Rumliegen, Rumalbern, Rum trinken - Reisen Travel

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Rumliegen, Rumalbern, Rum trinken - Reisen Travel
natur / reise
Blick von der
Veranda aus durch
den grünen Wirrwarr (auf Bathala).
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1 Barfussflieger Rob und sein maledivischer Co-Pilot fliegen Touristen vom internationalen Flughafen zu ihren Resorts.
2 Abdul gehört zu einer Dhoni-Crew von
Helengeli und hat beim Nachtfischen gerade einen Mini-Red-Snapper gefangen.
3 Beim Trip auf eine von Einheimischen
bewohnte Insel holen wagemutige
Malediver Kokusnüsse von den Bäumen.
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Rumliegen
Rumalbern
Rum trinken
Text: Hanspeter Huber
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R
ob merkt sofort, dass die Leute
seine blutten Füsse bespienzeln.
Er nimmt die Sonnenbrille von
der Nase und setzt sein Piloten-Smile
auf. «Don’t worry, don’t worry.» Ohne
Schuhe fliegen sei ungefährlich, man
habe sogar mehr Gefühl in den Füssen,
sagt der angegraute Sonnyboy, der einst
fröstelnd Kanada verliess, um auf den
heissen Malediven neu anzufangen.
Dort arbeitet er als Glücklichmacher:
Rob holt Touristen am Flughafen der
zubetonierten Hauptstadt Malé ab und
fliegt sie über eine stinkende GüselDeponie hinweg zu den Ferienresorts,
die jeweils eine ganze Insel einnehmen.
Einer von
46 Bungalows
auf Bathala.
Nach 20 Minuten landet Rob die Propellermaschine sanft auf dem Wasser. Das
halbe Dutzend Passagiere kraxelt auf
die Holzplattform und schielt nach dem
herantuckernden Dhoni, das sie die letzten Meter zum Ziel führt: Bathala, ein
saftiggrüner Flecken im blauen Nichts.
Bathala ist eine urwüchsige Insel. Pool,
Golfplatz, Animateure oder TV gibt es
nicht. Die Abendunterhaltung: Rumliegen, Rumalbern, Rum trinken.
Wer Bathala bucht, sucht Ruhe und
Natur. Der sieht über den simplen Menüplan (Curry, Curry, Curry) und die allgemein etwas verwitterte Anlage hinweg.
FOTOS: HANSPETER HUBER (4), PD
Unverschämt schöne
Strände und Meereswelten gibt es auf
den Malediven nicht
nur im Luxusresort.
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Dafür liegen die Bungalows verträumt
im grünen Wirrwarr und nur wenige
Flipflop-Humpler vom Meer weg, wo
im Hausriff spektakuläre Farbenorgien
und Begegnungen mit Schildkröten oder
Baby-Riffhaien warten. Wer auf der
Veranda ruht, kriegt Besuch von Geckos,
Echsen oder einer Weissbrust-Kielralle,
die mit erhobenem Schwanz vorbeistöckelt. Tapp, tapp, tapp – schon ist sie weg.
«In einem Luxusresort mit Schnöseln tauchen? Ohne mich!» Tauchlehrer
Andi ist ein lustiger Typ, breit wie hoch,
ein Muskelprötzchen. Er mag Bathala,
weil’s hier locker zu- und hergeht und er
mit Gästen auch mal einen kippen kann.
Trotzdem: Der Kölner lebt elf Monate im
Jahr auf 300 mal 150 Metern. Nie Langeweile? «Manchmal möchte ich schon
gern die Sau rauslassen. Aber die würde
hier ja absaufen. Ha, ha, ha!»
Platzangst? «Hie und da.» Heimweh?
«Nie! Die Schwerelosigkeit, diese Spannung, weil jederzeit ein Riesenmanta
oder Walhai vorbeischwimmen könnte –
Tauchen macht süchtig.»
Damit sind auch die Gäste auf Helengeli
einverstanden. Die Insel gilt als eine der
maledivischen Top-Tauchdestinationen,
da man das ganze Jahr über beste Chancen hat, Riesenmantas zu erleben. Und
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natur / reise
Tauchlehrer Andi (oben) aus
Köln verbringt elf Monate im
Jahr auf der Insel Bathala.
Mit etwas Glück kann man
auf Helengeli vom Sonnendeck
(links) aus Delfine sehen.
ger, der als Kind in Basel lebte und jeden
Gast bei der Ankunft deutsch begrüsst.
