Wirtschaftsbericht - Switzerland Global Enterprise

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Wirtschaftsbericht - Switzerland Global Enterprise
Schweizerische Botschaft in den Niederlanden
Formular CH@WORLD: A754
Schweizer Vertretung in: Den Haag
Land: Niederlande
Letzte Aufdatierung: 24.6.2016
Wirtschaftsbericht Niederlande 2016
1. Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen
2
2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen
3
3. Aussenhandel
4
4. Direktinvestitionen
6
5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung
9
6. Beilagen
12
Zusammenfassung
Die niederländische Wirtschaft wächst beständig und hat 2015 erstmals wieder das Niveau von 2008
übertroffen. Der Staatshaushalt hat eine längere Konsolidierungsphase hinter sich. Das Budgetdefizit
liegt konstant unter der Maastricht-Norm, bei der Verschuldung ist die Trendumkehr 2015 eingetreten.
Die wirtschaftliche Erholung erlaubt es der Regierung, die Zügel etwas zu lockern.
Das grösste Risiko für das künftige Wachstum liegt im Brexit. Grossbritannien ist der zweitwichtigste
Absatzmarkt für niederländische Güter und Dienstleistungen. In dieser Abhängigkeit von
Grossbritannien werden die Niederlande innerhalb der EU nur von Irland und Malta übertroffen. Die zu
erwartenden Einbussen im bilateralen Handel könnten sich bis 2030 auf 10 Mia. Euro oder 1,2% bis
2,0% des BIP belaufen.
Die beiden Länder unterhalten rege Wirtschaftsbeziehungen, sowohl im Investitions- wie auch im
Handelsbereich. Aus Schweizer Sicht sind die Niederlande mit 1,7% am Gesamtexport der
fünfzehntwichtigste Absatzmarkt (4,8 Mia. Fr.) und das zehntwichtigste Lieferland (5,0 Mia. Fr.). Bei
den Investitionen sind die Niederlande mit 97 Mia. Franken das drittwichtigste Zielland von Schweizer
Investitionen und mit 178 Mia. Franken der zweitgrösste Investor in der Schweiz.
Die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den Niederlanden verlaufen reibungslos, es liegen keine Handelsprobleme vor.
Trotz der guten regulatorischen Rahmenbedingungen in den Niederlanden, die in der Regel einen
reibungslosen Geschäftsbetrieb zulassen, ist das Marktpotential noch nicht ausgeschöpft. Die
Schweiz hat ein Interesse an einer Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen.
1.
Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen
Die Wirtschaftslage „in a nutshell“
Die niederländische Wirtschaft wurde in der Vergangenheit von Hochs und Tiefs nicht verschont.
Diese Volatilität ist bedingt durch die starke niederländische Abhängigkeit vom Export und damit den
Wellenbewegungen des Welthandels. Die niederländische Wirtschaft gewinnt seit 2014 wieder an
Fahrt, unterstützt durch den schwachen Euro, den tiefen Ölpreis sowie den sich erholenden
Immobilienmarkt und legte 2015 um 2% zu. Für 2016 und 2017 rechnet man mit 1,8% und 2,1%. Alle
Komponenten des BIP tragen zum Wachstum bei, die Binnennachfrage liefert positive Impulse. Die
Arbeitslosigkeit sinkt weiter, die Inflation bleibt tief. Zudem steigen die Importe, wodurch sich
Geschäftschancen für Schweizer Unternehmen ergeben. Vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert
auch das Haushaltsdefizit, das sich weiter verringern wird, von 1,8% im Jahr 2015 auf 1% 2017. Die
Staatsverschuldung hat ihren Höhepunkt 2014 mit 68% des BIP erreicht und soll bis 2017 auf 63%
sinken.
Die grössten Risiken für das Wirtschaftswachstum kommen aus dem Ausland, angesichts dessen,
dass das Wachstum grösstenteils durch die Exporte getragen wird. Im Vordergrund steht dabei klar
der Brexit, neben der andauernden Flüchtlingskrise, der finanziellen Situation in Griechenland und
Italien oder der Geldpolitik der US-Zentralbank.
Brexit
Der Brexit wird das niederländische Exportwachstum und damit das Wirtschaftswachstum abbremsen.
Die Volkswirtschaften der beiden Länder sind traditionell eng miteinander verflochten. Grossbritannien
ist mit 9% aller Exporte der drittwichtigste Handelspartner der Niederlande (nach Deutschland und
Belgien). Unter Ausschluss der Reexporte (siehe Kapitel 3.1) liegt das UK sogar an zweiter Stelle.
Von der gesamten Güter- und Dienstleistungsproduktion des Landes gehen 3,7% über den Kanal.
Damit verbunden sind 300‘000 Arbeitsplätze oder 3,3% der Gesamtbeschäftigung. In dieser
Abhängigkeit von Grossbritannien werden die Niederlande innerhalb der EU nur von Irland und Malta
übertroffen.
Gemäss einer kürzlichen Studie des „Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis“ (CPB) wird
die bis 2030 wegen einer Reduktion des Handels zu erwartenden Einbussen für die Niederlande auf
10 Mia. Euro oder 1,2% bis 2,0% des BIP geschätzt. Falls Freihandelsabkommen abgeschlossen
werden könnten, würden sich die Konsequenzen abschwächen, während indirekte Auswirkungen wie
geringerer Innovationsdruck durch geringeren Handel zusätzliche Einbussen verursachen dürften
(16,5 Mia Euro).
Staatshaushalt
Der Hauptfokus der Koalitionsregierung Rutte-Asscher (im Amt seit 2012) ist die
Haushaltskonsolidierung. Sie hat zudem Reformen eingeführt auf dem Arbeitsmarkt, bei der
Altersvorsorge und im Gesundheitswesen. Die wirtschaftliche Erholung erlaubt es der Regierung, die
Zügel etwas zu lockern und für 2016 ein 5 Mia. Euro Paket zur Senkung der Einkommenssteuer
einzuführen. Da die Regierung unterdessen jedoch von der europäischen Norm abweicht bezüglich
des 2015 angestiegenen strukturellen Budgetdefizits und zudem entschieden hat, die Gasproduktion
in Groningen stark zu drosseln (was entsprechend zu tieferen Erdgaseinnahmen führt), dürfte eine
weitere Sparrunde in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich sein.
