à la revue - Die Alpen
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à la revue - Die Alpen
Schweizer Alpen-Club SAC Club Alpin Suisse Club Alpino Svizzero Club Alpin Svizzer 09 2015 Photo: Michael Müller, KME SPEED SUPERLITE LEICHTIGKEIT FÜR DEIN NÄCHSTES SKITOUREN PROJEKT INSULATION REVOLUTION THE MEN’S & WOMEN’S DEVIATOR HOODY™ Die Kombination aus modernsten Materialien mit Polartec® Alpha® und unserer Hybrid Mapping-Konstruktion garantiert, dass der leicht gefütterte Deviator Hoody an den richtigen Stellen entweder Luftdurchlässigkeit oder Isolierung bietet. Das hochmoderne Isoliermaterial trocknet schnell, speichert die Körperwärme und lässt die Luft um den Körper zirkulieren, was für unglaubliche Atmungsaktivität sorgt. In Kapuze, Ärmeln und am Rücken sorgt Polartec® Power Grid™ für effizienten Feuchtigkeitstransport und garantiert besten Komfort. B U I LT W I T H oekom Rating 2015: Die Migros ist die nachhaltigste Detailhändlerin der Welt. Wir versprechen Jay, Schweizer TierschutzVorschriften auch bei all unseren Produkten aus dem Ausland einzuführen. Bis spätestens 2020 sorgen wir zusammen mit Partnern wie dem Schweizer Tierschutz STS dafür, dass alle unsere Tiere artgerecht gehalten werden – auch im Ausland. Mehr auf generation-m.ch Editorial Peter Walthard Redaktor Der Preis der Landschaft Wer auf der Grande Traversata delle Alpi (GTA) durch die Berge des Piemonts wandert, stösst auf eine Welt, die man aus den Schweizer Alpen so nicht kennt: überwucherte Alpweiden, verfallende Weiler, sterbende Dörfer (S. 12). Ganze Täler sind entvölkert, komplette Siedlungen werden auf E-Bay versteigert. Wo es noch Leben gibt, ist es fragil. Pensionierte und Aussteiger besiedeln im Sommer romantisch anmutende Ortschaften, die für Familien schlicht nicht mehr bewohnbar sind: keine Schule, kein Winterdienst, keine Jobs. Wie in Rimella, wo ein zugezogener Schwabe gemeinsam mit den letzten Einheimischen versucht, das alte Walserdorf am Leben zu erhalten (S. 22). Wer in den Schweizer Bergen unterwegs ist, erhält ein anderes Bild der Alpen. Gepflegte Häuser und gemähte Wiesen auch im abgelegensten Tal, Kühe oder doch Schafe bis in die höchsten Lagen, eine Landschaft wie ein Park: Blumenwiesen im Vordergrund, dahinter die wilden Berggipfel, dazwischen Wald und in der Mitte ein Dorf mit einer Kirche. Es ist dieser Kontrast, diese feine Ziselierung der Landschaft, die die Schweizer Alpen von allen anderen Gebirgen der Welt unterscheidet, die sie berühmt gemacht hat, die Grundlage war für den touristischen Erfolg der Schweiz und die diese auch heute noch zum Sehnsuchtsort für Millionen macht. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Der Unterschied zwischen den Tälern des Piemonts und jenen der Schweiz ist das Geld, das in die Berge fliesst. Gewiss, auch Schweizer Talschaften kämpfen mit Abwanderung, auch hierzulande wächst der Wald, wird das Weideland weniger, schrumpfen und überaltern die Dörfer. Dennoch: Von Zuständen wie im Piemont ist die Schweiz weit entfernt. Während in Italien Staat und Gesellschaft die kleinen Gemeinden in den Bergen längst abgeschrieben haben, sorgt in der Schweiz ein fein verzweigtes System von Direktzahlungen, Zulagen, Subventionen und Finanzausgleich dafür, dass das Berggebiet bewohnbar bleibt. Dass die Leute bleiben – und die Landschaft weiterhin so aussieht, wie wir sie kennen. Das alles kostet. Der Preis der Landschaft ist hoch. Wie lange wird die Gesellschaft ihn noch zahlen? Wie lange kann sie sich die vertraute, bäuerliche Landschaft noch leisten? Antworten gibt Alpenforscher Werner Bätzing im Interview auf S. 20. In der piemontesischen Gemeinde Rimella leben immer weniger Menschen. Dadurch sind das Dorf und seine Alpen existenziell bedroht. Dieses traurige Phänomen greift leider auch in den Nachbartälern um sich. Die Grande Traversata delle Alpi (GTA) bringt zwar einige Touristen in die Gegend, aber der sanfte Tourismus alleine reicht nicht aus, um die angeschlagene Bergregion wiederzubeleben. Lesen Sie mehr auf Seite 12, 20 und 22. Foto: Iris Kürschner September 2015 3 28 Brennpunkt Die Basejumper organisieren sich 12 Tourentipp Bergwandern Durch Walserland Jeder Unfall beim Basejumping löst eine Polemik über diese Sportart aus. Im Lauterbrunnental organisieren sich die Basejumper. Damit sorgen sie für Sicherheit und Respekt gegenüber den Einheimischen. Wer denkt, die Alpen seien grundsätzlich touristisch übererschlossen, sollte einmal auf der GTA wandern. Landflucht und Vergandung prägen viele Alpen Italiens. 20 Brennpunkt «Es braucht eine Trendwende» Reicht der sanfte Tourismus aus, um die zurückgezogenen Täler des Piemonts vor der Entvölkerung zu retten? Der Alpenforscher Werner Bätzing steht Rede und Antwort. Alpen-Archiv online «Die Alpen» sind auch online: Alle Ausgaben sind im Internet zu finden unter www.sac-cas.ch. 4 September 2015 34 Bergleben Porträt Zwischen Mondmilchloch und Laufsteg Sie ist Mannequin, Studentin an der Pariser Sorbonne – und fasziniert von den Sagen und Legenden rund um den Pilatus. Mit 22 Jahren hat sie bereits ein Buch zum Thema geschrieben und führt Wandergruppen auf den magischen Berg. Inhalt September 2015 Rubriken Tourentipp 12 Durch Walserland Spurensuche im Naturpark Alta Valsesia 54 Wanderer auf dem Gipfelflug «Hike and Fly» im Pays d’Enhaut 46 Brennpunkt Wissen Klima Schnee, Gletscher und Permafrost 2013/14 Der verregnete Sommer 2014 ist vielen Berggängern noch in lebendiger Erinnerung. Trotz den Niederschlägen sind die Gletscher aber weiter geschmolzen. Denn übers Jahr gesehen war es wieder zu warm. 20 «Es braucht eine Trendwende» Werner Bätzing über aussterbende Täler, wachsende Agglomerationen und das Verschwinden der Alpen 22 Wandern wider den Verfall Wie ein Bergdorf um sein Überleben kämpft 28 Die Basejumper organisieren sich Damit der grosse Sprung nicht tödlich endet 53 Schmelzende Gletscher geben Vermisste frei Wissen 42 Der schnellste Gletscher der Welt Feldforschung am Sermeq Kujalleq 46 Schnee, Gletscher und Permafrost 2013/14 Kryosphärenbericht für die Schweizer Alpen Bergleben 54 Tourentipp Bergwandern Wanderer auf dem Gipfelflug Der Herbst bietet ideale Bedingungen zum «Hike and Fly». Angenehme Temperaturen und stabilere Luftmassen laden zum Wandern mit Gleitschirmflug ein, zum Beispiel an die Pointe de Cray im Pays d’Enhaut. 34 Zwischen Mondmilchloch und Laufsteg Janine Heini, Model und Bergbuchautorin 62 Krapfentessel Service 25 In Kürze 37 Leserbriefe 61 Neue Bücher, Filme und Webseiten 64 Agenda 66 Neu auf dem Markt 72 Impressum, Leserfoto Aiguille Blanche de Peuterey, Mont Blanc Robert Bösch «2013 kletterte Ueli Steck den längsten Grat der Alpen, den Peuterey Integrale, alleine und in der sagenhaften Zeit von 16 Stunden und 9 Minuten – wohlverstanden vom Val Veni bis nach Les Houches. Ein Jahr später entstand dieses Bild, als wir für Film- und Fotoaufnahmen die Überschreitung nachstellten. Für mich persönlich war dieser Moment mit starken Erinnerungen verbunden, war ich doch in früheren Jahren mehrfach auf Routen der Südseite des Mont Blanc unterwegs. Unter anderem auch am Peuterey – zugegeben, ich brauchte etwas mehr Zeit als Ueli Steck ...» September 2015 5 SHOP 70% BIS ALP- & ALPHÜTTEN CARESHOP SET-RABATT! www.careshop.ch E N D LY ECO FRI L I T Y A TOP QU ICES R P T S E B ADE FAIR TR Ihrer Gesundheit, Fitness und Umwelt zuliebe SPORTBRILLE EXPLORER ClimaControl PRO Perfekt klare Sicht bei allen Outdoor-Aktivitäten und Wetterverhältnisse. SWISS MADE FRAME MATERIAL TITANIUM SERIE OUTDOOR FUNKTIONSJACKE 6 IN 1 Funktionsboxer SKINETIC® PERFORMANCE MID Unsere SAC Verkaufshits Wärmt im Winter. Kühlt im Sommer. Ski- & alpinerprobt. Höchste Funktionalität. 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Auflage 9. vollständig überarbeitete Auflage 9. édition complètement revue 9. edizione interamente riveduta Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Alpine Touren des Schweizer Alpen-Club SAC Ausgewählte Touren zwischen Sanetsch- und Grimselpass Walliser Alpen Bergsport Sommer Technik /Taktik / Sicherheit 103 évasions en montagne entre le Léman et la Basse Engadine Alpine Touren 9. auflage K. Winkler / h.-p. brehm / J. haltmeier Remo Kundert / marco Volken Hütten der Schweizer Alpen Cabanes des Alpes Suisses Capanne delle Alpi Svizzere de la berra à la dent de morcles Glarner Alpen banzhaf / fournier / roduit Glauco cugini Guida d’arrampicata / Guide d’escalade / Kletterführer alpine touren /Walliser alpen Ticino e Moesano Mont Dolent / Grand Combin Pigne d’Arolla Klettern Alpine Sportkletterrouten im Kanton Uri Traumrouten im Kalk und Granit Ski de randonnée Skitouren Grimsel bis Gemmi Binntal bis Matterhorn Hütten der Schweizer Alpen Cabanes des Alpes Suisses Capanne delle Alpi Svizzere Auf NAtur verträglicHkeit geprüft e. landolt / d. aeschimann / b. bäumler / n. rasolofo martin maier Zentralschweizer Voralpen und Alpen Remo Kundert / marco Volken Bergsport Sommer Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Schneeschuhtouren Einsiedeln bis Gotthard martin Gerber Roland Nanzer P. Burnand / G. Chevalier / R. Houlmann Kletterführer Schneeschuhtouren Berner Oberland Nord L’Arc jurassien /Jura Oberwallis Simmental / Diemtigtal / Kandertal Region Thuner- und Brienzersee Lütschinentäler / Haslital Technik /Taktik / Sicherheit Skitouren 5. Auflage Grimsel bis Gemmi Binntal bis Matterhorn 2. Auflage Unsere Alpenflora Excursions en raquettes et à skis Schneeschuh- und Skitouren Ein Pflanzenführer für Wanderer und Bergsteiger Avec / inklusive: La Haute Route du Jura f de ran uts ça ch is Auf NAtur verträglicHkeit geprüft a. G. brunello / m. Walliser / u. heft i Banzhaf / Biner / Theler remo Kundert / marco volken egon feller / roger mathieu skitouren alpinwandern / Gipfelziele Gotthard Notre flore alpine D‘ Olten à Genève /Von Olten nach Genf 2ème édition revue 2. aktualisierte Auflage 9. vollständig überarbeitete Auflage 9. édition complètement revue 9. edizione interamente riveduta e. landolt / d. aeschimann / b. bäumler / n. rasolofo Vom Col de Balme zum Col Collon itAliANO frANçAiS DeutScH Walensee bis Tödi Vom Col de Balme zum Col Collon K. Winkler / h.-p. brehm / J. haltmeier Locarnese / Onsernone / Maggia / Verzasca Bellinzonese / Riviera / Blenio / Leventina Moesano / Sottoceneri Matterhorn Dent Blanche Weisshorn Medicina e primo soccorso in montagna Walliser Alpen Ost philippe metzker alpinwandern K. Winkler / h.-p. brehm / J. haltmeier Sports de montagne d’hiver Von Hütte zu Hütte Technique / Tactique / Sécurité 103 Tourenvorschläge zwischen Genfersee und Unterengadin Vom Col Collon zum Theodulpass Manuale per escursionisti e alpinisti Erstfeld bis Biasca Oberwald bis Disentis Un guide botanique pour randonneurs et alpinistes Vom Bishorn zum Blinnenhorn Alpine Touren 3ème édition 9. auflage Club Alpino Svizzero CAS Club Alpin Suisse Schweizer Alpen-Club Club Alpin Svizzer Qualität Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Auf NAtur verträglicHkeit geprüft itAliANO frANçAiS DeutScH Ski de randonnée In über 40 000 Routenbeschreibungen stellen die SAC-Autoren flächenOberwallis deckend und mehrsprachig die Gipfelziele der Schweiz vor. Grimsel bis Gemmi Binntal bis Matterhorn de la berra à la dent de morcles Führend in der Ausbildung Experten am Berg Roland Nanzer de la berra à la dent de morcles Sicherheit Locarnese / Onsernone / Maggia / Verzasca Bellinzonese / Riviera / Blenio / Leventina Moesano / Sottoceneri Schneeschuhtouren ralph schnegg / daniel anker Alpes fribourgeoises et vaudoises Für alle, die mehr wissen wollen: Ein grosses Sortiment an Ausbildungsliteratur und Naturführern ist im SAC-Verlag erhältlich. martin Gerber Kletterführer Berner Oberland Nord Simmental / Diemtigtal / Kandertal Region Thuner- und Brienzersee Lütschinentäler / Haslital P. Burnand / G. Chevalier / R. Houlmann L’Arc jurassien /Jura D‘ Olten à Genève /Von Olten nach Genf Naturverträglich Excursions en raquettes et à skis Schneeschuh- und Skitouren Geprüfte Kletter-, Ski- und Schneeschuhtouren Ski de randonnée Avec / inklusive: La Haute Route du Jura 2ème édition revue 2. aktualisierte Auflage f de ran uts ça ch is Ticino e Moesano ralph schnegg / daniel anker Alpes fribourgeoises et vaudoises Auf NAtur verträglicHkeit geprüft Glauco cugini Guida d’arrampicata / Guide d’escalade / Kletterführer Auf NAtur verträglicHkeit geprüft cOmpAtibilità cON lA NAturA verificAtA Walliser Alpen In Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen prüft Oberwallis der SAC die publizierten Routen auf Naturverträglichkeit. Roland Nanzer toni fullin / andy banholzer Kletterführer Schneeschuhtouren Uri excellence Alpine Sportkletterrouten im Kanton Uri Traumrouten im Kalk und Granit Grimsel bis Gemmi Binntal bis Matterhorn DIE SCHÖNSTEN WANDERUNGEN 1h30 1h30 3h00 3h00 3h30 5h30 Tour du Châtillon Tour de Saille Tour de la Seya Tour de Tsantonnaire Tour du Grand Château Jorasse - Rambert Loutze - Ovronnaz 6h00 Tour du Grand Chavalard JORASSE-SESSELBAHN DIE HÜTTEN 0h30 Lui d'Août 2h Fenestral 2h30 Rambert [Umbau] 3h Sorgno 4h Demècre neue Hütte! 13.06-25.10.15 www.teleovronnaz.ch SOS-MAM : un projet innovant de télémédecine d’expédition Chaque année, de nombreux alpinistes souffrent de pathologies liées à l’altitude ou nécessitent un soutien médical dans des lieux isolés. SOS-MAM est le fruit d’une collaboration entre le GRIMM (Groupe d’Intervention Médicale en Montagne) en Valais et l’IFREMMONT en France. Ce projet, financé dans le cadre du programme Interreg IV, propose désormais un suivi professionnel des expéditions selon plusieurs axes : • Formation médico-technique des responsables d’expédition (professionnels et amateurs) • Mise à disposition de matériel médical • Mise à disposition de matériel de télécommunication • Plateforme informatisée sécurisée de téléconsultation sur rendez-vous • Call center avec médecins experts répondants pour les appels en provenance d’expéditions • Consultation d’altitude (Sion) Informations : www.grimm-vs.ch Canon EOS 100D inkl. EF-S 18–55mm f/3.5-5.6 IS STM eiz Speziala ng hw Sc e 50% t bo SA C Die kompakteste Spiegelreflexkamera der Welt Rabatt Canon EOS Kamera 100D inkl. 18-55mm IS STM Nur CHF 379.– statt CHF 765.– (Preisliste Canon) Plus Canon Tasche im Wert von CHF 68.– Plus 8GB Karte im Wert von CHF 9.90 Solange Vorrat w w w. pa rtnerstore.ch Die EOS 100D ist umfangreich ausgestattet, reaktionsschnell und trotzdem so kompakt, dass man diese als Wegbegleiter immer gern dabei hat. Die Kamera mit 18 Megapixeln und intuitivem Touchscreen sorgt für perfekte Fotos und Full-HD-Videos in jeder Aufnahmesituation. Ein alpiner Hochgenuss – Viel Vergnügen! Weitere Canon Angebote finden Sie unter: www.partnerstore.ch/sac 8 September 2015 a /s c + Simplonpass uvm. 