EIN ALLROUNDER Tuning der etwas anderen Art - Mercedes-Benz
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EIN ALLROUNDER Tuning der etwas anderen Art - Mercedes-Benz
2015 Individuell MAGAZIN FÜR MENSCHEN MIT HANDICAP WWW.MERCEDES-BENZ.DE/FAHRHILFEN EINE EINHEIT Hannah-Louisa Schmidt und ihr Pferd EIN ALLROUNDER Tuning der etwas anderen Art in der C-Klasse: von Einstiegsschutz bis Handbediengerät. EINE ERFOLGSSTORY Keine Zeit für Nein-Sager: Rollstuhlbasketballer Sebastian Magenheim 01_Titel190715.indd 1 07.08.15 17:12 Mercedes-Benz Individuell Inhalt Mercedes-Benz Individuell Mobilität verbindet Editorial AUF DER INTERNATIONALEN AUTOMOBILAUSSTELLUNG (IAA) präsentiert Mercedes-Benz eine Reihe von Fahrhilfen ab Werk an dem E-Klasse T-Modell. T E X T: C O N S TA N Z E M E I N D L F O T O S : DA I M L E R AG 4 7 8 An einer E-Klasse T-Modell präsentiert Mercedes-Benz seine Fahrhilfen ab Werk am Stand 01 in der Halle 2.0. Kein Typ für Plan B Rollstuhlbasketballer Sebastian Magenheim lässt sich von Nein-Sagern nicht aufhalten – sondern anspornen. Die richtige Adresse In den More Mobility Centern von Mercedes-Benz werden Menschen mit Handicap von Experten beraten. Die Umbauer Im Car Modification Center in Sindelfingen arbeiten die Umbau-Spezialisten von Mercedes-Benz. Hand statt Fuß 10 Ein Handbediengerät für Gas und Bremse ermöglicht eine neue Form der Mobilität. Beim Einbau gibt es einige Besonderheiten. Tuning mal anders 12 Kaum ein Fahrzeug bietet so viele Umbaumöglichkeiten wie die C-Klasse – und kaum ein Fahrzeug ist so beliebt. 14 neingeschränkte Mobilität im Straßenverkehr. Für Menschen ohne körperliche Einschränkungen eine Selbstverständlichkeit. Wir bei Mercedes-Benz arbeiten ständig daran, dass sich Menschen mit Mobilitätseinschränkungen genauso selbstverständlich im Straßenverkehr bewegen können wie alle anderen. Technische und mechanische Weiterentwicklungen unterstützen uns dabei auf diesem Weg: ob Multifunktionsdrehknauf, der neben einer Lenkhilfe auch eine Fernbedienung für Blinker, Scheibenwischer und Hupe ist, oder die Handbediengeräte für Gas und Bremse, die leicht und intuitiv zu bedienen sind. U Den Einbau dieser Fahrhilfen übernehmen bei Mercedes-Benz die hauseigenen Techniker im Car Modification Center in Sindelfingen. Wir haben den Spezialisten über die Schulter geschaut, um herauszufinden, wie aus einem Pkw vom Band ein individuelles Fahrzeug wird. (Seite 8) Sich an alle Regeln gehalten und dennoch irgendwie alle Regeln gebrochen hat Rollstuhl-Basketballer Sebastian Magenheim. Immer wenn es heißt: „Du kannst das nicht!“, läuft der erfolgreiche Sportler zur Höchstform auf. Seine Botschaft als neues Gesicht für Mercedes-Benz Fahrzeuge mit Fahrhilfen: „Nicht auf Nein-Sager hören!“ (Seite 4) Sportlich unterwegs ist auch Hannah-Louisa Schmidt. Der Weg der Para-Dressurreiterin wurde durch meist zufällige Begegnungen geprägt, die ihrem Leben immer eine neue Richtung gaben. (Seite 14) Meine Kollegen und ich freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen. Entweder auf der Internationalen Automobilausstellung oder in einem unserer 25 More Mobility Center, wo wir Sie gerne umfassend beraten. Viel Spaß bei der Lektüre Ihres „Individuell“-Magazins wünscht Ihnen Mehr als ein Sport Para-Dressurreiten ist ein ganz besonderer Sport – für die Menschen aber auch für die Pferde. 2 2_3_Inhalt_Edi_IAA_aktuell190715.indd Alle Seiten Susen Lechler Branchenmanagement Mobility Mercedes-Benz Cars Deutschland D FOTOS TITEL: ERWIN FLEISCHMANN (U.), WERNER KUHNLE (O. R.), JUDITH BÖHNKE (O. L.) FOTOS INHALT (V.O.): DAIMLER AG; ERWIN FLEISCHMANN, DAIMLER AG, WERNER KUHNLE, DAIMLER AG (2), JUDITH BÖHNKE; DAIMLER AG (EDITORIAL) 3 IAA Pkw 2015 ie 66. Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt steht unter dem Motto „Mobilität verbindet“. Der Claim stellt einen der Megatrends der Automobilindustrie in den Mittelpunkt: die Vernetzung. Fahrzeug und Fahrer werden künftig jederzeit in Verbindung stehen und miteinander kommunizieren, um gemeinsam unfallfrei ans Ziel zu kommen. Das Motto „Mobilität verbindet“ kann am Stand A01 von Mercedes-Benz in der Halle 2.0 auch als ganz eigener Slogan verstanden werden. Denn durch die zahlreichen Fahrhilfen ab Werk, welche die Stuttgarter im Angebot haben, ermöglichen sie Menschen mit Handicap eine Form der Mobilität, die sie ohne diese technischen und