Eine weitere Herausforderung für die kommenden Jahre liegt im Forschungs- und
Entwicklungsbereich. In den Niederlanden wird zurzeit deutlich zu wenig in Humankapital, Hightech
und F&E investiert (1,9% des BIP). Die Investitionen in Relation zum BIP liegen unter dem EUDurchschnitt und der Anteil der Investitionen der Privatwirtschaft an den Gesamtinvestitionen ist
zudem relativ tief.
Wirtschaftsstruktur
Rund 60% der niederländischen Wirtschaft betrifft die neun Topsektoren, auf welche sich die
Wirtschaftspolitik der niederländischen Regierung konzentriert (siehe nachstehende Box). Sie werden
finanziell sowie durch vorteilhafte Gesetze gezielt gefördert. Für jede der Branchen wurde ein
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Aktionsplan ausgearbeitet hinsichtlich Forschung, Auslandsaktivitäten, Verbesserung der
Rahmenbedingungen, Ausbildung und Nachhaltigkeit. Die Herausforderung für die Zukunft liegt darin,
den Fokus weniger auf einzelne Branchen als auf gesellschaftliche Probleme zu richten, wie z.B. den
Klimawandel.
Topsektoren
Agro-Food: Die Niederlande sind der weltweit zweitwichtigste Exporteur landwirtschaftlicher Produkte und einer der weltweit
führenden Entwickler und Hersteller von Maschinen für die Lebensmittelverarbeitung. Die Produktivität niederländischer
Landwirtschaftsbetriebe ist fünf Mal so hoch wie der europäische Durchschnitt.
Gartenbau: Die Niederlande sind unbestrittener internationaler Marktführer für Blumen und Pflanzen und weltweit wichtigster
Exporteur von Samen. Ein Viertel des Welthandels an Gartenbauprodukten ist in niederländischer Hand.
Hightech: Die Niederlande sind weltweit führend bei der Entwicklung neuer Technologien für Mobilität, Medizintechnik, Energie
und Sicherheit.
Energie: Die Niederlande sind ein bedeutender Produzent von Erdgas. Sie sind bekannt für ihre Expertise bei OffshoreWindenergie, Biomasse, Deponiegas sowie Wärme- und Kältespeichern. Sie spielen eine Schlüsselrolle als bedeutendes
Ölraffineriezentrum in Europa.
Logistik: Die niederländische Infrastruktur gehört zu den besten der Welt. Beim Global Logistics Performance Index der
Weltbank von 2014 lagen die Niederlande an zweiter Stelle. Der Hafen Rotterdam ist der grösste in Europa und weltweit der
achtgrösste. Über tausend Firmen aus Nordamerika und Asien haben ihre Distributionsaktivitäten für Europa in den
Niederlanden zentralisiert.
Kreativbranche: Betreffend Handelszahlen, Arbeitsplätzen und Copyrights rangiert die niederländische Kreativbranche weltweit
unter den Top Ten. Niederländische Architekten sind weltweit gefragt und die Innenarchitektur hat eine lange Tradition. Die
Niederlande ist weltweit führend bei der Entwicklung von Computerspielen und drittgrösster Exporteur von TV-Formaten.
Life-Sciences und Gesundheit: Die Niederlande sind Marktleader bei der mobilen Gesundheitsversorgung. Die Brainport-Region
Eindhoven wurde 2011 zum intelligentesten ICT- und Gesundheitscluster weltweit ernannt. Bei Patenten in dieser Branche
liegen die Niederlande an achter Stelle.
Chemie: 16 der weltweit führenden 25 Chemieunternehmen haben ihren Sitz in den Niederlanden. Sie sind weltweit
fünfgrösster Chemieexporteur. Es gibt eine gut etablierte Zusammenarbeit der Chemieunternehmen bei Innovation und
Produktion im regionalen Cluster.
Wasser: Die Niederlande sind weltweit führend bei Hydrotechnik, Wasseraufbereitung und Schiffbau. Sie sind bekannt für ihre
integrierte Wasserwirtschaft und ihren multidisziplinären Ansatz. 40% des frei zugänglichen Marktes für Wasserwirtschaft sind in
niederländischer Hand. Der maritime Cluster umfasst zwölf Teilsektoren und 12‘000 Unternehmen, die 194‘000 Arbeitskräfte
beschäftigen.
2.
Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen
2.1
Politik und Prioritäten der Niederlanden
Die Niederlande verfolgen eine ehrgeizige Aussenwirtschaftspolitik. Der Marktzugang ist von
vordringlicher Bedeutung für das stark aussenhandelsorientierte Land. Die wirtschaftspolitischen
Interessen werden dabei auf globaler Ebene im WTO-Rahmen verfolgt, im regionalen Kontext wird der
Handlungsrahmen schwergewichtig von der EU bestimmt. Die Aussenhandelspolitik, u.a. der
Abschluss von Freihandelsabkommen, ist EU-Kompetenz.
Der verbleibende wirtschaftspolitische Spielraum wird aktiv genutzt, die Wirtschaftsdiplomatie stark
forciert. Im Fokus liegen dabei die für die Niederlande wichtigsten Märkte: Deutschland, Belgien, USA,
Frankreich, Türkei, Grossbritannien, Polen, Brasilien, China, Indien, Japan, Indonesien, Singapur,
Vietnam, die Golfstaaten, Südafrika und Kanada. 2015 standen die aufkommenden Märkte China,
Indien und Brasilien im Vordergrund.
Im Jahr 2015 wurden 17 offizielle Handelsmissionen organisiert. Diese Missionen finden in der Regel
gemeinsam mit einem offiziellen Besuch des Königs, des Ministerpräsidenten, Wirtschafts- oder
Aussenhandelsministers statt. Die Reisen nach China (2 Mal), USA, Kanada, Indien und Südafrika
waren die wichtigsten. 2016 fanden bereits 7 Missionen statt: Kuba, Frankreich, Äthiopien, Ukraine,
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Bayern, Iran und Pakistan. Weiter werden Handelsmissionen auch von Verbänden und regionalen
Handelskammern organisiert. So hat eine Mission unter der Leitung des Rotterdamer Bürgermeisters
im Rahmen des Erasmusjahrs im Juni 2016 in Basel stattgefunden.
