140, 167, 207
Jahn, Georg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63, 94 Knops, Andre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Jansen, Olaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 Koch, Cornelius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Jansen-Osmann, Petra . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Koch, Iring . . . 7, 10, 124, 130, 159, 175, 188, 226
Janzen, Gabriele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Koch, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Jarick, Sylvia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 König, Stephan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Jaskowski, Piotr . . . . . . . . . . . . . . 149, 199, 230 Köster, Dirk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Jenerowicz, Malgorzata . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Kohler, Axel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Jescheniak, Jörg D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Kompaß, Raul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Johansson, Mikael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Kompass, Raul . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Joos, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95, 184 Korell, Monika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Jorschick, Annett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Kotz, Sonja A. . . . . . . . . . . . . . 80, 91, 186, 212
Jost, Kerstin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Kou, Wei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
Juchtenko, Vadim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Kourtzi, Zoe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Jucks, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Kraemer, Anne-Christine . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Junghöfer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Kraft, Stefanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Junker, Nadine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Krampe, Ralf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Krause, Sven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
K
Kray, Jutta . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151, 172, 197
Kabisch, Bjoern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Krems, Josef F. . . . . . . . . . . . . 63, 70, 94, 98, 118
Kaernbach, Christian . . . . . . . . . . . . . 42, 42, 97 Kretzschmar, Roland . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Kalus, Stefanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97, 216 Krick, Christoph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Kamiya, Hiroyuki . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198 Kriegeskorte, Nikolaus . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Kammer, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krieglmeyer, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Karim, Ahmed A. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krieschel, Silke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Kebeck, Günther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Krist, Horst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Keil, Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38, 189 Kroehne, Ulf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106, 154
Keinath, Andreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Krokenberger, Gabriele . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Keller, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Krolak-Schwerdt, Sabine . . . . . . . . . . . . 96, 129
Keller, Raphaela . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Krummenacher, Joseph . . . . . . . . . . . . . . . . 120
Kellermann, Sandra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Kuda, Manfred . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Kelter, Stephanie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Küster, Dennis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Kerschreiter, Rudolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Kuhl, Julius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Kerzel, Dirk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68, 99 Kuhnmünch, Gregory . . . . . . . . . . . . . . 103, 107
Kessels, Ursula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 Kumari, Veena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Kiefer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Kunde, Wilfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Kiesel, Andrea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Kuppinger, Cornelia . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
Kinder, Annette . . . . . . . . . . . . . . . . . 100, 194 Kutzner, Dana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Kindsmüller, Martin C. . . . . . . . . . . . . . 100, 192
Kiss, Miklós . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198
L
Kiss, Monika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 231 Lachmann, Gregor . . . . . . . . . . . 28, 91, 108, 169
Kissler, Johanna . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39, 189 Lachmann, Thomas . . . . . . . . . . . . 108, 176, 201
Klapproth, Florian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Lachnit, Harald . . . . . . . . 104, 109, 111, 128, 200
Klauer, Karl Christoph . . . . . . . . . . . 77, 102, 144 Läge, Damian . . . . . . . . . . . . . 78, 183, 210, 219
Kleinbeck, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Landerl, Karin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Kleiner, Mario . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Lange, Elke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Kleinsorge, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . 177, 190 Lange, Kirsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Kliegel, Matthias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18, 19 Lange, Klaus W. . . . . . . . . . . . . . . . . . 110, 224
Kliegl, Reinhold . . . . . . . . 35, 121, 179, 208, 223 Lass, Uta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
Autoren-Index
240
Laudien, Joachim . . . . .
Leder, Helmut . . . . . . .
Lehnert, Günther . . . . . .
Lemke, Daniela . . . . . .
Lepsien, Jöran . . . . . . .
Leuchter, Sandro . . . . . .
Levelt, Willem J.M. . . . .
Li, Shu-Chen . . . . . . . .
Liberman, Nira . . . . . . .
Liebe, Stefanie . . . . . . .
Liepelt, Roman . . . . . . .
Linden, David . . . . . . .
Lindenberger, Ulman . . .
Lingnau, Angelika . . . . .
Lippitsch, Stefan . . . . . .
Lissek, Silke . . . . . . . .
Loomis, Jack M. . . . . . .
Looser, Regula . . . . . . .
Lotz, Anja . . . . . . . . . .
Lotze, Martin . . . . . . . .
Ludwig, Ira . . . . . . . . .
Lüer, Gerd . . . . . . . . . .
Lukas, Josef . . . . . . . . .