mechanischen Helfer vielleicht nicht erfahren könnten. Eine Vielzahl der Fahrhilfen, die Mercedes-Benz ab Werk anbietet, präsentiert der Stuttgarter Autobauer auf der IAA an einem E-Klasse T-Modell. Die Messebesucher können sich beispielsweise über D AN EINEM E-KLASSE T-MODELL präsentiert Mercedes-Benz auf der IAA zahlreiche Fahrhilfen, wie den Plattform-Schwenksitz „Turnout“. SPEKTAKULÄRE SHOWS wie im Jahr 2013 warten auch 2015 wieder auf die Besucher. den Multifunktionsdrehknopf MFD Touch informieren. Neben der Funktion als Lenkhilfe können an den großen Tasten Blinker-, Scheibenwischer-, Lichtfunktionen und Hupe per Knopfdruck betätigt werden. Daneben haben die Techniker das Fahrzeug mit „Easy Speed“ ausgestattet. Das besonders schlanke Handbediengerät für Gas und Bremse beschleunigt das Fahrzeug durch eine leichte Abwärtsbewegung und wird zum Bremsen nach vorne gedrückt. Außerdem ist ein Handhebel für die Fußfeststellbremse verbaut. Praktische und schicke Helfer Wer rechts nicht Gas geben kann, kann sich detailliert über das elektrische Linksgas informieren. Der Vorteil: Menschen ohne Handicap können problemlos auf das Standard-Rechtsgas umschalten. So kann der Partner dasselbe Fahrzeug nutzen. Ein praktisches und zugleich schickes Element ist der Einstiegsschutz aus Kunstleder. Er schützt den Schweller der Fahrertüre vor Schrammen, die durch das Heranfahren des Rollstuhls entstehen könnten. Doch nicht nur beim Fahrer selbst, auch beim Beifahrer sorgt Mercedes-Benz für Mobilität. Der Plattform-Schwenksitz „Turnout“ hilft beim Ein- und Aussteigen. Der Sitz dreht sich elektrisch aus dem Fahrzeug und erleichtert so den Ein- und Ausstieg. Obwohl das E-Klasse T-Modell vollgepackt ist mit Fahrhilfen, bietet Mercedes-Benz noch einige mehr, über welche die speziell geschulten Mitarbeiter gerne informieren. Ein Besuch am Stand von Mercedes-Benz lohnt sich in jedem Fall, denn zahlreiche Premieren werden in Frankfurt vorgestellt: Beispielsweise wird die A-Klasse nach ihrem Facelift den Besuchern präsentiert und die Messebesucher können in der zweiten Generation des Mittelklasse-SUV, dem l GLC, Platz nehmen. 3 07.08.15 17:14 Mercedes-Benz Individuell Kein Typ für Plan B KRÄFTE SAMMELN, Ziel anvisieren, nicht aufhalten lassen: Das ist Sebastian Magenheims Erfolgsrezept. Als Markenbotschafter für Fahrzeuge mit Fahrhilfen will der Rollstuhlbasketballer ein Zeichen für mehr Mut zum eigenen Weg setzen. TEXT: HANNA STURM FOTOS: ERWIN FLEISCHMANN D ie Augen leuchten vor Besitzerstolz und mit dem Grinsen kann er gar nicht mehr aufhören: Als Sebastian Magenheim seinen neuen „Dienstwagen“ in der Münchner Mercedes-Benz Niederlassung in der Arnulfstraße abholt, ist ihm die Freude deutlich ins Gesicht geschrieben. Einen Mercedes-Benz GLA 250 4Matic bekommt der erfolgreiche Rollstuhlbasketballer als neuer Markenbotschafter für Fahrzeuge mit Fahrhilfen von Mercedes-Benz zur Verfügung gestellt. 211 PS, modernste Assistenzsysteme, schokobraune Lederausstattung, Panoramaschiebedach – die Liste der Ausstattungshighlights ist lang. Doch so begeistert wie Magenheim von seinem neuen Auto auch ist, für den erfolgreichen Sportler bleibt es doch nur ein schöner Bonus: „Das eigentliche Highlight ist nicht das Materielle, sondern das Ideelle: Nämlich, dass ein internationaler Konzern einen behinderten Sportler wie mich unterstützt.“ Er und der Fahrzeughersteller passen gut zusammen, findet Sebastian Magenheim: „Mercedes-Benz ist ein sehr innovatives Unternehmen, etwa bei der Entwicklung von Assistenzsystemen oder alternati- D Mehr Informationen zu Sebastian Magenheim mbm.mb4.me/sm 4 4_7_Magenheim_MMC2_bunt.indd 4-5 ENTSCHLOSSEN UND FOKUSSIERT ist Sebastian Magenheim auf dem Platz und abseits des Courts. ven Antrieben.“ Der Drang, sich ständig zu verbessern und weiter zu entwickeln, sei ein Charakterzug, den der neue Markenbotschafter bei Mercedes-Benz sieht und auch von sich selbst kennt. Von Geburt an hat Sebastian Magenheim eine Rückenmarkserkrankung, wegen der sich knieabwärts seine Muskeln und Sehnen nicht richtig entwickeln konnten. Hartnäckig übte er als Kind stehen und gehen, obwohl die Ärzte ihm keinen Erfolg in Aussicht gestellt hatten. Zum Rollstuhlbasketball brachte ihn dann ein Klassenkamerad in der Grundschule. Zunächst sei er nicht so begeistert gewesen von der Idee, erinnert sich Sebastian Magenheim. „Aber mein Freund sagte: Schau es dir an, bevor du urteilst.