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September 2015 13 Text und Fotos: Iris Kürschner «Der letzte ganzjährige Bewohner von Campello Monti verstarb 1980 als 86-Jähriger. Ein ‹Patriarch der Berge› sei er gewesen. Sein Name: Augusto Riolo. Ein Gesicht hatte er so zerfurcht wie die steilen und kargen Grashalden seiner Heimat. Und stets ein paar weisse Stoppeln darin, eher kleine, zugekniffene Augen voller Humor, aber auch voller Erstaunen über all das, was um ihn her geschah.» So schreibt Kurt Wanner in seinem Wanderbuch Unterwegs auf Walserpfaden. Sicherlich hätte es Augusto Riolo gefreut, dass man die leer stehende Schule von Campello Monti wieder hergerichtet hat, zwar niemals mehr für Schüler, aber immerhin als Unterkunft für Wanderer. Ebenso das Ristorante Alla Vetta del Capezzone. Giovanni, der Patron, zeigt uns stolz seine geschnitzten Werke. Die Herstellung von Gebrauchsgegenständen und Spielsachen aus Holz hat im Valstrona lange Tradition. Die meisten Holzkochlöffel Italiens kommen aus dem Tal, was ihm den Beinamen Val di Cazzuj (Tal der Löffel) oder auch Valle di Pinocchio einbrachte. Das Gewerbe hält immerhin ein paar Menschen von der Abwanderung ab. Auch die GTA, die Grande Traversata delle Alpi, soll der Landflucht entgegenwirken. Von Omegna brachte uns der Bus bis Forno hinauf, zwei gemütliche Wanderstunden von Campello Monti entfernt – ein idealer Einstieg in den Weitwanderweg, dem wir bis nach Alagna folgen wollen. Das Dorf liegt in der Mitte der Luftlinie zwischen Zermatt und Lugano und doch im Nirgendwo. Der höchste Naturpark Europas Zwischen dem Valstrona und dem Valle della Sesia ist die GTA mit dem Grossen Walserweg identisch. Der grösste Teil führt am Rand des Parco Naturale Alta Valsesia entlang und auf zwei Etappen auch durch ihn hindurch. Der 1979 gegründete «höchste Naturpark Europas» erstreckt sich ab einer Höhe von 930 Metern bis hinauf zur 4554 Meter aufragenden Signalkuppe und beherbergt die Talschlüsse von Val Mastallone, Val d’Egua, Val Sermenza und Valle della Sesia. Er bewahrt das Gebiet vor Seilbahnen und Skiliften, wie sie sich Giovanni vom Ristorante Alla Vetta del Capezzone zeigt stolz die Kochlöffel, die er einst herstellte. Wie ein Adlerhorst klebt Rimella Chiesa über dem Val Mastallone. Tourentipp Bergwandern in den Nachbartälern von Macugnaga und zwischen Alagna und Gressoney breitgemacht haben. Wir überqueren hier Pässe mit gigantischem Monte-Rosa-Blick und übernachten in pittoresken Walserdörfern, die manchmal wie Adlernester am Hang kleben. ratkilometer grosse Gemeinde auf nahezu 1600 Höhenmetern. «Ein unbequemes Wohnen», beschreibt Schott die exponierte Lage der Dörfer, «wenn einem Weibe beim Spülen die Schüssel ausgleitet, so rollt sie bis in den Bach und man hat sie zum letzten Mal gesehen.» «Unbequemes Wohnen» in Rimella «Die vo Termignon» Einen besonders wilden Faltenwurf zeigt das Val Mastallone, wo sich die Gemeinde Rimella ausbreitet. «Eine Versammlung enger, tief eingerissener Schluchten, die sich zwischen scharfen Bergrücken gegen den Hauptbach herdrängen», schreibt Albert Schott. Als Deutschlehrer war er brennend an den Sprachinseln interessiert, bereiste die Gegend im Sommer 1839 und hinterliess die ersten Studien für nachfolgende Walserforscher in seinem 1840 veröffentlichten Buch Die Deutschen am Monte Rosa. Rimella besteht aus 16 Weilern (siehe auch S. 22). Grondo, der tiefste, liegt auf 961 Metern, Villa Superiore, der höchste, auf 1333 Metern. Insgesamt erstreckt sich die 29 Quad- Es war im Sommer 1256, als sich eine Sippschaft von Visperterminen am Eingang der Vispertäler gen Süden aufmachte, um jenseits der hohen Pässe Rimella zu gründen. Visperterminen hiess damals noch Terminum, und so wurden diese Emigranten «die vo Termignon» genannt. Daraus wandelte sich der Familienname Termignoni. Wer den Friedhof von Iris Kürschner ist Fotojournalistin und Buchautorin. In ihrer Arbeit hat sie sich auf den Himalaya und die Westalpen spezialisiert. Starkes Relief: beeindruckend der Blick vom Albergo Fontana (Rimella Chiesa) ins Val Mastallone. September 2015 15 Blick zur Alpe Pianello, wo es auch Bergkäse zu kaufen gibt. Tourentipp Bergwandern Die Punta del Pizzo ist einen Abstecher von der Bocchetta di Campello/Rimella wert. Chiesa besucht, wird ihn auf zahlreichen Gräbern finden. In mehreren Schüben wanderten im Hochmittelalter Bauernfamilien aus dem Wallis aus, um sich in den diversen Südtälern am Monte Rosa anzusiedeln. In den schwer zugänglichen Hochtälern entwickelten sie eine eigenständige Kultur und Sprache. Als Mussolini an die Macht kam, wurde der «brutto dialetto» in den Schulen verboten, und das Walserdeutsch wurde nur mehr in der Familie weitervermittelt. Durch die Italienisierung hat es sich auch stark verändert. Die Landwirtschaftskrise, der Faschismus und die Weltkriege trieben den Untergang der Walserkultur voran. Viele kehrten in die Schweiz zurück, andere zogen in die Städte. Nur wenige sind geblieben, doch dabei handelt es sich meist um Betagte oder Pendler. Umso beachtenswerter ist da der Ruf, den sich das «Albergo Fontana» geschaffen hat. Es ist der Dorftreffpunkt schlechthin, denn im Hotel befindet sich auch der Alimentari und eine Bar. Lebhafte Gesprächsrunden können sich ergeben – zwischen Touristen, Bergbauern, Hausfrauen, Pensionären, Pendlern. Und Schülern. Gerade ist eine Schulklasse aus München da, um sich zu ihren Studien über den Verlust der Landwirtschaft und über sanften Tourismus ein reales Bild zu machen. Wo könnte man das besser als auf der GTA? Während das Alpgelände oberhalb von Rimella noch bestossen wird, sieht es auf der anderen Talseite schon wieder ganz anders aus. Dichter Wald, verlassene Dörfer. Jedes Tal trägt hier sein Schicksal, kämpft ums Überleben. Und über den Pässen und Kämmen wölbt sich ungerührt der Monte Rosa. GTA: die Grande Traversata delle Alpi Die GTA ist ein markierter Weitwanderweg, der den gesamten Westalpenbogen durchzieht. Die etwa 1000 Kilometer lange Wanderung ist in ca. 65 Tagesetappen unterteilt. In der Regel ist der Weg ab Ende Juni schneefrei. Teilweise anspruchsvoll ist die Orientierung im einsamen Gelände, da die Markierungen unregelmässig sind und die Route nicht immer eindeutig erkennbar ist. Anstrengend ist die GTA, weil man oft von Quertal zu Quertal wandert. Der typische Höhenunterschied pro Tag beträgt 600 bis 1200 Meter Auf- und Abstieg. Die GTA wurde Mitte der 1970er-Jahre mit viel Engagement der lokalen Bevöl- 18 September 2015 kerung eröffnet. Routen wurden markiert und Unterkünfte eingerichtet. Nach einem ersten Boom erlahmte das Interesse, die lokalen Initiatoren und Geldgeber zogen sich zurück. Seit 1985 wird die GTA im deutschen Sprachraum von Werner Bätzing (siehe S. 20) als Beispiel für ökologisch verträglichen Tourismus propagiert. Dennoch erlebt sie wohl kaum mehr als 200 Übernachtungen pro Etappe und Jahr. Routenverlauf der GTA. Foto: wikipedia.org Tourentipp Bergwandern Fünf Tage auf der GTA aufwärts nach Roncaccio superiore und La Res (1419 m). Oberhalb des Weilers Belvedere rechts über Boco superiore nach Santa Maria di Fobello (1083 m) und zur Alpe Baranca hinauf. 1 Forno (896 m)–Rimella Chiesa (1193 m) Eckdaten: T3, 5 h 30, ↗ 1050 Hm, ↘ 800 Hm Route: Von der grossen Kehre unterhalb Fornos zweigt der rot-weiss und mit ZO markierte Wanderweg nach Campello Monti ab. Der Strona entlang flussaufwärts, dann durch Campello Monti. Oberhalb der Kirche links in den Saumweg zur Bocchetta di Campello (1924 m). Für Gipfelabstecher auf die Punta del Pizzo (2232 m, 1 h). Abstieg nach Rimella durch die Südseite wenig oberhalb der Alpe Selle (Abstiegsmöglichkeit nach San Gottardo). In einem Waldstück vorbei an der Posa dei Morti. Hier wurden einst die Toten dem Pfarrer von Rimella übergeben, als Campello Monti noch keinen Friedhof besass und die Leichen über den Pass geschleppt werden mussten. Kurz danach rechts nach Villa Superiore und steil hinunter nach Chiesa. Tipp: Gemütlicher ist es, die Etappe zu teilen und in Campello Monti zu übernachten. 3 Alpe Baranca (1580 m)–Carcoforo (1304 m) Eckdaten: T3, 5 h, ↗ 660 Hm, ↘ 940 Hm Mit dem Zug über Domodossola nach Omegna am Ortasee. In Omegna zur Piazza Beltrami, Bushaltestelle genau gegenüber der Banca popolare di Novara, von wo der Bus mehrmals täglich nach Forno fährt. Fahrplan: www. vcoinbus.it. Auto 4 Carcoforo (1304 m)–Rima (1416 m) ÖV Eckdaten: T3, 6 h, ↗ 1050 Hm, ↘ 940 Hm Route: An der Ferienhaussiedlung von Carcoforo vorbei dem Fahrweg entlang talwärts. Am Ende der Naturstrasse links über den Bach zu den Hütten von Selva Bruna, dann steil über die Alpe Trasinera Bella zum Colle del Termo (2351 m). Steilabstieg nach Rima. 48,8 3,9 CO 2 -Treibhausgas, in kg pro Person und Weg: Beispielreise Zürich–Bern–Domodossola. Quelle: www.sbb.ch Karten IGC 1 : 50 000, Blatt 10 Monte Rosa, Alagna e Macugnaga Literatur 5 Rima (1416 m)–Alagna Valsesia (1190 m) Iris Kürschner, Piemont Nord, Rother, München 2015 Eckdaten: T3, 5 h 30, ↗ 920 Hm, ↘ 1120 Hm Iris Kürschner und Dieter Haas, Grande Traversata delle Alpi, Rother, München 2014 Übernachtung Campello Monti: Ristorante Alla Vetta del Capezzone, 0039 0323 88 51 13, oder im alten Schulhaus Rimella: Rifugio dei Walser in San Gottardo, 0039 338 976 19 75, www.rifugiowalser.it Albergo Fontana in Chiesa, 0039 0163 552 00 oder 552 01 Rifugio Alpe Baranca, 0039 347 865 93 85 Valle Baranca: Ciqnue giorni in Piemonte Cinq jours dans le Piémont Fünf Tage im Piemont Forno - Punta del Pizzo - Rimella-Chiesa 1a Forno - Punta del Pizzo - Rimella-Chiesa Rimella-Chiesa - Santa di Fobello - Alpe 1b Rimella-Chiesa 1 Maria Forno–Punta delBaranca Pizzo–Rimella Chiesa - Santa Maria di Fobello - Alpe Baranca 1c Alpe Baranca - Carcoforo Alpe Baranca - Carcoforo 2 Rimella Chiesa–Santa Maria di Fobello–Alpe Baranca Carcoforo - Colle del Termo - Rima 1d Carcoforo - Colle del Termo - Rima AlpeValsesia Baranca–Carcoforo1e Rima - Colle del Mud - Alagna Valsesia Rima - Colle del Mud3- Alagna Carcoforo–Colle del Termo–Rima Regionsgrenze Aosta4- Piemont Région frontière Aosta - Piémont 5 Anreise Route: Bergwärts zum Colle Baranco. Dort links zum Colle d’Egua (2239 m). Jenseits durch das Val d’Egua nach Carcoforo. Route: Von den oberen Gassen in Rima der Markierung folgen bis zum Bach runter und nach der Brücke rechts zu 2 Rimella Chiesa (1193 m)–Alpe Baranden Alphütten von Valmontasca. Weiter ca (1580 m) über die Alpe Vorco zum Colle del Mud Eckdaten: T3, 4 h 30, ↗ 970 Hm, (2324 m). Rastmöglichkeit im nahen Ri↘ 580 Hm fugio Ferioli. Steilabstieg zum Bilderbuchweiler Pedemonte (1246 m) mit Route: Von Chiesa kurz die Hauptstras dem geschichtsträchtigen Albergo se hinunter. An der Kurve, wo die Stras Montagna di Luce. Um die Ecke befindet se nach Pianello abgeht, in den WanLEGENDE F: LEGENDE DEUTSCH: LEG it: sich ein Walsermuseum. Man nimmt derweg zum Bach und jenseits steil Fünf Tage im Piemont den Fussweg zu den Häusern von Ponte, dann der Strasse entlang nach Alagna Valsesia. Rima–Colle del Mud–Alagna Valsesia Regionsgrenze Aosta–Piemont 1a 1b 1c 1d 1e Carcoforo: Albergo Alpenrose, Forno - Punta del Pizzo - Rimella-Chiesa Rimella-Chiesa - Santa Maria di Fobello Alpe Baranca 0039 0163 956 -46 oder 956 01 Alpe Baranca - Carcoforo Carcoforo - Colle del Termo Hotel - Rima Tagliaferro, Rima: Rima - Colle del Mud - Alagna Valsesia 0163 95002 oder 333 888 La regione di confine0039 Aosta-Piemonte Campello Monti Punta del Pizzo (2232 m) Alpe Baranca 59 24, www.tagliaferrocamere.it Forno 1 3 Carcoforo 4 5 Santa Maria 2 San Gottardo Rimella Chiesa Rima Alagna Valsesia LK 1:200 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017) CN 1:200 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017) LK 1:200 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017) CN 1:200 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017) September 2015 19 Brennpunkt «Es braucht eine Trendwende» Werner Bätzing über aussterbende Täler, wachsende Agglomerationen und das Verschwinden der Alpen Seit den 1970er-Jahren führt die Weitwanderroute GTA durch die abgelegenen Täler des Piemonts. Ziel: die schleichende Entvölkerung der Bergtäler mit sanftem Tourismus zu stoppen. Der deutsche Alpenforscher Werner Bätzing engagiert sich seit 1985 für das Projekt. Interview: Peter Walthard Herr Bätzing, Sie setzen sich seit 30 Jahren für die GTA ein. Was haben Sie sich von dem Projekt erhofft? Ziel war es, neue Impulse in einer Alpenregion zu geben, die sich entsiedelt hatte und in der es keine Impulse gab. Vorbild waren die französischen Weitwanderwege. Es stellte sich aber schnell heraus, dass Weitwandern in Italien weniger populär war. Ich habe deshalb früh angefangen, im deutschen Sprachraum für das Projekt zu werben. Die Deutschen sorgten dann für eine kontinuierliche Nachfrage – andernfalls hätte man die GTA nicht aufrechterhalten können. Wirklich gestoppt wurde die Abwanderung dadurch nicht. Dörfer wie Rimella sind doch so gut wie ausgestorben. Hat die GTA überhaupt gefruchtet? Sie hat durchaus gefruchtet. Aber man kann sich von einer GTA nicht erhoffen, dass sie als einzige Struktur eine ganze Alpenregion belebt, das wäre unrealistisch. Tourismus soll auch keine Monostruktur sein, und in dieser Beziehung war die GTA sehr erfolgreich: Es ist verhindert worden, dass fremde Investoren einsteigen. Die GTA ist nach wie vor in den Händen der Einheimischen. Während sich die Südalpen entvölkern, wird auf der Nordseite immer noch viel in Infrastruktur investiert – aber sind immer neue Erschliessungsstrassen und Seilbahnen besser für die Natur? Natürlich sind neue Strassen und Lifte keine Lösung, aber die Situation ist in allen Alpenländern unterschiedlich. Die beste Lösung hat man meiner Meinung nach in Österreich gefunden. 20 September 2015 Ist das ihr Ernst? Skigebiete wie jene im Ötztal gelten als Extrembeispiele für Massentourismus. Es gibt in ganz Österreich nur acht Tourismusgemeinden mit mehr als 10 000 Betten, davon sind einige wenige dank ihres «Ballermann-Images» extrem bekannt. Aber das darf nicht davon ablenken, dass in Österreich dezentrale Strukturen am besten erhalten sind. Die Gefahr ist in der Schweiz grösser? Sie haben in der Schweiz eine intensive Diskussion über die «alpine Brache», über die Frage, ob man abgelegene Täler nicht gänzlich sich selber überlassen will. Derart ausgeprägte Positionen finden Sie in keinem anderen Alpenland. Noch will eine Mehrheit die Strukturen im Berggebiet erhalten. Aber was, wenn das plötzlich kippt? Sie warnen davor, dass sich die Alpen zwischen Verstädterung und Abwanderung auflösen und die spezifische alpine Identität und Landschaft verloren gehen. Was wäre daran so schlimm? Hat es jemals eine alpine Identität gegeben? Ich sehe die Gemeinsamkeit der Menschen im Alpenraum in ihrem Umgang mit der alpinen Natur. Es gibt hier eine alpenspezifische Art und Weise des Wirtschaftens und Lebens. Die Menschen wissen, dass ihr Wirtschaften unmittelbaren Einfluss auf die Natur hat: Naturkatastrophen sind hier viel präsenter als im Tiefland. Man versucht deshalb nicht nur, die Landschaft pfleglich zu nutzen, sondern auch, sie gezielt zu stabilisieren. Das ist sehr nachhaltig und ein Kulturerbe der Alpen, das für ganz Europa ein wichtiges Beispiel sein kann. Werner Bätzing, Alpenforscher. Foto: Uli Ertle rn Wenn sich die Agglomerationen in den Alpenraum ausbreiten, kann das auch den abgelegenen Dörfern nützen. Was ist schlecht daran, wenn Leute in der Stadt arbeiten und Bergdörfer als Feriendomizil nutzen? Ich möchte nicht, dass ausseralpine Agglomerationen viel Geld in die Alpen pumpen und sie dann nach ihren Vorstellungen umbauen. Dann werden die Alpen von aussen abhängig. Ich möchte, dass die Nutzung der alpinen Ressourcen so viel Ertrag bringt, dass die lokale Bevölkerung davon leben kann. Von Landwirtschaft und Tourismus? Nicht nur. Wichtig ist, dass auch höherwertige Infrastrukturen dezentral im Gebirge angesiedelt werden. Italien hat Aussenstellen von Universitäten in kleinen Alpengemeinden angesiedelt, um Innovationen zu fördern. Es ist nicht gut, wenn sich die ganze Infrastruktur in den grossen Alpenstädten konzentriert. Es braucht Innovation, und die bedingt, dass man mit Selbstverständlichkeiten bricht. Das kann zum Beispiel heis sen, dass die Einheimischen die Berge für eine Ausbildung verlassen und danach mit neuen Impulsen in ihr Tal zurückkehren. Oder dass Städter in die Berge kommen und sich mit den Besonderheiten der Alpen auseinandersetzen. Dafür braucht es die entsprechenden Jobs in den Alpen. Wer immer am selben Ort bleibt, wird wenig Innovation entwickeln, wer für immer weggeht, hilft der Region nicht weiter. Lässt sich der Trend hin zu Abwanderung und Zentralisierung überhaupt noch aufhalten? Wie sehen Sie die Zukunft des Alpenraums? Es braucht eine Trendwende. Die ist möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Auf der anderen Seite mehren sich seit einigen Jahren die Anzeichen dafür, dass unser globalisiertes System in Krisen gerät. Es scheint nicht mehr unvorstellbar, dass es plötzlich kollabiert. Vor diesem Hintergrund erhält die Diskussion über die Zukunft der Alpen eine ganz andere, neue Dimension. Werner Bätzing Werner Bätzing (1949) gilt als einer der profiliertesten Forscher im Alpenraum. Zunächst hatte er Theologie und Philosophie studiert. Weil er sich mit dem Christentum nicht mehr identifizieren konnte, schloss er danach eine Buchhändlerlehre ab. Kurz darauf entdeckte er in den piemontesischen Bergen sein Interesse für die Alpen. Er studierte Geografie, promovierte in Bern und wirkte dann als Professor für Kulturgeografie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit seiner Emeritierung 2014 konzentriert er sich voll und ganz auf die Erforschung der Beziehung von Mensch und Natur in den Alpen. September 2015 21 Kampf gegen die Wildnis: Vor 15 Jahren kam Jörg Klingenfuss zum Wandern nach Rimella. Seither setzt