2.2
Aussichten für die Schweiz (Diskriminierungspotential)
Die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den Niederlanden verlaufen
reibungslos. Sie basieren weitgehend auf EU-Abkommen (Freihandelsabkommen, bilaterale Verträge
und sektorielle Abkommen). Es besteht kein spezifisches, sondern allenfalls ein generelles
Diskriminierungspotential für die Schweiz aufgrund der EU-Nichtmitgliedschaft.
Das am 26. Februar 2010 in Den Haag unterzeichnete Änderungsprotokoll des bilateralen
Doppelbesteuerungsabkommens, durch welches dieses dem Standard von Art. 26 des OECDMusterabkommens (int. Amtshilfe) angepasst wird, trat am 1. Januar 2012 in Kraft.
In den Niederlanden
sind seit
Beginn
2013
folgende
neue oder
angepasste
Doppelbesteuerungsabkommen in Kraft: Äthiopien, Belgien, China, Curaçao, Grossbritannien,
Indonesien (Ratifizierung noch ausstehend), Kenia (Ratifizierung noch ausstehend), Norwegen,
Sambia (Ratifizierung noch ausstehend) und Tschechien. Zudem wurde ein Tax Information
Exchange Agreement mit den British Virgin Islands und Deutschland abgeschlossen.
Darüberhinaus bestehen insgesamt 92 bilaterale Investitionsschutzabkommen.
Sozialversicherungsabkommen wurden abgeschlossen mit allen EU/EWR-Ländern und der Schweiz
sowie Ägypten, Argentinien, Australien, Belize, Bosnien, Chile, Ecuador, Hongkong, Indien,
Indonesien, Israel, Japan, Jordanien, Kanada, Kanada-Quebec, den Kanalinseln, Kap Verde, Kosovo,
Isle of Man, Marokko, Mazedonien, Monaco, Montenegro, Neuseeland, Panama, Paraguay, Serbien,
Südafrika, Südkorea, Surinam, Thailand, Tunesien, Türkei, Uruguay und den USA.
Bereits unter der Regierung Rutte I wurde damit begonnen, 21 Sozialversicherungsabkommen
anzupassen, um den Export von Kinderzulagen in Länder ausserhalb der EU einzustellen sowie die
Krankheitskosten bei temporären Aufenthalten ausserhalb der EU einzuschränken. Im Visier stehen
hier insbesondere Marokko und die Türkei, die beiden Länder, in welche mit Abstand am meisten
Mittel fliessen (und die auch das grösste Ausländerkontingent in den Niederlanden stellen). Nicht
verwunderlich weisen die beiden Länder das niederländische Ansinnen kategorisch ab.
3.
Aussenhandel
Die Niederländer haben eine lange Tradition in den Bereichen Handel, Distribution und Marketing.
Fischerei und Seefahrt bilden die historische Grundlage für die Entwicklung des Aussenhandels und
der Industrie. Das Land ist stark aussenhandelsorientiert. Die Ausfuhrquote gemessen am BIP betrug
2015 rund 75% und liegt über dem EU-Durchschnitt. Mehr als die Hälfte der Produktion wird exportiert
und mehr als die Hälfte des Konsums importiert, was die Niederlande in hohem Masse abhängig
machen von der Konjunktur der wichtigsten Handelspartner, insbesondere von Deutschland. Der
niederländische Dienstleistungs- und Produktionsbereich ist stark auf Deutschland ausgerichtet, der
Grad der gegenseitigen wirtschaftlichen Verflechtung wird von keiner anderen Region Europas
übertroffen.
Die Niederlande sind ein Dienstleitungsland. Etwa die Hälfte der Berufsbevölkerung arbeitet in diesem
Sektor (ohne öffentliche Verwaltung), gegenüber gerade einmal 15% in der Industrie. Dienstleistungen
liefern auch einen bedeutend höheren Beitrag zum BIP als die Industrie.
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3.1
Allgemeine Entwicklung und Perspektiven
Gemäss der von der von der WTO publizierten International Trade Statistics 2015 stehen die
Niederlande an fünfter Stelle der weltweiten Rangliste der Güter-Exportnationen im Jahr 2014 mit
einem Anteil von 3,5% (hinter China, den USA, Deutschland und Japan). Bei den Importen belegt das
Land den achten Rang mit 3,1% des Weltimportes. Die Schweiz belegt in dieser Statistik den 21. resp.
18. Rang.
Aufgrund des kleinen niederländischen Binnenmarktes kommt dem Export eine wichtige Rolle zu bei
der wirtschaftlichen Entwicklung. Zum traditionellen Handelsbilanzüberschuss der Niederlande trägt
wesentlich der „Rotterdam-Effekt“ bei. Der Hafen ist einerseits wichtiger Güterumschlagplatz
andererseits werden aus statistischer Sicht Waren aus Drittstaaten, die via Rotterdam eingeführt,
verzollt und allenfalls re-exportiert werden, als niederländischen Ursprungs betrachtet. Diese
Reexporte zuvor importierter Waren spielen mit einem Anteil von 44% (2015) am Gesamt-Export eine
sehr wichtige Rolle für den niederländischen Aussenhandel und begründen auch die Position des
Landes in den Top Ten der Welthandelsnationen. Im internationalen Vergleich ist die Reexportrate der
Niederlande sehr hoch. Dies kann erklärt werden mit der geografischen Lage am Meer, der guten
Transportinfrastruktur zum europäischen Hinterland sowie den kaufkräftigen niederländischen
Nachbarn. Der Wertzuwachs der Reexporte ist jedoch gering. 2014 betrug er 8 Cents pro Euro. Im
Inland produzierte Exporte tragen bedeutend stärker zum BIP bei: 54 Cents pro Euro Ausfuhr bei den
Gütern und 75 Cents bei den Dienstleistungen.
12 Prozent aller niederländischer Firmen sind international aktiv, rund 130‘000 Betriebe. KMUs mit
weniger als 250 Mitarbeitenden (99 Prozent aller Unternehmen) sind verantwortlich für rund einen
Viertel aller Güterexporte. Entsprechend sind drei Viertel aller Exporte auf ein Prozent aller
Unternehmen, die grossen Multinationals, zurückzuführen.