Luna-Rodriguez, Aquiles
Lux, Silke . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . 110
. 46, 47, 71
. . . . . . 190
. . . . . . 191
. . . . . . 191
. . . . . . 192
. . . . . . 72
. . . . . . 162
. . . . . . 79
. . . . . . 170
....... 9
. . . . . . 44
162, 192, 197
. . . . . . . 111
. . . . . . . 193
. . . . . . . 193
. . . . . . . 24
. . . . . . . 210
. . . . . . . 194
. . . . . . . 188
. . . 111, 200
. . . . . . . 233
. . . . . . . 112
. . . . 92, 124
. . . . . . . 112
M
Maestrini, Elena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Maier, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13, 14
Mandl, Heinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Maier, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Marshall, John C. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Martin, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
Martin, Mike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Marx, Edeltrud . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Marx, Johannes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Massen, Cristina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Matthes-von Cramon, Gabriele . . . . . . . . . . . 168
May, Mark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Mayr, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Mechsner, Franz . . . . . . . . . . . . . . 114, 151, 222
Mecklinger, Axel 116, 151, 165, 169, 172, 192, 223
Mehdorn, H. Maximilian . . . . . . . . . . . . . . . 152
Meier, Beat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19, 164
Meinecke, Cristina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
Meinhardt, Günter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Meinhardt, Jörg . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41, 115
Meinke, Anja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Meiser, Thorsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4, 6
Melinger, Alissa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Merten, Jörg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
Metz, Ulrike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Meyer, Antje S. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
Meyer, Patric . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116, 151
Michel, Stefan . . . . . .
Miltner, Wolfgang H.R.
Mitterer, Holger . . . . .
Möller, Jens . . . . . . . .
Mohr, Gilbert . . . . . . .
Mojzisch, Andreas . . .
Molz, Günter . . . . . . .
Monaco, Anthony . . . .
Moratti, Stephan . . . . .
Morgan, Jane L. . . . . .
Muckli, Lars . . . . . . .
Müller, Burkhard . . . .
Müller, Ilona . . . . . . .
Müller, Jürgen . . . . . .
Müller, Katharina . . . .
Müller, Viktor . . . . . . .
Müller-Kalthoff, Thiemo
Münte, Thomas F. . . . .
Müsseler, Jochen . . . . .
Munkes, Jörg . . . . . . .
Musch, Jochen . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
N
Nägele, Christof . . . . . . .
Nagel, Annabel . . . . . . . .
Nattkemper, Dieter . . . . .
Naumann, Anja . . . . . . . .
Naumann, Markus . . . . . .
Neidhart, Martina . . . . . .
Neuhauser, Jenny . . . . . .
Neumann, Roland . . . . . .
Niedeggen-Bartke, Susanne
Niederée, Reinhard . . . . .
Niemeyer, Grit . . . . . . . .
Niemi, Maj-Britt . . . . . . .
Nisch, Carola . . . . . . . . .
Nowik, Agnieszka . . . . . .
Nübold, Nicola . . . . . . . .
Nürk, Hans-Christoph . . .
Nüse, Ralf . . . . . . . . . . .
Nuthmann, Antje . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . 181
. . . . . . . . . . . 173
. . . . . . . 198, 234
. . . . . . . . 70, 118
. . . . . . . . . . . 110
. . . . . . . 101, 198
. . . . . . . . . . . 79
. . . . . . . . . . . 84
. . . . . . . . . . . 142
. . . . . . . . . . . 51
. . . . . . . . . . . 17
. . . . . . . . . . . 119
. . . . . . . . . . . 119
. . . . . . . . . . . 199
. . . . . . . . . . . 199
82, 93, 103, 120, 155
. . . . . . . . . . . . 120
. . . . . . . . . . . . 121
O
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Ober, Kirstin S. . . .
Oberauer, Klaus . .
Oberfeld, Daniel . .
Oeberst, Andries . .
Özyurt, Jale . . . . .
Ohlenbusch, Theda
Olbrich, Andreas . .
Omoto, Allen M. . .
Opitz, Bertram . . .