er sich für das Überleben des Dorfes ein. Foto: Michael Grimm Wandern wider den Verfall Wie ein Bergdorf um sein Überleben kämpft In den Bergregionen des Piemont gehen die Lichter aus. Die Menschen wandern ab in die Städte. Eine Initiative im abgeschiedenen Walserdorf Rimella versucht mithilfe von geführten Wanderungen zu retten, was zu retten ist. 22 September 2015 Die Natur kommt zurück: verfallene Alphütten in Rimella. Foto: Michael Grimm Text: Michael Grimm Wenn Giorgio auf Patrouille geht, bleiben die Wanderstöcke zu Hause. Seine Hände umklammern dann ein Buschmesser. Aus dem Mastallone-Tal schwappt die schwülfeuchte Mittagshitze die steilen Hänge um das Bergdorf Rimella hinauf. Und Giorgio säbelt das erste Mal ins dichte Grün. Äste fliegen, hüfthohe Farnwedel kippen zur Seite, so etwas wie ein Pfad wird sichtbar. «Hier hat lange keine Kehrwoche mehr stattgefunden», sagt Giorgio mit einem Grinsen. In seiner schwäbischen Heimat bei Tübingen heisst Giorgio Jörg Klingenfuss. Unter seinem Alias kennen ihn die Menschen in Rimella, einem entlegenen Bergdorf im äussersten Nordosten des Piemont. Vor 15 Jahren kam Giorgio das erste Mal zum Wandern in diese Region am Fusse des Monte- Rosa-Massivs. Seither hat den heute 61-Jährigen die Natur und das Schicksal der hier ansässigen Bergbewohner nicht mehr losgelassen. Der uralten Walsersiedlung Rimella droht der Untergang, wie so vielen anderen Gemeinden in den Bergregionen Italiens. Die Entvölkerung ist dramatisch. Erst kürzlich hat sich ein ganzes Dorf im Piemont über eBay zum Verkauf angeboten, für 250 000 Euro. Überdosis an Pflanzen- und Tierwelt So weit ist Rimella noch nicht. Aber auch hier ist die Abwanderung eklatant. Vor rund 180 Jahren lebten 1381 Personen im Dorf. Heute sind es noch 70. Von den ehemals 16 kleinen Ortsteilen sind die meisten schon von der Vegetation verschluckt. Ruinen erinnern an eine Zeit, als die Alpwirtschaft und das Handwerk der Bergbewohner über die Landesgrenzen bekannt waren, als die Wohlhabenden aus Turin und Mailand die Sommermonate in ihren prächtigen Residenzen mit den klassischen Steindächern auf rund 1100 Metern über dem Meer weit oberhalb der Po-Ebene verbrachten. Heute erobert die Natur die jahrhundertealten Kulturlandschaften zurück. Die Überdosis an Pflanzen- und Tierwelt hat das Erscheinungsbild der Berggemeinde Rimella innerhalb weniger Jahrzehnte komplett verändert. Abgeschiedenheit, Ruhe, Natur – für Klingenfuss ist Rimella ein Sehnsuchtsort. Der Giorgio in ihm sieht aber auch die damit verbundene Gefahr für die einmalige Kultur. Und so hat er zusammen mit den verbliebenen, meist schon sehr betagten Bewohnern Rimellas vor einigen Jahren eine Initiative gegründet. Das Konzept «Pro Rimella» basiert auf der Wiederbelebung des Weitwanderwegs Grande Traversata delle Alpi (GTA). Der rund 1000 Kilometer lange Wanderweg durchzieht den gesamten Westalpenbogen vom Piemont bis nach Ligurien (S. 18). Keine Räumfahrzeuge im Winter Für Rimella könnte der Weg nun zur letzten Lebensader werden. Das Dorf ist ein Etappenziel auf der GTA. Giorgio hat viele uralte Almpfade wiederentdeckt, sie von Gestrüpp und Schutt befreit, die GTA-Markierungen erneuert und das Wegnetz gar mit GPS vermessen. Ausserdem führt er jedes Jahr Wandergruppen aus Deutschland in die wildromantische Alpenregion. Der sanfte Tourismus spült Geld in die Kassen und sichert die wenigen Arbeitsplätze. Die Gäste übernachten und essen im Hotel Albergo Fontana. Auf der Sonnenterrasse der Bar Monte Capio von Piera Rinoldi gönnen sie sich ein Etappenbier. Piera Rinoldi hat viele ihrer Nachbarn in die Ebene ziehen sehen. Die rüstige alte Dame mit ihren kurz geschnittenen, ergrauten Locken und den buschigen Augenbrauen ist eine September 2015 23 Brennpunkt Foto: Iris Kürschner der letzten Zeuginnen einer fast ausgestorbenen Kultur: Im 13. Jahrhundert zogen die Walser vom Wallis in die Täler des Piemont. In ihren abgeschiedenen Dörfern bewahrten sie ihre uralten Dialekte, das «Tüutschu», wie man in Rimella sagte. Heute werden sie kaum noch gesprochen. Piera Rinoldi weiss, dass auch «Pro Rimella» ihre Sprache nicht wieder zurückbringen wird. Aber immerhin hauche das Projekt der Region ein bisschen neues Leben ein. Es ist die Ursprünglichkeit, die das Tal im nördlichen Piemont so faszinierend macht. Doch das Naturparadies hat auch seine Schattenseiten. Einerseits zieht die unberührte Wildnis immer mehr Touristen an. Andererseits verfallen Almen, Wege und Transportseilbahnen. Im Winter sind viele Dörfer von der Aussenwelt abgeschnitten, weil keine Räumfahrzeuge fahren. Die Schulen schliessen. Noch kommt ein Arzt einmal pro Woche ins Dorf. Noch gibt es eine Poststelle. «Aber wenn das Hotel Fontana schliesst, ist das Dorf tot», sagt Klingenfuss. Er pflegt das altersschwache Herz der Berggemeinschaft mit seinen Wanderausflügen so gut er kann. Doch noch deutet sich kein Generationenwechsel in der Führung des Hotels an. Die wenigen jungen Familien ziehen weg, spätestens wenn die Kinder in die Schule gehen. Die Gleichung ist einfach: ohne Infrastruktur keine Zukunft für Rimella. Michael Grimm Freier Journalist in München. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die entlegensten Regionen der Alpen zu erkunden. Treffpunkt: Der Dorfladen von Rimella Chiesa befindet sich im Albergo Fontana. Foto: Iris Kürschner Vorreiter ökologischer Landwirtschaft Internetzugang, Strassen und Schulen bestimmen nicht nur, ob die Einwohner bleiben oder gehen. Die Infrastruktur ist auch wesentlich für die Bewahrung «eines einmaligen Wissensschatzes, der in dieser Landschaft gespeichert ist», sagt Franz Höchtl, Experte für Landespflege an der Alfred-Toepfer- Akademie in Niedersachsen. Vor neun Jahren hat Höchtl an einer Reihe von Fallstudien im Piemont mitgewirkt. Ihre Ergebnisse haben die Forscher im Buch Kulturlandschaft oder Wildnis in den Alpen? zusammengefasst. Wie Giorgio mahnt auch Höchtl, die über Jahrhunderte erworbenen Fähigkeiten der Menschen im Zusammenleben mit der Natur nicht einfach aufzugeben. Wer kann heute noch eine Mauer ohne Mörtel bauen, Wege und Terrassen in steilem Gelände anlegen, Käse, Butter und andere Nahrungsmittel von Hand herstellen? Am wichtigsten aber sind für die Wissenschaftler die Kenntnisse der nachhaltigen Landwirtschaft. Mischkulturen von Gemüse, Weinreben, Obstbäumen und Blumen schützten vor einem Auslaugen der Böden und vor Erosion. Die Bergbauern von damals waren Vorreiter der ökologischen Nutzung der Natur. «Wäre es vor diesem Hintergrund nicht interessant, sich auf traditionelle Kulturtechniken zu besinnen, solange das Wissen darüber noch lebendig ist?», fragen die Autoren. «Oder hat es im Zeitalter von Bio und Gentechnik ausgedient?» Die Antwort darauf hat nichts mit Romantisierung der Vergangenheit zu tun, sondern vielmehr mit einer der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit: der Entwicklung nachhaltiger Lebensweisen. Service in Kürze UNTERSTÜTZEN SIE WELTMEISTER IM EISKLETTERN Sie haben das Zeug zum Weltniveau im Eisklettern: Sina und Lukas Goetz. 2014 gewannen die Bündner Zwillinge grosse Titel in der Altersklasse der unter 19-Jährigen. Sina wurde Weltmeisterin Speed, Lukas Vize-Weltmeister Lead. In der Elite gehören sie zu den jüngsten Kletterern, Sina bereits mit mit zwei Top-Ten-Platzierungen. Zwar freuen sich die Eltern über die Erfolge, aber es ist schwierig, finanziell mitzuhalten. Die Ausrüstung sowie die Reisen an die weltweiten Wettkämpfe sind teuer. Aus diesem Grund haben die Eltern zu- sammen mit dem SAC und der Hochschule Chur ein Crowdfundingprojekt lanciert. Bis am 27. November wollen sie für die kommende Saison 7000 Franken sammeln. Für 20 Franken gibt es ein persönlich signiertes Foto, für 300 Franken bekommen Sie eine persönliche Einführung ins Eisklettern. Infos gibt es bei www.sinaundlukas.ch. Und falls Sie Ihr Projekt auch mit Crowdfunding stemmen wollen: Der SAC gibt sein Knowhow gern weiter. Infos unter www. sac-cas.ch -> Service ->Crowdfundig. KORRIGENDA Zahlen falsch Der Bericht «Stotziger Weg zum Schneegarten» («Die Alpen» 7/15) enthält falsche Zahlen. Der Aufstieg von Schwändi, Post (701 m) zum Vrenelisgärtli beträgt 2203 Höhenmeter, der Abstieg zum Klöntalersee 2051 Höhenmeter. Wer in Guppen Oberstafel übernachtet, hat am ersten Tag 957, am zweiten 1246 Höhenmeter zu bewältigen. Redaktion Sina Goetz in ihrem Lieblingsgelände. Foto: David Schweizer Redaktion Cartoon: Georg Sojer Sojer am Berg Service in Kürze JETFORCE-AIRBAGS ZURÜCKGERUFEN Der Hersteller Black Diamond ruft alle Lawinenairbags des Systems JetForce zurück, die zwischen dem 15. November 2014 und dem 7. Juli 2015 verkauft wurden. Wegen eines Systemfehlers könne es bei einzelnen Modellen zu einem unfreiwilligen Abschalten oder Auslösen des Systems kommen, so der Hersteller. Das Problem werde mit einem kostenlosen Firmware-Update behoben. Redaktion 1: Gletscherzunge, 2: Gletschervorfeld jünger als 15 Jahre, 3: Moräne von 1992, 4: Gletschervorfeld älter als 50 Jahre. MAMMUT CLIMBING Foto: Anita Zumsteg, WSL/zvg BAKTERIEN BELEBEN STEINWÜSTEN Überraschende Erkenntnis: Gletschervorfelder sind viel artenreicher als bislang angenommen. Das melden Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Dank einer neuen Technologie gelang es den Forschenden, das gesamte Artenspektrum von Bakterien, Pilzen und Algen im Boden eines Gletschervorfelds über eine Zeitspanne von knapp zehn Jahren zu beobachten. Die Ergebnisse überraschten Beat Frey: «Schon nach wenigen eisfreien Jahren besiedelt eine enorme Vielfalt von Mikroorganismen das Gletschervorfeld», sagt Frey, «wir haben zwischen 1000 und 1300 Arten in den Bodenproben gefunden. Dabei kann man noch kaum von Boden reden. Es ist lediglich eine Mischung aus fein gemahlenem Sand und Geröll.» Kohlen- und Stickstoff, lebensnotwendige Baustoffe für das Pflanzenwachstum, fehlen fast vollständig. «Die gefundenen Mikroorganismen trotzen der kargen Umgebung, überziehen die Steinwüste mit einem grünen Rasen und reichern den Boden mit Nährstoffen an.» Sie legen damit den Grundstein für weitere Pflanzen und Tiere. Redaktion 26 September 2015 Die Zukunft der mobilen SAC-Kletterwand ist gesichert. Nachdem Rivella 2014 als Sponsor zurückgetreten war, übernahmen Mammut und Bächli Bergsport AG die Finanzierung zu Beginn der Tour 2015/16. Weitere Neuigkeit: Ab Januar 2016 wird das Abzeichensystem der Gecko-Trophy als Packet «Aufbau/Abbau/Betreuung» verliehen. Seit über zehn Jahren bietet die mobile SACKletterwand Schweizer Schülern die Möglichkeit, die Welt des Kletterns kennenzulernen. Den Lehrkräften wird eine schlüsselfertige Lösung offeriert: Aufbau, Abbau und Material werden vom SAC organisiert, die Lektionen von Fachpersonen betreut. Die Kletterwand kann auch ohne Betreuung gemietet werden, wenn die Schule über kompetentes Unterrichtspersonal verfügt. Mehr Infos unter www.sac-cas.ch > Jugend > Mammut Climb ing oder auf www.sac-cas.ch/geckotrophy Malik Fatnassi Schüler entdecken das Klettern dank der mobilen SAC-Kletterwand. Foto: David Schweizer HISTORISCHER MOMENT WHYMPERS LETZTER AUFENTHALT IN ZERMATT Zwischen 1867 und 2015 wurden am und für das Matterhorn 14 Unterkünfte gebaut: acht mehr oder weniger am Fusse des Gipfels und sechs auf dem Lionbzw. dem Hörnligrat. Je sieben in beiden Ländern. Die Hälfte der 14 Unterkünfte steht noch. Da die Hörnlihütte und das Belvédère ab 2015 ein Haus bilden, sind es noch sechs Bauten, die der Besteigung des Matterhorns dienen. Eine davon ist die Schönbielhütte (2694 m) der SAC-Sektion Monte Rosa auf der Grasterrasse Schönbiel oberhalb der lin- ken Moräne des Zmuttgletschers. An der Einweihungsfeier am 12. September 1909 nahm der 69-jährige Edward Whymper teil – sein letzter Aufenthalt in Zermatt. Ob er vom Dorf aus zur neuen Hütte wanderte oder auf dem Maultier transportiert wurde, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Whymper trug als Erster seinen Namen ins neue Hüttenbuch ein. Ein gelungener Abschluss für den berühmtesten Erstbesteiger des Matterhorns. Daniel Anker Edward Whymper, der erste Besteiger des Matterhorns, an der Einweihung der Schönbielhütte. Aus: Klubhütten-Album des Schweizer Alpen-Club, 1911. TOD EINES GROSSEN HIMALAYISTEN Der Genfer Bergführer Stéphane Schaffter kam bei einer Expedition im Zanskar, im Nordwesten von Indien, ums Leben. Er wurde bei einer Gebirgsbachüberquerung fortgerissen, erklärte sein Begleiter Yanick Flugi in einem Communiqué. Das Drama ereignete sich am 24. Juli im Rahmen einer Expedition anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Genfer SAC-Sektion. Stéphane Schaffter war bereits seit 35 Jahren als Bergführer tätig und begeisterte sich für Zanskar und seine jungfräulichen Gipfel, das er als «paradiesische Ecke der Erde» bezeichnete. 2011 begleiteten ihn neun junge Genfer Alpinisten, um drei unberührte 6000er-Gipfel per Ski zu erklimmen. Ausserdem bestieg er 2014 als Erster den Sonam Ri, ebenfalls ein 6000er der Region, mit einer Gruppe junger Rider. Wir werden ihm in unserer nächsten Ausgabe eine Hommage widmen. Stéphane Schaffter (1953-2015), Himalayabergsteiger, der das Gemeinsame gross schrieb. Foto: Eric Gachet ROSABLANCHEJUBILÄUM Vor 150 Jahren, im September 1865, erklommen der St. Galler Johann Weilenmann und sein Bergführer Justin Fellay als Erste den Gipfel der Rosablanche. Aus diesem Anlass organisieren die Walliser Bergführer für alle Interessierten vom 9. bis zum 13. September eine Reihe Gedenktouren (Touren in Kostümen sowie Trail-, Familien- oder Faunaund-Flora-Touren). Programm und Anmeldung: www.guidesvalais. com/150-rosablanche Redaktion Redaktion September 2015 27 28 September 2015 Damit der grosse Sprung nicht tödlich endet Die Basejumper organisieren sich Brennpunkt Vor 50 Jahren kam Basejumping in die Schweiz. Noch heute ist es das schwarze Schaf unter den Extremsportarten. Nach jedem Unfall gerät der Sport unter Druck. Wird er nach den Regeln der Kunst ausgeführt, ist er nicht gefährlicher als manch andere Sportart. In Lauterbrunnen organisieren sich die Sportler gar. Text: Peggy Frey Die Hand an der Stirn als Blendschutz, den Kopf so weit nach hinten geneigt, dass die Halswirbel fast ausrenken: So starren Schaulustige in den Himmel über Lauterbrunnen im Berner Oberland. Wenige Schritte von der Station der Schilthornbahn entfernt, beobachten sie die Basejumper, die von den Felswänden in die Tiefe springen. «Da!», ruft einer der Schaulustigen und zeigt auf einen dunklen Schatten, der den blauen Himmel durchschneidet. Kaum blickt man in die Richtung, in die er zeigt, öffnet sich schon knatternd dessen Fallschirm. Vom frühen Morgen bis am Abend, manchmal gar in der Nacht, wiederholt sich die Szene fast pausenlos. «Wir sind hierhergereist, um das ausserordentliche Spektakel zu sehen», sagt Xiaoyang Luo aus Schanghai begeistert, «ich möchte wirklich gern wissen, woran sie denken, wenn sie sich in die Tiefe stürzen!» Die Touristen aus China wissen um die Gefahren dieser Sportart. Doch sie sehen sie keineswegs kritisch, sondern sind vielmehr fasziniert. «Das Basejumping gehört zu den touristischen Attraktionen des Tals. Einige Besucher sind zwar schockiert, aber die meisten interessieren sich aus Neugierde dafür und sind dann fasziniert», meint Thomas Durrer vom Tourismusbüro Lauterbrunnen dazu. Eine akzeptierte «Kaste» Das Zusammenleben mit den Einheimischen war anfangs nicht einfach. Schritt für Schritt haben sich die Basejumper und die Dorfbewohner angenähert und gelernt, sich gegenseitig zu akzeptieren. «Es gibt keinen Grund dafür, dass sie aneinandergeraten, wenn die Springer gewisse Regeln einhalten, wie zum Beispiel die Grenzen der Start- und Landezonen», meint Martin Stäger, Gemeindepräsident von Lau- Dominik Wicki aus Interlaken springt in seinem Wingsuit vom «Dumpster» im Lauterbrunnental. Die Höhe beträgt 530 Meter. Foto: Christoph Dittmer September 2015 29 Der Amerikaner Brett Kistler mit einem «gainer» genannten Rückwärtssalto vom Punkt «La Mousse» im Lauterbrunnental. Die Höhe beträgt 530 Meter. Foto: Christoph Dittmer terbrunnen. «Diese Leute bringen Leben ins Tal und stärken den Tourismus hier.» Im Dorf gehen die Meinungen darüber dennoch auseinander; sie reichen von Indifferenz bis zu kompletter Ablehnung. «Ich toleriere sie zwar, aber ich schätze es nicht gerade, wenn wir wegen ihrer Unfälle in die Schlagzeilen