“ Ein kluger Ratschlag, der für ihn bis heute in vielen Situationen gilt. Der 24/7-Sportler In Sachen Rollstuhlbasketball war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, auf seinen Schulfreund zu hören: Heute spielt Sebastian Magenheim für seinen Verein RSB Team Thüringen erfolgreich in der 1. Bundesliga – in der vergangenen Saison verpasste sein Team nur knapp die Deutsche Meisterschaft und den Sieg in der Champions League. Außerdem wirft er Körbe für die deutsche Nationalmannschaft und ist bei den Paralympics 2012 in London für Deutschland angetreten. Das nächste große Ziel: ein gutes Abschneiden bei der Europameisterschaft in England und damit die Qualifikation für die Paralympischen Spiele 2016 in Rio. Erfolg kommt auch im Rollstuhlbasketball nicht 5 07.08.15 17:20 Mercedes-Benz Individuell von ungefähr: Zweimal am Tag geht’s zum Training, entweder bei seinem Verein in Erfurt, im Olympiastützpunkt in München oder mit der Nationalmannschaft in Gießen und Frankfurt. Doch auch wenn er nicht beim Training ist, hat der Sport höchste Priorität. „Sportler sein bedeutet sportlich trainieren, sportlich essen und sportlich ins Bett gehen“, fasst Magenheim zusammen. Selbst in der Freizeit kann er nicht abschalten, analysiert zum Beispiel im Kino in Gedanken den nächsten Gegner, prägt sich Schwächen und Stärken der anderen Spieler ein. Die richtige Adresse Körbe und Köpfchen Auf dem Beifahrersitz seines neuen GLA wird als erstes sein Vater Platz nehmen: „Ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich bin“, weiß der Sportler. Bei vielen Entscheidungen sei er ein wichtiger Berater gewesen, etwa in puncto Berufsbildung. Dass er zusätzlich zum Leistungssport studiert, hat der Vater durchgesetzt, denn Sebastian ist eigentlich nicht der Typ für einen Plan B: „Meiner Meinung nach verfolgst du in dem Moment, in dem du einen Plan B hast, dein ursprüngliches Vorhaben nicht mehr mit voller Kraft.“ Die Eltern wünschten sich aber natürlich „etwas Solides“ für die Zukunft ihres Sohnes, dem auch bewusst ist, dass man vom Rollstuhlbasketball alleine nicht leben kann. Seit Winter hat Sebastian Magenheim seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche, der Master soll bald folgen. Leistungssport und Studium – ohne viel Disziplin und Durchhaltevermögen ist das nicht zu schaffen. Diese Zielstrebigkeit sei eine der wichtigsten IMMER SPORTLICH UNTERWEGS. Sebastian Magenheim vor der Mercedes-Benz Niederlassung München in der Arnulfstraße. Fähigkeiten, die er beim Sport entwickelt habe, findet Sebastian Magenheim. „Eine Sache mit voller Kraft angehen, auf ein Ziel hinarbeiten und sich von niemandem etwas ausreden lassen – das habe ich gelernt.“ Deshalb ist sein Idol Arnold Schwarzenegger. Nicht wegen der Muskeln, sondern weil er sich immer gegen Menschen durchsetzen musste, die ihm seinen Erfolg nicht zutrauten. Zu klein für einen Bodybuilder, sein Akzent zu merkwürdig für einen Schauspieler, zu unseriös für einen Politiker – so lauteten die Unkenrufe. Sebastian Magenheim hat Ähnliches erlebt: Die Ärzte meinten, er könne nie laufen. Die Lehrer prophezeiten, er schaffe nie das Abitur und viele sagten, er werde nie an den Paralympics teilnehmen. „Nicht auf Neinsager hören!“ ist deshalb die Botschaft, die er als Gesicht von Mercedes-Benz verkünden möchte. Mit den sportlichen Erfolgen ist das Selbstvertrauen gewachsen, das merkt Sebastian Magenheim auch im alltäglichen Leben. „Heute habe ich keine Probleme damit, Hilfe anzunehmen.“ Richtig nerven tut ihn etwas anderes: „Wenn Leute per se glauben, dass mein Leben schlecht ist. Das ärgert mich. Ich bin Markenbotschafter von Mercedes-Benz, Akademiker und war bei Olympia – mein Leben ist doch spitze.“ NUR NOCH SCHNELL ein paar Körbe werfen. Sein Sport ist fester Bestandteil des Alltags von Sebastian Magenheim. 