Unternehmen des produzierenden Gewerbes sind oft hoch spezialisiert und dominieren
Nischenmärkte (siehe auch „Topsektoren“ unter Punkt 4). Es gibt globale Marktführer in
verschiedenen niederländischen Nischenmärkten. Das produzierende Gewerbe ist für rund eine
Million Arbeitsplätze verantwortlich.
3.1.1
Warenhandel
Der Güterexport macht in etwa drei Viertel des Gesamtexportes aus. 2015 wurden Güter im Wert von
425 Mia. Euro exportiert, 1,8% weniger als im Vorjahr. Importiert wurden Güter im Gesamtwert von
378 Mia. Euro, ein Rückgang um 1,2% gegenüber 2014.
Sowohl bei den Exporten mit einem Anteil von 72% wie auch den Importen mit einem solchen von
53% ist die EU bei weitem der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Der Handel mit Ländern
ausserhalb der EU hat in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Insbesondere
China und Russland (Erdölimporte) haben zu dieser Entwicklung beigetragen. Im Vergleich zu
anderen EU-Ländern (insbesondere Deutschland und Belgien) ist der Export in die grossen
Wachstumsmärkte China, Indien, Indonesien und Saudi-Arabien jedoch relativ bescheiden.
Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner insgesamt mit 23,1% aller
niederländischen Exporte. Zwar hat die relative Bedeutung Deutschlands – wie auch anderer
europäischer Länder – als Handelspartner im Laufe der Zeit abgenommen, doch die absoluten Zahlen
sind stark gewachsen. Die Schweiz ist mit 1,28% der zwölftwichtigste Absatzmarkt für niederländische
Exporte.
Bei den niederländischen Importen liegt ebenfalls Deutschland an erster Stelle mit 17,1% vor Belgien
und China. Der Anteil der Schweiz an den niederländischen Importen beträgt 0,60% womit wir den 28.
Rang belegen.
Wichtigste Ausfuhrwaren:
Die Niederlande sind eines der grössten Exportländer für landwirtschaftliche Produkte weltweit (an
zweiter Stelle hinter den USA). Weitere wichtige Ausfuhrwaren: Petrochemische Produkte, Büro- und
EDV-Maschinen, chemische Produkte und Telekommunikation.
Wichtigste Einfuhrwaren:
Erdöl-Produkte gefolgt von Büro- und EDV-Maschinen, Telekommunikation, Fahrzeuge, elektrische
Maschinen und medizinische/pharmazeutische Erzeugnisse.
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3.1.2
Dienstleistungshandel
2015 exportierten die Niederlande gemäss niederländischem statistischem Amt Dienstleistungen im
Wert von 158 Mia. Euro, ein Anstieg von 6,4% gegenüber dem Vorjahr. Importiert wurden
Dienstleistungen im Wert von 148 Mia. Euro, 13,4% mehr als im Vorjahr. Es resultierte ein Saldo von
10 Mia. Euro.
Beim weltweiten Dienstleistungsexport liegen die Niederlande 2014 gemäss International Trade
Statistics 2015 der WTO auf dem 6. Rang (3,8%), bei den Dienstleistungsimporten auf dem 7. Rang
(3,3%). Die Schweiz belegt in dieser Statistik bei den Dienstleistungen den 14. resp. 16. Rang.
Wichtigster Abnehmer niederländischer Dienstleistungen sind die USA, gefolgt von Irland,
Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz. Auch bei den Dienstleistungsimporten liegen die USA
an erster Stelle gefolgt von Grossbritannien, Bermuda, der Schweiz und Deutschland.
3.2
Bilateraler Handel Schweiz-Niederlande
3.2.1
Warenhandel
Exporte 2015: Die Schweiz exportierte 2015 Waren im Wert von 4,8 Mia. CHF in die Niederlande,
was einem Rückgang von 8% entspricht. Hauptverantwortlich sind die Pharmaexporte, die um 16%
(165 Mio. CHF) abnahmen.
Aus Schweizer Sicht sind die Niederlande mit 1,7% am Gesamtexport gleich wie im Vorjahr der
fünfzehntwichtigste Absatzmarkt, ohne den Gold-und Edelmetallhandel der zwölftwichtigste. Im
Vordergrund stehen dabei optische/medizinische Instrumente (23,8%) pharmazeutische Erzeugnisse
(22,4%) und Maschinen (18%). Weitere wichtige Einzelpositionen im Export betreffen Gemälde (3%
des Gesamtexports), Uhren (2,7%) und Kaffee (2,2%).
Importe 2015: Importiert wurden 2015 Waren im Wert von 4,97 Mia. CHF aus den Niederlanden, was
einem Rückgang um 10,9% entspricht. Verantwortlich für diese Entwicklung sind fast ausschliesslich
die Erdöl- und Erdgasimporte, die um 28% abnahmen, während die Pharmaimporte um 46% zulegen
konnten.
Die Niederlande sind damit mit einem Anteil von 2,0% am Gesamtimport das zehntwichtigste
Lieferland der Schweiz (Vorjahr 9. Rang). Ohne den Gold- und Edelmetallhandel belegt das Land den
9. Rang. Wichtigste Warenkategorie sind Maschinen (19,3%), landwirtschaftliche Produkte (17,7%)
und die Energieträger (12,8%).
Bilateraler Warenhandel CH-NL (Total 2, inkl. Gold, Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine,
Kunstgegenstände und Antiquitäten)
Exporte nach NL
Gesamt-Export CH
2013
(Mio. CHF)
5‘364
3,6%
332‘137
13,4%
2014
(Mio. CHF)
5‘240
-2,3%
285‘179
-14,1%
2015
(Mio. CHF)
4‘819
-8,0%
279‘108
-2,1%
Importe aus NL
Gesamt-Import CH
5‘940
298‘394
5‘579
252‘505
4‘969
242‘883
-7,1%
7,5%
-6,1%
-15,4%
-10,9%
-3,8%
Quelle: EZV
3.2.2
Dienstleistungshandel
Der bilaterale Dienstleistungsimport aus der Schweiz belief sich gemäss niederländischen Angaben
im Jahr 2014 auf 15,1 Mia. Euro (+30,9%). Dies entspricht 10,2% aller Dienstleistungsimporte. Bei
den Dienstleistungsexporten in die Schweiz beträgt der Wert 13,7 Mia. Euro (+22,1%) oder 8,7% der
gesamten Dienstleistungsexporte.