kommen oder wenn der Strom ausfällt, weil sie in den Leitungen hängen bleiben», meint ein Bewohner von Mürren. «Das kommt tatsächlich vor. Aber wir bemühen uns um respektvolles Verhalten gegenüber den Einheimischen und möchten, dass sie unsere Leidenschaft verstehen. Wir wollen sie nicht stören», erklärt der Basejumper Uli Emanuel, ein Südtiroler, der nach Stechelberg gezogen ist. Eine Haltung, die Bauer Adolf von Allmen teilt. Gegen eine Entschädigung von 1000 Franken jährlich stellt er ein Stück Land als Landezone zur Verfügung. «Sobald ich das Gras geschnitten habe, stört es mich nicht. Einige meiner Berufskollegen teilen diese Ansicht allerdings gar nicht und wollen nicht, dass die Springer ihr Land benützen», sagt von Allmen. Lauterbrunnen: Mekka des Basejumpings Es gibt angefressene Springer, die extra nach Lauterbrunnen umziehen, um hier ihrer Leidenschaft nachzugehen. «Deutsche, Australier, Franzosen, Belgier, Engländer – unter den Basejumpern gibt es ein gutes Dutzend, die deshalb hier leben, weil sie so das ganze Jahr durch springen können. In der 30 September 2015 Hauptsaison, also von Juni bis Oktober, reisen zusätzlich rund 1000 Basejumper hierher. Sie kommen aus der ganzen Welt und verleihen dem Tal einen kosmopolitischen Touch», erklärt Dominik Loyen, gebürtiger Deutscher und Vorstandsmitglied der Swiss Base Association (SBA). Vom ersten Sprung mit dem Fallschirm vom Pont Butin in Genf 1964 bis zu den 17 000 registrierten Sprüngen im Lauterbrunnental 2014 hat sich das Basejumping in der Schweiz enorm entwickelt, speziell aber in Lauterbrunnen. «Die Felswände und Gipfel hier bieten ein ideales Sprunggelände. Am gleichen Ort findest du Sprünge für jedes Niveau und kannst jeden Tag etwas Neues ausprobieren», schwärmt Jamie Lee aus Neuseeland. «Der einfache Zugang zu den Exits (Anm. d. Red.: Startplätze) macht aus dem Lauterbrunnental den idealen Ort für unseren Sport», erklärt der bekannte Basejumper Sebastien Alvarez aus Chile, «dank den Seilbahnen kannst du sechs oder gar acht Sprünge pro Tag machen, das ist nirgendwo sonst möglich, weil man sonst immer einen langen Anmarsch hat.» Von der Mittelstation der Schilthornbahn erreichen die Basejumper die bekanntesten Startplätze in wenigen Minuten zu Fuss. Die «Ultimate» und «High Ultimate» genannten Exits bieten 700 Meter Höhenunterschied und etwa 15 Sekunden freien Fall. Etwas entfernt vom Rand der Felswand kontrollieren die Sportler ihr Material. Einmal in die Hände klatschen, ein paar gute Ratschläge und aufmunternde Wor- Brennpunkt te, und schon gehen sie einer nach dem anderen auf den Abgrund zu und setzen zum grossen Sprung an. Unter den verblüfften Blicken der Schaulustigen hinter einer Sicherheitsabschrankung wiederholt sich die Szene praktisch ohne Unterbruch. Die Popularität der Gegend passt nicht allen Basejumpern. «Viele Basejumper kommen nur für ein paar Tage ins Tal, denn die Sprünge sind leicht zugänglich. Sie konsumieren ihre Sprünge, auch wenn sie nicht genügend trainiert sind», bedauert die Schweizerin Géraldine Fasnacht. «Sie wollen die starken Gefühle sofort, ohne sich die Zeit zu nehmen zu lernen, und deshalb gibt es leider allzu häufig Unfälle.» Das sagt eine der seltenen Frauen in der Basejumping-Szene, die zu 85% aus Männern besteht. Mit Fallschirmspringen beginnen (200 bis 300 Sprünge), vor dem Sprung auf die Ratschläge der Erfahrensten hören, gut bewandert sein in Aeronautik und Meteorologie – «beim Basejumping gehört zur Risikominimierung auch das Verstehen und Respektieren dieser Ratschläge», meint Dominik Loyen. Nach dem Sprung folgt das akribische Zusammenfalten des Fallschirms. Der kleinste Fehler bei diesem entscheidenden Vorgang kann fatale Folgen haben. Foto: Peggy Frey Ein positives Image vermitteln «Tal des Todes», «Disneyland des Basejumpings», die Bezeichnungen für das Lauterbrunnental sind nicht gerade schmeichelhaft. «Die Medien übertreiben die Gefährlichkeit des Basejumpings. Sie stigmatisieren diesen Sport, wie sie es früher mit dem Fallschirmspringen und dem Gleitschirmfliegen getan haben. In Lauterbrunnen gibt es durchschnittlich drei Todesstürze pro Jahr», rechnet der Rettungsarzt im Tal und Allgemeinpraktiker Bruno Durrer vor. «Wir leben in einem Tal, das berühmt ist für seine Outdoorsportarten. Unfälle sind unvermeidlich.» Aber man müsse die Relationen sehen: Statistisch betrachtet sei Basejumping verglichen mit anderen Extremsportarten nicht besonders tödlich, und Der Wingsuit revolutionierte das Basejumping Beim Basejumping springt der Sportler mit einem geschlossenen Fallschirm von einem festen Objekt, zum Beispiel einem Gebäude, einer Felswand oder einer Brücke. Im freien Fall erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h. Erst ca. 150 Meter über dem Boden öffnet er den Fallschirm. Ende der 1990er-Jahre entwickelten Jari Kuosma und Robert Pečnik den Wingsuit. Es ist ein Overall mit einer Art Flügel, der horizontale Flüge ermöglicht. Der Wingsuit hatte einen grossen Einfluss auf den Extremsport. Denn er erhöht die Flugdistanz und -dauer beträchtlich: Pro 1000 Meter Vertikaldistanz kann ein Basejumper bis 3500 Meter Horizontaldistanz erreichen. Ohne Wingsuit sind es nur ca. 500 Meter. Ein Flug kann mehrere Minuten dauern. Die Fluggeschwindigkeit beträgt 250 bis 300 km/h. «Dieser Anzug revolutionierte das Basejumping, aber die Gefahr steigt, wenn ein Anfänger drinsteckt. Das Fliegen damit muss man schrittweise lernen», sagt Dominik Loyen, Vorstandsmitglied der Swiss Base Association (SBA). Unter den staunenden Blicken der Zuschauer macht sich ein Basejumper im Lauterbrunnental bereit für den grossen Sprung. Foto: Peggy Frey September 2015 31 abspringt. «Mit diesen Sicherheitsmassnahmen hoffen wir wirklich, Unfälle zu vermeiden und unserem Sport ein anderes Image zu verschaffen», unterstreicht Dominik Loyen. Diese Organisation gefällt den Basejumpern. «Ich habe den Eindruck, hier sicher zu springen. Ganz allgemein verhalten sich alle respektvoll. Wenn jemand dies nicht tut, rufen wir ihn zur Ordnung», lässt uns Charly wissen, ein Engländer, der das Tal seit mehreren Jahren besucht. Den Himmel teilen Die Basejumper sind nicht die Einzigen, die den Luftraum im Lauterbrunnental bevölkern. Mit Flugplänen wird verhindert, dass sich Kollisionen mit anderen Benutzern, zum Beispiel Gleitschirmpiloten, ereignen. Foto: Peggy Frey das, obschon die Zahl der Sprünge ständig steige. «Die meisten Unfälle geschehen aufgrund von menschlichem Versagen, und dahinter steht häufig ein Draufgänger, der die Grenzen dieser Sportart zu weit hinausschiebt», so Durrer. Im Unterschied zu anderen Ländern reglementiert die Schweiz diesen Sport nicht und wendet auf Bundesebene keine Gesetze an. «Um die Sicherheit im Tal zu verbessern, geben wir den Basejumpern über unsere Website sowie über unsere Flugblätter und Plakate Tipps», erklärt Dominik Loyen. «Diese Kommunikation geschieht in Absprache mit der Gemeinde, der einheimischen Bevölkerung, den Bahnbetreibern, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) und anderen Nutzern des Luftraums.» Wenn ein Basejumper ankommt, schreibt er sich ein, schliesst eine Versicherung ab und kauft für 25 Franken eine Landekarte. Gratis erhält er eine Karte mit den Absprungpunkten und mit Details über die Sprünge und ihren Schwierigkeitsgrad. Um Kollisionen zu vermeiden, meldet der Springer an den am stärksten frequentierten Exits seinen Sprung über eine Funkverbindung an, die zwischen dem Startort und der Landezone besteht. An einigen Startorten gibt es Anlaufplattformen, sodass man genügend Distanz zur Felswand bekommt, wenn man Peggy Frey Freie Journalistin und Fotografin. Das Reisen ist ihre Leidenschaft, und eine Reise ohne Berge ist für sie keine Reise. 32 September 2015 Braucht es Gesetze, müssen Verbote ausgesprochen werden? Die Frage taucht oft auf. «Basejumping und andere riskante Luftsportarten beruhen auf der Selbstverantwortung jedes Einzelnen. Uns erscheint eine Reglementierung nicht sinnvoll, solange keine Drittpersonen in der Luft oder am Boden gefährdet werden», sagt Martine Reymond vom BAZL. «Ausserdem hat Basejumping praktisch keine Auswirkungen auf den Schweizer Luftraum.» Die meisten Basejumper sind gleicher Meinung: «Wir bemühen uns um Selbstregulierung und um Sicherheit bei unserer Aktivität, damit wir unsere Freiheit behalten können. Es soll nicht zu Flugverboten kommen wie in anderen Ländern», betont Dominik Loyen. Die Basejumper sind nicht die Einzigen, die sich im Himmel über Lauterbrunnen bewegen. Damit es nicht zu Kollisionen mit den Gleitschirmpiloten kommt, gibt es Flugpläne. «Das funktioniert gut», weiss Beni, Gleitschirminstruktor. «Am Morgen sind wir auf der einen Seite des Dorfes und sie auf der anderen oder umgekehrt, je nach den Thermikverhältnissen. Wir benützen auch nicht die gleichen Landezonen.» Die Helikopter der Air Glacier fliegen auch im Luftraum des Tals. Damit sie nicht gestört oder überrascht werden, rufen die Basejumper eine Nummer an, bevor sie springen, um zu wissen, ob in ihrem Sektor ein Heli unterwegs ist. Das Leben voll ausschöpfen Abend im Tal. Die letzten Angefressenen packen in den Landezonen ihre Schirme zusammen. Heute Abend gehen einige von ihnen ins Kino, um sich den Film Freifall anzusehen. Der im Lauterbrunnental gedrehte Dokumentarfilm zeigt Menschen auf der Suche nach dem Adrenalinkick und lässt jene zu Wort kommen, die den Sport ausüben, aber auch ihre Angehörigen. Für den Basejumper Sebastien Alvarez ist das «Ausschöpfen des Lebens und das Ausloten der eigenen Grenzen in vollem Bewusstsein der Gefahren Ausdruck der Faszination für das Extreme und keine Verrücktheit». →→ Mehr Infos Swiss Base Association: www.swissbaseassociation.ch Freifall, Dokumentarfilm der Schweizer Regisseurin Mirjam von Arx über das Basejumping im Lauterbrunnental. Der Amerikaner Scotty Bob, einer der besten Springer der Welt, hat den Wingsuit angezogen, um vom Stockhorn zu springen. Dieser technisch anspruchsvolle Flug von 1500 Metern ist sehr erfahrenen Basejumpern vorbehalten. Hier dauert der freie Fall vor der Öffnung des Fallschirms fast eine Minute. Foto: Christoph Dittmer «Es ist magisch, ohne Motor zu fliegen.» Für viele ist Basejumping unverständlich, gefährlich, schlicht unnötig. Géraldine Fasnacht ist schon vom Matterhorn geflogen und erzählt, was sie an ihrem Sport fasziniert. ’ Mit dem Wingsuit lässt du dich von der Luft tragen, folgst dem Gelände, und da gehen dir die Augen über. Es ist magisch, ohne Motor zu fliegen. Aber als ich 2001 nach Jahren des Gleitschirmfliegens mit Basejumping begann, kam es mir nicht in den Sinn, vom Matterhorn zu springen. Mit dem damaligen Material war das unmöglich. Der mythische Berg Matterhorn ist für mich der heilige Gral, das Grösste: Den ersten Sprung von diesem Gipfel zu machen, war bald mein grosser Traum. Da ein Sprung in dieser Höhe riskant und anspruchsvoll ist, mussten wir ihn lange vorbereiten und durften nichts dem Zufall überlassen. Mehrmals flogen wir mit einem Helikopter über den Gipfel, um das Gelände zu erkunden und den richtigen Startpunkt zu finden. Sobald wir die Flugbahn bestimmt hatten, trainierte ich, indem ich von Felswänden mit ähnlichem Profil sprang, dann aus einem Helikopter, der über den Gipfel flog. Anfang Juni 2014 besserte das Wetter endlich. Wir stiegen über den noch stark verschneiten Hörnligrat zum Gipfel auf. Zu Fuss aufsteigen und hinunter fliegen – ich liebe diese Kombination. Ich nenne es Paralpinismus. Aber diese Besteigung und einen derart komplexen Sprung anein- Die Schweizer Freeriderin Géraldine Fasnacht wagte als erste Frau den Sprung vom Matterhorn mit dem Wingsuit. Foto: Buonasera production/Tero Repo anderzuhängen, erwies sich als sehr anspruchsvoll: Ich musste gut mit meiner Kraft und Konzentration haushalten für Aufstieg und Flug – oder für den Abstieg, falls die Bedingungen nicht perfekt sein würden. Oben angekommen, prüften wir mehrere Optionen. Schliesslich startete ich von einer Felsnase in der Ostwand, etwa 30 Meter unter dem Matterhorngipfel … Laut auf null zählen, Abstoss vom Felsen, ich stürze mit Zuversicht in die Tiefe. Konzentriert auf meine Bewegungen, öffne ich die Arme, um Luft unter die Flügel zu bekommen und schnell in den richtigen Flugwinkel zu gelangen. Sich gut in der Luft zu positionieren, ist entscheidend für den problemlosen Ablauf eines Sprungs. Ich fliege entlang der Flanke hinunter, die ich 2009 mit dem Snowboard gefahren bin. Dann gleite ich über den Hörnligrat unweit des Solvaybiwaks – jeden Moment dieses einzigartigen Flugs geniesse ich und denke: Mein Traum ist Wirklichkeit geworden! ’ September 2015 33 Janine Heini, Model und Bergbuchautorin 34 September 2015 Foto: Oscar Munar Zwischen Mondmilchloch und Laufsteg Bergleben Porträt Zwerge, Drachen, Geister: Der Pilatus ist ein Berg der Sagen. Ein Buch und eine geführte Wanderung bringen Touristen die faszinierenden Geschichten um den Luzerner Hausberg näher. Geschrieben hat es keine Lokalhistorikerin, sondern eine 22-jährige Studentin. Magische Landschaft: Auf einer Sagenwanderung führt Janine Heini Touristen zu den geheimnisvollen Plätzen rund um den Pilatus Foto: zvg Text: Peter Walthard Fast unscheinbar steht sie am Kiosk im Bahnhof Luzern. Turnschuhe, Kasch mirpulli, alles schlicht, viel Schwarz. Sie ist eben zurück aus Paris. Dort stu diert sie an der Sorbonne, dort modelt sie für internationale Zeitschriften, von dort muss sie auch mal nach Milano. In der Mitte ist Luzern. Und der Pilatus. Der Berg, der sie schon als junges Mäd chen fasziniert hat und über den sie mit 19 ein Buch geschrieben hat. Eigentlich ging es darum, eine Mat ura ar beit zu schreiben. Doch die Ge schichten, die sie rings um den Luzer ner Hausberg fand, gaben viel mehr her. Bald verbrachte sie jede freie Mi nute in den Archiven von Stadt und Kanton Luzern. Dort fand sie Texte wie jene des Luzerner Stadtschreibers Ren wart Cysat, der im 16. Jahrhundert auf zeichnete, was man sich in seiner Stadt über den Berg erzählte: dass dort die Seelen der Verstorbenen hausten, Dra chen ihre Horte und Zwerge ihr Reich hätten. Und dass im Pilatussee ein schreckliches Ungeheuer hause: der Geist des Pontius Pilatus, der hier für alle Ewigkeit für seine Sünden büssen Zwei Welten: Wenn Janine Heini nicht in den Bergen ist, arbeitet sie als Model in Paris. müsse. Wer das Wasser des Sees störe, beschwöre seinen Zorn herauf. Fürch terliche Gewitter seien die Folge. Mode oder Literatur Die Arbeit wurde ein Erfolg. Die Stiftung Schweizer Jugend forscht zeichnete sie mit dem Prädikat «her vorragend» aus, das Eidgenössische Departement des Innern verlieh der Autorin einen Sonderpreis. Am Ende publizierte der Luzerner Verlag Pro Li bro die Arbeit als Buch. Schlagzeilen machte Janine Heini aber nicht mit ihrem Buch, sondern mit ih rem Äusseren. 