6 4_7_Magenheim_MMC2_bunt.indd 6-7 AUF DEN ERSTEN BLICK unterscheidet die More Mobility Center nichts von anderen Verkaufsniederlassungen. Bei genauem Hinsehen, erkennt man die Besonderheiten. Mehr Informationen zu den More Mobility Centern mbm.mb4.me/fahrhilfen TEXT: THOMAS CYGANEK FOTO: DAIMLER AG b ins Autohaus, Fahrzeug aussuchen, konfigurieren, später dann abholen, einsteigen und losfahren. Eine Selbstverständlichkeit – bei Mercedes-Benz auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkung. „Unsere More Mobility Center sind so gestaltet, dass wir Menschen mit Handicap ideal beraten können – und das in einer angenehmen und komfortablen Atmosphäre“, bestätigt Sabine Kramp vom More Mobility Center in Nürnberg. Das beginnt schon bei der Architektur: Beispielsweise ist der Zugang zum Autohaus barrierefrei, die Parkplätze sind so angelegt, dass Rollstuhlfahrer mühelos ein- und aussteigen können. Das sind Besonderheiten, die nicht jedes Autohaus hat. Im persönlichen Gespräch mit dem Verkaufsberater zeigt sich dann die große Stärke der More Mobility Center: Die geschulten Mitarbeiter kennen sich bestens mit Auswahl und Umbau des geeigneten Fahrzeugs von Mercedes-Benz aus. Sie wissen, welche Anforderungen ihre Kunden haben und wie diesen am besten zu begegnen ist. In speziellen Schulungen bekommen Verkaufsberater die Gelegenheit, auf einer Teststrecke Fahrzeuge zu fahren, die mit Fahrhilfen ausgestattet sind. Sie können testen, wie es sich anfühlt, wenn man mit Handbediengerät Gas gibt und bremst oder mit einem Drehknauf lenkt. „Es war sehr hilfreich, das selbst ausprobiert zu haben“, bestätigt Kramp. „Man kann sich wesentlich besser in den Kunden hineinversetzen und so richtig auf seine Fragen eingehen.“ A Die More Mobility Center haben die gesamte Palette an Fahrzeugen von Mercedes-Benz im Angebot. Da jedoch jedes Handicap anders ist, lässt sich der Fuhrpark nur schwer mit den exakt passenden Modellen ausstatten. Die Verkaufsberater versuchen aber gerne, den gewünschten Testwagen zu organisieren. Hierzu fragen die Mitarbeiter deutschlandweit in Mercedes-Benz Niederlassungen an. „Wir versuchen alles, um Probefahrten mit einem entsprechend umgebauten Fahrzeug möglich zu machen“, erklärt Kramp. „Außerdem schätzen unsere Kunden besonders, dass sie viele Individualisierungen gleich ab Werk bestellen können“, erzählt Kramp weiter. „Dadurch entfallen zeit- und kostenintensive nachträgliche Umbauten.“ Speziell geschulte Mitarbeiter, individuelle Beratung rund um Fahrhilfen ab Werk, ein Autohaus ohne Hürden: Was einfach klingt, ist etwas Besonderes: Mercedes-Benz ist bislang der einzige Hersteller mit dem Angebot der More Mobility Center. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Kramp, „und wir möchten das in dieser Form weiterführen!“ MORE MOBILITY CENTER In Deutschland gibt es 25 More Mobility Center. Diese sind auf der Internetseite www.mercedes-benz.de/fahrhilfen aufgeführt. Sollte kein More Mobility Center in der Nähe sein, hilft gerne jede Niederlassung von Mercedes-Benz weiter, denn das Programm Fahrhilfen ab Werk ist überall bestellbar. Bei Fragen setzen sich die Berater mit den Spezialisten aus den More Mobility Centern in Verbindung. 7 07.08.15 17:20 Mercedes-Benz Individuell Mercedes-Benz Individuell Die Umbauer „ Wir sind stolz darauf, unseren Kunden zu neuer Mobilität und Lebensqaulität zu verhelfen. IM CAR MODIFICATION CENTER (CMC) in Sindelfingen werden aus Autos vom Band individuelle Fahrzeuge – dank der geschickten Hände der Techniker von Mercedes-Benz. TEXT: PETER POGUNTKE FOTOS: WERNER KUHNLE ERICH KAHLES, TECHNIKER IM CMC SINDELFINGEN TEAMWORK. Sie kennen jede Schraube sowie jeden Kniff – und machen ihren Job leidenschaftlich gern. Die Techniker des CMC. einem Mercedes-Benz Pkw geschehen kann, sorgt das CMC. Weltweit laufen hier die Bestellungen ein. Umbau durch hauseigene Techniker Das CMC zeichnet neben vielen anderen Fähigkeiten ein besonderes Alleinstellungsmerkmal aus: Hier erfolgt der Umbau ab Werk durch Techniker der Marke Mercedes-Benz. „Wir tragen den Stern nicht nur auf unserer Arbeitskleidung“, meint Meister Michael Hopf, „sondern auch im Herzen“. Und wer den Betrieb im CMC verfolgt, der sieht nicht nur, sondern er spürt auch, „dass hier etwas für die Menschen getan wird“, wie es Matthias Heil, bei Daimler Business Innovation zuständig für Fahrhilfen ab Werk, ausdrückt. Darüber hinaus ist die Arbeit im CMC „anspruchsvoll, abwechslungsreich und fordert das handwerkliche Geschick“, betont Jochen Helber. Der augenscheinliche Unterschied zu seiner früheren Tätigkeit: Damals arbeitete er am Montageband, heute in Standplatzmontage. Was sind die am häufigsten georderten Fahrzeuge? Nach den Erkenntnissen des 16-köpfigen Teams: B-, C-, E-Klasse sowie GLK, der Vorgänger des GLC. In der laufenden Produktion finden übrigens keine Vorrüstungen statt, alle Fahrzeuge kommen in