Ozimek, Alexandra
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . 90
. . . . . . 40
. . . . . . 117
. . . . . . 118
. . . . . . 116
. . . . . . 139
178, 186, 196
. . . . . . . 44
. . . . . . . 38
. . . . . . . 116
. . . . 44, 117
. . . . . . . 196
. . . . . . . 197
. . . . . . . 41
. . . . . . . 36
. . . . . . . 197
. . . . . . . 118
. . . . . . . 209
. . . . . 9, 166
. . . . . . . 16
. . . . . 26, 27
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . 200
10, 195, 228
. . . . . . 121
. . . . . . 47
. . . . . . 122
. . . . . . 200
. . 123, 205
. . . . . . 146
. . 116, 169
. . . . . . 207
Autoren-Index
241
P
Pacheco-López, Gustavo . . . . . . . . . . . . . . . . 119
Paillard, Jacques . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Pannasch, Sebastian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Parnow, Achim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Pastötter, Bernhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
Pataki, Krisztin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
Pauen, Sabina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Pause, Bettina M. . . . . . . . . . . . . . . 37, 110, 152
Pekrun, Reinhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Perrig, Walter J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Persike, Malte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Peters, Alexandra . . . . . . . . . . . . . . . . . 92, 124
Petras, Christina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
Peyk, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Pfeiffer, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Philipp, Andrea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Pietrowsky, Reinhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Plank, Tina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Platzer, Edna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 25
Plessner, Henning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Pöhlmann, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Pöppel, Ernst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101, 198
Pohl, Rüdiger 26, 27, 28, 85, 91, 108, 169, 202, 225
Polkehn, Knut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
Pollatos, Olga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Pollmann, Stefan . . . . . . . . . . . . . . . . . 126, 191
Pollok, Bettina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Popp, Michael . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 25
Preuschhof, Claudia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Princewill, Abiye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
Prinz, Wolfgang . . . 36, 63, 68, 140, 151, 207, 226
Prior, Helmut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Puca, Rosa M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Puca, Rosa Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Q
Quirin, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Radach, Ralph . . .
Rapp, Andreas F. . .
Rapp, Anja . . . . .
Raspopow, Igor . . .
Rathammer, Olivia
Rau, Melanie . . . .
Reichmann, Heinz .
Reinhard, Günter . .
Reips, Ulf-Dietrich
Reith, Wolfgang . .
Reitsma, Pieter . . .
Remmers, Sebastian
Restat, Jan . . . . . .
Rheinberg, Falko . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
R
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . 93, 204
. . . . . 205
. . . . . 197
. . . . . 211
. . . . . 205
. . . . . 206
. . . . . 110
. 104, 128
70, 206, 218
. . . . . . 169
. . . . . . 109
. . . . . . 194
. . . . . . 23
. . 179, 228
Richter, Eike M. . . . . .
Richter, Stefanie . . . . .
Rieger, Martina . . . . . .
Rinck, Mike . . . . . . . .
Rinkenauer, Gerhard . .
Ritzl, Afra . . . . . . . . .
Rockstroh, Brigitte . . .
Rösler, Diana . . . . . . .
Rösler, Frank . . . . . . .
Roick, Thorsten . . . . .
Rolfs, Martin . . . . . . .
Rolke, Bettina . . . . . .
Rosenbaum, David . . .
Roth, Rainer . . . . . . . .
Rothermund, Klaus . . .
Rothert, Alexandra . . .
Rudolph, Udo . . . . . . .
Rüsseler, Jascha . . . . .
Ruge, Hannes . . . . . . .
Runde, Anne . . . . . . .
Rushworth, Matthew . .
Rutschmann, Roland M.
Ryf, Bettina . . . . . . . .
Ryf, Stefan . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . . 51
. . . . . . . . . . . . 207
. . 75, 151, 207, 222
76, 78, 128, 197, 215
. . . . . . . . . 69, 129
. . . . . . . . . . . . 112
. . . . . . . . . . 39, 61
. . . . . . . . . . . . 63
. . . . . . . . . 96, 142
. . . . . . . . . . . . 208
. . . . . . . . . . . . 208
. . . . . . . . . . . . 209
. . . . . . . . . . . . 226
. . . . . . . . . . . . 129
. . . . . . . . . . . . 12
. . . . . . . . . . . . 170
. . . . . . . . . . . . 130
. . . . . . . . . . . . 209
. . . . . . . . . . . . 130
. . . . . . . . . . . . 210
. . . . . . . . . . . . 81
. . . . . . . . . . . . 122
. . . . . . . . . . . . 70
. . . . . . . . . . . . 210
Sachse, Katharina . . .
Saddy, Douglas . . . . .
Sambale, Claudia . . .
Sampling, Sara . . . . .
Sarris, Viktor . . . . . .
Sattler, Christine . . . .
Schack, Thomas . . . .
Schandry, Rainer . . . .
Scharlau, Ingrid . . . .
Schauenburg, Barbara
Schedlowski, Manfred
Scheiter, Katharina . .