2011 nahm sie am Elite Model Look teil, schaffte es auf Anhieb in den Final und erklärte den verblüff ten Journalisten, dass sie ihre Zukunft als Chefredaktorin eines Modemaga zins sehe – oder als Schriftstellerin. Da war sie gerade 18 geworden. Heute schreibt sie Kolumnen in Modemagazi nen und denkt über ein weiteres Buch nach. Wenn sie nicht am Pilatus unterwegs ist und Touristen an die Schauplätze der alten Sagen führt: Zu sammen mit einem lokalen Tourismus unternehmen hat sie eine geführte Wanderung lanciert. Mittlerweile kennt sie den Berg wie ihre Handtasche. Denn im Archiv hielt es sie nicht lange. Zusammen mit ihrem Vater Kurt, selbst begeisterter Alpinist, Panoramazeich ner und lange Jahre in der SAC-Sektion Pilatus aktiv, erkundete sie den Berg. Abseits der Wanderwege, auf der Suche nach Zeugnissen der Geschichten aus den Archiven. Spuren der ersten Forscher Zusammen stiegen sie in das Mond milchloch, dessen feuchten Kalkabla gerungen, der «Mondmilch», der Zür cher Universalgelehrte Conrad Gessner 1555 heilende Kräfte zuschrieb. Die wilden Sagen um den Berg hatten da mals das Interesse der ersten Natur wissenschafter geweckt. Sie suchten nach Erklärungen, machten den Berg berühmt und brachten so schliesslich den Tourismus nach Luzern. Tief in der Höhle fand Janine Heini mor sche Baumstämme, offensichtlich von Menschen geschlagen und in den Berg getragen. Sie erinnerte sich an die Texte im Archiv: 1756 erkundete der Natur forscher Franz Ludwig Pfyffer von Wy her die Höhle – mit «Fackeln, Laternen, und Stricken und kleinen Bäumen, um im Notfalle Brücken daraus zu bauen», wie er berichtete. Heini wollte es genau wissen. Sie nahm Proben und liess sie vom archäologischen Institut der Stadt Zürich datieren. Das Resultat war ein deutig: Die Bäume waren im 18. Jahr hundert gefällt worden. Just zu der Zeit, als von Wyher in die Höhlen vordrang. September 2015 35 Bergleben Porträt Bauernhof und Grossstadt Die Geschichte der Janine Heini ist eine, wie es viele gibt in der Schweiz. Der Grossvater Bauer, der Vater konnte als Erster in der Familie studieren, et was mit Hand und Fuss: Maschinen technik. Als Kind verbrachte sie viel Zeit auf dem Bauernhof Huob in Rus wil, im Luzerner Hinterland, wo man der Milch «Möuch» sagt, nicht wie in der Stadt Luzern, wo es «Melch» heisst. Sie sitzt da und spricht auch heute noch so, sagt «Möuch», wenn sie vom Mond milchloch erzählt. Sie trägt Brille, die grünen Augen dahinter schauen weder sanft noch streng, weder selbstbewusst noch schüchtern. Sie schauen neugie rig. Als ob alles jenseits dieser Brille eine Herausforderung wäre, etwas, das sie noch nicht kennt, etwas, das er forscht werden will. Das Ross des Pilatus So wie die Sage um den berüchtigten Statthalter Pontius Pilatus, der dem Berg den Namen gab. Jahrhunderte lang hatten sich die Älpler hier erzählt, dass auf einem Stein beim Pilatussee noch der Hufabdruck von Pilatus’ Ross sichtbar sei. Akribisch suchte Heini die Felsblöcke rund um den See ab, und tatsächlich: Auf einem fand sich unter Moos und Heidelbeersträuchern eine hufeisenförmige Vertiefung. Heute ist der Pilatussee nicht viel mehr als eine moorige Pfütze, im Mittelalter sei der See aber grösser gewesen, sagt Janine Heini. Ob es tatsächlich Unglück bringt, die Ruhe des Wassers zu stören? Auch das untersuchte sie vor Ort: Sie warf ein Stück Holz in den See, beob achtete und notierte: «Nach dem Hin einwerfen von Holz blieb der Abend am 6. Juli 2012 gewitterfrei, hingegen ge witterte es 25 Stunden später über K riens heftig mit Hagelschlag.» «You and your mountain» Preisträgerin, Bergbuchautorin, inter national gefragtes Model, SorbonneStudentin. Wie kommt man dahin? Die 22-Jährige, die immer Klassenbeste war, kennt die Fragen. Nicht immer ist es Anerkennung. Und wenn, dann ent weder wegen ihrer intellektuellen Leis tung oder wegen ihrer Modelkarriere. Fast nie wegen beidem. Die Idee, dass Frauen entweder gescheit oder schön, aber nicht beides sein könnten, lebe in vielen Köpfen bis heute fort. Sie sagt es und wirkt etwas ratlos. «Ich stosse eigentlich nie auf Ableh nung. Eher auf Unverständnis.» Das sei in Paris nicht anders. Wenn sie dort vom Pilatus erzähle, heisse es bloss: «You and your mountain.» «Das ist okay für mich», sagt Janine Heini, «ich trenne diese Welten.» Die Geschichte der Geschichten Paris und Ruswil. Instagram und alte Sagen. Laufsteg und Mondmilchloch: Vielleicht ist es ihr Interesse für das scheinbar Gegensätzliche, das Janine Heinis Arbeit auszeichnet. Das Früh mittelalter, die Zeit, als die Sagen um den Pilatus entstanden, beschreibt sie als ein grosses Nebeneinander der Ge gensätze. Eine Zeit, in der Frömmigkeit und Aberglaube, Heidentum und Christentum, mediterrane Legenden und nordische Sagen sich zu einem wil den, magischen Gebräu vermischten. Und in der der Berg zu einem Mythos wurde, der später zuerst die Naturfor scher und in der Folge die Touristen nach Luzern locken sollte. Der Berg selbst stand denn auch nur am Anfang ihrer Arbeit. Eigentlich sei es ihr um die Geschichte der Geschichten gegangen: «Der Berg war immer da, die Menschen haben immer anders über ihn gedacht», sagt sie. Jede Generation habe die Mythen neu interpretiert und zu neuen Geschichten verarbeitet. Das sei auch heute nicht anders. Janine Heini, die den Touristen nun die alten Sagen näherbringt, ist da keine Ausnahme. Das Holzstück, das sie am 6. Juli 2012 in den Pilatussee warf, diente nur vordergründig der For schung. «Das Foto musste ich einfach haben», sagt sie und lacht. Peter Walthard Journalist, Geograf und Redaktor «Die Alpen». Wo es Gletscher hat, fühlt er sich zu Hause – ob in den Bergen oder in der Arktis. Sagen und Wissenschaft: Im Mondmilchloch suchte Janine Heini nach der sagenhaften Mondmilch. Foto: zvg 36 September 2015 Leserbriefe Die Leserbriefe geben ausschliesslich die Auffassung des Autors wieder. Die Redaktion behält sich die Ablehnung, Annahme und die Kürzung der Briefe vor. Ihre Meinung erreicht uns am schnellsten via [email protected]. Bikes auf Wanderwegen eigentlich nicht erlaubt «Auf zwei Rädern zur Hütte», «Die Alpen» 6/2015 Lieber Biker, fahre wirklich sehr rücksichtsvoll auf den Bergwegen. Bei einem allfälligen Gerichtsfall ziehst du sonst leider den Kürzeren, denn im Strassenverkehrsgesetz ist im Art. 43 Abs. 1 eindeutig festgehalten: «Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen oder offensichtlich nicht dafür bestimmt sind, wie Fuss- und Wanderwege, dürfen mit solchen Fahrzeugen nicht befahren werden.» Gute und unfallfreie Fahrt auf den problemlosen Bergsträsschen. Werner Hanselmann, Teufen/AR Vorprogrammierte Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern Auf engen Passagen immer absteigen: Beim Biken in den Bergen ist Rücksichtnahme Pflicht. Foto: Bernhard Dierendonck men in der Hoffnung, damit Geld zu verdienen. Als langjähriger Alpinist bin ich bereits von der Problematik mit den Heliskifahrern abgestossen. Diese neuste Entwicklung bestärkt mich nun in der Absicht, nach 40 Jahren Verbandsmitgliedschaft beim SAC auszutreten. Gute Nacht, aber ohne mich! André Scherler, Ecoteaux «Mountainbiken im SAC, eine (R)evolution?» «Auf zwei Rädern zur Hütte», «Die Alpen» 6/2015 Zum Editorial, «Die Alpen» 6/2015 Um Geld zu machen und einem Trend zu folgen, hat der SAC nichts Besseres zu tun, als Werbung für das Mountainbiken auf den Hüttenrouten zu machen. Der nächste Schritt wäre dann die Konsumationspflicht in den Hütten bis hin zur Übernachtungspflicht. Oder noch schlimmer: Man müsste Gebühren für die Wanderwege bezahlen. Nach der fehlenden Entscheidungskraft bei der Diskussion über die Gebirgslandeplätze ist die Öffnung der Wege für die Biker sicherlich ein sensationeller Geistesblitz. Da sind doch die Konflikte zwischen Wanderern und Bikern vorprogrammiert. Letztere werden sich nicht scheuen, jeden erdenklichen Weg abzufahren und mit schriller Veloglocke den lästigen Fussgänger zu überholen, als wäre er der letzte Idiot. Dem SAC, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, die Berglandschaft zu erhalten und als gesunden, reinen Flecken Erde zu propagieren, fällt nichts Besseres ein, als alles Erdenkliche zu unterneh- Als begeisterter Biker mit über 20 Jahren Bikeerfahrung und bereits im Se niorenalter kann ich jeden Satz im Editorial von Eveline JeanRichard unterschreiben. Ob das allerdings überall im SAC so gesehen wird, bezweifle ich. Die in der gleichen Ausgabe vorgestellte Broschüre Mit dem Bike zu zwölf SAC-Hütten ist zwar super gemacht und der Sache sicher dienlich. Ich bin mir aber nicht so sicher, wie ernst es dem SAC wirklich mit der Integration und Förderung des Bikens ist. Im Kästchen zu diesem Artikel lässt sich Bruno Hasler zitieren, dass sich das Angebot des SAC auf zwei Bikekurse pro Jahr beschränke, da Swiss Cycling bereits eine gute Bikeausbildung anbiete. Die vom SAC extern «eingekauften» Biketageskurse sind zwar super, ich habe einen davon besucht und konnte auch als erfahrener Biker davon profitieren. Meiner Ansicht nach müsste der SAC aber etwas mehr unternehmen. Die Bikeleiter ausbildung von Swiss Cycling ist meiner Ansicht nach vom Niveau und vom zeitlichen und finanziellen Aufwand her durchaus mit einer Bergführerausbildung im Alpinismus vergleichbar. Daneben bräuchte es aber auch noch eine Tourenleiterausbildung für potenzielle Bikeleitende in den Sektionen. Ich selbst bin Radsport- und Mountainbikeleiter Erwachsenensport Schweiz (esa) und leite für zwei Seniorengruppen anspruchsvolle Biketouren. Da der SAC bei esa nicht (mehr) mitmacht, sollte er eine entsprechende Ausbildung selbst anbieten, wenn die Integration des Bikens in den SAC nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben soll. Dann wäre es möglich, dass in den einzelnen Sektio nen ausgebildete Tourenleiter Biketouren anbieten und so die Integration dieser genialen Sportart innerhalb des SAC fördern könnten. Reto Nüesch, Sektion Rätia Herdenschutzhunde «Hunde im Schafspelz», «Die Alpen» 5/2015 Herdenschutzhunde vereinen mehrere Faktoren auf sich, welche der Gesetzgeber bei anderen Hunden und Hundehaltungen wenn immer möglich zu vermeiden versucht: Es sind grosse, nur wenig sozialisierte Hunde, welche unter beschränkter Kontrolle durch den Besitzer frei im Rudel herumlaufen. Probleme sind deshalb vorprogrammiert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem fatalen Ereignis kommen wird. Martin Kunz, Tierarzt September 2015 37 meilenweit persönlicher Schnee- und Wanderparadies «UNESCO Biosfera Val Müstair Parc Naziunal» Trekking weltweit 06.10. 23.10. 21.12. 23.04. - 16.10.15 14.11.15 01.01.16 26.05.16 Skitouren- und Schneeschuhwanderwochen mit einheimischem Bergführer und Unterkunft im Wellnesshotel Liun in Müstair Marokko Saghro Nepal Solukhumbu Marokko Sahara Nepal Rara-Lake Skitourenpauschalen: «Anfängerwochen mit Gipfelbesteigung» 6 Tagespauschale mit 5 geführten Skitouren, CHF 1145.00 Januar 2016: 31.01.–06.02. März 2016: 20.03.–26.03. Wandern Europa «Schneeschuhwanderungen mit Gipfelbesteigung» 6 Tagespauschalen mit 5 geführten Schneeschuhwanderungen, CHF 1145.00 Januar 2016: 24.01.–30.01. Februar 2016: 07.02.–13.02. 05.12. - 12.12.15 Teneriffa 27.02. - 05.03.16 Lappland » Jetzt Buchen www.bergfrau.ch » 5% Rabatt bis 13. Sept. 2015 Claudia Schmid • 044 994 11 45 BergFrau_Inserat Alpen Sept15_92x62_V2.indd 1 BergFrau. 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Text: Françoise Funk-Salamí Die weltweit längste Gletschermessreihe wurde letztes Jahr 100 Jahre alt. 1914 begannen der Schweizer Grönlandforscher Alfred de Quervain und der Klimatologe Robert Billwiler erstmals mit den Messungen auf dem Claridenfirn in den Glarner Alpen. Seither werden dort zweimal jährlich an zwei Standorten der Zuwachs von Schnee im Winter und die Schmelze im Sommer gemessen. Diese Messungen haben wichtige Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Klima und Massenveränderungen von Gletschern gebracht. Seit dem Ende der Kleinen Eiszeit um 1850 haben die Schweizer Gletscher bis zu 40% ihrer Masse verloren. Der verbleibende Eisvorrat beträgt noch rund 65 Kubikkilometer. Quer durchs Grönlandeis Was sich in den Schweizer Alpen abspielt, beobachten Gletscherforscher auf der ganzen Welt, insbesondere auch in Grönland. Der grönländische Eisschild hat eine riesige Fläche von 1,7 Millionen Quadratkilometern und ein gigantisches Eisvolumen von 2,85 Millionen Kubikkilometern. Zum Vergleich: Verteilt auf die Landesfläche ergibt das Volumen der Schweizer Gletscher eine Eismächtigkeit von 1,5 Metern. Das gesamte Grönlandeis würde die Schweiz dagegen mit einem 70 Kilometer dicken Mantel bedecken. 1912, zwei Jahre bevor er auf den Claridenfirn stieg, gelang Alfred de Quervain mit seinem Forschungsteam die Pionierleistung, das grönländische Inlandeis auf einer Strecke von 700 Kilometern von West nach Ost zu durchqueren. Unweit der Route, auf der de Quervain zum Inlandeis aufgebrochen 42 September 2015 war, entstand Jahrzehnte später das Swiss Camp. Die Basis für atmosphärische Forschung wurde 1990 von Atsumu Ohmura und seinen Mitarbeitern der ETH Zürich rund 70 Kilometer entfernt von der Küstenstadt Ilulissat errichtet. Vom Swiss Camp aus werden 25 Wetterstationen unterhalten, die weite Teile Grönlands abdecken. Mit neuester Technologie misst Konrad Steffen heute 32 meteorologische Parameter und übermittelt sie über Satellit in die Schweiz. Die Gegend in Westgrönland, die de Quervain damals mit seinen Schlittenhunden durchquerte, ist für die Schweizer Gletscherforschung bis heute bedeutsam geblieben. In mehreren Studien untersuchten ETH-Glaziologen die Dynamik des grössten Auslassgletschers der Disko-Bucht, des Sermeq Kujalleq, was auf Grönländisch «südlicher Gletscher» bedeutet (Dänisch: Jakobshavn Isbrae). Schnellster Gletscher der Welt Anders als in der Antarktis erreicht der grönländische Eisschild das Meer an den meisten Stellen nicht. Durch zahl- Wissen Das Swiss Camp liegt rund 70 Kilometer von Ilulissat entfernt. Es dient seit 1990 als Basis für die Schweizer Gletscherforscher. Foto: Konrad Steffen/WSL reiche Täler fliessen sogenannte Outlet-Gletscher ins Meer, wo sie kalben und auf diese Weise Eisberge erzeugen. Der Sermeq Kujalleq ist der schnellste und produktivste Eisstrom der Welt: Bei einer Fliessgeschwindigkeit von 14 Kilometern im Jahr bricht an seiner Gletscherfront jährlich ein Eisvolumen von 48 Kubikkilometern ab – das ist rund dreimal das Volumen des Aletschgletschers. Der Fjord ist über 1000 Meter tief und vollgepackt mit Eisschollen, die während Monaten durch den 40 Kilometer langen Eisfjord geschoben werden. Obwohl die grössten Eisberge in der Höhe des Berner Münsters aus dem Meer hinausragen, sind nur 10 bis 15% eines Eisbergs über der Wasseroberfläche sichtbar. Am Ende des Eisfjords stossen die grösseren Eisberge auf eine Moränenablagerung, wo das Wasser nur rund 200 Meter tief ist. Erst wenn sie in kleinere Stücke zerbrochen oder genug geschmolzen sind, treiben sie ins offene Meer hinaus. Sie treten eine lange Reise an, entlang der Küste Nordamerikas. Es wird vermutet, dass einer dieser Eisberge 1912 der Titanic zum Verhängnis wurde. Symbol der Klimaerwärmung Über lange Zeit blieben die Gletscherzungen Grönlands ziemlich stabil. Es war die Zeit, als das Abschmelzen des Grönlandeises noch kein Thema war. Im Gegenteil: Als der Bau von Wasserkraftwerken in den 1960er-Jahren in den Schweizer Alpen boomte, hatte der Wissenschaftler Hans Stauber eine kühne Vision: Grossflächig wollte er Kohlestaub auf die Eiskappe Grönlands streuen, um deren Rückstrahlung zu senken und den Schmelzprozess zu beschleunigen. An der Küste Grönlands sollten Wasserkraftwerke betrieben werden, um Dänemark mit Energie zu versorgen. Heute könnte diese Vision Wirklichkeit werden – auch ohne Kohlestaub. In den letzten 50 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Grönland um 3 bis 4 °C angestiegen. Während sich Eiszuwachs und Eisabtrag durch Kalbung – das sind jährlich je 600 Kubikkilometer – die Waage halten, schmelzen zusätzlich 300 Kubikkilometer Eis im Jahr. Die Massenbilanz ist negativ. Seit der Jahrtausendwende schmilzt das Eis mit Rekordgeschwindigkeit ab: So hat sich der Sermeq Kujalleq September 2015 43 Nebelschwaden sorgen für eine mystische Stimmung im Kangia-Eisfjord bei Ilulissat. Nach einem regnerischen, windigen Tag haben Eisberge den Hafen von Ilulissat verstopft. Die Fischerboote steckten danach während Tagen fest. Fotos: Françoise Funk-Salamí Luftaufnahme des Ilulissat-Eisfjords. Die Eisberge brechen jeweils an der Gletscherfront des Jakobshavn Isbrae (im Hintergrund) ab. Das Gebiet ist zum Symbol der Klimaerwärmung geworden. Foto: Françoise Funk-Salamí 44 September 2015 Wissen um rund 15 Kilometer zurückgezogen, und seine Eisgeschwindigkeit an der Kalbungsfront hat sich von 20 auf 40 Meter am Tag verdoppelt. Schweizer Gletscher verschwinden Wie schnell das Grönlandeis in Zukunft tatsächlich schmelzen wird, ist noch unklar. Für Prognosen hilft manchmal der Blick in die Vergangenheit: Das internationale Forschungsprojekt NEEM (North Greenland Eemian Ice Drilling) analysierte einen 2540 Meter langen Eisbohrkern und lieferte umfassende Daten zur letzten grossen Warmzeit. Während der Eem-Zeit, die vor 130 000 Jahren begann und vor 115 000 Jahren endete, war es noch wärmer, als es heutige Klima szenarien für die Zukunft vorhersehen. Damals war es in Nordgrönland bis zu 8 °C wärmer als heute, und der Süden Grönlands war bewaldet wie das heutige Schweden. Die drastische Erwärmung während Jahrtausenden liess den Eispanzer damals etwa um einen Viertel schrumpfen, was einen Meeresspiegelanstieg von zwei Metern zur Folge hatte. Während die Eisschmelze in Grönland längerfristig globale Konsequenzen haben wird, sind die Folgen in der Schweiz früher sichtbar: Noch gibt es gegen 1000 Gletscher, die etwa 1000 Quadratkilometer bedecken. 