Serienausführung direkt vom Band ins CMC. Die technischen Möglichkeiten des CMC sind beeindruckend. Neben mechanischen Handbediengeräten für Gas und Bremse sind auch elektronische Hightech-Produkte wie etwa der Multifunktions-Drehknauf MFD Touch erhältlich. Dieser ergonomische Drehknauf enthält zusätzlich noch die Bedienschalter für Licht, Blinker, Scheiben wischer und Hupe. Eine bemerkenswerte Konstruktion bietet das CMC für Menschen, die beispielsweise halbseitig gelähmt sind oder mit Amputationen leben. Für sie gibt es das Linksgas: Hierbei wird ein zusätzliches Gaspedal links neben dem Bremspedal eingebaut. Verwechslungen werden durch einen Schalter in der Konsole von vornherein ausgeschlossen: Mit ihm wird wahlweise das linke oder rechte Gaspedal aktiviert. Der Tritt auf das jeweils andere Pedal bleibt dann wirkungslos. Aber auch Wünsche der besonderen Art macht das CMC möglich: Der beleuchtete Stern gehört ebenso dazu wie das FontEntertainment im Cockpit nach Maß. 12.000 Fahrzeuge pro Jahr Insgesamt verlassen jedes Jahr 12.000 Fahrzeuge das CMC, deren Umbau je nach Aufwand zwischen einem Tag und einer Woche dauern kann. Den Großteil bilden aber Fahrschulautos und hochwertige Zubehöreinbauten. Dennoch werden die behindertengerechten Umbauten in Zukunft an Bedeutung gewinnen, darin sind sich CMCTeam und CMC-Leiter Thomas Glaser einig. Der Grund liegt in der demografischen Entwicklung Deutschlands und vieler Länder der Welt: Die Bevölkerung wird im Durchschnitt älter und muss vermehrt mit den Folgen von Alterskrankheiten wie Diabetes und Schlaganfällen zurechtkommen. Gleichzeitig wollen die Senioren aber mobil bleiben – das Know-how dafür besitzt das CMC. l SICHER UND ÄSTHETISCH: Jochen Helber montiert die Halteplatte des Lenkraddreh knaufs unter dem Airbag. Dieser Umbau fügt sich nicht nur harmonisch in den Innenraum ein, sondern beschädigt außerdem den Lenkradkranz nicht und ist besonders sicher im Falle eines Aufpralls. enn Jochen Helber und Erich Kahles zum Schichtbeginn an ihre Montageplätze im Sindelfinger Car Modification Center (CMC) gehen, dann beginnt für sie eine ganz besondere Arbeit. Sie bedeutet weit mehr als die Realisierung eines Fahrzeugumbaus nach individuellen Kundenwünschen. Helber und Kahles sowie ein weiterer Kollege sind innerhalb des CMC die ausgewiesenen Experten für behindertengerechte Fahrzeuge. „Ja“, bestätigt Kahles, W 8 8_9_CNC_gel190715.indd Alle Seiten der seit Einrichtung des CMC im Jahr 2010 dort tätig ist, „wir arbeiten für eine sehr spezielle Kundengruppe und wir sind stolz darauf, diesen Kunden zu neuer Mobilität und Lebensqualität zu verhelfen.“ Die Argumentation des Technikers ist leicht nachvollziehbar: Mobilität gehört für körperbehinderte Menschen zu den Dingen, die ihr Leben trotz mancher Einschränkungen weiter lebenswert machen. Sie verleiht ihnen die Fähigkeit, aus eigener Kraft unterwegs zu sein und am öffentlichen Leben teilnehmen zu können. Dafür, dass dies mit 9 07.08.15 17:23 Hand statt Fuß TECHNIKER ERICH KAHLES beim Einbau eines Handbediengerätes. HINTER DEM EINBAU des Handbediengeräts steckt mehr Raffinesse, als man vermutet. TEXT: PETER POGUNTKE FOTO: WERNER KUHNLE renzenlos mobil sein. Das ist für Menschen mit Handicap oder Bewegungseinschränkungen dank innovativer technischer und mechanischer Helfer mittlerweile meist genauso selbstverständlich wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Häufig sind es die Beine, die das Bedienen eines Serienfahrzeugs vom Band unmöglich machen. Doch statt Gas und Bremse mit den Fußpedalen zu bedienen, können Menschen mit Einschränkungen dies auch ganz einfach mit ihren Händen tun. Da wundert es nicht, dass das Handbediengerät für Gas und Bremse im Car Modification Center (CMC) Sindelfingen das am häufigsten verbaute Produkt ist. Mercedes-Benz bietet drei verschiedene Handbediengeräte an: Beim Modell „Classic“ kann der Fahrer über einen Drehknauf am oberen Ende des Geräts Gas geben. Bei den Modellen „Multima II“ und „Easy Speed“ beschleunigt der Fahrer durch das Herunterziehen des Hebels. Gebremst wird, G 10 10_Hand_gel19071.indd Alle Seiten indem das ganze Gerät nach vorne gedrückt wird. Unterstützt wird dies durch das natürliche nach vorne Fallen des Körpers bei der Bremsverzögerung. Die Kraft wird dann über ein Gestänge auf die Pedale des Fahrzeugs übertragen. Eine Pedalabdeckung sorgt dafür, dass