Schenck, Wolfram . . .
Schendzielarz, Ilka . .
Schenk, Julia . . . . . .
Schewjakow, Alexei . .
Schewjakowa, Helen .
Schienle, Anne . . . . .
Schierz, Christoph . . .
Schiffer, Stefanie . . . .
Schiller, Niels O. . . . .
Schirmer, Annett . . . .
Schlesewsky, Matthias
Schmid, Christian . . .
Schmid, Jeannette . . .
Schmid, Priska . . . . .
Schmidt, Rainer . . . .
Schmidt, Thomas . . .
S
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . 85
161, 187
. . . . 209
. . . . 28
. . . . 127
..... 6
. . . . 211
. . . . 40
. 62, 131
. 86, 131
. . . . 119
136, 138
. . . . 132
. . . . 132
. . . . 177
. . . . 211
. . . . 212
. . . . 39
. . . . 162
. 69, 133
. 72, 133
. . . . 212
176, 195
. . . . 156
. . . . 134
. . . . 213
. 66, 134
135, 173
Autoren-Index
242
Schmidthals, Karoline .
Schmitz, Frank . . . . . .
Schmitz, Marcus . . . . .
Schneider, Ronald . . . .
Schneider, Sabine . . . .
Schneider, Udo . . . . . .
Schnepf, Barbara . . . . .
Schnitzler, Alfons . . . .
Schoch, Beate . . . . . . .
Schöttle, Christian . . . .
Schorr, Tina . . . . . . . .
Schott, Reinhard . . . . .
Schriefers, Herbert . . .
Schröger, Erich . . . . . .
Schubert, Torsten . . . .
Schubö, Anna . . . . . . .
Schubotz, Ricarda I. . .
Schuch, Stefanie . . . . .
Schütz, Kristina . . . . .
Schuh, Julia . . . . . . . .
Schulz-Hardt, Stefan . .
Schulze, Hans-Henning
Schulze-Kissing, Dirk .
Schupp, Harald . . . . . .
Schwaninger, Adrian . .
Schwarzer, Gudrun . . .
Sebanz, Natalie . . . . . .
Seidler, Beate . . . . . . .
Semjen, Andras . . . . .
Semmer, Norbert . . . . .
Semsch, Kerstin . . . . .
Senkowski, Daniel . . . .
Shanks, David . . . . . .
Sharma, Tonmoy . . . . .
Siebörger, Florian . . . .
Simon, Bernd . . . . . . .
Singer, Björn . . . . . . .
Singer, Wolf . . . . . . . .
Smolka, Eva . . . . . . . .
Snyder, Mark . . . . . . .
Sodian, Beate . . . . . . .
Sodian, Beate . . . . . . .
Sojka, Bernfried . . . . .
Sommer, Christina . . . .
Sommer, Monika . . . .
Spada, Hans . . . . . . . .
Spamann, Axel . . . . . .
Spangler, Gottfried . . .
Sperling, Julia . . . . . .
Spörrle, Matthias . . . . .
Sporer, Siegfried L. . . .
Stahl, Christoph . . . . .
Stahl, Jutta . . . . . . . . .
Stark, Robin . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . . . . . 213
. . . . . . . . . . . . . . . 36
. . . . . . . . . . . . . . . 135
. . . . . . . . . . . . . . . 136
. . . . . . . . . . . . . . . 42
. . . . . . . . . . . . . . . 43
. . . . . . . . . . . . . . . 207
. . . . . . . . . . . . 36, 203
. . . . . . . . . . . . . . . 207
. . . . . . . . . . . . . . . 84
. . . . . . . . . . . . . . . 136
. . . . . . . . . . . . . . . 214
. . . . . . . . . . . . . . . 87
. . . 47, 94, 137, 160, 200
. . . . . . . . . . . 8, 9, 203
. . . . . . . . . . . . . . . 137
. . . . . . . . 154, 214, 225
. . . . . . . . . . . . . . . 7, 8
. . . . . . . . . . . . . . . 137
. . . . . . . . . . . . . . . 138
. . . . . . . . . . . 139, 147
. . . . . . . . . . . . . . . 36
. . . . . . . . . . . . . . . 139
. . . . . . . . . . . . 60, 145
. . . . . . . . . . . . 90, 140
. . . . . . . . . . . . . . . 31
. . . . . . . . . . . . . . . 140
. . . . . . . . . . . . . . . 215
. . . . . . . . . . . . . . . 35
. . . . . . . . . . . . . . . 181
. . . . . . . . . . . . . . . 215
. . . . . . . . . . . . . . . 164
. . . . . . . . . . . . . . . 100
. . . . . . . . . . . . . . . 173
. . . . . . . . . . . . . . . 141
. . . . . . . . . . . . . . . 141
. . . . . . . . . . . . . . . 216
. . . . . . . . . . . . 44, 117
. . . . . . . . . . . . . . . 142
. . . . . . . . . . . . . . . 146
. . . . . . . . . . . . . . . 33
. . . . . . . . . . . . . . . 30
. . . . . . . . . . . . . . . 110
. . . . . . . . . . . . . . . 142
. . . . . . . . . . . . . . . 41
. . . . . . . . . . . . . . . 107
. . . . . . . . . . . . . . . 143
. . . . . . . . . . . . . . . 58
. . . . . . . . . . . . . . . 44
64, 97, 130, 175, 191, 216
. . . . . . . . 143, 174, 178
. . . . . . . . . . . . . . . 144
. . . . . . . . . . . . . . . 217
. . . . . . . . . . . . . . . 144
Stark, Rudolf . . . .