75% dieser Gletscher – sie sind kleiner als ein Quadratkilometer – werden bis 2050 von der Landkarte verschwunden sein. Auch ein 200-Jahr- Jubiläum der Gletschermessungen am Claridenfirn dürfte es kaum mehr geben. Françoise Funk-Salamí ist Glaziologin, Fotografin und Autorin von Beiträgen zu Gletschern, Bergen und Umwelt. September 2015 45 Massive Schneefälle auf der Alpensüdseite: Wie hier in San Bernardino war es im Februar teilweise nötig, die Dächer von den grossen Schneemengen zu befreien. Foto: G. Kappenberger Schnee, Gletscher und Permafrost 2013/14 Kryosphärenbericht für die Schweizer Alpen Grosse Nord-Süd-Unterschiede bei den Schneefällen und ein warmer, aber wechselhafter Sommer resultierten in entsprechenden Unterschieden hinsichtlich Schneedecke, Gletschermas senbilanz und Permafrosterwärmung. Als Folge einer langfristigen Entwicklung trennte sich erneut bei drei Gletschern ein Teil der Zunge ab. Text: Frank Paul, Andreas Bauder, Christoph Marty und Jeannette Nötzli 46 September 2015 Wissen Klima 240 220 Maximum Mittelwert 2013/14 Campo Blenio, 1220 m (1953-2014) Klosters, 1200 m (1946-2014) 200 180 Schneehöhe (cm) Abb. 1: Entwicklung der täglichen Schnee höhe in Klosters (1200 m) und auf der Alpensüdseite in Campo Blenio (1220 m). Beide Stationen zeigen ähnli che mittlere und maximale Schneehö hen in den letzten 60 Jahren. 2013/14 waren die Schneehöhen in Klosters klar unterdurchschnittlich, in Campo Blenio dagegen im Bereich der Rekordwerte. 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Okt Nov Dez Jan Feb Mar Apr Mai Jun Monat (2013/14) Schneehöhen 2013/2014 im Vergleich zur Periode 1971–2000 Februar Schneehöhe 250 % 100 % 0% Abb. 2: Die grossen Schneefälle auf der Alpensüdseite zeigen sich deutlich in den relativen Schneehöhen im Februar 2014. Angezeigt ist die Abweichung vom Mittel der Periode 1971–2000. Witterungsverlauf Obwohl es bereits im November 2013 ausgiebig schneite, blieb die Schneehöhe bis Weihnachten in allen Gebieten stark unterdurchschnittlich. Durch die anschliessenden häufigen Südstaulagen wurde der Alpensüdhang dann aber bis Ende Februar 2014 mit reichlich Schnee versorgt (200 bis 300% der normalen Menge). Teilweise fiel bis zu einem Meter der weissen Pracht in 24 Stunden. In den südlichen Alpen wurden dadurch auf rund 1500 Metern Schneehöhen von 2 bis 2,5 Metern erreicht. Für wirklich neue Rekorde hat es aller- dings an keiner Messstelle gereicht (Abb. 1). Im Gegenzug führten die häufigen Föhnlagen auf der Alpennordseite und im Mitteland zu milden Temperaturen mit nur wenig Niederschlag und unterdurchschnittlichen Schneehöhen (Abb. 2). Sogar auf dem Weissfluhjoch (2540 m) waren die Schneehöhen nur gerade im Oktober und im November 2013 leicht überdurchschnittlich. An einigen Orten im Mittelland gab es keinen einzigen Schneetag. Hingegen hatte Locarno am Ende des Winters etwa doppelt so viele Schneetage (7) September 2015 47 Wissen Klima wie Zürich (3). Rückblickend betrachtet war im Mitteland nur der Winter (Nov/Apr) 1989/90 noch schneeärmer. Die warmen und eher trockenen Monate März und April führten zu einem raschen Abbau der Schneedecke in allen Regionen. Nach einem warmen Juni war es im Juli und im August leicht kühler und feuchter als normal. Das führte oberhalb von 3000 Metern zu wiederholtem Schneefall und damit zu günstigen Bedingungen für die Gletscher. Häufig blieben Nordwände fast den ganzen Sommer hindurch weiss. Auch die Alpensüdseite erlebte einen sehr niederschlagsreichen und sonnenarmen Sommer. Dadurch konnten winterliche Schneereste in Rinnen und Mulden teilweise auch unterhalb von 2000 Metern überdauern. Gletscher In der Beobachtungsperiode 2013/14 wurde auf rund 15 Gletschern die Massenbilanz und an über 100 Gletscherzungen die Längenänderung ermittelt. Die Gletscher starteten im Süden mit über- und im Norden mit unterdurchschnittlichen Schneemengen in die sommerliche Schmelzperiode. Das wechselhafte Wetter im Juli und im August kam vor allem Gletschern in hohen Lagen zugute, da die häufigen Neuschneefälle die Gletscherschmelze deutlich reduzierten. Der anschliessende warme September führte hingegen zu weiteren Massenverlusten und zu durchwegs gut ausgeaperten Gletscherzungen. Negative Bilanz trotz Massengewinn im Süden Auf den Gletschern des südlichen Alpenhauptkamms und des Engadins (z.B. Findelgletscher, Vadret dal Murtel) konn- 48 September 2015 ten ausgeglichene oder leicht positive Massenbilanzen (10 bis 50 cm Dickengewinn) gemessen werden. Die untersuchten Gletscher am nördlichen Alpenhauptkamm zeigten hingegen moderate Massenverluste. Diese fielen mit einer Abnahme von 40 bis 90 cm allerdings geringer aus als im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts. Gletscher im Nordosten der Schweiz (Silvrettagletscher, Pizolgletscher) zeigten hingegen deutliche Verluste von über einem Meter (Abb. 3). Damit waren die regionalen Unterschiede der Massenbilanz 2013/14 besonders stark. Sie hängen direkt mit dem oben erwähnten häufigen Auftreten von Südstaulagen im Winter und im Frühling zusammen, die grossen Schneemengen im Süden und trockenes Wetter im Norden brachten. Auf alle Gletscher der Schweiz hochgerechnet, ergibt sich für die abgelaufene Messperiode ein geschätzter Verlust der Eismasse von etwa 300 Millionen Kubikmetern. Dies entspricht einer Reduktion von rund 0,6% des aktuell in der Schweiz vorhandenen Eisvolumens. 85 Gletscher haben an Länge eingebüsst An 94 Gletscherzungen konnte im Herbst 2014 die Änderung der Länge bestimmt werden (siehe Tabelle). Im Unterschied zur Massenbilanz widerspiegelt sie weniger die Bedingungen im Einzeljahr als den Trend der klimatischen Verhältnisse über die vergangenen Jahre. Dabei wirkt sich der Klimatrend bei grösseren Gletschern nur mit stärkerer Verzögerung auf das Zungenende aus (Abb. 4). Insgesamt büssten 85 Gletscher an Länge ein, während 4 Gletscherzungen ihre Position nur wenig veränderten und 5 einen leichten Vorstoss verzeichneten. Abgesehen von drei Ausnahmen reichen die Werte (siehe Tabelle) von einem Rückzug um rund 100 Meter am Blüemlisalpgletscher/BE bis zu einem geringen Vorrücken des Zungenrandes um 8 Meter am Firnalpelifirn/OW. Das Zungenende des Chelengletschers 1998 (links), 2003 (Mitte) und 2014 (rechts). Im rechtesten Bild mit einem kleinen schuttbedeckten Toteisrest im Vordergrund, der gänzlich vom Gletscher losgetrennt ist. Abb. 3: Massenbilanz der Gletscher Allalin, Basòdino, Giétro, Gries und Silvretta. Dargestellt ist die aufsummierte mittlere jährliche Massenbilanz in Meter Wasseräquivalenten. aufsummierte Massenbilanz (m w.e.) Fotos: M. Planzer 0 −10 −20 Silvretta Gries Giétro −30 Basòdino Allalin Abb. 4: Aufsummierte jährliche Längenänderungen in Metern für ausgewähl te Gletscher des Messnetzes mit unterschiedlichem Reaktions- und Anpassungsverhalten an das Klima. aufsummierte Längenänderung (m) 1960 1980 Jahr 2000 0 −1000 Firnalpeli (Ost) (0.8 km) −2000 Chelen (1.9 km) Schwarz (2.7 km) Trient (4.0 km) Rhone (7.7 km) Grosser Aletsch (22.6 km) −3000 1900 1950 Jahr 2000 September 2015 49 Wissen Klima Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 2013/14 Name/Kanton Differenz Albigna/GR –15 Allalin/VS –9 Alpetli (Kanderfirn)/BE –24 Ammerten/BE 0 Arolla (Mont Collon)/VS –15 Basòdino/TI –9 2 Biferten/GL –49 Blüemlisalp/BE –101 Boveyre/VS –27 Breney/VS –6 Bresciana/TI –29 3 Brunegg (Turtmann)/VS x Brunni/UR –4 5 Calderas/GR –3 Cambrena/GR –6 Cavagnoli/TI 02 Chelen/UR –303 Cheillon/VS –11 Chessjen/VS –4 Corbassière/VS –53 Corno/TI –16 Croslina/TI –2 2 Damma/UR –9 Dungel/BE x Eiger/BE –7 En Darrey/VS x Fee/VS –21 Ferpècle/VS –13 Fiescher/VS x Findelen/VS –33 Firnalpeli (Ost)/OW 82 Forno/GR –15 Name/Kanton Differenz Gamchi/BE Gauli/BE Gelten/BE Giétro/VS Glärnisch/GL Gorner/VS Grand Désert/VS Grand Plan Névé/VD Gries/VS Griess/UR Griessen/OW Grosser Aletsch/VS Hohlaub/VS Kaltwasser/VS Lang/VS Lavaz/GR Lenta/GR Limmern/GL Lischana/GR Lämmern/VS Moiry/VS Moming/VS Mont Durand/VS Mont Fort (Tortin)/VS Mont Miné/VS Morteratsch/GR Mutt/VS Oberaar/BE Oberaletsch/VS Oberer Grindelwald/BE Otemma/VS Palü/GR –50 –51 x –7 –7 –30 –6 –4 –38 –8 –8 2 –32 –2 –14 –14 –3 –34 –21 n –12 –6 –8 x –17 –15 –22 n n n –12 –33 –1 Name/Kanton Differenz Paneirosse/VD –9 Paradies/GR 2 Paradisino (Campo)/GR –8 Pizol/SG 1 Plattalva/GL –18 Porchabella/GR –11 Prapio/VD 5 Punteglias/GR –1 Rhone/VS –28 Ried/VS x Roseg/GR –40 n Rossboden/VS Rotfirn (Nord)/UR –22 Saleina/VS –30 Sankt Anna/UR –9 Sardona/SG –10 Scaletta/GR s Schwarz/VS –959 2 Schwarzberg/VS –16 Seewjinen/VS –1 Sesvenna/GR –6 Sex Rouge/VD 1 Silvretta/GR –7 Stein/BE –88 Steinlimi/BE –89 Sulz/GL –8 Suretta/GR –9 Tiatscha/GR –36 Tiefen/UR –30 Trient/VS –41 Trift (Gadmen)/BE 1 Tsanfleuron/VS –19 Name/Kanton Differenz –67 Tschierva/GR Tschingel/BE –14 Tseudet/VS –14 Tsidjiore Nouve/VS –8 Turtmann/VS x Unteraar/BE n Unterer Grindelwald/BE –472 Val Torta/TI n Valleggia/TI –62 Valsorey/VS –19 Verstankla/GR –9 Vorab/GR –10 Wallenbur/UR –43 Zinal/VS –30 2 Abkürzungen n = nicht beobachtet x = Betrag nicht bestimmt s = Gletscherzunge schneebedeckt Y2 = Die hochgestellte Zahl zeigt die Anzahl Jahre an, falls der Betrag für eine mehrjäh- rige Zeitspanne gilt. Bsp.: Biferten –132 = Der Gletscher verlor in zwei Jahren 13 Meter. Die Forscher installieren eine Messstange im Eis des Rhonegletschers. Foto: Andreas Bauder Erneute Abtrennung von Gletscherzungen Die drei Ausnahmen betreffen den Schwarzgletscher/VS mit –959 Metern (über 2 Jahre), den Unteren Grindelwaldgletscher/BE mit –472 Metern und den Chelengletscher/UR mit –303 Metern. Der jeweils grosse Schwundwert dieser Gletscher steht im Zusammenhang mit ihrer Entwicklung über die letzte Dekade. Die meist mächtige Schuttbedeckung auf der Zunge verbunden mit einem stark verringerten Eisnachschub aus dem Firngebiet führte jeweils zu einer massiven Ausdünnung der Gletscherzungen bei nur geringem Längenverlust. Bei allen drei Gletschern wurde dann im vergangenen Sommer ein grösserer Bereich der Zunge an einem Geländeknick oder einer weniger schuttbedeckten Stelle abgetrennt. Das aktive Zungenende hat sich dadurch bei allen drei Gletschern schlagartig um ein sehr grosses Stück nach hinten verschoben. Der Zeitpunkt dieser Veränderungen ist eher zufällig und widerspiegelt die allgemeine und kontinuierliche Entwicklung des Gletschers oder die Verhältnisse am Zungenende nur schlecht. Ähnlich verhält es sich auch mit den vereinzelten Vorstössen. Sie resultieren nicht aus einem grösseren Eisnachschub aus dem Firngebiet, 50 September 2015 sondern aus den lokalen Begebenheiten und Verhältnissen im Einzeljahr. Insgesamt kann die Witterung der Periode 2013/14 für die Gletscher der Schweizer Alpen dennoch als durchaus günstig bezeichnet werden. In den letzten 15 Jahren herrschten für die Gletscher nur in der vorangegangenen Messperiode 2012/13 noch leicht günstigere Bedingungen. Von einer Trendumkehr kann dennoch nicht gesprochen werden: Obwohl die Gletscherschmelze weniger dramatisch ausgefallen ist als im langjährigen Mittel, sind die Massenverluste insgesamt doch beträchtlich. Auch die fortgesetzte Abtrennung ganzer Gletscherzungen deutet darauf hin, dass die meisten Gletscher für das derzeitige Klima immer noch zu gross sind. Permafrost Front des Blockgletschers Tsarmine im Val d’Arolla. Es ist einer der Blockgletscher, dessen Geschwindigkeit im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr am meisten zugenommen hat. Foto: Mario Kummert Die Messdaten der Permafrostbeobachtung in der Schweiz (PERMOS) zeigen in der Berichtsperiode 2013/14 nunmehr für das sechste Jahr in Folge sehr warme Verhältnisse. Diese resultieren aus den jeweiligen Witterungs- und Schneeverhältnissen, die je nach Jahreszeit kühlend (z.B. späte Aus aper ung im Frühling/Sommer) oder erwärmend (z.B. früher Schneefall im Herbst) wirken können. Regionale Unterschiede Die regional unterschiedliche Schneebedeckung bewirkte auch in den oberflächennahen Schichten unterschiedliche Temperaturverhältnisse. In den Ostalpen führten frühe und grosse Neuschneemengen sowie hohe Herbsttemperaturen zur Konservierung der Herbstwärme, während in den restlichen Gebieten die Schneedecke bis Weihnachten nur dünn war und der Untergrund auskühlen konnte. Übers Jahr gesehen aber zu warm Die grossen Schneemengen auf der Alpensüdseite führten dann zu einer späten Ausaperung. Der Schnee schirmte gegen die steigenden Frühlingstemperaturen ab. Die restlichen Gebiete aperten dagegen früher aus als im Durchschnitt. Die Rekordwärme des Jahres 2014 führte aber schliesslich dazu, dass die Oberflächentemperaturen am Ende der Periode an fast allen Standorten auf dem hohen Niveau der letzten Jahre blieb. Im Vergleich zum zehnjährigen Mittel 2000–2010 war sie etwa 0,3 °C höher. Die feuchten Bedingungen sowie die geringe Einstrahlung im Hochsommer 2014 reduzierten die Maxima der Oberflächentemperaturen, im Mittel blieben sie jedoch hoch. Die tiefer im Untergrund in gut 25 Bohrlöchern gemessenen Temperaturen haben an den meisten Standorten weiter leicht zugenommen (Abb. 5). Effekt der latenten Wärme Auffällig sind die hohen Wintertemperaturen der letzten fünf Jahre, die an den wärmeren Standorten nur wenig unter dem Gefrierpunkt sind: zum Beispiel am Schilthorn, im Kryosphärenmessnetze Schweiz Die Beobachtung der Kryosphäre umfasst Gletscher, Schnee und Permafrost (www.cryosphere.ch). Die Ex pertenkommission für Kryosphäre (EKK) koordiniert die Beobachtungen und Messnetze. Die Schneemessungen werden vom Bundesamt für Meteorologie und Klimato logie MeteoSchweiz und vom WSL-Institut für Schneeund Lawinenforschung (SLF) durchgeführt und beinhal ten rund 150 Messstationen. Die Messungen an den 115 Gletschern führen Vertreter der Hochschulen, der kantonalen Forstämter und der Kraftwerksgesellschaf ten sowie Privatpersonen durch (glaciology.ethz.ch/ swiss-glaciers). Das Schweizer Permafrostnetzwerk wird von mehreren Hochschulen und dem SLF betrieben und umfasst 29 Standorte mit Temperatur-, Geoelekt rik- und/oder Bewegungsmessungen (www.permos.ch). Der Witterungsverlauf basiert auf den Berichten von MeteoSchweiz und des SLF. September 2015 51 Wissen Klima 0 10 m 10 m 0 0 –1 –1 Temperatur (°C) –1 –1 –2 –2 –2 –2 –3 –3 –4 –4 20 m 20 m 0 Les Attelas Les Attelas (10) (10) FluelaFluela (10) (10) Gentianes Gentianes (9.57)(9.57) Matterhorn Matterhorn (15) (15) Muot Muot da Barba da Barba Peider Peider (10) (10) Corvatsch Corvatsch (11.56) (11.56) Schafberg Schafberg (9.2) (9.2) Schilthorn Schilthorn (10) (10) Stockhorn Stockhorn (9.3) (9.3) 1988198819911991 199419941997199720002000 2003200320062006 2009200920122012 –3 –3 –4 –4 Les Attelas Les Attelas (20) (20) FluelaFluela (20) (20) Gentianes Gentianes (20.04) (20.04) Matterhorn Matterhorn (30) (30) Muot Muot da Barba da Barba Peider Peider (17.5)(17.5) Corvatsch Corvatsch (21.56) (21.56) Schafberg Schafberg (21.2)(21.2) Schilthorn Schilthorn (25) (25) Stockhorn Stockhorn (18.3)(18.3) 19881988199119911994199419971997 20002000 2003200320062006 2009200920122012 Jahr Jahr Abb. 5: Temperaturverlauf in verschiedenen Bohrlöchern im Permafrost in den Schweizer Alpen. Links in etwa 10 Metern, rechts in etwa 20 Metern Tiefe. Die exakte Messtiefe in Metern ist jeweils in der Klammer angegeben und abhängig von der Installation. Die Abbildungen zeigen, dass sich der Permafrost in der Tiefe erwärmt. Grafik: PERMOS Blockgletscher am Schafberg oberhalb Pontresina, oder in der eisreichen Moräne bei Gentianes bei Nendaz. An diesen «warmen» Standorten ist auch kein oder nur ein geringer Temperaturanstieg seit Beginn der Messungen sichtbar. Der Grund dafür ist, dass bei Temperaturen nur wenig unter dem Schmelzpunkt in den Boden gelangende Energie zum Auftauen von Eis gebraucht wird, bevor die Temperaturen über 0 °C ansteigen können. Man spricht hier vom Effekt der latenten Wärme (latent = verborgen). Die Änderungen im Eisgehalt können mittels Temperaturmessungen nicht erfasst werden. Sie werden an einzelnen Bohrlochstandorten mit aufwendigen geophysikalischen Methoden beobachtet, wobei die unterschiedliche elektrische Leitfähigkeit von Eis und Wasser genutzt wird. Für das Berichtsjahr liegen nur Daten von zwei Standorten vor (Schilthorn und Stockhorn beim Gornergrat), welche die warmen Verhältnisse bestätigen. Am Schilthorn liegen die Werte seit fünf Jahren auf einem