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4.
Direktinvestitionen
Die Niederlande verfügen über eine ausgezeichnete Reputation als Investitionsstandort. Mehr als
6'000 ausländische Firmen sind in den Niederlanden etabliert. Viele haben hier ihren europäischen
Hauptsitz, Produktionsstätten oder R&D-Zentren. Das Land kennt keine Einschränkungen für
ausländische Direktinvestitionen mit Ausnahme der Wasserversorgung, die vom Staat kontrolliert wird.
Bei der Investitionsförderung sind ausländische Unternehmen den einheimischen gleichgestellt.
Die Niederlande gewähren grosszügige Steuerentlastungen für Investitionen im Bereich Forschung,
Entwicklung und Innovation. Die vorteilhaften Besteuerungsregeln machen die Niederlande
insbesondere für multinationale Konzerne interessant. Herausragend sind die sog.
Gruppenbesteuerungen bzw. der Steuersatz von Null Prozent für Lizenzeinkommen. Die Niederlande
kommen international diesbezüglich jedoch zunehmend unter Druck. Die EU-Kommission hat im
zweiten Halbjahr 2014 die Steuerrulings Luxemburgs, Irlands und der Niederlande unter die Lupe
genommen und im Sommer 2015 entschieden, dass die Vereinbarungen der niederländischen
Behörden mit einer ausländischen Firma illegal sind und als staatliche Beihilfe betrachtet werden. Die
niederländische Regierung hat die Vorwürfe umgehend zurückgewiesen und im Herbst 2015 Berufung
eingelegt.
Im Global Competitiveness Report 2015/2016 des WEF gewinnen die Niederlande drei Positionen im
Vergleich zum Vorjahr und liegen nun auf Rang 5 in der Gesamtwertung (Schweiz 1. Rang). Im
Corruption Perceptions Index 2015 von Transparency International, der eine Einschätzung von
Geschäftsleuten und Länderanalysten zum Korruptionsgrad eines Landes widerspiegelt, steigen die
Niederlande gegenüber dem Vorjahr um drei Plätze auf Rang 5 (Schweiz 7. Rang). Im Weltbank
Ranking „Doing Business 2015“, das die relevanten Rahmenbedingungen für Investitionen aus
Unternehmersicht bewertet, belegen die Niederländer den 28. Rang (Schweiz 26. Rang).
4.1
Allgemeine Entwicklungen und Perspektiven
Gemäss jüngsten Zahlen der Netherlands Foreign Investment Agency haben 2015 rund 300
ausländische Unternehmen € 1,87 Mrd. in den Niederlanden investiert und 9‘300 neue Stellen
geschaffen. 2004 waren es noch € 3,2 Mia. und 6‘300 Stellen. Die meisten neuen Stellen wurden in
den Bereichen IT, Transport und Logistik, Life Science und Gesundheit sowie in der Kreativindustrie
geschaffen. Die meisten Projekte betrafen die Bereiche Marketing&Sales, Distribution und
Headquarter Functions sowie geographisch die Provinz Noord-Holland (vor allem Amsterdam). Bei
den ausländischen Investitionen handelt es sich mehrheitlich um sog. „greenfield operations“, die
Neuerrichtung von Produktionsstätten. Ihr Anteil betrug 2014 rund 80%. Die Anzahl der
Erweiterungsprojekte ist niedrig.
Gemäss dem Coordinated Direct Investment Survey des IMF liegen die Niederlande gemessen am
Kapitalbestand an zweiter Stelle bei den ausgehenden Direktinvestitionen hinter den USA (Schweiz
Rang 9). Der Betrag der niederländischen „Outward direct investments“ Ende 2014 wird mit 4‘833 Mia.
USD beziffert. Bei den eingehenden Direktinvestitionen, den „Inward direct investments“, liegen die
Niederlande mit 4‘013 Mia. USD vor den USA auf dem ersten Rang (Schweiz ebenfalls Rang 9).
Dieses Resultat wird jedoch durch Steuervorteile der Investitionen in den Niederlanden begünstigt.
Der Sektor der Holdinggesellschaften (Special Financial Institutions, SFI) spielt hier eine grosse Rolle.
Dabei handelt es sich um Unternehmen, die aufgrund des günstigen Investitionsklimas in den
Niederlanden angesiedelt sind, um als finanzielle Drehscheibe für Unternehmen mit ausländischer
Muttergesellschaft zu fungieren. 75% der Investitionen gehen auf das Konto dieser SFI. Auch wenn
man nur die Investitionen berücksichtigt, die einen realen Einfluss auf die Wirtschaft haben, figurieren
die Niederlande noch immer unter den Top Ten, was sich unter anderem durch die Headquarters von
grossen multinationalen Unternehmen erklärt.
Niederländischer Direktinvestitionen im Ausland (Outward foreign direct investment)
Gemäss Angaben der niederländischen Nationalbank betrug 2015 der Bestand des Outward direct
investments 4‘411 Mia. Euro, 107 Mia. Euro mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter bei den Destinationen
sind die USA mit 555 Mia. Euro gefolgt von Grossbritannien, Luxemburg, Deutschland und der
Schweiz (254 Mia. Euro, plus 4 Mia. Euro gegenüber 2014).
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Folgende Branchen dominieren die niederländischen FDIs: Die IT- und Software Branche, die
Konsumgüterindustrie, der Logistik- und Transportsektor sowie die chemische Industrie.
Die niederländischen Unternehmen investieren 2015 leicht mehr als im Vorjahr im Ausland. Der
Investitionsfluss nahm um eine Mia. Euro zu auf 48 Mia. Euro. In die Schweiz wurden 7 Mia. Euro
weniger investiert als 2014.
2014 gab es 440 von den Niederlanden kontrollierte Betriebe in der Schweiz (minus 150), die rund
20‘000 Personen beschäftigten und einen Umsatz von 60 Mia. Euro generierten. (Angaben für 2015
liegen erst im Herbst 2016 vor).