Steffen, Alexander .
Steinhauser, Marco
Stellmacher, Jost . .
Stemmler, Gerhard
Stenneken, Prisca .
Stephan, Ekkehard .
Stieger, Stefan . . .
Stippekohl, Bastian
Stockburger, Jessica
Stockhorst, Ursula .
Stöger, Heidrun . . .
Stöhr, Carmen . . .
Stoerig, Petra . . . .
Stolarova, Margarita
Strack, Fritz . . . . .
Straube, Eckart R. .
Streule, Roland . . .
Stucke, Tanja S. . .
Stürmer, Stefan . . .
Sudheimer, Janin . .
Süss, Beate . . . . .
Svejdar, Viola . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
T
Tabeling, Sandra . . . . . . .
Taschler, Heidrun . . . . . .
Tervaniemi, Mari . . . . . .
Thiel, Christiane M. . . . . .
Thöne-Otto, Angelika I.T. .
Thoermer, Claudia . . . . . .
Thomas, James P. . . . . . .
Thumser, Katrin . . . . . . .
Thußbas, Claudia . . . . . .
Tietz, Bernd . . . . . . . . . .
Timmann, Dagmar . . . . .
Timmermann, Lars . . . . .
Titz, Cora . . . . . . . . . . .
Töllner, Thomas . . . . . . .
Toepel, Ulrike . . . . . . . . .
Tomasello, Michael . . . . .
Tragakis, Michael . . . . . .
Traub, Eva . . . . . . . . . . .
Traut-Mattausch, Eva . . . .
Treese, Anne-Cécile . . . .
Trinkl, Barbara . . . . . . . .
Trukenbrod, Hans . . . . . .
Tschan, Franziska . . . . . .
Tschu, Gao Han . . . . . . .
Tucha, Oliver . . . . . . . . .
Tyroller, Michael . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . 39
101, 198
. . . . 145
. . . . 16
. . . . 60
170, 217
. . . . 186
. . . . 218
. . . . 178
. 60, 145
. . . . 98
163, 218
. . . . 136
. . . . 219
. . . . 38
. 73, 105
. . . . 119
. . . . 219
174, 220
141, 146
. . . . 146
. . . . 216
. . . . 216
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
160, 220
. . . 41
. . . 45
. . . 147
. . . 20
. . . 33
. . . 227
. . . 218
213, 221
. . . 231
. . . 207
. . . 203
. . . 221
. . . 222
. . . 222
.... 1
. . . 131
. . . 185
. . . 147
. . . 223
. . . 143
. . . 223
. . . 181
. . . 211
110, 224
. . . 144
U
Ullsperger, Markus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Autoren-Index
Ulmer, Stephan . . . .
Ulrich, Rolf . . . . . .
Unkelbach, Christian
Urbas, Leon . . . . . .