Rekordtief. Abnahme um 10–15% zeigen, haben sie in Tsarmine (+21%) und am Grossen Gufer (+27%) am meisten zugenommen. Insgesamt bewegt sich die Mehrheit der Blockgletscher gegenwärtig sehr schnell, an einigen Standorten wurden nun auch die bisherigen Maxima vom hydrologischen Jahr 2003/04 erreicht oder übertroffen. In der längerfristigen Entwicklung gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Standorten, deren genaue Ursachen noch weiter untersucht werden. Insbesondere ist die Frage nach dem Einfluss des Wassers auf die Blockgletscherbewegung zu klären. Etliche Blockgletscher bewegen sich sehr schnell Im Rahmen der Permafrostbeobachtung werden auch horizontale Bewegungen an der Oberfläche von Blockgletschern erhoben. Im Berichtsjahr haben diese weiter zugenommen, im Mittel der acht bereits ausgewerteten Standorte um 5% gegenüber dem Vorjahr. Während die Blockgletscher an den Standorten Aget und Gemmi in dieser Periode eine relative 52 September 2015 →→ Weitere Informationen Gletscher: Andreas Bauder, VAW, ETH Zürich, [email protected], 044 632 41 12 Schnee: Christoph Marty, SLF, [email protected], 081 417 01 68 Permafrost: Jeannette Nötzli, PERMOS, Universität Zürich, [email protected], 044 635 52 24 Brennpunkt Schmelzende Gletscher geben Vermisste frei In den Alpen werden vermehrt Leichen von Berggängern gefunden – eine grosse Herausforderung für Finder, Polizei, Rechtsmedizin und Angehörige. Text: Tommy Dätwyler Zwischen 1973 und 2010 haben die Gletscher in den Schweizer Alpen knapp 30 Prozent ihrer Masse verloren. Was einst im Eis eingeschlossen und mit dem Gletscherstrom wegtransportiert wurde, kommt immer öfter ans Tageslicht - das gilt auch für die sterblichen Überreste von Bergsteigern. Gemäss Angaben der Kantonspolizei Bern sind allein in den Berner Alpen aktuell über 70 Personen als vermisst gemeldet. Dabei handelt es sich meist um Alpinisten, die nicht von einer Bergtour zurückgekehrt sind. Der älteste Vermisstenfall stammt aus dem Jahr 1959. Glaziologen sind sich einig: Was tun bei ungewöhnlichen Funden im Gebirge Findet man auf einer Bergtour Ungewöhnliches wie Ausrüstungsgegenstände, Papiere oder gar einen menschlichen Körperteil, gilt Folgendes: – Gegenstände möglichst nicht berühren – Lage notieren, Fotos der Funde machen – Den Fund so rasch wie möglich der zuständigen Kantonspolizei melden und ihr die Fotos zukommen lassen Die Zahl der aufgefundenen «Gletscherleichen» wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Die sichere Identifikation ist meist nicht einfach. Laut der Ärztin Corinna Schön vom Institut für Rechtsmedizin (IRM) an der Uni Bern richten Polizei und Rechtsmediziner ihr Augenmerk nicht nur auf die menschlichen Überreste, sondern auch auf gefundene Kleiderreste mit Etiketten, speziellem Muster oder auffallender Farbe. Auch in der Nähe gefundene Ausrüstungsgegenstände können bei der Identifika tion mithelfen. Funde der Polizei melden Als Basis dienen dabei immer die aktuellen und «hängigen» Vermisstenanzeigen. Erschwert werden kann der Abgleich dadurch, dass die menschlichen Überreste nicht selten weit entfernt vom Unglücksort gefunden werden. Neben der polizeilichen Ermittlungsarbeit können deshalb Obduktion, Computertomografie oder die DNA-Analyse zum Einsatz kommen. Für Berggänger heisst das: Findet man Kleidungsstücke, Ausrüstungsgegenstände oder sogar Körperteile im Gebirge, sollte dies der Polizei gemeldet werden. Bei einem «aussergewöhnli cher Todesfall» arbeiten Polizei und Rechtsmedizin dann Hand in Hand. Ein Ausweis, der bei einem auf einem Gletscher liegenden Toten gefunden wurde. Er ist aussergewöhnlich gut erhalten. Foto: IRM Bern Als besonders schwierig kann sich die Identifikation erweisen, wenn zwischen Todesfall und Auffinden Jahrzehnte liegen. «Dann sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Identifikation von vielen kleinen Details abhängig», erklärt Corinna Schön. Hinweise können die manchmal gut erhaltenen Kleidungsstücke oder Ausweispapiere sein, sofern gegenüber der Polizei bei der Vermisstmeldung detaillierte Angaben gemacht worden sind. Als sichere Identifikationsmöglichkeiten gelten der Vergleich von Zahnarzt unterlagen mit dem Gebiss des Leichnams sowie Vergleichsanalysen von DNA-Material oder von Fingerabdrücken, die klar zugeordnet werden können. Laut Corinna Schön scheitern solche Identifikationsversuche aber oft am Fehlen vorhandener Unterlagen aus früheren Zeiten oder an der Tatsache, dass keine Angehörigen mehr leben. Wird heute jemand als vermisst gemeldet, werden darum von Angehörigen vorsorglich DNA-Proben sichergestellt. Damit sollen die Erfolgschancen für eine spätere Identifikation steigen. September 2015 53 Wanderer auf dem Gipfelflug «Hike and Fly» im Pays d’Enhaut Einfach davonfliegen: «Hike and Fly» erspart den langen Abstieg. September 2015 Tourentipp Bergwandern Im Genuss der letzten sommerlichen Sonnenstrahlen e inen Gipfel der Voralpen besteigen und den Rückweg im Gleitschirmflug auskosten: Die Pointe de Cray oberhalb von Château-d'Oex eignet sich dafür hervorragend. September 2015 Tourentipp Bergwandern Aussichtspunkt hoch über Château-d’Oex. Die Choucas-Hütte und ihre Terrasse laden zu einer kontemplativen Pause vor dem Gipfelsturm ein. Das Gepäck der fliegenden Wanderer ist heute kein Hindernis mehr. Text: Alexandre Vermeille Fotos: Andy Busslinger Es war an einem Tag im September vor fast zehn Jahren. Ich entdeckte sie, als ich gerade dabei war, mich vom Aufstieg auf den Gipfel der Pointe de Cray zu erholen: eigenartig anmutende Wanderer. Ausgerüstet mit Wanderstock und einem überdimensionalen Rucksack hatten sie eben den Gipfel im Gänsemarsch erreicht. Sofort streckten sie die Nase in den Wind und begannen eine Diskussion über die Windverhältnisse und die vorherrschende Thermodynamik. Danach legten sie ihre Rucksäcke ab und packten die Leinen aus, um sie vor sich auszubreiten. Mit raschen, routinierten Handgriffen montierten sie alles zusammen, und schon standen sie bereit, den steilen Abhang vor sich und den aufgeblähten Gleitschirm über ihren Köpfen. Keine zwei Schritte später hoben sie ab und kreisten spielerisch in der Luft. Aus den Wanderern waren Gleitschirmflieger geworden. Fliegende Wanderer oder wandernde Flieger War diese Szene bei der Pointe de Cray vor etwa zehn Jahren noch eher eine Seltenheit, ist sie heute fast zur Banalität geworden. Ein Gleitschirm samt Geschirr ist heute oft nur noch knapp drei Kilo schwer und kann in einem 40-Liter- Rucksack transportiert werden. Der Aufstieg zum Gipfel ohne Seilbahn ist damit mittlerweile fast ein Kinderspiel. Und falls man wegen schlechter Windbedingungen einmal zu Fuss absteigen müsste, stellt das Rucksackgewicht ebenfalls kein grosses Hindernis mehr dar. Genug Gründe, um 56 September 2015 aus Wanderern Flieger und aus Gleitschirmfliegern Wanderer zu machen. Seit meinem Erlebnis damals auf der Pointe de Cray liess mich die Idee vom Fliegen nicht mehr los. Mittlerweile besitze ich ein Gleitschirmbrevet und habe jetzt die Möglichkeit, das zu erleben, was ich damals beobachtet hatte. Ich bin unterwegs zum Gipfel in Begleitung von anderen «fliegenden Wanderern», die meine Leidenschaft teilen. Unter ihnen befindet sich auch Marc-André Vallon, der das «Hike and Fly» zusammen mit anderen erfunden hat. Das war vor 13 Jahren, als er zum ersten Mal einen leichten Gleitschirm kaufte. «Ich flog damals schon seit 20 Jahren und träumte davon, meine beiden Leidenschaften, das Bergsteigen und das Gleitschirmfliegen, miteinander zu kombinieren», erzählt er. 2011 flog er gar vom Mont Blanc. Und mittlerweile träumt er davon, vom Gipfel des Matterhorns abzuheben. Ins Leben von Jean-Michel Chapalay, der ebenfalls mit von der Partie ist, trat das freie Fliegen nach einem schmerzhaften Abstieg vom Pleureur hinunter ins Bagnes-Tal: «Ich konnte nicht mehr weitergehen, meine Knie waren stark geschwollen. In dem Moment sagte ich mir: Den nächsten Abstieg mache ich nur noch im Fliegen!» Wie die Bartgeier Die Bedingungen auf der Pointe de Cray könnten nicht besser sein: ein strahlender Septembertag, schwacher Wind in den Bildname: 4378_N-134 Dossier: 4378_Ver_HikeFly_Pointe de Cray Bildname: 4378_N-134 Dossier: 4378_Ver_HikeFly_Pointe de Cray Photo: Andy Busslinger Gleitflug im Himmel des Pays d’Enhaut. Im Hintergrund links das Oldehore (3123 m) am «Dreiländereck» Bern, Waadt und Wallis. Höhenlagen und keine Kaltfront in Sicht. Die Absprünge finden alle entlang des Grates statt. Wie vor jedem Flug begleitet ein kleiner Adrenalinschub den Moment, bevor man sich in die dritte Dimension begibt. Jetzt komme ich an die Reihe. Mit dem aufgeblähten Schirm über meinem Kopf stürze ich nach vorne und lasse mich in das sanfte Gefühl des Auftriebs gleiten, der einen von der Schwerkraft befreit. Bequem eingebettet im Gurtzeug segle ich hin zu meinen Freunden. Ich fliege. Ohne die Grazie und Sicherheit eines Bartgeiers natürlich, aber immerhin: Ich fliege. Getragen von den Winden, welche die südwestliche Flanke der Pointe de Cray streifen, kommt unser «Schwarm» dem Gipfel für einige Momente sehr nah, bevor wir Richtung Tal steuern. Von oben sieht man die zwei Herdenschutzhunde, die uns beim Aufstieg ziemlichen Respekt eingeflösst haben. Jetzt sehen sie den Schafen zum Verwechseln ähnlich. Weiter vorne löst sich Bastien Rossier aus seiner Gruppe, um sich einen kleinen Rundflug über der Choucas-Hütte zu gönnen. Dieser Adlerhorst, der uns beim Aufstieg einen unvergesslichen Panoramablick geboten hat, ist die Hochburg von Julia und Albert Zulauf. Seit 1969 empfängt das Paar hier oben Wanderer, die den steilen Sentier Botanique von Choucas hochgekommen sind. Knappe zehn Minuten nach unserem Start von der Pointe de Cray erscheint unter unseren Füssen schon die Kirche von Château-d’Oex. Von hier oben scheint es, als ob man den Kirchturm aus dem elften Jahrhundert zwischen Daumen und Zeigefinger hochheben könnte – bevor uns die Schwerkraft wieder auf die Bescheidenheit heischende Menschenperspektive herunterholt. Und da wir keine Flügel schlagen können, um uns wieder emporzuschwingen, beginnen wir schon wieder, vom Fliegen zu träumen. Alexandre Vermeille Journalist und Redaktor «Die Alpen». Auf Pfaden und Graten, von Thermik zu Thermik lässt er sich von der Natur leiten. September 2015 57 Tourentipp Bergwandern Ein Schirm, einige Leinen, und die Wanderer entfliehen für einen Moment der Schwerkraft. 58 September 2015 Tourentipp Bergwandern Der Gipfel der Pointe de Cray ist nicht mehr weit. Im Hintergrund der Pra de Cray. September 2015 59 Bereit zum Abflug über die SW-Seite der Pointe de Cray. Die korrekte Vorbereitung erfordert höchste Konzentration. Hike and Fly an der Pointe de Cray (2070 m) Aufstieg in Kürze Variante 1: An der Abzweigung (auf ca. 1300 m) links weitergehen, um die Choucas-Hütte auszulassen und direkt auf die Berthod-Ebene zu kommen. T2, 3 h 30, ↗ 1200 m Route m Pointe de Cray An der Kreuzung bei der Einfahrt nach Château-d’Oex aus der Richtung von l’Etivaz. Vom Bahnhof weg der Hauptstrasse Variante 2: Von der Pointe de Cray zum Hinweise Richtung NO folgen. Nach ca. 100 m Pra de Cray (2197 m, 50 min), der weiteDie Pointe de Cray liegt im südlichen beim Wegweiser links abbiegen und re Startmöglichkeiten bietet. Teil der gefährlichen Militärzone den weiss-rot-weissen Markierungen Flug: Start L S-D7. Wenn diese Zone aktiviert ist folgen. Von da aus führt die Route hoch (siehe DABS), wird dringend abgeraten, zur Alp La Dent. Bei deren Parkplatz Pointe de Cray: Orientierung Richtung dort zwischen dem Boden und 2750 m beginnt der Sentier Botanique des SW bis S, wenig exponierter 25°-Hang, zu fliegen. Choucas. Den Markierungen folgen. der ab Mittag mit genügend Wind verAuf ca. 1300 m bei der Abzweigung nach sorgt wird. Brevet obligatorisch: Zum Gleitschirmrechts. Die Choucas-Hütte erreicht fliegen muss man in der Schweiz ein Pra de Cray (2197 m): Orientierung Richman über einen steilen Weg, der mit Brevet erlangt haben. www.shv-fsvl.ch tung O bis SO, nicht exponierter Leitern und Halteseilen ausgestattet 25°-Hang, der schon sehr früh am Tag LEGENDE F: Hinfahrt LEG it: ist. Von der Hütte aus den Cirque des mit Wind versorgt wird. Im Zug bis Château-d’Oex via Montreux Mérils überqueren und zum Gipfel der Hike and fly alla Pointe de Cray Marche et vol à la Pointe de Cray oder Zweisimmen Pointe de Cray. 1 Château-d’Oex - Refuge des Choucas - Pointe de Cray Refuge des Choucas - Pointe de Cray 1a Variante: Château-d’Oex - Pointe de Cray -d’Oex - Pointe de Cray Hike and Fly auf dem Pointe de Cray 1b Variante: Pointe de Cray - Pra de Cray e Cray - Pra de Cray 1 Château-d’Oex–Refuge des Choucas–Pointe de Cray 1a Variante: Château-d’Oex–Pointe de Cray 1b Variante: Pointe de Cray–Pra de Cray Pointe de Cray (2070 m) 1 Château-d’Oex - Refuge des Choucas - Pointe de Cray Auto 1a Variante: Château-d’Oex - Pointe de Cray 21,1 1b Variante: Pointe de Cray - Pra de Cray Pra de Cray (2197 m) 1b 1a Château d’Oex Landung LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017) CN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017) LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017) CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017) September 2015 ÖV 0,66 CO 2 - Emissionen in kg pro Person und Strecke: Beispielstrecke Yverdon-lesBains – Château-d’Oex. Quelle: www.sbb.ch Verpflegung/Unterkunft Ref. des Choucas 1 60 Flug: Landung Choucas-Hütte, Albert Zulauf, 026 924 79 40, 12 Plätze (Reservation obligatorisch) Informationen Château-d’Oex: www.chateau-doex.ch Regionaler Naturpark Gruyère-Pays d’Enhaut: www.pnr-gp.ch Neue Bücher, Filme und Websites 1 Eugen Hüsler und Daniel Anker Die Klettersteige der Schweiz 1 AT Verlag, Aarau 2015, in Co-Edition mit dem SAC, ISBN 978-3-03800-862-0, Fr. 34.90, für SAC-Mitglieder Fr. 29.– Klettersteige sind in, und jährlich kommen neue dazu. Inzwischen gibt es in der Schweiz weit über 80 davon. In diesem neu überarbeiteten und erweiterten Standardwerk werden alle Klettersteige der Schweiz ausführlich in informativen Texten und zahlreichen Farbbildern vorgestellt, ergänzt durch praktische Lageskizzen, Topos, Diagramme und detaillierte Informationen über Schwierigkeit und Charakter der Tour. Für diese Ausgabe wurde der Führer um 13 neue Klettersteige erweitert. 2 3 Redaktion 2 Roland Flückiger-Seiler Berghotels zwischen Alpweide und Gipfelkreuz Alpiner Tourismus und Hotelbau 1830–1920 Verlag Hier und Jetzt, Baden 2015, ISBN 978-3-03919-322-6, Fr. 89.– 4 Der bekannte Architekturhistoriker Roland Flückiger-Seiler legt das dritte Übersichtswerk zur Schweizer Hotel- und Tourismusgeschichte vor. Im Zentrum stehen die Berghotels aus der Zeit von 1830 bis 1920 – vom frühen Basislager für die Erstbesteigungen der Drei- und Viertausender bis zum Aussichtshotel im Hochgebirge. Es ist ein Vergnügen, in dem reichhaltig bebilderten Band zu blättern. Man entdeckt viel Neues, Unbekanntes. Architektonische Gestalt, technische Pionierleistungen sowie die Erschliessung der Hotels mit der Bahn bilden Kernpunkte des sorgfältig edierten Werkes. Schwergewichtig erscheinen dabei das Wallis, das Berner Oberland sowie die Zentralschweiz. Dieser dritte Band ergänzt damit die beiden vorangehenden Bücher Hotel träume zwischen Gletschern und Pal men sowie Hotelpaläste zwischen Traum und Wirklichkeit. 3 B. Herold/ D. Kopše Julische Alpen Vom Triglav-Nationalpark Sloweniens in die Voralpen des Friauls Rotpunktverlag, 2014, ISBN 978-3-85869-595-6, Fr. 33.