die Original-Pedale für Gas und Bremse nicht versehentlich doch mit den Füßen betätigt werden können. Die Abdeckung ist leicht zu entfernen, damit auch Menschen ohne Handicap das Fahrzeug wie gewohnt nutzen können. Einfluss auf Sitzlängsverstellung Die Handbediengeräte werden an der Sitzbefestigung, rechts vor dem Fahrersitz, angebaut. Dies hat somit unmittelbaren Einfluss auf die Sitzlängsverstellung: Der Fahrersitz kann dann nicht mehr so weit wie üblich nach vorne geschoben werden. Ein nichtbehinderter Partner oder Bekannter, der den Wagen fährt, kann dadurch Probleme haben, die Pedale zu erreichen. Die unterschiedlichen Verstellwege der drei Hand- bediengeräte sollten also vorher mit dem Verkäufer besprochen werden. Doch Sicherheit geht vor: Das Handbediengerät muss immer weit genug hinten eingebaut werden, um die Bremskraft – auch bei heißgelaufener Bremse – voll ausschöpfen zu können. „Man kann es sich etwa so vorstellen, dass das Bremsen in den drei Etappen kalte Bremse, warmgelaufene Anlage und heiße Bremse erfolgt“, erklärt Michael Hopf, Meister im CMC. „Die dritte Etappe, bei welcher der Pedalweg und damit der Hebelweg des Handbediengeräts am längsten sind, endet für den Bremshebel erst direkt vor dem Armaturenbrett.“ Dass die Handbediengeräte einwandfrei funktionieren, müssen die Fahrzeuge auf der Einfahrstrecke des Mercedes-Benz Werkes Sindelfingen beweisen. Erst, wenn das verbaute Handbediengerät die Prüfung „abruptes Bremsen“ von einer definierten Geschwindigkeit in den Stand bestanden hat, wird das Fahrzeug mit dem Gerät ausgeliefert – und macht irgendwo auf der Welt einen Menschen mit Einschränkung grenzenlos mobil. IM INTERVIEW erläutert Matthias Heil, weltweit verantwortlich für „Mercedes-Benz Fahrhilfen ab Werk“, worauf es beim Handbediengerät ankommt. INTERVIEW: PETER POGUNTKE Mehr Informationen zu den Handbediengeräten mbm.mb4.me/hbg ibt es eigentlich Anforderungen über die Technik hinaus, die Ihre Kunden an Sie stellen? Ja. Ein Kunde beispielsweise, der Einschränkungen unfalloder krankheitsbedingt von einem Tag auf den anderen zu verkraften hat, der ist durch dieses Ereignis oftmals traumatisiert. Er braucht neben der Vorbereitung aufs Autofahren einfühlsame und individuelle Kaufberatung. Bei Menschen, die bereits von Geburt an mit körperlichen Einschränkungen leben müssen, geht dieser Dialog unter Umständen etwas leichter von der Hand. G Wie sieht es mit dem Feedback aus dem Markt aus. Gibt es hier Anregungen? Wir befinden uns in ständigem Kontakt mit unseren Zulieferern. Erkennen wir aus KundenFeedback zum Beispiel, dass es nötig wäre, ein Gerät zu verbessern oder neu zu entwerfen, dann geht unsere Entwicklung auf die Zulieferer zu und diese schicken dann die ersten Prototypen. Zudem regen wir aber auch selbst bestimmte Änderungen an. So müssen etwa die Handbediengeräte immer wieder den wechselnden Platzverhältnissen im Innenraum angepasst werden. Worauf kommt es in ihrem Dialog mit den Partnern besonders an? Wir müssen unseren Partnern und Kunden unser Denken erklären. Sie müssen verstehen können, warum wir manches auf unsere Weise machen und nicht anders. Wir bauen unsere Handbediengeräte deshalb so weit von der Instrumententafel entfernt ein, damit im Falle einer Vollbremsung immer ausreichend Platz vorhanden ist, um das Handbediengerät ganz nach vorne drücken zu können. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass der Fahrer nicht den vollen Bremsdruck aufbauen kann. Dadurch muss aber auch die Sitzlängsverstellung nach vorne begrenzt werden. Wenn jemand dieses Prinzip verstanden hat, wird er sich nicht mehr beklagen, dass der Fahrersitz nicht so weit wie üblich vorgeschoben werden kann. 11 07.08.15 17:24 Mercedes-Benz Individuell Tuning mal anders KAUM EIN FAHRZEUG bietet so viele Umbaumöglichkeiten wie die C-Klasse. TEXT: PETER POGUNTKE FOTOS: DAIMLER AG Mercedes-Benz Individuell C-Klasse gehört zu den Pkw ie von Mercedes-Benz, die von Menschen mit körperlichen Einschränkungen am häufigsten gewählt werden. Ein gewichtiger Grund dafür ist die Vielzahl von Umbauten, die bei diesem Modell möglich sind. Das „Tuning“ der etwas anderen Art beginnt mit dem Einstiegsschutz. Dieser verhindert ein Verkratzen des Schwellers durch den Rollstuhl, wenn der Fahrer seitwärts an den Wagen heranfährt, seinen Platz einnimmt und die Beine nachzieht. Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Einstiegsschutz aus hochwertigem Kunstleder liegt nach einem ausgeklügelten Faltkonzept innen eingeklappt im Fußraum und wird mit einem simplen Handgriff über D DER EINSTIEGSSCHUTZ ist so einfach wie genial: Das hochwertige Kunstleder verhindert, dass der Rollstuhl beim Umsetzen den Lack verkratzen kann. selbe gilt für die Montage des Multifunktions-Drehknaufs MFD Touch. Er vereint die Funktion eines Lenkraddrehknaufs mit der einer Fernbedienung für Licht, Blinker, Scheibenwischer und Hupe. Aber auch Wünsche der besonderen Art macht das CMC möglich: Der beleuchtete Stern gehört ebenso dazu wie das Front-Entertainment im Cockpit nach Maß. Bliebe für die C-Klasse noch eine Frage zu klären, die immer wieder auftaucht: Passt ein Aktivrollstuhl in den Kofferraum? „In der Regel problemlos“, versichert das Team im Car Modification Center (CMC) Sindelfingen – bei nur wenigen Rollstuhl-Modellen kann es schon mal eng werden. die Einstiegsleiste ausgeklappt, wenn der Fahrer seinen Wagen verlässt oder wieder einsteigt. Die Mercedes-Benz Handbediengeräte für Gas und Bremse – Classic, Multima II und Easy Speed – gehören bei der C-Klasse zum obligatorischen Angebot. Alles mit einer Hand im Griff Ein besonderes Angebot richtet sich darüber hinaus an Menschen, die mit Bewegungseinschränkungen einer bestimmten Körperhälfte oder amputierten Gliedmaßen leben. Für sie können Tempomat- und Blinkerhebel von der linken auf die rechte Seite des Lenkrads verlegt werden. Das- DIE C-KLASSE bietet viel Stauraum. 12 12_CKlasse_gel190715.indd Alle Seiten „Turnout“ hilft beim Aussteigen Aber nicht nur die C-Klasse bietet ganz besondere Umbaumöglichkeiten. Ein Hightech-Produkt ist beispielsweise der schwenkbare Beifahrersitz „Turnout“ aus der E-Klasse. Er ermöglicht bequemes Umsteigen von und auf den Rollstuhl oder das Erreichen etwa eines Rollators. Dieser Einbau ist auch in der B-Klasse und im GLK beziehungsweise dem Nachfolger GLC unter der Bezeichnung „Turny Evo“ verfügbar. Diese technisch weiterentwickelte Version kann den Beifahrersitz komplett aus dem Fahrzeug herausschwenken und auf Sitzhöhe des Rollstuhls l absenken. DER MFD TOUCH ist Lenkrad drehknauf und Fernbedienung für Licht, Blinker, Scheibenwischer und Hupe in Einem. 13 07.08.15 17:26 Mercedes-Benz Individuell Mercedes-Benz Individuell Mehr als ein Sport ANMUT UND ELEGANZ: Wie anstrengend Para-Dressurreiten ist, bleibt dem Zuschauer verborgen. HANNAH-LOUISA SCHMIDT arbeitet hart für ihr Ziel: die Teilnahme an den Paralympics 2020. Die Karriere der Para-Dressurreiterin begann mit einer zufälligen Begegnung beim Spazierengehen. TEXT UND FOTOS: JUDITH BÖHNKE M anchmal haben Begegnungen etwas Magisches. Fordern heraus, entfachen Leidenschaften, geben Biographien Richtung und Wendungen, die kaum vorherzusehen waren und umso mehr beeindrucken. Was solche Begegnungen bergen, will erkannt und entwickelt werden. Der Para-Dressurreiterin Hannah-Louisa Schmidt ist das in ihrem Leben mehr als gelungen. Die erste dieser Begegnungen erreichte HannahLouisa im zarten Alter von fünf Jahren: Ihre Familiewar gerade umgezogen und erkundete bei einem Spaziergang mit dem Hund den Düppeler Forst in Berlin, als ihnen Katja Süß über den Weg lief. Sie kamen ins Gespräch mit der studierten Diplom-Sozialpädagogin und erfuhren von ihrer Leidenschaft für Pferde und der kleinen sozialen Einrichtung, die die zertifizierte Reittherapeutin in Zehlendorf unterhielt. Bei den Schmidts wuchs die Begeisterung. Hannah-Louisa auf einem Pferderücken und das trotz starker Skoliose und beidseits fehlender Schienbeine – konnte das tatsächlich möglich sein? Es konnte. Und abgesehen von dem reinen heilpädagogischen Nutzen des Reitens machte es mit Hannah-Louisa noch viel mehr. Das Reiten bewies ihr die eigene Stärke und nährte ihr Selbstbewusstsein und ihre Überzeugung, dass es sich lohnt, Träume zu haben. „2004 nahm mich Katja Süß zu einem Wochenende ins Bundesleistungszentrum nach Warendorf mit, wo ein Training M EINE EINHEIT: Hannah-Louisa Schmidt und das Pferd Wallis vom Messeberg sind ein ganz besonderes Team. 14 14_Reiten_2_bunt.indd Alle Seiten für die Paralympics im Dressurreiten stattfand“, erinnert sich Hannah-Louisa. „Dort lernte ich den Bundestrainer kennen, der mit seinem Kader dann nach Athen reiste. Diese Begegnung hat mich so motiviert, dass ich dachte: Bei den Paralympics will ich auch eines Tages starten.