Ausländische Direktinvestitionen in den Niederlanden (Inward foreign direct investement, siehe auch
Beilage 5)
Der Bestand des Inward direct investments hat von 3‘655 Mia. Euro im Jahr 2014 auf 3‘747 Mia. im
Jahr 2015 zugenommen. Wichtigster Investor sind die USA mit 726 Mia. Euro vor Luxemburg (537
Mia. Euro) und Grossbritannien (282 Mia. Euro). Die Schweiz liegt an 6. Stelle mit 185 Mia Euro (plus
10 Mia Euro).
Der Investitionsfluss Richtung Niederlande sank um 11 Mia. Euro auf 59 Mia. Euro. Investitionen aus
der Schweiz nahmen hingegen um 6,5 Mia. Euro auf 16 Mia. Euro zu.
Gemäss Statistics Netherlands zählte man 2013 440 von der Schweiz kontrollierte Betriebe in den
Niederlanden (plus 75) mit einem Umsatz von 23,3 Mia. Euro und einem Personalbestand von 37‘000.
4.2
Bilateraler Investitionsfluss
Die Statistik der Direktinvestitionen 2014 enthält erstmals die Ergebnisse aus den revidierten
Erhebungen der Kapitalverflechtungen mit dem Ausland. Diese Änderungen beeinflussen die Daten
zu den Direktinvestitionen erheblich. Betroffen sind insbesondere die Kapital- und Personalbestände
der Direktinvestitionen im Ausland.
Schweizer Direktinvestitionen in den Niederlanden:
Die Direktinvestitionen in die EU betrugen 2014 gut 6 Mia. Franken. Die Niederlande waren mit 10
Mia. Franken das wichtigste Zielland, vor Luxemburg und Deutschland.
2014 wiesen wie im Vorjahr die USA mit 192 Mia. Franken den höchsten Kapitalbestand aus.
Innerhalb der EU dominierten Luxemburg (127 Mia. Franken) und die Niederlande (97 Mia. Franken),
die gemeinsam für 45% der EU-Direktinvestitionen verantwortlich waren. Mit 9,2% des
Gesamtbestandes belegen die Niederlande somit den 3. Rang unter den Destinationen. Der Anstieg
um beinahe 60% ist auch damit zu erklären, dass mit der neuen Berechnungsmethode HoldingStandorte an Bedeutung gewinnen.
Der Personalbestand in den schweizerischen Tochtergesellschaften in den Niederlanden belief sich
wie im Vorjahr auf knapp 19‘000, was 1,0% des Gesamt-Personalbestandes entspricht.
Niederländische Direktinvestitionen in der Schweiz:
2014 flossen mit 4,5 Mia. Franken weniger niederländische Direktinvestitionen in die Schweiz als im
Vorjahr (7 Mia. Franken). Während von den meisten europäischen Ländern ein Netto-Mittelabfluss zu
beobachten war, konnten die Niederlande zumindest neben Grossbritannien und Luxemburg einen
positiven Investitionsfluss verbuchen.
Investoren mit Sitz in den drei Holdingstandorten Luxemburg, Niederlande und Österreich hielten mit
426 Mia. Franken einen Anteil von 57% am gesamten ausländischen Kapitalbestand in der Schweiz.
Bei einem grossen Teil dieser Investoren handelt es sich gemäss SNB um Zwischengesellschaften
von Konzernen mit Hauptsitz in einem Drittland. Der niederländische Kapitalbestand sank 2014 leicht
auf 178 Mia. Franken, was 23,6% des Totals entspricht. Die Niederlande sind nach Luxemburg mit
189 Mia. Franken der grösste Investor in der Schweiz. Betrachtet man jedoch den Kapitalbestand
nach dem Herkunftsland des letztlich Berechtigten, wird dieser Wert relativiert: Der Kapitalbestand
beläuft sich bei dieser Berechnung noch auf 50 Mia. Franken oder 7% des Totals. Markant ist dieser
Unterschied insbesondere auch bei Luxemburg und Österreich.
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Hinsichtlich des Personalbestandes beschäftigen deutsche Investoren 2014 am meisten Personen in
der Schweiz (118‘000), gefolgt von Investoren aus Deutschland, den USA, Frankreich,
Grossbritannien und den Niederlanden mit 24‘000 Personen (5,3% des Totals).
Direktinvestitionen (in Mio. Franken)
CH Direktinvestitionen in den Niederlanden
Kapitalexporte
Kapitalbestand
Personalbestand
Niederländische Direktinvestitionen in der Schweiz
Kapitalimporte
Kapitalbestand
Personalbestand
2013
2014
Veränd.
Anteil
2‘395
61‘032
18‘961
10‘084
97‘137
18‘849
+59,2%
-0,6%
9,2%
1,0%
6‘915
179‘439
17‘166
4‘545
178‘211
23‘976
-0,7%
+39,7%
23,6%
5,3%
Quelle: SNB
5.
Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, «Landeswerbung»
5.1
Instrumente der Aussenwirtschaftsförderung
Die in den Niederlanden tätigen staatlichen und nichtstaatlichen Akteure im Bereich der Wirtschafts-,
Handels- und Tourismusförderung beschränken sich im Wesentlichen auf Schweiz Tourismus, Swiss
Global Enterprise und den Swiss Business Club.
Schweiz Tourismus :
Das Büro „Zwitserland Tourisme“ in Amsterdam ist sehr aktiv bei der Promotion der Schweiz als
Feriendestination und arbeitet sehr eng und gut mit der Botschaft in Den Haag.
Swiss Global Enterprise
Der Handelsbeauftragte der Botschaft nimmt – falls erwünscht – an den Company Contact Days der
SGE in Zürich teil. Wichtigste durch die SGE in den Niederlanden geförderte Messe im Jahr 2015 war
die PLMA’S World of Private Labels in Amsterdam vom 19./20.5.2015. Das Interesse der Schweizer
KMUs an dieser Messe ist sehr hoch.
« Swiss Business Club Netherlands » (SBC)
Der 2007 gegründete und in den letzten Jahren wenig aktive SBC wurde im August 2015 neu als
Stiftung eingetragen mit neuem Vorstand und neuen Ideen, wie der SBC als Kontaktplattform resp.
Netzwerk für Schweizer Wirtschaftsvertreter reaktiviert werden kann.