– Dieser Wanderführer ist eine grossartige Einladung, die Region der «Julier» in ihrer ganzen landschaftlichen und kulturellen Vielfalt zu erkunden. Das Buch beschreibt zehn mehrtägige und zwölf eintägige Touren, die sich individuell kombinieren lassen. Allesamt führen sie zu atemberaubend schönen Zielen: in den Triglav-Nationalpark oder den Parco Naturale Regionale delle Prealpi Giulie. Oder zu den wilden Nordwänden im Savatal oder den tief eingeschnittenen Seitentälern der türkisblauen Soča (Isonzo). Die Autoren erzählen unterwegs auch vom Alpenkrieg vor 100 Jahren, von den turbulenten historischen Momenten, als Österreich-Ungarn hier unterging, und wie Mussolini das Sočatal bis zum Triglav besetzte. Stefan Hartmann 4 W. Bätzing und H. Hoffert-Hösl Der Ötscher Wanderungen in den nieder österreichischen Kalkalpen Rotpunktverlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-85869-651-9, Fr. 26.50 Dieser Wanderführer beschreibt einen Rundwanderweg um den Ötscher (1893 m), den Pielachtaler Rundweg und die Besteigung des Dürrensteins in 13 Tagesetappen. Erschienen ist er anlässlich der Niederösterreichischen Landesausstellung in der Ötscher region. Diese will die periphere Problemregion wieder aufwerten, indem regionsspezifische Potenziale in umwelt- und sozialverträglichen Formen gestärkt werden. Tiefe Schluchten, hohe Felswände, der grösste Urwald Mitteleuropas (am Dürrenstein), kleinräumige Kulturlandschaften und überraschende Fernsichten bieten vielfältige Wandererlebnisse. Redaktion Stefan Hartmann September 2015 61 Bergleben Fundstücke Krapfentessel Inventarnummer: 880.047 Tesseln dienten früher als Holzurkunden. Durch das Einritzen bestimmter Zeichen hielt man juristische Tatsachen darauf fest. Krapfentesseln dokumentierten die Weidrechte, die der Bauer und der Alpvogt ausgehandelt hatten. Dabei wurde von einem Holzstab ein drei bis vier Zentimeter langes Stück abgeschnitten. Diesen sogenannten Beitessel erhielt der Bauer, das grosse Holzstück bewahrte der Vogt an einem Bund auf. Auf diesem Stück zeigen Einkerbungen (z.B. ganzer Einschnitt = eine Kuh, halber Einschnitt = Rind usw.) oder eine Zahl das Weidrecht des B auers. Foto: Olivia Bertschinger/Objekt: Alpines Museum der Schweiz 62 September 2015 September 2015 63 Service in Kürze Agenda Mitte & Norden fünf Nachwuchskünstlern vom JungKonservatorium in Den Haag. 18. bis 20. September I Scuol I www.engadin.com Westen Vallorcine et ses hameaux cachés Christine Boymond Lasserre, guide conférencière établie à Chamonix, vous emmène à la découverte du patrimoine de la «vallée des Ours». Cette balade culturelle s’inscrit dans le cadre des «Virées culturelles de Christine». 8 septembre | 13 h 30 | Le Buet | Gare SNCF | www.blogdesvireesculturelles.fr Geneviève – d’une Terre à l’autre Geneviève Lugon-Moulin quittait Finhaut en 1819 pour le Brésil, elle avait 45 ans et 5 enfants... Une exposition didactique et visuelle retrace le parcours hors norme de cette paysanne valaisanne du 19e siècle. Chäseteilet Justistal Auf dem Spicherberg im Justistal wird nach einem seit Jahrhunderten festgeschriebenen Ritual der Käse des Alp sommers unter den Bauern aufgeteilt. Ein Volksfest für Einheimische und Gäste. Zum Schluss ziehen die Bauern mit ihren mit Blumen und Treicheln geschmückten Kühen zurück nach Sigriswil. 18. September | Ab 11 Uhr | Sigriswil | www.sigriswil.ch Bergbilderausstellung In einer Sonderausstellung des Grindelwald-Museums zeigt Walter Reber aus Burgdorf Holzschnitte und Bilder aus der Region Grindelwald. Jusqu’au 10 janvier 2016 | Finhaut | www.valleedutrient-vallorcine.com Keepwild! Climbing Days 2015 Mountain Wilderness organisiert dieses Jahr seine Keepwild! Climbing Days im sogenannten Yosemite der Alpen in bestem Granit. Es kann clean, aber auch entschärft geklettert werden, und dies in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Wichtig: Es handelt sich nicht um einen Kurs! 17. bis 21. September | Val di Mello | Casera Pioda | www.keepwildclimbs.ch Süden Bis 11. Oktober | Grindelwald | www.grindelwald-museum.ch Night Sessions a Cresciano Osten Piz-Amalia-Musikfestival Die Einheimische Flurina Sarott musiziert in S-charl, Scuol und Zuort mit KIKU International Mountain Summit 2015 Das bekannte Bergfestival lädt zum siebten Gipfeltreffen ein. Das diesjährige Festival steht unter dem Thema «Erlebnis und Begegnung». Das abwechslungsreiche Programm reicht von spannenden Vorträgen von Spitzenalpinisten über Gesprächsrunden, Tagungen und Kongresse bis hin zu gemeinsamen Wanderungen mit internationalen Berggrössen. Wanderer und Kletterer können aktiv mit Profis wandern, klettern und Hochtouren machen. Auch Freunde des Bergfilms kommen auf ihre Kosten. Beim «Abklettern» wird hoffentlich viel gelacht, gefeiert und über aktuelle Themen aus der Bergwelt diskutiert. 12. bis 18. Oktober | Brixen (Südtirol, Italien) | www.ims.bz 64 September 2015 Un evento di altro genere, unico al mondo, esclusivo e affascinante. Gli organizzatori estendono per la seconda volta il loro invito al bouldering notturno tra i blocchi di Cresciano 10 ottobre | Cresciano | www.nightsessions.ch Wildbeobachtungen mit Ranger Bartgeier und Wild in ihrer natürlichen Umgebung beobachten? Eine geführte Entdeckungsreise mit dem Parkranger zu besonderen Orten im Naturpark. Familien sind willkommen. 9. und 23. Oktober | Leukerbad | www.pfyn-finges.ch 200 Jahre Wallis – Lichtkunst geschichten Der Fotograf David Bumann zeigt in seiner Ausstellung fotografische Werke, die das Wallis in einem ungewohnten Licht festhalten. 11. September bis Ende Oktober | Gampel | Atelier Kurt Schelling | www.david.bumann.photography Wettkämpfe Climbmania 26. September | Echandens | www.grimper.ch Zürcher Klettermeisterschaft 29. September | Zürich | www.regionalzentrum.ch Bächli Swiss Climbing Cup – SAC-Speed-Schweizer-Meisterschaft 3. Oktober | Zürich | www.leidenschaft-klettern.ch Details auf www.sac-cas.ch > Wettkampfsport Mammut Youth Climbing Cup – SAC-Speed-Schweizer-Meisterschaft Sportklettern 3. Oktober | Zürich | www.leidenschaft-klettern.ch Rheintal Cup 12. September | St. Gallen | www.diekletterhalle.ch Bächli Swiss Climbing Cup 19. September | Saxon | www.vertic-halle.ch Hinweise für «Die Alpen»-Agenda bitte spätestens zwei Monate vor dem Anlass senden an [email protected] SÜDAMERIKA Der neue Trekking-Kontinent kobler-partner.ch • 031 381 23 33 Neu auf dem Markt Kayland Super Ice Evo GTX Proimport stellt das neue, überarbeitete und leichtere Modell dieses Gebirgschuhs vor. Der robuste Super Ice Evo GTX aus atmungsaktivem Leder besticht durch seine vielen hochwertigen Eigenschaften wie eine gute Passform, eine antistatische Konstruktion und einen Kälte- und Knöchelschutz. Auch die Energieabsorption im Absatz sowie die Dauerhaftig- Tissot T-Touch Expert Solar keit und Rutschfestigkeit der Sohle zeichnen dieses Modell aus. Der Einsatzbereich des Bergschuhs umfasst nicht nur die professionelle Felsräumung sowie Forst-, Hochseil- und Gebirgsarbeiten; der Kayland Super Ice Evo GTX ist auch präzise bei Hochtouren auf Gletschern, an Eisfällen und im MixedGelände. Empfohlener Verkaufspreis: Fr. 479.– www.proimport.ch PR-Text und -Foto Der Kayland Super Ice Evo GTX eignet sich für einen vielfältigen Einsatz. Dynafit TLT Superlite 2.0 Der Skitourenspezialist Dynafit ist weiterhin ganz vorne in den Bereichen Speed, Technology, Performance und Innovation. Mit der Bindung TLT Superlite 2.0 erreicht er neue Dimensionen. Bei einem Gesamtgewicht von nur 175 Gramm ist sie die weltweit leichteste einstellbare Bindung mit Ski stoppern. Zudem bietet sie September 2015 Tissot T-Touch Expert Solar, eine Uhr für Abenteurer. www.tissot.ch PR-Text und -Foto Dualski Bellwald einen extrem zuverlässigen Auslösemechanismus. Dieser liegt beim Herrenmodell zwischen DIN 6 und 12, beim Damenmodell zwischen DIN 5 und 10. Die TLT Superlite 2.0 setzt damit neue Standards in puncto Sicherheit und Leichtigkeit im Speedtouring-Segment. www.dynafit.com Skifahren für Menschen im Rollstuhl «DualskiBellwald». PR-Text und -Foto Dynafit TLT Superlite 2.0 – die neue Ära in Leichtigkeit und Sicherheit. 66 Die neue Tissot T-Touch Expert Solar ist eine Uhr mit vielen Extras. Eine Lünette mit Kompassrose ersetzt die Zahlen und macht mit dem Super-LumiNova-Pfeil am Minutenzeiger das Ablesen der Zeit und die Orientierung auch im Dunkeln sehr leicht. Markant ist auch das neue Design. Ein Lederklettarmband ermöglicht das Tragen der Uhr über der Kletterausrüstung oder ein Befestigen am Rucksack. Stilbewusste wählen eher das schwarze Kautschukarmband. Mit einer Berührung des Uhrenglases können 20 taktile Funktionen aktiviert werden. Das antimagnetische Titangehäuse verleiht dem Modell ein athletisches, stilvolles Erscheinungsbild. Die Stiftung Cerebral möchte mit einem besonderen Angebot körperbehinderten Menschen zu Skiferien ohne Hindernisse verhelfen. Die Skilehrerinnen und Skilehrer von Bellwald werden vor Ort auf den Umgang mit Dualski und die Betreuung von behinderten Skischülern vorbereitet. So können behinderte Kinder und Jugendliche sich entweder von einem Skilehrer oder von einem Elternteil «fahren lassen». Hierzu müssen die Eltern vorgängig einen Kurs besuchen. Die Stiftung Cerebral finanziert die Anschaffung der Dualski, damit diese gratis abgegeben werden können. Weitere Informationen: Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, Telefon 031 308 15 15 www.cerebral.ch PR-Text und -Foto CREATIVE TECHNOLOGY Komperdell Stiletto Komfort auf Knopfdruck: Die neuen Carbonstöcke von Komperdell können in Sekundenschnelle an die Gegebenheiten des Geländes angepasst werden. Möglich macht dies ein in den Stock integriertes Längenverstellsystem. Damit lässt sich der Stock per Knopfdruck auf die gewünschte Länge verstellen. Ein Stopp ist nicht nötig. Dies erhöht den Gehkomfort merklich. Zudem ist der Stock faltbar und somit leicht verstaubar. www.komperdell.com SWIFT 8,9 MM Leicht und robust! Der Maßstab in der Leichtgewichtsklasse. www.edelrid.de PR-Text und -Foto Komperdell Stiletto mit der neuen Technik am Stockmarkt. Vertigo 30 von Exped Exped erweitert seine Linie um das Modell Vertigo 30. Die schlank-kompakte Form und der körpernahe Sitz sorgen für viel Tragekomfort. Lange Touren und schwere Lasten werden durch das gute Tragesystem und den anatomisch geformten Hüftgurt, der zusätzlich mit Stretchtasche und Materialschlaufe ausgestattet ist, erleichtert. Beidseitig vorhandene Trinksystemausgänge, ein höhenverstellbarer Deckel mit Innen- und Aussentasche sowie seitliche und frontseitliche Kompres sionsr iemen runden den Rucksack ab. Für die Standfestigkeit und Langlebigkeit sorgt ein doppelter Boden. Der Vertigo 30 ist auch als 45-Liter-Version erhältlich. 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Clubhaus Grindelwald des SAC Oberaargau, Baumenweg 43/Mühlebach, 3818 Grindelwald Idealer Standort für Wanderungen und Ausflüge. Wunderschöne Lage am Sonnenhang mit Aussicht auf Wetterhorn und Eiger. Gemütliches Haus mit 11 Zimmern und Matratzenlager, total 60 Betten, praktische Gemeinschaftsküche, schöner Aufenthalts- und Essraum, grosse Sonnenterrasse. Auskunft und Reservation: H. Elmiger, Tel. 062 398 00 58, E-Mail: [email protected] « Die Biosfera Val Müstair auf Ski entdecken, Piz Umbrail, Piz Daint... Wir freuen uns, Sie als Gruppe oder Familie begrüssen zu dürfen. » Laila & Walter Züger, Sta.Maria Val Müstair T +41(0)81 858 55 33 www.alpina-stamaria.ch KleTtErfErien Garantierte Durchführung ab 2 Personen www.hoehenfieber.ch/2plus 70 September 2015 AKTIV unterwegs im VAL MÜSTAIR Idealer Ausgangspunkt für: geführte Schneeschuhwochen, Skitouren, geführte Wanderwochen Beachten Sie unser Aktivprogramm unter www.hotel-staila.ch/Aktivferien Hotel Landgasthof Staila Fuldera Via Maistra 20, 7533 Fuldera Telefon +41 (0) 81 858 51 60, [email protected], www.hotel-staila.ch Wandertage mit BAW Wanderleiter Sep Antona Bergamin Die Wanderungen, im schönen Parc Ela, führen Sie über historische Passübergänge, den geologischen Wanderpfad, zu Hochmooren und Flachmooren bis hin zur Wasserscheide Europas und dies in einer einmaligen Flora und Fauna 3 Wanderungen: 17. September bis 20. September 2015 Speziell auch für sportliche Seniorinnen und Senioren 01. Oktober bis 04. Oktober 2015 Speziell auch für sportliche Seniorinnen und Senioren Preis pro Person im Doppelzimmer CHF 590.00 inklusive HP und Wanderleiter. Der Einzelzimmerzuschlag auf alle Preise beträgt CHF 22.00 pro Tag. In der Sauna können Sie schön entspannen und bei einem sehr schmackhaften Abendessen den Tag Revue passieren lassen. Sie werden sich wohl fühlen bei uns. Wir freuen uns auf Sie! Martina Lanz, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tel. 081 659 10 00 oder [email protected] / www.hotelpost-bivio.ch www.niemehrallein.ch Tel. 071 944 36 16 Viele sportliche u. attraktive Singles suchen über uns einen passenden Partner! Fabienne 49-j. Attraktive Ausstrahlung, weiblich, humorvoll und ambivalent. Mag Ferien in den Bergen, Bergtouren, Schneeschuhe, Winter allgemein, Fotografieren, Musik und gemütliches Wohnen. Melde DICH! Der bezaubernden Witfrau 55-j. fehlt ein lieber Mensch, für den sie das Wichtigste im Leben sein darf, dem sie blind vertrauen kann, einfühlsam ist und mit dem sie ihre Liebe zu den Bergen teilen kann. Freue mich auf DICH! A N L O X V T Q C K D E g H RG Y I M U J Z c a P W Engagiert für sicheres Klettern S b B F d e f Wir sind Mitglied: S Kletterzentrum St.Gallen, St.Gallen a SAC Kletterhalle, Küblis J Kletterhalle Bühl, Andermatt A Aranea +, Schaffhausen b Service 7000 Kletterhalle, Näfels T Kraftreaktor, Lenzburg K Kletterhalle Eiselin Sport, Luzern B Bloczone, Givisiez c Structure, Vernier U Laniac.ch Sàrl, Bulle C Boulderhalle Adliswil, Adliswil L Kletterhalle Hirslen, Bülach d thurclimb Kletterhalle, Weinfelden V Magnet, Niederwangen M Kletterhalle K44, Interlaken D City Boulder, Kriens e Vertical Gstaad, Gstaad W Mur d'escalade Chavornay SARL, N Kletterhalle 7, Basel E Climbox, Langnau i. E. f Vertic-Halle, Saxon Chavornay O Kletterhalle Laufen, Laufen F Gecko Escalade, Sottens X Mur d'escalade des Tilleuls, Pruntrut g 6a plus Kletterhalle Winterthur, P Kletterwand Davos, Davos Platz G Griffig, Uster Winterthur Y Pilatus Indoor, Root-Längenbold H Grindelboulder, Bassersdorf Q Kletterzentrum Gaswerk, Schlieren I Kletterhalle Ap‘N Daun, Chur R Kletterzentrum Milandia, Greifensee Z Rocspot, Echandens Partnermitglieder: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung I Kletterhallenverband Klever e.V., Deutschland I Schweizer Alpen-Club SAC, Bern Für Sicherheit und Standards in Schweizer Kletterhallen www.kletteranlagen.ch Impressum Leserfoto Alpenapollo (Apollo Parnassius) im Tomültal in Vals. Der Alpenapollo gehört zu den bedrohten Arten. Sein Lebensraum sind Bergbachufer, Quellfluren und überschwemmte Böden auf 1800–2200 Metern. Die Raupe ernährt sich vom bewimperten Steinbrech (Saxifraga aizoides). Der Schmetterling fliegt von Ende Juni bis Anfang September. Foto: Markus Haab «BASE Jump: ökologisches Fliegen, aber nicht immer nachhaltig.» Cédric Sapin-Defour, in: Dico impertinent de la montagne, JMEditions 2014 Schweizer Alpen-Club SAC Club Alpin Suisse Club Alpino Svizzero Club Alpin Svizzer Herausgeber Schweizer Alpen-Club SAC, Zentralverband, Monbijoustr. 61, Postfach, CH-3000 Bern 23, Tel. 031 370 18 18, www.sac-cas.ch Auflage 107 161 Ex. (WEMF-beglaubigt), erscheint monatlich in Deutsch, Französisch und Italienisch, ISSN 0002-6336 Redaktion Chefredaktion: Alexandra Rozkosny Redaktion Deutsch: Peter Walthard Redaktion Französisch: Alexandre Vermeille Schlussredaktion Italienisch: Davide Peruzzetto Übersetzungen ins Deutsche: Emanuel Balsiger, Susanne Rozkosny Tel. 031 370 18 85, [email protected], www.sac-cas.ch/zeitschrift, Monbijoustr. 61, Postfach, 3000 Bern 23 72 September 2015 Abos und Preise www.sac-cas.ch/zeitschrift → Abonnemente, Tel. 031 370 18 18, [email protected] Jahresabonnement: bei SAC-Mitgliedern im Jahresbeitrag inbegriffen. Nichtmitglieder: CH Fr. 60.–, Ausland Fr. 76.– Einzelhefte: SAC-Mitglieder Fr. 6.– +Porto, Nichtmitglieder Fr. 8.– +Porto Leserfoto letzte Seite Sende dein herausragendes Foto (mind. 2 MB) an [email protected] mit: Name des Fotografen, Aufnahmedatum und Bildlegende. Die Redaktion wählt monatlich das beste Bild, die Publikation erfolgt ohne Honorarzahlung. Es wird keine Korrespondenz geführt. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Profifotografen. Inserate Roman Schmid, [email protected], Tel. 071 226 92 92, Kömedia AG, Geltenwilenstr. 8a, 9001 St. Gallen, www.kömedia.ch Allgemeines zum Inhalt Artikel mit Bildern jeder Art werden gerne entgegengenommen, doch wird jede Haftung abgelehnt. Die Redaktion entscheidet über die Annahme, den Zeitpunkt sowie die Art der Veröffentlichung. Grafisches Konzept holensteinundholenstein gmbh, Kanzleistr. 127, 8004 Zürich, www.holensteinundholenstein.ch Produktion Layout: Markus Lehmann, Bildproduktion: Beat Remund, Druck und Versand: Stämpfli AG, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 300 66 66, www.staempfli.com Nachdruck Alle Rechte vorbehalten. 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