“ Stark im Verein Seit 2009 trainiert Hannah-Louisa in der Rollireitschule Radensleben von Gundula Lüdtke – ihr Ziel immer fest im Blick: die Teilnahme an den Paralympics 2020 in Tokio. Die Rollireitschule gehört dem BPRSV, dem Brandenburgischen Präventionsund Rehabilitationssportverein e.V. an, der unter anderem Leistungssportler mit Handicap bei der Verwirklichung ihrer sportlichen Ziele unterstützt. Derzeit betreut der Verein im Parareiten insgesamt zehn Leistungssportler, darunter Hannah-Louisa. Ermöglicht wird die Arbeit durch finanzielle Unter stützung aus vielen Richtungen wie Sponsoring und Förderung durch das Land Brandenburg sowie den HOBIS Förderverein. „Reiten im paralympischen Spitzensport ist sehr kostenintensiv“, weiß BPRSV-Pressesprecherin Christa Lemmé. „Man braucht viele versierte Helfer und hochqualifizierte Trainer, ein geeignetes Umfeld, Equipment, das zumeist an jeden Reiter ganz individuell angepasst sein muss und natürlich Pferde. Und das sind keine BPRSV E.V. Kontakt Reitsport: Rollireitschule Radensleben, Gundula Lüdtke Dorfstraße 54a, D-16818 Radensleben www.bprsv.de www.nuester-ug.de Sportgeräte, sondern Freunde und Partner, die im Parareiten nicht nur einer speziellen Ausbildung bedürfen, sondern auch in ihrer Persönlichkeit sehr menschenbezogen, rücksichtsvoll und feinfühlig sein müssen.“ Entsprechend hohe Ansprüche sind an Haltungs- und Trainingsbedingungen zu stellen. Trotz intensivem Training hat Hannah-Louisa auch ihre schulische Ausbildung nie vernachlässigt. Das Abitur hat sie mittlerweile in der Tasche. Im Augenblick absolviert sie eine Ausbildung in Fotografie und Mediengestaltung. „Das hat erst einmal Vorrang“, sagt die 20-Jährige. „Meine Ausbildung ist sehr zeitintensiv, deshalb möchte ich sie erst mit einem guten Ergebnis abgeschlossen haben, damit ich mich der Paralympics-Vorbereitung widmen kann, ohne Abstriche machen zu müssen.“ Unabhängig mobil sein Wenn Hannah-Louisa zwischen Ausbildung und Training mal etwas Zeit findet, möchte sie gerne den Führerschein machen, damit sie sich nicht mehr mit ihrem Fahrrad und den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Berlin schlagen muss. Unabhängige Mobilität ist besonders im Leistungssport wichtig, um das hohe Anforderungspensum zu schaffen. Ihr Traum: „Im smart durch die Hauptstadt düsen – am liebsten im Cabrio.“ Doch heute steht erst einmal nicht der Führerschein, sondern das Training für Tokio auf dem Programm. Qualifikationstechnisch ist sie schon auf dem besten Weg. Sie startet als Para-Dressurreiterin in der Wettkampfklasse Grade 1b, dem schwersten Behinderungsgrad. So holte sie beispielsweise bereits 2009 bei den Deutschen Meisterschaften die Silbermedaille, bei den Landesmeisterschaften 2014 und 2015 gab es die Goldmedaille und obendrein die Berufung in den aktuellen Landeskader Brandenburg. „Um sich international zu qualifizieren, sind auch Parareiter auf Turniere im Ausland angewiesen“, verrät Christa Lemmé. „Solche Reisen können wir oft nur ein oder zwei Sportlern ermöglichen.“ In Deutschland werden bislang nur zwei Qualifikationsturniere angeboten – viel zu wenig, um die Voraussetzungen für eine Teilnahme an den Paralympics zu erfüllen. Deshalb richtet der BPRSV auch eigene Turniere aus, in 2015 drei an der Zahl. Reiten ist für Menschen mit Handicap mehr als „nur“ ein Sport: „Nicht nur der Sport an sich stärkt und befreit Menschen mit Handicap. Auf einem Pferd zu reiten ist für einen Gehbehinderten beispielsweise wie selbst wieder gehen – sogar rennen – zu können, schneller als je zuvor“, weiß Christa Lemmé. „Bei Turnieren kommt noch der besondere Aspekt der öffentlichen Anerkennung hinzu: Die Menschen entschlüpfen der Unsichtbarkeit und stehen auch nicht mehr allein im Mittelpunkt von Fürsorge. Sie sind Leistungsträger, beweisen sich im Wettkampf und erleben, dass sie selbst zu Vorbildern werden, zu denen andere aufsehen – ohne l dass ihre Behinderung eine Rolle spielt.“ IMPRESSUM Herausgeber Daimler AG, Mercedes-Benz Cars Vertrieb Deutschland Mühlenstraße 30, 10243 Berlin Publications Manager Jennifer van Zeist, Daimler AG Verlag Springer Fachmedien München GmbH Verlag Heinrich Vogel, Corporate Publishing Aschauer Straße 30, 81549 München Projektsteuerung/Redaktion Constanze Meindl, Sylke Bub (red. 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