Website: www.swissbusinessclub.nl
5.2
Interesse der Niederlande für die Schweiz
Tourismus:
Ganz generell geniesst die Schweiz in den Niederlanden über einen sehr guten Ruf, insbesondere
nach der EURO 08. Sie gilt jedoch auch als sehr teure Feriendestination. Nichtsdestotrotz sind die
Niederlande mit 534‘527 Logiernächte das achtwichtigste Herkunftsland im Jahr 2015 (2014 622‘800).
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,3 Tage (2014 2,4). Die Nachfrage nach Logiernächten
durch niederländische Gäste sank um 1,6% gegenüber 2014 und um 36,9% seit 2008. Zudem werden
zusätzlich 266‘403 Übernachtungen jährlich in den Campings, 9‘743 in Bed & Breakfast und 6‘235 in
Jugendherbergen generiert. Hinsichtlich der Destinationen figuriert das Graubünden bei den
Logiernächten an erster Stelle bei den niederländischen Gästen vor dem Berner Oberland und dem
9/15
Wallis. Am meisten Ankünfte
Luzern/Vierwaldstättersee.
zu
verzeichnen
haben
die
Regionen
Zürich
und
Man sagt den Niederländern nach, dass sie sehr sparsam sind und dies auch in den Ferien. So
ziehen sie es vor, in der Ferienwohnung, im eigenen Wohnwagen oder auf dem Campingplatz zu
übernachten. Der hohe Frankenkurs hat diese Tendenz noch akzentuiert. Die durchschnittlichen
Tagesausgaben von niederländischen Übernachtungstouristen sind mit 140 Franken sehr tief
(Durchschnitt: 208 Franken). Unter den 25 wichtigsten Herkunftsländern des Schweizer Tourismus
liegen nur die Gäste aus der Tschechischen Republik und Polen noch tiefer. Andererseits gibt es
immer mehr Niederländer, die eine Immobilie in der Schweiz erwerben, zunehmend sogar Hotels, die
oft wiederum sehr stark auf niederländische Gäste ausgerichtet sind.
Bildung:
Das Schweizer Bildungssystem geniesst in den Niederlanden einen sehr guten Ruf. Die Niederländer
sind jedoch ebenfalls sehr zufrieden sind mit dem eigenen Bildungssystem, insbesondere auf
universitärerer Stufe und nicht zuletzt wegen der grosszügigen Stipendienvergabe. Letztere wurde im
September 2015 zu einem Darlehen mit günstigen Zinsen und einer langen Rückzahlungsmöglichkeit
umgewandelt, bleibt jedoch beispielsweise im Vergleich zur Schweiz noch immer sehr attraktiv. Sofern
trotzdem ein Auslandstudium in Betracht gezogen wird, stehen angelsächsische Universitäten im
Vordergrund. Eine Intensivierung des universitären Erfahrungsaustausches könnte in Betracht
gezogen werden, nicht zuletzt werden verschiedene Lehrstühle an niederländischen Universitäten von
SchweizerInnen besetzt.
Gesundheit:
Im europäischen Vergleich gilt das niederländische Gesundheitssystem als sehr gut. Im "Euro Health
Consumer Index 2015" belegten die Niederlande die Top-Position unter den patientenfreundlichsten
Gesundheitssystemen vor der Schweiz, Norwegen, Finnland und Belgien. Das Potential des
Gesundheitstourismus in die Schweiz ist deshalb begrenzt. Aufgrund der Sparmassnahmen werden
zudem Behandlungen im Ausland immer weniger vergütet.
Investitionsstandort:
Das Interesse von niederländischen Firmen am Investitionsstandort Schweiz ist sehr gross. Die
Schweiz belegte 2015 den 5. Platz im Ranking der niederländischen Direktinvestitionen im Ausland,
siehe auch Punkt 4.1.
Finanzplatz Schweiz:
Das Image des Schweizer Finanzplatzes in den Niederlanden ist zwar noch stets gut, es kommt
jedoch regelmässig zu kritischen Medienartikeln im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung auf
Schweizer Konten. Es gibt nur wenige Versicherungsunternehmen und Banken, die auf dem
niederländischen Markt tätig sind. Sie sind zudem nicht im Retailbanking aktiv und verfügen nur über
Agenturen oder betreuen ihre Kunden aus der Schweiz. Ein eigentliches Konkurrenzverhältnis zum
niederländischen Finanzplatz liegt in dem Sinn nur beschränkt vor.
10/15
BEILAGE 1
Wirtschaftsstruktur
2010
2014
1,9%
22,1%
76,0%
21,8%
1,8%
21,2%
77,0%
22,2%
2,3%
2,2%
15,8%
81,9%
27,9%
14,9%
82,9%
27,7%
Verteilung des BIP
Primärsektor
Verarbeitende Industrie, Bau
Dienstleistungen
-davon öffentliche Dienstleistungen
Verteilung der Beschäftigung
Primärsektor
Verarbeitende Industrie, Bau
Dienstleistungen
-davon öffentliche Dienstleistungen
Quelle: Statistics Netherlands
11/15
BEILAGE 2
Wichtigste Wirtschaftsindikatoren
2015
2016.
2017
CH 2015
738
43’603
1.9
0.2
763
44’828
1.8
0.3
794
46’594
1.9
0.7
665
80'675
0.9*
-1.1
Arbeitslosigkeit (%)
Budgetdefizit (% des BIP)
Ertragsbilanz (% des BIP)
6.9
-1.9
11.0
6.4
-1.7
10.6
6.2
-1.2
10.2
3.3*
-0.2
11.4
Gesamtverschuldung (% des BIP)
67.6
66.6
64.9
45.6
BIP (Mia. USD)
BIP/Einwohner (USD)
BIP-Wachstum (%)
Inflationsrate (%)
Quelle: Länderfiche Seco
12/15
BEILAGE 3
Wichtigste Handelspartner der Niederlande 2015 (Warenhandel)
Land
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
…
Exporte
(in 1‘000 €)
aus den
Niederlanden
Anteil Diff.