Wie kommen wir zu diesem Kompliment, das uns wohl noch nie jemand gemacht hat? Peer: «Die Schweizer wollen
kein steifes Schickimicki-Hotel, wollen
sich für den Znacht nicht in Schuhe, lange Hosen und Abendkleider zwängen.»
Tatsächlich zählt Helengeli wie Bathala
zur kleinen Gruppe maledivischer Resorts, die nicht auf Edel-Touris abzielen,
deshalb verhältnismässig günstig sind,
WISSENSWERTES
Informationen
Weitere Tipps
Klima: Auf den Malediven herrschen das
ganze Jahr Temperaturen um 30 Grad.
Die beste Reisezeit ist von November bis
April, wenn es meist trocken ist.
Bathala, 3 Sterne: 46 Zimmer in Einzelbungalows. Das Personal spricht Englisch,
die Tauchlehrer auch Deutsch. Die 30 bis
40 Tauchspots sind 10–60 Minuten entfernt.
Basisleitung: Diving Center Werner Lau.
Zeit und Geld: Die Zeitverschiebung zur
Schweiz beträgt im Sommer +3 und im
Winter +4 Stunden. Auf den Touristeninseln wird in US-Dollar bezahlt, Reisechecks und Kreditkarten werden in der
Regel akzeptiert. Die Nebenkosten (Tauchen, Ausflüge, WLAN etc.) sind auf den
vielen kleinen Inselresorts relativ hoch.
INDIEN
Bathala
Ari Atoll
Nord Malé Atoll
Helengeli
✈
MALEDIVEN
Indische
18
ea
r Oz
n
Helengeli, 3 ½ Sterne: 50 Zimmer in 25
Doppelbungalows. Schweizer Gästebetreuerin vor Ort, Hoteldirektor Peer spricht
ebenfalls Deutsch. Die 36 Spots sind 10–60
Minuten entfernt. Die Manta-Saison dauert von Juli bis Oktober und Dezember bis
April. Tauchbasisleitung: Ocean-Pro.
Hotelwahl: Manta Reisen hat beide Hotels
im Programm. Preisbeispiele Hauptsaison:
Bathala am 1.12.2012 für 1 Woche, Fr.
3287.–/Person inkl. Flug mit Edelweiss Air,
Wasserflugzeug-Transfer und All inclusive.
Helengeli am 1.12. für 1 Woche, Fr. 2675.–/
Person inkl. Flug mit Edelweiss Air,
Flughafentaxen, Bootstransfer, Frühstück.
Infos unter: www.manta.ch, 044 277 47 01
Sonstiges: Wegen der Hausriffe sind beide
Anlagen für reine Badeferien ungeeignet.
Es geht locker zu und her – feine Kleider
daheimlassen! Massig Bücher und Karten-
aber trotzdem schneeweisse Traumstrände und kristallklares Wasser haben. Im
Vergleich zum kleineren Bathala bietet
Helengeli aber mehr Komfort: So sind
die Zimmer etwas moderner und besser
ausgestattet, es gibt einen Pool, ein Sonnendeck und einen Spa, was den (vor
allem für Nicht-Taucher) mit der Zeit
etwas eintönigen Insel-Alltag aufwertet.
Wobei man diesen eintönigen Alltag
auch anders sehen kann: als absolute Erholung. Oder wie Rob, der Barfusspilot,
smilend sagen würde: «Don’t worry.» n
EREISER?
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Komfortabel: Zimmer auf Helengeli.
spiele einpacken, damit der Insel-Alltag
nicht nur im Wasser unterhaltsam ist.
Ausflüge: Trips sind vor Ort buchbar.
Spannend ist ein Ausflug auf eine von Einheimischen bewohnte Insel: Frauen huschen in Burkas durch die Strassen und
wohnen noch in Hütten mit Blechdach. –
Auch wenn das Hausriff spektakulär ist,
lohnt sich ein Schnorchelausflug.–
Beim Nachtfischen geniesst man auf dem
Meer den Sonnenuntergang und die
sanfte Brise. Ob man was fängt, ist egal.
FOTOS: HANSPETER HUBER, ZVG (2), PD
weil die Hotelinsel so abgeschieden von
den anderen liegt, dass ihre Tauchspots
nie überschwommen sind.
Helengeli – vom International Airport einen 25-Minuten-Flug über zahllose vielfarbige Inseln, Riffe und Lagunen
entfernt – ist ein Klein-Helvetien im
Indischen Ozean: 70 Prozent der Gäste
sind Schweizer. Der einheimische Chefkoch serviert auch mal Zürigschnätzlets
mit Röschti. Wieso diese Invasion?
«Die Schweizer sind locker drauf», so
Peer, der schwedische Helengeli-Mana-