Kein Folientitel - Medizinische Psychologie

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Kein Folientitel - Medizinische Psychologie
Götz Fabry, Daniela Goos, Waltraud Silbernagel & Marianne Giesler
Abteilung für Medizinische Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
Traumberuf Arzt?
Einschätzung relevanter Aspekte der beruflichen Tätigkeit von Ärzten durch Studierende der Humanmedizin
Hintergrund:
Die Motivation, Medizin zu studieren, setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, wobei die Vorstellung von der späteren ärztlichen Tätigkeit eine wichtige Rolle spielt. In diese
Antizipation fließt auch die aktuelle Wahrnehmung der Arbeitssituation von Ärzten mit ein. Insofern könnte sich die andauernde Diskussion um die hohe Arbeitsbelastung von Ärzten und
verschlechterte Arbeitsbedingungen in Klinik und Praxis negativ auf die Studienmotivation der Medizinstudenten auswirken.
Studien zeigen, dass Studierende der Medizin im Vergleich zu denen anderer Fächer relativ klare Berufsvorstellungen haben. Der Wunsch, im späteren Beruf mit Menschen zu tun zu haben
bzw. anderen Menschen helfen zu können sowie Interesse an medizinisch-wissenschaftlichen Inhalten sind wichtige Motive für das Medizinstudium. Darüber hinaus sind
Medizinstudent/inn/en auch bei schlechten Berufsaussichten bereit, größere Belastungen auf sich zu nehmen.
Unsere Studie:
Vor diesem Hintergrund haben wir Studienanfänger in Medizin sowie Studierende vor dem Beginn ihres Praktischen Jahres (PJ) nach ihrer Einschätzung von relevanten Aspekten der
beruflichen Situation von Ärzten befragt. Untersucht wurde außerdem, inwieweit ein Zusammenhang zwischen dieser Einschätzung und der Studienmotivation besteht.
Ergebnisse:
Von den im WS 2003/2004 befragten Studienanfängern (N = 263) sind 59% Frauen. Im WS 2005/2006 (N = 312) liegt der Frauenanteil bei 64% der Befragten. Bei den Studierenden, die im
WS 2003/2004 vor Beginn ihres PJ befragt wurden (N= 90), ist der Anteil 48%. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 20,7 Jahre (WS 03/04, SD = 2,79), 21,1 Jahre (WS 05/06, SD =
3,8) bzw. 26,5 Jahre (PJ, SD = 1,5).
„Wie schätzen Sie die folgenden Aspekte im Hinblick
auf die ärztliche Tätigkeit in Klinik und Praxis ein?“
(Mittelwerte)
Anfänger
WS
03/04
sehr niedrig/gering .................................................................. sehr groß/hoch
zeitliche Inanspruchnahme
1
emotionale Belastung
1
gesellschaftliches Ansehen
1
Kollegialität
1
Aufstiegschancen
1
Verdienstmöglichkeiten
1
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . . . .4 . . . . .4.7.
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . . . .4 . . 4.4
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.3.
.3.
.3.
.3.
. . . . 3.9
. .4 .
. .3.4. . . .4 .
. .3.4. . . .4 .
. 3.3
. . . . .4 .
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5
5
5
5
5
5
r = .01, n.s.
r = -.05, n.s.
r = .19, p < .01
Studienmotivation
r = .14, p < .05
r = .02, n.s.
r = .03, n.s.
r = .08, n.s.
überhaupt nicht........................................................................... voll und ganz
„Was glauben Sie: Wie zufrieden sind Klinikärzte mit ihrer Arbeit?“ (5-stufige-Skala, Mittelwert)
„Wie schätzen Sie die folgenden Aspekte im Hinblick
auf die ärztliche Tätigkeit in Klinik und Praxis ein?“
(Mittelwerte)
Anfänger
WS
05/06
1
. . . . . . 2. . . . 2.7
. . .3. . . . . . .4 . . . . . .
5
sehr niedrig/gering .................................................................. sehr groß/hoch
zeitliche Inanspruchnahme
1
emotionale Belastung
1
gesellschaftliches Ansehen
1
Kollegialität
1
Aufstiegschancen
1
Verdienstmöglichkeiten
1
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . . . .4 . . . . .4.7.
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . ♂
. . 4.0
.4 . . 4.4
. .♀
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. 2.
. 2.
. 2.
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.3. . . . . 3.9
. .4 .
.♂
. .3.6
. .♀
.4 .
3. .3.3
.3. .3.3. . . . .4 .
.3. .3.3. . . . .4 .
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5
5
5
5
5
5
r = .14, p < .05
r = .11, n.s.
r = .06, n.s.
Studienmotivation
r = .12, p < .05
r = .05, n.s.
r = .10, n.s.
r = .06, n.s.
überhaupt nicht........................................................................... voll und ganz
„Was glauben Sie: Wie zufrieden sind Klinikärzte mit ihrer Arbeit?“ (5-stufige-Skala, Mittelwert)
„Wie schätzen Sie die folgenden Aspekte im Hinblick
auf die ärztliche Tätigkeit in Klinik und Praxis ein?“
(Mittelwerte)
PJ
03/04
1
. . . . . . 2. . . . 2.7
. . .3. . . . . . .4 . . . . . .
5
sehr niedrig/gering .................................................................. sehr groß/hoch
zeitliche Inanspruchnahme
1
emotionale Belastung
1
gesellschaftliches Ansehen
1
Kollegialität
1
Aufstiegschancen
1
Verdienstmöglichkeiten
1
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . . . .4 . . . .4.6
..
. . . . . . 2. . . . . . .3. . . . . . .4 . 4.2
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. . .3. . . . .3.7. .4 .
. . .3. . .3.5
. . . .4 .
. . .3.3.1. . . . . .4 .
.2.8. .3. . . . . . .4 .
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5
5
5
5
5
überhaupt nicht........................................................................... voll und ganz
„Was glauben Sie: Wie zufrieden sind Klinikärzte mit ihrer Arbeit?“ (5-stufige-Skala, Mittelwert)
1
. . . . . . 2. . .2.5
. . . .3. . . . . . .4 . . . . . .
5
Diskussion: Alle Befragten sehen den Arztberuf als eine zeitlich und emotional stark beanspruchende Tätigkeit an. Die Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten bewerten sie
zurückhaltend positiv. Alle Befragten sind darüber hinaus der Meinung, dass Klinikärzte mit ihrer Arbeit wenig zufrieden sind. Die Ergebnisse der Stichprobe WS 05/06 zeigen, dass die
emotionale Belastung durch den Beruf sowie die Kollegialität von den Frauen zu Studienbeginn höher eingeschätzt wird als von den Männern. Die Einschätzung der Studienanfänger
unterscheidet sich wenig von der fortgeschrittener Studenten, welche die Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten etwas skeptischer beurteilen als ihre Kommilitonen zu Studienbeginn.
Zwischen der Einschätzung der beruflichen Aspekte durch die Studienanfänger und ihrer aktuellen Studienmotivation bestehen kaum Zusammenhänge.
Schlussfolgerung: Die Studierenden schätzen die ärztliche Tätigkeit durchaus realistisch ein. Einen Zusammenhang zwischen der Einschätzung der beruflichen Aspekte und der
Studienmotivation gibt es bei den Studienanfängern anscheinend nicht.
Kontaktadresse: Dr. med. Götz Fabry, Abteilung für Medizinische Psychologie, Rheinstr. 12, 79104 Freiburg • Fon: ++49/+761/203-5512 • Fax: ++49/+761/203-5514 • e-mail: [email protected]

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