zum
Vorjahr
in %
Land
Importe
(in 1‘000 €)
in die
Niederlande
Anteil Diff. zum
Vorjahr
in %
Deutschland
Belgien
UK
Frankreich
USA
Italien
Spanien
Polen
China
Schweden
Tschechien
Schweiz
Dänemark
Türkei
Österreich
Finnland
Russland
Korea
Singapur
Norwegen
EU
98‘591‘665 23.1% -5.6% 1 Deutschland
44‘226‘861 10.3% -6.9% 2 Belgien
8.9%
38‘002‘989
3.4% 3 China
8.0%
34‘200‘944
-3.6% 4 USA
4.2%
18‘143‘674
-4.4% 5 UK
4.1%
17‘525‘084
-6.4% 6 Frankreich
2.8%
12‘302‘140
2.6% 7 Russland
2.3%
10‘161‘806
5.6% 8 Norwegen
2.0%
8‘569‘671
8.2% 9 Italien
1.8%
7‘742‘933
-0.7% 10 Japan
1.5%
6‘695‘838
2.3% 11 Polen
1.3%
5‘739‘047
3.4% 12 Spanien
1.3%
5‘655‘397
2.1% 13 Malaysia
1.2%
5‘469‘421
7.9% 14 Schweden
1.1%
4‘957‘428
-2.9% 15 Irland
1.1%
4‘325‘026
-2.0% 16 Tschechien
1.0% -31.5% 17 Brasilien
4‘307‘519
0.9% 12.6% 18 Hong Kong
4‘223‘156
0.9% 14.0% 19 Singapur
3‘987‘340
0.9%
3‘830‘623
1.8% 20 Finnland
306‘514‘696 72,0% -3.3% … EU
28 Schweiz
64‘789‘139 17.1%
36‘961‘338 9.7%
34‘327‘960 9.0%
32‘690‘946 8.6%
20‘909‘067 5.5%
16‘256‘462 4.3%
13‘544‘212 3.5%
12‘094‘483 3.2%
8‘934‘973 2.3%
8‘299‘644 2.1%
7‘306‘778 1.9%
6‘768‘526 1.7%
6‘716‘970 1.7%
6‘213‘893 1.6%
5‘430‘965 1.4%
5‘112‘318 1.3%
4‘083‘697 1.0%
3‘899‘498 1.0%
3‘752‘983 0.9%
3‘650‘152 0.9%
198‘779‘802 52,6%
2‘276‘431 0,6%
3.2%
-0.2%
-3.0%
19.9%
-17.7%
-6.0%
-25.5%
-18.7%
10.7%
-0.3%
21.5%
-0.8%
4.0%
-4.1%
14.3%
9.3%
-12.0%
84.3%
40.3%
6.9%
0,2%
10,7%
Total 2015
425‘493‘792 100%
377‘818‘334
-1,2%
-1,8%
Total 2015
100%
Quelle : Statistics Netherlands
13/15
BEILAGE 4
Handelsentwicklung
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012*
2013
2014
(Total 1)**
2015
(Total 1)**
2016 (I-III)***
Export
Import
Veränderu
Veränderun
(Mio. CHF) ng (%) (Mio. CHF)
g (%)
6'076
9.5
8'322
10.2
6'226
2.5
8'831
6.1
6'324
1.6
9'022
2.2
5'363
-15.2
7'648
-15.2
5'804
8.2
8'305
8.6
5'151
-10.9
8'027
-3.4
5‘177
*)
6‘391
*)
5‘364
3.6
5‘940
-7.1
5‘240
-2.3.
5‘579
-6.1
Saldo
(in Mio.)
-2‘246
-2‘605
-2‘698
-2‘285
-2‘501
-2‘876
-1‘214
-576
-339
Volumen
(in Mio.)
14‘398
15‘057
15‘346
13‘011
14‘109
13‘178
11‘568
11‘304
10‘819
(5‘107)
(-4.3)
(5‘4419)
(-8.0)
(-334)
(10‘548)
4’819
(4‘671)
1’325
-8.0
(-8.5)
2.7
4’969
(4‘951)
1’288
-10.9
(-9.0)
-3.4
-150
(-280)
37
9’788
(9‘622)
2613
Quelle: EZV, Gesamttotal (Total 2): mit Gold in Barren und anderen Edelmetal-len, Münzen, Edel- und Schmucksteinen sowie
Kunstgegenständen und Antiquitäten. Das Total 2 vor 2012 enthält kein Gold, Silber und Münzen.
*)
**)
***)
Ab dem 1.1.2012 hat die EZV die Berechnungsmethode für die Importe und Exporte geändert.
Infolgedessen sind Vergleiche zwischen 2012 und den vorhergehenden Jahren nicht mehr möglich.
Total «Konjunktursicht» (Total 1): ohne Gold in Barren und andere Edelmetalle, Münzen, Edel- und
Schmuck-steine sowie Kunstgegenstände und Antiquitäten
Veränderung (%) gegenüber Vorjahresperiode
Exporte
1. Opt./medizin. Instrumente
2. Pharmazeutische Erzeugnisse
3. Maschinen (elektrisch/nicht elektrisch)
4. Landwirtschaftliche Produkte
Importe
1. Opt./medizin. Instrumente
2. Pharmazeutische Erzeugnisse
3. Maschinen (elektrisch/nicht elektrisch)
4. Landwirtschaftliche Produkte
2014
(% des Totals)
22
24
17
7
2015
(% des Totals)
24
22
17
8
2014
(% des Totals)
20
16
16
8
2015
(% des Totals)
20
18
12
9
Quelle: EZV
14/15
BEILAGE 5
Hauptinvestoren nach Land
Jahr: 2015
Veränderung Flüsse im verg.
(Bestand)
Jahr (EUR)
Rang
Land
Direktinvestitionen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
USA
Luxemburg
Deutschland
UK
Frankreich
Schweiz
Japan
Belgien
Irland
Spanien
EU
725‘943
537’445
282’490
241’144
215’826
184’841
182’710
164’525
112‘516
67’942
1‘795‘766
19,3%
14,3%
7,5%
6,4%
5,7%
4,9%
4,8%
4,3%
3,0%
1,8%
47,9%
10,3%
-8,7%
-10,1%
-32,2%
71,5%
9,2%
35,5%
-15,1%
-6,7%
17,3%
-8,5%
-12’410
-29’139
-418
-71’106
36‘520
16’334
12‘410
-1’683
-1‘383
992
-68‘676
Total
3‘746‘764
100%
4,3%
59‘018
(Mio. EUR, Bestand)
Anteil
Quelle : De Nederlandsche Bank
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