243
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . 152
. . . . . . . 129
. . . . . . . 148
100, 139, 192
V
v. Hecker, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
Vaitl, Dieter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Vallines García, J. Ignacio . . . . . . . . . . . 122, 227
van der Lubbe, Rob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
van der Meer, Elke . . . . . . . . . . . . 139, 182, 187
van de Ven, Vincent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
van Dick, Rolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
van Leeuwen, Cees . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Velichkovsky, Boris M. . . . . . . . . . . 95, 170, 184
Verleger, Rolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149, 199
Vieregge, Peter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Vilimek, Roman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
Vlamings, Petra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Vogel, Maren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Volberg, Gregor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Volkmann, Jens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Vollmeyer, Regina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
Volz, Kirsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
von Collani, Gernot . . . . . . . . . . . . . 29, 226, 229
von Cramon, D. Yves . . . . . . . . . . . . . . . . 68,
130, 141, 154, 166, 168, 175, 212, 214, 225
Vorberg, Dirk . . . . . . . . 34, 36, 111, 132, 135, 137
Vorwerg, Constanze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
W
Wagener-Wender, Monika . . . . . . . . . . . . . . . 157
Wagner, Susanne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Wagner, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Wagner, Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Wagner, Verena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Waldie, Karen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Waldmann, Michael R. . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
Waller, David . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Walsh, Vincent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Walter, Sebastian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46, 50
Walther, Eva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
Waltz, James . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Waniek, Jacqueline . . . . . . . . . . . . . . . . 70, 118
Wascher, Edmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 101, 140, 150, 152, 163, 226, 231, 232
Waszak, Anike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Waszak, Florian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Weber, Gerhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
Weerda, Riklef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Wegener, Geesche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Wehr, Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Weidenfeld, Andrea .
Weigel, Ursula . . . .
Weigelt, Matthias . .
Weike, Almut . . . . .
Wein, Christian . . . .
Weiss, Peter H. . . . .
Wendland, Mirko . .
Wendt, Juliane . . . .
Wentura, Dirk . . . . .
Werkle, Markus . . .
Werner, Ronny . . . .
Wickelmaier, Florian
Wiegand, Katrin . . .
Wiese, Richard . . . .
Wiesner, Christian D.
Wildner, Judith . . . .
Wille, Matthias . . . .
Willmes, Klaus . . . .
Windmann, Sabine .
Wing, Alan . . . . . .
Wippich, Werner . . .
Wisniewski, Jakub . .
Wittmann, Marc . . .
Wlodarczyk, Dariusz
Woischwill, Branko .
Wolber, Maren . . . .
Wolf, Andreas . . . .
Wolfensteller, Uta . .
Wollschläger, Daniel
Wood, Guilherme . .
Wortberg, Silja . . . .
Wriessnegger, Selina
Wühr, Peter . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . . 228
. . . . . . . . . . . 52
. . . . . . . 151, 222
. . . . . . . . 60, 145
. . . . . . . . . . . 105
. . . . . . . . . . . 112
. . . . . . . . . . . 228
. . . . . . . . . . . 229
. . . . . . . . . 12, 13
. . . . . . . . . . . 151
. . . . . . . 226, 229
. . . . . . . . . . . 230
. . . . . . . . . . . 152
. . . . . . . . . . . 142
. . . . . . . . . . . 152
. . . . . . . . . . . 209
. . . . . . . . . . . 153
82, 93, 103, 120, 155
. . . . . . . . . . . . 64
. . . . . . . . . . 34, 35
. . . . . . . . . . . . 227
. . . . . . . . . . . . 199
. . . . . . . . 101, 198
. . . . . . . . . . . . 230
. . . . . . . . . . . . 48
. . . . . . . . 101, 231
. . . . . . . . 106, 154
. . . . . . . . . . . . 154
. . . . . . . . . . . . 155
. . . . . . . . . . . . 155
. . . . . . . . . . . . 231
. . . . . . . . . . . . 232
. . . . . . . 9, 167, 232
Y
Yan, Song . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202, 233
Z
Zajec, Karin . . . . . . . . . .
Zarakowski, Georgi . . . . .
Zaunbauer, Anna Chr. M. .
Zedler, Markus . . . . . . . .
Zellner, Martina . . . . . . .
Ziegler, Albert . . . . . . . .
Ziegler, Rene . . . . . . . . .
Zießler, Michael . . . . . . .
Zilles, Karl . . . . . . . . . .
Zimmer, Hubert D. . . . . .
Zimmer, Karin . . . . . . . .
Zimmer, Uwe . . . . . . . . .
Zwitserlood, Pienie . . . . .
Zysset, Stefan . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . . . . 123
. . . . . . . . . . 211
. . . . . . . . . . 233
. . . . . . . . 43, 44
. . . . . . 156, 224
. . . . . . . . . . 163
. . . . . . . . . . 234
. . . . . . 198, 234
. . . . . . . . . . 112
180, 190, 192, 215
. . . . . . 156, 158
. . . . . . . . . . 235
. . . . . 66, 74, 95
. . . 166, 212, 214
244
Autoren-Index